Fazit 172

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fazitmagazin.at

#172

FA ZITGESPR ÄCH

Politische Lehre

Nr. 172 3/2021 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Kristina Edlinger-Ploder im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA ARBEITSMARK T

Mai 2021

FA ZITESSAY

Barbara Eibinger-Miedl über Wirtschaft in Zeiten der Pandemie Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

Für die Zukunft der Arbeit spielt Geld nicht die einzige Rolle


Foto: Light & Grace

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FAZIT



Editorial

Von Christian Klepej

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er bundesdeutsche Verein »Konzeptwerk Neue Ökonomie«, eine Art ThinkTank mit Schwerpunkt auf Wirtschaftsthemen, hat im Auftrag der den deutschen Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung eine Studie erstellt. Unter dem Titel »Societal Transformation Scenario« wurde sie unlängst, wie die Berliner Tageszeitung Taz schreibt, »ohne großes Aufsehen online« präsentiert. Diese Studie liegt zur Stunde noch nicht auf deutsch vor, was mir als Kind des 20. Jahrhunderts nur wenig spanisch erscheint: Den grünen Großdenkern fallen die vielen Buzzwörter halt im Englischen leichter von der Zunge und dem geneigten Leser deren oftmalige Inhaltsleere dafür deutlich weniger auf. Zentrale Botschaft dieser Blaupause eines »Szenarios für einen Umbau der Gesellschaft« – übersetzt man sich den Titel, wird die hier angetretene Reise viel klarer – sind vor allem Einschränkungen und Verbote. So soll Schluss mit dem Wirtschaftswachstum sein, der Konsum der Bevölkerung also ordentlich eingeschränkt, die allgemeine Arbeitszeit deutlich reduziert und der per-

Auch der nächste Versuch, Sozialismus endlich richtig zu machen, wird scheitern

sönliche Wohnraum für jeden von uns um etwa ein Viertel verkleinert werden. Der Fleischkonsum der Bevölkerung soll um 60 und der Autoverkehr (in den Städten) um 80 Prozent verringert werden. Der Bestand an elektrisch angetriebenen Geräten wie Waschmaschine oder Geschirrspüler wird halbiert und Flugzeuge dürfen wir Bürger der industrialisierten und erfolgreichen, kurz bösen Länder nur mehr einmal in drei Jahren von innen sehen. Dafür aber können die Menschen in den »ärmeren Ländern« alle zwei Jahre das Anrecht auf einen Flug nutzen. Immerhin. Hauptfeind der Studienmacher ist die bislang erfolgreichste Art, Gesellschaft so zu organisieren, dass immer mehr Menschen in immer besseren Umständen (Kindersterblichkeit, ausreichende Ernährung, Lebenserwartung ...) leben können: der Kapitalismus. Dieser müsse überwunden werden und es müsse statt dessen darum gehen, »konkrete menschliche Bedürfnisse zu erfüllen und dem allgemeinen Wohlergehen zu dienen«. Das Potential »fundamentaler gesellschaftlicher Veränderungen« sehen die Studienautoren vernachlässigt und mit weniger Produktion und Konsum sei das »gute Leben für alle« möglich. Das gute Leben, wie sie es meinen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, natürlich ist jeder Stromfresser weniger in meiner Wohnung wünschenswert, natürlich will ich (und mache ich auch schon) meinen Fleischkonsum reduzieren. Und jedenfalls dürfen und sollen wir auch darüber nachdenken, »wie wir leben wollen« bzw. »besser leben wollen«! Was hier Gestalt annimmt, ist aber – mir zumindest – viel zu nah an einem weiteren Versuch, die sozialistische Utopie endlich einmal »richtig« umzusetzen. Auch wenn sich das Konzeptwerk redlich bemüht, nicht die Fehler der Sowjetunion oder deren Epigonen zu wiederholen, die in die hunderten Millionen gehenden Opfer der Kommunisten wollen bedacht werden, bleibe ich skeptisch. Denn statt der immer erfolglosen Fünfjahrespläne nun 25-Jahrespläne vorzulegen, kann mich nicht wirklich beruhigen. Natürlich wird mich selbst das alles kaum mehr betreffen, als alter Mann habe ich da

ein Freilos, ich habe aber auch zwei kleine Kinder und um deren Zukunft beginne ich mir Sorgen zu machen. Zu keinen Zeiten der Geschichte hat der Kommunismus seine Bevölkerung ausreichend ernähren können, und die Reduktion des Fleischverzehrs kann vielleicht geschafft werden, aber wohl deswegen, weil diese wirren Gedankenkonstrukte unser aller Wohlstand gefährden. Und die Versorgung mit ausreichend Nahrung ins Stocken gerät. Schaut man sich noch dazu an, wie sehr unsere Medien die Grünen hofieren, deren Visionen nachhängen, dient das auch nicht einer Entwarnung. Eine in KPdSU-Manier eingesetzte Kanzlerkandidatin der Grünen, die sympathische Annalena Baerbock, wird gefeiert, als hätte diese Partei das Ei des Kolumbus gefunden. Ein Groupie der ARD hat diesen undemokratischen Akt in einem Kommentar sogar als »erfrischend« empfunden; sind halt schon lange her, die Personalbesetzungen in Moskau. Von dieser Seite wird für die Konzepte der Grünen – die im Kern natürlich, wie die aller Parteien, auch was Gutes haben mögen – also kaum mit Gegenwind zu rechnen sein. Bleibt zu hoffen, dass die Wähler in nächster Zeit mit Bedacht entscheiden und sich nicht der Kirche n des vermeintlich Guten hingeben.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT MAI 2021 /// 5


Inhalt Fazit Mai 2021

Die Arbeit hoch

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Fotos: Adobe Stock, Erwin Scheriau, Enlarge, Wladyslaw Sojka, Heimo Binder, Astrid Karger/HDA

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Eine Bestandsaufnahme rund um den 1. Mai über die Arbeitswelt während der Pandemie Politische Lehre und mögliche Post-Corona-Aspekte. Rektorin Kristina Edlinger-Ploder über die Lehre in der Pandemie und die Lehren aus ihrer Zeit als Politikerin.

Auf gutem Fundament

Barbara Eibinger-Miedl skizziert, wie die steirische Wirtschaft nach der Pandemie zurück zum Wachstum finden soll.

Zur Architektur finden

Michael Petrowitsch sprach mit HDA-Chefin Beate Engelhorn über das Spannungsfeld zwischen Kunst und Architektur. Seite 78

Ausgabe Mai 2021 XVIII. Jahrgang Nr. 172 (3/2021) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


17 Jahre Wirtschaft und mehr. 46

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Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Immobilien 68 Alles Kultur 78 Schluss 82

Liebe Leser!

Am »Tag der Arbeit«, dem 1. Mai, werden fast eine Million Menschen arbeitslos sein oder sich in Kurzarbeit befinden. Und auch für viele jener Glücklichen, die arbeiten dürfen, hat Corona die Arbeitswelt massiv verändert. Das Fazitthema beschäftigt sich aber nicht nur mit Home Office, sondern auch mit Digitalisierung, Fachkräftemangel und dem Mismatch auf dem Arbeitsmarkt, das sich aus den oft mangelhaften Qualifikationen der Arbeitssuchenden und den hohen Anforderungen der Wirtschaft ergibt.

Zum Fazitgespräch trafen wir Kristina Edlinger-Ploder, Rektorin am »Campus 02«. Es geht um die akademische Lehre in der Pandemie und ihre persönlichen Lehren aus der Zeit in der Politik. Die Fazitbegegnung führt uns in die »Kleine Malwerkstatt«, in die Grazer Leonhardstraße. Dort trifft man zu »Malzeiten“ auf die Künstlerin Hilde Pasch, die das Geschäft als Atelier für ihr unglaublich umfassendes und technisch hochversiertes Schaffen nutzt. Außerdem hält sie dort Malkurse ab. Des Weiteren stellen wir den hochinnovativen, weltweit tätigen Gewebehersteller Sattler vor und besuchten die »Digitale Stadt,« das neue Onlinebürgerservice der Stadt Graz. Gutes Lesen! -red-

Digitales Graz

Amtswege können in Graz nun auch online erledigt werden. Fazit hat die neue Webseite Die Weber der Stadt unter die Lupe genommen. Das Traditionsunternehmen Sattler AG produziert hochinnovative Gewebelösungen für den Weltmarkt.

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Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

Außenanosvisckyht Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Peter Sichr hbares über austausc al. Politperson

IMPRESSUM

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Erwin Scheriau

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT MAI 2021 /// 7


Foto: Adobe Stock


Fazitthema

Von Johannes Roth

Sie ist unser wertvollstes immaterielles Gut: die Arbeit. Unsere Jobs sind die Basis aller Selbstdefinition, Lebensgrundlage und Gesellschaftsgestaltung. Eine Bestandsaufnahme. FAZIT MAI 2021 /// 9


Fazitthema

»Seit Jahrzehnten ist zu beobachten, dass der Anteil der Arbeitseinkommen am gesamten Kuchen sinkt, während die arbeitslosen Einkommen aus Gewinnen steigen. Dieser ungesunden Entwicklung muss gegengesteuert werden.« Josef Pesserl, Präsident der AK-Steiermark

Arbeitszeitverkürzung wenig erfolgreich

Die wöchentliche Arbeitszeit hat auch heute noch besondere Bedeutung. Während Gesetzesänderungen jüngeren Datums den Arbeitgebern die Möglichkeit einräumt, die Wochenarbeitszeit bei Bedarf auf 60 Stunden auszuweiten, mehren sich Stimmen, die eine 30-Stundenwoche fordern. Dabei haben sich weitere Arbeitszeitverkürzungen, deutlich unter 40 Stunden, in Frankreich oder Schweden bislang als nicht sonderlich erfolgreich erwiesen. Dennoch steht die 30-Stundenwoche nicht zuletzt im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung im Raum. Wo Maschinen 24 Stunden am Tag arbeiten können, muss der Mensch nicht mehr so viel Zeit erübrigen, um eine gleichbleibende Produktivität zu gewährleisten. Dem steht ein globales wirtschaftliches Umfeld entgegen, in dem eine verkürzte Arbeitszeit bei steigenden Personalkosten den heimischen Standort zunehmend unattraktiv macht. China etwa prognostiziert für heuer ein Wirtschaftswachstum von 18 Prozent. Mit solchen Märkten zu konkurrieren, ist für den produzierenden Sektor schon jetzt schwer genug. Wenn man zusätzlich über die Finanzierung sozialer Experimente im Bereich der Arbeitszeit nachdenken muss, ist ein fairer globaler Wettbewerb kaum mehr möglich. Andererseits: Eines der stärksten Argumente für die 30-StundenWoche ist der Erhalt von Arbeitsplätzen. Befürworter dieser Denkschule bemühen an dieser Stelle gerne den Vergleich mit der industriellen Revolution. Wo schlecht bezahlte Jobs wegfielen, da entstanden – oft in anderen Branchen – mehr und bessere Jobs. Aber wird das im Laufe der digitalen Revolution und der Auto10 /// FAZIT MAI 2021

matisierung, die wir gerade erleben, wieder so sein? Optimisten meinen: Viele werden zwar ihren Job verlieren, weil sie am Fließband (oder in ähnlichen Bereichen ohne größere Qualifikationserfordernis) durch Roboter ersetzt werden können. Ein Berufsbild wie etwa »Social-Media-Manager« werde aber ein Berufsbild wie »Fließbandarbeiter« mittelfristig ersetzen. Kritiker merken jedoch an, dass es viel mehr Fließbandarbeiter sein werden, die ihre Jobs verlieren, als jemals Social-Media-Manager gebraucht werden und das genau keine Hilfe für minderqualifizierte Arbeiter wäre, die gerade ihren Job an die Automatisierung verloren hätten.

Realer Arbeitskampf bei MAN

In der Gegenwart ist diese Diskussion noch ein wenig akademisch. Denn die aktuellen Probleme der Arbeitswelt sind noch ziemlich die gleichen wie in der Vergangenheit. Das zeigt sich am Beispiel MAN in Steyr. Dort ist dem VW-Konzern als Eigentümer die Produktion zu teuer geworden. Daher steht die Schließung im Raum. Einem Übernahmeangebot von Siegfried Wolf, das einen großen Teil der Arbeitsplätze (wenn auch zu schlechteren Bedingungen) erhalten hätte, erteilte die Belegschaft eine Absage. Sie vertraute lieber der Arbeitnehmervertretung, die staatliche Hilfen für das Werk anstelle der Wolfschen Bedingungen in Aussicht stellte. Es sei der richtige Schritt gewesen, nein zum Angebot von Wolf zu sagen, ist der Sozialsprecher der SPÖ, Josef Muchitsch, überzeugt. Muchitsch: »Die Arbeitnehmer sollen auf Löhne verzichten, und parallel dazu werden Unternehmerförderungen mit Steuergeldern ausgeschüttet, ohne dies an Bedingungen zu knüpfen. Letztendlich wird der Betrieb dann nach Jahren geschlossen, weil ein paar Manager das am Reißbrett so entschieden haben – das geht nicht.« Das Kno-how müsse in Österreich bleiben, der Know-how-Ausverkauf in Billigstländer müsse gestoppt werden. Man habe oft erlebt, dass heimische Fachkräfte ihre »Nachfolger« in einem Billiglohnland auch noch auf jenen Maschinen einschulen mussten, die man zuvor aus Österreich abtransportiert hat. »Es geht hier um Tausende Arbeitsplätze in Österreich und um die Wertschöpfung ganzer Regionen. Konzerne haben eine Verantwortung gegenüber ihren MitarbeiterInnen. Wenn keine ordentliche Weiterführung eines Betriebes wie MAN durch Nachfolger möglich ist, muss der Staat eingreifen. Ich erinnere mich an die GBI [Anmerkung: Gesellschaft des Bundes für industriepolitische Maßnahmen], welche in den Neunzigerjahren genau solche Problemfirmen fortgeführt, saniert und dann wieder dem privaten Markt übergeben hat – ein Beispiel dafür war die Firma Assmann im Jahr 1993. Das braucht es auch jetzt.« Der steirische Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk sieht das anders: »Für gefährlich halte ich die Forderungen nach einer Staatsbeteiligung. Sozialistische Konzepte zur Rettung von Unternehmen haben noch nie funktioniert. Ein Hauptproblem in der Causa MAN sind letztlich die hohen Arbeitskosten. Darum fordern wir bereits seit Jahren eine Senkung der Lohnnebenkosten.« Der Staat tut sich jedoch schwer, dieser Forderung nachzugeben. Denn beinahe ein Drittel der Steuereinnahmen kommen aus der Be-

Fotos: Buchsteiner, Marija Kanizaj

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enn am 1. Mai der Tag der Arbeit begangen wird, dann muss man festhalten: Fast eine Million Menschen ist derzeit entweder arbeitslos oder in Kurzarbeit. Und auch die Glücklichen, die nach wie vor (oder wieder) arbeiten dürfen, haben dank Telearbeit und Home Office eine andere Vorstellung davon erhalten, was »Arbeit« sein kann. Gleichzeitig gab es aber auch noch nie so viele Inserate und Werbespots, mit denen Unternehmen nach Lehrlingen und Fachkräften suchen. Nähert man sich dem Thema Arbeit über den 1. Mai, dann ist zunächst ein historischer Exkurs über den Arbeitsfeiertag angebracht. Der nämlich fand seinen Ursprung in der versuchten Durchsetzung einer Arbeitszeitverkürzung. Damals war es der Achtstundentag, der im Rahmen eines Generalstreikes, den die nordamerikanische Arbeiterbewegung ab dem 1. Mai 1886 ausgerufen hatte, erzwungen werden sollte. Was zunächst friedlich begonnen hatte, mündete zwei Tage später in die blutigen »Haymarket Riots«. Seither gilt der 1. Mai als Kampftag der Arbeiterschaft. In Österreich war man damals vom Achtstundentag noch weit entfernt gewesen; 1885 freute man sich gerade über die Einführung der 66-Stundenwoche. Diese war vor allem im gründerzeitlichen Wien mit seinen erbärmlichen Lebensbedingungen für die arbeitende Klasse tatsächlich eine bahnbrechende Errungenschaft gewesen. Erst 1918 beschloss man hierzulande die 48-Stundenwoche; 1959 wurde die 45-Stundenwoche und erst 1975 die 40-Stundenwoche eingeführt.


Fazitthema

»Sozialistische Konzepte zur Rettung von Unternehmen haben noch nie funktioniert.« Josef Herk. Präsident der WK-Steiermark

steuerung von Arbeit. Von den rund 100 Milliarden Euro, die der österreichische Fiskus 2020 eingenommen hatte, brachten 28,6 Milliarden die Lohn- und Einkommensteuer.

Umverteilung und Transferzahlungen

änderung bemerkbar, die immer deutlicher spürbar werde. »Dass mehr Freizeit wichtiger ist als ein höheres Einkommen. Solche Entwicklungen erfordern eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung und Diskussion«, ist Drexler überzeugt.

Die Forderung nach staatlicher Hilfe für MAN spiegelt eine Haltung wider, die davon ausgeht, dass der Staat für persönliche Schicksale in Haftung genommen werden kann. In einem Sozialstaat berührt das natürlich auch die Umverteilungsproblematik und die Transferzahlungen. Herk: »Wir leben in einer Zeit der staatlichen Vollkaskomentalität. Was auch immer passiert, der Staat wird’s schon richten – so die landläufige Meinung. Dass der Staat aber wir alle sind, und dass der Wohlstand, den wir uns mit Fleiß und unternehmerischem Mut aufgebaut haben, nichts Gottgegebenes ist, wird gerne zur Seite geschoben. Darum machen wir uns auch für mehr Leistungsanreize stark, gerade am Arbeitsmarkt. Denn hier stellen wir eine zunehmende Schieflage fest.« MAN zeigt aber auch, dass die Bruchlinien zwischen Unternehmern und Arbeiterschaft immer noch existieren. Und obwohl das Klischee von kuponschneidenden Kapitalisten auf der einen und ausgebeuteten Proletariern auf der anderen Seite bestenfalls als Karikatur taugt, ist klar: Reich wird man mit Arbeit nicht. Die mittleren Jahresnettoeinkommen der knapp 4,6 Millionen unselbstständig Beschäftigten beliefen sich 2019 auf 22.104 Euro. Setzt man das in Relation zu Immobilienpreisen, wird deutlich, wie schwer es ist, sich durch Arbeit Eigentum zu schaffen. An dieser Stelle darf man sich aber nicht der Illusion hingeben, dass ein Leben in selbstständiger Erwerbstätigkeit zwangsläufig reicher macht. Im Gegenteil: Laut Statistik Austria betrugen die mittleren Jahreseinkünfte der Selbstständigen vor Steuern nur 13.101 Euro, wobei Frauen 8.396 Euro erzielten und Männer 18.024 Euro. Gerade für viele EPU geht es nicht um Profitmaximierung, sondern vor allem darum, irgendwie über die Runden zu kommen.

Geld ist nicht alles.

So gesehen hat man es als unselbstständig Erwerbstätiger deutlich besser. Von einem Mindestlohn, wie ihn die Sozialpartner in die meisten Kollektivverträge hinein verhandelt haben (derzeit 1.500 Euro), können EPU nur träumen. »Ein über alle Kollektivverträge festgelegter Mindestlohn«, hält AK-Präsident Pesserl dazu fest, »ist zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung. Abgeschlossen kann dieser Prozess aber nie sein.« So werde es auch in Zukunft laufend notwendig sein, die Mindestlöhne anzupassen. Christopher Drexler, Obmann des steirischen ÖAAB, widerspricht ihm nicht. »Jedenfalls ein wichtiger Schritt. Allerdings gibt es immer noch viele Branchen, die nicht kollektivvertraglich geregelt sind und in denen man teils noch weit von einem gerechten Mindestlohn entfernt ist.« Wichtig sei jedenfalls, dass die Höhe des Mindestlohnes in Relation zu den Transferleistungen gebracht werde. Es müsse, so Drexler, »ein deutlicher Unterschied zwischen Einkommen aus Erwerbsarbeit und aus Transferleistungen gesichert werden.« Nur dann würde sich Leistung wirklich lohnen. In diesem Zusammenhang, so der ÖAAB-Obmann, sei auch eine gesellschaftliche Ver-

Selbstverwirklichung ist eher ein Thema der neuen Arbeitswelten. Der der Millennials zum Beispiel. Der »Generation Y«, die zwischen 1980 und 1999 geboren wurde, attestiert man gemeinhin eine völlig andere Arbeitsmoral als der »Generation X« – damit sind die zwischen 1965 und 1980 Geborenen gemeint. Zwar ist auch die Generation Y keine homogene Gruppe mit einheitlichen Arbeitsund Moralvorstellungen. Ihre Angehörigen haben als Erste den digitalen Wandel von Kindesbeinen an mitbekommen und werden daher als »Digital Natives« bezeichnet. Naheliegend ist daher, dass sie auch andere Lebensprioritäten und Arbeitseinstellungen haben als die vor ihnen Geborenen. Ihnen ist bei überdurchschnittlich guter Ausbildung die Work-Life-Balance deutlich wichtiger als Karriere oder Einkommen; es sei eine Generation »zwischen Sinnsuche und Sicherheitsbegehren«, wie die deutsche Heinrich-BöllStiftung die Lebenswelt der Generation Y zusammenfasst, der die Freude an der Arbeit und genügend Freizeit offenbar wichtiger sind als Einkommen und Fortkommen. Tatsache ist, dass man alleine von Work-Life-Balance nicht wirk-

Ein Schritt in die richtige Richtung

Apropos Motivation: 60 Prozent der WK-Mitglieder sind mittlerweile Einpersonenunternehmen, Anfang 2019 in absoluten Zahlen waren es österreichweit 316.000, davon 47.000 in der Steiermark. Viele gehen als EPU in die Selbstständigkeit, weil sie Angst vor Arbeitslosigkeit haben, weil sie es an ihrem Arbeitsplatz nicht mehr aushalten oder weil sie sich in ihren Aufstiegsmöglichkeiten beschnitten sehen. Dass man aus der Arbeitslosigkeit heraus in die Selbstständigkeit gedrängt werde, ist eine These, die die Wirtschaftskammer so nicht stehen lassen will. »Im vergangenen Jahr haben sich trotz Corona 4.487 Steirerinnen und Steirer selbstständig gemacht. Ein bemerkenswerter Rekord«, findet Josef Herk. Hauptmotiv der Gründer, zitiert Herk eine hauseigene Studie, sei für 70 Prozent der Wunsch gewesen, ihr eigener Chef zu sein. »Freilich gibt es auch Fälle, wo aus der Not heraus gegründet wird, doch das ist die absolute Ausnahme. Vielmehr geht es um Eigenverantwortung und Selbstständigkeit, wie unsere Gründerumfragen belegen«, so der WK-Präsident. Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung und flexible Zeiteinteilung sind die größten Assets, die man einem Leben als EPU zuschreibt – die Hoffnung auf ein höheres Einkommen, das auch das Unternehmerrisiko abdeckt, gehört nicht dazu. Wer sich entschließt, als EPU zu arbeiten, tut dies sehr oft als Personenberater und Personenbetreuer, im Direktvertrieb oder als persönlicher Dienstleister. Zweifel daran, dass der Schritt in die Selbstständigkeit wirklich erfolgt, weil man auf der Maslowschen Bedürfnispyramide bereits ganz oben angekommen ist, dürften nicht ganz unberechtigt sein.

Selbstverwirklichung und die Generation Y

FAZIT MAI 2021 /// 11


Fazitthema

»Die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern muss auf Augenhöhe passieren. Denn keiner kann ohne den anderen!«

lich gut leben kann. Zumal die Einkommensunterschiede immer stärkere Ausprägungen annehmen. Dabei geht es gar nicht um die Schere zwischen Reich und Arm, sondern immer öfter um den unteren Rand einer Mittelschicht, die alleine durch Fleiß nicht mehr verhindern kann, den Anschluss zu verlieren. Über dieser Bevölkerungsgruppe schwebt das Damoklesschwert des sozialen Abstiegs. Eine immer striktere Regulierung des Arbeitsmarktes und eine immer stärker werdende Forderung nach Umverteilung sollen dieses Auseinanderdriften einer Gesellschaft verhindern. Denn aus eigener Kraft ist der Aufstieg durch Arbeit oft nicht mehr schaffbar. Das alarmiert auch den steirischen AK-Präsidenten Josef Pesserl: »Seit Jahrzehnten ist zu beobachten, dass der Anteil der Arbeitseinkommen am gesamten Kuchen sinkt, während die arbeitslosen Einkommen aus Gewinnen steigen. Dieser ungesunden Entwicklung muss gegengesteuert werden. Beispielsweise durch eine Finanztransaktionssteuer und eine einheitliche, faire Besteuerung von Konzernen. Eine strikte Regulierung des

Arbeitsmarktes sehe ich nicht, ganz im Gegenteil. Im europäischen Vergleich ist der österreichische Arbeitsmarkt eher wenig reguliert«, so Pesserl. Parteikollege und Bau-Holz-Gewerkschaftsboss Josef Muchitsch stößt naturgemäß in dasselbe Horn: »Es ist genug Geld vorhanden – österreichische Firmen behaupten sich gut im internationalen Vergleich. Die Abwanderung in Billigstlohnländer muss verstärkt verhindert werden.« Hier habe vor allem die EU versagt. »Ein europäisches Wirtschaftssystem, in dem es immer noch derart große Lohn- und soziale Unterschiede gibt, kann nicht funktionieren«, so Muchitsch. Innerhalb der EU müsse also die soziale Verantwortung größer werden – aus einer Wirtschaftsunion müsse endlich auch eine Sozialunion zum Wohle aller Europäer werden. Dass Arbeit nicht mehr das geeignete Mittel sei, sozialen Aufstieg zu schaffen, fordert heftigen Widerspruch von ÖAAB-Obmann Christopher Drexler heraus: »Ich teile diesen dystopischen Ansatz keineswegs. Natürlich ist es möglich, durch Arbeit und aus eigener Kraft etwas zu schaffen. Außer Frage steht, dass sich vieles

Fotos: SPÖ, Anton Muhr

NRAbg. Josef Muchtisch, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz

der Ar be Tag it

1. Mai

SPÖ -TV ONLINE st

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spoe.at

ARBEIT. ZUKUNFT. STEIERMARK.

Wir schaffen das. Und Arbeitsplätze! LH-Stv. ANTON LANG

arbeit-zukunft-steiermark. at


Fazitthema

»Natürlich ist es möglich, durch Arbeit und aus eigener Kraft etwas zu schaffen. Die ökosoziale Marktwirtschaft – teils neu und moderner gedacht – ist für mich der Fels in der Brandung und vernünftige Grundlage einer Arbeitswelt, die alle Chancen bietet.« Landesrat Christopher Drexler, Obmann des Steirischen ÖAAB

verändert und verschiebt – auch gesellschaftlich. Die ökosoziale Marktwirtschaft – teils neu und moderner gedacht – ist für mich der Fels in der Brandung und vernünftige Grundlage einer Arbeitswelt, die alle Chancen bietet.«

Arbeitswelt der Zukunft

So weit, so klar. Wie aber sieht die ideale Arbeitswelt der Zukunft aus? Die Coronakrise, darin ist man sich einig, bringt der Telearbeit einen Schub. Das gibt zwar der »Vereinbarkeit von Beruf und Familie« Auftrieb, wirft aber neue Probleme auf. Die Frage der Betreuung von Kindern stellt sich mehr denn je. Auch wird man Großraumbüros ebenso überdenken müssen wie ausschließliches »Remote Working« – damit sind digital unterstützte ortsungebundene Arbeiten gemeint –, denn kreative Gruppenprozesse sind in beiden Organisationsformen nicht wirklich durchführbar. Ohne Rückzugsmöglichkeit sinkt die Produktivität, ohne kommunikativen Austausch ebenso. Josef Muchitsch reduziert seine Vor-

stellung von der Arbeitswelt der Zukunft auf die Frage »Arbeiten wir, um zu leben, oder leben wir, um zu arbeiten«. Das müsse klar mit »Wir arbeiten, um zu leben« beantwortet werden, so Muchitsch. »Die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern muss auf Augenhöhe passieren. Denn keiner kann ohne den anderen. Der Slogan ‚Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s den Menschen gut‘ stimmt nur, wenn auch auf die andere Seite geachtet wird: Nur wenn es den Menschen gut geht, geht es der Wirtschaft wirklich gut. Weniger Arbeit, mehr Freizeit bei fairen Löhnen und ein verantwortungsvoller Umgang mit den Auswirkungen der neuen Arbeitswelt – ohne das geht’s nicht«, ist er überzeugt. Die Frage, wie man die Lücke zwischen den auf dem Arbeitsmarkt nachgefragten Qualifikationen und dem von den Arbeitssuchenden angebotenen Wissen nachhaltig schließen kann, rückt zwar in den Fokus der Arbeitsmarktpolitik, bleibt aber – wie die steigende Zahl der Langzeitarbeitslosen untermauert – letztlich ungelöst.

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J E TZ T MITAB STIMMEN21

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Mit Höflichkeit und einer Waffe kann man weit mehr erreichen als nur mit Höflichkeit.

Fotos: Die Grünen/Stefanie Freynschlag, Fazit/Marija Kanizaj

Wladimir Putin, russischer Staatspräsident

Die »Steiermark-Schau« übertrifft die Erwartungen Mit der Steiermark-Schau ist dem Kulturressort des Landes unter Kulturlandesrat Christopher Drexler endlich ein Nachfolgeformat für die Landesausstellungen und Regionalen gelungen. Die Landesschauen hatten sich nach einer jahrzehntelangen Erfolgsgeschichte Mitte der Nullerjahre endgültig totgelaufen und die darauffolgenden drei Regionalen waren bloß künstlerisch interessant. Ihnen fehlte aber der erforderliche Publikumszuspruch, um zur kulturellen Visitenkarte der Steiermark zu werden. Das ist der Steiermark Schau trotz Pandemie bereits nach wenigen Wochen gelungen. Die Eröffnung des Ausstellungshighlights, eines mobilen Pavillons, auf dem Wiener Heldenplatz ist zwar dem inzwischen zweimal verlängerten Wiener Osterlockdown zum Opfer gefallen. Die breite mediale Berichterstattung über die virtuelle Eröffnung könnte das bisher vor allem vom Steiermark-Frühling dominierte, folkloristische Steiermark-Bild in der Bundeshauptstadt dennoch in Richtung Kultur, Volkskultur und Innovation korrigieren. Natürlich hätte Landesrat Drexler die Möglichkeit gehabt, die gesamte Steiermark-Schau auf die Zeit nach Corona zu verschieben. Aber es war wohl richtig und wichtig, der Pandemie zu trotzen. Der Kulturpolitiker sieht in der Schau daher nicht nur eine Liebeserklärung an die Steiermark und eine Reflexion des Steirischen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, sondern er sieht in ihrer Durchführung einen Lichtblick am Ende einer wegen der Pandemie für die Kultur sonst so düsteren Phase. Die Grazer Ausstellungsorte – das Museum für Geschichte (was war), das Kunsthaus (was sein wird) und das Volkskundemuseum (wie es ist) – stehen den Besuchern ohnehin seit der Eröffnung in vollem Umfang zur Verfügung. Die Inhalte des mobilen Pavillons (wer wir sind) gibt es vorerst allerdings nur als virtuellen Rundgang zu sehen und hören. Von 8. Mai 14 /// FAZIT MAI 2021

Mit Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein wird ein grüner Ärztekammerfunktionär mit viel Erfahrung als praktischer Arzt Gesundheitsminister.

bis 31. Oktober wird der Pavillon aber – von Wien aus – nach Hartberg, Spielberg, Schladming und Bad Radkersburg weiterwandern und die Besucher nicht nur digital, sondern auch real begeistern. Obwohl es keine Schulklassen, Busausflügler und Seniorengruppen unter den Besuchern geben wird, hat die Schau sowohl an den Grazer Standorten als auch im mobilen Pavillon das Potenzial zum Besuchermagneten – mit der Strahlkraft eines „Must-see“ über die Landesgrenzen hinaus.

Der Turnschuhminister Selten hat ein Minister seine Angelobung durch den Bundepräsidenten so in den Sand gesetzt wie Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein. Für den ersten Eindruck gibt es nun einmal keine zweite Chance. Statt eines akkuraten Technokraten, der das Land als Gesundheits- und

Sozialminister gemeinsam mit Bundeskanzler und Vizekanzler aus der Pandemie führen will, bleibt in den Köpfen der Österreicher das Bild eines schlampig gekleideten grünen Turnschuharztes hängen, der glaubt, dass es cool sei, wenn er dem Präsidenten, seinen Regierungskollegen und vor allem seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitsministerium signalisiert, dass es ihm völlig egal ist, wie und was die Menschen außerhalb der grünen Bubble von ihm denken. Sein Auftritt bei einem ausnahmsweise nicht auf Krawall gebürsteten Armin Wolf in der ZIB2 war trotzdem wohltuend. Mückstein blieb besonnen und ließ sich nicht aus der Reserve locken. Er verteidigte ein strikt faktenbasiertes Vorgehen bei sämtlichen weiteren pandemiebedingten Lockerungen und Verschärfungen und ließ sich auch nicht darauf ein, Trennlinien zu den Landeshauptleuten und zur ÖVP zu definieren. Der praktische Arzt – er leitete bisher in Wien ein Primärversorgungszentrum – machte einen besonnenen Eindruck. Anders als seinem gescheiterten Vorgänger schien ihm bewusst zu sein, dass nicht die nächsten 14 Tage die entscheidendsten der ganzen Pandemie sein werden, sondern dass es darum geht, die Bevölkerung dauerhaft davon zu überzeugen, wie sinnlos weitere Lockdowns sind, wenn die Corona-Regeln zwar in der Öffentlichkeit, nicht aber im privaten Bereich eingehalten werden. Noch vor seiner Angelobung hat Mückstein übrigens die Landeshauptleute und Landesgesundheitsreferenten durchtelefoniert, um sich vorzustellen und erste Ideen zu präsentieren. Damit hat zumindest bei den Verantwortlichen in den Bundesländern durchaus einen positiven Eindruck hinterlassen. Jetzt mag es zu den Basics gehören, dass ein neuer Minister unmittelbar nach Ernennung mit den wichtigsten Stakeholdern spricht. Von jemanden, der sich in einem schlecht sitzenden Anzug und mit Turnschuhen der Marke »New Balance« an den Füßen ver-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

eidigen lässt, war diese Art von professioneller Kommunikation nicht unbedingt zu erwarten. Aus dem Umfeld des Bundeskanzlers ist übrigens zu erfahren, dass Sebastian Kurz seit dem Rücktritt von Rudolf Anschober spürbar besser gelaunt ist. Das Verhältnis zwischen den beiden dürfte daher noch schlechter als ohnehin vermutet gewesen sein. Auch dass Anschober bei seiner Abschiedsrede der ganzen Welt – nur nicht dem Bundeskanzler – dankte, illustriert das ziemlich zerrüttete Verhältnis zwischen den obersten Pandemie-Bekämpfern der Republik gut.

Trotz Chatprotokollen und Corona ist die ÖVP schon wieder auf dem Vormarsch Bei der letzten Prognose zur Sonntagsfrage (Research Affairs für die Tageszeitung Österreich vom 15. April) erreichte die ÖVP übrigens wieder 36 Prozent, nachdem eine Umfrage von Unique Research wenige Tage zuvor (für Profil am 10. April) nur mehr 33 Prozent für die Kanzlerpartei ausgewiesen hatte. Das ist umso erstaunlicher, da unmittelbar vor dem Befragungszeitraum zahlreiche weitere – die ÖVP belastende und eines Kanzlers und seines Umfeldes unwürdige – Chatnachrichten geleakt wurden. Bei den Wählern scheint sich der Eindruck durchzusetzen, dass es sich bei diesen WhatsApp-Chat-Inhalten bloß um digitales Stammtischgeschwätz handelt, das ebenso wenig an die Öffentlichkeit weitergegeben werden hätte dürfen wie womöglich manche Inhalte auf den eigenen Mobiltelefonen. Die SPÖ kam bei dieser Umfrage, nachdem sie wochenlang bei etwa 25 bis 26 Prozent lag, nur auf 21 Prozent, die FPÖ auf 18 und die Neos schlossen zu den Grünen mit jeweils 11 Prozent auf. Der Befragungszeitraum ging übrigens mit sich stabilisierenden bis leicht sinkenden Corona-Neuinfektionszahlen einher. Vielleicht haben jene Meinungsforscher recht, die seit Monaten behaupten, dass sämtliche Umfragewerte derzeit aus-

Mit der Steiermark Schau ist Kulturlandesrat Christopher Drexler ein würdiges Nachfolgeprojekt mit großer Strahlkraft für die jahrzehntelang erfolgreichen, aber zum Schluss totgelaufenen Landesausstellungen gelungen.

schließlich vom Pandemieverlauf bestimmt werden. Nachdem sich die Bevölkerung zu Beginn ängstlich um den Kanzler scharte, was zu türkisen Rekordwerten führte, begann die Zustimmung zur ÖVP ab Herbst – einhergehend mit der Corona-Müdigkeit und dem Lockdown-Frust – deutlich zu sinken. Dass nun, nachdem ein Viertel der Bevölkerung bereits mindestens einmal geimpft ist und die Neuinfektionszahlen endlich ihren Schrecken verlieren, die Zustimmung zur Volkspartei wieder steigt, könnte ein Indiz für die Richtigkeit der These sein, dass weder die Chats der türkisen Buben noch die Novomatic-Affäre oder die Schmid-Bestellung das Verhalten der Wähler nachhaltig beeinflussen

kann. Das Einzige, das zählt, ist offenbar die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie. Damit wird auch das ausgegebene ÖVP-interne Wording von einer breit angelegten und gut akkordierten Verschwörung sämtlicher missgünstiger Kräfte in Opposition, manchen Medien und Justiz, denen jedes Mittel recht sei, um den herausragenden und mit lauteren Mittel nicht besiegbaren Sebastian Kurz zu schwächen, hinfällig.

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Recht haben

Kurz & News

Architektenhonorar als Prozentsatz der Nettoherstellungskosten

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

16 /// FAZIT MAI 2021

ÖVP Klubobfrau Barbara Riener und VP-Frauensprecherin Maria Skazel sehen in der Gleichstellungsstrategie einen wichtigen Schritt zur endgültigen Überwindung der Gläsernen Decke.

»Gleiche Chancen für Frauen und Männer müssen selbstverständlich sein!« In seiner letzten Sitzung hat der Steirische Landtag die steirische Gleichstellungsstrategie beschlossen. Auf 39 Seiten finden sich neun Handlungsfelder, 26 Ziele, mit 99 Maßnahmen, um die Gleichstellung in Gesellschaft, Beruf und Politik zu erreichen.

E

s gibt immer was zu tun! Besonders zur Erreichung der Gleichstellung von Frauen und Männern trifft dieser Slogan den Nagel auf den Kopf. Die Steirische Landesregierung handelt hier: 9 Handlungsfelder – 26 Ziele – 99 Maßnahmen finden sich in der Gleichstellungsstrategie sowie neu, im Aktionsplan“, erklärt VPFrauensprecherin und Bürgermeisterin von St. Peter im Sulmtal Maria Skazel, „Als ‚Heldinnen der Pandemie‘ wurden Frauen im ersten Lockdown im vorigen Jahr vor den Vorhang geholt, bedankt und belobt. Das ist uns zu wenig, denn die schon davor bekannte Mehrfachbelastung hat sich für Frauen nochmals erhöht: Home Schooling, Arbeit in den systemrelevanten Berufen wie Pflege, Gesundheit und im Lebensmittelhandel.“ Weniger als einer von 10 steirischen Bürgermeisterposten ist derzeit von einer Frau besetzt. Aktuell gibt es nur 21 Bürgermeisterinnen in der Steiermark. Die Parität und Förderung von Frauen in den Gemeinden, Regionen und im Landtag habe durchaus Potenzial. Im Nationalrat sei der höchste Frauenanteil in einem österreichischen Parlament mit 37 Prozent zu finden. Die steirische Landesregierung lebe außerdem Ausgewogenheit vor: 50 Prozent der Regierungsmitglieder sind weiblich. In der Gleichstellungsstrategie ist die ausgewogene Vertretung aller Geschlechter in Entscheidungspositionen ein Handlungsfeld, das sich mit diesem Thema auseinandersetzt.

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Im Zuge der Errichtung eines Einfamilienhauses wurde die Klägerin von den Beklagten mit baulichen Planungsleistungen, Innengestaltung und Gartengestaltung einschließlich der örtlichen Bauaufsicht beauftragt. Bei der Vertragsverhandlung wurde vereinbart, dass sich das für die Leistungen der Klägerin vereinbarte Honorar nach einem bestimmten Prozentsatz der Nettoherstellungskosten bemessen würde. Eine Vereinbarung darüber, dass die Nettoherstellungskosten nicht überschritten werden dürfen und das Architektenhonorar als Fixhonorar zu sehen ist, wurde nicht getroffen. Man ging vielmehr davon aus, dass sich das Honorar aus den tatsächlichen Nettoherstellungskosten errechnet. Nach § 5 Abs 2 KSchG gilt, wenn dem Vertrag ein Kostenvoranschlag des Unternehmers zugrunde gelegt wird, dessen Richtigkeit als gewährleistet, wenn nicht das Gegenteil erklärt ist. Die Bezeichnung »vorläufige Auftragssumme« als ausdrücklicher und hinlänglich deutlicher Hinweis des Unternehmers genügt demnach, die Richtigkeit der Kostenschätzung nicht zu garantieren. Im Bauwesen wird oft vereinbart, dass sich das Architektenhonorar als Prozentsatz der Herstellungskosten errechnen soll. Wird dabei im Laufe der Verhandlung eine Honorarsumme genannt, so kann dies nur als Honorarprognose aufgefasst werden, da die Ermittlung des Honorars und nicht dessen absolute Höhe im Vordergrund steht. Im Anlassfall kam es im Laufe der Planung vonseiten der Beklagten zu Zusatz- und Sonderwünschen, welche mit den Preisvorgaben nicht zu vereinbaren waren. Aus § 1170a ABGB ergibt sich bei einer unvermeidlichen beträchtlichen Überschreitung eines Kostenvoranschlags ohne Gewährleistung eine Anzeigepflicht des Unternehmers. In der außerordentlichen Revision brachten die Beklagten vor, dass die Klägerin diese Anzeigepflicht verletzt habe, da sie auf die mit der Erhöhung der Herstellungskosten verbundene Honorarsteigerung nicht hingewiesen hätte. Das gegenständliche Verfahren wurde aus verfahrensrechtlichen Gründen vom OGH an die zweite Instanz zurückverwiesen. Es wurde jedoch festgehalten, dass bereits die Vorinstanzen (unbekämpft) die Feststellung getroffen haben, wonach die Beklagten von Seiten der Klägerin stets darauf hingewiesen wurden, dass sich sowohl die Nettoherstellungskosten als auch das Honorar der Klägerin durch die Zusatz- und Sonderwünsche erhöhen würde. Inhaltlich wurde damit bestätigt, dass die Klägerin den Anzeigepflichten nachgekommen ist und sie berechtigt ist, das sich aufgrund der hinzugekommenen Nettoherstellungskosten erhöhte Honorar zu fordern.


Fotos:

Kurz & News

SPÖ Steiermark eröffnet „Parteihaus 4.0“

1. Rasengipfel für Merkur-Arena

Die SPÖ Steiermark ist mit ihrer Landesparteizentrale Ende 2020 von der Eggenberger Allee in die Metahofgasse 16 übersiedelt. Mit einer digitalen Eröffnungsfeier ist am 10. März das hochmoderne Parteihaus der Öffentlichkeit präsentiert worden. „Trotz der Pandemie haben wir unsere neue politische Heimat auch online für die Zuseher erlebbar machen können“, so der Landesparteivorsitzende Anton Lang. Hier sind künftig 22 Mitarbeiter tätig. Der Fokus liegt dabei auf dem projektbezogenen Arbeiten. Zur technischen Ausstattung gehören ein TV-Studio und ein Podcast-Studio, wo künftig neue Formate wie die Newssendung „100 Sekunden Steiermark“ oder die Podcast-Reihe „Red Talk“ produziert werden.

Wegen des desolaten Zustandes des Spielfeldrasens fand zu Beginn der Frühjahrssaison, initiiert durch MCG-Vorständin Barbara Muhr, der 1. Rasengipfel in der Merkur Arena statt. Auf Grundlage der Ergebnisse kristallisierte sich die Empfehlung der Experten zum Gesamtaustausch des Rasens heraus, der im Monat Mai umgesetzt werden soll. Schon Anfang März wurden die gröbsten Schäden beseitigt, um die ersten Spiele der Saison zu ermöglichen. „Der Spitzensport in Graz braucht beste Sportstätten“, so Bgm. Siegfried Nagl. Mit dem neuen Rasen in der Merkur Arena setzt die Stadt Graz ein starkes Zeichen: „Wer ganz oben mitspielt, hat auch ein Stadion verdient, das internationalen Ansprüchen entspricht.“

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Graz hat's

Paul Spitzer und Viktor Larissegger (re.) von der WKO Regionalstelle Graz wünschen sich eine Verbesserung der Berufspraxis-Tage der Schulen.

Comeback für die Grazer Wirtschaft

Schullin gewinnt Schmuckdesign-Awards Gleich zwei Schmuckdesigns des Grazer Juweliers Schullin wurden von den Jewelers of America bei den Case Awards ausgezeichnet. Unter fast 200 teilnehmenden Juwelieren und Schmuckdesignern wählte eine Expertenjury das Korallen-Collier aus der Kollektion „Mystic Coral“ zum Gewinner in der Kategorie „Halsketten ab 5.001 $“. Auch der grüne Galuchat-Armreif aus der Kollektion „Jungle Out There“ erreichte in der Kategorie „Armbänder bis 5.000 $“ den 1. Platz. Jewelers of America zeichnen Schmuckdesigns für ihre Kreativität, künstlerische Fertigkeit, Stil und Exzellenz aus. „Die Designs von Schullin zeigen außergewöhnliche Handwerkskunst, Talent und Kreativität “, erklärt JA-Sprecherin Amanda Gizzi.

Die WKO Regionalstelle Graz setzt sich seit Beginn der Corona-Pandemie dafür ein, dass in Graz Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft gesetzt werden, so wie etwa den Erlass der Gastgartengebühren für 2020 und 2021. Daneben wurden Ansiedelungsförderungen für die Innenstadt beschlossen und Unterstützungen für Pop-up-Stores zugesichert.

B

esonders positiv sehen wir die heuer nach elf Jahren Abstinenz wieder eingeführte Baustellenförderung: Auch wenn diese Förderung die Einbußen nicht ausgleichen kann, ist sie ein Signal an die Wirtschaft.

18 /// FAZIT MAI 2021

Auch in Zeiten der Pandemie finden Lions Möglichkeiten zur Erwirtschaftung finanzieller Mittel für den guten Zweck. Der Präsident Lions Club Graz Joanneum, Georgios Lazarou, und das Ehrenmitglied Harald Peschel organisieren mit den Mitgliedern eine Benefiz-Kunstauktion unter dem Namen Lionarte auf der Homepage der Aurena GmbH. Die Clubauktion wird tatkräftig vom amtierenden Governor der Lions, Wilhelm Himmel, gefördert. 33 Künstler stellen 83 Bilder und Skulpturen für die Internetauktion „Lionarte“ zur Verfügung. Alle Lions des Lions-Club Graz-Joanneum arbeiten ehrenamtlich und ohne Verwaltungskosten. Mit dem Reinerlös werden Frauen und Kinder, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, finanziell unterstützt.

Fotos: Geopho, Lions Clubs

Kunstauktion des Lions Club Graz

Anzeige Foto: Foto Fischer

Nachwuchs dringend gesucht Eine weitere Herausforderung ist dringend zu lösen: der Fachkräftemangel, der auch jetzt in vielen Branchen spürbar ist und zur Konjunkturbremse wird: „Wir dürfen keinen Jugendlichen mehr verlieren, um sicherzustellen, dass unsere Betriebe mittel- und langfristig genügend Mitarbeiter haben, um ihre Aufträge abzuarbeiten.“ Als Regionalstelle Graz haben wir alle Grazer Mittelschulen dazu befragt. Ergebnis: Insbesondere bei den berufspraktischen Tagen gib es noch Verbesserungspotenzial, so Paul Spitzer: „Unser Idealbild wäre, dass jeder Grazer Mittelschulschüler einen Talentecheck am Talentcenter macht und in der Folge seine Praxis in einer jener Branchen macht, für die er Interesse hat und gut geeignet ist. Denn allzu oft werden die berufspraktischen Tage in Branchen gemacht, welche die Jugendlichen nicht interessieren – das ist verlorene Zeit für den Betrieb, wie auch für den jungen Menschen.“


Foto: Foto Fischer

Merkur Versicherung pflanzt Bäume Gemeinsam mit dem Waldverband Österreich ergreift die Merkur Versicherung die Initiative: Mit jedem neu abgeschlossenen Merkur GreenLife-Vertrag wird in Österreich ein Baum gepflanzt. Zum Start werden in Oberösterreich 1.500 heimische Forstpflanzen fachgerecht gesetzt, um dem dort herrschenden Borkenkäferbefall entgegenzuwirken. „Wir können heute entscheiden, für die Welt von morgen etwas beizutragen. Es geht für uns nicht darum: Je größer die Zahl der gepflanzten Bäume, desto besser der Marketingeffekt. Viel wichtiger sind die Fragen: Wie viele Bäume werden gesetzt, wachsen gesund und welcher Mehrwert ergibt sich dabei für Mensch und Umwelt“, erklärt Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung.

Wieder Direktflüge von Graz nach Düsseldorf

Düsseldorf ist eine wichtige Destination für die steirische Wirtschaft, eine Rückkehr auf den Flugplan wurde daher schon lange erhofft. Ab sofort stehen zwei wöchentliche Direktflüge zwischen Düsseldorf und Graz zur Verfügung, ab Juni wird auf vier Flüge aufgestockt. Parallel dazu kommt es zu einem verbesserten Wien-Angebot: Statt der bisher zehn wöchentlichen Flüge stehen nun bis zu 14 Flüge zur Auswahl. „Die Corona-Krise hat die Passagierzahlen 2020 auf das Niveau von vor knapp 35 Jahren sinken lassen. Daher ist es umso wichtiger, dass die Flugverbindungen wieder aufgenommen werden“, so Stadtrat Günter Riegler. Jürgen Löschnig, GF des Flughafen Graz, erklärt: „Der Direktflug nach Düsseldorf ist für viele steirische Unternehmen wichtig.“

Fotos: Michael Reh, Servus

Mit Holzzangen gegen „Littering“ Die Probleme durch Littering (achtloses Wegwerfen von Müll) sind enorm. Jetzt wurden von den Entsorgungsunternehmen „Servus“ und Saubermacher nachhaltige Holzmüllzangen an Daniela Felber von der Katholischen Stadtkirche Graz und an die Müllsammelgemeinschaft „No Time To Waste“ übergeben, um sie bei ihren Mülleinsätzen zu unterstützen. Diese Initiativen leisten einen wertvollen Beitrag, um unseren Lebensraum zu schützen. Severin Pock sammelt mit seiner 800 Mitglieder starken Facebook-Gruppe „No Time To Waste“ freiwillig Müll von Böschungen, Wäldern und Parks. Er legt großen Wert auf Sicherheit – insbesondere lässt er Kinder nicht unbeaufsichtigt sammeln und hat auch immer Schutzausrüstung mit.

Kurz im Gespräch mit Daniela Gmeinbauer, WKO-Obfrau der FG der Freizeit- und Sportbetriebe Heuer feiert die Gesundheits-Initiative „fit im job“ ihr 20. Jubiläum, wie sehen Sie im Rückblick deren Leistungen für die Wirtschaft? Seit der Durchführung des ersten Wettbewerbs im Jahr 2002 wurden 726 Projekte eingereicht und an die 260.000 Arbeitnehmer damit erreicht. Mit der jährlichen Durchführung von „fit im job“ konnten die Vorteile von Betrieblicher Gesundheitsförderung dargestellt werden und viele Unternehmen, aber auch deren Mitarbeiter haben erkannt, dass BGF-Maßnahmen ein Schlüssel zum Erfolg für das gesamte Unternehmen sind. Die Anmeldephase läuft noch bis Ende April, wie sind Sie mit den Teilnehmerzahlen zufrieden? Die Pandemie stellt für nahezu alle Unternehmen eine große Herausforderung dar. Andererseits sind gerade in solchen Zeiten Maßnahmen für die Mitarbeiter-Gesundheit umso mehr von Bedeutung und Unternehmen, die dies anbieten, können sich abheben. Wir freuen uns daher auch heuer wieder auf interessante und innovative Projekte. Die Teilnehmerzahl wird erst Anfang Mai feststehen, da erfahrungsgemäß die meisten Einreichungen in den letzten Tagen des Einreichzeitraums erfolgen.

„fit im job“ vergibt in diesem Jahr erstmals einen Sonderpreis, worum geht es dabei? Sowohl der rasche Wandel in der Arbeitswelt als auch die Pandemie rücken das Thema der Digitalisierung in den Vordergrund. FAZIT MAI 2021 /// 19


Kurz & News

Leistbarer Wohnraum für Stadt und Land

Neue Klimaförderungen für alle Grazer

Aus dem Klimaschutzfonds fließen heuer und nächstes Jahr 1,1 Mio. Euro, um Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern und Balkonen sowie Dachbegrünungen im Grazer Stadtgebiet zu fördern. „Heuer und nächstes Jahr haben wir jeweils 561.000 Euro dafür reserviert. In Summe also 1,12 Millionen Euro, die aus den Mitteln des Klimaschutzfonds jenen Grazerinnen und Grazern zugutekommen, die ganz bewusst Verantwortung übernehmen und auf Photovoltaik oder Dachbegrünung setzen“, rechnet Bgm. Siegfried Nagl vor. „Sie leisten damit auch einen wichtigen Beitrag für die Allgemeinheit. Das wollen wir als Stadt honorieren.“ Ab 30. April kann man unter www.digitalestadt.graz.at einen Förderantrag stellen.

Orion fokussiert auf einen Standort In der Orion Leuchtenfabrik wurde es Zeit für Veränderungen. Ein erster Schritt erfolgte mit der Modernisierung der Hauptfiliale in der Kärntner Straße. Ab 26. April schließt Orion den Outlet-Store in der Klosterwiesgasse und legt damit den Fokus nun gänzlich auf die moderne Hauptfiliale. „Durch den Umbau und die Sanierungsarbeiten bieten wir auf größerem Raum mehr Platz zur Präsentation unserer Lampen und Leuchten. Dort können wir unseren Kunden beste Qualität und persönliche Beratung in einmaliger Atmosphäre bieten. Die Filiale ist gut erreichbar und mit Kundenparkplätzen ausgestattet, ein Service, das der Outlet-Store nicht bieten konnte“, betont Bastian Molecz, Orion-Management.

WB kritisiert Angleichung der Kündigungsfristen

Die gesetzliche Angleichung der Kündigungsfristen ist eine Mehrbelastung für die Wirtschaft und widerspricht der Praxis der Sozialpartnerschaft. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Auslaufen der Kurzarbeit ist das zu diesem Zeitpunkt das falsche Signal. Daher fordert der WB einen Aufschub der Regelungen, wie Dir. Jochen Pack betont: „In den Branchen mit Kollektivverträgen sollten die Sozialpartner eine Einigung treffen“, und führt fort: „Eine weitere Belastung und noch mehr Unsicherheiten setzen die Unternehmer in der größten Krise seit Jahrzehnten noch mehr unter Druck. Bei einer Angleichung, die unter dem Titel Fairness steht, darf das aber nicht nur für eine Seite gelten!“ 20 /// FAZIT MAI 2021

Masterplan für Leobener Innenstadt Mit dem Masterplan „Zukunft Innenstadt Leoben“ liegt ein neues Konzept für die Weiterentwicklung der Leobener Innenstadt vor. Er beschreibt die wesentlichen Aspekte auf Basis der Quartiersentwicklung. Jedes Quartier hat seinen eigenen Charakter, den es zu stärken gilt: Dafür sind die Ressourcen zu nutzen, Ankerpunkte zu setzen, die Mobilität ist zu sichern und der öffentliche Raum ist weiter zu entwickeln. „Durch die Zusammenarbeit mit Experten und unter Einbindung der Leobener Bevölkerung wurde dieser Plan erarbeitet. Er zeigt das Potenzial auf, wie sich die Stadt zukünftig entwickeln könnte. Wir werden jetzt so schnell wie möglich prüfen, wie die Vorschläge umgesetzt werden können“, sagt Bgm. Kurt Wallner.

Fotos:Bodo Thausing, Land Steiermark / König, Lorber / WB Stmk, Foto Freisinger

Um leistbaren Wohnraum zur Verfügung stellen zu können, haben sich LR Hans Seitinger sowie die Landtagsklubs der Regierungsparteien mit SP-Klubobmann Hannes Schwarz und VP-Wohnbausprecherin Alexandra Pichler-Jessenko darauf verständigt, die Weichen für eine Verlängerung der Geschoßbauförderung um weitere zwei Jahre zu stellen. Damit wird der Grundstein für die Schaffung von 2.800 weiteren leistbaren Wohneinheiten bis 2023 gelegt. Seitinger erklärt: „Gerade für viele junge Menschen stellt die Wohnungssuche, insbesondere im urbanen Raum, eine große finanzielle Herausforderung dar. Mit der Geschossbauförderung schaffen wir leistbaren und gleichzeitig attraktiven Wohnraum in der gesamten Steiermark.“


Foto: Armin Russold / Foto Freisinger

Schnelle Hilfe von Profis für Jugendliche

Psychische und leistungsmäßige Schwierigkeiten nehmen COVID-19bedingt zu. Der Bedarf an psychologischer Unterstützung für Kinder und Jugendliche steigt eindeutig. Ein neues Unterstützungsangebot soll helfen, diese Ausnahmesituation zu bewältigen.

AK-Präsident Josef Pesserl (re.), Petra Ruprechter-Grofe und Josef Zollneritsch (li.) stellten das Unterstützungsprojekt für Jugendliche in der Corona-Pandemie vor.

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Foto: AK Stmk / Temmel

us der AK-Schulkostenstudie geht klar hervor, dass die vielen Wochen des Lockdowns und die Schließungen der Schulen die Familien sehr stark belasten. Die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen hat sich drastisch verschlechtert. Der Unterstützungsverein der Schulpsychologie Steiermark, die AK Steiermark und der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen investieren daher in die Maßnahme „Help4You“. Kurzzeitintervention mit rascher Wirkung Das Ziel ist die Erweiterung der psychologischen Behandlung für Kinder und Jugendliche im schulnahen Umfeld zu einem leistbaren Tarif. Dabei werden qualifizierte Klinische Psychologen

mit Berufserfahrung bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt. „Wir wissen, dass besonders Kinder massiv unter der Corona-Pandemie leiden. Viele von ihnen brauchen rasche und niederschwellige Hilfe“, sagt Petra Ruprechter-Grofe, Leiterin der Landesgruppe Steiermark des Berufsverbandes Österreichischer Psychologen. Josef Zollneritsch, Leiter der Abteilung Schulpsychologie in der Bildungsdirektion, ergänzt: Mit dem Projekt Help4You können wir mindestens 30 Behandlungsp l ä t z e f i n a n z i e l l u n te r s t ü t z e n .“ Anmeldung unter www.schulpsychologenakademie.at/help4you AK-Unterstützung in den Sommerferien AK-Präsident Josef Pesserl ergänzt: „Viele Kinder haben Schwierigkeiten, sich zu motivieren, und haben Schlafprobleme. Uns ist es ein Anliegen, Help4You zu unterstützen, um sie bestmöglich durch die COVID-19-Krise zu begleiten.“ Deshalb erweitert die AK Steiermark ihr Sommerangebot „AKtiv Lernen“ um die 3. und 4. Klassen Volksschule. Es soll jene Zielgruppe gestärkt werden, die bald einen Schulwechsel vor sich hat und länger im Distance Learning war. Ebenfalls in Kooperation mit der Bildungsdirektion und der Schulpsychologie wird es im Rahmen von AKtiv Lernen einen Resilienz-Workshop geben. Anmeldung unter www.akstmk.at/lernen

Kurz im Gespräch mit Kurt Wallner, Bürgermeister von Leoben Welche Zukunftsprojekte sind Ihnen für die Stadt Leoben besonders wichtig? Mein Ziel ist es, Leoben zum „Grünen Zentrum der Obersteiermark“ zu machen. Mit Investitionen in den Bereichen der städtischen Versorgung, Wohnraum, Naherholung, Kultur und Freizeit werden deutliche Signale für Einwohner sowie für Wirtschaft, Handel und Gewerbe gesetzt. Wir bauen heuer das Sportangebot weiter aus, indem wir eine Pump-Track-Strecke und eine Callisthenics-Anlage errichten, das Radwegenetz adaptieren, den Radweg Proleber Siedlung bauen und mit dem Citybeach einen weiteren sanften Zugang zum Naherholungsraum Mur schaffen. Was tut sich im Wohnbaubereich? Im kommunalen Wohnbau setzen wir auf thermische Sanierung und die Generalsanierung von Gemeindewohnungen. Das Rathaus selbst wird mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Besonders wichtig ist der Neubau eines weiteren Kindergartens mit Kinderkrippe in Leoben-Mühltal, um dem steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen nachzukommen.

Wie lässt sich die Finanzierung der umfangreichen Vorhaben in den herausfordernden Zeiten der Corona-Pandemie aufrechterhalten? Durch eine umsichtige, in die Zukunft gerichtete Finanzierung von Schwerpunktprojekten zum Gemeinwohl der Bürger. Finanzielle Grundlagen wurden bereits in der Vergangenheit geschaffen, sodass für Schulen, Kindergärten, Straßen usw. finanzielle Mittel zu Basisfinanzierung immer vorhanden waren. FAZIT MAI 2021 /// 21


Fazitgespräch Von Volker Schögler und Peter K. Wagner mit Fotos von Erwin Scheriau

Politische Lehre Kristina Edlinger-Ploder, Rektorin und Geschäftsführerin

der Fachhochschule Campus 02, über Lehre in Zeiten von Corona und ihre Lehren aus der Politik.

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Fazitgespräch

Über einen Neubau betritt man die Fachhoch-

schule Campus 02. Eine große Stiege und einen

Durchgang später erreichen wir den Altbaubereich der Bildungseinrichtung. Hier befindet sich das Büro von Kristina Edlinger-Ploder. »Es war für mich eine Rückkehr«, erklärt sie.

Bereits mit vier Jahren sei sie zum ersten Mal in diesem Gebäude gewesen. Nur einen Stock höher

lag das Büro ihres Vater Klaus Edlinger – denn wo heute Menschen für die Wirtschaft ausgebildet

werden, war einst der Sitz des ORF-Landesstudios, in dem ihr Vater arbeitete.

Ihr Büro ist groß genug für Schreibtisch, Regal

und Besprechungstisch, aber kein Raum, in dem

man Studierende vermuten würde. »Auch das hier war ein Hörsaal«, sagt Edlinger-Ploder. Und schon sind wir mitten im Thema – Unterricht zwischen Präsenz vor Ort und Internetübertragung.

Aber nicht nur das werden wir die nächsten eineinhalb Stunden besprechen.

24 /// FAZIT MAI 2021




Fazitgespräch

Ich bin politisch geblieben und habe gerade in der Bildungspolitik im Unirat der Med-Uni Innsbruck und durch andere Aufgaben spannende Möglichkeiten. Kristina Edlinger-Ploder

Frau Edlinger-Ploder, wir sitzen in der FH Campus 02, die im letzten Jahr coronabedingt oft verwaist war. Man sagt, junge Menschen nehmen so großen Schaden an Pandemie. Woran erkennen Sie das bei Ihren Studierenden? Da muss ich etwas differenzieren. Unsere Studierenden sind durchschnittlich älter als auf anderen Hochschulen, weil bei uns zu 80 Prozent berufsbegleitend studiert wird. Unsere Studierenden sind nicht hier, sie sind in ihren Betrieben. Aktuell ist die Lehre komplett auf Distance Learning umgestellt, aber wir hätten auch wieder sehr gerne Präsenzunterricht. Die Lehrveranstaltung selbst funktioniert ohne physische Anwesenheit noch am besten, aber alles, was vorher und danach passiert, fehlt. Bedeutet berufsbegleitend, dass auch schon vor Corona viel Unterricht ohne Präsenz stattgefunden hat? Wir waren sogar sehr stark auf Präsenz ausgerichtet mit einer verpflichtenden Präsenzquote, die bei Nichteinhaltung dazu führte, dass ein Prüfungsantritt gestrichen wurde. Wir werden auch jedenfalls wieder dazu zurückkehren. Aus dem einfachen Grund, weil wir unseren Studierenden ein Versprechen abgeben: Wir sagen ihnen, dass wir ihr Studium so gut organisieren, dass es in der vorhergesehen Zeit auch mit Beruf vereinbar und zu schaffen ist.

Was ist die mittelfristige Perspektive im Spannungsfeld zwischen Distance Learning und Präsenz? Wir werden etwa 20 Prozent Distance Learning erhalten. Viele Lehrveranstaltungen funktionieren gut ohne Anwesenheit, andere aber nicht. Wir waren insofern gut auf Corona vorbereitet, da wir eine Digitalstrategie ausgearbeitet hatten – allerdings hatten wir die Hoffnung, sie nicht in der Geschwindigkeit umsetzen zu müssen. Wir haben auch Hybridlehre ausprobiert, wo die Hälfte der Studierenden anwesend war und die andere Hälfte zu Hause. Das System ist nicht nur gut aufgenommen worden. Ich sehe aber auch das positiv: Wir haben daraus gelernt. Auf der Website der FH Campus 02 war die letzte Aktualisierung der Corona-Ampel im November. Wie lange ist bereits Stillstand? Das Sommersemester 2020 war mehr oder weniger auf Distance Learning umgestellt, im Juni haben wir Prüfungen vor Ort gemacht, im Herbst begann die Hybridlehre und im November war

damit Schluss. Derzeit haben wir folgendes Problem: Richtung Mai soll es Veränderungen geben. Aber wir reden da nun von einem Abstand von zwei Metern, wofür unsere Hörsäle nicht ausgerichtet sind. Es gibt daher an manchen Studiengängen Überlegungen, auch nach einer Öffnung nur online zu unterrichten.

Am 20. Oktober soll der FH-Event »Innovation of Automation« stattfinden, wenige Meter entfernt, im Europasaal der Wirtschaftskammer Steiermark. Ist das realistisch? Wir rechnen schon mit der einen oder anderen Veranstaltung im Herbst. Großveranstaltungen wird es aber auch heuer nicht geben. Die angesprochene Veranstaltung hat Bezug zum Studiengang Automatisierungstechnik und zeichnet die besten Abschlussarbeiten von Studierenden aus – solche Dinge würden wir ungern sterben lassen. Auch Sponsionen werden wieder ganz normal stattfinden. Auch wenn wir unsere Kreation der Drive-in-Sponsionen vom letzten September noch einmal durchführen werden. Nicht zuletzt, weil sie sehr gut ankam.

Wie haben diese Drive-in-Sponsionen funktioniert? Wir haben dazu am Parkplatz Ost eine Tribüne wie bei einem Autokino aufgebaut. Die Autos sind mit einer Rampe auf eine Bühne gefahren, es durften die Familien im Auto mitgenommen werden. Die Studierenden bekamen das Gefühl, wir bemühen uns, diesen Abschluss feierlich zu gestalten. Wir haben dafür auch sehr positives Feedback erhalten. Wie hat sich die Anzahl der Studierenden aufgrund der Pandemie entwickelt? Wir hatten ein Aufnahmeverfahren, das zwar elektronisch abgewickelt wurde, aber vor Ort. Durch die Online-Bewerbungen kam es zu einem Boom und wir hatten 30 Prozent Bewerberzuwachs. Wahrscheinlich steigern wir das heuer sogar noch einmal. Wir kennen aber die Demografie, es sind nicht mehr Junge geworden, sondern die Menschen melden sich durch die geringere Hürde bei mehreren Hochschulen an. Wir sind stolz darauf, dass dieser Zuwachs für alle Studiengänge gilt. Gerade weil wir mit Wirtschaft und Technik nur zwei Bereiche haben. Technik ist ein großes Thema, weil alle Bewerberinnen für die technische Ausbildung haben wollen und die Gruppe nicht in diesem Ausmaß wächst.

FAZIT MAI 2021 /// 27


Fazitgespräch Kommen dann auch mehr Frauen zur Technik? In der Informatik schon. Das trauen sie sich zu, weil sie schon selbst damit umgehen und arbeiten. Die klassischen Berufe wie Mechatronik, Bauingenieurwesen oder Automatisierungstechnik sind nach wie vor sehr männlich geprägt. Da sind wir allerdings auch regional dabei, über die Initiative Innoregio ein durchgängiges Angebot von drei bis 19 Jahren zu haben, um die technischen Fähigkeiten bzw. Interessen zu wecken und halten. Gerade in der Altersstufe zwischen zehn und 15 Jahren verlieren wir viele Jugendliche wieder. Was ist der Unterschied zwischen berufsbegleitendem Studium und einer dualen Ausbildung? Die Paradedisziplin ist, dass Menschen schon im Beruf sind und Freitag sowie Samstag zu uns kommen, um sich berufsbegleitend mit einem Bachelor oder Master fortzubilden. Das ist kein Muss, aber facheinschlägige Vorerfahrung bedeutet eine bessere Punktezahl im Aufnahmeverfahren. Es könnte aber auch sein, dass jemand schon berufstätig ist, sich aber umschulen möchte. Duale Ausbildung bedeutet, dass wir ein Studium organisieren und facheinschlägige Arbeit als Teil des Lehrplans in einem Unternehmen vermitteln. Das haben wir derzeit in der Informatik im Studiengang »Business Software Development«. Unsere Vollzeitstudien werden wiederum berufsermöglichend durchgeführt, das heißt, es gibt etwa nur an gewissen Tagen Lehrveranstaltungen. Zu einem anderen Thema: Wir haben uns das Video von Ihrer Abschiedspressekonferenz als Landesrätin auf YouTube noch einmal

angeschaut. Es hat uns noch einmal daran erinnert, dass es nicht so aussah, als ob Sie gerne abgetreten wären. Vermissen Sie die Politik? Nein, weil sie nach wie vor Teil meines Lebens ist.

Anders gefragt: Vermissen Sie das Gefühl, gestalten zu können? Nein, das ist ein bisschen ein Trugschluss. Gestalten kann man auch an anderen Orten – seit ich an der FH bin, konnten wir etwa drei neue Studiengänge starten. Ich bin politisch geblieben und habe gerade in der Bildungspolitik im Unirat der Med-Uni Innsbruck und durch andere Aufgaben spannende Möglichkeiten. Es ist gut, wie es gelaufen ist. Dass ich zum damaligen Zeitpunkt einen anderen Plan hatte, weil ich mit meinen Ressorts konkrete Ziele hatte, ist mittlerweile ein offenes Geheimnis. Auch, dass mir nicht gefällt, wie sich die Gesundheitspolitik weiterentwickelt hat. Sie bewegt sich zu langsam und die Richtung hat sich nicht geändert. Und ja, ich hätte auch den Pflegeregress nicht abgeschafft, aber wenn der Rückhalt fehlt, muss man Konsequenzen ziehen. In der erste Reihe sitzen zu dürfen und müssen, fehlt mir übrigens nicht. Rudolf Anschober ist auf Bundesebene unlängst als Zuständiger für Gesundheitsagenden zurückgetreten. Wie belastend ist die Politik? Sehr. Das hat auch Anschobers Rücktritt – unabhängig von der schwierigen Situation mit der Pandemie – gezeigt. Ich hatte damals ebenfalls Situationen mit Morddrohungen. Diese Dinge tun mir auch deshalb sehr leid, weil wir Menschen brauchen, die in die Politik gehen und diese Funktionen mit Leidenschaft aus-

Vor dem Aufsetzen und nach dem Absetzen gründlich Hände waschen! Ziehen Sie die FFP2-Maske oben aufs Nasenbein und drücken Sie den Nasenbügel fest.

Vermeiden Sie während des Tragens, die FFP2Maske anzufassen.

Schütze dich, schütze andere! Mut für morgen. news.steiermark.at | ages.at/coronavirus Hotline: 0800 555 621 | Gesundheitstelefon: 1450

Beim Abnehmen möglichst die Außenseiten nicht berühren.

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FFP2-Masken schützt den Träger schützt das Umfeld


Fazitgespräch üben. Ich kenne so viele Menschen, die politische Ämter kategorisch ablehnen, dabei ist es ein spannendes und wichtiges Feld. Wie könnte man es ändern, dass Menschen lieber Teil der Politik werden? Vielleicht braucht es ein Commitment zwischen Medien und Parteien, dass nicht jeder Rülpser gedruckt wird, weil er ein Sager ist. Politische Debatten mit unterschiedlichen Haltungen sind interessanter und haben mehr Informationswert. Die Spruchbandpolitik ist problematisch. Nicht jedes Thema ist geschaffen für ein Zitat mit einem Hashtag. Ich hatte gehofft, dass die Pandemie Vorteile des Gemeinsamen sichtbar macht. Leider hat gerade das Impfprogramm der EU und Österreichs nicht dazu beigetragen, sich mit besonderem Ruhm auszustatten, obwohl es so gut dafür geeignet gewesen wäre.

Sie haben die österreichische Impfstrategie schon unlängst kritisiert. Warum? Man konnte sich darauf vorbereiten. Das ist nicht passiert, es wurde etwa nichts standardisiert, wo das doch das kleine Einmaleins im Produktions-, Digital- und Prozessmanagement ist. Ich habe den Eindruck, hier wurde einiges verabsäumt. Bei aller Freundschaft zum Föderalismus – ich war selbst Landesrätin –, aber ich verstehe nicht, warum die Länder mitreden durften. Es hat ja auch einen guten Grund, warum gewisse Themen – z. B. in Bildungsfragen – bundesweit geregelt werden. Ein Vorwurf in Richtung Rudolf Anschober.

Dem geschiedenen Minister ist das nicht allein anzulasten, da gibt es auch den Koalitionspartner und die Länder. Ganz junge Menschen haben mir einmal einen tollen Satz geschenkt: »Richtige Entscheidungen finden ihre Mehrheit.« Ich bin sehr sachorientiert und habe mir das daher ganz oft in diesen Wochen gedacht. Da muss ich an meine Zeit als Gesundheitsreferentin des Landes denken und an den Aufschrei, der auf die Schließungen einzelner Abteilungen folgte. Heute redet keiner mehr darüber. Ich wiederhole mich daher: »Richtige Entscheidungen finden ihre Mehrheit.«

Wenn Krankl und Prohaska oder Pröll und Häupl gemeinsam fürs Impfen Werbung machen, stellt man fest: Die Kampagne zur Strategie ist alles andere als provinziell, sondern hervorragend gemacht. Fehlt in der Umsetzung der Strategie dann Kompetenz und Erfahrung? Steht gar die Show zu stark im Vordergrund? Man könnte verkürzt sagen: Jeder Mensch macht zuerst das, was er am besten kann. Und so wird es vielleicht die Bundesregierung auch gemacht haben. Die Impfkampagne ist ihnen auf jeden Fall gelungen. Aber auch wenn ich über die Impfstrategie alles andere als glücklich bin, möchte ich auch positive Worte finden.

Zum Beispiel? Es gibt etwa gute Gründe, dass wir kaum Pleiten haben. Es ist leicht, auf den Staat zu schimpfen, aber wir waren sowohl in der Lage als auch politisch willens, ein Netz zu spannen. Man darf zufrieden feststellen, dass Österreich sich wieder einmal als sehr guter Standort erwiesen hat. Es tut mir deshalb weh, wenn sich

Was wäre der Tag der Arbeit ohne Selbstverständlich selbständig. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind in der Steiermark ein starkes Team. Nur wenn wir eigenverantwortlich und selbständig an der gemeinsamen Zukunft arbeiten, können wir den Wohlstand in Österreich auch in diesen herausfordernden Zeiten weiterhin sichern.


Kristina Edlinger-Ploder wurde am 4. Juli 1971 in Linz geboren, maturierte am Akademischen Gymnasium in Graz und studierte Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität. 1998, zwei Jahre nach ihrer Sponsion, begann sie im Büro der damaligen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic zu arbeiten, 2002 wurde sie dort Büroleiterin. Ein Jahr später wurde sie bereits Mitglied der Regierung und Landesrätin. 2014 trat sie aus der Politik zurück. Seit September 2016 ist sie Rektorin und Geschäftsführerin der FH Campus 02 in Graz. Sie hat zwei Kinder.


Fazitgespräch

Gerade in einer Welt, die ein Dorf geworden ist, ist Ignoranz gegenüber Mitmenschen eine der schlimmsten Sünden, die man begehen kann. Kristina Edlinger-Ploder

radikale Gruppen und Verschwörungstheoretiker so stark formieren.

Trotzdem wird die soziale Schere auch in Österreich weiter aufgehen. Ein Thema, das Sie durchaus beschäftigt, weil Sie erst unlängst ins Präsidium der Caritas Österreich gewählt wurden und auch Kuratoriumsvorsitzende der Caritas Steiermark sind. Bereiten Ihnen die sozialen Folgen der Pandemie Sorge? Ja. Gerade beim Restart-up des Landes sollte man sich gut vorbereiten, brennende Felder zu fokussieren. Was meine ich damit: Wir sehen bei der Caritas, dass es eine relevante Anzahl neuer Armut gibt. Wir kratzen da am unteren Mittelstand. Menschen, die jetzt das Problem haben, die Miete zu zahlen und die unterstützt werden sollten, weil sie auch die größte Chance haben, die Unterstützung sehr bald nicht mehr zu brauchen. Ich glaube auch, dass es für eine Volkswirtschaft gut ist – wie auch bei Fortschritt und Technologie –, in diesem Bereich zu investieren, weil die Umwegrentabilität höher ist. Und – vorsichtig gesagt – gilt allerdings für manche Betriebe: Wir können nicht alle retten. Selbstregulation ist Teil unserer Wirtschaft.

Woher kommt dieser Begriff des Restart-up? Das ist ein Ausdruck des Innolabs unserer FH. Heute kümmern sich viele um Start-ups, aber wir kümmern uns um Restart-ups, weil es bestehende Betriebe wie Tischler oder Essigproduzenten gibt, die sich verändern müssen, um langfristig überleben zu kommen. Das ist das Erfolgsgeheimnis vieler traditioneller Betriebe. Die Art und Weise, wie Sie Politik gemacht haben, die Tätigkeit an der FH Campus 02 in direkter Nachbarschaft der Wirtschaftskammer, die Tätigkeit bei der Caritas – Sie wirken wie eine Vertreterin

einer Volkspartei, die es im türkisen Gewand nicht mehr gibt. Wie geht es Ihnen – nicht zuletzt in für die Caritas sehr wichtigen Fragen wie Migration und Flucht – mit der Neuen Volkspartei? Ich bin nach wie vor Mitglied der ÖVP und sehe mich als unternehmerischer Mensch, daher ist auch die Nähe zur Wirtschaftskammer richtig und gut für mich. Dass die Caritas und eine Partei nicht immer derselben Meinung sind – damit kann ich sehr gut umgehen. Da muss man professionell sein und das ist die Caritas auch. Was ich nicht mag, ist, wenn die Kommunikation nicht mehr stattfindet. Ich darf anderer Meinung sein, aber sollte immer höflich bleiben. Das ist eine wichtige Tugend. Es ist auch interessant, dass sich die Caritas aktuell in einem gewissen Spannungsfeld bewegt.

In welchem denn? Auf der einen Seite stehen die Kirchgänger und Pfarrangehörigen – aber auch etwa die türkise Bewegung –, denen die Caritas viel zu links ist. Auf der anderen Seite finden sich Menschen, die meinen, die Caritas sei doch die Kirche und damit per se zu hinterfragen, weil sie die Institution sehr kritisch sehen. Dabei ist die Caritas in ihrem Wesen der dringende Wunsch, auf andere zu schauen. Es geht um glaubensunabhängige Nächstenliebe. Wobei Sünde auch schon wieder religiös konnotiert ist. Ich bin im Übrigen weiterhin gerne Teil der katholischen Kirche – auch wenn ich oft genug mit ihr hadere. Wie auch mit der eigenen Partei. Das ist aber beides ganz normal. Denn wo streite ich am meisten? In der Familie. Weil mit ihr setze ich mich am häufigsten auseinander. Frau Edlinger-Ploder, vielen Dank für das Gespräch.

FAZIT MAI 2021 /// 31


Steuerboard

Mag. Jessica Ghahramani-Hofer

COVID-19: Impfzwang für Arbeitnehmer?

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RLB-Generaldirektor Martin Schaller lud zum Konjunkturgespräch, Max Hagenbuchner schilderte das Verhalten der Generation Z auf dem Arbeitsmarkt und IV-Chefökonom Christian Helmenstein prognostiziert einen deutlichen Aufschwung.

Steiermark vor kräftigem Konjunktur Aufschwung Das von Raiffeisen Steiermark in Kooperation mit der Industriellenvereinigung veranstaltete Konjunkturgespräch 2021 stellt einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung in Aussicht.

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ie Steiermark wurde zu Beginn der Corona-Krise von massiven Exporteinbrüchen in der Industrie und seither von einem Totalausfall der ausländischen Touristen überdurchschnittlich stark von Corona getroffen. RLB-Generaldirektor Martin Schaller hielt fest, dass Raiffeisen die Verantwortung wahrnehme, die steirischen Unternehmen auch in der Coronakrise mit Liquidität zu versorgen. „Damit bleibt der Blutkreislauf der Wirtschaft in Fluss“, so Schaller. Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), sprach von einer gespaltenen konjunkturellen Entwicklung in der Steiermark. Die Industrie befindet sich bereits in einem deutlichen Aufschwung, der Dienstleistungssektor hinkt jedoch nach. Und mit jedem weiteren Lockdown öffnet sich die Schere zwischen Industrie und Dienstleistung ein weiteres Stück. Die Industrie hat bereits im ersten Quartal 2021 das Vor-Pandemie-Niveau wieder erreicht. Besonders kräftig fiel die Erholung im für die Steiermark besonders wichtigen Automotive-Bereich aus. Ein Bild der Generation Z zeichnete der

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23-jährige Top-Speaker Max Hagenbuchner. Seine Altersgruppe werde oft als „Generation Corona“ bezeichnet. Das sei jedoch falsch. „Natürlich leiden wir, wie alle anderen Altersgruppen, unter der aktuellen Situation und dennoch hat sich für die Mehrheit die persönliche Einschätzung der Zukunft nicht verändert“, sagte Hagenbuchner. Er rät Unternehmen dazu, auf Augenhöhe mit dem auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragten Nachwuchskräften zu kommunizieren, denn oft sei ein Weiterbildungsangebot, das einen auch persönlich weiterbringe, ein stärkerer Grund, im Unternehmen zu bleiben als „eine Gehaltserhöhung oder ein Dienstauto“. Der online zugeschaltete Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner setzte auf Hagenbuchers Ausführungen auf. Für die Weiterentwicklung von jungen Menschen in Unternehmen sei Feedback auf Augenhöhe besonders wichtig geworden. „Unternehmen müssen sich verändern und New-Work-Ansätze umsetzen“, so Gschwandtner. Das Konjunkturgespräch 2021 fand übrigens nur als Livestream statt.

Fotos: Symbol/Energie Steiermark, photoworkers.at

Die COVID-19-Impfung ist derzeit nicht nur ständiges Thema in den Medien. Auch in der Arbeitswelt und im Arbeitsrecht ist immer wieder von der „Impfpflicht“ oder manchmal sogar vom „Impfzwang“ die Rede. Fest steht, Arbeitgeber haben kein Recht, Impfungen einseitig anzuordnen. Dazu fehlt es an einer gesetzlich verankerten Impfpflicht, zumal eine Impfung als medizinischer Eingriff in die körperliche Integrität des Arbeitnehmers zu werten ist. Arbeitnehmer müssen daher einer Impfanweisung nicht Folge leisten. Andererseits ist es möglich, mit dem Arbeitnehmer im Dienstvertrag eine Vereinbarung über die Vornahme einer Impfung zu treffen. Aber auch zu dieser Vereinbarung kann der Arbeitnehmer rechtlich nicht gezwungen werden. „Vergeltungskündigungen“ von Arbeitnehmern, die sich gegen eine Impfanordnung zur Wehr setzen, sind motivwidrig und daher anfechtbar. Aufgrund der dargestellten Anfechtungsund der fehlenden Anordnungsmöglichkeiten sollten Arbeitgeber, die Wert auf Impfungen ihrer Mitarbeiter legen, weitestgehend auf Freiwilligkeit setzen und positive Anreize zur Steigerung der Impfbereitschaft bei den Arbeitnehmern schaffen.


Die beiden Vorstände Christian Purrer und Martin Graf (re.) starten ein Investitionsprogramm in Höhe von über 1,2 Milliarden Euro.

Energie Steiermark als wichtiger Investor in der Krise

Die Energie Steiermark musste im Pandemiejahr 2020 wirtschaftlich zwar einen Ergebniseinbruch von 123 auf 73,5 Millionen Euro hinnehmen. Der steirische Energieversorger bleibt jedoch offensiv. Er hat sein Team auf 1.882 Mitarbeiter aufgestockt und Investitionen in Höhe von 144 Millionen Euro umgesetzt.

D

er überwiegende Teil unserer Aufträge ging an regionale Firmen, wir haben damit eine zentrale Rolle als Job-Motor im Süden Österreichs“, erklärte Vorstandssprecher DI Christian Purrer und Vorstandsdirektor Martin Graf ergänzte: „Für den Ausbau erneuerbarer Energie in der Steiermark in den kommenden 5 Jahren haben wir Projekte mit einem Investitionsvolumen von 1,2 Mrd. Euro eingeplant.“ Der Umsatz wuchs – vor allem durch höhere Trading-Men-

gen – von 1,37 Milliarden Euro auf 1,58 Milliarden Euro um 15,4 Prozent. Der Operative Gewinn (EBIT) ging aufgrund der Lockdowns zurück und sank von 123 auf 73,5 Millionen Euro. Insgesamt wird eine Dividende von insgesamt 50 Mio. Euro ausgeschüttet werden. Davon entfallen auf den Mehrheitseigentümer Land Steiermark 37,5 Mio. Euro und den Finanz-Investor Macquarie 12,5 Mio. Euro. Das geplante „ErneuerbarenAusbau-Gesetz“ (EAG) stärkt

die Position der Energie Steiermark. „Die vorgestellten politischen Ziele für dieses Ausbaugesetz sind positiv, aber was letztlich zählt, ist eine breite Allianz im Parlament. Wir brauchen Rechtssicherheit, um investieren zu können“, sind sich Purrer und Graf einig. Konkret sehen die Pläne der Energie Steiermark neben dem laufenden Bau eines Wasserkraftwerkes in Gratkorn (ge-

meinsam mit VERBUND) ein weiteres in der Stadt Leoben vor, dazu kommen Windparkprojekte auf der Freiländeralm, Stubalpe und Soboth. In Sachen Freiflächen-Photovoltaik wird aktuell ein Groß-Projekt mit einer Fläche von 20 Hektar auf den ehemaligen DeponieFlächen des Braunkohle-Kraftwerkes im weststeirischen Bärnbach umgesetzt. Eigentümervertreter Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sieht sowohl in den Investitionen der Energie Steiermark AG als auch im hohen Beschäftigtenniveau wichtige Beiträge zur wirtschaftlichen Entwicklung der Steiermark.

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GründerInnen brauchen nicht nur eine gute Geschäftsidee, sondern auch die notwendige Kohle. Besonders Innovative brauchen dazu sogar Investoren. Damit aus dem Bitten ein Zukunftsgespräch auf Augenhöhe wird, macht „Start!Klar plus“ fit für solche Pitches.

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FAZIT MAI 2021 /// 33


Wirtschaft

Ein starkes Team für die Sicherheit

Mit der Erfahrung aus über 3 Jahrzehnten Tätigkeit in der elektronischen Sicherheitstechnik und über 20 Jahren in der Arbeitssicherheit ist es der Unternehmensgruppe SiS SECURITY und SiS SAFETY gelungen, ein Spitzenteam für die Sicherheit von Firmen, öffentlichen Gebäuden und Privatobjekten zu formen.

A

n den drei Standorten Lieboch, Wien und Wals-Siezenheim bietet SiS SECURITY die Projektierung, Montage und Wartung von Sicherheitssystemen aller Größenordnungen an. Natürlich werden dabei ausschließlich Produkte höchster Qualitätsstandards verwendet. Allerdings ist es zusätzlich von großer Bedeutung, „dass diese Produkte auch von erstklassigen Mitarbeitern sauber und ordnungsgemäß eingebaut und gewartet werden. Nur so kann die Qualität und Investitionssicherheit nachhaltig sichergestellt werden“, sagt GF Egon Maurer, Bundes-Berufsgruppenobmann der Alarmanlagentechniker in der WKO. Das Portfolio von SiS Security umfasst unter anderem Alarmanlagen, Videoüberwachung, Zutrittskontrolle, Brandmeldeanlagen, Elektroakustik, Sicherheitsnebel sowie zahlreiche Komponenten für Sicherheits- und Gebäudetechnik.

Zwei Generationen leiten die Unternehmensgruppe SiS: GF Ing. Egon Maurer und Stv. GF/Prok. Stefan Maurer. Mehr Sicherheit am Arbeitsplatz Das Sicherheitstechnische Zentrum und die Brandschutzexperten der SiS SAFETY betreuen Industrie- und Gewerbekunden, öffentliche Auftraggeber sowie Infrastrukturunternehmen seit über 20 Jahren als externe Sicherheitsfachkräfte, Brandschutzbeauftrage und Abfallbeauftragte. 34 /// FAZIT MAI 2021

Aber, so der stv. GF Prok. Stefan Maurer, Berufsgruppensprecher der Sicherheitsfachkräfte in der WK ST, „gehen unsere angebotenen Dienstleistungen weit über diese Standardleistungen hinaus, zumal wir ja zusätzlich auch ein Ingenieurbüro sind. Ein flächendeckendes Vertriebsund Servicenetz, ein Rund-um-die-Uhr Störungsdienst für Sicherheitsanlagen und ein qualitätsorientiertes Managementsystem nach ISO 9001, ergänzt durch unsere Support-Abteilung, sichern uns das Vertrauen von fast 10.000 Kunden in Österreich und dem EU-Raum. “

Investitionsprämien für Sicherheitstechnik Die COVID-19-Investitionsprämie ist ein nicht rückzahlbarer Zuschuss für Unternehmen, der für Neuinvestitionen gewährt wird. Investitionen ab 5.000 Euro bis maximal 50 Millionen Euro werden mit einem Zuschuss gefördert. Sie wird im Auftrag des Bundesministeriums für Digitalisie-

rung und Wirtschaftsstandort durch die Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) abgewickelt. Die Investitionsprämie beträgt grundsätzlich 7 Prozent der Anschaffungskosten, für Neuinvestitionen in den Bereichen Ökologisierung, Digitalisierung und Life Science verdoppelt sich die Investitionsprämie sogar auf 14 Prozent. Zu diesen betrieblichen Investitionen zählen auch IT-vernetzte Sicherheitssysteme wie z. B. elektronische Zutrittskontrolle und digitale Videoüberwachung. Positiv zu werten ist auch, dass entsprechende Investitionen nicht bis Ende Februar 2021 abgeschlossen sein müssen, sondern noch eine Frist von einem weiteren Jahr – bei großen sogar drei Jahre – verbleibt.

Info

Umfangreiche Informationen dazu finden Interessierte unter:

www.sis.at

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Die Fachkräfte für SECURITY und SAFETY bieten ein Höchstmaß an Sicherheit!


Wirtschaft

»Wer Karriere machen will, hat auf jeden Fall die Chance dazu.« Die Wiener Städtische sucht neue Mitarbeiter. Im Interview spricht Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen in der Steiermark, über den Job, die Karrieremöglichkeiten sowie die Benefits, die das Versicherungsunternehmen bietet. Inmitten der Corona-Pandemie und einer Zeit, die von Arbeitslosigkeit geprägt ist, sucht die Wiener Städtische in der Steiermark neue Mitarbeiter. Wieso? Die Themen Vorsorge und Absicherung gewinnen in Krisenzeiten weiter an Bedeutung, das Bedürfnis nach Halt und Sicherheit steigt – und damit der Bedarf nach kompetenten Versicherungsberatern und exzellenter Kundenberatung. Die Beraterinnen und die Berater sind unverzichtbar, weil sie als zentrale Ansprechpersonen den Kundinnen und Kunden zur Verfügung stehen. Das reicht von der Bedarfsanalyse über mögliche Lösungen bis hin zum Schadensfall. Dieses Portfolio wird ein Computer niemals ersetzen! Was ist das Spannende an dem Job? In der Wiener Städtischen verbinden wir das Beste aus der analogen und der digitalen Welt. Unsere Beraterinnen und Berater sind mit digitalen Tools ausgestattet, die dabei helfen, den Absicherungsbedarf zu ermitteln und anschaulich zu erklären. Gleichzeitig bleibt das persönliche Gespräch aber Dreh- und Angelpunkt. Außerdem spannend ist die Vielfalt des Berufes: Man trifft jeden Tag auf verschiedene Persönlichkeiten, die sich in unterschiedlichen Lebenslagen befinden und individuelle Vorsorgelösungen brauchen. Kein Beratungsgespräch gleicht dem anderen, Abwechslung ist garantiert.

Wem empfehlen Sie dem Job? Die Beratungstätigkeit steht im Mittelpunkt, somit sind Sozialkompetenz und hervorragende Kommunikationsfähigkeiten unverzichtbar. Darüber hinaus braucht es ein gutes Selbstmanagement, Zielstrebigkeit und Engagement. So unterschiedlich wie unsere Kundinnen und Kunden ist auch unser Team, des-

halb suchen wir sowohl Neu- als auch Quereinsteiger, Männer und Frauen und motivierte Persönlichkeiten jeglichen Alters.

Wie kann die Karriere verlaufen? Wer in der Wiener Städtischen Karriere machen will, hat auf jeden Fall die Chance dazu! Wir bieten individuelle Karrierewege und legen Wert darauf, Talente zu fördern und die Entwicklung jeder und jedes Einzelnen zu unterstützen! Dabei gilt in der Wiener Städtischen: Gleiche Chancen für alle. Was zählt sind Engagement, Leistung und Ehrgeiz.

»Wir bieten individuelle Karrierewege und fördern Talente.«

Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen

Was bietet die Wiener Städtische ihren Mitarbeitern, wieso sollte man sich ausgerechnet für dieses Unternehmen entscheiden? Die Wiener Städtische kann auf eine jahrhundertlange Erfolgsgeschichte zurückblicken, in der sie schon einige Krisen gemeistert hat. Das macht uns zu einem sicheren und stabilen Arbeitgeber, auf den sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen können. Zudem bieten wir eine hohe soziale Absicherung, unterstützen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und legen großen Wert auf Aus- und Weiterbildung. Das Gehalt in der Wiener Städtischen ist leistungsorientiert. Am Ende des Tages liegt es also an jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter selbst, wie hoch das Einkommen ist.

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Weitere Informationen auf:

Foto: Photo Eisenberger / Wr. Städtische

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Kurz & News

Private Gesundheitsvorsorge boomt

Mit dem neuen Live Congress Leoben, der gerade in Riesenschritten entsteht und Anfang März nächsten Jahres eröffnet werden wird, unterstreicht die Stadt Leoben einmal mehr ihre Vorreiterrolle bei Kulturveranstaltungen und Kongressen. Eingebettet zwischen dem historischen Alten Rathaus am Hauptplatz und dem Hotel Kongress, wird die künftigen Besucher und Kongressteilnehmer auf rund 2.400 m² ein modernstes Kongress- und Veranstaltungszentrum erwarten, das alle Stückerl spielen wird. „Damit wird eine Location geschaffen, die sich in das urbane Stadtbild einfügt. In den Gebäuden verbinden sich Stahlelemente mit offenen, alten Holzkonstruktionen zu einem einzigartigen Ambiente“, so Bgm. Kurt Wallner.

Logistik-Sommer 2021 zum Thema Digital Reality

Der Logistik Sommer 2021 steht unter dem Motto „Digital Reality“ − was bleibt, was kommt, und wie können wir es am besten nutzen? Die Corona-Krise hat einen Digitalisierungs-Boost ausgelöst und die Transformation in rasantem Tempo vorangetrieben. Aber welche digitalen Errungenschaften haben das Potenzial, unsere analoge Realität nachhaltig zu bereichern? Der Logistik-Sommer wird auch heuer als HybridEvent ausgetragen. Die Kunsthalle, das Museumscenter Leoben, ist die neue Event Location für das Live-Publikum. Die Online-Teilnehmer können via lls-Streamingdienst den Event verfolgen und interaktiv mitgestalten. Darüber hinaus ist die Veranstaltung per Video-on-Demand auf logistik-sommer.at online verfügbar.

AMS erhöht Lehrstellenförderung

Volksbank trotz Corona mit gutem Ergebnis Die Volksbank Steiermark verzeichnet eine schwarze Null beim Jahresergebnis 2020. Schlüsselfaktoren sind hier hohe Pauschalwertberichtigungen, die wegen umfangreicher Vorsorgen für die COVID-19 Auswirkungen gebildet wurden. Insgesamt wurde die Krise gut gemanagt, dies sowohl mit Blick auf Kreditausfälle wie auch hinsichtlich der Digitalisierungskompetenz der Mitarbeiter sowie neuen Formen der Zusammenarbeit. Vorstandsvorsitzende Regina Ovesny-Straka: „Die Bank steht auf soliden Füßen und ist für die aktuellen Kundenbedürfnisse gut gerüstet. Wir werden unsere Kunden als verlässlicher Partner durch diese Pandemie und den folgenden Aufschwung begleiten. Wir blicken daher optimistisch in die Zukunft.“

Steirische Unternehmen können ab April 2021 für die Lehrausbildung von Personen über 18 im 1. Lehrjahr einen Förderbetrag von 900 Euro monatlich erhalten, im 2. Lehrjahr sind 500 Euro möglich. Die Erhöhung der Förderung ist bis Ende des Jahres befristet. Basis dieser Erhöhung ist ein gemeinsamer einstimmiger Beschluss des sozialpartnerschaftlich besetzten Landesdirektoriums des AMS Steiermark, bestehend aus der LGF – Karl-Heinz Snobe und Christina Lind – sowie Vertretern von AK (Birgit Markaritzer), Gewerkschaftsbund (Herbert Perhab), IV (Katharina Huber) und WKO (Ewald Verhounig). Damit setzen das AMS und die steirischen Sozialpartner gemeinsam ein starkes Signal zur Förderung der betrieblichen Lehrausbildung.

Neuer Landesnaturschutzbeauftragter

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Mit 1. April dieses Jahres wurde eine zentrale Stelle im steirischen Naturschutz neu besetzt: Christian Mairhuber tritt die Funktion als neuer Landesnaturschutzbeauftragter an. „Ein ausgewiesener Experte mit langjähriger Erfahrung verstärkt nun das Team im Naturschutzreferat“, freut sich Landesrätin Ursula Lackner. Während der Tätigkeit als Bezirksnaturschutzbeauftragter in Liezen und später im steirischen Zentralraum sowie als Amtssachverständiger hat sich der leidenschaftliche Biologe Mairhuber breite Anerkennung erarbeitet. Als erste Ansprechperson vor Ort bestens mit den unterschiedlichen Spannungsfeldern des Naturschutzes vertraut, folgt nun eine neue Herausforderung.

Fotos: Land Steiermark / Purgstaller, Photo Eisenberger, Volksbank Steiermark AG, Foto Freisinger, istockphoto

Leoben goes Live Congress

Durch Corona erhöhen sich seit 2020 das Gesundheitsbewusstsein und der Bedarf nach privater Vorsorge. Die Wiener Städtische punktet mit modernen Vorsorgelösungen und digitalen Services. Die größte Gesundheits- und Wirtschaftskrise der letzten Jahrzehnte hat den Trend zur individuellen Gesundheitsvorsorge weiter verstärkt. „Es sind vor allem drei Gründe, die Kunden für sich und ihre Familien eine private Gesundheitsvorsorge abschließen lassen: der Wunsch nach flexiblen Arzt-Terminen, dass sich die Ärztin und der Arzt mehr Zeit für die Patientin bzw. den Patienten nimmt und die Absicherung steigender Selbstbehalte“, so Michael Witsch, Landesdirektor der Wiener Städtischen in der Steiermark.


Kurz & News

VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark 2021 „Aufbruch in der Mobilität“ ist das Motto des diesjährigen VCÖMobilitätspreises Steiermark, der von Landesverkehrsreferent Anton Lang, dem VCÖ und den ÖBB gestartet wurde. Die Coronakrise hat zahlreiche Entwicklungen beschleunigt, wie Videokonferenzen statt Geschäftsreisen, Home Office und mehr Radverkehr. Zudem nimmt die E-Mobilität Fahrt auf − sowohl im privaten Bereich als auch bei neuen Angeboten wie Sharing und neuen Mobilitätsdienstleistungen. Deshalb sind beim VCÖ-Mobilitätspreis Steiermark heuer Projekte und Konzepte gesucht, die zeigen, wie die Mobilität in Zukunft klimafreundlicher, gesünder und platzsparender sein kann. Einreichunterlagen und Informationen zum VCÖMobilitätspreis Steiermark gibt es unter www.vcoe.at.

AK-Steuerspartage werden verschoben

Aufgrund der geltenden Corona-Bestimmungen muss die AK Steiermark ihre „Steuerspartage“ verschieben. Von 3. bis 21. Mai hätten die Experten der AK zum Beratungen zum Steuerausgleich, also der Arbeitnehmerveranlagung, anbieten sollen. „Doch aufgrund der geltenden COVID-19-Bestimmungen ist eine Durchführung der ‚Steuerspartage‘ derzeit leider nicht möglich“, bedauert AK-Steuerexperte Bernhard Koller. Die „Steuerspartage“ werden jedoch nicht abgesagt, sondern auf den Herbst verschoben. Die genauen Termine werden noch bekanntgegeben. Koller betont, dass bei der Arbeitnehmerveranlagung keine Eile besteht. Wer Fragen dazu hat, kann sich jederzeit telefonisch unter 057799-2507 oder per E-Mail an steuer@akstmk.at an ihn und sein Team wenden.

Krauthäuptel-Bauern setzen auf Humusaufbau Rechtzeitig zum Saison-Auftakt bieten die Bauern erstmals den fein-zarten Grazer Krauthäuptel als ausgezeichneten Wasserschutz-Salat an. „Die Humusvermehrung, das Fördern der so wichtigen Bodenfruchtbarkeit und des vielfältigen Bodenlebens, sind für die Wasserschutz-Bauern gelebte Praxis“, unterstreicht LK-Vizepräs. Maria Pein, die den ausgezeichneten Gemüsebauern zu ihrer Initiative gratuliert. LR Johann Seitinger hebt die Frische des Grazer Krauthäuptels hervor: „Der Grazer Krauthäuptel steht sinnbildlich für saisonalen und regionalen Genuss. Er ist der sehnsüchtig erwartete Frühjahrsgruß von unseren Feldern. Durch die kurzen Transportwege schont er unsere Umwelt und kommt besonders frisch auf den Tisch.“

Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen!

Fotos: Danner / LK, Land Steiermark,, Jürgen Nagl / AMS

Mehr als 300 arbeitsuchende Personen wagten 2020 während der Coronakrise mit Unterstützung des AMS Steiermark-Programms UGP den Sprung in die Selbstständigkeit. Eine davon ist Michaela Funkl: „Meine Entscheidung, mich als Texterin selbstständig zu machen, ist nur kurze Zeit vor Ausbruch der Pandemie gefallen.“ Sie unterstützt heute Unternehmen im B2B-Bereich bei der Marktkommunikation. „Die praxisnahe Beratung im UGP hat mir während der COVID-19-Situation die Gewissheit gegeben, mein Vorhaben auf solide Beine zu stellen. Auch die Möglichkeit, sich mit anderen Neugründenden vernetzen zu können, war hilfreich. Die Erfahrungen, die ich aus dem UGP mitnehmen konnte, möchte ich nicht mehr missen.“

© Foto Fischer

Ideen fürs Gründen mit dem AMS

Vorbeugen ist besser als Nachsorgen! Jeder in die Prävention investierte Euro kann ein längeres gesundes Leben bedeuten. Das lohnt sich vor allem für die Versicherten, aber auch für das gesamte Gesundheitssystem. Wir haben deshalb viele verschiedene Präventions-Maßnahmen für unsere Kunden, die Selbstständigen Österreichs, im Programm – und unterstützen wie in den Vorjahren die Initiative „fit im job“ für deren Mitarbeiter. KommR Johann Lampl Vorsitzender der Sozialversicherung der Selbständigen Landesstelle Steiermark

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Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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it Annalena Baebock ziehen die Grünen in Deutschland zum ersten Mal mit einer Frau als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf. 1980 geboren und aufgewachsen auf einem Bauernhof, allerdings ohne Bauern, mit einer Mutter als Sozialpädagogin und einem Vater als Ingenieur. Ihr Aufstieg und Erfolg gleicht der Bilderbuchkarriere, die dem Lebenslauf fast aller heutigen Politiker und Politikerinnen entspricht. Wie in so vielen dieser Erfolgsgeschichten begann sie als Assistentin und Büroleiterin einer EU-Abgeordneten. Vertreter anderer Parteien engagierten sich bereits früher in Jugend- und Studentenorganisationen, bevor sie den mühsamen Aufstieg und Marsch durch die Institutionen fortsetzten. Die genauen Lebensläufe aller Kanzlerkandidaten sind im Internet abrufbar, austauschbar mit jenen anderer politisch »Erfolgreichen«. Man arbeitet sich quer und hoch, zuerst im kleineren Kreis, der wird langsam größer, bis man endlich in einem Stadtparlament, Landtag und später im Bundestag

Austauschbare Politbeamte mit Pensionsberechtigung

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ankommt. Geduld, maßvolle Wortmeldungen zur rechten Zeit, die richtigen, unterstützenden Mitkämpfer und ein wirkungsvolles Netzwerk vor allem der Eltern sind ausschlaggebend. Nicht alle schaffen es in Regierungspositionen, aber irgendwann erreichen sie das Pensionsalter, ohne auch nur einen einzigen Tag in der Privatwirtschaft gearbeitet zu haben und ohne mit den Problemen eines finanziell ungesicherten Daseins konfrontiert zu werden. Im Grunde genommen beginnt ihre Pensionierung mit dem ersten Tag des mit Steuergeldern bezahlten politischen Jobs. Scheitern sie mit dem einen, findet sich ein anderer Posten im System. Geht eine Wahl verloren und man scheidet aus als Abgeordneter, ergeben sich andere Lösungen. Keiner wird zurückgelassen. Die Wenigen, die Regierungsverantwortung erreichen, treffen Entscheidungen, die all jene betreffen, die unter völlig anderen Umständen leben oder versuchen zu überleben. Der Alltagskampf um Arbeit, die oft peinlichen und verzweifelten Bewerbungsgespräche, die Konkurrenz am Arbeitsplatz, das Scheitern in einer industriellen Wettbewerbsgesellschaft, all das bleibt ihnen ein Leben lang erspart. Es fehlen ihnen die Erlebnisse, die Erfahrungen, sowohl die positiven als auch negativen. Sie verstehen es nicht, sie verstehen uns nicht und wir verstehen sie immer weniger. Armin Laschet von der CDU zog schon als 18-Jähriger in den Aachener Stadtrat ein. Als er dieses Amt ein paar Jahre später durch eine Wahl verlor, versorgte ihn die Partei mit einem Mandat im EU-Parlament; und es ging weiter, immer weiter nach oben. Auch seine Karriere wie aus dem fiktiven Lehrbuch »Wie wird man ein erfolgreicher Politiker«. Markus Söder schloss sich sehr früh der »Jungen Union« an, einer Vorfeldorganisation von CDU/CSU mit nahezu garantierten Aufstiegschancen, wenn man sich nicht bei irgendeiner Blödheit erwischen lässt. Später war Söder Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes Nürnberg-West und all die nächsten, logischen Sprossen der politischen Leiter sind in seiner Biogra-

fie nachlesbar. Olaf Scholz trat schon als Gymnasiast in die SPD ein und war 1982 bis 1988 stellvertretender Juso-Bundesvorsitzender. Und von nun an ging’s stetig bergauf, der Kreis, das Land, die Stadt, der Staat, Parteivorstand, Parteivorsitzender – als würde er auf einer Rolltreppe langsam sich nach oben bewegen, ohne einen Schritt machen zu müssen. Christian Lindner, Spitzenkandidat der FDP, wurde bereits als 16-Jähriger Mitglied der Partei und nach wenig überraschendem Aufstieg zum Vorsitzenden der »Jungen Liberalen« zog er als jüngster Abgeordneter mit 21 Jahren in den Landtag von Nordrhein-Westfalen, dann kam ein Kreis-, ein Bezirks-, ein Landesverband und endlich der Bundestag. Alles ähnliche Karrieren braver Parteisoldaten und -soldatinnen. Als Schmierseife im politischen Getriebe schwimmen sie nach oben wie die Fettaugen auf der Rindsuppe. Erfolgreiche Manager, Wissenschaftler, Intellektuelle und Künstler sind unter Politikern kaum mehr zu finden. Wie eine Sekte bleiben sie unter sich, rekrutieren aus den eigenen Reihen und verschließen Karrieren den »Outsider«. Politik ist Gewohnheitstraining geworden. Das Zahnrad wird widerstandslos zurecht geschliffen, bis es sich lautlos in der richtin gen Richtung im System dreht.

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Barbara Eibinger-Miedl

Die steirische Wirtschaft steht auf einem guten Fundament ie Coronakrise war in Österreich – so wie in allen anderen Regionen der Welt – im vergangenen Jahr das bestimmende Thema. Die Pandemie hat auch in der Steiermark im Frühjahr abrupt zu einer Vollbremsung der Wirtschaft geführt, die davor in unserem Bundesland sehr positiv gelaufen war. Zahlreiche Branchen sind seither von den Auswirkungen massiv betroffen. Dabei sind sich die Wirtschaftsforscherinnen und -forscher einig, dass die Folgen von Corona noch länger zu spüren sein werden.

Unmittelbare Auswirkungen am Beispiel verschiedenster Kennzahlen Während die Steiermark im Jahr 2019 mit einem realen Zuwachs des Bruttoregionalproduktes von 2 Prozent den höchsten Wert aller Bundesländer verzeichnen konnte, gehen Schätzungen für das Jahr 2020 der Bank Austria vom Dezember 2020 von einem Rückgang in der Höhe von 8,5 Prozent aus. Nach einem Wachstum von 1,4 Prozent im Jahr 2019, brach 2020 das österreichische Bruttoinlandsprodukt laut Statistik Austria um 6,6 Prozent ein. Damit fällt der Rückgang der Wirtschaftsleistung 2020 deutlich höher aus als während der Finanzkrise. Laut aktuellen nationalen und internationalen Schätzungen wird für das reale österreichische Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 ein Zuwachs in einer Bandbreite von 1,5 bis 3,5 Prozent erwartet. Für das Jahr 2022 soll der Zuwachs deutlich höher ausfallen und im Intervall 4 bis 5,7 Prozent liegen. Im Bereich des Exports war die Steiermark im ersten Halbjahr 2020 das am stärksten betroffene Bundesland Österreichs. Bei der Wareneinfuhr war ein Rückgang von 18,2 Prozent zu verzeichnen, die Warenexporte der Steiermark brachen im ersten Halbjahr 2020 um mehr als ein Fünftel ein. Damit betrug die Warenhandelsbilanz der Steiermark rund 2,2 Milliarden Euro und fiel damit um 33,4 Prozent niedriger als im ersten Halbjahr 2019 aus. Dieser massive Abwärtstrend in der Wirtschaft wirkte sich auch unmittelbar auf den steirischen Arbeitsmarkt aus. Im Bereich der Beschäftigungsentwicklung war ein Rückgang von 11.200 auf rund 509.200 unselbstständig Aktivbeschäftigte zu verzeichnen. Dabei waren sowohl Männer (-2,3 Prozent) als auch Frauen (-1,9 Prozent) vom Beschäftigungsrückgang in der Steiermark stark betroffen. Im Jahresdurchschnitt stieg die Zahl der als arbeitslos vorgemerkten Personen um 41,3 Prozent auf einen Durchschnittsbestand von 48.100. Damit stieg die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt deutlich von 6,0 Prozent auf 8,5 Prozent. Österreichweit war die Arbeitslosigkeit mit 10,2 Prozent noch höher. Dabei verzeichnete die Lehre in der Steiermark trotz Pandemie ein geringeres Minus als erwartet. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Unternehmensgründungen. Dem Trend, sein eigener Chef zu werden, hat auch das Coronakrisenjahr keinen Abbruch getan. So wurden im Jahr 2020 4.487 Unternehmen in der Steiermark gegründet, inklusive der Personenbetreuung waren es sogar 5.918. Damit haben sich im Schnitt zwölf Steirerinnen und Steirer pro Tag selbständig gemacht. Gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 ist das ein Plus von 2,4 Prozent. Hingegen zählt der Tourismus zu den am stärksten von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffenen Branchen. Dies wird etwa an den Gäste- und Nächtigungszahlen des Jahres 2020 deutlich. Gegenüber den Rekordwerten von 2019 sank die Zahl der Gäste im vergangenen Jahr um über 32 Prozent von vier Millionen auf 2,9 Millionen, jene der Nächtigungen um 25 Prozent von 13,3 auf 10 Millionen. Mittelbare Auswirkungen, die sich erst in den kommenden Jahren quantifizieren lassen Die temporäre Schließung des stationären Handels hat zu einer noch stärkeren Dynamik des Onlinehandels geführt, die sich auf einzelne Unternehmen sehr unterschiedlich ausgewirkt hat: Wer schon vor der Krise auf die Möglichkeiten des Onlinehandels gesetzt und dahingehend investiert hatte, konnte Umsatzausfälle während der Handelsschließungen naturgemäß leichter kompensieren als jene Unternehmen, die rein vom stationären Handel abhängig sind. Wie sich der Trend zum Onlinekauf nachhaltig auf den

Barbara Eibinger-Miedl skizziert im aktuellen Fazitessay, wie die Steiermark nach der Coronakrise zurück auf einen Kurs des Wachstums geführt werden soll.

Foto: Lunghammer

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MMag. Barbara Eibinger-Miedl, geboren 1980 in Graz, ist seit 2017 als Landesrätin Mitglied der Steirischen Landesregierung. Aktuell für die Ressorts Wirtschaft, Tourismus, Regionen, Wissenschaft und Forschung. fb.com/barbaraeibingermiedl

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Die steirische Wirtschaft steht auf einem guten Fundament

Der abrupte Abbruch der Reisetätigkeit, aber auch der Einbruch im Warenverkehr haben aufgezeigt, wie abhängig international vernetzte Wirtschafts- und Produktionsstätten voneinander sind.

heimischen Handel auswirken wird, ist noch nicht absehbar. Dies ist Gegenstand von Forschungsprojekten, die auch vom Land Steiermark unterstützt werden. Ebenfalls schwer einzuschätzen ist, ob und wann die internationale Reisetätigkeit wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird. Das wirkt sich nicht nur unmittelbar auf den Tourismus, sondern auch auf die internationale Geschäftstätigkeit sowie auf die Wissenschaft und Forschung aus. Corona befeuerte die Nutzung digitaler Plattformen, die neben dem Handel auch die Kommunikation, Zusammenarbeit und den Wissensaustausch verändern werden. Generell ist davon auszugehen, dass die Nutzung von Onlineplattformen zur Kommunikation die berufliche Reisetätigkeit national und international in Teilen kompensieren wird. Dies kann erfreuliche Auswirkungen, etwa für unsere Umwelt haben, aber auch zu massiven Umsatzverlusten von Industriesparten führen. So ist davon auszugehen, dass die derzeitige Wirtschaftskrise den Flugsektor deutlich länger beeinträchtigen wird als andere Branchen. Für die Industrie stellt die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten eine der größten Herausforderungen im Zuge der Coronakrise dar. Der abrupte Abbruch der Reisetätigkeit, aber auch der Einbruch im Warenverkehr haben aufgezeigt, wie abhängig international vernetzte Wirtschafts- und Produktionsstätten voneinander sind. Innerhalb der Europäischen Union gibt es daher Überlegungen und Bestrebungen, durch die Neugestaltung von Lieferketten und die Ansiedelung oder Verlagerung von Zulieferbetrieben wieder mehr Unabhängigkeit in einzelnen Branchen (z.B. in der Pharmaproduktion) zu erreichen. Wie nachhaltig und erfolgreich diese Bestrebungen sein werden, werden die nächsten Jahre zeigen.

Umfangreiche Hilfsmaßnahmen Die Bewältigung dieser unmittelbaren und mittelbaren Folgewirkungen der Krise stellt die öffentlichen Haushalte auf EU-, Bundes- und Landesebene vor große Herausforderungen. So hat die Bundesregierung zur Bekämpfung der Krise sehr rasch umfangreiche Maßnahmenpakete verabschiedet, die von steirischer Seite mitgetragen und unterstützt wurden. Dazu zählen der Härtefallfonds des Bundes, der Fixkostenzuschuss I und II, ein Covid-Startup-Hilfsfonds, ein Veranstalterschutzschirm, ein umfassendes Garantiepaket für Überbrückungskredite, der Lockdownumsatzersatz, ein Verlustersatz, die Corona-Kurzarbeit, eine Covid19-Investitionsprämie sowie der Corona-Ausfallsbonus. In Summe sind durch diese Maßnahmen bis Anfang März 2021 rund 2,3 Milliarden Euro in die Steiermark geflossen. Dabei haben wir seitens des Landes Steiermark stets darauf geachtet, diese Maßnahmen konstruktiv zu begleiten und entsprechende Verbesserungen und Ausweitungen zu erzielen. Dies ist vielfach gelungen, etwa bei der Ausweitung der Anspruchsberechtigten für den Härtefallfonds, den Hilfsfonds und den Fixkostenzuschuss. Gleichzeitig hat die Landesregierung – aufbauend auf den Maßnahmen des Bundes - entsprechende Hilfspakete geschnürt und umgesetzt. Dazu zählen ein Hilfspaket für Wirtschafts- und Tourismusbetriebe, Unterstützungsmaßnahmen für betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durch neue Stiftungen, ein umfangreiches Gemeindepaket sowie diverse Unterstützungsmaßnahmen für Kulturbetriebe oder Sportorganisationen. Die von der Landesregierung in einem ersten Schritt im April 2020 beschlossenen Hilfsmaßnahmen hatten das Ziel, die ökonomische Situation der Unternehmen bestmöglich zu stabilisieren und konzentrierten sich auf die Bezuschussung von Zinsen für Überbrückungskredite für Wirtschaft und Tourismus, die Förderung von im Zuge der Covid-19-Krise geschaffenen Telearbeitsplätzen sowie die Unterstützung von Unternehmen durch einen Härtefallfonds des Landes, für jene Fälle, die vom Härtefallfonds des Bundes nicht abgedeckt werden Ein Konjunkturprogramm für die Steiermark Ebenso wichtig wie die Maßnahmen zur Soforthilfe waren und sind aber Impulse zur Konjunkturbelebung. Daher wurde bereits im Sommer des Jahres 2020 damit begonnen, ein umfassendes Programm zur Konjunkturbelebung und Bewältigung der Wirtschaftskrise für die Jahre 2021 bis 2023 zu erarbeiten. Die darin ausgearbeiteten Maßnahmen konzentrieren sich auf die Umsetzung der Schwerpunktbereiche »Green Deal und Nachhaltigkeit« sowie der »Digitalisierung« in der steirischen Wirtschaft. Dabei fokussiert sich das weiß-grüne Konjunkturprogramm auf sieben Schwerpunkte:

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1. Investitionen in Wirtschaft und Tourismus 2. Offensive im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz 3. Eine verstärkte Digitalisierungsoffensive


Essay von Barbara Eibinger-Miedl

4. Ankurbelung der Exportwirtschaft 5. Stärkung der regionalen Wirtschaft und der Ortskerne 6. Unterstützung neuer und vor allem innovativer Unternehmen (»Startupmark«) 7. Ein umfgangreiches Expansionsprogramm für forschungsnahe Infrastruktur

Mit der »Startupmark« werden alle bestehenden Initiativen zur Unterstützung, Betreuung und Förderung von Unternehmensgründungen unter einem Dach vereint, wodurch deren Wirkung erhöht wird. Parallel dazu wollen wir die Zahl innovativer StartUps weiter anheben. Dazu werden die Unterstützungs- und Förderungsprogramme für Start-Ups speziell in den Bereichen Digitalisierung und Green Deal ausgebaut und wir setzen gezielt auf Beteiligungsmodelle, bei denen wir mit privaten Kapitalgebern zusammenarbeiten. Zusätzlich errichten wir neue Gründer- und Impulszentren an der Meduni Graz, der Universität Graz, an der FH Kapfenberg und an der TU Graz. Für die kommenden Jahre ist darüber hinaus die Errichtung von 2-3 zusätzlichen Impulszentren vorgesehen. Die Steiermark hat ihren Spitzenplatz unter den forschungs- und entwicklungsstärksten Regionen Europas zu einem großen Teil ihren universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und deren Kooperation mit Wirtschaft und Industrie zu verdanken. Forschungsnahe Infrastrukturen – darunter fallen unsere 25 steirischen Comet-Zentren, Impulszentren für innovationsorientierte StartUps, die landeseigene Forschungsgesellschaft Joanneum-Research und seit einigen Jahren das neu gegründete Spitzenforschungszentrum für Mikroelektronik, Silicon Austria Labs, – sind ein wichtiges Fundament für den Erfolg unserer Wirtschaft und für den steirischen Arbeitsmarkt. Daher soll dieses Angebot in den kommenden Jahren schrittweise ausgebaut werden. Geplant ist die Errichtung mehrerer neuer Impulszentren, um die Gründung und Expansion forschungsnaher Spin-Offs und innovativer Start-Ups zu fördern und zu begleiten. Darüber hinaus wird Silicon Austria Labs mit seinem Headquarter in Graz weiter ausgebaut und auch die Erweiterung der steirischen Comet-Zentren und -Projekte vorangetrieben. Die Steiermark wird damit ihren Platz als Österreichs Nr. 1 bei Forschung, Entwicklung und Innovation stärken und ausbauen. Belebung des Arbeitsmarktes Eine weitere und wesentliche Herausforderung stellt die Belebung des Arbeitsmarktes dar. Einerseits ist die Arbeitslosigkeit in Österreich und somit auch in der Steiermark im Zuge der Coronakrise auf ein Rekordniveau geklettert. Zur gleichen Zeit hat sich der Fachkräftemangel, unter dem heimische Betriebe aller Sparten seit Jahren leiden, sogar noch verschärft. Unsere Anstrengungen, um Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten werden sich in den nächsten Jahren noch viel mehr auf den Bereich der Bedarfsorientierung und der zielgerichteten Aus- und Weiterbildung konzentrieren müssen. Dazu braucht es eine noch viel engere Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, die zur Lösung dieses Problems einen Beitrag leisten können. Für den Standort Steiermark ist die Frage der »Human Resources« schon lange zum kritischen Erfolgsfaktor geworden. Dementsprechend müssen sich auch unsere Anstrengungen intensivieren. Zweifelsohne hat die Coronakrise die steirische Wirtschaft, den Tourismus und den Arbeitsmarkt hart getroffen. Aber die Steiermark, als Heimat mutiger Unternehmerinnen und Unternehmer, stemmt sich unermüdlich gegen diese Krise. Denn was im Jahr 2020 ebenfalls sichtbar war, ist das starke Fundament auf dem unser Land in Wirtschaft, Wissenschaft und Arbeitsmarkt steht. Erfreulicherweise lässt sich aufgrund der bisherigen Erfahrungen feststellen, dass die steirische Wirtschaft auch in Zeiten der Corona-Pandemie investitionswillig ist. So wurden im Jahr 2020 im Tourismus 145 Investitionsprojekte mit einer Gesamtinvestitionssumme von 127,3 Millionen Euro bearbeitet. Im Bereich der Wirtschaft konnten 103 Großprojekte mit einer Gesamtinvestitionssumme von 591 Millionen Euro unterstützt werden. Diese Basis wird gemeinsam mit massiven Anstrengungen der Wirtschaft und der Öffentlichen Hand dazu beitragen, die Steiermark aus der Krise zurück auf einen Kurs des Wachstums zu führen. n

Zweifelsohne hat die Coronakrise die steirische Wirtschaft, den Tourismus und den Arbeitsmarkt hart getroffen. Aber die Steiermark, als Heimat mutiger Unternehmerinnen und Unternehmer, stemmt sich unermüdlich gegen diese Krise.

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Hilda Maria Pasch wurde am 13. Oktober 1951 in Graz geboren, besuchte die Nibelungen- und die Kronesschule und absolvierte eine kaufmännische Lehre zunächst in der Kosmetik-, dann in der Textilbranche und arbeitete ab 1970 bei Schiebel&Hütner zunächst als Angestellte, von 1989 bis 2009 als Chefin. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Pasch malt seit 40 Jahren, ist Mitglied im »Künstlerbund Graz« und betreibt in der Leonharstraße 89 die »Kleine Malwerkstatt«.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Hilda M. Pasch Fotografiert von Heimo Binder

Eine kleine Malwerkstatt N

eulich in der Leonhardstraße. Stadteinwärts, Höhe Reiterkaserne, rechte Seite. »Kleine Malwerkstatt« steht in kleiner Schrift auf einem kleinen Geschäftslokal, drinnen steht eine kleine Frau. An der Glastür hängt ein Schild: »Zu Malzeiten geöffnet«. Das sind genug Gründe für eine Begegnung, befinde ich und trete ein. »Das ist eine Begegnung«, sagt Hilda Pasch, als ich mich erkläre, und hält mir ein Bild hin. Ich erkenne Kreuze, zumindest drei, ein Aquarell mit Abdecktechnik, ein christliches Motiv? Golgotha, die Schädelstätte, wo die Kreuzigung stattgefunden haben soll? Wer begegnet sich, die Männer auf den Kreuzen? War das Leben des Brian blasphemisch oder aufklärerisch? Die Synapsen schlagen Funken, Assoziationen überschlagen sich; hätte der kürzlich verstorbene Kollege Wolfgang Sotill als Israelspezialist Bescheid gewußt und weiß er jetzt, ob es Gott gibt? All das findet in Millisekundenschnelle statt und zeigt wieder einmal, was Kunst bewirken kann. Es geht immer um alles. »Vor der Kunst bin ich nie sicher«, steht in einem Folder von Hilda Pasch über die Kleine Malwerkstatt, die ihr in erster Linie als Atelier für sich selbst dient, wo sie aber auch zumeist einmal in der Woche Malkurse abhält. Denn die ursprüngliche Autodidaktin ist nach unzähligen Kursen bei Künstlern und als langjähriges Mitglied im »Künstlerbund Graz« technisch hochversiert und kann mit Kaltnadelradierungen genauso umgehen wie mit neuartiger Tintografiktechnik aus der Autoindustrie. Sie legt aber viel Wert darauf, die Kursteilnehmer nicht zu überfordern, sondern Sicherheit und Routine im Umgang mit Technik und Farbe zu vermitteln: »Dann erst ist man in der Lage, sich auf ein Motiv einzulassen, in seinem Werk voll und ganz aufzugehen und sich mit jedem Bild selbst zu überraschen.« Hilda Pasch malt schon seit mehr als 40 Jahren, seit elf Jahren aber konsequent und täglich – seit sie das Atelier gemietet hat. Das nur zufällig ein Geschäftslokal ist, in dem sie ihre buchstäblich unzähligen Arbeiten lagert. Der Verkauf sei gar nicht ihr Ziel sagt sie, und das hängt wahrscheinlich mit ihrem vorigen Leben zusammen. So mancher Grazer erinnert sich noch an das alteingesessene Bekleidungsfachgeschäft für Herren- und

Damenwäsche, Hemden und Pyjamas, »Schiebel & Hütner« in der Girardigasse mit einem zweiten Eingang in der Gleisdorfergasse, das es von 1927 bis 2009 gab. Zu diesem Zeitpunkt hörte Hilda Pasch eineinhalb Jahre vor ihrer Pensionsberechtigung wegen einer schweren Erkrankung nämlich auf, dieses Geschäft weiterzubetreiben. Heute ist sie Zeitzeugin einer Epoche in der Geschäftswelt, die es in dieser Art und Form nicht mehr gibt. Nach der Schulzeit begann sie eine kaufmännische Lehre im Kosmetikgeschäft Muzza von Maria Brühl, der ersten Frau von Kurt Brühl, dessen Kleidermodengeschäft es heute noch gibt. Bei Muzza verkehrte vor allem die damals sogenannte Haute Volee von Graz, durchwegs Geschäftsleute von heute ungewöhnlich hoch anmutendem sozialen Rang und deren oftmals sehr verwöhnte Kinder. Das waren die 1960er Jahre der »Halbstarken«, als Jochen Rindt und Freunde sich noch Autorennen in der Stadt liefern durften. Einfach und direkt gestaltete sich damals auch die Rekrutierung von Personal. So wurde Hilda Pasch beim Friseur von einer gewissen Frau Heitzmann, die bei Schiebel&Hütner arbeitete angesprochen, ob sie nicht zu ihr wechseln wolle: »Statt 250 Schilling sollte ich plötzlich 1.800 Schilling verdienen.« So wechselte die junge Hilda von der Kosmetik- in die Bekleidungsbranche, was damals ziemlich unüblich war und Ärger mit den Eltern garantierte. Fortan bestimmten Wäsche von Mäser und Hemden von Amann und Gloriette ihren Berufsalltag. Nach Heirat und Karenzunterbrechungen für die zwei Töchter konnte sie 1989 das Geschäft übernehmen und führte es 20 Jahre lang weiter bis zur Erkrankung 2009, die heute endgültig überstanden ist. Die Kunst im Hintergrund drängte in den Vordergrund und führte über so manch verschlungenen Umweg zu diesem neuen Geschäftslokal bzw. Atelier in der Leonhardstraße, in dem ich als Lebenstourist einer Frau begegne, die im eigenen Leben anwesend ist. So wie die Schriftstellerin Susan Sontag gemeint hat, sie schreibe nur, um herauszufinden, was sie denkt, sagt die Grazerin über ihr Malen: »Man lernt sich dabei selbst kennen.« Das ist schon eine Begegnung wert. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Digitale Müdigkeit der Digital Natives Ein Hilfeschrei der Generation Z

Ein Gespräch von Carola Payer mit Nike Payer, Maturantin und Fotografin sowie ihren Freunden Victoria Kogler, Bastian Knapp, Sophia Krasser und Lara Rainer

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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D

ie Coronakrise und vor allem der letzte Lockdown ohne Perspektive für Normalität hat den Alltag von Kindern und Jugendlichen drastisch verändert. Wie groß die Belastung für junge Menschen ist und wie sehr sie sich auf die jugendliche Psyche auswirkt, haben wir mit Nike Payer, Maturantin an der Ortweinschule Graz, und einigen ihrer Freunde diskutiert. Der Kontakt mit Freundinnen und Freunden, der soziale Austausch mit Gleichaltrigen und der regelmäßige Schulbesuch sind wichtige Elemente für Jugendliche und der psychischen wie psychosozialen Gesundheit von jungen Menschen. »Ein längerer Ausschluss aus diesen Lern- und Erfahrungsräumen schädigt Kinder und Jugendliche in ihrer kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung und hinterlässt Spuren, die schon jetzt sichtbar sind und sich auch für längere Zeit nach der Aufhebung der Restriktionen zeigen werden«, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, deren Vizepräsidentin Kathrin Sevecke ist.

Belastungen im Home Schooling Nike Payer: »Man nimmt weniger auf und der Lerneffekt ist nicht so wie im Präsenzunterricht. Es ist schwieriger, zuzuhören. Es ist sehr monoton, andauernd auf den Bildschirm zu starren. Die Augen trocknen aus und es ist so ermüdend. Auch der normale Schulweg geht mir ab. Der Überblick über Aufgaben geht verloren. Die Lehrer wollen jetzt alles nur mehr digital und keine Handschrift. Ich brauche, um gut zu lernen, alle Lernformen. Ich lerne zum Beispiel gut durch Schreiben. Das Nachfragen virtuell ist sehr mühsam und man verliert einfach die Lust. Für mich ist das Lernen so nicht effektiv. Die Klasse ist meistens ja via Teams stummgeschaltet. In der Schule kann man immer auch den Nachbarn mal fragen, wenn man etwas ungenau verstanden hat. Man hört und versteht die Lehrer schlecht. Das ist vor allem dann der Fall, wenn ein Teil im Präsenzunterricht ist und der andere Teil dann zu Hause sitzt. Die Mitarbeit wird auch nicht so wahrgenommen. Oft wird mir einfach während des Unterrichts langweilig und man verfällt sehr leicht in eine depressive oder verlorene Stimmung.« Sophia Krasser: »Psychisch ist es für mich auch ein Auf und Ab. Ich habe gewisse Tage, da will ich nichts machen und mit keinem reden.« Nike Payer: »Ich habe das Gefühl, dass die Vorbereitung auf die Matura nicht optimal ist. Das Tragen von Masken trotz Test ist für mich nicht sinnvoll. Sogar bei den Schularbeiten muss man diese stundenlang tragen. Das hemmt extrem die Konzentration!« Lara Rainer: »Das ständige Sitzen am Computer hat bei mir Einschlafstörungen verursacht. Ich kann mich schon schwer im Präsenzunterricht konzentrieren, da fällt mir der Onlineunterricht gleich noch viel schwerer. Es herrscht immer eine Ungewissheit und es fehlt ein gutes System, mit dem man Lehrinhalte wirklich effektiv online vermitteln kann.« Den Unterricht erlebt Nike Payer eher als sehr monoton: »Es beschränkt sich auf das Hörbare. Vieles wird einfach heruntergeredet.« Bastian Knapp empfindet die Aufgabenvorgaben oft als unrealistisch. Nike Payer: »Die Lehrer versuchen jetzt den Unterricht etwas interessanter zu gestalten. Das Bemühen steigt. Da es schon zu lange dauert, erkennt man jetzt, dass die Lehrer uns mehr unterstützen und helfen möchten, anstatt uns zu überfordern und mit Aufgaben zuzumailen!« Victoria Kogler: »In meinem Fall war das große Problem, das mich echt Nerven gekostet hat, die schlechte Internetverbindung bei mir zu Hause,


Managementserie [39]

Nike Payer

Lara Rainer

Bastian Knapp

sodass man nur die Hälfte bis gar nichts vom Online-Unterricht mitbekommen hat. Auch das Lehrer nach fünf oder mehr Stunden Videokonferenzen von dir noch immer volle Aufmerksamkeit und Konzentration gefordert haben, finde ich nicht ok!«

Postive Effekte des Home Schoolings Nike Payer und Victoria Kogler finden die Möglichkeit, mehr Zeit für den Ausgleich zu haben, am positivsten. Nike Payer: »Da ich gerne Sport mache, investiere ich die Zeit dorthin. Man kann rausgehen, sich bewegen. Die Zeiteinteilung ist ganz eine andere, weil auch die Wegzeiten wegfallen. Wenn man am Vormittag alles erledigt hat, hat man den Nachmittag frei. Ich schätze jetzt vermehrt die Möglichkeit, wenn ich mit jemandem qualitative Zeit verbringen kann« Sophia Krasser: »Ich bin aber sehr viel selbstständiger geworden, weil ich nicht fünf Tage die Woche in der Schule bin und alles selbst einteilen muss.« Victoria Kogler: »Als Schülerin, der das Lernen ‚leicht‘ fällt, sehe das Home Schooling eigentlich als etwas Positives. Vor allem in meinem Fall, da ich nicht jede Woche nach Graz pendeln musste. Auch das eigene Einteilen der Zeit bringt sehr viele Vorteile mit sich.« Motivation hochhalten Sophia Krasser: »Meine letzte Motivation bekomme ich durch meinen Freund, meine Eltern und Ziele, die ich in der Zukunft erreichen will.« Nike Payer betont: »Es ist die Routine, die mich motiviert. Da bleibe ich halt dran. Es bringt mir nichts, wenn ich nicht im Online-Unterricht anwesend bin. Ich möchte was lernen und die Themen interessieren mich. Ich brauche den Stoff für die Matura oder eine gute Note. Ich stehe meistens sehr früh auf, schlafe auch um einiges mehr, betreibe regelmäßig Sport und be-

Victoria Kogler

Sophia Krasser

wege mich viel, damit mir die Decke nicht auf den Kopf fällt. Ich koche oft und mache auch Yoga zu Stabilisierung.« Jedoch fordert es sie, so viel Zeit zu Hause verbringen zu müssen: »Es ist einfach langweilig und man fühlt sich echt oft verloren. Die Zukunft ist sehr unberechenbar, nicht planbar. Man verliert sich in sich selbst. Man kann sich nicht austoben, mit Freunden treffen, Spaß haben. Keine Interaktion mit Freunde, Familie, Bekannten zu haben, tut was mit mir. Facetimen ist alles andere als eine Lösung! Es geht mir einfach zu viel das Leben ab – balance is the key. Psychisch ist der Anstrengungslevel für mich ganz ein anderer. Durch das ständige Alleinsein fängt man an, mit schlechten Dingen des Lebens zu kompensieren. Die Stimmung schwappt dann oft in die Depression über. Das macht mir schon Angst, wenn ich in die Zukunft schaue.« Bastian Knapp meint dazu: »Man darf nur ja nicht anfangen Serien zu schauen, das ist der Untergang!« Victoria Kogler: Ja, all die Ablenkungsmöglichkeiten, wie Handy, Internet … stellen einfach eine zu große Versuchung dar, der man meist nicht widerstehen kann. Lara Rainer: »Ja, man muss das Handy wirklich außer Reichweite haben.« Sophia Krasser: »Wichtig ist auch, nicht bis zu Mittag schlafen, sondern um die gewohnte Uhrzeit aufzustehen, Arbeitsaufträge direkt zu erledigen und nicht bis kurz vor Schluss hinauszögern.« Victoria Kogler: »Größte Motivation war das Spazierengehen zwischendurch.” Sophia Krasser: »Ich hätte lieber wieder Präsenzunterricht. Es ist mein letztes wirkliches Schuljahr und in diesem Jahr sehe ich meine Klassenkameraden kaum und wenn, nur einen Teil davon. Die Klassengemeinschaft hat sich extrem verschlechtert.« Victoria Kogler: »Man darf nur nicht an der Situation verzweifeln.« Nike Payer: »Bitte lasst uns wieder raus, wir wollen das Leben und die Jugend spüren!« n

»Bitte lasst uns wieder raus, wir wollen das Leben und die Jugend spüren!« NIKE PAYER

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Internettes

Digital in Graz unterwegs

Mit dem neuen Projekt »Digitales Graz« werden Amtswege und behördliche Erledigungen nun auch am Computer oder Smartphone möglich. Wir haben die jüngst präsentierte Webseite für Sie ausprobiert. Text von Christian Klepej

Fotos: Screenshot, Marija Kanizaj

S

eit Beginn dieses Jahrtausends hat sich in der Stadt Graz in Sachen »Bürgernähe« ungemein viel getan. Das Amtshaus als traditionell zentrale Anlaufstelle für alle notwendigen Anliegen der Grazerinnen und Grazer hat sich von einem Ort, mit dem vor allem lange Wartezeiten in Verbindung gebracht wurden, gar nicht allzulangsam, dafür umso sicherer zu einer echten »Servicestelle« weiterentwickelt. In der alle Arten von »Amtsgeschäften« professionell und meist, das zeigen eigene Erfahrungen, schnell und zufriedenstellend abgewickelt werden können. Denkt man etwa an die Ausstellung von Personalausweis oder Reisepass, die früher einmal durchaus als »Quartalsprojekt« angesehen werden konnte, und heute in wenigen Tagen über die Bühne geht.

Bürgernähe als weltweiter Trend Der steirischen Landeshauptstadt kam dabei natürlich auch der weltweite Trend entgegen, dass für moderne, demokratische Ge-

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sellschaften der wertschätzende Kontakt von Behörden mit ihren Bürgern immer wichtiger geworden ist. Man kann aber mit Fug sehr froh darüber sein, dass der Magistrat und die meisten dort Mitarbeitenden große Anstregungen angestellt haben, das aus früheren Zeiten bekannte Image des »Amtsschimmels« weitgehend abzulegen. Und dabei war und ist Graz in den letzten 15, 20 Jahren auch im inter- wie nationalen Vergleich flott und kreativ unterwegs. Vor kurzem wurde nun ein weiterer großer Schritt getan: Alle Schnittstellen, alle möglichen und denkbaren Aufgaben, die »die Stadt« (oder auch eine andere der Verwaltungsebenen) zu erfüllen hat, wurden im Projekt »Digitale Stadt« gebündelt und zentral aufrufbar auf einer neuen Webseite zugänglich gemacht. Über 18 Monate hat ein vor allem aus Magistratsmitarbeitern zusammengesetztes Team unter der Federführung von Verena Ennemoser, sie ist Chefin der Präsidialabteilung im Rathaus, und Walther


Internettes Nauta (Datenschutzbeauftragter) an dieser Webseite gearbeitet und sie nach einer mehrere Wochen dauernden Betaphase schlussendlich am 1. März dieses Jahres online geschaltet.

Ihre Amtswege von zuhause aus erledigen Ob Sie nun Ihren Hauptwohnsitz ändern wollen, ein Gewerbe anmelden oder eine Lenkerauskunft erteilen möchten, wenn es um Bauvorhaben, Gartengestaltung bzw. den Einspruch zum Flächenwidmungsplan geht, oder wenn Sie eine Kurzparkzonenausnahmegenehmigung bekommen wollen, in all diesen und zahlreichen anderen Fragen bzw. Themenbereichen, in denen Sie mit der Stadt in Dialog treten möchten, bietet Ihnen die Webseite einen raschen und informativen Überblick. Beziehungsweise können Sie mit den leicht auffindbaren Formularen gleich Ihren »virtuellen Amtsweg« beginnen. Auf der Startseite ist die »Digitale Stadt« in neun große Themenbereiche gegliedert: Kinderbetreuung und Schule, Soziales, Freizeit, Bauen, Gewerbe, Mobilität und Verkehr, Förderungen aller Art, Dokumente sowie Steuern und Abgaben. Zusätzlich finden Sie über eine bereitgestellte »Formularsuche« oder die Rubrik »Digitale Services« rasch und effizient eine Antwort auf Ihre Fragen und können eben in aller Regel sofort und an Ihrem Computer mit den »Behördengängen« beginnen. Hervorgehoben sei noch die Rubrik »Amtswege online«, die einen praktischen Überblick über die verschiedenen Amtswege bietet und – besonders in Corona-Zeiten, wo ja der persönliche Kontakt auch mit dem Magistrat leider gering gehalten werden muss – umfangreich darüber aufklärt, wann ein persönliches Erscheinen

unerlässlich ist und wann und wie eine Erledigung online ausreicht. Natürlich hat die Webseite noch Entwicklungspotential, so funktioniert die Vernetzung der einzelnen Themenbereiche im Detail etwas holprig und es kann passieren, dass Sie auch einen zweiten oder dritten Anlauf starten müssen. Alle Testdurchläufe, die wir gestartet haben – etwa das Ausstellen einer Sozialcard oder die Zuweisung einer Gemeindewohnung – haben aber immer zu einem zufriedenstellenden Ergebnis geführt. Und wenn man sich in Ruhe alle Informationen auf den sich meist in neuen Registerkarten öffnenden Seiten durchliest, bleiben kaum mehr Fragen offen. Was auf der Startseite noch nützlich sein könnte, wäre ein einleitender Text, der einen zusätzlichen Überblick über alle Funktionen der Seite bieten könnte; und damit auch nicht so webaffinen Besuchern den Einstieg noch zusätzlich erleichtern würde. Die »Digitale Stadt« funktioniert übrigens auch gut am Smartphone, hier wurde ein eigenes Video erstellt, das die Funktionen anschaulich und verständlich erklärt. Digitalisierung und Transparenz als Schwerpunkte Die Stadtregierung unter Bürgermeister Siegfried Nagl hat sich neben der Digitalisierung auch der Transparenz als wesentlichen Schwerpunkt verschrieben. So ist das Amtsblatt online abrufbar und – da ist Graz Spitzenreiter im innerösterreichischen Vergleich! – alle Verordnungen der Stadt werden leicht und schnell ersichtlich zur Verfügung gestellt. Besonders gut gestaltet und mit zahlreichen Suchfunktionen ausgestattet ist der »Subventionsrechner«, der ebenfalls auf der Startseite der »Digitalen Stadt« zu finden ist. Dort können alle Förderungen und Subventionen, die die Stadt in den unterschiedlichen Bereichen (Kultur, Sport, ...) vergibt, rasch aufgefunden werden. Förderungen über einen gewissen Betrag kann man zudem auch der jeweiligen Institution – sei es eben ein Kunst- oder ein Sportverein, sei es eine caritative Einrichtung – zuordnen. Insgesamt ist die neue Webseite »Digitale Stadt« ein augenscheinlich gut gelungenes Projekt, dessen Besuch sich für jeden Grazer lohnt. Die Verbesserung kleiner Unstimmigkeiten im Design und einige sinnvoller gesetzte Vernetzungen innerhalb des gesamten Systems der Stadt Graz werden wohl in die sich ständig weiterentwickelnde »Digitale Stadt« Eingang finden. Schon jetzt ist die Seite ein sehr praktisches Tool, um »mit der Stadt zu arbeiten«. Dem nächsten Amtsweg vom Schreibtisch aus steht also nichts n mehr im Weg.

Für den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl sind Digitalisierung und Transparenz wesentliche Schwerpunkte seiner Arbeit. Das von ihm initiierte Projekt der »Digitalen Stadt« setzt diese durchaus gelungen um. digitalestadt.graz.at

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Kurz & News

Covid-Kosten: Länder ziehen an einem Strang

Pflege-Ausbildung ist Investition in die Zukunft

Im Rahmen einer außerordentlichen Konferenz der Landesfinanzreferenten wurde bei einem virtuellen Treffen über die Kostentragung der Corona-Krise zwischen Bund und Ländern sowie über die angestrebte Verlängerung des Finanzausgleiches um zwei Jahre diskutiert. „Vor allem die massiven Mehraufwände auf der einen Seite sowie die Mindereinzahlungen seitens Dritter im Gesundheitsbereich auf der anderen Seite, welche die Haushalte der Länder und Gesundheitsfonds massiv belasten, wurden dabei intensiv besprochen. Im Hinblick auf die ordentliche Konferenz im Mai wurde die Zusammenarbeit noch einmal intensiviert, um sich auf die anstehenden Verhandlungen mit dem Bund vorzubereiten“, so der Vorsitzende LH-Stv. Anton Lang.

Am 8. April hat die SPÖ Steiermark ihr zweites Online-Mitgliederparlament zum Thema „Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufe als Jobmotoren“ veranstaltet. In der Steiermark wurde mit der Pflegestiftung ein Erfolgsmodell geschaffen, um fehlende Fachkräfte auszubilden. „Dadurch erhalten in der Steiermark rund 1.200 Personen die Ausbildung zur Pflegefachkraft“, unterstreicht SPÖKlubobmann Hannes Schwarz die große Bedeutung der Maßnahme. SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner möchte das Erfolgsmodell für ganz Österreich umsetzen: „Die Ausbildung zur Pflegekraft ist eine Investition in unsere Zukunft. Einerseits für arbeitslose Menschen, die eine Perspektive erhalten, und andererseits für die Gesellschaft.“

Der Sauvignon blanc, Gewinner vielfacher internationaler Auszeichnungen, führt mit 902 ha (17,7 % Anteil an der Gesamtfläche) flächenmäßig die Rebsorten-Rangliste in der Steiermark an, berichtet der steirische Weinbau-Direktor Werner Luttenberger. Die Fläche ist seit 2016 um 194 ha (+27 %) gewachsen. Damit löst der Sauvignon blanc den Welschriesling an der Spitze ab. Das steirische Klima, der Boden und die Lagen bekommen der Rebsorte sehr gut, weshalb der Sauvignon blanc in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewann. Mit der Einführung des DAC-Herkunftssystems im Jahr 2018 wurde dem Sauvignon eine weitere Tür geöffnet. Für alle Ortsweine aus den drei DAC-Gebieten gilt der Sauvignon blanc als Leitsorte.

Ab sofort ist durch die neue Jobsuchmaschine www.ams. at/allejobs fast das komplette Jobangebot in Österreich auf einen Klick zugänglich. Mit insgesamt fast 300.000 freien Stellen stehen Jobsuchenden und Beschäftigten, die sich verändern wollen, ab jetzt viel mehr Stellenangebote zur Verfügung als bisher. „Mit der neuen Plattform ‚alle jobs‘ ermöglichen wir den Arbeitssuchenden einen noch umfassenderen Überblick über verfügbare Stellen und steigern dadurch deren Chancen, wieder in Beschäftigung zu kommen. Besonders in herausfordernden Zeiten wie derzeit ist es umso wichtiger, optimale Voraussetzungen zu schaffen, um offene Stellen und Arbeitsuchende zusammenzuführen.“ erklärt Arbeitsminister Martin Kocher.

Neue AMS-Suchmaschine für alle Jobangebote

FPÖ Steiermark: Arbeitsplätze schaffen, Unternehmen retten Die Freiheitlichen haben eine Kampagne gestartet, um ein wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisches Durchstarten zu initiieren. Damit sollen Maßnahmen gesetzt werden, um die Wirtschaft aus der Krise zu führen. Bei einer PK präsentierte FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek mit dem Fraktionsobmann der Freiheitlichen Arbeitnehmer, Harald Korschelt, und dem Landesobmann der FW, Erich Schoklitsch, die Schwerpunkte. „Das Gebot der Stunde muss es sein, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben kontrolliert wiederhochzufahren und Zukunftsperspektiven zu bieten. Im Frühjahr 2021 muss die Überwindung der schweren wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Folgen des Dauer-Lockdowns im Fokus stehen“, erklärt Kunasek.

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Fotos: SPÖ Steiermark, Land Steiermark, Wein Steiermark / Flora P.

Sauvignon blanc ist neuer Spitzenreiter


Foto: Foto Fischer

Kurz im Gespräch mit Franz Titschenbacher, Präsident der LK Steiermark

Mit der Kooperation der sieben Energieunternehmen wird E-Mobilität noch besser und zugleich bequemer.

Energieunternehmen bündeln Kräfte für E-Mobilität Mit der Gründung der „E-VO eMobility GmbH“ bündeln sieben Energieversorger ihre Kräfte, um die E-Mobilität für Kunden noch attraktiver zu machen. Durch die Weiterentwicklung der IT-Systeme soll das Ladenetz effizienter, stabiler und sicherer werden.

Foto: Energie Steiermark

B

ereits in der Vergangenheit hat jedes der sieben Unternehmen, die alle Mitglieder des Bundesverbands Elektromobilität Österreich (BEÖ) sind, massiv in den Ausbau und Betrieb von Ladeinfrastruktur investiert. Um einen Beitrag zu den österreichischen Klimaschutzzielen bis 2030 zu leisten, muss in zehn Jahren ein Drittel der Autos elektrisch angetrieben werden. Neben der Verfügbarkeit von EAutos braucht es dazu ein attraktives und faires Ladeangebot. „Wir benötigen stabile und günstig zu betreibende Ladesysteme. Sie sind ein wichtiger Faktor für den Erfolg der E-Mobilität in Österreich“, betont Ute Teufelberger, kaufm. GF der „EVO eMobility GmbH“. Ein Fokus liegt auf Abrechnungssystemen und Tools, die das Laden so einfach und bequem wie möglich machen sollen. Formal ändert sich für die Fahrer nichts, aber „das Laden und die

damit verbundenen Dienstleistungen sollen aber noch bequemer funktionieren als bisher“, sagt Christian Eugster, techn. GF der „E-VO eMobility GmbH“. „Durch die Zusammenarbeit profitieren Partnerunternehmen und Kunden gleichermaßen. „In der Steiermark ist dank der Investitionen der Energie Steiermark schon heute kein Haushalt mehr als 15 Kilometer bis zur nächsten Ladestelle entfernt“, so die beiden Vorstände der Energie Steiermark, Christian Purrer und Martin Graf.„Wir sind überzeugt, dass sich durch die Gründung der E-VO eMobility GmbH die Zusammenarbeit der BEÖ-Mitglieder weiter intensivieren wird. Mehr als 100 Ladepunkte werden in der Stadt Graz schon von der Energie Graz betrieben und mit regionalem, CO2-freiem Naturstrom versorgt“, betonen die Energie-Graz-GF Boris Papousek und Werner Ressi.

Was haben Ihre Nachforschungen zur Herkunft von Fleisch in Fertigprodukten ergeben und warum ist die Kennzeichnung so wichtig? Bei Halbfertig- und Fertigprodukten mit Fleisch herrschen vielfach große Mängel vor. Immer wieder suggerieren rot-weißrote Fähnchen beispielsweise auf Dosengulasch die österreichische Herkunft. Die tatsächliche Herkunft wird aber verschwiegen, im Kleingedruckten findet sich kein Hinweis über die heimische Herkunft. Kurzum: Unsere Store-Checks zeigen, dass bei Dosengulasch die Herkunftsangaben miserabel sind. Bei Frankfurter Würstel sind sie besser, allerdings mit Luft nach oben. Wie stehen Sie zur freiwilligen Herkunftskennzeichnung, wie sie von der Bundesregierung für die Gastronomie vorgeschlagen wurde? Damit gehe ich konform. Mittlerweile hat aber das Gesundheitsministerium einen erweiterten Vorschlag auf den Tisch gelegt, der auch die Gastronomie miteinschließt.

Auf welchem Weg will die Landwirtschaftskammer eine raschere Umsetzung ihrer Vorstellungen zu diesem Thema vorantreiben? Wir sind daran interessiert, dass die Gespräche mit allen Beteiligten rasch beginnen, um die nötigen Schritte in Österreich und in Brüssel zu setzen. Geplant ist ja, so das Regierungsprogramm, dass noch heuer eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung kommt. Konkret Halbfertig- und Fertigprodukte, in denen Fleisch, Milch und Eier, wie bspw. Wurst, Nudeln, Kuchen und Co., verarbeitet sind. Und für Speisen in der Gemeinschaftsverpflegung, bei denen ebenfalls Fleisch, Milch und Eier verwendet wurden. Die Steirerinnen und Steirer wollen wissen, woher ihr Essen kommt, sie wünschen sich Wahlfreiheit. FAZIT MAI 2021 /// 49


Wirtschaft

Global Innovation Summit 2021

Von 18. Bis 20. Mai findet in Graz mit dem „Global Innovation Summit“ (GIS) der größte Innovationskongress Österreichs statt. Veranstaltet wird er von der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SFG) und der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). Im Mittelpunkt steht der Bau von Brücken zwischen Ökologie und Ökonomie, die unter dem Motto „Exploring new perspectives!“ in den drei Hauptthemen „Green Transition“, „Digital Transformation“ und „Post-COVID-Entwicklungen“ diskutiert werden. u den Stargästen beim GIS 2021 gehören neben Gabriel Felbermayr vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel und Sabine Herlitschka von Infineon Austria auch der Schweizer Innovator Bertrand Piccard, der als erster Mensch die Erde nicht nur mit einem Ballon, sondern auch mit einem solarbetriebenen Flugzeug umrundet hat. Piccard geht der Frage nach, wie eine tragfähige Brücke zwischen Wirtschaft und Ökologie beschaffen sein muss, die den Schutz der Umwelt gewährleistet und gleichzeitig mit Wirtschaftswachstum und damit Komfort und Mobilität einhergeht. Der GIS 2021 richtet sich an Unternehmer und Entwickler und gibt ihnen die Chance, sich miteinander zu vernetzen und Ideen auszutauschen. Jeder Teilnehmer erhält die Gelegenheit zu neuen Inputs für seine Geschäftsmodelle bzw. Forschungsstrategien. Aufgrund der COVID-19-Pandemie handelt es sich um eine Streaming-Veranstaltung: Für die Teilnehmer sind alle Keynotes, Vorträge, Podiumsdiskussionen, HybridWorkshops und Netzwerktreffen online zugänglich. Es werden ca. 1.500 Teilnehmende aus über 40 Ländern erwartet. Eureka, SFG & FFG Beim Global Innovation Summit verschmelzen der internationale „Eureka Summit“ und der steirische „Zukunftstag“ miteinander zu einem internationalen

Innovationskongress. Eureka ist das weltweit größte öffentliche Netzwerk für internationale Zusammenarbeit in F&E und Innovation. Österreich hat derzeit den Vorsitz inne und ist seit der Gründung vor 35 Jahren Eureka-Mitglied. Zu den Mitgliedern zählen neben europäischen Staaten auch die Europäische Kommission und wichtige globale Partner wie Südkorea, Kanada oder Südafrika. 2021 wird auch Singapur ein Teil der Eureka-Familie.

Green Deal und Post-Corona Recovery Im Mittelpunkt stehen der Green Deal, der Digitalisierungsfortschritt und der Wiederaufbau der Wirtschaft und der internationalen Kooperationen wäh-

»Forschung und Innovation gehören zur DNA der Steiermark. Digitalisierung und grüne Technologien sind dabei wesentliche Stärkefelder, die wir in den nächsten Jahren weiter ausbauen werden.«

Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl Die Speaker beim GIS 2021 kommen aus den unterschiedlichsten Partnerländern und garantieren wertvolle Inputs aus der ganzen Welt.

Ziele, Publikum, Output Der GIS 2021 bietet Unternehmen, Innovationsagenturen, Forschungsorganisationen und internationalen Geldgebern aus aller Welt eine einzigartige Möglichkeit, sich miteinander zu ver-

»Die regionale Wirtschaft zu fördern, Gründer zu bilden und zu unterstützen ist die Triebfeder für Innovation und Wachstum nicht nur einer Region selbst, sondern weit darüber hinaus.« SFG-GF Christoph Ludwig 50 /// FAZIT MAI 2021

netzen, Ideen auszutauschen und Geschäftskooperationen zu entwickeln. Außerdem werden Referenten aus Wirtschaft, Forschung und Politik wichtige Inputs liefern.

rend und nach der Corona-Krise. Dabei werden entsprechende Förderschwerpunkte präsentiert und Vernetzungschancen zwischen möglichen Partnern beleuchtet. Der Global Innovation Summit soll Unternehmen und Forschungsorganisationen daher nicht nur über die Möglichkeiten zur Teilnahme an den Eureka-Initiativen informieren, sondern konkrete Kooperationschancen ausleuchten. Der Global Innovation Summit 2021 will aber auch Impulse für europäische Regionen setzen, indem Projekte und teilnehmende Partner national und international sichtbar werden. Daher wurde von Eureka die Steiermark als Veranstaltungsort gewählt. Schließlich ist die Steiermark bereits als hochinnovativer Standort mit einer der höchsten F&E-Quoten der Welt in das internationale Rampenlicht gerückt.

Fotos: Clark Tibbs/Unsplash, Rezo Jean Revillard, Fuertbauer, Wilke

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Bertrand Piccard gilt als Pionier wenn es darum geht, ökologische Probleme unter dem Gesichtspunkt wirtschaftlicher Rentabilität zu lösen.

»Forschung, Entwicklung und Innovation sind die Treiber für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und damit für den Standort Österreich. Sie sind die Grundlage für die digitale und nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.« FFG-GF Henrietta Egerth Green Transition Klimawandel, Umweltzerstörung und schwindende Artenvielfalt sind eine existenzielle Bedrohung für die ganze Welt geworden. Die Uhr tickt, aber wie kann ein Spagat zwischen ökologischem, ökonomischem und sozialem Wohlergehen gelingen? Dabei geht es um die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch und um die Frage, auf welche grünen Technologien wir uns besonders konzentrieren müssen, um diese Entkoppelung zu erreichen. Zentrales Element des Diskurses ist der Green Deal, mit dem die EU über den Recovery-Fonds die wirtschaftliche, ökologische und soziale Transformation vorantreiben will. Dass die angestrebte Green Transition eine Vielzahl von Fragen aufwirft und nahezu unendlich viel Raum für Diskussionen benötigt, macht Kongresse wie den GIS 2021 so erforderlich. Ein Ziel des diesjährigen Summits ist es somit, die Entwicklungen in Richtung der Green Transition und die damit verbundene Bedeutung von Forschungs- und Innovationsprogrammen zu kommunizieren, zu unterstützen und anzutreiben. Digital Transition Die digitale Transformation und ihre

Auswirkungen bilden einen weiteren Schwerpunkt des GIS 2021. Es geht dabei um die Vernetzung innovativer internationaler KMU und globaler Unternehmen aus dem Eureka-Netzwerk und deren Förderung. Dem Publikum wird präsentiert, welche wichtige Rolle die

arbeitet. Trotz sozialer Distanzierung fanden die Menschen mithilfe digitaler Technologien rasch Wege, sowohl in sozialem als auch wirtschaftlichem Kontakt zu bleiben. Auf dem GIS 2021 wird der Frage nachgegangen, wie die Post-COVID-Zukunft aussehen wird und welche technologischen und ökonomischen Veränderungen dieser Wandel mit sich bringen wird. Weltweit haben Tausende Unternehmen und Start-ups längst damit begonnen, kreative Alternativen zu finden. Regierungen und Finanzierungsinstitutionen haben bereits Programme erstellt, um Unternehmen und deren Innovationspartner bei der weltweiten Umsetzung ihrer innovativen Projekte zu unterstützen. Beim GIS 2021 werden hochrangige Diskutanten aus Politik,

»Neue, innovative Ansätze sind nötig zur Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen. Eureka unterstützt Unternehmen sowie Forschungsund Innovationspartner bei der weltweiten Umsetzung ihrer innovativen Ideen.«

Eureka Chairman – Ulrich Schuh digitale Transformation in den unterschiedlichsten Branchen spielt und wie sie die verschiedene Branchen miteinander verbindet.

Post-COVID Die Pandemie öffnete bei aller Tragik auch ein Fenster für neue Möglichkeiten des Wandels, etwa bei Klimafragen oder Digitalisierung. Die Pandemie hat die Menschen gelehrt, wie man aus der Ferne

Wirtschaft und Forschung ihre Ansichten über das Jahr hinter uns und ihre Erwartungen für die Post-COVID-Ära mit den Teilnehmern teilen.

Informationen

Nähere Infos über die Key-Note-Speaker und Anmeldemöglichkeiten gibt es unter

www.gis2021.com FAZIT MAI 2021 /// 51


LWK-Präs. Franz Titschenbacher und WIFO-Experte Franz Sinabell rechnen die Meriten des Waldes als Arbeitgeber und Klimaschützer vor.

Neue Jobs und Klimaschutz durch mehr Holzbauten D

ie Bedeutung der Steiermark als Waldund Holzland Nummer 1 in Österreich ist unbestritten“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher: „Unser nachhaltig bewirtschafteter Wald ist der beste Klimaschützer, ein bedeutsamer Arbeitgeber und er stärkt die regionale Wirtschaft insbesondere in benachteiligten Regionen.“

Forst als wichtiger Arbeitgeber Untermauert wird diese Strategie vom österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung unter Federführung von Franz Sinabell. Konkret sichert gemäß aktuellen Berechnungen des WIFO die steirische Forst- und Holzwirtschaft an die 30.000 Arbeitsplätze. Weitere rund 34.000 Waldbewirtschafter können durch den heimischen Forst ein Einkommen erwirtschaften. Präsident Titschenbacher ergänzt: „Insgesamt beziehen durch den heimischen Wald 70.000 Personen ein Einkommen. Die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder ist ein europaweites Vor-

52 /// FAZIT MAI 2021

zeigebeispiel für eine gelebte ökosoziale Marktwirtschaft.“

Mehr Holzbau für Klimaschutz Titschenbacher fordert, dass ein wesentlicher Teil der Klimaschutz-Milliarde aus dem Next-Generation-EU-COVID-19-Aufbauplan für Holzbauten verwendet wird. „Unser Wald entzieht der Atmosphäre klimaschädliches Kohlendioxid, ebenso speichern Holzbauten Kohlenstoff, während gleichzeitig junge Bäume anstelle des geernteten Holzes nachwachsen“, verweist Titschenbacher auf den klimaneutralen Holz-Kreislauf: „Der steirische Wald könnte die vom WIFO kalkulierte Mehrmenge von einer Million Festmeter für den Holzbau aufbringen, ohne nur im Geringsten die Nachhaltigkeit zu gefährden.“ Auch WIFO-Experte Sinabell betont: „Die Forst- und Holzwirtschaft kann zur geplanten Klimaneutralität Österreichs im Jahr 2040 bei gleichzeitiger Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen und Stärkung der regionalen Wirtschaft einen großen Beitrag leisten.“

Klimafreundliche Treibstoffe Um 2040 klimaneutral zu sein, wird die heimische Land- und Forstwirtschaft künftig auch beim Kraftstoff-Einsatz einen wichtigen Beitrag leisten. Holzdiesel und Holzgas, hergestellt aus Schadholz und forstlichen Nebenprodukten, sind ein klimaneutraler Ersatz von klimaschädigenden fossilen Treibstoffen. Titschenbacher rechnet vor: „Aus den jährlich anfallenden Schadholzmengen könnten fast 40 Prozent des in der Landund Forstwirtschaft jährlich benötigten Treibstoffes ersetzt und gleichzeitig 1.400 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.“ Außerdem sollen bis 2030 weitere 30.000 steirische Haushalte an Biomassenahwärme-Anlagen angeschlossen und zusätzlich 20.000 Haushalte mit Ökostrom aus Biomasse versorgt werden. Schon jetzt versorgen sich 150.000 steirische Haushalte mit Wärme aus den etwa 600 Biomassenahwärme-Projekten.

Anzeige Foto: LK / Danner

Der Wald ist eine der wichtigsten Rohstoffressourcen der Steiermark und wurde von alters her für das Bauen eingesetzt. Für das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 forciert die Steirische Landwirtschaftskammer Holzbauten und die Erzeugung von Holzdiesel. Dadurch werden neue Arbeitsplätze sowie zusätzliche Wertschöpfung in strukturschwächeren Regionen generiert.


Die „Frühjahrsputz“-Projektpartner (v.l.n.r.): AWV-Obmann Wolfgang Neubauer, Daniela Müller-Mezin (WKO Steiermark), Ingrid Winter (Land Stmk.), LR Johann Seitinger und ORFLandesdirektor Gerhard Koch

Schlaue Lösungen Der große steirische für jeden Abfall Frühjahrsputz D

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as Herzstück der schlauen Mülltonnen ist ein Hightech-Sensor, der Füllstand, Temperaturanstieg und Bewegungsmuster misst. Der Sensor „ANDI“ – automatisch, nachhaltig, digital und innovativ – ist an der Deckel-Innenseite der Tonne montiert und ermittelt auf Basis von Ultraschall und innovativen Verfahren den Füllstand. Aufgrund des Befüllungsgrades der Tonne wird die Abholung automatisch veranlasst. Smarte Aktenvernichtung Sensor ANDI ist bereits für Gewerbemüllbehälter und Glascontainer im Einsatz, wird aber auch im Bereich der Aktenvernichtung verwendet. Ob Schriftstücke, Speicherkarten, Festplatten oder andere (digitale) Speichermedien – Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Privatpersonen müssen für vertrauliche Daten und personenbezogene Informationen gesetzliche Regelungen beachten. Das be-

trifft auch die Entsorgung. Saubermacher vernichtet als erfahrener Experte sämtliche Unterlagen und Datenträger gesetzeskonform, endgültig und belegt dies auch mit Vernichtungszertifikaten. Werkstättenabfälle digital gesteuert Bei Werkstättenabfällen wird der Sensor vor allem für ölverunreinigte Betriebsmittel eingesetzt. Die Zeitspanne, bis ein Behälter voll und zur Abholung bereit ist, schwankt sehr stark. Hier spart eine bedarfsgerechte, automatisierte Entleerung Kosten und Ressourcen. Der Sensor erkennt außerdem Temperaturanstiege und bietet für leicht entzündliche Werkstättenabfälle zusätzliche Sicherheit.

Kontakt:

Tel. 059 800 5000, kundenservice@saubermacher.at,

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Nach der coronabedingten Absage im Vorjahr findet die erfolgreiche Umweltaktion „Der große steirische Frühjahrsputz“ heuer – im Rahmen aller COVID-19-Schutzmaßnahmen − ihre Fortsetzung: Die Projektpartner laden wieder dazu ein, ein Zeichen gegen das unbedachte Wegwerfen von Müll zu setzen und Wiesen, Wälder und Bachläufe zu reinigen.

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as achtlose Wegwerfen von Abfällen in der Natur – von Dosen und Plastikflaschen über Zigarettenstummel bis hin zu Autoreifen oder Haushaltsgeräten – verunstaltet die Landschaft, hat große Auswirkungen auf Mensch und Tier und verursacht hohe Kosten. „Der große steirische Frühjahrsputz“ findet dieses Jahr aufgrund der COVID-19-Situation später als sonst, nämlich von 14. April bis 29. Mai 2021, statt. Weiters wird die Aktion unter Einhaltung der COVID-19-Regelungen durchgeführt. Das Lebensressort des Landes Steiermark und die Projektpartner initiieren in Zusammenarbeit mit zahlreichen Unterstützern zum 13. Mal die Umweltaktion „Der große steirische Frühjahrsputz“ und laden dabei alle Interessierten dazu ein, Müll einzusammeln und öffentliche Flächen zu reinigen. Spaß und Action beim Mitmachen Alle Mitwirkenden sind auch heuer wieder eingeladen, originelle Fotos oder Videos, interessante Müll-Ereignisse, spannende und lustige Abfall-Stories an das Amt der Steiermärkischen Landesregierung zu schicken oder auf der „Frühjahrsputz“-FacebookSeite hochzuladen. Die besten Beiträge werden auf der Website des Land Steiermark präsentiert. Alle „Frühjahrsputz“-Teilnehmer können wieder an einem Gewinnspiel teilnehmen. Einfach die Gewinnkarte, die man mit dem Müllsammelsack erhält, ausfüllen und im ASZ abgeben. Teilnahmeschluss ist der 1. Juni 2021. Auf der Internetseite www.saubere.steiermark.at gibt es weitere Informationen rund um den 13. „Großen steirischen Frühjahrsputz“. FAZIT MAI 2021 /// 53

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Saubermacher fokussiert sich schon seit einigen Jahren auf Waste Intelligence. Das Unternehmen sieht in der Digitalisierung große Potenziale für höheren Kundennutzen, mehr Effizienz und besseren Umweltschutz.


Mentoring für Migranten auf Lehrstellensuche Personen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft sind häufiger von Erwerbslosigkeit betroffen. Einer der Hauptgründe dafür ist mangelnde Qualifikation, darum starten WKO, AMS und Österreichischer Integrationsfonds (ÖIF) das Pilotprojekt „Mentoring für migrantische Lehrstellensuchende“. Ziel ist es, die Ausbildungsschienen in eine den Talenten und Interessen der jungen Menschen entsprechende Richtung zu legen.

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ten zu besetzen wären. Trotzdem fällt die Vermittlung von migrantischen Jugendlichen oft schwer.

Wirtschaft ohne Grenzen Bei dem Pilotprojekt stehen ihnen daher Mitarbeiter von steirischen Unternehmen als Mentoren hilfreich zur Seite.

UNIQUE/Grayling

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rotz der coronabedingt schwierigen Situation am Arbeitsmarkt steht ein Überangebot an Lehrstellen zur Verfügung. 800 Ausbildungsplätze sind allein beim AMS Steiermark als sofort besetzbar gemeldet, dazu kommen weitere 2.247 offene Lehrstellen, die in den kommenden Mona-

Die Mentees sind migrantische Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren, die beim AMS vorgemerkt sind, eine Lehrstelle suchen und über ausreichende Deutsch- und Schulkenntnisse verfügen, um eine Berufsschule erfolgreich absolvieren zu können. Die jungen Menschen stammen aus

insgesamt neun Nationen. Der Auftakt erfolgte am 8. April virtuell, das Programm soll bis Anfang Oktober dieses Jahres laufen. In dieser Zeit wird es nicht nur zahlreiche (virtuelle und persönliche) Treffen geben, sondern auch etliche Veranstaltungen. Josef Herk, Präsident WKO Steiermark, betont dazu: „Wer die Werkbank teilt, wird sich auch leichter beim Miteinander in allen anderen Lebensbereichen tun. Darum unterstützen wir dieses Programm, denn die Wirtschaft braucht gut ausgebildete junge Menschen. Ihnen stehen alle Karrieretüren offen. Angesichts der demografischen Entwicklung und des auch in Coronazeiten vorherrschenden Fachkräftemangels brauchen wir jeden klugen Kopf und alle geschickten Hände. Die Wirtschaft kennt hier keine Grenzen.“

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Christoph Haidic von der Knapp AG (li.) und Ali Azghar Askarzadeh sind eines von insgesamt 13 Mentoren-Paaren.


Wirtschaft

Generali fördert innovative und nachhaltige Strategien Die Generali ist seit 1832 in Wien präsent. Zum Jubiläum ziert auch die österreichische Flagge den Tower in Mailand.

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ie Generali feiert heuer ihr 190-jähriges Jubiläum. Am 26. Dezember 1831 wurde die Assicurazioni Generali AustroItaliche von Joseph Lazarus Morpurgo in Triest gegründet. Im Laufe ihrer Geschichte hat die Generali Millionen von Menschen geholfen, sich eine sicherere Zukunft aufzubauen. Heute ist das Unternehmen in 50 Ländern in Europa, Asien und Lateinamerika tätig. Mit 66 Millionen KundInnen und 72.000 MitarbeiterInnen weltweit zählt die Generali zu den größten globalen Versicherungs- und Vermögensverwaltungsanbietern.

Anzeige Foto: Lukas Lorenz / Generali

Soziale Verantwortung „Das 190-jährige Jubiläum fällt in ein ungewöhnliches Jahr, in dem sich die Welt von der schwersten globalen Krise seit der Nachkriegszeit zu erholen hofft“, erklärt Philippe Donnet, CEO der Generali Group. Daher hat die Generali „Fenice 190“ ins Leben gerufen, einen mit 3,5 Mrd. Euro dotierten Investitionsplan zur Unterstützung der europäischen Volkswirtschaften nach der Corona-Krise. Die Generali will damit die innovativsten, nachhaltigsten und wichtigsten strategischen Sektoren für den Neustart der europäischen Wirtschaft stärken. Die Initiativen der Generali für die Erholung der Region Österreich, CEE und Russland sind ein wichtiges Signal. Unser 190-jähriges Bestehen feiern wir, indem wir unsere alte Stärke mit der digitalen Transformation verbinden“, erklärte Luciano Cirinà, ACEER Regional Officer und CEO der Generali CEE Holding mit Sitz in Prag. Tradition und Erfahrung „Wir zählen aufgrund unserer Innovationsstärke und Stabilität sowie aufgrund unserer Mission, Menschen und Unternehmen eine sichere und nachhaltige Zukunft zu bieten, zu den bedeutendsten Anbietern am Versicherungsmarkt“, sagt Gregor Pil-

Viele Menschen machen sich in der COVID19-Pandemie noch mehr Gedanken über ihre Risiken und ihre Gesundheit. Mit einer vertrauenswürdigen Versicherung als Lifetime-Partnerin wie der Generali finden sich passende Lösungen.

gram, CEO der Generali Versicherung. Nur wenige Unternehmen auf der Welt können eine so starke Tradition vorweisen wie die Generali. Sie hat die Entwicklungen im Bereich Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und Automatisierung bereits vor der Pandemie aktiv vorangetrieben. „Die Generali will Lifetime Partnerin mit Fokus auf Human Touch sein. An unserem Erfolgsrezept, einem Mix aus physischer und digitaler Kundennähe, halten wir auch in Zukunft fest“, erklärt Wolfgang Gratzer, Regionaldirektor der Generali Versicherung für Steiermark und Kärnten-Osttirol.

1831 1832 1989 1991 1998 2004 2007 2018 2020

Gründung der Assicurazioni Generali Austro-Italiche in Triest Gründung von Niederlassungen in Wien, Prag, Budapest und Ljubljana Rückkehr der Generali nach Zentralund Osteuropa nach dem Verlust vieler Länder durch den Zweiten Weltkrieg Übernahme der Interunfall Versicherung Verschmelzung der Erste Allgemeine Versicherungs-AG und Generali Allgemeine Lebensversicherung zur Generali Versicherung Fusion der Generali Versicherung und der Interunfall Versicherung Übernahme der Mehrheit an der BAWAG P.S.K. Versicherung Generali Österreich wird Teil der neuen Region Österreich, CEE und Russland Übernahme des Kfz-Spezialversicherers SK Versicherung

Die Generali will Lifetime-Partnerin mit Fokus auf Human Touch sein. An unserem Erfolgsrezept, einem Mix aus physischer und digitaler Kundennähe, halten wir auch in Zukunft fest. Wolfgang Gratzer, Regionaldirektor der Generali Versicherung für Steiermark und Kärnten-Osttirol FAZIT MAI 2021 /// 55


Kurz & News

Topplatz für die Steiermark im Recycling

Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen! „Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ Daher kommt dem Thema Gesundheit gerade in der Arbeitswelt große Bedeutung zu. Es ist uns ein großes Anliegen, im Zuge der Betrieblichen Gesundheitsförderung bestmögliche Rahmenbedingungen zum Wohl der MitarbeiterInnen des öffentlichen Dienstes, der Eisenbahnen und des Bergbaus zu schaffen. Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz bedeutet nicht nur Wertschätzung allen MitarbeiterInnen gegenüber, sondern bietet auch die Chance, persönliche Ressourcen zu stärken und Belastungen zu minimieren. Dr. Gerhard Vogel Generaldirektor der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau

Einreichschluss 30. April 2021

Alle Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter www.fitimjob-stmk.at

Neues Ankommen im Quellenhotel Im Quellenhotel Walterdorf werden derzeit vier Mio. Euro in eine groß angelegte Weiterentwicklung investiert, durch die ein völlig neues „Ankommens-Gefühl“ für die Gäste geschaffen wird. „Der gesamte Willkommensbereich mit Rezeption, Bar und Lobby wird neu gestaltet. Damit entsteht für unsere Gäste ein völlig neues Ankommens-Gefühl“, erläutert GF Gernot Deutsch. Die Gestaltung erfolgt von Kreiner Architektur und Architektin Isabella MüllerFuchs. Natürliche Materialien, ein Kaminfeuer sowie ein durchdachtes Konzept schaffen kleine „Oasen“, die während des Aufenthalts für Plauderstunden oder als Ruheinseln genutzt werden können – oder man trifft sich an der völlig neu gestalten Bar auf einen Drink.

Mängel bei der FleischKennzeichnung

Woher kommt das Fleisch im Dosengulasch und in Frankfurter Würsteln? Diesen brisanten Fragen gingen die Store-Checker der steirischen Landwirtschaftskammer auf die Spur. „Miserabel sind die Ergebnisse beim Dosengulasch, wird doch bei fast drei Viertel der gezogenen Proben dem Konsumenten Fleisch von irgendwoher untergejubelt“, ist LK-Präsident Franz Titschenbacher enttäuscht. Bessere Ergebnisse erzielte die Prüfung der Kennzeichnung bei Frankfurtern. Titschenbacher: „Das Fleisch von Frankfurter Würsteln kommt zwar mit 86 Prozent zum Großteil aus Österreich, allerdings ist noch Potenzial vorhanden.“ Er verlangt zudem mit Nachdruck, das Spiel mit den rot-weiß-roten Fähnchen auf dem Etikett zu stoppen.

56 /// FAZIT MAI 2021

Fotos: Oliver Wolf, Heiltherme Bad Waltersdorf, Danner / LK

Investieren Sie in die Zukunft!

Die Recycling-Ziele der EU schreiben das Erreichen einer Kunststoff-Sammelquote von 90 % bis 2029 vor. In der Steiermark beträgt sie heute bereits 84 %. Damit liegt die grüne Mark österreichweit im Spitzenfeld und weit über dem Bundesschnitt von 70 %. „Die Steiermark ist auf dem besten Wege, das EU-Ziel bis 2029 zu erfüllen“, zeigt sich LR Hans Seitinger optimistisch und ergänzt: „Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Kunststoffsammelquote weiter zu erhöhen.“ Durch die fortlaufende Modernisierung der Infrastruktur, aber auch durch Bewusstseinsbildung zur Mülltrennung soll die Sammelquote weiter gesteigert werden. Zudem tragen innovative Lösungen, wie die digitale Erfassung, zur stetigen Verbesserung bei.


Die „Jungen Wilden Spargelbauern“ Andreas Domatschitz, Markus Klobassa, Martin Platzer, Claudia Tscherner, Patrick Drobetz, Richard Oberer (v.l.n.r. ) ernten Spargel um Bad Radkersburg.

G’schmackiger Start in die Spargelsaison Aus der Region für die Region und steirisch durch und durch: Ab sofort gibt es bei SPAR wieder grünen und weißen Spargel im Supermarktregal. Angebaut wird das beliebte Frühlingsgemüse von den „jungen WILDEN Gemüsebauern“, einer Gruppe von innovativen Landwirten. Die Kooperation zwischen SPAR und den „jungen WILDEN“ geht heuer ins dritte Jahr. Im Vergleich zu den Vorjahren konnte die Ernte auf mehr als 50.000 kg gesteigert werden und die Anbaufläche hat sich auf über 20 Hektar fast verdreifacht.

Anzeige Fotos: SPAR / Foto Flor, Werner Krug

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s ist wieder Saison für das wohl beliebteste Frühlingsgemüse: Seit 15. April finden SPAR-Kunden wieder grünen und weißen Spargel aus der Region steiermarkweit und im Südburgenland bei SPAR, EUROSPAR und INTERSPAR. Neben bewährter Frische und Regionalität setzt SPAR mit dem Spargel auf eine erfolgreich gewachsene Partnerschaft mit Gemüsebauern: Sechs „junge WILDE“ Landwirte bauen den grünen und weißen Spargel in der Südoststeiermark rund um Bad Radkersburg an. „Die steirischen Landwirte sind ein wichtiger Partner von SPAR, da wir unseren Kundinnen und Kunden regionale Produkte von höchster Qualität anbieten – wie den grünen und weißen Spargel, der jetzt saisonal unser breites Sortiment erweitert“, erklärt SPAR Steiermark GF Christoph Holzer. „In unserer Gruppe ist die Vorfreude auf den Spargelstart riesig. Wir sind froh, SPAR als Partner an unserer Seite zu haben, und freuen uns über

die langjährige Partnerschaft“, so Claudia Tscherner, eine der sechs Landwirte, die SPAR mit dem Spargel beliefern. Alle sechs Landwirte sind zwischen 25 und 30 Jahre alt und wollen weiter innovative Wege gehen. Nicht nur beim Thema regionaler Spargel trägt die Kooperation zwischen SPAR und den „jungen WILDEN“ Früchte. So liefern die „jungen WILDEN“ während der Beerensaison auch steirische Beeren und erstmals im vergangenen November und Dezember auch Bio-Ingwer, der ein voller Erfolg war. „Wir sind ein zu 100 % öster-

reichisches Familienunternehmen und stehen für Nachhaltigkeit und Regionalität. Die Partnerschaft mit der steirischen Landwirtschaft, regionale Wertschöpfung und die Erhaltung und Förderung der heimischen Lebensmittelproduktion sind SPAR seit jeher ein wichtiges Anliegen“, betont Christoph Holzer.

Genuss in Grün und Weiß Spargel ist nicht gleich Spargel: Der grüne und der weiße Spargel werden nicht nur auf verschiedene Weise angebaut, sondern unterscheiden sich auch in Zubereitung und Ge-

LWK-Dir. Werner Brugner, LR Johann Seitinger, Spargelbäurin Claudia Tscherner und SPAR-GF Christoph Holzer ((v.l.n.r.) präsentieren den frischen steirischen Spargel.

schmack. „Der grüne Spargel muss nicht geschält werden und ist einfacher in der Zubereitung und intensiver im Geschmack als der weiße Spargel“, erklärt Claudia Tscherner. Heuer werden die „jungen WILDEN“ flächendeckend bis Ende Mai Spargel für SPAR ernten. Agrarlandesrat Hans Seitinger freut sich ebenfalls über den Saisonstart des steirischen Spargels und streicht die Vorteile regionaler Lebensmittel hervor: „Bei unserem steirischen Spargel schmeckt man seine hohe Qualität. Es braucht keinen Import über viele tausende Kilometer hinweg, wenn das Gute direkt vor unserer Haustüre wächst. Wer regionale Lebensmittel einkauft, bekommt nicht nur unübertroffene Frische, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag für den Klimaschutz. Es freut mich, dass die „jungen WILDEN Gemüsebauern“ uns auch in diesem Jahr wieder mit köstlichem Spargel aus dem Grünen Herz Österreichs versorgen.“ FAZIT MAI 2021 /// 57


Die Friedhofsgärtner der Grazer Bestattung halten nicht nur den Urnenfriedhof gepflegt und sauber. Maria Natter und ihr Team übernehmen bei Bedarf auch die Grabpflege von der Bepflanzung bis zum Gießen.

Das Grabpflegeservice der Grazer Bestattung Z

u den wichtigsten Dienstleistungen der Friedhofsgärtner gehört die Grabpflege. Die Auswahl der Grabbepflanzung wird mit den Kunden abgestimmt. Die saisonal zur Verfügung stehende Pflanzenauswahl wird ständig erweitert. Drei Mal im Jahr wird die Bepflanzung getauscht. Im Frühjahr dominieren unter anderem Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht. Die Frühjahrsbepflanzung ist spätestens zu Ostern abgeschlossen. Auch für die Sommerbepflanzung steht ein großes Sortiment zur Verfügung. Besonders nachgefragt sind neben Zauberglöckchen, Husarenknöpfchen oder Scheinmyrte Blumenklassiker wie etwa Fuchsien oder Pelargonien. Diese werden bis zum Muttertag ge-

setzt. Den Jahresabschluss bei der Grabpflege bildet die Allerheiligenbepflanzung. Die meisten Kunden bevorzugen winterharte Erika-Gewächse und natürlich Reisig. Aber natürlich werden auch zu Allerheiligen auch Chrysanthemen oder Zyklamen gewünscht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Friedhofgärtnerteams sorgen in den drei Pflanzsaisonen dafür, dass die Gräber schön und gepflegt bleiben. Sie werden regelmäßig gegossen und bei Bedarf gejätet. Auf eigenen Wunsch können die Kunden die Gräber natürlich auch selbst bepflanzen. Die Dienstleistung der Grazer Bestattung beschränkt sich in diesem Fall auf das Gießen. Besonders im Sommer wird dieses kostengünstige Service gerne in Anspruch genommen. Der Urnenfriedhof der Grazer Bestattung ist aber nicht nur letzte Ruhestätte, sondern auch ein Ort der Begegnung und für viele eine Grünoase, die sie sogar als Naherholungsgebiet nutzen. Jährlich werden am Friedhof neue Bäume gepflanzt. Die vielfältigen Biotopflächen, wie Wiesen-, Stauden etc. tragen somit ihren Teil zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Um diese grüne Insel zu pflegen und in Stand zu halten, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grazer Bestattung das ganze Jahr im Einsatz. Friedhofsgärtnerin Maria Natter und ihre Kollegen halten den Urnenfriedhof ganzjährig sauber. Täglich wird der viele Müll in den richtigen Containern entsorgt und der Friedhof wird von Blättern, Unkraut und auch Schnee befreit.

Bei der Frühjahrsbepflanzung sind Steifmütterchen und Vergissmeinnicht besonders beliebt

Nähere Infos erhalten Sie unter:

58 /// FAZIT MAI 2021

www.grazerbestattung.at

Anzeige Foto: Grazer Bestattung

Die Friedhofsgärtner der Grazer Bestattung übernehmen für Angehörige von Menschen, die auf dem Grazer Urnenfriedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, bei Bedarf die Grabpflege. Außerdem halten sie den Urnenfriedhof ganzjährig sauber. Sie entsorgen den Müll und befreien den Friedhof von Blättern, Unkraut und Schnee.


Wirtschaft

Steiermärkische Bilanz 2020:

Kredite und Einlagen wachsen, Gewinne sinken Die Steiermärkische Sparkasse hielt ihre Türen auch im Krisenjahr 2020 weit offen. Das Kreditvolumen wuchs um 4,4 Prozent, die Bilanzsumme um 7,8 und die Einlagen – als Folge der Lockdowns – sogar um 11,3 Prozent. Dafür ist die Pandemie für einen Einbruch des Jahresgewinns auf nur etwa 41 Prozent des 2019-Ergebnisses verantwortlich. Die Bank musste nämlich die Risikovorsorgen extrem ausweiten. Diese Rückstellungen sind zwar nicht verloren, belasten jedoch das Ergebnis nach Steuern.

Anzeige Foto: Steiermärkische Sparkasse

W

ir mussten Durchhaltevermögen, Veränderungsbereitschaft, aber auch Einfallsreichtum und Mut beweisen“, erklärte CEO Gerhard Fabisch. Die Bank habe vor allem dort geholfen, wo die Menschen von der Krise besonders hart getroffen wurden. Dadurch konnten in vielen Fällen, so Fabisch, maßgeschneiderte Lösungen für die Kunden erreicht werden. Trotzdem stieg die Eigenmittelquote auf 21,3 Prozent. Alle drei Geschäftsfelder, Privatkunden, Kommerzgeschäft und Internationales Geschäft, erzielten positive und zufriedenstellende Ergebnisse. In der Pandemie blieb die Steiermärkische Sparkasse für ihre Kunden der gewohnt verlässliche Finanzpartner. Firmenkundenvorstand Oliver Kröpfl sieht im Neuvolumen bei Investitionskrediten von mehr als 1,35 Milliarden Euro, „ein tolles Zeichen für die Stärke der steirischen Wirtschaft“. Insgesamt betreut die Bank mittlerweile knapp 30.000 Unternehmen. Alles andere als positiv bewertet er den massiven Anstieg der Spareinlagen. Er glaubt aber, dass mit dem Zurückdrängen der Pandemie wieder mehr Geld in die Wirtschaft zurückfließen werde. Für das Risikomanagement ist im Vorstand Walburga Seidl zuständig. Sie rechnet hinsichtlich des Insolvenzgeschehens zwar mit einem „Nachholeffekt“, aber dennoch mit keiner Pleitewelle. Vor dieser Kulisse zeigt sich auch Vorstand Georg Buchner „zufrieden mit einem soliden Betriebsergebnis im Jahr 2020.“ FAZIT MAI 2021 /// 59

Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen!

© ÖGK/Wrann

CEO Gerhard Fabisch und seine Vorstandskollegen Georg Buchner, Walburga Seidl und Oliver Kröpfl blicken auf ein sehr herausforderndes Pandemieahr zurück, in dem die Steiermärkische ihre Marktposition dennoch festigen konnte.

Ein Bene-fit für alle!

Die Stärken der Betrieblichen Gesundheitsförderung liegen auf der Hand: BGF bietet Betrieben maßgeschneiderte Lösungen und liefert punktgenaue, nachhaltige Ergebnisse. Eine klassische Win-win-Situation, von der sowohl die Unternehmen als auch die Beschäftigten profitieren! Die Österreichische Gesundheitskasse hat bereits mehr als 90.000 Steirerinnen und Steirer in über 300 Partnerbetrieben auf dem Weg in ein gesundes berufliches Umfeld begleitet und unterstützt auch heuer gerne die Aktion „fit im job“. Vinzenz Harrer Vorsitzender des Landesstellenausschusses der Österreichischen Gesundheitskasse Steiermark

Einreichschluss 30. April 2021

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Kurz & News

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1.000 Kitzretter für die Steiermark Das Land Steiermark und die Steirische Landesjägerschaft haben die Aktion „Initiative zur Rettung von jungen Wildtieren ins Leben gerufen, um dem Wildtierverlust auf landwirtschaftlichen Flächen gemeinsam präventiv entgegenzuwirken. Unterstützt wird das Projekt durch die LK Steiermark. Im Zuge der Initiative wird der Kauf von „Kitzrettern“ gefördert. Die Geräte helfen, den Mähtod von Rehkitzen ab dem Alter von zwei bis drei Wochen zu vermeiden. 1.000 Stück sind für Jäger und Landwirte besonders günstig zu erwerben. Durch das Anbringen dieser Kitzretter auf dem Mähgerät werden bereits fluchtfähige Rehkitze mittels Sirenenton aufgescheucht und so zur Flucht aus der Gefahrenzone veranlasst. 60 /// FAZIT MAI 2021

Fotos: Foto Fischer, Christine Hofer-Lukic, Bank Austria, Land Steiermark / Purgstaller,

ativ Innov ig alt Nachh g i Günst

Die Forschung sieht im Wasserstoff-Antrieb eine Zukunftsperspektive für den Verkehr. Wie ein steirischer Vorzeige-Taxiunternehmer beweist, ist die Technik serienreif und eine praxistaugliche Alternative: Gerhard Kraus aus Wildon ist seit einem Jahr mit dem ersten wasserstoffbetriebenen Taxi Österreichs unterwegs. Seine Erfahrungen: „Es fährt sich wie ein normales Auto, nur eben viel klima- und umweltfreundlicher.« Sein Ziel, so Kraus: „Das erste Taxiunternehmen zu sein, das zu 100 Prozent auf die Brennstoffzelle setzt. Österreich hat beste Voraussetzungen dafür: Mit dem Know-how in der Forschung und der Industrie sowie mit den Ressourcen Wind, Wasser und Sonne für eine umweltfreundliche Wasserstofferzeugung.“


Kurz & News

Technologie-Gespräche zu Zukunft der Kfz-Branche „Die Politik hat Ziele vorzugeben, nicht aber die Technologie für deren Erreichung“, betonen WKO-Präs. Josef Herk und WKO-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg. Beide unterstützen die offene Aufforderung namhafter Betriebe und Experten an die Bundesregierung, sich gegen ein vorzeitiges Aus für den Verbrennungsmotor auszusprechen. Denn für die CO2-Bilanz eines Fahrzeugs sei nicht die Antriebsart, sondern der Einsatz sauberer Energie in einer über die Betriebsdauer hinausgehenden Lebenszyklus-Betrachtung entscheidend. „Wir brauchen einen Wettbewerb der besten Technologien, um so zur besten Lösung für die Menschen und die Umwelt zu kommen“, so das WKO-Führungsduo. Aus diesem Grund lädt die WKO Steiermark nun zu Technologie-Gesprächen.

Angenehmes Klima in der Grazer Synagoge Die Sanierung der Grazer Synagoge ist abgeschlossen. Eine ausgeklügelte Beschattungsanlage und wirtschaftlich arbeitende Klimasysteme sorgen nun dafür, dass die Räumlichkeiten auch bei hohen Außentemperaturen uneingeschränkt genutzt werden können. Bgm. Siegfried Nagl freut sich über die gelungene Sanierung und die Tatsache, dass nun wieder eine ganzjährige Nutzung möglich ist: „Im Zuge der Wiedererrichtung der Synagoge im Jahr 2000 hat sich das jüdische Leben in Graz bemerkenswert entwickelt. Mit dem Abschluss der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen setzen wir ein sichtbares Zeichen für die Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde.“ Finanziert wurden die Maßnahmen von der Stadt Graz und dem Land Steiermark.

Herwa Multiclean unter neuer Führung

Fotos: Adomo (Soravia), Robert Frankl,

Seit Anfang April steht Walter Berger (51) als GF an der Spitze der Herwa Multiclean Gebäudereinigung mit Sitz in Graz, ein Tochterunternehmen der Adomo (Soravia). Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist er in führenden Positionen in der Reinigungsbranche tätig und bringt wertvolles Know-how gerade auch in den Bereichen Personalführung und im QM mit. „Ich freue mich darauf, das Vertrauen, das unseren Mitarbeitern und professionellen Reinigungsdienstleistungen entgegengebracht wird, noch weiter auszubauen. Gerade in diesen Zeiten, wo Hygiene unmittelbar mit unserer Gesundheit zu tun hat, möchten wir unseren Kunden in der Wirtschaft und Kommunen als bewährter Partner zur Seite stehen“, sagt Berger.

Mehr als 3.500 Brücken 5.000 km Landesstraßen

FA E R E H IC S D N U IE E R F R Ü F N E WIR SORG  Millionen-Investitionen in unser Landesstraßen-Netz stärken die Wirtschaftsstandorte in den steirischen Regionen, schaffen und sichern heimische Arbeitsplätze und sorgen für noch mehr Verkehrssicherheit!  Die MitarbeiterInnen des Straßenerhaltungsdienstes sind rund um die Uhr im Einsatz und leisten bei jedem Wetter höchst professionelle Arbeit!  Bitte haben Sie Verständnis, wenn es aufgrund von Baustellen da und dort zu Verzögerungen kommt. Wir bauen und sanieren die Straßen für Sie! BEZAHLTE ANZEIGE DES LANDES STEIERMARK. FOTOS: STED

Mehr Infos unter Facebook: Straßenerhaltungsdienst Land Steiermark

H R T!


Ehrentafel für 20 Jahre Jungwinzer

Länder-Umfrage zu Lkw-Fahrverboten

Die Steiermärkische Sparkasse ehrt die jugendliche Weinkultur im alljährlichen Jungwinzer-Wettbewerb – heuer im 20. Jubiläumsjahr. Ein klares Bekenntnis zur Unterstützung von Regionalität und Innovation. Um die Leistungen der Winzerinnen und Winzer nach außen zu tragen, wurde für sie heuer im Frühjahr eine Ehrentafel am Landesweingut Silberberg errichtet. Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse, beschreibt im Zuge der Präsentation vor Ort das langjährige Engagement so: „Herausragende Produkte entstehen durch die Begeisterung der Menschen, die sie machen. Die Steiermärkische Sparkasse fördert diese jungen Talente und unterstützt dabei, aktiv neue Märkte zu erschließen.“

Seit langer Zeit kämpft Landesverkehrsreferent Anton Lang für eine bundesweite Änderung der StVO, um auf vom Schwerverkehr besonders belasteten Straßen dauerhafte Lkw-Fahrverbote umsetzen zu können. Nun wurde eine Bundesländerumfrage erarbeitet und an alle zuständigen Verkehrsreferenten ausgeschickt. Neben den Problemstellungen bei der Thematik des Lkw-Fahrverbotes wird darin auch abgefragt, ob es in den einzelnen Bundesländern Wünsche der Bevölkerung gibt, Lkw-Fahrverbote zu erlassen. Die Antworten sollen den Juristen im Ministerium die Ausarbeitung eines konkreten Gesetzesentwurfs erleichtern. „Unser Ziel ist und bleibt es, dem sogenannten Mautumgehungsverkehr Einhalt zu gebieten“, so LR Lang.

WAS HAT DER ARZT GEMEINT? Tipps und Infos zum

ARZTGESPRÄCH:

www.gesund-informiert.at

www.gesund-informiert.at

Fotos: Margit Kundigraber, Land Steiermark/Streibl

Kurz & News


Wohnen von morgen schon heute

Wie fit ist Ihr Unternehmen? Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen!

© Wolf

In Feldkirchen bei Graz trifft mit dem innovativen Wohnprojekt „Das Ritter“ Tradition auf Innovation und Moderne. Das neue Projekt verbindet hohen Komfort mit Know-how aus der Automatisierungstechnik. Das macht „Das Ritter“ außergewöhnlich nachhaltig und realisiert ein Wohnen von morgen schon heute. Die vier Häuser mit 51 Mietwohnungen, davon 42 vom Land Steiermark gefördert, bieten höchsten Wohnkomfort. Mit ihrer Technologie sorgen sie zugleich für ein einmaliges – und für die Bewohner sorgenfreies – Wohnerlebnis, das mit der Kraft der Erde und Sonne außerordentlich energiesparend und umweltfreundlich ist. Das Zusammenspiel der Technologien wird laufend weiter optimiert. Informationen: www.das-ritter.at

MitarbeiterInnen sind das wichtigste Kapital! Daher setzen immer mehr steirische Unternehmen aktiv Maßnahmen in der Betrieblichen Gesundheitsvorsorge und zeigen gemeinsam mit ihren MitarbeiterInnen Eigenverantwortung. Gerade in Zeiten von Corona halte ich das für ein äußerst wichtiges Zeichen und unterstütze daher auch die Initiative „fit im job“. Ing. Josef Herk Präsident der WKO Steiermark

Fotos: Rechnungshof Stmk., ht-vis architekturvisualisierung GesnbR, Land Steiermark / König, Archiv

Landeswappen für RLB-Tochter „Comm-Unity“ Am 21. April verlieh LH Hermann Schützenhöfer dem Unternehmen der Comm-Unity EDV GmbH am Firmensitz in Lannach das steirische Landeswappen. Die IT-Spezialisten von Comm-Unity sind führende Entwickler für innovative und maßgeschneiderte E-Government-Lösungen. Das RLB-Tochterunternehmen begleitet Städte, Gemeinden und Verbände auf ihrem Weg der Digitalisierung und bietet in allen technischen, organisatorischen und personellen Bereichen Unterstützung an. RLB-Generaldirektor Schaller dazu: „Die Comm-Unity EDV GmbH kann auf eine stolze Unternehmensgeschichte zurückblicken. Seit 20 Jahren versorgt sie die Kunden mit innovativen Lösungen. Wie wichtig eine moderne Infrastruktur ist, hat sich spätestens 2020 gezeigt.“

LRH − Kaum Effekte aus energetischer Sanierung

Insgesamt 46 Amtsgebäude befinden sich im Eigentum des Landes Steiermark und werden von der Abt. 2 Zentrale Dienste verwaltet. Der Landesrechnungshof (LRH) unter der Leitung von Dir. Heinz Drobesch untersuchte deren Energie-Management, insbesondere die Bereiche Strom und Wärme, und ortet Verbesserungspotenzial. Im Zeitraum 2013 bis 2018 wurden an 21 Amtsgebäuden Maßnahmen zur energetischen Verbesserung gesetzt. Das Problem dabei: Bei den geprüften Gebäuden waren direkte Auswirkungen auf den Energieverbrauch kaum ersichtlich. Der LRH empfiehlt daher, energetisch relevante Maßnahmen in das Energie-Management einfließen zu lassen. Aus einer Wirksamkeitskontrolle könnten weitere Erkenntnisse abgeleitet werden.

FAZIT MAI 2021 /// 63

Resilienz und Prävention ersetzen keine Medikamente oder gar Impfstoffe. Und doch kommt ihnen zentrale Bedeutung bei der Förderung individueller und gesellschaftlicher Gesundheit zu. „fit im job“ bietet mit der Expertise in den Bereichen psychologische und sportwissenschaftliche Beratung sowie Ernährungsberatung steirischer Lebens- und SozialberaterInnen kompetente PartnerInnen, wenn es gilt, Menschen dabei zu unterstützen, fit im Job zu bleiben. Andreas Herz, MSc Vizepräsident der WKO Steiermark und Obmann der Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung

Einreichschluss 30. April 2021

Alle Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter www.fitimjob-stmk.at


Überraschung für E-Steiermark-Lehrlinge

City-Radeln findet coronasicher statt

Volksrock’n’Roller Andreas Gabalier besuchte die Nachwuchskräfte in ihrer topmodernen Ausbildungsstätte, dem „E-Campus“ in Graz. Hintergrund: Im September 2021 findet im Schwarzl-Freizeitzentrum die Berufs-Europameisterschaft EuroSkills statt. Gabalier tritt als Botschafter der Veranstaltung auf und ihm machte der Lokalaugenschein sichtlich Spaß – für Fotos und Gespräche mit den jungen Green-Energy-Profis nahm er sich weit mehr Zeit als vorgesehen. Und hob sogar ab – mit einem Hebekran, um die Übungs-Arbeiten auf einem Strom-Mast aus der Nähe zu verfolgen. „Ein neuartiges Crossover zwischen Rock’n’Roll und Fachkräfteausbildung“, schmunzelten die Vorstände Christian Purrer und Martin Graf.

Der gemeinsame Start in die Grazer CityRadeln-Saison findet heuer statt. Nur fällt die erste Tour etwas anders aus als geplant. Denn die mindestens 10-Kilometer-Runde kann am 28. April jeder für sich selbst bestimmen. Gestrampelt wird also im „echten Leben“, lediglich die Teilnahme kann virtuell gepostet oder gemailt werden. Wer also zwischen 6 Uhr früh und 20 Uhr abends in die Pedale tritt, seine Route über eine App oder als Screenshot oder ein Selfie auf www.facebook.com/Grazer.CityRadeln postet oder per E-Mail an: verkehrsplanung@stadt.graz.at schickt, kann gewinnen. Unter allen Einsendungen bzw. Postings werden ein 50-Euro-Mobilitätsgutschein, zwei Freizeittickets sowie eine SBahn-Goodie-Bag verlost.

Stadtführer zum Welterbetag Der 18. April steht weltweit im Zeichen des Welterbes und seiner Bewahrung und ist seit heuer auch das Datum für den 1. Österreichischen Welterbetag. Aus diesem Anlass gibt es nun einen neuen Stadtführer, den Bgm. Siegfried Nagl als erster von Stadtbaudirektor Bertram Werle und Gertraud Strempfl-Ledl entgegennehmen konnte. In den darin beschriebenen und bebilderten Zonen sind 18 Besonderheiten extra hervorgehoben, die mit besonderer Architektur oder spezieller Ausstattung punkten. Erhältlich ist der Folder unter anderem bei Graz Tourismus, über die Welterbekoordinationsstelle und etliche Museen. Sichtbares Zeichen im Stadtraum ist übrigens ein riesiges Plakat vor dem Künstlerhaus. 64 /// FAZIT MAI 2021

Johannes Geiger: 30 Jahre GWS-Geschäftsführer Auf eine erfolgreiche Bilanz kann Johannes Geiger in den 30 Jahren seiner Tätigkeit als GF der GWS Wohnungen für die im Jahr 2002 gegründete Tochtergesellschaft GWS exklusiv, dzurückblicken: Mehr als 7.800 Wohnungen wurden in dieser Zeit neu errichtet, davon ca. 450 ie im Top-Eigentumswohnungs-Segment tätig ist. Daneben wurde allein in den letzten zehn Jahren ein Sanierungsvolumen von 89,3 Mio. Euro realisiert. Derzeit werden mehr als 15.000 Wohnungen sowie Garagen und andere Objekte verwaltet. Aktuell sind zehn Projekte mit ca. 415 Wohnungen in Bau, weitere 25 Projekte mit ca. 1.000 Wohneinheiten in Vorbereitung. Stets war der möglichst geringe Verbrauch von Natur- und Grünraum war Geiger ein Anliegen.

Fotos: Energie Steiermark, Joel Kernasenko, Foto Fischer / Stadt Graz, Oliver Wolf

Kurz & News


Foto: RLB Steiermark / Peter Riedler

Kurz im Gespräch mit Nikolaus Lallitsch, GF Raiffeisen-Immobilien Steiermark

Der BKS-Bank-Vorstand mit Dieter Kraßnitzer, Herta Stockbauer und Alexander Novak (v.l.) hat das herausfordernde Jahr 2020 gut bewältigt.

BKS Bank setzt auf Green Banking

Die börsennotierte BKS Bank blickt auf ein herausforderndes Jahr zurück. 2021 steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit und einer klimafreundlicheren Wirtschaft.

Foto: Gernot Gleiss / BKS

K

ein Unternehmen wird daran vorbeikommen, sein Geschäftsmodell nachhaltiger auszurichten. Das Ziel der Klimaneutralität wird große wirtschaftliche und regulatorische Veränderungen mit sich bringen“, erklärt BKS-Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. „In diesen Veränderungsprozessen stecken aber auch sehr viele Chancen. Mit der Umsetzung des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes werden 500 Mio. Euro an Investitionen für Projekte zum Thema Grüner Wasserstoff mobilisiert, in den Ausbau der Wind-, Wasser- und Sonnenkraft sollen jährlich rund 1 Mrd. Euro investiert werden. Mit unserer Nachhaltigkeitskompetenz unterstützen wir Unternehmen und Private dabei, von diesen Chancen zu profitieren“, so Stockbauer. Als nachhaltigste Bank Österreichs verfügen wir über großes Knowhow zu diesen Themen und können unseren Kunden bei den Themen Green Finance und Investment bestens zur

Seite stehen.“ Die große Erfahrung der BKS Bank und das hohe Vertrauen der Kunden spiegeln sich auch in der Entwicklung des nachhaltigen Produktvolumens. „So konnten wir 2020 das Volumen unserer nachhaltigen Produkte von 400 Mio. auf 580 Mio. Euro ausbauen. In dieser Zahl erfasst sind nur Neugeschäfte ab 2017. Damit erwirtschaften wir bereits 5,9 % der Bilanzsumme mit nachhaltigen Finanzierungsund Veranlagungsprodukten. Unser Ziel ist es, diesen Anteil bis 2025 auf 15 % zu steigern“, erzählt die Vorstandsvorsitzende. Das Volumen nachhaltiger Finanzierungen stieg auf 413,3 Mio. EUR – davon hatten 315,5 Mio. EUR einen ökologischen Verwendungszweck. 2020 legte die BKS Bank erneut je einen Green und Social Bond auf. Mit dem neuen Natur & Zukunft-Konto, das einen Beitrag zur Aufforstung von Schutzwäldern leistet, hat man ein weiteres nachhaltiges Produkt in ihr Angebot aufgenommen.

Die Corona-Pandemie bewirkt eine Bewegung in ländliche Gebiete, sind die Auswirkungen in der Nachfrage am Häusermarkt zu beobachten? Der Megatrend heißt natürlich Urbanisierung, weil die Menschen zur Ausbildung und zur Arbeit in die Städte kommen (müssen). Aber die Gegenbewegung hinaus in die grüne Umgebung bewirkt, dass Grundstücke und Einfamilienhäuser stärker nachgefragt werden. Dadurch steigen die Preise und die Suchradien werden weiter. Auch Raiffeisen setzt unter dem Schlagwort „Glücksdorf“ auf Eigenheimbesitz im dörflichen Umfeld, welche Gruppen spricht das vor allem an? Junge Familien, die ihren Kindern Lebensqualität, Sicherheit, Behutsamkeit, das Reine und Echte bieten möchten, aber auch Menschen um die Pension, die aus dem Hamsterrad aussteigen, die durchatmen wollen, für die Abendrot nicht das Bremslicht des Vordermanns im Stau ist, sind Zielgruppen für diese Ideen. Das Konzept halten wir für eine große Chance für die ländlichen Regionen, etwa in der Ostund Weststeiermark, aber auch im Mürztal. Voraussetzung ist eine gut entwickelte Infrastruktur, vom Ausbau des BreitbandInternets über das Regionalbahnennetz bis hin zur Fertigstellung des SemmeringBasistunnels sowie der Koralmbahn. Wie werden sich die zuletzt stark gestiegenen Kosten für Baumaterial auf den Immobilienmarkt niederschlagen? Es bleibt abzuwarten, ob es sich um einen Ausreißer nach oben handelt, der sich mit der Zeit wieder glättet. Die Investitionsprämien haben einen Boom ausgelöst. FAZIT MAI 2021 /// 65


Lebenswerte Arbeitswelten für morgen D

ie Technopark Raaba Holding hat sich seit ihrer Gründung im Jahr 1999 zum größten Player für Gewerbeimmobilien in der Steiermark und darüber hinaus gemausert. Familie Schreiner kümmert sich mit ihrem hochmotiviertem Team um die Entwicklung, Realisierung und Verwaltung von unterschiedlichsten Projekten. Das Portfolio umfasst Büro- und Geschäftsflächen am Firmensitz in Raaba sowie Wohneinheiten an mehreren Standorten südlich von Graz sowie auch umfangreiche Lagerflächen. Mit ihrem All-in-one-Servicepaket betreut das Technopark Raaba-Team Projekte aller Art von der Entstehung bis zur Vermietung und Hausverwaltung.

Eine Firma als große Familie Als Nachfolger des Firmengründers und Seniorchefs leiten heute die beiden Söhne Peter und Hannes Schreiner die Technopark Raaba Holding mit ihren verschiedenen Tochtergesellschaften. Trotz des umfangreichen Immobilienportefeuilles umfasst das gesamte Team, inklusive der Mitglieder der Familie Schreiner selbst, nur 18 Mitarbeiter. Und damit steht ein familiärer Umgang untereinander an der Tagesordnung, erzählt Hannes Schreiner: „Die meisten unserer Mitarbeiter sind schon jahrelang bei uns, manche mehr als 20 Jahre. Da entsteht schon ein sehr enges Vertrauensverhältnis und eine starke gegenseitige Zuverlässigkeit in allen Situationen.“ Das äußert sich auch in der Firmenphilosophie, wo das gemeinsame Unternehmen auch in der Freizeit eine große Rolle spielt. So hat die Technopark Raaba Holding auch eine eigene Tennismannschaft, die in einer Liga gegen die Mannschaften von anderen Firmen im Technopark antritt. Auf dem begrünten Dach des großen Parkhauses, für das im Februar der Spatenstich erfolgt ist, sind ein neuer Tennisplatz und auch ein Fußball-

platz sowie eine Surround-Anlage fix eingeplant, erklärt Hannes Schreiner. Das Gebäude mit Stellplätzen für 750 zusätzliche PKW soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden und als Ausdruck des Zusammenspiels von Natur und Technik wird die Fassade des Parkhauses mit Kletterpflanzen vollständig begrünt werden. Nachhaltigkeit in allen Bereichen

Der Wohnpark Raaba verbindet naturnahen Lebensraum mit bester Verkehrsanbindung und toller Infrastruktur.

Die Bauarbeiten auf dem Gelände des Technopark Raaba schritten auch über den Winter zügig voran.

Nachhaltiges Denken spielt aber auch allen anderen Bereichen eine zentrale Rolle. Am Standort Raaba wurden umfangreiche Flächen mit Photovoltaikanlagen installiert und in Zukunft soll eine E-Tankstelle die zunehmende Zahl von E-Fahrzeugen mit Energie versorgen. Aber auch der Fahrradverkehr wird aktiv forciert, rund 150 Stellplätze sind am Technopark Raab bereits verfügbar. Außerdem kann jeder Mitarbeiter am Standort die Radfahrerduschen gratis benutzen. Auch angesichts der Corona-Krise hat die Technopark Raaba Holding große Pläne in der Pipeline. Hannes Schreiner sieht trotz des durch die Pandemie anhaltenden Trends zum Homeoffice nach wie vor in Zukunft einen stark wachsenden Bedarf an Büro66 /// FAZIT MAI 2021


Immobilien

Die beiden Brüder Peter (li.) und Hannes Schreiner haben neben dem Ausbau des Standortes Technopark Raaba große Pläne für den Wohnbau.

Anzeige Fotos: Technopark Raaba Holding / Erwin Scheriau / Mario Gimpel

Im Februar erfolgte der Spatenstich für das neue Parkhaus, das auf seinem Dach mehrere Sportplätze beherbergen wird. flächen, und zwar solchen, die entsprechend der Bedürfnisse der Mitarbeiter gestaltet sind. In den hochmodernen Bürogebäuden sorgen Lüftungs- und Filteranlagen für ein optimales Raumklima, was zu einer entspannten und kreativen Arbeitsatmosphäre beiträgt, ebenso wie die ansprechend gestalteten und möblierten Aufenthaltsräume, Kommunikationszonen und Cafeteria-Bereiche. Nicht zuletzt ist dort auch Platz für Spielkonsolen und andere Unterhaltungsformen. Denn schließlich ist der Mensch ein soziales Wesen und braucht Interaktion und Abwechslung, um kreativ tätig sein zu können, so Schreiner. Zum umfassenden Angebot am Standort gehören daneben noch ein eigenes Restaurant, ein Supermarkt und ein Fitnessstudio sowie ein Reisebüro. Das gerade in Planung befindliche Gebäude TPR VII wird neben einem großflächigen Konferenzzentrum nicht nur eine begrünte Fassade, sondern dazu einen richtigen botanischen Garten in seinem Inneren beherbergen. Hier sollen auf dem Dachgeschoß etliche große Bäume gepflanzt und Rasenflächen angelegt werden, um so eine grüne Erholungsoase zu schaffen. Wohnqualität im Süden von Graz Nicht weit vom Technopark Raaba ist im Zentrum des Orts-

teils und nahe dem Bahnhof der Gemeinde Raaba-Grambach der Wohnpark Raaba entstanden. Verwirklicht wurde das Projekt durch eine Tochtergesellschaft der Holding. Es wächst kontinuierlich und verbindet hohe Wohnqualität mit idealer Verkehrsanbindung, perfekter Infrastruktur, großen Naherholungsräumen und leicht erreichbaren Arbeitsplätzen. Von den insgesamt rund 140 Wohnungen ist der überwiegende Großteil bereits in festen Mieterhänden. Die Ideen der beiden Immobilienplaner Peter und Hannes Schreiner, die hinter dem Wohnbauprojekt stehen, befinden sich mit ihren Visionen am Puls der Zeit. Als Geschäftsführer, die am Standort Technopark Raaba Gewerbe- bzw. Büroimmobilien mit tausenden Mitarbeitern verwalten, wissen sie um die Bedeutung der Verbindung von Arbeits- und Wohnwelten. „Wohnen sollte unserer Auffassung nach getrennt vom Arbeiten stattfinden, aber natürlich spielen die rasche Erreichbarkeit der Arbeitsplätze und eine hervorragende Infrastruktur eine entscheidende Rolle für die Attraktivität von Wohnungen – wir nennen es ‚das hybride Modell‘ modernen Lebens.“

Standort mit echtem Mehrwert Im Wesentlichen soll hier ein umfassendes Angebot für die Menschen bzw. jungen Familien entstehen, das alle Lebensbereiche abdeckt. In Ergänzung zu den wachsenden Gewerbeflächen widmen sich Gebrüder Schreiner daher dem Ausbau von Wohnraum und Infrastruktur in und rund um Raaba-Grambach. In Kombination mit dem breiten Angebot an öffentlichen Einrichtungen, Geschäften und weiten Erholungsflächen wird hier das Konzept einer weitgehend autonomen Kleinstadt konsequent umgesetzt. Bestechendes Argument ist vor allem auch die perfekte Anbindung an Autobahn, Flughafen und S-Bahn und die schnelle Erreichbarkeit der Grazer Innenstadt. Aber auch die weiteren strategischen Pläne im Sektor Wohnungsimmobilien der Schreiners können sich sehen lassen: Nach dem Erwerb weiterer Grundstücke in Kalsdorf, Seiersberg, Dobl, Lannach und Lieboch stehen rund 300.000 m2 für Projekte zur Verfügung, unter anderem für 400 bis 600 Wohnungen, die in den kommenden Jahren gebaut und übergeben werden sollen. FAZIT MAI 2021 /// 67


Steirische Immobilien bleiben attraktiv Eine regional vertiefende Studie von Raiffeisen Research zeigt: Die Steiermark schneidet beim Vergleich der Immobilienpreise gut ab. Häuser sind etwa um 20 Prozent, Grundstücke sogar um ein Drittel preiswerter als im Österreich-Schnitt.

D

ie Preissteigerungen der letzten Jahre waren aber dennoch beachtlich und haben eine Reihe unterschiedlicher Ursachen, sagte RLB-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer bei der Online-Präsentation

des Berichtes: „Es sind bewegte Zeiten, die zeigen, dass solide Werte bei den Kunden hoch im Kurs stehen.“ Infolge der Corona-Pandemie haben viele Steirer „Geld auf der hohen Kante“, erklärt er.

Vor diesem Hintergrund bleiben Häuser und Grundstücke als beliebteste Anlageform auf hohem Niveau. „Der steirische Immobilienmarkt ist Spiegelbild der fundamentalen Einflussfaktoren“, ergänzt Peter

Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research, und meint damit hohe Unsicherheit und weiterhin niedrige Zinsen. Der „Steiermark-Abschlag“ bedeutet aber zugleich eine bessere Leistbarkeit von Wohnraum als in anderen Bundesländern. „Landschaftliche Schönheit und Leistbarkeit stellen in der Steiermark keinen so großen Widerspruch wie andernorts dar“, so Matthias Reith, Ökonom bei Raiffeisen Research. Nikolaus Lallitsch, GF Raiffeisen Immobilien Steiermark, weist auf die großen Unterschiede innerhalb des Bundeslandes hin: „Nirgendwo ist in Österreich der Zuzug so stark wie

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Foto: RLB Stmk / Peter Riedler

Bauen & Wohnen


im Grazer Westen und im südlichen Grazer Umland. Zu den Hotspots zählt aber auch das Ennstal mit Schladming.“ Lallitsch ortet als weiteren Trend eine Sehnsucht nach dem „Leben im Glücksdorf“. Junge Familien oder Personen im Ruhestand wollen immer häufiger aus dem Getriebe der Stadt raus in eine beschau-

Ein Platz für die Seele – Südsteiermark - Kitzeck/Sausal: sehr gepflegter Landsitz in sonniger und ruhiger Wohnlage mit wunderschöner Aussicht, großer Terrasse und optimaler Westausrichtung. Ebenso vorhanden ein Gewölbekeller und eine sehr gepflegte Außenanlage. Gfl.2086 m², Nfl.241 m², HWB: 97,4 kWh/m²a, fGEE: 1,37. KP 670.000,- Euro, Manuela Roiderer 0664-8184143, www.sreal.at

lichere Umgebung. So eine nachhaltige Ortsentwicklung wird künftig etwa in St. Radegund umgesetzt. „Das Konzept halten wir für eine große Chance für die ländlichen Regionen.“ Voraussetzungen dafür sind eine gut entwickelte Infrastruktur, vom Breitband-Internet bis hin zum öffentlichen Verkehrsnetz.

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Nikolaus Lallitsch, Rainer Stelzer, Peter Brezinschek und Matthias Reith (v. l.) präsentierten die detaillierte ImmobilienStudie.

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Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Die Weber 70 /// FAZIT MAI 2021




Fazitportrait

Die »Sattler Group«, ein weltweit tätiges

Familienunternehmen mit Hauptsitz in Gössendorf bei Graz, ist ein Spezialist für Markisen, Planen und technische Textilien sowie für innovative

Lösungen auf dem Gebiet der Umwelttechnik und der textilen Architektur. Die Wertschöpfung

reicht vom Weben, »Ausrüsten und Beschichten« über das Konfektionieren bis zur Montage von Membranstrukturen. Jährlich werden rund

25 Millionen Quadratmeter Gewebe für den

Weltmarkt erzeugt. Gegründet im Jahr 1875, wird die Sattler-Gruppe in 5. Generation in der Familie geführt. Die rund 650 Beschäftigten sind in vier

Produktionsstätten in Europa und den USA tätig.

K

ette und Schuss. Was so klingt wie eine Weltformel, könnte auch eine sein. Zumindest könnte es Teil einer Weltformel sein – so es so etwas überhaupt gibt. Vor allem wenn man bedenkt, wie wichtig Gewebe für den Menschen ist. Gewebe umgibt uns förmlich, als Gewand, als Bettwäsche, als Autositzbezug – jedes Stück Stoff besteht aus Gewebe. So auch Sonnenschutzmarkisen, aber auch LKW-Planen, wasserdichte Überdachungen oder Biogasspeicher – an die man wohl nicht gleich denken würde. Den letzten drei Beispielen gemein ist, dass sie von der Sattler AG in Gössendorf bei Graz hergestellt werden, die praktisch die ganze Welt damit beliefert. Genauer gesagt theoretisch, denn Märkte müssen auch erschlossen sein, aber der Vorstandsvorsitzende Herbert Pfeilstecher kann über die Sattler-Gruppe sagen: »Wir gehören zu den Top 3 der Welt.« So kommt es, dass bei einem im 19. Jahrhundert gegründeten Unternehmen angefragt wird, ob man nicht beim Bau eines Stadions für die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien aushelfen könnte. Oder ob man in Gössendorf nicht eine kluge Lösung für das Methangas der Kläranlagen von Mexiko City habe oder gegen die Sonne in der Schweiz. Auch sollten die von Lastkraftwagen transportierten Güter vor Wind und Wetter geschützt werden oder auch die Yacht meines Zahnarztes. Nein, das sind keine erfundenen Beispiele, das alles macht die Sattler Group. Nicht alles ist Kette und Schuss, so wird etwa für die textile Architektur auch anderes Material als Gewebe verwendet, aber FAZIT MAI 2021 /// 73


Fazitportrait

Wir gehören zu den Top 3 der Welt. Herbert Pfeilstecher, Vorstandsvorsitzender

das Knowhow für die Entwicklung bezieht die Sattler-Gruppe mit ihrem Headquarter in der Steiermark doch aus der eigenen Historie des 1875 gegründeten Unternehmens.

Sonne und Regen Die Geschäftsbereiche Spezialtextilien für Sonnenschutz und beschichtete Textilien etwa für LKW oder Zelte machen den mit Abstand größten Teil des Umsatzes von rund 130 Millionen Euro aus. So gesehen ist das Phänomen des Wetters der stärkste Verbündete des Unternehmens – Sonne und Regen gibt es überall. Interessanterweise wird erstere unterschiedlich wahrgenommen. Genauer gesagt generiert der Schutz gegen die Sonne national unterschiedliche Farbwelten, wie Herbert Pfeilstecher und der Ausichtsratsvorsitzende Alexander Tessmar-Pfohl, der die fünfte Generation des Familienbetriebs repräsentiert, zu berichten wissen. So sind die bevorzugten Farben für Sonnenschutzmarkisen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Gelb und Orange die hellsten. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Markisengewebe in Europa hat übrigens die Schweiz, so Herbert Pfeilstecher: »Dort gehört die Balkonmarkise zur Grundausstattung jeder Wohnung. Wenn eine Wohnanlage gebaut wird, bekommt jeder Balkon eine Markise.« Hoffentlich liest das die Grazer Altstadtkommission respektive das Bauamt, denn hier bei uns muss zum Beispiel selbst in der Altstadtzone 3 jede Markise und jedes Wetterschutzdach auch nach einem Bestand von 50 und mehr Jahren abgebaut werden. Und nein, Baugenehmigungen oder Nachsichten werden keine erteilt. Ein Skandal? Ja, ein Fall für die Seite 1 der Kronenzeitung! Jetzt werden wir auch sehen, ob die Kollegen das Fazitmagazin lesen. Soweit die diesmalige Fazitabschweifung. 400 verschiedene Dessins Zurück zu den Farbwelten. Der britische gleicht diesbezüglich dem amerikanischen Geschmack, in diesen Ländern werden Grüntöne bevorzugt, Italiener und Spanier mögen es lieber dunkel und entscheiden sich zumeist für braune oder beige Markisen, während die Skandinavier kräftige, deckende Farben wie Rot und Blau wäh-

74 /// FAZIT MAI 2021

len. Kein Wunder, dass Sattler 400 verschiedene Dessins anbietet. »Markisen sind ein europäisches Produkt«, sagt Herbert Pfeilstecher und meint damit, dass andere Märkte auch andere (Gewebe-) Bedürfnisse haben. So herrscht etwa in den USA vor allem eine enorme Nachfrage nach Gartenmöbelstoffen. Das erkannte der steirische Familienbetrieb bereits vor elf Jahren und kaufte sich in den amerikanischen Markt ein. Mit dem Erwerb von Outdura in Nordkarolina gründete Sattler einen Standort mit Produktion und Vertrieb von witterungsbeständigen Stoffen für Gartenmöbel auf dem dafür größten Markt der Welt und erweiterte damit seinen Geschäftsbereich Sattler Sun-Tex.

Drei Geschäftsbereiche Sun-Tex ist einer von insgesamt drei Geschäftsbereichen der Sattler AG. An den Standorten in Gössendorf und Rudersdorf in Burgenland werden unter anderem Gewebe für Sonnenschutz, Sicht- und Blendschutz für Wohn- und Objektbauten sowie Bootsdeckenstoffe erzeugt. Der zweite Geschäftsbereich, die Sattler Pro-Tex, stellt beschichtete technische Textilien her: Das sind etwa die erwähnten Planen für LKW und Zelte, die Gewebe für Biogasspeicher und textile Architektur. Auch der dritte Geschäftsbereich war eine Erweiterung der Angebotspalette von Sattler und entstand überhaupt erst durch den Kauf eines Unternehmens in Greven, Deutschland, im Jahr 1996. Als Sattler Ceno – mittlerweile so wie die beiden andern als Tochtergesellschaft geführt – ist die Sattler-Gruppe auch in zwei unterschiedlichen Gebieten des Membranbaus tätig: Im Bereich »Umwelttechnik« werden maßgeschneiderte Lösungen für die Speicherung von Biogas und für die energetische Verwertung von organischen Abfällen angeboten. Als Erfinder der textilen Speichersysteme kann Sattler weltweit auf Referenzen in landwirtschaftlichen und industriellen Biogasanlagen und in Kläranlagen verweisen. Und im Bereich »Industrietechnik« ist Sattler Ceno Top-Tex auf die Entwicklung, Herstellung und Montage unterschiedlichster textiler Konstruktionen und Systemlösungen spezialisiert, allen voran Hochwasserdämme und Lärmschutzwände. Eine weitere Tochtergesellschaft ist im




Fazitportrait

Die Ergebnisse konnten kontinuierlich verbessert werden. Herbert Pfeilstecher, Vorstandsvorsitzender

Bereich »Textile Architektur« ein Pionier im textilen Bauen und im ETFE-Membranbau. ETFE-Membrane sind durchsichtige, luftgefüllte Folienkissen – »ähnlich wie Klarsichtfolie«, erklärt Alexander Tessmar-Pfohl. Ein spektakulärer Auftrag war zum Beispiel die Verkleidung von 20.000 Quadratmetern Fläche zwecks Lichtdurchlass für die größte freitragenden Halle der Welt in Tropical Islands, einem tropischen Freizeitpark am ehemaligen Flugplatz Brand, südlich von Berlin. Sattler Ceno arbeitet außerdem mit dem Glasgewebe PTFE und konnte nicht minder beindruckende textile Bauten wie Überdachungen von Stadien oder im Flughafen München oder auch im angesprochenen Fußballstadion von Manaus in Brasilien realisieren.

Gewinn und Verlust Mehrere Großaufträge in Irland (riesige Traglufthalle), Indien (Klinik), England (Museum), Spanien (Flughafen) und den Niederlanden (Grand-Prix-Kurs in Zandvoort) sorgten dafür, dass sich das Unternehmensergebnis im Geschäftsjahr 2020 noch besser entwickelt hat im Jahr davor, als Sattler mit seinen 650 Mitarbeitern, davon 470 in Österreich, einen Gewinn von vier Millionen Euro erwirtschaftet hat. Das war nicht immer so. 2014, ein Jahr, bevor das langjährige Oberhaupt des Familienunternehmens, der Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Werner Tessmar-Pfohl, unerwartet verstarb, schrieb die Sattler AG wegen einer Wertberichtigung bei einer Beteiligung in Deutschland drei Millionen Euro Verlust. In den Folgejahren ging es bis heute kontinuierlich bergauf, schon 2015/16 wurde knapp positiv bilanziert, so Herbert Pfeilstecher. Der Betriebswirt kam nach Stationen bei der Voest-Alpine und der GKB 1994 in die damalige Sattler OHG,

die 1999 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, was auch im Nachhinein gesehen dem Unternehmen gutgetan hat. Insbesondere nach der Umstrukturierung im Jahr 2015, als aus den Geschäftsbereichen eigenständige Tochterunternehmen wurden. Statt Bereichsleitern bekam jeder Geschäftsbereich einen oder zwei Geschäftsführer, was Produktionsplanung, Logistik, Einkauf, aber auch Forschung und Entwicklung sowie insbesondere den Verkauf effizenter und fokussierter gemacht hat. Pfeilstecher, der mit zehn Prozent am Unternehmen beteiligt ist, kam 2001 in den Vorstand und wurde 2007 dessen Vorsitzender mit den Finanzagenden für die Gruppe. Zugleich kam Alexander Tessmar-Pfohl, seit 2004 im Unternehmen, in den Vorstand, weil sein Vater in den Aufsichtsrat wechselte. 2013 wurde der Vorstand mit Lisbeth Wilding erweitert, die für Sattler Ceno, sowie für Personal und IT zuständig ist. Als vor sechs Jahren sein Vater starb, übernahm Alexander Tessmar-Pfohl die Aktienmehrheit, schied aus dem Vorstand aus und folgte ihm als Aufsichtsratsvorsitzender nach. Schon die seinerzeitige Entscheidung, die Führungsetage erstmals auch mit familienfremden Managern zu besetzen, hat auch nach interner Meinung zu einer Professionalisierung des Familienunternehmens geführt. Die Exportquote ist mit über 90 Prozent sehr hoch, was nicht zuletzt auch auf die Referenzen und die vielfach bewiesene Termintreue zurückzuführen ist. Aufgrund der guten Geschäftsentwicklung auch im »Corona-Jahr« hat die Sattler AG etwas Ähnliches vor, was Werner Tessmar-Pfohl anläßlich des EU-Beitritts Österreichs im Jahr 1995 gemacht hat: eine Investition von 15 Millionen Euro für Modernisierung und Ausbau der Standorte in der Steiermark und im Burgenland. Ketn te, Schuss, Chapeau!

Sattler AG 8077 Gössendorf, Sattlerstraße 45 Telefon +43 316 4104 0 sattler.com

FAZIT MAI 2021 /// 77


Wie halten Sie die Eingeborenen hier lange genug vom Saufen ab, so dass sie die Fahrprüfung bestehen?

Prinz Philip, Herzog von Edinburg und Prinzgemahl, 1921–2021 als Frage an einen Fahrlehrer im schottischen Oban im August 1995

Architektur

»Die Architektur hat mich gefunden. Und nicht ich sie«

Die Leiterin des Grazer Hauses der Architektur Beate Engelhorn über das Spannungsfeld zwischen Kunst und Architektur und über die aktuelle Ausstellung im HDA Von Michael Petrowitsch

B

Fotos: Königliche Familie des Vereinigten Königreichs, Thomas Raggam, Verlag Ibera

eate Engelhorn geht in das zweite Jahr ihrer Tätigkeit als Chefin des Hauses der Architektur in Graz. Wir sprechen über Persönliches, Programmatisches und Zukünftiges und vor allem über die nachhaltige politische Kraft, die Architektur entwickeln kann. Und nach Engelhorns Meinung auch soll. Augenzwinkernd starten wir mit der ersten Frage …

Was ist der Unterschied zwischen Architektur und Kunst? Ist eh alles das gleiche, oder? Nein, natürlich nicht. Nicht umsonst wird die Architektur in der Geschichte als die »Mutter aller Künste« bezeichnet. Im Unterschied zur Kunst muss die Architektur auf viele verschiedene Dinge reagieren. So spielt neben der Gestaltung auch die Funktionserfüllung eine wichtige Rolle – ebenso wie die gelungene Einbindung in den gegebenen Kontext. Im Idealfall gehen Form und Funktion eine gut gestaltetet Symbiose ein und bieten der Umgebung – etwa in einer Stadt – einen bereichernden neuen Stadtbaustein für die Anwohner. Die Kunst muss in diesem Sinne nicht »nützlich« sein, ist aber wichtig als Medium zur Reflexion von Raum und Gesellschaft. Sie kann uns dadurch einen Spiegel vorhalten und uns helfen, unsere gebaute Umwelt bewusster wahrzunehmen und weiter zu verbessern. 78 /// FAZIT MAI 2021

Nach Schopenhauer ist Architektur gefrorene Musik. Stimmt das deiner Meinung nach? Räume können durchaus eine Symphonie der Sinne erzeugen. Historische Raumproportionen in der Geschichte, in griechischen Tempelanlagen bis hin zum Barock, wurden in ihren Proportionen von den Architekten mit den gleichen Maßverhältnissen »komponiert« wie die Akkorde in der Musiklehre. Ich glaube, dass sich Schopenhauers Aussage darauf bezog und viele empfinden diese Räume bis heute als besonders schön. Zeitgenössische Architektur wird nach anderen Gestaltungsmaßstäben entworfen. Und nicht alles in der Architektur ist immer harmonisch, muss es vielleicht auch nicht immer sein … [lacht] Noch etwas dramatischer, sind Ornamente Verbrechen? Um Adolf Loos zu zitieren – und dann bin ich am Ende mit meinen Weisheiten ... Ich mag Ornamente; aber nicht immer und überall. Der Ausdruck einer Architektur – sei es nach innen oder nach außen – sollte stimmig sein. Wenn das Ornament zu diesem Ausdruck beitragen oder ihn sogar verstärken kann, ist es willkommen. Als reine »Dekoration« wirken Ornamente oft deplatziert und werden meist benutzt, um bestehende Missstände zu überdecken. Das funktioniert selten und trägt

keinesfalls zu einer qualitätsvollen Architektur bei.

Zu Deinem Werdegang: Es gibt ja verschieden Ausbildungsstätten, was war da prägend? Braunschweig und seine Zeichensaalkultur mit einer semesterübergreifenden Zusammensetzung haben mich sehr geprägt. Da wurde nächtelang gearbeitet und diskutiert. Aber besonders beeindruckt hat mich der Unterricht an der ETH in Zürich. Hier gab es einen bemerkenswerten, fachlich fundierten und konstruktiven Diskurs zwischen den Dozenten und den Studierenden. Es ging dabei immer um das Projekt und wie man es noch besser machen könnte – weniger darum, wer mit seiner Meinung im Recht wäre … Zudem war es selbstverständlich, mit vorhandenem Geschichtswissen zu arbeiten und daraus Neues zu entwickeln – also nicht darum, das »Rad immer komplett neu erfinden« zu wollen. Was ist wichtiger, Funktion oder Schönheit? Im Idealfall kommt beides zusammen!

Wie nun soll sich das HDA unter deiner Ägide entwickeln? Nichts muss, alles kann. Ich möchte Ideen anstoßen, inspirieren, Möglichkeiten aufzeigen und vor allem vermitteln, denn Architektur und gebaute Umwelt gehen uns


Alles Kultur Rezension I

Politik mit Neugier Von Andreas Pankarter

C alle an! Jeder Besucher soll im HDA etwas finden und entdecken können, dass ihn interessiert und informiert. Gebauter Raum ist vielfältig und lebendig, daher werde ich versuchen, in den nächsten Jahren viele unterschiedliche Facetten von Architektur und Stadtplanung sichtbar zu machen. Jeder hat irgendwie mit Architektur zu tun, jeder wohnt, jeder könnte Bauherr sein, jeder bewegt sich durch von Menschenhand geplante Stadt- und Landschaftsräume. Je mehr die Menschen sich dafür interessieren, sich informieren und engagieren desto besser. Um aktiv an partizipativen Prozessen teilnehmen zu können, ist es besonders wichtig und notwendig, aktuelle Themen aus Stadt- und Projektplanung aus unterschiedlichen Perspektiven und mit dem berühmten »Blick über den Tellerrand« hinaus – auch in andere Länder und Regionen – für alle zugänglich zu machen, damit man sich gegenseitig besser versteht. Nur so kann eine konstruktive, erfolgreiche Kommunikation entstehen, die gemeinschaftlich getragene positive Entwicklungen im gebauten Raum fördert und in denen wir uns alle wohl fühlen – denn das muss das Ziel sein!

Ist Partizipation nicht nur ein Schlagwort? Haben nicht ohnehin jene das Sagen, die das Geld haben? Das könnte man meinen. Aber wer aufgibt, hat schon verloren! [lacht] Auch dafür ist »

aspar Einem erweist sich in seinem neuen Buch als präziser Beobachter der Politik, an deren Gestaltung er zugleich teilnimmt. Er entwickelte sich vom bunten Einsteiger im Kabinett Vranitzky IV zum engagierten politischen Akteur. Nicht bloß reden, sondern tun ist sein Credo. Er zeigt, was er damit meint, vom Anfang seiner beruflichen Karriere, in den Jahren seiner Ministerschaft als „anderer“ Innenminister und als unbestechlicher Wissenschafts- und Verkehrsminister bis zu seinem Engagement als Vorsitzender des außenpolitischen Ausschusses des Nationalrats. Durch seine persönlichen Protokolle von Auslandsreisen und wichtigen Gesprächen, werden spannende Begegnungen erstmals offengelegt und nachvollziehbar. Eingebettet in ein von Neugier getriebenes und politisches Leben gibt der Autor Einblicke in das Feld der kleinen und der

großen Politik. Einem ist ein nachdenklicher Politiker und hatte und hat dabei zwei Schwerpunkte in seinem Denken: Die Frage, mit welcher Grundausstattung junge Menschen unser Bildungssystem verlassen sollten, um in dieser Welt nicht nur zurecht zu kommen, sondern bestehende Herausforderungen auch – tunlichst gemeinsam – bewältigen zu können. Und die Frage, wie die liberale Demokratie wieder Vertrauen und breite Zustimmung finden könnte. Natürlich beschäftigen ihn auch immer wieder Zustand und Perspektiven seiner Sozialdemokratischen Partei. Zentral in seinem Tun war und ist seine Überzeugung, dass jeder und jede sich gesellschaftlich engagieren kann und dass es nicht darum geht, große Reden zu halten und die ganze Welt zu ändern. Vielmehr geht es um konkretes Tun und dass man dort, wo man selbst ist, sich auskennt und wirksam werden kann. Tun, um spürbare Veränderung zum Besseren zu erzielen. n

Von einem der Mut macht Politik mit Neugier und Empathie Von Caspar Einem Verlag Ibera 2021 ibera.at

FAZIT MAI 2021 /// 79


Alles Kultur

Beate Engelhorn Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin des HDA in Graz

Fotos: Thomas Raggam (2), Verlag Quadriga

» die Schweiz ein gutes Vorbild. In breiten öffentlichen Abstimmungsverfahren wird hier über geplante Bauten und städtebauliche Projekte mit den Anwohnern diskutiert und anschließend abgestimmt, ob das Bauwerk so realisiert werden darf. Diese Diskussionskultur ist über viele Jahre gewachsen und quasi »geübt« worden. Es braucht dazu einen fundierte Informationskultur und auch ein paar Vorkenntnisse, denn Architektur ist sehr komplex, und etwa die Visualisierungen oder Bilder von Projekten können durchaus täuschen. Daher ist es gut, wenn man ein kritisches Auge übt. Zudem ist es vorteilhaft für einen konstruktiven Dialog, wenn man die gegenseitigen Perspektiven wahrnehmen und dann sachlich fundiert miteinander in einen Meinungsaustausch gehen kann. Diese Verfahren sind in der Schweiz als Planungsinstrument politisch fest verankert. Es wäre durchaus denkbar und wünschenswert, so etwas auch an anderen Orten – also auch hier in der Steiermark – zu etablieren. Ich bin davon überzeugt, dass dadurch die Position der Politik gegenüber den Investoren sogar gestärkt werden kann. Hat ein Politiker, wenn er von Architektur spricht, nicht ohnehin schon verloren, weil die Investoren mit mächtigeren Werkzeugen und Hebeln arbeiten? Städte und Kommunen haben es nicht immer leicht, die oft finanziell fokussierten Interessen von einzelnen Investoren in die richtigen Bahnen zu lenken. Aber es gibt 80 /// FAZIT MAI 2021

auch Argumente, die selbst diese Investoren überzeugen können. Zum Beispiel die im Immobiliensektor oft zitierte »Lage«, von der wir alle wissen, dass diese besonders für den Wert eines Grundstücks oder einer Immobilie entscheidend ist. Doch die Lage fällt ja nicht vom Himmel, sondern wird mit dem Projekt geprägt und gebaut. Also warum soll ein Investor nicht selbst dafür Sorge tragen, dass in dem Neubauprojekt durch entsprechende Planung des Kontextes eine sehr gute Lage entsteht? Das heißt die verkehrliche Anbindung, Außenraum, Begrünung, Infrastruktur und soziale Mischung mitzudenken und zu planen. So entsteht für alle Seiten eine Win-win-Situation, die auch langfristig Bestand hat. Aktuell beobachten wir leider – und zwar weltweit –, dass Immobilien vor allem als Kapitalanlage genutzt werden. Diese Sichtweise trägt in der Regel nicht unbedingt zur Schaffung von qualitätsvollen Bauprojekten bei. Daher braucht es gemeinsame politische Handlungsstrategien, um dieser Fehlentwicklung zu begegnen. Denkbar wäre, dass sich Städte und Kommunen zusammenschließen oder sich europäische Länder alliieren, um gemeinsame, bindende Strategien und Richtlinien zu entwickeln, die helfen, lebenswerte Räume für Mensch und Umwelt zu garantieren.

Wie siehst du die Aktionen der Politik für das Kulturjahr 2020? Diese Veranstaltung ist für mich ein Signal aus der Politik, dass es hier ein Interesse

an den Stimmen aus der Bevölkerung gibt. Die für die Kulturstadt 2020 entwickelten Inhalte können so als Ideengeber für die Stadtentwicklung in Graz funktionieren. Im Rahmen des Kulturjahres 2020 hatten wir ja gerade eine Ausstellung von »transparadiso« im HDA, die sich mit vier Bezirken am Grazer Stadtrand beschäftigt hat und gemeinsam mit den Anwohnern mögliche Entwicklungspotentiale am Ort erforscht. Ich finde es bemerkenswert, dass es das in Graz gibt und auch die Bewohner der Quartiere in den Prozess miteinbezogen werden. Zunächst einmal entstehen dadurch eine Sichtbarkeit von anstehenden Themen in der Stadtentwicklung sowie eine Erwartungshaltung der Bevölkerung. Das ist gut! Besonders wünschenswert wäre es natürlich, wenn die eine oder andere Projektidee dann auch in einer Realisierung münden würde. Was sind die nächsten Ausstellungsprojektes im HDA? Das Thema unserer nächsten Ausstellung ist die Kreislaufwirtschaft. Ein sehr aktuelles Thema, denn Studien weisen nach, dass allein die Bauindustrie für 40 Prozent unserer Abfallproduktion, für 40 Prozent des Verbrauchs von Primärenergieressourcen und 40 Prozent der Kohlendioxidemissionen weltweit verantwortlich ist. Insbesondere das schnelle Wachstum der Städte trägt zu diesem Phänomen bei. Man kann sich vorstellen, welch enorme Herausforderung das für den Ressourcenverbrauch im Bauwesen für neue Gebäude


Alles Kultur

Rezension II

Neue Parteien gesucht Von Thomas Goiser

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und die benötigte Infrastruktur bedeutet. Die Ausstellung will darauf aufmerksam machen, dass es bereits bewährte Konzepte für das Bauen in Kreisläufen gibt, und zeigt Beispiele sowie Akteure aus dem Inund Ausland. Wir wollen dadurch ermutigen, diese Bauweise zu stärken und viel mehr in der Praxis anzuwenden. Im Sommer folgt eine Ausstellung im Kontext des Sportjahres in Graz. Wir beschäftigen uns hier mit »Bauten für Bewegung« – also Sportarchitekturen in Form von nachhaltigen Bauweisen, mobilen Konstruktionen und Sportanlagen, die stadterweiternde, öffentliche Räume anbieten. Meine herzliche Einladung auch dazu. Es wird jedenfalls spannend! n

Material Loops Alpha Bestand als Materialressource Noch bis zum 4. Juli 2021 Haus der Architektur 8020 GRAZ Mariahilferstraße 2 hda-graz.at

nde März – sechs Monate vor der deutschen Bundestagswahl – erschien die »Liebeserklärung an eine Partei, die es nicht gibt«. Das Buch kommt damit wohl einerseits zu früh, andererseits zu spät. Die beiden Autoren, Hanno Burmester und Clemens Holtmann, arbeiten sich darin zu Beginn intensiv am bestehenden Parteienspektrum ab. Burmester ist Organisationsentwickler und Fellow des Think-Tanks »Das Progressive Zentrum« mit bundespolitischer und journalistischer Erfahrung. Holtmann hat die Partei »Demokraten in Bewegung« mitgegründet und hat sich in der der europäischen Bewegung »Demokratie in Europa« engagiert. Ihr gemeinsamer Befund: Es fehlt insbesondere an »transformativen« Parteien, die einen klaren Zweck verfolgen und die Gesellschaft grundlegend verändern wollen. Denn derzeit wird meist politisch nur »inkrementell« gearbeitet, während rundherum Disruption passiert. Als fünf fundamentale transformative Herausforderungen nennen sie Klimawandel, globale Ungerechtigkeit und Migration, »Wohlstand und Sicherheit als Grundrecht oder Privileg«, die Systemkonkurrenz in

Bezug auf Demokratie, Freiheit und Autonomie sowie schließlich die Zukunft Europas. Diese Herausforderungen sehen die Autoren im aktuellen politischen Spektrum nicht ausreichend adressiert. Um hier noch grundlegende Veränderungen mitgestalten zu können, skizzieren sie Schritt für Schritt den Weg zur Gründung einer neuen Partei, ihrer inneren Organisation sowie die wichtigen inhaltlichen Entscheidungen im Prozess. Wer jetzt noch mitmachen will, für den ist die Anleitung eine Grundlage: Ausgehend vom Fundament (Ideologie) über das Betriebssystem (Organisation, Führung, innere Demokratie etc.) hin zum erfolgreichen Start führen. Moderne Organisations- und Managementmethoden treffen hier auf ein zeitgemäßes Verständnis von Medien und einen realistischen Blick auf engagierte Menschen (mit allen verbundenen Schwierigkeiten), dargeboten in einem verständlichen und manchmal auch humorvollen Stil. So schafft man sich eine (liebenswerte) Partei und vielleicht einen Wahlerfolg – jedenfalls aber durch Verfolgen eines »Purpose«. Folgerichtig ist zum Abschluss eine mehrseitige Liebeserklärung abgedruckt, nun braucht es nur noch solche Parteien als Empfängerinnen. n

Liebeserklärung an eine Partei, die es nicht gibt Warum wir Politik radikal neu denken müssen Von Hanno Burmester und Clemens Holtmann Quadriga Verlag, 2021 luebbe.de/quadriga

FAZIT MAI 2021 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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ie Arbeit hoch!« heißt es im Lied der Arbeit, mit dem die Sozialdemokratie auch heuer wieder ihre Kundgebungen zum 1. Mai beschließen wird. Und trotz der Corona-Pandemie rechnet die SPÖ mit vielen, die heuer mitsingen werden. Denn Ende März verzeichnete das AMS bundesweit die Rekordzahl von 460.000 Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern! Jetzt ist klar, dass ein wegen Corona arbeitslos gewordener Kellner – sofern er wegen der ausfallenden Trinkgelder nicht in existenzielle Nöte gerät – kein unlösbares Problem hat. Schließlich wird er spätestens mit Ende der Lockdowns sofort wieder eine Anstellung in seinem Beruf finden. Wir hatten aber bereits im März 2019 – also ein Jahr vor Corona und mitten in einer Hochkonjunktur – an die 370.000 Arbeitslose und Schulungsteilnehmer. Der Anteil der Corona-Arbeitslosigkeit beträgt demnach also gerade einmal 20 Prozent! Der Großteil der österreichischen Arbeitslosen ist nämlich aus saisonalen Gründen oder wegen eines Jobwechsels arbeitslos.

Das Lied der Arbeit

82 /// FAZIT MAI 2021

Man bezeichnet das als »friktionelle Arbeitslosigkeit«. Sie entsteht, wenn Arbeitnehmer auf die nächste Tourismussaison warten oder von sich aus die Arbeitsstelle wechseln. Jedenfalls haben sie bereits bei Antritt der Arbeitslosigkeit ein verbindliches Jobangebot in der Tasche. Problematisch ist hingegen die strukturelle Arbeitslosigkeit. Sie umfasst das »Mismatch«, das sich ergibt, wenn die Qualifikationsprofile der Arbeitssuchenden nicht mit den Jobanforderungen der Arbeitgeber zusammenpassen. Daneben gelten auch Arbeitsuchende, die aufgrund ihres angegriffenen Gesundheitszustandes keinen adäquaten Job mehr finden und eigentlich auf den Pensionsantritt warten, als strukturell arbeitslos. Und auch Arbeitssuchende, die ihren Job wegen einer Großpleite verloren haben oder weil sich die Wirtschaft noch schneller aus peripheren Abwanderungsregionen zurückzieht als die Bevölkerung. Vor Ausbruch der Pandemie bewertete Wifo-Chef Christoph Badelt den Anteil der strukturellen Arbeitslosigkeit auf 36 bis 38 Prozent. Es braucht sich daher niemand darüber wundern, wenn Unternehmen trotz der vielen Jobsuchenden verzweifelt nach geeigneten Lehrlingen und Facharbeitskräften Ausschau halten. Denn die Anforderungen an die Arbeitnehmer verändern sich in immer kürzeren Abständen. Eingestellt werden kann daher nur, wer in der Lage ist, sich fortlaufend weiter zu qualifizieren. Weil aber immer mehr Menschen diese Anforderungen nicht erfüllen, wird die strukturelle Arbeitslosigkeit weiter steigen. Wegrationalisiert werden nämlich vor allem Jobs mit niedrigem Qualifikationsniveau. Die Digitalisierung ist also zugleich Jobkiller und auch Ursache für den Fachkräftemangel. Das österreichische Gewerbe bewertet die vergebliche Suche nach Fachkräften bereits als elementares Wachstumsrisiko. Daher sind Arbeitsstiftungen und AMS-Schulungen, die Qualifikationen für stark nachgefragte Berufe vermitteln, so bedeutend. Dazu zählen nicht nur Berufe im Technik- oder IT-Bereich, sondern auch in Handwerk oder Pflege.

Dieser Tage war die vom Eigentümer angeordnete Schließung des MAN-Werkes in Steyr Thema im Nationalrat. Die SPÖ fordert in ihrer Vollkaskomentalität sogar eine staatliche Beteiligung, um das Werk zu halten. Schließlich würde eine Werksschließung nicht nur 2.400 MAN-Mitarbeiter gefährden, sondern weitere 5.500 Jobs in den Zulieferbetrieben. Dabei liegt ein durchaus plausibles Angebot von Investor Siegfried Wolf vor, der das Werk übernehmen und mit zwei Dritteln der Belegschaft weitermachen will. Dieses Angebot wurde von den MAN-Mitarbeitern jedoch mit großer Mehrheit zurückgewiesen. Wolf will die Lkw-Marke »Steyr« trotzdem immer noch wiederbeleben. Er will zusätzlich zur Lastwagenfabrik auch ein Entwicklungszentrum für alternative Antriebe errichten. Wer im äußerst komplexen automotiven Bereich, noch dazu als OEM (Erstausrüster mit eigener Fahrzeugmarke), Fuß fassen will, ist auf bestens ausgebildete Mitarbeiter angewiesen. Und die gibt es nun einmal in Steyr. Aber das weiß nicht nur Siegfried Wolf, sondern auch die MAN-Betriebsräte. Schließlich heißt es in ihrem Lied: »Die Arbeit, sie bewegt die Welt!« n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 26. MAI 2021!


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