Fazit 170

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fazitmagazin.at

#170

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 170 1/2021 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Quell der Hoffnung Gernot Deutsch im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA EUROPÄISCHE UNION

März 2021

Viel versprochen. Wenig gehalten

FA ZITESSAY

Maryam Laura Moazedi über Schönheitsideale im kulturellen Zeitgeist Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


Foto: Light & Grace

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FAZIT



Editorial

Von Christian Klepej

D

ie Stadt Graz hat mit einem bahnbrechenden Zukunftsprojekt für die Entwicklung der steirischen Landeshauptstadt aufhorchen lassen. In einem Video der Grazer Stadtwerke (Graz-Holding) wurden die Pläne für eine – in der ersten Phase – über zwei Linien verfügende U-Bahn präsentiert. Diese Mini-Metro soll zum einen vom Berliner Ring zum UKH in Eggenberg (M1) und zum anderen von Gösting nach Webling (M2) führen; zentraler Knoten und Treffpunkt beider Linien soll der Jakominplatz sein. Das Streckennetz wird rund 25 Kilometer lang und die Züge werden ohne Fahrpersonal unterwegs sein. Die Durchschnittsgeschwindigkeit wird bei 40 Stundenkilometer liegen und die Kapazität bei 200.000 Fahrgästen pro Tag. Bisherige Kostenschätzungen machen 3,5 Milliarden Euro aus, die Bauzeit soll zehn bis 15 Jahre betragen. Als Grazer gefällt mir diese Vision für meine Heimatstadt sehr. Und ich denke, dass so eine U-Bahn für den zweitgrößten Siedlungsraum der Republik und das Ballungszentrum mit den stärksten Zuwachsraten

Über eine Metro für Graz soll jedenfalls intensiv weiter nachgedacht werden

Österreichs, eine große Chance darstellen kann, die Verkehrsproblematik in den Griff zu bekommen. Und damit die Landeshauptstadt so aufzustellen, dass sie infrastrukturell für die nächsten einhundert Jahre gut dasteht. Ich hoffe also, dass weitere Überlegungen und Präzisierungen des Projektes stattfinden, um mir dann eine abschließende Meinung zu bilden. Natürlich haben solche Großprojekte in Zeiten moderner Demokratien immer mit ungeheurem Gegenwind zu rechnen. Was grundsätzlich nichts Schlechtes ist, die Lautstärke und Schlagzahl der ablehnenden Stimmen gegen diese, meines Erachtens sinnvollen Überlegungen, hat mich dann doch etwas überrascht. Der steirische ORF und auch die Kleine Zeitung verharren noch in einer eher vorsichtigen Abwartehaltung mit doch deutlichen Tendenzen dazu, gegen das Projekt Stimmung zu machen. Dass die Grünen dagegen sind, wird niemanden überraschen, zeichnet sich doch diese Partei in erster Linie dadurch aus, einer Verbots- und Verhinderungspolitik anzuhängen, die nie bis selten für etwas war, was nicht aus deren von absoluter Weisheit gestraften Denkschmieden hervorgegangen ist. Etwa unsere Infrastrukturministerin bzw. eigentlich Klimaschutzministerin, aber irgendwie ist sie auch für Infrastruktur zuständig, Leonore Gewessler. Die hat in einer ersten Stellungsnahme zwar eingestanden, »im Detail wenig von dem Projekt zu wissen«, aber dann doch deutlich gemacht, dass es darum gehen solle, »bestehende Systeme« (die Straßenbahn, die im Übrigen zur Stunde in Graz ordentlich erweitert wird) auzubauen. Und damit zwischen den Zeilen der Metro-Idee für Graz einmal eine Absage erteilt. Die Grazer Grünen wiederum sind vor allem betroffen, dass die Stadt sich nicht ausschließlich darum kümmert, das von ihnen vorgelegte Konzept eines »Grazer S-Bahn-Ringes« ehebaldigst umzusetzen. Ein Projekt, von dem jetzt ich im Detail wenig weiß, das mir aber – in groben Zügen begutachtet – auch nicht gerade als Stein der Weisen daherkommt. Wirklich traurig stimmt mich die große und reflexartige Ablehnung der Grazer SPÖ, deren grundsätzlich sympathischer und

kompetenter Parteichef Michael Ehmann geradezu blitzartig eine »Ideenschmiede aus dem Bürgermeisteramt« kritisiert und damit versucht, die Grazer Volkspartei ein weiteres Mal als »Seifenblasenproduzenten« zu outen. Ganz klar, eine Oppositionspartei kann, soll und muss sogar die regierende Fraktion immer und immer wieder kritisieren, was Ehmann aber nach meinem Dafürhalten übersieht, ist der Umstand, dass die seit dem Jahr 2003 von Siegfried Nagl geführte Stadt den Mittelpunkt einer der schönsten und lebenswertesten Regionen Mitteleuropas darstellt. Und sich gerade in den letzten 20 Jahren hier enorm viel getan und verbessert hat. Ich halte es für eine der wesentlichen Aufgaben der Politik, neben dem Tagesgeschäft auch Ideen, Überlegungen und Visionen zu präsentieren, wie sich unser Umfeld, unsere Gesellschaft verändern soll. Mag sein, dass bei vielen Vorschlägen des Bürgermeisters auch Unausgegorenes dabei war – die Gondelsache hab ich im Grunde nie richtig verstanden –, was Nagl aber auszeichnet: Er hat Ideen! Und wenn man sich eben dieses schöne Graz anschaut, dann kann man eigentlich nur ohne Neid eingestehen, alles kann dieser Bürgermeister nicht falsch gen macht haben. Ganz im Gegenteil.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT MÄRZ 2021 /// 5


Inhalt Fazit März 2021 39

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Fotos: Adobe Stock, Marija Kanizaj, Enlarge, Heimo Binder (2), Screenshot

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Viel versprochen, wenig gehalten Seit der Finanzkrise schlittert die EU von einer Verlegenheit in die nächste. Auch im Umgang mit der Pandemie versagt sie.

Quell der Hoffnung

Schönheitsideale

Maryam Laura Moazedi über Zeitgeist und wirtschaftliche Interessen, der unsere Schönheitsideale ständig neu bestimmt.

Hotelmanager Gernot Deutsch über den neuen Tourismus mit Corona und eine drohende Flurbereinigung.

Unvergessen im Netz

Im Projekt »archive.org« archiviert Brewster Kahle seit 25 Jahren das Internet. Der Besuch längst verblichener Webseiten als einespannende Zeitreise. Seite 50

Ausgabe März 2021 XVIII. Jahrgang Nr. 170 (1/2021) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 46

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Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Die Pandemie geht in das zweite Jahr, aber mit der Impfung ist endlich ein Ende abzusehen. Die Impfstoffbesorgung durch die EU wird jedoch dazu führen, dass es wohl bis Ende des Jahres dauern wird, bis alle Österreicher geimpft sind. Und diese Impfstoffbesorgung greifen wir auch im Fazitthema als eines von vielen Beispielen auf. Denn egoistische Mitgliedsstaaten, zweitklassiges Personal und Unverbindlichkeiten statt Verpflichtungen drohen Europa nach der politischen auch in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit schlittern zu lassen.

Das Fazitgespräch führten wir mit Gernot Deutsch, dem CEO der Therme Bad Waltersdorf und des Quellenhotels. Das Gespräch fand im gespenstisch leeren Luxushotel statt und war geprägt von der Zuversicht eines innovativen Hotelmanagers, aber auch von der Flurbereinigung, zu der die Pandemie im Tourismus führen wird. Im Fazitporträt geht es um das traditionellste Werbeunternehmen des Landes – dem zur Holding Graz gehörenden »Ankünder«. Im Gespräch mit den Geschäftsführern Dieter Weber und Bernd Schönegger wurde klar, zu welchen disruptiven Änderungen die Digitalisierung auch in der Außenwerbung führen wird. Gutes Lesen! -red-

Steinbauer & Dobrowsky

Volker Schögler hat sich mit dem »Schauspielerduo-Urgestein« Dorothea Steinbauer Chroniken eines Ankünders und Wolfgang Dobrowsky getroffen. Das Grazer Werbeunternehmen »Ankünder« beschränkt sich nicht auf das Plakatekleben. Die Zeichen stehen auf Digitalisierung.

Füh g du run rch Seit g #3 e 44 7

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

Außenanosvisckyht Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

Erfo SERIE l

Peter Sichr vativismus r e s n o K n e d r übe n. von Migrante

IMPRESSUM

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Foto: Adobe Stock


Fazitthema

Viel versprochen. Wenig gehalten. Von Johannes Roth

Seit der Finanzkrise des Jahres 2008/2009 schlittert die Europäische Union von einem Versagen ins nächste. Der aktuelle Umgang mit der Pandemie und die Impfstoffbestellungen sind nur das vorläufige Ende einer langen Historie des Scheiterns.

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Fazitthema

E

inem Moloch wie der Europäischen Union Versagen vorzuwerfen, ist zunächst billig. Doch damit muss die EU leben. Denn der Vorwurf des europäischen Versagens ist eigentlich systemimmanent: Beim europäischen Interessenausgleich wird sich nämlich immer irgendeine Bevölkerungsgruppe, irgendeine Interessengemeinschaft, irgendein Staat übergangen, übervorteilt oder übersehen fühlen. Doch Ereignisse wie Corona zeigen auch, dass die vielbeschworene »gemeinsame europäische Politik« in vielerlei Hinsicht tatsächlich nur eine Chimäre ist. Das berühmt-berüchtigte »gemeinsame Vorgehen auf europäischer Ebene« existiert praktisch nicht, wenn es ans Eingemachte geht. Das zeigt nicht nur das beschämende Versagen in der Bekämpfung der Pandemie, sondern auch eine Reihe von weiteren Herausforderungen, an denen die Gemeinschaft regelmäßig an den nationalstaatlichen Interessen scheitert. »Versagen« ist im Zusammenhang mit der europäischen Union ein Wort, das uns im Laufe der folgenden kurzen Zusammenfassung noch öfter begegnen wird.

Das Bashing der EU-Kritiker

Wobei es einem gar nicht leicht gemacht wird, die EU zu kritisieren oder ihr gar »Versagen« vorzuwerfen. Seit rechtskonservative politische Gruppierungen von Frankreich bis Ungarn in ihrer Kritik an der Europäischen Union ein weiteres Betätigungsfeld für populistische Umtriebe ausgemacht haben, gelten auch seriöse Skeptiker schnell als »rechtsextrem«. Gerade in den deutschsprachigen Ländern steht allzu laute EU-Kritik fast ausnahmslos unter dem Generalverdacht einer nationalstaatlichen Identitätspolitik. Das liegt allerdings in den allermeisten Fällen eher in der Natur der Sache als an irgendwelchen nationalistischen Tendenzen der Kritiker. Tatsache ist aber auch, dass die Boris Johnsons und Nigel Farages der Politszene, aber auch die etwas anders motivierten Visegrad-Staatschefs diese Vorwürfe mit ihren Handlungen regelmäßig bestätigen. Nichts ist seither leichter, als eine gesunde EUSkepsis mit dem Vorwurf zu desavouieren, die Kritik sei »populistisch« oder »diktatorisch«, wenn nicht gar »nationalistisch« und daher von vornherein nicht ernst zu nehmen.

Die Währungskrise

Zum anderen liegt der Mangel an qualifizierter EU-Kritik auch in der Themenlage selbst begründet. Sie ist kompliziert und für sachunkundige Wähler oder Medienkonsumenten kaum zu verstehen. Bestes Beispiel: Die Währungs- und Fiskalpolitik der Europäischen Union und die in den Neunziger Jahren ausgehandelten Verträge von Maastricht. Sie werden kaum von den Mitgliedern des Europäischen Rates verstanden, geschweige denn von den Wählern, die alle fünf Jahre das Recht hätten, auf die Politik der EU einen gewissen – begrenzten – Einfluss zu nehmen. Wer

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einmal ernsthaft versucht hat, sich als Laie durch einen entsprechenden Artikel etwa der Frankfurter Allgemeinen zu kämpfen, bloß um die Verträge von Maastricht – gemeinhin unter dem Namen »Stabilitäts- und Wachstumspakt« bekannt – richtig einordnen zu können, weiß, wovon die Rede ist. Das Problem ist insofern evident, als ja auch die Mitglieder des europäischen Parlaments durchaus nicht immer über die nötige Qualifikation verfügen, um auch nur ansatzweise Entscheidungen treffen zu können, die eigentlich auf dem Verständnis der europäischen Finanzmärkte beruhen müssten. Dass dies kein bloß theoretisches Manko ist, zeigte sich überdeutlich in der Art der Bewältigung der Staatsschuldenkrise in Griechenland, die seit 2010 nur mühsam in den Griff zu kriegen ist. Da zu erwarten ist, dass nahezu alle Staaten Europas ihre Staatshaushalte wegen Corona bis an die Grenzen des Möglichen belasten werden – oder bereits haben –, müsste man den Maastricht-Regeln und ihrer Beurteilung eigentlich gerade jetzt besondere Bedeutung beimessen. Die Kombination aus Hunderten Milliarden Euro Staatshilfen, rezessiven Märkten und sinkenden Steuereinnahmen werden nur die stabilsten europäischen Volkswirtschaften halbwegs unbeschadet überleben können, zumal die Europäische Zentralbank ihre Möglichkeiten (gemeint ist hier hauptsächlich die Zinspolitik) bereits ausgeschöpft hat. Dass auf europäischer Ebene bislang kaum die Rede davon ist, wie man angesichts der Herausforderungen im Gefolge der Coronakrise eine Finanz- und Währungsunion halbwegs stabil halten soll, ist schlicht der fachlichen Inkompetenz der Brüsseler Entscheider geschuldet.

Corona und Co.

Natürlich wird derzeit jede Diskussion über die fiskalpolitischen Coronafolgen vom Thema »Impfstoffbestellung« überlagert. Zu Recht, denn die EU muss sich einmal mehr den Vorwurf gefallen lassen, nationalstaatliche Interessen über das Gemeinwohl aller EU-Bürger gestellt zu haben. Wie bei vielen anderen Themen tritt auch hier der alte Konkurrenzkampf der beiden mächtigsten Player auf der politischen Bühne der EU zutage: nämlich der schon lange nicht mehr unter dem Deckmantel der angeblich so innigen deutschfranzösischen Freundschaft zu kaschierende Dauerstreit zwischen Deutschland und Frankreich. Es mag Zufall sein, dass sich die EU zunächst eine hohe Anzahl an Impfdosen des französischen Herstellers Sanofi gesichert hatte, die allerdings erst Ende 2021 lieferbar sein werden, bevor über eine gemeinsame Beschaffung der deutlich früher verfügbaren Impfdosen von AstraZeneca oder Pfizer/Biontech verhandelt wurde. Das Bild ist jedenfalls schief, die EU hätte Erklärungsbedarf. Dieser steigt auch in Österreich täglich, wenngleich die beschämend niedrige Durchimpfungsrate hierzulande nicht nur der EU, sondern vor


Fazitthema

allem dem Missmanagement des heimischen Gesundheitsministeriums anzulasten ist. Dennoch bleibt die Frage im Raum, wieso ausgerechnet Staaten wie Großbritannien oder Israel, die nicht Mitglied der EU sind, eine um so vieles höhere Impfgeschwindigkeit vorweisen können.

Die Personalpolitik

Dass die Europäische Union von einer Krise in die nächste taumelt, liegt natürlich an den Umständen, ist andererseits aber auch hausgemacht. Einer der Gründe dafür ist die Personalpolitik des Molochs. Denn zum einen wird Brüssel seit langer Zeit und von vielen Staaten als Ort betrachtet, wohin man unliebsame und/ oder inkompetente Politiker wegloben kann. Zum anderen verspielt die EU – wie zuletzt 2019 – mit der Besetzung von Spitzenpositionen (von der Leyen und ihre Stellvertreter) jegliches politisches Vertrauen der Bevölkerung. Man hat die beispiellose Art und Weise, mit der sich die Nationalstaaten – allen voran Deutschland und Frankreich – bei der Bestellung der EU-Kommissionspräsidentin über den Wählerwillen hinweggesetzt haben, noch lange nicht vergessen. 200 Millionen europäische Wählerinnen und Wähler sahen sich nach monatelangem Wahlkampf der Spitzenkandidaten plötzlich mit einer Kommissionspräsidentin konfrontiert, die nicht einmal zur Wahl gestanden ist. Und das nur, weil Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den EVP-Wahlsieger Manfred Weber nicht wollte und die deutsche Kanzlerin einen Platz benötigte, auf dem sie die in mehrere Skandale verwickelte Ursula von der Leyen unterbringen konnte. Die Machtlosigkeit der Wähler und die Zahnlosigkeit der demokratischen Instrumente innerhalb der EU traten einmal mehr überdeutlich zutage. Die Tatsache, dass die EU-Kommission durch Nationalstaaten quasi hinter verschlossenen Türen besetzt wird, sorgt seit langem für Kritik und für Angriffsflächen der EU-Gegner. Dass jene Kommissare, die die entscheidenden Ressorts politisch leiten, durch die Regierungschefs der Nationalstaaten besetzt werden, bringt ihre Gesetze, Verordnungen und Entscheidungen zwar nicht um ihre demokratische Legitimität, aber allzu leicht in den Geruch einzelstaatlicher Partikularinteressen. Umso weniger Autorität hat natürlich die Kommissionspräsidentin, die jetzt, an der Spitze einer folgenschweren Fehlentscheidungskette stehend, schwere Fehler in der Bestellung der Impfstoffe einräumen muss. Fehler übrigens, die tatsächlich direkt Menschenleben kosten und indirekt ein ohnehin fragiles volkswirtschaftliches System noch weiter schwächen.

Die Asylpolitik

Dass die Menschen langsam den Glauben in die EU und ihre Proponenten verlieren, ist durch Umfragen belegt: »Die Frage, ob sie Vertrauen in die EU hätten, bejahten im Frühjahr 2007 noch 57

Prozent. Mit Beginn der Eurokrise begann auch das Vertrauen zu sinken. In der Flüchtlingskrise lag der Tiefpunkt bei 32 Prozent«, analysiert zum Beispiel die FAZ. Was dadurch gezeigt wird: In Großkrisen ist die EU über weite Strecken handlungsunfähig. In der jüngeren Geschichte der Union gab es drei solche Ereignisse und keines von ihnen nahm in der EU ihren Ausgang: Die Finanzkrise, die 2007 die Währungsunion erschütterte, dann die Flüchtlingskrise des Jahres 2015 die nicht nur den Sinn der Asylpolitik, sondern des gesamten Schengen-Raumes in Frage stellte (und bis heute stellt), und nun ist es die Pandemie. Auf alle drei Krisen war die EU weder vorbereitet noch in der Lage, gemeinsam wirkungsvoll zu reagieren. Zu Recht kritisiert man in allen drei Fällen die mangelnde Vorbereitung auf die Aufgaben, die die EU im Gefolge dieser Krisen übernommen hatte: »In der Euro-Krise wurde sie zum Kreditgeber für klamme Mitgliedstaaten, obwohl sie kein Währungsfonds ist. In der Flüchtlingskrise sollte sie Migrantenströme steuern, obwohl sie keine (Grenz-)Polizei hat. In der Pandemie soll sie nun Impfstoff für 450 Millionen Menschen kaufen, obwohl sie nicht einmal ein Gesundheitsamt betreibt«, schreibt die FAZ weiter und bringt damit die Versäumnisse bei der Errichtung des Europäischen Gebäudes treffsicher auf den Punkt.

Mangelerscheinung Weitblick

Krisenmanagement – das weiß jeder halbwegs clevere PR-Berater – beginnt nicht erst bei Ausbruch einer Krise, sondern beim Erkennen möglicher Problemlagen und der entsprechenden Vorbereitung auf diese. Berücksichtigt man das in der Beurteilung von Krisen wie der 2015 virulent gewordenen Migrationskrise, kann man der EU-Kommission hundertprozentiges Versagen attestieren. Das Scheitern des Versuches, ein gemeinsames Vorgehen bei der Aufteilung der Flüchtlinge bzw. Migranten an die einzelnen Länder zu etablieren, darf man ruhig ebenfalls als logische Konsequenz aus mangelndem Weitblick und politischem Talent bezeichnen. Alleine die Möglichkeit, bei solchen Problemlagen nationalstaatlichen Interessen – wie denen der Visegrad-Staaten – sanktionslos den Vorrang vor gesamteuropäischen Interessen zu geben, lässt zu Recht an der Sinnhaftigkeit einer »Union« zweifeln.

Lähmende Volksabstimmungen

In diesem Zusammenhang stellt sich eine weitere Frage: Nämlich die nach der Möglichkeit, zu jedem beliebigen Thema in jedem beliebigen EU-Land ein eigenes Referendum abzuhalten. »Die Referenden machen Europa handlungsunfähig« beklagen Abgeordnete aller Coleurs. Einer davon ist Elmar Brok, damals Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, der sich angesichts des von Victor Orban abgehaltenen »Flüchtlingsreferendums« vor einigen Jahren lautstark zu Wort meldete. 2017 wollte die EU beschließen, 160.000 Flüchtlinge aus den Hauptankunfts-

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Fazitthema

ländern Italien und Griechenland auf die übrigen EU-Staaten zu verteilen. Victor Orbán war dagegen und kündigte ein eigenes Referendum an – mit bekanntem Ergebnis. Und seit die Briten 2016 via Referendum den Austritt aus der EU vorexerziert haben, wurde damit eine Büchse der Pandora geöffnet. Nach Artikel 50 Absatz 1 des Vertrags über die Europäische Union (EUV) ist es jedem Mitgliedstaat ausdrücklich erlaubt, im Einklang mit den eigenen verfassungsrechtlichen Anforderungen aus der Union auszutreten – und diese Drohung schwebt nun wie ein Damoklesschwert über der Union. Denn – auch das zeigt das Beispiel der ohnehin traditionell überprivilegierten Briten – es ist nicht länger von Belang, wie sehr die EU den einzelnen Mitgliedsstaaten auch nützen mag. Viel schwerer wiegen innerstaatliche politische Strömungen: Erstarken in einem Staat die Populisten, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Drohung eines Austrittsreferendums. Das beeinflusst maßgeblich den Stellenwert, den die Europäische Union auf der Weltbühne einnimmt. Und genau dieser Stellenwert wird immer öfter in Zweifel gezogen. Ständige Vetos egozentrischer, meist rechtspopulistisch regierter Einzelstaaten, das Einstimmigkeitsprinzip und eine offen

zur Schau getragene politische Inkompetenz in außenpolitsichen Fragen machen die EU zum leichten Gegner. Wenn zum Beispiel der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan öffentlich erklären darf, die EU sei »ein einflussloses Gebilde«, »ohne Weitblick«, wie Thomas Mayer vom Standard im Oktober vergangenen Jahres schrieb, und die deutsche Kanzlerin Merkel einen »konstruktiven Dialog« gegenüber deutlichen Sanktionen bevorzugt, dann zeigt das, wo die EU tatsächlich steht. Die »Deutlichkeit«, der Merkel eine Absage erteilt hatte, war übrigens von Sebastian Kurz angesichts des Gasstreites zwischen Zypern und der Türkei eingefordert worden – ein Thema, das hierzulande kaum auf mediales Echo gestoßen war.

Detailverliebtheit

Was das Vertrauen in die Problemlösungskompetenz der EU ebenso schwächt, ist ihr Mangel an Kommunikationsfähigkeit. Denn der Eindruck, dass sich die Europäische Union in Detailfragen zu mehr oder weniger irrelevanten Themen verliert, während die großen Probleme mangels politischen Talents und sozialen Weitblicks schlicht nicht vorausgeahnt werden, lässt sich in der

Zusammen wachsen.

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Fazitthema

Bevölkerung kaum vermeiden. Traurige Berühmtheit hat diesbezüglich die »Verordnung Nr. 1677/88/EWG zur Festsetzung von Qualitätsnormen für Gurken«, die Gurkenkrümmungsverordnung erlangt. In der öffentlichen Wahrnehmung von wesentlich weitreichender Irrelevanz dürften Verordnungswerke wie die DSGVO sein. Die war ja dazu gedacht, das Datensammeln und -verwerten von Techgiganten wie Facebook, Google und Co hintanzuhalten; tatsächlich schuf sie aber mehr Probleme, als sie löst. So ist die DSGVO und ihre schwammigen Formulierungen nebst fehlender Judikatur und unzureichend geklärten Zuständigkeiten unter anderem dafür mitverantwortlich, dass in der Pandemie das Contacttracing nicht funktioniert. Zudem hat die die DSGVO begleitende PR-Arbeit die Angst vor der Preisgabe von »Daten« so verstärkt, dass gerade in der Pandemie der Sinnspruch »Datenschutz vor Menschenschutz« zum geflügelten Wort avancieren konnte. Wer übrigens glaubt, dass sich die digitale Inkompetenz rein provinziell bei der Errichtung von Plattformen wie Kaufhaus Österreich zeigt, der irrt. Auch auf EU-Ebene bieten Entscheidungen wie die Reform des umstrittenen Artikels 13 des EU-Urheber-

rechtsgesetzes breiten Raum für kontroversielle Diskussionen: Denn während die Tech-Giganten nach wie vor dem Vernehmen nach zu wenig Steuern für online erwirtschaftete Umsätze zahlen, ergeht sich die EU darin, das Urheberrechtsgesetz dahingehend zu »reformieren«, »geistiges Eigentum« noch stärker zu schützen – im besten Interesse von Verlagen und Medienunternehmen. Die von der Union beschlossenen Uploadfilter – die Richtlinie muss in den kommenden zwei Jahren von den Nationalstaaten umgesetzt sein – zeigen vor allem eines: das Unverständnis eines juristisch getriebenen Beamtenmolochs für digitale Kommunikationswege, Content und Meinungsfreiheit, wie sie die Millennials leben. Und mehr noch: den Unwillen und das Unvermögen, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren.

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Frage an Radio Eriwan: Wann kommen wie viele Impfdosen?

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer in einem geleakten Sitzungsprotokoll im Kanzleramt

Foto: BMFIN

Blümel-Affäre – Es begann mit einem SMS von Novomatic Am 10. Juli 2017 schickte Harald Neumann, der damalige CEO des Glücksspielkonzerns Novomatic AG, ein SMS an den Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel, in dem er um einen Termin bei ÖVP-Obmann Sebastian Kurz ersuchte. Außerdem bat Neumann um Unterstützung bei einem Problem in Italien. Für die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) begründet sich dadurch ein Anfangsverdacht durch folgenden weiteren Satz im SMS: »Spende an ÖVP gefällig?« Denn es ist verboten, sich für Amtsgeschäfte mit Geld bzw. anderen Vergünstigungen wie etwa Parteispenden bezahlen zu lassen. Daher steht durch dieses SMS aus Sicht der WKStA der Verdacht im Raum, dass Gernot Blümel bereit gewesen sein könnte, seine Stellung als VP-Politiker zu missbrauchen. Bereits die Andeutung Blümels, dass er sich eine Spende für die Hilfe beim Novomatic-Problem in Italien vorstellen könnte, wäre nämlich ein klarer Verstoß gegen die Korruptionsgesetze, der mit drakonischen zwei bis fünf Jahren Haft bestraft wird. Ebenfalls bekannt ist, dass Gernot Blümel die Nachricht des Novomatic-Chefs an den damaligen Kabinettschef im Finanzministerium, Thomas Schmid, mit der Bitte »Tu es für mich!« weitergeleitet hat. Blümel erklärte dazu, dass er die Sache loswerden wollte, ohne sich weiter damit zu beschäftigen.

Im Kalender von Novomatic-Besitzer Johann Graf steht »Kurz« Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob es jemals zu dem gewünschten Termin mit Kurz gekommen ist, und natürlich auch, ob Geld von Novomatic an die ÖVP geflossen ist. Die Staatsanwaltschaft sieht offenbar in einem Kalendereintrag nicht bei Neumann, sondern bei Novomatic-Eigentümer Johann Graf am 25. Juli 2017 mit dem Vermerk »Kurz« ein so starkes Indiz, dass dadurch die Hausdurchsuchung bei Blümel zur Beweissicherung gerechtfertigt ist. Graf bestreitet ebenso wie Sebastian Kurz, dass dieser Termin jemals stattgefunden hat. Mit 14 /// FAZIT MÄRZ 2021

»Kurz« habe er seine Schwiegertochter, die Novomatic-Aufsichtsrätin Martina Kurz, gemeint, so Graf. Finanzminister Gernot Blümel legte dazu seine »eidesstattliche Erklärung« vor. Darin versichert er, dass »weder er noch die ÖVP Wien noch irgendwelche mit ihm in Verbindung gebrachte Vereine jemals Spenden von Novomatic erhalten hätten«. Da es aufgrund des Parteienfinanzierungsgesetzes keine Möglichkeit zum Durchgriff auf die Buchhaltungsunterlagen von Parteien gibt, muss sich die Staatsanwaltschaft diesbezüglich bisher mit dem Spendenbericht des von der ÖVP beauftragten Wirtschaftstreuhänders zufrieden geben. Echte harte Beweise gegen Blümel stehen daher aus.

Der Kampf der ÖVP gegen die WKStA? Der Streit zwischen der ÖVP und der Korruptionsstaatsanwaltschaft existiert schon Jahre lang. Die ÖVP sieht in der WKStA eine politisch motivierte Behörde, die nicht viel zusammenbringt und mit ihren Verfahren regelmäßig scheitert. Statt mit Beweisen werde versucht, unliebsame Personen wie Finanzminister Gernot Blümel mit durchgestochenen Informationen sowie mit medial und von der Opposition befeuerten Gerüchten zur Strecke zu bringen. Zur medialen Blümel-Affäre wurden die Casino-Ermittlungen bekanntlich erst, nachdem einem Journalisten ein interner Bericht der WKStA zugespielt wurde, in dem der Finanzminister als Beschuldigter angeführt wird. Dabei darf durchaus bezweifelt werden, dass die undichte Stelle beim ermittelnden Staatsanwalt selbst liegt. Denn dem ist natürlich nicht geholfen, wenn ein Beschuldigter medial vorgewarnt wird und dadurch die Möglichkeit erhält, potenziell belastendes Material verschwinden zu lassen. Wo ist die undichte Stelle in der Justiz? Daher ordnete der Staatsanwalt umgehend eine Hausdurchsuchung bei Gernot Blümel an, um etwaige Beweise zu sichern. Die Hausdurchsuchung wurde übrigens von Blümel – wohl vor dem Hintergrund, dass das sonst die undichte Stelle in der

Justiz gemacht hätte – selbst publik gemacht. Jetzt weiß natürlich jeder, dass kein Staatsanwalt, der es in diesem Land noch jemals zu etwas bringen will, aus Jux und Tollerei die Privatwohnung des amtierenden Finanzministers durchsuchen lässt. Daher liegt durchaus die Vermutung nahe, dass es konkretere Verdachtsmomente als das bisher bekannte SMS und einen Kalendereintrag geben muss. Außerdem ist ziemlich klar, dass Blümels Beschuldigtenstatus von jemandem geleaked wurde, der zwar von der ganzen Sache wusste, sonst jedoch nichts mit dem Verfahren, das er mit seinem Verrat gefährdet hat, zu tun hat.

Das Problem mit der Berichtspflicht der Staatsanwälte Im Gegensatz zu gewöhnlichen Staatsanwaltschaften hatte die WKStA in Fällen von öffentlichem Interesse ursprünglich nur eine äußerst eingeschränkte Berichtspflicht gegenüber der Oberstaatsanwaltschaft Wien. Sie umfasste lediglich die Entscheidung über Anklage oder Einstellung, nicht jedoch einzelne Ermittlungsschritte. Ursprünglich sollte die WKStA sogar direkt dem Justizminister unterstellt werden, ohne Einbindung in die sonstige Hierarchie der Justiz. Doch diese Ideen wurden nie umgesetzt. Im Zuge der BVTAffäre, bei der die WKStA mit einer illegalen Hausdurchsuchung beim BVT einen ihrer größten bisherigen Fehler begangen hat, wurde die Berichtspflicht im Februar 2018 auch auf Ermittlungsschritte ausgedehnt. Seit damals muss die WKStA die Oberstaatsanwaltschaft Wien in Vorhabensberichten vorab informieren. Und die Oberstaatsanwaltschaft Wien muss diese Berichte per Weisung an das Justizministerium weiterleiten. Mit der Ausweitung der Berichtspflicht wollte der damalige Justizminister Josef Moser (ÖVP) eigentlich die juristische Qualität der WKStA verbessern. Stattdessen hat er damit die Zahl potenziell undichter Stellen innerhalb der Justiz vervielfacht. Daher werden die Ermittlungen nach dem Durchstecher wie gewohnt im Sand verlaufen.


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Finanzminister Gernot Blümel sieht sich wegen eines Leaks in der Justiz massiven Vorverurteilungen ausgesetzt. Obwohl die Beweise gegen ihn ausbleiben, wird er als Finanzminister zur Belastung für die ÖVP und für die Koalition.

Nur ein Prozent der Korruptionsverdächtigen wird verurteilt Natürlich hat der Finanzminister nun immer noch einen gewaltigen Erklärungsbedarf, der mit einer Ehrenerklärung nicht abgetan ist. Dass bis auf nichtssagende Indizien bisher keine konkreten Beweise an die einschlägigen Medien weitergeleitet wurden, legt jedoch die Vermutung nahe, dass es bisher nichts wirklich Belastendes gegen Blümel gibt. Die ÖVP hat einen Bericht veröffentlicht, demzufolge die WKStA nur bei einem Prozent der Verdächtigen bzw. Beschuldigten eine Verurteilung erreicht. Daher ist es klar, dass sich Finanzminister Gernot Blümel nun mit umfassenden Klagsdrohungen gegen weitere Vorverurteilungen wehrt. Dass diese Art von Krisen-PR aber die einschlägigen Journalisten und erst recht nicht die Opposition zum Verstummen bringen wird, liegt ebenfalls auf der Hand. Franz Fiedler, der ehemalige Chef von Transparency International Österreich, wurde von Ö1 für die Reihe »Im Journal zu Gast« zur Affäre interviewt. Obwohl die Unschuldsvermutung in diesem Fall deutlich in Mitleidenschaft gezogen wurde, müsse es Finanzminister Blümel klar sein, dass es für ihn sehr schwierig sein werde, sein Amt weiterhin auszuüben. Durch Vorverurteilungen werden zwar keine juristischen, aber dennoch mediale Fakten geschaffen. Er begrüßte eine Änderung der Weisungshierarchie bei der Staatsanwaltschaft weg vom Justizminister hin zu einem Generalstaatsanwalt, weil das bisherige System das Misstrauen in die Justiz befeuere. FAZIT MÄRZ 2021 /// 15


Recht haben

Kurz & News

Die vorübergehende Nutzung des Nachbargrundstücks

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

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Neue Geschäftsführung am Flughafen Graz Am Flughafen Graz startete das neue Jahr mit einem Geschäftsführerwechsel. Nachdem Gerhard Widmann am 31. Dezember in Pension gegangen ist, haben Wolfgang Grimus und Jürgen Löschnig mit 1. Jänner 2021 die Geschäftsführung übernommen. Grimus verfügt über langjährige internationale Erfahrung und war bei mehreren Airlines als Manager tätig. Löschnig ist seit 2005 Finanzchef der Holding Graz und zeichnet sich durch eine 20-jährige Führungserfahrung in verschiedenen Unternehmensbereichen aus. Was Branchenaffinität und Fachkompetenz in Flughafenangelegenheiten angeht, verantwortete er in den letzten neun Jahren als kontrollierender Geschäftsführer gemeinsam mit Gerhard Widmann die Geschicke des Flughafens Graz.

Die digitale Stadt: rund um die Uhr für Sie da Mit „digitalestadt.graz.at“ wurde ein neuer städtischer ThemenServer umgesetzt, auf dem alle Formulare der Stadt Graz zugänglich sind. Die Landeshauptstadt bietet damit als eine der ersten Städte Österreichs ein Portal an, auf dem Online-Services für Bürger ebenso wie für die Stadtverwaltung leicht verfügbar sind. Bgm. Siegfried Nagl sieht im neuen Portal einen großen Mehrwert für die Grazer Bevölkerung: „Formulare auszufüllen ist nichts, was man gerne macht oder was einem großen Spaß macht. Mit den Services von digitalestadt.graz.at können die Grazerinnen und Grazer ihre Amtswege einfach und bequem von zu Hause aus erledigen. Graz ist eine der ersten Städte, die ein solches Service bietet.“

Fotos: Fischer,

Ob und in welchem Ausmaß das Nachbargrundstück im Rahmen von Bauarbeiten am eigenen Grundstück genutzt werden darf, stellt in der Praxis ein immer wiederkehrendes (Streit-) Thema dar. Dabei ist darauf zu achten, dass die einzelnen Bauordnungen der Bundesländer unterschiedliche Voraussetzungen für die Nutzung des Nachbargrundstückes vorsehen. Dieser Artikel beleuchtet die in der Steiermark geltenden Zulässigkeitsvoraussetzungen für die Benützung des Nachbargrundstückes und mögliche rechtliche Konsequenzen im Falle einer rechtswidrigen Nutzung. Bei der Herstellung, Erhaltung und beim Abbruch baulicher Anlagen im Bereich der Grundgrenze hat der Nachbar gemäß § 36 Abs 1 StmkBauG die Nutzung seines Grundstückes unter bestimmten Umständen im unbedingt erforderlichen Ausmaß zu dulden. Wesentlich ist, dass die Arbeiten nur temporär sind und ohne die Nutzung des Nachbargrundstückes gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand möglich wären. Dies gilt auch für die Nutzung des Luftraums des Nachbargrundstückes, beispielsweise durch einen Kran. Vor Inanspruchnahme des benachbarten Grundstücks ist gemäß § 36 Abs 1 StmkBauG das Einvernehmen zwischen den Grundstückseigentümern herzustellen. Wird das benachbarte Grundstück ohne die Zustimmung des Nachbarn in Anspruch genommen, liegt eine Besitzstörung vor, die auf dem Zivilrechtsweg mittels Klage bekämpft werden kann. Verweigert der Nachbar die Duldung von Arbeiten auf seinem Grundstück, hat die Baubehörde auf Antrag über die Zulässigkeit der Nutzung zu entscheiden. Im Ergebnis kann dem Nachbarn jedoch nicht dazu geraten werden, seine Zustimmung leichtfertig zu verweigern, weil eine rechtswidrige Verweigerung Schadenersatzansprüche des Bauwilligen auslösen kann. Dies beispielsweise dann, wenn es durch die rechtswidrige Weigerung zu Mehrkosten durch eine Verzögerung des Bauablaufes kommt. Gleichzeitig ist dem bauenden Nachbarn zu raten, bei der Nutzung des benachbarten Grundstückes behutsam vorzugehen. Grund dafür ist, dass er Schäden, die im Rahmen der Nutzung des Nachbargrundstückes entstehen, zu ersetzen hat und er sich zur Vermeidung einer Besitzstörungsklage strikt an den Umfang des Duldungsbescheides bzw. der Zustimmung des Nachbarn halten sollte.


Der neue SPAR express Tankstellenshop in Ligist bietet „Einkaufen zu Supermarktpreisen“ an sieben Tagen in der Woche.

Neuer SPAR express Tankstellenshop in Ligist

D

er Lebensmitteleinzelhändler SPAR baut sein Netz an Tankstellenshops konsequent weiter aus – ab sofort auch in Ligist direkt neben dem SPAR-Supermarkt. Auch bei diesem SPAR express Tankstellenshop, dem bereits achten in der Steiermark, verspricht SPAR eine riesige Auswahl an frischen Lebensmitteln für den schnellen Einkauf und bei allen Eigenmarken-Artikeln die gleichen günstigen Preise wie im Supermarkt, und das täglich von 5.00 bis 24.00 Uhr. „Das Konzept der SPAR express Tankstellenshops ist einzigartig und zu 100 Prozent auf die Bedürfnisse unserer Kundschaft abgestimmt. Wir füllen die Lücke des Einkaufens zu Preisen wie im Supermarkt außerhalb der normalen Öffnungszeiten“, erklärt SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer.

Anzeige Fotos: SPAR Foto Krug

Tankstellenshop mit Marktplatzfeeling Mit der Neueröffnung des Standorts in Ligist kommt auch in die Tankstellenshops das Markplatzfeeling. Sämtliche Frische-Bereiche wie auch die Kassenzone finden sich in der Mitte des Shops. Am Marktplatz finden Kundinnen und Kunden frisch aufgebackenes Brot und Gebäck, selbstgemachte Weckerl und Panini, Obst, Gemüse und Blumen sowie frisch gemahlenen und aufgebrühten Kaffee-to-go. All das sowie sämtliches Fleisch und die Produkte der Eigenmarken kosten bei SPAR express gleich viel wie im SPARSupermarkt.

Kundengerechtes Konzept Mit den SPAR express Tankstellenshops wird SPAR den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden nach zeitunabhängigem Einkaufen gerecht. Neben den langen Öffnungszeiten an sieben Tagen die Woche punkten die SPAR express Tankstellenshops neben erstklassigem Treibstoff vor allem mit einem abwechslungsreichen Sortiment mit bis zu 2.500 Artikeln. Damit zählen die SPAR express Tankstellenshops zu den Leading-Concepts im heimischen Lebensmittelhandel.

Neuer SPAR-Supermarkt für Riegersburg Für frische Lebensmittel aus der Region sorgt in Riegersburg seit kurzem ein neuer SPAR-Supermarkt: Am 10. Februar feierte die SPAR-Einzelhändlerin Roswitha Gölles die Neueröffnung ihres Marktes. Auf ihre Kunden warten gewohnte Frische, Versorgungssicherheit und bequemes Einkaufen.

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uf den 385 Quadratmetern Verkaufsfläche eröffnet sich den Kunden eine breite Auswahl an Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs, darunter Spezialitäten und Köstlichkeiten von über 20 regionalen Lieferanten. Geführt wird der Supermarkt von SPAR-Einzelhändlerin Roswitha Gölles. „Als neuer Nahversorger in Riegersburg ist mir und meinem Team besonders wichtig, allen einheimischen Kunden sowie Gästen ein attraktives Einkaufserlebnis zu bieten“, freut sich die neue SPAR-Einzelhändlerin Roswitha Gölles. Bequem einkaufen beim Nahversorger Frische Lebensmittel aus regionaler Herkunft sind bei den Menschen gerade in Lockdown-Zeiten hoch im Kurs. „Die Nahversorgung mit hochwertigen Waren von regionalen Lieferanten ist heute so wichtig wie noch nie“, betont Christoph Holzer, GF von SPAR Steiermark und Südburgenland. Im neuen Nahversorgungszentrum in Riegersburg, in dem auch eine Bank, eine Allgemeinmedizinerin und die Polizei untergebracht sind, setzt SPAR daher mit vollem Engagement auf Regionalität und Versorgungssicherheit. Das einladende Marktplatz-Design macht das Einkaufen im Supermarkt angenehm, die breiten Gänge erleichtern das Abstandhalten. Für Bequemlichkeit beim Großeinkauf sorgen 40 Parkplätze, die den Kundinnen und Kunden gratis zur Verfügung stehen. Elf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben bei Roswitha Gölles im SPAR-Supermarkt Riegersburg einen krisensicheren Job gefunden. Im Zuge der Neueröffnung übergab SPAR 1.000 Euro an die Vinzi Gemeinschaft Riegersburg. FAZIT MÄRZ 2021 /// 17


Kurz & News

Spar und LLB Immo spenden an Vinzi Werke Graz Vor rund drei Monaten wurde der neue Spar-Supermarkt in der Smart City in Graz (neben der Helmut List Halle) neu eröffnet. Der Supermarkt ist im Erdgeschoß des von LLB Immo gebauten Wohnhauses direkt an der Waagner-Biro-Straße angesiedelt. Da heuer in der Weihnachtszeit viele Menschen von einem schwierigen Jahr 2020 betroffen waren, haben sich Spar und LLB Immo gemeinsam dazu entschlossen, aktive Nachbarschaftshilfe zu leisten und 6.000 Euro an die benachbarte Vinzigemeinschaft der Eggenberg Vinzi Werke zu übergeben. „Wenn wir einen neuen Standort eröffnen, ist es unser Anliegen, auch vor Ort etwas an die Gesellschaft zurückgeben zu dürfen“, sagt Spar-Steiermark-GF Christoph Holzer.

Blackout-Leitfaden für den Notfall Ein „Blackout“ – ein großflächiger totaler Stromausfall – ist selten, aber jederzeit möglich. Der Kollaps betrifft fast alle Infrastrukturen, Telekommunikation, Verkehr und Wasserversorgung, etc. Während die Stromversorgung rasch wiederhergestellt werden könnte, würde der Wiederanlauf der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern erheblich länger dauern. Der Zivilschutzverband Steiermark rät für diesen Notfall, dass jeder Haushalt zumindest für eine Woche Vorrat an Lebensmitteln zu Hause haben sollte sowie 2 Liter Wasser pro Person und Tag. So kann die Zeit bis zum Wiederanlaufen aller Systeme überbrückt werden. Alles zum Thema Blackout ist beim Zivilschutzverband Steiermark downloadbar: https://www.zivilschutz.steiermark.at/blackout

Kooperation von Tank Roth und Nah & Frisch Die beiden traditionsreichen Familienunternehmen besiegelten eine erfolgreiche Zusammenarbeit. In diesem Zuge eröffnete die Tank Roth zwei komplett neugestaltete Nah & Frisch Shops an beiden Standorten. Die neue Kooperation bietet ein perfektes Preisleistungsverhältnis zu regulären Preisen und mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten von Montag bis Sonntag. Bei der coronakonformen Eröffnungszeremonie waren unter anderem anwesend: StR. Günter Riegler, StR. Kurt Hohensinner, Karl-Heinz Dernoscheg (WK Stmk.), Julius Kiennast jun.; GF IV-Stmk. Gernot Pagger, Roth-Tank-CEO Roth Jürgen Roth und Rudi Roth. Im Anschluss daran wurden Lebensmittel für ein festliches Weihnachten an das Frauenhaus übergeben. 18 /// FAZIT MÄRZ 2021

Die Komödie Graz ist startklar − und bereit für die Impfung der Lachmuskeln mit einem Programm voll Humor. Die Künstler freuen sich darauf, nach langer Pause wieder das Publikum unterhalten zu können. Umfangreiche Schutzmaßnahmen verstehen sich dabei von selbst. Am 9. April um 19.30 Uhr gibt es einen wunderbaren Premieren-Abend. Da heißt es „Vorhang auf“ für die österreichische Erstaufführung der Verwechslungs-Komödie „Rent a Friend“. Wenn eine erfolgreiche Managerin ihrem Vater den lang erhofften Schwiegersohn präsentieren will und das bestellte „Double“ aus der Begleit-Agentur wegen einer Panne vertauscht wurde, dann geht das Chaos los ... Gespielt wird bis Ende Mai 2021. Tickets: www.komoedie-graz.at

Fotos: SPAR, Roth, Energie Steiermark

Komödie Graz-Premiere „Rent a Friend“


Foto: Archiv

Kurz im Gespräch mit Barbara Eibinger-Miedl, Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin LK-Präs. Franz Titschenbacher und LK-Vize-Präs. Maria Pein sind zufrieden, trotz geringer Wahlbeteiligung kann der Steirische Bauernbund seine Führungsrolle bestätigen.

Ergebnisse der steirischen LandwirtschaftskammerWahl 2021 A

Foto: LK-Stmk/Alexander Danner

m 24. Jänner waren die steirischen Bäuerinnen und Bauern aufgerufen, ihre Vertretung in der Landeskammer und in den Bezirkskammern zu wählen. Die Wahlbeteiligung betrug 30,23 Prozent. Fünf Parteien bewarben sich um die 39 Sitze in der Landeskammer und um die jeweils 15 Sitze in den zwölf Bezirkskammern. Die abgegebenen Stimmen für die Landeskammer verteilen sich so: 70,25 % (+0,54) für den Steirischen Bauernbund, 11,43 % (+2,9) für den Unabhängigen Bauernverband (UBV), 6,8 % (+0,13) für die SPÖ-Bauern, 6,17 % (-5,93) für die FPÖ-Bauern und 5,27 % (+2,36) für die Grünen. Bauernbund bleibt gestaltende Kraft Im Ergebnis bleibt der Bauernbund mit 29 Mandaten (-1) gestaltende Kraft in der Landeskammer und den Bezirkskammern. Spitzenkandidat Franz Titschenbacher: „Ich freue mich, dass wir mit einem großartigen Team weiterhin als bestimmende Kraft die Zukunft gestalten dürfen.“ Der Unabhängige Bauernverband (UVB) wird weiterhin mit vier Mandaten ver-

treten sein. Johann Ilsinger: „Unser hochgestecktes Wahlziel einer Verdoppelung haben wir leider nicht erreicht.“ Die SPÖBauern – steirisches Landvolk ziehen mit zwei Mandaten ein, in der letzten Funktionsperiode waren sie in der Landeskammer nicht vertreten. Josef Moosbrugger: „Das Ergebnis ist ein klarer Auftrag an uns, das Wahlprogramm der SPÖ-Bauern einzubringen und umzusetzen.“ Schlappe für FPÖ-Bauern Die FPÖ-Bauern verlieren stark und sind künftig nur noch mit zwei Mandaten (-3) in der Vollversammlung vertreten. Albert Royer: „Es herrscht bei uns natürlich große Enttäuschung über die generell geringe Wahlbeteiligung. Punktuell konnten wir aber zufriedenstellende Ergebnisse erzielen.“ Die Grünen Bauern ziehen durch den Stimmenzuwachs erstmals mit zwei Mandaten ein. Andreas Lackner: „Für die Grünen Bäuerinnen und Bauern ist das ein historischer Tag, weil wir erstmals den Einzug in die Kammer schaffen. Nachdenklich stimmt uns die sehr geringe Wahlbeteiligung.“

Das Wirtschaftsressort unterstützt Unternehmen bei der digitalen Transformation. Der digitale Wandel schreitet voran und wird durch Corona beschleunigt. Wir müssen das Thema daher stärker in die Breite bringen. Auch Klein- und Mittelbetriebe müssen die Chancen dieser Entwicklung nutzen. Daher haben wir bei allen Förderungsprogrammen einen Digitalisierungsschwerpunkt gesetzt – sowohl bei Investitionen als auch bei Qualifizierungen.

Mit dem „Digital Innovation Hub Süd“ (DIH-SÜD) soll ein Netzwerk entstehen, das Klein- und Mittelbetrieben bei der Digitalisierung hilft. Der DIH-SÜD bietet Expertise, Vernetzung sowie Infrastruktur und begleitet beim Digitalisierungsprozess. Zu den Unterstützungsmaßnahmen zählen Informationsveranstaltungen, Innovations- und Technologieberatung, Qualifizierungsmaßnahmen oder die Begleitung bei der Entwicklung von Innovationen. Mit Joanneum Research, der FH Joanneum, der TU Graz und der FH Campus 02 stehen den Unternehmen führende Akteure des steirischen Forschungs- und Innovationssystems zur Verfügung. Wie steht die Steiermark wirtschaftlich da und wann rechnen Sie damit, dass es wieder aufwärts geht? Es ist eine herausfordernde Zeit, aber die Steiermark steht auf einem starken wirtschaftlichen Fundament. Die Unternehmen haben mit innovativen Ideen auf die Situation reagiert. FAZIT MÄRZ 2021 /// 19


Graz hat's

Das Technische Büro Spätauf, eine Tochter der Kiendler GmbH, ein Familienunternehmen aus dem Bezirk Leibnitz mit rund 160 Mitarbeitern, bezog mit Anfang 2021 neue Büroräume im Technopark Raaba. Durch die hohe Qualität ihrer Arbeit verbunden mit der höchsten Problemlösungskompetenz ist das TB Spätauf ein wertvoller und langfristiger Partner für zahlreiche Kunden. Durch respektvollen und sachlichen Umgang mit Kunden und ausführenden Unternehmen erreicht das TB Spätauf seit Jahren höchste Kundenzufriedenheit. „Mit unserem neuen modernen Büro haben wir jetzt bessere Möglichkeiten, unseren Kunden die perfekten Lösungen für ihr Vorhaben zu präsentieren“, freut sich GF Markus Kiendler über den Umzug.

BESTATTUNGSVORSORGE-VERSICHERUNG SICHERHEIT - SELBSTBESTIMMUNG - ENTLASTUNG

FÜR SIE SELBST UND IHRE LIEBSTEN

Grazer Straßenbahnen werden effizienter Nach erfolgreichen Pilot- und Vorserienanwendungen geht bei den Grazer Straßenbahnen das Condition-Monitoring-System mittels integrierter Sensorik und fortschrittlichen Datenanalysetools von ZF in Serie. Mithilfe zweier Innovationsträger der Graz Linien hat ZF seit 2018 das digitale System zur Zustandsüberwachung weiterentwickelt und im laufenden Betrieb getestet. Ende 2020 haben die Graz Linien bereits zehn Straßenbahnen mit dem Infrastruktur- und Antriebsstrang-Überwachungssystem ausgestattet. Eine Einigung über die Ausrüstung weiterer etwa 30 Fahrzeuge liegt bereits vor. Dadurch kann die Fahrzeugverfügbarkeit im innerstädtischen Verkehr von Graz noch effizienter geplant und umweltfreundlicher betrieben werden.

Autohaus Edelsbrunner gab 2020 Gas

Zahlreiche Investitionen, die sich lohnen, hat das Autohaus Edelsbrunner in diesem kurvenreichen Jahr 2020 getätigt. Mit dem Umbau der neuen Ausstellungsfläche im Freien bietet das Autohaus nun eine noch größere und somit ideale Bühne, auf der das Team von Edelsbrunner den Kundinnen und Kunden das gesamte Peugeot-Portfolio sowie spezielle Nutzfahrzeuge bestens präsentieren kann. Angrenzend an die Ausstellungsfläche auf dem Freigelände befindet sich eine zusätzliche Lkw-Halle. Die neue Lackiererei, eine moderne Spenglerei und eine Portalwaschanlage geben dem Autohaus Edelsbrunner die Möglichkeit, für alle Kundinnen und Kunden das Service rund ums Auto noch einmal zu erweitern.

Grazer Frühjahrsmesse 2021 abgesagt

MEHR INFORMATIONEN: VORSORGETELEFON: TEL: 0660 / 60 60 220 VORSORGEBÜRO GRAZ MURGASSE 1, 8010 GRAZ oder

auf: www.wolf-vorsorge.at 20 /// FAZIT MÄRZ 2021

Die Grazer Frühjahrsmesse 2021 wird aufgrund der anhaltenden COVID-19-Situation abgesagt. „Unsere Hoffnung, im Frühjahr 2021 den Messebetrieb wieder langsam aufzunehmen, hat sich leider nicht bewahrheitet. Wir sind in dieser Situation unter anderem mit Impfverzögerungen und Veranstaltungsverboten konfrontiert. Auch wenn das gesamte Team bis zuletzt all seine Bemühungen in das Stattfinden einer ‚COVID-19-konformen Grazer Frühjahrsmesse 2021‘ gesteckt hat, sehen wir uns leider gezwungen, die Frühjahrsmesse 2021 abzusagen. Dieser frühe Zeitpunkt wurde auch gewählt, um unseren Partnern, Kunden und Ausstellern noch genügend Zeit zu geben, um auf den Ausfall der Messe zu reagieren, erklärte MCG-CEO Armin Egger.

Fotos: Benedikt Lechner / werbelechner, ZF, Technopark Raaba Holding,

TB Spätauf bezog neues Büro in TP Raaba


Foto: Stadt Graz/Fischer

Kurz im Gespräch mit Kurt Hohensinner, Stadtrat für Bildung, Integration, Sport, Soziales, Jugend und Familie Mobilität der Zukunft: Metro für Graz Bis zum Jahr 2030 soll Graz eine U-Bahn bekommen, nicht zuletzt aufgrund der stark wachsenden Bevölkerung im steirischen Zentralraum. Am 18. Februar präsentierte Bgm. Siegfried Nagl im Beisein von Holding Graz-CEO Wolfgang Malik und mehreren Experten die Pläne für zwei Linien einer Metrobahn mit einer Streckenlänge von insgesamt 25 Kilometern. Das Konzept soll Staus und Abgasen entgegenwirken, schon heute zählt man im Großraum Graz 452.000 Personenfahrten pro Tag, 85 % davon im motorisierten Individualverkehr. In Kombination mit dem bisherigen Angebot erfolgt mit den Linien M1 und M2 beim Modal Split eine Steigerung von + 45 % im öffentlichen Verkehr bei gleichzeitiger Reduktion der PKW-Fahrten um 12 %.

Bühnen Graz präsentieren Bilanz 2019/20

Fotos: Franz Bauer GmbH, Strohecker Architekten/Newages,

Am 26. Jänner 2021 trat der Aufsichtsrat der Bühnen Graz zusammen, um die Bilanz der vergangenen Saison der Bühnen Graz zu beschließen. Die Zahlen sind mehr als ernüchternd. Die coronabedingten Schließungen der Grazer Theater- und Veranstaltungshäuser verursachten massive Einbrüche bei Besucher- und Vorstellungszahlen: Mit einem Erlös von 6,9 Mio. Euro musste man ein Minus von 4,6 Mio., also knapp 40 Prozent gegenüber der Saison 2018/19, verzeichnen. Bernhard Rinner, GF der Bühnen Graz, plädiert für ein baldiges Ende der Sperren: „Wir müssen retten, was noch zu retten ist! Unsere Präventionskonzepte haben sich bewährt, denn je länger der Lockdown anhält, desto näher kommen wir der kulturellen Hungersnot.“

Destillerie Bauer blickt in die Zukunft

Das letzte Jahr war für viele Unternehmen durch Herausforderungen geprägt, so auch bei der Destillerie Franz Bauer: So wurde die Zusammenarbeit mit der Firma Mast-Jägermeister Ende 2020 nach mehr als 53 Jahren beendet. Doch in jeder Veränderung liegt auch großes Potenzial. Im Likörbereich wurde der Pfefferminzlikör „Minzling“ gelauncht, der mit seiner frischen Optik eine jüngere Zielgruppe ansprechen soll. Bereits im September hat Roland Pachole die Geschäftsführung der Franz Bauer GmbH verstärkt. Gemeinsam arbeitet das Team um Hans-Werner Schlichte an der erfolgreichen Zukunft und führt Gespräche mit potenziellen Geschäftspartnern, um neben den erfolgreichen Produkten neue Marktanteile zu sichern.

Was sind die besonderen Herausforderungen an Ihr Ressort in der anhaltenden COVID-19-Situation? Unser Spektrum reicht von der Sicherung von Notschlafquartieren, den Folgen für den Arbeitsmarkt und im Sozialbereich über die Begleitung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen sowie den Folgen der temporären Schließungen von Elternberatungsstellen und Stadtbibliothek bis hin zu den Auswirkungen auf den Sportbereich, vor allem für Kinder und Jugendliche.

Wie verlaufen die Tests an den Bildungseinrichtungen und wie werden die neuen Regeln in den Kindergärten und Horten angenommen bzw. exekutiert? Die Rückkehr in die Schulen ist großteils sehr ruhig verlaufen, die Vorfreude vieler Familien war groß. Und auch wenn es teils wegen der Testungen zu Verzögerungen gekommen ist, so muss uns doch allen klar sein, dass es durch diese Testungen möglich ist, wieder in einen geregelten Schulalltag zurückzukehren. Ein in dieser Situation erfreulicher Event ist ja das Sportjahr 2021 unter dem Motto „Let’s go Graz“, wie soll das ablaufen? Wir starten mit Mitmach-Aktionen, die unter den COVID-Vorschriften möglich sind, und steigern uns dann. Ziel ist es, eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen, von der wir glauben, dass wir sie dringend brauchen. Wir wollen Menschen zu mehr Bewegung animieren, aber auch die integrativen Wirkungen des Sports betonen. FAZIT MÄRZ 2021 /// 21


Fazitgespräch Von Johannes Tandl und Peter K. Wagner mit Fotos von Marija Kanizaj

Quell der Hoffnung Gernot Deutsch, Geschäftsführer der Heiltherme

Bad Waltersdorf, über den neuen Tourismus mit Corona und eine drohende Flurbereinigung.

22 /// FAZIT MÄRZ 2021



Fazitgespräch

Als wir die gespenstisch leere Lobby des Quellenhotels

betreten, wünschen wir uns einmal mehr in diesem Winter

pandemielose Zeiten zurück. Denn die eisigen Temperaturen

sind einladend. Nicht für einen Spaziergang im Freien, sondern fürs Wellnessen im Inneren. Aber hier in Bad Waltersdorf sind keine Gäste. Es ist Corona.

Die Tourismusbetriebe haben harte Monate hinter sich.

Auch das Quellenhotel und die Heiltherme Bad Waltersdorf

scharrten schon das eine oder andere Mal in den Startlöchern, sind aber seit einigen Wochen in pandemiebedingter Pause.

Nur ein paar Lehrlinge huschen in Richtung Restaurant, ehe Gernot Deutsch pünktlich zum Treffpunkt erscheint. »Nicht

wundern«, sagt er. »Wir nutzen die Pause für ein paar Arbeiten«. Der Geschäftsführer der Heiltherme Bad Waltersdorf wird bald der Einzige sein, der heute baden geht. Aber nicht im sprichwörtlichen Sinne. Und auch nur bis zum Knöchel.

Denn unsere Fotografin hat die Idee, er könne fürs Fotoshooting doch zumindest mit den Füßen ein paar Schritte durch die

gefüllten Becken der Thermalbecken waten. Im Freibereich an der frischen Luft. »Doch ein bissl kalt«, sagt Deutsch und lacht bloßfüßig Richtung Becken. »Ah«, seufzt er erleichtert, als er ins Becken steigt. Das Gespräch hatten wir da schon hinter uns und Deutsch blickte sehr hoffnungsvoll und positiv ungewissen Zeiten entgegen.

24 /// FAZIT MÄRZ 2021



Fazitgespräch

Mitarbeiter sind in unserer Branche das höchste Gut. Gernot Deutsch

Herr Deutsch, Sie sind begeisterter Golfer. Wie geht es Ihnen damit, dass die südafrikanische Coronamutation durch Menschen Ihrer Branche nach Österreich gekommen sein soll? Ich bin über den Hoteliervereinigung auch mit Tiroler Kollegen in Kontakt. Meine Information ist, dass es angeblich 19 Urlauber waren, unter denen ein Hotelier war. Ich glaube, die Geschichte wurde in Bezug auf Hoteliers etwas aufgebauscht, ich kann aber weder das eine noch das andere bestätigen. Prinzipiell gilt, dass ich kein Verständnis dafür habe. Wir in der Hotellerie haben Vorbildwirkung. Viele von uns in der Branche hätten die Möglichkeit, außer Landes zu fahren, aber davon halte ich gar nichts.

Es sind keine leichten Zeiten für die Branche, es ist ein bedrückender Anblick, eine leere Therme und ein leeres Hotel zu sehen. Was tut man denn als Geschäftsführer eines geschlossenen Thermenbetriebs in Zeiten der Pandemie? Wir haben genug zu tun. Wir haben uns unter anderem entschieden, früher umzubauen. Eigentlich waren Arbeiten in der Hotelhalle, an der Fassade und an der Hotelrezeption für Juli angedacht – das haben wir jetzt vorgezogen. Wir wollten schon lange für die Gäste mehr Raum und Privatsphäre schaffen, die Pandemie bestätigt uns nur in diesem Vorhaben.

Wann rechnen Sie mit einer Wiederöffnung? Wir haben uns die Entwicklung angesehen und sind zum Schluss gekommen, dass es nicht vor Ostern passieren wird. Bis Ende April sollten unsere Arbeiten abgeschlossen sein. Und sollten wir die Anlage früher öffnen können, bleibt nur das Hotel etwas länger geschlossen, die Heiltherme könnte schon früher öffnen. Wir wissen auch: Selbst wenn wir wiedereröffnen dürfen, wird es zu Einschränkungen kommen. Wir hören von sehr großen Abständen, vom »Reintesten« und verpflichtenden FFP2-Masken sowie umfangreicheren Contact Tracing. Es gibt leider vereinzelt Gäste, die wegen dieser Corona-Auflagen anrufen und sagen: »Wenn das Realität wird, kommen wir nicht mehr«. Wie reagiert man darauf? Das motiviert uns nur noch mehr, die nächsten zwei Monate für Erneuerungsmaßnahmen zu nutzen und für Gedanken darüber, wie Tourismus nach Corona sein wird. Wichtig ist dabei, dass auch nach Corona noch immer auch mit Corona bedeuten wird.

26 /// FAZIT MÄRZ 2021

Viele Maßnahmen werden bleiben und auch Urlaub wird bleiben, dieses Bedürfnis werden Menschen weiterhin haben. Wir wollen die neuen Rahmenbedingungen nicht nur zur Kenntnis nehmen, wir wollen uns für unsere Gäste darauf vorbereiten. Etwa bei der Frage, wie viele Gäste wir noch aufnehmen werden. Die Tourismusbranche sagt bereits den geflügelten Spruch: »70 Prozent ist das neue 100 Prozent.«

Und wie reagiert man auf diese neuen Erwartungen in der Auslastung? Wir sehen den positiven Aspekt und wollen die Wertschöpfung bei uns halten, in dem wir Gäste motivieren, weitere Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Eine Massage mehr oder eine zweite Flasche Wein. Wir gehen davon aus, dass der Tourismus im Mai wieder angenehm losgeht. Auch gehen wir davon aus, dass der Sommer irrsinnig stark wird. Der Österreich-Urlaub erlebte schon im Vorjahr einen Boom, davon gehen wir auch heuer aus. Wir halten den Sommer deshalb auch frei und haben durchgehend geöffnet. Eigentlich schließen wir die ersten zwei Juli-Wochen immer die Pforten für die Revision, die wir jedoch in diesem Jahr auf April vorverlegen.

Wie gut war der letzte Sommer? Sensationell. Wir haben uns zwischendurch gedacht, wir können diese Pandemiejahr 2020 sogar ins Positive wenden und eine schwarze Null erreichen. Aber der neuerliche Lockdown im Herbst machte uns einen Strich durch die Rechnung. Der letzte Sommer hat allerdings gezeigt, was die Zukunft bringen wird. Ja, wir hatten weniger Leute, aber das Ausgabeverhalten und die Freude am Genuss waren zu spüren. Die Gäste sind auch mehr im Haus geblieben als früher. Sind Ihre Mitarbeiter auf Kurzarbeit? Ja. Und wir haben nie an andere Schritte gedacht. Das sagen andere Branchen auch, aber bei uns gilt es umso mehr. Mitarbeiter werden erst nach einem Jahr Firmenzugehörigkeit so richtig sattelfest in Bezug auf Auskünfte an Gäste. Die Gäste fragen viel, das Haus ist sehr groß, die Informationsflut ist gewaltig, die Computersysteme sind enorm. Bis bei uns ein Mitarbeiter selbstbewusst vor dem Gast steht, dauert es. 17 Menschen sind bei uns nicht auf Kurzarbeit: jene Mitarbeiter, die Altersteilzeit oder in Lehre sind,



Fazitgespräch und unsere Bereichsleiter. Sie sind so etwas wie die »Systemerhalter«. Denn: Wir können nicht einfach die Stöpsel ziehen und alles runterfahren.

Warum geht das nicht so leicht? Grundsätzlich gilt, dass wir unsere Anlage im Rahmen der Revision einmal im Jahr schon den Stöpsel ziehen, aber das passiert nur für ein paar Tage, wo jede Fliese und Fuge angeschaut wird, die Superdesinfektion stattfindet oder alle Lüftungsanlagen mit Kameras durchfahren werden. Was aber nicht möglich ist: alles für mehrere Wochen stillzulegen. Das Aufrechterhalten des Wassersystems ist etwa nicht dafür gebaut worden. Alle Thermen sind in diesem Sinne zu betreiben – auch wenn es einen verminderten Wasserdurchfluss gibt, weil der von der Gästeanzahl abhängig ist.

Wie hat sich die Mehrwertsteuersenkung im Vorjahr ausgewirkt? Sehr positiv. Im Sommer etwa war das sicher auch ein wichtiger Faktor dafür, dass der Pro-Kopf-Umsatz so erfreulich war. Bis Ende 2021 wird diese Senkung in Österreich sicher bleiben, in Deutschland gar bis Ende 2022. Sind Sie zuversichtlich, dass Österreich mitzieht? Da laufen Gespräche. Die Regierung weiß natürlich, dass die Mehrwertsteuersenkung sehr hilft – aber wir hatten sieben von zwölf Monaten zu, da haben wir nichts von dieser Senkung. Da wäre es mehr als angenehm, wenn es verlängert werden würde.

Erwarten Sie eine Flurbereinigung bei den Betrieben? Definitiv. Nach dem ersten Lockdown hat es nach Mitgliederbefragungen der ÖHV geheißen, dass 30 Prozent den Lockdown wirtschaftlich nicht überleben werden. Jetzt gab es ein paar Nachschärfungen bei den Hilfen, aber es wird nicht zu verhindern sein. Außer es kommen noch weitere Maßnahmen, um den Betrieben zu helfen. Es werden einige nicht überstehen können. Es gibt auch andere Branchen wie die Stadthotellerie, die noch für längere Zeit auf Geschäftstätigkeiten (Kongresse, Messen, Konzerte ...) verzichten müssen.

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Wovon lebt Ihr Unternehmen aktuell? Wir leben von dem, was uns zur Verfügung steht – auch von den Hilfen der Regierung. Wir haben in etwa 20 Prozent Mitarbeiterkosten zu tragen, aber weil wir gerade bei der Kurzarbeit waren und vom Leben reden: Es ist für die Mitarbeiter eine sehr herausfordernde Situation. Mir tut oft das Herz weh, wenn ich Geschichten von Mitarbeitern höre, die etwa Rückzahlungen zu tätigen haben. Gerade in unserer Branche fehlt ohne Überstundenpauschalen oder Trinkgelder ein wichtiger Betrag im Monat. Die Kurzarbeitszahlungen funktionieren sehr gut, wir haben insgesamt allerdings erst ein Drittel an Hilfszahlungen erhalten. Aber ich sage auch dazu: Wir haben alles zugesagt bekommen. Vielleicht trudelt es gerade jetzt ein.

Aber wovon lebt das Unternehmen? Wir sind eine private Gesellschaft, wir haben einen Betrieb, der Gewinn macht – die Eigentümer verzichten derzeit auf Gewinnausschüttungen und daraus wird unter anderem die Liquidität sichergestellt. Nichtsdestotrotz wird es ein hoher Verlust werden.

EUROPA stärkt die STEIERMARK. Die Steiermark hat in 25 Jahren Mitgliedschaft zur Europäischen Union enorm profitiert. Jeden Tag bringt uns die europäische Zusammenarbeit weiter nach vorne und macht uns stärker. Auch aus der aktuellen Krise werden wir nur gemeinsam erfolgreich hervorgehen können.

Mehr über die Steiermark als starke Region im Herzen Europas: EUROPA.STEIERMARK.AT

Die STEIERMARK stärkt EUROPA. Die Steiermark bringt sich mit kräftiger Stimme in die politischen Entscheidungen auf europäischer Ebene ein. Wir mischen mit, um die steirischen Interessen zu wahren und um das gemeinsame Projekt Europa zu stärken. Denn davon profitieren alle Steirerinnen und Steirer.


Fazitgespräch Hat Ihr Unternehmen Fremdkapital? Wir nutzen alle Möglichkeiten der Finanzierung, natürlich auch Fremdkapital. Das ist auch sinnvoll aus finanztechnischen Gründen. Wir freuen uns aber, dass wir aufgrund einer hohen Eigenkapitalquote viele Möglichkeiten haben. Da sind wir den Banken auch in dem Sinn zu Dank verpflichtet, weil uns immer sehr rasch geholfen wurde. Das funktioniert bei uns auch deshalb so gut, weil wir eine gewisse Größe haben. Die Frage für einige in der Branche wird sein, was passiert, wenn die Stundungen für Kredite oder Steuern fällig werden. Sie haben gesagt, 70 ist das neue 100 bei der Auslastung. Welche Auslastung haben Sie üblich? Wir lagen pro Jahr bei 80 bis 90 Prozent eigentlich und gehören damit zu den führenden Betrieben in Österreich.

Das heißt: Sie brauchen ein völlig neues Konzept – wie die gesamte Branche. Der Tourismus wird sich neu erfinden müssen, ja. Der Gleichzeitigkeitsfaktor ist beschränkt. Es gab touristische Spitzenzeiten mit 100 oder 105 Prozent Auslastung, das ist normal und legitim, davon haben wir auch gelebt, aber diese Zeiten sind vorbei. Wir werden auch bei den Thermengästen weniger Menschen haben. Eine Gästestromsteuerung könnte es geben durch Vorreservierungen. Daraus gäbe es Vorteile: Durch mehr Platz und Angebot steigt die Qualität. Die Megatrends waren früher linear, aber durch das Virus ist die ganze Trendszene gesprengt worden. Es geht stark in Richtung Individualisierung und weg von der Urba-

nisierung, die Globalisierung weicht der Lokalisierung. Das sollte man in einem Tourismusort entsprechend umsetzen.

Bedeutete das für die Thermenregion wie jene in Bad Waltersdorf, dass es zu viele Betten gibt? Nein. Es ist die Frage, wie Betten belegt werden, aber auch wir haben Überlegungen, wie wir damit umgehen, dass wir die Kapazitäten ausnutzen. In unserem Masterplan für die nächsten Jahre steht, dass wir im Zuge der Umbauarbeiten mehr Ruheräumlichkeiten und Büros – für die größeren organisatorischen Herausforderungen der Zukunft – bauen. Dafür fallen Zimmer etwa weg. Auch werden wir Zimmer zusammenlegen und Themenzimmer realisieren. Die höhere Qualität bedeutet dann auch höhere Preise. Natürlich. Mehr Qualität heißt mehr Dienstleistung, mehr Personal und damit mehr Geld, aber das muss wahrnehmbar sein, dann ist es kein Thema. Größere Balkone, mehr Freiraum in Gartenzimmer und vieles mehr. Wir hatten darüber hinaus eine sehr gute Bettenanzahl für die Region. Aber wird die kleine Pension ums Eck nicht sterben? Glaube ich nicht, weil das Familiäre und die Sommerfrische wieder zurückkehrt. Da habe ich bei den Privatpensionen eher die Angst, dass sie nicht in die nächste Generation geht, weil sich das keiner mehr antun will. Privatpensionen sind in unserem Interesse, weil ein wichtiger Anteil unserer Gäste nur aus diesem Segment kommt und unsere Heiltherme besucht.

Vor dem Aufsetzen und nach dem Absetzen gründlich Hände waschen! Ziehen Sie die FFP2-Maske oben aufs Nasenbein und drücken Sie den Nasenbügel fest.

Vermeiden Sie während des Tragens, die FFP2Maske anzufassen.

Schütze dich, schütze andere! Mut für morgen. news.steiermark.at | ages.at/coronavirus Hotline: 0800 555 621 | Gesundheitstelefon: 1450

Beim Abnehmen möglichst die Außenseiten nicht berühren.

BEZAHLTE ANZEIGE DES LANDES STEIERMARK. BILDER: GETTYIMAGES.AT (Vladimir Vladimirov)

FFP2-Masken schützt den Träger schützt das Umfeld


Gernot Deutsch wurde am 21. Dezember 1968 in Fürstenfeld geboren. Er studierte Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Gesundheit und Tourismus. Er war für Rogner Bad Blumau, die Marriott-Hotels, Radisson SAS oder die Falkensteiner-Gruppe tätig. Seit 2006 ist er Geschäftsführer der Heiltherme Bad Waltersdorf. Er ist Obmann des Thermen- und Vulkanlandes Steiermark, Vorsitzender der 2-Thermenregion Bad Waltersdorf, steirischer Landesvorsitzender der österreichischen Hotelier Vereinigung (ÖHV) und Ausschussmitglied in der Fachgruppe Gesundheitsbetriebe der Wirtschaftskammer Steiermark. 2015 wurde der begeisterte Sportler zum »sportlichsten Hotelier« Österreichs gewählt. 2016 erhielt er den PR-Panther für den »Kommunikator des Jahres«. Er lebt in einer Lebensgemeinschaft und hat drei Kinder.


Fazitgespräch

Der Tourismus wird sich neu erfinden müssen. Gernot Deutsch

Den Megatrend »Qualität statt Quantität« gibt es ja schon länger. Die Nächtigungszahlen in Waltersdorf waren bei 500.000 – im letzten Vorkrisenjahr 2019 sind sie auf 465.000 gefallen. Gleichzeitig gab es 20 Prozent mehr Arbeitsstätten in der Gemeinde. Hat man sich die Wertschöpfung nicht schon vor Corona vermehrt an anderen Stellen abgeholt? Absolut richtige Beobachtung. Im Segment Privatzimmer war schon davor ein Aderlass zu sehen, aber es gab viel mehr Angebot. Golf kam dazu, Tennis wurde neu übernommen, das Fußballstadion wurde neu renoviert. Wobei auch die großen Reisegruppen nachgelassen haben im Vorjahr – internationale Teams auf Fußballtrainingslager gab es etwa auch weniger zuletzt. Dafür wachsen eben die Bereiche für Individualurlaub. Ob Buschenschank mit Vinothek oder Bauernhof mit Ab-Hof-Verkauf. Dadurch wurden die Tagesausflüge mehr – wir hatten also nicht unbedingt weniger Menschen in Bad Waltersdorf. Das gilt fürs gesamte Thermenland. Zotter hat 273.000 Besucher im Jahr, Gölles 21.500 im Jahr, der Stubenbergsee und Tierpark Herberstein boomen ebenso wie die Schlösserstraße. Natürlich wäre schön, wenn all diese Menschen nächtigen, andererseits müssen wir froh sein, dass es auch den Tagestourismus gibt.

Wo kommt der Tagestourist her? Von bis. Das sind Familien ebenso wie Busse. Firmen wie Individualgäste. Kommen die Busse wieder? Das ist die große Frage. Wir rechnen heuer und nächstes Jahr nicht damit. Die Parameter dafür sind zu ungewiss und gar unwahrscheinlich. Wie wichtig waren internationale Gäste? Leider gar nicht. Wir sind auch als Resort zu klein für die Wahrnehmung für Auslandsgäste. Das geht nur über die Region, die alleinig nur zieht ab einer gewissen Entfernung. Wir wären in-

nerhalb von Österreich aktuell der Nutznießer, wäre es möglich, offen zu haben. Im Westen sieht es ganz anders aus. Ich weiß es von meinen Freunden am Arlberg: Im Winter haben sie bis zu 85 Prozent deutsche Gäste, teilweise über 90 Prozent Auslandsanteil insgesamt.

Im steirischen Tourismus steht eine Strukturreform an, die ab Oktober Realität wird. Es wird bald nur mehr elf Regionalverbände geben. Wie stehen Sie zur Novelle? Ich bin ein Befürworter. Sie wird uns auch helfen, mehr Strahlkraft zu bekommen und eben etwa mehr Gäste aus anderen Regionen anzuziehen – gar nicht nur aus dem Ausland, sondern vor allem auch aus dem Westen Österreichs. Es findet außerdem sehr viel mehr Vernetzungsarbeit statt, wovon wir alle profitieren werden. Nur ein Beispiel: In der Vergangenheit kam es immer wieder dazu, dass in Umkreis von wenigen Kilometern gleichzeitig Veranstaltungen stattfanden – da nimmt man sich gegenseitig Potenzial, anstatt es zu fördern. Auch heißen wir vorher und nachher Thermen- und Vulkanland. Die große Frage ist aktuell, was mit bestehenden Strukturen passiert. Es gibt sehr viele unbeantwortete Fragen und Ängste, die ich für unbegründet halte. Es wird auch weiterhin kleine Feste geben und Informationsbüros vor Ort und vieles mehr.

Im letzten Jahr ist im Tourismus so viel Geld investiert worden wie nie zuvor – gleichzeitig gab es Coronainvestitionsprämien. Sind diese Unterstützungen von Land und Bund maßgeblich dafür, Geld in die Hand zu nehmen? Für uns ist es so, dass wir immer für die nächsten drei bis fünf Jahre einen Maßnahmenplan haben – der wäre unabhängig davon umgesetzt worden. Die Prämie ist eine Erleichterung und Zusatz, aber nicht mehr. Herr Deutsch, vielen Dank für das Gespräch!

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Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Umsatzersatz für indirekt betroffene Unternehmen

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Mehr dazu unter www.steueraffe.at.

Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at

Wirtschaftsförderung und AMS starten Digitalisierungsverbund Die Steirische Wirtschaftsförderung (SFG) und das Arbeitsmarktservice (AMS) haben eine Digitalisierungsförderung für steirische Unternehmen aufgelegt, die ihre Mitarbeiter gemeinsam in einem Qualifizierungsverbund aus- und weiterbilden. Als ersten auf diese Art geförderten Digitalisierungsverbund nehmen sechs südoststeirische Betriebe aus der Nahrungs- und Genussmittelbranche mit ihren Beschäftigten teil.

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ie Coronakrise hat der Digitalisierung in der steirischen Wirtschaft enormen Schub verliehen. Um ihre Beschäftigten fit für die digitale Arbeitswelt zu machen, stellen Qualifizierungsverbünde ein erprobtes Mittel dar: Mehrere Betriebe einer Region oder Branche schließen sich zusammen, entwickeln und veranstalten gemeinsam Schulungen, die für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter maßgeschneidert sind. Erstmals besteht nun auch im Bereich Digitalisierung die Möglichkeit, geförderte Qualifizierungsverbünde einzurichten. Die Schulung wird je zur Hälfte vom AMS Steiermark sowie von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG unterstützt. Der Digitalisierungsverbund der sechs südoststeirischen Unternehmen startete im Jänner mit 124 Teilnehmern. Angeboten werden fachspezifische Ausbildungen in den Bereichen EDV/Digitalisierung sowie Soft Skills mit einem Gesamtbudget von knapp 65.000 Euro. Für AMS-Chef Karl-Heinz Snobe sind Digitalisierungsverbünde ein erfolgsverspre32 /// FAZIT MÄRZ 2021

chendes Modell, um Beschäftigte höher zu qualifizieren und so Unternehmen bei der Digitalisierung ihrer Arbeitsprozesse zu unterstützen. „Ich freue mich sehr über den Start im AMS-Bezirk Feldbach und hoffe natürlich auf weitere regionale Verbünde in der Zukunft“, betont Snobe. Und auch SFG-Chef Christoph Ludwig ist von der Unterstützung der Unternehmen im Bereich Digitalisierung überzeugt. „Einer der zukunftsweisenden Trends stellt unbestritten die Digitalisierung in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen dar“, so Ludwig, der darauf setzt, dass Investitionen in Digitalisierung und Künstliche Intelligenz die Wertschöpfung steigern, indem Produktionsprozesse effizienter gestaltet werden und sich die Kundenkommunikation revolutioniert. SFG und AMS unterstützen speziell Klein- und Mittelbetriebe dabei, ihre individuellen Anwendungsbereiche zu definieren und neue digitale Lösungen und Konzepte zu finden. „Mit starken Netzwerken und gemeinsamen Initiativen stimulieren wir erfolgreich den digitalen Wandel am ge-

Fotos: Adobe Stock, SFG, CC-BY-SA 4.0 Matti Blume

Jetzt erhalten auch sogenannte indirekt betroffene Unternehmen mittels Verordnung „Lockdown-Umsatzersatz II“ Unterstützung. Das sind Betriebe, welche nicht unmittelbar von der Schutz- und Notmaßnahmenverordnung im November und Dezember betroffen waren, deren Umsätze aber aufgrund der Zusammenarbeit mit den direkt betroffenen Unternehmen deutlich gesunken sind. Die Voraussetzungen entsprechen jenen zum Umsatzersatz I. Es müssen ein 50%iger Umsatzzusammenhang mit Betrieben, die direkt vom Lockdown betroffen waren, und ein mindestens 40%iger Umsatzeinbruch im November/Dezember 2020 im Vergleich zum November/Dezember 2019 vorliegen. Abhängig vom Zeitraum der indirekten Betroffenheit können einer oder mehrere Betrachtungszeiträume vorliegen. Der Umsatzausfall wird berechnet, indem der Vergleichsumsatz aus November/Dezember mit den direkt betroffenen Unternehmen mit dem Prozentsatz der jeweiligen Branche aus dem Anhang 2 der Verordnung multipliziert wird. Sie können den Umsatzersatz II vom 16.2.2021 bis 30.6.2021 über FinanzOnline beantragen. Hilfreich ist jedenfalls eine Übersicht, welcher Ihrer Kunden direkt von den Verordnungen im November und Dezember 2020 betroffen war und wie viel Ihres Umsatzes mit diesen Unternehmen auf den jeweiligen Zeitraum entfällt. Ebenso ist zu prüfen, ob überhaupt ein Umsatzrückgang von mehr als 40% – bezogen auf sämtliche Erlöse – in den Betrachtungszeiträumen eingetreten ist. Weitere einschlägige Fragen beantworten wir auch im aktuellen Steueraffen-Podcast.


Die Geschäftsführer von AMS und SFG, Karl-Heinz-Snobe (links) und Christoph Ludwig, sehen in den geförderten Digitalisierungsverbünden eine wirksame Möglichkeit, die Digitalisierung der Unternehmen auf überbetrieblicher Ebene voranzutreiben. samten Wirtschaftsstandort“, erklärt SFGGeschäftsführer Christoph Ludwig.

50 bis 100 Prozent Förderung Ein Qualifizierungsverbund wird von mindestens fünf Unternehmen einer Branche oder Region gebildet mit dem Ziel, gemeinsam bedarfsgerechte und überbetriebliche Schulungen zu planen und umzusetzen. Mindestens die Hälfte dieser Firmen sind Klein- und Mittelbetriebe bis maximal 249 Mitarbeitern. Zu Beginn erstellt das Grazer HR-Unternehmen alea & partner im Auftrag von AMS und SFG nach einer Bedarfserhebung ein überbetriebliches Qualifizierungskonzept im Bereich Digitalisierung; in Frage kommen Ausbildungen etwa zu Themen wie Datenschutz und IT-Security, Online-Marketing, Social Media, Programmieren, Personalentwicklung oder Soft Skills. Detailinhalte, Ort, Termin und Bildungsanbieter der Schulungen bestimmen die Betriebe dann selbst. Die Bedarfserhebung und das Ausbildungskonzept fördert das AMS Steiermark zu 100 Prozent, für die Unternehmen des Qualifizierungsverbundes entstehen dafür also keine Kosten. Die Schulungskosten werden zur Hälfte gefördert – je nachdem, welche Arbeitskräfte an den Ausbildungen teilnehmen, entweder vom Arbeitsmarktservice Steiermark oder der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Für den europäischen Wasserstoffbedarf von 300 Terawattstunden spielt das Wasserstoffauto nur eine untergeordnete Rolle. Der Löwenanteil wird als Prozessenergie in der Stahlproduktion und der chemischen Industrie benötigt.

300 Terawattstunden Wasserstoffbedarf der EU-Industrie

Die Denkfabrik Agora-Energiewende sieht für den klimafreundlichen Umbau der gesamten Industrie in Europa bis 2050 einen Bedarf von 300 Terawattstunden Energieleistung aus Wasserstoffverstromung und -verbrennung. Damit könnten die Prozesse komplett klimaneutral werden.

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017 lag der Gasbedarf der EU-Industrie noch bei 970 Terawattstunden. Das ist mehr als das Dreifache dessen, was von Agora künftig an Wasserstoff-Bedarf prognostiziert wird. Die Autoren gehen davon aus, dass nur Industriebereiche mit einem Hitzebedarf von mehr als 500 Grad Celsius auf Wasserstoff umstellen müssen. 40 Prozent des europäischen Prozesswärmebedarfs betrage nur 100 Grad. Die erforderliche Energie könne effizienter mit strombetriebenen Wärmepumpen hergestellt werden als mit H2. Größter Abnehmer ist die Stahlindustrie Auch im Verkehrs- oder Gebäudesektor seien elektrische Wärmepumpen oder batteriebetriebene Elektroautos effizienter als die H2-Verbrennung bzw. -Verstromung. Für die Schwerindustrie gibt es

jedoch keine klimaneutralen Alternativen zu grünem Wasserstoff. Den größten Abnehmer sieht Agora im Jahr 2050 mit etwa 123 Terawattstunden in der europäischen Stahlindustrie. Gegenwärtig kommt die Stahlproduktion mit 45 Terawattstunden aus. Der österreichische Voestalpine-Konzern gilt diesbezüglich als Pionier, der bereits die nächste Hochofengeneration mit H2 betreiben will. Auch Thyssenkrupp, Arcelormittal oder Salzgitter investieren bereits in die Produktion von klimaneutralem Stahl aus Wasserstoff. Den höchsten Wasserstoff-Bedarf haben Öl-Raffinerien. Die sollten aber bis Mitte des Jahrhunderts verschwinden. Neue Bedarfe entstehen laut der Studie in den kommenden Jahrzehnten auch im Plastikrecycling. FAZIT MÄRZ 2021 /// 33


Helmut Schleich, Christian Kladiva und Ingo Hofmann setzen auf den Ausbau digitaler Kompetenzen und agile Arbeitsweisen sowie eine JobOffensive auf der Suche nach Talenten.

Gestärkt aus der Krise D

ie aktuelle Situation hat weitreichende ökonomische Auswirkungen auf österreichische Unternehmen. Um gestärkt aus dieser Zeit herauszugehen, sind unternehmerischer Weitblick und Zukunftsinvestitionen ausschlaggebend. Vor allem Innovationsmut ist gerade jetzt wichtiger denn je. Was es für ein erfolgreiches Bestehen in der digitalen Transformation braucht, sind eine klare Strategie und eine moderne Infrastruktur, den Ausbau digitaler Kompetenzen, agile Arbeitsweisen sowie auch neue Geschäfts-

modelle. Die Merkur Versicherung geht auch in der Pandemie ihren eigenen Weg und verzichtet auf Kurzarbeit oder gar Stellenabbau. Im Gegenteil: Sie sucht gezielt nach Talenten und investiert in neue Jobs, um jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen. So hat die Merkur Versicherung im Jahr 2020 117 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt, das bedeutet im Vergleich zu 2019 ein Plus von mehr als zehn Prozent. Zudem setzt sie gezielt auf Förderprogramme und interne Weiterbildung, auf die Lehrlings-

ausbildung, auf Investments in digitale Arbeitswelten, auf vielfältige Home-Office-Unterstützung sowie auf freiwillige Sonderbetreuungszeiten für Eltern. Im Herbst 2020 wurde auch das Merkur Innovation Lab gegründet, um die Rahmenbedingungen für eine digitale Zukunft zu schaffen, um gemeinsam mit Start-ups nach den Lösungen von morgen zu suchen. Im Frühjahr startet die Merkur Versicherung eine Job-Offensive im Bereich IT und Digitalisierung.

CFO Christian Kladiva: „Unsere Strategie ist klar, auch in herausfordernden Zeiten: Es braucht Empathie für das Wunder Mensch, unternehmerischen Weitblick und Mut für Zukunftsinvestitionen. Als Merkur bauen wir neue Talente auf, schaffen Jobs und bekennen uns zu einer Unternehmenskultur, die auch soziale Verantwortung übernimmt, nicht nur davon spricht.“

CEO Ingo Hofmann: „Unsere Zuversicht und unser Vertrauen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Kunden und Partnern gegenüber gründen auf einer Unternehmensgeschichte, die den Menschen in all seinen Facetten in den Mittelpunkt rückt. Wir sind stolz, diesen Weg gemeinsam mit einem Team gehen zu können, das mit Mut und Optimismus vorangeht.“

CSO Helmut Schleich: Für uns als Merkur ist es zentral, dass wir eine Kultur des Ermöglichens leben und dass wir, mit Mut und Vertrauen in unser Team und in unsere Kunden, gestärkt in die Zukunft gehen.“

Was sagt der Merkur-Vorstand zu den Herausforderungen der Krise?

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Anzeige Foto: Marija Kanizaj

Mut, Zuversicht und wirtschaftlicher Weitblick in herausfordernden Zeiten: Als starker Partner nimmt die Merkur Versicherung ihre Verantwortung als Arbeitgeber konsequent wahr.


Kurz & News

Wie fit ist Ihr Unternehmen? Umfangreiche Sanierung der Landesstraßen

Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen!

© Marija Kanizaj

Auch im Jahr 2021 stehen wieder zahlreiche Projekte bei den Landesstraßen auf dem Programm. „Das Verkehrsressort sorgt mit diesen Investitionen für mehr Sicherheit“, so LH-Stv. Anton Lang. Das steirische Landesstraßennetz erstreckt sich über mehr als 5.000 Kilometer mit rund 3.500 Brücken. „Die umfangreichen Sanierungen bzw. Neubauten bei unseren Landesstraßen bringen unverzichtbare Impulse für die heimische Bauwirtschaft gerade jetzt in der schwierigen Corona-Phase und schaffen und sichern Arbeitsplätze. Ferner bedeuten sie eine Aufwertung der Wirtschaftsstandorte in den steirischen Regionen, aber auch die Verkehrssicherheit verbessert sich dadurch“, so Landesverkehrsreferent Lang.

Körperliche und geistige Gesundheit ist die Grundvoraussetzung für ein glückliches Leben. Es freut mich, dass sich immer mehr steirische Unternehmen um das Wohlergehen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern.

Covid-Fighters-Teststation im Technopark Raaba

Fotos: Land Steiermark, Technopark Raaba Holding

Wegen steigender Nachfrage nach PCR- und Antigentests wurde der Standort der Covid-Fighters im Technopark Raaba weiter ausgebaut. Er steht die ganze Woche über für Corona-Testungen zur Verfügung. Das Angebot richtet sich an Unternehmen und deren Mitarbeiter sowie an die Bevölkerung der nahen Umgebung. „Dafür bedarf es vorab einer Online-Terminvereinbarung auf der Website der Covid-Fighters und daher kommt es vor Ort zu keinen nennenswerten Wartezeiten. Von medizinisch geschultem Personal werden die PCR-Tests als Nasen-/Rachenabstrich oder in Form eines Gurgelspültests durchgeführt. Die Abstriche werden gleich im Anschluss vor Ort analysiert, ausgewertet und im Anschluss fachärztlich befundet.

Glänzende Meisterbilanz 2020

Qualifikation in den verschiedensten Berufssparten steht wieder hoch im Kurs: 674 Meister- und Befähigungsprüfungen wurden im Jahr 2020 abgelegt. Das sind um 117 oder um 21 Prozent mehr als im Jahr davor – und das trotz Covid19-Pandemie. „Das zeigt, wie groß der Wert einer TopAusbildung ist, gerade in schwierigen Zeiten. Die Meisterprüfung steht für Qualität, und das braucht es jetzt ganz besonders“, freuen sich WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Hermann Talowski, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk. FAZIT MÄRZ 2021 /// 35

© Oliver Wolf

Dr.in Juliane Bogner-Strauß Landesrätin für Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege

Unsere Unternehmen können nur dann erfolgreich sein, wenn die Firmenchefs sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund und motiviert sind. Daher begrüße ich den steirischen Gesundheitspreis „fit im job“. MMag. a Barbara Eibinger-Miedl Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Regionen, Wissenschaft und Forschung

Einreichschluss 30. April 2021

Alle Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter www.fitimjob-stmk.at


Kurz & News

Sanierung macht Wohnen leistbarer

Der Trigos-Preis zeichnet Unternehmen aus, die nachhaltig und verantwortungsvoll wirtschaften. Die Gewinner werden einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Die Einreichfrist läuft heuer bis 12. März. Wichtige Infos dazu gibt es beim digitalen Trigos-Meeting. „Der Trigos ist der wichtigste Motor für Unternehmensverantwortung und nachhaltige Innovationen in Österreich. Er ist an jene Unternehmen adressiert, die unsere Zukunft verantwortungsvoll mitgestalten und dabei das gemeinsame große Ziel, die Erreichung der Klimaziele, nicht aus den Augen verlieren“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank und Vizepräsidentin von respACT − Austrian Business Council for Sustainable Development.

SPÖ Bauern zurück in der Landwirtschaftskammer

FF Raaba stapelt hoch

Nachdem 2016 der Einzug in die Landeskammer verpasst worden war, schafften die SPÖ Bauern mit dem Spitzenkandidaten Josef Moosbrugger bei der Landwirtschaftskammerwahl 2021 mit 6,88 % und dem Sprung auf zwei Mandate den erfolgreichen Wiedereinzug. Es zeigt sich, dass die Themen der SPÖ Bauern (stärkere Förderung kleinstrukturierter Landwirtschaft, gerechte Preise und eine faire Grundlage für bäuerliche SV) von den Wählern unterstützt werden. LH-Stv. Anton Lang dankt ihnen für ihren Einsatz und gratuliert zum Wahlergebnis: „Der Wiedereinzug in die steirische Landwirtschaftskammer ist ein toller Erfolg und zeigt, dass Moosbrugger und sein Team mit ihren Forderungen und Anliegen Gehör gefunden haben.“

Die Freiwillige Feuerwehr Raaba erhielt Besuch von Hannes und Peter Schreiner, dem GF der Technopark Raaba Holding, und hatten für die Florianis etwas im Gepäck – einen brandneuen Hubstapler! Als die FF Raaba ihr Katastrophenlager neu organisierte, wurde schnell klar, dass der alte Handhubwagen für die neuen hohen Regale nicht mehr taugte, und man machte sich auf die Suche nach einem gebrauchten Gefährt. So wurde die Technopark Raaba Holding auf die Männer mit den roten Autos aufmerksam. Hannes und Peter Schreiner zögerten nicht lange und finanzierten zu 100 Prozent ein neues Arbeitsgerät. Dieser wurde mit einem kooperativen Design beklebt und unter Einhaltung der COVID-19 Regeln feierlich übergeben.

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Fotos: Lebensressort / Streibl, GettyImages / BKS, SPÖ Stmk., Technopark Raaba Holding

Einreichfrist für den „Trigos“ Steiermark

In der Steiermark werden jährlich rund 7.000 Wohneinheiten saniert und gefördert. Vor allem thermisch-energetische Sanierungsmaßnahmen können zu enormen Einsparungen beim Energiebedarf führen. So liegt der durchschnittliche Heizwärmebedarf im geförderten Bereich nach einer Sanierung unter 50 kWh/m² im Jahr. Bei einem Studentenwohnheim konnte im Zuge einer vom Land geförderten Sanierung diese Energiekennzahl von 200 sogar auf unter 30 gesenkt werden, was einer Reduktion von mehr als 85 % entspricht. „Sanierungsmaßnahmen erhöhen die Wohnqualität wesentlich und senken darüber hinaus die Energiekosten. Das macht Wohnen leistbarer und schützt das Klima“, erläutert Wohnbaulandesrat Hans Seitinger.


Foto: AMS/Opernfoto

Kurz im Gespräch mit Karl-Heinz Snobe, Landesgeschäftsführer des AMS Steiermark EuroSkills-CEO Josef Herk (re. vorne) und alle Partner aus Wirtschaft und Politik setzen sich mit vollen Engagement für den optimalen Ablauf des europäischen Berufs-Wettbewerbs ein.

Weichenstellung für EuroSkills 2021 in Österreich

Nach intensiven Bemühungen und vollem Einsatz ist es nun so weit: Die Berufs-EM EuroSkills 2020 wird zu EuroSkills 2021, denn diese soll im September 2021 am Schwarzl See über die Bühne gehen.

Foto: Morgenstern

E

s ist geschafft: Für die erste österreichische Auflage von EuroSkills wurde in enger Abstimmung mit den Partnern nach intensiven Verhandlungen ein neuer Termin gefunden, wie Josef Herk, EuroSkills-2021-Initiator und Präsident der WKO Steiermark, verkündet: „Wir haben nicht aufgegeben und umso mehr freut es mich, nun mitteilen zu dürfen, dass unsere Berufs-EM ‚EuroSkills‘ von 22. bis 26. September 2021 stattfinden kann. Wir unternehmen alles, die EuroSkills im Herbst 2021 umzusetzen und zum internationalen Bildungsschaufenster zu machen. Die qualifizierte Ausbildung und unsere Young Professionals sind die Zukunft der Länder, die Zukunft Europas. Wir stehen vor enormen Herausforderungen, die wir ohne den beruflichen Nachwuchs nicht meistern können.“ Das Team SkillsAustria entsendet nach aktuellem Stand 55 Teilnehmerinnen und

Teilnehmer in 46 Berufen zu den 7. Berufseuropameisterschaften. Es besteht auch heuer wieder aus den besten jungen Fachkräften, die ihr Wissen und Können mit internationalen Mitbewerbern messen werden. Bei dieser Heim-EM steht das Team Austria in besonders hellem Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Es bekommt eine großartige Chance, Österreichs Exzellenz in der Berufsausbildung noch besser sichtbar zu machen. Sämtliche Wettbewerbe werden auf das großzügige OpenAir-Gelände am Schwarzl See verlegt, das viele neue Möglichkeiten bietet: Die gute Erreichbarkeit mit Pkw und Öffis sei die perfekte Voraussetzung, um die Wettbewerbe in großflächigen Zeltbauten durchführen zu können, betont Herk: „Durch das großflächige Freiluft-Gelände kann es zu einem großen Fest, wenn nicht sogar zu einem wahren Festival für die europäischen Jungfachkräfte werden.“

Wie gestaltet sich die Situation am Arbeitsmarkt nach fast einem Jahr Pandemie und im anhaltenden Teil-Lockdown? Wir sind immer noch mit einer extrem hohen Arbeitslosigkeit konfrontiert – Ende Jänner waren rund 63.000 Personen in der Steiermark arbeitslos oder in Schulung, nochmals so viele befanden sich in Kurzarbeit. Die nähere Zukunft bleibt leider von Unsicherheiten und Fragen geprägt: Wie geht es mit den Lockdowns und damit der Kurzarbeit weiter, wann starten großflächig die Impfungen? Welche Qualifizierungsmaßnahmen bietet das AMS den verschiedenen betroffenen Personengruppen an? Im Rahmen der bundesweiten CoronaJoboffensive wollen wir heuer mehr als 10.000 zusätzliche Ausbildungsplätze in der Steiermark schaffen. Besonders spannend für Unternehmen sind dabei Modelle, bei denen sie an Ausbildung interessierte Arbeitsuchende auswählen können, die dann punktgenau für die Anforderungen der offenen Stelle qualifiziert werden.

In welchen Branchen sehen Sie das Potenzial, neue zukunftsträchtige und nachhaltige Jobs zu schaffen? Wir orientieren uns am Bedarf der Wirtschaft und wollen natürlich Fachkräfte in den Branchen ausbilden, in denen auch tatsächlich eine Nachfrage besteht. Das betrifft etwa Jobs in den Bereichen Handwerk und Technik sowie Umwelt und natürlich im gesamten IT-Sektor – die Corona-Pandemie verleiht ja der Digitalisierung einen kräftigen Schub. FAZIT MÄRZ 2021 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

V

iele Jahre lang konnten die Sozialdemokraten und andere linke Parteien sich der Unterstützung durch Wahlberechtigte, die im Ausland geboren waren, sicher sein. Vor allem Mitglieder der türkischen Minorität in Deutschland und Österreich wählten traditionell SPD und SPÖ und bildeten ein stabiles Wählersegment, wenn sich auch nur wenige als Abgeordnete und mit politischen Funktionen in diesen Parteien durchsetzen konnten. Am 26. September 2021 wird der Bundestag in Deutschland neu gewählt. Die Christdemokraten werden zwar mit einem neuen Spitzenkandidaten um Stimmen kämpfen, doch der erste Platz scheint auch mit einem neuen Team nicht gefährdet zu sein. Bei den Sozialdemokraten sieht es anders aus, dort geht es um das politische Überleben. Von 1980 bis heute sank der Anteil der SPD-Unterstützer von über 40 auf unter 20 Prozent. Neben dem Verlust der Mitte, die von den Unionsparteien besetzt wird, und dem linken Segment – mit den Grünen und der Partei »die Linke« –, ist kaum noch Platz für eine Partei und

Emigranten wählen konservativ

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eine neue Studie der »Konrad Adenauer Stiftung« bringt noch mehr schlechte Nachrichten. Mit mehr als zehn Millionen Wahlberechtigten der ersten und zweiten Generation der Zuwanderer in Deutschland kann sich keine Partei mehr leisten, diese Gruppe zu ignorieren, doch ist diese einst homogene Minderheit nicht mehr so leicht erreichbar. Unterschiedliche Integration der Flüchtlinge, Emigranten und ihrer Kinder schaffte unterschiedliche Erfolge oder Misserfolge und dementsprechend auch Unterschiede im Wahlverhalten. Entscheidender »Gewinner« einer erfolgreichen Eingliederung in die Gesellschaft ist nach dieser neuen Studie die CDU/CSU, die derzeit von 53 Prozent der Deutschtürken unterstützt wird – 2015 waren es nur 17 Prozent. Im gleichen Zeitraum fiel die Bereitschaft dieser Gruppe, der SPD die Stimme zu geben, von 50 auf 13 Prozent. Neben den Unionsparteien stieg auch die Unterstützung für die Grünen, die FDP und die AfD, während die Linke so wie die SPD in den letzten Jahren zum Teil dramatisch unter den Zuwanderern und ihren Kindern verloren haben. Entscheidend für die Änderung des Wahlverhaltens im Laufe der Jahre ist der unterschiedlich erlebte persönliche Erfolg der Integration. Die SPD konnte sich lange Zeit als der »verständnisvolle« und »unterstützende« Partner in der Politik anbieten, und versprach, sich für die Verbesserung des Lebensstandards der sogenannten »Fremdarbeiter« und Flüchtlinge einzusetzen. Doch mit verbesserter Eingliederung, beruflichem Erfolg und dem Aufstieg in der Gesellschaft legten viele von ihnen die »Opferrolle« ab und sehen sich nicht mehr nur als Hilflose, die Unterstützung oder Mitleid brauchen. Die Untersuchung zeigt, dass Emigranten wie andere Wähler ein differenziertes, politisches Denken zeigen und gezielt nach Wahlprogramm sich für eine Partei entschieden. Selbst die AfD mit ihrer oft fremdenfeindlichen Rhetorik findet Unterstützer unter Emigranten, vor allem unter jenen, die aus der ehemaligen Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern kommen und bewusst

die AfD aufgrund ihres Parteiprogramms wählen. Diese Wählerwanderung zeigt auch, dass die Strategie der SPD, sich als die »verständnisvolle« Partei anzubieten, wenn es um Regeln des Islams geht, nicht aufgegangen ist. Vor allem Deutschtürken entscheiden nicht nach »Religion« und die Verharmlosung der oft frauenfeindlichen Regeln radikaler Muslime verhinderte nicht den Verlust von Wählern. Mit beruflichem Aufstieg durch Erlernen der Sprache und einer guten Ausbildung verschob sich das Interesse und Parteien werden nicht gewählt, weil sie für oder gegen Verschleierung sind, sondern aufgrund ihres Programms zu Gesundheit, Steuern, Ausbildung und Sicherheit. Die linke »Labour-Party» im Vereinigten Königreich versuchte im letzten Wahlkampf unter der alten Parteiführung einen pro-islamischen Wahlkampf, mit zum Teil antisemitischen Statements, um sich damit die muslimischen Stimmen zu sichern. Auch sie scheiterte. Mit der ökonomischen Unabhängigkeit setzt ein Prozess der politischen »Normalisierung« bei Emigranten und ihren Kindern ein, meint Viola Neu, die Autorin der Studie. Sie definieren sich nicht mehr als Gruppe der Benachteiligten und Hilfesuchenden, sondern entwickeln ein individuelles, politisches Bewusstsein, das sich im n Wahlverhalten ausdrückt.

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Maryam Laura Moazedi

Schönheitsideale

… und wie ich ständig lernen und verlernen soll, was schön und unschön ist. ch sah eine Gans. Und das sage ich ganz ohne Ressentiments, mit der größtmöglichen Objektivität, Wertneutralität, emotionalen Flachheit und sanften Milde, mit der man Ganshaftes in einem Menschen ausmachen und Ausgemachtes artikulieren darf. Nehmen wir an, es war ein Vorstellungsgespräch, das es nie gab, lange her, zwei Bewerberinnen. Ich führte damals die Gespräche nicht, war nur dabei, hörte und sah zu und staunte, basserstaunte. Die Eine zwischen Mitte und Ende Zwanzig, Universitätsstudium abgeschlossen, parallel dazu immer gearbeitet, zeitlich flexibel, großes Interesse an dem Job, freundlich, normal aussehend, blond, wenig geschminkt. Die Andere Anfang Zwanzig, mitten im FH-Bachelor, Lebenslauf kurz, Bewerbungsfoto groß, konnte zu den angegebenen Wunsch- und Musszeiten nicht arbeiten, der Job egal, eigentlich hatte sie sich um eine andere Stelle beworben, konkret um ein nicht existentes Praktikum, kündigte vorsorglich an, nach Abschluss ihres Bachelors ein höheres Gehalt zu erwarten und danach auch nicht zeitlich flexibler zu sein, weil sie würde den Master anhängen; auf alle anderen Fragen reagierte sie mit Kichern und Lachen und viel Zahn. Wir gingen beide nicht leer aus. Sie bekam den Job. Und ich mein Aha-Erlebnis. Nehmen wir weiter an, ich erzählte jemandem davon: »Wie sieht sie denn aus?« »Normal,« meinte ich retrospektiv betrachtet etwas jungfräulich, nicht den Hauch eines Selbstverdachts, etwas übersehen zu haben, und die Haarfarbe fiel mir noch ein, dunkelbraun. Am ersten Arbeitstag erschien sie in engsten Jeans, höchsten High Heels und noch mehr Zahn. Und dann, es lag wohl an den peinlich berührenden Reaktionen zweier älterer männlicher Vorgesetzten, fing es an, mir langsam zu dämmern. Sie galt als gutaussehend. Nun bilde ich mir ein, nicht gerade mit einem Brett vor dem Kopf durchs Leben zu gehen und hätte ich ein Brett, dann würde ich darauf bestehen, dass es ein schönes ist, von Marcel Breuer entworfen, aus unbehandeltem Beton, so ganz art brut. Ja, eine Affinität zu Ästhetischem ist da, behaupte ich auf die Gefahr hin, etwas unsympathisch zu wirken. Auch ist mein Zugang kein naiver oder so tiefgründiger, dass ich nur die wahre, innere Schönheit erkennen und anerkennen würde, noch so elitär, dass Frau wie Germaine Hélène Irène Lefebvre oder Audrey Hepburn aussehen muss, damit mir ihre Schönheit nicht entgeht. Akademisch bin ich vorbereitet, habe meine Hausaufgaben gemacht und kenne eine Vielzahl an empirischen Studien und philosophischen, soziologischen, psychologischen, feministischen, literarischen, kulturellen, historischen, biologischen Auseinandersetzungen mit dem Thema Schönheit. In diesen Auseinandersetzungen ist man sich einig und nicht. Schönheit sei etwas Überdurchschnittliches, ergo besonders und selten, heißt es häufig. Ebenso häufig wird sie an den Markern Durchschnittlichkeit und Symmetrie festgemacht. Das Gesicht soll symmetrisch sein, während zu viel Symmetrie auch nicht als schön gilt. Noch wichtiger sei die Durchschnittlichkeit, deren Zuviel wiederum das Besondere missen lässt. Bestimmte Eigenschaften sollen universal als schön gelten, aber auch nicht, vermutlich gibt es, so ein Kulturvergleich, mehr Einigkeit über Unschönes denn Schönes. Suchen die einen nach Parametern für die absolute Schönheit, zeigen andere auf, dass es keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit gibt, der Schönheitsbegriff stets in Abhängigkeit von der historischen Periode und Kultur gesellschaftlichen Normierungsprozessen unterliegt.

Schönheitsideale sind nicht absolut, unterliegen kulturellen und wirtschaftlichen Interessen und sind stark vom Zeitgeist abhängig. Als Ideal scheint sich nahezu alles zu eignen, wenn nur mit ausreichend Nachdruck kommuniziert ... sonst bleiben einem die Schönheitscodes verschlossen.

Foto: Paperwalker

I

Mag. Maryam Laura Moazedi ist Universitätslektorin an der KarlFranzens-Universität, Gastlektorin an der Filmakademie Baden-Württemberg,

Die Lernresistenz, die ausbleibt, wenn man sie einmal braucht

Werner-Herzog-Begeisterte, Art-Brut-Fan

Wenn also, mit David Hume, Schönheit keine Eigenschaft der Dinge selbst, sondern im Geiste des Betrachters zu finden und, weitergedacht, dieser Betrachter wiederum Bestandteil eines Kollektivs ist, dessen ästhetische Wahrnehmung durch kulturelle Massenbetriebe gelenkt, geformt und gleichgeschaltet wird, so ist die breite Perzeption von Schönheit eine suggerierte, illusorische, Schönheit ein beliebig variables Kulturprodukt.

Interessensschwerpunkte sind Diversität,

und einiges mehr. Ihre Arbeits- und Stereotypisierung, Ethnozentrismus und Alter als Konstrukt. moazedi.org FAZIT MÄRZ 2021 /// 39


Schönheitsideale

Wir lernen als schön zu empfinden, was uns als schön vorgesetzt wird, eine Frage der Zeit, Hartnäckigkeit und Inszenierung. Wir lernen, absorbieren und internalisieren bis sich das ästhetische Urteil anfühlt, als wäre es das ureigene, tiefste Empfinden, so oder so aussehen zu wollen oder zu müssen oder wollen zu sollen. Die sonst Gesellschaften verlässlich einende leidige Lernresistenz, die in diesem Kontext ein gesundes Maß an Kritik erhoffen ließe, bleibt hier aus, wir lernen alles … dass die schöne Frau zierlich und klein, dann kurvig, dann großknochig und hungrig ist. Und natürlich begnügen wir uns nicht damit, uns selbst ganz deppert zu machen, nein, wir expandieren und exportieren unsere kulturzentrischen Identifikationsangebote großzügig nach Übersee, dort kann ja bei Abweichungen mit Hautbleichung, Blepharoplastik, Beinverlängerung und Minderwertigkeitsgefühlen kompensiert werden. Wer an dieser Stelle zumindest in einer kulturimperialistischen Überlegenheit Trost zu finden glaubt, irrt. Zynisch, wie sehr auch wir ferngesteuert sind. Das erotische Lesezeichen in Slavoj Žižeks Exkurs über den dialektischen Materialismus Und wohin wir steuern … Der lupenartige Blick richtet sich längst nicht auf das Gesamtbild, es sind die Details, völlig zusammenhanglos. Wir lernen geradlinig Körperteile zu addieren, der Mensch ist weniger als die Summe seiner Teile: irgendein Gesicht + langes Haar + keine Hautporen + gebleichter Anus. Wie ich auf den komme? Ich bin ein Opfer der Medien. Da gab es vor Jahren diese, eh nicht unsympathische, Kosmetikerin, die von deutschen Privatsendern zum TV-Sternchen gemacht wurde, die Frau, der ich nach Paris Hilton und vor Kim Kardashian medial nicht begegnen wollte, die sich aber partout nicht davon abhalten ließ, mir zu begegnen. In einem dieser Augenblicke, in denen ich nicht ungeschehen machen konnte Gehörtes gehört zu haben, teilte sie der Öffentlichkeit mit, sie hätte ihren Anus gebleicht. Das war auch für mich ein erhellender Moment.

Pole-Dancing erfuhr ein Reframing, rückte aus Al Bundys Nacktbar in den Fitnessraum und wurde zum »workout trend«.

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Es war ein Moment, der mir zweierlei verdeutlichte. Zum einen in welchem Ausmaß auch die intimsten Körperdetails nun Gegenstand der öffentlichen Schönheitsverhandlung sind. Zum anderen mit welcher Intensität diese wiederum von einer Porno-Ästhetik gespeist wird. In ihrem Buch »Beauty and Misogyny« beschreibt Sheila Jeffreys dieses aus den USA stammende Phänomen und nennt es »porn chic«. Die Porno-Industrie, längst nicht mehr vom Nimbus eines Tabus umgeben hinter einem 18-plus-Vorhang verborgen, wurde in den letzten Jahren Teil des Mainstreams. Konsum und Produktion sind einem breiten Publikum zugänglich, ebenso die Ästhetik, die sich nicht mehr auf die Industrie beschränkt, sondern auch von anderen übernommen wird und Eingang beispielsweise in Hollywood und der Haute Couture findet, sich damit immer weiter verfestigt und als eine Norm etabliert. Der Abstand zwischen den Welten Porno und Nicht wird immer kleiner, die Annäherung immer größer. Pole-Dancing erfuhr ein Reframing, rückte aus Al Bundys Nacktbar in den Fitnessraum und wurde zum »workout trend«. Die Steißbeintätowierung wurde zur Jahrtausendwende zum »must« (und nur wenige Jahre später zum Prototyp einer Fehlentscheidung). Da wären dann noch diese Fremdkörper, diese aufgesetzten bewusst übertriebenen Plastikbrüste, die sich weigern, mit dem Rest des meist heruntergehungerten Körpers eins zu werden, sich immer weiter aufblähen und Natürlichkeit gar nicht zu simulieren versuchen, vielmehr etwas Eigenständiges zu signalisieren scheinen. Sie tauchen überall auf, auf irgendwelchen roten Teppichen, ansonsten, für Instagram reicht es immer, sind universal einsetzbar, werden in Werbung für Unterwäsche, Dirndl, Parfum, Äpfel oder Autoreifen dazu gepackt. Dann ist da noch die komplette Entfernung der Intimbehaarung, nun in Europa gehandhabt, als wäre es nie anders gewesen, weder mit prepubertärem Körper noch mit »adult films« (auch Pornos wollen ihre Euphemismen) assoziiert, wo die Praxis allerdings – in der aktuellen Verbreitung – zweifellos herkommt.


Essay von Maryam Laura Moazedi

Wir wären nicht wir, wenn wir es bei Wachsen, Zupfen, Rasieren beließen. Aber wir sind wir und belassen es nicht dabei. Auf die Zahnregulierung folgt die Labiaplastik, ein Trend, der wohl einer suboptimalen Kombination geschuldet ist. So wird Frauen eine erstaunliche Ahnungslosigkeit attestiert, wenn es um die eigenen Geschlechtsteile geht, die sie weder richtig lokalisieren noch benennen können.

Die Wissenslücken wollen wiederum gefüllt werden, werden geschlossen mit Großaufnahmen von Körperöffnungen, allesamt postoperativ oder aftereffects, wie es die Industrie will.

Die sich aufdrängende Frage darf ich antizipieren: Nein, die Studien stammen nicht aus den Neunzehnfünfzigerjahren und auch nicht aus Saudi Arabien. Wir sprechen von dem liberalen Vereinigten Königreich 2019 und den USA 2020, auch bekannt als das Land, in dem etwa 90 Prozent der Genitalfilmchen produziert werden. Die Wissenslücken wollen wiederum gefüllt werden, werden geschlossen mit Großaufnahmen von Körperöffnungen, allesamt postoperativ oder aftereffects, wie es die Industrie will. Frau macht sich kein Bild, dann ein verzerrtes. Das Phantasma einer Norm wirkt, die Folge der Logik unserer Gegenwart: Vereinheitlichung jeden Details, Operationen nicht um der Schönheit Willen, sondern im Dienst der Anpassung und des Gehorsams, so die schönheitssoziologische Erklärung. Ich wollte nicht über Pornofilme schreiben. Das war nie der Plan. Mir geht es hier auch gar nicht um die Industrie per se und pfui und so. Ich habe nur ein wenig Zweifel, ob wir als Gesellschaft wirklich gut beraten sind, Inspirationen für unsere ästhetische Orientierung aus Filmen zu holen, deren Drehbücher sich mit »Oho, der muskulöse Handwerker läutet an der Türe, mein Mann ist gerade bei der Arbeit und, huch, mein einziges Höschen steckt als Lesezeichen in Slavoj Žižeks Exkurs über den dialektischen Materialismus« erschöpfen. Es ist bizarr. Wir werden mit »porn chic« zugemüllt und sind kein bisschen aufgeklärter. Au contraire. Von evolutionstheoretischem Fortpflanzungsblabla Doch weiter mit den antrainierten Assoziationsketten. Jung und schön lernen wir unter anderem als Formel gleichzusetzen, zeigen uns im Urteil großzügig und geblendet. Hollywood will mit Frauen nicht viel anfangen, wenn sie 30 sind, unabhängig davon wie attraktiv. Marketingmenschen und Modedesigner detto und werben mit Pubertierenden für Haute Couture. Das Minus an schön wird mit einem Plus an jung kompensiert, das macht man jetzt so. Und wir lernen zu verknüpfen, zu reproduzieren, den Unsinn zu bewahrheiten, begegnen erwachsenen Gesichtszügen in den Medien als geschlechtslose Wesen, die in Filmen der Hauptprotagonistin nicht als Frau, sondern als neutrales Mutter-, Lehrer-, Nachbarding zur Seite gestellt werden. Es geht gar nicht darum, wie schön, wie jung oder wie alt Frau de facto aussieht, das kalendarische Alter ist der willkürlich gesetzte Referenzpunkt. Zur Erklärung dieses Phänomens wird gerne evolutionstheoretisches Fortpflanzungsblabla angestrengt, an dem sicherlich einiges dran sein mag, aber diese Theorien haben so ihre Schwächen. Irgendetwas in mir weigert sich, an das starre Schema zu glauben: Höhlenmann des einundzwanzigsten Jahrhunderts sieht Höhlenfrau, berechnet ihren Taille-Hüft-Quotienten für die Vermehrungsperformanz, entscheidet. Da passen Laufstegfrauen mit einer verirrten Beziehung zu Essen als Schönheitsideale nicht ins Bild, Verhütung auch nicht und ob dieser Impuls das Geheimnis hinter dem Geschäftserfolg von Dating-Apps ist, wage ich ebenso zu bezweifeln. Auch gilt der Zusammenhang zwischen Schönheit und Fruchtbarkeit oder Gesundheit als ein umstrittener. Eher vermute ich, dass wir bei diesen reduktionistischen Erklärungen einiges übersehen. So spricht auch eine Metastudie von Marcel Zentner und Alice Eagly dafür, dass es sich hier nur um ein Klischee handelt, ein überholtes, im Übrigen. Demnach sind Männer in erster Linie dann auf den Höhlenmodus jung und/oder schön eingestellt, wenn die gesellschaftlichen Strukturen weniger fortgeschritten sind. Je länger Mann schon aufrecht geht, will heißen, je emanzipierter die Gesellschaft, desto größer sein Augenmerk auf Bildung und Intelligenz der Frau, desto geringer die Bedeutung von Alter und/oder Schönheit. Das

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Schönheitsideale

gilt auch invers für die moderne Höhlenfrau, die, evolutionsbiologisch betrachtet, mit der Marktmetapher beschrieben wird »biete Jung gegen Reich«. Der Theorie nach finden die Fixierung auf einen reichen Mann und das Tauschgeschäft nicht etwa statt, weil Miss Neandertal selber im Gucci-Bikini Champagner trinkend auf der Yacht oder am Pool abhängen will, nein, die gute Frau agiert völlig selbstlos, angetrieben von dem ehrbaren und rührenden Wunsch und Mutterinstinkt, den Mann zu finden, der am besten für den künftigen Nachwuchs sorgen würde, und das ist nun mal der Herr mit den grellen Statussymbolen. Will denn nicht jede Mutter das Beste für ihr Kind und ist bereit, Opfer zu bringen?

Schönheit nur in jüngeren Frauen wahrzunehmen, nicht in jenen mittleren oder fortgeschrittenen Alters, fällt eher jüngeren Männern schwer, nicht älteren.

Noch etwas übersehen wir. Und das ist wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, wessen Blick die Welt für uns deutet, mit wessen Augen Narrative konstruiert werden: Es sind nicht Männer. Es sind junge Männer. Schönheit nur in jüngeren Frauen wahrzunehmen, nicht in jenen mittleren oder fortgeschrittenen Alters, fällt eher jüngeren Männern schwer, nicht älteren. Letztere finden sowohl junge als auch ältere Frauen schön, wenn schön. Paul Foos und Cherie Clark erklären diesen Befund mit der Expertise-Hypothese, laut der Gesichter aufgrund von Erfahrung effizienter verarbeitet werden, die Gesichtserkennung durch Übung und Anwendung perfektioniert wird. Wir zeigen eine faszinierende Elastizität, wenn es darum geht, klassische, unauffällige, kuriose und konträre Schönheitsmodelle zuzulassen, gleich ob von einem weltentschwobenen Haute-Couture-Designer oder einer Internet-Celebrity aus dem Trailer-Park ausgelöst, jede Quelle wird zur Instanz. Der Polytheismus der Schönheit bereitet uns kein Akzeptanzproblem, solange das Label »schön« nur deutlich, lange und aufwendig genug kommuniziert wird. Porn chic, prolo chic, Laufstegknochen, Instagramhintern... Normen sind nicht immer hochgeschraubt, Schönheit nicht exklusiv, sondern erreichbar, nicht gegeben, sondern gemacht. Es scheint, als ginge es auch gar nicht primär um Schönheit an sich, wie einst als unerreichbar vollkommenes Ideal verstanden, vielmehr um Leitbilder, die es nachzuahmen gilt. Dafür sprechen auch Untersuchungen, denen zufolge beispielsweise untergewichtige Frauen von der US-amerikanischen Bevölkerung zwar nicht als sonderlich attraktiv perzepiert werden, allerdings angesichts deren ständiger Präsenz zu einer Aufforderung zur Imitation werden, der man a) folgt und immer unzufriedener wird oder b) nicht folgt und immer unzufriedener wird. Wenn wir imstande sind zu lernen, diese gewöhnungsbedürftigen Trends als schön zu empfinden, müssten ähnliche Mechanismen auch für erwachsene Gesichter gelten, Gesichter, von denen wir entwöhnt wurden, deren Assoziation mit Attraktivität für uns in Film und Werbung immer weniger vorexerziert wird. Und das brauchen wir doch, das Vorkauen, damit wir wissen, was wir als schön zu empfinden haben, damit wir artig imitieren in der Hoffnung, dafür mit Akzeptanz, Bewunderung, Selbstbewusstsein und Erfolg belohnt zu werden. Betonen, kaschieren, übermalen, auffüllen, absaugen, …

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Schönheit, zumindest im öffentlichen Diskurs, ist hauptsächlich Frauensache. Einer Analyse von geschlechtsspezifischen Zuschreibungen in mehr als drei Millionen Büchern zufolge, und das ist nur ein Beispiel, werden Frauen hauptsächlich durch ihr Äußeres beschrieben, Männer durch Verhalten und Persönlichkeit. Wenn eine Frau und zwei Männer ins Weltall fliegen, auch das nur ein weiteres Beispiel, ist es die Kosmonautin, die bei einer Pressekonferenz 2014 gefragt wird, wie sie im Weltall ihr Haar tragen würde, den Männern werden fachliche Fragen gestellt. Ob durch Buch, Magazin, Werbung oder Film, Frauen lernen, was es zu tun gilt: zeigen, betonen, kaschieren, übermalen, vergrößern, verkleinern, zusammenquetschen, hochpuschen, bräunen, aufhellen, weglasern, einpflanzen, auffüllen, absaugen, zunehmen, abnehmen … ein Circulus vitiosus, der noch dadurch angeheizt wird, dass nicht nur Frau, sondern auch Mann lernt, wie Frau auszusehen hat, eines das andere verstärkt.


Essay von Maryam Laura Moazedi

Feministinnen kritisieren an Schönheitsidealen die Objektivierung und Reduktion der Frau zur Dekoration; Schönheitshandlungen seien eine probate Beschäftigungstherapie zur Ablenkung von Idee und Wunsch, an gesellschaftlicher Macht teilhaben zu wollen und führten letzten Endes nur zu Unzufriedenheit mit der eigenen Hülle. Die einen. Die anderen sehen den bewussten Einsatz von Schönheit als Mittel zur Stärkung der Frau. Dazwischen finden Diskussionen statt, wie etwa um die Kompatibilität von Lippenstift mit Feminismus. Karen Lehrman schreibt in ihrem »The Lipstick Proviso«, ich habe das Buch nicht gelesen und werde es auch eher dabei belassen, Frauen sollten ihre Schönheit und Sexualität bewusst nützen, um in einer männerdominierten Welt weiterzukommen, entnehme ich meiner Sekundärliteratur. Das wäre mehr als legitim und würde sie vom Opferstatus befreien; die Schönheitsindustrie sei keine Geißel, ganz im Gegenteil, sie verhelfe Frau aus der Unterdrückung. Wo da Frauen hineinpassen, die das nicht wollen oder nicht können, ist eine Frage, die sich in dieser Konzeption einer simplen Phantasiewelt voller williger, junger, heterosexueller Frauen nicht stellt. Schönheit soll demnach instrumentalisiert, ein Mangel daran durch strategische Attraktivitätssteigerung behoben werden. In einem dieser ambivalenten Momente, zerrissen zwischen Wissen- und Nichtwissenwollen, setzt sich die Neugier durch und ich tippe Schlagworte, wie »Schönheit« und »Frau«, in die Suchmaschine, eine Kombination, die es eigentlich nur herausfordert. So ist es auch, »dreizehn erwiesene Tricks« der österreichischen Zeitschrift »woman« sollen es sein, die übrigens aus dem Jahr 2020 stammen – eine eher ernüchternde Bilanz unserer gesellschaftlichen Entwicklung, deren kleinen Fortschritte und nicht so kleinen Rückschläge. Ich soll also rot tragen, das macht mich sexy, funktioniert beim Pavianhintern auch ganz gut. Bis zur Sperrstunde soll ich bleiben, bis mich Männer schöngetrunken haben, mich mit anderen Freundinnen umgeben, deren Gesichter von meinem weniger attraktiven ablenken. Und dann kommt er, mein Favorit: mehr lächeln. Es scheint ein mehr oder minder fixer Bestandteil der Vita einer Frau zu sein, zumindest irgendwann, vielleicht sogar öfter, von einem fremden Mann aufgefordert zu werden, man solle lächeln, ganz ungezwungen und authentisch, versteht sich, Anlass war gestern. Die Autorin des Artikels erklärt, der Viehmarkt wird zur Analogie: Beim Lächeln zeigt Frau weiße, ebenmäßige Zähne und signalisiert damit »gutes Gen-Material«. Die Tonhöhe der Stimme hinaufschrauben, das spricht für eine kleinere Körpergröße und gilt als schöner, über seine Witze lachen, Augenkontakt halten und dabei die Pupillen erweitern, zum richtigen Zeitpunkt blinzeln, Small Talk überspringen, geht es weiter. Einen Hund muss ich mir noch zulegen, weil Menschen mit Hund auf ihrem Tinder-Profil mehr Matches und Super-Likes bekommen, wird angeführt. Den führe ich mit Hohlkreuz und in High Heels aus und fresse mir mit Karotten einen attraktiven Teint an. Zu guter Letzt brauche ich nur noch beruflich zielstrebig und finanziell unabhängig zu sein, um anziehend zu wirken.

Mach dich schön, nicht um dich schön und wohl zu fühlen, sondern um einen Mann einzufangen.

Tipps dieser Art amüsieren, deprimieren, konfundieren. Sie vermögen nicht zwischen Schön und Jagd zu differenzieren, die Kernaussage: Mach dich schön, nicht um dich schön und wohl zu fühlen, sondern um einen Mann einzufangen. Alle Mittel sind recht, alle Register werden gezogen, Raffinesse wird belohnt, Orientierung bieten Dating-App-Philosophien, Marktwert und Beuteschema, echtes Interesse an der Person ist irrelevant, die ist sowieso austauschbar. Sie erinnern auch an historische Bilder, Assoziationen von Schönheit mit Täuschung und List. Und immer wieder frage ich mich, warum ich bei diesen Ratschlägen an die Gans aus dem Bewerbungsgespräch denken muss, das es nie gab, die mit den Zähnen und Rot und allem anderen; es wird wohl ein Zufall sein. Beauty Bonus und Ugly Penalty Schönheit wird, wenig elegant, an ihrer Wirtschaftlichkeit festgemacht, sie sei eine Währung und ergebe bessere Renditen auf dem Heirats- und Arbeitsmarkt, heißt es. Dieser sogenannte »beauty bonus« (komplementär dazu ist von einer »ugly penalty« die Rede),

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Schönheitsideale

will heißen bessere Anstellungschancen, Leistungsbewertungen und höheres Einkommen, gilt zum Teil als umstritten, da nicht unwesentliche Komponenten, wie Intelligenz oder Persönlichkeit, bei den Studien unberücksichtigt blieben. Ebenso würden die Art der Tätigkeit – viel versus wenig Kundenkontakt – und das erforderliche Qualifikationsniveau eine Rolle spielen, je weniger Know-How eine Rolle spielt, desto eher kann darauf zugunsten des Aussehens allein verzichtet werden. Dennoch spricht das Gros der Studien dafür, dass einiges dran ist.

Schönen Menschen werden positive Attribute zugesprochen. Man hält sie, allein aufgrund des Aussehens, für sympathisch, intelligent, erfolgreich, kreativ, fleißig, gesellig, aufregend und zufrieden.

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So zum Beispiel in der Politik, wenn etwa Untersuchungen ergeben, dass die parteipolitische Zugehörigkeit von Kandidatinnen und Kandidaten zwar immer noch der am stärksten ausschlaggebende Faktor für die Wahlentscheidung der Bevölkerung ist, allerdings dicht gefolgt von deren Aussehen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn ansonsten weniger Informationen zur Verfügung stehen, wie bei neuen Gesichtern in der Politik der Fall – kennen wir gut genug, die großen Hoffnungsträger, die einen Kurswechsel in bessere Zeiten und frischen Wind verheißen, denen wir jedes Mal so gerne mit wehenden Fahnen folgen, weil »so jung und fesch«. Bei gleicher Qualifikation erhält die attraktivere Person in Deutschland bis zu fünf Prozent mehr Stimmen, in den USA sechs Prozent. Insgesamt steigt die Wahlbeteiligung, wenn Kandidatinnen und Kandidaten als schöner empfunden werden. In den USA kann das Weniger an Attraktivität übrigens wettgemacht werden, durch ein Mehr an Ausgaben für PR und Marketing. Die Erklärungen variieren. Sehen die einen in den Befunden unsere reflexhaften Assoziationen von Schönheit mit sämtlichen positiven Attributen, strengen andere biologische Gründe an, Schönheit wäre ein Indiz für Gesundheit. Schön, attraktiv, gesund und fit werden gleichgesetzt und würden den Wählerinnen und Wählern signalisieren, wer fit genug ist, ein öffentliches Amt zu bekleiden. Schönen Menschen werden positive Attribute zugesprochen. Man hält sie, allein aufgrund des Aussehens, für sympathisch, intelligent, erfolgreich, kreativ, fleißig, gesellig, aufregend und zufrieden. Das »Beauty-and-Goodness«-Stereotyp ist bekannt aus der Antike, alten Märchen und Hollywood hat bis heute seine Erzählform nicht wirklich geändert: Wer attraktiv ist, ist moralisch überlegen, hat ein erfülltes Liebesleben und viel Erfolg. Diese Botschaft hinterlässt ihre Spuren, zeigt die Empirie, verstärkt das Stereotyp und führt dazu, dass attraktivere Menschen beispielsweise in einer gestellten Bewerbungssituation, nach Darbietung eines klischeereichen Films, stärker bevorzugt werden als nach einem relativ neutralen. Letzten Endes gibt es das Stereotyp auch, weil es das Stereotyp gibt. Wenn nun tatsächlich vorzugsweise Politikerinnen und Politiker gewählt werden, die als attraktiv gelten, weil die Verknüpfung von Schönheit mit Fitness biologisch determiniert und für uns evolutionstheoretisch von Vorteil sein soll, so stellt sich die Frage, warum sich dieses Schema nicht nur im Wahlverhalten, sondern auch bei Gerichtsurteilen zeigt. Unzählige Studien aus verschiedenen Ländern sprechen, in Wechselwirkung mit der Art und Schwere der Straftat, für eine Tendenz zu Freisprüchen, milderen Strafurteilen und in Fällen finanzieller Forderungen dem Zuspruch höherer Beträge, wenn die Angeklagten bzw. Klägerinnen und Kläger attraktiv sind. Die mangelnde Ratio mag einen traurig stimmen, erfreulich ist der Befund einer US-amerikanischen Studie, dass dieses Schema »nur« bei Menschen zu beobachten ist, die Informationen emotional und intuitiv verarbeiten, nicht bei jenen, die rational zu denken imstande sind, analysieren, Fakten zulassen und logische Argumente verarbeiten. Die Freude ist wiederum von kurzer Dauer, wenn man versucht sich vorzustellen wie hoch wohl deren Anteil ist, insbesondere in Zeiten, in denen Faktenresistenz Hochkonjunktur hat, die Verarbeitung komplexer Informationen eher weniger im Trend liegt. Da sind diese Barbarismen wie Säureattentate auf das Gesicht – die Opfer primär Frauen, die Täter meist gekränkte Männer in hoffnungslos patriarchalischen Strukturen, die sich rächen wollen. Sie nehmen der Frau das Gesicht, vernarben, entstellen es und lenken


Essay von Maryam Laura Moazedi

damit ihren weiteren Lebensverlauf. Dann sind da noch Bizarrerien wie Mike Jeffries‘ Managementphilosophie (selbst Jahrgang 1944 und von »interessantem« Äußeren, bis 2014 CEO von Abercrombie & Fitch), nicht nur schöne Verkäuferinnen und Verkäufer anzustellen, sondern auch nur schöne Kundinnen und Kunden zu dulden, die ganz jungen und schlanken, die in der Schule beliebt sind und viele Freunde haben, wie wir sie aus den schwer erträglichen US-amerikanischen Teenie-Filmen kennen, mit ihrer Welteinteilung in »winners« und »losers«. Und dann noch der bis heute vielfach replizierte »Clark Doll Test«, der erstmals die Internalisierung der Botschaften aufzeigte, mit schwarzen Kindern, die die weiße Puppe schön finden, die schwarze hässlich, ihre eigene Hautfarbe schon in sehr jungen Jahren abzulehnen lernen, weil permanent kommuniziert wird, was schön und unschön ist. Da ist noch so vieles mehr, das uns zeigt, dass sie schon ein mächtiges Ding ist, diese, wie auch immer definierte, reale oder eingebildete Schönheit. Und sie lebte glücklich bis … Ich sah eine Gans, die es nie gab, ganz ohne Ressentiments, mit der größtmöglichen Objektivität, Wertneutralität, emotionalen Flachheit und sanften Milde … vielleicht auch ein wenig Irritation, da ich den Schönheitscode nicht entschlüsselt hatte. Dem Spiel spreche ich einen gewissen Unterhaltungswert nicht ab, die Reaktionen der älteren Herren auf sie, sie, die wiederum auf die Reaktionen zu reagieren weiß. Nur ist da auch dieser Nachgeschmack des wenig Professionellen und diese rückwärtsgewandte Botschaft an die, die in ihre Qualifikation investieren, teamorientiert, hochmotiviert und flexibel sind und auch sonst alles erfüllen, was gerne in Stellenausschreibungen steht und nicht immer gemeint ist. Andererseits, à la longue war es vielleicht gut so und die Mitbewerberin landete dort, wo sie besser aufgehoben war oder noch ist, glücklich und zufrieden, mit einer märchenhaften Karriere, wunderbaren Menschen und Aufgaben, die sie wachsen lassen. Und wir können mit einem Happy End schließen – einem hypothetischen, versteht sich, weil das alles natürlich nie stattgefunden hat. n

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Dorothea Steinbauer wurde am 29. Juni 1958 im Würzburg geboren. Die Mutter einer Tochter ist gelernte Universitätsbuchhändlerin und absolvierte ein Schauspielstudium in Hannover. Nach Engagements in Heilbronn und Coburg machte sie sich mit Wolfgang Dobrowsky 1988 selbstständig. Gemeinsam leiteten sie von 1993 bis 2001 das Theatro in Graz und seit 2001 das Culturcentrum Wolkenstein in Stainach. Steinbauer war für das Einreichkonzept für die Regionale 10 im Bezirk Liezen verantwortlich. Wolfgang Dobrowsky wurde am 18. März 1956 in Leoben geboren, besuchte die Ortweinschule in Graz und ist gelernter Grafikdesigner. Er absolvierte ein Schauspielstudium in Graz, war in Heilbronn engagiert, wo auch Bühnenbild- und Plakatentwürfe von ihm realisiert wurden. Nach einem Engagement in Innsbruck Selbständigkeit mit Dorothea Steinbauer seit 1988, ab 1990 in Graz, 1993 bis 2001 Leitung vom Theatro, ab 2001 vom CCW Stainach.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Dorothea Steinbauer und Wolfgang Dobrowsky Fotografiert von Heimo Binder

Permanente Infektionsgefahr E

igentlich könnten sie gleich Steinbrowsky heißen. So untrennbar sind Dorothea Steinbauer und Wolfgang Dobrowsky als Schauspielerduo miteinander verbunden, geradezu amalgamiert. Kennengelernt haben sich die Würzburgerin und der Leobner 1984 bei ihrem jeweils ersten Theaterengagement im Stadttheater Heilbronn und waren für die nächsten zehn Jahren tatsächlich ein Liebespaar. Auch danach noch eine kongeniale Bühnenehe zu führen, ist zumindest genauso ein Wunder, wie sämtliche ihrer bislang mehr als 100 Produktionen Theaterwunder sind. Große und kleine, stets schöpferisch, riskant und voller Spielwitz. Seit sie nach ihren letzten Produktionen für das Innsbrucker »Treibhaus« vor 31 Jahren nach Graz gekommen sind, balancieren sie auf dem dünnen Eis der Selbstständigkeit und spielen nur was sie wollen und wie es ihnen gefällt. Ohne Manager, ohne Regisseur, ohne eigenes Haus oder eigene Bühne blieben sie unbestechliche Bühnenbesessene, die aus einem schier unerschöpflichen Reservoir an Ideen und Phantasien Stücke aus eigener Feder sowie Zeitgenössisches zaubern, insbesondere auch Klassikeradaptionen, die auf neue Betrachtungen warten. Schon die erste eigene Produktion war ein Erfolg: Schnitzlers Reigen auf Steinbauer-Dobrowsky-Art – die zwei spielen alle Rollen selbst. Eine Vorgangsweise, die sich vor allem in den späteren Jahren zum Markenzeichen entwickeln sollte. Wenngleich es auch Produktionen wie »Gauguin, mon amour« gab, in denen ein gutes Dutzend Schauspieler dabei war. Der Durchbruch gelang spätestens mit »Faust eins«, das war 1992. Steinbauer als Mephisto und Dobrowsky als Faust, aber auch in allen anderen Rollen, bis zur alten Marthe. Später folgten noch »Faust zwei« plus Neuinszenierung vom 1. Teil sowie »Faust einsdurchzwei«. So muss ich durcheinandergekommen sein: Meiner Erinnerung nach spielte Steinbauer das splitterfasernackte Gretchen, aber die beiden versichern heute glaubwürdig, das wäre in einem anderen Stück gewesen. Egal, es war aufregend. Und es war Sommer. – Vor allem aber ein außergewöhnlich schöner, ohne Abendgewitter. Das ist ziemlich wichtig, wenn man kein Haus hat und im Freien spielt. Alle Vorstellungen waren ausverkauft, ohne eine einzige Absage wegen Regens. Auf- wie anregend auch immer die Aufführungsorte: der Innenhof vom Palais Schwarzenberg in der Bürgergasse (gegenüber vom Stainzerbauer), ein Innenhof im Joanneum bei

der Landesbibliothek (mit »Auftritt« eines Autos), der Innenhof im Haus Karmeliterplatz 5, der Garten vom Haus Karmeliterplatz 6 (sonst unzugängliches Kleinod), der Innenhof des Deutschen Ritterordens in der Sporgasse, die Orangerie im Burggarten, der Römersteinbruch in Wagna (konstante acht Grad), ein freistehendes Kegelbahngebäude (verstecktes Juwel in der Münzgrabenstraße) oder beim Frankowitsch, im Atelier Jungwirth, im Palais Dietrichstein in der Burggasse (gegenüber von Mausoleum) – um nur einige zu nennen. Die Steinbauer-Dobrowsky-Methode impliziert eine spezielle bis eigenwillige Zugangsart zu den Stücken, ist immer spannend im wahren Sinn des Wortes und schafft es in der Regel auch, dem Zuschauer Neues zu vermitteln oder bislang vielleicht verborgen gebliebene Inhalte verständlich zu machen. In jedem Fall aber, andere Ebenen oder neue Blickwinkel zu eröffnen. Dabei besteht – jenseits unserer pandemischen Zeit – aber explizit eine permanente Infektionsgefahr, wenn die Steinbauer sagt: »Wir wollen mit etwas Schönem anstecken.« Wie etwa mit »Unter dem Milchwald« von Dylan Thomas, von dem sich Literaturnobelpreisträger Robert »Bob« Zimmermann ehrfürchtig den Vornamen als Zunamen geliehen hat. Ein Text aus den Neunzehnfünfzigerjahren, den man heute nur schwer lesen kann, aber als Radioshow von Steinbauer & Dobrowsky live im Café Kaiserfeld inszeniert, ist er ein Gedicht (»Die Stadt ist voll, wie das Ei einer verliebten Taube.«). So lernt man sie mit den beiden kennen, Kleists Penthesilea, die Achill tötet, weil sie ihn liebt oder Lear, der selbst gar nicht erscheinen muss oder Richard III. nach Urs Widmer oder die Venus im Pelz oder den Reigen, oder die Bettleroper, Vorbild für Brechts Dreigroschenoper oder MimiCry, eine Weiterführung von Kafkas »Bericht für eine Akademie« von Dido May (ein Pseudonym von Dorothea Steinbauer) oder Patty Diphusa von Pedro Almodóvar, der letzten aufgeführten Produktion während einer Lockdownlücke im Juli 2020. Zur Zeit studiert das Schauspielerduo mit »Oh Narrenschiff, du mein Rettungsboot« aus der Feder von Steinbauer ein Loblied auf den langen Atem der Kunst als vorläufiges Kopfabenteuer ein, und es besteht der Plan, mit Kafkas »Bericht für eine Akademie« im Theatercafé auf Film auszuweichen. Aktenvermerk an alle Artists: we miss you. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Selbstführung in der Krise Ayurvedische Prinzipien für unseren Alltag

Ein Gespräch von Carola Payer mit der Leiterin der Praxis für Kalari-Ayurveda, Michaela Zettl

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (3)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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D

er plötzliche »Einfall« des Coronavirus in unser Leben war für das letzte Jahr sehr fordernd. Die Panik, sich anzustecken und krank zu werden, Menschen und den Job zu verlieren, erzeugt Ängste. Lockdowns, die das gewohnte Leben komplett umkrempeln und keine Planbarkeit zulassen, verursachen Unsicherheit, Stress, Ärger und Aggression. Viel Zeit im eigenen Heim zu verbringen, führt manchmal auch zu schlechten Essgewohnheiten, überhöhtem Medienkonsum und dem Konfrontiertsein mit Konflikten. Ein Zustand, der dazu beigetragen hat, dass auch manche Menschen in die Hände von Michael Zettl gelangt sind. Die Masseurin und Spezialistin für Kalari-Ayurveda ist bei ihren Reisen in Asien und Indien und den Studien von Tibetisch und Sanskrit mit dem alten Wissen der Heilkunst des Ayurveda in Berührung gekommen. Ayurveda ist das Wissen vom Leben. Es ist ein ganzheitliches, Jahrtausende altes Gesundheitssystem, das den Menschen in seiner Einzigartigkeit und Ganzheit wahrnimmt, im Sinne von Körper, Geist und Seele. Michaela Zettl: »Es geht nicht um einen Muskel oder um ein Organ. Es spielt immer alles zusammen: körperlich, energetisch, emotional, mental und geistig.« Ayurvedische Heilkunst zur Stressbekämpfung Michaela Zettl: »Ayurveda hat effiziente Ansätze, um mit gesundheitlichen Folgen der Krise, wie Schlafstörungen, Überlastung, Erschöpfung, Stress, Verspannungen, Schmerzen des Bewegungsapparates, Übergewicht usw. zurecht zu kommen. Die ayurvedischen Ansätze gehen von vielen kleinen Routinen, die wir im Alltag integrieren können, bis hin zu geführten Ayurveda-Kuren. Diese sind nicht nur im Rahmen einer Auszeit im Hotel durchführbar, sondern auch als ambulante Kurz-Kuren mit hoher Effektivität. Dies ist in der COVID-Krise, wo auch der Zugang zu Hotels nicht gegeben ist, eine gute Möglichkeit, sich zu stabilisieren.« Ambulante Kur zur Stabilisierung Michaela Zettl erklärt, inwieweit eine Ayurvedakur einerseits stärkt, mit den körperlichen, geistigen und seelischen Auswirkung der Krise umzugehen, und andererseits auch das Immunsystem kräftigt: »Sinn und Zweck einer ayurvedischen Reinigungskur ist es, mittels adäquater Behandlungen, ayurvedischer Ernährung, Heilpflanzen, Körperübungen und Meditation die Energiebahnen von Blockaden, Stoffwechselschlacken und Toxinen zu befreien. Gleichzeitig werden durch spezielle Massagen und Anwendungen mit medizinierten Kräuterölen die Selbstheilungskräfte angeregt und somit eine nachhaltige Regeneration eingeleitet. Der Organismus beginnt sich nach spätestens drei Behandlungstagen, auf eine neue Körper- und Sinneswahrnehmung umzustellen. Bei körperlichen, psychischen und geistigen Belastungen kann dadurch eine deutliche Verbesserung erzielt werden, innere Balance und Kraft stellen sich wieder ein und das Immunsystem wird gestärkt.«

Ayurveda im Alltag: Rhythmus, Routinen, Ruhe Die ayurvedische Philosophie bringt auch Anregungen, wie man eigenverantwortlich dazu beitragen kann, in der Krise ausgeglichener und fitter zu werden. Michaela Zettl: »Besonders wesentlich ist in instabilen Zeiten die Tagesstruktur. Man sollte seinen Rhythmus und fixe Zeiten für Schlafen, Essen und Bewegung einhalten. Empfehlenswert sind auch die täglichen ayurvedische


Managementserie [37]

Morgenroutinen. Morgendliche Meditationseinheiten, ein paar Yoga-Übungen, bewusste Auszeiten, Atemübungen oder einen Spaziergang, um in den Tag zu starten.« Die Ayurvedische Heilkunst empfiehlt auch die morgendliche Zungenreinigung oder das Ölziehen. Das beugt simpel Erkältungskrankheiten vor und stärkt das Immunsystem. Eine sehr heilsame Maßnahme ist das schluckweise Trinken von heißem Wasser über den Tag verteilt.

Tipps für konstitutionsgerechten Umgang mit Stress Ayurveda arbeitet mit Doshas, die die Konstitution jedes Menschen beschreiben. Man wird entweder dem Vata-, Pitta- und Kapha-Typen zugeordnet. Man kann sich daran orientieren, was einem gut tut und was schwächt. Michaela Zettl: »Vata braucht Regelmäßigkeit. Meist ist bei diesen Menschen viel Bewegung im Geist. Sie machen sich viele Gedanken, Sorgen, sind aber auch kreativ und haben eine schnelle Auffassungsgabe. Der Körper reagiert eventuell oft mit Blähungen und unregelmäßiger Verdauung. Unruhe, Ängste, Schlafstörungen, Verstopfung, Zittern etc. können in Krisenzeiten verstärkt auftreten. Unregelmäßigkeit, Reizüberflutung und Medienkonsum kann gerade hier extrem überfordern und ins Ungleichgewicht bringen. Ruhe, Entspannung und Regelmäßigkeit sind der Schlüssel bei Vata-Konstitution. Regelmäßig essen, schlafen, warmes, gekochtes Essen und warme Getränke stabilisieren. Pitta-Typen sollten den Druck loslassen. Sie sind oft charismatische Menschen, feurig, hitzig, haben

grundsätzlich ein gutes Verdauungsfeuer, guten Appetit, neigen zum Perfektionismus, Leistungs -und Wettbewerbsdenken. In der Überforderung neigen sie zu Wut, Ärger, Jähzorn, starkem Schwitzen und Entzündungen. Auch hier ist es wichtig, Ruhepausen einzuplanen, regelmäßig zu essen und das Vermeiden von Saurem, Scharfem, Frittiertem und Alkohol. Menschen mit starken Kapha-Anteilen hingegen brauchen Aktivität. Sie sind ruhig, gesellig und genießen gerne. Sie sind körperlich und geistig eher träge. In der Krise sind Übergewicht, Müdigkeit, Verschleimung der Atemwege, Nicht-Loslassen-Können oft ein Thema. Für sie sind heiße Getränke, wärmende Gewürze (Ingwer, Pfeffer, …).fettarme Speisen und Bewegung mit Freunden hilfreich.«

Eigenverantwortliche Selbstfürsorge und -führung als Schlüssel Michaela Zettl: »Ein wesentliches Prinzip im Ayurveda ist: Übernimm die Verantwortung für deine Gesundheit!« Selbstfürsorge passiert nicht erst dann, wenn die Arbeit vorbei ist oder das Wochenende vor der Tür steht. Es wird in die eigene Haltung integriert und ist an den Alltagsroutinen zur Pflege der körperlichen, geistigen und seelischen Fitness erkennbar. Es erfordert natürlich auch Disziplin, in der Fülle des Lebens und der vielen individuellen Anforderungen die eigenen Oasen für Ruhe, bewusste Ernährung und Körperarbeit zu finden. Aber das Geschenk ist eine hohe Gelassenheit, aber auch Klarheit, um Krisen und Stress n zu begegnen.

»Ein wesentliches Prinzip im Ayurveda ist: Übernimm die Verantwortung für deine Gesundheit!« MICHAELA ZETTL

kalari-ayurveda.at

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Unvergessen

Brewster Kahle ist viel mehr als der Gärtner von Datenfriedhöfen – wie sein Projekt »archive.org« bereits seit 25 Jahren das Internet archiviert, für Informationsfreiheit kämpft und gleichzeitig quasi Zeitreisen möglich macht. Text von Thomas Goiser

Illsutrationen: Screenshots von archive.org

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er durch das Portal schreitet, fühlt sich zuerst wie in einem Museum. Dann erscheint der Führer, und man betritt einen großen Andachtsraum. Die Stimmung unter den rund 15 Gästen ist feierlich und dennoch ausgelassen. Es ist wie ein Heimkommen. Es gibt ikonische Adressen im World Wide Web. www.archive.org ist eine solche. Im Herbst 1996, als das Internet auch in Österreich so richtig ankam, der Absatz von Modems und ISDN-Anschlüssen abhob, gründete der Informatiker Brewster Kahle das Internet Archive, um mit der sogenannten »Wayback Machine« automatisch abgespeicherte frühere Fassungen von Websites zu dokumentieren und zu archivieren (siehe Abbildungen; entnommen aus derstandard.at von 1997 und bka. gv.at von 2002). Die gemeinnützige Organisation kümmert sich um die Langzeitarchivierung digitaler Daten in frei zugänglicher

50 /// FAZIT MÄRZ 2021

Form, egal ob Websites (derzeit mehr als 330 Millionen), Bücher und Texte (22 Millionen Datensätze), Audiodateien (mehr als 4,5 Millionen, darunter etwa 180.000 Live-Konzerte und eine wachsende Anzahl von Schellacks), Videos (mehr als vier Millionen, darunter über 1,6 Millionen TV-Programme), etwa drei Millionen Bilder, Software und Computerspiele (mehr als 200.000). Einen ersten, traurigen Höhepunkt bildet die Dokumentation von Fernsehberichten zu den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon vom 11. September 2001.

Suchen und Finden ohne Bias Im Gegensatz zu der – von Algorithmen regierten – Welt der Suchmaschinen liefert die Suche im Internet Archive einfach die »rohen« Suchergebnisse. Spiegelserver sollten das Überleben des In-


Internettes ternet Archive auch im absoluten Katastrophenfall ermöglichen. Zahlreiche Stiftungen, Bibliotheken und andere Sammlungen und Archive unterstützen die Digitalisierungsarbeit mit finanziellen Mitteln und Sachspenden. Jede/r kann sich registrieren und selbst Inhalte hochladen. Bibliotheken, Institutionen und Privatpersonen können ihre Archive via archive-it.org archivieren und selbst entscheiden, was sie davon für die Online-Öffentlichkeit freigeben wollen. Das Bildarchiv bietet heute neben historischen Landkarten NASA-Aufnahmen aus dem Weltall genauso wie Schallplattencover oder frei verfügbare Aufnahmen aus privaten Fotoalben. Und besonders jenen, die in den letzten zwei Jahrzehnten des vergangenen Jahrtausends aufgewachsen sind, bietet das Archiv die Chance zur Wiederentdeckung ihrer Jugend: Computerspiele aus nicht mehr erhältlichen Technologien (z. B. Atari-2600 oder MS-DOS) sind weiterhin zugänglich. Zurück in die Vergangenheit Das Online-Archiv »Wayback Machine« wiederum wird besonders effektiv von Kriminologen, Forensikern und Berufsdetektiven genutzt, die anhand früherer Versionen von Websites (»Mementos«) auch ihre Ermittlungserkenntnisse vervollständigen. Man kann sich aber auch einfach von Designtrends aus den 1990er-Jahren unterhalten lassen. Statt Fernsehabenden bietet sich also Besuch in der digitalen Bibliothek an. Seit dem Vorjahr kooperiert Wikipedia mit dem Internet Archiv – dort, wo Wiki-

pedia-Beiträge auf digitalisierte Bücher verweisen, ist das Zitat auch im Original dargestellt. Aktuell füllt sich das Political TV Ad Archive durch den bevorstehenden Wahlkampf um das Amt des US-Präsidenten rasant; nicht nur dadurch ist das Internet Archive zu einer bedeutenden Quelle für wissenschaftliche Arbeiten geworden. Das ist nur ein Teil der Dienste des globalen Informationsarchivs. Selbstverständlich kann man in einem Webshop auch T-Shirts, Kaffeebecher und Beanies kaufen, teilweise mit aktivistischen Sprüchen.

Ein Tempel des Wissens Eine besondere Ironie ist, dass das Archiv seit der Frühzeit einen griechischen Tempel als Logo verwendet und seit 2009 seinen Sitz in einer ehemaligen Christian-Science-Kirche in der Funston Avenue in San Francisco hat, deren Portal dem Logo ähnlich sieht. Jeden Freitag um 13 Uhr kann man dort kostenlose Führungen durch das Archiv miterleben. Der Gründer und »Digital Librarian« des Internet Archive, Brewster Kahle, Herr über mehr als 20 Petabyte Daten, macht diese faszinierenden Führungen weiterhin selbst. Im Erdgeschoß und im Keller (und in mehreren Scan Centern weltweit) der aufgelassenen Kirche arbeiten Freiwillige und IT-Experten an Digitalisierungsprojekten, damit das Archiv weiterwächst. So kommt dem Traum aus der Frühzeit des Internet – frei zugängliches Wissen für alle, unabhängig vom Standort – n seiner Verwirklichung näher.

Eine archivierte Seite vom Online-Standard aus dem Jahre 1997 ...

... und eine vom Bundeskanzleramt aus dem Jahr 2002.

Hinweis: Unser Autor Thomas Goiser hat das Internet Archive im Rahmen seines Marshall Memorial Fellowships des German Marshall Fund besucht.

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Kurz & News

S & P Top-Rating honoriert Finanzpolitik der Steiermark

Finanzierungspaket für steirische Natur

Um einzigartige Natur- und Kulturlandschaften der Steiermark zu erhalten, wurden in einer Regierungssitzung auf Antrag von Naturschutzlandesrätin Ursula Lackner 1,6 Mio. Euro für die steirische Naturschutzarbeit beschlossen. Zusammen mit der ersten Fördertranche stehen insgesamt fast 1,9 Mio. Euro zur Verfügung. „Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig eine intakte Umwelt ist. Als Rückzugsort, aber auch als gesundes Lebensumfeld. Deswegen müssen wir die Artenvielfalt schützen“, freut sich Lackner. Damit stehen nun Organisationen, die wichtige Naturschutzaktivitäten durchführen, diese Mittel zur Verfügung, unter anderem dem Nationalpark Gesäuse, dem Naturschutzbund und den sieben steirischen Naturparken. 52 /// FAZIT MÄRZ 2021

Neu im Grazer Sommerflugplan: Calvi in Korsika Der österreichische Reiseveranstalter Rhomberg Reisen bietet ab Mitte Juni wöchentlich Direktflüge nach Calvi auf Korsika an. Geflogen wird am Samstag um die Mittagszeit mit einer Bombardier Q400. Marco Wohlfahrt, Co-GF Rhomberg Reisen: „Wir freuen uns, für die Fluggäste des Flughafen Graz ab 19. Juni diese neue Flugverbindung direkt nach Korsika anzubieten.“ „Neben Karpathos, Zakynthos und Naxos können wir nun eine vierte neue Destination im kommenden Sommerflugplan offerieren“, erklärt Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz. „Ein großes Dankeschön geht an unsere Reiseveranstalterpartner dafür, dass wir unseren Fluggästen gemeinsam eine Auswahl an attraktiven Destinationen bieten können.“

Flughafen Graz: Corona stoppt Höhenflug

Die COVID-19-Pandemie hat dem Flughafen Graz einen deutlichen Passagierrückgang beschert. Mit knapp 200.000 Fluggästen wurde ein Minus von 81 % verzeichnet. Der Rückgang in der Fracht ist mit 14,5 % moderat ausgefallen. Wolfgang Malik, Vorstandsvorsitzender der Holding Graz: „Die durch Corona bedingten Passagierzahlen 2020 hat der Flughafen zuletzt vor knapp 35 Jahren erreicht. Mit Wolfgang Grimus wurde nun ein international vernetzter Manager und mit Jürgen Löschnig ein versierter Finanzmanager der Holding Graz mit neun Jahren Erfahrung als Geschäftsführer des Flughafen Graz engagiert. Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass der Flughafen mit einer klaren Zukunftsstrategie bald wieder in den Steigflug übergeht.“

Fotos: Land Steiermark/Streibl, Rhomberg Reisen, Land Steiermark / Purgstaller

Die Ratingagentur Standard & Poors hat das Top-Rating der Steiermark bestätigt und sieht für die Finanzen des Landes weiterhin einen stabilen Ausblick. „Die Bestätigung des Top-Ratings in Zeiten einer solchen Krise ist nicht selbstverständlich und beweist erneut, dass wir in den letzten Jahren vieles richtig gemacht haben. Mit unseren Maßnahmepaketen haben wir der Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt sowie den Gemeinden zielgerichtet geholfen“, sagt LH-Stv. Anton Lang. LR Christopher Drexler ergänzt: „Das Landesbudget 2021 ist der Bewältigung der Krise geschuldet. Wir tätigen zusätzliche Ausgaben und Investitionen, um sie zu bewältigen. Das stabile Rating der Steiermark ist dafür besonders wichtig.“


Foto: Benedikt Lechner, werbelechner

Kurz im Gespräch mit Gabriele Lechner, WKO-Vize-Präsidentin, Vorsitzende Frau in der Wirtschaft

CFO Christian Kladiva, CEO Ingo Hofmann und CSO Helmut Schleich präsentieren das neue Logo am Merkur Campus in Graz.

Merkur Versicherung holt den Menschen in die Marke

Zum Jahreswechsel 2021 unterstreicht der traditionsreichste Versicherer Österreichs, die Merkur Versicherung in Graz, mit einem neuen Markenauftritt seine Grundwerte. Damit stellt das seit 1798 bestehende Unternehmen seine zentralen Werte erlebbar in den Mittelpunkt.

Foto: Marija Kanizaj

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as Wunder Mensch und dessen Bedürfnisse rücken damit dorthin, wo sie seit Anbeginn hingehören, betont Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung: „Wir erfinden uns nicht neu, vielmehr machen wir jetzt sichtbar, was unsere Wurzeln sind. Unser Wesen und somit unsere Stärke, die aus mehr als 222 Jahren Gründungsgeschichte zusammenfließen, werden im neuen Auftritt greifbarer und konkreter als je zuvor.“ Passend zur Unternehmenskultur, die darauf abzielt, im Team zu denken und transparent zu kommunizieren, wurde der Markenauftritt zeitgemäß weiterentwickelt. Mit dem neu akzentuierten Logo und einem dynamisch bewegten Menschen betont die Merkur Versicherung ihre Stärken. CFO Christian Kladiva ergänzt: „Wir entfalten visuell, was wir in unseren Werten

ausdrücken, was wir unseren Kunden wie auch Mitarbeitern in die Hände legen: Freiheit und Selbstbestimmung. Mit dem neuen Auftritt setzen wir ein starkes Zeichen für die Zukunft, das ohne unsere Traditionsgeschichte nicht denkbar wäre.“ CSO Helmut Schleich fasst zusammen: „Als wir Anfang des Jahres 2020 als neues Vorstandstrio zusammenkamen, war uns klar: Wir setzen ein Statement für das Wunder Mensch und machen sichtbarer, was im Mittelpunkt unseres Denkens und unseres Handelns steht: der Mensch und dessen Absicherung, nicht wir als Unternehmen.“ Für die kreative Umsetzung der Leitidee und des neuen Markenauftritts zeichnet die Wiener Agentur Arts &Crafts rund um die Geschäftsführer Tom Krutt und Gerd Haselsteiner verantwortlich.

Wie sehen Sie als Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft (FiW) die Mehrfachbelastung von selbstständigen Frauen im COVIDLockdown? Die Mehrfachbelastung war und ist sehr groß. Bereits im Frühsommer 2020 ermittelte eine von mir initiierte Umfrage (in Kooperation mit dem IWS), dass Home Schooling, Aufsichtspflicht für Kinder und Haushalt für über 50 % der Unternehmerinnen im ersten Lockdown dazu führten, dass sie ihren unternehmerischen Tätigkeiten geringer bis kaum nachgehen konnten, und somit existenzielle Ängste hervorriefen. Welches sind Ihre dringlichsten Wünsche von FiW an die Regierung in dieser Situation? Eine Verbesserung sämtlicher Rahmenbedingungen für Unternehmerinnen: Ausbau der Kinderbetreuung der unter 3-Jährigen, Rechtsanspruch der Kinderbetreuung ab dem 1. Geburtstag, Verlängerung der Öffnungszeiten, weniger Schließtage; Betreuung in den Sommerferien durch Studierende sowie Zivildiener. Es muss endlich Wahlfreiheit für Frauen geben und das funktioniert nur, wenn die Rahmenbedingungen passen und es keinerlei Stigmatisierung geben darf, egal für welche Richtung sich Frau entscheidet! Wie haben sich das Ausmaß und die Rolle von Frauen als Gründerinnen entwickelt? Sehr gut. Insgesamt gab es im Corona-Jahr 2020 mehr Gründungen in der Steiermark als im Jahr davor. Auch die Frauen (Durchschnittsalter 35,3 Jahre) haben fleißig gegründet, viele davon sahen die Krise als Chance und haben sich endlich ihren Traum verwirklicht. FAZIT MÄRZ 2021 /// 53


Die Mitarbeiter der Bestattung Graz sind auch in den schwierigen PandemieZeiten für die würdevolle Abhaltung von Begräbnissen im Einsatz ihrer Mitmenschen.

Würdevoll Abschied nehmen in schweren Zeiten

Für den letzten irdischen Weg bietet die Grazer Bestattung als einziges Bestattungsunternehmen in der Steiermark, inklusive Krematorium, alle Serviceleistungen aus einer Hand. Der kommunale Dienstleister bietet umfassende Gesamtpakete, ob für Erdbegräbnis oder Feuerbestattung, verfügt über einen eigenen wunderschönen alten Urnenfriedhof und bietet mit der idyllischen Rasen- und Baumbestattung in harmonischem Ambiente naturnahe Alternativen.

er Urnenfriedhof mit seinen verschiedenen Abteilungen liegt mitten in Graz, hat einen eigenen Parkplatz und ist auch mit den Öffis jederzeit und leicht erreichbar. „Unsere rund 70 Mitarbeiter halten den Betrieb in den vergangenen, teils sehr kräftezehrenden Monaten mit Feingefühl und vollem Einsatz aufrecht. Wie auch vor der Pandemie werden Verstorbene rund um die Uhr, sieben Tage die Woche abgeholt, Urnen beigesetzt, Hinterbliebene in den schwersten Stunden ihres Lebens begleitet und sogar Behördenwege werden erledigt“, betont Gregor Zaki, Geschäftsführer der Bestattung Graz.

Seriöse und sensible Begleitung Seit dem Anfang der Pandemie hat sich im würdevollen und sensiblen Umgang mit den Verstorbenen und ihren Angehörigen für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht viel geändert, erklärt Geschäftsführer Friedrich Probst: „Abgesehen natürlich von den gesetzlichen Vorgaben durch die Bundesregierung – unsere Mitarbeiter bleiben ihrem Leitsatz ‚Begleitung ist Vertrauenssache‘ auch in dieser schwierigen Situation inmitten der COVID-Krise treu. Mit Seriosität und Verlässlichkeit begleiten sie die Grazer Bevölkerung im Lauf vieler Jahrzehnte nun schon durch einige Pandemien, Krisen und leider auch Kriege.“ Dennoch gibt es auch derzeit das Angebot der Trauergespräche, um eine angemessene und würdige Trauerfeier zu organisieren. Es gehört einfach zum täglichen Geschäft, dass die besonders geschulten Damen und Herren vom Kundendienst oder der Auf54 /// FAZIT MÄRZ 2021

nahme die Hinterbliebenen im ersten Schock und mit ihrer Trauer feinfühlig betreuen, so Zaki: „Wir haben darauf geachtet, dass dies jederzeit auch in den schwierigsten Phasen der Coronakrise möglich war. Es werden Termine vergeben, um die Organisation und die Trauerfeierlichkeiten sorgfältig und in Ruhe planen zu können. Die Mitarbeiter sind als professionelle „Funeral Planner“ Psychologen, Therapeuten und Berater zugleich. Besonders sensibles Einfühlungsvermögen zählt zu ihren großen Stärken.“ Trauerfeier im Livestream Verabschiedungen sind derzeit prinzipiell möglich, unterliegen jedoch Einschränkungen. In der eigenen Feuerhalle kann sind im Moment Verabschiedungen mit bis zu 50 Personen möglich. Seit dem Start der Pandemie hat man zusätzlich als erste Bestattung in der Steiermark die Möglichkeit geschaffen, Verabschiedungen online auf dem Bildschirm zu verfolgen. Die Angehörigen bekommen einen Code und mit diesem können sie über die Homepage der Verabschiedung, egal ob im In- oder Ausland, beiwohnen. „Darüber hinaus kann man über die Website den Verstorbenen via Internet in einem virtuellen Kondolenzbuch letzte Grüße schicken oder eine Gedenkkerze anzünden“, erklärt Probst. Weiters gibt es schon seit dem vorigen Jahr die Möglichkeit, Verabschiedungen zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Die Urnen werden in der Zwischenzeit im Urnendepot gelagert und sobald wieder mehr Personen bei Verabschiedungen zugelassen sind, kann eine würdevolle Verabschiedung stattfinden.

Anzeige Foto: Bestattung Graz

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Kurz & News

Die S-Bahn ist jederzeit für Sie da!

UKH Kalwang – Bauphase OP-Säle abgeschlossen Trotz Corona-Pandemie konnte die Planung der Generalsanierung der Operationssäle im AUVA-Unfallkrankenhaus Steiermark am Standort in Kalwang eingehalten werden. Nach fünf Monaten Bauzeit stehen zwei hochmoderne OP-Säle zur Verfügung, die eine flexiblere Anwendung der ortsveränderlichen Medizintechnik erlauben. Dafür wurden 1,2 Mio. Euro seitens der AUVA investiert. „Ich danke den Mitarbeitern des Hauses, die unter diesen extrem schwierigen Arbeitsbedingungen voll engagiert zum Wohl der Patienten im Einsatz waren. Mit dem Ambulanzzubau vor drei Jahren und dieser Investition ist dieser Standort wieder auf dem modernsten Standard“, sagt der Vorsitzende der AUVA-Landesstelle Graz, Günther Stangl.

Heimische Fische − sehr beliebt, aber knapp Die heimischen Teichwirte haben sich bisher gut durch die COVID-Pandemie manövriert. „Der verlorengegangene Absatz in der Gastronomie konnte durch die Nachfrage auf den Bauernmärkten sowie im Handel kompensiert werden“, freut sich LK-Präsident Franz Titschenbacher. Der Beliebtheit der heimischen Fische sowie der steigenden Nachfrage trägt auch die Landwirtschaftskammer Rechnung: „Wir haben unser Beratungsteam mit einem Spezialisten verstärkt, der in rechtlichen bis hin zu ökonomischen und ökologischen Fragen berät“, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Heimische Teichwirte wollen die steigende Nachfrage durch Erweiterung der Teichflächen und Erhöhung des Angebots an heimischen Fisch bedienen. Sichern. Schützen. Erhalten.

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Die Corona-Krise hat auch die S-Bahn Steiermark vor neue Herausforderungen gestellt. „Wir spüren aber trotz des schwierigen Vorjahres wieder Rückenwind seitens unserer treuen Fahrgäste. Das heurige ‚Europäische Jahr der Schiene‘ werden wir nutzen, um weiterhin in die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs in unserem Land zu investieren“, betont Landesverkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang. „Die Frequenzen sind bei der S-Bahn erfreulicherweise nicht so zurückgegangen wie in anderen Bereichen des öffentlichen Verkehrs. Dem heurigen Jahr sieht Lang positiv entgegen: „Der zügige Kapazitätsausbau der Schieneninfrastruktur sowie neue und verbesserte Stationen bieten den Fahrgästen mehr Qualität.“

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Starker Zug Richtung Selbständigkeit

Die Corona-Krise hat dem Trend, sein eigener Chef zu werden, keinen Abbruch getan – im Gegenteil: Noch nie zuvor haben sich so viele Menschen im Land selbstständig gemacht wie im Corona-Krisenjahr 2020: und zwar exakt 4.487. Gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 ist das ein Plus von 104 Personen bzw. 2,4 Prozent. „Damit haben sich durchschnittlich zwölf Steirerinnen und Steirer pro Tag selbstständig gemacht. Ein Schritt, der angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen Hochachtung verdient“, betont WKO-Präsident Josef Herk. Seitens der Wirtschaftskammer wird dieser Trend mit einem umfangreichen Serviceangebot unterstützt, 45.372 Gründungsberatungen stehen fürs Vorjahr in der Steiermark zu Buche.

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Kurz & News

Der Vorstand der BKS Bank hat zu einer internen Spendenaktion für die Erdbebenopfer in Kroatien aufgerufen. „An die 9.000 Euro sind innerhalb weniger Tage auf das Spendenkonto eingegangen. Mein Dank gilt allen, die sich an der Aktion beteiligt haben“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank. Der Betrag wird an die NGO Solidarna übergeben. Die Spendensumme wird durch die Übergabe eines Mobile Homes ergänzt. „Viele Menschen haben rund um das Epizentrum ihre Häuser und Wohnungen verloren. Wir helfen, indem wir den Opfern ein gut ausgestattetes Mobilheim zur Verfügung stellen“, so Stockbauer. Die Auswahl jener Personen, welche ein Mobile Home erhalten, wird mit dem Roten Kreuz vorgenommen.

Gastronomie verlangt klare Öffnungsperspektive

Assanierung bremst Bodenversiegelung Das Prinzip der Assanierungen, also das Ersetzen von Altgebäudealtbestand durch moderne Häuser, erfreut sich in der Steiermark immer größerer Beliebtheit. Während im Jahr 2015 etwa 150 Wohneinheiten durch Assanierung entstanden sind, waren es im Jahr 2020 bereits knapp 900. Assanierungen wirken nicht nur der Bodenversiegelung entgegen, die Investitionen sind ein wichtiger Impuls für die Bauwirtschaft. „Mit der Assanierung gelingt es uns, ohne zusätzliche Bodenversiegelung neue Gebäude mit deutlich höheren thermisch-energetischen Standards zu errichten“, erklärt LR Hans Seitinger, der ausführt: „Damit haben wir ein wirksames Instrument, um leistbaren Wohnraum zu schaffen und das Klima zu schützen.“

Der Lockdown für Gastronomie und Hotels bleibt mindestens bis Ostern bestehen. „Dass es derzeit keine Öffnungsschritte für uns gibt, ist ein schwerer Schlag für die Branche“, beteuert Klaus Friedl, WKO-Obmann der Fachgruppe Gastronomie, und mahnt: „Die Betriebe sind mittlerweile an der Belastungsgrenze angelangt. Die aktuellen finanziellen Hilfen reichen bei Weitem nicht aus, um den Betrieben das wirtschaftliche Überleben zu sichern!“

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Spendenaktion für Erdbebenopfer


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Wer Freude am Kontakt mit Menschen hat und Wert auf einen sicheren Arbeitsplatz legt, für den ist eine Lehrlingsausbildung bei SPAR genau das Richtige.

Durchstarten mit einer Lehre bei SPAR

Ein sicherer Job mit viel Abwechslung und Aufstiegschancen: Darauf können sich zukünftige Lehrlinge bei SPAR freuen. Österreichs größter Lehrlingsausbilder bietet auch heuer 900 Jugendlichen Lehrstellen mit Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz in einem erfolgreichen Familienunternehmen.

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n der Steiermark und dem südlichen Burgenland warten über 90 Lehrstellen darauf, besetzt werden. Bei SPAR können Lehrlinge aus 23 verschiedenen Lehrberufen jene Ausbildung wählen, die am besten zu ihren Interessen und Begabungen passt.

Anzeige Foto: SPAR

Viele Benefits für Jugendliche Die SPAR-Lehrlinge erwartet eine Überzahlung der Lehrlingsentschädigung. Bei sehr guten Praxis-Leistungen zahlt das Unternehmen bis zu 140 Euro pro Monat dazu und für gute Berufsschulzeugnisse winken Prämien. So können sich Jugendliche während ihrer Lehrzeit über 4.500 Euro dazuverdienen. Wer während der Lehre gute Praxis-Beurteilungen und in der Schule Vorzugszeugnisse erhält, bekommt von SPAR den B-Führerschein bezahlt oder bekommt ein E-Bike geschenkt. Große Berufsvielfalt Was SPAR-Lehrlinge besonders zu schätzen wissen: SPAR verknüpft die Vorteile eines großen Unternehmens mit der menschlichen Atmosphäre eines Familienunternehmens. Die Lehrlinge lernen in ihrer Ausbildungszeit den gesamten Markt von Grund auf kennen und erhalten von ihren Ausbildern Feedbacks. Über die Online-Lernplattform „Sepp“ können die Lehrlinge ihr Fachwissen spielerisch vertiefen. Kein anderes Handelsunternehmen bietet eine so große Vielfalt in der Ausbildung an: Bei SPAR, INTERSPAR, Maximarkt und Hervis können Jugendliche aus 23 verschiedenen Lehrberufen wählen und in einem tollen Team lernen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, eigenes Geld zu verdienen und Erfolg zu haben. Wer seine berufliche Zukunft jetzt in die Hand nehmen will, bewirbt sich ab sofort online über die SPAR-Jobbörse auf:

www.spar.at/lehre

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Beratung, Beratung, auf auf die die Sie Sie zählen können. zählen können. Herzenswünsche erfüllen Herzenswünsche Herzenswünsche erfüllen erfüllen Besser jetzt als später. Denn das Leben ist viel Besser Denn das Leben ist zu kurz,jetzt um als alle später. Wünsche immer später zu Besser jetzt als später. Denn das auf Leben ist viel viel zu kurz, um alle Wünsche immer auf später verschieben. zu kurz, um alle Wünsche immer auf später zu zu verschieben. verschieben. Wir freuen uns darauf, Ihnen eine maßgefertigte Wir darauf, Ihnen eine Lösung zur uns Erfüllung Ihrer Wünsche anzubieten. Wir freuen freuen uns darauf, Ihnen eine maßgefertigte maßgefertigte Lösung zur Erfüllung Ihrer Wünsche Lösung zur Erfüllung Ihrer Wünsche anzubieten. anzubieten. Kommen wir in Kontakt: Kommen in Gutsche Kommen wir wirIngrid in Kontakt: Kontakt: HYPO Steiermark Ingrid Gutsche Ingrid Gutsche Filiale Radetzkystraße, Graz HYPO Steiermark HYPO Steiermark Filiale Radetzkystraße, Graz Filiale Radetzkystraße, Graz ingrid.gutsche@landes.hypobank.at ingrid.gutsche@landes.hypobank.at +43 664 80510 5523 ingrid.gutsche@landes.hypobank.at +43 664 80510 5523 Mein ELBA +43 664 80510 5523 Mein ELBA www.hypobank.at Mein ELBA www.hypobank.at www.hypobank.at


Regionale Lebensmittel direkt vor der Haustür

LRH trotz COVID über Plan-Soll

Gutes aus der Region direkt vor der Haustüre aus dem Automaten kaufen – ein kleiner Luxus, den Bewohner einiger Siedlungen von ÖWG Wohnbau bereits genießen. Das gemeinsam ins Leben gerufene Projekt findet großen Anklang. Bald werden daher weitere Wohnhausanlagen mit Lebensmittelautomaten als „Hofladen“ für regionale Produkte ausgestattet. „Die Direktvermarktung ist für unsere kleinstrukturierte steirische Landwirtschaft wichtig“, betont Seitinger. Mit seiner Unterstützung startete man eine Kooperation mit „Hofveitl“, um bäuerliche Lebensmittel direkt vor die Haustüre zu bringen. Mit dieser innovativen und zugleich regionalen Kooperation geht man vollkommen neue Wege des „Ab-Hof-Verkaufs“.

Die Corona-Pandemie stellt den Landesrechnungshof (LRH) und die Verwaltung des Landes Steiermark vor große Herausforderungen. Dennoch ist es im Vorjahr gelungen, dass der LRH seine Wirkungsziele mehr als erfüllen konnte, geht es aus dessen aktuellem Tätigkeitsbericht hervor – dieser wurde am 9. Februar von LRH-Direktor Heinz Drobesch der Präsidentin des Landtages Steiermark, Manuela Khom, „druckfrisch“ überreicht. „Auch in Krisenzeiten braucht es genaue Kontrolle und einen scharfen Blick auf die Verwendung öffentlicher Finanzmittel. Ich danke Herrn Drobesch und seinem Team für ihre professionelle Arbeit – trotz all der besonderen Herausforderungen im vergangenen Jahr“, betonte Khom.

Fotos: Lebensressort / Streibl, Landtag Steiermark,

Kurz & News

Regionalentwicklung:

Warum es sich in der Region zu leben lohnt.

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eigene Schwerpunkte. Mit diesen Mitteln sind in jeder Region neue Projekte gewachsen, insgesamt gibt es bereits mehr als 1000 Regionalentwicklungsprojekte in der gesamten Steiermark.

Foto: Sarah Raiser

ie Verbesserung der Lebensqualität der Menschen vor Ort ist das erklärte Ziel der steirischen Landes- und Regionalentwicklung. Seit 2018 hat jede der sieben steirischen Regionen fixe finanzielle Mittel für

Willkommensbox für neue Bewohnerinnen und Bewohner

Ein besonderes Ziel hat sich die Oststeiermark gesetzt: DIE Region zum Leben für jungen Familien zu werden. Um die Attraktivität und die lebenswerten Seiten der Region aktiv hervorzuheben, wurden gemeinsame Kriterien für die Auszeichnung „oststeirische Lebensorte“ erarbeitet. So beteiligen sich bereits jetzt 15 Gemeinden am Projekt, die neben anderen Maßnahmen ein

Nähere Infos unter www.landesentwicklung.steiermark.at

Region Oststeiermark

zentrales Element eint: Alle Lebensorte verfügen über ein Wohn- und Familienservice. Bei offenen Fragen rund um die Bauplatzoder Wohnungssuche wird genauso unterstützt, wie bei der Suche nach der passenden Kinderbetreuung. Spezielles Extra für neue BewohnerInnen: Eine Willkommensbox mit Informationen und kleinen Aufmerksamkeiten aus der Region. Das Projekt „Lebensregion Oststeiermark“ ist in der Region entstanden. Die Regionalentwicklung in der Steiermark setzt auf viele weitere regional gewachsene Projekte und Zusammenarbeit vor Ort. Dadurch entstehen starke Regionen für die Herausforderungen der Zukunft.

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Lebenswerte Oststeiermark


Kurz & News

Wie fit ist Ihr Unternehmen? Gady Markt findet im September statt Die Gady Märkte im März und September bilden die jährlichen Höhepunkte der ländlichen Volksfestkultur. „Die behördlichen Rahmenbedingungen lassen jedoch eine Veranstaltung in dieser Dimension aus heutiger Sicht im Frühjahr nicht zu“, erklärt Philipp Gady: „Die aktuelle Situation hat uns zu dieser Entscheidung gebracht. Deshalb haben wir nunmehr beschlossen, den 110. Gady Markt am 11. und 12. September 2021 zu veranstalten. Wir nützen die Zeit und Energie für die Organisation eines fulminanten Markts im kommenden Herbst. Die Vorfreude auf die Veranstaltung ist groß. Der Frühlingsmarkt in Fehring, der traditionell im April stattfindet, wird 2022 wieder über die Bühne gehen.“

10 Jahre Kinderrechte in Österreich

„In den vergangenen Jahren haben wir in der Steiermark im Bereich des Kinderschutzes vieles verbessert und weiterentwickelt. Wir konnten Kinderschutzzentren in der gesamten Steiermark ausrollen und haben mit nun acht Zentren alle Regionen gut ausgebaut“, ist LR Kampus erfreut. „Unser Credo lautet weiterhin: Jedes Kind in der Steiermark soll innerhalb von 30 Minuten Schutz erhalten“, zeigt sich Kampus entschlossen: „Doch die Corona-Krise hat vieles verändert und die Gewalt an Kindern hat leider auch in der Steiermark zugenommen. Schauen und hören Sie nicht weg, wenn sie Gewalt an Kindern wahrnehmen! Infomieren Sie die steirische Kinder- und Jugendhilfe und helfen Sie so direkt und schnell dem Kind!“

Fotos: Gady Family, Land Steiermark,

Aus ChemRes wird Ravago Chemicals Austria

Bewährtes Service unter neuem Namen: Das Chemie-Vertriebsunternehmen ChemRes tritt ab sofort unter dem neuen Namen „Ravago Chemicals Austria“ auf. Gleichzeitig wurde der Firmenstandort nach Hart bei Graz verlegt. Bereits seit dem Jahr 2013 ist die belgische Ravago Chemicals Group Eigentümer von ChemRes mit Sitz in Werndorf. „Mit dem globalen Netzwerk und dem Produkt-Portfolio von Ravago Chemicals im Hintergrund und der Freiheit, als ‚Ravago Chemicals Austria‘ weiterhin flexibel im Sinne unserer Kunden agieren zu können, bauen wir unsere bewährten Services weiter aus. Dazu zählt eine Vertriebspartnerschaft mit Roquette, einem Hersteller von Gluconaten, Stärke und anderen Rohstoffen“, betont GF Ingo Streith. FAZIT MÄRZ 2021 /// 59

Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen! Unsere Lebensqualität ist eng mit unserer Arbeit verknüpft. Aber neben den physischen Überlastungen nehmen gerade in dieser herausfordernden Zeit der Corona-Pandemie mit vielen Unsicherheiten die psychischen Probleme eklatant zu. Gerade jetzt ist es wichtig, wieder mehr Augenmerk auf die gesundheitsfördernden Aspekte des Arbeitens zu legen und ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen. Dr. Herwig Lindner Präsident der Ärztekammer Steiermark

Einreichschluss 30. April 2021

Alle Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter www.fitimjob-stmk.at


Gastkommentar

Corona ist ein enormer Stressfaktor

Emotionale Konflikte lösen sich nicht von selbst

Es gibt Vorgesetzte, die sich nicht mit den Emotionen beschäftigen wollen, weil sie das als schlichtweg unsinnig ansehen. Das Business hat rational, logisch und sachlich zu sein. Und in einem knallharten Job, in dem nur Leistung zählt, ist ohnehin kein Platz für Weichei-Emotionsgefasel. Es gibt aber auch Verantwortungsträger, die vom Nutzen, sich mit Emotionen auseinanderzusetzen, überzeugt sind. Denn die wenigsten Konflikte lösen sich von selbst. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ungelöste Konflikte irgendwann negativ auf das Unternehmen auswirken, immens. Ein erfolgreicher Entscheider muss unter allen Umständen die erforderliche Geduld und Aufmerksamkeit für seine Mitarbeiter aufbringen. Selbst wenn er selbst gerade kurz vor der Explosion steht. Denn wegdrücken und weghören oder Versuche, sich irgendwie durchzulavieren, gehen meist nicht gut. Ein Gastkommentar von Harald Schenner Der Unternehmensberater Harald Schenner ist Experte für Emotionsmanagement und erreichbar über seine Webpage www.haraldschenner.com

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Vernunft braucht Emotion

Gute Entscheidungen brauchen sowohl rationale als auch emotionale Abwägung. Um motivierte Menschen im Unternehmen zu halten, braucht es Sinn und Bindung. Und Bindung braucht Emotion. Sich in ungewissen Zeiten im Umfeld der Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten trotzdem sicher fühlen zu können, braucht Emotion. Es braucht wahrhaftige Emotion – aber wohl dosiert. Sich der eigenen Emotionen bewusst zu werden und diese regulieren zu können, macht diese zu einem Führungswerkzeug. So aktiviert es das Steuerungsnetzwerk und mindert das Stressnetzwerk im Gehirn, wenn man es auch in Ausnahmesituationen schafft, im Kopf in Siebener-Schritten von Hundert bis Zwei rückwärts zu zählen. Dies ist eine von mehreren Methoden zur emotionalen Regulierung. Vorgesetzte müssen in der Lage sein, für sich ein eigenes Emotionsmanagement zu etablieren. Dazu gehört auch, die Stress auslösenden Situationen genau zu analysieren. Ereignisse im Außen werden immer subjektiv im Inneren verarbeitet – meist unbewusst. Die Ursachen für Stress und Konflikte liegen also weit weniger im Außen als in jedem selbst.

Der richtige Umgang mit Emotionen.

Emotionen lassen sich mikromimisch erkennen. Vorgesetzte, die das können, haben die Möglichkeit, ihre Beobachtung vorsichtig anzusprechen und nachfolgende schwerere Konflikte zu vermeiden. Generell kann und soll man mit anderen Menschen über deren Emotionen und Gefühle reden. Genauso wie man über die eigenen Emotionen reden soll. Aber nur dann, wenn man mutig genug für diesen Schritt ist.

Foto: Dominik Pfau

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itarbeiter, die sich auf „auf die Palme bringen lassen“, brauchen jemanden, der sie wieder herunter holt. Appelle wie „Lasst uns bitte sachlich bleiben!“ bewirken jedoch eher das Gegenteil, sondern bedeuten das Ende der rationalen Sackgasse. Das Problem ist, dass die Stimmungskrise in betroffenen Unternehmen zwischen sozialer Unterkühlung und emotionaler Überhitzung pendelt. Viele Beteiligte lassen sich durch die Umstände aus der erforderlichen Stabilität werfen. Und manche reagieren mit ihrem inneren Rückzug. Pflichterfüllung von „nine to five“ und nicht mehr.


Wirtschaft

GRAZ. NAH ERHOLT. Mit den vielen barrierefrei zugänglichen Ausflugszielen und Parks bietet Graz Naherholung für Jung und Alt. Und darauf sind wir stolz.

graz.at/naherholung

Haubenkoch Willi Haider, LR Johann Seitinger und SPARSteiermark-GF Christoph Holzer präsentierten das neue Oma-Kochbuch.

SPAR-Kochbuch »Bei Oma schmeckt’s am besten!«

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Nostalgische Erinnerungen „Viele von uns verbinden schöne Erinnerungen mit ‚Omas Küche‘. Wir freuen uns, dass wir Partner dieses einzigartigen Rezeptbuches sein dürfen“, erklärt SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer. Das einzigartige Kochbuch erhält man um 5,90 Euro in allen 250 SPAR-Märkten in der ganzen Steiermark. Auf 120 Seiten – reich bebildert und gewürzt mit Anekdoten aus dem Küchenalltag von gestern – ist das Buch ein kreativer und unterhaltsamer, kulinarischer Wegweiser. Die Rezepte der Omas, aber auch Opas werden großteils mit heimischen und saisonalen Produkten auf den Tisch gezaubert. LR Johann Seitinger begrüßt das: „Unsere Landwirte versorgen uns mit hochwertigen Lebensmitteln aus der Region. Sie sind die Grundlage für die herzhaft köstlichen Rezepte in diesem Kochbuch. Die große Vielfalt und die Qualität unserer Lebensmittel machen die Steiermark zur kulinarischen Schatzkammer Österreichs.“ FAZIT MÄRZ 2021 /// 61

Geben wir auf uns und andere acht – so schaffen wir das! achtzigzehn | Bezahlte Anzeige

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as neue Kochbuch der Lebensmittelkette SPAR lüftet die Küchengeheimnisse der Welt unserer Omas, die zahlreiche Leser dem Team von „Abenteuer Alter“ anvertraut haben. Der steirische Haubenkoch Willi Haider wählte die 100 besten Rezepte aus, kochte sie nach und empfiehlt sie aufs Wärmste für alle Generationen. Bei Fischkrapferl, Einbrennsuppe, Bohnscharlgulasch und Apfelschlankel wird die Wunderwelt aus Omas Küche wieder lebendig. „Nach über 20 Kochbüchern habe ich alle heimischen Themen behandelt, aber mit diesem Werk konnte ich eine große Lücke schließen! Diese Rezepte bieten einen schönen Querschnitt aus der Küche unserer Großeltern und lassen uns eintauchen in die Geschmackwelten früherer Zeiten und führen in die Kindheit zurück“, so Haubenkoch Haider.


Kurz & News

Raiffeisen-Spende für „Licht ins Dunkel“ Die Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark setzt am Ende des herausfordernden Jahres 2020 ein starkes Signal der sozialen Verantwortung. Getreu dem Motto von Gründer Friedrich Wilhelm Raiffeisen „Was einer allein nicht schafft, schaffen viele“ wurde die beachtliche Summe von 60.000 Euro auf die Beine gestellt. Das Geld fließt an ausgewählte Projekte von „Licht ins Dunkel“ in der Steiermark und an den „Licht ins Dunkel“-Soforthilfefonds. Den Scheck überreichte Raiffeisen Gen-Dir. Martin Schaller ORF Landesdirektor Gerhard Koch. „Sozial Schwache hatten es in diesem Jahr besonders schwer, darum war es uns ein Anliegen, gemeinsam zu helfen“, sagt Schaller und dankte allen Beteiligten für ihren Beitrag.

Weil das Leben Balance braucht.

62 /// FAZIT MÄRZ 2021

Die pandemiebedingte herausfordernde Situation in der Weltwirtschaft geht an den heimischen Wertschöpfungsketten und Handelsbeziehungen nicht spurlos vorbei. „Doch die Außenhandelsunternehmen im Land treten diesen Hürden gut aufgestellt entgegen“, betont Manfred Kainz, Obmann des steirischen Außenhandels in der Wirtschaftskammer. Und wie essenziell das ist, zeige der Blick auf die Zahlen: „Die Außenwirtschaft ist der Wohlstandsfaktor Österreichs und eine der Hauptsäulen des österreichischen Wirtschafts- und Sozialsystems. Der Außenhandel generiert einen Umsatz von ca. 37,67 Mrd. Euro und beschäftigt als Arbeitgeber knapp 50.000 Mitarbeiter. Jeder zweite Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt am Export.“

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Fotos: Mathias Kniepeiss, ORF / Regine Schöttl, Foto Fischer,

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Die steirische Initiative „Gemeinsam G’sund genießen“ stellt für 2021 wieder Fördermittel für gesünderes Essen für alle Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung zur Verfügung. Pro Einrichtung stehen max. 1.500 Euro an Fördermitteln bereit. Ein wichtiges Anliegen für Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß ist, dass Angebote gesunder und ausgewogener Ernährung in möglichst vielen Einrichtungen des Landes Einzug halten: „Eine abwechslungsreiche Ernährung ist der Grundstein für ein gesundes Leben. ‚Gemeinsam G´sund Genießen‘ leistet seit 2011 einen wertvollen Beitrag für ein Mehr an gesunder Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung und wird auch heuer weitergeführt“, so Bogner-Strauß.

Außenhandel als Motor der Wirtschaft

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Fördertopf für gesünderes Essen


Fotos: Foto Freisinger, FH Campus 02

Kurz & News

FH Campus 02 verlieh den „Lehrpreis 2020“

Museum in Leoben wieder geöffnet

Um exzellente Lehrleistungen auszuzeichnen, vergibt die FH Campus 02 alle zwei Jahre einen mit 2.000 Euro dotierten Lehrpreis. Der Preis wird jeweils zu einem besonderen inhaltlichen Schwerpunkt verliehen. Im Jahr 2020 war dieser dem Thema innovative Leistungsbeurteilung gewidmet. Vier ambitionierte und sehr interessante Konzepte kamen in die engere Auswahl und wurden von einer Fachjury beurteilt. Die Jury – als externe Expertin fungierte Matischek-Jauk − hat die eingereichten Konzepte begutachtet und ein würdiges Lehrpreiskonzept gefunden: Der Lehrpreis 2020 geht an Börge Kummert von der Studienrichtung Innovationsmanagement für seine Leistungsbeurteilung in Form eines Start-up Games.

Mit den vorsichtigen Lockerungen der COVID-Beschränkungen kehrt mit dem 8. Februar ein Hauch von Normalität zurück. Unter strengen Sicherheitsauflagen öffneten das MuseumsCenter und die Stadtbibliothek neu in Leoben ihre Pforten. Bgm. Kurt Wallner zeigt sich optimistisch: „Ich freue mich, dass mit der Öffnung der Museen und der Bibliotheken erste positive Signale für Kunst und Kultur gesetzt werden, und bin sicher, dass die Leobener Bevölkerung das kulturelle Angebot unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen gut annehmen wird.“ Das MuseumsCenter zeigt derzeit neben der Dauerausstellung „Schienen in die Vergangenheit“ aktuell in der Kunsthalle zahlreiche Werke des renommierten Künstlers Karl Brandstätter.

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Kurz & News

Studenten des Tourismuskollegs Gleichenberg haben unter der Leitung von Claudia Brandstätter eine Umfrage durchgeführt, um Details zum Urlaubsverhalten zu erfahren. Die Corona-Regeln haben das Urlaubsverhalten stark beeinflusst. Ein Trend lautet: Weg vom Massentourismus und hin zum Fokus auf Natur und Nachhaltigkeit. Absolvent Rainer M. Pfandl vom 50plus Campingpark Fisching: „Mit Camping vereint man drei wesentliche Punkte: zurück zur Natur, entschleunigen und die Einhaltung aller Hygienemaßnahmen.“ Natur, Genuss und Ruhe sollen im Mittelpunkt stehen. Auch Absolventin und diplomierte Sommelière Stephanie Brolli bestätigt: „Trotz Corona und dem Ausbleiben internationaler Gäste erlebte die Südsteiermark eine starke Saison. Die Menschen bleiben im Land und genießen das kulinarische Angebot.“ Aus einer Diskussionsrunde mit den Tourismus-Studenten ging hervor, dass die Krise auch als Chance gesehen werden soll. Themen wie Nachhaltigkeit, der Trend zu Tagesausflügen und somit der Schaffung neuer Angebote sind wichtiger denn je.

Frohe Kundschaft gegen Corona-Folgen

Anlässlich der Lockdown-Wiedereröffnung besuchten WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg Geschäfte in Knittelfeld und der Grazer Innenstadt. „Sicheres Aufsperren“ lautet überall die Devise. „Auf diesen Tag haben sich unsere Unternehmen intensiv vorbereitet“, so Herk und Dernoscheg. Bei Betriebsbesuchen machte sich beide persönlich ein Bild von den Maßnahmen: „Natürlich überwiegt am heutigen Tag die Freude, aber die Herausforderungen sind groß, denn der lange Lockdown hat wirtschaftlich tiefe Spuren hinterlassen.”

WKO begrüßt LockdownLockerung Die steirische Wirtschaftskammer und Vertreter des Handels begrüßten die Lockerung des Lockdown am 8. Februar durch die Bundesregierung. „Unsere Betriebe sind bestens dafür gerüstet“, ist WKO-SteiermarkPräsident Josef Herk überzeugt: „Entsprechende Sicherheitskonzepte wurden nun über Wochen hinweg vorangetrieben.“ Das bestätigt auch Handelsobmann Gerhard Wohlmuth: „An oberster Stelle steht der Schutz unserer Kunden und Mitarbeiter. Mit dem Tragen einer FFP2-Maske, der neuen Quadratmeter-Regel und Eintrittstest ist dieser Schutz aus unserer Sicht jedenfalls gegeben.“ Parallel dazu brauche es jetzt eine rigorose Umsetzung der Test- und Impfstrategie. Denn Ziel müsse es sein, dass alle Branchen so schnell wie möglich wieder öffnen.

DIE SCHUTZIMPFUNG BRINGT HOFFNUNG UND ZUVERSICHT. Immer mehr Menschen wollen sich impfen lassen, um sich selbst und andere zu schützen. Jetzt gilt es, noch alle Kraft fürs Durchhalten aufzubringen, damit wir uns wieder unbesorgt begegnen können. Barbara Riener, Klubobfrau der Steirischen Volkspartei

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Foto: Tourismusschulen Bad Gleichenberg,

Ausflug heißt der neue Urlaub


Miteinander in der Natur – Rücksicht auf Wild

Gemeinnützige bauen für den Menschen

Seit der Corona-Krise erfreuen sich Ausflüge in die Natur und somit den Wald immer größerer Beliebtheit. Wo sich Freizeitaktivitäten des Menschen mit den Rückzugsräumen von Wild überschneiden, wird der Winter durch die Störungen für Reh, Gams und Hirsch aber zum Überlebenskampf. Eine repräsentative Umfrage zeigt: Rund 87 % der Steirerinnen und Steirer sind sich dieser Problematik bewusst. Gemeinsam mit den alpinen Vereinen und dem Land Steiermark sollen nun in den besonders sensiblen Fütterungsbereichen für Rotwild mit Beschilderung Ruhezonen definiert werden. LR Hans Seitinger: „Ich appelliere daher an alle Naturnutzer, sich respektvoll zu verhalten und damit zum Miteinander in der Natur beizutragen.“

Die aktuelle wirtschaftliche Situation verdeutlicht die gesellschaftliche Aufgabe der Politik als Fördergeber und der gemeinnützigen Wohnbauträger als Ausführende: Familien müssen auch unter schwierigen finanziellen Bedingungen angemessene Lebens- und Wohnbedingungen geboten werden. 2021 werden von den gemeinnützigen Wohnbauträgern rund 300 Mio. Euro in 2.100 neue Wohnungen investiert. „Wir bauen, was die Menschen benötigen, nicht was der Markt hergibt. Das können wir aber nur mit der Politik als Partner. Daher drängen wir auf eine Weiterführung der Förderleistung seitens der Politik“, sind sich GBVObmann Christian Krainer und Wolfram Sacherer, GBV-Obmann Stellvertreter, einig.

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Fotos: Ederer, Land Steiermark / Streibl

Kurz & News


Kurz & News

Waldfonds sorgt für klimafitte Wälder Im Zuge eines Lokalaugenscheins bei der Aufarbeitung von Schadholz in Ligist stellten BM Elisabeth Köstinger und LR Hans Seitinger zentrale Aspekte des ersten Maßnahmenpakets aus dem Waldfonds für die steirische Forstwirtschaft vor. Köstinger betont: „Jeder Euro den wir in unseren Wald investieren, ist eine Investition in die Zukunft. Für die Steiermark stehen 26 Millionen zur Verfügung. Mit jedem gepflanzten Baum leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz.“ „Die Wahl der richtigen Baumart entscheidet heute darüber, wie klimafit unser Wald morgen sein kann. Denn nur ein nachhaltig bewirtschafteter Wald kann all seine vielfältigen Funktionen erfüllen“, unterstreicht Seitinger.

Neuer telemedizinischer Service von Generali Die Generali Versicherung erweitert ihr Leistungsangebot im Bereich Gesundheit und baut mit dem Online-Hausarztgespräch ihr Service im Bereich Telemedizin aus. Ab sofort können alle Generali-Kunden über die „Meine Generali“-App einen Hausarzt per Videotelefonie ohne lange Wartezeit und zu vergünstigten Konditionen konsultieren. Martin Sturzlbaum, Generali CIO Leben/Kranken, erklärt: „Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass ein digitaler Arztbesuch große Vorteile bringt. Als Lifetime-Partner unserer Kunden möchten wir im akuten Krankheitsfall einen raschen Zugang zu einem persönlichen Ansprechpartner bieten. Gemeinsam mit unserem Partner drd doctors online haben wir die passende Lösung gefunden.“

Mit AT&S und AMES holten sich gleich zwei steirische Unternehmen „Gold“ beim österreichischen Exportpreis. „Auch in Zeiten der Corona-Krise haben die exportierenden Unternehmen den Wirtschaftsmotor am Laufen gehalten“, erklärten WKO-Präsident Josef Herk und WKO-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Das bestätige auch das Konjunkturbarometer. Die Exportwirtschaft sei der erste Sektor, der Silberstreifen am Horizont erkennen lasse, so Herk. Umso wichtiger sei es, so Herk und Dernoscheg, dass nun alles darangesetzt werde, die exportorientierten Betriebe bei ihren Internationalisierungsaktivitäten weiter tatkräftig zu unterstützen – „nur so kann ein erfolgreicher Re-Start der Wirtschaft insgesamt möglich werden“.

Foto: BMLRT / Lendl

Exportpreise für steirische Unternehmen


Wirtschaft

Ab Juli werden Nutzfahrzeuge massiv teurer! Wie wirkt sich die Reform der Normverbrauchsabgabe auf die Nutzfahrzeugpreise aus? Durch die Reform werden leichte Nutzfahrzeuge (N1) bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht massiv teurer. So werden die von vielen Unternehmen dringend benötigten Kastenwägen erstmalig NoVA-pflichtig.

Fotos: Christian Houdek, Adobe Stock

Was bedeutet das in Zahlen? Ursprünglich wurde die NoVA als Ersatz für die Luxussteuer eingeführt und war bis dato mit 32 Prozent gedeckelt. Nun ist eine Anhebung auf bis zu 50 Prozent geplant, wobei alle 12 Monate weitere 10 Prozentpunkte dazukommen. Bis zum Jahr 2024 wird die neue NoVA-Obergrenze somit unglaubliche 80 Prozent erreicht haben. Das macht einen Kasten- oder Pritschenwagen und natürlich auch die Pick-ups schnell um mehr als 10.000 Euro teurer! Ausgenommen sind lediglich Fahrzeuge mit null Gramm CO2-Ausstoß. Also die in dieser Klasse kaum verfügbaren EAutos und die noch überhaupt nicht marktreifen Nutzfahrzeuge mit Wasserstoff- Brennstoffzellen. Was raten Sie den Betrieben, die ihren Fuhrpark erneuern oder erweitern müssen? Um der neuen NoVA-Regelung zu entgehen, bleibt ihnen nur mehr die Übergangsfrist für die Erstzulassung bis zum 30. Juni. Wir Händler gehen davon aus, dass die Nachfrage nach leichten Nutzfahrzeugen im ersten Halbjahr sehr groß sein wird. Wer einen unwiderruflichen schriftlichen Kaufvertrag hat, kann sein N1- Nutzfahrzeug trotzdem noch ohne NoVA bis spätestens 31. Oktober zulassen. Aber nur wenn das Fahrzeug rechtzeitig geliefert werden kann. FAZIT MÄRZ 2021 /// 67

Gesundheit macht den Unterschied! Die Kapitänin der österreichischen Frauenfußballnationalmannschaft und Spielerin des Arsenal WFC Viktoria Schnaderbeck begleitet den Steirischen Gesundheitspreis „fit im job 2021“ als Botschafterin an vorderster Front!

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© KURT REMLING

Bernhard Kalcher, Geschäftsführer des Autohaus Kalcher in Fehring im Interview.


Leinwand- und Perlenhochzeit in der Heiltherme

Gold für die besten Natursäfte

Im Hochzeitskalender wird eine Ehe nach 35 Jahren mit einer guten Leinwand verglichen, die sich als unzerreißbar erwiesen hat. In der Heiltherme Bad Waltersdorf feiert man heuer mit den Mitarbeitern Helga Pum und Erich Weinzettl gleich doppeltes „Leinwand“-Jubiläum. Seit 30 Jahren dabei sind Irmgard Haberl und Walter Posch. Für ihren täglichen Einsatz und Elan der vier Mitarbeiter bedankte sich GF Gernot Deutsch: „Ich bin unendlich stolz, mit Kollegen arbeiten zu dürfen, die unser Unternehmen wie ihr eigenes betrachten. Sie geben Tag für Tag ihr Bestes und begeistern mit ihrem Engagement unsere Gäste. Sie sind Dienstleister durch und durch und mit Herzblut sowie ungebremster Begeisterung bei der Sache“.

Mehr als 100 bäuerliche Safthersteller ritterten mit 315 Säften, Nektaren & Co um die begehrten elf Landessiege. Diese wurden von einer 12-köpfigen Jury nach strengen sensorischen Test ermittelt. „Die Prämierung ist eine riesige Motivation für die Obstverarbeitungsbetriebe und eine gute Chance, die erstklassigen Säfte ins Rampenlicht zu stellen“, betont Verkostungschef Georg Thünauer von der Landwirtschaftskammer. „Einfach nur toll – wir sind sehr überrascht und glücklich. Das ist bisher unser größter Erfolg und ein großartiger Durchbruch“, freuen sich Christine und Rudolf Gantschnigg, vlg. Grillbauer, aus Voitsberg, die schon 2018 und 2019 als Sieger hervorgingen, über ihren Hattrick bei der Landesprämierung.

Fotos: LK / Thünauer, Heiltherme Bad Waltersdorf

Kurz & News

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Autotest

Elektrisches Wildpferd:

Mustang Mach-E

Fotos: Ford

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eit gut 56 Jahren ist Fords Muscle-Car, der Klassiker schlechthin, der Mustang, auf dem Markt. Um den Zeichen der Zeit gerecht zu werden, stattete man nun den Mustang mit E-Motoren aus. Der Mustang Mach-E wurde geboren und lässt seine „Muskeln“ nun elektrisch statt fossil spielen. Genau wie das „Original“ strahlt der EMach Stärke, gepaart mit Sportlichkeit, aus: die endlos lange Haube, die ausgestellten Kotflügel am Heck und natürlich die typischen Mustang-Rückleuchten mit ihren drei breiten Streifen. Obwohl er auf den ersten Blick extrem imposant wirkt, ist der Mach-E in Länge und Breite sogar kleiner als der Sportwagen. Mit 4,71 Metern ist er ganze acht Zentimeter kürzer, bei der Breite (1,88 Meter) sind es drei Zentimeter weniger. Dafür geht es in die Höhe, und zwar auf 1,62 Meter: Das sind 20 Zentimeter mehr als beim Mustang. Neu und ungewohnt sind die Türen, denen die konventionellen Griffe fehlen, weil sie mit Sensoren öffnen und den Passagieren entgegen springen. An der Fahrertür leuchtet außerdem ein Touchfeld mit

Nummern auf – wer seinen Schlüssel lieber nicht dabeihaben möchte, kann das Auto auch mit einem Code ver- bzw. entriegeln. Innen ist der Mustang komplett neu gestaltet. Der hochkant stehende 15,5-ZollTouchscreen in der Mittelkonsole fällt im Innenraum als Erstes auf. Im unteren Bereich des Bildschirms ist ein Drehring integriert, der schick aussieht und der Bedienung ein bisschen mechanischen Luxus hinzufügt. Es gibt die üblichen Menüs zur Konfiguration von Laderoute und Klimakomfort. Der schmale, waagerechte Digital-Tacho hinter dem typischen Mustang-Lenkrad zeigt Ladezustand, Geschwindigkeit und andere Informationen. Weil der Motor im Bug entfällt, hat das SUV vorne Platz für den sogenannten Frunk, eine Art Extra-Kofferraum mit 81 Liter Fassungsvermögen. Ähnlich wie die Kofferraumwanne im kleinen SUV Puma besteht das Ablagefach im Mustang Mach-E aus Plastik und ist dank Ablauf sogar ausspülbar. Der normale Kofferraum im Fond fasst 402 Liter. Wer die Rücksitze umlegt,

bekommt nicht nur eine ebene Ladefläche, sondern auch 1.420 Liter Laderaum. Ford bietet den neuen Mustang Mach-E wahlweise mit Heck- sowie dank DualElektromotor auch mit Allradantrieb an. Außer der Standard Range ist zudem die Extended-Range-Batterie lieferbar. In der Basis gibt es Heckantrieb und je nach Batterie 198 (269 PS) oder 216 kW (294 PS), als Dual-Motor mit Allrad und 198 (269 PS) oder 258 kW (351 PS). Ford Mustang Mach-E Standard Range Leistung: 269 PS / 198 kW max. Drehmoment: 430 Nm Reichweite: 440 Km Batteriegröße: 75,7 kWh Verbrauch: 17,2 kWh/ 100 km Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h Beschleunigung (0-100 km/h): 6,1 s Autohaus A. Gaberszik OHG Fabriksgasse 15 8020 Graz Telefon: 0316 710171-0 www.ford-gaberszik.at

FAZIT MÄRZ 2021 /// 69


»Immobilien sind sichere Krisenwährung«

RLBVorstandsdirektor Rainer Stelzer: „Immobilien sind eine krisensichere Anlage.“

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urz gesagt: Der Immobilienmarkt ist trotz Coronakrise stabil. Trotz der zwischenzeitlichen Markt-Irritationen wurden im Jahr 2020 in der Steiermark 21.250 Immobilienkäufe mit einem Volumen von rund 4,07 Mrd. Euro getätigt. „Rund 2,7 Mrd. Euro davon wurden für Immobilien im Großraum Graz – gedacht von Stainz bis Gleisdorf und von Frohnleiten bis Wildon – ausgegeben“, weiß Rainer Stelzer. Das zeige, dass die Urbanisierung voranschreitet. „Die Menschen zieht es zur Arbeit und zur Ausbildung in die Stadt. Aber auch ein Gegentrend ist zu beobachten und hat sich durch die LockdownErfahrungen im Corona-Jahr verstärkt.

Ländliche Gebiete gewinnen mit der Flexibilität und Digitalisierung des Arbeitsmarkts wieder stark an Bedeutung – vorausgesetzt, es gibt eine gute Infrastruktur und eine starke Breitbandanbindung“, so Stelzer. Die Immobilienpreise sind insgesamt nicht gefallen, sondern aufgrund der Nachfrage vor allem in regionalen Hotspots gestiegen. Für die nähere Zukunft ist die Fertigstellung von rund 10.000 neuen Wohneinheiten im Großraum Graz geplant – doppelt so viele, als Bedarf besteht. Das wird sich vorübergehend preisdämpfend auswirken. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus und des Zuzugs bleibt die Nach-

frage aber stark. Denn als Altersvorsorge oder Vermögensveranlagung spielen Immobilien eine immer wichtigere Rolle. „Immobilien sind eine sichere Krisenwährung, denn die Bevölkerung wächst und damit die Nachfrage. Gleichzeitig wird das Zinsniveau von der EZB voraussichtlich bis auf Weiteres nicht angehoben werden. In der Steiermark liegen die Rendite-Erwartungen für Immobilien in sehr guten Lagen zwischen 2 und 3 Prozent, was für viele Anleger eine gute Ergänzung zum Wertpapier darstellt“, betont Stelzer.

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Niedrige Zinsen, hohe Bautätigkeit, wachsende Kreditsummen und steigende Nachfrage nach Vorsorgewohnungen prägen den Immobilienmarkt in der Steiermark, erklärt Rainer Stelzer, Vorstandsdirektor der Raiffeisen-Landesbank Steiermark.


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Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Toni Muhr und Heimo Binder

Chroniken eines Ankünders FAZIT MÄRZ 2021 /// 73


Fazitportrait

Das 1924 gegründete Außenwerbeunternehmen »Ankünder« erwirtschaftet Umsatz aus der

Vermietung von Werbeflächen auf unterschiedlichen Werbeträgern wie klassischen Litfaßsäulen,

Großplakaten oder digitalen City-Lights und Infoscreens in Straßenbahnen und Bussen.

Seit der Partnerschaft mit dem Weltmarktführer »JCDecaux« agieren die Steirer in

Gesamtösterreich und erzielten 2019,

im »Jahr vor Corona«, einen Rekordumsatz.

Die Zeichen stehen auch hier auf Digitalisierung.

er Wien aus den frühen Achtzigern kennt, weiß was Grau ist. Ein grau lackiertes Auto am Matzleinsdorferplatz war praktisch unsichtbar. Häuser, Straßen, sogar die Luft hatten den gleichen Farbton, irgendwas zwischen Mausgrau und Käsbeige. Nur die Sonne will bekanntlich immer alles mit Farben beleben, nimmt gern geputzte Menschen dafür, so blinkten uns auch damals schon von fernen Pfaden farbige Kleider an. Das waren so ziemlich die einzigen Farbtupfer in der Stadt. Noch trister sah es in der Schwesternstadt Budapest aus. Der Eiserne Vorhang zu Ungarn war von österreichischer Seite aus durchlässig und die Hauptstadt mit dem vom Vater geliehenen Peugeot 504 passabel erreichbar, aber wie trist und baufällig ihr Erscheinungsbild! Erst als uns graue Soldaten mit mattschwarzen Kalaschnikows aufforderten, auszusteigen und meinen Führerschein erst gegen Devisen wieder retournierten, fiel mir auf, dass sogar die gedeckten Farben der Schillingscheine im Vergleich zum Forint so farbenfroh erschienen wie holländische Guldenscheine. Auch in den Auslagen fehlten die Farben, die Stoffe der Kleidung, die ausgestellte Mode – alles wie ausgebleicht. Was macht das Bunte in einer Stadt aus, fragte ich mich und dachte an den Picadilly Circus in London und den Time Square in New York. Es ist die grelle bunte Werbung, für den damaligen Ostblock mutmaßlich Inbegriff kapitalistischer Dekadenz. Große bunte Plakate machen viel aus. Und die gab es in Wien und Restösterreich immerhin bereits seit einer kleinen Ewigkeit. Wer-

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Fotos von Toni Muhr auf den Seiten 72–75 und von Heimo Binder auf den Seiten 76–79

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Fazitportrait

Der Standort ist alles.

beplakate waren also die weiteren Farbtupfer, die Wien damals von Budapest unterschieden. Subjektiv gesehen hat sich die ungarische Hauptstadt heute zur attraktiven Schwester gewandelt, ich sage nur Andrássy út – der zweieinhalb-Kilometer-Boulevard von der Innenstadt bis zum Heldenplatz (sic!) – aber das führt nun buchstäblich zu weit. Sogar für eine Fazit-Abschweifung.

97 Jahre Ankünder Farbenfrohe Plakate haben nicht nur Wien, sondern auch Graz und die Steiermark bunter gemacht. Platzhirsch für die sogenannte Außenwerbung ist hierorts der Ankünder, 1924 von der Stadt Graz als Steiermärkische Ankündigungs-Ges.m.b.H. und der Firma Kienreichs Anzeigen Vermittlungsgesellschaft m.b.H. gegründet. Das altbekannte Logo wurde nur unwesentlich verändert: Ein Herold posaunt die Botschaft hinaus, wofür seit 1950 auch Großplakate zum Einsatz kommen. Als größtes Außenwerbeunternehmen in Südösterreich hat der Ankünder den Anspruch, die Werbeziele seiner Kunden bestmöglich zu erreichen. »In der Außenwerbung ist der Standort alles«, konstatiert Dieter Weber, Unternehmenssprecher und neben Berd Schönegger einer der beiden Geschäftsführer. Auch in diesem Punkt sei man den fünf Mitbewerbern in der Steiermark für die Vermarktung von Werbeflächen um einiges voraus. Für die Kundschaft, insbesondere Buchungsagenturen, egal ob regional oder national werbend, stellt sich die Standortfrage nur indirekt – sie kauft Kontakte. Wichtig ist daher die Frequenz der Werbeadressaten an den Standorten, die aber wiederum ständig wechselt, je nach Uhrzeit, Wochentag, Saison und so weiter. Das hat wieder Auswirkungen auf den Preis – es bestand daher immer schon der Wunsch, diese Parameter möglichst genau messen zu können. Dies wird nun mit Hilfe von OSA, Outdoor Service Austria, möglich gemacht. OSA ist für die Außenwerbung das, was die Mediaanalyse für Zeitungen oder der Teletest für das Fernsehen bedeuten. Das Streben nach möglichst vielen und möglichst detaillierten Informationen über Standortkonditionen, Gewohnheiten und Frequenzverhalten seitens des Zielpublikums oder auch Umstände wie Zeitsprünge durch andere Arbeitszeiten oder Mittagspausen, geändertes Verkehrsverhalten, bis hin zu Altersbestimmungen oder noch Persönlicherem und vielleicht noch Ungedachtem war gestern noch utopisches Gedankenspiel. Heute wird das Sammeln von Daten als notwendige Grundvoraussetzung für die voranschreitende Digitalisierung auf

Dieter Weber

allen Ebenen erachtet. Auch im Bereich der Außenwerbung macht das Sinn und ist richtungsweisend für eine Weiterentwicklung, denn die Zukunft hat für den Ankünder schon längst begonnen.

Einstieg von Weltmarktführer JC Decaux Um sich breiter aufzustellen und auch innovationstechnisch ganz vorne mit dabei zu sein, verband sich die Holding Graz als Eigner des Ankünder mit dem weltweit größten Unternehmen für Außenwerbung, dem französischen Konzern JC Decaux. 2013 wurde die lange vorbereitete Partnerschaft Wirklichkeit. Über einen wertgleichen Anteilstausch stieg Gewista/Decaux mit zunächst 24,9 Prozent und vier Jahre später, 2017, mit 33,33 Prozent beim Unternehmen der Stadt Graz ein. Damit eröffnete sich für den Ankünder die Möglichkeit, seinen Kunden auch österreichweite Werbung anzubieten, da er nunmehr über in der Regel 49-Prozent-Beteiligungen an mehreren Außenwerbungsunternehmen auf den Märkten in Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Wien direkt vetreten ist. Darüber hinaus haben Ankünder und »Gewista« unter dem Namen »Europlakat« bereits Anfang der 1990er Jahre den slowenischen und den kroatischen Markt erschlossen. Die Strategie hinter der Partnerschaft mit einem internationalen Partner, der in 80 Ländern tätig ist, ist schon angesichts der Synergieeffekte ganz offensichtlich aufgegangen. Für die Holding Graz ist der Ankünder ein wichtiger Beitragsleister für das Konzernergebnis, erwirtschafteten die 52 Mitarbeiter des Werbeflächenvermarkters 2019 doch einen Rekordumsatz von rund 16 Millionen Euro. Für das Corona-Jahr 2020 hingegen ist mit spürbaren Einbußen zu rechnen, da die Werbewirtschaft sehr unmittelbar auf Konjunkturentwicklungen reagiert. Auch deswegen sind Weiterentwicklung und Innovationsführerschaft keine leeren Schlagworte in der Branche, sondern schlichte Notwendigkeiten – ein weiterer Grund, der allenthalben gepriesenen Digitalisierung Vorschub zu leisten und zu erkennen, was alles möglich ist. Das gute »alte« Plakat wird es immer geben – es ist der Klassiker der Outdoor-Werbung und das ideale Medium zum raschen Aufbau von Bekanntheit und Reichweite. Aber nicht erst seit der Ankünder vor vier Jahren digitale Werbeträger in Graz eingeführt hat, herrscht Klarheit darüber, dass es einen Mix aus analog und digital geben muss. Keiner weiß das besser als Dieter Weber, der vor 17 Jahren von der Styria Media AG zum Ankünder in die Herrengasse gekommen und heute für Personal, Finanzen und Technik zuständig ist. Er darf als alter FAZIT MÄRZ 2021 /// 77



Fazitportrait

Qualität geht vor Quantität.

Werbeprofi bezeichnet werden: »Als ich gekommen bin, hat man einmal pro Monat die Plakate gewechselt«, plaudert der dreiundsechzigjährige Betriebswirt aus dem Nähkästchen, »heute werden digitale Werbesujets stündlich oder noch häufiger gewechselt und das frequenzabhängig.« Vorigen Sommer wurde die Werbung auf dem am stärksten frequentierten Platz von Graz, dem Hauptplatz, ausschließlich auf digitale City-Lights umgestellt. Weber, nicht ohne Stolz: »Das ist einzigartig in der gesamten D-A-CH-Region. Das gibt es nicht in Berlin, nicht in Zürich, nur in Graz.« Analog und digital Die Ausrüstung, sprich die Produkte des Unternehmens, können sich auch international sehen lassen. Neben den 1.600 Großplakaten in Graz und 1.200 steiermarkweit, gibt es mehr als 500 Scrollerflächen für »rollierende Werbung« (Poster Light oder Rolling Board) an hochfrequentierten Standorten, über 700 Infoscreens in Bussen und Straßenbahnen für Information, Unterhaltung und Werbung sowie riesige Videowalls (Jakominiplatz) für bewegte Bilder und Animationen. Sie umfasst »Culture Screens« in FullHD und »Culture Lights« für Veranstaltungsbewerbungen oder riesige Prismenwender bis 40 Quadratmeter an Autobahnen oder Einkaufszentren, aber auch Kleinplakate für Litfaßsäulen in ausgesuchten Innenstadtbereichen oder analoge City-Lights (hinterleuchtete Plakate), wie auch die erwähnten digitalen City-Lights an besonders belebten Standorten in der Innenstadt für wechselnde Zehnsekundenspots. Ganz abgesehen von Innovationen wie »Fotobox«, »Ambient Media« oder Innenbranding für außengebrandete (beklebte) Straßenbahnen, um nur einige zu nennen. Digitalisierung und öffentlicher Raum Digitalisierung umfasst aber viel mehr Dimensionen, so auch Raum, Zeit oder Geld. Sie bedeutet zum Beispiel zeitabhängige Werbung, etwa zu verschiedenen Tageszeiten und folglich zu anderen Preisen. Werbespezialist Weber kennt aber auch die zum Teil bereits realisierte Werbezukunft: Alles wird vernetzt, »digi-

Bernd Schönegger

tal out of home« plus »mobile-marketing« – Push-Nachrichten auf das Handy – erhöhen Aufmerksamkeit und Zielgenauigkeit, die Werbung wird synchronisiert und findet verstärkt Eingang in verschiedene Medienkanäle bis zum Internet. So vielfältig werden und sind bereits die, auch von der Außenwerbung zu bedienenden, Spielwiesen. »Um da mithalten zu können, müssen wir in Innovationen investieren«, sind sich die beiden Geschäftsführer einig. »Und das heißt, Qualität geht vor Quantität«, sagt Bernd Schönegger und meint damit etwas ganz Bestimmtes. Der vierundvierzigjährige Jurist stieß erst 2018 dazu, ist zuständig für Verkauf, Marketing, Innovation und IT, er ist auch Geschäftsführer in Slowenien, Kroatien und Kärnten und er kommt aus der Politik, wo er unter anderem auf eine zehnjährige Erfahrung als Nationalratsabgeordneter verweisen kann. Eine Expertise, die vielfältig einsetzbar ist, so auch im Unternehmen Ankünder. »Wir spielen ja eine große Rolle in der Öffentlichkeit, weil wir den öffentlichen Raum mitgestalten«, so Schönegger. »Dieser Verantwortung sind wir uns bewußt und agieren gemeinsam mit der öffentlichen Hand. Das heißt, wir bemühen uns um bestmögliche Integration in das Stadtoder Ortsbild, versuchen Formate weitgehend zu vereinheitlichen und Wildwuchs zu vermeiden. Passanten sollen ja positiv angesprochen und nicht gestört werden, deshalb haben wir etwa die Dreieckständer eliminiert – auch das ist gemeint mit Qualität.« Das Unternehmen Ankünder greift auch direkt in die städtische Infrastruktur ein. Werbeträger mit Mehrwert wie digitale City-Lights mit Defillibratoren – dreimal zwischen Jakominiplatz und Hauptplatz entlang der Herrengasse – oder rund 400 Wartehäuser seit Mitte der Neunzehnneunzigerjahre allein in Graz im Bereich des öffentlichen Verkehrs leisten wichtige Zusatzfunktionen und erhöhen die Lebensqualität im öffentlichen Raum. Bei den Wartehäusern, die eine geniale Kombination aus Schutz vor Wind und Wetter, Beleuchtung in den Nachtstunden sowie – natürlich – Werbung sind, gibt es außerdem eine erfreuliche Offensive: Für die Smart City und die Reininghausgründe werden vom n Ankünder noch heuer 30 neue gebaut.

Ankünder GmbH 8010 Graz, Herrengasse 7 Telefon +43 316 90040 ankuender.com

FAZIT MÄRZ 2021 /// 79


Man muss alles hinterfragen, vor allem die Mainstreams. Arik Brauer, österreichischer Maler, Sänger und Dichter, 1929–2021

Kulturgespräch

Direkter Urbanismus Das verlängerte Kulturjahr 2020 bringt auch in diesem Jahr markante Initiativen mit dezidiertem Nachhaltigkeitsanspruch. Von Michael Petrowitsch

D

Fotos: Ouriel Morgensztern, Lorenz Seidler

as Duo transparadiso, bestehend aus Barbara Holub und Paul Rajakovics, landet im Jahreslauf 2021 mit seinem Projekt »Normal – Direkter Urbanismus x 4« in den vier Bezirken Andritz, Wetzelsdorf, Liebenau und Waltendorf. Sie wollen ihre Ideen nicht nur in dem non-hierarchischen »Third World Congress of the Missing Things«, sondern auch für die kommenden Jahre in der Psychogeographie und Stadtplanung implantiert wissen. Ein Gespräch über Zukunftsvisionen für die am schnellsten wachsende Stadt Österreichs. Was bedeutet die von euch kreierte Methode des »direkten Urbanismus« für die Bevölkerung vor Ort? In Graz geht es bei »Normal« vorrangig um das Schaffen von Orten für informelle Begegnungen über eine »kollektive Wunschproduktion«. Unsere Aufgabe sehen wir darin, wieder Qualitäten, die die Gemeinschaft fördern und die zunehmend in der Stadtentwicklung übersehen werden, zu etablieren. Wir haben grundsätzlich das Problem, dass mit den Begriffen »Teilhabe« und »Partizipation« zu inflationär agiert wird. Es gilt, dieses Teilhaben mit künstlerischen Mitteln anders zu evozieren. Bei dem Projekt »Normal« für Graz 2020 war der Ausgangspunkt schlicht und 80 /// FAZIT MÄRZ 2021

einfach jener, dass anlassbezogene Umwidmungen in Graz an der Tagesordnung sind. Dabei werden die sozialen Qualitäten ebenso wie poetische Momente, die keiner üblichen städtebaulichen Kategorie zuzuordnen sind, zu wenig berücksichtigt. Mit »Nomral« wollen wir hinterfragen, was wir uns stattdessen als »Normal« wünschen würden, und dieser Diskussion eine breite Öffentlichkeit geben.

Gibt es in Graz überhaupt Potenzial, um mit euren Strategien eine Verbesserung der Lebensqualität herbeizuführen? Wir wollen festhalten, dass Graz eine hohe Lebensqualität hat, die allerdings in den äußeren Bezirken, an den Rändern, in denen die massiven Transformationsprozesse vor allem sichtbare Auswirkungen haben, abbricht. Das schnelle Wachstum löscht zunehmend bestehende Qualitäten, wie sie in den teilweise noch dörflichen Strukturen erkennbar sind, aus und lässt wesentliche Herausforderungen der Zukunft unberücksichtigt. Wesentliche Fragestellungen, wie ökologische Aspekte tatsächlich im Bezirk und darüberhinaus in der Raumplanung berücksichtigt werden können oder wie dem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegengewirkt werden kann, müssen zeitgemäß interpretiert werden. Um den unvorhersehbaren Entwicklungen begegnen zu können, müssen Planung und Handlung ganz im Sinne des

direkten Urbanismus ineinandergreifen.

Hier kollidieren also die Interessen der Bauträger mit jenen der städtischen Gesellschaft. Wer soll denn hier die Brücke bauen? Greift die Politik nicht engagiert genug durch? Die Außenbezirke sind grundsätzlich die Verlierer, da in der Regel Investoren genau dort Grundstücke suchen, um etwa Anlegerwohnungen oder neue Luxuswohnungen zu bauen. Das gilt es zu regulieren und Entwicklungskonzepte zu erarbeiten, sodass Wohnen z. B. über innovative, genossenschaftlich orientierte Finanzierungsmodelle kostengünstiger wird und gleichzeitig die Bodenversiegelung reduziert wird. Ist so eine Entwicklung überhaupt Jahrzehnte voraus zu planen, etwa bis 2050? Natürlich braucht es einerseits das lokale, schnelle Agieren und Reagieren. Dieses muss jedoch gleichzeitig in Visionen für langfristige Stadtentwicklungskonzepte, die nicht nur auf Gewinn, sondern auf Lebensqualität für alle ausgerichtet sind, eingebettet werden. Naturgemäß macht es wenig Sinn, sich angesichts des rapiden Wachstums der Stadt auf Konzepte aus den 1980er Jahren zu beziehen. Ein großes Manko sind nun mal die Anlasswidmungen. Die Kommune müsste hier viel härter bleiben.


Alles Kultur Paul Rajakovics und Barbara Holub wollen sich mit ihren Ideen auch in die Stadtplanung einbringen.

Das ist doch wohl ein Eingriff in Eigentumsrechte? Nein. Man ergreift hier einfach die Möglichkeit, einer ungezügelten Kapitalisierung entgegenzutreten. Es geht nun mal auf der anderen Seite schlicht und einfach um die Interessen der Allgemeinheit und wir reden hier von Menschen, die wenig Geld haben. Da braucht es auch eine soziale Durchmischung. So sollte zum Beispiel auch am Ruckerlberg und Rosenberg sozialer Wohnbau möglich sein.

Was wäre ein erreichbares Ziel bezüglich der Nachhaltigkeit eures Projekts für das Grazer Kulturjahr? Nachdem wir ja unverbesserliche Verfechter von »Makro-Utopie«, d. h. Utopien im Kleinen, sind, wünschen wir uns, dass jedes der vier Projekte über die künstlerisch-urbanen Interventionen während des Kulturjahres 2021 hinaus in eine langfristige Verankerung übergeführt werden kann. Die konkreten Interventionen behandeln alle jeweils virulente Themen im Bezirk und schaffen Situationen, in denen durch die aktive Teilnahme der Stadtbevölkerung auch konfligierende Interessen

in einem öffentlichen Austausch diskutiert werden. Somit wollen wir die Komplexität von Fragestellungen der Stadtentwicklung aus verschiedenen Perspektiven sichtbar machen und Visionen für ein Engagement für Gemeinschaft jenseits von Partikularinteressen entwickeln. Wir konzentrieren uns mit »Normal« also darauf, Konflikte aufzugreifen und öffentlich zu verhandeln. Dies ist unserer Meinung nach viel fruchtbringender, als bloß zu schauen, dass jemand überstimmt wird oder Diskurse auf billigen Konsens hinauslaufen. Die Konflikte, die auch in Zukunft das städtische Zusammenleben prägen, bringen natürlich unterschiedliche Interessen zu Tage. So realisiert »orizzontale (I)« in Liebenau das Projekt »Flussfluss« als Beitrag zur neuen Identität am Grünanger und eröffnet mit ihrer Installation auch eine Diskussion um die wechselvolle jüngste Geschichte des Kraftwerksbaus. public works (GB) wird in Andritz mit »Platzen – School for Civic Action« die Rolle eines Hauptplatzes im Bezirk und die mögliche Neugestaltung des Andritzer Hauptplatzes im Mai diskutieren. In Waltendorf

laden wir/ transparadiso (A) zum »Third World Congress of the Missing Things« ein, Qualitäten, die fehlen, zu diskutieren. In Waltendorf fehlt geradezu eine »Poesie des Zentrums«, wie es das Pammerbad und die Kirche in der Nachkriegszeit und bis vor einigen Jahren waren. In Wetzelsdorf wiederum geht Georg Winter (D) mit der »TanzPflanzPlan AG« der Frage nach, wie Freiraumplanung in Zukunft möglich ist. Georg Winter erarbeitet hier über performative Strategien am Feld, wie man das im sozialen Wohnraum als lästig wahrgenommenes »Abstandsgrün« für den Anbau von Nutzpflanzen aktivieren könnte. Bei allen Projekten geht es um klare Haltungen, die auch die Verantwortung des Einzelnen ansprechen. Vom Umdenken bezüglich Bodenversiegelung, bei der Österreich als europäischer Spitzenreiter fungiert, gar nicht zu reden. Diese Fragen – wie etwa: »Wie kann man restlichen Boden wieder einer ökologischen Nutzbarkeit zuführen?« – beschäftigen uns dann intensivst auch am 3. und 4. Juli dieses Jahres. Der Parkplatz der Pfarre St. Paul in der Eisteichsiedlung in Waltendorf wird ein informelles Kongresszentrum für den »Third World Congress of the Missing Things«. Bei dieser Kooperation mit der Pfarre werden wir viele Punkte auf den Tisch bringen, die für die Stadtentwicklung von entscheidender Bedeutung sein werden, und dürfen jetzt schon dazu einladen. Das Ende des Kulturjahrs Graz 2020/2021 ist für uns also nicht das Ende unseres Engagements für »Normal«.. Vielmehr betrachten wir die Erfahrungen als Auslöser für eine weitere Diskussion mit n der Stadt Graz. FAZIT MÄRZ 2021 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

E

s läuft nicht mehr rund in der türkis-grünen Koalition. Was als »das Beste zweier Welten« begann, droht zum Dauerstreitfall zu werden. Die Projekte aus der gemeinsamen Schnittmenge von ÖVP und Grünen sind längst abgearbeitet. Und ohne Corona-Krisenmanagement hätten sich die beiden Regierungsparteien wohl schon seit Monaten nicht mehr viel zu sagen. Bis zum Sommer hat die Regierung – allen voran Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober – die Herausforderungen der Pandemie gut gemeistert. Weil der erste Lockdown früh genug erfolgte – als das Contact Tracing mit den täglichen Infektionszahlen noch nicht überfordert war –, waren die Inzidenzen vergleichswiese niedrig. Und weil der erste Lockdown in den meisten Schigebieten mit dem Wintersaisonschluss einherging, kam auch der für Westösterreich extrem wichtige Tourismus mit einem blauen Auge davon. Der wirtschaftliche Abschwung im zweiten Quartal war

Die Bundesregierung beginnt in der Coronakrise zu straucheln

82 /// FAZIT MÄRZ 2021

in erster Linie den nicht mehr funktionierenden Lieferketten in der Industrie geschuldet. Damals standen die chinesischen Zulieferer still. Und mit ihnen die österreichische Industrie. Bis auf wenige Pannen, wie etwa das unsinnige Schließen der Bundesgärten in Wien, funktionierte nicht nur die Krisenkommunikation, sondern auch das Krisenmanagement der Regierung recht ordentlich. Selbst einige Fehler im Gesundheitsministerium, die dazu führten, dass mehrere Verordnungen höchstgerichtlich aufgehoben wurden, waren halb so schlimm. Die intensivmedizinische Versorgung blieb intakt. Die Todeszahlen waren niedrig. Die Bevölkerung stand hinter den Maßnahmen. Als über die Sommermonate nachgewiesen wurde, dass Corona fast ausschließlich bei den Alten und bei Menschen mit Vorerkrankungen wie etwa Diabetes, Bluthochdruck oder Adipositas zu schwerwiegenden Verläufen führt, hätte die Regierung dringend den Schutz der Risikogruppen in den Mittelpunkt ihrer Strategie stellen müssen. Die Antigentests standen bereits zur Verfügung. Und mehrere ordentlich geführte Pflegeheime haben vorgezeigt, dass es mit täglichen lückenlosen Tests für Bewohner, Mitarbeiter und Lieferanten gelingt, Corona auszusperren. Trotzdem konnte das Virus bis zur Impfung in vielen Heimen wüten. Die Betreiber wollten dem Pflegepersonal die täglichen Tests nicht zumuten. Außerdem sei es logistisch viel zu schwierig, tägliche Tests zu organisieren. Statt auf die Risikogruppen zu achten, wurde das ganze Land in einen zweiten, dritten und vierten Lockdown gezwungen; im Kulturbereich, im Tourismus und in der Freizeitwirtschaft wurde er gar nie aufgehoben. Das hat dazu geführt hat, dass kein anderes EU-Land wirtschaftlich so hart aufgeschlagen ist wie Österreich. Begründet werden diese Lockdowns immer noch mit der drohenden Überlastung des intensivmedizinischen Systems und mit dem Versagen des telefonischen Contact Tracing. Dabei waren die Corona-Betten überwiegend von der Risikogruppe besetzt. Und

auch das Contact Tracing funktioniert nur aus einem einzigen Grund nicht: Datenschutz ist in Europa wichtiger als Menschenschutz! Denn natürlich wäre es möglich gewesen, die Datenschutzregeln befristet auszuhebeln und die Bürger zum Einsatz von Tracing-Apps zu verpflichten. Ein weiterer Skandal ist die Impfstoffbeschaffung. Um nicht als »Impfnationalisten« dazustehen, haben sich die EU-Mitgliedsländer unter der Federführung Deutschlands auf eine gemeinsame Impfstoffbesorgung durch die EU-Kommission geeinigt. Finanzschwächere Staaten drängten zum Kauf des günstigsten Impfstoffs. So wurde die Impfstoffbesorgung zum bekannten Desaster. Die USA haben für ihre 328 Millionen Einwohner übrigens rund 18 Milliarden Euro für Impfstoffe ausgegeben. In Brüssel war man anfangs stolz, mit nur 3,8 Milliarden für 450 Millionen Menschen das Auslangen gefunden zu haben. Vor diesem Hintergrund wundert sich niemand, dass die Unzufriedenheit mit der Regierung steigt. Natürlich wittert die Opposition die Chance, Türkisgrün zu Fall zu bringen. Die Frage ist nicht ob, sondern n wann ihr das wohl gelingen wird.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 31. MÄRZ 2021!


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