Fazit 169

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fazitmagazin.at

#169

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 169 10/2020 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Das Pendel der Pandemie

Martin Sprenger im Interview

FAZIT

FA ZITESSAY

Günter Riegler über unser Wirtschaftssystem und die politische Kultur

Jänner 2021

FA ZIT THEMA HEIMISCHE CORONAFORSCHUNG

Die Steiermark kämpft gegen das Virus

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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BEGLEITUNG IST VERTRAUENSSACHE

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ICH DENKE AN ALLES, SIE DENKEN AN IHRE LIEBEN Waltraud Fischer kümmert sich in der Bestattung Graz um eine gelungene und würdevolle Trauerfeier. Von der Aufnahme, über die Art der Bestattung, den Ablauf, die Sargauswahl bis hin zur Gestaltung der Gedenkkarten – bei ihr bekommen Sie alles aus einer Hand. grazerbestattung.at


Editorial

Von Christian Klepej

I

m Namen der Republik hat der österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH) am 11. Dezember dieses Jahres zwei Erkenntnisse veröffentlicht. Zum einen wurde das Verhüllungsverbot an Volksschulen aufgehoben, zum anderen wurde entschieden, dass der Straftatbestand der »Hilfeleistung zum Selbstmord« gegen das Recht auf Selbstbestimmung verstoßen würde. Mit beiden Erkenntnissen habe ich wenig Freude, darum geht es mir aber nur zweitrangig; das Verfassungsgericht hat sicher nicht die Aufgabe, mir eine Freude zu machen. Was mir Kummer bereitet, ist der Umstand, dass dieses Verfassungsorgan – zusammengestellt aus 14 »unabhängigen« und quasi auf Lebenszeit bestellten Richtern – in den letzten Jahren immer mehr an »Gesetzesgestaltung« an sich gezogen hat. Und damit unsere Gesellschaft gerade in substantiellen Fragen ihrer Weiter- und Fortentwicklung viel zu sehr dominiert. Eine Aufgabe für die in der Demokratie einzig und allein der Souverän zuständig zu sein hat. Und in unserer repräsentativen Demokratie eben der Nationalrat. Diesen beinahe ungeheu-

Unsere Politik muss vom Parlament gestaltet werden. Nicht von Richtern

erlichen Zustand, er wird interessanterweise in der öffentlichen Diskussion recht wenig beachtet, laste ich im Übrigen gar nicht allzusehr den durch die Bank hervorragenden Juristen des VfGH an, nein, es ist dem Parlament bzw. »der Politik« vorzuwerfen, immer schwächer in der Ausformulierung von Gesetzestexten zu sein und immer öfter die Verantwortung in den komplexen Themenbereichen nonchalant an das Verfassungsgericht abzugeben. Da dieser Zustand nicht erst seit heuer um sich greift, kann diese Aushöhlung unserer demokratischen Rechte auch nicht mit der 2020 alles dominierenden Coronakrise in Verbindung gebracht werden, nein, dieses »Fürchten« vor heiklen Themen grassiert schon länger in der heimischen Innenpolitik. Neben den beiden aktuellen Erkenntnissen waren es etwa die Öffnung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare, die Anerkennung eines dritten Geschlechts im Personenstandswesen, die Abschaffung des Druckes auf Migranten, die deutsche Sprache zu erlernen (der Gesetzgeber wollte die Sozialhilfe damit junktimieren, eine sinnvolle Maßnahme meines Erachtens) oder das »Nichterlauben« der Verwendung von Aufnahmen aus der »Section Control« auf den Autobahnen zur Verbrechensbekämpfung, um nur einige zu nennen. Im Grunde ist auch die Aufhebung der Bundespräsidentschaftswahl im Jahr 2016 durch den VfGH eine zumindest fragwürdige Entscheidung gewesen, die mir viel zu viel Spielraum für Gedanken der Wichtigmacherei dieses Gremiums eröffnen. Für all diese hier aufgezählten Themenbereiche gibt es jeweils gute Argumente dafür oder dagegen. Was ich nicht akzeptieren will, ist die Tatsache, dass nicht »ich« bzw. meine mich vertretenden Abgeordneten das entschieden haben, sondern eben ein völlig auf sich allein gestelltes Kollegium. Andreas Unterberger spricht in einem aktuellen Kommentar sogar von einer »Richterdikatur«, was ich für maßlos übertrieben halte, der Weg hin zur Kritarchie, der Herrschaft von Richtern, scheint sich aber durchaus schemenhaft abzuzeichnen. Wenn meine Stimme bei der Nationalratswahl dazu Verwendung findet, zu entschei-

den, ob sieben oder zehn Prozent an einer Steuer anfallen, aber die wesentlichen Fragen unseres gesellschaftliches Miteinanders von 14 Menschen bestimmt wird, dann ist etwas faul im Staate Dänemark. Dass diese wesentlichen Fragen naturgemäß einiges an Brisanz mit sich bringen, lässt sich etwa am Thema Sterbehilfe gut darstellen. Ich für meinen Teil, um nun doch auch inhaltlich sehr kurz darauf einzugehen, halte jede Form einer gesetzlich verankerten Tötungsmöglichkeit durch Dritte für ein Tor, das eine ihre Alten wertschätzende Gesellschaft nie und nimmer auftun sollte. Selbstverständlich gibt es (in ihrem persönlichen Schicksal schreckliche) Extremsituationen und selbstverständlich ist die rechtliche Absicherung auch von Ärzten, die einen Sterbenden begleiten oder einen Sterbewilligen behandeln, von Belang. Was unser viel zu oft viel zu hedonistisches Denken aber gerne übersieht, ist die nunmehr drohende und ebenfalls schreckliche Situation für unsere alten Menschen: Sie stehen vor der bitteren Erkenntnis, ihr Leben ist nur mehr wenig wert, es darf ganz offiziell beendet werden. Solche gesellschaftlichen Entwicklungen kann ich nicht mittragen, wenn sie von ungewählten Juristen vorgen geben werden.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JÄNNER 2021 /// 3


Inhalt Fazit Jänner 2021 39

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Fotos: Adobe Stock, Marija Kanizaj, Enlarge, Heimo Binder (2), Manuel Treffer

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Die Steiermark gegen Corona

Der Kampf gegen Corona wird trotz Impfung weiterhin an vielen Fronten geführt. Auch Das Pendel der Pandemie steirische Forscher sind sehr erfolgreich. Das freiwillige Ausscheiden aus der Regierungs-Taskforce hat Arzt Martin Sprenger bundesweit bekannt gemacht.

Die üblichen Verdächtigen

Ein Essay von Günter Riegler über Kapitalismus und Marktwirtschaft als übliche Verdächtige bei sozialen Verwerfungen.

Coronales. Allzucoronales

Wie geht der Kulturbetrieb mit der Pandemie um? Michael Petrowitsch hat sich umgefragt und mit den Kulturinstitutionen gesprochen. Seite 78

Ausgabe Jänner 2021 XVII. Jahrgang Nr. 160 (10/2020) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 42

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Rubriken Editorial 3 Politicks 14 Investor 32 Gastkommentar 38 Immobilien 68 Alles Kultur 78 Schluss 82

Liebe Leser!

Auch weiterhin werden weltweit viele Menschen an Covid-19 erkranken. Denn die Impfung ersetzt keine Therapie. Im Fazitthema geht es um steirische Forscher, die so lange an allen Fronten gegen das Virus kämpfen wollen, bis die Krankheit problemlos heilbar ist. Das Fazitgespräch führten wir mit dem Public-Health-Experten Martin Sprenger. Er hat durch sein freiwilliges Ausscheiden aus der Corona-Taskforce der Regierung für großes Aufsehen gesorgt und gilt seitdem als Hauptkritiker der Krisenpolitik. Und das, obwohl er mit sehr vielen Maßnahmen durchaus einverstanden ist. Der Fazitessay stammt vom Grazer Finanz- und Kulturstadtrat Günter Riegler. Der gelernte Steuerberater beschreibt die um sich greifende Sehnsucht nach »noch mehr Staat« und die wachsende Skepsis gegenüber Kapitalismus und Marktwirtschaft.

In seiner Außenansicht beschäftigt sich Peter Sichrovsky mit der Empörtheit der europäischen Medien über den knappen Ausgang der US-Wahl. Auch dass 43 Prozent der Frauen Trump wählten, ist aus europäischer Sicht unfassbar. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch! Gutes Lesen! -red-

Krebs kennt keinen Lockdown

Eine Fazitbegegnung mit Christian Scherer. Die Krebshilfe ist ein wichtiger Anker für Der mit dem Sofa surft Krebskranke und ihre Angehörigen. Georg Walchshofer verließ seinen Topjob, um als kleiner, aber feiner Sofaproduzent in einen Markt mit Riesenpotenzial einzusteigen.

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Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Lektorat AdLiteram

Außenansicht P Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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IMPRESSUM

Druck Walstead-Leykam

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Foto: Adobe Stock


Fazitthema

Die Steiermark gegen Corona Von Johannes Roth

Die Zulassung des ersten Impfstoffes gegen Covid-19 steht kurz bevor. Der Kampf gegen das Virus ist damit jedoch nicht gewonnen. Er wird weiterhin an vielen Fronten gefĂźhrt. Auch in der Steiermark.

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Fazitthema

E

nde Jänner 2020 dämmerte es dem einen oder anderen Experten im Gesundheitsministerium langsam: Das CoronaVirus schien nichts zu sein, das man entspannt einfach aussitzen könne. Wenn man dem Virus, das in Europa zu diesem Zeitpunkt nur rudimentär vorhanden war, auch nicht mit übergroßer Beunruhigung begegnete, so war es doch etwas, das man mit leiser Sorge beobachtete; etwas musste geschehen, auch wenn damals niemandem so recht klar war, was. [1]

Steirische Experten von Anfang an dabei

Bis man diese Sorge auch an den Gesundheitsminister herantragen konnte, vergingen Wochen. Erst in den letzten Februartagen wurden eine Task Force sowie der dazugehörige 19-köpfige Beraterstab gebildet. Unter diesen Beratern waren auch die Vertreter zweier steirischer Institutionen: Public Health-Experte Martin Sprenger und der Vorstand des Institutes Hygiene, Ivo Steinmetz, beide Meduni Graz. Wenn man so will, war die Beteiligung der zwei Experten auch der Beginn des steirischen Beitrags im Kampf gegen die Pandemie. Seither haben steirische Forschungseinrichtungen und private Unternehmen, aber auch die Landespolitik Bemerkenswertes geleistet. Besonders gefordert sind und waren die Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, wie die Politik – auch auf Landesebene.

Strukturelle Vorfeldarbeit

So gesehen hat die steirische Landespolitik den Kampf gegen Covid-19 schon Jahre vor dem Auftreten des Virus begonnen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden Strukturen aufgebaut, die Wissenschaft fördern und fordern. Fast 47 Millionen Euro gibt das Land laut Budget 2020 unter dem Titel »Wissenschaft und Forschung« zu diesem Zweck aus. [2] Zum Thema Covid-19 hat das Wissenschaftsressort des Landes heuer einen sogenannten Forschungs-Call umgesetzt. Im Zuge des Calls – ausgeschüttet wurden laut Wissenschaftsressort 700.000 Euro – werden zehn Forschungsprojekte von steirischen Nachwuchs-WissenschafterInnen finanziert, die sich mit den langfristigen Auswirkungen, Veränderungen, aber auch Chancen der Covid-19-Krise beschäftigen.

Unterschiedlichste Forschungsprojekte

Projektbezogen wird dabei vielschichtig gefördert. »Die Projekte beschäftigen sich etwa mit den Auswirkungen des digitalen Unterrichts, den Veränderungen in unserem Arbeitsleben – Stichwort Telearbeit – oder im Konsumverhalten durch die Nutzung von Online-Portalen. Ein Projekt untersucht das alters- und berufsgruppenspezifische Stresslevel vor, während und nach der Corona-Krise, ein weiteres Forschungsprojekt widmet sich den möglichen Auswirkungen der Isolation während des Lockdowns

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auf alleinlebende Menschen. »Durch die vom Land unterstützten Forschungen soll ein möglichst breites Spektrum an nachhaltigen Veränderungen durch Covid-19 abgedeckt werden«, so die zuständige Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.

Säule Kompetenzzentren

Ein Schwerpunkt liegt strukturell auch an anderer Stelle: »Wir unterstützen Einrichtungen wie etwa COMET-Zentren, Cluster oder Unternehmen, die an Covid-19-Themen forschen. Hier lässt sich kein genauer finanzieller Anteil beziffern, da es in diesen Fällen um Basisfinanzierungen geht. Hinzu kommen Förderungen aus anderen Ressorts des Landes und des Bundes«, erklärt EibingerMiedl. Nun will man den Ausbau fortsetzen. »Schwerpunkte gibt es hier im weiteren Ausbau der steirischen COMET-Kompetenzzentren, dem Ausbau des Spitzenforschungszentrums Silicon Austria Labs sowie dem Aufbau des Cyber Security Campus an der TU Graz. Neu hinzu kommen Forschungsschwerpunkte auch im Bereich Health Tech. Verstärken werden wir unsere Anstrengungen darüber hinaus im Bereich von Start-ups und universitären Spin-offs«, so die Landesrätin.

Industrie und Forschung

Eines der bedeutendsten Zentren ist das »K2«-Zentrum acib (Austrian Research Centre of Industrial Biotechnology), das in den drei Hauptkompetenzfeldern »Biotransformationen«, »Mikrobielle Systembiotechnologie« und »(bio-)pharmazeutische Technologie« fokussiert neue Entwicklungen schafft, die weit über den Stand der Technik [3] hinausgehen. Wissenschaftlicher Leiter des acib ist Prof. Bernd Nidetzky, der auch an der TU das Institut für Biotechnologie leitet. »Wir sind keine Institution, die Patente hält, sondern wir verfolgen die Strategie, die Patente aus unseren strategischen Forschungen den Unternehmen zu fairen Bedingungen weiterzugeben, sofern dies nicht ohnehin im Rahmen von Verträgen festgehalten ist«, erklärt Nidetzky. Im Vordergrund steht ergebnisorientierte Forschung und nicht die monetäre Verwertung und Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse. Unter anderem diese Strategie, gepaart mit Forschung auf international höchstem Niveau, macht das acib zu einem starken Partner der steirischen Unternehmen. »Jeder Euro, den das acib ausgibt, beinhaltet mindestens 50 Prozent an Industrieunterstützung«, erklärt Nidetzky.

Voraussetzungen schaffen

Das öffentliche Interesse an industrieller Verwertung wird gerade an der Forschung des acibs zu Covid-19-relevanten Themen deutlich. Hier arbeitet man zum Beispiel daran, dass die Großproduktion von Impfstoffen z.B. gegen Covid-19 oder entscheidender Komponenten für Massenschnelltests technisch überhaupt erst möglich wird. Denn dazu braucht man verbesserte Biotech-Werkzeuge, für


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deren Entwicklung eine sogenannte »Plattformtechnologie« Voraussetzung ist. Und eben diese hat das acib in Zusammenarbeit mit der Uni Innsbruck, der Boku in Wien sowie einem internationalen Pharmaunternehmen entwickelt und als BOSS (Biotechnologische Optimierung durch Selektions-Systeme) patentiert.

Schlüsseltechnologie BOSS

BOSS ermöglicht u. a. – sehr verkürzt gesagt –, in kurzer Zeit jene Substanzen zu identifizieren, die die gewünschten Eigenschaften eines möglichen SARS-CoV-2-Medikaments zeigen. »BOSS, so sind sich die Forscher einig, könnte medikamentöse Lösungsansätze gegen Covid-19 maßgeblich beschleunigen«, verlautet das acib. Die BOSS-Technologie ist also so etwas wie eine Grundlage für verschiedene Lösungsansätze im Kampf gegen das Virus, zum Beispiel für das Projekt »Fastcure«. Fastcure will aus mehr als zwei Milliarden Wirkstoffen diejenigen herausfiltern, die gegen Covid-19 eingesetzt werden könnten. Die dazugehörigen Rechenkapazitäten werden dem Konsortium von der Google-Mutter Alphabet zur Verfügung gestellt. Ein weiteres Anwendungsgebiet von BOSS ist die Entwicklung von Antikörpertests, mit denen festgestellt werden soll, ob eine Immunreaktion auf das SARS-CoV2-Virus vorliegt. Der erste nicht-kommerzielle Antikörpertest wurde bereits im März unter der Leitung der BOKU zusammen mit dem acib und anderen entwickelt. Im Unterschied zu den PCRTests hilft der Einsatz dieses Tests, die Dunkelziffer der Infektionen genauer zu benennen. [4]

Große Mengen

Überhaupt scheint die Steiermark ein guter Boden für die Entwicklung von Tests zu sein. Das belegt u.a. das Grazer Unternehmen technomed. Dessen CEO, Moritz Bubik, kann einiges zur Entwicklung und Vermarktung der dringend gebrauchten Schnelltests erzählen. »Antigentests gehören seit 1984 zu unserem Portfolio. Die Menge ist pandemiebedingt jedoch außergewöhnlich, aber das Know-how und die Partner gibt es bei technomed seit Jahrzehnten«, so Bubik. Das kam dem Unternehmen jetzt zugute: Technomed habe im September entsprechende Produzenten evaluiert und validiert, im Oktober habe man bereits die erste Lieferung eingeflogen. »Somit hat es ca. 45 Tage gedauert, bis wir einerseits den für uns optimalen Hersteller und die Supply-Chain aufgebaut hatten – wohlgemerkt für große Kapazitäten mit laufenden Qualitätsproben.« Die Produktion der Tests selbst findet in China statt. »Wir nehmen die Auswahl der Produktion sehr genau und implementieren eigenes Personal vor Ort für eine zusätzliche und unabhängige Qualitätsprüfung und -sicherung für jede Charge.« Essenziell, um die Tests auch entsprechend vermarkten zu können, seien ausreichende Vorstudienergebnisse. Bubik: »Wir hal-

ten derzeit bei drei Studien mit über 700 Proben, Sensitivität zwischen 96,49 und 100 Prozent und Spezifität zwischen 99,2 und 100 Prozent. Auch die Lieferkette muss belastbar, verzögerungsfrei sein und kontrolliert werden.« Die Expertise und Erfahrung auf diesem Gebiet haben sich mittlerweile bezahlt gemacht. technomed beliefert neben tausenden Ordinationen und Gesundheitseinrichtungen verschiedene Bundesministerien, Landesregierungen und auch die Bundesbeschaffungsagentur oder die AGES. »Für uns ist dabei eine ethische Preispolitik genauso essenziell wie zufriedene Kunden«, sagt Bubik. »Seit Beginn bieten wir unter dem slowakischen Preisniveau an – im Gegensatz zu gewissen Konzernen.« Technomed, so Bubik weiter, sei bereits seit Beginn der Pandemie auch darauf ausgerichtet, der steigenden Nachfrage im Kampf gegen Covid-19 gerecht zu werden. »Wir beschaffen seit März mit vollstem Einsatz sämtliche benötigte Güter zu ethischen Preisen mit gesicherter Qualität. Darunter haben wir Schutzausrüstung, Schutzmasken, Desinfektions- und Hygieneprodukte, Pulsoxymeter und Vitaldatenmonitorings für Kliniken etc. im Portfolio.«

Bewusstsein und Bildung

Auf einem ganz anderen Feld im Kampf gegen Covid-19 ist Uwe Simon tätig. Er lehrt am Fachdidaktikzentrum der Uni Graz Biologie und Umweltkunde, ist also u. a. damit beschäftigt, die Vermittlung grundlegenden Wissens über Infektionen, Viren etc. vorzubereiten – eine Voraussetzung für das Verstehen von mitunter einschneidenden Maßnahmen zur Eindämmung jedes pandemischen Geschehens. Der Arbeitsgruppe um Prof. Uwe Simon geht es um frühzeitige Patienteninformation. »Nur wer weiß, dass Antibiotika gegen Viren unwirksam sind, was Viren wirklich sind und welche Krankheiten von Baktieren und welche von Viren verursacht werden, wird sich entsprechend verhalten können. Das betrifft auch Impfungen und Hygienemaßnahmen.«

Wissenstest

Simon weiter: »Eine frühere von uns durchgeführte Umfrage im Jahr 2014 hatte gezeigt, dass das Wissen steirischer Schüler und Studienanfänger bezüglich Viren deutlich verbesserungswürdig ist. So wussten nur wenige, dass Viren keine Lebewesen sind und man sie daher nicht mit Antibiotika abtöten kann. Sehr vielen waren die Unterschiede zwischen Bakterien und Viren nicht bewusst.« Im Jahr der Covid-19-Epidemie, so dachten die Forscher, sei es möglich, dass die intensive mediale Berichterstattung zu einem verbesserten Virenwissen in der Bevölkerung beigetragen haben könnte. Daher wurde im November im Rahmen einer Masterarbeit (Autor: Marc Bracko) eine Umfrage konzipiert und österreichweit beworben. Innerhalb von 17 Tagen kamen 1.027 vollständige Datensätze zustande, die derzeit ausgewertet wer-

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den. An der Umfrage nahmen vor allem jüngere Menschen teil (zwei Drittel waren unter 31 Jahre alt) mit unterschiedlichsten Bildungsbiografien.

Viren vs. Bakterien

Ohne die Auswertung vorwegnehmen zu wollen: Die Ergebnisse zeigten ein recht deutliches Bild über das Wissen um Covid-19 und Viren. Simon: »80 Prozent waren der (richtigen) Ansicht, dass das Virus auf natürliche Art von Tieren auf den Menschen übergesprungen ist. Bei einer Befragung des Instituts für Soziologie der Universität Graz in Österreich, der Schweiz und in Deutschland im August war die Anzahl falscher Angaben hierzu noch deutlich höher.« Nur drei Prozent der Befragten hätten (falsch) angegeben, dass Viren mit Antibiotika zerstörbar seien. »Möglicherweise haben hier bereits Informationskampagnen gefruchtet«, vermutet Simon. »Auch die immer wieder verbreiteten Informationen zu den wichtigsten Hygieneregeln und Tests sind bekannt. Allerdings ist nach wie vor ein Großteil der Bevölkerung nicht in der Lage, Viren klar von Bakterien oder anderen Lebewesen abzugrenzen. Dies ist aus unserer Sicht jedoch wichtig.«

Wirkstoff in 18 Monaten

Ein anderer Forscher der KF-Uni Graz hat die Viren genau im Blick: Andreas Kungl, Professor am Institute of Pharmaceutical Sciences, arbeitet an der Nutzbarmachung eines Wirkstoffes, »der für

eine andere Indikation bereits in klinischem Gebrauch ist«. Denn wenn auch ein Impfstoff gefunden zu sein scheint, so wird man sich doch eine Zeitlang mit der Bekämpfung der Symptome einer Covid-19-Erkrankung auseinandersetzen müssen. Erste klinische Studien am Menschen sind bereits in Vorbereitung. »Sie können«, so Kungl, »da der Wirkstoff ja bereits gegen andere Krankheitsbilder im Einsatz ist und für sicher befunden wurde, sehr schnell durchgeführt werden.« Am Projekt beteiligt ist auch Kurt Zatloukal vom Diagnostik- und Forschungsinstitut für Pathologie der Medizinischen Universität Graz. Gemeinsam will das Team in den kommenden 18 Monaten einen Wirkstoff für PatientInnen mit schwerem Krankheitsverlauf bei Covid-19 verfügbar machen. Er zielt darauf ab, das Eindringen von Viren in Zellen und somit die weitere Ausbreitung im Körper zu verhindern. Kungl: »Weil wir uns auf eine völlig neue Art von Angriffspunkten konzentrieren, ist unser Ansatz richtungsweisend und hat das Potenzial, zur Bekämpfung von zukünftigen, durch Viren ausgelösten Krankheiten entscheidend beizutragen.« Um seine Forschung vorantreiben zu können, ist Kungl auf Spenden privater Gönner angewiesen. (Wer spenden möchte: Genaueres erfährt man unter https://fundraising-alumni.uni-graz.at/de/stop-Covid-19/). »Die FundraisingAktion soll helfen, diese wesentliche Forschungsarbeit finanziell zu unterstützen und damit zu beschleunigen«, erklärt Peter Riedler, Vizerektor für Finanzen, Personal und Standortentwicklung der Universität Graz. [5]

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H R T!


Fazitthema

Prävention wesentlich

Ebenso wichtig wie die Diagnose und die Behandlung einer Covid19-Infektion ist die Prävention. Auch hier leisten steirische Unternehmen und Institutionen maßgebliche Beiträge auf unterschiedlichen Ebenen. Ein Werkzeug dazu ist die »Stopp Corona«-App. Unter Mitwirkung der TU Graz wurde sie hinsichtlich des Datenschutzes so sicher gemacht, dass die zentrale Speicherung der gesammelten Daten nicht nur obsolet wurde, sondern der App-User insgesamt die Kontrolle über die wenigen gesammelten Informationen zu jedem Zeitpunkt behält. Auf einem völlig anderen Gebiet präventiv tätig ist das steirische Unternehmen »Mr. Clean & Dr. Hyg«. Die Gründer hatten unabhängig von Corona Anfang 2020 die Keimbelastung im Fokus und suchten nach einem wirksamen Verfahren, das die herkömmliche Wischdesinfektion zumindest reduzieren, wenn nicht gar ersetzen konnte. Sie stießen dabei auf eine Entwicklung, die ursprünglich Schutz gegen Krankenhauskeime bieten sollte. Das Verfahren, das darauf beruht, dass Keime photodynamisch zerstört werden, ist mittlerweile in zahllosen privaten und öffentlichen Institutionen, z.B. Pflegeheimen, nicht

zuletzt dank Corona stark nachgefragt. »Corona hat das Bewusstsein für Hygiene generell geschaffen. Im Mittelpunkt steht in den Medien dabei hauptsächlich die Übertragung durch Aerosole, die aber nur im direkten Kontakt zum Tragen kommen. Schmierinfektion durch anhaftende Keime wird eher stiefmütterlich behandelt, obwohl Viren und Bakterien teilweise Tage oder Wochen auf den Oberflächen aktiv bleiben. Nachfragetechnisch würden wir uns über eine Bewusstseinsbildung zum Thema Keimbelastung im Allgemeinen mehr freuen als über einen anlassbedingten Kurzfristerfolg«, so CEO Joachim Schnedlitz. In Summe zeigt sich also, dass das Investment, welches das Land Steiermark in den vergangenen Jahren in den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort getätigt hat, lohnend war – insofern nämlich, dass die Ergebnisse der Forschungen zwar in manchen Fällen einigen wenigen legitimen wirtschaftlichen Profit bringen, gleichzeitig aber tatsächlich hunderttausende Leben und Existenzen retten können.

Fußnoten [1] »Corona, Chronologie einer Entgleisung«, Michael Fleischhacker (Hg) Addendum [2] https://www.verwaltung.steiermark.at/cms/dokumente/12705554_148747250/d212807c/BAND%20I%20Budgetbericht-Budget.pdf [3] https://www.ffg.at/sites/default/files/allgemeine_downloads/strukturprogramme/COMET/Factsheets_K2_DE/COMET_Centre_K2_Call4_FactSheet_acib_de_1FP_0220.pdf [4] https://boku.ac.at/news/newsitem/58760 [5] https://news.uni-graz.at/de/detail/article/forschung-foerdern/

Für uns! Eine Steiermark für alle. Foto: Land Steiermark/Peter Drechsler


Eine Impfpflicht könnte auch den Eindruck erwecken, dass die sachlichen Argumente doch nicht so gut sind. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts

»nur« bei jenen 2,7 Promille der Infizierten liegen würde, die der US-Virologe John Ioannidis in einer Metastudie nachgewiesen hat, wären das 17.000 österreichische Todesopfer. Die Todesrate von 2,7 Promille geht noch dazu von einer intakten medizinischen Versorgung aus. Bei einer ungehemmten Ausbreitung des Virus würden bekanntlich die Spitalskapazitäten innerhalb von wenigen Wochen zusammenbrechen. Die Zahl der österreichischen COVID-19-Toten läge daher um ein Vielfaches über 2,7 Promille. Um die Pandemie zu besiegen, müssen daher rund 6,5 Millionen Österreicher – das entspricht den für die Herdenimmunität notwendigen 70 Prozent – so schnell wie möglich und ohne wenn und aber gegen das Virus geimpft werden.

Fotos: BKA/Regina Aigner, Archiv/Scheriau

Gesundheitsminister Rudolf Anschober ist gegen eine gesetzliche Impfpflicht. Ohne Impfung drohen viele weitere Lockdowns Die zahlreichen Impfgegner im Land stellen die verantwortlichen Politiker vor ein strategisches Dilemma. Um die CoronaPandemie nachhaltig besiegen zu können, muss nämlich eine Herdenimmunität in der Bevölkerung erreicht werden. Doch dazu müssten sich entweder 70 Prozent der Menschen gegen die Krankheit impfen lassen oder sich über Infektion immunisieren. Dass eine Durchseuchung keine Lösung sein kann, liegt wegen der zu erwartenden Zahl an Todesopfern auf der Hand. Denn selbst wenn die Mortalität tatsächlich 12 /// FAZIT JÄNNER 2021

Schützenhöfer befürwortet Impfpflicht Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hat Mut bewiesen, als er sich in einem TV-Interview eindeutig für eine Impfpflicht aus der Deckung wagte. Denn für den gestandenen Landespolitiker ist völlig klar, dass es ohne Impfung in absehbarer Zeit keinen Herdenschutz geben kann. Um die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, müsste das ganze Land daher noch über viele Monate – wenn nicht sogar Jahre – ständig zwischen einem harten und einem leichten Lockdown hin- und herswitchen. Längere Öffnungsphasen wären wetterbedingt wohl nur in den Sommermonaten möglich. Noch vor Schützenhöfer konnte sich übrigens der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer für die Idee einer Impfpflicht erwärmen. Sowohl bei Stelzer als auch bei Schützenhöfer war das Geschrei der Impfgegner natürlich enorm. Daher ist es nach wie vor sehr unwahrscheinlich, dass es zu einer gesetzlich verpflichtenden Impfung kommen wird – selbst wenn sich ohne eine solche die Zahl der Corona-Toten um mehrere Tausend erhöhen wird. Denn Impfungen sind in Österreich inzwischen ziemlich unbeliebt geworden. Und statt die Bevölkerung rational und trans-

parent über die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen einer niedrigen Impfrate zu informieren, reduziert sich die mediale Diskussion auf im Raum stehende staatliche Zwangsmaßnahmen. Und anstelle von Argumenten werden längst nur mehr Emotionen ausgetauscht.

Nur 17 Prozent wollen sich »ganz sicher« impfen lassen Der Politologe Peter Hajek hat eine Umfrage durchgeführt, bei der nur etwa 17 Prozent der Bevölkerung angaben, sich »ganz sicher« gegen COVID-19 impfen lassen zu wollen. Hingegen erklärten 29 Prozent, »ganz sicher nicht« zur Impfung zu gehen. Diese Zahlen kennen auch die Politiker. Daher haben sich nicht nur die Populisten aus den Reihen der Opposition auf die Seite der Impfgegner geschlagen. Auch die Bundesregierung hat in dieser Frage immer wieder eindeutig Stellung bezogen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist »grundsätzlich« gegen eine Impfpflicht und auch der grüne Gesundheitsminister Rudolf Anschober nimmt allem Anschein nach lieber weitere Tote in Kauf, als die grünen Wähler mit zu verärgern. Denn obwohl die Zulassungsstudien klar ergeben haben, dass sowohl der RNA-basierte Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer als auch der Vektorimpfstoff von Astra-Zeneca zu den sichersten Impfungen gehören, die es überhaupt gibt, fehlen natürlich Untersuchungen über zwar unwahrscheinliche, aber dennoch nicht völlig auszuschließende langfristige Nebenwirkungen. Jetzt gibt es unter den Impfverweigerern allerdings höchst unterschiedliche Typen. Da ist eine kleine, aber dafür extrem lautstarke Gruppe von Virusleugnern, die nicht nur die Existenz des Corona-Virus bestreitet, sondern generell alle Viruserkrankungen wie auch die Masern in Frage stellt. Aus ihrer eigenen Perspektive handeln sie natürlich völlig logisch: Sie wollen keine Impfschäden riskieren, weil es die Krankheit, gegen die eine Impfung schützen soll, ohnedies gar nicht gibt. Die Zahl der so Denkenden liegt jedoch im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Eine Her-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Mit den Worten »Ohne Gesundheit ist alles nichts« fordert Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer eine verbindliche Impfung. denimmunität könnte daher trotz ihrer Weigerung, an der Corona-Impfung teilzunehmen, erreicht werden. Impfverweigerer sind Solidaritätsverweigerer Viel zahlreicher und damit gefährlicher sind hingegen die taktischen Impfgegner. Ihr Mittel der Wahl ist die Solidaritätsverweigerung. Sie versuchen von der Herdenimmunität zu profitieren und setzen darauf, dass die Pandemie verschwindet, weil sich genügend andere Menschen impfen lassen. So bleiben sie und ihre Kinder gesund, ohne sich dem Impfrisiko auszusetzen. Wegen der niedrigen Impfbereitschaft stehen der Politik jedoch mehrere Hintertürchen offen, um einen indirekten Impfzwang herbeizuführen. Denn selbst jenen Politikern, die sich offiziell gegen eine Impfpflicht aussprechen, ist natürlich längst klar geworden, dass es keinen Weg

aus der Pandemie gibt, der an einer Durchimpfung der Österreicherinnen und Österreicher vorbeiführt. Im Epidemiegesetz ist übrigens für Personen, die sich berufsmäßig mit der Krankenbehandlung, der Krankenpflege oder Leichenbesorgung beschäftigen, ausdrücklich eine Impfpflicht vorgesehen. Und zwar wenn sie von den zuständigen Gesundheitsbehörden angeordnet wird. Diese Bestimmung könnte auf Altenpfleger, aber auch Menschen, die im Bildungssystem arbeiten oder körpernahe Dienstleistungen, wie etwa Masseure und Friseure, ausgedehnt werden.

Die Impfpflicht durch die Hintertür Viel eleganter und politisch attraktiver ist die indirekte Einführung einer Impfpflicht. Die meisten Bürger vermuten hinter dem Begriff »Impfpflicht« ausschließlich die Durchsetzung einer staatlichen Zwangsmaßnahme. Sie glauben, dass der staatlich

beauftragte impfende Arzt – unter Strafandrohung für alle Zuwiderhandelnden – eine Injektion verabreichen wird. Dabei lässt sich die Durchsetzung der Impfpflicht relativ problemlos an private Organisationen und Unternehmen auslagern. Das heißt, die Bürger werden die Impfung zwar weiterhin ablehnen können. Damit wären sie dann aber von zahlreichen privatwirtschaftlich organisierten Tätigkeiten ausgeschlossen. Ohne Impfung würde man daher nicht mehr fliegen, in ein Kino, Konzert oder ein Fußballstadion dürfen. Im Zuge der Privatautonomie und der Vertragsfreiheit kann die Wirtschaft die Nichtgeimpften nämlich massiv diskriminieren. Und, was den wegen seiner patscherten Verordnungen leidgeprüften Gesundheitsminister erfreuen dürfte, nicht einmal der Verfassungsgerichtshof könnte etwas dagegen ausrichten, weil ein Diskriminierungsschutz nur bei rassischer, religiöser oder sexueller Diskriminierung existiert. In Österreich gab es übrigens bis 1980 eine Impfpflicht gegen Pocken. Erst als die WHO die Ausrottung der Pocken verkündete, wurde diese aufgehoben. Es bestand schlicht keine Notwendigkeit mehr für die Impfung. Inzwischen hat die WHO eine weltweite Kampagne zur Ausrottung der Masern gestartet. Bis vor etwa hundert Jahren starben weltweit etwa drei Prozent der Neugeborenen an den Masern. Selbst 1998 gab es immer noch fast sechs Millionen Maserntote jährlich. Inzwischen war man zumindest in Amerika mit der Ausrottung der Masern erfolgreich. In Österreich ist man wegen der vielen Impfverweigerer bisher jedoch grandios gescheitert. Denn der medizinische Fortschritt hat dazu geführt, dass die Todesrate bei einer Maserninfektion nur mehr etwa ein Promille beträgt. Die Krankheit hat daher ihren Schrecken verloren. An Corona sterben fast nur hochbetagte Mitbürger. Die Jüngeren sind kaum gefährdet. Daher wird ihnen nachgesagt, keinen Respekt vor einer Covid-19-Erkrankung zu haben. Vielleicht ist das der Grund, warum sich so viele nicht freiwillig gegen Corona impfen lassen. FAZIT JÄNNER 2021 /// 13


Recht haben

Politik

»Ausreden« des Bauunternehmers schieben den Beginn der Verjährungsfrist hinaus

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

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VP-Klubobfrau Barbara Riener und VP-Finanzsprecher Andreas Kinsky sehen im Landesbudget eine wichtige Voraussetzung für eine zukunftsfitte und umweltfreundliche Steiermark.

ÖVP und SPÖ beschließen Landesbudget 2021 Die Corona-Pandemie stellt alle vor komplexe Herausforderungen. „In der Steiermark stellen wir diesen Problemen eine Regierung der Vernunft entgegen. Das bildet sich auch in unserem Budget 2021 ab“, erklärte VPKlubobfrau Barbara Riener.

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itte Dezember hat der Landtag das Budget für 2021 beschlossen. VP-Klubobfrau Barbara Riener bezeichnete das Budget als Bekenntnis zu einer starken, zukunftsfitten und umweltfreundlichen Steiermark. „Damit ist uns ein unglaublicher Kraftakt gelungen, denn leider machen die Folgen der Pandemie auch vor unserem Bundesland nicht halt“, so Riener. Ursprünglich hätte man schon heuer ein Nulldefizit erreicht. Doch für die VP-Klubchefin ist klar, dass das Land den Steirerinnen und Steirern in dieser schwierigen Zeit zur Seite stehen muss, um sie nach vollen Kräften zu unterstützen. „Eine Krise hegt immer auch Potenzial“, sagte VP-Finanzsprecher Andreas Kinsky als

VP-Hauptredner im Landtag. So biete die Politik die Möglichkeit, passende Rahmenbedingungen zu schaffen, um wichtige Innovationen für die Zukunft anzutreiben und er ergänzte: „Nur auf diese Art und Weise schaffen wir Arbeitsplätze, Wachstum und Wohlstand – nicht durch Einsparungen und Abgaben, wie sie die Opposition fordern.“ Mit diesem Budget könne die Steiermark gestärkt aus der Pandemie hervorgehen. Mit der hohen Forschungs- und Entwicklungsquote habe die Wirtschaft bereits in den letzten Jahren eine wichtige Basis für den Aufschwung nach der Pandemie geschaffen. „Diese Basis wird jetzt mit der Agenda weiß-grün fortgeschrieben“, so Kinsky.

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Der Bauherr bemängelt auftretende Feuchtigkeit, woraufhin der Bauunternehmer seine Verantwortung dafür abstreitet und verschiedene Erklärungen als Ursachen nennt. Der Bauherr glaubt dem Unternehmer und versucht, die genannten Gründe zu beseitigen, jedoch ohne Erfolg. Solche Vorfälle finden sich in der Baubranche gar nicht mal so selten, ebenso in der gegenständlichen Entscheidung. 2006 errichtete die Beklagte für die Klägerin ein Bürogebäude, das noch im selben Jahr fertiggestellt wurde. Da es seit einiger Zeit bei Niederschlägen zu Wassereintritten kam, ging die Klägerin den von der Beklagten genannten Gründen nach und versuchte, entsprechend den Erklärungen der Beklagten die angebotenen Lösungen »umzusetzen«, was jedoch ohne Erfolg blieb. 2011 beantragte die Klägerin letztendlich ein Beweissicherungsverfahren, das ergeben hat, dass die Fassade undicht ist. Am 9. Jänner 2013 brachte sie schließlich Klage ein und begehrte die Verbesserung der Fassade sowie die Haftung der Beklagten für alle entstandenen Schäden. Nach Ansicht der Klägerin schuldet die Beklagte als Werkunternehmerin eine dichte Fassade. Selbst wenn die Fassade aufgrund ungeeigneter Pläne der Klägerin hergestellt worden wäre, hätte die Beklagte ihre Warnpflicht verletzt. Die Beklagte erwiderte allerdings, dass allfällige Gewährleistungs- und Schadenersatzansprüche bereits verjährt seien, da der Schaden der Klägerin bereits seit 2007 bekannt sei. Das Klagebegehren wurde vom Erstgericht abgewiesen, da die Klägerin nach Ansicht des Gerichtes inhaltlich nur Vorbringen zu Gewährleistungsansprüchen erstattet habe. Gewährleistungsansprüche der Klägerin seien demnach nach der in § 933 Abs 1 ABGB normierten dreijährigen Verjährungsfrist bereits verjährt. Die Klägerin ging daraufhin in Revision. Das Berufungsgericht beurteilte, dass das Klagevorbringen auch auf Schadenersatz gestützt sei, jedoch konnte die Frage der Verjährung aufgrund des beiderseitigen Parteivorbringens ohne weitere Sachverhaltsfeststellungen nicht abschließend beurteilt werden. Schlussendlich erkannte der OGH an, dass die Verjährungsfrist erst mit Kenntnis des Schadens, des Schädigers und des Ursachenzusammenhangs zu laufen beginnt. Es kann somit verneint werden, dass sich der Bauunternehmer drei Jahre nach dem erstmaligen Auftreten der Feuchtigkeit auf Verjährung berufen kann, wenn er dem Bauherrn plausible Erklärungen angeboten hat, wonach nicht er für den Schaden verantwortlich ist und der Bauherr diesen Erklärungen nachging.


Wirtschaft

Revitalisierung der Wasserversorgung erfordert den Einsatz modernster Technik.

Für den Ernstfall gerüstet sein Ein „Black-out“, ein plötzlich auftretender und länger anhaltender großflächiger Stromausfall, ist laut Verteidigungsministerium ein sehr wahrscheinliches Ereignis, mit dem in den kommenden fünf Jahren jederzeit zu rechnen ist.

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n so einem Katastrophenfall wird der Bürgermeister per Gesetz zum behördlichen Einsatzleiter. Eine funktionierende Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung sind die Grundlage für eine sichere Krisenbewältigung. Ohne diese drohen rasch unbeherrschbare Zustände einzutreten. Die Gemeinde ist für jene Anlagen verantwortlich, die in ihrem Besitz sind bzw. von ihr betrieben werden. In allen anderen Fällen liegt die Verantwortung bei den jeweiligen Betreibern. Dasselbe gilt auch für die Abwasserentsorgung, die noch weitreichender von der Stromversorgung abhängig ist. Dies betrifft sowohl die Kanalisation mit Pumpen und Hebewerken als auch die Abwasserreinigung durch Kläranlagen, die äußerst stromintensiv ist. Bei einem Ausfall der Kläranlage kann es zu Beschädigungen an den Rechen kommen. Zudem kippt die biologische

Stufe nach ca. 24 Stunden, was zu langen neuerlichen Anlaufprozessen führt.

Fernwartung und Flexibilität Unser Unternehmen Kiendler Elektrotechnik ist seit Jahrzehnten sicherer und zuverlässiger Partner von kommunalen Wasserver- und Abwassentsorgern sowie überregionalen Verbänden. Sie finden in unserem Portfolio nicht nur die Einbindung von Notstromversorgungsanlagen für kommunale Betriebe. Klärund Pumpanlagen sowie Anlagen zur Wasserversorgung begleiten wir von der ersten Konzeptentwicklung über die Installation bis zu notwendigen regelmäßigen Serviceleistungen. Zu unseren Leistungen zählt auch die Fernwartung, die es uns möglich macht, ohne örtliche Nähe flexibel zu agieren. Die genaue und stetige Dokumentation zieht sich durch all unsere Projekte.

Ferdinand Feibel vom Unternehmen Kiendler berät bei der Planung und Revitalisierung von Anlagen zur Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Revitalisierung für Effizienzsteigerung Ein ganz besonderes Augenmerk liegt bei uns auf der Revitalisierung von bestehenden Anlagen. Kommunaltechnische Anlagen vergan-

gener Jahrzehnte entfalten oft bei Weitem nicht ihr gesamtes Potenzial, verbrauchen übermäßig viel Energie, verursachen hohen Aufwand und werden im schlimmsten Fall gar nicht mehr genutzt. Wir sehen uns Ihre Klär- und Pumpanlagen oder Anlagen zur Wasserversorgung genau an und finden den schnellsten und effizientesten Weg, diese zu revitalisieren. Dank zahlreicher erfolgreich umgesetzter Projekte in diesem Bereich sind wir der richtige Ansprechpartner, um kommunaltechnischen Anlagen neues Leben einzuhauchen oder mit Ihnen eine neue Anlage zu planen. Weitere Informationen und Referenzen finden Sie auf unserer Homepage: www.kiendler.at oder direkt bei unserem Ansprechpartner Ing. Ferdinand Feibel, f.feibel@kiendler.at, 03183/820181 FAZIT JÄNNER 2021 /// 15


Eine Vision von Strohboid sind Chaletsiedlungen, die sich in die Landschaft einfügen und einen kleinen ökologischen Fußabdruck haben.

Strohgescheites Gebäudekonzept Das Thema Nachhaltigkeit ist heute in aller Munde. Und was könnte nachhaltiger sein, als ganze Gebäude komplett aus nachwachsenden biogenen Materialien zu errichten und für verschiedene Zwecke zu nutzen? Nun, Ansätze gibt es in diese Richtung bereits einige, aber die beiden Architekten Maximilian Schade und Fritz Walter haben mit dem Start-up „Strohboid“ ein völlig neues Konzept geschaffen, das Funktionalität, Nachhaltigkeit und Ästhetik verbindet.

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einen Anfang nahm das ambitionierte Vorhaben an der Technischen Universität Graz, als die aus Deutschland stammenden Studenten Schade und Walter nach Graz kamen, um ihr Architekturstudium hier fortzusetzen, das sie in Weimar begonnen hatten. Im Rahmen ihrer Masterarbeit entwickelten sie an der Technischen Universität Graz den Prototyp des Strohboid, benannt in Anlehnung an geometrische Bezeichnungen wie das Paraboloid. Die gerundeten und harmonischen Formen erinnern aber auch an traditionelle Langhäuser indigener Bevölkerung in Ozeanien oder Südamerika. Ressourcenschonendes Bauen Aber der für Schade und Walter entscheidende Punkt liegt im energetischen Bereich, wie sie ihre Motivation erklären: „Wir gehören wahrscheinlich zur ersten Generation, die von den Auswir16 /// FAZIT JÄNNER 2021

kungen des Klimawandels direkt betroffen sein wird. Deswegen war es uns wichtig, im Rahmen unserer Masterarbeit Möglichkeiten für CO2-neutrales Bauen aufzuzeigen und so ein Aushängeschild des ökologischen Bauens zu entwickeln.“ Und der von den beiden gebaute Prototyp erbrachte erstaunlich gute Ergebnisse: Das vorgefertigte Modell benötigt neunzig Prozent weniger Herstellungsenergie als ein konventionelles Haus aus Stahl und Beton. Die Energiebilanz im herkömmlichen Bauwesen ist ökologisch verheerend, betont Max Schade: „Die Hälfte der CO2-Emissionen im Lebenszyklus von Neubauten befinden sich bereits in der ‚grauen Energie‘, also der Herstellungsenergie von Baumaterialien. Dadurch entfallen in Europa 10 Prozent der CO2-Emissionen auf die Herstellung von Gebäuden. Die zweite Hälfte des Energieverbrauchs resultiert aus dem Beheizen der Bauten über einen durchschnittlichen Zeitraum von 30 Jahren.“

Fotos: Stroboid

Von Josef Schiffer


Revolutionäre Baumethoden Ausgeführt wurde das Projekt am Institut für Tragwerksentwurf der TU Graz, unter der Leitung von Prof. Stefan Peters und Asoc. Prof. Andreas Trummer. Schade und Walter kombinierten dabei innovative Leichtbauweisen mit ökologischen Baumaterialien. Das klare Design folgt der Schwerkraft und dem Sonnenstand, die nachhaltigen Materialien wie Holz, Stroh und Naturfasern werden gemäß ihren natürlichen Eigenschaften eingesetzt. „Entstanden ist eine leichte Holzgitterkonstruktion, darauf Strohballen, Lehmputz und Holzschindeln“, erklärt Schade mit sichtlichem Stolz: „Unser Strohboid ist das wahrscheinlich ökologischste Haus der Gegenwart.“ Mit dem Einsatz von organischen Materialien wie Holz und Stroh lässt sich laut Schade etwa so viel CO2 in der Konstruktion einlagern, wie bei konventionellen Bauweisen freigesetzt wird. Mit diesem Umkehreffekt könnte das Baugewerbe einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Durch die Nutzung von Leichtbauprinzipien, angefangen bei der Gebäudegeometrie in Form einer Sattelfläche bis zur Sandwichbauweise aus Holzlatten und Stroh, spart die Holzgitterkonstruktion die Hälfte des Konstruktionsmaterials, verglichen mit einer herkömmlichen Holzständerkonstruktion.

Vorzeigeprojekt in Stübing Im September 2016 wurde der Strohboid im Freilichtmuseum Stübing aufgebaut und bis Ende Oktober für die Besucher zu besichtigen. Der Aufbau mit Schichten von 36 Zentimeter Stroh, drei Zentimeter Lehm und darüber einer langlebigen, leichten Dachdeckung aus handgeschlagenen Schindeln machen diese Hülle widerstandsfähig gegen Wetter und isolieren perfekt gegen Kälte und Hitze. Die Strohballen lieferte ein steirischer Bauer, der Lehm kam aus dem Bauaushub einer nahegelegenen Baustelle. „Um den kleinen Krümmungsradius mit den benötigten Holzquerschnitten zu realisieren, ist die Holzgitterschale in Bugholztechnik ausgeführt. Für diese Technik eignet sich Buchenholz besonders gut. Hierzu wird Holz mittels Wasserdampf erhitzt und befeuchtet, wodurch es weich und biegsam wird. Erkaltet es, bleibt es formstabil und belastungsfähig“, erklärt Schade das Prinzip des Holzbaus, und ergänzt: „Für unser Verständnis von ökologischem Bauen hätte es keinen besseren Ort geben können als das österreichische Freilichtmuseum Stübing. Denn es sind dieselben Materialien und ihre herausragenden Eigenschaften, die seit Jahrtausenden bewährt und ökologisch äußerst vorteilhaft sind. Über Generationen hinweg entwickelten sich aus regionalen Rohstoffen langlebige Konstruktionsweisen mit ausgeklügelten Details. Damit zeigen die Bauwerke in Stübing, was mit den Materialien Holz, Stroh und Lehm wirklich möglich ist. Aufbauend auf ihren Erfahrungen beschlossen Max Schade und Fritz Walter, ein Start-up auf die Beine zu stellen, um ihre zukunftsweisende Bautechnik in die Serienreife zu bringen. Sehr schnell stellte sich heraus, dass eine so aufwändige Konstruktion wie beim Prototyp in Stübing kosteneffizienter hergestellt werden muss, um breitere Kundenschichten zu finden. „Ähnlich wie es beim Hersteller Tesla von Elon Musk gelungen ist, muss man den Sprung von der Nische zur Massenproduktion schaffen, um wirtschaftlich erfolgreich agieren zu können“, erklärt Schade. Anfang 2018 wurde das Start-up nach einer Inkubationsphase im Science Park Graz gegründet und heute an zwei Standorten, Fehring und Graz, vertreten. Von Anfang an war Zusammenarbeit mit der SFG – Steirische Wirtschaftsförderung hervorragend und auch die finanzielle Unterstützung äußerst hilfreich, betont Schade, insbesondere mit der Messeförderung und den Förderprogrammen „Ideenreich“ und „Start!Klar“ war der Auftakt des Unternehmens deutlich erleichtert.

Maximilian Schade (li.) und Fritz Walter wollen den ökologischen Hausbau revolutionieren. Breite Produktpalette Zum gegenwärtigen Zeitpunkt beschäftigt das Unternehmen acht Mitarbeiter und bezieht darüber hinaus den Großteil der verwendeten Baumaterialien von zuliefernden Firmen aus der Region. Inzwischen haben sich auch zwei private Investoren langfristig am Start-up beteiligt und halten 28 Prozent der Anteile. Aus Gründen der Diversifikation befinden sich mehrere Produktlinien im Programm von Strohboid, die eine Vielzahl von flexiblen und kombinierbaren Lösungen bieten. Zum einen gibt es Eventzelte, die sowohl für Anlässe gemietet als auch für konkrete Anwendungszwecke permanent erworben werden können. Diese wetterfesten Holzkonstruktionen sind mit Planen bespannt und können auch elektrisch beheizt werden. Neben den Lounges in verschiedenen Größen gibt es auch sogenannte Pavillons im Angebot, die für größere Feiern genutzt werden können. Aufbauend auf dem klassischen Prototyp von Strohboid werden auch naturnahe Chalets angeboten, die sich harmonisch in die Landschaft fügen und eine umweltschonende Energie- und Ressourcenbilanz mit Passivhausstandard vorweisen können.

Strohboid GmbH

Kasernenstraße 2, 8350 Fehring Feuerbachgasse 24, 8020 Graz Telefon: +436508622406 E-Mail: max.schade@strohboid.com strohboid.com FAZIT JÄNNER 2021 /// 17


Graz hat's

Gutscheinaktion für Grazer Handel

Weltweit fliegen über Amsterdam wird ab Anfang Jänner 2021 noch einfacher. Ab 20. Dezember hebt KLM wieder vom Flughafen Graz in Richtung Amsterdam ab. Im neuen Jahr verbessern sich auch die Flugzeiten. Ab Anfang Jänner sorgt die niederländische Fluglinie dann mit drei wöchentlichen Night Stops in Graz für optimale Flugzeiten mit vielen Anschlüssen über das Drehkreuz Amsterdam. Der Night Stop ermöglicht einen frühen Abflug am nächsten Morgen und somit erreichen Passagiere noch mehr Umsteigeverbindungen am Flughafen Amsterdam und fliegen bequem weiter in die weite Welt. Im Tauerfall sind wir 24 h täglich für Sie erreichbar.

0316 / 26 66 66 od. 03135 / 54 6 66

Trockenobst, Nüsse und Gewürze sind gesund

Der Shop „Tajdane“ in der Schmiedgasse 34 in Graz bietet seit der Eröffnung im Oktober eine vielseitige Auswahl an Trockenfrüchten, Nüssen, Teesorten und Gewürzen. Die naturbelassenen Trockenfrüchte aus Persien sind nicht nur gesund, sondern auch voller fruchtigem Geschmack. In Zeiten wie diesen ist es wichtig, besonders gut auf unsere Gesundheit achten und das Immunsystem stärken. Die verschiedenen Nüsse enthalten unter anderem viel Selen, Vitamin E und Zink. All diese Inhaltsstoffe sind wirksam für eine gute Immunabwehr.

Festschrift 160 Jahre GKB

INDIVIDUELL NACH IHREN WÜNSCHEN KALSDORF - GRAZ - FELDKIRCHEN - SEIERSBERG PIRKA - LIEBOCH - TOBELBAD - HART BEI GRAZ VASOLDSBERG - DEUTSCHLANDSBERG - BAD GAMS FRAUENTAL - STAINZ - LEOBEN - ROTTENMANN - LIEZEN N E U I N F RO H N L E I T E N

w w w. be s t attu n g -wo lf.c o m 18 /// FAZIT JÄNNER 2021

Der im Grazer Verlag Keiper erschienene Jubiläumsband „Von der Weststeiermark nach Europa – 160 Jahre Mobilitätsdienstleister Graz-Köflacher Bahn“ nimmt die Leser mit auf eine spannende Fahrt von der Gründung der Graz-Köflacher Bahn bis in das Jahr 2020, bietet aber auch einen Ausblick auf die vielversprechende Zukunft des Unternehmens. Der Jubiläumsband wird auf der Homepage der GKB als E-Book zum Download zur Verfügung gestellt. Er ist vom Historiker Martin Amschl als populärwissenschaftliches Werk angelegt und fasst die Unternehmensgeschichte im Kontext mit dem Bergbau und der Region. Das Buch beinhaltet sowohl technisch als auch ökonomisch und politisch Wissenswertes zur Graz-Köflacher Bahn.

Fotos: Clemens Rant, PICA Corporate Network, Tajdane, Foto Fischer / Flughafen Graz

Night Stop am Flughafen Graz

Der zweite Lockdown trifft auch den Grazer Einzelhandel und somit die Handelsbetriebe der über 700 Partner des Graz Gutscheins schwer. Auf Initiative von Bgm. Siegfried Nagl starteten die Stadt Graz und die Holding Graz mit dem Citymanagement in der zweiten Adventwoche eine neue innovative Marketingaktion. Nach einem Einkauf bei einem der Partner, die ihre Betriebe am 17. November schließen mussten, können Kunden ihre Rechnung beim Holding Graz Citymanagement unter holding-graz.at/grazgutschein-treueaktion einreichen. Egal ob man im Geschäft, via Onlineshop oder Distanzhandel, wie z.B. telefonischer Bestellung, shoppt: Kunden erhalten als Dankeschön für ihre Treue je nach Einkaufswert Graz Gutscheine zurück.


Weihnachten nachhaltig bewusst feiern

Private Banking der Steiermärkischen zieht um

Gemeinsam mit LR Johann Seitinger, Caritas-Direktor Herbert Beiglböck und Spitzenkoch Christof Widakovich präsentierte Saubermacher-Gründer Hans Roth im Grazer Marienstüberl die Aktion „Spenden statt verschwenden“. Allein in der Weihnachtszeit steigt das Abfallaufkommen um 20 % und Lebensmittel im Wert von 30 Mio. Euro werden vernichtet. Durch bewussten Einkauf und aktive Mülltrennung kann jeder zum Klimaschutz beitragen. Nachhaltigkeit heißt auch in der Vorweihnachtszeit die Entscheidung für Lebensmittel treffen, die tausende Kilometer transportiert werden oder aber für Köstlichkeiten heimischer Erzeuger. „Restlos genießen“ heißt schon beim Einkauf zu schauen, dass wenig Verpackungsmüll anfällt.

Anfang Dezember siedelte das Private Banking der Steiermärkischen Sparkasse in die renovierten Räumlichkeiten der Hamerlinggasse 8. Mit modernster Ausstattung bietet das Private Banking eine neue Wohlfühloase für ihre Kunden. „Seit vielen Jahren steht unser Private Banking für kompetente Geldveranlagung und Vermögensaufbau. Durch die Fusion mit dem Bankhaus Krentschker im Sommer 2020 gelingt es uns, unsere Leistungsfähigkeit noch stärker auszubauen. Mit den neuen Räumlichkeiten schaffen wir den größten Private Banking Standort in der Steiermark. Das 15-köpfige Team unter Sieglinde Klapsch stellt eine verlässliche Finanzpartnerin im Private Banking dar“, betont Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch.

Premiere der virtuellen Lehrstellenbörse

Rasch und unkompliziert zur passenden Lehrstelle: Eine erfolgreiche Premiere feierte am 25. November das neue Format „Lehre4you“-online, ein gemeinsames Pilotprojekt des AMS Steiermark und der Sparte Gewerbe und Handwerk der WKO Steiermark. Zehn steirische Unternehmen stellten in kurzen Live-Präsentationen sich und ihre offenen Lehrstellen online vor – diese können ab sofort besetzt werden. Die Betriebe standen zudem per Chat für Fragen bereit und interessierte Jugendliche konnten ein Vorstellungsgespräch vereinbaren. Vom AMS wurden rund 300 Jugendliche zur virtuellen Lehrstellenbörse eingeladen.

Fotos: Elvira Birnstingl, Margit Kundigraber, Saubermacher,

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67.000 Euro Online-Spenden für „Licht ins Dunkel“ Die Auftaktgala zugunsten von „Licht ins Dunkel“ des Autohauses Pappas Steiermark und der Zeitschrift „Grazetta“, die heuer coronabedingt erstmals online erfolgte, erzielte mit 67.000 Euro in diesen besonders schweren Zeiten ein herausragendes Ergebnis. Kathi Wenusch (ORF Steiermark), Wolfgang Prisching (GF Pappas Steiermark), Siegmund Birnstingl (CEO Grazetta), Hannes Artner (GF Grazetta) und Auktionator Helmut Rodler freuen sich über den großartigen Erfolg der Sammelaktion.

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Kurz & News

Übergabe in der Starhemberggasse Intelligente Müllentsorgung schützt das Klima Im Rahmen eines Pilotprojektes von Saubermacher in der Stadt Villach wertet ein Wertstoffscanner die Qualität der Mülltrennung aus. Die Bürger erhalten Tipps per SMS und Müll-App direkt auf ihr Handy. Auch die Glassammlung wird mit Hilfe smarter Chips schlau. Die Ziele sind es, Wertstoffe erhalten, Abfallentsorgung verbessern und das Klima schützen. Nach aktuellen Analysen landen noch immer bis zu 70 Prozent falsche Abfälle im Restmüll. Die Hälfte davon sind Wertstoffe wie Altpapier und Plastikverpackungen. „Mit dem smarten Wertstoffscanner helfen wir den Bürgern dabei, ihren Hausmüll noch besser zu trennen. Das spart Ressourcen und schont in weiterer Folge die Brieftasche“, sagt Bgm. Günther Albel.

Neuer Vorstand der BKS Bank

Steiermärkische ist Christkind fürs Marienstüberl

Am 2. Dezember hat der Aufsichtsrat der BKS Bank in einer Sitzung beschlossen, dass der Leiter der Direktion Steiermark, Nikolaus Juhász, ab 1. Juli 2021 in den Vorstand der BKS Bank berufen wird. „Wir freuen uns sehr, dass eine Spitzenposition im Management aus den eigenen Reihen besetzt werden konnte. Nikolaus Juhász hat entscheidend dazu beigetragen, die Marktanteile der BKS Bank zuerst in Kärnten und in den letzten Jahren in der Steiermark auszubauen. Wir schätzen sein fundiertes Know-how, seine Führungsstärke und sein Engagement“, erklärt Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. Mit der Erweiterung des Vorstandes trägt der Aufsichtsrat der Expansion der BKS Bank in den vergangenen Jahren Rechnung.

Der Adventkalender der Aktion „Verantwortung zeigen!“ beweist, dass das Christkind nicht immer blondes Haar und weiße Flügel haben muss. Die Steiermärkische Sparkasse unterstützt das Projekt und tritt heuer das erste Mal als Christkind auf. Bei der heurigen Adventkalender-Aktion wurden 200 Sackerln mit Hygieneartikeln, Socken und Süßigkeiten gepackt und an die Klienten des Marienstüberls der Caritas verteilt. Vorstandsmitglied Walburga Seidl erklärt dieses besondere Anliegen: „Das Netzwerk trägt das im Namen, was wir in der Steiermärkischen Sparkasse seit fast 200 Jahren tun: Verantwortung zeigen. Wir können Menschen aus unserer Region, die vom Schicksal oft schwer getroffen wurden, direkt helfen.“

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Fotos: Stadt Graz / Leitner, Arnold Pösch, Saubermacher, Sabine Hoffmann

60 geförderte Mietwohnungen in der Grazer Starhemberggasse wurden von Wohnbaustadtrat und Vize-Bgm. Mario Eustacchio am 17. November an die künftigen Bewohner übergeben. Umgesetzt wurde das Projekt von ÖWG Wohnbau. Errichtet wurden im 1. Bauabschnitt 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen in Massivbauweise. „Gerade jetzt ist es wichtig, den leistbaren Wohnbau zu forcieren. In der Starhemberggasse konnten wir damit für 60 Familien ein neues Zuhause schaffen“, freut sich Eustacchio im Zuge der Übergabe. „Als gemeinnütziger Bauträger sehen wir es als unsere Verantwortung, gemeinsam mit Partnern Systeme zu entwickeln, die familiengerechtes Wohnen garantieren“, so ÖWGVorstandsdirektor Christian Krainer.


Foto: Sebastian Friedl

Kurz im Gespräch mit Günther Stangl, Landesstellen-Vorsitzender der AUVA

Der stolze Sieger Maximilian Weber (re.) bei der Preisübergabe mit Oliver Kröpfl (covidbedingte Montage)

Maximilian Weber siegt beim JW-Elevator Pitch Stellen Sie sich vor, Sie haben nur eine 90 Sekunden lange Fahrt im Lift Zeit, um Investoren von Ihrer Geschäftsidee zu überzeugen: Vor dieser Herausforderung standen die 22 Finalisten des diesjährigen Elevator Pitch − eine Initiative der Jungen Wirtschaft. Sie waren die besten von mehr als 80 Bewerbern.

Foto: Foto Fischer

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erade in schwierigen Zeiten wie jetzt ermutigen und unterstützen wir die Jungen, ihr unternehmerisches Denken in die Tat umzusetzen. Deswegen war es uns ein ganz besonderes Anliegen den Elevator Pitch auch heuer durchzuführen“, erklärt Hannes Buchhauser, JW-Landesvorsitzender Steiermark. Anstelle des Events, wie in vergangenen Jahren, wurde jeder Kandidat einzeln im Lift gefilmt, Jury- und Publikumswertung erfolgten online. „Ich war begeistert von der geballten Innovationskraft und der Zukunftsfähigkeit der Ideen. Ein tolles Zeichen in Zeiten wie diesen, das mich optimistisch stimmt,“ so WKO-Steiermark-Vizepräsidentin Gabriele Lechner. Die hochkarätige Jury, unter anderem mit Oliver Kröpfl vom Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse, zeigte sich ebenso begeistert. Die meisten Punkte und damit das Preis-

geld in der Höhe von 5.000 Euro sicherte sich am Ende Maximilian Weber von „enFaced“. Hinter enFaced steckt die Idee einer innovativen Augmented-RealityAnwendung, die Ärzten eine günstigere, schnellere und präzisere Durchführung von Operationen im Kopf- und Nackenbereich ermöglicht. Die Kombination aus Augmented Reality und Künstlicher Intelligenz soll neue Möglichkeiten in der Medizin eröffnen. Der zweite Platz mit einem Preisgeld in der Höhe von 2.000 Euro gewann Gernot Hipfl mit „Flixbill − Dein digitaler Kassenbeleg“. Über den dritten Platz und ein Preisgeld in der Höhe von 1.000 Euro, freute sich Thomas Rockenbauer mit Luxinergy, einem Spin-off der Montanuniversität Leoben. Den Sieg bei der online durchgeführten Publikumswertung − und damit ebenfalls 1.000 Euro − holte sich Omar Saracevic.

Sie erweitern die Fahrzeugflotte der AUVA ständig um umweltfreundliche vollelektrische bzw. hybrid angetriebene Dienstautos, was sind Ihre Beweggründe? Mehr als vier Millionen Kilometer legen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AUVA Jahr für Jahr zurück, um Unternehmen und Beschäftigte in Fragen von Arbeitssicherheit und Prävention direkt vor Ort zu beraten. Was bedeutet das konkret unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten? Von den 125 neuen Fahrzeugen sind 115 vollelektrisch unterwegs, zehn Autos verfügen über Plug-in-Hybrid-Antriebe. Damit reduziert die AUVA über die geplante vierjährige Nutzungsdauer der Flotte den CO2-Ausstoß um mehr als 1.000 Tonnen. Die AUVA zeigt mit ihrem neuen Fuhrpark exemplarisch vor, wie Umwelt und Wirtschaft gleichzeitig gewinnen können. Zum Beispiel wurden 30 Stück sogenannter „intelligenter Ladekabel“ mit einer Investitionssumme von 30.000 Euro bei einem steirischen Unternehmen in Auftrag gegeben, wobei die Wertschöpfung somit in der Steiermark bleibt. Werden dabei auch der Ausbau der Infrastruktur und Aspekte der Nachhaltigkeit ausreichend berücksichtigt? Das hat auf jeden Fall ebenso hohe Priorität für uns. Innerhalb der nächsten zwölf Monate werden 60 unternehmensinterne Ladepunkte an AUVA-Standorten in Betrieb genommen. FAZIT JÄNNER 2021 /// 21



Fazitgespräch Von Volker Schögler und Peter K. Wagner mit Fotos von Marija Kanizaj

Das Pendel der Pandemie Der Corona-Experte Martin Sprenger im Interview über

zulässige Vergleiche mit der gemeinen Grippe, die Kritik an den Massentests und psychosoziale Folgen der Coronakrise.

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Fazitgespräch

Am Leonhardplatz sei laut Martin Sprenger die Coronatest-

station in Graz. Vorbildlich werde dort gearbeitet. Immer schon.

Auch er ließ sich erst am Vortag dort testen, bietet uns daher an, das Interview mit Abstand, aber ohne Masken durchzuführen. Eigentlich hätten wir uns ja im Freien getroffen, am Grazer

Hasnerplatz. »Wenn wir Glück haben, ist eine Bank in der Sonne

frei«, hatte Sprenger geschrieben. Doch der Wintereinbruch und

ungewöhnlich viel Schnee für einen Grazer Dezembertag führten dazu, dass wir uns kurzerhand in den Räumlichkeiten der Fazit-Redaktion treffen.

Vor dem Gespräch bitten wir Sprenger, den Mann, der nach seinem freiwilligen Ausscheiden aus der Taskforce der

Bundesregierung zu Coronafragen im Frühling überregionale

Bekanntheit als sachlich-kritische Stimme des österreichischen

Weges der Pandemiebekämpfung erlangt hat, auf unseren Balkon. Für ein kleines Fotoshooting. »Machen wir vielleicht auch ein

Foto mit Maske?«, fragen wir. »Ja, klar. Draußen brauchen wir eine Maske«, sagt er mit ironischem Unterton und einem Lächeln im Gesicht. Und nimmt sich anschließend fast über eineinhalb

Stunden Zeit, um über viele Facetten der Pandemie zu sprechen.

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Fazitgespräch

Die Anzahl der positiv getesteten Fälle auf dem Dashboard ist ein vollkommen verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Martin Sprenger Herr Sprenger, stellt sich in den nächsten Jahren eigentlich weniger die Frage ob, sondern wann ich mich mit Corona infiziere? Die Frage zielt eigentlich darauf ab, ob das Virus gekommen ist, um zu bleiben. Franz Alleberger (Anmerkung: Leiter der Abteilung für Öffentliche Gesundheit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit – kurz Ages) sagt genau das und hat recht. Bei einer Infektion ist aber entscheidend, wie gut unser Immunsystem vorbereitet ist. Zum Beispiel aufgrund einer bereits durchgemachten Erkrankung oder einer Impfung. Aber es bekommt auch nicht jeder Masern. Ja, aber das muss man anders betrachten. Wenn ein Erkältungsvirus so global auftritt, wird er einige Jahre pandemisch bleiben, das heißt, er zieht um die Welt. Er wird das immer wieder schaffen. Die Frage ist, wieviel Schaden er dabei anrichtet. Hoffentlich nicht so viel wie diesen Herbst in Europa. Deshalb ist eine sichere und effektive Impfung auch so wichtig.

Wie groß ist der Schaden wirklich? Die Letalität von Corona soll laut Kages-Virologe Klaus Vander zwischen 0,1 und 0,36 liegen. Ja, aber die Infektionssterblichkeit variiert sehr stark zwischen verschiedenen Altersgruppen.

Nur als Ergänzung, bei Influenza liegen wir bei 0,1 bis 0,2. Oder darf man diesen Vergleich gar nicht machen? Gesundheitsrisiken dürfen wir immer vergleichen. Speziell zwei Erkältungsviren. Das war eigentlich schlimm am Anfang der Pandemie, dass die Politik uns das untersagt hat. Wir vergleichen auch Herz-Kreislauf- mit Krebserkrankungen, obwohl sie völlig unterschiedlich sind. Zum Beispiel in Bezug auf Parameter wie Gesundheitskosten, Krankenhausaufenthalte, Mortalität, usw. Sars-CoV-2 mit Influenzaviren zu vergleichen, ist somit vollkommen legitim. Vergleichen ist ja nicht das Gleiche wie gleichsetzen. Von der Influenza sind auch Säuglinge stark bedroht. Das ist beim neuen Coronavirus Sars-CoV-2 zum Glück nicht der Fall. Nachdem es sich aber um ein neues Virus handelt, breitet sich Sars-CoV-2 ziemlich ungebremst aus. Die Folge ist, so wie es aktuell die meisten europäischen Länder erleben, ein erhöhtes Erkrankungs- und Sterbegeschehen. Aktuell liegt der Mittelwert der Personen in Österreich die mit oder an Covid-19 versterben bei zirka 86 Jahren. Jüngere Menschen versterben sehr selten, so waren nur 18 Perso-

nen unter 45 Jahre alt. Auch das Risiko, im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation versorgt werden zu müssen, steigt mit dem Alter und der Anzahl der chronischen Erkrankungen.

Die Schere zwischen Infektionen und Todesfällen änderte sich mehrmals. Zuerst gab es wesentlich mehr Infektionen, dann aber die höchste Sterblichkeit pro Woche seit den 70er-Jahren. Warum? Die Anzahl der positiv getesteten Fälle auf dem Dashboard ist ein vollkommen verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Zuletzt lag der Anteil der positiven Tests bei 15 Prozent. Bei den Massentests waren es um die 0,2 Prozent. Über die Dunkelziffer sagen uns diese Ergebnisse überhaupt nichts. Deshalb können wir die Anzahl der so erfassten Infektionen auch nicht in Relation zu den Sterbefällen stellen. Es wäre gut gewesen, von Anfang an regelmäßig repräsentative Querschnittsstudien durchzuführen. Das ist viel zu selten gemacht worden. Zuletzt von der Statistik Austria, da lag der Anteil der positiv getesteten Personen bei 3,1 Prozent und 4,7 Prozent der getesteten Personen hatten Antikörper. Allerdings war die Gruppe der unter 16-Jährigen nicht vertreten und das Fehlen von Antikörpern bedeutet nicht, dass keine Gedächtniszellen gebildet wurden. Interessant ist auch, dass 61 Prozent der Personen mit Antikörpern nie positiv getestet wurden. Wenn wir also von den aktuell fast 330.000 laborbestätigten Fällen ausgehen, könnten sich in Österreich bereits über eine Million Menschen infiziert haben. Wenn wir diese Zahl den 4.800 Verstorbenen gegenüberstellen, ergibt sich eine Infektionssterblichkeit von zirka 0,3 bis 0,4 Prozent. In Deutschland gibt es mit Drosten und Streeck zwei unterschiedliche öffentliche Meinungsbilder zum Umgang mit Corona – wobei Drosten den Diskurs stärker vorgibt. In Österreich hat sich kein Experte hervorgetan, dem die Allgemeinheit inhaltlich folgt ... Die virologische Perspektive ist wichtig. Allerdings ist eine Pandemie ein gesamtgesellschaftliches Ereignis und muss deshalb auch interdisziplinär betrachtet werden. Sowohl Drosten als auch Streeck sind sehr gute Virologen. Wir brauchen aber Sozialwissenschaftler und Ökonomen um die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu verstehen. Ich finde es nicht gut, wenn die virologisch-medizinische Perspektive die Debatte bestimmt. Eine Pandemie muss immer aus vielen Blickwinkeln betrachtet werden.

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Fazitgespräch Die deutsche Politik hat sich gegen Massentests ausgesprochen ... Genau. Die Slowakei macht es wahrscheinlich auch nicht noch einmal.

Aber was war der Massentest in Österreich dann? Politischer Populismus? Viele Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Ressourcen von Massentests an anderer Stelle wirkungsvoller eingesetzt werden könnten. Hinzukommt die sehr heterogene Testqualität, weil das Personal unterschiedlich geschult ist. In den nächsten Monaten werden wir vor allem wohnortnahe und einfach zugängliche Teststellen brauchen. Auch um 1450 und die Gesundheitsbehörden zu unterstützen und die Kontaktverfolgung zu beschleunigen. Auch für Hochrisikobereiche wie Alten- und Pflegeheime braucht es ausgeklügelte Teststrategien. Entscheidend sind die nächsten vier Monate. Dann wir es wieder wärmer. Bis dahin muss es uns gelingen, das Infektionsgeschehen möglichst gut einzudämmen und die Risikogruppen bestmöglich zu schützen. Die Briten haben bereits mit Impfungen angefangen. Wie lang braucht es eigentlich, um Österreich durchzuimpfen? Es gibt eine Impfstrategie, einen Stufenplan, der beginnt bei den Bewohnern und Mitarbeitern von Alten- und Pflegeheimen. Dabei sind noch viele Fragen offen. Etwa: Wie gut wurden die Pflegekräfte informiert? Wie viele sind bereit, sich impfen zu lassen? Wie soll mit kognitiv eingeschränkten, an Demenz erkrankten Personen umgegangen werden? Im zweiten Quartal sollen dann weitere Gruppen dazukommen. Da stellt sich schon die Frage, wie

gut in den nächsten Wochen diese Menschen über die Impfung informiert werden. Vor der Zulassung von Impfungen schon eine Impfpflicht zu fordern, war sicher kontraproduktiv.

Warum braucht es eine solche schrittweise Strategie mit Fokussierung auf die Risikogruppen? Es ergibt Sinn, zuerst jene Menschen zu impfen, die das höchste Risiko aufweisen, schwer zu erkranken oder zu versterben. Noch ist nicht klar, ob die Impfung auch eine Übertragung des Virus verhindert. Das wäre dann ein guter Grund, auch Kontaktpersonen zu impfen. In den nächsten Monaten müssen aber auch viele Daten gesammelt werden, um die Effektivität und Sicherheit der Impfstoffe weiter zu prüfen. Wenn gesunde, junge Menschen geimpft wird, müssen schwere Nebenwirkungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Ältere Menschen sind natürlich auch keine Versuchskaninchen, aber sie profitieren vom Impfstoff am meisten, da sie von Covid-19 am stärksten bedroht sind. Aber auch für diese Altersgruppen brauchen wir noch bessere Daten. Die Pfizer-Studie hatte zwar fast 44.000 Teilnehmer. Trotzdem kam es im Beobachtungszeitraum nur zu zehn schweren Covid-19 Erkrankungen bzw. Krankenhausfällen. Neun davon bei den Nichtgeimpften, einer bei den Geimpften. Das sind sehr kleine Fallzahlen, die zwar eine 90-prozentige Risikoreduktion ergeben, aber noch über längere Zeiträume bestätigt werden müssen. Deshalb sind auch die Anwendungsbeobachtungen so wichtig. Ich hoffe, dass diese auch in Österreich durchgeführt werden. Gerade bei uns sind Impfungen oft ein sehr emotionales Thema und eine sachliche Debatte sehr schwierig.

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Fazitgespräch

Ist es dann nicht besonders gefährlich, die älteren Bevölkerungsgruppen zuerst zu impfen, wenn wir so wenig über den Impfstoff wissen? Die Zulassungsbehörden fordern deshalb zurecht weitere Anwendungsbeobachtungen, damit die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe auch weiterhin untersucht wird. Es wird aber auch in Österreich ein perfektes Monitoring brauchen. Leider haben wir noch immer kein Impfregister, aber zumindest einen elektronischen Impfpass sollte es bald geben. Eine effektive und sichere Impfung kann sicher viel dazu beitragen, den durch die Pande-

mie entstehenden Schaden zu minimieren. Neben dem gesundheitlichen, entsteht ja auch immer ein psychischer, sozialer und wirtschaftlicher Schaden. Diese Schäden wirken sich wiederum negativ auf unsere Gesundheit aus. Hier die richtige Balance zu finden, ist eine fast unlösbare Aufgabe.

Aber kostet ein – vermeintlich – schlechter Umgang mit der Pandemie nun also wirklich mehr gesunde Lebensjahre von Menschen als Corona uns nimmt? Das in Zahlen zu gießen, ist sehr schwer. Oberstes Gesundheitsziel in Österreich, aber auch der Europäischen Union ist, dass möglichst viele Menschen ein möglichst langes, gesundes Leben führen. Der zugehörige Indikator sind gesunde Lebensjahre. Leider liegt Österreich unter dem europäischen Durchschnitt. So haben Menschen in Schweden im Schnitt 15 gesunde Lebensjahre mehr im Leben als Menschen in Österreich. Die Frage ist nun, wie viele gesunde Lebensjahre durch COVID-19 verloren gehen, wenn der Altersdurchschnitt der Verstorbenen bei 86 Jahren liegt. Natürlich ist jeder Todesfall tragisch, aber es gehen selbstverständlich mehr gesunde Lebensjahre verloren, wenn Kinder oder junge Menschen versterben, oder viele Jahre in schlechter Lebensqualität verbringen. Auch Schulschließungen, Bildungsnachteile, Arbeitslosigkeit und kollektive Ängste kosten gesunde Lebensjahre, da gibt es gute Studien dazu. In den kommenden Monaten wird es sicher auch Untersuchungen geben, wie viele gesunde Lebensjahre durch die Unter- und Fehlversorgung von anderen Erkrankungen verloren gegangen sind. Zum Teil auch, weil sich Menschen nicht zum Arzt oder in ein Krankenhaus getraut haben.

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Sie sind also pessimistisch? Gegenfrage: Warum ist die Impfbereitschaft in Skandinavien so hoch? Dort wird der Wissenschaft, den Behörden, aber auch der Politik mehr vertraut. Dieses Vertrauen ist in Österreich in diesem Ausmaß nicht vorhanden. Das lässt sich auch mit Inseraten und inszenierten Pressekonferenzen nicht kaufen. In den kommenden Wochen muss es aber auch in Österreich gelingen, die Bevölkerung, aber auch die Gesundheits- und Sozialberufe ehrlich, korrekt und verständlich zu informieren. Dazu müssten einmal alle bestehenden Fragen und Sorgen erhoben werden. Ein guter Leitfaden wären die Kriterien für gute Gesundheitsinformation. Keinesfalls sollte die Impfbereitschaft noch weiter sinken oder die Akzeptanz von anderen Impfungen gefährdet werden. Wenn viele Menschen geimpft werden, kann es immer, rein zufällig, zu zeitgleichen Ereignissen kommen. Das ist eine kommunikative Herausforderung und braucht Strukturen, die auch Vertrauen genießen.


Martin Sprenger wurde am 7. Dezember 1963 in Chur in der Schweiz geboren. Er ist Sohn eines Österreichers und einer Deutschen und übersiedelte mit seiner Familie mit sechs Jahren nach Tirol. Es studierte Medizin in Wien und Graz sowie Public Health in Neuseeland. 2002 begann er seine Lehrtätigkeit an der Medizinischen Universität in Graz, zeitgleich arbeitete er ehrenamtlich als Allgemeinmediziner für die Marienambulanz der Caritas Steiermark. Anfang März wurde er über eine ehemalige Studentin, die im Gesundheitsministerium tätig ist, Mitglied der Coronavirus-Taskforce aus der er sich freiwillig zurückzog. Seitdem ist er als kritischer Beobachter der Pandemiebekämpfung Stammgast in österreichischen Medien. Sprenger lebt mit seiner Lebensgefährtin und zwei Kindern in Graz.


Fazitgespräch

Ein genauer Blick zeigt, dass es manchen Ländern besser gelingt, das Infektionsgeschehen einzudämmen als anderen. Martin Sprenger Sie haben auf Ö1 im Spätsommer gesagt, wir werden keinen zweiten Lockdown brauchen. Haben Sie sich geirrt? Österreich hatte ja nie einen richtigen Lockdown, so wie Wuhan, sondern eine Verschärfung von Maßnahmen. Wie viel die weitere Verschärfung der Maßnahmen Mitte November gebracht hat, werden wir wohl nie genau erfahren. Im Sommer war ich noch optimistisch, dass wir viel getan haben um die Eindämmung, das Containment, zu verbessern. Aber auch um die Risikogruppen zu schützen bzw. die Alten- und Pflegeheime bestmöglich zu unterstützen. Das ist uns in Österreich sicher nicht so gut gelungen wie ich gehofft habe. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Kindergärten und Volksschulen, so wie in anderen europäischen Ländern, vollständig geöffnet bleiben sollten. Die negativen Folgen, auch von Teilschließungen, sind einfach zu groß. Leider haben wir noch immer keine klaren Ziele, klare Strategien und darauf basierend gut kommunizierte, wissensbasierte und gut begründete Maßnahmen. Es ist noch immer alles ein bisschen verwirrend. Die wichtigen Konstanten bleiben: Abstand halten, Kontakte reduzieren und Superspreader-Events vermeiden.

Aber nicht nur Österreich hat versagt, ganz Europa! Warum? Ja, die zweite Welle hat alle Länder und Regionen von Südspanien bis zum Nordkap – Finnland ein bisschen ausgenommen – erfasst. Natürlich ist das nicht ein kollektives Versagen aller Gesundheitsbehörden und Regierungen. Wobei ein genauer Blick zeigt, dass es manchen Ländern besser gelingt, das Infektionsgeschehen einzudämmen als anderen. Wobei jene Regionen, die im Frühjahr wenig betroffen waren, jetzt im Herbst oft Hotspots sind und Regionen, die im Frühjahr Hotspots waren, jetzt im Herbst weniger betroffen sind. Und warum schafft es Neuseeland so gut? Jenes Land, in dem Sie Public Health studiert haben Anfang der Nullerjahre? Neuseeland hatte als Insel von Anfang an eine andere Strategie. Die Elimination des Virus stand immer im Vordergrund. Jetzt wird dieser Zustand mit massiven Einreisebeschränkungen erhalten. Neuseeland hat aber auch nur eine einzige Exitstrategie: sichere und wirksame Impfungen.

Wie hoch muss eine Durchimpfungsrate sein? Aktuell ist die Annahme, dass zwei Drittel der Bevölkerung immun sein sollten.

Ist das in Österreich nicht unrealistisch? Wir müssen das nicht bis Ende Jänner schaffen. Es würde aber einen Riesenunterschied machen, wenn sich bis zum Herbst 2021 die Hälfte der Bevölkerung impfen lässt. 10 Prozent Immunität kommen durch die Durchseuchung noch dazu. Das würde schon zu einer deutlichen Reduktion des Erkrankungs- und Sterbegeschehen führen. Es in einen Bereich zu bringen, den wir auch sonst akzeptieren. Es werden weiterhin, vor allem im Winter, Menschen aufgrund von Erkältungsviren versterben. Zu hoch darf diese Zahl aber nicht werden. Normalerweise nehmen wir ja nicht wahr, dass jeden Tag zirka 230 Menschen sterben, oder im Schnitt 200 Menschen täglich neu an Krebs erkranken, oder 100 einen Herzinfarkt haben, oder 8.000 Menschen in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Das akzeptieren wir. Zumindest bis jetzt. Aber akzeptieren wir das wirklich? Ja. Solange es unter unserer Wahrnehmungsgrenze bleibt, akzeptieren wir es. Erst wenn der Scheinwerfer auf ein Geschehen gerichtet wird, es öffentlich wird, und die Medien darüber berichten, erst dann wird es für viele Menschen real. Wir könnten und sollten viel mehr über die psychosozialen Folgen dieser Pandemie reden und berichten. Über die steigende Arbeitslosigkeit und ihre gesundheitlichen Folgen. Über die großen Ungleichheiten im Erkrankungs- und Sterbegeschehen oder die Verstärkung von Armut, vor allem bei Kindern. Es gäbe viele Themen, auf die wir den Scheinwerfer richten könnten, es aber nicht tun. Warum auch immer. Herr Sprenger, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JÄNNER 2021 /// 31


Steuerboard

Mag. Jessica Ghahramani-Hofer

Freistellung von Schwangeren während der COVID-19-Krise

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China überholt die USA beim kaufkraftbereinigten BIP C hina nützt das Pandemie-Chaos in den USA, um sich zur globalen Nummer eins beim kaufkraftbereinigten BIP aufzuschwingen. Das Reich der Mitte wird im heurigen Jahr die einzige größere Volkswirtschaft mit einem Wirtschaftswachstum sein. Mit Indien und Indonesien werden sich neben China und Japan noch zwei weitere asiatische Länder in die Top fünf der größten Ökonomien einreihen. Vor allem europäische Länder verlieren im Ranking an Boden. So wächst Chinas Brutto-

inlandsprodukt seit der wirtschaftlichen Öffnung in den 1990er-Jahren stetig an. Kaufkraftbereinigt, also unter Berücksichtigung des Preis- und Wohlstandsniveaus in den jeweiligen Ländern, hat China die Nummer-eins-Position unter den größten Volkswirtschaften der Erde bereits übernommen. Den europäischen Volkswirtschaften fehlt es hingegen seit Jahren an Dynamik. Die alternde Gesellschaft belastet zudem die Staatskassen und schmälert die Produktivität.

Corona-Schulterschluss der Sozialpartner W ir Steirerinnen und Steirer gegen Corona“ heißt eine Initiative, mit der die Sozialpartner einen dritten Lock-

32 /// FAZIT JÄNNER 2021

down abwenden wollen. Unter dem Motto: „Steiermark, bleib stark“ appellieren die Präsidenten Josef Herk (WKO), Josef Pes-

Grafik: Agenda Austria

Medizinische Erkenntnisse weisen darauf hin, dass bei Schwangeren COVID-19-Erkrankungen schwerer verlaufen können. Dieses Risiko soll durch einen erweiterten Freistellungsanspruch gemindert werden. Der Sozialausschuss des Nationalrats hat daher am 26. 11. 2020 beschlossen, dass während der C19-Krise Schwangere, die bei der Arbeit physischen Kontakt mit anderen Personen haben, künftig ab Beginn der 14. Schwangerschaftswoche bei voller Lohnfortzahlung freizustellen sind, sofern durch eine Anpassung der Beschäftigung ein Körperkontakt nicht vermieden werden kann. Dieses Beschäftigungsverbot soll vorläufig bis 31. 3. 2021 gelten. Voraussetzung für die Freistellung ist, dass dieser Körperkontakt für die Ausübung der Tätigkeit erforderlich ist. Keine Voraussetzung ist hingegen Hautkontakt. Der Dienstgeber muss versuchen, die Beschäftigung dahingehend anzupassen, dass Körperkontakt vermieden und Mindestabstand eingehalten werden kann. Ist eine Änderung der Arbeitsbedingungen aus objektiven Gründen nicht möglich, hat die Dienstnehmerin Anspruch auf Freistellung und Fortzahlung des bisherigen Entgelts. Bei einem Freistellungsanspruch hat der Dienstgeber Anspruch auf Ersatz des Entgelts bis zur monatlichen Höchstbeitragsgrundlage nach dem ASVG, der für diesen Zeitraum abzuführenden Steuern und Abgaben sowie der zu entrichtenden Sozialversicherungsbeiträge unabhängig davon, von welcher Stelle diese einzuheben sind. Den entsprechenden Antrag muss er spätestens 6 Wochen nach dem Ende der Freistellung beim Krankenversicherungsträger einbringen. Die Gesetzwerdung bleibt abzuwarten.


Der Autor von Wirtschaft Steiermark, Michael Steiner (Mitte), mit den Landesräten Christopher Drexler und Barbara Eibinger-Miedl

serl (AK), Horst Schachner (ÖGB), Stefan Stolitzka (IV) und Franz Titschenbacher (LK) an das Durchhaltevermögen aller und rufen zur Eigenverantwortung auf. Die Initiative zielt darauf ab, als Gemeinschaft stark zu sein und das Virus in Griff zu bekommen. AK-Präsident Josef Pesserl sieht in der Corona-Pandemie die Lösungskompetenz der Sozialpartner, wie etwa bei den Bestimmungen zur Kurzarbeit, gefordert. IV-Präsident Stefan Stolitzka sieht in der Initiative ein Zeichen, Mut zu machen, Zuversicht zu geben und an die Eigenverantwortung zu appellieren. Für WKO-Präsident Josef Herk gilt es, gemeinsam positiv in die Zukunft zu blicken. Jeder könne durch das eigene Verhalten zur Eindämmung beitragen und durch die Entscheidung, regional einzukaufen, die heimische Wirtschaft unterstützen.

Wirtschaft Steiermark Der Ökonom Michael Steiner zeigt in seinem wirtschaftshistorischen Werk „Wirtschaft Steiermark“ die ökonomische Entwicklung der Steiermark seit dem Zweiten Weltkrieg auf. Die steirische Wirtschaft habe in dieser Zeit einen viel beachteten Wandel vollzogen, indem sie von einem alten Industriegebiet zu einer hochindustrialisierten Technologieregion geworden sei, erklärte der Autor bei der Präsentation.

D

as Buch ist eine Pflichtlektüre für all jene, die im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes Verantwortung tragen“, ist Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl überzeugt. Durch die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen müsse sich die Steiermark auch jetzt wieder neu aufstellen und Weichen für die Zukunft stellen, erklärte die Landesrätin. Kultur- und Europalandesrat Christopher Drexler ergänzte: „So wie die Realität vor vielen Jahrzehnten dem Status quo gegenübergestellt wird, ist es

START!KLAR

auch Auftrag, die heutige Realität mit Zukunftsvertrauen, Zuversicht und ein wenig Utopie weiterzuentwickeln und den möglichen Stoff für eine Nachfolgepublikation zu liefern.“ Im Buch wir klargestellt, dass der steirische Transformationsprozess erst durch die Dynamik steirischer Unternehmen in Kombination mit einer technologie- und innovationsorientierten Regionalpolitik möglich wurde. Das im Leykam-Verlag erschienene Buch ist um 35 Euro im Handel erhältlich.

Foto: Land Steiermark/Streibl

Foto: Kanizaj

Die steirischen Sozialpartner appellieren an die Eigenverantwortung der Steirerinnen und Steirer.

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»Herr Ober, die Rechnung bitte!« In Zeiten von Lockdown und Betretungsverboten ein Satz, den man nur mehr selten hört. Zum heurigen Jahresende stellen wir die coronabedingten Unternehmensförderungen am Beispiel eines Gastronomen dar. Von Alexander Hofer

M

itte März 2020: Das Lokal unseres Gastronomen musste quasi über Nacht geschlossen werden. Erst Mitte Mai durfte er unter strengen Hygienevorschriften und Auflagen wieder aufsperren. Der Umsatz fiel von rund 20.500 Euro im Monat auf null Euro. Bis Mitte Juni gab es das „4-Personen/Tisch-Limit“, was dem Gastronomen Umsatzeinbußen von rund 50 % bescherte. Der Sommer brachte einen vollen Sitzgarten und steigende Umsätze. Aufgrund der Auflagen war im Vergleich zum Vorjahr nur ein leichter Umsatzrückgang auf 80 % zu verzeichnen. An den soften Lockdown Anfang November fügte sich der harte, der die Gastronomie dazu zwingt, bis 6. Jänner 2021 geschlossen zu halten. Unser Gastronom macht die Not zur Tugend und mit einem eingeschränkten Thekenverkauf „Jause to go“ bis zum Jahresende einen Umsatz in Höhe von 6.000 Euro.

Kurzarbeit Für den Gastronomen war stets ausgeschlossen, einen seiner beiden langjährigen und treuen Mitarbeiter zu kündigen. Im Frühjahr 2020 hat er Kurzarbeit beantragt und die Arbeitsverhältnisse auf die Mindeststundenanzahl (10 %) herabgesetzt. Die gesamten Lohnkosten eines Monats betragen 4.160 Euro. Bis Mitte Juni das 4-Personenlimit fällt, wird ein Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt. Die förderbaren Kosten betrugen somit 50 % (2.080 € / Monat). Von Mitte Juni bis Ende Oktober arbeiteten beide Mitarbeiter wieder voll. Ab dem neuerlichen Lockdown wurden beide wieder auf die Mindestarbeitszeit (10%) zurückgestuft. Nachdem 10 % der Kürzung von den Mitarbeitern übernommen werden, wird die Differenz zur Mindestarbeitszeit (=90-10%) durch die Kurzarbeitsförderung getragen. Somit beträgt der Zuschuss 80 % der gesamten Lohnkosten für acht Wochen und für zwei Mitarbeiter, vier Wochen für einen Mitarbeiter und im November bis Dezember für beide Mitarbeiter wieder 80 %. Der Zuschuss kürzt die Lohnausgaben. Fixkostenzuschuss I Als Unterstützung für die Unternehmen wurde der Fixkostenzuschuss I eingeführt, welcher maximal für drei Zeiträume, beginnend mit 16. März und endend mit 15. Juni, die Fixkosten teilweise ersetzen soll. Das Ausmaß der Förderung hängt vom Umsatzausfall ab. Unser Gastronom hatte aufgrund des steigenden Umsatzes im Mai einen Umsatzrückgang von rund (0 + 0 + 10.500 – 20.500 34 /// FAZIT JÄNNER 2021

* 3 =) 83 %. Er bekommt daher 75 % von seinen (angenommen) 4.500 Euro Fixkosten pro Monat gefördert. Die Förderung aus dem Fixkostenzuschuss I beträgt daher (4.500 x 3 x 75% =) 10.125 €. Auch diese Maßnahme kürzt die getätigten Ausgaben. Fixkostenzuschuss II Der Fixkostenzuschuss II begann mit 16. September und fördert bei einem Umsatzausfall von mindestens 30% die Fixkosten bis maximal 30. Juni 2021. Der Begriff der Fixkosten wurde erweitert, daher kommt es in dieser Phase zu höheren Förderungen. Unser Gastronom erwirtschaftete im September bis Oktober 80 % der Vorjahresumsätze und erreicht daher die „UmsatzausfallHürde“ von 30 % nicht. Im November und Dezember hat er einen Umsatzausfall von 14.500 Euro pro Monat. Der Zuschuss kann nicht beantragt werden, da der Umsatzersatz für den Unternehmer günstiger und die Beantragung mit weniger Kosten verbunden ist. Anmerkung: Wie sich der Umsatzersatz für den verlängerten Lockdown für die Gastronomie auf den Fixkostenzuschuss II auswirkt, kann zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels nicht gesagt werden.

Umsatzersatz Aufgrund der Schließung am 3. November bis über das Jahresende hinaus kann der Unternehmer für den Zeitraum 3.11. – 6.12. einen 80%-Umsatzersatz beantragen und für den Zeitraum ab 7. Dezember 50 %. Er erhält daher 20.500 * 80 % + 20.500 * 50 % = 26.650 €. Der Umsatzersatz ist zwar von der Umsatzsteuer befreit, jedoch einkommensteuerpflichtig. Ausgaben Die Ausgaben (Fixkosten) für Miete und Betriebskosten betragen 4.500 Euro pro Monat. Für das Personal fallen 4.160 Euro monatlich an und die Materialkosten machen 30 % vom Umsatz aus. Abschreibungen, Zinsen, Rückstellungen für Abfertigung werden nicht berücksichtigt.

Resümee der Corona-Förderungen Das Beispiel verdeutlicht die Wirkungen der Steuerpflicht der COVID-19-Beihilfen, indem von den rund 50.000 Euro ein Drittel an Steuern wieder an den Staat zurückfließt. Im Gegensatz dazu hat


Steuerberater Mag. Alexander Hofer ist geschäftsführender Gesellschafter der Hofer Leitinger Steuerberatung GmbH.

der Gesetzgeber die Investitionsprämie steuerfrei gestellt. Das gilt auch für Unterstützungen aus dem Härtefallfonds, die als allgemeine Maßnahme steuerfrei bleiben.

Allgemeine steuerliche Neuerungen abseits von COVID-19 Ab 1.7.2020 soll es für Anschaffungen eine Alternative zur linearen Abschreibung von abnutzbaren Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens geben. Diese wird in Form einer steuerlich wirksamen, degressiven Abschreibung eingeführt, die bereits im Jahr der Anschaffung eine Abschreibung von 15 % der Anschaffungskosten – unter Berücksichtigung der Halbjahresabschreibung – ermöglichen soll. Der Restbuchwert des Vorjahres wird dann solange mit 30 % abgeschrieben, bis die lineare Abschreibung bezogen auf die Restnutzungsdauer günstiger ist. Durch diese Maßnahmen sind die steuerlichen Abschreibungen in den ersten Jahren der Investition höher und attraktiver. Besonders attraktiv ist diese Maßnahme für Investitionen, für die auch die Investitionsprämie konsumiert wurde, da diese die Anschaffungskostenbasis nicht kürzt. Vorgezogene lineare Gebäudeabschreibung: Für Gebäude, die nach dem 30. Juni 2020 angeschafft oder hergestellt werden, können im ersten Jahr das Dreifache und im zweiten Jahr das Zweifache der Normalabschreibung abgesetzt werden. Im betrieblichen Bereich sind das daher 7,5% bzw. 5% und im außerbetrieblichen

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Bereich 4,5 % bzw. 3 %.

Up to date bleiben mit Hofer Leitinger Steuerberatung In diesem Beitrag habe ich besonderes Augenmerk auf die Maßnahmen im Zusammenhang mit der COVID-19-Krise gelegt. Selbstverständlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer steuerlicher Gestaltungen, die Sie vor dem Jahreswechsel überprüfen sollten. Mehr finden Sie auf der Unternehmenswebsite: hoferleitinger.at

Darstellung Ein- Ausgaben-Rechnung 2020 des Gastronomen Einnahmen

Jänner bis Mitte März

20.500 * 2,5 Monate (M)

51.250

Mitte Juni bis Ende Oktober

20.500 x 4,5 M x 80 %

73.800

Mitte März bis Mitte Mai Mitte Mai bis Mitte Juni

November bis Dezember Förderung Umsatzersatz

20.500 x 1M x 50 % 6.000 x 2M

lt. Fließtext

Summe Einnahmen/Förderungen Umsatzersatz

Material Personal

für 10 Monate (exkl. Lockdown) Jänner bis Mitte März bis Mitte Mai

30 % vom Umsatz 4.160 x 2,5M

4.160 x 2 M x 90 %

Förderung 80 %

80 % von 7.488

bis Ende Oktober

4.160 x 4,5 M

bis Mitte Juni

Förderung 80 % bis Dezember

2.080 + 2.080 x 90 %

80 % von 2.080 x 90 % 4.160 x 2M x 90 %

Förderung 80 %

80 % von 7.488

Fixkostenzuschuss I

lt. Fließtext

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Summe Personal/Förderungen Kurzarbeit

Sonstige Kosten (Fixkosten)

4.500 x 12 M

Summe Fixkosten/Förderungen Fixkostenzuschuss Gewinn vor Förderungen

Einkommensteuer vor Förderung Summe Förderungen/Aufwandskürzungen steuerlicher Gewinn nach Förderungen Einkommensteuer nach Förderung

0

10.250 12.000

147.300

36.825 10.400 7.488 3.952

18.720 7.488

48.048

54.000

54.000

8.427

26.650

26.650

5.990 1.664 5.990

13.645

10.125

10.125

0

50.420 58.847

17.646

FAZIT JÄNNER 2021 /// 35


Wirtschaft

Willkommen zurück!

Ab 20. Dezember 2020 wieder im Flugprogramm Amsterdam mit KLM

und von dort zu zahlreichen Destinationen wie z. B. Porto, Dubai, Barcelona, Glasgow, Edinburgh, Helsinki und Madrid

Stand 10.12.2020: Kurzfristig können Anpassungen des Flugplans an die aktuelle Covid-19-Situation erfolgen.

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Restaurant »Eleven« spendet für Steirer helfen Steirern Der Besitzer des Restaurants „Eleven“, Arsim Gjergji, stellte sein Lokal am 12. Dezember in den Dienst einer besonderen Sache. Unter dem Motto „Du bestellst und genießt und wir spenden 100% vom Umsatz“ kochten er und sein Team in der Kaiserfeldgasse 13 den ganzen Tag für den guten Zweck. Der Umsatz aller bestellten Speisen zum Abholen von 11 bis 19.30 Uhr ging an die Hilfsaktion „Steirer helfen Steirern“.

A

rsim Gjergji erklärt den Hintergrund seines Engagements: „Es war für uns Wirte ein hartes Jahr, doch es gab ganz viele Menschen, die gut zu uns waren und uns in verschiedenster Form unterstützt haben. Ein härteres Jahr war es aber für viele Menschen in der Steiermark, die auch mit Schicksälen des Lebens kämpfen mussten, deswegen war es für mich selbstverständlich, hierzu einen Beitrag zu leisten. Unsere Mitarbeiter unterstützen diese Aktion gerne und stellen sich unentgeltlich in den Dienst der guten Sache. Wenn jeder von uns seinen Beitrag leistet, kann man vieles bewirken.“ Der Erfolg der Aktion war beachtlich und es konnten 1.400 Euro an Spenden für die Aktion erkocht werden. Gjergji erinnert sich an Zeiten, als auch er Hilfe fand: „Ich persönlich hatte ein solches Schicksal im Koso36 /// FAZIT JÄNNER 2021

vokrieg, aber das Glück nach dem Krieg seit 8.11.1999 in Graz hier mit meiner Frau meine drei Kindern leben zu dürfen. Diese Stadt hat mir viel gegeben und viele Türen geöffnet, ich bin mittlerweile ein stolzer Grazer und freue mich, wenn ich dieser Stadt ein wenig zurückgeben kann, denn ihr habe ich vieles zu verdanken.“ Arsim Gjergji dankt allen Gästen, die sein Lokal dabei unterstützt haben und ein besonderer Dank gilt dem anonymen Wohltäter, der zehn Portionen Wiener Schnitzel für das VinziDorf gespendet hat. Sein herzlicher Dank gilt Filialleiter Arnolf Skaria von Transgourmet Graz (Hans-Resel-Gasse27a), der von der Aktion gelesen hatte und dem Lokal beim Einkauf entgegenkam. Gjergji zieht Bilanz: „Das war ein sehr schöner Tag und wir werden das ganz bestimmt wiederholen.“

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Arsim Gjergji, Inhaber des Restaurants „eleven“, dankt herzlich allen Spendern, die seine Aktion „Steirer helfen Steirern“ unterstützen.


WKO-Barometer: Konjunkturimpulse gegen Coronakrise

WKO-Präsident Josef Herk (li.) und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg präsentieren eine düstere Bilanz des Wirtschaftsbarometers, sehen aber auch erste Silberstreifen am Horizont.

Die Corona-Krise hat die steirischen Unternehmen schwer getroffen, erklärt WKOPräsident Josef Herk bei der Präsentation des aktuellen Wirtschaftsbarometers. Die Konjunktur in der Steiermark ist aktuell noch immer von der Pandemie und den dadurch ausgelösten Maßnahmen geprägt – das zeigen die Zahlen ganz deutlich.

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ach einem durchwegs positiven Start ins Jahr 2020 wurde die heimische Wirtschaft durch das Virus jäh gebremst. Eine konjunkturelle Vollbremsung, die die Saldenwerte zum bisherigen Geschäftsverlauf durch die Bank rot eingefärbt hat. Im Detail: Gesamtumsatz (-36,2 Prozentpunkte), Auftragslage (-34,3), Preisniveau (-2,8), Investitionen (-8,3) und Beschäftigung (-8,6) sind klar im Minus. „Damit haben sich die Erwartungen aus unserer Frühjahrsumfrage leider erfüllt“, erklärt WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk.

Vorsichtiger Optimismus Ob Umsatz, Auftragslage, Preisniveau, Investitionen oder Beschäftigung: Sämtliche Konjunkturdaten liegen im neuen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark auf einem historischen Tiefstand – aber es gibt auch erste Aussichten auf Besserung, so lautet die Botschaft. Bei den Geschäftserwartungen zeigen die Trendpfeile für die kommenden Monate nach oben. Eine Stimmungsaufhellung, die sich auch bei der Einschätzung des Wirtschaftsklimas widerspiegelt. Während der Negativsaldo hier aktuell noch bei -82,6 Prozentpunkten zu liegen kommt – 85,3 Prozent sehen gegenüber dem Vorjahr eine Verschlechterung, 2,7 Prozent eine Besserung

–, beträgt der künftige Erwartungssaldo nämlich -24,5 Prozentpunkte. Das ist zwar noch immer ein klarer Minuswert, aber auf deutlich höherem Niveau. Ein Zeichen dafür, dass die wirtschaftliche Talsohle durchschritten sein könnte. „Unternehmer sind grundsätzlich dem Optimismus verpflichtet, müssen aber natürlich auch realistisch bleiben. Darum braucht es weitere Konjunkturimpulse, um Arbeitsplätze und damit Wohlstand im Land weiter zu sichern“, betonen WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Wirtschaftlicher Restart „Die Regierung hat in der Krise entschieden gehandelt. Gemeinsam mit den Sozialpartnern wurden viele Maßnahmen gesetzt, die noch schlimmere wirtschaftliche Auswirkungen verhindert haben. Auf dieser Basis können wir jetzt – wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen – den wirtschaftlichen Restart schaffen“, ist auch WKO-Steiermark-Direktor KarlHeinz Dernoscheg überzeugt. Insgesamt 820 steirische Unternehmerinnen und Unternehmer haben an der großen Konjunkturumfrage teilgenommen. „Sie spiegelt sämtliche Branchen, Regionen und Betriebsgrößen wider und bietet dazu

auch einen Überblick zur Wirksamkeit der bisherigen Corona-Maßnahmen“, erklärt Dernoscheg.

Konjunkturbelebende Investitionen Damit diese negativen Aussichten zu keinem weiteren Arbeitsplatz- und damit Wohlstandsverlust werden, brauche es zusätzliche konjunkturbelebende Maßnahmen, sind Herk und Dernoscheg überzeugt: „Wir müssen die Abwärtsspirale durchbrechen und die Konjunkturlok wieder in Fahrt bringen. Dafür braucht es zum einen wieder Vertrauen und Planbarkeit, zum anderen investitionsfördernde Impulse. Die Politik hat in der Krise schnell und entschieden reagiert, Selbiges erwarten wir uns jetzt auch für den wirtschaftlichen Restart“, betonen Herk und Dernoscheg unisono. Zu den wichtigsten Kernpunkten gehören Kostenentschädigung bei Quarantäne-Bescheiden, Weiterführung der wirtschaftlichen Unterstützungen, Wiedereinführung des Investitionsfreibetrags und Ausbau der Digitalisierungsinfrastruktur sowie eine zusätzliche Milliarde für ein kommunales Investitionsprogramm, das vor allem Klein- und Mittelbetrieben zugutekommen soll. FAZIT JÄNNER 2021 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

D

as »Electoral College«, die Wahlmänner und -frauen also, die den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika wählen, haben mit großer Mehrheit für den Kandidaten der Demokraten, Joe Biden, gestimmt. Damit ist Biden als nächster Präsident der USA offiziell bestätigt. Er hat bei der heurigen Wahl gleich viele Stimmen wie Trump im Jahr 2016 bekommen, also eine überzeugende Mehrheit. Es ist anzunehmen, dass trotz aller Widerstände und rhetorischer Spielereien von Trump den demokratischen Regeln der USA entsprechend die Regierungsgeschäfte ordnungsgemäß übergeben werden. In den Medien ist über dieser weitgehend normal ablaufenden Abfolge der Ereignisse eine gewisse Enttäuschung zu lesen, zu hören, zu sehen. Mussten wir uns nicht wochen- und monatelang Sorgen machen, dass es zum Bürgerkrieg in Amerika kommen könnte, bewaffnete Milizen einzelne Städte besetzen, Trump sein Amt nicht freiwillig aufgeben und sich zum Diktator auf Lebenszeit ernennen würde? Die täglich warnenden Spekulationen über das,

Die europäischen Amerika-Kenner

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was kommen könnte, was möglich wäre, was offensichtlich geschehen werde; sie schrieben sich die Finger wund, Kommentatoren und Korrespondenten berichteten nervös, hektisch, bis sie heiser wurden. Sie warnten uns auf TV, Radio und in den Print-Medien praktisch täglich und inszenierten sich in geschlossenen Denkprozessen, indem sie eine Annahme präsentierten, die sich jenseits der Realität bewegte, und diese dann als Grundlage für mögliche Folgen benutzten. Manche versuchten es zum Beispiel so: Es bestehe die Möglichkeit, dass Trump die Wahl von Biden nicht anerkenne und sich weigere, die Macht abzugeben, dann werde das und jenes passieren und noch vieles mehr wäre denkbar. Aus diesen Denksportübungen, die man sonst nur benutzt, um in der Arztpraxis den Fortschritt einer Demenz zu untersuchen, entwickelten die verantwortlichen Journalisten – und mit ihnen viele Politiker – reale Situationen und präsentierten sie voller Überzeugung, sodass man sicher sein konnte, dass das alles nicht nur vermutet, sondern auch passieren werde. In einer Nachrichtensendung eines deutschen Fernsehsenders befragte der im Studio in Deutschland sitzende Moderator den Korrespondenten, der direkt von den Straßen in Washington berichtete, wie denn die Stimmung sei. Der Korrespondent beantwortete die Frage mit einer Beschreibung der Situation: Es sei ruhig hier, die Menschen demonstrieren zwar, aber von Gewalt und Unruhe sei nichts zu sehen. Das genügte dem Mann im Studio nicht und er fragte weiter, ob denn nicht Bewaffnete unter den friedlichen Demonstranten seien, und der Reporter verneinte und wiederholte, dass alles friedlich sei und der Moderator ließ nicht locker und fragte wieder und wieder, ob es nicht gefährlich sei in den Straßen, eine bedrohliche Stimmung sich ausbreite, und der Reporter verneinte wieder und wieder, bis der Kollege im Studio endlich aufgab. Nachdem er die Leitung nach Washington unterbrochen hatte, fühlte sich der Journalist in Deutschland verpflichtet, über andere Städte zu berichten, wo es zu Un-

ruhen kommen könnte. Die meisten Korrespondentenberichte entsprachen jedoch den Erwartungen. Trump-Anhänger sah man meist mit Knüppel und Pistolen, oft übergewichtig mit T-Shirt und roten Baseballkappen, brüllend, schreiend, als wurde dort der Selbstbefreiungsversuch einer Irrenanstalt im Süden von Texas gefilmt. Reportagen wiederholten sich mit Beschreibungen von dumpfen, aggressiven und halbdebilen Amerikanern, die versuchten, den Mangel an Schuldbildung mit Wut, Hass und Verzweiflung auszugleichen. »Trump-Land« wurde zu einem Synonym für rückständige, aggressive, rassistische und auch frauenfeindliche Amerikaner, die im zivilisierten Europa nicht vorstellbar wären. Nach der Wahl verstummten die Amerika-Kenner. Vielleicht hatte sie keine Erklärung, warum Trump, trotz Verlust der Wahl, zehn Millionen Stimmen mehr bekam als 2016. Vielleicht konnten sie nicht erklären, warum ein Drittel der weißen Amerikaner und Latinos mit Universitätsabschluss und 43 Prozent der Frauen Trump wählten. Man mag zu Trump stehen, wie man möchte, ihn verteidigen, ihn verdammen, ihn loben oder kritisieren. Das amerikanische Volk hat jedoch diese Form der plakativen, durch Vorurteile überladene Denunzierung durch die Medien und Politiker Europas nicht verdient. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Günter Riegler

Die üblichen Verdächtigen

Zum Verhältnis von Wirtschaftssystem und politischer Kultur

ie Corona-Pandemie ist nicht nur hinsichtlich des Gesundheitswesens und der Befindlichkeit unserer Gesellschaft eine Herausforderung, sondern insbesondere auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Der Staat spannt einen noch nie da gewesenen Rettungsschirm, Kurzarbeit, Nullzinsen, Fixkosten- und Umsatzzuschüsse definieren das Verhältnis zwischen Staat und Bürger neu. Die Sehnsucht nach »mehr Staat« greift um sich – die Skepsis gegenüber Kapitalismus und Marktwirtschaft wächst. Unser gesellschaftlicher Grundkonsens über die ökonomische Verfasstheit des Landes scheint in Frage zu stehen. Eine ökonomische Bestandsaufnahme. I. Corona – hat der Markt versagt? Nein, hat er nicht Die Philosophin Isolde Charim ließ im Mai 2020, also gegen Ende der ersten Welle in einem Gastkommentar in der Kleinen Zeitung verlauten, die gegenwärtige Krise habe den Beweis dafür erbracht, dass »der Markt (…) diese Bedrohung nicht regeln (…)« könne, der »Markt mit seinem Credo Privatisieren, Deregulieren, Sparen« fiele der Epidemie zum Opfer. Es brauche, so Frau Charim weiter, eine »Renaissance von Konzepten des Gemeinwohls« und eine »drastische Rehabilitierung des öffentlichen Bereiches«, denn man habe jahrelang das Gesundheitswesen ausgehungert. Interessanterweise treffen sich in der Kritik am Gesundheitswesen ganz linke und ganz rechte Positionen – es gehört zum rechts wie links gern verlautbarten Gemeinplatz, man hätte den Sommer für den »Ausbau von Intensivkapazitäten« nützen müssen, die Regierung habe »geschlafen«, man hätte längst schon weitere Pflegekapazitäten aufbauen müssen und so weiter. Dabei wird außer Acht gelassen, dass ein geometrisches Infektionswachstum selbst durch noch so viele Spitalsbetten und durch noch so aufgestockte »Pflegekapazitäten« nicht bewältigt werden kann und dass während des gesamten Sommers und Frühherbst hindurch die öffentliche Meinung durch obskure Pseudowissenschafter dominiert wurde, die verbreiteten, dass das Covid-19-Virus »nicht gefährlicher als eine gewöhnliche Grippe« sei und dass die Spitäler und Intensivstationen unnötige Kapazitäten vorhielten, die niemand brauchen würde. Sollte man also der Meinung sein, das Gesundheitssystem habe infolge »Marktversagens« nicht adäquat in der Krise reagiert, dann ist das für Österreich sicher nicht richtig. Erstens, weil der Markt kein Steuerungsinstrument, sondern ein Mechanismus des Ausgleichs von Angebot und Nachfrage ist, sowie zweitens, weil marktwirtschaftliche Mechanismen im österreichischen Gesundheitssystem keine nennenswerte Rolle spielen. Unser Spitals- und Gesundheitssystem ist nahezu vollständig aus Gebühren und Steuern finanziert und steht nahezu uneingeschränkt zur Verfügung. Die Bereitstellung von Leistungen der Gesundheitsversorgung folgt – hierzulande – nicht den Marktgesetzen, sondern ausschließlich gesundheits-, versorgungspolitischen sowie regionalökonomischen Zielsetzungen. Wer also argumentiert, der Markt stünde der Gesundheitsversorgung entgegen, kann gerade in der Covidkrise kein Versagen von Marktprozessen vorweisen. II. Nicht der Markt versagt, sondern das Verantwortungsgefühl mancher Bemerkenswert an Isolde Charims Kommentar ist der Umstand, dass darin eine weit verbreitete Sehnsucht nach »mehr Staat« zum Ausdruck kommt und viele Befürworter eines »mehr Staat« zugleich an anderer Stelle »mehr Freiheit« fordern. Wer sich die letzten neun Monate der Corona-Pandemie unter dem Gesichtspunkt von »Markt« und »Staat« vor Augen führt, wird beobachtet haben, dass von einigen politischen Vertretern sowie von manchen Medienhäusern zwei einander ausschließende Forderungen erhoben wurden: einerseits jene nach individueller Freiheit (zB die Freiheit, über Testen, Impfen, Ausgehen etc zu entscheiden), andererseits jene nach staatlichen (also gemeinschaftlichen) Interventionen (zB des Ausbaues der Krankenhaus-/Pflegekapazitäten, der staatlichen Bezuschussung der von der Krise betroffenen Wirtschaftszweige und Gesellschaftsgruppen bis hin zur Gratisbereitstellung von Schutzmasken und Impfstoffen). Die

Wenn gesellschaftliche Entwicklungen aus dem Ruder laufen, dann sind die üblichen Verdächtigen rasch bestimmt: Kapitalismus und Marktwirtschaft. Am Beispiel der Coronakrise lässt sich gut untersuchen, dass Wirtschafts- und Marktgesetze nicht Ursachen, sondern Resultate der kulturellen Grundverfasstheit der Gesellschaft sind.

Foto: Heimo Binder

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Dr. Günter Riegler, geboren 1966 in Graz, ist seit 2017 als Stadtrat Mitglied der Grazer Stadtregierung. Aktuell für die Ressorts Kultur und Finanzen. FAZIT JÄNNER 2021 /// 39


Die üblichen Verdächtigen

Wer sich darüber beschwert, dass kapitalistische Unternehmen mit millionenschweren Hilfspaketen gestützt werden übersieht, dass einmalig verloren gegangene Betriebsstrukturen und Märkte für immer, zumindest aber für sehr lange Zeit verloren sind.

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Gemeinschaft soll die sozialen und wirtschaftlichen Kosten der Pandemie übernehmen, soll aber zugleich keine Befugnis haben, über Eingriffe in Grund- und Freiheitsrechte zu entscheiden. Oder wie es eine Politikerin aussprach, die empfahl, sich vor Weihnachten nicht testen zu lassen, um ein Weihnachtsfest in Quarantäne zu vermeiden: Jeder soll die Freiheit für sich in Anspruch nehmen dürfen, Freunde und Verwandte zu infizieren, die Gemeinschaft möge die Folgen finanziell regeln. Wir Ökonomen kennen das Prinzip: es gibt nicht gleichzeitig Freiheit und Sicherheit – »there is no such thing as a free lunch!« Wer Freiheit und demokratische Rechte haben möchte, der sollte nicht an anderer Stelle mehr Staatsinterventionen fordern. III. Eine Lehre: alles hängt mit allem zusammen Wenn Staaten intervenieren, um Unternehmen zu retten, gibt es stets jene, die sagen: anstatt Unternehmen, Banken etc zu retten möge man »das Geld« doch besser »den Menschen« geben. Wer das sagt, hat nicht verstanden, oder will ausblenden, dass die Systeme zueinander in Beziehung und miteinander in Austausch stehen. Wenn die aktuelle Krise uns eines lehrt dann das: alles hängt mit allem zusammen. Niemand – kein Sektor, keine Branche, kein Erdteil, kein Wirtschaftssystem und auch kein politisches System – kann sich im Falle exogener Schocks abkoppeln. Wenn die Banken kaputt sind, ist auch der Realsektor kaputt. Wenn Arbeitsplätze durch Kurzarbeit nicht gerettet werden, entstehen enorme soziale und ökonomische Kosten aus der Arbeitslosigkeit sowie aus den anschließenden Suchkosten im Gefolge der Krise. Wenn Gemeinden im Wege des Finanzausgleiches nicht gestützt werden, entfällt die Fördermöglichkeit für Ehrenamt, für Sportvereine und für Kulturschaffende. Wenn Produktionsstufen in Indien ausfallen legt dies auch die Produktion in Europa und den USA lahm. Wer sich darüber beschwert, dass kapitalistische Unternehmen mit millionenschweren Hilfspaketen gestützt werden übersieht, dass einmalig verloren gegangene Betriebsstrukturen und Märkte für immer, zumindest aber für sehr lange Zeit verloren sind. Wer diesen Zusammenhang – der systematischen Verflechtung – aller Sektoren, Branchen, Länder nicht mitdenkt, wird in seinen Entscheidungen Dominoeffekte auslösen, die zu dauerhaftem Schaden führen. Daher ist es der richtige Weg, derzeit insbesondere mit den Instrumenten der Kurzarbeit und des Umsatzersatzes zu versuchen, funktionsfähige unternehmerische Strukturen durch die Phase des Auftrags- und Umsatzentfalles zu tragen, auch, wenn dadurch vielleicht einzelne ineffiziente Strukturen oder nicht mehr voll konkurrenzfähige Betriebe weiter bestehen. Der Kollateralschaden eines Verlustes werthaltiger und konkurrenzfähiger Strukturen und Betriebe wäre um ein Vielfaches größer.

IV. Wirtschaftssysteme im Vergleich – wer sorgt für Stabilität in der Krise? Eine der hartnäckigsten Irrlehren des aktuellen Jahrzehntes meint den Quell allen Übels im »neoliberalen Kapitalismus« oder in der Marktwirtschaft gefunden zu haben. So gut wie jede unerwünschte gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahre wird dem Kapitalismus und der Marktwirtschaft angelastet und eine Umstellung auf ein System der »Gemeinwohlökonomie« gefordert. Marktwirtschaft und Kapitalismus sind zwei ineinander verschränkte Konzepte, die auf einem gesellschaftlichen Konzept der Freiheit, des freien Willens, der Selbstdisziplin und der Optimierung von Prozessen beruht. Die Wirtschaftssubjekte, Haushalte und Unternehmen, sind frei in der Entscheidung ihres Arbeitsangebotes, ihres Investitions- und Sparverhaltens und ihrer Konsumpräferenzen. Die Produktionsmengen und Preise richten sich nach der Nachfrage. Kapitaleigner trachten danach, durch Kapitalakkumulation Größenvorteile (Skaleneffekte) zu nutzen und durch technischen Fortschritt einen Vorsprung gegenüber dem Mitbewerb zu erzielen. Durch Freihandel ergeben sich internationale kompetitive Wettbewerbsvorteile. Wer also glaubt, gegen Marktwirtschaft und Kapitalismus auftreten zu müssen sollte erklären können, warum er oder sie glaubt, dass eine zentrale Planung von Arbeit und Produktion sowie eine Entkoppelung von Eigentum und Produktion zu besseren, das heißt: effizienteren, gerechteren, nachhaltigeren Ergebnissen führen sollte, als das Privateigentum und die dezentrale Planung. Überdies möge er oder sie argumentieren, aufgrund welcher Annahmen ein sozialistisches und zentralistisches ökonomisches System besser auf exogene Schocks reagieren können sollte. Die Haupteinwände gegen ein kapitalistisches Eigentums- und ein marktwirtschaftliches Wirtschaftssystem liegen einerseits in der Verteilungsfrage und andererseits im Vorwurf, dass kapitalistische Systeme zur Ausbeutung von Arbeitskräften und Ressourcen führten. Das Argument der Kapitalismus- und Marktwirtschaftskritiker lautet: ein kapitalistisches System vergrößere unwei-


Essay von Günter Riegler

gerlich und naturgesetzlich die Schere zwischen Arm und Reich, und löse die Verarmung großer Teile der Bevölkerung sowie die Ausbeutung von lebensnotwendigen Ressourcen aus. Was die Kritiker dabei übersehen: es ist nicht das kapitalistische System des Freihandels, des freien Wettbewerbs und der freien Konsum- und Produktionsentscheidungen der Menschen, das zu Ungleichheit und Ressourcenverbrauch führt. Es ist vielmehr der Wolf in uns allen, der uns dazu verleitet, hedonistisch unserer Bequemlichkeit und unseren Konsumbedürfnissen nachzugehen. Der Kapitalismus ist nicht die Ursache von Ungleichheit und Raubbau an unseren Ressourcen – jedes Wirtschaftssystem, auch ein sozialistisches, braucht politische Systeme, die auf exogene Schocks, externe Effekte und Ausbeutungsanreize reagieren. Und es braucht ein kulturelles Grundverständnis darüber, wie wir leben wollen. V. It’s the culture, stupid! Wenn der brasilianische Regenwald abgeholzt wird, wenn Länder ihre Abfälle und Abwässer direkt in die Flüsse und Meere entsorgen, wenn Frauen und Minderheiten unterdrückt werden und Kinder keine Bildung bekommen, dann ist das nicht das Ergebnis einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung, sondern es ist das Ergebnis politischer Systeme, die nicht adäquat die Unesco-Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Wenn eine Mehrheit der US-Amerikaner keine allgemeine Krankenversicherung haben will, weil ihr eine Steuer- und Abgabenlast europäischer Dimensionen schlicht unvorstellbar wäre, dann ist das nicht das Ergebnis oder die Schuld von Marktwirtschaft und Kapitalismus, sondern weil es Teil der Geschichte und der Identität der Vereinigten Staaten ist, derart umfassende Umverteilungen, wie wir sie in Mitteleuropa für völlig selbstverständlich halten, abzulehnen. Das Wirtschaftssystem eines Landes ist Teil seiner Identität und diese wiederum Ergebnis seiner historischen und kulturellen Entwicklung. Die Frage, welches Ausmaß an Umverteilung in einem Staat vorherrschend sein möge ist keine Frage des Wirtschaftssystems, sondern eine Frage des gesellschaftlichen Grundkonsenses. Die Frage, ob der Staat tendenziell eher stärker oder schwächer ordnungs- und ablaufpolitisch eingreifen soll, ist nicht vorrangig eine Frage des Wirtschaftssystems, sondern eine Frage der Kultur in dieser Gesellschaft. Diese und viele weitere Entscheidungsfragen können ergründen, wie ein Staat, eine Bevölkerung »tickt«, wenn es um zentralisierte versus dezentrale Strukturen, wenn es um höhere oder niedrigere Steuer- und Abgabenbelastungen oder um die Frage geht, wie sehr die Gemeinschaft für den einzelnen einspringen soll, wenn es mal klemmt. It’s not the economy, it’s the culture, stupid. VI. Fazit und Ausblick Wer sich hauptberuflich mit diesen Fragen beschäftigt wird beobachten, dass es in der Diskussion eine sich zunehmend verfestigende Meinungslage gibt, die meisten Probleme unserer Welt wären durch Kapitalismus und Marktwirtschaft verursacht und es würde eine Systemumstellung brauchen, in der das »Gemeinwohl« das dominante Verteilungs- und Entscheidungsprinzip sein sollte. Diese Strömung fordert eine Besteuerung, bis hin zur Konfiskation von Eigentum, eine Verstaatlichung, also eine Vergemeinschaftung von Dienstleistungs- und Produktionsbetrieben, eine Erhöhung von Zöllen und eine Einschränkung des Freihandels und der Globalisierung. (In diesem Punkt trafen sich übrigens anlässlich der Diskussionen um TTip und Ceta ganz rechte und ganz linke Politiker.) Man könnte besorgt darüber sein, oder auch mit großer Gelassenheit sagen: das sind Minderheitenmeinungen abseits jeglicher realpolitischer Relevanz. Angesichts der Covidkrise haben jedoch weitere kulturelle Verschiebungen in der gesellschaftlichen Gesamtsicht ergeben, die problematisch werden können. Einerseits tritt eine gewisse Gewöhnung an die staatliche Finanzierung des Umsatzausfalles ein, andererseits verschärft die Krise nationalistische Tendenzen und die Zurückdrängung von Kooperation. Die Herausforderungen, um dieser krisenhaften Entwicklung wieder zu entkommen, sind vielfältig: die politischen EntscheidungsträgerInnen müssen in den nächsten Jahren sowohl die Entwöhnung des Wirtschaftssystems von den Nullzinsen als auch die Entwöhnung von der Vergesellschaftung des Unternehmerwagnisses stemmen. Die dritte, und vielleicht größte Herausforderung: dem Vordrängen nationalistischer Politikansätze entgegen zu wirken, und der Erkenntnis zum Durchbruch zu verhelfen, dass wir nur durch Kooperation ein besseres Leben erreichen können. n

Angesichts der Covidkrise haben jedoch weitere kulturelle Verschiebungen in der gesellschaftlichen Gesamtsicht ergeben, die problematisch werden können.

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Christian Scherer wurde am 2. Mai 1962 in Bad Ischl geboren und lebt seit 1980 in Graz. Er ist mit einer Familienjuristin verheiratet und hat zwei studierende Kinder. Der Tipp des praktizierenden Mountainbikers: dreimal die Woche den Puls für mindestens eine halbe Stunde altersadäquat zu beschleunigen. Die Krebshilfe Steiermark ist eine von neun Landesorganisationen der 1910 gegründeten Österreichischen Krebshilfe, die als älteste der Welt gilt. krebshilfe.at


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Christian Scherer Fotografiert von Heimo Binder

Krebs kennt keinen Lockdown M

it Männern ist das so eine Sache. Beim Reden. Über Krebs. Insbesondere der häufigsten Art, dem Prostatakrebs. Bei Frauen ist das anders. Die können das besser und ersparen sich zumindest viel einsame Grübelei. – So eine von vielen Erfahrungen, die Christian Scherer im Laufe von 28 Jahren als Geschäftsführer der Krebshilfe Steiermark gemacht hat. Der unabhängige und von keinerlei Fördergeldern subventionierte Verein mit honorigem ehrenamtlichem Vorstand ist ein wichtiger Anker für jene, die aus dem Versorgungssystem herausfallen oder die nach einer Krebsdiagnose das Licht am Ende des Tunnels nicht mehr zu sehen vermögen. Hier werden außerhalb des Krankenhauses sowohl Krebspatienten wie auch nahe Angehörige beraten, begleitet und betreut, was der Erfahrung geschuldet ist, dass die Patienten und ihre Familien oft mehr brauchen, als die reine medizinische Therapie. Christian Scherer: »Krebspatienten haben meist wenig Erinnerung an das erste Aufklärungsgespräch, sie wird überlagert von den sehr starken Emotionen, hier leistet die Krebshilfe Aufklärungs- und Übersetzungsarbeit.« In weiterer Folge wird die unentgeltliche Servicearbeit des Vereins hochkomplex, wenn bei den Betroffenen etwa wirtschaftliche Folgen drohen, soziale Netze reißen, Ehen auseinandergehen, sich die Frage stellt, was mit den Kindern geschehen soll und der Betroffenheitsradius unendlich groß zu werden droht. So ist etwa die Komorbidität, die Miterkrankung der Angehörigen als »heimlich Betroffene« stark unterschätzt. »Der Angehörige bricht unter seinem immer schwerer werdenden Rucksack häufiger ausgebrannt zusammen als der Patient«, musste Scherer erfahren. Um ganze Familien wieder aufzufangen, werden sogenannte psycho-onkologische Interventionen notwendig. Auch hier ist die Krebshilfe mit einem Team von 14 Personen zur Stelle, allesamt hochqualifizierte Fachleute wie Klinische

und Gesundheitpsychologen, Psychotherapeuten, diplomierte Krankenpfleger und Pflegewissenschaftler sowie Sozialarbeiter und Diätologen. Die gesamte Mannschaft, inklusive Verwaltung und Fundraising, Fuhrpark, Miete und Strom kommt mit einem Jahresbudget von 750.000 Euro aus, das zu hundert Prozent spendenfinanziert ist. Ohne Netz. Im »besonderen« Jahr 2020 geht es sich aber nicht aus. Fast alle Fundraising- und Charityveranstaltungen mussten abgesagt werden, Corona hat für einen Einbruch von einem Drittel der Spenden gesorgt, 250.000 Euro fehlen. – Gehen uns diese Sorgenfalten nicht alle etwas an? Und nicht nur jene 45.000 Steirer und Steirerinnen, die zur Zeit an Krebs erkrankt sind? »Wobei die Tendenz stark steigend ist«, erläutert Christian Scherer, »und das ist eine sehr gute Nachricht«. Warum? »Weil Krebspatienten früher zumeist sehr rasch verstorben sind, während sie heute aufgrund der höheren Behandlungsqualität auch ungleich höhere Rehabilitationsmöglichkeiten haben.« Dass der Geschäftführer der steirischen Krebshilfe ausgerechnet diesen Job macht, hat mehrere Hintergründe. Da wäre einmal ein halbes Medizinstudium, dann die Mitarbeit bei einer Zeitung und einer Werbeagentur und die Suche der damaligen »Steirischen Krebsgesellschaft« nach einem Geschäftsführer, der etwas von Medizin, von Medien und Öffentlichkeitsarbeit sowie Management versteht. Und der aus einer fast reinen Forschungsgesellschaft eine Serviceorganisation entwickelt. Was zu beweisen war, Operation gelungen. Und natürlich: Patient lebt und leistet seit vielen Jahren äußerst wertvolle Arbeit – wenn er auch zur Zeit selbst ein paar »Infusionen« nötig hätte. Übrigens, die Krebshilfe hat das österreichische Spendengütesiegel: Nur maximal zehn Prozent der Spenden darf in die Struktur der Organisation fließen, der Rest muss als Leistung hinausgehen. Das gefällt mir. Ihnen auch? n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

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Aufmöbeln motiviert

Bewusste Raumgestaltung im privaten und beruflichen Umfeld

Ein Gespräch von Carola Payer mit den drei Unternehmerinnen Eva Heimel, Petra Jerovsek-Peer und Barbara Widerhofer

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (3)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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nternehmen experimentieren zunehmend in der Bürogestaltung. Der immer noch forcierte Trend zum Großraumbüro stößt nicht unbedingt auf Resonanz bei den Mitarbeitern. Räume werden auch als die »dritte Haut« bezeichnet und gerade in unbegrenzten Räumen erfahren Menschen daher ein großes Unbehagen. Man ist quasi ein wenig »nackt« im ganzen Umfeld. Statt mehr Kommunikation und Transparenz erfolgt eine Flucht in die meist zu wenig eingerichteten intimeren Gesprächskojen. Durch die Covid-19-Krise wird der Arbeitsprozess massiv ins eigene Heim verlagert und Raumgestaltung muss in dieser Vermischung daher bewusster passieren.

Aufmöbeln als Mission Eva Heimel, Barbara Widerhofer, Petra Jerovsek-Peer: drei Frauen und eine ähnliche Mission, nämlich Lebens- und Arbeitsräume für Menschen optimal zu gestalten und mit dem passenden Interieur auszustatten. Was die drei noch vereint, ist das hohe eigene Bedürfnis, ihre Lebens- und Arbeitsräume für sich selbst ansprechend zu gestalten. Barbara Widerhofer: »Mein Mann und ich haben schon als Studenten das ganze Geld immer in unsere Wohnung gesteckt. Wenn ich was gestalten darf, bin ich absolut im Flow.« Eva Heimel: »Andere fahren auf Urlaub oder gehen Joggen, ich freue mich am Wochenende schon immer aufs Wohnen. Zuhause sein ist Sicherheit, Stabilität, Kindern Geborgenheit geben, Freunde einladen in ein angenehmes Umfeld. Design heißt für mich, Räume für die Erholung zu schaffen.« Petra Jerovsek-Peer: »Ich habe schon als Kind meinen Schreibtisch und meine Ecke sehr bewusst gestaltet. Senioren, Demenzkranke und Menschen mit physischen Erkrankungen sind mir ein besonders Anliegen, weil sie ganz spezielle Raumbedürfnisse haben.« Bedeutung von Raum Petra Jerovsek-Peer: »Durch die Covid-19-Krise wird die Gestaltung des eigenen Umfeldes jetzt noch wichtiger. Die Menschen sind jetzt noch mehr auf sich selbst zurückgeworfen. Der eigene abgesteckte Raum ist auch der Ausdruck von Identität und Selbstbestimmtheit. Gerade bei Frauen erkennt man, dass sie sich immer noch schwer ihren ganz eigenen Raum im familiären Wohnumfeld zustehen. Eva Heimel: »Diese Selbstlosigkeit erlebe ich sogar bei mir. Ich habe den kleinsten Raum in der Wohnung, mein Sohn den größten. Im Lockdown wurde vielen erst bewusst, dass sie keinen persönlichen Rückzugsbereich haben. Sich Raum zu nehmen und anderen Raum zu geben, spielt bei der Wohngestaltung immer eine Rolle. Barbara Widerhofer: »Wichtig ist, dass Raum eine Umgebung ist, die von mir bewusst gefüllt ist. Viele richten einmal die Wohnung ein und dann passiert nichts mehr. Räume werden oft nicht an die eigene Entwicklung angepasst.« Raum bewusst gestalten Barbara Widerhofer empfiehlt hier, alle Dimensionen des Raums mit einzubeziehen, also Ecken, Decken oder Mitten, und keine Kompromisse einzugehen. Überprüfen Sie beim Interieur: Hänge ich wirklich noch daran? Nehmen Sie sich vor: Nichts kommt in meine Wohnung, wo ich mir nicht sicher bin! Umgestalten ist auch immer eine intensive Reflexion und bewusste Rituale der Verabschiedung. Petra Jerovsek: »Bewusste Raumgestaltung braucht ganz viel Achtsamkeit. Hier verwirren den Kunden oft auch die stylischen Wohnzeitschriften. Man muss erkennen, was tut mir gut, was passt zu mir und meinen Werten und nicht: Was


Managementserie [36]

»Andere fahren auf Urlaub oder gehen Joggen, ich freue mich am Wochenende schon immer aufs Wohnen.« EVA HEIMEL

freudenreich.world

»Durch die Covid-19-Krise wird die Gestaltung des eigenen Umfeldes jetzt noch wichtiger.«

»Mein Mann und ich haben schon als Studenten das ganze Geld immer in unsere Wohnung gesteckt.« BARBARA WIDERHOFER endlich-ankommen.at

PETRA JEROVSEK-PEER raumundseele.at

ist trendig? Eva Heimel: »Bei Räumen ist es so wie bei der Kommunikation. Man kann nicht nicht kommunizieren. Bei Räumen heißt das, auch nicht gestalten ist ein Gestalten. Räume tragen das Innerste nach außen, es sagt was über die Menschen aus.« Effekte des Aufmöbelns Petra Jerovsek-Peer: »Man sieht immer wieder, wie Menschen beim Umgestalten richtig ankommen.« Barbara Widerhofer ergänzt: »Ich erlebe immer eine Art der Beruhigung. Die Menschen sind oft extrem überrascht, wie stark sich die Raumenergie verändert. In Veränderungssituationen bewirkt das Aufmöbeln auch ein Loslassen von allem, was belastet. Die bewusste Gestaltung lässt zum Beispiel bei Familien viel mehr Ideen entstehen, wie jeder Raum bekommen kann. Manchmal kann eine Kiste, wo niemand was rausnehmen oder reingeben kann, schon genug Intimbereich sein. Barbara Widerhofer: »Aufgezwungene Möbelstücke, zum Beispiel wenn man das Haus von den Schwiegereltern übernimmt, können Menschen wahnsinnig machen und ihnen den Raum quasi versperren.« Eva Heimel: »Manchmal endet in neuen Partnerschaften der Versuch, das bestehende Reich des Mannes oder der Frau aufzumöbeln, auch in einem kompletten Umzug in ein gemeinsames neues Reich. Der neu Zugezogene sieht oft viel zu viel die Vergangenheit.«

Arbeitsplätzen ohne Leben Warum sitzen wir so oft an Arbeitsplätzen ohne Leben oder in Besprechungsräumen, wo einem die Luft wegbleibt und keine Spur von zur Effektivität oder Kreativität spürbar ist? Barbara Widerhofer: »Es wird viel zu stark an Funktionalität gedacht und daran, dass die Leute in der Arbeit nicht abgelenkt werden dürfen. Auch das Mindset, dass Beruf und Privat nicht gemischt werden dürfen, ist noch stark verankert. Ja nicht zu gemütlich! Dabei ist sogar vieles über die Wirkung von Räumen schon wissenschaftlich er-

forscht, wie der Sachverhalt, dass Menschen schneller gesünder werden, wenn sie was Grünes vorm Fenster oder im Raum haben. Petra Jerovsek-Peer: »Es ist schlimm, wenn wir 80 Prozent des Lebens in Arbeitsräumen verbringen und die Räume so nüchtern sind. Richtige Farben können beruhigen, kreativer machen. Vieles ist ohne viel Aufwand optimierbar.« Eva Heimel: »In Organisationen existiert noch oft das Vorurteil: Wenn es zu gemütlich ist, wird nicht gearbeitet.« Andererseits hat sie miterlebt, wie Mitarbeitern das eigene Unternehmen energetisch auf den Kopf fällt und zum Ausstieg einlädt. Sie sagt: »Gebäude machen was mit Menschen.«

Tipps fürs Arbeiten im Home Office Petra Jerovsek-Peer: »Der Perspektivenwechsel durch Platz- und Möbelwechsel ist wesentlich. Wichtig ist auch, dass der Arbeitsplatz aufgeräumt ist.« Eva Heimel: »Die Wahl der richtigen Sitzmöbel ist essenziell. Das bestätigt auch Barbara Widerhofer Sie empfiehlt bei der Bepolsterung auch darauf zu achten, dass das Sitzmöbel im Arbeitsbereich härter ist und auch nicht zu flauschig und sich auch mindestens zwei Plätze für verschiedene Arbeitssettings einzurichten. Einmal rigider, einmal bequemer. Barbara Widerhofer betont aber auch zu lernen den eigenen Home-Office-Platz zu verteidigen. Spielsachen der Kinder haben dort nichts zu suchen. Man muss Grenzen setzen. Autor Dieter Funke hat für Räume den Begriff der »dritten Haut« populär gemacht und zieht wie die Raumgestaltungsexpertinnen Parallelen zwischen dem Umgang mit dem Raum und den eigenen seelischen Bedürfnissen und den Beziehungen zu einander. Die bewusste Gestaltung von Räumen ist immer wieder auch ein Prozess der Identitätsentwicklung und dem bewussten Sichtbarmachen der Corporate Identity des Unternehmens. Achtsamkeit zahlt sich hier aus. Wie innen, so außen. Wie außen, so innen. n FAZIT JÄNNER 2021 /// 45


Kurz & News

Weihnachtsschmaus für Hund und Katz

Die Auswirkungen der Corona-Krise werden in der steirischen Tourismus-Bilanz deutlich. Im Tourismusjahr konnte die Steiermark 3.420.200 Gäste verzeichnen – ein Minus von 20,4 % gegenüber 2019 – die für 11.263.100 Nächtigungen sorgten (minus 14,9 %). „Die Ergebnisse sind alles andere als erfreulich. Der Rückgang durch den Lockdown war trotz guter Sommermonate und großartigem Engagement der Touristiker nicht mehr aufzuholen. Auch die nahende Wintersaison stellt die Branche vor große Herausforderungen. Darüber hinaus müssen wir uns jetzt für die Zeit nach der Corona-Krise optimal aufstellen, um im nationalen und internationalen Wettbewerb noch stärker zu punkten“, erklärte LR Barbara Eibinger-Miedl.

SPÖ unterstützt steirische Familien in Not

Die SPÖ Steiermark hat die heurige Weihnachtsaktion unter das Motto „Solidarität und Zusammenhalt“ gestellt. Mit der Helpline unterstützt die SPÖ Steiermark seit mittlerweile 11 Jahren bedürftige Menschen. Im Rahmen dieser steiermarkweiten Hilfsaktion unterstützt die SPÖ Graz Umgebung / Voitsberg insgesamt sechs Familien in den beiden Bezirken mit 4.500 Euro. „Für uns als SPÖ ist klar, dass wir niemanden im Stich lassen. Wenn die Zeiten hart sind, halten wir zusammen und schauen aufeinander. Trotz aller sozialstaatlichen Maßnahmen gibt es immer wieder Einzelschicksale, die schnell Unterstützung brauchen. Ich freue mich, dass wir hier helfen können.“, erklärt Regionalgeschäftsführer Gerald Murlasits.

Mit Programmieren zum Job

Steirisches Design für das Home Office Bestseller, Trendsetter und Marktführer: Es gibt eine Reihe herausragender Produkte, die in der Steiermark entwickelt, gestaltet und produziert werden – die Creative Industries Styria lenkt unser Bewusstsein auf heimisches Design. Sie nimmt ausgewählte Produkte in die Kollektion „Styrian Products“ auf und stellt sie einer breiten Öffentlichkeit vor. Die Produkte selbst machen unser Leben besser und angenehmer, und führen steirische Unternehmen zu weltweitem Erfolg. Ihr „Geheimnis“: ein starker Fokus auf gutes Design. Ab 5. Jänner bis 20. Februar 2021 von Di. bis Sa. 13.00 bis 18.00 Uhr; Ort: designforum Steiermark, Andreas-Hofer-Platz 17, 8010 Graz oder online: www.cis.at/projekte/ styrian-products/

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Ziel der neunmonatigen, vom AMS Steiermark geförderten Vollzeit-Ausbildung von „everyone codes“ in Kooperation mit der FH Joanneum war es, die Teilnehmer auf einen beruflichen Neustart in Österreich vorzubereiten. Während der Ausbildung haben sie sich neben den Grundlagen der Programmierung praxisrelevante Kenntnisse aus dem Bereich Full Stack Development angeeignet und ihr neu erworbenes Wissen in Projekten umgesetzt. Die Ausbildung will dazu beitragen, die Lücke beim ITFachkräftemangel zu schließen. Die stv. LGF des AMS Steiermark, Christina Lind, gratuliert den Absolventen von „everyone codes“ per Videobotschaft: „Ich darf allen zwölf Absolventen herzlich zum erfolgreichen Abschluss gratulieren.“

Fotos: Steiermark Tourismus / Tom Lamm, AMS / Opernfoto, Land Steiermark

Corona lässt Tourismusbilanz kränkeln

Wie so viele Vereine wurden auch die steirischen Tierschutzvereine nicht von den Auswirkungen der Corona-Krise verschont. Aufgrund der Wirtschaftskrise ist die Summe der Spenden leider drastisch zurückgegangen. Umso wichtiger ist es daher, dass Tierschutzreferent und Landeshauptmann-Stv. Anton Lang auch in diesem Jahr die Tradition der Weihnachtsfutterspendenaktion weiterführt. Insgesamt werden dafür von den Partnern in diesem Jahr knapp 40.000 Euro zur Verfügung gestellt. „Dafür danke ich allen herzlich! Ich freue mich sehr, dass wir trotz der Krise den vollen Betrag der Weihnachtsfutterspendenaktion auszahlen können und damit zum Jahresende unseren Tieren noch einmal eine Freude bereiten“, sagt Lang.


Kurz & News

Jungbauernkalender mit Landtechnik

Traditionsunternehmen Gady ist zuversichtlich

Fotos: Arthur Mallaschitz /Bauernbund, Land Steiermark, Gady, Foto Fischer

Die Gady Family blickt 2020 trotz der außergewöhnlichen Rahmenbedingungen auf ein positives Jahr zurück. Die Eröffnung des Gady BMW Zentrums inklusive Service und Ersatzteile in Lieboch, die coronakonforme Durchführung des Gady Marktes, die Ehrung mit dem Grazer Stadtwappen, 17 neue Lehrlinge und der Einstieg in die Gastronomie mit dem Schlosskeller Südsteiermark in Leibnitz sind einige der Meilensteine 2020. „Große Herausforderungen sind eine Gelegenheit, sich zu entwickeln“, sagt GF Philipp Gady. Auf 2021 blickt der Firmeneigentümer optimistisch: „Wir sind können trotz Corona auf ein positives Jahr blicken. Für die Entwicklungen in den nächsten Jahren sind die Weichen gestellt.“

Bereits zum 21. Mal gibt es für das kommende Jahr das Kultmedium Jungbauernkalender. Fesche Jungbäuerinnen und Jungbauern aus allen Bundesländern sind in der Ausgabe 2021 des Jungbauernkalenders vertreten und präsentieren die schönsten Seiten der Landwirtschaft. Dabei dreht sich sehr vieles um die moderne Landtechnik. Die Aufnahmen wurden dieses Jahr in der Steiermark und in Niederösterreich gemacht und sind durchaus gelungen. „Ich bin stolz, dass wir heuer in dieser herausfordernden Corona-Zeit ein schönes Produkt machten konnten. Die Models waren allesamt perfekt und die Zusammenarbeit sehr professionell und lustig. Das sieht man auch am Kalender selbst“, freut sich Herausgeber Franz Tonner.

„Partner-Vermittlung“ optimiert Wertschöpfung

Mit einem neuen Kompetenzatlas soll das Suchen und Finden von passenden Kooperationspartnern in der Automatisierungstechnik ab sofort erleichtert werden. Dazu erlaubt das neue Tool auch Erkenntnisse für die Ausbildung. So ist auf einen Blick zu sehen, wer etwa Augmented Reality ausbildet und wo sie angewandt wird. Ausbildungswege und berufliche Realitäten lassen sich perfekt matchen, ebenso wie die Expertise einzelner Betriebe. „Über 70 Unternehmen und Bildungseinrichtungen haben sich in einem ersten Schritt daran beteiligt und ihre Kompetenzen erheben lassen“, freut sich Projektinitiator Herbert Ritter. „Damit wollen wir die Breite des Branchen-Know-hows sichtbar machen und Kooperationen unter den heimischen Betrieben weiter ausbauen.“

25- Jährige Sandra Derler wird CFO von axtesys

Baubeschluss für Murkraftwerk Gratkorn Verbund und Energie Steiermark investieren in den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung: Das Gemeinschaftskraftwerk Gratkorn wird das modernste Laufwasserkraftwerk seiner Art. Die Gesamtinvestition von 62 Mio. Euro bringt einen starken Impuls für die regionale Wirtschaft. Der Baustart erfolgt 2021, die Inbetriebnahme im Jahr 2024. „Das Murkraftwerk Gratkorn ist das jüngste Gemeinschaftsprojekt von Verbund und Energie Steiermark und wird die erneuerbare Stromerzeugung signifikant stärken“, so Michael Strugl, stv. Vorstandsvorsitzender von Verbund: „Bereits in zehn Jahren soll die Stromerzeugung in Österreich zu 100 % erneuerbar sein. Das Murkraftwerk Gratkorn ist ein Baustein, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen.“

„Als ich das erste Mal offiziell meine Unterschrift unter ein amtliches Dokument gesetzt habe, war das ein großartiges Gefühl“, sagt Sandra Derler, die seit November Prokuristin und offiziell auch Chief Financial Officer (CFO) der Softwarefirma axtesys ist. Seit 2016 ist die gebürtige Weizerin Teil des 50-köpfigen Teams und baute mit Lernbereitschaft ihre Kompetenzen stetig weiter aus. DemGF-Trio Markus Moser, Angelika Weber und Paul Klima war schnell klar, dass sie mit der erst 25-jährigen Derler eine motivierte Mitarbeiterin gefunden haben: „Neben ihrem fachlichen Knowhow trägt vor allem ihre positive Art zu unserer Firmenphilosophie – Freude an der Zusammenarbeit – bei“, sagt CEO Moser.

FAZIT JÄNNER 2021 /// 47


Kurz & News

Steirischer Kernöl-Adventkalender

Qualifizierte Mitarbeiter durch HR-Management

Rund 240 Menschen aus der Region arbeiten in der Heiltherme und dem direkt angeschlossenen Quellenhotel Bad Waltersdorf. Mittels eines eigenen HR-Managements sichert sich das Unternehmen mehr Leistung und baut für die Zukunft weiter aus. Der Feldbacher Christian Emetsberger übernimmt den Bereich Human Resources / Personalleitung im oststeirischen Vorzeigebetrieb und verrät was ihm persönlich in diesem Umfeld am wichtigsten ist: „Wir suchen Menschen, die nicht für uns, sondern mit uns arbeiten wollen. Ein offenes Ohr ist dabei ein wichtiges Gut, auch die Arbeit auf Augenhöhe mit Transparenz und Wertschätzung.“ Ein weiteres Ziel soll die Stärkung der Arbeitgebermarke sein. 48 /// FAZIT JÄNNER 2021

Elektrokehrmaschine im Einsatz Auch wenn das Leben in der Leobener Innenstadt Lockdown-bedingt gerade ein wenig ruht, gibt es für die Mitarbeiter des Wirtschaftshofes immer etwas zu tun. Um die städtischen Straßen und Anlagen möglichst effizient von Staub und unerwünschtem Splitt zu befreien, kommt mit der neuen Elektro-Kehrmaschine Urban Sweeper S2.0 der Schweizer Firma Boschung ab sofort modernste, nachhaltige Technik zum Einsatz. Bgm. Kurt Wallner ist erfreut: „Ein sauberes Ortsbild, das zur Lebensqualität in unserer schönen Stadt beiträgt, ist der Leobener Bevölkerung und mir ein großes Anliegen. Wenn sich das auch noch mit einer sauberen, nachhaltigen Lösung realisieren lässt, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.“

Seilbahnen für baldigen Start gerüstet

Fachgruppen-Obmann Fabrice Giradoni plädiert für raschen Start der heurigen Skisaison: „Wir haben umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ausgearbeitet. Ein baldiger Beginn ist nicht für die Seilbahnen, sondern für die gesamte Wirtschaft in den steirischen Regionen von zentraler Bedeutung.“ Die Schneekanonen wurden längst in Stellung gebracht und sind aufgrund der Minustemperaturen in den steirischen Bergen bereits im Dauereinsatz. Dementsprechend präsentieren sich die Schlepp- und Sessellifte sowie die Seilbahnen in technisch perfektem Zustand, dazu wurden alle notwendigen Covid-19-Sicherheitmaßnahmen von den Verantwortlichen unzählige Mal durchgespielt und auf ihre Tauglichkeit überprüft.

Fotos: LK-Fischer, Heiltherme Waltersdorf, BüKo

Die steirischen Kürbiskernöl-Produzenten gehen mit einer besonderen Kostbarkeit in den Advent: dem neu aufgelegten Adventkalender, der mit einer Vielfalt an Kern(öl)-Köstlichkeiten befüllt ist. „Jedes der 24 Fenster ist mit einer regionalen Köstlichkeit mit kurzen Transportwegen bestückt“, freut sich Präs. Franz Titschenbacher über den neu aufgelegten Adventkalender der Kürbiskernöl-Produzenten. Und Titschenbacher betont: „Dieser Adventkalender erinnert in der Adventzeit an den Wert von Lebensmitteln aus der Region.“ „Den in der Obersteiermark aus nachhaltigem Karton gefertigten Adventkalender gibt es in zwei Editionen: einen für Kinder und einen für Erwachsene”, betont Dir. Werner Brugner.


Foto: Fotostudio Lend

Kurz im Gespräch mit Diethart Schliber, Leiter des Sozialministeriumservice Landesstelle Steiermark

(v.l.n.r.) Christoph Holzer (GF Spar Steiermark), Birgit Jungwirth (Fundraising Krebshilfe Steiermark) und Christian Scherer (GF Krebshilfe Steiermark) freuen sich über den hohen Spendenbetrag.

Spar spendet Erlöse für Krebshilfe Steiermark

Anfang September startete Spar eine Spendenaktion für die Österreichische Krebshilfe Steiermark. Der komplette Verkaufspreis eines speziell kreierten Spendenarmbandes kam der Krebshilfe Steiermark zu Gute.

Foto: SPAR Foto Krug

V

on Anfang September bis Ende November konnten die Spar-Kundinnen und -Kunden in über 250 steirischen Spar-, Eurospar- und Interspar-Standorten weiß-gelbe Armbändchen kaufen, deren Kaufpreis von 5 Euro zu 100 Prozent an die Krebshilfe ging. Zusätzlich spendete Spar gemeinsam mit den österreichischen Partnerlieferanten Manner, J. Hornig Kaffee und Farina Mehl einen Teil des Verkaufserlöses bei ausgewählten Produkten. Insgesamt kamen über 21.000 Euro für die Krebshilfe zusammen. Diese Summe hilft der Krebshilfe in dem heuer schwierigen Jahr, ihre wichtige Arbeit fortzusetzen. „Wir freuen uns sehr, dass zahlreiche Kundinnen und Kunden durch den Kauf der Produkte einfach und unkompliziert die Krebshilfe Steiermark unterstützt haben und wir nun diese stolze Summe an

die Krebshilfe übergeben dürfen“, sagt Spar-Steiermark-GF Christoph Holzer. Die Krebshilfe Steiermark ist zu 100 Prozent spendenfinanziert, was sie in der aktuellen Pandemiekrise vor eine besondere Herausforderung stellt: „Zahlreiche unserer traditionellen Fundraising-Events sowie insbesondere Österreichs größte Partner-Schulaktion ‚Blume der Hoffnung‘, mit der wir traditionell 50 Prozent unsere Jahresbudgets decken können, fielen coronabedingt aus oder konnten nur in sehr kleinem Umfang stattfinden“, berichtet Christian Scherer, GF der Krebshilfe Steiermark. Psychologische Betreuung und finanzielle Unterstützung für Patientinnen bilden seit 1946 das zentrale Aufgabengebiet dieser gemeinnützigen Organisation. Daher entschied sich Spar, die Krebshilfe mit einer besonderen Spendenaktion zu unterstützen.

Was sind die besonderen Herausforderungen an das Sozialministeriumservice in der herrschenden COVID-19-Situation? Das Leben und Arbeiten unter der Bedrohung durch ein gefährliches Virus inklusive Social Distancing und Hygieneregeln stellt die Wirtschaft und uns vor ungeahnte, immer neue Herausforderungen. Ihnen stehen auch unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gegenüber, gepaart mit anderen Herausforderungen, die das Arbeiten im Home Office mit sich bringt. Trotzdem versuchen wir auch weiterhin, für unsere Kundinnen und Kunden da zu sein und die laufenden Leistungen im normalen Ausmaß zu sichern. Durch die Pandemie sind viele Arbeitsplätze verlorengegangen, wie können Sie den betroffenen Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen helfen? Mit dem Beginn der Kurzarbeit per 15. März 2020 konnten durch effiziente und sofortige Maßnahmen unsererseits in der Steiermark sehr viele Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung gerettet werden: Mit der „Corona-Arbeitsplatzsicherungsbeihilfe“ ca. 270 Fälle und durch die „Erhöhung der laufenden Lohnförderungen“ zusätzlich insgesamt etwa 600 weitere Fälle.

Mit welchen Arbeitsmarktprojekten können Sie zurzeit diese Menschen weiter unterstützen bzw. integrieren helfen? Durch neue Projekte bzw. den geplanten Ausbau von bestehenden Projekten wie Vormodule und Ausbildungs-Fit, vor allem für die Zielgruppe Jugendliche. Weiters mit „Betriebskontakter“ bzw. „Key-Account-Manager“ mit dem Projekt Betriebsservice, eine neue NEBA (Netzwerk Berufliche Assistenz)-Maßnahme, die mit Dezember 2020 gestartet wurde. FAZIT JÄNNER 2021 /// 49



Wirtschaftsgespräch

Merkur und das »Wunder Mensch« Es ist mitten im zweiten Lockdown. Das stylische Foyer des neuen Merkur Campus in Graz ist ziemlich

verwaist. Es gibt keinen Kundenverkehr und die meisten Mitarbeiter arbeiten von zuhause aus. Doch trotz der Lockdowntristesse sind die beiden Vorstände der Merkur, Helmut Schleich und Christian Kladiva, gut

gelaunt. Denn der Merkur Versicherung geht es den Umständen entsprechend gut. Warum das trotz Corona so ist, erklären die beiden Manager im Gespräch mit Johannes Tandl. Fotografiert von Marija Kanizaj. Ihr größter Mitbewerber bei Krankenversicherungen hat kürzlich bekannt gegeben, dass er sich von 600 Mitarbeitern trennen will. Die Merkur Versicherung sucht hingegen Leute. Wie ist das möglich? Helmut Schleich: Wir können und wollen unsere Mitbewerber natürlich nicht bewerten. Besonders als regionaler Player sind wir stolz darauf, auch im Sinne des Wirtschaftsstandorts, auf Kurzarbeit zu verzichten, im Gegenteil. Unsere Strategie ist eindeutig: Wir suchen nach Talenten und investieren in neue Jobs, in die Zukunft. Christian Kladiva: Wir wissen, dass vieles digitaler, effizienter und schneller wird. Daneben haben wir Ziele, wie wir im Markt bestehen wollen. Daraus lässt sich ableiten, wie wir uns als Unternehmen aufstellen müssen, um erfolgreich zu sein. Die optimale technische Infrastruktur ist eine Voraussetzung, doch viel maßgeblicher für den Erfolg sind begeisterungsfähige kompetente Mitarbeiter. Konkret suchen wir sowohl für den Vertrieb nach Menschen, die diesen Weg mit uns gehen wollen, die aber auch die Qualifikation haben und die in unser Team passen. Wir brauchen aber auch Menschen für unser neu gegründetes Merkur Innovationlab und unsere IT. Außerdem brauchen wir überall im Unternehmen potenzielle Nachfolger für jene Mitarbeiter, die in den nächsten Jahren in Pension gehen werden. Unser Ziel ist es außerdem, alle unsere Führungskräfte künftig aus dem Haus zu rekrutieren. Sie bilden auch selbst aus? Kladiva: Wir bilden zahlreiche Lehrlinge in vielen Berufen aus. Wir bilden auch für die IT selbst aus, suchen aber in diesem Bereich auch an den Universitäten. Entscheidend für den Erfolg bei der Mitarbeitersuche ist das Employer Branding. Wie ist Ihr Markenwert bei Jobkandidaten?

Kladiva: Wir haben diesbezüglich bereits sehr viel getan und sehen große Erfolge. Der Merkur Campus hier mitten in Graz bietet unseren Mitarbeitern zahlreiche Vorteile. Sie können das hausinterne Gym benutzen. Viele Besprechungen finden im großzügigen Freibereich statt. Es gibt zwar eine Blockarbeitszeit. Diese bietet jedoch große Freiräume. Wir wollen ein kreatives und vor allem innovatives Klima, das dazu führt, dass unsere Leute mit Begeisterung für das Unternehmen arbeiten. Wir sehen es diesbezüglich als Riesenerfolg, dass mittlerweile die meisten Stellen auf Empfehlungen unserer Mitarbeiter besetzt werden können. Es macht uns stolz, wenn unsere Mitarbeiter so begeistert von ihrem Arbeitsplatz sind, dass sie uns weiterempfehlen. Nur begeisterte und gleichzeitig kompetente und qualifizierte Mitarbeiter bringen die Innovationskraft auf, mit der wir unsere Branche in den nächsten Jahren verändern werden. Bildet sich die Begeisterung der Mitarbeiter auch im Wachstum ab? Schleich: Wir sind in den letzten beiden Jahren bei den Prämien um fünf bzw. um sieben Jahren gewachsen. Und auch für heuer befinden wir uns abgesehen von einer kleinen Zielkorrektur dank unserer Innovationen voll auf jenem Wachstumskurs, den wir vor lange vor der Pandemie gesetzt haben.

Was kann man sich diese Innovationskraft im Bereich der Krankenversicherung vorstellen? Kladiva: Wir betreiben seit geraumer Zeit ein eigenes Innovationlab. Wir haben über unser hausinternes Recruitingcenter eine hervorragende Versicherungsmathematikerin ausgewählt, die sich dort mit Data Science beschäftigt, um unsere Leistungen genau zu durchleuchten und so neue Risiken im Bereich der Krankenversicherung zu definieren. Wir verfügen über zahlreiche Daten unserer Kunden – etwa welche Medikamente er verschrieben FAZIT JÄNNER 2021 /// 51


Wirtschaftsgespräch bekommt, welche OPs er hinter sich hat. Über das Innovationlab lernen wir unsere Kunden nicht nur noch besser kennen, sondern auch, die digitale und die analoge Welt miteinander zu vernetzen.

Und wie wird sich die Digitalisierung auf den Kundenkontakt auswirken? Schleich: Die Österreicher lieben es persönlich. Sie informieren sich zwar digital, schließen aber kaum komplexe digitale Verträge. Sie wollen mit jemanden reden, dem sie vertrauen und der ihnen Lösungen präsentiert, die für sie passen. Voll digitale Beratung ist daher nicht unser Ding. Doch inzwischen wirkt die Digitalisierung als Booster im Kundengespräch. Unsere Berater sind mit hochwertiger Hard- und Software ausgestattet, die es Ihnen ermöglichen, den Kunden stark individualisierte Angebote in Echtzeit zu unterbreiten. Kunden, die mit uns reden wollen, können das persönlich, per Telefon aber auch per Social Media oder per Videoberatung tun. Wir haben alle Kanäle offen – und das weit über die klassischen Beratungszeiten hinaus. Doch unabhängig davon, wie weit die Digitalisierung fortschreiten wird: Wir werden dabei sein, ohne darauf zu vergessen, mit jedem Digitalisierungsschritt die persönliche Beratung mitzuentwickeln.

Ihr Prämienvolumen wuchs zuletzt auf 530 Millionen Euro. Die zehn Millionen Euro Gewinn klingen jedoch nicht so beeindruckend. Wie schwierig ist es für einen Versicherer, in einer Nullzinsphase langfristig zu bestehen? Schleich: Wir tun uns diesbezüglich etwas leichter als jene Mitbewerber, die den Großteil ihrer Erträge im Bereich der Lebensversicherungen lukrieren müssen. Wir sind in erster Linie Gesundheitsversicherer. Kladiva: Der Rechnungszins ist zwar auch für uns wichtig, weil wir gemäß den Solvency-Regularien natürlich Deckungsrückstellungen für erst später anfallende Versicherungsleistungen bilden müssen. Doch grundsätzlich ist unsere Leistung – anders als die einer Lebensversicherung – eine auf Gegenseitigkeit. Die Gesundheitsleistung, die ein Kunde, der oft seit Jahrzehnten bei uns versichert ist, bezieht, wird also aus laufenden Prämieneingängen unseres gesamten Kundenstamms bezahlt. Schleich: Dieser lebenslange Ausgleich zieht dem Kapitalmarkt bei der Krankenversicherung die Zähne. Unsere Kunden treten oft schon bei der Geburt über ihre Eltern bei der Merkur ein und bleiben bei uns bis zu ihrem Ableben. Aber trotz unserer 222-jährigen Erfahrung als ältestes Versicherungsunternehmen Österreichs ist die Veranlagung der Kundengelder natürlich eine Herausforderung. Kladiva: Ein niedriger Rechnungszins, der gegen Null geht, macht natürlich die vorgeschriebenen bilanziellen Deckungsrückstellungen bei der Krankenversicherung teurer. Insofern haben Sie Recht, wenn Sie meinen, dass das für Druck auf die Prämien sorgt. Aber die Merkur versichert »das Wunder Mensch« ja nicht nur in der Kranken-, sondern auch in der Unfall- und in der Lebensversicherung. Rechnet sich das? Wäre es nicht effizienter, wenn sich die Merkur nur als Krankenversicherer betätigen würde? SCHLEICH: Ich glaub als Versicherer, der seinen Kunden verpflichtet ist, muss man das völlig anders betrachten. Wir wissen, dass

Helmut Schleich ist als CSO seit August 2019 tätig. Zuvor war er Geschäftsführer der RMA-WocheSteiermark (2018-2019) und schon Landesdirektor der Merkur Versicherung (2014–2017). 52 /// FAZIT JÄNNER 2021

unsere Kunden besonders auf folgende Dinge reflektieren: Da ist zum einen der immer sensibler werdende Gesundheitsbereich. Da erwarten die Kunden unsere volle Unterstützung, wenn es ihnen schlecht geht. Und dieses Versprechen geben wir auch gerne ab. Zum anderen geht es ihnen jedoch auch um finanzielle Stabilität, die sich unbedingt aufbauen wollen. Und auch dabei brauchen sie Unterstützung. Aber gibt es nicht zahlreiche ertragsreichere Möglichkeiten zum Vermögensaufbau als eine Lebensversicherung? Schleich: Natürlich hat heute jeder die Möglichkeit, selbst Aktien zu kaufen oder selbst in Immobilien zu investieren. Doch viele unserer Kunden wissen, dass sie, wenn sie sich selbst auf diesen Weg machen, das Ziel der persönlichen finanziellen Stabilität nicht erreichen werden. Sie wollen größtmögliche Sicherheit. Und dazu brauchen sie einen Partner; gerade wenn die Märkte unsicher sind. Wenn man mit den Menschen über das Thema Vorsorge re-


Wirtschaftsgespräch det, kommt man drauf, dass es für sie keine Alternative gibt. Nicht vorzusorgen ist immer die schlechteste Lösung. Daher führt auch heute noch kein Weg an der Lebensversicherung als eine vernünftige Vorsorgeform vorbei. Reden wir von der klassischen Lebensversicherung oder von der fondsgebunden? Die ist zwar riskanter, wirft aber auch mehr ab. Schleich: Natürlich werden fondsgebundene Lebensversicherungen immer wichtiger. Und neben dem Ertrag ist für die Kunden die Art der Investition immer entscheidender. Dabei spielt das Nachhaltigkeitsthema eine große Rolle. Die Merkur Versicherung bietet daher seit dem 1. Oktober eine nachhaltige fondsgebundene Lebensversicherung an, die sogar das Österreichische Umweltzeichen trägt – das wichtigste und älteste Öko-Label des Landes. Damit können sich unsere Kunden darauf verlassen, dass ihre Prämien nur bei Unternehmen investiert werden, die zertifiziert nachhaltig wirtschaften.

Kladiva: Für die Kunden ist aber auch bei der fondsgebundenen Lebensversicherung die Sicherheit wichtig. Daher können sie sich darauf verlassen, dass auch unserer Nachhaltigkeitsinvestments sorgfältig gemanagt werden. Ob das ein Geschäft für uns als Versicherer ist, ist daher die falsche Frage. Unsere Aufgabe ist es, den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden. Und gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass wir wirtschaftlich reüssieren. Wegen des Österreichischen Umweltzeichens können sich Ihre Kunden also darauf verlassen, dass ihr Geld nicht bei Unternehmen landet, die zwar Greenwashing betreiben, sich in Wahrheit aber nicht um die ökologischen Folgen ihrer Tätigkeit kümmern? Schleich: Genau! Darauf können sich die Kunden bei unserer nachhaltigen fondsgebunden Lebensversicherung »Merkur Green Life« zu 100 Prozent verlassen.

Aber Ihr wichtigster Geschäftszweig bleibt doch trotzdem die Krankenversicherung. Schleich: Ja. Wir versichern das »Wunder Mensch«. Den Kern unseres Portfolios bildet zweifellos die Gesundheitsversicherung. Danach folgt mit großem Abstand die Lebensversicherungssparte und dann kommt die Unfallversicherung. Wir werden uns in den nächsten Jahren noch stärker auf personenbezogene Versicherungen ausrichten. Denn zum Wunder Mensch gehört nicht nur das Krankheitsrisiko, sondern auch die von der Lebensversicherung abgedeckten Risiken sowie das Unfallrisiko. Kladiva: Die Rolle der Krankenversicherung ist für uns trotzdem herausragend. Dort haben wir unsere Kernkompetenz. Und die versuchen wir mit großer Innovationskraft ständig zu erweitern. Wir bieten den Kunden zahlreiche modulare Entscheidungsmöglichkeiten an. Ein Beratungsgespräch im Bereich der Gesundheitsvorsorge ist daher nicht in fünf Minuten erledigt, sondern dauert ein bis zwei Stunden. Jetzt verkaufen Sie Ihre Produkte nicht nur im Eigenvertrieb, sondern auch Versicherungsmakler und Vertriebspartner wie etwa die Grawe oder die Oberösterreichische sind für Sie sehr wichtig. Wenn die Krankheitsversicherung so beratungsintensiv ist, stellt sich die Frage nach dem Umfang einer möglichen Digitalisierung. Eine Krankenversicherung wird man wohl kaum auf Durchblicke abschließen können. Schleich: Unsere Vertriebspartner sind natürlich ausgezeichnet geschult und sie verstehen unsere Produkte genau. Außerdem können unsere Kunden – ganz egal wo sie ihre Merkur-Gesundheitsvorsorge abgeschlossen haben – immer mit uns kommunizieren. Daher ist es für uns trotzdem wichtig, dass unser Markenimage über alle Vertriebskanäle hinweg transportiert wird. Wir werden daher im nächsten Jahr unser Erscheinungsbild deutlich verändern. Im Mittelpunkt steht, wie Sie sich vorstellen können, das »Wunder Mensch«. Allen, die unser neues Erscheinungsbild sehen, wird, ohne dass man ein Wort sagt, auf einen Blick klar sein, wofür wir als Merkur Versicherung stehen. Wenn Sie am 4. Jänner mit dem Auto hier beim Merkur-Campus vorbeifahren, wird Ihnen mit einem Mal alles klar sein. Vielen Dank für das Gespräch.

Christian Kladiva ist seit 2014 Vorstandsdirektor der Merkur. Als CFO ist er unter anderem zuständig für die Bereiche Finanzwesen, Konzerncontrolling, Lebensversicherung, und Risikomanagement. FAZIT JÄNNER 2021 /// 53


Berufsbegleitend zum Erfolg:

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eit mittlerweile 20 Jahren organisiert das Studienzentrum Weiz berufsbegleitende Studienlösungen im Bereich Technik. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: • Studienzeitverkürzung durch Anrechnung von Vorqualifikationen • Zeitliche Flexibilität • Hoher Praxisbezug • Effiziente Wissensvermittlung • Umfassende Betreuungsleistungen

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FH-Professor Oliver Wieser leitet die neue RESTART-UP-Ausbildung an der FH CAMPUS 02.

ManagementLehrgang zum Neu- und Durchstarten Die FH CAMPUS 02 startet eine berufsbegleitende akademische Ausbildung zum RESTART-UP-Management. Im Gespräch über den Hochschul- und Masterlehrgang, Erneuerung und Zukunftschancen mit Oliver Wieser, Leiter RESTART-UP-Lehrgang von der Studienrichtung Innovationsmanagement. Was verstehen Sie unter RESTART-UP? Unter RESTART-UP wird die Erneuerung und Weiterentwicklung von bestehenden Unternehmen, öffentlichen und halböffentlichen Organisationen sowie Regionen und Kommunen verstanden. Bei RESTART-UP geht es neben Werkzeugen, Modellen und Methoden vor allem um die Geisteshaltung – also um das Mindset der Erneuerung.

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An welche Personengruppe richtet sich dieser Lehrgang? Der Lehrgang richtet sich an Personen, die in öffentlichen/ halböffentlichen Institutionen, in Regionen und Kommunen sowie in Unternehmen arbeiten und etwas gestalten und verändern wollen. Wir sagen oft Game-Changer, Macher, Gestalter, Veränderer oder Vordenker zu diesen Personen.

Was können Personen nach Abschluss dieser Ausbildung? Die AbsolventInnen sind in der Lage, Ressourcen, Chancen, Potenziale und Trends, aber auch Gefahren und Risiken frühzeitig zu erkennen, Erneuerungsbedarfe zu identifizieren und Innovationen in verschiedenen Bereichen zu generieren und umzusetzen.

Wann startet der Lehrgang und wie kann man sich bewerben? Der akademische RESTARTUP-Lehrgang (drei Semester) wie auch der Masterlehrgang mit MBA-Abschluss (vier Semester) starten im März 2021 – mit durchschnittlich drei Präsenztagen pro Monat. Bewerben und informieren kann man sich über die Website www.campus02.at/restartup. Die Bewerbungsfrist läuft bis 31. Jänner 2021.

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Durch Anrechnung Zeit sparen Durch die Anerkennung von bereits erworbenen Kompetenzen können berufserfahrenen HTL-Absolventen auf Basis eines individuellen Einstufungsverfahrens bis zu 4 Semester anerkannt werden, somit kann der direkte Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern erfolgen.


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Kurz & News

Vifzack 2021 für die Hofschneider Dirndln

Steuerberatung Gusel ist „Familienfreundlicher Arbeitgeber“

Der Innovationspreis „Vifzack 2021“ der LK geht an Christina und Stefanie Niederl aus Gnas: „Wir haben eine Riesenfreude, dass wir diese Auszeichnung erhalten.“ Die Siegerinnen haben eine besondere Innovation umgesetzt: Unter ihrem Vulgonamen „Hofschneider“ bieten die zwei „Dirndln“ in ihren auffällig und unübersehbaren pinken Automaten etwa 60 bäuerliche Produkte von 25 Direktvermarktern rund um die Uhr an. Präs. Franz Titschenbacher und Vizepräsidentin Maria Pein gratulieren: „Die Innovation der Hofschneider-Dirndln trifft den Zeitgeist: Die Konsumenten wollen rund um die Uhr bäuerliche Produkte einkaufen. Und das ist den Vifzack-Siegerinnen 2021 perfekt gelungen.“

Die Walter Gusel SteuerberatungsgmbH ist österreichweit das erste Unternehmen, dass die Zertifizierung zum „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ mit dem ganz neuen Schwerpunkt „Home-Office Gestaltung“ durchgeführt hat. Claudia Schenner-Klivinyi von SinnWin unterstützte die Steuerberatungskanzlei Gusel als Beraterin bei der „Zertifizierung / Audit Beruf und Familie“ sowie bei der Einführung des betrieblichen Vereinbarkeitsmanagement Berufs- und Privatleben mittels des Prozesses „Zertifizierung / Audit Beruf und Familie“ inklusive Moderation von Workshops bis hin zur Home-Office Gestaltung. Weiters bot Frau Schenner Unterstützung bei der Förderabwicklung als auch Preiseinreichung.

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Politik

56 /// FAZIT JÄNNER 2021


Politik

Bauern brauchen eine höhere Wertigkeit Landwirtschaftlandesrat Hans Seitinger sieht die steirischen Bauern durch Corona, den Klimawandel, aber auch durch Billigimporte vor großen Herausforderungen. Dazu kommt, dass viele Landwirte keine Betriebsnachfolger finden. Fazit sprach mit ihm über die Antworten der Landespolitik. Der Landesrat will mit weiterer Regionalisierung, einer größeren bäuerlichen Wertschöpfungstiefe und Konsumentenbildung neue Perspektiven schaffen.

Wie sehr wirkt sich die Corona-Pandemie auf die steirischen Bauern aus? Die Pandemie trifft die Landwirtschaft in unterschiedlicher Art und Weise. Viele Direktvermarkter und auch manche Weinbauern, die ihre Produkte online, ab Hof, oder auf Bauernmärkten verkaufen, konnten sich in den letzten Monaten gut entwickeln. Aber jene Betriebe, die große Märkte oder die Gastronomie beliefern, leiden teilweise sehr stark.

Foto: Streibl/LandSteiermark

Welche Bauern sind damit gemeint? Damit sind etwa die Milch- oder Fleischproduzenten, aber auch Getreide-, Gemüse- und manche Obstbauern gemeint. Wir können ja nicht alle 1,2 Millionen Steirer über die Direktvermarktung versorgen. Die Gastronomie fehlt als Abnehmer an allen Ecken und Enden. Und es fehlen uns natürlich auch die Touristen, von denen bisher viele auch wegen der kulinarischen Genüsse in die Steiermark kamen. Zusätzlich verschlimmert sich die Situation durch den Ausbruch der Schweinepest in Deutschland und Dänemark. Diese Länder dürfen jetzt kein Schweinefleisch nach China liefern und fluten daher die gesamte EU mit ihrem Billigstfleisch. Ja, sie „entsorgen“ bei uns ihr Überangebot und niemand fragt nach den dortigen Produktionsbedingungen. Im Frühjahr bekamen die Bauern noch etwa zwei Euro je Kilogramm für die Mastschweine, jetzt sind es nur noch 1,20. Aber das Regionalitätsthema ist doch enorm stark. Und auch die meisten Supermarktketten legen inzwischen großen Wert auf regionale Produkte. Müsste sich damit nicht auch die Marktmacht – weg vom Handel hin zum Bauern – verlagern? Da tut sich natürlich etwas. Aber wirklich stark werden die Bauern erst, wenn sie auch vermehrt direkt zum Konsumenten kommen. Und das ist derzeit noch nicht der Fall. Daher legen wir

großen Wert auf alternative Vermarktungsformen wie die Direktvermarktung oder den Onlinehandel. Da ist zuletzt in Bezug auf die Frischelogistik vieles möglich geworden, was früher nicht ging. Wir sehen das etwa bei der Post, die mit großem Einsatz an innovativen Logistik-Lösungen arbeitet.

Und was kann die Politik diesbezüglich für die Bauern beitragen? Unsere Aufgabe ist es, diese innovativen Lösungen zu ermöglichen – sei es legistisch, finanziell oder organisatorisch. Wir arbeiten in der Steiermark etwa an einem großen Vermarktungszentrum, das den Bauern die Möglichkeit gibt, entweder direkt zum Konsumenten oder zu Großabnehmern zu liefern. Heute ist es für unsere Gemüsebauern einfach nicht möglich, eine Großküche zu beliefern, die etwa 5.000 Kilo geschnittenen Salat als küchenfertiges Convenience-Erzeugnis braucht. Das kann kein Gemüsebauer bewerkstelligen. Daher bauen wir gerade eine solche Struktur auf. Damit steigen die bäuerliche Wertschöpfungstiefe und auch das Einkommen.

Wie konkret ist dieses Vermarktungszentrum? Die Pläne sind bereits sehr konkret und ich bin zuversichtlich, dass wir bald mit der Umsetzung beginnen können. Wir werden dort vorerst zwar keine verzehrfertigen Convenience-Produkte herstellen und verkaufen, aber das bäuerliche Grundprodukt in eine höhere Veredelungsstufe bringen. Mit dem Vermarktungszentrum ist es aber noch lange nicht getan. Wir brauchen landesweit viel mehr Bauernmärkte. Und wir müssen die Bauern dabei unterstützen, Mitarbeiter zu finden, die ihnen dort zur Hand gehen. Einen Stand auf einem Bauernmarkt zu haben, heißt ja nicht einfach nur dort zu stehen und etwas zu verkaufen. Wir brauchen daher eine neue Wertigkeit für unsere heimischen Lebensmittel. Der Konsument sollte – mit unserer Unterstützung – lernen, in

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Politik

einem bäuerlichen Erzeugnis die Arbeit vom Samen bis zum konsumfertigen Produkt zu erkennen. Bis in die 1980er-Jahre war es völlig normal, dass wir 30 bis 35 Prozent unseres Haushaltseinkommen für Lebensmittel ausgegeben haben. Heute sind es nicht mal 10 Prozent. In der Vorstellung mancher Konsumenten ist aber selbst das noch zu viel. Das hat dazu geführt, dass ein Drittel der Lebensmittel im Müll landet. Das ist eine echte Schande!

Von bäuerlichen Betriebsgrößen, die man vor zehn Jahren hatte, kann man heute nicht mehr leben. Gibt es ein Konzept, das einen Weg zurück ermöglichen würde? Natürlich muss man sich die Frage stellen, was falsch läuft im System. Die landwirtschaftlichen Preise stehen unter massivem Druck durch Billigimporte. In Brasilien wird der Regenwald abgeholzt, um Soja und Fleisch für Europa zu produzieren. Unsere Bauern versuchen mit großem Einsatz, nachhaltig zu wirtschaften. Immer mehr Menschen schätzen das, indem sie regionale Lebensmittel bevorzugen. In Wahrheit sind viele bäuerliche Erzeugerpreise aber seit 20 Jahren nicht gestiegen. Fragen Sie einmal einen Arbeitnehmer, ob er vom Lohn, den er vor 20 Jahren erhalten hat, heute noch leben könnte. Bei den Bauern fragt dahingehend niemand. Daher können sie nur über steigende Effizienz überleben. Und die hat irgendwann ein Ende. Der Weg zurück in die Vergangenheit ist nicht mehr möglich. Überleben können nur jene, die sich der Formel „Wachse oder weiche“ verschrieben haben? Wir brauchen mehr Effizienz und gleichzeitig höhere Preise. Zumindest jene, die trotz dieser Bedingungen weitermachen, erhalten durch die Pachtflächen eine bessere Perspektive. Ihnen stehen dadurch Betriebsgrößen zur Verfügung, mit denen sich auch größere Investitionen besser amortisieren. Mit der Bevölkerung muss auch die Lebensmittelproduktion mitwachsen. Daher sind nachhaltige Effizienzsteigerungen an sich nichts Negatives. Wir sind im Vergleich immer noch bei den kleinsten.

Und wie wollen Sie höhere Preise erreichen? Ich kann mich nur wiederholen: Indem wir den Mehrwert der Regionalität, der Frische, der Transparenz und der Versorgungssicherheit für die Konsumenten herausarbeiten und das Bewusstsein dafür schärfen. Auch die Gastronomie hat ein Interesse, mit guten Produkten zu arbeiten, denn immer mehr Restaurants und Gasthäuser werben ja auch mit Regionalität. Dort erzählen die Wirte und Köche ihren Gästen, woher ihr Fleisch und ihr Gemüse kommen. Natürlich fordern wir auch für die Gastronomie eine bessere Herkunftskennzeichnung der verwendeten Lebensmittel. Sind Sie eigentlich mit der Performance des AMA-Gütesiegels zufrieden? Das AMA-Siegel ist ein hochwertiges Gütesiegel, das etwa beim Fleisch nur verwendet werden darf, wenn das drinnen ist, was draufsteht. Wenn das Tier hier geboren, gemästet und geschlachtet worden ist. Ähnliches gilt auch für die Herkunft von Obst, Eiern oder Gemüse. Auf das AMA-Siegel kann sich der Konsument zu

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100 Prozent verlassen. Darauf können alle anderen Regionalisierungs- und Nachhaltigkeitsinitiativen aufbauen. Wer sich als Produzent oder Veredelungsbetrieb einen Verstoß gegen die AMARichtlinien leistet, wird nicht weit kommen.

Wie sehr gefährdet der Klimawandel die heimische Landwirtschaft? Die Bauern spüren den Klimawandelt hautnah. So kann wegen eines außergewöhnlichen Wetterereignisses innerhalb von zehn Minuten ein ganzer Jahreslohn vernichtet werden. Hagel, Sturm, aber auch Trockenheit sind zu echten Bedrohungen geworden. Dort, wo wir uns schützen können, müssen wir das tun – etwa in dem wir trockenheitsresistentere Sorten züchten. Außerdem müssen wir den Humusaufbau unterstützen. Dadurch können die Böden mehr CO2 binden und darüber hinaus ein Vielfaches an Wasser speichern und auch in der Forstwirtschaft haben wir große Fortschritte gemacht. So können wir den Forstwirten mithilfe der dynamischen Waldtypisierung mittlerweile für jeden Standort punktgenau empfehlen, welche Baumart dort die beste Zukunft hat. Unsere Aufgabe ist es, die Land- und Forstwirtschaft klimafit zu machen – durch mehr Humus und resistentere Züchtungen.

Landwirtschaft und Tourismus brauchen einander. Trotzdem ist in letzter Zeit viel passiert. So hat etwa das Kuh-Urteil für Riesenärger gesorgt. Wie kann man da die Gemüter beruhigen? Immer mehr Bauern leben vom Tourismus. Urlaub am Bauernhof bietet vielen bäuerlichen Familien ein weiteres wirtschaftliches Standbein. Landwirtschaft und Tourismus ergänzen einander. Und das wissen sowohl die Bauern als auch die Touristiker. Die natürliche Symbiose aus Tourismus und Landwirtschaft ist für beide Seiten lebenswichtig; für nachhaltig wirtschaftende Bauern, die durch den Tourismus eine wesentlich bessere wirtschaftliche Perspektive erhalten. Aber auch für die Tourismusbetriebe, deren wichtigste Kundenversprechen eine intakte bäuerlich bewirtschaftete Landschaft und die Vorzüge der Steiermark als kulinarische Schatzkammer sind. Sie sehen also eine optimistische Zukunft? Die steirische Landwirtschaft hat trotz der großen Herausforderungen gute Perspektiven. Und wenn wir alle die Bauern bei den ständig anstehenden Veränderungen unterstützen, werden wir das gemeinsam schaffen. Zum Mehrwert für uns alle, besonders im Sinne unserer Lebensqualität. Herr Landesrat. Danke für das Gespräch.


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Sozialministeriumservice Informationen für Unternehmen bei der Beschäftigung von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

StR. Günter Riegler, promente-GF Barbara Haas und Bettina Vögl , Christoph Holzer (Spar Steiermark GF) und Christian Mayer (Programm-Manager Kulturjahr) präsentieren die nachhaltigen Kulturjahrtaschen.

Spenden mit Stoffsackerl für Pro Mente Aus Anlass des „Graz Kulturjahrs 2020“ hat das psychosoziale steiermarkweite Dienstleistungsunternehmen „pro mente steiermark“ 2.000 bunte Stoff-Einkaufstaschen produziert. Erhältlich ist die limitierte Edition exklusiv bei SPAR. Der Erlös geht zu 100% an pro mente.

Anzeige Foto: Spar / Werner Krug

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mweltbewusst einkaufen, für einen guten Zweck spenden und auch noch stylische Grazer Motive auf dem Einkaufssackerl präsentieren: Mit der limitierten Edition der pro-mente-Stofftaschen bringen die SPAR-Kundinnen und -Kunden jetzt gleich dreifach Farbe, Leben und Hoffnung in diesen sonst eher düsteren Winter 2020. Bei pro mente steiermark, dem steiermarkweiten psychosozialen Dienstleister, gestalteten und produzierten Menschen mit psychischer Erkrankung die besonderen Sackerln exklusiv für SPAR. Attraktive Motive sind die Murinsel, das Kunsthaus, die Oper oder auch die Weikhard-Uhr mit dem Grazer Rathaus. „Unsere Kunden können so nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch für pro mente spenden“, freut sich SparSteiermark-GF Christoph Holzer.

Projektstart für Wasserkraftwerk bei Leoben Der Ausbau Erneuerbarer Energie in der Steiermark könnte für die Stadt Leoben eine weitere Groß-Investition und hunderte Jobs bringen. Eine Machbarkeitsstudie hat die Mur im Osten der Stadt nach umfangreichen Untersuchungen als „hervorragend geeigneten Standort für ein ökologisch und wirtschaftlich sinnvolles Wasserkraftwerk ergeben“, so das Vorstandsduo Christian Purrer und Martin Graf von der Energie Steiermark. Das Laufkraftwerk mit einer Gesamtinvestition von rund 40 Mio. Euro wird in Kooperation mit dem Verbund entwickelt, mit einer Leistung von acht MW könnte es rund 11.000 Haushalte mit Grün-Strom versorgen und würde während der Bauphase weit über 20 Mio. Euro an Aufträgen für die regionale Wirtschaft bedeuten. FAZIT JÄNNER 2021 /// 59

Immer mehr Unternehmen erkennen und schätzen die Leistungen von Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Dank Förderungen, Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen und kostenlosen Unterstützungsleistungen kann die Inklusion dieser Zielgruppe in der Wirtschaft erfolgreich umgesetzt werden. Dass sich die Anstellung eines Menschen mit Assistenzbedarf bzw. einer Gesundheitseinschränkung tatsächlich auszahlen kann, darüber kann sich jedes Unternehmen individuell informieren. Ziel ist es, Personen im Alter von 15 bis 65 Jahren den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen, zu erleichtern sowie bestehende Arbeitsplätze zu sichern. Was tun bei Problemen? Wie bei jedem anderen Mitarbeiter/jeder anderen Mitarbeiterin auch, kann es zu Problemen kommen und der Arbeitsplatz ist eventuell gefährdet. Bei konkreten Anliegen vor und während der Beschäftigung eines/einer Mitarbeiters/Mitarbeiterin mit gesundheitlichen Problemen werden Sie rasch und unbürokratisch unterstützt, um eine individuelle Lösung zu finden. Holen Sie sich Beratung und Unterstützungsmöglichkeiten im Sozialministeriumservice Landesstelle Steiermark in 8020 Graz, Babenbergerstraße 35 und reden Sie mit den zuständigen Ansprechpersonen: • Fr. SACHERER Irene, 0316 / 7090-6402 Irene.Sacherer@sozialministeriumservice.at • Hr. PAMMER Wolfgang, 0316 / 7090-6403 Wolfgang.Pammer@sozialministeriumservice.at • Fr. TOTZ-WAYAN Anna Maria, 0316 / 7090-6410 Anna-Maria.Totz-Wayan@sozialministeriumservice.at

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Kurz & News

Lehrlingswettbewerb erstmals 100% digital

Auch heuer wurden Absolventen der Institute International Management, Bank und Versicherungswirtschaft sowie Internet-Technologien & -Anwendungen der FH Joanneum mit einem Grawe High Potential Award geehrt. Mit den Awards werden acht Studenten für ihre Leistungen sowie Bachelorarbeiten bzw. Masterarbeiten geehrt. Die Preisträger bekamen die Trophäe in diesem Jahr nicht, wie üblich, im Rahmen der Graduierungsfeiern überreicht, denn diese konnten Corona-bedingt nicht stattfinden. Im Namen von Wolfgang Thelesklav, dem Leiter der Personalabteilung der Grazer Wechselseitigen, wurden ihnen die High-Potential-Awards mit einer Urkunde nach Hause geschickt. Die Gewinner bedankten sich unter anderem mit einem Foto.

Die SPÖ-Regionalorganisation Graz-Umgebung/Voitsberg wünscht allen FunktionärInnen und Mitgliedern eine schöne Adventzeit und ein erfolgreiches Jahr 2021!

Absicherung der Familienbetriebe Am 24. Jänner 2021 werden die Vertreter für die steirische Landwirtschaftskammer neu gewählt. Auch die SPÖ Bauern Steiermark – Steirisches Landvolk wollen sich wieder für die Interessen der Landwirte einsetzen. Die SPÖ Bäuerinnen und Bauern werden in allen Bezirken antreten. Spitzenkandidat Josef Moosbrugger ist zuversichtlich, dass der Wiedereinzug in die steirische Landwirtschaftskammer gelingen wird. Inhaltlich treten die SPÖ Bauern für eine gerechtere Agrarpolitik ein: ·Klares Bekenntnis zu den Familienbetrieben;·faire Preise für landwirtschaftliche Produkte; gerechtere Verteilung der Förderungen sowie mehr Regionalität statt Importe – die ruinösen Holzimporte sollen beschränkt werden.

IWO führt Allianz gegen Klimawandel

Österreich plant einen weiteren wichtigen Schritt zum Erreichen der Energie- und Klimaziele und möchte unter Regie des IWO (Institut für Wärme und Oeltechnik) Teil der europäischen eFuel Alliance werden. Diese forciert die Weiterentwicklung von synthetischen Brenn- und Kraftstoffen, um Alternativen zu fossilen Energieträgern aufzuzeigen. Jürgen Roth, Fachverbandsobmann Energiehandel der WKO und Vorstandsvorsitzender von IWO Österreich, unterstreicht die Bedeutung der Kooperation: „Technische Innovation im Bereich der synthetischen Brenn- und Kraftstoffe ist der Schlüssel für eine Energiewende. Deswegen bündeln wir unser Know-how und schaffen gleichermaßen Vorteile für Umwelt, Wirtschaft und Verbraucher.“ 60 /// FAZIT JÄNNER 2021

Fotos: AK Stmk / Graf-Putz, Grawe, Joanneum Research / Schwarzl, IV Kärnten, SPÖ Stmk.

Grawe High Potential Awards 2020

Dass sich die Industrielehrlinge im Digitalen bestens zurechtfinden, bewiesen 65 Jugendliche aus 23 Industriebetrieben beim Wettbewerb der IV Kärnten. Diesmal saßen Lehrlinge wie JuryMitglieder vor ihren Bildschirmen und hielten dabei Vorträge in Deutsch und Englisch bzw. lösten einen Mathematiktest. Neu war das Set-up nicht nur für die Veranstalter, sondern auch für die Juroren. Umso enthusiastischer fiel das Urteil aus: „So viel Energie wie die Lehrlinge bei ihren kreativen und digital professionellen Präsentationen versprühten, hat uns beeindruckt”, meinte Kerstin Wassermann, eines der Jury-Mitglieder. Von Social Distancing bis zum Umgang mit Fake News reichte der Themenbogen der spannenden Referate.


Kurz & News

Projekt „Wald:Stark“ für die Steiermark

Beim EU-Projekt „FlexFunction2Sustain“ arbeiten Forscher des Instituts Materials der Joanneum Research daran, bioabbaubare UV-härtende Prägelacke und nachhaltige Stempelwerkzeuge für die Nanostrukturierung von Folien zu entwickeln. Ziel ist es, wesentliche Verbesserungen in der nachhaltigen Produktion eines Plastikprodukts, wie auch im Recycling, bzw. der biologischen Abbaubarkeit vorzunehmen. Barbara Stadlober macht bewusst: „Aktuell ist der Ruf von Plastik schlechter, als es tatsächlich ist. Wenn man eine Stofftasche, eine Papiertasche und eine Plastiktasche vergleicht, ist die Umweltbilanz der Plastiktasche die Beste, nur wegwerfen darf man sie nicht sofort, sondern muss sie mindestens dreimal wiederverwenden.“

Damit die vielfältigen Funktionen des Waldes auch in Zeiten des Klimawandels erhalten bleiben, starten Landesrat Hans Seitinger, LK-Präs. Franz Titschenbacher und proHolz Steiermark-Obmann Paul Lang die Initiative „Wald:Stark“. Fichten kommen in vielen Regionen durch die Auswirkungen des Klimawandels unter Druck. Auf Initiative von LR Seitinger wurde daher eine dynamische Waldtypisierung durchgeführt. „Die daraus gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen bei Neupflanzungen die Wahl der richtigen, klimafitten Baumart für den jeweiligen Standort. Im Zuge des Projektes ‚Wald:Stark‘ wird auch eine eigene App entwickelt, die für jeden Standort die ideale Baumart empfiehlt“, erläutert Seitinger.

Fotos: Lebensressort/Streibl, Schullin,

Plastik geht auch grüner

Klagenfurt gewinnt mit Qualität

Klagenfurt hat den Lockdown genützt, um sich neu zu erfinden: gleich zwei neue Geschäfte sperren im Zentrum der Innenstadt auf. An der Ecke Kramergasse zum Alten Platz eröffnet Juwelier Schullin einen Flagshipstore, der den Marken Schullin und Rolex gewidmet ist. Als Konzessionär der Marke Rolex für Kärnten und die Steiermark war es Schullin wichtig, Flagge in Kärntens Landeshauptstadt zu zeigen. Für die Marke Schullin sollte die neue Niederlassung die Möglichkeit bieten, die Schmuck-Kollektionen, die schon viele internationale Preise gewonnen haben, in interessantem Ambiente zeigen zu können. Ein weitere Filiale entstand in der Mitte der Kramergasse, auf Nr. 11, unter dem Motto „Schullin Geschenke.“

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Die Besten kom men aus der Steierm ark

FAZIT JÄNNER 2021 /// 61


Spar unterstützt Caritas mit 3.000 Euro Die Notschlafstellen der Caritas sind für Menschen in extrem schwierigen Situationen oft der einzige Unterschlupf – und in der kalten Jahreszeit retten sie Leben. Die Coronakrise hat dabei viele Notsituationen leider noch zusätzlich verschärft. Mit einer Geldspende an die Caritas-Notschlafstellen unterstützt Spar lebenswichtige Arbeit.

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Anzeige Foto: Spar / Werner Krug

(v.l.n.r.) Scheckübergabe mit Michael Lintner (Caritas Wohnen), Christoph Holzer (GF Spar Steiermark) und Jakob Url (Caritas Winternotschlafstelle).

erade im Corona-Winter 2020/21 sind besonders viele Menschen von Obdachlosigkeit betroffen oder bedroht. „Not sehen und handeln ist das Motto der Caritas. Damit wir Menschen in Notlagen rasch und einfach helfen können, brauchen wir Unterstützung. Spar ist seit vielen Jahren ein großzügiger Partner der Caritas, wofür wir sehr dankbar sind“, erklärt Caritas-Direktor Herbert Beiglböck. „Mit unserer Spende wollen wir das Engagement und den Einsatz der Menschen unterstützen, die in den Notschlafstellen so wichtige Arbeit leisten“, betont Christoph Holzer, GF Spar Steiermark. SPAR spendet 3.000 Euro an das Projekt der Caritas.

Gewinner des PR-Panthers 2020 www.gkb.at

Wir wünschen frohe Weihnachten und eine gute, sichere Fahrt im Jahr 2021!

Professionelle PR-Arbeit macht sich bezahlt, das zeigen die Landespreise für Public Relations ganz klar. Die über eine YoutubeShow am 26. November 2020 gekürten Gewinnern in den einzelnen Kategorien heißen: Graz Kulturjahr 2020 –Kultur inklusiv, B(r)otschaft–Zeitung der Bäckerei Felber, Herberstein OnlineTierlexikon und Drive-in-Sponsion FH Campus 02. Kommunikator des Jahres ist Herbert Bachler. Mit mehr als 16.000 Stimmen wurde im Public Voting ein neuer Rekord erreicht. „Der PR-Panther zeigt, dass sich die Zusammenarbeit mit heimischen Agenturen lohnt. Und gerade in diesem Jahr wichtig: Wie man mit professioneller Kommunikation und kreativen Zugängen positive Stimmung erzeugt“, sagt FG-Obmann Thomas Zenz. Die Industrieunternehmen bilden aktuell in der Steiermark 224 der 300 Mechatronik- bzw. AutomatisierungstechnikLehrlinge aus, meldet die WKO-Sparte Industrie. Besonders erfreulich: Hier verzeichnet man einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Maturanten sowie generell an jungen Damen in der Industrie-Lehrlingsausbildung. Und für die so begehrten Fachkräfte von morgen nehmen die heimischen Industrieunternehmen auch reichlich Zeit und Geld in die Hand: Mehr als 100.000 Euro werden in die Ausbildung eines Lehrlings in der Industrie investiert, die meisten bleiben ihr ganzes weiteres Berufsleben in ihrem Ausbildungsbetrieb.

62 /// FAZIT JÄNNER 2021

Foto: Foto Fischer / WKO

Enabler von Industrie 4.0


Fotos: bueko, Neuroth / Resch

Kurz & News

Neuroth spendet für SOS-Kinderdorf

Leoben bringt’s wieder!

Zuhören, verstehen und Gutes tun: Rechtzeitig vor Weihnachten spendet der Hörakustiker Neuroth 10.000 Euro ans SOS-Kinderdorf Österreich. „Einander Gehör zu schenken und zu helfen ist in Zeiten wie diesen wichtiger denn je – vor allem, wenn es um die Jüngsten in unserer Gesellschaft geht. Daher helfen wir heuer gerne Kindern, die unsere Unterstützung besonders brauchen“, sagte Gertrude Lienhart, Leiterin von Neuroth Österreich, bei der offiziellen Spendenübergabe. „Menschen ein Stück Lebensqualität zu schenken, ist unser täglicher Antrieb. Gerne leisten wir einen sozialen Beitrag, um Kindern und Jugendlichen eine sorgenfreiere Zukunft zu ermöglichen“, freut sich Lukas Schinko, CEO der Neuroth-Gruppe.

Der neuerliche „Lock down“ trifft den Handel besonders hart. Grund genug für die Stadtverantwortlichen in Leoben gegenzusteuern und die im Frühjahr sehr erfolgreiche Kampagne „Leoben bringt’s“ wiederzubeleben. Mit der Plattform sollen die Leobener Bürger auf die lokalen Alternativen aufmerksam gemacht werden. Das Citymanagement bietet auf https://citymanagement-leoben. at/einkaufsfuhrer-leoben eine Übersicht von Leobener Unternehmen, die Liefer- und Zustellservices anbieten. Bgm. Kurt Wallner: „Ich appelliere an alle Bewohner, unsere Handelsbetriebe nicht im Stich zu lassen und lokal einzukaufen, so dass wir nach Ende der Covid-19 Krise wieder durch eine Innenstadt mit vielfältigen Warenangebot bummeln können.“


Kurz & News

Zulieferbetriebe brauchen Umsatzersatz Bauernbund beschließt Kandidaten für die LK-Wahl In einer Online-LV-Sitzung hat der Steirische Bauernbund einstimmig die Kreiswahllisten und die Landesliste für die Landwirtschaftskammerwahl am 24. Jänner 2021 beschlossen. Mit einem Frauenanteil von 30 Prozent und einem Jungbauernanteil von 20 Prozent zeigt sich der Steirische Bauernbund jung und weiblich. „Rund 30 Prozent der Betriebe werden von Bäuerinnen geführt, das sollte sich auch in der Vertretung widerspiegeln und die Jugend haben wir aufgerufen, mitzuentscheiden, wenn es um ihre Zukunft geht“, freut sich Landesobmann LR Hans Seitinger daüber. Die amtierenden LK-Präsidenten Franz Titschenbacher und Stellvertreterin Maria Pein wurden bereits im Sommer als Spitzenkandidaten einstimmig nominiert.

Viele direkte und indirekte Zulieferbetriebe bangen derzeit um ihre Existenz. „Sie sind vom aktuellen Umsatzersatz nicht erfasst, verzeichnen massive Einbußen. Das ist eine wirtschaftliche Katastrophe, die wir so nicht länger hinnehmen können“, kritisieren WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Gerhard Wohlmuth, Obmann der Sparte Handel. Die Palette der betroffenen Unternehmen reiche vom Lebensmittelgroßhändler bis hin zu Veranstaltungstechnikern, Security sowie Textilreinigern. „Wir fordern von der Bundesregierung dringend ein Modell des Umsatzersatzes, das für alle anwendbar ist. Die betroffenen Betriebe brauchen Rechtssicherheit und eine wirtschaftliche Überlebenschance“, fordern Herk und Wohlmuth.

Holzbaubetriebe sind krisenresistent

Von den 294 Holzbaubetrieben der Steiermark hat jeder sechste an einer aktuellen Umfrage teilgenommen. Ein repräsentatives Ergebnis, das äußerst positiv ausfällt. Entgegen dem gesamtwirtschaftlichen Trend bewerten 24 % das Wirtschaftsklima im Holzbau als „sehr gut“ und weitere 61 % als „gut“. Schließlich konnten 29 % den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr steigern, 45 % verzeichnen denselben Umsatz. Das wiederum führte bei 25 % der Betriebe heuer zu einer gesteigerten Investitionstätigkeit und auch die Zahl der Mitarbeiter und Lehrlinge hat zugenommen. „Unsere Betriebe würden sogar noch mehr Personal aufnehmen, finden aber geeignete Bewerber leider nur schwer“, berichtet Innungsmeister Oskar Beer.

8,8 Mio. Euro für die Wasserwirtschaft Die Versorgung der Bevölkerung mit hochqualitativem Trinkwasser sowie die Entsorgung der Abwässer sind wichtige Aufgaben, die von Land, Bund und Gemeinden gemeinschaftlich getragen werden. „Es freut mich, dass es uns gelungen ist, 8,8 Mio. Euro an Bundesmitteln für Investitionen in die steirische Wasserinfrastruktur aufzustellen, die durch die Kofinanzierung des Landes ein Investitionsvolumen von 35 Mio. Euro auslösen“, betont der für die Wasserwirtschaft zuständige Landesrat Hans Seitinger. „Wasser ist für Mensch und Natur lebenswichtig, es ist unsere kostbarste Ressource. Investitionen in die Wasser-Infrastruktur in unseren Regionen haben deshalb auch höchste Priorität“, betonte BMin Elisabeth Köstinger. 64 /// FAZIT JÄNNER 2021

Der zweite Lockdown sowie die vielen abgesagten Veranstaltungen machen der steirischen Mode- und Bekleidungsbranche zu schaffen. Während man sich im Frühjahr noch einigermaßen über Wasser halten konnte, droht nun ein finanzieller Totalausfall. „Im zweiten Lockdown gab es de facto keine Aufträge und auch danach sieht es nicht besser aus“, so Anneliese Ringhofer, Innungsmeisterin Mode und Bekleidungstechnik. „Die Ballsaison ist vorbei, bevor sie angefangen hat, niemand braucht im Moment neu angefertigte Kleider, Anzüge, Pelze oder Hüte. Wer nicht ausgeht, braucht auch keine elegante Kleidung“, so Ringhofer: „Die Situation ist dramatisch, wir stehen mit dem Rücken zur Wand und brauchen dringend Unterstützung!“

Fotos: Foto Fischer, Chris Zenz, Bauernbund

Riesiges Auftragsloch für Modebranche


Foto: Oliver Wolf / WKO

Kurz im Gespräch mit Josef Herk, Präsident der WKO Steiermark

(v. li.) Günter Pirker, Anton Lang, Gabriele Kolar, Hannes Schwarz präsentierten die Weihnachtsaktion der SPÖ Steiermark

Weihnachtsaktion für bedürftige Familien

Foto: SPÖ Steiermark

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n einer digitalen Pressekonferenz stellte die SPÖ Steiermark ihre Weihnachtsaktion, die unter dem Motto „Solidarität und Zusammenhalt“ steht, vor. Mit Spenden von Funktionären, Mitarbeitern, Parteimitgliedern und Sympathisanten konnte das Budget der parteieigenen Helpline angesichts der Corona-Krise auf 30.000 Euro aufgestockt werden. Dieses Geld wird eingesetzt, um möglichst vielen Steirern in Not ein schönes Weihnachtsfest zu ermöglichen. Der Landesparteivorsitzende LH-Stv. Anton Lang betonte dazu: „In diesem Jahr haben wir nicht nur gesehen, wer unser Land in schwierigen Zeiten aufrechterhält, sondern dass es in Krisenzeiten vor allem auf zwei Grundwerte ankommt. Diese Werte sind Zusammenhalt und Solidarität. Als steirische SPÖ ist für uns klar: Wenn die Zeiten hart sind, halten wir zusammen und schauen aufeinander. Daher haben wir uns entschlossen, mit unserer Weihnachtsaktion so vielen Steirerinnen und Steirern wie möglich ein sorgenfreies

Weihnachtsfest zu ermöglichen.“ Die besondere Belastung von Frauen erläuterte stv. Landesfrauenvorsitzende Gabriele Kolar: „Die Krise brachte auch einen Anstieg an Gewalt gegen Frauen und Kinder mit sich. Wir als SPÖ Frauen haben entschieden, den Schwerpunkt auf die Hilfe für Frauen in Notlagen und auf die Unterstützung von Gewaltschutzeinrichtungen zu legen.“ Die rege Spendentätigkeit lobt SP-Klubobmann Hannes Schwarz: „Ich freue mich sehr, dass sich unsere Landtagsabgeordneten fleißig am HelplineAdventkalender beteiligen.“ „Die Helpline ist seit elf Jahren eine Grundsäule unserer Parteiarbeit und in dieser Zeit konnten wir tausenden Menschen in Notlagen helfen. Ich gehe davon aus, dass wir durch unsere Weihnachtsaktion und die aktuell sehr schwierige Situation, in der sich viele Steirerinnen und Steirer befinden, heuer noch einmal deutlich mehr Anfragen bekommen werden“, resümierte Landesgeschäftsführer Günter Pirker.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise treffen die Steiermark jetzt und im ersten Halbjahr 2021? Ob Umsatz, Auftragslage, Preisniveau, Investitionen oder Beschäftigung – sämtliche Konjunkturdaten liegen im aktuellen Wirtschaftsbarometer auf dem Tiefststand. Um nur ein paar Zahlen zu nennen: Die Umsätze fielen auf -48,2 Prozentpunkte, Investitionen auf -50 bzw. Beschäftigung auf -40,7 Prozentpunkte. Ein historisch schlechtes Ergebnis, da gibt es nichts zu beschönigen. Als bekennender Optimist bin ich überzeugt, dass wir bald eine Trendumkehr erleben werden, aber wir dürfen die Augen vor den Unsicherheiten nicht verschließen.

Welche staatlichen Maßnahmen und Förderungen sehen Sie als dringlich zur Verhinderung weiterer Schäden? Ich erwähne nur vier Punkte als zentrale Maßnahmen: vollständige Kostenentschädigung bei Quarantänebescheiden; auf dem Weg aus dem Lockdown wieder Vertrauen aufbauen; Innovationsmaßnahmen durch Wiedereinführung des Investitionsfreibetrages und Ausbau der Infrastruktur für Digitalisierung und schließlich ein Konjunkturpaket für ein kommunales Investitionsprogramm im Umfang von einer Milliarde Euro, das vor allem Klein- und Mittelbetrieben zugutekommen soll. Kann man im Umgang mit und Bewältigung der Krise auch irgendwelche positiven Aspekte erkennen? Erfreulich ist, dass es erste Anzeichen einer Stimmungsaufhellung gibt. Die Trendpfeile bei den Geschäftserwartungen zeigen wieder nach oben und sind teilweise schon in den positiven Bereich vorgedrungen, auch wenn hier die Beschäftigung noch nachhinkt. FAZIT JÄNNER 2021 /// 65


Österreichweit laden mit nur einer Karte

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an mehr als 4.000 Ladepunkten mit der Ladekarte der Energie Graz JETZT: ■ mit freiem Zugang zu tim ■ mit gratis tim-Jahresmitgliedschaft ■ ohne einmaliger Aktivierungsgebühr Probando wird von mehreren Investoren, darunter die SFG, mit Venture-Capital unterstützt.

Venture-Capital für Start-up Probando

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Österreichweites Laden bezieht sich auf alle gekennzeichneten Ladestationen der Mitglieder des Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) sowie jene von SMATRICS.

Weitere Informationen auf www.energie-graz.at/elektromobilitaet

islang war die Rekrutierung von Probanden für klinische Studien für Forscher ein mühsames Unterfangen. Über die Plattform von Probando können Forscher ihre aktuellen Studien ganz einfach online stellen und die Zielgruppe der Probanden definieren. Diese wiederum geben Informationen wie Vorerkrankungen an, die für die Studienautoren von Bedeutung sein könnten. Sie können dann selbst entscheiden, ob sie daran teilnehmen wollen oder nicht. In das erfolgversprechende steirische Digitalunternehmen investieren die heimischen Größen Alfred Luger, Co-Founder und COO von Runtastic, und Georg Zenker, BusinessAngel und Investor. Als weiterer Teilhaber geht die Steirische Wirtschaftsförderung SFG als Mitgesellschafter mit an Bord. Probando-Co-Gründer Matthias Ruhri und sein 66 /// FAZIT JÄNNER 2021

Co-Founder Manuel Leal-Garcia sind begeistert: „Wir freuen uns sehr, dass wir drei so gewichtige Partner mit großer Start-up-Erfahrung gewonnen haben. Nun sind wir bestens für unsere Expansion in die DACH-Region gerüstet.“ Die Investoren haben das Potenzial der Idee erkannt, betont auch SFG-GF Christoph Ludwig: „Mit unserem Venture-CapitalProgramm fördern wir gezielt steirische Start-ups. Wir freuen uns, dass wir mit Probando die nächsten erfolgreichen Schritte in die DACH-Region machen werden.“ „Gerade in diesen herausfordernden Zeiten brauchen wir unternehmerische Ideen. Wir wollen mit unserem Programm „Start!Klar plus“ ein zuverlässiger Partner sein, damit innovative Ideen umgesetzt werden können“, so Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.

Anzeige Foto: SFG

Das erst heuer gegründete Grazer Start-up Probando hat eine Plattform für die reibungslose Online-Abwicklung medizinischer Studien auf die Beine gestellt. Der innovative Internet-Marktplatz zur Vermittlung von Studienteilnehmern für Forschungsvorhaben aus Pharmazie und Medizin hat nun auch bereits das Interesse von Investoren geweckt, die eine Finanzierungsrunde für die Expansion des Unternehmens in den DACH-Raum eingeläutet haben.


Wirtschaft

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Z

um einen wurde mit 1. Jänner 2020 die NoVA auf den neuen Normverbrauchszyklus (WLTP) umgestellt und gleichzeitig stärker gespreizt. Zum anderen errechnet sich die motorbezogene Versicherungssteuer für ab 1. Oktober 2020 erstmalig zugelassene Pkw neben der Leistung in kW nun auch nach den in den Fahrzeugpapieren ausgewiesenen CO2-Emissionen. Gemeinsam mit der Mineralölsteuer (MöSt), die für jeden getankten Liter Kraftstoff und das damit bei der Verbrennung verursachte CO2 anfällt, hängen seither alle drei österreichischen Pkw-Steuern von den CO2-Emissionen ab. 2021 folgen nun wieder Erhöhungen bei NoVA und motorbezogener Versicherungssteuer. Doch diesmal ist nicht nur der „normale“ Autofahrer betroffen, sondern auch bzw.

Neue NoVA verteuert Autofahren Im Jahr 2020 wurden zwei wesentliche Ökologisierungsmaßnahmen bei der Pkw-Besteuerung umgesetzt. vornehmlich der Unternehmer. „Bisher musste keine NoVA für Nutzfahrzeuge der Kategorie N1 (bis 3,5 Tonnen) bezahlt werden, das heißt, leichte Nutzfahrzeuge, Transporter wie Fiat Ducato oder ähnliche Modelle“, erklärt Klaus Edelsbrunner, WKÖ-Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels. „Ab 1. Juli 2021 tritt die neue NoVA in Kraft. Diese Neuerung betrifft vor allem KMU und könnte letztlich auch den Endverbraucher treffen, da die neu anfallenden Kosten von den Unternehmen weitergegeben

werden könnten, etwa in Form höherer Anfahrtspauschalen von Handwerkern“, so Edelsbrunner weiter. Konkret soll bei der NoVA der Grenzwert für den CO2-Malus, der für emissionsstarke Neuwagen berappt werden muss, von Mitte 2021 bis 2024 in mehreren Schritten deutlich sinken. Der Malusbetrag selbst soll in diesem Zeitraum von 50 auf 80 Euro je Gramm erhöht werden. Kommendes Jahr soll der Malus bei 200 Gramm CO2 je Kilometer schlagend werden, bis 2024 bereits bei 155 Gramm. Auch

beim CO2-Abzugsbetrag und beim Höchststeuersatz sind Verschärfungen geplant. Damit will die Regierung laut Aussage von Vizekanzler Werner Kogler die „Stinker“ von der Straße bringen. Dazu Edelsbrunner abschließend: „Ich denke, dass das Gegenteil der Fall sein wird, da die Kunden nun länger ihre alten Autos fahren werden, um die gesteigerten Kosten einer Neuanschaffung zu vermeiden und somit umweltfreundlichere und effizientere Fahrzeuge beim Handel auf den Käufer warten werden.“

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Der Wohnpark Raaba verbindet grünen Lebensraum mit bester Verkehrslage und Infrastruktur.

Mitten im Zentrum des Ortsteils Raaba der Marktgemeinde Raaba-Grambach südlich von Graz wächst der Wohnpark Raaba immer weiter und verbindet Wohnqualität mit bester Verkehrsanbindung, Naherholungsräumen und leicht erreichbaren Arbeitsplätzen.

I

m ersten Bauabschnitt wurden bereits drei Häuser mit insgesamt 49 hochqualitativen Wohnungen errichtet. Der Spatenstich für den zweiten, nördlich angrenzenden Bauabschnitt mit 118 Wohnungen erfolgte Mitte November. Seine Fertigstellung ist für das Jahr 2022 geplant. Die Ideen der beiden Immobilienplaner Peter und Hannes Schreiner, die hinter dem Wohnbauprojekt stehen, befinden sich mit ihren Visionen am Puls der Zeit. Als Geschäftsführer der Techno-

Ein eigenständiger Stadtteil Ein wesentliches Element dabei ist das Konzept einer eigenen Stadt am Rande der Großstadt Graz. In Ergänzung zu den wachsenden Gewerbeflächen widmen sich die Gebrüder Schreiner daher dem Ausbau von Wohnraum und Infrastruktur in und rund um Raaba-Grambach. In Kombination mit dem breiten Angebot an öffentlichen Einrichtungen, Geschäften und umfangreichen Erholungsflächen wird hier das Konzept einer im Grunde autonomen Satellitenstadt konsequent umgesetzt. Und das bei perfekter Anbindung an Autobahn, Flughafen und S-Bahn. Außerdem sei man „mit der S-Bahn in kürzester am Hauptbahnhof oder der Innenstadt von Graz“, betonen Peter und Hannes Schreiner.

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park Raaba Holding, die westlich des Zentrums von Raaba umfangreiche Gewerbeimmobilien mit tausenden Arbeitsplätzen verwalten, wissen sie um die Bedeutung der Verbindung von Arbeits- und Wohnwelten. „Wohnen sollte unserer Auffassung nach getrennt vom Arbeiten stattfinden, aber natürlich spielen die rasche Erreichbarkeit der Arbeitsplätze und eine hervorragende Infrastruktur eine entscheidende Rolle für die Attraktivität von Wohnungen – wir nennen es ‚das hybride Modell‘ modernen Lebens.“


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FAZIT JÄNNER 2021 /// 69



Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Heimo Binder

Der mit dem Sofa surft FAZIT Jร NNER 2021 /// 71



Fazitportrait

Georg Walchshofer war bereits mit 32 Jahren

hochbezahlter Vorstand bei einem internationalen Polstermöbelhersteller, bis er sich entschloss, als kleiner, aber feiner Sofaproduzent mit

reduziertem Design und Angebot, aber umso

größerer Branchenkenntnis und viel digitalem Knowhow in einen Markt mit Riesenpotenzial einzusteigen. Von einem, der auszog, um sich als Unternehmer zu beweisen.

G

erade zur beschaulichen Weihnachtszeit entdecken viele Menschen Jahr für Jahr eine alte Sportart von Neuem: das Couchsurfen. Unabdingbare Voraussetzung ist neben einem Elektrogerät – wie Fernsehapparat oder Computer – eine Couch, auch Sofa genannt. Die Rolle des Couchpotatos übernimmt man selbst. Die sportliche Ambition beschränkt sich dabei bequemerweise auf Hör- und Sehsinn, der Tastsinn hingegen wird je nach Qualität des Sofas in äußerst anspruchsvoller und herausfordernder Weise gefordert. In Anbetracht der am weitesten verbreiteten Volkskrankheit, dem Rückenschmerz, wird dem wohlüberlegten Kauf eines Sofas viel zu wenig Beachtung beigemessen. Kopf und Bauch geraten allzu leicht in Widerstreit, wenn es um die Frage Design oder Bequemlichkeit geht, was der stets präsente Schiedsrichter namens Geldbeutel in der Regel gnadenlos ausnützt.

Urbanes Angebot Derartige Überlegungen stellt natürlich auch der Hersteller von derartigen Polstermöbeln an. Seit wenigen Monaten hat sich in Graz ein neuer Player auf diesem Gebiet anspruchsvolle Ziele gesetzt. Sein Name: Casarista. Im Herbst, genauer am 18. September, poppte sowohl in der Kaiserfeldgasse 20, wie auch online dieses neue Unternehmen auf. Dahinter steckt der 34-jährige Georg Walchshofer, der trotz seiner Jugend über einschlägige Erfahrung und Branchenkenntnis verfügt. Der kleine wie feine Showroom lädt recht niederschwellig zum Schauen und Probesitzen ein. »Komm rein, es ist offen« heißt es jugendlich unkonventionell auf FAZIT JÄNNER 2021 /// 73



Fazitportrait

Es muss auch Spaß machen und es soll nicht nach Möbelhaus ausschauen. Georg Walchshofer

einem Ständer vor dem Geschäft, »A part of yourself« unter dem Schriftzug »Casarista« erscheint wie eine urbane, persönliche Ansprache und das nicht minder groß geschriebene »casarista.com« ist ein deutlicher Hinweis auf die Präsenz im weltweiten Netz, dem Web. Die Website ist von der gleichen klaren und zeitlosen Eleganz, wie die Sofas selbst. Mit geradezu mathematischer Genauigkeit wird hier ein Produkt präsentiert, das auch zu Interaktivität verführt, denn bereits auf der Startseite heißt es: »Konfiguriere dein individuelles Sofa.« Und weiterhin: »Wenn dich jemand fragt, woher du das Sofa hast: von dir.« Mit einfachen Mausklicks lässt sich aus den drei Grundformen Einzelsofa, Ecksofa und U-Sofa aus drei Designlinien jenes erstellen, das ins eigene Wohnzimmer passt. Assoziationen zu Einbauküchen, die sich wie vorgefertigte Puzzles zusammenstellen lassen, sind nicht ganz ungewollt, wie sich im Gespräch mit Georg Walchshofer zeigen wird. Fünfmilliardenmarkt »Wir sehen uns eigentlich nicht wie ein Startup im herkömmlichen Sinn, sondern wollten ganz bewußt mit einem Big Bang beginnen«, zeigt der Jungunternehmer gleich Flagge. Da backt einer keine kleinen Brötchen oder wartet im Geschäft geduldig auf Kundschaft. Der 70-Quadratmeter-Store mit darüberliegendem gleichgroßem Büro dient als Basisstation für die unendlichen Weiten der Onlineverkaufsplattform im World-Wide-Web. »Ich wollte unbedingt den Plan einhalten und am 18. September starten, da war es notwendig, davor die letzte Nacht durchzumachen«, schildert er den Beginn der Reise und bestätigt damit nur Mark Twains Ausspruch »Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde niemals etwas fertig«. Besser als ein Businessplan – den es selbstverständlich gibt – ist der große Plan und den hat er offensichtlich auch: »Mir war bewusst, dass der Markt riesig ist, allein in Deutschland und Österreich geht es um einen Jahresumsatz von fünf Milliarden Euro. Und der Markt ist im Umbruch. Es gibt zwar einige Neue, aber nicht aus der Branche. Ich wusste, es muss funktionieren.« In den ersten zwei Wochen stieg der Umsatz von Casarista nur langsam, aber dann ist er rasch noch oben gegangen. »Nach sechs Wochen waren 50 Sofagarnituren verkauft und seit zwei Monaten kann ich sagen, dass der »Break-Even« mehr als erreicht ist.« Jedes Bundesland in Deutschland und in Österreich wurde von Casarista bereits beliefert, so Walchshofer, der eines früh erkannt hat: »Die

Wachstumschancen bestehen im Onlinebereich.« Jetzt beginnt das »Retargeting« – wer war auf der Website, wie wird er wieder angesprochen? »Das war für mich früher auch eher schwammig, aber ich sehe heute, dass das messbar und auswertbar ist«, sagt der Unternehmer, der bis vor einem halben Jahr nicht einmal auf Facebook vertreten war. Aber da leistet er sich so erstklassige wie kostspielige Partner. Eine deutsche Werbeagentur kümmert sich ausschließlich um die Werbung auf Instagram und Facebook, eine zweite, ebenfalls aus Deutschland und ebenso hochspezialisiert, ausschließlich um die Werbung bei Google.

Von Ada in die Selbständigkeit Walchshofers antizipierende Treffsicherheit ist nicht nur seiner jugendlichen Lockerheit und einer großen Portion Mut geschuldet, sondern auch seiner Vergangenheit als Mitglied des Vorstands der Möbelfabrik Ada im oststeirischen Anger, einem der großen, international tätigen Polstermöbelhersteller. Als Student der Industrielogistik an der Montanuniversität in Leoben landete er aufgrund einer Initiativbewerbung bei Ada, um dort seine Bachelorarbeit über Lagerlogistik zu machen, wurde Projektmanager im IT-Logistikbereich und auch seine Diplomarbeit im Zuge des Masterstudiums über Distributionslogistik entstand dort. Im Bereich der Tourenplanung befasste sich Walchshofer etwa mit den 650 Abladestellen des Konzerns in Europa, schrieb Programme und Optimierungsalgorithmen und erneuerte den Prozess dahinter. Mit 24 war er in den Konzern gekommen, mit 28 übernahm er Produktion und Logistik, mit 30 den IT-Bereich, mit 32 wurde er Vorstand – eine Blitzkarriere. »Als 28jähriger Studierter den Meistern in Österreich, in Ungarn und in Rumänien zu sagen, wie die Produktion ablaufen soll, war anfangs schon ein bissl schwierig«, resümiert er heute. Außerdem war er beim »Deutschen Möbelverband« eingebunden, wo fast alle Hersteller von Polstermöbeln organisiert sind und wo in Untergruppen, wie etwa dem Data Competence Center, Daten und Formate standardisiert werden, um diese mit dem Handel austauschen zu können. Ein sehr varianten- und planungsreiches Feld mit unterschiedlicher Preislogistik, insbesondere wenn es um Kombinationen von Bauteilen geht. Wie das funktioniert, wurde zuvor bei den Küchen, beziehungsweise deren Planung vorexerziert. Der Kunde erhält so seit vielen Jahren schon genaue Küchenpläne, Preise und sonstige Auskünfte rasch,

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Fazitportrait

Ich wusste, es muss funktionieren

verbindlich und in verständlicher, vereinheitlichter Form. Da gab es für die Polstermöbelhersteller viel nachzuholen und nachzuvollziehen. »So bin ich über Datentransfers und Datenstandardisierung in die Bereiche Konfigurator und 3D hineingerutscht«, sagt Walchshofer. Das ist auf der Casarista-Website auch deutlich zu erkennen. Auch sie stammt von einem hochspezialisierten Technologiepartner aus Deutschland, dem Software-Unternehmen Diomex. Die so entstandene 3D-Variabilität ist ein wichtiger Baustein im Unternehmenskonzept von Casarista. »Aber es muss auch Spaß machen und es soll nicht nach Möbelhaus ausschauen«, ergänzt Walchshofer, der während des Studiums ziemlich intensiv als Barkeeper etwa in der Wartburg oder im Milky Way in Graz gejobbt hat. Und im Stern seine Frau kennenlernte, mit der er mittlerweile zwei Kinder hat und – die im Casarista für die Buchhaltung zuständig ist.

Der Weg zur Marke Ada war für Georg Walchshofer »eine tolle Lehre, wo ich mir auch ein großes Netzwerk aufbauen konnte.« Ende 2019 war nach einem Jahr als Vorstand und sechsstelligem Jahresgehalt aufgrund unterschiedlicher Auffassungen zwar Schluss, aber so schlimm kann es nicht gewesen sein. Denn seine eigenen Polstermöbel läßt Casarista im ungarischen Werk von Ada produzieren. »Da sind wir Kunde wie andere auch, die dort produzieren lassen.« Casarista will Marke sein und nicht Händler, darauf legt Walchshofer Wert, insbesondere, dass es keinen Zwischenhändler gibt, was sein Produkt entschieden verteuern würde. Er ist auch jetzt nicht gerade günstig, aber erstens ist sein Zielpublikum definiert als »25–50-jährige Zweiteinrichter, die etwa gerade ein Haus gebaut haben oder zusammengezogen sind«, so Walchshofer, und zweitens werde so gute Qualität geliefert, dass der Preis sehr fair sei. Erkennbar auch daran, dass zum Beispiel für einen Lederbezug

Georg Walchshofer

vergleichsweise wenig Aufpreis verlangt wird, weil diverse Aufschläge von Zwischenhändlern wegfallen. Ein weiterer Trumpf ist die kurze Lieferzeit von vier Wochen, was in der Branche wirklich ungewöhnlich ist und sogar noch auf drei Wochen verkürzt werden soll. Der Durchschnittspreis für ein Sofa liegt bei 2.500 Euro, zehn Zentimeter Sofa kosten 40 Euro, ein Ausziehelement (Bett) 200, ein Stauraum 120 Euro – das sind gerade einmal rund zehn beziehungsweise sieben Prozent Aufpreis. Diverse Varianten, 20 Bauformen bis hin zu verschiedenen Armlehnen oder Füßen ergeben unvorstellbare 160 Millionen theoretische Kombinationsmöglichkeiten. Nichtmathematiker beeindruckt aber wohl eher intelligentes Design – so ist die Höhe der Füße so gewählt, dass etwa der Staubsaugerroboter durchkommt. Wie bereits angedeutet, wird hier nicht gekleckert. Das neue Unternehmen ist mit drei Mitarbeitern zwar schlank, die Fixkosten mit rund 30.000 Euro pro Monat zugleich mutig. Die Hälfte davon geht ins Marketing – was angesichts der Größe des Markts gerechtfertigt sein kann. Es gibt einen nicht operativ tätigen deutschen Investor, der mit 49 Prozent beteiligt ist, die Geschäftsidee hat ungewöhnlich viel Knowhow im Hintergrund, der Start war gut, die Entwicklung auch, die Aussichten sind gut, das Umsatzziel ist ausformuliert, die verkaufsfördernden Maßnahmen haben noch gar nicht richtig begonnen. Bis Ende Februar sollen etwa Kaffeehäuser in Städten in mindestens 15 Regionen Österreichs und Deutschlands mit Sofas beliefert werden, damit via Webfinder auch ausprobiert werden kann, wie man dort sitzt. Die Rückmeldungen der zukünftigen Ausstellungspartner sind erfreulich, jeder zweite hat bereits zugesagt. Denn Georg Walchshofer weiß auch um die Lücke reiner Onlinehändler, zu denen er sich eben nicht zählt: »Die Kundschaft will auch drauf sitzen probieren.« Und als Ausdruck dessen, wie ein Unternehmer denkt, der Großes will: »Der Fall nach unten ist geringer, als die Möglichkeit nach oben.« n

Casarista GmbH 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 20 Telefon +43 316 376111 casarista.com

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Ich glaube, das habe ich gut gemacht. Otto Baric, Fußballer und Trainer, 1933–2020

Kultur in Zeiten der Pandemie

Coronales. Allzucoronales

Als aufgeschlossene Konsumenten öffentlich rechtlicher Informationen wissen wir: »Wir sind alle gefordert, passen aufeinander auf und stehen an einer Wegkreuzung.« Der Kulturbetrieb ist davon nicht ausgenommen. Von Michael Petrowitsch

Fotos: ÖFB, Nikola Milatovic, Marija Kanizaj, Clara Wildberger, Martin Gerlach/Albertina

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ine kleine Umfrage zum Status quo in Wien und Graz über mögliche Strategien bringt ein wenig Licht ins vorweihnachtliche Dunkel einer weitgehend veranstaltungslosen Zeit. Denn im Hintergrund wird natürlich fleißig weitergewerkt. Wir fragen die Szene nach ihrem momentanen Arbeitsalltag und den aktuellen Entscheidungsfindungsprozessen. Welche Projekte werden angesetzt und wie sieht die Vorbereitung für 2021 aus? Werden aktuell überhaupt (große) »Entscheidungen« getroffen? Dies alles natürlich auch hinsichtlich eines möglichen dritten oder vierten Lockdowns. Und welche Veranstaltungen, welche Kooperationen lassen sich für die nächste Zeit generell planen? Hat es Sinn, Szenerien und Planspiele überhaupt durchzudenken? Und außerdem bzw. obendrein: Fühlt man sich von der Politik ernst genommen? Fragen über Fragen, dazu im folgenden ein paar Antworten einiger großer Player. Werner Schrempf, La Strada (Graz) Seit Beginn des neuerlichen Lockdowns arbeitet unser Team wieder im Home Office und wir kommunizieren hauptsächlich über Telefon und Bildschirm. Ein sehr großer Teil unserer gegenwärtigen Aufgaben liegt im Bereich der Konzeption unse-

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Werner Schrempf

rer Kulturprojekte, im wachsamen Beobachten der täglichen Entwicklungen und im Agieren und Reagieren auf die steten Veränderungen. In Abstimmung mit unseren Partnern und den Künstlern setzen wir all unsere Kraft darin, in Bewegung zu bleiben und dem Stillstand keine Chance zu bieten. Unser Festival für Neuen Zirkus »Cirque Noël« haben wir zwar von der Weihnachtszeit in die Semesterferien verschoben – gleichzeitig arbeiten aber zwei heimische Künstler an einer neuen Produktion hierfür und so bleibt alles im Fluss. Auch an den Planungen für La Strada im kommenden Sommer arbeiten wir sehr konzentriert und voll Zuversicht und sind froh, auf die Erfahrungen aus dem diesjährigen, sehr speziellen Festivaljahr zurückgreifen zu können. Bisher haben uns unsere langjährigen Partner den Rücken gestärkt und die allermeisten Vereinbarungen haben gehalten. Dem gegenüber steht aber die Tatsache, dass in so einem

Jahr Aufwendungen auf uns zukommen, mit denen bei Budgeterstellung noch keiner rechnen konnte. So sind zum Beispiel die Sicherheitsmaßnahmen im Vorfeld und auch vor Ort sehr kostenintensiv. Kurzfristig haben natürlich die Unterstützungsmaßnahmen der Regierung geholfen, länger- und mittelfristig sind die finanziellen Belastungen der Zukunft für unsere Branche schwer abschätzbar und wir alle stehen vor Herausforderungen, deren Auswirkungen wir nur erahnen können. Auch der Schirm, der zur Abfederung in finanzieller Hinsicht aufgespannt wurde, und die Flexibilität in formalen Fragen sind durchaus positiv zu betrachten. Die Kritik am Ranking von Kunst und Kultur, wenn es um das Öffnen und Schließen geht, scheint dennoch angebracht. Dem Lob von Seiten der Politik an die wohldurchdachten Sicherheitskonzepte der Kulturinstitutionen könnten mehr Taten folgen. Wichtig und notwendig ist es nun jedenfalls, Tacheles zu reden, wenn es um zeitliche Dimensionen geht – das Planen und Proben ins Blaue wird die Kulturszene zusehends erschöpfen.

Steirischer Herbst (Graz) Wir sind mit dem Jahresabschluss, der Nachbereitung und der Pflege der »Paranoia TV«-App und -Webseite beschäftigt, die noch bis 31.12.2020 online ist. Gleichzeitig gibt es natürlich intensive Überle-


Alles Kultur Architektur

Adolf Loos Privat Von Andreas Pankarter

A

Ekaterina Degot und Henriette Gallus vom Herbst

gungen zum Jahr 2021. Wir beobachten die Lage und definieren verschiedene Szenarien, wie auch bereits in 2020. Bei Projekten liegt der Fokus darauf, ebenfalls eine Dimension zu haben, die über den lokalen, physischen Kontext hinaus geht, um auch Interessierte, die nicht vor Ort sein können, zu erreichen. Der steirische herbst ist mit mehrjährigen Förderungen von Stadt und Land bis zu einem bestimmten Punkt planungssicher. Die jährlich angesuchte Bundesförderung ist für 2021 bereits gesichert. Natürlich ist die Lage im Sektor der Sponsoren verständlicherweise unsicher, viele Unternehmen kämpfen ums Überleben. Es wird viel Zeit und Energie in die internationale Projektförderung investiert. Sowohl zum Land Steiermark und der Stadt Graz als Eigentümer als auch zum Bund als Förderer besteht eine hervorragende Gesprächsbasis. Es gibt immer die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen, die Leitungen sind in beide Richtungen offen und unbürokratisch geregelt. Es sollte überdacht werden und zwar global, die Kunst mit dem Unterhaltungssektor gleichzusetzen, nicht nur inhaltlich ist »

nlässlich seines 150. Geburtstags widmet das Museum für angewandte Kunst in Wien dem Architekten Adolf Loos (1870–1933) eine von Markus Kristan kuratierte Ausstellung. Der in Brünn geborene Loos gilt als einer der Wegbereiter moderner Architektur. Mit knapp 100 Entwurfszeichnungen, Plänen, Fotografien und Modellen aus dem Adolf-Loos-Archiv der Albertina beleuchtet »Adolf Loos. Privathäuser« sein projektiertes wie auch sein ausgeführtes Werk und legt den Schwerpunkt auf seine privaten Wohnbauten. Es sind Einfamilienhäuser, Villen und Landhäuser für eine bürgerliche, oft jüdische Klientel, aber auch für Künstler und Literaten. Im Kontrast dazu werden auch bedeutende Sozi-

alprojekte wie die Bauten für das Wiener Siedlungswerk, die Gemeinde Wien oder den Werkbund gezeigt. In seinen privaten Wohnbauten entwickelte Loos den »Raumplan«. Nach diesem Prinzip wurden Stockwerke nicht schichtartig übereinander gelegt, sondern jeder Raum erhielt die für seine Benutzung nötige Höhe und Dimension. Die zwischen 1903 und 1931 mit diesem System geplanten Projekte – wie die Häuser für den Dadaisten Tristan Tzara und die Sängerin und Tänzerin Josephine Baker in Paris, den Baumeister František Müller in Prag oder den Textilfabrikanten Hans Moller in Wien – zählen bis heute zu den weltweit bedeutendsten Einfamilienhäusern des 20. Jahrhunderts. So Corona will, läuft die Ausstellung bis zum 14. März nächsten n Jahres.

Haus Rufer in Wien 23, Schrägansicht der Gartenseite Adolf Loos Privathäuser 8.12.2020 bis 14.3.2021 Museum für angewandte Kunst (MAK) 1010 Wien Stubenring 5 mak.at

FAZIT JÄNNER 2021 /// 79


Alles Kultur

Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber, Diagonale

Fotos: Heribert Corn, Julia Stix, Jürgen Hammerschmid, Marlene Rahmann

» das schief, es ist auch organisatorisch ein großer Unterschied. Eine Differenzierung könnte zu einer deutlichen Entspannung in der Kulturlandschaft führen. Die Kunst nicht als systemrelevant zu definieren, ist ein trauriges und gefährliches Phänomen weltweit.

Filmfestival Diagonale (Graz) Eine der Besonderheiten des heurigen Jahres ist, dass das Film- und Festivaljahr 2020 nahtlos ins Jahr 2021 übergeht beziehungsweise damit regelrecht verschwimmt. Anstelle des abgesagten Festivals organisierte die Diagonale zwischen den bisherigen beiden Lockdownphasen mehrere Onlinefilmreihen, Gastspiele bei steirischen Sommerkinoveranstaltungen, eine umfangreiche Diagonale-Tour durch die Bundesländer sowie ein Gastprogramm bei Österreichs größtem Filmfestival, der Viennale in Wien. Budgets können nicht im klassischen Zeitrahmen abgeschlossen werden und der Arbeitsrhythmus zwischen den zwei Festivaleditionen gerät gehörig durcheinander. Das betrifft im Übrigen auch unser Gegenüber – seien es Künstler, Techniker oder aber Fördergeber, Politiker oder die Hotellerie und die Tourismusbranche. Die Diagonale ’21 wird als Präsenzfestival geplant. Sie soll zwischen 16. und 21. März in Graz stattfinden. Derzeit erarbeiten wir – auch in Absprache mit anderen österreichischen Frühjahrsfestivals – ein strenges Covid-19-Sicherheitskonzept, das Gästen und Besuchern einen möglichst angenehmen Festivalbesuch ermöglicht. Zusammengefasst planen wir die Diagonale ’21 derzeit als modulares Festival, wobei je 80 /// FAZIT JÄNNER 2021

nach Covid-19-Lage einzelne Programmpunkte hinzu- oder wegkommen, beziehungsweise schnell und möglichst flexibel adaptiert werden können. Wir sind sehr froh und dankbar, dass die Diagonale mit vielen Finanzierungspartnern teils schon seit Jahren zusammenarbeiten darf. Der Austausch hat sich so gesehen in diesem Krisenjahr noch intensiviert. Generell lässt sich Folgendes festhalten: Wie in vielen Bereichen ist auch im Kulturbereich das heurige Covid-19-Jahr eines, aus dem wir mit einem blauen Auge hinausgehen, 2021 und auch 2022 werden für das Festival sowie die Film- und Kinobranche insgesamt die wirklichen Herausforderungen – und letztlich Weichenstellungen. Wir haben eine sehr gute Gesprächsbasis zur Politik, die von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung getragen ist. Nach der Absage im März und bei der Entwicklung des heurigen Ganzjahresprogramms konnten wir auf die Unterstützung sowohl durch den Bund als auch die Stadt Graz und das Land Steiermark setzen. Die Covid-19-Krise hat den Kulturbetrieb gewissermaßen bis zur Unkenntlichkeit entstellt und strukturelle Probleme sichtbar gemacht, die bereits zuvor bestanden. Zugegeben polemisch und etwas überspitzt formuliert könnte man zu dem Schluss kommen, dass der zuletzt wieder vielfach gebrauchte Begriff der Kulturnation kaum mehr als eine Phrase ist. Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina (Wien) Die Entscheidung, die Museen wieder zu öffnen, ist meiner Meinung nach richtig und ich bin glücklich darüber, da es doch

Klaus Albrecht Schröder

viele Menschen gibt, denen die Kultur tatsächlich in diesen Tagen und Zeiten sehr fehlt. Ich fühle mich bestätigt, was die Einschätzung der Sicherheit in Museen betrifft: Auf der einen Seite gibt es viele Museen, die auf tausenden Quadratmetern doch mit einer überschaubaren Anzahl an Besuchern zu Rande kommen müssen und daher den nötigen hygienischen Abstand garantieren können. Auf der anderen Seite sind große moderne Museen wie die Albertina und die Albertina Modern, mit einer Klimaanlage ausgestattet, die Luftaustausch-Kapazitäten hat, wie sie üblicherweise in geschlossenen Veranstaltungsräumen für Theater oder Kabaretts in der Form nicht zur Verfügung stehen. Ich begrüße daher die Museumsöffnung und hoffe zutiefst, dass wir nicht ein weiteres Mal unsere Pforten für die Besucherinnen und Besucher schließen müssen.

Wolfgang Lamprecht

Wolfgang Lamprecht, Bank Austria Kunstforum und Lehrbeauftragter an der Universität Wien Die Herausforderung von Kunstvermittlung besteht im Allgemeinen darin, als Angebot zunehmend im Mitbewerb mit anderen Freizeitangeboten reüssieren zu müssen. Digitale Kunstvermittlung hat zudem die Aufgabe zu meistern, im Wettbewerb mit professionellen Digitalangeboten der Medien- und Entertainmentindustrie zu stehen. Die Lösung kann hier nur in der Vermittlung von inhaltlicher Qualität, verbunden mit der Möglichkeit zur aktiven Teilhabe des Publikums gefunden werden. Gleichzeitig muss digitaler Content – und auf den einschlägigen Erfahrungen der Medienbranche dürfen wir jetzt aufbauen – etwas kosten dürfen. Mit cultour.digital hat das Bank Austria Kunstforum Wien einen engagierten und hochprofessionellen Partner gefunden, der uns dabei hilft, digitale Vermittlung auf einem Niveau weiter zu entwickeln, das offenbar einzigartig ist. Gemeinsam wollen wir das Postulat des Kunst- und Medientheoreti-


Alles Kultur kers Peter Weibels aufgreifen: Besser sein als Netflix! Das heißt didaktisch auch, dokumentarisch in Serien, Staffeln und Folgen denken. Natürlich müssen auch wir einen Umsatzentgang verkraften. Die von der Regierung aufgelegten Programme sind da sicherlich hilfreich und wir nehmen sie ebenso dankbar an wie die ungebrochene Unterstützungsbereitschaft unserer Sponsoren UniCredit Bank Austria, Signa, Amundi und Ergo. Wir wissen aber auch, dass wir damit privilegiert sind und unsere Situation nicht auf andere Kulturunternehmen, -projekte, -initiativen (wie etwa die Clubkultur) oder gar viele Künstlerinnen und Künstler umlegbar ist. Abgesehen von nachhaltigen, kulturökonomischen Implikationen die Zukunft betreffend wird damit auch eine Entsolidarisierung der gesamten Kulturbranche in Kauf genommen. Das kommt daher, dass Kultur von der Kulturpolitik – im Gegensatz zu Waffengeschäften – nicht als systemrelevant erachtet wird. Das erachte ich für den größten Fehler. Kultur ist einfach kein Freizeitbetrieb wie eine Paintballanlage. Ich behaupte vielmehr: Für eine Gesellschaft auch wichtiger als Skilifte. Stella Rollig, Generaldirektorin Belvedere (Wien) Das Belvedere hat viele Krisen überstanden, es wird auch diese überleben. Es ist ein Orientierungspunkt in einer unübersichtlichen Gegenwart. Es gibt Halt als historische Konstante, als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Kunst ist Grundlage einer freien Gesellschaft und für alle in gleichem Maße da – das Belvedere arbeitet stetig an der Öffnung in n alle Richtungen.

Rezension

Manipulation in Buchform Von Thomas Goiser

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er Wiener Kommunikationsexperte Thomas Wilhelm Albrecht legte im November – nach »Die Rhetorik des Sebastian Kurz« (erschienen im Wahlkampf 2019) – sein zweites Rhetorik-Buch vor. Es sensibilisiert zur Enttarnung von Kampfrhetorik aller Art im Alltag und den wirksamen Schutz dagegen. Wie schon beim Vorgänger-Buch analysiert Albrecht kompakt und doch akribisch kürzlich Medienauftritte bekannter Persönlichkeiten zu kontroversiellen Themen, diesmal aus Österreich und Deutschland mit Gastauftritten von Boris Johnson und Donald Trump. Dominant auf diesen rund 100 Seiten ist die natürlich die Coronakrise und ihre Bewältigung (what else?). Die Präsentation und Erklärung diverser »kognitiver Verzerrungen« (rund 30 Seiten) bringt eine spannende Zusammenfassung von mittlerweile recht gut erforschten Denkfehlern, die uns im Alltag das Leben schwermachen. Viele der von Albrecht vorgestellten Methoden und

Konzept sind angewandtes und anwendbares Neurolinguistisches Programmieren, kurz NLP – sei es für die Analyse oder das aktive Kommunizieren und Agieren. Das wichtigste in Bezug auf Manipulation, NLP und das Leben allgemein steht bereits in der Einleitung: »Auf die Absicht kommt es an.« Eine oftmals ignorierte Selbstverständlichkeit, aber auch Ausdruck eines humanistischen Grundtons, der das gesamte Werk durchzieht. Als Abschluss liefert Albrecht eine übersichtliche und reichlich kommentierte Zusammenfassung von »Die Kunst, Recht zu behalten« von Arthur Schopenhauer. Dass mit der (auch abschnittsweise möglichen) Lektüre des Buches die Reflexion des eigenen Wahrnehmungs- und Kommunikationsverhaltens und ein Training der eigenen sprachlichen Fähigkeiten einhergehen, ist wohl gewünscht. Eigentlich erhält man mit »Kampfrhetorik« mehrere kleine Ratgeberbücher zum Preis von einem mittelgroßen. Das Buch eignet sich großartig als Weihnachtsgeschenk, vor aln lem an sich selbst.

Kampfrhetorik Von Thomas Wilhelm Albrecht Verlag Goldegg goldegg-verlag.com

Stella Rollig

FAZIT JÄNNER 2021 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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er Impfstoff ändert alles.« Hoffentlich stimmt dieser Satz von Gabriel Felbermayr, dem aus Linz stammenden Chef des deutschen »Institut für Weltwirtschaft«. Aber alle bei der Zulassung beteiligten Naturwissenschaftler bestätigen unisono, dass die Impfung wirkt und es auch keine gefährlichen Nebenwirkungen gibt. Daher sagen die Ökonomen der Österreichischen Nationalbank in ihrer Dezemberprognose nach dem wirtschaftlichen Rekordeinbruch von minus 7,1 Prozent für 2020 für das kommende Jahr bereits wieder ein kräftiges Plus von etwa 3,6 Prozent voraus. Trotzdem wird die Regierung wohl noch mehrere Lockdowns verordnen, bis irgendwann im Herbst 70 Prozent der Bevölkerung durchgeimpft sein werden und endgültig keine Überlastung des Gesundheitssystems mehr droht. Daher stehen vor allem den finanzschwachen Unternehmen noch mehrere harte Monate bevor. Denn viele konnten ihre Liquidität seit dem ersten Lockdown nur aufrecht erhal-

Die psychologische Wirkung der Coronaimpfung

82 /// FAZIT JÄNNER 2021

ten, weil ihnen von den Finanzämtern die Zahlung der Unternehmenssteuern und von den Banken die Kreditraten gestundet wurden. Und selbst die jetzt diskutierte Verlängerung der Stundung auf bis zu drei Jahre wird nur jenen Unternehmen helfen, die stark genug sind, um neben den laufenden Zahlungen auch Rückzahlungen der gestundeten zu stemmen. Natürlich stellt sich die Frage, wie zuverlässig die Prognosen ohne Vergleichswerte sein können, denn noch nie zuvor ist die gesamte Weltwirtschaft mit Ausnahme der chinesischen gleichzeitig in eine Rezession gestürzt. Auch der steirische Wirtschaftskammerpräsident präsentierte vor wenigen Tagen eine allerdings bereits im Oktober erhobene Konjunkturumfrage unter den steirischen Unternehmen. Und obwohl die Daten noch nie so schlecht gewesen sind, glaubt die WK fest daran, dass der Abschwung einen Wendepunkt erreicht hat und ein Silberstreif am Horizont zu erkennen ist. Sollte das stimmen – und bis jetzt lagen sowohl die Nationalbank als auch die Wirtschaftskammer fast immer mit ihren Prognosen richtig –, bleibt der Wirtschaft eine langanhaltende Depression erspart. Ob eine Wirtschaft wächst oder schrumpft, hängt nämlich zu mehr als zur Hälfte von den Aussichten der Beteiligten ab. Denn solange sowohl die Unternehmen als auch die Konsumenten an ein Licht am Ende des Tunnels glauben, werden sie sich mit ihren Ausgaben an ihren Erwartungen für die Zeit nach der Pandemie orientieren. In Bezug auf die Konjunkturentwicklung ist Psychologie daher alles. Die subjektiven Aussichten auf gute Geschäfte und einen sicheren Arbeitsplatz sind somit wichtiger als die tatsächliche wirtschaftliche Lage. Anders als in der Naturwissenschaft gibt es bei sozialwissenschaftlichen Prognosen das Problem einer Rückwirkung der Prognose auf das zu prognostizierende Geschehen. Während eine Wettervorhersage niemals eine Auswirkung auf das Wetter haben kann, entwickeln Wirtschaftsprognosen Rückwirkungen auf den tatsächlichen wirtschaftlichen Verlauf.

Oder anders gesagt: Glauben alle daran, dass sich die Lage aufhellen wird, dann tut sie das tatsächlich. Daher kämpfen Ökonomen und andere Sozialwissenschaftler seit jeher gegen das Vorurteil, die Zukunft lieber optimistischer als tatsächlich berechnet vorherzusagen. Meistens stimmen die Vorschauen der wichtigsten Konjunkturinstitute aber bis auf die erste Stelle nach dem Komma mit dem nachträglich gemessenen Ergebnis überein. Ob sich die Wirtschaft so wie vorhergesagt entwickelt, weil eine Prognose treffsicher ist, oder ob sie das tut, weil sich alle so verhalten, als ob sie stimmen würde, ist daher nebensächlich. Tatsächlich sprechen neben dem baldigen Beginn der Corona-Impfkampagne aber auch die Erfahrungen der Ökonomen mit dem kurzen Aufschwung zwischen den Lockdowns im Frühling und im Herbst für die Richtigkeit der Prognosen. Und selbst im Dezemberlockdown ist die steirische Industrieproduktion mit wenigen Ausnahmen auf hohem Niveau geblieben. Solange wir daran glauben, dass sich die Menschen impfen lassen werden, ändert n die Impfung daher wirklich alles.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 24. FEBRUAR 2021!


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IM DIALOG MIT DER ZUKUNFT. Entdecken Sie Luxus auf einem neuen Level. Die neue S-Klasse ist ein Vorreiter auf dem Gebiet des intelligenten Fahrens und präsentiert sich als intuitiver und intelligenter Partner. Erleben Sie ein souveränes Fahrgefühl mit dem richtungsweisenden Bedienkonzept MBUX und lassen Sie sich jeden Wunsch von den Lippen ablesen – oder dank neuartigem und intuitivem 12,8-Zoll-OLED-

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