Fazit 164

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fazitmagazin.at

#164

FA ZITGESPR ÄCH

Volles Vertrauen

Nr. 164 5/2020 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Bankvorstand Gerhard Fabisch im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

Die Wirtschaft ist weiblich!

Juli 2020

FA ZITESSAY

Matthias Horx mit einer »Rückwärtsprognose« in Sachen Coronakrise Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


ktundp.com Illustration: Maria Skrigan


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Editorial

Von Christian Klepej

I

n den Vereinigten Staaten kommen die Straßen seit dem Verbrechen eines Polizisten, der einen Afroamerikaner im Zuge einer Festnahme so lange malträtierte, dass dieser kurze Zeit später verstarb, nicht mehr zu Ruhe. Ganze Straßenzüge wurden von marodierendem Mob zerstört, zahlreiche Gebäude in Brand gesetzt. Vereinzelt haben diese Unruhen auch auf Europa übergegriffen; die Zerstörung und Entfernung von Denkmälern fragwürdiger bzw. aus heutiger Sicht politisch inkorrekter historischer Figuren, startete meines Wissens aktuell in Großbritannien. Dort wurde die Statue von Edward Colston (1636–1721), einem Sklavenhändler und Politiker, im Hafenbecken von Bristol versenkt. Und wie das so ist, wenn die Menge einmal marschiert, wurden auch weitere Denkmäler beschädigt oder zumindest beschmiert. Darunter etwa in London eine von Kriegspremier und Literaturnobelpreisträger Winston Churchill (1874–1965), die mittlerweile unter Polizeischutz gestellt ist. In den Staaten selbst waren es Denkmäler von George Washington (1732–1799), ers-

Der Furor auf den Straßen hat nichts mehr mit Rassismus zu tun

ter Präsident der USA, Thomas Jefferson (1743–1826), dritter Präsident ebenda, Francis Scott Key (1779–1843), Texter der US-amerikanischen Nationalhymne »The Star-Spangled Banner« (Das sternenbesetzte Banner) oder auch Ulysses S. Grant (1822–1885), Oberbefehlshaber der Unionstruppen im Sezessionskrieg und 18. Präsident, zudem ein energischer Kämpfer gegen den Ku-Klux-Klan. In San Francisco wurde die Statue des katholischen Heiligen, Bruder Junipero Serra (1713–1784), der als Begründer der Stadt angesehenen wird, umgestoßen. Die Statue des für 100.000de Tote verantwortlichen Wladimir Iljitsch Lenin (1870– 1924), russischer Kommunist und Revolutionär, die sich in der am 8. Juni in Seattle als »autonom« bzw. »unabhängig« erklärten »Chaz« (Autonome Zone Capitol Hill, ca. sechs Häuserblocks) befindet, wurde von den dortigen Randaliern unter einen strengen Schutz gestellt. Und am 20. Juni wurde in Gelsenkirchen auf dem Privatgelände der Marxistisch-Leninistischen Partei ein Denkmal Lenins feierlich enthüllt. Der Furor der Straßen findet aber auch im Netz seine Fortsetzung. Der bis vor wenigen Tagen in der Wikipedia noch als Schlüsselfigur der »Black Lives Matter«-Bewegung angeführte Shaun King hat am 22. Juni folgenden Tweet verfasst: »Ja, ich denke die Statuen des weißen Europäers, von dem sie behaupten, er sei Jesus, sollten auch fallen. Sie sind eine Form weißer Vorherrschaft. Das war schon immer so. Wohin ging, der Bibel nach, die Familie von Jesus, als sie sich verstecken wollte? Raten Sie! Ägypten! Nicht Dänemark. Reisst sie nieder!« In der bayerischen Stadt Coburg ist vor wenigen Tagen eine Petition eingereicht worden (mit zur Stunde etwa 2.500 unterstützenden Unterschriften), die das Stadtwappen ändern möchte, es geht um den »Coburger Mohr«, der darauf abgebildet ist. »Wir fordern eine Änderung des Wappens, um schwarzen Menschen den Respekt zu geben, den sie verdienen und sie nicht weiter auf ein diskriminierendes Klischee, das man so aus der Zeit der Sklaverei kennt, zu reduzieren«, lautet die Begründung. Es handelt sich beim Coburger Mohr um den heiligen

Mauritius, der sich seit 1430 am Stadtwappen wiederfindet. Wobei schon einmal, erfolgreich, gefordert wurde, die Abbildung eines Afrikaners auf diesem deutschen Wappen zu entfernen. In den Jahren 1934 bis 1945 war statt ihm ein Schwert abgebildet. Insgesamt waren die Nazis in Coburg damals recht erfolgreich, durfte die Stadt doch von 1939 bis 1945 den Ehrentitel »Erste nationalsozialistische Stadt Deutschlands« tragen. Ich bin jetzt in der ausnehmend frustrierenden Situation, noch lange nicht imstande zu sein, irgendeinen sinnvollen Beitrag in dieser fürchterlichen Rassismusdebatte abzuliefern. Wobei mich am meisten stört, dass ich das als alter, weißer Mann, nach Ansicht viel zu vieler ja auch gar nicht darf oder kann. Abhilfe erhoffte ich mir von der heurigen Eröffnungsrede des Bachmannpreises von Sharon Dodua Otoo; sie ist Schwarze und hat den Preis 2018 gewinnen können. Die – recht schöne – Rede ergießt sich streckenweise in semantischem Kinkerlitz, wann jetzt »schwarz« groß- und wann kleingeschrieben wird. Ich befürchte, die Antwort auf diese Frage, wird uns keinen Deut weiterbringen. Und ich befürchte, das alles wird nicht gut ausgehen. Wollen n wir das Beste hoffen.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JULI 2020 /// 5


Inhalt Fazit Juli 2020

Die Wirtschaft ist weiblich

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Fotos: Adobe-Stock, Marija Kanizaj, Enlarge, Heimo Binder (2), Wolfgang Rappel

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Volles Vertrauen

Der CEO der Steiermärkischen, Gerhard Fabisch, gibt ein Bekenntnis zum Bargeld ab und spricht über Geld in Coronazeiten.

18.400 steirische Betriebe stehen unter weiblicher Führung. Mit durchschnittlich drei angestellten Mitarbeitern.

»Hallo Gustl!«

Peter Sichrovsky lässt in seinen gezielten Unwahrheiten zwei Herren über die neue Normalität telefonieren.

Festival Reloaded

Das internationale »Dramatiker*innenfestival Graz« musste coronabedingt abgesagt werden. Nun kehrt es verwandelt und vervielfacht zurück. Seite 81

Ausgabe Juni 2020 XVII. Jahrgang Nr. 164 (5/2020) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr.

42 76

Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Zur Lage 38 Außenansicht 46 Immobilien 68 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Sie halten gerade die vierte Corona -Ausgabe von Fazit entweder in Händen oder – und das ist in den letzten Monaten viel wahrscheinlicher geworden – Sie lesen uns auf dem Bildschirm. Denn wie viele von Ihnen haben auch wir unsere digitale Kompetenz gestärkt. Beim Fazitthema geht es um folgenden empirischen Tatbestand: Die Wirtschaft wird immer weiblicher! Aber obwohl der Frauenanteil an den Firmengründern nur mehr knapp unter 50 Prozent liegt, verdeutlicht die Coronakrise einmal mehr, dass die Interessensvertretungen der Wirtschaft klar von Männern dominiert sind.

Das Fazitgespräch führten wir mit dem CEO der Steiermärkischen Sparkasse, Gehard Fabisch. Es geht um Vertrauen, aber auch um den Datenmissbrauch von Google und Amazon sowie um die Zukunft des Bargeldes. Neu in Fazit sind Sichrovskys Unwahrheiten. Darin schreibt Peter Sichrovsky über ein erfundenes Telefongespräch, das trotz seiner Absurdität ohne weiteres so stattfinden hätte können. Und im Fazitportrait besuchen wir die Familie Gilma, die vegetarische Speisen auf hohem Niveau im »Ginko« zubereiten. Gutes Lesen! -red-

Süße Versuchung

Eine Fazitbegegnung mit Franky van Avermaet und Josef Wolf, den Betreibern der »Chocolaterie De Naeyer« in Graz.

IMPRESSUM

25 vegetarische Jahre

Seit einem Vierteljahrhundert versorgt das Grazer Restaurant »Ginko« seine Gäste mit vegetarischen und veganen Köstlichkeiten.

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

Füh g du run rch Seit g (31 e 44 )

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

Zur Lagejeüber Seite 38

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Erfo SERIE l

Christian Klep es subtilen d r te is e M n e ein . Kompliments

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Foto: Adobe Stock

Fazitthema

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Fazitthema

Wirtschaft ist weiblich Von Josef Schiffer

Kurz vor dem Ausbrechen der Covid-19Pandemie bot der Weltfrauentag am 8. März einmal mehr Gelegenheit, die Rolle der Frauen in der steirischen Wirtschaft unter die Lupe zu nehmen. Ihr Anteil an den Firmengründungen ist in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich und kräftig gestiegen. Die aktuelle Krise hat aber auch verdeutlicht, dass es noch klare Defizite sowohl bei ihrer politischen Vertretung in einem männerdominierten Umfeld als auch bei den familienunterstützenden Rahmenbedingungen gibt.

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Fazitthema

»Frauen müssen noch selbstbewusster auftreten, die scheinbaren Grenzen durchbrechen und sich holen, was ihnen zusteht. «

Andrea Potomova-Rötzer, Betreiberin des Coffeeshops Parks

Mehr Drang zur Selbstständigkeit

Was bewegt aber so viele Frauen dazu, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen? Eine österreichweite Umfrage des WKOGründerservice aus dem Jahr 2019 gibt Antworten darauf: Fast drei Viertel (74,61 %) der Jungunternehmerinnen verbinden damit das Modell einer flexiblen Freizeit- und Lebensgestaltung, für rund zwei Drittel (65,87 %) zählt das Gefühl, die »eigene« Chefin zu sein. Ebenfalls starke Motive sind die Wahl neuer Berufsperspektiven, der Wunsch nach mehr Eigenverantwortung und natürlich eine Steigerung des Einkommens. Diese Entwicklung ist selbstverständlich auch im Kontext einer stark steigenden Zahl von Frauen im Erwerbsleben zu sehen. Seit Mitte der Neunziger Jahre, also seit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union, ist die Anzahl erwerbstätiger Frauen von 1,55 auf rund 2 Millionen angestiegen. Zugleich hat sich auch ihr Bildungshintergrund gesteigert, mehr als die Hälfte verfügt über eine Ma-

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tura oder gleichwertigen Abschluss. Das bildet nicht zuletzt die Grundlage dafür, dass bereits 38 Prozent der Unternehmen von Frauen geleitet werden. Besonders stark ist ihr Anteil in traditionellen Sektoren wie Kosmetik, Fußpflege und Massage sowie im Friseur- und Modebereich. Weiters dominieren unter weiblichen Chefinnen die Sektoren Gewerbe, Handwerk, Handel, Tourismus sowie Werbung und Kommunikation. Das sollte freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in technischen Bereichen vermehrt Frauen in Führungspositionen aufscheinen, wie Bouchra Lamik-Thonhauser bei der international tätigen TDE Group oder Karin Rüge beim Zerspantechnik-Spezialisten Heideco GmbH in Deutschlandsberg.

Unternehmerinnen als Vorbilder

Das Netzwerk »Frau in der Wirtschaft« vertritt nach eigenem Bekunden die Interessen aller selbstständig tätigen Frauen, »von der Kleinstunternehmerin bis hin zur Topmanagerin«, betont Gabriele Lechner. Zu deren Veranstaltungen zählt auch die seit 2015 jährlich stattfindende Wahl zur »Unternehmerin des Jahres« in mehreren Kategorien. Diese zeigen die gesamte Bandbreite der wirtschaftlichen Aktivitäten von Frauen auf. Im Jahr 2019 waren dies Katerina Sedlácková von Waibro Sports mit Lösungen für Menschen mit Sehbehinderungen (Kategorie Innovation), Kristina Kellner Meisterkonditorei GmbH in Graz (Kategorie Start-up), Julia Fandler von der Ölmühle Fandler GmbH in Pöllau (Kategorie Regionalität – Nachhaltigkeit), Jasmin Zirkl von pflegeaktiv in Gössendorf (Besondere unternehmerische Leistung) sowie Ingrid Karner mit dem Publikumspreis für das mit dem Pflanzenwirkstoff-Unternehmen aromainfo. Lechner sieht diese Unternehmerinnen als Vorbilder und Role Models für alle jene Frauen, die den Weg in die Selbstständigkeit wählen wollen: »Es geht uns darum, Unternehmerinnen, aber auch ihre vielfältigen Leistungen für den Wirtschaftsstandort Steiermark noch mehr in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Es gibt viele herausragende steirische Unternehmerinnen. In Wirklichkeit gebührt jeder einzelnen steirischen Unternehmerin die Auszeichnung als Steirische Unternehmerin des Jahres«. Die Wichtigkeit derartiger Veranstaltungen für das Selbstverständnis der Frauen betont auch Andrea Kern, Regionalsprecherin der Grünen Wirtschaft Steiermark: »Das Rollenbild‚

Fotos: Marija Kanizaj, Privatarchiv

D

ie vorliegende Datenlage zeigt in der Tat eine beeindruckende Entwicklung beim Frauenanteil am heimischen Unternehmertum auf. Ihre Zahl wächst seit langem in deutlich höheren Raten als bei den Männern. Lag der weibliche Anteil bei den Unternehmensgründungen vor zehn Jahren noch bei 39,3 Prozent, so sind es heute stolze 47,8 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt, stehen bereits rund 18.400 steirische Betriebe unter weiblicher Führung (exkl. der knapp 11.000 Personenbetreuerinnen, die zwar im Regelfall selbstständig, aber als eigene Gruppe zu betrachten sind). Die steirischen Unternehmerinnen beschäftigen im Durchschnitt drei unselbstständige Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter. Besonders hoch ist der Frauenanteil bei den Ein-Personen-Unternehmen (EPU), wo er mittlerweile 54,9 Prozent beträgt. Nur fünf Jahre zuvor hatte dieser Anteil noch 45,5 Prozent betragen. »Das ist eine tolle Entwicklung, die zeigt, dass Unternehmerinnen in der Wirtschaft auch in unserem Bundesland auf der Überholspur sind«, freut sich Gabriele Lechner, seit dem vorigen Jahr die neue Landesvorsitzende des Netzwerks »Frau in der Wirtschaft«. Sie ist Inhaberin der Grazer Agentur »werbelechner« und seit 2007 erfolgreich am Markt tätig, im Oktober 2019 wurde sie zusätzlich als Vizepräsidentin der WKO Steiermark kooptiert.


Fazitthema

»Die Unternehmerinnen sind auf der Überholspur, brauchen aber auch Unterstützung im Bereich Familie und Kinder, speziell in Zeiten der Corona-Krise.«

Gabriele Lechner, FiW-Vorsitzende

erfolgreiche Unternehmerin ist in Österreich noch wenig vorhanden. Diese Auszeichnungen für vorbildhafte Gründerinnen zeigen auf, dass es funktioniert, als Frau erfolgreiche Unternehmerin zu sein, die eigene Berufung zu leben und noch dazu Spaß zu haben. Das ist ungemein wichtig, für alle jene Frauen, die von einer Selbstständigkeit träumen.« Das betont auch Martina Potomova-Rötzer, Inhaberin des Bio-Coffeshops Parks in Graz, die 2015 für ihr Projekt der Jugendbeschäftigung unter den ersten ausgezeichneten Unternehmerinnen war: »Jeder Preis ist eine Stärkung des Selbstbewusstseins und gibt einem das Gefühl, am richtigen Weg zu sein. Es war einer der schönsten Abende in meinem Leben, als ich den Preis bekommen habe und alle im Saal für mich aufgestanden sind.«

Stärkere Positionierung in der Politik

Mit der wachsenden Anzahl von Unternehmerinnen steigt auch der Anspruch an eine adäquate Stellung in den Interessenvertretungen wie der Wirtschaftskammer. Diese Forderung eint die Frauen über alle Fraktionen hinweg und die bisherige Entwicklung bei diesem Anliegen wird oft als wenig zufriedenstellend und verschleppend gesehen, wie Lechner hervorhebt: »Der Anteil der weiblichen Vertreterinnen, sprich Funktionärinnen, innerhalb der WKO Steiermark muss weiter steigen. Aber auch in den Aufsichtsräten größerer Unternehmen müssen noch mehr Frauen vertreten sein. Weiters ist zu wünschen, dass die Leistungen der Frauen nach außen viel sichtbarer gemacht werden.« In vielen Organisationen und Unternehmen seien die Chefetagen noch immer männlich dominiert, aber ihrer Ansicht nach hat sich das Selbstbild der Frauen gewandelt: »Das Bewusstsein der Unternehmerinnen hat sich sehr stark verändert: gegenseitige Unterstützung, die Nutzung von Netzwerkplattformen wie Frau in der Wirtschaft, aber auch Geschäftsverbindungen untereinander sind Beispiele, die sich im unternehmerischen Alltag verstärkt zeigen.« Ebenfalls kritisch sieht das die grüne Wirtschaftssprecherin Kern: »In der Führungsebene der WKO Steiermark sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Zudem werden alle Sparten von Männern geführt, nur da und dort gibt es Frauen als Stellvertreterinnen.« Noch einen Takt kämpferischer ergänzt Potomova-Rötzer: »Ja, es gibt einen positiven Trend und heute mehr Chancen für uns Frauen.

Der Anteil der weiblichen Führungskräfte steigt, aber zu langsam. In vielen Branchen gibt es immer noch die Gläserne Decke für uns. Viele wissenschaftliche Arbeiten unterstreichen, dass von Frauen geführte Unternehmen besser abschneiden als die Konkurrenz. Wir werden uns leider auch noch in diesem Jahrhundert mit dem Thema intensiv beschäftigen müssen. Deshalb Ladies, durchbrecht die Gläserne Decke und nehmt, was euch zusteht.«

Aufbrechen der Rollenbilder

Neben dem Bestreben, den Anteil der Frauen in den politischen Funktionen zu erhöhen, stehen die Themen Bildung und frauenspezifische Fördermodelle auf der Agenda der Frauenvertreterinnen. Die Zahl weiblicher Studierender in technischen Fächern erhöht sich zwar in den letzten Jahren, aber der Arbeitskräftemangel veranlasst den Ruf nach einer Forcierung des Mädchenanteils in den MINT-Fächern. Dazu braucht es aber bereits in der Grundschule mehr Motivation, mahnt Lechner ein Umdenken im Schulsystem ein: »Dies sollte bereits in den Kindergärten und Schulen beginnen, wie auch ganz allgemein in der Erziehungspolitik, um hier mehr Bewusstsein vor allem für technische Berufe zu schaffen. Dies ist ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema, das nicht früh genug in den Köpfen verankert werden kann.« Dasselbe beklagt auch Kern, die eine Verantwortung dafür auch bei den Erziehungsberechtigten sieht, die an den traditionellen Rollenbildern festhalten: »Leider sind viele Berufe noch immer Geschlechtern zugeteilt. Das Mädchen soll Friseurin werden, der Bub Installateur. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert. Zum einen muss bereits in den Schulen mit diesen Rollenbildern gebrochen werden, zum anderen sieht man aber in der Öffentlichkeit, zum Beispiel in der Werbung, noch immer die Friseurin und den Installateur. So werden die Rollenbilder schon von klein auf gefestigt. Glücklicherweise gibt es in und außerhalb der Wirtschaftskammer Netzwerke für Business-Frauen, in denen sie voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen können. Dabei ist das Mentoring wichtig: Bereits erfolgreiche Frauen können erzählen, wie sie es gemacht haben.« Außerdem komme es darauf an, die besonderen Bedürfnisse von Frauen in der Gründungsphase stärker zu berücksichtigen. Oft verfügen sie nicht über eine finanzielle Basis wie Männer, um ihre Startkredi-

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Fazitthema

te zu besichern, da würde es mehr Mikrokredite brauchen sowie speziell auf sie zugeschnittene Wirtschaftsförderungen und Coaching-Angebote.

Herausforderungen in der Corona-Krise

Die Krise der vergangenen Monate hat unabsehbare Folgen, aber eines ist aus Frauensicht gewiss: Insbesondere sie mussten mit großen Belastungen zurande kommen, sei es im Beruf, in der Familie oder in der Kinderbetreuung. Andrea Kern berichtet aus ihren persönlichen Erfahrungen: »Man sieht deutlich, dass Frauen während der Krise weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden sind. Die Handelnden waren mehrheitlich Männer. Expertenrunden waren fast ausschließlich mit Männern besetzt, obwohl es genauso viele kompetente Frauen gibt. Nicht nur die Wirtschaft hat in der Krise Schaden erlitten, sondern auch die schon dürftig umgesetzte Gleichberechtigung. Ich arbeite als Veränderungsmanagerin. Durch den Lockdown und das Betretungsverbot habe ich wie viele andere Beratungsunternehmen Aufträge verloren. Da stellt sich die Frage, wie resilient ein Unternehmen aufgestellt ist. In den nächsten Monaten geht es bei mir verstärkt um den Neustart.« Dass es viele Frauen in selbstständigen Berufen ähnlich empfunden haben, zeigt eine topaktuelle Statistik der Wirtschaftskammer Steiermark zu den Auswirkungen der Covid19-Pandemie. An dieser repräsentativen Umfrage des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung der WKO Steiermark haben insgesamt 1.286 steirische Unternehmerinnen teilgenom-

men. Demnach waren bzw. sind 84 Prozent von der Corona-Krise persönlich negativ betroffen. Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation und Auftragsausfälle führten bei genau 50 Prozent der befragten Unternehmerinnen zu vorübergehenden Betriebsschließungen, was wiederum bei 43 Prozent massive Existenzängste hervorgerufen hat. Ebenfalls auffällig: Eine überdurchschnittlich hohe Belastung aufgrund der zusätzlichen Kinderbetreuungspflichten. Fast 60 Prozent der Frauen mit einem oder mehreren Kindern führten diese Aufgabe in der Umfrage als (sehr) herausfordernd an. Für 41 Prozent fehlten dadurch die zeitlichen Ressourcen für unternehmerische Tätigkeiten bzw. es kam zu psychischen Belastungen aufgrund dieser Überbelastungen. Dazu kommt, dass ein großer Teil der zusätzlichen Hausarbeit an den Frauen hängengeblieben ist.

Lehren für die Zukunft

Wie jede Krise kann auch diese als Auslöser dienen, strukturelle Probleme mit klarem Blick zu erkennen und zu beheben. »Die Corona-Krise sollte uns hier als Anlassfall dienen, die nach wie vor bestehenden Defizite in einigen Bereichen anzupacken«, unterstreicht Lechner. Seit vielen Jahren kämpfen Frau in der Wirtschaft und andere Organisationen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. An zentraler Stelle nennt Lechner hier die Kinderbetreuung: »Corona ist der Anlassfall und die Zielsetzung lautet, in jedem Sommer Kinderbetreuung sicherzustellen. Das Ziel muss es sein, über die Schulzeiten hinaus in jedem Sommer

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Fazitthema

»Nur wenige Frauen schaffen es in die Führungsetagen, die gläserne Decke ist immer noch da.« die Kinderbetreuung sicherzustellen.« Durch das Home Schooling hat sich Bildungsungleichheit in vielen Fällen weiter vergrößert, die damit ausgeglichen werden könnte, fügt Lechner hinzu: »Die Planungssicherheit für Eltern ist auch für den Herbst wichtig, um ein gesichertes Weitergehen von Bildung und Betreuung zu gewährleisten. Bei der Betreuungsquote unter 3-Jähriger liegen wir hinter internationalen Vorgaben zurück; vor allem im ländlichen Raum hinkt man mit dem Angebot hinterher. Die Betreuungszeiten passen hier oft schon lange nicht mehr mit den Arbeitsrealitäten zusammen.« Die überraschende Wucht der Auswirkungen der Pandemie hat auch gezeigt, dass es vor allem rascher und unbürokratischer

Unterstützungsmaßnahmen bedarf, die bei den Unternehmerinnen in kürzester Zeit ankommen, um eine wirtschaftliche Stabilität nachhaltig zu sichern. In Ergänzung dazu sieht Lechner als Folge der Krise den dringenden Bedarf an verstärkter fachlicher Beratung, etwa in Form einer Akademie für angehende Unternehmerinnen, die betriebswirtschaftliches Know-how mit weiteren Modulen kombiniert, etwa für Online-Marketing, für Verkaufsstrategien und für eine bessere zukünftige Nutzung von Digitalisierungsstrategien.

#wellbeback

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Andrea Kern, Wirtschaft-Sprecherin der Grünen


Das sind teilweise Ministerdarsteller. Beate Meinl-Reisinger, Neos-Chefin

matisch weniger Platz für Autofahrer. Daher wird das öffentliche Parkplatzangebot im Zentrum deutlich reduziert. Im Vorjahr lag der Fahrradanteil in Graz bei knapp 20 Prozent. Durch die Coronakrise dürfte er zuletzt deutlich angestiegen sein. Allerdings ging dieser Anstieg zu Lasten des öffentlichen Verkehrs. Ziel der Verkehrsplanung ist es natürlich, den 40-Prozent-Anteil des Autoverkehrs an den zurückgelegten Wegen zurückzudrängen.

Fotos: Fazit/Kanizaj

Soziallandesrätin Doris Kampus sieht durch die Corona-Stiftung einen Neustart für 5.000 arbeitslose bzw. von Arbeitslosigkeit bedrohte Steirerinnen und Steirer. Graz soll Radfahrerstadt werden Das Land Steiermark und die Stadt Graz wollen in den nächsten zehn Jahren gemeinsam 100 Millionen Euro in die Grazer Radwege investieren. Bürgermeister Siegfried Nagl spricht zu Recht vom »Beginn einer Verkehrswende«. Denn nicht nur die bestehenden 120 Radwegekilometer sollen endlich sicherer und radfahrtauglicher gemacht werden, zusätzlich sollen 200 weitere Kilometer geschaffen werden. Wer schon einmal das Wagnis auf sich genommen hat, Graz von Ost nach West mit dem Fahrrad zu durchqueren, weiß, wie dringend notwendig bequeme und sichere Radwege sind. Denn seit den Tagen von Verkehrsvisionär Erich Edegger, der es als ÖVP-Vizebürgermeister und Planungsstadtrat bereits in den frühen 80er-Jahren gewagt hatte, auf sanfte Mobilität zu setzen und zahlreiche – aus heutiger Sicht jedoch viel zu enge Fahrradstreifen – auf einige Grazer Straßen malen ließ, hat sich in puncto Radverkehr nicht mehr allzu viel getan. Es gab zwar einige Leuchtturmpro14 /// FAZIT JULI 2020

jekte, wie den für seine 200 Meter Länge extrem teuren Radweg zwischen Leonhard- und Riesplatz, oder den Ausbau der links- und rechtsseitigen Murradwege samt Mur- und den Augartensteg. Aber das reicht natürlich längst nicht aus, um der steigenden Beliebtheit des Fahrrads als Alltagsverkehrsmittel Rechnung zu tragen. Während die Nordsüdverbindung entlang der Mur also trotz der für Radfahrer unfreundlich geschalteten Ampeln einigermaßen funktioniert, ist vor allem der bevölkerungsreiche Grazer Westen Fahrradschwellenland geblieben. In Zukunft soll es Radschnellwege mit getrennten Richtungsfahrbahnen und Überholungsmöglichkeiten von den äußeren Stadtbezirken in die Innenstadt geben. Dazwischen sollen Verbindungswege geschaffen werden. Um den Anreiz zum Umsteigen auf das Rad zu erhöhen, verfolgt die kommunistische Verkehrsstadträtin Elke Kahr ein »Zuckerbrot-und-Peitsche-Konzept«. Denn mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger in der Innenstadt bedeutet auto-

Das Land investiert auch in den Bezirken in das Alltagsradnetz Nicht nur in Graz, auch in der übrigen Steiermark soll in neue Radwege investiert werden. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sieht die sanfte Mobilität als Beitrag zum Klimaschutz in den Köpfen der Menschen angekommen und sein Stellvertreter Anton Lang geht neben den 50 Millionen für Graz von weiteren 130 Millionen für das Alltagsradnetz in den steirischen Bezirken aus. Dazu muss man sich vor Augen halten, dass bisher nur das touristische Radwegenetz bestens ausgebaut wurde. Für Menschen, die ihre täglichen Wege mit dem Fahrrad zurücklegen wollen, hat sich aber zu wenig getan. So wurden etwa viele Kreuzungen zu Kreisverkehren umgebaut. Damit sind sie für Autofahrer deutlich sicherer geworden, nicht jedoch für Radfahrer, für die jeder Kreisverkehr eine besondere Gefahrenquelle darstellt. Und auch die meisten steirischen Zentralorte sind verkehrstechnisch für Autofahrer optimiert. Unterstützung erwartet sich das Land vom Bund. Derzeit wird mit der zuständigen Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) aber noch verhandelt. Rückendeckung erhält die Landesregierung von den steirischen Grünen, die in der Radoffensive einen ersten Schritt zu einem landesweiten Alltagsradwegenetz sehen.

Im Automotive-Bereich droht ein deutlicher Stellenabbau Jeder dritte unselbstständig beschäftigte Steirer geriet durch die Pandemie bisher


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

entweder in Kurzarbeit oder hat sogar seinen Arbeitsplatz verloren. Die Arbeitslosigkeit hat sich seit Mitte März verdoppelt. Anfang Juni lag sie etwa um 85 Prozent über dem Vorjahreswert. In den meisten Branchen ist der Shutdown längst beendet. Nur im personalintensiven Eventbereich ist immer noch nicht abzusehen, wann es eine Rückkehr zur alten Normalität geben kann. Dem Vernehmen nach wird es große Massenveranstaltungen erst wieder geben, wenn Corona durch einen wirkungsvollen Impfschutz nachhaltig besiegt ist. Obwohl es im Fertigungsbereich keinen echten Shutdown gegeben hat, bereitet derzeit die »automotive-lastige« steirische Industrie die größten Sorgen. Denn Corona hat einen weltweiten Einbruch der Fahrzeugverkäufe verursacht. Und Unternehmen wie Magna-Steyr mit 16.000 Mitarbeitern in der Steiermark denken bereits laut über einen Stellenabbau nach. Mit seiner Ansage im ORF-Report, dass es für die steirischen Magna-Mitarbeiter keine Jobgarantie geben werde, stellte Magna-Europa-Geschäftsführer Günther Apfalter nicht nur zahlreiche Kündigungen in den Raum. Mit der expliziten Ankündigung, am Standort Graz festhalten zu wollen, deutete er an, dass es durchaus sein könne, dass steirische Magna-Werke außerhalb von Graz zusperren könnten. Aber nicht nur Magna, sondern der gesamte Automotive-Bereich mitsamt der Luftfahrtindustrie wurde durch die Pandemie hart getroffen. Im Vorjahr erwirtschafteten die 40.000 Mitarbeiter der Autocluster-Unternehmen mit 10 Milliarden Euro ein Viertel des steirischen Regionalproduktes. Umwegrentabilitäten sind da noch gar nicht mitgezählt. Die Corona-Krise hat der gesamten Autobranche gewaltige Absatzeinbrüche beschert. Und die Zulieferindustrie ist sogar noch härter betroffen als die Stammwerke der Fahrzeughersteller. Kurzfristig müssen die Zulieferer zwar nur mit den Folgen eines – hoffentlich – temporären Absatzeinbruchs fertig werden. Langfristig besteht jedoch die Gefahr, dass die Autobauer ihre Aufträge gänzlich zurückziehen,

Bürgermeister Siegfried Nagl will Graz zur Fahrradhauptstadt machen. Dafür nehmen die Stadt Graz und das Land Steiermark jeweils 50 Millionen Euro in die Hand. weil sie inzwischen genügend eigene Kapazitäten haben, die sie auslasten wollen, bevor sie Aufträge auslagern. Klimakrise, Überkapazitäten, die Diskussionen über umweltfreundliche Antriebstechnologien sowie über Verkehrsbeschränkungen brachten den Automarkt schon vor der Pandemie ins Trudeln. Bereits in den Monaten Jänner und Februar brachen in der EU die Neuwagenkäufe um 7,5 Prozent ein. Im April betrug der Rückgang unglaubliche 76 Prozent! Eine Umfrage unter deutschen Autozulieferern ergab, dass bis Ende Juli etwa 65 Prozent der Unternehmen bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitsplätze abbauen wollen. So hart wird es hoffentlich weder Magna noch die übrigen AC-Styria-Mitglieder treffen, aber selbst ein Rückgang von »nur« zehn Prozent der gutbezahlten Metaller-Jobs, hätte große negative Auswirkungen auch auf alle anderen Wirtschaftsbereiche vom Handwerk bis zum Wohnbau. Land Steiermark und AMS errichten Corona-Stiftung Mit 40 Millionen haben das Land Steier-

mark und das AMS inzwischen eine sogenannte Corona-Stiftung dotiert. Laut Soziallandesrätin Doris Kampus handelt es sich dabei um die größte Arbeitsmarktinitiative der letzten Jahrzehnte. Über die Corona-Stiftung sollen Qualifizierungsmaßnahmen für 5.000 Menschen finanziert werden. Für AMS-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe ist das ganze Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens durch die Pandemie überhaupt noch nicht abzusehen. Er rechnet jedenfalls mit zahlreichen Insolvenzen und längerfristigen Folgen für den Arbeitsmarkt Die Stiftung startet am 1. September. Zur steirischen Corona-Stiftung gehören auch Regionalstiftungen, über die die Unternehmen die Möglichkeit haben, gegen eine Kostenbeteiligung ihre Mitarbeiter höher zu qualifizieren. Daneben gibt es die Insolvenzstiftung, die arbeitslos gewordenen Steirern die Möglichkeit zu einer Umschulung bieten soll.

FAZIT JULI 2020 /// 15


Recht haben

Politik

Die Erkundungspflicht des Geschädigten

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

16 /// FAZIT JULI 2020

VP-Verkehrssprecher Armin Forstner sieht die Lebensqualität durch Lkw-Mautflüchtlinge gefährdet.

Rechtsgrundlage gegen Lkw-Mautflüchtlinge gefordert Nachdem SPÖ und ÖVP bereits im Vorjahr ein Verbot für schwere Sattelschlepper mit mehr als 7,5 Tonnen für die Ennstalstraße B320 umsetzen konnten, folgt nun ein nächster, wichtiger Schritt im Kampf gegen die Mautflucht. SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz und VP-Verkehrssprecher Armin Forstner fordern eine Novellierung der StVO, um die Verordnung von LkwFahrverboten in den Ländern zu vereinfachen und beschleunigen.

D

ie Wohn- und Lebensqualität der Bürger im Ennstal wie auch im Murtal leidet. Tagtäglich wählen zahlreiche ‚Mautflüchtige‘ Umfahrungsstraßen, nur um Autobahngebühren zu entgehen – so kann das nicht weitergehen!“, appellieren Hannes Schwarz und Armin Forstner. Besonders betroffen seien die Anrainer der Buchauer-, Gesäuse-, Triebener und Gaberlstraße. Um dem Lkw-Verkehr künftig schnell und möglichst unbürokratisch einen Riegel vorschieben zu können, fehle allerdings eine passende Rechtsgrundlage. Denn Lkw-Fahrverbote, wie sie beispielsweise im Oktober 2019 für die Ennstalstraße erlassen wurden, stellen in den Augen des Bundesgesetzgebers lediglich eine Ausnah-

me dar. Sie bedürfen daher einer eingehenden, teils langwierigen behördlichen Prüfung. Eine zeitgemäße, neue bundesweite Rechtsgrundlage, wie sie beispielsweise durch die Novellierung der StVO geschaffen werden könnte, würde solche Verfahren beschleunigen, sind Schwarz und Forstner überzeugt „Mit unserem Antrag geben wir einen wichtigen Anstoß für eine einfachere und schnellere Umsetzung von Lkw-Fahrverboten und werden damit den Anforderungen der Bevölkerung, der Wirtschaft und dem Klimaund Umweltschutz gerecht“, freuen sich auch die beiden Landtagsabgeordneten Wolfgang Moitzi (SPÖ) und Bruno Aschenbrenner (ÖVP).

Anzeige Foto: Kanizaj

Zur Geltendmachung von Ersatzansprüchen, also insbesondere zur Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen, gilt grundsätzlich eine dreijährige Verjährungsfrist. Nach Paragraph 1489 ABGB beginnt die dreijährige Verjährungsfrist ab Kenntnis des Geschädigten von Schaden und Schädiger zu laufen. Um also erfolgreich einen Schadenersatzanspruch vor Gericht durchsetzen zu können, muss dem Geschädigten – und sohin Ersatzberechtigten – sowohl der Schaden als auch der Schädiger so weit bekannt sein, als dass er beide konkret schildern und bezeichnen kann. Auf diese Tatsachen muss sich die auf Schadenersatz gerichtete Klage stützen. Um zu dieser Kenntnis zu gelangen, hat der Geschädigte dabei allerdings ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit aufzubringen. Daher hat der Geschädigte Erkundungstätigkeiten zu unternehmen, welche ohne nennenswerte Mühe zu einem frühen Zeitpunkt bereits dazu führen können, Schaden und Schädiger auszuforschen. Unterlässt der Geschädigte dies, kann die dreijährige Verjährungsfrist bereits zu diesem frühen Zeitpunkt zu laufen beginnen. Ein Beispiel: Ist es aufgrund von Wassereintritten in eine Tiefgarage zu Lackschäden an dort geparkten Autos gekommen, ist der Eigentümer der Tiefgarage verpflichtet, der Ursache für den Wassereintritt nachzugehen. Es kommt nicht darauf an, dass der Wassereintritt als Grund für die Lackschäden erkannt bzw. daraus eine Sanierungsbedürftigkeit der Garage abgeleitet wird. Vielmehr muss der Eigentümer der Ursache für diesen Wassereintritt nachgehen und den Verantwortlichen dafür herausfinden. Ist der Eigentümer darüber hinaus auch noch gewerblicher Bauherr und somit „vom Fach“, trifft ihn jedenfalls die Pflicht, weitere Nachforschungen zu treffen und dem Schaden auf den Grund zu gehen. Der Geschädigte ist dazu verpflichtet, den Verursacher des Schadens ausfindig zu machen. Erlangt der Geschädigte erst zu einem späteren Zeitpunkt, etwa durch ein Gutachten, Kenntnis vom Schädiger, wird der Berechnung der Verjährung dennoch jener Zeitpunkt zugrunde gelegt, zu welchem der Geschädigte den Schädiger bei zumutbaren Nachforschungstätigkeiten bereits hätte kennen können. Dies kann dazu führen, dass ein erst später geltend gemachter Anspruch bereits verjährt ist. Nach der Rechtsprechung des OGH darf diese sogenannte „Erkundungsobliegenheit“ zwar nicht überspannt werden, im Einzelfall wird jedoch sogar die Einholung eines Sachverständigengutachtens zur Schadens- und Schädigerforschung als zumutbar angesehen. Ein besonders strenger Maßstab wird hierbei an fachkundige Personen gestellt, also etwa an Bauunternehmer.



Graz hat's

AUA hebt wieder von Graz aus ab

Zwei Designpreise für Schullin Die Freude ist groß beim Grazer Designer und Juwelier Hans Schullin, dass gerade in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit zwei Design-Preise für gute Nachrichten sorgen. Der Diamantmond „Spirit“ und das Tudor-Event „borntodare“ wurden mit dem German Design Award 2020 ausgezeichnet. Überzeugt hat in der Kategorie „Excellent Product Design“ die mit 202 Diamanten besetzte Halbmond-Kette „Spirit“, die Juwelier Schullin anlässlich des „A Worldwide Friendship“-Projekts drei Jahre um die Welt reisen ließ. In der Kategorie „Excellent Communication Design“ gewann das Event der Uhrenmarke Tudo „borntodare“, das bereits mit dem German Brand Award 2019 ausgezeichnet wurde. Im Tauerfall sind wir 24 h täglich für Sie erreichbar.

0316 / 26 66 66 od. 03135 / 54 6 66

Es ist so weit! Seit 22. Juni geht es wieder einmal täglich mit Austrian Airlines von Wien nach Graz und wieder zurück. In der ersten Juliwoche sind bis zu zwei Flüge pro Tag im Programm. Durch die Flugzeiten – Ankunft in Graz um 13:40 Uhr und Abflug um 15:35 − können mit einer relativ kurzen Umsteigezeit viele Anschlussflüge, z. B. nach Paris, Amsterdam, Hamburg, Berlin und München erreicht werden. „Wir freuen uns sehr, dass es wieder los geht“, erklärt GF Gerhard Widmann, „auch wenn wir noch fernab der Normalität sind. Ab 1. Juli fliegt die Lufthansa wieder nach Frankfurt. Alles Weitere wird sich in den kommenden Wochen klären − aber Covid-19 hat uns gelehrt, ein wenig Geduld zu haben.“

Neuer Spar-Supermarkt in GrazWaltendorf

Einkaufen bei Spar: Das bedeutet eine große Auswahl an regionalen Köstlichkeiten und hochqualitativen Lebensmitteln – und das heißt auch garantierte Versorgungssicherheit. „Auch in schwierigen Zeiten arbeiten wir ständig an der Modernisierung und der Expansion unserer Märkte“, erklärt GF Christoph Holzer. „Wir setzen beim Design unserer Märkte auf eine ansprechende Atmosphäre, auf klimafreundliche Haustechnik und ein großzügiges Platzangebot zwischen den Gängen.“ Bei der Eröffnung am 4. Juni übergab Holzer einen Scheck von 3.000 Euro an die Vinzi-Werke: „Wir setzen damit ein Zeichen der Solidarität, damit in Zeiten wie diesen gerade an die Schwächsten der Gesellschaft gedacht wird.“

INDIVIDUELL NACH IHREN WÜNSCHEN KALSDORF - GRAZ - FELDKIRCHEN - SEIERSBERG PIRKA - LIEBOCH - TOBELBAD - HART BEI GRAZ VASOLDSBERG - DEUTSCHLANDSBERG - BAD GAMS FRAUENTAL - STAINZ - LEOBEN - ROTTENMANN - LIEZEN N E U I N F RO H N L E I T E N

w w w. be s t attu n g -wo lf.c o m

Am 18. Juni hatten Medienvertreter die Möglichkeit, mit den Bürgermeistern der zwei einwohnerstärksten Gemeinden in GU-Nord zu diskutieren. Bei der PK der beiden SPÖ-Bürgermeister Harald Mulle, Gratwein-Straßengel, und Helmut Weber, Gratkorn, wurde die gute Zusammenarbeit hervorgehoben. Die beiden Gemeindeverantwortlichen gaben einen kurzen Rückblick auf die letzten fünf Jahre. Vieles wurde in beiden Kommunen erreicht. Beide Bürgermeister wollen wie auch schon in den vergangenen Jahren weiterhin auf kommunaler Ebene eng zusammenarbeiten. Wichtige Vorhaben zu den Themen Verkehr und Klima sind im Fokus der beiden Marktgemeinden, die zusammen über 21.000 Einwohner haben.

Fotos: SPÖ GU, Foto Fischer, Geopho, Spar / Foto Krug

Gemeinde-Kooperation in Graz-Umgebung Nord


Foto: Fazit/Kanizaj

Steirischer Aktionstag der Austrian Guides Die Erleichterungen bei den coronabedingten Beschränkungen bedeutet auch das „Comeback“ der steirischen Fremdenführer und Fremdenführerinnen, das diese mit einem Aktionstag am 11. Juni 2020 feierten. An diesem Tag – dem Fronleichnamstag − wurden vormittags und nachmittags spannende Führungen angeboten, die auch für die einheimische Bevölkerung ganz neue Einblicke in Unentdecktes und Unbekanntes ergaben. So zum Beispiel am Schloßberg, in der Unterstadt, der Stadtkrone, bei einem Streifzug durch die Grazer Innenhöfe oder die Murvorstadt sowie einem Spaziergang durch Eggenberg. Außerhalb von Graz wurde am Reinischkogel das Thema „Steirisches Glas der Weststeiermark“ behandelt.

Fotos: WKO Stmk, ack-coleman.com, Ralph König,

Ohne eigenes Auto ins Autokino Das größte Grazer Autokino am Gelände der Messe Graz erweitert sein Angebot für Gäste, die Autokino-Feeling erleben wollen, aber selbst über keine eigenen vier Räder verfügen. Ab sofort stehen auf der Fläche zehn nagelneue Fahrzeuge von Ford Gaberszik zur Verfügung, die mit dem neuen Ford Autoticket genützt werden können. „Autogeschmack kann so vielseitig sein. Ford hat eine bunte Auswahl an Fahrzeugen für jeden Geschmack und Bedarf. Da war es für uns nur logisch, dass wir jenen, die (noch) kein eigenes Auto besitzen, das Erlebnis Autokino ermöglichen. Daher können vom Ford Focus bis zum Ford Ranger alle Ford-Modelle ausprobiert werden.“, erklärt Ford Gaberszik GF Maria Gaberszik.

Grawe gewinnt Recommender Award 2020 Bereits zum 13. Mal wurde die Grawe Versicherung mit dem „Recommender Award“ des Finanz-Marketing Verbandes Österreich (FMVÖ) ausgezeichnet. Dieses Jahr wurde der Award etwas anders zelebriert: Am 26. Mai fand die Verleihung im virtuellen Rahmen statt. Das Unternehmen erreichte zum wiederholten Mal Platz 1 in der Kategorie „Versicherungen bundesweit“ und wurde daneben mit dem Prädikat „Exzellente Kundenorientierung" ausgezeichnet.

Komödie Graz startet am 15.9. in neue Saison

Mitte September eröffnet die Komödie Graz voll Elan die neue Spielsaison. Nach einer überaus schwierigen Phase, die das Team an die Grenzen des Machbaren geführt hat. Den Auftakt macht am 15. September Swing-Gala mit den größten Hits der legendären „Andrews Sisters”: Sigi Feigl und seine Big Band präsentieren Ohrwürmer einer unvergesslichen Ära unter dem Titel „Bei mir bist Du schoen”. Bereits eine Woche später, am 22. September, verneigen sich das Orchester-Musiker mit einem einzigartigen Big Band Konzert vor dem umjubelten „Rat Pack“. Die Erfolgs-Komödie „Der Club der Hypochonder“ sorgt ab Mitte Oktober wieder für Pointen. Infos uns Spielplan: www.komoedie-graz.at

Kurz im Gespräch mit Bernhard Rinner, Geschäftsführer der Theaterholding Graz/Steiermark

Der Lockdown hat die Spielstätten der Theaterholding voll getroffen. Wie geht es bei Ihnen weiter? Durch das verhängte Veranstaltungsverbot wurden wir in Mark und Bein getroffen. Ohne Schließung hätten wir die 510.000 Besucher des Vorjahres klar übertroffen. So werden wir nun deutlich unter der halben Million liegen. Ausschlaggebend für den weiteren Saisonverlauf sind die möglichen Sommertermine auf den Kasematten. Für die weitere Zukunft herrscht bei uns ein vorsichtiger Optimismus. Wir hoffen, dass wir den Spielbetrieb unter Einhaltung aller notwendigen Sicherheitsmaßnahmen annähernd normal durchführen können.

Der Lockdown trifft Häuser mit hohen Zuschauereinnahmen ja viel schlimmer als reine Subventionsempfänger. Drohen Sie Opfer Ihrer vergangenen Erfolge zu werden? Die von der Bundesregierung ermöglichte Corona-Kurzarbeit war und ist uns eine massive Hilfe, mit der wir Kündigungen vorläufig vermeiden können. Wie entwickelt sich der Restart? Sind die kleineren Häuser bald wieder voll bespielbar? Und wie sieht es mit der Oper, dem Haus Eins und dem Orpheum aus? Aufgrund der Kapazitätsgröße sind gerade die kleineren Räume länger nicht bespielbar. Derzeit können maximal 100 Plätze mit Einhaltung des Sicherheitsabstandes besetzt werden, ab Juli 250, womit sich unser Angebot derzeit auf die Bühnen mit größeren Zuschauerräumen beschränken muss. FAZIT JULI 2020 /// 19


Kurz & News

Umfahrungstunnel Voitsberg

Konjunkturlok ankurbeln Eine Milliarde Euro macht die Bundesregierung für ein Konjunkturpaket auf Gemeindeebene locker. Geld, das aber nur jene Kommunen bekommen, die nun auch investieren, was angesichts der massiven Corona-Einbußen vielerorts eine Herausforderung ist. „Umso wichtiger ist es, dass wir Gemeinden hier jetzt bei der Realisierung von Investitionsprojekten mit einer möglichst unbürokratischen Abwicklung unterstützen“, betont WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk. Schließlich seien diese Mittel für ein erfolgreiches Comeback der Wirtschaft in den Regionen essenziell. Aus diesem Grund fordert Herk nun eine befristete Verdreifachung der Direktvergabe-Grenzen und eine Wiedereinführung des Handwerkerbonus.

Nach seiner Endreinigung ist der Umfahrungstunnel Voitsberg seit dem 3. Juni sowohl Richtung Graz als auch Köflach unbehindert befahrbar. „Mit der Investition von 19 Mio. Euro wurde aus einem ‚schwarzen Loch‘ eine Infrastruktur, die den modernsten Ansprüchen inklusive Radioempfang entspricht“, freut sich LH-Stv. Anton Lang über die Fertigstellung dieses Großprojektes. Nicht weniger groß war die Freude bei Voitsbergs Bgm. Bernd Osprian: „Wir bekommen ‚unsere‘ Straße zurück! Ich bedanke mich bei allen Anrainern, Gewerbetreibenden und Verkehrsteilnehmern für ihr Verständnis, denn die letzten zwei Jahre waren nicht einfach. Aber dieser nun top-moderne Tunnel entschädigt für vieles.“

Öko-Bonus am Lkw-Terminal Graz Süd

Aufgrund des Anstiegs im Straßentransport in Folge der Corona-Krise wollen die Steiermärkischen Landesbahnen (StLB) als Betreiber des Terminals Graz Süd dem Trend entgegenwirken. Zu diesem Zweck gibt es ab 1. Juni für das restliche Kalenderjahr einen 25%-igen Nachlass bei den Depotkosten für alle Vollcontainer, die am Schienenweg angeliefert oder abgeholt werden. LR Anton Lang zeigt sich darüber erfreut: „Der Nachlass ist ein wichtiges Signal in dieser Zeit des Wiederhochfahrens nach der Corona-Krise. Die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ist nicht nur aus verkehrspolitischer Sicht sinnvoll, es ist auch aus umweltpolitischen Gründen voll zu begrüßen.“

Ein Vorschlag der Freiheitlichen Wirtschaft Steiermark gegen die Folgen der Corona-Krise betrifft die energetische Sanierung von Gebäuden, so FW-Landesobmann Erich Schoklitsch. In diesem Bereich ist die Sanierungsrate wegen mangelhafter Förderungen in den letzten Jahren ständig gesunken. So ist es bezeichnend, dass vor allem Eigentümer von Einfamilienhäusern angesprochen wurden, die keinen Wert auf eine entsprechende Förderung gelegt haben. Deshalb schlägt man die Einführung eines Sanierungschecks vor, der mit einem Zuschuss von 5.000 Euro pro Auftrag auch kleinere Sanierungen fördert. Die Inanspruchnahme soll auch ohne eines zu Grunde liegenden Darlehens möglich sein.

Flughafen-Restaurant Graz öffnet wieder

Neue PV-Anlage für die GKB-Werkstätte

Die GKB hat im Mai eine hochmoderne Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Der CO2-freie Sonnenstrom wird die Ökobilanz der GKB weiter nachhaltig verbessern und einen Teil der vom Unternehmen benötigten Energie liefern. Auf dem Flachdach der GKB-Werkstatthalle in Graz Eggenberg wurden 92 PV-Module zur Gewinnung des Sonnenstroms angebracht. Mit dieser Photovoltaikanlage sollen jährlich etwa 33.000 kWh erzeugt werden. Die Kosten dafür beliefen sich auf 31.000 Euro, sie werden sich ohne Förderung in sechs Jahren amortisiert haben. Gen.-Dir. Franz Weintögl freut sich: „Wir setzen mit diesem Projekt erneut ein Zeichen für unser Engagement in Sachen klimafreundlicher Mobilität.“

Nach der coronabedingten Schließung heißt es im Restaurant „Globetrotter“ am Flughafen Graz wieder: Genießen und abheben. „Mein Team und ich freuen uns sehr, die Tische wieder decken, die Kochlöffel wieder schwingen und unsere Gäste wieder willkommen heißen und umsorgen zu dürfen“, erklärt Jürgen Kahl, Unit Manager von Lagardère Travel Retail Austria. „Natürlich stehen wir auch wieder für Veranstaltungen bereit!“ Neben internationalen Gerichten kann man dienstags ab 19 Uhr das italienische Buffet „Dolce Vita“ und sonntags ab 11 Uhr den Champagner Brunch genießen. 20 /// FAZIT JULI 2020

Fotos: Foto Fischer, PR-Trumler Foto Pachernegg, StLB, FW Stmk, GKB Fotoarchiv

FW Steiermark blickt in die Zukunft


Foto: Ivo Velchev

Kurz im Gespräch mit Romana Lepold, Leiterin Einkauf SPAR Steiermark & Südburgenland

LRin Doris Kampus und AMS-GF Karl-Heinz Snobe stellten die Joboffensive vor.

Arbeitsmarktinitiative schafft Job-Perspektiven Die Situation am steirischen Arbeitsmarkt ist nach dem CoronaShutdown historisch schlecht, wenn auch die aktuellen Zahlen einen leichten Rückgang an Arbeitslosen ausweisen. Eine groß angelegte JobOffensive des AMS und des Landes Steiermark soll in den kommenden Monaten Abhilfe schaffen.

Foto: and Steiermark/Drechsler

D

ie Lage ist ernst: Jeder dritte unselbstständig Erwerbstätige in der Steiermark ist von den Folgen der Pandemie betroffen. Die Arbeitslosigkeit lag Ende Mai noch immer um 85 Prozent über dem Vorjahreswert. „Die außergewöhnlich massive Krise fordert außergewöhnliche Maßnahmen. Mit der Corona-Stiftung Steiermark stehen 40 Millionen vom Land Steiermark, dem AMS und Unternehmen für die größte Arbeitsmarktinitiative seit Jahrzehnten zu Verfügung“, hob Soziallandesrätin Doris Kampus hervor. Damit können in einer landesweiten Joboffensive Qualifizierungsmaßnahmen für 5.000 Menschen angeboten werden. „Das ganze Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens ist noch gar nicht abzusehen. Jetzt braucht es eine massive Antwort mit Blick auf die Zukunft des Arbeitsmarktes“, unterstrich

AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe. Die „Regionalstiftung“ hilft Klein- und Mittelbetrieben, wenn sie einen Teil ihrer Arbeitskräfte entlassen müssen und den Kollegen als Schadensminderung die Teilnahme an einer beruflichen Weiterbildung mitfinanzieren. Mit Auflagen wird danach sogar die Wiederbeschäftigung im alten Unternehmen möglich. Ziel ist jedenfalls ein neues Dienstverhältnis. Kombiniert wird das Angebot mit einer „Insolvenzstiftung“ für ehemalige Beschäftigte eines insolventen Betriebes, wenn sie Schwierigkeiten haben, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Die offene Insolvenzstiftung ist für Fälle konzipiert, in denen das ehemalige Unternehmen nicht mehr als 20 Mitarbeiter hatte. Geplant ist der Start der Corona-Stiftung Steiermark mit 1. September 2020.

Hat sich durch die Corona-Krise das Einkaufsverhalten der Kunden in Hinsicht auf Regionalität und Nachhaltigkeit verändert? Die Corona-Krise hat aufgezeigt, wie wichtig die heimische Lebensmittelproduktion mit frischen, saisonalen und geschmackvollen Lebensmitteln mit hoher Qualität ist, mit der auch eine dauerhafte Versorgungssicherheit gewährleistet ist. Durch den Kauf heimischer Produkte werden der Fortbestand unserer bäuerlichen Betriebe und auch tausende Arbeitsplätze in der Produktion gesichert. Ich hoffe, dass unsere Kunden auch nach der Krise vorzugsweise zu heimischer Ware greifen.

Welchen Stellenwert hat regionale Herkunft von Lebensmitteln für Sie im Einkauf? Produkte aus der Region sind schon seit jeher ein wichtiger Erfolgsfaktor von SPAR. Wir sind sehr stolz auf die jahrzehntelangen Partnerschaften mit vielen steirischen Produktionsbetrieben und bäuerlichen Betrieben. Wir führen über 3.886 verschiedene Produkte von über 437 steirischen Produzenten bei SPAR in der Steiermark. Die heimischen Landwirte erzeugen viele Produkte höchster Qualität, aber oft in für den Lebensmittelhandel zu geringen Mengen, wie können Sie diese unterstützen? Bei uns haben auch Kleinstproduzenten die Möglichkeit, SPAR zu beliefern. Wir haben da beispielsweise sehr viele steirische Bäcker, die bewusst nur fünf bis sechs Märkte in ihrem Umfeld täglich frisch mit Brot- und Backwaren beliefern. Geringere regionale Produktionsmengen sind also kein Hindernis, wenn das Produkt und die Qualität stimmen. FAZIT JULI 2020 /// 21



Fazitgespr채ch Von Johannes Tandl und Peter K. Wagner mit Fotos von Marija Kanizaj

Volles Vertrauen

Der Vorstandsvorsitzende der Steierm채rkischen Sparkasse,

Gerhard Fabisch, im Gespr채ch 체ber Datenmissbrauch von Google

und Amazon, ein Bekenntnis zum Bargeld und den erweiterten Heimmarkt seines Unternehmens.

FAZIT JULI 2020 /// 23


Fazitgespräch

Das Hauptquartier der Steiermärkischen Sparkasse am

Sparkassenplatz in der Grazer Innenstadt ist imposant. Schon

im Foyer. Vorbei an einer beliebten Bäckerkette, die sich eingemietet hat, geht es durch Drehkreuze in den 6. Stock. Ein großes Besprechungszimmer ist Schauplatz des Interviews.

Die Glasfront bietet eine beeindruckende Aussicht auf die Dächerlandschaft der Grazer Altstadt.

Bevor das Gespräch startet, bittet ihn unsere Fotografin zu

einem kleinen Shooting auf die Terrasse. Im Hintergrund ist der Grazer Uhrturm zu sehen. »Können Sie sich vielleicht hier

etwas anlehnen?«, fragt sie vorsichtig. »Ja, das geht schon«, sagt

Gerhard Fabisch. Und fügt mit einem Lächeln hinzu: »Das ist nicht das größte Risiko, das wir nehmen.«

Wenige Minuten später sind wir zurück im Besprechungsraum. Über eineinhalb Stunden nimmt sich Gerhard Fabisch an einem Dienstagvormittag für uns Zeit. Und gibt uns Einblicke in das

Denken eines Mannes, der sein Leben einer Bank und Branche widmet, die vor allem auf eines setzt: Vertrauen.

24 /// FAZIT JULI 2020




Fazitgespräch

Wir werden Bargeld jedenfalls nicht als schlechtes Zahlungsmittel darstellen. Gerhard Fabisch Gerhard Fabisch, hat uns die Coronakrise gezeigt, dass Bargeld ein überholtes Konzept ist? Nein, das würde ich daraus nicht ableiten. Natürlich sind Hygienemaßnahmen in Zusammenhang mit Bargeld schwieriger als bei Online- oder Kreditkartenzahlungen, aber die Frage des Bargeldes ist eine zutiefst emotionale. Der Wert des Geldes entsteht aus dem Vertrauen heraus, dass das Zahlungsmittel gegen Dienstleistungen oder Waren eintauschbar ist. Wenn das Vertrauen ungebrochen ist, kann es mit Buchgeld genauso dargestellt werden wie mit Bargeld oder anderen Mitteln. Beim Bargeld kommt noch eine weitere Facette dazu: die Transparenz der Nachvollziehbarkeit, wann etwas ausgegeben wurde, ist nicht in dem Umfang gegeben wie beim Buchgeld.

Was ja vielfach gewünscht ist … Ja, es gibt Menschen, die nicht möchten, dass alles aufgezeichnet wird, und die skeptisch sind, wenn etwa die Bank weiß, wofür sie ihr Geld ausgegeben haben. Aber diese Sorgen sind nicht angebracht. Anders als große IT- oder Handelskonzerne gehen wir sehr diskret mit den Daten unserer Kunden um. Bargeld hat jedenfalls für viele Menschen einen großen Wert. Es ist etwas Reales, das man angreifen kann. In der Krise 2008 gab es Menschen, die zu uns in die Steiermärkische Sparkasse gekommen sind, um ihr Bargeld anzuschauen. Neben vielen anderen Gründen sind übrigens Immobilien auch deshalb so beliebt, weil man darin sein Vermögen anschauen kann. Wir werden Bargeld jedenfalls nicht als schlechtes Zahlungsmittel darstellen. Der Hintergrund der Frage war, dass die Krise dazu geführt hat, dass mehr als je zuvor online bezahlt wird. Wir bemerken tatsächlich – und das ist keine Gegenposition zum Bargeld –, dass die Anzahl der Transaktionen, die über das Konto oder über die Kreditkarte laufen, extrem zunimmt. Das liegt aber nicht nur an Corona, sondern auch an der Schnelligkeit und der Bequemlichkeit. Meine Eltern haben jedes Hotel bar bezahlt, ich zahle mit Kreditkarte und meine Kinder denken wahrscheinlich gar nicht mehr daran, dass Bargeld eine Option ist. Stimmt unser Eindruck, dass die Banken jetzt in der Corona-Krise nicht so stark in der Kritik stehen wie bei der Finanzmarktkrise im Jahr 2008? Anders als damals fürchten sich die Menschen jetzt nicht davor, dass die Banken zusammenbrechen könnten. Das Virus war auch kein Bankenvirus, sondern ein Gesundheitsvirus. Wir sind letztlich deshalb von den Folgen von Corona betroffen, weil aus der Gesundheitskrise eine Wirtschaftskrise wurde. Aber führt eine Krise wie diese nicht dazu, dass sich Banken wie die Steiermärkische Sparkasse zunehmend von Fintechs abhängig machen, die eine existenzbedrohende Konkurrenz darstellen könnten? Die Rede ist von Bezahlsystemen wie Apple Pay.

Wenn wir feststellen, dass die Vorteile von modernen Onlinebezahlsystemen überwiegen, laufen die Banken natürlich Gefahr, dass Nichtbanken aufsteigen, die den Zahlungsverkehr an sich ziehen, weil sie dieselbe Dienstleistung anbieten. Das hat für Banken mehrere Nachteile: Zum einen machen wir das Geschäft mit dem Zahlungsverkehr nicht mehr und zum anderen fehlen uns dann wichtige Informationen über unsere Kunden. Wenn wir diese Informationen nicht über das Zahlungsverkehrskonto bekommen, müssen wir sie über andere Quellen beziehen, um uns ein Bild über das Finanzverhalten unserer Kunden zu machen. Und das wird dann aufwendiger und teurer.

Wenn ich also viele Transaktionen am Konto habe, bei denen ich etwa einem Onlinewettanbieter Geld überweise, beeinflusst das meine Chance, einen Kredit zu erhalten? Natürlich nicht. Wir sind ja keine moralische Instanz. Wir sagen nicht, ob fünfmal Kino oder Restaurantbesuch im Monat gut oder schlecht ist. Uns geht es um die Summe der Einnahmen und Ausgaben sowie darum, ob Überschüsse vorhanden sind oder das Konto ständig überzogen wird. Daraus kann man ableiten, ob ein Mensch vorsichtig und verantwortungsvoll ist. Wie jemand sein Geld ausgibt, soll eine persönliche Entscheidung sein und bleiben. Bei der Frage der Transparenz werden Banken manchmal überschätzt – wir schauen uns die Parameter im Groben an, aber nicht mehr. Ich glaube auch, dass wir uns im Umgang mit Daten klar von Unternehmen wie Google, Amazon und Co unterscheiden. Banken sind über viele Jahrzehnte gewohnt, mit den Daten der Kunden sehr sorgfältig und diskret umzugehen. Das Ausbeuten oder sogar Missbrauchen von Daten haben wir – im Gegensatz zu den IT-Konzernen – nie betrieben. Banken waren immer zurückhaltender als die Industrie. Diskretion war und ist die Qualität der Banken? Ja, das Bankgeheimnis und die noble Zurückhaltung, die Daten nicht zu missbrauchen. Dieses Gefühl haben die Kunden nicht bei allen Anbietern. Wir setzen Daten zum Vorteil des Kunden ein, stellen uns im Gegensatz zu anderen stets die Frage, wo die Grenze liegt. Google und Amazon verwerten Informationen einfach, weil sie Umsatz generieren wollen. Der sorgfältige Umgang mit Daten ist die neue Währung, um das Vertrauen in uns zu erhalten. Früher lag die Stärke der Banken darin, ihre Kunden persönlich zu kennen. Das erodiert nun. Wird die Digitalisierung durch Corona einen noch größeren Schub bekommen? Ja, natürlich. Wir haben in der Coronakrise gelernt, dass etwa Home Office sehr gut funktioniert oder dass Telefonberatungen möglich sind. Die persönlichen Kontakte nehmen tatsächlich ab. In den Städten ist dieser Trend stärker als auf dem Land und bei den Jüngeren mehr als bei den Älteren. Wir versuchen, die mangelnde Information wegen des fehlenden persönlichen Kontakts FAZIT JULI 2020 /// 27


Fazitgespräch durch Daten zu kompensieren. Summa summarum muss man nüchtern feststellen, dass wir unter dem Kostendruck, dem sich auch Banken stellen müssen, gar keine andere Chance haben, als einen Weg zu suchen, unsere Informationsbedürfnisse auf anderem Weg zu erfüllen. Wir müssen die Kunden kennen, weil das die Basis unseres Geschäftsmodells ist. Wenn man langjährige Kundenbeziehungen pflegt, ist es natürlich einfacher, einzuschätzen, wie sich die Kunden verhalten. Das hilft uns auch dabei, auf Krisen zu reagieren. Wir werden jetzt jedenfalls alles daran setzen, um unseren langjährigen Kunden durch die Krise zu helfen.

Helfen oder behindern Sie diese Regularien? Manchmal werden Regularien als wichtigstes Problem der Banken dargestellt. Trotz aller damit verbundenen Belastung stimmt das aber so extrem formuliert nicht. Vor 30 Jahren, als ich meine Laufbahn begann, war der subjektive Spielraum der Bankmitarbeiter sicherlich noch größer. Man hat damals aber auch öfter danebengegriffen als heute. Inzwischen ist unser Geschäft sehr bürokratisch und mathematisch geworden. Das persönliche Vertrauen in den Einzelnen reicht aufgrund der Regularien als Entscheidungsgrundlage nicht mehr aus, ist aber immer noch ein wichtiger Faktor. Sehnen Sie die gute alte Zeit herbei? Ganz ehrlich gesagt: Nein! Die Preise für Bankprodukte und Margen waren ganz andere. Den intensiven Kontakt könnten wir uns heute gar nicht mehr leisten. Vielleicht ist es daher auch rechtfertigbar, dass der persönliche Anteil beim Kundenkontakt sinkt. Da-

her muss man sich öfter auf nackte Zahlen verlassen können. Oft wird das aber auch übertrieben. Manchmal geht es nur mehr um mathematische Modelle. Aber dagegen wehren wir uns. Denn ein Modell ist nur so gut wie die Menschen, die es programmieren. Aber wenn sich ein Modell irrt, ist niemand schuld. Wenn sich jedoch ein Mensch irrt, findet sich immer auch ein Schuldiger. Im Endeffekt braucht eine Bank ein Setting von Beurteilungsmöglichkeiten, die eine möglichst gute Einschätzung geben, was man einem Kunden versprechen kann und was nicht. Aber die Ökonomie ist nicht auf dem Standard der Physik. Die Finanzkrise 2008 wäre nicht gekommen, hätten wir alles so gut berechnen können. Die Plausibilitätsprüfung muss beim Menschen stattfinden. Welche Maßnahmen kann die Steiermärkische setzen, um die exportorientierten Kunden durch die nächsten Jahre zu begleiten? Wir können kaufmännisch solide Grundsätze und Überlegungen einbringen und unseren Kunden helfen, im Rahmen zu bleiben. Etwa in der Frage, wie expansiv gehandelt werden sollte. Wir sind Sparringspartner in diesen Entscheidungsprozessen. Auch wenn diese Diskussion oft als Einschränkung empfunden wird, ist sie wichtig. Bei uns in der Steiermärkischen Sparkasse gilt der Grundsatz: Das Risiko, das wir besprechen, wird uns nicht umbringen. Das Problem ist das Risiko, das wir nicht sehen. Die Bank ist immer so gut, wie die Entwicklung ihrer Kunden. Unser größtes Interesse ist daher, dass die Kunden der Steiermärkischen Sparkasse eine positive Zukunft vor sich haben und einen noch besseren Lebensstandard anstreben. Das eint die Bank und die Kunden.

Wir Steirer können

jedem daS WaSSer reichen

Wir Steirer können jedem daS WaSSer reichen WIR STEIRER ie Steirische Wasserwirtschaft KÖNNEN JEDEM DAS Dsichert die Versorgung mit gutem

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ie Steirische Wasserwirtschaft sichert die Versorgung mit gutem Trinkwasser. Eine Vielzahl von Maßnahmen zum Schutz des Wassers sowie der Errichtung und Instandhaltung von Anlagen sowie Adaptierungsmaßnahmen garantieren eine optimale Wasserversorgung unseres Landes auch für künftige Generationen.

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WASSER REICHEN

Trinkwasser. Eine Vielzahl von Maßnahmen zum Schutz des Wassers sowie der Errichtung und Instandhaltung von Anlagen sowie Adaptierungsmaßnahmen garantieren eine optimale Wasserversorgung unseres Landes auch für künftige Generationen.

Wasser – unser KOST-barstes Gut.

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Fazitgespräch Es gibt Bereiche, die sich vor der Krise sehr gut entwickelt haben. Etwa die Bauwirtschaft. Was glauben Sie, wie es da weitergehen wird? Ich glaube, dass die Bauwirtschaft sich relativ bald erholen wird. Wir sehen nach wie vor auf der Seite der privaten Immobilien eine große Nachfrage. Mag sein, dass das eine oder andere Bauvorhaben noch weiter verschoben wird, aber es bleiben keine Rohbauten stehen.

Man hört von Gewerbetreibenden, dass die Sorge um Folgeaufträge groß ist. Das ist die Glaskugel, in die man hineinschaut. Wenn ich den Gedanken von vorhin aufnehme, dass die Menschen ein besseres Leben wollen, denke ich an die Ölkrise der Neunzehnsiebzigerjahre, an die Terroranschläge vom 11. September 2001, an die Dotcomkrise, die Finanzkrise von 2008 usw. und wie schnell diese Krisen vergessen wurden. Aus diesen Erfahrungen würde ich den Schluss ziehen, dass die Krise eine gewisse Zeit lang zu Verzögerungen führt. Aber dass die Menschen sich grundlegend im Verhalten ändern, glaube ich nicht. Die Mehrheit der Menschen wird zum alten Lebensrhythmus zurückfinden. Spannend wird die Frage, ob sich das Reiseverhalten grundlegend oder nur kurzfristig verändert. Die Globalisierung treibt zumindest den Businessbereich in die Reisetätigkeit. Ich bin aber überzeugt, dass Meetings zukünftig nicht ausschließlich nur über Videokonferenzen abgehalten werden. Wenn keine zweite Welle kommt, glaube ich, dass wir in einem Jahr wieder auf dem Niveau von vorher ankommen werden.

Das heißt auch, dass die Flugzeugindustrie die Wachstumsindustrie bleibt? Wir haben unsere Reisetätigkeiten zu den Tochtergesellschaften stark eingeschränkt, aber wir merken auch, dass wir wieder in diese Reisesituation reinkommen müssen, um mit den Menschen direkt in Kontakt zu treten. Ich wiederhole mich auch da wieder: Meine Erfahrung ist, dass uns das Ziel eines besseren Lebens antreibt. Und dazu gehört für viele das Reisen.

2020 steht für die Steiermärkische nicht nur im Zeichen von Corona, sondern auch im Zeichen von Fusionierungen. Das Bankhaus Krentschker wird integriert. Welche Vorteile ergeben sich dadurch für die Kunden der Steiermärkischen Sparkasse? Die Steiermärkische Sparkasse bekommt in Wien eine Filiale. Das ist mit unserem Partner »Erste Bank« abgeklärt und unterliegt nicht dem Regionalschutz. Darüber hinaus profitieren die Kunden der Steiermärkischen Sparkasse vom zusätzlichen Knowhow-Aufbau des Bankhauses Krentschker im Bereich des Private Bankings.

Und welche Vorteile haben die Kunden des Bankhauses Krentschker? Ihnen stehen nun 123 Filialen zur Verfügung. Für die Kommerzkunden des Bankhauses Krentschker muss man dazu sagen, dass die Kreditvergabekapazität einer großen Bank natürlich viel größer ist. Beim Bankhaus Krentschker waren Kredite nur bis fünf Millionen Euro möglich, bei der Steiermärkischen Sparkasse sind das 30 bis 40 Millionen. Sowohl bei Unternehmensinvestitionen

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Gerhard Fabisch wurde 1960 in Hartberg geboren. Er studierte Betriebswirtschaftslehre in Graz und promovierte in Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien. 1985 begann er als Mitarbeiter der Unternehmensanalyse seine Karriere bei der Steiermärkischen Sparkasse. Nach zahlreichen anderen Stationen stieg er im Jahr 2001 in den Vorstand auf. Seit 2004 ist er Vorstandsvorsitzender. Darüber hinaus ist Fabisch Präsident des Österreichischen Sparkassenverbandes und Obmann der Sparte Bank und Versicherung in der Steirischen Wirtschaftskammer. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.


Fazitgespräch

Alle Staaten am Westbalkan sind unser erweiterter Heimmarkt, von Slowenien im Norden bis Nordmazedonien im Süden. Gerhard Fabisch als auch bei Immobilienprojekten ab 20 Wohneinheiten sind diese Grenzen schnell erreicht.

Bleibt die Filiale der Krentschker-Bank am Eisernen Tor geöffnet? Heuer wird die Filiale auf jeden Fall offen bleiben, mittel- bis langfristig nicht. In der unmittelbaren Nachbarschaft gibt es ja auch eine Filiale der Steiermärkischen Sparkasse. Zwei Filialen auf so engem Raum wären ein Luxus, den uns die Kunden nicht bezahlen würden. Die Steiermärkische Sparkasse bezeichnet die Auslandsmärkte in Südosteuropa als erweiterten Heimmarkt. Im Gegensatz zum größten steirischen Mitbewerber, ist Ihre Bank dort noch direkt vertreten. Was macht die Steiermärkische Sparkasse besser? Unsere Überlegung ist, dass wir in den Ländern mit direkten Beziehungen besser investieren können.

Und wirkt sich der Regionalitätsschutz mit der Erste Bank in diesen Ländern aus? Das ist unterschiedlich. Alle Staaten am Westbalkan sind unser erweiterter Heimmarkt, von Slowenien im Norden bis Nordmazedonien im Süden. Der Anteil der Steiermärkischen Sparkasse in diesen Ländern reicht von mindestens 26 Prozent in Slowenien und Serbien über 41 Prozent in Kroatien und Montenegro bis zu 100 Prozent in Bosnien und Nordmazedonien. Das klingt unsystematisch, ist aber historisch gewachsen. Wie? Die erste Bank, die am Westbalkan vertreten war, war die Steiermärkische Sparkasse. Mein Vorgänger Werner Rauchenwald hat kurz nach dem Krieg in Kroatien eine Bank gekauft – die Bjelovarska Banka. Als Partner für die Weiterentwicklung des Auslandsgeschäfts haben wir die Girozentrale an Bord gehabt [Anmerkung: die inzwischen ein Teil der Erste Bank ist.] Ein anderes Beispiel: In Serbien etwa war die Erste Bank als Inhaber der Novisadska Banka zuerst vertreten. Später sind wir mit 26

Prozentin die serbische Tochter der Erste Bank eingestiegen. In Bosnien und Nordmazedonien etwa waren wir die Käufer. Für die Erste Bank waren diese Banken aufgrund mangelnder Landesgröße nicht von Interesse.

Im Vorjahr wurde in Nordmazedonien die Ohridska Banka gekauft – der zweite Bankenbesitz in diesem Land. Sie soll mit einer bereits bestehenden nordmazedonischen Bank, die im Eigentum der Steiermärkischen Sparkasse steht fusioniert werden. Warum? Wir haben diese neue Bank relativ günstig von der französischen Société Générale gekauft. Die Franzosen setzen wieder vermehrt auf die afrikanischen Länder, was aus historischen Gründen Sinn ergibt. Wenn wir unsere beiden Banken fusionieren, sind wir Nummer vier in Nordmazedonien. Wir glauben uns in dieser Größe besser entwickeln zu können. Sie sind promovierter Volkswirt, daher möchten wir Ihnen noch folgende Frage stellen: Österreich versucht sich gegen die Anleihe der EU-Kommission querzulegen, die 750 Milliarden Euro betragen soll. Wer soll diese Beträge bezahlen oder wird es eine Inflation geben?

Ich gebe Ihnen eine optimistische Antwort. Eine massive technologische Verbesserung könnte uns helfen. Man denke nur an die industrielle Revolution. Wissen wir, ob das Thema Energie in 20 Jahren noch ein Thema ist? Vielleicht können wir aus der Sonne so viel Energie gewinnen, dass wir Erdöl nicht mehr benötigen und für Energie keine Kosten mehr haben. Vielleicht entwickelt sich die Computertechnologie so weit, dass wir viel mehr Wertschöpfung daraus generieren können? Schauen Sie die letzten 300 Jahre zurück: Es gab Krieg, Inflation, Steuererhöhungen und Technologie. Über Technologie wird aber nie gesprochen. Vielleicht ist das naiv, aber ausschließen würde ich das Szenario nicht. Herr Fabisch, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JULI 2020 /// 31


Steuerboard

Damit Covid-19 nicht auch noch zur Haftungsfalle wird!

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Wenn der Umsatz einbricht, kann dies schnell zu einem Liquiditätsengpass führen. Können mehr als 5 % (!) der fälligen Schulden nicht beglichen werden, ist Zahlungsunfähigkeit zu vermuten und die Geschäftsführer sind verpflichtet, ohne Verzug, spätestens aber binnen 60 Tagen (bis 30.6.2020 120 Tagen) die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu beantragen. Das gilt auch bei insolvenzrechtlicher Überschuldung. Diese Frist darf nur ausgenützt werden, solange Sanierungsversuche ernsthaft betrieben werden und Erfolgsaussicht besteht. Dokumentation ist alles! Bei Eintritt einer Überschuldung im Zeitraum von 1.3. bis 30.6.2020, besteht keine Verpflichtung für einen Insolvenzeröffnungsantrag. Liegt jedoch mit Ablauf des 30.6.2020 eine Überschuldung vor, hat ein Antrag auf Insolvenzeröffnung zu erfolgen. Als Geschäftsführer sind Sie verpflichtet, bei Ihrer Geschäftsführung die Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsmannes anzuwenden. Tun Sie dies nicht, machen Sie sich persönlich haftbar. Neben der laufenden Überprüfung der URG-Kennzahlen und der Überwachung der Zahlungsfähigkeit gehört dazu auch, die Liquiditätsplanung an veränderte Situationen anzupassen. Die Erstellung von Planungsrechnungen unter Rückgriff auf die Szenario-Technik ist in der Krise daher unerlässlich.

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Osram: AMS-AG braucht weitere Milliarde Die Gefahr, dass sich der Premstättner Chiphersteller AMS mit der Übernahme des wesentlich größeren Osram-Konzerns übernommen haben könnte, ist immer noch nicht vom Tisch. In den nächsten Tagen will man den Deal mit einer Milliarde vom Kapitalmarkt zum Abschluss bringen. Gleich danach, am 6. Juli, entscheiden die EU-Wettbewerbshüter. Im Raum steht eine Erzwingung der Abspaltung der OsramDigitalsparte.

D

er steirische Chip- und Sensorenhersteller AMS will sich neue Mittel am Kapitalmarkt besorgen. Das Unternehmen hat am Montag ein Angebot für USD-Schuldverschreibungen im Umfang von 1 Milliarde Euro bekannt gegeben. Die Laufzeit der Senior Notes, die von Moody’s nur mit Ba3 (erhebliches Ausfallsrisiko) bewertet werden, endet 2025. Und auch der Ausblick für AMS ist negativ. Moody’s sieht weiterhin erhebliche Risiken durch die Osram-Übernahme. Und natürlich wirken sich auch die Corona-Folgen negativ auf die Ratings aus. Benötigt wird das zusätzliche Fremdkapital zur Übernahme des deutschen Osram-Konzerns, nachdem eine unmittelbar nach der Bieterschlacht von AMS bei Osram initiierte Kapitalerhöhung wegen des daraufhin steigenden Osram-Aktienkurses kein ausreichendes Ergebnis brachte. Die Übernahme von Osram durch AMS soll dem Vernehmen nach bis Ende Juni abgeschlossen werden. Was die EU-Genehmigung der Übernahme anlangt, erwarten die Analysten keine unüberwindlichen Hindernisse. AMS-CEO Alexander Everke ist davon überzeugt, dass die wettbewerbsrechtliche Prüfung problemlos verlaufen wird. Weniger positiv sieht man die im Raum stehende Zustimmung zur Übernahme immer noch bei den Osram-Mitarbeitern. Nachdem AMS in Aussicht gestellt hatte, das man sich von der wenig ertragreichen Osram-Digitalsparte trennen könnte, fürchten Betriebsrat und Gewerkschaft eine Zerschlagung des Konzerns. Den Ausschlag für die Über32 /// FAZIT JULI 2020

Die AMS-AG wollte Osram unter anderem wegen deren Technologien im automotiven Bereich haben. nahme durch AMS gab die Osram-Automotive-Sparte, die mit 3,5 Milliarden Euro für die Hälfte der Konzernerlöse verantwortlich ist. Obwohl der in Deutschland lebende MASCEO Everke immer wieder betont, Premstätten als Konzern-Headquarter halten zu wollen, häufen sich Spekulationen, dass AMS in den nächsten Jahren unter asiatische Kontrolle geraten werde. Die Rede ist von der Temask-Holding, dem SingapurStaatsfonds, der an der unter anderem knapp zwölf Prozent an der „Bank of China“ oder die Mehrheit der Singapur-Airlines hält.

Foto: Osram

Mag. Alexander Hofer


Der neue Präsident der österreichischen IV, Georg Knill, fordert konjunkturbelebende Maßnahmen sowie eine Senkung der Körperschaftssteuer.

Georg Knill fordert Innovationsschub Foto: Fazit/Kanizaj

Der neue österreichische IV-Präsident, der Weizer Unternehmer Georg Knill, fordert für das zweite Halbjahr ein wirkungsvolles, strategisches Krisenmanagement, um den Konsum zu stärken, die Kosten zu senken und das Kapital zu sichern. Ziel müsse zudem sein, bei Digitalisierung, Forschung und Technologie in das Spitzenfeld vorzustoßen.

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V-Präsident Georg Knill betonte in seiner ersten Pressekonferenz, dass der Stellenwert der österreichischen Industrie gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Sie sei

der Garant für Stabilität und Treiber von Innovation und Fortschritt. Mit direkten 22 Prozent der österreichischen Wertschöpfung und einer Million Arbeitsplätzen sei die Indus-

trie maßgeblicher Treiber von Wohlstand und Beschäftigung. Durch Corona sieht Knill Österreich vor der größten wirtschaftlichen Herausforderung der Zweiten Republik. „Wir er-

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warten einen Wirtschaftsrückgang von acht Prozent. Daher brauchen wir jetzt ein starkes, wirkungsvolles Krisenmanagement,“ so der Industrie-Chef. Auf nationaler Ebene gelte es, den Wirtschaftsstandort bestmöglich abzusichern. Konkret bedeute das weitere Maßnahmen bei der Kurzarbeit, Entlastungen bei den Lohnnebenkosten und die Senkung der Körperschaftsteuer von 25 auf 21 Prozent sowie eine Stärkung des Eigenkapitals von Betrieben. Beim Thema Digitalisierung habe Corona zwar „einen Schub“ bewirkt, aber Österreich müsse hier „vom Mittelmaß ins Spitzenfeld vorstoßen“. Knill war seit 2016 Präsident der IV-Steiermark und setzte in dieser Funktion auf die Themen Innovation, Investition und Bildung. Sein Nachfolger als steirischer IV-Chef wird am 9. Juli im Rahmen der Vollversammlung von der IV-Steiermark gewählt. Derzeit nehmen Franz MayrMelnhof-Saurau und Voestalpine-Vorstand Franz Kainersdorfer die Funktionen der steirischen IV-Vizepräsidenten wahr.

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Kurz & News

„Intuitiver“ Internetauftritt für die GKB Die Homepage der GKB wurde neu gestaltet, wodurch sich eine bessere geräteübergreifende Nutzbarkeit ergibt. Dadurch kann u. a. schneller auf die Eigenschaften des jeweiligen Endgeräts, wie Smartphones oder Tabletcomputer, reagiert werden. Die Gesamtwahrnehmung der Internetseite wurde an das neue schlichtere Corporate Design der GKB angepasst. Die Nutzungsmöglichkeiten wurden vereinfacht, unterschiedliche Eingabemethoden berücksichtigt und die Navigationsstruktur für die „Customer Journey“ kundenfreundlicher gestaltet. Gen.-Dir. Franz Weintögl zeigt sich erfreut, dass „mit dem responsiven Re-Design der Homepage ein weiterer Schritt in Richtung Nutzerfreundlichkeit“ gemacht werden konnte.

Start für neue ÖBB-Direktverbindung Graz–Berlin

Die ÖBB starteten am 16. Juni mit dem Railjet 256/257 eine neue Direktverbindung zwischen Graz und Berlin. Damit kann man täglich ohne Umstieg von Graz über Prag und Dresden direkt nach Berlin fahren. Der Vindobona, der bis Ende 2014 unterwegs war, erlebt damit sein Revival. „Es freut es uns, den Vindobona wieder aufnehmen zu können. Mit ihm können viele Urlaubsdestinationen direkt erreicht werden. Der Zug verbindet mit Graz, Wien, Prag, Brünn, Dresden und Berlin nicht nur sechs großartige Städte mit einem vielfältigen Angebot, auch die Steiermark ist für unsere deutschen und tschechischen Nachbarn mit dem Railjet nun bequem erreichbar“, so ÖBB-Personenverkehr AG Vorständin Michaela Huber.

Verkehrsaktion „Weiße Kreuze“

245 weiße Holzkreuze machen steiermarkweit jene Straßenbereiche sichtbar, wo es in den letzten 20 Jahren tödliche Motorradunfälle gab. Während die Anzahl der Toten im Straßenverkehr stets rückläufig ist, bleibt die Anzahl der verunfallten Motorradfahrer trotz verschiedener Verkehrssicherheitsmaßnahmen relativ konstant bzw. ist in den letzten Jahren sogar gestiegen. Deshalb ist auch im Verkehrssicherheitsprogramm 2020/25 diese Zielgruppe ein Schwerpunkt in der Verkehrssicherheitsarbeit. „Mit den weißen Kreuzen auf den Landesstraßen wollen wir zur Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer jene Unfallstellen sichtbar machen, wo Motorradfahrer tödlich verunglückt sind“, so Lang.

„Die Rabattschlacht im Thermentourismus ist ein verständlicher Versuch, den Österreich-Urlaub wieder anzukurbeln“, erklärt Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung. „Grundsätzlich ist der Mensch schon empfänglich für Rabatte, aber beim Urlaub schaut das deutlich anders aus.“ Marken und Produkte mit starken Qualitätsmerkmalen setzen sich laut einer Nielsen-Studie besser am Tourismusmarkt durch. „Wir haben in der Vergangenheit nicht bei dieser Rabattschlacht mitgemacht und werden es auch jetzt nicht tun“, steht für Gernot Deutsch, Geschäftsführer des Quellenhotels Heiltherme Bad Waltersdorf, das seit 29. Mai seinen Betrieb wieder weiterführt, außer Frage.

Grawe Bilanz

Die Grazer Wechselseitige Versicherung setzt seit jeher auf Sicherheit und Nachhaltigkeit, sie plant mit Voraussicht und investiert mit Verantwortung. Diese Strategie ermöglicht es der Versicherung auch, auf Krisen mit der gebotenen Flexibilität, aber auch mit Bedacht zu reagieren. Die Grawe AG konnte im Jahr 2019 ihre Prämieneinnahmen um 6,9% auf 629,1 Mio. Euro sowie ihr Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) um 8,9% auf 76,2 Mio. Euro erhöhen. Zudem steigerte sie ihr Eigenkapital in der Höhe von 784,6 Mio. Euro um 8,3%. Über das gute Ergebnis freuen sich der Generaldirektor der Grawe AG Klaus Scheitegel und der Vorsitzende des Vorstands der Grawe-Vermögensverwaltung, Othmar Ederer.

Baustart für neues Sommeralm-Windrad

Award für BKS Bank

Am 26. Mai wurde der FMVÖ-Recommender-Award vergeben. Die renommierte Auszeichnung würdigt österreichische Banken und Versicherungen. Der beziehungsstarken BKS Bank wurde eine hervorragende Kundenorientierung bescheinigt. „Zufriedene Kunden sind das größte Kapital eines jeden Unternehmens. Daher freuen wir uns sehr darüber, dass wir zum wiederholten Male für die gute Kundenorientierung ausgezeichnet wurden. Wir bedanken uns herzlich bei unseren Kunden für das entgegengebrachte Vertrauen. Wir sehen die Auszeichnung auch als Ansporn, weiterhin alles daran zu setzen, dass sich Kunden der BKS Bank gut aufgehoben und hervorragend beraten fühlen“, so BKS-BankVorstandsvorsitzende Herta Stockbauer.

Die Sommeralm erhält ein neues Hochleistungs-Windrad. Diese Anlage soll bereits 2021 in Betrieb genommen werden. Mit 3,6 MW Leistung und einer Gesamterzeugungsmenge von rund 10 Mio. KWh pro Jahr wird damit die Region „Almenland“ mit grünem Strom versorgt. „Wir nehmen für dieses Projekt rund 6 Millionen Euro in die Hand“, so die Vorstände der Energie Steiermark, Christian Purrer und Martin Graf. „Damit forcieren wir nicht nur den Ausbau erneuerbarer Energie, sondern setzen auch einen wichtigen Impuls für die steirische Wirtschaft.“ Insgesamt sind landesweit rund 100 neue Windräder geplant, die Leistung soll von derzeit 50 Megawatt auf rund 300 Megawatt verstärkt werden. 34 /// FAZIT JULI 2020

Fotos: Clemens Rant, Pica Corporate Network, ÖBB / Zenz, Land Steiermark/Streibl, Heiltherme Waltersdorf, Grawe / Ralph König, Gernot Gleiß,

Urlaubsqualität statt Rabattschlacht


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BEGLEITUNG IST VERTRAUENSSACHE

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ICH DENKE AN ALLES, SIE DENKEN AN IHRE LIEBEN Waltraud Fischer kümmert sich in der Bestattung Graz um eine gelungene und würdevolle Trauerfeier. Von der Aufnahme, über die Art der Bestattung, den Ablauf, die Sargauswahl bis hin zur Gestaltung der Gedenkkarten – bei ihr bekommen Sie alles aus einer Hand. grazerbestattung.at


Kurz & News

Award für Steiermärkische Sparkasse

Das WKO-Präsidium ist gewählt Mit 71 Prozent der Stimmen konnte der Wirtschaftsbund im März seine klare Mehrheit in der WKO ausbauen. Entsprechend klar fiel im Mai das Ergebnis zur Wahl des Präsidiums im steirischen Wirtschaftsparlament aus: Josef Herk wurde von allen Fraktionen einstimmig als Präsident der WKO Steiermark bestätigt. „Dieses klare Votum macht mich dankbar und ist darüber hinaus ein Votum für eine starke Interessenvertretung, die es jetzt dringender denn je braucht“, so Herk in einer ersten Reaktion. Komplettiert wird das Präsidium der WKO Steiermark von den Vizepräsidenten Andreas Herz und Gabi Lechner sowie neu, Herbert Ritter, der Benedikt Bittmann nach zwölf Jahren in diesem Amt ablöst.

Zum 14. Mal hat der FinanzMarketing Verband (FMVÖ) die Recommender Awards an die Banken verliehen. In der Kategorie „Exzellente Kundenorientierung“ wurde die Steiermärkische Sparkasse als einzige steirische Regionalbank mit einem Recommender Gütesiegel ausgezeichnet. „Dieser Preis ist nicht nur eine Bestätigung für unsere engagierten Mitarbeiter, sondern auch ein Antrieb für das kommende Geschäftsjahr“, so Peter Strohmaier, Leiter Retailvertrieb Steiermark, über die Auszeichnung. Auch Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch ist überzeugt: „Gerade in diesen herausfordernden Zeiten ist die Kundenorientierung und die -betreuung besonders wichtig und ein großes Anliegen für uns.“

Weichenstellung an der Spitze der Sparte Bank und Versicherung in der WKO Steiermark: Nach 14 Jahren als Spartenobmann übergibt Othmar Ederer das Zepter an Gerhard Fabisch (Stmk. Sparkasse). Gemeinsam mit den Stellvertretern Martin Schaller (RLB) und Klaus Scheitegel (Grawe) will er sich für die Interessen und Rahmenbedingungen der heimischen Banken und Versicherungen einsetzen. Angesichts der der Corona-Krise steht der neue Spartenobmann vor großen Herausforderungen: „Die steirischen Banken und Versicherungen sind sich der besonderen Verantwortung sehr bewusst und werden alles tun, um ihre Kunden durch diese Krise zu begleiten. Die Interessenvertretung wird sie dabei unterstützen.“

Steirische Digitalisierungsoffensive 2020

„Die Digitalisierung im Gesundheitsbereich ist eine große Chance, die wir wahrnehmen wollen, um Positives im Interesse der Patienten zu bewirken. So sollen telemedizinische Lösungen zum Komfort der betroffenen Patienten beitragen. Die Steiermark hat dabei eine Vorreiterrolle übernommen und diese haben wir mit der Digitalisierungsoffensive wiederum bewiesen“, so LR Juliane Bogner-Strauß. Dass die Steiermark auf dem richtigen Weg ist, zeigt auch die eHealth-Strategie „Global Strategy on Digital Health 2020–2024“ der WHO. Diese fordert die Mitgliedsstaaten der EU auf, den Einsatz digitaler Technologien für die Gesundheit zu priorisieren und den Ausbau sowie deren stärkere Nutzung zu forcieren.

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Montanuni-Student gewinnt Mobility Award

Seit 2013 fasst Siemens Mobility die Forschungsarbeit weiter und kürt mit dem „Railway Engineering Award“ die besten Ideen aus der Forschung an den Universitäten und Fachhochschulen. Der erste Platz ging dieses Jahr an Michael Horvath – derzeit an der Montanuni Leoben im CD-Labor tätig – für seine Masterarbeit rund um fertigungsprozessbasierte Bauteilauslegung. Mit einer Computersimulation und dem Vergleich mit experimentell erhobenen Daten lässt sich feststellen, wie diese Gussdefekte die Bauteilqualität beeinflussen. Dies führt zu einer zuverlässigen Schätzung der zu erwartenden Lebensdauer der Bauteile. Dieses Verfahren ist eine deutliche Verbesserung zu bisherigen Methoden.

Fotos: Foto Fischer, Steiermärkische Sparkasse, Margit Kundigraber, Siemens Mobility, Foto Fischer,

Wechsel an WKO-Spartenspitze


Foto: Freisinger

Kurz im Gespräch mit Wilfried Eichlseder, Rektor der Montanuniversität Leoben

(v. l. n. r.) Die Sozialpartner Josef Pesserl, Horst Schachner, Georg Knill und Josef Herk fordern den Ausbau der Sommerbetreuung und mehr Schulen, die sich an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientieren.

Sozialpartner für Sommerbetreuung und bessere Ausbildung Die Corona-Krise stellt Unternehmen und ihre Mitarbeiter vor enorme Herausforderungen. Arbeitnehmer mit Betreuungspflichten sollen durch Sommerbetreuung ihrer Kinder unterstützt werden, fordern die Sozialpartner. Außerdem brachten sie Vorschläge zur Ausgestaltung der neuen Schulstandorte im Großraum Graz ein.

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Foto: Foto Fischer

kuten Handlungsbedarf orten WKOPräs. Josef Herk, AK-Präs. Josef Pesserl, IV-Präs. Georg Knill und ÖGB-Vors. Horst Schachner bei der Planungs- und Angebotssicherheit in der Kinderbetreuung im Sommer. Durch den oft bereits konsumierten Urlaubsanspruch sowie den Wegfall der Großeltern als Betreuungspersonen sind Flexibilität und rasche Lösungen gefragt. Verbesserung der Angebote Die aktuelle Ausnahmesituation muss aus Sicht der steirischen Sozialpartner auch dafür genutzt werden, generelle, mittel- und langfristige Weichenstellungen zu treffen. Die steirischen Sozialpartner regen neben der Sicherstellung der Sommerbetreuung mehrere Initiativen an: eine nutzerfreundliche Plattform für das gesamte Kinderbetreuungsangebot, die Behebung von Defiziten im ländlichen Be-

reich sowie eine Sommerschule, betont Herk: „Wir plädieren für die Entwicklung eines umfassenden ‚Summer School‘-Systems, das nicht nur Lernschwächen und Bildungsdefizite avisiert, sondern, in Form von speziellen Projektwochen etwa, auch auf die Förderung von Talenten abzielt.“ Arbeitsmarktgerechte Schule Den steirischen Sozialpartnern ist es gleichzeitig ein Anliegen, das neue Angebot an Schulen im Großraum den Anforderungen des Arbeitsmarktes und beruflichen Perspektiven für Jugendliche anzupassen. Der Plan, die drei neuen Schulstandorte als AHS auszugestalten, führt ihrer Ansicht am Bedarf vorbei. Angesichts der Digitalisierung und des hohen Bedarfs an Absolventen im MINTBereich soll eine der geplanten Schulen als Höhere Technische Lehranstalt sowie eine internationale Schule etabliert werden.

Wie hat die Montanuniversität Leoben das durch die Corona-Krise beschnittene Sommersemester mit Home Office und Online Learning bewältigt? Unser erklärtes Ziel war es, das Semester für die Studierenden zu retten, und das ist uns dank des großartigen Einsatzes der Lehrenden auch gelungen. Der Vorlesungsbereich konnte bereits Ende Mai erfolgreich abgeschlossen werden, seit Anfang Juni werden die Praktika und Übungen im Haus durchgeführt und mit Ende September können dann alle Lehrveranstaltungen des Sommersemesters planmäßig abgeschlossen werden. Sind auch noch Auswirkungen auf das Studienangebot im Wintersemester absehbar und mit wie vielen Studienanfängern rechnen Sie? Natürlich müssen wir die aktuellen Entwicklungen der COVID-19-Pandemie genau im Auge behalten, und daraus ergeben sich dann auch die Maßnahmen für das Wintersemester. Es sind mehrere Szenarien denkbar – Rückkehr zum „Normalbetrieb“, der Parallelbetrieb von „OnlineLehrveranstaltungen“ und „Präsenzlehre“ oder eine Rückkehr zum „Distance Learning“ – was wir aber nicht hoffen. Kürzlich hat ein Student der Montanuni den Siemens Mobility Engineering Award gewonnen, was bedeuten solche Erfolge für die Universität? Dies ist ein eindrucksvoller Beweis für die oben angesprochene Qualität unserer Ausbildung und auch die Kompetenzen in Hinblick auf die Mobilität. Außerdem hängen die Top-Platzierungen der Montanuniversität in internationalen „Fachrankings“ unmittelbar mit derartigen Forschungsleistungen zusammen. FAZIT JULI 2020 /// 37


Zur Lage #101 Überraschenderweise quasi nichts über das Foto eines Babys mit einem Geldschein, dafür recht viel über das grobe Mundwerk weststämmiger Politiker und einige Gedanken über sich am Horizont abzeichnende neue Patriarchate.

I

ch hab ja einen neuen Liebling, einen richtigen Superstar, der mich veranlasst hat, wieder einmal eine Lage zu schreiben. Nein, es handelt sich nicht um das Baby, das Schuld am Foto mit der Frau Bundesminister trägt, wiewohl das natürlich auch ein sicher lässiges Kerlchen sein wird. Nein, mein Liebling also, mein Held zumindest dieser Tage ist das Raubein aus dem Westen, der Grobian ausch‘m heiligen Land, der stellvertretende Landeshauptmann von Tirol. Der Josef, der Geisler, der Josef Geisler. Sepp, wie ich sag – wir anonymen Choleriker duzen uns –, Sepp, dieser Meister des subtilen Kompliments hatte da jüngst ein Problem mit Stimme gewordenen Gedanken. Bei irgendeinem jetzt nicht weiter googleswerten Event hatte er eine Vertreterin einer NGO beleidigt. Niemand weiß das besser als ich, das soll und kann man nicht schönreden! Ich etwa hab viel zu oft schon in meinem langen Leben viel zu oft Menschen beleidigt. Passiert ist mir das in aller Regel noch dazu immer nur bei Menschen, die mir besonders am Herzen liegen. Und es ist in allererster Linie meiner besten Ehefrau von allen zu verdanken, dass ich da in letzter Zeit etwas »besser« geworden bin, meinen Jähzorn etwas mehr in den Griff bekommen habe. Menschen, die mir wenig bedeuten, die beleidige ich in der Regel gar nie nicht. Was

Ein geradezu pathologisch sexistischer Gedanke und in seiner Konsequenz ein noch nie dagewesenes totales Patriarchat begründend.

38 /// FAZIT JULI 2020

Von Christian Klepej wiederum nicht nur stimmt, weil beim Autofahren hat mir schon, seinerzeit, als ich noch öfter automobil unterwegs war, der eine »Vollkoffer« oder die andere »Flachkappe« enftahren können, um meinem Unmut Luft zu verschaffen. Wieweit dem Sepp jetzt die Aktivistin auch am Herzen gelegen ist, dass er so die Contenance verlor, vermag ich nicht zu beurteilen, es spielt auch gar keine Rolle, irgendwas wird es schon gewesen sein, womit die Dame den Landespolitiker getriggert hat. Da muss Sepp an sich arbeiten, da muss er nachbessern! Da bin ich mir mit allen wohl einig. Der Landeshauptmannstellvertreter hat sich mittlerweile, das Mindeste, auch persönlich ordentlich entschuldigt, seine erste Erklärung, es täte ihm leid, wenn jemand seine Äußerung missverständlich aufgenommen hätte, war ja doch eher was fürs Kabarett. Inwieweit nämlich »widerwärtiges Luder« Interpretationsspielräume offengelassen hat, übersteigt dann sogar meinen großen Vorstellungsrahmen. Sepp: Vorgemerkt! Was mich ratlos bei dieser an sich unbedeutenden Sache zurücklässt, war was anderes. Die große, auch mediale Entrüstung wie Empörung ob der »Frauenfeindlichkeit« des Geisler-Sagers und überhaupt die Proklamation, dass diese Beleidigung eine »sexistische« sei. Das kann ich so nicht nachvollziehen, handelt es sich doch ganz klar um den Sachverhalt, dass hier ein Mensch einen anderen beleidigt hat. Welchen Geschlechts die beteiligten Personen dabei sind, tut gar nichts zur Sache. Kein Mensch soll einen anderen beleidigen, beschimpfen oder sonstwie verunglimpfen. Das sollten wir alle beherzigen und immer danach trachten, dies nicht vorkommen zu lassen. In der selbstverständlichen Gewissheit, dass es, solange Menschen diesen Planeten bevölkern – die jungen Leute von diesem Friday-for-future-Werch zeichnen da eh ein sehr positives Bild –, immer und immer wieder zu genau solchen Beleidigungen, Beschimpfungen und Verunglimpfungen kommen wird. Und da wundert es mich nun ausnehmend, dass es gerade sich als Feministinnen und Antisexismuskämpferinnen (wie deren, die schmecken mir besonders, männliche und sonstige Pendants) verstehende Humanoide sind, die Frauen den Zugang

in diese Königsklasse der menschlichen Interaktion verwehren wollen. Ja, sie geradezu als zu schwach darstellen, einen Disput auf Augenhöhe alleine austragen zu können. Und sie damit im Grunde nicht viel weniger diffamieren und diskreditieren, als jemand, der beispielsweise dem abstrusen Weltbild anhängt, Frauen seien zu »schwach« um selbst mit einem Auto zu fahren. Soll dort, wo nur am Freitag geköpft wird, bis vor kurzem noch die Regel gewesen sein. Das würde mir nie einfallen. Also noch weniger, als es mir jemals einfallen würde, eine Frau zu beleidigen, würde mir nur eines einfallen: sie nicht zu beleidigen, weil sie eine Frau ist. Ein geradezu pathologisch sexistischer Gedanke und in seiner Konsequenz ein noch nie dagewesenes totales Patriarchat begründend. Ein guter Wegbegleiter dieses flachen Gedankengutes scheint mir dabei das »Frauennetzwerk Medien«, ein überparteilicher Verein für Journalistinnen und Frauen in Medienberufen, zu sein. Die vergeben schon seit einigen Jahren einen »Negativpreis für sexistische Äußerungen«, das sogenannte »Rosa Handtaschl«. Für das Jahr 2020 geht das Taschl an den Sepp. Was ich nur mit einem, in den jungen internetten Twitterkreisen üblichen »Hallo!?« quittieren kann. Wir haben Juni! Nicht nur, dass nach deren Lesart Frauen zu arm und schwach und zu sonstwas sind, Beleidigungen selbständig abwehren zu dürfen, nein, die ignorieren damit auch noch eine ganze Jahreshälfte. Und machen es damit allen echten Chauvinisten und Unehrenmännern leicht, indem sie ihnen ab Juli freie Bahn zu wüstesten sexistischen Beschimpfungen gegenüber den allesamt schützenswerten Frauen ermöglichen. Ohne mit der Schmach, mit dem »rosa Handtaschl« ausgezeichnet zu werden, leben zu müssen. Das kann ich einfacher Geist nicht verstehen, für mich wäre das ähnlich absurd, wie wenn durch Städte marodierende Selbstermächtiger fordern würden, Denkmäler von Winston Churchill oder George Washington abzumontieren. Soweit wird es aber hoffentlich nie nicht kommen. Abschließend darf ich Sie noch erinnern, nichts von mir ernst zu nehmen, bei uns in der Taz ist alles nur Satire. Bleiben Sie mir gewogen. n


Essay von Matthias Horx

Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise »vorbei« ist ch werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn »vorbei sein wird«, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Meine Antwort: Niemals. Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt. Die Welt as we know it löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können. Dafür möchte ich Ihnen eine Übung anbieten, mit der wir in Visionsprozessen bei Unternehmen gute Erfahrungen gemacht haben. Wir nennen sie die RE-Gnose. Im Gegensatz zur PRO-Gnose schauen wir mit dieser Technik nicht »in die Zukunft«. Sondern von der Zukunft aus ZURÜCK ins Heute. Klingt verrückt? Versuchen wir es einmal:

Die Re-Gnose: Unsere Welt im Herbst 2020 Stellen wir uns eine Situation im Herbst vor, sagen wir im September 2020. Wir sitzen in einem Straßencafe in einer Großstadt. Es ist warm, und auf der Strasse bewegen sich wieder Menschen. Bewegen sie sich anders? Ist alles so wie früher? Schmeckt der Wein, der Cocktail, der Kaffee, wieder wie früher? Wie damals vor Corona? Oder sogar besser? Worüber werden wir uns rückblickend wundern? Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führten. Im Gegenteil. Nach einer ersten Schockstarre führten viele von sich sogar erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren auf Multikanälen plötzlich zu einem Halt kam. Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume eröffnen. Das hat schon mancher erlebt, der zum Beispiel Intervallfasten probierte – und dem plötzlich das Essen wieder schmeckte. Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst. Die gesellschaftliche Höflichkeit, die wir vorher zunehmend vermissten, stieg an. Jetzt im Herbst 2020 herrscht bei Fussballspielen eine ganz andere Stimmung als im Frühjahr, als es jede Menge Massen-Wut-Pöbeleien gab. Wir wundern uns, warum das so ist. Wir werden uns wundern, wie schnell sich plötzlich Kulturtechniken des Digitalen in der Praxis bewährten. Tele- und Videokonferenzen, gegen die sich die meisten Kollegen immer gewehrt hatten (der Business-Flieger war besser) stellten sich als durchaus praktikabel und produktiv heraus. Lehrer lernten eine Menge über Internet-Teaching. Das Homeoffice wurde für Viele zu einer Selbstverständlichkeit – einschließlich des Improvisierens und Zeit-Jonglierens, das damit verbunden ist. Gleichzeitig erlebten scheinbar veraltete Kulturtechniken eine Renaissance. Plötzlich erwischte man nicht nur den Anrufbeantworter, wenn man anrief, sondern real vorhandene Menschen. Das Virus brachte eine neue Kultur des Langtelefonieren ohne Second Screen hervor. Auch die »messages« selbst bekamen plötzlich eine neue Bedeutung. Man kommunizierte wieder wirklich. Man ließ niemanden mehr zappeln. Man hielt niemanden mehr hin. So entstand eine neue Kultur der Erreichbarkeit. Der Verbindlichkeit. Menschen, die vor lauter Hektik nie zur Ruhe kamen, auch junge Menschen, machten plötzlich ausgiebige Spaziergänge (ein Wort, das vorher eher ein Fremdwort war). Bücher lesen wurde plötzlich zum Kult. Reality Shows wirkten plötzlich grottenpeinlich. Der ganze Trivia-Trash, der unendliche Seelenmüll, der durch alle Kanäle strömte. Nein, er verschwand nicht völlig. Aber er verlor rasend an Wert. Kann sich jemand noch an den Political-Correctness-Streit erinnern? Die unendlich vielen Kulturkriege um … ja um was ging da eigentlich? Krisen wirken vor allem dadurch, dass sie alte Phänomene auflösen, über-flüssig machen … Zynismus, diese lässige Art, sich die Welt durch Abwertung vom Leibe zu halten, war plötzlich reichlich out. Die Übertreibungs-Angst-Hysterie in den Medien hielt sich, nach einem kurzen ersten Ausbruch, in Grenzen. Nebenbei erreichte auch die unendliche Flut

Der Trendforscher Matthias Horx hat sich zu Beginn des Corona-Lockdowns daran versucht, ein »Corona-Rückwärtsprognose« zu erstellen. Jetzt, einige Monate danach, in denen wir noch nicht wissen, ob es eine zweite Welle geben wird, erscheint sein Text nochmals durchlesenswert.

Foto: Klaus Vyhnalek/vyhnalek.com

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Matthias Horx, geboren 1955 in Düsseldorf, ist deutscher Publizist. Er versteht sich als Trend- und Zukunftsforscher. Mit seinem 1998 mit Sitz in Frankfurt und Wien gegründetem »Zukunftsinstitut« arbeitet er an der Weiterentwicklung der »Futurologie« der Neunzehnsechzigerund Neunzehnsiebzigerjahre zu einer Beratungsdisziplin für Unternehmen, Gesellschaft und Politik. zukunftsinstitut.de FAZIT JULI 2020 /// 39


Die Corona-Rückwärtsprognose

Wir verlassen die Angststarre und geraten wieder in die Lebendigkeit, die zu jeder wahren Zukunft gehört.

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grausamster Krimi-Serien ihren Tipping Point. Wir werden uns wundern, dass schließlich doch schon im Sommer Medikamente gefunden wurden, die die Überlebensrate erhöhten. Dadurch wurden die Todesraten gesenkt und Corona wurde zu einem Virus, mit dem wir eben umgehen müssen – ähnlich wie die Grippe und die vielen anderen Krankheiten. Medizinischer Fortschritt half. Aber wir haben auch erfahren: Nicht so sehr die Technik, sondern die Veränderung sozialer Verhaltensformen war das Entscheidende. Dass Menschen trotz radikaler Einschränkungen solidarisch und konstruktiv bleiben konnten, gab den Ausschlag. Die human-soziale Intelligenz hat geholfen. Die vielgepriesene Künstliche Intelligenz, die ja bekanntlich alles lösen kann, hat dagegen in Sachen Corona nur begrenzt gewirkt. Damit hat sich das Verhältnis zwischen Technologie und Kultur verschoben. Vor der Krise schien Technologie das Allheilmittel, Träger aller Utopien. Kein Mensch – oder nur noch wenige Hartgesottene – glauben heute noch an die große digitale Erlösung. Der große Technik-Hype ist vorbei. Wir richten unsere Aufmerksamkeiten wieder mehr auf die humanen Fragen: Was ist der Mensch? Was sind wir füreinander? Wir staunen rückwärts, wieviel Humor und Mitmenschlichkeit in den Tagen des Virus tatsächlich entstanden ist. Wir werden uns wundern, wie weit die Ökonomie schrumpfen konnte, ohne dass so etwas wie »Zusammenbruch« tatsächlich passierte, der vorher bei jeder noch so kleinen Steuererhöhung und jedem staatlichen Eingriff beschworen wurde. Obwohl es einen »schwarzen April« gab, einen tiefen Konjunktureinbruch und einen Börseneinbruch von 50 Prozent, obwohl viele Unternehmen pleitegingen, schrumpften oder in etwas völlig anderes mutierten, kam es nie zum Nullpunkt. Als wäre Wirtschaft ein atmendes Wesen, das auch dösen oder schlafen und sogar träumen kann. Heute im Herbst, gibt es wieder eine Weltwirtschaft. Aber die Globale Just-in-Time-Produktion, mit riesigen verzweigten Wertschöpfungsketten, bei denen Millionen Einzelteile über den Planeten gekarrt werden, hat sich überlebt. Sie wird gerade demontiert und neu konfiguriert. Überall in den Produktionen und Service-Einrichtungen wachsen wieder Zwischenlager, Depots, Reserven. Ortsnahe Produktionen boomen, Netzwerke werden lokalisiert, das Handwerk erlebt eine Renaissance. Das Global-System driftet in Richtung GloKALisierung: Lokalisierung des Globalen. Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste durch den Börseneinbruch nicht so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte. In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten. Könnte es sein, dass das Virus unser Leben in eine Richtung geändert hat, in die es sich sowieso verändern wollte?

RE-Gnose: Gegenwartsbewältigung durch Zukunfts-Sprung Warum wirkt diese Art der »Von-Vorne-Szenarios« so irritierend anders als eine klassische Prognose? Das hängt mit den spezifischen Eigenschaften unseres Zukunfts-Sinns zusammen. Wenn wir »in die Zukunft« schauen, sehen wir ja meistens nur die Gefahren und Probleme »auf uns zukommen«, die sich zu unüberwindbaren Barrieren türmen. Wie eine Lokomotive aus dem Tunnel, die uns überfährt. Diese Angst-Barriere trennt uns von der Zukunft. Deshalb sind Horror-Zukünfte immer am Einfachsten darzustellen. Re-Gnosen bilden hingegen eine Erkenntnis-Schleife, in der wir uns selbst, unseren inneren Wandel, in die Zukunftsrechnung einbeziehen. Wir setzen uns innerlich mit der Zukunft in Verbindung, und dadurch entsteht eine Brücke zwischen Heute und Morgen. Es entsteht ein »Future Mind« – Zukunfts-Bewusstheit. Wenn man das richtig macht, entsteht so etwas wie Zukunfts-Intelligenz. Wir sind in der Lage, nicht nur die äußeren »Events«, sondern auch die inneren Adaptionen, mit denen wir auf eine veränderte Welt reagieren, zu antizipieren. Das fühlt sich schon ganz anders an als eine Prognose, die in ihrem apodiktischen Charakter immer etwas Totes, Steriles hat. Wir verlassen die Angststarre und geraten wieder in die Lebendigkeit, die zu jeder wahren Zukunft gehört. Wir alle kennen das Gefühl der geglückten Angstüberwindung. Wenn wir für eine Behandlung zum Zahnarzt gehen, sind wir schon lange vorher besorgt. Wir verlieren auf dem Zahnarztstuhl die Kontrolle und das schmerzt, bevor es überhaupt wehtut. In der Antizipation dieses Gefühls steigern wir uns in Ängste hinein, die uns völlig überwältigen können. Wenn wir dann allerdings die Prozedur überstanden haben, kommt es zum Coping-Gefühl: Die Welt wirkt wieder jung und frisch und wir sind plötzlich voller Tatendrang. Coping heißt: bewältigen. Neurobiologisch wird dabei das Angst-Adrenalin durch Dopamin ersetzt, eine Art körpereigener Zukunfts-Droge. Während uns Adrenalin zu Flucht oder Kampf anleitet (was auf dem Zahnarztstuhl nicht so richtig produktiv ist, ebenso wenig wie beim Kampf gegen Corona), öffnet Dopamin unsere Hirnsynap-


Essay von Matthias Horx

sen: Wir sind gespannt auf das Kommende, neugierig, vorausschauend. Wenn wir einen gesunden Dopamin-Spiegel haben, schmieden wir Pläne, haben Visionen, die uns in die vorausschauende Handlung bringen. Erstaunlicherweise machen viele in der Coronakrise genau diese Erfahrung. Aus einem massiven Kontrollverlust wird plötzlich ein regelrechter Rausch des Positiven. Nach einer Zeit der Fassungslosigkeit und Angst entsteht eine innere Kraft. Die Welt »endet«, aber in der Erfahrung, dass wir immer noch da sind, entsteht eine Art Neu-Sein im Inneren. Mitten im Shut-Down der Zivilisation laufen wir durch Wälder oder Parks, oder über fast leere Plätze. Aber das ist keine Apokalypse, sondern ein Neuanfang. So erweist sich: Wandel beginnt als verändertes Muster von Erwartungen, von Wahr-Nehmungen und Welt-Verbindungen. Dabei ist es manchmal gerade der Bruch mit den Routinen, dem Gewohnten, der unseren Zukunfts-Sinn wieder freisetzt. Die Vorstellung und Gewissheit, dass alles ganz anders sein könnte – auch im Besseren. Vielleicht werden wir uns sogar wundern, dass Trump im November abgewählt wird. Die AFD zeigt ernsthafte Zerfransens-Erscheinungen, weil eine bösartige, spaltende Politik nicht zu einer Corona-Welt passt. In der Coronakrise wurde deutlich, dass diejenigen, die Menschen gegeneinander aufhetzen wollen, zu echten Zukunftsfragen nichts beizutragen haben. Wenn es ernst wird, wird das Destruktive deutlich, das im Populismus wohnt. Politik in ihrem Ur-Sinne als Formung gesellschaftlicher Verantwortlichkeiten bekam dieser Krise eine neue Glaubwürdigkeit, eine neue Legitimität. Gerade weil sie »autoritär« handeln musste, schuf Politik Vertrauen ins Gesellschaftliche. Auch die Wissenschaft hat in der Bewährungskrise eine erstaunliche Renaissance erlebt. Virologen und Epidemiologen wurden zu Medienstars, aber auch »futuristische« Philosophen, Soziologen, Psychologen, Anthropologen, die vorher eher am Rande der polarisierten Debatten standen, bekamen wieder Stimme und Gewicht. Fake News hingegen verloren rapide an Marktwert. Auch Verschwörungstheorien wirkten plötzlich wie Ladenhüter, obwohl sie wie saures Bier angeboten wurden.

Aus einem massiven Kontrollverlust wird plötzlich ein regelrechter Rausch des Positiven. Nach einer Zeit der Fassungslosigkeit und Angst entsteht eine innere Kraft.

Ein Virus als Evolutionsbeschleuniger Tiefe Krisen weisen obendrein auf ein weiteres Grundprinzip des Wandels hin: Die Trend-Gegentrend-Synthese. Die neue Welt nach Corona – oder besser mit Corona – entsteht aus der Disruption des Megatrends Konnektivität. Politisch-ökonomisch wird dieses Phänomen auch »Globalisierung« genannt. Die Unterbrechung der Konnektivität – durch Grenzschließungen, Separationen, Abschottungen, Quarantänen – führt aber nicht zu einem Abschaffen der Verbindungen. Sondern zu einer Neuorganisation der Konnektome, die unsere Welt zusammenhalten und in die Zukunft tragen. Es kommt zu einem Phasensprung der sozio-ökonomischen Systeme. Die kommende Welt wird Distanz wieder schätzen – und gerade dadurch Verbundenheit qualitativer gestalten. Autonomie und Abhängigkeit, Öffnung und Schließung, werden neu ausbalanciert. Dadurch kann die Welt komplexer, zugleich aber auch stabiler werden. Diese Umformung ist weitgehend ein blinder evolutionärer Prozess – weil das eine scheitert, setzt sich das Neue, überlebensfähig, durch. Das macht einen zunächst schwindelig, aber dann erweist es seinen inneren Sinn: Zukunftsfähig ist das, was die Paradoxien auf einer neuen Ebene verbindet. Dieser Prozess der Komplexierung – nicht zu verwechseln mit Komplizierung – kann aber auch von Menschen bewusst gestaltet werden. Diejenigen, die das können, die die Sprache der kommenden Komplexität sprechen, werden die Führer von Morgen sein. Die werdenden Hoffnungsträger. Die kommenden Gretas. »Wir werden durch Corona unsere gesamte Einstellung gegenüber dem Leben anpassen – im Sinne unserer Existenz als Lebewesen inmitten anderer Lebensformen.« Slavo Zizek im Höhepunkt der Coronakrise Mitte März

Jede Tiefenkrise hinterlässt eine Story, ein Narrativ, das weit in die Zukunft weist. Eine der stärksten Visionen, die das Coronavirus hinterlässt, sind die musizierenden Italiener auf den Balkonen. Die zweite Vision senden uns die Satellitenbilder, die plötzlich die Industriegebiete Chinas und Italiens frei von Smog zeigen. 2020 wird der CO&sub2;-Ausstoss der Menschheit zum ersten Mal fallen. Diese Tatsache wird etwas mit uns machen. Wenn das Virus so etwas kann – können wir das womöglich auch? Vielleicht war der Virus nur ein Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt. Aber sie kann sich neu erfinden. System reset. Cool down! Musik auf den Balkonen! So geht Zukunft. n

Dieser Text erschien erstmals im März 2020 auf der Webseite des Autors. Wir danken für die freundliche Genehmigung zum Abdruck. horx.com zukunftsinstitut.de FAZIT JULI 2020 /// 41


Frank van Avermaet wurde am 5. März 1962 im belgischen Temse in eine Schifferfamilie hineingeboren. Auf Schleppern war er zunächst Matrose, dann Kapitän, schließlich bei der Wasserschutzpolizei. Josef Wolf wurde am 12. Februar 1957 in Eberndorf, Kärnten geboren, lernte die Berufe Koch-Kellner, Drogist, Physiotherapeut und Masseur. Die beiden sind nach eingetragener Partnerschaft miteinander verheiratet.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Franky van Avermaet und Josef Wolf Fotografiert von Heimo Binder

Die süße Versuchung H

in und wieder sollte man seine kleinen Paradiese besuchen. Eines befindet sich auf der Südseite des Grazer Kaiser-Josef-Platzes und heißt Chocolaterie De Naeyer. Ziemlich genau 1000 Kilometer nordwestlich im belgischen Evergem ebenfalls. Wie das geht, erklären Franky van Avermaet und Josef Wolf, die Betreiber der Chocolaterie in Graz. Nachdem sie sich 2005 in Gran Canaria kennengelernt hatten, beschlossen der Kärtner Masseur und der belgische Wasserschutzpolizist in Graz einen Laden aufzumachen. Frankys Vorliebe für die berühmte belgische Schokolade und ein wertvoller Tipp brachte die beiden in Verbindung mit dem kleinen belgische Familienbetrieb von Marc De Naeyer, einem Chocolatier aus Evergem, der seine Pralinen und Trüffel noch in Handarbeit herstellt und damit außer seinen eigenen Laden noch 15 weitere in Belgien beliefert. Graz ist in zweierlei Hinsicht eine Ausnahme. Erstens ist hier das einzige Geschäft außerhalb Belgiens mit De Naeyers Ware und zweitens das einzige, das seinen Namen tragen darf. Dass dieser für Qualität bürgt, ist leicht überprüfbar. Am besten vor Ort, im integrierten Café oder im Gastgarten, denn an Kunden verschickt wird die empfindliche Süßware nur im Winter. »Bei uns werden keine Haltbarmacher oder sonstige Zusatzstoffe verwendet und durch die Ionisierung der Luft hält etwa die Trüffel nur fünf bis maximal zehn Tage«, erklärt Josef Wolf. Kein Wunder, die Königin der Pralinen besteht nur aus Schokolade, Butter und Sahne. Ein Dutzend Trüffelsorten und 70 Pralinensorten sind immer vorrätig, im Winter bis zu einhundert. Und jede einzelne ist eine Geschmacksexplosion, davon zeugt auch der hohe Stammkundenanteil von 80 Prozent. Denn wer einmal probiert hat, kommt wieder. »Wir haben am 1. Juni 2007 eröffnet und seitdem jedes Jahr eine leichte Umsatzsteigerung«, freuen sich die beiden.

Als Lebenmittelgeschäft durfte auch während der Corona-Zeit geöffnet bleiben. Das Verhältnis Geschenk zu Eigenverbrauch schätzt das Duo auf 60 zu 40. Franky van Avermaet: »Heute gönnen sich offenbar noch mehr Leute selbst was.« Schokolade ist ein unerschöpfliches Thema und man lernt immer Neues dazu – so meint Josef Wolf, dass alles über 65 bis 75 Prozent Kakaoanteil in der Schokolade nur mit Zusatzstoffen erzielt werden kann. Oder dass das Wort Praline von einem Herrn Praliné herrühre. Einig sind wir uns darüber, dass die Trüffel eigentlich ein Pilz ist. Dieser soll schon am französischen Königshof so wertvoll gewesen sein, dass die Übertragung des Namens auf die Süßigkeit die hohe Werschätzung derselben zum Ausdruck bringen sollte. Unbestritten ist jedenfalls, dass die Kunden der Chocolaterie voriges Jahr 6,5 Tonnen Pralinen abgekauft haben. Das Hauptgeschäft spielt sich zu Ostern und vor allem im Dezember ab: »Zu Weihnachten sind die Leute großzügiger und dann kommen noch Krampus, Nikolaus und Sylvester dazu.« Ein wichtiges Thema ist die Lagerung. Sie soll zwischen 10 und 20 Grad Celsius betragen, 14 bis 16 Grad sind ideal, daher ist das 29 Quadratmeter kleine Geschäft auch klimatisiert, ebenso der doppelt so große Lagerkeller mit Belüftung und Entfeuchter. Bei 22 Grad entwickelt die Schokolade das beste Geschmacksvolumen – »ähnlich wie bei Käse«, sagt Josef Wolf. »Die Schmelze, also das Zergehen im Mund ist das Wichtigste.« Besonders häufig geht die 250-Gramm-Mischung um 13 Euro über den Ladentisch, das sind durchschnittlich 17 Pralinen. Trüffel und Pralinen haben mit 46 Euro übrigens den gleichen Kilopreis. Expansion ist für die beiden kein Thema. Wolf: »Wir hatten eine Anfrage von der Stadt Salzburg, aber wir haben abgelehnt. So ein Geschäft lebt ja auch von der Persönlichkeit, da muss man ständig vor Ort sein.« Ein Glück für Graz. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Gemeinwohl versus maximalen Gewinn Ethische und nachhaltige Unternehmensführung.

Ein Gespräch von Carola Payer mit Eveline Rabold, Inhaberin der Agentur Rabold und Co.

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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er Begriff »Corporate Social Responsibility« (CSR) oder unternehmerische Gesellschaftsverantwortung ist die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Dies umfasst soziale, ökologische und ökonomische Aspekte: faire Geschäftspraktiken, mitarbeiterorientierte Personalpolitik, sparsamen Einsatz von natürlichen Ressourcen, Schutz von Klima und Umwelt, ernst gemeintes Engagement vor Ort, Verantwortung in der Lieferkette. CSR erfordert einen entsprechenden Führungsstil, der ethisch, wertschätzend und nachhaltig ist. In manchen Unternehmen wird CSR nicht gelebt, sondern nur aus Imagegründen in Geschäftsberichten her vor gehoben. »Think before you print« in der E-Mail-Signatur ist ein guter Anfang, aber noch lange keine Nachhaltigkeitsstrategie.

Wertschätzung als Basis ethischer Führung In der Agentur Rabold und Co., die vor kurzem erst mit dem österreichischen Werbepreis »Austriacus« in Gold und Bronze ausgezeichnet wurde, ist bereits Realität, wovon viele Führungskräfte noch träumen. Nachhaltiges Handeln, Mitbestimmung, Fairness geht Hand in Hand mit wirtschaftlichem Erfolg. Eveline Rabold, Agenturchefin, nimmt CSR ernst, bzw. ist es für sie zu einer selbstverständlichen Haltung des Unternehmertums geworden. Sichtbar wird dies auch in einem »Gemeinwohlbericht«, in dem sie Kunden und anderen Interessengruppen Einblicke in das nachhaltige und ethische Führen ihrer Agentur gibt. Eveline Rabold auf die Frage, was nachhaltiges Führen bei ihr beinhaltet: »Es ist eigentlich ganz einfach. Es geht um Wertschätzung und Respekt gegenüber Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und in Bezug auf Ressourcen und unsere nähere und gesamte Umwelt. Aber nicht nur Wertschätzung geben, sondern auch bekommen. Wenn wir von Kunden keine Wertschätzung oder Respekt erhalten, trennen wir uns von ihnen. Wenn wir bei der Auftragsklärung nicht als Partner, sondern als irgendein Lieferant gesehen und auch so behandelt werden, steigen wir erst gar nicht in ein Arbeitsverhältnis ein. Augenhöhe ist bei uns keine Phrase.« Regionalität, wo möglich, und schonender Umgang mit Ressourcen Eveline Rabold: »Wir versuchen, Produkte und Dienstleistungen in der Region oder zumindest in Österreich ein zu kaufen. Produkte wie Computer kommen aus dem Ausland oder werden in Billiglohnländern produziert. Hier versuchen wir, die Nutzung so lange wie möglich zu garantieren. Wir müssen natürlich technologisch am letzten Stand sein. Computer werden daher repariert, an Schulen verschenkt, an Projekte gespendet.« Eveline Rabold: »Es lässt sich leider nicht vermeiden, dass derzeit für die Masse nur der Preis zählt. Bei vielen ist auch das Gespür abhandengekommen, das regional nicht wirklich teuer ist. Nachhaltigkeit und Ethik – Vorteil am Arbeitsmarkt Eveline Rabold: »Die nachhaltige Ausrichtung ist für uns ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt. Wir ziehen dadurch die richtigen Mitarbeiter an. Die Mitarbeiter schätzen den Zugang, sehr viel Offenheit für ihre Perspektive zu haben und die Möglichkeit, sich wirklich einzubringen. Egal wie lang sie im Team sind. Es gibt kein Senioritätsprinzip. Was zählt, ist jede Sichtweise. Wichtig ist für uns, die Themen gemeinsam zu entwickeln, da alle Mitarbeiter verschiedene Schwerpunkte, Erfahrungen, Hintergründe, Ansätze mitbringen. Arbeitszeiten werden


Managementserie [31]

individuell geregelt: maximale Stundenanzahl, Flexibilität bei der Arbeit, Einteilung der Mitarbeiter und Terminplanung. Freiheiten sind eher so: ich bin morgen nicht da, weil…, aber alle sind da, wenn es wichtig ist. Wir arbeiten auch an einem Konzept, mittelfristig eine 4 Tage Woche zu realisieren. Die Kultur des bewussten, achtsamen Umgangs innerhalb des Unternehmens schafft ein Vertrauen und ein Teamgefüge, das die Basis für eine nachhaltige Unternehmensführung ist. Jeder kann jederzeit mit jedem Anliegen zu mir kommen. Ich führe vier Mal im Jahr ein geplantes, aufmerksames Mitarbeitergespräch. Wir nehmen uns auch Zeit, miteinander zu essen und uns als Team und Persönlichkeiten weiter zu entwickeln.

Ethische Unternehmensführung. Mehrkosten oder Kostensenkung Eveline Rabold ist überzeugt, dass ethisches, nachhaltiges Führen sich positiv auf die Bilanz auswirkt. »Ich habe so gut wie keine Krankenstände. Die Mitarbeiter werden gut bezahlt, sind motiviert, werden richtig eingesetzt und haben die Möglichkeit, sich nachhaltig weiterzuentwickeln. Im Gegensatz zur Normalarbeitszeit in Agenturen an die 60 Stunden ist unser Prinzip: Arbeite maximal 35 Stunden. Die restliche Zeit braucht man, um seine Kreativität zu finden. Innovation kann so entstehen und wird nicht unter Voll-Stress »herausgewürgt«. Ein wertschätzendes Unternehmensklima verringert vor allem die hohen Kosten, die durch ständige Fluktuation entstehen. Wir ersparen uns auch Transaktionskosten, weil es, wenn man auf wertschätzende Kundenbeziehungen achtet, kaum Konflikte wegen Vertragsbrüchen oder uneinbringlichen Forderungen gibt.«

sprünge. Ich habe Kunden, die wir schon seit 20 Jahre betreuen. Wir wachsen mit den Kunden und ihren neuen Anforderungen mit. Der Kunde schätzt unsere handwerkliche Qualität, aber auch die Fähigkeit, uns immer wieder neu auf ihn und seine aktuellen Anforderungen einzustellen. Wir wollen den Kunden auch nachhaltig und tiefsinnig erforschen und haben dazu auch eine eigene Methode der Markenberatung mit dem Markencode. Wir wachsen nicht durch konkurrenzorientierte Preisschlachten, sondern durch eine aufmerksame detaillierte Auftragsklärung und Offerte und Aufträge, die nach Wert für den Kunden berechnet werden.

Vorteile für die Eigentümerin Eveline Rabold: »Ich habe eine unglaubliche Lebensqualität. Ich vertraue meinem Team zu 100 Prozent. Ich kann in Ruhe auf Urlaub fahren. Jeder weiß, was zu tun ist. Das Team kann Entscheidungen treffen, auch wenn ich nicht da bin, und übernimmt dafür auch die volle Verantwortung. Ich habe Kunden, auf die ich mich jeden Tag freuen kann. Ich kenne die andere Seite der Medaille, da ich aus einer Unternehmerfamilie komme, wo rund um die Uhr verfügbar zu sein und totaler Stress Alltag war. Ich habe selbst in Agenturen miterlebt, mies bezahlt zu werden, Überstunden nicht ausbezahlt zu bekommen und »angemault« zu werden. Ich habe mich entschieden, meinen von mir geliebten Beruf mit andern so auszuüben, dass wir alle uns am Arbeitsplatz wohl fühlen. So erreiche ich auch für unsere Kunden in ihrem Marketing den totalen Ausdruck der Stimmigkeit von Form und Inhalt. Eine nachhaltige Agentur Rabold und Co. ist für mich ein Team in Einklang, n das andere Marken nachhaltig zum Wirken bringt.«

Nachhaltigkeit und Wachstum Eveline Rabold: »Nachhaltiges Wirtschaften achtet nicht nur auf das finanzielle Wachstum. Man darf nicht rein in Euro rechnen. Ich möchte so wachsen, dass es uns allen noch gut geht – körperlich, geistig, seelisch. Es werden alle Konten in Betracht gezogen. Stabilität durch einen guten Mitarbeiterstab und nachhaltige Kooperationen mit Kunden und Lieferanten sind weitaus wesentlicher für eine finanziell stabile Basis als jährliche Wachstums-

Rabold und Co. Agentur für Kommunikation und Design in Oberwart und Graz rabold.at

»Ich habe eine unglaubliche Lebensqualität. Ich vertraue meinem Team zu 100 Prozent.« EVELINE RABOLD

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Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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s ist besser, wenn wir uns fürchten. Nur dann hören wir auf Warnungen der Politiker und folgen ihren Anordnungen. Corona-Verordnungen funktionieren wie der Sicherheitsgurt im Auto. Schnallt man sich nicht an, beginnt ein warnendes Signal, und wenn wir von der Polizei erwischt werden, müssen wir Strafe zahlen – also schnallen wir uns an. Die Regierung verzichtete von Anfang an, das Problem mit Einsicht und Verständnis zu lösen. Wir wurden nicht wie Erwachsene behandelt, die einen Ratschlag annehmen, weil er überzeugend klingt, auf diese Ebene der Kommunikation hat man von Beginn an verzichtet. Alles lief nach der bedrohlichen Logik, mach, was man dir sagt, oder du wirst sterben, oder dein Nachbar, oder deine Großmutter, oder die halbe Belegschaft des Altersheims, gleich um die Ecke, wo du wohnst. Nach Wochen der physischen und psychischen Unterordnung, das uns körperlich und geistig in ein Internat für Schwererziehbare verlegte, lockerte die Regierung die Vorschriften und aufgeregt wie Einge-

Die zweite Welle

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sperrte nun mal sind, freuten wir uns auf das alte Leben und versuchten es zu finden. Doch es war nicht leicht zu entdecken, selbst wenn man es suchte. Irgend etwas war anders und das verordnete Glück, das uns die Regierung versprach, stellte sich nicht ein. Sie hatten es sich so logisch, so verständlich vorgestellt. Zuerst der Zwang, dann die Lockerung und alle sind zufrieden, die Regierung würde uns sozusagen ins Glück begleiten. Doch es zeigte sich keine Dankbarkeit, weder darüber, dass wir und Großvater nicht gestorben sind, sondern auch nicht, dass wir jetzt wieder Bier trinken durften im Gasthausgarten. Die Menschen reagierten störrisch und bockig, und die einst in den politischen Himmel ragenden Umfragewerte der Zustimmung für die Regierung begannen zu bröckeln. Als Gerettete zeigte sich die Bevölkerung ausgesprochen undankbar, ganz anders als vor und während der Rettung, als noch längst nicht klar war, ob wir überhaupt gerettet werden könnten. Im Zustand der Unsicherheit und Angst war es weit aus leichter, dankbar zu sein. Die Logik der Regierungsverantwortlichen stützte sich offensichtlich auf ein Menschenbild, das so nicht existiert. Nimmt man uns die Angst, oder spüren wir, dass sie unbegründet war, weil weder die Mizzi-Tant, noch der Onkel Joschi erkrankten, niemand, den man kannte in der Intensivstation endeten, oder gar elend zugrunde ging, regt sich Zweifel an den Voraussagen der Fachleute und Regierenden. Man fühlt sich wie ein bunter Kasperl, dem zwischen den Beinen eine Schnur hängt, an der je nach Belieben gezogen werden könnte. Wir beginnen zum ersten Mal in dieser Periode des Schreckens und Fürchtens Fragen zu stellen. War das alles notwendig? Einzelne Ereignisse bestätigten unsere Zweifel, wie zum Beispiele die Demonstration in Wien von 50.000 Gegnern der Rassendiskriminierung, als Menschen auf engstem Raum laut schreiend mehrere Stunden neben einander standen und in der Woche danach keine Steigerungen der Infektionszahlen zu beobachten waren. Wozu dann der Terror mit den Masken in

den öffentlichen Verkehrsmittel, wozu die ständigen Verzögerungen bei Öffnung der Schulen, der Theater, der Konzertsäle? Nachdem die Disziplinierung der Bevölkerung nicht mehr so funktionierte wie zu Beginn der Krise, kam nun das Zauberwort der »Zweiten Welle« auf den Tisch. Die werde noch schlimmer sein, hören wir und lesen wir und all die Freiheiten, die man uns jetzt großzügig gewährt, würden zurückgenommen werden, und noch schlimmere Einschränkungen wären möglich. Wieder die Angst, wieder die Drohungen, wieder ein Auftritt der Autorität um uns zu retten. Wie wärs, liebe Regierung, wenn ihr uns eine Pause am »Gerettet werden« gönnt. Fürchten ist kein Dauerzustand, und kann leicht in Gewöhnung übergehen, bis er in einem Zustand endet, in dem es nichts mehr zu Fürchten gibt. Die zweite Welle erschreckt niemanden, und wenn ihr in diesem Zusammenhang neuerliche Einschränkungen des täglichen Lebens verkündet, wird sie wahrscheinlich kaum jemand einhalten, egal wie die Zahlen sind, die verlautbart werden. Der polnische Pädagoge Janusz Korczak nannte es provokativ »Das Recht des Kindes auf seinen Tod«, das sich ständig bewegende Pendel zwischen Sicherheit und Freiheit, das bei totaler Sicherheit ein Leben verhindert, das ohne Freiheiten nicht lebenswert ist. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Kurz & News

Neuer Spartenobmann für Tourismus

Aktion „Mehr vom Leben für Betriebe“ Mit bis zu 6.000 Euro fördert der Gesundheitsfonds Steiermark in Kooperation mit der AK und WKO Steiermark sowie der AUVA Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Alkoholprävention im Betrieb. Die Förderansuchen können bis 1. Dezember 2020 eingereicht werden. Experten schätzen, dass jede/r fünfte bis zehnte Mitarbeiterin oder Mitarbeiter in einem Unternehmen riskant oder schädlich Alkohol konsumiert. Die dadurch verursachten Probleme reichen von Leistungsverlust und Krankenständen, vermehrten Fehlern bei der Arbeit bis hin zu Arbeitsunfällen. Vielen dieser Probleme kann durch Prävention wirksam vorgebeugt werden. Informationen: www.mehr-vom-leben.jetzt/ foerderung-fuer-betriebe.

Johann Spreitzhofer übernimmt das Ruder an der Spitze der Tourismusund Freizeitwirtschaft. Er folgt Franz Perhab als Spartenobmann, der über viele Jahre die touristischen Weichenstellungen in der Steiermark entscheidend mitgeprägt hat. Spreitzhofer startet mitten in der schlimmsten Krise des heimischen Tourismus und bekennt sich zu seiner Aufgabe: „Unsere Betriebe sicher aus der Krise herauszuführen“, und er ergänzt: „Zahlreiche Branchen in der Sparte − von der Nachtgastronomie über die Reisebüros, aber auch die zahlreichen Beherberger − werden mit den vorhandenen Unterstützungen nicht überleben, sondern werden noch weitere, zusätzliche Hilfen brauchen“, so der neue Spartenobmann.

Erstberatungsstelle Kompass in Leoben

Fotos: Barbara_Majcan / WKO, Gesundheitsfonds Steiermark, leopress, Graf-Putz / AK Stmk

Um zugezogenen Menschen die Eingliederung in die Leobener Gemeinschaft zu erleichtern und sie im Idealfall langfristig an den neuen Wohnort zu binden, wurde nun mit „LE Kompass“ eine Erstberatungsstelle und Informationsdrehscheibe zum Thema Zuzug geschaffen. Von Amtswegen über Hilfestellung bei der Wohnungssuche, Beratung zur der Infrastruktur für Familien bis hin zu Tipps zur Freizeitgestaltung – angepasst an die Lebenssituation der Neubürger – sorgt das kostenlose Service für die beste Unterstützung in der neuen Umgebung. Bgm. Kurt Wallner betont: „Mit dem kostenlosen ‚LE Kompass‘-Service wollen wir den Zuzug forcieren und Leoben als lebenswerte Arbeits- und Wohnstadt weithin bekannt machen.“

AK Steiermark erweitert Lernbetreuung im Sommer Die AK reagiert auf die Covid-19-Krise und hat ihre Lernbetreuungs- und Freizeitangebote im Sommer ausgeweitet. „Aktiv Lernen“, bei dem sich Lerneinheiten und Freizeitspaß abwechseln, und die TUit-Workshops werden auf drei Wochen ausgedehnt, erstmals auch für Kinder der 4. Volksschulklassen. AK-Bildungsabteilungsleiterin Alexandra Hörmann verweist dabei auf die neue AK-Nachhilfestudie, die zeigt, dass immer mehr Kinder vor einem Schulwechsel Nachhilfe erhalten, um ihre Noten zu verbessern. Für AK-Präsident Josef Pesserl ist klar: „Die Schulen müssen während des Sommers aufsperren, um diesen Bildungsrückstand auszugleichen und die Probleme bei der Betreuung während der Ferien zu reduzieren.“

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Kurz & News

Merkur Versicherung zieht positive Bilanz Die Merkur Versicherung AG weist für 2019 eine solide Prämienentwicklung aus. Die abgegrenzten Prämien über alle Sparten betragen 522,2 Mio. Euro und konnten mit einem Plus von + 5,8 Prozent sogar das Vorjahreswachstum übertreffen. Das Ergebnis des Gj. 2019 ist durch sinkende laufende Finanzerträge aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus belastet. Zusätzlich belasten der Brexit und der Handelsstreit zwischen USA und China die Kapitalmärkte. Der Gewinn vor Steuern erreichte rund 10 Mio. Euro. Vorstandsprecher Ingo Hofmann: „Das Ergebnis des Jahres 2019 belegt das solide Fundament unserer Versicherungsgruppe. Unsere Marke und unsere innovativen Produkte haben weiter an Strahlkraft gewonnen.“

RH-Bericht zum Notärztlichen Rettungswesen In Zeiten der Corona-Krise ist das notärztliche Rettungswesen besonders gefragt. Der Landesrechnungshof unter Dir. Heinz Drobesch unterzog es daher einer Überprüfung. Unter dem Strich ist die Steiermark recht gut aufgestellt, in wesentlichen Teilbereichen sei jedoch noch „Luft nach oben“. Daher sollten Nachjustierungen vorgenommen werden, halten die Prüfer in ihrem Bericht fest. Mit der Protokollierung der Notarzteinsätze waren die Prüfer auch nicht zufrieden. Sie regen an, im Zuge der Implementierung des neuen elektronischen Notarzt-Einsatzprotokolls die Vollständigkeit der Datenerfassung sicherzustellen und den einzelnen Stützpunkten vergleichende Analysen zur Verfügung zu stellen.

BKS-Vorzüge werden in Stammaktien umgewandelt

Die Vorzugsaktionäre der BKS Bank stimmten bei ihrer Versammlung einstimmig der Umwandlung der BKS Bank-Vorzugsaktien 1:1 in Stammaktien zu. Die Stammaktionäre erteilten dazu bereits in der 81. ordentlichen Hauptversammlung am 29. Mai ihre Zustimmung. „Wir freuen uns über das Abstimmungsergebnis“, erklärt BKS-Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer. „Die Entscheidung, stimmrechtslose Vorzugsaktien auszugeben, wurde im Jahr 1991 getroffen. Ziel war es damals, den Aktionären mit der Stimmrechtsbevorzugung eine interessante Anlagealternative zur BKS-Bank-Stammaktie zu geben. Die Umwandlung bringt für die BKS Bank auch eine organisatorische Vereinfachung mit sich“, so Stockbauer.

In der Aula der Wissenschaften in Wien erfolgte die Verleihung der staatlichen Auszeichnung „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ durch BM Christine Aschbacher an SinnWin-Vereinbarkeitskundin EAM Systems GmbH Graz und EAM Controls Wiener Neudorf GmbH. Claudia Schenner-Klivinyi von SinnWin unterstützte die Unternehmen als Beraterin bei der Einführung des betrieblichen Vereinbarkeitsmanagement Berufsund Privatleben mittels des Prozesses „(Audit) Beruf und Familie“. Weiters bietet sie Unterstützung bei der Förderabwicklung und Preiseinreichung. EAM Systems-GF Jürgen Wolf: „Durch die Begleitung von Frau Schenner-Klivinyi hat sich der Prozess für uns sehr angenehm und bereichernd gestaltet.“

48 /// FAZIT JULI 2020

Thermenlandbus nimmt wieder Fahrt auf

Gemeinsam mit der ÖBBPostbus GmbH und engagierten Partnern aus der Region hat das „Thermenland Steiermark“ im letzten Jahr die schnellste öffentliche Verbindung von Wien direkt ins Thermenland geschaffen. Seit Mitte Juni fährt der Bus wieder täglich vom Wiener Hauptbahnhof über vier Thermen bis nach Fürstenfeld, und das mit modernsten Reisebussen, die auch mit Bankomat-Kassen ausgestattet sind. Damit wird es noch einfacher, einen Ausflug ins Thermenland Steiermark zu unternehmen. „Nach langer Unterbrechung durch den Lockdown freuen wir uns darauf, erneut mit dem Thermenlandbus durchzustarten und allen Gästen den bestmöglichen Zugang zum Thermenland zu gewährleisten“, so GF Mario Gruber.

Fotos: Land Stmk, Arnold Pöschl, Harald Schlossko, Thermenland / Lederer,

Mehr heimische Erdbeeren


Foto: Thomas Fischer

Kurz im Gespräch mit Daniela Gmeinbauer, WKO-Fachgruppenobfrau der Freizeit- und Sportbetriebe

25 Jahre FH Joanneum im Zeichen der Innovation: LR Barbara Miedl, GF Karl Pfeiffer und GF Martin Payer (li. u.)

25 Jahre FH Joanneum – Erfolg neu denken

Das Jahr 2020 ist für die FH Joanneum ein besonderes Jahr. Und unter dem Motto „Erfolg neu denken“ feiert man heuer 25 Jahre FH Joanneum.

Foto: FH Joanneum / Manfred Terler

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995 betraten die ersten 147 Studierenden die Räumlichkeiten der FH Joanneum in Graz und Kapfenberg. 25 Jahre später sind es 5.000 junge Menschen an drei Standorten, die hier ihr Studium absolvieren. Konnten Studienanfänger zu Beginn aus vier Vollzeitstudiengängen wählen, sind es heute 50 Bachelor- und Masterstudiengänge in den Organisationsformen Vollzeit, berufsbegleitend, berufsermöglichend und dual. „Die FH Joanneum hat eine herausragende Erfolgsgeschichte geschrieben. Sie hat in all den Jahren oft eine Vorreiterrolle übernommen, etwa die bei der Einführung dualer Studiengänge. Dank der praxisorientierten Ausbildung sind die Absolventen begehrte Mitarbeiter. In den letzten Wochen hat das Team die Herausforderungen der Corona-Krise hervorragend gemeistert. Ich bin überzeugt, dass die FH Joanneum in den nächsten 25 Jahren ihrer Erfolgsgeschichte viele weitere Kapitel hinzufügen wird“, würdigte LRin Barbara Eibinger-Miedl das Jubiläum der FH.

Erfolgsgeschichte wird weitergeschrieben „Unsere innovative Hochschule hat gezeigt, dass sie während der Covid-19-Krise auch im virtuellen Modus erfolgreich funktioniert“, betont der kaufmännische GF Martin und verweist auf neue Studienangebote wie „System Test Engineering“ und „Industrielle Mechatronik“ ab Herbst 2020 bzw. 2021. „Unser Erfolgsrezept lautet ‚Keine Theorie ohne Praxis‘. Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung und Entwicklung arbeiten wir von der Idee zur Anwendung. Und dass dies der Fall ist, haben unsere Studierenden in dieser Covid-19-Ausnahmesituation gezeigt: Sie reagieren flexibel auf eine neue Situation und werden trotz veränderter Umstände ihr Sommersemester wie vorgesehen abschließen“, freut sich der wissenschaftliche GF Karl Peter Pfeiffer.

Bald nach dem Start von „fit im job 2020“ brach die Corona-Krise los, wie geht es nun weiter, nachdem die Anmeldephase geendet hat? Wir haben entschieden, „fit im job“ trotz der Corona-Krise durchzuführen, und sehen nun anhand der Beteiligung, dass diese Entscheidung richtig war. Es wurden viele hervorragende Projekte eingereicht, erfreulicherweise auch von vielen kleinen und mittleren Betrieben.

Viele Personen sind noch im Home Office, in welcher Hinsicht werden BGF-Projekte an die Situation angepasst? Die Corona-Krise hat gezeigt, dass die Gesundheit der MitarbeiterInnen für die Unternehmen ein wichtiges Gut darstellt. Die Betriebe haben daher teilweise ihre Gesundheitsförderungsaktivitäten sogar verstärkt und bisher in diesem Bereich noch nicht aktive Unternehmen denken über einen Einstieg nach.

Mit welchen Aktionen unterstützt Ihre FiJBotschafterin Viktoria Schnaderbeck die Initiative trotz der widrigen Verhältnisse? Viktoria Schnaderbeck hat während der Einreichzeit zum Wettbewerb eifrig die Werbetrommel gerührt und Betriebe zum Mitmachen motiviert. Bei der Übergabe der Awards am 28. Oktober wird sie auch wieder live dabei sein. Wird die Abschlussveranstaltung im Herbst wie geplant stattfinden können? Die Verleihung der Gesundheitspreise „fit im job 2020“ wird am Mittwoch, 28. Oktober in der Wirtschaftskammer Steiermark in „coronagerechter“ Form stattfinden. Wir freuen uns bereits auf eine feierliche und stimmungsvolle Veranstaltung mit interessanten Preisträgerprojekten. FAZIT JULI 2020 /// 49


Interview

»Es gibt genügend Medizinstudienplätze« Fazit sprach mit dem steirischen Ärztekammerpräsidenten Herwig Lindner über die Schönheit des Arztberufs, über den Reformbedarf unseres Gesundheitssystems und über den erbitterten Widerstand von Impfgegnern.

Der Hausärztemangel ist eine also Folge der schlechten Arbeitsbedingungen? Das Problem betrifft nicht nur die Ärzte, sondern auch die Pflege. Solange in der Öffentlichkeit nicht das Erstrebenswerte dieser Berufe in den Vordergrund gestellt wird und wie schön es ist, mit und am Patienten zu arbeiten, werden wir dieses Problem haben. Die Politik fordert angesichts des Ärztemangels mehr Medizinstudienplätze. Warum sind Sie dagegen? Es gibt genügend Medizinstudienplätze. Eine Verdoppelung, wie sie etwa die Landeshauptfrau von Niederösterreich verlangt, wäre eine ungeheure finanzielle Belastung für die Steuerzahler und würde das Problem nicht lösen. Wir haben genug Absolventen, für die es aber dann auch Ausbildungsplätze in den Spitälern und in der Lehrpraxis geben muss. Viele fangen gar nicht erst mit dem Turnus an, sondern gehen gleich weg in andere europäische Länder. Wenn man mehr niedergelassene Ärzte haben will, dann muss man die Attraktivität des niedergelassenen Bereichs erhöhen. Gilt das nur für Hausärzte? Leider nicht. Wir haben etwa im Murtal gerade das Problem, dass dort über ein gynäkologisches Ambulatorium nachgedacht wird, in dem angestellte Ärzte aus Graz die kassenärztliche Versorgung ersetzen sollen. Es wird schon genügend Ärzte geben, die ein bis zwei Tage im Monat hinauffahren. Aber das ist ja keine Lösung. Die Patientinnen brauchen doch Kontinuität und nicht bei jeder Kontrolluntersuchung einen anderen Arzt als Ansprechpartner.

Gibt es dort keine freien Kassenstellen? Natürlich gibt es die. Aber die will keiner der vier ortsansässigen Wahlärzte annehmen, weil die Bedingungen einfach nicht passen. Seit wann sind Kassenverträge nicht mehr attraktiv? Die Krankenkasse hat immer das Bild gezeichnet, dass ein Kassenvertrag das Maß aller Dinge für einen Arzt ist. Früher waren Kassenstellen tatsächlich begehrt. Aber das ist vorbei. Daher müssen die Verträge wieder attraktiver für die Ärzte werden. Mit Zwang geht da gar nichts. 50 /// FAZIT JULI 2020

Welche Bedingungen wären das? Wir haben im Jahr 2005 – als es den Reformpool noch gab – ein Projekt eingereicht, das Ärztezentren mit Kassenvertag und mit erweitertem Versorgungsauftrag vorsah. Dort sollten etwa auch Physiotherapeuten und andere Gesundheitsbereiche miteingebunden sein. Aber findet nicht genau das nun mit den Gesundheitszentren statt? Ja schon, aber 15 Jahre zu spät und ohne Fachärzte.

Mit den Gesundheitszentren in der derzeitigen Form können Sie leben? Nur bedingt. Es ist positiv, dass mehrere Ärzte gemeinsam ein Zentrum betreiben dürfen. Aber unserer Meinung nach müssen unbedingt auch Fachärzte eingebunden werden. Und das will man bei diesen Primärversorgungseinrichtungen nicht. Da hat maximal noch ein Kinderarzt Platz, aber sonst schon keiner mehr. Ein Internist oder ein Neurologe muss zwar nicht täglich, aber mindestens einmal pro Woche zur Verfügung stehen. Die Primärmedizin kann man nicht auf die Allgemeinmedizin beschränken.

Wie ist das mit den Ärzten in so einem Gesundheitszentrum? Sollen die selbstständig sein oder als Angestellte von anderen Ärzten bzw. einem institutionalisierten Betreiber arbeiten? Da gibt es komplett unterschiedliche Varianten. Ich bin da für möglichst große Vielfalt. Gerade jüngere Ärzte scheuen das wirtschaftliche Risiko der Selbstständigkeit, weil sie sich noch nicht dauerhaft binden wollen. Die Anstellung von Ärzten bei anderen Ärzten haben wir ja jetzt endlich durchgebracht. Jetzt muss man das leben. Es kann durchaus auch so sein, dass zwei oder drei Ärzte eine Gesellschaft gründen und dann andere Ärzte anstellen, die vielleicht nicht 40 Wochenstunden machen, sondern nur 20 oder zehn. Man will vielleicht auch nicht gleich jeden Kollegen als Partner haben. Für den klassischen Hausarzt sehen Sie keine Zukunft? Nur, wenn man die Kassenstellen attraktiver gestaltet. Es ist leider in den letzten Jahren das Berufsbild des Hausarztes zu oft vernadert worden. Da ist ein komplett falsches Bild gezeichnet worden. Die Arzt-Patienten-Beziehung bei den Hausärzten ist unglaublich wertvoll. Ein guter Hausarzt überblickt seine Patienten über Generationen. Aufgrund der Erkrankungen des Großvaters hat er ein Gespür für das, was dem Enkel fehlen könnte. Und meistens liegt er mit seiner Einschätzung richtig. Jetzt wird der gesamte niedergelassene Bereich durch den Run auf

Foto: : Oliver Wolf

Warum soll ein junger Mensch Arzt werden? Weil der Arztberuf so wunderbar und vielfältig ist. Und weil es so viele unterschiedliche Möglichkeiten gibt, sich in diesem Beruf zu verwirklichen. Leider wollen immer weniger junge Mediziner Hausärzte werden. Daher brauchen wir attraktivere Arbeitsbedingungen, zum Beispiel durch neue Versorgungsformen.


Interview

die Spitalsambulanzen zusätzlich geschwächt. Soll der Zugang zu den Ambulanzen als Erstanlaufstelle gestoppt werden? Wir fordern seit Jahren einen Steuerungsmechanismus zur besseren Orientierung der Patienten. Fehlende Lenkung macht das System unnötig teuer.Vor 20 Jahren hat man das mit Ambulanzgebühren so ungeschickt versucht, dass die Verwaltungskosten am Ende teurer waren als die Einsparungen. Es gibt aber andere Modelle. Wenn man in Holland ohne Überweisung in eine Ambulanz geht, kommt man gar nicht dran. In Thüringen gibt es das Modell, da sitzt der Hausarzt im gleichen Spitalskomplex wie die Ambulanz und wird von den Krankenkassen bezahlt. Etwas Ähnliches gibt es auch im Burgenland und in Wien. Wenn man die Kosten im Griff halten will, führt am niedergelassenen Arzt kein Weg vorbei. Ein ehemaliger Kages-Vorstand hat einmal geklagt, dass fast jeder, der seine Nase in eine Ambulanz steckt, automatisch im CT landet. Abschließend noch zu einem hochbrisanten Thema. Nichts spaltet die Gesellschaft so wie die Impfdiskussion. Die Impfungen sind gar nicht so ein Spaltpilz. Die Impfgegner machen weniger als ein Prozent der Bevölkerung aus. Sie sind nur so unglaublich laut. Und auch die einschlägigen Fernsehtalkshows zeichnen ein Bild, als ob es sich um zwei gleich große Gruppen oder gleichwertige Lehrmeinungen handelte. Ich war selbst schon einmal in so einer Situation, im Fernsehen einen militanten Impfgegner in die Schranken weisen zu müssen.

Woher kommen die niedriger werdenden Durchimpfungsraten? Ich sag ihnen ein Beispiel. In Japan waren 70 Prozent der Frauen gegen HPV geimpft, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Dann ist über Socialmedia von Impfgegnern eine brutale FakeNews-Kampagne gemacht worden und die Durchimpfungsrate ist auf ein Prozent gefallen. Was man erreichen kann, wenn man richtig informiert, zeigt Botswana vor. Da haben sie eine HPV-Durchimpfungsrate von nahezu 100 Prozent erreicht. Es zahlt sich also wirklich aus, beim Impfthema offensiv zur Meinungsbildung beizutragen.

Impfkampagnen gibt es ja bei uns auch. Die Masernkampagne löst aber jedes Mal richtgehende Glaubenskriege aus. So unter dem Motto: Die Eltern der Waldorfschüler gegen alle anderen. Darum haben wir dort ja immer auch die Ausbrüche, die dann in Diskussionen über einen Impfzwang enden. Österreich ist mittlerweile umzingelt von Ländern mit Impfpflicht. Man muss schauen, in welcher Form man eine Impfpflicht durchsetzt. Ich würde das nicht so wie in Deutschland machen, wo die Eltern Strafen zahlen müssen. Besser ist ein Belohnungssystem über Transferzahlungen, so wie wir es beim Mutter-Kind-Pass haben.

Für den steirischen Ärztekammerpräsidenten Herwig Lindner lassen sich höhere Durchimpfungsraten vor allem über motivierende ärztliche Impfinformationsgespräche erreichen.

Sie sind gegen Zwangsmaßnahmen? Am besten wirkt das überzeugende Wort des Arztes. Das funktioniert jedoch nicht im normalen Ordinationsalltag. Viele Kollegen halten eine Impfsprechstunde ab, um potenzielle Impfskeptiker abgekoppelt vom normalen Ordinationsbetrieb zu erreichen. Wir brauchen endlich das Impfgespräch im Mutter-Kind-Pass. . Im Vorjahr war das schon fix. Jetzt hat man es offenbar wieder vergessen. Danke für das Gespräch!

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Tageseintritt in die Parktherme um nur € 5. Absolute Entspannung erlebt man im vielfältigen Saunabereich oder im Licht-KlangTempel, während die 50.000 m² große Parklandschaft mit ihrem herrlichen Grün beeindruckt. Ein traumhaftes Ambiente, um wieder neue Lebenskraft zu schöpfen.

Bei den vielseitigen Angeboten der Parktherme Bad Radkersburg ist unbeschwertes Sommerglück garantiert.

Sommerglück & Badefreuden

Tief durchatmen, die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut spüren und den Moment genießen: Im sprudelnden Thermalwasser, eingebettet in das 5 ha große Parkareal, lässt sich der Sommer in Bad Radkersburg in allen Facetten auskosten.

Aktivität und Entspannung in perfekter Balance

Sanft im reichhaltigen Thermalwasser treiben, genussvolle Bahnen im 25 °C tem-

perierten 50-Meter-Outdoor-Sportbecken ziehen oder mit den Kindern gemeinsam Spaß haben im Erlebnisbereich mit Wasserrutsche und Maskottchen Puschl: Auf 2.700 m² Wasserfläche genießt die ganze Familie unbeschwerte Sommertage. Auf alle Kids wartet bis 30. August 2020 mit dem kostenlosen „VOLL COOL“-Ferienprogramm täglich abwechslungsreicher Wasserspaß, außerdem erhalten Kinder bis 15,9 Jahre während der steirischen Sommerferien (9. Juli bis 12. September) den

Auch das leibliche Wohl kommt nicht zu kurz: Das Gastronomie-Team der Parktherme Bad Radkersburg verwöhnt seine Gäste mit liebevoll-saisonalen Kreationen. Im Sommer stehen auch spezielle GastroEvents bevor, etwa Frontcookings auf der Parktherme-Terrasse oder kulinarische Entdeckungsreisen in den sonnigen Süden.

Tipp: Aktiv-Tag

Noch bis 30. September mit dem Aktiv-Tag so richtig Energie tanken: Thermeneintritt, Mittagsmenü und Vitalgetränk inklusive. Alle Infos auf: www.parktherme.at

Die schnelle Hilfe am Telefon. So eine tolle Sportstunde, aber jetzt tut Ihnen der Rücken fürchterlich weh. Was tun? Wenn´s weh tut - Rufen Sie 1450, Ihre Gesundheitsberatung am Telefon. Sofort am Telefon hilft Ihnen speziell geschultes diplomiertes Krankenpflegepersonal und gibt Ihnen weiterführende Empfehlungen. Nutzen Sie den neuen kostenlosen* Gesundheitsdienst, die schnellste medizinische Beratung Österreichs. Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. * Sie zahlen nur die üblichen Telefonkosten gemäß Ihrem Tarif.

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Ein Service des Landes Steiermark, der Sozialversicherung und des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.

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Kulinarische Highlights


Altspeiseöl bei SPAR nachhaltig entsorgen Millionen Liter Altspeiseöl aus Haushalten landen jährlich in der Kanalisation. SPAR hilft mit, den wertvollen Rohstoff im Kreislauf zu halten, und bietet an nunmehr 45 Standorten Automaten zur Sammlung von Altspeiseöl.

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Anzeige Fotos: Spar / Foto Melbinger / Werner Krug

as österreichische Start-up E&P UCORecycling hat ein weltweit patentiertes Sammelsystem für Altspeiseöl aus Haushalten entwickelt. SPAR stellt den Platz für die Aufstellung der Sammelautomaten zur Verfügung und ermöglicht den Kundinnen und Kunden Recycling von Altspeiseöl bequem beim Einkaufen im Supermarkt. Ein Großteil der Millionen Liter Altspeiseöl aus steirischen Haushalten wird leider immer noch über den Abfluss und die Kanalisation entsorgt. Das schädigt die Umwelt und verursacht hohe Kosten. Dabei ist Altspeiseöl kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff für die Produktion von Biodiesel.

Nachhaltiges Entsorgen im Alltag Zum geruchsneutralen Sammeln von Altspeiseöl werden an 45 steirischen SPARStandorten mit UCO-Sammelautomat gratis Sammeldosen zur Verfügung gestellt. Das Altspeiseöl wird von Wasser und Schmutz getrennt und im Automaten gesondert gesammelt. Der Prozess dauert nur etwa 30 Sekunden. Die Trennung ermöglicht die Berechnung der reinen Menge an Altspeiseöl, die den Verbrauchern direkt vergütet wird. Ein Liter Altspeiseöl entspricht einem Vergütungswert von 10 Cent, der Bon wird an der Kasse eingelöst. Das gesammelte Altspeiseöl kommt in weiterer Folge in der Produktion von Biodiesel zum Einsatz. Durch die einfache Handhabung soll die nachhaltige Entsorgung von Altspeiseöl zur Selbstverständlichkeit werden – auch für all jene, die nur geringe Mengen an Speiseöl verwenden. „Für uns ist Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine Frage von Integrierbarkeit in den täglichen Ablauf jedes Einzelnen. Der Weg in den Supermarkt ist ein fixer Bestandteil unseres Alltags, so wollten wir Automaten entwickeln, welche den Bedingungen einer Aufstellung im Lebensmittel-Einzelhandel entsprechen, einerseits und deren Betrieb umweltfreundlich und

nachhaltig umsetzbar ist, andererseits“, erklärt Günther Eibel, Gründer des Startups E&P UCO-Recycling.

Zeichen für den Umweltschutz SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer freut sich über die kombinierte Förderung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz: „Rohstoff im Kreislauf zu halten ist auch für uns ein wichtiges Thema. In der Kooperation mit E&P UCO-Recycling möchten wir als Spar auch unseren Beitrag leisten, um die Mengen an Altspeiseöl in der Kanalisation und die damit einhergehenden Probleme zu reduzieren, indem wir unseren Kundinnen und Kunden eine einfache Möglichkeit bieten, ihr Altspeiseöl beim Einkaufen bequem und nachhaltig zu entsorgen.“ Im Mai 2019 startete die erste Testphase mit den UCO-Sammelautomaten in ausgewählten steirischen Filialen. Mittlerweile steht SPAR-Kundinnen und -Kunden das Sammelsystem in 45 SPAR- und EUROSPAR-Standorten in der Steiermark zur Verfügung. Rund 15.000 Einfüllvorgänge und mehrere Tonnen gesammeltes Altspeiseöl stehen für die positive Resonanz

Altspeiseöl kann man nun nachhaltig und zugleich bequem im Spar-Supermarkt entsorgen. der Verbraucherinnen und Verbraucher. In einer aktuellen Umfrage über die SPAR Steiermark Facebook-Seite, haben 82 % der rund 900 Teilnehmer das neue Sammelsystem positiv bewertet. Der neueste 45. Standort ist der kürzlich eröffnete SPAR-Supermarkt in der Waltendorfer Hauptstraße in Graz. Eine Übersicht aller Geschäfte mit Sammelautomat findet sich unter: www.spar.at/altspeiseoel.

Spar-GF Christoph Holzer, Daniela Wimmer und Günther Eibel (beide E&P UCO-Recycling) präsentierten innovativen UCOSammelautomaten für gebrauchtes Speiseöl.

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Kurz & News

Corona-Erfahrungsaustausch in Leoben Die Bewältigung der durch das Corona-Virus ausgelösten Krise hat viele wertvolle Erkenntnisse geliefert. Darin waren sich die Mitglieder des Einsatzstabes der Stadt Leoben sowie die Führungsriege des LKH Hochsteiermark, Standort Leoben, unter Prim. Heinz Luschnik einig. Nach dem Erfahrungsaustausch mit den Einsatzorganisationen Ende Mai wurde nun in einer zweiten Runde das Gespräch mit den Verantwortungsträgern für die medizinische Versorgung der Stadt Leoben gesucht, um abermals Erfahrungen aus der COVID-19-Pandemie zu erörtern. Bgm. Kurt Wallner: Ich bin überzeugt, dass wir mit Hilfe der gesammelten Best-Practice-Beispiele noch besser für künftige Krisenszenarien gerüstet sind.“

Das Thermen- und Vulkanland öffnet seine Pforten

Als eine der vielfältigsten touristischen Ganzjahresdestinationen sperrt das Thermen- und Vulkanland Steiermark nach dem Lockdown wieder auf: Seit 29. Mai dürfen die Beherbergungsbetriebe und Thermen ihre Pforten wieder öffnen. Als Sehnsuchtsort steht das Thermen- und Vulkanland Steiermark für hochqualitative, regionale Produkte und ein breites kulinarisches Angebot. „Auch wenn uns die aktuellen Auflagen vor noch nie dagewesene Herausforderungen stellen, können sie uns nicht davon abhalten, unseren Gästen ein perfektes Erlebnis zu bieten. Denn gerade jetzt, wo man viel Zeit Zuhause verbracht hat, sind Genuss, Entspannung und Bewegung besonders gefragt“, freut sich GF Mario Gruber.

Wechsel in der Landesinnung der Tischler

Bei der konstituierenden Sitzung der Landesinnung der Tischler am 17. Juni wurde der Tischlermeister Rupert Zach aus Straden neuen Landesinnungsmeister gewählt. „Ich freue mich sehr auf die bevorstehenden Aufgaben und auf die Zusammenarbeit in unserer Innung. Ich möchte mich auch bei Walter Schadler bedanken, der große Fußstapfen hinterlassen und über die letzten Jahre einen super Job gemacht hat“, freut sich Zach und führt weiter aus: „Wir möchten auch in Zukunft für die Interessen unserer Unternehmerinnen und Unternehmer kämpfen und werden immer eine verlässliche Anlaufstelle sein.“ „Es waren schöne Jahre und wir haben einiges erreichen können“, dankte scheidende Landesinnungsmeister.

Mehr Abenteuer, Schnelligkeit und Spaß mit den neuen (E-)Bike Touren. Das Thermen- und Vulkanland Steiermark, die Hochsteiermark und die Süd- und Weststeiermark haben in Kooperation mit den Bike-Profis der Plattform E-Biken Steiermark (E-)Bike-Touren durch die schönsten Regionen der Steiermark zusammengestellt. Das grüne Herz Österreichs überzeugt mit vielen Angeboten für alle Rad-Begeisterten. „Ob Fluss- und Genuss-Radfahren, Mountainbiken oder Rennradfahren: Das Radfahren im Urlaub nimmt so richtig Fahrt auf und wird zu einer der wichtigsten Aktivitäten im Urlaub. Die Nachfrage danach steigt seit Monaten überdurchschnittlich in der Steiermark“, so Steiermark Tourismus-GF Erich Neuhold.

Holzbau stärkt regionale Wertschöpfung Mit einem 400 Mio. Euro starken Investitions- und Entlastungspaket will die Bundesregierung neue Perspektiven für die gebeutelte heimische Land- und Forstwirtschaft schaffen. „Gerade in schwierigen Zeiten braucht es nachhaltige Unterstützung. Einen Fokus legt das Paket auf die Forst- und Holzwirtschaft. Mit diesem Paket setzen wir Anreize für Investitionen in die Forstwirtschaft, um gesunde Wälder aufzuforsten“, erläuterte BM Elisabeth Köstinger. Bei einem Pressegespräch mit LR Hans Seitinger wurden die Details dazu präsentiert „In Summe sind es 22 Investitionsund steuerliche Entlastungsmaßnahmen, die die bäuerlichen Betriebe entlasten und die Zukunft unserer Wälder sichern“, so die Ministerin.

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Modernstes Abfallzentrum für Slowenien Die Investition des steirischen Unternehmens Saubermachers in die Erweiterung des Zentrums zur Behandlung von gefährlichen Abfällen in Kidričevo /Slowenien ist Teil seiner langfristigen Entwicklungsstrategie. Am Standort in Kidričevo werden vorwiegend gefährliche Abfälle – wie Säuren, Laugen, Öle, Werkstättenabfälle, Schlämme aus der Entsorgung von Farben und Lacken, aber auch kontaminiertes Erdreich – aus der Industrie und Haushalten behandelt und für die weitere Verwendung aufbereitet. Die Investition von rund 3 Mio. Euro bringt laut dem Umweltpionier Saubermacher nicht nur erhöhte Sicherheitsstandards, sondern schafft auch neue Arbeitsplätze und ein erweitertes Leistungsangebot.

Fotos: Freisinger, Thermen- & Vulkanland Steiermark / Lederer, WB Stmk / Mathias Kniepeiss, Geopho, BMLRT, Nino Pecek / Ernad Ihtijarevic,

Die Steiermark auf dem (E-)Bike erleben


Kurz & News

Fotos: Melbinger, BIT Pharma

Auszeichnung für Grazer Biotech-Unternehmen „Die Auszeichnung durch StartUp City Magazin ist für uns auch ein schöner Beweis dafür, dass unser Konzept international Beachtung findet“, freut sich Jörg Breitenbach, einer der Unternehmensgründer, Miteigentümer und Geschäftsführer von BIT Pharma. Das Magazin mit Sitz in Freemont, Kalifornien, hat sich auf die Analyse und Kommunikation von Innovationen im Bereich der Start-up-Szene fokussiert und erreicht damit rund 29.000 Entscheidungsträger in Industrie und Finanzkreisen weltweit. Das österreichische Unternehmen BIT Pharma wurde nun vom US-Magazin als eines der „10 Most Promising BioTech Startups in Europe – 2020“ ausgezeichnet. In „Corona-Zeiten“ erfolgte die Verleihung virtuell.

IV Kärnten gratuliert Georg Knill

Erfolgreiches Team führt FH Campus 02 weiter Bei der Rektoratswahl an der Grazer FH CAMPUS 02 hat das FHKollegium wiederum Kristina Edlinger-Ploder zur Rektorin und Günter Zullus zum Vizerektor gewählt. Gemeinsam mit GF Erich Brugger setzt das erfolgreiche Führungsteam der FH der Wirtschaft die Arbeit fort. „Ich freue mich, dass wir unseren Weg der Gestaltung und Weiterentwicklung gemeinsam fortsetzen können“, erklärt Edlinger-Ploder. Neue Studiengänge, die Gründung des Zentrums für Hochschuldidaktik, die Erweiterung der Infrastruktur der FH und eine noch stärkere Verankerung der FH CAMPUS 02 in der Scientific Community waren die Schwerpunkte der letzten 4 Jahre. „Ich gratuliere Kristina Edlinger-Ploder zur Wiederwahl als Rektorin“, so WKO Präsident Josef Herk.

Im Namen der Industriellenvereinigung Kärnten gratuliert Präsident Timo Springer dem neuen Präsidenten der IV Bundesorganisation, Georg Knill, herzlich zur Wahl: „Damit haben wir nicht nur einen engagierten Familienunternehmer an der Spitze der IV, sondern auch einen, der erfolgreich am innovationsstärksten Industrieland Österreichs, der Steiermark, mitgebaut hat“, so Springer. Er sichert Knill die volle Unterstützung der IV Kärnten in diesen schweren Zeiten zu. Mehr als je zuvor sei die IV als starke Interessenvertretung in dieser Krise gefordert. Springer findet außerdem, dass der Wahlprozess der Industriellenvereinigung gutgetan habe. Der Wettbewerb der Ideen zwischen den drei Kandidaten habe zur Belebung des Wahlrennens beigetragen.


Wirtschaft

Erfolgreicher Re-Start nach dem Corona-Lockdown

Teil 1: Krisenmanagement und Zukunftsgestaltung ufgrund des Corona-Lockdowns war in den vergangenen Monaten Krisenmanagement ein wichtiges Thema. Die Herausforderungen für Unternehmen sowie ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind vielfältig. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Sicherung des Überlebens von Unternehmen ist es, rasch mögliche Zukunftsstrategien zur Bewältigung der Herausforderung bzw. Krise und für die Zeit danach zu entwickeln. Im Idealfall nutzen Unternehmen Veränderungen / Krisen als Chance im Sinne eines Change Managements und entwickeln etwa neue bzw. adaptierte Produkte, Dienstleistungen, Businessmodelle, Strukturen, Abläufe etc. Dies hilft nicht nur, Veränderungs- und Krisenzeiten gut zu meistern, sondern ermöglicht eine zukunftsorientierte Neuausrichtung des Unternehmens.

Krisenmanagement Da es bisher weltwirtschaftlich keine vergleichbare Situation gab, löste die Corona-Pandemie in Politik und Unternehmen von Geschäftsführung bis hin zu den Mitarbeitern Unsicherheiten und Ängste aus. Um Sicherheit im Unternehmen zu geben, sind Geschäftsführung und Führungskräfte als stabile Bezugspunkte besonders gefordert, um in Form eines „Responsible Change Managements“ durch die Krise zu navigieren. „Responsible Change Management“ zeichnet sich dadurch aus, dass neben dem „Managing Change“ („was wird verändert“) zusätzlich auf „Leading Change“ („wie wird verändert“) geachtet wird und eine verantwortungsvolle Umsetzung unter Einbezug und Aktivierung der Betroffenen stattfindet. Dazu ist zum einen eine proaktive, offene, ehrliche und wertschätzende Kommunikation notwendig, um die Belegschaft auf dem Laufenden zu halten und Sicherheit zu geben. Zum anderen ist es wichtig, die Mitarbeiter mit ihren Bedürfnissen und ihren Unsicherheiten im Bedarfsfall individuell durch intensive individuelle Kommunikation abzuholen, bei der auch Emotionen thematisiert werden.

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Kommunikation In Veränderungszeiten steigt die Unsicherheit, daher ist eine verstärkte Kommunikation notwendig, um Sicherheit und Vertrauen zu geben und Gerüchten vorzubeugen. Die Kommunikation ist die eigentliche Arbeit der Führung in Veränderungsprozessen. Es soll dabei nicht nur über Ergebnisse gesprochen werden, sondern auch darüber, woran das Management gerade arbeitet, bis wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist und wann diese kommuniziert wird.

Leadership Geschäftsführung und Führungskräfte als stabile Bezugspunkte sind Vorbild in Taten und Worten, schaffen Struktur und geben Orientierung. Aufgabe der Führung ist es, die Mitarbeiter mit ihren Bedürfnissen zu begleiten und zu unterstützen. Dazu zählt auch, die Mitarbeiter frühzeitig zu informieren, um Transparenz zu bieten, mit ihnen in den Dialog zu treten und sie in ihrer Unsicherheit abzuholen. Dabei sollen Fragen beantwortet anstatt zusätzlicher Erklärungen gegeben werden. Coachingskills sind dabei sehr hilfreich. Das Management sollte im Change die Balance halten zwischen Bewahren und Verändern und daher auch Vergangenes würdigen. Durch Partizipationsmöglichkeiten der Mitarbeiter, etwa in Projekten im Rahmen des Change, werden die Ideen der Mitarbeiter einbezogen und diese mobilisiert, den Change mitzutragen. Mittels „Responsible Change Management“ macht das Management die Betroffenen zu Beteiligten, reduziert Widerstände, setzt Veränderungsprozesse mit den Mitarbeitern um und bereitet die Basis für eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung.

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Sozialministeriumservice Arbeit – Behinderung – Unterstützung Das Sozialministeriumservice hat für Menschen mit Assistenzbedarf von 15 bis 65 Jahren sowie für Unternehmen eine Vielzahl an arbeitsmarktpolitisch relevanten Beratungs- und Unterstützungsangeboten.

LRin Doris Kampus (re.) präsentierte gemeinsam mit SPAR-GF Christoph Holzer und Marina Sorgo die aktuelle Sensibilisierungskampagne zum Gewaltschutz.

Gemeinsam gegen Gewalt und für mehr Schutz Das Sozialressort des Landes und SPAR Steiermark gaben Anfang Juni den Startschuss zu einer landesweiten GewaltschutzInitiative. In den 240 Spar-Filialen werden dazu über 25.000 Info-Folder aufgelegt sowie Plakate zum Thema angebracht.

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ie Steiermark ist seit jeher Vorreiterin beim Gewaltschutz. Umso mehr freut es mich, dass wir mit dieser Offensive einmal mehr Maßstäbe setzen können“, betonte LRin Doris Kampus bei der Präsentation der Gewaltschutzkampagne, die in den nächsten Wochen gemeinsam mit SPAR Steiermark durchgeführt wird: „Wir schauen hin und nicht weg.“ Konkret bedeutet dies, dass in allen Spar-Filialen Plakate und InfoFolder auf das Thema vorwiegend häuslicher Gewalt und auf Auswege aufmerksam machen. Mit Aufdrucken auf den Kassabons wird zudem das Gewaltschutzzentrum als zentrale Anlaufstelle noch bekannter gemacht. „Gewalt geht uns alle an, ein großes Danke an Spar“, unterstrich die Soziallandesrätin. „Wir hoffen, dass damit vielen Betroffenen die Scheu genommen wird, sich Rat und Hilfe zu suchen.“ „Viele Frauen

leben in chronischen Gewaltbeziehungen, oft wissen sie gar nicht, in welch gefährlichen Situationen sie sich befinden“, hob Marina Sorgo vom Gewaltschutzzentrum ergänzend hervor. „Sich jemandem anzuvertrauen, ist wichtig. Frauen schämen sich oft dafür, was ihnen ‚passiert‘ ist. Sie sind nicht für die Gewalt verantwortlich und können Hilfe von Fachkräften erwarten.“ Das Gewaltschutzzentrum gibt es heuer schon 25 Jahre, jährlich betreut es rund 3.000 Personen. „Wir haben firmenintern für unsere Mitarbeiter umfassendes Informationsmaterial für Lebensfragen und Lebenskrisen, im Falle von Gewaltanwendungen, bei Herausforderungen für Jugendliche und bei allgemeinen Problemen aufbereitet. Damit bieten wir auch ihnen vielfältige Hilfe in Krisensituationen“, erklärte Spar Steiermark-GF Christoph Holzer. FAZIT JULI 2020 /// 57

Das daraus resultierende Netzwerk Berufliche Assistenz (NEBA) bietet zurzeit fünf Unterstützungsleistungen an. Diese sind kostenfrei und können österreichweit in Anspruch genommen werden, auch für Unternehmen. Mit dem Jugendcoaching und AusbildungsFit werden Jugendliche mit Benachteiligungen fit für den Arbeitsmarkt gemacht - Unternehmen profitieren somit von besser qualifizierten Nachwuchskräften. Dem Jugendcoaching obliegt insbesondere die Heranführung an die Ausbildungspflicht durch Information der Jugendlichen, Eltern bzw. Erziehungsberechtigten sowie die Begleitung der Jugendlichen. Die Berufsausbildungsassistenz (BAS) begleitet Jugendliche mit Behinderung bzw. anderen Vermittlungshemmnissen bei ihrer Ausbildung in Form einer verlängerten Lehre oder Teilqualifizierung sowohl im Betrieb als auch in der Schule und sichert damit nachhaltig diesen Ausbildungsweg ab. Sie fungiert als Drehscheibe zwischen Betrieb, Berufsschule und den Auszubildenden. Die Aufgaben der Arbeitsassistenz liegen in der Sicherung, der Erhaltung und der Unterstützung bei der Suche und Erlangung eines Arbeitsplatzes. Die ArbeitsassistentInnen sind zentrale Ansprechpersonen für benachteiligte Arbeitssuchende, Arbeitnehmende, Dienstgebende, Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen. Das Jobcoaching soll speziell Menschen mit Lernbehinderung zur selbständigen Bewältigung ihres Arbeitsalltags befähigen. Betrieben hilft es, die langfristige und nachhaltige Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu sichern. Bei Fragen zu finanziellen Zuschüssen und Förderungen können Sie sich an die NEBA-Anbieter/innen in Ihrer Region wenden. Sprechen Sie mit den NEBA-Berater/innen, lernen Sie Unternehmen kennen, welche die kostenlosen NEBA Services bereits erfolgreich genutzt haben und werden Sie selbst Partner/in dieses erfolgreichen Netzwerkes. Infos unter: www.neba.at

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aufgrund der nicht einschätzbaren Restriktionen im europäischen Reiseverkehr nicht realisieren.

EuroSkills 2020 AR-Vors. Josef Herk mit den Sponsoren, den Vorständen der Energie Steiermark Christian Purrer (li.) und Martin Graf (re.)

Sponsoren stehen hinter EuroSkills 2020 A

ufgrund der schwer einschätzbaren Entwicklungen von COVID-19 wurde EuroSkills 2020 auf den Zeit-

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raum 6. bis 10. Jänner 2021 verschoben. Ein besonderer Dank gilt den Sponsoren, die in dieser schwierigen Zeit ihr

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Versprechen halten und hinter der Berufs-EM stehen. Früher lässt sich eine internationale Veranstaltung dieses Formates

Gesundheit steht im Vordergrund „Die Entscheidung für eine Verschiebung wird von den 30 Mitgliedsländern unterstützt“, berichtet GF Angelika Ledineg. „Die Solidarität der ‚WorldSkills Europe‘-Familie in dieser Situation zeigt, dass im Moment andere Dinge Priorität haben. Die Gesundheit der jungen Fachkräfte, der Teams und Besucher steht jetzt im Vordergrund. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit diesem Event ein motivierendes Zeichen für unsere Wirtschaft und für unsere einzigartigen Fachkräfte setzen werden.“ Hinter den Kulissen wurde die Arbeit in den letzten Wochen aus dem Home Office heraus

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mit den Partnern und Experten europaweit ungebremst fortgesetzt. Die ursprünglich für März in Graz Vorbereitungstreffen wurden gänzlich virtuell mittels Videokonferenzen erfolgreich abgehalten, berichten die Geschäftsführer. Die Vorbereitungsmeetings dienen dazu, die Wettbewerbe sowie die Workshop-Layouts in enger Abstimmung mit den Experten aus den Mitgliedsländern sowie den Sponsoren abzustimmen. Unter anderem legt man in den Meetings die Wettbewerbsaufgaben und -abläufe sowie die Bewertungskriterien fest. Des Weiteren werden die daraus resultierenden InfrastrukturAnforderungen finalisiert. Verlässliche Sponsoren „Ohne die tatkräftige Unterstützung der Sponsoren wäre es nicht möglich, ein Event

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wie EuroSkills 2020 auf die Beine zu stellen. Umso wertvoller ist es daher, dass diese Unternehmen ihr Versprechen halten und trotz Verschiebung auf Jänner 2021 in dieser für viele Betriebe wirtschaftlich herausfordernden Zeit geschlossen hinter dem Projekt EuroSkills 2020 stehen“, so GF Harald del Negro. Die Hauptsponsoren sind DMG Mori, Festo, Energie Steiermark, Würth, EMCO und FANUC. Einige sind seit Beginn mit an Bord und beweisen sich aktuell als sehr verlässliche Partner in Krisenzeiten, so auch der Diamantsponsor Energie Steiermark: „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst: einerseits gegenüber unseren Kunden, denen wir eine sichere Energieversorgung garantieren, und andererseits gegenüber unseren Partnern, die wie EuroSkills auch nach krisenbe-

EuroSkills 2020-GF Angelika Ledineg und Harald del Negro dingten Verschiebungen auf unsere Unterstützung zählen können“, so die Vorstände Martin Graf und Christian Purrer. Für den EuroSkills-2020-Aufsichtsratsvorsitzenden Josef Herk ist diese breite Unterstützung ein wichtiges Signal: „Wir danken allen Partnern, Unterstützern und Sponsoren. Und ich bin mir sicher, dass wir mit der Österreich-Premiere einer Berufs-EM einen sensationellen Start in ein gutes Jahr 2021 hinlegen werden.“

Factbox zur EuroSkills 2020: Zeitraum: 6. bis 10. Jänner 2021 im Messe Congress Graz, Rund 650 Teilnehmer aus 30 Ländern aus rund 45 verschiedenen Berufen Mittwoch 6. Jänner.2021: Opening Ceremony, Donnerstag bis Samstag 7. bis 9. Jänner 2021: Wettkämpfe, Konferenzen und Special Events, Sonntag 10. Jänner 2021: Closing Ceremony und Siegerehrung

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Ab Herbst wird die Lehre wieder direkt am Campus 02 selbst stattfinden können.

Durch die Covid-19-Krise haben Digitalisierung und innovative Entwicklung einen neuen Stellenwert bekommen. Die FH Campus 02 steuert schon jetzt auf einen Bewerbungsrekord zu. Und sie hat die Zeit des Lockdowns für viele Aktivitäten genutzt.

ie Zahl der Bewerber hat um rund 40 % zugenommen und das Bewerbungsverfahren läuft komplett online. So trifft auch der Studiengang „Business Data Science“, der im Herbst starten wird, den Nerv der Zeit: Es geht darum, große Datenmengen richtig zu analysieren und zu interpretieren. „Gerade die Krise hat gezeigt, dass Informatik eine Lebensader vieler Unternehmen ist“, betont Erich Brugger, GF der FH Campus 02. Dass das Stu-

dienangebot ausgezeichnet ist, bestätigt das Hochschulranking der Wochenzeitung „Zeit“. Die FH Campus 02 liegt in Deutschland und Österreich im absoluten Spitzenfeld. Umstellung des Lehrbetriebs Rektorin Kristina EdlingerPloder ist stolz auf die erfolgreiche Umstellung: „Es wurde binnen kurzer Zeit geschafft, für jene Formate, die bislang die Anwesenheit der Studierenden erforderten, synchrone und asynchrone Online-Lehr-

D

und Lernsettings anzubieten. Unsere Lehrenden bewiesen Flexibilität und erhöhtes Engagement, um ihre Lehre in Rekordzeit in den virtuellen Raum zu verlagern.“ Das Zentrum für Hochschuldidaktik hat binnen kürzester Zeit 220 Lehrende fit für die OnlineLehre gemacht. In den virtuellen Lehrveranstaltungen wird eine Vielzahl an digitalen Tools eingesetzt, um die Lehre abwechslungsreich und interaktiv zu gestalten. Im laufenden

Sommersemester wird der Lehrbetrieb weiter nur online geführt. Die mehr als 5.000 Absolventen und die aktuell rund 1.000 berufstätigen Studierenden stehen in ihren Unternehmen vor herausfordernden Aufgaben. „Aber wir können zuversichtlich sein, dass wir ihnen das fachliche Rüstzeug vermittelt haben, um innovativ am neuen Aufschwung zu arbeiten“, ist Edlinger-Ploder zuversichtlich.

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Kurz & News

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Musikfestival Arsonore im September

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In der Zeit von 9. bis 13. September wird heuer die sechste Ausgabe des Musikfestivals „Arsonore“ im Schloss Eggenberg und in der Oper Graz stattfinden. Markus Schirmer, der künstlerische Leiter, über das Programm: „Unter dem Motto ‚Lebenslinien. Meisterhaftes auf dem Weg zur Meisterschaft‘ graben wir in diesem Herbst unbekannte Schätze berühmter Komponisten aus, verfolgen deren Lebenswege, in welchen sich erfrischende Jugendwerke ebenso finden wie Kompositionen, die von altersweiser Erfahrung und menschlicher Reife zeugen. Arsonore wird auch 2020 seinem mittlerweile bereits international hervorragenden Ruf als eines von Österreichs spannendsten und innovativsten Festivals gerecht werden.“

In der Aula der Wissenschaften in Wien erfolgte die Verleihung der staatlichen Auszeichnung „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ durch BM Christine Aschbacher an SinnWin Vereinbarkeitskundin EAM Systems GmbH Graz und EAM Controls Wiener Neudorf GmbH. Claudia Schenner-Klivinyi von SinnWin unterstützte die Unternehmen als Beraterin bei der Einführung des betrieblichen Vereinbarkeitsmanagement Berufs- und Privatleben mittels des Prozesses „(Audit) Beruf und Familie“. Weiters bietet sie Unterstützung bei der Förderabwicklung und Preiseinreichung. EAM Systems-GF Jürgen Wolf: „Durch die Begleitung von Frau Schenner-Klivinyi hat sich der Prozess für uns sehr angenehm und bereichernd gestaltet.“

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FAZIT JULI 2020 /// 61


Kurz & News

Serienproduktion für Test-Minilabors

Die Forschungsgesellschaft Joanneum Research führt ein internationales Konsortium an, das intensiv an der nächsten Generation von Lab-on-a-Chip-Systemen forscht. Das Potenzial von mikrofluidischen Lab-on-a-Chip-Systemen ist vor allem in der Medizin und Pharmazeutik enorm. Bald können Minilabors folienbasierter Mikrofluidik für die Schnelldiagnostik – zum Beispiel für Covid-19 – in Großserienproduktion gehen. „Ein Vorteil von Lab-on-a-Chip-Systemen ist, dass komplexe Analysen auch in kleinen Laboren automatisiert ablaufen können", resümiert Projektleiter Martin Smolka. „Dieses gemeinsame Projekt beschleunigt die Einführung von Rolle-zu-Rolle-Technologien für die Hochdurchsatzfertigung.

Rote Karte für den Rassismus Die Steiermark wird nachhaltig und umfassend gegen Rassismus auftreten. Das war die Botschaft, die im Rahmen eines Mediengespräches LR Doris Kampus und LR Christopher Drexler, dem Grazer Stadtrat Kurt Hohensinner sowie Sturm-Präs. Christian Jauk hervorgehoben wurde. Dazu wird ein eigenes Aktionsprogramm ausgearbeitet. Den Anfang dabei macht der Sportbereich, wo sich Sturm Graz als Spitzenverein besonders engagiert gegen Rassismus einsetzt. Beiträge wird auch die Antidiskriminierungsstelle Steiermark liefern. Der Künstler Enrique Fuentes präsentierte ein T-Shirt mit einem Flügel. Drexler betonte dazu: „Ausgrenzung, Benachteiligung und Rassismus dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben.

Berufsbegleitend zum akademischen Abschluss In 2 Jahren vom Ing. zum Dipl.-Ing. (FH)

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ie vom Studienzentrum Weiz organisierten Diplomstudien punkten mit Studienzeitverkürzung durch Anerkennung von Vorqualifikationen und einem perfekt auf die Bedürfnisse Berufstätiger abgestimmten Studienablauf. Zur Auswahl stehen die Studienrichtungen Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik und Maschinenbau an 15 Standorten in ganz Österreich.

62 /// FAZIT JULI 2020

Verkürzte Studiendauer für HTL-Absolventen Mit abgeschlossener HTLAusbildung und Praxis (mind. 1 Jahr) ist durch Kompetenzanrechnung der Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern möglich. Abschluss ist der akademische Grad Dipl.-Ing. (FH) bzw. Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) mit 240 ECTS der Hochschule Mittweida.

Optimaler Studienablauf für Berufstätige Die Vorlesungen finden 6-7 Mal am Wochenende (Freitag/ Samstag) am gewählten Standort statt, plus eine Blockwoche am Semesterende. Durch die Kombination von kompakter Präsenzlehr und Fernstudienelementen ist das Studium bei voller Berufstätigkeit möglich. Jetzt anmelden für Studienstarts September 2020: • Maschinenbau (Vertiefung Mechatronik und Gebäudetechnik) an der Bulme Graz • Wirtschaftsingenieurwesen an der HTBLuVA Wiener Neustadt

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2014 wurde mit dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer in der Medizin (ZWT) nahe dem LKH Graz erstmals in Österreich ein Impulszentrum direkt in einen Universitätscampus integriert. Durch die positive Entwicklung des ZWT und das große Interesse von Unternehmen aus dem Life-Science-Bereich an Vernetzung vor Ort geht das Erfolgsprojekt in die nächste Entwicklungsstufe. Das Wirtschaftsressort und die MedUni Graz investieren insgesamt 11,6 Mio. Euro in das „ZWT II“, das ab 2023 Raum für rund 80 Mitarbeiter bieten wird. „Die bisherige Entwicklung zeigt, dass es richtig und wichtig war, neue Impulszentren direkt an den steirischen Universitäten zu errichten, betonte LR Barbara Eibinger-Miedl.

Fotos: Land Steiermark / Streibl, Joanneum Research, Harry Schiffer

Das ZWT bekommt Zuwachs


Kurz & News

Eine besondere

Wechsel in der Landesinnung der Berufsfotografen

Klimakatastrophen gefährden Lebensmittelversorgung

Im Rahmen einer PK präsentierten LR Hans Seitinger, LRin Ursula Lackner und Dir. Franz Prettenthaler (Joanneum Research) Ergebnisse des Masterplans Klimarisikomanagement Landwirtschaft. Dieser wurde in den vergangenen drei Jahren erarbeitet und ist Teil der Strategie des Landes Steiermark. „Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für die Menschheit. Er gefährdet die Ernährungssicherheit und führt zu unvorstellbaren Schäden“, erläutert Seitinger die Notwendigkeit des Vorhabens. Lackner ergänzt: „Jeder von uns ist aufgerufen, seinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die Klimawandelanpassungs-Strategie des Landes Steiermark dient als Basis für viele bevorstehende, notwendige Umsetzungsschritte.“

Weihnachtsfeier

im Novapark Graz

Fotos: 1123rf.com, NOVAPARK/Ulrike Rauch

Bei der konstituierenden Sitzung der Berufsfotografen wurde der Grazer Thomas Fischer zum Landesinnungsmeister gewählt. „Ich freue mich sehr, dass ich mit meinem Team das Vertrauen der Unternehmerinnen und Unternehmer gewinnen konnte und unsere Arbeit der letzten Jahre wertgeschätzt wurde“, freut sich der Neo-Innungsmeister und ergänzt: „Ich möchte mich auch bei meinem Vorgänger Heinz Mitteregger bedanken. Ich konnte ein gutes Fundament übernehmen und so war der Start in die neue Funktion sehr angenehm.“ Mit Thomas Fischer stellt der WB einen erfahrenen Unternehmer als Spitze für die kommenden Jahre in der Fachorganisation, der sein Engagement in vielen Jahren unter Beweis gestellt hat.

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 bis 750 Gäste in einem Saal, NEU: 450 m² Foyer  NOVAPARK-Gastronomie mit zwei Küchenteams Abflug zum 50-jährigen Maturatreffen Am 19. Juni 1970 schrieben die Maschinenbauer der 5c der HTLBlume Graz die schriftliche Matura. 50 Jahre später hoben die Ingenieure gemeinsam ins Fliegerrestaurant Novaair ab. Immerhin war Novapark-Chef Helmut Neukam Teil der Klasse. Wie auch der spätere Siemens-Topmanager Reinhold Zingl, Ex-Landeswarnzentralenchef Gerald Pizzera oder der ehemalige Innungsmeister der Installateure Peter Wagner. 21 Mann maturierten 1970, 14 Mann feierten 2020. „Drei sind verstorben, zwei im Ausland, zwei schaffen es gesundheitlich nicht", erklärt Organisator Wagner. „Gefeiert haben wir nicht so exzessiv wie früher“, lacht er. Kein Wunder: Der Klassenälteste, Toni Seidl, ist bereits 75. FAZIT JULI 2020 /// 63

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werden die Kühlerlamellen geöffnet oder geschlossen

2. Generation Mercedes CLA Shooting Brake Der Mercedes CLA Shooting Brake steht seit September 2019 bei den Händlern. Optisch ähnelt der Kombi mit seiner nach vorne geneigten Frontpartie und der lang gestreckten Motorhaube mit auffälligen Powerdomes dem CLA Coupé.

D

vorne/unten gezogen. Der neue CLA ist gut 5 cm breiter als der Vorgänger. Der Kühlergrill mit großem Stern trägt eine waagerechte Lamelle sowie Pins in Diamantoptik, in der Linie Progressive mit schwarzen Pins und in der AMG-Line mit glänzenden Pins. Je nach Kühlungsbedarf

Mercedes CLA 200d Shooting Brake

Leistung: 110 kW / 150 PS Max. Drehm.: 320Nm bei 1400–3200/min Verbrauch kombiniert: 5,2 l Schadstoffeinstufung: Euro 6 CO2-Emissionen kombiniert 135 gr/km Beschleunigung (0 – 100 km/h): 8,4 s Höchstgeschwindigkeit: 221 km/h Pappas Steiermark GesmbH Schippingerstraße 8 8051 Graz Telefon: 0316 6076-0 Telefon: 0800 727727 Fax: 0316 6076-700 Email: info.graz@pappas.at www.pappas.at

Fotos: Mercedes

er CLA Shooting Brake bietet im Vergleich zum Coupé jedoch einen einfacheren Einstieg in den Fond. Vorne kann man LED-Hauptscheinwerfer ordern (Basis: Halogen, LED in zwei Ausbaustufen). Die Scheinwerfer-Grafik ist flacher als zuvor. Die Motorhaube ist stärker nach

Neues Infotainment und neue Assistenzsysteme Das neue Infotainment-System fasst Mercedes unter dem Namen MBUX zusammen – Mercedes Benz User Experience. Ein zentrales Element davon ist, dass Mercedes nun einen Touchscreen einführt. Damit der Fahrer die Einheit auch während der Fahrt besser bedienen kann, bietet auch die A-Klasse die Touchbuttons am Lenkrad, die man aus der E-Klasse kennt. Ferner wird auch ein Touchscreen in der Mittelkonsole angeboten. Mit diesem kann man swipen, klicken und auch schreiben für eine Navigationseingabe. Außerdem erhält der Mercedes CLA Shooting Brake ein neues Paket an Assistenzsystemen. Dank verbesserter Kamera- und Radarsysteme kann der Kombi nun bis zu 500 Meter vorausschauen und in bestimmten Situationen teilautomatisiert fahren. Daneben sind ein aktiver Abstandsregeltempomat, ein Nothalteassistent, der aktive Spurwechsel-Assistent und ein aktiver Bremsassistent mit an Bord.

64 /// FAZIT JULI 2020


Der Kuga Plug-in-Hybrid bei Gaberszik

Erstmals hat Ford neben Benziner- und Dieseltriebwerken auch elektrifizierte Varianten für den Kuga im Angebot, darunter auch den Plug-in-Hybrid.

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Fotos: Ford

ei einem Plug-in-Hybriden arbeitet ein konventioneller Motor mit einem oder mehreren E-Motoren zusammen. Ford kombiniert beim Kuga einen 2,5-LiterBenziner mit 112 kW/152 PS mit einem 97 kW/131 PS starken E-Motor. Die Systemleistung kommt auf 165 kW/225 PS. Die Lithium-Ionen-Batterie hat eine Kapazität von 14,4 kWh, die für eine elektrische Reichweite von bis zu 56 Kilometer reichen soll. Ziel ist es, kürzere Strecken rein elektrisch fahren zu können, aber dank des konventionellen Motors und einem 45 Liter großen Benzintank keine Angst vorm Liegenbleiben haben zu müssen. Außen gewachsen, Platzangebot erweitert Der neue Ford Kuga sucht sich einen eigenen Weg. Er basiert auf der C2 genannten Plattform des kompakten Focus, dem er jetzt auch im Design deutlich näher ist. Vor allem die flache Frontpartie mit den breiten Scheinwerfern, dem tief liegenden Grill und den weit nach hinten gerückten Füßen der A-Säulen wirkt dynamisch. Auch mit dem schrägen Abschluss der fünftürigen Karosserie macht der neue Kuga mehr auf

Crossover als auf SUV. Das aktuelle Modell ist um 44 Millimeter auf knapp zwei Meter Breite und um 89 Millimeter auf gut 4,61 Meter Länger gewachsen. Das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer ist großzügig, hinten lässt eine verschiebbare Rücksitzbank Variationsmöglichkeiten zwischen Passagiere und Gepäck zu. Das Kofferraumvolumen ist beim Plug-in-Hybriden etwas kleiner als das seiner konventionell angetrieben Brüder und fällt mit 411 bis 1.481 Litern durchschnittlich aus.

Ford Kuga Plug-in-Hybrid

Hubraum: 2.488 cm³ Leistung: 225 PS / 165 kW max. Drehmoment: 200 Nm bei 4.500U/min Verbrauch kombiniert: 1,41 l/100 km CO2-Emissionen kombiniert: 32 g/km Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h Beschleunigung (0-100 km/h): 9,2 s Autohaus A. Gaberszik OHG Fabriksgasse 15 8020 Graz Telefon: 0316 710171-0 www.ford-gaberszik.at FAZIT JULI 2020 /// 65


Wirtschaft

Der geplante PV-Park beim ehemaligen Kohlekraftwerk Voitsberg soll eine Fläche von 20 Hektar umfassen.

Startschuss für den größten Photovoltaik-Park Österreichs

D Wir sind nun auch wieder persönlich für Sie da! Besuchen Sie uns im Kundenservicecenter am Andreas-Hofer-Platz 15. Auf www.energie-graz.at finden Sie die Öffnungszeiten und nun NEU: einen Online-Terminkalender. Telefonisch sind wir rund um die Uhr für Sie erreichbar unter +43 316 8057-1857.

ie geplante Anlage mit einer Fläche von 20 Hektar hat eine Kapazität von zirka 18 Mio. kWh Ökostrom jährlich. „Der Boden ist für andere ökologische Nutzungsarten nicht geeignet. Ein Sonnenkraftwerk würde das Grundstück in ökologischer Hinsicht enorm aufwerten“, erklärt dazu Energie-Steiermark-Vorstandssprecher Christian Purrer. Nun wird eine rasche baurechtliche Genehmigung angestrebt. „Wir wollen das Projekt zeitnah und wirtschaftlich nachhaltig realisieren“, so E n e r g i e -S t e i e r m a r k-Vo r standsdirektor Martin Graf. Dazu müssen jedoch noch einige Förder-Hürden genommen werden. „Hier erwarten wir rasch ein zukunftsorientiertes Energie-Ausbau-Gesetz“, betont Graf. Erneuerbare Energie aus Photovoltaik wird in Österreich nur auf Dachflächen subventioniert, jedoch nicht auf Freiflächen. Die Energie 66 /// FAZIT JULI 2020

Steiermark will bis zum Jahr 2030 – zusätzlich zum PV-Ausbau auf Dächern – auf einer Gesamtfläche von 450 Hektar Sonnenparks mit einer jährlichen Produktion von 330 GWh errichten. Die Energie Steiermark wird in den kommenden fünf Jahren insgesamt rund eine Milliarde Euro in den Ausbau erneuerbarer, CO2-freier Energie und in die Entwicklung von Smart Grids investieren. Für die Umsetzung hat das Unternehmen den zweiten „Green Loan“ (90 Mio. Euro) der Europäischen Investitionsbank (EIB) in ganz Europa erhalten. „Das Investment für die Anlage in Bärnbach/Rosental haben wir mit 12 Millionen Euro kalkuliert. Das Projekt wäre somit nicht nur ein weiterer wichtiger Schritt in die grüne Energiezukunft, sondern obendrein ein wichtiger regionaler Wirtschaftsimpuls“, so Purrer und Graf.

Anzeige Foto: Katarzyna Theissl)

Grüner Strom statt Kohlerauch: Auf dem Areal Karlschacht II beim ehemaligen Kohlekraftwerk Voitsberg könnte bald eine FreiflächenPhotovoltaikanlage mit 16 MW Leistung entstehen. Die Energie Steiermark hat sich die Option für das Grundstück bis Ende 2022 gesichert.


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Ausgedacht und ...

Hallo Gustl! Sichrovskys Unwahrheiten Ein Telefonat, das so hätte ablaufen können. Aufgeschrieben von Peter Sichrovsky

Eigentlich ist es ganz schön zu Hause, essen, fernsehen, aus dem Fenster schauen, Leute beobachten, man gewöhnt sich dran, in der Wohnung zu bleiben und mit niemandem zu reden ...

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H

allo, Gustl bist das du?« Robert sitzt in einem bunt gestreiften Campingsessel am Balkon im zweiten Stock seiner Wohnung in der Unterhose und einem ärmellosen Unterhemd in der Sonne. Mit der linken Hand drückt er das Mobiltelefon an sein Ohr und rechts zwischen den Fingern rollt er eine Zigarette hin und her. Neben dem Sessel auf dem Boden steht eine halbvolle Bierflasche, daneben ein Aschenbecher mit mehreren Zigarettenstummeln. »Ja, sicher, wer, soll’s sonst sein? Du bist sicher nicht der Franz, wer stellt schon solche blöden Fragen!«, antwortet sein Freund Gustav am Frühstückstisch sitzend vor einer Tasse, auf der »Opa« steht, voll mit Milchkaffee, einem Teller mit einer aufgeschnittenen Semmel, der Buttertasse und einem Glas Marillenmarmelade. »Jetzt mach doch keine Witze, ich bin’s, der Robert!« »No na, natürlich bist du der Robert!« »Also, wie geht’s, Gustl? Bist gesund? Kein Virus?«, fragt Robert. »Bis jetzt nicht, aber du weißt ja, das lauert überall, ich bin halt sehr vorsichtig«, antwortet Gustav. »Ja, vorsichtig sind wir doch eh alle. Aber pass auf«, sagt Robert und seine Stimme wird ernst und etwas lauter, »Unsere Schnapserrunde, du weißt ja, der Karl, der Peppi, du und ich, wir wollen wieder anfangen.« »Seid’s ihr wahnsinnig!« Gustav setzt sich auf und schiebt die Kaffeetasse von sich weg. »Warum wahnsinnig, ist ja wieder alles erlaubt«, entgegnet Robert. »Erlaubt, was heißt das schon? Jeden Tag im Fernsehen redens von der zweiten Welle, die soll noch schlimmer sein als die erste, und du redest von erlaubt«, antwortet Gustav. Er legt das Mobiltelefon auf den Tisch und sucht den Knopf, um auf Lautsprecher umzuschalten. »Robert!« Ruft er laut in sein Telefon. »Hörst du mich noch? Ich hab umgeschalten, bin grad beim Frühstück!« Er beginnt, die eine Hälfte der aufgeschnittenen Semmel mit Butter zu bestreichen. »Ja sicher hör ich dich, brauchst auch gar nicht so schreien«, antwortet Robert und nimmt einen Schluck aus der Bierflasche. Gustav ist fertig mit der Butter und setzt mit der Marmelade fort, die er mit der Spitze des Messers aus dem Glas holt und auf der Semmel verteilt. »Schau, Robert«, sagt Gustav, während er von der Semmel abbeißt. »Es macht ja keinen Spaß, es ist nicht mehr so wie früher. Schon in der Straßenbahn muss ich die blöde Maske tragen. Dann unser Ober, der Bertl, ohne dem seinen Schmäh mag ich gar nicht Karten spielen. Wie soll der mit dem Fetzen im Gesicht mit uns reden? Das ist ka Stimmung, da fehlt etwas.« »Na und, ist doch nur eine Maske, was stört dich die? Drinnen im Lokal können wir sie runter nehmen, und der Ober, na ja, dem seine Witze, ich weiß nicht, wer braucht die? Kommst oder nicht, die ganze Runde geht doch nicht ohne dich?«, fragt Robert. Die Sonne steht hoch am Himmel, scheint direkt auf den Balkon und er hält sich die Hand vor die Augen. »Ich weiß nicht. Gestern war ich zum ersten Mal beim Würstelstand, unserem Würstelstand, und …«, sagt Gustav. »Na schau, hast dich ja doch hinausgewagt«, unterbricht ihn Robert. »Ja, sicher, man steht ja im Freien, der Türk’, der mir die Wurst gibt, muss eine Maske tragen, aber er schiebt sie immer wieder unters Kinn, weil’s ihm zu heiß ist. Und am Rückweg in der Tramway? Ich sag dir, mir ist fast schlecht geworden, der Geruch von der Burenwurst, den ich bei jedem Atem in die Maske blas’ und


... aufgeschrieben

wieder einatme. Ich weiß nicht, macht keinen Spaß mehr.« Er beißt wieder von der Marmeladesemmel ab. »Gustl, du darfst jetzt nicht aufgeben, du wirst sehen, es wird wieder. So kenn ich dich gar nicht, du bist doch immer der Lustige von uns, nix hat dich erschüttert!« Robert steht auf und dreht seinen Campingsessel zur Seite, sodass die Sonne ihm nicht ins Gesicht scheint. »Aber erzähl mir doch nichts. Jeden Tag les’ ich in der Zeitung die Horrornachrichten, am Griff vom Einkaufswagen kann das Virus sitzen, in jedem öffentlichen Klo, wenn einer in der Straßenbahn hustet, breitet sich die Wolke im ganzen Waggon aus, und im Nebenhaus von uns hat angeblich der Briefträger alle angesteckt, einfach mit der Post, was ist denn das für Leben?« Gustav und beginnt zu husten. »Hallo Gustl, das hört sich nicht gut an, du musst Fieber messen, oder ruf die Notnummer an!«, sagt Robert aufgeregt. »Aber Blödsinn!« Gustav muss wieder husten. »Ich hab mich verschluckt mit der Marmeladesemmel, aber bitte, schau dich an, einmal husten und ich bin schon a Corona-Kandidat, und mir machst Vorwürfe, dass ich mich nicht trau, zum Kartenspielen zu kommen, ich verschluck mich und du glaubst schon, in mir sitzt das Virus!« »Ja, ja, ist ja gut, hast ja recht«, antwortet Robert, »was glaubst, wie es bei mir zugeht, wenn ich nach Haus komm, sagt meine Frau, zieh die Schuh vor der Tür aus, und reicht sie mir so ein feuchtes Tuch zum Hände abwischen. Dann muss ich mir trotzdem die Hände waschen und zweimal laut ‚Happy Birthday‘ singen, sonst lässt sie mich nicht ins Wohnzimmer. Am Sofa muss ich schlafen, sie hat mich aus dem Schlafzimmer geschmissen, das würd sich auch über die Bettwäsche übertragen, meint sie, und wenn ich aus dem Klo komme, geht sie rein und sprüht irgendwas herum, bei uns geht’s zu wie auf einer Infektionsabteilung, wer soll das aushalten?« »Wem sagst du das, zuerst haben s’ uns verrückt gemacht, dass wir alle sterben könnten, weil wir ja schon über sechzig sind, und zwei Monate später erlauben sie uns, dass wir wieder raus dürfen, wie im Kindergarten, wir dürfen ins Gasthaus, dürfen einkaufen, Freunde treffen, manchmal mit, manchmal ohne Maske, mit Abstand, ohne Abstand, wie gesagt, wo ist da die Hetz, man hat keine Freud bei dem Ganzen.« Gustav ist fertig mit der einen Hälfte der Semmel. Er überlegt, ob er auch noch die zweite Hälfte essen soll, schaut auf die Butter, auf die Marmelade, kann sich nicht entscheiden, dreht sich zum Telefon, das auf dem Tisch liegt, und sagt: »Stell dir vor, gestern sagt mein Nachbar, ich soll überhaupt zu Haus bleiben, der Rotzbub, er meint, nur wegen mir, hat er müssen so lang eingesperrt sein«, schimpft er und flucht leise. »Was heißt wegen dir?«, fragt Robert. »Er hat gesagt, nur wegen den Alten ist das ganze Theater und hat dann auch noch g’sagt, wenn alle Alten zu Haus bleiben würden, gäbe es überhaupt keinen Lockdown, oder wie immer das heißt, also eingesperrt bleiben!«, sagt Gustav aufgeregt und lauter werdend. »Das gibt’s ja nicht, das hat er wirklich gesagt?«, fragt Robert. »Ja, ich hab im Moment gar nicht gewusst, was ich tun soll, was soll man darauf sagen?«, antwortet Gustav und hat sich nun doch entschlossen, trotz der Aufregung die zweite Hälfte der Semmel zu essen, und verteilt langsam die inzwischen weich gewordene Butter auf der Innenseite.

»Weißt du, Robert,« sagt er, während er jetzt vorsichtig aus dem Glas Marillenmarmelade versucht, mit dem Messer ein ganzen Stück Frucht herauszuholen, »eigentlich ist es ganz schön zu Hause, essen, fernsehen, aus dem Fenster schauen, Leute beobachten, man gewöhnt sich dran, in der Wohnung zu bleiben und mit niemandem zu reden, das Leben ist irgendwie einfacher, ich muss mit niemandem streiten, wie beim Schnapsen, wo immer einer gleich beleidigt ist, wenn du sagst, die Regierung ist deppert, freut sich der Peppi und der Karl ist beleidigt, was brauch ich das alles.« Gustav hat Stück Marille gefunden und legt sie auf die Semmel und verteilt rund um die halbe Frucht etwas Marmelade, schaut zufrieden auf das Kunstwerk und beißt ab. »Gustl, ich mach mir Sorgen um dich, aber ich hab eine viel bessere Idee!«, sagt Robert, steht auf und schiebt seinen Campingsessel in die extreme linke Ecke des Balkons, wo die tiefe Sonne ihn nicht erreichen kann, und schiebt auch die Bierflasche und den Aschenbecher weiter. »Und?«, fragt Gustav, während er kaut. »Warte«, sagt Robert, »ich muss nur den Sessel verschieben, ich hab schon einen Sonnenbrand, jetzt gleich …!« »Na ja, wenn man zu die oberen Zehntausend gehört und an Balkon hat, lasst sichs leben«, unterbricht ihn Gustav. »Du musst reden, mit deiner Saisonkabine an der Alten Donau!« Sagt Robert und lässt sich in den Sessel fallen, der jetzt im Schatten steht. »Was hilft mir die, wenn ich nicht hin kann, die haben sie mir weggenommen, nach 35 Jahren, stell dir vor, das ist doch alles ein riesengroßer Sche…«, sagt Gustav.

»Aber Blödsinn, jetzt hör auf zu jammern«, unterbricht ihn Robert, »also pass auf, hier ist meine Idee, wir kommen zu dir zum Schnapsen, dann brauchst du nicht aus dem Haus gehen und wir können trotzdem spielen.« Robert beginnt zu lachen über seinen eigenen Vorschlag. »Bist du wahnsinnig!«, sagt Gustav und beginnt wieder zu husten. »Oije, des klingt gar nicht gut«, sagt Robert und lacht wieder. »Du bist schuld, jetzt hab ich mich wieder verkutzt!«, sagt Gustav und kann sich kaum beruhigen. »Nächsten Samstagnachmittag um vier komm ich mit dem Peppi und dem Karl zu dir, aus fertig, so machen wir es!«, sagt Robert. »Die Mizzi, meine Alte, macht euch nicht einmal die Tür auf, die bekommt die Panik!« Gustav hat sich beruhigt, beißt wieder von der Semmel ab und nimmt einen Schluck Kaffee. »Sag ihr nichts, wir überraschen euch einfach, und ich bring ihr Blumen«, sagt Robert. Gustav überlegt, wackelt mit dem Kopf, die möglichen Reaktionen seiner Frau beschäftigen ihn. Dann sagt er plötzlich: »Du hast recht, das machen wir. Ihr kommt einfach und ich sag nichts vorher. Vielleicht die einzige Methode, dass hier langsam alles wieder normal wird!« »Gustl, ich hab ja gewusst, auf dich kann man sich verlassen, also bis am Samstag!«, sagt Robert, geht vom Balkon in die Küche, holt sich eine neue Flasche Bier und öffnet sie mit einem zufriedenen n Lächeln.

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Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Heimo Binder

Der GinkoEffekt

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Fazitportrait

Seit 25 Jahren versorgt das Restaurant »Ginko« seine Gäste mit vegetarischen und

veganen Speisen auf hohem Niveau. Zum Betrieb

der Familie Gilma gehört auch das Greenhouse, das auch schon sein fünfjähriges Jubiläum feiert.

Ein langer Atem und ein immer wieder verbessertes Konzept waren notwendig, um so lichte Höhen

zu erklimmen und die vegetarische Küche salonfähig zu machen. Denn gegessen wird mit allen Sinnen.

D

ie beste Erfindung in der Gastronomie ist das Buffet. Wer weiß denn am besten, was, wieviel, wovon auf unsere Teller soll? Der Gast mag zwar König sein und bedient zu werden ist bequem, aber nicht wesentlich. Auch der König bleibt dabei bloß Passagier und ist nicht mehr der Pilot seines Essens. Dies erkannt und auch in einem vegetarisch/veganen Restaurant so umgesetzt zu haben, dass Vielfalt, Appetitlichkeit und sogar eine gewisse Eleganz stufenweise immer höher geschraubt wurden, ist nur eines der Verdienste des »Ginko«. Sein Hauptverdienst liegt wohl darin, die vegetarische Küche emanzipiert, aus der Hand und der Obhut der traditionellen Küche in die Eigenständigkeit entlassen zu haben. So ist eine Alternative entstanden, die immer selbstverständlicher wird, ebenso salon- und gesellschaftsfähig wie ebenbürtig. Natürlich steckt noch eine Art Ideologie dahinter, zuvorderst die Vermeidung von Tierleid, aber niemand braucht mehr die Religion zu wechseln, sich mit Gesundheitsschlapfen zu verkleiden und sich genauso wenig zu genieren, wenn er oder sie mit dem Ferrari vorfährt. Der Versuch gesund zu essen ist immer weniger vorurteilsbehaftet und immer mehr Geschmackssache. Das war nicht immer so. FAZIT JULI 2020 /// 75



Fazitportrait

Das Gemüse damals war sowieso biologisch. Albin Gilma über die Nachkriegszeit

Business-Hippie Albin Gilma ist Pionier der fleischlosen Kost, Vegetarier der ersten Stunde, Urvater der »Veggies«. Als Aussenseiter belächelt und sogar körperlich attackiert wegen seiner langen Haare, wurde der heute 74jährige halbe Norweger zum Trendsetter für Generationen und Arbeitgeber von fünfzig Mitarbeitern. »Wir bezeichnen unsere Eltern immer als Business-Hippies«, sind sich die Töchter Esmée, 35, Geschäftsführerin, und Berit, bald 30, zuständig für das Marketing, einig, da auch ihre Mutter mit »Seerosen Kern« einen eigenes Unternehmen für Gartengestaltung und natürliche Schwimmteiche in Graz betreibt. Es war ein langer, steiniger Weg, den Albin Gilma gegangen ist – mit Prinzipientreue und Konsequenz. Das sind nunmehr zwei Stichworte, die eine, treuen Lesern bekannte, Fazitabschweifung hervorrufen: ein Gedenken an Harry Rowohlt, dessen Todestag sich am 15. Juni zum fünften Mal jährte. Vom Meister der Sprache gibt es viele Anekdoten. Manche hat er wohl selbst in Umlauf gebracht, doch sie haben sich verändert beim Weitererzählen, und er musste sie dann korrigieren – wobei die Korrektur oft noch witziger war als die ursprüngliche Anekdote. Er habe erst mit fünf Jahren zu sprechen begonnen! Stimmt nicht, meinte er später, er sei drei gewesen und habe nur deshalb so lange geschwiegen, weil seine Mutter ihm nur gereimte Kinderbücher vorgelesen habe und er geglaubt habe, das Reden müsse sich reimen. Legion sind seine Lesungen, die er »Schausaufen mit Betonung« nannte, in den letzten Jahren wegen einer Polyneuropathie aber in »Betonung ohne Schausaufen« umbenennen musste. Im Fazit 115 (2015) haben wir dem Paganini der Abschweifung das Attribut »abgöttlich« verliehen, dies mit der Anmerkung »das Wort könnte ihm gefallen haben«. Er hat noch etwas gesagt, das gut hierher passen würde, aber bis zum Schluss warten muss. Zum Glück hat Albin Gilma ihn auch gekannt und weiß, dass er nicht alles ganz ernst gemeint haben mag. Vegetarier mit sieben Jahren Im Ginko hängt eine »Speisenkarte« als Leykam-Drucksorte vom 1. Jänner 1976 an der Wand, beschrieben mit einer Schreibmaschine. Das Menü kostete 32 Schilling (2,33 Euro). Das erste Lokal befand sich in der Annenstraße, in einem Hinterhof im ersten Stock und bestand damals bereits seit sechs Jahren als vegetarisches Speisehaus von Adventisten, die kranke Gäste bedienten, die

diätisch essen mussten. Albin wurde 30 Jahre alt, der erste Sohn Zooey wurde geboren, ein Jahr später der zweite Sohn Delaine. Doch 1978 wird geschlossen und die Gastronomielaufbahn pausiert bis 1995. Gilmas Leben war so abenteuerlich, dass Hollywood eine Freude hätte. Es lohnt sich, ganz von vorne zu beginnen. 1946 wird er in den norwegischen Nachkriegswirren geboren, Mutter Norwegerin, Vater Steirer. Die Familie siedelt sich schließlich in Neu Seiersberg an, wo Albin mitbekommt, wie Schweine und Hasen geschlachtet werden, sodass er schon mit sieben Jahren Vegetarier wird, ohne auch nur den Ausdruck dafür zu kennen: »Es hat ohnehin nur am Sonntag Fleisch gegeben, da habe ich nur die Panier gegessen. Und das Gemüse damals war sowieso biologisch.« Seine Mutter strickt Norwegerpullover für das Modegeschäft Prokop in der Herrengasse, der Vater ist Handelsvertreter und stirbt bei einem Autounfall, als Albin 16 ist. Er versucht sich 1962 als Holzfäller in Norwegen, wieder zurück in Graz arbeitet er bei der Post, wird aber ständig versetzt, weil er so lange Haare hat, die er später nur ein einziges Mal schneidet, weil er zum Wehrdienst muss – Betonung auf muss, denn die einzige Alternative damals lautet Gefängnis. Wegen einer übergangenen Tuberkulose wird er aber nach vier Wochen entlassen. Im Rechenzentrum Graz wird Albin Gilma zum Systemprogrammierer. Es folgen abenteuerliche Reisen, etwa mit einem 12-PS-2CV nach Norwegen und 1970 geht er als klassischer Hippie für einige Monate nach Indien. Für viele werden diese Zeiten zum Alptraum, doch Albin bleibt seinen Prinzipien treu und verbotenen Substanzen fern: »Aber ich habe viele Freunde verloren.« Seine in Graz erworbenen Programmierkenntnisse erweisen sich als Glücksfall und er landet von 1973 bis 1976 im größten Rechenzentrum von Deutschland in Berlin. Kommune in Kalifornien Dann beginnt die Zeit im ersten Lokal in der Annenstraße. Doch Albin Gilma hat in Berlin einen schweren Motorradunfall, bei dem ihm ein Unterschenkel fast zur Gänze abgetrennt wird. Im alten Grazer UKH wird er wieder zusammengeflickt, kocht unter Schmerzen vier Monate im Lokal mit dem alten Küchenchef, um das vegetarische Handwerk zu erlernen: »Es sind dann immer mehr Leute gekommen und es gab zwei Menüs täglich.« Doch nach zwei Jahren ist Schluss. 1978 ist klar, wie die nächste Sta-

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Fazitportrait

Unsere Eltern sind Business-Hippies.

tion heißen würde: Man muss auf‘s Land um »in« zu sein – am besten als Selbstversorger. Gilma mietet einen Vierkantbauernhof bei Kapfenstein, die Familie zieht ihr eigenes Gemüse. Schließlich landet er quasi als Vorhut in Kalifornien in einer Kommune, am Nachbargrundstück wohnt ein gewisser Ronald Reagan. Die Hippiepartie mit einem Professor aus Berkley und einem Hell‘s Angel bewirtschaftet eine Avocadoplantage. Dabei sind ihm für das zweistündige Einstellungsgespräch die langen Haare erstmals hilfreich. »Um 5 in der Früh ging es los mit Meditation und Besprechungen und bis 17 Uhr nur Feldarbeit. Danach waren alle so müde, dass nicht einmal Musik gemacht wurde.« Und Entlohnung gibt es auch keine. Zurück in Österreich geht die Beziehung in die Brüche und Gilma verschlägt es für dreieinhalb Jahre als Programmierer nach Augsburg, wo er sehr gut verdient. Die Diskriminierungen wegen der langen Haare bleiben trotzdem ein schier endloses Thema. Aber Albin Gilma bleibt konsequent. Dass nun eine Auswanderung nach Australien folgt, überrascht eigentlich gar nicht mehr. Schnitt. Mit der zweiten Frau folgen rund zwanzig Jahre in eingangs erwähnter Gartengestaltung, wobei sich Gilma auf den Bau von Seerosenteichen und Schwimmteichen mit Folientechnik spezialisiert. Schnitt.

Publikum reagiert 1994 zieht »Waffen Siegert« aus dem Geschäftslokal in der Grazbachgasse aus und das Restaurant öffnet seine Pforten. Ist es zu früh? Stimmt das Konzept nicht? Das Lokal heißt »Gilma«, aber: »Die ersten zehn Jahre haben wir 100.000 Euro Verlust gemacht.« Die parallel mitbetreute Gärtnerei ist seit der Trennung von seiner Frau 2002 für Albin Gilma bereits Geschichte. Erst mit dem ersten Umbau 2004 beginnt der Laden zu laufen: Aus »Gilma« wird »Ginko« und Albin spürt den frischen Wind. Manche Gäste glauben sogar, dass er ein neuer Besitzer wäre. Noch ist das Publikum sehr

Esmée und Berit Gilma

studentisch und für manche offenbar abschreckend alternativ. Mit dem zweiten Umbau 2014 trifft er ins Schwarze. Die norwegische Designerin Vigdis Apeland Bergh trifft mit einer nordisch klaren Linie und hellen Farben den Geist der Zeit und des Publikums, das sich zusätzlich aus anderen Bereichen und Altersklassen rekrutiert, so dass es zu Mittag schwierig ist, überhaupt einen Platz zu ergattern – wenngleich heute die Corona-bedingte Delle noch spürbar ist. Die internationale Besetzung sorgt für die tägliche Abwechslung der Speisen. Zurzeit gehören zur Belegschaft: eine Thailänderin, ein Peruaner, ein Kroate, ein Deutscher, zwei Österreicher, zwei Inder und ein Ungar. Jeden Tag gibt es 15 warme Speisen, 28 Salate und 20 Kuchensorten. Das Biogetreide wird selbst gemahlen. Sechs Köche pro Tag sorgen für hohe Lohnkosten, aber ein eng kalkulierter Preis nach Gewicht der Speisen ermöglicht moderate Preise. 100 Gramm kosten 1,59 Euro, bei Take-Away 1,49 Euro. Seit 2007 sind die Speisen vorwiegend vegan und Kuhmilch gibt es nur mehr für den Kaffee. Vor fünf Jahren öffnete in einer Herrengassenpassage zusätzlich das Greenhouse, und länger schon eine Großküche mit Konditorei, die fünf Kantinen und 25 größere Büros versorgt. Das Konzept mit Buffetinsel ist voll aufgegangen und sorgt für eine seltene Erfolgsgeschichte eines ehemaligen Hippies, der Albin Gilma im Grunde seines Herzens ganz konsequent immer geblieben ist. Da könnte nur mehr Harry Rowohlt unken, wenn er die erfundene Figur des Obdachlosen namens Harry gern Sätze sagen lässt wie: »Ich bin kein Vegetarier, ich mag nur kein Fleisch. Das einzige, was ich noch weniger mag als Fleisch sind Vegetarier«. Aber Harry kannte Albin nicht. Nicht, dass sie sich als prinzipientreue Einzelkämpfer zwangsläufig gut vertragen hätten. Aber man muss sich nicht gut vertragen, um einander zu schätzen. Der Satz könnte fast n von Harry gewesen sein.

Restaurant Ginko 8010 Graz, Grazbachgasse 33 Telefon +43 316 815625 restaurant-ginko.at greenhouse-ginko.at

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Die Elemente sind groß. Und des Menschen Stimme ist sehr klein.

Sir Ian Holm Cuthbert, Schauspieler, 1931–2020

Urbane Mobilmachung Wir haben hier an dieser Stelle unlängst angemerkt, dass wir überzeugt davon sind, den Besitzer des »Öffentlichen Raumes« namentlich nennen zu können. Es handle sich, so unsere Annahme, um jenen, der das Geld und die Macht hat. Dem ist nicht ganz so, sind wir mittlerweile draufgekommen. Von Michael Petrowitsch

Fotos: Archiv, Enlarge, Wolfgang Rappel (2)

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er Grazer Volkskörper ist wiedererwacht. Nach Wochen des Darbens und des verordneten Innehaltens, nach Homeoffice und »Zoomkonfis«, nach Bangen um den Job und Angst vor der Zukunft, nach häuslichem Stress und psychischem Unbehagen, hat der Body seine neue alte Bestimmung wiedergefunden. Ihm ist erlaubt, sich hinauszubewegen, sich in Gruppen zu konstituieren und neu zu definieren. Zumindest vorerst. Das Bangen um den Job bleibt ohnehin bestehen. Dies Wiedererwachen wäre in anderen Zusammenhängen jetzt nicht wirklich erwähnenswert. Aber im vorliegenden Fall dann doch. Der Grazer bzw. steirische Körper strömt durch die Gassen, er besetzt Räume, durchflutet Territorien labt sich im und vor allem am öffentlichen Raum. Gemeinsam sind wir mehr, denkt er sich, der Volkskörper. Und wir geben ihm recht. Wir sind momentan in einem großen Diskursdelta gefangen. Wie umgehen mit dem öffentlichen Raum ist die Frage? Ganze Institute beschäftigen sich damit, Lehrstühle sind eingerichtet. Wenn das Öffentliche und das Private »zsammkleschen« braucht‘s staatliche Kontrolle, sonst macht der Volkskörper unüberleg80 /// FAZIT JULI 2020

ten Unfug (siehe Stuttgart). Er braucht sittliche Richtlinien (siehe Rauchen, lautstarkes Telefonieren, Schmusen), braucht ein Reglement für geduldeten Widerstand (Refugees welcome, Plastik nicht ins Meer, Black lives matter und so weiter). Es braucht auch Gastgarten- und Betriebsanlagenrecht. Und unter staatlicher Kontrolle braucht es auch teilsubventionierte Vergnügungen zur Bespassung des Volkes. Also lediglich temporär verfügte, organisierte Leitkultur. In erster Linie sprechen wir von »Klanglicht« und »Aufsteirern«, »Lendwirbel« und »La Strada« und wie sie alle heißen mögen. Nun gesellt sich wahrscheinlich auch der »Summer in the City« hinzu. Viel zu sehr Kommerz schreien schon die Dauerempörten, Innenstadt- und vor allem Konjunkturbelebung die anderen. Sauf-, Punschstandel- und Proseccounkultur zwitschern jene, die den wahren Kulturbegriff im Auge haben. Bedürfnisbefriedigung und dringend notwendigen Geldzirkulationsimpuls sehen die anderen. Sei dem wie dem wäre Die Existenzialisten unter uns meinen, Essen und Saufen, das tun die Kulturbewußten wie die -unbewußten. Da fragt man sich, ob es staatlich geförderte Innenstadtbelebung wirklich braucht oder die

Innenstadt nicht ohnehin Kulisse genug ist, um zahlungskräftiges Ausgehpublikum zu attrahieren. Wenn dort und da im Hintergrund ein bisschen Unterhaltungsmusik dahinsäuselt, soll‘s uns recht sein. Die staatlich subventionierte und somit legitimierte und also verordnete Glücksindustrie steht einer ohnehin dem Menschen in sich wohnenden Glückssuche gegenüber.

Zur Veranschaulichung und Erbauung Unlängst haben Gelehrte festgestellt, dass Spermien ihre Schwimmstile ändern können, um schneller als der Konkurrent zur Eizelle zu gelangen. Die Spermien heften sich an andere Zellen und lassen sich sozusagen ziehen. Das führt zu Richtungswechsel und Geschwindigkeitszunahme, zu einem Wettbewerbsvorteil durch Engagement und Eigenleistung. So ähnlich dürfen wir uns einen mündigen Wettbewerb um abendliche Kundschaft im öffentlichen Stadtraum vorstellen. Je liberaler der Umgang mit Gastrokonsumenten, je weniger mit ideologischem Mehrwert verbrämt, je weniger schulmeisterlich und didaktisch aufgeladen und verordnet, um so eher lässt sich gesundes, urbanes Feeling entwickeln. Das kanalisiert sich dann ganz von selbst. n


Alles Kultur Literarische Nahversorgung in schwierigen Zeiten

Festival Reloaded

Absagen auf Absagen hat es in der letzten Zeit gegeben. Auch das internationale »Dramatiker*innenfestival Graz« musste abgesagt werden. Nun kehrt es wieder, es hat sich verwandelt und vervielfacht. Von Andreas Pankarter

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estival Reloaded also. Zudem bleibt es diesmal nicht auf Graz beschränkt, sondern ist auch in Radkersburg, Deutschlandsberg und Murau zu finden. Partner Theaterland Steiermark unterstützt diese zweitägigen, regionalen Festivals. In Szene gesetzt werden Monologe und Kurzstücke, alles Texte jüngerer und dennoch schon arrivierter Autoren. Was gibt es zu sehen: Man begegnet einem Kind, das schon vor Corona nicht seine Großmutter besuchen konnte. Die lebt zu weit weg, in einem anderen Land und das Geld reicht nicht, sie zu sehen und dennoch, auf einmal findet sich das Kind am Flughafen, lernt einen Vogel kennen, mit dem es über Grenzen und Ausweise philosophiert. Ein wunderbarer Text von Anah Filou, nicht umsonst ausgezeichnet von den Mülheimer Theatertagen. Ferdinand Schmalz und Nava Ebrahimi, Autoren, die man in der Steiermark nicht vorzustellen braucht, entführen das Publikum in ein Museum, da passieren skurrile Dinge. Miroslava Svolikova, vielfache Preisträgerin – ausgezeichnet auch von der Stadt Graz und mit dem Rotahorn Preis – lässt einen Stern über Europa nachdenken. Er hat sich aus dem Kreis der Sterne in der Europafahne verabschiedet und taumelt nun einsam durch die Welt. Der Text von

Max Smirzitz wird immer wieder neu von den Performern geordnet, ein Vorgang, der sehr lustvoll zu beobachten ist, der einen immer wieder zum Schmunzeln bringt. Das Stück »Schnee« von Claudia Tondl erzählt von Menschen, die miteinander verbunden erscheinen. Der Schein trügt, sie merken nicht, wenn einer von ihnen nach und nach verschwindet. Und dann gibt es noch ein Livehörspiel von Natascha Gangl, Maja Osijnik und Matthias Schellander zu hören, ein Konzert, das dem gesprochenen Wort einen zentralen Platz einräumt und an die zu Unrecht vergessene Dichterin Unica Zürn erinnert. Christian Winkler nimmt die Besucher in seinem Stück »Die Unscheinbaren« mit zu einem Ganoventreff. Spannende Theatererlebnisse, die zeigen, was Menschen im Moment umtreibt, welches Morgen uns droht, aber auch, dass es Spielräume gibt, die man nur nutzen muss. n

Termine

Radkersburg/Sicheldorf: 23./24.7. Stadl an der Mur: 21./22.8. Deutschlandsberg: 28./29.8. Graz: 10./11./12.9. und 3./4.10. dramaforum.at

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Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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n den nächsten Wochen und Monaten werden viele österreichische Unternehmen in die Pleite schlittern. Und das obwohl der Lockdown für die meisten von ihnen schon längst vorbei ist oder gar nicht erst stattgefunden hat. Dieser Tage legen gerade zahlreiche gut etablierte Betriebe ihre Investitionspläne auf Eis, obwohl deren Eigentümer und Manager eigentlich davon überzeugt sind, dass jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, um antizyklisch vorzugehen. Denn jeder Unternehmer, der daran glaubt, dass sich die Weltwirtschaft nach dem Corona-Schock rasch wieder erholen wird oder dass sich der Trend zu regionalen Angeboten fortsetzen wird, muss jetzt handeln. Schließlich geht es darum, den wirtschaftlichen Aufholprozess und die Regionalisierung nicht anderen zu überlassen. Doch leider dürfen die Banken nur dann finanzieren, wenn genügend Eigenkapital vorhanden ist. Daher fehlt vielen Unternehmen trotz der zahlreichen staatlichen Hilfsangebote die

Eigenkapital macht krisenfest

82 /// FAZIT JULI 2020

wirtschaftliche Kraft, um im Spiel zu bleiben. Sie werden jetzt dafür bestraft, dass sie trotz Hochkonjunktur und Niedrigstzinsen nicht dazu in der Lage waren, die letzten Jahre dafür zu nutzen, um Eigenkapital aufzubauen. Doch das ist dringend notwendig, um weitere Kredite zu erhalten oder um zumindest zwei Monate ohne Einnahmen durchzustehen. Wenn es eine Routine gibt, die sich auf sämtliche Krisen der letzten 150 Jahre anwenden lässt, ist es die folgende: Nicht die Schlauesten und Innovativsten überleben, sondern jene, die stark genug sind, um sich die erforderlichen Ressourcen zu sichern. Und die Maßzahl für diese Stärke ist nun einmal das Eigenkapital. Natürlich konnte niemand die Corona-Pandemie vorhersehen. Doch das Gleiche galt schon für die Schuldenkrise von 2008, die Dotcomblase des Jahres 2000 oder zuvor für die beiden Ölkrisen. Das Blödeste an Weltwirtschaftskrisen ist leider, dass sie immer genau dann auftreten, wenn man sie am wenigsten erwartet. Daher ist es auch keine »Nachher-Besserwisserei«, den Regierungen der letzten Jahrzehnte vorzuwerfen, dass sie nicht genug getan haben, um den Unternehmen jene Werkzeuge in die Hand zu geben, die sie brauchen, um erfolgreich durch solche Krisen zu navigieren. Corona zeigt einmal mehr, dass sämtliche Forderungen aus der Wirtschaft berechtigt sind, endlich mit der hohen Besteuerung des nicht entnommenen Gewinnes aufzuhören. Es ist wirklich an der Zeit, den Unternehmen die steuerfreie Bildung einer Krisenrücklage von mehreren Monatsumsätzen zu ermöglichen. Man könnte die jährliche Dotierung ja mit 20 Prozent des Jahresgewinns begrenzen. Die Einkommenssteuer- und Körperschaftssteuereinnahmen des Staates lagen zuletzt bei knapp zwölf Milliarden Euro. Selbst wenn sämtliche Unternehmen eine solche 20-prozentige Krisenrücklage bilden würden, lägen die jährlichen Mindereinahmen für den Finanzminister bei fiskalpolitisch vertretbaren zwei Milliarden Euro. Das entspricht etwa 0,5 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts

(BIP). 2018 betrugen die gesamten österreichischen Staatsschulden übrigens 74 Prozent des BIP. Wegen Coronahilfen werden sie in den nächsten Monaten auf etwa 90 Prozent ansteigen. Daher kann sich jeder ausrechnen, was es gebracht hätte, wenn die Unternehmen in der Lage gewesen wären, die Folgen der Pandemie aus eigener Kraft zu überstehen. Den vorläufigen Kosten für den Fiskus stünden übrigens nach einigen Jahren entsprechende Mehreinnahmen, die sich aus der besseren Eigenkapitaldecke der Unternehmen ergeben, gegenüber. Leider ist der Kapitalmarkt in Österreich nicht dazu in der Lage, die Wirtschaft mit Eigenkapital zu versorgen. Da es so gut wie keine österreichischen Equity-Fonds gibt, bleibt es eine Hauptaufgabe der Banken, die Unternehmen zu finanzieren. Ein österreichischer Staatsfonds, der als Eigenkapitalgeber an kleineren Unternehmen beteiligt ist, wäre zwar denkbar; dass das unabhängig von Parteibuchwirtschaft und politischer Einflussnahme geschieht, leider nicht Daher gibt es kaum andere Wege, als den Betrieben die Eigenkapitalbildung durch steuerliche Erleichterunn gen zu ermöglichen.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 29. JULI 2020!


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