Fazit 161

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fazitmagazin.at

#161

FAZIT

April 2020

FA ZITESSAY

Caspar Einem zur Lage der Sozialdemokratie in Österreich Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

FA ZIT THEMA

Nr. 161 2/2020 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Der große Stillstand. Corona ändert alles

FA ZITGESPR ÄCH

Übersetzerin der Welt Schriftstellerin Valerie Fritsch im Interview


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Editorial

Von Christian Klepej

E

s ist Freitag, der 20. März 2020, 13 Uhr. Bis auf diesen Text sind alle Seiten der vorliegenden Fazit-Ausgabe druckbereit. Seit einer Woche sind unsere Mitarbeiter in quasi ständiger Heimarbeit, im Büro halten wir drei Herausgeber die Stellung. Mit allen freien Redakteuren erfolgt die Kommunikation nun ausschließlich via Mail. Mir wird jetzt ein bisschen bange, wenn ich daran denke, dass in Kürze diese mehr als stressigen Tage des Troubleshootings vorbei sein werden. Die Unsicherheit, wie es mit dem Fazit-Verlag, mit unserem Unternehmen insgesamt weitergehen wird, hat dieser Produktionsstress ja überschattet und beiseite geschoben. Ich wollte mich – noch bis vor wenigen Stunden – dem Versuch einer Aufarbeitung, dem Versuch, die richtigen Fragen zu stellen, widmen. Angesichts abertausender Kommentare, Postings und Tweets in Zeitungen und sozialen Netzwerken habe ich das aber verworfen und möchte probieren, uns allen, vielleicht aber auch vor allem mir selbst und meiner Familie, ein bisschen Mut zuzusprechen, ein bisschen Zuversicht.

Zuversicht wird uns über die kommende schwere Zeit bringen

Wir werden in den nächsten Monaten verstärkt online aktiv sein! Fazit und das auch von unserer Verlagsgruppe herausgegebene »SteierMag« finden Sie auf Facebook. Besuchen Sie uns bitte auch dort: fb.com/fazitmagazin fb.com/steiermag

Nicht ohne zuvor darauf hinzuweisen, dass Sie am besten zu Facebook und vor allem Twitter in den nächsten Tagen einen ordentlichen »Sicherheitsabstand« wahren sollten. Was dort, aus allen Lagern, an Abstrusitäten verfasst wird, verzerrt – wieder einmal – jedes reale Bild des Lebens. Der plötzliche Stillstand, der uns alle, die Menschen in ihren Familien zuhause, die Unternehmen, aber auch den gesamten öffentlichen Dienst erfasst hat, führt zu der – vielleicht sogar logischen – Situation, dass sich die Dummdreistigkeiten in ihrer Schlagzahl noch deutlich erhöht haben. Das wahre Leben ist ein anderes. Das wahre Leben führte vielleicht dazu, dass einige Dinge des täglichen Bedarfs – ich hatte mir fest vorgenommen, das Wort »Klopapier« hier nicht vorkommen zu lassen – von dann doch mehreren in einer etwas größeren Menge gekauft wurden. Was dann nichts anderes hervorrief, als den funktionierenden Markt, in dem wir leben, zu bestätigen. Es kam zu kurzfristigsten Knappheiten, die aber schon lange wieder vorbei sind. Das wahre Leben braucht auch keine Verhaltensanweisung, wie sie etwa der bundesdeutsche Gesundheitsminister Jens Spahn als notwenig erachtete, indem er uns auf Twitter aufforderte, den – einen wahrlich tollen Job tuenden! – Mitarbeitern im Einzelhandel »auch mal ein Lächeln zu schenken«. Das funktioniert in aller Regel wunderbar. Das wahre Leben schaut so aus, dass die – in ihrer Gesamtheit jedenfalls zu begrüßenden – Maßnahmen (siehe das leidgeprüfte Italien!) einer sehr, sehr gut arbeitenden österreichischen Bundesregierung, für von vielen so oft geforderte Gleichheit gesorgt hat. Es geht uns nämlich allen gleich. Alle müssen wir zuhause bleiben, alle Unternehmen haben mit den im Grunde gleichen Problemen zu kämpfen. Und wissen Sie, was das bewirkt – zumindest in meiner bescheidenen Wahrnehmung? Alle verhalten sich geradezu wundersam konstruktiv und – eine viel zu oft strapazierte Eigenschaft, hier aber einmal tatsächlich – solidarisch. Alle unsere Mitarbeiter, alle Mitschreibenden, alle Geschäftspartner, alle Kunden – wir hatten für diese Ausgabe keine einzige stornierte Schaltung (Danke!)

– gehen unglaublich verständnisvoll miteinander um. Und, so mein Eindruck, tun alles, was in ihrer Macht steht, dass wir das Werkl am Laufen halten. Es wird uns gelingen! Und danach, wenn wieder langsam so etwas Ähnliches wie Normalität eingekehrt sein wird, danach werden wir uns hier wieder den richtigen Fragen stellen. Werden uns fragen, warum etwa die Europäische Union in einer unglaublichen Art von Totalversagen agiert hat. Warum die bundesdeutsche Regierung medizinische Lieferungen nach Österreich an der Grenze tagelang festgehalten oder warum ein linker Mob bei der Parteizentrale der Kanzlerpartei vorgestern Nacht zahlreiche Fensterscheiben eingeschlagen hat. Bis es so weit ist, wird uns eine der menschlichsten Eigenschaften, die uns zu eigen ist, über die Zeit helfen: Zuversicht. Denken wir an die Menschen im Gesundheitswesen, die Hervorragendes leisten, denken wir an die Angestellten im Lebensmittelhandel, die dafür sorgen, dass uns nichts ausgeht. Denken wir an die kleine Johanna, die gestern Nachmittag das Licht der Welt erblickte – ich heiße Dich übrigens herzlich willkommen! – und an alle Kinder dieser Tage. Dann können wir ja nur zuversichtlich in die Zun kunft schauen. Es wird uns gelingen.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT APRIL 2020 /// 3


Inhalt Fazit April 2020 39

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Fotos: Enlarge (2), Marija Kanizaj, Heimo Binder (2), Lupi Spuma

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Der große Stillstand

Universitäten, Schulen, Kindergärten und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Der »Corona-Shutdown« hat das Land im Griff.

Übersetzerin der Welt

Die Grazer Autorin Valerie Fritsch über unsere Welt in Zeiten der Pandemie. Und über Sprache und Sichtbarkeit.

Vom Zustand der SPÖ

Der ehemalige Minister Caspar Einem mit einer Analyse zum Zustand der SPÖ. Und einigen Perspektiven für seine Partei.

Die Dramatik der Gegenwart

Peter Sichrovsky im Gespräch mit der Theaterintendantin und Dramaturgin Iris Laufenberg. Seite 70

Ausgabe April 2020 XVII. Jahrgang Nr. 161 (2/2020) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 46

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Rubriken Editorial 3 Politicks 12 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 68 Sichrovsky und … 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Im Fazitthema geht es natürlich um den großen Stillstand, der uns erfasst hat. Nach Corona wird unsere Welt eine völlig andere sein. Denn die Pandemie trifft uns um ein Vielfaches härter als die letzte Weltwirtschaftskrise. Wir verdanken der Globalisierung den Großteil unseres Wohlstandes, doch sie hat uns verwundbar gemacht.

Das Fazitgespräch führten wir – den Umständen Rechnung tragend – als Skype-Interview mit Valerie Fritsch. Mit ihrem neuen Roman »Herzklappen von Johnson & Johnson« führt sie die Bestsellerlisten an. Ihre Dystopie »Winters Garten«, mit der sie vor fünf Jahren den Durchbruch schaffte, wirkt rückblickend wie eine düstere Prophezeiung.

Der Fazitessay »Anmerkungen zum Zustand der SPÖ« stammt von Caspar Einem und wirkt vor dem Hintergrund des »Corona-Shutdowns« ein bisschen aus der Zeit gefallen. Der ehemalige Innen-, Wissenschafts- und Verkehrsminister hat exklusiv für Fazit viel über seine Partei zu sagen. Auch das Interview mit Theaterregisseur Ed. Hauswirth wurde vor dem »Shutdown« geführt. Es enthält aber Ausblicke für die Zeit danach. Bleiben Sie gesund und gutes Lesen! -red-

Die Glücksbringerin

2012 übernahm Christina Merlini als erste Frau den seit fünf Generationen im Familien- Einkaufen wie früher besitz stehenden Rauchfangkehrbetrieb. Die »Bürsten und Korbwaren GmbH« in Graz hat fünf Mitarbeiter und produziert gedrehte Bürsten mit Drahtstielen.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

i SCH Krit GAK ne s. Kei rm v 81 Stu Seite

Lektorat AdLiteram

Außenansicht P Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

L PIE zu S U k A

eter Sichrovsk über Heimatlosig y ke und über Heimat. it

IMPRESSUM

Druck Walstead-Leykam

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Der groĂ&#x;e

Stillstand


Fazitthema Von Johannes Tandl

Die Coronakrise hat nicht nur Österreich fest im Griff. Mit dem Ziel, die Zahl der Infizierten für die Gesundheitssysteme bewältigbar zu halten, erlebt inzwischen die ganze Welt einen noch nie dagewesenen »Shutdown«. Während fast alles stillsteht, wird klar, dass die Auswirkungen der Pandemie womöglich noch deutlich heftiger ausfallen werden als jene der Weltwirtschaftskrise nach 2008. Die Globalisierung hat zu Abhängigkeiten geführt, die sich nun als katastrophal erweisen.

Foto: Enlarge

D

as Corona-Triumvirat – Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer – hat Österreich in einen Dornröschenschlaf versetzt. Der Tourismus musste mitten in der gut laufenden Wintersaison gestoppt werden. Universitäten, Schulen und Kindergärten sind ebenso geschlossen wie die meisten Geschäfte. Ausgenommen ist nur der stationäre Handel mit den lebensnotwendigen Dingen des täglichen Bedarfs. Weitere Verschärfungen stehen im Raum. Das Ziel der Maßnahmen ist klar. Die bereits Infizierten und jene, die sich in der Inkubationsphase befinden, sollen so wenig weitere Menschen wie möglich mit der Covid-19-Krankheit anstecken. Durch die Beschränkung der sozialen Kontakte auf das familiäre Umfeld soll die Zahl der Neuinfektionen so weit gesenkt werden, dass die Spitäler in der Lage bleiben, die schwer Erkrankten intensivmedizinisch zu betreuen. Derzeit stehen in Österreich insgesamt etwa 3500 Intensivbetten zur Verfügung, von denen durch die Verschiebung geplanter Operationen so viele wie möglich für die Infizierten freigemacht werden. Denn fünf Prozent der

an Corona Erkrankten müssen unbedingt intensivmedizinisch betreut werden. Geht man davon aus, dass die Hälfte der Intensivbetten auch weiterhin für Schwerkranke und Unfallopfer benötigt werden, erreicht unser Gesundheitssystem daher spätestens bei 40.000 Infizierten seine Grenzen. Und was ohne weitere Kapazitäten dann geschehen würde, sieht man an den furchtbaren Bildern aus den norditalienischen Krankenhäusern, in denen die Patienten inzwischen nach Lebensalter sortiert werden und Ältere keine Chance haben, an lebensrettende Beatmungsgeräte angeschlossen zu werden.

Wird die Kurve flacher? Hält das Gesundheitssystem stand? Es bleibt zu hoffen, dass die Maßnahmen der Regierung wirken und die Ausbreitung des Virus eingedämmt werden kann. Wenn sie eingehalten werden, stehen die Chancen gut, dass die Kurve flacher wird. Ohne die Einschränkungen würde es am Erscheinungstag dieses Artikels, am 24. März, in Österreich etwa 8.000 Infizierte geben. Wenn die Zahl deutlich darunter liegt, kann man FAZIT APRIL 2020 /// 7


Fazitthema

Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer: das österreichische »Corona-Triumvirat« hat Österreich einen Shutdown verordnet.

Beim »Shutdown« gelang es dem Kanzler, die Bevölkerung mitzunehmen Am 10. März hat das Corona-Triumvirat seine erste Pressekonferenz abgehalten. Die Inkubationszeit, in der zwar noch keine Symptome feststellbar sind, die Krankheit aber bereits weitergegeben werden kann, liegt zwischen 2 und 14 Tagen, mit einer Häufung der ersten Symptome um den sechsten Tag. Schon als die ersten Infektionsfälle Anfang März bekannt wurden, muss den Krisenstäben daher – auch angesichts der Situation in Norditalien – klar gewesen sein, dass es eine große Zahl von Infizierten gibt, bei denen die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist. Dazu kommt die Dunkelziffer derjenigen, bei denen die Covid-19-Krankeit einen so leichten Verlauf nimmt, dass sie nicht einmal auf die Idee kommen, krank zu sein, geschweige denn sich testen zu lassen. Die Regierung wusste also, was auf uns zukommen wird. Der »Shutdown« wurde in Phasen unterteilt und in kleinen Schritten umgesetzt. Bundeskanzler Kurz hat sich bisher als hervorragender Krisenkommunikator erwiesen. Daher ist es der Regierung gut gelungen, die Bevölkerung bei den größten Freiheitsbeschränkungen seit Bestehen der zweiten Republik mitzunehmen. Bei der ersten Corona-Pressekonferenz wurden gerade einmal Outdoor-Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern und Indoor-Veranstaltungen mit mehr 100 Teilnehmern untersagt. Als wenige Tage später Chatprotokolle aus einem der Krisenstäbe nach außen drangen, in denen von den mittlerweile als Ausgangsbeschränkungen erlassenen »Ausgangssperren« die Rede war, setzte der Run auf die Lebensmittelläden ein. Umsichtige Bürger hatten sich in Erwartung des Kommenden schon Anfang März bereits ausreichend mit Vorräten eingedeckt. Als das Boulevard-Onlineportal Oe24 meldete, dass Ausgangssperren bevorstünden, stürmten am Wochenende um den 14. März auf einmal auch jene die Geschäfte, die in den Warnungen vor einer Corona-Epidemie zuvor nur eine hysterische Überreaktion der Ängstlichen erkennen wollten. Durch die Hamsterkäufe in den restlos überfüllten Lebensmittelläden ist es mit großer Wahrscheinlichkeit zu mehr sozialen Kontakten gekommen, als durch die Veranstaltungsab8 /// FAZIT APRIL 2020

sagen eingespart werden konnten. Dieses Beispiel zeigt, wie schmal der Grat zwischen kluger Krisen-PR und Panikmache sein kann; vor allem wenn die Kommunikation durch Indiskretionen und verantwortungslose Berichterstattung konterkariert wird.

Eine Rezession ist unausweichlich Österreichs Wirtschaft hat sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt. Impulsgeber waren die Globalisierung und die Exporterfolge der heimischen Industrie, von denen inzwischen jeder zweite österreichische Arbeitsplatz abhängt. Der Industrie ist es noch am ehesten zuzutrauen, dass sie einen Teil der Ausfälle dieser schrecklichen ersten Jahreshälfte aufholen kann. Dazu müssen jedoch die internationalen Wertschöpfungsketten so schnell wie möglich instandgesetzt werden. Bei Magna ist neben dem Einbruch des chinesischen Marktes auch die fehlende Belieferung dafür verantwortlich, dass das Grazer Werk mit über 6.000 Mitarbeitern – vorläufig geschlossen wurde. Die ökonomischen Auswirkungen des »Shutdowns« sind branchenübergreifend so massiv, dass sogar das Epidemie-Gesetz außer Kraft gesetzt werden musste. Jene Abgeordneten, die dieses Schönwettergesetz in den 1950er Jahren beschlossen haben, hatten mit allem gerechnet, aber wohl nicht mit einer echten Epidemie. Darin war nämlich vorgesehen, dass der Staat für sämtliche ökonomischen Schäden eines »Shutdowns« aufkommen muss. Müsste die öffentliche Hand die Folgen seiner Krisenbekämpfung – wie im Epidemie-Gesetz vorgesehen – abgelten, hätte das unmittelbar in einen Staatsbankrott geführt. Stattdessen hat der Nationalrat ein Kurzarbeitsmodell für Kleinund Mittelbetriebe sowie Steuer- und Beitragsstundungen beschlossen. Außerdem soll es nicht rückzahlbare Zuschüsse für EPUs und Kleinunternehmen geben. Mit diesen als Wirtschaftsrettungspaket wurden die Unternehmen jedoch zu Bittstellern gemacht und die Gesamthilfen für Gesundheitssystem und Wirtschaft mit vorläufig vier Milliarden Euro gedeckelt. Kurz kündigt unglaubliche 38 Milliarden für die Wirtschaft an Dem Bundeskanzler ist klar, dass die vier Milliarden bei weitem nicht ausreichen werden, um die Wirtschaft am Leben zu erhalten. Die oft überschuldeten kleinen Unternehmen können sich kaum einen Ausfall von einem Monat leisten. Kredite nützen ihnen ebenso wenig, weil ihnen die Wirtschaftskraft für die Rückzahlungen fehlt. Daher werden auch die Bundesländer ihre jeweiligen Wirtschaftsförderungen zur Bekämpfung der Corona-

Fotos: Jakob Glaser(2), Andy Wenzel, Enlarge, Oliver Wolf

davon ausgehen, dass es gelingt, die Infektion einzudämmen. Wie lange der »Shutdown« andauern muss, bleibt jedoch selbst bei einem Erfolg der bisherigen Maßnahmen offen, denn dass mit einem »Abflachen der Kurve« die Infektionsphase in die Länge gezogen wird, liegt auf der Hand. Virologen gehen daher davon aus, dass die Einschränkungen nicht Tage oder Wochen, sondern Monate andauern müssen, um die Ziele zu erreichen.


Fazitthema

rezession einsetzen. Daher hat der Kanzler nun Wirtschaftshilfen von insgesamt 38 Milliarden Euro angekündigt, um die Wirtschaft wieder flott zu kriegen. Denn vor dem Umstand, dass vielen Unternehmen die Geschäftsgrundlage weggebrochen sei, dürfe man die Augen nicht verschließen, so Kurz. Man wolle mit dem Paket massenhafte Arbeitslosigkeit verhindern und »alles Menschenmögliche« dagegen tun. Bei Corona handle sich es sich um die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, ist auch Vizekanzler Werner Kogler überzeugt. Deshalb brauche es dramatische Maßnahmen, um gegenzusteuern. Die wichtigste Botschaft sei: »What ever ist takes – für Arbeitsplätze und Unternehmen«, so Kogler.

Der Beitrag der Banken zur Abmilderung der Coronakrise Noch viel schlimmer als für die Industrie schaut es für die Dienstleister aus. Ein Schnitzel, das im März nicht verkauft wurde, wird im August nicht zusätzlich gegessen werden. Aus eigener Kraft können Tourismusbetriebe, die Kreativwirtschat oder die Eventveranstalter ihre Verluste daher nicht kompensieren. Im Gespräch mit Fazit erläutert der für den Kommerzbereich zuständige Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse, Oliver Kröpfl, wie die ökonomischen Folgen der Coronakrise aus Sicht der größten heimischen Bank bewältigt werden sollen. So wurde der Kommerzbereich der Steiermärkischen darauf ausgerichtet, den Kunden mit aller Kraft beim Aufrechterhalten der Liquidität zur Seite zu stehen. Dabei sollen die Unternehmen sowohl mit raschen Entscheidungen als auch bei der Förderungsabwicklung unterstützt werden. Entscheidend ist für Kröpfl natürlich die Dauer des »Shutdown«. In seiner Einschätzung schließt er sich jenen Virologen an, die nicht nur von einigen Tagen, sondern von mehreren Wochen, wenn nicht gar Monaten ausgehen. Daher sei klar, dass einige Unternehmen nach Lösung ihrer Liquiditätsprobleme auch in Bonitätsprobleme schlittern werden. Kröpfl schlägt daher konjunkturbelebende Maßnahmen vor. Er könne sich etwa Investitionsunterstützungen für jene Branchen vorstellen, die besonders hart von der Corona-Eindämmung getroffen wurden. Und wenn der Schulterschluss der Sozialpartner und der Parlamentsparteien aufrecht bleibe, und die Regierung tatsächlich nach dem Motto »What ever it takes!« handelt, werde das aus seiner Sicht auch gelingen. Die Globalisierung hat die Resilienz der Volkwirtschaften geschwächt Zu den Folgen der Pandemie lässt sich mit Sicherheit sagen, dass sich die derzeitige Version der Globalisierung überlebt hat. Durch Corona ist klar geworden, dass die heimische Wirtschaft

»Derzeit müssen wir den Unternehmen helfen, ihre Liquidität aufrechtzuerhalten. Doch je länger der Shutdown dauert, desto größer ist für sie die Gefahr, in Bonitätsprobleme zu geraten. Daher brauchen wir unbedingt auch konjunkturbelebende Maßnahmen.« Oliver Kröpfl, Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse

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Fazitthema überbrücken können. In welchem Ausmaß die internationalen Wertschöpfungsketten durch Corona gestört oder gar zerstört wurden, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Auch in diesem Bereich muss die Wirtschaft resilienter werden. Denn bei aller berechtigter Kritik an den Auswüchsen der Globalisierung muss klar sein, dass wir ihr die Hälfte unserer Arbeitsplätze und den Großteil des in den letzten Jahrzehnten erarbeiteten Wohlstandszuwachses zu verdanken haben. Der massiv vom »Shutdown« betroffenen stationäre Handel befand sich schon vor Corona in einer äußerst schwierigen Situation. Selbst in boomenden Städten wie etwa Wien oder Graz brechen immer mehr Innenstadtkaufleute weg, weil sie einerseits von Onlineportalen wie Amazon und andererseits von den aus Raumordnungssicht fragwürdigen Einkaufszentren wie jenem in Seiersberg in die Zange genommen werden. Das wegen Corona erlassene stationäre Verkaufsverbot von nicht lebensnotwenigen Gütern führt zweifellos zu weiteren Handelsverschiebungen vom stationären in den Onlinebereich. Und dort sitzen die Nutznießer nur sehr selten in Österreich. Für Hans-Werner Sinn bringt Corona die EZB-Blase zum Platzen Der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn sieht in einem Kommentar für das Handelsblatt übrigens die europäischen Zentralbanken – allen voran die EZB – für jene Blase verantwortlich, die durch Corona gerade platzt. Durch die Nullzinspolitik wurden bekanntlich zahlreiche Betriebe am Leben erhalten, die es bei realistischen Zinssätzen wohl nicht geschafft hätten. Bei diesen

Foto: Enlarge

widerstandsfähiger werden muss. Das Modewort für diese Widerstandsfähigkeit heißt Resilienz. Sie bezeichnet das Vermögen, aus eigener Kraft mit Krisen fertigzuwerden. In der Ökonomie ist damit die Widerstandsfähigkeit einer Volkswirtschaft gegen internationale Verwerfungen gemeint. Ursprünglich kommt der Begriff Resilienz aus der Medizin und steht für den Aufbau von persönlich und sozial vermittelten Ressourcen, um Lebenskrisen zu bewältigen. Dass es etwa in ganz Europa weder eine Antibiotika-Produktion noch eine von Einweghandschuhen oder Atemschutzmasken gibt, ist ein Indikator für diese mangelnde Resilienz. Auch die meisten Pharmawirkstoffe werden nur mehr in China und Indien hergestellt. Die Folgen eines wochen- oder gar monatelangen Produktionsausfalls sind daher noch gar nicht absehbar. Bei den Beschaffungsprozessen im Gesundheitswesen war die Lieferfähigkeit bisher kein Kriterium. Das hat schon bisher dazu geführt, dass wichtige Medikamente ganz einfach nicht in den Apotheken vorrätig waren. Die Krankenkassen haben jahrelang beim billigsten Anbieter eingekauft. Entscheidend war nicht die hundertprozentige Lieferzuverlässigkeit, sondern nur, ob die geforderten Qualitätsansprüche erfüllt wurden. Das Beispiel von Magna oder auch anderen Autoherstellern, die inzwischen ihre Werke schließen mussten, zeigt, dass die seit Jahrzehnten einwandfrei funktionierenden internationalen Logistikketten durch Corona maßgeblich geschädigt wurden. Aus Kostengründen hat die Industrie ihre Lagerbewirtschaftung durch Just-in-Time-Belieferungen ersetzt. Die Pufferlager mussten nur mehr Ausfälle von wenigen Tagesproduktionen


Fazitthema

Corona ist eine einzigartige Herausforderung für Gesellschaft und Wirtschaft. Unabhängig davon, wie lange die Krise andauert, werden weder die Gesellschaft noch die Wirtschaft auf absehbare Zeit wieder in einen »Business-as-usual-Modus« wechseln können.

bonitätsschwachen so genannten »Zombie-Unternehmen« könnte Corona dazu führen, dass sie wegen ihrer Vorerkrankungen signifikant häufiger in die Insolvenz geraten als wirtschaftlich gesunde Firmen. Der unvermeidlichen Rezession nur mit nachfragestimulierenden Maßnahmen zu begegnen, erachtet Sinn als nicht sinnvoll. Schließlich leide die Weltwirtschaft nicht unter einem Nachfrage-, sondern unter einem Angebotsmangel. Maßnahmen zur der gesamtwirtschaftlichen Nachfragebelebung würden daher vor allem die Inflation erhöhen. Die Folge wäre eine Stagflation wie in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Notwendig sind aus seiner Sicht Maßnahmen, welche die Unternehmen vor einer Insolvenz bewahren. Sinn tritt daher für Kurzarbeit, Steuererleichterungen und staatliche Bürgschaften ein, die es den Unternehmen ermöglichen, Überbrückungskredite von den Banken zu erhalten. Damit befindet er sich zumindest teilweise auf einer Linie mit der österreichischen Bundesregierung. Corona ist eine einzigartige Herausforderung für Gesellschaft und Wirtschaft. Unabhängig davon, wie lange die Krise andauert, werden weder die Gesellschaft noch die Wirtschaft auf absehbare Zeit wieder in einen »Business-as-usual-Modus« wechseln können. Wie die anstehenden langfristigen Veränderungen aussehen werden und welche weiteren Verwerfungen sie mit sich bringen werden, lässt sich aber wohl erst in einigen Jahren abschätzen. n

Gerechtigkeit ist gekommen, um zu bleiben. Die Arbeiterkammer setzt sich seit 100 Jahren für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein. Sie steht für soziale Gerechtigkeit in Österreich. Damals. Heute. Für immer.

ARBEITERKAMMER.AT/100

#FÜRIMMER


Keep cool down everybody! Vizekanzler Werner Kogler rät zur Besonnenheit

Fotos: Andy Wenzel/BKA, Andy Wenzel/BKA, ÖNB

»What ever it takes!« Vizekanzler Werner Kogler erweist sich als kompromissloser Anhänger des nicht Kleckerns, sondern Klotzens. »Whatever it takes!« – 38 Milliarden! Die türkis-grüne Bundesregierung macht Ernst mit »Whatever it takes!« Mit der Ankündigung eines Hilfspakets von unglaublichen 38 Milliarden Euro oder neun Prozent des BIP für die unter der Corona-Pandemie leidenden österreichischen Wirtschaft hat Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht nur ganze Europa in Staunen versetzt, sondern gleichzeitig in Zugzwang gebracht. Der Staat müsse in guten Zeiten sparsam sein, damit er in schlechten Zeiten unter dem Motto »koste es, was es wolle« die Arbeitsplätze retten kann, so Kurz. Daher werde das beschlossene Paket von vier Milliarden Euro auf 38 Milliarden erhöht. Kurz spricht von 15 Milliarden an Notfallhilfen für Branchen, die besonders betroffen sind, von zehn Milliarden für Steuerstundungen und neun Milliarden Euro für Kreditgarantien. Vizekanzler Werner Kogler, der das Paket gemeinsam mit Kurz präsentierte, spricht von der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, mit Folgen, die auch jene der globalen Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 in den Schatten stelle. 12 /// FAZIT APRIL 2020

Die Finanzhilfen werden grundsätzlich allen Unternehmen offenstehen, so Kogler. Zuerst müsse man aber den direkt von der Krise betroffenen Branchen helfen. Zu Beginn des »Shutdowns« hatte die Regierung ja noch auf einen V-förmigen Konjunkturverlauf gehofft. Damit war gemeint, dass dem tiefen wirtschaftlichen Corona-Absturz ein ebenso rascher Aufschwung folgen würde. Aber bereits nach kurzer Zeit wurde klar, dass der »Shutdown« wohl viel länger dauern werde als anfangs angekündigt. In den ersten Pressekonferenzen der Regierung wurden die Maßnahmen ja noch mit Ende März befristet. Damals war von einigen Tagen die Rede, in denen die sozialen Kontakte massiv reduziert werden sollten, um den Virus auszuhungern. Inzwischen spricht man von mehreren Wochen und der Bundeskanzler sogar von einigen Monaten. Je flacher die Infektionskurve verläuft, desto stärker muss sich der »Shutdown« natürlich in die Länge ziehen. Und da es in der Bevölkerung keinen Herdenschutz gegen das Corona-Virus gibt, wird sich

auf kurz oder eben lang der Großteil der Österreicherinnen und Österreicher damit anstecken. Je langsamer die Zahl der Infizierten steigt, desto besser wird bekanntlich das Gesundheitssystem damit fertig. Und je länger es dauert, bis sich halb Österreich angesteckt hat, desto größer wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Heilmittel oder gar ein Impfstoff entwickelt werden. Je länger der »Shutdown« dauert, umso tiefer wird jedoch der wirtschaftliche Fall. Dass die Regierung ihre Wirtschaftsrettung damit begann, das Epidemiegesetz für den »Corona-Shutdown« außer Kraft zu setzen, deutete noch darauf hin, dass das schon früh geäußerte »Whatever it takes!« bestenfalls halbherzig gemeint war. Denn nach dem Epidemiegesetz hätten die österreichischen Unternehmen Anspruch auf den Ersatz sämtlicher durch den »Shutdown« verlorener Umsatzerlöse gehabt. Eine Anwendung des Epidemiegesetzes hätte das Budget daher überfordert und geendet, noch bevor die Ansprüche der Unternehmen abgegolten gewesen wären. Mit der mittlerweile von vier Milliarden auf 38 Milliarden erhöhten Deckelung der Wirtschaftshilfen können die Wirtschaft und damit die Arbeitsplätze tatsächlich gerettet werden. Der Zombieökonomie könnte es trotzdem an den Kragen gehen. Für großen Unmut sorgte im Zusammenhang mit der Bewältigung der CoronaFolgen der der FPÖ zugerechnete Nationalbankgouverneur Robert Holzmann. Seine Aussage, dass nur wirtschaftlich gesunde Betriebe die Krise überleben sollen, klingt nämlich überhaupt nicht nach »Whatever it takes!« Auf die Liquiditätskrise, die von der Regierung nun unter anderem mit Zahlungsaufschüben, Steuerstundungen und Kreditgarantien bekämpft werden soll, wird nämlich unweigerlich eine Bonitätskrise folgen. Gestundete und aufgeschobene Steuern müssen nämlich ebenso irgendwann abbezahlt werden wie von


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

der Regierung garantierte Kredite. Daher belasten sogar diese Erleichterungen die Bonität der Unternehmen. In der Finanzwelt hat sich in den letzten Jahren der Begriff »Zombieökonomie« etabliert. Damit sind Unternehmen gemeint, die nur mehr deshalb existieren können, weil sie seit der Finanzkrise so gut wie keine Zinsen mehr für ihre Schulden bezahlen müssen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht stellen die Zombieunternehmen deshalb ein Problem dar, weil sie die wirtschaftlich gesunden Unternehmen am Wachstum hindern. Die nominellen Kreditzinsen werden sich durch Corona zwar sicher nicht erhöhen. Höhere Schulden verschlechtern aber die Bonität bzw. das Rating. Und ein schlechteres Rating führt zu Zinsaufschlägen und in ihrer Höhe womöglich nicht mehr bewältigbaren Kreditraten. Wegen der seit der Finanzkrise deutlich verschärften Finanzregularien haben die Banken auch keine Möglichkeiten, Kommerzkunden mit schlechter Perspektive durch günstigere Zinsen entgegenzukommen oder ihnen gar zusätzliche Kredite zuzusagen. »Whatever it takes!« erfordert ein umfassendes Bürgschaftsprogramm, das auch ausfallsgefährdete Kredite umfasst. Ob die Regierung trotz ihrer völlig anders lautenden Versprechungen tatsächlich dazu bereit ist, wird sich zeigen.

Österreich rutscht wieder in die roten Zahlen. Die Coronakrise hat es für Finanzminister Gernot Blümel unmöglich gemacht, ein realistisches Budget zu präsentieren. Solange niemand weiß, wie lange die Krise dauert, wird eine sinnvolle Finanzplanung auch weiterhin nicht möglich sein. Denn die tatsächliche Höhe des Budgetabgangs ist noch nicht absehbar und hängt vom weiteren Verlauf der CoronaPandemie ab. Vorerst hat der Nationalrat nur vier Milliarden der von der Regierung angekündigten 38 Milliarden Euro beschlossen. Budgetär wird dieser Betrag vom Finanzminister als Überschreitungsermächti-

Bundeskanzler Sebastian Kurz weiß die Österreich bei der Umsetzung des »Shutdowns« bisher voll hinter sich. gung eingeplant. Mit 38 Milliarden verabschiedet sich Österreich für viele Jahre von seinen Budgetzielen. So haben Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen im Vorjahr immerhin einen Überschuss in Höhe von 0,7 Prozent des BIP erwirtschaftet. Im Vorjahr ist die Gesamtverschuldung damit auf etwa 68 Prozent des BIP gesunken. Der Zielwert nach Maastricht liegt bei 60 Prozent und gerät nun für einen längeren Zeitraum völlig außer Sichtweite. Denn mit 38 Milliarden

Aus Sicht von Nationalbankchef Holzmann sollen hingegen nur wirtschaftlich gesunde Unternehmen die Coronakrise überleben.

nähern wir uns eher den 80 Prozent. Im schlimmsten Jahr der Finanzkrise lag das Budgetdefizit gerade einmal bei 15 Milliarden Euro. Wegen Corona wird es nun deutlich höher werden. Denn neben den Wirtschaftshilfen werden vor allem die wegbrechenden Steuereinnahmen das Budget belasten. Selbst wenn die notleidenden Unternehmen nun mit Krediten oder Helikoptergeld – so bezeichnet man die für die EPU angedachten nicht rückzahlbaren Direkthilfen – liquide gehalten werden, muss dem Liquiditätsprogramm unbedingt ein intelligentes Konjunkturbelebungsprogramm folgen, das die Steuern wieder zum Sprudeln bringt. Intelligent muss die Konjunkturbelebung deshalb sein, weil sie sich auf jene Bereiche beschränken muss, die durch den Virus am stärksten in die Rezession geraten sind. Ein Programm für Wirtschaftszweige, die schon in wenigen Monaten wieder unter einem Fachkräftemangel leiden werden, würde nämlich nur die Inflation anheizen. Wenn der Staat jedoch zu wenig tut, wird der Rezession eine langanhaltende Depression folgen. FAZIT APRIL 2020 /// 13


Recht haben

Politik

Haftung des Bauherrn bei unterlassener Bestellung eines Baustellenkoordinators

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

14 /// FAZIT APRIL 2020

Die Landtagsabgeordneten Franz Fartek (ÖVP), Helga Ahrer (SPÖ) und Lara Köck (Grüne) wollen mit ihrem Antrag die Bürger zu einer vermehrten Investition in erneuerbare Energien motivieren.

ÖVP, SPÖ und Grüne erleichtern Zugang zu Photovoltaik Undurchsichtige Behördengänge stellen eine Hemmschwelle in der Anschaffung von Photovoltaik-Anlagen dar. ÖVP, SPÖ und Grüne bauen Hürden ab. Bis 2030 soll der Anteil Erneuerbarer Energien, zu dem sich die Landesregierung in ihrer Agenda Weiß-Grün bekennt, um 40 Prozent erweitert werden.

W

ir planen die Veröffentlichung eines Leitfadens nach dem Vorbild Niederösterreichs, der eine strukturierte Übersicht über die wichtigsten Gesetze, Bewilligungs-, Genehmigungs- und Anzeigeverfahren bieten wird. Viele Bürgerinnen und Bürger schrecken vor der Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage zurück, weil sie undurchsichtige Behördenwege fürchten. Mit unserem Leitfaden wollen wir ihnen diese Furcht nehmen“, so die Abgeordneten unisono. Im Rahmen der Erstellung des Leitfadens sollen die landesgesetzlichen Rahmenbedingungen und Verwaltungsabläufe zudem geprüft werden, um einen für die Bürgerinnen und Bürger möglichst einfachen Ablauf in der Errichtung von Photovoltaik- und Solarther-

mie-Anlagen zu schaffen. Franz Fartek von der ÖVP sieht im Photovoltaik-Ausbau einen Garanten für eine nachhaltige Klimapolitik: „Unsere steirischen Unternehmen sowie auch unsere Greentech-Cluster erforschen und stellen diese Technologien international zur Verfügung. Ich freue mich sehr, dass wir nun mit so breiter Unterstützung diesen Antrag in den Landtag Steiermark einbringen können!“ Helga Ahrer von der SPÖ freut sich, dass schon bald viele weitere Steirerinnen und Steirer von der Sonne als Energiequelle profitieren werden, und Lara Köck von den Grünen sieht im gemeinsamen Antrag einen weiteren Schritt, die Menschen, die auf Erneuerbare Energien setzen, zu unterstützen.

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Nach § 1 Abs 1 des Bauarbeitenkoordinationsgesetzes (BauKG) stellt das Ziel dieses Gesetzes die Gewährleistung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer auf Baustellen durch die Koordinierung bei der Vorbereitung und Durchführung von Bauarbeiten dar. Es ist daher als Schutzgesetz zugunsten der auf Baustellen beschäftigten Arbeitnehmer anzusehen. Voraussetzung für die Verpflichtung zur Bestellung eines solchen Baustellenkoordinators ist, dass auf der Baustelle (gleichzeitig oder aufeinanderfolgend) Arbeitnehmer mehrerer Arbeitgeber auf einer Baustelle tätig sind. Bestellt der Bauherr keinen Baustellenkoordinator, trägt er nach ständiger Rechtsprechung selbst die Verantwortung für die diesem vom Gesetz zugewiesenen Aufgaben. Der OGH hatte in einem Fall zu entscheiden, in dem die beklagte Bauherrin keinen Baustellenkoordinator bestellt hatte, obwohl auf ihrer Baustelle Arbeitnehmer mehrerer Arbeitgeber tätig waren. Der Kläger, ein Vorarbeiter, der mit der Neugestaltung der Fassade des Firmengebäudes betrauten Unternehmerin, stieg ohne entsprechende Sicherung auf ein Glasdach und brach durch dieses durch. Für die Folgen der daraus resultierenden Verletzung begehrte er Schadenersatz und die Feststellung der Haftung für zukünftige Schäden der Beklagten. Sowohl Erstgericht als auch Berufungsgericht gingen von gleichteiligem Verschulden des Klägers und der Beklagten aus und verpflichteten die Beklagte zum Ersatz der Hälfte des begehrten Schmerzensgeldes und stellten die Haftung der Beklagten für die Hälfte der zukünftigen Schäden fest. Die Beklagte hätte für ausreichende Sicherungsmaßnahmen sorgen müssen, während der Kläger sich von der Tragfähigkeit des Glasdaches und des verwendeten Glases überzeugen hätte müssen. Es spielt bei der Verpflichtung zur Bestellung eines Baustellenkoordinators dagegen keine Rolle, ob es durch die Beschäftigung von Mitarbeitern verschiedener Unternehmen zu einer Gefahrenerhöhung gegenüber der Beschäftigung von Mitarbeitern bloß eines Unternehmens kommt. Fraglich ist hierbei, wie festgestellt werden kann, dass der Unfall bei Bestellung eines Baustellenkoordinators nicht geschehen wäre. Auch ein Baustellenkoordinator ist kein Garant für eine gefahrlose Baustelle. Es kann bei der Beurteilung der Haftung des Bauherrn, der keinen Koordinator bestellt hat, also nur darauf ankommen, welche Sicherungsmaßnahmen ein „maßgerechter“ Baustellenkoordinator getroffen hätte. Diese Sicherungsmaßnahmen wären dann durch den Bauherrn selbst zu treffen gewesen.


Wie fit ist Ihr Unternehmen?

(v.l.n.r.) Johann Kandlbauer (Sommerrodelbahn Koglhof), Elisabeth Weixler (Universalmuseum Joanneum), Anita Klug (GF Steiermark Card) Ing. Rudolf Huber (Loser Bergbahnen), Doris Wolkner-Steinbeger (Tierwelt Herberstein), Christoph Holzer (GF SPAR Steiermark)

Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen!

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b Erwachsene, Kinder und Familien – die Steiermark-Card hält für alle Vorteile bereit und bietet ein abwechslungsreiches Programm. Zahlreiche neue Ausflugszielpartner sind mit dabei, sieben allein in der Region Thermen& Vulkanland Steiermark, darunter das Seerosenbad Kirchberg/R., die Nostalgiewelt Posch und die Vinothek und das Weinbaumuseum Klöch. Hoch im Kurs stehen auch Erkundungstouren wie etwa zur Wollwelt Steiner 1888 am Fuße des Dachsteins oder zum Alpakahof Mitterdorf. All das ist Teil eines bunten Angebots, in dem bewährte Favoriten, wie etwa das Klettern im Almerlebnispark Teichalm oder Krafttanken in steirischen TopThermen, nicht fehlen. Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark, zur Kooperation mit der Steiermark-Card: „Wir sind begeistert über die Partnerschaft mit der SteiermarkCard, die nun bereits das fünfte

Jahr in Folge bei SPAR erhältlich ist. Damit wollen wir Steirerinnen und Steirer aller Altersgruppen dazu ermuntern, die Steiermark mit all ihren Facetten und Ausflugszielen zu erkunden. Die SteiermarkCard gibt es ab sofort bei SPAR, EUROSPAR und INTERSPAR in der Steiermark und im Südburgenland – bis 31. März zu einem vergünstigten Preis.“ Ihr Gegenwert steigt, je öfter man die Karte nutzt: 1.300 Euro Ersparnis ergeben sich, wenn ein Erwachsener jeden freien Eintritt einmal in Anspruch nimmt – die 30 Prozent Ermäßigung bei Bonuspartnern noch gar nicht eingerechnet. Die Steiermark-Card verbindet ihre Partnerbetriebe mit den Card-Besitzern. Zum Service gehört die mobiloptimierte Website www.steiermark-card.net, die über Anfahrtsrouten, Öffnungszeiten, Veranstaltungstipps und Angebote informiert. FAZIT APRIL 2020 /// 15

„Ich begrüße Initiativen wie den steirischen Gesundheitspreis „fit im job“. Dieser schafft seit vielen Jahren das Bewusstsein für körperliche und geistige Fitness!“ MMag. a Barbara Eibinger-Miedl Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Regionen, Wissenschaft und Forschung

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159 Ausflugsziele mit einer Karte: Auch dieses Jahr verspricht das Paket mit freien Eintritten bei 159 Ausflugszielen garantiert bunte und regionale Abwechslung. Die Karte gibt’s steiermarkweit bei SPAR, EUROSPAR und INTERSPAR – bis 31. März noch zum Frühbucherpreis.

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Steiermark-Card macht Lust auf 159 Ausflugsziele

„Immer mehr steirische UnternehmerInnen setzen aktiv Maßnahmen in der Betrieblichen Gesundheitsvorsorge und zeigen damit gemeinsam mit ihren MitarbeiterInnen Eigenverantwortung.“ Ing. Josef Herk Präsident der WKO Steiermark

Einreichschluss 30. April 2020

Alle Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter www.fitimjob-stmk.at


Graz hat's

EuroSkills 2020 im Zeichen der Nachhaltigkeit Rund 650 Teilnehmer und 1.000 Experten sowie Zehntausende Besucher täglich werden bei den EuroSkills in Graz im September 2020 erwartet. Diese Massen an Besuchern gilt es, tagtäglich zu befördern. Und das soll möglichst umweltschonend passieren – als sichtbares Zeichen dreht eine „EuroSkills 2020-Bim“ ihre Runden. „Wir setzen dabei auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auf unterschiedlichen Ebenen: vom öffentlichen Verkehr über wiederverwendbare Trinkflaschen, Mehrweggeschirr bis zu einer ökonomischen Lieferkette. Mit diesen Schritten wollen wir den ökologischen Fußabdruck dieses großen Wettbewerbs so gering wie möglich halten“, betont Josef Herk, AR-Vors. der EuroSkills 2020 GmbH.

„Goldene Tanne“ für Spar Kalvarienberg

Die „Goldene Tanne 2019“, die höchste Auszeichnung der Spar Österreich, ging an den Spar-Supermarkt Graz Kalvarienbergstraße. Marktleiter Stefan Kienzer gewann mit seinem Team den Filialwettbewerb. Er hat wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen und bewiesen, dass man es mit Engagement und persönlichen Einsatz weit bringt. 21 Mitarbeiter sorgen gemeinsam mit Kienzer für ein zeitgemäßes Einkaufserlebnis in ihrem Supermarkt. Mit kompetenter Beratung und einer vielfältigen Auswahl an regionalen sowie internationalen Spezialitäten ist das Team als Nahversorger ganz nah an den Wünschen ihrer Kunden dran. Marktleiter Kienzer nahm die „Goldene TanMU 90x120.qxp_Inserat 1/4 Seite 90x87 19.03.20 10:49 Page ne“ 1 auf der Spar-Filialtagung in Bad Loipersdorf entgegen. Ein neuer Grazer Bauernmarkt öffnete seine Pforten in der My Smart City Graz. Der neue Stadtteil rund um die Waagner-BiroStraße ist mitten im Entstehen neuer Wohnungen und Infrastruktur. Die „smarte“ Versorgung mit regionalen Lebensmitteln wurde mit einem Frühlingsfest gefeiert. Ab 5. März wird der neue Grazer Bauernmarkt in der My Smart City Graz jeden Donnerstag von 12 bis 18 Uhr auf dem Vorplatz der Volksschule Leopoldinum, gegenüber der Helmut List Halle, stattfinden.

Fernwärmeoffensive sorgt für saubere Grazer Luft

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16 /// FAZIT APRIL 2020

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Ein neuer Grazer Bauernmarkt öffnete seine Pforten in der My Smart City Graz. Der neue Stadtteil rund um die Waagner-Biro-Straße ist mitten im Entstehen neuer Wohnungen und Infrastruktur. Die „smarte“ Versorgung mit regionalen Lebensmitteln wurde mit einem Frühlingsfest gefeiert. Ab 5. März wird der neue Grazer Bauernmarkt in der My Smart City Graz jeden Donnerstag von 12 bis 18 Uhr auf dem Vorplatz der Volksschule Leopoldinum, gegenüber der Helmut List Halle, stattfinden. Neben Gemüse, Obst und Brot, Eiern, Kernöl und Fleischwaren umfasst das Angebot auch Fruchtsäfte, Marmeladen und Saisonales. Und schon in Kürze wird die Produktpalette um Ziegenmilchprodukte ergänzt.

Fotos: EuroSkills 2020 / Klaus Morgenstern, Spar / Krug, Stadt Graz / Fischer, Stadt Graz / Fischer

Neuer Bauernmarkt für „My Smart City“ Graz


Foto: Schullin

Wege aus der Fachkräfte-Misere Der Fachkräftemangel beschäftigt Branchen, wie z. B. Installateure, besonders stark. Darum hat die zuständige Landesinnung unter Anton Berger im Vorjahr ein Pilotprojekt gestartet. Gemeinsam mit „Talents for Europe“ wurden acht junge Spanier in die Steiermark gelotst; vier davon absolvieren seit November eine Lehre beim Grazer Elektro- und Gebäudetechnikspezialisten e.Denzel. „Die Erfahrungen, die wir im Rahmen dieses Projekts gemacht haben, sind sehr positiv“, berichtet GF Herbert Planetz. „Talents for Europe“-GF Josef Missethon ergänzt: „Der Austausch mit den Menschen vor Ort war eine echte Initialzündung. Für heuer rechnen wir mit bis zu 200 jungen Spaniern, die nach Österreich kommen werden.“

Schullin erhält begehrte Auszeichnung

Fotos: Fischer, Spar / Krug, Meth Media, ÖGK/ Manninger

Mitarbeiterehrung im Zeichen der Tanne Der Veranstaltungssaal in der Grazer Seifenfabrik bildete den feierlichen Rahmen für die Auszeichnung von insgesamt 346 langjährigen Spar-Mitarbeitern mit insgesamt 6.140 Dienstjahren, die auf eine bis zu 40-jährige Karriere bei Spar, einem zu 100 Prozent österreichischen Familienunternehmen, zurückblicken. Die Urkunden wurden den langjährigen Mitarbeitenden von AK-Präsident Josef Pesserl überreicht. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das Fundament des Spar-Erfolgs“, sagt Christoph Holzer, GF Spar Steiermark, „daher setzen wir seit Jahren auf eine Unternehmenskultur, die Treue belohnt und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihrem Karriereweg begleitet und fördert.“

Mit der Auszeichnung „Top 100“ werden Juweliergeschäfte für „Exzellente Schmuckkultur“ gewürdigt. Der Grazer Juwelier Schullin wurde mit dieser begehrten Auszeichnung auf der „Inhorgenta“ in München geehrt. Zu den Kriterien zählen herausragende Kompetenz in Sachen Schmuck, Perlen und Edelsteine, ein umfassendes Sortiment, persönliche Beratung sowie nicht zuletzt ein ansprechendes Ambiente. „Ein Top100-Juwelier punktet mit exzellentem Service und Know-how“, zeigt sich Alexander Meth, Eigentümer des Verlags Meth Media, begeistert. „Mit unserer Auszeichnung würdigen wir diese herausragende Kompetenz und ermutigen die Top-100-Juweliere dazu, auch in Zukunft Maßstäbe exzellenter Schmuckkultur zu setzen!“

BGF-Gütesiegel für die Steiermärkische

Mit einem Gesundheits-Management, das kontinuierlich verhaltensbezogene Maßnahmen entwickelt und eine Vielzahl an Gesundheitsprogrammen veranstaltet, schafft die Steiermärkische Sparkasse gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen und erfüllt dabei seit seinem 18-jährigen Bestehen die hohen Qualitätsanforderungen. Dafür gibt es nun zum sechsten Mal in Folge das BGF-Gütesiegel, das für jeweils drei Jahre verliehen wird.

Kurz im Gespräch mit Hans Schullin, Grazer Designer und Juwelier

Wie beurteilen Sie als Geschäftsmann und ehemaliger Obmann der Innenstadt-Initiative die Entwicklung des Grazer Zentrums zur Flagshipstore-Meile? Wenn es wirklich so wäre, könnte man zufrieden sein. De facto ist ein echter Flagshipstore ein Gewinn, eine außergewöhnliche Repräsentanz einer Marke. Das, was wir aber in Graz sehen, sind normale Filialen von großen Anbietern, Kettenläden, wie sie austauschbar überall zu finden sind. Was aber nicht verzichtbar ist, sind authentische Handwerks- und Gewerbebetriebe, die für die Region stehen. Stadtverwaltungen wie München fördern das, vergeben eigene Mietflächen nur an heimische Gewerbebetreibende – und das zu gestützten Mieten. In welchem Ausmaß ist die Entwicklung der Mietpreise für die Zunahme der Leerstände verantwortlich? Die Mietpreise sind, auch bedingt durch Leerstände, im Sinken. Warum Leerstände? – Schon vor 20 Jahren kämpfte die Innenstadt-Initiative gegen den Wildwuchs an Shopping-Centern, die Graz rundherum im Würgegriff umfassen und wie ein Filter die Kaufkraft schon vor den Toren der Stadt absaugen. Graz hat die höchste Dichte an Einkaufszentren pro Einwohner. Dazu gesellt sich das Convenience-Einkaufen von der Couch aus, das Internet-Shopping. Wie beurteilen Sie die Situation des Innenstadthandels im Hinblick auf die zunehmende Rolle des Online-Shopping? Omni-Channel! Brick-and-Mortar-Shopping, also Einkauf im Geschäft, wird in Zukunft mit einer guten Internet-Präsenz verbunden sein müssen. FAZIT APRIL 2020 /// 17


Kurz & News

Elektroautos liegen genauso wie das gemeinsame Nutzen von Autos im Trend. Genau diese Kombination in Form des E-Carsharings kann bis Ende April selbst er-„fahren“ werden. „Die Förderaktion ,2 Tage E-Auto testen um nur 20 Euro´ des Landes Steiermark stellt unter Beweis, dass die Elektromobilität alltagstauglich ist. Das kann für 48 Stunden um nur 20 Euro beim E-Carsharer in ihrer Umgebung ausprobiert werden“, freut sich Ursula Lackner, LR für Umwelt, Klimaschutz und Energie. „Immer mehr Steirer fragen sich: Ist E-Carsharing, also das Ausleihen eines E-Autos für einige Stunden oder Tage, auch etwas für mich? Jetzt können sie es bequem und günstig ausprobieren“, weiß Lackner.

Steiermark Tourismus wirbt mit „kuhlem“ Video Ein Video mit Kuh Sabine als Hauptdarstellerin wirbt für den steirischen Sommertourismus. „Als Ganzjahresdestination ist es möglich, die Mitarbeiter in den Tourismusbetrieben durchgehend zu beschäftigen, Das wirkt sich auch positiv auf die Wertschöpfung aus dem Tourismus aus“, so LR Barbara Eibinger-Miedl. „Das kuhle Video, das Steiermark Tourismus gemeinsam mit Urlaub am Bauernhof umgesetzt hat, weckt die Vorfreude auf den Sommerurlaub, schließlich hat das Sich-Informieren ja schon begonnen. Damit wir auch in Zukunft Bestwerte bei der Gastfreundschaft erzielen, können die Vorbereitungen gar nicht intensiv genug sein“, freut sich Erich Neuhold, GF von Steiermark Tourismus, auf den Sommer 2020.

BGF-Auszeichnung für Spar Steiermark

Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist das höchste Gut: Anfang März wurde Spar Steiermark und Südburgenland zum 1. Mal das „Gütesiegel Betriebliche Gesundheitsförderung“ in der ÖGK in Graz verliehen. Somit sind Spar und Interspar quer durch Österreich vom Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung für die umfangreichen Bemühungen in Sachen Mitarbeitergesundheit ausgezeichnet worden. Hervorgehoben wurden besonders die Vielfalt der Gesundheitsangebote, die gesunde Führungskultur und die damit verbundenen Weiterbildungen. „Wir freuen uns daher besonders, dass unser Engagement in diesem Bereich nun auch mit dem Gütesiegel für betriebliche Gesundheitsförderung ausgezeichnet wurde“, so GF Christoph Holzer.

Fotos: Land Stmk / Purgstaller, Steiermark Tourismus / Bernhard Loder, Peter Manninger

E-Auto-Testaktion geht in die Verlängerung

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Kurz & News

Fotos: Land Steiermark,

AMS half 601 Personen in die Selbständigkeit

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„Wir empfehlen niemandem die Unternehmensgründung“, stellt Karl-Heinz Snobe, Landes-GF des AMS Steiermark, zum Unternehmensgründungsprogramm (UGP) immer wieder fest, „es gibt aber Fälle, wo die Selbstständigkeit die beste Option ist, um die Arbeitslosigkeit zu beenden.“ Dieses Ziel erreichten im Vorjahr mit Unterstützung des AMS Steiermark 601 Arbeitssuchende. Insgesamt hatten 727 Personen am mehrmonatigen UGP teilgenommen. Zudem schufen die 601 Gründer 165 weitere Arbeitsplätze und setzten damit wertvolle Impulse am Arbeitsmarkt. „Mit dem UGP ebnen wir engagierten Menschen mit klaren Vorstellungen den Weg in die Selbstständigkeit.

Coronavirus-Info Hotline zu Arbeitsrecht Die Corona-Krise hat Österreich endgültig erreicht und die Lage ist inzwischen in fast allen Branchen sehr angespannt. Die Bundesregierung hat reagiert und notwendige Maßnahmen gesetzt, um eine rasante weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Schon jetzt sind die negativen Folgen für die heimische Wirtschaft spürbar. Da der Informationsbedarf bei den Unternehmen derzeit extrem hoch ist, erweitern wir unsere Erreichbarkeit über das Wochenende und richten daher eine CoronavirusInfo Hotline für arbeitsrechtliche Fragen unter 0676/840378 072 der Hofer Leitinger Steuerberatung. Wir ersuchen um Verständnis, dass Hotline-Anrufe mit einem Stundensatz von 175 Euro exkl. USt verrechnet werden.

Bauern sorgen für ausreichend Lebensmittel

Die heimische Landwirtschaft ist in weitgehendem Umfang in der Lage, die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln zu sichern. LK-Präsident Franz Titschenbacher: „Für unsere Bauern hat es höchste Priorität, die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Sie setzen alles daran, die Versorgung weiterhin sicherzustellen. Auch die heimischen Direktvermarkter sind wichtige Nahversorger für Stadt und Land.“ Die landwirtschaftliche Produktion deckt in vielen Bereichen die österreichische Nachfrage komplett ab. Der Selbstversorgungsgrad bei tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln ist sehr hoch. Bei Milch liegt er bei 168 Prozent, bei Butter bei 72 Prozent, bei Käse bei 99 Prozent, bei Obers und Rahm bei 109 Prozent.

Freizeit-Ticket Steiermark schlägt voll ein

Das Ein-Tages-Ticket wird ganzjährig an allen Samstagen, Sonntagen und Feiertagen angeboten. „Mit dem Freizeit-Ticket kann man um nur 11 Euro den ganzen Tag mit allen Öffis in der Steiermark unterwegs sein. „Es freut mich sehr, dass es von den Kunden so gut angenommen wird. Schließlich entlastet dieses Ticket nicht nur die Geldbörse, es ist auch ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz“, freut sich Landesverkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang.

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Kurz & News

BGF-Gütesiegel für drei SinnWin-Kunden Zwei der 15 Erstverleihungen sowie eine von sechs ersten Wiederverleihungen des BGF-Gütesiegels wurden an Sinn-Win-BGF-Kunden Anfang März 2020 in Graz durch die ÖGK-Landesstelle Steiermark und Fonds Gesundes Österreich überreicht. SinnWin-GF Claudia Schenner-Klivinyi gratuliert ihren BGFKunden zur Erst- bzw. zur 1. Wiederverleihung des BGF-Gütesiegels für den Zeitraum 2020 bis 2022 und zu den tollen gemeinsamen BGF-Projekten sowie umgesetzten ganzheitlichen Gesundheitsmaßnahmen in diesen Unternehmen. Die Erstverleihung erfolgte an Vescon Systemtechnik GmbH (Gleisdorf) und die Weststeirische Saubermacher GmbH (Voitsberg) bzw. die erste Wiederverleihung an NH Hydraulikzylinder GmbH (Kleinlobming).

Die Wirtschaft wird weiblicher

Von 75 über 85 zu aktuell 95 Prozent – so gestaltete sich in den letzten drei Jahren der Grad von umgesetzten oder in Umsetzung befindlichen Empfehlungen des Landesrechnungshofes (LRH). „Es freut mich, dass unsere Prüfberichte eine so große Wirkung zeigen, und das ist äußerst lobenswert“, freut sich Direktor Heinz Drobesch. Von den 229 Empfehlungen des LRH wurden im Vorjahr nur 11 nicht umgesetzt bzw. nicht behandelt, hingegen wurden 112 Empfehlungen innerhalb eines halben Jahres umgesetzt. Landtagspräsidentin Manuela Khom unterstreicht die Wichtigkeit von Transparenz und Offenheit im Umgang mit öffentlichen Mitteln, „sie sind wesentliche Merkmale für das Vertrauen in die Politik.“ 20 /// FAZIT APRIL 2020

Eine nette Mahnung des UKH-Personals in Kalwang Die Verschärfung der Krise durch das Coronavirus und die hohe Ansteckungsgefahr erfordern in den Spitälern und Krankenhäusern Sperren und strenge Maßnahmen. Nicht zuletzt dienen sie dazu, die Dienstfähigkeit des medizinischen Personals aufrechtzuerhalten. Das Personal des UKH Steiermark am Standort Kalwang erinnert auf diesem Bild noch einmal daran, dass die einzuhaltenden Sicherheitsvorkehrungen im Sinne der Gesundheit aller Beteiligten und von hoher Wichtigkeit für Gesundheitspersonal und Patienten sind. Es zeigt auch, dass trotz dieser momentan schwierigen Situation alle Ärzte, Schwestern,

Maßnahmen zur Lebensmittelversorgung

Auf Einladung von LR Hans Seitinger hat am 14. März im Grazer Landhaus ein Lebensmittel-Versorgungsgipfel stattgefunden. Gemeinsam mit LR Ursula Lackner sowie Vertretern der Landwirtschaft, der Verarbeitungsbetriebe und des Handels wurden Maßnahmen zur Sicherstellung der Lebensmittelversorgung besprochen. Als „Trumpfass bei der Versorgung“ bezeichnet Seitinger die Direktvermarkter und Hofläden, deren Angebot weitgehend unabhängig von äußeren Einflüssen ist. Zur Sprache gebracht wurde aber auch die Abhängigkeit von den internationalen Agrarmärkten. Insbesondere in Krisenzeiten habe die Eigenversorgung höchste Priorität, betonte Seitinger: „Diese Krise soll zu einem nachhaltigen Umdenken beitragen.“

Fotos: Peter Manninger, Landtagsdirektion, AUVA, Foto Fischer

Landesrechnungshof zeigt hohen Wirkungsgrad

Bereits 29.206 steirische Unternehmen sind in Frauenhand – eine Zahl, die seit Jahren kontinuierlich steigt. „Eine tolle Entwicklung, die zeigt, dass Unternehmerinnen in der Wirtschaft auf der Überholspur sind“, betont Gabriele Lechner, Landesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft und Vizepräsidentin der WKO Steiermark. Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März machte sich „Frau in der Wirtschaft“ (FiW) für noch bessere Rahmenbedingungen stark. „Trotz der positiven Zahlen gibt es in vielen Bereichen noch Verbesserungsbedarf. Vor allem mit der steuerlichen Absetzbarkeit des eigenen Arbeitszimmers wollen wir einen wichtigen Schritt setzen, um hier EPU zu entlasten“, fordert Lechner.


Foto: Foto Fischer

Kurz im Gespräch mit

100-Jahr-Feier im Zeichen der Sozialpartnerschaft: WKO-Präs. Josef Herk, AK-Präs. Josef Pesserl, ÖGB-Vors. Horst Schachner und IV-Präs. Georg Knill

Die Arbeiterkammer feiert 100 Jahre Gerechtigkeit

Vor genau 100 Jahren schlug ihre Geburtsstunde: Am 26. Februar 1920 beschloss die Österreichische Nationalversammlung das Gesetz, mit dem die Kammer für Arbeiter und Angestellte ins Leben gerufen wurde.

Foto: AK /Eder

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00 Jahre Arbeiterkammer bedeuten 100 Jahre Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Solidarität. Nicht Machtpolitik im Interesse weniger, sondern Dialog auf Augenhöhe und fachliche Expertise im Sinne sozialer Gerechtigkeit – das ist das Fundament, auf dem die AK gebaut wurde“, leitete AK-Direktor Wolfgang Bartosch den Festakt ein, zu dem Vertreterinnen und Vertreter aus Stadt, Land und Bund sowie zahlreicher Institutionen gekommen waren. LH Hermann Schützenhöfer sendete per Video Grußworte und erklärte darin, „welch enormen Stellenwert die Sozialpartnerschaft hat“. Ebenfalls via Video-Gruß bezeichnete Arbeitsministerin Christine Aschbacher die AK als „wertvollen Ansprechpartner und große Unterstützung für die heimischen Arbeitnehmer“. AK-Präsident Josef Pesserl betonte in seiner Festrede, dass sich alle Aktivitäten der

AK nicht gegen die Unternehmen richten, sondern die Beschäftigten unterstützen: „Nüchtern betrachtet, dient diese Einrichtung dem gemeinsamen Miteinander, das sollten manche heute nicht vergessen.“ Die AK nehme sich nicht nur der Arbeits-, sondern der Lebenswelt ihrer Mitglieder an. „Die AK ist 100 Jahre nach ihrer Gründung am Puls der Zeit“, so Pesserl, der auf die 21,5-Mio-Euro schwere Digitalisierungsoffensive der steirischen AK verwies. Sein Appell: „An das gemeinsame Ganze denken.“ Interessante Einblicke in die Geschichte der Arbeiterkammer gab Historikerin Heidemarie Uhl, die darauf verwies, dass die AK in der Gründungsphase der Republik Österreich entstanden ist. Voraussetzung dafür war die Zusammenarbeit der Parlamentarier der ersten Stunde über die Parteigrenzen hinweg.

Paul Spitzer, Regionalstellenobmann der WKO Graz

Kürzlich hat die WKO ein Paket zur Unterstützung des Innenstadthandels vorgelegt, welche Maßnahmen sind dabei zentral? Aus unserer Sicht sind Investitionen in die Infrastruktur wichtig: Dazu zählen Leitsysteme für Fußgänger bzw. ein Parkleitsystem, aber auch Attraktivierungen im öffentlichen Raum. Die Stadt könnte auch durch Erleichterungen beim Betrieb von Gastgärten oder weniger restriktiven Auslegungen des Altstadterhaltungsgesetzes unterstützen. Klar ist jedenfalls, dass es vieler unterschiedlicher Maßnahmen bedarf und natürlich auch die Unternehmen selbst gefordert sind, sich an geänderte Rahmenbedingungen anzupassen.

Was sollte insbesondere im Hinblick auf die Verkehrssituation geschehen? Eine gute Erreichbarkeit für alle Verkehrsteilnehmer ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Handelsstandort. Hier sind Investitionen im ÖV genauso nötig wie der Ausbau des Radverkehrs. Gleichzeitig darf der Individualverkehr nicht ausgeschlossen werden. Wir befürworten den Bau der Entlastungslinie für die Straßenbahn, den Entwurf für den Neubau der Tegetthoffbrücke sehen wir aber sehr kritisch! Die Garagenplätze sind in Graz sehr teuer, gibt es hier neue Lösungen? Die Stadt sollte Eignungsflächen für Tiefgaragen definieren, um damit private Investitionen zu fördern. Ein größeres Angebot an Parkflächen würde sich auch auf die Preise auswirken. FAZIT APRIL 2020 /// 21



Fazitgespräch Von Volker Schögler und Sigrun Karre mit Fotos von Marija Kanizaj

Übersetzerin der Welt Die Grazer Autorin Valerie Fritsch im computergestützten Gespräch über ihren Beruf und ihre Bücher in Zeiten der Pandemie.

Ein Gespräch über Weltdurchlässigkeit, Preise, genetisches Gedächtnis,

vererbte Traumata und Sprachlosigkeit sowie Kirschblüten und Mäuse.

Und was Sprache und Sichtbarkeit miteinander zu tun haben.

FAZIT APRIL 2020 /// 23


Fazitgespräch

Die Schriftstellerin führt zur Zeit mit ihrem neuen Roman »Herzklappen von Johnson & Johnson« die Bestsellerlisten an. Vor fünf Jahren hatte Valerie Fritsch ihren Durchbruch mit der Dystopie »Winters Garten«, in der die Bevölkerung in Endzeitstimmung versetzt wird.

In Zeiten der Coronakrise erscheint dies rückblickend wie eine Prophezeiung und auch dieses Interview und die Fotoaufnahmen mussten unter erschwerten Bedingungen via »Skype«, ein Computerprogramm mit Bildtelefonie, stattfinden. Es scheint, Bücherlesen sorgt mehr denn je für Trost und Rat.

24 /// FAZIT APRIL 2020




Fazitgespräch

Ich möchte nichts bewirken, ich möchte die Welt übersetzen, sie zugänglich machen. Valerie Fritsch

Fünf Jahre ist es her, dass Sie »Winters Garten« geschrieben haben. Jetzt hat ein Virus die Welt aus den Angeln gehoben und sorgt zumindest bei einem Teil der Bevölkerung für Endzeitstimmung. Aus jetziger Sicht haben Sie da so etwas wie eine atmosphärische Prophezeiung geschrieben? Es ist eine Art von stiller Apokalypse, die sich aber sicher dadurch unterscheidet, dass es ja eine unsichtbare Art von Katastrophe ist. Dass man sich nicht in eine Gefahr hinaus begibt, sondern eher einer Biedermeierverordnung folgt, sich als Held quasi in der Unterlassung übt und zu Hause bleibt.

»Quarantäne« ist eine Situation, die ja viele Schriftsteller vom Schreibprozess kennen. Ist das auch bei Ihnen so, kann man als Schriftsteller leichter damit umgehen, sich zumindest temporär aus dem sozialen Leben zurückzuziehen? Ich glaube schon, dass man wahrscheinlich tatsächlich berufsbedingt geübter in einer Situation der Enthaltsamkeit ist. Die Buchstaben fühlen sich am allerwohlsten in der Einsamkeit.

Zugleich reisen sie sehr viel und bezeichnen sich ja auch selbst als Reisende. Wie eingeschränkt fühlen Sie sich da in ihrer Freiheitsliebe und damit in Ihrem Arbeiten? Das ist ein wilder Gedanke, dass einem die ganze Welt nicht mehr zur Verfügung steht. Die Reisesehnsüchte müssen natürlich nachgereiht werden, nachdem es jetzt um pragmatische Schritte, eine Beobachtung der Zukunft, eine gewisse Gelassenheit für die nächsten praktischen Stunden, Tage, Monate geht. Es ist etwas, das sehr sehr spät kommt, dann aber ziemlich einschlägt im Kopf, wenn man die Welt so gerne hat. Wie reisen Sie – allein oder in Begleitung? Ich reise hin und wieder allein, zumeist aber mit meinem Partner. In den letzten Jahren habe ich mir angewöhnt, stets mit alten Polaroid-Kameras auf Reisen zu sein, die Welt immer ein bisschen mitzunehmen, aber gleichermaßen auch dortzulassen, weil in vielen Regionen, in die ich reise, Fotografie ein so wenig ausgebildetes Medium ist, dass sich die Leute sehr freuen, wenn ein Polaroid, das sie behalten können, herauskommt. Es ist manchmal das allererste Foto, das Leute von sich selbst besitzen, wenn man es dann wirklich dort zurücklässt.

Wo kann man Ihre Fotos anschauen? Es gibt immer wieder Ausstellungen, im Herbst wird es auch eine über die Reise geben, die im neuen Buch »Herzklappen von Johnson & Johnson« stattfindet, ansonsten poste ich gerne auf Instagram.

Leipziger Buchmesse abgesagt, Lesungen gecancelt, Buchhandlungen geschlossen … das ist natürlich hart, nachdem man vier Jahre lang an einem Buch gearbeitet und dem Erscheinungstermin entgegengefiebert hat. Was bedeutet das für Sie nun? Der jetzige Erkenntnisstand: Eine Buchneuerscheinung in einer Pandemie ist nicht der ideale Zeitpunkt. Das ganze System ändert sich, nachdem das Buch eingekerkert in geschlossenen Buchhandlungen liegt, Lesungen und Lesetouren quer durch die Welt natürlich ausfallen und somit die Schnittstelle zum Publikum fehlt. Das ist schon ein wilder Einschnitt.

Die Thematik Ihres Buches, die Weitergabe von Traumata über Generationen, ist durchaus schon oft literarisch bearbeitet worden. Mittlerweile werden sich aber offenbar immer mehr Menschen bewusst, dass die Menschheitsgeschichte auch eine Geschichte der vererbten Traumata ist, was auch die Wissenschaft beschäftigt. Haben sie da besondere Sensoren für solche Vorgänge? Wie war ihr Zugang? Ich habe mich tatsächlich ein bisschen wie ein Seismograph gefühlt und festgestellt, dass vererbte Sprachlosigkeit, aber auch eine Vererbung von Abwesenheiten, Unverfügbarkeiten und Glücken ein großes Thema im Leben der meisten Menschen ist. Das muss auch gar nicht nur auf diese Kollektivdramen des Zweiten Weltkriegs zurückgehen, gilt allgemein, denn Traumen und Probleme bilden sich ja auch privat in unkollektiver Natur immer wieder, was das Familiensystem extrem belastet. Oft trägt man ein Erbe unfreiwillig mit sich, eine unheimliche Bürde, die man gerne loswerden möchte, aufarbeiten oder zumindest benennen möchte, damit es einem leichter wird. Die Figuren im Roman erscheinen erstarrt und gefangen in der Schuldfalle. Ist es nicht sinnvoll, von diesem Konzept der Schuld abzulassen, um diese Kreisläufe der Menschen zu öffnen? Ich denke, man muss eine Akzeptanz dafür haben, dass die Welt nicht schwarz und weiß ist, sondern aus sehr vielen komplizier-

FAZIT APRIL 2020 /// 27


Fazitgespräch ten Grautönen besteht und dass es eine Art von Gleichzeitigkeit von Opfer- und Täterschaft nebeneinander geben kann – wie unerträglich man das auch finden möchte, dass böse Menschen gute Dinge machen und umgekehrt.

In Ihren Büchern geht es generell um die großen Menschheitsthemen, so auch die Liebe, was sowohl von der Thematik als auch sprachlich mutig erscheint, weil gerade Autoren Ihrer Generation das Gefühlvolle aus Angst vor Kitsch und Pathos ganz gern umschiffen. Sie offenbar nicht? Ich kann halt nichts anderes, was Besseres hab‘ ich nicht gelernt. [lacht] Ich halte es für mich persönlich für sinnlos, mich mit Nebensächlichkeiten, die mich vielleicht nicht interessieren, zu beschäftigen. Ich könnte keinen Berlin-WG-Roman schreiben, wo viel Wodka getrunken wird und die Leute nicht wissen, wie verloren sie wirklich sind – da wäre ich einfach der falsche Autor dafür. Sie sind gerade einmal dreißig, für eine Schriftstellerin ist das ein beinahe zartes Alter, spannender Weise merkt man das Ihrer Sprache nicht an. Ist Ihre sehr poetische, melodiöse und weit von der Alltagssprache entfernte Sprache Ausdruck einer bewussten Haltung wider den Trend oder ist sie vielleicht notwendig für den Stoff? Ich denke, Sprache entwickelt sich immer weiter, mit allen Gedanken und Erfahrungen, die man macht, und gerade das Thema im neuen Buch hat eine große, sorgfältige, kompakte Präzision erfordert. Und es ist die einzige Sprache, die ich habe. Jeder Autor codiert die Welt auf seine Art und Weise, jeder findet andere Wörter, die er am passendsten für die Welt hält.

Ihre Bücher sind eher schmale Romane bisher, zugleich aber sprachlich sehr konzentriert. Dem Klischee nach werden die wirklich umfangreichen Romane von Männern geschrieben. Ihre Kollegen Clemens Setz oder Philipp Weiss bestätigen dieses »Vorurteil«. Wieso gilt Quantität in der Literatur immer noch als ein Gradmesser für Qualität oder Bedeutsamkeit? Ich denke, dass jeder Autor bestimmt, wieviel Platz das Erzählte braucht. Die Großzügigkeit, die man einer Geschichte zugesteht, ist Geschmackssache. Aber ich glaube nicht, dass sich Leute hinsetzen und als Ziel haben, tausende Seiten zu schreiben, allein damit das Buch besonders dick wird. Quantität ist dennoch auch eine Form von Sichtbarkeit, quasi Arbeit, die man sehen kann. Jede Seite mehr ist Mehrarbeit, so könnte man das in der Außenperspektive runterbrechen – was mir natürlich zu kurz gedacht ist. Eine inhaltliche Frage zum letzten Buch: In Zusammenhang mit dem Thema »genetisches Gedächtnis« schreiben Sie von einem Experiment mit Mäusen, denen antrainiert wird, auf Kirschblütenduft mit Angst zu reagieren, was sie schließlich auf ihre Nachkommen vererben. Ist das ein reales Experiment? Ja, dieses Experiment stammt aus einer Fachzeitschrift, die ich – allerdings nicht so wie im Buch im Wartezimmer eines Zahnarztes – gelesen habe und es ist etwas Faktisches, das passiert ist, so wie auch die Schmerzlosigkeit von Emil in diesem Buch keine erfundene, sondern eine tatsächliche medizinische Indikation ist.

Bei der Lektüre Ihrer Bücher kann man den Gedanken haben, dass diese junge Autorin eine Art wiedergeborene alte Seele sein oder

Das Land Steiermark Kultur


Fazitgespräch haben könnte, die mehr weiß, als in all den Büchern und sonstigen Quellen, die sie für die Recherche durchgeackert hat, enthalten ist. Können Sie damit etwas anfangen, wie ist diesbezüglich Ihr Selbstbild? Ich glaube, das ist ein Gedanke, mit dem ich mich so in dieser Form nicht beschäftigt habe, aber ich denke, es gibt gewisse Leute, die, nicht unbedingt gottgegeben, sondern eher selbstgewählt, offene Augen haben und eine gewisse Permeabilität für die Welt und damit auch Zugang zu Wissen haben, das ein bisschen tiefer geht.

Glauben Sie, ist Versprachlichung Voraussetzung dafür, dass man eingreifen, regulieren und verändern kann und ist das eine Hauptaufgabe eines Autors? Ich glaube sicher, dass Versprachlichung eine Art von Sichtbarkeit bedeutet und ich denke, der Mensch kann mit sichtbaren Dingen besser umgehen als mit unsichtbaren. Sprache wirkt abseits der literarischen Kunstform als verbindendes Glied, das uns allen zur Verfügung steht, als Handwerkzeug, mit dem man sich Welten intersubjektiv erfahrbar machen kann, auch wenn man in unterschiedlichen lebt.

Ein Satz im Buch lautet ungefähr: Das Wichtigste passiert vor der Geburt. Ja, in diesen in Familien weitergegebenen Geschichten passieren oft die Dinge, die nichts mit einem zu tun haben und doch am meisten mit einem zu tun haben und das Leben lenken vor der Geburt, nachdem man nur die Folgen spürt und nicht genau weiß, woher sie kommen.

Sinngemäß heißt es in einem Ihrer Bücher, man sollte Regie führen im Leben statt nur mitzuspielen. Unsere Frage daher: Ist das Leben nur ein Spiel? Wenn es ein Spiel ist, ist es das einzige, das wir haben und es ist besser, wir gewinnen es.

Also ist es nicht unbedingt das Geheimnis von Erfahrung, sondern bloß von Aufmerksamkeit? Wahrscheinlich auch eine Mischung. Wäre merkwürdig, wenn gerade das ein monokausales Thema wäre. Ob sich meine Seele alt anfühlt, weiß ich nicht, sie fühlt sich auf jeden Fall sehr weltdurchlässig an. Ich sage immer die Welt ist mein Beruf.

Und diese Kirschblütengeschichte wäre ein Beleg dafür? Diese Kirschblütengeschichte wäre eine wilde Metapher dafür.

Wo sich leben und arbeiten verbinden, da sind wir zu Hause. Hier vereinen sich Pioniergeist in Forschung, Produktion und Kultur. Präzision in High-Tech Produkten, Wissenschaft und edlen Tropfen. Lebensfreude und Schaffensdrang in kleinen und großen Köpfen. Von hier aus gestalten wir die Welt. (c) RNPD.com. Fotos: Mathias Kniepeiss, Steiermark Tourismus/icarus.cc (3x), Harry Schiffer

Hierher laden wir Gäste, Partner und Mitarbeiter aus aller Welt ein. In den einzigartigen Lebensraum Steiermark. steiermark.iv.at

Klassisch gefragt: Was will man eigentlich, wenn man schreibt? Ich möchte nichts bewirken, ich möchte die Welt übersetzen, sie zugänglich machen. Und ob man dann mit Staunen oder Verstörung ein bisschen mehr Wissen oder ein bisschen Empörung, weil man es richtig schlecht gefunden hat, rausgeht, ist die Entscheidung von jedem Leser selbst. Auf keinen Fall möchte ich irgendjemanden belehren, das ist nicht die Aufgabe von Kunst.

Spiele muss man ja nicht immer gewinnen, da braucht man einen Gegner. Man kann sie auch hervorragend verlieren und die meisten Spiele


Valerie Fritsch wurde am 14. Mai 1989 in Graz geboren und maturierte im BG/BRG Kirchengasse. Nach abgebrochenem Jus-Studium absolvierte sie die Akademie für Angewandte Photographie in Graz. Arbeitet als Fotografin und bereist die Welt. 2015 wurde sie beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Kelag- und dem Publikumspreis ausgezeichnet. Ihr Debütroman »Winters Garten« war für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert. Mit »Herzklappen von Johnson & Johnson« rangiert sie ganz oben in der Bestsellerliste für Belletristik. Sie ist verlobt und lebt in Graz.


Fazitgespräch

Das ist ein wilder Gedanke, dass einem die ganze Welt nicht mehr zur Verfügung steht. Valerie Fritsch spielt man naturgemäß mit sich selbst. Aber ich denke, man sollte herzhaft mitspielen, denn es ist das einzige was wir können und danach ist man wirklich für immer tot.

Glauben Sie nicht, dass es nachher weitergeht? Ich persönlich glaube, mit dem Tod kommt ein schönes prächtiges Nichts und das finde ich einen sehr beruhigenden Gedanken, mich nicht auch noch mit der Unendlichkeit herumzuschlagen.

Zur Zeit führen Sie die Bestsellerliste in der Belletristik an, vor Monika Helfer, André Heller und Peter Handke. Lesen oder lasen Sie jemals Handke und was sagen Sie zum seinem Nobelpreis? Ich habe in meiner Jugend öfter Handke gelesen, in den letzten Jahren nicht mehr, weil ich das Gefühl hatte, es wiederholt sich einiges. Zur Kontroverse des Nobelpreises sage ich: Das ist ein Literatur-Nobelpreis für die Bücher und nicht für den Charakter, also kein Moral-Nobelpreis. Was sind ihre persönlichen Lieblingsautoren? Ich bin ein großer Freund und Liebhaber von Herta Müller und Swetlana Alexijewitsch, beide Nobelpreisträgerinnen. Ich möchte ihre Bücher gerade jetzt allen Menschen dieser Welt ans Herz legen, weil das die absolut intensivste Literatur ist, die es gibt. Nichts geht einem mehr und wirkmächtiger ans Herz. Zur Zeit lese ich Kurzgeschichten von Richard Ford, den ich auch sehr gerne mag, dieses Kompakte Amerikanische. Also sehr bunt gemischt. Schreiben Sie selbst auch Kurzgeschichten? Ja, ich schreibe sehr gerne Kurzgeschichten und ich möchte als nächstes einen Kurzgeschichtenband herausgeben. Verraten kann ich, dass es eine Geschichte über Amokläufe und eine über das Leben in der eisernen Lunge geben wird.

Können Sie von Ihrer Arbeit als Schriftstellerin leben? Vom reinen Buchverkauf kann kaum jemand leben, aber von der ganzen Literatur in der Gesamtheit, mit Lesungen, Vergabe von Auslandslizenzen, Übersetzungen, Auftragstexten oder Preisen läßt es sich gut leben. Ich bin in der glücklichen Position, dass ich nie etwas anderes gearbeitet habe, als als Schriftstellerin. Von »Winters Garten« wurden insgesamt um die 20.000 Stück verkauft, es gibt Übersetzungen in fünf Sprachen. Das jetzige Buch ist in der zweiten Auflage.

Sie sind ja nicht nur eine sprachgewaltige Autorin, sondern auch eine junge, sehr attraktive Frau. Im Grunde hat das eine mit dem

anderen nichts zu tun, dennoch ist das in einer Welt, die auf Visuelles fokussiert, ein gewisser Werbevorteil. Ausgerechnet Autorinnen müssen sich häufig beinahe für gutes Aussehen rechtfertigen. Wie gehen Sie damit um? Engt es sie ein oder ist die Rolle, dieses Image vielleicht sogar ein Schutz für die Privatsphäre? Für mich ist es ein abstruser Gedanke, dass man Qualität von geistigen Arbeiten am Aussehen einer Person ermessen könnte. Generell habe ich persönlich als Frau das Problem mit attraktiven Pressefotos, dass oftmals fremde Menschen, vor allem Männer, das Gefühl haben, sie können mich in der Zeitung shoppen, mich obszön kontaktieren, vor meiner Tür auftauchen und hätten Anspruch auf meine Gesellschaft oder meinen Körper. Das ist immer noch etwas, das ich sehr merkwürdig und sehr verachtenswert gleichermaßen finde. Und gerade das Buch ist ein Medium, wo man sich nicht darauf ausreden kann, dass es ein Werbeprodukt ist, sondern es ist absolut faktisch mit einer messbaren Qualität, die jeder nachlesen kann. Über Geschmäcker lässt sich streiten, aber so hübsch kann man gar nicht sein, dass man fingieren könnte, gute Bücher zu schreiben.

Aber es gibt auch gute Erfahrungen? Öffentlichkeit gaukelt immer eine Art von Verfügbarkeit und falscher Nähe vor, aber ich muss auch diametral zu den schlechten Erfahrungen sagen: Ich bekomme Zuschriften von Leserinnen und Lesern mit den entzückendsten, intimsten, schlimmsten Geschichten, die ihnen passieren, und die mir ihr Herz ausschütten, weil die Buchstaben sie berühren. Das ist wiederum diese andere Form, die Öffentlichkeit bieten kann, nämlich einen ganz nahen Zugang zu Menschenleben. Frau Fritsch, vielen Dank für das Gespräch!

Wir Herausgeber dürfen uns nochmals bei Valerie Fritsch und auch bei unseren Autoren Sigrun Karre und Volker Schögler herzlich bedanken, die das Fazitgespräch in diesen turbulenten Tagen möglich gemacht haben. Und natürlich sei auch die Fotografin Marija Kanizaj extra bedankt, die – wie hätte es anders sein sollen – wieder einmal für wunderbare Illustration gesorgt hat. Danke! FAZIT APRIL 2020 /// 31


Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Corona im Arbeitsrecht

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Eine wichtige Maßnahme im Gefolge der Corona-Krise ist die Einführung der Corona-Kurzarbeit. Sie sollte als Alternative zur Beendigung von Arbeitsverhältnissen gesehen werden. Es ist allerdings zunächst eine grundsätzliche Frage, ob Kurzarbeit für Arbeitgeber überhaupt in Frage kommt, günstiger oder angemessen ist und daher vom Einzelfall abhängig. So hat Kurzarbeit tendenziell wenig Charme, wenn nicht ein – wenn auch eingeschränkter – Arbeitsanfall gegeben ist. Das ist bei von Totalschließungen betroffenen Unternehmen, wie zB dem Einzelhandel oder Arztpraxen, nicht der Fall. Erst wenn eine grundsätzliche Betrachtung überhaupt eine Wahl öffnet und unter anderem Urlaube und Zeitausgleichsguthaben abgebaut z.B. abbaubar sind, rücken die Vor- und Nachteile von Kurzarbeit in den Fokus: Fachkräfte bleiben erhalten, stehen dem Dienstgeber durchgehend zur Verfügung, betroffene Arbeitnehmer erhalten mehr Nettoentgelt als beim Arbeitslosengeldbezug. Kurzarbeit ist allerdings auch bürokratischer und unflexibler, die laufende Abrechnung komplizierter. Andererseits kann auch eine (gebotene) Beendigung von Arbeitsverhältnissen mit einer Wiedereinstellungszusage oder einer Wiedereinstellungsvereinbarung verknüpft werden, sodass Fachkräfte weiterhin an das Unternehmen gebunden werden. Weitere einschlägige Fragen rund um das Coronavirus beantworten wir auch im aktuellen Steueraffen-Podcast. Mehr dazu unter www.steueraffe.at.

Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at

So funktioniert die Kurzarbeit in der Corona-Krise Durch den „Corona-Shutdown“ wurde Tausenden Unternehmen mit einem Schlag die Geschäftsgrundlage entzogen. Um zu verhindern, dass sie ihre Mitarbeiter freisetzen müssen, haben Regierung und Sozialpartner das Instrument der Corona-Kurzarbeit geschaffen. Denn nach dem Fachkräftemangel ist vor dem Fachkräftemangel! Fazit beantwortet die wichtigsten Fragen.

D

ie Wirtschaft steht wegen des Coronavirus still. Die meisten Dienstleistungsbetriebe mussten auf Anordnung der Regierung schließen oder haben als Zulieferer mit einem Schlag ihre Kunden verloren. Außerdem sind immer mehr Unternehmen davon betroffen, dass Schlüsselarbeitskräfte in häusliche Quarantäne geschickt werden, oder – noch schlimmer – an Covid-19 erkranken. Der „Shutdown“ wird noch wochenlang andauern. Mit einer beginnenden Erholung der Wirtschaft ist daher erst nach dem Sommer zu rechnen. Doch bis dahin wären viele kleinere Unternehmen ohne zusätzliche Liquiditäts- und Bonitätshilfen pleite. Es wird daher Steuer- und Sozialabgabenstundungen sowie Kreditgarantien geben. Als effizientes Mittel gegen die Wirtschaftskrise hat sich im Jahr 2009 das Instrument der Kurzarbeit herausgestellt. Da die Coronakrise vor allem Kleinunternehmen mit wenigen Mitarbeitern und meist ohne Betriebsrat betrifft, haben die Sozialpartner zugestimmt, es erstmals auch kleinen Unternehmen zu ermöglichen, ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit zu beschäftigen. Die Corona-Kurzarbeit ist vorläufig auf 32 /// FAZIT APRIL 2020

drei Monate begrenzt, kann aber um weitere drei Monate verlängert werden.

Die Eckpunkte der CoronaKurzarbeitsregelung Kurzarbeit ist die vorübergehende Herabsetzung der Normalarbeitszeit und in der Folge des Arbeitsentgelts wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Kurzarbeit hat den Zweck, die Arbeitskosten temporär zu reduzieren und gleichzeitig die Beschäftigten zu halten. Die wöchentliche Arbeitszeit kann bei der Corona-Kurzarbeit über einen längeren Zeitraum auf null Prozent reduziert werden. Im Durchrechnungszeitraum (drei Monate) müssen jedoch mindestens 10 Prozent erreicht werden. Kurzarbeitsunterstützung gibt es für die ausfallende Arbeitszeit. Während der Kurzarbeitsphase und ein Monat darüber hinaus dürfen die Arbeitnehmer nicht gekündigt werden. Bei der Corona-Kurzarbeit werden nun bereits ab dem ersten Monat die Dienstgeberbeiträge durch das AMS übernommen. Vom Unternehmen zu bezahlen ist jener Anteil an der Normalarbeitszeit, der tatsächlich gearbeitet wird. Die Sonderzahlungen bleiben unberührt


Nach dem Fachkräftemangel ist vor dem Fachkräftemangel. Viele Arbeitsplätze können gehalten werden, wenn Arbeitnehmer vom HomeWorking in Corona-Kurzarbeit wechseln.

Foto: Adobe Stock

ist ein Antrag an das AMS (über das eAMSKonto oder per E-Mail) zu stellen. Das AMS leitet die Anträge an die Sozialpartner weiter, die – wenn die Voraussetzungen erfüllt sind – innerhalb von 48 Stunden ihre Zustimmung erteilen. Das AMS ersucht die Unternehmen weiters, sich möglichst vor Kontaktaufnahme online zu informieren, damit etwaige Anrufe rasch bearbeitet werden können.

und müssen in vollem Umfang vom Arbeitgeber geleistet werden. Das Kurzarbeitsmodell ist allen gewerblichen Unternehmen zugänglich, unabhängig von der Größe oder Branche.

Wie kommt man zur CoronaKurzarbeit-Unterstützung? Zuerst muss eine Kurzarbeitsvereinba-

rung geschlossen werden. Bei Betrieben mit einem Betriebsrat ist eine Betriebsvereinbarung abzuschließen. Bei Unternehmen ohne Betriebsrat ist eine Vereinbarung mit jedem einzelnen Arbeitnehmer abzuschließen. Entsprechende Vorlagen für die Vereinbarungen stellt die Wirtschaftskammer zur Verfügung (wko.at/ corona unter Corona-Kurzarbeit). Danach

START!KLAR

Was muss in der Betriebsvereinbarung bzw. den Einzelvereinbarungen geregelt sein? Die Dauer der Kurzarbeit (maximal 3 Monate, verlängerbar um weitere 3 Monate). Das Ausmaß der Verkürzung der Arbeitszeit (im Schnitt auf 90 bis zehn Prozent der wöchentlichen Normalarbeitszeit, in einzelnen Wochen auf null Prozent möglich). Der Abbau von Zeitguthaben und Urlauben (Arbeitnehmer müssen sowohl Urlaube aus der Vorperiode als auch aktuelle Zeitguthaben konsumieren)

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Wirtschaft

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Was kann die App „Wirtschaft to go“? Bernd Meister: Unsere Kunden werden immer mobiler und wollen auch unterwegs jederzeit aktuell informiert sein. Mit unserer App stehen ihnen rund um die Uhr relevante Informationen und Analysen zur österreichischen und internationalen Wirtschaft, zur Konjunktur, wichtigsten Börsen, Märkten und Branchen zur Verfügung. Mit der App am Smartphone oder Tablet-PC hat man diese Infos überall dabei.

Was unterscheidet dieses Angebot von anderen Apps und Nachrichtenportalen? Unsere App baut auf unserer bewährten Internet-Plattform wirtschaft-online.bankaustria. at auf. Hier stellen wir profunde Analysen, Kommentare 34 /// FAZIT APRIL 2020

Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden Bank Austria Steiermark und Branchenberichte unserer Expertinnen und Experten zur Verfügung – vor allem aus den Bereichen Economic Research und Private Banking Research. Für die App sind diese Inhalte

speziell mit eigenen Kurztexten aufbereitet. Sie sind übersichtlich in vier Rubriken unterteilt: Wirtschaft Österreich, Wirtschaft International, Börsen & Märkte sowie Trends & News.

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Wirtschaft

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Obwohl wir aufgrund der aktuellen Situation unseren für 26. März geplanten „Geburtstagsevent“ absagen mussten, dürfen wir unseren Event-Partnern an dieser Stelle sehr herzlich danken. Sie wollten uns dabei unterstützen, mit uns gemeinsam eine tolle Geburtstagsfeier für unsere Kunden auszurichten. Wir werden das FazitGeburtstagsfest im Herbst nachholen und dürfen auch dort auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern setzen. Dafür schon jetzt ein herzliches Dankeschön!

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FAZIT APRIL 2020 /// 35


Kurz & News

AK legt Erfolgsbilanz vor Die Drähte zu den Experten der AK Steiermark liefen auch im Vorjahr heiß. Mit knapp 239.000 Rechtsauskünften und einem für die Mitglieder erreichten Gesamtbetrag von 78,8 Mio. Euro kann die AK auch für 2019 eine Erfolgsbilanz vorweisen. „Die Bilanz des vorigen Jahres bewegt sich auf einem konstant hohen Niveau“, erläutert Dir. Wolfgang Bartosch. Ein leichter Rückgang bei den erkämpften Beträgen sei einem Rückgang bei den erstrittenen Pensionsleistungen geschuldet. Für AK-Präs. Josef Pesserl stellt diese Erfolgsbilanz „das Vertrauen der AK-Mitglieder in die Kompetenz unserer Mitarbeiter unter Beweis“. Beeindruckend sei vor allem die hohe Beratungsintensität mit fast 1.000 Beratungen pro Arbeitstag. Bestnoten gab es heuer wieder für die steirischen Kürbiskernölproduzenten trotz unterschiedlichster Bedingungen im Kürbisjahr. „Bei der Landesprämierung erzielten die heimischen Produzenten wieder tolle Ergebnisse. Mehr als 500 Produzenten stellen sich diesem hochkarätigen Qualitätswettbewerb“, gratulierte LK-Vize-Präs. Maria Pein. Das steirische Kürbiskernöl 2020 hat aufgrund der hervorragenden Kernqualität eine kräftige, dunkelgrüne Farbe und den typisch nussigen Geschmack. „Die geernteten Kerne hatten erstklassige Qualität, die Kernölproduzenten haben diese perfekt in die Flasche gebracht“, unterstreicht Obmann Franz Labugger: „Auch im Kürbisanbaujahr 2020 werden die Anbauflächen weiterhin steigen.“

Ehrungen für langjährige Thermen-Mitarbeiter

Im März lud die Heiltherme Bad Waltersdorf ihre langjährigen und treuen Mitarbeiter zum gemütlichen Beisammensein in den Buschenschank Bergstadl. Gratuliert wurde den 34 Jubilaren zu 5, 10, 15, 20, 25 und 30 Jahren, darunter zwei Personen, die bereits ihr 30-jähriges Firmenjubiläum feierten. Sie alle schreiben seit vielen Jahren mit ihrem täglichen Einsatz gemeinsam Thermengeschichte. Den Jubilaren mit mindestens 20 Jahren Betriebszugehörigkeit wurden Ehrenurkunden verliehen. Diese wurden von Herbert Spitzer, Regionalstellenobmann der WKO, persönlich überreicht.

Fotos: AK Stmk/Graf-Putz, Danner / LK, Heiltherme Bad Waltersdorf

Spitzenqualitäten bei Kernölprämierung

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Kurz & News

Destillerie-Kunst auf höchstem Niveau Das Landwirtehepaar Gusti und Hubert Hirtner aus St. Lorenzen im Mürztal sind die absoluten Superstars der Destillerie-Kunst. Als große Routiniers und grenzenlose Perfektionisten erzielten sie erstmals in der Geschichte der Edelbrand-Landesprämierung einen fünffachen Landessieg. „Aus reifen Birnen und Marillen den feinsten Geschmack in die Flasche bringen – das ist unsere große Leidenschaft“, erklären die begeisterten Edelbrenner erfreut, als sie vom großen Sieg erfuhren. Neben ihren delikaten Birnen- und Marillenbränden, wofür Gusti und Hubert Hirtner drei Landessiege erzielten, erreichten sie mit ihren Raritäten Gin und Rum zwei weitere Landessiege. Insgesamt stellten sich 121 Betriebe dem Qualitätswettbewerb.

Am Puls der Zeit mit Garmin Pay

Die BKS Bank erweitert ihr Angebot an kontaktlosen Bezahlsystemen. Mit Garmin Pay™ kann ab sofort mit der Smartwatch bezahlt werden. „Die neue Art des kontaktlosen Zahlens bietet viele Vorteile. Sie ist schnell, sicher und bezahlt wird quasi im Handumdrehen“, freut sich Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank. Angewendet werden kann es weltweit fast überall dort, wo kontaktloses Bezahlen möglich ist. Über eine NFC-Schnittstelle werden die Daten auf das POS-Terminal übertragen. „Kartendaten werden weder auf dem Gerät noch auf den Garmin-Servern gespeichert und werden auch nicht an Händler übermittelt. Persönliche Kartendaten bleiben somit geheim und geschützt“, so Stockbauer.

Wie fit ist Ihr Unternehmen? Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen! „Aufgrund des demografischen Wandels ist es nicht nur für jeden persönlich wichtig, sich fit zu halten, es spielt auch für den Standort Steiermark eine große volkswirtschaftliche Rolle.“ Andreas Herz, MSc Vizepräsident der WKO Steiermark und Obmann der Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung

„Die durch ein Rehabilitations- oder Heilverfahren bewirkte Änderung im Gesundheitsbewusstsein unserer KundInnen soll einen mehrfachen Vorteil für die Versicherten, die Unternehmen und nicht zuletzt für die PVA bringen.“ Christian Supper Landesstellenvorsitzender der Pensionsversicherungsanstalt Steiermark

Fotos: LK / Danner, Garmin Pay International, WKO Steiermark,

Viral bedingte Vollbremsung in der Reisebranche

Die Busunternehmen verzeichnen aktuell B u c h u n g s a u s fä l l e von nahezu 100 Prozent. Abgesagt werden nicht nur Italienreisen, sondern verstärkt auch Fahrten nach Deutschland oder in Österreich selbst. „Der Umsatzentgang in unserer Branche macht mittlerweile rund 440.000 Euro pro Tag allein in der Steiermark aus – eine Situation, die für viele Betriebe existenzbedrohend ist. Wir brauchen schnelle Hilfe für Unternehmen und Lenker“, alarmiert FG-Obmann Kurt Matzer. Die WKO Steiermark hat eine eigene Taskforce zum Thema Coronavirus eingerichtet. „Unter 0316/601-601 stehen wir den Mitgliedern zu allen arbeitsrechtlichen und branchenspezifischen Fragen zur Verfügung“, berichtet Dir. Karl-Heinz Dernoscheg. FAZIT APRIL 2020 /// 37

Einreichschluss 30. April 2020

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Außenansicht Von Peter Sichrovsky

I

ch bin überall in der Welt zuhause, so etwas wie Heimat ist einfach vorbei und braucht man nicht mehr«, erklärte mir mein Gegenüber im Zug von Graz nach Wien, nachdem er mich fragte, von wo ich käme und wo ich leben würde. »Wo kommen sie denn her?« Fragte ich ihn. »Aus Graz, aber ich habe schon in Deutschland gearbeitet und in den Niederlanden«, antwortete er. »Österreich, Deutschland, Niederlande, und das macht sie schon heimatlos?« Fragte ich ihn. »Es hat nichts mit den Ländern zu tun, es geht um ein Lebensgefühl,« entgegnete er. »Aha, um ihr Lebensgefühl, ich kann mir darunter nichts vorstellen«, sagte ich. Er saß schräg gegenüber am Gangplatz, ich am Fenster, ein Tisch zwischen uns. »Wir leben doch in einer Zeit, in der es keine Heimat mehr gibt, ich könnte in jeder Stadt der Welt mich wohlfühlen. Ich kann die nur bedauern, die immer noch am Heimatbegriff hängen«, fing er wieder an, mir seine Philosophie zu erklären. »Die meisten Menschen bleiben an dem Ort, wo sie geboren wurden, und haben gar keine Möglichkeit, von einem

Heimatlos

38 /// FAZIT APRIL 2020

Ort zum anderen zu ziehen, das sollte man ihnen nicht vorwerfen,« versuchte ich ihm zu entgegnen. »Ach Gott, das sind doch nur Ausreden, weil den meisten der Wille fehlt, aus dem Alltag auszubrechen!« Sagte er. Der Schaffner kam und kontrollierte unsere Fahrkarten. Ich beobachtete ihn mit seiner billigen Uniform und einem weißen Hemd, das sich über dem Bauch spannte und man fürchten musste, die Knöpfe des Hemdes würden aufspringen. Eine rote Krawatte lag in einem Bogen wie ein kleiner Hügel auf dem Hemd. Er hatte einen Wiener Akzent und ich fragte ihn, ob er aus Graz oder Wien sei. »Na Wien natürlich!« Antwortete er stolz und lächelte. »Entschuldige, wenn ich sie frage, aber wie lange arbeiten sie schon als Schaffner?« Fragte ich. »24 Jahre. Ich hätt schon längst in Pension gehen können. Aber ich bleib, so lange es geht,« antwortete er. »Und sie haben immer in Wien gelebt?« »Natürlich!« Wieder dieses langgezogene natürlich mit einer Betonung, wie es nur ein Wiener sagen konnte. Er tippte leicht auf seine Mütze mit seinem Zeigefinger als seine Form des Grüßen’s und ging weiter. »Sehen sie, der hat ein Zuhause und ist in Wien zuhause, der braucht diese ganze Welt nicht,« sagte ich zu meinem Gegenüber. »Das kann man doch nicht vergleichen, der ist ein Schaffner!« Meinte er fast schon abfällig. »Dieser Schaffner ist einer der Tausenden, die ihnen ihre Heimatlos-Fantasien ermöglichen«, sagte ich. »Ich versteh nicht, was sie meinen?« Fragte er mich. »Wenn sie zurück kommen von ihren Reisen in die Heimatlosigkeit und den Bus vom Flughafen nehmen, in ihrer Wohnung das Licht aufdrehen, die Wasserspülung der Toilette benutzen, am Herd sich ein Abendessen kochen. Wer garantiert ihnen diesen Alltag? Der U-Bahnfahrer, die Mitarbeiter der Wasser- und Elektrizitätswerke, des Gaswerkes. Ein ganzes Heer muss bereit stehen, Tag und Nacht um ihnen ihr gewohntes Leben zu sichern!« Ich spürte, wie ich lauter wurde und ärgerte mich über mich selbst. »Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss, was kann denn ich dafür, dass der Schaffner nie aus seinem Leben herauskommt!

Ich bin eben Weltbürger!« Sagte er. »Nur weil sie die Möglichkeiten haben, verschiedene Länder zu besuchen, oder dort zu arbeiten, bleibt es ein kleinbürgerliches Klischee. Sie machen wahrscheinlich in jedem Land das gleiche, und glauben sich vom Alltag jener zu unterscheiden, die ein ganzes Leben an einem Ort ihre Arbeit machen!« Er sah mich länger an und schien zu überlegen, was er antworten sollte. Dann stand er auf und sagte: »Ich brauche mich hier nicht belehren zulassen. Sie kennen halt die Welt nicht, sonst würden sie nicht so reden. Wer immer nur in seinem Dorf bleibt, glaubt natürlich, dass es das Zentrum der Welt ist, ist es aber nicht, sie versäumen etwas, wenn sie so leben!« Ich musste lachen und dachte an einen Abend vor ein paar Tagen, als ich mir ausgerechnet hatte, dass ich seit dem Ende des Studiums 24 mal übersiedelt bin und in neun Länder gelebt hatte. Doch kam ich nie auf die Idee, daraus einen Kult zu machen und die angebliche Heimatlosigkeit als eine besondere Errungenschaft zu sehen. Die Busfahrer in New Delhi, die Müllabfuhr in Singapur, der Arzt in Chicago und der Schaffner von Graz nach Wien boten mir die Freiheit, in der Welt herumzuziehen. Dafür bin ich jenen, die die Stabilität im Leben gewählt hatten, dankbar, denn ihre angebliche Unfreiheit ermöglicht mir erst diese ebenso angebliche Freiheit. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Caspar Einem

Anmerkungen zum Zustand der SPÖ V

or fünfzig Jahren gewann die SPÖ (ausgedrückt in Prozent) das dritte Mal nach 1945 die Nationalratswahl und Bruno Kreisky konnte erstmals die Regierung bilden. Bei den folgenden Nationalratswahlen bauten Kreisky und die SPÖ diese Mehrheit noch dreimal weiter aus. Auch danach erreichte die SPÖ noch neun Mal – unterbrochen bloß durch den Wahlsieg von Wolfgang Schüssels ÖVP 2002 – die jeweilige relative Mehrheit. 2017 erreichte dann Sebastian Kurz mit seiner türkisen Wahlbewegung, der alten ÖVP in neuem Gewand, die relative Mehrheit und konnte diesen Erfolg 2019 noch deutlich ausbauen. Ab 1990 nahm die FPÖ unter Jörg Haider den beiden zuvor unangefochtenen Platzhirschen bei den Nationalratswahlen spürbar Stimmen ab und schaffte den 1999 prozentuellen Gleichstand mit der ÖVP (je 26,9%). Seither setzt sich der Nationalrat im Grunde aus drei gleich starken Mittelparteien und ein bzw. zwei oder drei kleineren Parteien zusammen (Grüne; Liberales Forum; BZÖ; Liste Frank Stronach; NEOS; Liste Pilz). Die SPÖ verlor auf Bundesebene ab 1983 kontinuierlich – mit Ausnahme der Jahre 1995, 2002 und 2017 – Stimmen und erreichte 2019 nur noch 21,18%. Stark ist die SPÖ nur in den Bundesländern Burgenland (49,9% 2020), Kärnten (47,9% 2018) und in Wien (39,6% 2015). Alle drei gelten als rote Bundesländer – Kärnten bloß mit der Unterbrechung durch Haider mit der FPÖ und später mit dem BZÖ. Die übrigen Bundesländer galten und gelten als schwarz. Dennoch konnte die SPÖ noch in zwei weiteren Bundesländern in den letzten Jahren ebenfalls die Mehrheit erringen (Salzburg 2004 und 2009 und Steiermark 2005, 2010 und 2015), fiel aber in der Folge teilweise auf weniger als die Hälfte der Stimmen zurück (Salzburg auf 20,0%; Steiermark auf 23,0%). Heute zeigen Umfragen zur Attraktivität der SPÖ auf Bundesebene nur noch 16–21% und Wien steht vor der Landtagswahl im Herbst. An Herausforderungen mangelt es nicht: ÖVP und GRÜNE könnten vom Rückenwind auf Bundesebene profitieren, die FPÖ kommt doppelt unter Druck, wird auch kumulativ mit der Liste Strache wohl ihren Stimmanteil von zuletzt 30,8% nicht halten können. Die NEOS legen höchstens geringfügig zu. Falls die türkise ÖVP von zuletzt 9% auf prognostizierte 18 bis 20% zulegen sollte und die GRÜNEN von ihren 11,8% auf etwa 13 bis 14%, dann ist der Bürgermeister der SPÖ gefährdet. Fällt aber das »Rote Wien«, dann fehlt der SPÖ auf Bundesebene das Rückgrat.

Das besondere Verhältnis zwischen SPÖ und FPÖ Ab etwa 1990 war auffällig, dass die Erfolge der FPÖ in den folgenden drei Nationalratswahlen vor allem in Wahlkreisen – bzw. in Wien in Bezirken – möglich waren, in denen zuvor die SPÖ bei weitem stärkste Partei war – also in den sogenannten Arbeiterbezirken [1] . In Wahlkreisen bzw. Bezirken mit vergleichbaren Ergebnissen von SPÖ und ÖVP – den sogenannten bürgerlichen Bezirken – konnte die FPÖ nicht in gleichem Maße reüssieren. Erstaunlich übrigens, dass die Grünen in Wien nie über 14,6% hinaus gekommen sind, obwohl das eine echte Stadtpartei ist. Was war es, dass die FPÖ in die Lage versetzt hat plötzlich nicht mehr nur die zuvor üblichen einstelligen Ergebnisse zu erzielen, sondern auf 22,5% /1991), ja bis 30,8% (2015) zu springen – einzige Ausnahme 2005, als die Spaltung in FPÖ und BZÖ zu 14,8% führte? Meine Hypothesen sind folgende: Durch den Aufstieg weiter Gruppen von ursprünglichen SPÖ-Wählern aus der Arbeiterschaft in die untere Mittelschicht ging auch ein Teil der Identifikation mit der SPÖ verloren. Die Aufsteiger versuchten, sich neu zu orientieren, sich in der neuen sozialen Umgebung zurechtzufinden. Das ging besonders in diesen Milieus mit einiger Verunsicherung einher. Darüber hinaus wurde diese Verunsicherung aber auch noch durch den Umstand verschärft, dass mit dem Ende des Kommunismus in Österreichs östlichen Nachbarstaaten die Grenzen aufgingen und einerseits nicht unbedeutende Migration begann, die einerseits Ängste vor steigender Kriminalität aufkommen ließ und die die Bedingungen am Arbeitsmarkt besonders für die gering Qualifi-

Der ehemalige Minister Caspar Einem mit einer Analyse zum Zustand der SPÖ. Und einigen Perspektiven für seine Partei.

Foto: Michael Thurm

I. Zum Zustand der SPÖ

Dr. Caspar Einem war von 1995–2000 Innen-, Wissenschafts- und Verkehrsminister für die SPÖ. Er ist Vizepräsident des Europäischen Forums Alpbach und des Kuratoriums des Instituts für Höhere Studien (IHS) sowie Präsident des Österreichischen Instituts für Internationale Politik (OIIP). FAZIT APRIL 2020 /// 39


Anmerkungen zum Zustand der SPÖ

Auch das musste den Eindruck bei vielen erzeugen, die SPÖ interessiere sich nicht mehr für ihr Schicksal.

zierten massiv verschärfte. Und alle drei Veränderungen machten die Verunsicherten, vielfach ehemalige SPÖ-Anhänger, anfällig für populistische Politik von rechts. Und Haider verstand sein Geschäft … 1994 wurde ich – damals noch Manager in der ÖMV [2] – von der SPÖ Floridsdorf eingeladen und gebeten, das Wahlergebnis der eben zurückliegenden Nationalratswahl für sie zu analysieren. Ich kam dabei unter anderem zu folgendem Ergebnis: »Die SPÖ hatte viel stärker als alle anderen heute noch maßgeblichen Parteien die Funktion, emotionale Sicherheit zu bieten. Die SPÖ war vom Ende der sechziger Jahre an eine Partei der Modernisierung, aber zugleich eine Partei der Geborgenheit ihrer Mitglieder und ihrer Sympathisanten. Geborgenheit und Sicherheit sind allerdings Kategorien, derer nicht alle im gleichen Maße bedürfen – oder jedenfalls nicht durchwegs durch Parteien vermittelt.« [3] Genau diese Geborgenheit ging durch die beschriebenen Veränderungen und durch die mangelnde Fähigkeit der SPÖ, sich den neuen Bedingungen anzupassen, sich im Sinne ihrer Traditionen und Programme zu verändern, weitgehend verloren. Und was noch übrig geblieben war, kam mit dem Beitritt Österreichs in die EU in den frischen Wind der wirtschaftlichen Erneuerung. Während die SPÖ zuvor vielfach noch mit paternalistischer Politik das Schlimmste verhindern konnte – etwa die Freisetzung ganzer Belegschaften im Fall der Pleite regional bestimmender Unternehmen – ging diese Möglichkeit durch Bestimmungen der EU verloren. Auch das musste den Eindruck bei vielen erzeugen, die SPÖ interessiere sich nicht mehr für ihr Schicksal. In dem Umfang, in dem die SPÖ die Funktion, Geborgenheit zu organisieren, nicht mehr erfüllen konnte oder wollte, ist Raum für populistische Alternativen entstanden – als deren zugleich zweifache Chance: Das offensichtliche Versagen, eine Politik zu betreiben, die Geborgenheit, die soziale Sicherheit bietet, konnte (damals) von Haider benützt werden, um zu zeigen, dass »die Roten« lügen, ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden. Wann immer solch ein Beweis gelingt, ist der die Grundlage für ein Freispiel der Populisten. Die brauchen dann kein besseres Programm vorzulegen – es reicht wenn sie zeigen können, dass die anderen ihr eigenes Programm verraten oder lügen, dann gelten die Populisten als Überbringer von Wahrheit, dann gelten sie als die glaubwürdige Alternative – und das ganz ohne Risiko, ihrerseits wegen Verstoßes gegen ihre Grundsätze kritisiert zu werden. Den Luxus von Grundsätzen leisten sie sich nicht. II. Anforderungen an die Politik der SPÖ

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Politik der SPÖ muss Geborgenheit bieten Gerade in der Funktion, Geborgenheit im Sinne von sozialer Sicherheit und von Sicherheit vor Kriminalität usw. zu bieten, ist die SPÖ in den zurück liegenden zwanzig bis dreißig Jahren einiges schuldig geblieben. Als es darum gegangen wäre, die Politik der wirtschaftlichen Öffnung hin zur EU oder überhaupt die Integration der österreichischen Wirtschaft in die Weltmärkte, die sogenannte Globalisierung der Wirtschaft, mit Maßnahmen zu begleiten, die die Verlierer dieser Modernisierung zumindest ansatzweise schadlos gehalten hätten, hat auch die SPÖ vielfach gefehlt. Und das, obwohl solche Politik einmal die Stärke einer sozialdemokratisch inspirierten Wirtschaftspolitik war, bei der die SPÖ und starke Gewerkschaften Hand in Hand für Modernisierung unter Bedingungen sozialer Sicherheit eingetreten sind – für Geborgenheit für den Großteil der Bevölkerung. Hinzu kommt aber noch, dass die Menschen auch in Österreich mitverfolgen können, dass zugleich mit der zunehmenden Globalisierung und Wettbewerbsorientierung der Wirtschaft sowie einer neoliberal ausgerichteten Politik, zu der es angeblich keine Alternative gibt, die Reichen immer reicher werden und der Mittelstand wirtschaftlich stagniert. Wenn dieser Trend auch noch durch eine Steuerpolitik zugunsten der großen Unternehmen begleitet wird, dann verliert nicht nur die SPÖ Zustimmung, weil sie sich als unfähig erweist, wirksam Politik für ein faires Wirtschaften zu betreiben. Es verliert auch das Ansehen von Demokratie, wenn von den gewählten Volksvertretern so offensichtlich Politik gegen die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung gemacht wird. Insgesamt ist damit ein Prozess des Vertrauensverlustes in die demokratische Politik und insbesondere in die Sozialdemokratie beschrieben. Die SPÖ hat gegen ihre Grundsätze die im Regen stehen gelassen, die nur mit Unterstützung durch eine entsprechende Politik faire Chancen bekommen können, die, die nicht zu den


Essay von Caspar Einem

Gewinnern zählen. Wenn dieser Vertrauensverlust aufgrund der »großen Politik«, der Enttäuschung über den Mangel an gestaltender Politik zugunsten der Verlierer, auch noch mit Beobachtungen zusammentrifft, die zeigen, dass die Führer oder ehemaligen tonangebenden Persönlichkeiten der Partei nach dem Ende ihrer politischen Funktionen ein Leben führen, das der Situation der meisten Menschen geradezu Hohn spricht, dann schadet das noch zusätzlich.

Die SPÖ muss lernen, mit den Folgen ihrer Erfolge umzugehen Freilich gibt es auch demografische Entwicklungen zum Nachteil der sozialdemokratischen Parteien oder zumindest solche, die mit neuen Herausforderungen verbunden sind: der Anteil der Arbeiter, insbesondere der ursprünglichen Kernschicht der Sozialdemokratischen Parteien, der Facharbeiter in der Industrie, ist deutlich geschrumpft. Erfolg sozialdemokratischer Politik hat zum Aufstieg breiter Schichten in den sogenannten gesellschaftlichen Mittelstand geführt. Und deren Angehörige sind in ihren Interessen wesentlich vielfältiger aufgestellt als ihre Eltern. Um diese Schicht zu erreichen und zu gewinnen, hat die SP vielfach Positionen vertreten, die ihrer ursprünglichen Anhängerschaft den Eindruck vermittelten, sie sei nicht mehr wichtig, ihre Bedürfnisse würden nicht mehr gesehen und ernst genommen. Das ist aber bloß die eine Seite des Problems, das sich an den Wahlurnen zeigt: Insbesondere in Wien hat die SPÖ eine sehr erfolgreiche tendenziell grüne Politik gemacht und damit weite Teile der Bezirke innerhalb des Gürtels kultiviert – mit der Konsequenz, dass sich dort vor allem Gebildete und vielfach auch gut Verdienende niedergelassen haben, die heute grün wählen – nicht weil es die Grünen gewesen wären, die diese nun sehr lebenswerten Bezirke zu dem gemacht habe, was sie jetzt sind, sondern aus dem Lebensgefühl heraus. Und so wird die SPÖ von beiden Seiten bedrängt – von recht durch FPÖ, Strache und die türkise Ausprägung des Migrationspopulismus und links durch die Grünen. III. Glaubwürdigkeit an der Basis aufbauen Vertrauen will gewonnen, will verdient werden. Und das geht nicht schnell, weil entsprechende Erfahrungen gemacht werden müssen, die dann Vertrauen rechtfertigen. Jetzt ist schon diese Forderung schwer genug zu erfüllen. Hinzu kommt aber noch die gegenwärtige Situation der SPÖ, aus der heraus nicht so bald eine neuerliche Regierungsbeteiligung oder gar Führung einer Regierung zu erwarten ist, die es erlauben würde, sozialdemokratische Politik zu machen und so spürbar zu machen, dass die SPÖ ihre Lektion gelernt hat und wieder Vertrauen verdient. Durch bloßes Reden aber wird keine Basis gelegt werden können, von der aus die SPÖ wieder aufsteigen könnte [4]. Allerdings könnten die Landesparteien in den Bundesländern, in denen sie über eine absolute Mehrheit verfügen, in besonderer Weise versuchen, zu zeigen, was sozialdemokratische Politik für die Menschen zu bieten hat – darin dem historischen Beispiel des Roten Wien in der Zwischenkriegszeit folgend. Auf die Landeshauptleute Doskozil und Kaiser kommt so eine besondere Verantwortung zu, die über das jeweilige Bundesland hinaus geht.

Exkurs: Die Mitgliederbefragung Standardpositionen der SPÖ abzufragen und nur Antwortkategorien anzubieten, die diese Positionen entweder als »sehr wichtig« oder »weniger wichtig« bewerten, und das noch Mitbestimmung der Mitglieder zu nennen verhöhnt den Begriff der Mitbestimmung und ist bloß Geld- und Ressourcenverschwendung. Diese Befragung bewegt nichts. Allenfalls nützlich hätte es sein können, die eigenen Mitglieder danach zu fragen, was sie denn von den konkret geplanten Maßnahmen der türkis-grünen Bundesregierung halten. Denn da wären unter Umständen auch Punkte sichtbar geworden, bei denen es nicht bloß harsche Ablehnung, sondern vielleicht auch vorsichtige Zustimmung geben könnte. Das würde dann eine differenziertere Oppositionspolitik erlauben. Aber: Chance versäumt. Und die Frage nach der Zustimmung zur Parteivorsitzenden ist weitgehend sinnlos. Selbst eine sehr positive Antwort auf diese Frage bewahrt Pamela Rendi-Wagner nicht davor, bei einem der nächsten Parteitage abgewählt zu werden. Denn sie hat leider ihr Pulver weitgehend verschossen, indem sie – Konsequenz der mangelnden Erfahrung in der Politik – sich problematischen Beratern ausgeliefert und dadurch ihre Authentizität verloren hat. Die Parteivorsitzendenfrage könnte aber auch negativ ausgehen. Dann stünde die Partei wenige Monate vor der auch für die Bundes-SPÖ entscheidenden

Hinzu kommt aber noch die gegenwärtige Situation der SPÖ, aus der heraus nicht so bald eine neuerliche Regierungsbeteiligung oder gar Führung einer Regierung zu erwarten ist, die es erlauben würde, sozialdemokratische Politik zu machen und so spürbar zu machen, dass die SPÖ ihre Lektion gelernt hat und wieder Vertrauen verdient.

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Essay von Caspar Einem

Wiener Wahl ohne Führung da. Tolle Perspektive. Die Erfahrungen, die in diesem Zusammenhang die SPD und nun auch die CDU in Deutschland vor unseren Augen machen bzw. bereits gemacht haben, lassen erahnen wie kräfteraubend solche Situationen sind. Zurück zur Frage der Perspektiven.

Politik heißt tun, nicht bloß reden Wie aber soll aus der heute gegebenen Situation heraus wieder gestaltende sozialdemokratische Politik möglich, wie kann der Weg zurück zur politischen Relevanz gefunden werden? Ich behaupte: dazu ist zunächst ein anderes, ein neues Verständnis von Politik nötig. Besonders in der heutigen prekären Lage der Partei wird deutlich, dass unser Verständnis von demokratischer Politik, von demokratisch legitimierter Besorgung der Staatsgeschäfte, verstanden als Besorgung der gemeinsamen Angelegenheiten durch einige gewählte Polit- bzw. Staatsfunktionäre, zu kurz greift. Es ist gerade diese Sichtweise, die die Situation aussichtslos erscheinen lässt. An der Besorgung der gemeinsamen Angelegenheiten ist die SPÖ auf Bundesebene jetzt auf lange Zeit nicht beteiligt. Und mit der Wahrnehmung der Kontrollfunktion ist gegenüber einer Regierung, die (vorläufig noch) von einer breiten Zustimmung in der Bevölkerung getragen ist [5], nicht leicht zu punkten. Es bliebe vielleicht noch der Versuch, potentielle Wähler und Wählerinnen mit einer alternativen politischen Erzählung zu gewinnen. Aber auch da geht es zunächst bloß um ‚reden‘ und um Aktivität einer Funktionärsschicht. Und mit der Beschränkung der FunktionärInnen auf bloßes kritisieren ist schon erst recht nichts zu gewinnen. Daher bleibt die Frage, ob eine Partei unter diesen Bedingungen überhaupt noch Möglichkeiten hätte, durch Tun in der politischen Arena zu überzeugen, durch aktives Tun im Bereich von Brennpunkten der Interessen der angestrebten WählerInnen zu punkten. Oder zugespitzt: Ob es nicht allenfalls die einzige wirkliche Chance ist, aus der praktischen Bedeutungslosigkeit wieder in die sogenannte »große Politik« aufzusteigen, wenn sich die Partei von Grund auf erneuert, wenn sich ihre FunktionärInnen und ihre Mitglieder vor Ort an Problemlösungen im Alltag beteiligten, um an praktischen Beispielen zu zeigen, wofür sie steht. Etwas tun im gesellschaftlichen Feld Ich selbst bin anders politisch sozialisiert, als die meisten anderen SPÖ-Funktionsträger. Ich bin erst spät – mit 29 – in die Partei eingetreten, hatte mich aber bereits davor an mehreren Projekten beteiligt, die darauf abzielten, praktische Verbesserungen im gesellschaftspolitischen Bereich zu erzielen. Da gab es ein Projekt zur besseren Betreuung von jungen in Wien lebenden Drogensüchtigen, ein Projekt einer betreuten Wohngemeinschaft für schwierige männliche Jugendliche in St. Johann im Pongau, ein Projekt zur Betreuung und zum Schutz von Jugendlichen in der Arena, dem im Sommer 1976 besetzten Auslandsschlachthof in St. Marx. Alle diese Projekte waren im besten Wortsinn politische Projekte und prägten mein Bewusstsein von Politik. Genau diese Art von Politik – Projekte der realen Veränderung – wird es nach meiner Überzeugung aber in den nächsten Jahren brauchen, soll die SPÖ wieder Vertrauen bei denen genießen, die auf Politik angewiesen sind, um in dieser Gesellschaft faire Chancen zu haben. Das sind keineswegs nur die Verlierer der Globalisierung oder der Digitalisierung der Wirtschaft. Zu den Zielgruppen der erneuerten SPÖ werden auch start ups und deren Betreiber gehören, die auch immer wieder Rat und Begleitung brauchen können. Zielgruppen der SPÖ sind seit dem Parteiprogramm 1998 all jene, die ihren Lebensunterhalt durch ihre eigene Arbeit sichern. Freilich waren meine Projekte doch sehr wesentlich durch meinen jeweiligen Beruf bedingt und mitunter auch schon recht komplex. Sie wären nicht unbedingt Beispiele, die jeder oder jede engagierte Person beginnen könnte oder sollte. Aber es gibt auch einfachere Projekte, die wesentliche Probleme zu lösen beitragen: Ein solches Projekt berichtet die Presse am Sonntag am 9. Februar 2020 – die Einrichtung einer Einsamkeits-Hotline durch eine siebzigjährige Frau, der er es gelungen ist, genügend MitstreiterInnen zu finden, um einen täglichen Telefondienst von früh bis 22 Uhr anzubieten und zu besonderen Festtagen (Weihnachten, Silvester, …), an denen das Leiden an Einsamkeit seinen Höhepunkt erreicht, die ganze Nacht über. Das Engagement bei dieser Hotline ist ehrenamtlich, das Angebot wird sehr gut angenommen und hilft beiden Seiten – den »Kunden« gegen die Einsamkeit und den AktivistInnen zu einer sinnvollen Aufgabe. Auch das eine gesellschaftspolitische Aktivität, die anders kaum oder nur mit hohen Kosten angeboten werden kann und die ein Problem, das in einer alternden Gesellschaft

Besonders in der heutigen prekären Lage der Partei wird deutlich, dass unser Verständnis von demokratischer Politik, von demokratisch legitimierter Besorgung der Staatsgeschäfte, verstanden als Besorgung der gemeinsamen Angelegenheiten durch einige gewählte Polit- bzw. Staatsfunktionäre, zu kurz greift.

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Anmerkungen zum Zustand der SPÖ

zunehmend Bedeutung erlangt, kostengünstig und unmittelbar zu lösen geeignet ist. Ein Projekt für mehr Geborgenheit in unserer Gesellschaft. Mir fällt dazu noch ein weiteres Beispiel aus meiner Tätigkeit ein: Einige Jahre war ich im Verein für Konsumenteninformation (VKI) als Wohnrechtsberater – am frühen Abend nach meiner Arbeit in der Arbeiterkammer – aktiv. Was damals auffiel war, dass vielfach das wohnrechtliche Problem bloß vorgeschoben war, um mit jemandem sprechen zu können. Und eine solche Rechtsberatung hat für die, die sie aus Gründen ihrer Einsamkeit oder wegen anderer psychischer Notsituationen aufsuchen, den Vorteil, sich nicht als »Patient« definieren zu müssen. Die Ratsuchenden konnten ihr Selbstbewusstsein dadurch aufrechterhalten, dass sie den Schein erweckten, sie kämpften um ihr Recht, aber gleichzeitig ein anderes Bedürfnis befriedigen.

Erste Annäherung an ein Modell Den täglichen Morgeninformationen des Think Tanks »Momentum« verdanke ich ein Modell, das dem schon sehr ähnlich ist, was ich mir als möglichen Lösungsansatz für die darniederliegende Sozialdemokratie vorstellen könnte. Unter der Überschrift »Besser geht doch« findet sich folgender Kurzbericht über ein Projekt im Vorfeld von Gesundheitsinstitutionen (an gleicher Stelle kann auch ein ausführlicherer Bericht auf Englisch [6] abgerufen werden): »Viele PatientInnen brauchen nicht nur medizinisches Know How, sondern vor allem mentalen Beistand und soziale Kontakte. In Frome, einer Kleinstadt in Großbritannien, gründete die Allgemeinmedizinerin Helen Kingston deshalb ein solidarisches Hilfsnetzwerk. Das organisiert Gemeindemitglieder, die anderen bei der Bewältigung verschiedenster Herausforderungen helfen. Egal ob Selbsthilfe-Gruppen, Tratsch-Cafés oder Einkaufs und Haushaltshilfen für ältere Menschen. Was fehlte, war die Verbindung von staatlichen Gesundheitseinrichtungen zu den jeweiligen Vereinen, Einrichtungen oder individuellen Gruppierungen. Kingston hat dies geschaffen. Seither landen 20 Prozent weniger Menschen als in vergleichbaren Städten in der Notaufnahme und es wird im Gesundheitsbereich gespart. Gleichzeitig wurden alle Menschen glücklich und gesünder. Ein Erfolgsrezept!« [7]

Ich gehe davon aus, dass es für viele der heutigen Sektionsmitglieder kleiner Bezirksorganisationen der SP geradezu eine Freude wäre, eine konkrete und lösbare Aufgabe zu bekommen.

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Worum geht es bei diesem Modellprojekt: auch hier sollen Probleme gelöst oder gelindert werden, die durch staatliche Maßnahmen entweder nicht oder nur zu sehr hohen Kosten gelöst werden könnten. Es nehmen, vermittelt durch ein Bürgernetzwerk, Bürger und Bürgerinnen Aufgaben wahr, die das Leben in diesem Ort lebenswerter machen und letztlich eine Form der Solidarität entstehen und spüren lassen. Wären Projekte dieser Art zu relevanten Themen nicht eine Möglichkeit der Sozialdemokratie, sich dem eigenen inhaltlichen Politikverständnis entsprechend wieder aufzurichten, neues Vertrauen durch sozialdemokratische Praxis zu gewinnen?

Noch ein Blick zurück – und einer voraus Das Schlimmste, das mir in meiner Zeit als Politiker passieren konnte, wenn ich bei politischen Veranstaltungen Referate hielt und anschließend mit den Zuhörern diskutierte, war, dass eine besonders engagierte Person mich fragte, ob sie nicht in der Partei mitarbeiten könnte. Vor meinem geistigen Auge erschien augenblicklich das Bild einer der Sektionen meiner Bezirksorganisation und der Reaktion ihrer meist langjährigen Mitglieder auf die bzw. den Neue/n. Es wäre wohl nur zu einem einzigen Besuch gekommen und für die betroffene Sektion wäre die Störung nur von kurzer Dauer gewesen. Da braucht es Änderung. Ich gehe davon aus, dass es für viele der heutigen (vielfach bloß Karteikarten-) Sektionsmitglieder kleiner Bezirksorganisationen der SP geradezu eine Freude wäre, eine konkrete und lösbare Aufgabe zu bekommen, auszuschwärmen und Menschen aus dem Bezirk kennen zu lernen, ihnen zuzuhören und sie in der einen oder anderen Weise zu unterstützen. Und auch für interessierte »Neue« wäre das vermutlich recht attraktiv. Das Projekt aus Frome nennt Beispiele. Aufgabe der Bezirksorganisationen der Partei könnte es sein, professionelle Organisationshilfe zum Aufbau eines Netzwerks zu leisten, und im Lauf der Zeit Menschen zu gewinnen, die sich an diesen Aktionen beteiligen möchten; und ihnen eine Kurzeinführung über bestehende Ansprecheinrichtungen usw. zu geben. Wöchentliche Besprechungen zu den Erfahrungen und Problemstellungen könnten den Aktivisten helfen, ihre Aufgaben besser zu bewältigen. Kurz: im Rahmen des aufzubauenden Netzes sollten auf dessen einer Seite vorhandene Institutionen bzw. deren Vertreter angesprochen und eingebunden werden und auf dessen anderer, nach außen, zu den


Essay von Caspar Einem

BewohnerInnen des Bezirks hin orientiert, die Mitglieder und zusätzliche Freiwillige. In vielen Fällen werden für diese Aktivitäten auch Alleinstehende gewonnen werden können, die geradezu solche Aufgaben gut brauchen können, um ihre eigene Einsamkeit zu überwinden. Im Konzept von Frome gibt es einesteils, je nach ihrer Funktion und Aufgabe, »Community connectors« (Gemeinschafts-Verbinder) oder »Health connectors« (Gesundheits-Verbinder), weil dort der Kern der Aktivitäten und die Gründungsidee im Bereich der Gesundheitspolitik gelegen war. Die Einen haben vor allem kommunikative Aufgaben – vor allem zuzuhören –, die Anderen schon etwas speziellere im Vorfeld des Gesundheitswesens und im Kontakt mit diesem. Zur Unterstützung dieser Aktivisten finden regelmäßige Besprechungen mit Fachleuten statt. Das Projekt von Frome hat inzwischen Nachahmer in Canada, Schottland, Australien und einigen Teilstaaten der USA gefunden.

Was die SPÖ am dringendsten braucht – Wiederaufbau von Vertrauen Bei dem von mir vorgeschlagenen Projekt zur Erneuerung des Vertrauens und der personellen Basis der SP reicht es nicht, große Programme vorzulegen oder über den Parteivorsitz unter den Parteimitgliedern abzustimmen. Und es geht auch nicht um kurzfristige Aktivitäten – wie bei einem Einsatz vor einer Wahl –, sondern um gesellschaftspolitisches, auf Dauer angelegtes Engagement zur Lösung von wahrgenommenen Problemen und Herausforderungen. Ohne solche Einlassung ist keine Wiederherstellung des Vertrauens möglich. Um diesen Weg zu beschreiten braucht es zuallererst jemanden in der jeweiligen Bezirks- oder Ortsorganisation, der bzw. die in der Lage ist, Leben, – mehr noch – Begeisterung in die erstarrte Struktur der Partei zu bringen [8], Begeisterung für die gesellschaftspolitische Arbeit, für das Engagement in der wirklichen Welt, für das gesellschaftspolitische »Tun«, statt bloßer Reden, statt bloßen »Motschkerns« im vertrauten Kreis der Sektionen. Es geht bei dem hier vorgeschlagenen Konzept auch nicht um die Vermittlung politischer Slogans sondern um praktisches Engagement zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und Herausforderungen. Dieses Programm – in die Fläche getragen – müsste in wenigen Jahren eine neue und starke Basis schaffen, die überdies den Vorteil hätte, dass die Mitglieder wirklich selber aktiv sind und dafür sorgen, dass ihre Organisation nicht nur Mut, sondern auch stolz macht. Erfahrene Solidarität, am Inhalt und der Art des Engagements erkennbar als Sozialdemokratische Basisarbeit. n

Es geht um gesellschaftspolitisches, auf Dauer angelegtes Engagement zur Lösung von wahrgenommenen Problemen und Herausforderungen.

Fußnoten [1] Vgl. dazu Caspar Einem: Gegenwind. Auf der Suche nach der sozialdemokratischen Identität. Wien 1998, insbesondere Seiten57ff.

[2] Was weder ich noch die einladende SPÖ Floridsdorf wussten: drei Wochen später war ich Staatssekretär im Bundeskanzleramt. [3] aaO, Seite 57.

[4] Diese Feststellung trifft leider auch auf die ansonsten überzeugenden Überlegungen des Kärntner Landesparteivorsitzenden und Landeshauptmannes Peter Kaiser zu. Vgl. dazu Peter Kaiser: »Einen sozialdemokratischen Aufbruch«, in ZUKUNFT 12/2019, Seiten 6ff. Es fehlt der Vorschlag von Schritten hin zum Tun.

[5] Vgl. dazu den Bericht im STANDARD vom 10. Februar 2020 auf Seite 8 unter der Überschrift »Anhaltend gute Stimmung für türkis-grüne Regierung«. Sowohl in der Kanzlerfrage als auch in der Bewertung der Oppositionsarbeit liegt die SP und ihre Vorsitzende mit 9% an letzter Stelle. [6] Vgl. QUARTZ, »How a small British town used social connections to make residents happier and healthier«, December 3, 2019 bei Jenny Anderson, Senior reporter, Editor of How to be Human. [7] Aus Moment.at von Freitag, dem 7. Februar 2020 (moment@getrevue.co).

[8]Wahrscheinlich wäre es sogar sinnvoll, vielleicht sogar notwendig, die hier vorgeschlagenen Aktivitäten zunächst in einer ausgelagerten Gesellschaft oder einem gesonderten Verein unterzubringen. Für eine Mitgliedschaft oder auch bloß Mitarbeit in der sozialdemokratischen Partei sind beim derzeitigen Zustand der SPÖ nicht nur in manchen Regionen Österreichs, sondern auch in manchen Altersgruppen kaum Menschen zu gewinnen. FAZIT APRIL 2020 /// 45


Christina Merlini wurde am 3.12.1980 in Graz geboren und ist aufgewachsen in Bad Radkersburg. Sie absolvierte das Studium Journalismus und Public Relations (PR) an der FH Joanneum. Nach einigen Jahren als Journalistin und PR-Beraterin in Graz zog sie zurück nach Bad Radkersburg um nach dem Tod von Bruder und Vater den Familienbetrieb zu übernehmen. Der Rauchfangkehrerbetrieb Merlini wurde von ihrem Ururgroßvater gegründet, der Mitte des 19. Jahrhunderts als Kind aus wirtschaftlicher Not von den Eltern aus der italienischen Schweiz mit einem Arbeitstrupp nach Österreich geschickt worden war. Mit Christina Merlini leitet erstmals eine Frau das Unternehmen in der 5. Generation.


Menschen

Fazitbegegnung Sigrun Karre trifft Christina Merlini Fotografiert von Heimo Binder

Glücksbringerin I

m Leben kommt vieles anders als man plant. Eine, die solche unerwarteten Wendungen als Herausforderung versteht, ist Christina Merlini aus Bad Radkersburg. Dass sie zudem grundsätzlich ein neugieriger Mensch ist, war sicher kein Nachteil für die charmante Unternehmerin. In die Wiege gelegt war ihr vielleicht ein gewisses wirtschaftliches Verständnis, doch alles weitere war dann Zufall oder Schicksal, je nach Glaubensrichtung und Mut. Als ihr Bruder 2010 mit 33 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam und einige Jahre später der Vater starb, sollte sie in der Folge als erste Frau den seit fünf Generationen bestehenden Familienbetrieb übernehmen. Nur, sie war zu dieser Zeit Journalistin und PR-Beraterin in Graz. Eine Kreative, die das urbane Leben genoss, sich für Literatur und Tanz begeisterte, den Traum von der Schauspielkarriere erst seit einigen Jahren ad acta gelegt hatte und von Handwerk oder Technik nichts verstand. 2012 zog sie also mit Journalistengatten, der fortan pendeln sollte, und zwei kleinen Kindern und anfangs nicht ohne »Bauchweh« zurück »in den Süden« nach Bad Radkersburg. Heute ist sie angekommen. Dazwischen lagen ein paar Sprünge ins kalte Wasser. Erst war die Insolvenz der Metalwarenfabrik Radkersburg zu managen, die ihr Bruder geleitet hatte. Heute sind neue Miteigentümer an Bord und sie leitet als Prokuristin den Bereich Personal und Kommunikation. Dann war erneut Troubleshooting angesagt: Nach dem Tod des Vaters 2017 stand der Rauchfangkehrerbetrieb vor dem Aus, da nur ein Rauchfangkehrermeister das Gewerbe ausüben kann. Oder eine Rauchfangkehrermeisterin, dachte sich Christina Merlini und absolviert neben Job und Kindern im Schnelldurchlauf die Lehrabschluss- und Meisterprüfung. »Wie ich

das geschafft habe, weiß ich heute nicht mehr. Aber wenn man etwas wirklich will, dann geht es irgendwie.« Heute hat Christina Merlini großen Respekt vor jedem, der eine Rauchfangkehrerlehre absolviert. »Das ist eine anspruchsvolle Fachausbildung mit Jobgarantie!« Auch für Frauen sei der Beruf attraktiv, mit Dienstschluss von Montag bis Donnerstag um 15 Uhr bzw. freitags um 12 Uhr und vierwöchigem Betriebsurlaub im Sommer, wäre der Beruf leichter mit Familie zu vereinbaren als etwa Jobs im Handel. Das Berufsbild habe sich gewandelt, man berate in Sachen Brandschutz und Umweltschutz, ein bisschen Ruß gehöre nach wie vor dazu, aber körperliche Schwerarbeit sei es keine mehr; Sportlichkeit und Selbstorganisation seien hingegen notwendig. Dass Frauen immer noch häufig für gleiche Arbeit weniger bezahlt bekommen, versteht Christina Merlini nicht »Seit ich selbst Mutter bin, weiß ich, dass man als Frau mit Kindern beginnt viel effizienter zu arbeiten. Viele Frauen erledigen in einem Teilzeitjob das, was ein Mann im Rahmen einer Vollzeitanstellung erbringt.« Sie meint, dass es als Frau in einer kleinen Stadt wie Radkersburg leichter sei Kinder und Berufstätigkeit zu vereinen. »Hier können die Kinder zu Fuß in die Schule, es ist alles da, aber komprimiert. Das spart Wege, Zeit und Energie. Ich genieße es mittlerweile sehr mit meiner Familie hier zu leben.« Um diese Strukturen und die Lebensqualität zu erhalten ist sie für die Bürgerliste Bad Radkersburg in der Gemeindepolitik aktiv. Auch auf der Bühne steht Christina Merlini noch gelegentlich – mittlerweile als Moderatorin. Ihr kommunikatives, optimistisches Wesen macht sie zur Glücksbringerin in ihren vielen Tätigkeitsbereichen und auch ihr hat der ungewöhnliche Berufswechsel nach den familiären Schicksalsschlägen offenbar Glück gebracht. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Die Kunst, Rollen auch zu trennen Beruflich und privat ein Team.

Ein Gespräch von Carola Payer mit Michael Seper, ihrem Lebenspartner und Partner in der gemeinsamen Unternehmensberatung.

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

48 /// FAZIT APRIL 2020

M

it meiner Frau in einem Team arbeiten? Niemals! Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Mit meinem Mann in einer Firma? Das wär ein Drama! Das tu ich mir nicht an!« bestätigen mir viele Bekannte und Freunde. Manchmal erntet man ganz mitleidige Blicke. Wenn Paare Unternehmen führen, dann haben Sie daher meistens was zu erzählen. Von der Herausforderung die Rollen zu trennen, von Konflikten beim Erfüllen der gegenseitigen Erwartungen, vom Überlebenskampf in kritischen Zeiten und von der Herausforderung Unternehmenserfolge zu optimieren und trotzdem die Beziehung gut zu pflegen. Michael Seper ist 1999 in das von mir 1995 gegründete Unternehmen eingestiegen und bis heute betreiben wir gemeinsam die »Payer und Partner coaching company«. Neben der ständigen Weiterentwicklung des Firmenportfolios wurde die Familie vierköpfig. Ich will mal wissen, wie es ihm so nach 20 Jahren geht. Ich schlüpfe in die Rolle des »neutralen« Interviewers.

Was war die Motivation so einen Schritt zu tun. Wieso tut Mann sich das an? Michael Seper: »In erster Linie war es die Geburt unsers ersten Kindes, das ich als Angestellter nur mehr am Wochenende gesehen habe. Der Schritt reifte dann innerhalb von ungefähr zwei Jahren, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Meine Freiheitsliebe war auch ein ausschlaggebender Faktor. Ich wollte immer etwas machen, wo man seinen eigenen Ideen entwickeln und verwirklichen kann, ohne sich zehn Unterschriften einholen zu müssen. Im eigenen Unternehmen muss man nirgendwo »aufsalutieren« und erklären, was warum nicht klappte. Man ist sofort in der Lösungsorientierung und am Weiterentwickeln statt in Rechtfertigungskämpfen und Schuldverschiebungs-Meetings. Dafür hat man keine Zeit und auch keine finanziellen Ressourcen. Eventuell wäre ich heute zurückhaltender diesen Schritt zu tun. Die steuerlichen Rahmenbedingungen in Österreich sind für Dienstleister für Kreativität, strategische Weiterentwicklung und für ein ausgewogene Work-Life-Balance nicht förderlich. Ich würde wahrscheinlich eher ein Handelsunternehmen gründen.« Klärung von gegenseitigen Erwartungen und Qualität von Meetings Michael Seper: »Das war uns immer wichtig. Bei uns gibt es kein Meeting ohne Agenda. Die Meetings sind kurz, knapp, knackig und mit den richtigen Inhalten. Wir sind auch perfekt im virtuellen Abstimmen. Egal ob Telefon, E-mail, Facetime, Skype, Whatsapps. Wir schaffen momentan auch schon fast das papierlose Büro. Die Qualität der Abstimmung hängt nicht vom Setting oder Medium ab. Wir verstehen uns fast blind. Da gab es am Beginn sicher mehr »Brösel«, weil die Rollen und die Erwartungen an daran noch nicht so geschärft waren. Man hat sich unausgesprochen was erwartet und war dann enttäuscht, dass der Andere das nicht automatisch macht. Nur weil man sich privat kennt, hat der andere noch lange nicht das gleiche Selbstverständnis, die gleiche Zielsetzung oder Motivation für bestimmte Themen.« Stärken in der Zusammenarbeit Michael Seper: »Ich glaube das grösste Potenzial haben wir in der Einfachheit Themen und Situationen zu betrachten. Wir blasen Arbeitsprozesse nicht auf, gestalten Sie lean und kundenorientiert. Carola hat da viel aus der Begleitung von Produktionsbetrieben mitgenommen. Wir achten darauf, dass keine unnötigen


Managementserie [28]

»Sie schreibt mir dann halt manchmal auch ein Email, obwohl ich neben ihr sitze.«

MICHAEL SEPER

Zeitverluste durch unklare Prozesse, komplizierte Arbeitsabläufe, Suchen, doppelt machen, etc. entstehen. Wir sind auch sehr flexibel und unkompliziert. Dies merken auch unsere Kunden. Wir haben über die Jahre geschafft sehr schnell ein gemeinsames Verständnis zu verschiedenen Themen zu entwickeln. Sie hat auch ein Gespür dafür, wo sie bei mir noch einmal nachfragen muss, weil sie es schon ahnt, dass ich das nicht gemacht oder vergessen habe! Wir helfen uns gegenseitig nicht an unseren Untugenden »auszurutschen« und halten sie uns nicht gegenseitig dauernd vor.« Konflikte in der Rollenaufteilung Michael Seper »Konflikte über Verantwortlichkeiten gibt es kaum. Carola gibt die Richtung vor, treibt, steuert. Sie ist die Fachfrau für das Thema. Ich erfülle vom CEO bis zum Facility Manager alle nach innen gerichteten Funktionsbereiche. Ich liefere und halte ihr so gut es geht den Rücken frei, damit sie sich auf den Markt konzentrieren kann und den Energielevel hält um beim Kunden top performen zu können. Unsere Kinder sagen immer: In der Firma ist die Mama der Chef, zuhause der Papa. In der Rollenaufteilung zuhause ist fünzfig-fünfzig für uns gelebte Realität. Dafür haben wir zwei Jahrzehnte lang in konfliktären Situationen geredet, Unzufriedenheiten angesprochen und Dissonanzen ausgetragen. Wir sind nie einen Kuschelgruppenkurs gefahren.«

Fehlerkultur, Konfliktfähigkeit, Reflexionsfähigkeit Michael Seper: »Fehler werden rasch und zeitnah angesprochen und behoben. Wir lernen aus jeder Abweichung. Es war nicht leicht diesen Zustand zu erreichen, aber heute kann ich sagen: Wir sind das perfekte Team für die Reise zum Mond. Beim Austausch von Sichtweisen fallen oft auch viele Späne. Am Ende sind wir aber mit dem Ergebnis zufrieden. Wir können uns gut Reiben. Dissonanzen in der Firma werden gar nicht erst nach Hause getragen. Private Differenzen haben keinen Einfluss auf die Arbeitsqualität. Wir versuchen, sehr viel zu reflektieren. Wir können es uns auch nicht leisten, da nachlässig zu sein. In der Reflexionskompetenz ist Carola Profi. Daher hat sie auch zu unserer Konfliktkultur ganz viel beigetragen. Diese Konfliktfähigkeit ist

sicherlich eine Kernqualität in unserer Kooperation, sowohl als Arbeitspartner, aber auch in der Familie.«

Die Herausforderung Arbeit und Privatleben zu trennen Michael Seper: »Für mich heißt trennen zu Hause keine beruflichen Dinge zu besprechen. Allerdings haben wir da noch Entwicklungspotenzial. Wenn viel los ist müssen wir meistens am Wochenende die kommende Woche durchbesprechen. Carola arbeitet auch gerne zu Hause. Sie nimmt aber darauf Rücksicht, dass ich das intensiver trenne. Sie schreibt mir dann halt manchmal auch ein Email, obwohl ich neben ihr sitze. Eine große Herausforderung ist auch, Zeit für strategische Besprechungen zu finden. Die reservierten Zeiten dafür fallen oft akuten Kundenterminen zum Opfer.«

Beziehungspflege und Abschalten abseits des Arbeitslebens Michael Seper: »Da wir beide verrückt nach Bewegung in der freien Natur sind machen wir auch viel gemeinsamen Sport. Wir haben einen ähnlichen Level und keiner muss da Rücksicht auf den anderen nehmen. Wir können da komplett aus dem Alltag aussteigen. Wenn wir gemeinsam auf Urlaub fahren ist meistens auf der Pack das Unternehmen Geschichte und wir denken oder sprechen tagelang kein Wort übers Geschäft. Allerdings einen Tag vor Arbeitsbeginn sind wir meistens beide sortiert und ausgerichtet auf die nächste Arbeitswoche. Wir können beide aber auch gut alleine sein und dem anderen den Freiraum lassen für sich zu sein. Jeder von uns hat seine eigenen Übergangsrituale, um nicht permanent im Arbeitsmodus zu sein. Ruhe kommt trotzdem auf jeden Fall noch zu kurz.

Bewältigung von Krisen Michael Seper: »Carola ist federführend bei der Krisenbewältigung. Der Optimismus den sie dann versprüht ist einzigartig. Der steckt mich dann auch an. Bis jetzt konnten wir nach jeder Krise die Schlagzahl erhöhen. Was auch ganz wichtig ist: Reflektion der Krise und Handlungen ableiten. Und wir können trotz aller Hern ausforderungen immer noch viel miteinander lachen! FAZIT APRIL 2020 /// 49


Kurz & News

Die rund 17.000 Bürger der drei Gemeinden Deutschlandsberg, Frauental und Preding profitieren ab sofort vom modernen Altstoffsammelzentrum (ASZ) in Deutschlandsberg, das am 6. März feierlich eröffnet wurde. Über 80 verschiedene Abfallstoffe werden dort entsorgt und innovative Services geboten. Ein besonderes Augenmerk legt man dabei auf Re-Use. Neben der Umwelt gewinnt auch die Region – ca. 1,5 Mio. Euro wurden investiert und 12 neue Arbeitsplätze geschaffen. Bei der europaweiten Ausschreibung ging der Umweltpionier Saubermacher als Bestbieter hervor. Der Betrieb übernimmt die Entsorgung sämtlicher nicht gefährlicher Abfälle in der Region und betreibt auch das neue ASZ in Deutschlandsberg

Noch viel zu tun bei der Gleichstellung

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Zum 109. Mal fand am 8. März der Weltfrauentag statt. „Viele starke Frauen haben in Österreich und in der Steiermark in der Vergangenheit für Gleichberechtigung gekämpft – diesen Weg werde ich konsequent weitergehen, denn Frauenpolitik ist eines meiner Herzensthemen“, so LR Juliane Bogner-Strauß. „Frauenpolitik ist eine Querschnittsmaterie vieler Ressorts, insbesondere in den Bereichen Arbeit, Wirtschaft, Soziales, Integration, aber auch in der Gesundheit und in der Pflege können in der Steiermark gemeinsam wichtige frauenpolitische Akzente gesetzt werden.

Das steirische Traditionsunternehmen von Martin Cserni entwickelt Architektur- und Interieurkonzepte auf hohem Niveau. Den Auftrag für das spektakuläre Grazer Kultgebäude von Zaha Hadid erhielt das in Fehring beheimatete Unternehmen durch die viel gelobte Innengestaltung der Hamburger Elbphilharmonie. Der von der Stararchitektin geplante WU-Campus in Wien wurde ebenfalls von Csernis Team gefertigt. Haus-Schirmherr Reinhard Hohenberg führte Martin Cserni und Saubermacher-Eigentümer Hans Roth durch das neue Grazer Leuchtturmobjekt, in dem die Firma Cserni auch gleich eine Grazer Dependance eröffnete. Mit den Roth-Handwerksmeistern arbeitet das Designerteam von Martin Cserni ebenfalls immer wieder zusammen.

Wifi-Ausbilderforum geht in die zweite Runde

Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr veranstaltet das Wifi Steiermark auch heuer wieder am 5. Mai das Ausbilderforum. Diese Weiterbildungsmaßnahme für Ausbilder bietet einen Tag rund um das Thema Lehrlingsausbildung mit Fachvorträgen und einer Exkursion zu hochkarätigen Best-Practice-Betrieben. Wie sehen die digitalen Lebenswelten von Lehrlingen heute aus? Wie können wir etwas verstehen, zu dem wir vielleicht selbst schwer Zugang finden? Und wie können wir Auszubildende im digitalen Raum begleiten und unterstützen? Mit einem spannenden Impulsreferat zur „Generation Digital“ eröffnet Lukas Wagner, Psychotherapeut und Experte für Neue Medien, das Forum, wo weitere Referate zum Thema stattfinden werden.

T F N U K U Z .

zukunftsressort.steiermark.at

Cserni-Design für Zaha-Hadid-Haus

Entdecken

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ickeln w t n E . n r e Erob

Fotos: pixelmaker.at, Streibl / Land Steiermark, Gregor Hiebl, Saubermacher

Saubermacher eröffnet ASZ Schilcherland


Foto: David Price / AFC

Kurz im Gespräch mit

Absolute für den Wirtschaftsbund, LH Hermann Schützenhöfer und LR Barbara Eibinger-Miedl freuen sich mit WKO-SteiermarkPräsident Josef Herk.

Viktoria Schnaderbeck, Fußballerin und „Fit im Job“-Botschafterin

Die steirische Wirtschaft hat gewählt

Bei der Wirtschaftskammerwahl Anfang März hat der ÖVPWirtschaftsbund (WB) in der Steiermark den erwarteten Sieg eingefahren. Mit 71,0 Prozent der Stimmen baut der WB seine Mehrheit in der WKO Steiermark weiter aus. Auf Platz zwei folgt der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV) mit 10,9 Prozent, gefolgt von der Grünen Wirtschaft mit 9,1 Prozent und der Freiheitlichen Wirtschaft (FW) mit 7,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung bei der steirischen Wirtschaftskammerwahl betrug 38,0 Prozent.

Foto: Fischer

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7.194 Stimmen wurden bei der steirischen Wirtschaftskammerwahl 2020 abgegeben, das entspricht bei 97.805 Wahlberechtigten einer Wahlbeteiligung von 38,0 Prozent. In absoluten Zahlen ist das ein Minus von rund 900 Stimmen gegenüber der letzten Wahl im Jahr 2015, wo die Beteiligung aufgrund der geringeren Zahl von Mitgliedern – 46,9 Prozent betrug. Bei der Auszählung entfielen 25.526 Stimmen auf den Wirtschaftsbund, der damit seine klare Mehrheit auf 71,0 Prozent weiter ausbauen konnte. Im Vergleich zur letzten Wahl stellt das ein Plus von 2,5 Prozentpunkten dar. Damit bestätigt die Fraktion des amtierenden WKO-Steiermark-Präsidenten

Josef Herk ihre absolute Mehrheit: Der Wirtschaftsbund darf sich auch über den größten Zuwachs aller Fraktionen freuen, betont Herk: „71 Prozent ist ein starkes Votum und ein großer Auftrag, und den nehme ich auch mit großer Demut an. Die vergangenen fünf Jahre waren eine sehr intensive Zeit, wir konnten viele Punkte umsetzen und Erfolge einfahren. Die Herausforderungen der Zukunft sind nicht gering. Wir können gestärkt die Arbeit fortführen.“ Die gesunkene Wahlbeteiligung ortet er in „Wahlmüdigkeit“ und in der „Unsicherheit in vielen Bereichen, die dazu beitrug, dass die Menschen nicht gerne ins Wahllokal kamen, zum Schluss auch durch das Coronavirus.“

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie sich als Botschafterin für die WKO-Initiative „Fit im Job“ als Botschafterin einsetzen? Ich habe diese Initiative schon seit mehreren Jahren gekannt und immer als sehr vorbildlich empfunden. Durch einen Wake-up-Call wurde ich wieder darauf aufmerksam und bin dann von meiner Seite aus auf die Verantwortlichen zugegangen, um eine Zusammenarbeit anzuregen. Wie werden Sie das in den kommenden Monaten zeitlich mit Ihrer Aktivität bei Arsenal London vereinbaren können? Das ist natürlich für mich vom Zeitlichen her eine große Herausforderung, aber dadurch dass wir bei Fußballclub Sommer- und Winterpausen bzw. auch freie Tage haben, ist das mehr eine Frage der geschickten Zeiteinteilung. Wir haben uns hier im Vorfeld sehr intensiv abgestimmt, um auch den heutigen Termin zu finden. Daher wird die persönliche Kooperation auch bei meinen zukünftigen Auftritten in den kommenden Monaten zweifellos klappen. Wie wird in der übrigen Zeit Ihr Mitwirken aussehen? Ich werde natürlich versuchen, für alle wichtigen Termine hier vor Ort zu sein. Abgesehen davon gibt es mit den sozialen Medien heute eine große Vielzahl an Kanälen, um mit den Menschen und Unternehmen unsere Botschaften online zu kommunizieren bzw. zu motivieren. Eine wichtige Anlaufstelle dafür, dieses Projekt intensiv zu unterstützen, ist meine Facebook-Seite. Daneben werde ich die eingereichten Ideen und Programme verfolgen, mir einen Überblick verschaffen und somit dieses Projekt mitbegleiten. FAZIT APRIL 2020 /// 51


Wirtschaft

Wie fit ist Ihr Unternehmen?

© ÖGK/Manninger

Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen! „Betriebliche Gesundheitsförderung führt zu zufriedenen, motivierten und gesunden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ihre Kompetenzen, Potentiale und Ideen in die Unternehmen einbringen.“ HRin Mag. a Andrea Hirschenberger Leiterin der Österreichischen Gesundheitskasse, Landesstelle Steiermark

„Gemeinsam erreichen wir unser Ziel: Fit in den Job – fit im job – Fit aus dem Job.“ KommR Günther Stangl Vorsitzender der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt Steiermark

Einreichschluss 30. April 2020

So wichtig ist Hören im Alltag Ein gutes Gehör ist der Schlüssel zu gelungener Kommunikation – egal ob beim Telefonieren, bei der Telearbeit oder in der Freizeit. Was man über das Hören wissen sollte – Hörakustik-Experte Andreas Grill von Neuroth beantwortet die drei wichtigsten Fragen. Warum sollte man auf sein Gehör besonders achten? Wir hören lange, bevor wir sehen, riechen, tasten und schmecken können. Das Hören ist damit unser erster Sinn – besonders wertvoll, aber oft unterschätzt. Dabei hat unser Gehör, das 24 Stunden pro Tag im Einsatz ist, zahlreiche wichtige Funktionen: „Hören verbindet – und macht Kommunikation überhaupt erst möglich. Das gilt nicht nur für Gespräche im privaten Bereich, sondern auch fürs Berufsleben – zum Beispiel auch für Videokonferenzen etc.“, sagt Hörakustik-Meister And-

Alle Informationen zum Wettbewerb finden Sie unter www.fitimjob-stmk.at

Hörakustik-Meister Andreas Grill von Neuroth 52 /// FAZIT APRIL 2020

reas Grill von Neuroth in Graz. Das Hören bildet demnach die Grundlage für soziale Interaktion. Dank unserer Ohren können wir uns aber auch orientieren, Gefahren rechtzeitig erkennen und Schallsignale richtig einordnen – vor allem im Straßenverkehr.

Was kann man gegen den steigenden Lärm tun? Nicht nur im Berufsleben ist Lärm ein ständiger Begleiter, sondern immer häufiger auch in der Freizeit. „Lärmschwerhörigkeit ist die zweithäufigste Art einer Hörminderung nach der Altersschwerhörigkeit. Nicht nur die Ohren leiden unter Lärm, sondern der gesamte Körper“, sagt Grill. Die psychischen und körperlichen Auswirkungen von Lärm sind vielfach belegt. Neben regelmäßigen Ruhepausen ist vor allem ein passender Gehörschutz in vielen Situationen sehr hilfreich. „Für den Alltag gibt es verschiedene Gehörschutz-Lösungen, die den Lärmpegel auf einen ungefährlichen Wert senken und unsere Ohren ent-


Persönliche Beratung ist durch nichts zu ersetzen. Ganz einfach.

Unser Hörsinn ist die Grundlage für Kommunikation

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lasten – speziell auch für den Arbeitsbereich“, sagt Grill, der empfiehlt: „Optimal sind maßgefertigte GehörschutzLösungen, die individuell ans Ohr angepasst werden.“ Ab 40 sollte man außerdem einmal im Jahr zur Vorsorge einen Hörtest machen. Denn altersbedingt lässt das Gehör Schritt für Schritt nach.

Was kann man tun, wenn man schlecht hört? Wenn jemand immer öfter „Wie bitte?“ fragt, sich beim Verstehen am Telefon schwertut und sich zunehmend zurückzieht, sind das typische Anzeichen für einen Hörverlust. „Meistens setzt eine Hörminderung schleichend ein, deshalb bemerkt man sie selbst oft nicht. Bestimmte – meist höhere – Tonfrequenzen nimmt man einfach nicht mehr wahr. Dann gehen in Gesprächen gewisse Buchstaben verloren, die aber vor allem für das Sprachverstehen wichtig sind“, erklärt der Neuroth-Experte. Stellt man eine Veränderung fest, sollte man so schnell wie möglich einen HNO-Arzt oder einen Hörakustiker aufsuchen. Ein

kostenloser Hörtest bringt Klarheit. Im Falle einer Hörminderung ist es wichtig, diese rechtzeitig mit passenden Hörgeräten versorgen zu lassen. „Hörgeräte von heute sind wahre Wunderwerke der Technik, die immer kleiner und einfacher zu bedienen werden. So kann man moderne Hörgeräte zum Beispiel via Bluetooth einfach mit dem Smartphone oder Fernseher verbinden“, sagt Grill. Ein Hörakustiker passt die Hörgeräte genau an die persönlichen Bedürfnisse an und wird zu einer sehr wichtigen Bezugsperson auf dem Weg zu besserem Hören.

Neuroth: Hörkompetenz seit 1907

„Besser hören, besser leben“ – dieser Philosophie hat sich Neuroth bereits seit mehr als 110 Jahren verschrieben. Alle Infos rund um das steirische Traditionsunternehmen und das Thema Hören finden Sie online unter:

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Wirtschaft

Ankick für den steirischen Gesundheitspreis I

mmer mehr steirische Unternehmerinnen und Unternehmer haben im Laufe der Jahre die zahlreichen Vorteile Betrieblicher Gesundheitsförderung erkannt und investieren dauerhaft in die Erhaltung der Gesundheit und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch verbesserte Arbeitsprozesse, eine offene Kommunikation und ein gutes Betriebsklima werden Belastungsfaktoren verringert

und wird die Arbeit erleichtert.

„Fit im Job“-Botschafterin zeigt Flagge Speziell auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnittene gesundheitsfördernde Angebote können deren Lebensqualität und Wohlbefinden entscheidend steigern. Ihre Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen, verbessert sich nachhaltig und gesundheitliche Beschwerden werden so

reduziert. Dies hat nicht nur positive Effekte auf die Angestellten, sondern auch auf das gesamte Unternehmen. „Gesundheitsförderung ist mir selbst ein echtes Herzensanliegen. Erst Gesundheit schafft Glück, Zufriedenheit, Leistung und Erfolg“, zeigt sich die die Fußballerin Viktoria Schnaderbeck (29) engagiert, die schon mit sieben Jahren ihre ersten Tore geschossen hat. „Flagge zeigen“ lautet daher

der sportliche Schlachtruf der frisch gebackenen „Fit im Job“-Botschafterin, der als Aufforderung an alle steirischen Unternehmen zu verstehen ist, ihre Gesundheitsprojekte bis 30. April einzureichen. Motivierte Mitarbeiter sind Erfolgsfaktor WKO-Vizepräsidentin Gabi Lechner und Gesundheitslandesrätin Juliane BognerStrauß waren sich beim Ankick

Anzeige Foto: Kurt Remling

Die „Fit im job“-Initiative geht heuer bereits in die 19. Runde. Den Ankick für den steirischen Gesundheitspreis der WKO übernahm diesmal keine Geringere als Viktoria Schnaderbeck, die Kapitänin des österreichischen DamenfußballNationalteams und Spielerin beim Verein Arsenal London.

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in exklusiven „Fit im Job“-Dressen einig: Gesunde und damit hoch motivierte sowie leistungsfähige Mitarbeiter sind entscheidende Erfolgsfaktoren für Unternehmen. Sie haben, wie Fußballer auf dem Spielfeld, nur ein Ziel vor Augen, von Stürmern zu Torjägern zu werden, um wirtschaftlich Volltreffer zu landen. Andrea Hirschenberger, ÖGK-Steiermark-Landesleiterin, fasste die Erfolge von „Fit im Job“ mit einem Rechenbeispiel (RoI) zusammen: „Jeder investierte Euro fließt fünffach im Unternehmen retour. Vor allem auch über deutlich gesunkene Krankenstände.“ Günther Stangl (AUVA Steiermark) und Christian Super (PVA Steiermark) betonten ebenfalls unisono die positiven Effekte der Gesundheitsförderung in den Betrieben: „Gesunde Mitarbeiter sind weniger unfallgefährdet

bzw. gehen auch fit in Pension.“ Eingereicht werden können die Unterlagen in vier Kategorien, wobei jene Betriebe von einer hochkarätigen Jury prämiert werden, die ihren Mitarbeitern die besten Gesundheitsförderungsprojekte anbieten. „Nicht das eingesetzte Kapital, sondern die innovativsten Konzepte werden dabei bewertet“, motiviert auch Daniela Gmeinbauer, Obfrau der Fachgruppe der Freizeit-und Sportbetriebe, die Unternehmer im Land. Sie kann mit beeindruckenden Zahlen aufwarten: „Seit 2001 rollt die gesunde Welle quer durch die Steiermark und hat mittlerweile schon rund 290.000 Mitarbeiter in 300 Betrieben erfasst, die von den unterschiedlichsten Initiativen in ihren Betrieben – von der Ernährungsberatung bis zur Burnout-Prävention – profitie-

„Dressed for success“ – Viktoria Schnaderbeck flankiert von Juliane Bogner-Strauß (li), Daniela Gmeinbauer, Gabi Lechner (re.) und allen Kooperationspartnern ren. Teilnahmeberechtigt beim Wettbewerb „Fit im Job“ sind alle steirischen Unternehmen, die Mitarbeiter beschäftigen, ausgenommen die Gewinner des Vorjahres sowie die Kooperationspartner. Einreichungen sind möglich bis 30.

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April. Das neue Einreichportal macht das Mitmachen online ganz einfach: www.fitimjobstmk.at. Unter diesem Link sind auch alle Informationen über die einzelnen Kategorien abrufbar.


Wir suchen steirische Betriebe, die uns mit innovativen Gesundheitskonzepten für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überzeugen! „Arbeit hat auch gesundheitsfördernde Aspekte, die sich positiv auf unsere Lebensqualität auswirken. Es freut uns, dass sich bereits viele Arbeitgeber bemühen, die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken.“

© Foto Fischer

Dr. Herwig Lindner Präsident der Ärztekammer Steiermark

„Jeder in die Prävention investierte Euro kann ein längeres gesundes Leben der Österreicher bedeuten. Das lohnt sich vor allem für die Versicherten, aber auch für das gesamte Gesundheitssystem.“ KommR Johann Lampl Vorsitzender des Landesstellenausschusses der Sozialversicherung der Selbständigen

Einreichschluss 30. April 2020

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Mit guter Laune eröffneten den Ball (v.l.n.r.) Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, LH Hermann Schützenhöfer, Familienministerin Christiane Aschbacher und LR Johann Seitinger

Dieser Ball begeistert Stadt und Land

Bereits zum 71. Mal ging am 21. Februar der Steirische Bauernbundball über die Bühne und auch heuer verwandelten 16.000 begeisterte Besucher die Grazer Stadthalle in den größten Ballsaal Europas.

B

esonderen Wert legten die Veranstalter wie immer auf Kulinarik und Brauchtum. Mit einer Schmankerlstraße, bei der es Bestes von den heimischen Landwirten zu verkosten gab, durften die Ballbesucher heimische Qualität genießen. Frei nach dem heurigen Motto „Feiern, bis der Hahn kräht!“ drehte sich vieles ums Geflügel. Auch das Brauchtum kam mit Schuhplattln und zünftiger Volksmusik zu seinem Recht. Ein Dekorations-Highlight stellten die aus Lärchenholz gefertigten Hütten und ein handgefertigter Bänderzaun rund um den VIP- Bereich dar. Highlights, Stars und Prominente Superstars wie Claudia Jung oder die „Nockis“ setzten mit ihren Bühnenshows musikalische Höhepunkte und brachten die Stadthalle so richtig zum Beben. Weiters heizten Stars wie Melissa Naschenweng, Franky Leitner und Diana West der Menge richtig ein. Auf ihre Kosten kamen die Tanzfans ebenso in der Anten-

56 /// FAZIT APRIL 2020

ne-Heart-Club-Disco und der Exakt-Vodka-Cocktailbar. Beim heiteren Treiben am Tanzboden traf man Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Sport an. Das Tanzbein schwangen unter anderen Elisabeth Köstinger, Christine Aschbacher, EU-Abg. Simone Schmiedtbauer, LH Hermann Schützenhöfer, LH-Stellvertreter Anton Lang, LR Hans Seitinger sowie WK-Präsident Josef Herk, LK-Präsident Franz Titschenbacher, Grawe-Generaldirektor Klaus Scheitegel, Superstar Andreas Gabalier, Franco Foda und Markus Schopp. „Ich möchte mich bei allen Besucherinnen und Besuchern bedanken, dass sie den Steirischen Bauernbundball wieder zu diesem großen Ereignis werden ließen. Die heimische Landwirtschaft konnte hier eine Leistungsschau ihrer Produkte zum Besten geben“, freute sich Ballorganisator Franz Tonner und fügte hinzu: „Ohne unsere Sponsoren könnten wir den Ball dieser Größenordnung niemals bewältigen, ihnen gebührt großer Dank.“

Foto: Arthur

Wie fit ist Ihr Unternehmen?


Wirtschaft

Power fürs Leben

Wenn es um Krisenbewältigung, Entscheidungsfindung, Persönlichkeitsentwicklung oder den immer bedeutenderen Bereich bewusster Lebensgestaltung im Sinne umfassender Gesundheitsvorsorge geht, bieten hochqualifizierte Expertinnen und Experten der der gewerblichen Lebens- und Sozialberatung (LSB) die beste Unterstützung.

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L

eistungsfähig, gesund und erfolgreich wollen wir sein und uns in unserer Haut rundum wohlfühlen. Wir wünschen uns Agilität, Lebenskraft und Fitness, um den Herausforderungen, die das Leben an uns stellt – und den Ansprüchen, die wir an uns selbst stellen! – gewachsen zu sein. Das ist nachvollziehbar. Du lebst nur einmal. Um unsere Lebensziele zu erreichen, nehmen wir – längst nicht mehr nur in problematischen Situationen – immer häufiger professionelle Unterstützung in Anspruch. Immer mehr Menschen wissen dabei Kompetenz und Erfahrung der Expertinnen und Experten der Lebensberatung mit ihren drei Fachbereichen psychologische Beratung, Ernährungsberatung und sportwissenschaftliche Beratung zu schätzen. Der hohe Ausbildungsstand hebt die gewerbliche Lebensund Sozialberatung qualitativ deutlich aus der Masse der Beratungsangebote heraus. Das

spezialisierte Know-how der einzelnen Bereiche Psyche, Ernährung und Bewegung/Sport

sorgt für interdisziplinäre Beratungstiefe. Für mittlerweile sechs Fachbereiche, nämlich Stressmanagement & Burnout-Prävention, Supervision, Mediation, Paarberatung, Aufstellungsarbeit und Trauerarbeit, wurden zusätzlich sogenannte ExpertInnenpools ins Leben gerufen. Um in diese aufgenommen zu werden, bedarf es einer Reihe zusätzli-

cher Qualifikationen in Theorie und Praxis.

berufliche oder private Neuorientierung ist. „Die Kombination aus ganzheitlich lebensLeistungsvielfalt praktischem Zugang, breiter Lebens- und Sozialberatung Leistungs-Diversität sowie tiefunterstützt Einzelne und Grupgehendem Spezial-Know-how pen, auch Unternehmen und in den einzelnen Fachbereichen Organisationen, nicht nur daist es“, bringt es Andreas Herz, bei, Krisen im engeren Sinne WKO-Steiermark-Vizepräsident, Obmann der FachgrupExpertinnen und Experten der pe und des Lebens- und Sozialberatung blicken Fachverbands zudem in der Regel bereits auf eine PersonenbeAusbildungs- und Berufsbiografie treuung und in anderen Bereichen zurück, ihre Personenberafachliche Expertise setzt somit tung, auf den auf Wissen und Erfahrungen aus Punkt, „die der diesem »Vorleben« auf. Lebens- und Sozialberatung heute in allen zu bewältigen und aus diesen ihren Kompetenzbereichen gestärkt hervorzugehen, sonhöchste Überzeugungskraft dern ermöglicht es ihnen auch, verleiht.“ die unterschiedlichsten Ziele erfolgreich zu realisieren: Ob das nun die erstmalige Bewältigung der Marathondistanz, www.lebensberater.at die Raucherentwöhnung, das Erreichen eines persönlichen Idealgewichts, die Stärkung der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit oder eine FAZIT APRIL 2020 /// 57


Kurz & News

Gesünder leben mit richtigem Fasten mit Heilfasten zu einem fitteren und besseren Leben führt.

Intervall- und Kurzzeitfasten Die darin beschriebenen Methoden zum Erlangen körperlichen und seelischen Gleichgewichts basieren auf drei Stufen des Fastenprogramms. Am Anfang steht Intervallfasten, die Kunst der richtigen Essenspausen. Die populärste Form ist das Zwei-Mahlzeiten-Prinzip, auch DinnerCancelling genannt. Man lässt das Abendessen oder das Frühstück einfach ausfallen und verlängert die nächtliche Essenspause auf 14 bis 18 Stunden. Weiter geht es mit Kurzzeitfasten von 24 bis 48 Stunden. Dies bewirkt mehr Autophagie, mehr Wachstumshormone, mehr Fettverbrennung. An dritter Stelle steht das 30-Tage-Programm, das eine intensive Heilfastenwoche plus

Lulit und Mabon Wunder haben ihre Kompetenz und ihre Erfahrungen zum Thema Heilfasten in dem neuen Buch übersichtlich zusammengefasst. 21 bewusste Tage mit heilsamer Aufbaukost beinhaltet. Das führt zu einer Generalsanierung im Körper: So beginnt der Organismus bereits nach etwa zehn Stunden Fasten damit, vermehrt Wachstumshormone (HGH) auszuschütten. Mit zunehmender Fastendauer nimmt dieser Prozess bis zum 14 . Tag progressiv zu – „das allein reicht schon aus, um im Körper fantastische Selbstheilungsprozesse in Gang zu bringen“, betonen die beiden Autoren von „Wunderleicht Fasten“ (Trias Verlag, Stuttgart 2020).

So vielseitig ist die # Steiermark ...

Klick’ dich durch die besten Seiten der Steiermark: > Informationen – > Diskussionen – > Impressionen. Die Steiermark und du – werden wir Freunde!

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Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: iStock

asten ist nicht nur ein religiöser Brauch, der bis in die Frühzeit des Menschen zurückreicht, sondern gewinnt auch heute zunehmend Anhänger. Denn es hilft nicht nur bei gesundheitlichen Problemen, sondern erleichtert auch die Gewichtsreduktion – und das Ganze ist auch viel einfacher und weniger umständlich als mit komplizierten Diäten, verraten Lulit und Mabon Wunder in ihrem neuesten Buch. Fakt ist: Die meisten Menschen essen heute in erster Linie zu viel – und oft das Falsche. Tierisches Eiweiß ist ein wesentlicher Faktor für die Übersäuerung unseres Körpers. Daneben schaden Zucker und Weißmehl oder übermäßiger Stress. In ihrem Buch „Wunderleicht Fasten“ erklären die Ärztin Lulit und der Diätologe Mabon Wunder, auf welchen Wegen der „Reset“

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Foto: Roman Musch / LK

Kurz im Gespräch mit Herbert Muster, Landwirtschaftskammer Steiermark

Lukas Schinko (Neuroth) und Fritz Wutscher (Wutscher Optik) bauen ihre Partnerschaft unter gemeinsamem Dach weiter aus.

Hören und Sehen unter einem Dach Der Fachoptiker Wutscher und der Hörakustik-Spezialist Neuroth präsentierten vor kurzem ihre Zukunftspläne. Die beiden steirischen Traditionsunternehmen setzen künftig auf gemeinsame Optik- und Hörakustik-Standorte.

Foto: Neuroth / Alex Mattersberger

A

m 27. Februar fiel in Graz im Beisein von Fritz Wutscher, Inhaber und GF von Wutscher Optik, und Lukas Schinko, Vorstandsvorsitzender der Neuroth-Gruppe, der offizielle Startschuss für die Partnerschaft. 2018 wurden erste Pilotprojekte gestartet, u. a. im Grazer Citypark. Im Zuge einer Testphase wurde die Kooperation kontinuierlich weiterentwickelt. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass den Kunden dadurch ein eindeutiger Mehrwert geboten wird. So reicht das Service unter einem Dach vom kostenlosen Sehund Hörtest bis zur Designer-Brille und zum individuell angepassten Hörgerät. Neuroth ist seit 1907 Spezialist im Bereich Hören und Wutscher ist seit 1966 Experte im Bereich Sehen. Nicht nur ihre Kompetenzbereiche verbinden die beiden steirischen Traditionsunternehmen, sondern auch eine lange Geschichte, die

Führung in Familienhand und die gleiche Aufgabe: die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Grund genug für Wutscher und Neuroth, ihre Kompetenzbereiche zu bündeln und künftig ausgewählte Standorte in Österreich gemeinsam zu betreiben. Beide Unternehmen bleiben dabei aber eigenständig. GF Fritz Wutscher freut sich: „Nebenbei sind unsere Firmenfarben sehr ähnlich. Ich würde sagen: Das passt sehr gut zusammen!“ Lukas Schinko, Vorstandsvorsitzender von Neuroth ergänzt: „Das Hören und das Sehen sind zwei Sinne, die für die Menschen und deren Lebensqualität im Alltag besonders wichtig sind. Deshalb haben wir uns entschlossen, unsere Kräfte zu bündeln.“ Zu den bestehenden Standorten kam am 2. März eine gemeinsame Filiale in Schladming und am 16. März in Krems eine weitere im Shoppingcenter Mariandl hinzu.

Wie sehen Sie die Herausforderungen für die Obstbauern in der derzeitigen Krise durch das Coronavirus und wozu raten Sie? Die bäuerlichen Familienbetriebe übernehmen mit der Aufrechterhaltung der regionalen Lebensmittelversorgung in Krisenzeiten wie jetzt eine besonders große Verantwortung. Das Allerwichtigste ist, dass alles unternommen wird, um Mitarbeiter im Betrieb gesund zu halten und die Produktion zu gewährleisten. Essenzielle Betriebsmittel sollten vorausschauend eingekauft und Notfallpläne erstellt werden. Diesbezüglich läuft die Gründung von Selbsthilfegruppen zur gegenseitigen Aushilfe im Bedarfsfall.

Sie haben Ihr Amt letztes Jahr übernommen, welche Themen haben für Sie beim Obstbau Priorität? Die heimischen Obstbaubetriebe sind in der Lage, die Bevölkerung das ganze Jahr über mit Obst und verarbeiteten Produkten höchster Qualität zu versorgen. Zudem ist für unsere Familienbetriebe der sorgfältige Umgang mit der Natur selbstverständlich. Als größte Aufgabe sehe ich den Erhalt dieser nachhaltigen Form des Obstbaus. Auch glaube ich, dass die Obstwirtschaft noch stärker mit den Konsumenten kommunizieren muss. Besonders herausfordernd ist der steigende Aufwand zur Abwehr von Witterungsextremen. Kürzlich wurden die besten Edelbrände der Steiermark prämiert, was gibt es hier an interessanten Trends und Innovationen? Trotz internationaler Spirituosentrends wie Gin, Whisky und Rum – wo auch ausgezeichnete Produkte eingereicht werden –, liegt die Stärke der bäuerlichen steirischen Brennereien ganz klar bei den traditionellen Obstbränden. FAZIT APRIL 2020 /// 59


Wirtschaft

Sichere Deponien für Asbest & Co schaffen D

Dazu gehört auch Asbest: Ein in vielen Gesteinen natürlich vorkommendes Mineral, das bei korrekter Lagerung in Deponien völlig ungefährlich ist.

Nur in Deponien ist Asbest unschädlich Asbest war früher in vielen Produkten, wie zum Beispiel Eternit, Bodenbelägen oder Nachtspeicheröfen, in Gebrauch. Vor allem bei der Sanierung von Häusern aus den 1970er und 1980er Jahren fällt

es nun als Abfall an – und muss entsorgt werden. Derzeit gibt es keine andere Möglichkeit, als Asbest auf gesicherten Deponien zu beseitigen. Korrekt deponiert, ist Asbest völlig ungefährlich. Gefahr besteht nur, wenn Asbestabfälle eingeatmet werden. Höchste Auflagen sorgen dafür, dass während der Entsorgungskette kein Risiko für Mensch und Umwelt entsteht. Der Sachverständige Thomas Kaspar erklärt: „Wenn Asbest einmal auf einer

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Erwin Scheriau. Mit Dank an True Fellas Tattoo.

eponien sind sichere Orte für Abfälle, die nicht verwertet werden können oder zu gefährlich sind, um im Wertstoffkreislauf zu verbleiben. Das trifft sowohl auf ungefährliche, aber nicht weiter verwertbare Abfälle wie Erdaushub oder Baurestmassen, aber auch auf gefährliche Reststoffe zu. Rund sechs Prozent aller gefährlichen Abfälle müssen deponiert werden, damit Schadstoffe nicht in den Wertstoffkreislauf zurückkommen.

SO GEHT STEIRISCH ... DIE STEI ERM ARK GEH T UNT ER DIE HAU T. rlässt über Steirische Qualität hält ein Leben lang und hinte traditionellmodern Generationen eindrucksvolle Spuren. Einfach # www.volkskultur.steiermark.at | www.heimatwerk.steiermark.at

Deponie angelangt ist, ist die Gefahr gebannt. Die Gefährlichkeit liegt ausschließlich in der Freisetzung von Asbestfasern. Nach dem Abtragen von Bauwerken sind sie luftdicht zu verpacken und auf einem Asbestkompartiment zu deponieren. Dort sind sie unschädlich und können ihr Gefährdungspotenzial nicht mehr entfalten.“ Bevölkerung informieren Grundlage dafür bildet die EU-

Foto: Erwin Scheriau

Gefährliche Abfallstoffe, etwa aus Baurestmassen, müssen sicher deponiert werden. Der Rückbau von älteren Bauwerken erfordert weiterhin die Sicherstellung von ausreichend Deponiekapazitäten, betonen die Abfallentsorger.


Entsorger und Wissenschaftler fordern mehr sicheren Deponieraum für Baurestmassen: (v.l.n.r.) Thomas Kasper, Roland Pomberger, Hans Roth, Daniela Müller-Mezin, Johann Hierzer Deponie-Richtlinie, die den Umgang mit heiklen Stoffen regelt. Hans Roth, Präsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe, erklärt: „Aufgrund zahlreicher Innovationen gibt es zum Glück immer weniger Produkte, die am Ende ihres Lebenszyklus deponiert werden müssen. Für alle noch bestehenden ist die Deponie jedenfalls ein Ort, an dem sie sicher und dauerhaft gelagert werden können.“ Daniela Müller-Mezin, Obfrau der Fachgruppe Entsorgungsund Ressourcenmanagement der WKO Steiermark, fordert: „Der Bevölkerung muss klar gemacht werden, was Asbestabfälle sind und wie man richtig damit umgeht. Die Entsor-

gungsbetriebe kümmern sich um eine fachgerechte Entsorgung dieser Abfälle und können die Kunden optimal beraten und betreuen. Sie sorgen dafür, dass Asbestabfälle in genehmigten Deponien endgelagert werden. Die Bevölkerung kann sicher sein, dass fachgerecht mit gefährlichen Abfällen umgegangen wird!“

Verantwortung für Abfall übernehmen „Die Entsorgungswirtschaft ist der Problemlöser, nicht das Problem!“ bestätigt Professor Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben. Konkret werden Asbestabfälle, wie zum Beispiel Asbestzementplatten, in staubdichten

„Big-Bags“ zur Deponie gebracht und in baulich getrennte Teilbereiche eingebaut. Dieser Einbau darf nur unter Aufsicht von im Umgang mit Asbest geschultem Personal erfolgen. „Wir müssen als Gesellschaft Verantwortung für diese Gefahrenquelle übernehmen. Wenn wir alte Bauwerke renovieren oder abreißen, brauchen wir für Abfälle sichere, regionale und leistbare Entsorgungslösungen. Deponien sind der sicherste und beste Ort dafür, solange uns nichts Besseres zur Verfügung steht.“ Die Deponie ist daher umwelttechnisch der beste Platz für nicht recyclingfähige Bauabfälle wie Asbest und Mineralwolle. Für Letztere fordert

Pomberger zusätzlichen Deponieraum. Denn diese fällt getrennt an und soll ebenfalls in getrennten Kompartimenten abgelagert werden. Johann Hierzer vom Fachverband der Bauindustrie der WKO Steiermark ergänzt: „Im Zuge der Revitalisierungen von Gebäuden werden u. a. asbesthaltige Eternitplatten abgetragen und entsorgt. Ein Begleitschein für den Transport dokumentiert die Herkunft des Materials. Somit besteht eine lückenlose Aufzeichnung über die Herkunft von asbesthaltigen Eternitplatten. Dies gilt auch für alle anderen Baurestmassen, das deponiert werden muss oder für späteres Recycling gebraucht werden kann.“

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62 /// FAZIT APRIL 2020

Rechtliche Absicherung Die rechtlichen Vorgaben rund um das Abfallmanagement werden immer umfangreicher. Für Unternehmen bedeutet das strenge Umweltauflagen, komplexe Rechtsmaterien und punktgenaue Dokumentationspflichten. Das erfordert viel Know-how, Erfahrung und Zeit. Saubermacher unterstützt hier u. a. mit der Bereitstellung von erfahrenen Gefahrgut- oder Abfallbeauftragten. Der Umweltpionier hat alle abfallrelevanten Gesetze und Verordnungen sowie deren Änderungen für seine Kunden immer im Blick bzw. ist sogar in vielen Entstehungsprozessen involviert.

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Saubermacher kümmert sich um alles Gefahrgutbeauftragter: Bereitstellung eines Spezialisten, z. B. für ADR-Transporte; verpflichtend bei Beförderung (Befüllung, Verpackung, Beund Entladung) gefährlicher Güter. Abfallbeauftragter: Bereitstellung eines Fachexperten, z. B. für VKS-Meldungen gemäß Verpackungs-VO; verpflichtend bei mehr als 100 Arbeitnehmern. Abfallwirtschaftskonzept: Erstellung und laufende Aktualisierung; verpflichtend bei mehr als 20 Arbeitnehmern.

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Aufdecken von Reserven Saubermacher erstellt praxisorientierte Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen, unterstützt beim Vermeiden von Abfällen und der Ressourcenoptimierung. Die Leistungen reichen von Zero-WasteKonzepten über die Erstellung von CO2-Bilanzen bis hin zum Einsatz von Hightech-Sensoren. Aufgrund umfassender Analysen werden Optimierungsmaßnahmen aufgezeigt und Unternehmen bei der Umsetzung unterstützt. Betriebe profitieren vom verantwortungsvollen Umgang mit den verfügbaren Rohstoffen und nicht zuletzt auch von erheblichen Einsparungspotenzialen.


Kurz & News

Genuss-Card startete in die neunte Saison Die Genuss-Card, die die besten Angebote aus drei Regionen verbindet, eröffnete am 1. März mit mehr als 400 Partnerbetrieben ihre neunte Saison. Bereits ab der ersten Nächtigung in einem der 169 Genuss-Card-Beherbergungsbetriebe erhält der Gast die beliebte Karte. „Mit der Genuss-Card ist es uns gelungen, ein Produkt zu schaffen, von dem Gäste, Partnerbetriebe und die gesamte Region gleichermaßen profitieren“, freuen sich die GF Mario Gruber (Thermen- und Vulkanland Steiermark), Melanie Koch (Oststeiermark Tourismus) und Thomas Brandner (Süd- und Weststeiermark). Die Zahlen bestätigen die Erfolgsgeschichte: Seit dem Start 2012 wurde die Genuss-Card 1.202.827 Mal in der Region verwendet.

GRAZ. ICH FAHR DRAUF AB. Ein Radverkehrsnetz von 130 Kilometern und kurze Wege machen Graz zur idealen Stadt für Öffis, RadfahrerInnen und FußgängerInnen. Und darauf sind wir stolz.

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Zukünftiges Miteinander im Impulspark Lang-Lebring

Die Gemeinden Lebring-St. Margarethen und Lang wollen sich als starker Wirtschaftsraum etablieren. Ausgangspunkt ist das Projekt Standortentwicklung Lang-Lebring im EFRE-Programm entlang der Achse Graz-Maribor. Mit der Schaffung einer zukunftsweisenden Infrastruktur und einer intensiven Vernetzung der Unternehmen will man die Herausforderung meistern. „Wir wollen gemeinsam Impulse für den Standort setzen“, halten Bgm. Franz Labugger und Bgm. Joachim Schnabel fest. Mit der Umsetzung kann sich die Gesamtregion als Wirtschaftsstandort weiter etablieren. „Mit diesen Maßnahmen werden wir die Region zukünftig zu einem der attraktivsten Standorte in der Steiermark entwickeln“, zeigen sich die beiden Bürgermeister überzeugt.

LR Kampus: Mehr Projekte für Gewaltschutz

Für Soziallandesrätin Doris Kampus ist klar, dass die aktuellen Geschehnisse in der Steiermark zeigen, wie wichtig ein ganzheitlicher Zugang zum Thema Gewaltschutz ist. „Wir müssen mit den Opfern und den Tätern arbeiten“, betonte die Soziallandesrätin beim Treffen mit 30 Expertinnen und Experten im Gewaltschutzbeirat, der die Arbeit aus den Gewaltschutzgipfeln des Jahres 2019 fortsetzt. „Insbesondere opferorientierte Täterarbeit ist ein wesentlicher Aspekt von Gewaltschutz“, verwies Kampus auf die Vorreiterrolle der Steiermark in diesem Bereich. FAZIT APRIL 2020 /// 63

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Kurz & News

Sozialministeriumservice Arbeit – Behinderung – Unterstützung Das Sozialministeriumservice hat für Menschen mit Assistenzbedarf von 15 bis 65 Jahren sowie für Unternehmen eine Vielzahl an arbeitsmarktpolitisch relevanten Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Das daraus resultierende Netzwerk Berufliche Assistenz (NEBA) bietet zurzeit fünf Unterstützungsleistungen an. Diese sind kostenfrei und können österreichweit in Anspruch genommen werden, auch für Unternehmen. Mit dem Jugendcoaching und AusbildungsFit werden Jugendliche mit Benachteiligungen fit für den Arbeitsmarkt gemacht - Unternehmen profitieren somit von besser qualifizierten Nachwuchskräften. Dem Jugendcoaching obliegt insbesondere die Heranführung an die Ausbildungspflicht durch Information der Jugendlichen, Eltern bzw. Erziehungsberechtigten sowie die Begleitung der Jugendlichen. Die Berufsausbildungsassistenz (BAS) begleitet Jugendliche mit Behinderung bzw. anderen Vermittlungshemmnissen bei ihrer Ausbildung in Form einer verlängerten Lehre oder Teilqualifizierung sowohl im Betrieb als auch in der Schule und sichert damit nachhaltig diesen Ausbildungsweg ab. Sie fungiert als Drehscheibe zwischen Betrieb, Berufsschule und den Auszubildenden. Die Aufgaben der Arbeitsassistenz liegen in der Sicherung, der Erhaltung und der Unterstützung bei der Suche und Erlangung eines Arbeitsplatzes. Die ArbeitsassistentInnen sind zentrale Ansprechpersonen für benachteiligte Arbeitssuchende, Arbeitnehmende, Dienstgebende, Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen. Das Jobcoaching soll speziell Menschen mit Lernbehinderung zur selbständigen Bewältigung ihres Arbeitsalltags befähigen. Betrieben hilft es, die langfristige und nachhaltige Gleichstellung von Menschen mit Behinderung zu sichern.

Neuer Standort für Magirus Lohr Seit fast 100 Jahren fertigt Magirus Lohr am Standort Hönigtal Feuerwehrfahrzeuge. Aufgrund der erfolgreichen Geschäftsentwicklung bietet der Standort nicht das notwendige Potenzial für weiteres Wachstum. „Wegen der ständig steigenden Nachfrage haben wir im Jahr 2017 mit der strategischen Suche nach einem neuen Standort begonnen“, erläutert GF Christian Reisl. Der optimale Ort wurde in Zettling bei Graz gefunden. Hier wird bis Ende des Jahres ein neuer Standort mit Entwicklungs- und Produktionsstätte, einem Auslieferungscenter sowie einer Verkaufsstelle für Feuerwehrausrüstung errichtet. Mit 17.000 m² und mit einer Investitionssumme von rund 10 Millionen Euro wird dem Unternehmen ein Standort nach modernsten Standards zur Verfügung stehen.

Firstverlängerung bei AK-Förderungen

Für ihre Schul- und Studienbeihilfe, ihre Ausbildungsförderungen für Gesundheits- und Sozialberufe sowie für ihre Wohnbauförderungen und den Projektfonds Arbeit 4.0 verlängert die Arbeiterkammer Steiermark unter dem Eindruck der Corona-Krise die Einreichfristen bis 30. April. „Bei den sich überschlagenden Ereignissen rund um die Ausbreitung des Coronavirus haben viele Mitglieder natürlich andere Prioritäten, deswegen wollen wir ihnen mit einer Verlängerung der Einreichfrist entgegenkommen“, so AK-Direktor Wolfgang Bartosch. Mit der Schul- und Studienbeihilfe unterstützt die AK ihre Mitglieder mit geringem Einkommen. Informationen unter: www.akstmk.at/beihilfen

Bei Fragen zu finanziellen Zuschüssen und Förderungen können Sie sich an die NEBA-Anbieter/innen in Ihrer Region wenden.

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NEBA ist eine Initiative des Sozialministeriumservice

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64 /// FAZIT APRIL 2020

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Kurz & News

UNSER EIGENSTROM Solarstrom für Ihr Mehrparteienhaus – direkt von Ihrem Dach

Spar spendet 10.000 Euro für den Sturm-Nachwuchs Zum 110-jährigen Jubiläum des Grazer Traditionsfußballklubs SK Sturm überreichte Spar der Sturm-Jugend eine Spende von 10.000 Euro. Das Geld ist der Reinerlös aus den Sturm-Stickeralben, die es bei Spar zu kaufen und zu befüllen gab – ein gemeinsames Projekt von SK Sturm und Spar, das sich als voller Erfolg entpuppte. Die „Schwarz-Weißen“ mit dem runden Leder sind in der Steiermark seit über 100 Jahren eine sportliche Institution und die Fans waren so fleißig beim Sammeln, dass 10.000 Euro Reinerlös für die Sturm-Jugend zusammenkamen. „Spar und der SK Sturm sind beide tief in der Steiermark verankert“, betont Christoph Holzer, GF Spar Steiermark. „Wir freuen uns, die SturmJugend unterstützen zu können.“

Online-Plattform für Arbeitsvermittlung

Wegen der Grenzschließungen dürfen Saisonarbeitskräfte nicht mehr einreisen, sie bleiben auf den landwirtschaftlichen Betrieben aus. LK-Präsident Franz Titschenbacher erklärt zur Hilfestellung in dieser Situation: „Mit unserer neuen Online-Plattform für die Arbeitsvermittlung wollen wir unseren Bauern helfen, Arbeitskräfte für saisonal notwendige Arbeiten zu finden.“ Und weiter: „Durch die Vermittlung von Arbeitskräften sollen versorgungsrelevante Tätigkeiten – egal ob am Feld oder Acker, im Wein, Obst- oder Gemüsebau, in der Tierhaltung oder im Wald – durchgeführt werden können. Dann kann die Lebensmittelversorgung mit heimischen Produkten aufrechterhalten werden.“ Informationen: www.stmk.lko.at.

Fotos: SK Sturm Tifo.com,

Raiffeisen-Filialen weiterhin im Normalbetrieb

Verständlicherweise werfen die Entwicklungen rund um das Coronavirus viele Fragen auf. Nach den weitreichenden Maßnahmen der Bundesregierung steht aber fest, dass wichtige Bereiche der täglichen Versorgung weiterhin zur Verfügung stehen – dazu gehören auch Banken. Raiffeisen hat sich umfassend auf die Situation vorbereitet und wird Bankgeschäfte im Normalbetrieb für die Kunden bieten. Alle Bankstellen sind wie gewohnt geöffnet – das dichteste Bankstellennetz des Landes ist für die Kunden da. Die Bargeldversorgung ist weiterhin gegeben, aber die Kunden sollten bedenken: Geld auf dem Girokonto ist jedenfalls sicher. Sämtliche Schaltertransaktionen stehen zur Verfügung. Selbstverständlich wurden alle Vorkehrungen getroffen, um die Gesundheit unserer Kunden und Mitarbeiter zu schützen. FAZIT APRIL 2020 /// 65

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Peugeot 208

ie neue Version ist gewachsen: Neun Zentimeter länger ist er immerhin, dafür drei Zentimeter niedriger als sein Vorgänger aus dem Jahr 2012 – bei gleichem Radstand. Der neue 208 ist mit dem Peugeot i-Cockpit der jüngsten Generation ausgestattet. Durch das kompakte Lenkrad, das ab Allure serienmäßige digitale 3D-Kombiinstrument und den je nach Ausstattungsvariante 5 Zoll (12,7 cm), 7 Zoll (17,8 cm) oder 10 Zoll (25,4 cm) großen Touchscreen befinden sich alle

Informationen im Blickfeld des Fahrers. Das Cockpit sieht bei der gehobenen GT Line aus wie im Premium-Segment. Für eine angenehme und sichere Fahrt sorgen die teils optionalen Fahrerassistenzsysteme wie der aktive Spurhalteassistent oder der automatische Geschwindigkeitsregler ACC. Praktisch für die Stadt sind die Verkehrsschilderkennung sowie der Totwinkelassistent. Der neue 208er wird als Benziner, Diesel und – um dem Elektroauto-Trend Folge zu tragen – als vollelektrische Version ange-

boten. Alle im neuen Peugeot 208 verbauten Benzinmotoren erfüllen bereits die strenge Abgasnorm Euro 6d, während der Dieselmotor die Norm Euro 6dTEMP erfüllt. Damit sorgen die Verbrennungsmotoren für einen effizienten Verbrauch und niedrige Emissionen. Erhältlich ist der neue PEUGEOT 208 in fünf Ausstattungslinien: Like, Active, Allure, GT Line und GT. Dabei ist die Variante GT exklusiv dem elektrischen PEUGEOT e-208

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und die Version Like ausschließlich den Verbrennungsmotoren vorbehalten. Der Einstiegspreis des 208 liegt bei 15.800 Euro. Autohaus Edelsbrunner GesmbH Grabenstrasse 221/226 8010 Graz Telefon: 0316-673107-0 Fax: 0316-673107-85 mail@edelsbrunner.at www.edelsbrunner.at

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CAR OF CAR THE OFYEAR THE YEAR 2020 2020 Gesamtverbrauch: 3,2 – 4,4 l /100 km, CO 2 -Emission: 85 –103 g/km. Alle Ausstattungsdetails sind modellabhängig serienmäßig, nicht verfügbar oder gegen Aufpreis erhältlich. Symbolfoto.

Gesamtverbrauch: Gesamtverbrauch: 3,2 – 4,4 3,2 l /100 – 4,4 km,l /100 CO 2 -Emission: km, CO 2 -Emission: 85 –103 g/km. 85 –103 Alle g/km. Ausstattungsdetails Alle Ausstattungsdetails sind modellabhängig sind modellabhängig serienmäßig, serienmäßig, nicht verfügbar nicht verfügbar oder gegen oder Aufpreis gegen erhältlich. Aufpreis erhältlich. Symbolfoto. Symbolfoto.

Foto: Peugeot

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Es ist tatsächlich eine kleine Erfolgsgeschichte: seit 37 Jahren steht Peugeot mit der 2er-Serie am Start. Begonnen hat alles mit dem 205. Danach folgten 206, 207 und im Jahr 2012 der 208 der ersten Generation. Seit Ende letzten Jahres gibt es nun die zweite Generation des 208.


Mercedes EQC

E-Mobility erfreut sich immer größer werdender Beliebtheit. Dem Rechnung tragend hat Mercedes seinen ersten E-SUV auf den Markt gebracht: Mercedes EQC.

Foto: Mercedes

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ie technische Plattform des EQC ist mit der des GLC eng verwandt. Erstaunlicherweise ist die Karosserie des EQC um zehn Zentimeter länger, außen erkennbar am individuellen Grill, einem blauem Strich in den LED-Scheinwerfern und blauen Speichen in den Felgen. Innen unterscheidet er sich vom GLC durch kupferfarbene Luftausströmer am Armaturenbrett und den Zierblenden, die sich von dort bis in die vorderen Türen herüberziehen. Im Inneren blickt man auf zwei blau gehaltene Bildschirme: hinter dem Lenkrad individu-

ell konfigurierbare klassische Anzeigen für Geschwindigkeit und Reichweite, rechts über der Mittelkonsole das Infotainment, die Navigation und was es sonst noch an moderneren Features gibt. Wer beide Hände lieber am Steuer behält, kann alternativ die Sprachbedienung oder die kleinen Stellknöpfe am Volant bemühen. Das Fahrzeug ist mit Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffern, Kopfairbags sowie optischen und akustischen Gurtwarnern in der ersten und zweiten Sitzreihe ausgestattet. Für die vorderen Plätze sind zusätzlich

Seitenairbags verbaut (für die zweite Sitzreihe optional verfügbar), der Fahrer wird zusätzlich mit einem Knieairbag geschützt. Außerdem ist der EQC serienmäßig mit einem umfassenden Assistenzpaket wie automatischem Notbremsassistenten, aktivem Spurhaltesystem und systemintegriertem Speedlimiter ausgestattet. Der EQC wird von zwei E-Motoren – jeweils an Vorder- und Hinterachse – angetrieben. Über die wird auch ein Allradantrieb ohne mechanische Kupplung realisiert. Die Batterien liegen jeweils im Wagenboden zwischen den Achsen –

günstig für den Schwerpunkt, gut fürs Platzangebot. Der EQC besitzt einen Lithium-IonenAkku mit einer Kapazität von 80 kWh, der 652 Kilo wiegt (Achslastverteilung 48:52), als maximale Reichweite gibt Mercedes 445 bis 471 Kilometer an (NEFZ). Pappas Steiermark GesmbH Schippingerstrasse 8 8051 Graz Telefon: 0316 6076-0 Telefon: 0800 727727 Fax: 0316 6076-700 Email: info.graz@pappas.at www.pappas.at

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WKO-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg mit den drei Gewinnern des Castings sowie Bau-Innungsmeister Alexander Pongratz und Walther Wessiak von der Bauinnung (v.l.)

Vorhang auf für die besten Talente am Bau Beim Bau-Lehrlingscasting am 3. März zeigten 82 junge Talente, was in ihnen steckt. Viele von ihnen werden nach der 9. Schulstufe eine Lehre in einem steirischen Bauunternehmen beginnen.

D

as Lehrlingscasting an der Bau-Akademie in Übelbach bringt junge Talente und steirische Bauunternehmen zusammen. Die Idee dabei: Die Jungen zeigen in theoreti-

schen und praktischen Übungen und Tests, was sie können, die Unternehmen wiederum schauen ihnen dabei über die Schulter und präsentieren sich gleichzeitig als attraktiver Aus-

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bildungsbetrieb. Im besten Fall finden die Betriebe direkt beim Casting zukünftige Lehrlinge – und die Jugendlichen freuen sich, dass sie einen zukunftsträchtigen und sicheren Ausbildungsplatz in der Tasche haben! 82 Jugendliche, darunter 7 Mädchen, gingen in Übelbach an den Start. Ihnen gegenüber

standen 18 Unternehmen aus der Bauwirtschaft, die auf der Suche nach geeigneten Lehrlingen sind. Gewonnen hat das Lehrlingscasting 2020 Nico Lang (PTS Gleisdorf) vor Andreas Wagner und Paul Putz (beide PTS Feldbach). Bei den Tests standen handwerkliche Arbeiten sowie Fragen zu Deutsch, Mathematik und Allgemeinbildung am Programm – das hat einen guten Grund: „Die Arbeit am Bau wird immer anspruchsvoller. Es geht um weit mehr, als nur eine Mauer aufzustellen. Kopfrechnen und gutes technisches Verständnis sind genauso wichtig“, so BauLandesinnungsmeister Alexander Pongratz. Das Lehrlingscasting ist eine steirische Erfolgsgeschichte: Bei der letzten Auflage 2019 haben 80 von insgesamt 97 Teilnehmern die Tests positiv absolviert, 67 davon sind aufgrund der Veranstaltung direkt von einem Unternehmen für die Lehre übernommen worden.

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Sichrovsky und ‌ rt Peter Sichrovsky plaude tin mit der Theaterintendan und Dramaturgin Iris Laufenberg.


Sichrovsky und …

Die Dramatik der Gegenwart

I

ch stehe in Graz vor dem größten Theater der Stadt, dem »Schauspielhaus«, und studiere die Ankündigungen der nächsten Wochen und erinnere mich plötzlich an meine Schulzeit, als das Programm »Theater der Jugend« uns Schüler angeboten wurde, und mich meine Eltern mehr oder weniger zwingen mussten, zu den Vorstellungen zu gehen, von Schiller über Grillparzer, zu Raimund, Goethe und Shakespeare, ein ideales Kulturprogramm für einen Zwölfjährigen, der damals im Gegensatz zu meinem Vater, der neben mir saß, während der Vorstellungen nicht so wie er einfach schlafen konnte. Die Stücke liefen vor mir ab wie fremdsprachige Filme, wenn da nicht diese eine Szene gewesen wäre, die ich nicht vergessen konnte, als bei dem Nestroy-Stück »Zu ebener Erde und im ersten Stock« der Schauspieler Hugo Gottschlich vor den verschlossenen Toren eines Hauses stand und einen Stein suchte, um ihn ans Fenster zu werfen, sich kurz bückte, etwas aufhob und es dann schnell wieder wegwarf und sagte: »Jessas, und ich hab’ geglaubt, es ist ein Steinderl.« Heute aber lese im Programm des Schauspielhauses folgende Ankündigungen: Erwin Steinhauer & Matthias Franz Stein, Vatermord Ein Papa-Abend der etwas anderen Sorte! Wirtschaftswunder versus Wirtschaftskrise, Babyboomer versus Pornostreamer – im Gemeindebau fliegen die Fetzen: Vater und Sohn erstmals gemeinsam auf der Bühne – Generationskonflikt vorprogrammiert

Best of Poetry Slam Hautnah, unmittelbar und authentisch stellen sich die besten Bühnenpoet*innen des deutschsprachigen Raums im Schauspielhaus auf die Bühne und präsentieren das, wofür Poetry Slam seit jeher steht: Reimketten, Wortkaskaden, Pathospatronen und Lachsalven aus der eigenen Feder. Balladen, Balladen, Balladen! Gerhard Balluch erwartet Sie mit mehr als 60 (!) Balladen aus drei Jahrhunderten. Sie wählen aus, welche Sie hören möchten, er rezitiert – frei aus dem Gedächtnis!

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Tabu La Rasa Hymen und Hysterie. Was steckt hinter dem Mythos »Jungfernhäutchen«? Warum bestehen wir immer noch hysterisch auf der Existenz eines erfundenen Stückchens Haut? Verdammt noch einmal, geht es mir durch den Kopf, warum solch ein Angebot fast zwei Generationen später. Wie viele meiner Schulkollegen hätten sich für dieses Programm interessiert und ich wäre nicht immer der einzige Schüler der Klasse gewesen, der das Theaterprogramm kaufen und neben dem schlafenden Vater sitzen musste. Verantwortlich für diese eindrucksvolle Vielfalt am Grazer Schauspielhaus ist seit 2015 die Intendantin Iris Laufenberg. 1966 in Köln geboren, studierte sie in Gießen und arbeitete in allen deutschsprachlichen Ländern am Theater. Fast zehn Jahren leitete sie das Theatertreffen in Berlin bevor sie 2012 die Position als Schauspieldirektorin am »Konzert Theater Bern«

übernahm. Neben der Vermittlung des klassischen Repertoires setzte Iris Laufenberg hier Schwerpunkte auf neue europäische Dramatik und erhielt in diesem Zusammenhang Einladungen zu den verschiedensten Theaterfestivals.

Berlin–Bern–Graz »Der Wechsel von Berlin nach Bern und dann nach Österreich waren große Schritte, nicht nur unterschiedene Städte und Länder, sondern unterschiedliche Biotope, vor allem, was die Kultur betrifft«, beschreibt Iris Laufenberg ihren Karriereweg. Die Schweiz sei einfach Ausland im Vergleich zu Deutschland, mehr als Österreich. Hier in Graz empfinde sie die Unterschiede nicht so gravierend wie zur Schweiz, wo es eine andere Theatertradition und ein anderes Kulturverständnis gäbe. Das beginne schon mit der Größe der Stadt, wenn man Bern mit Berlin vergleiche. Man dürfe das Publikum in Bern jedoch nicht unterschätzen, es sei konservativ, allerdings auch finanzstark, das sich mit dem Spielplan der Metropolitan Opera in New York auskennen würden und gleichzeitig auch gern Stücke in ihrer Mundart auf der Bühne zu Hause sehen möchte. Einer der größten Erfolge in Bern sei das Stück »Der Goalie bin ig« gewesen, nach einer Erzählung von Pedro Lenz über einen Torwart, die der Autor in Mundart geschrieben hatte. Sie sei nun schon fünf Jahre von Bern weg und das Stück werde immer noch gezeigt, sagt Iris Laufenberg lachend, als würde sie dieser Erfolg amüsieren und kommentiert ihn auch nicht unkritisch. Es zeige zwar einen gewissen nationalen Stolz, sei jedoch auch eine Form der Abschottung, da es keiner verstehen könne außerhalb der Region. Seit der Spielzeit 2015/16 in Graz erlebe sie das Publikum hier als offen, interessiert und enthusiastisch. Aus Berlin kommend, könne sie eine Leidenschaft und Begeisterung für die gleichen Autoren wie in Berlin sehen, wie zum Beispiel Elfriede Jelinek, Ferdinand Schmalz und Thomas Bernhard. Während der Arbeit in Bern habe sie jedoch Autorinnen und Autoren kennengelernt, die ihr früher völlig unbekannt waren. Auf meine Frage, ob das Theater nicht mehr und mehr nur von einem älteren Publikum besucht werde, reagiert sie mit heftigem Kopfschütteln und sagt: »Nein, überhaupt nicht! Wir haben ein wahnsinnig durchmischtes Publikum und so viele junge Leute, und haben es in den letzten fünf Jahren geschafft, den verschiedenen Gruppen auch etwas anzubieten. Natürlich geht die ältere Generation lieber zu Peter Turrini, aber den Heldenplatz von Thomas Bernhard schauen sich auch die Jungen, auch Friedrich Dürrenmatt zum Beispiel, ein total junges Publikum. Seitdem ich Theater mache, höre ich von der Theaterkrise und dem Aussterben der Abonnements, aber es passiert einfach nicht. Die Abos halten sich stabil ebenso wie die Zuschauerzahlen.« Der Bevölkerung eine Bühne Dennoch hätten sich die Theaterinteressierten geändert, erzählt Iris Laufenberg weiter, den klassischen Bildungsbürger, der FAZIT APRIL 2020 /// 71


Sichrovsky und …

einfach alles absitze, was man anbieten würde, weil es Teil der Identität, der Stellung in der Gesellschaft sei, den oder die gäbe es immer weniger. Heute komme ein Publikum, das neugierig sei, oft den Autor nicht kenne und auch den Titel des Stückes nicht, aber sich genau aussucht, was es sehen möchte, und diese neuen Stücke sind meistens ausverkauft. Das Theater erreiche das Publikum mit einem breiten Fächer von Ideen, die die Themen der Zeit anpacken würde, da könne es um Identifikation gehen, um die Frage der Heimat, was überhaupt Heimat sei, die Stellung der Familie, das Verhältnis von Individualität zur Gemeinschaft und natürlich Religion. »Wir bieten Stoffe, wo sich Menschen erkennen, ihre Probleme sehen und uns beobachten, wie wir mit der künstlerischen Theaterform auf diese Themen eingehen. Manchmal ist es einfach Neugierde, wie zum Beispiel beim Stück »Der Heldenplatz«. Man hat einmal gehört, es habe einen Skandal gegeben, keiner hat es gelesen, also spielen wir es und es gehen alle rein, um es zu sehen,« beschreibt Iris Laufenberg ihre Arbeit. Bei der »Bürger*innen-Bühne« spielen die Menschen sich selbst. Es kommen Leute, die noch nie im Theater waren, wie zum Beispiel die Projekte über Fußball, Familie oder Heimat. Das Theater organisiert das Castings, schreibt ein Thema aus, und die Leute bewerben sich, sind Experten, Frauen und Männer, ihrer eigenen Welt. »Beim Thema Familie haben sich 120 gemeldet, die spielen wollten,« fährt Iris Laufenberg fort, »Vierzig haben wir ausgewählt und die erzählten uns die unglaublichsten Erlebnisse, von Generationskonflikten bis Emigration, sprachen über fremd sein, hier ankommen. Wir nennen sie die Experten des Alltags. Man kommt nicht, um sich als Schauspieler zu bewerben, sondern erzählt seine eigene Geschichte. Das Theater wird so zum Marktplatz, oder auch Dorfplatz, wo man sich trifft und mit einander redet, über Bedeutendes und Unbedeutendes. Hier wird nicht über Social media kommuniziert, sondern Menschen erleben andere Menschen, man sieht einander, hört einander und liest nicht nur, was geschrieben wird. Das ist ein ganz anderes Erlebnis. Alles wird von uns aufgezeichnet, jede Ereignis und erzählte Erlebnis festgehalten und mit den Fachleuten des Theaters zu einem Stück verarbeitet. Wir nehmen nicht ein konkretes, aktuelles, politisches oder gesellschaftliches Ereignis und verarbeiten es zu einem Stück. Wir geben ein Thema vor und lassen die Menschen sprechen und haben vorher keine Ahnung, was sie uns erzählen werden und was passieren könnte und auch sie wissen nicht, wen sie treffen werden und was die erzählen. Wir holen sie aus ihrer Kommunikationsblase, locken sie über ein Thema aus ihrer gewohnten Umgebung und sie treffen Menschen mit anderen Berufen, aus anderen Gegenden, aus unterschiedlichen sozialen Schichten.« Veränderungen Wir sprechen über Vergangenheit und Zukunft des Theaters, und auf meine Frage, wie sich das Interesse für Theater in den letzten zwanzig, dreißig Jahren entwickelt hätte, antwortet Iris Laufenberg mit einer nicht unkritischen Analyse: »Als ich anfing war

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Seitdem ich Theater mache, höre ich vom Aussterben der Abonnements, aber es passiert einfach nicht. IRIS LAUFENBERG

man besonders angesagt, wenn man das Theater leer gespielt hatte. Mit dem festen Glauben, dass die Abonnenten ohnehin wieder kommen. Ich kann mich erinnern, als die Theatermacher stolz waren auf Aufführungen mit Schiessereien und überall Blut auf der Bühne, so dass die meisten Zuseher nicht mehr kamen und nur noch kleine Gruppen von Bewunderern, kleine Fanklubs übrig blieben. Heute wollen wir die Leute erreichen und nicht vertreiben, nicht rausekeln. Das bedeutet nicht, dass es unkritisch wird. Wir haben einen großen Besteckkasten, einen Werkzeugkasten zur Verfügung und können mit den verschiedensten Methoden das vermitteln, was wir erzählen wollen, ob Video, Chor, ein Bild, oder Tanz. Es gibt für mich keine Mode mehr, wie das eine zeitlang war, als plötzlich alle Video benutzten, dann gab es eine Badewannen- und eine Regenphase.« Das Publikum ist wieder wichtig Sie lacht über die eigenen Erlebnisse und auch ihre eigene Vergangenheiten im Laufe des Theaterlebens und scheint froh zu sein, dass es heute anders ist. Das Publikum sei die stärkste Unterstützung bei diesen Veränderungen, denn es frage keiner mehr, warum jetzt plötzlich Video, oder Musik im Stück vorkomme. Das Publikum spreche heute eher davon, wie es ein Erlebnis im Theater berührt und erreicht habe, und es sei plötzlich wieder wichtig geworden, habe eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung von Theater übernommen. Theaterverantwortliche wie Iris Laufenberg scheinen mehr auf Stimmungen und Reaktionen im Publikum zu reagieren als auf Theaterkritik und theoretische Diskussionen über die Rolle des Theaters heute, sieht das Publikum eher als einen Partner im Theaterbetrieb. Sie lobt das Publikum in Graz, weil ganz unterschiedliche Produktionen so gut ankommen würden. Im Moment seien fast alle Vorstellungen voll. Neben den traditionellen Stücken lieben die Menschen das »Life-Erlebnis«, das sie gemeinsam mit anderen erleben. Sie lachen, sie weinen, und applaudieren dann erleichtert, weil es eben nur Theater ist. Iris Laufenberg erwähnt wieder das Stück »Der Heldenplatz« und plötzlich verliere ich mich beim Zuhören und muss das Gespräch mit einer eigenen Geschichte unterbrechen, als ich Ende der


Sichrovsky und …

Foto: Lupi Spuma

Achtziger Jahre als Leiter des Kulturresorts im Standard den Artikel schrieb »Stürmt den Heldenplatz« in einer Anspielung auf ein Stück in Frankfurt, das von den Zusehern unterbrochen wurde. Mein Artikel wurde damals von der Theater- und Kulturelite in Österreich heftig kritisiert. Doch es ist Vergangenheit, man kann nur mehr darüber lachen, fast schon Theatergeschichte. Eine ganz andere Generation arbeitet heute am Theater mit völlig neuen Ideen und einem anderen Zugang zu Projekten und Publikum. »Man hatte uns sogar vorgeworfen, dass unser Inszenierung vom Heldenplatz zu wenig skandalös sei, dabei hatten wir auch nicht vor, mit einem Skandal zu provozieren, da es außerdem auch kein Skandalstück ist. Wir machen es auch nicht, um eine Alternative zu damals auf die Bühne zu bringen, sondern im Gegenteil, dass man sich einmal anhört, was Thomas Bernhard überhaupt geschrieben hat, woran er gelitten hat als Österreicher«, erklärt Iris Laufenberg und ladet mich gleich danach ein, die neue Inszenierung mir doch anzusehen. Ich versuche es mit einem anderem Thema, krame in meinem Gehirn nach kontroversen Problemen herum, einem Thema, mit dem sich Iris Laufenberg vielleicht aus ihrer Ruhe und Selbstsicherheit bringen lassen könnte, denn jede Frage wird mit mit einer gewissen Leichtigkeit und Gelassenheit beantwortet, als hätte sie die Frage erwartet oder würde ihr jeden Tag gestellt werden. Nach einer der Antworten fragte sie mich sogar, ob ich es auch verstanden hätte und ich antwortete fast zögernd, doch dann mit einer mir ungewohnten Selbstverständlichkeit mit ‚ja‘, fast wie ein Schüler vor einer Lehrerin, der auch dann ja sagen würde, wenn er überhaupt nichts verstanden hätte. Eine gewisse beruhigende Autorität geht von ihr aus und schafft Vertrauen, und es ist gut vorstellbar, wie ein Theaterbetrieb unter ihrer Leitung hier funktioniert. Theatersterben Mir fällt ein Gespräch mit einem Journalisten ein, der das Problem sterbender Zeitungen als mögliche Folge der ständigen Abrufbereit aller Informationen im Internet erklärt hatte. Die Gefahr sieht Iris Laufenberg nicht. Das Erlebnis Theater, das gemeinsame Erleben einer Aufführung sei nicht ersetzbar durch eine Aufzeichnung. Im Theater sei eine ganz andere Form der Konzentration notwenig, die man sonst kaum erleben würde, nicht beim Lesen oder Fernsehen, höchstens beim Sport, sagt sie und lacht über den Vergleich. Vielleicht habe der Fußball in der Tat mehr mit Theater zu tun als das Fernsehen und Kino. Es gäbe auch äußere Symbole bei beiden Veranstaltungen, beim Fußball der Schal mit dem Vereinsymbol und im Theater eine gewisse Kleidung, die sich vom Alltag unterscheide. Auch die Aufzeichnungen hätten sich aufgehört, da kaum jemand Theaterstücke über TV konsumiere. Was es allerdings immer wieder gäbe, sei die direkte Übertragung auf öffentlichen Plätzen oder in Kinosälen. In Berlin bei den Theaterfestspielen werden Stücke am Potsdamer Platz gezeigt und da kommen Leute mit dem Picknickkorb und einer Decke. Die Gründe liegen jedoch nicht in der Art der Präsentation, sondern die Vorstellung war wahrscheinlich ausverkauft.

Das Publikum würde eine Vorstellung im Theater vorziehen. Das Life-Erlebnis ist nicht ersetzbar. Dabei sei vor allem der selbstgewählte Blick entscheidend für das Erlebnis. Die Kamera könne das den Anwesenden nicht abnehmen. Im Theater entscheide nur ich alleine, was ich sehe. Deshalb macht es Kindern auch so viel Spaß Produktionen öfters zu sehen, Iris Laufenberg kenne das auch von ihren eigenen Kindern. Sie würden jede Aufführung anders erleben, das seien keine Wiederholungen, es wiederhole sich weder das Stück, noch das Erlebnis. Wie könnte es in zehn Jahren aussehen, frage ich sie zuletzt. »Es wird sich nichts ändern,« antwortet Iris Laufenberg. Natürlich gebe es Moden und neue Idee und es werde immer mehr dazukommen, vielleicht auch mit verschiedenen Sprachen, die dann mitgelesen werden könnten, aber der Kern werde so bleiben. Schauspieler, Schauspielerinnen, eigentlich das ganze Ensemble, alles werde so bleiben, vielleicht einmal mit Kino, dann wieder mit Tanz, alles sei möglich, aber das ändere nichts an dem Grundsätzlichen des Theaters. Die einzige Gefahr sei der wirtschaftliche Faktor, und das betreffe nicht nur die Finanzierung, sondern auch den Erhalt der Theater in den Zentren der Städte. Eine Verlegung an den Rand, weil die Grundstücke in den Zentren immer teurer werden, sei eine große Gefahr. Der Theaterbesuch in einer Stadt habe auch eine ganz andere Bedeutung, man komme etwas früher, gehe noch in ein Cafe oder im Zentrum spazieren. Die Verlegung an den Rand der Satz wäre eine Katastrophe. Das Theater n gehöre ins Zentrum, so wie die Kirche.

Iris Laufenberg, geboren 1966 in Köln, studierte Drama, Theater und Medien in Gießen. Am Schauspiel Bonn von 1991 bis 97. 2001 bis 2002 künstlerische Leitung des Festivals Bonner Biennale. Von 2002 bis 2011 Leitung des Festivals Theatertreffen der Berliner Festspiele. 2012 bis 2015 Schauspieldirektorin am Konzert Theater Bern. Seit der Spielzeit 2015/16 geschäftsführende Intendantin am Schauspielhaus Graz.

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74 /// FAZIT APRIL 2020


Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Heimo Binder

Einkaufen wie anno dazumal


Fazitportrait

Auch wenn der Ururgroßvater Wolfgang Adam

Schmidt als gelernter Bürstenmacher seine

Produkte in der Rösselmühlgasse noch selbst

I

t’s just a jump to the left. So beginnt der »Time Warp« im Musical Rocky Horror Picture Show, der Zeitsprung. And then a step to the right. So ähnlich fühlt man sich am Beginn der Rösselmühlgasse, kurz nachdem sie aus dem Griesplatz stadtauswärts entspringt, an der Ecke Grenadiergasse. Ein großes dreistöckiges Gebäude aus den Fünfzigerjahren, das Geschäftslokal im Parterre mit Stein verkleidet, die Aufschrift im Stil der Zeit mit Neonröhren: W. A. Schmidt, Bürsten, Pinsel, Korbwaren. Auch die Auslagen wie aus der Zeit gefallen. Gegenüber das A1-Hochhaus, die oberflächlich getunte ehemalige Post. Davor ein Wegweiser nach St. Leonhard und Geidorf, fast so rätselhaft, wie jener, der seinerzeit am Geidorfplatz nach Budapest wies, vielleicht auch in den Fünfzigerjahren? With your hands on your hips. Etwa doch ein Zeitsprung? Mitnichten, die Zeit scheint hier nur stehengeblieben zu sein. Ein Geschäftslokal, das sich seit Jahrzehnten nicht verändert hat und Waren anbietet, die es sonst kaum mehr gibt in einem Umfeld, das sich umso stärker gewandelt hat. Vom Rotlichtviertel zu Klein-Istanbul, wie der Volksmund sagt. An der hoch aufragenden Feuermauer auf der Westseite des Gebäudes prangt noch immer die Firmenaufschrift mit dem Zusatz »Bürsten- und Pinselfabrik«, hoch genug, dass die Sprayer nicht hinkommen. »Fabrik« ist es keine mehr, das galt nach der Gründung des Unternehmens im Jahr 1852 durch Wolfgang Adam Schmidt vor allem in Zeiten mit bis zu sechzig Mitarbeitern während des Zweiten Weltkriegs, als im Innenhof die Bürstenhölzer von Hand gefertigt wurden und Frauen die Borste kämmten, bündelten und mit Soda auskochten. Auch in der Zeit davor schlug die Stundentrommel anders als wir es heute gewohnt sind. Per Rad nach Rußland So begab sich Wolfgang Heinrich Schmidt, der Sohn des Gründers, eines Tages mit dem Fahrrad auf die Suche nach Einkaufsmöglichkeiten für Borsten und fuhr bis Rußland. Davon zeugen heute noch

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hergestellt hat, zählt auch die heutige,

oft archaisch anmutende Handelsware des

Familienunternehmens zu den guten Dingen,

über die man froh ist, dass es sie noch gibt.

zwei Ehrenurkunden vom Steirischen Radfahrer Gauverband im Geschäftslokal, die besagen, dass er als Mitglied des »Grazer Bicicle Clubs vom Jahre 1894« im Jahr 1897 7071,5 Kilometer und zwei Jahre später 6600 Kilometer zurückgelegt habe. »Nach sechs oder sieben Monaten ist er dann wieder zurückgekommen«, weiß der heutige Seniorchef Dieter Wolfgang Schmidt, der mit achtzig Jahren noch dreimal pro Woche im Geschäft und seinem Sohn Christian Wolfgang Schmidt, der die fünfte Generation verkörpert, zur Seite steht. Auch dessen Großmutter, Ilse Oberhuber, war als legendäre Chefin sehr lange Zeit aktiv und fuhr noch mit 89 Jahren auf die Fachmesse nach München, was heute, zehn Jahre danach, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich ist. Legendär ist die Geschäftsfrau auch geworden, weil sie die Bürstenfabrik buchstäblich aus dem Schutt des Zweiten Weltkrieges wiederaufgebaut hat. 1944 stirbt ihr erster Mann auf Heimaturlaub in Graz bei einem Bombenangriff auf den Hauptbahnhof. »Mein Vater war bei der Marine und ist in einem Luftschutzkeller am Bahnhof wegen eines Wasserrohrbruchs ertrunken«, erzählt Dieter W. Schmidt. Dann zerstört eine Bombe das Geschäftshaus in der Rösselmühlgasse, aber seine Mutter schafft das Unmögliche und der Wiederaufbau gelingt. »In den Fünfzigerjahren war auch bei den Kunden das Geld da, und sie haben eingekauft«, erinnert sich Schmidt, dessen Mutter später den Maler Peter Richard Oberhuber geheiratet hat. Produktion nur von Spezialbürsten Die Produktion der Holzware – Bürsten und Pinsel – lief schließlich bis zum Jahr 1994. Seit damals ist das Unternehmen eine GmbH und Christian W. Schmidt der Geschäftführer. Der Betrieb hat fünf Mitarbeiter und produziert noch gedrehte Bürsten mit Drahtstielen. Der Sechsundfünfzigjährige freut sich besonders über die Aufträge aus der Glasindustrie, die gedrehte Bürsten mit speziellem hitzebeständigen Baumwollbesatz benötigt. Da die Temperaturen bei der Glasherstellung sehr hoch sind, verlangt die


Fazitportrait

Industrie ständig Nachschub. Der alteingesessene Betrieb beliefert sowohl den Großhandel als auch den Einzelhandel, stellt aber auch für verschiedene Industriezweige Spezialbürsten her. Letztere sind Sonderanfertigungen, die entweder nach eigenen oder nach vorgegebenen Plänen konstruiert werden. Komplizierte Anforderungen raffiniert zu lösen, zählt dabei zur Spezialität des Hauses. Während der Großhandel durch die Online-Konkurrenz leidet, bleibt der Einzelhandel weitgehend stabil und mit den Spezialbürsten für die Industrie bedient man sogar eine Marktnische. Dieter W. Schmidt: »Man muss bedenken, wo überall Bürsten benötigt werden.« Tatsächlich brauchen die meisten Maschinen Bürsten, egal ob Bäckereimaschinen, Verpackungsmaschinen, Aufzüge oder Waschanlagen für Kürbisse. So zählen auch Industriebetriebe wie Sappi, Magna oder Siemens zu den Kunden des 168 Jahre alten Unternehmens. – Das sich aber nicht gern in die Karten beziehungsweise die Produktion schauen läßt. Schließlich seien auch geheime Bundesheeraufträge dabei. Interessierte Jugend An all das denkt der Einzelkunde so gut wie gar nicht. »Irgendwann kommen alle«, ist sich der Seniorchef gewiss. Es gibt viele ältere Stammkunden, die einerseits auf Gewohntes nicht verzichten wollen, andererseits erkennen und akzeptieren, dass gerade natürliche Produkte ein ebenso natürliches Ablaufdatum haben. Und junge Kundschaft fühlt sich offenbar immer mehr dem Umweltbewußtsein verpflichtet und entdeckt nicht zuletzt im Zuge der Klimaproblematik den Nachhaltigkeitsgedanken neu. »Nur

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Fazitportrait

Irgendwann kommen alle.

Dieter Wolfgang Schmidt

der Mittelbau fehlt«, meint Schmidt, »die Plastikgeneration, die in den Fünfziger- und Sechzigerjahren geboren wurde.« And bring your knees in tight. Von Borste war also die Rede. Damit sind immer Schweinsborsten gemeint. Im Gegensatz zum Haar – das sind die anderen. Tiere. Tatsächlich gibt oder gab es auch Bürsten mit Menschenhaar, das ist heute aber unüblich geworden. Als Laie kennt man gerade noch das Rosshaar für Besen, das im Übrigen gegenüber Kunststofffaser den Vorteil hat, sich und die zu kehrende Fläche nicht statisch aufzuladen und den Staub oder »Lurch« nicht wegzuschleudern. Schon der bloße Anblick der rund 20.000 Waren löst eine Art ästhetischen Reflex aus, der mehrere Sinne aktiviert. Holz, Naturborste und -haar, Federn, Luffagurke, Wurzelfasern, Palmenfasern laden nicht nur zum Staunen, sondern auch zum Riechen und Berühren ein. Und werfen so manche Frage auf. Bei Reisstroh fällt mir die Zeit ein, als wir noch lange Haare hatten und »Reisstrohmatten« auf die kalten Böden legten – wahrscheinlich um den Staub gefangen zu halten. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine falsche Bezeichnung. Reisstroh stammt von der Sorghumhirse, aus deren Rispen Besen gemacht werden. But it‘s the pelvic thrust, that really drives you insane! So erfahren wir auch, dass es sich bei Kamelhaar in Wirklichkeit um Ponyhaar handelt – etwa für den typischen Schulpinsel. Die gelben hitzebeständi-

gen Tampico-Fibre-Bürsten werden aus den Fasern der Agave gemacht, die biegsamen »Wunschbürsten« mit Kurbel zum Reinigen von tieferen Gefäßen wie Flaschen, aus Schweineborsten.

Putzen als Therapie Die unzähligen Korb- und Flechtwaren, ein weiteres Standbein des Familienbetriebs, die Staubwedel aus Straußen- oder Truthahnfedern, die buchenen Kochlöffel aller Größen und Sorten, vor allem aber tausende verschiedene Bürsten, Pinsel und Besen vermitteln vordergründig den Eindruck, als wäre auf diesen insgesamt fast 200 Quadratmetern Geschäftsfläche die Zeit vor der Erfindung von Kunststoffen oder Computern stehen geblieben. In einem Erlebnisbericht würde wohl stehen: einkaufen wie gestern. So gibt es konsequenterweise auch keine Webpage oder Einträge in »Soziale Medien« wie Facebook und Co. Und auch keine Werbung. Dass Bürsten und Besen Haushaltsgegenstände sind, die in der Regel eher ein bescheidenes Dasein fristen, ist nachvollziehbar – Putzen gehört nicht gerade zu den beliebtesten Beschäftigungen. Andererseits gilt es als gesichert, dass es ein vorzügliches Therapeutikum zum Abbau von Stress und Traurigkeit sein soll. Das richtige Maß und gute Qualität der Reinigungsgeräte vorausgesetzt. So let‘s do the time warp again! n

Bürsten und Korbwaren GmbH vormals W. A. Schmidt 8010 Graz, Rösselmühlgasse 4 Telefon +43 316 71120801

FAZIT APRIL 2020 /// 79


Es fällt mir sehr schwer, mich selbst ernst zu nehmen. Max von Sydow, Schauspieler, 1929–2020

Wir sind alle oft zu brav! Von Michael Petrowitsch

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Fotos: Imago Images, Robert Polster, Karelly Lamprecht

as Kulturangebot stagniert aus gewissen bekannten Gründen, im Hintergrund brodelt es aber fleißig weiter. Ein Gespräch mit dem Theaterregisseur Ed. Hauswirth, der gerade mit seiner partizipativen »GAK vs. Sturm«-Produktion am Schauspielhaus reüssiert, die er mit Nichtprofessionisten erarbeitete (siehe auch rechts). Das Gespräch wurde vor der Krise geführt und beinhaltet Ausblicke für danach. Bist du glücklich mit deiner letzten Produktion am Schauspielhaus? Über das Ganze gesehen bin ich sehr zufrieden mit dem Stück. »Bist du GAK oder Sturm?« Wir haben mit den Leuten, den »BürgerInnen«, die wir »beteiligt« haben, ab Dezember zu arbeiten begonnen und wir waren über acht Wochen intensiv am Werken. Es ist niemand abgesprungen, alle haben durchgehalten. Es handelt sich dabei um eine Partizipationsproduktion. Das ist bei vielen Bürgertheatern und bei großen Häusern momentan ein wichtiger Teil des Ablaufes. Das Theater im Bahnhof hat schon vor Jahren dazu beigetragen, dass sich das Grazer Schauspielhaus öffnet. Mittlerweile steht es sogar im Vertrag, dass Kooperationen eingegangen werden sollen. Die Fußballgeschichte ist eine Produktion des Schauspielhauses, von der dortigen Dramaturgin Jenny Weiß kam die Idee und ich wurde angesprochen, das durchzuziehen. »Fußball« als Thema war für mich inhaltlich natürlich aufgelegt. Möchtest du mit 55 nicht einmal was anders machen? Vielleicht muss ich im Sommer einmal nachdenken, was noch stattfinden könnte 80 /// FAZIT APRIL 2020

in meinem Leben [lacht]. Aber im Ernst: Es ist momentan auch ein Privileg in so einem Haus zu arbeiten.

Ist das, was du machst, hierarchisch oder antihierarchisch? Teils teils. Es handelt sich um Kollektivprozesse, das heißt wahrlich, dass jeder was sagen kann. Entscheiden muss dennoch ich, wobei ich es liebe, wenn ich viele Auflagen aus dem Team bekomme und ich mir das aussuchen kann, was mir gefällt. Da muss man dann hierarchischer sein und Chef spielen. Laien und Professionisten sind verschieden. Bekanntlich habe ich selbst 15 Jahre Amateurtheater gemacht und meine Erfahrungen in beiden Feldern gesammelt. Eines ist für alle gleich: Grundsätzlich hat Theaterspielen schon damit zu tun, dass man ein gewisses Grundverständnis für Spiel und Erzählen mitbringt. Bei Sturm-GAK war es nicht meine Intention, Menschen aus anderen Berufsgruppen zu Schauspielern zu machen. Sondern mit dem, was sie haben, zu arbeiten und das sichtbar werden zu lassen. Im Kinovergleich betrachtet wäre das als Neorealismo zu bezeichnen. Man kann, wie wir seit J. J. Cale wissen, auch mit drei Tönen schöne Soli spielen. Die Leute sind alle fantastisch und es könnte durchaus wieder zu Zusammenarbeit kommen. In Österreich ist der Schauspieler ja sakrosankt. Das ist jemand, so der allgemeine Tenor, der schön sprechen kann und eine schöne Sprache hat. In einer performativen Gesellschaft gibt es verschiedene Formen von Performativität. Wenn man selbige bewusst wahrnimmt, kann man sie immer zu einem Theaterabend formen. Aber es ist eine andere Arbeit. Der Schauspieler, der hauptberuflich tätig ist,

zeichnet sich dadurch aus, viele Ästhetiken handwerklich zu inkorporieren und anschließend zu veräußern. Das geht von einem Regieprojekt zum anderen. Aber nicht-professionelle Darsteller können manchmal etwas, was nur sie können.

Zur Kulturpolitik: Gibt es zu viele Theater in Graz? Phänomenologisch draufgesehen kann man sagen: es sind sehr viele. Jedoch, und du sprichst die Diskussionen von vor 15 Jahren an, hat sich die Szene im Vergleich dazu verändert. Es gibt neue Namen und eine neue Generation. Andererseits ist Graz an sich eine österreichische Anomalie, in Linz etwa ist das Gegenteil der Fall. Da existieren große Häuser, aber nicht so eine heterogene Szene, die den Vorteil von Vernetzung und Befruchtung mit sich bringt. Was Graz bräuchte, wäre ein kuratiertes Haus für freie performative Künste, an denen sich die Szene reiben könnte. Die Gessnerallee Zürich wäre etwa ein Vorbild.

Deine Wünsche an die Kulturpolitik? Geld für diese Arbeit in die Hand nehmen. Kantiges zulassen und vor allem Dinge, die auch wehtun, die mehr in das Gesellschaftspolitische gehen. Wir sind alle zu oft zu brav und zu ordentlich, zu weich und zu ausgleichend. Das muss wieder ran dikaler werden. Ed. Hauswirth, geboren 1965 in Mooskirchen, ist Gründungsmitglied und künstlerischer Leiter des Theaters im Bahnhof. Von 1990 bis 2005 war er Landesspielberater für außerberufliches Theater in der Steiermark. Zahlreiche Inszenierungen für das TiB, die Rabtaldirndln, das Vorstadttheater Graz und das TAG in Wien. Zuletzt erarbeitete er am Theater Dortmund die Stückentwicklung »Die Liebe in Zeiten der Glasfaser«.


Alles Kultur Keine Theaterkritik

Was willst Du werden, Herr Sohn?

Regisseur Ed. Hauswirth

Von Peter K. Wagner

I

ch weiß doch tatsächlich, dass der Tag, der mein Leben mit am nachhaltigsten verändern sollte, ein Muttertag war. Über zwei Jahrzehnte liegt dieser Tag des Herren zurück. Damals, da war mein Leben an Jahren noch nicht einmal zweistellig. Und mein Vater stellte fest, was schon viele Väter vor ihm festzustellen hatten: »Herr Sohn, heit kommst mit!« Mein Papa nennt mich übrigens bis heute noch höflichst regelmäßig »Herr Sohn«. Mit einem reizend ironischen, aber stolzen Unterton. Und obwohl ich nie um Worte verlegen war, habe ich kein einziges Mal mit der logischsten aller Entgegnungen, einem »Ja, Herr Vater?«, geantwortet. Aber das ist nun auch nicht weiter wichtig. Wichtiger ist, dass der Tag also gekommen war. Der Tag, an dem ich mitkommen sollte. Ich blickte meinen Vater, diesen, in meiner vagen Erinnerung, riesigen, fast furchteinflößend großen Mann an, der, wie ich heute weiß, damals in etwa so groß war wie heute. Also 174 Zentimeter. Die Aussicht darauf, ein Fußballspiel seiner Lieblingsmannschaft, die zu diesem Zeitpunkt ein gar mitleidserregendes Dasein tristete, zu besuchen, war wie Mathematikschularbeit, Deutschansage und Ferienende komprimiert auf einen

»Bist du Sturm oder GAK?«, fragte das Schauspielhaus dieses Frühjahr. Die Antwort weiß unser Autor. Und ein englischer Schriftsteller. Sonntagnachmittag. Aber ich hatte vor meinem Vater lange Zeit mehr Respekt, als er jemals einforderte. Und so sagte ich: »Komm ich halt mit, ja.« »Schau, da is’er schon, der Sturmplatz«, hatte der Herr Vater gesagt, als wir das alte Stahltor durchschritten und an einer noch älteren Holzhütte vorbei in Richtung des Spielfelds marschierten. Der Sturmplatz, dieses kleine Fleckchen Rasen inmitten von versiegelten Böden; die Gruabn, wie sie liebevoll und passender nicht heißen hätten können; sie war schon damals, so kann ich es in der Retrospektive feststellen, ein Relikt einer vergangenen Fußballzeit. Ein viel zu kleiner, enger Sportplatz, auf dem gefühlt eher versehentlich als intendiert noch immer professioneller Sport durchgeführt wurde. Aber er war nicht nur klein, es war nicht nur alles zu eng, es war auch laut und vor allem aufregend. So aufregend, dass ich seit diesem 8. Mai 1994 und dem 3:1-Erfolg des SK Sturm gegen Vorwärts Steyr aus Oberösterreich eine in Graz gern gestellte Frage sehr einfach beantworten kann. Und schon mehrmals diesen Dialog führen durfte: »Bist du Sturm oder GAK?« – »Sturm natürlich.«

Dieser Dialog und was darauf alles folgt. Etwa einfach gestrickte Scherze, wonach man als Schwoazer mit Roten nicht reden kann, spontane Verbrüderungen ob derselben Vereinszugehörigkeit, stetes Necken unter Freunden und Verwandten bis hin zum Philosophieren darüber, wie wundervoll und gleichsam öde der eigentlich so einfältige Fußballlokalpatriotismus so sein kann, und vor allem: Anekdoten des Fantums wie die meine – ja, solche Dinge hätte ich mir am 11. März im Schauspielhaus bei der von Ed. Hauswirth inszenierten Bürgerbühne erwartet. Doch auch diese Kulturveranstaltung fiel covid-19-bedingt aus. Vor allem hätte mich ja interessiert, wie meine wenig fußballaffine Begleitung aus der Redaktion über diese Auseinandersetzung mit Fantum und über diese schwer erklärbare Leidenschaft fürs Ballsportbegutachten geurteilt hätte. So bleibt ihr nur zu empfehlen, was allen Fußballaficionados wie gegenteilig Gepolten empfohlen werden sollte: »Fever Pitch« von Nick Hornby zu lesen, das literarische Standardwerk über Fußballfantum. Zeit haben ja die meisten von uns n aktuell genug. FAZIT APRIL 2020 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

I

n den letzten Tagen haben zigtausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Jobs verloren. Dabei handelt es sich jedoch zum Großteil um saisonbedingte Kündigungen wegen der um einige Wochen verkürzten Wintersaison. Und bei den Branchen in diesem Bereich ist es seit jeher üblich, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer am Saisonende einvernehmlich trennen und gleichzeitig ein neues Beschäftigungsverhältnis für die kommende Saison vereinbaren. »Einvernehmliche Auflösung mit Wiedereinstellungsgarantie« nennt man das. Für die Arbeitnehmer hat das den Vorteil, dass sie keine Ansprüche, wie bei einer Selbstkündigung, verlieren. Unter den vielen Tausend Corona-Arbeitslosen, die sich in den letzten Tagen beim AMS gemeldet haben, waren jedoch nicht nur Menschen aus Tourismusberufen oder aus Urlaubsregionen, die jedes Mal zu Saisonende »die Gehsteige hochklappen«. Viele arbeitslos Gewordene kommen aus Betrieben, die im Zuge des

Corona-Kurzarbeit als Mittel der Wahl

82 /// FAZIT APRIL 2020

»Corona-Shutdowns« vorübergehend geschlossen wurden. Oft handelt es sich um dieselben Unternehmen, die noch vor 14 Tagen über den allgemeinen Fachkräftemangel gejammert haben. Natürlich wurden auch sie völlig unerwartet vom »Shutdown« getroffen. Dennoch hätte es bessere Möglichkeiten gegeben, als die Arbeitnehmer zu entlassen. Mit Kurzarbeit ist es Österreich schon bei früheren Rezessionen gut gelungen, nicht nur die Jobs, sondern auch die Betriebe am Leben zu erhalten. Das bewährte Instrument war früher jedoch auf die Industrie bzw. betriebsratspflichtige Unternehmen beschränkt. Aber diesmal wurde mit der Corona-Kurzarbeit ein Instrument geschaffen, bei dem auch kleine Unternehmen mitmachen können. Die Bundesregierung, die Sozialpartner und das AMS haben in kürzester Zeit ein Kurzarbeitspaket geschnürt, das sowohl den Unternehmen als auch den Dienstnehmern entgegenkommt. Wie in der Vergangenheit müssen Wirtschaftskammer und Gewerkschaft auch diesmal in jedem einzelnen Fall, bei dem ein Unternehmen für seine Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt, zustimmen. Und beide haben angekündigt, das innerhalb von 48 Stunden zu tun, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Früher konnten Anträge auf Kurzarbeit nur gestellt werden, wenn eine Betriebsvereinbarung zwischen Betriebsrat und Arbeitgeber über das Ausmaß der Kurzarbeit vorlag. Damit konnten Unternehmen ohne Betriebsrat keine Kurzarbeit beantragen. Nun können diese Kleinunternehmen Einzelvereinbarungen mit jedem betroffenen Arbeitnehmer abschließen, die die Betriebsvereinbarung ersetzen. Und wenn die Sozialpartner dem Antrag zustimmen, wird nicht nur der Großteil der verkürzten Arbeitszeit vom AMS abgegolten, sondern im ersten Monat auch die Dienstgeberbeiträge. Natürlich ist das für die Unternehmen meist immer noch teurer als eine einvernehmliche Auflösung mit Wiedereinstellungsgarantie. Doch nach dem Fachkräftemangel, der sich mit dem »Corona-Shutdown« erledigt hat, ist

vor dem Fachkräftemangel, der die Unternehmen spätestens wieder plagen wird, wenn die Geschäfte und Dienstleister aufsperren und die Wirtschaft hochfährt. Eigentlich sollte daher kein Betrieb gezwungen sein, schon jetzt die Mitarbeiter in großem Umfang vor die Tür zu setzen. Natürlich mag ein Teil der Kündigungen auf Verunsicherung und Panik zurückzuführen sein. Vor allem bei jenen Unternehmen, die ohne Hilfe die Löhne und Abgaben nicht mehr zahlen können. Und es kann auch sein, dass einige Unternehmen nun tatsächlich versuchen, ihre altersbedingt besonders teuren Mitarbeiter loszuwerden. Arbeiterkammer und Gewerkschaften berichten jedenfalls davon, dass Mitarbeiter zur Selbstkündigung gedrängt werden. Jedem Unternehmer, der so handelt, müsste eigentlich klar sein, dass er sich kaum etwas im Vergleich zu einer Kurzarbeitsvereinbarung mit seinen Mitarbeitern erspart. Außerdem ist die Gefahr riesengroß, dass seine besten Arbeitnehmer schon wo anders unterschrieben haben, wenn er seinen Laden nach Ende des »Shutdowns« wieder neustarten will. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS HOFFENTLICH BALD WIEDER!


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