Fazit 159

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fazitmagazin.at

#159

FA ZITGESPR ÄCH

Mister Wirtschaft

Nr. 159 10/2019 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

WK-Präsident Josef Herk im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

Jänner 2020

Neuer Megatrend: Weg vom Fleisch

FA ZITESSAY

Peter Sichrovsky zur mangelnden Diskursfähigkeit in Kunst und Wissenschaft Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


FEIERN BIS DER

KRÄHT

Einlass: 18.30 Uhr, Eröffnung: 20.00 Uhr | Dresscode: Tracht oder Abendkleidung

Karten erhältlich ab:

10. 1. 2020

Claudia Jung

Foto: Manfred Esser

Mit dabei …

© by NEUES LAND Medien GmbH | www.neuesland.at


FEIERN BIS DER

KRÄHT

VIP-Gast-Erlebnis Im Paket enthalten sind unter anderem: · Zehn VIP-Eintrittskarten · Ein runder Galatisch für zehn Personen im Zentrum der Stadthalle · Fünf TiefgaragenParktickets · Tischaufsteller mit Ihrem Unternehmenslogo und Ihrer Tischnummer · Gala-Menü (von Haubenkoch Wolfgang Edler) · Freie Getränke (Exklusive steirische Weinkarte, Spritziges, steirische Biere, steirische Säfte, etc.) · Mitternachtsspeisenkarte · VIP-Fotograf (Fotos nach Bedarf) · VIP-Garderobe

Der Steirische Bauernbundball ist bestens dazu geeignet mit Freunden, Partnern und Kunden einen einzigartigen Abend zu verbringen. Im Zentrum der Stadthalle befindet sich unser GRAWE-VIP-Bereich der es erlaubt, sich frei nach seinen eigenen Wünschen verwöhnen zu lassen. Ganz im Zeichen der Regionalität ist die steirische Haubenküche mit eigener Weinkarte ein perfekter Einstieg in die Ballnacht. Doch nicht nur kulinarisch kommt man im VIP-Bereich des Steirischen Bauernbundballes auf seine Kosten. Die Hauptbühne des Balles, auf der schon so mancher Starauftritt über die Bühne ging, sorgt für beste Unterhaltung. Im gesamten Ballareal befinden sich unter anderem 63 Bars, Restaurants und Spaßstationen sowie sieben Bühnen mit unterschiedlichen Bands und DJs. Der Bauernbundball öffnet um 18.30 Uhr seine Pforten und garantiert Abwechslung und beste Unterhaltung bis in die frühen Morgenstunden. Anreise, Parkplätze und Übernachtung Sollten Sie nicht mit dem Taxi kommen, stehen für unsere VIP-Gäste eigene Tiefgaragenparkplätze zur Verfügung. Ihr Fahrzeug kann ab Ballbeginn 48 Stunden in der Tiefgarage kostenlos parken. Sofern Sie Übernachtungsmöglichkeiten benötigen, würden wir Ihnen aufgrund des hohen Andranges empfehlen, diese zeitgerecht in einem Grazer Hotel Ihrer Wahl zu reservieren.

VIP-Tisch-Paketpreis: € 3.600,– (exkl. MwSt.) VIP-Tisch-Plus-Paketpreis: € 4.500,– (exkl. MwSt.)

Leistungen wie VIP-Tisch-Paket und zusätzlich Zutritt zur RLB-Business-Lounge im 1. Stock.

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GRAZ. BLEIB WIE DU BIST. In Graz, der ersten Menschenrechtsstadt Europas, zählen Würde und Wert jedes einzelnen Menschen. Und darauf sind wir stolz.

achtzigzehn | Foto: iStock © Aleksandar Nakic | BEZAHLTE ANZEIGE

graz.at/menschenrechte


Editorial

Von Christian Klepej

A

uf »Puls 24«, dem neuen österreichischen Informationssender hat ausgerechnet ein Klaus Knittelfelder von der Gründung der »Allianz für Österreich«, der neuesten Abspaltung der FPÖ, zur Stunde noch beschränkt auf den Wiener Gemeinderat, berichtet. Was einem Menetekel für die Freiheitlichen gleichkommt, waren doch die Folgen der Knittelfelder Vollversammlung dieser Partei im Jahr 2002 nicht nur positive: Das Kurzzeitphänomen BZÖ, das mit seinem Gründer Jörg Haider untergegangen ist und einige Jahre des Wiederaufbaus der zerstrittenen Truppe durch Heinz-Christian Strache. Dieser konnte dann die FPÖ 2017 zwar wieder in Regierungsverantwortung bringen, welche aber bekanntermaßen mit der Implosion durch das Ibiza-Video kläglich gescheitert ist. Was dann – einer radioaktiven Wolke gleich, die nun schon seit Monaten die österreichische Innenpolitik durchzieht – an Unglaublichkeiten in Verbindung mit der Person Strache und mit seiner – wohlwollend betrachtet – »interessanten« Vorstellung, was eine Partei ihrem Obmann alles zu bezahlen

Sozialdemokraten und Freiheitliche am politischen Scheideweg

hat, ans Tageslicht gekommen ist, lässt im Grunde nur einen Schluss zu: Diese Partei hat ein ausnehmendes Skandalproblem, hat viel zu oft die falschen Leute in Spitzenpositionen sitzen und hat jedenfalls nicht die notwendigen Kontrollmechanismen, dass solche Ungeheuerlichkeiten nicht passieren können. Ob Strache nun als Wiedergänger in den Wiener Gemeinderat einziehen wird, ob er bei der Wahl dort im nächsten Jahr als Spitzenkandidat (s)einer eigenen Allianz oder wie auch immer antreten wird, ist im Grunde in jeder Hinsicht egal. Diesen ganzen fragwürdigen Ballast kann er in einem politischen Leben nicht mehr abarbeiten, und wenn ich auch in der Regel immer dafür bin, dass alle gewählten Parteien prinzipiell zusammenarbeiten können müssen: mit ihm ist kein Staat mehr zu machen! Die FPÖ, und die wird es wahrscheinlich noch länger geben, hat nun – vielleicht zum letzten Mal auf Sicht – die Chance, endlich mit all diesen kriminalnahen Absonderlichkeiten aufzuräumen, mit einem klaren Schnitt sich von Strache zu trennen und damit zu beginnen, ihre über die Jahrzehnte immer wieder gepredigte Vertreterschaft für den kleinen Mann wahrzunehmen. Oder sie wird halt untergehen. Vielleicht braucht es diese Partei, die aus ihrer Tradition und Geschichte heraus über ein Stammwählerpotential von sechs bis acht Prozent verfügt, schlicht und einfach gar nicht. Durchaus schlimmer, aber jedenfalls komplexer stellt sich die Situation der SPÖ dar. Deren unglückliche Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner muss ja dem HC und den abtrünnigen Teilen der Wiener FP fast dankbar sein, sie etwas aus dem medialen Schussfeld genommen zu haben. Noch vor zwei Wochen nämlich haben sich die Ereignisse in der SPÖ überstürzt, gute 48 Stunden war nicht klar, ob Rendi-Wagner nicht schon wieder Geschichte ist. Das Problem, die Krise der Sozialdemokratie in Österreich – heute denken wir gar nicht an die SPD, deren neue Vorsitzende gerade mit Vorwürfen des skrupellosen Umgangs mit einer Mitarbeiterin, die sie kündigen wollte, konfrontiert wird – ist eine viel größere als die der FPÖ. Die Partei ist nicht

skandalgeschüttelt, sie ist personell ungeheuer schlecht aufgestellt und inhaltlich wie konzeptionell geradezu am Ende. Im Oktober vorigen Jahres habe ich mich hier nicht davon überzeugt gezeigt, ob – die sympathische und sicher in vielen Feldern kompetente – Rendi-Wagner die richtige Frau zur richtigen Zeit wäre. Sie nun aber kurzfristig auszutauschen, kann für die SPÖ nur fatal enden. Ein Kurz-ähnliches politisches Talent gibt es bei den Roten derzeit nicht. Die Partei muss sich also in der Opposition konsolidieren und die Vorsitzende muss alsbald das Heft wieder in die Hand nehmen. Am besten, indem sie umgehend einen Sonderparteitag einberuft, dort eine ernsthafte Diskussion um die inhaltliche Erneuerung dieser für Österreich wichtigen Partei beginnen lässt und dann die Zeit bis zur nächsten Wahl nutzt, dem Wähler wieder ein attraktives Angebot zu bieten. Eines könnte diesen schönen Plan zunichte machen. Wenn nämlich die schwarzgrünen Regierungsverhandlungen scheitern, würde ich – Potzblitz! – eine schwarzrote Regierung favorisieren. Gut, das tue ich auch schon jetzt. Aber ob es dann Rendi-Wagner sein wird, die die SPÖ in einer solchen Koalition anführt, erscheint zumindest zweifeln haft. Frohes Fest und alles Gute!

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JÄNNER 2020 /// 5


Inhalt Fazit Jänner 2020 39

22

Fotos: Adobe-Stock, Marija Kanizaj, Enlarge, ServusTV, Heimo Binder, Stadt Graz/Fischer

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Megatrend: Weg vom Fleisch

Die Sorge um Tierwohl und Klimaschutz bewegt viele dazu, auf alltäglichen Fleischgenuss zumindest teilweise zu verzichten.

Mister Wirtschaft

Der steirische WKO Präsident Josef Herk erklärt im Fazitgespräch, wie Wirtschaft den Wohlstand zu sichern vermag.

Diktatur des Mittelmaßes

Im Essay thematisiert Peter Sichrovsky den unter linkem Diktat stehenden Diskurs im Kulturbetrieb und an Universitäten.

Urbanes 2020?

Michael Petrowitsch im Gespräch mit Christian Mayer, dem Geschäftsführer des Grazer Kulturjahres 2020. Seite 80

Ausgabe Jänner 2020 XVI. Jahrgang Nr. 159 (10/2019) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 64

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Islamist außer Dienst

Ein Gespräch mit dem Ex-Islamisten Irfan Peci, der danach Undercover für den Verfassungsschutz tätig war.

Rubriken Editorial 5 Politicks 14 Investor 32 Zur Lage 38 Außenansicht 44 Da Wanko 52 Immobilien 74 Sichrovsky und … 64 Alles Kultur 78 Schluss 82

Das Fazitthema befasst sich mit dem aktuellen Trend zum Verzicht auf Fleisch. Von völliger Enthaltsamkeit kann freilich noch keine Rede sein, aber der Fleischkonsum sinkt seit einigen Jahren kontinuierlich. Die Ursache liegt in der Sorge vieler Menschen um Tierwohl und Klimaschutz. Das stellt Landwirtschaft und Handel vor völlig neue Herausforderungen. Für das Fazitgespräch trafen wir den steirischen Wirtschaftskammerpräsidenten Josef Herk. Der Spitzenkandidat des Wirtschaftsbundes sieht den kommenden Wahlen gelassen entgegen. Ihn bewegen viel mehr aktuell brennende Fragen wie der Fachkräftemangel, die Herausforderungen einer grüneren Politik und die, dass Wohlstand nicht durch gegenseitiges Haareschneiden entsteht.

Im Reisebericht geht es um die hierzulande nur aus dem Schlager bekannte polnische Metropole Lodz, die derzeit auf wirtschaftlichem und kulturellem Bereich einen ungeheuren Boom erlebt. Und im Interview mit Michael Petrowitsch spricht der verantwortliche Programmmanager Christian Mayer über die Erneuerung der Grazer Stadtidentität und den Schwung, den das Kulturjahr 2020 bringen soll. Gutes Lesen! -redIMPRESSUM

Herr der Knöpfe

Das Familienunternehmen Hirt stellt seit Anfang der 1950er Knöpfe aus Hirschhorn her; unverzichtbar für echte Trachtenmode.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

i SCH ensp bjan a p Pupolas H 81 Nik Seite

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

Zur Lage

Christian Klepej über menschlichen Ab fall wunderbare Sche und eine rziade.

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

L PIE ler S U e A

Seite 38

Liebe Leser!

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JÄNNER 2020 /// 7


Foto: Adobe Stock

Fleisch


Veggie Fazitthema


Fazitthema

Vegetarische/vegane Ernährung Männer 23,4 %

Pflichtschule 14,0 %

BILDUNG

GESCHLECHT

Frauen 76,6 %

Alter 14 bis 19

13,8 %

Alter 30 bis 39

17,8 %

Alter 20 bis 29 Alter 40 bis 49 Alter 50 bis 59 Alter 60 bis 69

Lehre/Fachschule 21,5 % Matura/Universität 64,6 %

28,9 % 17,4 % 15,1 %

6,9 %

Warum ernähren Sie sich vegetarisch oder vegan? Tierquälerei, Zustände bei der Tierhaltung etc.

73,4 %

Umweltschutz

48,3 %

Schonung von Ressourcen wie Wasser und Boden

Ich fühle mich körperlich wohler

Durch Antibiotikum belastete Tierprodukte

Abneigung gegenüber Fleisch

Aus gesundheitlichen Gründen

Um das Welthungerproblem zu lösen

10 /// FAZIT JÄNNER 2020

62,6 % 43,7 % 43,1 % 33,9 % 33,5 % 29,3 % 23,8 %

Umfrage (522 Befragte)

Quelle: Marketagent.com

Für mich sollen keine Tiere sterben


Fazitthema

Der Megatrend weg vom Fleisch Die Forderungen nach mehr Tierwohl und einem besseren Klimaschutz haben längst die Mitte der Gesellschaft erreicht. Und so starten auch immer mehr Steirerinnen und Steirer mit dem Vorsatz ins Neue Jahr, auf Fleisch als Hauptnahrungsbestandteil zumindest teilweise zu verzichten. Landwirtschaft und Handel stehen damit vor völlig neuen Herausforderungen. Von Johannes Tandl

S

eit 2012 ist der Anteil der Fleischesser nur mäßig und zwar von 96 Prozent auf 94 Prozent gesunken. Und der Anteil der Menschen, die sich vegan ernähren, liegt irgendwo zwischen 1 und 1,5 Prozent. Dennoch sinkt der Fleischkonsum in Österreich kontinuierlich: Wurden 2007 noch 66,8 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr verspeist, waren es 2018 nur mehr 64,1. Im Marketing-Sprech der AMA heißt das: »Wir stehen am Beginn eines Trends zu mehr Qualität und weniger Quantität.« Schaut man sich an, wer in Österreich auf Fleisch verzichtet, kommt man jedoch zu einem völligen anderen Ergebnis. Denn zwei Drittel der etwa 500.000 österreichischen Vegetarier und Veganer sind unter 40 und überdurchschnittlich gut gebildet. Sie sind zu drei Vierteln weiblich, leben in den großen Städten und verzichten vor allem aus Tierliebe und aus ökologischen Gründen auf Fleisch. Aus Sicht der Demoskopie weisen die Veganer und Vegetarier Gruppenmerkmale auf, die in den nächsten Jahren auf ihren raschen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Aufstieg hinweisen. Damit hat die halbe Million der in Österreich lebenden Vegetarier und Veganer das Potenzial, einen nationalen Trend in Richtung weniger Fleischkonsum und mehr Tierschutz auszulösen.

Weniger Fleisch als Riesengeschäft

Fleischverweigerer galten bis vor kurzem als einschlägige Eiferer und Dogmatiker. Inzwischen ist ihre Lebensweise samt ihrer Kritik am Fleischkonsum aber mitten in der Gesellschaft angekommen. Und so reservieren Supermärkte und Diskonter immer größere Regal- und Vitrinenflächen für vegetarische und vegane Produkte. Sogar die Fastfood-Kette »Burger-King« hat inzwischen einen fleischlosen Burger auf der Speisekarte. Aus der Sicht des Handels verspricht der Trend zur fleischreduzierten Ernährung ein Riesengeschäft. Denn beim Einkauf von

nachhaltigen Produkten sind die Veganer bereit, einen Aufschlag von beinahe 50 Prozent für ihre Ersatzprodukte zu bezahlen, bei Vegetariern beträgt die Bereitschaft, mehr zu bezahlen, immerhin noch 30 Prozent. Die hohen Deckungsbeiträge beim Fleischersatz führen daher längst dazu, dass der Lebensmittelhandel nicht nur seine veganen und vegetarischen Produktlinien bewirbt, sondern bei Mischkostessern auch Stimmung für eine stark fleischreduzierte Lebensweise macht.

Flexitarier als lukrative Zielgruppe

Daher hat sich neben Vegetariern und Veganern eine inzwischen auf etwa 16 Prozent der Bevölkerung angewachsene Schicht von sogenannten Flexitariern entwickelt. Damit sind Leute gemeint, die sich überwiegend vegetarisch ernähren, zu besonderen Anlässen aber auch Fleisch auf ihren Tellern zulassen. Aus Sicht der Industrie sind die Flexitarier schon wegen ihres dynamischen Wachstums eine hochinteressante Zielgruppe. Sie ernähren sich besonders bewusst und geben wie Vegetarier und Veganer viel mehr Geld für Lebensmittel aus als die traditionellen Mischkostesser. Das Konzept des sogenannten Veggie-Day hat, als die Grünen in Deutschland damit vor einigen Jahren in den Bundestagswahlkampf zogen, noch für eine Riesenempörung gesorgt und die Grünen zur Lachnummer gemacht. Inzwischen hat es aber dazu geführt, dass europaweit immer mehr Großküchen und Betriebskantinen bei ihrem Hauptgericht einmal wöchentlich auf Fleisch verzichten.

Dürfen Christen Fleisch aus Massentierhaltung essen?

Doch ein Veggie-Day reicht den Veganern natürlich nicht. Sie sehen im Töten von Tieren zum Verzehr insgesamt einen unmora-

FAZIT JÄNNER 2020 /// 11


Fazitthema

lischen Vorgang. So dürfen etwa die Christen zwar grundsätzlich Fleisch essen, dennoch sind sie aufgerufen, die von Gott geschaffene Natur schonend zu behandeln. Papst Franziskus sagte etwa vor den Vereinten Nationen, dass jedes Geschöpf einen Wert des Daseins, des Lebens, der Schönheit und der gegenseitigen Abhängigkeit von den anderen Geschöpfen habe. Menschen dürften daher nicht willkürlich über Tiere verfügen. »Alle Geschöpfe Gottes sind miteinander verbunden. Grausamkeit gegenüber Tieren und gegenüber Menschen hängen eng zusammen«, so der Papst. Der Grazer Theologe Kurt Remele sieht sogar gute theologische Gründe für einen »vegetarisch-veganen Imperativ«. Er spricht sogar von einer »Diskrepanz zwischen frommen Sonntagspredigten, die sehr allgemein zur Verantwortung für die Schöpfung aufrufen, und dem opulenten Sonntagsbraten«.

Mehr Regionalität und mehr Tierwohl

Diese Entwicklung setzt die Bauern und die gewerbliche sowie die industrielle Fleischwirtschaft natürlich enorm unter Druck. Sie reagieren auf die neuen Herausforderungen mit Schlagworten wie Regionalität, Tierwohl oder Bioqualität. Während sich für die

Verarbeiter und Händler dadurch neue Vermarktungsmöglichkeiten ergeben, bleibt der ökonomische Druck hingegen bei den Bauern hängen. Doch weil die Preise im Laufe des Jahres 2019 wegen der hohen Nachfrage in China um über 40 Prozent angezogen sind, hört man von den Bauernvertretern aktuell nur leises Gejammer. Ungerechtigkeiten sehen sie aber vor allem für jene Bauern, die sich zur Einhaltung besonderer Qualitätsstandards bei Tierwohl und Schlachtung verpflichtet haben. Diese erhalten aktuell zwar 1,94 anstatt der sonst üblichen 1,91 Euro je Kilo für ihre Mastschweine. Damit sei der Mehraufwand aber bei weitem nicht abgegolten.

Preishoch wegen der Afrikanischen Schweinepest

Doch das 20-Jahre-Preishoch sorgt nicht nur für Aufatmen. Die hohe Nachfrage in China ist nämlich die Folge eines gigantischen Produktionsausfalls wegen der Afrikanischen Schweinepest. Die hat zwar dazu geführt, dass die EU-Länder heuer etwa eine Million Tonnen mehr Schweinefleisch als sonst nach China exportieren konnten. Und dazu, dass am Verarbeitungssektor bereits


Fazitthema

Tierhaltung ist ökologisch immer problematisch

Für die Schweinebauern bietet ein gesteigertes Tierwohl durchaus eine Chance, obwohl es zwar zu einem geringeren, dafür aber zu einem höherwertigen Fleischabsatz führt. Ein Umstieg auf eine vollbiologische Fleischproduktion ist aus ökologischen Gründen dennoch nicht anzuraten. Denn der Bevölkerung ist weder die Insektenbelästigung als Folge der Freilandtierhaltung zumutbar, außerdem ist diese wegen der tierischen Exkremente völlig un-

vereinbar mit den Vorschriften des Grundwasserschutzes. Nach Expertenmeinung ist mehr als die Hälfte der weltweit durch den Menschen verursachten Treibhausgase auf die Nutztierhaltung zurückzuführen. Bei ihrer Atmung wandeln die Tiere Sauerstoff in Kohlenstoffdioxid um. Weltweit werden so 8,8 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt, die bei einer fleischlosen Ernährung vermieden werden könnten. Die Viehzucht gilt außerdem als Hauptursache für die systematische Zerstörung der äquatorialen Regenwälder. Ein Hektar Regenwald kann etwa 200 Tonnen CO2 speichern, eine Viehweide nur mehr acht Tonnen. Außerdem werden 37 Prozent des globalen Methanausstoßes durch die Tierhaltung verursacht. Umgerechnet in CO2-Äquivalente sind das weitere 7,4 Milliarden Tonnen. Da die globale Landwirtschaft schon bald Lebensmittel für über 9 Milliarden Menschen produzieren muss, ist die Debatte über eine klimaneutrale nachhaltige Agrarproduktion nicht nur berechtigt. Die zahlreichen Konfliktlinien zwischen Fleischverzichtern und Fleischessern zeigen, dass sie bereits in vollem Gange ist.

Pistenspaß 2020 mit der AK Steiermark Lachtal

50 %

Salzstiegl

50 %

Präbichl

50 %

Brunnalm-Veitsch

25 %

Riesneralm

Ermäßigung für ACardInhaber

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Infos gibts unter www.akstmk.at/skitage Und nicht vergessen: die Ermäßigungen gibt es nur gegen Vorlage der ACard oder der Younion-Card!

Mittagsgaudi, Hütte ngulasch, Livemusik mit den Jungen Paldauern & AK-Präsident Jose f Pesserl

12

50 %

Ermäßigung für ACardInhaber

Jänner

ACard-Bonus:

Gegen Vorlage der ACard gibt es 50 % auf die Tageskarte.

ACard-Bonus:

19

Jänner

Gegen Vorlage der ACard gibt es 50 % auf die Tageskarte. 50 % Kinderermäßigung.

ACard-Bonus:

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Februa

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Gegen Vorlage der ACard gibt es 50 % auf die Tageskarte. 50 % Kinderermäßigung.

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März

ACard-Bonus:

Gegen Vorlage der ACard gibt es 50 % auf die Tageskarte. 50 % Kinderermäßigung.

ACard-Bonus:

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März

Gegen Vorlage der ACard gibt es 25 % auf die Tageskarte/Erwachsene und 20 % auf die Kinderkarte.

Foto: Fotolia, Paul

europaweit von Engpässen etwa bei Speck berichtet wird. Doch die Afrikanische Schweinepest hat längst bereits auch Europa erfasst. Die Krankheit wird von Wildschweinen übertragen und aus Sicht vieler Experten ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch in Österreich die ersten Fälle auftauchen – mit der Konsequenz, dass betroffene Betriebe in existenzielle Nöte geraten, weil sie ihre gesamten Tierbestände keulen müssen. Vor diesem Hintergrund sind die Preisaktionen der Supermarktketten seltener geworden. Die chinesische Nachfrage hat dazu geführt, dass die Marktmacht vom Handel ein Stück zurück zu den Bauern gewandert ist.


Mal schauen, wie aus Brocken Brücken werden.

Fotos: Dominik Butzmann, SPÖ Burgenland

Grünen-Chef Werner Kogler zu den Koalitionsgesprächen

Grüne Wachstumskritik verschärft das Klimaproblem Wie lange es die Grünen wohl noch schaffen, das Klimathema mit ihren wachstumsund wohlstandskritischen Positionen populistisch zu besetzen? Zuletzt wurden sie tatsächlich dafür gewählt, dass sie den Menschen vormachten, es hätte irgendeinen Einfluss auf das Weltklima, ob diese mit dem Auto oder dem Bus in die Arbeit fahren. In die Hände spielt den Grünen inzwischen ein ganzes Netzwerk von NGOs und sogenannten Klimawissenschaftlern, die sehr gut davon leben, ständig irgendwelche »points of no return« zu definieren, die in Bezug auf den CO2-Gehalt der Luft nicht überschritten werden dürfen. Sonst würde der Golfstrom versiegen, die Tundra auftauen oder die Alpen einstürzen. Vielleicht sind die Folgen der Erderwärmung sogar noch schlimmer als prophezeit. Trotzdem geht die Wachstumskritik völlig am Thema vorbei. Ein Bespiel: Der österreichische CO2-Ausstoß pro Kopf ist etwa gleich hoch wie der chinesische. Das österreichische BIP pro Kopf ist hingegen fünfmal so hoch wie das chinesische. Die steirische Wirtschaft beweist seit vielen Jahren, dass sie ohne zusätzlichen Energiebedarf wachsen kann – seit 2005 waren das 42 Prozentpunkte bei gleichbleibendem Energieeinsatz. Auch weltweit ist inzwischen nachgewiesen, dass mehr Wettbewerb dem Klima nützt. Die Treibhausgasemissionen der USA hatten ihren Höhepunkt im Jahr 2007. Auch in der EU zeigt sich, dass die Emissionen seit zehn Jahren sinken. Auch der gängige grüne Einwand, dass mit der Globalisierung die energieintensiven Produktionen in Drittländer verlagert werden, stimmt nicht. Die EU-Statistikabteilung hat dokumentiert, dass die Emissionen, die auf westlichen Konsum zurückgehen – egal wo die Waren herkommen – gesunken sind. Die Grünen haben die Wirtschaft als ihren Klimaklassenfeind definiert und liegen damit vollkommen falsch. Der Grund für sinkende CO2-Emissionen liegt übrigens im wettbewerbsbedingten technischen Fortschritt. Produkte müssen ständig besser und roh14 /// FAZIT JÄNNER 2020

Bei über 40 Prozent für Hans-Peter Doskozil werden die Rufe aus Wien lauter. stoffeffizienter werden, um konkurrenzfähig zu bleiben. Vielleicht gibt es tatsächlich Wege, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Ein Wachstumsverzicht ist keiner davon.

FPÖ – Tiefer geht’s nicht mehr Die Gründe, die dazu führten, dass die FPÖ sowohl bei der Nationalratswahl als auch bei der steirischen Landtagswahl abgestraft wurde, sind bekannt. Das Skandalpotenzial – von Ibiza, der Spesenaffäre und Hunderttausenden Euros, die in Rucksäcken und Sporttaschen durch die Stadt getragen wurden – war für viele jener Wähler, die in den letzten Jahren von anderen Parteien zur FPÖ gewechselt waren, einfach zu groß. Sowohl Norbert Hofer und Herbert Kickl als auch Mario Kunasek sollten daher froh darüber sein, dass ihre Partei der völligen Vernichtung entgangen ist. Denn es ist erstaunlich, dass der blaue Ab-

sturz nicht noch heftiger ausgefallen ist. Das klassische deutschnationale dritte Lager, aus dem die FPÖ bis heute den Großteil ihrer Funktionäre rekrutiert, umfasst nämlich bestenfalls fünf oder sechs Prozent der Bevölkerung. Da liegen die 16,2 Prozent bei der Nationalratswahl und die 17,5 Prozent bei der Landtagswahl deutlich höher. Das Nationalratswahlergebnis scheint demnach die neue Untergrenze für die Freiheitlichen zu sein, die kaum mehr unterschritten werden kann. Die Abgrenzung der neuen Parteiführung zu HC Strache ist daher parteitaktisch konsequent und richtig. Die Abkehr der ÖVP von ihrer Mitte-Rechts-Politik ermöglicht es der FPÖ außerdem, ihren Markenkern als Partei, die sich gegen die Zuwanderung stellt, zu verdichten. Norbert Hofer und Herbert Kickl verstehen es durchaus geschickt, die FPÖ als letzte verbliebene Partei zu positionieren, die wirkungsvoll gegen illegale Migration auftritt und die bei Asylmissbrauch kein Pardon kennt. Die beiden FPÖ-Frontmänner treten dabei wie der gute und der böse Polizist auf. Angesichts der Zerstrittenheit der EU beim Außengrenzschutz ist absehbar, dass die Zahl der illegalen Grenzübertritte in nächster Zeit weiter steigen wird. Vor diesem Hintergrund kann die FPÖ ihr Wiedererstarken wohl nur durch weitere Skandale selbst verhindern.

Die ÖVP muss ihre Migrationshaltung ändern Die ÖVP verdankt ihren großen Sieg bei der Nationalratswahl vor allem jenen 258.000 Stimmen, die sie von der FPÖ dazugewonnen hat. Die ehemaligen FPÖWähler sahen in Sebastian Kurz einen Garanten dafür, dass die restriktive Migrationspolitik der letzten beiden Jahre ihre Fortsetzung findet. Das ist jedoch auszuschließen. Denn Österreich benötigt in den nächsten zehn Jahren dringend an die 350.000 neue Arbeitskräfte. Und die gibt der heimische Arbeitsmarkt einfach nicht her. Die Unternehmen müssen die in den nächsten Jahren in Pension gehenden


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

geburtenstarken Jahrgänge ersetzen. Außerdem muss der wirtschaftliche Wachstumspfad seine Fortsetzung finden, weil sonst der Sozialstaat unfinanzierbar wird. Um die eigenen migrationskritischen Anhänger zu halten, sollte die ÖVP das Thema Migration daher »reframen«. Diese Neudeutung kann aber nur gelingen, wenn Kurz es schafft, die Bevölkerung zu überzeugen, dass ihr Wohlstand ohne gezielte Zuwanderung gefährdet ist. Kurz wurde unter anderem gewählt, weil er zusicherte, dass sich unter seiner Kanzlerschaft eine unkontrollierte Massenzuwanderung wie im Jahr 2015 niemals wiederholen wird. Davon wird er natürlich auch in keiner neuen Regierungskonstellation abrücken.

SPÖ – Wiederaufstieg oder Bedeutungslosigkeit Die Probleme der SPÖ wünscht sich keiner. Anders als bei der FPÖ begründet sich ihr Niedergang nicht in irgendwelchen aktuellen Skandalen. Er ist das Ergebnis einer jahrzehntelang anhaltenden inhaltlichen Zerfledderung, die augenscheinlich wurde, als Personen an die Parteispitze gelangten, die nicht mehr jene Integrationskraft hatten, die es gebraucht hätte, um sowohl die studentische Jugend als auch die migrationskritischen Pensionisten bei der Stange zu halten. Die Arbeiterschaft hat die SPÖ auch deshalb – vor allem an die FPÖ – verloren, weil sie sich nicht mehr dem Kreisky-Motto »Leistung, Aufstieg, Sicherheit« verpflichtet fühlte. Schon vor fünf Jahren sagte Hannes Androsch in einem Interview: »… Kreisky und Benya war klar, dass erst Leistung und Aufstieg für Sicherheit sorgen – und dass eine gute Wirtschaftspolitik die beste Sozialpolitik ist.« Androsch setzte mit den Worten fort: »In meiner Partei sind Leistung und Aufstieg unterdessen ja schon Hochverratsvokabel geworden.« Vor fünf Jahren, als Androsch diese Sätze von sich gab, waren jene SPÖ-Wähler, die auf Leistung und Aufstieg gesetzt hatten, aber ohnehin längst weg. Also konzentrierte sich die Partei auf die Bobos – die

Kurz wurde von 258.000 ehemaligen FPÖ-Wählern gewählt. aus der ehemaligen Arbeiterschicht in das urbane Bildungsbürgertum Aufgestiegenen. In Städten wie Wien oder Linz schafften es starke Persönlichkeiten im Bürgermeisteramt trotzdem, die Arbeiter bei der SPÖ zu halten. In Graz ging das vollkommen daneben. Dort teilten sich FPÖ und KPÖ die Arbeiter als Wähler untereinander auf und nach dem Abtreten des letzten SPÖ-Bürgermeisters, Alfred Stingl, gingen selbst die Bobos verloren. Bei der letzten Nationalratswahl ist die SPÖ erstmals nicht mehr in Richtung FPÖ ausgeronnen. Die enttäuschten Arbeiter wechselten gleich zur türkisen ÖVP. Am stärksten profitierten aber die Grünen von der inhaltlichen Spaltung der Sozialdemokratie und deren mangelnder Glaubwürdigkeit beim Klimathema. Ob die SPÖ ihre inhaltlichen Probleme überwinden kann oder sich selbst zu einer marxistischen Sekte degradiert, hängt einerseits davon ab, ob sie sich auf jene Tugenden rückbesinnt, die sie unter Bruno Kreisky groß gemacht haben. Anderseits ist sie darauf angewiesen, dass die Wähler den Hype um das Klimathema als grünen Populismus erkennen. Außerdem braucht die SPÖ Persönlichkeiten, die in der Lage sind, die

Enttäuschten von den anderen Parteien zurückzuholen. Vielleicht wäre ein HansPeter Doskozil ja der Richtige für diese Aufgabe. Doch der muss zuerst bei der Burgenlandwahl im Jänner über 40 Prozent bleiben und natürlich seinen LH-Sessel verteidigen. Danach folgen die für die Bundes-SPÖ weniger wichtigen Gemeindewahlen in der Steiermark und in Niederösterreich und schließlich im Herbst die Wien-Wahl. Dabei geht es diesmal tatsächlich um das Wiener Bürgermeisteramt – um die zweitwichtigste österreichische Politfunktion nach dem Bundeskanzler. Es ist zu befürchten, dass die SPÖ bis Oktober auf einschneidende Reformmaßnahmen verzichten wird, um nur ja keine weiteren Wähler zu vergraulen. Solange sich die SPÖ nicht über moderne Inhalte, sondern vor allem über die Ablehnung der FPÖ definiert, wird sie den Turnaround aber wohl nicht schaffen.

FAZIT JÄNNER 2020 /// 15


Politik

Neu für die ÖVP im Landtag

Aus dem Bezirk Leibnitz wird Gerald Holler in den Landtag einziehen. Holler ist Außendienstmitarbeiter bei einem Futtermittelhersteller und betreibt in seiner Heimatgemeinde Wildon eine Landwirtschaft. Als Landwirtschaftskammer- und Bauernbundobmann für den Bezirk Leibnitz ist ein Experte für die Anliegen der Landwirtschaft, Als Regionalabgeordneter will er sich für den Ausbau der Verkehrs- und Dateninfrastukur einsetzen.

Aus dem Bezirk Deutschlandsberg schaffte die Bürgermeisterin von St. Peter im Sulmtal, Maria Skazel, den Sprung in den Landtag. Die Standesbeamtin hat den Universitätslehrgang für Verwaltungsmanagement an der Donau Universität Krems absolviert und ist stellvertretende ÖVP-Bezirksobfrau. Sie will sich dafür einsetzen, dass der Bezirk die Riesenchance der Koralmbahn als Zugpferd für Wirtschaft und Arbeitsplätze nutzen kann.

Der international erfolgreiche Investmentbanker und Land- und Forstwirt Andreas Kinsky folgt seinem Vater nicht nur als ÖVPBezirksparteiobmann von Weiz, sondern nun auch als Landtagsabgeordneter nach. Kinsky hat auf der ETH Zürich technische BWL und Maschinenbau studiert und ist hervorragend international vernetzt. Kinsky erreichte 2447 Vorzugsstimmen und zieht wegen der ÖVP-Zugewinne in den Landtag ein, in dem er sich um Wirtschaft, Landwirtschaft und Familienpolitik kümmern will.

Vom sicheren zweiten Platz auf der ÖVP-Regionalliste in den Landtag schafft es die Bürgermeisterin von Fischbach Silvia Karelly. Sie hat in Graz Lehramt Deutsch und Italienisch studiert, ist in ihrer Heimatgemeinde Gemeindesekretärin, Standesbeamtin und Nebenerwerbslandwirtin.

Aus Bad Radkersburg schaffte es die 25-jährige Julia Majcan in den Landtag. Sie will den Frauen der Region zu mehr Chancengerechtigkeit verhelfen. Politisch ist sie in der Jungen ÖVP und als Vorsitzende des UniManagement-Clubs auch im WB zuhause. Nach ihrem BWL-Bachelorstudium in Graz absolviert sie derzeit ihr Masterstudium an der WU.

Neu im Landtag ist auch die Kapfenberger Versicherungsmaklerin und Gastronomin Cornelia Niesenbacher. Mit Niesenbacher zieht nach mehreren Jahren wieder eine Wirtin in das Landesparlament ein. Sie will sich politisch den zahlreichen Herausforderungen der Gastronomiebranche widmen.

16 /// FAZIT JÄNNER 2020

Anzeige Foto: ÖVP-Landtagsklub

Der große Zugewinn bei der Landtagswahl am 29. November ermöglicht dem ÖVPLandtagsklub eine deutliche Blutauffrischung. Neben den angeführten fix in den Landtag gewählten Neuen werden im Zuge der Regierungsbildung noch weitere VP-Kandidaten den Sprung in das Landesparlament schaffen.


Wirtschaft

Das Rauchergesetz hat die Wirte Geld und Gäste gekostet Die Arbeit der letzten Bundesregierung trug stark die Handschrift der Freiheitlichen Wirtschaft. Vieles konnte zum Wohl der Arbeitgeber und Arbeitnehmer umgesetzt werden. Die Einführung des 12-Stunden-Tags und die Reform der Sozialversicherung waren überfällig und sind eine gute Sache für den Wirtschaftsstandort Österreich. Mit dem Bruch der Regierung wurden einige Vereinbarungen wieder rückgängig gemacht. So zum Beispiel das aktuelle Rauchergesetz, das mit der Mehrheit von SPÖ und ÖVP beschlossen wurde.

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Anzeige Foto: Klaus Peinhaupt

ie Freiheitliche Wirtschaft ist in ihren Ansätzen nicht nur liberal, sondern auch ganzheitlich. Sie hat immer vor einer solchen rigiden Verordnung gewarnt, weil das für unzählige Unternehmer nicht nur ein massives Umsatzminus bedeutet, sondern tausende Arbeitnehmer ihre Jobs verlieren werden und die Umwelt massiv belastet wird. Die gleichen Medien, die das Rauchergesetz in höchsten Tönen loben, klagen an anderer Stelle darüber, dass vor allem in Abendlokalen die Umsätze – seit Inkrafttreten des Gesetzes – um bis zu 50 Prozent zurückgegangen sind und die 500 Shisha-Bars in Österreich mit mehr als 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Reihe nach in Konkurs gehen. Unfaire Regelungen Dass ein Gasthaus keinen Raucherraum für Gäste betreiben darf, aber die Hotellerie schon, und dass in Krankenhäusern und Schulen Raucherräume erlaubt sind, ergibt ein eigenartiges Bild und wirft zugleich die Frage auf, ob es dem Gesetzgeber hier tatsächlich um den Nichtraucherschutz geht.

Eines ist jedoch sicher: Dieses Gesetz wird dazu führen, dass viele Dorfwirte schließen und als Kulturgut für immer verloren gehen. Deshalb gehört das, im Ansatz ja gut gemeinte – aber wenig durchdachte – Gesetz dringend abgeändert.

Klimapolitisch kontraproduktive Maßnahme Laut Klimaschutzabkommen muss der CO2-Ausstoß bis 2020 auf jenen vom Jahr 1990 reduziert werden. Wenn die rund 6.000 Gastronomiebetriebe in der Steiermark – übrigens mit rund je 50 m2 Gastgarten ausgestattet – ihren rauchenden Gästen in der kalten Jahreszeit diesen mit Heizstrahlern versehen als Raucherplatz zur Verfügung stellen, ist das für den Klimaschutz kontraproduktiv. Die Strahler haben im Schnitt eine Leistung von 3 kW. Für 50 m2 werden mindestens drei Strahler benötigt. Das bedeutet eine zusätzliche Produktion von über 20.000 Tonnen CO2 in den Wintermonaten. Abgesehen von den Kosten für anstehende Strafzahlungen – die wieder nur die Unternehmer und

Konsumenten treffen – steht dann noch unterm Strich der Umsatz- und Gewinnrückgang in der gesamten Gastronomie. Wird das alles mit den Gesundheitskosten gegengerechnet – und die Erkenntnisse aus den anderen europäischen Ländern (10 Prozent weniger Raucher) einbezogen, dann zeigt sich, dass diese Regelung einfach nicht zu Ende gedacht wurde. Jährliche Einsparungen im Gesundheitssystem von 60 Millionen stehen Mehrkosten von 100 Millionen gegenüber. Die Lobbyarbeit Weniger verursacht am Ende erhebliche Mehrkosten für alle Steuerzahler. Die heimischen Betriebe brauchen berechenbare Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Sie müssen möglichst frei und flexibel auf Herausforderungen reagieren können, um am Markt zu bestehen. Überregulierung untergräbt Vertrauen und verursacht hohe Kosten, die in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen. Daher wollen wir überflüssige bürokratische Hürden reduzieren und den Unternehmen zeigen, dass Innovation und Fortschritt nicht bestraft, son-

FW-Landesobmann Erich Schoklitsch: „Das aktuelle Rauchergesetz ist kontraproduktiv und wurde nicht zu Ende gedacht.“ dern gewünscht und gefördert werden sollen. Wer als Unternehmer für mehr Entscheidungsfreiheit eintritt und eine Abänderung des Rauchergesetzes bewirken möchte, kann auf jeden Fall die WK-Wahl im März 2020 dazu nutzen. FAZIT JÄNNER 2020 /// 17


Graz hat's

Neuer Hochwasserschutz für Graz-Geidorf Um für die Bewohner des Grazer Bezirks Geidorf im Bereich des Zusertalgerinnes künftig einen effektiven Hochwasserschutz zu gewährleisten, wird nun in der Zusertalgasse ein Rückhaltebecken mit einem Nutzinhalt von 13.360 m3 neu gebaut. Durch dieses werden neben der WKO Steiermark rund 120 Wohngebäude sowie zahlreiche Gewerbebetriebe geschützt. „Es freut mich, dass wir darüber hinaus mit diesem Becken einen Beitrag zur Sicherheit der Menschen hier in Geidorf leisten können“, erklärt WKO-Präs. Josef Herk, der gemeinsam mit LR Johann Seitinger und dem Bgm. Siegfried Nagl den Spatenstich vornahm. Realisiert werden soll der Hochwasserschutz mit Kosten in Höhe von 1,3 Mio. Euro bis Mai 2020. Im Tauerfall sind wir 24 h täglich für Sie erreichbar.

0316 / 26 66 66 od. 03135 / 54 6 66

Erste Mieter ziehen in Reininghausgründe Der Stadtteil Reininghaus erwacht zum Leben. Im Dezember ziehen die ersten Mieter in ihre Wohnungen in reininghaus.zehn ein. Dabei handelt es sich um ein Objekt innerhalb der „Linse“ (Q4), in der Reininghausstraße, mit 155 Wohnungen in der Größe zwischen 39 und 93 m2. „Die Euphorie ist schon groß. Die vor vielen Jahren ersonnene Vision wird bald Realität“, begrüßte der Vorstand der ÖSW AG, Michael Pech, als Hausherrn Bgm. Siegfried Nagl und die Vorstände und GF Kristijan Agatic (Grawe Immobilien), Christian Krainer (ÖWG) und Hans-Peter-Weiss (Bundesimmobilienges.). Sie luden am 15. November zu einem virtuellen Rundgang und informierten über den aktuellen Stand des Projekts.

Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Taxis

E-Taxis stellen schon heute einen Mehrwert für Städte wie Graz dar: Neben der CO2-Reduktion sind sie völlig schadstofffrei unterwegs. Energie Graz, WKO Steiermark und Taxiunternehmer haben eine österreichweit einzigartige Kooperationsvereinbarung abgeschlossen, um diese Entwicklung weiter auszubauen. Die Energie Graz betreibt in der steirischen Landeshauptstadt mittlerweile mehr als 40 öffentliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge. Die Kooperation ermöglicht, dass immer mehr Ladepunkte exklusiv für E-Taxis zur Verfügung stehen. Derzeit sind es in Graz 20 Ladepunkte, 15 davon als Schnellladestationen. Details dazu sind auf der Website www. energie-graz.at/e-taxi dargestellt.

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w w w. be s t attu n g -wo lf.c o m 18 /// FAZIT JÄNNER 2020

Kurator Oliver Mally läutet mit den Grazer Spielstätten Anfang des neuen Jahres die fünfte Runde der Grazer Bluestage ein. Dazu bittet der „Sir“ erneut ein internationales Line-up an drei Tagen, von 30. Jänner bis 1. Februar, im Orpheum Graz auf die Bühne. Die kommende Auflage des Blues-Spektakels bringt nicht nur „traditionell“ erstklassige Musik mit sich, sondern auch ein Doppeljubiläum – 5 Jahre Grazer Bluestage und 35 Jahre „Sir“ Oliver Mally „on the road“. Darüber freut sich auch Grazer-SpielstättenGF Bernhard Rinner: „2.800 Besucher bei vier bisherigen Auflagen verdeutlichen, dass ein Format wie die Grazer Bluestage bisher am steirischen Veranstaltungshorizont gefehlt hat.“

Fotos: Foto Fischer, Heiko Kienleitner, Rudi Ferder,

Doppeljubiläum für die Grazer Bluestage


Foto: Franz Hois

20 Jahre Weltkulturerbe Graz Volle zwei Jahrzehnte ist es her, seit die historische Grazer Altstadt ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde. Gefeiert wurde das Jubiläum am 4. Dezember mit einer Festlichkeit und dem Buch „WelterbeStädte weiterbauen“. Viele der Gäste, die im Grazer Kunsthaus in einem Festakt das Jubiläum „20 Jahre Weltkulturerbe Graz“ feierten, hatten schon im Dezember 1999 auf die Geburt des damaligen „Säuglings“ angestoßen. Auch Bgm. Siegfried Nagl legte beim Festakt neuerlich ein Bekenntnis zum Grazer Weltkulturerbe ab: „Welterbe bedeutet Verantwortung, der Titel verpflichtet uns zum sorgfältigen Umgang mit unseren historischen Schätzen. Er ist aber ein klarer Mehrwert, keine Belastung.“

Gold für Schullin

Am 4. Dezember 2019 wurde im Design Center Linz zum 23. Mal der Austrian Event Award verliehen. Von der zehnköpfigen Fachjury, bestehend aus Persönlichkeiten der Eventbranche aus Österreich und Deutschland, wurde Schullins Tudor-Event #borntodare mit Gold in der Kategorie „Consumer Events“ ausgezeichnet. Für die Juryentscheidung waren Kreativität, Umsetzung, Zielerfüllung sowie der Gesamteindruck wesentlich. Für das Tudor-Event wurde Schullin bereits mit dem German Brand Award 2019 ausgezeichnet.

Fotos: Stadt Graz / Fischer, Fotostudio Eder, Spar / Werner Krug,

Spar am Flughafen Graz neu eröffnet

Der Spar-Supermarkt am Flughafen Graz erstrahlt nach einer kompletten Modernisierung in neuem Glanz und wartet ab 5. Dezember mit vergrößerter Verkaufsfläche und neuem Marktdesign auf die Kunden. Neu ist der moderne, offene Look: Die Marktplatzatmosphäre mit frischem Obst und Gemüse macht Lust zum Gustieren. Der Duft von frischem Gebäck lockt in der Backwaren-Abteilung und regionale Köstlichkeiten kommen von Pichler-Schober, Frühwirth, Regele und Holler. „Wir freuen uns sehr, dass Spar mit dieser Modernisierung, die unseren Gästen sowie dem gesamten Umland zugutekommt, so ein deutliches Zeichen für den Standort Flughafen Graz setzt“, freut sich Gerhard Widmann, GF des Flughafen Graz.

Constantinus Leistungsshow

UBIT-Obmann Dominic Neumann war erfreut über die Gelegenheit, heuer im Rahmen des WKO-Unternehmertags am 29. Oktober erstmals die Nominierten und Preisträger des Constantinus Awards zur Leistungsschau zu empfangen. Folgende preisgekrönte steirische Projekte wurden dabei präsentiert: die Software „qualitypoint“ der Qualitypoint GmbH, mittels der moderne Qualitätsmanagementsysteme digitalisiert werden; eine interaktive Netzwerkplattform als Toolbox für KMU der isn - innovation service network GmbH.

Expertentipp Helmut Neukam, Eigentümer der Novapark HotelbetriebsgmbH

Was erwartet Ihre Gäste in der Weihnachtszeit und zu Neujahr an Feiern und kulinarischen Events? Die Vorweihnachtszeit ist für uns eine besonders intensive Zeit. Unternehmen, Vereine und Familien buchen bei uns ihre Weihnachtsfeier. In den Fliegern haben wir unsere À-la-Carte-Speisekarte um weihnachtliche Menüs ergänzt. Zu Silvester haben wir wieder den „Silvester im Bademantel“ im Nova-Spa, mit einer LiveBand, zahlreichen Spezialaufgüssen und kulinarisch bestens versorgt. In den beiden Fliegern bieten wir das Gala-Package mit 8-Gänge-Menü und anschließender Party im Gate-3 und 80er Flieger Bar & Restaurant. Bei allen Silvesterveranstaltungen haben wir die Teilnehmerzahl begrenzt, um uns jedem unserer Gäste intensiv widmen zu können. Welche besonderen Angebote bieten Sie den Business- und Firmenkunden zum Jahresauftakt? Nach dem Jahreswechsel geht es mit den Kick-off-Events und Jahresauftaktsfeiern weiter. Mit der Entwicklung von Strategien für 2020 und Mitarbeitermotivation tragen wir durch solche Events entscheidend zum Erfolg eines Unternehmens bei. Vom Tagungsraum zum Ausarbeiten über das gemeinsame Essen beim Gala-Dinner bis zur abschließenden Party haben wir quasi alles unter einem Dach. Für diese Events haben wir wieder mit unserer Bankett- und F&B-Leitung attraktive Pakete geschnürt. FAZIT JÄNNER 2020 /// 19


Berufsbegleitend Studieren zum Dipl.-Ing. (FH) in 2 Jahren

S

eit mittlerweile 20 Jahren organisiert das Studienzentrum Weiz berufsbegleitende Studienlösungen im Bereich Technik. Das Besondere: Verkürzte Studiendauer durch Anrechnung von Vorqualifikationen. Die Kombination: Kompakte Vorlesungen am Wochenende & flexibles Fernstudium ermöglichen volle Berufstätigkeit. Der Unterschied: Kleine Gruppen & exklusive Betreuung vor Ort. Vom Ing. zum Dipl.-Ing. (FH) in 2 Jahren Die Diplomstudien der Hochschule Mittweida sind speziell auf HTL-Absolventen mit Praxis abgestimmt: Durch die Anerkennung von Vorqualifikationen ist der Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern möglich.

Optimaler Studienablauf für Berufstätige Die Kombination aus Präsenzveranstaltungen und Fernstudium ermöglicht flexible Zeiteinteilung und macht das Studium für Berufstätige auch tatsächlich studierbar. Die Vorlesungen finden 6 bis 7 Mal pro Semester am Wochenende (Freitag/Samstag) statt, am Semesterende wird eine Blockwoche abgehalten. Jetzt anmelden für die Studienstarts März 2020!

Wirtschaftsingenieurwesen: an der Bulme Graz, an der HTBLA Wolfsberg, Maschinenbau: an der HTL Hollabrunn Anmeldung & Informationen: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz Tel.: +43 3172 603 4020 www.au�baustudium.at

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Kurz & News

Mit Sinnwin zum „Fit im Job“-Sieger Ein von SinnWin betreutes Unternehmen gewann den steirischen Gesundheitspreis „Fit im Job“ 2019. Die Preisverleihung von „Fit im Job“ an die Weststeirische Saubermacher GmbH fand am 4. November in Graz durch WK-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg und Karl-Heinz Kohrgruber statt. Claudia Schenner-Klivinyi von SinnWin hat das Unternehmen von der Förderabwicklung über die Einführung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) inklusive Wirksamkeitsprüfung bis hin zum BGF-Gütesiegelantrag und der „Fit im Job“-Preiseinreichung begleitet. BGM ist eine wichtige Maßnahme, um in Zeiten des Fachkräftemangels die Zufriedenheit wie auch die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhöhen.

Massive Ausweitung der S-Bahn-Fahrpläne

Mit 42 zusätzlichen Zugverbindungen wird die S-Bahn Steiermark im Fahrplan 2020 ein noch attraktiveres Angebot zum Ein- und Umsteigen bieten. „Die S-Bahn ist eines der erfolgreichsten Klimaschutzprojekte der Steiermark“, ist LR Anton Lang stolz. „Klimaschutz ist in aller Munde. Dass man dafür auch handeln muss, beweisen wir mit dem neuen Fahrplan. Er bringt die größte Fahrplanausweitung seit S-Bahn-Start.“ Besonders hervorzuheben sind die Ausweitungen auf der S 5 mit nunmehr ganztägig durchgängigem Halbstundentakt im Nahbereich zu Graz sowie die Mehrangebote auf den Strecken der GKB. Auch der RegioBus steht dem um nichts nach und wird ab 2020 eine weitere Aufwertung erfahren.

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Der Grawe Award, der jährlich unter der Leitung von GraweEhrenpräsident Franz Harnoncourt-Unverzagt und von einer unabhängigen Jury, bestehend aus Carina Kerschbaumer (Kleine Zeitung), Gernot Rath (ORF Steiermark), Othmar Ederer (Grawe-Vermögensverwaltung) sowie Ursula Wipfler (Grawe Zentralbetriebsrätin) verliehen wird, geht heuer an Herrn Michael Miggitsch und die Organisation Bergrettung Steiermark für die ganzjährige Einsatzbereitschaft, bei jedem Wetter freiwillig und unentgeltlich rasch Hilfe leisten zu können. Mehr als 1.700 Personen der Bergrettung Steiermark stehen 365 Tage im Jahr rund um die Uhr und bei jedem Wetter für Unfälle im alpinen Gelände bereit.

Fotos: Foto Fischer, Foto Frankl, Grawe / Ralph König,

Grawe Award 2019


Foto: Foto Freisinger

Kurz im Gespräch mit

Foto: Archiv

Kurt Wallner, Bürgermeister der Stadt Leoben

Karrieremotor seit 20 Jahren!

Die Erfolgsgeschichte der letzten 20 Jahre (Studienzentrum Weiz) bzw. 15 Jahre (Ingenium Education) hat viele Väter und Mütter. Diese wurden im Rahmen einer zweitägigen Jubiläumsfeier im Innovationszentrum W.E.I.Z. und im Rathaus Graz gefeiert, gemeinsam mit den Partnern Hochschule Mittweida, HTWK Leipzig, OTH Regensburg sowie den Absolventen und Absolventinnen und vielen Wegbegleitern aus Politik und Wirtschaft.

B

ei Podiumsgesprächen und Impulsreferaten wurden Rückblicke und Erfahrungen ausgetauscht und die Zukunftstrends der beruflichen Weiterbildung diskutiert. Die Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft, darunter LR Barbara Eibinger-Miedl und WK-Präs. Josef Herk, StR Kurt Hohensinner sowie Bgm. Erwin Eggenreich, Bezirksparteiobmann Andreas Kinsky und LAbg. Wolfgang Dolesch betonten die Wichtigkeit von lebenslangem Lernen.

Die Erfolgsgeschichte Über 6.000 berufstätige Personen haben seit 1999 an 30 Unterrichtsstandorten den Weg zum akademischen Abschluss mit dem Studienzentrum Weiz und Ingenium Education erfolgreich abgeschlossen. Zurzeit nutzen ca. 1.700 Studierende das Studienangebot und sorgen mit ihren zahlreichen Praxisarbeiten für den Knowhow-Transfer in die unternehmerische Praxis. Der Gründer HR Günther Friedrich betont: „Unser Ziel war es immer, mit der

kostbaren Zeit der Berufstätigen sorgsam umzugehen, dies wird durch die Anerkennung vorhandener Kompetenzen im Hochschulbereich realisiert.“ Anlässlich der Jubiläumsfeier in Graz wurde auch erstmalig der Forschungstransferpreis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten durch eine Fachjury vergeben. Herzliche Gratulation an die Preisträger in den Kategorien Wirtschaft, Maschinenbau und Bauwesen: Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Corina Majkovski, Dipl.-Ing. (FH) Philipp Pirafelner und Dipl.-Ing. (FH) Erasmus Brandstätter. Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz www.aufbaustudium.at Tel. +43 3172 603 4020 Ingenium Education www.ingenium.co.at Tel. +43 316 821818

Wo sehen Sie die großen Vorzüge des Wirtschaftsstandortes Leoben? Leoben ist eine Großstadt im Kleinen, die mit einer hervorragenden Infrastruktur und hoher Lebensqualität punktet. Die Betriebe schätzen die große Dichte an hochwertigen Angeboten, das hervorragende Klima für Innovation, Forschung und Entwicklung durch die Nähe zur Montanuniversität sowie die hoch qualifizierten Mitarbeiter. Wie schreitet der Ausbau von Wohnraum angesichts wachsender Einwohner- und Arbeitsplatzzahlen voran? Der Wohnungsmarkt in Leoben entwickelt sich mit einer unglaublichen Dynamik. Die Firma Kohlbacher wird ein großes Areal aufschließen und 350 Reihenhäuser bauen und auch die lokalen Siedlungsgenossenschaften investieren, um der Nachfrage nach hochwertigem, modernen Wohnraum gerecht zu werden.

Welche Rolle spielen Schulen und der Bildungssektor in Leoben? Wir sind sehr stolz auf unsere Bildungslandschaft und haben viel investiert, um unsere Schulen von Grund auf zu modernisieren. Das Angebot in der Stadt ist umfassend, von der Kinderkrippe bis zur Ausbildung an einer der renommiertesten Hochschulen des Landes können wir alles abdecken. Auf welche Errungenschaften der letzten Jahre sind Sie besonders stolz? Wir haben in Leoben mutig neue Wege beschritten und den Strukturwandel weg vom Image der reinen Industriestadt hin zum lebens- und liebenswerten Zentrum der Obersteiermark hervorragend gemeistert. Zahlreiche Projekte wurden auf Schiene gebracht und damit die Weichen für eine positive Weiterentwicklung gestellt. FAZIT JÄNNER 2020 /// 21



Fazitgespräch Von Peter K. Wagner und Johannes Tandl mit Fotos von Marija Kanizaj

Mister Wirtschaft Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk über Greta Thunberg,

Maturazeitungsinserate von Amazon unddarüber, dass wir mit gegenseitig Haareschneiden unseren Wohlstand nicht sichern können.

FAZIT JÄNNER 2020 /// 23



Fazitgespräch

Harald Mahrer und Josef Herk sind zusammengewachsen. Warum, das weiß Josef Herk auch nicht. Aber es handelt sich ja auch nur um eine Miniaturausgabe der beiden. In Form einer 3D-Figur stehen der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich sowie der steirische Wirtschaftskammerpräsident dicht nebeneinander. Die kleinen Gesichter zeigen ein zufriedenes Lächeln. Hier, am Schreibtisch von Josef Herk, im Gebäude der steirischen Wirtschaftskammer. Josef Herk ist gut gelaunt. Es ist kurz vor Weihnachten und bis zu den Wirtschaftskammerwahlen Anfang März 2020 ist es nicht mehr weit. Herk wird dort als Spitzenkandidat für den steirischen Wirtschaftsbund ins Rennen ziehen. Er hat eigentlich nichts zu befürchten. Und doch gibt es viel zu besprechen.

Über eine Stunde lang nimmt Herk sich für das Fazit Zeit. Und spricht offen über wirtschaftliche Zukunftsfragen zwischen grünerer Politik und dem stets omnipräsenten Fachkräftemangel.

FAZIT JÄNNER 2020 /// 25



Fazitgespräch

Vom gegenseitigen Haareschneiden werden wir unseren Wohlstand nicht aufrechterhalten können. Josef Herk

Herr Herk, kann Türkisgrün aus Sicht der Wirtschaftskammer eigentlich funktionieren? Wenn es zu einer Regierung kommt, muss es funktionieren. Die Vorzeichen sind zugegebenermaßen nicht ganz einfach, das heißt, man merkt entsprechende Konjunkturwolken am Wirtschaftshimmel. Man kann sich nicht auf Spielereien einlassen und ich hoffe, dass die Vernunft Einzug hält und auch ein wirtschafts- und unternehmerfreundliches Programm zusammengestellt wird.

Jetzt hatte das Land in den letzten Jahren mit Türkisblau eine ziemlich wirtschaftsfreundliche Regierung. Trotzdem ist die Abgabenquote zuletzt sogar wieder gestiegen. Was erwarten Sie sich diesbezüglich von einer kommenden Bundesregierung? Wir erwarten uns eine Entlastung, die bereits angekündigt wurde – egal ob bei der Einkommen-, der Körperschaftssteuer oder bei sonstigen Abgaben. Also auch bei Bagatellsteuern oder Lohnnebenkostenfaktoren. Abseits der Steuern erwarten wir uns eine Entbürokratisierung und Vereinfachung in verschiedenen Verwaltungsbereichen. Vorausgesetzt, dass es zu Türkisgrün kommt, denke ich, dass es natürlich gute Gründe dafür gibt, weniger Individualverkehr zu fördern, aber da müssen im Genehmigungsverfahren Möglichkeiten geschaffen werden, dass etwa ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs auch umsetzbar ist. Bis jetzt erleben wir in allen Infrastrukturbereichen, dass lange Verfahren zu großen Schwierigkeiten führen. Dasselbe betrifft Investitionen im Energiesektor. Das muss schneller und effizienter werden.

Das Thema Klimaschutz ist in aller Munde. Wie steht die steirische Wirtschaftskammer zu einer Ökologisierung des Steuersystems? Es ist einfach, CO2-Steuern zu fordern. Doch man muss solche Modelle stets auf ihre Wirtschaftstauglichkeit überprüfen. Die Frage, die sich mir stellt, ist: Wie weit bleibt Österreich dann noch konkurrenzfähig? Die Energie ist bei uns im Vergleich zu unseren Mitbewerbern ohnehin jetzt schon viel teurer. Die Ökologisierung des Steuersystems mag momentan charmant klingen, aber am Ende des Tages könnten die Industriebetriebe gezwungen wer-

den, woanders zu produzieren. Um das zu begreifen, muss ich kein großer Volkswirt sein. Eine inselhafte Betrachtung des Themas ist falsch. Wir sind kein gallisches Dorf. Vom gegenseitigen Haareschneiden werden wir unseren Wohlstand nicht aufrechterhalten können.

Auch in dem aktuellen Forderungspapier des steirischen Wirtschaftsbund wird in den ersten Zeilen bereits von der »existenziellen ökologischen Bedrohung« gesprochen. Weil das Thema im Mainstream angekommen ist oder es Ihnen wirklich wichtig ist? Wir bekennen uns ernsthaft dazu, aber das schon lange. Es ist kein Thema, dass wir erst seit Greta auf der Agenda haben. Wir hatten schon Programme wie die Wirtschaftsinitiative für Nachhaltigkeit, die ich selbst als Unternehmen schon durchgeführt habe. Selbstverständlich gibt es immer ein Potenzial, das auch für die steirische Wirtschaft im Bereich des Green-Tech-Clusters eine große Chance bietet. Die Steiermark ist zu klein, um das Weltklima zu retten, aber technologisch groß genug, um in vielen Bereichen einen wesentlichen Beitrag zu leisten.

Die steirischen Green-Tech-Firmen sparen laut Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer mit ihren Entwicklungen das 40-fache an CO2 ein, das in der ganzen Steiermark produziert wird. Warum geht der steirische Wirtschaftsbund dennoch vergleichsweise defensiv an das Thema heran? Wir gehen es nicht defensiv an, aber wir fordern in Bezug auf unseren CO2-Ausstoß auch keine Maßnahmen, die nicht realistisch sind. Es ist leicht zu sagen, dass Ölheizungen abgeschafft werden, aber die Frage ist: Wer setzt es um und wer kann es sich leisten? Ich verwehre mich dagegen, dass erst seit der aktuellen Bewegung ein Umweltbewusstsein da ist. Ich darf meine persönliche Wahrnehmung schildern. Ich bin Jahrgang 1960 und in der Jugend war die Mur der zweitdreckigste Fluss Europas und die Pöls war ein weißer Schaumteppich. Wir sind doch nicht die böse Wirtschaft, die nach wie vor jeden Dreck beim Kamin rauslässt und ins Abwasser kippt.

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Fazitgespräch

Aber wie geht es Ihnen persönlich im Privaten mit Einschränkungen und Bewusstmachen im Sinne des Klimaschutzes? Ich habe schon in meiner Kindheit gelernt, sparsam zu sein. Mich erinnert das Thema an den Umweltschutz. In meiner Kindheit war es noch üblich, Abfälle aus dem Auto auf die Straße zu werfen. Doch es kam das Bewusstsein auf, dass man das nicht tun sollte, und heute ist für uns so etwas undenkbar. Das macht mich zuversichtlich, dass auch im Bereich des Klimaschutzes gemeinsam viel erreicht werden kann. Ein ganz anderes Thema: Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der aktiven Wirtschaftskammermitglieder von 39.000 auf etwa 78.000 verdoppelt. Worauf gründet dieser unglaubliche Run auf die Selbständigkeit? Ist das nur ein Abdrängen in das Prekariat? Das Abdrängen ist nur ein sehr geringer Bereich. Wir führen regelmäßig Motivforschungen durch, warum wir – übers Jahr gerechnet

Schenken Sie doch heuer eine Ziege. Schenken mit Sinn macht mehrfach Freude

Einerseits unterstützen Sie damit Projekte, die notleidenden Menschen im In- und Ausland helfen. Andererseits kann diese Unterstützung in Form eines Billets als Geschenk an eine liebe Person weitergegeben werden.

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– täglich elf Neugründungen haben. Hauptgründe sind Individualität und Flexibilität. Alle anderen Bewertungen wie die monetäre Situation kommen erst weit dahinter gereiht zum Tragen.

Von den 78.000 aktiven WKO-Mitgliedern sind etwa 48.000 EPU. Gibt es eine Schnittmenge der Anliegen von Großkonzernen und EPU im Sinne der Vertretungsleistung? Für uns ist Unternehmertum nicht teilbar. Selbstverständlich sind die Herausforderungen aber unterschiedlich. Wir sind die gesetzliche Interessenvertretung für alle Unternehmer und müssen unsere Leistungen und Angebote anpassen, damit jeder die Hilfestellung bekommt, die er braucht. Interessanterweise hat es Anfang der 1960er-Jahre fast ebenso viele Gründer gegeben, die als eine Person angefangen haben. Mein Vater hat 1958 auch als EPU angefangen und später meine Mutter als erste Mitarbeiterin beschäftigt.

Stichwort Lehrlinge: Ist der Facharbeitermangel das größte Problem der steirischen Wirtschaft? Ja, aber nicht nur der steirischen, auch der österreichischen Wirtschaft. Vergangene Woche war der Ökonom Daniel Felbermayr zu Gast bei uns und darüber gesprochen, dass es eigentlich ein Thema der Demografie ist. Wir sind gefordert, alles zu tun, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestärkt wird. Wir haben weniger junge Leute aufgrund der Geburtenrate. Wir müssen junge Menschen schneller in den Arbeitsprozess bringen. Wir wissen, dass die Ausbildungszeit in Österreich länger dauert als in manch anderen Ländern. Daher müssen wir schauen, dass die

© iStockphoto (Antagain)

Im Klimapopulismus bleibt die Wirtschaft dennoch als böse Seite übrig. Wie versuchen Sie sich dagegen zur Wehr zu setzen? Mit Aufklärung und realistischen Beispielen. Ökonomie und Ökologie sind kein Widerspruch, sondern in sich eine Ergänzung. Wenn ich als Unternehmer zwei Lackieranlagen betreibe, ist auch meine Motivation, weniger Energie zu verbrauchen, um die Prozesse zu optimieren. In allen Bereichen gibt es Einsparungspotenzial. Ich habe aktuell das Gefühl, dass jeder etwas tun will, aber nicht bei sich selbst beginnen will. Frei nach Lukas Resetarits: »Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, den Sondermüll in der Nachbargemeinde zu entsorgen.«


Fazitgespräch Menschen nach ihren Begabungen dort ankommen, wo sie auch Talent haben.

Die Zahl der neuen Lehrlinge steigt leicht, aber auch die Zahl der offenen Lehrstellen steigt. Was kann die Wirtschaftskammer für Unternehmer tun, die verzweifelt Lehrlinge suchen? Erstens einmal: Noch offensiver kommunizieren, wie wertig unsere duale Berufsausbildung ist. Dazu bringen wir junge Leute frühzeitig mit dem Berufsleben in Kontakt, um sie zu informieren und zu animieren. Wir merken, dass diese Maßnahmen durchaus greifen. Aber wir merken auch: Es geht nicht von heute auf morgen. Auf der anderen Seite gibt es 40.000 Arbeitslose, die nicht weniger werden. Was läuft falsch? Es sind mehrere Komponenten. Ich glaube, dass bei vielen Menschen die Qualifizierung mit den Jobanforderungen nicht zusammenpasst. Auch die Mobilität ist ein Thema. Die soziale Absicherung mag da in manchen Fällen, wo weite Wege für eine Arbeitsstelle zurückgelegt werden müssten, vielleicht auch die Bequemlichkeit fördern. Arbeitslosigkeit ist sehr stark ein urbanes Thema: Je urbaner, desto anonymer und desto einfacher mag es sein, sich den Jobofferten zu entziehen. Es braucht eine Kombination aus Betreuung und Hilfestellung, um die Arbeitslosenzahlen zu verringern. Das ist die verklausulierte Erklärung für: Menschen muss mehr Druck gemacht werden, damit sie einen Job annehmen. Darf man so etwas heute nicht mehr offen ansprechen in Ihrer Position?

Ich sage einfach nicht, dass diese Menschen alle nicht arbeitswillig sind, weil es einfach nicht stimmt. Dass es eine gewisse Anzahl an Unvermittelbaren gibt – aus welchen Gründen auch immer –, ist zu akzeptieren. Wir können uns grundsätzlich ja nicht leisten, eine Arbeitskraft zu verlieren. Man muss nur einen Spruch aus der Gastronomie heranziehen: »Bett voll, Küchen leer.« Ich fahre heute Nachmittag noch nach Schladming und ich bin sicher, dass mich viele Gastronomen fragen werden, ob ich nicht zumindest einen Hilfskoch für sie weiß. Kann der Fachkräftemangel nicht noch stärker über Migration ausgeglichen werden? Ohne qualifizierte Zuwanderung schaffen wir es auf jeden Fall nicht. Wir haben zum Beispiel ein kleines Pilotprojekt, wo derzeit acht Leute über die Talenteentwicklung von Josef Missethon von Spanien nach Österreich vermittelt wurden. Das kann ein Anfang sein. Für 2030 gehen die Hochrechnungen aber von einem Delta von 50.000 fehlenden Arbeitskräften in der Steiermark aus. Es fallen Tausende weg, weil die geburtenstarken Jahrgänge ins Pensionsalter kommen. Auch ohne große Ökonomen zu sein, wird klar, dass wir einen Ersatz für diese Pensionierungen brauchen. Aber es gibt ja die Wunderwaffe der Digitalisierung, die sagt, dass wir ohnehin 30 bis 40 Prozent unserer Arbeitsplätze verlieren werden. Da gibt es unterschiedliche Thesen. Das hat man schon vor einigen Jahrzehnten gesagt. Die Dinge werden sich verschieben, aber die Arbeit wird nicht ausgehen. Aber ja, ich gebe Ihnen Recht, wenn wir uns die Demografie anschauen, brauchen wir die Di-


Josef Herk wurde am 7. August 1960 in Knittelfeld geboren. Nach der Matura an der HTBLA Steyr mit Schwerpunkt Kraftfahrzeug- und Maschinenbau legte er die Meisterprüfung als Karosseriebauer und Kraftfahrzeugmechaniker ab. Er ist Vizepräsident des Österreichischen Wirtschaftsbund. In der WKO begann er als Ausschussmitglied der Fachgruppe der Karosseriebauer, wurde dann Bezirksstellenobmann, Landesinnungsmeister und Bundesspartenobmann für Gewerbe und Handwerk. Seit 2011 ist er Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark. Herk ist verheiratet und hat zwei Kinder.


Fazitgespräch

Die Steiermark ist zu klein, um das Weltklima zu retten, aber technologisch groß genug, um in vielen Bereichen einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Josef Herk

gitalisierung gewissermaßen, weil die Schere sonst noch weiter auseinandergeht.

Die steirische Industrie fordert, dass der Breitbandausbau in wertschöpfungsstarken Regionen starten soll, um sich danach in wertschöpfungsschwächere Gegenden vorzuarbeiten. Würde das das Stadt-Land-Gefälle nicht zusätzlich deutlich verschärfen? Prinzipiell muss man sich im Klaren sein, dass man nicht alles auf einmal sanieren und ausbauen kann. Es ist ein sinnvoller Zugang, dort zu beginnen, wo ein angemessener »Return of Investment« realistisch ist. Zu dieser Priorisierung bekennen wir uns auch. Es wird nicht der Feldweg vor der Autobahn asphaltiert werden.

Zurück zum Thema Facharbeiter. Im nächsten Jahr finden auch – auf Ihr massives persönliches Betreiben – in Graz die EuroSkills statt. Angeblich wird das ein Millionen teurer Mega-Event mit zigtausenden Besuchern. Was erwarten Sie sich davon? Wir wollen in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung die berufliche Ausbildung und die Qualität unserer Fachkräfte darstellen. Mit der Initiative EuroSkills hat sich in ganz Österreich das Interesse an Berufen und Ausbildungen – nicht nur in dualer Form, sondern im Sinne aller jungen Professionisten – stark zum Positiven verändert. Wir nutzen die Zeit bis zum Event aber auch, um politisch darauf hinzuweisen, dass es in diesem Bereich noch diskriminierende Faktoren gibt, was berufliche und schulische Ausbildung betrifft. Für mich ist es etwa weiterhin eine bildungspolitische Diskriminierung, dass die Republik für einen angehenden Mediziner aufkommt, aber nicht für einen künftigen Kfz-Techniker. Was man außerdem nicht vergessen darf: Das ist eine Europameisterschaft und wir sehen, wo wir in der Ausbildung stehen. So gut wir auch sein mögen, muss uns klar sein: Die anderen Länder schlafen auch nicht. Noch einmal zu den Steuern und Abgaben. Der stationäre Handel klagt über enorme Abflüsse an ausländische Onlinehändler, die sowohl in Bezug auf ihre Abgabenlast als auch in Bezug auf die gesetzlichen Ladenöffnungszeiten klar bevorzugt werden? Wie kann man hier für Chancengleichheit sorgen? Das Sterben der Bezirks- oder Regionalstädte ist ein Jammer und hat mehrere Gründe. Die Flächenwidmung hat da viel dazu bei-

getragen. Und zwar indem durch den »Schleckerismus« überall riesige Blechcontainer vor die Städte gestellt wurden. Ich weiß manchmal gar nicht, in welchem Ort ich gerade bin, weil überall die gleichen Filialisten angesiedelt sind, die sich im Übrigen längst auch gegenseitig umbringen. Die Handels- und Kulturstädte sind gestorben. Das nächste Thema ist für uns Fairplay. Dass es moderne Online- und Handelsplattformen gibt, ist gut. Aber wenn diese Technologien und Innovationen verwendet werden, um Steuerschlupflöcher zu suchen und das sogar im europäischen Umfeld möglich ist, ist das aus meiner Sicht eine Katastrophe. Wir bekennen uns zur freien Marktwirtschaft, aber so wie der kleine Kaufmann seine Steuern bezahlt, sollten das die großen Konzerne genauso tun.

Der globale Onlinehändler als Feind des regionalen Unternehmers? Ich habe noch auf keinem Dorffußballplatz eine Werbetafel von Amazon gesehen. Und auch kein Inserat in einer Maturazeitung. Ich freue mich, wenn Maturanten zu mir kommen und um ein Inserat fragen. Ich empfange sie gerne, aber ich frage auch gerne, ob sie viel online einkaufen: »Bei Amazon«, antworten sie dann fast immer. Natürlich will ich dann wissen, warum sie bei mir wegen eines Inserates sind. Aber ich möchte es nicht nur negativ sehen, wir haben mit »Niceshops« auch eine sehr erfolgreiche heimische Onlineplattform – ein steirisches Amazon sozusagen. Und es gibt inzwischen auch viele andere Betriebe, die ihre Produkte in die ganze Welt verkaufen. Sie sind Spitzenkandidat des Steirischen Wirtschaftsbundes und verteidigen eine Zweidrittelmehrheit bei der Wirtschaftskammerwahl Anfang März 2020. Wie sieht Ihr Wahlziel aus? Wir haben ehrgeizige Ziele. Wir wollen viele Menschen mobilisieren und die Zweidrittelmehrheit halten, um auch für die kommende Periode mit einer starken Mannschaft weiterarbeiten zu können. Das ist keine machtpolitische Zielsetzung, sondern wir haben ja auch tatsächlich die vergangenen fünf Jahre permanent gearbeitet für die jeweiligen Branchen. Daher ist es meiner Meinung nach auch legitim, dass wir, also die, die »g’hacklt ham«, wieder Anerkennung suchen. Herr Herk, vielen Dank für das Gespräch!

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Steuerboard

Mag. Jessica Ghahramani-Hofer

Neu: Rechtsanspruch auf Pflegekarenz und Pflegeteilzeit

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Mit 1.1.2020 wird im AVRAG ein Rechtsanspruch auf Pflegekarenz bzw. -teilzeit verankert. Demnach hat ein Arbeitnehmer Rechtsanspruch auf Pflegekarenz/-teilzeit bis zur Dauer von zwei Wochen, wenn er zum Zeitpunkt des Antritts in einem Betrieb mit mehr als fünf Arbeitnehmern beschäftigt ist. Damit Betriebe die Gelegenheit haben, sich so früh wie möglich auf die Folgen der Pflegekarenz bzw. Pflegeteilzeit einzustellen, hat der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber den beabsichtigten Zeitpunkt des Antritts der Pflegekarenz/teilzeit so früh wie möglich bekannt zu geben. Auf Verlangen sind dem Arbeitgeber binnen einer Woche die Pflegebedürftigkeit der zu pflegenden Person zu bescheinigen und das Angehörigenverhältnis glaubhaft zu machen. Soll die Pflegekarenz/-teilzeit länger als zwei Wochen dauern, so ist grundsätzlich eine Vereinbarung der Pflegekarenz/-teilzeit mit dem Arbeitgeber notwendig, wobei die in Form des Rechtsanspruchs konsumierten Zeiten einer Pflegekarenz/-teilzeit auf die Dauer der vereinbarten Pflegekarenz/-teilzeit anzurechnen sind. Kommt binnen des Zeitraums der Inanspruchnahme einer Pflegekarenz/-teilzeit eine entsprechende Vereinbarung nicht zustande, hat der Arbeitnehmer bei Vorliegen der übrigen Voraussetzungen nach den §§ 14c Abs 1 und 14d Abs 1 AVRAG einen Rechtsanspruch auf Pflegekarenz/-teilzeit bis zur Dauer von weiteren zwei Wochen. Auch in dieser Zeit kann noch eine Verlängerung der Karenz bzw. Teilzeit vereinbart werden. Für die Dauer der auf Rechtsanspruch beruhenden Pflegekarenz bzw. Pflegeteilzeit gebührt Pflegekarenzgeld so, als wäre diese Karenz bzw. Teilzeit vereinbart worden; der Anspruch auf Pflegekarenz bzw. -teilzeit ist Teil des möglichen Gesamtrahmens und wird auf diesen angerechnet.

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Kann sich AMS noch verschlucken. Der steirische Chiphersteller AMS konnte sich nach Ablauf des Osram-Übernahmeangebots bislang knapp 60 Prozent am Münchner Lichttechnikkonzern sichern. 37,6 Prozent der Osram-Aktionäre haben das Offert über 41 Euro je Aktie angenommen, teilte AMS mit. Knapp 20 Prozent hatte AMS bereits vorher zusammengekauft.

A

n der Börse hat die Osram-Aktie nach der Übernahme durch AMS jedoch zu einem Höhenflug auf knapp 45 Euro angesetzt. Daher ist es für viele Aktionäre vorläufig attraktiver, ihre Anteile am Markt zu verkaufen. Mittelfristig braucht AMS eine Hauptversammlungsmehrheit von 75 Prozent, um über einen Gewinnabführungsund Beherrschungsvertrag Zugriff auf die Geldreserven des Münchner Traditionskonzerns Osram zu bekommen und damit die Kredite zu tilgen, die für die Börsenschlacht benötigt wurden. Ein Osram-Börsenkurs deutlich über 41 Euro kann für AMS daher noch zum Liquiditätsproblem werden. Das wissen auch die AMS-Aktionäre. Und so gab der Kurs der in Zürich gehandelten AMS-Aktie seit Bekanntwerden der Osram-Ralley deutlich nach. Grundsätzlich ist der Übernahmekampf, bei dem sich der steirische AMS-Konzern das große deutsche Industrieunternehmen einverleiben konnte, vorerst dennoch beendet. Für das AMS-Management geht es jetzt darum, die Kartellbehörden und die eigenen Aktionäre von den Plänen zu

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überzeugen. Denn falls eine für Jänner geplante Kapitalerhöhung von AMS scheitert, könnte das auch für die Osram-Übernahme das Ende bedeuten. Den restlichen Osram-Aktionären bleiben bis Weihnachten, um ihre Papiere um 41 Euro an AMS abzugeben. Der attraktivere Verkauf über die Börse stärkt nun hingegen jene Hedgefonds, die darauf wetten, dass AMS noch einmal deutlich nachbessern muss, damit die Kontrollmehrheit von 75 Prozent steht. Möglich wurde die Übernahme wohl nur, weil es AMS-Chef Alexander Everke bereits Mitte November gelungen ist, den wegen ausbleibenden Erfolgs umstrittenen Osram-CEO Olaf Berlien auf seine Seite zu ziehen. Berlien hat sich zuvor lange dagegen gewehrt hatte, das sein Konzern von einem wesentlich kleineren Unternehmen geschluckt wird. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Osram einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren. Als Hauptgrund gelten die nachlassenden Produktions- und Verkaufszahlen der Autoindustrie und der Smartphonehersteller. Die Elektronikbranche befindet sich welt-


Foto: Osram

weit im Abschwung. Das Osram-Management verfolgte ursprünglich das Ziel einer Übernahme durch die US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle. Beide haben sich jedoch zurückgezogen. Der Umsatz von Osram lag zuletzt bei 4,1 Milliarden Euro, der von AMS bei 1,6 Milliarden. Beim Börsenwert lag Osram jedoch auf Augenhöhe von AMS. Daher hatte der kreditfinanzierte Übernahmeversuch von AMS von Anfang gute Chancen. AMS will mit Osram ein globaler Marktführer bei optoelektronischen Erzeugnissen werden. Damit sind Produkte und Verfahren gemeint, die in Kombination von Optik und Halbleiterelektronik die Umwandlung von elektronisch erzeugten Daten in Licht-

emission und umgekehrt ermöglichen. Die Produktportfolios der beiden Unternehmen passen gut zusammen. AMS kann seine optischen Sensoren nun mit den LEDProdukten von Osram kombinieren. Beide Unternehmen sind Zulieferer für die Autoindustrie und können nun ihre Angebote gemeinsam weiterentwickeln. Am härtesten wurde die Übernahme von den Arbeitnehmervertretern und den Gewerkschaften bekämpft. Dass die AMSZusage, in den nächsten drei Jahren keine fusionsbedingten Kündigungen vorzunehmen, reicht, um die Gemüter zu beruhigen, darf daher bezweifelt werden. Die deutsche Metallergewerkschaft fordert, dass die Osram-Standorte mitsamt

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ihren Arbeitsplätzen nachhaltig gesichert werden. Der Osram-Vorstand hatte jedoch bereits vor dem Übernahmepoker angekündigt, 800 der über 27.000 Osram-Beschäftigten entlassen zu müssen. Ob der Kündigungsstopp auch für die 800 Betroffenen gilt, ist offen. Schließlich wurden diese ja bereits vor der Fusion beschlossen. Vor allem die Digitalsparte von Osram dürfte für AMS nur mäßig interessant sein. Dabei handelt es sich um eher schwache Einzelfirmen, die Beleuchtungen für Showbühnen, Fassaden und Glashäuser anbieten.

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Wirtschaft

Top 10 Steuerspar-Tipps zum Jahresende In guter Tradition von Weihnachten und Silvester stehen unsere Steuertipps. Hier also ein paar Vorschläge, wie Sie noch heuer profitieren können. Alexander Hofer

Tipp 1: Tätigen Sie Investitionen noch im alten Jahr Wirtschaftsgüter, die bis zum 31.12.2019 in Betrieb genommen werden, berechtigen zu einer Halbjahresabschreibung. Mit der Bezahlung können Sie sich aber bis zum nächsten Jahr Zeit lassen. Investitionen mit Anschaffungskosten bis € 400 (exklusive USt. bei Vorsteuerabzug) können sofort als geringwertige Wirtschaftsgüter abgesetzt werden. Ab dem 1.1.2020 beträgt die maßgebliche Anschaffungskostengrenze € 800. Überlegen Sie daher im Einzelfall, ob sich eine Verschiebung der Anschaffung ins Jahr 2020 steuerlich vorteilhaft auswirkt. Um den investitionsbedingten Gewinnfreibetrag optimal zu nutzen, sollte noch vor Ablauf des Jahres auf Basis des zu erwartenden steuerlichen Gewinns 2019 der über den Grundfreibetrag (€ 3.900) hinausgehende Gewinnfreibetrag ermittelt und entsprechend investiert werden – gegebenenfalls in Wertpapiere. Die Wertpapiere müssen bis zum 31.12.2019 auf Ihrem Depot liegen. Bilanzierer haben durch Zuordnung von Aufwendungen und Erträgen einen gewissen Gestaltungsspielraum bei der Gewinnermittlung 2019. Bei der Bewertung von unfertigen Arbeiten und Erzeugnissen unterbleibt der Ansatz des Gewinns. Einnahmen-Ausgaben-Rechner können ihren Gewinn durch Vorziehen von Ausgaben und Verschieben von Einnahmen steuern. Dabei ist allerdings zu beachten, dass regelmäßig wiederkehrende Einnahmen und Ausgaben, die 15 Tage vor oder nach dem Jahresende bezahlt werden, steuerlich jenem Jahr zuzurechnen sind, zu dem 34 /// FAZIT JÄNNER 2020

sie wirtschaftlich gehören. Wie aber wäre es, wenn Sie z. B. die gesamte Miete für das nächste Jahr noch heuer überweisen? Sollten Sie so etwas bereits im vergangenen Jahr getan haben, dann müssen Sie heuer noch überlegen, ob Sie nicht erneut diese Vorauszahlung leisten, um zu vermeiden, dass Sie der Steuereffekt einholt.

Tipp 2: Überlegen Sie, ob Sie auf die Steuerbefreiung für Kleinunternehmer verzichten Unternehmer mit einem Jahres-Nettoumsatz von bis zu € 35.000 (ab 2020) sind umsatzsteuerlich Kleinunternehmer und damit von der Umsatzsteuer befreit. Je nach anzuwendendem Umsatzsteuersatz entspricht dies ab nächstem Jahr einem Umsatz inkl. Umsatzsteuer von € 38.500 (bei nur 10%-igen Umsätzen, wie z. B. Wohnungsvermietung) bis € 42.000 (bei nur 20%-igen Umsätzen). Bei der Berechnung der Kleinunternehmergrenze ausgenommen sind bestimmte steuerfreie Umsätze wie z. B. die aus ärztlicher Tätigkeit oder als Aufsichtsrat. Bei Inanspruchnahme der Kleinunternehmerregelung darf keine Umsatzsteuer in Rechnung gestellt werden. Überdies geht der Vorsteuerabzug für alle mit den Umsätzen zusammenhängenden Ausgaben verloren. In vielen Fällen kann es durchaus sinnvoll sein, auf diese Steuerbefreiung zu verzichten, um dadurch in den Genuss des Vorsteuerabzugs für die mit den Umsätzen zusammenhängenden Ausgaben (z. B. Investitionen) zu kommen. Bedenken Sie aber: Der Verzicht bindet Sie für 5 Jahre! Achtung: 2019 gilt noch die Umsatzgrenze von € 30.000 (€ 33.000/€ 36.000), die Sie einmal in 5 Jahren um bis zu 15 % überschreiten dürfen, ohne die Umsatz-

steuerbefreiung zu verlieren. Achten Sie daher auf die Höhe Ihrer bislang im Jahr 2019 erzielten Umsätze! Tipp 3: Beantragen Sie eine GSVG-Befreiung für „Kleinstunternehmer“ bis 31.12.2019 Gewerbetreibende und (Zahn-)Ärzte können unter bestimmten Voraussetzungen bis spätestens 31.12.2019 rückwirkend für das laufende Jahr die Befreiung von der Kranken- und Pensionsversicherung nach GSVG (Ärzte nur Pensionsversicherung) beantragen, wenn die relevanten steuerpflichtigen Einkünfte 2019 maximal € 5.361,72 und der Jahresumsatz 2019 maximal € 30.000 aus sämtlichen unternehmerischen Tätigkeiten betragen werden.

Tipp 4: Vorsteuerabzug für Elektro-Fahrräder und Sachbezug Der Vorsteuerabzug für E-Fahrräder steht erst ab 1.1.2020 zu, weshalb eine Anschaffung nicht durch das Christkind, sondern erst durch die Heiligen Drei Könige zu erwägen ist. Demgegenüber steht der Nachteil des Verlusts der Abschreibung im Jahr 2019. Ebenfalls erwähnenswert: Dienstnehmer, denen ein E-Fahrrad für (auch) private Nutzung zur Verfügung gestellt wird, haben keinen Sachbezug zu versteuern.

Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer

Tipp 5: Nutzen Sie das Jahressechstel optimal aus Gelangen neben den regelmäßigen Mo-

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Steuertipps für Unternehmer


Wirtschaft

Steuertipps von den Experten: Alexander Hofer, Nadja Hubmann und Helmut Leitinger

natsbezügen noch andere Bezüge wie z. B. Überstundenvergütungen zur Auszahlung oder Sachbezüge nur zwölf Mal jährlich zur Verrechnung, wird das begünstigt besteuerte Jahressechstel durch Urlaubsund Weihnachtsgeld nicht optimal ausgenutzt. In Höhe des offenen Jahressechstels kann eine Prämie ausbezahlt werden, die im besten Fall mit nur 6 % versteuert wird!

Tipp 6: Zukunftssicherung für Dienstnehmer bis € 300 steuerfrei Die Bezahlung von Prämien für Lebens-, Kranken- und Unfallversicherungen durch den Arbeitgeber für alle Arbeitnehmer oder bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern ist bis zu € 300 pro Jahr und Arbeitnehmer steuerfrei.

Tipp 7: Mitarbeitergeschenke Geschenke an Mitarbeiter sind innerhalb eines Freibetrages von € 186 jährlich lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei, wenn es sich um Sachzuwendungen handelt (z. B. Warengutscheine, Goldmünzen). Geldgeschenke sind immer steuerpflichtig. Zusätzlich sind Sachzuwendungen an Arbeitnehmer, die anlässlich eines Firmen- oder Dienstjubiläums gewährt werden, bis € 186 jährlich steuerfrei. Achtung: Wenn die Geschenke an Dienstnehmer über bloße Aufmerksamkeiten (z. B. Bücher, CDs, Blumen) hinausgehen, besteht Umsatzsteuerpflicht! Für die Teilnahme an Betriebsveranstaltungen (z. B. Betriebsausflug, Weihnachtsfeier) gibt es pro Arbeitnehmer und Jahr einen Steuerfreibetrag von € 365. Denken Sie bei Planung der betrieblichen Weihnachtsfeier daran, dass alle Betriebsveranstaltungen des ganzen Jahres zusam-

mengerechnet werden. Ein eventueller Mehrbetrag ist steuerpflichtiger Arbeitslohn.

Tipp 8: Arbeitnehmerveranlagung online erledigen Werbungskosten müssen bis zum 31.12.2019 bezahlt werden, damit sie heuer noch von der Steuer abgesetzt werden können. Achtung: Am 31.12.2019 endet die Frist für den Antrag auf Arbeitnehmerveranlagung 2014.

Allgemein

Tipp 9: Rückerstattung von Versicherungsbeiträgen sichern Wer im Jahr 2016 aufgrund einer Mehrfachversicherung (z. B. gleichzeitig zwei oder mehr Dienstverhältnisse oder unselbstständige und selbstständige Tätigkeiten) über die Höchstbeitragsgrundlage hinaus Kranken- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge geleistet hat, kann sich diese noch bis 31.12.2019 rückerstatten lassen. Systemkonform ist die Rückerstattung allerdings lohn- bzw. einkommensteuerpflichtig! Tipp 10: Steuer sparen durch Immobilieninvestition Egal aus welchen Einkünften sich Ihr (Gesamt-)Einkommen zusammensetzt, Sie können es durch eine Immobilienbeteiligung mittels sogenanntem Bauherrenmodell reduzieren und Steuern sparen. Nicht rückzahlbare Zuschüsse des Landes zum einen sowie die Abschreibung der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten auf nur 15 Jahre verteilt (statt 67 Jahre bei ei-

ner Anlegerwohnung) machen diese Form der Vermögensveranlagung für Besserverdiener sehr attraktiv. Tipp 11: Wertpapierverluste realisieren Für Gewinne aus Wertpapierverkäufen (Neuvermögen) fällt die Wertpapiergewinnsteuer von 27,5 % an. Verluste aus der Veräußerung entsprechender Kapitalanlagen können nicht nur mit dem Veräußerungsgewinnen, sondern auch mit Dividenden und Zinsen aus Anleihen (nicht jedoch mit z. B. Sparbuchzinsen) ausgeglichen werden. Wenn Sie bei verschiedenen Banken Wertpapierdepots oder ein gemeinsames Depot mit Ihrem Ehepartner haben, müssen Sie den Verlustausgleich im Rahmen Ihrer Steuererklärung auf Basis der von den Banken ausgestellten Bescheinigungen geltend machen. Wertpapierverluste realisiert? Beschließen Sie noch heuer eine Gewinnausschüttung aus „Ihrer“ GmbH und sparen Sie die Kapitalertragsteuer.

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Employer Branding stärken durch gesunde und motivierte Mitarbeiter Teil 3 – Betriebliches Vereinbarkeitsmanagement Berufs- und Privatleben – gefördertes „Audit berufundfamilie“ Mag.a Claudia Schenner-Klivinyi etriebliches Vereinbarkeitsmanagement ist eine nachhaltige, ganzheitliche und lebensphasenorientierte Personalstrategie zur Verbesserung der unternehmerischen Rahmenbedingungen für eine leichtere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben für Mitarbeiter in allen Lebensphasen. Es führt zur Verbesserung von Arbeitszufriedenheit, Gesundheit sowie Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Mit Vereinbarkeitsmaßnahmen und -auszeichnungen sprechen Arbeitgeber eine breite Personengruppe als künftige Mitarbeiter an bzw. halten bestehende Mitarbeiter langfristig im Unternehmen und wirken so dem Fachkräftemangel entgegen. Im Rahmen einer nachhaltigen Personalstrategie werden durch betriebliche Maßnahmen zu Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben die Belastungen der Mitarbeiter reduziert. Das gilt für Einzelpersonen – bspw. Lehrlinge, die ihre Hobbys mit der Tätigkeit vereinbaren wollen, Mitarbeiter, die Auszeiten für eine längere Reisen nutzen möchten – bis hin zu Paaren, Familien mit (Klein-)Kinderbetreuung oder Mitarbeiter mit zu pflegenden Angehörigen. Ein ganzheitlicher Ansatz zur

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Mag.a Claudia Schenner-Klivinyi Einführung und Verbesserung eines betrieblichen Vereinbarkeitsmanagement, ist das „Audit berufundfamilie“. Das ist ein seit vielen Jahren bestehendes Vereinbarkeitsprogramm des Familienministeriums, dessen Einführung und laufende Verbesserung durch Prozessbegleiter mit den Unternehmen durchgeführt wird. Beim „Audit berufundfamilie“ werden unter Partizipation der Mitarbeiter die Verhältnisse im Unternehmen in zehn Handlungsfeldern analysiert: Arbeitszeit, Arbeitsorganisation, Arbeitsort, Informationsund Kommunikationspolitik, Führungskultur, Personalentwicklung, Entgelt und geld-

werte Leistungen, Service für Familien, Elternschaft / Karenz / Berufsrückkehr sowie gesundheitsfördernde Maßnahmen. Die Leitidee dahinter ist, dass die Mitarbeiter die Experten sind und selbst am besten wissen, was verbessert werden könnte. Die Mitarbeiter und Führungskräfte erheben in einem Workshop die derzeitigen Ressourcen des Unternehmens. Weiters werden Belastungen auf Vereinbarkeit analysiert und von den Mitarbeitern Lösungsideen dazu erarbeitet. Die Ressourcen und Lösungsideen werden der Geschäftsführung unter weiteren Empfehlungen der Auditorin bzw. des Auditors präsentiert. Die Geschäftsführung entscheidet, welche Lösungsideen umgesetzt werden. Daraus wird ein Vereinbarkeitskonzept für die nächsten drei Jahre erarbeitet sowie das Vereinbarkeitsmanagement im Unternehmen verankert. In der externen Begutachtung erfolgt die Überprüfung des „Audits berufundfamilie“. Im Anschluss daran wird das Gütezeichen „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ durch die Familienministerin im feierlichen Rahmen verliehen. Das „Audit berufundfamilie“ wird intern durch umgesetzte

Vereinbarkeitsmaßnahmen als auch extern durch das staatliche Gütezeichen „Familienfreundlicher Arbeitgeber“, z. B. am Arbeitsmarkt und bei Kunden, wirksam. Dadurch verbessert sich die betriebliche Vereinbarkeit wie auch die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber bzw. Employer Branding. Dies wirkt sich positiv auf den Unternehmenserfolg aus. Die Durchführung des „Audits berufundfamilie“ wird für alle Unternehmensgrößen durch die Familienministerin gefördert und ist in allen Branchen sowie Unternehmensgrößen sehr gut einsetzbar.

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Mag.a Claudia Schenner-Klivinyi Beratung, Training, Coaching, Mediation, Moderation, Vorträge, Auditorin Audit Beruf und Familie, Personal, Nachhaltigkeit, Gesundheit, Vereinbarkeit, Diversität, Employer Branding Inhaberin Heimweg 12a 8073 Seiersberg-Pirka +43 650 7005109 schenner-klivinyi@sinnwin.at www.sinnwin.at

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In einer Sondersitzung der steirischen Landespersonalvertretung wurde deren 50-jähriges Bestehen mit LH Hermann Schützenhöfer und LR Christopher Drexler gefeiert.

Personen, die sich im toten Winkel neben dem Lkw befinden, werden durch den Abbiegeassistent-Monitor sichtbar.

SPAR setzt 50 Jahre Personal- Zeichen für mehr vertretung im Verkehrssicherheit Einer Sondersitzung der steirischen Landespersonalvertretung im November lag ein besonderer Anlass zugrunde: vor genau 50 Jahren wurde erstmals eine Personalvertretung gewählt.

Foto: steiermark.at / Streibl

L

andesobmann Günther Lippitsch begrüßte die zahlreichen Gäste: „Wenn auch nicht in Form großer Festakte, so sollten derartige Jubiläen doch auch genutzt werden, um eines in Erinnerung zu rufen und bewusst zu machen: Es war ein langer Weg zu vielem, das heute im Landesdienst Standard ist und mitunter als selbstverständlich erscheint.“ Lippitsch erinnerte daran, dass die Geschichte der Rahmenbedingungen im Landesdienst untrennbar auch mit der Geschichte der Personalvertretung verknüpft ist. Erst 1969 erhielt die Personalvertretung ein Statut, bis dahin gab es lediglich sogenannte Personalausschüsse basierend auf einem Erlass des Bundeskanzleramtes aus dem Jahr 1946. Auf Grundlage des Personalvertretungsstatutes 1969 fanden im November desselben Jahres die ersten demokratischen Wahlen statt. Eine gesetzliche Verankerung dieses Statutes erfolgte mit dem Landespersonalvertre-

tungsgesetz, das vor 30 Jahren – somit ein weiteres Jubiläum – am 7. November 1989 beschlossen wurde. Ausdruck steirischer Sozialpartnerschaft Dass neben Personalchef Bernhard Langmann als Ehrengäste LH Hermann Schützenhöfer und Personallandesrat Christopher Drexler begrüßt werden konnten, ist Ausdruck der steirischen Sozialpartnerschaft und – trotz naturgemäß unterschiedlicher Zugänge zu so manchem Thema- der gegenseitigen Wertschätzung. Schützenhöfer, oberster Dienstgeber der Landesbediensteten, und Personallandesrat Christopher Drexler betonten in ihren Grußadressen – gespickt mit der einen oder anderen Anekdote - das gute und wertschätzende Miteinander über die Jahre hinweg. Gerade das sei auch die Voraussetzung, um trotz „härtester Bandagen“ in Verhandlungen tragbare Ergebnisse zu erzielen.

Ab dem Jahr 2024 wird der Abbiege-Assistent in Lkw Pflicht. Er soll Unfällen beim Abbiegen vorbeugen, wenn sich Radfahrer oder Fußgänger im toten Winkel befinden. Bei SPAR in der Steiermark sind die ersten sechs Lkw mit dem Sicherheitssystem unterwegs und haben sich bewährt.

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esonders im Stadtverkehr kommt es beim Rechtsabbiegen zu gefährlichen Situationen, wenn Radfahrer neben dem Lkw zu stehen kommen oder geradeaus fahren möchten. Mit den herkömmlichen Spiegeln sehe ich sie nicht immer“, berichtet Rudolf Frieß, SPAR-Lkw-Fahrer aus seiner täglichen Arbeit. Um gefährlichen Situationen vorzubeugen, stattet SPAR seit dem Frühjahr alle neuen Lkw mit Abbiegeassistenten aus. Das System hat sich im Praxiseinsatz bewährt, so Frieß: „Über den kleinen Monitor kann ich den toten Winkel einsehen und es piepst, wenn sich jemand im Gefahrenbereich befindet.“ Mehr Sicherheit und Komfort Österreichweit sind bereits 35 SPAR-Lkw mit Abbiegeassistent im Einsatz. „Die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer und mehr Komfort für unsere Lkw-Fahrer ist uns diese In-

vestition von rund einer Million Euro wert. Aber auch das beste technische System kann die Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme im Straßenverkehr nicht ersetzen“, appelliert SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer zu mehr Vorsicht beim Vorbeifahren an Lkw. Die Erfahrungen der Lkw-Fahrer seit 2018 sind in die Entscheidung zur flächendeckenden Einführung eingeflossen. SPAR setzt auf ein bewährtes System mit Kamera und Monitor. Das System erkennt, wenn sich jemand neben dem Lkw befindet, und warnt den Fahrer durch ein akustisches Signal und zusätzlich durch eine farbliche Kennzeichnung am Monitor. Das System verfügt auch über einen Lenkwinkelsensor. Damit ist sichergestellt, dass sich das System beim Abbiegen ab einem gewissen Lenkwinkel selbstständig aktiviert, wenn der Fahrer beim Abbiegen das Setzen des Blinkers vergessen sollte. FAZIT JÄNNER 2020 /// 37

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Landesdienst


Zur Lage #100 In der hundersten Lage geht es um einen Erfahrungsbericht einer Studentin an der Universität Wien, über mangelhaftes Humorbewusstsein ganzer Bevölkerungsgruppen sowie über aktuelle Entwicklungen in der Sprachgesetzgebung.

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etztens bin ich auf Twitter, dieser internetten Schlangengrube rechter Unmenschlichkeit wie linken Humanismusses, leider wieder einmal eines Shitstörmchens gewahr geworden. Die sehr verehrenswerte Anna Schneider, Journalistin und derzeit in Berlin für das europäisch-neoliberale Zentralorgan »NZZ« tätig, hatte im Magazin »Addendum« unter dem Titel »Wir sind alle Opfer hier« einen Bericht über ihre Erfahrungen mit einem Semester »Gender Studies« an der Universität Wien verfasst. Jetzt ist Addendum zwar nur, neben der NZZ, eine andere Schreibstube der Hölle, wird das doch von der von – Triggerwarnung, es folgt der Name eines Selfmademilliardärs – Dietrich Mateschitz initiierten »Quo Vadis Veritas Redaktionsgruppe« herausgegeben, dennoch mussten offenbar viel zu viele dem Wahren und Guten verpflichtete Twitteraner diesen Text durch eine ungerechte Fügung des Schicksals gelesen haben. Jedenfalls wurde ihr – mir sehr sachlich und beinahe trocken erschienener – Text über dieses Studium von vielen dieser rechtschaffenen Seelen als »Verhöhnung« der wesentlichen und uns alle irgendwann einmal retten werdenden Wissenschaftsgattung »Gender-Irgendwas« missverstanden. Ironiefremd wie diese Damenschaften sind, wurde in zahlreichen Tweets über

Über die moralische Größe, andere Menschen als Abfall bezeichnen zu dürfen, werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr verfügen.

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Von Christian Klepej Anna Schneider hergefallen und ihr – jetzt von mir sehr grob zusammengefasst – wissenschaftsfeindliche Umtriebe vorgeworfen. Indirekt – natürlich indirekt, wo das Gute zuhause ist, braucht man nicht mit seinem Namen dafür einstehen – wurde sie – und alle anderen wenigstens ab und zu unlinkes Gedankengut Denkende gleich mit dazu – als »Abfall« bezeichnet. Ganz kann ich das nicht verstehen. Nicht das mit dem Abfall, über die moralische Größe, andere Menschen als Abfall bezeichnen zu dürfen, werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr verfügen, mir gehts um diese Humorfreiheit und damit so geringe Selbstsicherheit im Umgang mit dem eigenen Umgang. Gibt es doch im breiten Feld des Humors nur wenig, über das man sich so vortrefflich lustig machen kann, wie eben über das ganze »Gender-Irgendwas«. Natürlich gehört auch eine Grundportion Sympathie dazu, ich mach ja auch sehr gerne Kärntnerwitze und mir ist Kärnten ungeheim lieb. Kärntnerwitze darf ich im Übrigen nicht nur deswegen machen, weil mein Vater wie mein Schwiegervater Kärntner sind, nein, auch ein »echter Nichtkärntner«, also etwa ein Same kann, darf und muss Kärntnerwitze nicht nur anhören, sondern kann, darf und muss solche auch machen dürfen. Wobei, bei den Samen, das waren früher ja die Lappen bei uns, die irgendwann im Zuge höherer sprachlicher Gerechtigkeit zu den Samen wurden, muss ich ja in letzter Konsequenz immer an den Stecken denken, den man mit einem Bettler getauscht hat. Womit ich jetzt als echter Nichtsame voller Respekt und Hochachtung einen Witz über diese wunderbare Volksgruppe im hohen Norden unseres Kontinents gemacht hab. Zu Demonstrationszwecken. Dass man Gender-Studies ein bisschen vorführen, ein klein wenig witzelnd betrachten kann, hat dieser Tage die Universität Wien unter Beweis gestellt. Die haben den siebenundzupftigsten Leitfaden zur geschlechterinklusiven Sprache vorgestellt und damit ein Kleinod humoresker Textierung geschaffen. Durch den – ich möchte es als »sprachliche Volte« bezeichnen – vollkommenen Verzicht auf »Herr« und »Frau« in der Anrede eines Briefes zum Beispiel, wird respektiert, dass »manche Menschen weder weiblich noch männ-

lich sind«. Die paar Menschen, die heutzutage noch weiblich oder männlich sind, werden mit dieser Ausblendung sicher gut leben können. Einen Höhepunkt dieser einmaligen Scherziade stellen dann die direkten Anreden dar. So darf man, will man denn den hohen wienerisch-universitären Ansprüchen an die neue und bessere Welt gerecht werden, in Hinkunft nämlich nur mehr »Lieb* Christian« oder – wenn man sich nicht so vertraut ist – »Sehr geehrt* Christian Klepej« schreiben. Wen oder was die Uni mit der Anrede »Lieb** Student**« anzureden im Begriffe sein will, da muss ich gestehen, das übersteigt meinen im Grunde sehr überschaubaren Intellekt. Da muss ich endgültig passen. Es könnte sich vielleicht um eine Gruppe mehrerer – und damit selbstverständlich auch weder weiblicher noch männlicher – Studenten handeln. Wie auch immer, möchte ich jetzt natürlich die Uni ausgezeichnet wissen; ich habe mich extra einem Selbstversuch unterzogen und deren Sprachvorschriften sowie zusätzlich den »Leitfaden geschlechtergerechtes Formulieren und geschlechtersensibler Kommunikation« (sic!) der Akademie der bildenden Künste Wien auch unter Einfluß der legalen Droge Alkohol konsumiert und kann Ihnen garantieren: Das meint keiner ernst! Also will ich dieser Einrichtung der gerechten Weisheit den Ironienobelpreis, die »Goldene Banane am Klebeband«, überreichen. Leider wird die Uni nie davon erfahren. Hält deren Frauenförderungs- und Gleichstellungsplan doch im Paragraphen 2 unmissverständlich fest, dass »auf dem Gelände der Universität Wien weder von der Universität selbst noch durch Dritte Materialien angebracht oder verteilt werden dürfen, die den Grundsätzen der Antidiskriminierung und Gleichstellung widersprechen oder diskriminierende Rollenstereotype verwenden«. Und da wir im Fazit mit der deutschen Sprache auszukommen versuchen, und auf Unterstriche wie Sterne verzichten, wird das wohl nix werden und die Student** und leider auch alle Prof** werden das gar nie nicht lesen können. Was ein Verlust! Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben, ob weiblich, männlich oder sonstwie, ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das Neue Jahr. Bleiben Sie mir gewogen. n


Essay von Peter Sichrovsky

Die Diktatur des Mittelmaßes Über Macht und Verhinderung er Maler Neo Rauch, dessen Werke am internationalen Kunstmarkt Preise von mehreren Millionen Euro erreichen und von dem selbst Brat Pitt ein Bild gekauft hatte, reagierte auf die wiederholten Versuche, ihn als »Rechten Maler« zu denunzieren, und damit auf dem Kunstmarkt einen Boykott seiner Ausstellungen zu erreichen, mit seiner ganz persönlichen Ausdrucksweise und schickte der Wochenzeitung »Die Zeit« ein selbst gemaltes Bild. Darauf ist ein Mann erkennbar mit reduziertem Backenbart, rasierter Oberlippe, Hemd und ärmelloser Weste, der mit nacktem Hintern auf einem Nachttopf sitzt und mit der Bräune seines Stuhlgangs einzelne, nicht leicht erkennbare Figuren malt, außer einer einzigen, die offensichtlich den Arm zum »Heil Hitler Gruß« hebt. Der mit eher plakativen, manchmal an den sozialistischen Realismus erinnernden Bildern, die man in allen namhaften Museen der Welt findet, bekannt gewordene Maler ergriff das Mittel der Karikatur, um sich gegen diese Vorwürfe zu wehren – und es gelang ihm besser und überzeugender als alle bisherigen Verteidigungsreden. Der Maler wehrte sich mit einem Bild – das er »Die Anbräuner« nannte – mit seinen eigenen Mitteln der Kommunikation und blamierte und verhöhnte seine Gegner. Sein Talent bot ihm die Möglichkeit, auf die absurden Angriffe entsprechend zu reagieren. Die meisten haben allerdings weder das Talent, noch die Öffentlichkeit eines Neo Rauch, um sich zu wehren. Die Debatte, wer »rechts« sei, dominiert mehr und mehr den intellektuellen Diskurs. Dabei geht es nicht mehr nur um politische Ansichten. In der Kunst- und Literaturkritik hat die stilistische Bewertung und nicht nur der Inhalt eines Bildes, einer Statue oder eines literarischen Werkes das Niveau einer politischen Platzierung erreicht. In der Malerei zum Beispiel geht es auch um bestimmte Maltechniken, um die Darstellung von Männern, sogar Gesichtsfarben und Größe der Nasen, in der Kritiker ein verdächtiges »Rechtsdenken« entdecken.

Vertreibung aus dem Kulturbetrieb Die Abschiebung der Künstler, Intellektuellen, Schriftsteller, Wissenschaftler und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in den Graubereich der Rechten bedeutet sofortige Isolierung im Kunst- und Kulturbetrieb und auf den akademischen Bühnen. Künstler, Wissenschaftler und Vortragende werden von Ausstellungen und Veranstaltungen ausgeladen, Bücher von verdächtigen Autoren in Buchhandlungen aus dem Sortiment entfernt, und als Preisträger der oft lukrativen Kulturpreise kommen sie überhaupt nicht in Frage. Eine selbsternannte Moralpolizei, die weit in den Alltag der gesellschaftlichen Prozesse eingreift, wie auch in die Programmgestaltung der Museen und Theater, Universitäten und privaten Organisationen bestimmt mehr und mehr die Enge oder Weite der Akzeptanz, die Kriterien sind fließend und können praktisch täglich neu definiert werden. Vor ein paar Monaten wurde ein Künstler von der »Leipziger Jahresausstellung« ausgeladen, weil er gewisse Sympathien für die AfD äußerte. Es kann das Gesamtwerk sein, aber auch nur Inhalt, Stil und Technik eines einzelnen Werkes, und es kann eine politische Positionierung des Werk-Schaffenden sein; als ob sein ganzes Leben genauestens untersucht werde, ob sich nicht irgendwo versteckt »rechte Reste« entdecken lassen, um ihn auszugrenzen. Was ursprünglich als Debatte zwischen linkem und konservativem Kunstverständnis begann, der akademischen Diskussion über wissenschaftliche Interpretationen und Theorien und sicherlich eine gewisse Berechtigung hatte, um Sexismus, Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus in Kunst und Wissenschaft zu entdecken und zur Diskussion zu stellen, veränderte sich nicht von der konservativen in eine moderne Interpretation, sondern scheint in einer kleinbürgerlichen Spießigkeit zu ersticken. Wenn Linke heute aufmarschieren und versuchen, »rechtes Gedankengut« aus Universitäten und dem Kulturbetrieben zu entfernen, agieren sie wie eine Direktorin eines Mädcheninternats, die am Eingang steht und die Länge der Röcke der Mädchen kontrolliert. Es gibt diese neu entdecke Anständigkeit, die situationsbezogen jedes Mal neu definiert

Peter Sichrovsky über den immer öfter unter linkem Diktat stehenden Diskurs im Kunst- und Kulturbetrieb und an den Universitäten.

Foto: Keith Claunch

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Mag. Peter Sichrovsky, geboren 1947 in Wien, ist Journalist, Schriftsteller, Manager und ehemaliger Politiker. Er hat Pharmazie und Chemie an der Universität Wien studiert und arbeitete in der Pharmaindustrie. Danach war er als Journalist für Profil, Spiegel und die Süddeutsche Zeitung tätig. 1988 gehörte er zum Gründungsteam des Standard. 1996 bis 2004 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. 2006 bis 2016 war er im internationalen Management als CEO eines Energiekonzerns in Singapur und Manila tätig. FAZIT JÄNNER 2020 /// 39


Die Diktatur des Mittelmaßes

Denn nichts ist anstrengender als die intelligente Formulierung einer gegensätzlichen Meinung.

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wird und auch nicht verteidigt werden muss. Es liegt dann am Betroffenen sich zu erklären, der wie Josef K. im Roman »Der Prozess« oft monatelang versucht dagegen anzukämpfen und mit mehr und mehr Erklärungen nur tiefer und tiefer in den rechten Sumpf eintaucht. Die Einfalt der intellektuellen Auseinandersetzung in den Bereichen Kultur, Kunst, Wissenschaft und Religion entzieht sich immer mehr den traditionellen politischen Kriterien von »links« und »rechts«. Es ist der altmodische und angeblich in der Demokratie längst obsolete Begriff der Toleranz, der verloren geht. Für neue Kleinbürger, die scheinbar direkt aus dem Biedermeier kommen, geht es um die Verhinderung von Irritationen, störenden Gedanken, aus-der-Reihe-fallenden Wortmeldungen, »falsche« politische Positionen. Letzendes geht es um die banale Methode der Zensur, als Mittel des Verbots, des Verhindern, das in Demokratien überwunden sein sollte. Der österreichische Philosoph Konrad Liessmann hat es besonders treffend formuliert, als er in einer Fernsehdiskussion sagte, es gäbe kaum ein größeres Machtgefühl als Jemandem das Wort zu entziehen. Er demaskierte mit einem einzigen Satz die tatsächlichen Motive der »Verhinderer« – das Ausüben von Macht –, als meist »Machtlose« gegenüber einer Autorität, das den intellektuellen Diskurs ersetzt und die Gesellschaft damit in die Zeiten der Diktatur zurück versetzt. Denn nichts ist anstrengender als die intelligente Formulierung einer gegensätzlichen Meinung. Dabei geht es nicht um Überzeugung, und nicht darum, dass der »Gegner« auch seine Meinung ändert. Überzeugen ist bereits eine Kampfmethode, auch wenn dieser Begriff so harmlos klingt, endet er doch mit der Aufgabe der Meinung einer der beiden Seiten und der Übernahme der Meinung der Gegenseite. Es geht also nicht um Überreden, Überzeugen, um den Sieg in einer Debatte. Es geht um die Kunst der Rhetorik, der Formulierung, um den logischen Aufbaus eines Arguments, um das im richtigen Moment verfügbare Wissen hinter einem Argument; eine Fähigkeit und Begabung, die den meisten »Verhinderern« fehlt. Gleichzeitig ist das intellektuelle Erfassen des Denkens, der Logik und der Argumentation der Gegenseite notwendig. Auch das ist ein mühsamer Prozess, den man sich beim »Verhindern« erspart. Nichts ist einfacher in einem Streit als den Gegner zu unterbrechen und nicht ausreden zu lassen. Es reduziert die Auseinandersetzung auf eine infantile, einseitige Ebene, vergleichbar mit einem Vater, der seinen Sohn ermahnt, er solle nicht so frech sein, ohne auf den Inhalt der Frechheit einzugehen. Autorität und damit Macht wird ausgespielt, im Verhältnis von Erwachsenen gegenüber Kindern wie eben auch in der Beziehung von »Verhinderer« und ihren Opfern. Der Protest der Empörgesellschaft auf Universitäten, das Geschrei, Gebrülle, der Sitzstreik und die Beleidigungen mit dem Ziel, eine Veranstaltung, eine Rede oder einen Vortrag zu verhindern, zerrt das Geschehen aus dem Erwachsenenalter in den Kindergarten zurück. Die protestierenden Studenten gleichen plärrenden Kindern im alternativen Kindergarten, wo die antiautoritären Onkeln und Tanten sich nicht mehr zu helfen wissen.Sie lassen es einfach geschehen und die schreienden Kinder setzen sich durch, es fehlt die Struktur und eine Ordnung, die ein Lernen oder ein gemeinsames Erlebnis zulassen würden. Die Verantwortlichen sind verunsichert und planlos. Ähnlich reagieren die Verwaltungen der Universitäten. Sie ziehen sich zurück, schweigen zu den Ereignissen und reagieren ängstlich mit nichtssagenden Allgemeinheiten und Ausflüchten, haben Angst konkret Stellung zu nehmen – wie die Erzieherinnen und Erzieher eines alternativen Kindergartens, die Angst vor den Kindern haben, die den Eltern von den autoritären Massnahmen der Verantwortlichen berichten würden. Verwaltungen der Universitäten befürchten, dass eine Verteidigung der Redefreiheit, die Kritik an den Demonstranten und der versuchten Verhinderung einer Veranstaltung als Sympathie mit den kritisierten Vortragenden interpretiert werden könnte. Weiters wurde in vielen Fällen die Einschränkung der Proteste ebenfalls als Einflussnahme auf die Meinungsfreiheit bewertet und so saß so manche Universitätsdirektion mit ihren Massnahmen oder ihrer Zurückhaltung zwischen den Stühlen. Die Toleranz sinkt Die Toleranz gegenüber anderen Meinungen sinkt, ist die Meinung vieler Verantwortlichen in den Universitäten. Dahinter stehe eine kleine radikale Minderheit – und eine schweigende Mehrheit. Das hat mittlerweile massive Auswirkungen auf die Debattenkultur an Universitäten, warnt zum Beispiel der Deutsche Hochschulverband (DHV). Der DHV fordert die Universitätsleitungen auf, sich nicht länger dem radikalen Meinungsdiktat zu beugen. Laut Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, verändere sich das Klima an Hochschulen. »Im Namen der Political Correctness erfolgt


Essay von Peter Sichrovsky

zunehmend ein Angriff auf das Wesen der Universität: auf die Freiheit des Forschens, Denkens und Debattierens«, sagte Kempen gegenüber der Tageszeitung die WELT. Eine Minderheit versuche, ihnen unsympathische Ansichten nicht argumentativ zu widerlegen, sondern zu unterdrücken, mit Drohungen, Shitstorms, Blockaden und manchmal physischer Gewalt. Und jener Teil der Studenten, der sich an den Protesten nicht beteiligt und auch andere Meinungen hat, ist zu feige, sich gegen den Terror dieser Minderheiten zu stellen. Damit entstehe ein Bild, das den Ansichten der lautstarken Minderheiten einen extrem großen Raum biete. Seit Monaten beklagt der DHV die massive Verengung der Debattenkultur an Universitäten und Hochschulen durch Meinungsdiktate. Es wurden massenhaft Fälle von Professoren dokumentiert, die wegen randalierender Gruppen Forschungsprojekte abbrechen mussten; von Diskussionen, die nur unter Polizeischutz stattfinden konnten, oder von Referenten, die im Namen des Antifaschismus niedergebrüllt wurden. Als eine der ersten regionalen Regierungen Deutschlands hat die nordrhein-westfälische Landesregierung reagiert und einen Passus ins Hochschulgesetz des Landes eingefügt, der seit Beginn des Wintersemesters gilt. Dieser sieht Ordnungsmaßnahmen bis zur Exmatrikulation vor, wenn jemand die Meinungs- oder Redefreiheit an Hochschulen einschränkt. Dass das Problem des Meinungsdiktates – fast ausschließlich von linker bis linksextremistischer Seite betrieben – damit beseitigt werden kann, scheint allerdings zweifelhaft. Nicht wenige Denkverbote sind mittlerweile durch einen linkspolitisch initiierten permanenten öffentlichen Druck erzeugt worden. Politiker der Grünen und anderer Linksparteien unterstützen die Aktivitäten radikaler Gruppen auf den Universitäten und holen damit die Boykottkultur in den Alltag. Er erreicht jetzt auch TV-Stationen, die Gäste aufgrund von Protesten wieder ausladen müssen, Festredner bei Veranstaltungen, die plötzlich nicht auftreten dürfen oder ehemalige Politiker, die man nicht aus ihren Büchern lesen läßt. Daher sind gesetzliche Massnahmen, die sich auf Universitäten beschränken, wenig erfolgversprechend. Dieses Verhalten hat vielleicht auf den Universitäten begonnen, ist jedoch inzwischen in den verschiedensten Bereichen des gesellschaftlichen Diskurs zu beobachten. Die geistige Gartenzaunbegrenzung der erlaubten Denkweisen, Darstellungen und verbalen Meldungen drängt eine moderne, demokratische Gesellschaft in die Zeiten Metternichs, wo die gerichtliche Verfolgung damals durch die gesellschaftliche Ächtung heute ersetzt wird. Es sind die intellektuellen Gartenzwerge in Kultur, Kunst und Wissenschaft, die in den intellektuellen Diskurs eingreifen und ihn zu einem banalen Einheitsbrei verändern wollen. Die Grenzen des »Erlaubten« werden täglich enger. Dadurch breitet sich eine Unsicherheit aus, die oft in vorauseilendem Gehorsam so manche interessante und widersprüchliche Veranstaltung schon lange vor dem befürchtetem Protest nicht stattfinden lassen. Das schlechte Gewissen der Nachkriegsgenerationen mit dem Generationsauftrag des »Nie Wieder« macht eine verklemmte Minderheit zu wiedergeborenen Widerstandskämpfern, die in der Fantasie leben, diesmal zu verhindern, was ihre Vorfahren nicht verhindern wollten und konnten. Lieblingswaffe ist dabei die Schrecksekunde des Nazivergleichs, der die Angreifer in die Position versetzt, mit einem Totschlagargument das Gegenüber außer Gefecht zu setzen. Konservative, Liberale, aber auch tolerante Linke sollten gemeinsam versuchen, diese Entwicklung zu stoppen. Zensur ist eine überlebenswichtige Methode einer Diktatur, in der Demokratie eingesetzt, schützt es nicht die Demokratie, sondern beschleunigt ihr Ende. n

Politiker der Grünen und anderer Linksparteien unterstützen die Aktivitäten radikaler Gruppen auf den Universitäten und holen damit die Boykottkultur in den Alltag.

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Birgit Fritz wurde am 5. April 1968 geboren, wuchs in Unterpremstätten auf und besuchte nach der Hauptschule die Handelsschule, um sogleich im Geschäft des Vaters, einer ehemaligen Konsum-Filiale, ihren Wunschberuf zu ergreifen. Seit mehr als 35 Jahren verkauft sie Reißverschlüsse, die sie seit mehr als 25 Jahren auch repariert.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Birgit Fritz Fotografiert von Heimo Binder

Potz Blitz Zipp-Fritz! Z

ipp-Fritz ist ein genialer Name für ein Reißverschlussgeschäft. So genial, dass man ihn erfinden müsste, gäbe es ihn nicht schon. Abgesehen von dem Umstand, dass da überhaupt ein Geschäft existiert, in dem es ausschließlich Reißverschlüsse gibt, ist es natürlich noch genialer, dass Birgit Fritz auch wirklich Fritz heißt. Obwohl Marketing überschätzt wird. Das Geschäft hieß vorher »Johann Fritz GesmbH Nachfolger KG« und hat ebenfalls funktioniert – wenn auch zunächst mit zusätzlichen Handelsvertretungen wie etwa für Marmelade. Johann Fritz war Birgits Vater. Er arbeitete für die weltberühmte, weil tatsächlich weltweit tätige, Solo-Zündholzfabrik Deutschlandsberg bis zu ihrer Liquidation im Jahr 1973. Nur wenige wissen, dass dort noch ein Nebenprodukt hergestellt wurde: Reißverschlüsse. Johann Fritz erkannte die Marktlücke und eröffnete sein Geschäft zunächst im ehemaligen Solo-Zünder-Lager am Lendplatz, später im Murfeld und ab 1983 in der Brockmanngasse/Ecke Klosterwiesgasse. »Ich wollte schon als Kind da arbeiten,« sagt Birgit Fritz und das hat sie auch getan. Auf den unzähligen kleinen braunen Kartons, in denen die Reißverschlüsse aufbewahrt werden, kleben heute noch die Papierschildchen, die sie als Jugendliche unter Zuhilfenahme großer alter Holzstempel mit je zwei Zahlen versehen hat: zum Beispiel 14 (für die Länge in Zentimeter) und 056 (Farbnummer für »flieder«). 1991 hat sie das Geschäft übernommen und zählt im Großhandel vor allem Händler und Schneider zu ihren Kunden. Aber nicht nur. Immer mehr Konsumenten erkennen nicht zuletzt

im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte, dass sich der ökologische Fußabdruck eines Gegenstands auch verringern läßt. Egal, ob Jacke, Hose, Schuh, Bettwäsche oder Zelt – oft sind es nur wenige Handgriffe, die ein nicht mehr funktionierendes Stück wieder benutzbar machen. Diese Handgriffe beherrscht Birgit Fritz beim Reißverschluss und bietet seit Mitte der 90er Jahre für Einzelkunden auch Reparaturen an: »Meistens liegt es am Schieber. Der kann brechen, er kann ganz fehlen oder ausgeleiert, das heißt geweitet sein. Auch wenn der Anfasser fehlt, wird am besten der ganze Schieber ausgetauscht.« Das dauert nur wenige Minuten, der Kunde kann in der Regel gleich darauf warten und es kostet gerade einmal ein paar Euro. Auch das Kürzen von Reißverschlüssen ist für Birgit »ZippFritz« kein Problem. Als Laie wird man schon beim Zuschauen nervös: Es muss der obere »Endteil«, eine Art winzige Metallklammer, entfernt werden, mit einer Spezialzange werden einige Zähne »gezogen«, durch das Aufsetzen des Reißverschlusses auf einen »Aufziehbügel« wird der Schieber »entsperrt«, damit wieder eingefädelt werden kann, und ein neues Endteil muss wieder gesetzt werden. Geschick, Werkzeuge, Ersatzteile und Mut vorausgesetzt – wer hat das schon alles? »Auch Zwei-Weg-Teilbarkeiten sind reparierbar«, ergänzt die Spezialistin noch, »dabei ersetzt ein zweiter Schieber die Teilbarkeit.« Wer jetzt noch immer ans Selbermachen denkt, wird von Birgit Fritz restlos entwaffnet: »Es gibt bestimmt hundert verschiedene Schieber.« n FAZIT JÄNNER 2020 /// 43


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

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erzeit herrscht große Aufregung in manchen österreichischen und deutschen Medien und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein und oft auch mehrere Analysen und Kommentare zum Thema »Krise der Sozialdemokratie« erscheinen. Journalisten und Gastkommentatoren wetteifern mit Kritik und Ratschlägen und in all den Texten klingt eine gewisse Verzweiflung über den Absturz der Sozialdemokratie. Die Parteien selbst üben sich als Reaktion auf kontinuierliche Wahlniederlagen meist in Selbstzerfleischung in Form von Wortmeldungen gegen die eigene Parteiführung, indem den Funktionären und Abgeordneten als Stimmen des »Mittelbaus« Versagen vorgeworfen und nach Ablöse gerufen wird, als könne der Austausch von Parteichefs die inhaltslosen Strategien ersetzen. Selten kommen kritische Stimmen über politische Positionierungen, wie zum Beispiel Sigmar Gabriel zuletzt in Deutschland meinte, Sozialdemokraten hätten durch das »Überhandnehmen von Themen wie Schwulenrechte, Gleichstellungsrech-

Demokratie ohne SPÖ

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te, Migration« die SPD als Arbeiterpartei geschwächt. Ein interessantes Statement, das mehr über seine Vorstellungen von »Arbeitern« aussagt als über sozialdemokratische Strategien. Teilt man das politische Spektrum in Links und Rechts, so hat der Absturz der Sozialdemokraten keine drastischen Verschiebungen ergeben. Die passierten schon viel früher, als die SPÖ einen Großteil der Arbeiter verlor, die sich der FPÖ zuwandten. Derzeit verlieren die geschwächten Sozialdemokraten jedoch an die Grünen und nicht an die Rechtsparteien, und es ist anzunehmen, dass diese verlorenen Wähler eher aus der Mittelschicht kommen. Die Arbeiter-SPÖ versäumte die Veränderung in eine Öko-SPÖ und die Wähler liefen ihr nicht davon, weil sie sich für Schwule und Emigranten einsetzen, sondern weil sie, schwerfällig und unbeweglich, auf gesellschaftliche Veränderungen nicht rechtzeitig reagieren. Dazu kommt eine fast schon absurde, demonstrativ aufgesetzte moralische Überlegenheit, die als Unterschied zu anderen Parteien angeboten wird. Wenn im letzten Wahlkampf die SPÖ immer wieder mit dem Begriff des »Anstands« argumentierte und sich als die einzig »anständige« Partei den Wählern anbot, so unterstellten sie im Sinne einer Missinterpretation der Demokratie den Wählern anderer Parteien eine gewisse »Unanständigkeit«, die natürlich die Wahlberechtigten nicht akzeptieren. Wer lässt sich schon vorwerfen, dass das »Kreuzerl« in der anonymen Wahlzelle einen Wähler zur »unanständigen« Person verändert, wenn es an der falschen Stelle gemacht wird. Dabei gibt es zu den aktuellen Themen wie Klimaveränderung und Umweltschutz interessante Überlappungen und Abhängigkeiten zu den Problemen der Arbeitnehmer, dem traditionellen Wählerpotenzial der Sozialdemokraten. Arbeitsplatzsicherung, Lebensstandard und Arbeitsbedingungen sind von den Maßnahmen für Klima- und Umweltschutz nicht zu trennen. Hier könnte eine neu aufgestellte Öko-SPÖ wertvolle Arbeit leisten und sich inhaltlich von den Grünen absetzen, die eine radikale

Position einnehmen und eher rücksichtslos eine Veränderung der Lebensweisen einfordern. Doch es passiert nicht, es fehlen den Sozialdemokraten die Funktionäre, die Fachleute, die Ideen und der Mut, sich neu zu positionieren. Statt nach neuen Programmen wird nach neuen Personen gesucht, die das Fehlen von Ideen mit Persönlichkeit überbrücken könnten. Doch so funktioniert Politik nicht, selbst wenn bei der einen oder anderen lokalen Wahl ein überzeugender Politiker erfolgreich ist. Es bleibt daher letzten Endes eine Entscheidung der Parteiführung, welche Rolle die Partei in einer demokratischen Gesellschaft übernehmen könnte. Schafft die Sozialdemokratie inhaltlich den Sprung ins 21. Jahrhundert nicht, wird sie trotz aller Verdienste in der Vergangenheit nicht mehr gewählt werden und andere Parteien übernehmen ihre Wähler – und das völlig zu Recht. Mit Erinnerungen lässt sich keine Zukunft gestalten und der Wert der Erfahrungen sind bestenfalls Argumente von Pensionisten, die mit dem Nichtstun des Ruhestandes nicht fertig werden. Es ist eine nicht wegzudiskutierende Tatsache, dass die Angst vor einem Klimakollaps soziale Themen in den Hintergrund gedrängt hat. Längere Urlaube, kürzere Arbeitszeit und selbst Lohnerhöhungen haben zwar ihre Wichtigkeit nicht verloren, lösen jedoch keine Angst und Panik aus wie die Bedrohungen einer falschen Klima- und Umweltpolitik. Wenn Sozialdemokraten für diese Themen keine für Arbeitnehmer spezifische und überzeugende Alternativen zu den Grünen anbieten, werden sie von der politischen Bühne verschwinden – und das wäre gar nicht so schlimm. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Kurz & News

Neuer Landesdirektor für Wiener Städtische Mit 1. Jänner 2020 übernimmt Michael Witsch (46) die Leitung der Landesdirektion Steiermark der Wiener Städtischen. Er folgt in dieser Funktion Sonja Steßl nach, die mit Jahresanfang ihre Vorstandsfunktion in Wien antreten wird. „Es macht mich stolz, dass es uns gelingt, derart zentrale Führungspositionen wie die Leitung der Landesdirektion Steiermark aus den eigenen Reihen zu besetzen. Michael Witsch bringt – aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im Versicherungsgeschäft sowie seiner Zielorientierung und Führungsqualitäten – die besten Voraussetzungen für die Funktion als neuer Landesdirektor mit“, erklärt Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung.

Fotos:: Thomas Luef, Margit Kundigraber, Elite Report, Jürgen Petzrilek

Pho You – neuer Vietnamese in Graz

Im ehemaligen Gallo d’Oro in der Grazer Münzgrabenstraße 36 eröffnete Mitte November das „Pho You“, ein Restaurant mit authentischer vietnamesischer Küche. Betreiber ist der gebürtige Vietnamese Gyn Peter Huang. Sein Fokus liegt auf viel Gemüse und Bio-Frische. Das Besondere am Pho You ist, dass hier völlig glutamatfrei gekocht wird. „Die vietnamesische Küche ist eine der gesündesten Küchen der Welt: Es wird so gut wie kein Fett, dafür sehr viel Gemüse verwendet“, erklärt Betreiber Gyn Peter Huang. „Dazu gibt es ein bisschen Fleisch und Fisch.“ Typische Speisen sind der traditionelle Reisnudelsuppentopf Pho, die Sommerrollen, Wok-Gerichte, Reisnudeln und Mango Pudding.

Hypo Vorarlberg unter Top-Vermögensverwaltern Das Fachmagazin Elite Report hat am 26. November in München die besten Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet. Schon zum neunten Mal in Folge gehört die Hypo Vorarlberg zu jener Elitegruppe an Häusern, die mit der Höchstnote „summa cum laude“ bedacht wurden. Unter den österreichischen Banken liegt sie damit auf dem hervorragenden zweiten Platz. Dieser Erfolg unterstreicht einmal mehr unsere Ausrichtung als Beraterbank“, freut sich Vorstand Johannes Hefel. Besonders erfreulich: Von den Mitbewerbern konnte allein die Schoellerbank eine etwas bessere Bewertung erzielen. Die anderen österreichischen Anbieter weisen bereits einen Respektabstand zur Hypo Vorarlberg auf.

Immo-Dienstag im Technopark Raaba

Bei der Veranstaltung ImmoDienstag am 19. November im Technopark Raaba boten die Referenten mit kompakten Fachvorträgen Wissenswertes zum Thema: „Großvolumiger Wohnbau – eine wirtschaftliche Herangehensweise.“ Damit Bauträger und Projektentwickler noch besser beurteilen können, was sie bauen sollen, stand der Bereich „Wirtschaftlichkeit“ im Fokus. Elisabeth Springler referierte zur „Gesamtökonomischen Betrachtung des Wohnungsmarkts“, Christina Ipser berichtete über „Lebenszykluskosten für zukunftsfähige Immobilien“ und Peter Scherer widmete sich „Kostenkomponenten im Bauwesen“. Die rund 120 Besucher fanden im anschließenden Get-together Gelegenheit für anregende Gespräche.

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Kurz & News

Fachleute engagiert fürs Grazer Klima Der neue Fachbeirat für Klimaschutz ist prominent besetzt: Vorsitzender ist der Rektor der TU Graz, Harald Kainz. Ihm zur Seite stehen Bernhard Puttinger vom Green Tech Cluster, Helmut Eichlseder vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik der TU Graz, Andrea Gössinger-Wieser vom Referat Energietechnik und Klimaschutz des Landes Steiermark, Karl Friedrich von der Montanuniversität Leoben, Florian Maringer vom Dachverband Erneuerbare Energie Österreich und Franz Maier vom Umweltdachverband. Die Experten sehen ihre Rolle als wichtigen Schritt, um Graz bei den Bemühungen zur Entwicklung einer energieeffizienten, ressourcenschonenden und emissionsarmen Stadt zu entwickeln.

Forschungspreise des Landes Steiermark Am 29. November verlieh LR Barbara Eibinger-Miedl im Weißen Saal der Grazer Burg die Forschungspreise des Landes Steiermark 2019. Sie sind mit je 12.000 Euro dotiert und werden für herausragende Leistungen vergeben. Der Erzherzog-Johann-Forschungspreis wurde an den steirischen Germanisten Thomas Antonic (Universität Wien) überreicht.

Defibrillatoren für Polizei-Fahrzeuge

Bei einem Unfall oder medizinischen Notfall ist die Polizei oft zuerst vor Ort. Um die Rettungskette so effektiv wie möglich zu gestalten, werden über ein vom Land Steiermark finanziertes und in Kooperation von Polizei und Rotem Kreuz umgesetztes Pilotprojekt im Bezirk Südoststeiermark Polizeidienstfahrzeuge mit Defibrillatoren ausgestattet. Insgesamt 13 „Defis“ werden auf die südoststeirischen Polizeidienstfahrzeuge verteilt, um bei Herzanfällen so rasch wie möglich professionelle Hilfe leisten zu können. Die Südoststeiermark wird damit neben der Stadt Graz der erste steirische Bezirk, in dem alle Polizeidienststellen über mit Defibrillatoren ausgestattete Fahrzeuge verfügen. 120 steirische Hightech-Unternehmen und 3.500 Schülerinnen und Schüler aus 80 Schulen: Die Fachkräfteinitiative „Take Tech“ der SFG ging heuer mit Rekordteilnahmezahlen ins elfte Jahr. Beim „Talente-Tag XXL“ am Flughafen Graz widmeten sich die Jugendlichen folgenden Fragen: Wie motiviert man Fachkräfte zur Karriere im eigenen Unternehmen? Die Antworten sind Anforderungen an heimische Unternehmen.

Sieger der NatursaftVielfalt vom Bauernhof

Die Landwirtschaftskammer hat die besten Natursäfte des Landes gekürt. Gleich drei Obstveredler erzielten einen DoppelLandessieg: Gertrude und Franz Schneeflock aus Thannhausen sind gleichzeitig Aufsteiger des Jahres. Wolfgang Lang aus St. Johann/H. hat sich mit seinem Doppelsieg in die Riege der Arrivierten katapultiert. Und auch die Saft-Pioniere Johanna und Alois Kaufmann erzielten einen Doppel-Landessieg. Solo-Landessiege gingen an Neue AMS-Führungskräfte Elisabeth und Werner Schneeflock aus Puch, Hermann Gangl Rochaden bei den Leitungsfunktionen von zwei Geschäftsstellen des Arbeitsmarktservice (AMS) aus Krumegg, Stefan WeissenSteiermark: Hartmut Kleindienst, der jetzige stv. Leiter der regionalen Geschäftsstelle Deutschbacher aus Wieden/Lindberg. landsberg, wird mit einstimmigem Beschluss des Landesdirektoriums ab dem 1. Jänner 2020 mit Weiters Franz Lampl-Küssner der Leitung der Geschäftsstelle Deutschlandsberg betraut. Er folgt Michaela Sahin nach, die sich in aus Straß, Andrea Pöltl aus Pölden Ruhestand verabschiedet. Ebenfalls mit einstimmigem Beschluss des Landesdirektoriums wurlau, Maria Semlitsch aus Klöch, de Günter Müller mit der Funktion des stv. Leiters in Hartberg betraut. Friederike Wurzer, die bisFranz Reindl aus Fehring und herige Stellvertreterin von RGS-Leiterin Margarete Hartinger, scheidet ebenso pensionsbedingt aus Gottfried Trummer aus Gnas. dem AMS aus. 46 /// FAZIT JÄNNER 2020

Fotos: Foto Fischer, LPD Makowecz, Frankl, LK / Danner

Take Tech und Talentetag XXL


Foto: Michael Schnabl

Kurz im Gespräch mit Karlheinz Winkler, Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband

Die Sieger (v.l.): Lisa Krapinger (Platz 2), Anna Reiss (Schülerwertung Platz 1), Simon Werba (Platz 1), Christoph Kovacic (Landesvorsitzender JW), Charlotte Ohonin (Platz 3), Bernd Liebminger (Landes-GF JW), Gabriel Gschaider (Platz 3)

Rasante Liftfahrt zum Erfolg

Innovative Ideen, die in nur 90 Sekunden begeistern – das war die Challenge, der sich beim „Elevator Pitch“ der Jungen Wirtschaft 21 Finalisten mit ihren Produkten und Dienstleistungen stellten. Beim großen Finale im Lift des Gastgebers, der Energie Steiermark, matchten sie sich am 19. November um Preisgelder in Höhe von insgesamt 10.000 Euro. Die Jury kürte schließlich Simon Werba mit „DigniSens“ zum Sieger.

Foto: Foto Fischer

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tellen Sie sich vor, Sie haben eine 90 Sekunden lange Liftfahrt Zeit, um Investoren von Ihrer Geschäftsidee zu überzeugen. Vor dieser Herausforderung standen die 21 Finalisten des diesjährigen Elevator Pitch. „Mit dem Elevator Pitch bieten wir jungen Menschen eine großartige Möglichkeit. Sie werden ermutigt, mit diesen Innovationen unsere Wirtschaft fit für die Zukunft zu machen“, erklärt Christoph Kovacic, Landesvorsitzender der JW Steiermark. „Ich freue mich ganz besonders, dass gleich zwei Frauen am Podium landeten“, ergänzte Gabriele Lechner, Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft. Rund 150 Gäste fieberten via Live-Übertragung direkt aus dem Lift mit. Die hochkarätige Jury, darunter Christoph Ludwig von der SFG, Steiermärkische-Vorstand Oliver Kröpfl und Bernhard Weber vom

Zentrum für Entrepreneurship, zeigte sich ebenso begeistert. Den Sieg und damit das Preisgeld in der Höhe von 5.000 Euro sicherte sich Simon Werba. Seine Idee „DigniSens“ widmet sich der Entwicklung eines IoT-Sensor-Devices, welches im Pflegebereich zum Einsatz kommt. Der zweite Platz ging an Lisa Krapinger mit „breathe ilo“, die sich über 2.000 Euro freute. Den dritten Platz teilten sich Gabriel Gschaider von „Freyzein“ und Charlotte Ohonin mit dem „3D-Brain-On-Chip“ – für ein Preisgeld von jeweils 1.000 Euro. „Mit ihrem Engagement sind Jungunternehmer die treibende Kraft der steirischen Wirtschaft“, zieht JW-GF Bernd Liebminger eine erfolgreiche Bilanz, „und wir bedanken uns bei unseren Partnern, der Energie Steiermark, der Kleinen Zeitung und der Steiermärkischen Sparkasse.“

Was möchte der steirische SWV mit seiner aktuellen Gesundheitsinitiative „xund bleiben“ für EPU und Kleinunternehmer erreichen? 61 Prozent der steirischen Unternehmer sind EPU, 14 Prozent haben einen Mitarbeiter angestellt und 16,5 Prozent sind kleine Unternehmen mit zwei bis fünf Mitarbeitern. Wir haben in der Steiermark also 91,5 Prozent Selbstständige, für die jeder Krankheitstag eine wirtschaftliche Belastung darstellt. Deshalb ist das Thema „Gesundheit“ gerade für EPU und Kleinunternehmen besonders wichtig. Welche Rolle spielt dabei Ihr soeben vorgestelltes Kochbuch „Arbeitsessen – Essen bei der Arbeit“? Dieses Buch soll dazu beitragen, bewusst auf die eigene Gesundheit zu schauen. Wie gesunde und abwechslungsreiche Ernährung in den eigenen stressigen Arbeitsalltag integriert werden kann, dabei soll dieses Buch Kleingewerbetreibende unterstützen – mit einer großen Auswahl an einfachen und gesunden Rezepten und vielen praktischen Tipps. Was sind Ihre zentralen Programmpunkte und Ziele für die anstehenden Wirtschaftskammerwahlen? Die 46.059 EPU und die 26.769 Kleinstunternehmer sind der Motor der steirischen Wirtschaft. Fairer Wettbewerb ist nur dann gewährleistet, wenn alle unter denselben Rahmenbedingungen arbeiten. Derzeit ist das nicht so. Großkonzerne zahlen weniger oder sogar gar keine Steuern. So werden EPU und Kleinbetriebe systematisch benachteiligt, das muss abgestellt werden. Ein weiteres zentrales Anliegen des SWV ist die soziale Sicherheit für Selbstständige und ihre Angehörigen. FAZIT JÄNNER 2020 /// 47


Wirtschaft

Tierisch fit durch den Winter Der Winter ist nicht nur für den Menschen, sondern auch für unsere vierbeinigen Lieblinge nicht immer nur die helle Freude. Eiseskälte, Schnee, spiegelglatte Gehwege und unangenehme Nässe machen auch den meisten Haustieren zu schaffen, selbst wenn sie von der Natur gut gegen die Unbilden der Witterung ausgestattet scheinen. Ratschläge und Tipps, um nachteilige Folgen für die Tiere zu vermeiden, gibt die Tierärztin Dr. Birgit Dastig.

Von Josef Schiffer as von ihr geleitete Tiergesundheitszentrum Ragnitz (TGZ) hat in allen Fragen rund um die Gesundheit und das Wohlbefinden von Haustieren die passenden Angebote, erklärt Birgit Dastig: „Neben der Versorgung bei Erkrankungen und Notfällen sowie Routinebehandlungen, wie Impfungen, umfasst unser Service zahlreiche weitere Bereiche. Das beginnt bei der Beratung zur Auswahl der geeigneten Futtermittel und Erste-Hilfe-Kurse für Tiere und geht über den ‚Hundeführerschein‘ bis hin zum Hundefriseur.“ An weiteren Leistungen für Haustiere sind außerdem die auf Erkrankungen des Bewegungsapparates abgestimmte Physiotherapie, sowie alternative Heilmittel, wie homöopathische Präparate, zu nennen. Richtige Pfoten- und Fellpflege Vor allem bei Hunden ist im Winter auf die Pfotenpflege zu achten. Hunde haben

Hundepfoten sollten im Winter von Fellsträhnen befreit und gut eingecremt werden. 48 /// FAZIT JÄNNER 2020

Tierärztin Birgit Dastig: „Im Winter sollte man verstärkt auf die Bedürfnisse der Haustiere achten.“ häufig viel Fell zwischen den Zehen, an dem Schnee hängen bleibt, und deshalb sollte man die Haare zwischen den Zehen abschneiden, betont Dastig. Außerdem ist die Pflege der Fußballen sehr wichtig: Zur kalten Jahreszeit sollte man sie regelmäßig mit Melkfett oder spezieller Pfotencreme einreiben, dann werden sie nicht rissig und wund, sondern bleiben geschmeidig. Ist das Tier über Streusalz gelaufen, sollte man nach dem Spaziergang die Pfoten mit lauwarmem Wasser abwaschen und gut abtrocknen. Auch Katzen sind trotz Winterfells nicht immun gegen Kälte. Für sie sollte man den Einbau einer Katzenklappe an der Haustür erwägen, damit sie sich bei niedrigen Temperaturen selbstständig in das Haus bzw. den Keller zurückziehen können. Diese können auch mit einem Chip kombiniert werden, sodass nur die eigene Katze hereinkommen kann. Altersgemäße Ernährung Auch die Ernährung sollte im Winter den Bedürfnissen des Haustieres angepasst

werden. Besonders wichtig sind in der kalten Jahreszeit hochwertige Eiweiße, B-Vitamine, Biotin und Zink. Zusätzlich sollte der Vierbeiner mit ausreichend ungesättigten Fettsäuren, wie etwa Lachsöl, versorgt werden. Grundsätzlich sollte natürlich das Gewicht regelmäßig kontrolliert werden. Hundefutter ist jedenfalls nichts für Katzen, mahnt Dastig, denn nur Katzenfutter enthält die für die Stubentiger sehr wichtige Aminosäure Taurin, denn diese können die Stubentiger nur im geringen Maße selbst produzieren. Fehlt Taurin in ihrer Ernährung, können sich die Haarknäuel im Magen nicht auflösen und in weiterer Folge leiden die Tiere oft unter Herz-, Stoffwechsel- und Augenerkrankungen. Wintercheck im Labor Wie beim Menschen ist rechtzeitige Vor-

Das TGZ verfügt über modernste und umfassende Diagnostik- und Therapieangebote.

Fotos: TGZ Ragnitz

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Wirtschaft

Dr. Birgit Dastig und ihr Team vom TGZ wünschen tierisch fröhliche Weihnachten.

sorge auch für Haustiere äußerst wichtig, um Krankheiten und Mangelerscheinungen zu vermeiden. Damit es erst gar nicht zu Erkrankungen kommt, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen sehr zu empfehlen, erklärt Dr. Dastig. Gerade in ländlichen Gebieten, wo viele Haustiere ständig im Freien unterwegs sind, kann durch rechtzeitige Vorsorge die Ansteckung mit Seuchen und Parasiten verhindert bzw. rasch therapiert werden. Im TGZ gibt es dazu neben modernsten Röntgen- und Ultraschallgeräten auch das volle Spektrum der Labordiagnostik für Blut und Harn, ebenso wie dermatologische und Allergiediagnostik. Weiterführende Analysemethoden, die noch nicht im Haus vorhanden sind, werden von einem externen Labor vorgenommen. So erkannte Mängel können durch gezielte Präparate effektiv behandelt werden.

Entwurmung und Parasiten Auch in der kalten Jahreszeit sind Parasiten bei Haustieren ein heißes Thema. Hier sind gerade Katzen betroffen, denn gegen den Befall mit Würmern helfen keine Schutzimpfung und keine Halsbänder. Infolge dessen sollten Katzen, vor allem Freigänger, die auch Mäuse und andere Nager fressen, regelmäßig eine Wurmkur erhalten. Bei erwachsenen Tieren empfiehlt sich eine Wurmbehandlung im Vierteljahresrhythmus, rät Dastig. Bei Wohnungskatzen sollte zumindest ein oder zwei Mal jährlich der Kot auf Würmer untersucht

werden und dann eventuell eine Wurmkur erfolgen. Ein weiteres häufiges Problem sind Ohrmilben, deren Befall bei Erkennen rasch behandelt werden sollte, damit sich die Tiere nicht aufkratzen und dauerhafte Schäden auftreten. Zur Bekämpfung von vorhandenen Milben können Bäder, Sprays und Puder verwendet werden.

Gefahrenquelle Rattengift Ein brisantes Thema für Tierärzte sind derzeit immer wieder schwer erkrankte Hunde und Katzen, die mit Rattengift kontaminierte Nager gefressen haben. Eine neuartige Giftsubstanz führt bei Katzen zum Kreislaufkollaps und kann tödlich enden, wenn die Tiere nicht auf raschestem Wege mit Infusionen behandelt werden. Zu den Symptomen zählen Krämpfe, Zittern, Unfähigkeit sich auf den Beinen zu halten, Seitenlage, Orientierungslosigkeit, Untertemperatur, unzureichende Atmung, übermäßiges Speicheln. Tierärztin Dastig berichtet allein aus ihrem Bereich von zahlreichen Fällen, die sie in den vergangenen Wochen mit Akutmaßnahmen behandeln musste, um das Leben der Tiere zu retten.

Tiere als Weihnachtsgeschenk Ein mahnendes Wort der Tierärztin zum Schluss, das nicht oft genug wiederholt werden kann: Zu Weihnachten sollten keinesfalls Tiere als Geschenke missbraucht werden, denn die süßen Katzenbabies oder Hundewelpen sind leider oft schon

nach kurzer Zeit nicht mehr interessant und werden im schlimmsten Fall einfach ausgesetzt. Es ist wichtig, insbesondere den Kindern zu erklären, dass die Anschaffung eines Haustieres überlegt sein will und nicht nur viel Verantwortung mit sich trägt, sondern auch Geld, Arbeit und vor allem Zeit kosten.

TGZ Tiergesundheitszentrum GmbH Dr. Birgit Dastig Ragnitz 105 8413 Ragnitz 03183/20989

Öffnungszeiten: Mo 08:00 bis 18:30 Uhr Di 08:00 bis 18:00 Uhr Mi 08:00 bis 19:00 Uhr Do 08:00 bis 18:00 Uhr Fr 08:00 bis 18:30 Uhr Sa 08:00 bis 11:30 Uhr Wir bitten um telefonische Terminvereinbarung, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Bei Notfällen siehe www.tgz.co.at

FAZIT JÄNNER 2020 /// 49


Im Rahmen der Eröffnung übergab Obmann Kurt Ramskogler (3. v. re.) das PEFC-Zertifikat an SPAR Steiermark GF Christoph Holzer (4. v. re.)

Frohnleiten bekommt SPAR-Supermarkt in Holzbauweise Am 28. November hat in der Mauritzener Hauptstraße in Frohnleiten ein neuer SPAR-Supermarkt seine Pforten geöffnet, und das sehr umweltbewusst: Der natürliche Rohstoff dafür stammt aus heimischen Wäldern.

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ithilfe nachhaltiger Forstwirtschaft setzt SPAR in Frohnleiten Maßstäbe in Sachen moderne Holzbauweise. „Der 680 Quadratmeter große Markt überzeugt nicht nur mit regionaler Frische, sondern auch mit der besonderen Atmosphäre

eines Holzbaus“, beschreibt SPAR Steiermark-GF Christoph Holzer den neuen Markt nahe dem Bahnhof. Richard Stralz, CEO der Mayr-Melnhof Holz Gruppe, die das Holz geliefert hat, ergänzt: „Über 450 Kubikmeter Holz wurden für den SPAR-

Nachhaltige Forstwirtschaft Die Gegend rund um Frohnleiten zählt zu den waldreichsten Gebieten der Steiermark. Der Rohstoff ist mit dem PEFC-Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnet. Das PEFC Programm zur Anerkennung von Forstzertifizierungs-Systemen PEFC ist die weltweit führende Institution zur Förderung und Zertifizierung nachhaltiger Waldbewirtschaftung und deren Produkten. „Es ist ein Gebot der Stunde, dass die Wälder mit ihren vielfältigen Funktionen für zukünftige Generationen erhalten bleiben und Raubbau an den Wäldern verhindert wird“, betonte Kurt Ramskogler, Obmann PEFC Austria. „Wir freuen uns, dass wir mit diesem gelungenen Projekt nicht nur unseren SPARKundinnen und -Kunden ein modernes Einkaufserlebnis bieten können, sondern auch zum Klimaschutz beitragen“, erklärt Holzer. Regionale Spezialitäten und ein frisches Sortiment an Lebensmitteln, etwa Brot von den Bäckereien Viertler, Nieder und Windisch & Biebl, appetitlich präsentiert in der bekannten SPAR-Marktplatz-Atmosphäre, bietet natürlich auch der neue SPAR-Supermarkt in Frohnleiten.

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Markt verarbeitet, und es kommt ausschließlich aus heimischen Wäldern.“

Größter Lade-Hotspot in Graz eröffnet In der neuen Wohnanlage „Ost.“ in Liebenau wurde direkt beim neuen Lidl-Markt der größte Lade-Hotspot in Graz von der Energie Graz errichtet. Er umfasst zwei Schnellladestationen und vier Plätze für beschleunigtes Laden.

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ahrer von Elektrofahrzeugen haben es gut in Graz, denn das Ladenetz wird ständig erweitert! Die Energie Graz hat in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße, in der Nähe des Stadions, einen neuen Lade50 /// FAZIT JÄNNER 2020

Warum elektrisch fahren? An allen 48 Ladepunkten der Energie Graz in der Landeshauptstadt wird zu 100 Prozent regional produzierter Naturstrom geladen. Es wird somit ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Neben dem

ökologischen Aspekt ist elektrisch fahren auch kostengünstig.

Ausblick 2020 Ein weiterer Lade-Hotspot in einem Grazer Einkaufszentrum wird von der Energie Graz errichtet, soviel darf bereits verraten werden. Außerdem eröffnet der erste Grazer „Hypercharger“, der mit 150 kW dreimal so schnell lädt wie eine Schnellladestation. Ein weiterer Schwerpunkt im nächsten Jahr wird der Ausbau einer Ladeinfrastruktur exklusiv für e-Taxis in Graz sein. Viele weitere spannende Informationen rund um das Thema Elektromobilität finden Sie auf: energie-graz.at/elelektromobilitaet

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Werner Ressi (GF Energie Graz), Kristijan Agatic (Vorstand Grawe Immo Holding), Maximilian Haas (Venta), Boris Papousek (GF Energie Graz), Hannes Teschl (GF Lidl) und Mario Haas freuen sich über den neuen Lade-Hotspot.

Hotspot mit sechs Stellplätzen errichtet, die alle überdacht und sehr gut beleuchtet sind. Gemeinsam mit der Grawe Immo Holding, Venta und Lidl konnte dieser Lade-Hotspot realisiert werden. An zwei Schnellladestationen kann das Fahrzeug bereits in rund 30 Minuten wieder zu 80 Prozent vollgeladen werden. Zudem stehen vier weitere Stellplätze für beschleunigtes Laden zur Verfügung. So wird auf verschiedenste Bedürfnisse eingegangen. Für alle e-Fahrzeugbesitzer und e-Taxifahrer steht mit diesem neuen Hotspot täglich und rund um die Uhr eine moderne und besonders leistungsfähige Ladeinfrastruktur zur Verfügung.


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Da Wanko

Von »No Future« bis »Friday for Future«

A

ls ich noch in die Oberstufe ging, hatte ich die Möglichkeit, öfters mit der Swiss Air oder mit der Aua, beide noch unabhängig und nicht pleite, nach Zürich zu fliegen und zurück. Das war zwar ziemlich fad, weil Zürich für einen jungen Menschen stockkonservativ war und ich von Zürich auch gleich weitermusste, aber es geht ja ums Fliegen und das war eigentlich klasse. Raucherabteil und gratis Gluckern, so viel man will, und so nebenbei in einer fernen Stadt anzukommen, das muss für heute junge Menschen sehr verstörend klingen. Ein Teil vom Paradies? Einige Jahre später, wurde ich als Freiberufler regelmäßig mit dem Flieger herumgeschickt, da es die Zeit war, als die Ryanair mit ihren günstigen Flügen die Flugwelt revolutionierte. Das war auf den Flughäfen einfach ein lässiges Gefühl, mit einem Laptop bewaffnet in einem Café abzuhängen und zu warten, bis der Flieger kommt, abzuheben und eben auch bald wo anders das Leben zu spüren. In dieser Zeit ging ziemlich viel weiter. Der Computer hatte die Schreibmaschine abgelöst und das Internet war noch eher frei als beschränkt. Soziale Netzwerke gab es noch keine, aber es lag alles in der Luft. Man war sich damals so sicher, mit allem, was man tat, auf der richtigen Seite zu stehen, das ist eh immer ein Privileg der Jugend, aber es war wunderbar. Und heute? Nicht mehr fliegen, Autostoppen ist zu gefährlich, Flixbus geht gerade noch, Bahn eh auch, aber am ehesten mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sein. Am besten gar nicht unterwegs sein, und wenn, dann nur auf die Demo, denn der Konsum ist so und so böse, ist ja die Triebfeder des Kapitalismus. Ja eh, wann soll man das sonst ausleben, als in der Jugend? Ist ja auch verständlich, man muss nicht jede Strecke mit dem Auto zurücklegen und Familien mit drei Autos hat es früher auch nicht gegeben. Ja, aber wir in den Neunzehnneunziger- und in den Zweitausenderjahren haben noch fremde Kulturen kennenlernen dürfen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Auch wenn man nur zum Spaß wo hin ist, hat man ziemlich viel von dort mitge-

Martin G. Wanko (49) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

52 /// FAZIT JÄNNER 2020

nommen und ist so einmal ein weltoffenes Individuum geworden. Und heute ist das alles böse? Okay, denken wir das durch: Voll böse ist auch das Streamen, weil das kostet sehr viel Strom. Aber das ist dann eh egal, weil wenn Papa und Mama nach Hause kommen und meinen, sie haben die Arbeit verloren, weil die reine Lehre der Nachhaltigkeit jetzt auch die Wirtschaft lahmlegt, dann kann man sich eben nicht mehr viel leisten und dann braucht man sich auch keine Gedanken mehr darüber machen. In der »reinen Lehre der Nachhaltigkeit« kann nur die Enthaltsamkeit das höchste Ziel sein: Der Weg zurück in die Wälder und die Symbiose mit der Natur. Zuvor würde ich aber noch einige Bücher über das Scheitern der Neunzehnachtundsechzigerbewegung lesen, könnte ja sein, dass sich Fehler vermeiden lassen. Ab jetzt alles nachhaltig! Dazu am besten nur Lebensmittel aus Österreich, im Winter nur noch eingelegtes Gemüse, weil das Treibhaus ist auch sehr böse. Ich persönlich halte das Wort »Nachhaltigkeit« für das so ziemlich bescheuertste Wort des Jahres. Mich hätte es nicht gewundert, wenn es das Unwort des Jahres geworden wäre, aber dafür sind wir ja zu feige. Die Sache mit der Nachhaltigkeit ist nämlich so: Das Wort hat keine Nachhaltigkeit. Das will in zwei Jahren keiner mehr hören. Dann stehen die Friday-Kids aber ziemlich alleine da. Ja natürlich, es kommt einem der Graus und der kalte Schauer läuft einem über den Rücken, wenn man die »Black Friday Sale Clips« über den Bildschirm flimmern lässt, wo sich Menschen die Futterluken einschlagen, um noch das letzte gewünschte Produkt zu ergattern. Unglaublich und menschenunwürdig. Hochwasser in Venedig, ein Graus! Also, was tun? Wahrscheinlich werden wir alle auf einiges verzichten müssen, damit noch vieles geht. Aber eben nicht ausschließlich. Seien wir tolerant. Dann sehen wir alte Hasen es auch nicht so eng, wenn die Friday-Future-Kids dann doch mit ziemlich teuren Sneakers von Markenlabels unterwegs sind und dann doch noch rauchen und schlussendlich ihre Mitteilungen auch mithilfe von Strom und nicht via Rauchzeichen in die Welt jagen. Wir verzeihen Fehler und Schwächen. Auch wir waren einmal jung. Ihr ausn nehmend toleranter G Punkt.


Brauerei Göss setzt auf grüne Technologie Nicht nur das Etikett ist hier grün, auch die Art und Weise, wie hier gebraut wird: Das stellte die „Grüne Brauerei Göss“ in Leoben kürzlich im Zuge der Veranstaltungsreihe „Maschinenund Anlagenbau im Fokus“ vor rund 100 teilnehmenden Unternehmern unter Beweis. „Ich bin kein Klimaschützer, der auf die Straße geht, aber es ist wichtig, dass etwas getan wird“, erklärt Oberbraumeister Andreas Werner: „Rund acht Millionen Euro wurden in das Projekt investiert.“ Zentraler Faktor zur Verkleinerung des CO2-Fußabdruckes war neben konsequenter Steigerung der Energieeffizienz die Kombination verschiedener Energiequellen (Fernwärme, Solarthermie und Biogas) mit unterschiedlichen Energieniveaus.

Fotos:: SFG / Schiffer, Spar / Foto Melbinger, Michael Schnabl, LK / Danner, Foto Fischer

Neues SWV-Kochbuch

Weil es für Selbstständige oft nicht einfach ist, sich während der Arbeit gesund zu ernähren, hat der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband Steiermark im Rahmen seiner Gesundheitsinitiative „xund bleiben“ dieses neue Kochbuch herausgebracht und Ende November 2019 von SWV-Präsident KR Karlheinz Winkler und seinem Team einem begeisterten Publikum präsentiert. Das Buch bietet viele praktische Tipps und eine große Auswahl an einfachen und gesunden Rezepten, die sich rasch zubereiten lassen. Steirische Gewerbetreibende können das Kochbuch gratis bestellen auf der Webseite von www.xund-bleiben.at.

Forschungsstipendien der WKO Steiermark

Unter dem Titel „Wirtschaft trifft Wissenschaft“ wurden am 4. Dezember von WKO-SteiermarkPräsident Josef Herk 19 Forschungsstipendien der steirischen Unternehmerschaft für wirtschaftsnahe Diplom- und Masterarbeiten vergeben. Jeder Stipendiat erhält 2.100 Euro, weitere 500 Euro gibt’s für das betreuende Institut. Insgesamt hat die WKO im Rahmen des Programms – die Stipendien wurden heuer zum siebten Mal vergeben – bereits 310.000 Euro an Nachwuchswissenschaftler ausgeschüttet. Ein Invest in die Zukunft, wie Herk betont: „Mit der Förderung von jungen Forscherinnen und Forschern möchten wir diese Zusammenarbeit unterstützen, speziell was die Kooperation mit Klein- und Mittelbetrieben betrifft.“

Lehrabschluss für 41 Nachwuchstalente 2.300 Lehrlinge befinden sich bei Spar österreichweit in Ausbildung. 41 junge Menschen haben kürzlich ihre Lehre in der Steiermark und dem Südburgenland erfolgreich abgeschlossen, davon neun mit Auszeichnung und fünf mit gutem Erfolg – ein Grund zum Feiern. Mehr bieten als andere Ausbildungsbetriebe, das ist das erklärte Ziel von Spar. „Sämtliche Karrieremöglichkeiten stehen den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Spar offen“, betonte GF Christoph Holzer bei der Spar-Lehrlingsfeier und überreichte allen erfolgreichen Lehrlingen ihre Urkunden. „Spar setzt auf Nachwuchsführungskräfte aus den eigenen Reihen und begleitet und fördert sie dabei auf ihrem Karriereweg.“

Immo-Dienstag im Technopark Raaba

Bei der Veranstaltung ImmoDienstag am 19. November im Technopark Raaba boten die Referenten mit kompakten Fachvorträgen Wissenswertes zum Thema: „Großvolumiger Wohnbau – eine wirtschaftliche Herangehensweise.“ Damit Bauträger und Projektentwickler noch besser beurteilen können, was sie bauen sollen, stand der Bereich „Wirtschaftlichkeit“ im Fokus. Elisabeth Springler referierte zur „Gesamtökonomischen Betrachtung des Wohnungsmarkts“, Christina Ipser berichtete über „Lebenszykluskosten für zukunftsfähige Immobilien“ und Peter Scherer widmete sich „Kostenkomponenten im Bauwesen“. Die rund 120 Besucher fanden im anschließenden Get-together Gelegenheit für anregende Gespräche.

Heimische Naturbäume für Weihnachten

Auch beim Christbaumkauf kann jeder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. LK-Präs. Franz Titschenbacher zu den überzeugenden Vorzügen der steirischen Bäume: „Heimische Weihnachtsbäume sind klimafreundlich und haben durchschnittlich nur 1,4 Transportkilometer hinter sich. Außerdem sind sie wichtige Sauerstoffproduzenten, speichern klimaschädliches Kohlendioxid, dienen der Humusvermehrung und schaffen Wohlbefinden.“ Durch die kurzen Transportwege werden die heimischen Bäume erst knapp vor dem Fest geschnitten. Sie sind daher sehr frisch, halten die Nadeln ausgesprochen gut und duften ausgezeichnet.

FAZIT JÄNNER 2020 /// 53


Kurz & News

Mit Klimaschutz-Ideen Freude schenken Saubermacher unterstützt auch heuer wieder mit einer Weihnachtsaktion die Initiative von Caritas und „Licht ins Dunkel“. Unter dem Motto „Mit Klimaschutz-Ideen Freude schenken“ kann jeder einzelne von uns durch Mülltrennung und Abfallvermeidung einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten und somit etwas Positives für das Erreichen der Klimaziele bewirken. Saubermacher präsentierte gemeinsam mit dem Grazer Bildungsund Sozialstadtrat Kurt Hohensinner, Maria Riedrich vom Team Schmetterling der Caritas und dem Saubermacher-Klimabotschafter David Trummer, dem achtbesten Downhill-Fahrer der Welt, in der Volksschule Nibelungen in Graz die Aktion „Mit Klimaschutz-Ideen Freude schenken“.

Joanneum Research forscht an regenerativer Medizin Wie wichtig die Forschung im Bereich der regenerativen Medizin ist, bestätigt das aktuelle Projekt „Tec.Reg – Technologien für Regenerative Medizin“, das vom BMVIT mit zwei Mio. Euro gefördert wird. Die Projektleitung hat Lars-Peter Kamolz inne, Direktor von Coremed – Kooperatives Zentrum für Regenerative Medizin der Joanneum Research. Diese beschäftigt sich mit der Wiederherstellung von funktionsgestörten Zellen, Geweben oder Organen. „Das Ziel ist immer gleich: Möglichst den gesunden und funktionalen Originalzustand eines betroffenen Gewebes wiederherzustellen, statt es behelfsmäßig zu reparieren, ‚heilen statt reparieren‘ ist das Motto der Regenerativen Medizin“, erklärt der Kamolz.

Am 28. November fand im Schlossbergsaal der Steiermärkischen Sparkasse der CEO-ManagementDialog zum Thema „Export quo vadis“ statt. Zahlreiche Kommerzkunden erschienen, um mit Vorstandsmitglied Oliver Kröpfl, Willibald Cernko (Erste Bank), Außenhandelsberater Nikolaus Moder und Norbert Adler (DB Schenker Graz) zu diskutieren. „Die Internationalisierung ist im Mittelpunkt der steirischen Wirtschaft angekommen. Wir bieten unseren Kunden über die Außenhandelsabteilung einen optimalen Finanzierungsmix sowie eine maßgeschneiderte Absicherung ihrer Geschäfte im Ausland“, erklärte Kröpfl. Im Anschluss lud die Steiermärkische Sparkasse zum Business Dinner über den Dächern von Graz.

Lehrlingscasting von WKO und AMS

Rund 150 Jugendliche aus dem Grazer Raum konnten sich am 28. November beim Lehrlingscasting im Grazer Hotel Novapark rasch und unkompliziert bei 20 Gewerbe- und Handwerksbetrieben um offene Lehrstellen bewerben. Die Veranstaltung ist für die Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKO Steiermark und das AMS Steiermark eine von vielen Maßnahmen im Kampf gegen den Fachkräftemangel. „Neben breitenwirksamen Kampagnen wie etwa die seit über zehn Jahren laufende Aktion ‚Helle Köpfe, geschickte Hände‘, die vom AMS unterstützt wird, setzen wir auf maßgeschneiderte Initiativen, um die Unternehmen bei ihrer Suche nach Lehrlingen bzw. Fachkräften zu unterstützen“, sagt Spartenobmann Hermann Talowski.

BKS Bank – digital innovativ auf Erfolgskurs

Ehrenzeichen der Republik für Hans Schullin

Der Schloßbergdurchgang, Lift, Dom im Berg: diese berühmten und viel genutzten Grazer Highlights verdanken ihr Bestehen dem Grazer Juwelier, der im Schloßberg 1993 die erste Ausstellung veranstaltete, 1995 den Tourismusverband gründete und mit der Veranstaltung „Der Berg ruft“ die Initialzündung für die Öffnung des Schloßbergs gab. Dafür und für viele errungene internationale Designpreise wurde Hans Schullin am 26. November in der Aula der Alten Universität von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer in Vertretung für den Bundespräsidenten das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.

Die BKS Bank verzeichnet erneut ein ausgezeichnetes Ergebnis im dritten Quartal. Der Überschuss nach Steuern von 66,6 Mio. Euro liegt um 19,3 Prozent über dem Vorjahreswert. „Das Jahr 2019 stand in der BKS Bank ganz im Zeichen der Erweiterung unseres digitalen Produkt- und Serviceangebots. Im ersten Halbjahr launchten wir ‚Garantien online‘ und die App BKS-Security. Seit September kann mit dem digitalen Wohnkredit eines unserer bedeutendsten Produkte für Privatkunden online abgeschlossen werden. 54 /// FAZIT JÄNNER 2020

Fotos: JR / Bergmann, Saubermacher / Christian Jauschowetz, Margit Kundigraber, Foto Fischer, Jungwirth,

Steiermärkische CEO-Management-Dialog


Foto: Murtal Seilbahnen

Kurz im Gespräch mit Karl Fussi, Murtal Seilbahnen Betriebs GmbH

(v. l.) Helmut Zaponig, GF der Sparte Handel, Obmann Gerhard Wohlmuth und Wolfgang Ziniel von der KMU-Forschung Austria blicken optimistisch aufs heurige Weihnachtsgeschäft.

Geschenkekauf sorgt für solides Weihnachtsgeschäft

Laut KMU-Forschung Austria planen die Steirer zu Weihnachten im Schnitt rund 370 Euro für Geschenke auszugeben, rund ein Sechstel davon online. Profitieren wird von den stabilen Weihnachtsausgaben aber auch der stationäre Handel, ist Spartenobmann Gerhard Wohlmuth überzeugt, der jedoch fairen Wettbewerb im Online-Handel einfordert.

Foto: Fischer

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nsgesamt wollen 90 Prozent der Steirer ab 15 Jahren, das sind rund 970.000 Menschen, Weihnachtsgeschenke besorgen, im Schnitt haben sie vor, sechs Packerl unter den Christbaum zu legen: Macht unterm Strich knapp sechs Millionen hübsch verpackte Präsente, bestätigt Projektleiter Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria: „Mit einem durchschnittlichen Weihnachtsbudget von 370 Euro liegen die geplanten Ausgaben fürs Fest erneut auf dem höchsten Niveau der letzten Jahre.“ Der Trend zum späten Packerl-Shopping sowie die hohe Zahl an Gutscheinen machen eine Hochrechnung schwierig, betont Gerhard Wohlmuth: „Dadurch wird ein großer Teil des Umsatzes erst nach den Feiertagen erzielt.“ Laut KMU Forschung planen nur 16 Prozent, die Gutscheine gleich nach dem Fest und noch im Dezember einzulösen. 50 Prozent der

Beschenkten werden ihre Gutscheine voraussichtlich im Jänner einlösen, 34 Prozent der Befragten gaben an, das noch später zu tun. Nicht zuletzt aufgrund der „Langzeitwirkung“ blickt der Handelsobmann „vorsichtig optimistisch“ auf das heurige Weihnachtsgeschäft. Die Bedeutung des Onlinehandels steigt weiter, wie die Befragung zeigt: 31 Prozent der Steirer planen, ihre Präsente auch im Internet zu kaufen. „Umso wichtiger sind unsere Bemühungen, den steirischen Onlinehandel zu stärken“, betont Wohlmuth. Er mahnt mehr Fairness ein: „Es herrscht ein gravierendes Ungleichgewicht, was den Mitbewerb durch international agierende internetbasierte Plattformen betrifft, die sich weder an die hierzulande geltenden arbeitsrechtlichen Vorgaben halten, noch hier ihre Steuern zahlen. Hier braucht es klare Spielregeln, um für die Zukunft einen fairen Wettbewerb zu garantieren.“

Wie ist bei Ihnen in den Schigebieten Kreischberg und Lachtal der Saisonauftakt verlaufen? Im wahrsten Sinne des Wortes „spannend“. Wir haben Anfang Dezember genau jene kalten Temperaturen bekommen, mit denen wir gut beschneien konnten. Gott sei Dank haben wir auf beiden Bergen eine großartige Beschneiungsmannschaft. Vor allem am Lachtal hat sich die heurige Investition in den Ausbau der Beschneiungsanlage bezahlt gemacht: Wir sind am 6. Dezember mit beiden Sesselbahnen und dem „Zinken“ in die Saison gestartet. Und am Kreischberg hatten wir zu Saisonstart fast alle Anlagen in Betrieb, sogar die Talabfahrt war schon in perfektem Zustand. Welche Investitionen in die Infrastruktur wurden jüngst getätigt bzw. welche sind für die kommenden Jahre geplant? Am Lachtal gab es die größte Investition seit vielen Jahren: Wir haben um 3,5 Millionen Euro die Beschneiungsanlage erweitert und verstärkt. Ein wichtiger Schritt für dieses Schigebiet! Am Kreischberg haben wir 20 neue Turmkanonen angeschafft, das erhöht die Schlagkraft der Beschneiung und die Qualität des Schnees enorm. Für die Kinder gibt es die neue „Kreischi Geisterbahn“, einen Erlebnisparcours mit schaurig gruseligen Figuren. Was ist für Sie das Besondere am Schigebiet Kreischberg und am Lachtal? Kurz gesagt: bei beiden Schigebieten die vielfach ausgezeichnete Pistenqualität (ski area award, skiresort.de etc.); am Kreischberg die breiten Pisten, der Snowpark und die vielen Erlebnispunkte und am Lachtal die Weitläufigkeit, der hochalpine Charakter und die gemütlichen Hütten. FAZIT JÄNNER 2020 /// 55


Das Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf bietet den idealen Rahmen für Ihr Gesundheitsprogramm.

Vom Neujahrsvorsatz zur Routine: Jetzt aber wirklich! Beim einen ist es der Körper, beim anderen der Stress in der Arbeit: Neujahrsvorsätze hat man dann, wenn man nicht ganz zufrieden ist – so wie bisher will man nicht weitermachen. Aber was braucht es wirklich, damit die Umsetzung auch gelingt? 6 Prozent der Österreicher haben Neujahrsvorsätze. In der Hitliste der Vorsätze ganz oben rangieren laut einer IMAS-Umfrage bewussteres Leben und mehr Bewegung. Bekannt ist allerdings auch: Der Großteil der Vorsätze ist bald wieder vergessen. Veronika Schöngrundner, Diätologin und Coach im Bad Waltersdorf Zentrum für individuelle Gesundheit – kennt die sechs wichtigsten Schritte:

1. Positive und motivierende Ziele formulieren Weniger Kuchen essen, jeden Tag 30 Minuten laufen gehen – so formulieren wir

häufig unsere Ziele. „Das ist aber nicht sehr motivierend, weil wir das, wozu wir uns schwer aufraffen können bzw. was wir weghaben wollen, in den Mittelpunkt stellen“, betont Veronika Schöngrundner. „Dadurch fokussieren wir uns auf das Negative.“ Viel besser: „Wie fühlt man sich dabei, wenn man das Ziel erreicht hat? Ein Ziel sollte so positiv formuliert sein, dass es uns bis in die Fingerspitzen motiviert. Wenn wir uns vorstellen, wie gut es sich anfühlt, wenn wir uns in unserem Körper wohlfühlen, ist der Vorsatz viel motivierender.“ Auch das OPTIMUM®-Coaching startet daher mit einem ausführlichen

Die Coaches von OPTIMUM® unterstützen Sie auf Ihrem Weg zu mehr Gesundheit und Fitness.

Analysegespräch, in dem die individuellen Ziele festgelegt werden. Ein Tipp, um seine Ziele im wahrsten Sinne des Wortes immer vor Augen zu haben: eine Pinnwand mit Fotos und anderen Inspirationen gestalten, die an das Ziel erinnern („Visionboard“). 2. Die „Zutaten“ zusammentragen Genauso wie ein Kochrezept nur dann gelingt, wenn man die richtigen Zutaten verwendet, ist es auch mit den Vorsätzen. Veronika Schöngrundners Tipp: „Überlege dir konkret, was du für die Zielerreichung brauchst. Mehr Zeit? Dann gilt es, den Tagesablauf anzuschauen und freie Zeitfenster zu schaffen. Mehr Wissen? Dann am besten Bücher lesen, Videos ansehen oder als OPTIMUM®-Kunde bei den Coaches nachfragen.“ Sie sind fachlich immer am neuesten Stand und geben ihr Wissen weiter, um mit dem Kunden den besten Weg zum persönlichen Ziel zu gehen. 3. Just do it! Auch wenn der 1. Jänner für viele ein guter Zeitpunkt ist, um „etwas Neues“ zu

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probieren – „es gibt nicht den perfekten Zeitpunkt. Die schnellste und effizienteste Art, neue Dinge in dein Leben zu bringen, ist, es einfach zu tun“, betont Schöngrundner. „Denn im Tun macht man Fehler, lernt dazu und wächst über sich hinaus. Frei nach meinem Lieblingsmotto: ‚Jeder Fehler ein Fest.‘“

4. Finde dein persönliches OPTIMUM® – Perfektion ist kontraproduktiv „Es geht nicht darum, möglichst perfekt zu sein. Das führt meist nur dazu, dass man schnell wieder aufgibt. Vielleicht macht es einfach keinen Spaß, laufen zu gehen – dann versuche es mit Radfahren oder Schwimmen“, so Veronika Schöngrundner. Wenn das mit der Bewegung verbundene positive Gefühl und ein fitter Körper die Ziele sind, macht es keinen Unterschied, welche Form der Bewegung man wählt. Entscheidende Merkmale, die OPTIMUM® von anderen Programmen unterscheiden, sind die Individualität sowie die langfristige Betreuung über sechs Monate. „Deshalb laufen die OPTIMUM®-Coachings ja auch über sechs Monate lang, damit man nicht nur herausfindet, was einem gut tut, sondern auch lernt, es im Alltag umzusetzen.“ 5. Zwischenziele feiern und sich Routinen angewöhnen Step by step: Es braucht Zeit, bis sich Gewohnheiten verändern. Deshalb ist es ganz wichtig, betont Schöngrundner, „sich Meilensteine zu überlegen und diese dann auch zu feiern, das motiviert“. Wenn man mehr Bewegung in den Alltag bringen will, könnte man damit starten, in der Früh im Büro nicht den Lift zu nehmen, sondern die Stiegen. Das OPTIMUM® Programm umfasst 14 Nächte Aufenthalt im Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf. Diese kann der Kunde individuell aufteilen, was sich perfekt eignet, um Zwischenziele zu definieren und sich mit dem eigenen Coach auszutauschen. Gemeinsam wird bei jedem Aufenthalt der weitere Weg besprochen um Routinen optimal in den Alltag einzuplanen.

6. Dranbleiben! Bis neue Gewohnheiten so selbstverständlich werden wie das tägliche Zähneputzen, braucht es Zeit – Experten sprechen von rund sechs Monaten. „Sei geduldig und fokussiert auf dein Ziel und stelle das langfristige Ziel immer über die kurzfristige Befriedigung“, empfiehlt Schöngrundner. „Oder du drehst den Spieß einfach um! Mach zuerst das, was dich deinem Ziel

näher bringt – zum Beispiel spazieren gehen – und gönn dir dann eine kleine Belohnung.“ Damit man am Weg sein Ziel nicht aus den Augen verliert, wird man bei den Live-Coachings während der Aufenthalte im Quellenhotel sowie über die Gesundheitstools, die bei OPTIMUM® zum Einsatz kommen, bestens unterstützt. Über die Trainings- und Ernährungs-App und via Vitalmonitor ist man mit den Coaches immer vernetzt. So steht man im ständigen Austausch und kann sich jederzeit an die Experten wenden, wenn man sie braucht. Hard Facts zu OPTIMUM® – das Zentrum für individuelle Gesundheit Egal ob man seine Gewohnheiten in Sachen Bewegung, Entspannung oder Ernährung verändern und damit langfristig gesund bleiben möchte, bei OPTIMUM®, dem neuen Zentrum für individuelle Gesundheit, ist man richtig. Damit bietet das Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf ein Spezial-Programm für die persönliche Gesundheit, das auch wirklich etwas bringt. Das Coaching-Team arbeitet effizient und persönlich mit den Kunden – an der Bewegung, der Entspannung und der Ernährung. Sechs Monate lang werden die Kunden individuell gecoacht – von einem Team aus Sportwissenschaftlern, Physiotherapeuten, Diätologen, Entspannungscoaches und anderen Therapeuten. Während dieses halben Jahres verbringen die Kunden 14 Nächte im Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf, darüber hinaus erfolgt das Coaching je nach Wunsch online oder auch offline. Digitale Gesundheitstools (HRV-Messungen, Trainingsund Ernährungs-App, BIA-Waage etc.) ergänzen das einzigartige Programm, das langfristig gesund und fit hält. Über das Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf Das Quellenhotel Heiltherme Bad Waltersdorf verfügt über eines der größten Thermalwasservorkommen Österreichs. Täglich werden bis zu 1,9 Millionen Liter Frischwasser genützt – eine natürliche Energiequelle für die Gäste. Sowohl im Quellenhotel, das direkt mit der Heiltherme verbunden ist, als auch in der Heiltherme selbst sprudelt in allen 14 Thermalwasserbecken quellfrisches Wasser. Einzigartig ist das Angebot „Traditionell Steirische Medizin®“ (TSM®). Dabei werden regionale Naturprodukte und traditionelles Wissen, gepaart mit modernen Erkenntnissen, zu Kraftquellen für Körper

Auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Training führt zum Erfolg. und Geist veredelt – in echter Handarbeit. Mit OPTIMUM® betreibt man ein neues Zentrum für individuelle Gesundheit, das ein einzigartiges Coaching-Programm für Bewegung, Entspannung und Ernährung anbietet. Pionierarbeit auf dem Gebiet der Energieeffizienz bewies man unter anderem in den 80er-Jahren mit der ersten Geothermie-Heizung Europas und seit 2013 mit der weltweit einzigartigen Heilthermenkaskade. Mitarbeiter gesamt: rund 240 Mitarbeiter und 15 Lehrlinge Gäste gesamt: rund 300.000 jährlich Heiltherme: rund 25.000 m2 (7 Thermalwasserbecken, 11 Saunen, rund 1.800 Liegen) Quellenhotel: rund 350 Betten

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Kurz & News

„AMA Lukullus“ für die beste Feinkost Der „Lukullus“ ist der wichtigste Preis der Fleischbranche und wurde kürzlich beim AMAFleischforum in Zell am See vergeben. Bei den Verbrauchermärkten mit mehr als 2.000 m2 Verkaufsfläche holte sich der Interspar-Hypermarkt Deutschlandsberg den heurigen Lukullus. Der 2013 komplett erneuerte Markt begeisterte die Juroren. „Wir sind stolz, das beste Fleisch mit AMA-Gütesiegel sowie auch ganz spezielle regionale Schmankerl wie das Weizer Berglamm anbieten zu können. Das und die Liebe zum Detail sowie der professionelle Umgang mit Lebensmittel machen unserer Fleischabteilung zu einem wahren Feinschmeckerparadies“, schwärmt Andrea Maffeis, Tann-Marktleiterin im Interspar Deutschlandsberg.

20 Jahre Lehrlingsausbildung bei der GKB Seit 1999 bildet die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH wieder Lehrlinge aus. In diesen 20 Jahren haben 52 junge Menschen eine Lehre bei der GKB absolviert, davon 20 Prozent Frauen. Aktuell werden 13 Lehrlinge in fünf Lehrberufen ausgebildet. Bereits zwei GKB-Lehrlinge wurden mit dem „Star of Styria“ der Wirtschaftskammer ausgezeichnet. Rund 90 Prozent der GKB-Lehrlinge bleiben nach der Lehre im Unternehmen und spezialisieren sich über innerbetriebliche Weiterbildungsangebote, woraus sich oft langfristige Karrierechancen ergeben. GKB-Generaldirektor Franz Weintögl: „Eine Lehre bei der GKB bietet hervorragende Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten, vor allem im betrieblichen Bereich.“

Gütesiegel für den Landesrechnungshof

In einem würdigen Rahmen, nämlich in der Landstube des Landhauses, wo normalerweise die Sitzungen des Landtages Steiermark abgehalten werden, wurde dem Landesrechnungshof am 26. November das CAF-Gütesiegel „Effective CAF User“ verliehen. Die Hausherrin des Landhauses, Landtagspräsidentin Gabriele Kolar, würdigte im Beisein von Angelika Flatz (BM für öffentlichen Dienst und Sport) und Thomas Prorok (KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung) in ihrer Begrüßungsansprache das Qualitätsmanagement der obersten Kontroll-Instanz des Landes. „Die hohe Qualität der Leistungserbringung des steirischen Landesrechnungshofes wird dadurch abermals eindrucksvoll belegt“, lobte die Präsidentin.

Wer am WIFI Steiermark Fortbildungen genießt, kann einen Beitrag gegen die Feinstaubbelastung leisten. Kursteilnehmer können nun die Öffis der Graz Linien jeweils zwei Stunden vor und nach den Lehrveranstaltungen kostenlos nutzen. Möglich macht das eine neue Kooperation zwischen der WKO Steiermark und der Holding Graz. Die Teilnahmebestätigung der WIFI-Ausbildung gilt in Kombination mit einem Lichtbildausweis als Öffi-Ticket in der Tarifzone 101. WIFI-Institutsleiter Martin Neubauer betont: „Wir wollen die gute öffentliche Anbindung mit den Buslinien 41 und 39 nutzen und so unseren Kunden auch zu Stoßzeiten eine entspannte Anreise ohne Parkgebühren und Parkplatzsuche ermöglichen.“

Jubiläum fürs GuinnessBuch der Rekorde

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Die Junge Wirtschaft Steiermark feiert heute ihr 60-Jahr-Jubiläum – und zwar mit einem Weltrekord. In der Messe Graz wurde das weltgrößte DKT fürs Guinness Buch der Rekorde aufgebaut und offiziell auch eine dreiviertel Stunde lang gespielt. „Damit haben wir das große Ziel erreicht“, freuen sich JW-Vorsitzender Christoph Kovacic und JW-GF Bernd Liebminger: „Wir haben einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde geschafft.“ Dafür wurde eigens ein Guinness-Buch-Vertreter aus London, Jack Brockbank, eingeflogen, der den Versuch kritisch überwachte.

Fotos: GKB / Motschnik, Spar / August Lang, Landtag Steiermark, Foto Fischer,

Die SPÖ-Regionalorganisation Graz-Umgebung/Voitsberg wünscht allen FunktionärInnen und Mitgliedern eine schöne Adventzeit und ein erfolgreiches Jahr 2020!

Mit Gratis-Öffi-Ticket zu neuen Bildungschancen


Die Wiederentdeckung der Innenstadt Modernes Wohnen in Ortskernen und Stadtzentren gewinnt an Attraktivität. Dafür braucht es allerdings Gebäude, die den hohen Anforderungen ihrer Nutzer entsprechen. Um diese Gebäude fachgerecht zu sanieren und zu revitalisieren, ist Expertenwissen erforderlich.

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Anzeige Fotos: Furgler, Fotolia

ie Altstadt mit ihren zahlreichen Möglichkeiten und Angeboten zum Einkaufen, Relaxen und Flanieren übt ein ganz besonderes Flair. Das macht den innerstädtischen Bereich auch – wieder – zu einem attraktiven Wohnort, vorausgesetzt, die Qualität der Gebäude stimmt. Die Ansprüche der Nutzer steigen, und für die bezahlten Mieten erwartet man verständlicherweise auch eine anständige Leistung. „Die Menschen setzen zu Recht zeitgemäße Wohnstandards voraus: helle Räume, Balkone oder Terrassen, gepflegte Sanitäranalagen, Schallschutz bei Wänden und Decken und vieles mehr“, weiß Baumeister Rudolf Leitner, Sprecher der planenden Baumeister in der Steiermark. Das erfordert eine fachgerechte Planung bei der Revitalisierung und bei der Sanierung.

Umfassende Sanierung Aber eigentlich, so Leitner, sei dieser Prozess noch viel umfassender. Es gehe nicht nur um ein einzelnes Haus, sondern um eine ganzheitliche Sichtweise: „Wie funktioniert der zu revitalisierende Stadtteil oder Ortskern? Welche Objekte kann man einbinden? Dafür braucht es auch die Unterstützung der Politik auf Gemeinde- und Landesebene, um eine nachhaltige Entwicklung einzuleiten.“ Das Land Steiermark hat mit der „Umfassenden Sanierung“ bereits vor einigen Jahren ein Förderinstrument entwickelt, das genau diesen Ansatz ver-

BM Ing. Rudolf Leitner folgt, um ein qualitätvolles, zeitgemäßes, aber auch leistbares Wohnen zu ermöglichen. Einziger Wermutstropfen: Die Fördermittel sind sehr knapp bemessen und die Behördenwege sind zu lang.

Grundbedürfnis Wohnen Zeitgemäßes Wohnen heißt in diesem Zusammenhang auch, die Bedürfnisse von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen – von der Jungfamilie bis zu den Senioren. Die Stichworte lauten beispielsweise Barrierefreiheit, öffentlicher Verkehr, Nahversorgung, Schulen sowie kulturelle Angebote. Dabei haben die Orts- und Stadtkerne unschlagbare Vorteile durch kurze Wege, gute Erreichbarkeit und ein einmaliges historisches Ambiente. Kompakte und innerstädtische Zonen sind darüber hinaus auch aus Aspekten der Nachhaltigkeit, der Infrastruktur sowie auch der Kosten- und Energieef-

fizienz nach wie vor „voll im Trend“. „Wir können so durchwegs von wirtschaftlichen Strukturen sprechen, deren Bedeutung und Qualitäten sich oft über Jahrhunderte bewährt haben, auch wenn sie sich zwischenzeitlich zumal gegen modische und kurzfristige Planung und Stadtentwicklungskonzepte behaupten müssen“, so Baumeister Gernot Tilz, Vertreter der Landesinnung Bau in der Altstadtsachverständigenkommission. Umso wesentlicher ist die Bedeutung einer integralen Planung, gesamtheitlicher Betrachtungsweisen und geeigneten Maßnahmen seitens der öffentlichen Hand, auf Herausforderungen des Bestandes zu reagieren oder Erschwernisse zu kompensieren. Beratung durch den Baumeister Die Gestaltungsmöglichkeiten im innerstädtischen Bereich sind vielfältig. Innenhöfe bieten freie Gemeinschaftsflächen, Dachterrassen schaffen Lebensqualität, Fassaden können begrünt werden, kurz: Die Qualität des Wohnens steigt. Um all das fachgerecht zu realisieren, sind Wissen und Knowhow erforderlich. Und hier kommt der Baumeister ins Spiel. Er nimmt die Bestandsaufnahme vor und plant die weitere Vorgangsweise. Gernot Tilz: „Zentrale Bedeutung kommt der interdisziplinären Ausbildung des Baumeisters sowie den baupraktischen Erfahrungen zu. Denn beim

BM DI Dr. Gernot Tilz Bestand muss man mit individuellen Lösungen reagieren ist, weil kein ‚Standard‘ anzusetzen ist. Das bedeutet nicht zwangsweise, dass dies Erschwernisse und folglich Mehrkosten induziert. Ganz im Gegenteil: Gerade bei einem überschaubaren Materialmix, einfachen Montagetechniken, mineralischen Bausubstanzen oder klaren Tragwerken ist bei fundiertem Planungswissen mit wirtschaftlichen und gestalterisch hochwertigen Baulösungen zu rechnen.“

Landesinnung Bau

0316 601-487 baugewerbe@wkstmk.at www.stmk.bau.or.at

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Bauen & Wohnen

Sonnenstrom vom Gemeinschaftsdach direkt in die Wohnung: (v.l.) E-Vorstandssprecher Christian Purrer, GWS-GF Martina Haas, Vorstandsdirektor Martin Graf, GWS-GF Johannes Geiger

Die steirische Wohnbaugesellschaft GWS und die Energie Steiermark kooperieren ab sofort in Sachen Mieterstrom. In Hart bei wurde Graz eine Anlage zur Erzeugung von Sonnenstrom auf dem Dach einer neuen Siedlungsanlage mit 48 Wohneinheiten eröffnet. Sie erzeugt jährlich rund 36.000 kWh an Strom – damit kann ein E-Auto eine Strecke von über 240.000 Kilometer zurücklegen.

Foto: Energie Steiermark

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ie Photovoltaik-Offensive gilt den MehrparteienHäusern“, so Vorstandssprecher Christian Purrer von der Energie Steiermark. „Hier sehen wir landesweit ein großes Potenzial für den Ausbau erneuerbarer Energie.“ Seit 2017 ist es möglich, auch Haushalte in mehrgeschoßigen Wohnbauten durch eine Gemeinschafts-Photovoltaikanlage mit Sonnenstrom zu versorgen. Die grüne Energie wird am Dach „geerntet“ und bedarfsgerecht im Gebäude verteilt: Der 100 % emissionsfreie Strom versorgt so Aufzug, Lüftung, Beleuchtung ebenso wie die Wohnungen selbst. Auch Elektroautos können auf diese Weise mit umweltfreundlicher Energie geladen werden. Ein allfälliger Überschuss wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Senkung der Energiekosten „Insgesamt werden bis 2020 von der Energie Steiermark mehr als 300 Wohnungen 60 /// FAZIT JÄNNER 2020

über dieses Angebot mit Sonnenenergie versorgt“, so Vorstandsdirektor Martin Graf, „wir waren auf die Ökostromnovelle 2017 bestens vorbereitet – darum können wir jetzt schneller als andere am Markt Projekte umsetzen. Wir arbeiten mit Wohnbauträgern, Eigentümergemeinschaften und Hausverwaltungen zusammen und unterstützen sie bei der Gründung einer erneuerbaren Energiegemeinschaft. Neben der Senkung der Energiekosten werden die Liegenschaften selbst aufgewertet.“ „Auf dem Gebäudedach wurden 132 Solarmodule mit einer Gesamtfläche von 216 m² verbaut“, erläutern GWS-GF Martina Haas und Johannes Geiger: „Das entspricht einer Ersparnis von rund 6.480 Euro im Jahr.“ Weitere Informationen unter www.e-steiermark.com/business/wohnbautraeger/ (Mieterstrom / Photovoltaik-Gemeinschaftsanlagen).

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Dachfonds Awards für Hypo Vorarlberg

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Foto: Hypo Vorarlberg

Sonnenstrom vom Gemeinschaftsdach

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Kurz & News

Kunstwerke aus alten Weinfässern Seit vielen Jahren beschäftigen sich Maria Luise und Gerhard Weber mit alten Weinfässern. Die Besonderheit dieser edlen Hölzer, deren Alter bei 150 bis 200 Jahren liegt, wird durch die Veredelung mit BarrelArt auf einzigartige Weise neu belebt. Das Zusammenspiel von Herkunft, Tradition und Geschichte bildet die Basis für ein „Second Life“. Es entstehen daraus Kunstwerke, die in Handarbeit als Einzelstücke gefertigt und gebrandet werden und die als BarrelArt-Exponate präsentiert und angeboten werden. Gerhard Webers Ideen sind noch lange nicht erschöpft, er ist stets auf der Suche nach alten Weinfässern, um seine Kunstwerke fertigen zu können. Webseite: www.barrelart.at

171 neue Lehrlinge im Baugewerbe Große Freude im steirischen Baugewerbe: Aktuell können im ersten Lehrjahr rund 20 Prozent mehr Lehrlinge verzeichnet werden. Heuer sind es 171, die in den Berufen Hochbauer, Betonbauer und Tiefbauer an den Start gehen. Ihren Einstand feierten die Lehrlinge beim traditionellen steirischen Lehrlingstag, der bereits zum 16. Mal in der Bau-Akademie in Übelbach über die Bühne ging. „Eine gute Berufswahl mit ebenso guter Zukunft“, so Landesinnungsmeister Alexander Pongratz, der gemeinsam mit dem langjährigen Lehrlingsexperten Kurt Graf und Vertretern aus Wirtschaft und Politik die neuen Lehrlinge begrüßte.

Neuer Vorstand der Merkur Versicherung

Mit 1. Jänner 2020 wird Ingo Hofmann die Funktion als Mitglied des Vorstandes und zugleich Sprecher des Vorstandes der Merkur Versicherung AG übernehmen. Somit setzt sich der Vorstand der Merkur Versicherung AG ab 2020 aus Ingo Hofmann, Christian Kladiva und Helmut Schleich zusammen. Ingo Hofmann (49) verfügt über umfangreiche Erfahrungen im In- und Ausland. Stationen seiner Tätigkeit waren verschiedene deutsche Versicherungsunternehmen wie D.A.S., Ergo und Gothaer. Hofmann sieht sich „als Teil des gesamten Teams einer starken und etablierten Marke“ und möchte diese „mit einer klaren Vision und Strategie zukunftsfähig mitgestalten und weiterentwickeln“.

Der Landesenergieversorger wird von den Finanzmarkt-Experten von Standard & Poor’s erneut mit dem Rating „A“ bewertet und landet damit in Sachen Bonität unter den besten Energieunternehmen Österreichs. „Das sehen wir als Auftrag, jetzt die Weichen für ein zu erwartendes härteres Markt-Umfeld zu stellen“, erklärt Vorstandssprecher Christian Purrer, „dabei geht es um den Fokus auf Nachhaltigkeit, den Aufbau von Innovationen sowie die Erschließung neuer Geschäftsfelder.“ „Die Energie Steiermark wird in den nächsten Jahren rund 1 Milliarde Euro in den Ausbau erneuerbarer, CO2-freier Energie und in die Entwicklung von Smart Grids investieren“, unterstreicht Vorstandsdirektor Martin Graf.

Wirtschaftsbarometer zeigt auf stabile Entwicklung

Mit einem Saldo von +13,9 Prozentpunkten bleibt das steirische Wirtschaftsklima klar im positiven Bereich. Umsatz, Auftragslage, Preisniveau und Beschäftigung liegen allerdings niedriger als in der Frühjahrsumfrage. Eine Ausnahme bilden die Investitionen, wo die Trendpfeile nach oben zeigen. „Wichtig ist, dass der Großteil der Salden nach wie vor deutlich positiv ist. Von einem Konjunktureinbruch oder gar einer Rezession kann also keine Rede sein“, betonen WKO-SteiermarkPräsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Man müsse die Signale aber natürlich ernst nehmen: „Wir brauchen wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen und klare Spielregeln für einen fairen Wettbewerb.“

Stockerlplatz im Thermencheck für Waltersdorf

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Bereits seit sieben Jahren wird er jährlich verliehen – der begehrte Thermencheck-Award – und stets am Stockerl: die Heiltherme Bad Waltersdorf, die seit rund 35 Jahren für Gesundheit mit Genuss, Ruhe und Erholung steht. Auch die anderen Stockerlplatz-Sieger kommen aus dem steirischen Thermen- und Vulkanland. Gold holte sich abermals die Rogner Therme Bad Blumau und Platz 3 ging in diesem Jahr an die Therme Loipersdorf. Das Thermen- und Vulkanland macht seinem Namen mit diesen Siegern alle Ehre. „Mein größter Dank gilt unseren treuen Gästen und meinem hervorragendem Team. Ich bin stolz auf euch“, mit diesen Worten nahm Waltersdorf-GF Gernot Deutsch freudestrahlend die Auszeichnung entgegen.

Fotos: Lucija Novak, Lunghammer, picturepeople, Christian Jungwirth/ Energie Steiermark, Foto Fischer, New Mediacheck GmbH,

S&P: Top-Bonität für E-Steiermark


Audi Q3 Sportback

Nur rund ein Jahr nach der Einführung der zweiten Generation des Q3 bringt Audi ein besonders sportlich gestyltes Derivat auf den Markt: den Q3 Sportback – und folgt damit dem anhaltendem Trend zum SUV.

Fotos: Audi

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ur geringfügig geändert haben sich die Abmessungen. Gegenüber dem normalen Q3 ohne Namenszusatz gibt es ein paar Millimeter mehr Länge (+ 16 mm) und ein kleines Minus bei der Breite (- 13 mm). In der Höhe bietet der Sportback mit 1,57 Metern allerdings fünf Zentimeter weniger Platz nach oben. Doch trotz der geringfügigen Unterschiede steht der Sportback stämmiger da als der einfache Q3, was nicht zuletzt dem Breite simulierendem Frontdesign geschuldet ist. In den Kofferraum passen wie in jeden Q3 laut Audi bis zu 530 Liter Gepäck, nur der maximale Stauraum fällt als kleiner Kompromiss mit 1.400 Litern etwas geringer aus. Das sauber verarbeitete Cockpit ist serienmäßig mit einem digitalen 10,25-ZollKombi-Instrument bestückt, über das auch das Basis-Radio bedient wird. Als Extra gibt es eine individuell konfigurierbare 12,3-Zoll-Anzeige. Auch der ZehnZoll-Bildschirm in der Mittelkonsole kostet Aufpreis – in der Basisversion befindet sich dort ein Ablagefach. Das Top-Infotainment-System verbindet den Audi auch mit der Außenwelt: Dank LTE-Internetzugang holt sich der Q3 Sportback aktuelle Verkehrsdaten und kann auch mit anderen Fahrzeugen oder der Infrastruktur kommunizieren. Ebenfalls erhältlich: Amazons Sprachassistent Alexa oder das HybridRadio, das nahtlos zwischen UKW-, Digitalradio und Online-Stream wechselt, um FAZIT JÄNNER 2020 /// 63

immer besten Empfang zu garantieren. Bis zu vier USB-Anschlüsse (drei davon nach neuem USB-C-Standard), eine induktive Ladeschale, kabellose Apple-CarPlay-Nutzung oder ein 3D-Soundsystem von Bang & Olufsen runden die Hightech-Ausstattung ab. Zum Markstart hat der Kunde die Wahl zwischen zwei Benzinern und zwei Dieselmotoren. Den Einstieg bildet der 1,5-Liter-TFSI mit 110 kW/150 PS. Ihn soll es schon bald mit einem 48-Volt-MildhybridSystem geben. Sein Generator rekuperiert Strom und hilft mit bis zu 13 PS beim Beschleunigen. Zudem „segelt“ (mit ausgeschaltetem Motor) der Q3 Sportback zwischen 40 und 160 km/h, sobald vom Gas gegangen wird. Der Einstiegspreis für den neuen Q3 Sportback liegt bei 41.720 Euro.

Audi Q3 Sportback 40 TDI Quattro S line

Hubraum: 1.968 cm³ Leistung: 190 PS / 140 kW max. Drehm.: 400 Nm von 1.900 - 3.300 U/min Verbrauch kombiniert: 5,5 l/100 km CO2-Emission: 149 g/km Schadstoffeinstufung: Euro 6 Beschleunigung (0-100 km/h): 8,4 s Höchstgeschwindigkeit: 217 km/h

Porsche Inter Auto GmbH & Co KG Ferdinand-Porsche-Platz 1 8041 Graz-Liebenau Telefon: 0316/46 80-0 Telefax: 0316/46 80-20 E-Mail: autostadt@porsche.co.at www.porschegrazliebenau.at


Sichrovsky und ‌ rt mit Peter Sichrovsky plaude Autor mit dem Ex-Islamisten, und Sicherheitsberater Irfan Peci.


Sichrovsky und …

Islamist außer Dienst Vor ein paar Monaten saß ich in Salzburg als Gast im TV-Studio eines Senders in einer Diskussionsrunde über Antisemitismus und den Gefahren von rechten, linken und islamistischen Gruppen.

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Foto: Archiv

s kam zum Austausch bekannter Meinungen, die Sendung plätscherte dahin und keiner der Teilnehmer beeindruckte mit Überraschungen. Für die einen seien die Rechten die eigentliche Gefahr, für die anderen würde der linke Antisemitismus verharmlost werden und der Hass von islamischer Seite blieb weitgehend unerwähnt. Bis sich ein großer, bärtiger Mann zu Wort meldete, der als »Aussteiger« der radikalen islamistischen Szene angekündigt worden war, und mit wenigen Worten all das intellektuelle Gerede beendete. Ein Ex-Islamist mit perfektem, akzentfreiem Deutsch und einer Fähigkeit, zu formulieren, die so manche Fachleute dieses Abends blamierte. Der radikale Islam sei eine Ideologie, kein Glaube, so wie er es erlebt und auch dort gelernt hätte, und eine der Grundlagen dieser Ideologie sei der Hass auf Juden. Das werde von Beginn an gepredigt, in den Schulen, in den Moscheen, zu Hause von den Eltern, und verewige sich in der Denkweise wie das Einmaleins in der Grundschule. Bis es einfach zur Selbstverständlichkeit und nicht mehr infrage gestellt werde. Die Runde der Experten verstummte für einen Moment und selbst der Vertreter des TV-Senders, der äußerst geschickt die unterschiedlichen Meinungen moderierte, war für einen Augenblick sprachlos und dachte wahrscheinlich: Wie sollte man darauf reagieren, wenn in dieser Gruppe der »Meinungen« plötzlich einer über seine eigenen Erfahrungen spricht? Ein paar Wochen später traf ich Irfan Peci in einem Café in Wien. Ich kam etwas früher und bestellte einen Apfelstrudel, wollte damit fertig sein, bevor er kommen würde, doch auch er war vor der vereinbarten Zeit da, sah meinen Strudel mit Schlagobers und einen großen Braunen und bestellte das gleiche. Da saßen wir nun beide in einem Wiener Café bei Kaffee und Kuchen, aus entgegengesetzten Welten kommend, die einst so weit von einander entfernt waren, wie sie nur entfernt sein hätten können.

Verharmlosung des radikalen Islams Irfan Peci kam gleich zur Sache und regte sich über einen Film im Deutschen Fernsehen auf, einer Dokumentation von Markus Lanz über England, in der ein Stadtviertel von London beschrieben wurde, in dem Muslime die Mehrheit bilden. Wie immer, wenn Journalisten gar nichts mehr einfällt, wird der Taxifahrer aus dem Hut gezaubert, und Markus Lanz lässt ungestört einen Pakistani zu Wort kommen, der sich über die kulturlosen und sexbesessenen jungen Engländer aufregt und von Panik verfolgt werde, dass seine Töchter eines Tages ebenso enden würden. Für Irfan Peci waren es weniger die Worte des ängstlichen Taxifahrers, der sich mehr Sorgen machte um die sexuellen Abenteuer seiner Töchter als um deren Ausbildung und Berufschancen. Was ihn viel mehr störte, war die naive Berichterstattung des deutschen Journalisten, das klammheimliche Verständnis für die Sorgen der religiösen Fanatiker, die er unwidersprochen reden ließ, als ginge es um unterschiedliche Meinungen über die Qualität der Restaurants in der Umgebung. Einige der Muslime

äußerten ihren Hass und ihre Abneigung gegen die sogenannten »westlichen« Werte der Gesellschaft, in der sie selbst lebten, prophezeiten vor laufender Kamera, dass England in naher Zukunft ein islamischer Staat sein werde mit den entsprechenden, religiösen Regeln und dass sie die Gesetze des Landes nie respektieren würden, sondern nur ihre eigenen Vorschriften. Und vor ihnen stand ein nickender deutscher Reporter, der mit keinem Wort der Kritik reagierte und diesen religiösen Fanatikern eine Bühne bot. Es sei diese Naivität, diese falsch verstandenen Toleranz gegenüber dem Islam, die es den Extremisten dieser Religion ermöglichte, ihre Ideologie in Europa so schnell zu verbreiten. Irfan Peci meinte, er habe durchaus Verständnis für die Angst mancher Eltern, dass ihre Kinder auf die »schiefe Bahn« geraten könnten. Er wuchs in Deutschland in der Nähe der tschechischen Grenze auf, sah die Prostitution in den Grenzstädten, die Straßen mit den Spielsalons, wo Familienväter ihre Hartz-IV-Gelder verzockten, und es widerte ihn an. Die Sehnsucht, die diesen Erlebnissen folgte, fand er im Islam, in den strengen Regeln der Religion, wenn es um Alkohol, Sexualität und Spielsucht ging. Dass selbst der Islam nur Fassade sei und sich dahinter die grausame Normalität der Menschen finde, habe er erst viel später erkannt. Irfan Peci wurde 1989 in Südserbien geboren, wo Muslime die Mehrheit bildeten und sich als Bosniaken bezeichnen. Seine Familie übersiedelte 1991 nach Deutschland. Sein Vater hatte auch Verwandte im Kosovo und als er im damaligen Jugoslawien als Ingenieur arbeitete, begannen die Spannungen am Arbeitsplatz. Die »echten« Serben unter den Arbeitern weigerten sich, einen »Albaner« als Chef zu akzeptieren. In dem kleinen Kreis am Arbeitsplatz kündigte sich bereits der Zerfall von Jugoslawien an. Seine Eltern seien nie religiös gewesen und hätten eher gewarnt vor den damals aufkommenden neuen Strömungen des konservativen Islams und dem Salafismus. Mit fünfzehn sei er mit der Familie in den Sommerferien zurück nach Serbien gefahren und dort habe er zum ersten Mal Salafisten getroffen. »Die spüren das sofort, wenn einer interessiert ist«, erzählte Irfan Peci, »und merken auch, ob du nur die Broschüren nimmst, die sie verteilen, oder Fragen stellst und mehr wissen möchtest. Der wird dann regelrecht umworben mit Büchern und Informationsmaterial, mit Hinweisen auf Vorträge, Erlebnisberichte von Konvertierten und Kämpfern in Syrien. Man wird in eine Traumwelt verführt, in der alles anders und perfekt ist und man plötzlich einen Sinn, eine Aufgabe bekommt. Zurück in Deutschland, fand ich erstmal nichts in der Kleinstadt in Bayern, wo wir lebten und begann mich mit anderen Gruppen in Deutschland, aber auch in Österreich zu vernetzen, vor allem in Österreich. Man glaubt ja gar nicht, wie gut organisiert die Salafisten in Österreich sind. Meine erste Reise zu einer Gruppe von Salafisten war nach Wien, das war damals die Hochburg dieser Fanatiker, und ist es zum Teil auch noch heute.« Bei all den Treffen, den Vorträgen in den Moscheen und den FAZIT JÄNNER 2020 /// 65


Sichrovsky und …

Wochenendseminaren sei es zwar vordergründig um religiöse Regeln gegangen, doch das Hauptthema sei die Errichtung eines islamischen Staates gewesen. Der erste Schritt müsse die »Zurückeroberung« der islamischen Länder sein und danach, als zweite Phase, die Veränderung der westlichen Zivilisation.

Durch Verhaftung gerettet Mit neunzehn war Ifran Peci so weit beeinflusst von den Ideen der Dschihadisten, dass er sich einer Gruppe anschloss, die nach Afghanistan ausreisen wollte. Kurz vor der Ausreise in die Türkei wurde er verhaftet. Rückblickend, sagte er, habe die Verhaftung ihm wahrscheinlich das Leben gerettet. Viele seiner damaligen Freunde, die Deutschland in Richtung Afghanistan verlassen hätten, seien nie wieder zurückgekehrt, entweder verschollen oder getötet worden. Trotz des Ernstes der Ereignisse, über die Irfan Peci berichtete, musste ich plötzlich lachen und sagte, er sei der Erste, den ich getroffen hatte, dem eine Verhaftung das Leben rettete. Auch er lachte und sagte, es klinge sicherlich komisch, aber so sei es gewesen. Nur das gewaltsame Herausreißen aus dem Einfluss der Salafisten und radikalen Islamisten habe ihm die Chance gegeben, sich langsam, Schritt für Schritt aus dieser Szene zu befreien. Bis heute sei er mit einem der Polizisten des Staatsschutzes befreundet. »Man darf sich dieses Szene nicht so perfekt organisiert vorstellen«, erzählt Irfan Peci, »vieles geschehe einfach, fast planlos, auf den verschiedensten Ebenen. Da gab es die Internetkontakte, wo man sich austauschte, dann ein paar Freunde in der Umgebung, die man regelmäßig traf, und eben diese sogenannten »Ausreisegruppen«. Auch die waren nicht zentral gesteuert und es gab keinen Organisator, der alles vorbereitete, es fanden sich einfach ein paar Gleichgesinnte, die beschlossen, nach Afghanistan zu gehen, um dort zu kämpfen. Manche arbeiteten völlig allein ohne eine Gruppe. Das macht es auch so schwer, die ganze Szene zu kontrollieren, da sie völlig chaotisch agiert, ohne System und Ordnung. Es ist keine straff organisierte Bewegung, manches passiert spontan, fast zufällig und ohne lange Planung von einer zentralen Stelle aus. Alles wird in Kleinstgruppen vorbereitet, auch meine Eltern wussten nichts davon, sonst hätten die wahrscheinlich die Polizei gerufen.« Im Gefängnis in Nürnberg verbrachte Irfan Peci die ersten sechs Monate in strenger Isolationshaft im Sicherheitstrakt. Die erste Woche sogar in einem dunklen Loch, wo man Häftlinge nur einsperrte, die während der Haft etwas verbrochen hatten. Der Anwalt, der ihn erst nach dieser Woche besuchen durfte, erkannte ihn kaum. Als er zurück in einer »normalen« Zelle war, erklärte der Gefängnispsychiater, er sei »selbstmordgefährdet«, obwohl das schon von der Religion her nicht möglich gewesen wäre. Daraufhin kontrollierte ihn Wärter jede Stunde, machten die Tür auf und drehten das Licht auf, während des Tages und auch nachts. Es sei ja bekannt, dass es in Bayern die strengsten Gefängnisse in Deutschland gebe, und in Nürnberg seien die schlimmsten von Bayern, sagt er lachend und spricht von dem Hass und der Verachtung, die er damals gegenüber der Polizei und dem Gefängnis-

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Die Bedeutung der Nation ist nicht mehr relevant, das ist vorbei. ARIK BRAUER

personal empfunden hatte. Schikane und Misshandlungen hätten alles noch schlimmer gemacht und ihn in seinem Fanatismus mehr und mehr bestärkt. »Doch nach ein paar Monaten hatte sich alles ein wenig beruhigt«, sagte er, immer noch mit seinem Apfelstrudel beschäftigt, den er langsam Stück für Stück isst und jeden Bissen in den Berg von Schlagobers taucht. »Ich war ja mit Abstand der Jüngste im Sicherheitstrakt, da waren lauter Schwerverbrecher außer mir, wesentlich älter und jeder hatte eine lange Liste von Verbrechen. Mit meinen neunzehn Jahren, weder vorbestraft noch verurteilt, galt ich trotzdem als wesentlich gefährlicher als ein russischer Mafiaboss, der ein paar Zellen weiter saß. Die Gefängnisleitung hatte so viel Angst vor mir, dass ich nicht einmal während der vier Stunden pro Tag, an denen die Zellentüren offen waren und die Häftlinge mit einander reden konnten oder Karten spielten, meine Zelle verlassen durfte. Ich saß dort wie der »Mann mit der eisernen Maske«, vor dem sich jeder schützen müsste!« Noch ein paar Wochen Isolationshaft sei es zu jenem Erlebnis gekommen, das ihn bis heute beschäftige. Irfan Peci durfte wie alle Häftlinge einmal pro Tag in den Hof hinaus, jedoch nicht gemeinsam mit anderen, sondern immer nur alleine. Dennoch führte ihn der Weg zum Hof an den Zellen vorbei und er konnte manchmal mit dem einen oder anderen ein paar Worte wechseln. Eines Tages kam ihm ein Häftling entgegen, der in eine Zelle geführt wurde. Es war ein orthodoxer Jude mit einer Kippa auf dem Kopf. »Das hatte mein Weltbild mehr durcheinander gebracht, als all die Belehrungen, die ich über mich ergehen lassen musste!« Er lachte immer wieder bei der Beschreibung dieses Erlebnisses und erzählte weiter: »Wir hatten doch immer wieder gehört, dass die Juden alles kontrollierten, von der Finanzwelt bis zu den Regierungen und natürlich auch die Justiz. Das konnte doch nicht möglich sein, dass einer von denen verhaftet und verurteilt wurde. Ich ging davon aus, dass die sich immer alles richten könnten und jedes Verbrechen ungestraft bliebe. Und plötzlich steht einer von ihnen vor mir, hier im Gefängnis, und noch dazu im Hochsicherheitstrakt! Ich verstand die Welt nicht mehr! Ich sehe ihn heute noch vor mit, in der weiten, blauen Hose, ein grünes Hemd trug er immer, und diese Kappe auf dem Kopf. Später fand ich es


Sichrovsky und …

Foto: ServusTV

sogar tröstlich und dachte, schau, sogar solch mächtige Leute kann es treffen. Auch ihn hatte ein Polizist festgenommen, es gab einen Staatsanwalt und einen Richter, der ihn verurteilte. Die sind nicht vom Gesetz ausgenommen, wie man in islamistischen Kreisen immer behauptete.«

Informant Ein Jahr verbrachte er in Isolationshaft, ohne Kontakte zu anderen Häftlingen. Nach ein paar Wochen bekam er ein Radiogerät, einen Fernseher und durfte sich Bücher in der Bibliothek ausleihen. Rundgänge im Hof, Duschen und Bibliotheksbesuche gab es immer nur alleine mit dem Wachpersonal. In den Augen der Justiz sei er eine tickende Zeitbombe gewesen, meint Irfan Peci und rückblickend sei das zu Beginn nicht einmal falsch gewesen. In den Monaten im Gefängnis habe sich jedoch alles geändert, er sei immer kritischer geworden gegenüber den islamistischen Theorien und nach seiner Entlassung begann er, für den Verfassungsschutz zu arbeiten. Eine große Unterstützung sei sein Anwalt gewesen, der nicht nur das Gericht überzeugen konnte, dass er keine Gefahr mehr sei, sondern auch bereit wäre, mit den Behörden zu kooperieren. »Ein Vertreter des Verfassungsschutzes besuchte mich noch während der Zeit im Gefängnis«, erzählte Irfan Peci, »mein Anwalt war auch dabei und es ging so dahin wie eine normale Unterhaltung, doch ich glaube, der wusste genau, was er mich fragen sollte. Nach meiner Entlassung kam es zu weiteren Treffen und ich versicherte, dass ich zu allen den Kontakt abbrechen und mich auf eine Ausbildung konzentrieren würde. Dann kam jedoch das Angebot, ich sollte zum Schein in die Szene zurückkehren und meine Ausbildung auf später verschieben. Die wollten, dass ich mich in die »Hardcore«-Gruppen in Berlin einschleuse, die Attentate vorbereiten und Leute anheuern, nach Afghanistan zu gehen. Ich überlegte mir das lange, es war ja nicht ungefährlich, diese Fanatiker haben kein Mitleid mit Verrätern. Nach ein paar Wochen sagte ich zu, sie schickten mich nach Berlin, wo das Zentrum der Radikalen war und ich schloss mich diesen Gruppen an.« Ich fragte Irfan Peci, wie er vorbereitet wurde, ob es eine Ausbildung gegeben hätte, doch er lachte nur und sagte, nichts hätte man ihm angeboten, er sei einfach hingeschickt worden. Natürlich habe es genaue Instruktionen über die Weitergabe von Informationen gegeben, aber eine Ausbildung, wie man sich verhalten sollte, um nicht aufzufallen, wie man sich schützen könnte, um nicht entdeckt zu werden, gab es nicht. »Es war ein wenig wie in einem Film«, sagte Irfan Peci, »um meinen Verbindungsmann zu treffen, musste ich die U-Bahn zu einer bestimmten Station nehmen, bekam dann einen Anruf, ich sollte mit einer anderen Linie zu einer anderen Station kommen. Das ging meistens eine Stunde lang hin und her bis ich irgendwo in Ostberlin landete, da gab es auch keine Islamisten. Manchmal in einem Hotel, dann wieder in einem Restaurant. Vom Gefängnis kommend, war es für mich leicht, von den radikalen Gruppen aufgenommen zu werden, fast schon eine logische Entwicklung. Es entstand eine perfekte Legende. Man respektierte mich, ich hatte

sogar ein gewisses Ansehen.« Irfan Peci wollte keine Einzelheiten erzählen über seine Mitarbeit beim Verfassungsschutz, doch später im Rahmen der Verhandlungen gegen ihn wurde bekannt, dass er wertvolle Arbeit für die Sicherheit geleistet hatte, so mache Extremisten verriet und Einzelheiten über deren Pläne weitergab. Entlarvt wurde er durch die Verhandlung gegen ihn in Zusammenhang mit seiner Verhaftung, in der seine Unterstützung des Geheimdienstes als Strategie der Verteidigung präsentiert wurde. Damit endeten auch seine »Undercover«-Aktivitäten. In vielen Prozessen trat er als Zeuge auf, zahlreiche Verurteilungen waren nur aufgrund seiner Aussagen möglich. Auf meine Frage, ob die Aufdeckung seiner geheimen Aktivität nicht gefährlich gewesen sei, es Drohungen oder sogar Anschläge gegen ihn gegeben hätte, antwortete Irfan Peci gelassen und wenig beunruhigt. Ja, es hätte sogar Aufrufe gegeben, ihn zu ermorden, aber es sei nie etwas passiert. Natürlich sei er zu Beginn durch das Zeugenschutzprogramm versorgt worden, mit neuer Identität und unbekanntem Aufenthalt vor den Prozessen. Doch die Gefahr könne man nicht mit anderen kriminellen Gruppen vergleichen. Islamisten seien nicht wie die russische oder italienische Mafia organisiert, das seien Amateure und meist Dilettanten, ohne Hierarchie und Struktur. Da gäbe es keine Auftragskiller, die einen monatelang suchen. »Nach einem Jahr Zeugenschutz stieg ich aus, wollte meinen Alltag zurück, meine Familie und Freunde treffen und ein normales Leben führen, und sie ließen mich gehen, bedankten sich und wünschten mir alles Gute, wie wenn ich in Pension gehen würde«, sagte Irfan Peci, aß das letzte Stück Apfelstrudel, nahm den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse und lehnte sich lächelnd n zurück.

Irfan Peci, geboren 1989 in Serbien, aufgewachsen in der Oberpfalz, wird 2007 zum Deutschlandchef der »Globalen Islamischen Medienfront« (GIMF), eines der wichtigsten Propagandanetzwerke für Al-Kaida. Nach seiner Verhaftung war er als Verbindungsmann für den Verfassungsschutz tätig. Er hat mit seiner extremen Vergangenheit gebrochen und ist heute als Sicherheitsberater tätig und bietet Onlineseminare dazu an. antiterrortraining.de

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Fazitreise

Neues Leben im gelobten Land Eine Reise ins polnische Lodz

Es gibt Orte, die kennt man aus Liedern und Filmen, doch auf den

ersten Blick finden sich kaum Gründe, dorthin zu fahren.

Bei Lodz lohnt sich der zweite Blick. Polens drittgrößte Metropole

erlebt einen unglaublichen Boom. Herzstück dieser Renaissance sind die wiederbelebten Industriedenkmäler des 19. Jahrhunderts.

Z

Text von Johannes Tandl

ur Vorbereitung des Dreitagestrips in die Industriestadt Lodz gehörte es, neben der Geschichte und den Sehenswürdigkeiten auch nach dem Hauptgrund für die Bekanntheit der Stadt in Österreich und Deutschland zu googeln; Also nach Viki Leandros und ihrem Schlager »Theo, wir fahr’n nach Lodz!« Das Liedchen erschien vor 45 Jahren bei »Philips Records« und schaffte es als Sommerhit des Jahres 1974 sogar an die Spitze der deutschen Single-Charts. Das Motiv für den Song lieferte ausgerechnet die ORF-Serie »Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk« mit Fritz Muliar in der Hauptrolle. Dort wurde ein Jahrhunderte alter Gassenhauer wiederbelebt, der 1915 vom Wiener Operettenkomponisten Fritz Löhner-Beda mit dem Text »Rosa, wir fahr’n nach Lodz« versehen wurde. Mit Rosa war jedoch keine polnische Schönheit, sondern ein 30,5-cm Mörser der k. u. k. Armee gemeint, mit dem der österreichische Soldat Franzl das seit dem Wiener Kongress vom zaristischen Russland besetzte Zentralpolen heimsuchen wollte, um die Russen zu vertreiben. Der griechische Komponist Leo Leandros war von der Melodie

fasziniert und machte aus dem Soldatenlied, das ursprünglich auf den Dreißigjährigen Krieg zurückgeht, einen Hit für seine Tochter Viki. Den Text ließ er entsprechend adaptieren.

Deutsche gegen Russen Tatsächlich gab es im Ersten Weltkrieg eine heftig geführte »Schlacht um Lodz«. Dort kämpften aber keine Österreicher, sondern die kaiserliche deutsche Armee gegen die Russen. Der deutsche Heerführer Ludendorff wollte nach dem Sieg bei Tannenberg die Zarenarmeen von einem Angriff auf Niederschlesien abhalten. Obwohl Ludendorff Lodz nicht einnehmen konnte, waren die Russen so geschwächt, dass sie Niederschlesien nicht angreifen konnten. Die Schlacht endete also unentschieden. Ludendorff vermarktete den verlustreichen Kampf dennoch als großen Sieg. Und sowohl der deutschen als auch der k. u. k Propaganda gelang es, mit Hilfe von Ludendorffs Übertreibungen, den Krieg bei der Bevölkerung populär zu halten. In Lodz war hingegen bereits Mitte des 19. Jahrhunderts eine andere Version des uralten

Wird oft als »Polens Manchester« bezeichnet, die Industriestadt Lodz im Herzen des Landes. FAZIT JÄNNER 2020 /// 69


Das neue Buch von Robert Misik Die arbeitenden Klassen sind ökonomischer Konkurrenz ausgesetzt, machen Abstiegserfahrungen, erleben sich als austauschbar und sehen ihre Lebensweisen kulturell abgewertet. Es gibt eine Wut der »einfachen Leute«, die mit den Werten und Normen zusammenhängt, die sich in den vergangenen 200 Jahren in den popularen Klassen entwickelt haben. Dem Ethos von harter Arbeit; dass man nichts geschenkt bekommt; dass einem aber Respekt für die eigenen Leistungen gebührt. Dazu gehört auch ein egalitärer Geist: dass jeder gleich viel wert ist; ein Stolz darauf, »normal« zu sein; ein Gemeinschaftssinn mit Lokalpatriotismus und einer rebellischen, aber zugleich traditionellen Kultur. Robert Misik beschreibt plastisch und mit viel Empirie, wie sich die Werte der arbeitenden Klassen entwickelt haben – und wie sie von den falschen Freunden der »einfachen Leute« jetzt ausgenutzt werden. Man kann den Aufschwung des Populismus nicht erklären, wenn man die verborgenen Verwundungen in einer Klassengesellschaft nicht versteht. Erschienen am 11. November 2019 in der »edition suhrkamp«, Taschenbuch, 138 Seiten, 14,40 Euro; Auch als eBook erhältlich.

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Was man in Lodz gesehen haben muss Lodz ist eine Industriestadt. Während Krakau, Breslau oder Danzig mit ihren mittelalterlichen Stadtkernen punkten, sind es in Lodz die riesigen kreativ revitalisierten Backsteinbauten der ehemaligen Textilfabriken, die jeden Besucher in ihren Bann ziehen. Die Pfaffenmühle »Ksiezy Mlyn« Die Pfaffenmühle ist die ehemalige Fabrik des Textilindustriellen Karl Scheibler. Sehenswert sind nicht nur Scheibler-Villa, sondern auch die von zahlreichen jungen Gründern wiederbelebten ehemaligen Industriehallen und Arbeiterunterkünfte.

Die Manufaktura Die Baumwollspinnerei mit der berühmten Werkspforte zum einstigen Fabrikgelände des jüdischen Unternehmers Izrael Poznanski war eine der größten ihrer Art weltweit. Heute beherbergen die Backsteinbauten die größte Shopping-Mall Polens, viele Restaurants, mehrere Museen und ein Luxushotel. Piotrkowska-Straße Die vier Kilometer lange Piotrkowska-Straße ist der Prachtboulevard der Stadt. Wer es von den »Lodzermenschen« geschafft hatte, konnte man an dessen Palais in der Piotrkowska-Straße erkennen. Seit 1990 wurde die heutige Flaniermeile zu einer der längsten Fußgängerzonen Europas umgestaltet. Hier finden sich zahlreiche Geschäfte und Restaurants. Der Poznanski-Palast Der ehemalige Palast von Izrael Poznanski liegt nicht in der Piotrkowska-Straße, sondern unmittelbar neben der heutigen Manufaktura und beherbergt das Museum für Stadtgeschichte. Im Seitenflügel wird eine sehenswerte Ausstellung über den in Lodz geborenen Komponisten Arthur Rubinstein gezeigt.

Das EC1-Kulturzentrum in einem ehemaligen Kraftwerk Mitten in der Stadt wurde ein ehemaliges Kohlekraftwerk zu einem riesigen Kultur- und Veranstaltungszentrum umgebaut. Sehenswert sind das Schaukraftwerk, ein Planetarium sowie ein Comic-Museum und ein Filmmuseum.

Das Marek-Edelmann-Dialog-Zentrum Zum Gedenken an die NS-Gräuel im jüdischen Ghetto von Lodz wurde das Marek-Edelman-Dialog-Zentrum errichtet. Dort sind nicht nur die Vorkommnisse im »Ghetto Litzmannstadt« dokumentiert, sondern auch die multikulturelle Geschichte von Lodz. Marek Edelmann war der Anführer des jüdischen Aufstands in Warschau. Nach dem Krieg arbeitete er in Lodz als Kardiologe.


Fazitreise

Gelobtes Land Die Gegend um Lodz galt bald in ganz Osteuropa als gelobtes Land. Die Bewohner wurden ehrfurchtsvoll als »Lodzermenschen« bezeichnet. Damit meinte man einen Menschenschlag, der sich mit Fleiß und Einfallsreichtum dem Geldverdienen verschrieben hatte und der, egal ob als Angestellter oder als Unternehmer, alles daran setzte, die sich ihm bietenden Chancen zu nützen. Weitere Informationen Lodz hat rund 700.000 Einwohner. Es ist Sitz einer Universität sowie der Staatlichen Hochschule für Film, Fernsehen und Theater. Für die Wirtschaft des Landes bilden die ansässigen Unternehmen der Textilindustrie sowie der Unterhaltungs- und Elektronikbranche einen Schwerpunkt. Zu den großen Investoren in der Stadt gehören Konzerne wie Procter & Gamble-Gillette, BSH Hausgeräte, Philips, ABB, Dell, Indesit und Rossmann. Viele der Unternehmen haben sich in der Sonderwirtschaftszone Lodz angesiedelt. In den letzten Jahren hat sich auch die Kreativwirtschaft stark entwickelt. lodz.travel/de

Nach dem Ersten Weltkrieg brach der wichtige russische Markt weg. In der 1918 neu gegründeten Zweiten Polnischen Republik begann der industrielle Wiederaufbau. Im Zweiten Weltkrieg fiel die Stadt kampflos an das Dritte Reich. Die SS errichtete inmitten von Lodz das gefürchtete jüdische Ghetto von Litzmannstadt, in dem bis zum Einmarsch der Roten Armee im Jänner 1945 an die 45.000 Menschen qualvoll starben.

Regierungssitz Nach dem Krieg war Lodz bis 1948 polnischer Regierungssitz, weil es im Gegensatz zum zerstörten Warschau weitgehend intakt geblieben war. Ebenfalls 1948 wurde die Filmhochschule Lodz gegründet. Die Stadt entwickelte sich zum Zentrum der polnischen Filmindustrie mit prominenten Absolventen wie Roman Polanski oder Andrzej Wajda. Wajda drehte in Lodz im Jahr 1974 sein Meisterwerk »Das gelobte Land«, das den industriellen Aufstieg der Stadt sowie die unterschiedlichen Kulturkreise, die damals in Lodz existierten und wirtschaftlich miteinander konkurrierten, thematisiert. Deutsche, jüdische und polnische Fabrikanten standen unter russischer Herrschaft im harten Wettbewerb. Der Filmklassiker zeigt die sozialen Konflikte und Gegensätze im Frühkapitalismus. Während die Fabrikanten in Luxus schwelgen, leben die Fabrikarbeiter in Armut. Einziges Motiv für die Fabrikanten ist die Vermehrung ihres Gewinnes und die Repräsentation des eigenen Vermögens. n FAZIT JÄNNER 2020 /// 71

Fotos: Fazit (Seite 68), Mariusz K. Matczak (2)

Liedes bekannt geworden. Dort entstand ein Text, der sich auf den unglaublich raschen industriellen Aufschwung der Stadt bezog. Die Juden von Lodz sangen nämlich spöttisch »Itzek, komm mit nach Lodz«. Sie setzten Lodz dabei ironisch mit dem gelobten Land gleich. Mit der zweiten polnischen Teilung im Zuge der Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen wurde nämlich eine Zollgrenze zwischen Deutschland und Polen eingeführt, mit der die Russen verhinderten, dass ihr Besatzungsgebiet mit billigen frühindustriell gefertigten englischen und deutschen Waren überschwemmt wird. Daher taten die russischen Besatzer alles Nötige, um in Lodz eine eigene Textilindustrie zu schaffen. Dabei kamen sie ansiedlungswilligen ausländischen Gründern extrem entgegen. Seit 1823 siedelten sich daher deutsche Tuchmacher, Weber, Spinner und Färber in der Stadt an. 1790 lebten in Lodz gerade einmal 200 Menschen. 1840 waren es bereits 50.000 und um 1900 etwa 500.000. Heute sind es übrigens knapp 700.000. Im Jahr 1904 gab es 546 Fabriken in der Stadt, die 70.000 Arbeiter, vor allem in der Textilindustrie, beschäftigten.


Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Heimo Binder

Herr der Knรถpfe 72 /// FAZIT Jร NNER 2020



Fazitportrait

Das Familienunternehmen Hirt hat eine

einzigartige Marktstellung als Knöpfeproduzent. Während ab Anfang der 1950er Jahre nur

Hirschhornknöpfe produziert wurden, hat es

sich in weiterer Folge zu einem Fachgeschäft für

D

ie Existenz spezieller Geschäfte ist für manchen Zeitgenossen wie ein Haltegriff im Leben. Im Hier und Jetzt, anno 2019, gerät die Welt angeblich allenthalben aus den Fugen, obgleich Veränderung ja eine einzige große Konstante ist. Auch die Zeiten werden vorgeblich immer schlechter, wenn auch schon seit den 1970er Jahren, spätestens aber seit den 1990ern – die 1980er waren bis auf die Mode und die Populärmusik noch ganz in Ordnung – so sagt man jedenfalls. Allgemeine Orientierungslosigkeit mache sich breit, so die einen, es sei nur der ganz normale Wandel, so die anderen. Fürchtet euch nicht, würde der Hirt sagen. Sagt er natürlich nicht, denn Klaus Hirt ist nicht Politiker oder Prophet, sondern ein seriöser Geschäftsmann – und das in vierter Generation. Überraschend ist nur, dass es wirklich einen Herrn Hirt gibt. Selbst alte Stadtläufer wie unsereiner haben ihn noch nie zu Gesicht bekommen. Kein Wunder, steckt der 50jährige doch die meiste Zeit im Keller oder im Büro im ersten Stock des frisch renovierten Hauses aus dem 16. Jahrhundert am Grazer KaiserFranz-Josef-Kai, direkt am westlichen Schloßberghang zwischen der Talstation der Schloßbergbahn und dem Schloßberghotel. Kuriose Kurzwaren Das 102 Quadratmeter große Geschäftslokal ist in der heutigen Zeit ob der Mannigfaltigkeit und der Art der angebotenen Waren ein Kuriosum. Es gibt unzählige unterschiedliche Artikel, die – abgesehen von den seit einigen Jahren angebotenen Stoffen, die als Meterware gelten – zu den sogenannten Kurzwaren zählen. Kurz ist im Sinne von klein gemeint, also Kleinwaren. Abgesehen von der Spezialität des Hauses Hirt, den Knöpfen, wird grundsätzlich Näh- und Handarbeitszubehör verkauft, aber auch allerlei, was unter den Begriff Souvenir fällt. Zu meinen persönlichen Lieblingsstücken gehört seit meiner Kindheit das Wetterhäuschen. Dass bei Schönwetter die Frau erscheint und bei Regenwetter der Mann, war für mich zwar nie verständlich und ist auch keineswegs

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Kurzwaren mit Näh- und Handarbeitszubehör entwickelt und stellt nach wie vor Knöpfe aus

Metall, Kunststoff und Naturmaterialien her.

Insbesondere die Trachtenknöpfe aus

Hirschhorn werden in diesem Ausmaß

nur mehr in Graz produziert.

gendergerecht, aber sei‘s drum. Mitbringsel mit Zusatznutzen wie ein »Flachmann« haben jedenfalls ihren Reiz und helfen Unentschlossenen schon einmal aus der Patsche. Im Handarbeitszubehör zählt der BH-Verlängerer zu den Favoriten für nostalgische Kuriositätenliebhaber. Wirklich praktisch wird es im Folgenden: Scheren aller Art in unterschiedlichen Größen, Gürtelschnallen, Jeans-Flicken, Cord-Flecken, Hosentaschen zum Aufbügeln, Nähnadeln, Reißverschlüsse, Einziehgummis. Wo bekommt man so etwas heute noch? Das fragen sich viele Kunden. »Seit der Rebus zugesperrt hat und der Kastner diese Dinge nicht mehr im Sortiment hat, gibt es nicht mehr viele Geschäfte, wo man das bekommt. So haben wir in der Innenstadt natürlich einen Vorteil«, sagt Klaus Hirt. »Das Besondere bei uns ist die Vielfalt des Angebots«, bringt es Ehefrau Eva Hirt, die für den Bereich Geschäftslokal zuständig ist, auf den Punkt. Was ins Sortiment kommt, wird oft durch Kundenwunsch bestimmt. Wo die Hirschknöpfe herkommen Im Produktionsraum direkt neben dem Keller riecht es eigentümlich. Streng, kein unbekannter Geruch, aber ich komme nicht drauf. »Wir haben heute Knöpfe aus Knochen gemacht«, erläutert Klaus Hirt. Wir sind in der Produktion. Das ist der Bereich vom Chef. Die Räumlichkeiten, die direkt an den Fels des Schloßbergs grenzen, sind vollgestopft mit Maschinen und Hirschgeweihen. Hirt: »Zu Beginn in den 1950er Jahren wurden überhaupt nur Knöpfe und Geweihwaren verkauft, inzwischen haben wir das Sortiment aber erweitert.« Bis heute geblieben ist die einzigartige Marktstellung als Knöpfeproduzent. In Wien werden noch Kunststoffknöpfe hergestellt, im Ennstal Metallknöpfe, aber Trachtenknöpfe aus Hirschhorn in diesem Ausmaß nur mehr in Graz. Hirt schätzt seine Produktionsmenge an Lederhosenknöpfen auf weit mehr als 100.000 pro Jahr. Dafür wird neben Hirschhorn, der eigentlich ein Knochen ist, auch Büffelhorn oder Steinnuß verwendet. Letztere ist der hühnereigroße Kern einer südamerikanischen Palmen-


Fazitportrait

frucht. Sie ist weiß mit braunem Rand, ähnelt der Hirschhorn, ist aber die günstigere Variante. Die Herstellung von derartigen Knöpfen ist enorm aufwendig. Zwar stehen im Keller viele Spezialmaschinen, letztlich ist aber alles Handarbeit, für die viele Arbeitsvorgänge und noch mehr Erfahrung notwendig sind. Eingekauft wird bei Jägern und Züchtern in ganz Österreich. Hirschgeweihe sind nachwachsende Naturprodukte. Jeder Hirsch entwickelt sein Geweih innerhalb eines Jahres, wirft es schließlich ab und ein neues wächst nach. Ein Zwölfender ist somit nicht alt, sondern schnell. Das hat auch mit Testosteron zu tun – aber das führte selbst im Rahmen einer Fazitabschweifung zu weit. Die Unhandlichkeit der sperrigen Geweihe führt zum nächsten Arbeitsschritt – sie müssen in handliche Stücke geschnitten werden. Dann wird nach Qualität und Farbe sortiert, mit verschieden großen Spezialbohrern ausgebohrt und ausgestemmt, um Rohlinge zu erhalten, deren Rückseite plan und glatt gedreht wird, um nach abermaliger Sortierung nach Farbe und Zweck auf der Vorderseite ausgedreht zu werden. Dabei entsteht durch einen Fräsvorgang der sogenannte Fadenteller, die Vertiefung in der Mitte des Knopfs, in die – natürlich wiederum mit anderen Spezialmaschinen – ein Fadenschlitz oder ein Fadenkanal gefräst beziehungsweise gebohrt wird, damit der Knopf auch angenäht werden kann. Eventuell werden später noch eine Einlage und eine Metallöse angebracht. Der letzte Arbeitschritt in der Produktion jener Knöpfe, die glatt werden sollen, findet in einer von mehreren Poliertrommeln statt, die ungefähr zwölf Stunden laufen müssen, um zu einem buchstäblich schönen Ergebnis zu führen. Dabei sind rares Wissen und viel Erfahrung gefragt, denn das Poliermittel besteht aus speziellen kleinen Hölzchen, zum Teil etwa in Würfelform, die – materialabhängig und je nachdem, ob die Knöpfe glänzend, matt oder seidig werden sollen – mit geheimnisvollen Pasten, Ölen oder Bimsmehl vermischt werden. »Den Beruf des Knopfherstellers gibt es nicht«, erläutert Klaus Hirt, »daher gibt es auch keine Lehre, somit muss jeder Mitarbeiter angelernt werden.« Maschinenbauer und Tausendsassa Angesichts des Aufwands sind Hirschhornknöpfe trotzdem relativ günstig. Der Endkunde wird ab 90 Cent fündig, große Exemplare kosten bis zu 4 Euro, ein Paar Reversknöpfe 9 bis 10 Euro. So sie aus den Rehkronen gefertigt sind, 15 Euro pro Paar, weil sie gänzlich ohne Maschinen in reiner Handarbeit hergestellt werden müssen. In der Hirt‘schen Produktion werden aber auch Kunst-

FAZIT JÄNNER 2020 /// 75



Fazitportrait

Ich habe meinen Beruf zum Hobby gemacht.

stoffteile erzeugt. Etwa für Ziehharmonikas. Allein die Zahl der Harmonikaknöpfe schätzt Hirt auf rund 70.000 plus 100.000 diverse Kleinteile pro Jahr. Unter den zahlreichen Maschinen sorgt ein Spritzgußautomat auch für ganz »normale« Kunststoffknöpfe, für die auch schon einmal eine Bestellung über 100.000 Stück hereinkommen kann. Zur Zeit leckt die Maschine, Öl rinnt aus. »Das muss ich jetzt bald einmal reparieren«, meint Klaus Hirt. Wie er überhaupt so ziemlich alles reparieren kann. Oder Spezialbohrer anfertigt. Oder wie er die Bäume für die Holzknöpfe zum Teil selbst schlägert, aufschneiden und zu Rundhölzern drechseln läßt, aus denen er dann mit einer Spezialmaschine mit gezählten zwölf Sägeblättern Scheiben für Knöpfe macht. Oder die Lager sämtlicher, teils uralter, Maschinen erneuert. Oder die Netzwerkprobleme beim Computer behebt. »Bis auf Stricken und Nähen kann ich fast alles«, meint der Absolvent der Fachhochschule für Maschinenbau in Weiz verschmitzt, augenscheinlich die ideale Ausbildung für einen Knopfproduzenten, der von sich auch sagt: »Ich habe meinen Beruf zum Hobby gemacht.« Beißkörbe für Touristen Mit seinen Knöpfen beliefert Hirt auch so bekannte Kunden wie Lodenfrey, Mothwurf, Hiebaum, Lodenfürst und auch Lena Ho-

Klaus Hirt

schek hat hier schon eingekauft. Als Großhändler versorgt er österreichweit Fachgeschäfte für Näh- und Handarbeitszubehör. Für diese Geschäftsbereiche ist Carmen Hirt, die Schwester von Klaus Hirt, zuständig. Der klassische Familienbetrieb bildet auch ausserbetrieblich eine geschlossenen Einheit. Die Schwester, das Ehepaar mit seinen drei Kindern, der Vater und auch die 106jährige Großmutter leben im Haus am Kaiser-Josef-Kai. Der Gründer des Unternehmens, sein Großvater Karl, wie auch sein Urgroßvater Anton waren Holzschnitzer, daher verwundert es schon gar nicht mehr, dass Klaus Hirt für Ausbesserungsarbeiten im Dachstuhl eigenes Holz von der Landwirtschaft seiner Mutter verwendet hat. Nebenbei erwähnt er noch, dass er das vormals hellgrüne, heute ockerbeige Haus unter anderem mit Sumpfkalk zumindest zum Teil selbst renoviert hat. Mit dem Segen vom Denkmalschutz, meint er auf meine aufgerissenen Augen hin, und »mit restauratorischer Begleitung.« Zur Zeit ist Hirt zwecks Sortimenterweiterung auf der Suche nach einem Lieferanten von Hundebeißkörben, weil die Nachfrage vor allem von Touristen gestiegen ist. Hirt: »Viele wissen nicht, dass in der Schloßbergbahn für alle Hunde ausnahmslos eine Maulkorbpflicht besteht.« Eingangs erwähnte Zeitgenossen und entwurzelte Konsumenten können ob solcher Unternehmer beruhigt sein. Bitte festhalten. n

Hirt-Knöpfe Näh- und Handarbeitszubehör 8010 Graz, Kaiser-Franz-Josef-Kai 34 Telefon +43 316 825301 hirt-austria.at

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Das Alter hat nichts mit dem Geburtsschein zu tun.

Gustav Peichl, auch bekannt als Ironimus, Architekt und Karikaturist, 1928–2019

Urbane Zukunft?

Das Kulturjahr 2020 kommt gerade ordentlich in Schwung. Und das mit über 90 Projekten, politischer Einhelligkeit, klaren Strukturen und dem Wunsch nach Erneuerung der Grazer Stadtidentität mit den Werkzeugen Kultur und Wissenschaft. Damit so etwas gelingen kann, braucht es ein starkes Team.

Fotos: Larry R. Williams, Johannes Gellner, Lex Karelly

Von Michael Petrowitsch

I

ch spreche mit Christian Mayer, Programmmanager und gleichzeitig schon mal die Hälfte des starken Teams. Aus einem mittelstarken schnellen Espresso entwickelt sich ein langes Gespräch über breite Aufgestelltheit und semiaristotelische Weitsicht. Womit wir beim Einstieg wären …

Ihr seid recht wenig für so eine Riesengeschichte. Im Vergleich zu anderen Festivals, wie etwa dem steirischen herbst, ist ja alles sehr schlank, geht das überhaupt? Es ist in der Tat sehr schlank aufgestellt! Für das Kulturjahr stehen zwei volle Stel78 /// FAZIT JÄNNER 2020

len zur Verfügung. Eine Stelle besetze ich und eine weitere zwei Mitarbeiterinnen je zur Hälfte. Zusätzlich steht jemand begleitend für das Marketing zur Verfügung. Außerdem sind wir Teil des Kulturamtes. Daher steht das ganze Knowhow, die Expertise etc. des Kulturamtes um Leiter Michael Grossmann dahinter. Es handelt sich ja um eine Förderstruktur, das heißt die Einreicherinnen und Einreicher bewarben sich um Förderung zur Realisierung ihrer Projektideen. Die Experten zur Abwicklung der Förderansuchen sitzen im Kulturamt. Es ist eine Gemeinschaftsarbeit. Weitere Abteilungen der Stadt kommen auch mit dem Kulturjahr in Berührung. Diese sind dann für Bewilligungen und andere

Christian Mayer im Gespräch mit Michael Petrowitsch

organisatorische Details zuständig. Ohne diesen Hintergrund ginge es wohl nicht so schlank. Im Vergleich zu 2003 bewegen sich die Projekte ja fast wie freie Radikale, gibt es Prioritäten in der Auswahl, wer wann drankommt? Das Kulturjahr ist in seiner Form völliges Neuland und damit eine neue Erfahrung für beide Seiten. Es folgt einer Förderstruktur, also sind die Einreicher zu 100 Prozent für die zeitliche Umsetzung der Projekte selbst verantwortlich. Mein Credo von vornherein war, dass sich das Kulturjahr in friedlicher Koexistenz in den normalen Veranstaltungsreigen des Jah-


Alles Kultur

Favorisierst du selbst Projekte? Ich freue mich selbstredend über Ideen, die mich im Tiefsten meines Herzens ansprechen. Viele Projekte finden in großen Produktionsgemeinschaften statt und dies entspricht schon einmal der ursprünglichen Absicht, dass durch Vernetzung und Kooperation eine innere Stärkung der Kulturlandschaft vollzogen wird. Aus der Fülle der Einreichungen zeigt sich im Nachhinein, dass sich die Kulturlandschaft 2020 offenbar fünf thematischen Hauptsträngen zuwendet: Umwelt und Klima. Soziales Miteinander. Digitalisierung. Arbeit von Morgen. Urbanismus. Sehr konkret waren ja im Call schon die Grundfragestellung und das Motto ausformuliert, welche Zukunft unserer Stadt wünschenswert sei. Erfreulich, dass die Projekte nun auch dementsprechend pointiert ausgerichtet sind. Ist Graz überhaupt eine »Stadt«? Auf jeden Fall. Die Fragestellung wird interessanter, je mehr ich mich damit beschäftige. Die Frage des »urbanen Lebens« ruft unter Wissenschaftern und Experten vieldeutige Interpretationen hervor. Die Bedeutung als zweitgrößte Stadt Österreichs, die noch dazu rasant wächst, ist nicht von der Hand zu weisen. Das wiederum in einer Kulturnation. Die Frage, die mich beschäftigt, ist, wie begleitet man dieses Wachstum, wie gelingt es, ein friedliches Miteinander zu finden? Als Theatermensch fällt mir Aristoteles mit seiner Theatertheorie ein, die Muster Lesen Sie bitte weiter auf Seite 80

Theater

Remigrationshintergrund Der Grazer Puppenspieler Nikolas Habjan ist am Grazer Schauspielhaus erstmals gemeinsam mit seinem australischen Lehrmeister zu sehen. Von Peter K. Wagner

D

avid Hasselhoff ist den Amerikanern unter vielen anderen möglichen Beispielen das, was dem Österreicher »The Sound of Music« ist. Kein Österreicher, der etwas auf sich hält, hat das Musical und die gleichnamige Verfilmung – im deutschsprachigen Raum unter dem Titel »Meine Lieder – meine Träume« unbekannt – jemals gesehen. Insofern erfüllt der gebürtige Grazer Nikolaus Habjan mit seinem Stück »The Hills are Alive« eigentlich einen »innernationalen« Bildungsauftrag. Zusammen mit selbstgestalteten Puppen und seinem australischen Lehrmeister Neville Tranter bringt er die Familie von Trübs auf die Bühne, deren Lebensgeschichte eben jener der »Sound of Music«-Trapps ähnelt. Von Grundlage bis Inhalt parodieren die beiden Meister ihres Faches die österreichische türkisblaue Politlandschaft und ihre Überzeugungen der Grenzen. Dabei haben es Habjan und Tranter besonders auf einen kleinwüchsigen ehemaligen Innenminister abgesehen, dessen Ähnlichkeit mit dem Protagonisten des dun-

kelsten Kapitels der jüngeren österreichischen Geschichte nicht nur an Scheitel und Bart zu erkennen ist. Die überraschend kurzweilige Geschichte, die im Kern von einem alternden Exilösterreicherpärchen erzählt, das an der Rückkehr in die ursprüngliche Heimat zu verzweifeln droht, vergisst nicht auf »zackige« Ibizavideohinweise und einen Gastauftritt des Paradeauswanderers in Rot-Weiß-Rot, der nicht viel mehr sagen darf als das, was ihn stets am schnellsten identifiziert: »I’ll be back«. Überhaupt ist das Stück nahezu ausschließlich in englischer Sprache gehalten, was Internationalisierungsgelüsten helfen wird und durchaus zusätzlich Charme ausstrahlt. »The Hills are Alive« ist zwar flacher als es die Gebirgszüge Österreichs vermuten lassen würden, aber, um auch die Sprachwitze flach zu halten: Dass auch hügelige Landschaften erfolgreich und unterhaltsam sein können, wissen wir nicht erst seit David Hasselhoff und »Baywatch«. Und im Vergleich zu TV-Serien dieses Formats liefern Habjan und Tranter mit »The Hills are Alive« fraglos potentielles neues Export(kultur)gut der Kategorie n Mozart oder Klimt. FAZIT JÄNNER 2020 /// 79

Fotos: Hans van Dijk, Michael Petrowitsch, Guillaume Levrier

res einfügt. Und dahingehend begleiten wir alle Vorbereitungen unterstützend. Auch in der Kommunikation der Kulturschaffenden untereinander. Damit sich nicht alles am Wochenende ballt, haben wir die Projekte eingeladen, den Mittwoch als Veranstaltungstag mit einzuplanen. Die »Kultur-Mitte der Woche« könnte ein neuer Fixpunkt im reichhaltigen Grazer Veranstaltungskalender werden. Am Ende werden all diese Aktivitäten auch eine Werbung für das reiche Kulturleben der Stadt insgesamt sein.


Alles Kultur Fortsetzung von Seite 79

für das menschliche Zusammenleben zum Thema macht. Er entwickelte diese vor dem Hintergrund des Wachstums der antiken Stadt, in einer räumlichen Anordnung mit starker Menschenkonzentration also. Zum Graz Kulturjahr 2020: Woanders gab es so etwas noch nicht! Die Grazer Kulturlandschaft war immer dafür bekannt, gesellschaftlich engagiert und progressiv zu sein. Denken wir an den steirischen herbst oder die Literaturtradition! Vielleicht kann sowas wie das Kulturjahr nur hier in Graz stattfinden. Es ist also auch ein Zeitschnitt, ein Generationenschnitt in der Szene gar? Welche Vorgaben gibst du dir selbst? Was soll dabei rauskommen, ist das überhaupt »messbar«? Eine Sache scheint sich momentan zu manifestieren: Es gab den Wunsch, dass nicht immer dieselben Leute zusammenarbeiten, sondern auch neue Allianzen gebildet werden. Das findet durch viele neue transdisziplinäre, genreübergreifende Kooperationen statt.

Fotos: Karamedia, Stadt Graz

2020 ist eine Chance für eine weitere Stärkung der Kulturlandschaft, die sich freilich nicht so einfach in Zahlen messen lässt, die aber im Selbstbewusstsein und damit auch in der Strahlkraft nachwirkt. Auch 2003 hat dahingehend gewirkt. Es wird natürlich auch Kennzahlen geben, die lasse ich professionell erheben. Natürlich wird das alles international gestreut, Tourismus und Marketing sind ja mit an Bord. Nachhaltigkeit entsteht auch insbesondere durch die Projektinhalte. Wir werden 2020 zum ersten Mal Dinge durchspielen, die in den Folgejahren greifen könnten. Gerade zum Thema Umwelt und Klima könnte ich mir vorstellen, dass manche Erkenntnisse ihren Weg in den Grazer Alltag finden.

Ist der Faktor Kultur als Vehikel zur Identitätsbildung momentan überhaupt brauchbar? Wir schielen mir oft zu sehr nach Wien oder nach Salzburg. Haben wir gar einen kleinen Minderwertigkeitskomplex? Nein, es geht um Folgendes: Das Grazer Kulturjahr beschäftigt sich mit der Frage nach der urbanen Zukunft in Graz. Die Bevölkerung soll abgeholt und miteinbezogen werden, das impliziert natürlich, dass Dinge vor Ort entstehen und in Graz verbleiben. 2020 soll nicht als neues internationales Gegenfestival kreiert werden! Immer wenn wir über Kultur reden, sind wir schnell bei der Frage Kosten versus 80 /// FAZIT JÄNNER 2020

Nutzen. Die Salzburger Festspiele sind in ihrer Art ein weltweit beispielloser Wirtschaftsfaktor. Damit muss man sich nicht vergleichen. Kultur wird oft wahrgenommen als etwas Nice-to-have, aber nicht als etwas Werthaltiges. Reduziert auf den Unterhaltungswert oder auf geschmackliche Bewertung. Das ist mir klarerweise zu kurz gedacht. Kultur ist das, was uns ausmacht und was wir aktiv formen. Kunst bietet Reflexionspotenziale, die uns helfen, über die Welt und das Menschsein nachzudenken. Graz genießt internationalen Stellenwert als eine Stadt voller Kultur. Es gab anfangs den Vorwurf, dass die Idee des Kulturjahres nur dazu dienen soll zu behübschen. Aber die Fragestellung lautet: In welcher Gesellschaft möchte ich leben und was kann ich dazu beitragen? Die Beschau solcher Fragen durch Kunst und Wissenschaft macht den kulturellen Reichtum einer Stadt aus! Was ist das Schöne, das Erbauliche für dich? Ich habe momentan so viele Kontakte mit so vielen begabten Menschen, die haben Ideen und die bringen etwas mit. Das ist das wirklich Schöne.

Heißt das eigentlich Gentrifizierung oder Tschentrifizierung? Ist das positiv oder negativ besetzt? Ich hatte den Begriff in meiner Berliner Zeit erstmals gehört, da war er negativ besetzt – vor über 15 Jahren. Auf der anderen Seite ist es einfach ein Ausdruck für Strukturwandel, den gab es ja immer schon. Es wird manchmal gern so getan, als seien die Zeiten ganz schlecht, und das gab es alles noch nie. Soziologen betrachten Kultur als einen sich ständig wandelnder Prozess, nicht als etwas statisch Abgeschlossenes. Wandel war klarerweise schon immer eine Herausforderung. Hast du es als Deutscher in Graz schwerer oder leichter als ein Grazer in Graz? Deutsche formulieren ja präziser als Österreicher, zumindest sehen die das so ... Ich weiß es nicht. Ich habe im Leben ja sehr viele Ortswechsel getan, und das unterm Strich als Bereicherung empfunden. Ich nehme Graz als eine weltoffene, internationale und erfolgreiche Stadt wahr. Ich bin jetzt seit acht Jahren hier, bin angekommen und habe vor zu bleiben. Aber zum Thema Formulierungen: Ich bin ja Pfälzer und das ist manchmal in der Sprache unverkennbar, da denke ich ab und an, ich könnte mal durchaus präziser formulieren [lacht]. n

Sätze für Peter Handke Ihr habt Meinungen, und zwar die richtigen. Ihr habt sogar eine Haltung. Ihr habt alles.

Peter Handke hat nie eine Meinung gehabt. Peter Handke hasst Meinungen. Hass ist keine Meinung.

Ihr würdet nie hassen, höchstens den Hass. Das ist eure Haltung. Das ist alles. Peter Handke hasst. Peter Handke hasst Journalisten. Peter Handke hasst Menschen. Ihr hasst Peter Handke nicht. Denn ihr hasst nicht. Ihr zeigt Haltung. Peter Handke ist verblendet. Peter Handke ist wütend. Peter Handke ist ein alter weißer Mann.

Ihr seid gerecht. Ihr ordnet ein. Ihr liebt doch alle Menschen.

Peter Handke hat den Nobelpreis. Ihr habt dazu eine Meinung. Ihr habt alles.

Michael Bärnthaler

Iva Schell im Lalaliederland Sopranistin Iva Schell hat gemeinsam mit Christoph Murke und einem Kinderchor eine CD herausgebracht. Schell erzählt phantastische Geschichten und zauberhafte Lieder laden Kinder zum Mitsingen ein. Zu bestellen bei karamedia.at


Alles Kultur

Filmstadt Graz

Künstlerischer Anspruch Von Michael Petrowitsch

D

ie »Film Commission Graz« wird demnächst fünf Jahre alt. Mit ein Grund, mit der Chefin Barbara Rosanelli ein Gespräch über Kunst, Kommerz, Wirtschaft, Tourismus und das wahre Schöne zu führen.

Wie würdest du Volksschulkindern deine Tätigkeit beschreiben? Ich bin für Filme mit möglichem Grazbezug zuständig. Das sehen und erkennen sie und dafür bin ich die Ansprechperson. Zudem bin ich jemand, die hilft Filme zu ermöglichen. Ich kümmere mich um Motive, Drehgenehmigungen und sämtliche andere Fragen. Die Kinder sollten ihre Eltern ja dann auch anstoßen, nach Graz zu kommen [lacht]. Wobei wir da natürlich keine validen Zahlen über unmittelbare Auswirkungen haben, aber die Umwegrentabilität ist natürlich enorm. Ich bin eine klassische Service-, Förder- und Vermittlungsstelle. Also so ziemlich alles, was man hinter der Kamera machen kann und braucht.

Wie funktioniert diese Werbemaschine nachhaltig für unsere Landeshauptstadt, erzähl mir über Highlights! Große Produktionen bringt man schwer nach Graz, ich habe 200.000 Euro im Jahr zu vergeben; da wird es schwierig, aber ich arbeite daran. Ich mach es an Beispielen fest: Es ist mir 2018 gelungen, eine Delegation großer Produzenten aus Indien in Graz zu Besuch zu haben. Sie waren begeistert von dieser Stadt, ich hatte zwei Stunden, ihnen die Stadt zu zeigen. Daraufhin war einige Monate später im Sommer 2019 ein Produzent mit seinem Team zur Motivbesichtigung wieder in Graz. Das wäre eine spannende Produktion gewesen, direkt aus Mumbai. Sie sind dann weitergezogen nach Salzburg, das war dann für sie das passende Motiv. Ein Highlight, bei dem wir beteiligt waren, war natürlich die Jaguarenthüllung des I-Pace vor einiger Zeit. Intensiven Support haben wir wiederum bei einer chinesischen Produktion geliefert. Es handelte sich um

eine Quizsendung mit über 400 Millionen Zusehern. Die haben eine Quizfrage gedreht, die sieben Minuten dauerte. Der Quizmaster kam selbst und es ging um einen Schatz mit Verfolgungsjagd durch die Bürgergasse bis zum Schöckl. Solche Produktionen wollen keine Förderung, denen geht es klarerweise rein um Motive, Drehgenehmigungen. Netflix etwa produziert eine Serie über die Formel 1, Amazon macht eine Doku, Kika aus Hamburg hat eine Wissenschaftssendung gedreht. »Der Pass«, eine achtteilige Krimiserie für Sky, wird am 1. Dezember im ZDF ausgestrahlt, in den ersten drei Folgen kommt Graz immer wieder vor, und vieles mehr. In diesen Tagen ist Marion Mitterhammer mit einem Projekt vor Ort. Graz wird dabei stets gut abgelichtet und es gibt klarerweise eine intensive touristische und wirtschaftliche Umwegrentabilität. Die ist natürlich in Zahlen schwer messbar. Wie wird gefördert und was sind deine persönlichen Haupt- und Leitkriterien für eine erfolgreiche Einreichung? Wie siehst du den Unterschied zwischen Kunst und Kommerz, Wirtschafts- und Tourismusfilm, um es mal plakativ zu formulieren? Mir ist wichtig zu betonen, dass es sich vordergründig um eine Wirtschaftsförderung handelt, naturgemäß mit künstlerischem Anspruch. Im Jahr 2019 gab es 30 Einreichungen. Wir haben viele junge Filmschaffende in Graz, die tolle Kurzfilme drehen. Sie zu unterstützen, das ist mir sehr wichtig! Die Erfolge, die sie dann auch bei Festivals außerhalb von Österreich haben, sind einfach eine große Freude und Bestätigung. Ich organisiere zudem einen Branchenstammtisch, bemühe mich also auch um Vernetzungsarbeit. Natürlich wäre eine Erhöhung des Budgets mein großer Wunsch. Allerdings – und das zum Thema Schönheit: Meine Arbeit ist schön, zu helfen ist schön. Sachen aufzustellen, wo man glaubt, es gelingt nicht mehr: Ich n liebe diesen Arbeitsprozess. Film Commission Graz 8020 Graz, Mariahilferstraße 2

Barbara Rosanelli leitet die seit bald fünf Jahren bestehende Grazer Filmkommission

filmcommissiongraz.at FAZIT JÄNNER 2020 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

G

et the Brexit done!« Nicht nur Brüssel hatte darauf gehofft, dass die Briten die Gelegenheit am Schopf packen würden, um mit dem Brexit auch dem Populismus von Boris Johnson eine Abfuhr zu erteilen. Weit gefehlt! Obwohl Johnson das Brexit-Votum mit erlogenen Argumenten erreicht hat, ist es ihm gelungen, der »Labour Party« eine der schwärzesten Stunden ihrer Parteigeschichte zu bereiten. Johnson hat mit dem wackeligen Brexitkurs von Labour-Chef Jeremy Corbyn abgerechnet. Das Königreich hat zweifellos die schrillste Medienlandschaft Europas. Diese profitiert davon, die Politik auf einen Kampf von Gut gegen Böse zu reduzieren. Selbst die BBC als wohl beste öffentlich-rechtliche Sendeanstalt der Welt greift meist nur Themen auf, die zuvor vom Boulevard zugespitzt wurden. Und so ist Großbritannien inzwischen noch gespaltener als das restliche Europa oder die USA. Anders als fast überall sonst in Europa ist britische Parteienlandschaft jedoch kompakt

Populismus als kleineres Übel

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geblieben. Es gibt keine Zersplitterung. Trotz der gesellschaftlichen Spaltung regiert nun wieder eine einzige Partei. Und das schafft Stabilität. Verantwortlich dafür ist ein Mehrheitswahlrecht mit Einerwahlkreisen. Der stimmenstärkste Kandidat kommt für seinen Wahlkreis ins Parlament – egal ob mit 20 oder über 50 Prozent der Stimmen. Gegenüber mittleren oder kleinen Parteien ist das natürlich ungerecht. Bei uns gäbe es bei einem britischen »The winner takes ist all«-System vielleicht ein paar Grüne und Freiheitliche, aber ganz sicher keine Neos oder Kommunisten in den Parlamenten. Johnson Wahlsieg beweist – wie jener von Donald Trump – , dass Mehrheitswahlsysteme nicht vor Populisten schützen. Aber ist das wirklich so schlimm? Johnson kann selbst bei einem No-Deal-Brexit nichts anderes tun, als die britische Wirtschaft weiterhin im Binnenmarkt zu halten. Als Populist wird er sogar einen Weg finden, um das seinen »Brexeters« als weiteren Erfolg zu verkaufen. Und wenn er das nicht schaffen sollte, kommt beim nächsten Mal halt wieder Labour zum Zug. Ein Wahlsystem sollte für gerechte Mehrheiten sorgen, einen regelmäßigen demokratischen Regierungswechsel zulassen und stabile Regierungen ermöglichen. Das Verhältniswahlrecht kann das nicht mehr leisten. In Deutschland regiert eine große Koalition, weil sich wegen der Zersplitterung der Parteienlandschaft keine andere Zweierkoalition mehr ausgeht. In Italien gibt es keine Volksparteien mehr und in Österreich schwebt über der SPÖ die Gefahr eines noch viel tieferen Falls, während die ÖVP ihren Absturz vorläufig durch das politische Ausnahmetalent Sebastian Kurz gestoppt hat. Wahrscheinlich führt jedes Verhältniswahlrecht auf lange Sicht unweigerlich zum Niedergang der Volksparteien und in die Unregierbarkeit. Die Zersplitterung der Parteienlandschaft ist unausweichlich. Aus Stabilitätsgründen sollte man daher in ganz Europa über Mehrheitswahlsysteme nachdenken. Am besten solche, die es auch Kleinparteien ermöglichen, in die Parlamente einzuziehen bzw. in Re-

gierungsverantwortung zu gelangen. Der Grazer Verfassungsrechtler Klaus Poier hat ein sogenanntes minderheitsfreundliches Mehrheitswahlrecht entwickelt, das den kleineren Parteien entgegenkommt. Poiers Modell sieht vor, dass die stimmenstärkste Partei 50 Prozent und einen Parlamentssitz erhält. Die restlichen Sitze werden nach dem Verhältniswahlrecht auf die anderen Parteien aufgeteilt. Um die anderen Parteien nicht dauerhaft von der Regierung auszuschließen, hat der steirische ÖVP-Politiker Herwig Hösele Poiers System abgeändert. Die stärkste Partei würde um einen Parlamentssitz weniger als die Hälfte erhalten, sodass sie sich, solange sie keine absolute Mehrheit erreicht, immer eine andere Partei als Regierungspartner suchen muss. Ein Mehrheitswahlsystem wird niemals absolut gerecht sein, weil die Parlamentssitze nicht nach den Stimmenanteilen aufgeteilt werden. Darüber nachzudenken, wie das Wahlsystem verändert werden kann, damit die Regierungen stabiler werden und welche »Checks and Balances« womöglich gestärkt werden müssen, n könnte sich dennoch auszahlen.

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 19. FEBRUAR 2020!


21. DEZEMBER 2019 BIS 5. JANUAR 2020 T H E AT E R I N D E R S TA D T H A L L E & O R P H E U M G R A Z

CCALÀ / CIRKUS YOUNAK

Foto: © Alexandre Galliez

THE 7 FINGERS / COMPAGNIA BA

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