Fazit 158

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fazitmagazin.at

#158

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 158 9/2019 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Voller Energie

Vorstandssprecher Christian Purrer im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

Dezember 2019

Eine Vermessung der Steiermark

FA ZITESSAY

Peter Sichrovsky mit einer Bestandsaufnahme zum Brexit Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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Editorial

Von Christian Klepej

S

eit 18. November läuft die Eintragungsfrist für ein Volksbegehren zur Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Initiator dieses Begehrens ist der Grazer Peter Hofer, der mit einer kleinen Webseite begonnen hat und der aufgrund des relativ großen Erfolges – seine dort publizierten Vorschläge erhielten immerhin beinahe 15.000 unterstützende Unterschriften – nun eben einen weiteren Schritt wagt. Konkret besteht die Forderung darin, jedem österreichischen Staatsbürger mit dem Erlangen des 18. Lebensjahres ein Grundeinkommen von 1.200 Euro von staatlicher Seite auszuzahlen, um damit »ein Leben in Freiheit, Würde und Selbstbestimmung« führen zu können. Dass es übrigens nur für österreichische Staatsbürger das Geld geben soll, liegt laut Bericht im Standard an der schwarz-blauen Bundesregierung, die hätte Peter Hofer sonst »alle möglichen Hindernisse in den Weg gelegt«. Welche das in unserem Rechtstaat gewesen sein könnten, erschien den Berichtsverfassern keine Nachfrage wert; gut, es ging ja um diese

Das bedingungslose Grundeinkommen ist bloß eine sozialistische Utopie

böse Regierung. Dafür habe ich dem Artikel noch entnehmen können, »eigentlich schwebe ihm vor, langfristig ein Grundeinkommen für alle Erdenbürger einzuführen«. Aha. Dieser Tage ist nun in der Kleinen Zeitung ein Pro & Kontra zu diesem Volksbegehren erschienen. Der wirtschaftspolitische Koordinator der Industriellenvereinigung Clemens Wallner sprach sich dabei gegen diese Visionen aus – sehr klar und gut begründet, wie ich meine –, der Tanzperformer und politische Aktivist Christian Felber, wir hatten ihn im Jahr 2012 im Fazitgespräch zu Gast, erledigte das Pro zum Grundeinkommen. Und das ließ mich aufhorchen. So würden wir »aus Psychologie, Neurobiologie und Pädagogik« wissen, dass »Menschen intrinsisch motivierte Wesen sind, denen es ein Grundbedürfnis ist, etwas Sinnvolles zum Gemeinschaftsganzen beizutragen«. Außerdem würde mit 1000 Euro Grundeinkommen das »rege Tätigsein« nicht aufhören, sondern auf »sinnstiftende Inhalte« schwenken. Nicht ohne zuvor zu postulieren, dass viele unserer Beschäftigungsverhältnisse unattraktiv, weder sinnstiftend noch erfüllend seien und zudem nicht der Menschenwürde genügen würden. Mir persönlich war dieses Thema lange Zeit nicht wichtig, ich habe mich früh selbständig gemacht und gehe nur dem nach, was mir Spaß macht, was attraktiv, sinnstiftend und erfüllend ist. Gleichwohl das einer Überprüfung durch die Realität nie und nimmer standhalten würde, sind die Mühen der Ebene und des Aufstiegs, um irgendwann einmal einen wenigstens kleinen Gipfel erreichen zu können, fortwährend mit Unattraktivität und oft auch Schlimmerem gepflastert. Trotzdem fand ich sogar Gefallen an der Idee eines solchen Einkommens. Nur konnte ich mir nie vorstellen (und kann es bis heute nicht), wie ein solches Konstrukt praktisch funktionieren könnte; von der Finanzierung einmal ganz abgesehen. Mir erscheinen diese Modelle viel zu sehr von der TV-Serie »Raumschiff Enterprise« (Star Trek) inspiriert, wo ja »Geld« nicht mehr existiert und alle nur aus freien Stücken einer sinnvollen Arbeit nachgehen. Dass in keiner der tausenden Folgen aus

diesem Universum das »Wie« auch nur skizziert wurde und dass alle Planeten, auf denen die Kapitäne James Tiberius Kirk und Jean-Luc Picard der Bevölkerung zu einem »besseren Leben« verholfen haben, immer nur von etwa 45 bis 65 Menschen bevölkert waren, hat dabei noch nie einen Verfechter der guten, der menschlichen, der postkapitalistischen Lösung gestört. Mich, bei aller Liebe für diese Serie, schon. In der wirklichen Welt hat es im Übrigen auch noch keines der bisher stattgefundenen Experimente, ein solches Grundeinkommen einzuführen, über eine Testphase hinaus geschafft. Und Christian Felbers mit viel Brimborium gestartete Gemeinwohlbank ist heuer (ich schreibe das ohne Häme) auch sang- und klanglos an die Wand gefahren. Dem Gemeinwohl sind aus der Gemeinwohlbank bisher nur recht hohe Gemeinkosten entstanden. Mittlerweile halte ich es gern mit unserem Landeshauptmann, der von der bezahlten Arbeit als »sinnstiftender Tätigkeit eines erfüllten Lebens« spricht. Ich weiß nicht, was dieses »Gemeinwohl« sein soll. Mein Wohl ist offenbar ein anderes. Aber ich würde mich gerne von einem funktionierenden System überzeugen lassen. Bis dahin werde ich – gegen gutes Geld – weiterarbeiten. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT DEZEMBER 2019 /// 3


Inhalt Fazit Dezember 2019 22

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Fotos: Adobe-Stock, Erwin Scheriau, Enlarge, Heimo Binder, Ouriel Morgensztern, Archiv

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Voller Energie

Energie-Steiermark-Chef Christian Purrer im Gespräch über ein Europa ohne Atomstrom und die CO2-neutrale Energiezukunft.

Vermessung der Steiermark

Brexit für Anfänger

Die steirische Industrie hat ein Rekordjahr hinter sich. Trotzdem sind die Unternehmen auf eine zukunftsfitte Politik angewiesen.

Peter Sichrovsky räumt mit Brexit-Mythen auf und bedauert, dass die EU mit den Briten mehr verliert, als wir ahnen.

Kunstvolles Café

Michael Petrowitsch im Dialog mit den beiden Betreibern des Grazer Café Wolf, Thomas Maitz und Michael Stoiser. Seite 70

Ausgabe November 2019 XVI. Jahrgang Nr. 158 (9/2019) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 42 76

Rubriken Editorial 3 Politicks 14 Investor 32 Außenansicht 38 Da Wanko 46 Immobilien 74 Sichrovsky und … 76 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Im Fazitthema dieser Ausgabe geht es um die Steiermark als Industriebundesland. Weil unsere Wirtschaft immer dann besonders stark wächst, wenn das Konjunkturbarometer nach oben zeigt, wollten wir vom Präsidenten der Industriellenvereinigung Georg Knill und deren Geschäftsführer Gernot Pagger wissen, was sie von der Politik fordern, damit die Steirer den nun prognostizierten Abschwung wirtschaftlich gut überstehen. Wir trafen den Vorstandssprecher der Energie Steiermark, Christian Purrer, zum Gespräch. Es ging dabei um die Rolle eines Landesenergieversorgers, dessen wichtigste Aufgabe nicht nur die Versorgungssicherheit mit Strom, Gas und Wärme ist, sondern der auch für die klimaneutrale Transformation der Energieversorgung verantwortlich ist. Peter Sichrovsky traf sich mit dem Sänger, Dichter und Maler Arik Brauer. Die beiden Österreicher jüdischer Abstammung sprachen nicht nur über Brauers Kunst und seine Kenntnisse der Wiener Seele, sondern auch darüber, wie für Brauer als neunjähriger Bub im März 1938 durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten auf einen Schlag die Kindheit endete. Gutes Lesen! -red-

Kunst und Zauberei

Volker Schögler traf Sabine Hüttgraber. Sie betreibt in der Grazer Steyrergasse die letzte reine Kunststopferei der Steiermark.

IMPRESSUM

Schule der Fantasie

Peter Sichrovsky hat den Maler, Sänger und Dichter Arik Brauer getroffen und mit ihm über Vergangenheit und Zukunft geplaudert.

Füh g du run rch Seit g (27 e 44 )

Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

t Außenanskyicüh ber Seite 38

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

Erfo SERIE l

Peter Sichrovs nliche eine ungewöh don. Schule in Lon

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Erwin Scheriau

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Steiermark

Foto: Adobe Stock

Eine wirtschaftliche Vermessung


Fazitthema

Die Steiermark ist ein Industriebundesland. Daher wächst die steirische Wirtschaft immer dann besonders stark, wenn das Konjunkturbarometer nach oben zeigt. 2017 waren es 3,5 Prozent und im Vorjahr geschätzte 3,4 Prozent. Wenn – so wie jetzt gerade – ein Abschwung ins Haus steht, ist die steirische Wirtschaft dafür traditionell stärker betroffen als das restliche Österreich. Von Johannes Tandl

FAZIT DEZEMBER 2019 /// 7


Fazitthema

Die steirische Industrie verzeichnete im Vorjahr den größten Produktionsanstieg unter allen österreichischen Bundesländern. Doch nicht nur die stark internationalisierte Wirtschaft wuchs massiv. Auch die Bauwirtschaft und der Dienstleistungsbereich entwickeln sich so solide, dass sie den – wegen zahlreicher internationaler Verwerfungen von der Trump’schen Handelspolitik über den Brexit, die Automotive-Krise und Italien als rezessivem Dauerpatienten – einsetzenden Konjunktureinbruch so stark abdämpfen können, dass auch heuer kein massiver Abschwung droht. Daher wird auch das regionale steirische BIP-Wachstum für 2019 bei etwa 1,3 Prozent liegen – für Österreich prognostiziert die Nationalbank etwa 1,5 Prozent. Im Vorjahr lag die Steiermark beim Beschäftigungswachstum an der Spitze der Bundesländer. Die Zahl der Beschäftigten stieg um über 15.000 auf knapp 524.000 Personen. Die Zahl der Arbeitslosen sank von etwa 40.000 auf 35.000.

Bevölkerung

Beschäftigung

Wertschöpfung

Aktuell leben 1,24 Millionen Menschen in der Steiermark. Das sind 14 % der österreichischen Gesamtbevölkerung. Seit 2000 wuchs die steirische Bevölkerung um 5 %.

Im Vorjahr lag die Steiermark beim Beschäftigungswachstum an der Spitze der Bundesländer. Die Zahl der Beschäftigten stieg um über 15.000 auf knapp 524.000 Personen. Die Zahl der Arbeitslosen sank von etwa 40.000 auf 35.000. Der Anteil ausländischer Arbeitnehmer beträgt 15,2 %.

2018 erwirtschaftete die Steiermark ein Regionalprodukt von 49,3 Milliarden Euro. Als eigenständiges Land lag die Steiermark im EU-Vergleich knapp hinter Kroatien auf dem 23. Rang aber noch vor Slowenien, den baltischen Staaten und Malta und Zypern. In Bezug auf das BIP pro Kopf läge die Steiermark auf dem 9. Rang.

Exporte

Tourismus

2018 betrugen die Exporterlöse steirischer Unternehmen 24,4 Milliarden Euro. Damit wird fast jeder zweite Euro des regionalen BIP im Ausland erwirtschaftet. Allein im Vorjahr stiegen die Exporterlöse um 13 Prozent.

Der Tourismus erreichte 2018 mit 13,1 Millionen Übernachtungen ein Allzeithoch. Seit 2012 stiegen Gästenächtigungen um 17 Prozent.

Forschung und Entwicklung 2017 lag die F&E-Quote am Regionalprodukt bei 4,91 Prozent. Damit gingen 220 Patentanmeldungen einher.

»Als eigenständiges Land lag die Steiermark mit ihrem Regional-BIP von 49,3 Milliarden Euro unter den EU-Mitgliedsstaaten knapp hinter Kroatien mit 51 Milliarden auf dem 23. Rang und in Bezug auf das BIP pro Kopf auf dem 9. Rang.« 8 /// FAZIT DEZEMBER 2019


Fazitthema

So sollen sie uns regieren Die steirische Industrie hat sich anlässlich der Landtagswahl umfassende Gedanken zur Zukunftsfähigkeit der Steiermark gemacht.

D

ie IV-Steiermark hat eine breit angelegte Diskussionsrunde mit 100 Entscheidungsträgern der steirischen Industrie und industrienaher Dienstleister initiiert. Das Papier entstand in vier Workshops. Beteiligt waren auch Vertreter der Wissenschaft, externe Experten und Vertreter von jungen Unternehmen aus dem IKT-Bereich sowie von innovativen Start-ups. Herausgekommen ist ein umfassendes Papier, das den Titel »Leben« trägt. Darin werden 106 Lösungen für die Steiermark präsentiert. Die steirischen Unternehmen erwarten, dass sich ihre Ideen im Programm der nächsten steirischen Landesregierungskoalition wiederfinden. Erste Kontakte zu den in Frage kommenden Parteien waren positiv – manche Forderungen, wie jene nach transparenten Benchmarks für alle Schulen und Lehrer des Landes – werden sich aber kaum durchsetzen lassen. Fazit sprach mit dem Präsidenten der Steirischen Industriellenvereinigung, Georg Knill, und mit ihrem Geschäftsführer, Gernot Pagger.

Täglich 10 Millionen Euro Netto-Investitionsvolumen, 43 Prozent Anteil am regionalen BIP, 14 Prozent Exportwachstum auf 25 Milliarden Euro. 3,6 Prozent regionales BIP-Wachstum, … Müsste die steirische Industrie nicht vollauf zufrieden mit der Entwicklung sein, die das Land nimmt? Pagger: Rückblickend betrachtet, war 2018 ein Ausnahmejahr. 2019 hat sich das Wachstum halbiert und auch der Arbeitsplatzaufbau durch die Industrie steht vorläufig vor einem Ende. Die Industrie spürt längst erste Zeichen eines internationalen Abschwungs. Insgesamt betrachtet, erwartet uns nach dem Boom eine Normalisierung der Nachfrage. Und um auch in einem solchen Umfeld erfolgreich sein zu können, brauchen wir optimale Rahmenbedingungen. Früher hat es immer geheißen, wenn die deutsche Wirtschaft einen Schnupfen hat, haben Österreich und insbesondere die Steiermark eine Grippe. Das scheint nicht mehr so zu sein, denn Österreich performt schon über mehrere Quartale besser als Deutschland. Hat die Bedeutung Deutschlands für die österreichische Wirtschaft abgenommen? Knill: Unsere wichtigsten Exportpartner sind Deutschland, Großbritannien, die USA, Italien und China – und mit all diesen Ländern gibt es aktuell Probleme. Bei Deutschland ist es die Automotive-Krise, bei den USA kann uns die Handelspolitik deutlich zurückwerfen, bei Großbritannien ist der Brexit eine Gefahr, Italien ist wirtschaftspolitisch instabil und China versucht sich im Handelskonflikt mit den USA auf Kosten aller anderen durchzusetzen.

Das heißt, unsere wichtigsten Märkte könnten alle gleichzeitig einbrechen? Knill: Tatsächlich gibt es auf all unseren Hauptexportmärkten massive politische Unsicherheiten. Ein Grund, warum die von Ihnen zitierte Grippe in der Steiermark noch nicht ausgebrochen ist, ist die gute Entwicklung Osteuropas. Mit diesen Märkten sind wir historisch und traditionell gut verflochten – diese guten Beziehungen können einiges kompensieren. Die polnischen und slowakischen

Wachstumsraten von 3 bis 5 Prozent können die veritablen Herausforderungen in Deutschland aber nur teilweise ausgleichen. Was in Deutschland passiert, geht an uns also nicht spurlos vorbei. Ich kann daher nur davor warnen, nur die kurzfristige Entwicklung zu verfolgen. Mittel- und langfristig wird sich die Konjunkturschwäche in Deutschland auch auf Österreich auswirken. Sind wir trotz unserer Exportstärke nur Passagier auf einem Schiff, das von den internationalen Entwicklungen gesteuert wird? Pagger: Die Automotive-Krise ist zu einem nicht unwesentlichen Teil politisch verursacht worden. Und wer weiß, wie stark die steirische Wirtschaft als globaler Automotive-Zulieferer tätig ist, weiß auch, dass die Steiermark von internationalen Entwicklungen in dieser Branche nicht abgekoppelt bleiben wird.

Wo sehen Sie die Verantwortung für die – wie Sie sagen – gemachte Automotive-Krise? Knill: Wo soll ich anfangen? Beim Dieselgate, dem EU-Klimaregime, das nur den CO2-Ausstoß der Gesamtflotte aller von einem OEM hergestellten Fahrzeuge als maßgeblich erachtet? Mit den Softwaremanipulationen gibt es natürlich einen hausgemachten Anteil, aber mit dem Aufkommen einer neuen Zolldiskussion gibt es auch einen amerikanisch gemachten Anteil oder einen politisch verursachten Anteil an der Krise. Diese Probleme können weder die österreichische Bundesregierung und natürlich erst recht nicht die steirische Landesregierung lösen. Daher brauchen wir vor allem auf europäischer Ebene wieder Handlungsfähigkeit. Dazu müssen wir eine gemeinsame Position formulieren, die dann die neue Kommissionspräsidentin als starke Repräsentantin der EU bei den Verhandlungen mit den USA oder China vertritt. Das trauen Sie der EU zu? Knill: Derzeit ist Europa tatsächlich viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Aber sowohl die Regierungschefs als natürlich auch die Kommissionspräsidentin könnten entsprechende Initiativen ergreifen. Daher wäre es extrem wichtig, dass die neue Kommission rasch in die Gänge kommt. Pagger: Die europäische Schlagkraft ist ein ganz wesentlicher Punkt. Gerade jetzt, wo so viel Karten darauf warten, neu gemischt zu werden. Sämtliche Insider sagen uns, dass die Flottenziele, so wie sie derzeit formuliert sind, technisch nicht machbar sind.

Eigentlich sitzen wir heute beisammen, um ein Forderungspapier der steirischen Industrie an die Landespolitik zu diskutieren … Knill: Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, was die Landespolitik angesichts der globalen Probleme für die Unternehmen tun kann. Es wird wesentlich von den Rahmenbedingungen, die unsere Mitglieder hier im Land vorfinden – und damit auch von der Landespolitik – , abhängen, wie erfolgreich die Unternehmen die auf uns zukommenden Verwerfungen bewältigen können. Wir Unternehmer können letztlich nur so erfolgreich sein, wie man uns lässt. Die IV hat die Landesregierung bei Themen wie Verwaltungsreform und Budgetkonsolidierung immer unterstützt. Sind sie mit dem Bud-

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Und durch diese Functional Areas sollen Verwaltung und öffentliche Serviceangebote besser und effizienter werden? 10 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Knill: Das Spannende ist, dass man die Landkarte der Steiermark anhand der Functional Areas völlig neu zeichnen kann und sehr schnell draufkommt, dass sich die Bedürfnisse der Bürger nicht am bestehenden Regionaldenken orientieren. In der Definition dieser Functional Areas spielen natürlich die Erreichbarkeit und Wegzeiten und damit die Infrastruktur zentrale Rollen. Das sieht man gut an der Betrachtung des Arbeitsmarktes: Spätestens mit der Eröffnung des Koralmtunnels wird klar sein, dass in dieser Frage die Kärntner und die steirischen Ballungsräume auf einmal eine Region bilden, die es gemeinsam zu gestalten gilt. Und die Sanierung des Landeshaushalts wäre ein positiver Nebeneffekt der Functional Areas? Knill: Da gehören andere Maßnahmen auch noch dazu. Das jährliche Landesbudget beträgt etwa fünf Milliarden Euro. Unsere größten Unternehmen müssen in einem Wettbewerbsumfeld ähnliche Summen budgetieren und sie müssen es schaffen, die Effizienz jährlich um etwa zwei bis drei Prozent zu heben. Und wenn wir beim Landesbudget drei Prozent heben, wären das 150 Millionen Euro durch Effizienzmaßnahmen, mit denen wir die notwendigen Strukturmaßnahmen locker finanzieren könnten. Aber auch beim Sparen dürfen nicht alle Ressorts über einen Kamm geschoren werden, wie das in der Vergangenheit leider immer wieder geschehen ist. Ein zukunftsorientierter Haushalt stellt Geld für Zukunftsbereiche wie eine innovationsfördernde Wirtschaftspolitik oder für Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Verfügung und sucht die Synergiepotenziale etwa im Gesundheitsbereich oder der Verwaltung.

Und die schätzen Sie tatsächlich im dreistelligen Millionenbereich? Pagger: Wir haben vor eineinhalb Jahren die Effizienz in den Haushalten der österreichischen Bundesländer analysiert. Damals war unser Ziel ein Bundesländer-Benchmark. Wir wollten die Arbeit der Länder in den Bereichen Verwaltung, Soziales, Bildung und Gesundheit vergleichen. Und wenn wir die Steiermark in jedem dieser

Fotos: Archiv

getkurs und dem Reformtempo der abgelaufenen Legislatur wirklich zufrieden? Wäre da nicht mehr möglich gewesen? Pagger: Wir brauchen endlich wieder Handlungsspielraum im Landeshaushalt, um die Zukunftsthemen bewältigen zu können. Die Strukturreformen in der Verwaltung und bei den Gemeinden waren tatsächlich ein großer Wurf. Aber jetzt – sechs Jahre später – sollte es möglich sein, einen nächsten Schritt zu setzen. Vor allem in den urbanen Zentren können noch viele Synergien genützt werden. Knill: Wir denken diesbezüglich an sogenannte Functional Areas, in denen die Effizienz der Verwaltung gesteigert und die Wirkung der Politik optimiert werden kann. Die Menschen leben heute in Regionen, sie wohnen in der einen und arbeiten in der benachbarten Gemeinde. Die Wohnsitzgemeinden sind finanziell etwa mit dem Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen überfordert, während die benachbarten Arbeitsplatzgemeinden, dank der von den Unternehmen gespeisten Kommunalsteuer, sich so gut wie alles leisten können. Interkommunale Projekte und Kooperationen könnten dafür sorgen, dass diesbezüglich ein Ausgleich geschaffen wird. Pagger: Das Wirtschaftsforschungsinstitut Eco Austria hat mit den Functional Areas ein Modell entwickelt, das genau evaluiert, wo kommunale bzw. regionale Infrastrukturprojekte wie Schulen, Krankenhäuser, Bauhöfe etc. im Sinne einer leistungsstarken Struktur zu verorten sind. Und der tatsächliche Bedarf deckt sich oft nicht mit den Grenzen, die unsere Landkarten von Gemeinden, Bezirken und Ländern vorgeben. Knill: In der Steiermark trägt vor allem der regionale Strukturplan für Gesundheit diesem neuen Denken Rechnung. In Zukunft muss man jedoch auch über die Landesgrenzen hinaus denken. Nicht nur was benachbarte Krankenhäuser etwa von Hartberg und Oberwart angeht, sondern auch beim Bau von Schulen und vielen weiteren Bereichen.


Bereiche mit dem am effizientesten arbeitenden Bundesland vergleichen, ergibt sich ein rechnerisches Effizienzpotential von bis zu 800 Millionen Euro jährlich. Aber werden da nicht Äpfel mit Birnen verglichen? Knill: Das Benchmark-Ergebnis hat natürlich auch mit der Größe und der Struktur eines Bundeslands zu tun. Wir haben diese Landesspezifika herausrechnen lassen und kommen trotzdem auf dieses Potenzial. Die Studie liefert natürlich noch nicht die Antwort, wie genau das Potenzial gehoben werden kann, sie stellt aber die richtigen Fragen. Nehmen wir die Schulen: Da hängt das Ergebnis jedes Benchmarks natürlich vom Anteil der Schüler mit fremder Muttersprache ab. Knill: Wir haben auch den Bildungsbereich genau analysiert. Der jeweilige Anteil an Schülern mit einer anderen Muttersprache als Deutsch ist natürlich berücksichtigt. Wir haben unsere Bildungsausgaben aber auch international verglichen und sind draufgekommen, dass wir derzeit einen überdurchschnittlich hohen Input investieren, um einen bestenfalls durchschnittlichen Output zu erzielen. Im österreichischen Bildungssystem geht viel Geld verloren oder es wird nicht ergebnisorientiert genug eingesetzt.

Wo sehen sie die größten Baustellen im Bildungssystem? Knill: Ich will mit einem positiven Beispiel beginnen. Bei den Lehrlingen haben wir bemerkt, dass sich die intensiven Anstrengungen, das Image der dualen Ausbildung zu heben, endlich lohnen. Auf einmal ist es für viele Eltern kein Problem mehr, wenn ihre Kinder ihre Karriere mit einer dualen Ausbildung begründen, und daher gibt es – entgegen dem demografischen Trend – wieder mehr Lehrlinge – ganz besonders in der Industrie. Mit der Lehre nach der Matura, die immer attraktiver wird, tun sich völlig neue Chancen für die Jugendlichen und die Betriebe auf. Berufsorientierung wird eine immer wichtigere Aufgabe. Insbesondere an Allgemeinbildenden Höheren Schulen. Und können Sie weitere Ursachen nennen, warum unser Schulsystem für den erzielten Output viel zu teuer ist? Pagger: Was derzeit zu kurz kommt, sind Transparenz und Wettbewerb. Es gibt hervorragende Lehrer, über die wir mehr sprechen sollten und deren Arbeit wir öffentlich präsentieren müssen. Wir sollten Schulen mit vergleichbaren Rahmenbedingungen, aber unterschiedlichen Bildungsergebnissen miteinander in Kontakt bringen, damit sie voneinander lernen können. Nichts motiviert und beschleunigt so wie der Vergleich mit den Besten. Knill: Wir fordern daher, dass die standardisierten Bildungsergebnisse öffentlich zugänglich gemacht werden. In einem Wettbewerbsumfeld würden die Schulen sehr rasch ihre Qualität deutlich verbessern. Sagen wir den Eltern doch, an welcher Schule welche Ergebnisse erzielt werden. Sorgen wir für einen gesunden Wettbewerb und haben wir keine Scheu vor Vergleichen.

Widerstände sind vorprogrammiert. Knill: Bei vielen Neuerungen gibt es Widerstand; trotzdem muss irgendwann das getan werden, was richtig ist. Seit Jahrzehnten reden alle über das Bildungssystem und auf Basis des Engagements Einzelner ist auch schon viel geschehen. Doch die Veränderungen im System passieren nicht schnell genug. Wettbewerb ist das Einzige, was unserem Bildungssystem nachhaltig und schnell helfen könnte. Und das Bildungssystem ist eine Ursache für den Fachkräftemangel,

FAZIT DEZEMBER 2019 /// 11


Fazitthema

der sich längst zu einer Wachstumsbremse entwickelt hat. Was muss über das Bildungssystem hinaus getan werden? Knill: Der europäische Arbeitsmarkt ist, was Fachkräfte angeht, leergefegt. Jeder Qualifizierte kann aus mehreren tollen Jobs wählen. Alleine aus Slowenien pendeln jeden Tag 11.000 Arbeitnehmer in die Steiermark, ohne die wir nicht mehr produzieren könnten. Und aus Ungarn kommen täglich 4.000 Pendler zu uns. Wir brauchen daher einen dreispurigen A9-Ausbau südlich von Graz bis zur Grenze und Verbesserungen bei den derzeitigen Grenzkontrollen. Außerdem legen wir nahe, die Erweiterung der S-Bahn bis nach Marburg in Angriff zu nehmen. Die Steiermark brüstet sich damit, F&E-Europameister zu sein. Wie wichtig sind Innovationen für unseren wirtschaftlichen Erfolg? Pagger: Die sind enorm wichtig. Da haben wir auch extrem viel getan – und wenn ich »wir« sage, sind die Bundes- und Landespolitik gemeinsam mit unseren Unternehmen und den wissenschaftlichen Einrichtungen gemeint. Beispielsweise die Kompetenzzentren haben einen hohen Stellenwert oder auch das gerade startende »Silicon Austria Lab«. Diesen Weg müssen wir weitergehen. Knill: Am COMET-Programm festgemacht, hat die Steiermark aus Landesmitteln in den letzten Jahren 140 Millionen investiert, die dann durch Bundesmittel deutlich verstärkt wurden und im Anschluss eine weitere Verdopplung durch die Industrie auf 980 Millionen Euro ausgelöst haben. Diese 140 Millionen haben also eine knappe Milliarde an Investitionen gehebelt. Wir müssen das COMET-Programm daher durch Verlagerungen von Landesmitteln in den F&E-Bereich unbedingt langfristig absichern.

Was kann die Politik sonst noch tun, um die europäische Spitzenposition im F&E-Bereich zu halten? Pagger: Wir brauchen eine optimal koordinierte und international sichtbare Start-up-Szene. In der Steiermark ist hier in den vergangenen Jahren bereits viel gelungen, aber es fehlt noch die gemeinsame Klammer über den vielen Initiativen. In Zukunft soll jeder, der an eine Start-up-Szene denkt, nicht nur an Tel Aviv, Barcelona oder Berlin denken, sondern auch an Österreich – insbesondere an Graz.

Ein weiterer Bereich des IV-Steiermark Papiers trägt die Überschrift »Verbinden und Bewegen«. Knill: Damit ist der Ausbau der Verkehrswege, aber auch der digitalen Infrastruktur gemeint. Nicht nur die Steiermark, auch das andere große Industriebundesland Oberösterreich braucht die Pyhrn-Schober-Achse als leistungsfähige Nord-Süd-Eisenbahnverbindung. Pagger: Dafür ist der Neubau des Bosrucktunnels nötig. Für dieses Vorhaben müssen wir rasch die Planungen aufnehmen und das Projekt wieder im ÖBB-Rahmenplan verankern. Unser nächstes Ziel muss sein, die Strecken in den transeuropäischen Netzen (TEN) unterzubringen, die im Jahr 2023 einer Revision unterzogen werden. Und wie soll der digitale Ausbau weitergehen? Knill: Auf den Breitbandausbau müssen schlicht stärkere Prioritäten im Landeshaushalt gerichtet werden. Und auch der Ausbau selbst muss priorisiert werden. Beginnen müssen wir dort, wo die

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Fazitthema

Wertschöpfungs-Hotspots der Steiermark zu finden sind. Stärken stärken ist auch beim Breitband wichtiger als das Ziel der Flächendeckung, das noch dazu nicht realistisch ist.

Noch nie zuvor hat das Umweltthema in solchem Ausmaß die Wahlentscheidungen beeinflusst. Wie wollen Sie unser kapitalistisch ausgerichtetes Wirtschaftssystem mit den Erfordernissen der Dekarbonisierung kompatibel machen? Knill: Grundsätzlich ist jede Initiative, die den CO2-Ausstoß minimiert, positiv zu sehen. Denn jeder Einzelne kann was beitragen. Gefährlich wird es aber, wenn ein ganzes System und damit unser Wohlstand in Frage gestellt wird. Ein chinesischer Einwohner emittiert pro Kopf ähnlich viel CO2 wie ein Österreicher. Nur China hat 1,5 Milliarden Einwohner und nicht bloß 8 Millionen. Die EU-28 emittieren insgesamt 10 Prozent des globalen CO2 und Österreich etwa 0,2 Prozent. Damit ist klar, dass wir weder mit unserem Konsum noch mit unserem Mobilitätsverhalten einen maßgeblichen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten können. Unser global maßgeblicher Beitrag muss daher darin liegen, der Welt klimafreundliche Technologien zur Verfügung zu stellen. Pagger: In den letzten 12 Jahren ist unser regionales BIP um 42 Prozent gestiegen, der Energieendverbrauch ist jedoch gleich geblieben. Diese Effizienz und diesen Hebel müssen wir mit unseren Technologien exportieren.

Das heißt ein CO2-freies Wachstum ist möglich? Knill: Das beweisen viele unserer Unternehmen doch jeden Tag. Und wenn die Hunderten Millionen, die von den Betrieben für EU-

Klimazertifikate aufgewendet werden, nicht im allgemeinen Budget landen würden, sondern gezielt für Klimainvestitionen zur Verfügung stünden, ginge die Dekarbonisierung noch schneller voran.

Und den Wettbewerbsnachteil als globale Exporteure gegen Mitbewerber antreten zu müssen, die nicht für ihr CO2 zahlen müssen, verkraften die Betriebe? Pagger: Natürlich ist das ein Wettbewerbsnachteil. Wir müssen darauf achten, es mit diesem Commitment nicht zu übertreiben. Sonst schädigen wir den Standort Europa so, dass Produktion und Innovation in und aus Europa verhindert werden. Davon haben weder Europa noch das Weltklima etwas.

Was passiert als nächstes mit Ihrem Papier? Knill: Wir haben es den maßgeblichen politischen Parteien präsentiert und sind grundsätzlich auf eine sehr positive Resonanz gestoßen. Ich sehe die große Bereitschaft der Parteien, unsere Anregungen und Ideen auch in einem Regierungsprogramm zur Umsetzung zu bringen. Wir sind offenbar die einzige Interessenvertretung, die sich so umfassende Gedanken über die Zukunft gemacht hat. Pagger: Wir gehen davon aus, dass sich im Sinne von Wohlstand und Beschäftigung in der Steiermark im künftigen Regierungsprogramm viele unserer Punkte wiederfinden. Vielen Dank für das Gespräch.

Aktive Unterstützu ng für Kleinbetriebe in Not fällen

Verein „Betriebshilfe für die Steirische Wirtschaft“

Unterstützung in Form einer kostenlosen Arbeitskraft bei Babypause • Unfall • Krankheit Sie erreichen uns unter: 0316 601-727 oder per E-Mail: betriebshilfe@wkstmk.at www.wko.at/stmk/betriebshilfe


Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns. Eckart von Hirschhausen

das Produktangebot und die Öffnungszeiten des wöchentlichen Bio-Marktes erweitert. Außerdem wird der Internatsbereich der Schule auf 80 Plätze ausgebaut, um so auch überregional ein Angebot für eine bestmögliche Ausbildung im Bereich der biologischen Landwirtschaft zu schaffen.

Fotos: Toni Muhr, Fazit/Kanizaj

Gesundheitslandesrat Christopher Drexler: »Der Horizont verantwortungsvoller Gesundheitspolitik reicht natürlich sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene weit über den Wahltag hinaus.«

113 Millionen für das LKH-Klinikum Graz Dass das »politische System« trotz Landtagswahlkampfs und Bundesregierungsprovisoriums funktioniert, beweist eine 113-Millionen-Euro-Megainvestition in das LKH-Universitätsklinikum Graz, die Gesundheitslandesrat Christopher Drexler gemeinsam mit KAGes-Chef Karlheinz Tscheliessnig und Übergangsfinanzminister Eduard Müller auf Schiene gebracht hat. Damit tragen das Gesundheitsressort und der für die Finanzierung der Universitäten zuständige Bund den medizinisch-technischen Fortschritten in den Bereichen Computertomographie, Magnetresonanz sowie der Angiographie, aber auch in der Nuklearmedizin Rechnung, die dadurch nicht nur den steirischen Patientinnen und Patienten, sondern auch der Forschung und Lehre am Standort Graz dienen. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler sieht in der rasanten Entwicklung der modernen Medizin eine große Herausforderung für das Land Steiermark als Spitalserhalter, der es nur mit großen finanziellen Anstrengungen – sowohl baulich als auch strukturell – folgen kann. Einen weiteren Schwerpunkt der Investi14 /// FAZIT DEZEMBER 2019

tion, die bis 2027 abgeschlossen werden soll, bilden weitere Optimierungen bei der chirurgischen Versorgung, zu denen auch die Errichtung einer zentralen Notaufnahme gehört, die es bisher nur für medizinische und neurologische, nicht aber für chirurgische Notfälle gab. Außerdem soll die gesamte übergeordnete Logistik-Infrastruktur samt den Tunneln zwischen den Gebäuden und den Ver- und Entsorgungsnetzen erneuert bzw. erweitert werden.

Der Grottenhof wird zu Österreichs größter Biobauernschule Um 18,6 Millionen Euro wird die landwirtschaftliche Fachschule Grottenhof mit ihren Standorten in Graz und Thal zu Österreichs größter Ausbildungsstätte für Biobauern ausgebaut. Agrarlandesrat Johann Seitinger sieht im neuen Grottenhof ein Leuchtturmprojekt für die Ausbildung zum Biolandwirt und zum Direktvermarkter, das dem Bio-Gedanken weit über die Landesgrenzen hinaus Rechnung tragen wird. Um die Rolle des Grottenhofs als regionalen Nahversorger mit hochwertigen BioLebensmitteln für die steirische Landeshauptstadt weiter zu stärken, werden auch die Bildungs- und Erlebnisangebote sowie

Fürstenfeld – Folgenreiche Fehlentscheidung der EU-Kommission Brüssel ist halt sehr weit weg von Fürstenfeld. Nur so ist die Entscheidung der EU-Kommission zu verstehen, dem japanischen Nidec-Konzern die Übernahme des riesigen brasilianischen Kompressorenherstellers Embraco mit dessen 10.000 Mitarbeitern nur unter der Auflage zu gestatten, dass Nidec sich im Gegenzug von seiner 400-Mitarbeiter-Produktion in der oststeirischen Kleinstadt trennt. Die steirische Politik versuchte die mächtige EUWettbewerbskommissarin Margarethe Vestager unter Hinweis auf die große regionalpolitische Bedeutung des Fürstenfelder Werkes von der Zerschlagung abzubringen. Vestager ließ sich jedoch nicht erweichen und setzte heuer im April den Verkauf des Fürstenfelder Nidec-Verdichterwerkes als EU-Auflage an Secop durch. Gleichzeitig versprach sie Auflagen, mit denen die Zukunft des Fürstenfelder Werkes gesichert werden sollte. In Fürstenfeld war man durchaus erleichtert, dass ausgerechnet die deutsche Secop GmbH aus Flensburg das Werk unter den Bedingungen der EU-Kommission erwarb. Schließlich hatte Secop das Werk schon von 2013 aus einer Insolvenz herausgekauft und bis 2017 – dem Verkauf an Nidec – einigermaßen erfolgreich betrieben. Als Ende Oktober bekannt wurde, dass Secop die Produktion aus Fürstenfeld abziehen und 250 der etwa 350 verbliebenen Mitarbeiter entlassen will, war die Empörung in der gesamten Oststeiermark natürlich riesengroß. Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Soziallandesrätin Doris Kampus hatten die EU-Wettbewerbsbehörde von Anfang an davor gewarnt, dass die aktuellen Regeln der EU hunderte Jobs in der indust-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

riell strukturschwachen Region gefährden würden. Brüssel müsse daher zu seiner Verantwortung stehen und die Einhaltung der Auflagen für den neuerlichen SecopEinstieg prüfen. Doch noch ist nicht einmal klar, ob die Entscheidung von Secop überhaupt den offensichtlich ziemlich verwaschenen Auflagen der EU-Wettbewerbskommissarin widerspricht. Auch eine Rückabwicklung des Verkaufs an Nidec, das das Werk ja gerne behalten hätte, scheint kaum durchsetzbar. Kommissarin Vestager hat gegenüber Eibinger-Miedl zwar schriftlich eine Überprüfung zugesichert. Doch nicht nur für die aktuell betroffenen 250 Jobs schaut es schlecht aus. Auch der Verbleib der F&EAbteilung mit 100 Mitarbeitern ergibt ohne angeschlossene Produktion weder technologisch noch wirtschaftlich Sinn. Trendwende hin zum Fahrrad Drei Jahre nach Inkrafttreten der bis 2025 gültigen Radverkehrsstrategie berichtet Verkehrslandesrat Anton Lang über zahlreiche Projekte, mit denen die Steiermark fahrradfreundlicher werden soll. Bisher haben 22 Gemeinden gemeinsam mit dem Land Radverkehrskonzepte mit einem Projektvolumen von etwa 40 Millionen Euro entwickelt und 24 weitere Gemeinden arbeiten gerade daran, die Infrastruktur für Radfahrer durch Radverkehrskonzepte zu verbessern. Die Klimadiskussion hat den Trend zum Fahrrad beschleunigt und so waren in der Steiermark noch nie so viele Menschen mit dem Fahrrad unterwegs: In der in den letzten Jahren vom Feinstaub belasteten Landeshauptstadt Graz ist der Anteil des Radverkehrs am Modal Split seit 2013 von etwa 15 auf 20 Prozent – zu Lasten des motorisierten Individualverkehrs – gestiegen. Der Verkehrslandesrat freut sich über mehr Nachhaltigkeit in der Mobilität und diese Trendwende. Er führt diese auch darauf zurück, dass immer mehr urbane Verkehrsteilnehmer erkennen, dass sie auf dem Fahrrad am schnellsten vorankommen. Jedoch entspreche die Verteilung der Verkehrsflächen bei weitem nicht mehr

Verkehrslandesrat Anton Lang will den Umstieg auf das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel durch den Bau sicherer Radwege erleichtern.

dem tatsächlichen Verkehrsaufkommen. Daher will Lang den Bau breiterer und baulich abgetrennter Radwege forcieren, um den gefährlichen Mischverkehr aus Autos, Radfahrern und Fußgängern zu reduzieren. Die Stadt Graz und das Land Steiermark werden – zu gleichen Teilen finanziert – bis 2030 etwa 100 Millionen in das Grazer Fahrradwegnetz investieren.

Wird das was mit Türkisgrün? Dass sich sowohl die Grünen als auch die ÖVP einstimmig für Koalitionsverhandlungen ausgesprochen haben, soll wohl die Ernsthaftigkeit, mit der beide Parteien an eine mögliche Regierungsbildung herangehen, unterstreichen. Bemerkenswert war aber auch die Äußerung von Kurz-Intimus Gernot Blümel, der klarstellte, dass die ÖVP auch in einer Koalition mit den Grünen eine Mitte-Rechts-Partei bleiben werde. Daher ist zu erwarten, dass die ÖVP den Grünen – mit Ausnahme eines ohnehin auch von der Wirtschaft geforderten Abschiebestopps für Lehrlinge im Asylverfahren – keine Zugeständnisse machen wird. Auch bei der Arbeitszeitflexibilisierung und der Reform der Mindestsicherung kann Kurz vor seinen eigenen Anhängern kaum Zugeständnisse verantworten. Grünensprecher Werner Kogler dürfte begriffen haben, dass das Projekt scheitern wird, wenn er tatsächlich die Rücknahme essenzieller Beschlüsse der türkisblauen Regierung fordert. Im Gegenzug dürfte sich Kogler mit seinen Klimaschutzideen weitgehend durchset-

zen. Kogler ist Marktwirtschaftler. Daher ist die Gefahr, dass er den Kampf für mehr Klimaschutz zu einem Kampf zur Beseitigung des Kapitalismus ummünzt, sehr gering. Ob er sich unter seinen Gefolgsleuten mit wachstumsorientierten Klimaschutzmaßnahmen durchsetzen kann, ist zwar offen, aber nicht gänzlich unwahrscheinlich. Schließlich konnten sich die zum Teil linksradikalen Wiener Grünen in ihrer Koalition mit der mittelstandsorientierten und daher kaum marxistischen Wiener SPÖ in einem urbankonservativen Umfeld sozialisieren. Auch vielen Grünen ist längst klar, dass Österreich nur dann maßgeblich zum globalen Klimaschutz beitragen kann, wenn es entsprechende Technologien entwickelt und marktfähig macht. Denn ob Österreich, so wie derzeit, mit einem Anteil von 0,15 Prozent zur Klimaerwärmung beiträgt oder mit 0,13 oder 0,17 Prozent, ist dem Klima ziemlich egal. Österreich konnte sein BIP seit 2005 um 42 Prozent steigern. In diesem Zeitraum blieb der Gesamtenergieeinsatz konstant. Das heißt, unsere Wirtschaft hat längst bewiesen, dass sie klimaneutral wachsen kann. Die Klimaschutzpläne der neuen Regierung müssen sich dennoch an den in der EU verbindlichen Pariser Klimazielen orientieren. Daher kann es ohne weiteres sein, dass einige aktionistische Maßnahmen beschlossen werden. Zu denen könnten der Stopp der dritten Piste am Wiener Flughafen oder das Aus für einige Autobahn- und Schnellstraßenkilometer gehören. FAZIT DEZEMBER 2019 /// 15


Die werkvertragliche Warnpflicht im Bau

In der Praxis ist es oftmals der Auftraggeber, der den für ein Werk benötigten „Stoff“ besorgt. Ebenso ist es oftmals der Bauherr als Werkbesteller, der dem Unternehmer für die Ausführung eines Werks Anweisungen erteilt. Doch was geschieht, wenn der zur Verfügung gestellte „Stoff“ beziehungsweise diese Anweisung zur Ausführung des geforderten Werkes untauglich sind? Wer ist verantwortlich, wenn das Werk anschließend tatsächlich mangelhaft ausgeführt wurde? Die Paragraphen 1168 und 1168a ABGB liefern die Antwort. Diese Normen legen die Haftung des Werkunternehmers für das Misslingen des Werkes aufgrund offensichtlicher Untauglichkeit des vom Besteller gegebenen Stoffs oder offenbar unrichtiger Anweisungen des Bestellers fest. Bei Vorliegen dieser Umstände hat der Werkunternehmer die Pflicht, den Besteller zu warnen. Nach herrschender Rechtsprechung geht diese Warnpflicht sogar so weit, dass sie auch gegenüber einem sachkundigen Besteller oder einem sachkundig beratenen Besteller besteht, wobei den Besteller hier Mitverschulden treffen kann. Doch was versteht man unter den Begriff „Stoff“? Die Rechtsprechung legt diesen Begriff weit aus und versteht darunter alles, aus dem oder mit dessen Hilfe ein Werk herzustellen ist, so sind hier auch die vom Werkbesteller zur Verfügung gestellten Pläne als „Stoff“ zu verstehen oder auch Vorarbeiten anderer Beteiligter, auf denen der Werkunternehmer schließlich aufbauen muss. Untauglich ist ein „Stoff“, wenn das vom Werkbesteller vertraglich geforderte Leistungsziel damit nicht erreicht werden kann. Weiters fordert § 1168a ABGB, dass diese Untauglichkeit auch „offenbar“ ist. Eine Untauglichkeit ist offenbar, wenn der Unternehmer bei seiner Sachkenntnis diese Untauglichkeit hätte wahrnehmen müssen. Der OGH stellt bei dieser Sachkenntnis auf jene Kenntnisse, die nach einem objektiven Maßstab den Angehörigen der betreffenden Branche gewöhnlich eigen sind. In der Praxis werden zur Feststellung dieser üblichen Sachkenntnis technische Sachverständige herangezogen. Schon aus diesen Aspekten ist ersichtlich wie es dazu kommen kann, dass § 1168a ABGB oftmals Brennpunkt zahlreicher Bauprozesse sein kann. Zusammengefasst ist daher festzuhalten, dass den Werkunternehmer, auch ohne den „Stoff“ zur Verfügung gestellt zu haben oder an etwaigen Vorarbeiten beteiligt gewesen zu sein, die Warnpflicht gegenüber dem Werkbesteller trifft. Dies, wenn die Gefahr des Misslingens des Werkes oder eines Schadens besteht und diese Gefahr für ihn offenbar erkennbar gewesen ist. Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

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ÖVP kritisiert SPÖ für Wackelkurs in Gesundheitspolitik ÖVP-Klubobfrau und Gesundheitssprecherin Barbara Riener zeigt sich verwundert über den Wackelkurs von Michael Schickhofer. Zumal alle wesentlichen Entscheidungen für die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen bereits getroffen und immer gemeinsam mit der SPÖ beschlossen worden seien.

D

er Wackelkurs von Michael Schickhofer zeigt, dass es richtig war, den Wahltermin vorzuziehen und den Wahlkampf abzukürzen“, so die steirische VP-Klubobfrau Barbara Riener, denn die Aufrechterhaltung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung in der Steiermark brauche sachlich fundierte Argumente und Entscheidungen, keine wahltaktischen Zurufe. Die SPÖ versuche, so die ÖVP, von Woche zu Woche stärker den Eindruck zu vermitteln, das Projekt Leitspital sei ein informelles Privatprojekt des Gesundheitslandesrates. Dabei gehe es aber um die Zukunft der Gesundheitsversorgung. Das Projekt fuße zu 100 Prozent auf zwischen VP und SP gemeinsam gefassten verbindlichen Beschlüssen. Selbstverständlich wurden auch andere Standorte – wie etwa Rottenmann – für das nun in Stainach geplante Leitspital in Erwägung gezogen und bewertet. Im Rahmenstrukturplan Gesundheit (RSG) wurde gemeinsam festgelegt, dass die drei Spitalsstandorte Bad Aussee, Rottenmann und Schladming an einem neuen Standort zwischen Trautenfels und Liezen zusammengeführt werden. Im Bezirk Liezen geht es im RSG nicht nur um Spitalstrandorte, sondern um die gesamte Gesundheitsversorgung – um die Einrichtung von Gesund-

VP-Klubobfrau Barbara Riener wundert sich, dass die SPÖ wegen des Wahlkampfs die gemeinsam beschlossene Gesundheitsreform in Frage stellt. heits- und Facharztzentren, um das Netz der niedergelassenen Ärzte sowie um das Rettungs- und Notarztwesen. VP-Klubobfrau Barbara Riener wundert sich daher, dass die SPÖ nun auch den im RSG festgelegten Ausbau der Gesundheitszentren in der ganzen Steiermark oder die Millioneninvestition in die Neuordnung des Ordenskrankenhauses Graz Mitte in Frage stellt, nur weil sie mit dem Wahltermin nicht einverstanden ist.

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Recht haben

Wirtschaft


Wirtschaft

Zeitstress?

Wie Sie schaffen, was Sie sich vornehmen „Ich habe keine Zeit.“ „Das geht sich heute nie aus.“ „Mir fehlt die Zeit für private Termine.“ Kommen Ihnen diese Aussagen bekannt vor? Sowohl im Privatleben als auch im Berufsleben treffen wir Menschen, die mit der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit nicht auskommen. Vielleicht zählen Sie auch selbst dazu. Die große Frage ist: Muss das sein oder kann man lernen, mit der verfügbaren Zeit besser umzugehen? Ja, man kann lernen, sich seine Zeit gut einzuteilen. Doch wie entsteht Zeitstress überhaupt?

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ir verschätzen uns bei unserer Leistungsfähigkeit. Einfach verdeutlicht werden kann Zeitmanagement an folgendem Beispiel: Sie reisen heute von Graz nach Mürzzuschlag. Wir gehen davon aus, dass die beiden Städte 100 km voneinander entfernt sind. Fahren Sie mit 100 Stundenkilometern, haben Sie Ihr Ziel in genau einer Stunde erreicht. Können Sie allerdings 54 Minuten lang nur 90 km/h fahren, dann müssten Sie die restlichen 6 Minuten 190 km/h fahren, nur um noch in einer Stunde am Ziel zu sein. Hier entsteht bereits der besagte Zeitstress. Zeit, die Sie aufgrund von einer Pause oder langsameren Fahrens verloren haben, können Sie kaum noch einholen. Ohne Puffer wird die kleinste Verzögerung Stress bringen. Was ist also die Lösung? Großzügige Pufferzeiten einplanen – sowohl bei (Dienst-) Reisen als auch bei Arbeiten im Büro. Als gute Faustregel im Büro haben sich 40 % bewährt. Kann man davon ausgehen, dass eine Projektarbeit in 1 Stunde fertig ist, dann zur Sicherheit noch 20 – 30 Minuten an Pufferzeit dranhängen. Bei Reisen vorab die Mindestzeit z. B. mit Routenplanern überprüfen und auch hier etwas großzügiger planen. Die sicherste Art, seine Leistungsfähigkeit einzuschätzen, ist, aus Erfahrung zu lernen.

Mag. Dr. Sylvia Peißl Die Erfahrung zeigt beispielsweise, ob ungestörtes Arbeiten möglich ist. Bei permanenten Telefongesprächen nebenbei wird sich eine angefangene Arbeit etwas später abschließen lassen als in einem ruhigen Büro ohne Störungen. Setzen Sie die richtigen Prioritäten! Am Beginn eines Arbeitstages empfiehlt es sich, eine Liste zu erstellen mit all jenen Arbeiten, die an diesem Tag erledigt werden sollen. In weiterer Folge wird jeder Punkt der Liste einem von vier „Ablagefächern“ zugeordnet. Zuerst erledigt, das heißt die höchste Priorität haben, alle Aufgaben, die sehr dringend und sehr wichtig sind (1). Bricht ein Feuer aus, muss das sofort und vollständig gelöscht werden. Alles andere ist in diesem Moment unwichtig. Die zweite Priorität sollten Aufgaben bekommen, die sehr wich-

tig sind, aber nicht so dringend (2). Hierzu zählen z. B. regelmäßige Pausen, Vorsorgeuntersuchungen, Unfallverhütungsmaßnahmen im Betrieb. Werden diese Aufgaben erledigt, ist die Gefahr kleiner, von plötzlichen Krankheiten oder Unfällen überrascht zu werden. Wer sich um wichtige Aktivitäten früh kümmert, wird weniger dringende und wichtige Probleme haben. Es lohnt sich, solche Arbeiten regelmäßig anzugehen und jede Woche Zeit dafür einzuplanen. Aufgaben, die dringend, aber nicht wichtig sind, können idealerweise delegiert werden (3). Zu Aufgaben, die nicht wichtig und nicht dringend sind, zählen z.B. Zeiten des planlosen Internetsurfens, aber auch Aktivitäten, die Spaß machen, wie Austausch mit Freunden. Diese fürs Erste hintenanstellen und angehen, wenn alles andere erledigt ist, bzw. sich in ruhigen Zeiten gönnen. (4) Vergessen Sie auch bei der Prioritätensetzung nicht auf Zeitpuffer. 30 bis 40 % der Zeit sollte ungeplant bleiben, um auf Unerwartetes reagieren zu können. Der Umgang mit Smartphone & Co Digitaler Zeitstress nimmt immer mehr zu und das auch bereits bei Jugendlichen. Eine Onlinebefragung von 400 Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren kam zu folgendem Ergebnis: Bereits ein Drittel der Jugendlichen klagt über

digitalen Zeitstress. 38 % finden es anstrengend, immer erreichbar zu sein, und über die Hälfte fühlen sich durch ihr Handy vom Lernen abgelenkt. Eine ständige Erreichbarkeit – beruflich und privat – kann jegliche Zeitplanung über den Haufen werfen. Dass dies das Stressempfinden noch mehr verstärkt, ist offensichtlich. Was also tun? Bewährt hat es sich, bewusste Online-/Offlinezeiten und Entspannungsmaßnahmen ohne Handy einzuplanen sowie Telefone, wenn möglich, zwischendurch umzuleiten, um nicht gestört zu werden und um Arbeiten abschließen zu können. In diesem Sinne: Setzen Sie Prioritäten, planen Sie Pufferzeiten ein und reduzieren Sie Handyzeiten auf das notwendige Mindestmaß. Sie werden sehen, der Stress lässt nach und Sie schaffen, was Sie sich vornehmen.

AUVA – Landesstelle Graz Arbeitspsychologie Göstinger Straße 26 8021 Graz Tel. +43 5 93 93 – 33719 Fax +43 5 93 93 – 33709 sylvia.peissl@auva.at www.auva.at

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Graz hat's

20 Jahre Check it Ende Oktober war die Jugendinitiative des Landes Steiermark „checkit“ zu Gast bei der Holding Graz. Dabei haben die Vertreter der Initiative im Rahmen von 20 Jahren checkit und zum feierlichen Anlass von 30.000 ausgestellten Lehrlingsausweisen – in Kooperation mit Stadt Graz, Land Steiermark und der steirischen Wirtschaftskammer – einem Lehrling der Holding einen Gutschein von „Giga Sport“ im Wert von 300 Euro überreicht. Die junge Dame, Romana Weidacher, freute sich sehr über den Preis. Es gratulierten ihr dazu noch recht herzlich Jugendlandesrätin Ursula Lackner, Horst Schachner von der Holding Graz und Projektleiter Clemens Berger. Im Trauerfall sind wir 24 h täglich für Sie erreichbar.

0316 / 26 66 66 od. 03135 / 54 6 66

Neuer DynatraceStandort in Raaba Dynatrace, eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich Software Intelligence, feierte am 23. Oktober seinen neuen Standort im Technopark Raaba bei Graz. Dieser ist auf „Digital Business“ spezialisiert, beschäftigt derzeit 18 Mitarbeiter und soll bis Jahresende auf 25 wachsen. Geleitet wird der Standort von einer Doppelspitze: Chris Werding und Martin Moschitz sind als Lab-Lead und Director of Digital Business Operations gemeinsam für den Aufbau des Standortes und die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells verantwortlich. „Mit der TU und der FH Joanneum bietet Graz hervorragende Ausbildungsqualität. Das macht den Standort für uns sehr attraktiv“, so Greifeneder.

Prolog zur Opernredoute

Am 4. November präsentierten Opernintendantin Nora Schmid, Opernredoute-Organisator Bernd Pürcher und art + event GF Wolfgang Hülbig beim „Prolog zur Opernredoute“ in der Oper Graz die Highlights der 22. Opernredoute. Unter dem Motto „Alles Glück! Alles Walzer!“ wird am 25. Jänner eine illustre Gästeschar einen unvergesslichen Abend im Walzerglück erleben. Dann wird erstmals Multitalent Maria Happel mit ihrem großen Charme durch den Höhepunkt der Ballsaison führen, die Grazer Philharmoniker werden erstmals von Marcus Merkel dirigiert und Ballettschule und Ballettkompanie werden erstmalig unter der gemeinsamen Leitung von Ballettdirektorin Beate Vollack die Eröffnung bestreiten.

KALSDORF - GRAZ - FELDKIRCHEN - LIEBOCH SEIERSBERG - PIRKA - TOBELBAD - HART BEI GRAZ VASOLDSBERG - DEUTSCHLANDSBERG - BAD GAMS FRAUENTAL - LEOBEN - ROTTENMANN - LIEZEN

w w w. be s t attu n g -wo lf.c o m 18 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Die Preisträger des Hans-Roth-Literaturpreises „rotahorn“ stehen fest. Den Hauptpreis erhielt Max Sessner, mit dem zweiten Preis wurde Sarah Kuratle geehrt. Die beiden Autoren überzeugten die Fachjury, u.a. Barbara Frischmuth, Reinhard P. Gruber, Andreas Unterweger, Alfred Kolleritsch, Werner Krause, Christoph Hartner und Heinz Sichrovsky, mit ihrem literarischen Können. LR Christopher Drexler und Kulturstadtrat Günter Riegler überreichten die Prämierungen im Veranstaltungssaal der Steiermärkischen Landesbibliothek. Die beiden Autoren wurden aus einer hochklassigen Shortlist talentierter Lyrik- und Prosa-Autoren ermittelt, deren bisher gezeigte Leistungen noch viel erwarten lassen.

Fotos: Jimmy Lunghammer, Mario Gimpel, Marija Kanizaj, geopho

Rotahorn Literaturpreis 2019


Foto: Fotostudio Lend

Präventionskongress zu digitaler Versklavung Beim 8. Präventionskongress im Grazer Steiermarkhof wurde ein vielseitiges Programm geboten. Im Fokus standen die Chancen und Risiken der digitalen Herausforderung. Der Titel lautete „Digitale Versklavung?! Generation zwischen Euphorie und Abhängigkeit“. „Die Herausforderungen unserer Informationsgesellschaft wachsen. Es wird zunehmend schwieriger, zwischen Realität und Fake-News zu unterscheiden“, informierte Veranstalter Günter Ebenschweiger. Als Speaker referierten u.a. Joanna Schmölz über die digitale Gesellschaft und andere Mythen, Stefan Kühne über die Herausforderungen der Informationsgesellschaft und Philipp Ozimek zu den Auswirkungen sozialer Mediennutzung auf den Selbstwert.

Sommerfest der Destillerie Bauer

Als Sommerausklang veranstaltete die Destillerie Franz Bauer GmbH am 30. August ein Fest für Mitarbeiter, Partner und Freunde des Hauses. Der Firmeninhaber Hans-Werner Schlichte zeigte sich nicht nur den Gästen, sondern auch dem „natur schutz bund“ gegenüber spendabel. Der Ertrag der Spendenbox wurde am Ende durch den Firmeneigentümer auf die „Schnapszahl“ von 1.111,11 Euro erhöht. Die feierliche Übergabe des Schecks durch Victoria Spielberger an das Team des „natur schutz bundes“ fand am den 11. Oktober in den Räumlichkeiten der Grazer Brennerei statt.

Fotos: Bernhard Loder, Gesundheitsfonds, ARTige Bilder, Hannes Loske, WKO / Ubit

Vorgeschmack

Das Kulturstadtjahr 2020 hat in der Hypo Steiermark bereits begonnen. Schaurig-schöne Zukunftsszenarien und riskante Utopienwaren nur ein Aspekt dieser ganz besonderen Vernissage. Als Vorbote zum Grazer Kulturstadtjahr 2020 lud das steirische Traditionsbankhaus zu einer Vernissage mit Werken von Axel Staudinger und Emma Wildfang ein. Die Eröffnung der Ausstellung mit Bildern und Skulpturen erfolgte durch Stadtrat Günter Riegler und war zugleich der Auftakt für das „Hypo.Kulturprojekt“. Die Ausstellung ist bis 31.12.2019 während der Kassenöffnungszeiten (Montag bis Freitag, jeweils 8.00 – 16.00 Uhr) in der HYPO Steiermark, Radetzkystraße 15-17, 8010 Graz zu besichtigen.

Constantinus Leistungsshow

UBIT-Obmann Dominic Neumann war erfreut über die Gelegenheit, heuer im Rahmen des WKO-Unternehmertags am 29. Oktober erstmals die Nominierten und Preisträger des Constantinus Awards zur Leistungsschau zu empfangen. Folgende preisgekrönte steirische Projekte wurden dabei präsentiert: die Software „qualitypoint“ der Qualitypoint GmbH, mittels der moderne Qualitätsmanagementsysteme digitalisiert werden; eine interaktive Netzwerkplattform als Toolbox für KMU der isn - innovation service network GmbH.

Expertentipp Dr. Diethart Schliber, Leiter des Sozialministeriumservice Landesstelle Steiermark Im Rahmen des Inklusionspaketes für Menschen mit Behinderung können Unternehmen, die begünstigte Behinderte einstellen, beim SOZIALMINISTERIUMSERVICE ab 1.3.2019 die Inklusionsförderung sowie die InklusionsförderungPlus beantragen. Die Inklusionsförderung erhalten einstellungspflichtige Unternehmen, die InklusionsförderungPlus erhalten nichteinstellungspflichtige Unternehmen, wenn sie eine Person mit einer Begünstigteneigenschaft beschäftigen. Es können sowohl befristete als auch unbefristete Dienstverhältnisse gefördert werden. Der Bezug einer Inklusionsförderung sowie einer InklusionsförderungPlus kann ab dem Auslaufen der AMS-Eingliederungsbeihilfe erfolgen, frühestens jedoch ab dem 7. Monat nach dem Beginn des Dienstverhältnisses für die Dauer von 12 Monaten. Die Höhe der Inklusionsförderung beträgt 30 % des Bruttogehalts, ohne Sonderzahlungen. Gleiche Höhe bei der InklusionsförderungPlus plus 25 % Zuschlag. Die monatliche Obergrenze beträgt demnach € 1.000, – bzw. € 1.250, –. Das Bruttogehalt muss jeweils über der Geringfügigkeitsgrenze liegen. Lehrverhältnisse sind nicht förderbar. Für jeden begünstigt Behinderten in einem Lehrverhältnis erhält der/die Dienstgeber/in vom Sozialministeriumservice eine Prämie aus Mitteln des Ausgleichstaxfonds. Nähere Auskünfte finden Sie unter:

www.sozialministeriumservice.at

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Kurz & News

Herbstfest des SWV im Brauhaus Puntigam

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Erfolgreiche Bilanz der AMS-Tour

Bei einer fünfwöchigen Unternehmenstour im September und Oktober besuchte das AMS Steiermark mehr als 1.450 Betriebe, um diese bei Fragen zur Personalsuche und -planung zu beraten. „Während der Tour sind wir verstärkt direkt bei den Firmen, um offene Stellen aufzunehmen und unsere Angebote für das Personalmanagement vorzustellen“, erklärt AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe. Die gute Kooperation zwischen Land und AMS stand auch im Mittelpunkt eines Besuchs der steirischen Soziallandesrätin Doris Kampus in der AMS-Geschäftsstelle Graz Ost in der Vorwoche: „Wir unternehmen hier als Sozialressort des Landes, oft gemeinsam mit dem AMS, viele Schritte wie zuletzt die Aktion Impulse 50 plus.“

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Die Erfolgsstory wird fortgesetzt, es entscheiden sich wieder mehr Jugendliche für eine Lehre. Das spiegelt sich auch in den Auszeichnungen für Lehrlinge wider. Am 22. und 23. Oktober wurden in der Aula der Karl-Franzens-Universität Graz insgesamt 270 Trophäen „Stars of Styria“ an Jungfachkräfte und Ausbildungsbetriebe vergeben „Zu erklären sind diese positiven Zahlen zum einen natürlich durch Fachkräftemangel, der Unternehmen bewusst macht, wie wichtig es ist Lehrlinge auszubilden. Zum anderen haben wir in der WKO Steiermark massiv in die Qualität der dualen Ausbildung investiert und das Image der Lehre gehoben“, berichtet Regionalstellenobfrau Sabine Wendlinger-Slanina.

Unternehmer stehen immer öfter vor der Herausforderung Mitarbeiter zu finden und zu motivieren. Daher hat das Thermenund Vulkanland Steiermark, mit dem TVB Bad Waltersdorf und der Qualifizierungsagentur Oststeiermark, ein attraktives Zusatzangebot für Arbeitnehmer entwickelt: die Mitarbeiter-Card. Mit ihr erhalten Mitarbeiter die Möglichkeit, aus den schönsten Plätzen der Region und der besonderen Kulinarik, Lebenskraft zu schöpfen. „Die Menschen, die durch ihre Arbeit jeden Tag einen Beitrag für den Erfolg unserer Destination leisten, sollen selbst in den Genuss kommen, diese schöne Region in vollen Zügen auszukosten”, so Mario Gruber, GF des Thermen- und Vulkanland Steiermark.

10.09.18 18:43

Fotos: Ulrike Rauch, Foto Fischer, AMS / Tauscher, Thermen- & Vulkanland Steiermark / Lederer

Das traditionelle Herbstfest des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes (SWV) fand am 25. Oktober im Brauhaus Puntigam Graz statt. Nach einem interessanten Business-Talk mit Karlheinz Winkler (SWV-Präsident Steiermark), Soziallandesrätin Doris Kampus, Michael Ehmann (Vorsitzender der SPÖ Graz) und Christoph Matznetter (Präsident SWV Österreich) erläuterte LH-Stv. Michael Schickhofer die Ziele der SPÖ für die Landtagswahl in der Steiermark. Im Anschluss ging es für die rund 250 Gäste mit gutem Essen und bester Unterhaltung bei schwungvoller Tanzmusik von den „Schilcherlandbuam“ weiter.

270 neue „Stars of Styria“


Foto: Sissi Furgler Fotografie

Kurz im Gespräch mit

Foto: Foto Fischer

Sandra Brandner, General Manager von Protectr GmbH

LRin Barbara Eibinger-Miedl (li.) und WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk (re.) gratulierten den Nachfolgern des Jahres 2019 (v.l.): Ronald Hohl mit Ehefrau, Christoph Kagerbauer, Birgit und Christoph Rodler.

»Follow me«-Award für Rauchfangkehrer im Glück Die diesjährigen Sieger des „Follow me“-Awards 2019 der WKO Steiermark stehen fest. Mehr als 27.000 Stimmen sind im Public Voting abgegeben worden. Zum „Nachfolger des Jahres“ wurde der Gnaser Rauchfangkehrer Christoph Kagerbauer gekürt.

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ie Suche nach geeigneten Nachfolgern ist für viele steirische Unternehmen ein dringliches Thema. Bis 2027 stehen laut KMU Forschung Austria rund 5.200 Arbeitgeber allein in der Steiermark vor der Aufgabe, ihren Betrieb zu übergeben. Zwölf Nachfolgebetriebe aus allen Branchen und Regionen, die den Generationenwechsel bereits erfolgreich gemeistert haben, waren für den „Follow me“-Award 2019“ nominiert. Der „Nachfolger des Jahres 2019“ und die übrigen Preisträger wurden beim WKO Unternehmertag am 29. Oktober mit dem „Follow me“-Award 2019 ausgezeichnet. „Der Alltag des Rauchfangkehrers wandelt sich: Einerseits machen moderne Werkzeuge die Arbeit leichter. Andererseits sind digitale Lösungen wie das elektronische Kehrbuch sicherlich die Zukunft“, be-

schreibt der Sieger Christoph Kagerbauer seine Perspektiven. Den 2. Platz errang Ronald Hohl vom „Winzerhof Wiednermichl“ in Krottendorf-Gaisfeld. Was als Buschenschank der Großeltern angefangen hat, wurde vom Vater zum Weinbaubetrieb ausgebaut und ist jetzt in den Händen von „Ronnie“ Hohl zu einem angesagten Gourmet-Treff geworden. Christoph und Birgit Rodler kamen mit dem vielfältigen Angebot in ihrem Lebensmittel- und Baumarkt in Kaindorf auf Platz 3. Als Preisträger der Kategorie „Externe Nachfolge“ freut sich der junge Koch Lukas Gruber vom Gasthof „Schwarzer Adler“ in Aflenz Kurort. „Diese Auszeichnungen sind ein Ausdruck unserer Wertschätzung für viele Übernehmer, die regional Verantwortung tragen“, betonte WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk.

Welche Dienstleistungen bieten Sie Unternehmen mit der Softwarelösung „Protectr“ und für welche Sparten sind diese besonders interessant? Die Protectr GmbH bietet ein umfassendes Sicherheitsmanagementsystem an, mit dem unterschiedliche Themen abgebildet werden können. In erster Linie wird das System als Brandschutz- und Objektsicherheitslösung unter dem Namen Facility Protectr von großen Unternehmen, Handelsketten und Schulen eingesetzt. Protectr unterstützt aber auch den Datenschutz nach DSGVO sowie die IT-Sicherheit. Mit dem Data Protectr und dem IT Protectr kann jede Organisation ihre gesamte IKTStruktur dokumentieren. Wie wird zum Beispiel das Gebäudemanagement mit Ihrer Softwarelösung vereinfacht? Die Softwarelösung Protectr erstellt automatische Aufträge für wiederkehrende Wartungs- und Sicherheitstätigkeiten. Damit ist sichergestellt, dass es keine Versäumnisse gibt und Mängelbehebungen rechtzeitig durchgeführt werden.

Inwiefern ergeben sich daraus für Firmen Vorteile? Meist wird viel Zeit dafür verwendet, Aufgaben zu erstellen und manuell zuzuweisen. Da Protectr diese Tätigkeiten automatisiert durchführt und lückenlos dokumentiert, können so Ressourcen für andere Zwecke eingesetzt werden. Wie unkompliziert lässt sich die Software in bestehende Systeme integrieren bzw. als ausgelagerte Dienstleistung nutzen? Protectr wird als Software-as-a-Service angeboten und meist auch so genutzt. Die Applikation ist aber auch einfach in eine bestehende Infrastruktur integrierbar (OnPremise-Nutzung). FAZIT DEZEMBER 2019 /// 21



Fazitgespr채ch Von Peter K. Wagner und Johannes Tandl mit Fotos von Erwin Scheriau

Voller Energie Christian Purrer von der Energie Steiermark im Gespr채ch 체ber ein Europa ohne Atomstrom und CO2-Neutralit채t.

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Fazitgespräch

Der Blick aus der Chefetage der Energie Steiermark am Grazer Leonhardgürtel ist atemberaubend. Und obwohl der Wartebereich vor den Vorstandsbüros keine Außenfenster hat, erlauben die gläsernen Wände und Türen doch einen beeindruckenden Blick auf Graz. Der Umbau des 55 Jahre alten Steweag-Hochhauses zur modernen kommunikativen Konzernzentrale des steirischen Landesenergieversorgers erfolgte noch unter dem Vorgänger unseres Gesprächpartners. 15.000 Quadratmeter Büros im Passivhausstil – gediegen und gleichzeitig kommunikativ, aber trotzdem ohne augenscheinlichen Protz. Aus Sicht der Besucher ist der Umbau jedenfalls gut geglückt. Gleich daneben liegt übrigens die ehemalige Estag-Zentrale. Das als »Palazzo Prozzi« in die steirischen Annalen eingegangene Palais Herberstein.

Nach kurzem Warten, das die Möglichkeit zum Smalltalk mit einigen führenden Mitarbeitern bei einem ausgezeichneten Espresso bietet, öffnet sich die Tür von Vorstandssprecher Christian Purrer: »Kumt´s eina. Über was reden wir heut?«

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Fazitgespräch

Sowohl im Bereich der Mobilität als auch der Raumwärme wird es aber nicht die eine große Lösung geben, sondern einen grünen Mix. Christian Purrer

Herr Purrer, bis wann wird die Energieversorgung in der Steiermark zu 100 Prozent klimaneutral sein? Man sollte das zunächst österreichweit sehen. Dort ist das Ziel das Jahr 2030, das ist allerdings schwer zu erreichen. Aufgrund der Verzögerung der Regierungsbildung fehlen noch die Rahmenbedingungen, um in Photovoltaik und Wind stärker zu investieren. Die Steiermark wird ihren Beitrag leisten und ich bin zuversichtlich, dass auch wir das bis 2030 schaffen werden. Es geht dabei um eine Jahresbilanz. Und wie die aussieht, hängt stark davon ab, inwieweit auch Mobilität und die Raumwärme klimaneutral werden. Wenn Sie sagen, es sei eine Frage der Jahresbilanz, heißt das, es wird auch weiterhin CO2 verursachende Kraftwerke geben? Nicht bei uns in der Energie Steiermark, aber bei anderen Unternehmen. Ja, es wird auch weiterhin das eine oder andere Gaskraftwerk zur Unterstützung bestehen.

Wie ist das mit dem Gaskraftwerk Mellach, das dem Verbund gehört? Dieses Kraftwerk dient praktisch zur Netzstützung. Das Kohlekraftwerk des Verbund wird nächstes Jahr vom Markt gehen, aber die zwei großen Gasblöcke sind voll im Einsatz. Ist in weiterer Folge eine Vision, auf Wasserstoff zu setzen? Wir haben nicht nur die Vision, wir sind Teil eines Projekts in Gabersdorf rund um eine größere Photovoltaikanlage, in der wir Wasserstoff produzieren wollen. Der Wasserstoff, der mit CO2-freiem Strom erzeugt wird, soll von Gabersdorf nach Graz transportiert werden, um dort einen Teil der Busflotte mit Wasserstoffbrennzellen zu betreiben. Das ist im Sinne der CO2-Reduktion ein großer Hebel. Es heißt, wenn Photovoltaik und Wind sich so weiterentwickeln wie geplant, würden sich die Pumpspeicherkapazitäten versiebenfachen müssen. Das klingt illusorisch.

26 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Daher braucht man andere Speichermedien wie den Wasserstoff zum Beispiel, aber auch viele regional verteilte, kleine Batterien könnten so ein Medium sein. Es ist ein Thema, dass Strom oft dann erzeugt wird, wenn er nicht gebraucht wird, deshalb braucht man Speicher. Und für die werden wir sorgen.

Die Fernwärmeversorgung der Stadt Graz soll auch irgendwann einmal klimaneutral sein. Die Energie Steiermark ist zu 50 Prozent Eigentümer der Energie Graz und damit ist das ein mehr als relevantes Thema für Ihr Unternehmen. Wir sind nicht nur zur Hälfte Eigentümer der Energie Graz, sondern auch der Großteil der Produktion der Fernwärme liegt in unserer Hand. Die klimafreundliche Wärmeproduktion ist ein großes Thema. Sowohl im Bereich der Mobilität als auch der Raumwärme wird es aber nicht die eine große Lösung geben, sondern einen grünen Mix. Es wird einen Einsatzbereich für batteriebetriebene Autos geben – sie werden regional und urban zum Einsatz kommen. Es wird das Thema der Wasserstoffautos geben, die sich besser für Überlandfahrten eignen. Aber es wird auch einen Bereich geben, wo mit herkömmlichen Motoren gefahren wird, wo vielleicht ein biogener Brennstoff zum Einsatz kommen wird oder wo CO2 gespeichert wird. Professor List von der AVL spricht sogar von der Entwicklung eines CO2-freien Dieselmotors. Dasselbe gilt für die Raumwärme, da wird die Fernwärme mit Sicherheit eine Rolle spielen, aber nur dann, wenn wir zu einer CO2-freien Wärme gelangen. Bei uns gibt es etwa das Projekt Biosolar, wo wir aus der Sonne Wärme gewinnen wollen und mittels eines großen Puffers speichern werden. Die Wärme in diesem Speicher erreicht aber nur 80 bis 85 Grad. Da das für das Fernwärmenetz nicht reicht, werden wir das Wasser mit einem Biomasseheizwerk weiter aufheizen. Dadurch werden wir hier zum Beispiel CO2-frei. So soll ein großer Teil der benötigten Fernwärme auf Sicht CO2-frei werden. Welches Investitionsvolumen ist dafür notwendig? Etwa 85 bis 90 Millionen Euro.



Fazitgespräch Wenn man bedenkt, dass die Energie Steiermark jährlich 100 bis 120 Millionen Euro investiert, sind diese Zahlen aber gar nicht so hoch. Wir investieren allein 100 Millionen Euro jedes Jahr in das Stromnetz. Dazu kommen dann noch die Investitionen in den Bau von klimafreundlichen Kraftwerken. Im aktuellen Investitionsplan stehen wir etwa bei 140 bis 160 Millionen Euro. Wir schaffen solche Zahlen also. Die Frage, die wir uns jedoch stellen, ist, wie wir die Kosten aus solarer mit Biomasse zusätzlich beheizter Fernwärme für die Endkunden erschwinglich halten. Aber wir glauben, dass wir auch diesbezüglich auf dem richtigen Weg sind. Wir haben erst unlängst bei einer Diskussion mit dem Vizepräsidenten der europäischen Investitionsbank festgestellt, dass es großes Interesse an solchen Anlagen gibt und Förderungen möglich sind. Ein wichtiger Punkt, der bei Wärme nicht vergessen werden darf, ist jener der Abwärme. Alles, was die Industrie an Abwärme erzeugt, muss eingespeist werden, genauso wie bei der Kraftwärmekopplung beim Mellacher Gaskraftwerk zum Beispiel. Die Energie Steiermark hat erst kürzlich ein sogenanntes „Green Loan“-Darlehen über 90 Millionen Euro bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) zum Ausbau der Stromnetze zur besseren Einbindung erneuerbarer Energien aufgenommen. War dieses Darlehen tatsächlich günstiger als eine Finanzierung auf dem Finanzmarkt oder beim hauseigenen Minderheitsanteilseigner Macquarie? Es ist für uns wirklich günstiger. Seit ich hier im Vorstand bin, haben wir unterschiedliche Finanzierungen aufgenommen. Wir haben ein Schuldscheindarlehen von der Hessischen Landesbank

oder ein Darlehen von Raiffeisen in Höhe von 120 Millionen. Derzeit ist die Europäische Investitionsbank konkurrenzlos günstig, was die Zinslage betrifft. Und der „Green Loan“ hat den Vorteil, sehr lange eine günstige Finanzierung zu sichern. Man braucht dafür allerdings die richtigen Projekte. Der Zugang zur EIB ist für uns daher von großer Bedeutung. Die EIB möchte sich zu einer grünen Bank entwickeln und den Plan von Ursula von der Leyen im Sinne des Klimaschutzes umsetzen.

Wie kann die Steiermark atomstromfrei werden? Zwischen 6 und 16 Prozent liegt der Anteil an Atomstrom laut unterschiedlicher Berechnungen. Im Übrigen hat der Atomstrom ja einen Vorteil: Er ist klimaneutral. Die Energie Steiermark ist atomstromfrei. Die Frage zielt auf physikalische Theorie ab. In Europa ist im Mix 15 oder 20 Prozent Atomstrom, aber wenn wir Strom einkaufen, kaufen wir ausschließlich die richtigen Zertifikate und die sind atomstromfrei. Bei uns wird kein Kunde auch nur im Promillebereich Atomstrom im Paket haben. Es gibt unterschiedliche Qualitäten, die Industrie hat etwas Kohle- und Gasstrom dabei, die privaten Haushalte haben eigentlich nur Wasserkraft. Dann gibt es für besonders ökologisch denkende Menschen auch noch einen Mix aus kleiner Wasserkraft, Photovoltaik und Windkraft. Jetzt kann man sagen, dass ist alles nur Papierkram. Aber wir kaufen dort, wo wir die Energie einkaufen, tatsächlich immer auch die Zertifikate mit. Nach der Theorie Ihrer Frage kann man die Steiermark nur dann atomstromfrei mit Energie versorgen, wenn in ganz Europa keine Atomkraftwerke mehr am Netz hängen.

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Fazitgespräch Die Energie Steiermark steht als steirischer Landesenergieversorger zu 74,9 Prozent im Besitz des Landes. Was hat der Stromkunde davon, dass er mit seinen Strompreisen über die Energie-Steiermark-Dividende die Löcher im Landesbudget stopfen muss? Ich glaube, dass jedes Unternehmen das eingesetzte Kapital erfolgreich verzinsen muss. Dadurch kommt es bei uns zu Dividenden von 50 bis 65 Millionen Euro jährlich. Wir sind kein Non-Profit-Unternehmen und auch keine NGO. Wir sind ein Unternehmen, in dem viel Kapital steckt – weit über eine Milliarde Euro sogar. Das gehört wie bei jedem normalen Geschäft verzinst. Ganz einfach aus dem Grund, da sonst das Interesse an einem Unternehmen wie unserem verloren ginge.

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Die Energie Steiermark hat sich schon einmal komplett aus dem Kraftwerksbetrieb zurückgezogen. Nun werden wir sukzessive Kraftwerke ins Portfolio aufgenommen. Entspricht das der Klimastrategie oder einer betriebswirtschaftlichen Strategie? Wir haben uns nicht zurückgezogen, wir haben das Netz der STEG und deren Kunden gekauft und unsere Wasserkraftwerke in die Verbund Hydro Power eingebracht. Was man immer vergisst, ist, dass wir bei der Verbund Hydro Power mit fünf Prozent beteiligt sind. Uns gehören also auch fünf Prozent von Kaprun oder den Donau- oder Draukraftwerken. Im Vorjahr hat uns das übrigens eine Dividende von etwa 15 Millionen eingebracht. Das ist der Betrag, den wir auch erhalten hätten, wenn wir die Kraftwerke weiterhin selbst betrieben hätten. Wir haben uns außerdem auch den Strom unserer ehemaligen Kraftwerke auf Lebzeiten gesichert. Die Energie Steiermark hat dann darüber hinaus den Ent-

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Christian Purrer wurde am 7. Jänner 1955 geboren. Nach dem Studium des Bauingenieurwesens an der TU Graz arbeitete er als Assistent am Institut für konstruktiven Wasserbau der TU Graz. Im Jahr 1989 wechselte Purrer in die Steweag, Abteilung für strategische Planung. Seit April 2012 ist Purrer Vorstandssprecher der Energie Steiermark AG und engagiert sich zudem in Aufsichtsräten und Interessenvertretungen. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Die Energie Steiermark ist das viertgrößte Energie- und Dienstleistungsunternehmen Österreichs und steht zu 75,1 Prozent im Eigentum des Landes Steiermark. Das Unternehmen hat 1.800 Mitarbeiter und etwa 600.000 Kunden im In- und Ausland. Der Zweiervorstand besteht aus Vorstandssprecher Christian Purrer und Vorstandsdirektor Martin Graf.


Fazitgespräch

Gerade die Grünen müssten eigentlich ein Interesse daran haben, dass solche Flussbereiche ausgebaut werden. Christian Purrer

schluss gefasst, weiter zu investieren. Etwa in Wasserkraftwerke. Wir haben einen kleinen Kraftwerkpark in der Oststeiermark erworben und sind etwas später auch in den Windbereich eingestiegen. Erst später deshalb, weil die steirische Rahmengesetzgebung eigentlich nicht sehr windkraftfreundlich war. Das hat sich in den letzten Jahren stark geändert.

Das umstrittene Murkraftwerk, genauer gesagt die Murstaustufe Graz-Süd in Puntigam, ist seit kurzem eröffnet. Es gab dort viele Streitereien und Kritik. Verstehen Sie die polarisierenden Haltungen? Nein. Wir haben einen klaren Zug zu einer CO2-freien Stromproduktion. Jeder weiß, dass die Energiewende nur mit der Produktion von CO2-freiem Strom funktionieren kann. Nun haben wir mitten in Graz ein Kraftwerk gebaut, das von der ökologischen Belastung meiner Meinung nach minimal ist. Daher verstehe ich überhaupt nicht, dass der vielleicht zukünftige Vizekanzler Teil der Demonstranten war. Gerade die Grünen müssten eigentlich ein Interesse daran haben, dass solche Flussbereiche ausgebaut werden.

War dieses Kraftwerk auch ökonomisch sinnvoll? Aus Sicht der Stadt Graz ist es aufgrund des Speicherkanals ja nachvollziehbar, aber für die Energie Steiermark auch? Ja, unbedingt. Wir haben beim Speicherkanal einen Beitrag geleistet. Aber wir hätten einen größeren Beitrag leisten müssen, wenn die Stadt Graz den Speicherkanal nicht gebaut hätte, weil wir sonst die ganzen Kanäle bis ins Unterwasser führen hätten müssen. Die Oberflächenwässer kann man ja nicht in ein Stehgewässer einleiten. Es ist also ein echtes Win-win-Szenario. Während der Bauphase hat sich der Strompreis noch dazu fast verdoppelt. Das heißt, wir erzielen bereits in den ersten Jahren deutlich höhere Erlöse als geplant. Es läuft gut für uns. Wir sind keine Gönner, wir bauen solche Kraftwerke aus ökonomischen Überlegungen.

Werden die Strompreise so hoch bleiben? Sie werden tendenziell eher weiter steigen. Wenn Deutschland sukzessive aus der Kohle aussteigt, wird der Level, der jetzt da ist, eher nach oben nivelliert werden. Ihr Eigentümervertreter Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer berichtet bei seinen Donnerstags-Pressekonferenzen regelmäßig darüber, dass er die Energie Steiermark angewiesen habe, dies und das umzusetzen. Das hört sich so an, als ob er bloß zum Handy greifen braucht und Sie müssen springen. Wie schaut es tatsächlich mit der Einflussnahme der Eigentümervertreter aus? Wir haben ein gutes Arbeitsverhältnis, dessen Rahmen durch das Aktienrecht geregelt ist.

In den letzten drei Jahren haben sie ungefähr 172 Millionen als Dividenden an das Land Steiermark und an ihren 25%-Eigentümer Macquarie ausbezahlt. Wie verläuft eigentlich die Zusammenarbeit mit dem Finanzinvestor Macquarie und wer nimmt dessen Interessen in ihrem Vorstand wahr? Es sind zwei Fachleute aus Deutschland in den Aufsichtsrat kooptiert, die aus der Branche kommen und viel Wissen haben. Aber sie haben keine operativen Rechte oder gar die Möglichkeit, einen Vorstand zu positionieren. Unser Aufsichtsratsvorsitzender Josef Müllner achtet sehr genau darauf, dass diesbezüglich alles vertragskonform läuft. Wir können uns daher sinnvoll und frei bewegen. Sie sind seit 2012 bei der Energie Steiermark, der Vertrag läuft 2021 aus. Was sind Ihre Pläne? Ich bin dann 66 Jahre alt. Ich schließe nichts aus und es kommt auf die Struktur des Eigentümers an. Ich bin schon jetzt der Vorstand, der am längsten im Amt ist. Herr Purrer, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT DEZEMBER 2019 /// 31


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Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Business Angel Herbert Gartner und SFG-GF Christoph Ludwig.

SFG als Venture-Capital-Geber für digitale Start-ups Die Steirische Wirtschaftsförderung SFG vergibt ab sofort Venture Capital an hochinnovative Jungunternehmen. Die Finanzierung erfolgt in Form eines Co-Investments mit einem privaten Geldgeber. Das Programm soll das hochtechnologische Gründungspotenzial in der Steiermark heben, Innovationen auslösen und neue Arbeitsplätze schaffen.

M

it dem neuen Programm wollen wir Start-ups forcieren und in der Wachstumsphase entsprechend unterstützen“, begründet Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl die Initiative, denn: „Start-ups stärken die Innovationskraft des Landes und schaffen zusätzliche Arbeitsplätze.“ Das SFG-Programm „Risikokapital!Offensive“ wendet sich deshalb an hochinnovative Kleinunternehmen in der Seedphase (Gründung vor maximal fünf Jahren) aus dem Bereich digitale Wirtschaft. Die SFG bietet ihnen bis zu 150.000 Euro Eigenkapital als Co-Investment mit einem privaten Business Angel oder VC-Unternehmen, der bzw. das Kapital in zumindest der gleichen Höhe einbringt. Das Programm zeichnet sich besonders durch die „BuyBack-Option“ aus, die im Marktvergleich einen echten USP darstellt. Sie gibt Unternehmen die Option, die SFG-Gesellschaftsanteile innerhalb von fünf Jahren zu einer im Voraus festgelegten Verzinsung wieder 32 /// FAZIT DEZEMBER 2019

zurückzukaufen. Business Angel Herbert Gartner von der Grazer Beteiligungsgesellschaft eQventure hat das Programm inhaltlich mitkonzipiert. SFG-Geschäftsführer Christoph Ludwig will mit dem Programm jungen Gründern ein wichtiges Hindernis aus dem Weg räumen: „Der Bedarf junger Unternehmen nach Eigenkapital steigt, darauf reagieren wir mit der Venture-Capital-Offensive. Die Steirische Wirtschaftsförderung investiert gezielt in das große Gründungspotenzial in der Steiermark.“ Damit nimmt die SFG eine Vorreiterrolle im Start-up-Ökosystem ein. Im Schnitt wachsen die etwa 50 Unternehmen, an denen die SFG still oder mit Venture-Capital bisher schon beteiligt war, jährlich um 18 Prozent. Zudem lösen die Beteiligungen eine knapp viermal so hohe Gesamtfinanzierung für Unternehmen aus. Die SFG-Finanzierungswidmungen umfassen Forschung & Entwicklung, Unternehmenswachstum, Internationalisierung und Markterschließung.

Foto: Harry Schiffer

In der Digitalisierung liegt die Zukunft. Kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bringt sie enorme Chancen – und stellt sie gleichzeitig vor große Herausforderungen. Die Bereitschaft der Betriebe ist zwar groß, sich diesen digitalen Herausforderungen zu stellen, oft fehlen allerdings Know-how und Mittel, um die passende Digitalisierungsstrategie zu finden. Wirtschaftsministerium und Wirtschaftskammer Österreich tragen dem nun mit der Digitalisierungsinitiative KMU DIGITAL Rechnung und gehen mit insgesamt 4 Millionen Euro Fördervolumen in die 2. Runde. In dieser geht es darum, KMU fit für die digitale Transformation zu machen und Produkte, Geschäftsmodelle und -prozesse an das digitale Zeitalter anzupassen. Das Förderprogramm für Digitalisierung und Datensicherheit kann seit 28.10.2019 und bis 30.3.2020 bzw. so lange, wie Budget vorhanden ist, in Anspruch genommen werden. Gefördert werden Digitalisierungsmaßnahmen in Geschäftsbereichen und -prozessen wie Personalwesen oder Rechnungswesen oder auch im Zusammenhang mit der Unternehmensstrategie. Das Förderprogramm besteht aus den beiden Modulen Beratung und Umsetzung. Im Rahmen der Beratung werden Unternehmen durch Status- und Potenzialanalysen sowie durch strategische Beratungen unterstützt. In der Umsetzung werden Investitionen mit Digitalisierungsbezug gefördert. Nutzen Sie jetzt diese Chance, um Produktions- und Arbeitsprozesse effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten oder um neue Ideen, Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln. Sehr gerne unterstütze ich Sie dabei!


Voestalpine: Optimismus in schwierigem Umfeld

Am Vortag hatte CEO Herbert Eigensteiner einen deutlichen Gewinneinbruch bekanntgegeben und der Trend machte mit einer Story auf, dass die Voestalpine mehrere Hochöfen in Linz und Donawitz durch Elektrobogenöfen ersetzen will, um in Zukunft stärker auf aus dem texanischen Voestalpine-Werk in Corpus Christi importierte Roheisenpellets anstatt auf selbst verhüttetes Eisenerz zu setzen. Der Rahmen für eine Präsentation der Voestalpine-Metal-Engineering-Division im Steirischen Presseclub durch Voestalpine-Vorstandsmitglied Franz Kainersdorfer hätte kaum dramatischer sein können.

Foto: Konstantinov

K

ainersdorfer räumte ein, dass die Zahlen schon einmal besser waren, Kurzarbeit sei aber dennoch noch kein Thema, schließlich rechne man schon ab Mitte des nächsten Jahres mit der Erholung der um etwa 18 Prozent eingebrochenen und für die Voestalpine wichtigen Nachfrage aus dem Automotive-Bereich. Die Voestalpine bleibt mit der wartungsfreien Schiene der globale Innovationstreiber bei der Schienen- und Weichenproduktion. Daneben wurde das Produktportfolio im Railway-Bereich um digitale Sicherheitsindikatoren erweitert, die in die Weichen integriert werden und mit 40 Sensoren die Radachsen der Waggons auf Hitze bzw. die Radkränze auf ihre Abnützung prüfen. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Unternehmen, die sich auf JointVentures eingelassen haben, verdient die Voestalpine mit ihren chinesischen Töchtern tatsächlich Geld. Die Gefahr eines Technologieabflusses sei in den chinesi-

schen Joint Ventures, in denen Weichen hergestellt werden, natürlich gegeben, doch das wesentliche Know-how steckt in den Schienen, die weiterhin ausschließlich in Donawitz produziert werden. Kainersdorfer präsentierte mit der Böhler Welding Technology einen weiteren Bereich der Metal-Forming-Division. Interessant ist diesbezüglich, dass sich die Voestalpine im Bereich der Schweißtechnologie zu einem Full-Service-Anbieter entwickelt hat, der neben innovativen Schweißzusätzen und Elektroden erstmals auch eigene Schweißmaschinen auf den Markt gebracht hat. In Bezug auf den geplanten Ausstieg aus der fossil betriebenen Eisenerzverhüttung beklagt Kainersdorfer, dass sich die Voestalpine von der EU im Stich gelassen fühlt. So müsse der Konzern jährlich etwa 100 Millionen Euro für CO2-Zertifikate bezahlen. Dazu habe sich das Unternehmen im Klimaschutz voll „committed“. Ein echtes Ärgernis sei jedoch, dass die Einnahmen

START!KLAR

Voestalpine-Vorstand Franz Kainersdorfer sieht die Metal-FormingDivision bis Ende 2019 gut ausgelastet. Wenn es im nächsten Jahr zu Kurzarbeit kommen sollte, helfe das, einen Personalabbau zu verhindern. aus den CO2-Zertifikaten im allgemeinen EU-Budget untergingen, anstatt damit gezielt klimaschonende Investitionen und Innovationen zu unterstützen. Im Klartext fordert die Voestalpine eine Unterstützung ihres Umstiegs auf Wasserstofftechnologie.

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Volltreffer für Gesundheitspreis »fit im job« Rund 273.000 Mitarbeiter haben in 17 Jahren von einer gesunden Welle profitiert, die der steirische Gesundheitspreis „fit im job“ ausgelöst hat. Bei der 18. Auflage des Wettbewerbs wurde die Bilanz mit 14 Siegern in vier Kategorien spürbar aufgefettet. Ab 2020 wird Viktoria Schnaderbeck den Wettbewerb als Botschafterin an vorderster Front begleiten. en Rahmen für die Ehrungen in der Grazer Helmut-List-Halle bildete ein herzliches Fest, bei dem die Begeisterung für „fit im job“ spürbar war. An die 300 Gäste konnten sich via Leinwand von den vielen Projekten überzeugen, mit denen sich weiß-grüne Unternehmen und Institutionen für die körperliche und geistige Gesundheit ihrer Mitarbeiter starkmachen: Von der gesunden Pause, flexiblen Arbeitszeiten, Laufevents, Coachings für die Mitarbeiter über Kurse für gesunde Ernährung, Seminare zur Stressprävention bis zur Raucherentwöhnung – kein Gesundheitsthema wird seit dem Startschuss 2002 ausgespart.

Training für Jobfitness WKO-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg warf auch einen Blick in die Zukunft. „Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit setzt körperliche und 34 /// FAZIT DEZEMBER 2019

geistige Gesundheit voraus, die in ‚fit im job‘-Betrieben quasi trainiert wird.“ Herwig Lindner, Präsident der steirischen Ärztekammer und langjähriger Kooperationspartner: „Es geht nicht darum, Krankheiten am Arbeitsplatz vorzubeugen, sondern die Gesundheit der Mitarbeiter im Job zu stärken.“ Das konnte auch AK-Präsident Josef Pesserl nur unterstreichen: „Gesunde Mitarbeiter sind motivierte Mitarbeiter und motivierte Mitarbeiter sind weniger krank und haben vor allem Freude am und im Job.“ Daniela Gmeinbauer, Obfrau der FG der Freizeit und Sportbetriebe in der WKO Steiermark und damit Trägerin des Wettbewerbs, bilanzierte einen höchst erfolgreichen Wettbewerb mit großartigen Teilnehmern und lieferte auch gleich die Top-News ab: „2020 wird die Ausnahmefußballerin

Viktoria Schnaderbeck als Botschafterin für den steirischen Gesundheitswettbewerb im Einsatz stehen.“

Die Preisträger „fit im job“ 2019:

Kategorie: Betriebe 1 bis 10 MitarbeiterInnen • Pflegeaktiv Kategorie: Betriebe 11 bis 50 MitarbeiterInnen • DIMA Software Technology Center GmbH • Gräfin Anna Lamberg Stiftung • Naturparkhotel Lambrechterhof GmbH • sauber & co • Senioren- und Pflegeresidenz Blaue Villa GmbH • SOLVION information management GmbH • Weststeirische Saubermacher GmbH • Windisch Elektro Technik GmbH

Kategorie: Betriebe 51 bis 250 MitarbeiterInnen • Bezirksgericht Graz-Ost (Betriebliches Gesundheits förderungsprojekt) • Bezirkspflegeheim Gleisdorf (Betriebliches Gesundheit förderungsprojekt) • FH Campus 02 (Betriebliches Gesundheitsmanagement) Kategorie: Betriebe über 250 MitarbeiterInnen • Sozialhilfeverband Bruck-Mürzzuschlag (Betriebliches Gesundheits förderungsprojekt) • FH JOANNEUM GmbH (Betriebliches Gesundheits management) • Saubermacher Dienst- leistungs AG (Betriebliches Gesundheitsmanagement) Anzeige Foto: Foto Fischer

D


Wirtschaft

Laden die Zuschauer ein, auf der neuen Tribüne Platz zu nehmen: Stadtrat Günter Riegler (r.) und Messe-CEO Armin Egger.

Stadthalle neu gepolstert und belichtet: Bitte setzen Sie sich! Das Innenleben der Stadthalle Graz wurde mit beträchtlichen Investitionen auf den neuesten Stand gebracht: Die vollständige Rundumerneuerung der Tribünen- und Lichtsysteme bringt nicht nur mehr Komfort, sondern auch viel bessere Sicht auf das Bühnengeschehen.

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eit der Geburtsstunde der Stadthalle Graz im Jahr 2002 haben die Besucher auf einer Zuschauertribüne Platz genommen, die gleich alt ist wie die Location selbst. Die knallgelben Plastiksitze passen nicht mehr in die heutige Zeit und zu den Ansprüchen des Publikums und so hat man den Weg der modernen Weiterentwicklung im Hauptsaal der Flaggschiff-Location konsequent weiter beschritten. Im Sommer 2019 wurden parallel gleich zwei große Projekte umgesetzt – die Elemente eines nagelneuen Tribünensystems wurden direkt in der Stadthalle fertiggestellt, während die gesamte Lichttechnik im Saal auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurde. Komfort-Tribüne, die alle Stückerl spielt Zwölf teilautomatisierte Blöcke mit je 360 Sitzplätzen

ermöglichen ab sofort neue Event-Settings mit wesentlich flexibleren Auf-, Ab- und Umbauzeiten als bisher. Die insgesamt 4.320 Sitzplätze, in elegantem Anthrazit gehalten und für angenehmes Verweilen wunderbar gepolstert, können in unterschiedlichen Varianten eingesetzt und kombiniert werden. Die Sessel, Beleuchtungen und Sitzplatznummerierungen sind fix im System integriert, lediglich die Geländer und Seitenverkleidungen werden je nach Einsatzvariante separat montiert. Beeindruckende 11,4 Meter lang und 18,8 Meter tief ist jeder der zwölf Blöcke in seiner vollen Größe. Sind die Tribünenstufen per Fernsteuerung nicht ausgefahren, findet der Block auf gerade einmal 2,5 Meter Platz. Mit einer Höhe von fast sieben Metern überragt das neue System seinen Vorgänger sogar um 1,2 Meter

und bringt pro Block stolze 22 Tonnen auf die Waage. Transportiert und ausgerichtet werden die Giganten von speziell angefertigten Fahrzeugen, die von der MCG-Crew selbst bedient werden. Um die langfristige Innovation – die Besuchern wie Veranstaltern einen gewaltigen Sprung in Richtung Komfort, Design und Zeitressource anbietet – umzusetzen, wurden 2,6 Millionen Euro investiert.

Besseres Licht mit weniger Energieverbrauch Die 630 Lampen, die bis dato das Hallenlicht der Stadthalle Graz bildeten, wurden im Juli und August 2019 demontiert und durch 210 passend vorgefertigte Lampenkonstruktionen in LED-Technik mit je 140 Lichtpunkten ersetzt. Sage und schreibe 29.400 LEDLichtpunkte erhellen nun den Hauptsaal der Stadthalle und

erzeugen so eine Beleuchtungsstärke von bis zu 2.200 Lux. Neben optimalen Lichtverhältnissen vor Ort sorgt das Lichtsystem unter anderem auch bei Fernsehübertragungen für allerbeste Qualität live aus der Halle. Im direkten Vergleich bringt das neue System nicht nur dreifache Lichtleistung, sondern auch eine Energieersparnis von 60 % mit sich. Kostenpunkt: 1,3 Millionen Euro. „Mit den Investitionen in eine neue und komplett vollautomatische Tribünenanlage sowie rund 30.000 LED-Lichtpunkte an der Hallendecke wurde unsere Infrastruktur fit für die Zukunft gemacht. Damit zählen wir nach der Kapazitätserweiterung auf 14.500 Besucher nicht nur zu den größten, sondern sicher auch zu den am modernsten ausgestatteten Hallen in Europa“, freut sich Armin Egger, CEO der Messe Congress Graz. FAZIT DEZEMBER 2019 /// 35


Bilanz einer durchwachsenen Ernte infolge von Wetterextremen (v.l.n.r.): LR Johann Seitinger, LK-Präsident Franz Titschenbacher und Kammerdirektor Werner Brugner

Steirische Bauern werden aktiv gegen Klimawandel D

as Vegetationsjahr 2019 war von extremen Wetterlagen dominiert. „Sie haben der heimischen Landwirtschaft massiv zugesetzt. Erstmals war auch der nördlichste Teil der Steiermark stark von Trockenheit betroffen“, verweist LK-Präsident Franz Titschenbacher auf eine besonders bedrohliche Facette des Klimawandels. Der wärmste, sonnigste und trockenste Juni in der 253-jährigen Messgeschichte legte gefolgt von anhaltender Hitze und Trockenheit den Grundstein für enorme Ertragsausfälle bei Grünland im oberen Mur-, Mürz-, Liesing- und Ennstal. Im Süden des Landes war der für die Entwicklung der Pflanzen wichtige Mai generell zu kalt und zu feucht, sodass Kürbisse und andere Ackerfrüchte teils sogar erneut angebaut werden mussten. Gepaart mit der lang dauernden Sommertrockenheit kam es auf wenig wasserhaltigen Böden zu erheblichen Ertragsverlusten und verspäteter Reife. Hagel, 36 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Dürre, Frost, Überschwemmung und Wiederanbau verursachten in der Steiermark einen Gesamtschaden von 27,2 Mio. Euro.

Alarmierende Prognosen Große trockenheitsbedingte Verluste gab es neben Grünland und Mais auch bei Erdäpfeln mit einem Minus von bis zu 45 Prozent. Mindererträge wurden auch bei Kürbiskernen, Weizen und Zuckerrüben eingefahren. Zu den Gewinnern zählen heuer Hirse, Hopfen, Marillen und Wein mit der historisch zweitgrößten Weinernte von voraussichtlich 264.000 Hektolitern. Aktuelle Klimamodellierungen der Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) erwarten bis 2065 bei wichtigen Kulturen wie Mais, Weizen, gentechnikfreien Sojabohnen, Raps und Erdäpfeln dramatische Ertragseinbußen und somit eine drohende deutliche Unterversorgung. „Diese alarmierenden Ergebnisse erfordern, dass Politik, Verantwortungsträger

und Wissenschaft der Versorgungssicherheit sowie der regionalen, bäuerlichen Landwirtschaft höchste Priorität geben und auch ihr volles Gewicht dafür in die Waagschale werfen müssen“, fordert LKPräsident Franz Titschenbacher. Und weiter: „Es gilt, die Abhängigkeit unseres Landes und der Bevölkerung durch klimaschädliche und oftmals minderwertige Lebensmittelimporte zu vermeiden.“

Aktiv gegen Folgen des Klimawandels „Die Wasserverfügbarkeit und der gezielte Humusaufbau sind zwei zentrale Schlüssel, um die Auswirkungen der Klimaverschlechterung auf die Landwirtschaft zu entschärfen“, sagt Titschenbacher und betont: „Mit dem neuen Boden-Humus-Zentrum sowie dem Projekt ,Steirerteich‘ werden wir unsere Aktivitäten maßgeblich verstärken.“ „Das Projekt Steirerteich setzt Maßstäbe für klimawandelangepasste Landwirtschaft. Anfang

2020 kann jeder steirische Betrieb kostenfrei per Mausklick die künftige Wasserverfügbarkeit für seine Flächen anhand von drei möglichen Klimaszenarien bis zum Jahr 2100 ablesen. Dieses vorausschauende Werkzeug dient der Entscheidungshilfe für die künftige Kulturartenwahl und gibt Orientierung, wo und in welcher Größe Bewässerungsteiche sinnvoll und machbar sind“, informiert Kammerdirektor Werner Brugner. Im neu eingerichteten Boden-Humus-Zentrum in der Bezirkskammer Südoststeiermark in Feldbach treiben seit Kurzem vier erfahrene Boden-Experten den klimafitten Ackerbau mit den steirischen Bauern nachhaltig voran. Das BodenHumus-Zentrum in Feldbach bietet den Bauern individuelle Beratung, veranstaltet Praxisund Feldtage mit erfahrenen Praktikern in der Humus- und Zwischenfruchtanbauwirtschaft und hat ein ambitioniertes Weiterbildungsprogramm auf die Beine gestellt.

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Die diesjährige Ernte war stark von klimawandelbedingten Wetterextremen betroffen, erklärt die steirische Landwirtschaftskammer. Ein neues Boden-Humus-Zentrum und Projekte wie „Steirerteich“ sollen künftig mithelfen, den Klimawandel zu entschärfen.


Wirtschaft

Digitale Landwirtschaft verspricht bessere Ernten Mithilfe modernster Bewirtschaftungsmethoden sollen Felderträge in der Landwirtschaft optimiert werden. Die Forschungsgesellschaft Joanneum Research hat gemeinsam mit dem Maschinenring Steiermark die Bodenbeschaffenheit von Agrarflächen analysiert und die gewonnenen Daten so aufbereitet, dass Aussaat, Düngung und Bewässerung punktgenau erfolgen können.

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Ü

ber 100 interessierte Gäste folgten der Einladung zum 68. Digitaldialog in der JR-Zentrale in der Leonhardstraße in Graz, bei dem Praxisbeispiele zum Thema „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ vorgestellt wurden. Hermann Katz, Leiter der Forschungsgruppe „Datenanalyse und modellbasierte Entwicklungsunterstützung“ führte durch die Veranstaltung und erklärte einleitend: „Die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist auch bei Joanneum Research in den Fokus gerückt und basiert auf

Zur digitalen Zukunft der Landwirtschaft referierten (v. l. n. r.) Hermann Katz, Mario Hütter, Heinrich Prankl und Johann Gasteiner. den drei Säulen sensorbasierte Technologien, Auswertung durch statistische Methoden und die Verknüpfung mit dem

Wissen der Landwirte.“ Heinrich Prankl, GF von Josephinum Research in Wieselburg, bot einen spannenden Über-

blick über die aktuellen Möglichkeiten von Smart Farming. „In der breiten Landwirtschaft wird noch lange nicht das ganze Spektrum an Möglichkeiten ausgeschöpft, das wir jetzt schon haben“, ortet Prankl ein Abwarten seitens der Landwirte. Ein sehr detailliertes Beispiel brachte der Veterinär Johann Gasteiner, Leiter für Forschung und Innovation an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, in seinem Vortrag zur die Überwachung der Tiergesundheit bei Milchkühen durch einen PansenSensor. Mario Hütter, Biolandwirt und Geschäftsführer des Maschinenring Steiermark, steht einer Digitalisierung in der Landwirtschaft positiv gegenüber: „Man muss die Chancen der Digitalisierung nutzen und Technologien zweckmäßig anwenden. Es gibt schon so viele Daten, man muss diese nur so verknüpfen, dass sie gewinnbringend sind.“

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Außenansicht Von Peter Sichrovsky

D

ie »Michaela School« im Norden von London ist keine gewöhnliche Schule. Inmitten eines multikulturellen Stadtviertels mit Schülerinnen, die Kopftücher tragen, Schülern aus Hindu-Familien, oder mit der traditionellen Kopfbedeckung der Sikhs, hat es die Schule, die Jahrzehnte lang mit den Prüfungsergebnissen weit unter dem britischen Durchschnitt lag, geschafft, heute eine der besten Schulen von England zu sein. Nach dem britischen System erreichten beim letzten Abschlusstest achtzehn Prozent der Schülerinnen und Schüler der »Michaela School« einen Wert von neun Punkten, während landesweit diese Leistung nur 4,5 Prozent der Schüler schafften. Auch in dem immer noch sehr guten Bereich von 7 bis 9 Punkten erreichten 54 Prozent der Schülerinnen und Schüler dieses Ergebnis, ebenfalls ein Vielfaches des britischen Durchschnitts. Delegationen aus anderen Teilen Großbritanniens besuchten die Schule und Vertreter von ausländischen Schulbehörden meldeten sich an, um die Grundlage dieses Erfolgs zu studieren. Wenn ihnen die

Disziplin schafft Erfolg

38 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Direktorin, Katharine Birbalsingh, in Neuseeland, geboren, die Mutter aus Jamaika und der Vater aus Indien, die Regeln der Schule erklärte, waren die meisten Besucher erstaunt, dass ein derart striktes System sich überhaupt durchsetzen lässt. Die Idee der Schulleiterin ist einfach: Regeln und Disziplin sind die Grundlagen des Lernens. Jede Minute Zu-Spät-Kommens hat Konsequenzen, ebenso nicht-gemachte Hausaufgaben oder Lärm im Schulhof. In den Pausen, wenn von einer Klasse zur anderen gewechselt wird, herrscht Sprechverbot und die Kinder gehen hintereinander an den Wänden entlang durch die Gänge, um so schnell wie möglich die anderen Klassenzimmer zu erreichen. Katharine Birbalsingh erklärte einer Besuchergruppe, warum ihre Schulphilosophie so erfolgreich sei: Der erste und wichtigste Grund sei die Zufriedenheit der Kinder. Die Schule könne bei allen Vergleichen mit anderen Schulen die höchste Zufriedenheit der Kinder nachweisen. Die strenge Disziplin gäbe ihnen Sicherheit und die Möglichkeit, sich auf das Lernen zu konzentrieren. Niemand würde hier Angst haben, auf die Toilette zu gehen oder in Pausen gehänselt, schikaniert, gestoßen oder misshandelt zu werden. Ein Mädchen erklärt den Besuchern, sie habe hier in der Schule die Möglichkeit, zu lernen. Zu Hause ginge das nicht, sie habe kein eigenes Zimmer, der Fernseher liefe den ganzen Tag, und es gebe ständig Streit mit den Geschwistern. Der zweite Unterschied sei die Unterrichtsmethode. Die Direktorin gehe davon aus, dass Lehrer mehr wissen als Schüler und es deren Job und Verantwortung sei, dieses Wissen weiterzugeben. »Unsere Lehrer stehen vor den Schülern und diese haben zuzuhören und aufzupassen. Unsere Lehrer sind Autoritäten, nicht weil sie mächtiger sind als die Schüler, sondern weil sie mehr wissen und mehr können«, erklärt sie. Das dritte Prinzip, das sie nennt, widerspricht fast den anderen beiden. Katharine Birbalsingh erklärt, dass es neben dem Erlernen von Wissen einen ebenso wichtigen Lernprozess im Bereich Nächstenlie-

be, Freundschaft und Respekt gäbe. »Wir wollen eine positive Atmosphäre in der Schule, unter den Schülern und auch den Lehrern gegenüber. Niemand wird hier vergessen oder vernachlässigt. Unsere Lehrer kämpfen um jeden Schüler, dass er den Unterricht und einen guten Abschluss schafft und erfolgreich seine Ausbildung auf einer Universität fortsetzen kann. Dazu brauchen wir den engen Kontakt zwischen Lehrern, Schülern und auch Eltern«, erläutert sie den Besuchern. Der Erfolg der »Michaela School« ist nicht ganz neu, auch wenn die Ergebnisse der Prüfungen jedes Jahr in Großbritannien erstaunte Reaktionen auslösen. Neu jedoch ist die politische Orientierung der Schulleiterin, die sich jetzt öffentlich als Konservative ausgibt. Sie würde keine Unterstützung von Seiten der Labour Party bekommen, meinte sie in einem Interview, im Gegenteil, Sozialdemokraten würden immer noch von einer absurden »Freiheit des Lernens« schwärmen, ohne dass es für solche Fantasien irgendwelche Belege in der Praxis gäbe. Vielleicht sind die Prinzipien der »Michaela School« auch eine Warnung an grün-türkise Ideen, Druck und Disziplin in Schulen als altmodische Unterrichtsmethoden aufzugeben. Im Parteiprogramm der Grünen heißt es: »Schule und Unterricht müssen die Bedürfnisse und Interessen der einzelnen Schüler zum Ausgangspunkt nehmen. Schule darf kein hierarchisches System sein, in dem vorgegeben wird, was die Lernenden zu interessieren hat.« Eine antiquierter Theorie aus der Studentenbewegung, die von modernen Schulen wie der »Michaela School« längst widerlegt n wurde.

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Peter Sichrovsky

Brexit für Anfänger

m Herbst 2016, kurz nach der Abstimmung über Brexit, übersiedelte ich nach Guildford, einer Universitätsstadt etwa eine Stunde südlich von London. Wenn man das Glück hat, dass in dem katastrophalen britischen Eisenbahnsystem der Schnellzug funktioniert, kann man die Strecke auch in 35 Minuten schaffen. Guildford ist kein Schlafzimmer für London, obwohl viele, die dort leben, in London arbeiten. Es beherbergt die »University of Surray«, eine der besten Universitäten in Großbritannien und die »University of Law«. Zahlreiche Prominente leben dort, unter ihnen viele bekannte Fußballer, die das Schulsystem dort schätzen, Ringo Starr hat ein Haus, und auch ein Mitglied der Pink Floyd. Meine sozialen Kontakte beschränkten sich in Guildford weitgehend auf den Tennisklub, wo Mittwoch und Freitag die älteren Herren in Doppelformation spielen. Nach dem Tennis sitzen die Herren im Klubgebäude bei Kaffee, Tee und Keksen und diskutieren über Wetter und Urlaube, neu entdeckte Restaurants und natürlich Politik, allerdings eingeschränkt auf ein Thema: Brexit. Über die Tennisspiele sollte nicht gesprochen werden, das verbieten die Klubregeln, denn wenn der Platz nach einem Spiel verlassen wird, ist das Verlieren oder Gewinnen kein Thema mehr. Der Klub ist so organisiert, dass immer zwei Felder nebeneinander liegen, und so spielte ich an einem der letzten Freitage, bevor ich England vor ein paar Wochen verließ, mit meinem Partner gegen zwei andere, die alle zufällig ausgewählt werden, da es keine fixen Teams gibt. Auf dem Platz neben uns spielten ebenfalls vier ältere Herren, als plötzlich deren Spiel durch laute Stimmen unterbrochen wurde und auch unsere Gruppe aufhörte. Nun muss man berücksichtigen, dass Tennis in Großbritannien ein nobler Sport ist, im Gegensatz zu Fußball, vielleicht nicht ganz so nobel wie Cricket, aber definitiv dem Rugby weit überlegen. Nur bei Pferderennen zeigt schon die Kleidung der Zuseher, dass dies eigentlich kein Massensport ist und man die Angelegenheit eher unter sich genießt. Am Platz neben uns lag ein zerbrochener Tennisschläger, offensichtlich zu Boden geschleudert, ein merkwürdiges Ereignis in einem Klub, wo selbst jedes Fluchen untersagt ist und man sich nach dem Spiel freundlich die Hände reicht, selbst wenn einer der Spieler ständig Bälle als out erklärt hat, die mitten auf der Linie landeten. Nach Unterbrechung unseres Matches gingen wir vier langsam zur anderen Gruppe und hörten lautes Schreien, und als wir näher kamen, konnte ich einen der Spieler verstehen, er hieß Robert, war schlank und groß mit buschigen Augenbrauen, arbeitete früher in Schottland in der Ölindustrie und sagte laut und wütend: »Du zerstörst die Zukunft unserer Kinder!« »Im Gegenteil! Ich rette sie!«, schrie ihn George an, ein Rechtsanwalt, klein und rundlich mit roten Flecken im Gesicht, der nur mehr zweimal die Woche Klienten empfing. Nun mischte sich der dritte Spieler ein, Frank, der als Postmeister ein Postamt in der Nähe von Guildford geleitet hatte und immer wieder Tennis unterbrechen musste, um sich an sein neues Gelenk an der Hüfte, am Knie oder sonst wo zu gewöhnen. »Ich habe ja nichts gegen den Austritt, aber alles sollte ordentlich vorbereitet und organisiert sein. Mit so einem Chaos hat doch keiner gerechnet!« Aus ihm sprach eben der Postamtsdirektor, der seine Ordnung liebt. Gleichzeitig sprach Gary, der ein kleines Bauunternehmen leitete und wegen Zuckerkrankheit und Herzproblemen relativ früh seine Pension antrat, aber immer noch zwei bis dreimal die Woche Tennis spielte. »Raus aus dem Verein, sage ich! Koste es, was es wolle! Ich will mir weder von den Deutschen noch von den Franzosen mein Leben organisieren lassen!« Auch er sprach ungewöhnlich laut und über sein weißes Gesicht rannten Schweißtropfen, die nicht vom Tennisspielen kommen konnten. Nun ging es Schlag auf Schlag, als stünden die vier am Netz und es würden durch die kurze Distanz zwischen ihnen die Bälle hin und her flitzen. Frank: »Labour hätte es viel besser verhandelt, wir brauchen Neuwahlen.« Gary: »Du spinnst ja! Der Corbyn will den Sozialismus hier einführen.« Frank: »Also bitte, halte dich zurück, ich erinnere an den Code of Conduct in unserem Klub!« Robert: »Code of Conduct ist dir wichtig, und die Zukunft unserer Kinder nicht?« Und bald kam der Punkt, an dem sie erkannten, dass sie alle vier gleichzeitig sprachen und keiner mehr den anderen verstehen konnte.

Peter Sichrovsky lebte bis zum Ende dieses Sommers in der Nähe von London. Er räumt in einer persönlichen Bestandsaufnahme mit einigen Brexit-Mythen auf und bedauert, dass die EU mit den Briten viel mehr verliert als bloß eines von 28 Mitgliedern.

Foto: Keith Claunch

I

Mag. Peter Sichrovsky, geboren 1947 in Wien, ist Journalist, Schriftsteller, Manager und ehemaliger Politiker. Er hat Pharmazie und Chemie an der Universität Wien studiert und arbeitete in der Pharmaindustrie. Danach war er als Journalist für Profil, Spiegel und die Süddeutsche Zeitung tätig. 1988 gehörte er zum Gründungsteam des Standard. 1996 bis 2004 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. 2006 bis 2016 war er im internationalen Management als CEO eines Energiekonzerns in Singapur und Manila tätig. FAZIT DEZEMBER 2019 /// 39


Brexit für Anfänger

Das Land ist gespalten quer über alle sozialen, geografischen, intellektuellen und ökonomischen Grenzen.

40 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Gespaltenes Land Der Streit unter den Tennisspielern ist symptomatisch für die Situation in Großbritannien. Er hätte überall stattfinden können, in der U-Bahn, am Arbeitsplatz, bei einem harmlosen Treffen von Freunden und selbst innerhalb von Familien. Das Land ist gespalten quer über alle sozialen, geografischen, intellektuellen und ökonomischen Grenzen. Viel wurde über Brexit bereits geschrieben und die Kommentare in den deutschen und österreichischen Zeitungen und auch andere europäische Publikationen reichen von Wut über Hohn, Ärger bis zur Verzweiflung. Das völlig Unerwartete war eingetroffen. Das Jahrhundertprojekt der EU-Gründer wurde durch den Austritt eines der wichtigsten Mitglieder unterbrochen. Vielleicht ist es Wert, sich einmal die nüchternen Zahlen der Abstimmung genauer anzusehen, um besser zu verstehen, was damals in Großbritannien passierte. Insgesamt haben 17,4 Millionen für den Austritt gestimmt und 16,1 Millionen für das Verbleiben. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,2 Prozent mit einem unterschiedlichen Verhalten je nach Alter, Wohnort und ökonomischer Situation. In der Altersgruppe 18 bis 24 stimmten über achtzig Prozent für den Verbleib in der EU. Der Wert verringerte sich bei den 25- bis 34-Jährigen auf etwa 65 Prozent, doch auch unter den 35- bis 44- Jährigen hatten die »Remainer«, die »Verbleiber«, wie die Briten sie nennen, noch eine klare Mehrheit. Doch dann änderte sich die Situation. Unter den 45- bis 54-Jährigen stimmten bereits 55 Prozent für den Austritt und das steigerte sich bis zu den Wählern über 65 Jahren, die mit großer Mehrheit für den Austritt stimmten, die als »Leaver«, die »Geher«, bezeichnet werden. Die Verallgemeinerung in den Kommentaren, dass die »Jungen« alle für den Verbleib in der EU waren, während nur die »Alten«, die nichts mehr zu verlieren hätten und auf ihren Pensionen sitzen, für den Austritt stimmten, ist nicht ganz richtig. Das Verhalten wechselt in der Altersgruppe Mitte vierzig, also genau jene, die mitten im Arbeitsprozess stehen, Familien bereits gegründet haben und sehr wohl die Mechanismen der EU und die Folgen eines Austritts verstehen. Das stellt auch die Behauptung infrage, es sei eine rein emotionale Abstimmung gewesen, die nichts mit der Realität eines Austritts zu tun hätte und die Briten nun vor Konsequenzen stehen würden, die sie eigentlich nicht wollten. Ein weiterer Mythos, der in den Kommentaren über die Brexit-Abstimmung verbreitet wurde, betrifft die Wahlbeteiligung. In den ersten Analysen kurz nach der Abstimmung wurde behauptet, die »Jungen« seien nicht zur Wahl gegangen und konnten sich deshalb nicht durchsetzen. Spätere Analysen haben diese Behauptungen nicht bestätigt. Einige TV-Sender in Großbritannien veröffentlichten kurz nach dem Referendum, dass nur etwa 36 Prozent der Wahlberechtigten in der Altersgruppe 18 bis 24 sich an der Abstimmung beteiligten. Genauere Untersuchungen in den Monaten nach der Wahl widerlegten die Behauptung. Derzeit ist es eine Tatsache, dass in der Altersgruppe 18 bis 24 etwa 65 Prozent der Wahlberechtigten sich an der Abstimmung beteiligten, also mehr als doppelt so viele als ursprünglich behauptet wurde. Dieser Prozentsatz steigerte sich mit dem Alter der Wahlberechtigten bis 90 Prozent der über 65-Jährigen, die zur Wahl gingen. Es ist dies ein Beispiel moderner Missinformation, wenn eine falsche Meldung genügend oft wiederholt wird, bis es tatsächlich alle glauben. Eine Zusammenfassung der Wähleranalyse zeigt in der Tat eine unterschiedliche Wahlbeteiligung je nach Alter, jedoch mit weitaus geringeren Unterschieden als ursprünglich veröffentlicht. Die Wahl wäre kaum anders ausgegangen, wenn der Prozentsatz der »Jüngeren« etwas höher gewesen wäre, Außer es hätten sich wie bei den »Älteren« ebenfalls neunzig Prozent daran beteiligt. Ein unterschiedliches Ergebnis wäre wahrscheinlich erreicht worden, hätte man den 16- 18-Jährigen die Wahlberechtigung gegeben, ein Thema, das mehrmals vor der Wahl diskutiert wurde. Bezüglich eines unterschiedlichen Wahlverhaltens je nach Geschlecht der Wähler sind Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu beobachten. Unter den Frauen stimmten 51 Prozent für den Verbleib in der EU und 49 Prozent für den Ausstieg. Bei den Männern ist die Tendenz umgekehrt. 55 Prozent wollten die EU verlassen und 45 Prozent bleiben. In den verschiedenen Altersgruppen verhalten sich ältere und jüngere Männer vergleichbar wie Frauen, hier zeigen die Statistiken keine Unterschiede. Regionale Unterschiede Andere Untersuchungen zeigen interessante Unterschiede nach den verschiedensten Kriterien. Großbritannien ist ein typisches Einwanderungsland mit einem großen Prozentsatz an verschiedenen Minderheiten. Erstaunlich ist, dass ausgerechnet die Minderheiten ein Verbleiben in der EU vorziehen. Während unter den »weißen« Briten 54 Pro-


Essay von Peter Sichrovsky

zent für den Ausstieg stimmten, entschieden sich 69 Prozent der »Nicht-Weißen« für den Verbleib in der EU. Unterschiede in der ökonomischen Situation der Wählerinnen und Wähler zeigen ebenfalls Unterschiede, diese sind jedoch nicht so extrem, dass man von einem Arm-Reich-Gefälle sprechen könnte. Einige der Superreichen Großbritanniens haben sich für den Austritt ausgesprochen. Auch der Prozentsatz unter den ärmeren Familien und unter Arbeitslosen für das Verlassen der EU ist relativ hoch. Ebenso krass wie die Widersprüche in der Alterspyramide sind die regionalen Unterschiede in Großbritannien betreffend »Remainer« und »Leaver«. Die Hauptstadt London wählte mit 60 Prozent den Verbleib in der EU. Die Umgebung von London, in der die besser Verdienenden leben, entschied sich mit 52 bis 54 Prozent für das Verlassen der EU. Schottland hat mit 62 Prozent Verbleiben in der EU den höchsten Wert innerhalb des Königreichs erreicht und Schottland möchte diese Stimmung auch in einem Referendum zur Loslösung von England ins Spiel bringen. Wales, oft mit Schottland verglichen mit dem Streben nach Unabhängigkeit, hat mit 52,5 Prozent den Ausstieg gewählt, während Nordirland mit 56 Prozent für das Verbleiben stimmten – also sehr unterschiedliches Abstimmungsverhalten der einzelnen Teile Großbritanniens. Die stärkste Unterstützung für den Austritt kommt von der Mitte des Landes, den Gegenden mit Industrie und Landwirtschaft und den höchsten Anteilen an Arbeitslosigkeit und Armut. Würde man es farbig zeigen, wo für und wo gegen das Verlassen gestimmt wurde, so zeigt Großbritannien ein eigenartig unterschiedliches Verhalten. Nehmen wir an blau würde die »Leaver« kennzeichnen und gelb die »Remainer«, so kann man sich die Karte von Großbritannien als großen blauen Fleck vom südlichen Meer bis Schottland vorstellen mit der gelben Unterbrechung von London und einem gelben Fleck im Norden mit Schottland und im Nordwesten mit Nordirland. All diese Untersuchung widerlegen die simplifizierten Behauptungen, die Briten hätten aus reinem Frust für den Ausstieg gestimmt und würden es jetzt bereuen. Sowohl das eine wie auch das andere stimmt nicht. Neue Untersuchungen über das Verhalten bei einer möglichen zweiten Abstimmung zeigen wenig Unterschiede. Je nach Wahlbeteiligung könnte es das eine oder andere Ergebnis bringen. Das Land ist weiter gespalten und die Einstellungen für und wider Europa haben sich kaum geändert. Es ist sicher richtig, dass während des Wahlkampfes vor der Abstimmung von den Gegnern der EU Versprechungen gemacht wurden, die unrealistisch waren. Aber man darf die Briten nicht für Idioten halten, die ohne nachzudenken jeder Propaganda nachlaufen. Die Skepsis gegenüber der EU hat Geschichte und die Diskussionen über Ausnahmeregeln, die sich Großbritannien erstritten hatte in der Vergangenheit, blockierten oft die EU über Monate. British way of life Doch es bleibt eine Tatsache, dass eine EU ohne die Briten vor allem ein Verlust für ein geeinigtes Europa der Zukunft wäre. Dieses Inselvolk hat auf so vielen Gebieten Herausragendes geleistet, dass man gar weiß wo man mit der Aufzählung beginnen sollte. Zum Beispiel die Universitäten. Mit Oxford, Cambridge, St. Andrews, Imperial College und UCL, Kings College, der London School of Economics können es kaum Universitäten auf dem Kontinent aufnehmen. London als Finanzzentrum der Welt – und nicht nur Europa ist ebenfalls nicht ersetzbar und wird trotz Austritt aus der EU nicht an Bedeutung verlieren. Wo wäre die moderne Musik, die die Kultur einer ganzen Generation beeinflusste, Mode, Literatur und bildende Kunst ohne die Popszene der Beatles, der Rolling Stones und anderer Gruppen? London ist neben dem ökonomischen Zentrum auch die Theaterhauptstadt der Welt und hat New York längst abgelöst. Und selbst der Fußball, wenn auch mit riesigen Investitionen aus dem Ausland, ist zumindest im Mannschaftsfußball beeindruckend, eine Tennisgala wie Wimbledon wird man nirgendwo finden, so wie die verrückten Hüte beim Pferderennen in Ascot. Sie haben Stil, diese Briten, deshalb beneiden sie vor allem die Deutschen, aber auch die Franzosen, die zwar glauben, sie seien im »Stil« unerreichbar, jedoch an der britischen Selbstsicherheit verzweifeln, die, wenn immer sie von sich reden, nie behaupten, die »Besten« zu sein, sondern eben nur anders. Man kennt den Begriff des »British way of life«, unter einem »French« oder »German way of life« kann man sich nichts vorstellen. Königin Elisabeth hat das perfekt formuliert, als sie nach einem Terroranschlag Verletzte in einem Krankenhaus besuchte: »Diejenigen, die diese Brutalität gegen Unschuldige verbrochen haben, sollen wissen, dass sie unseren ‚Way of Life‘ niemals verändern werden. Sie haben lediglich unseren Begriff der Kommunität, unserer Humanität sowie unser Vertrauen in unsere Gesetzgebung bestärkt«. n

Die stärkste Unterstützung für den Austritt kommt von der Mitte des Landes, den Gegenden mit Industrie und Landwirtschaft und den höchsten Anteilen an Arbeitslosigkeit und Armut.

FAZIT DEZEMBER 2019 /// 41


Sabine Hüttgraber wurde am 10. April 1967 in Mitterdorf an der Raab geboren und im Modesalon Kirim am Faßlberg zur Damenschneiderin ausgebildet. Nach drei Jahren bei Adidas und sechs bei ihrer Vorgängerin betreibt sie ihr Geschäft in Graz seit 23 Jahren. Hüttgraber hat einen Sohn, der Montanmaschinenbau studiert. Ihre Kunden kommen aus dem In- und Ausland.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Sabine Hüttgraber Fotografiert von Heimo Binder

Kunst und Zauberei A

lles wird gut. So könnte das Motto von Sabine Hüttgrabers winzigem Laden in der Steyrergasse 45 lauten. Tatsächlich heißt er »Illy« und keiner weiß warum. Sicher ist nur, dass er nichts mit dem gleichnamigen Kaffee beziehungsweise dem ehemaligen Bürgermeister von Triest zu tun hat. Der Name ist wahrscheinlich eine Erfindung der Vorbesitzerin Petronella Pleyer, die hier von 1964 bis 1996 ordiniert hat. Schließlich handelt es sich um eine Art Klinik, eine »Klinik kaputter Kleider« (Copyright by sonntagsblatt.tv). Als Sabine Hüttgraber hier 1990 angefangen hat, wurde noch ziemlich viel geschneidert, genäht und geändert. Mit dem Sprung in die Selbständigkeit und der Übernahme des Geschäfts im Jahr 1996 spezialisierte sie sich immer mehr auf eine inzwischen nahezu ausgestorbene Fertigkeit, das Kunststopfen. Mittlerweile betreibt sie die einzige reine Kunststopferei in der Steiermark und entsprechend groß ist die Nachfrage nach ihrer Kunst. Und eine Kunst ist es allemal, was Sabine Hüttgraber macht, oft genug grenzt es an Zauberei. Im Standardszenario spielen Pullover und Motten die Hauptrollen, die Folge ist immer ein Loch. Meist mehrere. Egal, ob das Kleidungsstück einfärbig oder bunt, gestreift oder kariert, glatt-verkehrt oder sonstwie gestrickt oder gewebt ist, Hüttgraber schafft es, das Loch unsichtbar zu machen. Verblüffung und Freude der Kundschaft sind garantiert und auch ein Teil ihres Lohns. Der Preis richtet sich ausschließlich nach der Arbeitszeit, denn in der Regel wird für die Reparatur das eigene Material des Kleidungsstücks verwendet, daher entsteht kein Materialaufwand. Das funktioniert so: An einer unauffälligen Stelle werden Originalfäden des Kleidungsstücks entnommen und beim Loch wieder eingewebt. Die Fäden müssen bloß ein Stück länger sein, als das Loch groß ist. Hüttgraber arbeitet dabei mit einer gekrümmten Nadel unter einer riesigen Lupe und webt die vorhandene Struk-

tur des Stoffes nach. Aber Loch ist nicht gleich Loch – abgesehen von der Größe, kommt es vor allem auf die Feinheit des Gewebes an. Je feiner, desto aufwendiger. Eigene Techniken wie aufrauhen und flachbügeln gehören zu den Kunstgeheimnissen. Das 24-Quadratmetergeschäft ist vollgestopft mit Kleidungsstücken von Kunden aus mehreren Bundesländern, aber auch aus der Schweiz, aus Deutschland oder Slowenien. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Pullover und Westen, sondern auch um Sakkos und Hosen, Blusen, T-Shirts, Mäntel, Tischtücher, Decken oder Krawatten. Nicht nur um Wolle, sondern auch um Leinen, Baumwolle oder Mischgewebe. »Alles außer Leder wird repariert«, so die Zauberin, die zugleich ein wichtiger Vorposten gegen die Wegwerfgesellschaft im Sinne der Nachhaltigkeit ist. Reparieren und in Stand setzen statt wegwerfen ist eigentlich ein alter Hut, aber heute wieder höchst aktuell. Außerdem zahlt es sich wirklich aus, denn die Preise der Kunststopferin sind sehr moderat. Deshalb ist auch die Kundschaft bunt gemischt und rekrutiert sich aus der Studentenschaft mit wenig Geld bis zu Kunden mit reichlich gefüllten Kleiderschränken, die Wert auf gute Qualität legen und diese auch erhalten wollen. Oft sind auch Erbstücke dabei, Tischtücher von der Oma – oder heimlich »Ausgeliehenes«, das kaputt gegangen ist. Es müssen keineswegs Motten die Verursacher der Schäden sein, auch Zigarettenglut oder schlicht Einrisse können wieder so gut wie unsichtbar gemacht werden. Dabei wollte die gelernte Schneiderin aus der Oststeiermark irgendetwas anderes machen (etwa Matura nachholen), nachdem ihr einstiger Arbeitgeber Adidas die Produktion von Trainingsanzügen ins Ausland verlegt und in Gösting zugesperrt hat. Aber viel Kundenlob und das Gefühl, anderen eine Freude zu bereiten, lassen Sabine Hüttgraber ihren besonderen Beruf auch gern ausüben. n

FAZIT DEZEMBER 2019 /// 43


Erfolg braucht Führung

Managementserie

Patchwork nach Fusionen Wie Fusionierungen gelingen.

Ein Gespräch von Carola Payer mit Tamara Haas, Rechtsanwältin und Mutter von zwei Kindern sowie zwei Patchworkkindern.

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

44 /// FAZIT DEZEMBER 2019

W

enn zwei Unternehmen heiraten, sind sie sich oft völlig fremd. Wenn Partner, die in eine neue Beziehung gehen und Kinder mitbringen, ähnelt das einer Fusion. Auch Unternehmen, die in derselben Branche arbeiten oder Partner schon Familien haben, müssen sowohl bei Fusionen als auch in »neuen« Familien die unterschiedlichen Unternehmens- und Familienkulturen zusammen geführt werden. Dafür müssen die Führungskräfte und Eltern der verschiedenen Systeme professionell handeln und kommunizieren. Im Patchwork-Jargon spricht man von der »Patchwork Lüge«, wenn Eltern sich einreden, dass das leicht ist. Bei Fusionen spricht man im Modell der 7 Veränderungsphasen von der Ablehnung oder Verneinung, die Themen wahrnehmen zu wollen. »Die Zeit wird das schon richten« ist ein falscher Zugang. Der Prozess muss gut geleitet und eventuell sogar extern begleitet werden. Das bestätigt auch Tamara Haas: »Viele gehen davon aus, dass sie wie in der früheren Beziehung leben können, nur halt mit einem neuen Partner. Das ist der häufigste Fehler, der gemacht wird.«

Verständnis und Demut versus Egoismus Tamara Haas: »Immer der Partner, der dazukommt, muss zuerst zurückstecken und flexibel, kompromissbereit und einfühlsam sein. Zumindest in den ersten zwei Jahren ist das sehr wichtig, damit es klappt. Man darf nicht ‚die Mama spielen‘, muss geduldig sein. Man braucht einen langen Atem. Eine große Gefahr ist, wenn man seine eigenen Interessen zu wichtig nimmt. Viel wichtiger ist es, sich in die Lage des anderen zu versetzen. Man muss oft einfach im Hier und Jetzt sein und nicht in seinen Erwartungen. Was ist jetzt in diesem Augenblick wichtig und vor allem wirksam? Mein Beruf der Anwältin hilft mir extrem. Berufsbedingt muss ich viele verschiedene Charaktere vertreten. Ich habe alle beteiligen Parteien schon vertreten und weiß, wo es hapert, wo gibt es Probleme. Ich verstehe Mütter und Väter und ergreife keine Partei. Ich versuche, neutral zu sein. Ich weiß, was Scheidungen, Unterhaltsstreit etc. bei anderen auslöst und welches Verhalten es triggert. Das heißt: Bist du mediativ veranlagt, dann geht das ganz gut. Bist du es nicht, dann scheiterst du.« Bei Fusionen fallen das Verständnis und die Zurücknahme des Egos eventuell schwerer, weil diese oftmals eher Vernunftehen als Liebesheiraten sind. Vernunftehen, in denen Emotionen eine große Bedeutung und Wirkung haben. Der Mangel an Vertrauen und Zutrauen, die Angst, Verlierer zu sein, der Druck, wieder schnell zu performen, kann das offene Zugehen auf die neuen Kollegen beeinflussen oder sogar extreme Widerstände und Kampfsituationen auslösen. Wenn man auf Akzeptanz durch die Mitarbeiter Wert legt, dann muss es den Führungskräften gelingen, rasch das Vertrauen zu erarbeiten. Sie müssen bei Kampf- und Abgrenzungstendenzen eingreifen und den Perspektivenwechsel der Mitarbeiter fördern. Emotionen sind Tamara Haas aus der Anfangsphase nicht fremd: »Am Anfang war die Eifersucht ein Thema. Weiters Frust und Stress, zu wenig Zeit für die neue Beziehung zu haben. Du bist frisch verliebt, voller Tatendrang und dann kannst du dich von Freitag bis Sonntag um ‚seine‘ Kinder bzw. die Kinder ‚anderer‘ kümmern.« Loslassen von Gewohnheiten und Einstieg in eine andere Kultur Mitarbeiter haben sich an die Strukturen, Prozesse, Arbeitsweisen und Spielregeln in Unternehmen gewöhnt. Kinder an die Erziehungsmodelle ihrer Eltern. Sie kennen die Entscheidungswege


Managementserie [27]

und Besonderheiten ihrer Umfelder. Wenn nun zwei oder sogar noch mehr Welten zusammenkommen, genügt es nicht allein, Strukturen und Regeln neu zu definieren und die Personen in Teams oder Zimmer zusammen zu legen. Loslassen wird in Organisationen und Familien von Beteiligten sehr schmerzhaft erlebt. Gewohnheiten geben Sicherheit und Stabilität und tragen auch zu effizienten Arbeits- und Alltagsroutinen bei. Tamara Haas: »Wir müssen irrsinnig viele Interessen unter einem Hut bringen, um harmonisch durch den Alltag zu kommen. Die verschiedenen Haltungen, Vorstellungen und Interessen der beteiligten Mütter, Väter, Partner, Kinder sind eine Gratwanderung.« Tamar Haas hat aber auch die Erfahrung gemacht: »Grenzen setzen geht bei den Kindern, die nur manchmal ins gesamte Familiensystem kommen, eher nicht. Die schalten sofort auf stur und kommen dann nicht mehr. Kinder, die part-time kommen, werden bei uns eher verwöhnt. Vor allem darf man andere Erziehungsstile nicht bewerten. Das führt zu nichts! Regeln mit den dazu gekommenen Kindern kannst du mit den Regeln bei den eigenen Kindern nicht vergleichen.« In Erziehung einmischen ist ein heikles Thema. Das wird dann als Kritik verstanden, umgekehrt kann aber auch der Vorwurf kommen: ‚Du kümmerst dich gar nicht um meine Kinder.‘ Neben den zahlreichen fachlich-inhaltlichen Fragen und der Frage nach der neuen Identität sind bei Fusionen kulturelle Fragestellungen herausfordernd. Es muss quasi eine »kulturelle Nullmessung« durchgeführt werden, wo man versucht, die Kultur der Unternehmen zu erfassen und daraus gemeinsame kulturelle Eckpfeiler abzuleiten. Die zusammen geführten Unternehmen sollten Zeit in die Reflexion der gemeinsamen Führungs-, Kommunikations-, Leistungs-,Innovations-, Team-, Veränderungs-, Kooperations- und Fehlerkultur investieren. Teambuilding und Rolle der Führungskraft Firmenfusionen und -übernahmen können daher nur funktionieren, wenn die Integration der Mitarbeiter erfolgreich ist. Neue Familien zu bilden, brauchen einen Prozess der Zusammenführung. Tamara Haas: »Eigentlich war meine Ausgangspatchworkfamilie mein Mann und seine zwei Töchter, ich ein Hund und ein Pferd. Unsere gemeinsamen Kinder kamen erst danach auf die Welt, da war das Teambuilding schleichend.« Unternehmen müssen insbesondere vorab viel in Kommunikation investieren und Führungskräfte gut in ihre Teams reinhören: Was beschäftigt die Leute? Welche Sorgen, Ängste, Gerüchte kursieren? Welche Vorbehalte hat man gegenüber neuen Kollegen? Den Mitarbeitern nah sein, ist wesentlich. Die erforderlichen neuen Organigramme zu zeichnen, über gemeinsame Prozesse nachzudenken, wird oft als wichtiger erachtet. Das Motto »Change-Kommunikation vor Change-Aktionismus« trägt zu positiven Zusammenführungen bei. Vorbildhaft als Führungskraft ohne Vorbehalte in die neuen Kooperationen zu gehen, motiviert auch die Mitarbeiter für Offenheit. Sowohl in Familien als auch bei Fusionen braucht es Zeit und Aufmerksamkeit für die Beziehungsgestaltung. Harmoniesucht und Lösen von Konflikten In Patchworkfamilien kann sowohl für die Kinder als auch für die Partner die Trennung traumatisch sein. Weil keiner mehr so was erleben möchte, neigen Patchworkfamilien manchmal dazu, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Auch in Unternehmen merkt man manchmal eine zu große Behutsamkeit der Führungskräfte, speziell mit neu integrierten Mitarbeitern. Die Harmoniesucht

»Man darf sich auch nicht erwarten, alles zu 100 Prozent lösen zu können.« TAMARA HAAS

resultiert oft aus einer Art schlechtem Gewissen. Wenn die Tochter dem Vater vorwirft, netter zur Stifttochter zu sein, will dieser eventuell einfach höflicher zum »nicht familiären« Teil sein. Wenn Führungskräfte neuen Mitarbeitern mehr Aufmerksamkeit geben, können sich die bestehenden Mitarbeiter vernachlässigt fühlen. Wenn Kinder neue Partner ablehnen oder neue Partner die Kinder mit Geschenken überhäufen, können sich Konfliktfelder auftun. Wenn Mitarbeiter in den Widerstand gehen, tauchen Konflikte auf. Tamara Haas: » Auch in solchen Situationen heißt es: beobachten, ansprechen und reden, reden, reden. Aussprachen sind erfolgreich. Es klappt großteils gut. Man darf sich auch nicht erwarten, alles zu 100 Prozent lösen zu können. Bei nicht lösbaren Problemen sollte man sich externe Unterstützung holen. Wichtig ist, dass die Patchworkeltern zusammenhalten, vor den Kindern eine gemeinsame Sicht vertreten und bestimmte Themen unter vier Augen besprechen.«

Es braucht Geduld und Verständnis Die wichtigsten Empfehlungen für Patchworkfamilien und für die Zusammenführung von Unternehmen aus Sicht von Tamara Haas: »Geduld, Verständnis, sich in den andern hineinversetzen, etwas aus der Sicht des Anderen betrachten. Das ändert den Blickwinkel. Da kann man irre viel für den eigenen Charakter lernen, wird extrem weitsichtig und nimmt sich selbst nicht mehr so n wichtig.«

Anwaltskanzlei Mag. Dr. Tamara Haas A-8075 Hart bei Graz, Rupertistraße 5 rechtsanwalt-haas.at

FAZIT DEZEMBER 2019 /// 45


Da Wanko

Alles nette Herren und dazu die Polizei

W

enn man im Grazer innerstädtischen Bereich lebt, hat man mit so einigen Problemen zu kämpfen, bei denen man dann und wann die Exekutive benötigt. Mitte Juli war es wieder so weit: Ein Bekannter von mir wachte im Sommer um fünf Uhr morgens auf, denn von der Straße her war es ungewöhnlich laut. Jetzt nicht ganz einfach nur lärmende Betrunkene. Er schaute beim Fenster runter und sah, wie sich ein Jugendlicher an die parkenden Autos heranmachte und »schaute«, ob ihre Seitenspiegel stabil sind, im Klartext: Er trat so lange dagegen, bis die Seitenspiegel an den Autos runterhingen. Zwei Freunde begleiteten ihn dabei und lachten sich halb tot. Mein Bekannter, recht flink unterwegs, ging hinunter und fotografierte das Szenario. Die jungen Herren hatten bei der Zerstörung des fremden Eigentums viel zu lachen und den Herren war es vollkommen gleichgültig, dass sie fotografiert wurden. Sie verrichteten weiterhin emsig ihr Werk. Mein Bekannter fotografierte ebenfalls weiter. Er hatte auch noch das Auto inklusive Kennzeichen fotografiert, in das sie einstiegen und wegfuhren. Eine schöne, brandneue, deutsche Fabrikation, eine Sonderanfertigung, schwarzes Auto mit weißem Dach. Wohlhabend sind sie also, die Zerstörer des fremden Eigentums, zumindest ihre Eltern. Dieses Auto hatte übrigens noch die beiden Seitenspiegel. Mein Bekannter rief gleich nach deren Abfahrt die Polizei, die hatte um fünf am Morgen anderes zu tun als rechtzeitig am Tatort zu erscheinen, soll so sein. Sie kamen eine Stunde später. Mein Bekannter gab alles an sie Polizei weiter. Ein halbes Dutzend Autos hatten sie erledigt. Dazu war noch das Fensterbild in einem Eingangsportal zerstört worden. Rund 200 Jahre durfte es die Menschen dieses Hauses erfreuen, genau so lange, bis die netten, jungen Herren »vorbeischauten«. Bei uns hing der Seitenspiegel runter und auch das Fenster war zerkratzt. Unter dem Scheibenwischer war von der Polizei die Nachricht angebracht, dass wir uns wegen Vandalismus an unseren Autos melden sollten. Wir meldeten uns. Es wurden unsere Daten aufgenommen

Martin G. Wanko (49) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

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und es hieß, es wird der Fahrer ausgeforscht und dann werden wir kontaktiert, wenn das Prozedere läuft und überhaupt! Dann war einmal lange nichts. Sendepause. Ein Monat später rief ich in der Dienststelle an, um mich über den Stand der Ermittlungen zu informieren. Nach einigen erfolglosen Versuchen teilte mir die Polizistin mit, dass der Fahrer des deutschen Fabrikats untergetaucht sei, jeden Anruf ignoriere und ohne seine Einvernahme kommt man nicht richtig weiter. Man werde ihn nun brieflich auffordern sich zu melden, es gelte ja auch die Unschuldsvermutung. Aha. Wieder tat sich in der nächsten Zeit nichts. Ich erzählte diese Story meinem Bekannten, der alles dokumentierte. Der griff sich verständlicherweise auf den Kopf. Wie lange kann es eigentlich dauern, bis junge Herren in dieser Beweislage der gerechten Strafe zugeführt werden? Ja klar, die Wachzimmer sind unterbelegt, aber mir kann keiner sagen, dass man über zweieinhalb Monate warten muss, damit sich hier etwas tut. War aber so. Anfang Oktober rief mich eine Polizistin aus der Wachstube an, ja, der Täter sei nun ausgeforscht. Der Herr könne sich an nichts mehr erinnern, da er so betrunken war, aber er komme natürlich für den gesamten Schaden auf. Ich denke mir schon während des Telefonats, dass er bei einer Rechtsberatung war, die ihm mitteilte, dass ein vollkommener Erinnerungsverlust »sinnvoll« sei. Außerdem zahlt der junge Herr alles. Na super! Die Angelegenheit liegt nun bei der Staatsanwaltschaft. Die entscheidet, ob es eine Gerichtsverhandlung gibt oder nicht. Wird wahrscheinlich wieder zwei Monate dauern, aber bitte. So als Anregung: Die jungen Herren aus den guten Häusern, die diese Tat vollbrachten, sollten nicht nur zahlen, man sollte sie zum einen vorbestrafen, sie in eine Schulung schicken, in der geklärt wird, wie man mit fremdem oder öffentlichem Eigentum umgeht, und zum anderen eine Runde Rettungsauto putzen, so von Freitag auf Samstag am Abend. Und wenn diese nicht restlos sauber sind? Dann gleich noch eine Runde am nächsten Wochenende, bis die jungen Herren kapiert haben, dass sich die Gesellschaft nicht ewig verarschen lässt. Peng! n Ihr verärgerter G Punkt.



Kurz & News

Ein Tag im Zeichen des Unternehmertums „Selbstverständlich selbständig“ lautete das Motto des WKO Unternehmertages 2019 – und rund 1.500 Wirtschaftstreibende und Opinion Leader sind am 29. Oktober der Einladung in den Grazer Messecongress gefolgt. „Die Veranstaltung hat damit ihrem Namen als größter und wichtigster Businesstreff des Landes auch in diesem Jahr alle Ehre gemacht“, freut sich WKO Steiermark Präsident Josef Herk. „Sportlicher“ Höhepunkt war die Keynote „Nur wer aufgibt, hat verloren“ von Boxlegende Henry Maske. Er erläuterte im Vortrag was ihn in seiner erfolgreichen Karriere auf seinem Weg nach oben angetrieben hat: „Wenn man etwas wirklich will und alles dafür tut, dann kann man es auch schaffen.“

Bilanz der Grazer Herbstmesse Von 3. bis 7. Oktober schwappte die Herbststimmung dank der Messe Graz auf alle Messebesucher über. Ob herbstliche Schmankerl, gemütliches Interieur oder Gegrilltes vom BBQ-Festival, das Messeangebot ließ für die knapp 70.000 Besucher keine Wünsche offen. Die Stadthalle wurde zum Designerviertel. Neben raffiniertem Tischlerdesign führte ein pompöses Eingangskonstrukt von Schlichtbarock zur Aiola Living Lounge, die den Mittelpunkt des Viertels darstellte.

Die Volksbank Unternehmer-Studie beleuchtete dieses Jahr zum zweiten Mal die Lebenswelt von Selbstständigen in Österreich. „Der Einfluss von Frauen auf die Gesellschaft ist aktuell so stark wie noch nie. Von Ost nach West, von Vorarlberg bis Wien, erfolgreiche Unternehmerinnen sind quer durch das Land zu finden“, so GenDir Regina Ovesny-Straka. Bei der Frage nach Frauenquoten in Politik und Wirtschaft waren sich die Geschlechter einig: Zwei Drittel der befragten Frauen sprechen sich dafür aus. Bei den Männern hält jeder Zweite eine Frauenquote für sinnvoll. Auch Julia Fandler von der Ölmühle Fandler sieht das so: „Aufholbedarf gibt es in sehr vielen Gesellschaftsbereichen.“

Offensive für mehr Verkehrssicherheit

Das neue Verkehrssicherheitsprogramm bis 2025 baut auf den vorangegangenen zwei Programmen (zuletzt 2011 bis 2020) auf. „Darin werden numerische Hauptziele festgelegt, wie 25 Prozent weniger Tote und Schwerverletzte sowie zehn Prozent weniger Unfälle mit Personenschaden. Der kürzere Beobachtungszeitraum wurde gewählt, damit wir rasch auf die sich ständig ändernden Bedingungen im Verkehrsgeschehen reagieren können. Aufgrund von technologischen Veränderungen wie zum Beispiel die fortschreitende Automatisierung im Fahrzeug und die rasch wachsende E-Mobilität wird es zukünftig immer wichtiger sein, auf neue Tendenzen mit gezielten Maßnahmen reagieren zu können“, betont LR Anton Lang.

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Neues Food Processing Lab für FH Joanneum

Das vom Land Steiermark und der Stadt Graz geförderte Food Processing Lab an der FH Joanneum widmet sich neuen Wegen der Lebensmittelproduktion. Es ist Bestandteil der praxisorientierten Ausbildung des Bachelorstudiengangs „Nachhaltiges Lebensmittelmanagement“ und des neuen dualen Masterstudiengangs „Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung“. Unter anderem befasst man sich hier mit Insekten als Proteinquelle für Nahrungs- und Futtermittel. „Mit dem Labor bieten wir Studierenden und Lehrenden ein hochqualitatives Umfeld“, erklärte LR Barbara Eibinger-Miedl, die das Labor im Beisein der GF Karl Peter Pfeiffer und Martin Payer sowie Stadtrat Günter Riegler eröffnete.

Fotos:: WKO Steiermark/Klaus Morgenstern, Photoby-RS, Land Steiermark, FH Joanneum / Manfred Terler

Studie bestätigt: Männer wollen Frauenquoten


Foto: AK Stmk / Graf-Putz

Kurz im Gespräch mit Josef Pesserl, AK-Präsident Steiermark

Das KNAPP-Projektteam freut sich über den spannenden Auftrag für ein großes Zalando-Logistikzentrum in den Niederlanden.

Knapp entwickelt Logistikzentrum für Zalando

Mit der neuesten Technologie der Knapp AG entsteht in den Niederlanden eines der größten Online-Versandlager in Europa. Zalando hat das steirische Technologieunternehmen mit der Automatisierung eines innovativen Logistikzentrums beauftragt.

Foto: Knapp / Kanizaj

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ür das zukunftsweisende Projekt hat sich Zalando für Knapp als Partner entschieden. Die Freude darüber ist groß und das Knapp-Team hat bereits Anfang Oktober mit der Umsetzung begonnen. In zwei Jahren soll die Anlage in der Nähe von Rotterdam in Betrieb gehen und Kunden im westeuropäischen Raum beliefern. „Dieser Großauftrag hat natürlich enorme Bedeutung für unser Unternehmen, sowohl hier in Hart bei Graz als auch für unseren Standort in Bielefeld. Wir freuen uns, mit diesem wegweisenden Projekt die bestehende Partnerschaft mit Zalando zu verstärken. Wir setzen damit konsequent unseren Weg fort, führenden Unternehmen mit intelligenten Lösungen die benötigte Flexibilität und Zukunftssicherheit zu geben“, so Heimo Robosch, Executive Vice

President Knapp AG. Von den elf ZalandoLogistikstandorten wird das neue Distributionszentrum den höchsten Automatisierungsgrad haben. Das Logistikzentrum bietet Platz für rund 16 Millionen Artikel, an Spitzentagen werden mehrere hunderttausend Stück pro Tag das Lager verlassen. Eine Kombination aus moderner Knapp-Shuttletechnologie und Taschensorter der Knapp-Tochter Dürkopp macht das möglich. Dafür investiert Zalando rund 200 Mio. Euro in das Gesamtprojekt. Christoph Lafer, Vice President Retail Solutions Knapp AG: „Wir sind sehr erfreut, dass Zalando sich für diese zukunftsweisende Lösung entschieden hat! Als Systemanbieter sind wir erster Ansprechpartner von der Beauftragung bis zu Realisierung und dem Service der gesamten Anlage.“

Inwiefern hat sich die Situation beim Mobbing in den vergangenen Jahren verschärft? Vergleicht man die Zahlen der Betroffenen von (Cyber-)Mobbing mit unserer Studie aus dem Jahr 2017, waren damals rund 16 Prozent und nun etwa 28 Prozent betroffen. Über 63 Prozent der Schulkinder geben an, dass andere von (Cyber-)Mobbing betroffen sind, und über 37 Prozent haben Tätlichkeiten und Zerstörungen durch gewalttätige Jugendliche bemerkt.

Welche Formen von Mobbing entwickeln sich laut AK-Studie besonders besorgniserregend? Die Studie zeigt, dass Mobbing und Cybermobbing sich ergänzen, und auch die Kombination mit Tätlichkeiten oder Zerstörungen ist zu mehr als einem Drittel Realität. Nach Einschätzung der Schulkinder wird sich die Situation in den nächsten Jahren verschärfen. Wie kann man diesen Entwicklungen im Kindergarten und Volksschule entgegenwirken? Die Studie hat gezeigt, dass es wichtig ist, darüber zu reden. Durch die Berichterstattung wird nun häufiger eingegriffen. Es braucht aber strukturierte, verpflichtende Prävention ab dem Kindergarten und in allen Schulen sowie regelmäßige Evaluierungen dazu. Die Jugendlichen selbst wünschen sich „soziale Kompetenzen“ und „Medienverhalten“ als Pflichtfach im Unterricht.

Was können die Eltern zu einer Verbesserung der Situation in den Schulen beitragen? Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen und haben eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Mobbingprozessen. Es muss einen Schulterschluss zwischen Eltern, Schülern und Schule geben. FAZIT DEZEMBER 2019 /// 49


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Entwickeln, Planen und Konstruieren liegen Johann Hackl im Blut.

Helden aus Stahl und Eisen

Seit 1991 entwickelt und produziert das südsteirische Unternehmen Eco Technologies GmbH Kommunalmaschinen für alle nur denkbaren Anwendungsbereiche. Sein Gründer Ing. Johann Hackl ist nicht nur ideenreicher Erfinder und Planer, sondern auch ein über die Jahrzehnte hinweg erfolgreicher Unternehmer. Seit bald zehn Jahren genießt er zudem in seiner Funktion als Innungsmeister der Metalltechniker hohes Ansehen in der Branche und gilt als vermittelnder und lösungsorientierter Macher.

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as das seit dem Jahr 1996 in Lebring beheimatete Unternehmen Eco Technologies mit seinen rund 50 Arbeitnehmern mit seiner Produktpalette an Kommunalmaschinen herstellt, ist nichts weniger als schlicht beeindruckend. Das breite Angebot deckt alle anfallenden Arbeiten in freier Natur in Städten und Gemeinden über den gesamten Jahresverlauf vollkommen ab: Von Kehrmaschinen, Wildkrautbürsten und Frontmähwerken über Multiwash-Systeme, Waschbalken

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und Gießarme bis hin zu Schneepflügen, Streuern und Solesprühern für den Winterdienst.

Mut zum Unternehmertum Diese beachtliche Entwicklung zum international ausgerichteten Anbieter mit Vollsortiment an Kommunalmaschinen ist natürlich nicht von heute auf morgen geschehen, sondern das Ergebnis langer Aufbauarbeit, erzählt Hackl im Gespräch mit Fazit. Er war zunächst in der Bau- und Be-

tonmaschinenbranche beschäftigt, ehe er zu Beginn der Neunziger Jahre beschloss, sich selbständig zu machen, kein leichter Schritt, wie er betont: „Wir hatten gerade unser Haus gebaut, zwei kleine Kinder und dementsprechende finanzielle Engpässe. Doch es fügte sich, dass ich statt wie geplant in der Vermarktung in die Planung und Entwicklung von Maschinen einsteigen konnte.“ Ausgehend von den Kehrmaschinen, mit deren Konstruktion er sich auskannte,

Anzeige Fotos: Eco Technologies / Leitner, Fazit

Von Josef Schiffer


Wirtschaft

fertigte Hackl seinen allerersten Prototyp an, der kurioserweise ein Export nach Schweden wurde. „Kurz darauf wandte sich ein Vertreter der Stadt Wien an mich und erkundigte sich nach kleineren Kehrmaschinen für Gehsteige und Radwege. So kam die Produktion dann ins Rollen“, resümiert Hackl. Einige Zeit später wandte er sich der Entwicklung von Schneepflügen und Streumaschinen für den Winterdienst zu, die von kommunalen Betrieben zunehmend nachgefragt wurden. Der effiziente Einsatz von Geräten und Arbeitserleichterungen für die Bediensteten bildeten von Anfang die Kernaussage der Produktphilosophie von Eco Technologies, die auch in dem eingängigen Firmenslogan „Revolution liegt in unserer Natur“ zum Ausdruck kommt. Qualität als Erfolgsfaktor Auf der Billigschiene zu produzieren, hat Hackl nie in Erwägung gezogen, und von sogenannter „Schachtelware“, wie sie von Großkonzernen angeboten wird und die der Kunde selber zusammenstellen muss, hält er ebenso wenig. Sein Erfolgsgeheimnis sieht er vielmehr in solide entwickelter Technik und individueller Abstimmung auf die Bedürfnisse der Kunden. Diese

Einstellung hat ihm im überdurchschnittlich strengen Winter von 1997/98 viel an Reputation eingebracht, als in vielen Gemeinden – insbesondere im süddeutschen Raum – festgestellt wurde, dass die Schneepflüge von Eco Technologies im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern den höchsten Strapazen gewachsen waren und keine Ausfälle zu verzeichnen hatten. Eine Tatsache, die den Kommunen natürlich nicht nur zusätzliche Ausgaben und Reparaturkosten, sondern nicht zuletzt viel Ärger durch Zeitverluste beim Schneeräumen ersparte. Aufwändigere Verarbeitung, stärkere Materialien und individuelle Abstimmung machen sich trotz höherer Preise langfristig bezahlt, diese Erkenntnis vieler potenzieller Kunden half dem Unternehmen dabei, auf ausländischen Märkten Fuß zu fassen. Im wichtigen deutschen Markt verfügt man seit einiger Zeit über eine eigene Niederlassung in Germering nahe München und die Zertifizierung durch Mercedes Unimog hat ein Übriges getan, den soliden Ruf von Eco Technologies zu stärken, erklärt Hackl: „Aber auch der ost- und südosteuropäische Raum gewinnt immer mehr an Bedeutung, denn auch hier ist ausgereifte und bewährte Technologie für den Kommunalbereich ge-

fragt.“ Jüngster Coup ist der Vertrag über 19 übergroße Airport-Schnee-Kehrmaschinen, die für einen deutschen Großflughafen bestimmt sind.

Revolution durch Innovation Eines der bisher spektakulärsten und erfolgreichsten Produkte aus der Schmiede von Eco Technologies kam 2000 auf den Markt: ein Solesprühgerät mit der markanten Bezeichnung IceFighter. Nur zehn Jahre später wurde bereits der 1.000ste IceFighter an die Marktgemeinde Wagna übergeben. Durch den Einsatz des IceFighter lässt sich der Winterdienst wirtschaftlich, effizient und umweltschonend verrichten. „Im Gegensatz zu Splitt verursacht Sole keinen Feinstaub und wirkt länger auf der Fahrbahn. Beim Solesprühen wird bis zu 75 Prozent weniger Salz als bei Trockenstreuung benötigt und ein präventiver Einsatz gegen Glätte und Eis ist möglich“, betont Hackl stolz. Auch der Klimawandel und sich ändernde Wetterbedingungen erfordern Innovation, sodass Eco Technologies sein Programm vermehrt auch auf die Sommersaison ausgerichtet hat. Innovative Vertreter dieses Programms ist das Multiwash-System mit Gießarm, Waschbalken und Wassertank,

Der Firmengründer Johann Hackl mit Ehefrau Brigitte und den Söhnen Hans-Peter und Jörg (v. l. n. r.)

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Wirtschaft

das unter anderem in der Grünraumpflege zum Einsatz kommt, und die Wildkrautbürste, die Pflanzenbewuchs ohne Chemikalien und Brandgefahr an Bordsteinen rein mechanisch entfernt. Der geplante Ausbau der Produktionsstätten in Lebring im kommenden Jahr und der Erfindergeist von Hackl werden zweifellos auch in Zukunft für reichlich Nachschub an innovativen Maschinen sorgen. Die beiden Söhne Hackls, Hans-Peter (Marketing & Sales) und Jörg (Produktion), sowie Ehefrau Brigitte unterstützen den Firmengründer tatkräftig bei der Umsetzung seiner Visionen. Flexibilität und hohe Fertigungstiefe Doch es ist möglich, auf diesem hohen Niveau gegenüber kleinen wie großen Mitbewerbern konkurrenzfähig zu bleiben, ist eine Frage, die sich dem Beobachter aufdrängt. Hackl sieht die Antwort in der hohen Integration und der geringeren Abhängigkeit von Lieferketten: „Bei Eco Technologies in Lebring findet nicht nur die Entwicklung unserer Produkte statt, sie werden dort auch hergestellt. Das

Handarbeit und Lehre haben bei Eco Technologies noch einen großen Stellenwert.

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bringt neben der schnellen Umsetzbarkeit von Sonderlösungen noch viele weitere Vorteile mit sich: Flexibilität, rasche Verfügbarkeit und den Erfahrungsaustausch zwischen Technik und Produktion.“ Ein weiterer Faktor ist die ungewöhnlich hohe Fertigungstiefe, ein Großteil auch komplexerer Komponenten, wie etwa Hydraulikzylinder, wird im eigenen Haus hergestellt. Die teils von Hand ausgeführten Schweißarbeiten werden von einem hochmodernen Schweißroboter unterstützt und das Fräsen sowie der Zuschnitt erfolgen mit intelligenter CNC-Technologie. Die hohe Fertigungstiefe von Eco Technologies gewährleistet eine gleich bleibende Qualität und die schnelle Verfügbarkeit der Produkte.

Chancen der Digitalisierung Diese Entwicklung führt auch gleich zum großen Zukunftsthema der kommenden Jahre und Jahrzehnte, den Chancen und Risiken der Digitalisierung. Das Risiko besteht in erster Linie, darin den Anschluss an Innovation und Entwicklung

International aufgestellt beliefert Eco Technologies europaweit Kommunalbetriebe. neuer Fertigungsprozesse zu verlieren, dessen ist sich Hackl bewusst und trifft eine klare Aussage: „Doch ohne der fortschreitenden Digitalisierung zu folgen, wird es kein wirtschaftliches Überleben geben.“ Denn alle wirtschaftlichen Transaktionen werden in Zukunft nicht mehr nur aus Ware und Dienstleistungen, sondern auch aus den dazugehörigen Informationen bestehen. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass ab dem kommenden Jahr in vielen der Maschinen Schnittstellen für GPS-Systeme eingebaut werden, die alle Bewegungen und Aktionen von den Geräten dokumentieren und später nachvollziehbar machen. Die Gießtechnologie für Alleen und Parks ist bereits so ausgereift, dass per Chip die Wassermengen entsprechend dem Bedarf der jeweiligen Pflanzen dosiert werden. Auch hier bedeutet das nicht nur eine Erleichterung für die ausführenden Arbeiter im Kommunaldienst, sondern auch das Vermeiden unter Umständen kostspieliger und ärgerlicher Fehler.

Innung setzt auf Ausbildung Wie in vielen Branchen bereitet der Fachkräftemangel auch in der Metalltechnikbranche Kopfzerbrechen, betont Hackl in seiner Rolle als steirischer Innungsmeister. Andererseits sollte man die Situation nicht zu düster malen, so Hackl, denn in den Metalltechnikbetrieben werden über 500 Lehrlinge ausgebildet und damit liegt man an der Spitze. Die Ausbildung bietet jungen Menschen attraktive Perspektiven für die berufliche Zukunft. Das beweisen nicht nur die langsam wieder steigenden Lehrlingszahlen in diesen Ausbildungsschienen, sondern auch die beeindru-


Wirtschaft

ckenden Ergebnisse bei nationalen und internationalen Meisterschaften wie den EuroSkills, erklärt Hackl: „Die hervorragenden Leistungen in allen Disziplinen bestätigen das hohe Niveau, auf das die Betriebe der steirischen Metalltechnik ihre Lehrlinge führen.“ Hackl weiß bei diesem Thema die Innung hinter sich. Ihre Vertreter sich einig, den Fokus bei der Suche nach Fachkräften verstärkt auf Maturanten zu legen, die sich für technische Berufe begeistern. Sie bringen jene Qualifikationen mit, um die Lücken im mittleren Management füllen, weiß Hackl. Denn für traditionelle Berufsbilder wie Werks- und Montagemeister gibt es die Ausbildung nicht mehr und zudem sind neue Kompetenzen, wie im Umgang mit IT-Technik und Automation. Eines der jüngsten Projekte von Hackl ist das 2018 erstmals veranstaltete „Forum Vinum“, das dem ungezwungenen Ideenaustausch von namhaften Vertretern aus allen Bereichen der Wirtschaft in den südsteirischen Weinbergen dienen soll.

Die beeindruckende Flotte an Winterkehrmaschinen ist für einen deutschen Flughafen bestimmt.

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Führungswechsel in der Regionalstelle Graz Seit 17. Juni 2009, insgesamt 3.793 Tage, vertrat Sabine Wendlinger-Slanina als Obfrau der Regionalstelle Graz die Interessen der inzwischen 18.797 aktiven Mitgliedsbetriebe. Am 6. November legte sie ihre Funktion zurück und hieß ihren Nachfolger Paul Spitzer als neuen Obmann willkommen.

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berstes Ziel ihrer Arbeit war stets die Steigerung der Attraktivität des Wirtschaftsraums und die individuelle Unterstützung bei konkreten Anliegen andererseits. Nach vielen Erfolgen besonders bei den Themen Bildung sowie Verkehr und Erreichbarkeit will sie jetzt kürzer treten: „Ich habe in den vergangenen Jahren einiges erreichen können. Nun ist es aber Zeit für mich, beruflich kürzer zu treten und meinem Privatleben mehr Zeit einzuräumen“, so Wendlinger-Slanina. Trotzdem wird sie als Obmann-Stellvertreterin nach wie vor in der Regionalstelle präsent sein. Herausforderungen anpacken Der frischgebackene Obmann Paul Spitzer, der seit 2015 als ihr Stellvertreter tätig war, will von Seiten der Stadt Graz noch mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse der Wirtschaft schaffen. „Unser Ziel muss es sein, dass nichts geplant oder umge-

setzt wird, ohne dass wir vorher eingehend prüfen, ob und welche Auswirkungen es auf die Wirtschaft geben könnte“, erklärt der Dachdeckermeister, der als Geschäftsführer im eigenen Familienbetrieb tätig ist. Die Kommunikation zwischen Behörden, Politik und Wirtschaft soll künftig intensiviert und durch regelmäßige Treffen mit den Verantwortlichen besser aufeinander abgestimmt werden. Der gebürtige Grazer und studierte Betriebswirt wünscht sich vor allem eines: den Wirtschaftsstandort Graz im sich verschärfenden globalen Wettbewerb noch attraktiver zu machen. „Ich freue mich auf diese neue Herausforderung und werde meine Erfahrungen und mein Know-how gerne zum Wohle der Grazer Wirtschaft einsetzen“, so der neue Regionalstellenobmann.

Ein exzellentes Jubiläum: (v. l. n. r.) GF Hans-Peter Rucker (Landesholding Burgenland), MATERIALS-Dir. Paul Hartmann, LR Barbara Eibinger-Miedl, JR-GF Wolfgang Pribyl und Bgm. Erwin Eggenreich

Zwanzig Jahre exzellenter Forschung

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m Jahr 1999 wurde in Weiz im Rahmen einer Regionalisierungsoffensive eine Außenstelle der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research etabliert. JRGF Wolfgang Pribyl lud daher am 24. Oktober zum 20-JahrJubiläum des JoanneumResearch-Standorts Weiz. Im Rahmen des Symposiums „Future Smart Living and Lighting“ zog man gemeinsam mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Industrie sowie internationalen Experten Bilanz der erfolgreichen Forschungsarbeit zurück und gab einen Ausblick auf die Zukunft. „In den zwanzig Jahren seines Bestehens hat das Institut alle Erwartungen übertroffen und unter anderem eine führende Rolle beim steirischen Nanotechnologienetzwerk Nanonet Styria sowie der Österreichischen Nanoinitiative eingenommen. Von besonderer Bedeutung ist die Kooperation mit der TU Graz und die bis 2016 gemeinsam geführte NanoTecCenter Weiz Forschungsgesellschaft“, führte Pribyl aus. „Besonders stolz

sind wir in Weiz auf die hervorragende Infrastruktur, wie zum Beispiel die Rolle-zu-Rolle-Nanoimprint-Lithografie, die wir in den letzten Jahren ständig ausbauen konnten.“ „Der Standort Weiz mit dem Institut Materials hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem bedeutenden Teil innerhalb der Joanneum Research entwickelt und trägt mit seiner Arbeit wesentlich zur Positionierung der Steiermark als Forschungsland Nummer eins bei“, erklärte Wissenschaftslandesrätin Barbara EibingerMiedl. MATERIALS-Direktor Paul Hartmann ergänzte: „Das neue Thema Smart Connected Lighting, das im Symposium behandelt wurde, orientiert sich an einem starken internationalen Trend, durch den Marktsegmente wie die Allgemeinbeleuchtung und Automotive Lighting noch stärker voneinander lernen und profitieren können. Ich freue mich sehr, dass wir einige der international führenden Forscher auf diesem Gebiet für unser Symposium gewinnen konnten.“ FAZIT DEZEMBER 2019 /// 55

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Sabine Wendlinger-Slanina wünscht Paul Spitzer in seiner neuen Funktion viel Erfolg.


Holding Graz | Rene Vidalli (2)

Letzter Gang zog viele an Die Bestattung Graz lud unter dem Titel „Memento Mori“ an Allerheiligen zum Tag der offenen Tür. Dieser stieß auf reges Interesse.

Die Bestattung Graz bietet auch ThemenVerabschiedungen an Die zahlreichen BesucherInnen konnten nicht nur unter anderem den Zeremoniensaal in der Feuerhalle des im Besitz der Bestattung befindlichen Urnenfriedhofes genauer unter die Lupe nehmen, man zeigte ihnen auch die vielfältigen Möglichkeiten auf, die Themen-Verab-

schiedungen bieten. So wurde etwa gezeigt, wie man einen Jäger verabschieden könnte (siehe Foto oben). Dazu gab es jede Menge Infos, etwa zur Kunst der Einbalsamierung oder die Arten der Rasen- und Erdbestattungen. Beschlossen wurde der Tag der offenen Tür mit einem spannenden Vortrag von Univ. Prof. DDr. Hasso Homann, der über „Totenkulte im alten Peru“ referierte.

chen Unternehmens Tag für Tag gelebt – das merkt man auch an der hohen KundInnenzufriedenheit, welche bei stolzen 98 Prozent liegt!

Gregor Zaki, Hasso Homann und Friedrich Probst (v. l.)

Bestens ausgebildete MitarbeiterInnen und hohe KundInnenzufriedenheit Die Bestattung Graz ist ja das einzige steirische Bestattungsunternehmen mit einem eigenen Friedhof. Das Motto „Begleitung ist Vertrauenssache“ wird von den bestens ausgebildeten MitarbeiterInnen des traditionsrei-

grazerbestattung.at ein Unternehmen der Holding Graz

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Es hat schon Tradition, dass die Bestattung Graz am 1. November (Allerheiligen) zum Blick hinter die Kulissen einlud. Das taten die beiden Geschäftsführer Gregor Zaki und Friedrich Probst unter dem Titel „Memento Mori“ auch heuer wieder. Und das Interesse der Bevölkerung war einmal mehr groß.


130 Millionen für die Zukunft

Bunte Stars der Musikszene Wer gute Musik hören will, greift gerne zum „Oldie“ Schallplatte. 300.000 Stück wurden im Vorjahr in Österreich verkauft. „Austrovinyl“ hat dieser Trend und sein Know-how zu Stars in der Musikszene gemacht: Das Fehringer Unternehmen investierte mit EFRE-Hilfe in eine neu konzipierte Produktionsanlage. Dabei werden beim „Mastering“ die Tonaufnahmen mit allen Feinheiten hörbar gemacht und mit modernster Maschinentechnologie auf buntes Vinyl gepresst.

Knapp 800 Millionen Euro zahlt Österreich jedes Jahr an die EU. Aus dem EFRE-Fonds kommen 130 Millionen retour – allein für die Steiermark, deren Unternehmen und Institutionen mit diesen Förderungen nach den Sternen greifen.

Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) ist das stärkste EU-Instrument zur Belebung der Regionen, das auch in der Steiermark wirkt: 4.000 steirische Projekte wurden seit dem EU-

Beitritt unterstützt. In der aktuellen Periode wurden innovative steirische Firmen und Institutionen mit 130 Millionen Euro gefördert. Vom Kinderwunsch-Pflaster bis zur Tischlerei 4.0 – was unsere „EFRE-Stars“ daraus gemacht haben, lesen Sie hier.

EFRE-Leistungswerte in der Steiermark: 4.000 Förderprojekte 600 Mio. Euro Zuschuss (seit EU-Beitritt 1995)

Bäckerei investiert für die Zukunft In 28 Geschäften in Graz und Umgebung bietet die Martin Auer GmbH Backwaren, Speisen und Getränke an. Für mehr Qualität, Kreativität und Platz baut das Unternehmen nun die „Bäckerei der Zukunft“: Auf 12.500 Quadratmetern in Graz/St. Peter wird ein Atelier mit einer Akademie, einer Backstube und eine Kaffee-Rösterei errichtet. Insgesamt investiert Martin Auer über 20 Millionen Euro in die neue Zentrale, 1,5 Millionen Euro kommen von EFRE-Mitteln.

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Auf der Erfolgstreppe Die Dachbodentreppe zum Wegklappen ist eine Erfindung aus dem steirischen Mürztal: Das Unternehmen MINKA hat sie in den 1950er-Jahren entwickelt und ist heute einer der größten Treppenhersteller weltweit. 120.000 Treppen werden jährlich in mehr als 40 Länder exportiert. Um die Kapazitäten erweitern zu können, wird mit EFRE-Unterstützung in Maschinen, Anlagen und in die Optimierung und Automatisierung von Produktionsabläufen investiert.

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Auf steirische Federn ist Verlass Ob Flugzeug, Auto oder Medizintechnik: Federn von SAMPL aus Gußwerk werden überall eingesetzt und müssen zuverlässig sein. Um alle Ansprüche zu erfüllen, entwickelt SAMPL die Federn permanent weiter. Mit EFRE-Hilfe wurde in Innovationsprozesse investiert, die mehr Qualität und Entwicklungen ermöglichen.

BADX sagt dem Patschen weltweit den Kampf an: Das steirische Unternehmen hat ein Moosgummi-Mousse entwickelt, das hochwertig und günstig herzustellen ist. Eingesetzt wird das X-GRIP Mousse statt luftgefüllter Reifen im Motorrad-Geländesport. Die steirische Innovation wird in mehr als 30 Länder weltweit exportiert. Um die Entwicklung und Produktion an einem Ort zu haben, wird jetzt mit EFRE-Unterstützung in Jöss bei Leibnitz ein Werk errichtet.


Kurz & News

Winterflugplan am Flughafen Graz Mit Ende Oktober hat bereits der Winterflugplan am Flughafen Graz Einzug gehalten. Den Fluggästen beschert er unter anderem rund 130 Linienflüge pro Woche, ein Großteil davon zu großen Umsteigeflughäfen. Neu im Winter sind die Sonderflüge auf die beiden Kapverden-Inseln Boa Vista und Sal sowie die zusätzliche wöchentliche Rotation nach München. Zwei Direktflüge pro Woche heben durchgehend nach Hurghada am Roten Meer ab. Einen Wechsel gibt es ab Anfang 2020 auf der Frankfurt-Strecke: Statt der AUA übernimmt die Lufthansa die aufkommensstärkste Strecke ab/an Graz mit wöchentlich 26 Rotationen, womit die hohe Qualität dieser Verbindung auch weiterhin garantiert ist.

Steirische Luftqualität deutlich besser

Hans-Roth-Umweltpreis 2019 Ulrike Rabmer-Koller, Vize-Präs. der WKÖ, Alfred Riedl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes, und Saubermacher-Gründer Hans Roth haben am 7. November in Wien fünf Nachwuchswissenschaftler mit dem „Hans Roth Umweltpreis“ ausgezeichnet. Das vielseitige Themenspektrum – von Datenausgleichs-Algorithmen über die Effizienzsteigerung von Kläranlagen bis hin zu unterschiedlichen Stadien von Altlastensanierungsprojekten.

Foto: Land Steiermark, Photoby-RS

Die „Winteroffensive Meine Luft – Reine Luft“ für die Saison 2019/20 präsentierte LR Anton Lang gemeinsam mit Gerhard Semmelrock, dem Leiter der zuständigen Abteilung 15, am 11. November in Graz. Erfreuliches Fazit dabei: Die Luftqualität hat sich in der Steiermark in den letzten Jahren deutlich verbessert. Im Jahr 2018 wurden erstmals seit 2016 trotz eines schlechten Starts die erlaubten Feinstaub-Überschreitungstage eingehalten. „Auch das Jahr 2019 wird ein gutes Jahr, was die Lufthygiene anbelangt. Wir werden aller Voraussicht nach an allen Messstellen sowohl die Grenzwerte für den Feinstaub als auch – und dies erstmals – jene für Stickstoffdioxid einhalten“, freut sich Lang.

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Wie digital ist Ihr Betrieb?

Mit dem Digi-Index ermitteln Sie online, wo die versteckten Potenziale Ihres Betriebs liegen.

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Anzeige Foto: WB Steiermark

ass die Digitalisierung unsere Arbeitswelt gänzlich verändert, steht außer Frage. Schlagworte wie „Künstliche Intelligenz“ sind nicht nur in aller Munde, sondern decken auch geschäftliche Potenziale auf. Diese zu nutzen, ist leichter gesagt als getan. „Das Bewusstsein für die Digitalisierung ist definitiv gestiegen. In der Umsetzung sehe ich allerdings noch Aufholbedarf, denn es gibt kein allgemeines Kochrezept. Jeder benötigt unterschiedliche Lösungsansätze“, so Dominic Neumann, Obmann der Fachgruppe UBIT.

Mit dem Digi-Index zum Wettbewerbsvorteil Genau hier setzt der Digi-Index an, der unter Neumann von der Fachgruppe ins Leben gerufen wurde. Unternehmer können in sieben Minuten erheben, wie digital ihr Unternehmen ist und wo es Aufholbedarf gibt. „Ein wichtiger Anstoß, der womöglich den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringt“, ergänzt Neumann. Außerdem bekommt man auf Basis des ermittelten Digi-Index UBIT-Experten vorgeschlagen, die exakt auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sind. „Der Digi-Index ähnelt dem Prinzip einer Dating-Plattform. Unterneh-

men haben einen konkreten Bedarf, zum Beispiel möchten sie für höhere Datensicherheit sorgen. Die UBIT-Mitglieder haben ein Angebot, beispielsweise zertifizierte IT-SecurityExperten. Wir stellen mit dem Digi-Index eine Plattform zur Verfügung, die beide Seiten gewinnbringend zusammenführt“, so Neumann.

Förderungen nutzen Ein weiterer Tipp von Neumann für Unternehmen: das Förderprogramm KMU DIGITAL. „Unternehmen können sich die Beratung und Umsetzung von Projekten rund um die Digitalisierung fördern lassen, von IT-Security über E-Commerce bis hin zu Social Media. Ich empfehle, hier immer auf Experten zurückzugreifen. Wenn das Auto repariert werden muss, wende ich mich schließlich auch an Profis. Das sollte auch im Bereich der Digitalisierung zur Norm werden.“ Jetzt den Digi-Index nutzen und Ihren Digitalisierungsgrad erheben: www.ubit-stmk.at/

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Regionalität für Kinder erlebbar machen: (v.l.n.r.) Landesbäuerin Auguste Maier, SPAR-Lehrling Rico Henögl, LK-Vizepräs. Maria Pein und SPAR GF Christoph Holzer.

Mehr Wissen über regionale Lebensmittel Regionalität bei Lebensmitteln liegt voll im Trend. Schülerinnen und Schüler entdecken und erleben regionale Produkte im SPAR-Supermarkt.

B

ei einem innovativen Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der steirischen Landwirtschaftskammer wurde eine Volksschulklasse für dieses Thema sensibilisiert: Die 26 Schülerinnen und Schüler besuchten einen SPAR-Supermarkt, erhielten Infos zu den regionalen Lebensmitteln aus erster Hand und werden damit zu den jüngsten Botschaftern für Regionalität. Mithilfe von drei Seminarbäuerinnen, einem Imker und SPAR-Lehrlingen, die eine Ausbildung zum Regionalitätsmanager absolviert haben, erfuhren sie Interessantes zur Herkunft der steirischen Produkte sowie über Kennzeichnung und Gütesiegel. „Für uns haben regionale Produkte einen besonderen Stellenwert“, betont dazu SPAR-GF Christoph Holzer. „Man kann nicht früh genug damit beginnen, die Bedeutung von Regionalität zu vermitteln.“ Eine Ausweitung des Projekts im nächsten Jahr ist bereits geplant. Diese Regionalität lässt

sich auch mit Zahlen belegen. So gingen im vergangenen Jahr 93.400 Liter steirisches Kürbiskernöl, über 1,2 Mio. Stück steirische Krauthäuptel, über 11,6 Mio. Liter steirische Milch, 320 Tonnen steirischer Käse, 23,2 Mio. steirische Eier und über 262 Tonnen steirische Murbodner Erdäpfel über die Ladentheke. Schule fürs Leben „Ich freue mich, dass durch diese gemeinsame Initiative Kinder und damit auch deren Eltern für regionale und saisonale Lebensmittel sensibilisiert werden“, so LK-Vizepräsidentin Maria Pein. Auch Landesbäuerin Auguste Maier freut sich über die Kooperation: „Die Konsumenten wollen wissen, woher die Lebensmittel im Supermarkt kommen. Bei dieser gemeinsamen Initiative von Spar und Landwirtschaftskammer lernen bereits die Volkschüler, welche Gütesiegel die heimische Herkunft der Lebensmittel garantieren. Das ist eine echte Lebensschule.“ FAZIT DEZEMBER 2019 /// 59

Anzeige Foto: Spar

Dominic Neumann, Obmann der Fachgruppe UBIT: „Unser Digi-Index für Wirtschaftstreibende nimmt nur sieben Minuten in Anspruch. Minimaler Zeitaufwand für maximalen Nutzen.“


Kurz & News

Steiermärkische Sparkasse kauft Ohridska Banka

Frau in der Wirtschaft: Unternehmerinnen besser sichtbar machen

Anzeige Foto´: Walter Flucher

A

uf dem Weg zum WKO-Unternehmertag machten Martha Schultz (FiW-Bundesvorsitzende und WKÖ-Vizepräsidentin) und Mag. Gabi Lechner (FiW-Landesvorsitzende und WKO-Steiermark-Vizepräsidentin) mit der Hartberger Bezirksvorsitzenden Evelyn Handler in der Ölmühle Fandler bei der kürzlich gekürten „Unternehmerin des Jahres“, Julia Fandler, Halt, um „Problemfelder“ anzusprechen und Forderungen von Frau in der Wirtschaft zu äußern. Darunter zählen unter anderem der Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes sowie steuerliche Begünstigungen von Büros im Wohnungsverband, Vermittlung von digitalen Kompetenzen und mehr weibliche Funktionäre in der Wirtschaftskammer: „Eines unserer Ziele ist es, Unternehmerinnen besser sichtbar, hörbar und spürbar zu machen“, sind sich Martha Schultz und Gabi Lechner einig. Frau in der Wirtschaft bietet bei Veranstaltungen wie z.B. Netzwerktreffen, Unternehmerinnen die Möglichkeit, sich branchenübergreifend zu vernetzen.

60 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Studie zu Mobbing und Gewalt

Die Situation an den steirischen Schulen hat sich drastisch verschlechtert. Mobbing und Gewalt gehören mehr denn je zum Schulalltag. 62,1 Prozent der befragten Schüler geben an, dass Schulkollegen von (Cyber-)Mobbing betroffen sind und 37,1 Prozent haben Tätlichkeiten und Zerstörungen durch gewalttätige Jugendliche bemerkt. Für AK-Präsident Josef Pesserl ist klar, dass nicht weggeschaut werden darf und Theorie in die Praxis umgesetzt werden muss. Aus Sicht der Fachleute gehören dazu neue Unterrichtsfächer zu Prävention. Die AK Steiermark unterstützt diese Forderungen und bietet neben Workshops über die Volkshochschule Seminare wie „Medienkompetenz für Eltern und Schüler“ an.

„Goldene Tanne“ für Spar Kaier

Einmal im Jahr kürt Spar besonders herausragende Spar-Kaufleute Österreichs und verleihen dabei die „Goldene Tanne“. Bewertet wird dabei nach kaufmännischen Erfolgsziffern und der Umsetzungsstärke von jährlich wechselnden Schwerpunkten. Der Gewinner aus der Steiermark ist dieses Jahr der Spar-Supermarkt Kaier aus Wolfsberg im Schwarzautal. Die Inhaber Hannes und Doris Kaier freuen sich über die hohe Auszeichnung: „Dass wir unseren Kunden jeden Tag eine moderne, zeitgemäße Nahversorgung mit vielen heimischen und regionalen Produkten bieten können, das ist nur mit einem tollen Team zu erreichen. Daher gebührt diese hohe Auszeichnung unserem ganzen Team!“

Weltspartag der vier Elemente

Die Geschenke der Hypo Steiermark zum Weltspartag 2019 waren regional gefertigte Kostbarkeiten. Heuer stand der Tag im Zeichen des Mottos „Die vier Elemente“. Seit 2015 rückt alljährlich die „Steirische Meisterklasse“ in den Mittelpunkt: Meister- und Familienbetriebe präsentieren ihre Produkte. Vom Klangspiel über gefilzte Alltagshelfer und Heilkräuterkerzen bis hin zu Brotbackmischungen reichen die sorgsam ausgewählten Aufmerksamkeiten.

Fotos: Steiermärkische Sparkasse, AK Stmk Graf-Putz, Spar / Foto Mauro, ARTige Bilder, Hannes Loske,

V.l.n.r.: Evelyn Handler (FiW-BV Hartberg), Mag. Gabi Lechner (FiW-Landesvorsitzende und WKOSteiermark-Vizepräsidentin), Martha Schultz (FiW-Bundesvorsitzende und WKÖ-Vizepräsidentin), Julia Fandler (Unternehmerin des Jahres 2019, Ölmühle Fandler)

Seit 4. November ist die Steiermärkische die offizielle neue Eigentümerin der Ohridska Banka (OB) in Nordmazedonien. Alle Genehmigungen der EZB sowie der Aufsichtsbehörden liegen vor. Insgesamt wurden 91,57 Prozent der Anteile erworben. Damit ist die Steiermärkische Sparkasse nicht nur die größte Finanzdienstleisterin im Süden Österreichs, sondern auch die viertgrößte Bankengruppe in Nordmazedonien mit einem Marktanteil von rund 14 Prozent. „Durch den Kauf einer international erfolgreichen Bank stärken wir unser Engagement am erweiterten Heimmarkt und können somit eine noch stärkere Wirtschaftspartnerin in der Region sein“, freut sich Georg Bucher, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse.


Wirtschaft

SWV startet Gesundheitsinitiative »xund bleiben«

Anzeige Foto: Michael Schnabl /SWV

I

m ProDoc-Ärztezentrum in Graz Eggenberg können Unternehmer und Selbstständige künftig diese Vorsorgeuntersuchungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu ermäßigten Preisen nutzen, erklärte bei der Vorstellung des Projekts Karlheinz Winkler, Präsident des SWV Steiermark. Neu ist auch eine besonders schnelle Terminvergabe für alle, die das Angebot über den SWV nutzen. Das Ziel dieser Initiative ist es, Selbstständigen rasch und unbürokratisch eine umfassende Vorsorgeuntersuchung zu ermöglichen. Denn gerade für EPU und Kleinst- und Kleinunternehmer, für die dieses Projekt vorwiegend gedacht ist,

Für den Ausbau der Vorsorgemedizin (v. l. n. r.) SWV Präs. Karlheinz Winkler, Fachärztin Sabine Perl, Facharzt Viktor Weinrauch und xund-bleiben-Koordinator Robert Rothschädl ist Gesundheit die existenzielle Voraussetzung für den Fortbestand des Unternehmens sowie wirtschaftlichen Erfolg. Österreichs Unternehmer und Unternehmerinnen sind im Durchschnitt 47,7 Jahre alt und damit

in einem Alter, das regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen unerlässlich macht, um potenzielle Risikofaktoren zu erkennen und durch rechtzeitige Maßnahmen eine Verschlimmerung oder den Ausbruch

einer Krankheit zu vermeiden. Derzeit machen allerdings nur rund 11 Prozent der Personen eine Vorsorgeuntersuchung. Die Angebote des ProDoc-Ärztezentrums gliedern sich in fünf Kategorien von der Standard- bzw. der internistischen Vorsorgeuntersuchung über die Herz-Kreislaufvorsorge bzw. einer Kombination internistischer mit Herz-KreislaufVorsorgeuntersuchung bis zum speziellen Sportler-Check. Die genannten Pakete sind Vorschläge und können jederzeit individuell adaptiert werden. Die Kassenleistung umfasst die Grundkosten der Vorsorgeuntersuchung, die übrigen Leistungen werden mit 5 % Rabatt angeboten. Informationen und Anmeldung über: www.xund-bleiben.at Bezahlte Anzeige | Foto: Gettyimages/Michael Bodmann

Der SWV (Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband Steiermark) hat gemeinsam mit dem ProDoc-Ärztezentrum Graz-Eggenberg ein umfassendes Paket an Vorsorgeuntersuchungen für Gewerbetreibende und Selbstständige geschnürt.

Sei aufmerksam! Gib dem

Toten Winkel

keine Chance.

augen-auf-die-strasse.at


Das junge Team von Ipeak blickt hochmotiviert in die digitale Zukunft des Personal Training.

Mit Training nach Plan an die Spitze

Die Angebote zur Fitnesssteigerung im Internet oder als Apps für alle Systeme und Endgeräte sind ob ihrer Fülle fast unüberschaubar. Ein junges steirisches Start-up versucht einen neuen Weg zu beschreiten und hat die Workout-App Ipeak mit dem besonderen Akzent auf individueller Anpassung der Übungen entwickelt.

Von Josef Schiffer

D

er Gedanke dahinter ist im Grunde einfach, erklärt Gründer Manuel Schneeweiss: „Menschen haben viele verschiedene Motive und Ziele, darum ist es wichtig, dass Trainingspläne individuell abgestimmt sind und man dadurch eine maximale Steigerung der eigenen Leistung erzielen kann.“ Das bestehende Angebot an den unterschiedlichsten Tracking-Apps hat ihn nicht wirklich überzeugt, denn „meist handelt es sich dabei lediglich um standardisierte Programme und Trainingspläne, die nur über einen simplen Zufallsgenerator Übungen zu62 /// FAZIT DEZEMBER 2019

sammenstellen. Deren Auswertung unterliegt aber nur ganz selten wissenschaftlich fundiertem Know-how.“ Passion für Fitnesstraining Die Leidenschaft für den Sport hat den Betriebswirt Schneeweiss mit dem Softwareentwickler Dominik Widnig und dem Sportwissenschaftler Andreas Konrad zusammengeführt. Gemeinsam beschlossen sie, die Idee für eine anwenderfreundliche und zugleich erschwingliche Lösung zum individuell konfigurierten Training für alle Hobby- und ebenso Profisportler zu ver-

wirklichen. Das Ideal, das ihnen vorschwebte, war es, mithilfe künstlicher Intelligenz einen detaillierten Trainingsplan nach individuellen Parametern zu erarbeiten, wie ihn auch Sportwissenschaftler oder professionelle Personal Trainer erstellen würden. Die Überlegungen, wie man dieses Ziel umsetzen könnte, entstanden 2016, und im Jahr darauf erfolgte die Gründung des Unternehmens Ipeak. Der begeisterte Footballer Schneeweiss war sich seiner Leitlinien für optimales Training von Beginn weg bewusst, zumal er mit dem eigenen

Unternehmen Fitcraft im Bereich Personal Coaching schon Erfahrungen sammeln konnte: „Für uns war es von Anfang an wichtig, ein intelligentes System zu entwickeln, das unabhängig von der persönlichen Situation ein wissenschaftlich basiertes Trainingsprogramm zur Verfügung stellt, das auf ein großes Repertoire an Übungen zurückgreifen kann, die es auswertet und an das Individuum anpasst. Dieser Personal Trainer lernt im Laufe der Zeit immer mehr dazu und kann sich anhand der Trainingserfahrungen der User weiterentwickeln. Damit wird


Die Gründer der Ipeak Systems GmbH Dominik Widnig, Manuel Schneeweiss und Andreas Konrad (v. l.)

Fotoa: Ipeak Systems GmbH

das System in der Lage sein, selbstständig neue Trainingsmethoden einzusetzen, um die Leistungskurve zu erhöhen. Wir glauben daran, dass dies ein Meilenstein für die Sportwissenschaft sein kann“, erzählt Schneeweiss. Bewährung vor Investoren Von Anfang an gab es auch Unterstützung seitens der SFG, der Steirischen Wirtschaftsförderung, mit dem Programm Startklar und der Teilnahme an der Veranstaltung icontact, die in Pitching Sessions viel versprechende Start-ups mit potenziellen Investoren zusammenbringt. Eine solche Vorstellungsrunde vor Investoren fand Ende Juni 2018 im Rahmen des Zukunftstages der steirischen Wirtschaft statt und erwies sich in vielerlei Hinsicht als wertvoll. Schneeweiss stellte dort gemeinsam mit fünf weiteren Start-ups sein Konzept vor, berichtet er über diese Erfahrung: „Wir waren damals noch in der Konzeptionsphase. Die Pitching Sessions waren für uns sehr wichtig, da wir das erste Mal abtesten konnten, wie unser Produkt vor Investoren ankommt.“ Er erzählt, dass bei der Veranstaltung auch namhafte Investoren zugegen wa-

ren, wie Herbert Gartner von eQventure. Auch wenn sein Start-up im Rahmen der Veranstaltung kein Investment an Land ziehen konnte, haben die Gespräche mit den Investoren einen wichtigen Mehrwert für das weitere Vorgehen bei seinem eigenen Start-up geliefert, so Schneeweiß: „Für uns waren die Pitching Sessions ein super Learning, da wir gelernt haben, wo wir unsere Geschäftsidee nachbessern müssen, um für Investoren einen potenziellen Investment-Case darzustellen.“ Nur wenige Monate später sollte die Erfahrung im Umgang mit Investoren letztlich doch noch Früchte tragen. Noch vor Weihnachten 2018 konnte Ipeak mit myworld 360lab Innovations GmbH einen strategischen Investor an Bord holen, der sich mit 100.000 Euro am Start-up beteiligte. Künstliche Intelligenz als Trainer Inzwischen sind 13 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen permanent im Unternehmen beschäftigt, darunter drei Softwareentwickler und eine Designerin, die sowohl für Android als auch für Apple die Anwendung in den jeweiligen Stores verfügbar gemacht haben. Wie

das Ganze funktioniert, erläutert die Sportwissenschaftlerin Julia Kendlbacher: „Das Trainingsprogramm fragt zu Beginn detailliert nach Alter, persönlichen Interessen, den aktuellen Fitness-Levels und den eigenen Zielen.“ Mithilfe dieser Daten wählt der Algorithmus der Software gezielt genau jene Übungen aus, die zum gewünschten Ziel führen sollen. In weiterer Folge funktioniert die App ganz ähnlich wie etwa die Music-App Spotify, indem aus den individuellen Präferenzen neue Vorschläge abgeleitet werden, die in eine ähnliche Richtung zielen. Weiters liegt eine Parallele darin, dass man auch bei Ipeak eigene „Playlists“ mit den den Lieblingsübungen erstellen kann, die dann auch von anderen Nutzern verwendet werden können.

Breites Spektrum an Anwendungen Neben dem alltäglichen Training für Freizeit und professionelle Sportler sieht Schneeweiss auch noch vielfältige weitere Anwendungsmöglichkeiten für Ipeak. In Zukunft könnte sie zum Beispiel in der orthopädischen Rehabilitation eingesetzt werden. In der Zusammenarbeit mit Dr. Petra

Auner-Gröbl vom Sportinstitut der FH Joanneum werden Modelle für den Einsatz der App in der Telerehabilitation für Physiotherapeuten erarbeitet. Die Digitalisierung eröffnet viele weitere Perspektiven, so könnten auch Verwender der App, die beliebte und von vielen weiteren Teilnehmern verwendete Playlists erstellt haben, dafür in Form von Gebühren belohnt werden, meint Schneeweiß. Ab kommendem Jahr soll die kostenpflichtige Version der App gelauncht werden, die neben Werbefreiheit einiges an weiterem Komfort für den Nutzer bietet, unter anderem die Möglichkeit, Mitgliederbereiche und Communities anzulegen, die mit eigenen Inhalten angereichert werden können. Damit in Zusammenhang ist auch die Produktion von individuellen Videos für Fitnessstudios vorgesehen. Diese Aktivität wird von der Digitalisierungsoffensive der SFG für Sport und Freizeitbetriebe ebenfalls finanziell unterstützt.

Ipeak Systems GmbH

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Sparen zwischen Tradition und Innovation

Norbert Adler übernimmt FG Spedition und Logistik

Am 1. Internationalen Sparkassenkongress in Mailand wurde 1924 nach den Wirren von Krieg und Inflation die Einführung des Weltspartags beschlossen. Heute hat sich seine Bedeutung grundlegend gewandelt. „Der Weltspartag soll den Gründungsgedanken hochleben lassen. Allerdings haben sich die Spargewohnheiten gewandelt, die Anlagemöglichkeiten vervielfacht. Wir als Steiermärkische Sparkasse müssen für unsere Kundinnen und Kunden rund um die Uhr eine verlässliche Spar-Partnerin sein – in persönlichen Gesprächen, regional und digital. Nur so meistern wir den Spagat zwischen Tradition und Innovation“, erklärt Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse.

Wechsel in der Fachgruppe Spedition und Logistik: Nach zehn Jahren an der Spitze übergibt Alfred Ferstl die Agenden an Norbert Adler, den steirischen Geschäftsstellenleiter von DB Schenker: die Bereiche Nachwuchsförderung, das heiße Eisen „Zollverfahren 4200“ und die Einbindung der Phyrn-Schober-Achse in das Transeuropäische Verkehrsnetz sowie die Ausbildung von Lehrlingen sind nur einige Themen, für die er sich als Obmann stark machen will, so Adler: „Wir können die abwechslungsreiche Berufswelt des Spediteurs nur noch attraktiver im Licht der Öffentlichkeit verankern, um Jugendliche für einen Beruf mit glänzenden Zukunftsaussichten zu begeistern.“

22. OPERNREDOUTE „Alles Glück! Alles Walzer!“ Die Ballnacht des Jahres

25. Jänner 2020

Fotos: Margit Kundigraber, Foto Fischer,

Kurz & News


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Kurz & News

Wann wenn nicht wir

Ein ExtinctionRebellion-Handbuch

Sina Kamala Kaufmann u. a. (Hrsg.): Wann wenn nicht wir. Ein Extinction Rebellion Handbuch. Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2019, ISBN 978-3-10-397003-6. 66 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Raiffeisenbank als Treffpunkt der Generationen Die Raiffeisen Spartage 2019 standen im Zeichen von Gemeinsamkeit und Tatkraft. „Wir übernehmen Verantwortung, damit es den Menschen auch morgen gut geht – ökonomisch, ökologisch und sozial“, sagt Raiffeisen-GenDir. Martin Schaller. Wie jedes Jahr wurden die rund 240 Bankstellen von Raiffeisen in der Steiermark wieder zum Treffpunkt für Jung und Alt, denn das Sparen hat für die Steirer nichts an Wichtigkeit verloren. 15,7 Mrd. Euro Kundeneinlagen managen die steirischen Raiffeisenbanken. Sie stehen dabei für Sicherheit und Wertschöpfung. Schaller: „Als zu 100 Prozent steirische Regionalbankengruppe sorgt Raiffeisen dafür, dass diese Kundeneinlagen wieder zurück in die Regionen fließen.“

Award für Energie Steiermark

Im Rahmen einer glanzvollen Gala im Silicon Valley hat die größte Plattform für Start-ups „Plug and Play“ jetzt die weltweit fortschrittlichsten Energieunternehmen gekürt. Der „Corporate Innovation Award 2019“ für das Unternehmen mit der stärksten Innovationskraft ging dabei an die Energie Steiermark. Der Preis wurde von Thomas Wiedner (Leiter des Bereiches Innovation bei der Energie Steiermark) aus den Händen von Wade Bitaraf (Head of Energy and Sustainability bei „Plug and Play“) übernommen. „Diese hochkarätige Auszeichnung ist eine eindrucksvolle Bestätigung unserer Innovations-Strategie“, so Christian Purrer und Martin Graf, Vorstandsdirektoren der Energie Steiermark.

Der Steirische Junker in all seinen Facetten

Mit dem 25.Oktober startete der offizielle Verkauf des „Steirischen Junkers“, bekannt als der Vorbote des neuen Jahrgangs. „Die diesjährigen Wetterbedingungen sorgten für frische Säure, moderatem Alkoholgehalt und äußerst fruchtbetonte Weine – ein klassisch steirischer Jahrgang eben“, betont Werner Luttenberger, Geschäftsführer Wein Steiermark, bei der Vorstellung des neuen Junker.

Fotos: Peter Riedler/photoworkers, Energie Steiermark, Fotokuchl

Die Klimaprotestbewegung beschränkt sich nicht auf Greta Thunberg und die von ihr initiierten „Fridays for Future“. Die im Herbst 2018 im Vereinigten Königreich gegründete Bewegung „Extinction Rebellion“ ist nach Eigenangaben in rund 50 Ländern vertreten, in Österreich soll es zumindest sieben Ortsgruppen geben, darunter Wien und Graz. Anfang Oktober gab es weltweit in größeren Städten wieder friedliche Massenproteste und Verkehrsblockaden. Wer wissen will, wie man sich richtig an Schaufenster und Straßen anklebt, wie eine Sitzblockade funktioniert oder wie man sich auf Verhandlungen mit Polizei und Behörden vorbereitet, wie psychologische Betreuung funktioniert, kreative Protestformen geplant werden und begleitende Medienarbeit umgesetzt wird, ist hier richtig. Das alles ist im zweiten und dritten Teil des in dieser Hinsicht sehr aktuellen und lehrreichen Buches zu finden. Der erste Teil bringt unter dem Titel „Die Wahrheit sagen“ eine Sammlung inhaltlicher Beiträge, die teilweise aus einer früher erschienenen englischsprachigen Fassung übersetzt und übernommen wurden. Sie bieten – aus unterschiedlichen, aber überschneidenden – Positionen zu Erderwärmung, Umweltschutz allgemein und neuen Formen von Politik und Zusammenarbeit in einer Gesellschaft. Die prominentesten Mit-Autoren sind die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, der Medientheoretiker Douglas Rushkoff und Maja Göpel (Scientists4future). Vieles, was derzeit an Protesten passiert, und die möglichen politischen Auswirkungen wird hier anschaulich erklärt.


Foto: LK Steiermark

Kurz im Gespräch mit Franz Titschenbacher, LK-Präsident Steiermark

WB-Landesobmann Josef Herk fordert ein umfassendes Entlastungspaket für die Wirtschaft.

Der Wirtschaftsstandort braucht Entlastung

Steuern senken, für fairen Wettbewerb sorgen und Kampf gegen Arbeitskräftemangel – der Wirtschaftsbund sieht sich durch das am Konjunkturgipfel der WKÖ in Wien präsentierte Forderungspapier für die Regierungsverhandlungen bestätigt.

Foto: Markus Jöbstl

D

ie Wirtschaft des mit Abstand wichtigsten Handelspartners Deutschland „kränkelt“ seit einiger Zeit. Für eine aktuelle Analyse der wirtschaftlichen Lage Deutschlands konnte die WKÖ den Ökonomen Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI und Vorsitzender des Sachverständigenrates, gewinnen. Er gab einen Einblick in die Handlungsempfehlungen der Sachverständigen. Im Austausch mit der WKÖSpitze und Vertretern der Wirtschaft aus allen Branchen und Unternehmensgrößen zeigte der Experte auf, welche Faktoren aktuell als Wachstumsdämpfer wirken – und wie gegengesteuert werden sollte.

Rasche Entlastung erforderlich „Der Bericht von Prof. Schmidt und die aktuellen Berichte aus unseren Betrieben zeigen ein angespanntes Bild“, betont dazu WB-Landesobmann Präs. Josef Herk. Es

brauche jetzt gezielte steuerliche und bürokratische Entlastungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, damit allen mehr Netto vom Brutto bleibt. Ebenso sind effektive Impulse notwendig, um die Investitionstätigkeit anzukurbeln. „Angesichts der wirtschaftlichen Lage brauchen wir dringend Reformen für den Wirtschaftsstandort: Steuern runter, fairer Wettbewerb und Investitionen in Bildung – nur so bringen wir die Steiermark weiter und sichern Arbeitsplätze“, so Herk. Sein Forderungspaket umfasst die Senkung von Lohn- und Einkommensteuer, der Körperschaftssteuer sowie der Lohnnebenkosten. Für fairen Wettbewerb brauche es mehr „Beraten statt strafen“, Entschärfung des Kumulationsprinzips und ein Digitalsteuerpaket. Außerdem werden eine Stärkung der dualen Ausbildung sowie eine Fachkräfteoffensive gefordert.

Wie lässt sich die heurige Erntebilanz in wenigen Worten zusammenfassen? Sie ist durchwachsen. Ausgeprägte Wetterextreme setzten der heimischen Landwirtschaft massiv zu. Erstmals war auch der nördlichste Teil der Steiermark stark von Trockenheit betroffen. Hagel, Dürre, Frost, Überschwemmung und Wiederanbau verursachten in der Steiermark einen Gesamtschaden von 27,2 Mio. Euro. In welcher Hinsicht wirkt sich der Klimawandel negativ auf die Ernteergebnisse aus? Große trockenheitsbedingte Verluste gab es neben Grünland und Mais auch bei Erdäpfeln mit einem Minus von bis zu 45 Prozent. Mindererträge wurden auch bei Kürbiskernen, Weizen und Zuckerrüben eingefahren. Dazu kamen starke Schäden durch Engerlinge.

Wie wirkt sich das auf die Versorgungssicherheit aus? Durch den Klimawandel erwarten wir in den kommenden 50 Jahren bei verschiedenen Kulturen dramatische Ertragseinbußen. Es gilt die Verwundbarkeit und Abhängigkeit unseres Landes und der Bevölkerung durch klimaschädliche und oftmals minderwertige Lebensmittel-Importe zu vermeiden. Welche Lösungen gibt es für Wassermangel in manchen Regionen und wie können Bauern gegen die Folgen des Klimawandels beitragen? Die Wasserverfügbarkeit und der Humusaufbau sind zwei zentrale Schlüssel, um die Auswirkungen der Klimaverschlechterung auf die Landwirtschaft zu entschärfen. Mit dem neuen Boden-Humus-Zentrum sowie dem Projekt »Steirerteich« werden wir unsere diesbezüglichen Aktivitäten maßgeblich verstärken. FAZIT DEZEMBER 2019 /// 67


Wirtschaft

Die Krispels: Wein und mehr Eine unglaubliche Familie. Das Genussgut Krispel ist nur eine Autostunde von Graz entfernt. Ein Besuch beim Winzer Stefan Krispel und seiner Familie zahlt sich aus, Freundschaft wird hier großgeschrieben. Verlässt man die Südautobahn in Gleisdorf in Richtung Feldbach, verwandelt sich die Landschaft. Schon etwas von der Autobahn entfernt, werden die Straßen enger und unwegsamer, die Natur bekommt mehr Raum. Aus dem Nichts öffnet sich das steirische Paradies: das Genussgut Krispel in Neusetz bei Straden.

M

an muss sich das so vorstellen: Die Götter ließen die Menschen im Südosten unseres Landes hart arbeiten, sehr hart, bis sie belohnt wurden, in dreifacher Form: Zum einen schenkten die Götter der Bevölkerung das fruchtbare Vulkanland, die Basis für alles, was hier wächst, zum anderen die Sau, damit es genug Fleisch in hervorragender Qualität gibt, zum Dritten den Wein, die Vollendung des Genusses sozusagen. Damit sich der Genuss einstellt, müssen die Menschen in der Südoststeiermark nach wie vor anständig schuften. Einer, der gerne anpackt und etwas hinstellt, ist Stefan Krispel mit seiner Familie. Stefan ist für das Weingut Krispel zuständig, die Familie schupft das gleichnamige Genussgut. Genuss vom Genussgut, könnte man behaupten und liegt damit goldrichtig. Genießen tut man selten alleine, also hält die Familie Tür und Tor weit geöffnet. Mit der Erlebniswelt Wirtschaft konzipiert, wird eine Entdecker- und eine Genießertour angeboten. Natürlich, auch der am Gut verankerte Heurige verlockt zum Verweilen. Dazu jedoch später. Der Wein aus dem Stein Hier bekommt man alles, was das Herz begehrt und die Familie Krispel erzeugt. Exklusive Riedenweine, fesselnde Ortsweine, erhabene Gebietsweine, die Dreifaltigkeit des Trinkgenusses, sind eine sinnliche Erfahrung. Hier sei die ganz eigene Ge68 /// FAZIT DEZEMBER 2019

schmackscharakteristik des Weins in den Vordergrund zu stellen. Hierfür sind die unterschiedlichen Bodenlandschaften aus Sand, Muschelkalk und Basalt verantwortlich, also die Lagen. „Die Lagen sind es, die einen Wein besonders werden lassen. Bei mir im Betrieb ist es die Lage Hochstrandl – unsere steilste Lage –, wo unsere ältesten Sauvignon Blanc- und Grauburgunder-Reben auf Basaltverwitterungsböden wachsen“, so der Winzer. Aber Stefan Krispel legt noch eines drauf: den B1. Für diesen Wein wurzeln die Rebstöcke in der fruchtbaren Vulkanerde und danach reift der Wein im Basaltstein- sowie im Holzfass. Das Resultat sind langlebige Weine, die den Kontakt zur schier unerschöpflichen Energie des Basaltsteins zu nutzen gewusst haben. Dafür braucht es jedoch Ehrgeiz, weiß Stefan Krispel zu berichten: „Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Als Winzer hat man rund 40 Möglichkeiten – also Ernten –, seine Ideen auszuleben, indem man das Beste aus dem jeweiligen Jahrgang herausholt. Das ist für mich viel weniger ein wirtschaftlicher Aspekt als eine leidenschaftliche Motivation, mein Bestes zu geben.“ Hinzu kommt das Wollschwein. Das Wollschwein zählt zu den ältesten Schweinerassen Europas. Wie es um das Schwein in unseren Breiten bestellt ist, ist allgemein bekannt. Bei den Krispels schaut das anders aus. Den Wollschweinen geht es

saugut. Die Kinder unter den Besuchern erfreuen sich an der Zutraulichkeit und dem wollartigen Haarkleid. Sie dürfen die Wollschweine im offenen Schweinestall am Genussgut herzen. Die Erwachsenen hingegen sind wohl eher an den hauseigenen Wollschwein-Produkten interessiert.

Die unglaubliche Familie Der „Neusetzer“ ist der Rückenspeck der Wollsau, reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren, wird mit erlesenen Gewürzen veredelt und mit einer Salzkruste umhüllt. So reift der Neusetzer im Basalttrog bis zur Vollendung sechs bis neun Monate. Vom Verhackerten bis zur Neusetzer Gans, bestehend aus Gänseleber mit Neusetzer, frischem Trüffel und Thymian, bis hin zum Neusetzer und dem Osso Collo. Über 20 verschiedene Köstlichkeiten gibt es zur Auswahl. Dank gilt hier Stefans Vater, dem Toni Krispel. Er machte die Wollsau in Österreich salonfähig. Toni Krispel ist auch für die kulinarischen Genüsse im Heurigen auf dem Genussgut verantwortlich. Die Tochter, Lisa Krispel, sorgt übrigens für die ausgezeichneten Desserts. Und vielleicht noch ein kurzes Wort von Stefan, wie denn alles begann: „Dass ich einmal Winzer werde, stand für mich immer außer Frage. Ich wollte nie Lokführer oder Feuerwehrmann werden. In Silberberg, in der Ausbildung, hab ich dann richtig Blut geleckt, und als ich mit 18 daheim die erste


Wirtschaft

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Anzeige Foto: Jean Van Lülik , Krispel

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Ernte verantwortet habe, war es um mich geschehen! Geplante Praktika im Ausland musste ich absagen – ich hatte viel zu viele Ideen, wie ich den nächsten Jahrgang verändern möchte, was ich im Weingarten probieren kann, wie ich meine Kellertechnik verbessern kann. Mein Vater war Autodidakt und hat mich darum im Keller gewähren lassen. Es war mutig von ihm und dafür bin ich ihm noch heute dankbar. Der Rest hat sich wie von selbst ergeben.“ Der Krispel im Internet, sehr nett Weil wir gerade dabei sind: Die Krispels sind ja keine „normale“ Familie, sondern eher eine „la Famiglia“, also eine Familie nach italienischem Geschmack. So lässt man auch die Freunde des Hauses, die Kunden, am Paradies teilhaben. Klickt man auf der Krispel-Homepage den Link „M.F.G.“ an, kommt man auf den Bonusclub. „M.F.G.“ steht für „mit Freunden genießen“. Freunde zum Newsletter einzuladen bringt exklusive Vorteile. Also, Newsletter anmelden, Freunde dazu einladen und ab geht die Post. Ah ja, genau, der Verkauf! Am Genussgut Krispel werden die KrispelProdukte angeboten. Aber da bekanntlich Mitte November die Zeit schon recht eng wird und es mit der Fahrt zum Genussgut knapp wird, sollte man einen Sprung auf der Online-Seite vorbeischauen. Krispel ist hier längst in der 2.0 Welt angelangt. „Ein Webshop allein macht noch keinen Som-

mer. Man muss ihn hegen und pflegen – wie einen jungen Weingarten. Das tun wir und darum ist er für uns nicht mehr wegzudenken.“ Die Homepage ist wirklich gelungen und offeriert eine ausgezeichnete Mischung aus den nötigen Grundinformationen und den im Webshop angebotenen Krispel-Produkten. Da wird es einem tatsächlich warm ums Herz und Weihnachten kann kommen.

Öffnungszeiten seit 1. November 2019 Ab-Hof-Verkauf: Donnerstag bis Samstag 10-12 und 14-17 Uhr Gutsheuriger: Freitag, Samstag und Sonntag ab 15 Uhr

Weihnachtsausstellung am Weingut Krispel mit schönen Geschenkideen vom 22.11. - 24.11.2019, 10-12 und 14-17 Uhr. Am 24.11. 2019 erst ab 15 Uhr.

Weingut Krispel GmbH

Neusetz 29 8345 Hof bei Straden Tel: +43/3473/7862 Fax: +43/3473/7862 4 www.krispel.at office@krispel.at facebook.com/weingutkrispel

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Anzeige Fotos: Schullin


Der Schlüssel zum Glück

So verschenken Sie Ihr Herz Jeder Tag ist ein perfekter Tag, um die Liebe zu zelebrieren, in Worte zu fassen, wie sehr sich zwei Herzen verstehen, wie sehr man sich liebt, respektiert und schätzt. Doch besonders zu Weihnachten, dem Fest der Liebe, möchte man seinen Gefühlen Ausdruck verleihen und sie in Worte fassen.

D

as Buch „Der Schlüssel zum Glück“ macht diesen Wunsch möglich. Es lässt einen im Nu zusammen sein, Gedanken teilen und gefühlvoll Geheimnisse gestehen. Seine Seiten sind gefüllt mit einer Liebesgeschichte, erzählt von Folke Tegetthoff, die in einem individuellen Liebesgeständnis münden. Denn keine Liebesgeschichte gleicht der eigenen. Keine Liebe gleicht der anderen. Und keine Geschichte berührt so wie die gemeinsame. Um diese besondere Liebe, den Schlüssel zum eigenen Glück, immer bei sich tragen zu können, versteckt das Buch nicht nur persönlich geschriebene Zeilen, sondern auch einen Sterling-Silber-Schlüssel mit geheimer Botschaft. Der liebevoll handgefertigte Silberschmuck ist ein Tresor, der in seinem Inneren eine intime Nachricht

bewahrt. „With love from me to you“ kann individuell gegen die eigene Liebesbotschaft ausgetauscht werden. Worte, die so persönlich sind, dass man sie immer bei sich tragen will.

Ein Geschenk, das die gemeinsame Liebe immer begleiten wird.

Schlüssel zum Glück, Kette & Buch: € 490 bei Schullin in der Herrengasse 3, 8010 Graz oder unter www.schullin.at. Versandkostenfreie Zusendung.

FAZIT DEZEMBER 2019 /// 71


Kurz & News

„Coffee to help“ für Kinder-Lernprojekt Die erste „Coffee to help“-Initiative von Spar in der Steiermark ging in Graz gemeinsam mit Kastner & Öhler und der youngCaritas über die Bühne. An zwei Ständen im EG und im UG bei Eurospar im Kastner & Öhler schenkten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Spar und Caritas vor Kurzem gratis Kaffee aus: Die freiwilligen Spenden für den Kaffeegenuss gingen an das Projekt „Lerncafé“, das Schülerinnen und Schüler nachmittags betreut. Insgesamt konnten über 2.225 Euro an Spenden überreicht werden. Christoph Holzer, GF Spar Steiermark und Südburgenland freut sich: „Unser Event wurde begeistert angenommen und zeigt, wie gut Hilfe schmecken kann!“

Zukunft des Wohnens in Leoben Die Obersteiermark bietet eine hohe Lebensqualität für alle Generationen. Um Fachkräften und jungen Familien Perspektiven zum Zuziehen, Bleiben und Zurückkommen zu vermitteln und den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken, setzen private Investoren und die Stadt Leoben verstärkt auf die Schaffung individuellen Wohnraums. „Wir brauchen Zuzug in der Stadt, um weiter zu wachsen. Namhafte Firmen wollen ihren Personalstand deutlich aufstocken.

„Soziales Herz“ für Pflegeeltern

Pflegefamilien bieten ihren Kindern ein stabiles Zuhause, das ein gesundes und liebevolles Aufwachsen ermöglicht. Wie in jeder anderen Familie liegen auch in Pflegefamilien Glück und Stolz, Ärger und Frust nah beieinander. „Als Mutter dreier Kinder weiß ich, dass Erziehung eine Aufgabe ist, die viel Geduld und Verständnis erfordert, die aber auch mit Liebe bedankt wird“, betonte LR Doris Kampus, die sich bei 265 Pflegemüttern und -vätern für zehn und mehr Jahre außergewöhnliches Engagement bedankt hat. Ihnen wurde bei einem eigenen Empfang im Rittersaal des Landhauses das Sozial-Herz Steiermark verliehen. „Ein Dankeschön dafür war wirklich schon überfällig“, betonte Kampus.

Die FH der Wirtschaft Campus 02 wird weiter ausgebaut: Zwei neue Studiengänge erfordern mehr Platz für Lehre und Forschung, aber auch Büros. Aus diesem Grund werden auf dem Gelände des ehemaligen Rosenhof-Areals nun 1000 Quadratmeter für die Fachhochschule neu adaptiert. „Insgesamt investiert die steirische Wirtschaft hier mehr als zwei Millionen Euro“, betont WKO Steiermark Präsident Josef Herk. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Studierenden dadurch erstmals auf über 1400 Studierende steigen wird. „Die Schwerpunkte in diesen neuen Räumlichkeiten werden auf Technik und Digitalisierung liegen“, freuen sich FH Campus 02 Rektorin Kristina Edlinger-Ploder und GF Erich Brugger.

Die bunte Lebensmittelwelt

Engagierte Bauern, wegweisende Konsumenten und phantasievolle Vermarkter nehmen das Heft in die Hand und gehen neue, gemeinsame Wege in der Lebensmittelversorgung. Die Messe „Lebensmittelpunkt“, veranstaltet von Landwirtschaftskammer, Stertz und FH Joanneum, im Grazer Steiermarkhof am 31. Oktober war ein Dreh- und Angelpunkt dieser neuen, hippen Bewegung. Nachhaltige, naturbelassene und regionale Lebensmittel treffen den Nerv unserer Zeit, erklärt LK-Präsident Franz Titschenbacher: „Die Menschen sehen darin den Schlüssel zur eigenen Gesundheit. Sie erkennen, dass es bei der Ernährung auf die Herkunft der Lebensmittel ankommt und moderne Lebensmittel nicht immer gesund sind.“

Symposium der steirischen Finanzdienstleister

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Bereits zum vierten Mal fand heuer am 18. Oktober in Graz das Symposium der steirischen Finanzdienstleister statt. Experten aus der Finanzwelt klärten über Neuerungen zur Europäischen Versicherungsvertriebsrichtlinie (IDD) und die Weiterbildungsverpflichtung neu auf. Darüber hinaus erfuhr man von Motivations- und Erfolgstrainer Dirk Griesdorn, warum man niemals die Macht des positiven Denkens unterschätzen sollte. Über das aktuelle Thema „Weiterbildungsverpflichtung neu“ sprach Fachverbandsgeschäftsführer Thomas Moth. „Grundsätzlich ist eine regelmäßige Weiterbildung in einem so sensiblen Bereich wie der Vermögensberatung unerlässlich“, betonte Moth.

Fotos: Spar / Werner Krug, Freisinger, Land Steiermark, Foto Fischer, LK / Danner, WKO / Frankl

Mehr Raum für neues Denken


Kurz & News

Doppel-Jubiläum bei Elektro Ramert Das südoststeirische Familienunternehmen Ramert feierte im Oktober sein 120-Jahr-Jubiläum sowie sein 70-Jahr-Jubiläum als Elektro Ramert. Es ist in Österreich sowie neun Ländern Südosteuropas tätig und beschäftigt 36 Mitarbeiter in den Bereichen Elektrohandel und Elektroinstallation. Der Sitz des Unternehmens befindet sich am Hauptplatz in Feldbach. Die Elektro Ramert GmbH betreut Handelsgesellschaften in Österreich sowie Ost- und Südosteuropa. Zusätzlich werden Spezialkomponenten für speicherprogrammierbare Steuerungen in ganz Europa exportiert. Auch in vielen anderen Branchen zeichnet sich Elektro Ramert als perfekter Partner in puncto Neuplanung oder Umgestaltung aus.

Steirischer Gesundheitspreis „Salus“ 2019 Die Gesundheitsplattform Steiermark vergab am 23. Oktober bereits zum elften Mal den steirischen Qualitätspreis Gesundheit „Salus“. Die diesjährigen Gewinner sind in der Kategorie Gesundheitsversorgung „Delir und Demenz“ – Steiermärkische Krankenanstalten Gesellschaft mbH sowie in der Kategorie Gesundheitsförderung „GeWA: Gemeinsam Wachsen!“ – Ikemba, Verein für Interkultur und Konfliktmanagement. Für LR Christopher Drexler ist die Auszeichnung eine Form der besonderen Wertschätzung.

Heimische Rinder fressen keinen Regenwald

Fotos: Werner Krug, Gesundheitsfonds, LK / Fischer, Conny Pail, Lunghammer, Polsterpics

123.290 Euro für „Licht ins Dunkel“

Steirische Fleischer und Rinderbauern sprechen sich am „Tag des Rindfleischs“ gegen Billigstimporte aus und machen Steirerinnen und Steirern Lust auf Rindfleisch aus der Region. Zu Unrecht wurden die heimischen Rinderbauern in die Klimadebatte gezogen. „Unsere Rinder fressen keinen Regenwald, sondern Gras von unseren Wiesen und Almen“, unterstreicht LK-Vizepräsidentin Maria Pein. Und weiter: „Die heimischen Rinderbauern leisten damit einen wichtigen Beitrag, dass klimaschonend herangewachsenes, hochwertiges Rindfleisch mit kurzen Transportwegen auf unsere Teller kommen kann. Außerdem prägen und pflegen sie die von den Gästen so geschätzte einzigartige Kulturlandschaft in der Steiermark.“

Die Auftaktgala zugunsten von „Licht ins Dunkel“ des Autohauses Pappas Steiermark und der der Zeitschrift „Grazetta“ erzielte mit 123.290 Euro um fast 20.000 Euro mehr als im vergangenen Jahr und damit ein in der Steiermark noch nie dagewesenes Rekordergebnis! Unter den anwesenden Gästen – unter anderem der Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio, FPÖKlubobmann Armin Sippel und der ORF Steiermark Landesdirektor Gerhard Koch –wurden bei dieser Gelegenheit insgesamt 28 Exponate versteigert. Höchstgebote erzielten dabei ein Flug mit der DC-6 und ein maßgefertigtes Dirndl von Bettina Grieshofer.

Pistengütesiegel für neun steirische Skigebiete

Es ist der „Oscar“ der steirischen Seilbahnen: das Pistengütesiegel. Gleich neun steirische Skigebiete dürfen sich heuer über die begehrte Auszeichnung freuen. „Sie steht für höchste Qualität, Vielseitigkeit und Innovationskraft und belegt damit die herausragende Arbeit unserer Unternehmen“, gratulierte Fachgruppenobmann Fabrice Girardoni heute allen Preisträgern im Grazer St. Veiter Schlössl. Erstmals das Gütesiegel verliehen bekam das Skigebiet Mönichwald. Mit rund fünf Pistenkilometern und drei Schleppliften gehört es zu den Kleinskigebieten. Hier gibt es nicht nur familienfreundliche Abfahrten, sondern auch eine große Kinderlandschaft mit Spaß und Action für die kleinsten Besucher.

Steirer ist SpediteurStaatsmeisterschaft Die Staatsmeisterschaften für den Beruf Speditionskauffrau/-mann sind geschlagen. Drei Tage lang kämpften die Teilnehmer in Wien um den Sieg und damit um die Teilnahme bei den EuroSkills im September 2020 in Graz. Der Steirer Tobias Tropper hatte dabei die Nase vorn. Mit 24 Jahren ist der Maturant Tobias Tropper, der bei Kühne & Nagel seine Ausbildung zum Logistiker und Speditionskaufmann abgeschlossen hat, fast schon ein Spätberufener in seinem Job: „Eigentlich wollte ich Lehrer werden, eine Freundin hat mich aber dann für diesen Lehrberuf begeistert.“ Am meisten an seinem Beruf liebt der gebürtige Bad Radkersburger die Herausforderung, Probleme in kürzester Zeit lösen zu müssen.

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Bauen & Wohnen

(v.l.n.r.) Andreas Ringhofer, Johann Seitinger, Gerhard Fabisch und Alexander Passer

Leistbar wohnen und Klima schonen Auf Einladung von LR Johann Seitinger diskutierten am 5. November Fachexperten im Grazer Kunsthaus über die Zukunft des Wohnens. Klimaschutz und die Schaffung von leistbarem Eigentum standen dabei im Mittelpunkt.

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Foto: atarina Pashkovskaya

er Gebäudesektor leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, so LR Seitinger „Hohe Dämmstandards und Heizen mit erneuerbaren Energieträgern schützen nicht nur unser Klima, sondern verringern auch die Betriebskosten. Die Wohnbauförderung sichert mehr als 12.000 Arbeitsplätze und liefert einen großen Beitrag zum Klimaschutz.“

Strategien gegen den Klimawandel Professor Alexander Passer von der TU Graz erklärte, welcher Strategien es bedarf und welche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel vor allem in urbanen Räumen zu erwarten sind: „Es ist unumgänglich, Gebäude, Freiflächen und ganze Viertel vorausschauend zu planen und die klimatischen Veränderungen mit zu bedenken“, so Passer. Ein konkretes Rezept für klimaschonendes Bauen in urbanen Räumen hatte Andreas 74 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Ringhofer vom Holzbauinstitut der TU Graz im Gepäck: „Unser Ansatz zur Nachverdichtung ist die Dachverdichtung.“ Ringhofer setzt auf das große Potenzial der Grazer Gründerzeitdächer, die mit vorgefertigten Holzmodulen effizient, ökologisch und mit Respekt für die historische Substanz bebaut werden könnten. Um die großen Herausforderungen zu meistern, die der Klimaschutz dem Wohnbau abverlangt, und gleichzeitig leistbare Mieten und die Chance auf die Schaffung „leistbaren“ Eigentums zu realisieren, bedarf es neben der Wohnbauförderung vor allem starker Partner in der Finanzwirtschaft. „Eine Forcierung des Bauens im geförderten Segment und zusätzliche Unterstützungen bei der Eigentumsschaffung wären wünschenswert“, so Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse.

Ruhelage in Graz-Straßgang: Vielseitiges und neu sanierte Wohnhaus in ansprechender Wohnlage am Fuß des Kehlbergs mit 6 Zimmern, Wohnküche und 2 Bädern, 1.184m² GF, ca. 150m² WFL, HWB: 117,7kWh, KP: 379.000,Euro, Thomas Kormann, 0316/8036-2597, www.raiffeisen-immobilien.at

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Wochenend-Domizil Nähe Deutschlandsberg: Idyllisches kleines "Knusperhäuschen" (Wfl. 58 m²) in sonniger Ruhelage, Vergrößerung leicht möglich. Gfl. 1210 m², KP 90.000,- Euro. Manuela Roiderer 0664-8184143, www.sreal.at

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Sichrovsky und … rt

Peter Sichrovsky plaude mit dem Maler, Sänger und Dichter Arik Brauer.


Sichrovsky und …

Wiener Schule der Fantasie

Foto: Ouriel Morgensztern

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öchte man sich der Person Arik Brauer nähern und versuchen, ihn zu verstehen, sollte man sich nicht gleich seiner Kunst widmen, den Bildern, Liedern und vielen anderen künstlerischen Aktivitäten, sondern ihm einfach zuhören, wie er den Tag erlebte und überlebte, als nach dem Einmarsch der Deutschen der Terror gegen die Juden in Wien begann: »Ich war damals neun Jahre alt und erinnere mich an jede Sekunde dieses Tages. Wir wohnten in Ottakring, in einem Bezirk in Wien, wo wenig Juden lebten. Ich besuchte dennoch eine jüdische Schule. An diesem Tag, als meine Kindheit endete, ging ich wie jeden Tag in die Schule. Dort herrschte große Aufregung, von einem Pogrom haben alle geredet, und wir Kinder sollten jeweils zu zweit und nicht alleine wieder nach Hause gehen. Jeder wollte, dass ich ihn begleite, denn ich sah überhaupt nicht jüdisch aus. Ich ging zur Werkstätte meines Vaters, der in einer winzigen Küche-Zimmer-Wohnung im 14. Bezirk orthopädische Schuhe herstellte. Nach der Schule aß ich dort immer zu Mittag. Als ich ankam, war die Eingangstür versiegelt. Ich hatte einen Schlüssel, wusste nicht, was das Wachssiegel bedeuten würde, riss es herunter und sperrte die Tür auf. In diesem Moment kam mir die Hausmeisterin entgegen. Heute würde man sie als Antisemitin bezeichnen. Damals war sie eine unter vielen, die Juden einfach nicht leiden konnte. Sie grüßte meinen Vater jeden Tag höflich mit ‚habe die Ehre, Herr Meister‘ und kaum war sie ein paar Schritte weg, murmelte sie, das Judengesind’l sollte endlich nach Palästina verschwinden. Hätten wir nur auf sie gehört. Als sie mich sah, schrie sie mich an, ob ich verrückt sei, die SS-Männer seien im Haus, nahm mich am Arm und stieß mich in die Toilette, die wie in allen Häusern damals am Gang war, und sperrte die Tür zu. Dort saß ich zitternd, bis ich vorsichtig durch’s Schlüsselloch blickte und einen Lastwagen hörte, der vor das Haus fuhr, aus dem mehrere SS-Männer ausstiegen. Sie begannen, die Werkstatt meines Vaters auszuräumen. Vorher regten sie sich noch furchtbar über das entfernte Siegel an der Tür auf, aber die Hausmeisterin sprach von ‚blöden Buben‘, die das heruntergerissen hätten. Ein Mann in Zivil saß auf einem Hocker bei der Tür und schrieb alles auf, was aus der Werkstatt herausgetragen wurde, Lederballen, Leisten und Werkzeuge, sogar die grüne Schürze meines Vaters warfen sie auf das Lastauto. Plötzlich kam einer der SS-Männer und bat die Hausmeisterin, das Klo aufzusperren, doch sie meinte, es sei verstopft, er sollte doch lieber das im ersten Stock benützen. Als die Männer weg waren, sperrte die Hausmeisterin auf und fuhr mich an, ich müsste hier verschwinden. Ich glaube nicht, dass sie wusste, was sie riskiert hatte. Mein Vater hatte weniger Glück und wurde später im KZ ermordet.« Wenn Arik Brauer erzählt, spricht er mit einer fast schon verlorenen Sprache. Manche Wiener behaupten, sie würden am Dialekt erkennen, von welchem Bezirk jemand kommt. Arik Brauer, 1929 in Wien geboren, lebt heute im 18. Bezirk in einer wunderschönen Gründerzeitvilla, nicht weit von Ottakring, wo er aufgewach-

sen ist. Er beherrscht die unterschiedlichen Nuancen des Wiener Dialekts, vom einfachen, reduzierten, derben Akzent der Gegend, wo er aufwuchs und der in seinen erfolgreichen Dialektliedern zu hören ist, bis zur der leicht singenden, noblen Mischung des Wienerisch-Hochdeutsch-Dialekts, wie er in den Villenvierteln des 18. Bezirks gesprochen wurde. In seinen Liedern wie zum Beispiel »Sie hab’n a Haus baut« oder »Köpferl im Sand« klingt die Sprache als hätte er die Gegend der Werkstatt seines Vaters nie verlassen, und er wurde damit einer der Väter des Austropop. Malen und Musik begleiteten ihn sein ganzes Leben. Bereits während des Studiums an der »Akademie der bildenden Künste« gründete er mit Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden und Helmut Lehrer die »Wiener Schule des Phantastischen Realismus«. Gleichzeitig besuchte er die »Musikschule der Stadt Wien«. Neben seinem internationalen Erfolg als Maler wurden seine Langspielplatten Arik Brauer und Sieben auf einen Streich mit dem Erfolgstitel »Goldene Schallplatte« ausgezeichnet.

Einmal Wiener, immer Wiener Als ich Arik Brauer die Städte und Länder aufzählte, in denen er gelebt und als Künstler gearbeitet hatte, konfrontierte ich ihn mit der Frage, ob er sich als Weltbürger oder noch als Wiener fühle, und er reagierte sofort mit der Antwort: »Na sicher als Wiener!« Da müsse er nicht lang überlegen, der sogenannte Heimatbegriff, der jetzt gestreichelt werde, komme ihm lächerlich vor, das sei doch eine Selbstverständlichkeit. Er sei hier aufgewachsen, habe hier die Sprache erlernt und das ließe er sich nicht wegnehmen, egal durch welche Ereignisse. Das müsse allerdings jeder für sich entscheiden. Einer aus dem Zillertal, für den ist vielleicht Österreich nicht die Heimat, nicht einmal Tirol, aber das Zillertal ist es. Sein Dorf wahrscheinlich, dort kennt er jeden Baum, jedes Haus und sogar jeden Hund, das ist seine Heimat. Man fährt später im Leben in der Welt herum und kann sich an verschiedenen Orten zu Hause fühlen, aber die Kindheit prägt einen am stärksten, was die Heimat betrifft. Eine Fremdsprache könne man lernen, einen Dialekt jedoch nicht. Er sei auch kein Tiroler, betont Arik Brauer, auch wenn er die Berge liebe und es ein Teil von Österreich sei. »Ich bin Wiener«, sagt er nicht ohne Stolz, »so einfach ist das.« Die künstlerische Bedeutung des Wiener Dialekts habe er erst in Frankreich erkannt, als es ihm auffiel, dass die französische Sprache das Latein ebenso verändert hätte wie das Wienerisch die deutsche Sprache. Durch das Weglassen vieler Endungen bekam es einen gewissen Fluss und eignete sich ideal für Lieder. Die Kunst, wie zum Beispiel die Malerei, löse sich jedoch von der persönlichen Vergangenheit des Künstlers im Laufe des Lebens. Mit der Begabung, die man mitbringt, beginnt man Erfahrungen einzubauen, Eindrücke aus verschiedenen Orten und verschiedenen Menschen. Dann löse sich das künstlerische Schaffen von der Kinderstube und verselbständige sich. Er selbst habe keinen FAZIT DEZEMBER 2019 /// 77


Sichrovsky und …

Lieblingsmaler, obwohl ihn viele beeinflusst hätten, er sammle auch keine Kunst, er sei kein Sammler, er male lieber selbst.

Bitte nicht läuten Als ich vor der Tür seiner Villa stand, sah ich ein Schild mit »Bitte nicht läuten«. Ich probierte, das Gartentor zu öffnen, doch es war versperrt, versuchte es an einer anderen Tür, auch die ging nicht auf. Ich rief die Nummer an, die man mir gab, eine Frau antwortete und das Gartentor öffnete sich. Dann stand ich vor der Eingangstür des Hauses und klopfte. Niemand reagierte, es gab auch keine Klingel. Nach ein paar Versuchen öffnete ich langsam die Tür und trat ein, sagte immer wieder laut »Guten Tag« und ich sei hier für das Interview, doch niemand antwortete mir, ich ging durch das Vorzimmer mit einem weiterem »Guten Tag« und erreichte einen Raum mit dem Stiegenaufgang und einer weit geöffneten Tür zum Wohnbereich. Überall an den Wänden hingen Bilder von Arik Brauer. Immer noch reagierte niemand auf mein lautes »Guten Tag«. Ich betrat ein Wohnzimmer mit einer einladenden Sitzgruppe, daneben ein großer Esstisch. Dann endlich sah ich Arik Brauer. Hinter dem Esszimmer in einem hellen Raum, das sein Atelier sein musste, saß er vor einem Bild und malte, hörte nichts und sah nichts, völlig konzentriert blickte der neunzigjährige Mann auf ein Bild mit dem Pinsel in der Hand, jenseits der Realität des Alltags. Ich winkte ihm zu, hustete laut, bis er mich bemerkte, aufstand und mich begrüßte. Ich besuchte Arik Brauer kurz nach der Nationalratswahl und wir sprachen über das Ergebnis. Er sei froh, sagte er, dass die FPÖ nicht mehr in der Regierung sei, aber fände es gut, dass es die Partei gäbe, denn das Potenzial, das diese Partei in der Bevölkerung anspreche, sei einfach vorhanden. Er nehme das Theater um die antisemitischen Lieder nicht so ernst. Im Vergleich zu seiner Kindheit komme ihm das hilflose Zittern vor einem neuen Antisemitismus lächerlich vor. Und vom Philosemitismus, der plötzlichen Liebe für Juden, halte er noch weniger, denn es sei billig und koste nicht viel, sich für sie einzusetzen, denn es gäbe kaum Juden in Österreich. Trotz seiner Vorbehalte gegen die FPÖ versuche er das Positive zu erkennen und betont, dass er beeindruckt war, als der damalige Chef der FPÖ, HC Strache, in der Hofburg sagte, wer ein Antisemit sei, sollte bitte nach Hause gehen. »Ich habe Strache einmal getroffen und hatte da keine Berührungsängste«, erzählt Arik Brauer. »Aber ich sagte ihm, ihr habt die Augen im Hinterkopf, ihr schaut dauernd zurück und nicht nach vor. Die Bedeutung der Nation ist nicht mehr relevant, das ist vorbei. Wir tragen heute alle die gleichen Hosen, hören die gleiche Musik, selbst die Kunst ist international und in der Wirtschaft und Forschung wird weltweit Englisch gesprochen. Was überbleibt ist der Heimatbegriff im Dorf im Zillertal. Das ist wichtig und kostbar, muss man aber trennen vom Nationenbegriff. Als ich zum ersten Mal als Student im Zillertal war, konnte ich niemanden verstehen, die sprachen nicht meine Sprache und keiner konnte Hochdeutsch. Heute ist das anders durch eine Vermischung von Kulturen selbst innerhalb eines Landes, auch durch den Fremdenverkehr, das Fernsehen usw. Die Lederhose ist für

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Die Bedeutung der Nation ist nicht mehr relevant, das ist vorbei. ARIK BRAUER

mich das Symbol der Veränderung. Einst ein notwendiges Kleidungsstück, weil der Holzfäller bei seiner Arbeit nicht jede Woche eine neue Hose anziehen konnte, die dann mit neuen Knöpfen an die nächste Generation weitergegeben wurde, verlor sie später ihre Bedeutung, wenn der moderne Holzfäller vor dem Computer sitzt und die Säge steuert. Jetzt ist sie zur Mode verkommen, für Touristen oder besondere Anlässe. Die Bedeutung hat sich verändert, sich dagegen zu wehren, ist einfach lächerlich.« Was ihn viel mehr als die angeblich verlorene Nation aufrege, sei der Eiertanz um Europa. »Wir brauchen ein starkes Europa, mit einer eigenen Außenpolitik und einer Armee. Vielleicht nicht morgen, aber auf jeden Fall übermorgen. Wenn ich höre, dass ein österreichischer Politiker davon spricht, die Interessen Österreichs zu vertreten, kommt mir das absurd vor. Gegen wen eigentlich, gegen China? Wir können uns nicht einmal gegen Ungarn durchsetzen. Wer die Interessen Österreichs stärken möchte, muss Europa stärken«, sagt er energisch und überzeugend. Das Judentum – eine Schicksalsgemeinschaft Auf sein Verhältnis zum Judentum angesprochen, zitiert er Kreisky, der die Mitglieder der jüdischen Religion eine Schicksalsgemeinschaft nannte, die immer als Minderheit unter der Herrschaft einer Mehrheit lebte und die Religion der Mehrheit nicht angenommen hatte. Das treffe jedoch nur auf die europäischen Juden zu, meint er, denn seine Ehefrau, die aus dem Jemen komme, und damit aus dem Judentum der arabischen Länder, sei unter anderen Bedingungen aufgewachsen. Man habe Arabisch gesprochen, Arabisch gegessen, nur die Religion sei eine andere gewesen. Juden seien in den arabischen Ländern weitaus besser integriert gewesen als in Europa, wo Juden aus dem Deutschen sogar eine eigene Sprache entwickelt hätten, das Jiddisch. Christen hätten es da einfacher, ein Christ könne Amerikaner, Italiener oder Afrikaner sein. Bei einem Juden sei das komplizierter, denen würde man zumindest in Europa meist ansehen, dass sie Juden seien. Doch in den letzten Jahrzehnten habe sich auch das verändert. Da die jüdische Religion nicht rassistisch sei und die Weitergabe nur über die Mutter erfolge, konnten zumindest Frauen heiraten, wen sie wollten, die Kinder blieben immer jüdisch.


Foto: Ouriel Morgensztern

Sichrovsky und …

Das Problem bleibe der Antisemitismus, denn ein Jude, der weder Israeli ist, noch Hebräisch oder Jiddisch spricht, auch nicht religiös ist, muss dennoch damit rechnen, als Jude beschimpft zu werden. Daher sehe es Arik Brauer, ähnlich wie Kreisky, als eine Schicksalsgemeinschaft. »Meine Frau erkennt einen Juden auf hundert Metern«, sagt Arik Brauer und lacht. Es hätten sich gewisse Eigenschaften ausgeprägt, die über Jahrhunderte weitergeben wurden, wie zum Beispiel das Lernen als Zentrum des Lebens. In anderen Völkern müssten 14-Jährige einen Löwen erlegen, oder in Sibirien einen Monat in der Kälte überleben, um ein Mann zu werden, physische Aufgaben seien die Voraussetzungen. Bei den Juden muss er sich für seine Bar Mitzvah mit dreizehn Jahren vor der gesammelten Gemeinde hinstellen und die Bibel singen und lernt dafür monatelang. Das habe im Laufe von Generationen einen bestimmten Typ von Menschen geformt, der sich anders aufführt und anders benimmt. Die verschiedensten Eigenschaften bleiben als Erkennungsmerkmale. So hätten die Wiener Juden, als Arik Brauer aufwuchs, nicht mehr Jiddisch gesprochen, sondern Wiener Dialekt oder manche sogar Hochdeutsch. »Man konnte sie dennoch erkennen, weil sie mehr oder weniger ‚gejiddelt‘ haben. Die Kabarettisten machten daraus eine eigene Sprache, ein jiddisch eingefärbtes Wienerisch und mischten hebräische und jiddische Worte in den Wiener Dialekt. Oft betonten sie die Wörter anders und sogar die Satzstellung unterschied sich vom Dialekt der Nichtjuden, und so waren sie eben erkennbar, ob sie wollten oder nicht«, sagt Arik Brauer. Er selbst bezeichnet sich als nicht religiös, doch die jüdischen Feiertage sind ihm wichtig. Zum Neujahrsfest im September kamen seine Kinder und Enkelkinder zu Besuch. Der Tisch im Esszimmer wurde vergrößert und siebzehn Personen seien hier gewesen, obwohl niemand von ihnen religiös ist. Auch den Schabbat am Freitagabend halte er ein, so weit es möglich ist, nicht weil er glaube, eine ‚Kraft außerhalb des Kosmos‘ würde sich dafür interessieren, sondern weil es ein Familientreffen sei, er gerne die Schabbat-Lieder singe, die auch seine Kinder kennen würden. Er schätze diese Tradition, dafür müsse man nicht religiös sein. Eine besondere Position nimmt Arik Brauer in der Diskussion um den sogenannten »importierten Antisemitismus« ein und verteidigt diese kritische Meinung – wie er erklärt – aufgrund seiner Erfahrungen. Der Antisemitismus käme bei vielen Arabern aus der Kinderstube, fast jeder von ihnen habe schon als Kind gelernt, das der Jude etwas »Böses« sei. Er hätte eine andere Grundlage als der europäische, den er den »Fantasie-Antisemitismus« nennt. Der Rassismus der Nationalsozialisten basiere auf einer mystische Schnapsidee, meint Arik Brauer und lacht. Auch den religiös-christlichen sehe er als ein Fantasiegebilde. Arik Brauer ist auch bekannt für seine kritische Haltung gegenüber der Flüchtlingsproblematik. Er schätze den Asylgedanken und findet ihn eine großartige Errungenschaft, doch gleichzeitig verurteilt er die Völkerwanderung der letzten Jahre. Er sei in Ottakring aufgewachsen und wisse, was eine Zinskaserne sei, und

könne sich gut vorstellen, was es für eine Pensionistin bedeute, wenn das Haus voll mit türkischen Kindern ist. Arik Brauer lächelt und meint, manche hätten ihn wegen seiner kritischen Haltung gegenüber dem Islam schon als alten Nazi bezeichnet. Doch die Behauptung, es gebe neben der Religion des Islams den politischen Islam, sei einfach ein Blödsinn. Würde man die Politik weglassen, hätte der Islam keine Funktion mehr. Natürlich könne man nicht jeden als einen Terroristen verdächtigen, die meisten Muslime wollten nur ihr Leben leben und ihre Ruhe haben. Aber die Voraussetzung dafür ist, dass sie den Islam gemäß seiner Schriften nicht ernst nehmen. Wer den Koran kenne und nach ihm lebe, für den könne es nur einen politischen Islam geben. Die Zwänge des Islams als orientalische Lebensweisen zu romantisieren, sei der größte Fehler der westlichen Gesellschaft. Auch in der Problematik des Abschiebens vertritt er einen ungewöhnlichen Standpunkt. Wer sollte jemals die Lage in Afghanistan verbessern, wenn nicht gut ausgebildete Fachkräfte, die man zurückschicken würde? Was bringe es dem Land, wenn sie hier bleiben? Er verstehe auch die Flüchtlingswelle der Syrier nicht. Sie sollten die Stunde null nützen und das Land wieder aufbauen. Wenn in Israel ein Krieg ausbrach, kamen alle zurück, um der Heimat zu helfen. Aus Syrien seien alle jungen Männer davongelaufen, wer sollte dort eine sichere Zukunft aufbauen? Auf neue Projekte angesprochen und was er noch vorhabe, reagiert er gelassen und ruhig. So lange man gesund sei, habe das Alter große Vorteile. Er fühle sich frei wie nie zuvor im Leben. Was früher so wichtig gewesen wäre, sei ihm jetzt völlig wurscht. Er werde noch ein paar Bilder malen und hoffen, dass sie nicht n schlechter seien als die, die er früher gemalt hatte.

Arik Brauer wurde 1929 als Sohn eines jüdischen Schuhmachers in Ottakring geboren. Die NS-Zeit überlebte er in einem Versteck. Nach dem Krieg studierte Brauer bis 1951 an der Akademie der bildenden Künste Wien und gründete mit Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden und Helmut Leherb die Wiener Schule des Phantastischen Realismus.

FAZIT DEZEMBER 2019 /// 79


Der Busen heißt im Wienerischen »Gspaßlaberl«. Das find ich einen der schönsten Ausdrücke.

Lotte Tobisch, Schauspielerin und Autorin, Grande Dame des Wiener Opernballs, 1926–2019

Kulturkaffeehaus

»Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!«

S

Manchmal nutzlos, manchmal sinnlos, manchmal auch interessante Sachen, mal recht wertfrei definiert …

Was sind denn eigentlich Bohemians? Also französisch artikuliert. So frage ich eingangs, bedächtig geben die beiden Mittvierziger Antwort. Das sind Menschen, die in ein Umfeld hineingeboren wurden, in dem sie den Freiraum haben, sich mit anderen als existenziellen Dingen beschäftigen zu können.

Verdient Ihr Geld damit? Als Unternehmer haben wir natürlich das Ziel, den Betrieb wirtschaftlich zu führen. Der große Vorteil unserer Konstellation

Von Michael Petrowitsch

Fotos: Manfred Werner, Archiv (3), Pumpkin Records

Thomas Maitz und Michael Stoiser

o dichtete einst Friedrich Nietzsche. Heimat ist halt auch irgendwie dort, wo das Herz ist. Im gepflegten Kulturcafé zum Beispiel. Wir treffen die beiden Betreiber des Café Wolf, Thomas Maitz und Michael Stoiser, in ihrem Café in der Grazer Annenstraße, das sich innerhalb von drei Jahren zum Treffpunkt der Kulturszene und der Bohemians mit Anspruch gepusht hat. Ein Beispiel von Kulturbetrieb ohne Fördermittel, ohne Businessplan, aber mit Herz (siehe oben) und Authentizität.

80 /// FAZIT DEZEMBER 2019

Ist euer Unternehmen ein Startup? Wir verbinden mit dem Begriff »Startup« eine Möglichkeit, neue Geschäftsideen auszuprobieren, die in wirtschaftlich turbulenten Zeiten wie diesen sicher ihre Berechtigung haben. Mit dem Café Wolf hingegen haben wir einen wunderbaren, geschichtsträchtigen Bestand vorgefunden, der von sich aus Leute begeistern kann und Sehnsüchte erweckt. Der Start fand hier bereits vor ca. 80 Jahren statt – durch subtile Neuprogrammierung fügen wir dem Betrieb nun ein weiteres Kapitel hinzu.

ist es, dass die Geschäftsführung des Cafés nicht unser Hauptberuf ist – vielmehr ein intensives Hobby. Dadurch können wir vieles entspannter angehen und uns bei der Umsetzung von Ideen und Investitionen genügend Zeit lassen. Die Beanspruchung von Krediten, Fremdfinanzierungen und Förderungen haben wir von Anfang an abgelehnt – unser Ehrgeiz ist es, alle Kosten aus dem laufenden Betrieb decken zu können. Durch das Investieren in das Lokal und seine Bespielung hoffen wir, neben einem materiellen Mehrwert vor allem auch einen ideellen Mehrwert generieren zu können. Es gilt, eine Marke aufzubauen, die für spezielle Atmosphäre und Qualität steht. Was wird die Zukunft bringen? Das Café Wolf ist ein Ort, wo sich unterschiedlichste Menschen – unabhängig von ihrem Alter, ihrem Status und allgemeinen Sichtweisen – austauschen. Die Heteroge-


Alles Kultur Hörerlebnis

Das Familienalbum

Die Vorweihnachtszeit kennt viele potentielle Geschenke. Die CD »Sing Sang Song« vereint bekannte Musiker der Gegenwart und spricht mit ihren Kinderliedern Eltern und Nachwuchs gleichermaßen an.

nität des Publikums bringt eine Fülle von Berührungspunkten – kein Abend gleicht dem anderen. All das macht unsere »Zeitkapsel« aus, die wir, so gut es geht, erhalten wollen.

Ist das eine Spaßgeschichte, seid Ihr etwa Bürgerkinder, denen fad ist? Eine Spaßgeschichte ist es im Sinne, dass es uns Spaß macht, etwas zu machen. Die Motivation ist eine andere. Wir sehen uns nicht nur als Motor für die Annenstraße, sondern auch als Vorreiter für die Art von Kulturbetrieb, die wir machen. Die Musik ist uns ein Herzensanliegen, hier vor allem in Zusammenarbeit mit Rainer Binder-Krieglstein als Mitdenker. Wieso macht Ihr das ausgerechnet hier, habt Ihr keine Hobbies? Thomas war hier immer Schulschwänzen; später hat er den alten Wolf immer wieder besucht – so ist die Idee entstanden, das Lokal vor seinem Ende zu bewahren und diesen besonderen Versuch zu wagen. Hier haben wir einen dritten Ort, ein Ort, wohin man kommt und man emotionale Aufladung erfährt. Ein »home away from home«. Im Prinzip das, was sich die meisten bei der Konzeption eines Lokals wünschen. Das Betreiben des Lokals ist unser seelischer Ausgleich neben unseren Hauptberufen als Architekten bzw. Innenarchitekten. Danke fürs Gespräch. Gut so, weiter so! n

Sing Sang Song Zusammenstellung verschiedener Kinderlieder ca. 13 Euro hoanzl.at

Von Peter K. Wagner

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ls Menschen begonnen haben, nicht mehr CDs zu kaufen, sondern Spotify und andere Streamingdienste zu bemühen, ging das Hörerlebnis eines Gesamtalbums gerne verloren. Denn üblicherweise denken sich CD-Macher etwas bei der Reihung von einzelnen Musikstücken. Nun obliegt es der freien Interpretation, warum Paul Plut an achter Stelle der Kinderlied-Kompilation »Sing Sang Song« zu hören ist. Aus persönlicher Affinität war es aber eben das erste Lied, das der Autor dieser Zeilen genoss. Und da hör‘ her! Einem so einen »Weißt du wieviel Sternlein stehen« haben Menschen wohl bisher noch nie gelauscht. Leider war der Sohnemann zu vormittäglicher Stunde ob krippebedingter Verpflichtungen gerade nicht greifbar. Und so war nicht festzustellen, ob die Plut-Interpretation des alten Kinderklassikers samt der unvergleichlich tiefen, pathosgetränkten Stimme des Steirers dem Junior ebenso gut gefällt wie

dem Papa – oder den Nachwuchs vielleicht ein bisschen erschreckt und dieser lautstark die Dauerschleife des Jingles von Feuerwehrmann Sam als Ersatzmusik einfordert. Wobei wir ja wissen, wie das bei Kindern ist: Ob Sams oder kleine Prinzen – nur was Eltern anbieten, kann gemocht werden. »Sing Sang Song« ist für Eltern wie Kinder ein wundervolles Angebot. Denn alle, die beliebte Musiker der Neuzeit, wie »Der Nino aus Wien« oder »Clara Luzia«, mögen, hören deren neue (und alte) Kinderlieder wesentlich lieber an als die einfältiger deutscher Studiosänger der üblichen Nachwuchs-CDs. Auch an die eigene Kindheit wird stets gerne mit Niveau erinnert und der Nachwuchs, der findet an jeglichen Varianten von Gans stehlenden Füchsen sowie im Walde stehenden Männlein Gefallen. Und bis auf die Skepsis ob der Plut’schen Stimmtiefe verdient sich die gesamt 14 Nummern starke Kompilation ausnahmslos die Prädikate: kindergen recht und hörenswert. FAZIT DEZEMBER 2019 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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ährend der Rechtspopulismus bei der Nationalratswahl durch das Ibiza-Video und eine Spesenaffäre einen deutlichen Dämpfer hinnehmen musste, erlebte der Klimapopulismus mit dem Abschneiden der Grünen einen echten Höhenflug. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Mitte-Rechts und Klimapopulistisch-Links miteinander können. Die grünen Verhandler müssen jene linken Marxisten klein halten, die im Klimaschutz bisher schon ein willkommenes Vehikel für ihre antikapitalistische Agenda sahen. Bei den Türkisen gibt es wiederum viele, die dem reibungslosen Regieren mit der FPÖ nachtrauern, und inzwischen auch solche, die selbst in der qualifizierten Zuwanderung aus der EU ein Problem sehen. Sowohl Sebastian Kurz als auch Werner Kogler werden es nicht leicht haben, ihr Verhandlungsergebnis intern durchzusetzen. Außerdem müssen beide mit Störfeuer von außen rechnen. Unter die Quertreiber gesellte sich letzte Woche völlig überraschend auch das so-

Aufpassen auf Querschüsse!

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zialpartnerschaftlich zusammengesetzte Wifo. Einige eher im linken Bereich angesiedelte Wifo-Autoren empfehlen nämlich eine Kohlendioxidsteuer auf Benzin und Diesel von etwa 50 Euro je Tonne Kohlendioxid und begründen das dermaßen hanebüchen falsch, dass wohl nur eine ideologische Absicht dahinter stehen kann. So haben die »Wifo-Experten« nämlich vergessen, dass CO2-Steuern die bisherigen Abgaben ersetzen und nicht ergänzen sollen. Laut Wifo würde ein CO2-Preis von 50 Euro je Tonne eine Mineralölsteuererhöhung von etwa 15 Cent pro Liter erfordern, was dem Finanzminister zusätzliche Einnahmen von etwa zwei Milliarden Euro einbringen würde. Unter der Annahme, dass die Politiker in den Nachbarländern vernünftiger als sie selbst sind und die Spritpreise im Sinne der Wirtschaft und der Bevölkerung unverändert halten, geht das Wifo davon aus, dass diese Steuererhöhung den Tanktourismus auf einen Schlag zum Erliegen bringen würde. Auf dem Papier – und nur dort – würde eine solche Steuerhöhung die Kohlendioxidemissionen des österreichischen Straßenverkehrs tatsächlich deutlich reduzieren. Um soziale Verwerfungen aus dieser Steuer zu verhindern, will das sozialpartnerschaftliche Wifo die Einnahmen als Ökobonus oder als Klimaprämie zusätzlich aliquot auf alle in Österreich lebenden Personen rückverteilen. Allein der Papiertiger, der eine sozial gerechte Rückverteilung, die etwa auch die schlechte ÖPNV-Versorgung der auf dem Land lebenden und daher auf das Auto angewiesenen Pendler berücksichtigt, würde wahrscheinlich einige Hundert Millionen der ominösen zwei Milliarden Euro auffressen. Dazu kommen die Einnahmenverluste bei den Tanktouristen von einer weiteren Milliarde. Eine echte ökologische Steuerreform müsste, wie erwähnt, alle anderen Steuern und Abgaben ersetzen. Da die Zweckbindung der Mineralölsteuer für den Straßenbau bereits in den 80er Jahren zugunsten des Budgets aufgegeben wurde, müsste diese Steuer daher auch gestrichen werden. Bei Dieselfahrzeugen etwa

liegt dies bei aktuell 163 Euro je Tonne CO2. Die Wifo-MöSt-Erhöhung von 15 Cent würde die CO2-Abgabe auf 223 Euro je Tonne steigen lassen. Um auf den vom Wifo geforderten CO2-Preis von 50 Euro je Tonne CO2 zu gelangen, müsste die MöS. daher massiv gesenkt werden. Erst wenn man den aktuellen CO2-Preis auf heimische Treibstoffe mit dem Preis vergleicht, der im Europäischen Emissionshandel bezahlt werden muss, wird das Ausmaß der Belastung klar, die vom Verkehrssektor schon heute erbracht wird. Aktuell kostet die Tonne CO2 für Klimazertifikate »nur« 28 Euro und keine 163. Vielleicht wäre es also besser, die den hohen Umweltkosten des Kfz-Verkehrs Rechnung tragende, hohe österreichische Mineralölsteuer unverändert zu lassen. Wenn die Grünen die Steuerfantasien des Wifo bei den Koalitionsverhandlungen durchsetzen sollten, würden die Transitlaster halt in Rosenheim statt in Kufstein tanken. Die Milliarde, mit der sie bisher für die Benutzung der hiesigen Straßen bezahlt haben, ginge dann jedoch in den deutschen Budgetüberschuss und nicht in unser Defizit. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 18. DEZEMBER 2019!


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