Fazit 153

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fazitmagazin.at

#153

Nr. 153 4/2019 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

FA ZITGESPR ÄCH

Politische Familie

Juliane Bogner-Strauß im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

Juni 2019

FA ZITESSAY

Maryam Laura Moazedi über unseren Umgang mit dem Alter und den Alten Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.

Bulgarien. Der Exodus gefährdet den Aufschwung


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Editorial

Von Christian Klepej

E

s war die Explosion der österreichischen Innenpolitik, die sich letzten Freitag tagsüber langsam ankündigte, in den Abend- und Nachtstunden auf den Samstag auch eine breitere Öffentlichkeit erreichte und die dann Samstag zu Mittag mit dem Rücktritt Heinz-Christian Straches aus all seinen politischen Funktionen einen ersten Riesenknall verursachte. Wenige Stunden später verkündete der Kanzler das Ende der Schwarz-blauen Koalition und stellte Neuwahlen in Aussicht. HC Strache und mit ihm Johann Gudenus sind offenbar Opfer ihres überschaubaren Intellekts geworden, tappten auf der Ferieninsel Ibiza in eine – perfide im Übrigen – Falle und werden genug damit zu tun haben, die Scherben ihrer politischen Karrieren zu studieren. Wie immer der Mißtrauensantrag der Liste »Jetzt« gegen Sebastian Kurz ausgehen wird, ich schreibe diesen Text am 24. Mai, wie lange also diese Übergangsregierung (mit oder eben auch ohne Kurz) Bestand haben wird, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Der Wahltermin wird irgendwann im September sein und erst

Die echten Probleme kommen erst im Herbst auf Österreich zu

dann werden die ernsthaften Probleme unserer Innenpolitik spürbar werden. Dass die ÖVP gute Chancen hat, ihren ersten Platz zu verteidigen, scheint relativ klar, wie weit sie die anderen Parteien hinter sich lassen wird können, ist hingegen reine Spekulation. Eine absolute Mehrheit erscheint unwahrscheinlich und auch eine Koalition mit den Neos wird sich schwer ausgehen. Jetzt bin ich persönlich natürlich nicht besonders erfreut, dass dieses gemeinsame Projekt der Volkspartei mit den Freiheitlichen – dann doch, nach einigen Monaten der gemeinsamen Regierung dachte ich sogar an zwei Regierunsperioden – so schnell gescheitert ist. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass es dem Land gut getan hätte, wäre Österreich die vollen fünf Jahre (oder eben sogar mehr) von dieser Koalition regiert worden. Gut, das ist Geschichte. Was mir aber mehr Sorgen bereitet, als dass die von mir präferierte Mannschaft nicht mehr regiert, ist die für mich ebenfalls in den letzten Tagen explodierende Abneigung vieler Linker auf alles, was mit der ÖVP zu tun hat. Natürlich hat das schon mit der Regierungsbildung begonnen und ist von Monat zu Monat schlimmer geworden, der blanke Hass aber, der nun der ÖVP mit Sebastian Kurz als wichtigster Projektionsfläche entgegenschlägt, ist wahrlich unangenehm und hat nichts mehr mit einer sinnvollen Auseinandersetzung demokratischer Parteien, Strömungen, Lager oder auch Individuen zu tun. So triefen etwa Studenten der Politikwissenschaft oder auch Absolventen dieser interessanten Studienrichtung vor Häme und Zorn, wenn der Name Kurz auch nur fällt. Oder die Falterautorin, deren Arbeit ich an sich sehr schätze, die sich nicht zu blöde war, sich darüber aufzuregen, dass Sebastian Kurz »gegrinst« hätte, als dieser – genauso wie auch der Bundespräsident nur Minuten vor ihm – im Rahmen einer der vielen Pressekonferenzen dieser Tage, auf das Ableben von Niki Lauda einging und dessen Lebenswerk würdigte. Bei der Gelegenheit darf ich die herausragende Leistung von Alexander Van der Bellen betonen, der es eindeutig schafft, ein Präsident aller Österreicher zu sein und mit kühlem Kopf und Herzensver-

stand unser Land durch diese zumindest turbulenten Zeiten geleitet. Ich konnte ihn – als Grünen – nicht wählen, mir war aber immer klar, dass er die richtige Persönlichkeit in der Hofburg ist. Allergrößten Respekt. Und diesen Respekt drücke ich jetzt übrigens nicht nur aus, weil Van der Bellen andeuten ließ, er würde es schätzen, wenn Kurz bis zur nächsten Wahl Kanzler bleibt. Diesem Vorwurf wäre ich bzw. ist die ÖVP nämlich in den sozialen Netzwerken natürlich schon ausgeliefert. (Ich respektiere Alexander Van der Bellen, weil er – lange vor seiner Kandidatur und dann Wahl zum Präsidenten – einer der integersten Politiker dieses Landes ist.) Zurück zum gespaltenen Land. Mit der FPÖ ist offensichtlich so viel Porzellan zerschlagen worden, dass eine neuerliche Koalition mehr als unwahrscheinlich erscheint. Aber leider gilt das eben auch – neben den tiefen inhaltlichen Unterscheidungen, die für sich schon eine Zusammenarbeit sehr nahe am Sinnfreien erscheinen lassen – mit all den linken Kräften im Lande. Ich hoffe und ich gehe davon aus, dass die ÖVP es schafft, nach der nächsten Wahl einen konstruktiven Kurs zu fahren. Ob die Linke dazu imstande ist, wage ich zur Stunde zu bezweifeln. Und das ist nicht gut so. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JUNI 2019 /// 3


Inhalt Fazit Juni 2019 39

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Fotos: Adobe-Stock, Jacqueline Godany, Enlarge, Lisa Mattis, Stiefkind

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Bulgarien

Im ärmsten EU-Mitgliedsland erfüllt sich der Traum vom Wohlstand nur selten. Das ganze Die steirische Ministerin Land leidet unter dem Braindrain. Wir sprachen mit Frauen- und Familienministerin Juliane Bogner-Strauß. Noch unbelastet vom Ibizavideo.

Von der Achtung zur Verachtung

Im Fazitessay beschäftigt sich Laura Moazedi mit dem Umgang mit den Alten. Früher wertgeschätzt, heute oft Belastung.

Begegnung mit einem Unfassbaren

Volker Schögler hat sich mit dem letzten Kaffeehausmaler Österreichs getroffen. Seite 44 Michael Petrowitsch war auf der Biennale. Seite 78 Ausgabe Juni 2019 XVI. Jahrgang Nr. 153 (4/2019) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 54

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Südafrika sucht Stabilität

25 Jahre nach dem Ende der Apartheid kämpft Südafrika um Stabilität, gegen die Korruption und um seine Rolle in Afrika.

Rubriken Editorial 3 Politicks 10 Investor 32 Außenansicht 38 Da Wanko 56 Immobilien 66 Sichrovsky und … 68 Alles Kultur 78 Schluss 82

Im Fazitthema geht es um die Probleme Osteuropas. Am Beispiel von Bulgarien wird klar, wie sehr der Exodus der Bildungseliten dem Aufschwung entgegensteht. Trotz zahlreicher Industrieauslagerungen in das ärmste aller EU-Länder geht die Bevölkerung weiter zurück.

Für das Fazitgespräch trafen wir – noch vor Bekanntwerden des Ibizavideos – Frauen- und Familienministerin Juliane Bogner-Strauß. Die steirische Molekularbiologin kämpft für eine faktenbasierte Frauenpolitik und will die Ideologiesierung der Debatte kleinhalten. So gilt es in der feministischen Szene zwar als Unding, das Frauen- und Familienressort in ein Ministerium zu packen. Bogner-Strauß lässt das jedoch nicht als ernst zu nehmenden Einwand zu. Denn ganz egal, ob bei Väterkarenz, Elternteilzeit oder Familienbonus; Jede Verbesserung im Bereich der Familien bewirke immer auch eine Verbesserung für die Frauen.

Wir besuchten die Premiere von »Vor Sonnenaufgang« im Grazer Schauspielhaus. In der Ewald-Palmetshofer-Adaptierung des Hauptmann-Stückes rückt die Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Spaltung in den Mittelpunkt. Gutes Lesen! -red-

Schlange stehen um gutes Eis

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Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Lektorat AdLiteram

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Sichrovsk die Langeweile id y über eologischer Uniformiertheit.

IMPRESSUM

Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

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Seite 38

Liebe Leser!

Druck Walstead-Leykam

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Jacqueline Godany

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Bild: Adobe Stock

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Fazitthema

Stolz und Vorurteil Text: Peter K. Wagner Übersetzung: Svetoslava Shikova

I

Bulgarien gilt als ärmstes Mitgliedsland der Europäischen Union. Und während die einen Bewohner den großen Aufschwung vermuten, fürchten andere den endgültigen Exodus. Fazit besuchte ein Land auf dem Scheideweg.

n der Spätantike lebten auch in Europa Löwen. Zum Beispiel in Bulgarien. Nur ein Grund, warum das Wappen des Landes drei Löwen eine Heimat bietet und sogar die Bezeichnung der Staatswährung Lew auf die Raubkatze zurückgeht. Als besonders stolz gilt der Löwe in Fabeln, eine Beschreibung, die zugespitzt auch beschreibt, was es heißt, Bulgare zu sein. Denn das Land an der europäischen Ausfahrt zu Asien hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Problemkind einer Wirtschafts- und Währungsunion wie der EU, die Bulgarien in ziemlich allen Rankings abgeschlagen an letzter Stelle sieht, wird man eben nicht von heute auf morgen. »Wir sind ein Volk, das sich Jahrhunderte in den Bergen mit seinen Ziegen verstecken musste«, sagt Borislav Petrov. »Weil wir immer wieder das erste Opfer türkischer Eroberungsfeldzüge nach Westen waren.« Bulgarien ist eben nicht nur ein Land, das sich seit dem Fall des Eisernen Vorhangs neu erfinden muss, sondern auch ein Staat, der nie Zeit hatte, um sich in Ruhe zu einer fortschrittlichen Nation zu entwickeln. So stolz viele Bulgaren auf ihre Heimat sind, so attraktiv ist es gerade für

junge Menschen, das Land zu verlassen. Borislav Petrov, der die Geschichte seines Landes so metaphorisch auf den Punkt bringt, ist so ein junger Mensch. Er war keine 19 Jahre alt, als er 2003 nach Mannheim aufbrach. Ohne ein Wort Deutsch zu sprechen.

Deutsches Know-how, bulgarische Realitäten

»Es war damals sehr trendig, nach Deutschland zu gehen«, sagt er. Er hat in einem italienischen Lokal in Sofia Platz genommen. Gegenüber des Restaurants ist einer der feinsten Gourmettempel der Stadt, das Ahora, in dem ein Mittagsmenü dennoch nicht viel mehr als zehn Euro kostet. Und im gleichen Gebäude, nur ein paar Stockwerke weiter oben, ist die Heimat von Rilabs. Der Firma, die Borislav Petrov gemeinsam mit Vasil Nikolov gründete. Aber was heißt schon Firma. »Wir sind eigentlich ein Start-up«, erklärt Petrov. Auf LinkedIn beschreiben sich die beiden jungen Gründer wie folgt: »Gegründet im Sommer 2017, angetrieben von deutscher Ausbildung und Erfahrung.« Wie Petrov war auch der Geschäftspartner dereinst nach Deutschland aufgebrochen, um

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Fazitthema

sich zu bilden und Karriere zu machen. Beide stammen aus demselben Ort im Süden Bulgariens und kennen sich seit Schulzeiten, sind beide Mitte 30 und überzeugt, den richtigen Geschäftszweig gefunden zu haben: das Internet of Things. Chips für E-Bikes, Wetter- und Luftfeuchtigkeitsmessung in der Landwirtschaft, Bootortung und vieles mehr findet sich im Portfolio der jungen Bulgaren, die bis auf einen leichten Akzent eigentlich mehr an Deutsche erinnern. Das deutsche Arbeitsselbstverständnis, es sei ein anderes als jenes der Bulgaren. Und genau aus dem Grund glauben die beiden daran, mit dieser Arbeitskultur in ihrer Heimat erfolgreich zu sein. Petrov gab für die Selbstständigkeit einen hoch dotierten Job in Zürich auf. »Es musste so sein, dass wir ins Ausland gehen«, sagt Petrov, der in Mannheim Teil einer großen bulgarischen Community war. »So wie wir kommen jetzt viele zurück. Es entsteht etwas in Bulgarien und da wollen wir dabei sein.« Der Durchbruch ist noch nicht ganz geschafft, aber immerhin besteht die Firma bereits aus fünf Mitarbeitern. Es gibt sie, die positiven Geschichten Bulgariens. Gründer wie Borislav Petrov sprühen vor Energie und in jedem ihrer Worte über Bulgarien ist der tiefe Glaube an den Aufbruch und Fortschritt im Land zu spüren. Aber dieser Euphorie steht auch eine andere Realität gegenüber. Das Mindesteinkommen des Landes, das bei 280 Euro monatlich liegt, EU-Gelder, oft in einem korrupten politischen System, eine Vignette wird im Land für Straßen benötigt, die in Österreich schlicht als unbefahrbar gelten würden. Sogar in der Hauptstadt Sofia sind nahezu alle Straßen von Schlaglöchern geprägt, kaum eine Häuserfassade ist nicht sanierungsbedürftig.

Der drohende Exodus

Bild: Adobe Stock

Auch die Fakultät für Wirtschaft und Betriebsökonomie hat schon bessere Zeiten hinter sich. Im zweiten Stock des Gebäudes bittet Professor Cvetan Davidkov, den linken Gang zu nehmen. Alte Schreibtische stehen entlang des langen, dunklen Flurs. Hier liegt auf der linken Seite sein Büro, in dessen vielen Regalen englische und kyrillische Bücher zu finden sind. Darunter auch ein paar, die Davidkov selbst verfasste. 1976 kam er als Student auf die Universität, seit einigen Jahren ist er als Professor tätig. Er erforscht, wie es um die Wirtschaft seines Heimatlandes wirklich steht. Und auch wie es um den Exodus qualifizierter Arbeitskräfte steht. »Alles begann um 1989«, sagt er. Damals, als der Eiserne Vorhang fiel, erhielten die Bulgaren erstmals die Chance, sich ins Ausland aufzumachen. Und nutzten sie. »Seit damals sind Menschen in unterschiedlichen Wellen abgewandert. Natürlich auch nach dem EU-Beitritt 2007.« Und kommen sie nun wieder zurück? Davidkov kann das nicht bestätigen. Im Gegenteil. »Es wurden gerade für 2018 neue Statistiken zur Bevölkerung veröffentlicht«, erzählt er. »Zum ersten Mal in der amtlichen Statistik gibt es in Bulgarien unter sieben Millionen Menschen. Die Prognosen sind nicht optimistisch.« Doch das liegt nicht nur an Auswanderern, sondern auch an der geringen Geburtenrate des Landes und der Tatsache, dass auch Frauen in Bulgarien immer später ihr erstes Kind bekommen, da sie sich beruflich verwirklichen können. Trends, die im gesamten Europa zu beobachten sind.

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Fazitthema

»Wenn ich mit Kollegen in anderen Ländern über Abwanderung von Bulgaren spreche, bekomme ich oft Folgendes zu hören: ‚Es war bei uns nach dem zweiten Weltkrieg dasselbe – es gab keine Arbeit, viele Menschen sind abgewandert und dann begannen sie, zurückzukehren.‘« Dazu muss man wissen, dass das Bulgarien des Jahres 2019 mit der Türkei um den Zuschlag für ein neues VWWerk kämpft. »Wir sind eben ein gutes Land für Outsourcing«, sagt Davidkov, der auch weiß, dass es für viele gut ausgebildete Bulgaren noch immer rentabler ist, im Ausland in einem minderqualifizierten Beruf schlecht zu verdienen als in der Heimat gut. Von der großen Welle der Heimkehr wie Borislav Pektov spricht Cvetan Davidkov nicht. »Ich glaube nicht, dass immer mehr Menschen nach Hause zurückkehren. Es ist eine Tatsache, dass sich die Bevölkerungszahl Bulgariens in jeder neuen Statistik weiter verringert.«

110 Euro Pension monatlich

Wie groß der Aufholbedarf nicht nur im wirtschaftlichen Bereich ist, zeigt die Geschichte von Veneta Ivanova. Ivanova hat auf einer Parkbank im Zentrums Sofia Platz genommen und beobachtet das rege Treiben am Spielplatz. Ivanova ist eigentlich in Pension. Über 30 Jahre lang hat sie als Steuerberaterin gearbeitet. »Vollzeit«, sagt sie. »Aber ich bekomme nur eine Pension von etwa 110 Euro monatlich. Davon kann man nicht leben.« Ivanova ist deshalb aktuell eigentlich nur auf Urlaub in der Heimat. Bald geht es wieder zurück nach Graz, wo sie bei einer älteren Bulgarin, die schon seit Jahrzehnten in Österreich lebt, als 24-Stunden-Pflegerin arbeitet. Als Begleiterin durch den Alltag der pflegebedürftigen Frau verdient sie ein Vielfaches von dem, was sie in ihrem Beruf einst monatlich lukrierte. »Wenn ich früher von dieser Möglichkeit erfahren hätte«, sagt sie, »hätte ich schon vor meiner Pensionierung als Pflegerin gearbeitet.« Geringe Sozialleistungen und der niedrigste EU-Mindestlohn sind nur zwei der vielen Herausforderungen, die Bulgarien kennt. Eine ist auch die Integration der ethnischen Minderheit der Roma. Etwa 750.000 Menschen mit Romahintergrund sollen in Bulgarien leben, bei der letzten Volkszählung gaben aber nur etwa halb so viele Menschen an, Rom oder Romni zu sein. Wer es einmal aus der Mitte der Minderheit zumindest in die Nähe des Bürgertums geschafft hat, leugnet oft seine Herkunft. Die Gründe dafür sind in der Mitte der Gesellschaft ebenso zu finden wie in der Politik. Denn so wie in Mitteleuropa rechtspopulistische Parteien gerne Flüchtlingen die Verantwortung für jegliche Probleme eines Landes geben, sind in Bulgarien Roma das beliebteste Feindbild. Gerade in Wahljahren wie 2019. Bereits Anfang Jänner des heurigen Jahres kam es im Dorf Voyvodinovo, nahe der aktuellen europäischen Kulturhauptstadt Plovdiv, zu Protesten gegen Roma. Zwei Roma hatten einen bulgarischen Soldaten geschlagen. Kollektiv wurde allen Roma des Ortes die Schuld gegeben. Dutzende Menschen mussten aus ihren Häusern und Wohnungen fliehen. Im April kam es in der zentralbulgarischen Stadt Gabrovo nach einer Schlägerei von drei Roma in einem Supermarkt sogar zu pogromartigen Aufständen. 1.200 Menschen zogen durch die Straßen und wollten ihre eigenen

Nachbarn aus der Stadt jagen. »Kommt raus, wir machen Seife aus euch«, skandierte der aufgebrachte Mob. Viele Fenster wurden mit Steinen eingeschlagen, zwei Häuser von Roma wurden sogar niedergebrannt. Daniela Mihaylova ist Anwältin und setzt sich mit ihrer NGO für die Rechte der ethnischen Minderheit ein. »Die Situation wird immer schlimmer«, sagt sie. »Weil es der einfachste Weg für Politiker ist, den durchschnittlichen Bulgaren zu erreichen.« Und sie weiß auch, warum ethnische Bulgaren einen Sündenbock suchen. »Vor 1989 schätzten die Bulgaren die Fürsorge des Staates – es gab Arbeit, Bildung und Urlaub.« Als der Eiserne Vorhang fiel, stand sie gerade vor dem Beginn ihres Studiums. »Meine Klassenkameraden und ich waren damals großer Hoffnung, dass wir eine Gesellschaft werden, in der Menschen dieselben Möglichkeiten haben. Doch die Demokratie stellte dem Land und seiner Bevölkerung viele Hürden in den Weg. Staatliche Betriebe wurden privatisiert, Arbeitsplätze eingespart, der Wirtschaftsmotor stotterte. Wo man ansetzten muss? In der Bildung. Das weiß auch Dejan Kolew. Der Gründer der Bildungseinrichtung Amalipe – das Romanes-Wort für Freundschaft – ist gerade zu einer Konferenz geladen. In einem schönen Anwesen nahe der Hauptstadt der zweiten bulgarischen Republik, der historischen Stadt Veliko Tarnovo. Kolew stammt selbst aus einer Romafamilie. Seine Anwesenheit bei der Veranstaltung allein spricht für seinen persönlichen Aufstieg und noch mehr für seine Arbeit. Mit fast 280 Schulen in ganz Bulgarien kooperiert seine Organisation, um Kinder aus Romafamilien eine Ausbildung zu garantieren. Kolew war ursprünglich einmal Lehrer, seine Organisation bemüht sich, Kindern aus Romafamilien bei der Einschulung zu helfen und sie in der Schule zu halten. Und schafft es in manchen Städten gar, Ghettoschulen mit ausschließlich Romakindern aufzulösen und die Kinder in andere Schulen aufzuteilen. Es gibt nicht den einen typischen Roma Bulgariens, sondern unterschiedliche Gruppen, die mal stark bürgerlich geprägt sind, mal aber gar nur schlechte Bulgarischkenntnisse haben. Und doch ist etwa das Thema der Familiengründungen im sehr jungen Alter nicht nur Vorurteil, sondern in manchen Romafamilien weiterhin präsent. Hier sind Roma gerade alles andere als präsent. Es ist ein sonniger Frühlingstag in der Hauptstadt Sofia. Junge Frauen und Männer haben sich in Schale geworfen und stehen inmitten ihrer Familien, sie lachen und sind bester Laune. Kein Wunder, an diesem Freitag ehrte die Universität gerade ein paar frische Absolventen. Hristina Peleva steht ihre Sponsion noch bevor. Sie studiert Journalismus. »Es gibt keine klare Tendenz, ob junge Menschen lieber ins Ausland gehen oder hier bleiben. Es hält sich in etwa die Waage«, sagt sie. Ihr Blick streift das historische Gebäude vor ihr. Zwei imposante, steinerne Löwen wachen dort links und rechts am Eingang. Und mit dem gleichen Stolz, dem man auch dem Wappentier der Bulgaren zuspricht, sagt sie eindringlich: »Ich habe mich entschieden, in Bulgarien zu bleiben. Weil ich glaube, dass ich es auch von hier aus schaffen kann.«

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Es ist nicht einfach, perfekt zu sein. Aber einer muss es ja sein. Niki Lauda

Fotos: Lechner/HBF, Scheriau

Bundespräsident Alexander Van der Bellen beherrscht die durch das Ibizavideo ausgelöste Krise mit ruhiger und überparteilicher Souveränität.

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Ibiza – die Rolle des Präsidenten Obwohl seine Wahl die Republik anfangs ähnlich gespalten hat wie die Abwahl der Sozialdemokratie aus der Bundesregierung, waren die Österreicher selten zuvor so zufrieden mit ihrem Bundespräsidenten. Alexander Van der Bellen beherrscht die Krise mit ruhiger überparteilicher Souveränität. Er bezieht nicht nur die beteiligten Politiker, sondern auch die Bevölkerung mit ein und versucht, das Vertrauen in die Demokratie zu stärken. Denn nicht nur das, was im Video zu sehen war, sondern auch das, was sich im Anschluss daran in den sozialen Medien getan hat, war atemberaubend schrecklich, hasserfüllt, intolerant und niederträchtig. Auf der einen Seite die Anhänger der FPÖ, die die Affäre mit dem Rücktritt von Vizekanzler Heinz-Christian Strache und FP-Klubchef Johann Gudenus beendet sehen wollten. Auf der anderen Seite die politischen Kleingeldsammler einer ideenlosen Opposition, die endlich die Chance erkannten, den überaus beliebten Bundeskanzler aus fadenscheinigen Gründen mit Strache und Gudenus mit abzuservieren, obwohl Kurz genau das getan hat, was zu tun war. Van der Bellen überzeugte nicht nur mit seinen live im Fernsehen übertragenen Reden, sondern auch seinen Twitter- und Facebookbotschaften wie: »… es gibt keinen Grund, besorgt zu sein. Denn gerade in Zeiten wie diesen, zeigt sich die Eleganz, ja die Schönheit unserer österreichischen Bundesverfassung«, oder »Liebe Österreicherinnen und Österreicher, ich habe eine große Bitte an Sie: Wenden Sie sich nicht angewidert von der Politik ab. Beteiligen Sie sich an Diskussionen«. Besonders beeindruckend war auch der Appell an die politischen Parteien: »Denken Sie jetzt bitte nicht daran, was Sie für ihre Partei kurzfristig herausholen können, sondern denken Sie daran, was Sie für Österreich

tun können …; Fragen Sie nicht ‚Hilft es mir bei der Wahl?‘, sondern fragen Sie ‚Hilft es Österreich?‘« Unser Land hat einen ausgezeichneten Bundespräsidenten.

Ibiza und die Folgen für die Steiermark Auch die Diskussion über den steirischen Landtagswahltermin kocht im Zuge der Ibiza-Affäre wieder hoch. Aus den Aussagen von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ist nämlich herauszuhören, dass er durchaus auch mit einer Vorverlegung der Wahl leben könnte. Denn die Gefahr des Stillstands sei groß, weil das letzte Jahr der steirischen ÖVP-SPÖ-Regierungskoalition zuerst vom Nationalratswahlkampfgetöse und ab Herbst vom einsetzenden Vorwahlkampf in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Wie richtig Schützenhöfer lag, sollte sich nur einen Tag später herausstellen. Denn obwohl der Landeshauptmann klargestellt hatte, dass er nicht als Trittbrettfahrer des Ibizavideos erscheinen wolle und eine Wahlvorverlegung nur im Einvernehmen mit der steirischen SPÖ möglich sei, reagierte Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer äußerst gereizt auf Schützenhöfers Äußerungen. Eine Vorverlegung der Landtagswahl sei ein glatter Wort- und Koalitionsbruch durch die ÖVP, so Schickhofer. Und damit wird es wohl bei den Maiwahlen bleiben. Dabei könnte zumindest eine Zusammenlegung mit der steirischen Gemeinderatswahl, die voraussichtlich im Jänner stattfinden wird, durchaus Sinn ergeben. Den Tausenden ehrenamtlichen Wahlbeisitzern würde sie zumindest einen freien Sonntag einbringen. Eindeutig für die Vorverlegung der Landtagswahl hat sich die grüne Spitzenkandidatin Sandra Krautwaschl ausgesprochen. Sie will den Landtag schon im Herbst gemeinsam mit dem Nationalrat wählen. Ihr Argument ist der ins Haus stehende äu-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

ßerst schmutzige Nationalratswahlkampf, der bis zum regulären Landtagswahltermin seine Fortsetzung finden würde. Krautwaschl wolle der steirischen Bevölkerung ein dreiviertel Jahr Dauerwahlkampf ersparen. Dem am Tag des Strache-Rücktritts mit 99,5 Prozent als FPÖ-Landesparteiobmann bestätigten Mario Kunasek konnte es in der Vergangenheit mit dem vorzeitigen Ende der steirischen Legislaturperiode gar nicht schnell genug gehen. Angesichts der Auswirkungen des Ibiza-Videos sieht er das nun freilich anders: Er wirft dem Landeshauptmann daher Parteitaktik vor, denn offenbar wolle die ÖVP nur wählen, weil sie eine vermeintlich gute strategische Lage für sich ausmache.

Schickhofer für sozialliberales Projekt Lang hat es nicht gedauert, bis der Wahlkampf die steirischen Regierungskoalitionäre erfasst. Denn im Bund steht ein Lagerwahlkampf von Mittelinks gegen Mitterechts ins Haus. »Alle gegen Sebastian Kurz« lautet die Devise. Und auch SPÖChef Michael Schickhofer versucht, seine strategische Position zu verbessern, indem er sich nicht nur an der Bundes-ÖVP, sondern auch an seinem Koalitionspartner, der steirischen ÖVP, reibt. So forderte er kürzlich vor dem SPÖ-Präsidium ein »sozialliberales Projekt«. Jedoch nicht nur für Österreich, sondern auch für die Steiermark. Offenbar hofft Schickhofer auf ein völliges Zerbröseln der FPÖ, denn sonst kann sich eine linke bzw. gesellschaftsliberale Mehrheit aus SPÖ, Grünen und NEOS ja niemals ausgehen. Schickhofer stellte fest, dass Rotschwarz keine Zukunftserzählung sei. Diese Äußerungen sorgen am Karmeliterplatz – dort ist die Zentrale der Steirer-VP – natürlich für Irritation. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler wunderte sich daher, dass Schickhofer mit seiner

Äußerung die steirischen Regierungserfolge schlechtmache. Schwarz-Rot könne durchaus eine Zukunftserzählung sein, so Drexler. Offenbar zweifle der steirische SPÖ-Chef an der Zukunftsfähigkeit der Sozialdemokratie. Die FPÖ kämpft um Geschlossenheit Anders als 2002 – als Folge von Knittelfeld – dürfte den Freiheitlichen der Totalabsturz in die völlige Bedeutungslosigkeit diesmal erspart bleiben. Und das trotz der wesentlich größeren Dimension des Ibiza-Skandals. Der designierte Strache-Nachfolger Norbert Hofer, aber auch der als Innenminister abberufene Herbert Kickl haben in der Kommunikation mit dem FPÖ-Anhang durchaus geschickt agiert. Denn trotz der zur Schau gestellten Korruption und des versuchten Landesverrats durch ihre Parteispitzen hat es die FPÖ zumindest intern geschafft, einen raschen Schlussstrich zu ziehen und noch dazu einen Märtyrer-Mythos um Kickl aufzubauen. Das freiheitliche Narrativ lautet nämlich, Sebastian Kurz habe die unter starkem Alkohol- und Drogeneinfluss getätigten Aussagen im Skandalvideo dazu missbraucht, die FPÖ-Regierungsmitglieder zu eliminieren, und das durch ein unlauteres Ultimatum gegen den erfolgreichsten Innenminister der letzten Jahrzehnte.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer regte die steirische SPÖ an, mit ihm über den Landtagswahltermin nachzudenken, um ein Jahr Stillstand zu verhindern.

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Recht haben

Politik

Die bei Baubehörden aufliegenden Akten und deren Inhalte sind vielfach für unterschiedliche Personengruppen von Interesse. Wer darf bei der Baubehörde in welche Akten Einsicht nehmen? Grundsätzlich steht das Recht auf Akteneinsicht und Anfertigung von Abschriften nur jenen Personen zu, die in einem konkreten Bauverfahren Parteistellung haben. Gemäß § 17 AVG können Parteien grundsätzlich bei der Behörde in die ihre Sache betreffenden Akten Einsicht nehmen und sich von den Akteninhalten an Ort und Stelle Abschriften auf ihre Kosten anfertigen lassen. Dieses Recht kann auch auf dritte Personen, insbesondere professionelle Rechtsvertretungen, übertragen werden. Dieses Akteneinsichtsrecht soll der Partei die Möglichkeit geben, sich durch unmittelbare Einblicke in die Ergebnisse des Ermittlungsverfahrens selbst vorab eine Meinung zu bilden und dadurch genauere Kenntnis vom Verlauf des Verfahrens und den Entscheidungsgrundlagen der Behörde zu haben. Ein derartiges Recht steht aber nicht jenen Personen zu, die bloß ein eigenes persönliches Interesse an einem Verfahrensinhalt haben, allerdings tatsächlich nicht Partei des Verfahrens sind. Die Behörde selbst steht oft in einem Spannungsfeld zwischen Gewährung einer Akteneinsicht und einer Ablehnung derselben. Tatsächlich ist dieses Recht sehr eng gefasst. In der Regel geht die Behörde restriktiv vor. Die Behörde muss abwägen, wer tatsächlich Parteistellung hat und wer nicht. Sollte einer Person Akteneinsicht gewährt werden, die nicht Partei ist, droht eine Amtshaftung. Wird einer Partei die Akteneinsicht verweigert, so stellt dies eine Verfahrensanordnung dar, deren Rechtswidrigkeit erst mit dem Rechtsmittel gegen den abschließenden Bescheid, also in aller Regel mit Beschwerde gegen die Baubewilligung, geltend gemacht werden kann. Wird einer Person, die nicht Partei ist, die Akteneinsicht verwehrt, so ist darüber mit einem gesonderten Bescheid abzusprechen, der wiederum im Instanzenzug bekämpft werden kann. Die Grenzen sind fließend. Ein Beispiel dazu. Grundsätzlich hat ein Nachbar nur ein Recht auf Akteneinsicht, soweit dies zur Wahrung seiner Nachbarrechte notwendig ist. Soweit nun etwa Themen des Stadtbildes oder Brandschutzes betroffen sind, welche grundsätzlich keine Nachbarrechte an sich darstellen, kann ein Nachbar auch kein Recht auf diesbezügliche Akteneinsicht geltend machen. Empfehlung: Ein höflicher, kritischer und professionell begleiteter Weg zur Behörde ebnet öffnet eher Türen und verhilft zur rascheren Akteneinsicht.

Foto: kskp.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. KSKP Rechtsanwälte, 8010 Graz, Am Eisernen Tor 2/II Telefon 0316/8525850, kskp.at

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Recht auf Akteneinsicht

VP-Klubobfrau Barbara Riener sieht das VP-Programm Land.Raum.Zukunft durch die steirische Regierungskoalition in Umsetzung gebracht.

Die Zukunft der Steiermark liegt in den Regionen

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P-Klubobfrau Barbara Riener reiste als Teil einer steirischen Delegation unter Leitung von Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer in die Modellregionen München und Nürnberg. Neben Klubobfrau Barbara Riener haben für die Steirische Volkspartei die Landtagsabgeordneten Peter Tschernko, Hubert Lang, Anton Gangl und Armin Forstner an dieser Reise teilgenommen. Ziel der Reise war es, weitere Ideen für die steirische Regionalentwicklung zu sammeln, um danach über Innovationen für die steirischen Regionen zu diskutieren. Die Delegation besuchte unter anderem die BMW World und die größte Erlebniskugel aus Holz der Welt in Steinberg, die von „Almholz“, einem Unternehmen aus Fladnitz, entwickelt wurde. Sehr interessant waren Gespräche mit „Almholz“-Geschäftsführer Wolfgang Wild, der über seine Herangehensweise an

Kundenwünsche und Ideenentwicklung erzählte. „Die Regionalentwicklung war für die Steirische Volkspartei immer ein zentrales Thema und Anliegen. Schon in unserem Programm Land.Raum. Zukunft. haben wir Strategien, Ideen und Inputs für die steirischen Regionen geliefert, die sich auch im Koalitionspakt sowie in den Arbeitsprogrammen der Regionen wiederfinden. Vieles ist auf den Weg gebracht und wir müssen und wollen unser Tun an den Herausforderungen der Zukunft ausrichten. Deshalb ist die Weiterentwicklung der steirischen Regionen ein permanenter und spannender Prozess, denn es gilt, die Lebensräume für die Steirerinnen und Steirer zu gestalten. Das ist eine schöne politische Aufgabe“, erklärte Klubobfrau Barbara Riener.


Anzeige Foto: MCG / Krug, Wiesner

Auch der kommende Sommer wird von großartigen Open-Air-Veranstaltungen am Messegelände Graz dominiert sein.

Messe Congress Graz setzt auf Ausbau der Infrastruktur

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ach dem trotz kalten Wetters zufriedenstellenden Verlauf des Klassikers Grazer Frühjahrsmesse rückt bei der MCG die Sommersaison mit zahlreichen publikumsträchtigen Konzerten und Events näher. Neben dem Ausbau der Infrastruktur in der Stadthalle und im Congress braucht es auch eine stetige Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Stadt und ihren Verkehrsanbindungen, um die Stellung von Graz als internationalen Tagungsort zu stärken, erklärt MCG-CEO Armin Egger.

Wie sind Sie mit dem Ergebnis der Grazer Frühjahrsmesse zufrieden? Ein breites und erweitertes Angebot hat Ende April und Anfang Mai rund 53.000 Besucher zu uns geführt. Besucherseitig haben wir das prognostizierte Niveau erreicht, wenngleich das kalte und verregnete Wetter an zwei Tagen nicht hilfreich war. Als Resümee lässt sich festhalten, dass wir unsere ehrgeizig gesetzten Ziele diesmal nicht in allen Bereichen

erreicht haben. Einige Themen wurden sehr gut umgesetzt, aber der Verlauf zeigt, dass unsere Entwicklungs- und Erneuerungspotentiale noch besser ausgeschöpft werden müssen.

Was tut sich beim Ausbau der Infrastruktur auf dem Messegelände? Die technische Infrastruktur wird so weit adaptiert, dass wir künftig wesentlich größere Kapazitäten an Zuschauern begrüßen können. Konkret bedeutet das, dass wir für die beiden wichtigsten Show- und Konzert-Settings rund 30 Prozent mehr an Publikum bewältigen können, im reinen Stehplatz-Setting nunmehr 14.520 und in der kombinierten Steh-Sitzplatz-Variante über 11.400 Besucher und Besucherinnen. Die Bestuhlung wird von den Plastiksesseln auf wesentlich komfortablere Sitzgelegenheiten aufgerüstet. Für uns logistisch entscheidender: Ein mobiles, teilautomatisches Tribünensystem wird ab Herbst dafür sorgen, dass wesentlich geringere Auf- und

Umbauzeiten in Kauf genommen werden müssen und auch wesentlich mehr Konfigurationen dargestellt werden können.

Welche Bedeutung hat der Tagungstourismus? Zunächst muss man festhalten, dass die Tagungen von hoher wirtschaftlicher Bedeutung für die Stadt Graz sind, denn der Tagungsbesucher lässt mit 145 Euro pro Person wesentlich mehr Geld in Gastronomie, Geschäfte und Hotellerie fließen als der durchschnittliche Tourist. Um den hohen Standard als Tagungsstandort von Graz weiter zu verbessern, wünschen wir uns den Ausbau der Destinationen am Flughafen Graz wie auch bessere Zugverbindungen im nationalen und internationalen Schienennetz. Als MCG tun wir durch die laufende Modernisierung der Locations wie dem Congress Graz das Unsrige dazu. Mit den Congress Awards würdigen wir als Anreiz alljährlich Veranstalter aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, die sich bei der Durchführung von Tagungen

und Kongressen als Botschafter der Stadt lokal, national und international besonders verdient gemacht haben.

Die heurige Sommersaison verspricht ja besonders tolle Events? Die Besucher erwartet heuer im Sommer ein wahres Feuerwerk an Superstars, am 12. Juni gastiert Placido Domingo mit „Ein klassischer Sommernachtstraum“ am Freigelände der Messe, gefolgt von den Fantastischen Vier am 15. Juni. Am 3. Juli kommt Elton John mit seiner „Farewell Yellow Brick Road Tour“, tags darauf bereits tritt Sting ebenfalls unter freiem Himmel auf. Weitere Höhepunkte sind die beiden brandneuen Festivals Rock in Graz (16.7.) mit Limp Bizkit als Headliner sowie das Kronehit Electric Nation Festival (13.7.) mit Armin Van Buuren und The Chainsmokers als Headliner. Mark Forster (2.8.), die EAV (3.8.) und Bilderbuch (24.8.) machen die Open-Air-Sensation komplett. . FAZIT JUNI 2019 /// 13


Kurz & News

Kurz vor 21 Uhr entstiegen am 8. Mai 2019 zwei Taucher mit Pressluftflaschen der Mur und zeigten den 140 Anwesenden im Amphitheater der Murinsel ihre Schätze: zwei Körbe mit eingesammelten Korallenästen. So geschehen auf der als U-Boot getarnten Grazer Murinsel, auf der die Enthüllung der neuen Schmuckkollektion von Schullin und seine Erklärung des Mythos erfolgte. Die neue Schmuckkollektion wird dominiert von der Koralle, die ja schon seit Tausenden von Jahren als Schmuck mit mystischer Bedeutung getragen wird. Die orange Farbe der Koralle dominiert nicht nur in Schullins neuer Schmuckkollektion, sie wurde mit „Living Coral“ auch von Pantone zur Farbe des Jahres 2019 ausgerufen.

Emissionsfreie Buslinie für Graz

Nach dem Graz bereits österreichweit erste Modelregion für Elektromobilität ist, folgt jetzt der logische und nächste energiepolitische Meilenstein. Für das Projekt „Zero Emission Mobility“ ist Anfang Mai die Förderzusage in der Höhe von 3,3 Mio. Euro eingetroffen. Bgm. Siegfried Nagl betont die Wichtigkeit, den ökologischen Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln voranzutreiben: „Dieses Projekt ist der nächste Meilenstein auf dem Weg hin zu einem schadstofflosen öffentlichen Verkehrssystem. Wir testen neben neuen E-Bussen auch Wasserstoffbusse auf zwei Linien in Graz auf ihre Alltagstauglichkeit.

Kontrollen für fairen Wettbewerb bei Friseuren Im Rahmen einer „Aktion scharf“ haben Finanzpolizei und WKO Steiermark gegen den zunehmend beklagten unlauteren Wettbewerb in der Friseurbranche im Großraum Graz mobil gemacht. Insgesamt 40 Beamten waren dabei im Einsatz, rund 70 Personen wurden in diversen Geschäften kontrolliert. In 60 Prozent der Fälle wurden hierbei Verstöße gegen die Registrierkassenpflicht festgestellt, bei jeder vierten Kontrolle ordnungspolitische Rechtsverletzungen wie gegen das Ausländerbeschäftigungsgesetz registriert. Für WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk, Spartenobmann Hermann Talowski und Friseur-Innungsmeisterin Doris Schneider „eine notwendige Maßnahme zur Sicherung eines fairen Wettbewerbs“.

Fotos: Geopho – Jorj Konstantinov Photography, Foto Fischer

Korallen aus der Mur?

» GRAZ – ENTDECKEN « Erkunden Sie Graz bei einem Stadtrundgang. Wer auf den Geschmack gekommen ist, wählt oft einen kulinarischen Rundgang! ALTSTADT-RUNDGANG: Jänner bis Dezember 2019, täglich 14.30 Uhr KULINARISCHER RUNDGANG: Bis 03.11.2019, Samstag & Sonntag, 10.30 Uhr KULINARISCHER BIER-RUNDGANG: Bis 05.10.2019, Freitag, 17.00 Uhr LENDVIERTEL-RUNDGANG: Bis 18.12.2019, Mittwoch, 18.00 Uhr GRIESVIERTEL-RUNDGANG: Bis 19.12.2019, Donnerstag, 18.00 Uhr INNENHÖFE-RUNDGANG: Bis 27.09.2019, Freitag, 17.30 Uhr SCHLOSSBERG-RUNDGANG: Bis 28.09.2019, Samstag, 11.00 Uhr ABEND-RUNDGANG: 03.07. bis 27.09.2019, Mittwoch & Freitag, 20.30 Uhr NÄHERE INFORMATIONEN UND ANMELDUNG: Graz Tourismus: Herrengasse 16 www.graztourismus.at, T +43 316 8075-0


Kurz & News

Auch dieses Jahr fiel die Wahl des besten Steirischen Kürbiskernöls nicht leicht – in der Gault&Millau-Jury unter Karl Hohenlohe befanden sich die besten Köche Österreichs, darunter Rudolf Obauer, Konstantin Filippou, Silvio Nickol, Hubert Wallner und Max Stiegl. „Gewonnen hat heuer ein besonders elegantes Öl: Feinste Röstaromen und glasklare Kürbiskernaromen vereinten sich zu einem wohlverdienten Sieger“, so Martina Hohenlohe. Zum zweiten Mal in Folge erreichte damit die Ölmühle Kiendler den ersten Rang. Platz zwei ging an Rosemarie Hütter aus St. Ruprecht an der Raab und Rang drei belegte „Steirerkraft“ von Estyria Naturprodukte, ebenfalls aus St. Ruprecht an der Raab.

Soundportal setzt auf Ford Gaberszik

AMS Steiermark besuchte 1.000 Betriebe Einer der vom AMS im Aktionsmonat April besuchten Betriebe war die Firma Buchhauser GmbH Containerdienst – das Unternehmen mit aktuell 30 MitarbeiterInnen kooperiert bereits seit vielen Jahren im Bereich Personalplanung und -qualifizierung mit dem AMS Voitsberg. Im Zuge des Programms „Aqua“ erfolgt derzeit die betriebliche Ausbildung eines Mitarbeiters im Bereich Abfall-Logistik. „Die Aqua-Ausbildung hat rund vier Monate gedauert und wurde von Anfang an vom AMS und der Firma Mentor unterstützt. Die Schulungsinhalte waren individuell auf die Bedürfnisse meines Unternehmens angepasst. Deshalb würde ich die Zusammenarbeit mit dem AMS weiterempfehlen“, betont GF Hannes Buchhauser.

Seit 19 Jahren vertraut Radio Soundportal auf Autos aus dem Autohaus Ford Gaberszik. Mit ihnen wurden pannenfrei Hunderttausende Kilometer mit hohem Sicherheits- und Spaßfaktor zu unzähligen Presse -und Verkaufsterminen bewältigt. Radio Soundportal betreut als stärkstes Medium der Steiermark in der jungen Zielgruppe und als größter Eventveranstalter in Graz seine Kunden und Partner auf allen Wegen mit Ford. Bei der Übergabe der zwei neuen Ford Focus − dem neuen Maßstab in der Business Klasse − strahlten: Radio-Soundportal-Verkaufsleiter Reinhard Holber, Maria Gaberszik, Radio Soundportal GF Christina Vaterl sowie Mario Lercher und Wolfgang Christandl (Verkauf Radio Soundportal).

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Wirtschaft

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icherheit, Selbstbestimmung und Entlastung sind die Gründe für eine Bestattungsvorsorge. Im Alltag unseres Lebens treffen wir jeden Tag bewusste Entscheidungen und nur wenige denken an einen Unfall oder eine schwere Krankheit. Die letzten Wünsche sollten kein Tabuthema sein, gut vorbereitet und offen mit Ihren Angehörigen besprochen werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass es in dieser emotional schweren Zeit für die Hinterbliebenen eine große Erleichterung ist, wenn sie die Wünsche des Verstorbenen kennen und wissen, dass alles geregelt ist. Auch im Falle eines bevorstehenden Verlustes ist es ratsam, sich vorab über das Thema zu informieren um beim Eintreten eines Sterbefalles richtig zu reagieren. Beratung in vertraulichem Rahmen Wenn es auch Ihr Wunsch ist, alles geordnet zu hinter16 /// FAZIT JUNI 2019

lassen und Ihre Angehörigen zu entlasten, beraten wir Sie seriös in einem vertraulichen Gespräch über Ihre Möglichkeiten zu diesen sensiblen Themen und planen gemeinsam mit Ihnen einen würdevollen Abschied nach Ihren Vorstellungen. In der neuen Wolf-Vorsorge-Filiale in der Murgasse 1 in Graz bieten wir Ihnen viel Fachwissen, eine kostenlose Bestattungsvorsorge bis hin zu einer Sterbeversicherung, die die Kosten für das Begräbnis und alles, was notwendig ist, abdeckt. Wir sind uns sicher, es wird für Sie und Ihre Angehörigen ein gutes Gefühl sein zu sagen: „Dann ist alles geregelt.“

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Mit Anfang Mai starteten wieder die mobilen Kunstperformances mit dem Entertainer Manfred Grössler, diesmal mit vielen eigenen Originalstücken und der Unterstützung der Sopranistin Natalya Ryabova. Die von der Hypo Steiermark gesponserte Reihe steht unter dem Motto „GenieGeschichteGraz“, gewidmet den drei großen Künstlern: die steirische Landeshauptstadt hat mit Johann Nestroy, Alexander Girardi und Robert Stolz drei Kulturdiamanten von unschätzbarem Wert. Alle drei alle drei prägen die österreichische Kulturgeschichte sowie Theaterund Operettenwelt bis heute. Jeden 1. Mo. Im Monat um 18 Uhr und jeden 1. Sa. um 10 Uhr. Treffpunkt Schauspielhaus Graz, Voranmeldung nötig: 0664/7355 4581

MCG-Dienstjubilare feiern 345 Jahre

Die einzelnen Mitarbeiter bilden die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Langjährige Mitarbeiter verfügen über ein umfassendes Know-how, das innerbetrieblich an junge Kollegen weitergegeben wird. Die Messe Congress Graz nimmt das immer wieder zum Anlass, Mitarbeiter für ihren langjährigen Einsatz im Unternehmen zu ehren. „345 Jahre haben unsere aktuellen Dienstjubilare gemeinsam für die MCG gearbeitet – darunter in folgender Aufteilung: zweimal 25 Jahre, fünfmal 30 Jahre, dreimal 35 Jahre und einmal 40 Jahre“, erklärte MCG-CEO Armin Egger bei der Ehrung, „die Kolleginnen und Kollegen haben ein wichtiges Stück Messe-Geschichte miterlebt und auch mitgeprägt.“

Internationales Flair beim Schloßbergball

Der einzigartige Mix aus elegantem Ball und cooler Sommerparty startet am 29. Juni um 18:00 Uhr bei der Talstation, und ab 20:30 Uhr sorgen die Society Rookies und Artisten beim Opener für Ballroom-Feeling pur. Rennfahrerin Christina Surer und Formel-1-Legende Mark Webber begleiten das Publikum als rasantes Moderatoren-Duo durch den Abend. Für rhythmische Abwechslung sorgen das „Orchester Sigi Feigl“ und das „Orquesta Fuego Latino“ im Ballsaal Kasematten mit vergrößerter Tanzfläche. Weitere Bands swingen im Restaurant und in den Strohboid-Zelten auf dem Cocktail Green sowie im Genussgarten mit Outdoor-Tanzfläche, und zu späterer Stunde öffnet „Discorama“ seine Pforten.

Fotos: Christine Kipper, Wiesner / MCG, Marija Kanizaj,

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Musikalische Spaziergänge mit Nestroy & Co


Foto: Lunghammer

„Tag der Sonne“ im Kunsthaus Graz Am 3. Mai, dem „Internationalen Tag der Sonne“, lud die Energie Graz in das Kunsthaus zum finalen Workshop für neue Projekte für die Beleuchtung der Kunsthaus-Fassade. „Ein klima- und umweltfreundliches Energiesystem bildet die Basis für die hohe Lebensqualität in Graz. Mit dem Einsatz erneuerbarer Energie, etwa aus unseren PV-Anlagen, holen wir die Sonne in die Stadt. Am Tag der Sonne setzen wir ein Zeichen für erneuerbare Energie, vor allem freut uns die Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern der Grazer Ortweinschule, da das Bewusstsein der Jugend für saubere Energie unser aller Zukunft prägen wird“, so die beiden GF der Energie Graz, Boris Papousek und Werner Ressi.

Neues Roth-Haus in Graz-St. Peter eröffnet

Am 2. Mai wurde das neue Roth-Haus in Graz am St.-Peter-Gürtel 12a eröffnet. In kürzester Bauzeit entstand das fünfgeschoßige Gebäude im Center Ost von Graz-St. Peter mit einem rund 500 m2 großen Showroom. Mehr als 40 Jahre Erfahrung des Roth-Teams, nationale und internationale Einflüsse sind in das Konzept, das in den letzten zwei Jahren intensiv erarbeitet wurde, geflossen. Völlig neu ist das Zusammenspiel der Roth Handwerksleistungen mit innovativen Produkten, gepaart mit Digitalisierung. Der Showroom ist ein Wahrzeichen mit Strahlkraft, ein Raum der Inspirationen und ein Ort der Begegnung. Monatlich finden Fachveranstaltungen statt, wo Experten zu verschiedensten Themen informieren. Fotos: Universalmuseum Joanneum/J.J.Kucek, Fachmarkt Roth, Lunghammer, Journal Graz

Historische Zapfsäule

Im Jahr 1924 wurde am Jakominiplatz Österreichs erste Tankstelle errichtet. Noch im selben Jahr wurden am Gries- und Lendplatz zwei weitere Stationen in Graz eröffnet, ehe erst ein Jahr später Wien seine erste Tankstelle bekam. An die 1964 stillgelegte Tankstelle erinnert nun eine historische Zapfsäule und eine Infotafel. „Schließlich blicken die Tankstellen auf eine 100-jährige Geschichte zurück, die untrennbar mit Mobilität und individueller Freiheit verbunden ist. Diese bewegte Geschichte soll – nicht zuletzt mit der aktuellen Ausstellung ‚Mythos Tankstelle‘ im Volkskundemuseum – im öffentlichen Bewusstsein verankert werden“, erklärt Jürgen Roth, Obmann der Fachgruppe Energiehandel.

Doppelgeburtstag beim Journal Graz

Seit unglaublichen 30 Jahren erscheint die beliebte Regionalzeitung „Journal Graz“ regelmäßig in den Grazer Haushalten. Eigentlich Grund genug für das Riesenfest in der alten Universität in Graz, zum dem die drei Herausgeber, Waltraud und Fritz und Daniela Pertzl luden. Und wenn die Pertzls rufen, dann kommen buchstäblich alle. Neben den Landesregierungsmitgliedern, der Ministerin und dem Bürgermeister feierten 600 Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Kurz im Gespräch mit Klaus Scheitegel, Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen Versicherung

Die Bilanz für das Jahr 2018 weist für die GRAWE AG ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr aus, was hat dazu beigetragen? Das stimmt: Wir konnten unser Ergebnis vor Steuern gegenüber dem Vorjahr um über 17 Prozent steigern, unsere Prämieneinnahmen wuchsen um 5 Prozent. Damit liegen wir weit über dem Marktschnitt; dies auch im Bereich der Lebensversicherung, in welchem die GRAWE ein Prämienwachstum, der Markt hingegen einen Rückgang verzeichnet. Ein Grund hierfür ist, dass 2018 ein vergleichsweise tragbares Schadenjahr war. Ein weiterer Grund liegt in unserer nachhaltigen Wachstumsund Veranlagungsstrategie. Hat der schneereiche Winter Auswirkungen auf die Schadenshöhen gehabt? Tatsächlich waren wir im ersten Quartal 2019 mit einem gewaltigen Winter sowie österreichweiten Starkschnee-Ereignissen konfrontiert. Es gab daher vermehrt Schadensfälle, teilweise auch Großschäden, etwa aufgrund von Schneedruck.

Wie verläuft die geschäftliche Entwicklung der GRAWE Group in den Märkten Südostund Osteuropas? Wir verzeichnen auch auf den südostund osteuropäischen Märkten ein stetiges Wachstum. Unser Ziel ist es, unsere Präsenz in diesen Märkten weiterhin zu erhöhen und unsere Leistungen flächendeckender anzubieten. Ein Schritt in diese Richtung ist uns 2018 mit der Integration der Atos osiguranje (Bijeljina, Bosnien und Herzegowina) in die GRAWE Group bereits gelungen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Ausbau der Kfz-Versicherung auf diesen Märkten. FAZIT JUNI 2019 /// 17


Wirtschaft

Private Banking in der Hypo Vorarlberg Seit über 120 Jahren wirkt die Hypo Vorarlberg im Sinne der finanziellen Belange ihrer Kunden, seit dem Jahr 2003 ist sie auch im Herzen von Graz vertreten.

M

Wie schätzen Sie derzeit die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten ein? Angesichts der internationalen Situation und insbesondere der Haltung der USA gehen viele davon aus, dass die Zinsen noch längere Zeit auf dem aktuellen Niveau verharren werden. Insbesondere die südlichen EU-Staaten würden derzeit und auf absehbare Zeit eine Anhebung der Basiszinssätze wahrscheinlich schlecht verkraften. Andererseits sind das für die Kunden im Hinblick auf Finanzierungen gute Nachrichten, denn die Kreditzinsen könnten weiterhin günstig bleiben. Was heißt das für den Anleger und seine Strategie? Aus Erfahrung lässt sich sagen, dass viele Anleger bei niedrigen Zinsen auf Aktien setzen, um einen Vermögensaufbau zu erzielen. Nach den kurzfristigen Einbrüchen Ende des 18 /// FAZIT JUNI 2019

gen für die Vorsorge. Gerade deswegen ist eine individuelle Beratung so wichtig, die sich an seinen persönlichen Umständen und den Erwartungen orientiert.

Gerhard Vollmann, Leiter Privatkunden und Private Banking Anzeige Foto: Foto Fischer, Hypo Vbg.

it ihrem Angebot im Bereich Private Banking unterstützt die größte Vorarlberger Bank ihre Kunden mit ganzheitlicher Betreuung in sämtlichen Geldangelegenheiten – von der Vermögensanlage über Vorsorgeplanung bis hin zu Finanzierungsfragen. Gerhard Vollmann, Leiter der Privatkundenabteilung und zertifizierter Finanzberater (CFP, EFA) der Hypo Vorarlberg in Graz rät zum schrittweisen Vorgehen bei der Anlage und Besonnenheit auch in Zeiten turbulenter Börsen.

Vorjahres haben sich die Aktienkurse weltweit durchschnittlich um rund 30 Prozent erholt. Dennoch weisen die aktuellen politischen Ereignisse darauf hin, dass die Entwicklung weiterhin von Unsicherheiten geprägt sein könnte, wie der aktuelle Handelsstreit der USA mit China zeigt. Dazu kommen als weitere Faktoren der Brexit sowie Spannungen im Nahen Osten. Andererseits zeigen sich US-Vorwahljahre meist von der freundlichen Seite und Zinserhöhungen sind unwahrscheinlich. Eine Möglichkeit, wie man Risiko eindämmen kann, ist regelmäßig Beträge zu investieren, um zum Beispiel mit Fondskäufen die Durchschnittskurse zu mitteln.

Welche Produkte können Sie hier den Kunden anbieten? Es gibt ein sehr breites Angebot von Anleihen, Zertifikaten und Fonds, sowohl aus dem eigenen Haus als auch anderer Emittenten, die wir je nach Eignung und Risikobewusstsein der Anleger empfehlen können. Das beginnt im Festzinsbereich bei Wohnbauanleihen, die für Privatanleger bis zu vier Prozent KESt-befreit sind, über Garantiezertifikate bis hin von eher Value- oder Momentum-orientierten Aktienfonds. Vieles hängt nicht nur von der aktuellen Einkommenssituation des Kunden ab, sondern auch von seinem Alter, seiner Erfahrung und Zielen sowie seinen Vorstellun-

Wie kann man die Diversifizierung der Anlagen erreichen? Der große Hype um die Anlegerwohnungen neigt sich dem Ende entgegen, aber Immobilienfonds haben sich in der jüngsten Vergangenheit positiv entwickelt. Hier ist insbesondere auf die Qualität zu achten: In den letzten Jahren wurden hier durchaus Zuwächse im niedrigen zweistelligen Bereich erzielt. Daneben sind auch die klassischen Beimischungen von Gold in physischer Form (Münzen oder Barren) in Betracht zu ziehen.

Welche Bedeutung hat Transparenz für den Kunden? Die Transparenz in der Beratung und bei der Kostenstruktur hat seit der Finanzkrise enorm an Bedeutung gewonnen. Aufgrund unserer objektiven Beratung leiten sich nachvollziehbare Investmentprozesse und ein detailliertes regelmäßiges Reporting der Anlageergebnisse für die Information der Kunden ab. Marketingmitteilung im Sinne des WAG.

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er Unternehmer-Monitor des Wirtschaftsbund, für den das Institut IMAS im Jänner 300 steirische Unternehmen befragt hat, zeigt, dass 63 Prozent der heimischen Unternehmer und Unternehmerinnen glauben, dass der Wirtschaftsstandort Österreich sich in die richtige Richtung entwickelt. Vor zwei Jahren (Juli 2017) waren es nur 42 Prozent dieser Meinung. Die Probleme der UnternehmerInnen in der Steiermark sind nicht neu: Auf die

Frage nach den größten Hemmnissen für ihre Arbeit nannten 36 Prozent die Bürokratie. Auf Rang zwei (25 Prozent) folgt der Mangel an Fachkräften bzw. qualifiziertem Personal. Nach der Auflagen- und Gesetzesflut kamen Steuern und Abgaben erst auf Rang vier (12 Prozent). Der Fachkräftemangel und Bürokratieabbau sind auch für den Wirtschaftsbund die wichtigsten Themen, für die er kämpft und sich weiterhin einsetzt.

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Die WBStraßenbahn wird künftig das Innenstadtbild bereichern.

WB-Straßenbahn fährt ab sofort durch Graz D er Wirtschaftsbund Österreich startet mit einem neuen Design nicht nur in den Sommer, sondern auch in die Vorbereitungen auf die Wirtschaftskammerwahl im Jahr 2020. Präsident Josef Herk, WB-Landesgruppenobmann Steiermark, Jochen Pack, Direktor des WB Steiermark und Kurt Egger, Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes, präsentier-

ten die österreichweit erste Straßenbahn im Wirtschaftsbund-Design. Sie wird ab sofort durch die Grazer Innenstadt fahren. „Wir kämpfen weiter für die Entlastung unsere Unternehmer, denn seit dem Wochenende wissen wir − es liegt noch ein weiter Weg vor uns. Wir sind sowohl in der Steiermark, als auch im Bund sehr gut aufgestellt“, so Herk. FAZIT JUNI 2019 /// 19

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Jochen Pack, Direktor des WB-Steiermark: „Die steirischen Unternehmer sehen den Wirtschaftsstandort auf dem richtigen Weg.“

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Kurz & News

Das Meinungsforschungsinstitut IFES erhob in einer bundesweiten Onlinebefragung das Image österreichischer Fachhochschulen und Universitäten. Die Absolventen von FHs zeigen sich danach am zufriedensten mit ihrer Ausbildung. Als Stärken sehen sie mit jeweils weit über 70 Prozent die Praxisnähe, die Aktualität der Inhalte, die technische Ausstattung, Betreuung und Service, Engagement und Betreuung durch Lehrende sowie die zur Verfügung stehenden Lehrmaterialien. „Die erfreulichen Ergebnisse der aktuellen Imageanalyse belegen die hervorragende Arbeit aller Lehrenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Fachhochschulen“, freut sich LR Barbara Eibinger-Miedl.

Erneut Recommender Award für Grawe

Zum 12. Mal in 13 Jahren wurde die Grawe am 15. Mai im Studio 44 in Wien mit dem „Recommender Award“ des Finanz-Marketing Verbandes Österreich (FMVÖ) ausgezeichnet. Sie siegte wiederholt in der Kategorie „Versicherungen bundesweit“. Zusätzlich konnte sich die Grawe im Vergleich zum Vorjahr weiter verbessern und bekam das Gütesiegel „Exzellente Kundenorientierung“ verliehen. „Es freut uns außerordentlich, dass wir uns mit dem Gütesiegel „Exzellente Kundenorientierung“ zum Vorjahr noch weiter verbessern konnten. Diese Auszeichnung bestätigt einmal mehr die großartige Leistung aller Grawe Mitarbeiter im Innen- und Außendienst“, so Grawe Vorstandsdirektor Georg Schneider.

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20 /// FAZIT JUNI 2019

Zwischenbilanz für SPÖ-Leuchtturmprojekte Am 23. April präsentierte die SPÖ Regionalorganisation Graz-Umgebung/Voitsberg ihre Zwischenbilanz zu den Leuchtturmprojekten. In jeder Gemeinde, die von einem SPÖ-Bürgermeister geführt wird, sind Projekte zu den Schwerpunktthemen Bildung, Verkehr, Wohnen sowie Arbeit und Wirtschaft umgesetzt worden. „Wir arbeiten seit geraumer Zeit an den Leuchtturmprojekten“, erläuterte LR Ursula Lackner, Regionalvorsitzende der SPÖ Graz-Umgebung, und verwies auf den Prozess mit vielen Besprechungen und Diskussionsveranstaltungen. Die umgesetzten Projekte motivieren alle Beteiligten, den eingeschlagenen Weg weiterhin zu verfolgen und die Weiterentwicklung in der Region aktiv zu gestalten.

Alltags-Radoffensive für die Steiermark

Jede Veränderung beginnt in den Köpfen der Menschen. „Das gilt besonders für unser Mobilitätsverhalten. In Umsetzung der Radverkehrsstrategie 2025 forciert das Verkehrsressort mit einem umfassenden Förderungsprogramm den Alltags-Radverkehr in unserem Land“, so Verkehrs- und Umweltlandesrat Anton Lang. Mit dem verstärkten Fördermodell wurde ein attraktives Angebot geschaffen, damit sich im Bereich der Radmobilität viel bewegt. Mit der Initiative „GO – Radmobilität Steiermark“ soll laut Lang ein Umdenken erzielt werden.

Fotos: SPÖ GU-Voitsberg, FMVÖ, FH CAMPUS 02 / Melbinger, Land Steiermark

Spitzen-Zeugnis für steirische Fachhochschulen


Foto: Michaela Lorber

Kurz im Gespräch mit

Foto: photoworkers/Riedler

Ulrich Kiendler, GF der Ölmühle Kiendler

(v.l.) V.-Dir. Matthias Heinrich, Gen.-Dir. Martin Schaller, LR Johann Seitinger, Isabell Welpe, IV-Präs. Christian Knill, V.-Dir. Rainer Stelzer und Christian Helmenstein.

Heimische Unternehmen müssen kreativer werden

Die Spitzen der steirischen Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien trafen sich am 24. April zum 30. Konjunkturgespräch. Gastgeber Raiffeisen-Gen.-Dir. Martin Schaller begrüßte etwa 500 Gäste in der RLB-Zentrale in Raaba-Grambach unter dem Motto „Innovationen für Generationen“.

D

ie Steiermark ist „Europameister in der Innovation“, so Schaller, doch es brauche weitere Impulse, denn „Konjunktur passiert nicht, sondern wird gemacht“. So fördert Raiffeisen den Wirtschaftsstandort Steiermark mit Finanzierungen von täglich 11,7 Mio. Euro. Neben der Finanzpower braucht es, so Schaller, aber auch die Kombination aus digitalen Services und individueller Beratung. Als Kooperationspartner blickte IV-Steiermark-Präsident Georg Knill auf ein äußerst erfolgreiches Industriejahr 2018 mit Bruttoanlageinvestitionen in Höhe von 3,6 Mrd. Euro zurück. Auch der Beschäftigungsrekord im Vorjahr war primär von der Industrie getragen. Knill: „Für 2019 sehen wir keine Rezession, aber definitiv eine konjunkturelle Ernüchterung.“ Wie der Wirtschaftsmotor läuft, führte Christian Helmenstein, Chefökonom der IV, aus: „Für die Eurozone und Österreich ist eine Rückkehr zur kon-

junkturellen Normalität zu erwarten.“ Der Ökonom rechnet mit einem stabilen Wachstum von rund 1,5 bis 1,75 %. Mehr Kreativität ist gefragt Isabell Welpe, Professorin für Strategie und Organisation an der TU München, stellte in ihrem Vortrag über „Arbeitswelten der Zukunft“ die These auf, dass Menschen nach wie vor hierarchische Strukturen bevorzugen. In Zeiten der Digitalisierung sei dies nicht mehr das effizienteste Organisationsprinzip. Die durchschnittliche Lebenszeit von Unternehmen sank, führt sie an, von 30 Jahren im Jahr 1984 auf 5 Jahre im Jahr 2018. „Jene Unternehmen werden in Zukunft erfolgreich sein, die sich am besten an die sich ändernden Marktverhältnisse anpassen, die Pole Position am Kunden haben, Netzwerke aufbauen und kreativ sind“, so Welpe.

Sie haben bereits das zweite Mal in Folge den Gault-Millau-Preis für das beste Steirische Kernöl erzielt, was ist Ihr „Geheimrezept“? Wir arbeiten seit Jahren ausschließlich mit unseren Vertragslandwirten aus der Region zusammen. Hierbei achten wir schon bei der Anlieferung des Rohstoffs auf eine gute Qualität. Bei der Verarbeitung achten wir auf eine schonende Röstung, aber Röstdauer und -temperatur betrachten wir als unser kleines Betriebsgeheimnis.

Sie haben als neue Verpackungsform für Kürbiskernöl Dosen eingeführt, welche Vorteile biete das für den Konsumenten? Unser Familienunternehmen war einer der ersten Produzenten, die diesen Schritt wagten. Es hört sich zwar bizarr an, ein schwarzes Öl aus einer Dose zu verzehren, aber vor allem bei der Lagerung kann dieses Verpackungsmaterial punkten. Der 100%ige Lichtschutz und die Vorteile in der Logistik bringen gerade für die Exportmärkte Vorteile mit sich. Rechnen Sie mit einer zunehmenden Nachfrage nach Steirischem Kernöl aus dem Ausland? Auch im Ausland legen die Konsumenten immer mehr Wert auf qualitativ hochwertige Lebensmittel. Unser grünes Gold passt perfekt zu den modernen Ernährungstrends und geschmacklich lässt es sich hervorragend mit den verschiedensten Gerichten kombinieren. Aus diesem Grund reißt der Erfolgszug unseres Produktes im Ausland nicht ab und wir sind zuversichtlich, in den kommenden Jahren weitere Märkte zu erschließen. FAZIT JUNI 2019 /// 21


Fazitgespräch Von Peter K. Wagner und Johannes Tandl mit Fotos von Jacqueline Godany

Politische Familie Frauen- und Familienministerin Juliane Bogner-Strauß über

Politik zum Frühstück und zum Mittagessen, skandinavische Vorbilder und die ökonomische Unvernunft der Österreicherinnen.

22 /// Fazit Juni 2019




Fazitgespräch

Ganz weiß, nahezu steril ist der Boden; fast wie in einem Labor. Doch das Büro von Juliane Bogner-Strauß soll nicht an den früheren Beruf der einstigen Wissenschaftlerin mit Spezialgebiet Biochemie erinnern. Hier steht Helligkeit und Reduktion im Stilbuch.

Auch war die Gastgeberin gar nicht die Planerin. »Ich habe das Büro in dieser Form von Sophie Karmasin übernommen«, sagt sie. Schön sei es, ja. »Aber aufgrund der vielen Fensterfronten kann es im Sommer sehr heiß werden.«

An diesem Donnerstag Anfang Mai ist es draußen kühl genug, um hier oben lediglich die Aussicht genießen zu können. 45 Minuten kann sich die Familien- und Frauenministerin Zeit fürs Fazit nehmen. Und steckt voller Tatendrang. Die Realität des folgenden ausführlichen Gesprächs ist jene vor einem der größten Paukenschläge der modernen österreichischen Politikgeschichte. Denn Ibiza galt damals hierzulande noch ausschließlich als Synonym für Urlaub.

Fazit Juni 2019 /// 25



Fazitgespräch

Frauenpolitik war sehr ideologisch besetzt, aber ich drehe das Ganze um. Ich möchte eben, dass es faktenbasiert ist. Juliane Bogner-Strauß

Frau Minister, Sie kommen beruflich aus keinem klassischen ÖVP-Umfeld, sondern aus einem akademischen und hatten lange eine Professur an der Technischen Universität in Graz. Müssen Sie sich in Ihrem Bekanntenkreis rechtfertigen, Politikerin geworden zu sein? Rechtfertigen musste ich mich noch nie. Ich wüsste auch nicht, wofür. Meine Bekannten haben bedauert, dass ich den Job gewechselt habe. Als Wissenschaftlerin war ich ganz vorne dabei in meinem Gebiet. Aber andererseits haben sie meinen Mut bewundert, diesen Schritt zu setzen. Als Wissenschaftlerin ist man in einem Kämmerchen, in der Politik ist man stets Person öffentlichen Interesses. Das war auch für mich eine große Umstellung.

Wie gehen Sie mit dieser Umstellung um? Ich habe mir einige Dinge zurechtgelegt. Zum Beispiel konsumiere ich abends keine Medien. Es ist teilweise unangenehm, all das, was auf einen einprasselt, mit in den Schlaf zu nehmen. Der Kick der Politik war also die neue Herausforderung? Ich bin politisch aufgewachsen. Mein Vater war sehr lange Gemeinderat und auch Vizebürgermeister. Bei uns gab es Politik zum Frühstück und zum Mittagessen. Christopher Drexler ist ein Jugendfreund von mir. Mein Mann ist auch sehr politikaffin. Außerdem hat er in der gleichen Gasse wie Joschi Krainer gewohnt. Politik war immer in unserem Leben. Als ich gefragt wurde, war ich dennoch sehr überrascht, habe mich allerdings auch sehr gefreut.

Welche Ambitionen leiten Sie aus Ihren ersten eineinhalb Jahren in der Politik ab? So wie es mir aktuell gefällt, kann ich mir eine lange Zukunft in der Politik vorstellen. Ich werde nämlich von der Wissenschaft auch immer wieder gefragt, wann ich zurückkomme. Ich habe allerdings aktuell keine Ambitionen. Sie lassen also zu, dass die Tür zufällt? Nein, meine Tür geht nicht zu. Ich hatte eine assoziierte Professur, die unbefristet ist. Meine Türe würde also nie zugehen. Das ist ein Glück, dass ich in der Wissenschaft so weit gekommen war. Aber dennoch: Ich will mich weiter in der Politik bewegen. Familie, Jugend – vor allem die Frauen – da hau’ ich mich wirklich voll rein. Da ich von der Uni komme, bin ich auch ein großer Freund von

Studien und Fakten. Ich stelle gerne fest, was emotionsbasiert ist und was auf Fakten beruht.

Frauenpolitik ist ein klassisch links besetztes Thema gewesen. Fühlen Sie sich in diesen linken Netzwerken vollwertig akzeptiert? Es gibt stets gute Gespräche mit Vertreterinnen anderer Parteien. Frauenpolitik war sehr ideologisch besetzt, aber ich drehe das Ganze um. Ich möchte eben, dass es faktenbasiert ist. Ein Beispiel: Am Anfang meiner Zeit stand die fürchterliche Diskussion, warum wir die Familie und die Frauen in ein Ressort zusammengelegt haben. Aber ganz ehrlich: Wer sich intensiv mit der Thematik beschäftigt und hinterfragt, wo die Gleichstellung und -behandlung anfängt zu kippen, wo fängt es denn an?

Bei den Familien. Danke. Ich glaube, gerade dort, kann man, wenn man beide Ressorts überhat, zusammen etwas bewegen. Wenn man in der Familienpolitik etwas tut, ist das sicher auch gut für Frauen. Da rede ich etwa von partnerschaftlicher Beteiligung in der Kindererziehung. Es gibt in Österreich ein Recht auf Elternteilzeit und Väterkarenz, aber die Männer nutzen es nicht. 80 Prozent gehen nicht in Karenz und verzichten damit auf den nicht übertragbaren Anteil des Kinderbetreuungsgeldes. Ist das nicht einfach eine Frage des Einkommens? Wer mehr verdient, wird sich weniger beteiligen an der Kinderbetreuung. Ja, aber das ist mir etwas zu kurz gegriffen. Es gibt vor dem ersten Kind kaum eine Einkommensschere in Österreich. Wir Frauen können jahrelang auf Einkommen verzichten? Das ist wirtschaftlich kein Problem? Aber ein Mann, der zwei Monate das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld wählt, das ist nicht möglich? Das funktioniert nicht mit meinem Faktenwissen.

Sie haben selber drei Kinder und nebenbei Karriere machen können. Auch Ihr Mann ist erfolgreich in der Autoindustrie tätig. Wie war das möglich? Wir haben beide davon profitiert, dass man in Österreich bis zum Studienabschluss Gratisbildung erhält. Ich habe zwanzig Jahre lang in Schule und Universität verbracht. Und ich bin stolz, dass meine Eltern mir das ermöglicht haben, vor mir hatte niemand auch nur die Matura gemacht. Dann gab es für mich den Gedanken nicht, mich zurückzulehnen und der Wirtschaft nicht zur FAZIT JUNI 2019 /// 27


Fazitgespräch Verfügung zu stehen. Außerdem hat es mir immer Spaß gemacht. Frauen sind zwar im Durchschnitt besser ausgebildet als Männer – mehr Studienabschlüsse, mehr Maturantinnen –, gleichzeitig wird gesellschaftlich aber erwartet, dass die Frau nach der Geburt des Kindes für längere Zeit zu Hause bleibt oder nur in Teilzeit arbeitet. Ich habe dafür eine Bezeichnung: ökonomische Unvernunft. Das ist durchaus ein Problem Österreichs.

Mussten Sie Ihrem familiären Umfeld beweisen, dass Sie Familie und Karriere unter einen Hut bringen? Natürlich hat meine Mutter mich gefragt, ob ich das wohl schaffen werde. Die Frage hat sie mir auch gestellt, als ich für die Nationalratswahl kandidiert habe. Als ich Ministerin werden konnte, hat sie mich nicht mehr gefragt. Da war sie nur noch stolz. Aber natürlich hört man diese Dinge, wenn man am Land aufwächst. Andererseits haben wir auch viel darüber diskutiert, was es heißt, zu Hause zu bleiben. Ich habe allerdings von meiner Mutter und Großmutter das Arbeiten vorgelebt bekommen. Meine Oma konnte nicht einmal kochen, weil sie stets im Weingarten war. Ich hatte weibliche Vorbilder, die Kinder hatten und gearbeitet haben. Das hat immer funktioniert. Bei mir auch. Aber es ist nicht immer leicht, das ist klar. Man muss viel planen, gute Kinderbetreuung haben und sich die Kindererziehung partnerschaftlich aufteilen. Sonst funktioniert es nicht. Wie geht es Ihrem Mann dabei? Das werde ich öfter gefragt, seit ich in der Politik bin. Aber ich habe auch in der Wissenschaft 60 Stunden die Woche gearbeitet.

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Industrie 4.0 – wir bringen die Steiermark weiter.


Fazitgespräch

Wie geht es Ihnen dabei, Ihre Kinder nicht aufwachsen zu sehen? Haben Sie das schon einmal einen Mann gefragt? Danke, weiter.

Es gibt auch Männer, die sich diese Fragen stellen. Schon, aber meist bekommen Frauen solche Fragen gestellt. Wir bekommen stets solche Fragen gestellt. Einen Mann fragt man das in Österreich nicht. Ich erziehe meine Kinder zu Hause und habe die Chance, diese Stereotypen abzubauen. Die Chance hat jeder zu Hause. Gleichstellung fängt zuhause an. Es gibt Länder, wo diese Stereotypen nicht so verankert sind. Ein Beispiel dazu: Es gibt eine coole Firma in Oberösterreich, die einen Geschäftsführer hat, der sehr familienaffin ist. Er sagte zu mir: Jeder Papa kann bei mir bei den Kindern bleiben, das kann ich planen. Aber ich habe 150 Sportunfälle im Jahr. Ich frage: Ist das kein Problem für die Unternehmen? Im Übrigen ist es Fakt, dass es sich auszahlt für Unternehmen, familienfreundlich zu sein. Es gibt weniger Fluktuation, die Mitarbeitermotivation ist höher und die Krankenstände sind kürzer. Das zweite Thema ist Women Empowerment: Ich appeliere an die Unternehmen, auch dieses Thema als betriebswirtschaftliches Benefit zu sehen. Es braucht zum Beispiel mehr »Topjob-Sharing«, um auch in Teilzeit eine Führungsposition ausüben zu kommen. In den Niederlanden arbeiten die Frauen mehr Teilzeit als bei uns. Es ist aber kein Thema, dass sie dabei Führungsverantwortung übernehmen. Familie und Karriere heißt in vielen Haushalten ja noch immer: Kinder- und Hausarbeit plus Karriere. Helga Konrad war von 1995

Es geht um die Zukunft unserer Kinder Wir fördern und unterstützen Gemeinden in den Bereichen…

Familien

bis 1997 als Frauenministerin tätig. Sie wollte mit der Halbehalbeaktion gesetzlich erreichen, dass die Frauen einen Rechtsanspruch darauf haben, dass die Männer die Hälfte der Hausarbeit erledigen müssen. Hat sich substanziell seit damals etwas geändert? Es hat sich sicher etwas geändert, es gehen ja auch viel mehr Männer in Väterkarenz. Aber noch zu wenig. Wir sind weit entfernt von vielen skandinavischen Modellen, wo sich Männer nicht nur zwei oder drei Monate nehmen. In Island gibt es zwar nur neun Monate Kinderbetreuungsgeld, aber die Aufsplittung drei plus drei plus drei. Wenn der Partner nicht drei Monate nimmt, verfallen sie. In Österreich sind 20 Prozent für den Partner reserviert. Auch die verfallen, wenn man nicht aufteilt. Und weil es immer heißt, Männer können es sich nicht leisten, vom Beruf fernzubleiben: Es können sich offensichtlich 80 Prozent der Familien leisten, nicht das volle Kinderbetreuungsgeld in Anspruch zu nehmen. Deswegen glaube ich nicht so sehr an den wirtschaftlichen Faktor. Sie haben schon vorher angesprochen, dass die Gleichstellung von Mann und Frau nach dem ersten Kind zu kippen beginnt. Ein großes Thema dabei ist der Gender Pay Gap. Was kann man dagegen tun? Die Hälfte der Mädchen entscheidet sich nach wie vor für einen der drei Lehrberufe Frisörin, Einzelhandelskauffrau oder Bürokauffrau. Aber es wird immer besser. Das gilt auch für die Universität. Es werden immer mehr Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Studien, aber auch diese Frauen fallen oft aus dem Karriereschema, weil sie lange in Teilzeit gehen. Ein möglicher Ausweg kann sein, dass beide Eltern ein bisschen reduzieren – etwa auf 30 Stunden. Dann entsteht kein Nachteil.

Jugend • Jugendtheater, Jugendinformation, Spielräume etc. • Kofinanzierung von Jugendzentren und Jugendprojekten in den Gemeinden • Jugendschutz, Bildungsberatung

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Juliane Bogner-Strauß wurde am 3. November 1971 in Wagna geboren. Sie studierte Chemie an der Universität Graz, wo sie ihre wissenschaftliche Karriere startete. Nach ihrem Doktor und einer ersten Universitätsassistenz wechselte sie 2005 auf die TU Graz, wo sie bis zur assoziierten Professorin und stellvertretenden Institutsleiterin am Institut für Biochemie aufstieg. Im Dezember 2017 wurde sie als Ministerin der Regierung Kurz mit den Agenden Frauen, Familie und Jugend betraut. Bogner-Strauß ist verheiratet und hat drei Kinder.

Nach dem sogenannten Ibiza-Video kam es zu einer Regierungskrise in Österreich. Seit dem 3. Juni d. J. ist eine Übergangsregierung im Amt, gleichzeitig schied Bogner-Strauß aus der Regierung aus. Am 5. Juni wurde sie als Abgeordnete zum Nationalrat angelobt.


Fazitgespräch

Haben Sie das schon einmal einen Mann gefragt? Juliane Bogner-Strauß

Eine Ihrer ersten Initiativen als Ministerin war das Pensionssplitting. Warum ist Ihnen das Thema so wichtig? Es gibt etwas Vergleichbares bereits in Deutschland, dort tritt es nach der Scheidung in Kraft. In der Schweiz gibt es das Splitting nur für verheiratete Ehepaare. Mir geht es darum, dass wir eine Pensionsschere von 40 Prozent haben in Österreich, und wir müssen parallele Initiativen setzen, damit die Frauen vor Altersarmut geschützt sind. Der, der sich mehr ums Kind kümmert, soll in der Pension etwas davon haben. Warum nicht die Pensionsversicherungsanteile zwischen den Elternteilen aufteilen? Aber das alleine wird nicht reichen. Wir müssen mehr Bewusstsein dafür schaffen, was lange Teilzeitarbeit für die spätere Pension bedeutet.

Ein großes Thema ist auch die Gehaltstransparenz. Warum? Weil die Einkommensberichte, die es in Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern schon gibt, nicht bekannt genug sind. Eine Studie aus dem Jahr 2015 besagt, dass 60 Prozent der Frauen nichts darüber wissen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürften es lesen, wenn sie zum Betriebsrat gehen. Da haben wir Informationsbedarf. Es gibt gerade ein großes Projekt namens Equal Pay, da sind über 100 Unternehmen dabei und die freuen sich darüber, dass sie herausfinden können, wo die unbewusste Diskriminierung stattfindet. Ich traue mich wetten, dass die meisten Unternehmen unbewusst diskriminieren. Verhandeln Frauen schlechter? Frauen sollten öfter übers Geld reden, 100-prozentig. Und Unternehmen sollten sich überlegen, wie sie Arbeitsfelder bewerten. Da geht es um das Knowhow. Wir haben in Österreich als Ausnahme in Europa einen steilen Lohnanstieg. Wenn ich an Informatikerinnen denke: Warum soll jemand nahe an der Pension besser drauf sein als jemand, der das gerade studiert hat?

dafür gehalten, dass es schön wäre, wenn wir nach der EU-Wahl 50 Prozent Frauen im EU-Parlament hätten. Ich rufe auch immer zu Loyalität und Solidarität auf, dass Frauen Frauen unterstützen bei Wahlen. Da haben wir auch noch Luft nach oben. Frauen sind am besten durch Frauen vertreten. Das sieht man schon auf Gemeindeebene. Wenn Frauen in wichtigen Ämtern zur Hälfte vertreten sind, spiegelt das einfach die Gesellschaft wider.

Muss es gesetzliche Frauenquoten geben? In Aufsichtsräten bringt es was, wie wir gesehen haben. Traurig finde ich, dass die Aufsichtsrätinnen mehr geworden sind, die Vorständinnen aber weniger. Auf der Universität gibt es auch eine Quote. Aber starre Quoten mag ich nicht, wenn ich ganz ehrlich bin. Wenn ich an meinen Mann denke, der in der Automobilbranche tätig ist: Woher nehme ich die Maschinenbauer? Maschinenbauerinnen, um es auf den Punkt zu bringen. Es sind nur sieben Prozent auf der TU Graz und zwölf Prozent auf der TU Wien. Maschinenbauerinnen und Maschinenbauer sind ein gutes Beispiel. Unterbewusste Diskriminierung aufgrund der deutschen Sprache ist ein großes Problem. Auf der Universität wird gegendert, in Medien etwa tendenziell nicht. Wie stehen Sie dazu? Ich gendere immer. Auf der Universität auch. In welcher Form? Ich nenne beide Formen. Sprache schafft Bewusstsein. Ich finde es schade, dass Medien nicht gendern. Warum nicht einmal einen Artikel mit der Frauenministerin komplett in weiblicher Form bringen? Probiert das. Man vergisst immer auf 50 Prozent der Leute. Wir denken darüber nach. Und danken für das Gespräch!

Braucht es Frauenquoten? Ich war gerade im Haus der Europäischen Union und habe beim Europatag eine kurze Rede gehalten. Ich habe dort ein Plädoyer

FAZIT JUNI 2019 /// 31


Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Besteuerung der digitalen Wirtschaft „Wenn es Europa nicht schafft, dann eben Österreich“: Mit diesem Anspruch hat der Finanzminister Anfang April das „Digitalsteuerpaket“ vorgestellt. So sollen Steuerlücken und Schlupflöcher für „digitale“ Unternehmen wie Google, Facebook, Airbnb und Co geschlossen werden. Im Wesentlichen geht es um drei Instrumente: 1. Ab 1.1.2020 sollen Einnahmen aus Onlinewerbung einer Digitalsteuer von 5 Prozent unterliegen (der EU-Kommissionsentwurf sah eine Besteuerung mit 3 Prozent vor), sofern der Werbeleister in Österreich einen Umsatz in Höhe von zumindest 25 Mio. Euro und weltweit einen Umsatz in Höhe von mindestens 750 Mio. Euro erzielt. Erfasst sind Onlinewerbeleistungen, soweit diese Dienstleistungen von Onlinewerbeleistern im Inland gegen Entgelt erbracht werden (z. B. Werbeeinschaltungen auf einer digitalen Schnittstelle wie Bannerwerbung, Suchmaschinenwerbung). Der Österreichbezug der Werbeleistung soll anhand der IP-Adresse des Nutzers hergestellt werden. 2. Im Umsatzsteuergesetz soll eine Haftungsklausel für digitale Vermittlungsplattformen in Zusammenhang mit den Informationsverpflichtungen von Online-Vermittlungsplattformen verankert werden. 3. Die Umsatzsteuerbefreiung für die Einfuhr von Gegenständen, deren Gesamtwert 22 Euro nicht übersteigt (Kleinsendungen), soll abgeschafft werden.

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Ob Österreich damit den großen Wurf macht, bezweifeln viele. Kritiker verweisen auf die Notwendigkeit einer Lösung zumindest auf europäischer Ebene sowie Unklarheiten im Zusammenhang mit der Datenschutzgrundverordnung und der Vereinbarkeit mit geltendem Recht.

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SFG – Ständig neue Rahmenbedingungen Seit Anfang Mai hat die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG mit dem Betriebswirt Christoph Ludwig einen neuen Geschäftsführer, weil sich Burghard Kaltenbeck in den Ruhestand verabschiedet hat. Fazit führte mit Ludwig, der jahrelang leitender Mitarbeiter des Wirtschaftsressorts war, das folgende Gespräch. Sie sind nach Ihrer Tätigkeit als Büroleiter im Wirtschaftsressort als bestgereihter Kandidat für die Nachfolge für Burghard Kaltenbeck aus dem Hearing hervorgegangen. Wie gehen Sie an die Aufgabe heran? Ich kenne die SFG seit vielen Jahren und empfinde eine große Vorfreude für die neue Aufgabe. Aber weil ich auch die Bedeutung der SFG für die weitere wirtschaftliche und strategische Entwicklung der Steiermark kenne, ist mein Respekt entsprechend groß.

Nachdem Sie maßgeblich an der Entwicklung der aktuellen Wirtschaftsstrategie des Landes mitgewirkt haben, sind Sie für die Umsetzung dieser Strategie zuständig. Gibt es diesbezüglich einen Adaptierungsbedarf? Der Landesrätin (Anmerkung: Barbara Eibinger-Miedl) geht es vor allem darum, dass die Steiermark für die zukünftigen Herausforderungen gewappnet und vorbereitet ist. Daran hängen extrem viele Arbeitsplätze. Und weil sich die Rahmenbedingungen ständig und immer rascher ändern, ist es die politische Aufgabe des Wirtschaftsressorts, die vom Landtag beschlossene Wirtschaftsstrategie ständig nachzuschärfen. Das größte aktuelle Problem der Unternehmen scheint die Besetzung der vielen offenen Stellen mit qualifizierten Mitarbeitern zu sein. Wie kann die SFG dabei helfen? Der Fachkräftemangel ist ein Riesenthema für die steirischen Unternehmen. Wir 32 /// FAZIT JUNI 2019

haben als SFG aktuell 15 Förderungsprogramme. Darunter sind neben den Innovations- und Investitionsförderungen auch maßgeschneiderte Qualifizierungsförderungen, mit denen wir das Potenzial auf unserem Arbeitsmarkt besser ausschöpfen wollen. Trotzdem können offene Stellen immer öfter nur mit ausländischen Arbeitskräften besetzt werden … Und das ist gut so. Wir brauchen diese Impulse auf unserem Arbeitsmarkt. Die Steiermark ist über die Grenzen hinaus ein äußerst attraktiver Wirtschaftsraum. Täglich pendeln 10.000 Ungarn und 15.000 Slowenen zu uns ein. Und viele von ihnen werden irgendwann ganz dableiben und unsere Wirtschaft beleben. So alt wie die Wirtschaftsförderung ist wahrscheinlich die Diskussion, ob die kleinen Unternehmen zu Lasten der großen besser gefördert werden sollen. Wie sehen Sie das? Die Steiermark steht wirtschaftlich sehr gut da. Und ich wehre mich dagegen, Klein gegen Groß auszuspielen. Die Steiermark braucht beides. Wir brauchen innovative mittelständische Unternehmen ebenso wie große Leitbetriebe, die mit ihrer Kraft auch andere Unternehmen mitziehen. Wir sehen das täglich bei unseren Netzwerken und in den fünf Clustern, bei denen die Leitbetriebe die Rolle von Impulsgebern für viele kleinere und mittlere Betriebe entlang der Wertschöpfungskette


übernehmen. Von den jährlich etwa 2.500 SFG-Förderungen werden 95 Prozent im Bereich der KMU ausgegeben und nur ein kleiner Teil für Innovationsprojekte und Investitionen der Großbetriebe.

In den letzten Jahren ist das steirische Wirtschaftsbudget stetig kleiner geworden, während etwa die Sozialausgaben stiegen. Wie sinnvoll ist das? Mir liegt es fern, meinen Hundertprozent-Eigentümer, das Land Steiermark, zu kritisieren. Nach mehr Geld zu rufen, wäre ein sehr einfacher Weg. Dennoch hoffe ich, dass es nach Jahren der Konsolidierung ab dem Jahr 2021 wieder mehr Geld für die Wirtschaft aus dem Landesbudget geben wird. Die steirische Wirtschaft ist immer noch »autolastig«. Wie schauen die Konzepte für die Zeit nach dem Verbrennungsmotor aus? Als ich vor 17 Jahren in das Büro des da-

Foto: Harry Schiffer

Wie hoch ist der Anteil der EU-Mittel, die an die Unternehmen fließen? Unter Maßgabe der wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen kann die SFG EU-Mittel einsetzen. Bei einzelnen Förderfällen kann der EU-Anteil bis zu 80 Prozent ausmachen. Aufgrund unseres hohen F&E-Anteils fließen übrigens mehr EU-Mittel in die Steiermark als in jedes andere Bundesland.

Der neue SFG-Geschäftsführer Christoph Ludwig rechnet damit, dass sich die Unternehmen und ihre Strategien in Zukunft öfter an sich ändernde Rahmenbedingungen anpassen müssen. maligen Wirtschaftslandesrates Herbert Paierl gekommen bin, gab es mit dem Auto- und dem Holz-Cluster gerade einmal zwei Clusterorganisationen. Heute haben wir fünf, darunter der mittlerweile äußerst erfolgreiche Mikroelektronik-Cluster. Und der Autocluster wurde erfolgreich

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zum Mobilitätscluster umgebaut. Viele Unternehmen aus dem Mobilitätsbereich werden mit den geänderten Rahmenbedingungen nicht nur überleben, sondern deutlich wachsen können. Danke für das Gespräch.

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Wirtschaft

Steiermärkische Sparkasse:

»Wir denken langfristig« Mit 1. Juni rücken Walburga Seidl und Oliver Kröpfl in den Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse auf. Kröpfl ist unter anderem für das Kommerzkundengeschäft zuständig. Fazit sprach mit ihm über seine Verantwortung und die anstehenden Herausforderungen. Von Johannes Tandl

Es heißt: Wenn die vakanten Top-Positionen intern besetzt werden, geht es einem Unternehmen gut. Die letzten drei Jahre waren für uns tatsächlich besonders gut. Das hat verschiedene, zum Teil auch externe Gründe. Solche Ergebnisse, die in die Nähe von 200 Millionen Euro gehen, wird man nicht jedes Jahr erreichen können.

Meinen Sie mit den externen Gründen die gute Wirtschaftslage? Tatsächlich haben wir wegen der guten Konjunktur und dem niedrigen Zinsniveau extrem niedrige bzw. positive Kreditrisikokosten. Der prozentuelle Anteil des notleidenden Exposure am gesamten Kreditexposure ist mit nur 2,2 Prozent sehr niedrig. Warum ist der NPL-Anteil bei anderen Banken signifikant höher? Ich bin schon seit 19 Jahren im Haus. Und ich weiß noch, dass das Kreditrisikomanagement damals noch überhaupt kein regulatorisches Thema war. Wir haben uns aber schon immer intensiv damit beschäftigt und den Freiraum, den wir bei der Kreditvergabe gehabt hätten, nie voll ausgeschöpft, sondern darauf geachtet, dass unser Kreditportfolio immer sehr gesund war. Sollten die Risikokosten dann steigen? Selbst wenn das Zinsniveau meiner Meinung nach noch lange Zeit so niedrig bleiben wird, muss es irgendwann auch wieder nach oben gehen. Daher wird man ein Ergebnis von fast 200 Millionen Euro nicht zum Standard erheben können. Für uns ist entscheidend, dass wir bei den Betriebsergebnissen stabil aufgestellt sind. Sie meinen die gewöhnliche Geschäftstätigkeit? Und die spiegelt sich in den Betriebsergebnissen wider. Auch diesbezüglich gehören die letzten Jahre zu den besten unserer beinahe 200-jährigen Unternehmensgeschichte.

Warum musste eigentlich Sava Dalbokov dann aus dem Vorstand ausscheiden? Richtig, Sava Dalbokov verlässt den Vorstand und an seiner Stelle kommt Walburga Seidl, die sich unter anderem um das Risikomanagement kümmern wird. Über die Zusammensetzung des Vorstands entscheidet ausschließlich der Aufsichtsrat. Es steht mir nicht zu, dessen Entscheidungen zu kommentieren, außer dass 34 /// FAZIT JUNI 2019

ich mich auf meine kommende Aufgabe freue und mich für das in mich gesetzte Vertrauen geehrt fühle.

Zu etwas ganz anderem. Ein Bekannter hat vor wenigen Tagen über eine Direktbank eine Umschuldung versucht. Mit dem Ergebnis, dass ihm 1,75 Prozent Zinsen auf 15 Jahre für einen Privatkredit ohne besondere Besicherung garantiert wurden. Wie ist das möglich und machen Sie so etwas auch? Solche Angebote findet man am Markt immer wieder. Die Ursache ist primär natürlich das extrem niedrige Zinsniveau. Wie sehen es aber nicht als unser Ziel an, mit Gewalt immer der billigste Anbieter zu sein. Dafür bieten wir auch weiterhin ein dichtes Filialnetz und unsere Serviceangebote reichen weit über das von Direktbanken, die mit allen Mitteln Marktanteile gewinnen wollen, hinaus. Stattdessen versuchen wir, unseren Kunden langfristig die beste Dienstleistung zu bieten. Und langfristig definieren wir nicht mit ein oder zwei Jahren. Immerhin gibt es uns schon fast 200 Jahre lang und viele Generationen von Mitarbeitern haben vor uns die gleichen Ziele verfolgt und das Unternehmen weiterentwickelt. Der Wohnbau boomt, die Wirtschaft brummt. Wie lange, glauben Sie, werden diese hervorragenden Zeiten für einen Bankvorstand, dem das Geschäftsfeld Kommerz unterstellt ist, noch andauern? Wir sind bei der Finanzierung von Wohnbauträgern seit vielen Jahren der Marktführer in der Steiermark und werden unsere Immobilienkunden auch weiter begleiten. Ich sehe da in den nächsten Jahren keine dramatische Veränderung. Dass die Entwicklung der Grundstückspreise und der Baukosten dazu führt, dass langsam auch ein Kostenniveau erreicht wird, bei dem sowohl unsere Kunden als auch wir etwas vorsichtiger sein müssen, ist dennoch klar. Für mich ist daher die Erfahrung der Immobilienkunden ein entscheidender Faktor bei der Finanzierung. Warum sind die Firmenkundenkredite der Steiermärkischen dann so stark gewachsen? Die größten Steigerungsraten hatten wir in den letzten Jahren bei den KMU-Finanzierungen. Und das obwohl uns als Steiermärkische Sparkasse immer ausgezeichnet hat, dass wir uns beim Finanzierungsgeschäft nicht exzessiv an die Konjunkturzyklen anhängen.

Sie sind über dem Markt gewachsen. Wo kommen die Kunden her? Wir sind in den letzten beiden Jahren im klassischen KMU-Geschäft tatsächlich um zwei bis drei Prozentpunkte über dem Markt gewachsen. Wir nehmen gerade bei den kleineren KMU wahr, dass wir da nun eine bessere Expertise haben und es zu

Foto: Steiermärkische Sparkasse

Sie folgen in wenigen Tagen Franz Kerber im Vorstand nach. Wie gehen Sie mit der Verantwortung um? Ich übernehme mit Freude und gesundem Respekt eins zu eins das Portfolio von Franz Kerber, der in den wohlverdienten Ruhestand gewechselt ist.


Wirtschaft

»Wir sind in den letzten beiden Jahren im klassischen KMU-Geschäft tatsächlich um zwei bis drei Prozentpunkte über dem Markt gewachsen.« Oliver Kröpfl

beachtlichen Kundenzuflüssen bei uns kommt. Trotz des herausfordernden Wettbewerbs gibt es also für uns Wachstumsmöglichkeiten …

… indem Sie Geschäfte machen, die andere ablehnen? Keinesfalls, aber Mitbewerbern, die in Hochkonjunkturphasen noch offensiver sind als wir, fehlt dann in den konjunkturschwachen Phasen oft die Kapitalsubstanz. Daher können wir dann auch Projekte finanzieren, aus denen sich andere zurückziehen. Daher glaube ich, dass auch in den nächsten zwei bis drei Jahren mit schönen Wachstumsmöglichkeiten zu rechnen ist. Und wir sind eigenkapitalmäßig so gut aufgestellt, dass wir trotz der Regulatorien dort wachsen können, wo es der Markt verträgt. Meinen Sie da auch die Auslandsmärkte? Wir sind mittlerweile auf dem gesamten Balkan gut aufgestellt. Besonders in Nordmazedonien, Serbien, aber auch in Bosnien hatten wir letztes Jahr ein schönes Wachstum. Aber ich bin für den Markt in der Steiermark zuständig …

Von der Zinsmarge kann keine Bank mehr leben. Wie bleibt die Steiermärkische Sparkasse, die den privaten und kommerziellen Regionalmarkt finanziert, dennoch ertragreich? Die Zinsmarge hat sich wegen der Niedrigzinspolitik tatsächlich dramatisch entwickelt. Dennoch sind es für uns immer noch die wichtigsten Erträge, die wir aus dem Zinsgeschäft lukrieren. Bei uns haben sich daneben die Provisionserträge gut entwickelt, und im Firmenkundengeschäft ist vor allem der Zahlungsverkehr eine entscheidende Ertragsquelle geworden.

gemeinsam mit Erste Bank und Sparkassen entwickelt werden, besser am Markt einführen. Das geht natürlich nur gemeinsam. Und zwar nicht nur wegen der Kostenvorteile, sondern auch aufgrund des Know-hows. Gemeinsam sind wir jetzt für unsere Firmenkunden mit Telebanking Pro auf den Markt gegangen. Das ist ein auch für Fintec-Drittanbieter offenes Finanzökosystem. Wir sind da eine Spur schneller und weiter als der Mitbewerb und bemerken anhand der vielen positiven Rückmeldungen bereits, wie wichtig das für unsere Kunden ist. Über Telebanking Pro können unsere Kunden auch mit Drittanbietern, wie Kreditschutzverbänden, Versicherungen und Informationsdienstleistern, interagieren.

Noch einmal zurück zum Kreditgeschäft. Man liest immer wieder von alternativen Unternehmensfinanzierungen wie Crowdfunding. Sehen Sie darin eine Konkurrenz für die klassische Bank? Am österreichischen Markt gibt es, wenn man es quantitativ betrachtet, keine wirkliche Konkurrenz zur Bankenfinanzierung. Es kann aber sinnvolle alternative Ergänzungen geben, mit denen junge Unternehmen, die sich im Wachstum befinden, ihre Eigenmittelausstattung stärken und so einen Hebel zur Bankfinanzierung schaffen. Wir sehen uns als den Kunden verpflichtet und müssen in unserer gesamten Angebotspalette für hervorragend funktionierende Lösungen sorgen. Dazu gehören alternative Finanzierungsinstrumente bei der Unternehmensfinanzierung ebenso wie die Integration neuester Fintec-Angebote, etwa Apple-Pay, im Bereich des Zahlungsverkehrs. Herr Kröpfl, vielen Dank für das Gespräch.

Ich nehme an, Sie können die teuren technischen Entwicklungen, die

FAZIT JUNI 2019 /// 35


Fünf Superradler auf steirischen Radwegen Bereits um 1900 war Graz die Fahrradhochburg Österreichs, und weil die Steiermark heute Radwege in Hülle und Fülle hat, feiert der Radsommer heuer seinen Auftakt mit den fünf Superradlern. Ab sofort wird gepostet, gefilmt und fotografiert, um Gusto auf den Steiermark-Radurlaub zu machen.

F

ür Genussradler geht’s quer durch die Südsteiermark nach Ober-Graz. Die Trekkingradler treten entlang der großen Flüsse Mur, Mürz, Raab und am Thermenradweg in die Pedale. Mountainbiker erklimmen ausgewählte Touren in den Regionen Murau-Murtal, Hochsteiermark, Schilcherland und Schladming-Dachstein. Insgesamt bestehen im ganzen Land 33 Themenradwege mit 1.100 km bzw. gesamt 140 Radwege mit rund 4.500 km. Den

Mountainbikern stehen rund 170 MTB-Touren mit 4.600 km zur Verfügung. „Wie im vorigen Sommer die Superwanderer, werden heuer die Superradler Lust auf die Steiermark machen und die Steiermark als hervorragende Raddestination mit langer Geschichte seit 1870 positionieren“, erklärt Steiermark-Tourismus-GF Erich Neuhold. steiermark.com/superradler

Anzeige Foto: Steiermark Tourismus / Jürgen Hammerschmid

Die fünf Superradler bei der Präsentation im Rahmen des Steiermark-Frühlings am Wiener „Radhausplatz“.

Kurz & News

Steiermark ist Österreichs Wellnessregion Nr. 1 Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft sowie der Reiseveranstalter travelcircus bewerteten Wellnessregionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz anhand von fünf Bewertungskriterien für den Wellnessreport 2019. Die Steiermark konnte dabei mit ihrem Angebot zwischen Thermen- und Vulkanland und dem Ausseerland erfreulicherweise den ersten Platz in der Österreich-Auswertung erzielen.

Gute Bilanz für die Energie Graz

Die Energie Graz konnte bei einem Umsatz von 184 Mio. Euro im Jahr 2018 ein Jahresergebnis von 6,5 Mio. Euro erzielen und damit an das gute Ergebnisniveau der Vorjahre anschließen. Rund 26 Mio. Euro wurden 2018 in die Grazer Energieversorgung investiert und damit ein wichtiger Beitrag für die regionale Wertschöpfung geleistet. Neben den Energienetzen für Strom, Erdgas und Fernwärme wird insbesondere in ökologische Projekte und erneuerbare Energie investiert. So stehen jeweils ca. 4 Mio. Euro für die Zukunftsfelder Photovoltaik und Ladeinfrastruktur für Elektromobilität zur Verfügung.

Buntes Angebot auf der Grazer Frühjahrsmesse

Fazit lädt zum Schokodinner

Foto: mp09

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36 /// FAZIT JUNI 2019

as gibt es Schöneres, als im Wonnemonat Mai ein romantisches Dinner zu zweit zu genießen? Fazit und das Restaurant MP09 lädt zwei Paare zu einem solchen ein. Geniessen Sie einen Abend im MP09 mit der neuesten Kreation des fantasievollen Mahl-Künstlers Robert Ferstl: ein viergängiges Schokoladenmenü der Extraklasse! Erwarten Sie das Unerwartete und überraschende Kompositionen mit Schokolade. Nennen Sie uns Ihren Grund, warum Sie Fazit lesen, und gewinnen Sie ein Schokodinner für zwei Personen. Mailen Sie Ihre Antwort an office@wmedia.at Die beiden schnellsten Einsendungen gewinnen.

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Ganz nach dem Motto „ohne Frühjahrsmesse kein Frühling“ zog es von 26. April bis 1. Mai 53.000 Besucher aufs Grazer Messegelände. Und hier erwartete sie ein buntes Angebot: Vom Österreichischen Bundesheer im Messepark über die Highloop-Schaukel im Sportbereich bis hin zum beliebten Break Dance im Vergnügungspark gab es wieder jede Menge aufregende Attraktionen.


Foto: Bank Austria

Kurz im Gespräch mit

Foto: AUVA/Lippitsch

Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark der UniCredit Bank Austria

Die Brille mit „View Point System“ trägt zu mehr Arbeitssicherheit bei.

Mit den Augen eines Staplerfahrers Eine neue Brille, genannt „View Point System“, trägt zu mehr Sicherheit am Arbeitsplatz bei. In der Erprobung bei Magna Presstec hat sie sich bestens bewährt. Die View-Point-Brille kann helfen, kritische Situationen zu erkennen, bevor Unfälle passieren. Das Videomaterial wird für Sicherheitsschulungen verwendet.

S

chwere Unfälle im innerbetrieblichen Verkehr sind in Österreichs Betrieben leider keine Seltenheit. Die Gründe für diese Art von Unfällen sind vielfältig und nicht immer trifft die Schuld den Staplerfahrer. „Der Einsatz einer neuen Brille, dem sogenannten ‚View Point System‘, ermöglicht es, menschliche Wahrnehmung besser zu verstehen und so kritische Situationen frühzeitig zu erkennen“, betont AUVA-Direktor Hannes Weißenbacher. „Mit dem View Point System können wir die menschliche Wahrnehmung und Aufmerksamkeit messen. Das View Point System ist eine Brille mit fünf Kameras, die sowohl die Augen des Trägers filmt als auch die Umgebung. Die Bilder der fünf Kameras werden übereinandergelegt und wir sehen, wo genau hat die Person hin-

geschaut. Ein Staplerfahrer setzt z. B. die Brille auf und wir sehen das, was er sieht. Wenn z. B. Paletten in einer Kreuzung gelagert werden, kann das die Sicht des Staplerfahrers massiv einschränken“, erklärt Sylvia Peißl, Arbeitspsychologin der AUVA-Landesstelle Graz. Aufgrund des analysierten Videomaterials konnten bei der Magna Presstec kritische Situationen genauer beleuchtet und mehrere Sicherheitsmaßnahmen abgeleitet werden. „Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit mit der AUVA. Ich bin überzeugt, dass dieses Projekt und die daraus abgeleiteten Maßnahmen einen positiven Impact auf unseren Arbeitsalltag haben werden“, resümiert Roland Prettner, GF der Magna Presstec GmbH.

Die UniCredit Bank Austria hat eine App namens „Wirtschaft Online“ auf den Markt gebracht. Was kann diese App? Unsere Kundinnen und Kunden werden immer mobiler und wollen auch unterwegs jederzeit aktuell informiert sein. Mit unserer App stehen ihnen rund um die Uhr relevante Informationen und Analysen zur österreichischen und internationalen Wirtschaft, zur Konjunktur, wichtigsten Börsen, Märkten und Branchen zur Verfügung. Was unterscheidet dieses Angebot von anderen Apps und Nachrichtenportalen? Unsere App baut auf unserer bewährten Internet-Plattform wirtschaft-online. bankaustria.at auf. Hier stellen wir profunde Analysen, Kommentare und Branchenberichte unserer Expertinnen und Experten zur Verfügung – vor allem aus den Bereichen Economic Research und Private Banking Research. Für die App sind diese Inhalte speziell mit eigenen Kurztexten aufbereitet. Sie sind übersichtlich in vier Rubriken unterteilt: Wirtschaft Österreich, Wirtschaft international, Börsen & Märkte sowie Trends & News. Wie erfährt man, wenn es neue Inhalte gibt? Wir informieren über Push-Nachrichten. Dieses Service kann extra eingestellt werden. So ist gewährleistet, dass unsere Kundinnen und Kunden nur jene Infos erhalten, die sie auch wirklich wünschen und brauchen.

Wie kommt man am schnellsten zur App? Das ist ganz einfach: Die App kann direkt aus dem App-Store heruntergeladen werden. Es gibt eine Version für Android und für iPhone, selbstverständlich kostenlos. FAZIT JUNI 2019 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

N

ach der heftigen Reaktion auf das Interview in der ZiB2 mit dem Spitzenkandidat der FPÖ für die EU-Wahl war es ein paar Tage ruhiger bis die mediale Bombe um HC Strache einschlug. Nach dem interview wurde Österreich mit der Kritik konfrontiert, die Pressefreiheit sei in Gefahr und die Demokratie würde sich verändern in Richtung einer autoritären Regierungsform. Dann kam die Veröffentlichung des Videos aus Ibiza und die Presse feierte plötzlich sich selbst, als seien sie die ‚Aufdecker’ und nicht das offenbar professionelle Team, das ihnen die Unterlagen einfach zugesteckt hatte. Weniger inhaltlich als strukturell erleben wir diese politisch unruhigen Zeiten auch als Musterbeispiele für moderne Kommunikation und Social-Media-Vernetzung. Einer der bekanntesten ORF-Journalisten verbreitet seine Ansichten und die seiner Unterstützer am liebsten auf auf Twitter. Er hat dort mehr als 400 000 Mitleser und organisiert diesen Fanklub wie ein PR-Manager eines Fußballvereins mit begeisterten Nachrichten über sich selbst, kriti-

Die Langeweile ideologischer Uniformiertheit

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schen Meinungen über seine Kritiker und der Wiedergabe von unterstützenden Beiträgen. Er ist der Star auf seiner eigenen Twitter-Bühne und wie bei einem Konzert gibt es bei entsprechendem Applaus auch eine Zugabe nach der anderen. Verlinkt ist seine Twitter-Blase mit anderen Journalisten, die ebenfalls tausende Mitleser haben und so kann ein einziger Satz innerhalb weniger Minuten mehr Menschen erreichen als eine Nachrichtensendung im Fernsehen oder ein Kommentar in einer Tageszeitung. An dieser neuen Entwicklung der Informationstechnologie wäre nichts auszusetzen, sich dagegen zu wehren versuchen oder darüber zu jammern würde den Kritiker zurückversetzen in die Reihen der Maschinenstürmer in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch es einfach nur hinzunehmen wie den Wetterbericht, wäre eine Form der Resignation. Das Problem der Twitter-Lawinen mit den folgsamen Reaktionen der Fangemeinde ist die inhaltlich einfältige Wiederholung ein und der selben Behauptung und des selben Arguments, die an das infantile Zeremoniell in einem Kindergarten erinnert, in dem die braven Kinder, die richtig antworten mit goldenen Sternchen am T-Shirt gefeiert werden. Hier organisiert eine angeblich intellektuelle Elite der Gesellschaft einen Propagandazirkus, der jeden Zweifel und jeden Widerspruch erstickt, versickern und verstummen läßt. Nicht durch Zensur, denn jeder kann auf Twitter seine kritische Reaktion schreiben, sondern durch die erdrückende Masse und Lautstärke des zustimmenden Applaus, wie in einem Stadion, wenn zwischen den achtzigtausend brüllenden Fans der einen Mannschaft ein paar Hundert das gegnerische Team unterstützen würden. Ignoriert werden ist noch der höfliche Umgang mit Zweiflern, meist reagiert einer der Mitleser aus der Fangemeinde mit entsprechendem Zynismus oder einem Wutausbruch. Die Chance, mit Hilfe tausender Menschen, die man so erreicht, wenigstens ein paar unterschiedliche und widersprüchliche Meinungen zu verbreiten wird vertan nach dem Motto: »Einfalt in der Vielheit statt

… wie in einem Stadion, wenn zwischen den achtzigtausend brüllenden Fans der einen Mannschaft ein paar Hundert das gegnerische Team unterstützen würden. Vielfalt in der Einheit«. Der Sinn ist nicht der Dialog, sondernd der Applaus für einen einheitlichen Meinungsbrei, der nicht nur eine bestimmte Ansicht vertritt, sondern auch die moralisch zweifelsfreie. Störende Zwischenrufe versickern im Jubel der Rechtfertigung. Unterschiedliche Meinungen gehen verloren, weil sie gekontert werden mit einer inszenierten Aufregung von hunderten Reaktionen. Aus einer möglichen kritischen Bühne mit interessanter und notwendiger Auseinandersetzung über wichtige Themen wie Pressefreiheit, Demokratieentwicklung, Flüchtlingsprobleme und moderne Kunst wird ein Laientheater mit einem perfekt eingestimmten Chor, das jeden Abend die gleiche Vorstellung vor dem gleichen Publikum bietet. Und das jeden Abend begeistert jubelt. Das Ergebnis ist die unendliche Langweile einer ideologisch-uniformierten Regelmäßigkeit, die sich liest, wie ein Eintopf schmeckt, der Tag für Tag mit den gleichen Produkten gekocht wird. n

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Maryam Laura Moazedi

Der blinde Fleck unserer Gesellschaft: Alte Menschen rüher einmal wurde das Alter wertgeschätzt, heißt es. Ältere Menschen sollen respektierte Mitglieder der Gesellschaft gewesen sein, deren Wissen und Erfahrung akzentuiert wurden. Irgendwann begann sich die Achtung der Verachtung zu nähern, schleichend, die Dosis des Verträglichen Schritt für Schritt vergrößernd. Vor allem in westlichen Kulturen wird ein deutlicher Trend zur Entwertung älterer Menschen verortet, ein Trend, der sich mit besorgniserregender Geschwindigkeit verschärft.

Ab einem gewissen Alter wird einem die Individualität abgesprochen und man endet undifferenziert in einem Einheitsbrei von Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen, diverser Generationen und Altersgruppen. Dem Konstrukt der »50-plus«-Gruppe aus vergangenen Marketing-Tagen begegnet man angesichts des heutigen Wissensstandes noch viel zu häufig. Wer über 50 ist, ist gleich. Die mangelnde Differenzierung hat einen unschönen Beigeschmack, sie pauschalisiert, verzerrt nach oben, abstrahiert. Das Konzept einer einheitlichen »50-minus«-Gruppe hat sich im Gegensatz dazu nicht durchgesetzt, hier spricht man eher von Individuen, Generationen, Lebensabschnitten und Lebensstilen. Selbst Texten, die sich dem Thema Alter vermeintlich positiv nähern ist eine gewisse Defizitorientierung nicht abzusprechen. »50-plus«-Marketing (in den letzten Jahren haben einige Marketing-Beratungsunternehmen die Schwelle auf »60plus« angehoben) bedeutet Alterssimulationsanzüge und die Erfahrung motorischer Einschränkungen dieser sogenannten Zielgruppe, ein sicherlich wichtiger Aspekt, der allerdings nur ein Aspekt ist. Wünsche und Charakteristika der älteren Konsumentinnen und Konsumenten werden in einer Sprache beschrieben, die aus den Anfängen der Kulturanthropologie stammen könnte. Die erste Begegnung mit der Spezies alter Mensch; so anders als die Norm, diese alten Menschen, kurios und befremdlich, manchmal niedlich, auf jeden Fall überholt. Und auch ein wenig widerspenstig, leisten sie oft Widerstand gegen das Label »alt«, das ihnen von außen verpasst wird, als wüssten sie mit ihren Selbstbestimmungsansprüchen besser, wann sie alt sie. Sie mögen es nicht so gerne als »alt« bezeichnet zu werden, liest man, das sollte bei der direkten Zielgruppenansprache vermieden werden, der Ratschlag. Als positives Kriterium wird in erster Linie ihre Kaufkraft genannt. Doch auch diese hat nur begrenzte Attraktivität. Als Zielgruppe sind ältere Menschen wenig begehrenswert. Sie bringen zwar Geld und gelten als loyal aber als Unternehmen befürchtet man eine Imageeinbuße. Die US-amerikanische TV-Serie »Dr. Quinn. Ärztin aus Leidenschaft«, beispielsweise, wurde in den 1990er-Jahren trotz des Erfolges vom Sender CBS eingestellt. Anlass war, dass sich im Laufe der Ausstrahlung die demografische Zusammensetzung der Zuseherinnen und Zuseher in eine nicht geplante Richtung geändert hatte. Frauen über 40 Jahre bildeten eine große Basis. Es folgte die Anweisung, das Drehbuch dunkler und weniger freundlich zu schreiben; man ließ in der sechsten Staffel mehrere Figuren sterben und die Hauptdarstellerin eine Fehlgeburt haben um ein jüngeres Publikum anzuziehen. Die unerwünschten 40-plus-Frauen blieben der Serie dennoch treu. Der Sender schüttelte sie ab, indem er die Serie einstellte. Nur der Fanclub überlebte.

Der Punkt, an dem »alt« angesetzt wird ist beliebig, bestenfalls kontextabhängig. Dienstleistungsunternehmen zur Vermittlung von Arbeitskräften lancieren Beschäftigungsinitiativen für »50-plus«, setzen diese gleich mit »Programmen für Ältere« und gehen noch einen Schritt weiter und wenden sich an »ältere Arbeitssuchende«, die »45-plus« sind. Die Grundlage dieses Gedanken ist nachvollziehbar, die Wahl der Altersgrenze beruht auf Fakten, denen zufolge ab 50 respektive 45 Jahren die Akzeptanz für Arbeitssuchende in Abhängigkeit von Qualifikationsniveau, Branche und Geschlecht auf dem Arbeitsmarkt drastisch gering wird. Unverblümt formuliert: Es wird ungeniert diskriminiert. Durch den Gebrauch dieser Labels, allerdings, trägt man wesentlich dazu bei, diese weiter aufrecht zu erhalten. Gut gemeinte Initiativen perpetuieren Stereotype und zementieren

Von der Hartnäckigkeit konstruierter Altersbilder und den Folgen mangelnder Logik und Empathie.

Foto: Paperwalker

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Mag. Maryam Laura Moazedi ist Diversity-Fachfrau und -Bloggerin, sowie Universitätslektorin an der Grazer Karl-Franzens-Universität. moazedi.org

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Der blinde Fleck unserer Gesellschaft: Alte Menschen

die Idee, dass der Mensch ab 50 oder 45 plötzlich anders sei, schwierig, und schwer zu vermitteln. Mittlerweile wird auch diese Altersgrenze unterboten und »40-plus« kreiert.

Meryl Streep beobachtete, dass sie ab 40 primär für Hexenrollen besetzt wurde, Dustin Hoffman, dass er nur mehr Nebenrollen bekam und Sir Roger Moore, dass man als Schauspieler nicht in Pension ginge, sondern das Telefon einfach aufhören würde zu läuten.

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Eine erste Zwischenbilanz wäre demnach, dass man mit 60, mit 50, mit 45, mit 40 als alt gilt. Doch die Grenze lässt sich noch früher ziehen, beispielsweise in der Werbeindustrie, in der das Durchschnittsalter Angestellter Anfang 30 ist und Bewerberinnen und Bewerbern jenseits der 30 mitgeteilt wird, sie stünden auf der falschen Seite der Altersgrenze, wären zu alt, um innovativ zu sein. Kreativem Denken wird die Grenze von 29 gesetzt, einfach so. Studien zufolge bezeichnet ein Gros Interner die Branche als hochgradig altersfeindlich. Das reflektiert auch eine Vielzahl des Outputs der Werbeagenturen: Models im jungen Erwachsenenalter werben für Hautcreme. Models im mittleren Erwachsenenalter werben für Anti-Ageing-Creme. Ab einem bestimmten Alter haben Frauen keine Gesichtshaut mehr, nur Falten – die es im Übrigen zu bekämpfen gilt. Familienidyllen zeigen strahlende Eltern zwischen Anfang und Mitte zwanzig mit acht- bis zwölfjährigen Kindern. Nicht als Ausnahmeerscheinung und auch nicht mit den statistisch korrelierenden Realitäten einer minderjährigen Mutterschaft, den eher ungünstigen soziodemografischen Bedingungen, versteht sich. Die Werbemutter zweier Werbekinder strahlt jung und glücklich in der Architektenvilla mit Designermöbeln neben ihrem jungen, erfolgreichen Werbeehemann und Werbekindesvater. Diese Inszenierungen evozieren selten Reaktionen; Gewöhnungseffekt und Akzeptanz sind groß – das Resultat der jahrelang konsequent und wenig subtil ausgesandten Begleitbotschaft »Du sollst nicht altern« beim Appell Butter, Parfum oder Telefone bestimmter Marken zu kaufen. In der Welt der Haute Couture sieht es nicht minder traurig aus; Prada wirbt mit einer 15-Jährigen für High Fashion, Versace mit einer 21-Jährigen als Mutter zweier schulpflichtiger Kinder. Und Miss America muss vor ein paar Jahren ihre Krone zurückgeben, weil sie mit 24 zu alt für die Teilnahme ist. In Hollywood ist, invers zur Entwicklung der Lebenserwartung, 30 das neue 50. Ältere Schauspieler und vor allem Schauspielerinnen werden maximal als Randfiguren besetzt, Narrative sind um zwanzigjährige Menschen zentriert, aus ihrer Perspektive bekommen wir Geschichten erzählt. Implizit lernen wir, die Welt aus der Sicht junger Erwachsener zu sehen aber auch zu bewerten. Die Marginalisierung ist schonungslos, weder Erfolg, Beliebtheit, noch Oskar-Prämierungen schützen. Meryl Streep beobachtete, dass sie ab 40 primär für Hexenrollen besetzt wurde, Dustin Hoffman, dass er nur mehr Nebenrollen bekam und Sir Roger Moore, dass man als Schauspieler nicht in Pension ginge, sondern das Telefon einfach aufhören würde zu läuten. Selbst 30-jährigen Schauspielerinnen wird ihr Alter zum Vorwurf gemacht. Während die Schieflage hinsichtlich Ethnizität und Geschlecht bei der Vergabe des Oscar-Filmpreises in jüngster Zeit für Diskussion, Aufsehen und Bewusstsein sorgte, war der Hashtag #OscarsSoYoung im Vergleich zu #OscarsSoWhite und #OscarsSoMale eine armselige Eintagsfliege. Parallelen zeichnen sich in der Musikindustrie ab. Mit 27 ist man zu alt für den Durchbruch, muss man bereits etabliert sein. Doch auch dann ist man nicht davor gefeit, ein Ablaufdatum zu bekommen. David Bowie, beispielsweise, wurden eigenen Angaben nach ab einem bestimmten Alter keine Fernsehauftritte angeboten, seine Lieder im Radio kaum mehr gespielt. Cher und Madonna erlebten Ähnliches zeitlich vorversetzt, Frauen verzeiht man das Altern noch weniger. Sharon Jones bekam von Sony zu hören sie sei zu alt (und hätte zudem nicht das »richtige« Aussehen). Das Argument ist nicht, dass sich etwa die Stimme negativ entwickelt hätte, die Musik nicht mehr nachgefragt oder einfach die Luft draußen wäre. »Zu alt« ist die Rückmeldung, unverblümt, unbekümmert und unsinnig. Indes entwickelt sich Silicon Valley, das Mekka der IT- und Hightech-Industrie, zu einer Karikatur des Jugendwahns und der damit einhergehenden Altersphobie. Während das Medianalter des US-amerikanischen Angestellten 42 Jahre beträgt liegt es bei Facebook bei 29, bei Google und Amazon bei 30, bei Apple bei 31 und bei Microsoft bei 33 Jahren. In einem kausalen Zusammenhang mit dem dadurch verursachten Druck steht der über 200-prozentige Anstieg von Schönheitsoperationen unter Männern zwischen 2010 und 2016, die in Silicon Valley einen Job suchten oder ihren behalten wollten. Das Alter als reflexartiger Qualifikationsnachweis für den Umgang mit »neuen« Technologien verbreitet sich auch in unseren Breitengraden mit der Erfindung des »digital native«. Der Mythos suggeriert, dass der Umgang mit digitalen Medien eine biologische Verankerung hätte und Teil der DNA aller wäre, die nach 1980 geboren wurden. Er lässt sich mühelos in pseudowissenschaftliche, auf Stereotypen basierende horoskopähnliche Generatio-


Essay von Maryam Laura Moazedi

nen-Einteilungen (z.B. die Mär von Generation X, Y, Z) eingliedern. »Digital native« als Voraussetzung in einem Jobinserat ist in erster Linie ein Hinweis auf das erwünschte Höchstalter der Kandidatinnen und Kandidaten und somit ein bestenfalls euphemistischer Ausdruck für Altersdiskriminierung. Dazu zählt auch die häufig anzutreffende Bedingung, man solle zwei oder drei bis maximal fünf Jahre Erfahrung im jeweiligen Bereich mitbringen. Unternehmen sträuben sich nicht gegen Mehrjahre an Erfahrung, es werden wohl die Mehrjahre an Lebensalter sein, die damit einhergehen.

Was bedeutet es nun, zu altern, alt zu sein? Aspekte wie kalendarisches, soziales und psychologisches Alter, sowie Kategorisierungen sind Versuche, es greifbar zu machen. Letztere variieren je nach Verständnis und verschieben sich mit der Zeit; Einteilungen sprechen beispielsweise ab dem 60 vom dritten und ab 80 vom vierten Lebensalter, andere wiederum ab 61 von älteren Menschen oder jungen Alten und setzen fort mit Hochbetagten und Höchstbetagten. Bei aller Varianz, gemeinsam ist den Klassifizierungen, dass keine im Zusammenhang mit 50, 45, 40, geschweige denn 30 Jahren von alten Menschen spricht. Alter bestimmt unser Leben, leitet an wann wir wählen, alleine mit dem Lift und Autofahren dürfen, wann wir in Pension gehen. Mit den offiziellen und rechtlichen Vorgaben werden Grenzen mehr oder weniger direkt mit kommuniziert, die sich über das nahezu gesamte Leben erstrecken: wann wir studieren, heiraten, Klavier zu spielen lernen, Wochenends tanzen gehen, mit dem Skateboard fahren, den Spielplatz mitbenützen, Ermäßigungen für den Museumsbesuch erhalten, an Wettbewerben teilnehmen dürfen, wie viel Freiraum wir in unserer Bekleidungswahl haben oder als Nachwuchstalent entdeckt werden. Ab der frühen Kindheit ist das Leben vorgegeben in Kategorien, die nicht alle eine physiologisch gerechtfertigte Basis haben und teils nichts Anderes als gesellschaftlich konstruierte Grenzen sind, deren Nichteinhaltung Grenzüberschreitungen gleichkommen. Ein rigides Framing macht uns beispielsweise glauben, das Lernen müsse in frühen Phasen des Lebens stattfinden und abgeschlossen werden. Diese Denke war früher einmal sicherlich praktikabel, als man noch von einem Arbeitgeber angelernt wurde und das gesamte berufliche Leben bei ihm verbrachte. Aus heutiger Sicht wirkt, laut Weltgesundheitsbehörde, ein solches Szenario unrealistisch und überholt. Durch das starre Festhalten daran werden die durch die höhere Lebenserwartung gewonnenen Jahre nicht integriert, sondern einfach hinten angehängt. Die zusätzlichen Jahre kumulieren sich dort, wo aus Sicht der Gesellschaft alles bereits abgeschlossen zu sein hat, berufliche Chancen, Veränderungen und Zukunftspläne keinen Platz haben und Angebote für eine aktive Lebensgestaltung relativ gering sind. Die Weltgesundheitsbehörde weist darauf hin, dass eine höhere Lebenserwartung zum Beispiel auch bedeuten kann, die Kinder aufzuziehen und mit 40 Jahren oder sogar später eine Karriere zu starten, in jedem Alter die Laufbahn zu ändern, sich mit 35 eine Auszeit zu nehmen und später wieder einzusteigen und das Konzept Pension mit Möglichkeiten zu mehr Selbstbestimmung zu sehen. Doch je mehr unsere Lebenserwartung steigt, desto früher setzen wir »alt« an, mit allen negativen Konnotationen und Konsequenzen. Erich Fromm stellte einmal die Frage, warum sich die Gesellschaft nur für die Bildung von Kindern verantwortlich fühlen solle und nicht für Erwachsene jeden Alters. Zwar wird die Notwendigkeit lebenslangen Lernens nahezu mantrahaft propagiert, sie wird aber eher als individuelle Aufgabe verstanden, nicht als gesellschaftliche. Zudem sollte man die Aufforderung zum lebenslangen Lernen nicht wortwörtlich nehmen. Das heißt, schon, aber dann doch nicht so ganz oder zumindest an vorgesehenen Orten mit vorgesehenen Inhalten, schön segregiert. So findet jeder seinen zugewiesenen Platz in einer Welt, in der ein intergenerationelles Miteinander exotisiert wird. Die Gesellschaft bewertet laufend wann man alt genug oder zu alt für etwas ist und ist in der Rückmeldung wenig zurückhaltend. In diesem System gesellschaftlicher Interaktionen wird Altersidentität als eine soziale Identität konstruiert. Alter ist weit mehr als ein kalendarischer oder anatomischer Fakt. Es ist zu einem Gutteil auch das, was wir daraus machen. Verhalten wir uns den Erwartungen entsprechend alterskonform, so wird Alter unsichtbar und wirkt naturgegeben, Vorstellungen von Alter und »altersgemäßem« Leben entstehen durch das Zusammenspiel von Erwartung und Verhalten. Auf dieses Produkt werden schließendlich Erklärungen zurückgeführt. Wir zeigen eine deutliche Tendenz, ältere Menschen auf ihr Alter zu reduzieren und dieses zur Hauptdeterminante ihrer Identität zu erklären. Eigenschaften, Eigenheiten, Interessen, Biografie, Bedürfnis-

Zwar wird die Notwendigkeit lebenslangen Lernens nahezu mantrahaft propagiert, sie wird aber eher als individuelle Aufgabe verstanden, nicht als gesellschaftliche.

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Der blinde Fleck unserer Gesellschaft: Alte Menschen

se und vieles mehr, das ein Individuum ausmacht werden dem Menschen abgesprochen. Der Mensch ist so wie er ist weil er alt ist. »Alt« verschleiert, dämpft und macht uns blind für das Individuum, das unserer Meinung nach irgendwann mit fortschreitendem Alter verloren ging. Nach dem Konzept des alterslosen Selbst setzt sich das einst junge Ich im alten Ich fort, gibt es keine substanzielle Veränderung. Was sich allerdings ändert sind Reaktionen des Umfeldes. Alter gehört zu den sogenannten primitiven, automatischen Kategorien, die abgerufen werden sowie man eine Person sieht – damit auch das gesamte Altersstereotypenregister: zerbrechlich, abhängig, unflexibel, starr, eine Last, den Anschluss verloren. In der öffentlichen Diskussion gelten alte Menschen als Kostenfaktor, der Wandel der Bevölkerungsstruktur zu einer alternden Gesellschaft wird als soziodemografisches Armageddon dargestellt. Irgendwie schwingt stets ein Vorwurf mit. Diese alten Menschen. Und dann noch so viele. Wie fühlt man sich, wenn man so beschrieben wird? Welche Spuren hinterlässt das in einem? Die Folgen von Altersstereotypen und -diskriminierung wiegen schwer. Sie wirken intensiv, weil wir sie schon in jungen Jahren aufnehmen, sie ein Leben lang einwirken lassen, diese Angst vor unserem zukünftigen Ich. Und sind wir alt, haben wir sie bereits internalisiert. Durch das frühe Ansetzen wirken sie auch glaubwürdiger, akzeptabler. Und gefährlicher. Zahlreichen Untersuchungen zufolge haben negative Altersbilder Auswirkungen auf kognitive und körperliche Fähigkeiten, auf Gang, Handschrift, kardiovaskuläres System, Rekonvaleszenz und Lebenserwartung. Altersstereotypen haben einen stärkeren Einfluss auf die Lebenserwartung als Blutdruck und Cholesterin, in Summe kosten sie uns 7.5 Lebensjahre. Dennoch bekämpfen wir sie zu wenig. Denn im Gegensatz zu anderen Diskriminierungen ist diese leise, gar lautlos, sind die damit verbundenden Emotionen flacher. Das Thema wühlt nicht auf. Es interessiert nicht.

Diskriminierungen gelten als subtil, wenn der Patient von einem Familienmitglied begleitet wird und der behandelnde Arzt Gespräche ausschließlich mit dem Familienmitglied führt und bei Anwesenheit des Patienten über diesen nur mehr in der dritten Person spricht, ihn unsichtbar macht und eine umfassende und prinzipielle Unfähigkeit zu verstehen suggeriert

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Es trenden nicht nur keine Hashtags in den sozialen Medien mit Partizipation von Betroffenen und Verbündeten, sogenannten »allies«, wie wir sie von anderen Diversitätsdimensionen kennen (wie etwa Männer, die sich für die Rechte von Frauen und Heterosexuelle, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzen). Auch in der Forschung findet, Untersuchungen zufolge, das Thema »ageism« im Vergleich zu »sexism« und »racism« kaum Berücksichtigung. Sprachlich reflektiert die mangelnde Sensibilität für das Zumutbare unsere Einstellung. Eine Analyse von Artikeln, die von 1997 bis 2008 in der Wochenzeitung »The Economist« erschienen – und das ist nur ein Beispiel – ergab, dass ältere Menschen in erster Linie sprachlich abwertend beschrieben werden: demografische Zeitbombe, finanzielle Belastung, Stigma, Last, nicht wünschenswert. Nur ein geringer Prozentsatz der Artikel war in der Darstellung ausgeglichen, ein noch geringerer war positiv. Dramatischer ist es im Gesundheitswesen, das gegen negative Altersstereotype auch nicht immun ist. Ganz im Gegenteil, ein Handlungsrepertoire impliziter und expliziter Diskriminierungen bewegt sich zwischen Bagatellisierung und Pathologisierung gesundheitlicher Probleme älterer Patientinnen und Patienten. Konsequenzen reichen von der Verweigerung der Behandlung weil die Beschwerden reflexartig auf das Alter zurückgeführt und normalisiert werden bis zur Überbehandlung weil beispielsweise die persönliche Krankengeschichte nicht berücksichtigt wird. Diskriminierungen gelten als subtil, wenn der Patient von einem Familienmitglied begleitet wird und der behandelnde Arzt Gespräche ausschließlich mit dem Familienmitglied führt und bei Anwesenheit des Patienten über diesen nur mehr in der dritten Person spricht, ihn unsichtbar macht und eine umfassende und prinzipielle Unfähigkeit zu verstehen suggeriert. Gespräche auf einer Augenhöhe sehen anders aus. Ein wenig förderlicher Kommunikationsansatz von Medizinerinnen und Medizinern ist auch, automatisch langsam und laut zu sprechen und übertrieben zu betonen, selbst wenn keine Notwendigkeit besteht. Allgemein sprechen Untersuchungen dafür, dass die Auskunftsbereitschaft gegenüber jungen Patientinnen und Patienten eine größere ist. Informationen sind detaillierter, Unterstützungsangebote vielfältiger. Altersstereotype können zur Universaldiagnose reizen und den Blick auf variierende Ursachen verstellen. Berichte sprechen von Demenzdiagnosen, hinter denen Dehydration und damit vorübergehende Verwirrungen stecken, Nebenwirkungen von neu verschriebenen Medikamenten oder ein Gehirntumor. Bei einer tatsächlichen kognitiven Degeneration wird gerne ein oberflächlicher Screeningtest gemacht und ein Universalmedikament verschrieben. Langjährig angelegte Forschungen ergaben vor kurzem, dass ältere Ältere (Menschen in ihren Achtzigern) Alzheimerpräparate bekommen, die an jüngeren Älteren (Menschen in ihren Sechzigern) erprobt wurden. Die erhoffte


Essay von Maryam Laura Moazedi

Wirkung bleibt häufig aus, da es sich in vielen Fällen gar nicht um Alzheimer handelt. Krankenhäuser sind auf ältere Menschen selten eingestellt, was jeglicher Logik entbehrt. Es wird zwar Wert darauf gelegt, eine Operation gut hinzubekommen, sich davon zu erholen liegt aber in der persönlichen Verantwortung des Patienten. Fakt ist, dass ältere Menschen nach sozusagen geglückten Operationen ein deutlich erhöhtes Risiko tragen, ein postoperatives Delirium zu entwickeln, das gerne mit »Durchgangssyndrom« als vorübergehendes und unvermeidbares Phänomen verharmlost wird. Fakt ist auch, dass Prävention zu einem Gutteil möglich ist, diese aber nur in Ausnahmefällen angeboten wird. Durch ungünstige Bedingungen auf Krankenhausstationen wird die Entwicklung eines Deliriums sogar gefördert. Nach einer technisch betrachtet erfolgreichen Hüftoperation, beispielsweise, entwickeln etwa 65 Prozent der über 60-Jährigen ein Delirium. 86 Prozent der älteren Menschen zeigen nach der Krankenhausentlassung einen deutlichen Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit. Ein schlagartiger Alterungsprozess von 14 bis 15 Jahren ist eine potenzielle Folge. 40 Prozent werden zu einem Pflegefall und können nicht mehr alleine zuhause leben, viele entwickeln eine Demenzerkrankung als Folge des postoperativen Deliriums. Die Ein-Jahres-Mortalität nach dem operativen Eingriff steigt, etwa 34 Prozent der sogenannten Delirpatienten sterben innerhalb des ersten Jahres; das Risiko, die Klinik nicht lebend zu verlassen ist doppelt so hoch. Das Laissez-faire angesichts der dramatischen Folgen ist zutiefst erschütternd. Ein ähnliches Ausmaß an Handlungsinaktivität zeigt sich im Umgang mit dem Tabuthema physischer, psychischer und finanzieller Missbrauch älterer Menschen und den Tätern, die in erster Linie in der eigenen Familie zu finden sind. Es setzt sich fort bei der Gestaltung urbaner Räume, aus denen ältere Menschen verdrängt werden, dem nichtinklusiven Design von Produkten, der Bekämpfung von Altersarmut, den Missständen in Altenheimen und vielem mehr. Wir werden infiltriert von Slogans wie »notwendiger Generationenwechsel«, die reflexartig Kompetenz und Inkompetenz mit Alter verknüpfen und selbst die Rhetorik der Klimakrise hat sich für den wenig konstruktiven Kampf der Generationen entschieden; der erhobene Zeigefinger richtet sich an die Nicht-Jungen (wir hätten mühelos eine beliebig andere Variable als Marker aussuchen können). Bildungsinstitute, Unternehmen, Fachleute aus Medizin, Architektur, Marketing und anderen Bereichen, sowie viele ältere und jüngere Menschen zeigen, dass es auch anders geht. Ansätze sind vorhanden, aber das Momentum fehlt aus diesen punktuellen Wirkungsbereichen flächendeckende zu machen und langfristig Veränderungen in Denkprozessen und Strukturen in Gang zu setzen. Selbst wenn es uns an Empathie mangelt und wir uns für das Wohl älterer Menschen nicht verantwortlich fühlen, so könnten wir doch zumindest aus eigennützigen Beweggründen heraus handeln. Da wäre zum einen, dass ältere Menschen gemeinhin als Kostenfaktor gesehen werden. Was wir dabei übersehen, ist, dass ihre gesellschaftlich bedingte Marginalisierung hohe Kosten verursacht. Beispielsweise gehen geschätzte 50 Prozent der Krankenhausaufenthalte auf Folgen des postoperativen Deliriums zurück, dem Krankenhäuser zu einem hohen Prozentsatz hätten vorbeugen können. Zum anderen betrifft das Thema irgendwann jeden einzelnen von uns, sofern wir das Glück haben zu altern, ebenso unsere Nachkommen. Kinder sind unsere Zukunft. Kinder sollen auch eine Zukunft haben … wenn sie alt sind. Die klassischen Meilensteine im Leben haben sich durch die steigende Lebenserwartung nach hinten verschoben. Aufgrund dieser sozialen aber auch bestimmter biologischer Entwicklungen wurde vor kurzem der Anspruch erhoben, Adoleszenz offiziell als eine bis zum 24. Lebensjahr währende Phase auszudehnen. Rechnerisch ergibt das, dass wir ab 25 Jahren als voll und ganz erwachsen gelten und – geht es nach der Werbe- und Arbeitswelt – bis 29 jung sind. Fünf Jahre jung und sechs bis sieben Jahrzehnte alt? Das können wir besser. n

Selbst wenn es uns an Empathie mangelt und wir uns für das Wohl älterer Menschen nicht verantwortlich fühlen, so könnten wir doch zumindest aus eigennützigen Beweggründen heraus handeln.

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Walter Felber wurde am 5. Dezember 1945 in eine Handwerkerfamilie in Wien geboren, hat Geologie, Sozialgeographie und Raumplanung, später noch Soziologie und Politikwissenschaft studiert, lehrte an der TU Graz und an der Universität Innsbruck, arbeitet mit Berufskollegen an Raumplanungs- und Umwelttechnikprojekten und ist Kaffeehauszeichner. Felber hat zwei Kinder und zwei Enkel.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Walter Felber Fotografiert von Heimo Binder

Der Unfassbare D

er Mann mit der charakteristischen Baskenmütze ist stadtbekannt – und weit darüber hinaus. Die einen kennen Walter Felber als den letzten Kaffeehauszeichner von Österreich, oft auch »live« aus eigenen Wirtshausbesuchen, oder als zweiten Kammermaler aus dem Erzherzog-Johann-Film von Alfred Ninaus. Die anderen kennen ihn als umtriebigen Stadt- beziehungsweise Raumplaner. Raumplanung hat er auch studiert, seine Diplomarbeit in Denkmalpflege abgefasst und nach Praxis die Ziviltechnikerprüfung abgelegt. Er unterrichtete als Lektor für »Umwelttechnik im Städtebau« 22 Jahre bis 2014 an der Technischen Universität Graz und lehrte fünf Jahre an der Universität Innsbruck am Institut für Experimentelle Architektur. Eigentlich wollte er Siedlungswesen studieren. Da es das an der Wiener Uni aber nicht gab, fing er mit Geschichte an, sattelte auf Geologie mit Geografie um, spezialisierte sich auf Sozialgeographie und dissertierte schließlich über die Industrie- und Stadtentwicklung von Brünn von 1815 bis 1970. Was in den 1960er- und Anfang der 70er Jahre in der damaligen Tschechoslowakei – Visumpflicht, Einmarsch der Russen 1968 – ein ziemliches Abenteuer war. Seine Mitgliedschaft als aktiver Basketballer (!) bei einem Wiener Verein erwies sich dabei für Ein- und Ausreisen als sehr hilfreich. Wieder andere kennen den Mann mit den vielfältigen Kompetenzen und Interessen vor allem als Experten für das Spezialgebiet Abfallverwertung. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Dipl. Ing. Dr. Walter Felber als Erfinder auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik über ein erstes Patent für die radikale Aufbereitung von Siedlungsabfällen verfügte. Außerdem verfügt er über die Gabe, sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen, sowie über eine große Portion Freundlichkeit und Geduld. Letztere muss man aber auch selbst mitbringen, um einigermaßen zu verstehen, wovon er spricht. Als kritischer Freigeist und übrigens auch Mitbegründer der ALG (Alternative Liste Graz, Vorläufer der Grünen) verfolgt er konsequente Ziele – so auch,

was die Abfallwirtschaft betrifft: »Verwertung statt Deponie und Müllverbrennung« lautet sein diesbezügliches Credo. Felber im O-Ton: »Gott sei Dank bin ich suspekt, sonst wäre ich korrupt.« Aufmerksamkeit und Geduld zahlen sich in einem Gespräch mit Walter Felber aber aus, weil er auch noch ein wandelndes Lexikon ist. So zumindest beim Thema Müll und Umwelt. Wir lernen: Wir haben in Graz noch immer etwa 30 Prozent Restmüll, »das sind rund 47.500 Tonnen zu viel.« Deponien und Müllverbrennungsanlagen sind für ihn längst technische Vergangenheit. Nach diversen Verwertungsprozessen bleibt als Rest vom Restmüll nur mehr rund ein Viertel schwermetallbelasteter »Junk« übrig, der zu entsorgen wäre. Aber auch statt dieser Entsorgung will Walter Felber eine Verwertung: Zwischen 2006 und 2017 entwickelte er geduldig ein weiteres Verwertungsverfahren durch sogenannte »Phytoremediation«, seine spezielle Prozesstechnik mit Zuführung von Pflanzen-Mycelien. Dabei wird der toten Feinfraktion eine speziell aufbereitete Inokulierungsmasse beigefügt, um sie zu vitalisieren. Die schließlich darauf wachsenden Gräser und Pflanzen binden in ihren Wurzeln Restschadstoffe wie Schwermetalle. Nach fünf Jahren sinkt deren Gehalt im vormalig toten und belasteten Substrat so weit, dass sie auch nach den Grenzwerten von Bioabfällen in Österreich kein Abfall mehr sind. Und damit auch die Kreislaufwirtschaftsrichtlinie der EU übererfüllen. Der Industrie allerdings gefallen solche Lösungen weniger, weil damit andere – weitaus weniger – Geld verdienen. Wieder O-Ton Felber: »Man wird einfach selbst Standort der Komplexität.« Als Zeichner und Maler hat der schwer Fassbare (»Ich bin kein Künstler, sondern Handwerker im schönsten Sinn«) insgesamt rund 27.000 Bilder angesammelt. Von sich aus bietet er keine an, doch wer fragt, kann sein Portrait – meist in Kohle, Graphit, Aquarell oder Pastellkreide, oft in Minutenschnelle gezeichnet – zu einem selbstgewählten Preis erstehen, aber auch Werksaufträge sind willkommen. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Führung mit Herz Liebe geht durch den Magen.

Fotos: Marija Kanizaj, NHL-Graz/Alexander Engelbogen

Ein Interview von Carola Payer mit Adrianna Dynkowska, Gründerin und Eigentümerin eines Lokals.

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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er schon einmal das Vergnügen hatte, eine der schönen Städte von Polen zu besuchen, hat sie vielleicht schon mal gegessen: Pierogis, polnische Teigtaschen, die unterschiedlich gefüllt werden und zu einem der Lieblingsgerichte der Polen zählen. Im Interview mit Adrianna Dynkowska erlebt man ein sprühendes Energiebündel mit einer Sprachgeschwindigkeit, die sich fast selber überholt. Die Leidenschaft sprüht aus jeder ihrer Poren. Ihre Geschichte ist beeindruckend. In einer Zeit, wo man oft mit Menschen konfrontiert ist, die darüber klagen, wie mühsam ihre Arbeit ist, wie ausgelaugt und müde sie in diesem Digitalisierungs- und Changezeitalter sind, erklärt sie: »Ich liebe meine Arbeit. Ich liebe mein Leben. Ich liebe, was ich tue.« Kein Jammern, kein Klagen. Das ist ziemlich erfrischend! »Spaß haben wollen« statt »Job zum Überleben« als Gründungszünder Adrianna Dynkowska hat in Polen Biologie und Publizistik studiert. Ihr Mann, der im Rahmen seiner Tierarztausbildung ein Praktikum in Graz machte, bekam dann das Angebot, in Graz zu bleiben. So kam auch sie ohne jegliche Deutschkenntnisse nach Graz. 1,5 Jahre hat sie auf der Uni intensiv Deutsch gelernt und, um ihr Leben zu finanzieren, die Ausbildung zur zahnarzttechnischen Assistentin gemacht. Jedoch einfach nur zu arbeiten, war ihr zu wenig. Sie wollte Spaß haben, bei dem was sie tut. Die Idee, ein Lokal zu eröffnen, das die polnische Nationalspeise Pierogi anbietet, war schon, seit sie nach Graz gekommen ist, in ihrem Kopf. Sie hat die Gastroszene beobachtet und dachte sich: »Die könnte noch bunter sein. Ich wollte da noch mehr Farbe reinbringen und etwas aus meiner polnischen Heimat herzeigen.« Diese Intention teilte zuerst niemand mit ihr. Von der beherzten Idee zum realen Plan Da spielte das Schicksal ihr Mazena Kupka in die Hände. Bei einem polnischen Verein lernte sie ihre jetzige Geschäftspartnerin, die aus Schlesien kommt, vor acht Jahren kennen. Endlich ein »Zeichen« am Gründungshimmel. Beide waren damals schwanger. Mazena Kupka lud Adrianna Dynkowska und ihren Mann zum Essen mit vielen verschiedenen polnischen Spezialitäten ein. Adriana Dynkowska war beeindruckt von der Qualität und sofort ist in ihr die Idee gereift, Mazena Kupka für ihre leidenschaftliche Vision zu gewinnen. In ihr sah sie die Spezialistin für die Produktion. Marzena Kupka hat die Gastronomie Fachschule in Rybnik, Polen, gemacht und hat einen Bachelor in Business Management. Weiters bringt sie aus ihrer Biografie die Ausbildung zur Masseurin und zur Buchhalterin mit. Auch Marzena Kupka lebt mit ihrem Mann, der Osteopath ist, und den 2 Kindern in Graz.

Vom Plan zum Businessplan 2013 stieg Mazena Kupka auf den Vorschlag ein. Ihre Ehemänner wussten noch nichts von der gemeinsamen Idee und dass in der Schwangerschaft drei Babys ausgetragen wurden. Der Businessplan für das dritte Baby wurde »heimlich« entwickelt. Zwei Jahre lang wurden im Kochlabor verschiedenste Varianten an Pierogis ausprobiert. Mehlarten, Füllungen, Zutaten, Mengen wurden variiert. Österreichische Versuchskaninchen mussten kosten, um den Geschmack der Österreicher zu erforschen. Adrianna Dynkowska: »Wir wollten wissen, welchen Geschmack hat Österreich, was mögen Österreicher? Zum Beispiel kam der Tipp für Mohn Pierogis von einer Testesserin. »Wir haben zum


Managementserie [23]

Beispiel erforscht, wie man die Pierogis süßt.« Locations wurden gesucht, Unterstützung von der Wirtschaftskammer eingeholt, Erfolgsrechnungen aufgestellt und letztendlich der Businessplan erstellt. 2015 wurde gegründet.

Mut zur Nische und zum kleinen Raum Auf die Frage, was sie dazu bewogen hat, ihr Angebot so eng zu halten und ein Lokal, das ausschließlich ein einziges polnisches Nationalgericht anbietet, zu eröffnen, meint sie: »Unser Geheimnis ist, dass in unserem Produkt Herz und Leidenschaft stecken.« In den Ausführungen von Adrianna Dynkowska merkt man, dass Angst kein Thema ist, sondern die Überzeugung, eine wahnsinnig gute Idee zu haben und die leidenschaftlich zu verfolgen. Qualität war und ist den Geschäftspartnerinnen wichtig. »Ich kenne alle Leute, die mir zuliefern.« Biologische Haltung bei Hühnern und qualitativer Anbau und Produktion ihrer Zutaten sind dem Power-Team wichtig. »Da sparen wir nicht.« Täglich ein frisches Angebot am Teller zu haben, hat Priorität. Das Lokal zu vergrößern, davon ist sie nicht überzeugt. Qualität und Freude und nicht Größe sind das Ziel. Pierogi ist Arbeiten im Team Adrianna Dynkowska sagt: »Ich würde jedem empfehlen, im Team zu gründen. Ohne Mazena bin ich nicht ich und nicht Pierogi. Mazena holt mich immer wieder auf den Boden zurück. Sie ist ruhig und bodenständig, während ich schnell abhebe und davonschwebe.« Außer der gegenseitigen Unterstützung, die Stärken, Verhaltenstendenzen der Geschäftspartnerin in die richtige Dosis zu bringen, haben die beiden einen klaren Verantwortungsbereich. Mazena Kupka ist für die Produktion zuständig. Adrianna Dynkowska: »Sie ist der Kopf des Produktes. Sie optimiert Geschmack, ist zuständig für die Innovationen. Wir spintisieren hier auch viel gemeinsam und haben daran sehr viel Spaß. Gerade hatten wir wieder die Idee zu einer Brennnesselfüllung«. Adrianna Dynkowska hingegen ist für die Kommunikation und die Marktund Kundenorientierung zuständig. Ihre Biologie-Ausbildung hilft ihr, den Hygienestandard im Lokal hoch zu halten.

ich unsere Pierogis jeden Tag essen. Ich liebe unsere Pierogis.« Disbalancen tanzt die Unternehmerin hinaus. »Ich bin eine Cholerikerin, es muss einfach alles raus. Ich liebe Tanz und Musik. Ich bin zufrieden mit dem, was ich mache, und habe das in Österreich gefunden, was ich liebe und mich glücklich macht. Unsere Pierogis verbinden Generationen. Von Alt bis Jung kommt alles zu uns. Ich liebe es, wenn im Lokal von Oma, Opa über Kinder bis zu den Enkeln alle sitzen und Pierogis essen.« n

Pierogi Polnische Spezialitäten OG MMag. Adrianna Dynkowska, Marzena Kupka, BA Leonhardstraße 24 & Neutorgasse 28 Gründung am 27. April 2015 pierogi-graz.at

Begeisterte Kunden und Liebe zum Produkt als Antreiber Auf die Frage, was Adrianna Dynkowska trotz der Anstrengung eines Unternehmerinnen-Lebens motiviert, jeden Tag ihre Energie ins Geschäft zu investieren: »Begeisterte Kunden, die den Teller leer gegessen haben. Das freut mich. Weiters könnte

»Unsere Pierogis verbinden Generationen.«

ADRIANNA DYNKOWSKA UND MARZENA KUPKA

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Mehr Power für Elektromobilität Einen wichtigen Meilenstein setzen jetzt die elf Partnerunternehmen des Bundesverbands für Elektromobilität (BEÖ) und Smatrics: Sie vernetzen ihre Ladestationen zu Österreichs größtem und schnellstem Ladenetz. Künftig stehen damit 3.500 öffentliche Ladepunkte zwischen Wien und Bregenz zur Verfügung. Diese Partnerschaft bedeutet für E-Autofahrer, dass sie mit ihrer jeweiligen Ladekarte BEÖ- oder Smatrics-Ladestationen aktivieren können. „Mit dieser Kooperation entsteht eines der dichtesten Ladenetze für Elektroautos in Europa. Mit nur einer Karte oder App eines BEÖ-Mitgliedsunternehmens haben E-Mobilisten immer eine Ladestation in der Nähe“, sagt Ute Teufelberger, Vorsitzende des BEÖ.

Ein Mini-Würfel mit Strahlkraft Am 3. und 4. Mai wurde das Gady Mini-Zentrum Graz eröffnet. In Beisein zahlreicher Prominenz aus Wirtschaft und Politik freute sich Firmenchef Philipp Gady über den gelungenen Neubau. Schon die Architektur, ein „Mini Cube“, signalisiert Lifestyle in seiner besten Form. „Ein ‚stand alone‘-Standort in dieser Form ist in Österreich einzigartig“, betonte Gady. Nicole Koch, Head of Mini Austria, stimmte voll zu und hob die gute Zusammenarbeit von Mini Österreich mit der Gady Family hervor: „Ein Leuchtturmprojekt mit viel Strahlkraft“. Bei bester Verpflegung von Sterling Diner und den Beats von DJ Chris the Curl Kent wurde die Eröffnung des eleganten MINI Zentrums ausgiebig gefeiert.

Steirische Innovation begeistert weltweit

Jährlich vergibt die Material Handling Industry (MHI) einen Award für die beste IT Innovation. Voll Stolz nahm Anfang April ein Start-up der Knapp-Gruppe den Preis in Chicago entgegen! Prämiert wurde redPilot, eine neue Cloud-Softwarelösung zur Optimierung der Lagerlogistik. Siegfried Zwing, GF der redPilot GmbH, präsentierte die Lösung vor einer unabhängigen fünfköpfigen Jury und nahm die Auszeichnung für die Knapp-Gruppe voller Stolz entgegen: „Wir haben seit der Award-Vergabe schon unzählige Anfragen entgegengenommen und schaffen damit eine sehr gute Ausgangsbasis für unsere Wachstumsstrategie. Der Award beweist, dass steirische Innovation weltweit begeistert."

Energie Steiermark kauft Anteile an „Smart Home“

Die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH (GKB) plant die Elektrifizierung ihres gesamten Streckennetzes in der Weststeiermark und den Ausbau der Bahninfrastruktur. „Nur durch eine Elektrifizierung der GKB-Strecken und den Ausbau der Bahninfrastruktur wären die Rahmenbedingungen für eine massive Ausweitung des Mobilitätsangebotes im Großraum Graz und in der Weststeiermark gegeben.“ Daher sind die Pläne für die Elektrifizierung zentraler Bestandteil zur Weiterentwicklung des Unternehmens. „Unser Ziel ist eine umfangreiche Ausweitung des Mobilitätsangebots für die Menschen in den beiden Regionen, zeitnah vor Inbetriebnahme der Koralmbahn“, betont GKB-Generaldirektor Mag. Franz Weintögl.

Die Energie Steiermark hat mit dem deutschen Unternehmen Codeatelier aus Stuttgart ein Joint Venture gestartet, das auf „Smart Home“-Lösungen fokussiert ist: Der steirische Energie-Dienstleister hält ab sofort 50 Prozent an der gemeinsamen „homee GmbH“ mit Sitz in Stuttgart mit rund zehn Mitarbeitern. Eine europaweite Vertriebs-Offensive ist in Planung. Der vor einigen Jahren am Markt positionierte „homee-Würfel“ ist universell einsetzbar und mit allen gängigen Systemen sowie Funkstandards kompatibel. Er kann ohne schwierige Installationen und Kabelsalat per Funk installiert werden. Modular kombinierbar steuern „homee-Würfel“ die unterschiedlichsten Geräte und Sensoren.

Vor 35 Jahren lobte die Hypo Vorarlberg erstmals den „Hypo-Kunstpreis“ aus. Mittlerweile zählt der Preis zu den wichtigsten Kunstauszeichnungen in Vorarlberg und genießt über die Landesgrenzen hinaus einen ausgezeichneten Ruf. „Wir fördern mit diesem Preis exzellente Leistungen ambitionierter Künstler mit Vorarlberg-Bezug“, erklärt Vorstandsmitglied Johannes Hefel. Zahlreiche Ankäufe in den letzten Jahren sind in den Filialen und Beratungsräumen der Hypo Vorarlberg zugänglich. „Dadurch bringen wir unsere Verbundenheit zu Vorarlberg zum Ausdruck“, so Hefel. Das prämierte Kunstwerk wird durch eine international besetzte Jury ermittelt und der Künstler mit 10.000 Euro ausgezeichnet.

Unter dem Motto „Die stärkste Branche der Steiermark investiert in die Zukunft“ trafen sich die Vertreter der heimischen Metalltechnischen Industrie in Graz, um erfolgreich Bilanz zu ziehen und anahnd einer aktuellen Erhebung des Joanneum Research einen Ausblick in die (digitale) Zukunft zu werfen. Die Branche ist ein starker Treiber im Außenhandel, Beschäftigungsmotor und gewichtiger Lehrlingsausbilder. „Kürzest gefasst lautet ein zentraler Befund der Experten: Die Metallindustrie stellt sich bisher mit großem Erfolg den globalen Herausforderungen, insbesondere der Digitalisierung und arbeitet aktiv daran, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, erklärt FG-GF Helmut Röck.

10. Kunstpreis der Hypo Vorarlberg

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Metalltechnische Industrie investiert in Zukunft

Fotos: Hypo Vorarlberg, GKB, BEÖ/APA-Fotoservice/Schedl, Foto Fischer, MHI, Energie Steiermark, Gady

GKB setzt Region unter Strom


Wirtschaft

Leistung muss sich wieder lohnen! Bisher lagen die durchschnittlichen Abgaben und Steuern auf Arbeit in Österreich bei 47,6 Prozent. Damit liegen wir EU-weit ex aequo mit Frankreich unter den fünf Spitzenreitern. Die Freiheitliche Wirtschaft setzt sich schon seit Jahren für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen ein, damit sich Arbeit, sowohl für Unternehmer als auch für Arbeitnehmer, wieder lohnt. ie neue Regierung nimmt unsere Anliegen ernst und hat von Anfang an ein hohes Arbeitstempo an den Tag gelegt: So wurden als erste Maßnahmen der Mehrwertsteuersatz für Übernachtungen von 13 Prozent auf 10 Prozent gesenkt, die Arbeitszeitflexibilisierung umgesetzt und mit 1. Januar 2019 der Familienbonus eingeführt. Spürbare Steuerreform Anfang Mai wurde nun die Steuerreform 2020 vorgestellt, worin weitere Forderungen der Freiheitlichen Wirtschaft nach spürbaren Entlastungen erfüllt werden. Spürbar bedeutet in diesem Zusammenhang eine Entlastung der Wirtschaft um 1,5 Milliarden Euro und eine Entlastung der Arbeitnehmer von 5 Milliarden Euro. Sehr erfreulich dabei ist, dass diese Entlastung der Wirtschaft ohne zusätzliche Steuern und Abgaben zustande gebracht wird. Die Körperschaftssteuer wird in zwei Schritten auf 21 Prozent gesenkt. Die Grenze bei der sofortigen Abschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter wird von 400 Euro auf 800

Euro und bis 2021 auf 1.000 Euro angehoben. 75 Prozent des Entlastungsvolumens fließen in die Einkommensteuer, in die Lohnsteuer und in die Sozialversicherungsbeiträge. Erleichterungen für KMU und Start-ups Zur Vereinfachung der Lohnverrechnung wurde eine einheitliche Bemessungsgrundlage bei den Lohnnebenkosten festgesetzt. Ebenso wurde die Ausweitung des Gewinnfreibetrages auf 100.000 Euro beschlossen. Die Forschungsprämie wurde auf Einzelunternehmen und Personengesellschaften ausgeweitet, was vor allem kleinen Unternehmen und Start-ups zugutekommt, die forschend tätig sind. Zudem gibt es wesentliche Erleichterungen bei der Steuererklärung für Kleinunternehmer. Die Abschaffung einiger Bagatellsteuern wurde ebenso beschlossen. Stärkung des Wirtschaftsstandorts „Die Wunschliste der Freiheitlichen Wirtschaft ist lange, aber darüber, dass viele berechtigte Anliegen der Wirt-

Anzeige Foto: Michael Kurzweil

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Dr. Erich Schoklitsch: „Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmer sorgt dafür, dass Leistung sich wieder lohnt!“ schaft nun endlich umgesetzt werden, wie z. B. die von der Freiheitlichen Wirtschaft jahrelang geforderte Verkürzung der Verfahrensdauern, sind wir natürlich hoch erfreut. Alle diese Maßnahmen sind zu begrüßen, verbessern die Rahmenbedingungen für Unternehmer, sorgen Schritt für Schritt dafür, dass sich Leistung wieder lohnt und stärken unseren Wirtschaftsstandort nachhaltig“, so LO Dr. Erich

Schoklitsch: „Im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse hoffen wir, dass die angekündigte Steuerreform und andere wichtige Vorhaben nicht abdanken müssen, sondern im Sinne der Wirtschaft in naher Zukunft umgesetzt werden.“

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Wirtschaft

Nachhaltige Verpackungen statt Plastik Die heurige „Woche der Landwirtschaft“ vom 28. April bis 5. Mai stand in der Steiermark ganz im Zeichen des Kampfes gegen den wachsenden Plastikmüllberg. Die Direktvermarkter gehen bei der Vermeidung von Plastikverpackungen konsequent neue Wege. aut Umfrage wünschen sich 74 Prozent der Menschen beim Lebensmitteleinkauf umweltschonende Verpackungen. „Noch vor dem Plastiksackerl-Verbot im kommenden Jahr gehen die steirischen Direktvermarkter viel umfassender in die Offensive: Sie ersetzen freiwillig Plastikverpackungen durch nachhaltige Alternativen und propagieren bei den Kunden in besonderem Maße auch den losen Verkauf“, unterstreicht LK-Präsident Franz Titschenbacher und betont: „Dieser verantwortungsbewusste Weg macht die steirischen Direktvermarkter zu österreichweiten Vorreitern ihrer Branche.“ Die Woche der Landwirtschaft vom 26. April bis 5. Mai stand daher steiermarkweit unter dem Motto „Ohne Plastik, bitte – wer isst, ist Teil der Landwirtschaft“. In jedem Bezirk stellten Direktvermarkter ihre praxiserprobten, nachhaltigen Verpackungsalternativen ins Rampenlicht. Auf dem Kai-

ser-Josef-Platz in Graz erfolgte der Startschuss für ausschließlich nachhaltige Verpackungen auf Bauernmärkten. „Bereits in einem Jahr wird man auf allen 150 Bauernmärkten in der Steiermark sowie in sämtlichen Hofläden und 48 Genussläden die ,Plastikfrei-Offensive‘ voll umgesetzt haben“, versichert der LK-Präsident.

Regionale Ware in wertigen Verpackungen „Mit allen Sinnen einkaufen und den Duft unverpackter Früchte, Salate, von Gemüse sowie von Fleischprodukten wieder riechen und dabei Verpackung sowie Müll sparen, ist das Grundanliegen der steirischen Direktvermarkter“, bringt es Vizepräsidentin Maria Pein auf den Punkt und betont: „Zu diesem stimmigen Einkauf von Lebensmitteln aus der Nähe kommt, dass die Kunden die gewünschten Mengen selbst auswählen können und nicht auf vorgefertigte Großpackungen angewiesen sind.“

Direktvermarkter setzen auf wertige Verpackungen statt Plastik. 50 /// FAZIT JUNI 2019

LK-Präsident Franz Titschenbacher, Vizepräsidentin Maria Pein mit Kammerdirektor Werner Brugner (v.r.n.l.): Starkes Statement der steirischen Direktvermarkter – sie verbannen Plastik aus Bauernmärkten, Hof- und Genussläden. Als nachhaltige Verpackungen verwenden die Produzenten statt Plastik unter anderem Holzschliffschalen für Obst und Gemüse, Mehrweggläser mit Pfandsystem oder nassfeste Papiersackerln, ja sogar Bienenwachstücher und Pergamentersatzpapier. Pein appelliert an die Kunden, auch eigene Verpackungen wie Einkaufskörbe, Einkaufstaschen oder Glasbehälter mitzubringen.

Plastikfrei-Wettbewerb für Ideen Auf die österreichweit einzigartige Initiative „Ohne Plastik, bitte!“ sind die steirischen Direktvermarkter gut vorbereitet. „Seit vergangenem Oktober haben rund 200 Bäuerinnen und Bauern an den Spezialschulungen unserer Fachberaterinnen teilgenommen, um ihr Wissen über alternative Verpackungen zu optimieren“, erklärt Kammerdirektor Werner Brugner. Für den Start

dieser Initiative hat die Landwirtschaftskammer den 180 steirischen Direktvermarktern, die vorerst freiwillig an dieser Initiative teilnehmen, nassfeste Einkaufstaschen bereitgestellt. Außerdem hat sie gemeinsam mit der Genuss-Region Österreich einen „Plastikfrei-Wettbewerb“ ausgeschrieben. Bis 31. Mai 2019 können Direktvermarkter bzw. Direktvermarktungsgemeinschaften ihre innovativen, nachhaltigen Verpackungsbeispiele einreichen. Am 3. Juli werden die besten Projekte ausgezeichnet. Bgm.-Stv. Mario Eustacchio, zuständig für die Grazer Märkte, ist ebenfalls begeistert: „Die Bauern auf den Grazer Bauernmärkten setzen mit ihren frischen, saisonalen Produkten auf Regionalität, Qualität und Nachhaltigkeit. Nun gilt es, auch auf die Verpackung der tollen Produkte zu achten und hier ein deutliches Zeichen zu setzen!“

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Das Murbodner Rind eignet sich bestens für die Haltung auf Almen in Höhenlagen.

SPAR feiert 150 Jahre Murbodner Rind

Vor 150 Jahren als eigene Landrasse anerkannt, zum beliebtesten Rind aufgestiegen, vor 50 Jahren fast ausgestorben: Dank einer Kooperation von SPAR mit dem Verein der Murbodnerzüchter ist die edle Traditionsrasse jetzt wieder zurück in ihrer Heimat. Rund 5.000 stolze Murbodner Rinder weiden heute auf den steilen heimischen Bergalmen und liefern das wohl beste Rindfleisch im SPARSupermarkt-Regal.

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Anzeige Fotos: SPAR/Werner Krug

chon Kaiser Franz Josef bestand darauf, dass sein Tafelspitz vom Murbodner Rind kommt. 1869 als Rasse anerkannt, stieg der semmelfarbige Murbodner als Drei-Nutzungsrind zum Allrounder auf. Erst durch die Mechanisierung wurden Rinder als Arbeitstiere unwichtig; die Rasse drohte, in Vergessenheit zu geraten. Am Höhepunkt ihrer Beliebtheit zählte man 270.000 Tiere, vor 50 Jahren waren gerade einmal 500 übrig.

Vor dem Aussterben gerettet Als „hochgefährdet“ eingestuft, erlebte das Murbodner Rind jedoch seit 2007 einen Aufschwung. TANN Graz, der fleischverarbeitende Betrieb von SPAR, tat sich mit 250 Bauern zusammen, um hochwertiges Murbodnerfleisch in die SPAR-Regale zu bekommen. Eine Idee, die aufging: „Heute haben wir etwa 500 Bauern und 5.000 Tiere“, freut sich Christoph Holzer, GF Spar Steiermark und Südburgenland. „Das Murbodner Rindfleisch zeichnet sich durch eine besonders zarte, saftige und feinfasrige Fleischqualität aus“, so TANN-Leiter Siegfried Weinkogl. „Im Laufe der Zeit

wurde das Murbodner-Sortiment stets ausgeweitet, erhältlich nicht nur zeitweise in Bedienung, sondern ganzjährig in allen Varianten im Selbstbedienungspack“, so Weinkogl weiter Perfektes Rind für Kleinbetriebe Was das Murbodner Rind – abgesehen von seinem Geschmack – so besonders macht, ist seine Eignung für Almen in Höhenlagen. „Die Murbodner sind für steile Lagen auf Bergalmen perfekt geeignet“, erklärt Johann Hörzer, Obmann des Vereins der Murbodnerzüchter. „Unsere Mitglieder sind kleinste Bergbauern mit im Schnitt sieben Tieren.“ Damit die etwa 500 Bauern wirtschaftlich arbeiten können, sind faire Preise unumgänglich: „In SPAR haben wir einen Partner gefunden, der uns die Möglichkeit gibt, unser wertvolles Murbodnerfleisch in die Küchen der Steirerinnen und Steirer zu bringen“, so Hörzer. Christoph Holzer betont: „Das Murbodner Rindfleisch ist ein Bekenntnis zu Regionalität.“ Es ist als Spezialität in allen Spar-Filialen erhält-

lich. Im Jahr 2017 wurde das einzigartige Programm auch mit dem Austrian Meat Award „Lukullus“ in der Kategorie „Qualitätsmanagement“ ausgezeichnet. Nachhaltige Landwirtschaft „Es gibt sie noch, die gute alte Zeit. Das Murbodner Rind war über Jahrhunderte hinweg die steirische Doppelnutzungsrasse, die neben der Milch auch beste Fleischqualitäten garantierte. Beherzte Fleischkenner und Qualitätsliebhaber haben die Werte dieser stei-

rischen Urrasse erkannt und sie wieder in das Top-Segment der internationalen Fleischqualität zurückgeführt. Es steht für eine hochqualitative Nahversorgung mit dem besten steirischen Rindfleisch. Das gute Zusammenwirken der Murbodner-Bauern mit der Handelskette SPAR ist ein Paradebeispiel dafür, dass nachhaltige Landwirtschaft für Bauern, Handel und Konsumenten einen großen Mehrwert liefern kann“, betont Landesrat Johann Seitinger.

(v.l.) SPAR-GF Christoph Holzer, LR Johann Seitinger, Siegfried Weinkogl (Leiter TANN) und Johann Hörzer (Obm. der Murbodnerzüchter) freuen sich über 150 Jahre Murbodner Rinderrasse. FAZIT JUNI 2019 /// 51


Kurz & News

eleven

Ihr Glück auf Kaiserfeld 13

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as „eleven“, mitten am traditionellen Standort in der Kaiserfeldgasse 13 in Graz gelegen, wurde in den letzten Jahren nicht nur ein beliebter Treffpunkt für „Stadtstreuner“ und Genießer, sondern durch die Übernahme durch Arsim Gjergji mehr als nur ein Geheimtipp für Liebhaber der mediterranen Küche. Zu Mittag bietet man sechs Menüs inklusive Suppe und Salat zur Auswahl und die überreiche Karte bietet Schmankerl aus österreichischer und italienischer Küche mit dem typischen, südländischen Flair. Nachmittags und abends laden die beiden Gastgärten, einerseits direkt in der Kaiserfeldgasse und andererseits im ruhigen, schattigen Innenhof zum Verweilen, Freundetreffen und geselligem Tagesausklang ein. Der Innenhofgastgarten ist zudem zur Gänze für Gesellschaften buchbar. Ebenso sind die Innen52 /// FAZIT JUNI 2019

räume für Veranstaltungen auf Anfrage für bis zu 100 Personen (ohne Extrakosten für die Räumlichkeiten) jederzeit zu buchen. Warum das „eleven“ eleven heißt und einfach Glück bringt, ist auch rasch erklärt: Der Familienbetrieb von Arsim Gjergji bekam seinen Namen durch seinen erstgeborenen Sohn Alois, der akkurat am 11.11.2011 geboren wurde – und nomen est omen, das muss einen Vater doch motivieren! Also, wenn Ihr Stadtbummel oder Ihr Abend mit Freunden noch etwas „Besonderes“ braucht: auf ins „eleven“ und die Seele baumeln lassen!

eleven cafe-bar Restaurant

Kaiserfeldgasse 13 8010 Graz www.eleven-graz.at Facebook: eleven11graz

Das Projekt „Geriatrischer Konsiliardienst − GEKO“, das ab Mitte Mai 2019 in Pflegeheimen der Weststeiermark und in Graz anlaufen wird, unterstützt Hausärztinnen und Hausärzte bei der Betreuung erkrankter Pflegeheimbewohnerinnen und Pflegeheimbewohner. Schwerpunkt dabei ist die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung einer angemessenen und qualitätsvollen Gesundheitsversorgung. LR Christopher Drexler erklärt: „Der Geriatrische Konsiliardienst trägt zu einer noch besseren Versorgungsqualität in den Pflegeheimen bei. Durch die Unterstützung der hausärztlichen Betreuung in Form von Beratungsleistungen gelingt ein wichtiger Fortschritt im Bereich der Altersmedizin.“

450-Jahr-Jubiläum Hofbäckerei Edegger-Tax

Am 4. Mai feierte die Hofbäckerei Edegger-Tax ihr 450-jähriges Bestehen. Unter den zahlreichen Gratulanten war LH Hermann Schützenhöfer: „Ich gratuliere der Familie Edegger zu diesem beeindruckenden Jubiläum des Familienunternehmens, das nicht nur für die erstklassigen Produkte, sondern auch für die eindrucksvolle Holz-Fassade bekannt ist.“ Der Landeshauptmann ist aber nicht nur dieser, sondern vor allem der Familie hinter dem berühmten Portal verbunden. Seit Generationen wird die k.u.k. Hofbäckerei von der Familie Edegger geführt. Heute leitet Robert Edegger mit seiner Frau Brigitte das Unternehmen. Sein Vater war der legendäre Grazer Vizebürgermeister und Radpionier Erich Edegger.

Jobmesse Sommertourismus

Bei einer Jobmesse von AMS Steiermark und der WKO Steiermark konnten sich am 7. Mai in Graz mehr als 400 interessierte Arbeitsuchende bei 30 Unternehmen aus der Steiermark sowie aus Salzburg über Jobs informieren. „Der Fachkräftemangel stellt eine der größten Herausforderungen dar, vor allem im Tourismus, wo wir die vorhandenen Potenziale besser nutzen müssen. Darum freuen wir uns auch über die gemeinsame Jobmesse mit dem AMS für den Sommertourismus“, erklärte WKO-Präsident Josef Herk. „Die Unternehmen erhalten die besondere Möglichkeit, an einem Tag und an einem Ort sehr viele potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen zu lernen“, betonte AMS-Landes-GF Karl-Heinz Snobe.

Fotos: Gesundheitsfonds Steiermark, steiermark.at/Fischer, AMS/Tauscher

Anzeige Fotos: Thomas Luef, eleven

„GEKO“ für Steirische Pflegeheime


Foto: Marija Kanizaj

Kurz im Gespräch mit

Foto:Archiv

Martin Payer, kaufmännischer GF der FH Joanneum

Neuer Webauftritt der Bestattung Graz Mit grazerbestattung.at setzt die Grazer Bestattung unter Berücksichtigung der gebotenen Seriosität ein wichtiges Zeichen in Richtung Digitalisierung in einer sensiblen Branche. Das Unternehmen wendet sich mit einer top-modernen Homepage an die Steirerinnen und Steirer.

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ie neue, freundliche Homepage bietet beim Verlust eines geliebten Menschen rasche Hilfe. Sie enthält einen übersichtlichen Ratgeber für die schweren Stunden, der die meisten Fragen rund um das Thema, Verlust, Trauer und Abschied beantwortet. Bestattung-Graz-Geschäftsführer Gregor Zaki weist darauf hin, dass die Webpage völlige Transparenz in Sachen Begräbniskosten bietet: „Mit der Möglichkeit der Online-Planung einer Verabschiedung gehen wir völlig neue Wege. So ist es möglich, schon bevor man die notwendige einfühlsame Beratung der Grazer Bestattung persönlich aufsucht, als Erstorientierung die Verabschiedung online zu konfigurieren.“ Sein Geschäftsführerkollege Friedrich Probst ergänzt: „Durch dieses Angebot bleibt im ersten Schock des Geschehenen genügend Zeit, um sich einen Überblick zu verschaffen.“

98 Prozent der Kunden sind mit unserer Leistung der Grazer Bestattung zufrieden und empfehlen das Unternehmen weiter. Die 70 Mitarbeiter der Grazer Bestattung betreuen in sieben Filialen etwa 3.000 Sterbefälle pro Jahr. In Graz beträgt der Marktanteil 85 Prozent. Insgesamt werden 80 steirische Gemeinden betreut. Das Unternehmen betreibt das einzige Krematorium der Landeshauptstadt und nimmt jährlich etwa 4.800 Einäscherungen – den Großteil davon für andere Bestattungsunternehmen – vor. Die neue Webpage bedient zu 100 Prozent den Trend zur Mobilität, denn mehr als 80 Prozent der österreichischen User nützen das Internet über ihr Handy und gerade die Suchanfragen zum Thema Bestattung sind in den letzten Jahren enorm gestiegen.

Eine aktuelle IFES-Umfrage hat für die steirischen Fachhochschulen ausgezeichnete Ergebnisse erbracht, wo liegen die großen Stärken der FH Joanneum? Ich sehe unsere Stärken in der Qualität der Ausbildung sowie in unseren innovativen und aktuellen Inhalten. Das ausgezeichnete Betreuungsverhältnis zwischen Studierenden und Lehrenden, Vortragende aus Wissenschaft und Praxis sowie die Nähe zur Wirtschaft bieten den Studierenden ein Hochschulstudium mit ausgezeichneten Jobchancen.

Das breit gefächerte Angebot der FH Joanneum wird kontinuierlich ausgebaut, wo sehen Sie noch interessante Nischen für neue Fachbereiche bzw. Studienangebote? Die Digitalisierung und alles, was sie mit sich bringt, wird das Studienangebot weiterhin verändern. Sowohl innerhalb aller Fachrichtungen, die kontinuierlich ihre Lehrinhalte überarbeiten, als auch in der Entwicklung neuer Studienangebote. Die FH Joanneum betreut an drei Standorten rund 4.700 Studierende – steht in näherer Zukunft ein weiterer Ausbau an Studienplätzen auf der Agenda? Diesen Herbst starten wir mit dem neuen Masterstudiengang „Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung“. Auch unser Lehrgangsangebot wird dieses Jahr wieder erweitert: Eine noch nie dagewesene Kooperation mit acht Industrieunternehmen sowie dem Mikroelektronik-Cluster Silicon Alps ermöglicht 16 Personen die Teilnahme am neuen Masterlehrgang „System Test Engineering“. FAZIT JUNI 2019 /// 53


Reise

Ein Aufbruch mit Gegensätzen

Fazit-Autor Thomas Goiser war in Kapstadt und hat sich Südafrikas Ringen um Stabilität 25 Jahre nach dem Ende der Apartheid genauer angesehen.

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Fotos: Thomas Goiser (2), Archiv

enn man in Kapstadt am Flughafen ankommt und sich dort die Hände waschen will, kommt nur Sprühnebel aus den Wasserhähnen. Eine Erinnerung an die Wasserkrise, die ab 2015 herrschte und mittlerweile als ausgestanden gilt. Die Bilder davon gingen um die Welt, Auswirkungen waren nicht nur lokal, sondern durch Einbußen im Tourismus und in der Landwirtschaft auch konjunkturell spürbar. Die gröbsten Folgend der Wasserkrise gelten heute als überwunden. Geblieben sind symbolische Maßnahmen, besseres Wassermanagement in Unternehmen und Haushalten und höhere Wasserpreise. Jedenfalls ist Südafrika auch ein Vierteljahrhundert nach Ende der Apartheidpolitik – das Jubiläum wird am 27. April gefeiert – ein Land großer Gegensätze. In der Nähe des Einkaufs- und Vergnügungsviertels »V&A Waterfront« betteln Obdachlose an den Ampeln, indem sie den Verpackungsmüll aus den wartenden Autos übernehmen und entsorgen. Einige Meter daneben befinden sich die Showrooms luxuriöser Automarken, die in dieser Dichte in mitteleuropäischen Metropolen nicht vorkommen.

Wirtschaft und Bevölkerung auf Wachstumskurs Soziale Spannungsverhältnisse prägen weiterhin die Gesellschaft, das merkt man in den allgegenwärtigen Sicherheitsmaßnahmen, Absperrungen, Wachdiensten ebenso wie im Wirtschaftsleben. Etwa 57 Millionen Menschen leben im Land. Die südafrikanische Volkswirtschaft rutschte 2018 kurz in eine Rezession. Im langfristigen Trend wächst die Wirtschaftsleistung, was zahlreiche Migranten aus anderen afrikanischen Ländern anzieht. Durch das gleichzeitige Bevölkerungswachstum sinken manchmal von Jahr 54 /// FAZIT JUNI 2019

zu Jahr auch die Prokopfeinkommen. In der jungen Altersgruppe von 15 bis 34 ist (offiziell) etwa die Hälfte der Bevölkerung ohne Beschäftigung – sozialer Sprengstoff, nicht zuletzt wegen Mängeln im Bildungssystem. Diese Situation macht die Arbeit für ausländische Unternehmen zumeist schwer, neben der weit verbreiteten Korruption und Wechselkursschwankungen.

Österreichs Warenexporte nach Südafrika entwickeln sich – auf eher geringem Niveau – gut. Das Land gilt als Brückenkopf zu anderen afrikanischen Ländern in der Südhälfte des Kontinents und als Zentrum der afrikanischen Autoindustrie. Auch österreichische Zulieferbetriebe bringen sich hier ein. Größere Investitionen kommen aus der Papierindustrie, im Bausektor ist der Baukonzern »Strabag« im Land sehr aktiv. Chancen sieht das Außenwirtschaftscenter aktuell etwa in der Gesundheitsversorgung, im Energiewesen und bei der Infrastruktur. Nach Wahl weiter auf Reformkurs Anfang Mai wurde die Nationalversammlung gewählt. Präsident Cyril Ramaphosa vom African National Congress kann trotz eines Denkzettels der Wähler weiter regieren und seinen Reformkurs fortsetzen. Nach deutlichen Verlusten liegt seine Partei nun bei nur noch 57,5 Prozent. Als stärkste Oppositionspartei liegt die »Demokratische Allianz« bei knapp 21 Prozent; die radikalen »Economic Freedom Fighters« erhielten 10,8 Prozent der Stimmen. Das Wahlergebnis ist eine Grundlage dafür, dass Südafrika seine wirtschaftliche und politische Situation längerfristig stabilisieren kann. n


Reise

Den Tafelberg kann man nicht nur im Nebel zu Fuß erklimmen. Oder per Seilbahn.

Weitere Informationen Über Kapstadt Sportliche Aktivitäten in Kapstadt haben meist mit dem Wasser oder der Höhe zu tun. Eine Besteigung des Tafelbergs verlangt einiges an Zeit und Kondition. Oder etwas Geld für die Seilbahn. Das Naturschutzgebiet am Plateau ist absolut sehenswert. Leichter ist es gegenüber am Hausberg, dem »Lion’s Head«. Von dessen Rücken können Touristen beim Paragliding die Stadt von oben erkunden. Im »Company’s Garden«, einer historischen Parkanlage, findet man das gleichnamige beschauliche Restaurant. Wer europäischen Anschluss sucht, bekommt diesen etwa in der Nähe eines weiteren Naturschutzgebiets im ruhigen Südwesten von Kapstadt. Hier liegt das Gästehaus von André Branschweiler mit Seezugang und eigenen Booten. In Johannesburg kann man schon einmal einen halben Tag im beeindruckenden wie bedrückenden Apartheid-Museum verbringen. Eine einzigartige Attraktion mit ist der »Free Fall Tower« mit der weltweit höchsten Anlage für freien Fall in ehemaligen Kühltürmen (man fällt aus großer Höhe in ein gespanntes Netz). Wer dagegen innerhalb der weitläufigen Stadt Erholung im Grünen sucht, findet diese in den »Botanical Gardens«. schweiz-kapstadt-tips.com sowetotowers.co.za capetown.travel

Fazit Juni 2019 /// 55


Da Wanko

Die Greta, der Falco und die Supertechnik

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a he!«, werden Sie sich denken, jetzt fängt da Wanko auch noch mit dieser Nervensäge an. Die Greta, ja. Von der habe ich schon in der letzten Kolumne geschwafelt, als es um die Schulschwänzerfreitage ging. Gut. Dann und wann lasse ich auf Facebook einen leicht provokanten Testballon steigen, um zu schauen, ob es mein Umfeld kratzt. Letzens war eben die Klima-Greta aus Schweden dran, nämlich weil den Medien nichts Besseres einfällt, als Greta-kritische Menschen als politisch rechtslastig hinzustellen. Super! Also fragte ich auf diesem sozialen Netzwerk nach, ob ich die Greta einfach wahnsinnig lästig finden dürfte, ohne gleich als Rechter eingestuft zu werden. Junge, da kamen Antworten. Ja und nein und überhaupt. »Da regt sich gerade der Richtige auf«, habe ich als Kommentar schon lustig gefunden. Am interessantesten war die Meldung, dass die Greta wie der Gandhi sei, anstrengend, aber das gehöre zu ihrem Jobprofil. Ja, was habe ich gelacht! Der klein Gandhi mit der Glatze und unsere Klima-Greta mit Wikingerzopferln. Irgendwann überkam mich dann das Gefühl, na ja, vielleicht ist an der doch etwas dran, kann ja sein. Nur weiß ich nicht, wie das alles funktionieren soll. Wo ist der Plan? Ich bin ja ein Müllnazi. Also, so in echt. Gerade dass ich nicht zum Saubermacher gehe und denen zeige, was noch so alles getrennt werden könnte. Dann erfahre ich so nebenbei, dass wir Steirerbuam und -mädels so viel brav Müll trennen tun, dass aus Neapel ziemlich viel ungetrennter, teurer Müll zu uns gebracht werden muss, damit unsere Müllverbrennungsanlagen noch funktionieren. Klar, die brauchen erdölhaltige Produkte, zum Beispiel Plastiksackerln, sonst brennt dort gar nix. Jetzt irgendwie blöd, aber doch für unsere Welt bezeichnend, weil nix mehr einfach ist. Das mit der Energiereduktion ist halt so eine Sache, weil es hier sehr bald ans Eingemachte geht. Bleibe ich gleich bei mir: Ich renn’ zu Hause immer in meinen abgetragenen Italosweatern von Puma herum. Die Modeindustrie würde bei mir jetzt nie die Millionen scheffeln, aber egal, gespart muss dort werden, wo es den Konsumen-

Martin G. Wanko (49) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

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ten zwickt: Ich dürfte zum Beispiel keinen aufregenden Rotwein mehr aus Chile oder Argentinien trinken, weil alleine der Transport schon so viel Energie kostet, dass er verboten sein müsste. Nein, wir müssen alle den Gürtel enger schnallen. Wird kein Problem sein, weil Fleisch essen sollte ja auf das Wochenende verbannt werden, so werden wir automatisch dünner. Weiter so: Keine Flugreisen mehr, dafür Sommerurlaub in Tobelbad. Wer neue Ski hat, wird so und so erschlagen, die Tauschbörse wird in sein. Und unsere Autos und Motorräder? Verbieten! Es lebe die Bim, der Bus und der Weg zu Fuß, ist eh gesund. Ich will jetzt gar nicht erst davon reden, wie viel Energie die Streamingdienste oder eine Google-Abfrage verbrennen. »Wie in den 1970ern!«, höre ich Sonnenkönig Bruno Kreisky vom Himmel lachen. Erdölkrise 1974 und so. Ja eh, aber wir leben jetzt im Jahr 2019 und unser Wohlstand beruht auf Konsum. An dem hängen auch die Jobs. Dabei sind wir ja alles brave Praktiker. Wir rennen auf den Markt, fahren mit dem Rad, verwenden seit Jahren aufladbare Batterien, essen Biofleisch und Vollwertkost, verwenden jedes Blatt Papier zweiseitig und alles Drum und Dran. Das bringt uns aber nur Nüsse. Shit! Lese ich mir die Liste der Verzichte durch, die wir vorantreiben müssen, um wenigstens als Österreicher die Klimawerte 2030 zu erreichen, wird mir schlecht. Die Entsagung macht uns zu massiv angefressenen Monstern, wir halten das nicht lange durch, außer vielleicht in einer Ökodiktatur. Aber an die will ich noch nicht denken. Dann lieber doch ein Leben in Saus und Braus, wie in der uns legitimierten Generation-Falco gebilligt wurde? Sorgen hamma morgen und die nächste Generation kann eh brausen gehen. Ja, why not? Aber keine Kolumne endet ohne Ausweg: Es kommt die eine, also eine Superwissenschaftlerin oder der Technikhawie, der uns die Sache mit der Erderwärmung durch einen Kohlendioxidfresser regelt. Ich meine, die Technik hat uns den ganzen Fortschritt gebracht, jetzt soll sie so gnädig sein und einen Schritt weiterdenken und das alles wieder einrenken. Ich weiß, das funkt! Das wird dann auch die Greta verstehen und wieder freitags in die Schule gehen. Ihr energiegeladener G Punkt.

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Kurz & News

Fotos: Land Steiermark, GKB/Stibler, Freisinger/ Armin Russold,

Neuer Begleiter durch die steirischen Naturparke Der neue „Natur wirkt!“-Reiseführer stellt die Naturparke, ihr Erlebnis-Programm, ihre Partner-Betriebe und ihre naturkundlichen Besonderheiten vor. Mit neuen Kooperationen öffnet man sich in Richtung Bevölkerung und Gästen und leistet einen wichtigen Beitrag zum Thema Naturschutz. Der neue Reisebegleiter weckt Interesse an den Kreisläufen in der Natur. „Wir besitzen mit unseren Naturparken echte landschaftliche Juwele. Die Erfahrung und das Erleben von Natur wirkt sich positiv auf unsere körperliche und seelische Gesundheit aus und die Sehnsucht nach Naturerlebnissen wie auch der Umwelt- und Naturschutz liegen heute voll im Trend“, weiß Naturschutzlandesrat Anton Lang zu berichten.

Neue GKB-Unterführung in Seiersberg Am 9. Mai fand unter regem Interesse von Politik und Öffentlichkeit die feierliche Eröffnung der neuen Eisenbahnunterführung der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH (GKB) in der Robert-Koch-Straße in Seiersberg-Pirka statt. Die neue Geh- und Radwegunterführung ersetzt eine insbesondere von Schülerinnen und Schülern, stark frequentierte technisch gesicherte Eisenbahnkreuzung. Die Errichtungskosten von rund 1,5 Mio. Euro tragen die Gemeinde und die GKB gemeinsam. Verkehrslandesrat Anton Lang betont: „Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger hat für das Landesverkehrsressort oberste Priorität. Wir freuen uns über die Eröffnung dieser neuen, hochmodernen Unterführung.“

Stipendien für wirtschaftsnahe Diplomarbeiten

Bereits zum sechsten Mal vergab die WKO Steiermark Forschungsstipendien für wirtschaftsnahe Diplom- und Masterarbeiten. Dieses Mal fand die Feier in der Montanuniversität Leoben statt: WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk konnte auch heuer wieder 20 Stipendiatinnen und Stipendiaten vor den Vorhang holen und deren Arbeiten entsprechend würdigen. „Wirtschaft und Wissenschaft sind ein unschlagbares Team. Mit der Förderung von jungen Forscherinnen und Forschern möchten wir diese Zusammenarbeit unterstützen und forcieren“, so Herk. „Der Wissensaustausch zwischen Hochschulen und der Wirtschaft muss weiter vorangetrieben werden“, betonte Herk bei seiner Rede im Rahmen der Stipendien-Verleihung.

Schneller, besser, weiter – mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Wer die Öffis nutzt, spart nicht nur Nerven, sondern ebenfalls CO2-Ausstoß, Parkplatzsuche und Stau. Und man gewinnt Zeit, die man für angenehmere Dinge nutzen kann: für ein spannendes Buch, einen guten Song oder ein erbauliches Gespräch.

Die Klima- und Energieinitiative des Landes Steiermark Weitere Infos unter: www.ich-tus.at, www.verbundlinie.at, bei der Telefonauskunft der Verbund Linie „MobilZentral“ unter 050/678 910 und bei der Ich-tu‘s-Serviceline unter 0316/877-3955

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n e d t i M Öffis i e r f s s e str . l e i Z s an


Der Steinsaal der Steirischen Volkspartei im Grazer Landhaus ist seit mehr als zwei Jahrzehnten außergewöhnlicher Ort für Ausstellungen heimischer Künstler. Zurzeit können die Besucher Werke des Grazer Künstlers und Kinderbuchillustrators Paul Mangold unter dem Titel „Querschnitt“ bewundern. Am 16. Mai wurde die Ausstellung von LH Hermann Schützenhöfer eröffnet, begrüßt wurden die Gäste von Klubobfrau Barbara Riener. „Du hast einen beeindruckenden künstlerischen Lebenslauf und machst vielen Menschen sehr viel Freude, mit dem, was du tust. Es sind großartige Werke, die du hier zur Schau stellst“, erklärte LH Schützenhöfer bei der Ausstellungseröffnung zu Mangolds „Querschnitt“.

Grawe-Bilanz 2018 mit deutlicher Steigerung Seit ihrer Gründung vor über 190 Jahren verzeichnet die Grawe ein nachhaltiges Wachstum. Im Geschäftsjahr 2018 stiegen die gesamten Prämieneinnahmen der GRAWE AG um 5,0 Prozent auf 588,2 Mio. Euro. Das Prämienwachstum in der Schaden- und Unfallversicherung betrug 5,7 Prozent, in der Lebensversicherung konnte ein Plus von 2,6 Prozent verzeichnet werden. Der Vertragsbestand konnte im vergangenen Geschäftsjahr um 1,3 Prozent gesteigert werden. Der Gewinn vor Steuern (EGT) wuchs 2018 um 17,2 Prozent an und erreichte damit einen Wert von 70,0 Mio. Euro, erklärten zufrieden der Vorsitzende des Vorstands der Grawe-Vermögensverwaltung, Othmar Ederer, und Generaldirektor der Grawe Versicherung AG, Klaus Scheitegel

Steiermärkische Sparkasse eröffnet sBox

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Erwin Scheriau. Mit Dank an Magna Steyr.

Am 15. Mai vor genau 194 Jahren, wurde die Steiermärkische Sparkasse gegründet. Und welches Geschenk wäre am heutigen Geburtstag passender als die Eröffnung einer kleinen, aber feinen Filiale. In Nestelbach bei Graz wurde heute die zweite sBox der Steiermärkischen Sparkasse eröffnet. „Mit der Eröffnung unserer zweiten sBox setzen wir ein ganz klares Zeichen, dass wir als ältestes Kreditinstitut der Steiermark, nicht nur am Puls der Zeit liegen, sondern auch nach wie vor den Menschen in den Mittelpunkt unserer Handlungen stellen. Durch dieses moderne und zeitgemäße Konzept bieten wir unseren Kundinnen und Kunden maximale Flexibilität und sind dort vor Ort, wo sie sind“, erläutert Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse.

SO GEHT STEIRISCH ... R GUT GEFA HRE N. MIT STEI RISC HER INNOVATI ON SIND WIR IMME Generationen eine Wendig unterwegs, in traditionellem Gewand – über Klasse für sich. Einfach # traditionellmodern www.volkskultur.steiermark.at | www.heimatwerk.steiermark.at

Fotos: Foto Fischer, Margit Kundigraber, GRAWE/Ralph König

Ausstellung „Querschnitt“ von Paul Mangold


Kurz & News

TourismusStaatsmeister aus der Steiermark Hervorragende Platzierungen für unser Team bei den Tourismus-Staatsmeisterschaften „juniorSkills Austria 2019“ in Salzburg: Die steirischen Kandidaten konnten zum dritten Mal in Folge die Teamwertung für sich entscheiden. Auch in den Einzelwertungen gab es hervorragende Plätze. In der Kategorie „Service“ gab es gleich drei Goldmedaillen für Nina Ackerl vom Gasthaus Haberl & Fink, Patrick Zach vom Dorfgasthof „Zum Grafenwirt“ und Claudia Schutti vom Gasthaus Thomahan, die zur Vizestaatsmeisterin gekürt wurde. In der Kategorie „Küche“ holte Lukas Prem vom Gasthaus Haberl & Fink Gold und zudem den 3. Platz der Gesamtwertung. Daneben gab es weitere Stockerlplätze für die Steiermark.

Stadt Leoben investiert in Infrastruktur und Kultur

Die Stadt Leoben investiert heuer 1,7 Mio. Euro in den Straßen-, Gehund Radbereich sowie über 300.000 Euro in die Kultur. Die dazu notwendigen Beschlüsse wurden auf Antrag von Bgm. Kurt Wallner in Stadtratssitzung vom 15. Mai getätigt. Für den Theaterspielplan 2019/20, die Märchenreihe und die Aufführungen im Rahmen von „das neuestadttheater“ am Stadttheater Leoben wurden 177.128 Euro genehmigt. Für die Konzerte 2019/20 und die Durchführung der Kindermusikreihe „Sing Sala Bing“ netto 63.510 Euro.

Berufsbegleitend Studieren zum Dipl.-Ing. (FH) in 2 Jahren

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eit 1999 organisiert das Studienzentrum Weiz in Kooperation mit der Hochschule Mittweida österreichweit speziell auf HTL-Absolventen abgestimmte Studienlösungen in der Technik: • Das Besondere: Verkürzte Studiendauer durch Anrechnung von Vorqualifikationen. • Die Kombination: Kompakte Vorlesungen am Wochenende & flexibles Fernstudium ermöglichen volle Berufstätigkeit. Der Unterschied: Kleine Gruppen & exklusive Betreuung vor Ort. Vom Ing. zum Dipl.-Ing. (FH) in 2 Jahren Durch die Anerkennung von Vorqualifikationen ist für HTL-Absolventen mit Praxis der Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern der Diplomstu-

dien möglich. Die Kombination aus Präsenzveranstaltungen und Fernstudium ermöglicht flexible Zeiteinteilung. Die Vorlesungen finden 6 bis 7 Mal pro Semester am Wochenende (Freitag/Samstag) statt, am Semesterende wird eine Blockwoche abgehalten. Jetzt anmelden für die Studienstarts September 2019: • Wirtschaftsingenieurwesen: am Standort Weiz, an der HTBLuVA Wiener Neustadt • Elektrotechnik: am Standort Weiz • Maschinenbau: am Standort TGM Wien

Alles Starts & Infotermine unter: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz Tel.: +43 3172 603 4020 www.aufbaustudium.at

Fotos: Andreas Kolarik, Steiermark Tourismus / ikarus.cc, Manuela Schwarzl/JR, Michaela Lorber

Neues Zeitalter für Abfallwirtschaft

Der Ressourcenpark Leibnitz bildet ein österreichweites Leuchtturmprojekt der nachhaltigen Ressourcenwirtschaft. In den letzten Jahren hat sich ein grundlegender Wandel vollzogen. LR Johann Seitinger kommentiert das Konzept der Ressourcenparks: „Wertvoller Rohstoff statt Abfall lautet das Gebot der Stunde. In diesem Sinne bewegt sich die Steiermark mit dem Konzept ‚Ressourcenpark‘ in eine neue Dimension der Abfallwirtschaft.“

Digitalisierung für ältere Menschen

Im Rahmen des Projekts „RegionAAL“ wurden ältere Menschen in der Region Graz, Leibnitz und Deutschlandsberg mit technologischen Hilfsmitteln dabei unterstützt, länger in ihrer gewohnten Umgebung leben zu können. Die Ergebnisse aus den Testhaushalten lieferten Informationen über den Bedarf von Senioren in ihren Häusern und Wohnungen und gaben Aufschluss über die Wirksamkeit dieser Hilfsmittel. „Die Mehrheit der Testpersonen möchte die eingesetzten Technologien auch über die Testphase hinaus nutzen und fühlt sich damit sicherer“, erklärt Joanneum Research-Projektleiter Kurt Majcen. Bei der Auswahl von Technologien wurde darauf geachtet, dass diese weiter eingesetzt werden können.

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Kurz & News

Eine Schule der Chancen für alle statt eine Schule der Auslese durch teure Nachhilfe fordert AK-Präsident Josef Pesserl. Die jüngste AK-Nachhilfestudie zeigt, dass knapp ein Drittel aller steirischen Schulkinder Nachhilfe für den Schulerfolg bekommt, tausende weitere sind aus Kostengründen davon ausgeschlossen. Pesserl: „Unsere Schulen müssten jedem Kind eine gerechte Lernchance geben, aber der Schulerfolg wird immer öfter zu einem finanziellen Kraftakt der Eltern. Wenn die Lernziele in der Schule nicht erreicht werden, sind Bund und Land gefordert, die Nachhilfe für unsere Kinder kostenlos zu gewährleisten.“ Steirische Eltern zahlten im laufenden Schuljahr schon elf Mio. Euro an Nachhilfekosten.

Brandschutzübung bei Saubermacher

Die Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Graz führten am 2. Mai Nachmittag unter Beobachtung von Behördenvertretern eine groß angelegte Übung auf dem Gelände von Saubermacher in der Grazer Puchstraße durch. 12 Feuerwehr-Löschfahrzeuge und rund 40 Einsatzkräfte simulierten gemeinsam mit den MitarbeiterInnen von Saubermacher einen Brand von Kunststoffballen im Freilager. Ziel war, den Gesamtablauf und die Löschwasserförderung zu testen. Übungsleiter BR DI Gerald Wonner von der Berufsfeuerwehr: „Die Ziele dieser Übung konnten gut erreicht werden. Mit den neu gewonnenen Erfahrungen werden wir die Sicherheit im Betrieb zum Wohle unserer Stadt weiter erhöhen.“

Unternehmerisches Denken auf dem Vormarsch Selbständigkeit und Eigenverantwortung sind in unseren Unternehmen auf dem Vormarsch. Zu diesem Ergebnis kommt der erste steirische Selbständigkeits-Index, eine Umfrage unter 500 Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Demnach erfordert bereits mehr als jeder zweite Job (59 Prozent) unternehmerisches Denken und Handeln, 84 Prozent der Chefs fordern und fördern dies gezielt. Nicht so das Schulsystem, wo diesbezüglich große Mängel geortet werden. „Grundsätzlich stimmen uns die Ergebnisse aber sehr positiv. Denn sie zeigen klar und deutlich, dass der Unternehmergeist in unserem Land zunimmt“, so WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg.

Eröffnung des Designmonat Graz 2019

Am Abend des 20. Mai wurde der Designmonat Graz 2019 im Lesliehof im Joanneumsviertel eröffnet. Über 1.000 Design-Interessierte ließen sich dieses Event sowie den Start der Ausstellung „To Death with a Smile“ im Lesliehof, die Eröffnung der „World Wide Things Collection“ in der Neuen Galerie und der „Village Chairs“ nicht entgehen. Den Beweis tritt das Festival mit steirischen Designzugängen und Gästen von Istanbul über Saint-Étienne bis zu Mexiko City und Puebla an. Gemeinsam mit Internationalität und Vielseitigkeit bilden sie die Eckpfeiler für das umfangreiche Programm mit 106 Events. 30 Tage lang bündelt Graz als Hot Spot in Sachen gutes Design seine kreative Schlagkraft.

BKS Bank erhält ÖGVS Service Award

Dealer of the Year Award für Vogl+Co Zum dritten Mal in Folge erhielt Vogl+Co den DOTY-Award von Renault. Mit dem „Dealer of the Year Award“ werden von der Renault Gruppe Jahr für Jahr jene Händlerbetriebe ausgezeichnet, die eine besondere Performance im Verkaufs- und After Sales-Geschäft, der Servicequalität, der Kundenzufriedenheit und dem Umsetzen der Markenidentität bewiesen haben. Als einer von nur zwei prämierten österreichischen Händlerpartnern darf sich Vogl+Co bereits zum dritten Mal in Folge über die Ernennung zum „Dealer of the Year“ in der Kategorie „Große Renault- und Dacia-Händler“ freuen. Die Preisverleihung fand am 3. April im Stade de France, dem größten Stadion Frankreichs im Norden von Paris, statt. 60 /// FAZIT JUNI 2019

216 Unternehmen standen in ganz Österreich für den ÖGVS Service Award auf dem Prüfstand. Die nachhaltige BKS Bank überzeugte in der Kategorie „FilialService“. „Wir investieren sehr viel in die Ausund Weiterbildung unserer Mitarbeiter und legen großen Wert auf die persönliche und individuelle Beratung unserer Kunden. Parallel dazu erweitern wir laufend unser Online-Angebot“, so Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank, die sich sehr über die Auszeichnung freut. Im Jahr 2018 verbrachten die rund 1.100 Mitarbeiter der BKS Bank 33.497 Stunden bei Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen. Das Firmenkundenportal „BizzNet“ und die neue Website werden als digitale Meilensteine genannt.

Fotos: Temel/AK, Foto Fischer, Konstantinov, Saubermacher/Scheriau, Patrick Sambiasi Photography, Gernot Gleiss

AK fordert Schule der Chancen


Die strahlenden Landessiegern 2019 mit den Ehrengästen.

Ein großer Jahrgang für den steirischen Wein In der Grazer Seifenfabrik wurden am 23. Mai die besten Weingüter der Steiermark ausgezeichnet: Ein Dreifachlandessieger, ein Doppellandessieger und 13 Landessieger gingen aus dem Bewerb strahlend hervor. Zum zweiten Mal heimste das Weingut Ulrich aus St. Anna am Aigen mit drei Landessiegerweinen auch den renommierten Titel „Weingut des Jahres“ ein.

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Anzeige Foto: Fotokuchl

ie jedes herrschte auch heuer wieder ein enormer Besucherandrang bei der Landesweinbewertung der Landwirtschaftskammer, beim mit Abstand wichtigsten steirischen Weinwettbewerb. Die Beteiligung war großartig: „Rund 500 Weinbauern reichten 2.003 steirische Qualitätsweine ein“, betonte LK-Vizepräsidentin Maria Pein.

Schaufenster für fruchtig-steirischen Wein „An der Bewertung können alle geprüften steirischen Qualitätsweine teilnehmen, um aber ins Finale zu kommen, muss eine Mindestweinmenge vorhanden sein“, betont der steirische Weinbauchef Werner Luttenberger. Außerdem muss der klassisch-steirische Weinausbau mit weniger als 13 % Vol. Alkohol eingehalten werden. Damit soll der Charakter des fruchtigen steirischen Wein ins Schaufenster gestellt werden. Der Bewerb ist für viele Weinbaubetriebe das Sprungbrett, um nationale und internationale Aufmerksam-

keit zu bekommen. Als Sieger und „Weingut des Jahres“ ging im Finale das Weingut Ulrich aus St. Anna am Aigen hervor.

Harmonischer und charaktervoller Jahrgang Mit 241.300 Hektoliter wurde im Vergleich zum Vorjahr eine etwas geringere Weinernte erzielt. Im Fünf-Jahres-Schnitt gab es ein Plus von 27 Prozent, womit in der Steiermark 2018 mengenmäßig die drittgrößte Ernte gekeltert wurde. Das Wetter war trotz einiger schwieriger Phasen den Weinbauern i m Großen und Ganzen gewogen. „Generell betrachtet zeigen die 2018er Weine eine hohe Reife, ohne vom Alkohol überladen zu sein“, erklärt Luttenberger. Einzigartig und harmonisch, mit Aromen nach reifen Äpfeln präsentieren sich die steirischen Welschrieslinge. Sehr charakteristisch sind auch die Bukettsorten wie Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller geraten. Die Weine der Burgundergruppe sind ebenfalls sehr gut gelungen und weisen viel Schmelz und Harmonie auf.

Stolz auf den Dreifachlandessieg und den Titel „Weingut des Jahres“: Rupert Ulrich mit Tochter Cornelia, Sohn David und Ehefrau Karin

Die Landessieger 2019 Welschriesling Klassik: Erzherzog Johann Weine, Gamlitz Weißburgunder Klassik: Weingut Stefan Potzinger, Gabersdorf Morillon Klassik: Weingut Frauwallner, Straden Sauvignon Klassik: Weinbau Marko Ottenberg, Ehrenhausen Scheurebe: Weinhof Radl, Klöch Muskateller: Weingut Adam-Lieleg, Leutschach Riesling DAC: Weingut Engel, Tieschen Schilcher: Schilcherei Jöbstl, Wies Kräftige Sauvignon: Weingut Peter Skoff, Kranachberg

Kräftige Burgunder: Weingut Ulrich, St. Anna am Aigen Gewürztraminer: Weingut Schuster, Klöch Prädikatswein: Weingut Domittner, Klöch Lagenwein Burgunder: Weingut Ulrich, St. Anna am Aigen Lagenwein Sauvignon blanc: Weingut Frauwallner, Straden Sekt: Weingut Peter Skoff, Kranachberg Blauer Zweigelt Klassik: Weinhof Gollmann, Tieschen Rotwein Vielfalt: Weinhof Platzer, Tieschen Kräftiger Zweigelt: Weingut Ulrich, St. Anna am Aigen

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Für die Besucher beeindruckend ist der Schädel eines Höhlenbären, der vor mehr als 15.000 Jahren bei uns heimisch war.

Die Eiszeit kommt nach Leoben Die Ausstellung „Eiszeit Safari“, die heuer vom 18. Mai bis 3. November in der Kunsthalle Leoben zu sehen ist, zeigt Anschauliches und Spannendes über die Welt der letzten Eiszeit in Europa. Die faszinierende Tierwelt und das Leben der frühen Menschen warten auf „Entdeckungsreisende“. wei „Reiseterminals“, mehr als 40 lebensechte und lebensgroße Tierrekonstruktionen, Skelette, Präparate und Mitmachstationen machen die Ausstellung zu einem besonderen Erlebnis für Groß und Klein. Damals in Europa lebende Tiere, wie Wollhaarnashörner und Höhlenbären in Lebensgröße, aber auch heute noch lebende Tierarten wie Schneehuhn, Wolf oder Fuchs erwarten den Besucher. ´

Safari in der Frühzeit des Menschen „In der „Eiszeit-Safari“ können die Besucher das Leben von Mensch und Tier in der letzten Eiszeit auf dem europäischen Kontinent nachempfinden. Lassen Sie sich von den erfahrenen Scouts Lena und Urs mitnehmen auf eine spannende Safari in die Zeit zwischen 30.000 und 15.000 Jahren vor unserer Zeit, als Mammutherden durch Mitteleuropa streiften und Höhlenlöwen zu den gefährlichsten Raubtieren gehörten. Begegnen Sie 62 /// FAZIT JUNI 2019

den Riesen der letzten Eiszeit auf Augenhöhe, lassen Sie sich zeigen, wie und was man jagte und kochte, oder was die schönsten Souvenirs waren“, beschreibt Sarah Nelly Friedland, Kuratorin der Ausstellung ‚Eiszeit Safari‘ von den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, die Ausstellungsidee. „Mit dieser Ausstellung „Eiszeit Safari“ beschreitet Leoben einen neuen Weg. Nach den zahlreichen überaus interessanten kulturhistorischen Ausstellungen wird diese phantastisch inszenierte Darstellung der letzten Eiszeit in Europa sicherlich zahlreiche Gäste nach Leoben bringen“, ergänzt Bgm. Kurt Wallner. Forschung in der Steiermark „Da in der Umgebung Leobens einige der interessantesten Höhlenfundstellen Österreichs beheimatet sich, wurde im Zuge der Vorbereitungen auch Forschungen in den verschiedenen Fundstellen betrieben“, beschreibt die Wissenschaft-

lerin Doris Döppes, Kuratorin dieser Ausstellung, den besonderen Reiz. Ergänzt wird die Ausstellung auch durch einen regionalen Teil, welcher die Fundsituation von Resten tierischer Eiszeitbewohner in der Steiermark zeigt. Auch hier haben Mammut, Höhlenbären gelebt, wie Leihgaben aus dem Universalmuseum Joanneum, dem Naturhistorischen Museum in Wien, dem Museum in Wildalpen, der Universität Wien Abteilung Paläontologie sowie Funden aus eigenen Beständen des MuseumsCenters anschaulich zeigen. Die Eiszeit hautnah erleben Das Multimedia-Führungssystem – wahlweise für Kinder oder für Erwachsene – ermöglicht es, den ausgestellten „Zeitzeugen“ weitere Geschichten zu entlocken, um so noch tiefer in die Vergangenheit einzutauchen. Als Begleitbuch gibt es einen Eiszeit-Reiseführer und ein Kinderheft, sodass die Erinnerungen nach der Rückkehr ins

Heute lebendig bleiben. „Die Kunsthalle Leoben zeigt mit dieser Ausstellung, wie interessant diese sehr frühe Epoche der Menschheitsgeschichte sein kann“, erklärt Susanne Leitner-Böchzelt, Leiterin der Kunsthalle Leoben. „Ich bin sehr stolz, dass wir von unserem Partnermuseum in Mannheim eine so eindrucksvolle Ausstellung übernehmen konnten. Für Familien, Kinder und Jugendliche, aber auch für Schulen ist der Besuch einfach ein Muss“, betont Kulturreferent Johannes Gsaxner.

„Eiszeit Safari“ Kunsthalle Leoben

18. Mai bis 3. November 2019, täglich 9.00 bis 18.00 Uhr Fixführungen für Einzelbesucher täglich um 11:00 und 15.00 Uhr +43 3842 4062 408 kunsthalle@leoben.at

Anzeige Foto: Freisinger

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Die zweite Generation des CLA ist da Mehr als 750.00 Stück wurden bereits von der ersten Auflage des CLA verkauft. Nun legt Mercedes die zweite Generation des Erfolgsmodells auf.

Fotos: Mercedes

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ie schon die A-Klasse und deren Limousine steht der CLA auf der MFA2-Plattform. Das schafft innen wie außen neue Platzverhältnisse. Dabei ist der neue CLA gegenüber dem Vorgänger in fast allen Dimensionen gewachsen: Generation zwei ist mit fast 4,70 Metern rund fünf Zentimeter länger geworden. Gleiches bei der Breite: Hier stehen 1,83 Meter auf dem Datenblatt, das sind etwas mehr als fünf Zentimeter (53 mm) Zuwachs im Vergleich zum Vorgänger. Dass der CLA der Dynamiker unter den A-Modellen bleiben soll, zeigt schon das Äußere. Mercedes hat den CLA um einige Linien im Blech erleichtert, was ihn stimmiger wirken lässt. An der Front erhält das Coupé den neuen Markengrill. Die Motorhaube wirkt mit den beiden Powerdomes muskulös. Die optionalen Voll-LED-Scheinwerfer behalten den vom Vorgänger typischen Schwung nach unten, wirken aber schärfer gezeichnet. Zusätzlich gibt es ein neues Tagfahrlicht, das sich vom Plattformspender A-Klasse mittels eines zweiten Leucht-

elements abhebt. Die an den größeren CLS erinnernden Rückleuchten heben sich deutlich vom A-Klasse-Stil ab. Wie die erste Generation erscheint auch der neue CLA hinten wie eine Mischung aus A-Klasse und CLS. Einen deutlichen Sprung hat der CLA bei der Bedienung gemacht. Schon das große durchgehende Display, das sich über weite Teile des Armaturenbretts erstreckt, demonstriert: Hier hat sich viel verändert. Das Navi zeigt zum Beispiel das reale Außenbild, gepaart mit eingeblendeten Pfeilen und Linien („Augmented Reality“). Die Displays sind individualisierbar und stellen genau das dar, was der Fahrer sehen möchte. Natürlich hat der CLA auch die Sprachsteuerung MBUX, die bereits von der A-Klasse bekannt ist. Allerdings jetzt in einer deutlich verbesserten Version. Technisch rollt der CLA mit den Antrieben der A-Klasse an den Start. Die kleineren Motoren stammen aus der Kooperation mit Renault. Basis-Modell wird der CLA 180d mit dem 1,5-Liter-Diesel (116 PS) sein, es folgt der CLA 200d

mit 150 PS Leistung und die 190-PS-Version im CLA 220d. Bei den Benzinern startet die Motorenpalette beim 109 PS starken Vierzylinder von Renault im Mercedes CLA 160, eine Spur leistungsstärker ist das gleiche Aggregat mit 1,3 Litern Hubraum im CLA 180 (136 PS) und CLA 200 (163 PS). Auch eine Plug-in-Version im CLA 220e wird es geben – reine E-Reichweite rund 70 Kilometer. Die Top-Modelle bilden der AMG CLA35, der aus zwei Litern Hubraum 306 PS schöpfen wird, sowie den Mercedes-AMG CLA 45 mit 408 PS und Doppelkupplungsgetriebe. Alle stärkeren Motoren sind als 4-Matic ausgelegt. Zu haben ist der neue CLA ab 33.790,– Euro.

Mercedes CLA 200

Hubraum: 1.332 cm3 Leistung: 120 kW / 163 PS max. Drehm.: 250 Nm bei 1.620 U/min Verbr. komb.: 6,0 – 6,8 l/ 100km CO2-Emission: 137 – 155 g/km Höchstgeschw.: 229 km/h Beschl. (0 – 100 km/h): 8,5 s Abgasnorm: Euro 6 Pappas Steiermark GmbH Schippingerstraße 8 8051 Graz Telefon: 0316 6076-0 Telefon: 0800 727727 Fax: 0316 6076-700 Email: info.graz@pappas.at www.pappas.at

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Anzeige Fotos: Mario Gimpel

Das neue Bürogebäude prägt das Gesicht des neuen Stadtteils Technopark Raaba.

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Wirtschaft

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ie laufende Erweiterung der Gewerbeflächen ermöglicht den laufenden Zuzug weiterer Unternehmen, die von der Spitzenlage und dem wirtschaftlichen Umfeld profitieren.

Standort mit idealer Verkehrsanbindung In Raaba bietet ein Bahnhof stündliche Verbindungen zum Hauptbahnhof Graz, der nur circa acht Kilometer entfernt ist. Auch der Flughafen Graz ist für Geschäftsreisende nur wenige Autominuten vom Technopark Raaba entfernt. Der im Jahr 1999 gegründete Technopark Raaba bietet durch seine internationale Schlüssellage sowie seine hervorragende Infrastruktur das beste Konzept in einem geladenen Wettbewerb für das Multifunktionsbürozentrum Steiermark. Der Technopark Raaba besticht durch beste Erreichbarkeit, ein modernes Erscheinungsbild, flächenökonomische Bürokonzepte, flexible Nutzungsmöglichkeiten, hohe ökologische Standards, daraus resultierende Betriebskostensparsamkeit sowie ein erhöhtes Augenmerk in Bezug auf das Thema Sicherheit. Über eine hervorragende Infrastruktur verfügen wir unter anderem mit dem Nahversorger Billa, Raucherzonen in allen Stockwerken, Konferenzräumlichkeiten, einem Restaurant, einem Café sowie einem Fitnessstudio. Ein weiteres Plus sind die zahlreichen Parkplätze für Mitarbeiter und Kunden. Büroinfrastruktur nach neuesten Standards Die modernst ausgestatteten Büro- und Geschäftsflächen bewähren sich seit 19 Jahren als Standort für Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Bereits rund 2.000 Mitarbeiter schätzen die schnelle Erreichbarkeit ihrer Arbeitsplätze. Nach nur einem Jahr Bauzeit ist vor kurzem ein weiteres Bürogebäude mit 10.000 m² Bruttogeschoßflächen fertig gestellt worden. Einer die größten Vorteile bei den Neubauten seitens Technopark Raaba ist es, dass die Büroeinteilung auf Mieterwunsch gebaut wird, sodass individuelle Anfragen immer flexibel behandelt werden können. Bei den großzügigen Bürogebäuden harmoniert das moderne äußere Erscheinungsbild mit flexiblen und flächenökonomischen Nutzungskonzepten. Diese erlauben variable und vielseitige Einteilung nach individuellen Bedürfnissen. Außerdem bieten sie den Kunden perfekte ökologische Standards, mit günstigen Betriebskosten sowie dem Augenmerk auf das immer zentraler werdende Thema Sicherheit. Neben seinen modern ausgestatteten

Als völlig neuer Stadtteil im Süden von Graz kristallisiert sich der Technopark Raaba in seiner permanenten Erweiterung heraus. Er besticht vor allem durch seine hervorragende verkehrstechnische Anbindung und ein breites Angebot modernster Bürogebäude. Mit seiner exzellenten Infrastruktur und der Branchenvielfalt zählt er heute zu den mit Abstand attraktivsten Wirtschaftsstandorten in der Steiermark.

Großzügige Loungebereiche zwischen den Büroräumen schaffen Raum für Erholung und Kommunikation. Büro- und Produktionsflächen, zugfreien Klimaanlagen sowie einem großzügigen Angebot an Parkplätzen liegt einer der Hauptvorteile des Standorts in der Branchenvielfalt. An der laufenden Modernisierung der Infrastruktur wird weiterhin mit Nachdruck gearbeitet, so sind bzw. werden auch zukünftig sämtliche Büro- und Geschäftsflächen mit zugfreier Heiz- und Kühldecken ausgestattet.

Ein Stadtteil mit Zukunft Das zentrale Produkt der Unternehmensgruppe rund um die Technopark Raaba GmbH sind schlüsselfertige Büro-, Geschäfts- und Lagergebäude sowie Wohnbauten auf Eigentums- und Mietbasis. Die Technopark-Raaba-Firmengruppe übernimmt vom Bau über Vermietung bis zur Instandhaltung alle Aufgaben rund um die von den Mietern benötigten Büro-, Geschäfts-, Lager- und Wohnräume. Mit einem professionellen und erfahrenen Facility-Management wird reibungslose Funktionalität der Haustechnik sowie den erstklassigen Zustand aller Innen- und Außenbereiche gesorgt. Im Sommer vorigen Jahres wurde zur Gleichenfeier für den jüngsten Zuwachs des Technopark Raaba geladen. Im Oktober wurde das Bauprojekt TPR 5 Dietrich-Keller-Straße 18 fertiggestellt, das mit rund 35 Metern das derzeit höchste Gebäude in Raaba darstellen wird. Dieses neue zehnstöckige Bürogebäude

Um perfekten Service zu gewährleisten, kommen ausschließlich eigene hochqualifizierte Angestellte zum Einsatz. FAZIT JUNI 2019 /// 65

verfügt über Bruttogeschoßflächen im Umfang von rund 10.000 Quadratmetern. Derzeit wird von den Betreibern der Gewerbemarkt sehr genau unter die Lupe genommen, ob ein weiteres Bürogebäude in das Konzept seitens Technopark Raaba passt. Hier soll vor allem der Ausbau der weiteren Infrastruktur im Mittelpunkt stehen. Die Konzeption ist so angelegt, dass der Technopark Raaba kein reiner Bürostandort ist, denn hier sollen sich alle Dienstnehmer wohlfühlen und sämtliche, tägliche Aktivitäten und Geschäft an einem Standort erledigen können, sei es von der Tagesmutterstätte über den Nahversorger, vom Fitnessstudio bis hin zum Frisör. Es soll also hinsichtlich der umfassenden Abdeckung aller beruflichen und alltäglichen Bedürfnisse der hier arbeitenden und lebenden Menschen ein eigener Stadtteil werden.

Technopark Raaba

Dr.-Auner-Straße 22/3 8074 Raaba Tel.: +43 316 29 10 24 Fax: +43 316 29 10 24-15 info@technopark-raaba.com technopark-raaba.com


Foto:Saubermacher/ Pixelmacker

Bauen & Wohnen

(v.l.n.r.) Hans Roth (Saubermacher), LR Johann Seitinger, BMin Elisabeth Köstinger, Ralf Mittermayr (Saubermacher), und Wolfgang Neubauer (Dachverband des Steirischen Abfallwirtschaftsverbandes).

Umweltdialog zum Recycling bei Saubermacher

Am 23. Mai lud das Unternehmen Saubermacher zum Umweltdialog in die Firmenzentrale in Feldkirchen bei Graz. Am Podium diskutierten BMin Elisabeth Köstinger, LR Johann Seitinger, Wolfgang Neubauer, Obmann des Dachverbandes der Steirischen Abfallwirtschaftsverbände, und Saubermacher Vorstandsprecher Ralf Mittermayr über die Zukunft der Recyclingwirtschaft.

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eben Klimawandel, Rohstoffknappheit und Digitalisierung standen die Ziele des EU-Kreislaufwirtschaftspakets im Fokus: Siedlungsabfälle sollen bis zum Jahr 2035 europaweit eine Verwertungsquote von 65 Prozent erreichen und Verpackungsabfälle ab 2030 zu 70 Prozent recycelt werden. Obwohl Österreich im Spitzenfeld der EU liegt, stagniert die Trennmoral und die Zusammensetzung der Abfälle wird immer komplexer. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind gefordert, diesen Trends stärker entgegenzuwirken. Die Entsorgungswirtschaft spielt dabei eine wichtige Rolle. „Die Basis ist eine fachgerechte Mülltrennung in sämtlichen Bereichen. Eine Herausforderung, der sich Saubermacher im Rahmen seiner Smart Waste Initiativen erfolgreich angenommen hat“, informierte Ralf 66 /// FAZIT JUNI 2019

Mittermayr, Sprecher des Vorstandes Saubermacher. Gemeinsam mit den beiden Gemeinden Riegersburg und Feldkirchen bei Graz testet das Unternehmen den Wertstoffscanner. Mit Hilfe von Sensoren und Multispektralkameras in den Mülltonnen wird die qualitative Zusammensetzung des Abfalls erkennt. Der Pilotversuch zeigt, dass dank der direkten Rückmeldung die Trennmoral wesentlich gesteigert werden kann. Aber auch andere Innovationen, wie etwa Hightech-Sensoren in Mülltonnen, bieten bedarfsgerechte Services und unterstützen nachhaltiges Wirtschaften. In der Abfallbehandlung verfolgt Saubermacher ebenfalls seine Vision „Zero Waste“. Die Leitidee ist, sämtliche Abfallstoffe so aufzubereiten, dass sie möglichst lange im Kreislauf geführt werden können.

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FAZIT JUNI 2019 /// 67


Sichrovsky und ‌

rt mit dem Peter Sichrovsky plaude enschaft Studenten der Politikwiss her und Onlinemagazinmac Muamer Becirovic.


Sichrovsky und …

Ein ungewöhlicher Konservativer Wie spricht man mit jemandem, der sich auf seiner eigenen Webseite als Spezialist für Gespräche mit Prominenten ankündigt und in der Einführung zu der von ihm gegründeten Onlinezeitung »Kopf um Krone« den Unterschied zwischen traditionellem Interview und einem modernen Gespräch betont?

I

Foto: Julius Hirtzberger

n der Einführung seines Magazins heisst es: Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Interview und einem Gespräch? Ein Journalist führt Interviews. Er bereitet Fragen vor und liest sie seinem Gegenüber vor. Bloß nicht abschweifen! Wir kratzen an der Oberfläche, denn wir haben keine Zeit für Details. Kopf um Krone führt Gespräche. Wir treffen Persönlichkeiten und philosophieren mit ihnen über Gott und die Welt – ein Gespräch bei Kaffee und Kuchen, als wären wir alte Bekannte. Lassen Sie sich berieseln und bilden Sie sich Ihre Meinung. Ich nahm mir vor, diesen Ratschlag zu berücksichtigen, und Muamer Bericovic einfach reden zu lassen, mich so wenig möglich einzumischen und versuchen, ihn nicht zu unterbrechen. Wir trafen uns im Nobelhotel Bristol in Wien gegenüber der Oper. An der Rezeption vorbei, wo die Mitarbeiter des Hotel jeden begrüßen, als sei man ein Stammgast, der vermisst wurde, erreicht man das Restaurant. An der rückwärtigen Seite des Restaurants stehen ein paar kleinere Kaffeehaustische in einem Wintergarten mit Blick auf die Mahlerstrasse und dem ehemaligen Palais der längst vergessenen Gebrüder Gomperz, die hier direkt an der Kärntnerstrasse einst residierten. Muamer Becirovic ist gegenwärtig noch Student der Politikwissenschaften und baldiger Masterstudent der Geschichte, doch wenn er das Bristol-Restaurant in Richtung Wintergarten durchschreitet, wirkt er im tadellosen Anzug und krawattenlosem, offenen Hemd eher wie ein junger Geschäftsmann, der hier seine Klienten trifft. Er sieht älter aus, bewegt sich langsam und selbstsicher und spricht mit einem Wiener Hochdeutsch, das eigentlich nur mehr selten zu hören ist, unterbrochen mit wenigen Dialektwörtern und vermittelt den Eindruck, zu alt für einen Studenten und zu jung für einen erfolgreichen Manager zu sein. Einer jener Menschen, die schon in jungen Jahren erwachsen wirken und aus einer Familiengeschichte kommend, die nicht einer unbeschwerten Kindheit im Garten hinter der Villa im 19. Wiener Bezirk entspricht. Das Magazin »Forbes«, für das er regelmäßig Beiträge schreibt, zählt das Mitglied der Jungen ÖVP zu den einflussreichsten Unter-30-Jährigen in Österreich. Doch der geradlinige Weg in die heimatliche Politik, den so viele Politiker vorexerzieren von der Jugendorganisation der Partei in die Studentenvertretung, dann ein Assistentenjob bei einem Politiker als nächster Schritt, und endlich ein sicherer Platz in der Landespolitik oder gleich in den Nationalrat, interessiert den »Polit-Junkie« – wie er sich beschreibt – nicht. Er möchte sich

die Tür selbst aussuchen, durch die er vorhat zu gehen und der programmierte Durchmarsch durch die Institutionen scheint ihn nicht zu interessieren.

Ein »Wirtschaftsliberaler« Bei allen seinen Beiträgen spürt man die Suche nach Widersprüchen, Zweifel und Auseinandersetzung mit scheinbar eindeutigen Behauptungen und Erkenntnissen. Becirovic schreibt für die Furche, Forbes und zahlreiche Onlinemagazine und läßt kein Thema aus, so lange es ihn genügend provoziert. Er definiert sich als »Wirtschaftsliberaler«, und muss diese Position oft erklären und verteidigen, da man von ihm aufgrund seines »Migrantionshintergrunds« automatisch erwartet, dass er sich der SPÖ anschließen würde. Den Unterschied zwischen SPÖ und ÖVP beschreibt er klar und verständlich: Die einen würden die Ideologie über die Realität stellen und die anderen würden erkennen, was möglich sei und orientieren ihre Ziele nach dem Machbaren. Sein väterlicher Freund ist Erhard Busek, mit dem er gemeinsam das Buch »Ich erlebe das nicht mehr, aber Du« veröffentlichte. Eine Zusammenfassung regelmäßiger Diskussionen im Cafe Imperial. Dabei ging es um Religion, Europa, Demokratie und Probleme der Migration. Trotz des Altersunterschieds sieht er in Buseks Ansichten viele Gemeinsamkeiten und wagt sich wie Busek auch an eine differenzierte Haltung gegenüber Bundeskanzler Kurz. Natürlich unterstütze er Kurz und findet, die Übernahme der ÖVP sei mehr als notwendig gewesen. Doch die Alltagspolitik der jetzigen Regierung verursachen bei ihm regelmäßig »Bauchschmerzen«. Das Ausländerthema und die Probleme der Flüchtlinge seien zweifellos ein wichtiges Thema, doch Becirovic bedauert, dass es zum wichtigsten Kennzeichen einer angeblich modernen, konservativen Politik geworden sei. Konservativ sein müsse einfach mehr bedeuten, als nur kritisch gegenüber der Flüchtlingsproblematik aufzutreten. Diese Erwartungshaltung werde er nicht aufgeben. Beim Versuch, den konservativen Standpunkt näher zu definieren, entpuppt er sich als Pragmatiker, eher den amerikanischen Standpunkt vertretend. Konservativ bedeute für ihn, sich Schritt für Schritt einem moralischen Ziel zu nähern, das verschiedene Interessengruppen gemeinsam definieren und erarbeiten. Die Balance bei der Zieldefinition sei auch der Unterschied zu den Sozialdemokraten, da sie sich im Gegensatz zu den Konservativen aus einer einzigen Gruppe, den Arbeitnehmern, entwickelt hätten. Die SPÖ habe sich seit Kreisky vom PragmaFAZIT JUNI 2019 /// 69


Sichrovsky und …

tismus verabschiedet, der ebenfalls ein »moralisches« Ziel gehabt hätte, sich diesem jedoch pragmatisch versuchte zu nähern und eine völlig neue Partnerschaft zwischen Arbeiterschaft und Großbürgertum bildete. Heute vertrete die SPÖ nur mehr das »Bobostan«, jene Gründerzeitgegend, in denen es Kneipen, Apple-Stores und Boutiquen gibt, dazu eine kaufkräftige und sorgenfreie Generation der Erben und wenig gestressten Studenten. Die Volkspartei würde ihr Programm den Bedingungen der Machterhaltung unterwerfen, während die Sozialdemokraten sich an ein Programm klammern, auch wenn sie dadurch Macht, Einfluss und Verantwortung verlieren würden. Becirovic nennt in diesem Zusammenhang das Problem der Besteuerung großer Konzerne. Seit Jahren werde darüber diskutiert und es höre sich toll an als Forderung. Doch die Praxis sehe eben anders aus, weil moderne Unternehmen international arbeiten würden. Die Sozialdemokraten wiederholten bei jeder Wahl die Forderung der Besteuerung der Großkonzerne, obwohl sie selbst in Ländern, wo sie regieren, keine Lösung gefunden hätten. All seine Theorien, Analysen und Erklärungsmodelle enden letztendlich bei einer Person – bei Bundeskanzler Kurz, der ihn sichtlich beeindruckt, sowohl positiv als auch negativ. Erst durch seine Mitgliedschaft bei der Jungen ÖVP könne er verstehen, wie Kurz es in wenigen Jahren aus einem Wiener Bezirk in die Regierung und bis zur Übernahme der Volkspartei geschafft hätte. Die Junge ÖVP sei dafür die ideale Plattform für Kurz gewesen, da sie integrativ in fast allen Bereichen der Partei präsent sei. Bei Kurz beginnt Becirovic seine nüchterne, analytische Wortwahl aufzugeben. Er beschreibt ihn als Ausnahmeerscheinung, der besser als alle anderen in der Politik begriffen habe, wie Macht in Österreich funktioniere, nach welchen Kriterien, Bedingungen und Mechanismen. Auf meine Frage, ob das für Österreich positive oder negative Konsequenzen habe, weicht er aus und meint, dass Kurz nicht von einem Tag zum nächsten planen würde. Für Kurz und sein Team, ginge es um zukunftsorientierte, strategische Entscheidungen, die Zeitspannen von Jahren betreffen. Nichts werde dem Zufall überlassen, jeder Entscheidung würde nach allen möglichen Konsequenzen hinterfragt werden. Einen besonderen Vorzug bei Kurz sieht Becirovic in dessen Gelassenheit und innerer Ruhe, sowohl gegenüber der innerparteilichen Konkurrenz als auch der Opposition. Das mache ihn nahezu unangreifbar. Ein Student Metternichs Der Bundeskanzler ist trotz all des Lobs und Kritik dennoch nicht die Leitfigur von Becirovic, der vom politischen Alltag in Österreich wenig begeistert ist, den er engstirnig, kleinbürgerlich und an den heimatlichen Grenzen endend sieht, sondern Clemens Metternich, über den er eine Biographie schreibt. Als baldiger Student der Geschichte, in der er auch in München promovieren will, konzentriere er sich auf das 19. Jahrhundert und sieht in Metternich einen der größten Staatsmänner der österreichischen Geschichte, ohne dessen Kooperationsstrategie zwischen den eu-

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Ich habe das Glückgehabt, dass meiner Mutter Bildung nicht egal war. Muamer Becirovic

ropäischen Mächten, Napoleon den Krieg möglicherweise gewonnen hätte. Auf eine Ähnlichkeit zwischen Metternich und Sebastian Kurz angesprochen sieht er bei beiden die Gelassenheit, das leidenschaftslose Herangehen an Probleme, das sich Metternich sich selbst verordnet hatte und das auch bei Kurz zu beobachten sei. Der fast vergessene österreichische Staatsmann sei auch das große Vorbild des ehemaligen US-Außenminister Kissinger. Plötzlich, mitten im Gespräch über den Alltag in Österreich, verliert sich der junge Student einer muslimischen Mutter aus Bosnien und einem Vater aus dem muslimischen Teil Serbiens in einer Bewunderung der Machtpolitik des 19. Jahrhunderts, die Europa einige Jahrzehnte Frieden gebracht hatte. Das Gleichgewicht der Mächte in Europa damals, das Metternich grandios mit seinem diplomatischen Geschick ausbalancierte, mit Deutschland, England, Russland, Frankreich und Österreich sieht er übertragen auf einen möglichen internationalen Ausgleich zwischen den USA, Europa und China. Als habe er die Grenzen Österreichs nicht nur gedanklich verlassen, bewundert er die Kenntnisse der Amerikaner über europäische Politik und deren internationale Machtpolitik. Vor kurzem habe er den Vortrag eines US-Think-Tank Chefs über Bismarck gehört, der mehr über den deutschen Politiker wusste, als alle anwesenden Zuhörer aus Europa. Becirovic wurde in München geboren, wo sich seine Eltern kennenlernten. Der Vater emigrierte nach Deutschland, die Mutter flüchtete aus Bosnien und erreichte Deutschland als Kriegsflüchtling. Noch bevor er in die Schule eintrat, übersiedelte die Familie nach Österreich. Die Asylberechtigung in Deutschland war abgelaufen, doch in Österreich wurden sie sofort aufgenommen, da seine Mutter als Krankenschwester eine Anstellung bekam. Er besuchte das muslimische Gymnasium in Wien und wurde dort zum Schulsprecher gewählt. Seine Eltern bezeichnet er als konservativ muslimisch und glaubt, dass jede muslimische Familie, die den Krieg im ehemaligen Jugoslawien erlebt hatte, heute eine gewisse Form der Religiosität fortsetzt. Er selbst sieht sich als Zweifler in Bezug auf Religion und hält sich an den deutschen Philosophen Kant, der einst behauptete, er könne nicht beweisen, dass es Gott


Sichrovsky und …

gäbe, aber auch nicht, dass es ihn nicht gäbe. Die kulturelle Tradition sei ihm wichtig, schon auf Grund der Kindheitserinnerungen mit muslimischen Eltern. Wenn es die Wahl gäbe zwischen Lamm, Rind und Schwein, würde er kein Schweinefleisch essen, das sei er so gewohnt aus der Kindheit. Juden und Muslime Ramadan ist ihm manchmal wichtig, dann wieder auch nicht, je nachdem ob er einen anstrengenden Tag habe, also alles sei nicht so streng und bestimmend, er bewahre sich das Recht, selbst zu entscheiden, wie er seine Spiritualität lebt. Da wir beide vor einer Tasse Melange sitzen, frage ich ihn, ob heute einer dieser stressigen Tage sei. Er lacht, nickt und sagt, ja, heute sei ein anstrengender Tag und er würde auf das Fasten verzichten. Gestern jedoch habe er nichts gegessen. »Und wie sehen das ihre Eltern?«, frage ich ihn. Die würden sich mehr religiöses Bewusstsein erwarten, aber es habe nie den Druck zu Hause gegeben, dass er wie die Eltern streng nach muslimischen Regeln leben müsste. »Ich habe das große Glück gehabt, eine Mutter zu haben, die mich unterstützt, egal, was ich vorhatte, und was mir wichtig war,« antwortet er. Seine Eltern würden etwa zweimal pro Monat in eine Moschee gehen, da sehe er keine Unterschiede zu Katholiken, die regelmäßig den Gottesdienst besuchten. Auf Kontakte zur jüdischen Minderheit angesprochen erzählt er von einem Interview, das er mit einem Vertreter der jüdischen Studenten für sein Onlinemagazin machte, und er während des Gesprächs immer wieder versucht hätte, das jüdische Erbe und die kulturellen Leistungen des Judentums anzusprechen und nicht immer nur Antisemitismus zum Thema zu machen. Er finde es schade, dass Verfolgung und Diskriminierung die großartigen Leistungen des Judentums verdrängten, über die kaum mehr gesprochen werde. Besonders wichtig für Becirovic ist die Änderung der Einstellung der jungen Muslime gegenüber Juden. Vor kurzem habe eine Organisation junger Muslime eine Studie über Antisemitismus in ihren eigenen Reihen veröffentlicht. Die Jüdische Kultusgemeinde hätte diese mit großem Interesse aufgenommen. Beide Gruppen erkennen immer mehr, dass sie als Minderheiten sich unterstützen müssten und nicht gegen einander agitieren sollten. Es gäbe natürlich die Überlappung der aktuellen politischen Probleme mit den religiösen, doch im Gegensatz zur älteren Generation existiere mit jüdischen Gruppierungen ein direkter Austausch von Erfahrungen. Becirovic glaubt, Muslime könnten eine Menge lernen von der jüdischen Minderheit über Strukturen und Organisation. Bisher gäbe es nicht einmal eine muslimische Studentenorganisation, der Aufbau sei jedoch geplant. Juden hätten einen enormen Bildungsvorsprung gegenüber Muslimen, der sich nur langsam ausgleichen würde. Die jüdische Minderheit arbeite professionell und habe ausgezeichnete Vertreter, eine eigene Zeitschrift und trete sehr strukturiert auf. Hier bestehe ein großer Nachholbedarf bei Muslimen, sich besser zu organisieren, sowohl nach außen als auch nach innen. Wenn

es gegen Minderheiten gehe, würde es sowohl Muslime als auch Juden treffen. Man könne nicht einfach abwarten, es wäre besser, wenn sich beide Communities unterstützten. Auf Israel angesprochen, reagiert er mit Begeisterung, er bewundere dieses Land, was dort geschaffen wurde und möchte so bald wie möglich Israel besuchen, um sich selbst ein Bild zu machen.

Ohne Wille keine Integration Auf das viel diskutierte Problem der Integration angesprochen, lehnt er sich zurück und lächelt, macht eine kurze Pause und sagt: »Integration ist möglich, wenn man will!« Der Satz klingt so einfach, enthält jedoch alles, was man sonst umständlich und langwierig erklären müsste. Becirovic spricht damit die Eigenverantwortung der Integration an, die eher dem amerikanischen Prinzip entspricht. Er persönlich warte nicht darauf, integriert zu werden, es sei für ihn weniger eine Leistung der »Anderen«, sondern eher die »Eigene«. Der Sohn einer Krankenschwester und eines LKW-Fahrers, die beide noch arbeiten, betont als Voraussetzung der gelungenen Integration neben der eigenen Verantwortung und dem eigenen Willen auch noch die Unterstützung der Eltern. »Ich habe das Glück gehabt, dass meiner Mutter Bildung nicht egal war. Im Vergleich zu vielen anderen unter den Muslimen hatte ich hier ganz andere Voraussetzungen«, beschreibt er sein Zuhause. Der eigene Wille sei sicher eine wichtige Grundlage des persönlichen Bildungsweges, aber ohne die Unterstützung durch die Eltern sehr schwierig. Er kenne eigentlich niemand, der es völlig alleine geschafft hätte. Es gäbe immer wieder besonders begabte Persönlichkeiten, die es alleine schafften, das sei jedoch die Ausnahme. All die staatlichen Programme könne man vergessen, wenn Kinder nicht von Zuhause die Motivation und Unterstützung bekommen würden, einen Beruf zu erlernen, die Matura zu machen und zu studieren. Er habe eine Mutter die ihn förderte, aber auch forderte, das sei die Grundlage seines Erfolgs auf den der eigene Wille aufbauen könnte. »Lerne zu schwimmen oder geh unter und warte nicht, dass dir jemand den Schwimmreifen zuwirft«, sagte sein Vater einmal. Er kenne die Schicksale der Kinder in anderen Familien und es bestehe ein großer Unterschied, wie Eltern auf die Notwendigkeit einer Ausbildung reagieren würden. Staatliche Unterstützung, Sprachkurse, freies Studium und andere Formen der Förderung sei der Schlagobers auf der Torte. Aber das Mehl, die Schokolade, die Butter, der Zucker und das Rezept müssten von den Eltern kommen. n Kopf um Krone Online-Magazin mit Persönlichkeit kopfumkrone.at

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Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Stiefkind

Vegane Perle Fazit Juni 2019 /// 73


Fazitportrait

Wie ein höchst analoges Speiseeisstartup mit höchst digitaler Smartphonebegleitung auf den

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achdem der Mai auch nicht mehr das ist, was er einmal war oder weil er wieder das ist, was er zuvor einmal war, ist es auch an diesem Dienstagabend kühl. Trotzdem steht vor mir ein knappes Dutzend Leute, vornehmlich junge, die sich um ein Eis anstellen. Um halb acht und ohne Zwang. Geregnet hat es heute auch schon mehrmals, ich bin mit Seidenschal und Handschuhen außer Haus gegangen, schließlich bin ich mit dem Fahrrad unterwegs. Nach einer Viertelstunde bin ich endlich dran, kopiere den Sparefrohtrick meines Vordermanns und bestelle zwei Halbkugeln zum Preis von einer. Dafür bekommt man hier zwei Kugeln, die vielleicht nicht ganz so groß sind wie bei einer normalen Bestellung, aber quantitativ jedenfalls mehr als eine. Hier, das ist die Eisperle in der Grazer Kaiserfeldgasse. Das erste rein vegane Eisgeschäft in town. Schlange stehen Der am 7. Juni 2017 eröffnete kleine Laden hat eingeschlagen wie eine Bombe. An wärmeren Tagen bildet sich eine Warteschlange von Eishungrigen, die bis zur Raubergasse reicht, das sind geschätzte 50 Meter. Solche Bilder kannte man sonst nur aus den Zeiten der Lebensmittelkarten oder aus dem Ostblock. Ohne Not und Wendigkeit vielleicht noch von Apple-Stores in Vor-Samsung-Zeiten, wenn ein neues iProdukt den Markt beglückte und, abgesehen von »Geiz-ist-geil«-Angeboten, vielleicht noch von Buchhandlungen. Aber nur wenn Joanne K. Rowlings geniale PR-Maschinerie einen voll geheimen neuen Harry-Potter-Band punkt- wie zeitgenau lancierte. Oder wenn es wo etwas gratis gibt.

Schwingen des hippen Zeitgeists

in gerade einmal zwei Jahren abhebt

und zur Geschmacksexpansion ansetzt, erfahren Sie hier. Wenn Sie wollen.

Das ist in der Eisperle definitiv nicht der Fall. Hier hat jemand zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort das Richtige gemacht. Dieser Jemand ist Mariane Leyacker-Schatzl. Eine Frau, die weiß, was sie will und die mit beeindruckender Konsequenz ihren Weg geht. Dieser Weg zum Erfolg – der ja in der Regel recht gibt – hat einige markante Eckpunkte. Erstens: Sie hat sich ihren Kindheitstraum erfüllt und lebt ihn. »Ich habe Eis schon als Kind geliebt und mir immer gewünscht, dass die Eiskugel, die ich gerade gegessen habe, sofort durch eine neue ersetzt wird.« Das Ziel hat sie schon längst erreicht, und jeden Tag stehen mindestens 14 Eissorten zur Auswahl, die noch dazu täglich wechseln. Daher habe sie auch gar nicht das Gefühl, zu arbeiten, was als eine der besten Marscherleichterungen auf dem Weg des Erfolges gilt. Zweitens: Die 38-jährige Wienerin ist bereits vor 23 Jahren Vegetarierin geworden, seit 17 Jahren lebt sie vegan. Gründe waren Kindheitserlebnisse auf dem Bauernhof ihrer Großeltern in Bosnien, wo sie vorsintflutliche Schweineschlachtungsmethoden und das Leid von Haustieren erlebte, weshalb sie sich gemeinsam mit dem dortigen Bürgermeister für den Tierschutz engagierte und etwa Kastrationsprojekte für Hunde und Katzen initiierte. In Österreich rief sie die Tierschutzorganisation »Pino« (Paws In Need Organisation) ins Leben. Bei aller Leidenschaft will Leyacker aber nicht belehrend sein: »Ich will eher überzeugen, daher ist mein Ziel, Eis höchster Qualität herzustellen, das nur zusätzlich vegan ist. Achtzig Prozent unserer Kunden sind schließlich Nichtveganer.« Vegane Vorteile Womit wir endlich beim Eis selbst wären. Ob man damit die Welt retten kann, soll jeder für sich entscheiden, grundsätzlich gilt in der Eisperle die Philosophie: Wer unser Eis genießt, tut nicht nur sich selbst etwas Gutes; veganes Eis wird ohne Tierleid hergestellt, Ressourcen wie Wasser und Energie werden geschont, Obstbau-

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Fazitportrait

ern in der Region werden unterstützt, die Bioeisbecher sind kompostierbar, die Löffel aus Maisstärke sind biologisch abbaubar und der Verzicht auf Zusatz- und Konservierungsstoffe ist ökologisch und gesund. Und wie macht man Eis ohne Milch, Eier und Zusatzstoffe? Mariane Leyacker sagt dazu einmal Grundsätzliches: »Himbeereis zum Beispiel soll wie eine Tasse Himbeeren schmecken.« Wie ist das am besten erreichbar, ohne tief in die Zuckerdose zu greifen? Zucker ist bei der Eisperle nicht grundsätzlich verboten und wegen seiner gefrierhemmenden Wirkung auch wichtig. Zur Süßung wird neben Wiener Zucker vor allem Vollrohrzucker verwendet, sowie Bioagavensirup, Bioahornsirup, Birkenzucker (Xylit) oder Biokokosblütenzucker. Außerdem legt die Chefin Wert auf die Verwendung reifer Früchte, wodurch sich das Süßen entsprechend verringert. Fruchteis besteht bei der Eisperle bis zu 80 Prozent auch tatsächlich aus Frucht. Leyacker: »Klassisches Erdbeereis wird normalerweise mit 30 Prozent Zucker gemacht, bei uns aber nur mit maximal 20 bis 22 Prozent.« Der Zuckergehalt etwa von Zitronen, Orangen oder Agavensirup wird mit einem Refraktometer gemessen; wie überhaupt die Kunst des veganen Eismachens eine Kunst des Experimentierens ist. Statt Ei wird als Emulgator Johannisbrotkernmehl oder Guarkernmehl verwendet und statt tierischer Milch kommen Hafer-, Kokos-, Reis- oder Sojamilch zum Einsatz. »Ich möchte ja Eis so herstellen, dass meine Kinder es essen können. Die sind auch ganz stolz auf den Beruf

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Fazitportrait

Achtzig Prozent unserer Kunden sind Nichtveganer. Mariane Leyacker-Schatzl, Eisperle

ihrer Mama, zum Beispiel wenn die im Kindergarten Eis austeilt.« Das Eis selbst ist quasi der dritte, der wichtigste Meilenstein. Es führte aber hier zu weit, eine dreistellige Anzahl von Sorten und Mischungen aufzuzählen, genauso, wie jeder selbst kosten muss, weil man über Geschmack bekanntlich ohnehin nicht streiten kann. Mit Facebook und Instagram Es war die Liebe, die Mariane vor zehn Jahren nach Graz gelockt hat. Ihr Mann Markus Leyacker-Schatzl ist Finanz- und Vermögensberater und auch als erster Geldlehrer in Schulklassen bekannt. »Und er ist eine große Hilfe, sowohl mit den beiden Kindern als auch als Motivator«, betont die Frau, die 2017 schon im ersten Jahr als Unternehmerin des Jahres in der Kategorie Startup auf der Bühne der Wirtschaftskammer stand. Eine vierte wichtige Grundlage für Selbstständigkeit und Erfolg war wohl auch ihr Studium »Unternehmensführung und Management« an der FH Wien, das sie nach der Studienberechtigungsprüfung berufsbegleitend mit ausgezeichnetem Erfolg absolviert hat. 2013 tüftelte sie ein halbes Jahr am Businessplan, der sehr überzeugend ausgefallen sein muss, beteiligten sich in der Folge doch auch der Steuerberater der Familie, Bernhard Pfeiffer, mit zehn Prozent und ein weiterer Gesellschafter mit fünf Prozent an der neu gegründeten Eisperle GmbH. Ein entscheidender Faktor war fünftens natürlich auch das Erkennen der Marktlücke »Veganes Eis« in Graz, die etwa in Wien zu der Zeit schon besetzt war. Richtige Zeit, richtiger Ort, richti-

ger Hype, richtiger Zeitgeist. Und sechstens: Professioneller Einsatz sozialer Medien wie Facebook und Instagram, was fast 4.000 Followers und fast 5.000 Likes mit entsprechenden Bewertungen und Kommentaren eindrucksvoll belegen. Aber alles hat seinen Preis. So beläuft sich Leyackers zeitlicher Aufwand allein dafür auf vier bis fünf Stunden pro Tag. Genauso ist es umgekehrt: Der Preis von 1,90 beziehungsweise 2,20 Euro pro Kugel ist wahrlich kein Sonderangebot. Dem gegenüber stehen aber auch Leistungen wie tägliche Frische, hohe Qualität, möglichst biologisch, handgemacht, -geschnippelt, -gehackt und Zutaten wie Bio-Kokosblütenzucker, der elf Mal teurer ist als normaler Zucker.

Filialen geplant Inspirieren lässt sich Mariane Leyacker auch von Mentaltrainern und Erfolgscoaches wie Bodo Schäfer oder Anthony Robbins und Anleitungen wie »Erfolg hat drei Buchstaben: TUN!«. Und sie tat. Zunächst für zwei Jahre experimentell an letztlich 99 Rezepten tüftelnd mit einer geliehenen Eismaschine in einer Garage, um dann durchzustarten. Ergebnis im ersten vollen Geschäftsjahr 2018: 190.000 Kunden und ein Umsatz von 342.000 Euro. »Für 2019 peilen wir 250.000 Kunden an, damit kämen wir aber schon zur Höchstauslastung von annähernd 170.000 Kugeln Eis.« Im Sommer – das Geschäft ist natürlich sehr wetterabhängig – stehen 18 Mitarbeiter in den Diensten der Eisperle. Zurzeit. Denn die Zeichen stehen bereits jetzt auf Expansion: »Das Ziel sind weitere drei Filialen in Graz.« n

Die Eisperle 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 22 Telefon +43 699 10540339 eisperle.at

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Es ist nicht einfach, perfekt zu sein. Aber einer muss es ja sein. Andreas Nikolaus »Niki« Lauda, Rennfahrer, Unternehmer und Pilot, 1949–2019

Kunstausstellung

Stell dir vor, es ist Biennale und keiner geht hin

Von Michael Petrowitsch

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anz so weit ist es noch nicht. Beim jährlichen Besuch der Biennale-Preview fragt man sich dann jedoch, ob sich diese Repräsentations-, Informations- und vor allem Propagandamaschine auf vielen Ebenen, ob sich dieser Moloch in seinem Auswuchs kapitalistischer Fehlentwicklung noch toppen lässt. Und dies nicht nur in Bezug auf die galoppierenden Hotelzimmerpreise. Das diesjährig ausgerufene Hauptmotto »May you live in interesting times« mag man als schulterklopfend gemeinten und somit guten Rat dahingehend interpretieren, dass ohnehin schon alles gesagt ist und man dieses Statement getrost als Verabschiedung interpretieren möge. Da stellt sich gnadenlos die Frage, ob irgendwann mit solchen Megaereignissen nicht einfach Schluss sein könnte, schon einmal deswegen, um die armen Venezianer zu entlasten. Auf alle Fälle galt heuer auch für den Autor dieser Zeilen wieder: Nach der Party ist vor der Party, so »politisch« die Positionen auch sein mögen. Die spezielle Gemengelage an Macht und Repräsentation (nationaler Wettbewerb), das Pochen auf Freiheit der Kunst der Akteure (individuelle Freiheit) und der insgeheim gehegte Wunsch nach Anerkennung der einzelnen Akte (Markt, finanzielle Absicherung) ergeben die eigentlich charmante Atmosphäre für den stillen Beobachter in den Eröffnungstagen. Grüppchenweises Zusammenstehen und Diskutieren. Jedoch: Was ist denn nun das

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wirkliche, das eigentlich »Politische«? Die Grundstoffe sind klar erkennbar: Migration, Partizipation, Gegen Krieg, Faschismus und Anverwandtem, für Individualrechte, um gleich mal 95 Prozent der altbekannten Themenstellungen abzuhandeln. Politik machen inzwischen andere. Wenn etwa der montenegrinische Staatschef Dukanovic in seiner Eröffnungsrede von europäischem Zusammenleben schwadroniert, wenn der venezolanische Pavillon aufgrund der anhaltenden Staatskrise gleich gar nicht aufsperrt oder etwa Teile des Wiener Feuilletons ungeniert behaupten, dass sich während der Eröffnungsrede Minister Blümels ein Drittel der Gäste

»Barca nostra« von Christoph Büchel

aus Protest umgedreht hätte und sie somit lustig Medienpolitik betreiben? Hm, es waren im Endeffekt keine 30 Menschen, die aus ihrer Abneigung keinen Hehl machten. Ist das Nachdenken über veröffentlichte Narrative wie diese das eigentlich »Politische«? Der Autor dieser Zeilen jedenfalls stand traditionell auf seinem erhobenen Beobachtungsplatz beim serbischen Pavillon. Alles gut einsehbar. Um sein traditionelles Gläschen Vranac, das er sich bei der serbischen Eröffnungsfeier, die traditionellerweise vor der österreichischen stattfindet, stets erobert, ist der diesmal allerdings umgefallen. Diesmal nur für serbische Staatsbürger, hieß es.


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Biennale von Venedig 2019 »May You Live In Interesting Times« 11.5.–24.11.2019 labiennale.org

Architektur und Symbolik

Von Michael Bärnthaler

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itte April 2019 ist die gotische Kathedrale Notre-Dame in Paris abgebrannt. Und jetzt? Was wäre eine angemessene Reaktion? Soll ich mich darüber aufregen, dass natürlich schon jemand ein Minarett für den Wiederaufbau vorgeschlagen hat? Ob als Scherz, als Provokation, mit postmodernem oder religiösem Eifer ... Um es den Rechten zu zeigen oder warum auch immer. Es ist egal. Der Vorschlag musste ja kommen. Nach dem Brand lag das einfach in der Luft, die Intention interessiert mich nicht. Ja, der Vorschlag selbst interessiert mich eigentlich kaum; denn er ist vor allem sehr unoriginell. Das Minarett auf Notre-Dame ist eigentlich der unoriginellste Vorschlag, den man in dieser Situation machen kann. Und natürlich wurden viele andere Vorschläge gemacht, wie man die Kathedrale neu interpretieren könnte. Manche sind recht amüsant, einige sind ernst, andere nicht so ernst gemeint. Über die Gestaltung des öffentlichen Raums definiert sich eine Gesellschaft, und das Verhältnis von alter Architektur zu neuer Architektur tendiert so stets zum politischen Konflikt, mit den vorhersehbaren Frontverläufen. Aber kann man nicht beispielsweise von der Glaspyramide im Innenhof des Lou-

vre, ein Werk des gerade verstorbenen Ieoh Ming Pei, fasziniert sein, ohne sich deshalb die umfassende Dekonstruktion jeder Altstadt zu wünschen? Eine Ästhetik des Bruchs kann schon interessant sein. Aber wo Dekonstruktion dominant, ja totalitär wird, da wird sie unerträglich. Da muss sie bekämpft werden. Europa befindet sich in einer großen Krise, und natürlich kann der Brand von Notre-Dame diesbezüglich als ein mächtiges Symbol aufgefasst werden. Die Krise Europas ist vor allem eine Identitätskrise – und diese wird gelöst werden nicht etwa durch Auflösung von Identitären Bewegungen, sondern – sofern es in diesem Bereich überhaupt Lösungen gibt … – durch eine umfassende, ehrliche Auseinandersetzung mit jenen Fragen und Problemen, die doch der Elefant im Raum sind. Durch ein Innehalten beim Prozess der europäischen Integration, ein neues Abwägen, mehr Gelassenheit und Subsidiarität. Durch Besinnung auch auf das, was uns als Europäer verbindet, ob wir eher links oder eher rechts stehen. Und natürlich gehört dazu auch ein Bewusstsein für die Gefahren, die im Islam stecken. Notre-Dame wird wiederaufgebaut – natürlich ohne Minarett. Was die Jahrzehnte und Jahrhunderte schließlich noch bringen, kann niemand wissen. n FAZIT JUNI 2019 /// 79

Fotos: Hans van Dijk, Michael Petrowitsch, Guillaume Levrier

Wahrscheinlich der eigentliche politische Skandal. Felicitas Thun-Hohenstein als Kuratorin für den österreichischen Pavillon, noch unter Drozda bestellt, bemüht ein Ingeborg-Bachmann-Zitat, auf das sie sich mit Bertlmann einigen konnte: »Die Darstellung verlangt Radikalisierung und kommt aus Nötigung.« Dies mag zumindest für die Tatsache gelten, dass unsere »Representation« als nunmehr erste Frau in der 124 jährigen Österreichpavillon-Geschichte eine Soloschau bebasteln darf. Ihr Werdegang von »in Österreich bis vor wenigen Jahren weitgehend ignoriert« über durch Ankäufe in die Tate »rehabilitiert« und nunmehr »etabliert« und als »die unsrige auf der Biennale« verkauft, liest sich entwicklungsromantisch. Und zeigt bilderbuchhaft und ungefragt das Wesen von Vermarktung, Vertriebsstruktur und Werbewirksamkeit im Kunstbetrieb auf. Ihre Auseinandersetzung mit weiblichen Rollenklischees, Sexualität, Patriarchat und diversen Dekonstruktionen der vorhin genannten mag ja bei der Bestellung auch als cleverer Schachzug hergehalten haben. Sonderlich spannend ist das Ganze eigentlich leider nicht aufbereitet und zudem stark retrospektiv. So hätte etwa eine junge feministische Position als Kontrapunkt dem ganzen gutgetan und hätte eher gekickt. Favoriten gibt’s auch, es geht ja schließlich um einen Kunstwettbewerb. Meiner? Der malaysische Beitrag. Wieso? Weil er mir gefällt (und die Kuratorin eine nette ist). Schwere Empfehlung! n


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Theater

Immer wieder Sonnenaufgang Von Johannes Tandl

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Die Sprachlosigkeit ob ihres ideologischen Auseinanderdriftens überbrücken die ehemaligen Freunde Alfred (Mathias Lodd) und Thomas (Fredrik Jan Hofmann) schon auch einmal mit Handgreiflichkeiten.

Vor Sonnenaufgang Von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmanns Familiendrama. Regie: Bernd Mottl. Mit Maximiliane Haß, Fredrik Jan Hofmann, Mathias Lodd, Sarah Sophia Meyer, Clemens Maria Riegler, Susanne Konstanze Weber, Franz Xaver Zach. Noch am 29. Mai sowie am 1. Juni, jeweils um 19.30 Uhr im Haus Eins. schauspielhaus-graz.com

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nd so ist das Grazer Schauspielhaus nach Akademietheater und Klagenfurter Stadttheater bereits die dritte große österreichische Bühne, die sich der gesellschaftlichen Spaltung widmet, die Palmetshofer in den Mittelpunkt des Dramas stellt. Dazu erweitert Palmetshofer die Auseinandersetzung der beiden Protagonisten Alfred Loth und Thomas Hoffmann, die im Hauptmann-Plot nur eine untergeordnete Rolle einnimmt, zum wesentlichen Handlungsstrang des anfangs als boulevardeske Salonkomödie inszenierten Stücks. Doch mit dem Besuch von Alfred Loth bei seinem Studienkollegen Thomas Hoffmann ändert sich der Charakter der Aufführung und die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Loth besucht erstmals nach 15 Jahren seinen alten Studienfreund Thomas Hoffmann. Dieser ist inzwischen in das Unternehmen seines Schwiegervaters Egon Krause eingestiegen und lebt gemeinsam mit seiner hochschwangeren, von Depressionen geplagten Ehefrau Martha und den Schwiegereltern in einer Vorortvilla. In den letzten 15 Jahren hat sich Hoffmann jedoch zum materialistischen, geschäftlich erfolgreichen Zyniker gewandelt. Alfred Loth ist hingegen seiner Gesinnung treu geblieben und arbeitet als Journalist bei einer linken Wochenzeitung. Scheinbar zufällig taucht Loth bei Hoffmann auf. Und rasch wird klar, dass es sich um keinen Freundschaftsbesuch handelt. Nachdem Alfred den gesellschaftlichen und ökonomischen Aufstieg von Thomas mitbekommen hat, will er verstehen, wie sich sein Kommilitone so sehr verändern konnte, dass er sich sogar für eine rechte Partei in der Kommunalpolitik engagiert. Und es dauert nicht lange, bis die Gräben zwischen den beiden sichtbar werden. Palmetshofer rückt den Verlust der Di-

alogfähigkeit zwischen links und rechts in den Mittelpunkt. Er veranschaulicht das gesellschaftliche Auseinanderdriften, indem er den ernsthaften Diskurs der ehemaligen Freunde durch belangloses Geplapper über Allerweltsthemen bzw. durch eine lähmende Sprachlosigkeit als Folge des völligen Unverständnisses für den jeweils anderen Standpunkt ersetzt. Alfred will von Thomas aus einer moralischen Überlegenheit heraus wissen, wie er sich so sehr verändern und seine ursprünglichen Ideale verraten konnte. Doch dieser weicht aus, verteidigt sich mit seinen Lebensumständen und redet seine beruflichen Erfolge schön. Alfred, der sich in die jüngere Tochter des Hauses, Helene Krause, verliebt, zeigt aber kein Verständnis für Hoffmanns Arroganz und Dekadenz. Alfred und Helene planen bereits eine gemeinsame Zukunft, doch die stürmische Romanze endet damit, dass Alfred der Mut zu einer Beziehung mit Helene fehlt. Nachdem er nämlich erfährt, dass Martha unter Depressionen leidet und zu befürchten ist, dass auch ihre Schwester Helene betroffen ist, beendet Alfred die Affäre, indem er heimlich verschwindet. Seine Feigheit zeigt, dass er völlig außer Stande ist, seinen eigenen moralischen Ansprüchen auch gerecht zu werden. Nicht nur für Helene, sondern auch für Martha, Egon und Annemarie führt der Weg ins Elend. Das wegen der oft bewusst aneinander vorbeiredenden Akteure zweifellos schwierig zu inszenierende Stück lässt die Besucher ziemlich ratlos zurück. Vor allem die starke Leistung des Ensembles sorgt dennoch dafür, dass die zwei Stunden und vierzig Minuten kurzweilig bleiben. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen von Fredrik Jan Hofmann als Thomas Hoffmann und von Susanne Konstanze Weber als Annemarie Krause. n

Fotos: Lupi Spuma, Martin G. Wanko, Enlarge

Es gibt Werke, an denen kommt ein modernes zeitgenössisches Theater nicht vorbei. Die von Ewald Palmetshofer adaptierte Version des Gerhart-Hauptmann-Debütstücks »Vor Sonnenaufgang« aus dem Jahr 1889 zählt dazu.


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Fred vom Jupiter im Theater im Keller

Neuauflage

»In einer Stunde muss ich sterben.«

Heimo Halbrainer, Leiter von Clio (Verein für Geschichtsund Bildungsarbeit), Mitarbeiter am Centrum für Jüdische Studien und Forscher über Widerstand in der NS-Zeit, hat ein vergriffenes Buch wiederaufgelegt.

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it »Fred vom Jupiter« gelangen Martin G. Wanko und Coautor Stefan Zinke einige kurzweilige Abende im Grazer Theater im Keller. Das als Sitcom bezeichnete Stück bildete den Auftakt zu »Samys Abenteuern«, der wirren Geschichte eines jungen Grazer Murkraftwerk-Gegners, der im Jahr 2019 von seiner Freundin verlassen wird, beim Anhören einer Falco-LP durch ein Wurmloch fällt und um 38 Jahre zurückversetzt wird, wo er in einer 80er-Jahre-Studenten-WG landet und sich als Fred vom Jupiter aus der Zukunft ausgibt. Mit seinem Handy kann er zwar beweisen, dass er durch die Zeit gehüpft ist. Ohne Internet ist Samy aber ziemlich hilflos und außer Sportwetten auf Fußballergebnisse, die er als Fußballfreak auswendig weiß, fällt ihm nicht viel ein, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Schließlich beschließt Samy, in die Identität seines 1981 noch unbekannten Vorbilds, Falco, zu schlüpfen und gemeinsam mit Sigi eine Musikerkarriere zu starten. Wenn die in Aussicht gestellten weiteren Episoden der Wanko-Zinke-Sitcom ähnlich unterhaltsam sind wie die erste, sollte man unbedingt dabeigewesen sein. Mit etwas Glück werden die dann von Alfred Haidacher weniger platt inszeniert und entsprechen dem, was sich der Plot verdienen würde. n Fred vom Jupiter Von Martin G. Wanko und Stefan Zinke. Mit Susanne Arlt, Tamara Belic, Tobias Kerschbaumer, Christian Krall, Alexander Kropsch. tik-graz.at

Von Volker Schögler

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er Große Schwurgerichtssaal im Landesgericht für Strafsachen Graz war nicht umsonst Schauplatz der Präsentation einer Neuauflage eines vergriffenen Buchs mit dem Titel »Wenn einmal die Saat aufgegangen,...« des Grazer Historikers Heimo Halbrainer. »Letzte Briefe steirischer Widerstandskämpferinnen und -kämpfer aus Todeszelle und Konzentrationslager«, so der Untertitel. Straflandesgerichtspräsidentin Caroline List und der designierte Rektor Martin Polaschek von der Karl-Franzens-Universität Graz erinnerten bei der Begrüßung der zahlreich erschienenen Zuhörer, unter ihnen auch Vertreter der jüdischen Gemeinde, der katholischen Kirche und der Kommunisten, unter anderem daran, dass auch in diesem Haus Todesurteile des nationalsozialistischen Volksgerichtshofs vollstreckt wurden, gleich nebenan, im Keller. Dass es auch hier war, wo Peter Strauß nach der Wiedereinführung der Todesstrafe in Österreich in der Ersten Republik als Erster von einem Standgericht verurteilt und hingerichtet wurde. Und dass es auch hier war, wo der ehemalige SS-Führer Franz Murer, Leiter des Ghettos von Vilnius, freigesprochen wurde. Das war 1963 und endgültig 1974. Der Fall Murer wurde 2018 als Prozesssaalkrimi verfilmt. Autor Heimo Halbrainer verwies unter anderem auf den Umstand, dass es gerade auch die Widerstandskämpfer waren, die es ermöglichten, die Forderung der Alliierten und die Bedingung für den Staatsvertrag zu erfüllen, nämlich den Nachweis zu erbringen, dass Österreich einen eigenen Beitrag zu seiner Befreiung geleistet habe. Das Buch (Verlag Clio) ist, wie schon die

Erstauflage aus dem Jahr 2000, sehr personenbezogen, alle Briefschreiber werden namentlich vorgestellt, nach Möglichkeit mit Fotos, Biografien und Daten, was es zu einem berührenden Zeitdokument macht. Es sind viele Personen hinzugefügt worden und es wurde zur Gänze überarbeitet. Schauspieler August Schmölzer, der sich um die Neuerscheinung verdient gemacht hat, las aus den Briefen vor und erschütterte das Publikum, machte es aber auch staunen ob der Gefasstheit so mancher letzter Zeilen: »Lieber Mann! In einer Stunde muß ich sterben. Vorkämpfer muß es immer geben, nur daß ich das Ende dieses Krieges nicht mehr erleben kann, tut mir leid.« So die Marxistin Helene Serfecz – und an ihren Enkel gewandt: «Mein liebes Enkelkind! Sei nicht böse, daß ich im Kerker sterben muß ... Sei schön brav und werde wie deine Omama.« Im Keller des Hauses in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße liegt als Mahnmal noch das Fallbeil, mit dem sie und 105 andere bis 1945 geköpft wurden. Seit 2011 ist in Graz ein Platz nach ihr benannt. n

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Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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ie Behauptung im Fazitthema »Teures Wohnen« (#152), dass in Graz Tausende Miet-, aber auch viele neue Eigentumswohnungen leer stehen, gefiel vielen Vertretern der Immobilienwirtschaft überhaupt nicht. Dabei basieren unsere Zahlen auf Schätzungen der Wohnbaufinanzierer, also jener Experten, die mit den Wohnbauträgern zusammenarbeiten und bei der Projektumsetzung in finanzielle Vorlage gehen. Bei den Banken herrscht längst eine gesunde Vorsicht hinsichtlich weiterer Projekte. Die Zeiten, in denen sich auch Glücksritter mit bescheidenem Knowhow als Wohnbauinvestoren versuchen konnten, scheinen vorbei. Übrigbleiben werden finanziell gesunde Bauträger mit besten Marktkenntnissen. Andere werden schon derzeit nur finanziert, wenn sie vor Baubeginn hohe Verkaufs- bzw. Vermietungszahlen nachweisen können. Mit einer Kreditklemme im Wohnbaubereich ist dennoch nicht zu rechnen. Denn der Zuzug in den Ballungsraum Graz – er

Keine Immobilienblase. Aber steigende Risiken

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reicht inzwischen von Voitsberg bis Leibnitz, Weiz und nördlich von Frohnleiten – hält unvermindert an. Damit bleibt die Nachfrage nach Wohnraum hoch. So fanden bis vor kurzem auch Wohnungen in schlechteren Lagen ihre Käufer und Erstmieter. Doch inzwischen ist nicht mehr nur die Preisexplosion bei Wohnbaugrundstücken kauf- und mietpreisentscheidend, sondern auch die überhitzte Baukonjunktur mit ihren durch die Decke schießenden Errichtungskosten. Wer 4.000 Euro oder mehr für einen Quadratmeter bezahlen soll, tut das nicht in Weiz oder in Wetzelsdorf, sondern in Andritz, St. Peter und vielleicht in Gleisdorf. Es liegt an der Politik, schlechtere Lagen durch massive Investitionen in die Infrastruktur aufzuwerten. Und es ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit, dafür zu sorgen, dass es sowohl in hochpreisigen als auch in weniger teuren Wohnlagen eine gute soziale Durchmischung gibt. Bisher ist das in Graz vor allem wegen des großen mobilen studentischen Bevölkerungsanteils recht gut geglückt. Doch wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, wird bemerken, dass viele Grazer aus Bezirken wie Lend oder Gries weggezogen sind und deren Wohnungen von Migranten übernommen wurden, während es in anderen Stadtteilen kaum günstigen Wohnraum für die Neubürger gibt. Es ist davon auszugehen, dass die zwangsläufig weiter steigenden Neubaupreise zu einer Renaissance der Multikultigegenden am rechten Murufer führen. Denn die Nachfrage nach älteren Eigentumswohnungen ist riesig. War man bis vor wenigen Jahren für eine typische 60eroder 70er-Jahrewohnung in Graz noch mit 1.500 Euro je Quadratmeter dabei, liegt die Preisuntergrenze inzwischen bei 2.000 und 2.500 Euro. Befeuert wird die Nachfrage nach gebrauchten Wohnungen natürlich durch die hohen Neubaupreise. Wegen des österreichischen Mietrechts dürfte – anders als etwa in deutschen Großstädten – die Gefahr der Gentrifizierung aber nur gering sein. Denn in Österreich dürfen Investitionen in Zinshäuser nicht über höhere Bestandsmieten an die

Mieter abgewälzt werden, sondern sie müssen vorab durch Investitionsrücklagen abgedeckt sein. Und weil sich höhere Mieten wegen des großen Angebots kaum mehr auf dem Markt durchsetzen lassen, stagnieren seit einiger Zeit sogar die Neubaumieten. Das geht natürlich zu Lasten der notwendigen Renditen aus den Vermietungserlösen. Wegen der niedrigen Finanzierungskosten ist diese Rechnung zuletzt aber trotzdem aufgegangen. Daher wird auch weiterhin viel Geld in sogenannte Bauherrenmodelle angelegt werden und die Bautätigkeit entsprechend hoch bleiben. Eine echte Immobilienblase ist also trotz deutlich steigender Risiken nicht in Sicht. Festzustellen bleibt, dass die hohen Preise zu sehr kleinen Anlegerwohnungen geführt haben. Rund 40 Quadratmeter bieten für Singles genügend Platz, für Paare eignen sie sich nur bedingt, und spätestens wenn ein Kind kommt, steht ein Wohnungswechsel an. Die Wiedervermietung einer teuer errichteten, aber mittlerweile gebrauchten Wohnung, ist jedoch selbst für sehr gute Immobilienmakler eine schwierig zu lösende Aufgabe. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 3. JULI 2019!



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