Fazit 147

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fazitmagazin.at

#147

FA ZITGESPR ÄCH

Grüner Realo

Nr. 147 8/2018 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Der steirische Chef der Grünen Lambert Schönleitner im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

FA ZITESSAY

Peter Sichrovsky über seine Jahre mit Jörg Haider und der Politik

November 2018

Vom Klimawandel zur großen Klimalüge

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


Foto: Light & Grace

Macht auch Ihre Meinung bunter.


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Fazit


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Editorial

Von Christian Klepej

S

igrid Maurer wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Weil sie sich gegen eine überaus geschmacklose und absolut ablehnenswerte sexuelle Belästigung mittels einer an sie gerichteten Facebook-Nachricht gewehrt hat. Sie hat, als wohl für viele verständliche Reaktion, die Ungeheuerlichkeit, die an sie geschrieben wurde, öffentlich gemacht und den (vermuteten) Verfasser damit an einen Internetpranger gestellt. Die Nachricht kam vom Facebook-Konto eines Wiener Wirtes, den hat sie namentlich in ihrem Posting genannt. In Verbindung mit einer »Warnung«, wie dieser Wirt mit Kundinnen umgehen würde. Der Wirt hat daraufhin Maurer auf Rufschädigung geklagt, er behauptet, die Nachricht sei nicht von ihm, sondern müsse von einem Gast, von seinem Computer, der im Lokal öffentlich zugänglich sei, verfasst worden sein. Der Richter im folgenden Prozess hat entschieden, dass Maurer keine schlüssigen Beweise vorlegen konnte, dass dieses Mail vom Wirt stamme und gab dem Kläger also in Sachen Rufschädigung recht. So weit, so schlecht.

Wie sollen wir mit sexueller Belästigung im Internet umgehen?

Nun gibt es eine Solidaridätswelle für Sigrid Maurer, aus allen Parteien findet sie Unterstützung und immer öfter wird der Ruf nach einer »Änderung der Gesetzeslage« laut. Was mir Probleme bereitet. In einem sehr lesenswerten und grundsätzlich durchaus ausgewogenem Artikel zu dieser Causa im Falter (Nummer 42/2018) – verfasst von Florian Klenk und Barbara Toth – werfen die beiden Autoren folgende Fragen auf: »Wie kann das sein? Eine Frau versucht sich gegen sexuelle Belästigung im Netz zu wehren und wird dafür auch noch abgestraft? Nicht der Belästiger muss seine Unschuld, sondern die Belästigte seine Schuld beweisen?« Dieser Passus verdeutlicht recht gut, warum ich hier, bei aller Sympathie für die Notwendigkeit, Menschen vor sexuellen Übergriffen zu schützen!, nicht in den allgemeinen Chor der Gesetzesmangelrufer einstimmen kann. Klenk wie Toth ist offensichtlich durch die Abscheulichkeit der durch diese Nachricht illustrierten Gedankenwelt ihres Verfassers – von dem die unabhängige Justiz eben (noch) nicht wissen kann, wer es ist –, meiner Meinung nach ein Denkfehler passiert. Ja selbstverständlich gilt es in einem Rechtsstaat »Schuld« zu »beweisen«. Was wäre es für ein furchtbarer Rückschritt unserer Rechtsordnung, wenn plötzlich (von wem auch immer) »Beschuldigte« dazu verpflichtet wären, ihre Unschuld zu beweisen. Das ist eine Stolperfalle in diesem ungustiösen Fall. Zudem obliegt es ausschließlich Gerichten über Schuld oder Unschuld zu entscheiden. Und es kann auch nicht sein, dass es für einige Verbrechen hier Ausnahmen gibt. Ich lehne jede Art von »Pranger« ab, damit natürlich auch den vermeintlich modernen im Internet, der, das haben die letzten Jahre ja schon eindrucksvoll gezeigt, jedenfalls in der Lage ist, Existenzen schwer zu schädigen oder gar zu zerstören. Maurer hat ihr Öffentlichmachen des sexuellen Übergriffes damit argumentiert, dass sie sonst keine andere Möglichkeit gehabt hätte, sich zu wehren. Was wohl richtig ist, weil der krude Text, der an sie gerichtet wurde eben im strafrechtlichen Sinne keine Beleidigung darstellt, dazu

hätte dieser über eine Öffentlichkeit verfügen müssen. Nicht öffentlich strafbar sind – mit gutem Grund, wie ich meine – ausnahmslos Bedrohungen körperlicher Natur, also Androhungen der Gewalt oder Tötungsdrohungen. Würde man hier eine Gesetzesänderung überlegen, müssten wohl alle Formen der Beleidungen strafbar werden, auch wenn diese eben nur zwischen zwei Menschen, ohne dass irgendjemand anderer davon Notiz nehmen konnte, stattgefunden haben. Würde man das nämlich nur auf die sexuelle Belästigung reduzieren, dann käme das einem staatlich festgeschriebenen Opferstatus aller Frauen gleich. Natürlich gibt es auch sexuelle Belästigungen von Frauen an Männern, nur sind diese (zumindest noch) in einem so unwesentlichen Ausmaß vorhanden, dass es im Grunde eben Frauen sind, die davon betroffen wären. Und einen solchen Opferstatus lehne ich nicht zuletzt als Vater zweier Töchter jedenfalls ab. Vielleicht ist es eine Möglichkeit, für digitale Beleidigungen mittels Mails den Faktor Öffentlichkeit auszunehmen und sie strafbar zu machen. Ob das dann aber wirklich eine bessere Welt sein wird, ohne jetzt an die wahrscheinliche Flut an Prozessen zu denken, wage ich zu bezweifeln. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT NOVEMBER 2018 /// 5


Inhalt Fazit November 2018 22

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Fotos: Zbynek Burival, Erwin Scheriau, Enlarge, Sabine Hoffmann (2)

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Leben mit der Klimalüge

Anstatt Wege aufzuzeigen, wie die Erderwärmung zu bewältigen ist, setzt der UN-Weltklimarat weiterhin auf Panikmache.

Grüner Realist

Anders als in Deutschland kämpfen die Grünen hierzulande ums Überleben. Ein Fazitgespräch mit Lambert Schönleitner.

Meine Jahre mit Haider

Zum zehnten Todestag von Jörg Haider ein zeitgeschichtlicher Essay des EX-FP-Europamandatars Peter Sichrovsky.

Wolfi Bauer in Wien

Ernst Brandl hat im Wiener Akademietheater ein Stück von Wolfgang Bauer besucht. Und es in Graz vermisst. Seite 81

Ausgabe November 2018 XV. Jahrgang Nr. 147 (8/2018) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 46

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Rubriken Editorial 5 Politicks 16 Investor 32 Zur Lage 38 Da Wanko 50 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Im Fazithema geht es um die Klimalüge. Damit ist natürlich nicht das ignorante Bestreiten der menschengemachten Erderwärmung gemeint, sondern der Versuch der Klimaaktivisten, die Menschheit für dumm zu verkaufen, in dem sie darauf beharren, dass sich die Erderwärmung bei zwei oder gar nur bei 1,5 Grad Celsius stoppen ließe. Doch sämtliche seriösen Expertisen weisen aus, dass der fossile Anteil am globalen Energiemix in 22 Jahren nicht – wie für 1,5 Grad erforderlich – null, sondern immer noch um die 70 Prozent ausmachen wird. Die Grünen in Deutschland eilen von Erfolg zu Erfolg, die Grünen in Österreich kämpfen um ihr politisches Überleben. Der grüne Landessprecher Lambert Schönleitner gibt sich im Fazitgespräch selbstverständlich davon überzeugt, dass seine Grünen die besseren Konzepte haben; aber auch davon, dass Grüne deswegen noch lange keine besseren Menschen sind.

Soltys’ Welt

Volker Schögler trifft den Maler Herbert Soltys und lässt sich inspirieren. Und natür- Der kleine Rebus lich wird über die Kunstszene diskutiert. Der kleine Rebus ist ein Fachgeschäft für Wolle, Bekleidung und Nähzubehör in Graz, das man gesehen haben muss!

Mut kann man nicht kaufen! In der Managmentserie »Erfolg braucht Führung« geht Carola Payer der Frage nach, wie viel Führungskräfte angesichts unzureichender Entscheidungsparameter wagen müssen, um unsicheres Terrain überwinden zu können. Gutes Lesen! -redIMPRESSUM Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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ft . M a h r c ÜbeWirts 48 der Seite

Lektorat AdLiteram

Druck Leykam-Letsprint

Zur Lage

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Christian Klepej über eine amerikanische Se natorin.

Seite 38

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Erwin Scheriau

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Foto: Zbynek Burival / Unsplash


Fazitthema

Das Ende der Klimalüge Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten. Doch anstatt die Folgen bewältigbar zu machen, setzen die UN auf Panikmache. Von Johannes Tandl Das Ende des Ölzeitalters kommt für den Planeten viel zu spät. Die wahre Klimalüge ist daher jene, mit der die Klimaschützer den Bürgern vorzumachen versuchen, dass sich die Erderwärmung bei 1,5 oder bei zwei Grad Celsius stoppen lässt. Daher bleibt der Menschheit als einzige Option, mit der Erwärmung und ihren Folgen leben zu lernen. Die Bürger haben das Recht, endlich zu erfahren, dass die Definition der Klimaziele von Kyoto und Paris nichts anderes als aktionistische Augenauswischerei war. Daneben gibt es zwar auch noch die Utopie, den Planeten technologisch durch sogenanntes Geoengineering abzukühlen. Aber epochale menschliche Eingriffe haben die ungemütliche Angewohnheit, sich irgendwann der menschlichen Kontrolle zu entziehen und mehr Schaden als Nutzen anzurichten.

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Fazitthema

D Primärenergieverbrauch nach Energieträgern 2040

2030 2020

2010 2000 1990

Erneuerbare Energie Wasserkraft

1980

Nuklearenergie Kohle Gas

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in Milliarden Tonnen

Öl

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20 Quelle: BP Energy Outlook 2018

abei zeigt die Klimadiskussion durchaus auch Erfolge. Der globale Energiemix verändert sich nämlich nachhaltig von den fossilen Energieträgern Öl, Kohle und Gas in Richtung der erneuerbaren Energien. Der »BP Energy Outlook« sieht die Klimadiskussion und den technischen Fortschritt als die wichtigsten Treiber des sich abzeichnenden – aber wegen seiner Langsamkeit viel zu späten – Endes des Ölzeitalters. Von 2015 bis 2035 wird die globale Energienachfrage um etwa 30 Prozent steigen. Das ist ein Anstieg von 1,3 Prozent jährlich. Und selbst wenn die Klimalobby angesichts dieser Zahl aufheulen wird, stellt sie einen der größten Erfolge der weltweiten Umweltbewegung dar. Die Energienachfrage wächst mit 1,3 Prozent per anno nämlich deutlich langsamer als die globale Wirtschaft mit prognostizierten 3,4 Prozent BIP-Wachstum jährlich. In der Vergangenheit wuchsen die Wirtschaft und der Energieverbrauch nämlich in einer Eins-zu-Eins-Relation. Bald wird das Verhältnis bei Einszu-einem-Drittel liegen. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass sich die Investitionen in eine bessere Energieeffizienz nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch rechnen. Ob irgendwann tatsächlich ein globales Wirtschaftswachstum erreichbar sein wird, das gänzlich ohne zusätzliche Energie auskommen kann, lässt sich dennoch nicht abschätzen; dass das Energiewachstum gegen Ende des Jahrhunderts ohne den zusätzlichen Verbrauch fossiler Energieträger auskommen kann, jedoch schon. Es ist davon auszugehen, dass bereits in den kommenden 20 Jahren mehr als die Hälfte des globalen Energiewachstums auf nichtfossile Energieträger entfallen wird. Damit bilden Öl, Erdgas und Kohle zwar auch in den kommenden Jahrzehnten das Rückgrat der globalen Energieversorgung, ihr Anteil wird aber von 86 Prozent im Jahr 2015 auf etwa 75 Prozent im Jahr 2035 zurückgehen.

Die unrealistischen Ziele der Klimakonferenzen.

Die von allen Energieexperten antizipierten Zahlen des »BP Energy Outlook« haben so gut wie gar nichts mit den bei den diversen Klimakonferenzen verabschiedeten Klimazielen von EU oder UN zu tun. Erst jetzt, nachdem sich sogar die deutsche Regierungskoalition davon verabschiedet hat, beginnt sich auch die EU einzugestehen, dass ihre 2008 beschlossene 20-20-20-Klimastrategie völlig unerreichbar ist. Bis zum Jahr 2020 wollte die EU ja die Treibhausgase gegenüber 1990 um 20 Prozent reduzieren, den Anteil an erneuerbarer Energie um 20 Prozent steigern und um 20 Prozent energieeffizienter wirtschaften. Von diesen ambitionierten EU-Plänen ließ sich auch das »Intergovernmental Panel on Climate Change« (IPCC), der sogenannte UN-Weltklimarat, inspirieren. Entsprechend optimistisch waren die Beschlüsse der angeblich so erfolgreichen Pariser Klimakonferenz des Jahres 2015. Die Tausenden Delegierten – die meisten sind mit dem Flugzeug angereist – griffen die Ideen begeistert auf. Unter dem Vorsitz des ehemaligen französischen Außenministers Laurent Fabius wurde die – aus heutiger Sicht – ziemlich abenteuerliche Kyoto-Nachfolge-Vereinbarung getroffen, die Erderwärmung auf etwa 1,5 bis zwei Grad Celsius zu beschränken. Um ein Zwei-Grad-Ziel erreichen zu können, müssten die Treib-

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Fazitthema

Foto: NASA / Unsplash

»Obwohl sämtliche Ideen des Geoengineering ziemlich utopisch klingen, beschäftigen sich immer mehr seriöse Forscher und Wissenschaftler damit. Schließlich ist eine Klimasanierung durch menschliche Eingriffe immer noch realistischer als das Erreichen der Klimaziele der vergangenen und künftigen UN-Klimakonferenzen.«

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Fazitthema

hausgasemissionen zwischen 2045 und 2060 auf null zurückgefahren werden. Anschließend müsste das zuvor emittierte Kohlenstoffdioxid teilweise wieder aus der Erdatmosphäre entfernt werden. Ohne dieses Geoengineering müsste die Verbrennung fossiler Energieträger schon bis 2040 komplett abgestellt werden. Dabei ist allen Energieexperten klar, dass der fossile Anteil am globalen Energiemix im Jahr 2040 noch bei mindestens 70 Prozent liegen wird. Dass das, selbst bei maximal möglicher Blauäugigkeit, auch den Teilnehmern der Pariser Konferenz bewusst war, ergibt sich übrigens aus dem Umstand, dass die größten Klimagasemittenten USA, China und Indien schon damals klarstellten, dass sie erst ab 2030 mit der Umsetzung der Ziele beginnen würden. Vor allem in China und Indien würde es noch lange dauern, bis genügend Atom- sowie Wasser- und Windkraft zur Verfügung stehen, um die Kohle zu ersetzen. Als erste große Nation sind bekanntlich die USA eingeknickt. Gleich darauf folgte Deutschland. US-Präsident Donald Trump musste für seinen Abschied von den Paris-Zielen jedoch wesentlich schärfere Kritik einstecken als Angela Merkel, die das im Vorjahr in das Koalitionsabkommen zwischen CDU-CSU und SPD packen ließ. Es ist übrigens nur eine Frage der Zeit, bis der Realismus auch

innerhalb der türkisblauen österreichischen Bundesregierung Oberwasser gewinnen wird. In völliger Verkennung der Tatsachen versuchen Bundeskanzler Sebastian Kurz und sein Team nämlich immer noch ihre Rolle als europäische Musterschüler aufrechtzuerhalten. Bis 2020 will Österreich seine Treibhausgase daher offiziell weiterhin um 16 Prozent gegenüber 2016 und bis 2030 sogar um 36 Prozent reduzieren. Ein Einknicken von Kurz und Umweltministerin Elisabeth Köstinger ist jedoch unausweichlich. Zuletzt hat übrigens das österreichische Umweltbundesamt festgestellt, dass nicht einmal eine geringe Chance besteht, sich den 20-20-20-Zielen auch nur anzunähern.

Warum das Zwei-Grad- und erst recht das 1,5-Grad-Ziel unerreichbar sind.

Die nächste UN-Klimakonferenz findet Mitte Dezember im polnischen Kattowitz statt. Und natürlich verfallen die UN-Lobbyisten des IPCC rechtzeitig in ihren altbekannten, aber völlig unbewährten Aktionismus. Wie gewohnt warnen sie davor, was schon bei einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius passieren wird; und erst welches zerstörerische Potenzial eine Zwei-Grad-Erwärmung hat. «Die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, erfordert rasche, weitreichende und beispiellose Veränderungen in sämtli-

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Fazitthema

chen Bereichen der Gesellschaft«, lautet daher das vorhersehbare Resümee einer mehrtägigen IPCC-Sitzung in Südkorea. Und auch in Kattowitz werden die Delegierten wieder einmal eine Strategie verabschieden, die in der Realität nicht einmal so viel Klimagas einsparen wird, wie die Tausenden Teilnehmer durch ihre Anreise verursacht haben werden. Die Erdölnachfrage steigt derzeit jährlich um 0,7 Prozent. Der Großteil der zusätzlichen Nachfrage kommt dabei aus den Schwellenländern. Der Wert von 0,7 Prozent verringert sich zwar jedes Jahr um ein paar Promillepunkte – jedoch viel zu langsam für eine echte Trendumkehr. Der Verkehrssektor wird weiterhin der bedeutendste Verbraucher von Öl bleiben. Der Anteil des Verkehrs am weltweiten Ölbedarf wird 2035 – trotz alternativer Antriebskonzepte wie Batterie- und Wasserstoffstrom – immer noch bei knapp 60 Prozent liegen. Die zusätzliche Ölförderung wird jedoch vor allem von der Petrochemie für Materialien benötigt, die eigentlich nicht für die Verbrennung bestimmt sind. Doch sogar die haltbarsten petrochemischen Produkte landen – trotz hoffentlich vieler Recyclingzyklen – irgendwann in der Müllverbrennung. Und an der noch viele Jahre lang wachsenden Ölnachfrage, ändert auch das Mantra vom Energiesparen nichts, mit dem die selbsternannten Umweltschützer, etwa der Grünen,

bei den auch weiterhin SUV-fahrenden Wählern zu punkten versuchen. Der steigende Anteil des Fahrradverkehrs und die wachsende ÖPV-Nutzung kommen zur Erreichung des 1,5-Grad-Zieles um Jahrzehnte zu spät. Wesentlich stärker als der Ölverbrauch wird die Erdgasnachfrage ansteigen; bis 2035 um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr. Immerhin ist Erdgas weniger dreckig als Kohle. Daher ist es positiv, wenn das Gas die Kohle beim Primärenergieverbrauch als zweitwichtigsten Energieträger nach dem Erdöl ablösen wird. Die Förderung von sogenanntem »Schiefergas« wird zwei Drittel des Anstiegs ausmachen. Am stärksten steigt die Förderung übrigens in den USA. Das wird wahrscheinlich dazu führen, dass die globalen Gaspreise von den günstigen US-Gaspreisen bestimmt werden, was wiederum traditionelle Gasförderländer wie Russland oder Länder im Nahen Osten unter Druck setzt. Trotz der 20-20-20-Ziele tut die EU bis dato nicht besonders viel, um die Abhängigkeit vieler ihrer Mitgliedsländer von russischem Erdgas zu reduzieren. Es ist aber damit zu rechnen, dass die Ausbeutung von neuen Vorkommen im Mittelmeer durch Griechenland und Zypern massive finanzielle Unterstützung finden wird. Was den weltweiten Kohleverbrauch anlangt, prognostiziert der »BP Energy Outlook« den Höchststand im kommenden Jahr-

Wir halten Österreich am Laufen. So viel Einsatz von Österreichs Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verdient gerechte Bedingungen und volle Anerkennung. Gerechtigkeit muss sein.

GERECHTIGKEIT MUSS SEIN


Fazitthema

zehnt. Indien gilt als größter Wachstumsmarkt für Kohle. Der indische Anteil an der globalen Kohlenachfrage wird sich von ungefähr zehn Prozent im Jahr 2015 auf etwa 20 Prozent bis 2035 verdoppeln. Am schnellsten und zwar jährlich um 7,6 Prozent werden die Erneuerbaren Energieträger wachsen. Ihr Anteil am globalen Energiemix wird sich bis 2035 vervierfachen. Möglich wird das durch die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit von Wind- und Solarenergie. In China wird in 20 Jahren übrigens mehr Strom mit erneuerbaren Energiequellen erzeugt werden als in der EU und den USA zusammen. Auch in Österreich werden immer mehr Bauern zu »Energiewirten«. Ihre Lobbys sind mächtig genug, um trotz naturschutzrechtlicher Bedenken den Bau weiterer Windkraftanlagen voranzutreiben. Ähnliches gilt für die Holzverfeuerung und Biogaserzeugung. In Folge des grünen Aktionismus scheint der weitere Ausbau der Wasserkraft zu Lasten des Naturschutzes gestoppt. Doch noch gibt es zahlreiche genehmigungsfähige Projekte in der Pipeline.

Primärenergienachfrage nach Energieträger und Region Erneuerbare Energie

2016

USA

Wasserkraft

2040

Nuklearenergie Kohle

2016

EU

Gas

2040

Öl

2016

China

2040

Der Meeresspiegel steigt viel schneller als befürchtet.

2016

Indien u. übriges Asien

2040 2016

Naher Osten

2040

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in Milliarden Tonnen

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Quelle: BP Energy Outlook 2018

Längst haben Wissenschaftler anhand von Satellitenmessungen errechnet, dass der Meeresspiegel jährlich etwas schneller ansteigt als im Jahr davor. Waren es 1993 noch durchschnittlich drei Millimeter im Jahr werden es im Jahr 2100 schon etwa zehn Millimeter jährlich sein. Das berichtet jedenfalls die anerkannte US-Forschergruppe um Steve Nerem von der »University of Colorado« in Boulder in einem Tagungsband der »US-Akademie der Wissenschaften«. Bis dahin wird der Durchschnittspegel an den Küsten mit großer Wahrscheinlichkeit um mindestens 60 Zentimeter höher liegen als heute – bis dato waren maximal 30 Zentimeter angenommen worden. »Und das (Anmerkung: der 60-cm-Anstieg) ist mit ziemlicher Sicherheit eine vorsichtige Schätzung«, wird Nerem in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. In ihrer Berechnung gingen die Forscher davon aus, dass sich die Veränderungsrate der vergangenen 25 Jahre in Zukunft fortsetzt. Angesichts der großen Veränderungen, die wir heute an den Eisschilden sehen, werde der Anstieg wahrscheinlich jedoch noch deutlich höher ausfallen, so Nerem. Durch bereits erfolgte Treibhausgasfreisetzungen wird der Meeresspiegel noch auf Jahrhunderte weiter ansteigen. Gestiegene Lufttemperaturen führen zum Verlust von Gletschern und Eisschilden. In den nächsten 300 Jahren ist ein Anstieg um 2,5 Meter bis zu 5,1 Meter wahrscheinlich. Doch bereits bei einem Anstieg von 60 cm bis zum Jahr 2100 müssten sich die Küstenbewohner in ärmeren Ländern – die meisten Millionenstädte liegen am Meer – große Sorgen machen oder den Rückzug ins Landesinnere antreten. Der Küstenschutz wird daher zu einer globalen Aufgabe. Denn dass man auch unter dem Meeresspiegel ein sicheres Leben führen kann, zeigen etwa die Niederlande erfolgreich vor. Ein Meeresspiegelanstieg von 60 bis 100 cm in den kommenden Jahrzehnten ist zumindest technisch bewältigbar. Um einem 500-cm-Anstieg mit Küstenschutzbauten entgegenzutreten, braucht es aber noch ge-


Fazitthema

waltige Technologiesprünge. Doch auch die sollten im Zuge einer Jahrhundertbetrachtung schaffbar und – wenn das globale Wirtschaftswachstum stimmt, weil genügend Energie zur Verfügung steht – finanzierbar sein.

Vom Fernweh gepackt!

Immer dann, wenn sich objektive Studien wie der »BP-Energy-Outlook« gegen die vergeblichen Hoffnungen der unrealistischen IPCC-Klimaziele durchzusetzen beginnen, kommen Ideen zum Klimaschutz durch sogenanntes »Geoengineering« ins Spiel. So werden technische Methoden bezeichnet, die das Klima beeinflussen sollen, um die Erderwärmung und damit den Klimawandel zu bremsen. Die Ideen lassen sich in zwei Gruppen zusammenfassen: In Maßnahmen, mit denen Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernt werden sollen, und in Maßnahmen, die die Sonneneinstrahlung auf der Erdoberfläche reduzieren sollen. Die Palette der Ideen reicht von künstlichen Bäumen und künstlichen Wolken bis zu großen Spiegeln, die das Sonnenlicht zurück ins All senden. Außerdem wird an künstlichem Algenwachstum zur pflanzlichen Bindung von CO2 geforscht oder an künstlichen Vulkanausbrüchen, deren feine Aschepartikel in der Stratosphäre die Sonneneinstrahlung abschwächen sollen, wie das zuletzt beim Ausbruch des philippinischen Vulkans Pinatubo auf natürliche Art und Weise geschehen ist. Andere Forscher wollen, statt Vulkane zu sprengen, Schwefel mit Flugzeugen versprühen. Ohne chemische Eingriffe möchten hingegen die Astronomen der University of Arizona die Atmosphäre abkühlen. Und zwar indem sie im Weltall eine Art Sonnenschirm aufspannen. Der müsste aus Billionen dünner Siliziumscheiben bestehen. Am Lagrange-Punkt, wo sich die Anziehungskraft von Sonne und Erde aufheben, müssten sie zu einem mächtigen Kreis aufgereiht werden, um die Sonneneinstrahlung zu verringern. Und natürlich gibt es auch bereits Pläne für Verfahren, mit denen CO2 aus der Atmosphäre gefiltert werden soll und unter der Erdoberfläche eingelagert werden kann. Obwohl sämtliche Ideen des Geoengineering ziemlich utopisch klingen, beschäftigen sich immer mehr seriöse Forscher und Wissenschaftler damit. Schließlich ist eine Klimasanierung durch menschliche Eingriffe immer noch realistischer als das Erreichen der Klimaziele der vergangenen und künftigen UN-Klimakonferenzen.

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Wir werden sicherlich nicht für linkspopulistische Wahlversprechen bezahlen. Bundeskanzler Sebastian Kurz zum geplanten italienischen Budgetdefizit

Fotos: Wikimedia Commons/KarlGruber, Scheriau

Mario Kunasek wird die steirische FPÖ auch als Spitzenkandidat bei der nächsten Landtagswahl anführen. Als Verteidigungsminister hat er viele Möglichkeiten, um bei den Steirern persönlich zu punkten. Ein Jahr Türkis-Blau: Die Zufriedenheit ist ungebrochen Seit einem Jahr ist die türkisblaue Bundesregierung unter Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache nun im Amt. Und selbst viele Mitte- und Mittelinkswähler, die immer noch ein massives Problem damit haben, dass mit der FPÖ eine rechtspopulistische Partei in Verantwortung ist, geben offen zu, dass es ihnen im November 2018 zumindest nicht schlechter geht als im November 2017. Und da die Mehrheit dieser Wähler ihr Geld nicht in der Privatwirtschaft verdienen muss, hat das aus ihrem Blickwinkel betrachtet auch nichts mit der sensationellen wirtschaftlichen Entwicklung zu tun, sondern eher damit, dass die Grauslichkeiten der Regierung noch nicht voll gegriffen haben. Aus Sicht des innenpolitischen Beobachters lässt sich jedenfalls sagen, dass vieles nach Plan läuft. Mit dem Familienbonus 16 /// FAZIT NOVEMBER 2018

wurde ein erstes zentrales Entlastungsvorhaben umgesetzt, das steuerzahlende Erziehungsberechtigte monatlich um 125 Euro je Kind entlastet. Nach Protesten der Opposition wurden auch geringverdienende Eltern, die gar keine Steuern zahlen, mit jährlich 250 Euro bedacht. Aufregung gab es seitens der Gewerkschaft in Bezug auf die Arbeitszeitflexibilisierung. Aber auch nur deshalb, weil statt dem Betriebsrat nun der Arbeitnehmer selbst zustimmen muss, wenn ihn sein Arbeitgeber ersucht, temporär bis zu zwölf Stunden täglich zu arbeiten. Dass der von der SPÖ massiv befeuerte ÖGB-Protest vor allem daher rührt, dass die Gewerkschaft ihre unternehmerischen Klassenfeinde nicht in Geiselhaft nehmen kann, indem sie ihre Zustimmung zu längeren Arbeitszeiten mit anderen Themen junktimiert, haben die Wähler aber rasch durchschaut. Daher tut sich die fast ausschließlich mit sich selbst beschäftigte Opposition schwer, wirksame Ansatzpunkte für ihre Kritik zu finden. Natürlich wirkt sich der EU-Vorsitz massiv auf die Regierungsperformance auf. Der Kanzler und die meisten Minister sind mit der Abarbeitung der EU-Agenda voll ausgelastet. Seit Juli tut sich innenpolitisch so wenig, dass sich die österreichischen Massenmedien, die – mit Ausnahme von ORF III – traditionell kaum Versuche wagen, dem Publikum die Vorgänge in Brüssel näherzubringen, mit Randthemen wie dem langweiligen, weil belanglosen BVT-Untersuchungsausschuss oder dem möglichen Doppelpass für Südtiroler auseinandersetzen. Wen interessiert es, ob die BVT-Beamten im Dienst Pornos ansehen oder sich gegenseitig mobben? An Innenminister Herbert Kickl bleibt jedenfalls nicht viel mehr hängen, als dass er ein extrem misstrauischer Mensch sein muss. Aber wen kratzt es, wenn zu seiner notorischen Xenophobie halt auch noch eine Paranoia dazukommt? Eine OGM-Umfrage zum türkisblauen Jahrestag hat ergeben, dass die ÖVP mit derzeit 34 Prozent zu ihrem Plus von 7,8 Prozentpunkten bei der Nationalratswahl 2017 sogar noch weitere 2,5 Punkte zule-

gen konnte. Und noch viel überraschender ist, dass die FPÖ als Juniorpartner ihre 26 Prozent halten konnte. 58 Prozent der Österreicher sind mit der Regierung zufrieden (21 Prozent »sehr zufrieden«, 37 Prozent »eher zufrieden«. Selbst wenn unter den ÖVP-Wählern sechs Prozent »eher unzufrieden« mit der Regierung sind, tut das dem Kanzler nicht weh. Denn inzwischen gehören auch viele Bürger, die vor einem Jahr noch für die SPÖ, die Neos, die Liste Pilz, die Grünen oder gar nicht wählten, zu den Zufriedenen. Der EU-Vorsitz läuft unspektakulär, aber nach Plan. Nur echte Oppositionspropagandisten kommen derzeit auf die Idee, die Verantwortung für die schleppenden Brexit-Verhandlungen oder dafür, dass die EU-Außengrenzen immer noch nicht wirklich geschlossen sind, beim österreichischen EU-Vorsitz zu suchen. Der Problematik der illegalen Migration wurde durch das energische Vorgehen Italiens und Maltas ohnehin etwas von seiner Brisanz genommen. Und auch die Türkei kann es sich angesichts eines drohenden Staatsbankrotts nicht leisten, Deutschland noch weiter zu brüskieren, in dem es etwa den mit der EU geschlossenen »Flüchtlingsdeal« auszusetzt. 65 Prozent der Pensionisten sind mit der Politik von Bundeskanzler Sebastian Kurz zufrieden. Vizekanzler Heinz-Christian Strache bringt es in dieser wahlentscheidenden Altersgruppe ebenfalls auf eine hohe Zustimmung von 44 Prozent. Bei den unter 50-Jährigen liegt Strache sogar bei 45 Prozent. Auf die Frage, welche Partei innerhalb der Regierung die stärkere ist sehen, so OGMChef Wolfgang Bachmayer, 41 Prozent die ÖVP voran und 33 Prozent die FPÖ. Bei den Regierungsgegnern glauben hingegen 55 Prozent, dass die FPÖ innerhalb der Regierung tonangebend ist. Was die Opposition anlangt, hat der Wechsel von Christian Kern zu Pamela Rendi-Wagner der SPÖ trotz der einhergehenden enormen Turbulenzen nicht geschadet. Die SPÖ kann bei der Sonntagsfrage ihre 26 Prozent halten. Und auch die


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Neos fallen unter Beate Meinl-Reisinger mit sechs Prozent nicht unter die Werte von Matthias Strolz zurück. Auch die Grünen würden mit Werner Kogler als Frontmann wieder in den Nationalrat einziehen. Von den allesamt überwiegend mit sich selbst beschäftigten Oppositionsparteien würde nur die Liste Pilz scheitern. Ob der Lauf der türkisblauen Bundesregierung bis zur nächsten Wahl anhalten wird, ist natürlich nicht abschätzbar. Neben der Umsetzung der SV-Reform steht die Vereinheitlichung der Mindestsicherung auf der Agenda. Und danach soll eine umfassende Steuerreform folgen. Mit der Kurz und Strache weitere leistungsorientierte Wähler auf ihre Seite ziehen.

Steiermark – »Business as usual« ermöglicht Reserveüberlegungen In der Steiermark lässt sich die aktuelle politische Situation am besten mit »Business as usual« umschreiben. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer punktet landauf und landab mit seiner Omnipräsenz. Sein Stellvertreter Michael Schickhofer freut sich über den Burgfrieden in der steirischen SPÖ, der ihm schon knapp zwei Jahre vor der nächsten Landtagswahl die SPÖ-Spitzenkandidatur eingebracht hat, weil es sich kein anderer antun will, gegen einen übermächtig erscheinenden Hermann Schützenhöfer in den Ring zu steigen. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler nutzt das ruhige Fahrwasser, um die steirische Gesundheitsreform voranzutreiben. Soziallandesrätin Doris Kampus und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl schärfen ihr europapolitisches Profil im EU-Ausschuss der Regionen; Kampus als EU-Arbeitsmarkt-Berichterstatterin und Eibinger-Miedl als Präsidentin der »Automotive Intergroup«, zu der sich die europäischen Regionen mit einer starken Automobilindustrie zusammengeschlossen haben. Und auch für Bildungs- und Jugendlandesrätin Ursula Lackner und Agrarlandesrat Hans Seitinger läuft es ebenso rund wie für den seit der Übernahme des Finanz-

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hat die steirische Landespolitik in ein ruhiges Fahrwasser geführt, das den Ressorts die Möglichkeit einräumt, die jeweilige Reformagenda voranzutreiben. ressorts deutlich gestärkten Anton Lang. Das Doppelbudget 2019/2020 ist auf Schiene und alles scheint sich in einem stabilen Gleichgewicht zu befinden. Doch oft kommt es anders, als man denkt. So gibt es immer noch ein Restrisiko, dass sich ÖVP und SPÖ bei der Harmonisierung der Mindestsicherung nicht einig werden. Da die Folge wohl vorgezogene Landtagswahlen wären, die vor allem für die SPÖ negativ ausgehen könnten, ist jedoch nicht wirklich mit einem Scheitern zu rechnen. Trotz ziemlich eindeutigen Ankündigungen von Landeshauptmann Schützenhöfer, noch einmal zu kandidieren, gibt es einige Insider, die nicht so recht daran glauben wollen, dass sich der LH tatsächlich ein nochmaliges Antreten antun wird. Sollte er tatsächlich nicht kandidieren, würde nicht nur in der ÖVP eine sofortige Diskussion über die zukünftige Spitze entbrennen, auch in der SPÖ würden viele Funktionäre die frühe Entscheidung zugunsten Schickhofers zumindest hinterfragen. Der steirischen SPÖ ist übrigens vor weni-

gen Tagen Landesgeschäftsführer Oliver Wieser »aus privaten Gründen« abhanden gekommen. Aber vielleicht kehrt ja Max Lercher in die Steiermark zurück. Nachdem ihm Ex-SPÖ-Chef Christian Kern ja so übel mitgespielt hat, würden sich jedenfalls viele steirische Genossen darüber freuen. Bei der FPÖ ist hingegen alles klar. Mario Kunasek steht als Spitzenkandidat so gut wie fest. Seine Position als Verteidigungsminister bietet ihm dabei eine Vielzahl von Möglichkeiten, um bei der steirischen Bevölkerung zu punkten. Egal ob im Katastrophenschutz, bei Angelobungen oder sonstigen Heeresveranstaltungen. Selbst die Bundesheerleistungsschau am Nationalfeiertag findet heuer erstmals nicht nur in Wien, sondern auch in Graz statt. Mario Kunasek erhält durch die große Akzeptanz des Bundesheeres in der Bevölkerung auf jeden Fall Rückenwind. Und den kann er auch für seine persönlichen Ambitionen nutzen. FAZIT NOVEMBER 2018 /// 17


Recht haben

Wirtschaft

Gemäß § 5 Steiermärkisches Baugesetz (BauG) ist eine Grundstücksfläche als Bauplatz geeignet, wenn die Bebauung dem Steiermärkischen Raumordnungsgesetz entspricht, eine geeignete Wasser- und Energieversorgung sowie Wasserentsorgung besteht, der Untergrund tragfähig ist und keine Gefährdung durch Naturereignisse, insbesondere Lawinen, Hochwasser und Vermurungen, besteht. Weiters muss der Bauplatz über eine geeignete und rechtlich gesicherte Zufahrt verfügen. Insbesondere der letzte Punkt wirft in der Praxis regelmäßig Fragen auf. Ob eine Zufahrtsmöglichkeit als geeignet zu qualifizieren ist, hängt vom beabsichtigten Verwendungszweck ab. An ein Einfamilienhaus werden dabei andere Maßstäbe angelegt, als beispielsweise an ein Hotel. Jedenfalls muss der Bauplatz für Einsatzfahrzeuge erreichbar sein. Nach dem Gesetzestext wird nur ein geeigneter Anschluss an das öffentliche Wegenetz gefordert. Daraus folgt, dass auch ein Servitutsweg als ausreichend anzusehen ist. Rechtlich gesichert ist eine Zufahrt jedenfalls dann, wenn der Eigentümer des Bauplatzes auch über Eigentum an der Zufahrt verfügt. Auch zur Erfüllung dieses Kriteriums genügt in der Regel eine im Grundbuch eingetragene Servitut an der Zufahrt. Mangels Eintragung im Grundbuch könnte die Baubehörde am tatsächlichen Bestand der Servitut zweifeln (müssen) und den Antrag auf Erteilung einer Baubewilligung abweisen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Anschlüsse von öffentlichen Straßen notwendig sind. In diesem Fall kann es einer Zustimmung der zuständigen Straßenverwaltung bedürfen. Das Nichtvorliegen einer derartigen Zustimmung würde wiederum zur Abweisung des Bauansuchens führen. Ob eine geeignete und rechtlich gesicherte Zufahrt zum Bauplatz besteht, hat die Baubehörde von Amts wegen zu prüfen. Das Nichtbestehen einer derartigen Zufahrt begründet gemäß § 26 BauG grundsätzlich kein subjektiv-öffentliches Nachbarrecht. Nachbarn haben bezüglich der Zufahrt im Bauverfahren somit formal kein Mitspracherecht. Dies ändert freilich nichts daran, dass Nachbarn die Baubehörde auf diesen, von Amts wegen wahrzunehmenden, Umstand hinweisen können. Zusammengefasst ist jedem Bauwerber zu raten, die Eignung sowie die rechtliche Sicherheit der Zufahrt bereits vor Beantragung der Baubewilligung eingehend zu prüfen. Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

18 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Anzeige Foto: WB Steiermark

Rechtlich gesicherte Zufahrt und Bauplatzeignung

Diskutierten zur digitalen Zukunft: (von li.) Gerald Steinbauer, Andreas Zakostelsky, Oliver Kröpfl, Gero Jenner und WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk.

mc-Zukunftsgespräch: Arbeit im digitalen Zeitalter A

uf Einladung des Managementclubs Steiermark diskutierte am 2. Oktober ein Podium hochkarätiger Sprecher im Schlossbergsaal der Steiermärkischen Sparkasse vor rund 50 Gästen zum Thema Digitalisierung und Arbeitswelt: Wirtschaftskammer Steiermark Präsident Josef Herk, Oliver Kröpfl, Leiter Generalsekretariat Steiermärkische Sparkasse und Gerald Steinbauer vom Institut für Softwaretechnologie der Technischen Universität Graz sprachen unter der Leitung von Fazit-Chefredakteur Christian Klepej zur Zukunft der Arbeit in der digitalen Welt. Die einleitenden Worte lieferte der bekannte Autor, Wirtschaftsforscher und Gesellschaftsanalytiker Dr. Gero Jenner. Die zentrale Fragestellung des Abends lautete: Ist digitale Zukunftsbeschäftigung eine Alternative für das Entstehen neuer Jobs und Berufsbilder?

Die Antworten darauf fielen sehr unterschiedlich aus.

Positive Ideen für die digitale Zukunft „Die Digitalisierung prägt bereits seit längerem unser Leben und unsere Arbeit. Bei vielen Diskussionen und Medienberichten stehen bei diesem Thema aber vor allem Risiken und Gefahren im Vordergrund. Als Ort des Vordenkens will der Managementclub hier daher vor allem kritisch gesehene Aspekte positiv reflektieren und zukunftsorientierte Ideen für die Steiermark diskutieren. Ich denke, das ist uns mit unseren hochkarätigen Sprechern sehr gut gelungen“, resümierte der MC-Vorsitzende Andreas Zakostelsky. Die Diskussion zwischen den Sprechern und den rund 50 Gästen aus Politik und Wirtschaft klang nach dem offiziellen Teil bei steirischen Köstlichkeiten und gutem Wein aus.


Foto: WKO/Frankl

Anzeige Foto: SPAR / Krug

Wirtschaft

v. l. Wolfgang Deutschmann (ROCKETS Holding), Hannes Dolzer (Fachgruppen- und Fachverbandsobmann), Alfred Endl (Denkstrukturenanalytiker), Walter Pisk (Notar), Markus Kohlmeier (Fachgruppenobmann-Stellvertreter).

Der Landwirt Martin Ridisser aus Graz achtet seit vielen Jahren auf schonende Bodenbearbeitung und vermehrt den Humus-Gehalt im Boden.

SPAR zahlt Prämien für bodenschonenden Drittes Symposium Gemüseanbau der steirischen Martin Ridisser aus Graz ist langjähriger Lieferant von Er nimmt am SPAR-Projekt „Gesunde Böden für gesunde Lebensmittel“ teil und sichert durch schonende Finanzdienstleister SPAR. Anbaumethoden und Humus-Aufbau die Qualität Finanzielle Entscheidungen treffen – das war das Thema des diesjährigen Symposiums der steirischen Finanzdienstleister am 17. Oktober 2018 in Graz.

F

achgruppenobmann Hannes Dolzer fokussierte aktuelle Entwicklungen in der Finanzdienstleistung, sein Stellvertreter Markus Kohlmeier widmete sich der Initiative für Finanzbildung. „Das Motto ‚Über Geld spricht man nicht‘ gilt unter Jugendlichen ganz und gar nicht. In allen bisherigen Workshops war das Interesse sehr groß, wir gehen auch immer auf aktuelle Themen ein und es gibt viel Raum für Fragen und Diskussion“, so Kohlmeier. Wolfgang Deutschmann, Gründer und CEO der ROCKETS Holding GmbH, zeigte die Chancen im Crowdinvesting auf und gab einen Einblick in die Investitions- und Finanzierungsmöglichkeiten in den Bereichen Unternehmen und Immobilien. Auch das Thema Glück stand beim Finanzdienstleistersymposium auf der Agenda. Denk-

strukturenanalytiker Alfred Endl: „Es ist absolut möglich, Glücklichsein zu erlernen aber es bedeutet, dass man täglich daran arbeiten muss.“ In seinem Vortag präsentierte er nicht nur theoretisches Wissen aus der Hirnforschung, es gab auch nützliche Übungen und Trainingsmöglichkeiten für die Praxis, „die jeden Tag tatsächlich durgeführt werden können und die einem die Möglichkeit geben, das Glücklichsein zu leben, zu erlernen und nicht nur darauf zu warten, ob man einen Lotto-6er hat oder nicht.“ Notar Walter Pisk betonte anhand von Beispielen zu den Themen Erbrecht, Immobilienerwerb und Vorsorgevollmacht, wie wichtig die Kooperation zwischen Finanzdienstleistern und Notaren ist. finanzdienstleister-stmk.at

seines Bodens. Der Lohn der harten Arbeit sind frische Grazer Krauthäuptel, die gerade geerntet werden und in allen SPAR-Regalen zu finden sind. Sie sind nicht nur knackig und g’schmackig, sondern tragen auch zum Klimaschutz bei.

G

esunder Boden ist die Basis für gesunde Lebensmittel. Doch viele Böden in Österreich sind durch intensive Landwirtschaft ausgelaugt. Daher hat die Einzelhandelskette 2015 gemeinsam mit rund 70 Vorzeige-Landwirten und dem WWF Österreich das Projekt „Gesunde Böden für gesunde Lebensmittel“ gestartet. Die Landwirte bauen durch Düngung mit Kompost, schonende Methoden und die richtige Fruchtfolge wertvollen Humus im Boden auf. Solche Böden sind ertragreicher und widerstandsfähiger in langen Trockenperioden. Partnerschaft mit langfristigen Versprechen Landwirte wie Martin Ridisser, die am SPAR Humus-Projekt teilnehmen, erhalten attraktive Prämien oder höhere Prei-

se für ihre Produkte, um ihre Mehraufwendungen im Humusaufbau abzugelten. Somit liefern die „Humus-Bauern“ nicht nur schmackhaftes heimisches Gemüse, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Auch in den nächsten Jahren will man weitere Landwirte für das Projekt gewinnen und so die Humus-Aufbauflächen in ganz Österreich ausweiten. Den Umstieg belohnt SPAR mit einer Absatzgarantie und Prämien für die nachgewiesene Erhöhung des Humusgehaltes. Dazu meint Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und südliches Burgenland: „Ich freue mich sehr, dass wir zahlreiche Landwirte für das Humusprojekt gewinnen konnten, denn so leisten wir gemeinsam einen Beitrag zum Aufbau von gesunden Böden!“ FAZIT NOVEMBER 2018 /// 19


Graz hat's

IV und TU Graz unterstützen Informatiktalente Die steirische Industrie sucht dringend IT-Nachwuchs und die TU Graz bietet ein international orientiertes Studienangebot. Was lag näher, als gemeinsam über die Landesgrenze hinweg nach talentierten Studierenden zu suchen, die eine Karriere in Informatik, Softwareentwicklung und ähnlichen Bereichen anstreben? Mit dem Talente-Förderungsprogramm iTalent South East setzen IV-Steiermark und TU Graz eine Initiative zur Förderung junger Talente aus Südosteuropa. „Dieses Förderprogramm ist ein Meilenstein in der Zusammenarbeit von Industrie und Wissenschaft zur Stärkung des Innovationsstandortes Steiermark“, betonen IV-Steiermark-GF Gernot Pagger und Claudia von der Linden, Vizerektorin der TU Graz unisono.

Arbeitstreffen der Rechnungshöfe in Graz

Zwei Tage lang war Graz der Treffpunkt der österreichischen Kontroll-Instanzen. Am 10. und 11. Oktober hatte Landesrechnungshofdirektor Heinz Drobesch zu einem Arbeitstreffen geladen – sämtliche Landesrechnungshöfe sowie auch der Rechnungshof in Wien folgten der Einladung und entsandten Vertreter zu dieser Veranstaltung. Rund 30 Prüfer trafen in Graz zusammen, um sich mit den Themenfeldern „Gemeinden“ bzw. „Gesundheit und Soziales“ intensiv auseinanderzusetzen.

Eleven Herbstfest mit roter Prominenz Am 17. Oktober veranstaltete das Restaurant „Eleven“ in der Kaiserfeldgasse in Graz sein bereits 3. Herbstfest. Im Rahmen des gemütlichen Zusammenseins ergab sich ein „Rotes Promitreffen“ mit SWV-Präsident Karlheinz Winkler, SPÖ-Regionalgeschäftsführer Patrick Trabi, eleven-Wirt Arsim Gjergji, SPÖ-Graz-Vorsitzendem Michael Ehmann und ARBÖ-Steiermark-Präsident Klaus Eichberger.

„Die Weiterentwicklung der Mobilität ist eine Voraussetzung, um als Wirtschaftsraum attraktiv zu bleiben“, erläuterten die WKO-Regionalstellenobleute Sabine Wendlinger-Slanina und Michael Hohl auf einer PK und ergänzten: „Daher haben wir in den letzten Monaten unser Positionspapier aus 2015 evaluiert und ergänzt. Die enthaltenen Punkte stellen die Kernforderungen für die Entwicklung der Mobilität im Großraum Graz dar und werden von uns in den nächsten Jahren mit Nachdruck verfolgt!“ Gefordert werden u. a. eine Ausweitung der GU-Micro-Öffis, der Ausbau der A9 Richtung Süden und eine Beschleunigung der Zugverbindung Graz–Wien auf 1 Stunde 30 Minuten sowie der Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Graz.

Herbstklopfen für die ganze Familie

Fünf traumhaft schöne Messetage vollgepackt mit jeder Menge Highlights und ausgelassener Rummelstimmung. Bei der Grazer Herbstmesse gab es in diesem Jahr richtig was zu erleben, ganz egal ob für große oder kleine Messebesucher. Von 27. September bis 1. Oktober konnte man waschechten Gauchos beim Grillen über die Schulter schauen, hunderte Ballroben probieren, im Benefizpool seine Längen schwimmen, Selfies mit seinen Web-Idolen schießen oder eine heiße Sohle aufs Parkett legen. Unter dem Motto „Cool im Pool“ wurde Geld für die Finanzierung von Schwimmkursen für Kinder aus mittellosen Familien gesammelt. Dass dieses buntgefächerte Angebot Gefallen fand, bewiesen rund 65.000 Messebesucher.

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Neu Winterflugplan für den Flughafen Graz Rund 130 Linienflüge pro Woche – ein Großteil zu den großen Umsteigeflughäfen wie Frankfurt, München, Wien, Amsterdam, Zürich, Istanbul und Berlin – bietet der Flughafen Graz im kommenden Winterflugplan. Ägypten ist wieder für viele Sonnenhungrige eine Sehnsuchtsdestination, wenn es um entspannenden Strandurlaub geht. Daher werden den gesamten Winter durchgehend gleich zwei Flugziele am Roten Meer angeboten: Marsa Alam Freitag und Sonntag sowie Hurghada am Freitag. Berlin gilt für die meisten Städteurlauber sicher als eines der interessantesten Reiseziele in Mitteleuropa. Im Winterflugplan fliegt die englische Billigfluglinie easyJet ab Graz vier Mal pro Woche direkt nach Berlin-Tegel.

Fotos: MCG / Wiesner, Oliver Wolf / Flughafen Graz, Fischer, roro+zec, Frankl / TU Graz

Mobilitätsoffensive für Großraum Graz


Foto: Fischer

Kurz im Gespräch mit Kurt Egger, Direktor des Wirtschaftsbund Steiermark

AVL eröffnet eines der modernsten Battery Labs Mit zukunftsweisenden Batterie-Prüfständen verdoppelt das High-Tech-Unternehmen AVL List seine Kapazitäten und eröffnet am Headquarter in Graz eines der modernsten Batterie-Prüflabore Europas. In einer Umbauzeit von elf Monaten errichtete AVL dieses Battery Lab, das neue Maßstäbe setzt. Es bietet auf rund 700 m2 Platz für modernste Prüfstände, um elektrische und thermische Batterie-Tests bis zu derzeit 750 kw bzw. 1200 V durchzuführen. AVL CEO Helmut List: „Die Eröffnung des AVL Battery Labs ist ein Meilenstein in der weiteren Elektrifizierung des Antriebsstrangs. Nun sind wir in der Lage, die ständig steigenden Anforderungen mit hochpräzisen Messwerten in verkürzter Testzeit zu erfüllen.“

Fotos: AVL / www.christianjungwirth.com, Archiv, denbarfakebar

Ausstellung „Das Universum in uns“

Die beiden Künstlerinnen Verena Bachner und Christa Stübinger feierten am Anfang September im art-base graz die Eröffnung ihrer gemeinsamen Ausstellung „Das Universum in uns“ . „Das Universum“ bedeutet für die beiden Künstlerinnen Gefühle, Stimmungen, Empfindungen und alles was den Menschen bewegt. Das zeigen sie in ihren zahlreichen Bildern, alle Format 40x40 cm, in verschiedenen Techniken. Nach der gelungenen Vernissage mit vielen Besuchern im gemütlichen Ambiente war die Ausstellung noch bis 21.September im art-base graz zu sehen. Beide Künstlerinnen nehmen voraussichtlich an der Frühjahrsmesse 2019 Graz im Kunstpavillon teil. Christa Stübinger wird ihre Bilder im Frühjahr auch in Leoben ausstellen.

„Denkbar Fakebar“ – ein Abend mit Armin Wolf

„Welchen Medien können wir noch glauben?“ – diese Frage stellte sich die Hofer Leitinger Steuerberatung und ließ diese von ZiB2-Moderator Armin Wolf am 11. Oktober in der Thalia in Graz beantworten. Das Aushängeschild des ORF, bekannt als Großmeister der präzisen Fragen, weiß enorm viel darüber, wie Nachrichten entstehen, beeinflusst werden oder gleich als Fake-News zur Welt kommen. Und auch, wohin das führen wird. Klienten und Netzwerkpartner des steirischen Steuerberatungsunternehmens kamen in den Genuss, Armin Wolf persönlich kennenzulernen und lauschten gespannt, was der gebürtige Innsbrucker in seinem Vortrag präsentierte.

Wie zufrieden sind Sie mit der Gesetzgebung und Umsetzung zur Arbeitszeitflexibilisierung? Mit der Flexibilisierung der Arbeitszeiten haben wir einen Meilenstein erreicht. Endlich wird eine moderne und flexible Arbeitswelt für alle Realität und der Standort Österreich gestärkt. Für die Betriebe sind flexible Arbeitszeiten ein Schlüssel zum Erfolg. Unternehmen, die im Wettbewerb schneller und flexibler agieren können, spielen vorne mit. Es ist eine Win-win-Situation für alle – für Mitarbeiter, die Betriebe und den Standort Österreich.

Was sehen Sie als geeignete Maßnahmen zur Behebung des akuten Fachkräftemangels? Die Regionalisierung der Mangelberufsliste und die Modernisierung der RotWeiß-Rot-Card sind ein wichtiger Schritt im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Die Fachkräfte-Verordnung sollte um jene Mangelberufe ergänzt werden, die sich aus der regionalen Betrachtung des Fachkräftebedarfs ergeben. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in der Digitalisierung für die heimische Wirtschaft? Die technologiegetriebenen Veränderungen prägen die Wirtschaft. Die größte Herausforderung ist es, Personen auf mittlerer Ausbildungsebene zukunftsfit zu machen. Die Digitalisierung erfordert auch in der Lehre eine Anpassung der Ausbildungsinhalte bzw. die Definition neuer Berufsbilder. Deshalb werden neue Lehrberufe wie u. a. E-Commerce-Kaufmann geschaffen und bestehende adaptiert, so z. B. die Lehrberufe Medienfachmann, Polsterer und Zahntechnik. FAZIT NOVEMBER 2018 /// 21



Fazitgespräch Von Peter K. Wagner und Volker Schögler mit Fotos von Erwin Scheriau

Grüner Realo Der Klubobmann der steirischen Grünen, Lambert Schönleitner, im Gespräch über erhobene Zeigefinger, Äpfel aus Neuseeland und eine träge Menschheit.

Fazit November 2018 /// 23


Fazitgespräch

Der große Besprechungsraum im Grünen Haus, unweit der Grazer Keplerbrücke, ist hell und freundlich. Zum Süden hin befindet sich eine Fensterfront, an der auch drei Pflanzen die Umgebung verzieren. Als Lambert Schönleitner höchstpersönlich den Raum für das Fotosetting optimiert, ist er beim Anblick des mittleren Gewächses alles andere als erfreut.

»Als ehemaliger Landschaftsgärtner und Florist kann mir das nicht gefallen«, sagt er und lächelt. Schon ein hastiger Blick verrät: Diese Pflanze hat wahrlich bessere Zeiten hinter sich, doch noch ist sie nicht verloren. Eine Metapher, die auch seine Partei aktuell gut beschreibt. Vor bald 40 Jahren waren die ersten Vorläufer der Bewegung in der steirischen Landeshauptstadt entstanden. Und hier treffen wir mit Lambert Schönleitner auf den Landessprecher und Klubobmann der steirischen Grünen, der sich mehr als eineinhalb Stunden Zeit nimmt, um der Ausrichtung seiner Partei auf den Grund zu gehen. Einer Bewegung, die zwar den Bundespräsidenten stellt, aber nicht mehr im Nationalrat sitzt. Und auch auf Landesebene um Relevanz kämpft.

24 /// Fazit November 2018



Fazitgespräch

Ich sage mit Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, dass sich erst dank der Grünen sehr viel bewegt hat bei Umweltthemen in den letzten 30 Jahren. Lambert Schönleitner

Herr Schönleitner, wofür stehen die Grünen in der Steiermark und in Österreich? Wir haben ein zentrales Thema, das uns seit unserer Gründung aus guten Gründen bewegt: die Umweltpolitik, somit die Lebensqualität der Menschen. Und dafür stehen auch die steirischen Grünen. Die Relevanz der grünen Themen wie Klimaschutz, Umweltschutz oder Raumordnung sind unbestritten. Aber ist es nicht wie beim Weltfrieden und dem Abbau der Atomwaffen? Es sind alle dafür, aber allen ist klar, dass es utopisch ist. Das glaube ich überhaupt nicht. Ich sage mit Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, dass sich erst dank der Grünen sehr viel bewegt hat bei Umweltthemen in den letzten 30 Jahren. Natürlich wurden wir vielfach kopiert von Mitbewerbern. Aber das ist gut, weil wir die Themen vorgegeben haben und den Weg vorgezeigt haben.

Eigentlich wissen wir, dass die Chancen, den Klimawandel einzudämmen, schwindend gering sind. Wann lassen die Grüne mehr Realismus in der Klimadiskussion zu? Es ist eine Überlebensfrage, dass der Pariser Klimavertrag nicht eingehalten wird. Gleichzeitig braucht es eine Klimawandelanpassungsstrategie, wo wir zu den Realisten zählen. Wir sind jene im Landtag, die sich dafür einsetzen, in Schutzwasserbau oder Wasserrückhaltebecken zu investieren. Sind nicht China, Indien und die USA vor allem gefragt? Wir dürfen uns nicht ausnehmen und die Verantwortung auf andere schieben. In der Steiermark sind im Bereich der thermischen Sanierung drei oder vier Prozent pro Jahr festgeschrieben, es werden aber nicht einmal ein Prozent erreicht. Es wurde kürzlich in Zeltweg ein Chemiewerk genehmigt, das den Kohlendioxidausstoß in der Steiermark um ein Prozent erhöht. Ein einziges Werk. Es wurde Mellach gebaut, eine völlige Fehlinvestition. Wir hätten genügend Beiträge und Pläne, die zu einer Klimastabilität beitragen würden. Aber die Steiermark tut nichts. Man sagt, der Hauptverdienst der Grünen sei es, das grüne Gedankengut in den Parteien zu verankern. Das ist auch gut so. Das Problem ist gegenwärtig nur, dass die Bundesregierung einen Schritt zurück ins vorige Jahrhundert setzt. Zum Beispiel mit dem Standortentwicklungsgesetz, das Wirtschaft und Umwelt gegeneinander ausspielt. Das ist Politik von gestern. 26 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Dass grüne Themen für die Menschheit von Bedeutung sind, ist vielen Menschen bewusst. Aber auch die Trägheit der Gesellschaft ist groß. Man nehme das Beispiel des Reisens mit dem Flugzeug, das der Umwelt sehr schadet, aber boomt. Einschränkungen in der Lebensweise zu akzeptieren, fällt eben schwer. Ist es Aufgabe der Grünen, diese Trägheit zu bekämpfen? Der Klimawandel ist bei uns angekommen. Es gibt auch kaum noch jemanden, der das bezweifelt. Wir sagen es immer wieder, dass wir die erste Generation sind, die den Klimawandel voll zu spüren bekommt und die letzte, die etwas dagegen unternehmen kann. Ich sehe keine träge Bevölkerung, ich sehe viele Menschen, die sehr ökologisch leben. Wer träge ist, ist unsere Regierung. Politik muss den Mut haben und manche Produkte aus dem Regal nehmen. Die Steiermark hat etwa ein riesiges Problem mit der Niedrigpreisschweinemast.

Aber ist die Politik nicht auch deshalb so träge, weil sie weiß, wie allergisch die Bevölkerung auf Verbote reagiert? Ich glaube, dass die Bevölkerung dann allergisch auf Verbote reagiert, wenn sie kein Angebot auf der anderen Seite hat. Wenn ich Autofahren verbiete und keinen öffentlichen Verkehr als Alternative habe, wird es schwierig. Wir befinden uns in der Steiermark in diesem Bereich – etwa bei günstigen Jahrestickets für den öffentlichen Verkehr – in der Steinzeit. Das ist in Bundesländern wie Vorarlberg oder Wien anders. Mich irritiert, dass sich die Steiermark als Reformland verkauft, aber umweltpolitisch im österreichischen Vergleich hinterherhinkt. Ihre Partei spricht immer wieder vom Strukturwechsel in der Landwirtschaft. Warum? Gerade jene Bauern, die jetzt Höfe übernehmen, müssen unterstützt werden, in die Qualitätsschiene zu gelangen. Da geht es um Investitionen am Hof, aber auch im Direktvermarktung, weil der Handel mittlerweile bis zu 90 Prozent des Preises ausmacht. Da muss politisch gegengesteuert werden. Wo sehen Sie das Problem? Lebensmittel sind grundsätzlich viel zu billig – etwa im Vergleich zu elektronischen Geräten. Würden wir die Lebensmittelpreise nur um zehn Prozent anheben und direkt an den Landwirt weitergeben, würde es sein Einkommen verdoppeln. Ein Betrieb, der aktuell schon auf Qualität setzt und sogar einen höheren Standard als Bio bietet, ist das Freilandschweineprojekt Labonca aus Burgau. Dabei handelt es sich mittlerweile nicht mehr um einen Kleinbetrieb und das Geschäft läuft hervorragend.



Fazitgespräch Qualität spricht auch für einen höheren Preis. Schließt man mit hoher Qualität nicht zu viele Menschen aus? Das ist eine Frage der Verteilungsgerechtigkeit. Die enormen Unterschiede zwischen Arm und Reich muss man gesellschaftspolitisch anders lösen. Das billige Schnitzel führt nur dazu, dass der armutsgefährdete Mensch nur billigste Produkte kaufen kann. Wenn die billigen Produkte nicht mehr im Regal sind, werden Qualitätsprodukte erschwinglicher. Das Problem ist, dass es im Handel Produkte gibt, die mit dem Begriff Lebensmittel nur mehr wenig zu tun haben. Soll es auch keine neuseeländischen Äpfel in Supermärkten geben? Es heißt, dass heimische Äpfel einen schlechteren ökologischen Fußabdruck haben können als ihre Pendants aus Übersee. Nämlich dann, wenn etwa jene aus Neuseeland frisch geerntet per Flugzeug zu uns kommen und die heimischen Äpfel schon lange geerntet wurden und Wochen in Lagern gekühlt und behandelt werden mussten. Stimmt das? Aus volkswirtschaftlicher Sicht sind Äpfel aus Übersee nicht sinnvoll. Wenn ich nur betriebswirtschaftlich den einzelnen Fall vergleiche, kann es sein, dass die angesprochene Theorie einmal aus betriebswirtschaftlicher Sicht stimmt. Eigentlich ginge es in den Zeiten ohne frische Äpfel darum, auf andere Apfelprodukte wie Apfelmus oder andere Produkte zurückzugreifen. Aber wie erklärt man einem Menschen, dass er nicht jeden Tag seinen frischen Apfel bekommt? Oder wie schafft man Verständnis für einen Ernteausfall? Das ist der Konsument bei uns nicht gewohnt.

Das stimmt sicher. Aber ich gebe ihnen anderes Beispiel: Mittlerweile wird Vogerlsalat ungeheizt im Folientunnel oder unter Glas auch im Winter gezogen und ist ein hervorragendes Produkt, das noch dazu sehr gesund ist und einen guten Preis hat. Da ist viel möglich. Der Feinstaub in Graz führt immer wieder zu Diskussionen: Wird genug dagegen getan? Die Feinstaubproblematik in Graz und den Umlandgemeinden ist mehr als besorgniserregend. Die Werte gefährden vor allem Kinder und ältere Menschen gesundheitlich. Wir haben ein NOx-Problem und ein Feinstaubproblem. Was mich so stört, ist, dass Bürgermeister Nagl nichts dagegen tut. [NOx sind Stickoxide.] Aber warum ist Siegfried Nagl träge? Ich glaube, dass er einen großen Druck von seiner Partei bekommt, die noch immer die Wirtschaft alleine in den Vordergrund stellt. Heute ist Umweltqualität auch Standortqualität. Wir dachten, Sie verweisen jetzt auf seinen Koalitionspartner FPÖ. Das mag auch stimmen. Aber ich bin keiner von denen in meiner Partei, die diese Partei für alles verantwortlich machen. Es ist klar, dass die FPÖ eine fatale Politik macht. Ich unterstelle in diesem Fall, dass der Bürgermeister offenbar kein Interesse hat, die Gesundheit seiner Bürger zu schützen.

Seit vielen Jahren ist klar, dass Gasautos kaum NOx emittieren und keinen Feinstaub produzieren. Warum reden alle nur über Elektroautos?

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Fazitgespräch Das ist natürlich eine lange schwelende Expertendebatte. Fest steht, dass wir von Verbrennungsmotoren wegkommen müssen. Zunächst wird es den Diesel erwischen. Bei Gas handelt es sich einmal mehr um fossilen Brennstoff, also kann das maximal eine Übergangstechnologie sein. Ich sehe die Elektromobilität für jene Bereiche als brauchbare Technologie, wo wir den Mobilitätsbedarf nicht öffentlich decken können. Wenn sie die Verbrenner eins zu eins ersetzen, wird es wieder zu viele Fahrzeuge in der Stadt geben. Ich war kürzlich mit einer Delegation bei Magna-Steyr. Auch dort wurde davon gesprochen, dass sich unser Verkehrssystem grundlegend ändern wird. Man wird zukünftig mehr Mobilitätsdienstleister und nicht mehr nur Autobauer sein.

zu bewältigen ist. Realistische Politik zu machen, heißt auch, dass Europa mit Flüchtlingsbewegungen professionell umgeht. Europa ist bisher nicht in der Lage, einen gemeinsamen Weg zu finden. Das ist eine Frage des gesellschaftlichen Zusammenhangs. Es ist fundamental wichtig, dass eine Gesellschaft erkennt, dass nur Integration den sozialen Frieden im Land erhält. Mir gefällt nicht, in welche Richtung sich die Diskussion entwickelt. Zum Beispiel das Thema Lehrlingsausbildung für Asylwerber. Ich komme aus dem Bezirk Liezen, dort sind 19 Lehrlinge von der Abschiebung bedroht, die von der Wirtschaft benötigt werden. Wenn es sogar Bayern mit der CSU schafft, Flüchtlinge drei Jahre auszubilden und danach noch zwei Jahre zu beschäftigen, sollten wir das auch tun.

Die Grünen haben in der Flüchtlings- und Migrationsfrage eine Position, die nur mehr bei wenigen Österreichern gut ankommt. Glaubt man noch daran, dass es bei der SPÖ so viele migrationsfreundliche Wähler gibt oder warum verfolgt man weiterhin diesen Kurs? Ich glaube, dass es eine Nachschärfung der Position braucht, gerade in der Kommunikation. Eines werden wir nicht tun, wir werden nicht wie ÖVP und FPÖ sagen, dass die Flüchtlingskrise nicht

Und wie bringt man sie dazu? Mit Geld? Indem die EU die Staaten endlich ernst nimmt. Natürlich muss das über finanzielle Zuwendungen erfolgen, aber auch die Diplomatie ist gefragt. Es gibt eine gemeinsame Verantwortung. Es muss einen Schlüssel der Verteilung geben, wenn der nicht funktioniert, muss es Sanktionen geben. Aber der österreichische Kanzler ist hier nicht sehr dienlich, weil er denselben Weg wie Orban geht und nicht als Verbinder auftritt. Ich möchte nicht darauf vergessen, dass es natürlich dabei beginnt, Fluchtursachen zu bekämpfen und nicht zuletzt der Klimawandel dabei ein großes Thema ist.

Verkommen Elektroautos nicht irgendwann zu Sondermüll? Das stimmt nicht ganz. Die Recyclingfähigkeit der Batterien wird immer besser. Und es ist eine Zukunftstechnologie. Die gute alte Glühbirne war lange da und wurde plötzlich von LED abgelöst. Ähnliches kann auch in der Mobilität schnell passieren. Elektromobilität ist weder die heilige Kuh noch verteufle ich sie, aber sie ist jedenfalls besser als die Verbrennungstechnologie.

Muss man Flüchtlinge aufteilen über Europa? Auch nach Polen und Ungarn? Selbstverständlich.

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Lambert Schönleitner wurde am 1. Februar 1970 geboren und trat den Grünen 1992 bei. Drei Jahre später wurde er Gemeinderat in seinem Heimatort Hall bei Admont. 2008 folgte der Einzug in den Landtag, 2014 die Wahl zum Landessprecher der Grünen Steiermark. Seit 2015 ist der gelernte Landschaftsgärtner und Florist Klubobmann der Grünen im steirischen Landtag. Lambert Schönleiter hat einen Sohn.


Fazitgespräch

Wir sollten nicht glauben, wir sind die besseren Menschen, wir haben nur die besseren Konzepte. Lambert Schönleitner

Warum regieren die Grünen in der Steiermark nicht mit? Im Vergleich zu fünf anderen Bundesländern gehören die steirischen Grünen zu den schwächelnden Landesorganisationen, obwohl Sie einmal von einem Potential von 30 Prozent sprachen. Die Grünen in Bayern sind ein gutes Beispiel, sie haben ihr altes Ergebnis bei der letzten Wahl verdoppelt und sind jetzt zweitstärkste Kraft. So etwas ist auch für uns möglich. Wir haben bei der letzten Landtagswahl erstmals über 400.000 Stimmen erreicht. Das Ziel der Regierungsbeteiligung ist bei den steirischen Grünen weiterhin im Fokus. Aber wichtig ist uns, dass wir uns realpolitisch nicht in der Opposition manifestieren wollen, so gerne und motiviert wir diese Rolle auch annehmen. Szenario Landtagswahl 2020: Von einem Absturz der FPÖ ist nicht auszugehen und die KPÖ ist weiterhin als Mitbewerber vorhanden. Wie will man da verdoppeln? Wir haben bei der letzten Wahl nicht massiv, aber doch dazugewonnen, die KPÖ ist fast aus dem Landtag geflogen. Ich sehe die Kommunisten nicht als unseren großen Konkurrenten, sondern will Menschen aus der ÖVP ansprechen, denen der Weg nach rechts in Richtung der FPÖ nicht gefällt. Aber auch Wähler der instabilen steirischen SPÖ wollen wir für uns gewinnen. Grundsätzlich stehen unsere Türen ohnehin für alle offen. Wir sagen nicht, dass wir FPÖ-Wähler schlecht finden. Wir laden jeden ein, uns zu unterstützen. Angenommen man kommt in die Position – mit wem möchten Sie koalieren? Wir haben als Grüne in unterschiedlichen Bundesländern gezeigt, dass wir in vielen Konstellationen ein starker Partner sein können. Wir sind stabil in der Steiermark, nicht zerstritten und haben die Fehler des Bundes nicht gemacht, weil wir immer die Umwelt im Fokus hatten. Insofern bin ich guter Dinge.

weil die FPÖ eine Partei ist, die Probleme manifestiert und ihre Gewinne daraus resultieren. Nur mit Angst Politik machen, das ist verantwortungslos.

Haben Grün-Wähler eigentlich einen kleineren ökologischen Fußabdruck als FPÖ-Wähler? [lacht] Ich weiß es nicht. Ich glaube, dass Grünwähler sehen, dass man für die Lebensqualität der zukünftigen Generation etwas tun muss. Ob der ökologische Fußabdruck besser ist, weiß ich nicht. Wir wollen ja nicht nur Wähler, die ganz brav sind im ökologischen Bereich. Wir wollen einfach Menschen, die mit uns – um auf Kreisky anzuspielen – ein Stück des Weges gehen wollen. Die Frage nach den so genannten besseren Menschen hat Werner Kogler – ich glaube, er hat es sogar von mir geklaut – unlängst gut auf den Punkt gebracht: »Nur weil wir überzeugt sind, die besseren Konzepte zu haben, sind wir noch lange nicht die besseren Menschen.« Der Zeigefinger gehört eingepackt. Es gibt aber noch immer zwei Strömungen innerhalb der Grünen: die mit dem Zeigefinger und die Realos, zu denen wir Sie zählen würden. Da haben Sie recht. Ich habe immer gesagt, ich möchte niemandem etwas vorschreiben und kein Besserwisser sein. Ich habe damals in meiner Heimatgemeinde Hall bei Admont, am Land, wo die Grünen sich schwerer tun als in urbanen Gebieten, 17 Prozent erreicht. Weil die Menschen gesehen haben, wofür ich stehe und was ich tun will. Diejenigen Grünen, die noch immer an den Zeigefinger in der Politik glauben, sind spätestens seit der erfolgreichen Bayernwahl am Abstellgleis. Es geht in der Politik sehr oft ums Zuhören. Zuhören schafft Vertrauen. Herr Schönleitner, vielen Dank für das Gespräch!

Also schließen Sie auch niemanden aus? Nicht einmal die FPÖ? Das hat Sie jetzt überrascht, oder? [lacht] Wir schließen eine Zusammenarbeit mit der FPÖ aus. Aber nicht reflexartig, sondern,

FAZIT NOVEMBER 2018 /// 31


Foto: Raiffeisen

Steuerboard

v. l.: RLB-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer und RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek – im Bild mit RLB-Vorstandsdirektor Matthias Heinrich – informierten die steirischen Spitzenunternehmer über die konjunkturellen Aussichten. Mag. Jessica Ghahramani-Hofer

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Mit 1.9.2018 ist das neue Arbeitszeitgesetz in Kraft getreten. Zwar bleibt die gesetzliche Normalarbeitszeit von 8 Stunden täglich und 40 Stunden wöchentlich unverändert, doch die durch Überstunden zulässige Höchstarbeitszeit wird von 10 auf 12 Stunden erweitert. Zudem entfällt das 60-Stunden-Kontingent, sodass es grundsätzlich auch keine Deckelung der Anzahl der Überstundenleistung mehr gibt. Der Durchschnitt von 48 Wochenstunden über einen 17-Wochen-Zeitraum ist unverändert zu beachten. Damit erhöhen sich die maximal zulässigen jährlichen Überstunden von 320 (= 5 x 52 Wochen + 60 h) auf 416 (= 8 h x 52 Wochen). Wird über die Normalarbeitszeit hinaus gearbeitet, liegt eine Überstunde vor, die – so keine abweichende Vereinbarung vorliegt – mit einem entsprechenden Zuschlag zu vergüten ist. Dies betrifft auch die 11. und 12. Stunde. Die Leistung von zulässigen Überstunden wird aus Unternehmersicht wesentlich vereinfacht: Liegt ein erhöhter Arbeitsbedarf vor, darf die Tagesarbeitszeit bis zu 12 Stunden betragen, ohne dass es diesbezüglich einer gesonderten Vereinbarung bedarf oder sonstige Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Eine Tagesarbeitszeit von 12 Stunden ist möglich, wenn zwischen Dienstgeber und Dienstnehmer Einvernehmen besteht, dass die entsprechenden Stunden geleistet werden sollen. Aufgrund der AZG-Novelle kann der 12-Stunden-Tag grundsätzlich dauerhaft eingesetzt werden und nicht bloß bei vorübergehend auftretendem besonderem Arbeitsbedarf, wobei die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in einem Durchrechnungszeitraum von 17 Wochen 48 Stunden nicht überschreiten darf.

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RBI-Analyst Brezinschek: Exporte wachsen doppelt so stark wie BIP Gemeinsam mit RLB-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer referierte RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek vor zahlreichen steirischen Spitzenunternehmern in Raaba über die konjunkturellen Aussichten der nächsten Monate.

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rezinschek sieht eine Fortsetzung der günstigen Konjunktur in Mitteleuropa. Sorgenkind bleibe jedoch Italien. Für Österreich sieht er erst im Laufe des kommenden Jahres eine Abschwächung. Heuer wird das Wachstum noch 2,6 Prozent betragen und im nächsten Jahr etwa 1,7 Prozent. Im für Österreichs Exportwirtschaft wichtigen Italien sei die Lage mit 1,1 Prozent im heurigen und 1,0 Prozent im kommenden Jahr jedoch völlig anders: „Das Budget läuft davon, das Vertrauen der Investoren sinkt“, so Brezinschek. Italien habe ein ökonomisches Problem, nämlich viel höhere Lohnstückkosten als etwa Spanien, Frankreich, Portugal, Deutschland, so der RBI-Analyst. Seit dem Eintritt in den Euro habe es keine Produktivitätsverbesserung gegeben. Auch die Arbeitslosigkeit rangiert schon längere Zeit um die 10 Prozent, während sie woanders sinkt. Italien sei eine Bedrohung für die Eurozone, weil keine Regierung erkennen wolle, dass die Probleme fiskalpolitisch nicht zu lösen seien, sondern nur durch eine Verbesserung der Produktivität. „Im Grunde verhält sich Italien wie ein Schwellenland“, so Brezinschek. Der für Österreich und die Steiermark besonders wichtige mittel- und südosteuropäische Raum werde hingegen weiterhin von hohen Wachstumsraten getragen. Slowenien wird 2018 rund 4 Prozent Wirtschaftswachstum erreichen, 2019 werden es 2,6 Prozent sein. Kroatien habe sich vom Agrokor-Schock – der Zahlungsunfähigkeit von Kroatiens größtem Privatunternehmen – recht gut erholt. Für 2018 werden 2,6 Prozent und für 2019 rund 2,5 Prozent Wachstum erwartet. Serbien kommt mit 32 /// FAZIT NOVEMBER 2018

seiner marktliberalen Regierung auf 4,0 Prozent für 2018, im nächsten Jahr würden es 3,5 Prozent sein. Allerdings seien in Serbien auch Russen und Chinesen investitionsmäßig sehr stark. Brezinschek sieht den Konjunkturgipfel zwar überschritten, aber ein massiver Abschwung sei nicht in Sicht: „Für Österreich ist der Aufschwung breit abgesichert, aber der starke Investitionszyklus hat seinen Zenit auch schon überschritten.“ In der Steiermark ist die Real-BIP-Entwicklung von 2012 bis 2015 schwächer als überall sonst in Österreich verlaufen, weil es in der Zeit kaum Investitionen gegeben habe. Auch für 2017 habe die Steiermark nur ein BIP-Wachstum von 0,7 Prozent verbucht. Die Beschäftigung in der Steiermark sei allerdings stark angewachsen in den vergangenen Jahren, die Arbeitslosenquote werde weiter rückläufig sein. RLB-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer unterstrich in seiner Einleitung die Bedeutung der Exporte für die heimische Wirtschaft: „Mehr als die Hälfte des österreichischen BIP wird durch Exporte erwirtschaftet und das langfristige Exportwachstum ist doppelt so stark gewachsen wie das BIP.“ Stelzer betonte neben den Chancen aber auch die Risiken im Auslandsgeschäft. Die Unternehmer müssten sich in die Lage versetzen, die diversen Exportrisiken abzusichern. Die RLB habe langfristiges Know-how aufgebaut, um das Zahlungs-, Liefer- oder Währungsrisiko abzufedern. Außerdem verwies Stelzer auf ein neues Raiffeisenprodukt, das den Kommerzkunden die Möglichkeit einräumt, die Rückzahlung von Kreditzinsen individuell an die Unternehmenserfordernisse anzupassen.


er Oxford-Professor Viktor Mayer-Schönberger sieht in der Digitalisierung und der Verfügbarkeit von umfassendem Datenmaterial für Konsumenten und Unternehmen die Chance, aus den neu zur Verfügung stehenden Informationen zu lernen und „bessere Entscheidungen zu treffen“. Dies gelte sowohl für passgenaue Kaufentscheidungen auf Konsumentenseite als auch für die Produktentwicklung und die Kundennähe auf Produzentenseite. Der Preis büße, so Mayer-Schönberger seine herausragende Rolle für die Kaufentscheidung ein: „Wir erleben einen Wandel weg von den konventionellen Märkten, die hauptsächlich über den Preis als wichtigste Entscheidungsgrundlage funktionieren, hin zu datenreichen Märkten, die die Möglichkeit bieten, sich aufgrund der vielen zur Verfügung stehenden Informationen das passgenaue Produkt auszusuchen.“ Mit dem Preis rückt auch die Bedeutung des Kapitals in den Hintergrund. Für Unternehmen sei damit die Chance verbunden, durch neue Vertriebswege wie On-

Digitalisierung: Datenreiche statt konventionelle Märkt

Viktor Mayer-Schönberger referierte und diskutierte auf Einladung von Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl im Rahmen der Geist & Gegenwart-Dialogreihe über die Veränderungen, die sich aufgrund der Digitalisierung in unserer Wirtschaft gerade vollziehen. lineplattformen, aber auch durch die Analyse und Verarbeitung von bestehenden Kundendaten eine größere Nähe zum Kunden herzustellen und erfolgreicher auf den neuen Märkten zu bestehen. Dies erkläre den großen Erfolg von digitalen Start-ups, die sich ganz auf dieses Geschäftsmodell konzentrieren und im Sinne der datenorientierten Märkte agieren. Für Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl ergibt sich daraus, dass es für die Steiermark als eine der forschungs- und innovationsorientiertesten Regionen Europas möglich ist, die Chancen der Digita-

Foto: Fischer

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Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl mit Oxford-Professor Viktor Mayer-Schönberger. lisierung so zu nutzen, dass sie zum Gewinnerland der Digitalisierung werden kann. Geist & Gegenwart wird beim

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Wirtschaft

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Mit welchen Wachstumsraten ist zu rechnen? „Nach einem Plus von 2,3 Prozent im Vorjahr wird sich das Wirtschaftswachstum in den USA 2018 vor allem dank einer Steuersenkung auf 2,7 Prozent1) deutlich erhöhen. Auch die breit abgestützte Erholung im Euroraum sollte sich fortsetzen. Wir erwarten für Ende 2018 einen BIP-Anstieg um 2,2 Prozent1). Davon dürften die Wachstumsmärkte in Mittel-, Ost- und Südosteuropa wesentlich profitieren.“ Was bedeutet das für österreichische Unternehmen? „Für international orientierte Unternehmen ist das der perfekte Rahmen, um ihre Chancen im grenzüberschreitenden Geschäft und auf neuen Märkten zu nutzen. Wer wachsen will, braucht allerdings eine Bank, die nicht nur ihr eigenes Business

fang an gut von der Bank Austria als Unternehmerbank verstanden und betreut fühlen.“

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Angesichts der aktuellen Debatten über Handelsbeschränkungen und Zölle: Wie geht es mit der Weltwirtschaft weiter? Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark: „Ganz klar: Die Weltwirtschaft bleibt in Schwung - und zwar ungeachtet der ganzen politischen Diskussionen um den Welthandel. Die Stimmungsindikatoren zu Beginn des zweiten Halbjahres weisen auf eine erneut leichte Beschleunigung im Welthandel hin, was die starke Investitionstätigkeit in Österreich weiter fördern wird.1) Dieses Plus wird spürbar von der positiven Entwicklung in vielen Emerging Markets unterstützt. Auch in den Industrieländern bleibt der Aufschwung kräftig im Gange.“

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Bank Austria. Die Unternehmerbank. • Nummer 1 im Außenhandel.3) • Einzigartiges Netzwerk in Zentralund Osteuropa. • Vertreten in 14 europäischen Kernmärkten und 18 weiteren Ländern. • Weltweites Netzwerk, inklusive USA und Asien. • Korrespondenzbanken-Beziehungen in ca. 175 Ländern. • Mehrfach ausgezeichnete Servicequalität (u. a. „Best Trade Finance Provider“, Global Finance, 20184))

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1)

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(v.l.n.r.) Laudator Reinhold Mitterlehner, Ingrid und Johannes Tscherne (Gewinner Handelsmerkur Lebenswerk), Peter Trummer, Barbara Eibinger-Miedl und Gerhard Wohlmuth.

Die Preisträger des Handelsmerkur 2018 Bei einer Galaveranstaltung in der Alten Universität Graz wurde am 16. Oktober wieder der „Handelsmerkur“ vergeben. Die stolzen Gewinner der begehrten Trophäe heißen in diesem Jahr FDT GmbH und Napalm Records Handels GmbH. Der „Handelsmerkur“ für das Lebenswerk ging an Intersport-Österreich-Mitbegründer Johannes Tscherne.

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ahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Politik waren wieder der Einladung gefolgt, darunter LRin Barbara Eibinger-Miedl, Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk, WKÖ Vizepräsident Jürgen Roth, WKO Steiermark Direktor Karl-Heinz Dernoscheg, Raiffeisen-GenDir. Martin Schaller, Grawe GenDir.-Stv. Gernot Reiter, Energie-Steiermark GF Peter Trummer, Kleine Zeitung-GF Thomas Spann und KommR Gerhard Wohlmuth als Obmann der Sparte Handel. Als Gewinner der Auszeichnung durch die Sparte Handel der WKO Steiermark wurden in der feierlichen Zeremonie die Firma FDT GmbH aus Schladming (Unterkonstruktionen für hinterlüftete Fassaden − Kat. bis zehn Mitarbeiter) und die Firma Napalm Records Handels GmbH aus Eisenerz (Vertrieb und Vermarktung von Tonträgern

− Kat. über zehn Mitarbeiter) bekannt gegeben. Der Handelsmerkur für das Lebenswerk wurde an Johannes Tscherne für seine Lebensleistung im Sporthandel vergeben. Er war 1964 Mitbegründer von Intersport in Österreich. Er formte aus dem von seinem Großvater gegründeten Galanteriewaren-Geschäft am Hauptplatz in Leoben ein Unternehmen, das bis heute mit zahlreichen Filialen auf diesem heiß umkämpften Markt Akzente setzt. Darüber hinaus gestaltete er mit seinem Engagement in der Wirtschaftskammer den heimischen Handel mit. Tscherne in seiner Dankesrede: „Uns hat schon früh der Geist der Zusammenarbeit angetrieben und aus einer Einkaufsgemeinschaft von zunächst 20 Händlern ist schließlich Intersport erwachsen. Bewegung und Sport halten mich persönlich schon 82 Jahre lang fit.“

Raika-Studie zu Sorgen der Steirer R

aiffeisen hat die Bevölkerung der Steiermark befragt, was ihre größten Sorgen seien. Die Antwort war eindeutig: Auf Platz eins stand für 87 Prozent der soziale Unfriede, auf den Plätzen folgen die Angst um Krankheit/Pflegebedürftigkeit, finanzielle Sorgen und eine unzureichende Pension. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, wie klar die Steirerinnen und Steirer erkannt haben, dass das staatliche Pensionssystem alleine ihnen nicht den erhofft sorgenfreien Lebensabend garantieren kann“, zu diesem Schluss kam Rainer Stelzer, Vorstandsdirektor der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, bei einer Pressekonferenz mit Uniqua Österreich Vorstand Klaus Pekarek, der für den Bankenvertrieb und damit für die Marke Raiffeisen Versicherung verantwortlich

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Wirtschaft

Raten zur Fondsgebundenen Lebensversicherung als Vorsorge: Klaus Pekarek, Rainer Stelzer, Rainer Schnabl. ist, und Rainer Schnabl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Raiffeisen KAG. Stelzer: „Wir bringen daher mit der Fondsgebundenen Lebensversicherung ein Produkt auf den Markt, das unseren Kunden die Chance bietet, sich gegen Risiken abzusichern und gleichzeitig chancenreich für die Pension zu veranlagen.“

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FAZIT NOVEMBER 2018 26.09.18 /// 35 11:33


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Kurz & News

Know-how aus der Praxis für Schülerinnen und Schüler: Hannes Dolzer, Obmann der steirischen Finanzdienstleister, und sein Stellvertreter Markus Kohlmeier über die Initiative für Finanzbildung. Warum engagiert sich die Fachgruppe für Finanzbildung? Hannes Dolzer: Uns ist es sehr wichtig, dass unsere Kundinnen und Kunden fundierte Entscheidungen treffen. Solides Basiswissen ist dazu unerlässlich und wie Studien immer wieder bestätigen, gibt es in diesem Bereich großes Potenzial und unsere Workshops werden auch sehr gut angenommen. Allein im heurigen Schuljahr hatten wir schon mehr als 10 Workshops. Worin genau besteht Ihr Angebot? Markus Kohlmeier: Gemeinsam mit unseren Partnern, wie

AKV und Finanzamt, halten wir Workshops für Jugendliche ab – individuell konzipiert für die jeweilige Schule bzw. auch gemeinnützige Vereine. Darin vermitteln wir lebensnah die wichtigen Basics: wie man Überblick über seine Einnahmen und Ausgaben behält, wie sich Fonds von Aktien unterscheiden, worauf man bei Handyverträgen achten soll etc. Und wir stehen dem Lehrpersonal auch bei der Unterrichtsvorbereitung oder Fachfragen zur Verfügung. Kontakt & nähere Infos: www.finanzbildung-stmk.at

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Die kalte Jahreszeit und somit auch die Reifenumsteck zeit stehen vor der Tür. Damit man sich auch bei Schnee und Eis auf seinen fahrbaren Untersatz verlassen kann, bekommt man bei Reifeneinlagerung von S&K Werkstatt GmbH einen Wintercheck gratis. Dieser beinhaltet die Kontrolle von Beleuchtung, Winterreifen, Batterie, Bremsen, Frostschutz, Scheibenwischer, Motoröl, Pickerl und Service. Die S&K Werkstatt GmbH ist eine freie Kfz-Werkstatt und Spenglerei für Pkw und Lkw bis 3,5 t in Graz. Als Kfz-Meisterbetrieb bietet sie eine qualitative, aber günstige Alternative zur markengebundenen Vertragswerkstatt. Mehr Informationen unter: www.sk-werkstatt.at oder unter 0316 / 89 06 49 36 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Zwei starke SPÖ-Frauen im Fokus Auf Einladung des steirischen SPÖ-Chefs LH-Stv. Michael Schickhofer besuchte die neue SP-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner Anfang Oktober die Steiermark. Dabei wurde LT-Präs. Bettina Vollath als Spitzenkandidatin der steirischen SPÖ für die EP-Wahl 2019 präsentiert. „Die Steiermark liegt im Herzen Europas und hat in der Vergangenheit stark von diesem Weg des Miteinanders in der Europäischen Union profitiert. Auch deshalb sehe ich es als meinen Auftrag, das Vertrauen in die europäischen Institutionen in unserer Heimat zu stärken“, so Vollath, die aus ihrer langjährigen landespolitischen Erfahrung weiß, was es aus steirischer Sicht auf europäischer Ebene einzubringen gilt.

Mehr Verkehrssicherheit durch Wildtierschutz

Eine nachhaltige Reduktion der Wildunfallzahlen und eine erhöhte Verkehrssicherheit ist das Ziel eines im Jahr 2014 initiierten Projekts. „Jetzt liegt erstmals ein Zwischenbericht mit konkreten Zahlen und Fakten auf“, freut sich der für Verkehr und Tierschutz zuständige LR Anton Lang. Neben vielen anderen Wildarten werden dabei auf steirischen Landes- und Gemeindestraßen jährlich mehr als 7.000 Unfälle mit Rehen verzeichnet. Mittlerweile sind erste Erfolge in der Wildunfallvermeidung deutlich sichtbar. Seit den ersten Gerätemontagen wurden auf ausgerüsteten Strecken durchschnittliche Rückgänge der Unfälle mit Rehwild von 25 bis zu 66 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnet.

Lehrgangsstart Akademischer Peer-Berater

Menschen mit Behinderungen in Österreich sind noch immer überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. Die neue Weiterbildung an der FH Joanneum soll mit Kompetenz, Selbstreflexion und Praktika bessere Chancen am Arbeitsmarkt gewähren. Der Auftakt erfolgte unter Beisein von LR Doris Kampus sowie NRAbg. Martina Kaufmann in Vertretung von LR Barbara Eibinger-Miedl. Die 20 Studierenden werden ab 3. Oktober an der FH Joanneum zu akademischen Peer-Beraterinnen und Peer-Beratern ausgebildet. Als Personen mit Körper- oder Sinnesbehinderung geben sie ihre eigenen Erfahrungswerte an Personen in ähnlichen Lebenssituationen weiter – alle nötigen Kompetenzen dazu erwerben sie in dem dreisemestrigen Lehrgang.

Fotos: FH Joanneum / Manfred Terler, Land Steiermark, Patrick Neves, S&K Werkstatt

Wozu Finanzbildung in Schulen?


Foto: jum

Kurz im Gespräch mit

Foto: Margit Kundigraber

Heribert Maria Schurz, GF von jum communications

Ernst Rath, Leiter Geschäftsfeld Kommerz, VorstandsvorsitzenderStellvertreter Franz Kerber, der Gastredner Walter Kohl, Gerd Rucker, Leiter Kommerzkundenmanagement und Karlheinz Bauer, Kommerzkundenmanagement Steiermärkische Sparkasse.

Steiermärkische lud zum Impulsvortrag mit Walter Kohl

Zahlreiche Kundinnen und Kunden folgten am 9. Oktober der Einladung des Vorstandes der Steiermärkischen Sparkasse zum Impulsvortrag »Souveräner führen, handeln, leben − aus Mitarbeitern MitMacher machen« mit Walter Kohl im aiola im Schloss Sankt Veit/Andritz.

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ach der Begrüßung betonte Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter Franz Kerber die hohe Relevanz dieses Themas für Unternehmen. „Die Steiermärkische Sparkasse sieht ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als wesentliche Drehscheibe für den Erfolg. Eine Bank braucht Mitarbeiter, die an sich glauben, denn wir tun es auch.“ Der Referent Walter Kohl ist Unternehmer, Bestsellerautor und Coach mit langjähriger Erfahrung. Er studierte Geschichte und Volkswirtschaft in Harvard und Wien sowie Business Administration am INSEAD. Nach Tätigkeiten im Investment Banking in New York arbeitete er mehr als zehn Jahre als Manager in deutschen Großunternehmen. Von 2005 bis 2018 führte er gemeinsam mit seiner Frau einen deutsch-koreanischen Automobilzulieferer. Zu seinen Kunden

zählen namhafte mittelständische Unternehmen ebenso wie internationale Automobilhersteller. Walter Kohl versteht sich als Mut-Macher und sprach in seinem Vortrag über die Themen Führen, Lebensgestaltung und Macht. Mit seinem Motto „Souveräner Führen, Handeln, Leben“ unterstützt er heute Menschen, ihr Leben beruflich wie privat souveräner zu gestalten, und hilft Unternehmen bei der Maximierung ihres Erfolges. Als Inspirator und Motivator begeistert er in seinen Vorträgen, Seminaren und Coachings durch tiefgründiges, praxisorientiertes und authentisches Wissen. Die Gäste der Steiermärkischen Sparkasse können so auf einen interessanten Abend mit neuen Perspektiven zur richtigen Führung von Mitarbeitern zurückblicken.

Welche Rolle spielen Agenturen für die Imagebildung von Parteien, etwa in der steirischen Landespolitik? Es ist natürlich üblich, dass Parteien Agenturen engagieren, um mithilfe von Kommunikationsprofis ihre politischen Inhalte optimal in die Öffentlichkeit zu tragen.

Welches Image führt zum Erfolg an der Urne? Die „Gewinnerstrategie“ aus dem Handbuch wird es meiner Meinung nach auch in Zukunft nicht geben. Es zählt die Persönlichkeit der einzelnen Kandidaten.

Die Branche ist von massiven Veränderungen geprägt, wie wirkt sich das aus? Die Agenturarbeit macht ja gerade interessant, dass sie dauernd Veränderungen unterworfen ist. Durch die Digitalisierung ist Marketing viel zielgruppenorientierter, effizienter und komplexer geworden. Die Werbewirtschaft ist nach einer kurzen Stagnation in den 90ern wieder stark im Aufschwung. Wie sehen Sie die rasante Zunahme von Start-ups und EPU in dieser Branche? Als Einzelstreiter wird es auf Grund des Gründer-Booms am Markt sicher immer schwieriger werden. Um als EPU oder Start-up bestehen zu können, kommen in Zukunft sicher Kooperationen und die Vernetzung mit anderen Selbstständigen zum Tragen. Was macht Ihrer Ansicht nach den Erfolg einer Agentur in der heutigen Zeit aus? Interesse und Offenheit für Neues, verschiedene Kommunikationskanäle zielgruppenorientiert nutzen, Informationen müssen einfach auffindbar und visualisiert sein, gezieltes Content Marketing und gute PR-Arbeit. FAZIT NOVEMBER 2018 /// 37


Zur Lage #95 Über die Angehörige einer Minderheit in den Vereinigten Staaten, über ihren seit zwei Jahren schwelenden Konflikt mit dem Widersacher aus dem Weißen Haus und über eine längst überholt geglaubte Ahnenforschung.

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lizabeth Warren, Senior Senator Elizabeth Ann Warren, ist mein Liebling des Monats, was schreibe ich, des Jahres, wenn nicht des ganzen Jahrzehnts. Sie vertritt als eine von zwei Senatoren den Bundesstaat Massachusetts im Senat der Vereinigten Staaten von Amerika. Zudem ist sie nach eigenen Angaben Tscherokesin und damit Angehörige eines nordamerikanischen Indianervolkes. (Das sind »First Americans«, sollten sie diesen Kommentar erst so in fünf, sieben Jahren lesen, da wird der Begriff »Indianer« wahrscheinlich nur mehr wenig in Gebrauch, jedenfalls aber verboten sein.) Behauptet Elizabeth Warren zumindest. Das mit ihrer Zugehörigkeit zu diesem stolzen Volk. Erstmals soll sie diese Indianerschaft in ihren Unterlagen für die Harvard Universität angegeben haben, als es darum gegangen ist, ihrer Berufung dorthin nachzukommen und technische Details abzuklären; es soll da Bevorzugungen für Angehörige von Minderheiten geben. Bekanntgeworden ist dieser Umstand dann meines Wissens erst, als sie politisch aktiv wurde und eben 2013 in den US-Senat einzog. Transkontinentale Berühmtheit hat diese in jungen Jahren als Republikanerin eingetragene und mittlerweile zum linken Spektrum der Demokraten zählende Tscherokesenfrau durch eine Bemerkung der Inkarnation aller schlech-

Nun muss man nämlich wissen, dass Warrens Indianertum prima facie, wie wir sagen, also auf den ersten Blick jetzt nicht so ganz klar und eindeutig ersichtlich ist.

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Von Christian Klepej ten amerikanischen Eigenschaften, dem Gottseibeiuns humanistischer Denker und Durchblicker, dem Höllenfürsten des Kapitalismus, genau, dem amtierenden Präsidenten der USA Donald Trump. (Ich hoffe, meine Verachtung ausreichend zum Ausdruck gebracht zu haben, ich muss ja auch an meine Familie denken.) Dieser Sohn der Verdammnis, Tausendkünstler und Verführer hat Warren im Jahr 2016 noch dazu bei einem Treffen mit einem anderen Stamm, den Navajos, als Pocohontas »verspottet«. Seitdem köchelt dieser kleine Disput zwischen den beiden und dieser Tage ist er durch einen Befreiungsschlag seitens der amerikanischen Ureinwohnerin Elizabeth Warren wieder neu aufgeflammt. Warren hat einen DNATest vorgelegt, der ihre Stammeszugehörigkeit ein für alle mal und noch dazu wissenschaftlich eindeutig belegt. Man muss nämlich wissen, dass Warrens Indianertum prima facie, wie wir sagen, also auf den ersten Blick jetzt nicht eindeutig ersichtlich ist. Wenn ich mich etwa an die Kollegin Rachel Dolezal erinnere, die als Bürgerrechtlerin jahrelang vorgab, Afroamerikanerin zu sein, in Wahrheit aber das Kind zweier weißer (Sie verzeihen diesen hier notwendigen Hinweis) europäischer Einwanderer war, dann hatte die jedenfalls mehr afroamerikanischen Look vorzuweisen. Was für sich interessant erscheint, weil wiederum Jugendbilder von Rachel diese jedenfalls als eindeutig weiße (siehe oben) Voitsbergerin durchgehen lassen würden. Egal, ich schweife ab. Der DNA-Test Warrens ergab, dass sie zu 100 Prozent indianische Vorfahren hat! Also einen immerhin. Einen von 1024. Senator Elizabeth Warren kann also vollkommen zurecht von sich behaupten, Angehörige einer Minderheit zu sein. Zu einem Eintausendvierundzwanzigstel. Was natürlich insgesamt der Sache der Minderheiten nicht nur zuträglich erscheint. Wurde doch mittlerweile bekannt, dass alle Einwohner der Vereinigten Staaten, die aus Europa stammen, einen durchschnittlich höheren Anteil an indianischem Blut in sich tragen sollen, als die Indianerin Elizabeth Warren. Und damit auch der aus der Ostukraine oder eben dem weststeirischen Hügelland abstammende US-Amerikaner von sich behaupten könnte: »Ick bin

ein Indianer.« Ob Warren nun wirklich als Erste aufzeigen sollte, wenns ums Indianische geht, ich weiß nicht. Aber sei’s drum, wer bin ich, das zu beurteilen. Gefallen hat mir jedenfalls der Standard, bei dem Warren am 18. Oktober »Kopf des Tages« war. Schon der Titel »Elizabeth Warren kontert mit einem DNA-Test Trumps Angriffe« macht klar, um was es wirklich geht. Denn obwohl in diesem Artikel der Irrtum des amerikanischen Wahlvolkes kaum Kritisierung findet, stellt man sich ihm trotzdem deutlich entgegen. Und ohne jede unangebrachte Ironie hält Michael Vosatka in seinem Text zu der ganzen DNA-Sache bloß fest, »Die Senatorin kann also behaupten, dass sie mindestens zu einem 1024stel indianische Wurzeln hat.« Ganz kurz hab ich mir dann gedacht, wenn etwa ein Mandatar oder wenigstens Mitglied der Partei der Unsagbaren, also der FPÖ, irgendwo einen »DNA-Test vorlegen« würde, um was auch immer zu beweisen, dann bliebe im Standard kein Stein auf dem anderen. Vollkommen zurecht würde man dem Leser vorausdenken und ihn dort hinführen, wo sich DNA-Test und Ahnenpass die Hand reichen. Und, ja ich muss das in dieser Offenheit anmerken!, ich könnte mir auch vorstellen, dass etwa ein FP-Gemeinderat aus St. Poldl am Bach, der sich auf was auch immer mit einem Eintausendvierundzwanzigstel beriefe – nachdem er zum sofortigen Rücktritt aufgefordert wurde –, mit einem eher spöttischen Text rechnen hätte dürfen. (Von den von Empörung und Betroffenheit triefenden Tweets aus der Falterredaktion einmal ganz zu schweigen.) Gut, dass da beim Standard mit dem rechten Augenmaß an die Tatsachen herangegangen und nicht etwa der geneigten Leserschaft die Bürde aufgezwungen wird, alleine und unbegleitet die Gedanken abschweifen zu lassen. Von Senator Elizabeth Warren jedenfalls werden wir wohl auch weiterhin noch regelmäßig hören. Sie soll Ambitionen haben, als Kandidatin der Demokraten bei der nächsten Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 anzutreten. Vielleicht schreibt sie dann 2021 Geschichte, wenn sie als erste Frau und erste Indianerin ins Weiße Haus einzieht. Oder sie überrascht uns alle und tritt als Mann an, mehr männliche Vorfahren hat sie ja auch ohne DNA-Test. n


Essay von Peter Sichrovsky

Meine Jahre mit Jörg Haider ährend irgendeiner Redaktionskonferenz der neu gegründeten österreichischen Tageszeitung »Der Standard« kam es zu einer Auseinandersetzung über den Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider. Der damals verantwortliche Chefredakteur forderte ein Interviewverbot in – wie er es nannte – »seiner Zeitung« auf der Grundlage der Aussagen von Jörg Haider und meinte, für Menschen mit solchen Überzeugungen sei in dieser Zeitung kein Platz. Ich weiß nicht mehr, welche seiner Aussagen damals gemeint war, vielleicht war es die »ordentliche Beschäftigungspolitik im Dritten Reich« oder seine Begrüßung von ehemaligen SS-Männern, auf jeden Fall sollten wir Journalisten nur das Notwendigste über ihn berichten und nicht mit ihm sprechen. Aus New York kommend, mit wenig Erfahrung mit heimatlichem Journalismus, versuchte ich einzuwenden, dass es ja in der Zeitung nicht um unsere Sympathie ginge, sondern um Information für unsere Leser, und Haider ein Thema in Österreich sei, das man nicht einfach ignorieren könne, wurde jedoch als alpenländischer Anfänger belehrt, das sei eben hier anders, hier würde man noch Stellung beziehen mit der Auswahl von Interviews, und ich würde hier nicht bei der New York Times arbeiten – bei der ich übrigens nie gearbeitet hatte. Nun mag es vielleicht Grundlage meiner gestörten Persönlichkeit sein, dass alles, was von Autoritäten als »nicht-kosher« erklärt wird, meine besondere Aufmerksamkeit erregt – wie die Bemerkung unseres Deutschlehrers, er würde Franz Kafka einfach nicht verstehen, was für uns Zwölfjährige bedeutete, der Schriftsteller sei eben nichts wert, allerdings zur Folge hatte, dass ich die nächsten Jahre nichts anders las als Kafka. Mit Zustimmung des Herausgebers machte ich mich deshalb auf den Weg nach Kärnten, um über diesen »boykottierten« Politiker eine Reportage zu schreiben. Ich buchte einen Flug nach Klagenfurt, fuhr zum Flughafen und stellte mich beim Einchecken an, als mir eine Gruppe Männer auffiel, die laut lachend vor mir in der Reihe stand. Mitten unter ihnen Jörg Haider. Sie scherzten mit anderen Passagieren, und einige gingen auf Haider zu und wollten mit ihm persönlich sprechen. Er schüttelte ihnen die Hand, schlug manchen auf die Schulter, als würde er sie seit Jahren kennen, und als er einer Frau sagte, er könne sich an sie erinnern, als sie ihn am letzten Parteitag angesprochen hatte, war diese außer sich vor Begeisterung und umarmte ihn. Das soll der »Teufel« der österreichischen Innenpolitik sein, dachte ich mir. Ich stand in der Reihe der Wartenden und beobachtete das heitere Treiben ohne mich einzumischen oder etwas zu sagen, als Haider auf mich zukam und mich fragte: »Und sie, wohin sind sie unterwegs?« »Zu Ihnen« antwortete ich. Er lachte. Ich erklärte ihm, dass ich von der Zeitung Der Standard käme, mit dem Auftrag einer Reportage über Kärnten nach Klagenfurt unterwegs sei und natürlich gerne ein Interview mit ihm machen würde. Er ging nicht weiter darauf ein, weil die Flugbegleiterin die Wartenden aufforderte, den Bus zu besteigen, der uns zum Flugzeug brachte. Mein Platz war weit hinten, er saß mit seiner Gruppe in den vorderen Reihen des Flugzeugs, das eigentlich viel zu groß für den Flug nach Klagenfurt und nur wenig besetzt war. Kurz nach dem Start stand er auf, kam zu den rückwärtigen Reihen und setzte sich neben mich. »Ich kenne die meisten Journalisten, aber Sie habe ich noch nie gesehen«, sagte er, und ich erzählte ihm, wo ich die letzten Jahre verbracht hätte und wie ich zum Standard kam. Beschrieb ihm kurz die Jahre in New York von 1984 bis 1986, wo ich als freier Schriftsteller gelebt und an »Schuldig geboren« gearbeitet hatte, meine Zeit als Chefredakteur der »Männer Vogue« in München, und dass ich 1988 nach Wien zur Gründung des Standards gekommen wäre. Ich erwähnte mit keinem Wort meine familiäre Situation oder meine Religion. Dochte er ahnte sehr bald, dass ich nicht der übliche Reporter des innenpolitischen Ressorts einer österreichischen Tageszeitung sei. Er begann, mir konkrete Fragen zu stellen, alle ganz zufällig und scheinbar unbeabsichtigt. Mir gefiel es, wie er versuchte, mehr Informationen über mich heraus zu bekommen, und spielte mit bei dem

Journalist und Schriftsteller Peter Sichrovsky erinnert sich an seine Jahre in der Politik. Und liefert damit ein interessantes Stück Zeitgeschichte aus der Sicht eines jedenfalls ungewöhnlichen ehemaligen FPÖ-Mandatars.

Foto: Keith Claunch

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Mag. Peter Sichrovsky, geboren 1947 in Wien, ist Journalist, Schriftsteller und ehemaliger Politiker. Er hat Pharmazie und Chemie an der Universität Wien studiert und arbeitete in der Pharmaindustrie. Danach war er als Journalist für Profil, Spiegel und die Süddeutsche Zeitung tätig. Von 1988 bis 1991 gehörte er zum Gründungsteam des Standard. Politisch war er von 1996 bis 2004 für die FPÖ Mitglied des Europäischen Parlaments. FAZIT NOVEMBER 2018 /// 39


Meine Jahre mit Jörg Haider

Spiel, indem ich ihm Antworten gab, die nichts bedeuteten, bis er die Geduld verlor und mich fragte, wer ich wirklich sei. Ich nannte ihm die beiden Bücher, die ich in den Jahren zuvor geschrieben hatte über die Nachkriegsgeneration der Kinder der Opfer und der Täter, und er erinnerte sich sofort an die Inszenierung von »Schuldig Geboren« durch George Tabori im Theater Der Kreis in Wien, über die er in den Zeitungen gelesen hatte. Doch ich wollte nicht mein Leben zum Thema machen und unterbrach unsere Reise in meine Vergangenheit mit Fragen zu seinen politischen Ansichten, Zielen und Plänen. Er wolle die große Koalition sprengen, antwortete er sofort, die seit Jahrzehnten Österreich in Geiselhaft halte, weshalb man weder Wohnung noch einen Lehrerposten ohne Parteibuch bekommen würde. Zwangsmitgliedschaften und die Aufteilung der Bevölkerung in Parteimitglieder müssten ein Ende haben. Er beschrieb die reale Situation in Österreich mit einer Kaltschnäuzigkeit und einem präzisen Intellekt, die überzeugend waren. Ich hörte ihm zu und überlegte ständig, wie ich ihn unterbrechen könnte, um diese rhetorische Perfektion zu zerstören. Mir half einer seiner Mitarbeiter, der zu uns kam und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Haider nickte und meinte, er müsse zurück zu den anderen, aber wir könnten ja morgen in seinem Büro weiterreden. »Nur eine Frage«, sagte ich schnell. »Ihre Diagnose der österreichischen Realität und alles, was sie vorhaben, klingt logisch und überzeugend und ich bin sicher, dass viele in Österreich eine Änderung dieser Form der Korruption anstreben. Aber wie können Sie jemals politische Verantwortung übernehmen, wenn Sie für einen großen Teil der Wähler einfach nicht wählbar sind?« »Wie meinen Sie das?«, fragte er mich, sein Gesicht wurde plötzlich ernst und der ganze Charme des ewig Junggebliebenen war verschwunden. »Die ständigen Tabuverletzungen und Provokationen mit der Nazizeit, wozu, bringt das wirklich Stimmen?« Einen kurzen Moment lang sagte er nichts, wirkte fast nachdenklich, murmelte etwas Unverständliches, drehte sich um und ging zurück zu seiner Gruppe. In Klagenfurt am Flughafen sprach mich sein Assistent an und bat mich, am nächsten Tag in Haiders Büro zu kommen, er wolle unbedingt mit mir sprechen. Gespräche über Gott und die Welt

Haider verhielt sich bei diesen Gesprächen wie ein trockener Schwamm, der jedes Wort aufsaugte und speicherte.

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Im Wiener Dritten Bezirk saß ich 1992 an einem Tisch in einem italienischen Restaurant, der auf Jörg Haider reserviert worden war, und wartete auf ihn. Seit unserem ersten Treffen auf dem Flughafen in Wien und dem Interview, das trotz »Boykotts« im Standard veröffentlicht worden war, versuchte er über sein Büro immer wieder, gemeinsame Abendessen zu organisieren. Ich mochte diese Gespräche und versuchte ihn bei meinen seltenen Reisen nach Wien von New Delhi, wo ich inzwischen als Auslandskorrespondent der Süddeutschen Zeitung arbeitete, zu treffen. Er kam meistens mit Susanne Riess, und wir sprachen zu dritt über »Gott und die Welt« und ließen kein Thema aus.

Haider verhielt sich bei diesen Gesprächen wie ein trockener Schwamm, der jedes Wort aufsaugte und speicherte. Es gab nichts, was ihn nicht interessierte, ob es meine Erfahrungen in Asien waren, meine Einschätzung der politischen Situation in Österreich oder die Geschichte meiner Familie. Mit seinem brillanten Erinnerungsvermögen konnte er noch Monate oder Jahre später eine Diskussion fortsetzen, als ob wir sie erst am Tag zuvor unterbrochen hätten. Er aß kaum etwas und bestellte höchstens einen gegrillten Fisch und Salat, die er nicht weiter beachtete. Er hörte meist zu, stellte Fragen, widersprach kaum und konfrontierte mich nicht mit seinen Meinungen. Irgendwann während eines dieser Abendessen ertappte ich mich bei der Überlegung, dass hier nicht ich ihn, sondern er mich interviewen würde. Eigentlich hatte ich diese Einladungen angenommen, um ihn besser kennenzulernen, doch im Lauf der Abende drehte sich meist die Situation, und er schien alles, was er wissen wollte, aus mir herauszuholen. Es waren auch seine Neugierde und sein Interesse, die mich damals faszinierten. Wer stellt schon Fragen in einem Gespräch, die meisten Menschen hören sich selbst gern reden, oder warten verzweifelt auf den Moment, an dem sie mit ihren eigenen Meinungen und langatmigen Monologen ihre Zuhörer langweilen können. Bei einem dieser Treffen ging ich auf die Toilette, um eine Pause einzulegen, und überlegte mir dort, auf dem zugeklappten Deckel sitzend, was ich ihn fragen könnte, wenn ich wieder zum Tisch kommen würde. Zurückgekehrt zu meinem halbleeren Teller fragte ich ihn, warum wir uns alle paar Monate treffen würden. Ich fände die Gespräche interessant, könne mir jedoch kaum vorstellen, dass eine Persönlichkeit wie er, die derart im Rampenlicht stehe, Zeit für solche Abend-


Essay von Peter Sichrovsky

essen habe. Er grinste und sagte: »Das hat schon seinen Grund, warum wir uns treffen. Ich würde Sie gerne einladen, bei uns mitzuarbeiten.« »Als was? In welcher Form?« fragte ich ihn. »Wo oder wie Sie wollen. Entweder aktiv in der Politik oder in einer anderen Funktion.« Ich war überrascht, dachte, er sei an den Gesprächen mit mir interessiert als Unterbrechung seines Alltags. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er einer Partei wie der FPÖ jemanden wie mich als Mitarbeiter präsentieren könnte und sagte: »Eine Kandidatur meiner Person wäre wohl schwierig, Ihren Kameraden als Vorteil für die Partei einzureden.« Er schüttelte den Kopf und antwortete: »Wahrscheinlich haben Sie recht, und eben deshalb sollten wir es versuchen.« Dann kam ich mit Einwänden wegen seiner bekannten Aussagen, des Naheverhältnisses vieler Funktionäre zu rechtsextremen Gruppen und Bewegungen und des latenten Antisemitismus‘ zumindest eines Teils seiner Partei.

»Das stimmt alles«, entgegnete er. »Glauben Sie, es macht mir Spaß, überall in der Welt als der ›Nazi‹ abgestempelt zu werden? Wir kommen nur raus aus dieser Ecke, wenn wir unsere eigenen Leute mit jemandem wie Sie konfrontieren. Das betrifft nicht nur das Judentum und den Antisemitismus, eine noch größere Aufgabe sehe ich für Sie im Bereich Kunst und Kultur. Da haben wir einfach niemanden. Ich kann die Menschen nicht ändern, die in unserer Partei tätig sind, aber ich kann sie mit einer Situation konfrontieren, in der sie gezwungen sind, sich zu ändern.« Ich sagte weder ja noch nein an diesem Abend, und er erwartete auch keine Zu- oder Absage. Er sprach von Ideen und Zukunftsmodellen, von seinen Hoffnungen, in Wien sehr bald eine Koalition zu bilden, Regierungsverantwortung zu übernehmen und aus der ewigen Oppositionsrolle raus zu kommen, und dass er mit verschiedenen Persönlichkeiten spräche, mit den unterschiedlichsten Berufen, um die Partei zu öffnen. Ich hörte ihm zu, und es klang alles sehr logisch und überzeugend, wenn da nicht ein Problem wie ein Fels vor der vielleicht bald offenen Tür liegen würde. »Sicher, ich kann mitmachen, und noch ein Hindu und ein Moslem und ein Maler und ein Sänger, aber es wird alles nichts nützen, so lange Sie sich nicht kontrollieren können und mit Aussagen die Welt erschrecken, die alle Versuche, die Partei zur politischen Mitte zu rücken, zum reinen Etikett reduzieren.« Er stocherte in seinem Fisch herum, bis er sagte: »Dann müssen sie halt auf mich aufpassen!«

Er stocherte in seinem Fisch herum, bis er sagte: »Dann müssen sie halt auf mich aufpassen!«

Im Herbst 1995 traf ich Jörg Haider, Susanne Riess, Peter Westenthaler und Gernot Rumpelt in Wien. Nach mehreren Jahren in Indien und Hong Kong lebte ich seit Sommer 1995 in den USA, in Chicago, und hatte eigentlich das Interesse an österreichischer Politik verloren. Haider überraschte mich mit dem Vorschlag, für die Nationalratswahlen im Dezember zu kandidieren und nach meiner Wahl als Abgeordneter in das Europaparlament zu wechseln. Ich antwortete ihm, dass ich keine Ahnung von österreichischer Innenpolitik und die letzten Jahre im Ausland verbracht hätte, und mich wenig geeignet für einen heimischen Wahlkampf sehen würde. Alle vier versuchten, mich zu beruhigen und versicherten mir, dass sie mich mit den Kleinigkeiten des Wahlkampfs verschonen würden, und ich mich auf Kultur- und Außenpolitik konzentrieren könnte. Doch es gab noch einen ganz anderen Grund, warum ich ausweichend reagierte. Eine offizielle Kandidatur für die FPÖ war kein einfacher Karrierewechsel. Das Thema »Juden und Politik« war in Österreich belastet und fern jeglicher Normalität. Es gab praktisch keine Juden – außer Kreisky – die in Österreich nach 1945 eine politische Karriere geschafft hatten, weder als jüdische Abgeordnete im Nationalrat, noch in den Bundesländern, Gemeinden oder als Regierungsmitglieder. Dass nun ausgerechnet die Freiheitlichen als erste Partei ein Mitglied der Jüdischen Gemeinde als Kandidaten aufstellten, musste zu aufgeregten Reaktionen führen, und ich war mir nicht sicher, ob ein solches Theater meiner Familie wirklich zumutbar wäre. Ich wollte mir das in Ruhe überlegen und konnte in diesem Moment damals keine Entscheidung treffen. Ein paar Tage später versuchte ich Jörg Haider zu erklären, warum ich die Kandidatur nicht annehmen könne. Er war nicht besonders begeistert über meinen Entschluss, schlug jedoch vor, vor der EU-Wahl über eine mögliche Mitarbeit im EU-Parlament zu sprechen. Nach diesem Treffen zog ich mich wieder in die USA zurück. Im Frühjahr 1996 bat mich Jörg Haider, mich endlich zu entscheiden, da die EU-Wahl am 13. Oktober stattfinden würde. Er hätte mehrere unabhängige Kandidaten gefunden, die bereit wären mitzuarbeiten, darunter ein prominenter Richter und ein ORF-Journalist. Ich sagte zu. Nur ein kleiner Kreis in der Partei wusste davon. Haider wollte mich als

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Meine Jahre mit Jörg Haider

Abgesehen von den politischen Gegnern der FPÖ, war mir klar, dass die Jüdische Gemeinde auf meinen Entschluss nicht gerade mit Begeisterung reagieren würde.

Überraschung präsentieren, und tatsächlich war bis zur Pressekonferenz zur Vorstellung der Kandidaten kein Wort in den Medien erschienen. Auch in der FPÖ wussten nur wenige davon, und die kleine Gruppe um Haider verzichtete darauf, mich auf die kontroverse Positionierung in Wien vorzubereiten. Ich kam direkt aus den USA zur Pressekonferenz, stand dort zum ersten Mal als Politiker und versuchte, so gut es möglich war, die Fragen der Journalisten zu beantworten und auf ihre Kritik und Angriffe einzugehen. Abgesehen von den politischen Gegnern der FPÖ, war mir klar, dass die Jüdische Gemeinde auf meinen Entschluss nicht gerade mit Begeisterung reagieren würde. Ich suchte den damaligen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde auf, erklärte ihm unter vier Augen was ich vorhätte, und bat ihn, daraus kein »jüdisches Problem« zu machen. Er war nicht begeistert über meine Entscheidung, versprach jedoch, sich in der Angelegenheit zurückzuhalten, warnte mich allerdings, dass er wahrscheinlich nicht mehr lange Präsident sein werde. Was danach komme, könne er nicht beeinflussen. Während der Pressekonferenz fragte mich einer der Journalisten, ob mein Vater von der Kandidatur wisse, und was er dazu sagen werde. Während ich ihm zuhörte und ihn beobachtete, wie er sich mehr und mehr aufregte, immer wieder aufstand und sich setzte, erinnerte ich mich an Überlegungen, die mich schon früher beunruhigt hatten. Die Sache werde nicht so einfach ablaufen, wie es sich sowohl Haider, seine Kollegen und auch ich mir vorgestellt hatten. Dabei ging es weniger um politische Inhalte. Einige Journalisten konnten ihren Ärger immer weniger kontrollieren und konfrontierten mich mit dem Vorwurf, wie ich als »Jude« so eine Entscheidung treffen könne. Es grenze an »Verrat des Judentums«, sich einer rechten Partei zur Verfügung zu stellen oder mit ihr zu kooperieren, meinte einer. Bereits hier kündigte sich eine Ebene der Kritik an, die mich während meiner politisch aktiven Zeit und auch danach begleitete: Was darf man in Österreich als Jude, und was nicht. Als die Situation mehr und mehr emotional wurde und sich von der realen Politik entfernte, unterbrach Haider die Pressekonferenz. Viele der Journalisten wollten dennoch weiter Fragen stellen, doch sie wurden vertröstet und man bat sie, sich bei der Partei zu melden für individuelle Interviews. Die kleine Welt der großen Eitelkeiten

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Die Europawahl im Oktober 1996 endete mit einem der größten Erfolge der FPÖ in der Geschichte der Partei. Innerhalb eines Jahres gewann sie im Vergleich zur Nationalratswahl etwa fünf Prozentpunkte an Stimmen dazu und erreichte 27,5 Prozent, nur wenige Stimmen weniger als die SPÖ. Sechs Mandatare bildeten die freiheitliche Fraktion in Brüssel, unter ihnen ein ehemaliger Richter, ein ORF-Journalist und ein Fitnesstrainer. Mit einer gewissen Begeisterung fuhren wir nach Brüssel, ins Zentrum der EU, und landeten dort in einer frustrierenden politischen Realität, denn niemand, absolut niemand wollte etwas mit uns zu tun haben. Selbst Abgeordnete des späteren Koalitionspartners ÖVP mieden uns, auch wenn sie uns gegenüber freundlich und höflich auftraten. Erschreckend die Kälte und der Ärger der Sozialdemokraten, die nicht nur Stimmen bei der Wahl verloren hatten, sondern im EU-Parlament gegenüber der ÖVP nur mehr die Nummer zwei waren. Es war kaum möglich, mit ihnen ein normales Gespräch zu führen, selbst das tägliche »Guten Morgen« klang bei ihnen wie Zahnpasta aus dem Mund gequetscht, als müsste sie jemand dazu zwingen. Ohne hier einzelne Namen zu nennen, ergab das tragikomische Schauspiel des EU-Parlaments mit seiner damals beschränkten Entscheidungsfähigkeit und seinen zumeist sich selbst überschätzenden, unglaublich eingebildeten Parlamentsmitgliedern eine absurde Mischung aus einer kleinen Welt der Eitelkeiten in der großen Welt des EU-Parlamentsgebäudes. Im Grunde genommen hatten wir Freiheitliche dort absolut nichts zu tun. Ausgeschlossen von allen Fraktionen und in einem wilden Haufen als »Fraktionslose« zusammengefasst mit anderen Abgeordneten, die ebenfalls niemand aufgenommen hatte, wurden wir bei der Verteilung von Ämtern, Aufgaben und Verantwortungen systematisch übergangen. Unseren Reden hörte keiner zu, wie wir abstimmten war völlig egal, da nur die großen Fraktionen die Ergebnisse beeinflussten, und in den einzelnen Ausschüssen, Arbeits- und Ländergruppen nahm uns keiner ernst. Mich störte das nicht. Ich war nicht nach Brüssel gekommen, um hier Karriere zu machen oder politische Entscheidungen zu beeinflussen, sondern mich interessierten die Entwicklung Europas und die internationale Politik. Ich beobachtete die Vorgänge im Parlament wie ein Theaterstück, an dem ich als Zuseher und nicht als Schauspieler teilnahm. Während der wenigen Jahre, die ich zuhörte, wurden »Schengen« beschlossen,


Essay von Peter Sichrovsky

die Einführung des Euros und die Osterweiterung. Europa, mit all seinen politischen und kulturellen Unterschieden, drängte sich dort in einem Saal, und man konnte am Vormittag einem irischen Abgeordneten über die Probleme des Fischfangs zuhören und am Nachmittag einem griechischen Vertreter über dessen Meinung über das Urheberrecht. Mit meiner Sympathie für ein »Vereinigtes Europa« nach dem Vorbild der USA war ich zwar die Ausnahme unter den eher EU-kritischen Kollegen, das wurde jedoch akzeptiert als Ausdruck der Vielfalt innerhalb der Gruppe der FP-Abgeordneten. In der Reihe vor mir saß Jean-Marie Le Pen, der sich von seinen Gefährten hofieren ließ und wie ein Sprössling des ehemaligen Kaisers von Frankreich auftrat. In dem halbrunden Kreis des Sitzungssaals saßen in den Reihen vor und hinter mir sozusagen die »Schmuddelkinder« des EU-Parlaments, weit weg vom Zentrum des Geschehens. Weit unten in der Nähe des Podiums in den vordersten Reihen saßen die Leiter der Fraktionen und andere einflussreiche Abgeordnete, die an ihrer Wichtigkeit zu ersticken schienen. Ein paar Anekdoten aus meinem Parlamentsleben: Erfahrung Die österreichischen Abgeordneten trafen sich in der ersten Woche nach ihrer Wahl zu einem Abendessen und jeder stellte sich kurz vor. Nach dem oft langatmigen Aufzählen der eigenen Erfolge der einzelnen Mitglieder war der ÖVP-Abgeordnete Karl Habsburg-Lothringen an der Reihe, der seine Erfahrungen mit einem kurzen Satz zusammenfasste: »Meine Familie ist seit 800 Jahren in der Politik.« Das Pferd in Grenoble Nach dem Boykottbeschluss gegen die ÖVP/FPÖ-Regierung bat mich die Parteiführung in Wien, im EU-Parlament mit einer kurzen Rede darauf zu reagieren. Ich saß in meinem Zimmer in Brüssel und überlegte und überlegte, was man in zwei Minuten dazu sagen könnte, als die Meldung über die Agentur kam, dass bei einem Pferdeturnier in Grenoble der österreichische Teilnehmer ausgeladen worden sei – sozusagen als symbolischer Protest gegen die Regierung. Da es ein wichtiges Thema war, saßen relativ viele Abgeordnete im Saal. Ich sprach ruhig, langsam und unaufgeregt, und sagte, ich hätte eine Entgegnung gegenüber den Vorwürfen vorbereitet, doch kurz vor dem Verlassen meines Zimmers sei eine wichtige Meldung gekommen, die ich nun anstelle meiner Rede vorlesen würde: »Der Gemeinderat von Grenoble hat entschieden, als Protest den österreichischen Teilnehmer auszuschließen. Es habe jedoch Diskussionen im Gemeinderat gegeben, ob diese Entscheidung auch fair wäre und so beschlossen die Vertreter, das Pferd einzuladen, unter der Bedingung, es würde sich unzweideutig von der Regierung distanzieren. Den Reiter jedoch wolle man nicht sehen.« Für einen Moment war es ruhig im Saal, dann begannen die ersten zu lachen. Ein Abgeordneter sprang auf und schrie, das sei eine Beleidigung des Parlaments und forderte den Vorsitzenden auf, er solle mich zurechtweisen. Es war der Abgeordnete der SPD, Martin Schulz.

Ein Abgeordneter sprang auf und schrie, das sei eine Beleidigung des Parlaments und forderte den Vorsitzenden auf, er solle mich zurechtweisen.

Das Arschloch Otto von Habsburg, Abgeordneter der CSU, war eine der interessantesten Persönlichkeiten des Parlaments, seine Höflichkeiten und sein Stil waren unerreicht in diesem Haus der Bürokraten. Als ihn einmal ein Vertreter einer Linkspartei beleidigte, nannte er ihn zum Erstaunen aller ein »Arschloch«. Dieser regte sich furchtbar auf und forderte den Vorsitzenden auf, Habsburg zu ermahnen. Der Vorsitzende besprach die Angelegenheit mit seinen Assistenten und sagte, er müsse seine Reaktion auf den nächsten Morgen verschieben, wenn das Protokoll vorliege. Am nächsten Tag erklärte er, im Protokoll von dem Ereignis nichts gefunden zu haben, daher könne er auch nicht reagieren. Habsburg fragte noch einmal nach, ob wirklich nichts im Protokoll stünde, und als der Vorsitzende verneinte, sagte Habsburg, dann müsse er es halt wiederholen, wandte sich an den Abgeordneten und sagte laut und für alle hörbar: »Sie sind ein Arschloch!«

Die Nationalratswahl im Oktober 1999 kann rückblickend sicherlich als der Höhepunkt Jörg Haiders politischer Karriere betrachtet werden. Schon die Öffnung der Kandidatenliste für die EU-Wahl 1996 mit liberalen Kandidaten wurde von den Wählern, die sich laut politischer Konkurrenz angeblich nur in einem »rechts-extremen« Lager wohl fühlten, mit einem Stimmenzuwachs belohnt. Bei der Nationalratswahl 1999 erreichte die FPÖ jedoch zum ersten Mal in ihrer Geschichte den zweiten Platz hinter der SPÖ. Auch persönlich erlebte ich Haider zwischen 1996 und 2000 als konzentrierten, intelligenten, ruhig und strategisch denkenden Menschen, für den die wichtigsten Themen die Modernisierung Österreichs und die Zerschlagung der verkrusteten Strukturen der Großen Koalition waren. Vor allem die gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung der USA

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Meine Jahre mit Jörg Haider

interessierte ihn. Er besuchte Seminare auf der Universität Harvard, nannte mir immer wieder Bücher von amerikanischen Wirtschaftsfachleuten, die ihn beeindruckten, und fühlte sich in Amerika besonders wohl. Ich begleitete ihn auf mehreren Reisen in die USA und es war interessant zu beobachten, wie gut er mit seiner offenen, neugierigen Art mit den Amerikanern zurechtkam. Dennoch, trotz aller Erfolge und der Öffnung zur Mitte des politischen Spektrums war der Wahlkampf 1999 auch ein Rückschritt in die offen rassistische und aggressive Terminologie der letzten Jahre, wie das Plakat über die »Echten Österreicher« und die Bemerkungen von Thomas Prinzhorn über Ausländer. Haider versuchte den Spagat zwischen der Motivation der »alten« Unterstützer aus dem rechten Lager und dem Versuch, neue Wählerschichten aus dem konservativ-liberalen Segment und der Arbeiterschaft anzusprechen. Er erwähnte in mehreren privaten Gesprächen, dass eine Partei, die sich nur auf das rechte Lager konzentriere, keine Chancen hätte, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Doch immer wieder kontrollierte ihn der rechte Kern der eigenen Persönlichkeit, der im Widerspruch zu seiner strategischen Intellektualität stand. Seine Sprache, sein Denken und seine spontanen Reaktionen kollidierten mit der neuen Identität, und so schossen oft völlig unerwartete Wortmeldungen aus ihm hervor, die er später bereute. Meine Funktion als jüdische Angelegenheit

Nichts in dieser Partei geschah ohne die Zustimmung oder Aufforderung von Jörg Haider, egal ob er sich nun Vorsitzender der Partei nannte oder nur »einfaches Parteimitglied«.

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Manche Mitglieder der Jüdischen Gemeinde oder jüdische Nicht-Mitglieder konnten meinen Entschluss, für die FPÖ zu kandidieren, nicht fassen. Wobei rückblickend eine unterschiedliche Reaktion zu beobachten war zwischen den einen, die das Judentum als Religion lebten, und den anderen, die es eher als politische Gemeinschaft sahen. Besonders aggressiv reagierten die Linken unter den Juden und ehemalige Kommunisten und deren Nachkommen, die mit ihrem Verständnis von Tradition und Kultur ungefähr so jüdisch waren wie mein Dackel. Mein Judentum wurde plötzlich zu einem politischen Thema, und jene, die mich als »Hausjuden« der FPÖ verhöhnten oder als »Judas«, der sich den Verrat bezahlen ließe, forderten mich gleichzeitig auf, mich vom Antisemitismus der FPÖ zu distanzieren und fanden nichts dabei, genau die Methoden gegen mich einzusetzen, die sie angeblich verachteten. Antisemitismus bekam plötzlich eine gewisse Berechtigung, wenn er sich gegen den politischen Gegner, den »rechten Juden« richtete, und die Empörung war abrufbar, je nachdem gegen wen man sie benötigte. Doch es gab auch diese »anderen« Juden, die das Judentum als Religion ernst nahmen und nicht als »Vereinsmeierei« eines politischen Briefmarkenklubs. Als die neue Führung der Wiener Gemeinde während der jüdischen Feiertage die Sicherheitsorgane anwies, mich nicht in die Synagoge zu lassen, luden mich die Bucharischen Juden in ihre Synagoge ein. Als der offizielle Rabbiner der Gemeinde den Kontakt mit mir vermied, lud mich der orthodoxe Rabbiner an einem Freitagabend zu Shabbat ein. Einer seiner Gäste warnte, er würde nicht bleiben, falls ich nicht gehen würde. Ihm antwortete der Rabbiner, das sei erstens sein Haus und zweitens gehe es um Shabbat, an dem jeder Jude sein Gast sei. Die Gründe für den plötzlichen Zusammenbruch der Freiheitlichen Partei wenige Jahre nach der Regierungsbildung lassen sich nicht so einfach analysieren, doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Nach dem Sturz der Parteiführung durch die Aktion »Knittelfeld« war die FPÖ nach den Nationalratswahlen im November 2002 nur mehr mit zehn Angeordneten im Parlament vertreten – 1999 waren es noch 52. Nichts in dieser Partei geschah ohne die Zustimmung oder Aufforderung von Jörg Haider, egal ob er sich nun Vorsitzender der Partei nannte oder nur »einfaches Parteimitglied«. Persönlich verlor ich im Laufe des Jahres 2002 den Kontakt zu ihm. Er zog sich nach Kärnten zurück und kommentierte die Regierungsarbeit als befände sich Kärnten in Opposition zur Bundesregierung.

Für mich waren die ersten zwei Jahre der Koalitionsregierung zwischen FPÖ und ÖVP sicherlich die interessanteste Zeit meiner kurzen politischen Karriere. Unter Susanne Riess entwickelte sich die Partei tatsächlich mehr und mehr zu einer rechts-konservativen politischen Bewegung, die sich deutlich von den rechts-extremen Teilen innerhalb der Partei distanzierte. Mitglieder und auch Funktionäre wurden ausgeschlossen, wenn sie mit extremistischen, antisemitischen, rassistischen oder die Nazi-Zeit relativierenden Statements an die Öffentlichkeit traten. Riess selbst hatte eine lupenreine Vergan-


Essay von Peter Sichrovsky

genheit in Bezug auf Rassismus und Antisemitismus und führte die Partei vorsichtig aus dem rechten Eck heraus. Der nationale und internationale Boykott gegen die Koalitionsregierung begann zu bröckeln, und sogar der israelische Premierminister Ariel Sharon nannte ihn in einer deutschen Talkshow einen Fehler, der korrigiert werden sollte. Der Entschluss der Koalitionsregierung, endlich die Wiedergutmachungs-Zahlungen an die NS-Opfer zu bewilligen, die Jahrzehnte lang vor allem unter SPÖ-Kanzlern verhindert oder verschoben wurden, änderte die Einstellung der Israelischen Regierung.

Für kurze Zeit glaubte ich, dass mein Entschluss, bei der FPÖ mitzuarbeiten, um mit anderen aus der eher liberalen Ecke die Partei zur Mitte zu öffnen und auf diesem Weg eine zweite konservative Partei zu etablieren, die auch koalitionsfähig sei, auf dem richtigen Weg sein könnte. Doch es sollte anders kommen. Derselbe Jörg Haider, der mich und andere einlud, in der Partei mitzuarbeiten und sie 1999 mit ihrer Öffnung zum größten Wahlsieg in der Geschichte der Partei führte, fing plötzlich an, kleinlich und beleidigt auf Entscheidungen der Regierung zu reagieren, bei denen er sich übergangen fühlte. Keiner konnte die Gründe verstehen, wenn da nicht eines Tages dieser »Ausrutscher« von ihm so manches erklärt hätte. Irgendwann einmal nach ein paar Gläsern Wein in einem Restaurant in Wien machte er eine Bemerkung, auf die nicht nur keiner einging, sondern einer der Gäste am Tisch sehr schnell das Thema wechselte. Haider sagte, er habe das Regierungsteam der FPÖ unter Susanne Riess nur vorgeschlagen, da er sich sicher war, dass diese Koalition scheitern würde. Dann würde bei Neuwahlen die FPÖ die Wahl gewinnen, und niemand könnte mehr verhindern, dass er Kanzler werde. Meine 1996 begonnene politische Karriere endete 2004 mit dem Ausscheiden aus dem EU-Parlament. Im Jahr 2000 trat ich der Freiheitlichen Partei bei, wurde mit einer Gegenstimme zum Generalsekretär für Auslandsbeziehungen gewählt, und trat 2002 aus der Partei aus. Von 2002 bis 2004 blieb ich im EU-Parlament als »unabhängiges« Mitglied im Parlament, was nicht viel an meiner Situation änderte, da ich ohnehin auch zuvor in keine Fraktion aufgenommen worden war. Mein ursprüngliches politisches Ziel, bei der FPÖ aktiv mitzuarbeiten, wurde im letzten Jahr meiner politischen Laufbahn durch das persönliche verdrängt, in den übrigen Monaten meiner Zeit in Brüssel und Straßburg alle guten Restaurants auszuprobieren. Nach dem Rücktritt der drei Spitzenpolitiker Riess, Westenthaler und Grasser beschloss ich, meine politische Karriere zu beenden. Ich trat nicht sofort zurück, was die neue Parteiführung erwartet hatte, sondern tat einfach gar nichts, reiste weiter nach Brüssel und Straßburg und nahm an allen Parteisitzungen teil. Ich wollte sie zwingen, mich einfach hinauszuwerfen. Nach ein paar Wochen riss der neuen Parteiführung die Geduld, und Herbert Haupt erklärte mir, dass man die Funktion des Generalsekretärs für ausländische Beziehungen aufgelöst hätte. Eine Woche später trat ich aus der Partei aus.

Mein ursprüngliches politisches Ziel, bei der FPÖ aktiv mitzuarbeiten, wurde im letzten Jahr meiner politischen Laufbahn durch das persönliche verdrängt, in den übrigen Monaten meiner Zeit in Brüssel und Straßburg alle guten Restaurants auszuprobieren.

In einem Interview mit der jüdischen Zeitschrift NU, das am Tag meines Austritts veröffentlicht wurde, erklärte ich mein politisches Projekt – bei der FPÖ mitzuarbeiten, um sie zur politischen Mitte zu führen – für gescheitert. Dennoch – und ich hoffe, ich verärgere damit meine Kritiker nicht zu sehr – selten in meinem Leben war Scheitern so spannend und aufregend und hat so viel Spaß gemacht wie die neun Jahre in der Politik. Im Jahr 2004, in meiner letzten Woche als Abgeordneter, rief ich Jörg Haider an und fragte, ob wir uns noch einmal sehen könnten. Er sagte zu, und ich fuhr nach Klagenfurt. Wir sprachen etwa eine Stunde lang über die letzten Jahre, und ich hatte mir vorher vorgenommen, jede Kritik an ihm zu vermeiden. Ich sei eigentlich nur gekommen, um mich zu verabschieden, sagte ich zu ihm. Er fragte mich, was ich nun machen wolle, und ich antwortete ihm, dass ich keine Ahnung hätte. Es war eine gewisse Betroffenheit in seinen Augen und seiner Stimme, er klang müde und erschöpft. Manchmal machten wir lange Pausen zwischen den Sätzen, und ich dachte, das meiste, was uns beiden jetzt durch den Kopf geht, brauchen wir gar nicht auszusprechen – wir waren beide gescheitert. Als ich aufstand und sein Zimmer verlassen wollte, sagte er plötzlich: »Du bist kein Politiker, schreib lieber Bücher«. Ich musste lachen und verließ sein Büro. Es war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. n

Vorliegender Text ist eine gekürzte Zusammenfassung einer neunteiligen Serie von Peter Sichrovsky, die unter dem Titel »Meine Jahre mit Haider« Anfang Oktober d.J. im Onlinemagazin »Schlaglichter« erschienen ist. Wir danken dem Autor für die Genehmigung zur Veröffentlichung. schlaglichter.at FAZIT NOVEMBER 2018 /// 45


Herbert Soltys, geboren 1956 in Graz. Stationen: Absolvent der Kunstgewerbeschule Ortweinplatz/HTBLA Graz (Malerei), Lehrauftrag an der Universität für Musik und Darstellende Kunst, Graz (Bühnenbild), Leitung für Bühnenbild der Werkstätten der Vereinigten Bühnen Graz, Mitglied des Künstlerkollektivs Intro-Graz-Spection, ab 2007 freischaffender Künstler.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Herbert Soltys Fotografiert von Sabine Hoffmann

Soltys’ Welt W

er die wahren Abenteuer sucht – in den Bilderwelten von Herbert Soltys wird er fündig. Jeder auf seine Weise natürlich. Jedenfalls auf einfache Art: Denn sein Atelier in der Körösistraße 59 ist für alle offen. Und weil der Maler nicht nur kommunikativ, sondern auch höchst diszipliniert ist, trifft man ihn dort zwischen 9 und 16 Uhr verlässlich an. Auch eine allfällige Vorankündigung wird leicht gemacht - seine Telefonnummer ist im Internet frei zugänglich. Soltys spricht gern über seine Arbeit und die Rahmenbedingungen. Offen, direkt und markant. »Der Kunstmarkt muss sich beleben«, kommentiert er die offensichtlich konzertierte Vernichtung eines Werks des britischen Künstlers Banksy Anfang Oktober bei einer Sothebys-Auktion. Er nimmt sich kein Blatt vor den Mund: »Es geht um Geld. Öffentlichkeitsarbeit ist wichtiger geworden als das Werk«. Dabei sieht er als kritischer, aber immer positiver Geist die Entwicklung gar nicht negativ: »Die Künstler werden mehr gefordert und es wird nicht alles Institutionen wie Galerien überlassen.« Der legendäre Werbefachmann und Kunsthändler Charles Saatchi habe gemeint, man muss etwas tun, damit die Kunst mehr wert wird. Wenn Kunst beispielsweise ins Museum kommt, steigt ihre Wertigkeit. Soltys: »Damit werden Erkennungsfaktor und Qualität erhöht. Und folgt noch eine Auktion, steigt der Wert noch mehr.« Aber kann das Aufgabe des Künstlers sein, wäre das nicht wie ein zweiter Job? Saatchi hat letztlich die Galerien ausgegrenzt und der Künstler Damien Hirst seine Auktion schließlich sogar privatisiert. Soltys: »Und er hat allein damit über 420 Millionen Umsatz gemacht!« Über Kunst, genauer den Kunstmarkt lässt es sich so trefflich wie unendlich diskutieren. Herbert Soltys, der sein Atelier schon seit mehr als 30 Jahren betreibt, hat an der Grazer Kunstgewerbeschule bei Otto Brunner gelernt, hatte einen Lehrauftrag an der heutigen Kunstuni, war

Leiter für Bühnenbild der Werkstätten der Vereinigten Bühnen Graz und ist seit 2007 freischaffend tätig. Sein Werk umfasst geschätzte 3000 Bilder und besitzt bei aller Vielfalt hohen Wiedererkennungswert. Eindeutig steht der menschliche Körper im Mittelpunkt des Soltys-Universums. Wenn die Tore des Ateliers größer wären, würde er wahrscheinlich noch größere Bilder malen, so beschränkt sich das Maß auf 240 mal 200 Zentimeter. Konkrete bis abstrakte Körper bevölkern seine Leinwände und geben Rätsel und Interpretationsmöglichkeiten auf, perspektivische Verkürzungen und extreme Winkelansichten zeugen von handwerklicher Perfektion. Der körperliche Einsatz des Malers ist förmlich spürbar, so sagt er über seine Malweise auch: »Mit Herz, Hirn und Faust.« Seinen Malprozess vergleicht Soltys mit Simultanschach: Er malt an mehreren Bildern gleichzeitig. Malerei als permanente Auseinandersetzung, die auch mehrere Jahre für ein Bild dauern kann. »Durch den Prozess bekommt das Bild einen Ist-Wert. Die Bestätigung ist dann die Öffentlichkeit – die Ausstellung, die Galerie, der Verkauf.« So etwa heuer auf der Scope in Basel oder zwei Ausstellungen in der Grazer Galerie Stross oder der Ankauf durch den Kärtner Kunstsammler und Museumsbetreiber Herbert Liaunig. Dass Herbert Soltys vor vielen Jahren dem legendären Leiter der Neuen Galerie Wilfried Skreiner einen Korb gegeben hat, als dieser ihn mit Schmalix, Mosbacher und Anzinger als Neuen Wilden aufbauen wollte, bezeichnet er heute zwar als Fehler (»Ich wollte nicht nur mit Rot, Gelb und Blau malen.«); der Vorteil dieser seiner konsequenten Art für Kunstliebhaber ist aber, dass ein echter Soltys (noch) leistbar geblieben ist: Die Preise bewegen sich zwischen 1.500 Euro für Grafiken und 7.000 Euro für großformatige Ölbilder. Tendenz steigend. n

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Erfolg braucht Führung

Managementserie

Mut kann man nicht kaufen Wagniskompetenz in Zeiten wirtschaftlicher Dynamik.

Gespräch von Carola Payer mit Veronika Windisch, sportlicher Allrounderin und Olympiateilnehmerin im Shorttrack.

Fotos: Marija Kanizaj, Privat (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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V

erdrängungsmärkte, Digitalisierung, Unplanbarkeit, Generationenwechsel bei Mitarbeiterinnen, fehlende Fachexperten am Bewerbermarkt … Führungskräfte haben nur mehr wenig fixe Parameter, an denen sie ihre Entscheidungen orientieren können. Wo wenig fix ist, kann man wenig berechnen und forecasten und man muss experimentieren. Bewegung auf unsicherem Terrain bedingt Mut. Sind Unternehmen darauf auch ausreichend vorbereitet und Führungskräfte dafür ausreichend ausgestattet? »Ich wurde schon als Kind immer vorausgeschickt, wenn es um die Erkundung von neuem Terrain oder um heikle Situationen ging. An was ich mich noch gut erinnern kann, war, dass ich mich mit meinen 130 Zentimeter Körpergröße vor einen Sonderschüler gestellt habe, der von mehreren Burschen gemobbt wurde. Die waren sicher alle drei Köpfe größer als ich«, erzählt Veronika Windisch.

Mut ist subjektiv Das empfindet Veronika Windisch, die sich viel auf glatten Parketten bewegt. »Mut heißt, sich überwinden, etwas zu tun. Was für den einen eine Überwindung ist, ist für den anderen vielleicht selbstverständlich. Es kommt immer darauf an, welche Bedenken und Ängste mitspielen«, meint die Olympiateilnehmerin. Dabei geht es nicht nur um Situationen, wo man sein Leben aufs Spiel setzt. Es geht für mich eher darum, das Risiko einzugehen, auch Niederlagen zu erfahren. Nicht zu wissen, wie es ausgeht, nicht zu wissen, wie es einem dann geht – das ist mutig!« Führungskräfte werden als kompetent erachtet, wenn sie das Gefühl vermitteln, zu wissen, wie es ausgeht. Schaffen wir in Organisationen schon den Rahmen für mutiges Management? Reden wir offen über Scheitern, Fehler, falsche Wege und freuen wir uns über Lerneffekte? Werden wir noch von »Mehr vom Gleichen, aber das sicher« dirigiert?

Mut zur Innovation, Mut zu Neuem Windisch: »Mut ist für mich, wenn man sich auf Neues einlassen kann, Neues ausprobiert. Bei der Entscheidung für meinen Werdegang war ich mutig: Mein großes Ziel war, dass ich mich als erste Österreicherin in der Sportart Short Track für die Olympischen Spiele qualifiziere und Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften hole. Österreich bot damals wie auch heute überhaupt keine Infrastruktur. Es gab keine Trainer, keine Trainingspartner und auch viel zu wenig Eiszeiten. Es waren ungefähr solche Voraussetzungen, wie die jamaikanischen Sprinter für die Teilnahme an den olympischen Winterspielen im Bobsport hatten. Ich konnte nicht vorhersehen, ob ich dieses Ziel wirklich erreiche. Den Weg einzuschlagen war mutig.« Veronika Windisch beschreibt hier, was Führungskräfte heute fordert. Der Wunsch nach Erfolg in neuen Gebieten unter Rahmenbedingungen, die nicht vorhanden oder unklar sind.

Mut und Ängste Viele Menschen glauben, dass Mut und Angst nicht zusammenpassen. Mut wird aus Angst geboren. Die Art der Ängste, die Führungskräfte überwinden müssen, sind vielfältig: Angst, belächelt zu werden, Angst mit der eigenen Geschichte zu brechen, Angst vor Misserfolg, vor persönlichen Verlusten, vor Liebesentzug, unkonventionell zu sein, vor Imageverlust usw. Wann hat Veronika Windisch mehr Angst als Mut? »Also ich würde nicht skydiven oder Fallschirm springen. Da überwiegt meine Angst.


Managementserie [18]

Mut zur Augenhöhe und Teilung von Verantwortung Der Ruf nach agilen Organisationen erfordert, neue Sichtweisen und innovative Zugänge zuzulassen, Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, Eigenverantwortung zu übertragen und Kommunikation auf Augenhöhe. Auch das erfordert von Führungskräften Mut. Mut zu Vertrauen, zum Konflikt, Eigenverantwortung zuzulassen, Verantwortung abzugeben, Feedback zu geben, unpopuläre Führungshandlungen zu setzen, zur Offenheit, neue Modelle der Zusammenarbeit zu leben. Mut erfordert Loslassen Wir lassen zahllose Dingen nicht los, obwohl es keinen Sinn ergibt. Unternehmen halten an Prozessen, Technologien oder Stellenbeschreibungen fest, nicht weil sie gut sind, sondern weil man schon viel in sie investiert oder sich an sie gewöhnt hat. Unternehmen neigen dazu, sich zu konservieren, statt sich neu zu erfinden. Wer Gewohntes durchbricht, bricht mit der Sicherheit. Wer mutig ist, verlässt die sichere Komfortzone und gibt Bequemlichkeit auf. Es zahlt sich aus, die eigene Organisation darauf zu überprüfen, ob Führungskräfte noch Raubtiermentalität haben. Hunger nach Erfolg und unbekannten risikoreichen Jagdgebieten. Unzufriedenheit kann ein guter Motor für Mut sein. Sind unsere Führungskräfte eventuell manchmal auch »zu satt«? Begegnet man Veronika Windisch, strahlt ihre ganze Aura diesen Mut aus, sich immer wieder auf den Weg zu machen, nicht bequem zu werden und dem Schmerz ins Auge zu sehen. »Noch macht mir das Spaß«, sagt sie. Ob Crashed Ice, Radsport, Tower Run, höher, weiter, schneller.

Mut erfordernde Situationen brauchen Vorbereitung, Austausch und Reflexion Veronika Windisch: »Wenn ich etwas zum ersten Mal probiere wie z. B. ein Sprung beim Inlineskaten, dann gehe ich die Situation in meinen Gedanken durch. Ich fahre den Sprung im Kopf und gehe jede einzelne Bewegung durch. Aber so, wie es perfekt wäre. Ich versuche mich dabei wirklich zu spüren. Führungskräfte müssen heute mit ihren Mitarbeitern mehr in Innergaming investieren. Sich Szenarien der Zukunft vorstellen, durchspielen, experimentieren und die Spielräume Schritt für Schritt erweitern. Was wirkt und Erfolg bringt, wird forciert, was nicht wirkt, wird losgelassen.

lassen, sichert Wettbewerbsfähigkeit. Mutige Führungskräfte verbreiten ein eigenes Charisma, das andere auch aktiviert, wieder lustvoll auf neues Terrain zu schreiten. Mut motiviert! Führungskräfte sind aufgefordert, sich nicht zu viel in Excel-Listen zu verlieren und mögliche Szenarien realistisch, pessimistisch runterzurechnen.

Sie sollen wie hungrige Raubtiere mutig neue Futterplätze aufsuchen, um dort aus realen Erfahrungen zu lernen. Reale Erlebnisse vor realistischen Berechnungen. Dialogisches Auswerten von Erlebnissen vor Bewerten von scheinbar realistischen Hochrechnungen. Erfahrung vor pessimistischen Hypothesen. n

MMag. Veronika Windisch Profisportlerin, Sportwissenschaftlerin, Lehramtsstudium Sport und Bewegung sowie Biologie und Umweltkunde, staatlich geprüfte Fitness- und Athletiktrainerin, Resilienztrainerin, Train-the-Trainer-Trainerin. 2010 und 2014 als erste und bisher einzige Shorttrackerin Österreichs bei den Olympischen Spielen im Shorttrack. Weltcupteilnahmen in fünf weiteren Sportarten. veronika-windisch.at

Mut ist Wagniskompetenz Risikobereitschaft mit Kalkül ist eine wesentliche Kompetenz in Organisationen. Der Mut, neue Wege zu wagen und konventionelle Denkmodelle zu ver-

»Alles beim Alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert! Das ist nicht mutig, sondern unüberlegt. So wie Handyspielen beim Autofahren.« VERONIKA WINDISCH

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Da Wanko

Mein allererster Herzinfarkt (II.)

N

ein, keine Sorge, no Panic, es ist alles gut. Ich habe keinen Folgeinfarkt bekommen, das Thema ist einfach so ergiebig, dass man eine zweite Kolumne dranhängen kann – sie erinnern sich ja, die letzte Kolumne handelte von meinem allerersten Herzinfarkt (HIF). Tatsächlich überlebte ich den Eingriff, vier Stents wurden gesetzt, ausgezeichnet, sofern man als HIF-Inhaber von einem ausgezeichneten Zustand sprechen kann. Aber mir geht es jetzt nicht schlecht, bin gut gelaunt und wieder für einige Wanko-mäßige Späße zu haben, zum Beispiel, dass man mit einem HIF noch immer bessere Karten hat als ein HIV-Träger, böse, ich weiß, aber das Leben ist zu kurz, um einen Kalauer liegenzulassen. Also, tatsächlich bin ich nun stolzer Besitzer einer seniorenträchtigen Medikamentenbox, die mit den vier Ladeln: Morgen/Mittag/Abend/Nacht. Habe auch noch nie darauf vergessen, okay, einmal, aber da verraten Sie mich jetzt nicht. Ich bin ein braver Taps-Boy, ein Medikamentenfresser auf gut Österreichisch. Meine Medikamentenbox nehme ich jetzt auch mit in Lokale und lege sie auf den Mittagstisch, spiele ein bisserl damit herum und nenne sie meine Rasselbande. Weil es dazu passt: Da musste ich in einem ganz vernünftigen Sachbuch nachlesen, dass rund 50 Prozent der Menschen auf das Einnehmen ihrer überlebenswichtigen Medikamente vergessen, oder die Dringlichkeit ignorieren. Oida, seid’s deppert?! By the way, durch dieses Buch erfährt man so einiges über den Menschen. Zum Beispiel, dass Männer mit einer Herzattacke 80 Minuten und Frauen 120 Minuten durchschnittlich warten, bevor sie den Notarzt oder die Rettung rufen. Ja, auf was warten die denn so lange, frage ich mich. Nur nicht aufdringlich sein? Angst vor einer Fehldiagnose? Was von selber kommt, wird von selber gehen? Ja, sicher, klar, nur diese Diagnose kann mitunter tödlich sein. Mit einem Druck auf der Lunge sollte man nicht so lange warten, sonst kann man gleich nachdenken, welche Band man für seine eigene Trauerfeier engagieren will. Die Menschen sind immer leicht bestürzt, wenn ich über diese sehr ernste Angelegenheit, immerhin stirbt jeder Martin G. Wanko (48) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

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sechste an seinem ersten HIF, relativ locker quatsche. Ja, soll ich jetzt weinen, oder was? Der Mensch ist mit einem Hirn ausgestattet, welches ihm ermöglicht, seine Meinung über Nacht zu ändern, also kann er auch sehr schnell seine Lebenseinstellung ändern. Eben. Und so weiß doch jeder ganz genau, woran es hapert. Nicht so viel arbeiten, nicht so viel aufregen und vor allem dem Leben »ein bisserl die Spitzen zu nehmen«. Das geht alles auch ganz gut. Das mit »den Spitzen zu nehmen« sollte man jedoch genauer betrachten. Es klingt natürlich absolut unsexy, in Zeiten wie diesen kein extremer Zeitgenosse sein zu dürfen. Man muss sporteln, am besten den ganzen Tag, man muss hackeln, am besten die ganze Nacht hindurch, und man muss tschechern, am besten drei Flaschen ex! Auf was ich hinaus will, ist Folgendes: Sofern man nicht als Extremsportler seinen Sold verdient, lassen sich die Spitzen ziemlich einfach stutzen. Man macht einfach nicht mehr auf 120 Prozent, lässt die Seele ein bisserl baumeln und verlässt einen gelungenen Abend auch mal mit dem Satz: »Ich mag jetzt nicht mehr, weil ich hatte einen HIF.« Dann schauen alle blöd, dazu leicht betroffen und das ist auch gut so. Jetzt könnte man bei meiner Beschreibung fast glauben, so ein HIF ist angenehm. Ja sicherlich nicht, tun Sie sich das nicht freiwillig an, schlussendlich hatte es doch anständig gekracht, sonst würde ich über so eine Krankheit nicht so lange brüten. Ich glaube aber nicht, dass man solche »Krankheiten« – ich verwende lieber das Wort »Zustand« –, dass man einen solchen »Zustand« geheim halten sollte. In der Politik und in der Wirtschaft wird dieser Zustand gerne verschwiegen, weil einem der Schatten nachhängt, man sei nicht mehr so richtig leistungsfähig. Man war ja auch die längste Zeit schon überfordert und jemand, der überfordert ist, passt nicht ins System, zumindest nicht in das der oberen 1.000 Leistungsträger-Fuzzis. Ich glaube, diese Sichtweise ist eine sehr ungesunde und obendrein eine beschämende: Alles um jeden Preis zu tun, das ist so ziemlich das Dümmste, was man sich antun kann. Ein bisserl weniger von allem zu tun, dann bleibt für die anderen auch noch etwas übrig. Slow down und alles wird wieder gut. Ihr herzlicher G Punkt. n


Kurz & News

Steirischer Wintertourismus „Die letzten Wintersaisonen haben für unseren Tourismus eine kontinuierlich positive Entwicklung gebracht. Im letzten Jahr konnten wir mit 1,78 Millionen Gästen und 5,88 Millionen Nächtigungen neue Rekorde erzielen. Besonders erfreulich ist, dass wir sowohl bei Gästen aus dem Inland als auch auf ausländischen Märkten zulegen konnten“, so Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. Allein im Vorjahr ist die Zahl der Nächtigungen gegenüber dem Winter 2016/17 um 214.000 gestiegen, in den vergangenen fünf Saisonen um 809.000. „Im Winter ist unser Online-Auftritt ja noch wichtiger, denn die Gäste informieren sich noch kurzfristiger über die Wetter- und Schneelage“, sagt GF Erich Neuhold.

Fotos: Saubermacher, Steiermark Tourismus / ikarus.cc, Werner Krug, Lunghammer, Artige Bilder, Hannes Loske, steiermark.at / Erwin Scheriau,

Ein Elefant im Teppichladen …

Die Teppichgalerie Geba bildete den Rahmen für eine Charity-Veranstaltung des langjährigen Kulturpartners der Hypo Steiermark, Friedrich Kleinhapl und seine Frau Maya. Das Anliegen der beiden ist es, Aufmerksamkeit für das Thema Hörminderung bei Kindern zu wecken. Die Hypo Steiermark lud zur Lesung von Heidrun Maya Hagn aus ihrem Buch „Bobo − der kleine Elefant lernt hören“. Friedrich Kleinhapl am Cello und Andreas Woyke am Klavier sorgten für die musikalische Dramaturgie und machten Bobos Geschichte durch die Musik von Schubert, Schostakowitsch, Rimsky-Korsakow, Schnittke und Mendelssohn so richtig packend. Beim kulinarischen Ausklang widmeten sich Gäste und Künstler ganz dem guten Gespräch.

Ehrensaubermacher für nachhaltige Ideen Die Firma Saubermacher steht seit 1979 Jahren für eine lebenswerte Umwelt mit Projekten wie der 1. Müllentsorgung am Mount Everest, der Kampagne gegen Lebensmittelverschwendung „Restlos genießen“ und nicht zuletzt mit der Vision Zero Waste. Kreativer Impulsgeber für diese und weitere Umwelt-Initiativen ist seit 1985 Heribert Maria Schurz, seines Zeichens Agenturchef von josefundmaria communications. Nun wurde dem langjährigen Wegbegleiter eine besondere Ehre zuteil. Der Saubermacher-Vorstand, Hans Roth, Georg Ketzler, Gerhard Ziehenberger und Ralf Mittermayr, nahm den 60. Geburtstag zum Anlass und verlieh dem Jubilar für seine innovative Unterstützung den „Ehrensaubermacher-Titel“.

Herbst Roadshow der Versicherungsmakler

Die österreichweit angelegte Infoveranstaltung „Herbst Roadshow 2018“ des Fachverbandes der Versicherungsmakler machte heuer auch Station in Graz. Im Hotel Weitzer trafen sich am 4. Oktober rund 180 steirische Versicherungsmakler, um sich bei einer Reihe von spannenden Expertenvorträgen über die Neuigkeiten der Branche zu informieren. Die Vertreter des Fachverbandes, wie Fachverbandsobmann Christoph Berghammer, der steirische Fachgruppenobmann Gunther Riedlsperger und Fachverbands-GF Erwin Gisch sowie Unternehmensberater Wolfgang Willim berichteten in ihren Vorträgen über neue Zusammenschlüsse, Gesetze und Herausforderungen und gaben den einen oder anderen Denkanstoß mit.

Erfolgssaison 2017/18 für Steirische Seilbahnen

Großes Goldenes Ehrenzeichen für Friedrich Poppmeier Für seine herausragenden und vorbildlichen Leistungen insbesondere für die steirische Wirtschaft wurde Dr. Friedrich Poppmeier, einem der Gründerväter von Spar Österreich, im Rahmen des 10. Oktoberfestes im Grazer Citypark das ‚Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern‘ vom Land Steiermark verliehen. LH Hermann Schützenhöfer überreichte ihm im feierlichen Rahmen die Auszeichnung und würdigte in seiner Ansprache seine Verdienste „als Garant sicherer Arbeitsplätze und hoher Unternehmenskultur“. Der gebürtige Grazer Poppmeier war 1958 an der Gründung der Handelsvereinigung Spar Steiermark beteiligt und von 1970 bis 1998 im Vorstand der Spar AG, sodann als Aufsichtsratspräsident-Stellvertreter tätig.

Bei der Fachgruppentagung der Steirischen Seilbahnen am 15. Oktober wurden gleich zwei neue Meilensteine in der Erfolgsgeschichte der Branche präsentiert: In der Vorjahressaison 2017/18 konnte nicht nur die 100-Millionen-Euro-Umsatzgrenze überschritten werden, es wurden auch erstmals mehr als vier Millionen „Ersteintritte“ gezählt. Und für den aktuellen Winter hat man sich gerüstet: 22 Millionen Euro wurden im Sommer in den Ausbau von Qualität, Sicherheit und Komfort der weiß-grünen Seilbahnen investiert. „Dadurch wird nicht nur die Position im Skifahrermarkt gesichert, sondern nachhaltige Wertschöpfung im Land und insbesondere in den Regionen geschaffen“, so Fachgruppenobmann Arthur Moser. FAZIT NOVEMBER 2018 /// 51


Kurz & News

Simone Andrich ist Vize-Staatsmeisterin im Handel Sensationelles Ergebnis für Saubermacher bei der Nachhaltigkeitsbewertung von GRESB (Global Real Estate Sustainability Benchmark): Von 280 geprüften Unternehmen aus der Umweltbranche erreichte Saubermacher mit 96 von 100 möglichen Punkten weltweit den historischen 1. Platz. Zum Vergleich: der Schnitt aller Teilnehmer betrug 49 Punkte. „Für Saubermacher ist dies ein herausragender Erfolg. Es ist eine Bestätigung für unsere jahrelangen Anstrengungen, unsere Nachhaltigkeit kontinuierlich zu verbessern. Wir bedanken uns bei allen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben“, freuen sich Saubermacher-Vorstand Gerhard Ziehenberger und Robert Maierhofer, Leiter von Qualität, Sicherheit und Umwelt.

Saubermacher ist nachhaltigster Entsorger der Welt Sensationelles Ergebnis für Saubermacher bei der Nachhaltigkeitsbewertung von GRESB (Global Real Estate Sustainability Benchmark): Von 280 geprüften Unternehmen aus der Umweltbranche erreichte Saubermacher mit 96 von 100 möglichen Punkten weltweit den historischen 1. Platz. Zum Vergleich: der Schnitt aller Teilnehmer betrug 49 Punkte. „Für Saubermacher ist dies ein herausragender Erfolg. Es ist eine Bestätigung für unsere jahrelangen Anstrengungen, unsere Nachhaltigkeit kontinuierlich zu verbessern. Wir bedanken uns bei allen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben“, freuen sich Saubermacher-Vorstand Gerhard Ziehenberger und Robert Maierhofer, Leiter von Qualität, Sicherheit und Umwelt.

Spar Gradi in Aflenz zum besten Einzelhändler gekürt

Einmal im Jahr kürt die Einzelhandelskette Spar ihre besten Kaufleute in Österreich. Die Auszeichnung „Goldene Tanne“ wird dabei nach jährlich wechselnden Schwerpunkten an besonders herausragende Unternehmer vergeben. Ihr Gewinner aus der Steiermark ist dieses Jahr die Firma Gradi aus Aflenz. Die Geschäftsleiter Gernot und Uschi Gradwohl freuen sich über die hohe Auszeichnung: „Wir sind sehr stolz, dass unser Einsatz für die Nahversorgung auf diese Weise gewürdigt wird. Das spornt uns noch mehr an! Die Auszeichnung gebührt aber auch allen Mitarbeitenden, die sich täglich mit vollem Einsatz um die Kunden bemühen und ihnen den Eindruck vermitteln, dass Spar Gradi etwas Besonderes ist.“

Auf die über 2.000 Besucher wartete am 7. Oktober bei „Wissensdurst – das Fest für Bildung und Talente“ eine geballte Ladung Programm – 28 Workshops, fünf Keynotes, ein Slacklining-Act und vieles mehr. Das ganze Areal von WIFI, WKO, Campus02 und Talentcenter wurde zum Festgelände für die ganze Familie. Einen Einblick in moderne KFZ- und Metalltechnik boten die WIFI-Werkstätten, wobei es im wahrsten Sinne des Wortes „energiegeladen“ zuging. Aber auch am Campus02 und Talentcenter gab es viel zu sehen: vom Roboterlabor bis zu diversen Motorik-Stationen. Und während die Erwachsenen ihren Wissensdurst stillten, konnten sich die Kleinen beim Spielemobil oder den Bewegungsangeboten austoben. 52 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Bitte zu Tisch! – Craft Designpreis 2018

„Bitte zu Tisch“ – so lautete das Motto des heurigen Craft Designpreises, der Anfang Oktober vergeben wurde, für den 19 Betriebe/Meister/Lehrlinge ihre Möbel einreichten. Elf Stücke waren Anfang Oktober auf der Grazer Herbstmesse zu bestaunen. Den ersten Platz erreichte die Tischlerei Raphael Ainhirn aus Kumberg mit dem Entwurf „Mensalignea“. Auf den zweiten Platz kam Konrad Fadenberger aus Passail mit seinem Couchtisch. Den dritten Platz belegte Peter Mund aus Lieboch mit seiner Kommode „Compact Living“. Aus hunderten abgegebenen Stimmkarten wurde vom Publikum das Lieblingsstück gewählt, das Stück „Free“ von der Einrichtungswerkstätte Gross GmbH & Co KG aus Weinberg an der Raab.

Fotos: Saubermacher, Land Steiermark, WIFI / Lunghammer, Fischer

Wissensdurst – Das Fest für Bildung und Talente


Foto: Steiermark Tourismus / Bernhard Loder

Kurz im Gespräch mit

Foto: Energie Steiermark

Erich Neuhold, GF Steiermark Tourismus

Christian Purrer, Hermann Schützenhöfer Anton Lang und Martin Graf bei der Grundsteinlegung zum neuen „E-Campus“

Grundstein für neuen »E-Campus« gelegt

Die Energie Steiermark errichtet derzeit um rund 10 Mio. Euro das österreichweit modernste Ausbildungszentrum für „Green Energy“. Der sogenannte „E-Campus“ soll bereits im Herbst 2019 bezugsfertig sein. Dadurch können rund 40 Prozent mehr Lehrlinge aufgenommen werden – ein wichtiges Statement in Zeiten des Fachkräftemangels.

D

er „E-Campus“ entsteht am Areal des Technik-Zentrums Graz-Süd, wo sich seit 1956 die Lehrwerkstätte der Energie Steiermark befindet. Sie ist aktuell in einem aus dem Jahr 1920 stammenden Gebäude untergebracht. Das neue, rund 3.000 Quadratmeter große Gebäude in der Grazer Neuholdaugasse, geplant vom Architekten Markus Pernthaler, wird mit der modernsten Technik ausgestattet sein. Im neuen „E-Campus“ soll auch die zentrale Fortbildungs-Drehscheibe für den gesamten Konzern untergebracht werden. Am 10. Oktober erfolgte die feierliche Grundsteinlegung durch LH Hermann Schützenhöfer und LR Anton Lang.

Investition in die Zukunft „Mit dem E-Campus starten wir die größte Qualifizierungs-Offensive in der Geschichte des Unternehmens“, so Vorstandsspre-

cher Christian Purrer. „In den nächsten 15 Jahren werden rund 30 Prozent unserer Bediensteten den Ruhestand antreten, eine zukunftsorientierte Personalentwicklung muss daher proaktiv handeln, um Erfahrung und Kompetenz für unsere Kunden abzusichern.“ „Der Erfolg unseres Unternehmens liegt in der Qualifikation und Motivation unserer Mitarbeiter, sich für eine sichere und zuverlässige Versorgung einzusetzen. Sie sind der Schlüssel, um die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich managen zu können“, ergänzt Vorstandsdirektor Martin Graf, „daher ist diese Investition für uns ein klares Bekenntnis zum nachhaltigen Wirtschaften. Insbesondere die neuen Technologien im Bereich Photovoltaik, Speicher, Smart Home und Smart Meter verlangen innovative Köpfe am Puls der Zeit.“

Was erwartet die Besucher und Besucherinnen der Steiermark im kommenden Winter? Familien bleiben eine wichtige Zielgruppe − das 3. FamilienSkiFest Steiermark findet heuer zweitägig am 15. und 16. Dezember statt. Auch das Schneeschuhwandern hat einen enormen Aufschwung erfahren, sodass die Steiermark heuer nicht nur wieder mit dem größten Schneeschuhfestival Österreichs aufwarten kann, sondern schon sechs Regionen Verleih und geführte Touren sowie Schnupperzonen anbieten. Die ThermalWasser-Wochen von Jänner bis März 2019 bilden die Klammer über das Gesundheits- und Wellnessangebot im Winter. Welche Investitionen wurden für die Wintersaison getätigt? Es gibt ein hohes Investitionsniveau in allen Bereichen. Neue Seilbahnen, Pisten, Loipen, Schneeanlagen, aber auch Lounges und Hütten auf und bei den Planai-Hochwurzen-Bahnen, im Skigebiet Stuhleck, auf der Aflenzer Bürgeralpe, der Riesneralm, in Spital am Semmering, am Kreischberg, im Lachtal und in Ramsau am Dachstein machen das Winterangebot attraktiver denn je. Dazu kommen steiermarkweit neue Hotels, Chalets und Bed & Breakfast-Unterkünfte.

Was zeigt der neue Werbefilm „Ich bin Steiermark“ und wie ist die Resonanz darauf? Der preisgekrönte Regisseur Michael Schlamberger setzte für den neuen Imagefilm auf die landschaftliche Vielfalt und auf Persönlichkeiten. Das Endprodukt kann sich sehen lassen und hat schon für viel Zuspruch bei den Präsentationen gesorgt: Neben überwältigenden Bildern zeigt der Film waschechte Steirer, wie Winzerin Tamara Kögl oder Bergführer René Guhl. FAZIT NOVEMBER 2018 /// 53


Anzeige Fotos: Lunghammer

Wirtschaft

Bekenntnis zur Zukunft fossiler Energieträger (von li.) Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, WKÖ-Vizepräsident Jürgen Roth und Fachgruppen-GF Oliver Käfer.

Branchentalk zu fossiler Energie und Klimastrategien Ambitionierte Klimaziele der Europäischen Union für die kommenden Jahrzehnte und der weiterhin steigende Energiebedarf seitens Mobilität, Industrie und Gebäudewärme bilden ein Spannungsfeld mit zahlreichen Herausforderungen und Strategien. Obwohl der Anteil erneuerbarer Energieträger wächst und E-Mobilität in aller Munde ist, werden noch immer fast drei Viertel des gesamten Energieverbrauchs in Österreich aus fossilen Quellen gedeckt.

D

er Branchentalk des steirischen Energiehandels widmete sich am 1. Oktober der spannenden Frage, welche Auswirkungen die österreichische Klima- und Energiestrategie 2030 für den Energiesektor und den Wirtschaftsstandort haben wird. Das mit hochkarätigen Experten besetzte Podium lockte rund 150 interessierte Besucher in den Skyroom des Styria Center Graz. Wie man Maßnahmen für den Klimaschutz so gestalten kann, dass sie sozial verträglich sind und zugleich keine gravierenden Nachteile für die Wirtschaft zeitigen, diskutierten der Ex-Vizekanzler und langjährige Wirtschaftsminister Dr. Reinhold Mitterlehner, WKÖ-Vizepräsident und Fachverbandsund Fachgruppenobmann Energiehandel Mag. Jürgen Roth, Mag. Martin Reichard, Geschäftsführer IWO-Österreich (Institut für Wärme und Öltechnik), die steirische Klimaschutzkoordinatorin Mag.a Andrea 54 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Gössinger-Wieser und Mag. Dr. Ewald Verhounig, Leiter des Instituts für Wirtschaftund Standortentwicklung der WKO Steiermark. Über die Chancen und Potenziale des Energiehandels sprach FAZIT mit Jürgen Roth und Reinhold Mitterlehner.

Wie positioniert sich der Energiehandel zu den Klimazielen der Bundesregierung? Jürgen Roth: Unsere Position ist hier ganz eindeutig: die Mineralölwirtschaft bekennt sich rückhaltlos zur österreichischen Klima- und Energiestrategie, denn der Weg hin zur Dekarbonisierung und einer ökologischeren Zukunft kann nur gemeinsam gegangen werden. Wir sind bereit, uns aktiv daran zu beteiligen. Wichtig ist uns jedoch, dass die dafür gesetzten Maßnahmen sozial- und standortverträglich sind. Reinhold Mitterlehner: Aus meiner politischen Erfahrung kann ich ebenfalls nur

betonen, dass gemeinsame Anstrengungen aus allen Bereichen und Disziplinen notwendig sind, um die Energiezukunft grüner zu gestalten. Es geht darum, in erster Linie mit Anreizen und Angeboten den Umstieg zu erleichtern, aber nicht auf Biegen und Brechen mit Verboten – um sowohl den Konsumenten die ihnen zustehende Sicherheit zu gewähren und andererseits den Wirtschaftsstandort nicht zu gefährden. Gerade der Sektor der Raumheizung steht hier oft im Fokus der Kritik, Ölheizungen sollen weiter reduziert bzw. nicht mehr neu genehmigt werden? Jürgen Roth: Hier gilt es, die bereits erreichten Verbesserungen ebenso wie die Proportionen im Auge zu behalten. Fakt ist: Derzeit werden in Österreich rund 700.000 Ölheizungen benutzt – hochgerechnet sprechen da wir von zwei Mil-


lionen betroffenen Menschen. Die Anzahl der Anlagen geht jedoch seit Jahren zurück und der Verbrauch von Heizöl sinkt. Darüber hinaus kann die technische Verbesserung bestehender Heizungen den Verbrauch um 40 Prozent reduzieren. Dagegen ist der motorisierte Verkehr mit einem Volumen von rund acht Millionen Tonnen Treibstoff ein um Dimensionen größerer Verbraucher fossiler Energien und der Anteil an nichtfossil betriebenen Fahrzeugen liegt nach wie vor unter einem Prozent. Reinhold Mitterlehner: Beim Thema Raumwärme ist eine wichtige Komponente die Sanierung von Gebäuden. Wir haben uns zwei Prozent im Jahr als Sanierungsziel vorgenommen, sind jetzt immer noch nur bei einem Prozent, das heißt, man müsste dort schon einmal gewaltig investieren. Die Kombination mit Photovoltaik, Solarthermie und anderen grünen Energieträgerner trägt jedoch jetzt schon zu bedeutenden Einsparungen bei. Ein kurzfristiger kompletter Tausch ihrer Ölheizungen ist trotz Förderungen für den Großteil der Bürger finanziell nicht leistbar. In diesem Zusammenhang muss man sich auch das Förderungssystem genauer ansehen, denn viele Konsumenten reagieren ja gar nicht mehr auf Förderangebote.

Welche Alternativen und Möglichkeiten sehen Sie für die Reduktion der CO2-Emissionen? Jürgen Roth: Eine einfache und kostengünstige Möglichkeit ist der Umstieg auf klimafreundliche, biogene Brennstoffe. Als Substitut von erdölbasierten Brennstoffen werden zukünftig vor allem Hydrierte Pflanzenöle (HVO) für den Einsatz in modernen Brennwertgeräten interessant. Bei der Produktion von HVO werden die Rohstoffe mittels katalytischer Reduktion unter Zugabe von Wasserstoff in Kohlenwasserstoffe mit ausgezeichneten verbrennungstechnischen Eigenschaften umgewandelt. Zudem kann eine Vielzahl an Ölen, Fetten und Reststoffen mittels Recycling als Rohstoffbasis dienen. Derzeit werden in Europa bereits jährlich fünf Millionen Tonnen dieser Brennstoffe erzeugt, was das zukünftige Potenzial aufzeigt. Reinhold Mitterlehner: Das Problem ist ja, man kann nicht eine ganze Branche von heute auf morgen kaltstellen und sagen: »Das brauchen wir alles nicht.« Auch wenn man den fossilen Anteil an den Brennstoffen nach und nach weiter reduzieren will, dann sollte das nicht gegen die bestehenden Heizsysteme an sich gehen,

Jürgen Roth ortet große Potenziale in Brennstoffen aus hydrierten Pflanzenölen. denn diese modernen Heizkessel sind ja bereits enorm effizient, langlebig und verursachen ganz nebenbei im Vergleich zu Holz- und Pelletsheizungen praktisch keinen Feinstaub.

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie hinsichtlich der wirtschaftlicher Interessen? Jürgen Roth: Fossile Energien bilden nach wie vor einen unverzichtbaren und wesentlichen Anteil am Energiemix. Ein Beispiel: 2017 war das zweitstärkste Zulassungsjahr an neuen Kfz überhaupt. Rund 475.000 Fahrzeuge bedeuten ein Plus von 23.700 gegenüber dem Vorjahr, insgesamt sind darin enthalten 14.000 Alternativantriebe wie Erdgas oder Hybrid, davon 4.500 reine Elektroautos. Das Stromnetz und die Ladeinfrastruktur sind weit davon entfernt, auf massive Zuwächse in der

E-Mobilität vorbereitet zu sein. Das zeigt, dass ein Umstieg von heute auf morgen nicht machbar ist, denn viele der fossil betriebenen Pkw werden noch viele Jahre gefahren werden. Auch ein Faktor für den Staat, denn der nimmt derzeit jährlich 13,5 Mrd. Euro an MÖST, Nova, Gebühren und Mauten vom Straßenverkehr ein. Reinhold Mitterlehner: Es wird zukünftig darum gehen, die Bereiche Mobilität, Wärme und Industrie gekoppelt und ihren Wechselwirkungen genauer zu betrachten. In der Strategie 2030 wird als Zielsetzung auch die Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit Österreichs extra erwähnt. Schließlich hat niemand etwas davon, dass zwar auf der einen Seite Umweltziele erreicht werden, aber auf der anderen Seite Arbeitsplätze verloren gehen, bzw. die Emissionen in andere Weltteile verlagert werden.

Reinhold Mitterlehner: Innovationen fördern, aber den Standort nicht gefährden. FAZIT NOVEMBER 2018 /// 55


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Bgm. Siegfried Nagl (li.) und SPAR-GF Christoph Holzer nahmen das E-Testfahrzeug in Empfang.

SPAR testet ersten E-Lkw in Graz Während auf Österreichs Straßen zahlreiche E-Autos unterwegs sind, steckt der elektrisch betriebene Warenverkehr noch in den Kinderschuhen. Bisher suchten Unternehmen wie SPAR, die ihre Lebensmittel klimaschonend transportieren wollten, vergeblich nach schweren Elektro-Lkw. Jetzt testet SPAR einen der ersten neun rein elektrisch betriebenen Lkw Österreichs im Stadtgebiet von Graz.

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Österreichweites Laden bezieht sich auf alle gekennzeichneten Ladestationen der Mitglieder des Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ).

Service von 0-24 Uhr 0316 / 8057 - 1857

um ersten Mal trägt ein Lkw von SPAR ein grünes Kennzeichen, das Elektro-Autos vorbehalten ist. Der E-Lkw aus dem MAN-Werk in Steyr ist das erste in Kleinserie gefertigte Fahrzeug, das auch für die Lebensmittellogistik eingesetzt werden kann. Mit 26 Tonnen maximalem Gesamtgewicht entspricht der Neuzugang den sonst bei SPAR eingesetzten Fahrzeugen und wird gleiche Logistik-Aufgaben übernehmen. Der zentral im Rahmen angeordnete Elektromotor leistet 264 kW und schickt die maximal 3.100 Nm Drehmoment ohne Schaltgetriebe an die Antriebsräder. Der neue E-Lkw soll drei Jahre lang im Grazer Stadtgebiet im Praxiseinsatz getestet werden. Emissionsfreie und leise Anlieferung Bürgermeister Siegfried Nagl freut sich darauf, den Neuzu56 /// FAZIT NOVEMBER 2018

gang in seiner Stadt künftig öfter zu sehen. „Graz ist eine der am stärksten mit Feinstaub belasteten Städte Österreichs. Der Umstieg der privaten Lieferlogistik auf alternative Antriebe ist ein Meilenstein zur Verringerung von Emissionen.“ SPAR-Geschäftsführer Christoph Holzer ergänzt: „Wir haben uns bewusst für Graz als Einsatzort entschieden, da in Städten die meisten Emissionen eingespart werden müssen. Besonders in dichtbebauten Städten wie Graz kann der neue Lkw seine Vorteile der emissionsfreien und leisen Anlieferung voll ausspielen.“ SPAR hat sich mit seiner Energiestrategie zum Ziel gesetzt, bis 2050 den Energieverbrauch um 50 Prozent zu senken, 90 Prozent der Emissionen einzusparen und komplett auf erneuerbare Energie umzusteigen.


Wirtschaft

Neueröffnung von Red Zac Kiendler in Gralla

Anzeige Foto: Kiendler

Das südsteirische Unternehmen Kiendler hat seine Red-Zac-Filiale am Standort Gralla nach umfangreichen Umbauarbeiten in der Woche vom 15. bis 20. Oktober neu eröffnet. Ein buntes Rahmenprogramm mit Kaffee-Degustation, Kochvorführungen und Weinverkostung sorgte für regen Besucherandrang. Einen abschließenden Höhepunkt bildete das Oktoberfest am Samstag, wo neben Weißwurst und Bier auch Schmankerln aus der Miele-Aktivküche verkostet werden konnten.

Als regionaler Fachhändler steht Kiendler für Service, fachkundige Beratung und Montage sowie Handschlagqualität.

M

it Ende August wurde der Umbau der Red-Zac-Kiendler-Filiale Gralla gestartet. Die Aufteilung in vier Bauabschnitte ermöglichte den Kunden uneingeschränktes Einkaufen während der Arbeiten. Im Zuge der Renovierung wurden der Boden, der Eingangsbereich, die Inneneinrichtung und das Büro komplett erneuert. Auch die Beleuchtung wurde auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die im Verkaufsbereich verwendeten Lampen sind auch im Geschäft erhältlich. Paul Kiendler jun. erklärt: „Es war uns wichtig, für die Umbautätigkeiten ausschließlich Firmen aus dem Bezirk Leibnitz zu beschäftigen, um

die Wertschöpfung in der Region zu halten.“

Miele-Küchen vor Ort testen Auch bei der Präsentation und dem Angebot hat sich einiges getan: Um die Produkte bestens präsentieren zu können, wurden die Ausstellungsräume für die bestehenden Lieferanten Liebherr und AEG vergrößert, erklärt Kiendler: „Als neue ‚High-end Marke‘ haben wir den deutschen Hersteller Loewe in unser Sortiment aufgenommen.“ Ein ganz besonderes Einkaufserlebnis sollen die Kunden mit dem neuen aktiven Miele-Studio erfahren. Es wurde eine Küche eingerichtet, in der alle Geräte in Betrieb sind und somit

Paul Kiendler jun. (re.) mit seinen Mitarbeitern Christiane Raab und Thomas Sammer in der Filiale Gralla. effektiv vor Ort von den Kunden getestet werden können. In Zukunft sind Produktschulungen, Kochvorführungen und weitere Veranstaltungen in der Filiale geplant. Ein Hingucker ist die „Trafo-Kaffeebar“, die im Zentrum des Geschäfts platziert ist. Bei einer guten Tasse Kaffee oder Tee können die Kunden das Einkaufen gemütlich ausklingen lassen. Erfahrung und professioneller Service Mit der Erfahrung eines 300-jährigen Familienunternehmens setzt Paul Kiendler in allen Bereichen auf umfassenden Service und fachkundige Beratung. Die Stärken des Fachhändlers liegen

in der regionalen Nähe mit einer riesigen Auswahl an Elektrogeräten, kompetenter Kaufberatung und sachlicher Information. Service und Beratung stehen für Paul Kiendler an erster Stelle: „Unsere Mitarbeiter freuen sich darauf, Sie im neuesten und modernsten Elektrogeschäft der Südsteiermark professionell beraten zu dürfen. Wir schaffen ein unvergleichliches Einkaufserlebnis für unsere Kunden – erleben Sie es selbst in unserem neuen Shop!“

Red Zac Kiendler Gralla 8431 Gralla, Pichlerstraße 2 Tel.: 03452/84588-0 kiendler.at

FAZIT NOVEMBER 2018 /// 57


Wirtschaft

Preismisere in der Landwirtschaft Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte befinden sich in vielen Sparten seit Monaten im freien Fall. Aus diesem Anlass schlägt die steirische Landwirtschaftskammer Alarm und legt einen Fünf-Punkte-Plan „Fairness für unsere Bauern“ auf den Tisch.

Anzeige Foto: LK / Danner

ern erleben schon das vierte Katastrophenjahr durch Frost und Preisdumping. Sie bekommen im Schnitt nur die Hälfte ihrer Kosten bezahlt. Auf der zweiten Hälfte bleibt er, trotz naturnaher und effizienter Bewirtschaftung, sitzen.“

Stopp den unfairen Preisen für unsere Bauern: (v.l.n.r.) Obmann Rupert Gsöls, Obmann Kurt Tauschmann, Vizepräsidentin Maria Pein; LK-Präs. Franz Titschenbacher und LR Johann Seitinger.

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er dramatische Preisverfall trifft derzeit vor allem Obst- und Schweinebauern in der Steiermark hart. Sie bekommen vom Preis im Supermarkt einfach zu wenig, mahnt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher: „Vom Endverbraucherpreis kommt beim Bauern zu wenig an, das gefährdet die Existenzgrundlage vieler Betriebe.“ Und er schlägt Alarm: „Unsere einzigartige, kleinstrukturierte, bäuerliche Landwirtschaft in der Steiermark und in Österreich ist in höchster Gefahr. Den unfairen Preisen für unsere Bauern muss ein Riegel vorgeschoben werden.“ 58 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Krasses Missverhältnis bei den Preisen Das Missverhältnis zwischen Erzeuger- und Konsumentenpreisen ist krasser denn je, erklärt der Präsident: „In den vergangenen Wochen sind die Erzeugerpreise für Schweinefleisch in den Keller gerasselt. Von einem Kilo Schnitzelfleisch kommen beim Bauern nur magere 15 Prozent an, wovon er die gesamten Kosten von den Maschinen über die Stallgebäude und das Futter bis hin zur Sozialversicherung bezahlen muss.“ Äußerst prekär ist die Lage für die heimischen Obstbauern. Der Präsident: „Die Obstbau-

Ziel ist es, Kostendeckung erreichen „Würde der Bauer nur um 20 Cent pro Kilo Schweinefleisch mehr als derzeit bekommen, könnte er kostendeckend wirtschaften“, führt Vizepräsidentin Maria Pein aus. Kurt Tauschmann, Obmann der Schweineerzeuger und -vermarktungsgemeinschaft Styriabrid, appelliert an die Lebensmittelindustrie wie beispielsweise Wursthersteller, nur AMA-Gütesiegel-Qualitätsfleisch zu verarbeiten. Ähnlich ist die Lage bei den Obstbauern. Die Vizepräsidentin: „Würden beim Bauern um nur 15 Cent pro Kilo mehr ankommen, könnten die Obstbauern ihre Höfe erhalten.“ „Auch der langfristige Vergleich zeigt, dass am Ende der Wertschöpfungskette der gesamte Preisdruck bei den Bauern landet. Das ist ruinös. Ich verlange Fairplay für die Bauern“, unterstreicht der LK-Präsident. Die Schweine- und Obstbauern sind ein wichtiger Motor für die regionale Wirtschaft. Gemeinsam sichern sie 15.000 Arbeitsplätze und sor-

gen für eine Wertschöpfung in der Ost-, Südost- und Weststeiermark von rund 1,25 Milliarden Euro.

Fünf-Punkte-Plan „Fairness für unsere Bauern“ Um die bäuerliche Landwirtschaft in der Steiermark zu retten, verlangen LK-Präsident Franz Titschenbacher und LR Johann Seitinger ein nachhaltiges „Fairness-Paket für unsere Bauern“: 1. Dialoggespräch mit den Spitzen der in Österreich tätigen Handelsketten auf steirischen Bauernhöfen 2. Gegen unfairen Wettbewerb: Last-Minute-Stornierungen von Lebensmittellieferungen, verspätete Zahlungen, einseitige Vertragsabänderungen, Listungsgebühren müssen der Vergangenheit angehören. 3. Vom Lebensmittelhandel bestellte höhere Qualität muss auch bezahlt werden. Die Preiskalkulation muss mit einem fairen Preis für die Erzeugnisse der Bauern beginnen. 4. Appell an die Bevölkerung: Heimische Lebensmittel bevorzugen. Die steirischen Bäuerinnen und Bauern appellieren an die Bevölkerung, zu heimischen Lebensmitteln zu greifen. 5. Kennzeichnung von verarbeiteten Lebensmitteln und den Speisen in Kantinen und der Gastronomie.


Kurz & News

Neue SaubermacherBotschafterin auf der Piste Saubermacher unterstützt die österreichische ÖSV-Skirennläuferin Michaela Heider auf ihrem Weg zur Spitze. Als neue Saubermacher-Umweltbotschafterin geht Heider für eine lebenswerte Umwelt ins Rennen. Ressourcenschonend, umweltfreundlich und innovativ, das sind die Visionen von Saubermacher, die nun die ambitionierte Ski-Newcomerin nach außen trägt. Im Landhauskeller erzählte die 22-jährige Heider über ihre Ziele und Motivation im Skisport. Mit dabei die dreifache Weltmeisterin Renate Götschl, der Vizepräsident des steirischen Skiverbandes Gottfried Wolfsberger, Bgm. Friedrich Fledl aus Gaal, der Skiclub-Gemeinde von Michaela Heider sowie Heiders Eltern und Saubermacher-Gründer KR Hans Roth.

Erfolgreiche Halbjahresbilanz für Steiermärkische

Moments Award für Heiltherme Bad Waltersdorf In der Kategorie „Mitarbeiterzufriedenheit“ holte sich die Heiltherme Bad Waltersdorf den Moments Award 2018. Das „Moments“ Magazin animierte seine Leser und Leserinnen dazu, Betriebe zu nominieren, die eine Auszeichnung verdient haben. Als Kategorien standen zur Auswahl: Regionale Wertschöpfung, Mitarbeiterzufriedenheit, Kundenorientierung, Trendsetter des Jahres, Innovation, Wachstum, Tradition, Kreativität und Newcomer des Jahres. Mittels Mail und auch auf dem Postweg konnte dann für den Wunschbetrieb abgestimmt werden. Der Stimmenanteil am Voting konnte im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht werden. „Ich bin sehr stolz und freue mich über diese tolle Auszeichnung“ so Thermen-GF Gernot Deutsch.

Die Steiermärkische Sparkasse hat im 1. Halbjahr 2018 ein sehr gutes Ergebnis erwirtschaftet, das deutlich über dem Wert des 1. Halbjahres 2017 liegt. Der Nettogewinn betrug im 1. Halbjahr 2018 4,4 Mio. Euro. Dieser liegt um 19,7 % über dem Wert des 1. Halbjahres 2017. Die Bilanzsumme im Konzern ist um rund 3,4 % bzw. 501,6 Mio. Euro auf 15,5 Mrd. Euro gestiegen. Die Kundenkredite sind um 300 Mio. Euro angewachsen. „Ich erwarte mir aufgrund der sehr erfreulichen Geschäftsentwicklung im 1. Halbjahr 2018 ein deutlich über dem Plan liegendes Jahresergebnis. Damit sind wir für künftiges Wachstum, regulatorische Veränderungen und Investitionen gut gerüstet“, betont Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch.

Fotos: Saubermacher, Heiltherme Bad Waltersdorf, Fischer, NYR Design & Potography, WKO Steiermark,

Sechs Medaillen für die Steiermark bei der Berufs-EM

Auszeichnung zur „Unternehmerin des Jahres“ Die weiß-grünen Unternehmerinnen sind auf der Überholspur: Exakt 28.266 steirische Betriebe sind in weiblicher Hand. Die WKO Steiermark hat diese geballte Frauenpower des Landes auf die Bühne gebracht und in vier Kategorien die „Unternehmerin des Jahres“ gekürt. Prämiert wurden Eva Sigl und Andrea Heinzle („Innovation – neue Geschäftsfelder“), Laura, Katharina und Klara Habel („Startup – Neugründung“), Anita Frauwallner („Besondere unternehmerische Leistung“) sowie Heidi Wallner („Regionalität – Nachhaltigkeit“). „Diese Frauen stehen stellvertretend für die vielen engagierten Unternehmerinnen im Land“, zollte FiW-Landesvorsitzende Adelheid Moretti den herausragenden Leistungen Respekt.

Riesenerfolg für unser Team bei der Berufs-EM in Budapest: Sechs der insgesamt 21 österreichischen Medaillen wandern ins Steirerland, eine davon in Gold. Und zwar für den Birkfelder Maler Patrick Reitbauer (Malermeister Friesenbichler KG). Damit konnten die Maler ihren eindrucksvollen Goldlauf bei internationalen Wettbewerben fortsetzen. „Ein Wahnsinnsergebnis, zu dem ich unseren Nachwuchsfachkräften gratuliere. Wir sind und bleiben damit eine Fachkraft-Supermacht“, ist WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk begeistert. Gemeinsam mit Bgm. Siegfried Nagl und den „EuroSkills 2020“-Botschaftern durfte Herk auch die EuroSkills-Fahne für Österreich als nächstes EM-Austragungsland übernehmen.

Dienstleister klagen Land wegen Diskriminierung

Obwohl die Lebens- und Sozialberater im Zuge ihrer Gewerbeberechtigung umfangreiche Ausbildungen nachweisen müssen, schließt das Land Steiermark sie für viele Tätigkeiten aus. „Wir reichen daher eine Musterklage gegen das Land Steiermark ein“, so Fachgruppenobmann Andreas Herz. Durch die Klage soll insbesondere eine gerichtlich gegen das Land verfügte Unterlassung des Ausschlusses der Lebens- und Sozialberater von der Durchführung von Supervisionen in Einrichtungen der Behindertenhilfe erwirkt werden. Hier könnten die Lebens- und Sozialberater das Land Steiermark unmittelbar auf Schadenersatz in Anspruch nehmen. „Wir werden in dieser Causa gegebenenfalls durch alle Instanzen ziehen“, kündigt Herz an. FAZIT NOVEMBER 2018 /// 59


Kurz & News

Fachhochschulen als Antrieb für die steirische Wirtschaft

Estyria ist neuer Kürbiskernöl-Champion

Das beste steirische Kürbiskernöl ist gekürt. Aus den „Top 20“ der Kürbiskernöle erkostete am 16. Oktober eine 80-köpfige Experten-Jury in der Landesberufsschule für Tourismus Bad Gleichenberg den Champion 2018/19 sowie die beiden Vize-Champions. Der Champion ging an Wolfgang Wachmann von Estyria Naturprodukte in Wollsdorf/St. Ruprecht an der Raab, Vize-Champions wurden Lea und Martin Pechtigam aus Zehensdorf (2. Platz) sowie Elisabeth und Josef Hartinger aus Söchau (3. Platz). Vizepräsidentin Maria Pein gratuliert: „Alle 20 Top-Produzenten sowie der Champion mit den beiden Vize-Champions sind Botschafter für das Grüne Gold der Steiermark und es über die Grenzen Österreichs bekanntmachen.“

Blitzschnell informiert im Katastrophenfall

In der Steiermark hat die Zahl der Naturkatastrophen in den letzten Jahren massiv zugenommen. Neben dem Bau von Schutzmaßnahmen und aktivem Klimaschutz ist der Bewusstseinsbildung der Bevölkerung Aufmerksamkeit zu schenken. Zur Vermittlung dieses Know-how stellte LR Hans Seitinger gemeinsam mit Experten der zuständigen Abteilung die Steirische Hochwasserwebsite, hochwasser.steiermark.at, vor, die allen Bürgern jede Information zu diesem Thema in Sekundenschnelle liefert. „Im Fall einer Katastrophe ist Zeit der wichtigste Faktor. Die Hochwasser-Website des Landes Steiermark ist ein umfassendes Instrument um alle wichtigen Informationen sofort abrufen zu können“, zeigt sich Seitinger erfreut.

Automatische Aufladung für E-Fahrzeuge Schon seit längerem bekennen sich internationale Automobilhersteller zur automatisierten Ladetechnologie, nun wird „Matrix Charging“ erstmals für eine gesamte E-Flotte im Realverkehr implementiert. Durch eine Kooperation zwischen dem internationalen Energieversorger Energie Steiermark (Bilanzsumme 2,63 Mrd. Euro) und Easelink werden ab Herbst 2018 die ersten E-Fahrzeuge in Österreich vollautomatisiert geladen. „Die Bündelung unseres Know-hows im Netzbereich und der Infrastruktur in Kombination mit der fortschrittlichen Technologie ‚Matrix Charging‘ macht das Vorhaben international zu einem der innovativsten in der Elektromobilität.“, betont Energie Steiermark Vorstandssprecher Christian Purrer.

Ausgezeichnetes Halbjahresergebnis für RLB Steiermark

60 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Der RLB Steiermark ist es im ersten Halbjahr 2018 sehr gut gelungen, die positive Konjunktur für gesundes Wachstum zu nutzen. In Folge klettert die Bilanzsumme des steirischen Raiffeisen-Spitzeninstituts um 4,9 % auf 15,4 Mrd. Euro. RLB-Generaldirektor Martin Schaller: „Wir wollen mit unseren Kunden in der sehr guten konjunkturellen Phase weiter wachsen, nicht nur im Finanzierungsvolumen, sondern auch durch neue Services.“ Ein Beispiel ist die im ersten Halbjahr etablierte Marke „Taten Bank“, die für innovative Start-ups mit hohem Potenzial neben einem umfassenden Produkt- und Beratungsbündel auch Risikokapital anbietet. Damit nimmt die RLB bislang eine Alleinstellung im Bundesland ein.

Fotos: Marija Kanizaj, Melbinger, LK / Kristoferitsch, Lebensressort, Energie Steiermark

Am 1. Oktober starteten an den steirischen Fachhochschulen die neuen Studiengänge „Business Software Development“ und „Mobile Software Development“ in Zusammenarbeit mit der TU Graz. Aufgrund des ausgelaufenen Fachhochschulentwicklungs- und Finanzierungsplans braucht der FH-Sektor für den notwendigen Ausbau aber eine Valorisierung der Fördersätze und die Freigabe neuer Studienplätze. WKO-Präs. Josef Herk: „Als WKO verzeichnen wir mittlerweile mehr als 60.000 Bildungskundinnen und -kunden pro Jahr. Umso unverständlicher ist die Vorgehensweise des Bundes, denn die FHs brauchen natürlich wie jedes Unternehmen Rechtssicherheit für ihre Planungen. Wir treten hier für eine rasche Lösung ein."


Foto: Ralph König

Kurz im Gespräch mit

Foto: Hermann Burgstaller

Klaus Scheitegel, Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen Versicherung

Die 46 Absolventen des Studienzentrum Weiz und Ingenium Education feierten mit Professoren und Gästen ihre Sponsion im Stift Rein.

Sponsion und Jubiläumsfeier im Stift Rein Die Zusammenarbeit von Studienzentrum Weiz und Ingenium Education blickt auf eine lange Geschichte zurück und gibt Anlass für mehrere Jubiläen. Mit dem Studienjahr 2018/19 eröffnet die Hochschule Mittweida das 20. Studienjahr in der Steiermark und 1999 begann die sächsischsteirische Kooperation in Weiz. Seither haben über 5.500 Berufstätige die Studienangebote der sächsischen Hochschulen im präsenzunterstützen Fernstudium abgeschlossen.

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iese Erfolgsgeschichte gab am 4. Oktober erneut Anlass zum Feiern: Die steirische Wirtschaft freut sich über weitere 46 topausgebildete Fachkräfte. Die Rollenübergabe erfolgte im Stift Rein, das den beiden Bildungsträgern immer wieder als exklusiver Master-Unterrichtsort diente. HR Günther Friedrich, der Gründer von Studienzentrum Weiz und Ingenium Education erklärte: „Heute können wir auf über 5.500 erfolgreiche Absolventen und Absolventinnen zurückblicken, mehr als 60 Prozent davon befinden sich in leitenden Positionen.“ Die Gratulanten sprachen großes Lob für die Leistungen aus. Prof. Falk Nerger von der HTWK Leipzig betonte in seiner Ansprache: „Sie tragen als Absolventen der HTWK Leipzig ein Quali-

tätssiegel. Seien Sie stolz darauf. Ihre Vorqualifikationen aus der HTL bildeten das Fundament, nun haben Sie den Turm erbaut.“ Der anhaltende Erfolg verdankt sich der Kooperation mit den Hochschulen Mittweida und HTWK Leipzig. Die stufenlose Verknüpfung von berufsbegleitenden Diplomingenieurstudien nach der HTL in zwei Jahren mit darauf aufbauenden Masterstudien ermöglicht neben der Berufstätigkeit den geradlinigen Weiterbildungsweg und vereint technisches mit wirtschaftlichem Know-how. Attraktiv ist auch, dass der Unterricht geblockt am Wochenende erfolgt und um Fernstudienelemente ergänzt wird.

Die GRAWE feiert heuer ihr 190-Jahr-Jubiläum, was macht das spezifisch Steirische an dem Unternehmen aus? Die Grawe wurde 1828 von Erzherzog Johann als Feuer-Versicherungsanstalt für die Steiermark, Kärnten und Krain gegründet. Auch heute versteht sich die Grawe, die ihren Sitz nach wie vor in der Herrengasse in Graz hat, als Traditionsunternehmen. Werte wie Nachhaltigkeit, Verlässlichkeit und Kundennähe prägen sie seit jeher gleichermaßen wie die Verbundenheit zu ihren steirischen Wurzeln.

Seit kurzem ergänzt die Direktbank DADAT Ihr Angebot, was macht den Einstieg in diesen Sektor interessant? Die DADAT Bank, eine der innovativsten Direktbanken in Österreich, ist Teil der Grawe Bankengruppe. Sie zeichnet sich vor allem durch ihre besondere Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit aus. Ihr Erfolgsrezept basiert auf der einfachen Bedienbarkeit ihrer Applikationen sowie der geräteunabhängigen Verfügbarkeit ihrer Services.

Die Zukunft liegt in E-Mobility und autonomen Fahren, was wird sich hinsichtlich der Kfz-Versicherung ändern? Trotz des permanenten Wandels am KfzMarkt bleiben die zahlreichen, teils erheblichen Gefahren beim Betrieb eines Kfz bestehen. Die Schadensbilder werden sich jedoch teilweise verändern. Beispielsweise werden Unfälle wie Parkschäden oder Kollisionen verschwinden. Demgegenüber steigt derzeit aufgrund der aufwendigen verbauten Elektronik die Schadenshöhe. Die Kfz-Versicherer werden ihre Produkte laufend an den technischen Fortschritt anpassen. FAZIT NOVEMBER 2018 /// 61


Ing. Lukas Schinko, Vorstandsvorsitzender von Neuroth In welchen Situationen bemerkt man, dass sich das Hörvermögen vermindert hat? Im Alltag gibt es verschiedenste Situationen: Zum Beispiel, wenn man den Fernseher immer lauter aufdreht. Oder wenn man in einem Café Gesprächen nur mehr schwer folgen kann und öfter nachfragen muss. Das können erste Hinweise sein. Wo kann man sein Gehör kompetent überprüfen lassen? Ein regelmäßiger Hörtest ist zur Vorsorge sehr wichtig. Diesen kann man sowohl bei einem HNO-Facharzt als auch bei einem Hörakustiker wie Neuroth machen lassen. Was können moderne Hörgeräte leisten? Moderne Hörgeräte sind nicht nur sehr klein und diskret, sondern zu praktischen Kommunikationsmitteln geworden. Dank Bluetooth kann man sie einfach mit dem Smartphone oder TV-Gerät verbinden, was ideal zum Telefonieren oder Musikhören ist.

Wie funktioniert die Abstimmung auf individuelle Bedürfnisse? Die individuelle Anpassung bezieht sich auf mehrere Aspekte wie die Anatomie der Ohren, den Grad der Hörminderung oder die persönlichen Vorlieben bzw. Hobbys. Nach und nach werden die Hörgeräte sehr fein eingestellt. Wieder gut hören zu können, muss man lernen – das ist ein Prozess, den man gemeinsam mit einem Hörakustiker angeht.

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Wirtschaft

Zurück auf die richtige Tonspur Eine Hörminderung kommt oft schleichend. Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig helfen zu lassen. Das weiß auch Formel-1-Legende Mika Häkkinen, der selbst Hörgeräte trägt und auf steirisches Know-how setzt.

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eise, unvollständig, verschwommen – so fühlt es sich an, wenn man schlecht hört. Gewisse Laute verabschieden sich schleichend. Ton für Ton. Buchstabe für Buchstabe. Aus Gesprächen und Umgebungslauten entsteht ein Geräusche-Chaos. Das Klangbild wird unvollständig – wie bei einem Puzzle, bei dem Teile fehlen. Und dann versteht man nur noch einen Bruchteil. Auch auf das körperliche und seelische Wohlbefinden wirkt sich eine Hörminderung aus: Wer schlecht hört, isoliert sich häufig und rutscht in eine Depression. Außerdem zählt Schwerhörigkeit zu den Risikofaktoren für Demenz. Menschen mit Hörminderung zögern leider nicht selten, bis sie den Schritt zu einer kompetenten Beratung wagen. Und dann nehmen oft Angehörige eine sehr wichtige Rolle ein, um wertvolle Überzeugungsarbeit zu leisten.

Wie wichtig ein gutes Gehör ist Wie es sich anfühlt, wenn man eine Hörminderung hat, weiß auch Formel-1-Legende Mika Häkkinen, der selbst Hörgeräte trägt und der langjährigen Kompetenz des stei-

Formel-1-Champion Mika Häkkinen hört dank seiner Hörgeräte wieder alle Töne.

rischen Hörakustikunternehmens Neuroth vertraut. „Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, gut zu hören, und weiß das Leben jetzt noch mehr zu schätzen“, sagt der 50-jährige Finne, dessen Hörminderung auf einen Rennunfall zurückgeht. „Dank meiner Hörgeräte von Neuroth höre ich wieder alle Töne. Darüber bin ich sehr froh, da ich mich mit anderen wieder optimal verständigen kann. Gut zu hören bedeutet für mich, aktiver Teil des Lebens zu sein“, freut sich Häkkinen. Sein Rat: „Vorsorge ist sehr wichtig – das Hören gehört auch dazu!“ Und der erste Schritt zurück auf die richtige Tonspur und zu besserem Hören ist kompetente Beratung.

Neues Service: Telefonische Erstberatung Als erster Hörakustiker Österreichs bietet Neuroth nun für Betroffene und Angehörige auch eine telefonische Erstberatung an. Unter der Nummer 00800 8001 8001 kann man sich bequem von zu Hause aus von kompetenten Neuroth-Mitarbeitern rund um die Themen Hören und Hörgeräte beraten lassen – kostenlos, unverbindlich und

anonym. Mehr Infos und zusätzliche Service-Angebote gibt es auch auf der neuen Website: neuroth.com

Hören Sie noch alle Töne?

Nutzen Sie jetzt die neue telefonische Erstberatung von Neuroth: 00800 8001 8001 (kostenlos aus ganz Österreich)

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Fragen an den Hörexperten

Moderne Hörgeräte sind so gut wie unsichtbar.


Mag. (FH) Burkhard Neuper, Mag. Roman Rauch, Oliver Zeisberger MA, Dominic Neumann MBA, Dr. Werner Lämmerer.

UBIT holt Trends aus aller Welt in die Steiermark Beim Trendit Digital World Summit blickten heimische Unternehmen in der steirischen Wirtschaftskammer in Graz über den Tellerrand der digitalen Welt.

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er erste Trendit Digital World Summit ging am 17. Oktober mit großen Erfolg im Europasaal der WKO über die Bühne. In Zusammenarbeit mit dem ICS Internationalisierungscenter Steiermark und der Außenwirtschaft Österreich präsentierte die Fachgruppe UBIT Steiermark ( U n te r n e h m e n s b e ra t u n g , Buchhaltung und Informationstechnologie) einen Blick über den eigenen Tellerrand. Digitale Beispiele und Trends aus London, Tel Aviv, Tokio, Shanghai, Peking, Los Angeles, Taipei, Paris, Kopenhagen, Stockholm und München vermittelten einen Einblick, was derzeit schon alles möglich ist und umgesetzt wird. In drei Themenblöcken wurden diese Beiträge von Experten der UBIT, Joanneum Research, Know Center, Campus02 und der AWO in kurzen Diskussionsrunden kommentiert und der steirische Bezug daraus abgeleitet. Als Highlight vor Ort lud die

UBIT Steiermark zu einer Limited Keynote von Dr. Henning Beck „Was menschliches Denken besser macht als Algorithmen“. Jene hundert Gäste, die eines der limitierten Tickets durch schnelle OnlineAnmeldung ergattern konnten, waren vor Ort mit dabei und um 11 Uhr 30 ging dann der erste UBIT Trendit Digital World Summit live! Oliver Zeisberger moderierte diesen Online-Event und führte die Diskussionsrunden. Fachgruppenobmann Dominic Neumann erklärte zum Anliegen des neuen Formats: „Oft scheitert es daran, sich die Möglichkeiten nicht vorstellen zu können. Daran wollten wir heute etwas ändern. Es braucht Klarheit darüber, was ich kann und was nicht. Und dann Fantasie dazu, wie ich meine Talente im neuen Umfeld einsetzen kann. Wir wollen weit über den Tellerrand schauen und über Entwicklungen Bescheid wissen.“ Weitere Infos auf www.ubit-stmk.at

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Wirtschaft

Compliance-Schulung leicht gemacht mit bit media Compliance bildet heute das zentrale Thema für die Schulung und Bewusstseinsbildung von Mitarbeitern. Die Einhaltung von Compliance erfordert, dass die Unternehmen dafür Sorge tragen, dass ihre Tätigkeiten im Einklang mit den geltenden Regeln und gesetzlichen Vorgaben stehen.

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ntscheidender Faktor einer umfassenden Compliance-Strategie ist dabei die Einbeziehung der Mitarbeiter. Denn der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens hängt entscheidend von deren gesetztes- und regelkonformen Verhalten ab. Die Vorgaben werden sowohl von staatlichen Behörden aufgestellt, können aber auch eigene Verhaltensregeln sein, welche die Unternehmenswerte widerspiegeln. Schulungen mittels E-Learning Am einfachsten lassen sich Regeln, Bestimmungen und Gesetzte mit Trainings und Kommunikation vermitteln. Die Planung, Steuerung und Überwachung der Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen kann systemtechnisch durch ein e-Learning-ManagementSystem unterstützt werden, wie es von bit media für die verschiedensten Bereiche angeboten wird. Die innovativen

Trainings- und Kommunikationslösungen von bit media decken alle zentralen Compliance-Themen ab: Sie reichen von Geldwäsche, Korruptionsprävention und Code of Conduct über Kartellrecht, Embargos oder Exportkontrolle bis hin zu Betrugsbekämpfung und Finanzsanktionen. Die Vorteile von e-Learning liegen auf der Hand: Online-Kurse können effizient, mit geringen Kosten und schnell an die jeweilige Zielgruppe übermittelt werden. Nach dem Erkennen von Schulungsbedarf und dem Reagieren mit Trainings- und Kommunikationsmaßnahmen stellt die Überwachung des Schulungserfolges die dritte wichtige Komponente dar. Das Compliance-Lernmanagement von bit media gewährleistet das effiziente Ausrollen und Überwachen der Schulungen. Informationen unter: compliance-training.info FAZIT NOVEMBER 2018 /// 63


Wirtschaft

Grazer Wirtschaftsgespräche zum Kosovo

Foto: Archiv

Diskussion zum Kosovo und Europa: (von li.) Lukas Mandl, Günter Riegler, Fjolla Holzleithner, Katharina Schendl, Thomas Waitz und Sami Ukelli.

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uf Einladung der Kosovo-Freundschaftsgesellschaft diskutierten in Graz die Unternehmerin Fjolla Holzleithner, Finanzstadtrat Günter Riegler und Europa-Abgeordneter Thomas Waitz zur aktuellen Situation im Kosovo. Die Moderation übernahm der versierte Journalist Johannes Tandl (FAZIT Magazin). Die Vizepräsidentin der Gesellschaft Katharina Schendl, Gründerin und Direktorin einer Galerie in Prishtina, steht in engem Kontakt mit vielen Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Kosovo. Auf ihre Initiative gehen auch die überparteili-

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chen Wirtschaftsgespräche in Graz zurück. Nach dem Keynote-Input von Botschafter Sami Ukelli entstand eine lebhafte Diskussion, bei der die traditionellen Verbindungen der steirischen Landeshauptstadt zu Südosteuropa im Vordergrund standen. Auch die politische Komponente kam nicht zu kurz: „Wenn es um die Zusammenarbeit mit Südosteuropa in der gemeinsamen europäischen Familie geht, halten wir im Europaparlament parteienübergreifend zusammen“, erklärte etwa Europa-Abgeordneter Thomas Waitz. Stadtrat

Riegler räumte in weiterer Folge mit einem verbreiteten Vorurteil auf: „Von der Öffnung der Länder Südosteuropas haben primär wir profitiert“, so der Finanzexperte. Für den Präsidenten der Freundschaftsgesellschaft, Europa-Abgeordneten Lukas Mandl, sind gerade Wirtschaft und Gesundheit Bereiche, in denen Zusammenarbeit besonders wichtig ist. Oft können etwa wichtige Operationen nicht im Land durchgeführt werden. „Hier sind es vor allem wir aus den EU-Staaten, die unserem Nachbarn helfen müssen. Nicht nur weil eine

historische Freundschaft zum Kosovo besteht, sondern weil die Entwicklung ganz Europas untrennbar mit der politischen und sozialen Stabilität in Südosteuropa verbunden ist“, betonte Mandl. Für die Kosovo-Freundschaftsgesellschaft war die Veranstaltung, nicht zuletzt aufgrund des starken Besucherandrangs, jedenfalls ein schöner Erfolg. Weitere Landeshauptstädte werden folgen. Informationen: kosovo-friends.at


Wirtschaft

Freiheitliche Wirtschaft lobt Reformpolitik der Regierung Die Arbeit der österreichischen Bundesregierung und die Umsetzung vieler ihrer Vorhaben im Sinne einer Förderung der Wirtschaft und des Abbaus von überbordender Bürokratie sowie hinderlichen Regulierungen ist sehr positiv zu bewerten, erklärt Dr. Erich Schoklitsch, Landesobmann der Freiheitlichen Wirtschaft Steiermark. Dennoch sei es nach den ersten Schritten noch ein weiter Weg, die Fehlentwicklungen der vergangenen Jahrzehnte zu bereinigen. Im Interview mit FAZIT sprach Schoklitsch über aktuelle Herausforderungen sowie notwendige Maßnahmen, um Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu sichern.

Weitere Reformthemen sind ja die Zusammenlegung der Sozialversicherung und eine Steuerreform, die diesen Namen verdient … Die Fusion der Sozialversicherungen ist auf Schiene und die Reduktion von 21 auf fünf Träger wird nicht nur finanzielle Einsparungen, sondern auch Vereinfachungen in den Abläufen mit sich bringen. Wichtig ist jedoch, dass die Übergangsfristen entsprechend kurz sind, um den Erfolg dieser Reform zu garantieren. Eine große Steuerreform soll ab 2020 umgesetzt werden, mit dem Ziel, die Lohnnebenkosten auf unter 40 Prozent zu senken. Das bedeutet eine Senkung der Unternehmenssteuern und eine Entlastung der Einkommen, die mit dem Ende der kalten Progression Hand in Hand gehen soll, die von der letzten Regierung nicht umgesetzt wurde.

ein Vorantreiben der Verwaltungsreform anzustreben. Auch das wirtschaftsfeindliche und wenig logische System der Mehrfachbestrafungen von Unternehmen für das gleiche Vergehen ist letztlich kontraproduktiv und eine reine Abzocke. Dasselbe gilt für absurde EU-Verordnungen, denen in Brüssel mit stärkerem Lobbying begegnet werden sollte.

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Wie sehen Sie aus Perspektive der Wirtschaft die Arbeit der Bundesregierung? Die Bilanz für die ersten neun Monate der neuen Regierung ist aus meiner Warte höchst positiv zu beurteilen. Was schon wohltuend nach Jahren des Verschleppens auffällt, ist der umsetzungsfreudige neue Stil, die Reformen des Wirtschafts- und Sozialsystems ernsthaft anzupacken und in kurzer Zeit auch umzusetzen. Das zeigt das Gesetz zur Arbeitszeitflexiblisierung, das den Erfordernissen der modernen Arbeitswelt Rechnung trägt. Die Aufregung der Gewerkschaften hat sich ja relativ schnell gelegt, als man eingesehen hat, dass es für Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine Win-win-Situation bedeutet.

FW-Landesobmann Dr. Erich Schoklitsch: „Die Freiheitliche Wirtschaft ist mit dem Kurs der Regierung sehr zufrieden, aber es bedarf noch vieler Reformen, um die Probleme des Landes zu lösen.“

Eines Ihrer Anliegen ist insbesondere der Bürokratieabbau, wo drückt der Schuh? Hier gibt es eine ganze Reihe von Baustellen, an erster Stelle die verschiedenen Gesetzgebungen der Bundesländer, zum Beispiel beim Baurecht, dessen Vereinheitlichung längst überfällig ist. Das betrifft auch die komplexen Bauverfahren, die Genehmigungen von vielen Stellen erfordern und sehr zeitaufwändig sind, was den Auftraggebern hohe Kosten verursacht. Das sollte in ein einheitliches Verfahren mit vereinfachten Prozeduren überführt werden. Als großer Rahmen ist

Weiters kritisieren Sie Fachkräftemangel und unfaire Konkurrenz aus dem EU-Ausland, was ist zu tun? Viele Unternehmen können ihre Auftragsbücher deswegen nicht abarbeiten. Die Lehre muss attraktiver werden, aber auch die grundlegende Schulbildung verbessert werden, um mehr Jugendlichen die Karrierechancen in diesem Bereich zu eröffnen, etwa auch für Maturanten, oder durch qualifizierten Zuzug von jungen Arbeitnehmern aus dem benachbarten Ausland. Die verheerenden Folgen von Lohn- und Sozialdumping sind nicht nur im Grenzraum, sondern über das gesamte Land verteilt spürbar. Da sich der Großteil ausländischer Unternehmer nicht an die österreichischen Gesetze hält, ist die Existenz von heimischen Wirtschaftstreibenden gefährdet. Hier bedarf es mehr und schärferer Kontrollen durch die Finanzpolizei.

FAZIT NOVEMBER 2018 /// 65


Foto: KLIPP/Ruschitz

Foto: Philipp Lihotzky

Die Organisatoren von Chill Hill 2018 Gonzo Renger sowie Peter und Kerstin Matauschek ließen „die Zeit spazieren“.

(v.l.): Ludo Collin, Rector der St. Bavo Kathedrale, Gent; Jozef Dauwe, Kulturbeauftragter der Provinz Ostflandern; Luis Rivera (Künstler); Kulturlandesrat Christopher Drexler und Künstler Oskar Stocker.

Chill Hill 2018: Coole Auszeit Kulturlandesrat vom Alltagsstress Drexler würdigt die Die Veranstaltungsreihe Chill Hill bot heuer erstmals an jedem Dienstag im August im traumhaften Ambiente des St Veiter Schlössels in Andritz den Gästen gemäß ihrem chilligen Motto pure Entspannung, kulinarischen Genuss, Plaudern und gehobene Tanzmusik.

D

ie Idee einer gehobenen After-Business-Veranstaltung mitten in Graz, aber doch ein wenig abseits vom Alltagsstress, wurde gut angenommen. „Dort wo die Zeit nicht läuft, sondern spazieren geht“, wurde im Aiola im Schloss von den Gastgebern Peter und Kerstin Matauschek sowie Gonzo Renger eine Dachmarke etabliert, die fünf völlig unterschiedliche Abende hervorbrachte. Musik, Tanzen und Chillen Beim ersten Termin zerlegten Sir Oliver Mally, Alex Meikeiner und Peter Müller alias The Blues Messengers förmlich die „Bude“. Man trotzte dem Regen indoor bei mitreißendem Jazz und Bluesklängen. The beautiful girls, die Mannen rund um Ex-Drummer von Xavier Rudd Bobby Alu, tauchten das Aiola im Schloss eine Woche danach wieder trotz Regen in herrlichen Reggae-Sound. Beim dritten Termin passte endlich das Wetter und die Old School 66 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Basterds spielten auf, dass es niemand mehr in den Sitzen hielt. Der vierte Termin war vom Wetter her wieder angenehm sommerlich und der Street View Dixie Club versetzte das durchwegs ältere Publikum den ganzen Abend in Schwingung. Beim letzten Termin brachten La Cumbestia die gesamte Besucherschar durchgehend zum Tanzen und diese war so bunt durchgemischt, wie sich das ein Veranstalter nur wünschen kann. Nach dem Erfolg mit einer hochmotivierten Gästeschar können die Veranstalter von wooky music Kerstin & Peter Matauschek und MMMMR Gonzo Renger gemeinsam mit Judith und Gerald Schwarz vom Aiola verkünden, dass sie 2019 sehr gerne weitermachen werden. FB: chillhillfestival chillhill.at

»Stillen Helden« des Genter Altars

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ulturlandesrat Christopher Drexler eröffnete Mitte Oktober die Ausstellung „Stille Helden retten Genter Altar“ in der Kathedrale von Gent in Belgien. Sie zeigt die dramatische Rettung des Altars „Lam Gods“ („Lamm Gottes“) vor der Zerstörung durch das Nazi-Regime. Eine Gruppe von mutigen steirischen Bergleuten verhinderte diesen Vernichtungsplan des Altars und anderer unersetzlicher Kunstwerke – darunter zum Beispiel auch Michelangelos berühmte Brügger Madonna – in den letzten Kriegstagen in den Salzbergwerken von Altaussee. Für Kulturlandesrat Christopher Drexler ist die Ausstellung, die vom Herausgeber des Klipp-Magazins Jürgen Lehner initiiert wurde, eine Erinnerung an die dunklen Zeiten des nationalsozialistischen Unrechtsregimes und eine Würdigung des mutigen Einsatzes steirischer Bergleute: „Die Geschichte des Genter Altars macht eine Facette großteils verborgener Verbindungen zwischen Belgien und der

Steiermark sichtbar, die es weiterhin zu pflegen gilt. Ich danke allen Mitwirkenden für ihr Engagement rund um die Aufarbeitung und Darstellung der Geschichte des Genter Altars.“ Der Genter Altar der Gebrüder Van Eyck stammt aus dem 15. Jahrhundert und besteht aus 24 Bildern der Anbetung des „Lamm Gottes“. Er ist in der Saint Bavo Kathedrale in Gent zu sehen und zählt mit knapp einer Million Besuchern pro Jahr zu den Touristenmagneten Belgiens. Der breiten Öffentlichkeit bisher kaum bekannt sind die Umstände, dass der Altar kurz vor Kriegsende im steirischen Salzkammergut vor der Vernichtung durch die Nationalsozialisten bewahrt wurde. Den Plan, den „Lam Gods“ gemeinsam mit tausenden Kunstschätzen in den Altausseer Salzbergwerken in die Luft zu sprengen, vereitelten steirische Bergleute, indem sie unter Einsatz ihres Lebens die von SS-Leuten bereitgelegten Fliegerbomben während der Nacht aus dem Berg brachten.


Kurz & News

Vorhang auf für Top-Nachwuchsmediziner Mit dem 9. HYPO Steiermark Turnusärztepreis wurden am 9.Oktober wieder die herausragenden Leistungen junger steirischer Medizinerinnen und Mediziner ausgezeichnet. Für die mit 1.000 Euro, 750 Euro und 500 Euro dotierten Auszeichnungen konnten sich alle in der Steiermark tätige Turnusärztinnen und Turnusärzte bewerben. Die Fachjury unter Vorsitz von Univ.-Prof. Hermann Toplak hat drei Preisträger aus den eingereichten Fallberichten gekürt. HYPO Vorstandsdirektor Bernhard Türk überreichte den Award an der MedUni LKH Graz im Beisein von Ärztekammer-Präs. Dr. Herwig Lindner und Dr. Peter Sigmund. Die diesjährigen Preisträger sind Dr. Corinna Mager, Dr. Lisa Pieringer sowie Dr. Sascha Freigang.

Dem Image der Arbeit auf der Spur

Drei Tage lang holen sich Vertreter der Jungen Industrie aus ganz Österreich Impulse zum Thema „Arbeit+“. Graz ist nach acht Jahren wieder Austragungsort der Bundestagung, die diesmal nach dem Prinzip der Losgröße #1 konzipiert ist. Die Teilnehmer können sich „ihre Tagung“ aus einem vielfältigen Angebot individuell zusammenstellen. „Das Thema Arbeit beschäftigt uns tagtäglich. Arbeit ist von elementarem Stellenwert für unsere Gesellschaft und prägt unseren Standort. Grund genug, dem Phänomen Arbeit und dem Image der Arbeit auf die Spur zu gehen“, so Alfred Freiberger und Christian Grabner, Vorsitzende der JI Steiermark zur Intention des Bundestagungsmottos Arbeit+.

260 neue Grazer „Stars of Styria“ Eine erfreuliche Botschaft in Zeiten des Fachkräftemangels: 1.254 Jugendliche haben in Graz in den letzten zwölf Monaten eine Lehre begonnen, das sind um 106 oder 9,2 % mehr als im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor. „Diese Entwicklung freut uns natürlich sehr und ist vor allem für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Graz von immenser Bedeutung, da Fachkräfte auch in den nächsten Jahren dringend benötigt werden. Nur wenn unsere Unternehmen genügend gut ausgebildete Mitarbeiter haben, können sie wachsen und ihre Aufträge abarbeiten, während ein Mangel an Facharbeitern zur Konjunkturbremse wird und auch die Attraktivität eines Wirtschaftsraums vermindert“, erläutert dazu Regionalstellenobfrau Sabine Wendlinger-Slanina.

Fotos: Fotoatelier Frankl, Fischer, bo-mt.at / Roland Rappitsch, Marija Kanizaj

Industrie tourt mit dem Innovationstruck

Mit Legosteinen die Stadt der Zukunft bauen, Spiele am eigenen Smartphone programmieren, Roboter zu Leben erwecken. In den vergangenen Wochen tourte der IV-Innovationstruck mit einer halben Tonne Lego an Board durch die steirischen Bezirke. Kinder zwischen sechs und zehn Jahren waren eingeladen, ihre Stadt der Zukunft zu bauen. Im Klassenverbund hat jede Gruppe eine Stunde Zeit, die Ideen zu verwirklichen. IV-Steiermark-Präsident Georg Knill und IV-Geschäftsführer Gernot Pagger wollen mit diesem Innovationstruck das innovative Potenzial der steirischen Kinder und Jugendlichen stärken, um sie für eine Ausbildung und Karriere im Hightech-Umfeld zu begeistern.

Jaguar Track Day am Red Bull Ring

Ein wahres Raubkatzentreffen mit 26 Boliden der Marke Jaguar veranstaltete kürzlich Premiums Cars am Red Bull Ring in Spielberg. Journalisten und Pressevertreter waren eingeladen, beim Jaguar Track Day von die PS-starken Flitzer ausgiebig zu testen. Einen Nachmittag lang gab es da die Gelegenheit, den kontrollierten Geschwindigkeitsrausch in Fahrzeugen F-Type, E- und I-Pace sowie XE ausgiebig zu genießen. Mit 300 bis 575 Pferdestärken gab es mehr als genug Luft nach oben und es war fast zu bedauern, dass es da dann beim Driving Center galt, möglichst präzis enge Tore zu durchfahren sowie auf der bewässerten Asphaltfläche nicht zu schleudern. Der Highspeedkurs ließ anschließend aber keine Wünsche offen.

FAZIT NOVEMBER 2018 /// 67


Kurz & News

Tagung zur Vorsorge von Brustkrebs Von 27. bis 29. September fand die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Senologie (ÖGS) im Congress Graz statt. Die Inhalte der Tagung sowie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema „Brustkrebs“ waren am Thema eines Pressegesprächs mit der Präsidentin der ÖGS, Alexandra Resch, der Organisatorin der Tagung, Florentia Peintinger und Gesundheitslandesrat Christopher Drexler. Er unterstrich, dass er als Politiker einen Beitrag zu noch mehr Bewusstsein für Brustkrebs leisten will: „Wir müssen das Thema ‚Brustkrebs‘ noch stärker in die öffentliche Diskussion bringen, um Zielgruppen zu erreichen, die die Angebote zur Früherkennung bisher noch zu wenig in Anspruch nehmen.“

Benefiz-Ausstellung „Teil des Ganzen“

Hartnäckig niedrige Zinsen seit vielen Jahren sind nicht gerade ein Ansporn zum Sparen, aber die Steirer sind trotzdem fleißige Sparer belegt eine aktuelle Studie von Erste Bank und Steiermärkische Sparkasse. Die Bewohner der Grünen Mark legen pro Monat 259 Euro zur Seite, eine beachtliche Steigerung gegenüber 2009 mit 128 Euro, erklärt Gerhard Fabisch, Vorstandschef der Steiermärkischen: „Die Studie untermalt, dass für den Großteil der Steirerinnen und Steirer Sparen nach wie vor einen hohen Stellenwert hat.“ Die Akzeptanz von Wertpapieren hat zwar leicht zugenommen, dennoch liegt in Österreich die unglaubliche Summe von 254,3 Mrd. Euro auf de facto „unverzinsten“ Konten, bedauert Fabisch.

Österreich investiert in kroatischen Tourismus

Die äußerst erfolgreiche Entwicklung im kroatischen Tourismus sowie neue Strategien der Zusammenarbeit zwischen Kroatien und Österreich bildeten den Schwerpunkt des 17. Kroatientages in der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, dem Sitz der Kroatisch-Österreichischen Handelskammer. An der Spitze der Referenten und Experten begrüßte KÖHK-Präsident Martin Schaller den kroatischen Minister für Tourismus, Gari Cappelli, sowie die steirische Tourismus-LR Barbara Eibinger-Miedl. Tourismusminister Cappelli betonte die besondere Attraktivität von Kroatien für ausländische Geldgeber. Österreich gehört mit rund 4 Milliarden Euro zu Kroatiens wichtigsten und verlässlichsten Investoren.

Am 20. September fand die Vernissage zur Ausstellung „Teil des Ganzen“ der steirischen Gegenwartskünstlerin vanThor (Marianne Thor) in den Räumlichkeiten der Brunner-Stummvoll Rechtsanwälte OG statt. Die Ausstellung „Teil des Ganzen“ zeigt einen repräsentativen Querschnitt ihrer aktuellen Arbeiten. Die sozial engagierte Künstlerin widmet den Reinerlös nach dem Verkauf eines Werkes (bestehend aus 54 Einzelteilen, welche zu einem Gesamtwerk zusammengefügt wurden) Kindern mit besonderen Bedürfnissen der Einrichtung Mosaik. Die Ausstellung „Teil des Ganzen“ ist vom 20. September bis 10. Dezember während der Öffnungszeiten im Styria Center Graz, Volksgartenstraße 1, 4. Stock, 8020 Graz, zu besichtigen.

Viel Spaß im Spar-Sommercamp

Voting zum Follow me Award 2018

Vierzig Kinder von Spar-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern wurde die Gelegenheit geboten, eine Woche lang Spiel, Spannung und viel Spaß zu erleben. Im Spar-Sommercamp lernten die Kinder die Betriebsfeuerwehr kennen, erlebten die Interspar-Bäckerei aus nächster Nähe, erkundeten das Auslieferungslager und konnten bei gesunder Jause und Mittagessen entspannen. Organisiert und betreut wird das Projekt von Karin Kitzer-Puntigam, die im Bereich Expansion tätig ist und selbst zwei Kinder hat. „Unser Camp fand dieses Jahr erstmalig statt.

Jedes Jahr sucht die Steiermark unter zwölf nominierten Nachfolge-Betrieben den „Nachfolger des Jahres“ und zeichnet diesen mit dem „Follow me Award“ aus. Die im Rahmen des Wettbewerbs präsentierten Nachfolge-Geschichten zeigen, wie Betriebsübernahmen zwischen Tradition und Innovation erfolgreich gemeistert werden können. Der Follow me Award ist ein Wettbewerb in den Kategorien „familieninterne Nachfolge“ und „familienexterne Nachfolge“. In jeder Kategorie wird der Betrieb mit den tiefsten Wurzeln und der höchsten Reichweite gesucht – jener Betrieb, der die meisten Menschen dazu motivieren kann, für ihn zu voten. Infos und Voting bis 31. Oktober unter: followme.nachfolgen.at/voting

Auszeichnung für Pflegeschule Frohnleiten

68 /// FAZIT NOVEMBER 2018

In der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege in Frohnleiten gab es am 25. September gleich zweifachen Grund zu feiern: Im Rahmen eines Festakts bekamen 33 Absolventinnen und Absolventen ihre Diplomprüfungszeugnisse überreicht. Außerdem bekam die Gesundheits- und Krankenpflegeschule Frohnleiten als erste österreichische Schule ihres Typs die Auszeichnung ‚Gesunde Schule′ verliehen. LR Christopher Drexler sprach seine Gratulation aus: „Ich möchte den Absolventinnen und Absolventen herzlich dazu gratulieren, sich für einen Pflegeberuf entschieden zu haben, denn unsere Gesellschaft braucht immer mehr so motivierte Damen und Herren, die sich mit Begeisterung dieser Herausforderung widmen."

Fotos: Foto Andrea, Fischer, Margit Kundigraber, Kanižaj/Raiffeisen, Spar

Studie zum Sparverhalten der Steirer


Jahrelang hat der Peugeot Partner unzähligen Autofahrern treue Dienste geleistet. Doch irgendwann ist es Zeit, in Rente zu gehen und Jüngeren die 4,1 – 5,8 l /100 km, CO -Emission: 108 –131 g/km. NachfolgeGesamtverbrauch: zu gestatten. Im Falle von Peugeot: dem nagelneuen Rifter. 2

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riante. Vorne dominieren die großflächige Windschutzscheibe und der hohe vertikale Kühlergrill mit dem Löwen in der Mitte den optischen Auftritt. Die Seitenlinie mit 0% LEASING* der hohen Gürtellinie der kurzen Haube, und den großen Radhäusern zeigt die typischen Elemente eines Hochdachkombis. Die Liste führt nun nahezu alle Features, die es auch in anderen Segmenten gibt, darunter die Sicherheits-Assistenten aus dem 3008, wie elektrische Parkbremse, adaptiver Geschwindigkeitsregler, Erkennung von Verkehrsschildern, Spurhalteassistent, Müdigkeitswarner, Notbremsfunktion und KollisionswarJEDER TAG EIN ABENTEUER nung, Anhänger-Stabilisierungssystem, Fernlichtassistent, Rückfahrkamera mit 180°-Umgebungsansicht und Totwinkelassistent. Erhältlich ist der Rifter in den

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Bauen & Wohnen Der Immobilienmarkt bewegt sich: Foto: Raiffeisen Immobilien

Blüte, Blase oder Boom?

Geschäftsführer der Raiffeisen-ImmobilienSparte Nikolaus Lallitsch.

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unächst lässt sich festhalten, dass der Markt lebt. Über 120.000 Immobilien-Eigentumstransaktionen mit einem Volumen von 27 Milliarden Euro wurden im abgelaufenen Jahr bundesweit abgewickelt. Auf die Steiermark entfallen davon rund

Die einen suchen Monate, ja sogar Jahre nach ihrem Wohntraum, ohne fündig zu werden. Die anderen bieten Wohnungen zum Kauf oder zur Miete an und bringen ihr Objekt nicht los. Was tut sich also auf dem Immobilienmarkt: „Blüte, Blase oder Boom?“ 18.000 Kauffälle, die rund 3 Milliarden Euro bewegt haben. Obwohl das Preisniveau in der Steiermark rund ein Drittel unter dem Bundesschnitt liegt, wird die Investition in Immobilien zunehmend als sehr teuer, immer öfter sogar als unleistbar empfunden. Tatsächlich haben sich die Preise in unserem Bundesland um vergleichsweise moderate 2,6 % gesteigert. Diese Abflachung der Preiskurve ist auf ein wieder größeres Gebrauchtimmobilien-Angebot und auf die

Fertigstellung von Kleinwohnungen in großer Zahl zurückzuführen. Aktuell sind auf dem steirischen Immobilienmarkt rund 15.000 Objekte zu haben, das entspricht einer Steigerung von 7,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Markant ist die höhere Anzahl der verfügbaren Eigentumswohnungen (rund 3.700 Wohnungen in der Steiermark, davon 2.100 in Graz) sowie das angestiegene Mietwohnungsangebot (5.300 Wohnungen in der Steiermark, davon 3.100 in Graz).

Bei weiterhin guter Nachfrage bewirkt das reichere Angebot, dass die Preise vorerst eine kleine Pause einlegen. Das ist für die Wohnungssuchenden eine durchaus erfreuliche Nachricht. Dramatisch weniger Baugrundstücke auf dem Markt könnten aber schon bald bewirken, dass die Baulandpreise „durch die Decke gehen“ und damit auch wieder für steigende Wohnungspreise sorgen werden. Der steirische Immobilienmarkt ist also in Bewegung …

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70 /// FAZIT NOVEMBER 2018


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Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Sabine Hoffmann

Der kleine Rebus 72 /// Fazit November 2018




Fazitportrait

Ursula Schinko steht im kleinen Rebus und verkauft Wolle. Dieser Satz steht nicht nur da, weil er ein wunderbarer erster Satz ist –

es gibt ganze Bücher über erste Sätze in der Literatur – oder weil er wahr ist – das ist er

natürlich auch – sondern, weil er aus Sicht der

Trendforschung im übertragenen Sinn aussagt, was sich Konsumenten in Zukunft wünschen.

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er kleine Rebus ist ein Fachgeschäft für Wolle, Bekleidung und Nähzubehör und befindet sich in der Grazer Radetzkystraße. Das klingt so einfach und profan und das ist es auch, wenn man zum Beispiel einfach Wolle oder Knöpfe einkaufen will. Einfachheit ist nach Schiller ja das Resultat der Reife. Hinter der Geschäftsidee, mit Wolle Handel zu betreiben, steht seit 15 Jahren die reifliche wie kluge Überlegung von Ursula Schinko, auch entsprechendes Zubehör in Form von sogenannten Kurzwaren anzubieten und sich mit Bekleidung ein weiteres Standbein zu schaffen. Für den Romantiker bildet der kleine Rebus das Pendant zur großen Welt. Rebus ist der sechste Fall vom lateinischen »res« und bedeutet »durch die/mit den Sachen« und hat nichts mit dem ehemaligen Rebus in der Herrengasse zu tun, nur die Ware ist zum Teil ähnlich. Wir wissen aus Fantasy- und Sciencefictionliteratur, aus Filmbelletristik, aus Fazitabschweifungen im Zuge dieser Portraitserie, aber auch aus wissenschaftlicher Forschung, dass unsere Rolle im Weltganzen sandkornhaft klein und unser Universum möglicherweise nur eines von unendlich vielen ist. Ein anschauliches Bild liefern Hollywoods »Men in Black«-Filme, wenn Tommy Lee Jones und Will Smith ganze Welten im Anhänger eines Katzenhalsbands oder in einem Bahnhofschließfach vorfinden und erkennen müssen, dass auch die unsrige nur in einer unter vielen Boxen existiert.

Bedienung, Beratung und Trost Ursula Schinko wurden die Wollknäuel nicht in die Wiege gelegt. »In der Schule habe ich Handarbeiten gehasst«, gibt sie unumwunden zu. Umso fachkundiger ist sie heute gebildet und bedient ihre Kunden entsprechend kompetent. Welche Wolle für welche Zwecke, welche Nadeln, wenn man fester strickt. Welche Möglichkeiten hier, was tut man da. Was, wenn der oder die Fragende nicht FAZIT NOVEMBER 2018 /// 75


Fazitportrait

In der Schule habe ich Handarbeiten gehasst. Ursula Schinko, Geschäftsführerin

nur Rat, sondern auch Trost sucht oder gar Journalist ist, der von nichts eine Ahnung hat, davon aber sehr viel. Nein, korrekterweise muss es heißen: der von allem etwas weiß, aber von nichts alles. Ich verweise fast ohne Koketterie auf meinen ersten und letzten Pullover, den ich vor dreißig Jahren mit 10er-Nadeln aus Holz zweimal selbst gestrickt habe, bevor er nicht fertig wurde und den dann die Motten gefressen haben. Schinko weiß warum, als ich stolz erzähle, dass ich extra naturbelassene, handgesponnene, ungewaschene Schafwolle auf dem Kunsthandwerksmarkt am Färberplatz gekauft hatte, deren Eigenfett für besonders anhaltende Wärme hätte sorgen sollen: Dies sei eine ausgesprochene Delikatesse für Motten. Interessant auch das Qualitätsbewusstsein dieser Tiere, die sich bis heute die teuersten Stücke aussuchen.

Baumarkt für Frauen? Die Welt des kleine Rebus ist durchaus ergründlich. Das ungeschulte Männerauge identifiziert im Angebot zunächst viel Wolle. Der Düringer würde sagen: »So a G´schicht: a Baumarkt für Frauen.« Er ist eben doch ein Macho. Oder er tut nur so, egal, aber gestrickt hat der nie! Außerdem sind gemäß Aussage der Chefin nur 90 Prozent der Kunden weiblich, fünf bis zehn Männer kämen regelmäßig, um sich mit Material einzudecken. Allein aufgrund des mannigfaltigen Zubehörs ist der kleine Rebus eine echte Fundgrube für Bastelfans und Volksschüler beziehungsweise deren Eltern, denn wo bekommt man heute noch eine Strickliesl? Überhaupt sind die Kurzwaren einen Exkurs wert, nicht nur, weil sie so heißen, wie sie heißen, auch weil sie zum Teil zumindest subjektiv exotisch bis anachronistisch anmuten, zugleich aber auch extrem praktisch. Jedenfalls dann, wenn man genau das braucht, zum Beispiel Druckknöpfe oder spezielle Anorakdruckknöpfe. Oder ein Stopfholz, auch Stopfpilz genannt; manche sammeln so etwas sogar. Etwas spezieller schon die BH-Verlängerungen – nicht jeder Rücken ist schließlich gleich breit – oder BH-Bügel zum Austauschen, Gründe unbekannt, Rost vielleicht? Von der Funktion nicht mehr ganz erinnerlich sind Saumvlies mit Trägerpapier sowie Schrägbandformer, sehr wohl aber der Nahttrenner, ein Must-Have, will man nicht mit der Schere mehr Schaden als Nutzen anrichten. Meine Favoriten seit jeher sind die Aufbügelflicken, sei es für die Ellenbogen oder um ein Loch zu kaschieren, besonders beliebt die kleineren Applikationen zum Aufbügeln mit Motiven wie Eule, österreichische Fahne, Autos oder »Ich war‘s nicht«-Spruch. 76 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Highlight ist aber eine persönliche Neuentdeckung: Hosentaschen (innen) zum Anbügeln – grenzgenial.

Wolle von Alpaka, Yak und Kamel Zu achtzig Prozent kommen Stammkunden in den insgesamt 130 Quadratmeter großen Laden, der sich die ersten siebeneinhalb der 15 Jahre halb so groß in der Schönaugasse befand, und können sich über die riesige Auswahl an Wolle von Firmen wie Katia, Filati oder Lang freuen. Neben der Wolle vom Merinoschaf, das als Standard gilt, erhält die Kundschaft in der Radetzkystraße auch Wolle vom Alpaka, Kamelhaarwolle, aber auch vom Yak sowie Yak-Seidenmischungen, Seide-Alpaka, Alpaka-Merino, Merino-Seide, reine Seide und Baumwolle. Auch bei Baumwolle legt Ursula Schinko Wert auf Qualität, da es vor allem im Billigsegment auch mit Giften kontaminierte auf dem Markt gibt. Allein bei der Hauptwolle hat man die Auswahl aus bis zu zweihundert Farben. Immer wieder aufkommende Modewellen beleben in unregelmäßigen Abständen das Geschäft. »Ein typisches Beispiel war die Myboshi-Haube. Plötzlich musste sie jeder haben«, so Schinko. Ganze Sets gehen dann über den Ladentisch und regen noch mehr junge Leute an, zu Strick- und Häkelnadel zu greifen. Handarbeiten und insbesondere Stricken hat in der Regel eine beruhigende Wirkung, regt die Kreativität an und schließt mit einem Erfolgserlebnis ab, spätestens, wenn die Haube (leicht) oder der Pullover (schwieriger, siehe oben) dann auch passen. Deswegen haben Stricken, Sticken oder Häkeln auch ein therapeutische Wirkung und folgedessen Eingang in therapeutische Behandlungen gefunden. Natürlich wurde das Stricken in vorigen Generationen viel regelmäßiger gepflogen und gehörte zum Alltag, wie Schinko weiß. »Wenn der Pullover endgültig untragbar war, weil die Ärmel schon Löcher hatten, wurde er aufgetrennt und die Wolle wiederverwendet, zum Beispiel für Socken. Das macht heute natürlich niemand mehr.« Klarerweise war das auch eine Geldfrage. Der durchschnittliche Preis für einen Wollknäuel liegt im kleinen Rebus bei vier Euro. Es beginnt bei 1,90 Euro und geht hinauf bis 30 und 40 Euro. Ein Wollknäuel hat zwischen 40 und 900 Laufmeter. Am Beispiel eines 120 Laufmeter langen Knäuels rechnet man für einen Damenpullover mit 10 Knäuel, das sind somit 1,2 Kilometer. Für einen Herrenpulli können es schnell zwei Kilometer werden. Wer es wünscht, kann seinen Pullover beim kleinen Rebus auch in Auftrag geben, die Chefin strickt persönlich.




Fazitportrait

Hingabe und Begeisterung gegen Online In der persönlichen Betreuung und Beratung liegt auch das Erfolgsgeheimnis dieses Ein-Personen-Unternehmens. Wie so oft im Handel hat Schinko am meisten mit der Online-Konkurrenz zu kämpfen. Nur mit Hingabe kann man Kunden halten und zum Wiederkommen verführen. Dass das wirklich so ist, belegte kürzlich eine wunderbare Kolumne von Nils Minkmar in einer Beilage zum Spiegel-Magazin. Darin schildert er, dass er immer zum gleichen Optiker geht, aber nicht wegen der Qualität und Leistung, sondern aus Mitleid – der Laden steht immer leer. Doch seine Zuneigung wird nicht erwidert. Auch wegen kleinster Servicearbeiten an seiner Brille muss er dieselbe meist über Nacht dort lassen. Er konstatiert ein Muster, das in vielen Geschäften anzutreffen sei: Der eigene, bewährte Ablauf dient als Schutz gegen das Chaos, das mit dem Kunden kommt. Diese Ignoranz in der analogen Welt treibt den Konsumenten geradezu ins Internet, hin zum Onlinehandel. Des Kollegen Gegenbeispiel sei dem Fazit-Leser nicht vorenthalten: Nach dem Kauf einer Hose in Indien, wollte der Verkäufer den Saum anpassen, doch der Journalist sagte, er habe keine Zeit mehr, weil er schon auf dem Weg zum Flughafen war. Der Verkäufer blickte hocherfreut auf seine Armbanduhr, dann zu seinem Kollegen und fragte: »Wieviel Sekunden haben wir?« Zu zweit erledigten sie es, noch während der Journalist bezahlte. Sein Schlusssatz: »Ihnen machte die Arbeit Spaß – und den gibt es nun mal nicht digital.« Diese Begeisterung vermittelt auch Ursula Schinko. Und damit liegt sie, wie eingangs erwähnt, aus Sicht der Trendforschung genau richtig.

Man muss gern arbeiten wollen. Ursula Schinko, Geschäftsführerin

Konsumentenwünsche der Zukunft Ursula Schinko steht im kleinen Rebus und verkauft Wolle. Sie sagt: »Man muss gern arbeiten wollen.« Und genau das spüren ihre Kunden. Punktlandung. Auch für die Zukunft. Die Trendforscherin Lidewij Edelkoort sagt uns warum: Angst vor der Zukunft läßt das Bedürfnis nach Zusammensein wachsen. Die Menschen füllen ihr Leben mit Freunden, Tieren, Filmen und Essen. Das Leben übernimmt die Fersehserie und die Onlinepräsenz ersetzt unser wahres Ich. Wir spüren, dass uns die Welt nicht mehr braucht. Alles ist automatisiert. Das Humane gewinnt deshalb immer mehr an Wert. Deshalb erlebt Handgefertigtes ein Revival. Daran halten wir uns im wahrsten Sinne fest. Das Zusammenkommen von Mann und Frau wird schwieriger, die Chemie zwischen zwei Menschen wird nicht mehr gespürt. Die Aufmerksamkeit, die wir Telefonen schenken, nimmt überhand. Eingehende Nachrichten sind immer wichtiger als das Gespräch, das wir gerade mit jemandem führen. Läden und Geschäfte müssen Refugien sein, die Menschen umsorgen und sich positiv auf Körper und Geist auswirken. Shopping-Stress wird durch bewusste Erlebnisse abgelöst. Töne und Licht sind wichtige Mittel, um das Einkaufen wieder mit dem Leben zu verbinden. Weg von Depression und Angst, hin zu emotionaler Ausgeglichenheit. Ursula Schinko steht im kleinen Rebus und verkauft Bekleidung und Wolle und Knöpfe und Handarbeit zum Festhalten. n

Der kleine Rebus 8010 Graz, Radetzkystraße 7 Telefon +43 316 819105 der-kleine-rebus.at

FAZIT NOVEMBER 2018 /// 79


Wenn ich Opern singe, dann ist meine Stimme nur ein Instrument in der Hand des Komponisten. Montserrat Caballé, Operndiva, 1933–2018

Theater

Im »Rüssel« steckt Bauer pur! Wolfgang Bauers »Rüssel« im Akademietheater. Ein nicht programmierter Steirischer-Herbst-Abend in Wien. Aufgezeichnet von Ernst Brandl.

Fotos: Mondadori, Reinhard Werner/Burgtheater, Christian Polansek

K

eine Frage, dem Grazer Geist-, Leibund Seelenpoeten Wolfgang Bauer ist es zu vergönnen. Wenigstens posthum ein Stück in Wien! Und das dazu noch im Weihetempel des deutschen Sprechtheaters – an der Burg im Akademietheater! Ein posthumer Ritterschlag für den Grazer Literaturavantgardisten. Dieser für Bauer und Wien erfreuliche Umstand ist aber leider auch symptomatisch dafür, wie die Kulturhauptstadt Graz, wie die gefühlten und bestallten Kulturpolitiker und Kulturintendanten, TheatermacherInnen und SchauspielhauschefInnen aller Couleurs an der Mur, mit diesem Weltstar des absurden Theaters umgehen. Aufführungsehren in Graz – vielleicht gar zur »Herbst«-Zeiten? Fehlanzeige! Da täten sich doch glatt »Volksfronten« auf! Dafür sind die Kulturfronten was Bauer betrifft klar abgesteckt. Bauer ruht sanft in seiner Geburtsstadt. Und keiner, in Wirklichkeit keine, – weder die Schauspielhaus-Chefin noch die neue Chefin des »Steirischen Herbst«, hat dabei ein schlechtes Programmgewissen. Die Grazer Blauen hatten vor Jahren – einfach gestrickt wie sie sind – sogar eine Bauer-Büste beim Schauspielhaus gefordert; der Herzstich der Kulturschickeria für diese Idee war kurz und tränenlos – das spöttelnde Gelächter im Rathaus demaskierend. FPÖ und Bauer? Geht ja gar nicht! 80 /// FAZIT NOVEMBER 2018

Nur in den Grazer Innenstadtlokalen ist die Legende Wolfi Bauer noch ein Untoter, findet dort seine Wiedergänger. Manch Wirte könnten da Bauer-Legenden erzählen, die burlesken Stoff für Bühnen-Klassiker böten. Kellneroriginale wissen in Graz mit Bauer-Anekdoten rezitativ besser umzugehen, als die von allen Provinzpiefkebühnen dieser Welt herbeigeflogenen DramaturgInnen in Graz. Bei erwachendem Bauer-Interesse, einfach den Chefober im »Oho« im Joanneumviertel, den »Herrn Ernst« (einst im Braun de Praun allseits geschätzter Szenedompteur), befragen: köstlich, sag ich Ihnen, wie die Speisen dort! Auf den Grazer Bühnen freilich, für die Bauer sich die Seele aus dem Leib schrieb, da ist »der Wolfi« von der Speisekarte verschwunden. Bauers Bühnenwitz ist angeblich nicht mehr zeitgemäß. Welch absurde Ausrede! Die Kulturhauptstadt Graz – ja mit dem Steirischen Herbst eine ganze Kulturjahreszeit – hat den »Wolfi« schlichtweg vergessen, oder besser, gestrichen im besten Wortsinn des neuen Logos! Eine echte Bauer-Burleske Warum es nicht längst eine Stückpflege, eine Spielpraxis der Bauer’schen grenzgenialen Absurdistan-Darstellungen unserer heimatlichen Zustände gibt, ist nicht

erschließbar. Dabei wären Bauers Bühnenstücke auch im Heute ein köstliches Abziehbild für das alltägliche Absurdistan. Und ich sag jetzt ausdrücklich nicht Olympia-Sehnsucht, U-Bahn-Träume oder Gondel- und Tiefgaragenphantasien … »In Graz muss man nicht gewesen sein«, meinte schon Österreichs gefühlter Literaturnobelpreisträger Thomas Bernhard. Hoffentlich schafft diesem Bannstrahl endlich das – in Graz so vollmundig ausgerufene – Kulturjahr 2020 Abhilfe. Nur zur Erinnerung: 2020 ist Bauers Tod schon 15 Jahre lang vergessen. Leider! Übrigens: Das Stück »Der Rüssel« am Akademietheater bot selbstredend einen völlig durchgeknallten, hoch performativen Bauer(n)-Schwank. Jedem Festival zur Ehre gereichend. Ein echtes »Herbst«-Erlebnis in Wien. Komödie? Nein, Tragödie – und zwar eine Grazer! Letzte Gelegenheit für Bauer-Bühnenfans am 18. November im Wiener Akademietheater. Bauer- und Herbstfans, ab nach Wien! n

Ernst Brandl ist Aufsichtsratsmitglied im Steirischen Herbst und Intendant des Kulturforum Steiermark. Derzeit lebt er in Wien und ist Medienreferent von Verteidigungsminister Mario Kunasek.


Alles Kultur Auf einer Reise durch das Mich Der Künstler Christian Polansek, einer breiten Grazer Innenstadtszene als »Motor« bekannt, hat Anfang Oktober einen zweiten Lyrikband vorgestellt. In dem kleinen Büchlein »Papperlapapp. Eine sehr interessante Reise durch das Mich« lässt er die Leserschaft tiefen Einblick nehmen in sein mitunter auch recht skurriles Innerstes. Oder zumindest in das, was er uns als sein Innerstes präsentieren will. Auf 72 Seiten finden sich beinahe 90 Gedichte, die man auf einen Schlag gut in einem Kaffeehaus durchlesen kann. Polansek schafft es, auch lyrikferne Menschen mit seinen mal mehr mal weniger kurzen Reimen in einen ungewissen Bann zu ziehen. Warum man das Buch einem Lesebuch gleich immer wieder aufschlägt, um darin zu blättern, kann man gar nicht genau sagen. Jedenfalls tut man es gerne und erfreut sich so ordentlich an Leckerbissen wie »A Gschäft is a Gschäft« (Nummer 65) oder »Auffi, owi, ummi, eini« (Nummer 50). Nicht alle vorgelegten Verse sind in Mundart verfasst und schon gar nicht reimen sie sich, jeder einzelne lässt einen aber zumindest für wenige Augenblicke diese Reise duch Christian Polasek nachklingen. Der Autor wird übrigens am 30. Jänner nächsten Jahres im Gasthaus Thöny in Maria Lankowitz eine Lesung aus dem Buch vornehmen. Eine sicher gute Gelegenheit für Ihre Begegnung mit zeitgemäßer steirischer Dichtkunst. [ck]

Stefanie Dvorak als Kellerbirn Anna und Sebastian Wendelin als Florian Tilo

Papperlapapp. Eine sehr interessante Reise durch das Mich Von Christian Polansek Edition Motor 2018 finebooksworld.com

FAZIT NOVEMBER 2018 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

A

nfang Dezember findet in Kattowitz die nächste UN-Klimakonferenz statt. Oberschlesien ist der wichtigste Standort des europäischen Kohlebergbaus und der polnischen Schwerindustrie. Doch angesichts massiver ökologischer Probleme setzt der zweitgrößte polnische Ballungsraum schon seit etwa 25 Jahren auf die industrielle Transformation. Und so gibt es neben dem Bergbau und der Stahlindustrie inzwischen zahlreiche internationale Hightech-Konzerne wie IBM, Rockwell, Bombardier oder Oracle, die nicht nur ihre Produktion, sondern auch Teile ihrer Entwicklungsabteilungen nach Kattowitz verlagert haben. Von ehemals 320.000 Arbeitsplätzen in den Zechen und Hütten bestehen nur noch 80.000. Doch trotz der neuen Technologien bilden die Steinkohlezechen nach wie vor das ökonomische und energiepolitische Fundament Polens. Immer noch werden in Kattowitz rund 40 Prozent der gesamten polnischen Luftschadstoffe emittiert. Das fossile Zeitalter

Die Klimaschützer und ihr politisch korrekter Alarmismus

82 /// FAZIT NOVEMBER 2018

hat dazu geführt, dass die Lebenserwartung in der Region zu den niedrigsten von ganz Europa zählt. Und obwohl mit EU-Unterstützung bereits gewaltige Anstrengungen unternommen wurden, um vor Ort die Lebensqualität zu verbessern, bleibt der Umweltnotstand wohl noch lange bestehen. Eigentlich gibt es kein besseres Argument für die Abkehr von fossilen Energieträgern als das Beispiel Kattowitz. Und so gibt es auch in Polen einen breiten politischen Konsens zum Ausstieg. Allerdings muss die ökonomische Transformation sozial verträglich verlaufen. Doch für den UN-Weltklimarat geht das – angesichts der Klimadaten – viel zu langsam. Die UN hat daher vor wenigen Tagen einen 728 Seiten langen Bericht veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass der Ausstieg aus den fossilen Energien viel früher erfolgen müsste, als beim Pariser Klimagipfel vor drei Jahren – recht unverbindlich – vereinbart wurde. Denn nur dann sei es möglich, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Bei diesem Limit würden nur halb so viele Menschen weltweit unter Wassermangel leiden wie bei zwei Grad. Es würde weniger Hitzetote geben. Und auch der Meeresspiegel würde weniger hoch ansteigen. Bis 2040 sollten, so der Weltklimarat, gar keine fossilen Energieträger mehr verbrannt werden. Tatsächlich wird ihr Anteil von derzeit 85 Prozent aber nicht auf null Prozent, sondern bestenfalls auf 70 Prozent des globalen Energiemix sinken. Erreichen will das die UN durch eine drastische Abkehr von Öl, Gas und Kohle, eine Verringerung des Fleischkonsums und den Abschied vom Verbrennungsmotor. Das Fazitthema dieser Ausgabe beschäftigt sich intensiv mit diesen völlig unrealistischen Klimazielen. Doch die Datenlage ist eindeutig. Es ist völlig ausgeschlossen, dass sich der fossile Energieverbrauch auch nur ansatzweise an die Ziele des Weltklimarats annähern wird. Der Anteil Österreichs an den globalen Treibhausemissionen beträgt übrigens gerade einmal 0,21 Prozent; jener der Steiermark 0,03 Prozent. Unsere politisch motivierten Klima-Alarmisten versuchen

trotzdem, die Menschen für dumm zu verkaufen, indem sie ihnen vormachen, dass sie mit einem Umstieg vom Auto auf den Regionalbus den Klimawandel aufhalten könnten. Die Idee, die globalen Treibhausgasemissionen so weit zu reduzieren, dass die Erwärmung bei 1,5 Grad stehen bleibt, ist schon vor Jahrzehnten gescheitert. Statt sich damit zu beschäftigen, das »Klima zu schützen«, sollten wir alle Ressourcen nutzen, um uns vor den dramatischen Folgen des Klimawandels zu schützen. Zu denen zählt etwa ein Meeresspiegelanstieg von einem Meter noch in diesem Jahrhundert. In Österreich drohen uns Starkregenereignisse von bis zu einem halben Meter Niederschlag innerhalb weniger Stunden. Dass es dennoch viele tolle Effekte eines langfristigen Ausstiegs aus fossilen Energieträgern gibt, wie etwa die Luftverbesserung in Kattowitz oder auch in Graz, sowie einen besseren ÖPNV, ist dennoch unbestritten. Es gibt also viele gute Gründe, sogar noch stärker als bisher auf erneuerbare Energien zu setzen. Doch die Klimaveränderung kann dadurch nicht gestoppt werden. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 28. NOVEMBER 2018!


Foto: iStock | bezahlte Anzeige

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