Fazit 137

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fazitmagazin.at

#137

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 137 8/2017 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Softies, Weicheier und wir Primaten Birgit Kelle im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

FA ZITESSAY

Zehn konservative Philosophen zur Zukunft Europas

November 2017

Digitalisierung. Wer nicht kapiert, der stirbt!

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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Editorial

Von Christian Klepej

I

n Spanien droht der Europäischen Union weiteres Ungemach. Die Separationsbestrebungen Kataloniens, eine von 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens, führten spätestens seit dem Unabhängigkeitsreferendum vom 1. Oktober dieses Jahres zu einer veritablen Staatskrise Spaniens. Und damit eben auch der Europäischen Union. Die sich nach Berichten der NZZ offenbar dazu entschlossen hat, »über Katalonien nicht zu sprechen«. Bis auf den belgischen Premier Charles Michel, der offenbar aus der Konstitution Belgiens heraus etwas mehr Verständnis für die Katalanen aufbringen kann, sehen also alle europäischen Regierungschefs den Konflikt als innerstaatliche Angelegenheit an; und wollen sich nicht einmischen. Die bundesdeutsche Kanzlerin Angela Merkel etwa drängte auf Einhaltung der spanischen Verfassung und »unterstütze die Position der spanischen Regierung«. Es ist schon richtig, die Verfassung Spaniens verbietet eigentlich das Unabhängigkeitsreferendum. Und würde der katalonische Präsident Carles Puigdemont endgültig

Die Europäische Union muss im Konflikt um Katalonien vermitteln

die Unabhängigkeit Kataloniens erklären, dann steht die sogenannte »nukleare Option« ins Haus. Madrid könnte dann die Regionalregierung absetzen und deren Funktion vorrübergehend übernehmen. Derzeit nähren sich die Gerüchte, dass der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy zumindest eine »nukleare Option light« in Kürze einleiten wird, indem er für den Jänner Neuwahlen des katalonischen Parlaments ansetzt. Die Einfallslosigkeit, mit der die europäischen Regierungen (und mit ihnen das Mehr der Medien) auf dieses real existierende Problem zu reagieren vermag, erschreckt. Wie damals, lange vor dem Brexit, als Schottland eine – von der Verfassung des Vereinigten Königreiches gestattete – Abstimmung über seine Unabhängigkeit durchführte, wird erklärt, die Katalonen (zuvor eben »die Schotten«) wären dann ja nicht mehr Mitglied der EU, bräuchten plötzlich einen Pass, um zu Verwandten zu fahren, verlören den Euro. Bei Schottland hat sich das gedreht, da würde man offenbar sofort ein unabhängiges Schottland in die Union aufnehmen. Wieso ein so kleines und vor allem kurzes Denken? Bei allem Verständnis für Befürchtungen etwaiger Folgeseparationen (Südtirol, Belgien sowieso, das Baskenland, …), kann man die Situation, die das Einschreiten der spanischen Polizei am Tag des Referendums in Katalonien geschaffen hat, nicht Vergessen machen. Menschen wurden gewalttätig an ihrer Teilnahme an der Abstimmung gehindert, es sind Bilder durch die Welt gegangen, die eine brutale spanische Exekutive gezeigt haben. Die Verfassung eines Landes ist das eine, die Erklärung einer Unabhängigkeit von einer staatlichen Entität das andere. Die wird in aller Regel gegen geltende Verfassungen geschehen. Hier beginnt sich langsam nationales Recht in Völkerrecht zu transferieren, ein Recht, das im Grunde dem nachkommt, was der Stärkere vorgibt. Und nochmals die Bilder der zu brutalen spanischen Polizei vor Augen, möchte ich hier keinen Bürgerkrieg herbeischreiben, es sind aber genau solche Bilder, die rasch zum Pulverfaß werden können.

Publizistin Ulrike Guérot hat schon vor zwei Wochen einen dritten Weg für Spanien empfohlen und dieser Vorschlag hat viel Charme. Sie denkt an ein Europa der Regionen, in dem auch ein unabhängiges Katolonien ganz selbstverständlich Teil der EU sein kann. Die links verortete Guérot denkt dabei vor allem daran, die »nationalen Strukturen« – die historische Entwicklung Europas also – aufzubrechen und damit zu überwinden. Ich aus meiner konservativen Sicht heraus habe damit trotzdem wenig Probleme, weil nationale Identitäten immer existieren werden, dabei aber – in einem »Vereinten Europa« – nicht zwingend mit Grenzen zu tun haben müssen. Ein Europa der Regionen wäre – unabhängig vom aktuellen Konflikt zwischen Madrid und Barcelona; den es dafür entschärfen könnte! – für die Union ein sinnvoller Weg hin zu einer dann endlich auch (!) europäischen Identität. Sich als EU aber aus dem spanischen Dilemma herauszuhalten, erscheint verantwortungslos. Die Unruhen um das Referendum machten klar, es wurde zu wenig verhandelt. Die EU muss jetzt, ohne Partei für eine Seite zu ergreifen, vermitteln. Ob das aber mit Juncker und Co. noch zu schaffen ist, steht zu bezweifeln. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT NOVEMBER 2017 /// 3


Inhalt Fazit November 2017

Wer nicht digitalisiert, stirbt!

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Birgit Kelle im Fazitgespräch

Die Bestsellerautorin über Zwangsheteronormativität und das Verhältnis zwischen Minderheiten und Mehrheiten.

Die Digitalisierung erfasst immer mehr Branchen, doch die Konjunktur verschleiert den Blick auf das eigene Unternehmen.

Fotos: Peter Pichler, Marija Kanizaj (2), Enlarge, Lupi Spuma, Dellavoor

06

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An Europa glauben können

Die Pariser Erklärung. Zehn konservative Philosophen über den Zusammenhang von europäischer Tradition und Identität.

Nachherbstlich

Zu welchem Pathos sind wir berechtigt?

Michael Bärnthaler zur Festrede anlässlich des 50. Steirischen Herbstes. Seite 80

Ausgabe November 2017 XIV. Jahrgang Nr. 137 (8/2017) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 72

80

Rubriken Editorial 5 Politicks 10 Investor 32 Zur Lage 38 Da Wanko 50 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Digitalisierung! Wer nicht kapiert, stirbt. Weil Manager vor Jahren falsche Schlüsse zogen, erinnern sich heute nur mehr Ältere an Kodak, den einst mächtigsten Foto-Konzern der Welt. Wie die Digitalisierung als Chance genutzt werden kann, zeigt hingegen der ehemalige Kodak-Mitbewerber Canon. Die deutsche Journalistin und Bestsellerautorin Birgit Kelle gilt vielen als Feindbild des fundamentalen Feminismus. Im Fazitgespräch spricht sie über Zwangsheteronormativität, das Verhältnis von Minderheiten und Mehrheiten, die Kommunikationsgrenze zwischen kinderlosen Frauen und Müttern sowie Managertypen mit fetten Autos.

In der Managementserie setzt sich Carola Payer mit der »Stolperfalle Kommunikation« auseinander. Kommunikation ist die zentrale Kompetenz in jeder Organisation. Dennoch wird sie oft unterschätzt. Reden kann ja schließlich jeder. Oder doch nicht?

Universum Theatercafé

Eine Beschreibung des Theatercafés kann nur der klägliche Versuch einer Annäherung an das Dunkle sein. Eine Art Portrait.

Die europäische Identität gründet in dem Ringen unserer Vorfahren um Sinn, Erkenntnis und ja, auch Macht. Zehn konservative Philosophen mit dem Bekenntnis zu einem anderen Europa als Fazitessay. Gutes Lesen! -redIMPRESSUM

Setz im Grazer Schauspielhaus

Mathias Schönsee inszeniert das düstere Stück von Clemens J. Setz über den gefilmten Missbrauch eines Kindes.

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Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Lektorat AdLiteram

Druck Leykam-Letsprint

Zur Lage Seite 38

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT NOVEMBER 2017 /// 5


Digitalisierung:

Wer nicht kapiert, stirbt! Die Digitalisierung erfasst einen Wirtschaftsbereich nach dem anderen. Und obwohl die meisten Manager wissen, dass viele Unternehmen, ja ganze Branchen den Anpassungsprozessen zum Opfer fallen werden, verschleiert die ausgezeichnete Wirtschaftslage den Blick auf das eigene Unternehmen und die eigene Branche. Von Johannes Tandl


Fazitthema

W

er erinnert sich nicht an den Kodak-Konzern? Der geniale Marketer George Eastman hat ab 1880 Erfindungen wie das Fotopapier, den Zelluloidfilm oder rollfilmtaugliche Fotoapparate industriell gefertigt und tauglich für den US-Massenmarkt gemacht. Aus zugekauften Erfindungen hat Eastman einen Weltkonzern geformt, der bis in die 2000er-Jahre stetig gewachsen ist. So gab es in jeder größeren Stadt in den USA und in Europa eigene Kodak-Fotolabore mit hunderten Mitarbeitern, in denen Profis ebenso wie Hobbyfotografen ihre Aufnahmen ausarbeiten lassen konnten.

Das tragische Schicksal von Kodak

Doch Kodak wurde von einer Entwicklung überrollt, die wir inzwischen als Digitalisierung kennen. Dabei hat Kodak als klassischer Trendsetter in allen Fragen der Fotografie selbst am Durchbruch der digitalen Fotografie mitgewirkt. Bereits in den Neunzigern produzierte Kodak für Apple eine Digitalkamera. Kodak verstand und beherrschte die neue Technologie besser als alle anderen. Doch die Kodak-Manager, die mit ihren analogen Produkten jährlich über 20 Milliarden Dollar erwirtschafteten, waren nicht in der Lage, den Wert der neuen – anfangs verlustreichen – Digitalfotografie zu erkennen. Daher überließ Kodak den Markt für die digitalen Kameras Unternehmen aus dem EDV-Bereich wie Hewlett-Packard oder Sony. Bildlich gesprochen, raste der Kodak-Konzern in einem bequemen Erste-Klasse-Zug auf den wirtschaftlichen Abgrund zu. Im Jahr 2012 – fünf Jahre nach der Einführung des Apple-iPhones – schlitterte Kodak in eine der größten Pleiten der US-Geschichte. Heute wird Kodak weit weg von seiner ursprünglichen ökonomischen Bedeutung als für US-Verhältnisse sehr kleiner Mischkonzern weitergeführt, der unter anderem Produkte für analoge Kunstfotografie sowie LED-Lampen, Chatbots und Smartphones herstellt.

Canon hat verstanden

Ganz anders als Kodak hat der japanische Fotografie-Konzern Canon reagiert. Der weltgrößte analoge Fotoapparatehersteller erkannte das Marktpotenzial der Digitalisierung und beschritt mit seinen digitalen Kleinbildkamaras der Ixus- und PowerShot-Serie den gleichen Weg, den Kodak über hundert Jahre lang mit seinen analogen Rollfilmkameras beschritten hatte. Canon kaufte Patente, entwickelte die Technologie weiter und führte den Markt für digitale Schnappschüsse mithilfe einer weltweiten Marketingmaschinerie an die Spitze. Das Geschäft für profitaugliche digitale Spiegelreflexkameras teilt sich Canon mittlerweile mit Nikon, wo man die Zeichen der Zeit ebenfalls erkannt hatte. Der ehemalige Technologieführer unter den analogen Spiegelreflexkameras, „Minolta“, musste seine Kamerasparte aufgeben, nachdem der Technologiewandel ähnlich wie bei Kodak verschlafen wurde.

Die Digitalisierung stellt ganze Branchen und Geschäftsmodelle in Frage

Heute stehen die meisten heimischen Unternehmen vor ähnlichen Entscheidungen wie Kodak oder Canon vor 20 Jahren. Sie wissen,

FAZIT NOVEMBER 2017 /// 7


Fazitthema

dass ihnen ein technologischer Wandel ins Haus steht, der nicht nur ihre Absatzmärkte verändern wird, sondern ganze Branchen wegrationalisieren kann. Erinnern Sie sich etwa noch an die zahlreichen Reprostudios, in denen die Druckformen hergestellt wurden, die beim Offsetdruck zum Einsatz kommen? Diese Tätigkeit, der allein in Graz hunderte Reprotechniker nachgegangen sind, wird heute wegen der inzwischen erfundenen digitalen Hilfsmittel von den Druckereien mit überschaubarem Aufwand indoor erledigt – übrigens von jenen Mitarbeitern der Druckvorstufe, die aus dem ebenfalls wegrationalisierten Beruf des Setzers hervorgegangen sind. Doch inzwischen hat sich die Technologie noch weiter entwickelt. Immer mehr Druckerzeugnisse werden digital auf großen Laserdruckern und Kopiermaschinen produziert. Und da Bücher, Zeitungen, Magazine und Flugblätter immer öfter online gelesen werden, steht mittelfristig die Existenz des gesamten Druckgewerbes in Frage. Trotzdem wird es auch in Zukunft Verlage geben, die mit bedrucktem Papier ihr Geld verdienen. Es zeichnet sich aber ab, dass sie sich – so wie Kodak heute – mit einer Nischenposition zufriedengeben werden müssen. Das Internet verändert die Wirtschaft und die Gesellschaft schneller als jede andere technische Revolution zuvor. Die Digitalisierung verändert nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Gesellschaft. Viele heimische Betriebe haben zwar noch keine konkrete Vorstellung vom Ausmaß der Veränderung, doch sie versuchen die Herausforderung anzunehmen, indem sie im Wandel überwiegend eine Chance sehen, die jedoch schnell zur Bedrohung werden kann, wenn Entwicklungen verschlafen oder einige Stolpersteine übersehen werden. Denn neben der größeren Preistransparenz durch den Onlinehandel oder der Gefahr, zu wenig qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung zu haben, hat die Digitalisierung Folgen, die noch viel zu wenig Beachtung finden.

Die digitale Zerstörung ist umfassend

Bisher hat der technische Wandel immer dazu geführt, dass wegrationalisierte Jobs durch bequemere, besser bezahlte Arbeitsplätze ersetzt wurden. So wird die Digitalisierung immer noch

8 /// FAZIT NOVEMBER 2017

mit dem Siegeszug der Dampfmaschine über die körperliche Arbeit verglichen, die etwa dazu geführt hat, dass hunderttausende schlecht bezahlte landwirtschaftliche Arbeitsplätze durch besser bezahlte Jobs in den Fabriken ersetzt wurden, wodurch wiederum zahlreiche, früher nur Reichen vorbehaltene Erzeugnisse auch für die Massen erschwinglich wurden. Doch selbst wenn die Digitalisierung tatsächlich nur niedrigqualifizierte Jobs durch höherwertige Arbeitsplätze ersetzen sollte, wird dieser Austausch nicht im Verhältnis eins zu eins stattfinden. Wohin mit den überflüssigen Arbeitnehmern? Wohin mit den europaweit Millionen LKW- und Taxifahrern, wenn sich das autonome Fahren in den nächsten Jahren durchsetzt? Es steht also ein herausfordernder Strukturwandel ins Haus, bei dem zumindest vorübergehend Arbeitsplätze wegfallen werden und es zu beruflicher Um- und Neuorientierung der Betroffenen kommen muss. So vergleicht der Arbeitsmarktexperte Wolfgang Mazal die Art und Weise und den Umfang, in dem die Digitalisierung die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts verändern wird, zwar ebenfalls mit der ersten industriellen Revolution Anfang des 19. Jahrhunderts, welche die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen binnen weniger Jahrzehnte radikal verändert hat. Er ist sich jedoch sicher, dass dieser Prozess bei der digitalen Revolution noch viel schneller ablaufen wird. Denn im Kern besagen sämtliche Industrie-4.0-Studien das Gleiche. Man kann sie darauf reduzieren, dass Maschinen und Automaten die menschliche Arbeitskraft sogar in jenen Bereichen ersetzen werden, wo das bis dato niemand für möglich gehalten hat. So soll die Bürosoftware der Zukunft Buchungsfehler schneller erkennen und korrigieren als der beste Buchhalter. Sie wird bessere Vorschläge für die Bilanzgestaltung machen als der schlaueste Steuerberater. Überall dort, wo die menschliche Tätigkeit einer hohen Wiederholungsrate unterliegt, werden rund um die Uhr einsatzbereite, nahezu fehlerfrei arbeitende, vernetzte Systeme künstlicher Intelligenz in der Lage sein, nicht nur günstiger, sondern auch besser zu arbeiten. Und in den Krankenhäusern werden die Computer nicht nur die Diagnosen,


Fazitthema

sondern auch die Therapievorschläge, möglicherweise sogar die Operationen erfolgreicher machen. Mit dem wirtschaftlichen Nebeneffekt, dass weniger Ärzte in kürzerer Zeit noch mehr Patienten betreuen können. Daher wird die digitale Revolution nicht nur überwiegend schlecht bezahlte Jobs vernichten, sondern auch solche, die ein universitäres Qualifikationsniveau erfordern. In einem Paper mit dem Titel „Has Creative Destruction become more destructive?“ erklärt der amerikanische Wirtschaftshistoriker John Komlos, warum die schon von Joseph Schumpeter beschriebene „kreative Zerstörung“ dieses Mal viel zerstörerischer sein wird als während vorangegangener industrieller Revolutionen und warum weniger neue Jobs entstehen werden als wegrationalisiert werden. So wurden allein bei Kodak durch die Digitalisierung 145.000 Jobs gestrichen. Das sind mehr Arbeitsplätze als jene, über die Facebook, Google oder Apple heute zusammen verfügen. Auch die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) glaubt, dass die Digitalisierung zu einer Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Jobzugewinnen führt. Trotz eines beträchtlichen globalen Wirtschaftswachstums wird es in den nächsten Jahren kaum Beschäftigungszuwachs geben.

Die Digitalisierung sorgt für Ungleichheit

Es hat sich herausgestellt, dass die Digitalisierung zu wenigen gut bezahlten und zu vielen schlecht bezahlte Arbeitsplätzen führt. So gelten Onlinehandelshäuser schon heute als die weltweit größten Jobvernichter. Während hunderttausende adäquat bezahlte Fachkräfte im stationären Handel arbeitslos wurden, benötigte die Wirtschaft einige wenige, sehr gut bezahlte IT-Spezialisten. Massenhaft Jobs gab es jedoch für Logistikarbeiter oder Gebäudereiniger. Und zwar weil selbst die besten Robotergreifarme noch nicht so perfekt arbeiten wie die menschliche Hand. Die Digitalisierung vernichtet daher viele in der Mittelklasse positionierte Jobs, um sie durch wenige Spitzenjobs und Arbeitsplätze in einem breiten Niedriglohnbereich zu ersetzen. Digitale Systeme, die massenhaft Mittelklassen-Jobs entstehen lassen,

sind derzeit nicht in Sicht. Daher wird die Digitalisierung den Trend zur sozialen Spaltung der Gesellschaft eher beschleunigen.

Wer nicht digitalisiert, stirbt!

Unternehmen, die davon überzeugt sind, dass ihre Branche weiterbestehen wird, haben gute Chancen, wenn sie sich rechtzeitig mit der Anpassung ihres Geschäftsmodells sowie der Abläufe und Prozesse auseinandersetzen. Dazu müssen sie sich rechtzeitig den Zugang zu den erforderlichen Ressourcen sichern. Während die Technologien immer effizienter und schneller verfügbar werden und auch der Zugang zum benötigten Investitionskapital kein unüberwindbares Problem darstellt, gibt es eine echte Klemme bei den benötigten Qualifikationen. So suchen viele Unternehmen händeringend nach IT-Spezialisten und Fachkräften. Bereits zwei Drittel der Unternehmer sehen im Fachkräftemangel den wichtigsten Grund dafür, dass sie sich umsatzmäßig nicht so entwickeln, wie es die Marktlage zuließe. Gleichzeitig wird innerhalb der klassischen Unternehmensberatung der Bereich des Technologie- und Digitalisierungsconsultings immer wichtiger. Die Berater unterstützen ihre Klienten nicht nur bei den erforderlichen Anpassungen, sondern auch bei digitalen Produktinnovationen, die das Potenzial echter Wettbewerbsvorteile in sich bergen. Um gestärkt aus der digitalen Revolution hervorzugehen, müssen sich die Unternehmen auch intern verändern. Eines der wesentlichsten Ziele bildet die Integration neuer digitaler Erzeugnisse mit dem konventionellen Vertrieb. Digitale Dienstleistungen und Produkte erzielen in der Anfangsphase nämlich meist wesentlich schlechtere Deckungsbeiträge als ihre reifen analogen Pendants. Sie sind daher auf Skalierungseffekte angewiesen, die sich nur über eine durch den Einführungspreis herbeigeführte Steigerung des Marktanteils herbeiführen lassen und daher zu einer Kannibalisierung des bestehenden Angebots führen können. Doch wer nicht dazu bereit ist, diese teuren Einführungskosten zu bewältigen, dem droht ein ähnliches Schicksal wie Kodak – eine Reise im Erste-Klasse-Zug direkt auf den Abgrund zu.

FAZIT NOVEMBER 2017 /// 9


Der zweite Platz ist der erste Verlierer. Und unser Land ist zu wertvoll, um von Verlierern regiert zu werden.

Fotos: ÖVP/Dominik Butzmann, Voestalpine

Christian Kern, SPÖ-Vorsitzender

Rote Farbenlehre Wenige Tage nach der Nationalratswahl sind die Farbenspiele, wie die künftige Regierung aussehen wird, in vollem Gange. Wenn es nach den Gesetzen der mathematischen Mengenlehre ginge, wäre längst alles klar. Da müsste es schon bald nach diesem deutlichen Wahlsieg von Sebastian Kurz und seiner »neuen ÖVP« ein schwarzblaues Bündnis geben. Denn die Wahlprogramme von ÖVP und FPÖ weisen eindeutig die größere Schnittmenge auf als jene von SPÖ und FPÖ oder ÖVP und SPÖ. Dennoch sind auch noch andere Optionen am Leben. SPÖ-Chef Christian Kern will seine Aussage, nach der das Wahlrecht geändert werden müsse, damit die stimmenstärkste Partei nicht nur den Auftrag zur Regierungsbildung erhält, sondern auch den Bundeskanzler stellen kann, nichts mehr wissen. Bei der Präsentation des »Plan A« ließ uns Christian Kern nämlich noch wissen: »Der zweite Platz ist der erste Verlierer. Und unser Land ist zu wertvoll, um von Verlierern regiert zu werden.« Die SPÖ will Regierungspartei bleiben und sowohl mit der ÖVP als auch mit der FPÖ über ein Bündnis reden. Das ist nachvollziehbar und das demokratische Recht der SPÖ. Denn jeder staatstragenden Partei fällt der Gang in die Opposition schwer. Und nicht nur die SPÖ-Gewerkschafter, sondern auch die meisten roten Landesorganisationen schrecken davor zurück, die Pfründe, die mit der Regierungstätigkeit verbunden sind, aufzugeben. Ernsthafter Widerstand gegen die rotblaue Option kommt daher nur aus Wien, die Einwände der Parteijugend interessieren wenig. Aber die Warnung von Michael Häupl vor einer Parteispaltung hat natürlich Gewicht. Man kann sie durchaus auch als Drohung verstehen. In Wien hat die SPÖ nämlich ihren zweiten Platz gerettet. Und zwar mit der Wählermotivation, dass nur eine starke SPÖ eine Regierungsbeteiligung von HC Strache verhindern könne. Falls es nun zu einer rotblauen Regierung käme, müssten sich die auf diese Weise getäuschten Wiener 10 /// FAZIT NOVEMBER 2017

Wahlsieger Sebastian Kurz ist in Bezug auf die Regierungsbildung wohl so lange zum Zuschauen verdammt, bis die Versuche einer rotblauen Regierungsbildung endgültig scheitern. Wähler natürlich verraten fühlen.

Blaue Farbenlehre Aus Sicht der FPÖ hat ein rotblaues Regierungsbündnis natürlich seine Reize. Der Abstand zur SPÖ ist viel kleiner als jener zur ÖVP. Die Freiheitlichen befänden sich bei einem rotblauen Bündnis daher tatsächlich auf Augenhöhe mit ihrem Regierungspartner. Außerdem gibt es bei der SPÖ keinen Sebastian Kurz, der mit seiner Strahlkraft – die Freiheitlichen nennen es Unverfrorenheit – einen Teil der FPÖ-Agenda übernommen und völlig vereinnahmt hat. Bei etwaigen Erfolgen einer schwarzblauen Regierung würde der FPÖ das undankbare Schicksal des Juniorpartners erwarten. Kurz könnte strahlen und Strache wäre der Buhmann dieses – aus Sicht der linken Medien – »rechtspopulistischen Bündnisses«. Eine Koalition mit der SPÖ käme für die FPÖ hingegen einer »Reinwaschung«

gleich. Eine rechtspopulistische Partei, mit der sogar die SPÖ koaliert, würde nämlich niemals als so böse wahrgenommen wie eine FPÖ unter dem »Neofeschisten« Sebastian Kurz – so hat das linke Kampfblatt »Der Falter« den ÖVP-Chef tatsächlich bezeichnet – als Bundeskanzler. Natürlich hätte auch die FPÖ gewisse Schwierigkeiten, dieses Bündnis vor dem Hintergrund ihres wirtschaftsfreundlichen Wahlprogrammes zu rechtfertigen. Doch bei den freiheitlichen Wählern handelt es sich vor allem um Arbeiter, die wohl kein Problem damit haben würden, wenn ihre FPÖ Inhalte wie eine Körperschaftssteuersenkung oder den Verzicht auf eine Erbschaftssteuer aufgibt. Aus Sicht der FPÖ ist daher ein Bündnis mit der SPÖ einem Pakt mit der ÖVP klar vorzuziehen. Verhindern kann eine rotblaue Regierung daher nur der Wiener Bürgermeister Michael Häupl und eine drohende rote Parteispaltung. Ob Kern dazu bereit ist, dieses Risiko einzugehen, hängt wohl von seinen Machtinstinkten ab. Von seinen stärksten innerparteilichen Widersachern – dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl und von Verteidigungsminister Hans-Peter Doskozil – muss er sich zumindest in dieser Frage nicht fürchten. Grüne Watschen Die Grünen haben bei der Nationalratswahl mit dem Verpassen der Vierprozenthürde die Höchststrafe ausgefasst. Und zwar weil ihre Wahlstrategen in ihrer Tugendhaftigkeit bis zum Schluss der Kampagne nicht begriffen haben, von wo der Partei das größte Unheil droht. Weder Peter Pilz noch die NEOS und schon gar nicht die ÖVP haben sich als Hauptfeind der Grünen erwiesen, sondern es war die SPÖ, die sich den urbanen Bobos als Garant für die Verhinderung einer blauen Regierungsbeteiligung angepriesen hat und damit sowohl in Wien als auch in Graz großen Erfolg hatte. Statt ständig vor Schwarzblau zu warnen, hätte Ulrike Lunacek besser den rotblauen Teufel an die Wand gemalt. Dass die Grünen nun


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

vom Steirer Werner Kogler in die außerparlamentarische Opposition geführt werden, kann der ziemlich links gewordenen Partei nur helfen. Kogler ist ein Grünaktivist der ersten Stunde, der auch in diesem Wahlkampf unermüdlich gekurbelt hat und die grüne Basis wie kaum ein anderer kennt. Und da er trotz seiner 56 Jahre recht jugendlich aussieht, gehört er auch nicht zu den bösen alten Männern, die in den letzten Jahren keinen Platz mehr auf den weiblich dominierten grünen Kandidatenlisten fanden.

Eder fordert Voestalpine-CEO Wolfgang Eder ist dafür bekannt, dass er sich kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn er seine Forderungen an die Politik bezüglich der Standortbedingungen in Österreich formuliert. Und so schien er bei einer Pressekonferenz, die er vier Tage nach der Nationalratswahl gemeinsam mit einigen Vorstandskollegen in Graz abhielt, um die volkswirtschaftliche Bedeutung des Voestalpine-Konzerns für die Steiermark darzulegen, nur auf die Frage eines Journalistenkollegen gewartet zu haben, was er sich denn von der neuen österreichischen Regierung an Verbesserungen wünsche. Er erwartet sich von der neuen Regierung vor allem verlässliche, nachhaltige und kalkulierbare Rahmenbedingungen für die Leistungsträger. Außerdem muss die Regierung endlich an die Zukunft denken und begreifen, dass niemand auf Dauer mehr Geld ausgeben kann, als er einnimmt. Die Regierung muss dringend Maßnahmen setzen, um den Unternehmen das Arbeiten zu erleichtern. Dazu gehört, so Eder, eine Staats- und Verwaltungsreform, die nicht nur einen Bürokratieabbau, sondern auch eine deutliche Reduzierung der 50-prozentigen Staatsquote zum Ziel hat. Denn wie ineffizient ein Land ist, das 50 Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes mit staatlichen Strukturen erwirtschaftet, zeigt sich auch an der Abgabenquote, die in den nächsten fünf Jahren so wie in den Nachbarstaaten auf

unter 40 Prozent sinken muss. Dazu bedarf es aus Sicht des Voestalpine-Chefs einer Steuerreform, die auch die Entlastung der Arbeit und eine Ökologisierung des Steuersystems zum Ziel hat. Eder zeigt sich davon überzeugt, dass das Ziel der Abgabensenkung schaffbar ist. Europa sei derzeit nur mehr in Bezug auf die Qualifikationen der Menschen wettbewerbsfähig, hinsichtlich der Kosten sei der gesamte Kontinent längst zurückgefallen. Die wichtigste Vorgabe für die Regierung muss aber eine umfassende Schul- und Bildungsreform sein. Es könne nicht sein, dass weiterhin Bildungspolitiker das Sagen haben, die nicht einmal eine Ganztages- von einer Gesamtschule unterscheiden können. Denn was das Niveau der Schulabgänger betrifft, beginne Österreich bereits hinter andere Länder zurückzufallen. In seinem gut vorbereiteten Statement

ging der Topmanager auch auf das Pensionssystem ein: In einem Land, in dem die Menschen bald durchschnittlich 90 Jahre alt werden, sei ein Pensionsantritt mit 60 Jahren nicht länger finanzierbar. Und auch den Umgang der Regierung mit dem Kapitalmarkt kritisierte Eder scharf. Die kommende Regierung dürfe nicht erwarten, dass sich Unternehmen auf dem Kapitalmarkt finanzieren können, wenn dieser immer weiter beschädigt wird. Als positiv bezeichnete Eder hingegen den Weg, der im Bereich der Forschungsunterstützung beschritten wurde. Es fehle aber an effektiven Investitionsbegünstigungen. Am Ende seiner Ausführungen äußerte Eder den Wunsch, die neue Regierung solle eine aktivere Rolle beim europäischen Einigungsprozess, insbesondere bei der Integration der ost- und zentraleuropäischen Staaten, einnehmen.

Voestalpine-CEO Wolfgang Eder präsentierte in Graz einen umfassenden Forderungskatalog an die nächste Bundesregierung.

FAZIT NOVEMBER 2017 /// 11


Wirtschaft

Selbstständige Kaufleute in der Spar-Familie Der österreichische Spar-Konzern ist nicht nur eine der umsatzstärksten Einzelhandelsketten im Land, sondern traditionell ganz besonders stark in den regionalen Strukturen verwurzelt. In der Öffentlichkeit wenig bekannt ist unter anderem, dass rund die Hälfte der 1.600 Spar-Standorte von selbstständigen Kaufleuten geführt wird, die auf eigene Rechnung arbeiten und mit großem Engagement zum Unternehmenserfolg beitragen. Von Josef Schiffer

D

ieser besondere Charakter liegt sozusagen in den Genen des Unternehmens, denn eigenständiges kaufmännisches Denken bildete von Beginn an das Fundament des Geschäftsmodells von Spar, als im Jahr 1954 der Kufsteiner Großhändler Hans F. Reisch gemeinsam mit 100

selbstständigen Kaufleuten die erste Spar-Organisation in Österreich gründete. Seitdem sind über 60 Jahre vergangen und fast alles in der Welt des Lebensmittelhandels hat sich grundlegend verändert, von Selbstbedienung und Kühlregalen bis hin zu Diskontern und Eigenmarken. „Bei Spar

sind wir aber noch immer besonders stolz auf die rund 770 Standorte, die von selbstständigen Kaufleuten betrieben werden“, erklärt Christoph Holzer, Geschäftsführer der Spar-Zentrale Graz für Steiermark und Südburgenland. In der Steiermark ist der Anteil an selbstständigen Ge-

schäften sogar noch stärker ausgeprägt, von den insgesamt 250 Spar-, Eurospar- und Interspar-Standorten werden derzeit 138 Geschäfte von selbstständigen Spar-Kaufleuten geführt. „Viele davon sind passionierte Spar-Kaufleute in der zweiten oder dritten Generation, und Jahr für Jahr nimmt

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12 /// FAZIT NOVEMBER 2017


Wirtschaft

den Erfordernissen der Zeit nicht Schritt halten oder waren der Modernisierung nicht gewachsen. Hier springt Spar als Nahversorger in die Bresche und errichtet großzügige und vom technischen Standard nachhaltige und moderne Lebensmittelmärkte, die

auch von selbstständigen Betreibern übernommen werden können. Zwei recht unterschiedliche Erfolgsgeschichten sollen im Folgenden das Spektrum an Möglichkeiten für selbstständige Kaufleute im Spar-Konzern veranschaulichen. Seit

15 Jahren führt Werner Legenstein mit seiner Familie und 30 Mitarbeitern das Spar-Geschäft, verkehrstechnisch günstig gelegen nahe der Bundesstraße, in Studenzen. Legenstein hat die klassische Spar-Karriere durchlaufen und stieg Mitte der neunziger

Foto: Miriam Primik | Bezahlte Anzeige

die Zahl neuer selbstständiger Spar-Geschäfte weiter zu. Uns liegt es ganz besonders am Herzen, dass diese Tradition auch in Zukunft fortgesetzt wird, und wir unterstützen die Menschen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit in jeder Hinsicht“, betont Holzer. Diese Einzelhändler haben den Vorteil, dass sie die Kraft der Marke Spar nutzen können und von Spar als Großhändler beliefert werden. Somit haben sie auch Zugriff auf das umfangreiche Spar-Eigenmarken-Sortiment und die qualitativ hochwertigen Wurst- und Fleischprodukte von Tann. Die Strategie von Spar ist freilich nicht ganz selbstlos, unterstützt diese doch andererseits das Wachstum und die Expansionsbestrebungen des Unternehmens in den ländlichen Regionen. Viele ältere, kleine Geschäfte konnten mit

DIE STADT MEINES LEBENS Neues Design, schlanker Look: graz.at ist ein verlässlicher Partner für jede Lebenslage. Seit kurzem gibt es die Website in einem modernen Look: übersichtlich, einheitlich und gut verständlich. Nicht nur der Weg zum Standesamt, sondern auch alle Informationen fürs Leben in der Stadt finden sich auf www.graz.at

NEUE WEBSITE


Jahre zum Gebietsleiter auf, der für 16 Filialen mit 350 Mitarbeitern verantwortlich war, darunter auch sein heutiges Geschäft, das 1995 als Spar-Filiale errichtet wurde, um einen kleinen, nicht mehr zeitgemäßen örtlichen Spar-Laden

zu ersetzen. Im Herbst 2001 beschloss Legenstein, dieses Geschäft als selbstständiger Kaufmann ab 1. 1. 2002 zu übernehmen, und wagte damit den Sprung ins Unternehmerdasein. Im Jahr 2006 modernisierte er das Geschäft

und erweiterte die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter. „Die Förderungen durch Spar für die Erneuerung von Kühlgeräten und die Umrüstung auf energiesparende LED-Beleuchtung sind großzügig“, betont Legenstein, „und die La-

DIE NEUE X-KLASSE VON MERCEDES-BENZ.

AB NOVEMBER BEI PAPPAS

Das Warten hat ein Ende. Die neue X-Klasse von Mercedes-Benz stellt sich vor: am 10. November ab 18.00 Uhr bei Pappas in Premstätten. Und für alle, die nicht warten wollen: Die neue X-Klasse ist schon heute zu bestellen – ab 40.692 Euro inkl. MwSt. Nähere Infos bei Pappas oder auf www.pappas.at/xklasse Pappas Steiermark GmbH, 8141 Premstätten, Industriestraße 31, Hotline: 0800/727 727; Zweigbetriebe: Graz, Fohnsdorf-Hetzendorf, Niklasdorf, Liezen

denbauabteilung unterstützt tatkräftig bei der Planung des Supermarktes.“ Während Werner Legenstein die Agenden der Filialleitung erledigt, kümmert sich Ehefrau Helga um die Obst- und Gemüseabteilung. Der gemeinsame Sohn Daniel, der später das Geschäft einmal selbst übernehmen möchte, macht gerade die Ausbildung bis zum Spar-Meister absolviert und betreut unter anderem den Postpartnershop und die Getränkeabteilung. Legenstein hebt besonders die gediegene Ausbildung in der Spar-Akademie hervor, so bleiben die bei ihm tätigen Lehrlinge dem Unternehmen treu und er verzeichnet daher praktisch null Personalfluktuation. Etwas mehr Sorgen bereitet ihm die Auswahl neuer Lehrlinge, da seinem Empfinden nach das Niveau der Bewerber zunehmend zu


die Stärken der Marke Spar und die Konzerninfrastruktur wie Logistik, Einkauf, Marketing und Belieferung über den Spar-Großhandel. Man ist aber sein eigener Chef, arbeitet auf eigene Rechnung und kann über Themen wie Öffnungszeiten frei entscheiden, auch was die Sortimentspolitik angeht.“ Diese Freiheiten nutzt Reitbauer ausgiebig, vieles vom

Obst und Gemüse, Säfte und Kernöl kommen direkt von Erzeugern aus der Region, aber auch beim Fleischsortiment versorgt sich der gelernte Metzger zum guten Teil unabhängig direkt vom regionalen Schlachthof. Aber ohne Fleiß kein Preis, und so kommt der bekennende Workaholic und Ironman-Teilnehmer Reitbauer oftmals auf 70 und mehr Ar-

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Erwin Scheriau. Mit Dank an Magna Steyr.

wünschen übrig lasse, insbesondere was Auftreten und Umgangsformen betrifft. Einen ganz eigenen Weg zum selbstständigen Spar-Kaufmann hat Johann Reitbauer beschritten, der seit 2008 den Spar-Markt in Nestelbach bei Graz unweit der Autobahnabfahrt Laßnitzhöhe führt. Er ist insofern ein interessanter Fall, als er nach rund 30 Jahren als angestellter Fleischermeister beschloss, zusammen mit seinem ehemaligen Arbeitgeber eine GmbH mit zwei voneinander weitgehend unabhängigen Geschäften zu gründen. Er selbst errichtete den SparMarkt in Nestelbach auf eigene Rechnung und ist damit auch der Besitzer des Gebäudes. Er schildert die Vorteile aus seiner Sicht so: „Als selbstständiger Spar-Einzelhändler ist man mit einem Franchise-Nehmer vergleichbar. Man nutzt

Fotos: Spar

Wirtschaft

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beitsstunden in der Woche. Im Gegensatz zu Legenstein hat er keinen Nachfolger in der Familie und will das Geschäft daher später seinem Kompagnon in Sinabelkirchen überlassen. Aber bis es in etlichen Jahren so weit ist, hat der drahtige Ausdauersportler noch viele Pläne und auch geschäftlich noch eine Menge vor.


Recht haben

Kurz & News

Interessenabwägung beim Einsatz von Kameras

Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

16 /// FAZIT NOVEMBER 2017

10 Jahre S-Bahn − eine steirische Erfolgsgeschichte Seit 2007 ist die S-Bahn Steiermark auf Schiene. Seither hat sie mit ihrer Strahlkraft das Mobilitätsverhalten der Menschen im ganzen Land verändert. Im Rahmen einer Sonderfahrt mit steirischen Journalist und Journalistinnen in einem Sonder-Zug der GKB von Graz nach Deutschlandsberg wurde das zehnjährige Jubiläum entsprechend gewürdigt. „Der damals eingeschlagene Weg zur Attraktivierung des Schienennahverkehrs hat neue Trends gesetzt. Nicht nur die Bahn, auch der RegioBus und die Stadtverkehre haben sich im Sog der S-Bahn äußerst positiv entwickelt“, freuen sich der für die Regionen zuständige LH-Stv. Michael Schickhofer und der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang.

FH Joanneum lehrt Kompetenzen für morgen

Über 6.000 Interessierte haben sich für einen Studienstart im Oktober 2017 beworben – das ist ein Allzeitrekord seit Gründung der FH Joanneum. Und auch die Weiterbildung als dritte Säule der FH Joanneum neben Lehre und Forschung wird weiter gestärkt: Mit den drei neuen Master-Lehrgängen u. a. „Visuelle Kommunikation und Bildmanagement“ wurde das Angebot für Berufstätige ausgebaut. „Seit 2011 beobachte ich das Geschehen an der Hochschule. Die FH Joanneum beweist durch die aktuellen Zahlen und die Entwicklungen im Bereich der Weiterbildung eindrucksvoll, dass sie im Wettbewerb der Bildungseinrichtungen bestens positioniert ist“, so Günther Witamwas, Vorsitzender des Aufsichtsrats der FH Joanneum.

Volkshilfe Steiermark – 70 Jahre im Dienst der Menschen

In der Aula der Alten Universität feierte die steirische Volkshilfe am 3. Oktober gemeinsam mit hunderten Volkshelfern sowie Partnern aus Politik und Wirtschaft ihr 70-jähriges Jubiläum. Der Festakt war eine große Danksagung an tausende ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter, die in allen Regionen der Steiermark für die Menschen da sind. Im Oktober 1947 gegründet, waren die ersten Aufgaben der Volkshilfe, wie Präsidentin Barbara Gross ausführt „das unübersehbare Elend weiter Teile der Bevölkerung zu lindern. Die eklatante Notlage traf Kinder und alte Menschen am meisten. Zu jener Zeit wurde die Volkshilfe von engagierten Menschen gegründet, welche die Not nicht nur sahen, sondern auch handelten.“

Fotos: Land Steiermark, FH Joanneum / Manfred Terler, Sascha Pseiner

Im Anlassfall betrieb der Kläger ein Logistik- und Speditionsunternehmen mit rund 200 Mitarbeitern, die teilweise in Arbeitspausen eine Teichanlage auf einem der Liegenschaft des Beklagten, einem benachbarten Grundstück, nutzten. Obwohl die zuständige Behörde regelmäßig Lärmmessungen durchführte und das Unternehmen Lärmschutzmaßnahmen getroffen hatte, fühlte sich der Beklagte durch den Lärm des Betriebes gestört. Deshalb befestigte er eine funktionsfähige Videokamera nahe der Grundstücksgrenze in etwa 40 Meter Entfernung zur Teichanlage, um eigenständig Lärmspitzen in Form von Tonaufnahmen aufzuzeichnen. Die Kamera wurde zum Grundstück des Klägers ausgerichtet. Die durch die Kamera erfassten Aufnahmen enthielten Bild- und Tonmaterial sowie Datum und Uhrzeit. Waren in der Nähe der Kamera Personen anwesend, so waren deren Stimmen deutlich hörbar. Schlussendlich musste der Beklagte die Kamera entfernen, da diese durch ihren Standort und ihre Ausrichtung einen Eingriff in die Privatsphäre der Mitarbeiter des benachbarten Unternehmens darstellte. Ein Eingriff in die Privatsphäre besteht, wenn Nachbarn durch den Standort oder der Ausrichtung einer Videokamera berechtigt befürchten können, sich im Überwachungsbereich zu befinden und von den Aufzeichnungen erfasst zu sein. Nach ständiger Rechtsprechung gelten die zu (aktiven) Kameras entwickelten Grundsätze auch für Kameraattrappen. Grundsätzlich ist das Aufstellen von Kameras nicht verboten, jedoch bedarf es eines berechtigten Interesses und einer geeigneten Maßnahme, sofern die Kamera auf das Nachbargrundstück ausgerichtet ist, um deren Aufstellung zu rechtfertigen. Im vorliegenden Fall ist jedoch die angebrachte Videokamera zur Feststellung und Dokumentation einer Lärmbelästigung nicht das schonendste Mittel, um den Interessenzweck, also das Messen von Lärm, zu erreichen. Der Einsatz eines Lärm- bzw. Schallpegelmessgeräts stellt hier ein gelinderes Mittel dar. Fazit: Beim Aufstellen von Kameras ist Vorsicht geboten. Zwar dürfen zum Schutz des Eigentums Kameras aufgestellt werden, dennoch muss bei ihrer Ausrichtung darauf geachtet werden, dass sich Nachbarn dadurch nicht kontrolliert fühlen. Sind Kameras auf das Nachbargrundstück ausgerichtet, so stellt dies einen Eingriff in die Privatsphäre der Nachbarn dar und ist daher unzulässig.


Hier wird der Zentrale Speicherkanal unterirdisch – also am Ufer nicht sichtbar – verlaufen.

Darum brauchen wir den Zentralen Speicherkanal Graz Derzeit wird unsere Mur bei starkem Regen, also an durchschnittlich 50 Tagen im Jahr in Graz, mit Schmutzfrachten aller Art belastet, da der jetzige Kanal die großen Wassermengen nicht vollständig zur Kläranlage überführen kann. Folglich fließt das mit Regenwasser verdünnte Schmutzwasser über sogenannte „Entlastungen“ in die Mur.

F

cherraum im Grazer Kanalnetz mehr als verdoppelt wird. In Abständen von circa einem Kilometer werden spezielle Bauwerke errichtet, in denen die Mischwässer gespeichert und nach und nach in die Kläranlage weitergeleitet werden. Sobald das Wasser ansteigt, werden diese Speicherabschnitte automatisch verriegelt und verhindern so, dass der Kanal

übergehen und Schmutzwasser in die Mur fließen kann.

Haben Sie noch Fragen? Die Holding Graz beantwortet sie gerne.

zentralerspeicherkanal@holding-graz.at facebook.com/ZSKGraz zentralerspeicherkanalgraz.at

Anzeige Fotos: Holding Graz

äkalien, Toilettenpapier und andere Artikel haben in unserer Mur nichts verloren. Diese Abfälle verunreinigen nicht nur den Fluss, sondern bleiben auch an den Murufern hängen, sodass das gesamte Stadtbild verunstaltet wird. Der Zentrale Speicherkanal wird künftig über ein Speichervolumen von 94.000 m³ verfügen, wodurch der Spei-

Gute Gründe für den ZSK: • Dank des ZSK wird die Menge an Fäkalien und anderen Schmutzfrachten, die jetzt noch ungefiltert in die Mur gelangt, halbiert. • Die Stadt Graz nähert sich dem vom Wasserrechtsgesetz vorgeschriebenen Stand der Technik an, den sie derzeit nicht erfüllt. • Der Zentrale Speicherkanal ist somit ein zentrales Projekt im Bereich des Umweltschutzes. • Nach der Errichtung wird der Zentrale Speicherkanal völlig im Erdreich verschwunden sein, die Uferpromenade wird 1:1 wiederhergestellt.

Wenn es in Graz regnet, fließt Regenwasser in den Kanal und vermischt sich dort mit Schmutzwasser und Fäkalien. Bei starken Regenereignissen geht der Kanal über und die Schmutzfrachten fließen über Entlastungen in die Mur.

Um diese Schmutzwasser-Einleitungen in die Mur künftig zu verhindern, wird der ZSK gebaut. Er speichert die Mischwässer und leitet sie nach und nach zur Kläranlage in Gössendorf weiter. FAZIT NOVEMBER 2017 /// 17


Kurz & News

Touristische Highlights im Steiermark-Winter

„SchoolUpdate“ für Eltern und Lehrer

Bereits 5.000 registrierte Lehrer und Eltern an mehr als 120 Schulen verwenden SchoolUpdate. Haben Eltern die E-Mail von der Schule etwa nicht empfangen? Wann ist die nächste Veranstaltung? − SchoolUpdate liefert alle schulrelevanten Informationen, Termine etc. in einer App mit automatischer Übersetzung und ermöglicht so eine unkomplizierte Kommunikation auch mit fremdsprachigen Eltern. Basierend auf der Standardversion können Erweiterungsmodule jeweils einzeln als Premiumfunktion oder als Gesamtpaket gebucht werden. Alle Informationen werden mittels verschlüsselter Kommunikation gesichert und auf einer Plattform gesammelt. Infos: www.schoolupdate.com

11,5 Mio. Euro für den Ausbau steirischer Kinderbetreuung

Die Landesregierung hat am 5. Oktober für die Erweiterung von Kinderkrippen und -gärten in der Steiermark die Auszahlung von mehr als 11,5 Mio. Euro für Baumaßnahmen beschlossen. 285 Projekte konnten damit im ganzen Land realisiert werden. „Kinderkrippen und -gärten bieten nicht bloß Spiel und Spaß, sondern sind Bildungseinrichtungen, die das Fundament für den weiteren Lebensweg der Kinder legen“, betonte Ursula Lackner, Landesrätin für Bildung und Gesellschaft. Erst kürzlich hat die Bundesregierung beschlossen, dass der Ausbau auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden wird – alleine in der Steiermark fließen 2018 wieder neun Millionen Euro an die Gemeinden bzw. Trägerorganisationen.

18 /// FAZIT NOVEMBER 2017

Logistics Business Expo setzt Akzente Anlässlich der Logistics Business Expo am 9. und 10. November in der Messe Graz haben sich Spitzenvertreter der steirischen Unternehmens- und Transportlogistik auf Einladung von WK-Präsident Josef Herk zum Zukunftsthema „Steiermark als Logistikland“ getroffen. Tausende Steirer sind in Unternehmenslogistik und E-Commerce-Lösungen sowie in der Transportlogistik beschäftigt. „Und der Online-Marktplatz wächst mit Milliardeninvestitionen der Big Player rasant weiter“, so SSI-Schäfer-IT-GF Franz Bauer-Kieslinger. Wirtschafts-LR Barbara Eibinger-Miedl unterstützt das wirtschaftliche Potenzial der Logistik durch Digitalisierung, den Breitbandausbau und ein Forschungsprojekt zum Thema autonomes Fahren.

Auto-Nuovo-Herbstfest am Gleisdorfer Hauptplatz

Jährlich präsentieren Mitte September beim Auto-Nuovo-Herbstfest acht heimische Autohändler dem PS-hungrigen Publikum ihre neuesten Modelle. Erstmalig wurden die Neuheiten der Händler – darunter auch einige E- und Hybridautos – um Gebrauchtwagen ergänzt. Die acht teilnehmenden Autohändler, der Veranstalter TIP Tourismusverband und die vielen Besucher genossen am 23. September bei idealem Herbstwetter und Sonnenschein die Welt der Mobilität in vielen Facetten.

Karrierewege mit Holzjobs der Zukunft

Im Rahmen des „Genialen Holzjobtages“ in Bruck informierten sich über 1.000 Schüler über Berufe mit Holzschwerpunkt. Berufe der gesamten Holz-Wertschöpfungskette und Ausbildungsstätten präsentierten sich den Jugendlichen in Bruck. „Der Geniale Holzjobtag ist eine wichtige Veranstaltung, vor allem für 4. Klassen, die kurz vor ihrer Berufswahl stehen. Sie werden informiert und können selbst praxisnah mit Holz arbeiten“, freut sich Ursula Fogy, Lehrerin der NMS Bruck. Die Wertschöpfungskette Holz sichert Green Jobs für die nächsten Generationen. Davon ist auch Doris Stiksl, GF von proHolz Steiermark überzeugt: „Die Holzbranche punktet mit einem nachhaltigen Zukunftskonzept.“

Fotos: Lunghammer, Steiermark Tourismus / Bernhard Loder, MCG, TIP_WEB,

Die steirische Touristik geht bestens gerüstet in die Wintersaison 2017/18: Investitionen verbessern Qualität und Vielfalt des Angebotes. Steiermark Tourismus setzt im kommenden Winter einen besonderen Schwerpunkt wieder auf Familien. Winterurlaub in der Steiermark ist attraktiv, das zeigt die Entwicklung der Nächtigungszahlen. „In den letzten zehn Jahren haben wir bei den Gästen um rund 40 Prozent, bei den Nächtigungen um 28 Prozent zugelegt. Unser vielfältiges Angebot und die Herzlichkeit unserer Gastgeber sind dafür ausschlaggebend“, so Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. Im Winter 2016/17 besuchten 1,7 Millionen Gäste die Steiermark, die für fast 5,7 Millionen Nächtigungen sorgten.


Foto: Hypo Steiermark

Kurz im Gespräch mit

Foto: Spar / Werner Krug

Bernhard Türk, Vorstandsdirektor der Landes-Hypothekenbank Steiermark AG

v.l.n.r.: Martina Steiner (Gesundheitsfonds Steiermark), Thomas Plautz (GF Kinderbüro), LR Christian Drexler, Sebastian (5 Jahre) mit Mama Alexandra, Lorena (10 Jahre), Spar-GF Christoph Holzer und Kristina Grill (Kinderbüro).

Initiative für gemeinsames Kochen in der Familie Das Projekt „Wir kochen – Gemeinsames Kochen in der Familie“ wurde vom steirischen Kinderbüro in Kooperation mit dem Gesundheitsfonds Steiermark und Spar auf Schiene gebracht.

D

ie Grundlagen für vernünftiges Essverhalten werden bereits in der Kindheit gelegt. Das Ziel von „Wir kochen“ ist es, das gemeinsame Kochen in der Familie mit ansprechend gestalteten Rezeptkarten zu fördern. Dabei stehen gesunde Rezepte mit saisonalen und regionalen Lebensmitteln im Mittelpunkt. Gleichzeitig bieten die Rezeptkarten für schmackhafte, einfache und schnell zubereitete Gerichte für die ganze Familie. Liebevoll entwickelt und gekocht wurden die Rezepte von Rosa Brottrager. Künstlerisch wurden die Rezeptkarten von der Kinderillustratorin Tanja Aranovych und dem Fotografen Wolfgang Hummer umgesetzt. Eine wesentliche Rolle für das Entstehen der Rezeptkarten spielten die Kinder. Damit die Rezeptkarten ansprechend gestaltet und von den Kindern gern angenommen werden, wurde die kindge-

rechte Darstellung der Gerichte auch mit Kindern aus dem Kinder-Parlament Graz und Leoben diskutiert. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler erklärt: „Steirerinnen und Steirer jeden Alters sollten durch das Projekt ermuntert werden, die Rezepte zu probieren. Unsere Initiative ‚Gemeinsam gʼsund genießen‘ war bei der Erstellung der Rezeptkarten ebenfalls unterstützend aktiv.“ „Wir kochen“ bietet jede Woche ein neues Rezept zum Nachkochen in den steirischen Spar-Supermärkten an – solange der Vorrat reicht, ab Anfang Oktober 20 Wochen lang erhältlich. Spar-GF Christoph Holzer: „Mit unseren Rezeptkarten möchten wir Kindern und Familien Ideen für Gerichte zum Selberkochen liefern. Bei jedem Spar-Supermarkt in der Steiermark gibt es an der Feinkosttheke wöchentlich ein gratis Rezept zum Nachkochen.“

Die Hypo Steiermark positioniert sich als Anlegerbank mit regionalen Wurzeln, wie lautet Ihre Strategie für die Zukunft? Als traditionelles Wertpapieremissionshaus mit 80-jähriger Erfahrung sind wir ein verlässlicher Ansprechpartner für gehobene Veranlagungskunden. Wir investieren sehr viel in die Weiterbildung der Mitarbeiter. Unser Anspruch ist es, höchste Qualität bei gleichzeitiger Kundennähe zu gewährleisten.

Anlässlich des bevorstehenden Weltspartags: Bemerken Sie Veränderungen beim Sparverhalten Ihrer Kunden? Die Sparquoten unserer Kunden sind in den letzten Jahren konstant. Trotz der extrem niedrigen Zinsen steigen die Einlagenbestände. Das Sparbuch ist somit weiterhin in der Kundengunst ganz oben zu finden.

Was empfehlen Sie Ihren Kunden als Anlagealternativen zum derzeit wenig attraktiv verzinsten Sparbuch? Nach Abzug der Inflation ist ein realer Kapitalerhalt mit klassischen Sparprodukten schlicht unmöglich. Sicherheit hat somit ihren Preis. Wer die Kaufkraft seines Geldes längerfristig sichern möchte, der benötigt auch ertragsstarke Wertpapiere. Die Veranlagung auf „breitere Beine“ zu stellen, ist daher ein zentrales Anliegen in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Im Fokus stehen dabei immer häufiger ethisch-nachhaltige Veranlagungen. Die Hypo Steiermark verfügt hier über eine exklusive Auswahl an Investmentlösungen und speziell zertifizierte Kundenberater. FAZIT NOVEMBER 2017 /// 19


Graz hat's

Finissage im Autohaus Edelsbrunner Zum 50-jährigen Jubiläum des Autohauses Edelsbrunner und der Präsentation des neuen Peugeot 308 wurden die farbenfrohen Bilder der Grazer Künstlerin Susanna Preiß im Autohaus ausgestellt. Zum Abschluss der Ausstellung luden die Malerin und die Familie ein, die wunderbare Symbiose der Peugeot-Modelle mit den Bildern abschließend zeigen zu können. Zahlreiche Gäste sowie Ehrengäste, unter ihnen Bezirksvorsteher Johannes Obenaus, WB-Direktor Kurt Egger, GR Daniela Gmeinbauer; Regionalstellenobfrau Sabine Wendlinger-Slanina, Adelheid Moretti, Barbara Mannsberger und Gabi Lechner, Gebietsleiter Wolfgang Messner sowie PSA-Bank-Direktor Kurt Nöbauer ließen sich diesen Event nicht entgehen.

Direkt vom GKB-Zug ins Taxi Die Taxi-Gruppe 2801 und die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH (GKB) haben am 27. September unter Beisein von Infrastrukturminister Jörg Leichtfried einen „Letter of Intent“ über eine geplante Kooperation unterzeichnet. Im Zentrum der Planungen steht ein neues Serviceangebot. Getreu dem Motto „Wir bewegen Menschen!“ wollen die beiden steirischen Mobilitätsanbieter ihre Angebote für die Kundinnen und Kunden bündeln. Im Rahmen der Zusammenarbeit sollen alternative Mobilitätskonzepte auf der „Last Mile“ als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr entwickelt werden.

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Foto: Ralph König

MP Group präsentierte ihre Neuheiten in Paris Die SILMO in Paris ist der jährliche Auftakt in der Optikbranche, die Neuheiten für das nächste Jahr zu präsentieren. Die MP Group stellte auf der internationalen Fachmesse 660 neue Modelle der wichtigsten Marken wie Daniel Hechter Eyewear, H.I.S Eyewear oder SPECT Eyewear und Red Bull SPECT Eyewear vor. „Die Silmo ist für uns in vielfacher Hinsicht interessant: Ein Großteil der Fachbesucher kommt natürlich aus Frankreich, wo wir mit einem Vertriebsstandort in Paris präsent sind. Aber auch internationales Fachpublikum besucht die Silmo. Wir hatten zahlreiche erfolgreiche Gespräche mit internationalen Kunden und Partnern“, fasst Dietmar Hermus, CSO der MP Group, zusammen.

Fotos: GKB, Autohaus Edelsbrunner, Flughafen Graz, Foto Fischer, MPG, Felipe Kolm | Warda Network

Schullin gewinnt Cannes Corporate Media & TV Award 2017

Vor der atemberaubenden Kulisse des Palm Beach in Cannes wurden am Donnerstag, dem 28. September 2017 die Gewinner der Cannes Corporate Media & TV Awards 2017 verkündet. In der Kategorie „Imagefilm“ wurde Schullins Video „Bring Your Time“ mit dem Silbernen Dolphin Award ausgezeichnet. „Bring Your Time“ wurde im Herbst 2015 gemeinsam mit der Grazer Agentur mindconsole umgesetzt. Die Cannes Corporate Media & TV Awards prämieren jedes Jahr die weltbesten Wirtschaftsfilme in einem der bedeutendsten Filmzentren der Welt. Hans Schullin: „Ein unglaublicher Red-Carpet-Auftritt mit Teilnehmern aus der ganzen Welt, von Abu Dhabi bis Australien. Schön, dass unser Film solchen Anklang gefunden hat!“

Pegasus H3: Erstlandung in Graz

Am 29. September erfolgte die Erstlandung der Pegasus H3 von Hirt kommend am Flughafen Graz. Planung und Bau des Experimentalflugzeugs mit dem Kennzeichen OEVVK waren ein langfristiges Schülerprojekt der Polytechnischen Schule (PTS) Völkermarkt und dauerten von 2009 bis 2017. Das vorwiegend aus Aluminium gebaute Flugzeug wiegt weniger als 180 kg und wird mit einem 22 kg schweren Zweizylinder Hirth-Motor mit 50 PS betrieben. Es erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 130 km/h. Ziel des Projektes war die Förderung der individuellen Stärken angehender Lehrlinge im Alter von 15 bis 17 Jahren. Die Finanzierung von ca. 30.000 Euro erfolgte durch Rainer Hartmut, der das Projekt auch leitete und umsetzte.

Kurz im Gespräch mit Klaus Scheitegel, Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen Versicherung Was bringen Sie an neuen Ideen und Strategien für die Zukunft ein? Mein Fokus liegt im Bereich der Digitalisierung und der Dienstleistungsqualität. Durch neue technische Möglichkeiten werden sich Arbeitsabläufe und Kundenverhalten in den nächsten Jahren stark ändern. Hier sehe ich gute Chancen für Weiterentwicklungen.

Wie sehen Sie die Wachstumsperspektiven in Südost- und Osteuropa? Grundsätzlich hat sich die Wirtschaft in diesen Ländern erholt und es gibt ein leichtes Wachstum. Größte Herausforderung ist die Demografie. Werden nicht Arbeitsplätze und attraktive Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort angeboten, dann werden viele junge Menschen ihre Heimat verlassen und nicht mehr zurückkehren.

Was wird sich Ihrer Meinung nach durch E-Mobility und selbstfahrende Autos ändern? Für Versicherer werden sich die Schadenbilder ändern und es entsteht ein neuer Regelbedarf im Verkehr. Es werden z. B. Auffahr- oder Kollisionsunfälle verschwinden und neue Gefährdungstatbestände entstehen (Haftung für Softwarefehler etc.). Eine risikolose Technik wird sich allerdings nicht entwickeln.

Wie wichtig ist der Faktor Beratung angesichts starker Konkurrenz durch Online-Angebote? Trotz Online-Angeboten bleibt die Beratung der wichtigste Teil des Versicherungsvertragsabschlusses. Dies wird durch neue EU-Vorgaben (IDD) noch verstärkt. Online-Angebote bereichern den Versicherungsmarkt, können die Beratung aber nicht ersetzen. FAZIT NOVEMBER 2017 /// 21


Bestsellerautorin Birgit Kelle 체ber Zwangsheteronormativit채t, das Verh채ltnis von Minderheiten und Mehrheiten, die Kommunikationsgrenze zwischen kinderlosen Frauen und M체ttern sowie Managertypen mit fetten Autos.

22 /// Fazit November 2017


Fazitgespräch Von Volker SchÜgler und Christian Klepej mit Fotos von Marija Kanizaj

Softies, Weicheier und wir Primaten


Fazitgespräch

Die deutsche Journalistin und Bestsellerautorin Birgit Kelle gilt für die einen als rabiate Wutmutti, ist als erzkonservative »Biologistin« verschrien, ist Feindbild der Vertreterinnen des fundamentalen Feminismus. Für die anderen ist sie Fürsprecherin, Anwältin, gar Retterin der Mütter und des Abendlandes. Und das Vollweib schlechthin. Mit scharfer Zunge und messerscharfem Verstand formuliert sie journalistisch überspitzt ihre Meinung: »Früher legten wir Karrieren auf Eis, um Kinder zu bekommen. Heute sollen wir unsere Eizellen auf Eis legen, um Karriere zu machen.«

Eines ist sicher: Birgit Kelle polarisiert. Davon konnten wir uns kürzlich im Grazer Augartenhotel überzeugen.

24 /// FAZIT NOVEMBER 2017



Fazitgespräch

Was kommt, wenn Familie geht? Ein überforderter Staat voller überforderter Menschen. Birgit Kelle

Frau Kelle, was erwarten Sie sich als CDU-Mitglied und »Muttertier«, wie Sie sich in Ihrem neuen Buch selbst nennen, von der neuen Regierung in Deutschland von der Familienpolitik? Ehrlich gesagt erwarte ich gar nichts. Die CDU hat ja ihre eigene Familienpolitik schon lange aufgegeben. Die vormalige CDU-Familienministerin Von der Leyen hatte schon auf den SPD-Kurs umgeschwenkt und dann hat man in der großen Koalition das Ministerium an die SPD abgegeben. Mit einer möglichen Jamaika-Koalition sehe ich nur noch Schlimmeres auf uns zukommen. Ich weiß, dass die CDU das Familienministerium gar nicht anstrebt, das ist etwas, was sie zum Verschachern als Verhandlungsmasse haben. Im Worst Case bekommen also die Grünen das Familienministerium und dann machen wir nur noch Genderpolitik in Deutschland. Was meinen Sie damit? Gender hat nichts mit Frauenpolitik zu tun. Viele waren ja bislang der Meinung, dass Gender nur der international gängige Begriff dafür sei, was wir Gleichstellungspolitik nennen – Emanzipation der Frau, Gleichberechtigung und so weiter. Und so haben das viele mitgetragen, weil sie guten Glaubens waren, das ist doch die bewährte Frauenpolitik und wir sind doch alle für Gleichberechtigung. Tatsächlich geht es heute dabei nur noch um das Thema Vielfalt verschiedenster sexueller Orientierungen und Identitäten. Wenn wir heute über Gender sprechen, dann reden wir über Unisextoiletten, über die Homoehe, über Leihmutterschaft und das Adoptionsrecht für Homosexuelle und selbst sprachlich sollen jetzt nicht nur die Frauen sichtbar gemacht werden, sondern mit allerlei Gendersternchen alle der neu erfundenen »Geschlechter«. Das bringt viele, auch Politiker, endlich zum Aufwachen, die bisher gedacht haben, das sei bloß das harmlose Frauen- und Gedönsressort.

Haben Sie diese Erfahrung gemacht? Ja, absolut. Ich erlebe eine ganz neue Aufmerksamkeit. Politiker wollen das Thema erklärt haben, laden mich ein, vor allem aus der CDU und CSU, aber auch die Kirchen. Bei der katholischen Kirche bricht das Genderthema jetzt plötzlich auf, während die evangelische Kirche schon seit langem nur noch gendert bis zum Erbrechen. Die evangelische Kirche ist verloren, mit der braucht man nicht mehr zu diskutieren, die erledigt sich von selbst. Wie sich auch der ganze Genderschwachsinn von selber erledigen wird. Die Frage ist nur, passiert es von selber, dass die so überdrehen, dass es automatisch zusammenbricht oder müssen wir noch ein bisschen nachhelfen. 26 /// FAZIT NOVEMBER 2017

Sie denken also, dass Gender-Mainstreaming auslaufen wird? Ich bin zuversichtlich, weil die Aufmerksamkeit auf das Thema endlich da ist. Diese Strukturen und Budgets wurden ja unter Ausschluss der Öffentlichkeit systematisch aufgebaut. Das heißt: Plötzlich waren diese Genderprofessuren da und jetzt sind alle erschrocken. Wie konnte das passieren, wer hat das genehmigt, wer hat die Gelder freigegeben? Man hätte es wissen können, nicht nur ich, auch andere reden seit Jahren davon, was auf uns zukommt. Nun sind sie da, das kann man erst mal nicht verhindern, hat aber auch Vorteile. Denn damit treten die natürlich aus dem Schatten in das Licht und müssen damit rechnen, dass man sich mit ihnen befasst. Genau in dieser Phase sind wir jetzt gerade. Wir haben die ersten Studentenverbände bei uns in Deutschland, wie den RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten, CDU-nah), der sagt, Schluss damit an den Universitäten, weil das kein Deutsch ist, und wir als Studenten nicht gezwungen werden wollen, unsere Arbeiten gendern zu müssen. Das ist neu. Es hat lange gebraucht, bis die begriffen haben, dass man gerade an den Universitäten dagegen arbeiten muss. Wir fangen jetzt an mit der Reaktion, aber es war erst möglich, als die anderen sich offen zeigten. Sie meinten in einer Diskussion einmal, dass die »linksverdrehte Feministinnen-Gender-Diskriminierungs-Toleranzdiskussion« dazu diene, die Identität der Menschen zu zerstören und die Gesellschaft zu destabilisieren. Woran machen Sie eine derartige Bedrohung fest? Es ist kein Zufall, dass die Genderlobby in zwei Bereiche zuerst einbrach: In die Sprache und die Pädagogik. Sprache, um uns an der freien Rede zu hindern. In die Pädagogik, wie diese Leute sagen, wir müssen im Prinzip das Selbstverständnis der Kinder dekonstruieren und alles, was sie für normal halten, zunächst einmal zerstören. Aus deren Perspektive sind selbst Dinge wie die Zweigeschlechtlichkeit aus Mann und Frau und unser Sexualtrieb mit seiner Heterosexualität als statistische Normen, Dinge, die im natürlichen, freien Zustand des Menschen angeblich nicht existierten. Es gäbe tatsächlich nur eine bunte Vielfalt, die aber im Moment erstickt wird von der sogenannten »Zwangsheteronormativität«, in der wir alle bloß glauben, normal zu sein, weil unsere Kultur und die Gesellschaft uns das seit Jahren eintrichtert und wir das also bloß unreflektiert reproduzieren. Das heißt, es ist deren Konzept, unsere Normalität zu zerstören. Wo verorten Sie die Urheberschaft dieses Konzepts? Man muss sich anschauen, wer in diesem Feld agiert. Dann erkennt man auch, dass Gender eben nichts mit Frauenpolitik zu



Fazitgespräch tun hat und der ganz normalen Frau nichts nutzt. Die Hauptakteure sind im Wesentlichen Menschen, die sich selber nicht im heterosexuellen Spektrum ansiedeln würden, wie auch immer sie sich anders definieren. Welches Geschlecht jemand hat, ist ja inzwischen eine Frage der Eigendefinition geworden. Diese sechzig verschiedenen Geschlechterdefinitionen von Facebook sind, wie Facebook selber sagt, mit Schwulen-, Lesben- und Transverbänden erarbeitet worden. Sie haben allerdings durchaus auch willige Helfer aus dem heterosexuellen Bereich. Zum einen die Naiven, die immer noch glauben, sie arbeiten an dem großen Thema Gleichberechtigung von Mann und Frau, zum anderen diejenigen, die sagen, wir brauchen mehr Toleranz im Land. Wir haben viele, die einfach naiv mitmachen, weil sie die Tragweite dieser irren Ideen nicht verstehen. Die denken, es geht nur um ein tolerantes Miteinander, deswegen muss man an den Schulen den Kindern klar machen, dass schwul kein Schimpfwort ist und so weiter. Da wären wir ja alle d‘accord, da hat doch kein Mensch was dagegen. Aber es geht eben um viel mehr.

Sie sehen das nicht als Schutz von Minderheiten? Doch, ich sehe das so, die sehen das selbst aber anders. Früher kämpfte diese Bewegung um Rechte für Minderheiten, heute bemerkt man einen Paradigmenwechsel in deren Strategie. Alleine die Behauptung, es gäbe so etwas wie eine Mehrheit und daneben Minderheiten, gilt ja neuerdings schon als diskriminierender Akt. Das wir uns als Mehrheit definieren, ist aus dieser Perspektive also schon ein Affront, nahezu eine Aggression der Minderheit gegenüber. Dieselben Lobbygruppen, die früher für Minderhei-

Wer schaut auf Investitionen und Innovationen? Steiermarks Unternehmerinnen & Unternehmer news.wko.at

tenrechte stritten, kämpfen heute dafür, dass es gar keine Mehrheitsgesellschaft mehr gibt, damit auch keine Mehrheitsnormen mehr. Man will uns sagen: Wir sind bloß alle Teil einer bunten Vielfalt und ihr seid gar keine Mehrheit. Ihr seid nur verkappte Irgendwas-Sexuelle, die glauben, heterosexuell zu sein. Deswegen müssen wir aus deren Sicht ja noch alle ganz doll befreit werden und zum Schluss gibt es keine Mehrheiten und Minderheiten mehr, sondern eine bunte Vielfalt gleichberechtigt nebeneinander und wir marschieren alle Richtung Regenbogen. Man will die Auflösung der Gegenüberstellung von Mehrheiten und Minderheiten. Das ist das Ziel. Zu bekämpfen, dass die Mehrheit überhaupt noch sagen darf, dass sie eine Mehrheit ist, weil ihre reine Existenz bereits als Aggression verstanden wird. Meinen Sie, es geht um einen Befreiungskampf gegen den Willen derer, die da befreit werden sollen? Na sicher, oder hatten Sie um Ihre Befreiung gebeten? Ich jedenfalls nicht. Ich möchte einfach nur meine Ruhe haben und mein Leben als Frau und Mutter leben. Stattdessen wird alles problematisiert. Typisch weibliches Verhalten ist problematisch, typisch männliches ebenfalls. Typisch weibliches Verhalten wird nur dann gutgeheißen, wenn es von Männern ausgeübt wird, und männliches Verhalten wird dann gut, wenn Frauen es an den Tag legen. Damit ist dann die Genderwelt in Ordnung. Bei einer Frau, die sich kämpferisch und aggressiv gibt, sagt man wow, taffes Weib, die setzt sich durch, nicht so ein Weibchen. Und einen Mann, der seine Tränen zeigen kann, haben wir alle sehr gern, weil er dann seine weibliche Seite zeigt. Während der heterose-


Fazitgespräch xuelle weiße Mann mit seinem stoischen Unveränderbarkeitswillen an allem Schuld hat.

Das erinnert mich an die Alternativwelle in den Neunzehnsiebziger und -achtzigerjahren, als Mann begonnen hat, das Baby zu wickeln und seinen Pullover selbst zu stricken. Das waren dann die Softies. Was ist aus denen geworden? Die sind jetzt modern. Früher galten Softies als Weicheier.

Damals war das schon modern, aber es war eine Minderheit. Muss man sich im Rückblick vielleicht fragen, ob auf Dauer damit der impotente Mann herangezogen wird? Ich stelle einfach nur mal nüchtern fest, dass in der Regel der Mann, der immer weiblicher wird, für die Frau jedenfalls nicht mehr attraktiv ist. So wie bei Männern, die immer sagen, sie legen Wert auf die inneren Werte einer Frau und dann doch ganz gerne einen Ausschnitt zum Gucken haben, genauso ist es bei Frauen auch. Wir behaupten zwar, dass wir gerne den Philosophen wollen, mit dem wir uns so wunderbar unterhalten können, am Schluss nehmen wir aber doch lieber den Managertypen mit dem fetten Auto. Dabei läuft auch ein biologisches Schema ab. Das, was gesagt wird, widerspricht bei Frauen wie Männern dem Verhalten. Beim Paarungsverhalten sind wir immer noch Primaten. Frauen heiraten immer noch nach oben, und Männer nach unten. Im tatsächlichen Verhalten laufen offensichtlich uralte Schemata ab, die auch die Frau immer noch im Hinterkopf hat: Ich bekomme irgendwann Kinder, ich muss versorgt sein, ich brauche einen Mann, der mich beschützen und versorgen kann. Jemand, der das

nicht signalisieren kann, ist auf dem Paarungsmarkt nicht wirklich attraktiv.

Ist es nicht das Verdienst von Feminismus und Emanzipation, dass sich die Abhängigkeit der Frauen voriger Generationen von ihren Ehemännern zugunsten der Frauen geändert hat? Durchaus, aber das ist nicht die Frage. Die Frage ist, wie wirkt sich das zum Beispiel auf unsere Beziehungen aus? Wie stabil sind Beziehungen, in denen Frauen genauso viel verdienen wie ihre Männer oder mehr? Und da stellen wir fest, dass wir mit dieser veränderten Situation überhaupt noch nicht zurechtkommen. Weder die Frauen, noch die Männer. Denn je erfolgreicher eine Frau ist, umso schwieriger hat sie es, einen adäquaten Partner zu finden. Und dass auch die Männer damit nicht zurechtkommen, wenn Frauen ihnen ebenbürtig sind oder in der Hackordnung sogar über ihnen stehen. Verbal sind wir da viel weiter, wenn behauptet wird, dass Mann wie Frau auf Augenhöhe zueinander stehen möchten. Wir wollen nach wie vor zu den Männern aufschauen, sie sollen aber nicht auf uns herabblicken. Das grenzt an die Quadratur des Kreises. Es gibt zunehmend Frauen, die leider keinen Partner finden, weil es gar nicht so viele Männer gibt, die Interesse an erfolgreichen Frauen haben. Und weil auch erfolgreiche Frauen sich immer noch nach oben orientieren wollen. Wenn ich eine erfolgreiche Frau bin, dann heirate ich schon gar nicht nach unten. Dann wird der Heiratsmarkt plötzlich eng. Wir sind einerseits dabei, Geschlechterrollen aufzubrechen, das ist in gewisser Weise auch gut, weil es Strukturen gab, die Frauen eingeengt haben. Aber jede Medaille hat auch eine Kehrseite. Nach

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Birgit Kelle wurde 1975 in Siebenbürgen/ Rumänien geboren und ist Journalistin, Publizistin, Vorsitzende des Vereins »Frau 2000plus« sowie Vorstandsmitglied des EU-Dachverbandes »New Women For Europe«. Die Mutter von vier Kindern ist mit dem Publizisten Klaus Kelle verheiratet. Sie ist Autorin der Bestseller »Dann mach doch die Bluse zu« und »GenderGaga«. Neu erschienen ist gerade »Muttertier. Eine Ansage«. Kelle schreibt für zahlreiche Print- und Onlinemedien, u.a. für »Focus« und »Die Welt«. Sie ist CDU-Mitglied und von der evangelischen zur katholischen Kirche konvertiert.


Fazitgespräch

einer Trennung sind wir als Frauen oft alleine auf uns gestellt, alleine mit den Kindern und die Männer fühlen sich nicht mehr verantwortlich. So nach dem Motto »ihr wollt Gleichberechtigung, na dann mal los«. Ich stelle fest, dass viele Frauen das so eigentlich gar nicht wollen, sondern viele mit den traditionellen Rollen durchaus zufrieden sind. Sie sagen das so sicher, gibt es dafür auch valides Zahlenmaterial? Ich beschäftige mich seit Jahren mit dem Thema, es gibt auch international einiges an wissenschaftlichen Erhebungen zur Veränderung oder auch dem Unwillen dazu. Bei Ihnen in Österreich zum Beispiel hatte ihre eigene Regierung vor einigen Jahren eine Studie veröffentlicht, wonach über 50 Prozent der jungen Frauen kein Problem damit hätte, als Hausfrau zu leben, wenn der Mann genug verdient. Von wegen: Die Frau sucht Unabhängigkeit. Die Feministinnen in Österreich waren damals kurz vor dem Herzstillstand. Und auch im Fernsehen gab es schon Dokus über erfolgreiche Frauen auf Partnersuche. Das war, glaube ich, »Hautnah« im ZDF, schön gemacht, aber ich fand es unglaublich traurig, über erfolgreiche Frauen, die einsam bleiben. Rein statistisch sehen wir zudem einen Wandel der Familienformen, also immer mehr Singlehaushalte, immer mehr Scheidungen und die dramatisch und stetig ansteigende Zahl der alleinerziehenden Frauen, wonach wir tatsächlich inzwischen zwanzig Prozent Alleinerziehende haben.

Wie sehen Sie als vierfache, verheiratete Mutter die Chancengleichheit für Frauen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und was halten Sie von Frauenquoten? Die Frauenquotendebatte wird nicht ehrlich geführt. Wir wollen über Frauenquoten mehr Frauen in Führungspositionen haben, die möchten aber auch gerne noch Zeit für ihre Kinder haben und eine Work-Life-Balance und »Führen in Teilzeit«. Was wir ignorieren: Wenn du eine Führungsposition haben willst, dann müsstest du genau so viel leisten wie ein Mann. In Managerposition machen die jedenfalls alle ihre Siebzigstundenwoche. Das ist der Preis für Erfolg: dass du keine Familie hast, dass du über kurz oder lang geschieden bist und dass du dann die Kinder nicht mehr siehst. Das ist bei vielen Managern so. Die haben ihre Frau zuhause, sehen sie und ihre Kinder nur am Wochenende. Mir sagte einmal eine dieser Ehefrauen, die nach dem vierten Umzug wegen dem Job des Mannes streikte: »Eigentlich ist ja egal, wo wir wohnen, und ob er abends nicht zu Hause ist«. In dem Moment, wo Frauen Mütter werden, ändert sich das Denken massiv. Da wir es in der politischen Debatte aber in der Regel mit kinderlosen Feministinnen zu tun haben, habe ich auch festgestellt, dass zwischen kinderlosen Frauen und Müttern eine Kommunikationsgrenze herrscht, und wir uns nur bis zu einem gewissen Punkt gegenseitig verstehen. Ich habe es selber erlebt, wie mich mein Muttersein gänzlich verändert hat. Es war, als hätte man einen Schalter umgelegt, das war kein langwieriger Prozess. Mit der

Hormonumstellung wirst du zum Muttertier. Das Buch »Muttertier« ist das Fazit von hunderten von Briefen, von Gesprächen mit Frauen, mit Müttern aus den letzten zehn Jahren. Diese Sorge um unsere Kinder, dass wir plötzlich andere Prioritäten haben, das kennt man nur, wenn man selber Mutter oder auch Vater ist und da hört dann das Verständnis von kinderlosen Frauen oft auf.

Kinderlosigkeit als Vorwurf? Das ist kein Vorwurf. Aber es ist anmaßend, mir trotzdem mein Leben erklären zu wollen, obwohl sie davon schlicht keine Ahnung haben. Mich bringt in Rage, wenn ich mit Frauen zu tun habe, die glauben, sie wüssten besser, was für mich als Mutter gut ist, die mich ständig aus meinem Leben retten wollen, anstatt endlich daran zu arbeiten, dass ich ein abgesichertes Leben als Mutter führen kann.

Ist das nicht eine pessimistische Sicht der Dinge, wenn Sie sagen, als Mutter werde ich nie Vorstandsvorsitzende eines großen Konzerns sein können? Sie sollten in Erwägung ziehen, dass Mütter vielleicht gar nicht in den Vorstand wollen. Jedenfalls nicht, solange die Kinder klein sind. Diese Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehe ich nur hintereinander und nicht gleichzeitig. Das Problem ist: Wir arbeiten politisch im Moment an einer Gleichzeitigkeit. Vereinbarkeit von Familie und Beruf besteht faktisch darin, dass wir immer mehr Kita-Plätze bauen und die Kinder immer früher hinbringen, immer länger dort lassen und immer mehr arbeiten gehen. Wo ist da die Vereinbarkeit? Also für mich ist das pures Auslagern von Kindern. Eine Zerstörung von Familie. Bestenfalls ein Addieren von Familie und Beruf und eine chronische Erschöpfung und Überbelastung mit Ansage. Echte Vereinbarkeit ist nur dann denkbar, wenn man auch die Bedürfnisse von Kindern ernst nimmt und auch das Bedürfnis der Eltern, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, nicht nur der Kinder, Zeit mit ihren Eltern zu verbringen. Haben Sie da eine bestimmte Vorstellung oder Forderung? Ja, es müsste eine echte Wahlfreiheit geben, von der wir so viel reden, die man uns aber nicht gibt. Wenn der Staat nicht nur sagt, wir finanzieren einen Betreuungsplatz, damit du berufstätig sein kannst – das, was wir heute unter Wahlfreiheit verstehen – sondern, wenn der Staat genauso sagen würde: Dieses Geld, das wir für einen Betreuungsplatz ausgeben würden, könnten wir auch dir geben, damit du es selber machen kannst oder du davon eine Tagesmutter bezahlst oder ein Au-Pair-Mädchen oder was auch immer. Das wäre eine echte Wahlfreiheit, weil man dann auch ein Budget hat. Wir üben uns stattdessen in einer Friss-oder-stirb-Mentalität: Nimm den Krippenplatz oder schau, wo du bleibst. Das ist nicht Wahlfreiheit, sondern Zynismus. Frau Kelle, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT NOVEMBER 2017 /// 31


Foto: Voestalpine/Konstantinov

Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Erleichterung für Mieter und Vermieter

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Ein deutliches Signal in Richtung finanzielle Hilfe sendet die Bundesregierung in Form von Abschaffung der Mietvertragsgebühr. Bislang schrieb das Gebührengesetz (GebG) Gebühren für bestimmte Rechtsgeschäfte, wie beispielsweise Mietverträge, Bürgschaften und Vergleiche, für den Fall vor, dass über diese eine Urkunde errichtet wird. 1 % des 3-fachen Jahresbrutto lautete die Rechnung für die Mietvertragsgebühr, die beim Abschluss eines schriftlichen, unbefristeten Mietvertrags fällig wird. So war beispielsweise für eine 60 m2, die € 600 monatlich kostet, eine Mietvertragsgebühr in der Höhe von € 216 fällig. Das Aus der Mietvertragsgebühr wirkt sich nicht nur für Mieter, sondern auch für Vermieter positiv aus. So fällt künftig der Verwaltungsaufwand bei der Einhebung und Abfuhr dieser Gebühr weg. Aber Achtung: Die Gebühr wird zunächst nur für Wohnimmobilien abgeschafft. Die Gebühr beim Abschluss eines Mietvertrags für eine Gewerbeimmobilie bleibt nach wie vor bestehen. Hier ist die Gebühr bei einem befristeten Vertrag nicht beim 3-Fachen sondern, erst beim 18-Fachen eines Jahresentgelts gedeckelt. Nach wie vor ist die Gebühr vom Vermieter selbst oder von einem befugten Parteienvertreter zu berechnen und beim Finanzamt einzuzahlen. Sehr gerne übernehmen wir die Selbstberechnung für Sie – wenden Sie sich bei Interesse an graz@ hoferleitinger.at oder besuchen Sie unsere Website unter www.hoferleitinger.at.

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Gemeinsam mit dem Volkswirt Herwig Schneider (3.v.l.) präsentierten CEO Wolfgang Eder (2.v.l.) und die Vorstandsmitglieder Franz Rotter (l.) und Franz Kainerdorfer (4.v.l) die positiven Auswirkungen der Voestalpine-Investitionen in der Steiermark.

Voestalpine investiert in der Steiermark

Der Kapfenberger Standort des Voestalpine-Konzerns – das BöhlerEdelstahlwerk – wird völlig erneuert. Damit entsteht dort das modernste Edelstahlwerk der Welt mit einem Investitionsaufwand von 330 bis 350 Millionen Euro. Das neue Werk soll 2021 in Betrieb gehen und jährlich über 200.000 Tonnen Stahl produzieren. Damit bleiben 3.000 hochwertige Industriearbeitsplätze in der Obersteiermark. Böhler ist Teil der „High Performance Metals Division“ des Voestalpine-Konzerns. Hergestellt werden Hochleistungsstähle für die internationale Luftfahrt-, die Automobil- sowie für die Öl- & Gasindustrie.

N

ach intensiver Abwägung aller relevanten Standortfaktoren sind wir zur Überzeugung gelangt, dass sich dieses für Europa außergewöhnliche Investitionsvorhaben hier langfristig rechnen wird“, erläutert Voestalpine-CEO Wolfgang Eder die Entscheidung. Er lässt keinen Zweifel daran, dass vor allem das hohe Qualifikationsniveau der Mitarbeiter stärker gewogen habe als sämtliche kritischen Aspekte, die mittlerweile gegen den Standort Österreich sprechen. „Wir gehen davon aus, dass die zuletzt klaren politischen Signale in Richtung verlässlicher und kalkulierbarer österreichischer, aber auch europäischer Rahmenbedingungen hinsichtlich Klima- und Energiepolitik auch nach dieser Entscheidung unverändert gelten“, stellt Eder der Politik die Rute ins Fenster. Denn nur auf Basis einer nachhaltig kalkulierbaren Industriepolitik, die mehr sei als ein wahltaktisches Versprechen, würden Unternehmen in die Lage versetzt, dauer32 /// FAZIT NOVEMBER 2017

haft sichere und attraktive Arbeitsplätze zu schaffen. Mitausschlaggebend für die Standortentscheidung zugunsten Kapfenbergs waren aber auch das hervorragende Forschungsumfeld im Bereich der Metallurgie, die vorhandene Infrastruktur sowie die Nähe zu wichtigen Kunden. Das neue Stahlwerk ermöglicht die vollautomatisierte Herstellung von Werkzeug- und Spezialstählen. „Mit dem neuen Edelstahlwerk verschaffen wir uns einen einmaligen globalen Innovationsvorsprung, sowohl im Hinblick auf die Digitalisierung unserer Prozesse als auch auf die weitere Qualitätssteigerung unserer Produkte“, ist Franz Rotter, der Vorstandsvorsitzende der „High Performance Metals GmbH“, überzeugt. Das Unternehmen ist globaler Marktführer bei Werkzeugstahl und einer der führenden Anbieter von Schnellarbeitsstählen, Ventilstählen und anderen Produkten aus Spezialstählen, Pulverwerkstoffen, Nickelbasis-Legie-


Foto: Christian Rondeau

rungen sowie Titan. Wichtigste Kundensegmente sind die Bereiche Automobil, Öl- und Gasexploration, Maschinenbau sowie die Konsumgüterindustrie und die Luftfahrt. Im Geschäftsjahr 2016/17 erzielte die Division einen Umsatz von rund 2,7 Milliarden Euro, davon rund 50 Prozent außerhalb Europas, ein operatives Ergebnis von 395 Millionen Euro und beschäftigte weltweit rund 13.700 Mitarbeiter. Eine weitere Großinvestition ist das neue, bereits in Vollbetrieb befindliche vollautomatisierte Drahtwalzwerk am Hauptsitz der Metal Engineering Division des Voestalpine-Konzerns in Donawitz. „Wir haben in letzter Zeit zahlreiche Maßnahmen in der Steiermark gesetzt, von denen sowohl unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch die Region profitieren – von der Errichtung des modernsten Drahtwalzwerkes der Welt bis hin zu einem Mitarbeiterzentrum mit eigener Kinderbetreuungseinrichtung. In den kommenden vier Jahren planen wir anhaltend intensive Investitionstätigkeiten im Gesamtumfang von 650 Millionen Euro, um die globale Innovationsführerschaft unserer hier ansässigen Gesellschaften weiter auszubauen“, so Franz Kainersdorfer, Voestalpine-Vorstandsmitglied und Leiter der Metal Engineering Division. In den insgesamt 13 Produktionsstandorten der Voestalpine in der Steiermark finden rund 9.400 Mitarbeiter Beschäftigung. Sie erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2016/17 etwa 3,1 Milliarden Euro. Das sind beinahe 10 Prozent des gesamten steirischen Bruttoregionalproduktes. Die Exportquote belief sich auf 86 Prozent. Eine aktuelle Studie des Industriewissenschaftlichen Institutes weist zudem nach, dass der Gesamtproduktionswert entlang der Wertschöpfungskette bei rund sechs Milliarden Euro für Österreichs Wirtschaft liegt.

Silicon Valley: Chanchen für österreichische Start-ups

Pitching-Wettbewerbe im Silicon Valley sind auch für österreichische Start-ups die ideale Bühne, um sich der Venture Capital Community und den Top-Unternehmen zu präsentieren.

I

n San Francisco fand von 9. bis 11. Oktober der „Startup of the Year“-Wettbewerb statt. Dieser Pitching-Contest wird vom Medienunternehmen TechCo ausgetragen und ist, so der WKO-Handelsdelegierte in Los Angeles, Rudolf Thaler, ein Geheimtipp für rot-weiß-rote Gründer, um sich mit Investoren, Mentoren und möglichen Geschäftspartnern zu vernetzen. Aus weltweit über tausend Anmeldungen qualifizierten sich 100 innovative Early-Stage-Start-ups aus verschiedenen Branchen. Die Juroren-Teams wählten fünf aus, die abschließend ihren Pitch vor Vertretern von Venture-Capital-Unternehmen präsentieren durften. Der Gewinner ging mit einem Siegerscheck in Höhe von 150.000 US-Dollar nach Hause. Über 110 österreichische Unternehmen haben sich in den letzten sieben Jahren für das GoSiliconValley-Programm von Wirtschaftskammer und Wirtschaftsministerium qualifiziert.

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FAZIT NOVEMBER 2017 /// 33


Wirtschaft

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Helmut Birringer (li.), Landesdirektor Private Banking Bundesländer Süd, und Bernd Meister, Landesdirektor Firmenkunden Steiermark

Das Beste aus beiden Welten Die Digitalisierung verändert die Bankenbranche. Was das für Kundinnen und Kunden bedeutet, darüber haben wir mit Helmut Birringer, Landesdirektor Steiermark der UniCredit Bank Austria für Private Banking, und Bernd Meister, Landesdirektor Steiermark der UniCredit Bank Austria für Firmenkunden, gesprochen. Helmut Birringer: Digitalisierung ist ein Megatrend, und die UniCredit investiert daher gruppenweit bis 2019 1,6 Milliarden Euro in die IT und digitale Innovationen. Davon profitieren auch unsere Kundinnen und Kunden ganz wesentlich mit zahlreichen Innovationen in unseren Apps und im Online- und Mobile-Banking. Bernd Meister: Vor allem im Firmenkundenbereich schreitet die Digitalisierung rasant voran. Als führende Unternehmerbank unterstützen wir unsere Kundinnen und Kunden mit einer breiten Palette an digitalen Angeboten. Beim Finanzsymposium in Alpbach wurde unser Online-Förderfinder als „Innovativste Finanzdienst-

leistung 2017“ ausgezeichnet. Diesen Preis haben wir damit zum achten Mal in Folge gewonnen. Mit unserem einzigartigen Angebot an digitalen Services bieten wir für Unternehmen Vereinfachung in den Abläufen, Beschleunigung und Sicherheit. So bieten wir neben dem innovativen Online-Förderfinder demnächst eine Online-Plattform für Supply Chain Finance, mit dem Unternehmen die Zahlungsziele und damit ihr Working Capital optimieren können. Helmut Birringer: Bei der Veranlagung unterstützen modernste Data-Analyse-Werkzeuge unsere Experten dabei, die jeweilige Lage an den Weltmärkten rasch

und präzise zu identifizieren und daraus eine fundierte Anlagestrategie zu entwickeln. Dabei bleibt aber die persönliche Beratung durch unsere hochqualifizierten Betreuerinnen und Betreuer unerlässlich, um diese Anlagestrategie dem jeweiligen Anlageziel, der persönlichen Lebenssituation und dem Risikoprofil der Kundin bzw. des Kunden anzupassen. Wir bieten damit ganz klar das Beste aus beiden Welten.

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34 /// FAZIT NOVEMBER 2017


Wirtschaft

Sicher – auf Schritt und Tritt Was passiert, wenn etwas Schlimmes passiert? Mit der Absicherung der Wiener Städtischen sind zumindest die finanziellen Sorgen gedeckt. b ein plötzlicher Unfall oder eine schwerwiegende Krankheit – ein Schicksalsschlag kann jede/n treffen und das Leben nachhaltig verändern, mitunter sogar die Existenz bedrohen. Nämlich dann, wenn eine schwere gesundheitliche Beeinträchtigung die Folge ist. Im Fall des Falles will man seinen Lebensstandard halten, notwendige Behandlungen und Therapien bezahlen können sowie die Angehörigen absichern. Dazu braucht man finanzielle Mittel.

Die passende Absicherung Deshalb ist es so wichtig, sich privat abzusichern – eine private Unfallversicherung sollte zur persönlichen Grundabsicherung gehören. Die Unfallvorsorge „Premium“ der Wiener Städtischen lässt sich gezielt auf konkrete Bedürfnisse abstimmen und passt sich jeder Lebensphase sowie der jeweiligen individuellen persönlichen und familiären Situation an. Der Existenzschutz „Multi Protect“ unterstützt, wenn Körper und Gesundheit nicht mehr

mitspielen, wie z. B. beim Verlust von Grundfähigkeiten wie Sehen, Sprechen, Hören oder der Alltagskompetenz, bei schweren Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lähmung sowie bei Pflegebedürftigkeit.

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Kontakt:

Wiener Städtische Landesdirektor Dr. Gerald Krainer

Wiener Städtische Landesdirektion Steiermark Tel.: 050 350-43200 ld-stmk@wienerstaedtische.at


Kurz & News

200 neue „Stars of Styria“ für Graz

Goldene Tanne für den Landmarkt Schladming

Die „Goldene Tanne 2017“, die höchste Auszeichnung der SPAR Österreich, ging an den SPAR-Landmarkt Schladming. Das gesamte Team hat zu diesem Erfolg beigetragen und bewiesen, dass man es mit viel Engagement und persönlichem Einsatz weit bringt. In Empfang genommen haben Klaus Zlatnik und Petra Pomberger die begehrte Trophäe im Rahmen der Spar-Delegiertentagung, die heuer im Congress Center Villach stattfand. „Ich freue mich riesig, die ‚Goldene Tanne‘ in Händen halten zu dürfen“, so Klaus Zlatnik. „Die goldene Tanne ist die höchste Auszeichnung, die man als Team erhalten kann, und bestärkt uns in unserer täglichen Arbeit, immer mit vollem Einsatz für unsere Kunden da zu sein!“

Steiermark-Tournee von Klassika-Orchester

Insgesamt sieben Konzerte von Bad Radkersburg über den Grazer Stefaniensaal bis Schladming absolvierten die zwanzig Kammermusiker aus der russischen Region Chelyabinsk gemeinsam mit international tätigen und regionalen Solisten. Im Mittelpunkt stand Mendelssohns Konzert für Klavier, Violine und Orchester. Der kulturelle Brückenschlag zwischen der Steiermark und Russland soll weiter ausgebaut werden. LR Christopher Drexler, Vize-Gouverneur Vadim M. Evdokimov und Wolfgang Kasic, Präsident der Austrian-Russian-Asian Culture Association, unterzeichneten ein „Memorandum of Understanding“. 36 /// FAZIT NOVEMBER 2017

Vorhang auf für Top-Nachwuchsmediziner Mit der Verleihung des „HYPO Steiermark Turnusärztepreises“ wurden am 11. Oktober junge steirische Medizinerinnen und Mediziner mit ausgezeichneten Leistungen geehrt. Die Steirische Ärztekammer vergab den von der HYPO Steiermark gestifteten Award zum nunmehr achten Mal. Für die mit 1.000 Euro, 750 Euro und 500 Euro dotierten Auszeichnungen konnten sich alle in der Steiermark tätigen Turnusärzte bewerben. Die Fachjury die Preisträger unter den eingereichten Fallberichten gekürt. GenDir. Martin Gölles überreichte den Award im Beisein von Ärztekammer-Vizepräsident Dietmar Bayer. Die diesjährigen Preisträger sind Simon Fandler gemeinsam mit Johannes Steinbichl, Sarah Stockner sowie Sonja Kremser.

AK-Rechtsschutz: Eine Milliarde in 25 Jahren

Am 11. Oktober wurde in der Festveranstaltung „25 Jahre AK-Rechtsschutz“ eine beachtliche Bilanz gezogen. . In den 25 Jahren seit der Einführung ist es den Experten der steirischen AK gelungen, allein im Arbeitsrecht 290 Millionen Euro für ihre Mitglieder hereinzubekommen. 700 Millionen Euro bekamen mit Hilfe der Arbeiterkammer jene 92.000 Beschäftigten, die wegen der Pleite ihrer Unternehmen um ihr Entgelt umgefallen waren.

Uhrturm trifft Stephansdom: peerpr goes Vienna

Die 2009 von Richard Peer geründete Grazer Marketing und PR-Agentur peerpr eröffnet einen zweiten Standort im Herzen von Wien. Kunden wie die „Genussregion Österreich“, die Ärztekammer und viele andere koordinieren ihre Tätigkeiten in Wien, weshalb „der Schritt mit dem neuen Standort nur logisch erscheint“, wie Geschäftsführer Richard Peer erklärt: „Der zweite Standort erlaubt es uns, national agierende Klienten besser und umfassender zu betreuen.“ Peer stellt aber klar: „Hauptstandort wird nach wie vor die steirische Landeshauptstadt sein. Das mittlerweile zehnköpfige Team wird hauptsächlich von Graz aus agieren, nach Bedarf aber eben auch in Wien arbeiten.“

Fotos: Foto Fischer, Spar, steiermark.at / Streibl, Artige Bilder, Hannes Loske, AK,

Lehrabsolventen, die ihre Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung ablegen, und ihre Ausbildungsbetriebe werden von der WKO Regionalstelle Graz jährlich zur Ehrung der „Stars of Styria“ − powered by Raiffeisenbank, Uniqa und Energie Steiermark − eingeladen. Am 5. Oktober 2017 wurden die Trophäen und Urkunden im feierlichen Rahmen überreicht: Die 200 neuen „Stars“ nahmen ihren Stern und ihre Urkunde auf der Bühne von WKO Direktor Karl-Heinz Dernoscheg, Regionalstellenobmann-Stv. Paul Spitzer, Regionalstellenleiter Viktor Larissegger und GR Daniela Gmeinbauer entgegen. Ein Zeichen der Wertschätzung, das gerade unter dem Vorzeichen drohenden Fachkräftemangels von großer Bedeutung für die Wirtschaft ist.


Foto: ÖVP / Foto Furgler

Kurz im Gespräch mit

Foto: Energie Steiermark

Daniela Gmeinbauer, WKO-Obfrau der FG Personenberatung und -betreuung

(v.l.n.r.) Bgm. Martin Weber, Vorstandsdirektor Martin Graf, Vorstandssprecher Christian Purrer, Bgm. Josef Ober und LTAbg. Anton Gangl

Neues Kunden-Center der Energie Steiermark in Feldbach eröffnet

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ach einer kurzen Umbauphase wurde vor kurzem das Kunden-Center der Energie Steiermark in Feldbach in der Gleichenberger Straße neu eröffnet. Das steirische Unternehmen tätigt damit eine wegweisende Investition in Regionalität und Kundennähe. Weitere Kunden-Zentren sind im Entstehen und sollen in den kommenden Monaten in allen Regionen der Steiermark eröffnet werden. „Wir sehen diesen Schritt als ein klares Statement in Sachen Kundennähe und Regionalität“, so Vorstandssprecher Christian Purrer. Persönliche Beratung steht im Kunden-Center im Vordergrund. Das Service-Team steht ab sofort von Montag bis Freitag von 8 bis 13 Uhr persönlich zur Verfügung. Im Rahmen der Eröffnung konnte bei einem „Tag der offenen Tür“ das breite E-Mobility-Angebot des steirischen Lan-

desenergieunternehmens vor Ort getestet werden. Nicht ohne Grund: Denn ab sofort gibt es über ein neues Verleihsystem der Energie Steiermark auch die Möglichkeit, E-Bikes rund um die Uhr auszuleihen – ein Beitrag für die nachhaltige und abgasfreie Fortbewegung im Raum Feldbach. „Wir setzen damit erneut ein deutliches Zeichen, unsere Kunden und Kundinnen in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen“, erklärt Purrer. „Die deutliche Veränderung in der Unternehmenskultur soll regional erlebbar gemacht werden, eine professionelle Beratung durch unsere Experten wird für zusätzlichen Mehrwert sorgen, der weit über die Energieversorgung hinausgeht“, so Vorstandsdirektor Martin Graf. Dabei geht es neben anderen Themen vor allem um wertvolle Tipps in Sachen Energieeffizienz und neue Smart Home-Lösungen.

Im November werden die „fit im job“-Auszeichnungen zum 16. Mal vergeben – engagieren sich dabei auch immer wieder neue Firmen? Wir freuen uns sehr darüber, dass – nicht zuletzt aufgrund der Berichte und Informationen zu „fit im job“ – immer wieder neue Unternehmen aus verschiedensten Branchen und Regionen und unterschiedlicher Größe am Steirischen Gesundheitspreis teilnehmen. Die Palette der teilnehmenden Betriebe reicht vom Handwerk über den Handel, Produktion, Tourismus, Verkehr bis hin zu Gesundheit und Pflege.

Wo liegen die Schwerpunkte bei den für das Wohlbefinden der Mitarbeiter förderlichen Aktivitäten? Während früher die Schwerpunkte eher bei den verhaltenspräventiven Maßnahmen gelegen sind, also etwa Bewegung oder Ernährung, haben sich diese in jüngster Zeit erfreulicherweise zu verhältnispräventiven Maßnahmen hin verschoben, z. B. zur Verbesserung der Kommunikation im Betrieb, zu alternsgerechtem Arbeiten, Frauen- und Familienfreundlichkeit.

Inwiefern hat sich im Lauf die qualitative Ausrichtung der Maßnahmen verändert, gibt es da Trends? Die Qualität der Projekte hat sich, speziell bei den Kleinbetrieben mit weniger als 20 Mitarbeitern, deutlich verbessert. Selbst kleinste Unternehmen gehen planvoll vor, angefangen von einer Bedarfserhebung über die Festlegung und Umsetzung der gesundheitsförderlichen Maßnahmen bis zur Evaluierung. FAZIT NOVEMBER 2017 /// 37


Zur Lage #85 Beinahe ausschließlich über den großen Verlust, den die österreichische Innenpolitik sowie die Freunde feinsinninigen Brachialhumors nun über Jahre zu verkraften haben werden. Und im Grunde nichts über den Austrofeschismus.

I

ch trauere. Ich trauere inständig, meine Lieblingspartei »Die Grünen – Die Grüne Alternative (GRÜNE)«, wie sie im vollen und viel zu selten genannten Wortlaut heißen, verlassen das Parlament. Das damit »verarmen wird«, wie es etwa der große Tiroler Georg Willi, noch bis zum 9. November Abgeordneter des österreichischen Nationalrates der »Die Grünen – Die Grüne Alternative (GRÜNE)«, so vortrefflich und demütig wie selbstbewusst zugleich (das muss man einmal zusammenbringen!) formuliert hat. Und ich möchte Willi zurufen: Nicht nur das östereichische Parlament, nicht nur! Jede intellektuelle Diskussion in diesem tumbfeschen Land, soferne eine solche überhaupt noch geführt werden wird können, wird eine andere sein, eine ärmere eben, frei von jeder großgeistigen Schwere. Wir, die wir betroffen vor den Scherben des österreichischen und damit europäischen und wohl auch weltweiten Parlamentarismus übergelassen wurden, wir können nur hoffen, dass es Appellationsgerichte, wenn schon nicht in diesem Staat, dann wenigstens auf diesem Erdenkreis geben wird, die in ihrer Weisheit die sich mehr als aufdrängende Enscheidung fällen werden, dass es verfassungsmäßig gar nicht sein kann (und darf!), ein Parlament ohne Mandatare der »Die Grünen – Die Grüne

Als einfaches Gemüt und ausnehmend schlichter Charakter konnte ich den wahrscheinlich immer hervorragenden Ideen, Vorschlägen und Verboten der Grünen nur mit dem mir eigenen billigen Humor begegnen.

38 /// FAZIT NOVMEBER 2017

Von Christian Klepej Alternative (GRÜNE)« zu versammeln. Für mich persönlich geht es natürlich vor allem darum – ich habe diese Partei ja nie gewählt –, dass mir mit dem Unvorstellbaren eines meiner Lieblingsobjekte der monatlichen Auseinandersetzung hier abhanden gekommen ist. Als einfaches Gemüt und ausnehmend schlichter Charakter konnte ich natürlich den wahrscheinlich immer hervorragenden Ideen, Vorschlägen und Verboten der Grünen nur mit dem mir eigenen billigen Humor begegnen. Das wird mir mehr als fehlen. Und ich habe wirklich lange damit gehadert, ob ich nicht einfach diese aktuelle Lage ausfallen lasse, stattdessen eine leere, aber schwarze Seite hier veröffentliche oder mich ganz unverfänglichen Themen wie Ikebana, Origami oder Kemono widme. Das hat mir dann aber doch keinen wirklichen Spaß bereitet und zudem gibt es ja auch einige positive Aspekte dieser Abwahl eines politischen Mitspielers. Etwa wenn sie sich als Mann (das funktioniert übrigens auch umgekehrt) die nächsten Tage und Wochen sagen wir mit 100 Frauen treffen; was ist dann? Ich sag’s ihnen, da werden dann keine vier Grünwählerinnen dabei gewesen sein. (Ja, ich bin billig, ich kann keine Pointe auslassen. Wobei ich selbst das ja weniger als Witz, denn als Weltklasse ansehe. Aber das ist eine andere Geschichte.) Oder der Bundespräsident, genau! Der ist ja nun endlich wirklich unabhängig und kann bei noch soviel Falterinvestigationen und Leaks (achso, er ist ja kein Rechter, aber egal) von sich behaupten, »parteilos« zu sein. Das ist ein Wert an sich. Insgesamt bin ich mir aber sehr, sehr sicher, dass die »Die Grünen – Die Grüne Alternative (GRÜNE)« bei der nächsten Wahl wohl einen Wiedereinzug schaffen werden. Wenn, ja wenn Maria Vassilakou mit dem Reden aufhört. Zumindest mit dem Reden von dem »Köpferollen«, dass – aus ihrer Sicht jetzt nicht ganz unverständlich – ihrer Bewegung nicht dienen würde. Dann wäre ich also jedenfalls guter Dinge, außerdem wird die SPÖ, soferne sie sich bis dahin nach einer Regierung zusammen mit den Unaussprechlichen nicht geteilt hat, beim nächsten Mal den Schmäh mit dem drohenden Weltuntergang bei einer Nichtkanzlerschaft durch einen Vertreter

der wahren Gerechten nicht mehr durchbringen. Und damit nicht mehr so viele Stimmen von potenziellen Grünwählern absaugen können. Da mach ich mir schon eher um die Neos Sorgen. Da könnte ich mir nämlich gut vorstellen, nach weiteren fünf Jahren mit Flügelverleiher Matthias Strolz und nach den ersten fünf Jahren mit sicher überkomplexen Botschaften der Exrichterin, kann dem Wähler plötzlich aufgehen, dass der ernsthafte Bedarf an einer liberalen Partei in Österreich gar nicht sooo gegeben ist. Aber was weiß ich schon. (Uwe, ich bin eh schon still.) *** Ein abschließender und ernster Gedanke zu der ganzen grünen Malaise sei mir hier noch gestattet: Ich habe die Grünen von ihrer Gründung an geschätzt, sie waren mir sehr lange sehr sympathisch und ich habe sie (insgesamt gilt das übrigens noch immer) durchaus als eine Bereicherung der politischen Landschaft angesehen. In den letzten Jahren (eher schon seit 2000) aber, hat sich diese Partei – meinem bescheiden Dafürhalten nach – immer mehr zu einer moralisierenden Instanz inszeniert, die viel zu oft in dem verqueren Bewusstsein verhaftet war, immer genau zu wissen, was, wie, wann und wo zu tun ist und vor allem, was gut und noch viel genauer, was schlecht oder böse ist. Was die Partei über ihr gesamtes Bestehen auszeichnet, ist die Tatsache, dass sie durch die Bank Persönlichkeiten als Mandatare besetzt hat, die integer sind. (Das tun im Übrigen alle anderen Parteien in der Regel auch; bei den Grünen gibt es aber meines Wissens keine Ausrutscher.) Was die Partei aber auch ausmacht, ist – durch die oben beschriebene vermeintliche Unfehlbarkeit – einen großen Anteil an der (von mir im Editorial etwa ständig getrommelten) Spaltung in diesem Land zu verantworten. In ihrer Abwehr gegen alles (aus ihrer Sicht!) »Rechte« (was nach ihnen dem Bösen gleichzusetzen ist; ein fataler Fehler und Trugschluss!) haben sie ihren Lieblingsfeind, die FPÖ, auch größer gemacht. Vielleicht, nein hoffentlich, sind diese nächsten Jahre eine Chance zur Erneuerung auf Bundesebene dieser – in letzter Konsequenz auch mir – für Österreich durchaus notwendigen Partei. Möge es ihnen gelingen. n


Essay zur Zukunft Europas

Ein Europa, wo(ran) wir glauben können Man muss lange und mit großem Durst durch die Wüste der Gegenwart gelaufen sein, um so recht zu begreifen und angemessen tief zu empfinden, wie erfrischend und belebend der Kontakt mit jeder großen kulturellen und religiösen Tradition ist. Dann lebt man auf. Und das ist konservativ: Leben aus der Tradition. Da wir Europäer sind, sind wir an die europäische Tradition verwiesen. Aus individueller und kollektiver Aneignung der Tradition erwächst individuelle und kollektive Identität. Unsere Identität gründet weder in der Shopping Mall noch in Auschwitz. Sie gründet in dem stolzen Ringen unserer Vorfahren um Sinn, Erkenntnis und ja, auch Macht. Dieses Ringen setzen wir fort. Die Pariser Erklärung – ein Manifest vorgelegt von zehn konservativen Philosophen – entfaltet den Zusammenhang von europäischer Tradition und Identität. Sie will gelesen und verbreitet werden. Deshalb drucken wir sie – als erstes Medium in deutscher Sprache – hier ab. 1. Europa gehört zu uns und wir gehören zu Europa. Diese Länder sind unsere Heimat; wir haben keine andere. Die Gründe unserer Wertschätzung Europas übersteigen unsere Fähigkeiten, unsere Bindung zu erklären oder zu rechtfertigen. Es geht dabei um geteilte Geschichte, Hoffnungen und Liebe. Es geht um althergebrachte Gewohnheiten, Pathos und Schmerz. Es sind inspirierende Momente der Versöhnung und das Versprechen einer gemeinsamen Zukunft. Gewöhnliche Landschaften und Ereignisse sind aufgeladen mit besonderer Bedeutung – für uns, aber nicht für andere. Heimat ist ein Platz, an dem die Dinge vertraut sind und wir wiedererkannt werden, egal wie weit wir umhergewandert sind. Das ist das echte Europa, unsere wertvolle und unersetzliche Zivilisation und Kultur.

Europa ist unsere Heimat

2. Europa, in all seiner Größe und seinem Reichtum, ist gefährdet durch ein falsches Verständnis seiner selbst. Dieses falsche Europa sieht sich als Erfüllung unserer Zivilisation, wird aber in Wahrheit unsere Heimat enteignen. Es prangert die Überzeichnungen und Verzerrungen von Europas authentischen Werten an und bleibt doch blind gegenüber seinen eigenen Untugenden. Indem es selbstgefällig eine einseitige Karikatur unserer Geschichte zeichnet, ist dieses falsche Europa unüberwindbar vorurteilsbehaftet gegenüber der Vergangenheit. Seine Befürworter sind Waisen aus eigener Wahl und nehmen an, daß eine Waise zu sein, heimatlos zu sein, ein erhabenes Ziel sei. In diesem Sinne verklärt sich das falsche Europa zum Vorbild einer universalen Gemeinschaft, die aber in Wirklichkeit weder universal noch eine Gemeinschaft ist.

Das falsche Europa bedroht uns

3. Die Schirmherren dieses falschen Europas sind verzaubert vom Aberglauben an einen unaufhaltbaren Fortschritt. Sie glauben, die Geschichte auf ihrer Seite zu haben, und dieser Glaube macht sie hochmütig und geringschätzig. Sie sind unfähig, die Fehler jener post-nationalen und post-kulturellen Welt zu erkennen, die sie selber konstruieren. Mehr noch: Sie sind ignorant gegenüber den wahren Quellen der menschlichen Würde, die sie angeblich so hoch schätzen. Sie ignorieren die christlichen Wurzeln Europas, lehnen diese sogar ab. Gleichzeitig verwenden sie große Mühen darauf, keine Muslime zu beleidigen, von denen sie annehmen, daß sie begeistert ihren säkularen, multikulturellen Standpunkt teilen werden. Versunken in Vorurteilen, Aberglauben und Ignoranz, geblendet von eitlen, selbstbeweihräuchernden Visionen einer utopischen Zukunft, unterdrücken sie reflexartig jede abweichende Meinung – natürlich im Namen von Freiheit und Toleranz.

Das falsche Europa ist utopisch und tyrannisch

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Die Pariser Erklärung

Wir müssen das echte Europa verteidigen

Solidarität und Gemeinschaftssinn ermutigen zur Teilhabe

Wir sind keine passiven Subjekte

Der Nationalstaat ist das Markenzeichen Europas

Wir unterstützen keine auferlegte, erzwungene Einheit

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4. Wir sind in einer Sackgasse. Die größte Gefahr für die Zukunft Europas besteht weder in russischem Abenteurertum, noch in der Immigration von Muslimen. Das wahre Europa ist in Gefahr wegen des eisernen Griffes, den das falsche Europa auf unsere Vorstellungen ausübt. Unsere Nationen und unsere gemeinsame Kultur werden ausgehöhlt durch Illusionen und Selbsttäuschungen darüber, was Europas ist und was es sein sollte. Wir versprechen, dieser Gefahr für unsere Zukunft entgegenzutreten. Wir werden das wahre Europa verteidigen, erhalten und verfechten, jenes Europa, dem wir in Wahrheit zugehörig sind.

***

5. Das wahre Europa erwartet und ermutigt aktive Teilnahme am gemeinsamen Projekt des politischen und kulturellen Lebens. Das europäische Ideal ist eine Solidarität, welche auf der Zustimmung zu Gesetzen basiert, die für alle gültig sind, aber in ihren Ansprüchen eingeschränkt sind. Diese kollektive Zustimmung ist nicht immer in Form einer gewählten Körperschaft erfolgt. Aber unsere staatsbürgerlichen Traditionen reflektieren eine fundamentale Zustimmung zu unserer politischen und kulturellen Tradition, in welcher Form auch immer. In der Vergangenheit haben Europäer dafür gekämpft, unsere politischen Systeme offener für die Teilnahme der Bürger zu machen, und wir sind zu recht stolz auf diese Geschichte. Aber selbst während dies geschah, teilweise in offener Rebellion, haben wir Europäer immer bekräftigt, daß die Traditionen der Menschen dieses Kontinents, trotz mancher Ungerechtigkeiten und Fehler, die unseren sind. Der Geist des Fortschritts ist geboren aus der Liebe und der Treue zur unseren Heimatländern. 6. Ein europäischer Geist der Einigkeit erlaubt es uns, Vertrauen in die Sicherheit des öffentlichen Raums zu haben, selbst wenn wir einander als völlig Fremde begegnen. Die öffentlichen Parkanlagen, die zentralen Plätze und die breiten Boulevards der europäischen Ortschaften und Städte drücken das europäische politische Bewußtsein aus: wir teilen unser gemeinsames Leben und die res publica. Wir nehmen an, daß es unsere Pflicht ist, Verantwortung für die Zukunft unsere Gesellschaften zu übernehmen. Wir sind keine passiven Subjekte unter der Herrschaft von Despoten, mögen sie heilig oder säkular sein. Und wir sind nicht unerbittlichen historischen Mächten unterworfen. Europäisch sein, das heißt, politische und historische Vermittlung zu besitzen. Wir selbst sind die Autoren unserer gemeinsamen Geschichte. 7. Das wahre Europa ist eine Gemeinschaft von Nationen. Wir haben unsere eigenen Sprachen, Traditionen und Grenzen. Trotzdem haben wir immer unsere gegenseitige Zusammengehörigkeit anerkannt, selbst wenn wir im Streit miteinander lagen – oder uns gar im Krieg befanden. Diese Einheit-in-Vielfalt scheint uns ganz natürlich; dennoch ist sie bemerkenswert und wertvoll, denn sie ist weder naturgegeben noch folgerichtig. Die früheste politische Form dieser Einheit-in-Vielfalt ist das Imperium, welches europäische Kriegsherren immer wieder versuchten zu erschaffen, Jahrhunderte nach dem Untergang des Römischen Reichs. Die Verlockung des Imperiums dauerte lange an, aber die Nationalstaaten setzten sich schließlich durch, jene Staatsform, welche Souveränität und Volk verbindet. Der Nationalstaat wurde so zum Kennzeichen Europas. 8. Eine nationale Gemeinschaft ist stolz darauf, sich selbst auf seine eigene Art und Weise zu regieren, rühmt sich seiner großen nationalen Errungenschaften in Kunst und Wissenschaft und steht mit anderen Nationen im Wettbewerb, manchmal auch auf dem Schlachtfeld. Das hat Europa verwundet, manchmal schwer, aber es hat niemals unsere kulturelle Einheit gefährdet. Tatsächlich war das Gegenteil der Fall. Während sich die europäischen Staaten zunehmend festigten und voneinander unterschieden, wurde eine gemeinsame europäische Identität stärker. Nach dem schrecklichen Blutvergießen in den beiden Weltkriegen in der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts entstand bei uns Europäern eine noch größere Entschlossenheit, unser gemeinsames Erbe zu ehren. Dies beweist die Tiefe und Kraft der europäischen Zivilisation, die in einem angemesse-


Ein Europa, wo(ran) wir glauben können

nen Sinne weltoffen ist. Wir Europäer suchen nicht die auferlegte, erzwungene Einheit eines Imperiums; im Gegenteil ist die europäische Weltoffenheit untrennbar verbunden mit der Anerkennung der Vaterlandsliebe und der staatsbürgerlichen Treue. 9. Das wahre Europa ist geprägt durch das Christentum. Die universale geistliche Herrschaft der Kirche ermöglichte erst die kulturelle Einheit für Europa, tat dies aber ohne politisches Reich. Dadurch konnten letztlich auch bürgerliche Werte und Treue in einem geteilten Europa blühen. Die Autonomie dessen, was wir heute die Zivilgesellschaft nennen, wurde ein charakteristisches Merkmal des europäischen Lebens. Weiterhin liefert das christliche Evangelium kein umfassendes göttliches Gesetz, weshalb die Verschiedenheit der säkularen Gesetze der Nationen bekräftigt und geehrt werden konnten, ohne eine Gefahr für die europäische Einheit zu sein. Es ist daher kein Zufall, daß der Niedergang des christlichen Glaubens in Europa einhergeht mit dem erneuten Versuchen, eine politische Einheit zu schaffen – ein Imperium des Geldes und der Regularien, überdeckt mit einer Schicht pseudoreligiösen Universalismus‘, konstruiert durch die Europäische Union.

Das Christentum hat die kulturelle Einheit ermöglicht

10. Das wahre Europa bekräftigt die gleiche Würde eines jeden Individuums, unabhängig von Geschlecht, Rang oder Volkszugehörigkeit. Auch dies speist sich aus christlichen Wurzeln. Unsere Tugenden sind zweifelsfrei christlichen Erbes: Gerechtigkeit, Mitgefühl, Gnade, Vergebung, Friedfertigkeit, Wohltätigkeit. Das Christentum hat die Beziehungen zwischen Männern und Frauen revolutioniert, indem es Liebe und gegenseitige Treue in einem zuvor ungekannten Ausmaß als bleibende Werte etablierte. Der Bund der Ehe erlaubt es Mann und Frau, in Gemeinschaft zu gedeihen. Die meisten Opfer, die wir bringen, bringen wir um unserer Kinder und Ehepartner willen. Diese Haltung der Selbsthingabe ist ein weiterer christlicher Beitrag zu dem Europa, das wir lieben.

Christlichen Wurzeln nähren Europa

11. Das wahre Europa bezieht seine Inspiration auch aus der klassischen Tradition. Wir erkennen uns selbst in der Literatur der antiken Griechen und Römer wieder. Als Europäer streben wir nach Größe, der Krone der klassischen Tugenden der Antike. Manchmal hat dies zu gewalttätigen Auseinandersetzung um die Vorherrschaft geführt. Aber im besten Fall kann das Streben nach Vortrefflichkeit die Frauen und Männer Europas inspirieren, musikalische und künstlerische Werke von unübertrefflicher Schönheit zu schaffen und die außergewöhnlichsten Durchbrüche im Bereich der Wissenschaft und Technik zu erreichen. Die ernsten Tugenden der selbstbeherrschten Römer sowie der Stolz auf die bürgerliche Mitbestimmung und der Geist philosophischen Zweifels der Griechen sind im wahren Europa niemals vergessen worden. Ihre Errungenschaften sind ebenfalls die unseren.

Die Wurzeln der Antike ermutigen zur Leistungsbereitschaft

12. Das wahre Europa war niemals vollkommen. Die Verfechter des falschen Europa irren nicht, wenn sie Fortschritt und Reformen fordern, und tatsächlich ist seit 1945 und 1989 Vieles erreicht worden, was wir schätzen und pflegen sollten. Unser aller Dasein ist ein lebendiger Entwurf, nicht ein erstarrtes Erbe. Aber die Zukunft Europas kann nur in der erneuerten Wertschätzung unserer besten Traditionen liegen, nicht in einem falschen Universalismus, der historische Selbstvergessenheit und Ablehnung des Eigenen verlangt. Europa hat nicht erst mit der Aufklärung begonnen zu existieren. Unsere geliebte Heimat wird nicht erst durch die Europäische Union zur Erfüllung gebracht. Das wahre Europa ist und wird immer eine Gemeinschaft von Nationen sein, die manchmal vereinzelt sein mögen, aber dennoch vereint sind durch ein geistiges Erbe, welches sie diskutieren, entwickeln, teilen – und lieben.

Europa ist ein Gemeinschaftsprojekt

13. Das wahre Europa ist in Gefahr. Die Errungenschaften der Volkssouveränität, der Widerstand gegen imperiale Versuchungen, Weltoffenheit gepaart mit bürgerlichem Engagement, das christliche Erbe eines menschlichen und würdigen Lebens, der geleb-

Wir verlieren unsere Heimat

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Die Pariser Erklärung

Eine falsche Freiheit setzt sich durch

Individualismus, Isolation und Ziellosigkeit sind weitverbreitet

Wir werden reguliert und gemanagt

Multikulturalismus funktioniert nicht

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te Einsatz für unsere klassischen Errungenschaften – all dies entgleitet uns. Durch die Konstruktion eines falschen Christentums der »universellen Menschenrechte« durch die Protagonisten des falschen Europa verlieren wir unsere Heimat. 14. Das falsche Europa brüstet sich mit einem nie gekannten Einsatz für die menschliche »Freiheit«. Diese Freiheit aber ist sehr einseitig. Sie gibt sich selbst als Befreiung von allen Einschränkungen aus: sexuelle Freiheit, Freiheit zur Selbstverwirklichung, Freiheit, »man selbst« zu sein. Die Generation der Achtundsechziger sieht diese Freiheiten als Siege gegen ein einstmals allmächtiges und repressives kulturelles Regime. Sie stilisieren sich als die großen Befreier und behaupten, ihre Übertretungen seien anzuerkennen als vornehme moralische Errungenschaften, für welche ihnen die ganze Welt dankbar sein sollte. 15. Für die jüngere Generation von Europäern stellt sich die Realität dagegen weit weniger glanzvoll dar. Der liberale Hedonismus führt oftmals zu Langeweile und einem Gefühl der Sinnlosigkeit. Der Bund der Ehe ist geschwächt. In der aufgewühlten See der sexuellen Freiheit werden die Wünsche junger Menschen, zu heiraten und Familien zu gründen, oftmals enttäuscht. Eine Freiheit, die unsere innigsten Herzenswünsche frustriert, wird zu einem Fluch. Unsere Gesellschaften scheinen sich aufzulösen in Individualismus, Isolation und Ziellosigkeit. Anstelle wahrer Freiheit sind wir zur leeren Konformität einer konsum- und mediengesteuerten Kultur verurteilt. Es ist unsere Pflicht, die Wahrheit auszusprechen: Die Generation der Achtundsechziger hat zerstört, aber nicht aufgebaut. Sie habt ein Vakuum geschaffen, das nunmehr mit sozialen Medien, Billigtourismus und Pornographie angefüllt wird. 16. Zur gleichen Zeit, da wir Loblieder auf die nie dagewesene Freiheit hören, ist das Leben in Europa zunehmend flächendeckend reguliert. Regeln – oft erstellt von gesichtslosen Technokraten im Verbund mit mächtigen Interessen – beherrschen unsere Arbeitsbeziehungen, unsere Geschäftsentscheidungen, unsere Ausbildungsqualifikationen, unsere Nachrichten und unsere Unterhaltungsmedien. Und die Europäische Union versucht jetzt, die existierenden Regeln der Meinungsfreiheit zu verschärfen, einer ursprünglichen europäischen Freiheit und der unmittelbaren Verkörperung des freien Gewissens. Diese Regulierungen richten sich aber nicht etwa gegen Obszönitäten oder andere Anschläge auf den sittlichen Anstand im öffentlichen Leben. Stattdessen wollen Europas regierende Klassen die politische Redefreiheit einschränken. Politiker, die unangenehme Wahrheiten über sittliche Werte, den Islam oder Migration ansprechen, sollen vor den Richter gezerrt werden. Political Correctness setzt Tabus durch, die jede Herausforderung des Status quo als völlig inakzeptabel erscheinen lassen. Das falsche Europa ermutigt nicht eine Kultur der Freiheit: Es fördert eine Kultur der marktgesteuerten Homogenität und politisch erzwungenen Konformität. 17. Das falsche Europa rühmt sich ebenfalls eines nie dagewesenen Engagements für die »Gleichheit«. Es behauptet, die Nicht-Diskriminierung und die Inklusion aller Völker, Religionen und Identitäten zu fördern. Tatsächlich hat hier zwar ein gewisser Fortschritt stattgefunden, aber zugleich hat sich eine utopistische Abweichung von der Realität eingestellt. Über die Dauer einer Generation hat Europa das Großprojekt des Multikulturalismus verfolgt. Allein die Forderung oder wenigstens die Förderung einer Assimilation der nicht-europäischen Neuankömmlinge an unsere Sitten und Gebräuche, geschweige denn unsere Religion, wurde für ein großes Unrecht gehalten. Uns wurde erzählt, daß der Einsatz für »Gleichheit« von uns verlange, jeden noch so kleinen Verweis darauf zu unterlassen, daß wir unsere Kultur für einzigartig oder zumindest schützenswert halten könnten. Paradoxerweise hat Europas multikulturelles Projekt, welches die christlichen Wurzel Europas ablehnt, gleichzeitig das christliche Ideal der universellen Wohltätigkeit auf eine unhaltbare Art und Weise ausgeweitet. Der neue Selbstanspruch verlangt den Europäern die Selbstverleugnung von Heiligen ab: Wir sollen die Kolonisierung unserer Heimat und den Verfall unserer Kultur gutheißen in der bloßen Hoffnung auf den Nachruhm des Europas des 21. Jahrhunderts – ein kollektiver Akt der Selbstaufopferung


Ein Europa, wo(ran) wir glauben können

im Interesse des Gelingens einer reichlich unbestimmten neuen globalen Gemeinschaft des Friedens und des Fortschritts. 18. Es liegt auch viel Arglist in diesem Denken. Denn die meisten Mitglieder unserer politischen Klassen nehmen zweifelsohne an, daß die europäische Kultur als »Mutter der Menschenrechte« irgendwie doch die zivilisatorisch überlegene ist – was aber nicht in der Öffentlichkeit gesagt werden kann, da es Migranten beleidigen könnte. Die Eliten nehmen wohl auch an daß, wegen dieser Überlegenheit, eine Assimilation zwangsläufig auf natürlichem Wege zustande kommen wird, und dies auch noch schnell. In einer geradezu ironischen Wendung des imperialistischen Denkens des alten Europa nehmen die politischen Entscheider an, daß, irgendwie, durch die Gesetze der Natur oder der Geschichte, »sie« notwendigerweise so werden wie »wir« – und es scheint ihnen undenkbar, daß das Gegenteil stimmen könnte. In der Zwischenzeit wird der offizielle Multikulturalismus als therapeutisches Mittel eingesetzt, um die unglücklichen, aber nur »zeitweiligen« kulturellen Spannungen zu verwalten.

Die Arglist wächst

19. Es gibt noch eine weitere, dunklere Arglist, die am Werk ist. Ebenfalls innerhalb der Spanne der letzten Generation hat sich ein immer größer werdender Teil der politischen Klasse entschieden, daß ihr eigenes Interesse in der Globalisierung liege. Sie wollen daher supranationale Organisationen schaffen, die sie kontrollieren können, ohne das störende Einmischen der nationalen Souveränität fürchten zu müssen. Es wird immer klarer, daß das »Demokratiedefizit« der Europäischen Union nicht nur ein einfaches, »technisches« Problem ist, welches dementsprechend mit rein technischen Mitteln gelöst werden kann. Das Defizit beruht eher auf einer fundamentalen Überzeugung, die mit blindem Eifer verteidigt wird. Ob sie sich nun legitimiert fühlen durch angebliche ökonomische Notwendigkeiten, oder ob sie eigenständig eine internationale Menschenrechtsgesetzgebung entwickeln – die Mandarine der EU-Institutionen vereinnahmen das politische Leben in Europa und beantworten dabei alle Herausforderungen mit der gleichbleibenden technokratischen Formel: Es gibt keine Alternative. Das ist die sanfte, aber immer realere Tyrannei, der wir ausgesetzt sind.

Die technokratische Tyrannei vergrößert sich

20. Die Hybris dieses falschen Europas wird immer offensichtlicher, obwohl seine Befürworter nichts unversucht lassen, um diesen Zustand durch komfortable Illusionen zu verschleiern. Vor allem aber ist das falsche Europa schwächer, als irgend jemand es sich hätte vorstellen können. Denn Massenkultur und materialistische Konsumfixiertheit können letztlich nicht zum Erhalt der Zivilgesellschaft beitragen. Von höheren Idealen entfernt, und durch die multikulturelle Ideologie entmutigt, patriotischen Stolz zu zeigen, haben unsere Gesellschaften nunmehr große Schwierigkeiten, an den Willen zu appellieren, sich selbst zu verteidigen. Außerdem können das Vertrauen der Bürger und der soziale Zusammenhalt einer Gesellschaft nicht mit inklusiver Rhetorik oder dem Bekenntnis zu einem unpersönlichen ökonomischen System erneuert werden, welches von internationalen, anonymen Großkonzernen dominiert wird. Wir müssen es klar sagen: Die europäischen Gesellschaften zersplittern. Wenn wir nur unsere Augen öffnen, sehen wir eine immer größere Ausweitung der Regierungskompetenzen, eine zunehmende ideologische Gängelung der Gesellschaft und eine steigende politische Indoktrination des Bildungssystems. Es ist nicht der islamische Terror, der schwerbewaffnete Soldaten auf unsere Straßen bringt. Polizeihundertschaften sind derzeit auch notwendig, um Anti-Establishment-Proteste zu bändigen oder Horden betrunkener Fußballfans unter Kontrolle zu bringen. Der Fanatismus, der sich in unserer Leidenschaft für unsere Fußballmannschaften ausdrückt, ist ein drängendes Zeichen für den tiefen menschlichen Willen zur Solidarität, einer Solidarität, die im falschen Europa ansonsten unerfüllt bleibt.

Das falsche Europa ist schwach und ohnmächtig

21. Viele europäische Intellektuelle zählen leider zu den Chefideologen des Grundkonzepts des falschen Europas. Ohne Zweifel gehören unsere Universitäten zwar immer noch zu den Leuchttürmen der europäischen Kultur. Aber wo früher versucht wurde, den heranwachsenden Generationen die Weisheit vergangener Zeit zu vermitteln, besteht heute an den Universitäten nur noch ein sogenanntes »kritisches Denken«, das

Eine Kultur der Ablehnung des Eigenen hat sich verfestigt

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Die Pariser Erklärung

Die Eliten rühmen sich arrogant ihrer Tugenden

Es gibt eine Alternative

Wir müssen die Ersatzreligion umkehren

Wir müssen den wahren Liberalismus wiederherstellen

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wesentlich in einer einfältigen Zurückweisung der Vergangenheit besteht. Einst war die rigorose Disziplin der intellektuellen Redlichkeit und Objektivität ein Leitstern des europäischen Geistes . Aber dieses Ideal wurde in den letzten Jahrzehnten abgeschliffen. Die intellektuelle Askese, die versuchte, den Geist von der Tyrannei der herrschenden Meinung zu befreien, hat sich in eine selbstgefällige und unreflektierte Feindseligkeit gegenüber allem verwandelt, was unsere eigene Identität betrifft; ein ebenso billiger wie falscher Weg, seine eigene »Kritikfähigkeit« zu beweisen. Innerhalb einer Generation wurde diese Überzeugung immer wieder in den Seminarräumen vorgeführt, wurde eine Doktrin und dann ein Dogma, und wurde schließlich ganz mit dem Begriff der »Aufklärung« gleichgesetzt. In der Konsequenz sind unsere Universitäten heutzutage Agenten der stattfindenden Zerstörung der Kultur. 22. Unsere politischen Klassen wollen die Menschenrechte voranbringen. Sie arbeiten daran, den Klimawandel zu verhindern. Sie konstruieren einen weltweit zunehmend integrierten Markt und harmonisieren die Steuerpolitik. Sie überwachen den Fortschritt in Fragen der Geschlechtergleichheit. Sie tun so viel für uns! Warum sollte es also, denken sie, eine Rolle spielen, auf welche Art und Weise sie zu Amt und Würden gekommen sind? Was macht es Ihnen aus, daß die europäischen Wähler immer skeptischer gegenüber ihren »Dienstleistungen« werden ? 23. Die wachsende Skepsis ist absolut berechtigt. Heutzutage ist Europa dominiert von einem ziellosen Materialismus, der unfähig scheint, Frauen und Männer zu motivieren, Familien zu gründen und Kinder zu bekommen. Eine Kultur der Ablehnung des Eigenen nimmt der nächsten Generation einen Teil der Identität. Manche unsere Länder haben Regionen, in denen die meist muslimischen Einwanderer in einer Art informeller Autonomie unter lokalen Gesetzen leben, so als wären sie Kolonisten und keine Mitbürger. Individualismus isoliert uns voneinander. Globalisierung verändert die Lebensperspektiven von Millionen. Wenn sie befragt werden, sagen unsere Regierenden, daß sie lediglich versuchen, sich mit dem Unausweichlichen zu arrangieren und sich an unverrückbare Notwendigkeiten anpassen. Keine andere Richtung ist möglich, und es wäre unvernünftig, Widerstand zu leisten. Die Dinge können, ja dürfen eben nicht anders sein. Denjenigen, die dagegen aufbegehren, wirft man vor, an Nostalgie zu leiden – wofür sie es verdienen, moralisch dazu verurteilt zu werden, als Faschisten oder Rassisten zu gelten. Je offensichtlicher die sozialen Spaltungen und das bürgerliche Mißtrauen werden, um so erregter und verbitterter wird das öffentliche Leben in Europa, und niemand kann sagen, wo dies einmal enden wird. Wir dürfen diesem Weg nicht weiter folgen. Wir müssen die Tyrannei des falschen Europas abschütteln. Es gibt eine Alternative.

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24. Die Arbeit an einer Erneuerung beginnt mit theologischer Selbsterkenntnis. Die universalistischen und universalisierenden Anmaßungen des falschen Europa offenbaren sich als eine Ersatzreligion - inklusive Glaubensbekenntnis und Kirchenbann. Dies ist das starke Opium, welches Europa als politische Einheit paralysiert. Wir müssen darauf dringen, daß religiöse Bestrebungen in der Sphäre der Religion zu bleiben haben und nichts in der Politik oder gar der Verwaltung zu suchen haben. Um unsere politische und historische Selbstbestimmung zurückzuerhalten, ist es notwendig, das öffentliche Leben in Europa zu re-säkularisieren. 25. Dafür müssen wir die verlogene Sprache ablehnen, die der Verantwortung ausweicht und ideologische Manipulation stärkt. Das Gerede über Diversität, Inklusion und Multikulturalismus ist inhaltslos. Oftmals wird solch eine Sprache nur benutzt, um unsere Fehler zu Errungenschaften umzudeuten. Das Aufbrechen der gesellschaftlichen Solidarität ist dann »in Wirklichkeit« ein Zeichen des Willkommens, der Toleranz und der Inklusion. Das ist Marketing-Sprech, eine Sprache, die mehr verdunkelt, als daß sie erhellt. Wir müssen einen bleibenden Respekt für die Realität zurückgewinnen. Sprache ist ein empfindliches Instrument und wird entwertet, wenn sie als Keule benutzt wird. Wir soll-


Ein Europa, wo(ran) wir glauben können

ten Vorkämpfer für eine anständige Sprache sein. Die Rückgriffe auf die Denunziation sind ein Zeichen der Dekadenz der heutigen Zeit. Wir dürfen Einschüchterungen durch Sprache nicht tolerieren, und noch viel weniger die Androhung physischer Gewalt. Wir müssen diejenigen unterstützen, die vernünftig sprechen, auch wenn wir ihre Ansichten für falsch halten. Die Zukunft Europas muß im besten Sinne liberal sein, was das Bekenntnis zu einer robusten öffentlichen Auseinandersetzung, frei von Gewaltandrohung oder Nötigung, bedeutet. 26. Um den Bann des falschen Europas und seinen utopistischen, pseudoreligiösen Kreuzzug für eine entgrenzte Welt zu brechen, braucht es eine neue Art der Staatskunst und eine neue Art von Staatsmann. Ein guter politischer Anführer steht für das Gemeinwesen einer bestimmen Gruppe Menschen ein. Ein guter Staatsmann erkennt unser gemeinsames europäisches Erbe und unsere nationalen Traditionen als wunderbar und lebensspendend an, aber ebenso als zerbrechliche Geschenke. Er lehnt dieses Erbe nicht ab oder setzt es für utopische Träume aufs Spiel. Solche Politiker erweisen sich der Aufgabe würdig, die ihnen ihre Bürger anvertraut haben; solche Politiker gieren nicht nach dem Applaus der »internationalen Gemeinschaft«, die tatsächlich nur der PR-Abteilung einer Oligarchie ist. 27. Weil wir den eigenen Charakter der einzelnen europäischen Völker und ihre christliche Prägung anerkennen, brauchen wir uns nicht über die falschen Behauptungen der Multikulturalisten zu wundern. Immigration ohne Assimilation ist Kolonisation und muß abgelehnt werden. Wir dürfen zu Recht einfordern, daß diejenigen, die in unsere Länder kommen, sich auch in unsere Nationen einfügen und unsere Gewohnheiten annehmen. Diese Erwartung muß durch eine fundierte Politik unterstützt werden. Die Sprache des Multikulturalismus kommt aus Amerika. Aber Amerikas große Zeit der Immigration fand zu Beginn des 20. Jahrhunderts statt, in einer Zeit des rapiden ökonomischen Wachstums, in einem Land ohne nennenswerten Wohlfahrtsstaat und mit einem starken Sinn für eine nationale Identität, an die sich Neuankömmlinge anzupassen hatten. Nachdem Amerika diese Großzahl von Migranten zugelassen hatte, schloß es seine Türen fast gänzlich zu, und zwar für nunmehr fast zwei Generationen. Europa muß von der amerikanischen Erfahrung lernen und darf nicht die gegenwärtigen amerikanischen Ideologien übernehmen. Die amerikanische Erfahrung zeigt uns, daß Arbeitsplätze der beste Weg zur Assimilation sind, daß ein allzu großzügiger Wohlfahrtsstaat Anpassung verhindert und daß umsichtige Politik manchmal die Reduzierung von Migration gebietet – sogar eine drastische Reduzierung. Wir dürfen nicht zulassen, daß die Ideologie des Multikulturalismus unsere politischen Urteile darüber trübt, wie man am besten dem Allgemeinwohl dient, denn Allgemeinwohl braucht nationale Gemeinschaft mit ausreichender Einheit und Solidarität, um ihr Wohl als allgemein zu erkennen. 28. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden in Europa vitale Demokratien. Nach dem Fall der Sowjetunion haben auch die mittel- und osteuropäischen Nationen ihre Zivilgesellschaften wiederherstellen können. Beides gehört zu den größten Errungenschaften Europas. Doch diese werden verlorengehen, wenn wir nicht die Migration und den demographischen Wandel in unseren Ländern angehen. Nur Imperien können multikulturell sein, und Europa wird ein Imperium werden, wenn wir es nicht schaffen, Solidarität und staatsbürgerliche Einheit zu den Kriterien für Strategien der Assimilation und Migrationspolitik zu machen. 29. Viele halten Europa fälschlicherweise nur durch die Kontroverse über Migration erschüttert. In Wahrheit ist dies aber nur eine einzige Dimension eines viel generelleren sozialen Zerfalls, dessen Dynamik unbedingt umgekehrt werden muß. Wir müssen die Würde der wichtigsten Vorbilder der Gesellschaft wiederherstellen. Eltern, Lehrer und Professoren haben die Pflicht, sich um die zu kümmern, die unter ihrer Obhut stehen. Wir müssen dem Kult der Expertokratiewiederstehen, der auf Kosten der Weisheit, des Taktgefühls und des Streben nach einem kultivierten Leben daherkommt. Es kann keine Erneuerung in Europa geben, ohne die bestimmte Ablehnung eines übertriebenen

Wir brauchen verantwortungsvolle Staatsmänner

Wir müssen nationale Einheit und Solidarität erneuern

Nur Imperien sind multikulturell

Eine richtige Hierarchie ermöglicht sozialen Zusammenhalt

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Die Pariser Erklärung

Egalitarismus und eine ebenso bestimmte Ablehnung der Tendenz, »Weisheit« und rein technisches Wissen zu verwechseln. Selbstverständlich befürworten wir die politischen Errungenschaften der Moderne: Mann und Frau sollten das gleiche Wahlrecht haben; Grundrechte müssen geschützt werden. Aber eine funktionierende Gesellschaft braucht soziale und kulturelle Hierarchien, die zu einem Streben nach Leistung ermutigen und diejenigen ehren, die sich um das Gemeinwohl verdient machen. Wir müssen unseren Sinn für geistige Größe wiederentdecken und gebührend hochhalten, so daß unsere Kultur ein Gegengewicht zur wachsenden Macht des rein materiellen Reichtums einerseits und der vulgären Massenunterhaltung anderseits werden kann.

Wir müssen die moralische Kultur wiederherstellen

Märkte müssen nach sozialen Gesichtspunkten ausgestaltet werden

Erziehung muß reformiert werden

Ehe und Familie sind essentiell

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30. Menschliche Würde ist mehr als das bloße Recht, in Ruhe gelassen zu werden. Die Doktrinen der internationalen Menschenrechte erfüllen nur ein kleiner Teil des moralischen Lebens, der Suche nach Gerechtigkeit, geschweige denn die Ansprüche des Guten. Europa braucht eine neue Verständigung über die Moral, so daß der Bevölkerung der Weg zu einem tugendhaften Leben aufgezeigt werden kann. Eine falschen Ansicht der Freiheit darf uns nicht hindern, auf umsichtige Weise Gesetze zu verwenden um gegen Untugend aufzutreten. Wir müssen menschliche Schwächen vergeben können, aber Europa kann nicht erblühen ohne die Wiederherstellung des gemeinschaftlichen Strebens nach aufrechtem Verhalten und menschlicher Größe. Eine würdevolle Kultur entspringt aus Anstand und der Erfüllung der Pflichten auf unserem Lebensweg. Wir müssen den respektvollen Austausch zwischen den sozialen Schichten erneuern, welcher eine Gesellschaft charakterisiert, die den Beitrag aller wertschätzt. 31. Obwohl wir die positiven Aspekte der freien Marktwirtschaft anerkennen, müssen wir Ideologien ablehnen, die versuchen, die Logik des Marktes zu totalisieren. Wir können nicht zulassen, daß alles käuflich ist. Gut funktionierende Märkte brauchen den Rechtsstaat, und unser Rechtsstaat sollte höhere Ziele haben als rein marktwirtschaftliche Effizienz. Märkte funktionieren am besten, wenn sie eingebettet sind in starke soziale Institutionen, die sich selbst nach nichtmarktwirtschaftlichen Prinzipien organisieren. Wirtschaftswachstum, obwohl segensreich, ist nicht das höchste Gut. Heutzutage ist sogar die politische Souveränität durch globale Firmenriesen bedroht. Die Nationalstaaten müssen zusammenarbeiten, um der Arroganz und Gedankenlosigkeit der globalen wirtschaftlichen Kräfte Herr zu werden. Wir sprechen uns dafür aus, daß Regierungen ihre Möglichkeiten nutzen sollten, um nichtwirtschaftliche soziale Güter zu erhalten. 32. Wir glauben, daß Europa eine Geschichte und eine Kultur hat, die es wert sind, erhalten zu werden. Unsere Universitäten begehen allerdings zu oft Verrat an unserem kulturellen Erbe. Wir müssen die Studien- und Lehrpläne dahingehend ändern, daß sie unsere gemeinsame Kultur vermitteln und nicht mehr junge Menschen mit der Kultur der Ablehnung des Eigenen indoktrinieren. Lehrer und Erzieher in allen Bereichen haben die Pflicht zur Erinnerung. Sie sollten mit Stolz ihre Rolle annehmen, die Brücke zwischen den vergangenen und kommenden Generationen zu sein. Wir müssen auch die hohe Kultur und das asthätische Ideal in Europa erneuern, indem wir das Erhabene und Schöne wieder als einen gemeinsamen Standard anerkennen und die Herabsetzung der Kunst zu politischen Propagandazwecken ablehnen. Dies erfordert eine neue Generation von Gönnern. Firmen und Bürokratien haben sich als unfähig erwiesen, Verwalter der Künste zu seien. 33. Ehe ist das Fundament der Gemeinschaft und die Basis für die Harmonie zwischen Mann und Frau. Es ist das intime Band, welches das gemeinsame Leben und das Aufziehen von Kindern ermöglicht und erhält. Wir bekräftigen, daß es unsere wichtigste Aufgabe in der Gesellschaft und als menschliche Wesen ist, Mütter und Väter zu sein. Ehe und Kinder sind der integrale Bestandteil jeder Vision eines menschlichen Fortschritts. Kinder fordern Opfer von denen, die sie in die Welt bringen. Diese Opfer sind edel und müssen anerkannt und honoriert werden. Wir fordern eine umsichtige Sozialpolitik, die Ehe, Kinder und Kindererziehung unterstützt und stärkt. Eine Gesellschaft, die es nicht schafft, Kinder willkommen zu heißen, hat keine Zukunft.


Ein Europa, wo(ran) wir glauben können

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34. In Europa herrscht derzeit große Sorge wegen des Aufstiegs dessen, was »Populismus« genannt wird – obwohl die Bedeutung dieses Begriffs nie wirklich erklärt wurde und er meist als Beleidigung verwendet wird. Wir haben hier unsere Vorbehalte. Europa muß sich eher auf seine tiefe historische Weisheit und seine Traditionen beziehen, als sich auf einfache Parolen und spaltende emotionale Appelle einzulassen. Dennoch erkennen wir an, daß vieles an diesem neuen politischen Phänomen durchaus einen berechtigten Aufstand gegen die Tyrannei des falschen Europas darstellen kann, welches jeden Angriff auf sein Monopol der moralischen Legitimität als »antidemokratisch« bezeichnet. Der sogenannte »Populismus« fordert die Diktatur des Status quo und den »Fanatismus der Mitte« heraus, und dies mit voller Berechtigung. Er ist ein Anzeichen dafür, daß selbst in unserer verfallenen und verarmten politischen Kultur das historische Bewußtsein der europäischen Völker wiedererstehen kann.

Die Auseinandersetzung mit dem Populismus sollte angenommen werden

35. Wir lehnen die Behauptung ab, daß es keine verantwortungsbewußte Alternative zur künstlichen und seelenlosen Solidarität eines gemeinsamen Marktes, zur einer transnationalen Bürokratie und zu einem oberflächlichen Entertainment gibt. Brot und Spiele sind nicht genug. Die verantwortungsbewußte Alternative ist das wahre Europa.

Unsere Zukunft ist das wahre Europa

36. Wir fordern alle Europäer auf, uns bei der Ablehnung der Fantasterei einer multikulturellen Welt ohne Grenzen zu unterstützen. Wir lieben unsere Heimatländer zu Recht und wollen unseren Kindern das weitergeben, was wir selbst als unser nationales Erbe empfangen haben. Als Europäer haben wir auch ein gemeinsames Erbe, und diese Erbe fordert von uns, gemeinsam und in Frieden in einem Europa der Vaterländer zu leben. Laßt uns unsere nationale Souveränität erneuern und die Würde einer geteilten politischen Verantwortung wiederfinden, für Europas Zukunft. n

Wir müssen Verantwortung übernehmen

Phillipe Bénéton (Frankreich) Remi Brague (Frankreich) Chantal Delsol (Frankreich) Roman Joch (Tschechien) Andras Lanczi (Ungarn) Ryszard Legutko (Polen) Roger Scruton (Vereinigtes Königreich) Robert Spaemann (Deutschland) Bart Jan Spruyt (Niederlande) Matthias Storme (Flandern, Belgien)

Die Pariser Erklärung ist Anfang Oktober dieses Jahres auf der Webseite thetrueeurope.eu in neun Sprachen veröffentlicht worden. Wir danken den Verfassern für die Genehmigung zum Abdruck. FAZIT NOVEMBER 2017 /// 47


Managementserie

Stolperfalle Kommunikation EInE SERIE VOn CAROLA PAyER [8]

Von der zentralen Kompetenz, miteinander zu kommunizieren

Fotos: Enlarge, Marija Kanizaj

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

48 /// FAZIT NOVEMBER 2017

K

ommunikation ist die Grundlage für menschliches Handeln und Basis für Verständigung und Zusammenleben im Alltagsleben. Im beruflichen Umfeld ist sie die zentrale Kompetenz, die Organisation ihrer täglichen Arbeitsroutinen effizient und zielgerichtet ausüben zu können. Dennoch wird sie unterschätzt. Reden kann ja schließlich jeder. – Stimmt. – Dann brauchen wir vielleicht gar keine Worte darüber verlieren? Oder doch?

Faktum ist, Führung ist Kommunikation Die Basis von Führung ist, Mitarbeitern die Erwartung an ihre Rolle oder Funktion in der Organisation zu vermitteln. Welcher Output in einer Stelle durch welche Leistungen erbracht werden soll und welche Ziele dadurch unterstützt werden, soll Klarheit für das individuelle Handeln geben. Gerade in einer Einführungsphase sind Feedbackgespräche daher besonders wichtig, um zu erkennen, ob auch die Ziele und Erwartungen wirklich verstanden wurden. Sehr oft treten schon viele Kommunikationsstörungen auf, die richtiges Umsetzen verhindern. Teamarbeit lebt ebenfalls von unkomplizierter Kommunikation und einer vertrauens- und respektvollen Gesprächshaltung. Durch Kommunikation werden gemeinsame Ziele und Visionen vermittelt, Orientierung geschaffen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugt. Es steigert die Loyalität gegenüber dem Unternehmen und die Gewissheit, dass jede Tätigkeit ihren Sinn hat und zum Erfolg beiträgt. Und – Kommunikation macht Potenziale sichtbar. Stolperfalle 1: Zuviel Monolog statt Dialog Sehr oft verhindert ein zu hoher Gesprächsanteil ein gemeinsames Verständnis oder sorgt sogar für Missverständnisse. Fragende Mimik lädt ein, die Monolog-Pistole nachzuladen und in verschiedensten Varianten Themen zu erklären. Den Ball an den


Erfolg braucht Führung

Gesprächspartner zu spielen, kann eventuell schneller zu einem produktiven Gesprächsverlauf beitragen. Überprüfen Sie daher, ob das Gespräch im Ping-Pong-Stil abläuft oder ob Sie den großen Basketball ständig in den Korb werfen! Je intensiver Mitarbeiter in den Kommunikationsprozess einbezogen werden und Sie sich selbst aktiv beteiligen, umso zufriedener, engagierter, und kundenorientierter arbeiten Sie. Und – Dialoge machen alle Sichtweisen auf ein Thema sichtbar und vermeiden einseitige Betrachtung von komplexen Situationen. Stolperfalle 2: Zuviel Sagen statt Fragen Fragen kann in Dialogsituationen gute Kommunikation unterstützen und den Mitarbeiter zu einem aktiven Gesprächsanteil einladen. Insbesondere offene Fragen erweitern den Gesprächsraum. Geschlossene Fragen, die nur mit »ja« oder »nein« beantwortet werden können, führen schnell wieder zu einem einseitigen Austausch. Die Kompetenz des Fragens ist jedoch sehr verarmt, weil wir eher von einem überzeugenden Kommunikationsstil geprägt sind. Man glaubt, das Gegenüber motivieren zu müssen. Eine andere Variante ist die Unterstützung des Gesprächspartners, es selbst zu verstehen und seine eigene Motivation zu finden. Verständnis schaffen statt Überzeugen braucht Fragen und Dialog. Und – Fragen führen von der Oberfläche in die Tiefe oder ins Konkrete.

Stolperfalle 3: Bewerten statt Auswerten Wenn Erwartungen abweichen, neigen wir dazu, die Situation schnell zu bewerten und dabei in Gesprächsmuster der Schuldzuweisung, des Vorwurfs, der Vergangenheitsanalyse und der Rechtfertigungstendenz zu kommen. Dies bewirkt bei den Organisationsmitgliedern das Muster, Schuld von sich abzuweisen, Schuld zu verschieben und die eigene Position zu verteidigen. Zeit

Managementserie

geht verloren durch »Geschichten erzählen«, hohe Problemorientierung und Emotionalität. Die Frage »Warum?« wird hier gern eingesetzt. Man landet dabei oft in einer Kampfstimmung und in der Sackgasse. In einer Haltung von Bewertungskultur neigen wir dazu, das Gegenüber durch grobe aggressive Sprache ab- oder zu entwerten. Dies führt kurzfristig zu Verletzungen und nachhaltig zu Vertrauensverlust. Der Auslöser der Diskussion ist dabei noch immer nicht behoben.

Eine Alternative ist hier der Gesprächsprozess nach der Auswertungskultur. Diese ist nicht an Schuld, sondern an Entwicklung und Lernen interessiert. Sie bewertet eine Situation nicht, sondern wertet sie aus. Die Gesprächshaltung ist von Augenhöhe und Wertschätzung, neugier, Lösungsorientierung, Einholen aller Perspektiven und Handlungsorientierung geprägt. Man landet nicht in der Sackgasse und in negativer Stimmung, sondern in einer Vereinbarung der nächsten Handlung zwischen den Kooperationspartnern und einem lustvollen Weiterwerken, ohne die Situation weniger ernst zu nehmen. Führungskräfte und ihr Kommunikationsverhalten sind entscheidend dafür, ob interne Kommunikation funktioniert oder nicht. Führungsaufgabe ist es daher auch möglichst aktuell, auf dem kürzesten Weg, umfassend, glaubwürdig und bedarfsgerecht zu kommunizieren und durch Dialoge die Organisation »zu bewegen«. Fazit: Ohne professionelle Kommunikation verspielen Betriebe wesentliche Potenziale. n

FAZIT NOVEMBER 2017 /// 49


Da Wanko

Ich bin ein Pedant, Madame!

S

amstagvormittag und ich muss flüchten, weil meine Frau die Bude durchputzt. Wir haben da so eine Einteilung, sie putzt die Wohnung und ich kaufe ein. Zahlt sich auch aus, weil ich bin auch der Koch, dafür greif’ ich kein Bügeleisen an. Ich fahr los und gleich am Glacis ein »Grazer Verkehrsstau«, entsteht grundlos … möchte wissen, welche Pfosten da heute in der Stadt unterwegs sind … weiter in die Karlauerstraße, so hässlich wie der 2. in Wien … dann Parkplatzsuche im Einkaufszentrum: Alle fahren im Kreis, da brauchst keinen Spielberg mehr, reicht das deppert-im Kreis-Fahren hier … na bitte, gerade einen Kroaten ausgebremst … danke jedenfalls für den Parkplatz, und tu jetzt nicht blöd hupen, mir egal, ob du Vorrang gehabt hättest! Ich bin da flinke Wanko und wir hatten immerhin Jochen Rindt, Berger und Lauda, nicht zu vergessen Joe Gartner und wen habt ihr? Ich sag ja nur. Und überhaupt ist heute zu viel los! Flucht in den Supermarkt … Tomaten unreif, Bananen zu reif, daneben ein paar verhaltensoriginelle Typen aus fernen Ländern, greifen alles an, sprechen ungewohnt laut und irgendwie stehen die jetzt unter Beobachtung aller kritischen Hausfrauen. Die Jungs hauen ziemlich bald ab, gehen Richtung Mediamarkt, die werden sich dort sicher freuen, hö, hö … und dann wuselt alles um mich herum. Beim Fisch steht niemand, Verschnaufpause. Warum dort so viel frischer Fisch aufgelegt ist, weiß halt auch niemand. Was macht man am Abend mit dem Frischfisch, der übrigbleibt? An die Mitarbeiter verschenken, wohl kaum, alles für die Fisch, ha ha … Und beim Fleisch stellen sich dafür 100.000 Menschen an, klar, gibt’s ja auf Frischfleisch heute 20 Prozent … nehme lieber die französische Flugente aus der Vitrine … Flugente klingt irgendwie nach frei fliegen und Frankreich klingt kultiviert. Ich will jetzt gar nicht hinterfragen, ob das Käfig-Enten sind … Flugentenfilets aus Frankreich klingt einmal gut … einen gescheiten französischen Käse, den mit der Asche, Baguettes und anständig Rotwein ... nach wie vor viel zu viel los … ich meine jetzt nicht wirklich so auf Kaufkraft, aber die Menschen gewöhnen sich langsam so ein Venedig-Verhalten der Asiaten an: Plötzlich aus dem Nichts stehenbleiben, in das Smartphone gaffen und dabei den ganzen Menschenstrom blockieren … leck fuck, soll ich den EinMartin G. Wanko (47) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

50 /// FAZIT NOVEMBER 2017

kaufswagen jetzt einfach stehen lassen und abhauen?! Kannst auch nicht machen! Pack ich mir noch zwei Rote ein, zum Kochen braucht man eh was, damit die Flugente auch gut im Saft landen kann, und dann bitte nicht die Milch vergessen! Letztens habe ich die Milch vergessen, eigentlich unglaublich … das ist fast so schlimm wie das Kaffeepulver zu vergessen … Der Wurst rechts neben mir ist das volle Rauschkind, hätte der Deix nicht besser zeichnen können, dieser stechende Blick dazu, fehlt nur noch die Pumpgun … und wenn ich mir jetzt denke, dass mich die anderen auch so deppert anschauen wie ich sie? Was die wohl über mich denken? Also, ich bin der volle Pedant, das beginnt, wenn ich mit meinem Roller in der Zinzendorfgasse über den Zebrastreifen gehe und zwanzig Fahrradfahrer zur Vollbremsung zwinge, das geht weiter, wenn ich auf meiner üblichen Route zum Einkauf fahre und alle, die diese Strecke nicht im Schlaf kennen, als Volltrotteln hinstelle, es geht weiter im Einkaufszentrum, wo manche vielleicht aus Entspannung hingehen und vielleicht sogar einmal lachen können … den Espresso, den ich hier immer trinke – kommt der nicht binnen fünf Minuten, verlasse ich das Café … an der Wursttheke verlange ich sogar am 24. Dezember mit 100 Menschen in der Schlange, dass man mir die Wurst frisch aufschneidet … so nebenbei gebe ich der Lageristin die Schuld, dass es meine »Olive Giganti« nicht mehr gibt, und in der Schlange an der Kassa schau ich dann noch blöd in die Einkaufswägen der andern, so blöd, dass schon keiner mehr in meinen hineinschauen mag. Und mit mir einzukaufen ist so und so schrecklich: Ich gebe Ratschläge, wenn mich keiner fragt, ich bin nicht zu finden, wenn man mich braucht, ich beginne aus heiterem Himmel Bier zu trinken, gehe zum Friseur und lass mir meine letzten drei Haare einfärben … so bin ich halt, als Grazer: dem Neuen nicht wirklich aufgeschlossen, aber auch nicht abgeneigt, so mittendrinnen und dennoch angefressen, kleinkariert und ignorant, zugleich großmütig und offen – Sie erkennen sich darin wieder? Fein, dann lassen Sie uns doch Freunde werden! Ihr werter G Punkt. n


Wirtschaft

Die Steiermark noch weiter nach vorne bringen! Herr Klubobmann, die ÖVP hat mit Sebastian Kurz an der Spitze deutlich dazugewonnen und Platz eins belegt. Viele erwarten sich eine deutliche Veränderung. Wie wird es jetzt weitergehen? Zunächst einmal gilt es allen zu danken, die den neuen Stil des Sebastian Kurz unterstützt haben – ob mit einem aktiven Beitrag in der Wahlbewegung oder mit einer Stimme für die neue Volkspartei. Am 15. Oktober konnten wir mit deutlichem Vorsprung den ersten Platz bei den Nationalratswahlen erreichen. In der Steiermark ist es uns vom dritten Platz aus gelungen, Nummer eins im Bundesland zu werden. Das ist ein großartiges Ergebnis im Bund wie auch auf Landesebene, auf das wir zu Recht stolz sein können. Dennoch ist Demut angesagt. Nun geht es darum, eine vernünftige Basis für eine Zusammenarbeit zu schaffen, um eine echte Veränderung in Österreich herbeizuführen. Das Ergebnis bietet gute Voraussetzungen dafür. Seit dem Wahlabend wird intensiv über Koalitionsvarianten spekuliert. Die ÖVP hat ja bereits klargemacht, für alle Möglichkeiten offen zu sein. Was wäre Ihre Präferenz? Meine Präferenz liegt dort, wo das beste Ergebnis herauskommt, um Österreich weiterzubringen und eine Veränderung des politischen Stils zu erreichen. Es muss etwas weitergehen – ganz egal in welcher Regierungskonstellation. Klar ist aber wohl schon eines: Für welche Variante sich Sebastian Kurz auch immer entscheiden wird, der große Aufschrei ist ihm sicher. Unklar ist nur, aus welcher Richtung. Kommt Schwarz-Blau, stehen die Demonstranten schon bereit und befeuern das Schimpfen gegen einen „Rechtsruck“. Kommt Schwarz-Rot wird von vornherein über das Weiterwurschteln lamentiert werden. Ich möchte, dass Sebastian Kurz Bundeskanzler wird, um mit seinem Problembewusstsein und seiner klaren Sprache wieder mehr Vertrauen in die Politik zu schaffen. Denn natürlich ist auch RotBlau keinesfalls ausgeschlossen!

Foto: Marija Kanizaj

Fazit sprach mit VP-Klubobmann Karl Lackner über den Ausgang der Nationalratswahl, den Landesparteitag der Steirischen Volkspartei sowie aktuelle und kommende Herausforderungen der Landespolitik.

Hermann Schützenhöfer wurde beim Landesparteitag der Steirischen Volkspartei fast einstimmig als Landesparteiobmann bestätigt. Sie wurden mit 99,7 % zum Landesparteiobmann-Stellvertreter gewählt. Welcher Einfluss auf die Steirische Volkspartei ist mit dieser Funktion verbunden? Geht es der Steiermark gut, geht es auch der Steirischen Volkspartei gut. Die Entwicklung der Volkspartei hängt unmittelbar mit der unseres Bundeslandes zusammen. In den nächsten Jahren geht es darum, die Steiermark in vielen Bereichen an der Spitze der österreichischen Bundesländer zu halten und noch weiter nach vorne zu bringen. Dazu will ich in all meinen Funktionen beitragen. Im Landtag wird uns demnächst das Landesbudget beschäftigen, das Investitionen in wichtige Zukunftsbereiche enthält. Welche Zukunftsbereiche? Durch den richtigen Einsatz der Budgetmittel sind wir etwa bei der Forschungsund Entwicklungsquote Europameister geworden. Unternehmen finden günstige Bedingungen für Investitionen vor und die Arbeitslosigkeit hat einen massiven Rückgang erfahren. Die Rahmenbedingungen für eine wirtschaftlich erfolgreiche Steiermark tragen auch zu starken Regionen bei. Darauf gilt es aber weiterhin den Fokus zu legen: starke Regionen durch Arbeitsplätze, den konsequenten Ausbau der Breit-

bandversorgung und der Verkehrsinfrastruktur und Lebensqualität.

Wie ist der aktuelle Stand beim Regionalentwicklungsgesetz? Und was tut sich sonst im Landtag? Das Regionalentwicklungsgesetz wurde von der Landesregierung bereits beschlossen und befindet sich jetzt im parlamentarischen Diskussionsprozess. Voraussichtlich wird es noch im November im Landtag beschlossen und kann mit Anfang 2018 in Kraft treten. Ein ähnlicher Fahrplan besteht für das neue Wettengesetz. Mit Jahresbeginn wird es klare gesetzliche Regelungen und einen deutlich höheren Wettkundenschutz in der Steiermark geben. Eine im Oktober beschlossene Gesetzesnovelle, beseitigt zudem Ungerechtigkeiten zwischen heimischen Hotelbetreibern, Nächtigungsbetrieben beziehungsweise Gastwirten und Onlineanbietern. Die Bezahlung der Nächtigungsabgabe wird nun auch bei Onlineanbietern fällig und kontrolliert. Zudem haben wir Beschlüsse gefasst, um die Basis für die Weiterentwicklung und Zukunftssicherung unseres steirischen Gesundheitssystems zu schaffen. Danke für das Gespräch!

FAZIT NOVEMBER 2017 /// 51


Kurz & News

Steiermärkische: Zufriedenstellendes Halbjahresergebnis Ende September präsentierte die Steiermärkische Sparkasse ihr Halbjahresergebnis. Der Konzernüberschuss nach Steuern und Minderheiten betrug 70,6 Mio. Euro im 1. Halbjahr 2017. Die Bilanzsumme im Konzern ist im Vergleich zum 31. Dezember 2016 um rund 3 % oder 423,6 Mio. Euro auf 14,7 Mrd. Euro gestiegen. „Ich erwarte mir für 2017 ein zufriedenstellendes Ergebnis und eine stabile positive Geschäftsentwicklung. Der erfeuliche Wachstumstrend im Kredit- und Einlagenbereich sollte sich durch die positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und durch unsere intensiven Bemühungen im Kundengeschäft weiterhin fortsetzen“, betont Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Sparkasse.

Virtual Reality wird real „Smart-Vision“ wird bereits in vielen Bereichen eingesetzt. Das machte eine Netzwerkveranstaltung im Impulszentrum Graz-West am 5. Oktober greifbar. Bei der Netzwerkveranstaltung wurden die Technologien von den rund 60 Besuchern getestet – das Live-Assistenz-System für Wartungsarbeiten in der Industrie von Evolaris, ein Beispiel für einen „Future Store“ von Wirecard CEE, die neue VR-Brille von Exchimp/SunnyBAG, der Einsatztaktiksimulator des Roten Kreuzes und vieles mehr. Zentrumsmanager Thomas Mrak: „Smart Services ist der neue Schwerpunkt des Impulszentrums Graz-West. Wir haben bereits viel Expertise und mit Veranstaltungen wie dieser zeigen wir, wie viel sich in in diesem Bereich tut.“

Der Iran hat großes Interesse daran, die Zusammenarbeit mit der steirischen Land- und Forstwirtschaft weiter zu vertiefen. Denn steirische Agrarprodukte, aber auch Wissen rund um die Themen Landbewirtschaftung und Tierzucht sind sehr gefragt. Aus diesem Grund empfing Agrarlandesrat Hans Seitinger den iranischen Landwirtschaftsminister und eine Wirtschaftsdelegation. Dabei wurden bei einem Arbeitsgespräch Zukunftsfelder wie steirische Holzinnovationen, erneuerbare Energien sowie Maßnahmen gegen den Klimawandel diskutiert. „Der Iran bietet in Hinblick auf den Ausbau des landwirtschaftlichen Außenhandels attraktive Möglichkeiten in den verschiedensten Bereichen“, erklärt LR Seitinger.

Führungsexperte Sprenger begeistert steirische Unternehmer

Ist Glück das Ergebnis von selbstverantwortlichem und entschiedenem Handeln? Diese Frage beantwortete auf Einladung der BKS Bank Führungsexperte Reinhard K. Sprenger. Er begeisterte mit seinem Vortrag „Berufliches Lebensglück im digitalen Zeitalter“ rund 200 Unternehmer im Grazer Minoritensaal. Dabei gab er ihnen Folgendes mit auf den Weg: „Besonders wichtig ist es, Selbstverantwortung, Vertrauen und Eigenmotivation zu fördern. Denn die Voraussetzung für Exzellenz ist die Freude am Tun. Und was Erfolg ist und was nicht, das bestimmen auch Sie ganz alleine.“ Zu Gast beim Vortrag waren auch BKS Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer und die BKS Bank-Direktoren Nikolaus Juhász und Alfred Kordasch.

52 /// FAZIT NOVEMBER 2017

„Unternehmerinnen des Jahres“ sind gekürt

Mit der „Kür zur Unternehmerin des Jahres“ – initiiert von Frau in der Wirtschaft (FiW) – wurde am 4. Oktober der Leistung von steirischen Unternehmerinnen zum bereits dritten Mal Tribut gezollt. Die Verleihung wurde von der zweiten LT-Präs. Manuela Khom mit WKO Steiermark Vizepräs. Andreas Herz und der Vorsitzenden von „Frau in der Wirtschaft“, Adelheid Moretti vorgenommen – in Kooperation mit der Steiermärkischen, der Wiener Städtischen, dem Land Steiermark sowie der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft. Prämiert wurden Barbara Maxonus (Besondere unternehmerische Leistung), Bettina Fink-Haberl (Regionalität), Bettina Grieshofer (Innovation) und Mariane Leyacker-Schatzl (Start-up).

Fotos: Land Steiermark / Lebensressort, Steiermärkische Sparkasse, Pixelmaker/Sommerauer, Jorj Konstantinov, Foto Fischer

Iranische Ministerdelegation in der Steiermark


Foto: Thomas Hartlieb Anzeige Foto: FH JOANNEUM / Stefan Leitner

Kurz im Gespräch mit Thomas Hartlieb, Inhaber der Ölmühle Hartlieb und Direktvermarkter

Das neuartige duale Studienangebot im Bereich Angewandte Informatik soll im Herbst 2018 starten.

Duales Informatikstudium Eine einzigartige Zusammenarbeit initiieren die Hochschulen FH CAMPUS 02, FH JOANNEUM und TU Graz. Das BMWFW bestätigte im Oktober die Vergabe von österreichweit 450 zusätzlichen MINTFH-Studienplätzen ab dem Studienjahr 2018/2019. 65 davon sind einem neuartigen dualen Studienangebot im Bereich Angewandte Informatik in der Steiermark gewidmet.

D

ie Digitalisierung ist in vollem Gang. Damit steigt die Nachfrage nach Expertinnen und Experten sowie nach innovativen Studienformaten, um diese Fachkräfte auszubilden. Die Hochschulen FH Campus 02 und FH Joanneum arbeiten in der Ausbildung mit der TU Graz zusammen: Im Herbst 2018 sollen die FH-Studiengänge „Business Software Development“ an der FH Campus 02 in Graz beziehungsweise „Mobile Software Development“ an der FH Joanneum in Kapfenberg gestartet werden. „Die neuen Studienplätze sind ein erster wichtiger Schritt zur Stärkung digitaler Kompetenzen. Das trägt vor dem Hintergrund neuer Berufsbilder, die durch den digitalen Wandel entstehen, wesentlich dazu bei, die Ausbildung an unseren Fachhochschulen an die Anforderungen der Arbeitswelt anzupassen“, so Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl. In den ersten beiden Semestern werden die Studierenden

hauptsächlich von Lehrenden der Fakultät für Informatik der TU Graz unterrichtet. Ab dem dritten Semester wird die Präsenzzeit an den Fachhochschulen auf zwei Tage die Woche begrenzt und die Studierenden gehen Teilzeitbeschäftigungen in fachspezifischen Partnerunternehmen nach. Damit werden Theorie und Praxis optimal verknüpft. Mit diesem Konzept reagieren die Hochschulen aktiv auf den Bedarf der österreichischen Wirtschaft an hochqualifizierten Informatikerinnen und Informatikern. „Mit dieser idealen Organisationsform im Lernumfeld von Wissenschaft und Wirtschaft ist dieses Studienangebot für junge Menschen aus ganz Österreich interessant“, sind die Partnerhochschulen überzeugt. Die Plätze werden vorbehaltlich der Akkreditierung durch die AQ Austria vergeben und können nach Prüfung von Qualität und Bedarf in der Wirtschaft im Wintersemester 2018/19 starten.

Heuer scheint die Ernte beim steirischen Ölkürbis recht gut auszufallen, wie sieht es mit der Qualität aus? Die Bedingungen im Sommer bis in den Herbst hinein waren mit ausreichend Niederschlägen sowie längeren sonnigen Perioden ideal für eine optimale Reife, daher ist auch die Qualität der Ölkürbiskerne heuer überdurchschnittlich gut.

Wie stark wurde die heurige Ernte von Ölfrüchten durch Hagel und die schlechte Witterung beeinträchtigt? Es gab partielle Hagel- und Sturmschäden und auch Einbußen durch Trockenheit in den regenärmeren Gebieten, aber insgesamt sind die Ausfälle aufgrund von Unwetterschäden verglichen zum Vorjahr relativ gering ausgefallen. Alles in allem darf die Landwirtschaft daher mit der Ertragsmenge zufrieden sein. Sie bieten in Ihrem Shop eine Vielfalt von Ölen, was liegt denn bei den Kunden derzeit besonders im Trend? Abgesehen vom klassischen steirischen Kürbiskernöl sind es vor allem Walnussöl, Leinöl und auch unsere Neuheiten, das Schwarzkümmelöl und das Kressesamenöl, die bei den Kunden und Kundinnen besonders begehrt sind.

Ihr Angebot wird daneben von regionalen Spezialitäten aus eigener Produktion abgerundet, was gibt es denn da Neues? Neben verschiedensten Ölen und den klassischen Brot- und Weißmehlen aus Weizen und Roggen stehen bei uns auch besondere Sorten aus Dinkel, Kamut und Buchweizen, Mais und Hartweizen im Verkauf. In Kürze werden wir steirischen Safran und steirischen Reis anbieten, darauf freuen wir uns. FAZIT NOVEMBER 2017 /// 53


Wirtschaft

Sicheres Recycling für brandgefährlichen Abfall Sie sind allgegenwärtig: Vom Smartphone über Laptops bis hin zum Akkubohrer und E-Bike – in fast allen Alltags- und Haushaltsgeräten finden sich heute Lithium-Ionen-Batterien und -Akkus. Ihr oft unterschätzter Nachteil: Sie sind aufgrund potenzieller Selbstentzündung brandgefährlich und erfordern daher einen besonders sorgfältigen Umgang auch bei der Entsorgung. Von Josef Schiffer

D

ie jährlich gesammelten Mengen an Elektroschrott sind schlichtweg beeindruckend. Im Jahr 2016 wurden 83.000 Tonnen Elektroaltgeräte und 2.200 Tonnen Altbatterien in Österreich gesammelt. Dank der vermehrten Verwendung von Lithium-Ionen Akkus verzeichnet man sogar ein Minus an Altbatterien. Hohe Brandgefahr durch Akkus Lithium-Ionen-Akkus bringen aber auch neue Probleme mit

sich: Sie sind zwar leichter und leistungsstärker als herkömmliche Batterien, außerdem lassen sie sich wieder aufladen. Für die Altstoffsammelzentren, den Handel und Entsorgungsunternehmen stellen die leistungsstarken Batterien jedoch eine große Brandgefahr da. Hinzu kommt, dass Lithium-Brände aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften nur schwer gelöscht werden können. Schon mehrfach ist es in Entsorgungszentren zu folgenschweren Bränden ge-

kommen, und immer wieder zu kleineren Zwischenfällen. „Aus diesem Grund müssen zwischen 50 und 100 Mio. Euro kurzfristig in Brandschutzmaßnahmen investiert werden“, erklärt Saubermacher-Chef Hans Roth.

Innovative Sicherheitstechnologie Wegen der Explosionsgefahr, vor allem bei beschädigten Akkus, werden diese in speziell entwickelten 60-Liter-Metallfässern gelagert, die von Sau-

bermacher in Kooperation mit der Montanuniversität Leoben entwickelt wurden. Das Spezialfass von Saubermacher wurde binnen nur sechs Monaten entwickelt und erfüllt alle gesetzlichen sowie sicherheitsund brandschutztechnischen Anforderungen. In umfangreichen Brandversuchen wurde die Eignungsprüfung durchgeführt. Durch das Kunststoffventil am Deckel ist die Entlüftung – ähnlich wie bei einem Schnellkochtopf – jederzeit gewährleistet und eine

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54 /// FAZIT NOVEMBER 2017


risikolose Lagerung sowie ein sicherer Transport garantiert. „Mit dem neuen Fass ist das Brandrisiko gebannt“, freut sich Saubermacher-Vorstandssprecher Ralf Mittermayr über die Innovation. „Unsere Unternehmen gehören im Segment der Entsorgungstechnologie zum internationalen Spitzenfeld. Dafür braucht es neben der Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft auch enorme Investitionen in Sicherheit und Brandschutz“, betont Daniela Müller-Mezin, Obfrau der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement der WKO Steiermark. Langwierige Genehmigungsverfahren sorgen für Engpässe in der Entsorgungsinfrastruktur. Forschung für besseres Recyclingpotenzial Beim Recycling von Lithium-Akkus steht die For-

Foto: www.elektro-ade.at

Wirtschaft

Lithium-Ionen-Akkus werden in Zukunft getrennt gesammelt, zur Sicherheit kann man die Pole mit Isolierbändern abkleben. schung allerdings noch am Beginn, beim derzeitigen Stand der Technik ist es nicht möglich, diese Akkus kom-

plett zu recyceln. Das liegt einerseits daran, dass Lithium als unedles Metall besonders schwer aus den Akkus her-

auszuholen ist. Andererseits ist die Gewinnung der wertvollen Stoffe in den Akkus ein energieintensiver Prozess, der sich wirtschaftlich oft nicht rentiert. Die Verbesserung des Recycling-Prozesses wird daher in einschlägigen Forschungsprojekten intensiv vorangetrieben. Für den Konsumenten empfiehlt es sich, Geräte nicht unbeaufsichtigt aufzuladen und die Akkus möglichst rasch vorschriftsgemäß zu entsorgen. Johann Seitinger, Landesrat für Nachhaltigkeit, lädt die Konsumenten zum Mithelfen ein: „Uns muss es gelingen, aus einem ökologischen Problem eine ökonomische Chance zu entwickeln, die im Recycling von Ressourcen liegt. Lithium-Ionen-Akkus sollten daher nicht mit Wegwerfbatterien gesammelt, sondern getrennt bei den ASZ oder den Sammelboxen im Handel abgegeben werden.“

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Wirtschaft

Handelsmerkur 2017 für innovative Unternehmen

Z

ahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik folgten der Einladung, darunter Landtagspräsidentin Manuela Khom, WKÖ-Vizepräsident Jürgen Roth, WKO-Steiermark-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg, Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller, Grawe-Generaldirektor Klaus Scheitegel, Energie-Steierm a r k-Vo r s t a n d s d i r e k t o r Christian Purrer, Kleine-Zeitung-GF Thomas Spann und Gerhard Wohlmuth als Obmann der Sparte Handel. Aus den nahezu 100 Bewerbungen wurde eine sorgfältige Endauswahl getroffen und von einer hochrangigen Jury bewertet. Schließlich wurden in jeder Kategorie drei Betriebe

(v.l.n.r.) 2. LT-Präs. Manuela Khom, Theresia Edelsbrunner, Alois Edelsbrunner, Martin Schaller, Laudator Günter Stummvoll, WKO-Obmann Gerhard Wohlmuth in die Endauswahl nominiert. Die Gewinner wurden an diesem Abend im Rahmen einer feierlichen Zeremonie bekanntgegeben. Ideenreiche und erfahrene Gewinner Als Gewinner der Kategorie

bis zehn Mitarbeiter ging die Fürst GmbH & Co. KG hervor, Einrichtungshaus in Ilz für besondere Wohnmöbel zu leistbaren Preisen und mit ausgezeichnetem Service und perfekter Möbelplanung inkl. Raumkonzept. Zum Gewinner in der Kategorie über zehn

Mitarbeiter wurde die Fritz Oswald GmbH erklärt, für die Unternehmensleistung als Obst- und Waldfrüchtehandel sowie für das innovative Produkt Smoo, die „Smoothie Mischung Obst Oswald“, ein tiefgekühltes Smoothie-Pack mit frischen Früchten und Gemüse. Ebenfalls vergeben wurde an diesem Abend der Handelsmerkur für das Lebenswerk an Alois Edelsbrunner für seine Lebensleistung im Autohandel, der sich launig bedankte: „Meine beste Idee war, dass ich 1961 meine Frau geheiratet habe. Unsere Mitarbeiter, die zum Teil seit 15 bis 30 Jahren im Unternehmen sind, stellen das Rückgrat der Firma dar.“

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Im Rahmen einer Galaveranstaltung in der Alten Universität Graz wurde am 17. Oktober wiederum der „Handelsmerkur“ vergeben. Die Verleihung der begehrten Preise fand auch heuer wieder im illustren Barock-Ambiente der Aula der Alten Universität Graz statt.


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Wirtschaft

Schlüsselübergabe im neuen SPAR-Markt mit (v.l.n.r.) mit Bezirksvorsteher Robert Hagenhofer, Marktleiter-Stv. Andre Kessler, Marktleiterin Anna Taucher und Spar-GF Christoph Holzer

Neuer SPAR-Supermarkt für Eggenberg Steirische Frische, bequemes Einkaufen und modernste Technik: In Graz-Eggenberg eröffnete am 5. Oktober in der Eckertstraße ein weiterer SPAR-Supermarkt seine Tore. Neben einem breiten regionalen Sortiment und gratis Parkplätzen punktet der neue Standort mit nachhaltiger Technik auf modernstem Stand.

D

er neue SPAR-Supermarkt in der Eckertstraße, Graz-Eggenberg, ist – nach Eggersdorf – bereits der zweite steirische Markt, in dem das brandneue Ladenbaukonzept umgesetzt wurde. Herzstück ist die Obst- und Gemüseabteilung mit Marktplatzatmosphäre, die übersichtlich und einladend gestaltet ist. „Das Auge isst mit“, betont Christoph Holzer, GF SPAR Steiermark und Südburgenland, „wir wollen sympathische, offene Orte schaffen, die das Einkaufen zu einem Erlebnis machen.“ Auch die Feinkost-Abteilung strahlt in edlem, ansprechendem Glanz. Nachhaltige Technologien als Standard Ein Markt-Neubau ist für SPAR eine hervorragende Gelegenheit, Nachhaltigkeit als Grundkonzept von Anfang an umzusetzen und auf modernste Anlagen zu vertrauen. „Unser Anspruch an Qualität bezieht sich bei uns sowohl auf das

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umfangreiche Sortiment als auch auf die Marktinfrastruktur“, so Holzer. Bei der Beleuchtung setzt man auf hochwertige LED-Lampen. Die moderne Wärmerückgewinnungsanlage recycelt die Abwärme aus den neuen und effizienten Kühlgeräten und senkt so den Energieverbrauch zusätzlich. Zwei E-Tankstellenplätze liefern nachhaltigen Sprit für die moderne Mobilität. Ausbildung und Arbeitsplätze für die Region SPAR, ein zu 100 Prozent österreichisches Familienunternehmen, steht für sichere Arbeitsplätze und Ausbildung mit Zukunft für junge Menschen. Die 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in Graz-Eggenberg bei Marktleiterin Anna Taucher einen sicheren Arbeitsplatz gefunden. Als größter privater österreichischer Arbeitgeber und Lehrlingsausbildner bietet SPAR Zukunftschancen für Steirerinnen und Steirer. FAZIT NOVEMBER 2017 /// 57

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Kurz & News

Steiermärkische erklimmt Mountainfilm-Gipfel Als Hauptsponsorin erklimmt die Steiermärkische Sparkasse bereits zum 13. Mal mit dem Internationalen Mountainfilm-Festival Graz den filmischen Gipfel. Von 14. bis 18. November treffen sich erneut Bergliebhaber, Filmschaffende und Abenteuerlustige, um spektakuläre Dokumentationen auf der Kinoleinwand zu verfolgen. „Beim Bergsteigen wie auch im Bankgeschäft geht es neben dem Ziel gewisse Höhenmeter zu erreichen, vor allem um das damit verbundene Erlebnis“, erklärt Vorstandsvorsitzender Franz Kerber. Einen besonderen Fokus richten die Filme heuer auf unseren Umgang mit der Natur. Die Kraft der Natur, der Klimawandel und „Zurück zur echten Natur“ sind Themen, die das Mountainfilm-Festival heuer aufzeigt.

Pilotversuch solare Gemeinschafts-Speicher

„Gebilde“ aus Architektur und Natur Zwei Künstler, zwei Blickwinkel – Architektur und Natur sind im Fokus der gemeinsamen Ausstellung „Gebilde“ von Barbara Essl und Walter Gerhold. Die beiden Künstler entführten die Gäste am 17. Oktober auf Einladung von Generaldirektor KRMag. Martin Gölles und Vorstandsdirektor Bernhard Türk in der Zentrale der Hypo Steiermark in Graz in ihre Welt der Fotokunst – Bildkunst – Malerei – Grafik. In seiner Eröffnungsansprache unterstrich Generaldirektor Gölles die Bedeutung seiner Regionalbank für die Wirtschaft und Kultur des Landes. „Die Verbundenheit mit Land und Leuten zeigt sich besonders auch in Identität stiftenden Veranstaltungen wie der heutigen", so Gölles.

Die Errichtung von zentralen Gemeinschafts-Speichern ist eine mögliche Lösung für Überschüsse von Solarenergieanlagen. In Heimschuh speisen ab sofort neun Haushalte mit ihren Photovoltaikanlagen grünen Strom in einen neu errichteten, zentralen Speicher – eine „Strombank“ - ein. Und holen ihn dann zurück, wenn sie ihn brauchen. Der Test läuft bis Ende 2018. Das Ergebnis könnte die österreichische Strom-Landschaft revolutionieren. Energie Steiermark Vorstandssprecher Christian Purrer: „Die Zahl privater Stromerzeuger wächst erfreulicherweise stark, aus Abnehmern sind Partner geworden und Gemeinschafts-Speicher könnten künftig einen wichtigen Beitrag leisten, erneuerbare Energie aus Sonne besser zu nützen.“

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Kurz & News

Lange Nacht der Sprachen am Wifi Richtig horchen – einfacher Fremdsprachen lernen. Wie genau das funktioniert, erfuhr man am 26. September am Wifi Steiermark. Die rund 200 Besucher waren dabei auch eingeladen, Sprachen zu hören, sehen, schmecken und kosten. Keynoter und „MentOhrCoach“ Thomas Riedl aus Eggersdorf: „Das Sprachenlernen fällt einem dann leicht, wenn sich das Ohr und die Verarbeitung gut auf die Frequenz der fremden Sprache einstellen können, denn jede Sprache hat einen anderen Frequenzbereich.“ Deshalb wird ab sofort ein „Horch-Screening“ und darauf basierend optional ein persönliches Trainingsprogramm mit Musik-CD auch für alle Teilnehmer der Sprachkurse am WIFI Steiermark angeboten.

Fotos: Margit Kundigraber, Artige Bilder, Hannes Loske, WIFI/Ulz, Hermann Burgstaller, Lucas Pripfl

Ein Erfolgsmodell feiert 5.000 Absolventen!

Das Studienzentrum Weiz und die Ingenium Education haben am 19.Oktober gemeinsam mit 78 Absolventen und Absolventinnen berufsbegleitender Studiengänge deren akademischen Abschluss im barocken Ambiente des Großen Minoritensaals in Graz gefeiert. Darunter auch der 5.000. Absolvent. „Vor 18 Jahren hat dieses grenzübergreifende Projekt begonnen, heute können wir auf nun 5.000 Absolventen zurückblicken, mehr als 60 % davon heute in leitenden Positionen. Die hohe Zahl von Studierenden verlangt nach entsprechender Qualität im Unterricht“, betont der Gründer der Studienkooperation, HR Günther Friedrich, und verweist auf exklusive Betreuung, hochrangige Vortragende und maßgeschneiderte Studiengänge.

Minutenschneller Kontowechsel mit Raiffeisen

Der Wechsel zu Raiffeisen Steiermark geht jetzt noch einfacher. Ab sofort können Konten binnen Minuten und ohne jeglichen lästigen Papierkram zur Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark transferiert werden. Auch die Kontoschließung, Daueraufträge und Lastschriften erfolgen vollautomatisch zum gewünschten Datum. Möglich ist dies durch eine neue Kooperation mit dem Software-Dienstleister „FinReach“, der sich auf Services für Banken spezialisiert hat.

Squash ist wieder da Mit dem Südafrikaner Rehan van der Merwe gibt es wieder, das erste Mal seit Jahren, einen professionellen Squashtrainer in Graz. Jeden Dienstag um 18 Uhr findet in der Ragnitz (ehemalige Allroundhalle) ein kostenloses Schnuppertraining für alle Interessierten statt. Einfach vorbeikommen und probieren oder für weitere Informationen auf die Website von Rehan van der Merwe gehen: vandermerwe.at

Steirisches Landeswappen für Unternehmer Herk

Große Ehrung für den Karosserie-und Lackierfachbetrieb Herk: Zum 60-Jahr-Jubiläum wurde dem Knittelfelder Traditionsbetrieb von LH Hermann Schützenhöfer das steirische Landeswappen verliehen. „Das ist für uns eine große Ehre und Auftrag zugleich, den Betrieb auch für die nächsten Generationen abzusichern“, betont Josef Herk, seines Zeichens auch Präsident der WKO Steiermark. „In dieser Funktion setze ich mich stets für Innovationen ein, das gilt selbstverständlich auch für meinen eigenen Betrieb.“ Unter dem Motto „Mobilität für alle“ hat man sich in enger Zusammenarbeit mit Experten aus dem Behinderten- und Mobilitätsbereich auf behindertengerechte KFZ-Umbauten zusätzlich spezialisiert.

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n seiner Rede skizzierte Schützenhöfer den steirischen Erfolgsweg: „Die Steiermark ist erfolgreich, weil wir das Miteinander in den Mittelpunkt stellen, weil wir in der Regierung vertrauensvoll zusammenarbeiten und weil es in der Steiermark keinen Platz gibt für ausländische Spindoktoren.“ Er strich die gute Zusammenarbeit mit der SPÖ und Michael Schickhofer hervor und betonte, dass er sich diesen neuen politischen Stil auch auf Bundesebene wünsche. „Die Steiermark hat bewiesen, dass ein reformorientiertes Miteinander selbst nach Phasen härtester Auseinandersetzung unter scheinbar ewigen Konkurrenten möglich ist“, so der Landeshauptmann. Er bezeichnete vor allem das Modell Steiermark, das in der Steirischen Volkspartei seit 60 /// FAZIT NOVEMBER 2017

den 1970er-Jahren ein Schrittmacher und Motor für Öffnung und Erneuerung ist, als beispielhaft für ganz Österreich. Damit habe die Steirische Volkspartei eine lange Tradition in Sachen Reformen und sei längst eine Bewegung gewesen, ohne dass diese jemals ausgerufen worden sei. Am Ende seiner Rede betonte der Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, dass die Steirische Volkspartei wieder dort sei, wo sie als die führende und gestaltende Kraft im Land hingehöre. Er schwor die Delegierten auf die entscheidenden letzten Tage vor der Nationalratswahl ein. VP-Chef Außenminister Sebastian Kurz appellierte an die Steirerinnen und Steirer, ihn dabei zu unterstützen, das Land zum Positiven zu verändern: „Sie können uns

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VP-Parteitag: 99,5 Prozent für Schützenhöfer Die 99,5 Prozent für Hermann Schützenhöfer als Landesparteiobmann und die 2.000 Gäste am türkisen Fest für Sebastian Kurz dokumentierten eine in der Volkspartei selten erlebte Geschlossenheit und Aufbruchsstimmung. belächeln. Sie können uns bekämpfen. Sie können uns beschmutzen. Aber was sie nicht schaffen werden, ist, uns aufzuhalten.“ Der Landesparteitag und das im Anschluss daran stattfindende Fest mit Sebastian Kurz, zu dem über 2.000 Besucher drängten, zeigen tatsächlich, dass in der Volkspartei eine beeindruckende Aufbruchsstimmung herrscht, die wenige Tage später in der Erringung der Nummer-Eins-Position durch die Volkspartei nicht nur auf Bundes, sondern auch auf Landesebene ihren Niederschlag fand. Und auch Landesgeschäftsführer Detlev Eisel-Eiselsberg

zeigte sich über die Stimmung in der ÖVP begeistert. „Wir wollen das Land aktiv gestalten, die notwendigen Reformen anpacken und tun, was richtig ist. Es ist Zeit!“, so Eisel-Eiselsberg. Am VP-Landesparteitag wurden Daniela Gmeinbauer (99,0 %), Karl Lackner (99,7 %), Reinhold Lopatka (94,2%) und Elisabeth Meixner (98,8 %) zu Stellvertretern von Hermann Schützenhöfer als Landesparteiobmann gewählt. Außerdem beschlossen die Delegierten eine Statutenänderung, die unter anderem eine Verlängerung der Funktionsperiode von vier auf fünf Jahre vorsieht.


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Vom Fernweh gepackt!

Die WKO-Vertretung der Grazer Wirtschaft (v.l.n.r.) Viktor Larissegger, Thomas Böck, Sabine Wendlinger-Slanina und Paul Spitzer fordern ein klares Bekenntnis der Politik zum Ausbau des innerstädtischen Parkraums. Bezahlte Anzeige • Foto: © Oliver Wolf / Flughafen Graz

Tiefgaragen als Chance für die Innenstadt

Während der öffentliche Verkehr und Radwege in den letzten Jahren ausgebaut wurden, hat sich die Parkplatzsituation in der City eher verschlechtert. In ohnehin für die Innenstadtwirtschaft sehr herausfordernden Zeiten ist es daher aus Sicht der WKO Graz nicht zu verantworten, dass Projekte wie die aktuell angedachte Tiefgarage von Vornherein abgelehnt werden – vielmehr könnte damit die Attraktivität der Stadt erhöht werden.

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ie Wirtschaftskammer fordert eine objektive Prüfung der Situation, erklärt WKO-Regionalstellenleiter Viktor Larissegger: „Anrainer, Unternehmer sowie Besucher der Innenstadt sind sich einig, wie wichtig ausreichender Parkraum ist, um sicherzustellen, dass Graz eine lebendige Innenstadt erhalten bleibt.“ Ein privater Investor plant am Eisernen Tor und am Opernring die Errichtung moderner Tiefgaragen mit „Smart Urban Parking System“, bei dem Autos platzsparend über Liftsysteme vollautomatisch im Untergrund deponiert werden. Das Projekt könnte bis 2019 verwirklicht werden. Die Argumente dafür liegen auf der Hand, erklärt Larissegger: „Seit dem Bau der Pfauengartentiefgarage 2004 sind in der Innenstadt keine neuen Parkplätze entstanden, während gleichzeitig viele weggefallen sind, so durch die Um-

gestaltung der Annenstraße, aber auch durch Busspuren, E-Ladestationen und Ausweitung der Fußgängerzonen.“ Der Bedarf an Parkraum ist aber gegeben, weil 40 Prozent der Kunden aus dem Grazer Umland kommen – die vielfach auf den eigenen Pkw angewiesen sind. Fakt sei auch, dass in der vor kurzem von Bgm. Siegfried Nagl präsentierten Einzelhandelsstrukturanalyse die meisten Besucher nach wie vor die Parkplatzsituation als größtes Manko in der City sehen. Für die innenstädtische Wirtschaft mit rund 500 Handels- und 160 Gastronomiebetrieben ist die innovative Erweiterung der Parkräume daher überlebensnotwendig, betont Larissegger: „Allein der Handel beschäftigt hier rund 4.000 Menschen und diese Arbeitsplätze können nur gehalten werden, wenn die Innenstadt auch per Auto gut erreichbar ist.“ FAZIT NOVEMBER 2017 /// 61

Flughafen Graz Winterflugplan 2017/2018 ➔ AMSTERDAM: 7x pro Woche - KLM ➔ BIRMINGHAM: 4x pro Woche – bmi regional ➔ DÜSSELDORF: 13x pro Woche – Austrian Airlines ➔ FRANKFURT: 30x pro Woche – Austrian Airlines ➔ ISTANBUL: 4x pro Woche – Turkish Airlines ➔ MÜNCHEN: 33x pro Woche – Deutsche Lufthansa ➔ STUTTGART: 9x pro Woche – Austrian Airlines ➔ WIEN: 27x pro Woche – Austrian Airlines ➔ ZÜRICH: 6x pro Woche – SWISS ➔ FERIENFLÜGE im Herbst und Winter z. B. nach Palma de Mallorca, Marsa Alam, Hurghada und Teneriffa

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Wirtschaft

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Lebensmittel vermitteln. Regionales kommt auch auf die Teller der Kursteilnehmer: Als erste Großküche Österreichs kocht der Steiermarkhof saisonal und regional. Ein Drittel der Lebensmittel kommt von Bauern aus der näheren Umgebung im Umkreis von 30 Kilometern, ein Drittel sind Biolebensmittel und ein Drittel kommt aus der Steiermark bzw. Österreich.

Der neue Steiermarkhof ist eröffnet (v.l.n.r.) LR Johann Seitinger, LK-Bildungschef Dieter Frei, KDir. Werner Brugner, LH Hermann Schützenhöfer, Bgm. Siegfried Nagl, Vizepräs. Maria Pein und LK-Präs. Franz Titschenbacher.

Steiermarkhof: Aktivstes Bildungshaus ist jetzt noch attraktiver Nach intensiven Umbauarbeiten hat der rundum erneuerte Steiermarkhof im Oktober 2017 wieder seine Pforten geöffnet. Früher als Raiffeisenhof bekannt, ist das traditionsreiche Haus im Grazer Westen heute ein modernes Veranstaltungszentrum mit Nächtigung, das einen kulturellen Treffpunkt und kommunikative Drehscheibe zwischen Stadt und Land bildet.

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ährlich kommen mit weiterhin steigender Tendenz rund 65.000 Bildungsfreudige zum Bilden, Tagen und Nächtigen im Grünen. „Das rundum erneuerte moderne Bildungsund Kulturzentrum der Landwirtschaftskammer spricht bildungshungrige Bäuerinnen und Bauern ebenso an wie Ku-

linarik-Interessierte aus Stadt und Land, die in der neuen Hofkochschule mehr über regionale und saisonale Lebensmittel erfahren wollen“, unterstreicht LK-Präsident Franz Titschenbacher. Erweitert wurde das Gbeäude um ein Bürozentrum in Holzbauweise. Dort finden Landjugend,

Moderne Küchentechnik für Kochkurse mit regionalen und biologischen Lebensmitteln. 62 /// FAZIT NOVEMBER 2017

die Bezirkskammer Graz-Umgebung, der Bioverband „Ernte für das Leben“, der Steirische Bauernbund und der Waldverband Steiermark ihre neue Heimat. Hofkochschule mit regionalen Lebensmitteln „Das Interesse, insbesondere der urbanen Bevölkerung, an regionalen und saisonalen Lebensmitteln wächst kontinuierlich. Als Lebensmittelproduzenten ist es unsere Aufgabe, dieses wertvolle Wissen darüber weiterzuvermitteln“, erklärt LK-Präsident Titschenbacher. Seminarbäuerinnen sowie Spitzenköche werden in der neuen Hofkochschule bei jährlich 500 Kochkursen und Kulinarik-Veranstaltungen die Vorzüge heimischer

Attraktives Kurs- und Weiterbildungsangebot „Das Weiterbildungsangebot umfasst die immer stärker nachgefragten Facharbeiterund Meisterausbildungen sowie fachspezifische Weiterbildungskurse“, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Und weiter: „Der großen Nachfrage nach mehr Wissen über heimische, saisonale Lebensmittel werden wir mit der neuen Hofkochschule und dem Bildungsschwerpunkt ‚Gesundheit und Ernährung‘ gerecht.“ Weitere Herzstücke der Bildungsarbeit des Steiermarkhofes sind die Themen „Lebensgestaltung und Persönlichkeitsbildung“, „Kreatives Gestalten“ sowie „Kunst und Kultur“. Die Hofgalerie im

Die Starköchin Sarah Wiener schätzt regionale Produkte und gibt ihr reiches Können gerne weiter. Steiermarkhof ist ein Sprungbrett für junge Künstler und Raum für zeitgenössische Kunst. Sie wurde technisch auf professionelles Museumsniveau gebracht. Im ersten Stock entstand eine weitere Galerie und im Hofgarten wurde ein Skulpturenpark realisiert.


In einer gemeinsamen Pressekonferenz im ungarischen Parlament strichen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Vizeparlamentspräsident Gergely Gulyás die weitere Intensivierung der schon jetzt hervorragenden bilateralen Zusammenarbeit hervor.

Budapest: Schützenhöfer intensiviert Zusammenarbeit Mit einem Staatsbesuch in der ungarischen Hauptstadt Budapest unterstrich der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer die besondere Bedeutung von Ungarn für die steirische Wirtschaft und die heimische Forschungslandschaft sowie für den steirischen Tourismus.

Alle Fotos: Fözelék

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er steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer traf sich mit dem stellvertretenden ungarischen Ministerpräsidenten Zsolt Semjén von der kleinen ungarischen Christlich-Demokratischen Volkspartei, die sich mit Fidesz in einer Regierungskoalition befindet. In den Gesprächen ging es um die gute wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Ungarn und der Steiermark und den guten nachbarschaftlichen Beziehungen, die darin ihren Höhepunkt finden, dass Ungarn bereits – hinter Deutschland – zum zweitwichtigsten Auslandsmarkt für den steirischen Tourismus aufgestiegen ist. Auch in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ungarischen Vizeparlamentspräsidenten Gergely Gulyás lag der Schwerpunkt der Gespräche auf den guten bilateralen Beziehungen zwischen der Steiermark und Ungarn. Gulyás gilt als kommender Mann in der Regierungspartei Fidesz. Daneben versuchte Gulyás gegenüber seinem österreichischen Parteifreund, die Fidesz gehört ja wie die ÖVP der Europäischen Volks-

partei an, die restriktive ungarische Flüchtlingspolitik mit dem Trauma der türkischen Besatzung zu rechtfertigen. Was die Umsetzung des EUGH-Urteils, in dem Ungarn dazu verpflichtet wird, den Mehrheitsbeschluss im Rat zur Aufteilung von Flüchtlingen auf alle EU-Staaten umzusetzen, stellte er klar, dass Ungarn dieses Urteil akzeptieren werde, aber wohl trotzdem keine Flüchtlinge aufnehmen werde, weil ja auch alle anderen Staaten bei der Umsetzung säumig seien. Schützenhöfer zeigte Verständnis für Gulyás. Das EUGH-Urteil werde das Flüchtlingsproblem nicht lösen. Dazu müsse man die Flüchtlingsrouten schließen und den Schleppern das Handwerk legen sowie die Hilfe vor Ort ausbauen. Besonderen Stellenwert hatte für Schützenhöfer die weitere Intensivierung der engen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen und insbesondere der wissenschaftlichen Kooperationen mit Ungarn, an denen sowohl Vizeministerpräsident Zsolt Semjén als auch Vizeparlamentspräsident Gulyás großes Interesse zeigten. Auch

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bei einem Treffen mit dem ungarischen Staatssekretär für Wirtschaftsentwicklung, István Lepsényi, ging es um die Intensivierung der Zusammenarbeit. Für Schützenhöfer ist Ungarn ein optimaler Kooperationspartner, weil einerseits die Zusammenarbeit mit den Universitäten gut funktioniert, sich die Österreicher und die Ungarn mögen und schon heute vielfältig kooperieren. Schützenhöfer will auch die Zusammenarbeit im Automotivebereich vorantreiben. Die Steiermark und Slowenien sind schon jetzt Pilotregionen für autonomes Fahren. In Ungarn, nicht weit von der südburgenländischen ungarischen Grenze, wird in Zalaegerszeg gerade eine Teststrecke für autonomes Fahren gebaut. Schützenhöfer will die Anstrengungen in der Steiermark, Slowenien und Ungarn auf diesem Gebiet vernetzen und die Zusammenarbeit der technischen Universitäten und der innovativen Unternehmen mit dem Ziel intensivieren, zukunftsweisende Mobilitätsideen mithilfe von länderübergreifenden Forschungsprojekten gemeinsam zu entwickeln. Beim betriebsbesuch in der Budapester Niederlassung von AVL stand das Zukunftsthe-

ma Elektromobilität im Mittelpunkt. Für AVL ist Ungarn vor allem wegen der hervorragenden IT-Kompetenz der ungarischen Universitäten ein wichtiger Standort, weil dort hochqualifizierte Mitarbeiter in ihrem gewohnten Lebensumfeld an das Unternehmen gebunden werden können, die auf dem internationalen Arbeitsmarkt sonst kaum verfügbar sind. Der Besuch wurde organisiert vom ungarischen Honorarkonsul Rudi Roth, der über beste Beziehungen nach Ungarn verfügt. Das Unternehmen Heizöle Roth wurde 2004 zur Gänze in den ungarischen Mineralölkonzern Mol eingegliedert, bevor das umfassende Tankstellennetz wieder von Roth herausgelöst wurde. Begleitet wurde die steirische Delegation von der österreichischen Botschafterin Elisabeth Ellison-Kramer. Die Botschafterin lud anlässlich des Besuchs des steirischen Landeshauptmannes in ihrer Residenz zu einem steirischen Abend, an dem neben ungarischen Unternehmensvertretern auch die wesentlichen Mitglieder der österreichischen Community in Budapest teilnahmen und sich bei steirischer Musik und steirischen Köstlichkeiten unterhielten.

Die österreichischen Wirtschaftsbeziehungen mit Ungarn Ungarn ist für die österreichische Exportwirtschaft weltweit der siebentwichtigste Markt. Etwas über 3 % der österreichischen Ausfuhren gehen nach Ungarn. • Exporte 2016: 4,4 Milliarden Euro (+1,3 % zu 2015) • Importe 2016: 3,5 Milliarden Euro (+1,5 % zu 2015). 64 /// FAZIT NOVEMBER 2017

Premierminister Victor Orbán gilt trotz der Zugehörigkeit seiner Fidesz-Partei zur Europäischen Volkspartei als höchst umstrittener Rechtspopulist. Fazit befragte die in Ungarn forschende österreichischungarische Politologin Melani Barlai über die Vorgänge im Nachbarland. Von Johannes Tandl In Österreich kriegen wir von Ungarn vor allem mit, dass Premierminister Viktor Orbán den Konflikt mit den EU-Institutionen sucht. Besteht die Gefahr, dass Ungarn tatsächlich auf einen europafeindlichen Kurs einschwenkt, der im Austritt aus der Union münden könnte? Diesbezüglich gilt es, zwei Dinge zu unterscheiden. Da ist die europafeindliche Rhetorik der ungarischen Regierung, die in erster Linie ihren machtpolitischen Zwecken dient. Betrachtet man jedoch die wirtschaftlichen Zahlen, wird ganz schnell deutlich, dass Ungarn seinen Aufschwung vor allem der EU zu verdanken hat. Das ist Orbán durchaus bewusst, wie auch die Tatsache, dass die Mehrheit der ungarischen Bevölkerung der EU positiv gegenüber steht. Ein Referendum ähnlich jenem zum Brexit würde er daher nicht wagen. Der zweite Aspekt ist der häufig „geforderte“ Rausschmiss Ungarns aus der EU. Doch die Anwendung des Art. 7 EUV, der die Suspendierung einer EU-Mitgliedschaft regelt, ist aufgrund der Einstimmig-

keitsklausel praktisch nicht möglich.

Westliche Beobachter machen sich Sorgen, dass Fidesz das System von „Checks and balances“ bzw. die Gewaltenteilung aushebelt. Sind die Befürchtungen berechtigt oder werden sie aufgebauscht? Die Organe der „Checks und balances“ erlitten in Ungarn seit 2010, der Amtsübernahme Orbáns, starke Einschränkungen. Als Erstes wurde die öffentlich-rechtliche wie auch die private Medienlandschaft durch Fidesz-Strohmänner monopolisiert. Als Höhepunkt gilt das politisch motivierte Zusperren der größten oppositionellen Tageszeitung Népszabadság im Herbst 2016. Auch das Verfassungsgericht verlor im Zuge der vier Verfassungsänderungen nach 2010 seine Funktion als Kontrollorgan. Durch die Ernennung von Fidesz-nahen Richtern und der Beschneidung der Kompetenzbereiche des Gerichts werden der Regierung praktisch keine juristischen Schranken mehr gesetzt.

Alle Fotos: Fözelék

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Botschafterin Elisabeth Ellison-Kramer und Konsul Rudi Roth absolvierten ein intensives Besuchsprogramm in der ungarischen Hauptstadt.

Ungarn verdankt seinen Aufschwung vor allem der EU


Wirtschaft

von der in anderen europäischen Metropolen. Warum sind die Zivilgesellschaft bzw. die anderen politischen Parteien viel schwächer als überall sonst in Europa? Das hat mit dem kommunistischen Erbe zu tun. Die staatliche Steuerung im Sozialismus erreichte alle Lebensbereiche in allen Lebensphasen von Kindergarten bis zur staatlichen Beerdigung. Nach dem Systemwechsel ist die Politik aus dem Alltag der Bevölkerung verschwunden. Zugleich verpasste die politische Elite die Chance, mündige Bürger etwa durch politische Bildung zu erziehen. Zudem sind tradierte, in der Habsburgermonarchie verwurzelte Konflikte in Ungarn so präsent, dass sie der Herausbildung eines kon-

Mag. Melani Barlai, MA, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Andrássy Universität Budapest im Rahmen des Projekts Netzwerk Politische Kommunikation (netPOL). Zuvor war sie Lehrbeauftragte an der Professur »Europäische Regierungssysteme im Vergleich« der Technischen Universität Chemnitz. Seit 2014 ist sie Koordinatorin der ungarischen Online-Wahlhilfe »Vokskabin«. Orban sucht angesichts der bevorstehenden Wahlen offenbar einen äußeren Gegner, den er in Brüssel und in der Person von George Soros gefunden hat, um eine Art „Alle sind gegen uns“-Stimmung zu erzeugen. Wie anfällig sind die Ungarn für diese Art von Populismus? Beim Anti-EU-Diskurs sind Faktenchecks unerwünscht. So erleben wir, dass gerade in den Regionen, in denen es kaum Flüchtlinge gibt, die Angst vor Fremden am größten ist. In einer vom ungarischen Meinungsforschungsinstitut Tárki durchgeführten Studie äußerten sich 60 Prozent der Befragten fremdenfeindlich. Der Stil der ungarischen Regierung ist daher mit dem in Österreich gewohnten Populismus nicht gleichzusetzen. Hier handelt es sich um flächendeckende Panikmache, die ausschließlich innenpolitischen Machtzwecken dient. Aber ich meine, dass auch die linke und liberale Opposition mitverantwortlich an dieser Stimmung sind. Und zwar weil sie auch reale Probleme und

sensorientierten politischen Systems im Wege stehen.

Die Ungarn wählen im Frühjahr 2018. Könnten sich die heterogenen Oppositionsparteien möglicherweise zu einem Wahlbündnis zusammenfinden, um Fidesz gemeinsam zu besiegen? Nein. Eine Abwahl der derzeitigen Regierung wäre durch den Zusammenschluss der linken, liberalen und grünen Oppositionsparteien mathematisch zwar möglich. Aufgrund der vielfältigen Interessen und Machtinstinkte halte ich ein solches Bündnis aber für praktisch ausgeschlossen. Frau Barlai, danke für das Gespräch

Ängste im Zusammenhang mit der Migration tabuisieren.

Die kritische Haltung gegenüber dem Islam wird in Ungarn mit dem nationalen Trauma der türkischen Besatzung im 17. Jahrhundert gerechtfertigt. Sind die Gräueltaten der Türken tatsächlich immer noch so tief im nationalen Bewusstsein der Ungarn verankert, dass keine Moslems im Land geduldet werden? Nein. Erstens hat Ungarn im Zuge der Balkankriege Anfang der 90er-Jahre Tausende bosnische Muslime als Flüchtlinge aufgenommen, von denen viele heute in Ungarn leben und gut integriert sind. Zweitens verkauft die ungarische Regierung seit Jahren Niederlassungsrechte an reiche NichtEU-Bürger. In den letzten Jahren wurden 18.000 Niederlassungen für je 300.000 Euro an Araber, Afrikaner und Asiaten verkauft.

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Die Bevölkerung von Budapest unterscheidet sich doch in Bezug auf ihre Lebensweise kaum FAZIT NOVEMBER 2017 /// 65 DPP_017_06 IN KnoxData_90x140.indd 2

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Kurz & News

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Mercedes AMG for 16 Performance-Ladies Pappas Steiermark, Inhaberin des AMG Performance Center in Graz, lud am 22. September zum dritten Mal 16 Kundinnen und Interessentinnen zur DTM nach Spielberg. Gemeinsam mit Mercedes-Benz Motorsport wurde ein einzigartiges Setup geboten: Anreise mit acht Mercedes AMG von Graz nach Spielberg, einige schnelle Runden am Red Bull Ring sowie Einblicke in die Welt der DTM.

Öffi-Aktion „Meine Luft − Reine Luft“

Fahrgäste in Bus, Bahn und Bim leisten einen wesentlichen Beitrag zur Luftverbesserung. Dies ist insbesondere in der kalten Jahreszeit von großer Bedeutung, denn hier erreicht die Belastung der Luft ihren Höhepunkt. „Aus diesem Grund braucht es weiterhin verstärkte Initiativen zur Luftreinhaltung in der Steiermark“, so der für Umwelt und Verkehr zuständige LR Anton Lang.

Das beste steirische Kürbiskernöl ist gekürt. Aus den „Top 20“ der Kürbiskernöle erkostete am 17.Oktober eine 80-köpfige Experten-Jury in der Landesberufsschule für Tourismus Bad Gleichenberg den Champion 2017/18 sowie die beiden Vize-Champions. Der Champion ging an Silvia und Hubert Feirer aus Allerheiligen bei Wildon, Vize-Champion wurden Maria und Franz Wankhammer aus Wildon-Weitendorf sowie Familie Huss aus St. Veit in der Südsteiermark.

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Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl unterstützt kleine und mittlere Ski- und Langlaufgebiete weiterhin bei Investitionen in die Schneesicherheit und den Ausbau des Pisten- und Loipenangebotes. Die Qualitätsoffensive wird bis 31. Dezember 2018 verlängert. „Die Steiermark ist ein traditionelles Wintersportland. Entscheidend dafür ist das vielfältige Angebot, das wir den Steirern sowie unseren Gästen aus dem In- und Ausland bieten können. Dabei spielen die kleinen und mittelgroßen Ski- und Langlaufgebiete eine bedeutende Rolle. 66 /// FAZIT NOVEMBER 2017

Fotos: Land Steiermark, Lach, Pappas AMG, Land Steiermark, Stefan Kristoferitsch,

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Kurz & News

Fünfter Clubabend der Freunde des Odilien-Institutes 40 Gäste folgten am 18. Oktober der Einladung zum Clubabend der Freunde des Odilien-Institutes im Festsaal der Odilien. Der Abend galt dem Dank an alle Unterstützer, die durch ihr Engagement die Möglichkeit geschaffen haben, Projekte starten und verwirklichen zu können. Darunter Bezirksvorsteher Andreas Molnár, Reinhard Herzog von Hammerl-Bewo Immobilienberater, Kulturmanagerin Antonia Zangger-Kreuzer, Jochen Tammegger von der Capital Bank sowie Gloria Hole als Vertreterin der Testimonials der Charity Kampagne 2017. Auch GF Peter Haberer, Direktor der Odilien bis 2016, kehrte in seine vorherige Wirkungsstätte zurück. Musikalisch begleitet wurde der Abend vom Filip Pavic Duo der KUG Graz.

Antidiskriminierungsbericht 2016 Die Antidiskriminierungsstelle Steiermark veröffentlicht im Zuge der Präsentation des Jahresberichts 2016 eine Statistik der vergangenen fünf Jahre. Die Zahlen zeigen: Alter als Diskriminierungsmerkmal hat sich verfestigt. Insgesamt behandelte die Stelle im Jahr 2016 so viele Fälle von Diskriminierung wie noch nie. Das aktuelle Hoch an gemeldeten Fällen bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass in der Steiermark immer häufiger diskriminiert wird.“ Das Gegenteil ist der Fall: Es gibt ein Problembewusstsein, dem man sich in der Steiermark stellt. Es zeugt von einer reifen und offenen Gesellschaft, die das Melden von Diskriminierung zulässt und sich damit auseinandersetzt”, sagt die Leiterin Daniela Grabovac.

Fachoptiker-Branchentreff in Graz bei der MP Group

Bereits zum 4. Mal in Folge lud die Grazer MP Group zum Branchentreff in ihrHeadquarter und zeigte an zwei Wochenenden ein abwechslungsreiches und informatives Programm für Augenoptiker. Präsentiert wurden die neuesten Kollektionen aller Marken sowie Glas-Neuheiten von MPO. In Workshops werden aktuelle Themen intensiv beleuchtet und praktische Lösungen erarbeitet. Besonders beliebt ist dieses Jahr der Workshop „Herausforderungen der Augenoptiker“. Mitbewerb, Lagerhaltung und Sortimente waren nur einige der Themen, die intensiv diskutiert werden. „Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen an, die exakt auf das aktuelle Themenfeld des Fachgeschäfts zugeschnitten sind.“, erklärt Dietmar Hermus, CSO der MP Group.“

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Die dynamische Linienführung macht den neuen Jaguar XF Sportbrake markant.

Rundum perfekt für Private und als Flottenfahrzeug – der neue Jaguar XF Sportbrake Wer an ein Auto der Marke Jaguar denkt, sieht dynamische Limousinen, Cabrios und den einen oder anderen Supersportwagen vor seinem geistigen Auge. Doch nicht so schnell: Die Briten legen mit dem XF Sportbrake noch einen Kombi oben drauf. Und den hat man seit 2015 schmerzlich vermisst im Programm der englischen Edel-Marke.

Edles Interieur ist bei Jaguar Standard. 68 /// FAZIT NOVEMBER 2017

Die perfekte Wahl als Flottenfahrzeug. Praktisch, elegant, sportlich – das sind die Attribute, die man dem neuen Jaguar XF Sportbrake umhängt, sobald man ihn vor Augen hat. Somit ist er nicht nur der ideale Begleiter durch den privaten Alltag, sondern auch perfekt geeignet als Flottenfahrzeug. „Als Flottenfahrzeug?“ werden hier einige fragen. Doch welche Anforderungen stellt eine Firma typischerweise an ein Firmen- oder Flottenfahrzeug? Jemand, der es wissen muss, ist Günther Schnecker, Key Account Manager der in Unterpremstätten ansässigen Firma Kainz Riskmanagement GmbH, und von Berufs wegen ständig auf Achse. „In erster Linie Komfort und Sicherheit auf langen Strecken. Auch Extras wie integrierte Freispre-

cheinrichtung sind sehr nützlich und sinnvoll. Ganz besonders wichtig sind auch die Qualität und der Service, wie etwa ein adäquates Ersatzauto bei Reparaturen oder Service“, so Günther Schneck. All das und einiges mehr wird von GB PREMIUM CARS in Graz geboten – so z. B. auch ein Hol- und Bringservice. „Jaguar bietet hier einen neuen, attraktiven Auftritt im Premiumbereich. Man fährt kein gewöhnliches Fahrzeug sondern eine Marke. Wir bieten das Besondere zu vernünftigen und vergleichbaren Konditionen wie die etablierten Flotten-Kfz der deutschen Vertreter. Für Kunden dabei besonders wichtig sind die TCO (total costs of ownership). Hier rangiert Jaguar auf den vordersten Plätzen“, erklärt Christian


Autotest

Walcher, Marketing- & Sales-Manager bei GB PREMIUM CARS, dem einzigen Jaguar- und Land Rover-Händlerbetrieb in der Steiermark. „Jaguar ist sicher eine Top-Variante als Flottenfahrzeug. Er ist nicht nur ein Business-Auto mit hohem Image, sondern bietet auch eine überschaubare Kosten-Nutzen-Rechnung und bürgt für hohe Sicherheit dank Allrad und steifer Aluminiumkarosserie“, zeigt sich Günther Schnecker überzeugt. „Der XF Sportbrake ist ein Flottenfahrzeug weg vom Mainstream; wir bieten dem Kunden zudem die Möglichkeit, je nach Budget und Bedarf die entsprechende Ausstattungsvariante zusammenzustellen. Beachtenswert ist auch, dass besonders nachhaltig produziert wird. Das heißt, es wird nicht nur die Aluminiumkarosserie aus teilweise recyceltem Aluminium hergestellt, sondern auch die Kunststoffteile. Bei allen Jaguar-Modellen ist das „Care Paket“ enthalten, was 3 Jahre Vollgarantie ohne Kilometerbeschränkung und inklusive Servicekosten sowie Mobilitätsgarantie beinhaltet. „Sozusagen ein Rundum-Sorglos-Paket“, so Christian Walcher abschließend.

Doch was bietet der neue XF Sportbrake sonst noch? Nach der passenden Rezeptur für den XF Sportbrake musste Jaguar nicht lange suchen. Der Kombi nutzt wie die Limousine die moderne Alu-Plattform iQ. Beim Radstand gibt es im Vergleich zum Vorgänger 51 Millimeter mehr Spielraum, der den Passagieren im Fond zugutekommt. Unter die gestengesteuerte Heckklappe passen 565 Liter Gepäck. Wird die geteilte Rückbank umgelegt, sind es sogar bis zu 1.700 Liter Stau-

Eleganz gepaart mit Komfort und Sicherheit

raum. Und noch eine Zahl gefällt: 2.000 Kilogramm Anhängelast meistert der Sportbrake. Dafür arbeitet an seiner Hinterachse eine Niveauregulierung – und zwar serienmäßig. Sie garantiert selbst dann den nötigen Komfort, wenn der Kombi die maximal möglichen zwei Tonnen an den Haken nimmt. Innenraum wie gewohnt luxuriös Der Innenraum gleicht dem der Limousine. Die Anordnung der Instrumente, der Knöpfe und Schalter für die Fahrzeugbedienung sowie die Platzierung des Infotainments ist identisch. Der Sportbrake ist in fünf Ausstattungslinien verfügbar (Pure, Prestige, Portfolio, R-Sport und S). Zur Klimaverbesserung im Fahrzeug bietet Jaguar optional die Möglichkeit, die Innenraumluft zu säubern und gleichzeitig zu ionisieren. Als erste Pkw-Baureihe von Jaguar bekommt er außerdem den sogenannten

Activity Key: Wer will, kann damit die Schlüsselgewalt auf ein wasserdichtes, stoßfestes Armband übertragen.

In allen Varianten gut motorisiert Die Motoren kennt man bereits von aktuellen Modellen der Marke (auch von Land Rover). So gibt es Vierzylinder-Benzin- und Dieselmotoren der Ingenium-Baureihe sowie noch kraftvollere V6-Aggregate. Die Selbstzünder decken zum Marktstart ein Leistungsspektrum von 163 bis 300 PS ab. Die beiden Benziner, ein 4-Zylinder mit 250 und ein V6-Zylinder mit 380 PS, runden das Motorenprogramm ab. Auf Wunsch gibt es natürlich auch Allradantrieb, der, Jaguar-like, bewußt hecklastig ausgelegt ist, wie's halt einer Sportwagenmarke würdig ist. Bis auf die beiden kleinen Diesel (163 und 180 PS), die auch mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe zu haben sind, ist stets eine 8-Gang-Automatik von ZF mit an Bord. Der Einstiegspreis des Engländers liegt bei 46.310 Euro.

Testfahrzeug: XF Sportbrake 2.0d AWD Automatik

Hubraum: 1.999 cm3 Leistung: 177 kW / 240 PS max. Drehmoment: 500 Nm Verbrauch kombiniert: 4,3 l /100 km CO2-Emission: 114 g/km Höchstgeschwindigkeit: 229 km/h Beschleunigung (0 – 100 km/h): 8,1 s

GB PREMIUM CARS GmbH & Co KG Christian Walcher (GB PREMIUM CARS) und Günther Schnecker (Kainz Riskmanagement) sind sich einig: Der XF Sportbrake ist ein Flottenfahrzeug der Extraklasse.

Fabriksgasse 27 8020 Graz Telefon: 0316/724343 0 www.gbpremiumcars.com

FAZIT NOVEMBER 2017 /// 69


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in Beispiel aus der Praxis: Frau S. hatte einen großen Zahlungsrückstand bei Strom und Heizung. Sie ist gesundheitlich stark beeinträchtigt, kann beruflich keiner Tätigkeit mehr nachgehen und hatte bereits einen Pensionsantrag gestellt. Die Ombudsstelle konnte durch Gespräche mit sozialen Einrich-

70 /// FAZIT NOVEMBER 2017

tungen finanzielle Unterstützung für Frau S. erreichen. Ein Teil der offenen Forderungen konnte damit gedeckt werden und für den Rest wurde bei der zuständigen Abteilung eine Ratenzahlung vereinbart. Dadurch konnte eine Abschaltung vermieden und eine Überbrückung bis zum Pensionsantritt ermöglicht werden. Die Sprechstunden des Ombudsmannes finden nach Terminvereinbarung im Kundenservicecenter der Energie Graz am Andreas-Hofer-Platz 15 statt. Diese ist telefonisch unter der Telefonnummer 0316/80571857 möglich. Die Kontaktaufnahme kann auch per E-Mail an ombudsstelle@energie-graz.at erfolgen. Die Postanschrift lautet: Energie Graz, Kunden-Ombudsstelle, Andreas-Hofer-Platz 15, 8010 Graz.

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Steiermark krönt sich zur Fachkraft-Supermacht Riesenerfolg für unser Team bei der Berufs-WM in Abu Dhabi: Sieben der elf österreichischen Medaillen gehen an Steirer. „Wir sind und bleiben damit die Fachkraft-Supermacht Nummer eins“, zeigte sich WKO Steiermark Präsident Josef Herk bei der Siegerehrung begeistert. Sieben Medaillen wandern in die grüne Mark, zwei davon in Gold für den Maler Sebastian Gruber aus Kindberg und den Vorauer Betonbauer David Wagner. Über eine Silbermedaille dürfen sich der Gröbminger Fliesenleger Andreas Stiegler und der Metallbauer Franz Klass freuen. Rang drei und somit Bronze sicherten sich der Koch Christoph Fürnschuss, die Restaurantfachfrau Monika Pöllabauer und die Speditionsfachfrau Sarah Ruckenstuhl. FAZIT NOVEMBER 2017 /// 71


Fazitportrait Von Volker SchĂśgler mit Fotos von Marija Kanizaj

Universum TheatercafĂŠ

72 /// Fazit November 2017




Fazitportrait

Als Tanja Baumgartinger im Jahr 2008 das Grazer Theatercafé kaufte, hatten sie und

Manfred Koch bereits langjährige Erfahrung im

Lokal von Dieter Slanz und sie wollten vor allem eines: die Kleinkunstbühne retten.

Mit bis zu 25 Mitarbeitern ist ihnen das auch gelungen. Schauen Sie sich das an.

S

elbstverständlich läßt sich auch Unbeschreibliches beschreiben, wenn auch auf die Gefahr hin, dass der Mythos stirbt. Das will dem Theatercafé niemand antun. Wäre auch nicht möglich, zu mächtig ist seine Vergangenheit, zu dunkel sein Inneres. Daher kann jedwede Beschreibung nur der klägliche Versuch einer Annäherung an das Stockdunkle sein. Aber was will man dort schon sehen? Mit dieser Einleitung sei begründet und vorgewarnt zugleich, dass in Umkehrung der üblichen Weise, wie ein Fazitportrait gestaltet ist, diesmal der Kunst der Abschweifung möglicherweise der größere Raum eingeräumt wird, als dem Portraitierten selbst. Dennoch, es scheint nur so. Aus irgendeinem Grund muss ich beim Theatercafé immer an Jorge Luis Borges denken, wenn er schreibt: »Wenn die Seiten dieses Buches den einen oder anderen glücklichen Vers gewähren, so möge der Leser die Unhöflichkeit verzeihen, dass ich ihn mir als erster angemaßt habe. Unsere Nichtigkeiten unterscheiden sich kaum; es ist ein bedeutungsloser und zufälliger Umstand, dass du der Leser dieser Übungen bist und ich ihr Verfasser.« In seiner Vorstellung von einer kreisförmig verlaufenden Zeit ist jeder Mensch schon einmal jeder andere gewesen, so war etwa schon jeder einmal Homer. Wie unterschiedlich die Gäste des Theatercafés auch immer gewesen sein mögen, im Borges‘schen Sinne fällt es leicht, ihnen Sympathie entgegenzubringen, schließlich könnte man bereits jeder von ihnen gewesen sein. Künstler und Bohemiens So auch jener Wolfgang Bauer, der im zum Glück vergriffenen Buch »Eierspeis und Kabarett« vom langjährigen Theatercafébesitzer Dieter Slanz und dem vormaligen Kulturchef des steirischen ORF Peter Wolf prominent – wie er nun einmal war – vorkommt. »Zum FAZIT NOVEMBER 2017 /// 75


Fazitportrait

Burschenschaftler sitzen neben Dreadlocks. Tanja Baumgartinger, Chefin des Theatercafés

Glück vergriffen« wohlgemerkt nicht, weil es so schlecht ist, ganz im Gegenteil, ist es doch eines der letzten und damit wertvollsten Zeugnisse darüber, wie es einmal war, sondern weil es nunmehr leicht und vergnüglich ist, daraus abzukupfern, ohne dass es gleich wer merkt. Tatsächlich hat Wolfgang Bauer als Zentralgestalt der 60er Jahre die literarische und die gesamte künstlerische Entwicklung entscheidend geprägt. Der Mythos der »wilden 60er Jahre in Graz« geht wesentlich auf ihn und seinen Freundeskreis zurück und bewirkt heute noch, dass die Lokale, in denen er verkehrte – auch wenn sie gar nicht mehr existieren – zur Legende wurden: Haring, Kodolitsch, Lückler und eben das Theatercafé. Das Buch hält eine Anekdote bereit, die Bauers prophetische Grenzgenialität bis in die Gegenwart zu bezeugen scheint. Nach einer Vorstellung war die Bühne noch nicht weggeräumt worden. Wolfgang Bauer betrat mit seiner Frau das Lokal und ging sofort auf die Bühne. Zehn Minuten lang rezitierte er: »Die Grünen sind Scheiße, scheiß Grünen, die Grünen sind Scheiße, scheiß Grünen«, dann ging er wieder von der Bühne und setzte sich zu seiner Frau. Diese meinte, ob er nicht noch einmal hinaufgehen und noch etwas machen könne. Darauf er: »Bist deppert, glaubst mir fällt immer so was Gutes ein!«

Bühne retten Es grenzt an ein Wunder, dass es dieses Lokal überhaupt noch gibt. Als Dieter Slanz das Theatercafé 1962 von seinem Großvater mit den Worten »Du kannst es selbst führen oder verkaufen« übertragen bekam, war er 21 Jahre alt. Er verkaufte es erst 46 Jahre später an Tanja Baumgartinger und verstarb bereits im Jahr darauf. Sie führt es seit 2008 gemeinsam mit dem Leiter der 1983 entstandenen Kleinkunstbühne »Hin & Wider«, Manfred Koch. Die beiden Kärntner sind Jugendfreunde, seit 30 Jahren ein Paar und seit diesem Sommer verheiratet. Dass sie Betriebswirtschaft fertig und er Maschinenbau fast fertig studiert hat, ist nicht von Nachteil. »Wir haben beide schon jahrelang bei Dieter Slanz im Theatercafé mitgearbeitet und 2008 war unser erster Gedanke: Die Kleinkunstbühne muss gerettet werden«, schildert die Wirtin. Das ist den beiden in fulminanter Weise gelungen. Wie der Name der Bühne »Hin & Wider« anklingen läßt, war ihre Nutzung ursprüng-

76 /// FAZIT NOVEMBER 2017

lich eher sporadisch geplant. Das ist anders geworden: Kabarettvorstellung ist jeden Tag! Außer sonntags und montags, da hat das Theatercafé geschlossen. Stimmt auch nicht ganz, denn jeden vierten Sonntag steht Varieté am Programm. »Ursprünglich wollten wir nach dem Cabaret zusperren, aber das ist wirtschaftlich nicht möglich«, so die Betriebswirtin. Sie haben mit dem Lokal das einzig Richtige gemacht: nichts verändert. Sogar die Speisekarte ist gleich wie vor sechzig Jahren. Gulaschsuppe, Würstl, Toast, Punkt. Und dann das, wofür das Theatercafé berühmt ist: Eierspeis. Mit Kernöl, mit Grammeln, mit Spinat – es gibt quasi unzählige Varianten. Ein absolutes Muss, mythosbehaftet mit einem Hauch Abenteuer, letzteres allerdings für den Koch. Dieter Slanz hatte vom Aufschlagen der Eier einen Tennisarm – ärztlich verbrieft.

Parallel- und Gegenwelten Ursprünglich war das Theatercafé eine Spelunke; eine andere Welt ist es immer noch. Der Besuch einer Gegenwelt mag eine Flucht sein, aber kleine Fluchten sind legitim, oft notwendig und der Erheiterung der Seele jedenfalls dienlich. Nach neuesten Theorien der Quantenphysik leben wir – unser ganzes Universum betreffend – doch auf einer Scheibe, einer Art Membran, die unmittelbar neben unzähligen anderen Membranen in einem großen Ganzen aufgehängt ist wie Wäsche an Wäscheleinen. Die anderen Wäschestücke sind völlig andere Welten, Parallelwelten oder Gegenwelten, mit völlig anderen Naturgesetzen. Die Physiker des 21. Jahrhunderts vermuten, dass es aber einige Gesetze und Kräfte gibt, die alle Welten durchdringen, so zum Beispiel die Schwerkraft. Man könnte nun die Behauptung aufstellen, dass diese Theorie bei Besuchen der Gegenwelt »Kaffeehaus« untermauert wird. In der Mandellstraße 11 – es gibt sogar ein Buch gleichen Namens aus dem Jahr 1993, erschienen anläßlich des zehnjährigen Jubiläums der Kleinkunstbühne Hin & Wider – genauer in eben jenem Theatercafé, scheinen tatsächlich andere Naturgesetze zu herrschen. Generationen von Strizzis, Studenten und Künstlern, aber auch völlig Unverdächtigen können bestätigen, dass dort die Stundentrommel anders schlägt. Dass Wertigkeiten sich verschieben, dass Gemüter aufhellen, dass Schwingungen unbekannter Natur Geist und Seele positiv beeinflussen.




Fazitportrait

Aufschläger, Taverne, München, Theatercafé Das Universum Mandelstraße 11 wurde in den Jahren 1866 /67 in Form eines Hauses von Josef Aufschläger erschaffen, 1885 erschuf er das erste Lokal, das Café Aufschläger. Auch das Nachfolgelokal von 1920, die »Taverne«, war von nobler Sorte, teilweise sogar schon mit Unterhaltungsprogramm. Weniger unterhaltend war das Nachfolgelokal »Café München« in den 1930er Jahren, Treffpunkt von Nationalsozialisten, wo auch der Gauleiter seinen Stammtisch hatte. 1945 erfolgte der Neubeginn mit Thilde Amschl und dem heutigen Namen »Theatercafé« mit Gastgarten im Hof. 1950 übernahm Jakob Dieter, der Großvater von Dieter Slanz das Café und 1962 übergab er an den Enkel. Bis auf die Bar, die heute als Künstlergarderobe dient, ist die Einrichtung seit damals gleich und sie steht – ein Kuriosum – unter Denkmalschutz, was auf das Betreiben von Slanz zurückzuführen war.

Das Tapetengeheimnis Wer bis hierher gefolgt ist, wird mit einem Geheimnis belohnt. Der Zauber des Theatercafés entspringt einerseits der vollständigen Vermeidung von Tageslicht, bei einem Nachtcafé nicht ganz überraschend, andererseits aber auch der wirklich kräftigen Patina, die alles zu überziehen scheint, so auch die Tapeten. Aber – die ist nicht ganz echt. Anläßlich von ORF-Aufnahmen Anfang der 1980er Jahre habe Dieter Slanz extra neu austapezieren lassen, woraufhin künstlich nachpatiniert wurde. Kommt in den besten Universen vor und ist auch schon im wahrsten Sinn verjährt. Das Spelunkenhafte ist besser belegt. Die illustre Gästeschar in den Neunzehnsechzigerjahren »bestand aus Strizzis, Zuhältern und Huren sowie Berufskartenspielern«. Es war ein langer Weg, gepflastert mit neun Vorstrafen, bis Slanz diese Gäste buchstäblich rausgeworfen hatte. Sein Trick war es in der Folge, vielen Vereinen beizutreten, um neue Gäste zu akquirieren, was ihm auch gelang.

Eine Aufgabe, die auch Tanja Baumgartinger zu meistern hatte: »Wir mussten uns um junges Publikum bemühen und uns etwas einfallen lassen.« Abgesehen von täglichem Kabarettprogramm war ein Magnet, wie seinerzeit der legendäre »Herr Albin« am Klavier vonnöten. In seiner Nachfolge etablierte sich schließlich die »Jazz-Night«. Donnerstag nach dem Kabarett ab 23 Uhr kommen in Kooperation mit der Kunstuni Graz Musiker und Studierende des Jazzinstituts zum Jammen ins Theatercafé. Und die Hütte ist voll! Insgesamt weiß Baumgartinger: »Das Publikum ist total durchmischt, da sitzen die Burschenschaftler neben den Dreadlocks und alle lassen sich gegenseitig in Ruhe.«

Nachwuchswettbewerb An den Kabarettnachwuchs wird bereits der 31. Grazer Kleinkunstvogel vergeben. Das Theatercafé darf sich mit der Bezeichnung »ältester deutschsprachiger Nachwuchswettbewerb« schmücken und hat schon viele »Stars« hervorgebracht, als da etwa sind: Mike Supancic, Michael Mittermeier, Martin Puntigam, Markus Hirtler, Clemens M. Schreiner oder Paul Pizzera. Aber auch die »Alten« wie etwa Andreas Vitasek haben schon im Theatercafé ihre ersten Sporen verdient. Die an der Eingangstür angegebenen Öffnungszeiten (22 bis 4 Uhr) haben sich wegen des täglichen Kabaretts auf 20 Uhr nach vorne verschoben, Einlass ist schon eine Stunde vorher. Auch schon länger nicht mehr dort gewesen, werden jetzt viele denken. Hin und wieder erscheint es notwendig und ratsam, einfach ins Theatercafé zu gehen. Was ist es in Wahrheit anderes als Quell von Lebensfreude und Hoffnung, Spender von Trost, Kurort auf Zeit, zeitloser Schutzraum mit Schwerkraft? – Da ist sie wieder. Die Raumzeit, ein Begriff aus der Quantenphysik; diese Geschichte ist nicht leicht verständlich, aber das Theatercafé hat irgendetwas damit zu tun. n

Theatercafé 8010 Graz, Mandellstraße 11 Telefon +43 316 842043 hinwider.com

FAZIT NOVEMBER 2017 /// 79


Jetzt lege ich mich hin, weil ich schläfrig bin, und tu als ob ich schliefe, bis ich eingeschlafen bin. Peter und die Kuh. Von Ernst Jandl, 1925–2000

Anmerkung zum Festakt des Avantgardefestivals

Zu welchem Pathos sind wir berechtigt?

Einige Gedanken zu Kunst und Politik der Gegenwart im Anschluss an die Rede von Georg Friedrich Haas zum Festakt »50. Steirischer Herbst«.

Von Michael Bärnthaler

Fotos: Sverige Radio, Democratic Underground, Lupi Spuma (3)

E

s gibt Kugelfische, die sich künstlerisch betätigen. Auf dem Meeresboden erschaffen sie beeindruckende Strukturen aus Sand, die zwar – wegen der Strömung – nicht von Dauer, jedoch von großer Regelmäßigkeit und ästhetischer Wirkung sind. Der männliche Kugelfisch schafft diese kreisförmigen Kunstwerke, um Weibchen anzulocken und zur gemeinsamen Fortpflanzung zu motivieren. Es lässt sich wohl kaum entscheiden, ob von einem »ästhetischen Empfinden« der Fische die Rede sein kann; jedoch steht die große Bedeutung dieser unterseeischen Bauten für den Kugelfisch außer Frage. Es gibt auch Menschen, die sich künstlerisch betätigen. Zu ihnen gehört der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas, der heuer eine viel beachtete Rede zum Festakt »50. Steirischer Herbst« gehalten hat. Es geht in dieser Rede um Kunst und Politik und – wieder einmal,

80 /// FAZIT NOVEMBER 2017

mag man seufzen – um Österreichs Nazivergangenheit. Es geht um Haas‘ eigene Familie, steirische Kulturpolitik, dann weitet sich der Fokus zu einer Betrachtung der Zusammenhänge von Kunst, Politik und Leben überhaupt. Haas lobt etwa die »Bitterkeit« und »aggressive Resignation« einer Elfriede Jelinek, die er als typisch österreichisch und als Reaktion auf nationalsozialistische Kontinutität in unserer Gesellschaft verstanden wissen möchte. Aggressive Bitterkeit – kann daraus etwas Positives, etwas Gutes entstehen? Der Kugelfisch kennt keine Bitterkeit. Und seine Kunst kann auch nicht »der archimedische Punkt sein, an dem die Welt der Inhumanität aus ihren Angeln gehoben wird«, wie Haas das Potential von Kunst beschreibt. Nun sind wir natürlich Menschen, nicht Kugelfische. Doch das Pathos, mit dem hier ein Künstler die Kunst feiert und zugleich einer Politik unterordnet oder zumindest assoziiert, dieses Pathos wirkt auf mich hohl – ein bisschen lä-

cherlich und nicht mehr zeitgemäß. Meine Generation lebt in weiter Entfernung vom Nationalsozialismus, in einer mehr von den berühmt-berüchtigten 68ern und internationalen Trends als von irgendwelchen »Nazis« geprägten Welt. Unsere Kunst kann nicht verspätet Widerstand leisten. Sie kann auch nicht die Welt aus den Angeln heben. Zu welchem Pathos sind wir berechtigt? Eigentlich wollte ich diese Frage beantworten, aber ... Vielleicht ist uns mit einer neuen Bescheidenheit besser gedient. Vielleicht sind wir zu gar keinem Pathos berechtigt, derzeit. Weder in der Politik noch in der Kunst. Vielleicht sollten wir weniger von »Humanität« reden und mehr von Kugelfischen. Die Kunst ist immer mehr als jedes Programm und jede Politik, sie muss auch nicht »der Menschheit« dienen. Sie entsteht da, wo jemand sich ernsthaft mit ästhetischen Phänomenen beschäftigt. Die Kunst ist jenseits von Gut und Böse, wie der Kugelfisch. n


Alles Kultur »Vereinte Nationen« im Schauspielhaus

Aufbegehren

Clemens Setz’ subtile Komödie in einer gelungenen Inszenierung am Grazer Schauspielhaus.

Von Andreas Pankarter

I

m Mittelpunkt des von Mathias Schönsee inszenierten Stückes des gefeierten Grazer Autors Clemens J. Setz steht ein Paar, das das Aufbegehren der widerwilligen Tochter, etwa gegen das ungenießbare Essen des Vaters, filmt und ins Internet stellt. Das ist schon verstörend genug, passt aber längst in die Welt des Internet mit seinen sogenannten sozialen Medien. Dass sich die Eltern einreden, dieser Missbrauch tue der Erziehung des Kindes gut, und es sei noch dazu völlig in Ordnung, mit den Clips Geld zu verdienen, lässt beim Publikum eindeutige Assoziationen entstehen. Die Eltern werden von einem Produzentenpaar, dessen Hauptaufgabe darin besteht, das schlechte Gewissen des Vaters zu beruhigen, angehalten, ständig neue, bereits vorbestellte Szenen zu arrangieren. Und das erinnert ganz klar an die Pornoindustrie, während der so-

ziale Exhibitionismus im Internet bereits als alltäglich wahrgenommen wird. Die schlechte Behandlung und diesen gefilmten Missbrauch ihrer Tochter rechtfertigen die gefühlsreduzierten Eltern tatsächlich mit ihrer elterlichen Liebe. Gegen Ende des Theaterabends wird das Stück ziemlich langatmig, obwohl der Stoff durchaus mehr als die hinterlassene Ratlosigkeit hergegeben hätte. Aber das unerwartete, nicht aufgelöste Finale regt zum Nachdenken an. Und das ist wohl, was der Autor bezweckt hat. Ein Besuch von »Vereinte Nationen« ist auch wegen der schauspielerischen Performance von Matthias Lodd und Evamaria Salcher als die Eltern, von Tamara Semzov als siebenjährige Tochter und von Franz Solar und Vera Bommer als Produzentenpaar empfehlenswert. Die weiteren Termine sind der 24. und 31. Oktober sowie der 3. und 8. November jeweils um 21.20 Uhr im Haus zwei des Grazer Schauspielhauses. n

Matthias Lothar als Vater Anton zwingt Tochter Martina, gespielt von Tamara Semzov, verdorbene Speisen zu essen. Vereinte Nationen

Von Clemens J. Setz, inszeniert von Mathias Schönsee. Noch bis 29. Dezember 2017 im Grazer Schausspielhaus. schauspielhaus-graz.com

Fredrik Jan Hofmann

Premiere von »Hiob« am 17. November

Nach der spektakulären Eröffnung der Herbstsaison setzt das Grazer Schauspielhaus den Premierenreigen am 17. November mit dem von András Dömötör inszenierten Joseph-Roth-Roman »Hiob« fort. In seinem 1930 erschienenen Roman behandelt Roth das zeitlose Thema Migration und erzählt eine Geschichte von Flucht und der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen. Weitere Vorstellungen am 21., 22., 25. und 29. November um 19.30 Uhr im Haus eins sowie im Dezember.

Evamaria Salcher

Premiere von »Am Boden« am 23. November

Im Monolog »Am Boden« von George Brant inszeniert Franz-Xaver Maier mit Evamaria Salcher als Darstellerin die Problematik virtueller Überwachung und der Schaffung einer automatisierten Befehlsund Tötungsmaschinerie, die gottgleich Leben vernichten kann und damit die Psyche und Wahrnehmung verändert. Der Monolog schildert die Gedanken und Gefühle einer Frau, die süchtig ist nach dem Adrenalin des Höhenrausches und die auf dem harten Boden der Realität landet. Weitere Vorstellungen am 28. November um 20.30 Uhr im Haus drei sowie im Dezember. FAZIT NOVEMBER 2017 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

D

ie Wahl ist ausgegangen, wie zu erwarten war. Die türkis gefärbte ÖVP hat mit deutlichem Vorsprung gewonnen und die SPÖ ist Zweiter geworden. Nur der Knieschuss, mit denen sich die Grünen aus dem Parlament geschossen haben, hat doch überrascht. Die Sozialdemokraten wurden nämlich in den Großstädten trotz des auf sie zurückführbaren »Dirty Campaignings« gewählt; und zwar von denselben Bobos, die die Grünen zuletzt in vielen Wiener und Grazer Bezirken zur stärksten Partei gemacht hatten. Dieser SPÖ-Erfolg ist Ergebnis der patscherten grünen Kampagne. Ulrike Lunacek hatte ihr Klientel nämlich nur vor Schwarz-Blau und nicht vor Rot-Blau gewarnt. In dem sie nur gegen Sebastian Kurz kämpfte, grub ihrer Partei das Wasser ab. Das grüne Kernpublikum fühlte sich dazu eingeladen, die SPÖ zu stärken, um Kurz und Strache zu verhindern. Dass nach der Wahl ausgerechnet die SPÖ die blaue Karte zücken könnte, kam den ehemals grünen Wählern nicht in den Sinn.

Wer fürchtet sich vor Rot-Blau?

82 /// FAZIT NOVEMBER 2017

Überraschend war auch das gute Abschneiden der FPÖ. Die Freiheitlichen haben es tatsächlich geschafft, ihre Kampagne zu splitten – mit gewohnt eindeutigen Botschaften für die FPÖ-Kernwähler und mit weichgespülten Ansagen eines ungewohnt sanft auftretenden HC Strache. Nach dieser Wahl wäre es natürlich gerecht, wenn VP-Chef Sebastian Kurz die Regierungsbildung gelänge. Doch soll er nach allem, was vorgefallen ist, tatsächlich wieder eine Zusammenarbeit mit der SPÖ suchen? Eine Regierungsspitze, die nicht zusammenschaut, wäre wohl das Letzte, was das Land jetzt braucht. Nach vielen Jahren rotschwarzer Lähmung droht die Republik den Anschluss zu verlieren. Österreich kann sich bis jetzt sich nur deshalb einigermaßen vorne halten, weil den Leistungsträgern viel zu viel abverlangt wird. Jetzt müssen tiefgreifende Reformen folgen. Und die sind einem ÖVP-SPÖBündnis einfach nicht zuzutrauen. Deshalb wäre jede andere Regierung besser als Schwarz-Rot. Die Wahlprogramme von ÖVP und FPÖ weisen hingegen eine sehr große Schnittmenge auf. Und Sebastian Kurz hätte auch kein Problem, gemeinsam mit Strache zu regieren. Doch das Cover des letzten Falter, auf dem Sebastian Kurz als »Neofeschist« beschimpft wurde, war schon der erste Vorgeschmack jenes hasserfüllten Protests, der bei einem schwarzblauen Regierungsbündnis ins Haus stehen würde. Internationale Sanktionen wie jene, die 2006 von der SPÖ herbeigeführt wurden, gäbe es zwar keine mehr. Doch die radikale Linke würde – unterstützt vom ORF – alles tun, um die sogenannte Zivilgesellschaft gegen diese Regierung aufzuhetzen. Selbst gegen die sinnvollsten schwarzblauen Projekte, um Österreich fit für kommende Herausforderungen zu machen, würde gehetzt werden. Sie würden als Ausgeburten eines wiedererwachten rechten Ungeists, der sich mit dem Neoliberalismus gepaart habe, nicht nur national, sondern auch international verunglimpft werden. Daher wären die Erfolgschancen von Schwarz-Blau ähnlich begrenzt wie jene von Schwarz-Rot.

Bleibt noch die Zusammenarbeit zwischen SPÖ und FPÖ. Wie weit eine rotblaue Regierung Österreich nach vorne bringen kann, hängt vor allem davon ab, ob die FPÖ ihr modernes Wirtschaftsprogramm durchsetzen kann oder ob die klassenkämpferischen Kräfte in der SPÖ die Oberhand gewinnen. Die SPÖ-Basis in der Gewerkschaft und den Sektionen hätte jedenfalls kein Problem mit einer Politik, die sich an den Leistungsträgern orientiert, solange sie ihre Pfründe in den Kammern und Sozialversicherungen retten kann. Denn nur die Leistungsträger können dafür sorgen, dass der Sozialstaat für jene, die ihn wirklich brauchen, auch langfristig zur Verfügung steht. Obwohl Rot-Blau eine ziemliche Herausforderung für die linke SPÖ-Jugend und die vielen Parteikader wäre, die aus ihr hervorgegangen sind, wären die Proteste gegen eine solche Regierung nur halb so laut wie gegen Schwarz-Blau. Damit könnte im Umgang mit der FPÖ endlich so etwas wie demokratische Normalität einkehren. Das Risiko für das Land wäre bei Rot-Blau jedenfalls kaum größer als bei den beiden anderen denkbaren Regierungsvarianten. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 29. NOVEMBER 2017!


BRIGITTE BERGHOFER Haselsdorf-Tobelbad

BIRGIT BERNHARDT, MAS Graz

EDUARD BINDER Graz

KORNELIA BRAUNHUBER, MA Hitzendorf

MARTIN BRAUNHUBER Hitzendorf

MONIKA BROLLI Hart bei Graz

HEIKE BURZKI Hausmannstätten

SUSANNE CERNCIC Graz

MARGIT CZESANY-PRIMUS Graz

DIPL. PÄD. SYLVIA ECKER Graz

DIPL. PÄD. MAG. SABINE STEGMÜLLER-LANG, Graz

DR. GÜNTHER BITZER-GAVORNIK Graz

DR. BARBARA JÖBSTL Graz

DR. KARL HEINZ LANG, MSC, PHD Graz

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SIGRUN EBER Graz

KATHARINA ERNTL Seiersberg-Pirka

DR. PETER DRUMBL Graz


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