Fazit 129

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fazitmagazin.at

#129

FAZIT

Jänner 2017

Österreich auf der Suche nach Reformen

Nr. 129 10/2016 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Die Regierung will endlich den Stillstand überwinden

Mit Herz für Eisenerz

Fazitgespräch mit Christine Holzweber

Portrait eines Lederladens

Essay über Frankreichs Jugend Reise nach Galizien

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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Vom Arbeitsrecht bis zum Thema Wohnen, von Karenzfragen bis zu gerechten Preisen: Die AK ist fĂźr Sie da. Alles, was Arbeitnehmer brauchen, auf arbeiterkammer.at


Editorial

Von Christian Klepej

V

or wenigen Tagen hätte ich mich fast dazu hinreißen lassen, die Facebookseite der Werbeagentur »Scholz & Friends« zu »bewerten«. Also diese mit Sternen zu kategorisieren und ich wollte nur einen Stern, die denkbar schlechteste Bewertung abgeben. Ein Mitarbeiter dieser Agentur hat Anfang Dezember unter dem Hashtag #KeinGeldFürRechts (Hashtags sind das internette Pendand zu einem Motto) eine Aktion gestartet, um Unternehmen darauf hinzuweisen, dass ihre Werbebanner auch auf rechten, nazinahen oder überhaupt naziartigen Webseiten geschalten werden und diese dadurch davon abzubringen. Um eben »kein Geld für Rechts« zur Verfügung zu stellen. Vorrangig ging es dem Initiator dieser Aktion wohl um das US-amerikanische Internetnachrichtenportal »Breitbart.com«, das gerüchteweise vor einem Start auch eines deutschsprachigen Ablegers steht. Breitbart, 2007 von Andrew Breitbart gegründet, hat vor allem im letzten Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten größere Öffentlichkeit erlangt und

Einfältige und bösartige Denunzianten bedrohen unsere Meinungsvielfalt

war im Großen und Ganzen das einzige Medium, das sich klar für Donald Trump ausgesprochen hat. Dem Anschein nach kursieren auf deren Webseiten neben klar rechtsliberalen Postitionen auch immer wieder wohl als ultrarechts zu bezeichnende und fragwürdige Inhalte. #KeinGeldFürRechts erzielte schon in den ersten Tagen Erfolge. Via Twitter, also öffentlich, wurden Unternehmen angeschrieben und gefragt, ob sie denn »auf rechten Seiten werben wollten«. Durch die Bank waren die Rückmeldungen der Netzverantwortlichen dieser Unternehmen von »Überraschung« geprägt, beinahe alle meldeten binnen weniger Stunden ihr »Überlegen der Vorgangsweise«; die meisten »bedankten sich herzlich« für diese Informationen. Nun kam aber in Deutschland nicht – das ja noch gar nicht aktive – Breitbart ins Visier dieser Aktion, es traf das liberale Blog »Die Achse des Guten«, wo etwa Henryk M. Broder – neben anderen Publizisten – regelmäßig Texte verfasst. Und das ebenfalls liberale Internetmagazin »Tichys Einblick«, herausgegeben vom ehemaligen Wirtschaftswoche-Chefredakteur Roland Tichy. Beide Magazine stehen in ihrer politischen Postionierung sicher rechts der Mitte, auch nur eine Andeutung der Verbindung dieser oft mit hervorragenden Texten versehenen Medien mit rechtsextremen (was die gesamte Aktion ja insinuiert) Inhalten kommt einer ungeheuren Hybris gleich. Die Achse des Guten hat die meisten Werbeverträge verloren – und damit großen wirtschaftlichen Schaden erlitten –, auch bei Tichys Einblick gibt es nun Probleme mit der Werbefinanzierung. Ich persönlich lese beide Blogs regelmäßig und gerne und würde mich durchaus als ähnlich politisch verortet sehen. Wir Herausgeber des Fazit versuchen aber im gesamten Heft ein möglichst breites Meinungsspektrum anzubieten, weil wir eben der Meinungsvielfalt verpflichtet sind. Konservativ bin ich selber genug. Mich interessieren jedenfalls auch konträre Positionen und Gedanken. Mittlerweile hat sich der Wind im Internet etwas gedreht, die Achse hat die ganze

Sache sehr öffentlich diskutiert und nicht zuletzt Broder hat einige – verständlicherweise – deftige Kommentare über dieses »Denunziantentum« verfasst. Die Werbeagentur hat sich von besagtem Mitarbeiter – »in gutem Einvernehmen« – getrennt und dieser hat seine persönliche Facebookseite großteils gelöscht und sein privates Blog »Davaidavai.com« (die Aufforderung der Wachmannschaften in sowjetischen Gulags; zudem grafisch versehen mit einem Sovjetstern) ist nur mehr mit Passwort erreichbar. Er soll laut eigenen Angaben Drohmails erhalten haben, was natürlich abzulehnen ist! Bemerkenswert jedenfalls eine Stelle aus einem Stern-Interview, in der er meint: »Die eine Hälfte Deutschlands denkt, ich bin Gott, die andere denkt, ich bin der Teufel. Wahrscheinlich stimmt beides nicht.« (Immerhin!) Ich habe die Agentur bei Facebook nicht schlecht bewertet. Weil es ein naives, vom Ärger getriebenes Tun gewesen wäre. Aber diese ganze Geschichte, dieser kurze Shitstorm vor Weihnachten, zeigt drastisch auf, wie bedroht die freie Rede bei uns ist. Und wie rücksichtslos und ohne dabei Gefangene zu machen, die Nazikeule geschwungen wird. Eine »Aktion gegen rechts«, die wahllos freie Bürger und deren Meinungen denunziert, dient nur der weiteren Radikaliserung unserer Gesellschaft. Das dürfen wir nicht zulassen. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JÄNNER 2017 /// 5


Inhalt Fazit Jänner 2017 45

Mit Herz für Eisenerz

Bürgermeisterin Christine Holzweber sieht die Abwanderung gestoppt. Eisenerz kann SPÖ und ÖVP wissen, dass sie bei vorgezogenen nun endlich seine Stärken ausspielen. Nationalratswahlen abstürzen würden. Sie Opfert Frankreich seine Jugend? planen einen neuen Reformanlauf. Der Soziologe Camille Peugny über die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich. Es offenbaren sich Ähnlichkeiten mit Österreich.

Auf der Suche nach Reformen

Jugendbewegung usw.

Notizen zu dem Phänomen der Alt-Right

Der Versuch einer Erklärung des neurechten Schreckgespenstes für Bedenkenträger und Establishment. Seite 80

Ausgabe Jänner 2017 XIII. Jahrgang Nr. 129 (10/2016) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT

Fotos: Pichler, Marija Kanizaj (2), Enlarge, Andre Skibinski, Breitbart

08

24


Wirtschaft und mehr. 68

74

Rubriken Editorial 5 Politicks 16 Investor 34 Zur Lage 44 Immobilien 64 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

In diesem Fazit geht es um die Suche nach Reformen. SPÖ und ÖVP wissen nämlich, dass sie bei vorgezogenen Nationalratswahlen abstürzen würden. Daher wollen sie die verbleibenden eineinhalb Jahre nützen, um den Stillstand überwinden. Das Fazitgespräch führten wir mit der Eisenerzer Bürgermeisterin Christine Holzweber. Wir sprachen mit ihr über die Lage in der Bergbaustadt und erlebten eine optimistische Politikerin, die überzeugt ist, dass die Bevölkerung nicht mehr weiter schrumpfen wird. Der Fazitessay stammt vom Soziologen Camille Peugny und beschäftigt sich mit den Ursachen für die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich. Die Fazitreise geht diesmal nach Polen in die Woiwodschaft Vorkarpaten. Wir stießen auf zahlreiche Spuren der Habsburger im ehemaligen Galizien. Die Provinzhauptstadt Rzeszow hat sich zum Hightech-Standort der globalen Arerospace-Industrie entwickelt.

Ledermann

Das Lederhandelsgeschäft Schuster ist in vielerlei Hinsicht einzigartig; unter anderem, Gegensätze in den Vorkarpaten weil es das einzige in der Steiermark ist. Europa wirkt, selbst im östlichsten Teil der EU, in Galizien. Auf den Spuren der Habsburger in der Woiwodschaft Vorkarpaten.

Das Lederhandelsgeschäft Schuster zeigt sich im Fazitportrait ist in vielerlei Hinsicht einzigartig; nicht zuletzt, weil es das einzige in der Steiermark ist. Gutes Lesen! -redIMPRESSUM Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

ter of a e Th ahnh B 81 im Seite

Lektorat AdLiteram

Druck Leykam-Letsprint

Zur Lage

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Klepejs verworre ne Gedanken zum Ja hreswechsel.

Seite 44

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JÄNNER 2017 /// 7


Ă–sterreich und der Stillstand

Foto: Patryk Gradys

Auf der Suche nach Reformen.


Reform statt Stillstand

Nach dem Debakel bei der Bundespräsidentenwahl wollen SPÖ und ÖVP nun einen neuen Versuch unternehmen, um die bis 2018 dauernde Legislaturperiode zu Ende zu bringen. Da beide Parteien wissen, dass sie wohl auf dem zweiten oder dritten Platz landen würden, wenn es vorgezogene Nationalratswahlen gäbe, wollen sie mit erfolgreichen Reformen einen Totalabsturz verhindern. Von Johannes Tandl


Reform statt Stillstand

Steuer- und Abgabenlast

in OECD-Ländern für Alleinstehende im Privatsektor, keine Kinder Belgien

55,3 %

Österreich

49,5 %

Deutschland

49,4 %

Italien

49 %

Frankreich

48,5 %

Spanien

39,6 %

Dänemark

36,4 %

OECD-Durchschnitt

35,9 %

USA

Foto: Geoffrey Arduini

Schweiz

10 /// FAZIT JÄNNER 2016

31,7 % 22,2 %


Reform statt Stillstand

»Aus Sicht der externen Experten behindern mächtige Lobbys, welche die österreichische Gesetzgebung massiv beeinflussen, den unternehmerischen Zugang im Dienstleistungsbereich und im Einzelhandel.«

S

ah es unmittelbar nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 noch so aus, als könnte Österreich weiterhin schneller wachsen als Deutschland, begann unser Land im Jahr 2012 zurückzufallen. Österreichs Wirtschaft schwächelt seither nachhaltig und wächst so minimal, dass die Experten von einer »konjunkturellen Seitwärtsentwicklung« sprechen. Wie stark dieser relative Wohlstandsverlust ist, zeigt auch ein Vergleich des Weltwährungsfonds (IWF). Nachdem unsere Wirtschaft nach dem EU-Beitritt nämlich beinahe über zwei Jahrzehnte jährlich um einige Zehntelprozente schneller gewachsen ist als die deutsche, schienen wir unsere Nachbarn bereits nachhaltig wirtschaftlich abgehängt zu haben. Doch mit dem Aufschwung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise setzte eine Schubumkehr ein. Seitdem wächst Deutschland aufgrund des Nachhalls der Reformen unter der rotgrünen Schröder-Regierung wesentlich schneller als Österreich. Und so werden die Durchschnittsdeutschen das heurige Jahr 2016 erstmals nach 20 Jahren wieder wohlhabender beenden als die Durchschnittsösterreicher. Und es zeichnet sich ab, dass dieser Trend weiter anhalten wird. Nicht nur die deutsche Wirtschaft enteilt der österreichischen, sondern auch das durchschnittliche Wohlstandsniveau. Für den Rückfall unserer Wirtschaft gibt es

mehrere Ursachen und die meisten haben direkt oder indirekt mit der schlechten Performance unserer Politik zu tun.

Die Staatsverschuldung ist zu hoch

Die Pleite der Hypo-Alpe-Adria, aber auch die staatliche Finanzierung anderer Kreditinstitute haben die Staatsschulden von unter 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) auf 86 Prozent explodieren lassen. Aus Sicht des IWF engen diese hohen öffentlichen Schulden den finanziellen Spielraum der Republik so stark ein, dass sie kaum in der Lage sein wird, die steigenden Kosten, die aufgrund der demografischen Entwicklung auf unser Sozialsystem zukommen, abzufedern. Der IWF sieht die Notwendigkeit »breiter reformbasierter Kürzungen in Feldern, wo öffentliches Geld offensichtlich wenig effizient verteilt wird; etwa im Gesundheitswesen, bei der Bildung und bei Subventionen.« Um den Forderungen des EU-Vertrags zu entsprechen, müssen etwa die Staatsschulden wieder auf unter 60 Prozent des BIP sinken.

Behindern die Sozialpartner einen nachhaltigen Aufschwung?

Aus Sicht der externen Experten behindern »mächtige Lobbys«, welche die österreichische Gesetzgebung massiv beeinflussen,

FAZIT JÄNNER 2017 /// 11


Reform statt Stillstand

Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen Nachdem die Wirkungen der Tarifreform der Einkommenssteuer, die sich kurzfristig in einer höheren Inlandsnachfrage bemerkbar gemacht hat, durch die kalte Progression wieder am Verpuffen sind, wird die Arbeitslosigkeit ohne nachhaltiges Wachstum weiter steigen. Österreich hat jahrzehntelang von seiner niedrigen Arbeitslosigkeit in Form von geringen Sozialkosten profitiert und sich so einen finanziellen Polster schaffen können. Inzwischen fällt es jedoch immer schwerer, die hohen Kosten, die durch die Arbeitslosigkeit bei den sozialen Sicherungssystemen entstehen, zu bewältigen. Erst kürzlich hat eine Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) ergeben, dass weitere 15 Prozent der heimischen Industrieunternehmen in den kommenden fünf Jahren Teile ihrer Produktion ins Ausland verlagern wollen. Als Grund für den geplanten Jobexport werden aber nicht die geringeren Löhne im Ausland angegeben, denn die Verlagerungswelle aufgrund des Kostendrucks sei ohnehin bereits in den letzten Jahren erfolgt und wirke jetzt anhand gesunkener Expansionsinvestitionen negativ nach. Vor diesem Hintergrund und den schlechten Umfragewerten haben SPÖ und ÖVP beschlossen, es weitere eineinhalb

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Erwin Scheriau. Mit Dank an Magna Steyr.

den unternehmerischen Zugang im Dienstleistungsbereich und im Einzelhandel. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellt etwa fest, dass der Dienstleistungssektor unter einer viel zu niedrigen Produktivität leidet. Die OECD-Ökonomen empfehlen daher Maßnahmen, die für mehr Wettbewerb, Innovation und Wachstum sorgen, und meinen damit eine Lockerung der strengen Zugangsregeln nicht nur im Gewerbe, sondern auch bei den freien Berufen. Mit dieser Forderung kritisieren IWF und OECD ziemlich unverblümt das österreichische Modell der Sozialpartnerschaft, das sich aus Sicht dieser internationalen Organisationen offenbar vom Garanten des sozialen Friedens zu einem Hindernis für einen nachhaltigen Aufschwung gewandelt hat. Dadurch sind für die heimische Industrie viele Dienstleistungen teurer als für den internationalen Mitbewerb, was zu höheren Lohnstückkosten als im Ausland führt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs erheblich schwächt. Als Beweis werden die gesunkenen Exportraten österreichischer Unternehmen angeführt. Und die Österreichische Nationalbank (ÖNB) erwartet sogar, dass sich die Auslandsgeschäfte über einen längeren Zeitraum nicht erholen werden.

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Reform statt Stillstand

Jahre miteinander in einer Regierung zu probieren. Da, wie die Erfahrung zeigt, Neuwahlen jene Partei besonders hart treffen, die vom Wähler für eine Wahlvorverlegung verantwortlich gemacht wird, hat keiner den Mut, den Stillstand zu beenden.

und Schweiz trotz des Eisernen Vorhangs im Norden und Osten hervorragend entwickeln. Der soziale Frieden wurde mit Zugeständnissen an die Sozialpartner jedoch teuer erkauft und über das Wirtschaftswachstum finanziert.

SPÖ und ÖVP wollen die verbleibende Legislatur nützen

Konfliktbewältigung auf Kosten der Steuerzahler

Daher wollen Rot und Schwarz die verbleibende Zeit nützen, um wenigstens einige Bereiche erfolgreich zu reformieren. Doch dazu müssen die Regierungsparteien zuerst das vollkommen verdorbene Koalitionsklima verbessern. Denn in den Jahrzehnten ihrer Kooperation haben SPÖ und ÖVP gleichzeitig einen gordischen Knoten des Stillstands geknüpft, in den all jene Bereiche eingewoben wurden, die einer der beiden Parteien heilig sind und die – überwacht von den Sozialpartnern – bei sämtlichen Reformen der letzten Jahrzehnte unangetastet blieben. Aus heutiger Sicht lässt sich natürlich sagen, dass die Zusammenarbeit von SPÖ und ÖVP – getragen von der Sozialpartnerschaft – dem Land viel Positives gebracht hat. Österreich kennt kaum Streiks und die Wirtschaft konnte sich in unmittelbarer Nachbarschaft der starken Wirtschaftsnationen Deutschland, Italien

In der Vergangenheit funktionierte Konfliktbewältigung auf Österreichisch nämlich folgendermaßen: Die Sozialpartner machten sich etwas aus, der Steuerzahler kam dafür auf. Fast alle waren mit dem Ergebnis zufrieden, weil sie zumindest glaubten, von den erzielten Kompromissen zu profitieren. Doch mit der Zeit wuchs der Bereich, den sich die beiden großen Blöcke als »heilige Kühe« gegenseitig zugestanden, so stark an, dass die staatliche Effizienz darunter zu leiden begann. So gehen etwa die Eisenbahner immer noch viel zu früh in Pension und die Beamten erhalten immer noch beinahe doppelt so hohe Pensionen wie die nicht privilegierten Arbeitnehmer der Privatwirtschaft. Zu den heiligen Kühen gehören auch die Agrarsubventionen, die aufgeblasenen Apparate der Kammern oder die aufgeblähten Landesverwaltungen. Wer es in Österreich

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Reform statt Stillstand

schafft, in einer der roten oder schwarzen Schutzzonen »unterzukommen», muss sich nach wie vor keine Sorgen um sein gesichertes Auslangen machen.

Kern und Mitterlehner kennen die Probleme

Nicht einmal unter den ÖVP- und SPÖ-Alleinregierungen oder den rotblauen und schwarzblauen Intermezzi auf der Regierungsbank wurde der stillschweigende Grundkonsens der Zweiten Republik ausgehebelt. Denn wer auch immer Österreich voranbringen wollte und will, war und ist auf die Zustimmung der Sozialpartner angewiesen. Und dass die Parteigänger von SPÖ und ÖVP ihre über die Jahrzehnte angehäuften »wohlerworbenen Rechte» gut zu verteidigen wissen, wird sowohl bei der parteiinternen Kommunikation als auch bei der täglichen Regierungsarbeit klar. Sowohl Bundeskanzler Christian Kern als auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner sind im rotschwarzen Proporzsystem groß geworden, der eine als Chef der ÖBB, der andere im Generalsekretariat der Wirtschaftskammer. Daher wissen beide ganz genau, wie man das österreichische Staatswesen wesentlich effizienter und damit besser gestalten könnte. Denn nach acht Jahren Wirtschaftskrise und einem Absturz bei sämtlichen international re-

levanten Standortrankings ist tatsächlich kein Geld mehr da für die rotschwarze, von den Sozialpartnern beaufsichtigte Klientelpolitik.

Staatsausgaben zu hoch, Bildungsund Gesundheitswesen zu ineffizient

Österreich hat gemessen am BIP mit beinahe 53 Prozent die höchsten Staatsausgaben der Welt und auch die Sozialkosten liegen mit 42 Prozent deutlich über dem Schnitt der anderen OECD-Nationen. Um sein teures, aber ziemlich ineffizientes Staatswesen zu finanzieren, liegt Österreich inzwischen sowohl bei der Lohn- und Einkommensteuer als auch bei den Sozialversicherungsabgaben im Spitzenfeld. Trotz der Steuerreform im Vorjahr kostet etwa ein österreichischer Durchschnittsverdiener ohne Kinder seinem Arbeitgeber knapp 70.000 Euro jährlich. Davon geht inzwischen beinahe die Hälfte an den Staat. Nur in Belgien zahlt es sich noch weniger aus zu arbeiten als in Österreich. Im OECD-Schnitt sind die Lohn und Sozialabgaben mit 35,9 Prozent deutlich niedriger. Österreich gibt unter allen entwickelten Industrienationen inzwischen auch in den Bereichen Bildung, Gesundheit oder öffentliche

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1967-2017


kann, falls sie 2018 tatsächlich den Sprung an die Spitze schafft, bleibt abzuwarten. Von dieser und der nächsten Bundesregierung ist vor allem Mut zum Unpopulären gefordert, damit der Wirtschaftsstandort aufgewertet wird. Dazu bedarf es einer Politik, die endlich wieder das im postfaktischen Zeitalter viel zu oft ignorierte Prinzip beherzigt: »Nur was gut für die Wirtschaft ist, ist auch gut für die Menschen.«

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Verwaltung mehr Geld als alle anderen aus. Die Bildungsausgaben liegen etwa um 30 Prozent über dem Schnitt, die Ergebnisse knapp unter dem Schnitt. So verbringen etwa österreichische Kinder zwischen sieben und 14 Jahren wesentlich weniger Gesamtzeit in der Schule als Gleichaltrige im OECD-Vergleich. Auch die Gesundheitsausgaben sind für die Performance des Systems aus Sicht der OECD etwa um ein Fünftel zu hoch. Und wenn nicht bald eine Pensionsreform durchgeführt wird, die diesen Namen auch verdient, droht in absehbarer Zeit eine weitere Verteuerung jener Pensionskosten, die schon heute um über 30 Prozent höher sind als im OECD-Schnitt. Steigt die Lebenserwartung der Österreicher nämlich wie erwartet weiter, bedeutet das eine Verdopplung der Pensionskosten bis 2060. Ganz egal, welche Parteien Österreich regieren, sie müssen sich von vielen liebgewonnen, aber teuren Traditionen trennen und jene alten Zöpfe abschneiden, die, gut beschützt von den Sozialpartnern, ein effizienteres Staatswesen verhindern. Ob die alten Regierungsparteien SPÖ und ÖVP noch in der Lage sind, diesen selbst geknüpften gordischen Knoten zu durchschlagen, werden die nächsten eineinhalb Jahre zeigen. Ob die FPÖ den Mut zu einer mit Einschnitten verbundenen Politik aufbringen


Ich werde nicht mit Österreich diskutieren, deren Parlament fasst Beschlüsse gegen uns, die Medien berichten schlecht über uns. Mevlüt Cavusoglu, Außenminister der Türkei

Fotos: ÖVP online, SPÖ

ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner fordert eine neue ÖVP-Strategie, welche die FPÖ als wichtigsten Gegner definiert.

SPÖ-ÖVP-Koalition – Durchdienen scheint angesagt Eigentlich war der »Pensionistenhunderter« ein deutliches Zeichen dafür, dass demnächst eine Nationalratswahl ins Haus steht. Doch die Wiederholung des zweiten Durchgangs der Bundespräsidentenwahl, bei der Alexander Van der Bellen überraschend deutlich gewonnen hat, hat wieder einmal gezeigt, was die Österreicher von Politikern halten, die sie ohne Not zur Urne rufen; nicht genug jedenfalls, um sie eine Wahl gewinnen zu lassen. Und auch die aktuellen Meinungsumfragen, die für die FPÖ einen Riesenvorsprung ausweisen, dämpfen bei Rot und Schwarz die Lust auf eine Wahlvorverlegung. Je nach Institut liegt die FPÖ bei der Sonntagsfrage nämlich aktuell bei 33 bis 35 Prozent, die SPÖ zwischen 25 und 27 und die ÖVP gar nur bei 18 bis 22 Prozent. Und selbst wenn die Zustimmung für Bundeskanzler Christian Kern bei der Kanzlerfrage derzeit beinahe doppelt so hoch ist wie jene für Heinz-Christian Strache und Reinhold Mitterlehner, kann sich die SPÖ alles andere als sicher sein, wieder als Erster aus der Wahl hervorzugehen. Schließlich hat die ÖVP mit Sebastian Kurz eine Art Supertrumpf in der Hand, dessen Popularitätswerte weiterhin ungezügelt nach oben schießen. Doch wer so schnell so hoch steigt wie Kurz, kann auch schnell sehr tief fallen. Da reicht womöglich schon ein verpatzter TV-

16 /// FAZIT JÄNNER 2017

Talk-Show-Auftritt oder ein Türkei-Bashing zu viel, um die Stimmungslage völlig zu ändern. Reinhold Mitterlehner würde gerne als Spitzenkandidat in die Wahl gehen. Ihm bleibt fast nichts anderes übrig, als auf Zeit zu spielen. Denn aus heutiger Sicht wird es für ihn nicht einfach, seine eigene Partei von sich als besseren Kanzlerkandidaten zu überzeugen. Daher wird die Regierung weitermachen und einige jener Inhalte aufgreifen, die in der Coverstory dieser Fazit-Ausgabe behandelt werden, um sich eine Reformagenda für die verbleibenden eineinhalb Jahre zu geben.

Die ÖVP erkennt in der FPÖ ihren Hauptgegner ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner will seine Partei in Zukunft stärker von den Freiheitlichen abgrenzen und so an Profil und an Wählern gewinnen. Ob er endlich erkannt hat, dass es im Mitte-Links-Bereich des Politspektrums für die VP nicht viel zu holen gibt? Wenn ja, müsste Mitterlehner die Partei inhaltlich so ausrichten, dass sie auch für jene wieder wählbar wird, die sich von der ÖVP zu den Nichtwählern oder gar zur FPÖ verabschiedet haben, weil das wertkonservative Profil der Partei verlorengegangen ist. Die vielen Van-der-Bellen-Unterstützer unter den ÖVP-Funktionären könnten unter Mitterlehners Plänen jedoch auch das

Gegenteil verstehen, nämlich eine Ausgrenzung der FPÖ anstelle einer pointierten Auseinandersetzung und inhaltlichen Abgrenzung. Falls der ÖVP die politische Zuspitzung auf die Frage »Wir oder die FPÖ« tatsächlich gelingt, könnte sie verhindern, dass die nächsten eineinhalb Jahre nicht nur als Zweikampf zwischen der SPÖ und den Freiheitlichen wahrgenommen werden, zwischen denen – wie schon bei der Wiener Landtagswahl – alle anderen Parteien aufgerieben werden. Der steirische ÖVP-Landesrat Christopher Drexler kann in diesem Zusammenhang nichts mit der »peinlichen schwarzblauen Wichtigtuerei aus der zweiten und dritten Reihe« anfangen. Damit meint er wohl seinen steirischen Landsmann VP-Klubchef Reinhold Lopatka, der sich zuletzt – offenbar wie schon nach der steirischen Landtagswahl 2015 wieder ungefragt – als Verbindungsmann zwischen ÖVP und FPÖ ins Spiel brachte. Dass die SPÖ derzeit laut über die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit der FPÖ nachdenkt, kommt dieser neuen ÖVP-Strategie natürlich entgegen. Schließlich werden jene Wähler, die unbedingt eine Regierungsbeteiligung der FPÖ verhindern wollen, ihren Stimmzettel nicht mehr so einfach bei der SPÖ ankreuzen können. Die SPÖ versucht, die Debatte über Rotblau kleinzuhalten Eine Diskussion über eine rotblaue Zusammenarbeit auf Bundesebene sollte aus Sicht der SPÖ eigentlich so unnötig wie ein Kropf sein. Dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl ist das klar. Er hält daher eine rot-blaue Koalition auf Bundesebene für völlig ausgeschlossen. Doch in den Ländern sehen das viele Spitzenfunktionäre offenbar völlig anders. Denn Michael Häupl ist als heimlicher SPÖ-Chef nicht mehr unumstritten. Daher sind die sozialdemokratischen Annäherungsversuche an die Freiheitlichen, die von Bundeskanzler Christian Kern mit einer Ö1-Radio-Diskussion gemeinsam mit Heinz-Christian


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

Strache begonnen wurden, weiterhin aktuell. Den größten Widerspruch erntet Häupl ausgerechnet in der Steiermark und im Burgenland. Der in der mittlerweile ziemlich blau gewordenen Oststeiermark politisch sozialisierte Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer konterkariert die FPÖ-Ausgrenzungs-Doktrin, indem er gemeinsame Gespräche mit den Freiheitlichen vorschlägt, die selbstverständlich ergebnisoffen geführt werden sollten. Kategorisch solle man da gar nichts ausschließen, so Schickhofer. Eigentlich sagt er damit etwas in einer Demokratie völlig Selbstverständliches. Für die immer stärker gewordenen Linken in der SPÖ ist das trotzdem ein Tabu-Bruch, den sie keinesfalls hinnehmen können. Auch für Landeshauptmann Hans Niessl, der das Burgenland gemeinsam mit der FPÖ regiert, wäre eine SP-FP-Zusammenarbeit eher eine Rückkehr zum Normalzustand in einer Demokratie. Niessl gilt als massiver Verfechter einer Vermögenssteuer und will sich weder in dieser noch in anderen strittigen Fragen einem einzig möglichen Koalitionspartner ausliefern. Das sei taktisch völlig unklug, widerspricht Niessl dem Wiener Bürgermeister. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser will sich mit seiner Haltung zur FPÖ vor allem nicht in den SPÖ-internen Diskussionen verfangen. Doch auch er will der FPÖ eine Chance einräumen. Die Freiheitlichen müssten jedoch zeigen, dass sie aus dem Kärntner Debakel gelernt haben und dass sie jene Positionen akzeptierten, die für die SPÖ unveräußerlich sind. Strache auf Facebook gegen VP-Außenminister Kurz Vor wenigen Tagen sorgte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit einer ironischen Kritik an VP-Außenminister Sebastian Kurz auf Facebook für Aufsehen. Er, Strache, wolle dem politischen Notreisenden Sebastian Kurz Asyl in der FPÖ anbieten, denn in der ÖVP habe dieser seinen Obmann Mitterlehner und die Mehrheit der Landesfürsten und Partei-

funktionäre gegen sich. Kurz habe mit seinem Auftreten gegen die Fortsetzung der EU-Beitrittsverhandlungen der Türkei eine jahrelange FPÖ-Veto-Position vertreten. Ein endgültiger Abbruch der EU-Verhandlungen mit der Türkei wäre daher konsequent. Strache fordert seine Facebook-Community auf, Kurz auf die Finger zu schauen, ob dieser es mit seinem Türkei-Veto wohl ehrlich meint. Im Weiteren kritisiert Strache den Außenminister wegen dessen Weigerung, bei der Präsidentschaftswahl eine Wahlempfehlung für Norbert Hofer auszusprechen. Kurz hat mit seinem Veto gegen weitere Türkei-Verhandlungen in Österreich gepunktet. Politisch hat er damit jedoch nicht viel erreicht, außer vielleicht dass sich Österreich in Brüssel isoliert hat. Da die Türkei-Verhandlungen derzeit sowieso ruhen, können sie nämlich gar nicht eingefroren werden.

Steirisches Landesbudget – 305 Millionen Minus Der steirische Landeshaushalt für 2017 wurde Mitte Dezember mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP vom Landtag beschlossen und weist eine Neuverschuldung von 305 Millionen Euro auf. Die gesamten Landesschulden steigen somit auf 4,9

Milliarden Euro. Von einem Nulldefizit kann längst keine Rede mehr sein. Allein die Steuerreform des Vorjahres schlägt sich mit niedrigeren Einnahmen von 110 Millionen Euro zu Buche. Dennoch freute sich Finanzreferent Michael Schickhofer über den gelungenen Haushalt, weil er ein Investitionsprogramm von über 700 Millionen Euro, mit dem die Konjunktur angekurbelt werden soll, beinhaltet. Schon bei der Budgetpräsentation sprach Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer von äußerst schwierigen Rahmenbedingungen. Mit dem Budget sollen Arbeit und Beschäftigung angekurbelt werden. Die umfassenden Reformen von ÖVP und SPÖ würden das Land auch finanziell auf ein neues Fundament stellen. Wegen ihrer langfristigen Wirkung würden sie sich jedoch nicht unmittelbar im Budget niederschlagen. Die Oppositionsparteien FPÖ, Grüne und KPÖ kritisierten die Budgetvorlage der SPÖ-ÖVP-Regierung als orientierungslose Fortsetzung einer intransparenten Politik, welche die Schönwetterreden der vergangenen Jahre entlarve. Tatsächlich zeigt das Budget auch die Grenzen des Föderalismus auf. Für viele weitere Reformen, die den Landeshaushalt positiv beeinflussen könnten, ist nämlich der Bund zuständig.

SP-Landeschef Michael Schickhofer will wie sein Bundesvorsitzender Christian Kern ein Ende der FPÖ-Ausgrenzungs-Doktrin. FAZIT JÄNNER 2017 /// 17


Recht haben

Der Werkunternehmer (WU) hat das Werk ohne Verzug und mängelfrei herzustellen. Welche Eigenschaften das Werk haben muss, ist durch Vertragsauslegung zu ermitteln. In der Praxis haben sich diesbezüglich zwei Arten der Leistungsbeschreibung (LB) entwickelt: Bei der funktionalen LB muss das Werk eine bestimmte Funktion erfüllen. Die Ausführungsart bleibt dem WU überlassen. Bei der konstruktiven LB hat der WU das Werk nach einer vom Werkbesteller (WB) vorgegebenen Ausführungsart herzustellen. Was tatsächlich geschuldet wird, ist stets eine Frage des Einzelfalles. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat in seiner Judikatur jedoch Leitlinien entwickelt, die von den Parteien bei der Vertragsgestaltung jedenfalls zu beachten sind. Wird ein Werk vertraglich sowohl konstruktiv als auch funktional beschrieben, so hat der WU für die Funktion einzustehen, wenn die Vertragsauslegung ergibt, dass die Ausführungsart für den Werkbesteller keine Bedeutung hatte und der vertraglich angestrebte Erfolg in der Funktionalität bestand. Sofern der WB auf eine bestimmte Ausführungsart Wert legt, sollte dies zur Vermeidung von Vertragsauslegungsschwierigkeiten im Vertrag klar festgehalten werden. Regelmäßig ist in Verträgen weder die Funktionalität noch die Ausführung konkret beschrieben. In diesen Fällen sind zur Vertragsauslegung die Übung des redlichen Verkehrs, die gewöhnlich vorausgesetzten Eigenschaften sowie die anerkannten Regeln der Technik heranzuziehen. Davon ist jene Konstellation zu unterscheiden, in der sowohl eine funktionale als auch eine konstruktive LB gegeben ist, die geschuldete Funktion durch die vereinbarte Ausführungsart jedoch nicht erzielbar ist. Dies lag in einem vom OGH zu beurteilenden Fall vor, in dem im Zuge der Errichtung eines Stalles ein öl- und salzbeständiger Boden geschuldet war, wobei die verschiedenen Arbeitsschritte zur Erreichung dieser Funktion konkret vereinbart wurden. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ausschließlich eine andere, teurere Ausführung notwendig gewesen wäre, um die geschuldete Funktion zu erzielen. Zur Frage, wer die Kosten für diese teurere Ausführung zu tragen hat, sprach der OGH aus, dass diese dann vom WU zu tragen sind, wenn eine bestimmte Funktionalität zu einem Pauschalpreis vereinbart war. Liegt dem Vertrag kein Pauschalpreis zugrunde, besteht für den WB die Gefahr, dass er diese Zusatzkosten selbst zu tragen hat. Zur Beurteilung, ob dies im Einzelfall vorliegt, stellen sich jedoch eine Vielzahl an komplexen Rechtsfragen, welche im Einzelfall zu prüfen und einer generellen Beantwortung nicht zugänglich sind.

Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

18 /// FAZIT JÄNNER 2017

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Funktionale Leistungsbeschreibung am Bau

Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann und der geschäftsführende VP-Klubobmann Karl Lackner sehen in der Nahversorgerförderung einen wichtigen Impuls für den ländlichen Raum.

Erfolgreiche Förderung für Nahversorger Auf Initiative des ÖVP-Landtagsklubs hat Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann die erfolgreiche Nahversorgerförderung „Lebens!Nah“ auch für das Jahr 2017 finanziell abgesichert.

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emeinden und Regionen stärken“ lautet die zentrale Devise des ÖVP-Landtagsklubs. Bereits vor zwei Jahren haben Klubobfrau Barbara Eibinger-Miedl und die VP-Abgeordneten mit dem Programm „Land.Raum.Zukunft“ einen Plan vorgelegt, wie der ländliche Raum gestärkt und attraktiviert werden soll. Zentrale Elemente dabei sind die Stärkung von Betrieben und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Als wichtiges Instrument dafür hat Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann über die steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG die Förderschiene „Lebens!Nah“ entwickelt. Ziel der Förderung ist es, regiona-

le Wirtschaftskraft zu stärken und Betriebe des täglichen Bedarfs in den Gemeinden zu unterstützen. Dementsprechend zufrieden mit der Förderschiene ist man im Landtagsklub der Steirischen Volkspartei. „Die Initiative „Lebens!Nah“ ist Regionalförderung, wie wir sie uns vorstellen. Zielgerichtet, konkret und dementsprechend hoch nachgefragt und erfolgreich. Nahversorger im ganzen Land werden damit vorbildlich unterstützt, was der regionalen Wirtschaft, dem Arbeitsmarkt, aber auch der Attraktivität unserer Gemeinden zugutekommt“, freut sich der geschäftsführende ÖVP-Klubobmann Karl Lackner.


MP Group unterstützt „Recht auf Sehen“

Fotos:Pericon, Teresa Rothwangl, FH Joanneum / Klaus Morgenstern, art media, MPG / Shutterstock, Steiermark Tourismus / Erwin Scheriau, Land Steiermark

Interessante Investments in Immobilien Die Unternehmen Wohninvest, TPA Steuerberatung und Pericon veranstalteten am 10. November einen gemeinsamen Informations- und Diskussionsabend zum Thema steuerbegünstigte und förderoptimierte Investments in Zinshausanteile. Rund 40 Gäste folgten der Einladung in die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten des Palais Kazianer in der Grazer Stempfergasse. Stefan Koller von Pericon sprach zu „Immobilieninvestments im Vergleich“, Robert Lovrecki (TPA) erläuterte die steuerlichen Rahmenbedingungen, während Robert Fotter und Gerald Pinter „Zinshäuser als zeitgemäße Veranlagung“ analysierten. Begleitet von kulinarischen Köstlichkeiten blieb im Anschluss noch Zeit für Gespräche und Networking.

Steirische Winteroffensive für saubere Luft

Am 1. Dezember präsentierte Verkehrslandesrat Anton Lang seine Pläne zur Feinstaubbekämpfung und Luftreinhaltung. Mit der Fortsetzung der erfolgreichen Aktion „Meine Luft − Reine Luft“ will man auch in diesem Winter der Bevölkerung den Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Verkehr noch schmackhafter machen. „Wir wollen mit dieser Aktion nicht nur Pkw-Kilometer einsparen, sondern auch zum Testen des öffentlichen Verkehrs als Alternative zum Auto anregen und damit auch Neukunden gewinnen“, erklärte Lang. In den Monaten Dezember, Jänner und Februar wird es daher an jedem Freitag von 0 bis 24 Uhr die Aktion „Stundenkarte = Tageskarte“ geben.

„Sehen ist nicht selbstverständlich. Daher fördern wir zwei Institutionen, um sehbehinderte Menschen im Alltag zu unterstützen“, sagt MP-Group-CEO Michael Pachleitner. Wie bereits letztes Jahr stellt man dem Verein „Recht auf Sehen“ in Kenia 3.000 Brillenfassungen zur Verfügung und leistet damit einen Beitrag, um eine Versorgung für die einheimische Bevölkerung mit bezahlbaren Brillen überhaupt erst möglich zu machen. Weiters hat die MP Group die Einnahmen aus einem Charity Dinner an das Odilien-Institut gespendet. Insgesamt stellte die MP Group 2016 rund 5.000 EUR zur Verfügung, die für Mobilitätstrainingsgeräte verwendet wurden.

Johann Lafer: Mit 2,8 PS durch die Steiermark

Die ersten Videos von Steiermark Tourismus mit Johann Lafer samt seiner Puch MS 50 sind online − 13 Tage lang wurde in der ganzen Steiermark zu allen vier Jahreszeiten gedreht. Darin geht es im Winter auf die Planai, die Walcheralm, zur Lodenanprobe und natürlich zu kulinarischen Genüssen in die Skihütte; im Überblickstrailer sind die schönsten Drehmomente in der gemütlichen Reisegeschwindigkeit, die 2,8 PS vorgeben, aus allen Jahreszeiten zu sehen. Bei der Video-Premiere im Grazer Annenhofkino freuten sich Paul Meschuh von art media, GF Steiermark Tourismus Erich Neuhold, Johann Lafer mit seiner Puch MS 50, Landesrat Christian Buchmann sowie Andreas Meschuh (Bildregie/Schnitt).

Steiermark schließt sich Gehaltsabschluss des Bundes an

Der für den Bundesdienst getroffene Gehaltsabschluss wird auch vom Land Steiermark übernommen. Alle Gehälter werden ab 1. Jänner 2017 um 1,3 Prozent erhöht. „Der Gehaltsabschluss über der Inflationsabgeltung ist ein Zeichen der Wertschätzung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in budgetär schwierigen Zeiten“, erklärte Personallandesrat Christopher Drexler zu dieser Maßnahme. Der Abschluss gilt für die rund 8.000 Bediensteten der Landesverwaltung sowie für die rund 17.500 Mitarbeiter der KAGes. Die Kosten betragen 4,9 Millionen Euro für die Landesverwaltung sowie 10,9 Millionen Euro bei der KAGes.

Zehn Jahre Gesundheitsstudien an der FH Joanneum Seit 2006 haben sich rund 19.000 Interessierte für die Gesundheitsstudien an der FH Joanneum beworben, 2.300 von ihnen haben das Studium begonnen. Vor zehn Jahren starteten die Bachelor-Studiengänge Biomedizinische Analytik, Ergotherapie, Diätologie, Hebammen, Logopädie, Physiotherapie und Radiologietechnologie. „Diese Zahlen belegen, dass die Gesundheitsstudien ein elementarer Bestandteil der FH Joanneum sind. Die Akademisierung der MTD- und der Hebammenausbildung war ein Erfolg – das zeigen die vergangenen zehn Jahre“, freut sich Günter Riegler, kaufmännischer Geschäftsführer der FH Joanneum. FAZIT JÄNNER 2017 /// 19


Anzeige Foto: Spar / Melbinger

Kurz & News

Spar-GF Christoph Holzer (li.) und Airbase-One-Manager Leo Germovsek präsentieren das attraktive Gutscheinheft.

Mit SPAR und Airbase One sportlich in den Winter as neue Freizeit- und Erlebnis-Gelände Airbase One lockt Spar-Kunden mit tollen Ermäßigungen zum „sprunghaften“ Vergnügen. Mit dem Gutscheinheft profitieren sie von sportlichen Freizeitangeboten zum Vorzugspreis. „Damit kommt in den Wintermonaten garantiert keine Langeweile auf. Einkaufen bei Spar lohnt sich jetzt also doppelt“, so Spar-Steiermark-GF Christoph Holzer. Europas größter

20 /// FAZIT JÄNNER 2017

Die bekannte und bekennende Grazer Modeschöpferin Lena Hoschek wird weiterhin aktiv für das Grüne Herz werben. Die Testimonial-Kooperation geht damit bereits ins dritte Jahr. Bis Ende 2017 wird dabei der Fokus auf Videos und digitales Marketing gelegt, nachdem in den beiden Jahren zuvor die Print- und Veranstaltungsauftritte im Mittelpunkt standen. Auf der Webseite steiermark.com wird sie regelmäßig Kultur-Entdeckungsreisen empfehlen. Darüber hinaus wird es im nächsten Jahr ein weiteres Trachten-Modeshooting in der Steiermark geben, nachdem dafür zuvor schon die Regionen Ausseerland, das Gesäuse und die Weststeiermark vor die Linse geholt worden sind.

Steiermark bekommt Landesjugendsinfonieorchester

Jump- und Trampolinpark bietet Action satt, der Erlebnis- und Abenteuerpark lässt nicht nur Kinderherzen höherschlagen und in der Ski- und Erlebniswelt treibt man Wintersport ganz ohne Schneegestöber. „Auf rund 3.600 Quadratmetern kommen Kinder, Hobbysportler und auch Profis auf ihre Rechnung – und das 365 Tage im Jahr“, ergänzt Airbase-One-Manager Leo Germovsek.

Die steirische Jugend- und N a c hw u c h s fö rd e r u n g in der Musik geht neue Wege: Das Johann-Joseph-Fux-Konservatorium (JJFK) initiiert gemeinsam mit dem „Verein der Freunde des JJFK“ den steirischen kommunalen Musikschulen und der KUG Graz sowie mit Unterstützung des Landes Steiermark ein Landesjugendsinfonieorchester, erklärte Landesrätin Ursula Lackner anlässlich des runden Jubiläums der Einrichtung. Erste Auftritte sind bereits im Frühjahr 2017 geplant. Schon deutlich früher, noch im Dezember diesen Jahres, bringt das JJFK eine CD heraus, auf der das im Frühjahr gegebene Jubiläumskonzert nachzuhören ist, mit dem das Konservatorium sein 200-jähriges Bestehen gefeiert hat.

64 Prozent mehr S-Bahn-Fahrer

Die aktuellen Entwicklungen bei der S-Bahn Steiermark erfüllen immer noch die in das Leitprojekt gesetzten Erwartungen. Bei aktuellen Zählungen ist ein Fahrgastplus im Vergleich zurzeit vor der S-Bahn von 64 Prozent zu verzeichnen. Der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang ist erfreut: „Dieser Wert macht mich stolz und verpflichtet zu Dank, einerseits bei meinen Vorgängern im Verkehrsressort, andererseits bei dem Planerteam der S-Bahn Steiermark, bestehend aus Abteilung 16, Verbund Linie und den drei Verkehrsunternehmen ÖBB, GKB und STLB.“ Mit viel Engagement wird das Projekt S-Bahn in allen Regionen weiter vorangebracht – ab 11. Dezember auch in der Obersteiermark.

Fotos: Foto Land Steiermark, Scheriau,

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Lena Hoschek und ihr Herz für die Steiermark


Foto: Furgler

Kurz im Gespräch mit

Anzeige Foto: Credit Fischer

Peter Sablatnig ‎Geschäftsführer Sedus Stoll AG für Österreich und Ost-und Südosteuropa

Blicken optimistisch aufs heurige Weihnachtsgeschäft (v. l.): Ernst Gittenberger (KMU-Forschung Austria), Gerhard Wohlmuth (Obmann der Sparte Handel) und Helmut Zaponig (GF der Sparte Handel)

Steirer geben wieder mehr für Weihnachten aus Im Durchschnitt planen die Steirerinnen und Steirer, für ihre heurigen Weihnachtseinkäufe rund 360 Euro auszugeben, das sind in Summe sechs Millionen Packerl. Jeder Zweite kauft seine Geschenke nur im stationären Handel, 39 Prozent auch im Internet.

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ie Branche erwartet ein leichtes Plus gegenüber dem Jahr 2015“, fasst Spartenobmann Gerhard Wohlmuth die aktuelle Erhebung der KMU-Forschung Austria zusammen. „Insgesamt wollen auch heuer fast 90 Prozent der Steirer Weihnachtsgeschenke besorgen, die geplanten Ausgaben dafür steigen von 340 Euro im Vorjahr auf 360 Euro an“, prognostiziert Projektleiter Ernst Gittenberger ein leichtes Plus. Wie sich das Geschäft entwickelt, werde man aber auch heuer wieder erst kurz vor Weihnachten beurteilen können. Der Grund dafür ist die steigende Zahl der „Late Shopper“, die ihre Geschenke erst knapp vor dem Heiligen Abend besorgen. Diese Zahl ist heuer mit 37 Prozent so hoch wie noch nie. Dennoch blickt Wohlmuth angesichts der Zahlen vorsichtig optimis-

tisch auf das heurige Weihnachtsgeschäft, zu dem auch noch die Dezembertage nach Weihnachten zählen: „Durch die Gutscheine wird ein großer Teil des Umsatzes erst nach den Feiertagen umgesetzt.“

Beliebtheitsindex der Geschenke Im Ranking der Geschenke haben Gutscheine (40 %) zwar an Beliebtheit verloren, bleiben aber weiterhin auf Platz 1. Bekleidung und Textilien liegen heuer knapp dahinter auf Platz 2 mit 39 %, gefolgt von Büchern mit 38 %. „Nur“ mehr 31 % wollen Spielwaren kaufen (Platz 4); weiters finden sich Kosmetika (26 %), Selbstgemachtes (24 %), Unterhaltung/Kultur (20 %), Sportartikel (19 %), Schmuck (19 %) und Bargeld (14 %) unter den Top-10 der meistgekauften Weihnachtsgeschenke in der Steiermark.

Sie sind seit kurzem für den renommierten Büromöbelhersteller Sedus Stoll AG tätig, auf welche Strategien setzen Sie? In Österreich wollen wir unsere ausgezeichnete Position halten und leicht ausbauen. In Ost- und Südosteuropa liegt der Fokus darauf, durch innovative Lösungen das Volumen zu steigern. Wir vertreiben hier unsere Produkte über Partnerbetriebe, wo wir in Osteuropa sehr gut unterwegs sind, aber noch genügend Potenzial in den Westbalkanländern haben.

Der Markt für Büroausstattung ist hart umkämpft, womit kann Ihr Unternehmen punkten? Wir produzieren unsere Sitzmöbel in einer hohen Fertigungstiefe mit eigenen Technologien und Anlagen selbst. Dies bedeutet, dass wir ein eigenständiges Design und höchste Produktqualität garantieren können, wie beim Sedus-Liftsystem mit 30 Jahren Garantie. Im Möbelbereich haben wir mit Sedus-Connect das Thema Wireless Charging in der Tischplatte integriert, mit zusätzlicher Info, welche Kollegen heute im Büro sind und wo ich mit einem oder mehreren Kollegen einen freien Meetingpoint finden kann. Diese Innovation war vor wenigen Wochen das Highlight auf der größten Büromöbelmesse Europas, der Orgatec in Köln. Was macht Ihr Unternehmen besser als die Konkurrenz? Wir sind ein sehr kleines und effizientes Team und können beispielsweise unser neues Büro-Sofaprogramm ohne Mehrpreis maßgenau fertigen, ohne längere Lieferzeiten – flexibel eben. Damit sind wir schneller und kundenorientierter, dies schätzen unsere Kunden! FAZIT JÄNNER 2017 /// 21


Graz hat’s

Gaumenschmaus, Artistik und Humor im Palazzo-Varietétheater Am 27. November fand mit 350 Gästen die große Gala-Premiere des neuen „Palazzo“ im Messepark Graz statt, bei der atemberaubende Artisten sowie beeindruckende Illusionisten und Musiker das Publikum in eine magische Welt voller Überraschungen und Glamour entführten, während der Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann es mit einem fantastischen Vier-Gang-Menü verwöhnte. Im Mittelpunkt der eigens kreierten Show stehen die zwei außergewöhnlichen Comedy-Zauberkünstler Zahir Circo alias Kike Aguilera und Luciano Martin, die einer völlig neuen Generation von Illusionisten entstammen. Bis 26. Februar gastiert das „Palazzo“ noch in Graz. Infos und Tickets: www.palazzo.org.

Initiative Energie gegen Armut

Vor einem Jahr hat die Energie Graz, gemeinsam mit der Caritas und dem Sozialamt der Stadt Graz, die Initiative „Energie gegen Armut“ ins Leben gerufen. Etwa 230.000 Personen in Österreich können ihre Wohnung nicht angemessen warm halten. Statistisch gesehen sind das mehr als 10.000 Grazerinnen und Grazer. Stadtrat Michael Ehmann: „Die gemeinsame Initiative ist ein großartiges Beispiel einer gelungenen Kooperation zwischen Stadt Graz, Energie Graz und Caritas. Bisher konnten wir sechs Familien durch unsere Initiative helfen und 28 Haushalten wurde eine Soforthilfe gewährt.“ Helfen auch Sie, die Energie Graz verdoppelt Ihre Spende: www.energiegegenarmut.at.

Kekse backen für den guten Zweck Zahlreiche Prominente aus Politik und Wirtschaft haben am 1. Dezember in der Farina-Mühle in Graz Kekse für einen guten Zweck gebacken. In nur vier Minuten wurden dabei von 34 Teilnehmern insgesamt 3.642 Kekse ausgestochen. Für jeden fertigen Keks spendete Farina-Mühle-GF Bernhard Gitl einen Euro an den Verein „Bauern helfen Bauern“, der in Not geratenen Bauernfamilien unter die Arme greift. Das Unternehmen rundete schließlich auf eine Spendensumme von 4.000 Euro auf. Zusätzlich wurden 1.000 Euro von Spar und 650 Euro von den Teilnehmern gespendet, sodass eine Gesamtsumme von 5.650 Euro zustande kam. Die meisten Kekse hat übrigens Landesbäuerin Gusti Maier ausgestochen.

Schickhofer sichert Grazer SPÖ Schützenhilfe zu

LH-Stv. Michael Schickhofer sichert dem Spitzenkandidaten Michael Ehmann seine Unterstützung für die Grazer Gemeinderatswahl zu. „Mit Ehmann an der Spitze wird die SPÖ Graz runderneuert in die Wahl gehen. Der ‚Schepfer‘ Michael Ehmann hat meine volle Unterstützung, weil er die Jugend fördert und für die Älteren da ist, weil er sich nicht auf Luftschlösser, sondern das Lösen der alltäglichen Sorgen der Menschen in Die Verantwortlichen der SPÖ Regionalorganisation allen Stadtteilen konzentriert, und weil ich davon überzeugt Graz-Umgebung/Voitsberg wünschen eine schöne Adventzeit bin, dass sich mit ihm das Leben für alle Grazer und nicht und viel Erfolg für 2017! nur für jene in den Nobelvierteln verbessert“, erklärte er vor dem erweiterten Grazer _________________________________________________ Parteivorstand, wo die Kandidaten nominiert wurden.

22 /// FAZIT JÄNNER 2016


Foto: Odilien-Institut

E-Steiermark vermietet „Urban Boxes“ als Büros Die Energie Steiermark bietet modulare Co-Working-Lösungen an. Ab 190 Euro pro Kopf und Monat können sogenannte „Urban Boxes“ als „All-inclusive-Büros“ zeitlich befristet angemietet werden. Das smarte Gebäude aus Holz steht für die Zukunft des Arbeitens: Es ist energieautonom, transportfähig und flexibel erweiterbar. Es wurde vom Architekten-Team Nussmüller konzipiert und von Strobl in Weiz gebaut. Eine erste „Urban Box“ wurde neben dem Headquarter des steirischen Energie-Dienstleisters fertiggestellt. Vorstandsdirektor Martin Graf erklärt: „Wir wollen die Urban Box nicht nur Geschäftskunden schmackhaft machen, sondern selbst in Graz ein Co-Working-Projekt umsetzen“.

Fotos: Palazzo, Martin Wiesner, Foto Fischer, Arthur, Christoph Huber, Stadt Graz / Christian Probst, Harry Schiffer, Hannes Loske, ARTige Bilder

Hypo unterstützt Benefizabend der Krebshilfe

Aus Anlass des 70-jährigen Jubiläums der Krebshilfe Steiermark fand am 30. November im Grazer Orpheum eine Jubiläums-Gala mit Paul Pizzera, Otto Jaus, Petutschnig Hons aus Schlatzing und Clemens Maria Schreiner statt. Sie verzichteten auf ihre Gage und so konnte ein Spendenscheck über 19.076 Euro an Martin Hoff, den Präsidenten der Krebshilfe Steiermark, übergeben werden. Neben LH Hermann Schützenhöfer, der die Bedeutung der Krebshilfe Steiermark unterstrich, überreichte Hypo-Gen-Dir. Martin Gölles einen Scheck in Höhe von 3.500 Euro und erklärte dazu: „Wir empfinden es als unsere selbstverständliche Verpflichtung, eine Institution wie die Krebshilfe Steiermark zu unterstützen.“

Fachbeirat für Baukultur neu aufgestellt

Mit beeindruckender Bilanz, neuem Vorsitzenden und einem neuen Mitglied geht der Fachbeirat für Baukultur in sein sechstes Jahr. Als Vorsitzender des Fachbeirats folgt Much Untertrifaller der Salzburger Architekt Gerhard Sailer nach, Stellvertreterin ist die Kärntner Architektin MMag. Sonja Gasparin. Neben dem Wiener Architekten DI Ernst Beneder komplettiert jetzt – sozusagen als „Küken“ im Nest“ – die Architektin DI Maria Flöckner aus Salzburg das Team des Fachbeirats. Der Grazer Fachbeirat für Baukultur bewertet Projekte über 2.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche außerhalb der Altstadt-Schutzzone. Dabei wurden zahlreiche Verbesserungen vorgeschlagen und durchgesetzt.

Kurz im Gespräch mit Rudolf Zangl, Geschäftsführer des Odilien-Instituts in Graz

Auf welches Echo stößt die neue Auflage Ihrer Plakatkampagne „Komm, ich zeigʼ dir meine Welt“? Der große Erfolg der diesjährigen Kampagne freut mich sehr, wir bekommen viele positive Rückmeldungen. Mich beeindruckt auch der große persönliche Einsatz, mit dem sich die Prominenten in den Dienst der guten Sache stellen. Daher ist es auch mein Vorhaben, diesen erfolgreichen Weg mit dem Odilien-Institut weiter zu gehen und als Teil der Gesellschaft zu wirken. Welche sozialen und Bildungsaufgaben erfüllt das Odilien-Institut für sehbehinderte Menschen? Das Odilien-Institut ist führender Anbieter von Leistungen in den Bereichen Bildung, Beratung und Betreuung für Menschen mit Sehbehinderung, Blindheit und weiteren Behinderungen im Süden Österreichs. Das Angebot ist lebensbegleitend, von der Sehfrühförderung über die Schulen, die Werkstätten und Wohnunterstützung bis hin zum Seniorenbereich. Wir sehen uns als „Dorf mit Stadtanschluss“ in St. Leonhard in Graz. Welche schulischen Ausbildungsangebote gibt es in Ihrem Institut? Das Angebot reicht von inklusiven Schulformen für Kinder im Pflichtschulbereich vor Ort über die Lehrer des Zentrums für Inklusions- und Sonderpädagogik in wohnortnahen Schulen bis zu den beruflichen Ausbildungen in unseren Fachschulen, die von Jugendlichen aus ganz Österreich besucht werden. FAZIT JÄNNER 2017 /// 23


Fazitgespräch Von Peter K. Wagner mit Fotos von Marija Kanizaj

Mit Herz für Eisenerz Die Eisenerzer Bürgermeisterin Christine Holzweber über konstante Bevölkerungszahlen und Gebäudeabrisse als letzten Ausweg.

24 /// Fazit Jänner 2017



Fazitgespräch

Es gibt Menschen, die sagen, dass es keinen Ort in Österreich gibt, über den mehr Studien erstellt wurden als über Eisenerz in der Obersteiermark. Die Macher der Studie »re-design Eisenerz« sagen das auch. Vor etwa zehn Jahren haben sie ein 36 Seiten starkes Papier veröffentlicht. Der Untertitel: »Erstellung eines Maßnahmenkatalogs zur Verbesserung der Wohnsituation in Eisenerz«. Denn Eisenerz, die einstige Hochburg der Industrie, die Vorzeigestadt der österreichischen Wohlstandsgesellschaft, die in einer Zeit, in der Erzabbau viel Arbeitskraft benötigte, 13.000 Menschen Heimat war, hat einen rostigen Anstrich erhalten. Auch weil das eine oder andere Haus leer steht. Aber noch mehr, weil nicht nur die vielen Studien, sondern auch die vielen Reportagen und Geschichten, die über diesen Ort medienauf- und medienabwärts geschrieben und geschnitten wurden, eine düstere Schwarzweißzeichnung einer Stadt anfertigten.

Eine Stadt, die sich beim Besuch an diesem Dezemberfreitag ganz und gar nicht ausgestorben gibt, je näher man sich dem Zentrum nähert. Am Mario-Stecher-Platz, benannt nach dem nordischen Kombinierer und wohl berühmtesten Sohn der Stadt, empfängt uns Christine Holzweber in ihrem Büro. Seit 2009 ist sie Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt. Und arbeitet mit viel Herz für ihr Eisenerz.

26 /// Fazit Jänner 2017




Fazitgespräch

Frau Bürgermeister, Sie haben etwas ungewöhnlich auf unsere Anfrage reagiert. Sie waren überrascht sowie skeptisch. Warum denn? Weil ich schon einige Male negative Erlebnisse hatte. Oft haben Medien nur über Probleme berichtet, an denen wir hart arbeiten. Es ist nichts daran auszusetzen, die reale Situation wiederzugeben, aber ich verwehre mich dagegen, auf eine Stadt immer wieder draufzutreten. Oft wurden nur heruntergekommene und hässliche Gebäude gezeigt, die es in jeder blühenden Stadt auch gibt. Wir arbeiten hart für diese Stadt, aber wir können nicht alles bewerkstelligen und sind nicht vom einen Tag auf der anderen in der Bevölkerungszahl gesunken. Um das Offensichtliche beim Namen zu nennen: Wir haben eben nicht mehr 3.000 Arbeitsplätze am Berg, sondern nur mehr 220. Und dennoch wird heute mehr Erz transportiert als früher. Ärgert Sie die mediale Darstellung von Eisenerz? Ja, es macht mich emotional und auch die Bevölkerung ist deshalb aufgebracht.

Wie sehr spiegelte dieses negative Bild die Stimmung der Eisenerzer wider? Natürlich gab es Bürger, die sich anstecken ließen und der Meinung waren, dass nichts mehr weitergehe. Aber die Grundstimmung in der Bevölkerung hat sich gewandelt. Die Bewohner merken bereits seit einigen Jahren, dass wir intensiv daran arbeiten, dass sich unser Image ändert. Dadurch haben wir noch keinen Arbeitsplatz mehr, aber eine positive Grundhaltung. Die Menschen nehmen an diesem Prozess teil und diese Teilnahme möchte ich nicht von negativer Berichterstattung zerstört wissen. Offensichtlich fasziniert Außenstehende Eisenerz ja aber nicht nur negativ. Der ORF strahlte erst unlängst den Krimivierteiler »Pregau« aus, der in Ihrer Stadt spielte, das sommerliche »Rostfest« und die Kulturinitiative »Eisenerzart« beweisen, dass auch Kunst und Kultur Eisenerz für sich entdeckt haben. Die Stadt hat eben großes Potenzial. Wir haben nur das große Manko der fehlenden Arbeitsplätze, denn sonst würden nicht so viele Menschen weggehen. Eigentlich haben wir ja alles. Und ich

bin der festen Überzeugung, dass wir die Chancen bekommen, dass Eisenerz wieder gesund wird und als eine von vielen Randregionen in Zukunft vermehrt gesucht wird. Ich bin überzeugt davon, dass Menschen diesen ewigen Druck und Stress der Städte sowie die zunehmende Zupflasterung im urbanen Raum auf Dauer nicht wollen. Sie werden wieder vermehrt aufs Land strömen. Dann wird es wichtig sein, dass wir noch alles bieten können, was eine Region lebenswert macht.

Meine persönliche Wahrnehmung ist so: Ich war erstmals als Zivildiener im Ort und dachte mir: »Schnell wieder weg.« Heute, über zehn Jahre später und im Berufsleben angekommen, kann ich die Ruhe und Idylle des Ortes schätzen und komme gerne. Wie lange bleibt der Eisenerzer Jugendliche zu Hause? Bis zur Matura oder zum Lehrabschluss. Wir haben allerdings auch aus der Region und der Umgebung Menschen bei uns. Mehr Jugendliche verspricht das Nordische Ausbildungszentrum, das es bereits seit 34 Jahren gibt, aber das erst unlängst totalerneuert wurde. Wie ausgelastet ist die Einrichtung? Es gibt 40 Plätze, aber eine Erweiterung ist möglich, die von der Finanzierung abhängt. Aktuell wird das Zentrum von Bund, Land und Gemeinde finanziert. Diese Partner werden auch dafür zuständig sein, bald eine neue Unterkunft für die Sportler zu finden. Aktuell sind sie noch im Schloss Leopoldstein untergebracht.

Unweit des Schloss Leopoldstein und des Leopoldsteiner Sees ist vor etwa einem Jahr das »Erzberg Alpin Resort« eröffnet worden, das von einem Investor finanziert wurde. Es handelt sich um eine große Ferienanlage in der alten Münichtalsiedlung, in der nur noch wenige Wohnungen bewohnt waren. Wie erklärt man solchen Bewohnern, dass sie ihren Wohnraum für ein Ferienobjekt aufgeben sollen? Da haben wir als Gemeinde mit dazu beigetragen. Weil wir wollten, dass Tourismus entstehen kann. Der involvierte Bauträger besitzt auch zentrumsnähere Wohnungen, die er den Umzusiedelnden angeboten hat. Außerdem gab es finanzielle Mittel für eine Siedlungsfirma sowie die Möglichkeit, Wohnungsdetails mit-

In Eisenerz soll ein Haus der Gesundheit mitten in der Stadt entstehen. Christine Holzweber

FAZIT JÄNNER 2017 /// 29


Fazitgespräch zusiedeln. Ich war überrascht, wie sukzessive wir den Zugang zu den Menschen gefunden haben. Indem wir ihnen erklärt haben, dass es sich hier um eine Chance für Eisenerz handelt, an der sie beteiligt sein können.

Die Eisenerzer sind nicht nur in solchen Projekten gefordert. Städte wie Eisenerz, die Verlierer des postindustriellen Zeitalters sind, müssten sich hinsichtlich ihrer Bauwerke gesund schrumpfen, heißt es immer wieder in wissenschaftlichen Abhandlungen. Auch die Studie »re-design Eisenerz« aus dem Jahr 2006, die vom Land Steiermark und der Stadtgemeinde Eisenerz durchgeführt wurde, kam zu diesem Ergebnis. Es sind allerdings noch da und dort leerstehende Gebäude zu sehen. Warum? Zu Beginn glaubten manche, dass die Infrastruktur weniger werden würde und die Gemeinde sich durch Konzentration Ausgaben spart. Das ist allerdings nicht möglich. An allen Ecken und Enden gibt es Eigentum, das von der Gemeinde mit Wasser, Kanal, Strom, Telefon oder Straßen zu versorgen ist. Wir haben daraus bald die Konsequenzen gezogen und gesagt: »Wegreißen ist der letzte Ausweg.« Denn letztendlich kostet auch das Geld, das aufgetrieben werden muss. Man darf nicht vergessen: Ein Bauträger ist kaum gewillt, dafür Geld in die Hand zu nehmen. Wir haben uns im Zuge dessen vor allem auch dafür entschieden, mit Steuergeldern nachhaltige und wichtigere Projekte zu unterstützen, solange uns das möglich ist – und nicht nur Abrisse. Das Thema Infrastruktur führt auch zum LKH-Eisenerz, das es früher oder später nicht mehr geben wird. Wie gehen Sie damit um?

Wir wissen, dass das LKH in dieser Form nicht bestehen bleiben wird. Wir haben heute noch Ambulanzzeiten, aber die sind schon sehr schwer zu besetzen, weil die Ärzte aus Leoben oder Kalwang dafür abgezogen werden müssen. Früher gab es eine 24-Stunden-Ambulanz, mittlerweile ist eine Versorgung noch von 7 bis 15 Uhr garantiert. Diese Kürzung war im Übrigen eine Hauruckaktion, die uns auch auf die Straße führte. Ich bin normal kein Mensch, der auf die Straße geht, weil ich für andere Wege bin. In diesem Fall war es aber der richtige Schritt, weil sich in der Sache etwas tut. Ich habe mich dagegen verwehrt, irgendetwas zu verändern, bevor es ein anderes, funktionierendes System gibt. Eine neue Art der Grundversorgung ist für mich absolut in Ordnung, Spezialversorgung findet jetzt bereits nicht mehr statt und Notfälle sowie Akutfälle werden bereits seit langem per Hubschrauber oder NRW versorgt. Und das funktioniert hervorragend. Dadurch, dass wir auch einen niedergelassenen Arzt gefunden haben, haben wir außerdem auf diesem Sektor schon Fortschritte erzielt. In Mariazell gibt es bereits als Pilotprojekt ein neues Gesundheitszentrum. Es heißt, Eisenerz soll folgen. Wir werden eines der Pilotprojekte sein. Aber die Situation in Mariazell ist schwieriger als bei uns, weil sie für ein noch größeres Gebiet zuständig sind und gar kein Krankenhaus mehr haben – im Gegensatz zu uns. Deshalb wurde Mariazell vor uns realisiert. In Eisenerz soll ein Haus der Gesundheit mitten in der Stadt entstehen. Wir sind in ständiger Verbindung mit dem Landesrat und der Gesundheitsplattform und ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam etwas schaffen. Letztlich können wir nur etwas

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Fazitgespräch erreichen, wenn die Ärzte mitmachen. Wir haben alles darauf vorbereitet.

Eisenerz hat im Rahmen des »re-design Eisenerz«-Projekts vier Millionen Euro bekommen. Wofür sind diese Gelder verwendet worden? Sie sind in verschiedenste Bereiche geflossen. Von Umstrukturierungen bis hin zu Abbrüchen, in die Infrastruktur, aber auch in externe Berater und Konzepte. Gerade durch Konzepte sind viele Ideen aufgekommen – und drei sind eben geblieben: Das »Erzberg Alpin Resort«, das nordische Nachwuchsausbildungszentrum und ein Projekt, für das wir nicht viel können, das Forschungszentrum »Zentrum am Berg«.

Diese drei konkreten Projekte sind mehr als positiv, aber fehlt Ihrer Stadt nicht ein Unternehmen, das sich ansiedelt und auf einen Schlag zig Arbeitsplätze schafft? Gerade wenn man bedenkt, dass das Eisenerzer Unternehmen »BTE Blechtechnik« mit 31. Dezember schließt. Davon sind 48 Arbeitnehmer betroffen. Wobei man dazu sagen muss, dass daran gearbeitet wird, dass das Unternehmen übernommen wird. Aber natürlich sind dort überwiegend Eisenerzer beschäftigt. Und ja, natürlich wäre ein Unternehmen, das viele Arbeitsplätze bietet, sehr wertvoll. Doch muss man auch realistisch bleiben: Wenn sich eine Firma hier ansiedelt und – hochgegriffene Hausnummer – 40 Arbeitsplätze bietet, müssen diese 40 Menschen auch erst einmal gefunden werden. Man darf eines nicht vergessen: In Graz oder Graz-Umgebung gibt es einen massiven Anstieg der Arbeitslosenzahlen.

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Sie lässt die Herzen der Schlagerfans höher schlagen: Melissa Naschenweng wird mit ihrer pinken Harmonika ordentlich für Stimmung sorgen.

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Informationen, wie Sie beim Gewinnspiel mitmachen können, erfahren Sie unter fazitmagazin.at. © by NEUES LAND Medien GmbH | www.neuesland.at Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

FAZIT


Christine Holzweber wurde am 31. Jänner 1951

in Eisenerz geboren. Sie trat 1970 in die SPÖ ein, ist seit 1990 Gemeinderätin in ihrem Heimatort und war

lange Zeit im Sozialbereich engagiert. 2003 wurde sie erste Vize-, 2009 schließlich erste Bürgermeisterin

von Eisenerz. Seit 2012 ist sie außerdem Vorstandsmitglied der Volkshilfe Steiermark. Holzweber ist verheiratet und hat ein Kind.


Fazitgespräch

Ich bin überzeugt davon, dass Menschen diesen ewigen Druck und Stress der Städte sowie die zunehmende Zupflasterung im urbanen Raum auf Dauer nicht wollen. Christine Holzweber

Bei uns nicht. Unsere Arbeitslosen sind sehr schwer vermittelbar, daher bleiben unsere Arbeitslosenzahlen konstant. Wie konstant sind eigentlich die Einwohnerzahlen aktuell? Der Abzug hält sich bei 110 bis 120 Personen. Aber wir freuen uns auch über jährlichen Zuzug von etwa 100 Menschen.

Die Bevölkerungsentwicklung von Eisenerz verrät, dass 1869 hier 3.850 Menschen lebten, 1951 waren es knapp 13.000. Nun nähert man sich langsam wieder der Zahl des 19. Jahrhunderts. Das könnte man als bedrohenden Wegzug oder als Normalzustandsschrumpfung sehen. Was wäre denn Ihrer Meinung nach die visionär richtige Größe für Eisenerz? Es gab bereits Mitte der 80er-Jahre Studien zu diesem Thema. Es wurde immer von 3.800 Einwohnern gesprochen. Die Menschen, die diese Zahlen damals präsentierten, mussten sich natürlich Kritik gefallen lassen. Wenn man heute zurückdenkt, erkennt man aber, wie viel Weitblick bewiesen wurde. Viele wollten diesen Weitblick aber nicht sehen oder hören. Und möglicherweise ist auch genau deshalb da oder dort etwas nicht entstanden. Ich würde allerdings nie jemandem etwas unterstellen, nicht das Beste herausgeholt zu haben, weil Situationen sich immer anders darstellen. Und ich weiß nicht, wie ich in diesen Zeiten gehandelt hätte. Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Es ist uns Eisenerzern immer gut gegangen und es geht uns noch immer gut. Es wird halt schwieriger. Und das, was schwierig wird, kann ich persönlich mit meinen politischen Vertretern in der Stadtgemeinde nicht lösen.

Fühlen Sie sich eigentlich manchmal im Stich gelassen von der Landespolitik? Nein, fühle ich mich nicht. Es ist nur manchmal zäh.

Wir leben in einer Zeit, die uns vor große Zuwanderungsherausforderungen stellt. Eisenerz hat bereits vergangenen Sommer mehrere Flüchtlinge aufgenommen. Nun gibt es diese Geschichte der italienischen Kleinstadt Riace. Ganz an der Südspitze gelegen, gilt sie als Paradebeispiel für Aufschwung durch Asylwerber und -berechtigte. Die Stadt schrumpfte 1998 von 3.000 auf 800 Einwohner, ehe der Bürgermeister mithilfe von staatlichen Geldern ein Projekt startete, das vorsah, Flüchtlinge in Riace anzusiedeln. Heute hat die Stadt wieder an die 2.300 Einwohner, 800 von ihnen haben Fluchterfahrung und haben zur Wiederbelebung des Orts beigetragen. Wäre das nicht auch eine Option für Eisenerz? Ich bin auch hier ganz offen und ehrlich, ich könnte es mir nicht vorstellen, dass wir so etwas aktiv betreiben. Was wir haben, funktioniert, wird akzeptiert und zum Teil auch toleriert. Wir haben aktuell 64 Flüchtlinge bei uns. Wir wussten, was auf uns zukommt, wir konnten unseren Bürgern im Vorfeld bei einer Informationsveranstaltung erklären, worum es geht. Ich bin auch sehr zufrieden, weil die Flüchtlinge eigene Wohnungen in unterschiedlichen Häusern haben und nicht gemeinsam in einem Heim untergebracht sind. Aber noch einmal: Mehr stelle ich mir schwierig vor. Frau Holzweber, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JÄNNER 2017 /// 33


Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Zwar kann man sich durchaus wundern, dass motorisierte Fortbewegung überhaupt gefördert wird; da aber auch der Steuergesetzgeber E-Mobilität fördert, ist aus professioneller Sicht eine Auseinandersetzung mit dem Thema geboten. Zunächst: Ein E-Pkw bleibt ertragsteuerlich ein diskriminiertes Fahrzeug. Neben der Limitierung der Anschaffungskosten mit 40.000 Euro ist verpflichtend eine 8-jährige Nutzungsdauer anzunehmen. Wird ein E-Pkw einem Dienstnehmer als Teil dessen Gehalts (Sachbezug) auch zur Privatnutzung überlassen, ist das allerdings steuer-, sv- und lohnnebenkostenfrei. Bleibt beim angestellten Familienmitglied der Gesamtbezug unter Berücksichtigung des E-Pkw-Sachbezugs fremdüblich, „läuft“ so ein Familienauto im Betrieb daher denkbar günstig mit. Die Abgabenfreiheit soll auch für selbständige Gesellschafter-Geschäftsführer gelten, allerdings um den Preis, dass eine gesetzliche Grundlage für die Sachbezugsbewertung mit den Dienstnehmersätzen auch für Verbrennungsmotoren-Autos geschaffen wird (kompliziert? Fragen Sie Ihren Steuerberater nach den ehemals günstigeren Möglichkeiten!). Ab 2017 soll zudem für Arbeitnehmer die kostenlose Stromladung beim Arbeitgeber abgabenfrei gestellt sein. Für E-Autos gibt es auch den uneingeschränkten Vorsteuerabzug bei Anschaffungskosten bis 40.000, wobei dieser Vorteil bei Anschaffungskosten bis 80.000 linear verloren geht. Und damit ist zum Auto im Steuerrecht noch längst nicht alles gesagt.

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Frohe Weihnachten!

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Foto: Roger Luo

Auto ist nicht gleich Auto. Schon gar nicht im Steuerrecht.

Markenpiraterie kostet europaweit jährlich 790.000 Jobs Die Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums (EUPIO) beziffert die jährlichen Verluste, die im Unionsgebiet durch Produktpiraten entstehen, mit 83 Milliarden Euro bzw. 790.000 Arbeitsplätzen.

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o gehen etwa 7,4 Prozent des Umsatzes durch Produktfälschungen verloren. Betroffen sind davon besonders die Wirtschaftszweige Bekleidung, Spielzeug, Sportartikel, Schmuckwaren, Taschen und Musik. Die durch Produkt- und Markenpiraterie entstehenden Verluste bei den Staatseinnahmen werden auf 14,3 Milliarden geschätzt. Das Amt der EU für geistiges Eigentum geht von direkten Schäden durch Produktfälschungen von 48 Milliarden Euro aus. Weitere 35 Milliarden entgehen den Volkswirtschaften der EU durch die indirekten Auswirkungen von Produkt- und Markenpiraterie in diesen Branchen, weil die Hersteller weniger Waren und Dienstleistungen von Lieferanten beziehen, was zu einem Dominoeffekt in anderen Bereichen führt. Bedingt durch diese Verkaufseinbußen werden in der EU unmittelbar 500.000 Arbeitsplätze abgebaut oder nicht neu geschaffen, da legal tätige Hersteller und bisweilen auch Vertreiber der entspre-

34 /// FAZIT JÄNNER 2016

chenden Produkte weniger Menschen beschäftigen, als dies ohne Produkt- und Markenpiraterie der Fall wäre. Bezieht man die Folgewirkungen von Fälschungen auf andere Branchen mit ein, gehen weitere 290.000 Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftszweigen der EU verloren. In Österreich gehen infolge von gefälschten Waren jährlich über 1,1 Mrd. Euro verloren, was 8,6 Prozent des Umsatzes entspricht. Die relativen Umsatzverluste in Österreich liegen somit über dem EU-Durchschnitt. Am stärksten betroffen ist die Sportartikelbranche. Das EUIPO ist die dezentrale Agentur der EU mit Sitz in Alicante, Spanien, die für die Eintragung von Unionsmarken (UM) und Gemeinschaftsgeschmacksmustern (GGM) zuständig ist. Sie will den Schutz von Rechten des geistigen Eigentums in allen 28 EU-Mitgliedstaaten gewährleisten und arbeitet mit den nationalen und regionalen Ämtern für gewerblichen Rechtsschutz in der EU zusammen.


Industrie- Immobilienkäufer 4.0-Check müssen sich extrem einschränken

Ö

sterreich ist für den Umstieg auf die Industrie 4.0 sehr gut aufgestellt, zeigt sich Infrastrukturminister Jörg Leichtfried überzeugt und ergänzt: »Wir sind auf Augenhöhe mit Deutschland und Schweden. Wir werden die Digitalisierung nutzen, um neue, gut bezahlte Arbeitsplätze nach Österreich zu holen.« Mit dem Industrie-4.0-Check stellt die vom Ministerium unterstützte Plattform Industrie 4.0 ein Modell bereit, mit dem Betriebe künftig überprüfen können, wie gut sie für die Umstellung auf die Digitalisierung gerüstet sind und welche Schritte sie als Nächstes setzen müssen. Es zeigt etwa, ob bei einem kleinen Betrieb Tablets in der Produktion eingesetzt werden sollten oder bei Hightech-Unternehmen der Produktionsprozess komplett am Computer durchgespielt werden sollte, noch bevor der Prototyp gebaut wird. Beim Umstieg auf Industrie 4.0 gehe es aber nicht nur um die Technik, sondern auch um die Menschen, die mit dieser Technik arbeiten, so der Minister. »Ich will, dass auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Industrie 4.0 profitieren. Deshalb müssen wir massiv in Ausbildung und Qualifizierung investieren. Wir brauchen ein Qualifizierungspaket 4.0«, fordert Leichtfried.

D

ass der Weg zur eigenen Immobilie steinig und entbehrungsreich sein kann sowie hohe Kompromissbereitschaft verlangt, wissen die meisten Immobilienbesitzer aus eigener Erfahrung. Welche Maßnahmen aber konkret notwendig wurden und worauf sie verzichteten bzw. noch immer verzichten, um den Traum von der eigenen Immobilie zu realisieren, wurde nun erstmals in einer repräsentativen Umfrage der Ing-Diba erhoben. Um die eigenen vier Wände finanzieren zu können haben: • 43 Prozent der Österreicher ihre Ausgaben deutlich eingeschränkt • 36 Prozent auf Urlaub verzichtet und ebenso • 36 Prozent mehr gearbeitet (Überstunden oder Nebenjob). • Nur 19 Prozent mussten sich nicht einschränken.

Hoher Einsatz – und trotzdem wird der Haustraum nicht zum Traumhaus Dabei haben viele trotz des hohen persön-

lichen Einsatzes und der Einschränkungen in ihrer Lebensqualität nicht die für sie optimale Immobilie bezogen. Zwar gaben 30 Prozent der Befragten an, dass ihre Wohnwünsche in Erfüllung gegangen sind, aber ganze 49 Prozent mussten den Angaben zufolge zum Teil schmerzliche Kompromisse eingehen.

41 Prozent würden gehen – wenn sie denn könnten So ist nicht verwunderlich, dass ein relativ großer Teil, nämlich 41 Prozent der Befragten, auch wieder umziehen würde, so sich die Möglichkeit böte. Aber immerhin sind 52 Prozent dennoch zufrieden und wollen bleiben. Dazu meint Luc Truyens, CEO der Ing-Diba-Austria: »Gerade in den Bereichen der Energieeffizienz oder in der Wohnraumund Gartengestaltung kann man mit clever finanzierten Investitionen die eigene Immobilie deutlich aufwerten«.

Welche Kompromisse österreichische Immobilienkäufer aus Einsparungsgründen eingehen? 26 %

Quelle: ING-DiBa/ING International Survey 2016

Um den Umstieg Österreichs auf die digitalisierte und automatisierte Arbeitswelt zu unterstützen, hat das Infrastrukturministerium den Verein »Industrie 4.0 Österreich – die Plattform für intelligente Produktion« ins Leben gerufen. Ziel ist, die unterschiedlichen Facetten der Digitalisierung zu erforschen.

23 % 23 % 21 % 17 % 16 % 15 % Mehrfachnennungen möglich

FAZIT JÄNNER 2016 /// 35


Wirtschaft

Neuerungen aus dem Arbeits- und Sozialversicherungsrecht

Die interessantesten Neuerungen für das Jahr 2017 sind der Wegfall der täglichen Geringfügigkeitsgrenze sowie die „Steuerfreie Aushilfskraft“. Diese und weitere Neuerungen haben wir für Sie zusammengefasst. JESSICA GHAHRAMANI-HOFER

2017: Aus für die tägliche Geringfügigkeitsgrenze Mit Beginn des Jahres 2017 gehört die tägliche Geringfügigkeitsgrenze (GFG) der Vergangenheit an. Ab diesem Zeitpunkt ist daher für die Beurteilung, ob ein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis vorliegt, nur mehr die monatliche Geringfügigkeitsgrenze heranzuziehen. Die Neuregelung tritt mit 1.1.2017 in Kraft. Beispiel: Ein Dienstverhältnis dauert von 1.8. bis 12.8.2017. Der Dienstnehmer erhält für diese Zeit ein Entgelt in der Höhe von € 350 (= € 38,89 pro Arbeitstag). Aufgrund der neuen Rechtslage liegt ein geringfügiges Dienstverhältnis vor. Steuerbefreiung für Aushilfslohn Befreit sind Einkünfte, die Aushilfskräfte für ein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis beziehen und die folgende Voraussetzungen erfüllt werden: > Die Aushilfskraft steht nicht bereits in einem Dienstverhältnis zum Arbeitgeber und unterliegt daneben aufgrund einer selbstständigen oder unselbstständigen Erwerbstätigkeit einer Vollversicherung in der gesetzlichen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung oder vergleichbaren gesetzlichen Regelungen. Die Beschäftigung der Aushilfskraft dient ausschließlich dazu, einen zeitlich begrenzten zusätzlichen Arbeitsanfall zu decken, der den regulären 36 /// FAZIT JÄNNER 2017

Betriebsablauf überschreitet (z. B. „Weihnachtssamstag“), oder den Ausfall einer Arbeitskraft zu ersetzen. Die Tätigkeit als Aushilfskraft umfasst insgesamt nicht mehr als 18 Tage im Kalenderjahr. Der Arbeitgeber beschäftigt an nicht mehr als 18 Tagen im Kalenderjahr steuerfreie Aushilfskräfte. Sind die angeführten Voraussetzungen für die Steuerbefreiung gegeben, dann entfällt für den Arbeitgeber die Verpflichtung zur Abfuhr der Lohnsteuer und der Lohnnebenkosten. Er muss die Aushilfe aber weiterhin bei der Gebietskrankenkasse anmelden (womit die Regelungen für geringfügige Beschäftigungsverhältnisse zum Tragen kommen) und dem Finanzamt einen Lohnzettel übermitteln.

Elternteil bzw. von 456 bis 1.063 Tagen (rund 15 bis 35 Monate) ab der Geburt des Kindes bei Inanspruchnahme durch beide Elternteile flexibel gewählt werden.

Kinderbetreuungsgeldkonto Für Geburten ab dem 1.3.2017 gilt eine neue Rechtslage: Die derzeitigen 4 Pauschalvarianten des Kinderbetreuungsgeldes (KBG) werden in ein sogenanntes KBG-Konto umgewandelt. Das einkommensabhängige KBG bleibt bestehen. Die Bezugsdauer des KBG als Konto kann innerhalb eines vorgegebenen Rahmens > von 365 bis zu 851 Tagen (rund 12 bis 28 Monate) ab der Geburt des Kindes für einen

Geburten bis 28.2.2017 Für Geburten bis 28.2.2017 bleibt die bisherige Rechtslage bestehen: Bei der Beihilfe zum KBG und beim einkommensabhängigen KBG wird die Zuverdienstgrenze ab dem Kalenderjahr 2017 von € 6.400,00 auf € 6.800,00 angehoben.

Kinderbetreuungsgeldkonto und Familienzeitbonus für Geburten ab dem 1.3.2017

Familienzeitbonus Für erwerbstätige Väter, die sich unmittelbar nach der Geburt des Kindes intensiv und ausschließlich der Familie widmen und ihre Erwerbstätigkeit (im Einvernehmen mit dem Dienstgeber) unterbrechen, ist ein „Familienzeitbonus“ i. H. v. € 22,60 täglich vorgesehen (der auf ein allfälliges später vom Vater bezogenes KBG angerechnet wird). Dieser Bonus ist innerhalb eines ununterbrochenen Zeitraums von 28 bis 31 Tagen und innerhalb eines fixen Zeitrahmens von 91 Tagen nach der Geburt zu konsumieren. Während der Familienzeit besteht Kranken- und Pensionsversicherung.

Pendlerpauschale und Werkverkehr Ist auf der Strecke Wohnung-Arbeitsstätte ein Werkverkehr eingerichtet, den der


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Wirtschaft

Dienstnehmer nachweislich nicht benutzt, kann dem Dienstnehmer ein Pendlerpauschale zustehen, auch wenn es ihm zumutbar ist, den Werkverkehr zu benutzen.

Kinderbetreuung – pädagogisch qualifizierte Person Ab dem Jahr 2017 muss die Betreuungsperson das 18. Lebensjahr vollendet haben und eine Ausbildung zur Kinderbetreuung und Kindererziehung von mindestens 35 Stunden nachweisen. Trinkgelder Ortsübliche Trinkgelder sind nur dann steuerfrei, wenn ein Dritter sie freiwillig gewährt. Daher sind Trinkgelder, deren Höhe der Dienstgeber bestimmt (etwa im Wege der ausgestellten Rechnung), nicht steuerfrei.

Sachbezug gratis E-Ladestation Hat der Dienstnehmer die Möglichkeit, sein privates Elektrofahrzeug beim Dienstgeber unentgeltlich aufzuladen, ist kein Sachbezug zu berücksichtigen, wenn es am Abgabeort gratis Ladestationen für Elektrofahrzeuge gibt. Haftung nach dem Lohnund Sozialdumpinggesetz (LSD-BG) § 9 LSD-BG regelt ab 1.1.2017 eine Auftraggeberhaftung für Entgeltansprüche

Die Arbeitsrechtsexpertin Mag. Jessica Ghahramani-Hofer ist Mitarbeiterin der Hofer Leitinger Steuerberatung GmbH. im Baubereich. Der Auftraggeber, der Bauleistungen bei einem ausländischen Unternehmen beauftragt, haftet ab 2017 für die Zahlung des nach österreichischen Vorschriften zustehenden Mindestentgelts an die entsandten oder grenzüberschreitend überlassenen ausländischen Dienstnehmer! Ist der Auftraggeber nicht auch Auftragnehmer der beauftragten Bauarbeiten, so greift die Haftung aber nur, wenn der Auftraggeber von der Nichtzahlung des Entgelts wusste oder diese aufgrund offensichtlicher Hinweise ernsthaft für möglich halten musste und sich dennoch damit abfand. Qualifizierungsförderung Mit dieser Förderung übernimmt das AMS teilweise Weiterbildungskosten (bis maximal 50 Prozent der Kurskosten) für gering qualifizierte Dienstnehmer (höchstens Pflichtschulabschluss) und ältere Dienstnehmer. Neu ab 14.11.2016: Das AMS übernimmt: > für gering qualifizierte DN auch 50 Prozent der Personalkosten bereits ab der 1. Kursstunde; > für alle anderen DN 50 Prozent der Personalkosten erst ab der 25. Stunde.

Die Förderung ist gedeckelt mit 10.000,00 Euro pro Person und Ansuchen. Payroll-Check Nutzen Sie unseren Payroll-Check: Wir überprüfen die arbeitsvertraglichen Vereinbarungen mit Ihren Mitarbeitern und machen Vorschläge zur steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Optimierung! Weitere steuerliche Neuerungen finden Sie auch auf unserer Website unter www.hoferleitinger.at.

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FAZIT JÄNNER 2017 /// 37


Innovation

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Personalverrechnung ist etwas für Profis. Wer sich im Dickicht von Arbeits- und Sozialversicherungsrecht, Dienstgeberbeiträgen, Zulagen, Pauschalen, Steuern und dergleichen nicht völlig verirren will, braucht eine helfende Hand. Aber auch die Profis in diesem Gebiet brauchen Unterstützung – Erfolgs!Duo gibt sie ihnen.

für das Unternehmen, in dem ich damals Service und individuelle Beratung sind angestellt war“, erzählt Birgit Oswald. unsere Stärken.“ Ihr umfassendes Wissen Das ging aber nur bis zu einem gewissen in Personalfragen kam ihr auch zugute, Grad. „Irgendwann wurde der Wunsch als sie plante, die erste Mitarbeiterin einseitens des Unternehmens immer größer, zustellen. „Da habe ich genau gerechnet, dass ich wieder an meinen Arbeitsplatz ob sich das wohl ausgeht. Aufgrund der nach Graz komme.“ Verständlich, war vielen Termine und Fristen, die ich einsie dort doch 12 Jahre lang als Leiterin zuhalten hatte, schaffte ich es aber ohneder Personalverrechnung einer großen hin nicht alleine.“ Inzwischen hat Oswald Steuerberatungskanzlei tätig. Die Süd- eine zweite Mitarbeiterin aufgenommen steirerin wollte ihre beiden Söhne nicht hat, die sie gerade ausbildet. Alle drei alleine lassen. Also machte sie sich als Damen sind übrigens Mütter und demPersonalverrechnerin im südwest- entsprechend wird bei Sibit Rücksicht steirischen Wernersdorf selbstständig. auf das Familienleben genommen. Birgit Und das mit so großem Erfolg, dass sie Oswald und ihr Team – drei Damen bald Hilfe brauchte – und mit Erfolgs!Duo als Wegweiser aus dem Personalverauch bekam. Das Förderungsprogramm rechnungsdschungel. der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG fördert Jungunternehmen bei der Ausstattung des Arbeitsplatzes für den Innovative steirische ersten Mitarbeiter. Birgit Oswald nahm Unternehmen: diese Hilfe an und engagierte ihre erste Eine Serie der Steirischen Mitarbeiterin. „Als Personalverrechnerin Wirtschaftsförderung SFG ist man verpflichtet, sich permanent ren können. butHerausnot least mobile App, in der manweiterzubilden“, ganz erklärt Last sie die können Nutzerinnen und einfach das eigene Fotoforderungen hochihrer Tätigkeit. „Laufende Nutzer dergesetzlichen kostenlosen App lädt – Gliedmaßen, KörpergröÄnderungen in den Vorschriften einenKleidungsstücke dazu. Damit auch eigene ße, Figur werden erkannt und zwingen sind viele vor allem kleine unddas mittlere hinzufügen – was virtueldas im Onlineshop ausgesuchfachlich und ressourcenle Ankleidezimmer komplett te Kleidungsstück wird Unternehmen daran mäßig überfordert. Deshalb lagern sie die macht. angepasst. Personalverrechnung aus.“

Anprobe per App S

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ie ist die Umkleidekabine beim Onlineshopping – Anstellen unnötig, Umtausch unwahrscheinlich. Die Welt der Onlineshops – unendliche Weiten, die boomen. Verständlicherweise, denn von der warmen Stube zu Hause aus einzukaufen, ist nicht nur Outfits-Austausch Mehr als nur brutto und netto sehr bequem, sondern auch Verbunden mit zahlreichen Reactive Reality Ihr Unternehmen nannte sie Sibit:GmbH Service, meist stressbefreit. Solange Webshops kann man mit Pic• gegründet Stefan individuelle Beratung,von individuelles Training. den Anfangsbuchstaben nicht der lästige dieBirgit Kleidung direkt vom Aus Hauswiesner, Philipp Grasmug MitUmtausch Hilfe der SFG tofit konnte Oswald setzt sich droht, der mit dem Onlinejeweiligen Händler amdieser eige- Wörter und Philipp Panider Firmenbereits zwei Mitarbeiterinnen einstellen. name zusammen. Und der ist Programm: shopping oft zwangsweise nen – virtuellen – Leib an• spezialisiert auf Mobile Augdem Kunden mehr bieten, als einhergeht. Oder spätestens probieren und sieht so,„Man ob esmussmented Reality nur vom Brutto zum Netto zu rechnen. nach einer womöglich erfolgpasst und wie es einem steht. • Pictofit: eine mobile App für chuld“ an ihrer Karriere als Unter- Ich mache nicht nur die Personalverlosen Kleideranprobe daheim Bei der Firma Reactive Reality eine realistische Anprobe von berate meine Kunden nehmerin sind eigentlich ihre Söhne rechnung, sondern folgt. Was vor dem virtuellen in Graz man aberauch noch die Augmenin derKleidungsstücken, Personalplanung und schule Tobias und Simon. „In dachte der Karenz Zur-Kasse-Gehenarbeitete nämlich weiter eröffnete sozited Reality nutzt die Mitarbeiter der Personalabteilungen. ich teilweise vonund zu Hause aus ein fehlt, ist die Umkleidekabine. ales Netzwerk für Outfits: Das • Gründungsjahr: 2014 Informationen Förderungsmöglichkeiten Fehlte – denn dieses Problem zuheißt, man stellt in der App • Mitarbeiteranzahl: 10 Die Steirische SFG unterstützt• innovationsfreudige Unterist bereits dabei, Geschichte zu Wirtschaftsförderung zum Beispiel ein komplettes Science Park Graz, Plüddenehmen in der Steiermark bei Forschung und Entwicklung und ihrem Wachstum, werden. Die Anprobe auf dem Outfit zusammen und teilt es manngasse 39, 8010 Graz diese neue mit Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgreich am Markt Bildschirm machtdamit es möglich. anderen, die das wieder• web: reactivereality.com, etablieren können. Wie? Mit Pictofit. Das ist eine um einfach selbst anprobiepictofit.com

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22 /// FAZIT JÄNNER 2014

38 /// FAZIT JÄNNER 2017

Steirische Wirtschaftsförderung

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Wirtschaft

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Auch optisch einladend und offen – die Holzstände sind modular erweiterbar und bieten Gestaltungsraum für die unterschiedlichsten Themen.

Graz-Umgebung: Ein starker Bezirk präsentiert seine Wirtschaft Das engagierte Team von „Wir sind Graz Umgebung“ (von li.): Caroline Stramitz, Daniel Lackner, Michael Hohl und Stefan Helmreich.

D

er Bezirk will seine Identität in der Wahrnehmung der Menschen stärken, wie WKO-Regionalstellenobmann Michael Hohl mehr Selbstbewusstsein fordert: „Graz und Graz-Umgebung werden meist in einem Atemzug genannt, das wollen wir ändern!“ Das Event „Wir sind Graz-Umgebung!“ soll den ersten Grundstein dafür bilden. Dabei geht es nicht nur um eine Präsentation der Unternehmen, „sondern auch darum, die Potenziale des Bezirks aufzuzeigen, als Arbeitgeber, als kulturelles und soziales Netzwerk von Gemeinden und Ursprung regionaler Lebensmittel“, wie Stefan Helmreich, Leiter der WKO-Regionalstelle Graz-Umgebung, erklärt. „Für die Realisierung dieses ehrgeizigen Vorhabens haben wir uns nach professionellen Anbietern umgeschaut und sind dabei auf die Agentur NO SUN gestoßen, die nicht nur den fachlichen Input liefert, sondern das Event auch von A bis Z aus einer Hand betreut und abwickelt“, ergänzt Hohl. Zum Auftakt gab es im November einen Infoabend mit zahlreichen Unternehmern und Unternehmerinnen aus dem Bezirk, bei dem die Initiative vom Veranstalter-Team sehr erfrischend

Der Unternehmerbezirk Graz-Umgebung mit seinen 36 Gemeinden lässt von sich hören – und im kommenden Jahr in der Zeit von 23. bis 25. Juni auch sehen. Geboten wird ein bunter Querschnitt an Informationen und Inspirationen aus allen Sparten und Themen. Den passenden Rahmen dafür hat man mit dem Hangar 24 der Airbase One in Kalsdorf gefunden. veranschaulicht wurde. Man will neben Schwerpunktthemen eine möglichst breite Palette von Branchen ansprechen, um das Publikum mit einem attraktiven Themen- und Programmbogen begeistern zu können. Dabei sollen natürlich auch die B2B-Kontakte zwischen Unternehmen nicht zu kurz kommen. „Der Hangar 24 der Airbase One bietet nicht nur ein ganz außergewöhnliches Ambiente, sondern verfügt auch über entsprechende Verkehrsanbindung und Parkflächen sowie die nötige Infrastruktur, die für die Ausrichtung einer Veranstaltung erforderlich ist. Darüber hinaus ausreichend Fläche, damit alle Themen des Unternehmerbezirkes Platz finden“, erklärt die Projektleiterin Caroline Stramitz. Für eine besondere Atmosphäre sorgt ein nicht ganz alltägliches, modular erweiterbares Standkonzept aus Holz. „Neben der Komplettstandlösung können Betriebe auch ganz klassisch nur Flächen mieten. Sowohl im Hangar, als auch im Freigelände unmittelbar vor dem Hangar, wo bei Bedarf auch Zelte aufgestellt werden können", erläutert Stramitz. Aber nicht nur Betriebe finden mit und bei diesem Event einen passenden Rahmen, sich zu präsen-

tieren und zu vernetzen. Vor allem soll die Veranstaltung zu einem innovativen und angesagten Treffpunkt für die Besucher werden – auf sie warten beeindruckende Leistungen und Produkte aus dem gesamten Unternehmerbezirk, gemütliche Tageslounges, ausgewählte Kulinarik und ein temperamentvolles Rahmenprogramm für Jung und Junggeblieben.

Anmeldung bis 20. Jänner 2017 möglich! Alle Infos telefonisch 0676 841 667 774, per E-Mail an wir-sind-graz-umgebung@ no-sun.com Mitmachen können alle Betriebe aus Graz-Umgebung. Vom Start-up bis zum Traditionsbetrieb. Ob Dienstleistung oder Produkt. Ob EPU, KMU oder Industrie.

Wir sind Graz-Umgebung!

Das Event zum Auffallen und Gefallen. 23. bis 25. Juni 2017 Hangar 24, AIRBASE ONE www.no-sun.com/wir-sind-graz-umgebung

FAZIT JÄNNER 2017 /// 39


Kurz & News

Nachbesserung bei der Wohnunterstützung

Feiertage mit heimischen Lebensmitteln genießen

Der Advent und Weihnachten sind ein guter Anlass, bewusst heimische Lebensmittel auf den Tisch zu stellen, erklärt die Landwirtschaftskammer Steiermark. „Denn beim Kauf von heimischen Lebensmitteln profitieren Klima, Arbeitsmarkt, Landwirtschaft und Wirtschaft. Dazu kann jede Steirerin und jeder Steirer erheblich beitragen“, unterstreichen Landesrat Johann Seitinger, LK-Präsident Franz Titschenbacher und Hans Roth, AR-Vors. der Saubermacher AG. Außerdem: Lebensmittel sind kostbar und leider landet in der Steiermark Nahrung im Wert von 150 Mio. Euro im Müll, erklärt Roth: „Ein sorgsamerer Umgang mit Lebensmitteln schont das Haushaltsbudget und hilft, Abfälle zu vermeiden.“

Gesundheitspreis 2016 „fit im job“

Biomasse-Heizwerk nach Großbrand neu eröffnet Am 13. Dezember wurde in Feldbach das neu sanierte Biomasse-Heizwerk eröffnet, das im März durch einen Großbrand zerstört wurde. Die Investitionssumme für den neuen Biomassekessel mit einer Leistung von 4.000 kW liegt bei 3 Millionen Euro. Die Bauzeit betrug sechs Monate, die Anlage liefert pro Jahr rund 16 Millionen Kilowattstunden Wärme und versorgt ab sofort rund 1.000 Haushalte der Gemeinde Feldbach. „Die benötigte Menge von rund 24.000 Kubikmetern Biomasse pro Jahr beziehen wir von Landwirten aus der Region“, so Vorstandssprecher Christian Purrer, „wir legen Wert auf regionale Wertschöpfung.“ Der weiß-grüne Energiekonzern ist der größte Abnehmer von Biomasse in der Steiermark.

In der Helmut-List-Halle in Graz wurde am 21. November zum bereits fünfzehnten Mal der steirische Gesundheitspreis „fit im job“ an steirische Unternehmen verliehen. In den einzelnen Kategorien je nach Größe der Betriebe vergaben die WKO Steiermark und die Merkur Versicherung AG, Gesundheits- und Wirtschaftsressort, die GKK, SVA sowie weitere Partner Auszeichnungen an jene Betriebe, die ihren Arbeitnehmern das beste umfassende Gesundheitsprogramm angeboten haben. „Es wurden qualitativ hochwertige Projekte eingereicht und damit bewiesen, dass der Wirtschaft die Gesundheit der Mitarbeiter ein Anliegen ist. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern freue ich mich, diese Betriebe bei der Preisverleihung vor den Vorhang zu holen“, führt die Obfrau der FG der Freizeit- und Sportbetriebe, Daniela Gmeinbauer, aus.

Sechs Monate Gratis-Strom für treue Kunden

Treue Privatkunden der Energie Steiermark erhalten jetzt bei einer landesweiten Treueaktion einen Weihnachtsbonus von bis zu sechs Monaten Gratisstrom. „Wir wollen damit all jenen ein Danke sagen, die uns den Auftrag gegeben haben, die Steiermark mit grüner, zu 100 Prozent regional erzeugter Energie zu versorgen“, so Vorstandssprecher Christian Purrer. Eine analoge Aktion gilt für die Kunden der Energie Graz, erklären deren GF Boris Papousek und Werner Ressi: „Mit unserer Aktion Weihnachtsenergie möchten wir uns bei all unseren treuen Kundinnen und Kunden bedanken.“ Über den Einstieg auf www.e-weihnachten.at oder einem Gratis-Anruf unter 0800/735 328 kann der Bonus sofort aktiviert werden. 40 /// FAZIT JÄNNER 2016

Fotos: Land Steiermark, Energie Steiermark, LK Steiermark, WKO Steiermark / Fischer

Durch eine steirische Gesetzesnovelle soll ausgeschlossen werden, dass Pensionserhöhungen Kürzungen bei der Wohnunterstützung zur Folge haben. „Wir können und wollen nicht zulassen, dass Menschen, die ihr ganzes Leben lang hart gearbeitet haben, bestraft werden, nur weil ihre Pension angehoben wird“, betont Soziallandesrätin Doris Kampus. Künftig werden daher die Grenzwerte durch eine Verordnung flexibel an die Höhe der Mindestpension angepasst. „Somit ist sichergestellt, dass Bezieher von Mindestpensionen etwa gleich viel Wohnunterstützung bekommen wie zuvor bei der Wohnbeihilfe“, unterstrich Kampus mit SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz und ÖVP-Klubobfrau-Stv. Barbara Riener.


Foto: Günter Hauer

Kurz im Gespräch mit

Fotos: Kalcher

Andreas Fischerauer, Geschäftsführer von Fischerauer's Feinstes

SsangYong-Werkstätte feiert 50-Jahre-Jubiläum

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as Autohaus Kalcher ist seit langem auf die Allradmarke SsangYong aus Südkorea spezialisiert. Hohe Qualität mit bis zu fünf Jahren Garantie zeichnet die Fahrzeuge aus. Allrad und optionale Automatikgetriebe sind ab 2.000 Euro erhältlich und stellen eine leistbare Alternative zu allen anderen Fahrzeuganbietern dar. Der kompakte Tivoli oder der XLV als Kombi sind durch ultraharten Stahl extrem sichere SUVs und die Serienausstattung lässt wie bei allen SsangYong-Modellen kaum Wünsche offen. Als einziger Minivan mit Allrad und Geländeuntersetzung kann der Rodius mit 7 Sitzplätzen und viel Stauraum

aufwarten und ist für Unternehmer obendrein vorsteuerabzugsberechtigt. Anhängelasten ab 2.600 kg und ausgezeichnete Off-Road-Eigenschaften vereint der Rexton W., der in seiner 4. Generation bestes Preis Leistungsverhältnis verspricht. Das Autohaus Kalcher in Fehring geht mit seinen 20 Mitarbeitern in das 50. Jahr seines Bestehens. Mit dem Fokus auf das Kundenservice mit bestens geschultem Personal und einem freundlichen Verkaufsteam steht den nächsten 50 Jahren nichts im Wege. Kommen Sie Probe fahren und überzeugen Sie sich selbst! www.autokalcher.at

Was hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren bei den Konsumenten hinsichtlich Essig grundsätzlich verändert? Die Konsumenten zeigen deutlich mehr Interesse an hochwertigen Essigen. War es vor zwanzig Jahren noch üblich, in vielen Salaten verdünnte Essigsäure oder Essig aus reinem Alkohol zu verwenden, so hat sich dies in Richtung Fruchtessige, sowie gutem Balsamessig gewandelt. Regionale Spezialitäten werden auch als Geschenke immer beliebter, was geht vor allem zu Weihnachten gut? Bei uns gibt es viele unterschiedliche Sorten, die der Konsument häufig nachfragt. Regional bedingt haben aber klassische Apfelessige sowie die verschiedenen Balsamessige aus unserer Produktion die Nase vorne.

Neben Essig erzeugen Sie auch eine Reihe von Senfsorten, was ist das Geheimnis von gutem Senf? Das Geheimnis von gutem Senf ist eigentlich kein Geheimnis. Es sind die Zutaten und die stehen bei uns bei jedem Glas vorne drauf. Aber die Qualität macht da den Unterschied. Wir arbeiten mit österreichischer Senfsaat eines Landwirts aus Niederösterreich und mischen uns so gut wie alle Zutaten selbst. Das ist durch den hauseigenen Gewürzhandel natürlich in besonderer Qualität möglich. Und ganz zuletzt die Hauptzutat: unser guter Essig.

Bei Ihnen kann man in Führungen die Herstellung hautnah erleben, wie kommt das bei den Kunden an? Die Kunden sind sehr interessiert und die Führungen sind beinahe immer komplett ausgebucht. FAZIT JÄNNER 2017 /// 41


Innovation

Richard Görgl arbeitet an der neuen 3-D-Druckanlage.

Druckfrisches Metall für Innovationen

Am Standort Niklasdorf der Joanneum Research wurde am 23. November ein 3-D-Laserdrucker für Metallteile in Betrieb genommen. Die Anlage dient den Firmen Fuchshofer Präzisionstechnik sowie FAM Fuchshofer Advanced Manufacturing zur Herstellung von Prototypen und Pilotfertigungen.

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uf Grundlage der modernen Infrastruktur ist MATERIALS – das Institut für Oberflächentechnologien und Photonik der Joanneum Research – eines der weltweit wenigen Forschungsinstitute, das die beiden für metallische Werkstoffe sehr gut geeigneten generativen Fertigungstechnologien „Laser Metal Deposition“ (3-D-Laserauftragsschweißen) und nun auch „Selective Laser Melting“ (Pulverbetttechnologie) beherrscht. Die neue Infrastruktur wurde von der Firma EOS, dem Weltmarktführer für derartige Anlagen, installiert und wird in der angewandten Forschung ebenso wie für Pilotfertigungen eingesetzt. Mithilfe dieser Technologie kann es in Zukunft z. B. möglich sein, medizinische Implantate zeitnah

42 /// FAZIT JÄNNER 2017

für den Patienten maßgeschneidert zu fertigen.

Milliardenschwerer Technologiemarkt Das Unternehmen Fuchshofer Präzisionstechnik GmbH ist seit mehr als 20 Jahren im Bereich CAM-CNC-Fertigung tätig und stellt mit Zuverlässigkeit und exzellentem Qualitätsstandard mithilfe der Zerspanungstechnik präzise und komplexe Prototypen sowie Kleinserien für Raumfahrt, Luftfahrt, Rennsport, Automotive, Medizintechnik und Elektronikindustrie her. Die in Gründung befindliche FAM Fuchshofer Advanced Manufacturing GmbH wird sich mit der generativen Fertigung von Präzisionsteilen aus unterschiedlichen Metallen und Legierungen

Auch komplexe Strukturen kann der 3-D-Drucker erzeugen. beschäftigen. Von Prothesen über Fahrräder bis hin zu Ersatzteilen für Fahrzeuge – die Zahl der Produkte, die heute per 3-D-Druck hergestellt werden kann, steigt laufend: Laut Marktanalysten wächst der weltweite Markt dafür bis zum Jahr 2020 auf 7,5 Milliarden Euro, was einem jährlichen Wachstum von über 20 Prozent entspricht. Vor allem in der Luftfahrtindustrie zeichnet sich dieser Technologiewandel ab: So ging Branchenprimus Airbus unlängst mit doppelwandigen Benzinrohren aus Titan in Seriendruck. Das kommt dem Unternehmen um die Hälfte günstiger als die bisher aus Guss produzierten Komponenten. Wirtschaftsmotor für die Region Joanneum-Research-GF Wolfgang Pribyl erklärte bei der Begrüßung: „Mit Fuchshofer haben wir einen idealen Partner für diese neue Technologie gefunden.“ BR Armin Forstner, der in Vertretung von Landesrat Christopher Drexler an der Eröffnung teilnahm, sagte: „Joanneum Research ist ein wichtiger Motor für die Forschung in der Steiermark – und als Obersteirer freut mich natürlich dieser Investitionsschwung in der Region besonders.“ „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den Kunden Ideen zu entwickeln“, betonte Hannes Fuchshofer den Wert dieser „einzigartigen Partnerschaft zwischen Joanneum Research und Fuchshofer“. DI Udo Behrendt von EOS erläuterte die Vorteile der neuen Fertigungstechnik: „Bauteile können schneller, billiger und mit geringerem Gewicht produziert werden. Wichtig ist


Anzeige Fotos: Joanneum Research

Innovation

Udo Behrendt, Armin Forstner, Hannes Fuchshofer, Wolfgang Pribyl, Paul Hartmann, Wolfgang Waldhauser (v. l.) bei der Eröffnungsfeier in Niklasdorf jetzt, dass die Konstrukteure umdenken – neue Lösungen durch diese neuen Produktionsverfahren entstehen zuerst im Kopf.“ Für die Firma Fuchshofer stellt diese Technologie eine interessante Ergänzung zu den bisher mit hoher Kompetenz beherrschten Zerspanungstechnologien dar und ermöglicht, neuartige Bauteile mit hohem Nutzen für die Kunden zu erzeugen. So können auch mehrere konventionelle Teile und neue Funktionen in ein additiv gefertigtes Bauteil integriert werden. „Eines der wichtigsten Anwendungsziele ist die Herstellung von Implantaten in der Medizintechnik“, erklärt DI Dr. Richard Görgl, Experte bei MATERIALS. „Die Vision ist, maßgeschneiderte Implantate – zum Beispiel Hüftpfannen – nahe dem Operationssaal aus Titan oder anderen Werkstoffen zu drucken“, so Görgl weiter.

Grundlagen aus der Kunststofftechnik Die Pulverbetttechnologie kommt aus der Kunststoffindustrie, in der dieses Verfahren schon länger im Einsatz ist. In der Fachliteratur wird der industrielle 3-D-Druck als „Additive Manufacturing“ zusammengefasst. Die aus dem Lasersintern zum selektiven Laserschmelzen weiterentwickelten Verfahren werden häufig als „SLM“ bezeichnet. Diese Kategorie der additiven Fertigung beschreibt die schichtweise Herstellung von Bauteilen. Das Interesse der internationalen Forschung und digitalisierten Produktion verlegt sich immer mehr in Richtung Fertigung von Metall mittels SLM. Vor allem

in den Bereichen Prototyping, Fertigung von Spezialwerkstücken und maßgeschneiderte Implantat-Herstellung ist die Laser-Melting-Methode interessant. Diese setzt sich nun auch abseits der Dentaltechnik auch in anderen Branchen durch, beispielsweise der Herstellung von Serienteilen für die Luftfahrt; dies obwohl derzeit noch keine für den Prozess optimierten Werkstoffe eingesetzt werden und der Prozess – noch – relativ lange dauert. Die mehrstündige Fertigung eines Werkstücks ermöglicht geometrische Formen, die mit keiner anderen Methode in einem Stück herstellbar sind, wie zum Beispiel ineinander verschränkte Kettenglieder. „Inhalt unserer Forschung ist es, unter anderem neue Geometrien zu generieren, die mit anderen Prozessen, wie zum Beispiel Zerspanung oder Gießen, zu teuer oder gar nicht herstellbar wären. Möglich sind zum Beispiel verbaute Zahnräder“, erläutert DI Dr. Wolfgang Waldhauser, Forschungsgruppenleiter bei MATERIALS. „Mithilfe des neuen 3-D-Laserdruckers werden wir Eigenschaften der Bauteile sowie die Unterschiede zu herkömmlichen Fertigungsprozessen erforschen und verbessern. Auch die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Legierungen befinden sich im Fokus unserer Arbeit, da das werkstofftechnische Potenzial der jungen Technologie noch nicht genutzt wird.“

Innovatives Pulverbettverfahren Die neue Infrastruktur wurde von der Firma EOS, dem Weltmarktführer für derartige Anlagen, installiert. Grundlage des Vor-

gangs, der vom Anlagenhersteller als DMLS (Direct Metal Laser Sintering) bezeichnet wird, ist Metallpulver und ein präzisionsgeführter Laserstrahl, der das Pulver entsprechend den aus der CAD-Zeichnung übernommenen Daten zum Schmelzen und anschließendem Erstarren und damit exakt in Form bringt. Der zu verarbeitende Werkstoff (beispielsweise Stahl, Aluminiumlegierungen, Titan- oder Nickelbasislegierungen) wird in Pulverform in einer dünnen Schicht auf einer Grundplatte aufgebracht. Der pulverförmige Werkstoff wird mittels Laserstrahlung lokal vollständig umgeschmolzen und bildet nach der Erstarrung eine feste Materialschicht. Anschließend wird die Grundplatte um den Betrag einer Schichtdicke abgesenkt und erneut Pulver aufgetragen. Dieser Zyklus wird so lange wiederholt, bis alle Schichten umgeschmolzen sind. Die DMLS-Anlage mit einem Marktwert von rund 800.000 Euro wurde von EOS so abgestimmt, dass gerade komplexe Entwicklungsarbeiten für die Materialexperten von Joanneum Research mit großen Freiheitsgraden möglich sind. Dabei werden alle Parameter des Laserprozesses an das Material und die Geometrie angepasst, um bestmögliche Bauteileigenschaften zu erzielen. Das fertige Bauteil wird vom überschüssigen Pulver gereinigt, nach Bedarf bearbeitet oder sofort verwendet. Sofern die Formen klein genug sind, können auch mehrere Werkstücke in einem Prozess gefertigt werden. Das Pulver, das nicht verarbeitet wurde, wird wieder zugeführt, was teuren Abfall minimiert. FAZIT JÄNNER 2017 /// 43


Zur Lage #77 Über Lügenpresse, Fakenews, Klimawandel, Trumpismus und das Reich Mordor. Über ein Buch aus Südamerika, über Geburts-, Lebens- und Sterbebegleitung und noch mehr sehr verworrene Gedanken zum Jahreswechsel.

E

s steht ja schlecht um unser Land, um unseren Kontinent, um unsere ganze Welt. Sagen die Leut. Aber selbst mir als unverbesserlichem Optimisten drängt sich tagtäglich immer mehr dieser Eindruck auf, dieser schwer zu fassende Eindruck einer Endzeitstimmung. Das klingt jetzt etwas zu dramatisierend, nennen wir es also besser Misere. Lügenpresse hier, Fakenews – was immer diese von den guten alten seit Menschengedenken und davor existierenden Halbwahrheiten unterscheiden soll – da, Klimawandel, Sie wissen, Grönland wird wieder zu dem, was seinen Namen im Mittelalter ausgemacht hat, oder auch der »Trumpismus«, der überhaupt alles Böse, das es seit dem Urknall gegeben hat, zusammenfasst. Von der Fastwahl eines offensichtlichen Orks – Anhänger des nun zum Bundespräsidenten gewählten Alexander Van der Bellen haben ja Österreich von Truppen Mordors angegriffen gesehen – ganz zu schweigen. (Wenn Sie den Herren der Ringe nie gelesen haben, wird Ihnen dieses Bild verborgen bleiben; macht aber nix.) Und jetzt frag ich mich die letzten sieben, neun Wochen immer intensiver, wann hat das begonnen? Wann hat diese Malaise eingesetzt? Natürlich geht so was fließend, aber trotzdem, es muss ja einen Dienstag vor dem Mittwoch gegeben haben, an dem

Natürlich geht so was fließend, aber trotzdem, es muss ja einen Dienstag vor dem Mittwoch gegeben haben, an dem man zum ersten Mal von dieser Misere gesprochen hat.

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Von Christian Klepej man zum ersten Mal von dieser Misere gesprochen hat; oder zumindest zum ersten Mal daran gedacht hat. Was mich an einen Roman erinnert, nämlich an »Gespräch in der Kathedrale« vom Peruaner Mario Vargas Llosa. Als abgehängter Verlierer und Falschbesorgnisträger habe ich das Buch natürlich nicht gelesen und mir auch deshalb erlaubt, die Apostrophierung des Wortes »Kathedrale«, die das Lokalkolorit etwas hyperpointiert, weggelassen. Conversación en La Catedral heißt es jedenfalls im spanischen Original. Und quasi im ersten Satz dieses Romans lässt Llosa seinen Protagonisten die wohl zentrale Frage (nicht nur) dieses Werkes aussprechen: »Wann hat Peru sich in die Scheiße gesetzt?« Ja! Wann war das? Für Peru kann ich es natürlich nicht sagen, ich habe es nicht so mit dem Lateinamerikanischen; ich muss sogar gestehen, ich mag Lateinamerika nicht so besonders. Zumindest hatte ich jahrelang eine leichte Abneigung gegen alles im speziellen Südamerikanische. Die »Andenfidelei«, hab ich immer gesagt, die geht mir ziemlich auf die Nerven. Aber schon bevor endlich das Gute gesiegt hat und der Mensch, zumindest der in Europa oder zumindest der in den deutschen Landen neben Geburts-, Lebens- und Sterbebegleitung auch in den Genuss der Denkbegleitung kommen hat dürfen und ganz genau weiß bzw. wissen muss, dass nicht ein Flecken dieser Welt besser oder sonstwie komparativer als ein anderer sein kann, sein darf, hatte ich diese Abneigung schon wieder aufgegeben. So. Um den Moment ist es ja eigentlich gegangen. Um den Moment, wo alles begonnen hat, den Bach hinuterzugehen. Die einfache Lösung, die Neokanzler Christian Kern letztens im Bürgerforum angeboten hat, indem er von »den Problemen, die sich in den letzten 50 Jahren aufgebaut haben« spricht und damit plusminus die gesamte Ära der SPÖ-Bundeskanzler quasi zum Sündenbock gemacht hat, erscheint mir da etwas überzogen, auch wenn ich dieser Sichtweise viel abgewinnen kann. Nein, ich denke, ich habe diesen Moment gefunden. Und Sie werden nicht glauben, wo ich den gefunden habe: bei einem Fetzentandler. Also »Fetzentandler« hat mir jetzt, Sie

müssen wissen, ich habe mir gerade den dritten Wodkalemon eingeschenkt, während ich da für uns beide schreibe, Fetzentandler hat mir so gut gefallen, dass ich das Wort einbauen musste! Es ist natürlich kein Fetzentandler (zum vierten Mal!), es handelt sich um eine internationale Einzelhandelskette für Bekleidung. Hennes & Mauritz, besser bekannt als »H&M«, wahrscheinlich weil Hennes & Mauritz dagegen doch relativ komplex erscheint. Dieses im Jahr 1947 gegründete schwedische Textilunternehmen gibt es seit 1994 auch in Österreich und ich konnte dort bis vor kurzem immer wieder was einkaufen. Vor allem ganz simple weiße Tshirts, im Grunde von mir als »Unterleiberl« verwendet, aber auch das eine Hemd, den anderen Pullover und sogar ein paar Stoffhosen. Das hat über mittlerweile eben Jahrzehnte gut funktioniert, das bisweilen eingesetzt habende schlechte Gewissen ob der fragwürdigen Herkunft der einzelnen Kleidungsstücke hat der kleine Preis immer ausreichend wettgemacht. Die haben seit einigen Monaten nichts mehr für mich. Ich weiß schon, ich bin älter geworden, für H&M sind junge Menschen als Kunden wichtig. Das ist schon klar meine Lieben. (Andere Marken und Produkte wachsen bzw. altern übrigens sogar mit, mit ihren Kunden. Etwa der Golf, mein erstes Auto. In der jetzt siebten oder so Generation könnte ich den noch immer gut fahren.) Nein, die haben nur mehr Gwand für Idioten. Oder, das war jetzt vielleicht ein Tacken zu hart, nur mehr Gwand für Menschen, die nie aufstehen müssen, nie Termine haben und offensichtlich nie in die Verlegenheit kommen, sich für eine Veranstaltung etwas »besser« (will ja nicht den sicher nazinahen Begriff »exklusiver« verwenden) anzuziehen. Dort, sag ich Ihnen, dort ist der Hund begraben! Gut, wenn ich das morgen, nüchtern dann, nochmals lese, wird mir das wohl nicht mehr ganz so schlüssig erscheinen, wie jetzt beim nunmehr vierten Lemonplus. Aber ich möchte mir heute dieses wunderbare Gefühl der Zufriedenheit durch tiefe Erkenntnis nicht mehr nehmen lassen. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest! Und viel Glück und Erfolg fürs nächste Jahr. Wir bleiben die Alten. n


Essay von Camille Peugny

Opfert Frankreich seine Jugend? Eine Bestandsaufnahme Hohe Jugendarbeitslosigkeit, sinkender Lebensstandard und geringe soziale Mobilität – junge Franzosen begegnen in ihrem Land zahlreichen Schwierigkeiten. Um nicht eine ganze Generation zu opfern, ist es Zeit für einen echten politischen Vorstoß.

V

iele junge Berufstätige und Studierende in Frankreich zeigten während der massiven Demonstrationen gegen das neue Arbeitsgesetz im Frühjahr 2016 ihre Wut über einen aus ihrer Sicht weiteren Angriff auf ihre Generation. Dem Beispiel der spanischen »Indignados« folgend, versammelten sich über den gleichen Zeitraum Hunderte junge Männer und Frauen jeden Abend auf dem Place de la République in Paris, um gemeinsam über den Aufbau einer anderen Gesellschaft nachzudenken.

Foto: Thomas Deszpot

Dass in Frankreich seit einigen Jahren junge Leute bei sozialen Bewegungen stark vertreten sind, mag angesichts der zahlreichen Schwierigkeiten, denen sie in ihrem Land begegnen, kaum verwundern. In den Augen mancher opfert Frankreich seine Jugend – durch einen politischen Kurs, der in erster Linie den älteren Generationen zugutekommt. Doppelt gestraft? Für die These einer »geopferten« französischen Jugend gibt es Indikatoren zu genüge, angefangen bei der schwierigen Arbeitsmarktsituation. Frankreich gehört zu den EU-Ländern, in denen die Arbeitslosenquote bei unter 25-Jährigen besonders hoch ausfällt: 2016 lag sie laut Eurostat bei rund 24 Prozent. Darüber hinaus befinden sich junge Leute in Frankreich häufig in einem unsicheren Arbeitsverhältnis: So verfügten 2014 nur 34 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 15 und 24 Jahren über einen unbefristeten Vollzeitvertrag, während 36 Prozent prekär beschäftigt waren (befristete Arbeitsverträge, Zeitarbeit, staatlich geförderte Beschäftigungen, Praktika) und das restliche Drittel die Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatte. Vor dem Hintergrund, dass in der französischen Gesellschaft ein unbefristeter Arbeitsvertrag die Eintrittskarte für den Wohnungsmarkt darstellt, liegt nahe, wie niedrig der Lebensstandard vieler junger Leute in Frankreich ist und welche Hürden sie auf dem Weg in die Eigenständigkeit nehmen müssen. Es wäre keine Übertreibung, die Berufsanfänger auf dem französischen Arbeitsmarkt als Anpassungsvariable zu bezeichnen: In der Tat sind es in erster Linie ebendiese neuen Marktteilnehmer, die in den Teufelskreis aus unsicheren Arbeitsplätzen und Phasen der Arbeitslosigkeit geraten. Nach Berechnungen des französischen Generalkommissariats für Strategie und Vorausschau, France Stratégie, waren zehn Prozent der 2013 erwerbstätigen Franzosen unter 25 Jahren im darauffolgenden Jahr ohne Arbeit, während es bei der Altersgruppe der über 40-Jährigen weniger als drei Prozent waren. [1]

Camille Peugny, geboren 1981, ist ein französischer Soziologe und Dozent an der Université Paris VIII. Er erforscht vorwiegend Fragen zu sozialer Mobilität, Reproduktion und Ungleichheit in Frankreich und Europa. twitter.com/cpeugny

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Opfert Frankreich seine Jugend? Eine Bestandsaufnahme

Ein weiterer Indikator ist die zunehmende Armut unter jungen Leuten in Frankreich, die meist direkt mit ihren Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt zusammenhängt. Waren bis zu Beginn der 1980er Jahre die höchsten Armutsquoten bei den älteren Altersklassen zu verzeichnen, so sind nunmehr hauptsächlich junge Menschen betroffen: 2012 lebten 23 Prozent der jungen Franzosen zwischen 18 und 24 Jahren unterhalb der Armutsgrenze von 60 Prozent des Median-Einkommens, gegenüber acht Prozent der über 60-Jährigen. Diese Diskrepanz hat sich im Laufe des vergangenen Jahrzehnts verschärft: Die Armutsquote unter den 18- bis 24-Jährigen ist zwischen 2002 und 2012 um fast sechs Prozentpunkte gestiegen, während die der über 60-Jährigen um mehr als einen Prozentpunkt gesunken ist. [2]

Abgesehen von Beschäftigungsniveau und Lebensstandard der jungen Franzosen kritisieren manche auch ihre geringen Einflussmöglichkeiten.

Die zunehmende Armut unter jungen Franzosen ist auch unmittelbar mit politischen Entscheidungen verknüpft: So hatten die unter 25-Jährigen lange kein Anrecht auf Sozialhilfeleistungen wie die Grundsicherung im Rahmen des Mindesteinkommens zur Eingliederung (Revenu Minimum d’Insertion, RMI), das 2009 durch das Aktive Solidaritätseinkommen (Revenu de Solidarité Active, RSA) ersetzt wurde. Theoretisch können sie mittlerweile das RSA beziehen, doch die Bedingungen hierfür sind dermaßen streng (Vollzeitarbeit über mindestens zwei der drei dem Antrag vorangehenden Jahre), dass nur wenige Tausend junge Franzosen diese Unterstützung tatsächlich in Anspruch nehmen können. Von der sozialen Absicherung ausgeschlossen, sind sie somit umso mehr dem Armutsrisiko ausgesetzt.

Generell konzentrieren sich die Ausgaben der öffentlichen Hand in Frankreich deutlich auf die höheren Altersklassen: Nach Berechnungen von France Stratégie sind zwischen 1979 und 2011 die Staatsausgaben zugunsten der über 60-Jährigen um 50 Prozent auf 17 Prozent des BIP gestiegen, während die Ausgaben für die unter 25-Jährigen bei rund neun Prozent des BIP stagnierten [3] – ein weiterer Indikator für den Stellenwert der Jugend in Frankreich. Abgesehen von Beschäftigungsniveau und Lebensstandard der jungen Franzosen kritisieren manche auch ihre geringen Einflussmöglichkeiten: In einer Gesellschaft, in der laut den Soziologen Christian Baudelot und Roger Establet Ältere mehr Macht- und Reichtumspositionen als je zuvor besetzen, blieben Jüngere davon ausgeschlossen. [4] Als Beispiel sei hier die Nationalversammlung angeführt, in der es 1981 ebenso viele Abgeordnete unter 40 wie über 60 Jahren gab, während dasselbe Verhältnis bei der 2007 gewählten Nationalversammlung bei eins zu neun lag; [5] derzeit liegt es bei rund eins zu acht. Die französische Jugend scheint somit doppelt gestraft: Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten steht sie an vorderster Front; zugleich ist ihr der Zugang zu jenen Positionen erschwert, die auf einen gesellschaftlichen Wandel hinwirken könnten.

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Soweit die Fakten, die die Lage weiter Kreise der Jugend in Frankreich veranschaulichen. Allerdings muss dieses Gesamtbild anhand von mindestens zwei Präzisierungen differenziert werden. Zum einen ist Frankreich nicht das einzige Land in Europa, in dem junge Leute auf dem Arbeitsmarkt zu kämpfen haben. Im Durchschnitt liegt die Arbeitslosenquote unter jungen Erwerbstätigen innerhalb der EU laut Eurostat bei über 19 Prozent, mit Werten, die 52 Prozent in Griechenland, 46 Prozent in Spanien, 37 Prozent in


Essay von Camille Peugny

Italien und 31 Prozent in Portugal erreichen. Die oft als Vorbild angeführten skandinavischen Länder stehen dem aber mit Arbeitslosenquoten von 22 Prozent unter jungen Erwerbstätigen in Finnland und 19 Prozent in Schweden kaum nach. Auch wenn andere Länder hier wesentlich besser abschneiden (sieben Prozent in Deutschland, elf in Dänemark und 13 in Großbritannien), so gibt es doch keine exception française. Zum anderen ist diese Situation nicht vollkommen neu. Die Arbeitslosenquote unter jungen Erwerbstätigen in Frankreich lag bereits zu Beginn der 1980er Jahre bei über 25 Prozent und verharrt seitdem in Abhängigkeit von Konjunkturschwankungen auf mehr oder weniger hohem Niveau, wobei der Wert in dieser Altersgruppe stets zwei- bis dreimal höher ausfällt als für den Rest der Bevölkerung. Die französische Jugend der 2010er Jahre ist also nicht die erste Krisengeneration, und ferner scheint es sich bei der Situation der jungen Franzosen um ein strukturelles Problem zu handeln. Soziale Ungleichheiten Die beschriebenen Schwierigkeiten von Hunderttausenden jungen Menschen haben in Frankreich eine lebhafte Diskussion über das Ausmaß der Ungleichheiten ausgelöst, die zwischen den Generationen bestehen. In der Tat belegen seit den 1990er Jahren zahlreiche wirtschaftswissenschaftliche, soziologische oder statistische Studien bedeutende Unterschiede beim Gehalt sowie allgemeiner beim Zugang zu den sichersten und einkommensstärksten Arbeitsplätzen. So nahmen die 30-Jährigen der 1990er Jahre im Vergleich zu den 30-Jährigen der 1970er Jahre eine weitaus niedrigere Position in der sozialen Hierarchie ein. [6]

Zwar ist der Lebensstandard der Rentner in Frankreich insgesamt noch nie so hoch gewesen, doch ziehen sich starke Ungleichheiten durch diese Altersklasse.

Diese empirische und dezidierte Darstellung der Ungleichheiten zwischen den Generationen in der öffentlichen Diskussion verschiebt sich mit Beginn der 2000er Jahre hin zu der Frage nach der Verantwortung der Babyboomergeneration: Ihr wird vorgeworfen, über ihre Verhältnisse gelebt und die Früchte des Wirtschaftswachstums der Nachkriegszeit verschleudert zu haben. [7] Diese Zuspitzung führt zu einer künstlichen Homogenisierung der Generationen und erschwert es, der Komplexität der gegenwärtigen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Zwar ist der Lebensstandard der Rentner in Frankreich – angehoben durch die Pensionierung der ersten Baby-Boomer – insgesamt noch nie so hoch gewesen, doch ziehen sich starke Ungleichheiten durch diese Altersklasse. So beziehen Tausende ehemalige Angestellte und Arbeiter sehr bescheidene Renten. Auch die heutige Jugend Frankreichs bildet selbstverständlich keine homogene Einheit, und entsprechend sind die jungen Franzosen auch nicht alle denselben Problemen ausgesetzt.

Wie auch andernorts sinkt das Risiko der Arbeitslosigkeit mit zunehmendem Bildungsgrad. Die seit 2008 andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Diskrepanz zwischen der Arbeitslosenquote der 15- bis 29-Jährigen ohne Abschluss, die 2015 bei mehr als 40 Prozent lag, und mit Hochschulabschluss, 2015 bei rund zehn Prozent, noch weiter verschärft. [8] Das Schicksal der Zehntausenden, die jedes Jahr ohne Abschluss von der Schule gehen oder bestenfalls die Mittlere Reife (Brevet des Collèges) in der Tasche

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Opfert Frankreich seine Jugend? Eine Bestandsaufnahme

haben, erscheint daher besonders besorgniserregend. Ebendiese jungen Leute ohne Abschluss, die vor allem am Stadtrand und in ländlichen Gebieten leben, sind die primären Opfer der Wirtschaftskrise, während 2013 mehr als 90 Prozent der Masterabsolventen von 2010 erwerbstätig waren und in neun von zehn Fällen sogar über unbefristete Arbeitsverträge verfügten. [9]

Ferner sind gesellschaftliche und berufliche Laufbahnen in Frankreich eng mit der sozialen Herkunft verbunden. So übten Anfang der 2010er Jahre 72 Prozent der Personen, deren Väter Arbeiter oder geringqualifizierte Arbeitnehmer waren, einige Jahre nach ihrem Schulabgang ihrerseits einen Arbeiterberuf oder eine geringfügige Beschäftigung aus. Zu Beginn der 1980er Jahre hatte dieser Prozentsatz bei 82 Prozent gelegen. [10] Auch wenn dieser Rückgang von einer leichten Verbesserung der Chancen für einen sozialen Aufstieg von Kindern aus der unteren Bevölkerungsschicht zeugt, so unterstreicht er dennoch das nach wie vor hohe Ausmaß der Reproduktion von Ungleichheiten in der französischen Gesellschaft. In der Tat arbeiteten zur gleichen Zeit 70 Prozent der Personen, deren Väter eine leitende Stellung innehatten, einige Jahre nach Abschluss ihres Studiums ihrerseits in einer leitenden Funktion oder auf der mittleren Führungsebene. Die jungen Leute in Frankreich sehen sich also keineswegs alle der gleichen sozialen Dynamik gegenüber. Schritt in die Eigenständigkeit Dies vermag die französische Gesellschaft offenbar nicht aufzufangen, wie ein Blick auf die Bedingungen zeigt, unter denen junge Leute in Frankreich den Schritt ins Erwachsenenalter und in eine eigenständige Lebensführung bewältigen.

Mit Blick auf den Schulbereich lassen die Ergebnisse der PISA-Studie darauf schließen, dass Frankreich das untersuchte Land ist, in dem sich die soziale Herkunft am stärksten auf die schulischen Leistungen auswirkt.

Von zentraler Bedeutung bei diesem Prozess ist das Bildungswesen. Mit Blick auf den Schulbereich lassen die Ergebnisse der PISA-Studie darauf schließen, dass Frankreich das untersuchte Land ist, in dem sich die soziale Herkunft am stärksten auf die schulischen Leistungen auswirkt. Die frühzeitigen und wiederholten Evaluationen weisen sogar darauf hin, dass die ursprünglich zwischen den Schülern bestehenden Ungleichheiten, die mit ihrer sozialen Herkunft zusammenhängen, sich in den ersten Schuljahren noch verstärken. Im Hochschulbereich steht die breite Öffnung der 1960er Jahre zwar für eine regelrechte Revolution, und während Kinder, deren Väter Arbeiter oder geringqualifizierte Angestellte waren, die ihre Schullaufbahn über die französische Primarstufe hinaus fortführten, gegen Ende der 1950er Jahre noch eine sehr kleine Minderheit ausmachten, so stehen sie heute für ein Viertel der Hochschulstudenten. [11] Doch in eine echte Demokratisierung mündete diese Öffnung letztlich insofern nicht, als das Bildungswesen sich zunehmend verästelte und sich eine Überrepräsentation von Schülern aus den sozial privilegierteren Schichten in den renommierteren Zweigen entwickelte, die bis heute anhält.

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Das ist umso besorgniserregender, als der Abschluss in Frankreich die gesamte Berufslaufbahn besonders stark beeinflusst: So sind Niveau und Art des Abschlusses in der Tat nicht nur entscheidend für die Schnelligkeit der Integration in den Arbeitsmarkt oder


Essay von Camille Peugny

die Qualität der Erstanstellung, sondern bleiben während der gesamten Karriere ein entscheidendes Kriterium. Davon zeugt insbesondere, dass berufliche Weiterbildungsmöglichkeiten Führungskräften und Angestellten auf der mittleren Führungsebene häufiger zugutekommen als geringqualifizierten Angestellten: Je besser der ursprüngliche Abschluss, desto höher die Wahrscheinlichkeit, eine berufliche Weiterbildung in Anspruch nehmen zu können. [12] Anstatt Ungleichheiten auszubügeln, trägt somit auch die berufliche Weiterbildung dazu bei, sie zu verschärfen. Die Funktionsweise des französischen Bildungswesens scheint also die frühe Festlegung des Lebensweges junger Leute insgesamt eher noch zu begünstigen.

Die Funktionsweise des französischen Bildungswesens scheint also die frühe Festlegung des Lebensweges junger Leute insgesamt eher noch zu begünstigen.

Doch nicht allein das Bildungswesen kommt auf dem Weg in die Autonomie zum Tragen. Dazu liefert die Vergleichsstudie der Soziologin Cécile Van de Velde wertvolle Erkenntnisse. [13] Aus ihren Analysen leitet sie in Abhängigkeit der Charakteristiken des Bildungssystems, des Typus des Wohlfahrtsstaates und der nationalen Kultur drei verschiedene Modelle ab. In Dänemark ebenso wie in den anderen skandinavischen Ländern gilt die Jugend als eine lange Lebensphase, in der junge Leute sich die Zeit nehmen können, um sich im Prozess ihrer persönlichen Entwicklung »selbst zu finden«. Ein entschlossenes Eingreifen des Staates ermöglicht vielfältige Erfahrungen, etwa durch eine direkte und universale finanzielle Unterstützung in Höhe von rund 800 Euro, die alle jungen Dänen in Form von 72 »Monatsgutscheinen« erhalten und flexibel und ohne Altersgrenze eingesetzt werden kann. Dadurch wird ein fließender Übergang zwischen Ausbildung und Beruf gefördert. Im liberalen Großbritannien bedeutet das Erwachsenwerden in erster Linie, »für sich selbst aufzukommen«. Bei diesem individuellen Emanzipationsprozess kommt dem Markt eine zentrale Rolle zu: dem Arbeitsmarkt, denn fast alle Studenten arbeiten nebenher, und dem Finanzmarkt, um sich durch Kredite das Studium zu finanzieren. In Spanien und anderen Ländern des Mittelmeerraums geht es für die jungen Leute darum, »sich niederzulassen«. Hier steht die Familie im Zentrum: Sie begleitet den jungen Menschen bis zur beruflichen und finanziellen Eigenständigkeit und kommt bis zum späten Verlassen des Elternhauses für ihn auf.

Das französische Modell ist nicht ganz eindeutig zuzuordnen. Zwar hält sich der Staat nicht vollständig aus dieser Lebensphase heraus, denn er finanziert Stipendien und Wohngelder für Studierende, und auch der Markt spielt eine Rolle, denn Schätzungen zufolge arbeitet etwa die Hälfte der Studierenden in Frankreich. [14] In Wirklichkeit aber ist es zu einem Großteil die Familie, die den Weg der jungen Franzosen in die Eigenständigkeit schultert: Die direkte finanzielle Unterstützung der Eltern für ihre studierenden Kinder machte 2013 fast die Hälfte von deren durchschnittlichem Monatsbudget aus. [15] Letztlich ist das französische Modell somit nicht allzu weit vom spanischen entfernt, spielt doch in beiden Ländern die Familie eine tragende Rolle. Diese wichtige Funktion der Familie auf dem Weg ins Erwachsenenalter wirkt in Frankreich mit der sozialen Vorprägung des schulischen Wettbewerbs und der enormen Be-

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Opfert Frankreich seine Jugend? Eine Bestandsaufnahme

deutung des Abschlusses für die gesamte weitere berufliche Laufbahn zusammen, um das Schicksal der jungen Franzosen sehr früh zu besiegeln. Insgesamt kann festgehalten werden: Die französische Gesellschaft gibt ihren jungen Leuten meist keine echte zweite Chance. Für einen politischen Vorstoss In einer Zeit, in der die Dauer der beruflichen Laufbahnen zunimmt, ist es nicht hinnehmbar, dass die Würfel bereits im Alter von 17 oder 23 Jahren nach Abschluss der ersten Ausbildung fallen. Um das zu ändern, sind entsprechende politische Weichenstellungen notwendig.

In der Tat verdichten sich die Ergebnisse verschiedener Studien zu dem Schluss, dass Markt und Familie weniger effizient sind als der Staat, wenn es darum geht, Ungleichheiten zu nivellieren, die mit dem sozialen Milieu zusammenhängen, in das man geboren wird. So zeigen OECD-Studien zur Weitergabe von Einkommensunterschieden von Generation zu Generation tendenziell ein geografisches Gefälle in Europa: Je weiter man sich gen Norden bewegt, desto schwächer wird die soziale Reproduktion, wobei Frankreich innerhalb dieses Rankings zwar besser platziert ist als Spanien, aber hinter Deutschland und den skandinavischen Ländern. [16] Andere Arbeiten unterstreichen das schwache Abschneiden »liberaler« Länder wie Großbritannien oder den USA, in denen Einkommensvorteile in 40 bis 50 Prozent der Fälle von Vätern an ihre Söhne weitergegeben werden. [17]

Entsprechend unterschiedlich blicken die jungen Leute in den verschiedenen Ländern auch in die Zukunft: Sämtliche europäische Erhebungen zeigen, dass sich die jungen Skandinavier durch einen außerordentlichen Optimismus auszeichnen. So haben sich etwa im European Social Survey noch vor Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008 junge Dänen, Schweden und Norweger bei der Bewertung des Grades ihrer Besorgnis hinsichtlich ihres zukünftigen Lebensstandards (von der Note 0 »überhaupt nicht besorgt« bis zur Note 10 »sehr besorgt«) eine durchschnittliche Note unter 4 zugeteilt, während sich die jungen Deutschen, Franzosen, Spanier und Briten mit Durchschnittsnoten zwischen 5,5 und 6,5 deutlich beunruhigter zeigten.

Die sozialen Ungleichheiten, die innerhalb der jungen Generation immer stärker werden, und ihre Reproduktion müssen gezielt bekämpft werden. Zwar waren die jungen Franzosen nicht die einzigen mit Zukunftssorgen. Aber als sie zu dem Platz befragt wurden, den die französische Gesellschaft ihnen einräumt, gaben unvergleichlich hohe 51 Prozent an, ihnen werde nicht ermöglicht zu zeigen, wozu sie »wirklich fähig sind«; 2013, nach einigen Jahren strenger Wirtschaftskrise, lag dieser Wert bei der großangelegten Umfrage »Génération Quoi?« von France Télévision bei über 70 Prozent.

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Frankreich sieht sich mit Blick auf seine junge Generation somit zwei Notwendigkeiten gegenüber: Zum einen gilt es zu verhindern, dass die in den ersten Lebensjahren angetroffenen Schwierigkeiten »Narben« hinterlassen und sich auf das ganze weitere Leben auswirken. Die sozialen Ungleichheiten, die innerhalb der jungen Generation immer


Essay von Camille Peugny

stärker werden, und ihre Reproduktion müssen gezielt bekämpft werden. Zum anderen ist es ebenso wichtig, die Ungleichheiten auszuräumen, die sich zwischen den Generationen vertiefen.

Zur Verwirklichung dieses zweifachen Ziels müssen die Bedingungen, unter denen die jungen Franzosen eigenständig werden, vollständig überdacht werden. In diesem Zusammenhang könnte der Ansatz der nordeuropäischen Länder inspirieren, in denen der Staat die sensible Lebensphase des Übergangs ins Erwachsenenalter intensiv begleitet – auch wenn kein Modell eins zu eins übertragen werden kann. Insbesondere ginge es darum, die Altersgrenzen für die soziale Absicherung abzubauen, um den unter 25-Jährigen denselben Schutz zukommen zu lassen wie dem Rest der Bevölkerung, sowie um die Einrichtung eines allen zugänglichen Systems zur beruflichen Weiterbildung. Doch auch über die Grenzen Frankreichs hinaus sollten die europäischen Staaten den Platz hinterfragen, den sie ihrer Jugend einräumen: In den alternden Gesellschaften, von denen jede einzelne mit den Auswirkungen der aufeinanderfolgenden Wirtschaftskrisen zu kämpfen hat, braucht es mehr denn je einen echten politischen Vorstoß zugunsten der jungen Leute, damit es auf europäischer Ebene nicht zu einer tatsächlich geopferten Generation kommt. n Aus dem Französischen übersetzt von Sandra Uhlig, Bonn

Fußnoten 1. Vgl. Jean Flamand, Dix ans de transitions professionnelles: un éclairage sur le marché du travail français, France Stratégie, Document de travail, März 2016. 2. Vgl. Camille Peugny, Le destin au berceau. Inégalités et reproduction sociale, Paris 2013. 3. Vgl. Hippolyte d’Albis/Pierre-Yves Cusset/Julien Navaux, Les jeunes sont-ils sacrifiés par la protection sociale?, France Stratégie, Note d’analyse 37/2016. 4. Vgl. Christian Baudelot/Roger Establet, Avoir trente ans en 1968 et 1998, Paris 2000, S. 61. 5. Vgl. Louis Chauvel, L’âge de l’Assemblée (1946–2007). Soixante ans de renouvellement du corps législatif: bientôt la troisième génération, 22.10.2007, »http://www.laviedesidees. fr/L-age-de-l-Assemblee-1946-2007,81.html«. 6. Vgl ders., Le destin des générations. Structure sociale et cohortes en France au XXème siècle, Paris 1998. 7. Vgl. etwa Laurent Guimier/Nicolas Charbonneau, Génération 69: les trentenaires ne vous disent pas merci, Paris 2005. 8. Vgl. Centre d’études et de recherche sur les qualifications (CEREQ), Génération 2010: Enquête 2013, »http://www.cereq. fr/sous-themes/Enquetes-Generation-Sous-Themes/Generation-2010-enquete-2013«. 9. Vgl. ebd. 10. Vgl. Peugny (Anm. 2). 11. Vgl. Ministère de l’Education nationale, de l’Enseignement supérieur et de la Recherche, Repères et Références statistiques 2016, Paris 2016, S. 181. 12. Vgl. CEREQ, Quand la formation continue. Repères sur les pratiques de formation des employeurs et des salariés, 2009, »http://www.cereq.fr/content/download/643/10223/file/ QFC.pdf«. 13. Vgl. Cécile Van de Velde, Devenir adulte. Sociologie comparée de la jeunesse en Europe, Paris 2008. 14. Vgl. Jean-François Giret/Cécile Van de Velde/Elise Verley, Les vies étudiantes. Tendances et inégalités, Paris–Vanves 2016. 15. Vgl. ebd. 16. Vgl. etwa Orsetta Causa et al., Intergenerational Social Mobility in European OECD Countries, OECD Economics Department Working Paper 709/2009. 17. Vgl. etwa Miles Corak, Do Poor Children Become Poor Adults? Lessons from a Cross Country Comparison of Generational Earnings Mobility, Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, IZA Discussion Paper 1993/2006.

Dieser Text wurde übernommen aus »Aus Politik und Zeitgeschichte« (APuZ), Nr. 48/2016, November 2016; alle Rechte verbleiben bei der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn. Sämtliche APuZ-Ausgaben gibt es kostenfrei unter www.bpb.de/apuz. FAZIT JÄNNER 2017 /// 51



Gastronomie

Tagescafé als Gewächshaus Ein Kleinod inmitten des geschäftigen Stadtkerns: Für viele Grazer war genau das etwas, das

jahrelang gefehlt hat: ausruhen, zurückziehen, chillen. All das ist im Ginko Greenhouse möglich, einem

Ableger der vegetarischen Institution mit dem gleichen Vornamen. Dieser steht der großen »Schwester« in puncto Genuss allerdings um nichts nach. Text von Katharina Zimmermann

V

on der belebten Grazer Herrengasse sind es nur ein paar Schritte in die ruhige Altstadtpassage. Hier, im Herzen von Graz, hat die Familie Gilma mit dem Café »Greenhouse« ein Platzerl für Kaffeeliebhaber geschaffen. Schon beim Betreten springt den Besuchern ins Auge, dass der Name »Greenhouse« nicht von ungefähr kommt: ein optischer Hauch von Gewächshaus mit Pflanzen und botanischen Elementen, umrahmt von heimeligem skandinavischem Design – gestaltet von der international tätigen norwegischen Innenarchitektin Vigdis A. Bergh.

Fotos: Lupi Spuma

Nachhaltigkeit überall Das Angebot im Greenhouse ist rundum »grün« – dafür steht die Betreiberfamilie Gilma, die bereits mit ihrem Restaurant »Ginko« als Pionier der vegetarischen und veganen Küche in Graz bekannt ist. Mit dem Greenhouse bleiben die Gilmas ihren Wurzeln treu und setzen was Genuss gepaart mit Nachhaltigkeit anbelangt neue Maßstäbe für Graz: In die Kaffeemaschine kommen ausschließlich Kaffeebohnen aus direktem Handel (Direct trade). Speisen bestehen aus veganen, saisonalen und regionalen Zutaten; Obst und Gemüse sind bio; Zusatzstoffe oder Fertigprodukte streng tabu. Die hausgemachten kaltgepressten Säfte sind Energiebomben und einmalig in Graz. Mit den nahrhaften »Bowls« wird ein neuer »Clean Eating«-Trend aus den USA in die Steiermark gebracht. Desserts stammen aus der hauseigenen veganen Backstube. Verpackungen kommen ohne Plastik aus, Servietten bestehen aus Recyclingpapier und Strohhalme aus Maisstärke. Betreiberin Esmee Gilma fasst die Vision des jungen Greenhouse-Teams zusammen: »Es geht uns um die Liebe zum Kaffee und zum verantwortungsvollen Genuss – unsere Gäste sollen genießen und sich dabei Gutes tun. Das betrifft nicht nur gesunde Zutaten und schonende Zubereitung, sondern auch den fairen Umgang mit Umwelt und Produzenten.« Direct-Trade-Kaffee Liebe zum Kaffee – das bedeutet im Greenhouse höchste Qualität, die schon bei der Herkunft der Kaffeebohnen ansetzt. Gekauft werden die Bohnen direkt von Kaffeebauern in den Anbaulän-

dern. Durch den direkten Handel erhalten die Bauern höhere Preise, was für diese wiederum Ansporn und Ressourcen schafft, qualitativ hochwertigen Kaffee herzustellen.

Kaltgepresste Säfte frisch und hausgemacht Wer statt Koffein lieber Vitamine als Energiespender bevorzugt, hat mit den hausgemachten kaltgepressten Säften im Greenhouse die beste Alternative in Graz zur Hand. Durch das besonders schonende Kaltpressen von Obst und Gemüse bleibt ein Maximum an Vitaminen, Mineralstoffen und Geschmack erhalten – die Säfte haben Raw-Qualität. Das Greenhouse brachte die geschmacksintensiven Vitaminbomben nach Graz und ist in der Steiermark das erste Lokal, das selbst kaltgepresste Säfte frisch zubereitet und in Glasflaschen abfüllt. »Clean Eating« mit Geschmackserlebnis Wer amerikanische Food-Blogs und Instagram-Streams verfolgt, kommt derzeit nicht um sogenannte »Bowls« herum. Ein relativ junger »Clean-Eating«-Trend aus den USA, der im Greenhouse nun auch den Weg nach Graz findet: Gesunde Gerichte, bei denen verschiedene hochwertige Zutaten in einer Schüssel (»Bowl«) optisch ansprechend arrangiert werden. Verwendet werden ausschließlich Lebensmittel, die den Regeln des »Clean Eating« entsprechen: frisch, vollwertig und naturbelassen, keine Fertigprodukte oder Zusatzstoffe. Alle Zutaten sind vegan, regional und saisonal, alle Saucen selbstgemacht. Die vielfältigen Bowl-Variationen werden als Frühstück und als Mittagsmenü angeboten. n Café Greenhouse 8010 Graz, Herrengasse 7 Telefon: 0316 902590 Mo–Do 10–21, Fr–Sa 9–21 greenhouse-ginko.at

FAZIT JÄNNER 2017 /// 53


Kurz & News

Julius-Raab-Stipendien für Studenten und Lehrlinge

Glasrecycling ist wie „Kekse backen“

Gemeinsam mit NRAbg. Beatrix Karl und GR Martina Kaufmann übergab WKO-Präsident Josef Herk am 6. Dezember an 55 steirische Studierende Stipendien im Gesamtwert von 22.160 Euro. Anerkennungspreise gab es ebenso für 23 Lehrlinge für ihr besonderes berufliches Engagement. Vor den Vorhang geholt wurden jene, die Spitzenplätze bei internationalen Berufsmeisterschaften errungen oder ihre Lehrabschlussprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg absolviert und während der Lehrzeit ein Auslandspraktikum absolviert haben. „Qualifizierung durch Lehre und Studium ist eine wichtige Voraussetzung, um durch Leistung zu Erfolg in Leben und Beruf zu gelangen“, betonte Herk.

Zu den Feiertagen fallen besonders viele Glasverpackungen, wie Sektund Weinflaschen etc., an. Sie dienen als perfekter Rohstoff für die Glasproduktion, werden zu 100 Prozent recycelt und helfen so, Primärrohstoffe und Umwelt zu schonen. Zerbrochene Trinkgläser oder kaputte Glaskugeln vom Christbaum hingegen müssen im Restmüll entsorgt werden. Die unterschiedliche chemische Zusammensetzung macht es nötig, auch beim Recycling genau zu unterscheiden. „Denn wie beim Keksebacken dürfen auch beim Glasrecycling nur ausgewählte Zutaten verwendet werden, damit das gewünschte Ergebnis erzielt wird“, erklärt Harald Hauke, GF der Austria Glas Recycling GmbH.

Für die Steirerinnen und Steirer ist es besonders wichtig: Heimisch soll der Christbaum sein. Regionalität hat bei Christbäumen einen besonders hohen Stellenwert. „Die Steirer sind große Christbaum-Patrioten. 97 Prozent der Steirer wünschen sich einen steirischen Weihnachtsbaum“, freuen sich LK-Präsident Franz Titschenbacher und Christbaum-Hoheit Judith Grain: „Der Kauf eines heimischen Christbaums vermittelt auch ein gutes Gefühl.“ „Auf Nummer sicher geht man mit der Banderole ‚Steirischer Christbaum – Ein Baum aus der Heimat – Danke, liebes Christkind‘.

Der Holzcluster Steiermark setzt weiter auf Wachstum durch Innovation. Wie intensiv gerade in der Steiermark an den hölzernen Innovationen der Zukunft getüftelt wird, zeigte sich am diesjährigen Holz-Clusterempfang am 2. Dezember. „Wir müssen alles daran setzen, neue Produkte und Prozesse zu entwickeln, um auf den Märkten bestehen zu können“, betonte dabei ÖR Heinz Gach, Aufsichtsratsvorsitzender des steirischen Holzclusters. Von Flying Services und Waldmonitoring über vorgefertigte Raumzellen aus Holz, die zur Nachverdichtung im urbanen Raum eingesetzt werden, bis hin zum hölzernen Surfboard als Designobjekt wurden Trends und Entwicklungen präsentiert.

Innovationsschau beim Holzcluster-Empfang

Demo Day und Blockchain Start-up Contest

Am 28. November fand bei der Energie Steiermark der Demo Day und die Preisverleihung zum Blockchain Start-up Contest statt. Einen der beiden ersten Plätze erreichte Etherisc (London), die an einer dezentralen Versicherungslösung auf der Blockchain arbeiten. Die Anwendung greift direkt auf die Flugdaten zu und zahlt im Verspätungsfall die Entschädigung automatisiert aus. Der Preis in Höhe von 5.000 Euro wurde von Franz Kerber von der Steiermärkischen Sparkasse und Petia Niederländer von der Erste Group Bank überwiesen. Ebenfalls auf dem ersten Platz kam Status (Singapur), ein Ethereum-Browser für das Mobiltelefon, der Messaging, Bezahlfunktion und DApp in sich kombiniert.

Barbara Schett bei Weihnachtsfeier des STTV

Gemeinsam mit dem Trainerteam des Steirischen Tennisverbands gestaltete Barbara Schett ein Intensivtraining mit und machte sich ein Bild über das Leistungsniveau der steirischen Nachwuchstalente. Am Nachmittag stand das traditionelle Doppelturnier im Mittelpunkt. Von den Kindern sehnlichst erwarteter Höhepunkt war das Überreichen der Weihnachtsgeschenke. Barbara Schett und die STTV-Vorstände spielten Christkind und überreichten Kindern und Eltern ihr Weihnachtsgeschenk persönlich. „Die neue STTV-Mütze wird unsere Spieler ab sofort auf den Turnieren begleiten und ganz sicher auch mit Stolz getragen werden“, erklärte Barbara Muhr in ihren abschließenden Worten. 54 /// FAZIT JÄNNER 2017

Fotos: Austria Glas Recycling/Wolfgang Fürst, Foto Fischer, LK Steiermark, Holzcluster Steiermark GmbH, Simon Reithofer

Steirer wollen heimische Weihnachtsbäume


Foto: AK Steiermark

Kurz im Gespräch mit

Anzeige Foto: Ingenium/"Fotolia"

Christian Mandl, Ehemaliger Präsident der Steiermärkischen Landarbeiterkammer

Maßgeschneidert studieren: Für HAK- und HTL-Absolventen/-innen Über 4.500 Absolventen/-innen haben die Studiengänge, die von Ingenium Education und Studienzentrum Weiz organisiert werden, bereits absolviert. Einer repräsentativen Absolventenstudie kann entnommen werden, dass hiervon bereits rund zwei Drittel in Führungspositionen sind. Eine ideale Kombination aus Präsenz- und Fernstudium, kleine Studiengruppen und exklusive Betreuung machen den Unterschied.

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as Besondere: studienzeitverkürzende Anrechnung bereits erworbener Kompetenzen. Für praxiserfahrene Absolventen/-innen einer facheinschlägigen HTL ist der Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern des Diplomstudiums Bauingenieurwesen möglich, das Betriebswirtschaft-Bachelorstudium für HAK-Absolventen/-innen kann von 7 auf 4 Semester verkürzt werden. Der Unterricht erfolgt in einer Kombination aus Anwesenheit und Fernstudium. Die Vorlesungen finden geblockt 6 bis 7 Mal pro Semester am Wochenende statt, Aufgabenstellungen aus der Praxis können in das Studium mit einfließen. Zur Vertiefung der Kompetenzen wird das weiterführende Masterstudium Industrial Management, M. Sc., angeboten. Es handelt sich um Studienprogramme

der traditionsreichen deutschen Hochschulen Mittweida, Leipzig und Regensburg. Die Studiengänge werden in enger Kooperation mit Hochschule, Wirtschaft und Industrie entwickelt. Um eine hohe Qualität der Lehre und Nähe zur Praxis zu garantieren, sind sie nach den europäischen Akkreditierungsstandards akkreditiert. Ingenium Education ist nach ISO 9001 und ISO 29990 zertifiziert und trägt das Bildungsgütesiegel „Ö-Cert“. Informieren und sichern Sie sich noch rechtzeitig einen Studienplatz für den Studienstart im März 2017! Tel.: 0316/82 18 18 E-Mail: office@ingenium.co.at Web.: www.ingenium.co.at

Nach über 16 Jahren im Amt als Präsident der LAK gehen Sie mit Jahresende in den Ruhestand. Wo waren die stärksten Veränderungen in diesem Zeitraum? Mit den strukturellen Veränderungen in der Land- und Forstwirtschaft gehen auch Veränderungen in der Arbeitswelt einher. Die Anzahl der Betriebe ist stark rückgängig, die bewirtschafteten Flächen bleiben aber gleich. Das bedeutet, dass die Betriebe größer werden und vermehrt gut ausgebildetes Personal beschäftigen. So ist die Anzahl der Mitglieder in der LAK seit 15 Jahren steigend. Auf welche Erfolge in Ihrer Amtszeit sind Sie am meisten stolz? Wir sind durch große Reformen seit dem Jahr 2000 und einer ständigen Weiterentwicklung ein moderner Dienstleister, serviceorientierter Partner und starker Anwalt für unsere Mitglieder. Bildung als Schwerpunkt und die Gründung der Bildungsinitiative „INA“ im Jahr 2003 machen mich besonders stolz.

Wo sehen Sie die Herausforderungen der Zukunft für die Landarbeiterkammer? Die Land- und Forstwirtschaft braucht in Zukunft verstärkt gut ausgebildetes Fachpersonal, um den großen Anforderungen gerecht zu werden. Den Aspekten Gesundheit und Sicherheit muss besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sowie der Öffentlichkeitsarbeit über die Bedeutung der land- und forstwirtschaftlichen Produktion. FAZIT JÄNNER 2017 /// 55


Anzeige Foto: Emanuel Dronerberger

Anzeige Foto: Jaguar Land Rover Graz

Wirtschaft

Gemeinsam für eine zukunftsträchtige Vision: Betriebsrat Horst Schachner, StR Mario Eustacchio, Vorstandsdir. Barbara Muhr, Bgm. Siegfried Nagl, Vorstandsvors. Wolfgang Malik, Vorstandsdir. Gert Heigl, AR Kurt Fassl (von li.)

Vier Elektrobusse im Test der Graz Linien Alle Beteiligten sind sich einig: Als am 6. Dezember der Testbetrieb von vier Elektrobussen mit schnell ladenden Superkondensatoren auf zwei Grazer Buslinien startete, war es ein erster Meilenstein für den umweltschonenden öffentlichen Personentransport.

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ie China Railway Rolling Stock Corp. (CRRC) und die Firma Chariot Motors stellen der Holding Graz für ein Pilotprojekt je zwei Elektrobusse plus Ladeinfrastruktur für ein Jahr kostenlos zur Verfügung. Mit dem Probebetrieb testen wir sie im alltäglichen Linienbetrieb sowie die Akzeptanz bei den Fahrgästen“, erklärt Holding-Graz-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Malik das Vorhaben. Vorstandsdirektorin Barbara Muhr ergänzt: „Der Einsatz der Schnellladetechnologie ist eine Weltpremiere, mit diesem Projekt sammeln die Graz Linien Erfahrungen mit Elektrobussen der nächsten Generation.“

Schnelle Ladezeiten Die Graz Linien haben ein System vorbereitet, das eine Schnellladung an Endhaltestellen sowie eine ultraschnelle Ladung an Zwischenstopps ermöglicht. Damit können die Fahrpläne beibehalten wer56 /// FAZIT JÄNNER 2017

den. Das Laden an den Endhaltestellen wird circa 3 bis 5 Minuten dauern, das Laden an den Zwischenhalten circa 30 Sekunden. Diese Vorgaben können nur mit speziellen Kondensatoren, sogenannten Supercaps, erfüllt werden, da diese im Gegensatz zu Batterien in kürzester Zeit durch hohe Ströme aufgeladen werden. Die Energie beim Bremsen kann ebenfalls zur Gänze zurückgeführt werden. Da durch das wiederholte Laden an den Stationen keine großen Reichweiten gefordert sind, bleiben Gewicht und Volumen des Energiespeichers im Vergleich zu Batterien gering und reduzieren das Fassungsvermögen der Busse nicht. Bürgermeister Siegfried Nagl freut sich ebenfalls schon auf die Testphase: „Wir haben Mut und bringen eine neue Art von Elektrobussen auf die Straßen unserer Stadt, deren Test hoffentlich erfolgreich verläuft.“

Feier der Prämierung: Falstaff-Winzer des Jahres 2016 Erwin Sabathi, Sonja Gaberszik, Christian und Michaela Walcher, Maria Gaberszik, Willi Gabalier und Manfred Bijondic (v.l.)

Auszeichnung für Jaguar Land Rover Graz und Ford Gaberszik Erfreuliche Nachrichten bieten immer einen erstklassigen Anlass zum Feiern, so geschehen vor kurzem bei zwei traditionsreichen Grazer Autohäusern. Das Unternehmen Jaguar & Land Rover Graz mit seinem Schwesterunternehmen Ford Gaberszik lud zu einem ersten gemeinsamen Event, um gleich mehrere aktuelle Höhepunkte festlich zu begehen.

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ie renommierte Fachzeitschrift „Firmenwagen“ hat in ihrer aktuellen Ausgabe sowohl Jaguar Land Rover Graz als auch Ford Gaberszik als beste Autohäuser des Jahres 2016 ausgezeichnet. Als weitere Highlights wurden an diesem Abend der Land Rover Discovery in seiner 5. Generation sowie der Ford Kuga in einer Vorpremiere begrüßt und dem Publikum die Gewerbekundenprogramme von Jaguar Land Rover sowie von Ford vorgestellt. Insbesondere die inneren Werte des neuen Discovery 2017 lassen aufhorchen, soll doch das 3,5 Tonnen schwere Fahrzeug trotz stolzer 180 PS nur knapp sechs Liter Diesel auf 100 Kilometer konsumieren. Verantwortlich dafür ist unter anderem eine radikale Abspeckkur durch eine revolutionäre Aluminium-Karosserie, die dafür

sorgt, dass die fünfte Generation des traditionsreichen Land Rover Discovery bis zu 480 Kilogramm weniger auf die Waage bringt. Künstlerisch umrahmt wurde dieser wundervolle Abend, dem etwa 200 Kunden und Freunde beider Autohäuser gefolgt waren, von Studenten der Academia Belcanto unter der Leitung von Natela Nicoli, welche bekannte Operettenund Musicalmelodien zum Besten gaben. Begleitet wurde die Darbietung mit Tanzeinlagen von Willi Gabalier und einer seiner Schülerinnen. Aber auch der kulinarische Genuss kam bei dieser Veranstaltung nicht zu kurz. Die Weinverkostung vom Falstaff-Winzer 2016 wurde von Erwin Sabathi höchstpersönlich betreut, sie gab dem stilvollen und abwechslungsreichen Abend eine ganz besondere Note.


Foto: Spar / Zoom VP.AT

Wirtschaft

Spatenstich für SPAR-Supermärkte nahe Graz Die Handelskette Spar expandiert weiter im Grazer Süden. In Kalsdorf fahren seit November die Baumaschinen auf, hier entsteht bis Ende 2017 ein neuer Spar-Supermarkt. n diesem Standort (Koralmstraße, Ecke Hauptstraße) wird vom Investor, der Projektgesellschaft Projekt KH-BA1 GmbH & Co KG, ein Gewerbe- und Wohngebäude errichtet. Die Planung übernahm DI Christian Leeb vom Architekturbüro leupart, der Bau wird durch das Bauunternehmen Schneeberger durchgeführt. Neben dem neuen Spar-Markt mit 1.200 m2 Verkaufsfläche werden hier eine Trafik, eine weitere Gewerbefläche sowie 13 Wohnungen entstehen. Den Spatenstich für das Bauprojekt vollzogen Bürgermeisterin Ursula Rauch, Vizebürgermeister Manfred Komericky, Ing. Rudolf Kienzl und der Geschäftsführer Spar Steiermark, Christoph Holzer. „In knapp einem Jahr werden hier die ersten Kundinnen und Kunden einkaufen gehen können“, freut sich Holzer und stößt die Schaufel beherzt in den Grund. Positiver Impuls für die Wirtschaft Ursula Rauch, Bürgermeisterin der Marktgemeinde Kalsdorf bei Graz, freut sich über einen zweiten Spar-Supermarkt im Gemeindegebiet. „Durch diesen neuen Markt im Süden von Kalsdorf wird die Versorgung der Bürger er-

Anzeige Foto: Spar / Krug

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Spatenstich für den Spar-Markt in Seiersberg-Pirka mit Bgm. Werner Baumann, Manuela Zettl (Spar, Abt. Bau), Josef Eibinger (Immobilienentwickler), Spar-GF Christoph Holzer und BM Florian Hörri. heblich verbessert und die lokale Wirtschaft erhält positive Impulse Neue Arbeitsplätze, Absatzmöglichkeiten für unsere lokalen Lebensmittelerzeuger – der Spar-Supermarkt trägt deutlich zur Stärkung der Wirtschaft in unserer Marktgemeinde bei.“

Neuer Spar-Markt auch in Seiersberg-Pirka Damit nicht genug: In der Feldkirchnerstraße Ecke Mitterstraße in Seiersberg-Pirka herrscht ebenso emsige Bautätigkeit. An dieser Stelle entsteht bis April 2017 ein weiterer Spar-Supermarkt. Den Spatenstich nahmen hier Bürgermeister Werner Baumann, Manuela Zettl, Josef Eibinger, Florian Hörri und Christoph Holzer vor. Dieser Spar-Supermarkt mit über 600 m2 Verkaufsfläche wird als

eigenfinanziertes Bauvorhaben errichtet. „Der neue Spar-Supermarkt wird eine Bereicherung für die Nahversorgung in Neuseiersberg, Neupirka und Neuwindorf“, erklärt Bürgermeister Werner Baumann.

Regionales Sortiment Der neue Supermarkt wird über ein vielfältiges Warenangebot von über 8.000 Produkten verfügen. „Neben den tollen regionalen Köstlichkeiten bieten wir unseren Kundinnen und Kunden in Kalsdorf auch ein breites Sortiment an Convenience-Produkten wie frische Salate, Sandwiches und Weckerl, frisch zubereitetes Obst oder auch Fruchtsäfte und Smoothies“, so Spar-GF Christoph Holzer über das umfangreiche Warenangebot.

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Moderner Nahversorger: So wird der neue SparMarkt in Kalsdorf aussehen.

Vorsorgen für jede Lebenssituation mit der GRAWE Das Thema Vorsorge ist wichtiger denn je. Für KundInnen ist hier ein auf lange Sicht gesehen stabiler und zuverlässiger Partner von größter Bedeutung.

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ie Kundenbedürfnisse gehen im Vorsorgebereich weit auseinander: Ob es der Wunsch nach einer geregelten Pension ist, die finanzielle Absicherung der Familie oder die gewinnbringende Geldanlage, um sich spezielle Wünsche erfüllen zu können. Die GRAWE bietet ihren KundInnen Sicherheit und Rentabilität und darüber hinaus eine große Auswahl an passenden Vorsorgelösungen für jeden Bedarf wie GRAWE LEBEN PLUS+ mit Versicherungsschutz bei 20 Krankheiten besonders für Familien. Weitere Informationen erhalten Sie unter 0316/8037-6222, in GRAWE Kundencentern sowie auf www.grawe.at FAZIT JÄNNER 2017 /// 57


Entgeltliche Einschaltung

Sozialministeriumservice

Wirtschaft

Mit den Angeboten des Netzwerks Berufliche Assistenz (NEBA) bietet das Sozialministeriumservice umfassende Beratungs- und Unterstützungsleistungen auch für Ihr Unternehmen. Im Jugendcoaching lernen Jugendliche ihre persönlichen Fähigkeiten kennen, finden ihre beruflichen Interessen heraus und erhalten Informationen über weitere Schulen oder Ausbildungsvarianten. Die Produktionsschule bietet Jugendlichen Trainingsmöglichkeiten, um sie für eine weitere Ausbildung fit zu machen. Unterstützung bei einer verlängerten Lehre oder Teilqualifizierung ermöglicht die Berufsbildungsassistenz. Sie ist Drehscheibe zwischen Betrieb, Berufsschule und den Auszubildenden. Die Arbeitsassistenz und das Jobcoaching unterstützt Menschen mit Behinderung und stehen auch Ihrem Unternehmen zur Verfügung. Weitere Infos und alle Anbieter/innen finden Sie auf www.neba.at

sozialministeriumservice.at

05 99 88 österreichweit

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Initiativen für Unternehmen

WB-Dir. Kurt Egger, WB-Obfrau Daniela Gmeinbauer, Unternehmer Gerald Hütter und Viktor Larissegger (WB Graz) fordern klare Entscheidungen für ein Wachsen der Grazer Wirtschaft.

Mehr Wachstumsideen für Grazer Wirtschaft In Hinblick auf die Gemeinderatswahl will der Wirtschaftsbund Graz die Qualität des Wirtschaftsstandorts weiter erhöhen und präsentierte vor kurzem seine Forderungen.

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erade in einer stark wachsenden Stadt wie Graz ist es erforderlich, die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes zu verbessern und Impulse für Neugründungen und Ansiedelungen sowie Erhalt und Erweiterung bestehender Unternehmen zu setzen. Nur so können neue Arbeitsplätze in Graz geschaffen und damit die Attraktivität der Stadt insgesamt gestärkt werden“, betont CO Daniela Gmeinbauer, Wirtschaftsbund-Stadtobfrau. Konkret geht es um Fortschritte bei zentralen Themen: Die Grazer Wirtschaft wird 2016 erstmals über 120 Millionen Euro an Kommunalsteuer beitragen. Dafür sollen keine neuen Belastungen für Unternehmen kommen und bestehende Abgaben evaluiert werden, mit dem Ziel, Erleichterungen für Unternehmen zu schaffen. Weiters fordert der WB eine bessere Transparenz und Beschleunigung von Behördenverfahren, um sicherzustellen, dass Service- und Kundenorientierung in allen Abteilungen 58 /// FAZIT JÄNNER 2016

gestärkt und Verfahren rasch und nachvollziehbar abgewickelt werden.

Innenstadtwirtschaft stärker fördern Dabei soll besonderes Augenmerk auf die Stärkung der Innenstadt gelegt werden. In Zeiten zunehmenden Wettbewerbs ist es notwendig, die positive Entwicklung der Innenstadtwirtschaft aktiv zu unterstützen: die Ausweitung der Altstadtbim bis zum Hauptbahnhof, eine Verbesserung des Leerflächenmanagements und die Unterstützung der „Gemeinschaftsaktion Grazer Innenstadt“ müssen allerhöchste Priorität haben, fordert Gmeinbauer. „Die Wirtschafts- und Arbeitswelt befindet sich in einem Wandel, wie es ihn bisher noch nie gab. Der Wirtschaftsbund setzt sich daher für ein neues Modell der Arbeitszeiten und mehr Flexibilität auf betrieblicher Ebene ein“, ergänzte WB-Direktor Mag. (FH) Kurt Egger.


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Wirtschaft

„Arbeitsplätze schaffen und Regionen stärken“: SPÖKlubobmann Hannes Schwarz.

Investieren und Reformieren

Berufsbegleitend studieren

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iplomstudien der Hochschule Mittweida stehen für HTL-Absolventen in Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik, Maschinenbau sowie Technischer Informatik an 15 Studienstandorten in Österreich zur Auswahl. Sie können durch die Anrechnung Ihrer Ausbildung und beruflichen Kompetenzen die Studiendauer von 8 auf 4 Semester verkürzen und erwerben den akademischen Grad Dipl.-Ing. (FH) bzw. Dipl.-Wirtschaftsing. (FH). Abgestimmt auf die Bedürfnisse Berufstätiger Der Studienablauf ist mit der Kombination aus Präsenzeinheiten und Fernstudienelementen optimal auf die Bedürfnisse Berufstätiger abgestimmt und ermöglich flexible

Zeiteinteilung. Die Vorlesungen finden geblockt 6 bis 7 Mal pro Semester am Wochenende (Fr. und Sa.) statt, am Semesterende wird eine Vertiefungsbzw. Prüfungswoche abgehalten.

Studienstarts im März 2017 Wirtschaftsingenieurwesen an der BULME Graz und Elektrotechnik an der HTBLuVA Wr. Neustadt. Besuchen Sie unsere Informationsabende, wir beantworten gerne alle offenen Fragen rund ums Studium. Alle Termine finden Sie unter: www.aufbaustudium.at

Anmeldung & Information: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz Tel. +43 3172 603 4020 info@aufbaustudium.at

„Das steirische Landesbudget für 2017 steht unter dem Motto ,Investieren und Reformieren‘ – trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist es unserem Finanzreferenten LH-Stv. Michael Schickhofer gelungen, ein Zukunftsbudget mit moderater Neuverschuldung vorzulegen“, erklärt der Klubobmann und Finanzsprecher der steirischen SPÖ, LAbg. Hannes Schwarz.

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ie Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und die Stärkung der steirischen Regionen sind die Eckpfeiler des Landeshaushaltes für das Jahr 2017. „Die Resultate unserer massiven Investitionen sind sichtbar und spürbar: sinkende Arbeitslosigkeit, Wachstum in den Regionen, 4.000 neue Plätze in der Kinderbetreuung und Tausende neue Jobs“, betont SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz. Er verweist auch auf „Leitprojekte“ wie die S-Bahn in der Obersteiermark, die Aktivitäten rund um den Red Bull Ring, das „Zentrum am Berg“ in Eisenerz oder das

geplante Murkraftwerk in Graz. „Wir erhöhen die Investitionen auf mehr als 700 Millionen Euro, der Budgetsaldo von minus 305,8 Millionen Euro bleibt dagegen gleich hoch“, erläutert Schwarz, „damit wollen wir die modernste Gesundheitsversorgung sicherstellen und den Wirtschaftsstandort Steiermark noch stärker machen!“

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Politik

Österreich 22

Wenn die Politik denken lässt Hin und wieder bringen Politiker den Mut auf, die hellen Köpfe des Landes zum gemeinsamen Debattieren und Überlegen einzuladen. Das zweitägige Symposium „Österreich 22“ gab Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer eine Gelegenheit zu einer umfassenden Bestandsaufnahme und zu Überlegungen über die Zukunftsperspektiven unserer Gesellschaft.

Fotos:Scheriau

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andeshauptmann Hermann Schützenhöfer lud Ende Oktober 75 Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur nach Graz ein. Der Einladungskreis reichte von der Schriftstellerin Barbara Frischmuth bis zum Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann und zum Industriellen Hannes Androsch. Schützenhöfer erwartete sich vom Symposium Rezepte, um den Stillstand zu überwinden. In seinem Einleitungsstatement hob er die Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen hervor, um Österreich wettbewerbsfähig zu halten. Er forderte Voraussetzungen für ein effizientes Staatsgebilde und damit einen modernen Föderalismus ein. Er sprach sich für einen anderen Umgang in der öffentlichen Diskussion mit der Europäischen Union aus: »Europa zeichnet sich im Vergleich durch ein großes Maß an Lebensqualität sowie durch höchste Sozial- und Umweltstandards aus. Empfinden wir diese Umstände nicht immer als Wettbewerbsnachteil, sondern arbeiten wir daran, dass wir das zum Exportschlager machen können.« Das Hauptreferat des zweiten Tages hielt der langjährige deutsche Verfassungsrichter Udo Di Fabio. Er forderte: »Um Europa

wieder zusammenzuhalten, müssen wir uns ein Stück weit ehrlicher machen. Der Zusammenhang zwischen Werten, den tragenden Institutionen und dem Alltagsverhalten von Menschen muss deutlicher gemacht werden. Unsere Gesellschaft muss alles daran setzen, die entstandene Kluft wieder zu schließen.« »Österreich 22« versteht sich als Netzwerk für die Zukunft Österreichs. Grundlage dafür ist ein im Rahmen des Symposiums entstandenes Thesenpapier, das bereits erste Ergebnisse der Diskussion und Gestaltungsansätze für eine positive zukünftige Entwicklung enthält. Dies betonte auch der Soziologe Manfred Prisching, der viele Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit Österreichs erkannte, aber sich dennoch von der gesellschaftlichen Gestaltungskraft überzeugt zeigte: »Wir dürfen nicht vergessen, dass Unsicherheit auch Freiheit bedeuten kann, und so Platz für Kreativität bleibt. Und das war ja immer eine Stärke von Europa. Warum nicht auch in Zukunft?« Die Ergebnisse des Symposiums »Österreich 22« wurden in einem kurzen Thesenpapier zusammengefasst, das auf der Webpage www.oesterreich22.at zum Download bereit steht.

FAZIT JÄNNER 2017 /// 61


Kurz & News

Folke Tegetthoff verzauberte Gady Family

Zum ersten Mal seit fünf Jahren überwiegen im aktuellen Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark die Optimisten: Für 22 Prozent der befragten Unternehmen hat sich die wirtschaftliche Gesamtlage verbessert, 16 Prozent melden dagegen eine Verschlechterung. Nach zehn negativen Saldowerten in Folge dreht sich das Wirtschaftsklima damit erstmals wieder in den Positivbereich (+6 Prozentpunkte). Vor allem bei Umsatz, Preisniveau und auch Investitionen zeigen die Trendpfeile nach oben. „Wir müssen zusehen, dass die Konjunktur nun weiter Fahrt aufnimmt; und zwar mit richtigen Reformen statt mit falschen Liberalisierungsversprechen“, erklärt WKO Steiermark Präsident Josef Herk.

„Lass mich in deinem Kopf eine stille Zeit erbauen ...“, lautete das Motto einer Adventveranstaltung der besonderen Art. Das südsteirische Traditionsunternehmen Gady lud am 1. Dezember zum Gady Family Advent in die Firmenzentrale nach Lebring. Weit über 100 Kulturinteressierte folgten der Einladung und ließen sich vom bekannte Märchenerzähler Folke Tegetthoff und seinen phantastischen Geschichten verzaubern; sein Credo lautet: „Geschichtenerzählen ist das Legen sehr feiner Fäden zwischen mir und euch.“ Es wurde für alle Zuhörer ein stimmungsvoller und besinnlicher Abend. Weihnachtliche Köstlichkeiten und Punsch (auch alkoholfrei) sorgten für heimelige Advent-Atmosphäre.

Am 25. November stieg in der Grazer Thalia die Mega-Jubiläumsparty von Medienwizard „Gonzo“ Renger anlässlich des 15-jährigen Bestehens seiner Werbeagentur MMMMR. Daran reihten sich gleich noch mehr Anlässe mit 4 Jahre Gonzomedia GesmbH, 6 Jahre ÖMM, 8 Jahre Cool und schließlich stand auch Gonzos eigener Geburtstag noch auf dem Programm. Und das lief so ab: 18 bis 21 Uhr Business Come Together, 21 bis 1 Uhr Live Musik mit Uptown-Monotones und Purple Bluze, und zum Ausklang von 01 bis 08 Uhr die Clubnight mit DJ Fred Astaire und Tanz der Moleküle, yin&yang, T.A.N.Z. & Sensaton. Unter den Gästen befand sich fast alles, was Rang und Namen in Kultur, Politik, Wirtschaft und Medien hat.

Mit den Worten „Nachhaltiges Denken ist bei uns keine Modeerscheinung, sondern ein grundlegendes Prinzip“, eröffnete Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller am 1. Dezember das Raiffeisen Agrarsymposium. Die Veranstaltung bewegte auch heuer wieder rund 400 Landwirte in die Raiffeisen-Landesbank Steiermark. Dabei wurde diskutiert, ob und wie nachhaltige sowie ethische Wirtschaftsweisen in der Realität des Marktes erfolgreich sein können. Es diskutierten der Kindernahrungshersteller und Bio-Pionier Claus Hipp, der Generalsekretär der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich Josef Plank, der steirische LK-Präsident Franz Titschenbacher sowie RLB-Generaldirektor Martin Schaller.

Jubiläumsparty mit House Messe für Gonzo Media

Bauern mit Haupt, Hand und Herz

Clubabend der Freunde des Odilien-Institutes

Rund 70 Gäste folgten am 23. November der Einladung zum 4. Clubabend der Freunde des Odilien-Institutes im Festsaal der Odilien. Im Mittelpunkt des Abends stand die offizielle Übergabe der Geschäftsführung von Peter Haberer an Rudolf Zangl. Peter Haberer tritt am 1. Jänner 2017 seinen wohlverdienten Ruhestand an. In einer bewegenden Rede blickte er auf seine Zeit im Odilien-Institut zurück. Mit Humor ging der gemütliche Abend zu Ende. Kabarettist Martin Kosch begeisterte das Publikum mit seinen Zauberkunststücken. An die Testimonials der Charity-Kampagne Sylvia Loibner (GF Taxi 878) und Dieter Weber (CEO Ankünder GmbH) wurden Urkunden der Ehrenmitgliedschaft überreicht.

Beste Nachwuchsfachkraft Europas ist weißgrün

62 /// FAZIT JÄNNER 2017

Lisa Janisch heißt die große Gewinnerin bei der Berufs-EM in Göteborg. Die Malerin aus Birkfeld wurde nicht nur Europameisterin, sie wurde darüber hinaus auch zur „Best of Europe“, also zur besten Nachwuchsfachkraft Europas überhaupt gekürt. Und auch sonst waren die EuroSkills in Schweden aus steirischer Sicht einmal mehr ein Riesenerfolg: Stolze vier von 14 österreichischen Medaillen gehen in die grüne Mark. „Wir sind und bleiben damit die Fachkraft-Supermacht Nummer eins“, zeigte sich WKO Steiermark Präsident Josef Herk bei der Siegerehrung begeistert. Im Rahmen der EuroSkills präsentierte Herk auch erstmals die Strategie und das Rahmenkonzept für die Heim-EM in Graz 2020.

Fotos: Lunghammer, Foto Fischer, Gady, WKO Steiermark, Raiffeisen, Harry Schiffer, Manfred Lach, Spar, Wittwar, Steiermärkische Sparkasse, Foto Fischer, WKO Steiermark / Fischer

Wirtschaftsbarometer auf positivem Terrain


Kurz & News

Rekordsumme für „Licht ins Dunkel“ Im Zuge der „Licht ins Dunkel Gala“ des Grazer Autohauses Wittwar gemeinsam mit der Zeitschrift der Grazetta wurde mit der Summe von 115.600 Euro ein absoluter Spendenrekord erreicht. Andreas Oberbichler (GF Autohaus Wittwar) durfte zahlreiche Gäste zu dieser erfolgreichen und festlich gestimmten Gala begrüßen, unter anderem Stadtrat Mario Eustacchio, ORF Steiermark Landesdirektor Gerhard Draxler und Bundesliga Präsident Hans Rinner. Im weiteren Verlauf des Abends wurden außerdem 30 Exponate für den guten Zweck versteigert, Höchstgebote erzielten dabei ein Flug mit der DC-6 oder die Strasser-Harmonika von Andreas Gabalier.

15 Jahre Gründercenter der Steiermärkischen

Unternehmensgründungen brauchen gute Vorbereitung. Eine Antwort darauf hat die Steiermärkische Sparkasse mit ihrem GründerCenter, das in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen feiert. „Es ist die Vielzahl der Ideen und der besondere Drive, den die Gründungswilligen mitbringen, die unseren Job so interessant machen“, sind sich das Team im GründerCenter rund um die Leiterin Dagmar Eigner-Stengg einig. Die Torte zur Jubiläumsfeier wurde von der „frisch gebackenen“ Gründerin „Törtchenprinzessin“ gezaubert. Auch sie ließ sich vor ihrem Start vom GründerCenter der Steiermärkischen Sparkasse beraten und führt jetzt ihr florierendes Unternehmen, in dem sie köstliche Torten produziert.

Ein Lift, 90 Sekunden und eine Idee Ideen und Projekte, die die Wirtschaft begeistern: Bereits zum vierten Mal machte sich die Junge Wirtschaft der WKO Steiermark im Rahmen des „Elevator Pitch“ auf die Suche nach den herausragenden Jungunternehmern der Grünen Mark. Beim großen Finale im Lift des E-Office der Energie Steiermark matchten sich 20 Finalisten in einer 90-sekündigen Liftfahrt um Preisgelder in Höhe von gesamt 8.000 Euro. Eine hochkarätige Jury kürte Martin Lechner mit „ad[E]drive“ zum Sieger des Abends. „Wir möchten mit diesem Wettbewerb junge Menschen dabei unterstützen, ihre genialen Ideen umzusetzen.

Spar unterstützt Krebshilfe Steiermark Im heurigen Herbst hat der Kampf gegen Krebs mit Spar bereits zum dritten Mal einen starken Mitstreiter gefunden. Diese Kooperation ist einzigartig in Österreich. „Mit vier Produkten von österreichischen Lieferanten unterstützen wir gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden die Krebshilfe Steiermark“, erklärt Christoph Holzer, GF Spar Steiermark. „Wir freuen uns, dass wir in so einer wichtigen Sache mit an Bord sein können.“ Die Artikel waren in allen teilnehmenden Märkten leicht zu finden und entsprechend gekennzeichnet. Deren Erlös von 5.000 Euro geht direkt an die Krebshilfe Steiermark. Infobroschüren und Plakate unterstützen die Wirkung der Aktion.

Weichenstellung in der Jungen Wirtschaft

Im Rahmen der Eröffnung des neuen Netzwerkhauses der Jungen Wirtschaft erfolgte Mitte November die Wahl des künftigen Vorsitzenden. Christoph Kovacic, GF der 38 Mitarbeiter zählenden „Inkol GmbH“ aus Eibiswald, wird Burkhard Neuper im April ablösen. „Gerade für uns Jungunternehmer ist es wichtig, dass der Staat auch an morgen denkt und schlanke Strukturen schafft, die wettbewerbsfähiges Wirtschaften ermöglichen“, betonen Kovacic und Neuper unisono. Dafür gab es nicht nur von den Delegierten viel Applaus, sondern auch von WKO Präsident Josef Herk, der bei der Eröffnung des neuen Netzwerkhauses auch Minister Sebastian Kurz und LH Hermann Schützenhöfer begrüßen durfte.

Pistengütesiegel für acht Schigebiete Heuer geht das Gütesiegel erstmalig an das Skigebiet Grebenzen. In den Regionen Dachstein, Galsterberg, Mariazell, Lachtal, Stuhleck, Planai/Hochwurzen und Hauser Kaibling erfolgte eine Weiterverleihung für drei Skisaisonen. „Damit tragen bereits 18 Skigebiete das Pistengütesiegel. Das ist ein deutliches Statement, dass bei uns Sicherheit und Qualität an erster Reihe stehen“, so Arthur Moser, Obmann der Fachgruppe Seilbahnen. Das betont auch LR Christian Buchmann: „Unsere Skigebiete tragen mit ihrem Angebot wesentlich zu den Erfolgen im heimischen Tourismus bei. Das Pistengütesiegel ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass die höchsten Standards gewährleistet sind!“ FAZIT JÄNNER 2017 /// 63


Foto: Raiffeisen Immobilien

Nikolaus Lallitsch (GF Raiffeisen Immobilien Steiermark) prangert die sieben Todsünden der Immobilienwirtschaft an.

Die sieben Todsünden

Ein Naheverhältnis zwischen Sünde und Immobilienwirtschaft lässt sich nur schwer verleugnen. Es ist eher überraschend, dass es nur sieben Todsünden geben soll, wo doch die Anzahl der potenziellen Sündiger in diesem Wirtschaftszweig weit höher sein dürfte.

W

enn wir an Immobilienmakler, Finanzdienstleister, Liegenschaftsbewerter, Architekten, Bauherren, Projektentwickler denken, tun wir uns mit einer globalen Unschuldsvermutung recht schwer. Auch Wohnpolitik, Journalismus, Baubehörden oder Mietervereinigung lassen erahnen, dass das Fegefeuer hell lodert. Todsünden sind keine Handlungen, sondern Haltungen. 1 Hochmut Hochmut und Hoch-Haus waren seit jeher Zwillinge: Von den 72 Patriziertürmen in San Gimignano stehen heute nur noch fünfzehn. Mit 828 Meter ist der Burj Khalifa in Dubai derzeit das höchste Gebäude der Welt. Schon 2020 soll er durch den Kingdom Tower in Saudi-Arabien abgelöst werden, der 1.007 m hoch sein wird. 2 Habgier Die Habgier hat viele Erscheinungsformen. Das „arbeitslose Einkommen“ ist ein ewiges rotes Tuch der Klassenkämpfer und das Klischee des bourgo-

64 /// FAZIT JÄNNER 2017

isen Zins-Haus-Herren wird nicht nur augenzwinkernd im Wienerlied bedient, obwohl es längst nicht mehr zutrifft. 3 Wut Hier tun sich Mietervereinigung und Arbeiterkammer hervor, Liegenschaftseigentümer als Ausbeuter darzustellen, obwohl die Renditen auf einem historischen Tiefststand angelangt sind. Das MRG hat nur 59 Paragraphen, zu denen es schon tausende OGH-Entscheidungen gibt. Es schützt die Privilegien der Altmieter und treibt die Mieten der Neumieter in die Höhe. Auch die Baurichtlinien werden immer engmaschiger, sodass leistbares Wohnen in den Städten bald eine unerreichbare Vision wird. 4 Trägheit Die Faulheit kommt in Gestalt der lähmenden Trägheit städtischer Baubehörden daher. Versuche die Verfahren zu beschleunigen, die Abläufe zu straffen, die Kompetenzen zu klären und den „Bauwerbern“ so etwas wie „Dienstleistung“ oder „Service“ zu bieten, schei-

tern oft am beamteten Beharrungswiderstand. Für Graz gilt, dass die Verzögerung der Verfahren jeden Wohnungsbesitzer eine Küche kostet.

5 Ausschweifung Die Ausschweifung (lat. Luxuria) ist ein Sittenbild der Häuslbauerschaft, „Vorstadt-Barock“ ist die Stilform des schlechten Bauherrngeschmacks kombiniert mit dem Geltungsdrang des Architekten. Er wird sichtbar in Erkern, grellen Fassadenfarben, Löwenstatuen am vergoldeten Schmiedeeisen-Gartenzaun usw. 6 Neid Das ist dieses Unbehagen gegenüber den Errungenschaften der Nachbarn und der daraus abgeleitete Drang, einen längeren Pool, eine breitere Zufahrt, eine wuchtigere Garage zu besitzen und es ist auch der Stoff, aus dem viele Kreditanträge und später einmal Exekutionsbewilligungen sind. 7 Gefräßigkeit Es ist der Sündenfall an den nächsten Generationen wie

sich heute die Städte über ihre grünen Ränder hinaus in die Umgebung fressen. Die Raumordnung ist ein zahnloser Hund, der den zügellosen Verbrauch unseres kostbarsten Grund und Bodens nicht verhindern kann.

Buße und Umkehr Die katholische Kirche verzeiht die einbekannten Sünden. Das Problem ist nur, dass Bausünden noch lange lange in der Landschaft stehen. Buße allein ist zu wenig, Umkehr tut not. Ich meine damit den verantwortungsvollen Umgang mit Grund und Boden, von dem wir in Österreich täglich 22 Hektar verbrauchen, oder Energiesparen durch erneuerbare Energien, und sanfte Mobilität, die auf öffentliche Verkehrsmittel, Rad und e-mobility setzt. Qualität sollte wieder einen höheren Stellenwert vor Kostenminimierung und Gewinnmaximierung bekommen. Aus einem Vortrag von Nik Lallitsch anlässlich der Auszeichnung mit dem „Green and blue building Award“ für die Smart City Graz Mitte.


Bauen & Wohnen

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Lehrlings-Casting für Nachwuchs am Bau

Foto: Harald Schlossko

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Im Rahmen des dritten bundesweiten Bauarbeiter-Lehrlingscasting wurden in der Bau-Akademie Übelbach die besten Nachwuchskräfte gesucht. An fünf Stationen mussten die 95 Anwärter, unter ihnen sechs junge Damen, ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Auch wenn der Spaß für die 95 Teilnehmer nicht fehlen durfte, war es dennoch auch eine ernste Angelegenheit.

Familienfreundlicher Saubermacher Kind(er) und Karriere. Dass dieses Modell für Mütter und Väter beim steirischen Unternehmen Saubermacher bestens funktioniert, wurde nun mit dem Gütesiegel für Familienfreundlichkeit „berufundfamilie“ hochoffiziell bestätigt. Im November wurde das Zertifikat von Familienministerin Sophie Karmasin in Wien an die Vertreter von Saubermacher übergeben. Kürzlich machte sich auch der Präsident der Arbeiterkammer Steiermark, Josef Pesserl, persönlich ein Bild vom Arbeitsklima beim Recyclingpionier. FAZIT JÄNNER 2017 /// 65


N

Foto: Kay Herschelmann

icht weit vom Ostbahnhof und der East Side Gallery (einem künstlerisch gestalteten und erhalten gebliebenen Teil der Berliner Mauer) konnte man eine Art »Sendung mit der Maus aus der Zukunft« für Erwachsene erleben: Jeweils 15-minütige Kurzvorträge beleuchteten Durchbrüche bei Themen, von denen wir wohl noch zu hören bekommen werden. Hier werden nun einige Sprecher und ihre Vortragsthemen in (aller) Kürze porträtiert.

Einstürzende Mauern zwischen Medizin, Natur und Ökologie Die dänische Ozeanographin Katherine Richardson prägte das Konzept der »Planetary Boundaries« zu ökologischen Belastungsgrenzen der Erde. Sie erklärte anhand historischer Daten, dass die Menschheit vom Klima abhängiger ist, als wir heute glauben. Sie tritt für ein weltweites Management der natürlichen Ressourcen ein und zeigte am Beispiel des Ozonlochs auf, wie eine problematische Entwicklung durch menschliche Eingriffe in einen sicheren Bereich zurückgeführt werden konnte. Die südafrikanische Epidemologin Quarraisha Abdool Karim entwickelt anhand der Verteilung von Aids-Infektionen Programme zur besseren Vorsorge. Wenn man die Infektion von jungen Frauen zwischen 15 und 25 Jahren erfolgreich verhindern kann, ließe sich die Aids-Epidemie im südlichen Afrika entscheidend eindämmen. Randolph Nesse von der Arizona State University wiederum forscht an »evolutionärer Medizin«, darunter fallen auch Antibiotika-Resistenzen, Autoimmunerkrankungen und Krebs. Aktuell untersucht er, wie die natürliche Selektion unsere psychologischen Zustände, Stimmungen und Ängste geprägt hat. So habe es sich etwa in der Evolution ausgezahlt, bei Geräuschen, die auf ein Raubtier hindeuten, schreckhaft zu sein – trotz häufiger »Fehlalarme« ... Salah Sukkarieh von der Universität Sydney stellte vor, wie schon bald Roboter automatisch und hoch effizient die Pflege von Fel-

66 /// FAZIT JÄNNER 2017

dern übernehmen können. Analytik, automatisierte Entscheidungen in Echtzeit und selbststeuernde Landmaschinen machen eine Revolution der Produktion von Nahrungsmitteln mit geringeren Eingriffen in die Umwelt möglich – bei Pflanzen wie in der Tierzucht. Der Mikrobiom-Forscher Rob Knight beschäftigt sich mit den Einzellern, die im und am menschlichen Körper leben und mehr als die Hälfte der Zellen eines Menschen ausmachen. Ihre Zusammensetzung hat große Auswirkungen auf unsere Gesundheit, wir leben mit unserem Mikrobiom in einem gemeinsamen System. Und dieses ist bei jedem Menschen anders und beispielsweise über Ernährungsgewohnheiten beeinflussbar.

Technologie und Physik als Treiber und Ziel von Verständnis Jack Gallant von der Univeristät in Berkeley, Kalifornien, kann mit Hilfe von bildgebenden Verfahren (»Brain Decoder«) bereits schemenhafte animierte Bilder von gesehenen bzw. vorgestellten Bildern machen. Weil die Messverfahren und Modelle immer besser werden und die verfügbare Rechenleistung zunimmt, werden hier rasch Fortschritte sichtbar werden. Auch die »innere Stimme« wird so sichtbar. Der Direktor des Zentrums für Bits und Atome am MIT, Neil Gershenfeld, arbeitet daran, wie die Welt des Digitalen und des Physischen miteinander verschränkt werden kann. Er hat die Fab-Lab-Bewegung initiiert, die für Privatpersonen Zugang zu 3-D-Druckern und anderen Geräten ermöglicht. Er meint, dass bald Star-Trek-ähnliche Möglichkeiten zur Replikation Wirklichkeit werden könnten. Sadie Creese forscht an der Uni Oxford zu Cybersicherheit. Sie erklärte, dass wir alle dauerhaft in dem Thema gefordert sind und das Thema nicht den IT-Fachleuten überlassen sollten. Mehr Bewusstsein und Selbstverantwortung für den Schutz persönli-


Symposium

Wenn Mauern fallen

Interdisziplinarität unterstützt durch Rechnerleistung scheint das Mittel zur Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit zu sein. Das »Falling Walls«-Symposium in Berlin lieferte am 9. November, dem Jahrestag des Mauerfalls, wieder Einblicke in bahnbrechende Forschung, die die Mauern zwischen einzelnen Disziplinen überwindet. Text von Thomas Goiser

cher Daten und kritischer Infrastrukturen – darunter vor allem die Energieversorgung, Verkehr und das Finanzwesen – sind gefragt. Der deutsche Physiker Karsten Danzmann gilt als einer der führenden Experten bei der Erforschung von Gravitationswellen, die Anfang des Jahres nachgewiesen werden konnten. Er beschrieb die Messverfahren, mit denen Forscherteams heute arbeiten, wenn sie etwa beschreiben, wie zwei schwarze Löcher verschmelzen.

Politik und Gesellschaft: Auseinandersetzung mit neuen Grenzen Der Philologe Gregory Crane von der Uni Leipzig möchte der das Verständnis von Gegenwart und Zukunft mit Hilfe von digitaler Technologien und modernen Analyse-Tools bei alten Texten verbessern. Er plädiert für mehr »Citizen Science«, also den Dialog zwischen Experten und der Gesellschaft und die Verbreiterung der Forschungsbereiche über die westlichen Quellen hinaus. Die Informationstechnologie hilft dabei heute durch die Vernetzung des Wissens und automatisierte Verfahren. Der Terrorismusforscher Peter Neumann vom King’s College in London forscht über Radikalisierung von Europäern, die als »foreign fighters« in den Bürgerkrieg nach Syrien gehen. Er beschreibt Radikalisierung als einen Prozess, der bei jeder untersuchten Person anders verlaufen ist. Ihm gelang es, durch die Analyse von Social Media Daten und persönliche Gespräche die Wege von hunderten Kämpfern zu untersuchen, nun entwickelt er Programme gegen Radikalisierung. Eyal Weizman arbeitet als Architekt an »Forensischer Architektur« und rekonstruiert anhand der Überreste und Trümmer nach Drohnenangriffen oder bei Fällen von Völkermord die Ereignisse. Mithilfe der Aussagen von ehemaligen Häftlingen hat er mit seinem Team ein Foltergefängnis in Syrien rekonstruiert. Am Thema »zeitgenössische Sklaverei« forscht im englischen Nottingham Kevin Bales, der auch weltweit als Aktivist dagegen

auftritt. In den vergangenen Jahrzehnten sei der Preis für die Versklavung eines Menschen stark gefallen. Er schätzt, dass heute ca. 46 Mio. Menschen weltweit Sklavenarbeit verrichten, die oft mit Umweltzerstörung einhergeht – etwa im Abbau von Rohstoffen, der Rodung von Wäldern oder der Tierzucht. Die moralische Schande Sklaverei ist damit auch ein globales Umwelt-Problem.

Damit schließt sich gewissermaßen der Kreis. Besonders spannend wird es, wenn man die einzelnen Themen gedanklich miteinander verknüpft. Wir leben in spannenden Zeiten. Geworden ist es ein Tag voller Inspiration und Motivation. Wem das nicht reichte, der konnte sich bei der Veranstaltung auch für »Brain Dates« anmelden. Wie in einem Sozialen Netzwerk konnte man Angebote und Wünsche formulieren und sich anhand gemeinsamer Interessen mit bisher fremden Menschen treffen. Rund 200 solcher Begegnungen fanden dann statt. Wenn Sie Zeit haben, verpassen Sie nächstes Jahr am 9. November den Livestream nicht oder fahren Sie nach Berlin! n

Falling Walls Seit 2009 jährlich am 9. November stattfindendes Wissenschaftssymposium falling-walls.com

FAZIT JÄNNER 2017 /// 67


Fazitportrait Von Volker SchĂśgler mit Fotos von Marija Kanizaj

Ledermann

68 /// Fazit Jänner 2017




Fazitportrait

Das Lederhandelsgeschäft Schuster ist in vielerlei Hinsicht einzigartig; nicht nur,

weil es das einzige in der Steiermark ist. Ein Besuch mutet wie eine Reise in die Vergangenheit an, bei der man noch aus einem riesigen Reservoir an nützlichen Dinge schöpfen kann.

Und Hoffnung. Etwa darauf, dass Naturstoff doch nachhaltiger ist als Kunststoff. Solche Geschäfte machen eine Stadt aus.

W

ie aus der Zeit gefallen«, könnte Sally in Joe‘s Ohr flüstern, beträten sie das Lederfachgeschäft Schuster in der Schmiedgasse der Grazer Innenstadt. Die beiden mannshohen Königspinguine aus Polyester hatten eine vierjährige reale Weltreise mit dem Fotokünstler und Autor Willy Puchner hinter sich, als sie bis 2008 als Hauptwerbeträger der Österreich Werbung (ÖW) dienten (»Endlich. Österreich«). Ihre metaphorische Geschichte machte sie zu Helden des geschmähten Massentourismus. Als wunderliches Paar in stereotypen Posen persiflierten sie das Verhalten von Touristen, trugen aber immer eine Sehnsucht im Herzen, »dass es auch anderswo friedlich zugehen möge. Leute wie wir eben.« (Die Zeit, Hamburg). Der Blick auf die Welt durch Pinguinaugen weckt Frische und Charme, zu Tode Geknipstes, wie auch Altvertrautes erwachen zu neuem Leben. »Mit den Augen der Pinguine Joe und Sally sehen wir, was wir längst zu sehen verlernt haben.« (FAZ, Frankfurt). Zum Beispiel, dass Tante Jolesch nicht recht hatte, als sie meinte, dass alle Städte gleich seien (außer Venedig). Die Sehnsucht der Pinguine ist jener von Städtetouristen ähnlich. Man schlendert durch die schöne Altstadt und hat eine gewisse Erwartungshaltung. Kultur zum Angreifen, Atmosphäre, herzeigbare Originalität, Landesübliches, Typisches. Während die Herrengasse mit immer mehr internationalen und nicht internationalen Konzernen den Shopping-Trieb bedient, sorgen die Barock-, Renaissance- und Gründerzeitbauten der Seitengassen für das Lokalkolorit – wenn auch der Inhalt passt.

Leder für alle. Auch für den Papst So passt er jedenfalls in der Schmiedgasse Numero siebzehn bis neunzehn, gegenüber vom Polizeiwachzimmer. Hier betreibt der einundsechzigjährige Heinz Schuster seit vielen Jahren in zweiter Generation ein Geschäft, das einzigartig ist in der Steiermark: einen Lederhandel. Von der »ganzen Haut« über Meterware und Lederreste bis zu Spaltleder unterschiedlichster Stärke und feinster Qualität – »Ledermann« Schuster hat alles oder besorgt alles. Sogar für den Papst. Die gesamte Innenverkleidung des Papamobils, jenes kugelsicheren Spezialfahrzeugs, mit dem der Papst den Gläubigermassen begegnet, ist aus Polstervichette, feinstem Rindsleder in Weiß – dafür hat Heinz Schuster gesorgt. Das ist jetzt auch schon länger her, genau so wie jene Zeiten, als es noch gut 60 Schuhmacher in Graz gegeben hat. Diese beliefert Schuster im Großhandel, auch wenn heute ist nur mehr rund ein Dutzend übriggeblieben ist, einschließlich der orthopädischen Betriebe.

»Wie aus der Zeit gefallen«, meinte also Sally, die nie etwas vortäuschen würde und daher nicht mit jener von »Harry und Sally« aus dem gleichnamigen Kinofilm zu verwechseln ist. Was sie meinte, wäre das Innere des Geschäfts, mit einem Interieur, aber auch mit Waren wie aus einer anderen Epoche. Der Wandverbau mit den unzähligen Holzschubladen für unterschiedliche Sandalenschnallen, Taschenkarabiner, Reissverschlüsse oder Schuhbänder stammt ziemlich sicher noch aus den neunzehnzwanziger Jahren, die massiven, aus Holz gezimmerten Regale, die tief in die Lagerräume hineinreichen, aus den neunzehnfünfziger Jahren. Leder ist schwer, vor allem wenn viel und in allen Stärken bis sieben Millimeter auf Lager gehalten wird. Gewerbliche wie private Abnehmer finden hier, was sie für Bekleidung, Polstermöbel, Taschen, Gürtel, Lederhosen, Schuhe, für technische Zwecke oder Reparaturen brauchen. Der Trend zum Selbermachen scheint ungebrochen. Heinz Schuster: »Viele Kunden basteln mit Leder oder restaurieren etwas.« Das Material hat nicht nur praktische, sondern auch sinnliche Qualität; so ist neben der Optik die Haptik von Leder für die meisten von Bedeutung, zugleich ist der »Griff« ein wesentlicher Indikator, um echte Haut von unechter zu unterscheiden. Doch auch Fachleute wie Schuster müssen oft passen: »Die Unterscheidung ist tatsächlich nicht immer zweifelsfrei möglich.« Das beste Leder ist die Hautaussenseite, das ist das Narbenleder oder Vollleder. Rindsleder kann bis zu zehn Millimeter (und mehr) dick sein und wird daher in mehrere Schichten gespalten. Für dieses Spaltleder gilt: Je näher es dem äußeren Narbenleder ist, umso besser ist seine Qualität. Grundsätzlich erkennt man es daran, dass beiden Seiten rau sind – außer, es ist auf einer Seite beschichtet und täuscht etwas vor; so wie Sally. Die von Harry. Oder wie Bonded leather, ein Lederfaserstoff, der nur zum Teil aus zerkleinerten Lederfasern besteht, ähnlich einer Spanplatte, die auch nur zumTeil aus Holz ist. Dieses Material ist günstiger und wird etwa für Brandsohlen, aber auch für Gürtel verwendet. Leder und Umwelt In Zeiten, in denen die Ablehnung von Honig ein Thema ist, weil dabei Tiere ausgenützt würden, wurde auch Leder längst Gegenstand des Diskurses. Das ist auch gut so, denn so findet Entwicklung statt. Das weiß auch Heinz Schuster, zumal die beiden Töchter des Lederhändlers schon seit vielen Jahren Veganer beziehungsweise Vegetarier sind. »Harte Schule«, würde Joe sagen, FAZIT JÄNNER 2017 /// 71



Fazitportrait

Die meisten Lederhosen sind aus neuseeländischen Hirschhäuten. Heinz Schuster, Lederfachmann

»aber für alle«, Sally ergänzen. Als Tiere zeigen sie die Komplexität des Diskurses besonders gut auf, auch wenn sie nur aus Polyester sind und sich ihrer Haut sicher sein können. Wenngleich diese spätestens bei ihrem Verrottungsprozess ähnliche Probleme bereiten wird wie ein Kunstpelz. Als – ehemaliger – Jäger hat Schuster auch andere Einblicke in die Lederwelten und weiß: »Die meisten Lederhosen bei uns sind aus neuseeländischen Hirschhäuten.« Was sich im Übrigen auch auf das Wildbret beziehe. Diese Geschichte geht so: Um 1900 haben Europäer, vor allem jagdbegeisterte Engländer – andere Quellen sagen Kaiser Franz Josef – Hirsche nach Neuseeland gebracht, die sich rasend vermehrt haben. Seit den neunzehnsiebziger Jahren werden sie hauptsächlich für den Export gezüchtet. Mittlerweile ist die Hirschzucht zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig für Neuseeland geworden. Die Beliebtheit der Häute ergibt sich aus dem Umstand, dass sie keine Einschusslöcher haben. Immerhin wird Hirschleder nicht mit Chrom, sondern mit chemiefreiem Fischtran gegerbt. Joe und Sally wußten das, sie waren schon am anderen Ende der Welt. Das aus der Zeit gefallene Geschäft hat natürlich auch eine eigene, wogende Geschichte. Der Strukturwandel in der Schuhbranche nach dem Aufbau des Unternehmens durch den Vater von Heinz, Kommerzialrat Hermann Schuster (1904–1994), war gewaltig. Ursprünglich von Wilhelm Gibiser 1898 in der Neutorgasse gegründet, übernimmt Vater Schuster 1928 nach sieben Jahren Mitarbeit mangels eines Nachfolgers das Schuhmacherbedarfsgeschäft samt Haus. Dreißig Lederhandlungen versorgen damals die vielen Schuhmacher in Graz. Viele haben zwei bis drei Gesellen, Schuhfabriken gibt es noch kaum. Die Lederhandlung Schuster hat bis zu zwanzig Mitarbeiter. Das Haus stand übrigens auf dem heutigen freien schmalen Platz zwischen Franziskanerkirche und Mur, musste aber Mitte der neunzehnsechziger Jahre dem Bau ei-

ner Unterführung und der neuen Murbrücke weichen. 1954 übersiedelt der Betrieb in die Schmiedgasse, den heutigen Standort, von wo aus Hermann Schuster auch die mittlerweile aufgeblühte Schuhindustrie beliefert.

Solche Geschäfte braucht die Stadt Doch in den neunzehnsechziger Jahren gerät die Industrie in die Krise, die Importware – speziell aus Italien – ist billig, die Schuhfabriken sperren reihenweise zu. Heinz Schuster: »Das Großhandelsgeschäft war damit praktisch vorbei. Im Einzelhandel hielt sich noch die damalige Niederlassung in der Volksgartenstrasse ganz gut.« Dort sind vor allem die Autositzbezüge aus Fell ein Verkaufshit, bis die Originalbezüge in den Autos so gut werden, dass auch hier die Nachfrage ausbleibt. Als Heinz nach der HAK-Matura 1974 ins Geschäft kommt, hat sich der Markt vollkommen gewandelt, und – wie so oft – der Generationenkonflikt verschärft. Als die Mutter, Prokuristin im Betrieb, 1984 stirbt, will der Vater gar nicht mehr übergeben und bleibt bis er 90 ist und – ebenfalls stirbt. Das war 1994. »Zusperren«, raten Notar und Wirtschafttreuhänder dem Erben Heinz Schuster. Zugesperrt wurde aber nur das Lederbekleidungsgeschäft rechts vom Hauptgeschäft; das ursprüngliche Lager auf der linken Seite blieb bis heute ein Lederwarenfachgeschäft mit Handtaschen, Geldbörsen und Brieftaschen, Ledergürteln und Schirmen. Heinz Schuster hat auf ingesamt drei Mitarbeiter reduziert und ein Produktsortiment wie kein Zweiter: Leder, Lederreste, Lederfarben, Lederriemen, Rollogurten, Reißverschlüsse, Schnallen, Ösen und Haken, Lederpflegeprodukte, Schuhzubehör (vom Schuhstrecker bis zu Schuhbandspitzen), Lederwarenzubehör wie Taschengriffe und –schlösser, gewalkte Pantoffel, Hüttenpatschen, bis hin zu Schuhputzmaschinen oder Hosenträger. Für Joe und Sally eine klare Geschichte: Ohne derartige Geschäfte wäre die Stadt ein Stück ärmer. n Leder Schuster 8010 Graz, Schmiedgasse 17–19 Telefon +43 316 829201 lederschuster.at

FAZIT JÄNNER 2017 /// 73


Fazitreise

Der Rynek in Rzeszow mit dem alten Rathaus bildet das Zentrum der modernen Industrie-, Handels- und Verwaltungsstadt.

74 /// Fazit Jänner 2017


Polnische Gegensätze

Eine Reise in die Vorkarpaten



Fazitreise

Schon die kurze Fahrt vom Flughafen Rzeszow-Jasionka in die Stadt

versetzt den Reisenden ins Staunen. Rzeszow, die Hauptstadt der polnischen Wojwodschaft Vorkarpaten, präsentiert sich ausnehmend modern. Text von Johannes Tandl

Europa wirkt in einer der ärmsten Regionen Aus dem Reiseführer und anderen Nachschlagewerken weiß man vor einem Besuch lediglich, dass die Vorkarpaten zu den ärmsten Regionen Europas gehören, mit einem Gehaltsniveau das rund 25 Prozent unter dem polnischen Durchschnitt von etwa 950 Euro pro Monat liegt. Beim Besuch wird dann schnell klar: Europa wirkt. Mithilfe von Strukturfondsmitteln wurden historische Gebäude revitalisiert, die Verkehrsinfrastruktur auf den letzten Stand gebracht, Ausfallsstraßen in Lärmschutzbauten eingehaust und Plattensiedlungen thermisch saniert. Touristisch ist die Region bekannt für ihre bäuerlich geprägten Naturlandschaften,

einige Holzkirchen, die sogar Weltkulturerbestatus erlangt haben, und viele prächtige Schlösser der ehemaligen polnischen Aristokratie. Politisch hat in der Region eindeutig die »Pis« das Sagen, die Partei »Recht und Gerechtigkeit« des noch lebenden Kaczynski-Bruders Jaroslaw, die einmal als nationalistisch, konservativ und populistisch, dann wieder als EU-kritisch oder als christdemokratisch charakterisiert wird.

Ländliches Phänomen »Recht und Gerechtigkeit« Unsere Reisebegleitung sind der polnische Honorarkonsul in der Steiermark, Gerold Ortner, und eine Dame aus dem polnischen Tourismusministerium. Beide ahnen, wie eine österreichische Journalistendelegation in Zeiten der postfaktischen politischen Korrektheit der Pis wohl gegenüber eingestellt sein wird, und betonen daher, dass es sich bei »Recht und Gerechtigkeit« bloß um ein ländliches Phänomen handelt, während in den Städten der Region seit vielen Jahren dieselben Namenslistenbürgermeister das Sagen haben, die sich dort auch schon in Zeiten einer liberalkonservativen Parlamentsmehrheit durchsetzen hatten können. Wenn ein Pole in den Südosten seines Landes fährt, tut er das wohl am ehesten als jemand, der in Warschau arbeitet und seine alte Heimat besucht, oder als Tourist, der eine alte malerische Kulturlandschaft mit herrlich revitalisierten Ortskernen und

Das Schloss Krasiczynie beherbergt heute ein Hotel und eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für Reisen in die polnischen Vorkarpaten. FAZIT JÄNNER 2017 /// 77

Fotos: Terra Libera (vorige Doppelseite), Archiv

O

bwohl nur ein paar hundert Kilomter nordöstlich von Wien gelegen, ist Rzeszow am sinnvollsten per Flugzeug via Warschau zu erreichen. Und direkt neben dem nagelneuen Flughafen liegt ein hypermodernes Kongresszentrum. Und den Weg in die Innenstadt säumen zahlreiche moderne Produktionshallen global tätiger Zulieferkonzerne im Flugzeugbau. Auch die historische kleine Innenstadt von Rzeszow präsentiert sich modern, mit einer internationalen Business-Community und Angehörigen einer einheimischen Spaßgesellschaft, die die zahlreichen um den »Rynek« – dem Marktplatz – angesiedelten hippen Themenlokale bevölkert.



Fazitreise Dörfern genießen will. Die Region ist bekannt für ihre typische polnische Küche mit viel Kohlgemüse, Fleisch und Fisch. Wenn wir als Österreicher dorthin gelangen, werden wir zwangsläufig mit der gemeinsamen Geschichte, die uns mit der Wojwodschaft Vorkarpaten verbindet, konfrontiert.

Gemeinsame Geschichte Die Region wurde nämlich mit der ersten Teilung Polens im Jahr 1772 Teil des Südpolen und die Westukraine umfassenden Königreichs Galizien, das bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörte. Die Habsburger bildeten sich ein, den Hauptort Westgaliziens, die malerische Stadt Przemysl (deutsch: Premissel), zur Festung auszubauen. Und so fanden dort im Zuge des ersten Weltkrieges blutige Belagerungsschlachten statt, die an die hunderttausend Menschenleben gekostet haben, darunter zahlreiche Soldaten des Regiments Nr. 27 der Habsburger-Armee, des sogenannten »Grazer Hausregiments«, das auch unter der Bezeichnung »König der Belgier« bekannt war. Und weil zahlreiche »Belgier« in Przemyśl ihr qualvolles Ende fanden, sah sich das steirische Schwarze Kreuz – eine ehrenamtliche Organisation, die sich mit der Erhaltung und Pflege von Kriegsgräbern befasst – veranlasst, sein Wirken auf die zahlreichen Soldatenfriedhöfe in und um Przemysl auszudehnen. Ein Besuch der Soldatenfriedhöfe und der Reste der zahlreichen Befestigungsanlagen, die sich in einem 45 Kilometer langen Ring um die militärisch eigentlich völlig wertlose Bischofsstadt Przemysl reihten, wird so zu einem beeindruckenden Erlebnis, das den Besuchern die Sinnlosigkeit eines Krieges vor Augen führt. Die Schlachten um Przemysl bildeten gemeinsam mit den Kämpfen an der Westfront bei Verdun und in den Dolomiten die blutig schaurigen Höhepunkte des ersten Weltkrieges mit seinen geschätzten 17 Millionen Toten.

nagement seine Maßnahmen vor, mit denen die grüne EU-Außengrenze mithilfe modernster Technologie überwacht wird. Die Polen nehmen ihre Aufgabe ernst und wollen mithilfe einer möglichst lückenlosen Kontrolltätigkeit unter allen Umständen den Übertritt illegaler Migranten auf ihr Gebiet verhindern. Da die Aussicht auf einen Flüchtlingsstatus in Polen ebenfalls nicht besonders attraktiv sein dürfte, ist die polnisch-ukrainische EU-Außengrenze daher weitgehend geschützt. Während die Bewohner der Provinzhauptstadt Rzeszow überwiegend in der Industrie, im Handel und der Verwaltung arbeiten, haben es die Menschen im abseits gelegenen Przemysl diesbezüglich schwerer. Und so gehen zahlreiche Bewohner ihren persönlichen Import-Export-Geschäften nach, indem sie EU-Waren in die Ukraine ausführen, um sie auf den Schwarzmärkten im nahen Lemberg zu verkaufen. Von Wien nach Galizien sind es auf der Autobahn etwa 600 Kilometer. Mit dem Flugzeug fliegt man entweder von Wien über Warschau nach Rzeszów oder von Wien nach Krakau und fährt von dort mit einem Leihauto weiter. Der Mythos Galizien ist auch heute noch ein zentrales Identitätsmerkmal für einen Landstrich beiderseits der Grenze zwischen Polen und der Ukraine, der es wert ist, erkundet zu werden. n

Vorposten der Europäischen Union Heute ist Przemysl der östlichste Vorposten der Europäischen Union in Richtung Osten. Bei einem Besuch an der polnisch-ukrainischen Grenze in Medyka führte uns das polnische Grenzma-

Konsul Gerold Ortner bei einer Kranzniederlegung auf dem österreichischen Soldatenfriedhof in Przemysl.

Karl von Habsburg – damals noch Kronprinz – stattete der Festung Przemysl wenige Wochen vor ihrem Fall im März 1915 einen Besuch ab.

Fotos: Archiv

Die prächtige Synagoge von Lancut wird heute von der Stiftung »Jüdische Gedenkstätten in Polen« erhalten. Ein Großteil der Juden von Galizien wurde von den Nazis im nahen Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Die wenigen Überlebenden wurden nach dem Krieg von Polen an einer Rückkehr gehindert. FAZIT JÄNNER 2017 /// 79


Fidel Castro ist tot.

Donald Trump, gewählter Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, via Twitter als Reaktion auf das Ableben des kubanischen Diktators

Teil einer Jugendbewegung sein …

Notizen zu dem Phänomen der Alt-Right Von Michael Bärnthaler

M

anchmal entsteht etwas Neues. Kommt von irgendwoher und überschwemmt die Sinnesorgane professionell geschulter Rezipienten. Und ist nicht mehr weg- und nicht totzukriegen. Die AltRight ist so ein Phänomen. Die Alt-Right ist die Summe dessen, was junge Leute, die sich mehr oder weniger affirmativ auf das Schlagwort Alt-Right beziehen, auf Twitter posten. Nicht nur auf Twitter, auch anderswo im Internet. Und nicht nur im Internet, auch anderswo. Aber sagen wir mal so: Die Alt-Right ist eine – großteils anonyme – Onlinejugendbewegung, die ein neuer politischer Faktor und eine andere Rechte sein will. Sie stellt auch, wie rechte Politik ja meistens, eine Reaktion auf linke Politik, hier insbesondere auf linke Netzpolitik dar. Deren Onlinevorherrschaft im Zeichen der drei Buchstaben SJW (Social justice warrior) zu brechen, ist die Alt-Right angetreten. Um dieses Ziel zu erreichen, meint die neue Rechte sich auch von den als Cuckservatives geschmähten traditionellen Konservativen emanzipieren zu müssen. Diese seien, so fasse ich die Kritik zusammen, Schwächlinge – bzw. eben Cucks. Der geneigte Leser möge die Begriffe, sollten sie nicht bereits bekannt sein, googeln. Das Phänomen Alt-Right ist für viele professionelle Beobachter schwer zu fassen. Das liegt auch daran, dass die Alt-Right schwer zu fassen sein möchte ... Doch im Grunde ist mit der Selbstverortung als – unapologetically – rechts ja schon vie80 /// FAZIT JÄNNER 2017

les gesagt, nicht? Die Alt-Right will spielen, aber nicht nur spielen. Verschiedene Alt-Righter wollen Verschiedenes, das ist auch klar. Oft geht es um die – vielleicht nur teilweise – Rehabilitierung gewisser Ismen: Sexismus, Rassismus ... Die Nation wird gegen den Globus ausgespielt. Die Alt-Right ist eine rechte Jugendbewegung und ein Hashtag, geschmiedet im postmodernen Stahlbad der Ironie, so wie eine andere Jugend in den Stahlgewittern eines Weltkriegs, rofl lol. In der FAZ schrieb jemand: »Das ist, was einen nach zwei Tagen in den Foren der Alt-Right nicht mehr schlafen lässt: eine nach Männerschweiß stinkende Todessehnsucht, vielleicht tatsächlich die des Faschismus, im Netzwerk neu zusammengesetzt.« Nun ja. Damit ist etwas angesprochen, mit dem wir uns beschäftigen müssen, und ich meine nicht den Faschismus, sondern natürlich den Tod. Denn der Tod ist das Absolute, wenn es das Absolute, also Gott usw. nicht gibt. Das Problem des Nihilismus. Eine ernsthafte Analyse müsste hier beginnen, wo diese Notizen – sorry! – enden. Ich entlasse den Leser in Beruf oder Freizeit mit der Überlegung, dass, was für den liberalen Kommentator der FAZ nur todessüchtige Negation – des liberalen Systems oder des Lebens – sein kann, für den anonymen Alt-Righter wohl eine Negation der Negation – des liberalen qua nihilistischen Systems – darstellt. Denn jede Todessehnsucht ist ja auch Sehnsucht nach Leben, nach dem wahren Leben, ist zuletzt: pure Sehnsucht ... Der Treibstoff jeder Jugendbewegung. n

Zombies jetzt auch in Lederhosen

S

chon die Synopsis des Films lässt ein wahres Gedicht eines Filmes vermuten: »›Now I will show you the Mirakel I have created‹, sagt der geldgeile Hotelier Franz (Karl Fischer) dem Investor Chekov (Kari Rakkola), kurz bevor dem Russen die grüne Wunderbrühe Namens ›Solanum +10‹, Allzweckwaffe für Immerschnee trotz des ›fucking climate change‹, ins kantige Gesicht spritzt.« Ab 23. Dezember 2016 in den Programmkinos ihrer Wahl: »Angriff der Lederhosenzombies«. n


Alles Kultur Theater und Fernsehen

Man wird sehen

Serienformate in Bewegtbild bergen hohes Suchtpotenzial. Ein neues Stück des »Theater im Bahnhof« nimmt sich dieses Phänomens nun an.

D

er Streamingdienst Netflix hat die Welt endgültig in die Abhängigkeit gestürzt. Da passt es wie der Finger auf die Fernbedienung, dass der Film- und Serienanbieter in einer Studie erklärte, was es bedarf, um unsere Sucht auszulösen. Die Schreibe ist von Seriensucht. Und wer es wissen will: »Breaking Bad« etwa – die erfolgreichste ihrer Zunft in der jüngeren Vergangenheit – um den zum Drogenboss mutierenden Walter White komme man ab jenem Moment nicht mehr aus, an dem man erblicken darf, dass auch ein braver Familienvater in Anbetracht von existenzsorgendsten Umständen einen Dealer in einer gemeinen Badewanne in Säure auflöst. Badewannendurchbruch ins untere Stockwerk inklusive. Klingt jetzt vielleicht für all jene, die dieses Stück Fernsehgeschichte nicht kennen, bereits wie ein erfolgreicher Spoiler, wie es so schön heißt. Aber das ist eine andere Geschichte. Die eigentliche Geschichte ist, dass Serien wahrlich eine beeindruckende Rolle in unserer Bewegtbildkonsumschaft eingenommen haben. Ja, auch früher gab es »Dallas«, »Bonanza« oder »Reich und schön«, aber doch ist der Kult um Serien, in denen sich schon seit einiger Zeit auch die großen Hollywoodstars ein Stelldichein geben, wahrlich eines dieser Phänomene der Gegenwartskultur. Womit wir dann wieder von der flimmernden zur realeren Unterhaltungsbühne wechseln können: Das Theater im Bahnhof, das sich – ebenfalls bereits seit einiger Zeit – der schauspielenden Aufführung diverser Gegenwartskultur verschrieben hat, startet unter anderem mit

»Serienjunkies. Ein Abend mit Suchtpotenzial.« ins neue Jahr. Ein Stück über den Drang, den Druck und die Notwendigkeit, jede verdammte Folge so verdammt nochmal schnell wie möglich aufzusaugen, weil es schlicht und ergreifend von fundamentaler Bedeutung ist, zu erfahren, ob der ehemals biedere Chemielehrer vom lauten Prollschwager nun überführt wird oder nicht. Schon wieder ein »Breaking Bad«-Spoiler. Die Unwissenden mögen verzeihen. Die Serienjunkies des Theater im Bahnhof sind Beatrix Brunschko und Jacob Banigan. Und der Veranstalter verspricht, das Stück sei besser als Fernsehen. Dass der Schauplatz der improvisiert-aufgeführten Serie ein idyllischer Ort in der Obersteiermark ist, sollte nicht von Nachteil sein. Und gibt es hier nun etwa auch Suchtgefahrpotenzial? Man wird sehen. n

Die Serienjunkies. Ein Abend mit Suchtpotenzial Immer am Sonntag, vom 29. Jänner bis inklusive 5. März im Theater im Bahnhof, Graz, Elisabethinergasse theater-im-bahnhof.com

FAZIT JÄNNER 2017 /// 81

Fotos: Michael Vadon, Eva Hofer, Faksimile

Von Peter K. Wagner


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

W

er mit 20 Jahren nicht Sozialist ist, der hat kein Herz, wer es mit 40 Jahren noch immer ist, hat kein Hirn.« Dieses Zitat – es stammt entweder von Clemenceau oder von Churchill – soll wohl jene Phase des Erwachsenwerdens beschreiben, in der sich die Verantwortung heranwachsender Bildungsbürger dramatisch ausweitet. In dieser Lebensphase gründen nämlich die meisten eine Familie und stellen wichtige Weichen für ihre Karriere. Doch wenn man mit zunehmendem Alter den Sozialismus ablegt, müsste dann eine älter werdende Gesellschaft nicht automatisch nach rechts rücken? Auf den ersten Blick weisen die Wahlergebnisse der letzten Jahre darauf hin. Konservativismus, Rechtspopulismus und Nationalismus erleben überall einen Hype. Die USA wählten Donald Trump zum Präsidenten, die Briten votierten auf Betreiben der EU-kritischen Partei »Ukip« für den Brexit, in Ungarn regiert mit Viktor Orbán ein ehemals Liberaler, der dem Vernehmen nach immer weiter nach rechts rückt.

Immer linker, immer grüner. Der Linksdrall der Konservativen

82 /// FAZIT JÄNNER 2017

In Polen errang die klerikal-konservative Partei »Recht und Gerechtigkeit« von Jaroslaw Kacynski einen fulminanten Sieg, in Deutschland gewinnt die inzwischen als eindeutig rechtspopulistisch verortete »Alternative für Deutschland« und in Österreich erreichte der FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer zuletzt 46 Prozent. Auf den ersten Blick ergab ein individueller Faktencheck auch bei mir persönlich, dass mir mein Linksdrall abhandengekommen ist. Während ich früher in meinem konservativen Umfeld eindeutig im linksliberalen Bereich positioniert war, würde man mich mit meiner heutigen Gesinnung eher als wirtschaftsliberal und damit in den Augen des Mainstreams als eindeutig »rechts« definieren. Gleichzeitig musste ich jedoch feststellen, dass ich die meisten meiner ehemals progressiven Positionen nicht verändert habe. So bin ich immer noch gegen Atomstrom und für den Ausbau erneuerbarer Energien. Mir ist es völlig egal, welche sexuelle Orientierung meine Freunde haben. Oder von woher jemand kommt, der seinen gesellschaftlichen Input bringt, interessiert mich auch heute noch nicht. Und die Ansicht, dass der Sozialstaat zu den größten gesellschaftlichen Errungenschaften unserer Zeit zählt, teile ich noch immer. Natürlich gibt es Bereiche, in denen ich »gescheiter« worden bin. Als ehemaliger »Quasi-Schulhof-Marxist« bin ich inzwischen vollkommen davon überzeugt, dass sich eine Demokratie nur im Rahmen einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung entwickeln kann. Ich fürchte, inzwischen macht man sich selbst mit einem Bekenntnis zum Kapitalismus – dem Herzstück der poltischen Mitte – verdächtig, ein Rechter zu sein. Wenn ich aber als Konservativer im Wesentlichen Meinungen vertrete wie vor 30 Jahren und früher damit relativ links war, während ich jetzt als relativ rechts gelte, kann das doch nur bedeuten, dass die Konservativen insgesamt nach links gerückt sind. Und tatsächlich: Wenn man heutige Positionen von ÖVP oder CDU mit jenen von vor zwei oder drei Dekaden

vergleicht, stehen die Konservativen dort, wo sich früher die Sozialdemokraten und die Grünen positionierten. Konservativer Pragmatismus und christlichsoziale Kompromisssehnsucht haben dazu geführt, dass eindeutig sozialistische Positionen leicht verwässert in christdemokratische Programme aufgenommen wurden. Nicht einmal der Antikommunismus – und damit der Schutz des Eigentums – hat seit dem Ende des Kalten Krieges noch entsprechenden Platz in der christdemokratischen Programmatik. Eigentlich sind der ÖVP nur Worthülsen wie »Familie«, »Europa« oder »Gymnasium« als Klammer einer ehemals bürgerlich-konservativen Gesinnung geblieben. Mit ihrem Schwenk nach links haben die Christdemokraten europaweit die Mitte und alles rechts davon aufgegeben. Viele ihrer Anhänger wurden heimatlos. Einige wählen sie zwar aus Tradition immer noch. Die Mehrheit der Frustrierten ist jedoch zu den Nichtwählern oder den Rechtspopulisten gewechselt. Mit ihrer Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen hat es die ÖVP-Spitze nun geschafft, die letzten Werte und Ideale, für die der Konservatismus einst stand, ad absurdum zu führen. Woher soll eine Partei die ihre Vergangenheit neu interpretiert, eigentlich ihre Zukunft nehmen? n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 15. FEBRUAR 2017!



www.nagl. at

PROFl L

BELIEBIGKEIT

EIN BÜRGERMEISTER FÜR ALLE IMPRESSUM: Grazer Volkspartei, 8010, Karmeliterplatz 6; Foto: Emil Bilinski


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