Fazit 124

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fazitmagazin.at

#124 Keine runde Sache

Nr. 124 5/2016 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Warum der Fußball in Österreich noch kein Wirtschaftszweig ist

Kühler Spielmacher Fazitgespräch mit Hans Rinner

FAZIT

Juli 2016

Portrait eines Gewürzmekkas

Essay von Friedrich A. von Hayek Resortlos auf den Malediven

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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Editorial

Von Christian Klepej

D

ie Bürger des Vereinigten Königreiches haben sich – mit knapper Mehrheit, 52 zu 48 Prozent – gegen einen Verbleib in der Europäischen Union ausgesprochen. Trotzdem ist die Sonne am 24. Juni 2016 wieder über Europa aufgegangen. Diese Entscheidung des britischen Wahlvolkes ist natürlich aus vielen Aspekten heraus bedauerlich, sowohl für das Königreich als auch für die Rest-EU. Wenn sich die Börsenturbulenzen kurz nach dem Referendum auch wieder legen werden, sind die finanziellen Folgen für Bürger wie staatliche und private Institutionen hie wie dort wenig abschätzbar. Und es wird nachteilige Auswirkungen geben. Trotzalledem ist diese Wahlentscheidung nicht nur negativ zu betrachten. Kontinentaleuropäische Medien, zumindest deutsche und österreichische, haben ja noch bis kurz vor Mitternacht auf »vorliegende Exitpolls« verwiesen, die den Verbleib der Briten versprochen hätten, um dann am Freitag in der Früh in totale Mißmut zu verfallen und mit Livetickern und sonstigem Gedöns von einem »schwarzen Freitag«

Wir sollten den Brexit zur großen Chance für Europa werden lassen

und dem »Brexit-Schock« zu sensationieren. Als mein Leben lang ein »glühender Europäer« und großer Befürworter der Europäischen Union, kann ich diesen Ausgang einer demokratischen Abstimmung nur als eines sehen: als Chance für diese EU. Ich denke nämlich, die großen Fehler, die wesensbestimmenden für den miserablen Zustand der heutigen Union, die wurden bereits in den späten Neunzigern und frühen Nullerjahren gemacht. Man hatte damals einfach »Angst vor der eigenen Courage«. Ein wirkliches Zusammenrücken zu einer Art Vereinigter Staaten von Europa – natürlich sui generis! – wäre damals möglich gewesen, ist aber den eigenenen, nationalen Interessen geopfert worden. Spätestens mit dem Scheitern des Verfassungsentwurfs von 2004 und dem dann folgenden Lissabonner Vertrag (2009 in Kraft getreten) geht die Union viel zu oft in die falsche Richtung. Im Zusammenhang mit der Bankenkrise wurden dann auch regelmäßig klare Vertragsbrüche als »Auslegungssache« durchgesetzt und die Union schlitterte immer mehr in eine Akzeptanzkrise. Die Bürger der einzelnen Mitgliedsstaaten, wie es Frank Schäffler am Tag nach dem Referendum schrieb, »wurden nicht mitgenommen«. Und das ist fatal. Denn zu dieser Akzeptanzkrise vermengte sich die immer stärkere Desavuierung aller Kritiker der EU – ob jetzt gemäßigt und damit sinnvoll oder eben auch radikal und damit unbeachtenswert – als »rechte und nationale Spinner« durch eine linke Meinungsschickeria und die Postulierung der »Alternativlosigkeit der EU«. Wir sehen heute, wohin eine solche Punzierung der Bevölkerung führen kann. Die Linke ist dabei auch wenig lernfähig, zahlreiche diffamierende Zuschreibungen (und vermeintliche Erklärungen) der Wähler für einen Austritt als »alt«, »rechts«, »national« und »ungebildet« nur Stunden nach dieser Entscheidung bestätigen das. Dabei haben diese Erklärungsbeauftragten eines offenbar überhaupt nicht kapiert oder zumindest vergessen: Wir leben in einer Demokratie. Die Demokratie lebt von der Wahl. Und eine Wahl, bei der man sich nicht entscheiden darf, bei der es

nur ein »richtiges« – das »gute« nämlich – Ergebnis geben kann, ist keine solche! Der Wahlausgang ist also zu akzeptieren. Nicht mehr und nicht weniger. Hier große, zu große Emotionen hinein zu imagininieren, kann nicht sinnvoll sein. Und die Wähler, das britische Volk, als zu dumm abzukanzeln schon gar nicht. Aber zurück zur Chance. Die kann, die muss, die sollte die Europäische Union und damit vor allem jeder einzelne Staat der EU jetzt nutzen. Nutzen zu einem totalen Neustart. Dabei werden wir uns die Frage stellen müssen, was will die Union überhaupt sein, was kann sie sein und wo will die Union in zehn, zwanzig Jahren stehen. Es wird notwendig sein, über so zentrale Fragen wie eine europäische Verfassung oder eine europäische Staatsbürgerschaft nachzudenken. Und auch über die adäquate Form der europäischen Verteidigung – gemeinsame Armee, gemeinsamer Wehrdienst als ein weiteres europäisches Identifikationsmerkmal? – wird nachzudenken sein. Das alles sollten die besten Köpfe Europas zusammenbringen. Und, das ist zwar nicht der wichtigste Punkt aber mit ein wichtiger: Wenn Jean-Claude Juncker und Martin Schulz diesem Kontinent einmal einen Dienst erweisen wollen, dann sind die beiden bei Drucklegung dieses Magazins bereits zurückgetreten. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JULI 2016 /// 3


Inhalt Fazit Juli 2016

Keine runde Sache

Finanzielle Probleme, öffentliche Streitereien und eine Ligenreform: Der österreichische Klubfußball sucht einen Weg aus der Krise.

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Fotos: GEPA pictures, Marija Kanizaj (2), Enlarge (2), Verlag Leykam

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Kühler Spielmacher

Bundesligapräsident Hans Rinner über den brotlosen Einsatz im Spitzensport und die Zukunft des Profifußballs.

Über Intellektuelle

Ein faszinierender Essay aus dem Jahr 1949 des Wirtschaftsnobelpreisträgers Friedrich August von Hayek.

Rezension

Über die sieben Todsünden des österreichischen Fußballs Peter Wagner hat Wolfgang Kühnelts Buch »Nachspielzeit« gelesen. Seite 81

Ausgabe Juli 2016 XIII. Jahrgang Nr. 124 (5/2016) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Promotion« oder »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 68

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Rubriken Editorial 3 Politicks 12 Investor 32 Immobilien 66 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Nicht nur Österreichs Nationalmannschaft ist bei der EM brutal gescheitert, auch der heimische Profifußball hat große finanzielle Probleme. Auf der Agenda steht daher eine Ligenreform, die dem Umstand Rechnung trägt, dass unser kleines Land nicht mehr als zwölf bis vierzehn Profimannschaften verträgt.

Und weil sich dieser Tage ohnedies alles um den Fußball – und den Brexit – dreht, trafen wir Bundesligapräsident Hans Rinner zum Fazitgespräch. Rinner hat nicht nur den SK Sturm Graz aus der Pleite geführt. Dass er das Handwerk des Sanierens versteht, hat er auch bei seinem Unternehmen »Frigopol« bewiesen, das er gemeinsam mit einem Partner in einer Insolvenz gekauft und saniert hat. Der Fazitessay trägt den Titel »Die Intellektuellen und der Sozialismus« und stammt vom Nationalökonomen Friedrich August von Hayek. Verfasst im Jahr 1949 hat er in fast sieben Jahrzehnten nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

Die Fazitreise führt auf die Malediven. Peter Wagner war dort als »Backpacker« und nicht als Luxustourist unterwegs. Gutes Lesen! -red-

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IMPRESSUM Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

r me z m esoin Gra s e L 16 80 20 Seite

Lektorat AdLiteram

Druck Leykam-Letsprint

Die Lehre.

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Rückgrat der Wir tschaft . Sonderthema ab

Seite 52

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JULI 2016 /// 5



Fußball

Keine runde Sache Während die großen europäischen Ligen und die Uefa das große Geld machen, kämpfen die österreichischen Vereine mit finanziellen Problemen, öffentlichen Streitereien und jetzt doch noch mit einer Ligenreform: Der österreichische Klubfußball sucht einen Weg aus einer strukturellen Krise.

Illustration: Peter Pichler, Foto: GEPA pictures

W

Text von Michael Fiala

enn es so etwas wie einen Knalleffekt im österreichischen Klubfußball im Jahr 2016 gegeben hat, dann ist das wohl der 29. April gewesen. An diesem Tag sagte Bundesligavorstand Christian Ebenbauer im Kurier-Interview auf die Frage nach dem zukünftigen Format der Bundesliga: »Wichtig ist, die richtige Lösung zu finden, da es keine ideale gibt. Unter den derzeitigen Bedingungen ist das realistischerweise eine Profiliga. Österreich verträgt wirtschaftlich nur zwölf Profiklubs, maximal 14. Wenn wir gegen eine geschlossene Liga sind – und das bin ich – kann es nur eine nicht zu große Profiliga geben, für die sich dann auch noch mögliche Aufsteiger anbieten.« Eine Aussage, wie man sie in dieser Form zu diesem Zeitpunkt nicht erwartet hatte. Auch viele Klubpräsidenten wurden davon überrascht, auch wenn die Klubvertreter im Jänner der Ligenführung den Auftrag gaben, nach Alternativen zum aktuellen System zu finden. Denn eigentlich predigte die Ligaspitze rund um Ebenbauer und Bundesligapräsident Hans Rinner in den vergangenen Jahren immer stets das Gegenteil: Die zwei Profiligen mit je zehn Vereinen sind das Beste für Österreich. Im vergangenen Jahr lud

man dazu sogar zu einem Pressehintergrundgespräch, um die wichtigsten Journalisten davon zu überzeugen. Doch die Welt dreht sich weiter und so auch der Fußball. Letztendlich war es dann im April klar, dass es in der aktuellen Form nicht mehr lange weitergehen kann. Rund um die Lizenzierung für die Saison 2016/17 war es sogar einige Zeit fraglich, ob es für die kommende Spielzeit überhaupt genügend Profiklubs geben wird. Schlussendlich ging es sich noch einmal gerade aus.

Der ÖFB im Hoch, die Liga im Tief

Die Liga kann in diesen Wochen auch froh sein, dass es ein anderes, wichtigeres Thema gegeben hat, denn die vergangenen Tage hatten es aus rot-weiß-roter Sicht in sich. Und größer könnten die Widersprüche aktuell nicht sein: Auf der einen Seite das Nationalteam, das sich bis auf Platz zehn der Weltrangliste vorgearbeitet hat, auch wenn die Erwartungen bei der Europameisterschaft in Frankreich nicht erfüllt werden konnten. Die wichtigsten Spieler des Nationalteams haben fette Werbeverträge abgeschlossen, die Sponsoren rennen dem ÖFB die Türen ein. Und auf der anderen

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Crowdfunding

Seite: die österreichische Bundesliga, die darum kämpft, den internationalen Anschluss wiederzufinden, den sie in den vergangenen Jahren längst verloren hat. Dabei mag dieser Vergleich aus sportlicher Sicht ein wenig unfair daherkommen: Rapid hat die Gruppenphase der Europa League souverän gewonnen, um sich dann im Frühjahr jedoch abwatschen zu lassen. Red Bull Salzburg glänzte vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls in diesem Bewerb mit begeisterndem Pressing-Fußball. Und die Austria spielte vor zwei Jahren in der Champions League. Im Fünfjahres-Ranking der Uefa liegt Österreich aktuell auf Rang 16, in der aktuellen Saison war es jedoch nur noch Platz 25. Im Jänner 2015 präsentierte die Liga unter dem Motto »Universum Fußball« ihre Visionen: Eines der Ziele der Ligenspitze unter der Führung von Vorstand Christian Ebenbauer und Präsident Hans Rinner ist klar vorgegeben: das Erreichen eines Champions-League-Fixplatzes. Dazu bräuchte es jedoch Platz zwölf. Bis 2020 will man auch wieder im Schnitt rund 10.000 Fans pro Spiel vorweisen können. Aktuell sind es knapp über 6.200 zahlende Zuschauer pro Match. Seit 2008 rennen den Klubs die Fans davon, erst im vergangenen Jahr konnte man sich halbwegs stabilisieren. Als drittes zentrales Ziel hieß es damals: ein Imagewandel hin zum Vorbild im österreichischen Sport. Also so etwas, was das österreichische Nationalteam derzeit geschafft hat: von einer konzeptlosen Mannschaft mit Pleiten, Pech und Pannen hin zum souveränen Gruppensieger in der EM-Qualifikation.

Trend: Die Schere bei den Klubs geht immer weiter auf

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Foto: GEPA pictures

Der Trend spiegelt jedenfalls eine Entwicklung im internationalen Fußball wider: Während die Nationalteams von der Leistung her zusammenrücken, geht die Schere im Klubfußball weit auseinander. Österreich profitiert definitiv im Bereich des Nationalteams durch viele hochwertige Legionäre, die sich dauerhaft in


Fußball

guten Ligen festsetzen. Im Gegensatz dazu tun sich Klubs wie Rapid, Austria oder Sturm Graz immer schwerer, den internationalen Anschluss zu halten – sportlich wie finanziell. Und genau die gleiche Entwicklung gibt es innerhalb des österreichischen Profifußballs: Abseits der drei, vier großen Klubs ist Profifußball in Österreich oft mehr ein finanzielles Abenteuer als ein nachhaltiges Geschäftsmodell – Ausnahmen wie Ried oder Altach bestätigen die Regel.

Vier Vereine mit mehr als 10 Millionen Euro Budget

Generell zeigt die Umsatzentwicklung der 20 Profivereine in den vergangenen Jahren ein stagnierendes Bild. Eine nennenswerte positive Entwicklung ist nicht zu beobachten. Mit Red-Bull-Salzburg gibt es einen Verein, der aus finanzieller Sicht außer Konkurrenz spielt. Die Salzburger sind das Paradebeispiel für Mäzenatenfußball. Es gibt zwar eine Fanbasis, die jedoch bei wichtigen Themen dann so gut wie gar nichts mitzureden hat. Erst zuletzt verzichtete der Klub nach dem Erreichen des zehnten Meistertitels auf Geheiß von ganz oben auf den Meisterstern am Trikot. Die Proteste der Fans verhallten in der Weite des Salzburger Landes. Geld schießt vielleicht zwar nicht immer Tore, aber gewinnt meistens die Meisterschaft. Siehe Bayern, siehe eben auch Salzburg. Und selbst dann, wenn es in diesem Verein alle drei, vier Jahre eine veritable Krise gibt – Salzburg hatte in diesem Jahr drei Trainer – fehlt den anderen Vereinen dann zumeist die Durchschlagskraft. Credo: Platz zwei hinter Salzburg ist das höchste der Gefühle. Anstatt sich nach der Decke zu strecken, hat man sich mit dem aktuellen Szenario, so scheint es, meistens abgefunden, auch wenn es hier – siehe Wien Hütteldorf und das Ende von Zoran Barisic – eine neuartige Entwicklung gibt. Immerhin: Es gibt ein paar Vereine in Österreich, die in den vergangenen Jahren einen Professionalisierungsschub erfahren

haben: So erwirtschaften mittlerweile die beiden Wiener Stadtrivalen positive Geschäftszahlen, bei Rapid hat es ein wenig länger gedauert, aber die Trendwende ist geschafft. Spannend wird auch zu sehen sein, welchen finanziellen Effekt das neue Stadion in Hütteldorf haben wird. Rapid peilt immerhin ab der kommenden Saison ein Budget von 30 Millionen Euro an, die Austria liegt aktuell bei rund 24 Millionen Euro, sofern kein internationaler Bewerb erreicht wird. Doch hinter Rapid und Austria folgt der nächste, große Schritt: Beim SK Sturm Graz etwa kommt man »nur« noch auf ein Budget von 15 Millionen Euro – und damit hat man auch schon die Vereine, die ein zweistelliges Millionenbudget in Österreich aufstellen können. Aber auch die größeren Klubs sind in Österreich mehr oder wenig von Sponsoren abhängig, die den Kommunen nahestehen. Zwar wird nach außen hin stets betont, dass derartige Sponsorings nach strengen, wirtschaftlichen Kriterien ausgewählt werden. Doch im weitesten Sinn handelt es sich hier um eine konstante, indirekte Quersubventionierung des österreichischen Klubfußballs. Und jene Klubs, die nicht einmal diese Sponsoren an Land ziehen können, sind dort, wo sie gerade sind: am Scheideweg zwischen Amateur- und Profifußball.

Die Ligenreform als (Not-)Lösung

Eine der Konsequenzen, die in den vergangenen Wochen daher gezogen wurden: Die zwei Zehnerligen sind tot, es lebe die neue Zwölferliga, die ab der Saison 2018/19 in Kraft treten wird. Mehr als zwölf finanziell wirklich gesunde Profiklubs gibt es derzeit auch nicht. Die Hoffnung lebt, dass es irgendwann einmal 14 oder 16 Profivereine geben wird. Die Ligenreform mit künftig nur noch einer Profiliga scheint auch auf den ersten Blick sinnvoll. Kurz gesagt: Derzeit ist zu wenig Geld da, um 20 Profivereine in Österreich zu erhalten. Jene Vereine, die künftig durch die Reform vom Profifußball ausgeschlossen

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Fußball

werden, stecken aber aktuell in einem Dilemma: Nach außen hin sehen sie die Reform kritisch und lassen kein gutes Haar an den Plänen. Intern ist ihnen aber wohl auch klar, dass es jederzeit so weit kommen kann, die finanziellen Segel zu streichen. Die zweite Profiliga war daher aus jetziger Sicht nicht mehr zu halten, ohne noch mehr Geld von oben nach unten zu verteilen. Und genau das wollten die Bundesligaklubs nicht mehr. Doch der Blick abseits der »Großen« zeigt ein düsteres Bild: Viele Profivereine, vor allem jene, die aktuell in der »Sky Go Ersten Liga« spielen, kämpfen ums Überleben. Austria Salzburg hat es nicht überlebt, bei Austria Klagenfurt hat man es auch nicht mehr geschafft, eine Lizenz für den Profifußball zu lösen. Vereine wie Kapfenberg, Wiener Neustadt oder auch der FAC haben ein Minimalbudget von rund 1,6 bis 2,5 Millionen Euro, um sich das Abenteuer Profifußball weiterhin leisten zu können, und pfeifen aus dem letzten finanziellen Loch. Wie groß die finanzielle Not manchmal ist, zeigt das Beispiel Kapfenberg: Vor wenigen Tagen hat der steirische Klub unter der Führung von Bundesligavizepräsident Erwin Fuchs einen bosnischen Investor an Land gezogen, der im nächsten Schritt den eigentlichen Wunschtrainer von Fuchs – Gerald Baumgartner – am Tag der geplanten Unterzeichnung des Vertrags vor die Tür gesetzt und stattdessen den Landsmann Abdulah Ibrakovic und gleich fünf Spieler aus dem Süden mitgebracht hat. Allein die Tatsache, dass Fuchs allem Anschein nach nur noch als Lame Duck fungiert, spricht Bände. Es

darf bezweifelt werden, ob diese Form des Invests als nachhaltig bezeichnet werden kann. Wenige Wochen zuvor polterte Fuchs noch kräftig und spielte den starken Mann. Von den Plänen der Ligareform zeigte er sich überrascht: »Man wird aus einem Unternehmen ausgeschlossen, wir sind 20 Klubs und es werden acht per Zweidrittelmehrheit ausgeschlossen. Dann brauche ich aber auch nicht der Vertreter der Liga sein. Das ist eine mir unerklärliche Vorgangsweise.« Vielleicht hat Fuchs aber auch vergessen, dass er im Jänner der Bundesliga-Führung in seiner Funktion als Bundesligaaufsichtsrat unter anderem den Auftrag gegeben hat, die Liga zu reformieren. Ein weiteres Thema sorgte dann in den vergangenen Wochen für Bedenken. Mit 1. Jänner 2017 tritt der Wartungserlass des Finanzministeriums in Kraft. Dieser Erlass sieht vor, dass Profivereine – also nach derzeitigem Stand auch jene der Ersten Liga – ihren Spielbetrieb in eine Kapitalgesellschaft ausgliedern müssen. Zwar wurde diese Frist jetzt noch einmal um ein Jahr verlängert, doch viele Klubs schienen nicht vorbereitet zu sein. Bundesligapräsident Hans Rinner weist jedoch den Vorwurf zurück, dass die Liga selbst diesen Termin verschlafen habe: »Ich kann das nicht beurteilen, ob sie das verschlafen haben. Es gab unzählige Workshops von der Bundesliga zu diesem Thema. Die Gesamtsituation ist aber so, dass einige Klubs erkennen müssen, dass mit zwei Absteigern aus der Ersten Liga in Kombination mit dem Wartungserlass dieser Level nicht mehr gehalten werden kann.«

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Fußball

»Können uns nicht totsparen« Doch genau für jene Vereine wie Kapfenberg und Co wird es ab 2018/19 vorerst keinen Platz mehr geben im Profifußball. Auch wenn sie sich sportlich für die Elite dieses Landes qualifizieren sollten, ist die infrastrukturelle Hürde zu hoch. Naturgemäß war die Begeisterung, wie etwa bei Wiener-Neustadt-Präsident Hans Reinisch, rund um die Reform enden wollend. Um der Negativspirale zu entkommen, sieht Reinisch alle Protagonisten gefordert: »Das ist ein Thema, das nicht nur von der Liga und dem ÖFB allein gelöst werden kann. Da müssen Gespräche mit dem Sport- und Finanzminister geführt werden, die Liga muss mit öffentlichen Geldern für den Nachwuchssport gezielter unterstützt werden und es muss Erleichterungen im Übergang auf andere Formate langfristig geben. Dazu müssen aber auch wir unsere Hausaufgaben einer verbesserten Vermarktung machen. Die Welt und Medienlandschaft verändern sich, neue Länder entdecken den Fußball. Neue Technologien bringen neue Märkte, also alles in allem besser planen, Entscheidungen international verbessern.« Dass das Sparpotenzial im österreichischen Fußball erschöpft ist, sieht auch Bundesligavorstand Ebenbauer so. Noch im Jänner meinte er dazu: »Zunächst muss gesagt werden: Noch mehr sparen ist in den Klubs aus meiner Sicht nicht mehr möglich. Hier ist das unterste Limit erreicht. Man hat im letzten halben Jahr gesehen, wie erfolgreich die Erste Liga sein kann, wenn man Medienwerte etc. betrachtet. Allerdings ist auch hier die Infrastruktur

ein Schlüssel zum Erfolg. Mehr Erlöse bekommt man dann, wenn der Komfort in den Stadien erhöht wird.« Doch bei dem Plan, den Komfort in den Stadien mit zum Teil hohen Investitionen zu erhöhen, beißt sich die Katze in den Schwanz, denn es fehlt schlichtweg das Geld.

Not- oder Zukunftslösung? Not- und Zukunftslösung!

Fraglich ist auch, wie sich das neue Ligenformat auf die sportliche Entwicklung niederschlägt. Denn Ebenbauer ist weiterhin davon überzeugt, dass aus sportlicher Sicht die zwei Zehnerligen das beste Format für Österreich (gewesen) sind. Insofern ist die künftige Liga aus diesem Blickwinkel nur die zweite Wahl. Die beschlossene Zwölferligaw, die ab 2018/19 in Kraft treten wird, ist daher nicht nur eine Zukunftsvision, sondern auch eine Notlösung. Einige, wie auch Rieds Manager Stefan Reiter, hätten sich die Umsetzung bereits ein Jahr früher gewünscht, denn es ist nicht auszuschließen, dass die in den vergangenen Jahren erhöhten Lizenzkriterien dazu führen, dass Österreichs Profifußball die Vereine ausgehen und die beiden Zehnerligen möglicherweise ab 2017/18 mit weniger als 20 Klubs auskommen müssen. Der Imageschaden wäre enorm und nachhaltig.

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Starke Familien für unsere Zukunft! Mehr Mut zur Familie! Einführung des „Berndorfer Modells“ in der Steiermark Förderung von heimischen Mehrkindfamilien Umfassende Kindergeldreform und Inflationsanpassung der Familienleistungen Anerkennung der Kindererziehungszeiten für die Pension Einführung eines Schulstartgeldes in der Steiermark Wiedereinstieg in das Erwerbsleben sichern Förderung von Mehr-Generationen-Häusern Ausbau des Tagesmuttermodells

/ FPOESteiermark / fpoe _ steiermark

Eltern, die sich Vollzeit der Kindererziehung widmen wollen, müssen Anerkennung, Wertschätzung und Unterstützung erfahren. Mario Kunasek, Landesparteiobmann FPÖ Steiermark

Foto: © FPÖ / Fischer

Freiheitliche Ansätze zur Förderung von Familien:


Ziel des Gesundheitsplanes 2035 ist ein Gesundheitssystem, das dazu führt, dass die Steirer gesünder und länger leben als alle anderen. Christopher Drexler, Gesundheitslandesrat

Fotos: Rothwangl, Land Steiermark

Soziallandesrätin Doris Kampus will die Mindestsicherung mit vielen kleinen Maßnahmen reformieren. Eine Kürzung, die ausschließlich Asylberechtigte betrifft, ist für sie kein Thema.

Wiederholung der Bundespräsidentenwahl zeichnet sich ab Bei der Bundespräsidentenwahl wurden Wahlgrundsätze elementar verletzt. So gibt es die Vorschrift, dass die Stimmen von einer proportional zusammengesetzten Wahlkommission auszuzählen sind. Und das ist bei vielen Bezirkswahlbehörden nicht geschehen. Bei früheren Wahlgängen wurden Unregelmäßigkeiten eher auf Gemeindeebene vermutet. Dass aber ausgerechnet die Bezirkshauptmannschaften die gesetzlichen Vorschriften ignorieren, war bisher eigentlich unvorstellbar. Aus Sicht des Grazer Verfassungsjuristen Klaus Poier ist eine Wahlwiederholung daher sehr wahrscheinlich: »Da müsste der VfGH seine Judikatur radikal ändern und das kann ich mir kaum vorstellen«, so Poier gegenüber Fazit.

Mindestsicherung: Kürzen, deckeln oder straffen Die Mindestsicherung droht die Budgets zu sprengen. Außerdem haben immer mehr Landespolitiker ein Problem damit, ihren Bürgern erklären zu müssen, warum die Mindestsicherung zu höhe-

12 /// FAZIT JULI 2016

ren Einkommen führen kann als etwa ein 40-Stunden-Job. ÖVP-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner hat sich kürzlich im Ministerrat für eine Deckelung der Mindestsicherung bei 1.500 Euro ausgesprochen. Vorwürfen, die Pläne seien unsozial, hält er entgegen, dass auch bei einer Deckelung der Mindestsicherung bei 1.500 Euro für jedes Kind weiterhin die volle Familienbeihilfe ausbezahlt werden würde. Mit dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl fordert nun der erste prominente SPÖ-Politiker eine Kürzung der Mindestsicherung – und zwar für Migranten. Es könne nicht sein, dass ausländische Staatsbürger dieselben Sozialleistungen – wie die Mindestsicherung – erhalten, ohne dass sie vorher etwas in das Sozialsystem eingezahlt hätten, so Niessl wörtlich. Die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) will hingegen mit »vielen kleinen Maßnahmen« zum gewünschten Ergebnis kommen. Schlupflöcher sollen geschlossen werden, und die Abstimmung zwischen den zuständigen Behörden und dem AMS soll optimiert werden. Eine rechtlich höchst umstrittene Kürzung der Mindestsicherung, die ausschließlich Asylanten betrifft, wie sie von der schwarzblauen oberösterreichischen Landesregierung beschlossen wurde, ist in der Steiermark damit kein Thema. Jahrestag der steirischen ÖVP-SPÖ-Regierungskoalition Die steirische Regierungskoalition hat ein turbulentes erstes Jahr hinter sich ge-

bracht. In einer gemeinsamen Pressekonferenz zogen der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer eine Zwischenbilanz. Es sei bereits im ersten Jahr vieles gelungen, das letzte Jahr sei aber völlig von der Flüchtlingskrise dominiert worden, so Schützenhöfer: »Gleich zu Beginn der Legislaturperiode haben uns die Amokfahrt in Graz und die Bewältigung der Flüchtlingskrise viel Kraft gekostet.« Im Gesundheitsbereich warte mit dem Gesundheitsplan 2035 eine Mammutaufgabe auf die Regierung. Außerdem gelte es, Maßnahmen zur Entbürokratisierung der Verwaltung zu setzen. Schickhofer verwies auf massive Investitionen, die mithilfe des Bundes im Infrastrukturbereich auf Schiene gebracht worden seien. Weitere zentrale Punkte für Schickhofer sind die Schaffung zusätzlicher Kinderbildungs- und -betreuungsangebote, der S-Bahn-Ausbau und stabile Finanzen. Scharfe Kritik an der Koalition kommt hingegen von den Freiheitlichen. Die Spitzen von ÖVP und SPÖ würden vergeblich versuchen, die Regierungsarbeit der letzten zwölf Monate als erfolgreich darzustellen, erklärte FP-Klubobmann Mario Kunasek. Beide Parteien befänden sich aufgrund der herben Wahlniederlage im Vorjahr noch immer in einer politischen Schockstarre. Auch von den Grünen kommt zum Jahrestag der rotschwarzen Regierungskoalition Kritik. Klubobmann Lambert Schönleitner sieht die Steiermark nicht auf dem Weg zur Spitze, sondern das Land bewege sich budgettechnisch immer stärker Richtung Kärnten. »Wer hier von einem Musterland spricht, blendet die Realität aus«, so Schönleitner. Drexler: Die Steirer sollen gesünder und länger leben als alle anderen Wer sich unter dem lang erwarteten »Gesundheitsplan 2035« ein konkretes Standort- und Finanzierungskonzept der steirischen Spitalslandschaft erwartet hat, wird sich wohl noch gedulden müssen. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler beschreibt die Reform mit den Worten:


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

»Wir stehen am Beginn einer langen Reise.« Denn das gesamte Gesundheitswesen unterliegt einem Wandel. Die Primärversorgung über den klassischen Hausarzt ist immer schwieriger aufrechtzuerhalten. Die Menschen drängen von den Randregionen in die Ballungsräume. Dazu verlangt der medizinische Fortschritt nach weiteren teuren Spezialisierungen, die aufgrund der Mindestfallzahlen dann oft im Widerspruch mit dem Ziel einer dezentralen Versorgung stehen. Daher darf sich der Gesundheitsplan nicht auf die Zusammenlegung von Spitalsstandorten beschränken. Gesundheitslandesrat Christopher Drexler präsentierte seine Diskussionsgrundlage, das Leitbild zum »Gesundheitsplan 2035«, gemeinsam mit den Verantwortlichen der Spitäler, den Krankenkassen, dem Hauptverband, dem Gesundheitsministerium, der Ärztekammer und den Sozialpartnern als eine Zielvision. Hintergrund dieses mühsamen Reformprozesses ist die sensible Gemengelage der Entscheidungsträger. Denn der Standort bestimmt den Standpunkt und die Ziele der Krankenkassen sind andere als etwa jene der Ärztekammer. Drexler ist ein erfahrener Verhandler. Er weiß, dass er Verbindlichkeiten herstellen muss, um die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen. Der Dialogprozess soll daher bis zum nächsten Jahr eine weitere Konkretisierung der Maßnahmen und eine Art Roadmap für die Umsetzung hervorbringen. Grazer ÖVP macht Kommunistin zur Vizebürgermeisterin Es ist befremdlich, für wie wenig Irritationen es sorgt, wenn eine bekennende Kommunistin – noch dazu von der ÖVP – zur Vizebürgermeisterin der zweitgrößten Stadt des Landes gemacht wird. Die KPÖ war über Jahrzehnte ein Satellit und Handlanger der KPdSU. Sie war dem millionenfachen Mörder Stalin treu ergeben und verpflichtet. Eine ehrliche Aufarbeitung dieser Ära durch die KPÖ hat deshalb nie stattgefunden, weil sie auch gar nie hätte stattfinden können. Denn das hätte

nur zur Auflösung der KPÖ führen können. Dabei kann man gleichwenig Kommunist sein und die Verbrechen Stalins ablehnen, wie man etwa Nationalsozialist sein kann, ohne das, was Hitler getan hat, gutzuheißen. In einem Gespräch mit Christa Zöchling für das Magazin Profil im Jahr 2012 machte Elke Kahr klar, dass für sie die mangelnde Auseinandersetzung der KPÖ mit einem der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte überhaupt keine Rolle spielt. Sie sagte, sie habe sich »nur mit Kommunalpolitik beschäftigt«. Außerdem hielte sie es »für vermessen«, ehemaligen Widerstandskämpfern, die sich vielleicht immer noch dem Stalinismus verpflichtet fühlten, etwas vorzuwerfen. Linker und rechter Massenmord wird inzwischen völlig asymmetrisch bewertet. Bürgermeister Siegfried Nagl wäre wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, einen bekennenden Neonazi zum Vizebürgermeister von Graz zu wählen, nur weil dieser womöglich eine vernünftige Umweltpolitik macht. Grazer VP-Geschäftsführer nicht rechtskräftig verurteilt Der Geschäftsführer der Grazer ÖVP, Bernd Schönegger, wurde im Telekom-Verfahren rund um den Vorwurf der illegalen Parteienfinanzierung – es geht um 120.000 Euro – von einem Schöffensenat des Straflandesgerichts Wien nicht rechtskräftig der Beihilfe zur Untreue schuldig gesprochen und zu neun Monaten bedingter Haft, unter Setzung einer dreijährigen Probezeit, verurteilt. Schönegger ist Nationalratsabgeordneter und beteuert, weder etwas von den 120.000 Euro gewusst zu haben noch dieses Geld jemals zur Finanzierung des Grazer VP-Gemeinderatswahlkampfs erhalten zu haben. Dass Schöneggers Version dabei sowohl von der mitangeklagten Geschäftsführerin einer mittlerweile insolventen Grazer Werbeagentur als auch vom Kronzeugen in den Telekomprozessen, dem damaligen Telekom-Finanzchef Gernot Schieszler, gestützt wurde, spielte für das Gericht

Gesundheitslandesrat Christopher Drexler muss für eine erfolgreiche Gesundheitsreform die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut bringen. ebenso wenig eine Rolle wie der Umstand, dass es keine Zahlungsflüsse zwischen der Grazer ÖVP und der Telekom gab. Schönegger hofft nun, dass die nächste Instanz die Aussagen von Schieszler, der als Kronzeuge überhaupt keine Vorteile haben kann, den Grazer VP-Geschäftsführer zu entlasten, anders bewertet. Sollte das Urteil dennoch rechtskräftig werden, führt wohl kein Weg daran vorbei, dass Schönegger sein Nationalratsmandat zurücklegt und seinen Posten als Grazer VP-Geschäftsführer aufgibt. Auch für Bürgermeister Siegfried Nagl wird die Luft dann dünn werden.

FAZIT JULI 2016 /// 13


Regiepreisvertrag und die Pflicht zu wirtschaftlichem Arbeiten

Zur Vergütung der Leistung im Rahmen eines Werkvertrages können sich die Vertragsparteien unterschiedlicher Abrechnungsvarianten bedienen. Die drei wesentlichsten Varianten sind der Einheitspreis, der Pauschalpreis und der Regiepreis. Der Einheitspreis ist dadurch gekennzeichnet, dass die vom Werkunternehmer zu erbringende Gesamtleistung in einzelne Von Stefan Lausegger Teilleistungen bzw. „Einheiten“ aufgegliedert wird. Für jede einzelne Einheit wird sodann ein gesonderter Preis ausgewiesen. Darüber hinaus wird angegeben, wie oft die Leistungseinheiten voraussichtlich anfallen werden. Die Quantität unterliegt somit einer gewissen Variabilität. Dem Pauschalpreis liegt der Gedanke zugrunde, dass keine Abrechnung nach Menge oder Aufwand erfolgt, sondern ein Preis unabhängig von den tatsächlichen Kosten vereinbart wird. Sowohl der Pauschal- als auch der Einheitspreis zeichnen sich somit durch die Vorhersehbarkeit der Kosten für den Werkbesteller aus. Anderes gilt für den Regiepreis. Dieser wird primär dann vereinbart, wenn Art, Güte und Umfang der Leistungen im Vorfeld nicht exakt erfasst werden können. Dabei wird die ausgeführte Leistung durch Feststellung der erforderlichen Arbeitsstunden, der Menge der verbrauchten Stoffe und der eingesetzten Geräte abgerechnet. Die Abrechnung erfolgt nach dem tatsächlichen Aufwand. Die endgültigen Kosten sind für den Werkbesteller bei Vertragsabschluss somit nicht ersichtlich. Es stellt sich daher die Frage, ob der Werkunternehmer insbesondere an die Angemessenheit der aufgewendeten Mittel gebunden ist oder ob die Angemessenheit, vereinbart wurde ja eine Abrechnung nach tatsächlichem Aufwand, kein Korrektiv darstellt. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat dazu ausgesprochen, dass eine Regiepreisvereinbarung zwar das Risiko eines besonders hohen Aufwands grundsätzlich auf den Werkbesteller verlagert, der Unternehmer aber im Gegenzug dazu verpflichtet ist, auf eine wirtschaftliche Betriebsführung zu achten. Auch steht eine Regievereinbarung einer nachträglichen Angemessenheitsprüfung hinsichtlich des Zeitaufwands nicht entgegen, weil der Zeitaufwand nicht Inhalt der Regievereinbarung ist und mangels genauer Bestimmung des Werklohnes gemäß § 1152 ABGB ein angemessenes Entgelt geschuldet wird. Zusammengefasst hat der OGH der Willkür des Werkunternehmers damit einen Riegel vorgeschoben. Nichtsdestotrotz birgt eine Regiepreisvereinbarung für den Werkbesteller stets die Gefahr, dass der Werkbesteller im Vergleich zu anderen Preisvereinbarungen einen höheren Aufwand tragen muss. ■ Foto: dklra.at

Dr. Stefan Lausegger ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

14 /// FAZIT JULI 2016

Gastronomie entlasten, Kooperation mit Vereinen verbessern Seitdem die Bundesregierung auf Druck der SPÖ die Registrierkassenpflicht beschlossen hat, war auch die steirische Landespolitik mit zahlreichen Fragen und kritischen Anmerkungen zu dieser Regelung konfrontiert.

Foto: Rothwangl

Recht haben

Für VP-Klubobfrau Barbara Eibinger-Miedl sind die nun beschlossenen Erleichterungen im Zuge der Registrierkassenpflicht ein erster, aber wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

W

ir haben zugehört, verstanden und gehandelt“, so ÖVP-Klubobfrau Barbara Eibinger-Miedl. So habe sich die Steirische Volkspartei in den letzten Monaten intensiv darum bemüht, dass es hier zu Erleichterungen für alle Betroffenen kommt. „Das umfasst kleine Betriebe genauso wie unsere Vereine. Von beiden Seiten haben wir zahlreiche Rückmeldungen bekommen, dass die von der Bundesregierung beschlossenen Regelungen überzogen und nicht praktikabel sind“, erklärt Eibinger-Miedl. Gleiches Recht für alle! „Es geht uns darum, das Engagement von Vereinen und Unternehmerinnen und Unternehmern zu würdigen und zu fördern. Deshalb haben wir uns dafür stark gemacht, dass es hier zu Verbesserungen kommt.“ Und das mit Erfolg: Nachdem im Zuge der letzten

Landtagssitzung auf ÖVP-Initiative ein Forderungspaket an den Bund zur Verbesserung der Kooperation von Gastronomen und Vereinen beschlossen wurde, hat sich nun die Bundesregierung der Anliegen angenommen und wird diese zu einem großen Teil noch vor dem Sommer umsetzen. So hat sich der Ministerrat dafür ausgesprochen, dass Vereine, die bei Festen mit Gastronomen kooperieren, keine steuerlichen Nachteile zu befürchten haben. Darüber hinaus soll auch eine Lockerung der sogenannten „Kalte-Hände-Regelung“ beschlossen werden. Demnach benötigt ein Gastronomiebetrieb für Umsätze im Freien bis zu einer Umsatzgrenze von 30.000 Euro keine Registrierkasse. Wir werden weiter für Entlastung kämpfen! Ein weiteres zentrales Anliegen der Steirischen Volkspartei konnte leider noch nicht umgesetzt werden. So will die Bundesregierung die generellen maßgeblichen Grenzen für die Registrierkassenpflicht nicht, wie von der ÖVP in der Steiermark gefordert, auf 30.000 Euro Jahresumsatz bzw. 15.000 Euro Bareinnahmen verdoppeln. Für Eibinger-Miedl ist somit klar, dass der aktuelle Ministerratsbeschluss nur ein erster – wenn auch wichtiger – Schritt zur Entlastung von Vereinen und Betrieben sein kann.


Wirtschaft

Foto: Stadt Graz/Fischer

Christian Jauk (Sturm Graz), Armin Egger (CEO Messe Congress Graz), LH Hermann Schützenhöfer und StR Kurt Hohensinner beim „Rasenstich“ in der Merkur Arena. (v.l.n.r.)

Bauliche Aktivitäten bei Grazer Sportstätten und MCG schreiten voran

Beginnen wir mit dem Fußballstadion. Teile des alten Rasens der neu so benannten Merkur Arena wurden an die Fans verschenkt. Wie sieht die Erneuerung hier aus? Mitte Mai wurden die Umbaumaßnahmen für die Merkur Arena in Graz-Liebenau gestartet. Insgesamt werden rund fünf Millionen Euro investiert, damit das Stadion in der kommenden Saison in neuem Glanz erstrahlen kann. So erhält die Arena im Zuge der Erneuerung einen neuen Rasen inklusive Rasenheizung. Aus diesem Anlass haben wir am 12. Mai die Fans zur großen Rasen-Aktion ins Stadion geladen, bei der das bestehende Grün stückchenweise an die zahlreichen Interessenten gratis abgegeben wurde. Bis Ende Juni erfolgt der völlig neue Aufbau inklusive neuem Rasen.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Erneuerung des Eisstadions Liebenau? Wegen des Denkmalschutzes für die Dachkonstruktion aus den sechziger Jahren mussten

hier sehr aufwändige Lösungen in die Tat umgesetzt werden. Auch die Ansprüche unserer Kunden als Nutzer für einen optimierten Betrieb durch ein ausgeklügeltes Raum- und Funktionskonzept mussten dafür Berücksichtigung finden. In Summe werden in die Eishalle rund 20 Millionen Euro investiert. Nach den Arbeiten am Fundament schreitet man derzeit zur Erneuerung der Innenausstattung, der Publikumsplätze, des VIP-Bereichs sowie der Außenfassaden, sodass das Stadion für die kommende Eishockeysaison wieder in vollem Umfang nutzbar ist.

Wie wird der Nachhaltigkeitsgedanke dabei in die Tat umgesetzt? Im Vorjahr wurde die Beheizung von Gas auf Fernwärme umgestellt, was eine CO2-Einsparung von rund 380 Tonnen ermöglicht. Die Spielfeldbeleuchtung wurde auf LED-Systeme umgerüstet, was nicht nur eine Reduktion des Stromverbrauchs, sondern auch eine längere Haltbarkeit der Leucht-

Anzeige Foto: mcg / Wiesner

Bei den wichtigsten Sportstätten der Stadt Graz, unter anderem der Merkur Arena (Fußballstadion Liebenau) sowie im ehrwürdigen Merkur Eisstadion, laufen derzeit umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten. Im Mittelpunkt stehen mehr Komfort, Platz und Sicherheit für das Publikum und Sportler, aber auch die konsequente Umsetzung von nachhaltigen Verbesserungen in der Energieeffizienz und damit günstigere Betriebskosten, erklärt MCG-Vorstand Armin Egger.

Die Grazer Eishalle wird rundum erneuert und bekommt nachhaltige Technologien spendiert, wie eine PV-Anlage auf dem Dach. mittel mit sich bringt. Die über 50 Jahre alten Kältemaschinen wurden durch drei moderne Aggregate ersetzt, die um ca. 35 % weniger Energie verbrauchen. Dazu wird eine Wärmepumpe eingebaut, die aus der Abwärme die Beheizung der Halle und die Warmwasseraufbereitung sicherstellt. Ein Überschuss wird in das Fernwärmenetz eingespeist. Mit dem Congress Graz wird auch die Location in der Innenstadt fleißig renoviert. Worauf darf man sich hier freuen?

Auch an diesem Standort haben wir im Sinne der durchgehenden Nutzung mehrere Umbauphasen eingeplant, die mit Jahresende großteils abgeschlossen sein sollen. Der Steiermark-Saal bekommt ein komplettes Facelifting und wird danach unsere Kunden in neuer Frische willkommen heißen. Wir freuen uns auf optimierte Regiekabinen sowie Akustikwände, neue Konzepte für Leinwand, Vorhang, Rigging, Lüftung sowie den neu abgeschliffenen Parkettboden. FAZIT JULI 2016 /// 15


Wirtschaft

WKO-Barometer: Steirische Konjunktur gewinnt an Fahrt Einer der zuverlässigsten Maßstäbe für die ökonomische Entwicklung in der Steiermark ist das Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark. Insgesamt 712 steirische Unternehmen haben im Frühjahr 2016 an dieser großen Konjunkturumfrage teilgenommen. Das Ergebnis stimmt WKO-Präsident Josef Herk durchaus zuversichtlich, weil viele Indikatoren endlich deutlicher nach oben weisen.

D

ie erhobenen Werte von Umsatz, Auftragslage und auch Beschäftigung haben sich laut Ewald Verhounig, Leiter des Instituts für Wirtschaftsund Standortentwicklung der WKO Steiermark, durchwegs positiv entwickelt – damit verdeutlicht sich der konjunkturelle Aufschwung. Trotzdem überwiegt noch Unsicherheit: 23 Prozent der Unternehmen gehen zukünftig von einer Verschlechterung der Lage aus,

nur 18 Prozent erwarten eine Besserung. Der Erwartungssaldo ist damit zum zehnten Mal in Folge noch immer leicht negativ, nähert sich aber erstmals seit Langem dem Positivbereich. „Und die meisten Trendpfeile zeigen nach oben“, betont Herk: „Wir müssen zusehen, dass die Konjunktur jetzt weiter Fahrt aufnimmt. Mit Maßnahmen und mutigen Reformen, die den Unternehmern das Vertrauen in die Po-

litik zurückgeben – einem ‚Real Deal‘ für unseren Standort.“

Steigende Umsätze und volle Auftragsbücher Der gut florierende Export hilft vor allem Groß- und Mittelbetrieben, die kräftige Umsatzzuwächse verzeichnen können und auch in Zukunft erwarten; nicht zuletzt in Anbetracht der Tatsache, dass in vielen Betrieben auch hohe Auftragsstände verzeichnet

werden. In konkreten Zahlen bedeutet das, dass 41,8 Prozent der steirischen Unternehmen eine Verbesserung der Lage melden, wohingegen sich 24,6 Prozent mit sinkenden Auftragsständen konfrontiert sehen. Bei den Kleinunternehmen kämpft man dagegen nach wie vor mit sinkenden Umsätzen, hofft aber auf eine Verbesserung des Konsumklimas. Die Investitionsbereitschaft bleibt weiter von Vor-

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sicht geprägt. Allerdings gilt auch hier anzumerken, erklärt Verhounig, „dass in erster Linie Groß- und Mittelunternehmen überwiegend einen Anstieg ihres Investitionsvolumens rückmelden. Die befragten Kleinunternehmen weisen – wie schon in den vorhergegangenen Umfragen – eher eine geringe Investitionsneigung auf.“ Der Außenhandel ist und bleibt die Konjunkturlokomotive in der Steiermark, so Verhounig: „In diesem Bereich

freuen sich 52,3 Prozent der Unternehmen über steigende Umsätze, wohingegen sich nur 9,2 Prozent mit sinkenden Exportumsätzen konfrontiert sehen.“

Forderungen für einen „Real Deal“ Damit die Konjunktur weiter Fahrt aufnimmt, müsse die Politik ein Zeichen für ein neues Vertrauensklima setzen, fordert Herk: „Denn Konjunktur passiert bekanntlich zu einem

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Konjunktur im Aufwind: WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Ewald Verhounig (Leiter des Instituts für Wirtschaftsund Standortentwicklung)

großen Teil in den Köpfen. Die Regierung hat hier einen New Deal angekündigt. Wir brauchen aber eher einen Real Deal – einen Pakt für Arbeit durch Investitionen und Entlastung der Wirtschaft, der das Gemeinsame vor das Trennende stellt. Leistung muss sich lohnen“, so Herk. Konkret enthält dieser „Real Deal“ fünf Maßnahmen, die die heimische Wirtschaft unterm Strich um eine Milliarde Euro entlasten würden: Dazu gehören Investitionsfrei-

beträge und die Flexibilisierung der Abschreibungen, weiters die Reduktion der zahlreichen Betriebsbeauftragten für die unterschiedlichsten Aufgaben und die Senkung der Lohnnebenkosten. Weitere Punkte betreffen die Rechtssicherheit bei der Sozialversicherung, sodass Unternehmen keine rückwirkenden Zahlungen für Selbstständige in die GKK leisten müssen, und die Deckelung der Ökostromförderungsbeiträge seitens Unternehmen.

Neue Herausforderungen brauchen neue Lösungen. Ideen und Konzepte. Mit den Menschen. Für die Menschen. Entwickeln wir sie. Gemeinsam.

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Kurz & News

20 Jahre Förderplattform Conto musicale

2.000ster Teilnehmer bei Faszination-Technik-Challenge Jugendliche für Technik zu begeistern – das ist das Ziel von Faszination Technik, einer Initiative der Sparte Industrie. Höhepunkt ist die Faszination-Technik-Challenge, für die sich Schüler mit steirischen Leitbetrieben zu Projekt-Teams formieren. Zum heurigen „Zehn-Jahres-Jubiläum“ konnte mit Maximilian Stadler auch der insgesamt 2.000ste Teilnehmer am Wettbewerb begrüßt werden. Eine stolze Zahl und ein wichtiges Signal in die richtige Richtung, sind sich WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und Angelika Kresch, Spartenobmann der Industrie, einig: „Denn Techniker, die dem Rest der Welt eine Nasenlänge voraus sind, sind der Zukunftsfaktor für die produzierende Wirtschaft.“

Kinder und Jugendliche zum Singen, Musizieren und Bewegen anzuregen, Impulse zu geben und Entwicklungsprozesse einzuleiten – das ist das Ziel, das sich der Verein Conto musicale bei seiner Gründung im Jahr 1996 gesetzt hat. Arrivierte Künstler gestalten Workshops gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern und initiieren qualitätsvolles Singen, Musizieren und kreatives Gestalten. „Neben den großen Musikausbildnern sind es Initiativen wie Conto musicale, die einen wesentlichen Beitrag für die musikalische Früherziehung der Kinder und Jugendlichen in der Steiermark leisten“, erklärte Ursula Lackner, Landesrätin für Bildung und Gesellschaft, warum das Land diese Initiative unterstützt.

Kinder gestalten die Zukunft der Steiermark

Die 1. Steirische Kinder-Klima-Konferenz, die am 13. Juni in der FH Joanneum in Graz-Eggenberg über die Bühne ging, ermöglichte über 400 Kindern aus der Steiermark, ihre Visionen und Maßnahmen zu Klima- und Umweltschutz gemeinsam zu entwickeln und zu diskutieren. Der neue Landesrat für Umwelt und Erneuerbare Energien, Anton Lang, stellte dazu fest: „Die Kinder sind die Zukunft der Steiermark, deren Ideen in eine zukünftige Klimaschutzstrategie des Landes einfließen können. Die vielen kreativen Ideen zeigen mir, dass bei den Kindern der Wunsch besteht, gemeinsam dieses globale Problem zu lösen.“ Die Visionen werden in die Klima- und Energiestrategie Steiermark 2030 aufgenommen.

Österreichs bestes Familienunternehmen 2016: Die MP Group ist Landessieger! Die Michael Pachleitner Group ging im heurigen Wettbewerb um „Österreichs bestes Familienunternehmen“ als Landessieger hervor. Michael Pachleitner wurde die Urkunde im Rahmen einer feierlichen Abendgala in der „Aula der Wissenschaften“ in Wien überreicht. Kriterien des Wettbewerbs waren „hard facts“ wie Umsatz-Entwicklung, Zahl der Mitarbeiter und Unternehmenswachstum, aber auch Faktoren wie die Positionierung am Markt oder der Internationalisierungsgrad wurden überprüft. So konnte die international agierende Unternehmensgruppe u.a. mit 5 Standorten in Europa und dem Export in über 60 Länder weltweit überzeugen. 18 /// FAZIT JULI 2016

Die SPÖ Steiermark hält angesichts der öffentlichen Debatte fest: Regionalentwicklung und demografische Veränderung stehen im Fokus unserer Politik. „Fakt ist, dass wir in einigen Regionen zum Teil deutliche Abwanderung haben. Fakt ist aber auch, dass die Wanderungstendenzen regional äußerst unterschiedlich sind. So gibt es in fast allen Regionen, in denen wir Abwanderung haben, auch Wachstumsgemeinden und Städte mit Bevölkerungswachstum“, erklärt SPÖ-LGF Max Lercher. „Die SPÖ Steiermark tut alles, um Menschen vor Ort Perspektiven zu ermöglichen. Die anderen sudern – wir handeln. Und diesen Weg gehen wir konsequent weiter“, betont LH-Stv. Michael Schickhofer abschließend.

Fotos: Foto Fischer, Grawe, KK, Land Steiermark, Sudy

Steirische SPÖ kämpft für die Regionen


Foto: GBH-Presse, Trabi

Kurz im Gespräch mit

Anzeige Foto: CITYPARK Graz

Josef Muchitsch Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Holz

Die neugestaltete Terrasse des Grazer CITYPARK bietet einen traumhaften Schloßbergblick.

Schloßbergblick, Kulinarik und Unterhaltung ab sofort auf der Dachterrasse im CITYPARK

E

ndlich ist es so weit: Die neue Dachterrasse im Einkaufszentrum CITYPARK hat eröffnet und mit ihr das neue Bausatzlokal Airea 55 und der Gastgarten des italienischen Restaurants Tre Amici mit einzigartigem Blick auf den Grazer Schloßberg. Platz nehmen auf einer der schönsten Terrassen in Graz Das bunte kulinarische Angebot des CITYPARK wächst und wächst. Der neueste Coup ist dem CITYPARK-Management mit dem Airea 55 gelungen, dem 12. Gastropartner, der im CITYPARK Einzug hielt. Im Airea 55 wartet man mit dem bekannten Bausatz-Konzept auf: Burger-, Salat-, Toast-, Pfandl-, Eierspeis-, Pizza-Bausatz und vielem mehr. Theoretisch kann man aus zig Millionen verschiedenen Speisen wählen. Ausgezeichnete Qualität, einzigartiger Ausblick, tolles Ambiente, perfek-

tes Service und Events mit großartiger Stimmung und viel Spaß erwarten die Gäste.

Italienisches Flair mit Schloßbergblick Gleich neben dem Airea 55 hat das beliebte und weithin bekannte Restaurant Tre Amici seinen neuen Gastgarten eröffnet. Man sitzt idyllisch zwischen Olivenbäumchen und genießt die wohl beste Steinofen-Pizza in Graz, delikate Nudelgerichte, feinste Antipasti und natürlich italienische Weine. Zum hausgemachten Dolce gibt’s einen ausgezeichneten Cappuccino oder einen kräftigen Espresso. Die Frühstückskarte lässt alle Genießer-Herzen höherschlagen. Was gibt es Schöneres, als im Freien mit Blick auf den Schloßberg zu frühstücken? Geplant sind auch Veranstaltungen mit Live-Musik, Themenabende und bald wird es auch frischen Fisch geben.

Schon seit Längerem bereitet Billigkonkurrenz aus dem Ausland der Bauwirtschaft Probleme, hat sich dieser Trend in letzter Zeit verstärkt? Ja! Entsendungen von billigen Arbeitskräften nach Österreich werden augrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in den EU-Ostländern weiter zunehmen. Für unsere heimischen Betriebe wird es daher immer schwieriger, Aufträge mit Eigenpersonal zu lukrieren. Dieses Faktum wird von einer Studie der TU Graz belegt. Wie stark bedroht ausländische Billigkonkurrenz tatsächlich die heimischen Unternehmen? Leider wird die Bedrohung immer größer. Heimische Subunternehmen werden von österreichischen Generalunternehmern zu Billigstpreisen gezwungen, daher bedienen sich schon heimische KMU billiger ausländischer Subunternehmer – oft als letzter Ausweg, um als Betrieb zu überleben, leider auf Kosten heimischer Arbeitsplätze.

Welche Maßnahmen schlagen Sie vor? Wir fordern auf nationaler Ebene z. B. für das Bundesvergabegesetz schärfere Eignungskriterien und mehr Kontrollen bei ausländischen Unternehmen. Aber auch im Bereich der EU-Entsenderichtlinie muss es Verschärfungen geben. Die EU-Ostländer blockieren hier. Sie stehen zwar bei EU-Förderungen sofort bereit, wenn es aber um Pflichten und Aufgaben in der EU geht, sind sie auf Tauchstation oder blockieren. Hier muss es ein Einlenken der Oststaaten geben. FAZIT JULI 2016 /// 19


Graz hat’s

Gleichenfeier beim Grazer Südgürtel Vor einem Jahr hat sich ein langer, tiefer Graben durch Liebenau geschlängelt, in dem nunmehr der Südgürtel-Tunnel eingebettet liegt. Der neue Verkehrslandesrat Anton Lang überzeugte sich auf der größten Baustelle des Landes Steiermark von den Fortschritten: „Ich kenne die Diskussionen um den Ausbau des Südgürtels, umso erstaunlicher finde ich, was hier in nur zweieinhalb Jahren geleistet wurde. Diese Unterflurtrasse ist eine wesentliche Investition in die Infrastruktur und ein beschäftigungspolitischer Impuls.“ Der Grazer Verkehrsstadtrat Mario Eustacchio ergänzt: „Das Verkehrsaufkommen steigt stetig. Mit dem Südgürtel-Ausbau steht nun eine weitere leistungsfähige Verbindung zur Verfügung.“

FAHRKARTE? HABʼ ICH AM HANDY.

Sommertanzcamp für Kinder im WIKI Sportzentrum In Kooperation mit dem neuen Wiki Sportzentrum führt „dietanzschule“ Dr. Klaus Höllbacher erstmals ein Sommertanzcamp von 11. bis 15. (Wiki Sportzentrum) bzw. von 18. bis 22. Juli (dietanzschule) durch. Mädchen und Buben im Alter von 6 bis 12 Jahren können in den Schulferien eine ganze Woche lang Tanzluft schnuppern. Erfahrene Pädagogen und die Tänzerin Birgit Chanterie sorgen für ein abwechslungsreiches ganztägiges Programm. Anfänger wie auch Fortgeschrittene können bei dem Ferienprogramm mitmachen: „Die Show im WIKI Sportzentrum wird der krönende Abschluss, bei dem alle Eltern zuschauen können“, ist Birgit Chanterie schon voller Vorfreude auf das Sommertanzcamp.

Energie Graz bilanziert ein gutes Jahr

Den Eigentümervertretern der Energie Graz wurde am 6. Juni eine überaus positive Bilanz präsentiert. Das Geschäftsergebnis (EGT) konnte auf rund 5,9 Mio. Euro gesteigert werden. Das bedeutet eine Verbesserung von rd. 3 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr. Das Geschäftsjahr 2015 stand daneben ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung. Verantwortungsvolles Handeln bedeutet aber auch, die Situation von Menschen, die in Energiearmut leben, zu verbessern“, betonen die GF Boris Papousek und Werner Ressi. Besonders hervorzuheben ist die Energie Graz-Initiative „Energie gegen Armut“, die gemeinsam mit der Caritas und dem Sozialamt der Stadt Graz ins Leben gerufen wurde.

Kreativschub für den Tower am Flughafen Graz

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20 /// FAZIT JULI 2016

Um die Möglichkeiten der neuen LED-Laufschrift am Tower des Flughafen Graz auszureizen, wurde im Sommersemester 2016 eine Kooperation mit der FH Joanneum gestartet. Studierende des Studienganges Informationsdesign wurden eingeladen, bewegte grafische Elemente zu gestalten („Key Visuals“), die Bezug zum örtlichen Geschehen nehmen. Die konzipierten bewegten Bildwelten verleihen dem Tower zusätzliches Leben und lassen diesen zum Eyecatcher werden“, beschreibt FH-Prof. Melitta Moschik das Vorhaben. „Als moderner Airport müssen wir immer mit der Zeit gehen“, ergänzt Mag. Gerhard Widmann, GF des Flughafen Graz. „Und die Ergebnisse zeigen, wie groß das kreative Potenzial ist“.


Foto: Langmann

Kurz im Gespräch mit

Fotos: Land Steiermark, dietanzschuledrklaushöllbacher, Foto Fischer, Stadt Graz, Pothole Rodeo

Ursula Strohmayer, AK Steiermark

Gleichenfeier für den Science Tower

Maria Fischer als neue Abgeordnete angelobt

Er ist laut seinem Bauherrn Ing. Hans Höllwart ein Bauwerk, das nie fertig sein wird, weil er sich immer wieder neueren Technologien öffnet – aber morphologisch hat er die Spitze erreicht: Der Science Tower, 60 Meter hohes und in mehrfacher Hinsicht überragendes Wahrzeichen der künftigen Smart City im Bereich der Helmut List Halle, erlebte am 17. Juni seine Gleichenfeier. Ein 500-Tonnen-Kran hievte ein mehr als 50 Tonnen schweres Eisengeflecht quasi wie eine Krone auf die Spitze des Rohbaus. Es ging aber gut, sehr zur Erleichterung aller Anwesenden, unter denen sich neben den Vertreter des Konsortiums für die Smart City Graz auch LR Christian Buchmann und Bgm. Siegfried Nagl befanden.

Die Obersteirerin Maria Fischer wurde heute im Landtag Steiermark als neue Abgeordnete angelobt. Sie folgte damit den in die Landesregierung gewechselten Anton Lang nach. Im 15-köpfigen SPÖ-Landtagsklub gibt es nunmehr acht Frauen, was nicht nur die SPÖ-Frauensprecherin LAbg. Renate Bauer, sondern auch Klubobmann Hannes Schwarz freut. Die 48 Jahre alte Vizebürgermeisterin von Spital am Semmering saß bereits von Jänner 2013 bis Mai 2015 im Landtag Steiermark. Sie wird künftig als SPÖ-Petitionssprecherin fungieren. „Ich bin überzeugt, dass Maria Fischer genau dort anschließen wird, wo sie im Mai des Vorjahres leider aufhören musste“, zeigt sich Schwarz überzeugt.

Linien Graz investieren 30 Mio. in neue Busse

Aufgrund des wartungs- und kostenintensiven Zustandes der Euro-III-Busse soll der Ersatz der 86 Busse um ein Jahr vorgezogen werden. Zwischen 2017 und 2019 wird die gesamte Busflotte (163 Busse) auf moderne und umweltfreundliche Busse der Euro-VI-Klasse umgerüstet. Durch den Ersatz der Euro-III-Flotte auf EURO-VI-Busse wird somit nicht nur der Partikelausstoß deutlich gesenkt, sondern auch der Treibstoffverbrauch um ca. 16 Prozent reduziert. „Dass diese Modernisierung der Busflotte der Holding Graz Linien auch noch vorgezogen wird, zeigt, dass die Stadt Graz die Attraktivierung der Öffis ernst nimmt! Zum Wohle der Umwelt und zur Freude der Busnutzer“, freut sich Verkehrsstadtrat Mario Eustacchio.

Pothole Rodeo 2016: The next Level

Bereits zum 3. Mal findet heuer das Pothole Rodeo statt. Mit vielen neuen Ideen werden 60 Teams von 9. bis 16. Juli quer durch den Balkan geschickt. Die Regeln: eine alte Karre, 4.000 abenteuerliche Kilometer quer durch den Balkan, acht anstrengende Tage Zeit und ein Ziel vor Augen: Durchkommen. Los geht’s vom Grazer Citypark Richtung Ungarn und weiter nach Rumänien über die Karpaten. Entlang der Schwarzmeerküste durchqueren die Abenteurer anschließend Bulgarien und Griechenland an der ägäischen Küste, bevor sie ihre geschundenen Autos durch Mazedonien, Albanien, Montenegro und Bosnien jagen, um dann hoffentlich im Ziel in Kroatien anzukommen. Infos: www.pothole-rodeo.com

Welche Serviceleistungen bietet die AK den angehenden und in Ausbildung befindlichen Lehrlingen? Interessentestungen und Informationen zu den 199 verschiedenen Lehrberufen, Vorträge, rechtliche Beratungen zum Lehrverhältnis, zur Höhe der Lehrlingsentschädigung, zur Auflösung u.v.m. bis zur Vertretung vor Gericht.

Welche Angebote und Strategien haben Sie speziell für Mädchen, um sie auch für technische und weniger „frauentypische“ Berufe zu interessieren? Mit einem Bilderbuch, das in unserem Auftrag erstellt wurde, versuchen wir, schon früh auf geschlechteruntypische Berufswahl hinzuwirken. Das Buch „Dein Job mit Felix dem Terrier“ stellt technische Lehrberufe vor. Am Girls’ Day durften Mädchen viele Handwerke praktisch ausprobieren und ein Speed-Berufsdating machen. Wo treten am häufigsten Probleme am Ausbildungsplatz auf und was raten Sie den jungen Menschen bei Konflikten? Die meisten Probleme gibt es wegen Arbeitszeiten und dem Umgang mit den jungen Menschen. Wir beraten anonym und kostenlos und leiten auch gerne die entsprechenden Verfahren ein. Lehrlinge können auch ein Coaching beantragen, die Kosten dafür trägt die öffentliche Hand.

Was sollte Ihrer Ansicht nach die Politik zur Attraktivierung der Lehre unternehmen? Frei nach der Handlungsanleitung von Bernhard Heinzlmaier in seiner Lehrlingsstudie: „Gebt den Lehrlingen mehr Geld und hört auf mit dem unsäglichen Kult um Universitäten, wendet euch denen zu, die mit ihrer verlässlichen Arbeit noch immer das stabile Fundament unserer Gesellschaft bilden, den zukünftigen Facharbeitern und Facharbeiterinnen.“ FAZIT JULI 2016 /// 21


Fazitgespräch Von Johannes Tandl und Peter K. Wagner Fotos: Marija Kanizaj

Kühler Spielmacher

22 /// Fazit Juli 2016

Der Präsident der österreichischen Fußballbundesliga und Unternehmer Hans Rinner im Gespräch über brotlosen Einsatz im Spitzensport und die Zukunft des Profifußballs.



Fazitgespräch

Knapp vor Start der Fußballeuropameisterschaft in Frankreich treffen wir Hans Rinner in der Weinbar »Klapotetz« in der Grazer Innenstadt. Dass der aktuelle Präsident der österreichischen Fußballbundesliga in den nächsten Tagen als offizieller Delegierter bei Österreichs Auftritten auf der großen Fußballbühne dabei sein wird, ist eine der positiven Begleiterscheinungen seiner Tätigkeit. Fußball ist sein Hobby, sagt er. Denn so viel Zeit er auch in den Fußball seit fast zehn Jahren in die beliebteste Sportart der Welt gesteckt hat, sein Kältetechnikunternehmen hat davon kaum profitiert. Seit Dezember 2009 führt er die 1991 gegründete Bundesliga. Länger diente noch kein Mann an der Spitze dieses eingetragenen Vereins, der eines von zehn ordentlichen Mitgliedern des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) ist.

Gerade hat Rinner wieder ordentlich zu tun. Eine gesamte Profiliga ist dabei, in sich zusammenzufallen. Eine öffentlich heiß diskutierte Reform war die Folge. Ein gutes Fußballspiel lang hat er sich dennoch für das Fazit Zeit genommen. Anpfiff.

24 /// FAZIT JULI 2016


Fazitgespräch

Fazit Juli 2016 /// 25



Fazitgespräch

Der Fußball ist mit der normalen Wirtschaft nicht vergleichbar. Hans Rinner

Herr Rinner, wie sind Sie eigentlich auf den Fußball gekommen? Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr Sturm-Fan und war immer begeisterter Zuschauer im Stadion. Ich war auch ein paar Jahre im Vip-Klub als normaler Gast. Der Transportunternehmer Hans Fedl hat mich dann im Frühjahr 2006 kontaktiert. Er sagte, dass es bei Sturm nicht gut aussehe und wir etwas unternehmen müssen.

Der Rest ist erfolgreiche Rettungsgeschichte. Sie haben zusammen mit dem heutigen Sturm-Präsidenten Christian Jauk den Verein konsolidiert und wirtschaftlich wieder auf gesunde Beine gestellt. Etwas, das Ihnen als Unternehmer der Firma Frigopol auch schon einmal gelang. Liegt Ihnen das? Sowohl bei Frigopol zusammen mit meinem Partner Johann Herunter, wo wir die Firma aus der Insolvenz heraus gekauft haben und heute zu einem führenden Unternehmen im Bereich der Kältetechnik aufgebaut haben, als auch beim SK Sturm galt: Wir hatten ein Konzept und haben hart gearbeitet. Was Ihnen bei Sturm gelang, hat ein anderer Grazer Fußballklub nicht geschafft. Warum eigentlich? Das kann ich nicht beurteilen. Wir haben uns auf unsere Arbeit konzentriert und haben die offenbar nicht so schlecht gemacht.

War es nicht so, dass Sturm den hundertprozentigen Schnitt bei den verantwortlichen Personen gemacht hat und der GAK nicht? Der Schnitt musste sein. Als Außenstehender hat man ja nicht unterscheiden können, wer zu den »Guten« und wer zu den »Bösen« zählt. Es war für uns gar nicht einfach, vor diesem Hintergrund honorige Leute im Vorstand, wie etwa den ehemaligen Chefredakteur der Kleinen Zeitung, Erwin Zankel, dazu zu bewegen, den Vorstand zu verlassen.

Sie haben in Ihrer Zeit als Vereinspräsident sicher viel Zeit investiert. Aber wie viel Geld haben Sie dem Fußball vermacht? Es war nur einmal viel Geld von mir im Spiel – bei der soeben angesprochenen Rettung des SK Sturm im Jahr 2007. Unsere Gruppe hat damals Casino gespielt. Es wurde innerhalb von 24 Stunden eine Bankgarantie fällig in der Höhe von 750.000 Euro,

die ich hinterlegt habe – zusammen mit ein paar Einzelgarantien im Hintergrund. Das war ein großes Risiko, denn wenn der Masseverwalter Norbert Scherbaum im Jänner den Verein liquidiert hätte, wäre das Geld weg gewesen. Später haben die Grazer Wechselseitige, die Raiffeisenlandesbank und die Styria Medien AG – und diese Zahlungen waren ein großer Verdienst von Christian Jauk – ebenfalls jeweils 750.000 Euro in den Topf eingezahlt. Ich kann mich noch an die Worte des damaligen Styria-Chefs Horst Pirker erinnern, der sagte: »Herr Rinner, das Geld werden wir nie mehr sehen. Versprechen Sie mir nur, dass Sie die Kollateralschäden möglichst gering halten.« Ich habe geantwortet: »Herr Pirker, ich bin ein Bauernbub. Und wenn ich mir Geld ausborge, dann zahle ich es zurück. So bin ich aufgewachsen.« Im Herbst 2009 war die Rückzahlung tatsächlich bereits vollzogen. Das machte uns richtig stolz. Nun haben Sie dem SK Sturm unter anderem durch diese Bemühungen sehr viel gegeben. Was hat das Engagement beim Verein Ihnen als Unternehmer gebracht? Ich bin lediglich als Person bekannt geworden. Mein Unternehmen selbst hat kaum davon profitiert. In dem Bereich, in dem wir bei Frigopol tätig sind, haben wir mit Entscheidungsträgern zu tun, die meist in der zweiten Reihe stehen. Eigentlich war es ganz im Gegenteil so, dass ich froh sein kann, einen Geschäftspartner zu haben, der mir meine Tätigkeit im Sport möglich macht.

Vorstands- und Präsidiumstätigkeiten im Fußball sind ehrenamtlich. Der österreichischen Fußball – und nicht zuletzt der SK Sturm Graz – hat auch in Ihrer Präsidentschaft versucht, sich zu einem professionell geführten Unternehmen zu emanzipieren. Dabei wurden viele führende Mitarbeiter in kurzer Zeit verbraucht. Warum ist es in Graz so schwer, solch einen Paradigmenwechsel durchzuführen, der im internationalen Fußball schon lange üblich ist? Der Fußball ist mit der normalen Wirtschaft nicht vergleichbar. Ich möchte es so erklären: Sturm Graz ist mit seinem Umsatz und seiner Mitarbeiteranzahl ein kleiner Mittelbetrieb. Aber in der medialen Außendarstellung erscheint er als mit Abstand größter Betrieb, den es in der Steiermark gibt. Was ich damit sagen will: Es wird so viel mitgeredet von allen Seiten, so viel quergeschosFAZIT JULI 2016 /// 27


Fazitgespräch

Sie sind seit Anfang des Jahres »nur noch« Ehrenpräsident des SK Sturm. Ist der Verein mittlerweile mit dem wirtschaftlichen Geschäftsführer Gerhard Goldbrich und dem sportlichen Geschäftsführer Günther Kreissl endlich »richtig aufgestellt«, um in der Fußballersprache zu bleiben? Ich glaube schon. Gerhard Goldbrich hat lange zwei Jobs in seiner Person vereinen müssen, was …

Entschuldigung, dass ich dazwischenfrage, aber hat Sturm in der jüngeren Vergangenheit nicht sehr oft – vorsichtig formuliert – »patschert« kommuniziert, wenn man alle personellen Veränderungen und den sportlichen Abstieg immer möglichst positiv verkaufen wollte? Man hatte mit den Deutschen Peter Hyballa als Trainer sowie Ayhan Tumani als sportlichem Geschäftsführer ein Führungsduo, das nicht funktioniert hat. Solche Rückschläge sind nie einfach. Außerdem muss man fairerweise dazusagen, dass der neue Vorstand unter dem Präsidenten Christian Jauk mit Ausnahme von Jauk selbst sehr grün hinter den Ohren ist, wenn es um das Fußballgeschäft geht. Die erste Periode ist Anfang des Jahres zu Ende gegangen, sie alle haben nun mehr Erfahrung und werden sicher professioneller ans Werk gehen. Es gibt drei unterschiedliche Arten von Fußballsponsoren: Den Mäzen, den Politiker, der seine öffentlichen Unternehmen zum Fußball

zwingt, und den kühlen Manager, der versucht, sein Sponsoring so effektiv wie möglich zu gestalten. Schaden die ersten beiden Sponsorentypen dem Fußball nicht mehr, als sie ihm nutzen? Wenn wir uns den internationalen Fußball anschauen, dann sehen wir eine Zweiklassengesellschaft im Vereinsfußball – mit der Champions League und der Europa League. Darunter leiden wir kleinen Nationen: Die Champions League spielt 1,3 Milliarden ein, die Europa League 300 Millionen. Es spielen eigentlich immer dieselben zehn Vereine in der K.o.-Phase der Champions League und zu diesen Klubs geht das Geld. Was auch dadurch verstärkt wird, dass der TV-Markt der dominante Faktor im Weltfußball ist. Egal ob in England, Deutschland, Spanien oder Italien – die Fernsehvermarktung sorgt für 70 bis 80 Prozent des Budgets. In Österreich werden 22 Millionen gezahlt für die TV-Rechte, in England zwei Milliarden. Abseits dessen gibt es noch russische Oligarchen oder arabische Ölscheichs und chinesische Superreiche, die Klubs kaufen und als Spielwiese verwenden. Diese Entwicklung ist ebenso bedenklich und die Fifa ist gefordert, eine Wende einzuleiten.

Die Schere im Klubfußball gibt es auch in der österreichischen Bundesliga, der Sie seit 2009 bereits als Präsident vorstehen. Ja, das gilt für alle Ligen. In Deutschland haben die Bayern bis zu 500 Millionen Euro Budget, hinten spielen Teams mit einem Zwanzigstel davon. Natürlich kann sich Salzburg in Österreich immer so positionieren, dass sie Serienmeister werden. Aber die Bayern werden wiederum öfter Meister als Salzburg. Juventus holt in Italien ebenfalls mehr Titel. Rapid wird mit dem neuen

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sen, so viel Politik gemacht in Zeiten der digitalen Kommunikation, dass die Arbeit zu einer stetigen Herausforderung wird.


Fazitgespräch Stadion einen großen Schritt machen, die Austria zieht mit einer umgebauten Spielstätte nach, nur für Sturm wird es sehr schwierig. Die ersten Drei sind eigentlich auf Sicht zu weit weg, weil mir die Fantasie fehlt, wie man das wesentlich geringere Budget der Grazer entsprechend erhöhen kann.

Auch wenn das nicht der europäischen Fußballtradition entspricht, stellt sich die Frage: Warum nimmt man sich nicht Anleihen am amerikanischen Profisport, wo Budgetunterschiede ebenso auf ein Maximum festgelegt sind wie die Gehälter der Spieler oder die Verteilung der talentiertesten jungen Spieler an die schwächsten Teams? Wenn man den Erfolgslauf der Uefa anschaut, haben diese bisher alles richtig gemacht. Der europäische Fußball ist das Maß aller Dinge. Mit Abstand. Alle großen Spieler sind hier aktiv, es wird am meisten Geld verdient und nicht einmal die Super Bowl hat den Werbewert eines Champions-League-Finales. Also stellt sich die Frage: Wie argumentiere ich gegenüber der Uefa, dass sie etwas falsch macht? Dennoch wird sich das System irgendwann ändern, weil auf lange Sicht nicht immer nur dieselben profitieren können. Nun haben Sie in Österreich auch gerade damit zu kämpfen, dass der Profifußball sich verändert. Die zweite Liga bricht als Profiliga weg, es wurde mit einer Ligareform reagiert. Statt 20 Profivereinen in zwei Ligen wird es ab 2018/19 eine Profiliga mit zwölf Teams und eine zweite, österreichweite Leistungsstufe darunter geben, in der sich Halbprofi- und Amateurteams duellieren. Warum musste man so plötzlich etwas verändern, wo eine Reform von vielen Seiten doch schon so lange gefordert wurde?

Wir haben die Entwicklung der letzten Jahre beobachtet und auch jene der heurigen Saison. Es gab heuer keinen sportlichen Absteiger und es steigen drei Teams auf in die zweite Liga, obwohl es nur zwei sein sollten. Das passierte, weil es drei Vereine nicht mehr gibt. Ich habe an der Zehnerliga so lange wie möglich festgehalten und bin der Meinung, dass es sportlich das beste Format für Österreich ist. Weil aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der sportlichen Entwicklung nicht mehr standhalten, muss ich in meiner Position die Notbremse ziehen. Wir wollen die Klubs in der zweithöchsten Spielklasse nicht ins Verderben schicken. Die TV-Partner hätten die Reform gerne schon 2017/18 gehabt, aber das hätte unsere Verhandlungsposition geschwächt. Nun war Servus-TV 2009 schon einmal knapp davor, die Bundesliga zu übertragen. Woran scheiterte das, trotz des besten Angebots? Servus-TV hat damals das beste Angebot gelegt, ja, sie haben den Zuschlag aber nicht bekommen, weil sie die Performance nicht abliefern hätten können. Außerdem hatten vor allem die Wiener Großklubs Angst vor einer »Redbullisierung« der Bundesliga, da hinter Servus ebenso Red Bull steht wie hinter Salzburg. Aktuell sind wir in Gesprächen mit einem Schweizer Onlinebezahlsender, was dazu führen könnte, dass wir in Österreich erstmals eine Konkurrenzsituation hätten mit Sky, was den Preis nach oben treiben könnte. Weil Sie die Bedenken der Wiener Großklubs ansprachen: Hat der österreichische Fußball ein Problem mit zu großen Egos als Führungspersönlichkeiten der Vereine?

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Fazitgespräch

Hans Rinner wurde am 18. März 1963 in Semriach

geboren und absolvierte eine Elektrikerlehre. Über die Abendmatura der Bulme in Graz fand er in die

Selbstständigkeit und spezialisierte sich im Bereich der Kältetechnik. Er rettete und brachte nicht nur sei-

ne heutige Firma Frigopol auf Vordermann, sondern auch den SK Sturm Graz, dem er bis ins Jahr 2010 als

Präsident vorstand. Seit 2009 ist er Präsident der österreichischen Bundesliga. Rinner hat zwei Kinder.

30 /// Fazit Juli 2016


Fazitgespräch

Wäre es nur um die Leidenschaft gegangen, wäre ich lieber bei Sturm geblieben. Hans Rinner

Wenn wir etwas geschaffen haben in den letzten Jahren, dann ist es eine Professionalisierung auf genau dieser Ebene. Als ich 2007 in die Bundesliga gekommen bin, haben lauter Individualisten – ohne Grundlage – von heute auf morgen Beschlüsse gefasst. Heute schreiben wir in der Lizenzierung vor, dass die Vereine hauptamtliche Mitarbeiter haben in allen Bereichen – von der Geschäftsführung über das Marketing bis hin zur Fanarbeit. Aber in den Zuschauerzahlen macht sich diese Weiterentwicklung nicht bemerkbar. 2007/08 kamen durchschnittlich etwa 9.300 Zuschauer in die Stadien, heuer waren es knapp 6.300. Das ist völlig richtig. Aber das sind Versäumnisse der Vergangenheit. Die Letztverantwortung, ob ein Klub auf gesunden Beinen steht oder nicht, hat immer das Management im Verein. Das kann ich als Liga nicht vorschreiben. Wenn wir uns den Lask, Innsbruck, GAK und Klagenfurt vor Augen führen, die allesamt trotz Infrastruktur nicht mehr in der Bundesliga sind, sind das Vereine, die dem Produkt Bundesliga heute fehlen.

Warum hat man zum Beispiel 2013 nicht mit dem Wettanbieter »Bet-at-home« einen Sponsordeal abgeschlossen? Das Unternehmen hätte mehr gezahlt als der jetzige Sponsor »Tipico« und wollte obendrein die Vermarktung der Bundesliga auf eine neue Ebene stellen. Das ist ganz einfach: Die Werbeleistungen, die Bet-at-home haben wollte, wären ungleich höher gewesen. Tipico hat keine Exklusivität verlangt, Bet-at-home wollte maximal einen Wettanbieter neben sich bei den einzelnen Vereinen dulden. Dagegen liefen die Vereine Sturm. Außerdem verlangte Tipico weniger Werbeflächen.

Es gibt zwei Salzburger, die eine Initiative für eine Alpenliga mit der Schweiz gestartet haben. Warum wird darüber nicht diskutiert? Es wird diskutiert, aber die Umsetzung ist schwierig. Weil es sehr wenige Unternehmen gibt, die in Österreich und der Schweiz Werbung machen wollen.

Im Eishockey funktioniert es. In der »Ersten Bank Eishockey Liga« spielen Österreicher, Tschechen, Ungarn und Slowenen. Auch wenn dort natürlich weniger Geld im Spiel ist mit einem kompletten Ligasponsoring von einer Million Euro. Sie geben sich die Antwort selbst. Wir können uns mit Eishockey, aber auch mit Basketball nicht vergleichen, was von Sky auch übertragen wird. Sky zahlt etwa keinen Cent für die Basketballübertragungsrechte, aber Admiral steigt deshalb als Sponsor groß ein, was für alle Vereine ein bisschen Einnahmen bedeutet. Zum Verständnis: Ich hab vor ein paar Jahren versucht, alle Mannschaftssportarten in Österreich zu vereinen. Die Bundesliga hätte aber 97 Prozent des Budgets aufgestellt. Wir haben die Gespräche bald abgebrochen. Den richtigen Profisport gibt es nur in der Fußballbundesliga.

Profisport ist ein gutes Stichwort. Werden in Österreich nicht zu viele Profifußballer in den zwölf Fußballakademien ausgebildet? Gerade in Zukunft, wenn es nur noch zwölf Profiklubs gibt. Ich zitiere da gerne Herbert Prohaska: »Wenn du dich entscheidest, in die Akademie zu gehen, musst du wissen, dass du Millionär werden kannst, aber auch, dass du arbeitslos werden kannst.« Das ist das Geschäft. Und wenn man sich ansieht, wie früh die Scouts den Talenten den Kopf verdrehen und wie Manager mit Menschen handeln, ist der Fußball oft kein schönes Geschäft. Deshalb steht in den Akademien die schulische Ausbildung neben dem Fußball auch ganz oben am Lehrplan. Wie professionell ist die Bundesliga eigentlich aufgestellt? Wir haben zwei Vorstände, die sich ihre – derzeit 17 – Angestellten selbst aussuchen. Ich bin Aufsichtsratsvorsitzender und mische mich wenig in das Tagesgeschäft ein, leite aber Sitzungen im Aufsichtsrat und in der Klubkonferenz und spreche bei wesentlichen Entscheidungen wie TV-Vertrag oder Ligasponsoring mit. Nun qualifizierte sich die Nationalmannschaft souverän für die Europameisterschaft in Frankreich. Allerdings war nur ein Spieler aus der österreichischen Bundesliga dabei. Gibt diese Entwicklung zu denken? Nein, auch das ist mit der Schere erklärbar, die ich vorher schon skizziert habe. Wir müssen nur der Tatsache in die Augen blicken, dass eine Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase für ein österreichisches Team einem mittleren Wunder gleichkommt. Wenn wir mit dem Team etwas erreichen wollen, müssen unsere Spieler in Topligen aktiv sein. Ich persönlich bin der Meinung, dass Akteure wie Zlatko Junuzovic oder Christian Fuchs Vorbildkarrieren hingelegt haben. Sie haben über hundert Bundesligaspiele und sind danach zum richtigen Zeitpunkt ins Ausland gegangen.

Apropos Karriere. Für viele kam der Rückzug von Ihnen als Sturm-Präsident nach dem Cupsieg 2010 überraschend. Heute, sechs Jahre später: Warum sind Sie damals zurückgetreten? Die Doppelbelastung mit der Bundesligapräsidentschaft war mir einfach zu viel. Aber wenn ich ehrlich bin: Wäre es nur um die Leidenschaft gegangen, wäre ich lieber bei Sturm geblieben. Was nicht heißen soll, dass mich die Aufgabe bei der Bundesliga heute wie damals nicht besonders reizt und motiviert. Ich habe noch viel vor mit dem österreichischen Fußball. Herr Rinner, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JULI 2016 /// 31


Steuerboard

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Gesunde Mitarbeiter sind produktive Mitarbeiter. Modern geführte Unternehmen haben erkannt, dass betriebliche Gesundheitsförderung die Motivation der Mitarbeiter stärkt und dazu beiträgt, Krankenstände zu vermeiden. Wählen Sie als Unternehmer die richtigen Maßnahmen, sind diese auch lohnsteuerund abgabenfrei – eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Manche Unternehmen zögern allerdings, betriebliche Gesundheitsförderung in die Tat umzusetzen, weil die Steuerbefreiungsregeln kompliziert und undurchsichtig sind. Nachstehend ein paar Beispiele für abgabenfreie Maßnahmen: • Als Dienstgeber können Sie Kosten für eine Ernährungsberatung durch einen Diätologen/ Arzt sowohl in dienstgebereigener Einrichtung als auch bei externem Anbieter übernehmen. • Ärztliche Untersuchungen durch einen Arzt, der ins Unternehmen kommt, sind abgabenfrei, wenn der Dienstgeber diese bezahlt. • Übernehmen Sie die Kosten für Trainer, welche die Dienstnehmer 1x wöchentlich zu Bewegungsübungen anleitet, lösen Sie keinen Sachbezug aus. • Massage gefällig? Eine weitere Möglichkeit ist das langfristige Anmieten eines Massagestudios/einzelne Räume, wenn in dieser Zeit ausschließlich Dienstnehmer massiert werden. Vorsicht: Abgabenpflichtig sind Kostenbeiträge für Fitnessstudios, übernommene Arztrechnungen in einer unternehmensnahen Arztpraxis oder die Übernahme der Kosten eines Allergietests.

Die Spitzen der heimischen Versicherer freuen sich über ein Top-Zeugnis für ihre Arbeit.

Sehr gutes Zeugnis für steirische Versicherungswirtschaft I m Rahmen einer wissenschaftlichen Studie wurde erstmals die volkswirtschaftliche Bedeutung der heimischen Versicherer untersucht. Das Resultat ist ein Top-Zeugnis für die Branche: Die steirische Versicherungswirtschaft steht für eine jährliche Regionalwertschöpfung von 372 Mio. Euro – und das ist bei Weitem noch nicht alles. Im Auftrag der Steirischen Gesellschaft für Versicherungsfachwissen hat die Studienrichtung Rechnungswesen & Controlling der FH Campus 02 sowohl die ökonomische wie auch die sozialwirtschaftliche Bedeutung der Branche für die Gesamtwirtschaft analysiert. Die Leistungskraft

der Branche zeigt sich nicht zuletzt eindrucksvoll im hohen Wertschöpfungsmultiplikator von 2,24, wonach auf einen Euro weitere 1,24 Euro an zusätzlicher Wertschöpfung ausgelöst werden. Wolfgang Gratzer, Regionaldirektor Generali Versicherung, ergänzt: „Die steirische Versicherungswirtschaft ist nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber und Auslöser regionaler Wertschöpfung, sondern trägt darüber hinaus auch wesentlich zur Finanzierung der öffentlichen Haushalte bei. Die Gesamtabgabenleistung der steirischen Versicherer betrug 2013 aus direkten, indirekten und induzierten Steuereffekten rund 680 Mio. Euro.“

Saubermacher erwirbt Batterierecycler

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Betriebliche Gesundheitsförderung als Unternehmensstrategie

S

aubermacher ist in Österreich die Nummer eins im Bereich Sammlung und Sortierung von Gerätebatterien, hatte jedoch keine eigene Aufbereitung. Seit Jahren liefern wir unsere Batterien zu Redux und pflegen dadurch eine sehr gute Partnerschaft. Als die Anteile zum

32 /// FAZIT JULI 2016

Verkauf standen, war es für uns ein logischer Schritt, mitzubieten“, erläutert Gerhard Ziehenberger, Technik-Vorstand der Saubermacher AG. Ziel ist es, noch mehr Wertstoffe aus Batterien herauszuholen, um diese dann wiederum für die Herstellung von Batterien einsetzen zu können. Saubermacher forscht seit 5 Jahren im Bereich der Verwertung von Lithium-Ionen-Batterien. „Wir gehen von stark steigenden Mengen aus und streben mit Redux auch hier die Marktführerschaft an“, beschreibt Hans Roth, Gründer und Mehrheitseigentümer der Saubermacher AG, die Zukunftspläne.


Jochen Pildner-Steinburg:

Ein unbequemer Impulsgeber geht

In wenigen Tagen, am 6. Juli, endet für die steirische Industrie eine Ära. Jochen Pildner-Steinburg zieht sich als Präsident der Industriellenvereinigung zurück. Im Gespräch mit Johannes Tandl zog er ein Resümee über seine Präsidentschaft.

A

ls Jochen Pildner-Steinburg vor zwölf Jahren Präsident der Steirischen Industriellenvereinigung wurde, kannte man ihn als ehemaligen Eishockeyspieler und als Obmann des Grazer Profieishockeyklubs »Graz 99ers«. Doch der Familienunternehmer – er steht an

der Spitze der GAW-Gruppe – ging in seinem Einsatz für bessere Rahmenbedingungen auf dem Wirtschaftsstandort auch als Interessenvertreter keinem Konflikt aus dem Weg. Seine Ansprachen auf den IV-Neujahrsempfängen, in denen er reformunwilligen Politikern

und Sozialpartnern regelmäßig die Leviten las, haben längst Kultstatus erlangt.

Steirer müssen Bedeutung der Industrie kennen Pildner-Steinburg ist ganz offensichtlich nicht dazu geschaffen, seine Meinung nur in

holzvertäfelten Aufsichtsratssitzungszimmern kundzutun. Seine Mission, die er nach wie vor mit großer Begeisterung und wohl auch spitzbübischer Freude verfolgt, ist es nämlich, die Dinge beim Namen zu nennen und dafür zu sorgen, dass die Steirerinnen und Steirer über die wirtschaftliche Bedeutung der Industrie Bescheid wissen. Zu seiner Agenda gehörte es, das Image der Industrie zu verbessern. Denn in den Köpfen vieler Menschen sind Industrieunternehmen immer noch nicht als international aktive Hightech-Schmieden positioniert, sondern – obwohl das schon lange nicht mehr stimmt – als gefährliche, umweltverschmutzende Dreckschleudern. Dabei gibt es die qualmenden Fabrikschlote praktisch nicht mehr. Die Industrie hat strengste ökologische Vorgaben umgesetzt und ihre Emissionen drastisch reduziert. Heute sind immerhin 30 Prozent unserer Landsleute davon überzeugt, dass unser Wohlstand zum überwiegenden Teil auf den Erfolgen der Industrie beruht. Zu Beginn von Jochen Pildner-Steinburgs Präsidentschaft waren das nur zehn Prozent. Aber solange selbst formal gut gebildete Landsleute der Meinung nachhängen, dass Tourismus oder Landwirtschaft die wichtigsten Wertschöpfer in unserem Land sind, bleibt die Informationsaufgabe der IV unerledigt. Dennoch gibt sich Pildner-Steinburg auch diesbezüglich heute wesentlich milder als noch vor einigen Jahren. Und so erklärt er, ihm sei klar geworden, dass die InFAZIT JULI 2016 /// 33


Wirtschaft

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Ist Geldanlegen ohne Zinsen nicht wie Kämmen ohne Haare?

Harald Tauscher, Privatkundenbetreuer

W

o keine Haare sprießen, gibt es nichts zu frisieren. Und wo es keine Zinsen gibt, da kann man in der Regel nicht von einer sinnvollen Geldanlage sprechen. Die Zeiten, in denen Zinsen ein Vermögen erfreulich wachsen ließen, sind vorbei. Gute Alternativen mit reicheren Ertragsaussichten können Fonds unseres Partners Union Investment sein. Ihr Vorteil: Sie müssen nicht unbedingt auf einen Schlag einen Großteil Ihres Vermögens in Fonds

34 /// FAZIT JULI 2016

umschichten – Sie können dies auch in überschaubaren Schritten schon ab kleinen Ansparbeträgen monatlich tun. Investmentfonds bieten häufig attraktive Renditen im Vergleich zu klassischen Formen der Geldanlage wie zum Beispiel Tages- oder Festgeld – auch wenn dabei Risiken, wie zum Beispiel marktbedingte Kursschwankungen, zu beachten sind. Sie entscheiden dabei selbst, in welche Anlageformen Sie investieren möchten: Aktien, Renten oder Immobilien bzw. lieber in eine Kombination davon. Sprechen Sie uns an in einer Filiale der Volksbank Steiermark. Wir informieren Sie ausführlich über Ihre Möglichkeiten. Informationen auch unter: www.volksbank-stmk. at, E-Mail: harald.tauscher@ volksbank-stmk.at

dustrie den Tourismus mindestens gleich notwendig braucht wie umgekehrt. Denn das hervorragende Image vieler heimischer Unternehmen bei ihren internationalen Kunden beruhe nicht zuletzt auf der hohen Lebensqualität, der hervorragenden Gastronomie und dem touristischen Umfeld in unserem Land. Und im Tourismus wisse man inzwischen ganz genau, woher das Geld komme, das die Gäste ausgeben. Nach kurzem Nachdenken ergänzt er jedoch schelmisch: „Aber Dummheit und Uninformiertheit sterben halt nicht aus. Den Menschen wurde von der Politik jahrelang vorgemacht, dass man die Industrie nicht mehr braucht und die Wirtschaft von anderen Sektoren getragen wird.“ Dabei sei völlig unumstritten, dass die anderen Bereiche nur deshalb funktionieren, weil die Menschen dort jenen Wohlstand konsumieren können, den ihnen die Industrie bringt. Die IV habe daher ein bisschen nachgeholfen, um in das Bewusstsein der Landsleute vorzudringen. »Und so haben wir an den Autobahnabfahrten in den Tourismusregionen Infotafeln mit der Aufschrift ‚Industrieland Steiermark‘ aufgestellt.« Das habe am Anfang bei den Touristikern zwar für Irritationen gesorgt, mittlerweile hätten diese aber verstanden, dass es dem Tourismus nur dann gutgehen kann, wenn es ein Miteinander mit den anderen Wirtschaftsbereichen gibt. Die Industrie macht die Steiermark zum Forschungsland Die Steiermark weist mit 4,8 Prozent die zweithöchste Forschungsrate unter allen 247 EU-Regionen auf. Und längst hat auch die Politik das enorme wirtschaftliche Potenzial, das hinter dieser Zahl steht, erkannt. Dass das Ziel, die Forschungsrate auf fünf Prozent zu steigern, inzwischen sogar einen der Eckpunkte des Regierungsabkommens der steiri-

schen VP-SP-Landesregierung bildet, zeigt, dass es der Industrie gelungen ist, Innovation als staatliches Ziel zu definieren. Aufgrund dieser Innovationskraft konnten in den letzten Jahren wichtige Grundsteine für zukunftsträchtige Industrien, wie etwa in den Bereichen Biokatalyse oder Medizintechnik, gelegt werden. Dass die Steiermark ein Industrieland ist, zeigt sich an der Dominanz des produzierenden Sektors in der regionalen Wertschöpfung und Beschäftigung. 37 Prozent des regionalen BIP werden von der Industrie erbracht. Die Industrie ist damit nicht nur der wichtigste Innovationsmotor, sondern auch die stärkste Wirtschaftskraft und der größte Arbeitgeber der Steiermark. Steirische Unternehmen investieren jährlich 1,26 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Sie beschäftigen rund 7.000 Forscherinnen und Forscher. Und so sind 54 Prozent aller technischen Wissenschaftler Österreichs in der Steiermark tätig. Außerdem sind 22 der bundesweit 50 Kompetenzzentren in der Steiermark angesiedelt. Und obwohl erkannt wurde, dass den wichtigsten Rohstoff für die Industrie das Wissen und die Motivation der Mitarbeiter bilden, wurde Österreich in den letzten Jahren bei internationalen Standortrankings nach hinten durchgereicht. Jochen Pildner-Steinburg ist diesbezüglich besorgt und macht den mangelnden Reformeifer der Bundesregierung für diese Situation verantwortlich. »Ein Unternehmer muss dann, wenn es ihm am besten geht, Reformen angehen. Das gilt auch für den Staat, aber speziell unter Ex-Kanzler Faymann hat sich das Wirtschaftsklima deutlich verschlechtert«, so der IV-Präsident. Es habe mit ihm trotz zahlreicher Versuche kaum Gespräche über die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Industrie gegeben, weil er darin ganz einfach keine Instrumente


Wirtschaft

»Dummheit und Uninformiertheit sterben halt nicht aus. Den Menschen wurde von der Politik jahrelang vorgemacht, dass man die Industrie nicht mehr braucht.« Jochen Pildner-Steinburg, IV-Präsident

für schnelle politische Erfolge gesehen habe. Und so hat etwa der österreichische Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine inzwischen eine Milliarde Euro in den USA und nicht in Österreich investiert. Voestalpine-Chef Wolfgang Eder habe überaus kritische Worte für die österreichische Wirtschaftspolitik gefunden. Ihm sei aber von der Bunderegierung eher Häme als Nachdenklichkeit entgegengebracht worden. „Anstatt sich zu Herzen zu nehmen, was der wichtigste Unternehmer des Landes zu sagen hat, hat man ihn wissen lassen, er könne ohnehin gehen, wohin er will“, empört sich Pildner-Steinburg.

Regierung und Kammern sind verantwortlich für den Reformstau Dabei sind es nicht einmal die extrem hohen Steuern und Abgaben, die Pildner-Steinburg aufregen. Es sind in erster Linie die hohen Lohnnebenkosten, die dazu führen, dass die Unternehmen lieber woanders investieren. Ein besonderes, den Standort gefährdendes Ärgernis ortet er in einem völlig überbordenden Verwaltungsaufwand, für den er jedoch nicht nur die Regierung, sondern auch die Sozialpartner, die das zugelassen haben, verantwortlich macht: »Wenn ein Unternehmer mit 20 Mitarbeitern drei Leute nur dafür braucht, um gesetzlich vorgeschriebene Dokumentationen auszufüllen, dann kann er das nicht schaffen.« In den gesetzlichen Sozialpartnern – die IV ist im Gegensatz zu den Kammern eine freiwillige

Interessenvereinigung – sieht er aber aus anderen Gründen eher einen Teil des Problems als der Lösung. Er nennt die Widerstände in der WK gegen einen liberalen Gewerbezugang oder den Kampf der AK gegen die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und die ständigen Versuche, die Arbeitnehmer gegen die Unternehmer aufzuwiegeln. Und auch die Kosten für die Kammern sind ihm angesichts der jüngst publizierten Gehaltssummen der Wirtschaftskammern von weit über 300 Millionen Euro jährlich viel zu hoch: »Wozu brauchen wir zehn Wirtschafts- und Arbeiterkammern? Eine würde reichen! Wenn ich daran denke, was das kostet, da steigt mir die Grausbirn’ auf. Große Unternehmen zahlen gewaltige Mitgliedsbeiträge an die WK. Und für ihre Millionen haben sie dann bei der WK-Wahl auch nur eine Stimme – gleich viel wie der Trafikant unten am Eck.« Pildner-Steinburg wird sich nach seinem Rückzug aus der IV weiterhin voll in sein Unternehmen einbringen. Dabei wird er sich vor allem den strategischen Angelegenheiten widmen. Das operative Geschäft hat er längst an seine Tochter und an seinen Schwiegersohn übergeben. Und er wird sich wohl auch als einfaches IV-Mitglied weiter in die Interessenpolitik einmischen – anders als in den letzten 12 Jahren aber nur mehr in den Sitzungszimmern, denn: »Ohne starke, dynamische und innovative Industrie wird das Land nicht gut überleben können.«

Die Agenda der IV unter Jochen Pildner-Steinburg: Stärkung des »Industriebewusstseins«

Positionierung der Industrie als stärkste Wirtschaftskraft, als größter Arbeitgeber und als wichtigster Innovationsmotor

Reformdruck auf die Politik

Bereits 2004 wies Jochen Pildner-Steinburg auf die problematische Struktur und das Budgetloch im Landeshaushalt hin. Die IV legte eine umfangreiche Strukturanalyse des Landesbudgets vor und veranstaltete 2009 ein Symposion, bei dem sie die Einführung der Doppik in den öffentlichen Haushalten forderte. Diese Forderung wurde von der steirischen Reformpartnerschaft in der vergangenen Periode umgesetzt. Die IV Steiermark forderte bereits ab 2007 eine Gemeindestrukturreform nach dänischem Vorbild. Die steirische Gemeindereform trat am 1. Jänner 2015 in Kraft.

Forschung und Entwicklung

Jochen Pildner-Steinburg sieht in der Innovationskraft den wichtigsten Standortfaktor. Seine Initiative führte 2004 zur Gründung von »innoregio styria« als Plattform für den strategischen Austausch von Wirtschaft und Wissenschaft, Universitäten, Hochschulen und Forschungsgesellschaften. Inzwischen plant »innoregio styria« gemeinsam mit dem Land die Innovationszukunft der Steiermark. Außerdem führte die IV einen »Universitätsforschungspreis der Industrie« ein und gab 2006 den Impuls zur Gründung eines Forschungsrats für die Steiermark. Die IV Steiermark forderte zudem eine rein auf Qualitätskriterien basierende Zuteilung der Kompetenzzentren des Bundes. Jochen Pildner-Steinburg hat somit großen Anteil daran, dass sich heute 20 der 38 K-Zentren in der Steiermark befinden.

Technikorientierung von Jugendlichen

Gemeinsam mit der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer wurden Schwerpunkte gesetzt, um die Jugend für technische Ausbildungen zu begeistern. So wurden die »KiNT-Boxen« (Kinder in Naturwissenschaften und Technik) flächendeckend in den Volksschulen eingeführt. Für die Pädagogen werden eigene Workshops zu diesem Thema angeboten. Mit »future« wurde ein eigenes Industriemagazin für Lehrer etabliert, das regelmäßig an 2.500 steirische Lehrer geht und deren Verständnis von der Industrie vertiefen soll. Mit LEGO »Build the Change – Es ist Deine Zukunft« hat die IV Steiermark das größte Event dieser Art weltweit in die Steiermark geholt. 7.000 Kinder und 4.000 Begleitpersonen bauten im Herbst 2014 mit 10 Millionen Steinen in der Helmut-List-Halle Zukunftswelten.

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Kurz & News

Landes-Förderimpuls e-carsharing

No Limits-Veranstaltung mit Joey Kelly

Die aktuelle Novelle der Luftreinhalte-Verordnung „gibt der obersteirischen Wirtschaft wieder Luft zum Atmen“, begrüßt WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk die Reduktion der Feinstaubsanierungsgebiete. Damit werde den messbaren Verbesserungen Rechnung getragen und eine Forderung der Wirtschaft umgesetzt. Konkret werden das Aichfeld und die zentrale Mur-Mürzfurche aus der Sanierungszone herausgenommen – ein Schritt, der aus Sicht der Wirtschaft längst überfällig war.

Bei der jüngsten No Limits-Veranstaltung der Steiermärkischen Sparkasse wurde am 7. Juni im aiola im Schloss St. Veit ein Vortrag von Joey Kelly geboten. Der Unternehmer und Ausdauersportler Joey Kelly schilderte eindrucksvoll seinen Lebensweg, den er mit Ausdauer, Zielstrebigkeit, Disziplin und Leidenschaft konsequent verfolgt. In den neunziger Jahren feierte er mit der legendären „Kelly Family“ große Erfolge. Als Ausgleich begann er mit Ausdauersport. Er absolvierte bislang über u. a. 100 Marathons, Ironmanund zahlreiche Kurzdistanzwettkämpfe, neun Wüstenläufe und dreimal das Radrennen „Race Across America“. Bis heute hält er mit acht Ironman-Triathlons innerhalb eines Jahres den Rekord. Im Jahr 2011 kehrte er nach zehn Jahren zum Badwaterrun – einem der härtesten Ultramarathons weltweit – zurück, um seine damalige Laufzeit von 55 Stunden und 8 Minuten über eine Distanz von 217 km zu unterbieten. Dies gelang ihm auch, mit einer unglaublichen Rekordzeit von 43 Stunden und 22 Minuten.

20 Diplomingenieure (FH) feiern Studienabschluss in Weiz

Parktherme Bad Radkersburg – Erfolgsstory in Print

Am 9. Juni fand wieder eine feierliche Sponsion im „Garten der Generationen“ in Weiz statt. 20 Absolventen und Absolventinnen der Studiengänge Wirtschaftsingenieurwesen und Technische Informatik erhielten aus den Händen des Vertreters der Hochschule Mittweida, Prof. Hartmut, Lindner ihre Diplomurkunden. In seiner Festansprache würdigte Lindner die nunmehr 17-jährige Kooperation mit dem Studienzentrum Weiz und stellte den Ingenieuren ein hervorragendes, fachliches und persönliches Zeugnis aus. HR Dipl.-Ing. Günther Friedrich, der Leiter und Gründer dieser österreichisch-deutschen Studienkooperation, freute sich über den Erfolg und die große Akzeptanz der Studiengänge in ganz Österreich.

Storytelling de Luxe: „Was am 23. Jänner 1978 durch den Ausbruch der Thermalwasserquelle in Bad Radkersburg begann, ist zur Erfolgsgeschichte für die gesamte Region geworden“, erzählt der Parktherme-GF Siegfried Feldbaumer. Nun gibt es auch das Büchlein „Ich bin, wie ich bin: Für Viele das Beste“. Der Leser wird in der in Märchenform erzählten Geschichte auf eine Erkundungsreise zur Thermalquelle entführt. Für den Text zeichnet die Agentur Corporate Media Service und für die Illustrationen Michaela Nutz verantwortlich. Den „Star“ der Parktherme – das Thermalwasser – gibt’s übrigens auch zum Kuscheln: ein Kissen in Tropfenform fürs Auto oder zu Hause.

Reduktion der Feinstaubsanierungsgebiete

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Fotos: ttz Weiz, Parktherme Bad Radkersburg, Land Steiermark, Margit Kundigraber,

„Die Förderung des Landes Steiermark für den Ausbau des e-carsharing wird sehr gut angenommen. 79 neue e-carsharing-Fahrzeuge, 13 kommunale Nutzfahrzeuge und 144 neue e-Ladestellen gibt es dadurch zusätzlich in der Steiermark“, erklärten vor Kurzem der neue Landesrat für Umwelt und Erneuerbare Energien, Anton Lang, und Dieter Thyr, der Leiter des Referates für Energietechnik und Klimaschutz. Das Modell e-carsharing bedeutet die Nutzung von Elektrofahrzeugen durch einen größeren Personenkreis. Es ist eine Mobilitätsform, bei der Fahrzeuge optimal genutzt werden. Wo öffentlicher Verkehr nicht verfügbar und Fuß- bzw. Radverkehr nicht möglich ist, soll dieses System forciert werden“, so Lang.


Foto: Hotel Novapark

Kurz im Gespräch mit

Anzeige Foto: Raiffeisen

Sabine Schiffermayer Assistentin der Geschäftsführung Seminarhotel Novapark Graz

Beim Raiffeisen Konjunkturgespräch trafen sich IV-Ökonom Christian Helmenstein, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, IV-Präsident Jochen PildnerSteinburg und Raiffeisen-General Martin Schaller. (v.l.n.r.)

Raiffeisen Konjunkturgespräch: „Stimmung ist die halbe Konjunktur“ Die ersten zaghaften Sonnenstrahlen am Konjunkturhorizont ließen beim Raiffeisen-Konjunkturgespräch in Raaba bei Graz Zuversicht aufkommen. Gleichzeitig wurde klar, dass auf dem Weg zu mehr Wachstum noch etliche Herausforderungen zu bewältigen sind.

I

n seiner Schlüsselrede nannte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner Bürokratieabbau, Digitalisierung sowie Investitionen in Forschung und Bildung als dringendste Themen. Er wiederholte die Notwendigkeit eines kooperativen „New Deals“ in der Bundesregierung. Gegen die schlechte Stimmungslage in Österreich, unter anderem durch das Flüchtlingsthema bedingt, gelte es, positive Signale zu setzen – wie das erwartete Wachstum für 2016 von 1,6 Prozent und die Verbesserung im internationalen Standortranking um zwei Plätze auf Rang 24. Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller forderte ein „Sabbatical für Regulierer“, um bürokratische Hürden zu reduzieren, und kündigte als Ergänzung zu den klassischen Finanzierungen eine Starthilfe für Jungunternehmer an. Der scheidende IV-Präsident Jochen Pild-

ner-Steinburg erwartet sich von der Politik endlich einen Schub für mehr Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Österreich. Wie Mitterlehner sieht Pildner-Steinburg die Digitalisierung als das Zukunftsthema. „Wir müssen anerkennen, dass es hier auch Ängste bei den Arbeitnehmern gibt. Nur durch Qualifizierung und offensives Zugehen auf diese Thematik können wir diesen begegnen und die Chancen nützen.“ Und IV-Chefökonom Christian Helmenstein bestätigte einen „stillen Umschwung zum Guten“, der in der Öffentlichkeit allerdings so nicht wahrgenommen würde. In Bezug auf die weitere Entwicklung der Realzinsen drückte der Ökonom die Erwartungen: „Wir werden wohl kaum noch positive Realzinsen sehen. Wir leben in einer anderen Welt als noch vor zehn Jahren.“

Die umfangreichen Umbauten im Novapark sind abgeschlossen, was dürfen die Gäste an Neuerungen erwarten? Viele der Zimmer wurden runderneuert, das Restaurant Tafelzimmer bietet nun zwei Buffetstrecken mit einer modernen Schauküche. Der Seminarbereich wurde mit den neuesten Beamern ausgestattet und das WLAN im Seminarbereich wurde auf den aktuellsten Stand gebracht.

Sie setzen auf ein umfassendes Konzept, das Seminare mit Genuss und Relaxen verbindet. Wie kommt das an? Als Partnerbetrieb der Genusshauptstadt Graz ist es uns natürlich ein großes Anliegen, regionale und qualitativ hochwertige Produkte auf den Teller zu bringen, was von unseren Gästen sehr geschätzt wird. Außerdem bieten wir mit unserer 3.000m²-Wellnessoase Nova-Spa die perfekte Möglichkeit, nach einem Seminar oder einem anstrengenden Arbeitstag zu relaxen und den Tag entspannt ausklingen zu lassen. Welche neuen Trends sehen Sie im Seminarund Tagungstourismus? Der Trend geht von langfristig gebuchten mehrtägigen Seminaren immer mehr zu kurzfristigen Buchungen und zum Eintagesseminar. Das erfordert von uns mehr Flexibilität und Spontaneität. Immer mehr Locations auch in Graz und Umland bieten Tagungs- und Seminarfacilitys, wie heben Sie sich vom Mainstream ab? Es gibt weit und breit kein Stadt- & Seminarhotel mit einer derartig großartigen Wellnessoase. Und darin sehen wir auch die Besonderheit und die Spezifikation unseres Hauses. FAZIT JULI 2016 /// 37


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Essay von Friedrich August von Hayek

Die Intellektuellen und der Sozialismus I

n allen demokratischen Ländern herrscht der starke Glaube vor, der Einfluss der Intellektuellen auf die Politik sei vernachlässigbar, in den Vereinigten Staaten sogar noch mehr als anderswo. Dies ist ohne Zweifel wahr in Bezug auf die Macht der Intellektuellen, mit ihren momentanen speziellen Meinungen Entscheidungen zu beeinflussen, und in Bezug auf ihre Macht, das Wahlverhalten der Menschen dort zu beeinflussen, wo ihre Ansichten von denen der Massen abweichen. Und trotzdem hatten sie vermutlich nie einen größeren Einfluss über etwas längere Zeiträume, als sie es heute in diesen Ländern haben. Sie üben diese Macht aus, in dem sie die öffentliche Meinung beeinflussen. Im Lichte der jüngeren Geschichte ist es etwas seltsam, dass diese entscheidende Macht der gewerbsmäßigen Händler von Ideen aus zweiter Hand noch nicht in weiteren Kreisen erkannt worden ist. Die politische Entwicklung der westlichen Welt während der letzten hundert Jahre veranschaulicht dies überdeutlich. Der Sozialismus war niemals und nirgendwo zuerst eine Arbeiterbewegung. Er ist keineswegs ein offensichtliches Mittel gegen das offensichtliche Übel, das die Interessen dieser Klasse notwendigerweise verlangen werden. Er ist eine Konstruktion von Theoretikern, herrührend aus gewissen Tendenzen abstrakten Denkens, die eine lange Zeit nur Intellektuellen geläufig waren; und er erforderte lange Bemühungen der Intellektuellen, bevor die Arbeiterklasse überzeugt werden konnte, ihn als ihr Programm anzunehmen.

Der österreichische Ökonom und Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek war einer der wichtigsten Vertreter der österreichischen Schule der Nationalökonomie. Faszinierend an diesem Essay ist seine Aktualität. Dabei stammt der Text aus dem Jahr 1949 und ist entnommen aus der »University of Chicago Law Review«.

Das Wesen des Prozesses, durch den die Ansichten der Intellektuellen die Politik von morgen beeinflussen, ist deswegen von weit mehr als nur akademischem Interesse. Es ist ein Faktor von weit größerer Wichtigkeit als allgemein angenommen wird, egal ob wir versuchen wollen, den Lauf der Dinge zu beeinflussen oder ihn nur voraussehen wollen. Was auf den zeitgenössischen Beobachter wie ein Konflikt gegensätzlicher Interessen wirkt, ist in der Tat oft schon lange vorher im Kampf der Ideen in kleinen Zirkeln entschieden worden. Paradoxerweise haben meistens nur die Parteien der Linken viel dazu beigetragen, den Glauben zu verbreiten, dass es die zahlenmäßige Stärke der gegnerischen materiellen Interessen war, die politische Fragen entschieden hat, wohingegen in Wirklichkeit diese selben Parteien regelmäßig und erfolgreich die Schlüsselposition der Intellektuellen verstanden und entsprechend gehandelt haben. Ob mit Absicht oder nur den Umständen geschuldet, haben sie ihre Hauptanstrengungen immer darauf gerichtet, die Unterstützung dieser »Elite« zu gewinnen, während eher konservative Gruppen genauso regelmäßig wie erfolglos einem naiveren Verständnis der Massendemokratie folgend gehandelt haben, und üblicherweise vergeblich versucht haben, den individuellen Wähler direkt zu erreichen und zu überzeugen. Der Begriff »Intellektuelle« allerdings vermittelt nicht sofort ein wahres Bild der großen Klasse, die wir meinen, und die Tatsache, dass wir keinen besseren Namen haben, um diejenigen, die wir Händler von Ideen aus zweiter Hand genannt haben, zu bezeichnen, ist nicht der unwichtigste Grund, warum ihre Macht nicht verstanden wird. Selbst diejenigen,

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

In jedem sich auf den Sozialismus zubewegenden Land ist der Phase der Entwicklung, in der der Sozialismus der bestimmende Einfluss auf die Politik wird, über lange Jahre eine Phase vorausgegangen, während der sozialistische Ideale das Denken der aktiveren Intellektuellen bestimmten. In Deutschland wurde diese Phase gegen Ende des 19. Jahrhunderts erreicht; in England und Frankreich etwa um die Zeit des Ersten Weltkriegs. Dem oberflächlichen Betrachter mag es erscheinen, als hätten die Vereinigten Staaten diese Phase nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht, und dass die Anziehungskraft eines geplanten und gelenkten Wirtschaftssystems unter den amerikanischen Intellektuellen heutzutage genau so stark ist, wie sie jeher unter ihren deutschen und englischen Kollegen war. Nach Erreichen dieser Phase ist es erfahrungsgemäß nur noch eine Frage der Zeit, bis die Ansichten der heutigen Intellektuellen zur bestimmenden Kraft der Politik werden.

F. A. v. Hayek, 1899–1992, absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaften sowie der Staatswissenschaften an der Universität Wien. 1929 erfolgte dort seine Habilitation. Sein Lebensweg führte ihn an verschiedene Universitäten in London, New York, Chicago, Freiburg sowie Salzburg. In den Dreißigerjahren wurde Hayek zu einem Hauptkritiker des Sozialismus. 1974 erhielt er den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Als sein berühmtestes Werk gilt das 1944 zunächst in englischer Sprache erschienene »The Road to Serfdom« (»Der Weg zur Knechtschaft«). FAZIT JULI 2016 /// 39


Die Intellektuellen und der Sozialismus

Und es ist besonders bezeichnend für unser Problem, dass jeder Wissenschaftler vermutliche einige Fälle aus seinem Bereich kennt, in denen Leute unverdienterweise in der Öffentlichkeit einen Ruf als große Wissenschaftler einzig und alleine deswegen erlangt haben, weil sie politische Ansichten teilen, die die Intellektuellen als »progressiv« betrachten.

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die den Begriff »Intellektueller« größtenteils als Schimpfwort verwenden, sind trotzdem geneigt, diese Bezeichnung vielen zu verweigern, die zweifellos diese charakteristische Tätigkeit leisten. Dies ist weder originäre Denkertätigkeit, noch Gelehrten- oder Expertentätigkeit auf dem Gebiet einer bestimmten Geisteswissenschaft. Der typische Intellektuelle muss keines von beidem sein: er muss weder spezielles Wissen auf irgendeinem bestimmten Gebiet besitzen, noch muss er besonders intelligent sein, um seine Rolle als Mittelsmann bei der Verbreitung von Ideen zu erfüllen. Was ihn für diese Arbeit qualifiziert, ist die breite Palette an Themen, über die er ohne weiteres reden und schreiben kann, und eine Position oder Gewohnheiten, durch die er früher mit neuen Ideen in Kontakt kommt als sein Publikum. Es ist schwierig, sich klar zu machen, wie groß diese Klasse von Menschen ist, bis man anfängt, all die Berufe und Aktivitäten aufzulisten, die ihre Mitglieder ausüben; wie ihre Tätigkeitsbereiche sich in der modernen Gesellschaft ständig ausdehnen, und wie abhängig wir alle von ihnen geworden sind. Diese Klasse besteht nicht nur aus Journalisten, Lehrern, Geistlichen, Dozenten, Publizisten, Radioreportern, Belletristikautoren, Cartoonzeichnern und Künstlern, die alle Meister im Vermitteln von Ideen sein mögen, die aber normalerweise Amateure in Bezug auf die Substanz der Ideen sind, die sie vermitteln. Diese Klasse umfasst auch viele Fachleute und Techniker, wie Wissenschaftler und Ärzte, die durch ihren gewohnten Umgang mit dem geschriebenen Wort zu Trägern von Ideen außerhalb ihres eigenen Tätigkeitsbereichs werden, und denen wegen ihres Expertenwissens innerhalb ihres eigenen Berufes auch bei anderen Themen mit Respekt zugehört wird. Es gibt wenig, was der normale Mensch von heute über Ereignisse oder Ideen nicht vermittels dieser Klasse von Menschen erfährt; und außerhalb unseres speziellen Berufsfeldes sind wir in dieser Hinsicht fast alle normale Menschen, was unsere Informationen und Anleitungen angeht; abhängig von denen, die es zu ihrem Beruf machen, sich immer über die neuesten Meinungen auf dem Laufenden zu halten. Es sind die Intellektuellen in diesem Sinne, die entscheiden, welche Ansichten und Meinungen uns erreichen dürfen, welche Fakten wichtig genug sind, uns mitgeteilt zu werden, und in welcher Form und von welchem Standpunkt aus sie uns präsentiert werden. Ob wir jemals von den Ergebnissen der Arbeit des Experten und des originären Denkers erfahren, hängt hauptsächlich von ihrer Entscheidung ab. Dem Laien ist vermutlich nicht vollständig bewusst, in welchem Ausmaß diese Klasse Macht selbst über den Ruf von bekannten Wissenschaftlern und Gelehrten hat, und in welchem Ausmaß er zwangsläufig von ihren Ansichten über Dinge beeinflusst wird, die mit dem Wert der echten Errungenschaften wenig zu tun haben. Und es ist besonders bezeichnend für unser Problem, dass jeder Wissenschaftler vermutliche einige Fälle aus seinem Bereich kennt, in denen Leute unverdienterweise in der Öffentlichkeit einen Ruf als große Wissenschaftler einzig und alleine deswegen erlangt haben, weil sie politische Ansichten teilen, die die Intellektuellen als »progressiv« betrachten; es ist mir allerdings noch kein Fall bekannt geworden, in dem solch ein wissenschaftlicher Pseudo-Ruf einem Gelehrten mit eher konservativen Ansichten zuteil geworden ist. Diese Macht der Intellektuellen über den Ruf ist auf den Gebieten besonders wichtig, auf denen die Arbeitsergebnisse der Experten nicht von anderen Spezialisten verwendet werden, sondern von der politischen Entscheidung der breiten Öffentlichkeit abhängen.

Es gibt in der Tat kaum ein besseres Beispiel dafür als die Haltung, die Ökonomen gegenüber dem Erstarken solcher Lehren wie dem Sozialismus und dem Protektionismus eingenommen haben. Es gab vermutlich zu keiner Zeit eine Mehrheit unter den Ökonomen, die von ihres gleichen als solche angesehen wurden, die den Sozialismus favorisierten (oder den Protektionismus, was das angeht). Im Gegenteil, vermutlich enthält keine andere vergleichbare Gruppe von Gelehrten einen so hohen Anteil an entschiedenen Sozialismus- (oder Protektionismus) gegnern. Dies ist umso bedeutender, da seit kurzem genau so wahrscheinlich ein frühes Interesse an sozialistischen Reformplänen wie etwas anderes einen Mann die Ökonomie als Beruf hat ergreifen lassen. Und trotzdem sind es nicht die vorherrschenden Ansichten der Experten, sondern die Ansichten einer Minderheit, mit größtenteils eher zweifelhaftem Ansehen in ihrem Beruf, die von den Intellektuellen aufgenommen und verbreitet werden. Der allumfassende Einfluss der Intellektuellen in der heutigen Gesellschaft wird noch weiter durch die wachsende Bedeutung von »Organisation« vergrößert. Es ist ein verbreiteter aber vermutlich fehlgeleiteter Glaube, dass die Zunahme von Organisation den Einfluss des Experten oder Spezialisten vergrößert. Dies mag wahr sein für den professionellen Verwalter oder Organisator, falls es so etwas gibt, aber kaum für den Experten auf irgendeinem anderen Gebiet. Es wird eher die Macht der Person vergrößert, deren Allgemeinbildung sie dafür qualifizieren soll, Expertenurteile zu verstehen und zwischen den Experten auf verschiedenen Gebieten zu urteilen. Der für uns wichtige Punkt ist, dass der Gelehrte, der zum Universitätspräsidenten wird und der Wissenschaftler, der ein Institut oder eine Stiftung übernimmt und der Gelehrte, der Editor oder aktiver Vertreter einer Organisation für einen bestimmten Zweck wird, sofort


Essay von Friedrich August von Hayek aufhört, ein Gelehrter oder Wissenschaftler zu sein, und zum Intellektuellen wird, alleine im Lichte gewisser modischer allgemeiner Ideen. Die Anzahl solcher Institute, die Intellektuelle heranzüchten und ihre Zahl und Macht vergrößern, wächst jeden Tag. Fast alle »Experten« alleine in der Technik, Wissen zu erlangen, sind in Bezug auf das Thema, welches sie behandeln, Intellektuelle und keine Experten.

In dem Sinn, in dem wir den Begriff benutzen, sind die Intellektuellen in der Tat ein relativ neues Phänomen in der Geschichte. Obwohl niemand bedauern wird, dass Bildung nicht länger ein Privileg der Vermögenden ist, ist es wichtig für das Verständnis der Rolle der Intellektuellen, dass die Vermögenden nicht länger die am besten Gebildeten sind und die große Anzahl an Menschen, die ihre Position einzig und alleine ihrer Allgemeinbildung verdanken, nicht länger das Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge besitzen, welches die Verwaltung von Vermögen vermittelt. Professor Schumpeter, der ein erhellendes Kapitel seines Buches »Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie« einigen Aspekten unseres Problems gewidmet hat, hat nicht ungerechtfertigterweise betont, dass es die Abwesenheit von direkter Verantwortung für praktische Angelegenheiten und die daraus folgende Abwesenheit von Wissen aus erster Hand darüber ist, welches den typischen Intellektuellen von anderen ebenfalls rede- und schreibgewandten Leuten unterscheidet. Es würde allerdings zu weit führen, hier weiter die Entwicklung dieser Klasse und die merkwürdige Behauptung eines ihrer Mitglieder zu untersuchen, sie seien die einzigen ohne entschieden von den eigenen wirtschaftlichen Interessen geprägten Ansichten. Einer der wichtigen in einer solchen Diskussion zu untersuchenden Punkten wäre, inwieweit das Wachstum dieser Klasse künstlich durch Urheberrechtsgesetze gefördert wurde. Die Verachtung, die der wahre Gelehrte oder Experte und der Mann der Praxis dem Intellektuellen oft entgegenbringen, überrascht nicht; auch nicht die Abneigung, seine Macht anzuerkennen und die Empörung, wenn sie sie entdecken. Sie finden, dass die Intellektuellen meistens Leute sind, die nichts wirklich gut verstehen und in deren Urteilen sie selbst wenig Anzeichen von Klugheit erkennen. Aber es wäre ein entscheidender Fehler, deswegen ihre Macht zu unterschätzen. Obwohl ihr Wissen oft nur oberflächlich und ihre Intelligenz beschränkt ist, ändert dies nichts daran, dass ihr Urteil vor allem die Ansichten prägt, nach denen die Gesellschaft in nicht allzu ferner Zukunft handeln wird. Ohne zu übertreiben kann man sagen: Der Prozess, durch den Ideen generell Akzeptanz gewinnen, wird nahezu automatisch und unaufhaltsam, sobald der aktivere Teil der Intellektuellen zu diesen Ideen bekehrt wurde. Diese Intellektuellen sind die Organe, die die moderne Gesellschaft entwickelt hat, um Wissen und Ideen zu verbreiten, und es sind ihre Überzeugungen und Meinungen, die als Sieb fungieren, durch das alle neuen Konzepte hindurch müssen, bevor sie die Massen erreichen können.

Die Verachtung, die der wahre Gelehrte oder Experte und der Mann der Praxis dem Intellektuellen oft entgegenbringen, überrascht nicht; auch nicht die Abneigung, seine Macht anzuerkennen und die Empörung, wenn sie sie entdecken. Sie finden, dass die Intellektuellen meistens Leute sind, die nichts wirklich gut verstehen und in deren Urteilen sie selbst wenig Anzeichen von Klugheit erkennen.

Es gehört zur Natur der Tätigkeit des Intellektuellen, bei seiner täglichen Arbeit auf sein eigenes Wissen und seine Meinung angewiesen zu sein. Er hat seine Position inne, weil er Wissen besitzt, beziehungsweise täglich mit ihm umgehen muss, welches die Allgemeinheit als sein Auftraggeber nicht besitzt, und deswegen können seine Aktivitäten von anderen nur in begrenztem Umfang beeinflusst werden. Und nur weil die Intellektuellen größtenteils intellektuell ehrlich sind, folgen sie unausweichlich wann immer möglich ihrer eigenen Überzeugung und geben allem, was durch ihre Hände geht, einen entsprechende Tendenz. Selbst wo die Richtung der Politik in den Händen von Leuten mit anderen Ansichten liegt, wird die Umsetzung von Politik generell in den Händen der Intellektuellen liegen, und es ist regelmäßig die Entscheidung über Details, die die Gesamtauswirkung bestimmt. Wir können dies in allen Bereichen der heutigen Gesellschaft erkennen. Es ist allgemein bekannt, dass Zeitungen im Besitz von »Kapitalisten«, Universitäten mit »reaktionären« Leitungsgremien und Sendeanstalten im Besitz von konservativen Regierungen die öffentliche Meinung in Richtung Sozialismus beeinflusst haben, weil dies die Überzeugung der entsprechenden Leute war. Dies ist oft nicht trotz, sondern möglicherweise gerade wegen der Versuche der Leute an der Spitze, die Meinung zu kontrollieren und orthodoxe Prinzipien durchzusetzen, passiert.

Der Effekt, dass Ideen durch die Überzeugungen einer bestimmten Ansichten zugeneigten Klasse gefiltert werden, beschränkt sich nicht nur auf die Massen. Außerhalb seines Spezialgebietes ist der Experte generell nicht weniger abhängig von dieser Klasse, und selten weniger durch ihre Auswahl beeinflusst. Die Folge davon ist, dass heutzutage in den meisten Teilen der westlichen Welt selbst die entschlossensten Gegner des Sozialismus ihr Wissen über Dinge, die sie nicht aus erster Hand kennen, aus sozialistischen Quellen beziehen. Die Verbindung zwischen vielen der allgemeineren Vorurteile der sozialistischen Lehre und ihren eher praktischen Vorschlägen ist keinesfalls sofort offensichtlich; als Folge davon werden sie de facto Verbreiter der Gedanken dieser Lehre. Wer kennt nicht den Praktiker, der in seinem eigenen Bereich Sozialismus als »gefährlichen Blödsinn« anprangert, aber außerhalb davon Sozialis-

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Die Intellektuellen und der Sozialismus

In der Tat ist es notwendig, zu erkennen, dass heutzutage der typische Intellektuelle im allgemeinen um so wahrscheinlicher Sozialist ist, um so eher er von guten Absichten und Intelligenz geleitet wird, und er auf der Ebene des reinen intellektuellen Arguments seinen Standpunkt besser als die Mehrzahl seiner Gegner innerhalb seiner Klasse vertreten kann.

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mus genau so verbreitet wie jeder linke Journalist? In keinem anderen Bereich ist der vorherrschende Einfluss der sozialistischen Intellektuellen während der letzten hundert Jahre stärker zu spüren gewesen, als im Kontakt der verschiedenen nationalen Zivilisationen. Es würde für diesen Artikel viel zu weit gehen, den Grund und die Bedeutung der hochwichtigen Tatsache zu untersuchen, dass die Intellektuellen in der modernen Welt fast den einzigen Ansatz hin zu einer internationalen Gemeinschaft liefern. Diese Tatsache ist für das außergewöhnliche Schauspiel verantwortlich, dass seit Generationen der angeblich »kapitalistische« Westen seine materielle und moralische Unterstützung fast ausschließlich denjenigen ideologischen Bewegungen in Ländern weiter östlich zur Verfügung gestellt hat, die darauf abzielten, die westliche Zivilisation zu schwächen und dass zur selben Zeit die Informationen, die die westliche Öffentlichkeit über Ereignisse in Zentral- und Osteuropa erhalten hat, fast unvermeidlich von sozialistischen Tendenzen gefärbt waren. Viele der »erzieherischen« Aktivitäten der amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland liefern offensichtliche und aktuelle Beispiele dieser Tendenz. Das richtige Verständnis der Gründe, die so viele Intellektuelle zum Sozialismus tendieren lassen, ist deshalb sehr wichtig. Der erste Punkt hier, den diejenigen, die diese Tendenz nicht teilen, sich vor Augen halten müssen, ist der, dass es weder eigennützige noch bösartige Gründe, sondern meist ehrliche Überzeugungen und gute Absichten sind, die die Sicht des Intellektuellen bestimmen. In der Tat ist es notwendig, zu erkennen, dass heutzutage der typische Intellektuelle im allgemeinen um so wahrscheinlicher Sozialist ist, um so eher er von guten Absichten und Intelligenz geleitet wird, und er auf der Ebene des reinen intellektuellen Arguments seinen Standpunkt besser als die Mehrzahl seiner Gegner innerhalb seiner Klasse vertreten kann. Falls wir immer noch glauben, er habe unrecht, müssen wir anerkennen, dass es sich um echte Fehler handeln könnte, die wohlmeinende und intelligente Leute in Schlüsselpositionen in unserer Gesellschaft dazu bringen, Ansichten zu vertreten, die uns als Bedrohung der Zivilisation erscheinen. Nichts könnte wichtiger sein, als zu versuchen, die Quellen dieser Fehler zu verstehen, um ihnen begegnen zu können. Und trotzdem sind die, die generell als Vertreter der herrschenden Ordnung angesehen werden und die glauben, die Gefahren des Sozialismus zu verstehen, üblicherweise weit von dessen Verständnis entfernt. Sie neigen dazu, die sozialistischen Intellektuellen als nichts weiter als einen üblen Haufen möchtegernintellektueller Radikaler zu betrachten, ohne ihren Einfluss zu erkennen, und sie neigen durch ihre ganze Einstellung ihnen gegenüber dazu, sie weiter in die Opposition zur herrschenden Ordnung zu treiben. Wenn wir diese eigenartige Voreingenommenheit eines großen Teils der Intellektuellen verstehen wollen, müssen wir uns über zwei Punkte im klaren sein. Erstens beurteilen sie generell alle Themen ausschließlich im Lichte gewisser allgemeiner Ideen; zweitens sind wirklich neue Ideen, die gerade entdeckt wurden, stets die Grundlage für die charakteristischen Fehler jeder Epoche. Sie bestehen in fehlerhaften Anwendungen neuer Verallgemeinerungen, die ihren Wert in anderen Bereichen bewiesen haben. Aus der vollen Berücksichtigung dieser Tatsachen schließen wir, dass die effektive Widerlegung solcher Fehler regelmäßig weiteren intellektuellen Fortschritt nötig macht – Fortschritt, der oft sehr abstrakte Probleme fern alltäglicher Fragen betrifft. Es ist vielleicht das charakteristischste Merkmal des Intellektuellen, neue Ideen nicht nach ihrem Wert an sich zu beurteilen, sondern danach, ob sie zu seiner generellen Einstellung passen – zu seinem Bild der Welt, welches er als modern oder fortschrittlich betrachtet. Durch ihren Einfluss auf ihn und seine Meinungen zu bestimmten Themen wächst die Macht von Ideen zum Guten oder zum Schlechten proportional zu ihrer Allgemeingültigkeit, Abstraktheit, sogar ihrer Unbestimmtheit. Da er wenig von den speziellen Themen weiß, müssen seine Kriterien die Übereinstimmung mit seinen anderen Ansichten und ein nahtloses Einfügen in sein Weltbild sein. Dennoch schafft diese Auswahl aus der Vielzahl an neuen Ideen, denen er jederzeit begegnet, das Meinungsklima, die dominante Weltanschauung einer Epoche, welche manchen Meinungen mehr und anderen weniger wohlgesonnen ist, und welche den Intellektuellen dazu bringt, eine Schlussfolgerung sofort zu akzeptieren und eine andere zu verwerfen, ohne das Thema wirklich zu verstehen. In mancherlei Hinsicht ist der Intellektuelle dem Philosophen näher als irgendeinem Spezialisten, und der Philosoph ist in mehr als einer Hinsicht eine Art von König unter den Intellektuellen. Obwohl sein Einfluss weiter entfernt ist von den praktischen Fragen, und entsprechend langsamer und schwerer zu verfolgen ist als der des gewöhnlichen Intellektuellen, ist er von derselben Art und langfristig sogar noch mächtiger. Es ist das selbe Streben nach einer Synthese, methodischer verfolgt, die selbe Beurteilung bestimmter Ansichten insoweit, als sie eher in ein generelles Gedankensystem passen als durch ihren spezifischen Nutzen, das selbe Streben nach einer konsistenten Sicht der Welt, welches für beide die Grundlage dafür bildet, Ideen anzunehmen oder zu verwerfen. Aus diesem Grund hat der Philosoph vermutlich grö-


Essay von Friedrich August von Hayek ßeren Einfluss auf die Intellektuellen, als irgendein anderer Gelehrter oder Wissenschaftler und bestimmt mehr als irgendjemand sonst, auf welche Weise die Intellektuellen ihrer Zensurfunktion nachkommen. Der allgemeine Einfluss des wissenschaftlichen Spezialisten fängt dann an, dem des Philosophen Konkurrenz zu machen, sobald er aufhört, ein Spezialist zu sein und über den Fortschritt seines Gebietes zu philosophieren anfängt, und üblicherweise erst, nachdem er von den Intellektuellen aus Gründen anerkannt wurde, die wenig mit seinem wissenschaftlichen Ansehen zu tun haben. Das »Meinungsklima« jeder Epoche wird so im Wesentlichen durch sehr allgemeine vorgefasste Meinungen beeinflusst, anhand derer der Intellektuelle die Wichtigkeit neuer Fakten und Meinungen beurteilt. Diese vorgefassten Meinungen sind hauptsächlich Anwendungen dessen, was ihm als die wichtigsten Aspekte wissenschaftlichen Fortschritts erscheinen, ein Anwenden der Dinge auf andere Bereiche, die ihn in den Arbeiten von Spezialisten besonders beeindruckt haben. Man könnte eine lange Liste solcher intellektueller Moden und Schlagworte erstellen, die im Laufe von zwei oder drei Generationen nacheinander das Denken der Intellektuellen beeinflusst haben. Ob es nun der »Historismus« oder die Evolutionstheorie waren, der Determinismus des neunzehnten Jahrhunderts und der Glaube an den dominierenden Einfluss der Umwelt- über Erbeinflüsse, die Relativitätstheorie oder der Glaube an die Macht des Unbewussten – jedes dieser allgemeinen Konzepte wurde zur Messlatte, an der Innovationen in anderen Bereichen gemessen wurden. Es scheint, als ob der Einfluss dieser Ideen um so größer ist, je unspezifischer oder unpräziser (oder je weniger verstanden) sie sind. Manchmal ist es nicht mehr als ein unbestimmter Eindruck, selten in Worte gefasst, der so einen enormen Einfluss ausübt. Überzeugungen wie die, dass absichtliche Steuerung oder bewusste Organisation auch in sozialen Bereichen immer den Ergebnissen spontaner, nicht durch Menschen gelenkter Prozesse überlegen ist, oder dass jede Ordnung auf der Grundlage eines vorher aufgestellten Plans besser ist als eine durch das Ausbalancieren gegensätzlicher Kräfte hevorgebrachte, haben so politische Entwicklungen entscheidend beeinflusst. Nur scheinbar anders ist die Rolle der Intellektuellen, wo es um die Entwicklung besserer sozialer Ideen geht. Hier zeigen sich ihre seltsamen Neigungen im Äußern abstrakter Platitüden, im Rationalisieren und Zuspitzen gewisser Ambitionen, die ihren Ursprung in normalen menschlichen Interaktionen haben. Da Demokratie etwas Gutes ist, erscheint es ihnen um so besser, je weiter das demokratische Prinzip ausgedehnt werden kann. Die mächtigste dieser Ideen, die die politische Entwicklung in jüngster Zeit beeinflusst haben, ist natürlich das Ideal materieller Gleichheit. Es ist charakteristischerweise keine von den spontan entstandenen moralischen Überzeugungen, die zuerst in Beziehungen von bestimmten Individuen untereinander angewandt wurden, sondern eine intellektuelle Konstruktion, die ihren Ursprung im Abstrakten hat, und von zweifelhafter Anwendbarkeit in Einzelfällen ist. Trotzdem hatte diese Idee starken Einfluss auf politische Entscheidungen und übt einen ständigen Druck hin zu einer Sozialordnung, die noch niemand klar sieht. Dass eine bestimmte Maßnahme zu größerer Gleichheit führt, wird als so starkes Argument für sie betrachtet, dass wenig anderes bei ihrer Beurteilung berücksichtigt wird. Da es bei jeder konkreten Frage dieser eine Aspekt ist, bezüglich dem die Meinungsführer eine klare Überzeugung haben, hat das Gleichheitsideal den gesellschaftlichen Wandel sogar stärker beeinflusst, als es seine Fürsprecher beabsichtigt haben.

Nicht nur moralische Ideale wirken auf diese Weise. Manchmal sind die Einstellungen der Intellektuellen gegenüber einem Gesellschaftsproblem das Ergebnis rein wissenschaftlichen Fortschritts, und in diesen Fällen scheinen ihre fehlerhaften Ansichten über bestimmte Themen von den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gedeckt zu sein. Es ist an sich nicht überraschend, dass echter wissenschaftlicher Fortschritt so manchmal zur Quelle neuer Fehler wird. Wenn neue Verallgemeinerungen nicht zu falschen Schlüssen führen würden, wären sie endgültige Wahrheiten, die nie wieder in Frage gestellt werden müssten. Obwohl solche neuen Verallgemeinerungen in der Regel lediglich zu falschen Schlussfolgerungen aufgrund früherer Ansichten führen, und so nicht zu neuen Fehlern führen können, ist es doch wahrscheinlich, dass eine neue Theorie genau so, wie ihr Wert durch gültige neue Schlussfolgerungen gezeigt wird, auch andere neue Schlussfolgerungen erzeugen wird, die weiterer Fortschritt als fehlerhaft entlarven wird. Aber in einem solchen Fall wird eine falsche Ansicht durch das gesamte Prestige neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse getragen. Obwohl auf dem speziellen Gebiet, auf den dieser Glaube angewandt wird, alle wissenschaftliche Erkenntnis gegen sie sprechen mag, wird sie doch vom Tribunal der Intellektuellen aufgrund der Überzeugungen, die ihr Denken beherrschen, als die Ansicht ausgewählt, die am ehesten dem Zeitgeist entspricht. Die Experten, die so zu öffentlichem Ruhm und großem Einfluss kommen, werden deswegen nicht die sein, die unter ihren Kollegen zu Ansehen gekommen sind, sondern es werden oft Leute sein, die die anderen Experten als Spinner, Amateure oder gar Betrüger betrachten, die

Dass eine bestimmte Maßnahme zu größerer Gleichheit führt, wird als so starkes Argument für sie betrachtet, dass wenig anderes bei ihrer Beurteilung berücksichtigt wird.

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Die Intellektuellen und der Sozialismus aber trotzdem in den Augen der Öffentlichkeit zu den renommiertesten Fachleuten auf ihrem Gebiet werden. Insbesondere kann es keinen Zweifel geben, dass die Art und Weise, auf die der Mensch in den letzten hundert Jahren die Kräfte der Natur zu organisieren gelernt hat, sehr viel zu dem Glauben beigetragen hat, dass eine ähnliche Kontrolle gesellschaftlicher Kräfte zu ähnlichen Verbesserungen der menschlichen Lebensumstände führen würde. Dass durch den Einsatz von Ingenieurstechniken die Lenkung aller menschlichen Aktivitäten gemäß einem einzigen kohärenten Plan gesellschaftlich genauso erfolgreich sein sollte, wie es dies in ungezählten Ingenieursaufgaben war, ist eine zu logische Schlussfolgerung, als dass sie nicht die meisten Menschen, ermutigt von den Errungenschaften der Naturwissenschaften, verführen könnte. In der Tat muss man zugeben, dass es starker Argumente bedarf, um diese naheliegende Schlussfolgerung zu widerlegen, und dass solche Argumente noch nicht angemessen vorgebracht worden sind. Es ist nicht ausreichend, die Fehler bestimmter Vorschläge aufzuzeigen, die das Resultat dieser Denkweise sind. Das Argument wird seine Überzeugungskraft nicht verlieren, bis nicht eindeutig gezeigt wird, dass das, was in so vielen Bereichen zu enormen Fortschritten geführt hat, in seiner Anwendbarkeit begrenzt ist und auch Schaden anrichten kann, wenn man es über diese Grenzen hinaus anwendet. Diese Aufgabe ist noch nicht zufriedenstellend erledigt worden. Das muss aber geschehen, bevor dieser besondere Impuls Richtung Sozialismus gestoppt werden kann.

Der Sozialist wird darin lediglich den Beweis dafür sehen, dass heutzutage intelligentere Menschen zwangsläufig Sozialisten werden. Aber das ist bei weitem keine notwendige oder auch nur die wahrscheinlichste Erklärung.

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Dies ist natürlich nur eines von vielen Beispielen für den Bedarf an weiteren intellektuellen Fortschritten, wenn die schädlichen Ideen der Gegenwart widerlegt werden sollen und wo der zukünftige Kurs letztendlich von der Debatte über sehr abstrakte Dinge abhängt. Es ist nicht genug, dass der Praktiker sich wegen seines Wissens auf seinem Fachgebiet sicher ist, dass die aus allgemeineren Ideen hergeleiteten sozialistischen Theorien sich als unpraktisch erweisen werden. Er mag vollkommen im Recht sein, und trotzdem wird sein Widerstand gebrochen werden und all die negativen Folgen, die er voraussieht, werden eintreten, falls keine Widerlegung der idees meres erfolgt. Solange der Intellektuelle die Oberhand in der allgemeinen Debatte behält, werden die stichhaltigsten Argumente bezüglich der Einzelfälle beiseite gewischt werden. Dies ist jedoch noch nicht die ganze Geschichte. Die Kräfte, die über die Auswahl zukünftiger Intellektueller bestimmen, arbeiten in dieselbe Richtung, weshalb so viele der Fähigsten unter ihnen zum Sozialismus tendieren. Es gibt natürlich so viele Meinungsverschiedenheiten unter den Intellektuellen, wie unter anderen Menschen auch; aber es scheint wahr zu sein, dass es im großen und ganzen die Aktiveren, Intelligenteren und Originelleren unter den Intellektuellen sind, die am häufigsten zum Sozialismus neigen, während ihre Gegner oft nicht in der selben Liga spielen. Dies gilt insbesondere für die frühe Phase der Infiltration durch die sozialistischen Ideen; danach war unter Intellektuellen der Druck in Richtung Sozialismus so stark, dass es besonderer Stärke und Unabhängigkeit bedarf, ihm zu widerstehen, als dem zu folgen, was die anderen als moderne Ansichten betrachten, auch wenn es außerhalb intellektueller Kreise immer noch von Mut zeugt, sozialistische Ansichten zu äußern. Niemand, der beispielsweise mit einer Vielzahl an Universitätsfakultäten vertraut ist (und in dieser Hinsicht muss die Mehrzahl der Universitätsdozenten wohl eher als Intellektuelle denn als Fachleute eingestuft werden), kann die Tatsache ignorieren, dass heutzutage die brillantesten und erfolgreichsten Dozenten eher Sozialisten als etwas anderes sind, während diejenigen mit eher konservativen politischen Ansichten eher Mittelmaß sind. Dies ist an sich schon ein bedeutender Faktor, der die jüngere Generation zu den Sozialisten treibt. Der Sozialist wird darin lediglich den Beweis dafür sehen, dass heutzutage intelligentere Menschen zwangsläufig Sozialisten werden. Aber das ist bei weitem keine notwendige oder auch nur die wahrscheinlichste Erklärung. Die Hauptursache dafür ist wahrscheinlich, dass für den außergewöhnlich begabten Menschen, der die gegenwärtige Ordnung akzeptiert, eine Vielzahl an Wegen zu Einfluss und Macht offenstehen, während für den Benachteiligten und Unzufriedenen eine Karriere als Intellektueller der erfolgversprechendste Weg sowohl zu Einfluss, als auch zu der Macht, zum Erreichen seiner Ideale beizutragen, ist. Sogar mehr noch: der eher konservativ eingestellte Mensch mit herausragenden Fähigkeiten wird üblicherweise nur als Intellektueller arbeiten (und den Mangel an materiellen Belohnungen erdulden, den diese Arbeit üblicherweise mit sich bringt), wenn er die Arbeit an sich genießt. Er wird deshalb eher ein wissenschaftlicher Experte als ein Intellektueller im besonderen Sinne des Wortes; während für denjenigen mit radikaleren Überzeugungen der Weg des Intellektuellen eher ein Mittel zum Zweck als ein Ziel an sich ist, ein Weg zu genau der Art von weitreichendem Einfluss, den der professionelle Intellektuelle ausübt. Es ist deshalb wahrscheinlich so, dass nicht die intelligenteren Menschen Sozialisten sind, sondern dass ein weitaus größerer Teil an Sozialisten unter den fähigsten Geistern sich der Aufgabe des Intellektuellen verschreibt, welche ihnen in der heutigen Gesellschaft entscheidenden Einfluss auf die öffentliche Meinung gestattet. [1]


Essay von Friedrich August von Hayek Die Auswahl der Intellektuellen ist außerdem eng verbunden mit dem überwiegenden Interesse, dass sie an generellen und abstrakten Ideen zeigen. Spekulationen über die Möglichkeiten, eine komplett neue Gesellschaftsordnung zu schaffen sind viel eher nach dem Geschmack Intellektueller als die eher praktischen und kurzfristigen Überlegungen derer, die die schrittweise Verbesserung der bestehenden Ordnung anstreben. Sozialistische Ideen verdanken ihre Beliebtheit bei jungen Menschen insbesondere ihrem visionären Charakter; alleine der Mut, utopische Gedanken zu verfolgen, stellt in dieser Hinsicht eine Quelle der Kraft für die Sozialisten dar, die der traditionelle Liberalismus nicht besitzt. Dieser Unterschied bedeutet einen Vorteil für die Sozialisten, nicht nur weil Überlegungen zu generellen Prinzipien Menschen ohne viel Wissen über aktuelle Dinge eine Möglichkeit bieten, der Phantasie freien Lauf zu lassen, sondern auch, weil er einen legitimen Drang danach, die Grundlagen allen menschlichen Zusammenlebens zu verstehen, befriedigt und diesem schöpferischen Drang ein Betätigungsfeld bietet, was der Liberalismus nach seinen großen Siegen kaum mehr getan hat. Wegen all dieser Veranlagungen ist der Intellektuelle an technischen Details oder praktischen Schwierigkeiten nicht interessiert. Was bei ihm gut ankommt sind die großen Visionen, das weitläufige Verständnis der Gesellschaftsordnung als Ganzes, die ein planwirtschaftliches System verspricht.

Spekulationen über die Möglichkeiten, eine komplett neue Gesellschaftsordnung zu schaffen sind viel eher nach dem Geschmack Intellektueller als die eher praktischen und kurzfristigen Überlegungen derer, die die schrittweise Verbesserung der bestehenden Ordnung anstreben.

Die Tatsache, dass die Überlegungen der Sozialisten den Geschmack der Intellektuellen besser trafen, stellte sich als tödlich für die liberale Tradition heraus. Als die grundlegenden Forderungen der liberalen Programme einmal befriedigt schienen, wandten sich die liberalen Denker Detailfragen zu und vernachlässigten die Entwicklung einer umfassenden Philosophie des Liberalismus, weswegen der Liberalismus aufhörte, ein Thema alltäglicher Überlegungen zu sein. So kam es, dass seit einem halben Jahrhundert alleine die Sozialisten so etwas wie ein konkretes Programm der gesellschaftlichen Entwicklung besitzen, ein Bild der zukünftigen Gesellschaft, auf das sie hinarbeiten und grundlegende Prinzipien, nach denen sie im Einzelfall entscheiden. Obwohl ihre Ideale an unüberbrückbaren Widersprüchen leiden, wenn ich Recht habe, und jeder Versuch, sie in die Tat umzusetzen, völlig andere als die erwarteten Resultate liefern muss, ändert dies nichts an der Tatsache, dass ihr Programm für einen Wandel das einzige ist, welches tatsächlich die Entwicklungen gesellschaftlicher Institutionen beeinflusst hat. Sie haben als einzige Erfolg darin gehabt, die Vorstellungen der Intellektuellen zu inspirieren, weil sie die einzige konkrete und umfassende sozialpolitische Philosophie besitzen, hinter der eine große Gruppe steht – das einzige System oder die einzige Theorie, das neue Fragen aufwirft und neue Horizonte öffnet. Die tatsächlichen Entwicklungen der Gesellschaft während dieser Zeit wurden nicht von einem Kampf miteinander konkurrierender Ideen geprägt, sondern vom Gegensatz einer existierenden Ordnung und dem einen Ideal einer möglichen zukünftigen Gesellschaft, welches alleine die Sozialisten der Öffentlichkeit präsentierten. Sehr wenige der anderen Programme boten echte Alternativen. Die meisten waren Kompromisse oder Kombinationen aus den extremeren Formen des Sozialismus und der bestehenden Ordnung. Alles was nötig war, um praktisch jeden sozialistischen Vorschlag vernünftig für diejenigen »gemäßigten« Geister erscheinen zu lassen, die überzeugt davon sind, dass die Wahrheit immer in der Mitte zwischen den Extremen liegen muss, war der Vorschlag einer noch extremeren Lösung durch irgendjemanden. Es schien nur eine Richtung zu geben, in die wir uns bewegen konnten, und die einzige Frage schien, wie schnell und wie weit die Bewegung gehen sollte. Die Bedeutung der speziellen Anziehungskraft auf die Intellektuellen, der der Sozialismus seinen spekulativen Charakter verdankt, wird deutlicher, wenn wir der Position des sozialistischen Theoretikers die Position seines Gegners, des Liberalen im alten Sinne des Wortes, gegenüberstellen. Dieser Vergleich wird uns auch zeigen, welche Lektion wir aus dem angemessenen Verständnis der intellektuellen Kräfte lernen können, die die Grundfesten einer freien Gesellschaft untergraben. Seltsamerweise ist eines der Haupthindernisse, welches dem liberalen Denker öffentlichen Einfluss verwehrt, eng mit der Tatsache verbunden, dass er mehr Gelegenheit hat, aktuelle politische Entscheidungen direkt zu beeinflussen, bis der Sozialismus tatsächlich da ist, und dass er deswegen nicht nur nicht zu solch langfristigen Überlegungen neigt, die die Stärke der Sozialisten sind, sondern dass er tatsächlich von ihnen abgehalten wird, da er sonst weniger Gutes in der Gegenwart bewirken könnte. Welche Macht auch immer er beim Beeinflussen praktischer Entscheidungen hat, er verdankt sie seinem guten Verhältnis mit den Repräsentanten der bestehenden Ordnung, und dieses gute Verhältnis würde er gefährden, wenn er sich der Art von Gedankenspielen hingeben würde, die bei den Intellektuellen Anklang fänden und die mit ihrer Hilfe die Entwicklung über längere Zeiträume beeinflussen würden. Um bei den Mächtigen Gehör zu finden, muss er »praktisch«, »vernünftig« und »realistisch« sein. Solange er sich mit den unmittelbaren Fragen beschäftigt, wird er mit Ein-

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Die Intellektuellen und der Sozialismus

Die Würdigung der Verbesserungen, die es zu bieten hat, erfordert mehr Wissen über das Funktionieren der bestehenden Gesellschaft, als der durchschnittliche Intellektuelle besitzt.

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fluss, materiellem Erfolg und Beliebtheit bei denen, die bis zu einem gewissen Punkt seine allgemeinen Ansichten teilen, belohnt. Aber diese Leute haben wenig für Überlegungen zu grundsätzlichen Fragen übrig, die das intellektuelle Klima beeinflussen. Wenn er sich tatsächlich ernsthaft mit solchen langfristigen Überlegungen befassen sollte, läuft er Gefahr, als »unvernünftig« oder gar als halber Sozialist zu gelten, da er nicht bereit ist, die bestehende Ordnung zu dem freien System zu erklären, dass er anstrebt. [2] Wenn er sich trotzdem weiterhin generellen Fragen widmet, wird er bald herausfinden, dass es gefährlich ist, zu viel mit denen, die die meisten seiner Überzeugungen teilen, zu tun zu haben, und er wird bald isoliert sein. In der Tat gibt es zur Zeit weniger undankbarere Aufgaben, als die wichtige Aufgabe, eine philosophische Grundlage zu entwickeln, auf der die weitere Entwicklung einer freien Gesellschaft aufgebaut sein muss. Da derjenige, der sich ihrer annimmt, den größten Teil der Rahmenbedingungen der bestehenden Ordnung übernehmen muss, wird er vielen der eher utopischer denkenden Intellektuellen als zaghafter Apologet des Status Quo erscheinen; und gleichzeitig wird er von den Praktikern als abgehobener Theoretiker verworfen. Er ist nicht radikal genug für diejenigen, die nur die Welt, in der »die Gedanken mit Leichtigkeit zusammenfinden«, kennen, und viel zu radikal für diejenigen, die nur sehen, wie »hart im Raum die Dinge aufeinandertreffen«. Wenn er die Unterstützung, die er von den Praktikern bekommen kann, annimmt, wird er höchstwahrscheinlich bei denjenigen in Verruf geraten, auf die er beim Verbreiten seiner Ideen am meisten angewiesen ist. Gleichzeitig muss er peinlichst alles vermeiden, das nach Extravaganz oder Übertreibung aussieht. Während kein sozialistischer Theoretiker es sich jemals mit seinesgleichen selbst durch die unsinnigsten Überlegungen verscherzt hat, wird der altmodische Liberale sich durch einen unvernünftigen Vorschlag ins Aus manövrieren. Und trotzdem wird er für die Intellektuellen nicht phantasievoll oder abenteuerlustig genug sein, und die Veränderungen und Verbesserungen der Gesellschaftsordnung, die er zu bieten hat, werden beschränkt erscheinen im Vergleich zum dem, was ihre weniger eingeschränkte Vorstellungskraft erdenkt.

Zumindest in einer Gesellschaft, in der die Grundlagen der Freiheit schon erstritten sind und weitere Verbesserungen vergleichbar unwichtige Punkte betreffen, kann das liberale Programm nicht den Glanz einer neuen Erfindung haben. Die Würdigung der Verbesserungen, die es zu bieten hat, erfordert mehr Wissen über das Funktionieren der bestehenden Gesellschaft, als der durchschnittliche Intellektuelle besitzt. Die Diskussion dieser Verbesserungen muss sich auf einer praktischeren Ebene bewegen als die eher revolutionären Programme, und bringt so eine Komplexität mit sich, die dem Intellektuellen wenig zusagt. Sie tendiert auch dazu, Elemente zu beinhalten, die ihm direkt widerstreben. Diejenigen, die mit dem Funktionieren der bestehenden Gesellschaft am meisten vertraut sind, sind üblicherweise daran interessiert, bestimmte Merkmale dieser Gesellschaft zu erhalten, deren Erhalt sich nicht durch Prinzipien verteidigen lässt. Im Gegensatz zu demjenigen, der eine völlig neue zukünftige Ordnung anstrebt, und der sich natürlich zur Orientierung an den Theoretiker wendet, glauben diejenigen, die an die bestehende Ordnung glauben, auch, dass sie diese viel besser verstehen als irgendein Theoretiker, und werden deswegen wahrscheinlich alles verwerfen, was ihnen unbekannt und theoretisch erscheint. Die Schwierigkeit, echte Unterstützung ohne Eigeninteresse für eine systematische Politik der Freiheit zu finden, ist nicht neu. In einer Passage, an die mich die Aufnahme eines kürzlich erschienenen Buches von mir erinnert hat, beschrieb Lord Acton vor langer Zeit, wie »zu allen Zeiten die ernsthaften Freunde der Freiheit spärlich gesät waren, und sie ihre Triumphe Minderheiten verdankten, die dadurch Erfolg hatten, dass sie sich mit Helfern verbündeten, deren Ziele andere waren als ihre eigenen; und dieses Bündnis, das stets gefährlich ist, war manchmal verhängnisvoll, weil es Gegnern gerechtfertigten Anlass zum Widerstand gab …« [3] Erst kürzlich hat sich einer der hervorragendsten lebenden amerikanischen Ökonomen aus ähnlichem Anlass darüber beschwert, dass die Hauptaufgabe derjenigen, die an die Grundprinzipien des kapitalistischen Systems glauben, regelmäßig darin bestehen muss, dieses System gegen die Kapitalisten zu verteidigen – in der Tat war dies den großen liberalen Ökonomen von Adam Smith bis zur Gegenwart stets bekannt.

Das größte Hindernis, das die Praktiker, die von Herzen an die Sache der Freiheit glauben, von denjenigen, die in der Welt der Ideen über Entwicklungen entscheiden, trennt, ist ihr tiefes Misstrauen gegenüber theoretischen Überlegungen und ihre Tendenz zur Orthodoxie; dies schafft mehr als alles andere eine fast unüberwindbare Barriere zwischen ihnen und denjenigen Intellektuellen, die an dieselbe Sache glauben, und deren Unterstützung unverzichtbar ist, wenn diese Sache gewinnen soll. Obwohl diese Neigung wahrscheinlich für diejenigen, die ein System verteidigen, weil es sich in der Praxis bewährt hat, und denen seine intellektuelle Rechtfertigung bedeutungslos erscheint, natürlich ist, ist sie tödlich für sein Überleben, weil es ihm die Unterstützung, die es dringend benötigt, entzieht. Orthodoxie jeder Art, jedes Vorgeben, ein Gedankensystem sei endgültig und müsse vorbehaltlos als Ganzes akzeptiert werden, ist die eine Einstellung, die notwendigerweise alle Intellektuellen gegen sich aufbringt, was auch immer ihre Ansichten zu einer konkreten Frage sind. Jedes System, das Menschen danach beurteilt, inwieweit sie mit einem vorgegebenen Gedankenge-


Essay von Friedrich August von Hayek bäude übereinstimmen, nach ihrer »Zuverlässigkeit« oder nach dem Ausmaß, nach dem man sich darauf verlassen kann, dass sie in allen Punkten die anerkannte Meinung vertreten, versagt sich selbst die Art von Unterstützung, ohne die kein Gedankengebäude seinen Einfluss auf die moderne Gesellschaft behalten kann. Die Möglichkeit, anerkannte Ansichten zu kritisieren, neue Ansichten zu erkunden und mit neuen Konzepten zu experimentieren, bietet die Art von Atmosphäre, ohne die der Intellektuelle nicht atmen kann. Eine Sache, die dazu keine Möglichkeiten bietet, kann von ihm keine Unterstützung bekommen und ist deswegen in jeder Gesellschaft, die wie unsere auf seine Dienste angewiesen ist, zum Scheitern verurteilt.

Es mag sein, dass eine freie Gesellschaft, wie wir sie kennen, den Keim der eigenen Zerstörung in sich trägt, und dass Freiheit, ist sie einmal errungen, als selbstverständlich angesehen und nicht mehr geschätzt wird, und dass das freie Reifen von Ideen, das der Kern einer freien Gesellschaft ist, die Zerstörung der Grundlagen bewirken wird, auf die sie gebaut ist. Es kann wenig Zweifel daran geben, dass in Ländern wie den Vereinigten Staaten heutzutage das Ideal der Freiheit für den jungen Mensch weniger Attraktivität besitzt als in Ländern, in denen man gelernt hat, was der Verlust der Freiheit bedeutet. Andererseits gibt es viele Anzeichen dafür, dass in Deutschland und anderswo für die jungen Menschen, die nie eine freie Gesellschaft kennengelernt haben, die Aufgabe, eine freie Gesellschaft zu schaffen, so aufregend und faszinierend sein kann wie jedes sozialistische Programm, das die letzten hundert Jahre aufgetaucht ist. Es ist eine außergewöhnliche Tatsache, die jedoch viele Besucher erlebt haben, dass man, wenn man mit deutschen Studenten über die Prinzipien einer liberalen Gesellschaft spricht, eine empfänglichere und sogar enthusiastische Hörerschaft findet, als man in jeder der westlichen Demokratien zu finden hoffen kann. In England kann man unter den Jungen auch ein neues Interesse an den Prinzipien des wahren Liberalismus finden, das vor ein paar Jahren sicher nicht vorhanden war.

Bedeutet dies, dass Freiheit nur geschätzt wird, wenn sie verloren geht; dass die Welt überall durch eine dunkle Phase des sozialistischen Totalitarismus gehen muss, bevor die Kräfte der Freiheit neu an Stärke gewinnen können? Es mag so sein, aber ich hoffe es muss nicht so sein. Solange jedoch die Menschen, die die öffentliche Meinung langfristig bestimmen, weiterhin von den Ideen des Sozialismus fasziniert sein werden, wird der Trend anhalten. Wenn wir so eine Entwicklung vermeiden wollen, müssen wir ein neues liberales Programm anbieten können, das die Vorstellungskraft anregt. Wir müssen das Erschaffen einer freien Gesellschaft wieder zum intellektuellen Abenteuer, einer mutigen Tat machen. Uns fehlt ein liberales Utopia, ein Programm, dass weder eine reine Verteidigung des Status Quo noch eine verwässerte Form des Sozialismus zu sein scheint, sondern ein wahrer liberaler Radikalismus, der die Empfindlichkeiten der Mächtigen (inklusive der Gewerkschaften) nicht scheut, der nicht allzu streng praktisch orientiert ist, und der sich nicht auf das beschränkt, was heute politisch machbar erscheint.

Fußnoten [1] Damit verwandt ist ein weiteres Phänomen: es gibt wenig Grund zu der Annahme, dass herausragende Fähigkeiten zu originärer Geistesarbeit unter Nichtjuden weniger verbreitet sind, als unter Juden. Und trotzdem kann es wenig Zweifel geben, dass Menschen jüdischer Abstammung fast überall einen überproportionalen Anteil an Intellektuellen in unserem Sinn stellen, also an den professionellen Ideenvermittlern. Dies mag ihre spezielle Gabe sein, und es ist sicher ihre Chance in Ländern, in denen Vorurteile ihnen in anderen Bereichen Hindernisse in den Weg legen. Wohl eher weil sie einen so hohen Anteil an Intellektuellen stellen, als aus irgendeinem anderen Grund, scheinen sie für sozialistische Ideen so viel empfänglicher zu sein, als Menschen anderer Abstammung.

[2] Das auffälligste Beispiel einer solchen Verurteilung einer einigermaßen unorthodoxen liberalen Arbeit als »sozialistisch« lieferten vor kurzem einige Anmerkungen zu »Economic Policy for a Free Society« (1948) von Henry Simmons. Man muss nicht mit der gesamten Arbeit übereinstimmen, und man mag sogar einige der darin angestellten Überlegungen für unvereinbar mit einer freien Gesellschaft halten, und kann sie doch als einen der wichtigsten Beiträge der jüngeren Vergangenheit zu unserem Problem und als genau die Art von Arbeit ansehen, die die nötige Diskussion grundlegender Fragen anstößt. Selbst diejenigen, die einige ihrer Vorschläge vehement ablehnen, sollten sie als einen Beitrag schätzen, der klar und mutig die wichtigen Fragen unserer Zeit angeht. [3] Acton, The History of Freedom, I (1922)

Wir brauchen intellektuelle Anführer, die bereit sind, für ein Ideal zu arbeiten, egal wie unwahrscheinlich dessen frühe Verwirklichung auch scheinen mag. Es müssen Menschen sein, die bereit sind, sich an Prinzipien zu halten und bis zu ihrer kompletten Verwirklichung zu kämpfen, egal in wie weiter Ferne diese liegen mögen. Die praktischen Kompromisse müssen sie den Politikern überlassen. Freihandel und Freiheit der Möglichkeiten sind Ideale, die immer noch die Phantasie von vielen anzuspornen vermögen, aber lediglich »vernünftiger Freihandel« oder »Lockerung der Kontrollen« sind weder intellektuell ehrenwert, noch ist es wahrscheinlich, dass sie Enthusiasmus bewirken. Die wichtigste Lektion, die der wahre Liberale vom Erfolg der Sozialisten lernen muss, ist die, dass es ihr Mut zur Utopie war, der ihnen die Unterstützung der Intellektuellen, und so Einfluss auf die öffentliche Meinung beschafft hat, der ihnen täglich Dinge ermöglicht, die noch vor kurzem in weiter Ferne schienen. Die, die sich nur mit dem beschäftigt haben, was im existierenden Meinungsklima möglich schien, mussten erleben, dass als Ergebnis des Wandels der öffentlichen Meinung, den sie in keiner Weise beeinflusst haben, selbst dies immer schneller politisch unmöglich geworden ist. Wenn wir die philosophische Grundlage einer freien Gesellschaft wieder zu einem aktuellen intellektuellen Thema machen können, und ihre Umsetzung zu einer Aufgabe, die den Einfallsreichtum und die Vorstellungskraft der aufgewecktesten Geister fordert, wenn wir den Glauben an die Kraft der Ideen, der das Merkmal des Liberalismus zu seinen Hochzeiten war, wieder erlangen können, ist die Schlacht nicht verloren. Die intellektuelle Neubelebung des Liberalismus findet in vielen Teilen der Welt schon statt. Wird es rechtzeitig sein? n Vorliegender Text »Die Intellektuellen und der Sozialismus« (»Intellectuals and Socialism«) von Friedrich A. von Hayek aus dem Jahr 1949 ist entnommen aus »The University of Chicago Law Review (Spring 1949)«. Er wurde im August 2015 auf der Webseite des »Ludwig von Mises Institut Deutschland« wiederveröffentlicht. Übersetzt von Florian Senne. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Mises Institut Deutschland. misesde.org FAZIT JULI 2016 /// 47


Kurz & News

Am 17. Juni fand auf der Mur bei Graz, in unmittelbarer Nähe zum Wasserkraftwerk Gössendorf, der zweite „Drachenboot Charity-Cup“ von Energie Steiermark und Spar statt. Die beiden Unternehmen konnten dabei insgesamt 3.000 Euro für den Verein „Frauenhäuser Steiermark“ aufbringen. Mit dem Drachenbootcup wollen wir Menschen helfen, denen es nicht so gut geht“, so GF Christoph Holzer, Spar Steiermark und Südburgenland. „Die Partnerschaft zwischen unseren Unternehmen bewährt sich sowohl im Business als auch im Boot“, ergänzen die Energie-Steiermark-Vorstände Christian Purrer und Martin Graf, „das Naherholungsgebiet rund um unser Wasserkraftwerk hat sich als idealer Austragungsort erwiesen.“

Neue S-Bahn im grünen E-Design

12. Steirischer Exporttag mit Preisverleihung Der heuer bereits zum 12. Mal veranstaltet Steirische Exporttag ist jene Plattform, auf der sich das Who is Who der steirischen Exportwirtschaft trifft. Die diesjährige Exportpreisverleihung wurde erstmals von Roswitha Schipfer (ICS) eröffnet und in charmanter Art und Weise moderiert. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und dem Bankensektor erläuterten ihre Sichtweise zum aktuellen Stand der -steirischen Exportwirtschaft, unter anderem LR Christian Buchmann, WKO-Vizepräsident Jürgen Roth, IV-Präsident Jochen Pildner- und Vorstandsdirektor Steiermärkische Bank Franz Kerber. Als Keynote-Speaker referierte der Autor und Top-Speaker Hannes Treichl zum Thema „Neue Märkte anders denken“.

Dass die steirische S-Bahn grundsätzlich mit Strom fährt, ist bekannt. Ab jetzt ist eine komplette Zug-Garnitur auch im Außenauftritt voll elektrisch und kommuniziert eine neue „grüne“ Partnerschaft mit der Energie Steiermark. Grund dafür: Mehr als 160 Mitarbeiter des Energieunternehmens haben ein „Jobticket“ erhalten und fahren ab sofort mit der S-Bahn zur Arbeit. Vorstandssprecher Christian Purrer: „Nachhaltigkeit wollen wir auch bei der Mobilität unseres Teams noch stärker zum Thema machen.“ Franz Suppan, Regionalmanager Steiermark der ÖBB, stellte im Rahmen des „Jobticket-Wettbewerbs“ eine komplette S-Bahn-Garnitur für ein Branding der Energie Steiermark gratis zur Verfügung.

Fotos: Energie Steiermark, ICS/Nikola Milatovic

Ruder-Wettkampf für den guten Zweck

generali.at

Ich will mich halt nicht festlegen! Erwin K., 31, Korneuburg

Verstanden:

Generali LifePlan

Um zu verstehen, muss man zuhören. Das Leben ändert sich. Ihre Versicherung auch. Mit Generali LifePlan können Sie jederzeit auf Veränderungen in Ihrem Leben reagieren. Die fondsorientierte Lebensversicherung bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihr Geld individuell (klassisch und fondsgebunden) zu veranlagen und Sie profitieren beim Generali LifePlan von möglichen Teilauszahlungen genau dann, wenn Sie das Geld wirklich brauchen. Regionaldirektion Steiermark, Conrad-von-Hötzendorfstraße 8, 8010 Graz, T +43 316 8056 0, office.stmk.at@generali.com

Unter den Flügeln des Löwen.


Politik

… und Komplexität? Die Komplexität, die ich in der Politik wahrnehme, die verschiedenen Zusammenhänge, die unterschiedlichen Einflussfaktoren und vor allem die politischen Prozesse

Fazit nach einem Jahr mit politischer Verantwortung Oliver Wieser ist mittlerweile seit einem Jahr Landtagsabgeordneter für den Bezirk Graz-Umgebung. FAZIT sprach mit ihm über diese ersten zwölf Monate in seiner neuen Tätigkeit. haben mich schon ein wenig überrascht. Gerade als Gesundheitssprecher habe ich es mit einem sehr guten Beispiel für diese Komplexität zu tun.

… und dann haben Sie auch noch Volksnähe erwähnt? Als ich vor einem Jahr als politischer Quereinsteiger begonnen habe, sind mir am Anfang zwei Sätze aus der Bevölkerung besonders in Erinnerung geblieben: „Warum schauen Landespolitiker nie bei uns in den Gemeinden vorbei?“ und „Ihr

LAbg. Oliver Wieser: „Ich möchte einiges für die Steiermark bewegen und frischen Wind in die Politik bringen!“

Anzeige Foto: Mike Ranz

Wenn Sie auf Ihr erstes Jahr als Politiker zurückblicken, was fällt Ihnen ein? Dazu fallen mir spontan drei Begriffe ein: Zeitpunkt, Komplexität und Volksnähe. Was ersteren angeht, habe ich von vielen Seiten gehört, dass gerade das vergangene Jahr aufgrund der diversen Krisen kein idealer Zeitpunkt für einen Einstieg in die Politik gewesen ist. Dazu denke ich, dass jede Zeit so ihre Herausforderungen hat und gerade jetzt frischer Wind und frisches Blut notwendig sind, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik wieder aufzubauen.

lasst euch ja eh nur in Wahlkampfzeiten blicken.“ Genau dort müssen wir ansetzen. Als Politiker sehe ich mich als Ver-

treter der Steirerinnen und Steirer und werde daher dementsprechend immer wieder vor Ort bei den Menschen sein!

#GestaltungsKraft Graz-Umgebung Voitsberg

a Lackner Mag. Ursula Landesrätin

Renate Bauer ordnete Landtagsabge

Karl Petinger ordneter Landtagsabge

er Wieser FH-Prof. Dr. Oliv ordneter Landtagsabge

#GestaltungsKraft

iner a Mag. Karin Gre geordnete Nationalratsab

th Großmann a Mag. Elisabe geordnete Nationalratsab

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Kurz & News fotolia

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Vorhang auf für die besten Nachwuchsverkäufer

Ab in den Flieger und rein ins Urlaubsvergnügen, und als kleiner Ratgeber mit dabei im Handgepäck die Reisebroschüre der Arbeiterkammer. Diese bekommen alle abreisenden UrlauberInnen an Wochenenden am Grazer Flughafen kostenlos. Zum bequemen Liegen am Strand gibt es einen aufblasbaren Polster dazu.

»Schönen Sommer!« Denn wie man sich bei einer Buchung bettet, so liegt man leider nicht immer. Diese Erfahrung nehmen UrlauberInnen oftmals im Gepäck mit nach Hause. Was in diesen Fällen zu tun ist, steht in unserer Reisebroschüre. Etwa, dass man schon am Urlaubsort beim Reiseveranstalter reklamieren muss und Mängel gut zu dokumentieren sind. Für den Reiseärger kann man daheim eine Preisminderung fordern. Denn Sie haben sich einen erholsamen Urlaub verdient!

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Die Arbeiterkammer wünscht allen ein perfektes Ferienvergnügen.

Telefon: 05 7799-0

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Nachwuchsstars der steirischen Elektrotechniker

Die Shoppingcity Seiersberg war Anfang Juni Austragungsort des Landeslehrlingswettbewerbs der Elektrotechniker. Beim Bewerb waren neben einer Fachinstallation eine Anlagenprüfung und eine KNX-Programmierung gefragt. Sieger wurde Franz Maier vom EVU Gröbming GesmbH. Platz zwei ging an Christoph Glaser von der Pichler GesmbH in Weiz, gefolgt von Lukas Schwaiger von der Firma STEP GmbH in Sonnleitberg. Die beiden Erstplatzierten haben damit das Ticket für die Teilnahme an den Staatsmeisterschaften gelöst. Zu den hervorragenden Leistungen gratulierten WKO-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg, Spartenobmann Hermann Talowski, Innungsmeister Ernst Konrad und Bgm. Werner Baumann.

Formel-1-Auftakt bei Schullin

Das erste Pre-Opening zum Formel1-Event in Spielberg fand am 1. Juni bei Schullin in der Herrengasse 3 statt. Jarno Trulli besuchte Graz aus Anlass des Grand Prix in Spielberg und brachte – für viele eine Überraschung – Weine mit. Nach seiner Karriere als F1-Pilot begann er nämlich eine Karriere als Winzer. Als Kraftspender für seine neue Passion überreichte ihm Hans Schullin ein Power-Armband, das er für Sportler entwickelt hat. Unter den 60 anwesenden Gästen befanden sich einige, die mit Motorsport aufgewachsen sind: Willi Pilz, Werner Gröbl, Christian Walcher und Niki Schullin diskutierten mit Jarno Trulli über seinen Sieg in Monaco, seine lange Karriere und sein Jahr in der Formel E.

Saubermacher Outsourcing seit 15 Jahren

Seit 2001 ist Saubermacher Outsourcing der kompetente Dienstleistungs-Partner für Rundum-Service im Bereich Abfallwirtschaft, Reinigung und Logistik. Zu den Partnern der Saubermacher-Tochter zählen zahlreiche nationale und internationale Großunternehmen. Jetzt feierten die Saubermacher Outsourcing-GF Andreas Patschok und Johannes Zach das 15-jährige Unternehmens-Jubiläum. Die Freude hat ihren guten Grund: Saubermacher Outsourcing hat sich seit 2001 zu einem Hightech-Unternehmen mit rund 450 hochqualifizierten Fachkräften entwickelt. Konzern-Gründer Hans Roth gratulierte zum Jubiläum und überraschte die Geschäftsführer mit einfallsreichen Geschenken.

Fotos: Chris Zenz, Foto Fischer, geopho, Jurj Konstantinov,

Mag.a Bettina Schrittwieser, Leiterin Konsumentenschutz

Zehn Nachwuchstalente sicherten sich die Teilnahme am Gipfeltreffen der Handelslehrlinge Mitte Juni im Grazer Cineplexx. Den ersten Platz und damit den Titel „Junior Sales Champion 2016“ holte sich Katharina Zach (Marionnaud). Ebenfalls hochverdient mit am Stockerl: Marco Tus (Gigasport) und Makbule Yaylali (Kastner & Öhler). „Alle, die heute hier beim Junior Sales Champion 2016 vor 300 Gästen im Saal und der Fachjury ihr Können bewiesen haben, sind Gewinner“, unterstrich Spartenobmann Gerhard Wohlmuth, die viel Können und Mut bereit waren aufzubringen, um beim Live-Auftritt mit Souveränität und meisterlicher Beantwortung jeder noch so kritischen Kundenanfrage zu punkten.


Foto: Peter Melbinger

Kurz im Gespräch mit

Anzeige Foto: Manfred Terler

Gerhard Monsberger Geschäftsführer Porsche Liebenau

Rektor Karl Peter Pfeiffer und kaufmännischer Geschäftsführer Günter Riegler haben das Projekt von Beginn an unterstützt und begleitet.

Zugeschnitten auf Studieninteressierte:

Der neue Onlineauftritt der FH Joanneum

Die FH Joanneum ging am 17. Juni 2016 mit ihrer neuen Website online. Dahinter steckt ein durchdachtes Konzept, das auf die Erkenntnisse der Content-Strategie setzt.

B

esser strukturiert, schneller zu finden, gut geeignet für mobile Endgeräte sowie klar in Design, Wort und Bild – die neue Website der FH Joanneum setzt auf diese Kriterien für einen modernen Internetauftritt. Das Ziel ist insbesondere, die Ansprache und Information potenzieller Studierender zu verbessern. Beispielsweise jener, die sich noch bis 25. August 2016 für einen Studienplatz bewerben möchten – denn für zwölf Bachelor-Studiengänge und 16 Master-Studiengänge läuft bis dahin die Bewerbungsfrist. Das Content-Strategie-Projekt der FH Joanneum geht seit Ende 2013 auf die neuen Herausforderungen des Web 2.0 und der damit einhergehenden neuen Art zu kommunizieren ein. „Ganz im Sinne der angewandten Forschung haben wir beschlossen, die Erkenntnisse, die man

zu Content-Strategie im Web Literacy Lab des Instituts Journalismus und Public Relations gewann und gewinnt, für unsere eigene Website umzusetzen“, erzählt Rektor Karl Peter Pfeiffer. Die FH Joanneum wird zur Protagonistin einer Geschichte, die online erzählt wird. „Wir betreiben mit unserer Website Storytelling: Wir zeigen, was an der Hochschule täglich passiert, wie Lehre und Forschung bei uns gelebt wird, wie wir uns weiterentwickeln und welche Menschen hinter diesen Prozessen stehen“, so Günter Riegler, kaufmännischer Geschäftsführer der FH Joanneum. Die neue Website kann man unter www.fh-joanneum.at aufrufen. Dort gibt es auch alle Informationen zum Bewerbungstermin im Herbst 2016 sowie zum Infoabend am 5. August an der FH Joanneum in Graz.

Das Autojahr ist gestartet, welche neuen Modelle und technischen Neuheiten ziehen das Interesse auf sich? Assistenzsysteme wie die automatische Distanzregelung, der Spurhalte- bzw. Ausweichassistent etc. rücken immer stärker ins Interesse der Kunden. Was neue Modelle anbelangt, so ist der brandneue VW Tiguan derzeit der absolute Bestseller.

Sie bieten Ihren Kunden eine sehr breite Palette an Fahrzeugen für alle Bedürfnisse, welche Varianten sind derzeit am gefragtesten? Wir sind mit unserem Markenportfolio in der Lage, nahezu jeden automobilen Wunsch zu erfüllen. Dementsprechend breit ist auch die Nachfrage, vom gut ausgestatteten Kleinwagen wie Skoda Fabia, Seat Ibiza, VW Polo oder Audi A1 bis hin zu den Luxus- und Sportmodellen der Marke Porsche.

Ist der Trend zu den SUVs nach wie vor ungebrochen oder zeigen sich neue Vorlieben? Dieser Trend ist ungebrochen und wird sich noch verstärken. Viele neue Modelle wie der Audi Q2 oder der Skoda Kodiak stehen unmittelbar vor der Markteinführung. Langsam gewinnt das Thema E-Mobility an Fahrt, wie sehen Sie die weitere Entwicklung? Veränderte steuerliche Rahmenbedingungen, wie der Vorsteuerabzug für Unternehmer, sowie die Befreiung vom Sachbezug für Dienstwagennutzer haben dem Thema Elektromobilität einen neuen Schwung verliehen. Dieser Aufwärtstrend wird sich auch weiter fortsetzen, allerdings in der Geschwindigkeit der Ausbreitung sehr stark abhängig von verfügbaren attraktiven Modellen mit entsprechender Reichweite.

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Jobwunder Lehre

Die Lehre: Das Rückgrat der Wirtschaft Obwohl das Wirtschaftswachstum seit Jahren hartnäckig auf einem geringen Niveau verweilt und die Arbeitslosigkeit zuletzt weiter gestiegen ist, ist die Jugendarbeitslosigkeit nach wie vor niedrig. Zu verdanken ist das vor allem dem »Jobwunder Lehre«.

A

ufgrund des Geburtenrückganges ist die Zahl der für eine Lehrausbildung ausreichend qualifizierten Jugendlichen zuletzt deutlich gesunken. Auch der Drang in die höheren Schulen führt dazu, dass sich die Unternehmen immer schwerer tun, geeignete Lehrlinge zu finden. Daher versucht das Land Steiermark die Ausbildungsbetriebe dazu zu motivieren, ihre Lehrstellen aufrechtzuerhalten. Aber auch die Jugendlichen und deren Eltern werden eingeladen, darüber nachzudenken, ob eine duale Berufsausbildung nicht längst bessere Karriere- und Einkommenschancen bietet als viele rein schulische Ausbildungen. Der langjährige Trend zeigt eindringlich, dass sich immer weniger Jugendliche für eine Lehrausbildung entscheiden – mit langfristig fatalen Folgen für die heimische Wirtschaft, denn Facharbeiter werden bereits heute in vielen Sparten händeringend gesucht. Obwohl die duale Lehrlingsausbildung in Österreich weltweit als vorbildlich gilt, wie auch Erfolge bei international ausgerichteten Handwerker-Wettbewerben zeigen, hat das

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Image der Lehre hierzulande in der Bevölkerung um Anerkennung zu kämpfen, denn Gymnasium und Studium gelten in den Augen vieler Eltern mehr. Doch das könnte sich wieder ändern: Zu den im Jahr 2020 in Graz stattfindenden, prestigeträchtigen »EuroSkills«, der Berufs-Europameisterschaft für Gewerbe und Handwerk, werden etwa 100.000 Gäste nach Graz kommen. Diese weltweit beachtete Veranstaltung wird daher auch einen Impuls für das Image der Lehrberufe in einer sich dynamisch verändernden Arbeitswelt bringen. WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk sieht in den »EuroSkills« zudem die Chance, das hervorragende duale Ausbildungsmodell gemeinsam mit europäischen Partnern weiterzuentwickeln. Arbeitsmarkt mit Licht und Schatten Viele Betriebe haben jedoch die Suche nach geeigneten Lehrlingen aufgegeben. Daher geht die Zahl der Ausbildungsbetriebe und damit auch die der offenen Lehrstellen zurück. Andere Gründe für diese Entwicklung sind der wirtschaftliche Strukturwandel und die Befürchtung

der Unternehmen, dass ihre gut ausgebildeten Lehrlinge zu lukrativeren Verdienstmöglichkeiten in andere Branchen, die selbst nicht ausbilden, abwandern. Dabei ist es vor allem dem dualen Ausbildungssystem zu verdanken, dass der österreichische Arbeitsmarkt sich in der Krise als relativ resistent erwiesen hat und die Gesamtzahl der Beschäftigungsverhältnisse weiter leicht nach oben zeigt. Trotz konjunkturbedingter schlechter Auslastung scheuen sich die Arbeitgeber davor, ihre gut ausgebildeten Mitarbeiter zu kündigen. Und so sichert auch das Bewusstsein, dass der Arbeitsmarkt ziemlich ausgetrocknet ist, Arbeitsplätze. Dennoch nimmt die allgemeine Arbeitslosigkeit seit einiger Zeit deutlich zu. Die Arbeitslosenrate von etwa 10,6 Prozent ist im europäischen Durchschnitt zwar immer noch unauffällig; die Zahl von 500.000 Menschen ohne Erwerbsarbeit weist aber auf einen massiven Qualifizierungsmangel dieser Gruppe hin. Und es hat sich gezeigt, dass selbst eine florierende Wirtschaft kaum Jobs für schlecht qualifizierte Arbeitssuchende bringt. Daher sieht es die


Jobwunder Lehre

Obwohl sich für Frauen in technischen Berufen großartige Karrieremöglichkeiten ergeben, drängt der Großteil der weiblichen Lehrlinge in typische Frauenberufe.

Landespolitik als wichtiges Ziel, möglichst alle Arbeitssuchenden auf ein Qualifikationsniveau zu bringen, weil nur das den Unternehmen in den Randregionen neue wirtschaftliche Chancen einräumt.

Die Situation in der Steiermark Strukturwandel und demografische Faktoren haben sich im Süden Österreichs stärker als anderswo ausgewirkt. Besonders betroffen von rückläufigen Lehrlingszahlen seit 1990 sind die Steiermark (-34 %), das Burgenland (-33 %), und Kärnten (-30 %). Das Interesse an einer Lehre ist jedoch immer noch stark ausgeprägt, auch wenn das Angebot an Lehrstellen nicht

Fachkräfte von morgen, wobei während dieser Ausbildungen die Vermittlung auf einen richtigen Lehrplatz in einem Betrieb im Vordergrund bleibt.«

ma dabei: Gleichzeitig beklagen Betriebe immer wieder, dass sie auf ihre ausgeschriebenen Lehrstellen kaum oder auch gar keine Bewerbungen erhalten. Viele Lehrbetriebe mit weniger attraktiven Berufsbildern oder Verdienstaussichten stehen im Kampf um den Nachwuchs in direkter Konkurrenz zu höheren Schulen und haben in vielen Fällen das Nachsehen. Das Ergebnis ist ein wachsender Mangel

Qualifizierung und aktive Arbeitsmarktpolitik Von Seiten des Landes Steiermark laufen seit Jahren verstärkte Initiativen, Jugendliche nicht nur in Lehrstellen unterzubringen, sondern sie auch durch Qualifizierungsmaßnahmen und überbetriebliche Ausbildung fit für anspruchsvollere Arbeitsaufgaben oder gar einen Facharbeiterjob zu machen. Die Politik versucht, jungen Menschen eine Zukunftspers-

Quelle: WKO Steiermark

- 4.352 Lehrlinge 20.172

19.450

18.696

18.224

18.344

18.743

19.164

19.682

19.904

19.838

19.298

18.911

18.264

17.580

16.737

15.820

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Entwicklung der Lehrlingszahlen 2000 bis 2015 ausreichend scheint, erklärt der steirische AMS-Chef Karl-Heinz Snobe zur Situation: »Obwohl die Zahl der Lehranfänger im 1. Lehrjahr seit Jahren zurückgeht, melden sich beim AMS jährlich gleichbleibend etwa 8.600 junge Menschen, die eine Lehrstelle suchen. Die große Herausforderung ist, dass viele Jugendlichen sich nur für wenige Lehrberufe interessieren und die Anforderungen an die Lehrausbildung generell zunehmen.« Das Dilem-

an vor allem technischen Facharbeitern und Facharbeiterinnen, den Garanten für zukunftsfähige Unternehmen. Hier hilft in erster Linie Aufklärung, betont Snobe: »Das AMS versucht für beide Seiten möglichst frühzeitig aktiv zu werden, indem wir Jugendliche, Eltern und Betriebe informieren und beraten und intensiv vermitteln. Wenn es gar nicht anders geht, finanziert das AMS mit seinen Partnern in überbetrieblichen Lehrwerkstätten die

pektive in Form einer guten Ausbildung und die Chance auf einen Arbeitsplatz zu bieten. Darauf zielen die einzelnen Beschäftigungsinitiativen wie etwa die überbetriebliche Lehrausbildung, die Produktionsschulen oder auch die Vermittlungsplattform »Jobconnect« ab. Die überbetriebliche Lehrausbildung ist angesichts des Lehrstellenmangels eine sinnvolle Alternative zur klassischen Lehre im Betrieb. Damit kann Jugendlichen FAZIT JULI 2016 /// 53


Jobwunder Lehre

nach Beendigung der Schulpflicht eine Ausbildung angeboten werden, auch wenn sie keine betriebliche Lehrstelle finden.

Produktionsschulen gelten inzwischen als sinnvolle Prävention, dass Menschen nicht bereits im jugendlichen Alter von der Mindestsicherung abhängig werden und womöglich ihr ganzes Leben lang bleiben. Insgesamt wurden seit 2010 in diesen Einrichtungen bislang rund 1.500 junge Menschen, darunter viele mit Migrations-

Einzelhandelskauffrau

Friseurin

Bürokauffrau

Gesamtanzahl weiblicher Lehrlinge: 5.300

471

236

Metalltechnikerin

218

Köchin

215

Restaurantfachfrau

138

Gastronomiefachfrau

134

Verwaltungsassistentin

119

Pharm.-kauf.-Assistentin

107

Hotel- und Gastgewerbe-Assist.

Metalltechniker

Elektrotechniker

KFZ-Techniker

Install.- und Gebäudetechniker

Gesamtanzahl männlicher Lehrlinge: 10.520

503

Einzelhandelskaufmann

440

Tischler

416

Maurer

Mechatroniker

Die 10 häufigsten Lehrberufe 2015 rung oder eine berufliche Integration. Durch die Produktionsschulen gelingt es, dass Jugendliche einen Schulabschluss nachholen oder eine Lehre beginnen können. Und so schaffen viele über diesen Weg den Sprung in den Arbeitsmarkt, die sonst ihr ganzes Leben über das Sozialsystem versorgt werden hätten müssen. 54 /// FAZIT JULI 2016

412

311

Koch

Karosseriebautechniker

1.429

512

211

661

1.302

1.121

1.987

Quelle: WKO Steiermark

Lernen durch Tun – Produktionsschulen Ein weiteres in der Steiermark erfolgreiches Modell bilden die Produktionsschulen. Der Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung und Jugend am Werk haben im Auftrag der Landesregierung seit 2009 Produktionsschulen in Deutschlandsberg, Graz, Kapfenberg und Leoben etabliert. Seit vergangenem Jahr wurden alle bis dahin unter „Ausbildungsfit“ bekannten Angebote anderer Einrichtungen ebenfalls in Produktionsschulen umgewandelt. Dabei handelt es sich um ein Bildungsangebot, das gezielt praktische Arbeit mit begleitendem Fachunterricht verschränkt. In den Produktionsschulen werden »schwierige Jugendliche« beim Übertritt von der Schule zum Beruf unterstützt. Sie dienen zur Vorbereitung Jugendlicher und junger Erwachsener auf den Eintritt in eine berufliche Qualifizie-

hintergrund, auf ein geregeltes Berufsleben vorbereitet.

Angebote für den Einstieg ins Berufsleben Einen höherschwelligen Ansatz verfolgt das Angebot „Jobconnect“, das sich als gemeinsames Projekt des Landes Steiermark

mit dem AMS an junge Menschen bis 27 Jahre richtet, die bereits eine abgeschlossene Lehre oder höhere Schulbildung vorweisen können, aber Schwierigkeiten haben, im Berufsleben Fuß zu fassen. Denn viele Berufsanfänger wissen nur sehr wenig über die Anforderungen, die der Arbeitsmarkt an sie richtet. Zu »Jobconnect« gehören die Beratung, das Coaching und die Begleitung der Teilnehmer in den Job. Außerdem verfügt das Projekt über ein ausgedehntes Betriebsnetzwerk, wodurch schon viele erfolgreiche Vermittlungen gelungen sind – »Jobconnect« hilft jährlich etwa 150 Personen beim Einstieg in den ersten Job, weitere 150 Personen werden noch während der Ausbildung unterstützt. Das Handwerk ist der wichtigste Lehrlingsausbildner Die Sparte Gewerbe und Handwerk bildet rund 42 Prozent der Lehrlinge aus. Hermann Talowski, Spartenobmann für Gewerbe und Handwerk der WKO Steiermark, sieht die positiven Aspekte der dualen Ausbildung überwiegen und hat einen optimistischen Ausblick: »Die Voraussetzungen waren eigentlich noch nie so gut wie heute. Wir haben ein transparentes Bildungs- und Ausbildungssystem, das es jedem jungen Menschen ermöglicht, einen für sich passenden Beruf zu finden und das zu lernen, was seinen Talenten entspricht. Unsere Betriebe bilden auf höchstem Niveau aus, wie die erfreulichen Leistungen bei diversen internationalen Bewerben für Nachwuchsfachkräfte


Jobwunder Lehre

Anzeige Fotos: World-Skills

Eine Lehre im Industriebereich ist eine HighTech-Ausbildung auf höchstem Niveau.

Mehr Mädchen in technische Berufe Immer noch schränken sich Unternehmen selbst ein, wenn sie bei der Lehrlingssuche für typische Männerberufe Burschen bevorzugen. Ein Gros der weiblichen Jugendlichen konzentriert sich auf wenige traditionelle Lehrberufe, wie Verkäuferin, Friseurin oder Bürokauffrau. Ein Trend, der sich langsam, aber sicher umkehrt. Sowohl Industrie als auch Handwerk sind an Mädchen als Lehrkräfte interessiert, da sie oft ausgezeichnete Qualifikationen mitbringen. Denn sowohl was die Leistungsbereitschaft als auch das soziale Klima betrifft, machen die Ausbildungsbetriebe mit weiblichen Lehrlingen sehr gute Erfahrungen. Integration durch Arbeit als Chance Auch um das Thema Integration von Zuwanderern kommt man beim Thema Lehre längst nicht mehr herum. Schließlich stellen Migranten bzw. bereits hier geborene Menschen fremdsprachiger Herkunft

Welche Schulen haben Lehrlinge besucht? Neue Mittelschule, Hauptschule: 14%

Landwirtschaftliche Fachschule: 12,9%

Polytechnische Schule: 34,3%

Berufsbildende Höhere Schule: 12,3%

Allgemeinbildende Höhere Schule: 11,6% Berufsbildende Mittlere Schule: 6,6%

Berufsschule: 3,7%

Sonstige Schulen: 1,6%

Schulische Vorbildung der Lehrlinge 2015

der zweiten oder gar dritten Generation immer größere Anteile der jeweiligen Alterskohorten. Migranten der ersten Generation mangelt es in aller Regel an Sprachkenntnissen, bei Migranten der zweiten und dritten Generation ist sehr oft der Schulerfolg unterdurchschnittlich,

Realschule: 3%

außerdem fehlt oft das Bewusstsein für den Wert einer beruflichen Ausbildung. Gezielte Integrationsprojekte sollen Abhilfe schaffen und die Motivation für den Berufseinstieg erhöhen. Angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels durch die geburtenschwächeren Jahrgänge muss das Potenzial an zukünftigen Fachkräften der Jugendlichen mit Migrationshintergrund besser genutzt werden. Denn immer öfter bietet die Mehrsprachigkeit von Arbeitnehmern einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. FAZIT JULI 2016 /// 55

Quelle: WKO Steiermark

Jahr für Jahr zeigen. Das duale System hat sich dabei als Erfolgsmodell bewährt.« Einen Mangel an Lehrstellen kann Talowski nicht erkennen: »Die Lehrstellen sind nicht das Problem – es gibt genug davon. Es gibt allerdings zu wenig junge Menschen, die sich dafür bewerben. Das hat zum einen mit der demografischen Entwicklung zu tun, andererseits mit der großen Konkurrenz durch die weiterführenden Schulen.« Allerdings ist für Talowski klar, dass die Kompetenzen vieler junger Schulabsolventen den Ansprüchen potenzieller Lehrherren in vielen Fällen nicht genügen.


Wirtschaft

Frauenpower ist gut für die Wirtschaft Das Selbstverständnis von aktiven Frauen in der Wirtschaft hat sich den vergangenen Jahrzehnten dramatisch gewandelt, weg von traditionellen Rollenbildern hin zu mehr Selbstständigkeit oder als selbstbewusste Führungskräfte. Nach wie vor erfordert aber die Doppelbelastung durch Beruf und Familie einen ständigen Spagat.

Adelheid Moretti: „Wir fordern Kinderbetreuungszeiten, die sich an die Arbeitsrealität anpassen.“

E

s ist ganz offensichtlich, dass Frauen als Entscheidungsträgerinnen und Impulsgeberinnen zunehmend entscheidende Faktoren für wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen bilden. Aber noch immer zieht es viele junge Frauen in die „typischen“ weiblichen Berufe, während sich nur wenige in den Technik-, Finanz- und Wirtschaftsbereich vorwagen und von diesen noch weniger in die jeweiligen Vorstandsetagen vordringen. Als eine Pionierin hat sich auf diesem Gebiet Angelika Kresch vom Auspuffhersteller Remus von Anfang 56 /// FAZIT JULI 2016

an bei aller Skepsis in ihrem Umfeld für mehr Frauen in der Technik stark gemacht, indem sie etwa bewusst Vertreterinnen typischer Frauenberufe für diese Aufgaben umschulen lassen konnte: „In meiner Anfangszeit waren Frauen in technischen Führungspositionen exotisch. Heute bin ich stolz auf jede weibliche Führungskraft in unserer Firma.“

Gemeinsam die Ziele erreichen Der Stärkung der weiblichen Rolle durch Netzwerke und Erfahrungsaustausch haben sich Organisationen wie „Frau in der Wirtschaft“ verschrieben, wie Landesvorsitzende Adelheid Moretti erklärt: „Netzwerke sind für Unternehmerinnen sehr wichtig, vor allem branchenübergreifend. Bei einem Unternehmerinnenkongress erhält man kompakte, rasch umsetzbare Informationen, aber auch der Erfahrungsaustausch ist wichtig.“ Pragmatisch sieht es Müllex-Geschäftsführerin Daniela Müller-Mezin: „Frauen-Netzwerke sind nichts anderes als die alten Boy-Clubs. Sie sind

merinnen in der WKO Graz über Marketing und Kundenverblüffung referiert. Neben dem fachlichen Inhalt steht das Netzwerken im Mittelpunkt.“

Foto: Fischer

Foto: Moretti

VON JOSEF SCHIFFER

Sabine Wendlinger-Slanina: „Wichtig ist es, sich Auszeiten zu gönnen und geliebte Hobbys weiter auszuüben.“ eine gute Plattform zum Austausch, zur Pflege sowie zum Aufbau von Kontakten. Gruppendynamik kann sehr inspirierend und motivierend sein. Es wäre auch eine gute Idee, dynamische Frauen mittels Elevator-Programm zu fördern.“ Das bestätigt auch Sabine Wendlinger-Slanina, Regionalstellenobfrau der WKO Graz: „Von Frau zu Frau spricht es sich leicht(er), und man erhält Tipps, Ideen, Zuspruch und Unterstützung, was einem weiterhilft. Kürzlich hat die bekannte Speakerin Daniela A. Ben Said vor 250 Unterneh-

Vereinbarkeit von Familie und Job Die Vereinbarkeit von Job und Familie ist eines der brennenden Themen für berufstätige Frauen, insbesondere für Selbstständige und Unternehmerinnen mit Kindern. Sie erwarten sich mehr Unterstützung seitens der Politik, wie Moretti betont: „Das Thema Vereinbarkeit von Job und Familie ist ein Thema, das alle Frauen angeht. Einige unserer Forderungen, wie die Erhöhung des Wochengeldes in der Mutterschutzzeit, aber auch Verbesserungen beim Kinderbetreuungsgeld wurden ja bereits umgesetzt. Weiters fordern wir eine flexible und leistbare Kinderbetreuung mit Zeiten, die sich an die Arbeitsrealität anpassen, und mehr Angebote im Sommer.“ Weiters fordert die Vertretung eine Erhöhung bei der steuerlichen Absetzbarkeit der Kinderbe-


Entgeltliche Einschaltung Wirtschaft

Sozialministeriumservice

treuungskosten, derzeit nur mit einem Betrag von lediglich 2.300 Euro jährlich pro Kind absetzbar. Wendlinger-Slanina rät: „Frauen, die eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, wollen auch meistens arbeiten – nicht zuletzt, um sich wirtschaftliche und finanzielle Unabhängigkeit zu bewahren. Wichtig ist, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren, sich Auszeiten zu gönnen und geliebte Hobbys weiter auszuüben. Für Unternehmerinnen mit wenigen oder keinen Mitarbeitern stellen sich oft besonders große Herausforderungen z. B. bei Krankheit oder Schwangerschaft ein. Hier kann die Betriebshilfe der WKO Steiermark ein wertvoller Ansprechpartner sein.“ Grundsätzlich zufrieden mit dem Angebot zeigt sich Müller-Mezin: „Wir sind nicht so schlecht aufgestellt, was nicht heißt, dass es kein Verbesserungspotenzial gibt. Wir brauchen mehr an qualitativ hochwertigen Betreuungseinrichtungen, die flexibel, aber auch leistbar sind. Speziell in den Sommermonaten, wo es oft nicht leicht ist, Kinder unterzubringen, besteht es Handlungsbedarf. Auch Unternehmen können sich mehr einbringen, indem sie betriebsinterne Kinderbetreuung errichten.“ Herausforderung Wiedereinstieg Einig sind sich die befragten Unternehmerinnen über die Qualitäten weiblicher Arbeitskräfte, wie Müller-Mezin betont: „Sie sind meist gut organisiert, gut strukturiert, haben soziales Verständnis, sind kontaktfreudig, widerstandsfähig, ganz einfach coole Wesen“, und ergänzt mit einem Augenzwin-

Foto: Fischer

Initiativen für Unternehmen

Daniela Müller-Mezin: „Es muss für beide Seiten passen – sonst lähmt es das Unternehmen und die Karriere.“ kern: „Was besonders Frauen in die Wirtschaftswelt einbringen können, sind Kinder, das können die Männer noch nicht.“ Moretti und Wendlinger-Slanina sehen als Stärken von Frauen deren besseres Einfühlungsvermögen, dass sie sich sehr gut organisieren und planen können. Zum erfolgreichen Wiedereinstieg ins Berufsleben erfordert es vor allem, sich über seine Wünsche im Klaren zu sein, betont Müller-Mezin: „Man muss frei sein im Kopf – und sich die Frage stellen, was will ich und wer bietet mir das, was ich will. Kinder und Beruf zu vereinen, ist eine organisatorische Hochleistung, aber durchaus machbar.“ Voraussetzung dafür ist, so Müller-Mezin, dass man einen Plan ausarbeitet, der für beide Seiten passt – „ansonsten lähmt das das Unternehmen und die Karriere.“ Aber auch Kritik an wieder ins Berufsleben zurückkehrenden Müttern bleibt nicht aus: „Es ist Unternehmen schwer zumutbar und kann einfach nicht sein, dass Mütter bis zum 7. Lebensjahr des Kindes aussuchen können, wann sie arbeiten wollen, was häufig den Nachmittag völlig ausschließt.“ FAZIT JULI 2016 /// 57

Mit den Angeboten des Netzwerks Berufliche Assistenz (NEBA) bietet das Sozialministeriumservice umfassende Beratungs- und Unterstützungsleistungen auch für Ihr Unternehmen. Im Jugendcoaching lernen Jugendliche ihre persönlichen Fähigkeiten kennen, finden ihre beruflichen Interessen heraus und erhalten Informationen über weitere Schulen oder Ausbildungsvarianten. Die Produktionsschule bietet Jugendlichen Trainingsmöglichkeiten, um sie für eine weitere Ausbildung fit zu machen. Unterstützung bei einer verlängerten Lehre oder Teilqualifizierung ermöglicht die Berufsbildungsassistenz. Sie ist Drehscheibe zwischen Betrieb, Berufsschule und den Auszubildenden. Die Arbeitsassistenz und das Jobcoaching unterstützt Menschen mit Behinderung und stehen auch Ihrem Unternehmen zur Verfügung. Weitere Infos und alle Anbieter/innen finden Sie auf www.neba.at

sozialministeriumservice.at

05 99 88 österreichweit


Jubiläum

ÖAAB: 10 Jahre Landesobmann Christopher Drexler Gesundheitslandesrat Christopher Drexler steht seit zehn Jahren an der Spitze des Steirischen ÖAAB. Unter seiner Obmannschaft konnte die VP-Arbeitnehmerorganisation wichtige soziale Erfolge erreichen; von der Umsetzung des Mindestlohns über die angestrebten Reformierungen des Kinderbetreuungsgeldes bis hin zur Einführung der Familienhospiz-Karenz.

Foto: Rothwangl

Christopher Drexler steht seit zehn Jahren an der Spitze des Steirischen ÖAAB und zieht Bilanz.

D

er Steirische ÖAAB wird nicht müde zu wiederholen, dass ein gerechtes Einkommen durch Arbeit selbstverständlich sein muss. Erst nach langjährigem Einsatz und dauerhaften politischen Druck des Steirischen ÖAAB wurde die Forderung eines Mindestlohns im Kollektivvertrag reichlich spät von der SPÖ übernommen und im Laufe des Jahres 2009 weitgehend verwirklicht. Es folgte die Forderung nach 1.300 Euro Mindestlohn, welche im Handel 2010 dann auch umgesetzt wurde. Kinderbetreuungsgeld Neu In der Steiermark konnten wir bereits im Jahre 2008 in drei 58 /// FAZIT JULI 2016

steirischen Modell-Kleinregionen, als Teil des WEISS GRÜNEN WEGes gemeinsam mit damals 1. LH-Stv. Hermann Schützenhöfer, den Gratis-Kindergarten einführen. Der steirische Landtag griff daraufhin diese Initiative der Steirischen Volkspartei auf und beschloss den flächendeckenden Gratis-Kindergarten für 3- bis 6-jährige Kinder. Anrechnung Kindererziehungszeiten in der Pension Die Anrechnung der Kindererziehungszeiten für die Pension war und ist eine wichtige Errungenschaft, vor allem für die Organisation der ÖAAB-Frauen – die mehr als hartnäckig

auch dafür gekämpft haben. Seit 1.1.2005 werden vier Jahre der Kindererziehung für die Pension angerechnet, bei Mehrlingen sind es sogar fünf Jahre.

unterzog die Mindestsicherung, gemeinsam mit dem Koalitionspartner, einer Novelle.

Steirischer ÖAAB standhaft: „Klares NEIN zur generellen Sonntagsöffnung“ Das Thema Sonntagsöffnung sorgte erst kürzlich wieder in Wien und Oberösterreich für heftige Diskussionen. ÖAAB-Landesobmann LR Mag. Christopher Drexler blieb standhaft auf seinem klaren Weg „zum Schutz der Familien“. Der gesamte ÖAAB hat sich erfolgreich gegen die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten zur Wehr gesetzt.

Viele Menschen – viele Erfolge Es versteht sich von selbst, dass diese positive Bilanz auf einer Vielzahl an Köpfen beruht. Der Steirische ÖAAB ist aufgrund seiner Vielseitigkeit der einzelnen Organisationen sowie seiner breitgefächerten Mitgliederstruktur direkt bei den Menschen vor Ort und löst Probleme exakt an der Wurzel des Entstehens. Der Steirische ÖAAB fühlt sich auch weiterhin den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in diesem Land verschuldet und verfolgt ehrlich, geradlinig und konsequent das Ziel „einer lebenswerten Arbeitswelt der Zukunft“.

Pendlerinitiative Die Steirische Pendlerinitiative wurde bereits vor 15 Jahren von AK-Vizepräsident Franz Gosch (ÖAAB-FCG) gegründet und ist mittlerweile österreichweit aktiv und vertritt insgesamt 1,8 Millionen Pendlerinnen und Pendler. Der ÖAAB und die FCG setzten mit dem Pendlereuro ab 2013 jährlich 150 Mio. Euro zusätzliche Mittel für unsere Pendlerinnen und Pendler durch.

Reformierung der Mindestsicherung Landesrat Mag. Christopher Drexler brachte nun die langjährige Forderung des Steirischen ÖAAB auf Schiene und

Familienhospiz-Karenz Die ÖVP ermöglicht mit dem Familienhospiz-Gesetz eine Pflegefreistellung für Berufstätige zur Sterbebegleitung naher Angehöriger oder Pflege schwerkranker Kinder. Seit 2014 besteht auch für Personen, die eine Familienhospizkarenz in Anspruch nehmen, ein Rechtsanspruch auf Pflegekarenzgeld. Dieses gebührt in derselben Höhe wie das Arbeitslosengeld (55 Prozent des täglichen Nettoeinkommens) zuzüglich allfälliger Kinderzuschläge.


Wirtschaft

Fotos: Fischer

Kämpft für die Beibehaltung des Bargelds: der deutsche Finanzexperte Max Otte.

Bar jeder Vernunft? Das Bargeld ist in akuter Gefahr. So lautet die These des Wirtschaftsprofessors Max Otte. Die Wirtschaftskammersparten Gewerbe und Handwerk sowie Handel wollten es genauer wissen und luden den renommierten Finanzexperten zu einem gut besuchten Vortrag in die Steinhalle in Lannach.

B

argeld = Freiheit“. Mit dieser einfachen Gleichung bringt Max Otte das Thema auf den Punkt. Aktuell werde ein „Krieg gegen das Bargeld“, ein „War on Cash“, geführt, mit dem Ziel, Scheine und Münzen so weit es geht aus dem Zahlungsverkehr zurückzudrängen und durch bloße Finanztransaktionen zu ersetzen. Kein großes Thema für die Finanzwirtschaft, kein Problem für die Industrie, aber eine handfeste Bedrohung für kleinere und mittlere Gewerbe- und Handwerksbetriebe und natürlich auch für den stationären Handel, wo nach wie vor 80 Prozent der Zahlungen in bar über die Bühne gehen. „Es geht also auch darum, ein Bewusstsein für die Bedeutung von Bargeld zu schaffen. Viele sind sich dieser Bedeutung gar nicht bewusst. Und gerade wir als Wirtschaftstreibende habe eine besondere Verantwortung und wir sind aufgerufen, bei diesem Thema ganz besonders hellhörig und kritisch zu sein“, so Hermann Talowski, Initiator der Veranstaltung und Obmann der Sparte Gewerbe und Hand-

werk in der Wirtschaftskammer Steiermark.

Rechtsgut Bargeld Grund genug also, den steirischen Betrieben Informationen aus erster Hand zu liefern, und zwar von keinem Geringeren als Max Otte, profilierter Finanzmarktexperte mit zahlreichen Professuren (auch in Graz) und Bestsellerautor: Otte, der unter anderem beim früheren US-Notenbankchef Ben Bernanke in Amerika studiert hat, war es, der die Finanzkrise 2008 genau vorausgesagt hat. Seine Stimme wird gehört und zwar auf internationaler Ebene. 2016 hat er sich wieder zu einem brisanten Thema zu Wort gemeldet: In seiner kleinen, knapp 50 Seiten umfassenden Schrift „Rettet das Bargeld“ warnt Otte davor, das Bargeld aus dem Wirtschaftsalltag verschwinden zu lassen. Das sei lediglich im Interesse von Banken, Anbietern von Zahlungssystemen sowie e-Commerce- und Social-Media-Unternehmen. „Bargeld ist aber“, so Otto, „ein öffentliches Rechtsgut und ein

Das Präsidium der Sparte Gewerbe und Handwerk mit Max Otte (2. v. l.): Johann Hackl, Hermann Talowski, Erich Schoklitsch gesetzliches Zahlungsmittel, das sicher und billig ist.“ Bargeldlose Zukunft? „Wir sind mitten drinnen in der Abschaffung des Bargelds“, meint Otte. Und er wird nicht müde, vor den wirtschaftlichen und vor allem gesellschaftlichen Konsequenzen zu warnen. „Eine bargeldlose Wirtschaft macht uns zu Geiseln der Banken. Das ganze Leben wird darüber hinaus durchsichtig. Die Konsumgewohnheiten wandern in extrem leistungsfähige Datenbanken und die Profile der Nutzerinnen und Nutzer werden zum Eigentum von Konzernen. Profile und damit die Menschen selbst werden

zur Ware.“ Dass das Bargeld komplett abgeschafft wird, glaubt aber auch Otte nicht. Es sei aber schon schlimm genug, wenn es Bezahl- und Abhebeobergrenzen gebe. Wer sich aktiv an der Beibehaltung des Bargelds beteiligen möchte, dem rät Otte einfach, so oft wie möglich mit Bargeld zu bezahlen: an der Tankstelle, im Restaurant, beim Einkaufen etc. Auch ein bisschen Bargeld zu Hause könne nicht schaden. Denn was ein plötzlicher Run auf die Banken auslösen könne, hat sich am Beispiel Griechenland gezeigt. Dort kann man nur mehr 60 Euro pro Tag beheben. Um etwa 50.000 Euro zusammenzuhaben, braucht man also mehr als zwei Jahre … FAZIT JULI 2016 /// 59


Anzeige Foto: Spar

DIE STADT MEINES LEBENS

15 J S e r M ‍ ה‏ Haya Molcho (Veggie by NENI) und Christoph Holzer (GF SPAR Steiermark) beim Foodtruck

Veggie-Foodtruck bringt Orientflair nach Graz Fßr die vegetarische Eigenmarke und Lifestyle-Brand Spar Veggie liefert Familie Molcho rund 20 trendige orientalische und vegetarische Rezepturen. Am 15. Juni präsentierte Spar die Highlights der NeniProduktpalette erstmals in Graz.

D

Foto: LUPI SPUMA | achtzigzehn | Bezahlte Anzeige

MENSCHENRECHTSSTADT SIND WIR ALLE Als erste Stadt Europas verpflichtete sich unsere Stadt dazu, die Einhaltung der Menschenrechte bei allen Entscheidungen auf kommunaler Ebene zu berĂźcksichtigen. Das ist mit ein Grund, warum unsere Stadt so lebenswert ist.

www.graz.at

ie SpitzenkĂśchin Haya Molcho persĂśnlich brachte mit frisch zubereiteten vegetarischen und veganen Leckerbissen orientalisches Flair an die Karl-Franzens-Universität. In entspannter Atmosphäre bereitete sie KĂśstlichkeiten vor Ort zu: Pitabrot gefĂźllt mit Tomaten-Basilikum-Dip, mit gegrillter Melanzani oder mit Rucola-Salat und Tomate. Dazu gab’s noch Falafel auf dem SpieĂ&#x; mit dreierlei Dip sowie Spar Veggie Mandel-Shakes und das neue Hafer-Eis. Der Andrang vor dem Doppeldecker-Foodtruck war groĂ&#x;, denn die Speisen durften natĂźrlich gleich gratis verkostet werden.

Familienspirit, Lebensfreude und Balagan pur „Spar hat den Trend hin zur bewussten und vegetarischen Ernährung bereits sehr frĂźh erkannt. Mit „Spar Veggie by NENI“ gehen wir neue Wege und bieten Flexitariern, echten Vegetariern sowie auch 60 /// FAZIT JULI 2016

Veganern ein noch umfangreicheres Sortiment. Beim Foodtruck kĂśnnen sich alle selbst ein Bild von den kĂśstlichen Produkten machen“, so Spar-Steiermark-GF Christoph Holzer. Als „Balagan“, der hebräische Begriff fĂźr liebevolles Chaos, beschreibt Haya Molcho die respekt- und liebevolle Zusammenarbeit innerhalb des Teams. „Darum auch der Name NENI – das sind die Anfangsbuchstaben meiner vier SĂśhne Nuriel, Elior, Nadiv und Ilan“, erzählt sie. Gerade dieser Familienspirit ist es, den sie und das familiengefĂźhrte Handelsunternehmen Spar gemeinsam haben und der die Zusammenarbeit so besonders macht. „Meine SĂśhne und ich freuen uns sehr Ăźber die Kooperation mit Spar. Gemeinsam gehen wir innovative Wege, bringen so das orientalische LebensgefĂźhl zu den Konsumenten nach Hause und machen als kulinarische Trendsetter Lust auf die orientalische KĂźche.“


Anzeige Fotos: MP Group / Gerald M. Liebmininger

Wirtschaft

Das Erdgeschoß des MP09 bietet mit seinem offenen Innenhof eine tolle Location für alle Anlässe.

D

as markante Äußere des im Jahr 2009 errichteten Gebäudes – daher kurz MP09, das im Volksmund auch als „Schwarzer Panther“ bekannt ist, zieht die Gäste bereits von außen in seinen Bann. In seiner architektonischen Einzigartigkeit erfüllt das Gebäude als multidimensionale Event-Location jegliche Ansprüche an Raumkomfort, Technik und Service. Die Räumlichkeiten sind für Events aller Art geeignet, erklärt Enrico Battaglia, der Event-Manager des MP09. Er ist bereits seit rund zehn Jahren in diesem Bereich professionell unterwegs, davon mehrere Jahre in Wien. Der Reiz daran für ihn? „Jede Veranstaltung hat ihre Besonderheiten und die Wünsche der Gäste sind individuell. Die Abwechslung macht die Spannung aus.“ Was für ihn einen gelungenen Event ausmacht, beantwortet er so: „Events schaffen Emotionen, egal um welchen Anlass es sich handelt. Ein gelungenes Event ist für mich, wenn unsere Gäste mit einem Lächeln auf den Lippen unser MP09 verlassen.“ Die Räume werden nicht

nur für firmeninterne Veranstaltungen genutzt, sondern stehen auch Kunden von außen offen. Die Vorzüge des MP09 liegen auf der Hand: Schon die exzellente verkehrstechnische Lage im Süden von Graz trägt zur Attraktivität als Eventlocation entscheidend bei – an der Liebenauer Tangente zwischen Murpark und Fußballstadion gelegen, klappt die Anreise aus nah und fern sowohl per Pkw als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln reibungslos. Parkmöglichkeiten bietet die im Gebäude integrierte Tiefgarage wie auch zahlreiche Stellplätze im Freien. Ein Ort für viele Anlässe Ein Blick ins modern und großzügig gestaltete „Innere“ offenbart viel Raum für besondere Anlässe in allen Dimensionen. Das variabel buchbare Angebot an Räumlichkeiten ermöglicht eine hohe Flexibilität je nach individuellem Bedarf sowohl für Firmen als auch private Zwecke, führt Enrico Battaglia zum Angebot des MP09 aus. Neben der frei gestaltbaren Bestuhlung lässt die moderne

Die charakteristische Erscheinung des Michael Pachleitner Firmen-Headquarters an der südlichen Einfahrt von Graz setzt nicht nur ein architektonisches Statement, sondern bietet mit seinem vielfältigen Angebot auch ein Veranstaltungscenter der besonderen Art. technische bzw. audiovisuelle Ausstattung keine Wünsche offen, unter anderem ein das Erdgeschoß umfassendes Audiosystem, Beamer und Leinwand sowie zwei 57-ZollLCD-Displays, die individuell bespielt werden können. Damit eignet sich die Location auch bestens für Kongresse und Tagungen, die bereits von namhaften Organisationen und Unternehmen regelmäßig genutzt wird. Besonders schätzen die Kunden, so Battaglia, „dass sein gesamtes Team perfekt zusammenarbeitet und flexible Lösungen bis hin zum ‚Full-Service‘ bietet – von speziell zugeschnittenem Catering bis hin zu Organisation von Technik.“

Kulinarische Begleitung auf Haubenniveau Die Bandbreite erstreckt sich je nach Bedarf von Seminaren im kleinen Kreis über Präsentationen und Vorführungen bis hin zu fulminanten Festen mit bis zu 300 Gästen, ob Firmen- und Weihnachtsfeiern, Hochzeiten und Geburtstage, – die variabel nutzbaren Räumlichkeiten bieten die ideale Umgebung für

Enrico Battaglia, der EventManager des MP09, kann trotz junger Jahre auf reiche Erfahrung in seinem Feld verweisen. jede Art und Größe von Veranstaltung. Je nach Bedarf können das großzügige Foyer, der Empfangsbereich sowie Terrasse, Bar mit Chill-out Lounge und Café wahlweise gemietet werden. Das Restaurant nullneun sorgt mit Spitzengastronomie auf Haubenniveau für die jeweils passende kulinarische Begleitung auf höchstem Qualitätsniveau, von Fingerfood zwischendurch über frei planbare Buffets bis hin zu mehrgängigen Galadinners.

nullneun.at FAZIT JULI 2016 /// 61


Mit neuer Kraft für unser Land jetzt voll durchstarten „Mit neuer Kraft für unsere Steiermark jetzt voll durchstarten“ – dieses Motto geben Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer und SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz anlässlich der Wahl von Anton Lang zum neuen Landesrat für Verkehr, Umwelt und Erneuerbare Energien, Sport und Tierschutz als Motto aus.

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nton Lang ist ein hemdsärmeliger, erfahrener Politiker, der Probleme gerade anspricht und im Sinn der Menschen löst, der zum Sport motiviert, für attraktive Verkehrsverbindungen sorgt und den Klimaschutz in den Mittelpunkt stellt – eine wertvolle Ergänzung für unser Regierungsteam, das mit voller Kraft im Sinne der Mitmenschen arbeitet“, streut LHStv. Michael Schickhofer dem Neo-Landesrat Blumen – und bedankt sich auch bei dessen Vorgänger Jörg Leichtfried, der bekanntlich als Verkehrsminister in die Bundesregierung wechselte. Ins selbe Horn stößt auch SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz, der sich bei Lang für dessen langjährige Arbeit als Abgeordneter – zuletzt als SPÖ-Finanz- und Sicherheits-

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sprecher – bedankt und ihm in seiner neuen Funktion alles Gute wünscht: „Vor allem die Achse zu Jörg Leichtfried nach Wien wird für die Steiermark kein Schaden sein.“ Neo-Landesrat Lang selbst meint: „Ich freue mich auf diese große Herausforderung in einem Mega-Ressort. Gemeinsam mit meinem professionellen Büro-Team und den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den zuständigen Landesabteilungen werden wir die großen Herausforderungen mit vollem Elan in Angriff nehmen und bestmöglich meistern.“

Wer schon immer einmal Franz Schubert im Orient und Okzident treffen, mit Wolfgang Amadeus Mozart nach Rom reisen und Giuseppe Verdis Don Carlos in Spanien besuchen wollte, hatte am 21. Juni beim diesjährigen „Stimmengenuss statt Steuerverdruss“ der Hofer Leitinger Steuerberatung GmbH die Gelegenheit dazu. Das Steuerberatungsunternehmen entführte seine Gäste ins Palais Meran. Die Gesangsstudierenden von Ulf Bästlein bezauberten das Publikum mit beliebten Liedern und Arien. Die musikalische Reise endete im Park des Palais Meran, wo auf die Gäste das Weingut Rossman mit prämierten Weinen wartete. Für das leibliche Wohl sorgte die Buschenschank Bauer-Prall.

AVbaby: 3 Studios unter einem Dach

Graz ist seit 20. Mai um eine kreativen Produktionsort reicher: Das Film- und Tonstudio AVbaby in der Grazer Puchstraße ermöglicht sämtliche Produktionen rund um das Medium Film, vom Werbefilm über Musikvideo bis hin zu Mehrraumproduktionen im Filmstudio. Ausgestattet mit einem befahrbaren Greenscreen-Studio, einem Tonstudio mit akustisch optimierter Raumgeometrie sowie einem Colorgrading-Studio bietet man auf 265 m2 alles aus einer Hand. „Damit hat die Steiermark endlich wieder ein Filmstudio, das technisch bestens ausgestattet ist und als Katalysator für die kreative Szene fungiert“, so die drei Gründer von AVbaby, Stefan Schmid, Edgar Bültemeyer und Stefan Bauer.

AK fordert Schaffung von Arbeitsplätzen

Eine radikale Trendwende am Arbeitsmarkt forderte Präsident Rudi Kaske am 23. Juni in der AK-Vollversammlung. Bis 2020 sollen 100.000 Menschen wieder in die Arbeitswelt finden. Dazu brauche es ein Investitionsprogramm, um Beschäftigung zu schaffen. Er will die Spielräume im Arbeitsmarkt ausnutzen, wie intelligente Formen der Arbeitszeitverkürzung. „Der Ausbau der Freizeitoption in den Kollektivverträgen und die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche ergeben ein Plus von 30.000 Vollzeitstellen“, rechnet Kaske vor. Auch AK-Präsident Josef Pesserl schlägt in dieselbe Kerbe: „Angriffe auf die Sozialpartnerschaft und die Vertretung der Beschäftigten lassen wir uns nicht gefallen.“

Junger russisch-steirischer Wind in der Region

Das russische Nachwuchsorchester „Junge Klassika“, Kaderschmiede für das mehrfach in der Steiermark gastierende Kammerorchester „Klassika“, ist erstmals in der Grünen Mark zu Gast und tritt gemeinsam mit dem Jugendorchester Stattegg und der Singschul‘ der Oper Graz am 30. Juni sowie am 2. und 3. Juli 2016 in der Region Graz auf. Das Orchester „Junge Klassika“wird von Adik Abdurachmanov geleitet. Am Programm stehen Werke von A. Vivaldi, J. Strauß Sohn, P.I. Tschaikowsky und L. Anderson, aber auch Eigenkompositionen. Sie wurden im Rahmen dieses richtungsweisenden grenzüberschreitenden Projektes zum Teil im Vorfeld einstudiert und zum Teil gemeinsam erarbeitet. Infos: www.araca.at

Fotos: Werner Kmetitsch, hoferleitinger, Peter Brandstätter, Foto Fischer, Neuroth, Energie Steiermark

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Neue Kraft für die Steiermark: LH-Stv. Michael Schickhofer (Mitte) und SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz (rechts) mit dem neuen Landesrat Anton Lang.

Stimmengenuss statt Steuerverdruss


Kurz & News

WKO Graz on Tour Über 100 Betriebe waren es heuer schon, die im Rahmen einer Kontaktoffensive von der WKO Regionalstelle Graz besucht wurden. Regionalstellenobfrau Sabine Wendlinger-Slanina: „Was die wirtschaftliche Lage betrifft, gibt es zwar kein einheitliches Bild, insgesamt kann man es aber schon als verhalten positiv zusammenfassen. Mir bereitet aber Sorgen, dass der Frust über die vielen Reglementierungen, Normen, Kontrollen und sonstigen Hindernisse immer öfter dazu führt, dass selbst wirtschaftlich gutgehende Unternehmen manchmal die Freude an der Selbstständigkeit verlieren“. Sie fordert, die Wertschätzung für das Unternehmertum zu stärken und Hürden der Bürokratie abzubauen.

Brille und Brot gemeinsam in Szene gesetzt Zwei Grazer Traditionsunternehmen, ein gemeinsamer Look: Optik Neuroth präsentierte am Schlossberg ihr erstes Lookbook mit Brillen-Models von nebenan – Mitarbeitern der Traditionsbäckerei Martin Auer. Auch zahlreiche Prominenz aus der Grazer Wirtschaft warf in der SkyBar einen ersten Blick darauf. „Wir wollen Trends aus einem anderen Blickwinkel betrachten und die Besonderheit jeder Brille auf besondere Art hervorheben. Unser Lookbook soll beweisen, dass es für jeden die perfekte Brille gibt“, sagt Pierre Furman, der den Neuroth-Optik-Store leitet. Ab sofort soll jedes Jahr ein anderes lokales Unternehmen Hobby-Models für das Neuroth-Lookbook zur Verfügung stellen.

Steuerungs-Zentrale für Strom- und Gasnetz eröffnet

Von den Energienetzen Steiermark – einer Tochter der Energie Steiermark – wurden fünf Mio. Euro in die Errichtung einer neuen ‚Zentralen Netzleitwarte‘ in Graz investiert. Sie wurde von LH-Stv. Michael Schickhofer, dem Eigentümervertreter des Landesenergieunternehmens, am 20. Mai offiziell eröffnet. Die Anlage ist nach einer Bauzeit von eineinhalb Jahren das High-Tech-Herz der steirischen Energieversorgung und täglich 24 Stunden im Einsatz. Bis dato gab es zwei getrennte Warten an den Standorten Graz (Strom) und Bruck (Gas). „Erstmals können mit dem europaweit modernsten Equipment das Störungsmanagement zentral steuern“, erklärt Energie Steiermark Vorstandssprecher Christian Purrer.

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22 /// FAZIT JÄNNER 2014

64 /// FAZIT JULI 2016

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Eine vor kurzem präsentierte TU-Graz-Studie hat das Ausmaß von Lohn- und Sozialdumping in der heimischen Baubranche erfasst: Christian Hofstadler, TU Graz, Bau-LIM Alexander Pongratz und der Vors. der Bau-Holz Gewerkschaft, NR Josef Muchitsch. (v.l.)

Studie belegt Sozialdumping ausländischer Baukonkurrenz Seit Jahren bereitet der heimischen Bauwirtschaft das Lohndumping durch Unternehmen aus dem Ausland Kopfzerbrechen. Eine Studie der TU Graz hat das genaue Ausmaß erhoben und die Sozialpartner fordern wirksamere Maßnahmen dagegen. VON JOSEF SCHIFFER

W

issenschaftler der TU Graz haben unter Leitung von Christian Hofstadler, Vorstand des Instituts für Baubetrieb und Bauwirtschaft, erstmals in einer Studie das volle Ausmaß von Lohn- und Sozialdumping durch sogenannte Entsendebetriebe aus dem Ausland auf die heimische Baubranche erfasst. Hofstadler warnt vor negativen Folgen: „Die Auswirkungen der illegalen Praxis des Lohn- und Sozialdumpings in der Bauwirtschaft betreffen die gesamte Gesellschaft. Die Arbeitslosigkeit steigt und damit die Sozialaufwendungen, Kaufkraft geht verloren, das Know-how legal arbeitender Unternehmen wird durch fehlende Aufträge reduziert.“ Die volkswirtschaftlichen Negativeffekte durch diese Wettbewerbsverzerrung , die zur Gefährdung der Existenz unserer Bauunternehmen führt, belaufen sich allein im Hochbau auf 220 Mio. Euro im Jahr. Preisunterschiede nicht legal erklärbar Bau-Innungsmeister Alexander Pongratz und der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz, Josef Muchitsch, fordern „eine rote Karte“ gegen diese Praktiken. Muchitsch, betont: „Die Studie bestätigt ganz klar, dass ein ungleicher Wettbewerb stattfindet. Grund dafür sind die geringe-

ren Lohnnebenkosten in den Nachbarstaaten.“ Die großen Preisunterschiede sind vor allem bei Angeboten von Entsendebetrieben aus dem Ausland festzustellen, vor allem seit der Arbeitsmarktöffnung 2011. Würden sie alle gesetzlichen Vorgaben einhalten, wäre ein Preisunterschied von 10 Prozent gegenüber heimischen Betrieben erklärbar. In der Praxis sind aber 20 bis 30 Prozent Preisdifferenz feststellbar, in manchen Fällen bis zu 50 Prozent. Pongratz erklärt dazu: „Die Studie zeigt, dass z. B. in Rumänien die Mittellohnkosten pro Stunde 3,15 Euro betragen. Im Vergleich dazu liegt der österreichische Mittellohn bei 32 Euro. Das ist in etwa das Zehnfache. Rund 70 Prozent der ausländischen Firmen, die bei uns arbeiten, stehen unter dem Verdacht auf Lohn- und Sozialdumping.“ Bei der Anmeldung ab dem ersten Tag würde die Haftung jedoch schlagend werden. Maßnahmenpaket gegen Wettbewerbsverzerrung Deshalb fordern Pongratz und Muchitsch nach schwedischem Vorbild die „Bauarbeitercard“. Sie soll den digitalen Zugang zu allen Daten, wie Arbeitsberechtigungen oder Sozialversicherung, erlauben. Damit würde die „Zettelwirtschaft“ eingedämmt und Kontrollen könnten effizient

und rasch durchgeführt werden. Weitere geforderte Maßnahmen bestehen in verschärften SOKO-Bau-Kontrollen. In 70 Prozent aller Kontrollen von ausländischen Firmen wird Lohn- und Sozialdumping festgestellt. Dafür braucht es die personelle Aufstockung der Kontrollorgane, um dichtere Überprüfung der ausländischen Firmen, vor allem auch an Wochenenden, zu ermöglichen, ebenso die bessere Vernetzung der Kontrollkompetenzen der Behörden. Ein weiterer Punkt betrifft die Anmeldung ab dem ersten Arbeitstag, damit sichergestellt ist, dass Dienstnehmer überhaupt versichert sind. Derzeit ist es nicht möglich, zu kontrollieren, ob der Dienstnehmer im Heimatland überhaupt versichert ist.

Auftraggeberhaftung und Bundesvergabegesetz Ergänzend wird empfohlen, die Auftraggeberhaftung über die Anmeldung ab dem ersten Arbeitstag für Entsendebetriebe auszubauen: Derzeit können zwar schon 25 Prozent des Werklohns eines ausländischen Subunternehmers haftungsbefreiend an das GKK-Dienstleistungszentrum abgeführt und von diesem zurückgefordert werden, was jedoch in der Praxis selten erfolgt, da die Auftraggeberhaftung (AGH) bei ausländischen Unternehmen derzeit nur gering ist. Ein Vorschlag betrifft das Bundesvergabegesetz, dort sollten Eignungskriterien wie Bonität sowie Nachweis eines Mindestumsatzes im Verhältnis zum Auftragswert vorgeschrieben werden. Damit würde eine Anbotlegung für Firmen, die illegal und unseriös arbeiten, wesentlich erschwert werden. FAZIT JULI 2016 /// 65


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Generali präsentiert sich mit neuer Website

Die Generali Group hat ihren Internetauftritt völlig neu gestaltet. Die Website orientiert sich an den Bedürfnissen der Nutzer und präsentiert sich moderner, intuitiver und übersichtlicher.

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as Ziel des Relaunch war, ein einheitliches Erscheinungsbild aller digitalen Kanäle, vor allem Smartphones oder Tablets, zu etablieren und den Wünschen der Kunden bzw. User „smart und simple“ Rechnung zu tragen. Der Fokus des Website-Relaunch wurde auf Struktur, Inhalte und User Experience gelegt. Alle Inhalte wurden für das Web aufbereitet und in ein-

facher, verständlicher Sprache verfasst. Mit einer neuen großzügigen Bildwelt, die den Menschen in den Mittelpunkt rückt, setzt die Generali auf eine emotionale Präsentation von Marke und Produkten. Verbesserte Kundenerfahrung im Fokus „Die Digitalisierung verändert das Verhalten und die Erwartungen der Konsumenten an

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den Versicherer. Der elektronischen Kommunikation und den sozialen Medien kommt dabei eine immer größere Bedeutung zu. Der Kunde will sich online umfassend informieren, aber auf persönliche Beratung keinesfalls verzichten. Mit dem Relaunch positionieren wir uns im digitalen Umfeld so, wie es unserer strategischen Ausrichtung einer verbesserten Kundenerfahrung entspricht“, freut sich Arno Schuchter, Vorstand für Vertrieb-Marketing der Generali Versicherung AG, über den neuen Auftritt.

Neue Medien und Nutzungsformen Auch das geänderte Mediennutzungsverhalten der Kunden war ein zentrales Thema des Relaunch. Ein responsives Design stellt sicher, dass User unabhängig vom eingesetzten Endgerät eine optimale Darstellung der Inhalte erhalten. Für Smartphones oder Tablets ist somit eine optimale Benutzbarkeit gegeben. Die Website ist auf dem neuesten Stand der Technik und kann auch von Personen mit Beeinträchtigungen bedient werden. Die Inhalte sind für Screenreader ausgelegt, Kontrast sowie Schriftgröße können vom User individuell bestimmt werden.

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FAZIT JULI 2016 31.05.16 /// 67 09:30


68 /// Fazit Juli 2016


Fazitportrait Von Volker SchĂśgler mit Fotos von Marija Kanizaj

Mekka der GewĂźrze


Fazitportrait

Auf der Suche nach mehr Abwechslung machte Manfred van den Berg

seine Leidenschaft zum Beruf und versorgt seither Graz und seine Onlinegemeinde

mit hunderten verschiedenen Gewürzen und regionalen Spezialitäten.

Was man aus einer Bank alles machen kann, was Tonka ist und

warum die Geschmacksmanufaktur so gut in die Annenstraße passt, davon handelt diese scharfe Geschichte.

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nnenstraße. Ach, Annenstraße, wärst du ein Mensch, wäre die Sache letal ausgegangen. So aber kämpfst du dich durch den Prozess der Wiederauferstehung, und das ist gut so. Und wäre ich ein Musiker, so würde ich dir ein Lied schreiben; das handelte von deiner einstigen Pracht als Hauptgeschäftsstraße der Stadt und deiner Sogwirkung, die einen Herrn Kastner – oder war es der Herr Öhler? – vom Hauptbahnhof bis ins nahe Zentrum führte, um dort spontan ein Großkaufhaus zu gründen, es handelte von deinen Stars und deinen Groupies unter den Mietern, deinem Altern, deinem Niedergang, deiner Wiedergeburt. Ich sänge von Refugees und Eingeborenen, die mit der wandlerischen Sicherheit von Nomaden brachliegende Weideplätze neu beleben und wie das auch die alten Äcker zu neuer Blüte brächte.

Clever, easy und trendy Van den Berg ist so ein Beispiel. Der stylische Laden auf halbem Weg zwischen Roseggerhaus und Annenhofkino hat sich nach kurzer Zwischenstation ein paar Häuser davor in wenigen Jahren als erste Adresse für hochwertige Gewürze etabliert. Manfred van den Berg, dessen Name von einem holländischen Großvater herrührt: »Nachdem wir im Herbst 2012 angefangen haben, hat sich das Weihnachtsgeschäft dermaßen gut entwickelt, dass wir in das größere Geschäftslokal gesiedelt sind.« Dabei handelt es sich um jene 180 Quadratmeter, die zuvor von der Steiermärkischen Bank bespielt wurden. Ein ziemlicher Sprung für einen Einzelkämpfer, der 2010 von zu Hause aus mit dem Onlinehandel von Gewürzen begonnen hat. Heute sorgen drei Mitarbeiter dafür, dass der Laden läuft. Denn van den Berg, kurz VDB, ist nicht immer da. Hauptberuflich ist der 40-jährige Hak-Absolvent eigentlich für Patientenmanagement und Rezeptionsleitung in den beiden Grazer Krankenhäusern der Barmherzigen Brüder zuständig. Eigentlich, denn er konnte seinen Job auf 50 Prozent reduzieren und durch die Zwölfstundendienste verfügt er über entsprechend viel Freizeit, die ihm für sein Geschäft zur Verfügung steht. Das ist so clever, easy und trendy, sprich am Puls der Zeit, wie der ganze Laden. Der Großteil der auf Reduktion basierenden Einrichtung besteht aus einer Art gestylter Obststeigen, die mit der Öffnung nach vorne beliebig stapelbar sind und somit als Regale dienen, die noch dazu angemietet werden können. So kommt hier ein sehr variables Angebot zustande, das sich vorwiegend aus regionalen Spezialitäten mit Ausreißern bis nach Griechenland (Olivenöl) zusammensetzt. 70 /// FAZIT JULI 2016

Corporate Design Schlicht und kühl ist auch das Design für die Präsentation der Hauptdarsteller der Geschmacksmanufaktur VDB: Die Gewürze lagern geschützt in eckigen, einheitlich gleich großen Weißblechdosen, die wie silbrig glänzende Aktenordner aussehen, versehen mit einheitlich schwarzen Etiketten mit VDB-Logo und einheitlicher Kunstschrift auf einem riesigen Regal aus Metall und jenem wiederverwertet anmutenden Holz, aus dem auch das kleine Tischchen davor ist – nur grob abgeschliffen, mit Lackresten und lässig unperfekt. Zusammen mit den gestreiften Sitzbezügen der zwei Sesselsofas ein anmutiger Kontrapunkt zum perfekten Corporate Design. Das es in seiner Geradlinigkeit auch erlaubt, ein üppig geschnitztes, wunderbar altmodisches, abgelaugtes Pultmöbel neben einem glatten schwarzen Tresen stehen zu haben. Das feine Gespür von Manfred van den Berg zeigt sich auch auf der von ihm selbstgemachten VDB-Homepage, die eine darauf spezialisierte Werbeagentur nicht besser hätte hinkriegen können. Online ist in Der Zug zu technischen Machbarkeiten, die selbstverständliche Einbeziehung der digitalen Realität schlägt sich stark im Geschäftskonzept nieder: Alles kann über den eigenen Onlineshop geordert werden, sogenannte Gewürzabos eignen sich besonders als Geschenkidee. Sechs oder zwölf Monate lang erhält man dabei monatlich zwei Gewürze oder Gewürzmischungen. Zu den erwähnten regionalen Spezialitäten gehören etwa Kernöl aus Kalsdorf, Magmalade (Pfefferonimarmelade) aus dem Vulkanland, Apfelwein, verschiedene Essigsorten oder Liköre (einer ist von VDB selbst gemacht und heißt Limoncello). In den ehemaligen Tresorräumen im Keller hat VDB zwei Untermieter, deren Produkte ebenfalls im Laden vertrieben werden: Die Marmelademacherin Andrea Possaner und die Pralinenproduzentin Bettina Eckhard sorgen für süße wie bunte Farbtupfer im Angebotsreigen. VDB vermarktet neben zwei fremden auch einen selbst kreierten Gin. »Vor etwa zwei Jahren ist vor allem im Großhandel die Nachfrage nach Wacholderbeeren sprunghaft gestiegen, weil ein Trend zu Gin eingesetzt hat.« Ein fahrender Zug, auf den er gern aufgesprungen ist. »Gin ist ein schnelles Produkt und in zwei Monaten fertig. Er besteht aus 80-prozentigem neutralen Alkohol, meist aus Korn, einer Gewürzmischung und dem Destillationsvorgang.« Sein Gin hat 44 Prozent und die Gewürzmischung ist selbstge-


Fazitportrait macht, alles easy für VDB – auch das dazugehörende Hintergrundwissen. Wer schon immer wissen wollte, wie Gin Tonic entstanden ist – hier die VDB-Story: Die englischen Kolonialisten in Indien litten nicht nur unter der Malaria, sondern auch unter der Medizin gegen diese Krankheit, dem Chinin aus der Chinarinde. Das schmeckte so scheußlich, dass sie das in Sodawasser gelöste Chinin mit Gin mischten – Gin Tonic ward erfunden.

Zimt ist nicht gleich Zimt Womit wir endlich beim eigentlichen Kernthema sind: Gewürze und Gewürzmischungen, VDBs Leidenschaft. Und deshalb weiß er darüber auch Bescheid wie kaum ein anderer – und gibt gern Auskunft. Grundsätzlich geht es bei Gewürzen ums Ausprobieren, das kann einem niemand abnehmen. Aber Motivation und Mut dazu kann man vielleicht aus einer kleinen Reise durch die Welt der Gewürze bekommen. Aber wo beginnen? Salz? Naja, salzig ist ohnehin eine von fünf Geschmacksempfindungen (inklusive umami). Reiseleiter VDB: »Außerdem ist Salz kein Gewürz, sondern ein anorganischer Stoff. Und braucht seit 2014 kein Haltbarkeitsdatum mehr.« Soviel zum Lebensmittelkodex (strenge Kammer). Pfeffer? Gutes Beispiel, denn für Schärfe gibt es keine Geschmacksknospen. Was schmecken wir dann bei Pfeffer? Stopp, Pfeffer ist leider VDBs Lieblingsthema, das kann dauern, daher später mehr. Was ist mit dem teuersten Gewürz? Safran, vom Krokus (nicht vom heimischen). Wenn er billig im Basar angeboten wird, ist es Saflor von der Färberdistel – färbt auch gelb, schmeckt aber nach nichts. Zimt? Der unechte Zimt heißt Cassia, riecht intensiv, während der echte Zimt Ceylon heißt und wesentlich feiner ist. (Ich hätte ihn als Ceylon kaum erkannt.) Cassia enthält viel Cumarin, das gesundheitsschädigend ist, und wird leider oft mit Ceylon verschnitten. Dazu passen die Tonkabohnen: Samen des Tonkabaumes haben einen süßlichen, der Vanille ähnlichen Geschmack und werden deshalb als Vanilleersatz verwendet. Als Gewürz werden sie sehr sparsam in Desserts verwendet, die häufig auf Mohn oder Kokos basieren. Daneben benutzt man sie in Keksen und Kuchen. Sie sind sehr hart und werden am besten mit einer Muskatreibe abgerieben. Für Desserts auf Sahne- oder Milchbasis werden die Bohnen etwa zehn Minuten ausgekocht (sie können bis zu zehn Mal verwendet werden). Ebenso können sie auch in Rum eingelegt werden. In den USA ist die Verwendung der Tonkabohne in Lebensmitteln wegen des hohen Cumaringehalts schon seit 1954 verboten. Seit 1991 in der EU in geringen Mengen in Speisen er-

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Fazitportrait

Wir freuen uns über fünfzehnbis zwanzigtausend Kunden pro Jahr. Manfred van den Berg, Gewürzhändler

laubt. Dann lieber Vanille? Hat jedenfalls eine gute Story: Darf nur dann Bourbonvanille heißen, wenn sie von den ehemaligen Bourboninseln kommt (Madagaskar und La Réunion – wieder was gelernt). Ist eine Orchideenart, deren grüne Schoten nach nichts bis bestenfalls Gurke schmecken und daher erst zur Fermentation gebracht werden müssen. Teuer, aber synthetisch leicht herstellbar. Stammt aus Mexiko, nur dort ist eine natürliche Bestäubung durch endemische Bienen- und Kolibriarten möglich (!). Überall sonst: nur künstlich und das erst seit 178 Jahren (immerhin). Dass Gewürze auch gesundheitsfördernd sein können, zeigt etwa der Sternanis. Die Frucht des immergrünen Magnolienbaumes Südostasiens ist Ausgangsstoff für das Grippemittel Tamiflu. Die Dosis ist es bekanntlich, die das Gift macht. Apropos Krankheit und Tod, Zeit für die Fazitportraitabschweifung ganz im Sinne Harry Rowohlts. Ich will herausfinden, was die Leute so handeln lässt, wie sie handeln. Könnte von mir sein, ist es aber nicht. Sondern von Ernest Becker, Wissenschaftler, Schriftsteller und Nachforscher zur Frage, wie die Angst vor dem Tod unser Leben beeinflusst. Schweres Thema? Naja schon, aber so allgegenwärtig. Weil es dabei auch um Angriffe auf die kulturelle Identität geht, etwa durch Terroristen. Die neuere Forschung (Becker ist schon in den Neunzehnsiebzigerjahren gestorben) glaubt, dass uns die bloße Erinnerung an unsere Sterblichkeit unerbittlicher und feindseliger macht. Wenn das stimmt, sind Sie jetzt schlechter drauf als gerade vorhin, ist es so? Irgendwie glaube ich das nicht, ich glaube, es kommt auf die Disposition an, die man hat. Jedenfalls soll ja der Mechanismus der Verleugnung helfen und – jetzt landen wir wieder bei Harry – die Abschweifung,

diesfalls im Sinne von Ablenkung. Zum Beispiel durch Kunst; als Schutz vor dem Schrecken unserer Endlichkeit, als Weg, den Tod zu verleugnen. Zur Not tut’s vielleicht eine Fußballeuropameisterschaft auch.

Ein Dutzend Pfeffersorten Die Überleitung zum Pfeffer ist jetzt nicht ganz einfach, aber durchaus schlüssig. Wie wir alle nicht wissen, ist Pfeffer gesund, und das sagen nicht nur Pfefferproduzenten und -händler. Zumindest regt sein Wirkstoff, das Alkaloid Piperin, den Speichelfluss, die Magensäfte und den Stoffwechsel an, der Appetit soll steigen. Und er schmeckt wie erwähnt also nicht scharf, sondern – heiß, er »brennt«. Er ist das beliebteste Gewürz der Welt, wurde im Mittelalter mit Gold aufgewogen, soll bei Unpässlichkeiten wie Husten, Rheuma, Krämpfen, Verdauungsproblemen und unreiner Haut helfen und außerdem aphrodisierend wirken. Im Gegensatz zum Mönchspfeffer, der, wie etwa der rosa Pfeffer oder der Szechuanpfeffer, gar kein Pfeffer ist. Wie natürlich auch Cayennepfeffer kein Pfeffer, sondern eine Chilisorte ist, ein Paprika. Urwaldpfeffer, langer Pfeffer, tasmanischer Pfeffer oder Assampfeffer sind wiederum echte. Und dass grüner Pfeffer einfach unreif, schwarzer unreif, aber fermentiert, weißer reif, aber geschält und roter reif (und selten) und dass Pfeffer eine Schlingpflanze ist und auch bei uns wächst (im Glashaus) – haben Sie das alles gewusst? Und dass man Pfefferkörner besser nicht mahlt, sondern im Mörser zerstößt, damit sich die aromagebenden ätherischen Öle nicht verflüchtigen? Und wissen Sie jetzt auch, wohin man mit den zwei Seiten langen Gewürzlisten aus Jamie Olivers Kochbüchern gehen kann? Genau, in die gute alte Annenstraße. n

Van den Berg, Gewürze und Spezialitäten 8020 Graz, Annenstraße 25 Telefon 0316 714884 vdb.co.at

FAZIT JULI 2016 /// 73


Resortlos auf den Malediven Als Rucksacktourist unterwegs im Inselparadies


Fazitreise

Fazit Juli 2016 /// 75


Foto: supercar-roadtrip.fr


Fazitreise

Die Malediven sind der Inbegriff des Traumurlaubs.

Der lässt sich mittlerweile auch individuell erleben. Auf einer der vielen Einheimischeninseln. Ein alkoholfreies Abenteuer in Weiß und Türkis.

Text und Fotos von Peter K. Wagner

U

nd dann war Mohamed Nasheem abgetaucht. Zusammen mit seinem gesamten Regierungskabinett. Kein Jahr war der erste demokratisch gewählte Präsident der Malediven im Amt, als er 2009 mit einer Unterwasserregierungssitzung auf die Gefahren des Klimawandels für das Urlaubsparadies im indischen Ozean aufmerksam machen wollte. Aber Nasheem wollte der Welt nicht nur zeigen, dass seinem Land das Wasser bei fortschreitendem Ansteigen des Meeresspiegels bald bis zu den Füßen stehen wird, er öffnete auch die »richtige Welt« seiner Republik für Touristen. Denn eine seiner ersten Amtshandlungen war es, die sogenannten Einheimischeninseln, die Resorttouristen bisher nur als »Tagesbesuch eines landestypischen Dorfes« kannten, für den Fremdenverkehr zu öffnen. Gästehäuser, kleine Hotels, Restaurants, Tauchschulen und jegliche Art von Ausflug, den man sich auf einem Fleck Sand im Paradiesstaat wünscht, inklusive. Die Malediven als Rucksackabenteuer. Keine billige Alternative ohne Aber Auf den Malediven ist das Leben einfach. Fischen, ausländische Schnorchler zum nächsten Riff gondeln, landwirtschaften, vielleicht eine Runde Fußball. Und dazwischen immer wieder beten. So alltagt es sich in einem muslimischen Paradies. Und Thoddoo im Ari-Atoll ist keine Ausnahme. Eineinhalb Stunden dauert die Überfahrt mit dem Schnellboot auf das etwa 70 Kilometer von der stressigen und verbauten Hauptstadtinsel Male gelegene Eiland. 50 Dollar sind dafür zu berappen, die staatliche Fähre schippert dieselbe Strecke für nur vier Dollar, benötigt dafür aber sechs Stunden. Thoddoo, etwa 1.500 Einwohner, ein Handymast, vier kleine Shops, zwei Moscheen, mindestens drei weitere Gebetsräume, ein kleines Krankenhaus, ein Tauchshop und ein Touristenladen, eine Apotheke und drei Restaurants. Der Sand ist hier so weiß wie im Resort, das Meer so türkis, die Kokosnüsse wahrscheinlich frischer. Doch keine billige Luxusalternative ohne Aber: Die Malediven sind ein ausnahmslos muslimisches Land, weshalb Alkohol abseits der Luxusresorts verboten ist und den

Besuchern auf Inseln wie Thoddoo ein eigener »Bikini Beach« zur Verfügung steht. Am »Local Beach« darf Mann auch in Shorts in der Sonne braten, aber Frau trägt zumindest Trägerlaibchen. Die Inselbewohnerinnen selbst baden in Burka.

Die IS im Lieblingsland der Flitterer mit der höchsten Scheidungsrate der Welt Es gibt Statistiken, die besagen, dass kein Land auf seine Einwohnerzahl gerechnet mehr IS-Kämpfer stellt als das Lieblingsland der Flitterer. Unangenehm wird es als Nichtmuslim aber dennoch nie: Gastfreundlichkeit wird gelebt. Malediver sind entspannte Menschen, Hektik kommt nie auf, was auch dazu führt, dass der bestellte frische Fisch vom Grill schon mal zwei Stunden später am Teller landet. Aber mit einem Lächeln. Es gibt noch eine interessante Statistik auf den Malediven: Kein Land der Welt hat eine höhere Scheidungsrate. Und auch wenn das schon amüsant ist, weil wahrscheinlich nirgendwo anders weltweit mehr Ehen von Ausländern zelebriert werden als hier, gibt es eine einfache Erklärung. Auch für Ali Shimaz. Er eröffnete 2010 das erste Gästehaus auf Thoddoo und baut gerade drei weitere Doppelzimmer. Auch er lebt in zweiter Ehe. Googles Erklärung: Sex vor der Ehe wird aus religiösen Gründen nicht gern gesehen. Seine: »Wenn ein anderer Mann mehr Geld hat, geht die Frau«, meint er lächelnd. Geld machte Thoddoo übrigens lange Zeit vor allem mit Landwirtschaft. Die vergleichsweise isolierte Insel, deren nächster Nachbar nicht am Horizont zu sehen ist, liegt zwar auch nur wenige Meter über dem Meeresspiegel, befindet sich damit aber doch ein bisschen höher als der Großteil der anderen Eilande der Republik. Das führt dazu, dass sich die Insel gerne kultivieren lässt. Fast das gesamte Obst und Gemüse, das hier angebaut wird, wird nach Male verkauft. Besonders berühmt sind die riesigen Wassermelonenfelder. Shimaz weiß warum: »Diese Früchte werden während des Ramadan reif und sind dank des hohen Flüssigkeitsgehalts besonders beliebt, wenn man nur nach Sonnenuntergang essen FAZIT JULI 2016 /// 77


Fotos: supercar-roadtrip.fr, Katharina Zimmermann


Fazitreise

und trinken darf.« Er selbst war früher auch Farmer, pflanzt jetzt aber nur noch ein bisschen Salat. Er habe mit den Touristen genug zu tun. Eine positive Entwicklung, wie er meint. »Es hilft der gesamten Insel, weil wir nicht mehr nur von Fischfang oder der Landwirtschaft leben müssen. Und wenn ich mein Land verkaufe, kann jemand anders Landwirt sein.« Auch wenn jeder Inselbewohner weiß, wie man umgräbt und Samen sät – die meisten fahren nur zur See, grillen Fisch für Touristen oder verkaufen ihnen eines von etwa 120 Produkten in einem kleinen Markt. (Apfelsaft ist auch dabei und kommt aus Österreich.) Denn auch für die Malediven, die im Wohlstandsbarometer der Welt nicht gerade auf westlichem Niveau zu finden sind, setzen auf billigere Arbeitskräfte. »Hello, where are you from?«, fragt mich ein verschwitzter kleiner Scheibtruhenschieber. »Australia?«, versucht er meine Antwort zu deuten. Er selbst ist aus Bangladesch, wie viele seiner Kollegen. Manche kommen auch aus Nepal. Die ersten eineinhalb Jahre würden sie gratis arbeiten, weil ihre Anreise vom Dienstgeber bezahlt wurde. Dann verdienen sie. Hoffentlich, denken wir uns. Mein neuer Freund trägt eine Hose des FC Chelsea. Fürs Fußballspielen hat er aber keine Zeit. Dabei geht es täglich um 17 Uhr rund. Ausnahmslos jede – über genügend Platz verfügende – Einheimischeninsel der Malediven besitzt einen Fußballplatz. Wer die Dämmerung nicht auf Thunfischjagd verbringt, der spielt sich in den Sonnenuntergang. Die britischen Kolonialherren hatten den Sport einst auf die Insel gebracht und obwohl sie schon lange wieder weg sind, wird weiter liebend gern gekickt. Zwei Palmen, ein Strauch und viel Sand Zwei Stunden mit der lokalen Fähre Richtung Westen ist das nicht anders. Um zwei Dollar pro Person ärmer, begrüßt Ukulhas seine Besucher mit der Aussicht auf die wenige hundert Meter entfernte Insel Fushi, die in etwa so aussieht, wie man sich eine einsame Insel als kleines Kind vorstellt: zwei Palmen, ein Strauch und viel Sand. Ukulhas selbst hat neben einem Fußballplatz in direkter Nachbarschaft des landestypischen Dieselgeneratorkraftwerks, das die Inseln mit Strom versorgt und den ganzen Tag surrt, auch einen Spielplatz für Kinder zu bieten. Das Leben auf der Insel

ist schon länger geprägt von Tourismus als auf Thoddoo. Nihad Mohamed hat bereits 2009 eine Unterkunft auf der Insel erbaut. Früher fuhr er naturgemäß zur See. Wem er seinen neuen Job zu verdanken hat, weiß er ganz genau. Als er uns mit seinem Elektro-Golfauto vom Fährhafen ein paar Straßen weiter zu seinem Gästehaus chauffiert, beginnt er regelrecht zu strahlen, als er von ihm erzählt: »Nasheem ist ein sehr beliebter Mann. 99 Prozent der Menschen auf dieser Insel haben ihn gewählt.« Fast an jeder Straßenecke ist das Konterfei des Präsidenten noch immer auf die Straßenmauern gemalt. Dazu muss man wissen, dass Ukulhas umgeben ist von Resortinseln. »Jahrzehnte haben wir gesehen, wie die Touristen mit Wasserflugzeugen und Schnellbooten zu den Resorts gebracht wurden«, erzählt Mohamed. »Wir können dort arbeiten, aber bezahlt werden wir nicht besonders gut. Nun bekommen wir endlich auch einen größeren Teil des Kuchens.«

Der Expräsident als Asylwerber Just zwei Tage bevor Nihad Mohamed das Loblied auf seinen Expräsidenten anstimmt, ist dieser wieder einmal abgetaucht. Nachdem er im Jahr 2012 zurückgetreten – wenngleich es mehr oder weniger ein Putsch war – und in der Folge ob sehr zweifelhafter Anschuldigungen inhaftiert worden war, reiste er offiziell zur Behandlung von Rückenproblemen nach England. Und suchte dort um politisches Asyl an. An unseren letzten Tagen in der »richtigen Welt« des Inselstaats im indischen Ozean geistern daher wieder Geschichten über die Kehrseite des Paradieses durch die europäischen Medien. Wir denken zurück an die letzten Tage und sehen unseren Gastgeber zusammen mit ein paar Freunden hinter unserer Strandliege. Sie genießen den Schatten einer Palme. Neben uns spazieren Burschen mit Fußballschuhen in der Hand von allen Seiten zum obligatorischen 17-Uhr-Fußballspiel. Von Aufruhr und Stress keine Spur. Wir werden das Gefühl nicht los, dass sich auf diesen über 200 von Einheimischen bewohnten Inseln nie so recht ein Ausnahmezustand entwickeln kann. Trotz der offensichtlichen demokratiepolitischen Versäumnisse. Deshalb spielen wir erst einmal Expräsident. Und tauchen ab. Ins türkisblaue Wasser. n

Weitere Informationen Die Malediven erstrecken sich über eine Fläche von knapp 90.000 Quadratkilometer und liegen im Indischen Ozean südlich von Sri Lanka. In der Hauptstadt Male leben mehr als ein Drittel der knapp 400.000 Einwohner. Die Republik besteht aus 1.192 Inseln und ist auf 26 Atolle aufgeteilt. Der Tourismus startete in den Neunzehnsiebzigerjahren. malediven.net guesthouses-in-maldives.net lonelyplanet.de

FAZIT JULI 2016 /// 79


Grossbritannien, das Britische Commonwealth, das maechtige Amerika ... muessen dem neuen Europa als wohlwollende Freunde gegenüberstehen und ihm zu seinem Lebensrecht verhelfen. So möge denn Europa erstehen! Sir Winston Churchill, Staatsmann, 1874-1965, bei seiner Zuercher Rede im Jahr 1946

Lesesommer 2016

Es wird wieder gelesen!

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er Lesesommer, organisiert von Maler und Auchliterat Christian Polansek, findet bereits zum vierten Mal statt. Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen frei, was Polansek recht wichtig erscheint: »Die Menschen sollen für andere Dinge ihr Geld ausgeben. Diese Form der Kultur soll gratis sein.« Finanziert wird der heurige Lesesommer, der in Graz und in Gössendorf stattfinden wird, durch Subventionen der Steiermärkischen Landesregierung und durch Inserate im Bikinifisch – Polanseks seit einem Jahr erscheinende und hier schon rezensierte Zeitschrift –, der mit seiner vierten Ausgabe als Programmheft herhalten muss. Einzelne Mitveranstalter, wie die Marktgemeinde Gössendorf, die Stadtbibliothek Graz oder die Steiermärkische Landesbibliothek, leisten auch einen nicht unerheblichen finanziellen Beitrag. Weitere Eingänge werden durch Büchertische erzielt. Es gibt bei den Lesungen die Möglichkeit, Bücher käuflich zu erwerben und von den Autoren signieren zu lassen. Das Programm dieses Jahres unterscheidet sich wenig überraschend wesentlich von dem des Vorjahres. Wurden letztes

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Jahr Krimis und sogenannte klassische Literatur vorgestellt, präsentieren heuer zusätzlich mehrere Sachbuchautoren ihre Werke. Im Vorjahr wurde nur im Vortragssaal in der Steiermärkischen Landesbibliothek gelesen. Heuer präsentiert etwa Helmut Gekle seinen satirischen Krimi »Trbala« im Gasthaus zur Sonne im Grazer Bezirk Gösting. Werner Poscharnigg hingegen liest aus seinem Sachbuch über Meilensteine der österreichischen Reitkunst in der Stiftskapelle im Joanneumsgebäude. Mirella Kuchling mordet literarisch elf Mal vor der Kapelle Dörfla in Gössendorf. Und Angelika Jodl reist extra aus München an, um aus ihrem Liebesroman in der Stadtbibliothek Graz-Süd vorzulesen. Mehr über die anderen Autoren und das gesamte Programm des Lesesommers 2016 gibt es im Netz. n Lesesommer 2016 Literaturfestival in Graz 12. Juli bis 1. August 2016 kulturinstitut-graz.com

Kunstgedanken

Grenzen

Von Michael Bärnthaler

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ie Grenzen der Kunst sind übrigens exakt so zu bestimmen: Aus künstlerischer Perspektive darf die Kunst tatsächlich alles, ohne Einschränkung. Aus rechtlicher Perspektive darf sie genau das, was die Gesetze zulassen. Und aus moralischer Perspektive, was die Moral erlaubt ... Diese drei Perspektiven können nicht auf einer Metaebene miteinander versöhnt, sondern nur gegeneinander durchgesetzt werden. Jordan Castro schreibt in einem Gedicht in Young Americans: »Art can just be like, the things I make for myself or my friends or whatever.« Damit ist ein wesentlicher Aspekt von Kunst angesprochen: Kunst ist freie Produktivität, freies Produzieren, Hervorbringen von Dingen, Kunstwerken. Freiheit wiederum bedeutet nicht die Abwesenheit von Grenzen, sondern vielmehr die Möglichkeit, sie zu überschreiten (oder auch nicht). Insofern gibt es in der Kunst sowohl Grenzen als auch Freiheit. Die Grenzen in der Kunst sind jedoch nicht Grenzen der Kunst – und zwar deshalb, weil sie keine Grenzen des Dürfens sind. Wie gesagt: Aus künstlerischer Perspektive darf die Kunst alles, ohne Einschränkung. Es gibt keine künstlerisch-ästhetischen Grenzen der Kunst, nur – überschreitbare und regelmäßig über-


Alles Kultur Literaturkritik

Buchgewordener EM-Spoiler

schrittene Grenzen – in der Kunst. Wenn von Grenzen der Kunst die Rede sein soll, so müssen dies Grenzen des Dürfens sein, mithin rechtliche oder moralisch-ethische Grenzen. Solche Grenzen existieren zweifellos, sie entspringen jedoch einer ganz anderen Perspektive, nicht der ästhetischen Perspektive. Sie werden von außen an ein Kunstwerk herangetragen und mitunter gegen ästhetische Ansprüche durchgesetzt. Das ist vollkommen legitim, ja notwendig. Man sollte sich nur im Klaren darüber sein, dass hier stets eine – rechtliche oder moralische – Sichtweise gegen eine andere – ästhetische – Sichtweise durchgesetzt wird. Ein Kunstwerk kann also unter verschiedenen Gesichtspunkten bewertet werden: Aus ästhetischer Perspektive fungieren ästhetische Erwägungen als letzter Maßstab; ethische und andere Aspekte sind zwar nicht auszublenden, vielmehr sogar in die Betrachtung zu integrieren, sie sind jedoch letztlich nur von untergeordneter Bedeutung. Umgekehrt bilden, wenn ein Kunstwerk aus rechtlicher oder moralischer Perspektive beurteilt werden soll, gewisse rechtliche oder moralische Kriterien die letzte Instanz, welcher ästhetische Fragen systematisch unterzuordnen sind. Es gibt hier keine endgültige Versöhnung, nur hin und wieder einen wie immer gearteten Kompromiss. n

Von Peter K. Wagner

S

chon interessant. Da kommt der österreichische Fußball erstmals seit langer Zeit wieder in der heimischen Öffentlichkeit an, weil eine EM-Qualifikation überragend bestritten wurde. Aber anstatt sich der medialen Jubeltraube anzuschließen und wie die Hubert Patterers dieser Welt den Lieblingsbäcker von Teamchef Marcel Koller zu besuchen, nominierte der Leykam-Verlag den Fußballexperten und Autor Wolfgang Kühnelt. Und ließ ihn ein Buch zusammenstellen, das kompakt schildert, warum der frühe Jubler zumeist nicht ins Achtelfinale aufsteigt. Und das ist eigentlich nicht nur interessant, sondern nach dem vorzeitigen Ausscheiden von David Alaba und Co. sogar genial. In Form von sieben Todsünden weiß der Autor nachzuzeichnen, wie und woran der österreichische Fußball gestern, heute und – hoffentlich nicht, aber in welchem Leben hat sich Geschichte noch nicht wiederholt? – morgen scheitert. Ohne die Kapitel zwischen den Übertiteln »Hochmut«, »Ausschweifung« oder »Zorn« vorwegzunehmen, sei verraten: »Nachspielzeit« zwinkert oft, ist aber nie platt und war Spoiler für die Europameisterschaft in Frankreich. Und nun ist es gleichsam fundierte Analyse für die Tage und Wochen nach den bitteren Niederlagen gegen Ungarn und Island. Und gerade, weil es im Buch – oder nennen wir es aufgrund der Lesezeit von einer Fußballhalbzeit Büchlein – ganz am Anfang steht, sei

hier doch noch ein kleiner Vorgeschmack vermittelt. Bereits auf Seite sieben findet sich folgendes Zitat von Martin Blumenau, seines Zeichens österreichischer Fußballblogger vom Dienst bei FM4: »[In Österreich herrscht] eine klassische Kultur des Verschleißens. Des Nichtverwertens von aufgelegten Bällen, des fehlenden Nachdrucks, einer vorschnellen Selbstzufriedenheit.« Spoiler eben. n

Nachspielzeit Die sieben Todsünden des österreichischen Fußballs Von Wolfgang Kühnelt 68 Seiten, Leykam, 7,50 Euro streitschriften.at

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Fotos: Kongressbibliothek der Vereinigten Staaten, Kulturinstitut Graz (2), Verlag Leykam

der Kunst

Wolfgang Kühnelt hat vor der Europameisterschaft in Frankreich ein Buch über den österreichischen Fußball geschrieben. Es zeichnet die sieben Todsünden des heimischen Kicks nach. Und ist eine mehr als runde Sache.


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

N

achdem sich die Briten dazu entschlossen haben, die EU zu verlassen, haben sich die Scharfmacher rund um EU-Parlamentspräsident Martin Schulz rasch festgelegt, nun ein Exempel zu statuieren. Für Großbritannien und Nordirland, übrigens der achtgrößte österreichische Handelspartner, heißt das, dass die weitere Teilnahme am EU-Binnenmarkt teuer werden wird; ohne Mitspracherecht bei aufrecht bleibender Personenfreizügigkeit und wahrscheinlich eher steigenden als sinkenden Kosten. Aus Brüsseler Sicht sollen die Briten ihren Schritt bitter bereuen – als Schuss vor den Bug der EU-Gegner in anderen Ländern. Doch die Mehrheit der Briten hat ganz bewusst für ein Ende mit Schrecken votiert. Dieser Schuss kann daher nur nach hinten losgehen. Zum Brexit konnte es nur kommen, weil sich die Briten durch die EU entmündigt und entrechtet fühlen. Viele Themen, wie etwa die Asylpraxis oder die Personenfreizügigkeit, dürfen aus Brüsseler Sicht

Nach dem Brexit kann sich die EU nur mehr selbst retten

82 /// FAZIT JULI 2016

nicht einmal diskutiert werden. Stattdessen werden sie tabuisiert und mit einem Schutzmantel der »Political Correctness« umgeben. Ich habe keine Ahnung, ob die EU nach dem Brexit noch eine Chance auf Reformen hat. Denn während die Wirtschaft den Binnenmarkt und damit auch die Grundfreiheiten vertiefen will, plant die Linke den Umbau der Europäischen Union in eine Sozialunion, bei dem das Leistungsprinzip wohl auf der Strecke bleiben würde. Die rechtspopulistischen EU-Kritiker wiederum wollen viele Rechtsbereiche, die an Brüssel abgegeben wurden, renationalisieren. Wie diese unterschiedlichen Anliegen von einer Politikerkaste, die die Fähigkeit zum Kompromiss verloren hat, unter einen Hut gebracht werden sollen, weiß ich nicht. Viele Österreicher sind 1994 für den österreichischen EU-Beitritt gerannt und haben versucht, ihre Verwandten und Bekannten von der Chance auf Wohlstand und dauerhaften Frieden in einem vereinten Europa zu überzeugen. Und tatsächlich hat die EU die in sie gesetzten Erwartungen, zumindest bis zum Ausbruch der Finanzkrise, erfüllt. Europa ist die mit Abstand größte Wirtschaftsmacht der Welt, in Europa gibt es keine Kriege und in Osteuropa hat dank der EU ein gigantischer Aufholprozess eingesetzt, mit dem die verlorenen 40 Jahre hinter dem Eisernen Vorhang überwunden werden können. Auf der Strecke geblieben ist die Freiheit. Die Bürger haben das Gefühl, dass zu viel nationale Souveränität nach Brüssel verlagert wurde. Viele Regelungen könnten ohne weiteres auf staatlicher Ebene getroffen werden. Was haben die Marktteilnehmer am Binnenmarkt etwa von einem Plastikkochlöffelgebot? Dazu kommt die offen zu Tage getretene Hilflosigkeit der EU etwa in der Euro- oder der Flüchtlingskrise. Dass Brüssel uns Österreichern verbieten will, dass wir die Brennergrenze vor illegalen Migranten schützen, während die Europäische Union nichts dagegen tut, dass das mächtige Italien seine Seegrenze nicht schützt und die angelandeten

Migranten nach Norden durchwinkt, ist doch die beste Wahlkampfmunition für die EU-Gegner und die EU-kritische FPÖ. Wenn alle Schengenländer ihre Außengrenzen so geschützt hätten wie Spanien, hätten Millionen Migranten ihren Sturm auf Europa gar nicht erst antreten können. Natürlich versteht es sich in diesem Zusammenhang von selbst, dass es für die Vertriebenen und politisch oder religiös Verfolgten einen wirksamen – selbstverständlich bewaffneten Schutz – vor Ort geben muss. Aber auch dazu ist die EU nicht in der Lage. Wenn die EU sich reformieren soll, muss sie daher ihre Glaubwürdigkeit wieder erlangen. Hätten sich etwa Länder wie Deutschland oder Frankreich nicht, ohne irgendwelche Konsequenzen fürchten zu müssen, über die Euro-Stabilitätskriterien hinwegsetzen können, wäre es mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht erst zur Finanz- und Schuldenkrise oder dem griechischen Desaster gekommen. Die EU muss ihre letzte Chance nützen. Dazu muss sie sofort handeln. Sonst werden sich auch andere Länder für ein Ende mit Schrecken entscheiden. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 27. JULI 2016!



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