Fazit 115

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fazitmagazin.at

#115 Raumschiff Steiermark

Wie die heimische Wirtschaft vom All profitiert

Nr. 115 6/2015 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Speed Mum Fazitgespräch mit Renate Götschl

FAZIT

August 2015

Besuch auf der Vogelfarm

Essay von Manfred Prisching Unbekannte Amalfiküste

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


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Fazit


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Editorial

Von Christian Klepej

M

eine Tochter ist mein Augenstern. Jeden Tag nach den morgendlichen Aufsteh-, Anzieh- und Frühstücksritualen krabbelt sie zu ihrem Weidenkorb, um für ihre ganz persönliche Ordnung zu sorgen und alle darin verborgenen Schätze am Küchenboden zu verteilen. Und danach ihr Lieblingsbuch, ein Barbapapabilderbüchlein, ausgiebig zu studieren. Tag für Tag kann ich mich kaum losreissen, sie dabei zu beobachten, wie sehr sie sich mit den vielen bunten Barbapapas freut und ihre zwei Zähnchen immer und immer wieder vor Vergnügen aufblitzen lässt. Warum ich Ihnen das hier erzähle? Natürlich weil mein Kind – mit meiner Familie – das Wichtigste in meinem Leben ist. Und weil ich zu dem die innenpolitischen Diskussionen der Steiermark, Österreichs und des ganzen Universums dominierenden Thema »Asylfrage« nichts neues mehr beizutragen weiß. Und zum anderen, die Lücken der Berichterstattung schließenden, Thema »Griechenland« noch viel weniger. Außerdem verhält es sich so, dass in beinahe jeder Sendung des öffentlichen wie

Eltern müssen selbst entscheiden können, wie sie ihre Kinder erziehen

privaten deutschsprachigen Rundfunks und plusminus allen Printmedien immer und immer öfter darauf hingewiesen wird, dass sich nur »weniger gebildete und arbeitslose Menschen von Flüchtlingen bedroht fühlten«. Also kann ich es mir gleich sparen, ein weiteres Mal zu versuchen, etwa auf den Umstand hinzuweisen, dass man sehr wohl in der Sprache etwas genauer sein sollte und zwischen echten Asylberechtigten und Wirtschaftsflüchtlingen unterscheiden müsste. Ich möchte ja nicht als wenig gebildet vor Ihnen dastehen. (Arbeit hab ich ausreichend.) Zu Griechenland was zu schreiben, wäre übrigens deutlich einfacher. Da gibt es wenigstens Wirtschaftswissenschafter und Finanzexperten, die mit felsenfester Überzeugung uns allen den richtigen Weg aufzeigen. Das kleine Problem ist dabei nur, es gibt noch jemanden, andere Wirtschaftswissenschafter und Finanzexperten nämlich, die mit der selben Überzeugung genau das Gegenteil behaupten. Schmecks! Ich muss zumindest festhalten, dass es meinem bescheidenen Verstand nicht erklärlich ist, Griechenland nicht endlich den Weg in eine eigene Währung (und damit die Möglichkeit mittels Abwertung Schulden wirklich abzubauen) aufzumachen. Und ein »Scheitern des Euro mit einem Scheitern der Union« gleichzusetzen. Neben diesen alles erdrückenden Themen, damit komme ich wieder zum Anfang zurück, hat mich ein hierorts wenig beachtetes Urteil des bundesdeutschen Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zwar nicht überrascht, aber zumindest doch etwas verärgert. Das Betreuungsgeld für Kinder wurde mit der formalen Begründung »gekippt«, es wäre nicht »Bundessache«, die Länder hätten ein solches Instrument bereitzustellen. Interessanterweise hat die SPD, die das Betreuungsgeld gerne als »Herdprämie« verunglimpft und deren Bundesfamilienministerin sich über die aktuelle Entscheidung wenig unerfreut zeigt, im Jahr 1986 im Bundesland Nordrhein-Westfalen genau umgekehrt argumentiert und ein von der CDU vorgeschlagenes Länderbetreuungsgeld als »Bundeszuständigkeit« abgelehnt.

Und in Österreich verhält es sich kaum anders. Da will Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) das Kinderbetreuungsgeld für verheiratete Paare um ein ganzes Drittel (!) kürzen, wenn nicht beide Elternteile, also Vater und Mutter, in Karenz gehen. Ohne hier näher darauf einzugehen, muss es die Wahlfreiheit für Frauen oder Männer geben, die eben die volle Zeit (das sind in der kürzesten Variante nur zwölf Monate!) bei ihrem Kind bleiben wollen. Gar nicht allzu still und wenig heimlich hat sich ein überkommen geglaubter Geist in neuem Gewand bei uns breitgemacht. Der Satz »Keine Mutter kann ihrem Kind das bieten, was eine Krippe bietet«, hat erst dieser Tage – vollkommen zurecht – Michael Hanfeld in der FAZ eher an Margot Honecker denken lassen, als an die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Vera Reiß (SPD), der er laut der Zeitschrift Focus zugeschrieben wird. Dieser Staat, dieser sich in jede private Ecke einistende Staat, will uns unsere Kinder am liebsten noch vor dem Erreichen des ersten Lebensjahres wegnehmen, weil er glaubt besser zu wissen, was für unsere Kinder gut ist. Das ist pure linksideologische Gesellschaftspolitik und wird nicht gut gehen! Niemand kann für einen Säugling besser sein, als die Eltern. Die selbst entscheiden müssen dürfen, wie sie die Erziehung ihrer Kinder anlegen. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT AUGUST 2015 /// 5


Inhalt Fazit August 2015 26

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Fotos: Nasa, Marija Kanizaj (2), Enlarge, Katharina Zimmermann, Weltwirtschaftsforum

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Speed Mum

Renate Götschl feiert im August ihren 40. Geburtstag. Im Fazit spricht sie über ihr neues Leben.

Raumschiff Steiermark

Historische Anomalie

Seit fast 50 Jahren forscht die Steiermark für den Weltraum. Und kurbelt damit die heimische Wirtschaft an.

Manfred Prisching über Europa und die Errungenschaften, die unser Kontinent für die ganze Menschheit gebracht hat.

Rezension

Exodus. Warum wir Einwanderung neu regeln müssen. Michael Bärnthaler hat Paul Colliers Buch für Fazit gelesen. Seite 80

Ausgabe August 2015 XII. Jahrgang Nr. 115 (6/2015) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Promotion« oder »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 66 72

Rubriken Editorial 5 Politicks 16 Investor 36 Essentials 54 Immobilien 64 Alles Kultur 78 Schluss 82

Liebe Leser!

Österreich ist eine Weltraumnation. Und der Urknall für diese Entwicklung ging von Graz aus. In dieser Sommerausgabe bringen wir ihnen näher, in welchem Ausmaß die steirische Wirtschaft von der Weltraumforschung profitiert. Für das Fazitgespräch trafen wir die dreifache Skiweltmeisterin Renate Götschl. Im Mittelpunkt der zweiten Karriere der ehemaligen »Speed Queen« steht nicht der Wettkampf, sondern ganz eindeutig ihre Familie. Im Fazitessay betrachtet der Soziologe Manfred Prisching Europa als historische Anomalie, die er vom Niedergang bedroht sieht. Er fordert dazu auf, sich für Europa einzusetzen, damit es nicht in einigen Jahrzehnten heißt: Europa ist eigentlich schön gewesen.

Die Fazitreise führt uns an die Amalfiküste. Obwohl das Gewusel auf den Stränden und Dorfplätzen immer größer wird, gibt es geheime Ecken, die man in Ruhe erwandern kann. Die Kultur bietet dann noch einen Ausblick auf »La Strada« sowie den Archtiktursommer. Außerdem hat Michael Bärnthaler Paul Colliers Buch »Exodus« für uns rezensiert – ein, wie er meint, wichtiges Buch. Gutes Lesen! -red-

Einfach tierisch

Volker Schögler erinnert sein Besuch der Vogelfarm im steirischen Tobelbad an seine Jugend. Obwohl er vorher nie dort war.

IMPRESSUM

Wandern in Postkarten

Katharina Zimmermann hat die Amalfiküste besucht. Und dort sogar von Touristen weniger überlaufene Plätze gefunden.

Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Lektorat AdLiteram

Essentials Seite 54

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

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Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl

Druck Leykam-Letsprint

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT AUGUST 2015 /// 7



Wirtschaft und Weltraum

Raumschiff Steiermark

Österreich ist eine Weltraumnation. Der Urknall ging von Graz aus. Und davon profitiert die steirische Wirtschaft bis heute.

E

s war fast ein bisschen irritierend. Wer bei der Grazer Frühjahrsmesse Ende April die Stadthalle betrat, der stand gleich links neben dem Haupteingang ganz plötzlich vor einem Mondfahrzeug. Das technische Modell des »Moon Rover« war aber neben den Ausstiegsanzügen von Neil Armstrong – der erste Mann am Mond – und Eugene Cernan – der letzte Mann am Mond – und dem steuerbaren Modell eines Mars-Rovers nur eines von vielen Ausstellungsstücken der so genannten Space Technology 2015. Das Thema Weltraum bewegt und interessiert die Menschen seit jeher. Doch das war nicht der einzige Grund, warum ausgerechnet in Graz der Weltraum auf 1.500 m2 begreifbarer gemacht wurde. Denn zwischen Montafon und Wienerwald mag zwar kein Cape Canaveral zu finden sein, und Franz Viehböck wird wahrscheinlich auch noch für einige Zeit der erste und einzige heimische Astronaut bleiben – aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Österreich eine Weltraumnation ist. Und ihr Ursprung in der Steiermark liegt.

Der »Weltraumpapst« und seine Erben

Otto Koudelka leitet das Institut für Kommunikationsnetze und Satellitenkommunikation an der Technischen Universität Graz. Er bestätigt: »Die Steiermark hat österreichweit die höchste Weltraum-Forschungsquote.« Und fügt hinzu: »Wir liegen außerdem auch im Europavergleich im Spitzenfeld.« Einen wesentlichen

Beitrag dazu leisten die zahlreichen Weltrauminstitute, die seit über fünfzig Jahren an internationalen Projekten beteiligt sind. Blickt man auf die Anfänge dieser Erfolgsgeschichte zurück, tritt eine Person in den Fokus, die gerne als österreichischer »Weltraumpapst« bezeichnet wird. Und das alles erst möglich machte. Die Rede ist von Willibald Riedler. Nach seinem Elektrotechnikstudium an der Technischen Hochschule in Wien arbeitete er für mehrere Jahre am Geophysikalischen Observatorium der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, bevor er als Professor für Nachrichtentechnik an die TU Graz berufen wurde. Und erste Weltraumprojekte initiierte – unter anderem als Leiter des Institutes für Angewandte Systemtechnik, das man heute unter dem Namen Joanneum Research kennt. Unter der Leitung Riedlers wurde im Herbst 1969 die F21 als erste Forschungsrakete mit einem österreichischen Messgerät an Bord gestartet. Eine Mission, die gleichzeitig den Beginn der steirischen Weltraumerfolge markiert. Neben dem Aufbau internationaler Netzwerke hatte Riedler in der Folge auch Einfluss auf die Gründung des Institutes für Weltraumforschung an der Akademie der Wissenschaften. Oder wie es Peter Habison in seinem Buch »Weltraum-Land Österreich« zusammenfasst: »Aufbauend auf Riedlers jahrelanger Tätigkeit haben sich nachhaltige Forschungsschwerpunkte entwickelt und als besonders ausbaufähig erwiesen.« Dafür musste die Forschung aber erst einmal zur Industrie ge-

Foto: NASA

Von Barbara Jernej und Peter K. Wagner

FAZIT AUGUST 2015 /// 9


Wirtschaft und Weltraum

bracht werden. Wie das funktionierte, weiß Hans Martin Steiner, Leiter des Bereichs Space Systems bei Siemens und Geschäftsführer von Austrospace. Unter dem Dach der Austrospace haben sich 19 Space-Akteure aus Österreich zusammengeschlossen. »Auslöser dafür war der Eintritt Österreichs in die europäische Weltraumorganisation ESA im Jahr 1987«, erinnert sich Steiner. Damals war unter dem heutigen Bundespräsidenten und damaligen Wissenschaftsminister Heinz Fischer der Grundstein für den Wirtschaftsfaktor Weltraum in Österreich gelegt worden. Denn die ESA funktioniert nach einem einfachen Return-on-Investement-Prinzip. »Jedes Land zahlt seinen Mitgliedsbeitrag. Es gibt ein Pflichtprogramm und ein Wahlprogramm, das man sich aussuchen darf.« Das Kernbudget der ESA liegt bei 3,2 Milliarden Euro, dazu kommen noch etwa 1,2 Milliarden durch Programme für andere Institutionen wie die EU. In Summe sind das im Jahr 2015 etwa 4,4 Milliarden Euro. »Wir leisten jährlich 1,6 Prozent des Kernbudgets – also etwa 50 Millionen Euro.« Geld, das im Idealfall in Form von Aufträgen an die heimische Industrie eins zu eins wieder zurück ins Land fließt.« Die Folge liegt auf der Hand: Heimische Firmen haben zunehmende begonnen, sich für den Weltraum zu interessieren. Doch wie hoch ist der Stellenwert im internationalen Vergleich wirklich? Steiner will Österreich gewiss nicht in einem Atemzug mit den USA oder Russland nennen. Und auch in Europa sind große Staaten wie Frankreich, Italien, Großbritannien oder Deutschland Lichtjahre voraus. Aber: »Bei den kleinen und mittleren Weltraumnationen ist Österreich eine der führenden.« Die bemannte Raumfahrt ist für Österreich dabei kein Thema. Der Grund ist ein einfacher: »Es ist sehr teuer und der technische Return ist bescheiden. Kleine Länder sehen darin wenig Benefit, unser Fokus liegt auf Erdbeobachtung, Satellitenkommunikation und der Technologieentwicklung.« Steiner wagt dabei gleich einen Blick in die Zukunft. »Ich vermute, dass unser Investitionsvolumen leicht steigen wird. Aber wir werden sicher nicht von 50 auf 100 Millionen anheben. Im Jahr 2000 noch haben wir nur 87 statt 100 Prozent wieder zurückbekommen. Wir sind froh, dass wir aufgeholt haben und im Vorjahr mit 101 Prozent ausgestiegen sind.«

Keine Bilder vom Pluto, aber dennoch Pionierarbeit

Von der Industrie und dem Endkunden ist man am Institut Digital der Grazer Joanneum Research immer fünf bis zehn Jahre

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TUGSAT-1 von der TU Graz, der erste österreichische Satellit im All


Foto: Wikimedia Commons/TU Graz

Wirtschaft und Weltraum

entfernt. Unter der Leitung von Heinz Mayer wird auch dort für die Weltraumindustrie geforscht – in den Bereichen Kommunikations- und Navigationstechnologie, Fernerkundung sowie Mars Robotic. Eben für übermorgen. »Wir widmen uns gerade an der neuen Satellitenkommunikation Q/V-Band. Das ist die nächste Generation der Satellitenkommunikation, die höhere Datenübertragungsraten und kleinere Antennen möglich machen wird.« Auch bei der ESA ist man etablierter Partner. »Wir haben für die ESA erst vor kurzem die Entwicklung und Umsetzung eines Navigations- und Satellitenkommunikations-Messbusses erfolgreich abgeschlossen«, erzählt Mayer. Auch Robotiklösungen sind bei Joanneum Research Digital nicht zufällig omnipräsent: »Es gibt aus Kostengründen einen Trend, vermehrt auf Robotermissionen zu setzen. Das ist für uns sehr positiv. Auf diesem Gebiet sind wir schon jahrzehntelang tätig und können unsere Expertise, einem mobilen Roboter das Sehen beizubringen, ausgezeichnet einbringen.« Otto Koudelka von der TU Graz zeichnet ein ähnliches Bild im Bereich der Nano-Satelliten: »Wir sind zu einem relativ frühen Zeitpunkt auf das Thema Nano-Satelliten gekommen. Anfangs lag der Schwerpunkt dabei auf der Lehre und Ausbildung. Mittlerweile sind auch die Industrie und große Forschungsstationen auf diesen Zug aufgesprungen, weil man gesehen hat, dass diese Kleinsatelliten vergleichsweise kostengünstig sind und man relativ rasch und risikoarm neue Technologien entwickeln, testen und umsetzen kann.« Nicht ohne Stolz verrät Koudelka auch, dass die ersten ESA-Projekte, die an Österreich gingen, an die TU Graz adressiert waren. Außerdem hat die TU schon im Jahr 2005 mit der Entwicklung eines 20 mal 20 mal 20 Zentimeter großen und sieben Kilogramm schweren Satelliten namens TUGSAT-1 begonnen. Seit 2013 ist dieser erste österreichische Satellit im Einsatz. Er sendet zwar keine Bilder von Pluto, leistet aber auf anderer Ebene Pionierarbeit: Als wissenschaftliche Nutzlast wurde eine Sternenkamera gewählt, die die Helligkeitsschwankungen massiver, sehr heller Sterne mit Hilfe differenzieller Photometrie mit bisher nicht erreichter Genauigkeit messen kann. Genauigkeit, ja sogar Perfektion ist es, wonach auch an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gestrebt wird. Wolfgang Baumjohann ist dort der Leiter des Weltraumforschungsinstituts und macht deutlich, wo ein Grund für die steirischen Forschungserfolge im Bereich Weltraumwissenschaften zu finden ist: »Man kann nur dann an der Weltspitze mitspielen,

FAZIT AUGUST 2015 /// 11


Foto: Oliver Wolf

Wirtschaft und Weltraum

Wir haben in der Steiermark rund 30 Unternehmen mit mehr als 1.200 Mitarbeitern, die sich mit Weltraumforschung beschäftigen. Franz Lückler, Geschäftsführer ACstyria

wenn man motivierte Leute findet, für die Exzellenz ein entscheidendes Kriterium ihrer Arbeit ist.« Das hat sich in seinem Institut gleich an mehreren Fronten bewährt: Die ÖAW gilt als weltweit führend bei der Entwicklung von Magnetometern (Magnetfeldmessgeräten) und beheimatet eine der weltbesten Laserstationen. Zudem erfreut man sich einer stetig wachsenden Nachfrage bei den selbst entwickelten Bordcomputern. Auf wissenschaftlicher Ebene gehört das Institut auf dem Gebiet der Weltraumplasmaphysik zu den erfolgreichsten Forschungseinrichtungen der Welt. Trotz unterschiedlicher Schwerpunktsetzungen arbeiten die steirischen Forschungstreibenden eng zusammen. »Wir sind sehr gut vernetzt mit allen Einrichtungen und Firmen, die im

Bereich Weltraum tätig sind. Das fängt bei gemeinsamen öffentlichen Projekten wie der Space Technology 2015 an und reicht von Projekten mit Unternehmen wie der RUAG in Wien bis hin zur Zusammenarbeit mit Joanneum Research Graz«, weiß Otto Koudelka.

Probleme auf der Erde und Gewinne im All

Bei allen Erfolgen bleibt die Frage, wie sich der wissenschaftliche Einsatz finanziert. Bei Joanneum Research Digital kommt die Basisfinanzierung zu 85 Prozent vom Land Steiermark und zu 15 Prozent vom Land Kärnten. »Der Großteil des Umsatzes von 40 Mio. Euro wird über Projektanträge im Bereich der nationalen

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Foto: Rothwangl

Wirtschaft und Weltraum

Wenn wir weiterhin Arbeit und Wohlstand wollen, müssen wir in unser Wissenschaftsmilieu investieren. Christopher Drexler, Wissenschaftslandesrat

Forschung der ESA oder der EU erreicht«, erklärt Institutsleiter Heinz Mayer. An der TU Graz speist sich das Auftragsvolumen und damit die Finanzierung des Institutes zu 65 bis 70 Prozent aus Direktaufträgen der ESA und zu 30 bis 35 Prozent aus Förderprojekten. Auch am Weltrauminstitut der ÖAW ist man auf Drittmittel angewiesen. Neben dem Grundbudget, für das die Akademie aufkommt, müssen Projektmittel eingeworben werden. »Durch die Projektmittel erhöht sich unser Budget um 70 bis 100 Prozent unserer Basisfinanzierung«, meint Wolfgang Baumjohann. Nicht selten sehen sich die Forscher mit der Frage konfrontiert, warum so viel Geld in den Weltraum investiert wird, wo es auf der Erde doch genug andere Probleme gäbe. Dazu ver-

weist Otto Koudelka einerseits auf die Bedeutung von Weltraumtechnologien wie Navigationssatelliten, Wettersatelliten oder Fernerkundungssatelliten, ohne die gewohnte Standards nicht haltbar wären. Andererseits gibt er auch ein Beispiel für den finanziellen Gewinn der Weltraumwissenschaft: »Ein moderner Fernsehsatellit kostet ungefähr 300 Millionen Euro vom Bau bis zur Erhaltung. Er lebt etwa 20 Jahre und erwirtschaftet pro Jahr etwa 100 Millionen. Das heißt nach dem dritten Jahr ist das Geld wieder hereingespielt und die restlichen 17 Jahre wirft er ganz schön Gewinn ab.« Von Gewinnen und wirtschaftlichen Kennzahlen für die Steiermark weiß nicht zuletzt Franz Lückler vom steirischen Autocluster zu berichten: »Wir haben in

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Wirtschaft und Weltraum

der Steiermark rund 30 Unternehmen mit mehr als 1.200 Mitarbeitern, die sich mit Weltraumforschung beschäftigen. Diese erwirtschaften jährlich einen Umsatz von 300 Millionen Euro.« Zuletzt haben sich mit Pankl Aerospace und Magna Aerospace zwei einst traditionelle Automotive-Leitunternehmungen zusätzlich im Bereich Aerospace angesiedelt. »Magna Aerospace sorgte für breites Aufsehen, als bekannt wurde, dass die Grazer Firma Rohrleitungssysteme für die europäische Trägerrakete Ariane 5 entwickelte«, berichtet Lückler. »Daneben gibt es natürlich auch noch die Voestalpine-Tochter Böhler, die immer stärker im Bereich Luft- und Raumfahrt tätig wird.« Und selbst die NASA arbeitet schon seit einigen Jahren erfolgreich mit steirischen Unternehmen zusammen. Das in Grambach angesiedelte Unternehmen Dewetron stellt Test- und Messgeräte

her, die beim Orion-Programm den unbemannten Weg zum Mond auf sich nahmen. »Was mit den Produkten dort alles gemessen wird, unterliegt strenger Geheimhaltung. Man kann aber davon ausgehen, dass bei jedem Raketenstart der NASA davor irgendwo eine Messung mit Grambacher Systemen eine Rolle gespielt hat. Die technische Fachzeitschrift für Ingenieure, NASA Tech Brief, kürte das Dewetron-Messgerät Trendcorder sogar zum Produkt des Jahres 2014.« Dass ausgerechnet die Steiermark in der Weltraumforschung so aktiv ist, liegt für Lückler auch am hohen Niveau der Bildung: »Mit dem Unterbau HTL, den renommierten Hochschulen wie der Technischen Universität Graz und der Montanuniversität Leoben verfügen wir über Spitzenausbildungsmöglichkeiten. Mit Kompetenzzentren wie dem Polymere Competence Center Leoben (PCCL) oder Joanneum Research ha-

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Foto: Austrospace

Wirtschaft und Weltraum

Bei den kleinen und mittleren Weltraumnationen ist Österreich eine der führenden. Hans Martin Steiner, Geschäftsführer Austrospace

ben wir außerdem weltweit führende Forschungsinstitute direkt vor der Haustür. Das schlägt sich auch faktisch nieder: Mit einer Forschung- und Entwicklungsquote von 4,4 Prozent liegt die Steiermark europaweit auf Platz zwei der Regionen – nur BadenWürttemberg liegt noch vor uns.« Auch die Politik ist sich der Bedeutung der Weltraumforschung für die steirische Wirtschaft bewusst. Nicht zuletzt in Form von Christopher Drexler, dem zuständigen Landesrat für Wissenschaft und Forschung. »Wenn wir weiterhin Arbeit und Wohlstand in der Steiermark haben wollen, kann uns das nur dann gelingen, wenn wir weiter in den Bereich Forschung und Entwicklung respektive in unser Wissenschaftsmilieu investieren«, gibt er zu bedenken. »Die Weltraumforschung ist faszinierend, aber für viele wirkt sie auf den ersten Blick wohl auch alltagsfern. Tatsächlich begegnen

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uns die Themen der Weltraumforschung aber in vielen Bereichen tagtäglich. Man denke nur an Satelliten zur Navigation.« Auch Publikumsmessen wie die Space Technology 2015 im Rahmen der Grazer Frühjahrsmesse seien wichtig. »Solche Initiativen dienen dazu, Wissenschaft und Forschung in ihrer Bedeutung für jede und jeden von uns bewusster zu machen.« Auf dass Mondautos in der Grazer Stadthalle zukünftig nicht mehr irritieren, sondern ganz selbstverständlich sind.

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Ich hoffe, dass es mehr ist als ein Sommer-Gag. NAbg. Werner Kogler (Grüne) zur Abschaffung der kalten Progression

400 Millionen Euro Entlastung jährlich soll die von Finanzminister Hans Jörg Schelling geplante automatische Anpassung der Tarifstufen bringen.

Fotos: Scheriau, Siegfried Gallhofer

fer vor den wichtigen Landtagswahlen in Oberösterreich und Wien unbedingt unter Beweis stellen.

Finanzminister Schelling will die »kalte Progression« abschaffen. Die Initiative von Finanzminister Hans Jörg Schelling, die kalte Progression abzuschaffen, ist längst überfällig. Mit »kalter Progression« ist das Vorrücken der Lohnund Einkommensbezieher in höhere Steuerstufen gemeint, weil die Löhne und Gehälter an die Inflation angeglichen werden. Die öffentlichen Haushalte profitieren aufgrund ihrer Überschuldung aber auch ohne kalte Progression weiterhin von der Inflation. Denn nach wie vor ist der Großteil der Staatsschulden von knapp 286 Milliarden Euro nicht inflationsgesichert, während die Bemessungsgrundlagen für die Steuern und Abgaben – die Preise und Löhne – zumindest um das Ausmaß der Inflation steigen. Je höher die Inflation, desto größer ist daher die Abschmelzwirkung auf alte Schulden mit fixem Zinssatz. Dennoch sind Zweifel an der Durchsetz16 /// FAZIT AUGUST 2015

barkeit des Schelling-Vorschlages für einen Anpassungsmechanismus angebracht. Die Regierung will nämlich erst einmal »die Experten« befragen, wie sich der Plan am besten umsetzen lässt. Und die SPÖ hat bereits angekündigt, zwar ebenfalls für die Abschaffung, aber gegen einen Automatismus zu sein. In der Schweiz werden die Steuerzahler jedenfalls schon seit vielen Jahren durch die Verfassung von den Effekten der kalten Progression befreit. Dort werden die Tarifstufen zu einem jährlichen Stichtag – am 30. Juni – um das Ausmaß der Inflation angehoben. Bei uns wäre wohl der 31. Dezember geeigneter. Schließlich deckt sich das Steuerjahr der Lohnbezieher und auch das der meisten Einkommensteuerzahler mit dem Kalenderjahr. Auch die Oppositionsparteien wollen die kalte Progression abschaffen. Möglicherweise wird daher tatsächlich etwas daraus, denn die Regierung will ihren Reformei-

Landesregierung – Noch größerer Reformdruck Die steirische Landesregierung steht gleich vor mehreren Herkulesaufgaben. Wie LH-Vize Michael Schickhofer kürzlich eingestehen musste, fehlen im Landesbudget für 2015 an die 350 Millionen Euro und 2016 könnten es aufgrund der Steuerreform sogar 450 Millionen sein. Die Ursachen liegen nicht in der mangelnden Ausgabendisziplin der Ressortchefs, sondern in der Steuerreform und der stagnierenden Wirtschaft. Obwohl beide Faktoren schon seit Längerem bekannt sind, hat die ehemalige Finanzlandesrätin Bettina Vollath bis zur Landtagswahl keinen Zweifel daran gelassen, dass das Nulldefizit für 2015 halten werde. Die Opposition, allen voran FP-Chef Mario Kunasek, beklagt sich daher nun zu Recht darüber, dass das Ausmaß der drohenden neuen Schulden erst bekannt gegeben wurde, als das Budgetloch nicht mehr zu beschönigen war. »Den Steirern drohen nun strenge Sparbudgets, nur weil die Landesregierung in der vergangenen Legislaturperiode bewusst weggeschaut und die Öffentlichkeit über das Budgetdebakel nicht ausreichend informiert hat«, weidet sich Kunasek an den steirischen Finanznöten. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hat sich aber an Querschüsse aller Art gewöhnt und hält am Reformkurs unbeirrt fest. Gegenüber dem Kurier sagte er kürzlich, dass ihn der Mut ganz sicher nicht verlassen werde. Er sei befreit von der Eitelkeit, noch einmal eine Wahl gewinnen


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

zu müssen und könne daher mit seinem neuen, jungen Team an weitere Reformen herangehen. Aufhorchen ließ Schützenhöfer mit der Bereitschaft, Kompetenzen an den Bund abzutreten, damit in der Spitalsreform endlich etwas weitergeht. »Es muss eine Gesamtsicht geben«, so Schützenhöfer und er nannte den Umstand, dass es sowohl im steirischen Hartberg als auch im nur wenige Kilometer entfernten burgenländischen Oberwart gut ausgebaute Spitäler gebe. Mit den Worten »Wir haben in Österreich alles in allem 287 Spitäler. In ganz Schweden gibt es nur 84 Krankenhäuser« kündigte Schützenhöfer wohl weitere tiefe Einschnitte an. Damit hat er klar gemacht, dass er nicht Landeshauptmann werden wollte, um neue Freunde zu gewinnen. Seine Amtskollegen in den anderen Bundesländern stehen jedenfalls unter noch größerem Druck, zumal dort meist nicht einmal jene Reformen in Angriff genommen worden sind, die in der Steiermark bereits umgesetzt und budgetwirksam wurden.

Das Asylthema treibt die Bürger weg von der EU, aber auch hin zur FPÖ Die Hilflosigkeit, mit der die Politik der Flüchtlingsflut gegenübertritt, ist Wasser auf die Mühlen der EU-Gegner und vor allem der FPÖ. Die Bevölkerung macht jedenfalls die Politik für den Flüchtlingsansturm verantwortlich. Die Ursachen dafür, dass Österreich mittlerweile die Hauptlast des Exodus aus Afrika und »Arabischem Frühling« zu tragen hat, sehen die Wähler einerseits in einer zu großzügigen Aufnahmepolitik und andererseits in der mangelnden Solidarität des übrigen Europa. Bundeskanzler Werner Faymann ist mit seiner Forderung nach Bezirksquoten bei den Landeshauptleuten kläglich gescheitert. Das hatte aber weniger mit der mangelnden Qualität seiner Vorschläge, sondern vor allem mit seiner jämmerlichen Kommunikationspolitik zu tun. Der Regierungschef hatte der »Krone« nämlich schon vor Sitzungsbeginn eine Einigung verkündet. Und das ist etwas, was man mit

den stolzen österreichischen Landesfürsten nicht machen darf. Nun hat sich auch der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl an einem Bauchfleck mit Anlauf versucht. Er forderte die Einführung von Gemeindequoten und eine Zwangsverpflichtung der Bürgermeister in ihren Gemeinden, Asylwerber aufzunehmen. Mit der Ansage »Paracelus lehrte uns: Auf die Dosis kommt es an«, forderte Nagl die Gemeinden auf, je 1.000 Einwohner fünf Asylwerber aufzunehmen. Dass sich Nagl angesichts von knapp 2.000 Flüchtlingen in Graz überfordert sieht, ist zwar verständlich, denn Großquartiere stellen sowohl Anrainer als auch Flüchtlinge vor große Probleme. Dennoch ergibt der Vorschlag wenig Sinn. Flüchtlinge in irgendwelche demografisch gefährdeten Kleingemeinden abzuschieben, kann nur zu einem weiteren Aufschaukeln der Lage führen. Die Idee, etwa im durch die FPÖ-Landtagskampagne zu zweifelhaften Ehren gekommenen Pusterwald, eine Handvoll junger afghanischer Männer in den programmierten Lagerkoller zu führen, scheint nicht besonders durchdacht zu sein. Die Flüchtlinge würden sich dort wohl wie Außerirdische vorkommen. Und dass sie – abgeschnitten von ihren Gesinnungsgenossen und Glaubensbrüdern – erst recht keine Chance hätten, sich vernünftig zu integrieren, wäre eine weitere logische Folge dieser Maßnahme. Jedes kleine Nest zur Erfüllung einer Flüchtlingsquote zu verpflichten, löst also auch kein Problem, passt aber zur Strategie, die Flüchtlinge überall sonst, nur nicht im eigenen Bereich gut aufgehoben zu sehen. Landesrechnungshof prüft Vergabe der Glücksspiellizenzen Die drei steirischen Automatenglücksspiellizenzen wurden noch in der abgelaufenen Legislaturperiode an drei Unternehmen vergeben, die alle in direkter oder indirekter Verbindung zum Glückspielkonzern »Novomatic« stehen. Bei den Unternehmen handelt es sich zum einen um die »PG Enterprise AG«, die im

Eigentum eines ehemaligen Vorstands der zu »Novomatic« gehörenden »AdmiralCasinos« steht. Im Aufsichtsrat sitzen ExÖVP-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl und der frühere der SPÖ zugerechnete Bezirkshauptmann von Bruck an der Mur, Jörg Hofreiter. Die zweite Lizenz ging an die Firma »PA Entertainment«, des Grazers Helmut Polanz. Mit »Novomatic« ist Polanz über eigene Geschäftsbeziehungen und welche seiner Gattin verbunden. Und die dritte Lizenz ging direkt an den »Novomatic-Konzern«. Der Klubobmann der Grünen, Lambert Schönleitner, sieht bei der Vergabe der Lizenzen für das steirische Automatenglücksspiel jedenfalls einiges zu überprüfen und zu hinterfragen. Er spricht von einer »schiefen Optik«, wenn etwa ein Unternehmen, das erst im Zuge der Ausschreibung gegründet wurde und daher über keinerlei Erfahrungen in der Branche verfüge, stattdessen aber mit persönlichen Verflechtungen in die Politik ausgestattet sei, diese Ausschreibung gewinne.

Bürgermeister Siegfried Nagl fordert – um Graz zu entlasten – Gemeindequoten für Flüchtlinge. FAZIT AUGUST 2015 /// 17


Kurz & News

peerpr Nummer 1 in der Steiermark

Die Vereinigung der Österreichischen Länderversicherer (VÖL) blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2014 zurück – das Prämienwachstum betrug 7,07 Prozent, die Bilanzsumme erhöhte sich um 5,40 Prozent, die Zuwächse aus Kapitalanlagen betrugen 3,84 Prozent und die Eigenmittel erhöhten sich um 10,85 Prozent. Somit konnten die Länderversicherer den 4. Platz im heimischen Versicherungsranking absichern. „Unser oberstes Ziel ist die effiziente Nutzung von Synergiepotenzialen. Unser Größenvorteil, den wir als Netzwerk haben, soll so gewinnbringend wie möglich eingesetzt werden“, so Othmar Ederer, Vorsitzender der VÖL und GenDir. der Grazer Wechselseitigen Versicherung AG.

Die Grazer PR-Agentur peerpr gilt derzeit als die wohl erfolgreichste der Steiermark. Das belegen auch die aktuellen Zahlen, welche die Fachzeitschrift „Horizont“ und das Wirtschaftsmagazin „bestseller“ im Rahmen des jährlichen Rankings präsentiert haben. Nach der „MedianetRankingweek 2014“ ist das schon das zweite Agenturen-Ranking, das peerpr als erfolgreichste PR-Agentur der Steiermark führt. GF Richard Peer zu dieser Entwicklung: „Wir freuen uns, dass sich sowohl die klare Positionierung unserer Agentur als auch die harte Arbeit in den vergangenen fünf Jahren bezahlt machen. Wir möchten das Angebot für unsere Kunden weiter ausbauen.“

Der 47-jährige Kärntner Walter Kogler beendet seine Trainer-Karriere und übernimmt mit 1. Juli die Geschäftsführung der Merkur Recreation, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Merkur Versicherung AG. In seiner neuen Position zeichnet der Ex-Nationalspieler, der unter anderem für AS Cannes, Sturm Graz, Austria Wien und Austria Salzburg spielte, verantwortlich für die Erschließung neuer Märkte, die strategische Verkaufsförderung und das Marketing. Die Merkur Recreation, Institut für Vorsorgemedizin und Physiotherapie, steht für Gesundheitsförderung, -erhaltung und -vorsorge unter ganzheitlichen Gesichtspunkten.

Seit vielen Jahren unterstützt die Volksbank den TC Volksbank Jugendparadies rund um die Tennisschule von Hannes Zischka und dessen Leiter Günter Grimberg bei ihren Bemühungen rund um den Tennissport. Dabei gilt die spezielle Unterstützung vor allem dem gesamten Jugendbereich. Unter dem Motto „Wir schauen uns Sport nicht nur gerne an, sondern unterstützen ihn auch“ – wurde Anfang Juli die Vertragsverlängerung unterzeichnet. Vorstandsdirektor Johann Muhri unterstrich dabei nochmals die Wichtigkeit der Jugendarbeit, denn es sei eine gute Investition in die Zukunft und in die Region, und wünschte weiterhin viele Erfolge.

Walter Kogler wechselt in die Geschäftsführung der Merkur Versicherung

Volksbank verlängert Zusammenarbeit mit Tennisjugend

foto: hans eiskonen – unsplash.com

Fotos: VÖL, Merkur Versicherung AG, peerpr, Volksbank Steiermark Mitte

Länderversicherer festigen ihre Position


Foto: LPD/Ulrich Foto: MP Group

Brillenmode für alle Welt designed in Graz

Original Jeansstoff in der Brille: Eine weitere Innovation aus der Michael Pachleitner Group

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ietmar Hermus, als CSO Verantwortlicher für den Großteil der Brillenmarken, fasst das breite Brillenspektrum der Michael Pachleitner Group zusammen: „Mit 430 neuen Modellen haben wir für jedes Gesicht sowie für jeden Anlass die passende Brille.“

Brillenmode im Jeanslook Die Jeans ist das modischste Kleidungsstück – und das seit über 70 Jahren. H.I.S Eyewear rückt die Charakteristika von H.I.S in den Mittelpunkt: Modernität, Urbanität, passgenaue Form und natürlich Jeans. In den Damenmodellen der neuen Kollektion wird original Jeansstoff verwendet. Die Farbpalette reicht von klassischem Jeansblau bis zu trendigem Pink und coolem Schwarz. Weitere Details bei den coolen H.I.S-Modellen: Jeansnieten auf den Bügeln oder Etuis aus Jeansstoff.

In der Welt der Mode ticken die Uhren etwas anders. Die Michael Pachleitner Group präsentiert bereits jetzt die neuesten Kollektionen für die Saisonen bis Frühjahr 2016 – H.I.S., Daniel Hechter, Kiotonakamura, Ruud van Dyke und Infinity Red Bull Racing Eyewear. Gespräch mit Dietmar Hermus, CSO der Michael Pachleitner Group: Neuheiten – geht das überhaupt noch oder herrscht in der Brillenwelt das Motto „Es gibt nichts, was es nicht gibt?“ Unser Designer- und Produktentwickler lassen sich für jede Kollektion Neuheiten einfallen. Ein High-light ist unsere H.I.S.Brille, in die echter Jeansstoff eingearbeitet ist. Mit solchen Innovationen ist man auf dem riesigen Brillenmarkt sichtbar. Wir wollen schöne Brillen mit hohem Qualitätsanspruch an Material und Glas herstellen, die auch leistbar sind. Welcher ist der schönste Aspekt an der Herstellung von Brillen? Da gibt es zwei schöne Aspekte: Dass man mit einer guten Brille den Alltag von vielen Menschen erleichtern kann, Menschen zu besserem Sehen verhilft. Und schöne Brillen sind ein wunderbares Accessoire, die die Persönlichkeit unterstreichen und dem Gesicht schmeicheln.

Kurz im Gespräch mit Christian Sallmutter LPD Graz, Assistenzbereich Kriminalprävention Worauf sollte man bei der Sicherung des Heimes achten, wenn man auf Urlaub fährt? Wenn Sie verreisen, bitten Sie Vertrauenspersonen, während Ihrer Abwesenheit den Briefkasten zu leeren sowie die Rollläden, die Beleuchtung und das Radio- oder Fernsehgerät in unregelmäßigen Zeiten einzuschalten. Ein scheinbar bewohntes Haus oder eine Wohnung ist für Einbrecher weniger attraktiv.

Was gilt es für die Sicherung von Wertgegenständen zu beachten? Nutzen Sie für Wertsachen den Tresor oder geben Sie diese in ein Bankschließfach. Wenn Sie Wertgegenstände im Haus oder in der Wohnung aufbewahren, ist es sinnvoll, diese aufzulisten, zu beschreiben und zusätzlich auch zu fotografieren. Wie schützt man sich am Urlaubsort am besten vor Diebstahl? In vielen Urlaubsländern haben Taschendiebe zur Ferienzeit Hochkonjunktur. Ob in öffentlichen Verkehrsmitteln, an Stränden oder bei Besichtigungstouren – die Täter nutzen jede Gelegenheit. Tragen Sie Ihre Hand- oder Umhängetasche immer mit der Verschlussseite am Körper und achten Sie darauf, dass diese stets verschlossen ist. Nehmen Sie nur jene Barmittel mit, die Sie auch tatsächlich brauchen. Gesundes Misstrauen gegenüber Fremden, die Sie in ein Gespräch verwickeln oder anrempeln etc., ist angebracht. Welche Gefahren lauern dort noch? Der Erwerb von Antiquitäten und günstigen „Markenwaren“ wie Schmuck, Kleidung oder Parfum von „fliegenden Händlern“ ist riskant und mitunter sogar strafbar. FAZIT AUGUST 2015 /// 19


Graz hat’s

10 Jahre Nova-Spa

Zwei SP-Abgeordnete für den Bezirk Graz-Umgebung

Statt mit Pauken und Trompeten bedankte sich das Nova-Spa Graz Anfang Juli mit köstlichem Grillbuffet, stimmungsvoller Livemusik und sensationellen Preisen bei den langjährigen Stammkunden und Spa-Begeisterten. GF Natascha Koschutnig, Hoteldirektor Friedrich Herk und das gesamte Team des Hotel Novapark trumpften mit einem liebevoll organisierten Sommerfest der besonderen Klasse auf. So feierten über 300 Gäste gemeinsam mit Eigentümer Helmut Neukam bei herrlichem Wetter ausgelassen bis spät in die Nacht. Geboten wurde ein Spezialaufguss-Programm unter anderem von Liane Murlasits und Hubert Luckner mit „Schmankerln“ wie einer „Mediterranen Duftreise“.

Seit ihrer Angelobung mit 7. Juli sind zwei neue SPÖ-Abgeordnete für den Bezirk Graz-Umgebung im Steirischen Landtag vertreten. Sie werden sich gemeinsam mit der Landesrätin für Bildung, Familie und Jugend, Mag.a Ursula Lackner (Gemeinde Hart in Graz-Umgebung), um die für den Bezirk relevanten Themen kümmern. Die Regionalfrauenvorsitzende Renate Bauer (geb. 1962) aus der Gemeinde Stattegg ist Sprecherin der SPÖ Steiermark für Frauen und Landwirtschaft. FHProf. Dr. Oliver Wieser aus Seiersberg-Pirka ist Gesundheitssprecher der SPÖ Steiermark.

Seit März läuft die Zusammenarbeit zwischen dem steirischen Intralogistiker Knapp und dem gemeinnützigen Unternehmen alpha nova. Fünf bis sechs Teilnehmer von alpha nova übernehmen, abgestimmt auf den Grad ihrer jeweiligen Einschränkung, Tätigkeiten bei Knapp in Hart bei Graz. Knapp-Personalleiter Ingo Spörk sieht viele positive Effekte: „Als Unternehmen wollen wir soziale Verantwortung übernehmen – nicht nur für die eigenen Mitarbeiter, sondern auch für die Gesellschaft. Die Kooperation mit alpha nova stärkt diese Werte und bereichert unsere Arbeitswelt.“ Knapp erhielt für das ganzheitliche CSR-Engagement im Mai den Trigos Steiermark.

Den neuen Arbeits- und Ausbildungsplatz stolz den Eltern zeigen – diese Gelegenheit hatten die neuen steirischen und südburgenländischen SparLehrlinge am 9. Juli. Die Mitarbeiter der Spar-Zentrale Graz luden zum großen LehrlingsElterntag, der den jungen Leuten und ihren Familien interessante Einblicke in Ausbildung, Arbeitsalltag und Unternehmensstruktur bietet. Ein Programmpunkt beim Lehrlings-Elterntag ist „Lehre mit Matura“ gewidmet. Eine Video-Rundreise durch die internationalen Spar-Niederlassungen, eine Hausführung sowie Informationen über Spar-interne Sozial- und Zusatzleistungen rundeten das Programm des Lehrlings-Elterntags ab.

Seit 1998 belebt und bewegt das internationale Festival für Straßen- und Figurentheater La Strada die Steiermark mit Emotion und unkonventionellen Performances auf höchstem Niveau. Seit Beginn unterstützt die Steiermärkische Sparkasse das farbenprächtige Spektakel, als Hauptsponsor bereits im 11. Jahr.

Unter dem Motto „Barrierefrei auf die Zukunft bauen“ luden am 1. Juli die Odörfer Haustechnik GmbH und die TBH Ingenieur GmbH zum energytalk-Sommerfest ins St. Veiter Schlössl. Rund 250 Besucher genossen den Sommerabend bei Schmankerln und Sommerbeats.

Inklusion bereichert die Arbeitswelt

Steiermärkische weiter Hauptsponsor von La Strada

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Lehrlings-Elterntag bei Spar

energytalkSommerfest 2015


Foto: Flughafen Graz/Krug

Kurz im Gespräch mit

Fotos: Novapark, SPÖ Steiermark, Knapp, Steiermärkische Sparkasse, Holding Graz, Spar, energytalk, Heinz Pachernegg

Gerhard Widmann Geschäftsführer der Flughafen Graz Betriebs-GmbH

Staatspreis Mobilität für Holding Graz Linien

„Bitte, Danke“ – Kabarett mit Gery Seidl

Der Staatspreis Mobilität ist die höchste Auszeichnung, die der BM für Verkehr, Innovation und Technologie an Unternehmen und Institutionen verleiht. Das Projekt „KombiMo II“ – kombinierte Mobilität aus Öffis und anderen Mobilitätsdienstleistungen im Großraum Graz – konnte den 2. Platz unter 29 Einreichungen erobern. „Mit dem Programm ‚E-Mobilität für alle‘ unterstützen wir Projekte wie KombiMo II in Graz, die den breiten Einsatz von Elektromobilität vorantreiben“, betonte Stöger. Der Vorstandsvorsitzende der Holding-Graz Wolfgang Malik freut sich: „Ein Danke allen hellen Köpfen für das innovative Engagement in Sachen urbane Mobilität.“

Die Steiermärkische Sparkasse lud am 6. Juli gemeinsam mit der s Versicherung ihre Kunden zum Kabarettabend ins Grazer SparkassenCenter ein. Kabarettist Gery Seidl begeisterte mit seinem Programm „Bitte, Danke“ rund 200 geladene Gäste. In gewohnt humorvoller Manier erzählte er Anekdoten aus dem Privatleben und begab sich auf die Suche nach Skurrilitäten des Alltags, begleitet von schrägen Tönen und witzigen Geschichten. Mit der s Versicherung und den Sparkassen verbindet ihn eine lange Zusammenarbeit. Als er im Jahr 2009 zum ersten Mal die SparkassenKabarett-Tour spielte, kam während der Tournee seine Tochter Lilly auf die Welt.

Steirisches Landeswappen für den Steiermarkhof Am 1. Juli überreichte LH Hermann Schützenhöfer das steirische Landeswappen an das erfolgreiche Bildungshaus Steiermarkhof der steirischen Landwirtschaftskammer. Mit 2.000 Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen, 60.000 Teilnehmern und 10.000 Nächtigungen pro Jahr ist der Steiermarkhof eines der aktivsten Bildungshäuser Österreichs. Mit seinem Weiterbildungsangebot erfüllt der Steiermarkhof eine Brückenfunktion zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung. Schützenhöfer betonte: „Der Steiermarkhof ist ein offenes Haus und eine Bildungsschmiede: Das hier erworbene Wissen wird in die Regionen getragen und stärkt nachhaltig den ländlichen Raum.“

Welche Bedeutung hat der Flughafen Graz für den Wirtschaftsstandort Steiermark? Der Flughafen Graz hat sich mit seinem breiten Linienangebot – es sind rund 150 abgehende Linienflüge pro Woche – zu einer wichtigen Verkehrsdrehscheibe für den Wirtschaftsstandort Steiermark, aber auch für Kärnten, das Burgenland und Slowenien entwickelt. Durch die Anbindungen an die großen Umsteigeflughäfen Frankfurt, Wien, Zürich, Berlin und andere ist die Steiermark sehr gut mit der Welt vernetzt. Ist der wirtschaftliche Aufwind am Flughafen Graz ebenfalls spürbar? Durch den starken Ausbau der Linienverbindungen in diesem Jahr – 12 statt 6 wöchentliche Flüge nach Berlin, Swiss fliegt 7 Mal wöchentlich nach Zürich und schließlich die Aufnahme der Flugverbindung nach Istanbul durch Turkish Airlines 4 Mal pro Woche – sind wir mit der Entwicklung derzeit sehr zufrieden.

Vor Kurzem ist die Istanbul-Verbindung mit Turkish Airlines in Betrieb gegangen, wie entwickelt sich der Zuspruch? Die Flugverbindung nach Istanbul wurde am 22. Juni aufgenommen, es ist daher noch zu früh, um über die Entwicklung zu sprechen. Die Zahlen in der Anfangsphase sind sehr gut, natürlich arbeiten wir gemeinsam mit Turkish Airlines an einer weiteren Steigerung. Wie sieht es mit neuen Charterdestinationen in der Sommersaison aus? Im Charterbereich wurden in diesem Sommer neu die Sonderflüge nach Malta, Nîmes, Porto und Stockholm angeboten. Für Herbst plant der Reiseveranstalter ETI die Aufnahme eine wöchentlichen Fluges nach Marsa Alam. FAZIT AUGUST 2015 /// 21


Recht haben

Schon das lateinische Sprichwort »De mortuis nil nisi bene« gibt vor, man solle von Toten nur Gutes reden. Es ist auch angeblich praktizierte Moral, dass über Tote nichts Schlechtes gesagt wird. Diesem Gedanken trägt nun auch die Rechtsprechung in zunehmendem Ausmaß Rechnung. Von Stefan Lausegger Nahen Angehörigen eines Verstorbenen steht die Möglichkeit offen, sich gegen negative Äußerungen über den Verstorbenen zu wehren. Dies nennt man das Institut des postmortalen Persönlichkeitsschutzes. So hatte im Falle eines im Rahmen einer Amtshandlung verstorbenen Schubhäftlings die Tochter die Möglichkeit, gegen Zeitungsberichte vorzugehen, in denen dieser Schubhäftling posthum als Drogendealer und kriminell dargestellt wurde, was schlicht nicht zutraf. In einer Entscheidung über einen ehemaligen Kärntner Landeshauptmann wurde beispielsweise der Witwe die Klagebefugnis in einem Verfahren zum Schutz der Ehre und Privatsphäre ihres Verstorbenen wegen des schwerwiegenden Eingriffs in dessen Personenwürde, eingeräumt. In einem anderen Fall hatte ein Vater die Möglichkeit, gegen die Veröffentlichungen vorzugehen, denen zufolge sich sein verstorbener, früher als Rechtsanwalt tätiger Sohn im Rotlichtmilieu »herumgetrieben« hätte. Nicht nur die Ehre, sondern auch das Abbild des Verstorbenen genießt Schutz. Diesen gewährt § 78 des Urhebergesetzes und ist wiederum von den nahen Angehörigen durchsetzbar. Dies sind zumeist die Erben; so war es beispielsweise im besagten Verfahren um den ehemaligen Landeshauptmann der Witwe auch möglich, diverse rufschädigende Abbildungen des Verstorbenen zu unterbinden. Wer genau zur Durchsetzung befugt ist, darüber gibt § 77 Urhebergesetz Auskunft. Voraussetzung für die erfolgreiche Durchsetzung einer Verletzung ist, dass das unterstellte Interesse des Toten an der Nichtveröffentlichung schwerer wiegt als das Interesse jeder sonstigen Person an der Veröffentlichung. Foto: dklra.at

Dr. Stefan Lausegger LLM (LSE) ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

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Landtag gegen Bargeld-Abschaffung Auf Initiative von VP-Klubobfrau Barbara Eibinger-Miedl hat der steirische Landtag einstimmig die Landesregierung aufgefordert, sich auf Bundesebene und auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass Bargeld als Zahlungsmittel bestehen bleibt.

Foto: Rothwangl

Über die Toten nur Gutes?

VP-Klubobfrau Barbara Eibinger kämpft für den Fortbestand von Bargeld als Zahlungsmittel.

T

endenzen in anderen europäischen Ländern gehen dazu, dass Bargeld nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert werden muss. Beispielsweise müssen in Dänemark Tankstellen, Restaurants und sogar kleine Läden voraussichtlich ab dem kommenden Jahr kein Bargeld mehr annehmen. Denselben Trend gibt es in Schweden, und auch in Deutschland wird bereits vermehrt über die Abschaffung von Bargeld als Zahlungsmittel diskutiert.

Den Annehmlichkeiten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, des Einsatzes von Kreditkarten und von Handyzahlungen stehen aber datenschutzrechtliche Bedenken entgegen. Immerhin können Daten über den Einkauf bestimmter Konsumgüter (Tabak, Alkohol oder ähnliches), die mit Kreditkarte bezahlt werden, mit anderen Personendaten verknüpft werden. „Die Möglichkeit, Waren und Dienstleistungen bar und damit anonym zu bezahlen, ist ein wichtiger Aspekt der Selbstbestimmung. Wenn alle Transaktionen bargeldlos vorgenommen werden müssten, wäre lückenlos nachvollziehbar, wie viel und für welche Zwecke jemand Geld ausgibt. Es ließen sich umfassende Bewegungs- und Konsumprofile erstellen, was nur ein weiterer Schritt in Richtung gläserner Mensch wäre“, so Eibinger-Miedl dazu. Weiters fallen für bargeldlose Transaktionen sowohl für die Konsumentinnen und Konsumenten, wie auch für unsere Unternehmen zusätzliche Kosten an (Karten-, Transaktionsgebühren, etc.). „Wir sprechen uns daher klar dafür aus, Bargeld als Zahlungsmittel beizubehalten!“


Fotos: Leykam/Crocce

Wirtschaft

Ein Druckkonzern und die digitale Herausforderung Leykam – Let’s Print ist einer der drei größten Druckkonzerne Europas – mit vier Produktionsstandorten in Österreich, Slowenien und Tschechien und 19 Rollenoffset-Maschinen. Die 730 Mitarbeiter erwirtschaften jährlich einen Umsatz von rund 231 Millionen Euro. Fazit traf CEO Gerhard Poppe in der Konzernzentrale im burgenländischen Neudörfl zu einem Gespräch über das herausfordernde Druckereigeschäft.

VON JOHANNES TANDL

FAZIT AUGUST 2015 /// 23


Wirtschaft

Welche Chancen sehen Sie für Print im Zeitalter der Digitalisierung? Trotz des technologischen Wandels bin ich zutiefst davon überzeugt, dass Print immer seinen Platz haben wird. Durch die Digitalisierung wird sich ja auch die Druckbranche radikal verändern. Der Rollenoffsetdruck hat wesentlich bessere Chancen, weil er im Vergleich zum Tiefdruck und zum Bogendruck viel konkurrenzfähiger geworden ist. Unsere Herausforderung ist aber auch eine konjunkturelle. Solange Europa nicht wächst, stehen wir einem harten, über die Preise laufenden Verdrängungswettbewerb gegenüber. Da muss man gut so aufgestellt sein wie wir, um seine Anlagen auslasten zu können. Und warum ist die Rolle konkurrenzfähiger geworden? Früher kamen nur Produkte mit einer Auflage zwischen etwa 20.000 und 100.000 Stück für den Rollendruck in Frage. Inzwischen können wir auch Auflagen ab 10.000 Exemplaren konkurrenzfähig anbieten. Und auch bei größten Auflagen von mehreren 100.000 Exemplaren hat die Rolle inzwischen ihre Spitzenposition, weil etwa Offsetdruckplatten viel günstiger geworden sind als Tiefdruckformen. Außerdem sind sie viel schneller herzustellen.

Und Geschwindigkeit und niedrige Durchlaufzeiten sind ja bei allen Periodika besonders wichtig … Nicht nur bei Zeitschriften, sondern auch bei Flugblättern. Und da ist Print nach wie vor konkurrenzlos. Wie gehen Sie damit um, dass weniger im Print und mehr online publiziert wird? Wir glauben an die Zukunft von Print: Das gedruckte Flugblatt ist weiter ungeschlagen, 24 /// FAZIT AUGUST 2015

„Die meisten von uns wollen die Information nicht nur intellektuell, sondern auch haptisch begreifen“, zeigt sich Leykam-Let´s-Print-CEO Gerhard Poppe vom großen Stellenwert gedruckter Information überzeugt. die Popularität des Werbemittels Prospekt in Österreich nach wie vor ungebrochen und Printmedien werden auch in Zukunft ihren Platz finden – nicht zuletzt durch kreativere Ansätze, die verstärkte Verzahnung mit Online-Medien und die maßgeschneiderte Orientierung an speziellen Zielgruppen.

Aber vor allem die Zeitungsherausgeber klagen, dass ihnen die Auflagen und der Werbemarkt wegbrechen. Wenn die Verlage die gleichen Inhalte online gratis anbieten, für die sie in der Printversion Geld verlangen, wundert es mich nicht, dass viele Leser auf Onlineinfos ausweichen. Und wenn die Preise für digitale Werbung viel billiger sind als für Printinserate, wundert mich auch nicht, dass die Werbeinnahmen schrumpfen. Aber ist es für Verlage und Druckereien auf Dauer möglich, zu überleben? Selbstverständlich erfordern neue Technologien neue Businessmodelle. Im Internet etabliert sich zunehmend eine Bezahlkultur. Voraussetzung

dafür ist, dass die Inhalte benutzerfreundlich aufbereitet werden, nicht zu teuer und einfach abzurechnen sind. Nutzer akzeptieren aus meiner Sicht bezahlpflichtige Angebote nicht nur für Spiele, Musik, Videos, sondern zunehmend auch für aufwendige journalistische Formate wie Reportagen, Hintergrundberichte und längere Interviews. Im Web ist aus meiner Sicht Qualitätsjournalismus vor allem für die Bereiche Politik, Wirtschaft, Sport und Ernährung, Gesundheit und Fitness gefragt. Entscheidend ist der Punkt, wann und in welchem Rhythmus Inhalte zur Verfügung gestellt werden sollen. Von einer größeren journalistischen Kraft werden sowohl Online als auch Print profitieren. Wo sehen Sie die zukünftigen Bedürfnisse nach gedruckter Information? Schließlich informiert nichts so schnell und so umfassend wie eine gute Internet-Suchmaschine. Aber wer braucht denn den ganzen Informationswust aus dem Internet? Mir hat vor Kurzem ein renommierter Kommunikationswissenschaftler Folgendes gesagt: „Sie werden sehen, dass aus diesem digitalen Wust an unnötiger Information neue Bedürfnisse für Printerzeugnisse entstehen werden. Und zwar nach intelligenten Printerzeugnissen, in denen die Information nach den Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppe mit viel Hirnschmalz zusammengestellt wurde.“ Die gedruckte Information ist sozusagen die höherwertige Information … Ganz sicher! Denn die meisten von uns wollen die Information begreifen – nicht nur intellektuell, sondern auch haptisch. Mir ist bei Geschäftsterminen ein Papierausdruck

jedenfalls wesentlich lieber als ein Link auf meinem Tablet zu einem digitalen Dokument, das in irgendeiner Cloud abgelegt ist. Ich glaube daher, dass wir langfristig aus der digitalen Revolution neue Druckthemen ableiten werden. Wer etwas archivieren will, wird das, was er braucht, auch künftig ausdrucken, um es persönlich und sicher aufbewahren zu können.

Wie geht eigentlich es Ihrem App-Entwickler Amanomedia? Ich bin von der Idee, Magazine und Zeitschriften auf Tablets und Smartphones zu publizieren, überzeugt. Wir brauchen aber zukünftig auch neue Ansätze, wie wir die Brücke zwischen Print und Digital bauen können. Und Amanomedia arbeitet genau in diesem Bereich. Dieses Tochterunternehmen ist für uns mit einem Start-up zu vergleichen – ein fruchtbarer Nährboden für die Entwicklung und Umsetzung neuer digitaler Produkte, die sich aus einer veränderten Nutzung von gedruckten Medien ergeben. So haben wir zum Beispiel mit unserer neuen App „Digi-Script“ ein völlig neues Produkt für Universitäten und FHs entwickelt, das dem geänderten Medienverhalten der Digital Natives Rechnung trägt. Und Sie sehen in diesem Bereich ein lukratives Geschäftsfeld? Wir haben das erste Halbjahr 2015 dazu genutzt, um die technischen Voraussetzungen für den Neustart von Amanomedia zu schaffen. Die technische Neuentwicklung von 11 Apps wurde planmäßig im Juni abgeschlossen. Derzeit werden die nächsten Schritte, vor allem betreffend einer Veröffentlichung der Apps, definiert. Herr Poppe, danke für das Gespräch!


Fotos: Heiltherme Bad Waltersdorf

R

und fünf Millionen Euro und jede Menge Engagement der Mitarbeiter und beteiligten regionalen Bauunternehmen wurden in die Weiterentwicklung der 30 Jahre jungen Heiltherme investiert. Nun ist das zentrale Element „Thermalwasser“ noch besser erlebbar.

Großes Eröffnungsfest LH Hermann Schützenhöfer erklärte bei der offiziellen Eröffnung: „Die Heiltherme Bad Waltersdorf hat sich einen neuen Auftritt verschafft, ohne dabei Altbewährtes aufzugeben. Gemeinsam mit der Region und den Mitarbeitern hat man sich in den letzten 30 Jahren weiter entwickelt und ist damit bestens gerüstet für die Zukunft.“ Für Unterhaltung der rund 2.000 Gäste sorgten der ORF Radio Steiermark „Heimatsommer“, die Edlseer mit einem eigenen Heilthermen-Geburtstagslied sowie die Gruppe Skylight. Beim Tag der Offenen Tür hatten alle Interessierten die Gelegenheit zu Führungen durch die neue Heiltherme. Weiters luden Genuss-Stationen zum Ausprobieren der TSM®-Kulinarik. Den krönenden Abschluss bildete die Nacht der Ballone mit stimmungsvoller Musik- und Feuershow. Harmonie von Natur und Wellness-Oase Gernot Deutsch, GF der Heiltherme Bad Waltersdorf erklärte das erneuerte Konzept: „Das natürliche Ambiente macht das zentrale Element Thermalwasser nun noch besser spürbar. Genauso wie im Quellenhotel mit der Quellenoase fließen die Natur der Umgebung und der Innenraum nun auch in der Heiltherme Bad Waltersdorf ineinander.“ Die Heiltherme schmiegt sich jetzt noch harmonischer an das Quellenhotel, das bereits vor einigen Jahren erneuert wurde. Neu sind unter anderem der gesamte Außen- und Innen-

Blick auf die neue Quellenoase der Heiltherme Bad Waltersdorf

Die neue Heiltherme Bad Waltersdorf

Die Heiltherme Bad Waltersdorf feiert 2015 ihr 30-Jahr-Jubiläum. Sie wurde für fünf Millionen Euro komplett neu gestaltet und schmiegt sich nun noch harmonischer an das Quellenhotel, das bereits vor einigen Jahren erneuert wurde. Am 17. Juli feierte die Heiltherme Bad Waltersdorf den erfolgreichen Abschluss ihrer umfassenden Neugestaltung mit einem großen Eröffnungsfest. auftritt mit dem Quellbecken am „Quellplatz“ vor dem Eingang der Heiltherme sowie die beiden Restaurants „Quellblick“ und „Genuss-Specht“ (siehe unten), lichtdurchflutete Ruheoasen mit Wohnzimmer-Charakter, offener Kamin und Parkettböden, die Saunabar, ein Fitnessraum mit „Queenax“ (multifunktionelles Zirkeltraining) und die Kraftplätze. Zentral sind in allen Bereichen helles Weißtannenholz, sanfte Farbgebung sowie ein hohes Maß an natürlichem Tageslicht. Erhalten geblieben ist das bei den Gästen beliebte klein strukturierte Flair in der Heiltherme. Zwei neue Restaurants mit TSM®-Kulinarik Wie bereits bislang im Quellenhotel, wird die TSM®Kulinarik nun auch in den beiden neuen Restaurants in

Feierliche Eröffnung mit Heilthermen-GF Gernot Deutsch, Tourismus-LR Christian Buchmann, LH Hermann Schützenhöfer, LH-Stv. Michael Schickhofer, Architekt Gerhard Kreiner und Eigentümervertreter Manfred Wesonig (v.l.n.r.) der Heiltherme kredenzt: im Restaurant „Quellblick“ mit Panorama-Terrasse und atemberaubendem Ausblick sowie im Thermenbuffet „GenussSpecht“, das steirische Überraschungen bereithält. Zentral für die TSM®-Kulinarik ist die enge Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten und das Kochen mit saisonalen Lebensmitteln, wobei Transparenz und Nachvollziehbarkeit

für die Gäste großgeschrieben werden. Genauso wie bei den TSM®-Massage- und Kosmetikbehandlungen werden auch in der TSM®-Kulinarik regionale Produkte von den Mitarbeitern der Heiltherme zu Kraftquellen für Körper und Geist verarbeitet.

Informationen:

www.heiltherme.at FAZIT AUGUST 2015 /// 25


Fazitgespräch

Speed Mum

Von Johannes Tandl und Peter K. Wagner Fotos: Marija Kanizaj

Die ehemalige »Speed Queen« Renate Götschl über eine fast perfekte Karriere und ihr neues Leben.


Fazit August 2015 /// 27



Fazitgespräch

Dekorative Kugeln am Regal über dem Fernseher sind nicht ungewöhnlich. Doch jene in diesem Haus sind besonders. »Die Kugeln machen sich gut im Wohnzimmer«, sagen wir, als wir die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup 1999/2000 und zwei kleine Kristallkugeln entdecken. »Ja, so ist das mit Kindern – man kommt nicht nach mit dem Aufräumen«, lächelt Hannes Kargl, Lebensgefährte von Renate Götschl und Vater ihrer beiden Töchter. Dass er dachte, wir sprechen auf das Spielzeug der Kinder an, das vor dem Fernseher am Wohnzimmerboden zerstreut ist, zeigt, was in diesem Haus den höchsten Stellenwert hat: die beiden Töchter Lara-Sophie und Valentina. Sport und Wettkampf sind nicht Teil der zweiten Karriere der ehemaligen »Speed Queen«. Während sie uns auf die Terrasse bittet, verabschiedet sich Kargl vorübergehend. Der Schwimmkurs der älteren Tochter Lara-Sophie geht bald zu Ende. »Zum Zahnarzt müsst ihr auch noch«, sagt Mama Götschl. Und dann ist sie wenige Tage vor ihrem 40. Geburtstag bereit. Für einen einstündigen Ausflug in ihr früheres Leben.

Fazit August 2015 /// 29


Fazitgespräch

Ich bin nicht mehr die Draufgängerin von früher. Renate Götschl

Frau Götschl, wann waren Sie zuletzt bei einem Weltcuprennen? Vor zwei oder drei Jahren war ich in Schladming und Flachau.

Nein. Schon als Kind habe ich keine Angst gekannt. Je schneller, desto besser. Geschwindigkeit war für mich normal.

Es heißt, dass sich Spitzensportler nach der Karriere sehr schwer tun, glücklich zu sein. Es ist von Typ zu Typ anders. Ich kann das nicht unterschreiben. Ich war 17 Jahre im Weltcup unterwegs und habe danach erst gemerkt, wie sehr ich mir ein Ende gewünscht habe. Der ganze Druck war weg und es hat ein neues Leben begonnen. Ich hatte genug davon, Erfolgen nachzujagen, zu trainieren, zu wetteifern. Ich habe mich ehrlich gesagt nach dieser lange stressigen Zeit einfach gefreut, die Füße hochzulagern.

Würden Sie als Vorläuferin noch einen Hang in Angriff nehmen – ganz ohne Zwischenschwünge? Selbstverständlich. Da muss man ja nicht Kopf und Kragen riskieren. Und außerdem kenne ich die Strecken ja alle in- und auswendig. Die einzige Einschränkung: Trainieren müsste ich schon noch ein bisschen vorher, weil sonst würde ich es körperlich nicht schaffen.

Und wie hat sich das angefühlt? Zuschauen ist sehr entspannend. (lacht) Ich bin aber nicht in Versuchung geraten und habe mir gedacht: »Ich möchte hier noch einmal runterfahren.«

Sie haben mit drei Jahren begonnen, Ski zu fahren. Wann wussten Sie, dass Sie Rennläuferin werden wollen? Das ist mir in die Wiege gelegt worden. Ich wollte es von klein auf. Als ich Skifahren im Fernsehen gesehen habe als Kind, wollte ich irgendwann selbst in diesem Kastl drin sein. Die Menschen sollten mich sehen.

Hatten Sie Vorbilder? Ja, Michela Figini aus der Schweiz. Sie war in den 1980ern eine der besten Abfahrtsläuferinnen und hat alles dominiert, zusammen mit Maria Walliser. Sie waren am erfolgreichsten in den schnellen Disziplinen. Hatten Sie nie Angst?

30 /// FAZIT AUGUST 2015

Hat es sich heute geändert? Natürlich habe ich zurückgesteckt. Wenn man älter wird, bekommt man ein anderes Gefühl. Ich bin nicht mehr die Draufgängerin von früher.

Stehen Sie noch oft auf Skiern? Jetzt wieder mehr, weil die Kinder auch schon fahren.

Wenn Ihre Kinder Anna Fenninger sehen, sagen Sie dann auch, dass Sie gerne in diesem Kastl drin wären? Nein. Von mir aus sollen sie den Weg auch nicht einschlagen. Wenn sie es selbst wollen, werde ich ihnen aber keine Steine in den Weg legen.

Aktuell fehlt weniger bei den Frauen eine Renate Götschl als vielmehr bei den Herren ein Hermann Maier. Warum? Es wurde verabsäumt, sich auf Spezialisten zu konzentrieren. Es war lange wichtiger, dass die Läufer viele Disziplinen beherrschen. Da sind vielleicht etwa Abfahrer auf der Strecke geblieben. Diese Politik rächt sich irgendwann und führt zur aktuellen Situation. Auch wenn es ein paar Ausnahmen gibt.



Fazitgespräch

Ein Aushängeschild, das zuletzt für einigen Wirbel sorgte. Steht der ÖSV zurecht immer wieder in der Kritik? Ich sehe den ÖSV nicht sonderlich kritisch. Dass Fehler passieren, ist das Normalste auf der Welt und kommt eben auch beim ÖSV vor. Allerdings kann man mit dem Verband alles ausreden. Diesen Apparat zu führen und zu lenken, ist keine leichte Aufgabe. Der ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ist eine sehr polarisierende Persönlichkeit. Wie stehen Sie zu ihm? Positiv. Er ist derjenige, der die Linie vorgibt. Das ist in jedem Unternehmen so – der ÖSV ist auch hier keine Ausnahme.

Haben Sie Verständnis für die Reaktionen von Anna Fenninger auf die Einschränkungen des ÖSV? Zu dem Thema möchte ich gar nicht viel sagen, weil ich keinen Einblick habe. Weder von ihrer Seite noch von Seite des Verbands. Anders gefragt: Haben Sie persönlich irgendwelche Erfahrungen gemacht, wo der ÖSV sich in Ihre Angelegenheiten eingemischt hat?

Nein, eigentlich nicht. Jeder wusste, dass Konkurrenzfirmen als Werbepartner nicht in Frage kommen. Sportliche Fragen und Wünsche wurden schon geäußert oder ausgesprochen. Es kommt etwa immer mehr auf, dass Aktive ihre eigenen Trainer einbringen möchten, was es früher nicht gab.

Hat sich das zu Ihrer Zeit stark verändert? Schon. Marcel Hirscher oder Anna Fenninger etwa haben persönliche Trainer. Und das ist auch nicht schlecht. Ich war damals eine der ersten, die sich ebenfalls einen eigenen Trainer genommen hat, was bei mir mit der großen Knieverletzung zu tun hatte, wegen der ich nicht mit dem Team mittrainieren konnte. Sie sind im Weltcup 46 Mal ganz oben gestanden, haben den Gesamtweltcup sowie acht kleine Kristallkugeln geholt, wurden drei Mal Weltmeisterin und haben bei Großereignissen gesamt elf Medaillen gewonnen. Nur der Olympiasieg blieb Ihnen verwehrt. Wie sehr fehlt dieser Triumph? Das ist der kleine Klacks in meiner Karriere. Für die Öffentlichkeit ist Olympia viel Wert, für den Sportler selbst ist der Gesamtweltcup wichtiger. Großereignisse sind Momentaufnahmen. Ein Tag, ein Rennen – es geht viel um Glück. Ich sehe das entspannt.

War zu Ihrer Zeit schon so viel Geld im Spiel, dass man sich um einen ehemaligen Superstar wie Sie keine Sorgen machen muss? Eine Annemarie Moser-Pröll war noch arm dran. Sportler wie sie haben für das, was sie geleistet haben, finanziell wenig lukriert. Aber wir haben bereits gut verdient. Skifahren hat sich definitiv

DIE STEIERMARK – KLINGT GUT

www.volkskultur.steiermark.at | www.steiermark.com

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark. Foto: Ulrike Rauch

Aber ohne Marcel Hirscher würde es bei den Herren düster aussehen. Und auch die Frauen haben mit vielen Rücktritten zu kämpfen. Ohne Marcel wäre es furchtbar, ja. Und natürlich sind nun mit Nicole Hosp, Kathrin Zettel sowie Marlies Schild im Vorjahr viele Läuferinnen nicht mehr aktiv. Die Frauen stehen in den technischen Disziplinen – vor allem in Slalom – vor einem Generationenwechsel. Aber dafür haben auch sie mit Anna Fenninger ein erfolgreiches Aushängeschild.


Fazitgespräch in einen Profisport verwandelt. Man darf nicht vergessen: Selbst als ich Anfang der 1990er in den Weltcup gekommen bin, gab es erst seit ein paar Jahren Preisgeld. Anfangs für die ersten fünf, dann für die ersten zehn. Wollen Sie heute von dem leben, was Sie im Skisport verdient haben? Ich kann es zumindest aktuell. Man muss natürlich auf den Tisch klopfen und Danke sagen, dass man dieses Glück haben durfte. Viele haben aufgehört und haben jetzt keinen Cent in der Tasche, weil sie zwar viel Zeit und Geld investiert haben, aber im Weltcup nie den Durchbruch geschafft haben. Man spricht Frauen eigentlich nicht auf ihr Alter an, aber Sie verzeihen uns das: Sie werden in wenigen Tagen 40. Kommt man da zum Nachdenken, dass man alt wird? Man muss es nicht verzeihen, es ist einfach so und stört mich nicht. Manchmal glaubt man, dass man noch 20 ist, aber das ist vorbei. Im Gesicht bekommt man mehr Falten, mein Leben war aber schön bisher und ich will kein Jahr jünger sein.

Wenn Sie so zurückdenken an dieses schöne Leben. Was waren die Highlights in sportlicher Hinsicht? Es gibt sicher viele Momente, die hängengeblieben sind. Tochter Lara-Sophie unterbricht kurz das Gespräch. Sie möchte der Mama einen verlorenen Milchzahn zeigen. Der erste Weltcupsieg war schon beeindruckend. Ich war 17 Jahre alt und das war eine Welle, die auf einen hereinbricht, die man

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Renate Götschl wurde am 6. August 1975 geboren und stand mit drei Jahren zum ersten Mal auf Skiern. Als

17-Jährige holte sie in ihrem zweiten Weltcuprennen den ersten Sieg und stieg bald zur besten Abfahrts-

und Super-G-Läuferin ihrer Zeit auf, was ihr den Spitznamen »Speed-Queen« einbrachte. 2009 beendete die dreifache Weltmeisterin und Gewinnerin von einer

großen und acht kleinen Kristallkugeln ihre Karriere. Sie hat zwei Töchter und wohnt mit ihrem Lebensgefährten in der Obersteiermark.


Fazitgespräch

schwer realisieren kann. Startnummer 42, zweites Weltcuprennen – das war natürlich besonders. Aber auch der Gesamtweltcupsieg, die 46 Weltcupsiege oder die Weltmeistertitel waren Highlights. Ich möchte nichts ausschließen, weil alles für sich schön war. Und auch die Verletzung in Lenzerheide, wo mein Knie bis auf das hintere Kreuzband völlig zerstört war, wird mir immer in Erinnerung bleiben. Da habe ich von Null begonnen und das war insofern auch interessant, weil ich daraus gelernt hab, dass jedes Schlechte auch sein Gutes hat. Ich war von 100 auf 0 und musste wieder zurückkommen. Apropos zurückkommen: Eigentlich wäre Ihre Babypause vorbei. Die größere Tochter ist auch schon vier. Reizt es Sie nicht, wieder ins Berufsleben einzusteigen? Zurzeit bin ich in der Rolle zu Hause als Mutter ausgelastet und zufrieden. Ich habe nicht den Drang, mich in irgendeine Richtung verwirklichen zu müssen, außer in der Rolle als Familienmensch zu Hause. Ich will die Zeit genießen, in denen die Kinder noch klein und im Kindergarten sind. In wenigen Jahren, wenn die beiden in der Schule und anders beschäftigt sind, kann die Antwort schon anders ausfallen. Den konkreten Plan habe ich aber wirklich noch nicht.

Es hat einmal geheißen, dass Sie ein Angebot aus der Politik hatten. Würde Sie das interessieren? Nein, dafür bin ich ein zu ehrlich. Ich sage, was ich mir denke. Und als Einzelner kann man wenig verändern, weil man den Zuspruch von der ganzen Gruppe braucht. Da hätte ich ein großes Problem. Auf dieser Ebene ist man so schnell verloren, da würde ich mich nicht verheizen lassen wollen. Haben Sie jemals über eine Karriere als TV-Expertin im ORF nachgedacht? Nein, denn dann wäre ich gleich viel unterwegs wie vorher. Das wollte ich absolut nicht mehr. Ich wollte verwurzelt sein und das bin ich hier jetzt. Sie führen jetzt tatsächlich ein eher zurückgezogenes Leben. Standen Sie eigentlich gerne in der Öffentlichkeit? Ich bin kein Typ, der die Öffentlichkeit sucht. Ich muss und will nicht im Mittelpunkt stehen, lernte aber, damit umzugehen. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten mit der Presse und habe auch nichts erzählt. Ich saß einfach da und habe Ja oder Nein gesagt. Zum Reden habe ich erst später angefangen. Frau Götschl, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT AUGUST 2015 /// 35


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Der Standort im Wettbewerb

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Österreich stürzt bei sämtlichen Standort-Rankings immer weiter ab. Als Hauptursache gilt die Weigerung der Bundesregierung, den Arbeitsmarkt zu flexibilisieren und die Effizienz der Verwaltung zu verbessern. Einige Bundesländer und viele Gemeinden versuchen jedoch diesem Trend zu trotzen, indem sie die regionalen Standortfaktoren verbessern, damit sie weiterhin als erste Adresse für Unternehmensansiedlungen gelten.

Foto: Christian Schnettelker

Jede Tarifreform lässt auch die einst gewählte Rechtsform in neuem Steuer-Licht erscheinen. Wenn daher ab 2016 die Einkommensteuer gesenkt und Gewinnausschüttungen von GmbH mit 27,5 % Kapitalertragsteuer (bisher 25 %) belastet werden, liegt es nahe, die GmbH (erneut) mit der Rechtsform eines Einzelunternehmens oder einer Personengesellschaft zu vergleichen. Abhängig vom Gewinnpotenzial sowie anderen steuerlichen und außersteuerlichen Gesichtspunkten kann die Empfehlung resultieren, der GmbH „Ade“ zu sagen. Ein solcher Rechtsformwechsel von der GmbH in ein Einzelunternehmen oder in eine Personengesellschaft kann im Rahmen einer sogenannten Umwandlung steuerneutral, also ohne Besteuerung der stillen Reserven oder des Firmenwerts, erfolgen. Darüber hinaus können Verlustvorträge und nicht verbrauchte Mindestkörperschaftsteuern in das Regime der Einkommensteuer übernommen werden. Aber Achtung auch auf folgende Aspekte: Nicht ausgeschüttete Gewinne werden im Moment der Umwandlung aufgrund einer „Ausschüttungsfiktion“ mit 25 % (zukünftig 27,5 %) Kapitalertragsteuer belastet. Damit werden die in der GmbH erwirtschafteten Gewinne einer systemkonformen Besteuerung zugeführt. Außerdem gehen die steuerlichen Anschaffungskosten für die GmbH-Beteiligung bei der Umwandlung unwiderruflich verloren. Sollte daher in der Folge das Einzelunternehmen bzw. der Mitunternehmeranteil verkauft werden, fehlen steuermindernde Aufwendungen in Form der Anschaffungskosten. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und einmal mehr liegt das Augenmerk daher auf den Schattierungen, weiß Ihr

Vor allem die ineffiziente Verwaltung, die schlechte Fiskalpolitik und die mangelnde Flexibilität des Arbeitsmarktes drücken die österreichische Wettbewerbsfähigkeit nach unten.

A

ls Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl den Wirtschafstandort Österreich im Sommer 2013 im Vergleich zum europäischen Durchschnitt als „abgesandelt“ bezeichnete, war die Aufregung riesig. Doch heute – zwei Jahre später – ist unser Land bei sämtlichen internationalen Standort-Rankings noch weiter abgestürzt. Von 2007 bis 2015 hat sich Österreich etwa beim maßgeblichen Ranking des »Institute for Management Development« (IMD) von Rang 11 auf Rang 26 dramatisch verschlechtert. Inzwischen ist diese nachhaltige StandortVerschlechterung längst auch bei den

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Unternehmen angekommen. Österreich zählt beim Wirtschaftswachstum inzwischen zu den europäischen Schlusslichtern und auch das Investitionsniveau ist sehr gering. Gleichzeitig erreicht die Arbeitslosigkeit ständig neue Rekordhöhen. Die Zahl ansiedelungswilliger Unternehmen ist dramatisch zurückgegangen, denn viele multinationale Unternehmen machen – wenn es um Neuansiedlungen geht – längst einen großen Bogen um unser Land. Als mitteleuropäische Alternativen mit Zugang zum EU-Binnenmarkt bieten sich für sie die Schweiz (4. Platz) oder Deutschland (10. Platz) an. Doch trotz des schlechten internationalen Abschneidens haben viele internationale Unternehmen auch durchaus gute Erfahrungen mit dem Standort Österreich gemacht. Dafür verantwortlich ist etwa der soziale Frieden, die duale Ausbildung oder – ganz entscheidend – die hervorragende Qualifikation des bestehenden Mitarbeiterstandes. Obwohl der Niedergang als Folge der Reformverweigerung längst auch das österreichische Bildungssystem erfasst hat, bleibt Österreich daher bei jenen Unternehmen, die bereits hier sesshaft sind, auch bei den Ersatzinvestitionen für abgeschriebene Gebäude und Anlagen meist die erste Adresse. Und um diese Ersatzinvestitionen ist bei den Gemeinden, die sich


IMD-Ranking

Das IMD World Competitiveness Center widmet sich seit 1989 der Untersuchung der weltweiten Wettbewerbsfähigkeit und publiziert mit dem „IMD World Competitiveness Yearbook“ den weltweit wichtigsten internationalen Vergleich der Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften. Untersucht und gereiht werden die 61 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt, darunter die 34 OECD-Mitgliedsländer. Gesamtrang: 26 von 61 Im Jahr 2007 war Österreich noch auf Rang 11, im Vorjahr immerhin noch auf Rang 22. Als größte Herausforderungen sieht das IMD folgende Bereiche: • das viel zu frühe Pensionsalter • die viel zu hohen europäischen Energiekosten im Vergleich zur USA • die ineffizienten Verwaltungsstrukturen und verschleppte Reformen • Probleme im Bildungsbereich • Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit Beim Wirtschaftswachstum belegt Österreich nur mehr Rang 54 und bei der Arbeitslosenrate Rang 22. Besonders dramatisch ist die Lage der öffentlichen Finanzen (Rang 44), der Fiskalpolitik (Rang 59) und der Flexibilität des Arbeitsmarktes (Rang 40).

Gleisdorf: Dynamische Wirtschaftsentwicklung Gleisdorf befindet sich zirka 25 Kilometer östlich von Graz – mit mittlerweile knapp über 10.000 Einwohnern. Die Stadt bildet ein eigenständiges regionales Zentrum im steirischen Zentralraum. Sie verfügt über eine ausgezeichnete Verkehrsinfrastruktur mit zwei eigenen Anschlüssen zur A2, zwei Bahnhöfen sowie einer guten Einbindung des öffentlichen Verkehrs in den steirischen Verkehrsverbund.

F

ür Bürgermeister Christoph Stark begründet sich der Erfolg „seiner Stadt“ in der Vielfalt einer ausgebauten Regionalstadt, einer guten Infrastruktur, aber auch einem unternehmerfreundlichen Klima sowie der hervorragenden Lebensqualität: „Was uns neben der Reichhaltigkeit der Angebote auszeichnet, sind auch schnelle, effiziente Verfahren, punktgenaue Förderprogramme und das Service für ansiedlungswillige Unternehmen. In erster Linie fühlen wir uns aber der Lebensqualität unserer Bürger verpflichtet. Dazu gehört auch das große Gleisdorfer Kulturangebot, mit dem wir die Programme der nahen Landeshauptstadt ergänzen.“ Für Stark steht fest, dass die Lebensqualität einen ganz entscheidenden weichen Standortfaktor darstellt. Die Stadt versucht, sich unter der Marke „Im Herzen die Sonne“ zu positionieren. Gleisdorf hatte in den letzten beiden Dekaden die niedrigste Arbeitslosigkeit der Steiermark. Die Stadt boomte sowohl als Gewerbe-, Industrie- und als Handelsstandort. Allerdings mit dem Ergebnis, dass die Immobilienpreise mangels Angebot in die Höhe schossen. Davon profitierten die Umlandgemeinden. Mittlerweile ist Gleisdorf der Zentralort einer dynamischen Region mit rund 20.000 Einwohnern. Im Stadtgebiet selbst gibt es mittlerweile

über 600 Betriebe. Obwohl die regionalen Rahmenbedingungen auch in anderen Kleinregionen des steirischen Zentralraums ähnlich sind, gelingt es nur wenigen Städten so gut wie Gleisdorf – oder dem südlich von Graz gelegenen Leibnitz –, auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten neue Wirtschaftsbetriebe anzulocken. Im Zuge der Gemeindestrukturreform wurde Gleisdorf mit mehreren Umlandgemeinden fusioniert. Dadurch wurden der Stadt auch Flächen, die sich für Industrieansiedlungen eignen, einverleibt. Ziel der Kommune ist es, dort innovative technologierorientierte Betriebe zu etablieren. Die Stadt versucht jedenfalls zu verhindern, dass die vorhandenen Grundstücke mit Lagerhal-

Foto: Binder+Co

nicht damit abfinden wollen, dass ihre Bemühungen nach Arbeitsplätzen durch die Versäumnisse der Bundesregierung torpediert werden, ein erbitterter Wettstreit entbrannt. Dabei haben eigentlich nur jene Kommunen eine Chance, die eine hervorragende Infrastruktur bieten können und zudem mit ihren weichen Standortfaktoren zu überzeugen vermögen. Wer bei Startups und umsiedlungswilligen Unternehmen punkten will, muss seine Standortvorteile ins rechte Licht rücken können.

Der weltweit exportierende Anlagenbauer „Binder+Co AG“ hält nicht nur die Unternehmenszentrale, sondern auch die wesentlichen Schlüsselproduktionen an seinen Gleisdorfer Standorten. FAZIT AUGUST 2015 /// 37


Foto: Schrotter

Gleidorfer Bürgermeister Stark: „Die Reichhaltigkeit unserer Angebote macht uns als Wirtschaftsstandort so attraktiv.“

len und Logistikflächen – ohne nennenswerte nachhaltige Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt – verbaut werden. Gleisdorf gehört zu den wirtschaftlich stärksten Städten der Steiermark. Die Gemeinde ist eine der wenigen, in denen das Kommunalsteueraufkommen (Anmerkung: drei Prozent der Lohnsumme, die von Betrieben in der Gemeinde ausbezahlt wird) die Einnahmen aus den Ertragsanteilen (Anmerkung: der im Finanzausgleich festgelegte Anteil der Gemeinde am Gesamtsteueraufkommen) übersteigt. Einer der industriellen Leitbetriebe ist der Anlagenbauer „Binder+Co AG“. Karl Grabner, Mitglied des Vorstands, begründet den Erfolg auch mit der regionalen Verwurzelung des Unternehmens: „Die gemeinsame

Geschichte von Gleisdorf und ‚Binder+Co‘ begann schon im Jahr 1959. Wir sind zusammen groß geworden.“ Heute ist „Binder+Co“ mit drei Betrieben in Gleisdorf und Niederlassungen in Italien und China ein weltweit exportierendes Unternehmen, das den Wandel vom Stahlbauer zum innovativen Technologieführer in den Bereichen Altglas- und Rohstoffstoffsortierung sowie in der Fördertechnik vollzogen hat. „Trotz zunehmend internationaler Ausrichtung sind wir ein ‚Gleisdorfer Betrieb‘ geblieben“, so Grabner. Doch egal ob es sich um ein innovatives FünfpersonenUnternehmen im Bereich der Messtechnik oder um ein Hightech-Unternehmen mit über hundert Mitarbeitern handelt, das weltweit für die Automobilindustrie oder im Lebensmittelbereich tätig ist: Gleisdorf hat sich zum Topstandort entwickelt, übrigens zu jenem mit dem bundesweit größten Zuwachs an Arbeitsplätzen. Dass das trotz der allgemeinen Zurückhaltung bei den Investitionen gelingen konnte, zeigt, dass sich gezielte Standortpolitik gerade in Krisenzeiten bezahlt macht.

Zweite Auflage für den steirischen EPU-Erfolgstag Im vorigen Jahr waren bereits über 1.000 EinPersonen-Unternehmen zum Auftakt des EPUTages live dabei. Auch heuer verspricht das reichhaltige Programm wieder ein volles Haus. Dominic Neumann: „Der EPU-Erfolgstag liefert Impulse für rund 40.000 EPU im ganzen Land“.

E

Foto : Ma nnin ger

ine gute Idee geht in die zweite Runde: Der EPU-Beirat der WKO Steiermark lädt gemeinsam mit dem Wirtschaftsressort des Landes Steiermark

38 /// FAZIT AUGUST 2015

und der Stadt Graz zum zweiten Mal zum kostenlosen „EPU-Erfolgstag“. Fast 40.000 Ein-Personen-Unternehmen (EPU) gibt es in der Steiermark, das sind mehr als die Hälfte aller Firmen. „Der Tag steht im Zeichen der vielen EPU und bietet essenzielle Informationen und Beratung“, betont der Vorsitzende des EPU-Beirates, Dominic Neumann. Auch diesmal sind wieder Prominente und Experten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum vertreten, u. a. Star-Moderator Armin Wolf, Bestsellerautor Edgar K. Geffroy, Gedächtnistrainer Gregor Staub sowie Motivator Hans Knauß. „Das Ziel des EPU-Tages ist die tatkräftige Unterstützung von EPU im ganzen Land – mit viel Know-how und Motivation“, erklärt Bernd Liebminger, der EPU-Beauftragte der WKO Steiermark.

Informationen zur Gleisdorfer Wirtschaft: • Über 600 Betriebe • Hohes Arbeitskräfteangebot aus der Ost- und Südoststeiermark • Hochqualifiziertes Schlüsselkräftepotenzial • Großes Bevölkerungswachstum Zuwanderung aus allen Landesteilen • Ausgeprägte Bautätigkeit • Starker Handel und Dienstleistungen Die Stadt Gleisdorf unterstützt ansiedlungswillige Unternehmen umfassend. Nähere Informationen erteilt Gerwald Hierzi; Geschäftsführer TIP Tourismusverband und Kultur & Marketing Abteilungsleitung unter: +43 (3112) 2601-410, gerwald.hierzi@gleisdorf.at

EPU-Tag an der WKO Steiermark

Der zweite EPU-Erfolgstag startet am 12. September 2015 ab 10:00 Uhr und findet in der WKO Steiermark statt, mit Fachvorträgen, Workshops, Beratungen und vielem mehr speziell für EPU. Die Teilnahme ist für alle steirischen EPU kostenlos. Anmeldungen und Infos ab Ende Juli auf www.erfolgstag.at. Die Referenten: Armin Wolf, Wie Sie Social Media (nicht) nützen sollten, Edgar K. Geffroy, Werden Sie erster im Kopf Ihres Kunden, Gregor Staub, Gedächtnistraining für den beruflichen Alltag, Hans Knauß, Motivation als Grundlage für Ihren Erfolg, Damian Izdebski (DiTech Gründer), Scheitern als Lektion, Raj Sethia, Wirkungsvolle Mantras für Ihren Erfolg, Alfred Schablas, Mit Menschenkenntnis zu mehr Kunden und Gewinn, Barbara Kompöck, Leistbares Marketing für EPU, Helmut Brückler, Antworten auf tiefgreifende wirtschaftliche Veränderungen, Dagmar Lercher, Grundregeln erfolgreicher Gesprächsführung, Klaus Gaedke, Steuern sparen, Günther Bauer, Wissenswertes von der SVA, Kleine Zeitung Akademie, Workshops für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit


Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann verfolgt ambitioniert das Ziel, die Steiermark im internationalen Standortwettbewerb zu stärken. Sein Programm umfasst weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung (F & E), die Internationalisierung des KMU-Bereichs, aber auch gezielte Förderungen in die Regionen außerhalb des Zentralraumes und eine flächendeckende Breitbandversorgung.

D

ie Steiermark soll bis 2020 die innovativste Region Europas werden. Schon derzeit besetzt das Land den hervorragenden zweiten Platz in Bezug auf die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten unter den 274 EU-Regionen. „Um ganz nach vorne zu kommen, müssen wir jedoch weiterhin konsequent in den F&EBereich investieren und jene Unternehmen unterstützen, die an neuen Produkten und Dienstleistungen arbeiten“, umreißt Buchmann die Strategie, mit der er dieses Ziel trotz knapper finanzieller Ressourcen erreichen will. Eine weitere Säule im Programm zur Stärkung des Standortes Steiermark ist die Stärkung der Internationalisierung. „Schon jetzt hängt jeder zweite steirische Arbeitsplatz unmittelbar von den Exporterfolgen unserer Unternehmen ab“, so der Landesrat. Deshalb werde er weiterhin heimische Unternehmen dabei unterstützen, wenn sie den Sprung auf ausländische Märkte wagen. Schon in der ersten Periode der Reformpartnerschaft hat das Wirtschafts-

ressort einen besonderen Fokus auf die Förderung der regionalen Wirtschaft gelegt. So bekommen etwa Unternehmen, die außerhalb des Zentralraumes investieren, einen sogenannten Regionalbonus bei den Wirtschaftsförderungen. Mit Subventionen für die regionale Nahversorgung sollen Randregionen trotz ihres schwierigen demografischen Umfeldes gestärkt werden. Zur regionalen Stärkung des Standorts gehört auch die Versorgung mit schnellem Internet: „Das ist für mich eine Frage der Chancengleichheit zwischen dem urbanen Raum und ländlichen Regionen. Wir werden den Breitbandausbau in einem Stufenplan umsetzen. Bis 2022 wollen wir flächendeckend Übertragungsraten bis 100 Megabit pro Sekunde haben“, so Buchmann. Um diese Ziele der Breitbandstrategie zu erreichen, braucht das Land jedoch die Unterstützung des Bundes. Buchmann gibt sich zuversichtlich, die hierfür notwendigen Mittel zu erhalten. Eine weitere Chance für innovative steirische Unternehmen sieht der Landesrat in der Entwick-

Trendumkehr in Leoben

Foto: Michael Thurm

Steiermark: Innovation und Internationalisierung

Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann will den Standort mit weiteren Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie der Internationalisierung des KMU-Bereichs stärken. lung der Digitalisierung hin zu smarten Produktionen und Dienstleistungen – dem sogenannten Industrie-4.0-Bereich: „Natürlich ist die Zukunft der globalen Wirtschaftsentwicklung mit Chancen, aber auch mit Risiken verbunden. Gerade für innovative Wirtschaftsstandorte wie die Steiermark sehe ich in der Digitalisierung ein hohes Potenzial für Wachstum und für neue Arbeitsplätze.“ Voraussetzung, um diese Chancen nutzen zu können, ist jedoch der Ausbildungsstand der Mitarbeiter. „Die aktuellen Entwicklungen bieten nicht nur den großen Industrieunternehmen gute Wachstumschancen, sondern auch kleinen und mittleren Betrieben“, so der Landesrat. Dazu werde sein Ressort gezielt Unternehmen unterstützen, die Projekte im Bereich der smarten Produktionen und Dienstleistungen umsetzen.

Die obersteirische Universitätsstadt Leoben ist mit 23.000 Einwohnern die zweitgrößte Gemeinde der Steiermark. Nachdem die Stadt jahrelang unter der Verstaatlichtenkrise und dem Verlust Tausender Arbeitsplätze gelitten hatte, konnte der Abwärtstrend nicht zuletzt wegen der aktiven Standort- und Wirtschaftspolitik gestoppt werden. Fazit sprach mit Bürgermeister Kurt Wallner über eine urbane Erfolgsstory außerhalb des steirischen Zentralraums. Leoben hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten völlig gewandelt. Wie konnte der Niedergang gestoppt und der Industriestandort gestärkt werden? Unser größter Wettbewerbsvorteil ist ganz sicher der Weltruf der Montanuniversität Leoben. Ihre Absolventen sind in der ganzen Welt nachgefragt. Und die Unternehmen nutzen dort allem die intensi-

ve Forschungstätigkeit, die an der Universität betrieben wird. So hat zum Beispiel Sandvik, ein Spezialist für Bergbaumaschinen, seine Zentrale für Forschung und Vertrieb nach Leoben verlegt und hier seinen Standort großzügig ausgebaut. Und was tut die Stadt für diese Betriebe? Wir unterstützen solche Vorhaben auf vielfältige Weise. Wir kümmern uns um

die effiziente und reibungslose Unterstützung bei der Bauabwicklung. Unsere Verwaltung arbeitet schnell und kundenorientiert. Mit der Wirtschaftsinitiative Leoben (WIL) wurde ein direkter Ansprechpartner für neue, zukunftsweisende Projekte geschaffen, der als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Wirtschaft fungiert. FAZIT AUGUST 2015 /// 39


Foto: www.foto-freisinger.at Foto: www.foto-freisinger.at

Eine moderne Infrastruktur und auffällig viele Global Player zeichnen den Standort Leoben aus. Aber in Leoben gibt es auch viele technologieorientierte Start-ups … Wir unterstützen diese Entwicklung, indem wir für Start-ups und Kleinfirmen eigene Gewerbeparks mit leistbaren Rahmenbedingungen schaffen. Oft sind diese Firmen Zulieferer der großen Global Player, die in unserer Region beheimatet sind. Diese profitieren wiederum vom Knowhow und vom Innovationsgeist der Jungunternehmer.

Foto: www.foto-freisinger.at

Trotzdem fällt die erfolgreiche Ansiedelungspolitik auf … Leoben liegt sehr zentral in der Obersteiermark. Wir verbinden die Vorteile, die eine mittlere Stadt bieten kann, mit den Vorteilen eines natürlichen Erholungsraumes „direkt vor der Haustür“. Für viele Firmen steht das Wohl ihrer Mitarbeiter immer mehr im Mittelpunkt. So hat ‚Knapp Logis-

Bürgermeister Kurt Wallner sieht Leobens Erfolge als Wirtschaftsstandort in der Montanuniversität, der guten Infrastruktur und der Lebensqualität begründet. 40 /// FAZIT AUGUST 2015

tik‘ seinen Erholungsbereich für Mitarbeiter aufwendig neu gestaltet. Auch Sandvik hat mit einem neuen Bürokomplex moderne und aufeinander gut abgestimmte Arbeitsplätze geschaffen. Denn beide Unternehmen verfolgen die Philosophie „Gute Mitarbeiter sind das höchste Kapital einer Firma und müssen gehalten werden“. Außerdem profitiert Leoben von seiner guten Erreichbarkeit. Hier forcieren wir mit aller Deutlichkeit die Schaffung einer Schnellbahn. Denn Leoben ist sowohl Einpendlerals auch Auspendlergemeinde. Vor allem im Hinblick auf die entstehende Großregion Obersteiermark-Ost wird sich die Wirtschaft auch an anderen Standorten in der Region dynamisch entwickeln. Der öffentliche Verkehr muss dem Rechnung tragen. Sie haben das Freizeit- und Kulturangebot angesprochen. Warum ist das für den Standort so wichtig? Damit sich Menschen an einem Ort wohlfühlen, muss auch das „Drumherum“ passen. Leoben bietet nicht nur ein hervorragendes Umfeld für große, global tätige Unternehmen. Wir sind auch eine Wohnstadt mit einem reichhaltigen Freizeitangebot. Wir versuchen, auf kulturellem Gebiet ein breitgestreutes Angebot zu bieten, das viele Interessen abdeckt. Dazu zählen unsere hochkarätigen ethnologischen Ausstellungen wie heuer die „Ägyptenausstellung“. Mit jedem Gast, der nach Leoben kommt, steigt natürlich auch die Umwegrentabilität.

Leoben zeichnet sich auch durch eine lebendige Innenstadt aus. Mit dem Einkaufszentrum LCS, das übrigens demnächst wieder erweitert wird, bieten wir hervorragende Shoppingmöglichkeiten mitten im Zentrum. Ein guter Branchenmix

mit allen wichtigen großen Ketten wie Müller oder Mediamarkt und kleinen, individuell geführten Spezialgeschäften trägt zum Ruf von Leoben als lebendige obersteirische Handelsmetropole bei.

Wie schaut es mit dem Tourismus aus? Mit dem Asia Spa haben wir eine Wellnessanlage, die bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Wir sind aber auch eine Kongressstadt. Daher wird in nächster Zeit ein für Leoben immens wichtiges Projekt angegangen – die Neugestaltung des alten Kongresszentrums zu einem modernen Veranstaltungszentrum. Leoben profitiert von Kongressen, aber auch von Veranstaltungen für die Bevölkerung. Es ist wichtig, dass Firmen, die international tätig sind und Kongresse und Tagungen veranstalten, moderne Tagungsräume vorfinden. Außerdem wollen wir die Tagungsteilnehmer zentral unterbringen können. Daher ist die Integration des bestehenden Hotels in das Konzept entscheidend. Und wie ist die Wohnsituation? Wir investieren viel Geld in den Wohnbau. Gebäudesanierungen werden vorangetrieben und moderner Wohnraum wird geschaffen. Studierendenwohnheime werden errichtet, damit junge Menschen aus aller Welt bei uns leben können und die Vorzüge der Stadt kennen und schätzen lernen. Wir wollen den Menschen leistbare, aber auch moderne Wohnungen bieten. Als Stadt wollen wir die Stadtteile infrastrukturell attraktiv gestalten – mit Nahversorgern, einer guten Ärzteversorgung aber etwa auch Parkplätzen in ausreichender Anzahl. Herr Bürgermeister. Danke für das Gespräch.


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Unsere aus Speziallegierungen geschmiedeten Triebwerksaufhängungen halten den enormen Belastungen und Temperaturschwankungen des modernen Flugbetriebs zuverlässig stand. Gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln wir sie aber immer noch weiter – für mehr Freiheit und Sicherheit. Es ist diese Verlässlichkeit, diese Freude an der Herausforderung, die uns alle ausmacht. Wir nehmen die Zukunft in die Hand.

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Technik

So viel ist sicher: Wo Citycom draufsteht, ist zu 100 Prozent Steiermark enthalten.

Regionale Datenspeicherung liegt im Trend Für Unternehmen macht es einen großen Unterschied, wo ihre Daten gespeichert sind – in der Steiermark oder auf Servern in aller Welt, wie beispielsweise bei internationalen Cloud-Anbietern. Citycom-Geschäftsführer Igo Huber über aktuelle Entwicklungen.

R

egionalität ist Trumpf: Bei Lebensmitteln ist bereits für 85 Prozent der Österreicher die heimische Herkunft ein wichtiges Entscheidungskriterium (laut einer marketStudie). Und auch vor der Informationstechnologie macht diese Entwicklung nicht Halt. „So bestätigt zum Beispiel Amazon, dass sich immer mehr Kunden wünschen, Daten auf nicht-amerikanischen Servern speichern zu können – unter anderem aufgrund des NSA-Skandals“, weiß Igo Hu-

42 /// FAZIT AUGUST 2015

ber vom Grazer IKT-Dienstleister Citycom. „Unsere Kunden interessieren sich heute sehr genau für den Speicherort ihrer Daten. Vor wenigen Jahren hat der Standort des Rechenzentrums bei der Datensicherheit keine Rolle gespielt.“ Die Datenschutzbestimmungen im Ausland seien oft viel schlechter als bei uns. „Man denke nur an den sogenannten Patriot Act“, so Huber, „der es der amerikanischen Regierung ermöglicht, auf jeden Server eines amerikanischen Unter-

nehmens zuzugreifen, auch wenn der im Ausland steht.“

Sensible Daten „Ich hätte ein ungutes Gefühl, wenn ich nicht genau wüsste, wo unsere Daten gespeichert sind“, sagt Hilfswerk-Geschäftsführer Gerald Mussnig. Das Sozialunternehmen hat sich deshalb im Zuge des ITOutsourcings für die regionale Datenspeicherung auf Servern der Citycom entschieden. „Es ist unsere Verantwortung als Unternehmer, für eine sichere

Speicherung dieser sensiblen Daten zu sorgen“, verweist Mussnig auf die sensiblen Gesundheitsdaten von bis zu 8.000 Kunden jährlich aus mobilen und psychosozialen Diensten sowie der Kinderbetreuung.

Persönliches Engagement Auch DMS DATA+MAIL Schinnerl, ein Grazer Dienstleister für Digitaldruck und Direct Mailings, war auf der Suche nach einem regionalen ITPartner. „Wir hätten unsere


Fotos: shutterstock, Citycom, Fotolia

Technik

IT sicher nicht ins Ausland outgesourct“, lässt Geschäftsführer Josef Schinnerl keine Zweifel. „Ich wollte einen Partner, bei dem die Daten zu 100 Prozent im Inland gespeichert werden und wo auch die technische Performance stimmt.“ Gefunden hat Schinnerl diesen Partner in der Grazer Citycom, überzeugt haben neben der regionalen Datenspeicherung die „perfekte Glasfaser-Anbindung vor Ort“, das professionelle Auftreten der Citycom-Mitarbeiter und deren persönliches Engagement. Glasfaser als integraler Bestandteil Citycom überträgt die Daten über Glasfaserleitungen, verschlüsselt und georedundant gespeichert in zwei eigenen Rechenzentren in Graz. Zusätzlich gibt es noch ein Back-

up bei einem österreichischen Partnerunternehmen. Citycom sieht die Glasfaser als integralen Bestandteil bei einer hochverfügbaren Rechenzentrumslösung. Glasfaserleitungen sind viel schneller und wesentlich sicherer als Kupferleitungen. Unempfindlich gegen elektrische Felder oder Feuchtigkeit, könnten sie auch an Orten verlegt werden, wo mit Kupferleitungen gar nichts geht. Um den Bedarf der Zukunft abdecken zu können, werden trotz der Fortschritte in der Mobil- und Kupfertechnik allein in Österreich noch tausende Kilometer an Glasfasern verlegt werden.

zweitgrößte städtische Glasfasernetz Österreichs. Das Unternehmen bietet Netzwerk- und Telekom-Lösungen mit dem Ziel, der heimischen Wirtschaft die bestmöglichen Infrastrukturen, Dienstleistungen und Produkte auf allen Ebenen des Datenverkehrs und des Datacenters bereitzustellen.

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Netzwerk- und Telekomlösungen Die Citycom ist ein Tochterunternehmen der Holding Graz und verfügt über das

Über Grenzen hinaus denken und handeln

www.wirtschaft.steiermark.at

Citycom-Geschäftsführer Igo Huber über … … Regionalität: Wir sind ein regionales Unternehmen – und trotzdem können wir unsere Kunden weltweit begleiten. Telekommunikation ist ja per se ortsunabhängig. … Langfristigkeit: Wir sind eine hundertprozentige Tochter der Holding Graz, einem Unternehmen, das schon seit Jahrzehnten die grundlegende Infrastruktur für den Lebensund Wirtschaftsraum Graz schafft. … Datensicherheit: Daten werden beim Citycom-Kunden verschlüsselt und dann in zwei Grazer Rechenzentren gespeichert – redundant und damit ausfallssicher. Dazu gibt es noch eine Langzeitarchivierung auf einem dritten Standort in Österreich.


Kurz & News

Mehr Gestaltungsspielräume für die Energie Steiermark

Anfang Juli präsentierten Verkehrslandesrat Jörg Leichtfried und Vorstandsvorsitzender Christian Kern von der ÖBBHolding AG das Ausbauprogramm der Schieneninfrastrukturanlagen im Murtal. Die ÖBB investieren alleine in die Modernisierung des Bahnhofes von Frohnleiten rund 80 Mio. Euro. „Mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn Ende 2023 und in weiterer Folge des Semmering-Basistunnels gewinnt der Bahnverkehr auf der Südstrecke zwischen Bruck an der Mur und Graz weiter an Bedeutung“, stellt Kern fest.

Neuer Vorsitzender der steirischen SPÖ-Bildungsorganisation

Der Spielberger Wolfgang Moitzi wurde zum neuen geschäftsführenden Vorsitzenden der steirischen SPÖ-Bildungsorganisation gewählt. Er folgt in dieser Funktion Klubobmann Hannes Schwarz nach. Wolfgang Moitzi war viele Jahre Vorsitzender der SJ Österreich und ist auch Stadtparteivorsitzender der SPÖ in Spielberg. Er will die steirische Bildungsorganisation zu einer Denkfabrik werden lassen, die sich bei bildungs-, gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themen aktiv einbringt. Als Schwerpunkte sieht Moitzi die Schärfung des Profils der Landesbildung sowie eine verstärkte Nutzung politischer Diskussionsforen.

SPÖ startet mit frischen Kräften in die Landtagsperiode

Fünf von insgesamt 15 SPÖ-Abgeordneten im Landtag Steiermark sind neu im Team und wurden von Klubobmann Hannes Schwarz vor ihrem ersten „Großkampftag“ am 7. Juli in der steirischen Landstube begrüßt. „Mit drei neuen Regierungsmitgliedern und fünf Neuen im SPÖ-Landtagsklub sind wir für die kommenden Herausforderungen gut aufgestellt“, betonte Schwarz. LH-Stellvertreter Michael Schickhofer kann drei neue SPÖ-Kräfte auf der Regierungsbank begrüßen. Hinzu kommen fünf neue Abgeordnete im Landtagsklub: Michaela Grubesa, Stefan Hofer, Bernardette Kerschler, Cornelia Schweiner und Oliver Wieser.

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Ein Platz „Mitten im Leben“ Die Caritas bietet Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in Deutschlandsberg intensiv betreutes Wohnen. Zudem wird für 15 Bewohner, die vom aufgelassenen Landespflegeheim Schwanberg übersiedelt sind, in dem neuen Haus ein Konzept zur Enthospitalisierung umgesetzt. Sie werden in vier Wohngruppen von einem multiprofessionellen Team rund um die Uhr betreut. Die Einrichtung startet als Pilotprojekt: Die Caritas hat nicht ein bestehendes Konzept an die Verhältnisse angepasst, sondern nach den Bedürfnissen der Menschen geschaffen. Ziel der Einrichtung ist es, so Landesrätin Doris Kampus, im Miteinander die Handlungsfähigkeit im Alltag zu verbessern.

Arbeitslosigkeit für die AK „Thema Nummer eins“

Hohe Arbeitslosenzahlen seien ein gesellschafts- und sozialpolitisches Pulverfass, warnte AK-Präsident Josef Pesserl auf der jüngsten Vollversammlung. Ein klares Bekenntnis legte Pesserl zur Industrie ab: „Wir brauchen eine industrielle Basis.“ Dafür brauche es mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung, gute ausgebildete Fachkräfte und fairen Wettbewerb. Zuvor hatte der Leiter des Europabüros in Brüssel, Amir Ghoreishi, über die Notwendigkeit berichtet, dass die Arbeitnehmerorganisationen „ein Gegengewicht“ zu den mächtigen Lobby-Organisationen in der EU bilden. Als Beispiel nannte Ghoreishi die Debatte über eine Finanztransaktionssteuer.

Fotos: SPÖ Steiermark, ÖBB / Posch, Land Steiermark, Caritas, AK/Kanizaj,

ÖBB: Investitionsschub zwischen Bruck an der Mur und Graz

Aufgrund der budgetären Situation des Landes würde sich ein Rückkauf der 25 Prozent der Energie Steiermark von der französischen EDFI als finanziell äußerst fordernd darstellen. Da derzeit weder genaue Informationen zum Preis noch zu einer Shareholder-Vereinbarung vorliegen, können abschließende Entscheidungen erst nach Prüfung aller Entscheidungsgrundlagen erfolgen. Diese müssten spätestens 60 Tage nach der offiziellen Information der EDFI an das Land Steiermark getroffen werden. „Wir werden Gestaltungsspielräume für die Energie Steiermark gewinnen“, betont der zuständige Beteiligungsreferent LH-Stv. Michael Schickhofer.


Foto: Land Steiermark/ Marija Kanizaj

Kurz im Gespräch mit

Foto: Land Steiermark

Ursula Lackner steirische Landesrätin für Bildung, Familie und Jugend

AMS-Chef Karl-Heinz Snobe, Saubermacher-Personalchef Harald Gorucan, LR Doris Kampus, Magna-Personalchef Hansjörg Tutner gemeinsam für Qualifikation in der Fahrzeug-Branche (v.l.n.r.).

Implacementstiftung für steirische Auto-Industrie D ie steirische Fahrzeug-Branche steht vor einem entscheidenden Strukturwandel. Neue Aufträge beim Leitbetrieb Magna Steyr sorgen ab 2017 für einen gesteigerten Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Eine Stiftung soll in der Übergangszeit Fachkräfte halten und weitere Arbeitnehmer qualifizieren helfen. Mit der Errichtung der „Regionalen Implacementstiftung Automotive Styria“ reagieren Land Steiermark und AMS gemeinsam mit betroffenen Unternehmen auf den bevorstehenden Umstrukturierungsprozess in der heimischen Automobil-Industrie. Diese Stiftung ist für maximal 1.530 Personen konzipiert, soll bis Ende 2019 laufen und mit insgesamt 9,2 Mio. Euro dotiert, erklärten Soziallandesrätin Doris Kampus, AMS-Chef Karl-Heins Snobe sowie die Personalchefs von Magna und Saubermacher, Hansjörg Tutner und Harald Gorucan, Anfang Juli. Aufgrund der Erfahrungen und der engen Kooperation

mit Leitbetrieben kann von einer Integrationsquote von rund 80 Prozent der Teilnehmer ausgegangen werden.

Hoher Bedarf an qualifizierten Kräften „Politik schafft keine Arbeitsplätze, aber sie kann die Rahmenbedingungen dafür herstellen“, sieht Kampus die Implacementstiftung als wichtigen Impuls für den Wirtschaftsstandort Steiermark. Bei Magna Steyr steht ein größerer Umstrukturierungsprozess bevor, der sich auch auf die Zulieferbetriebe auswirken wird. Bisherige Produktionslinien laufen aus, die Folgeprojekte starten mit Jahresbeginn 2017. Daher wird es kurzfristig zu einem „Personal-Knick“ kommen, in weiterer Folge sind jedoch höhere Personalkapazitäten bei für 2.100 zusätzliche qualifizierte Arbeitskräfte zu erwarten; bei den Zulieferbetrieben erwartet man einen Bedarf von weiteren 2.000 Fachkräften.

In welchen Bereichen sehen Sie Ihre aktuellen Baustellen in der steirischen Schulund Bildungspolitik? Ich sehe die Gefahr, dass wir uns in den aktuellen Diskussionen zu sehr auf die Verwaltungsebene konzentrieren und zu wenig darauf achten, um wen es wirklich geht: um Kinder und Jugendliche, um deren Eltern und die Lehrer und Lehrerinnen.

Wie lässt sich Integration besser managen, ist die Aufteilung schlecht/kaum Deutsch sprechender Kinder auf mehr Schulen ein gangbarer Weg? Integration kann nur funktionieren, wenn wir uns wieder stärker darauf besinnen, dass wir eine Gesellschaft sein wollen, in der Menschen unabhängig von Herkunft, Einkommen, Status etc. als wertvoll wahrgenommen und angenommen werden. Um das zu erreichen, müssen wir über alle politischen, gesellschaftlichen, religiösen und ethnischen Grenzen hinweg zusammenarbeiten. Nicht nur in der Schule! Finden Sie es sinnvoll, die Länderkompetenzen in Schul- und Lehrerfragen zu stärken? Mir persönlich ist es nicht wichtig, wer die Dienstverträge der Lehrerinnen unterschreibt. Ich möchte, dass die Schule ihre Aufgabe erfüllen kann. Wir müssen den Kindern und Jugendlichen Allgemeinbildung wie humanistische Bildung ermöglichen, die fähig macht, das Leben zu bewältigen und einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten des Handelns zu bekommen – wenn die verloren gehen, dann haben wir generell wenig Perspektiven.

FAZIT AUGUST 2015 /// 45


Wirtschaft

Foto: LAK Steiermark

Der Landesentscheid Forst wurde im Mai an der FAST Pichl abgehalten – die Landjugend wird wie die Profis im LAK-Bewerb ihre besten Forstarbeiter in Graz küren.

Forst-Bundesmeisterschaft 2015 im Herzen von Graz Am 28. und 29. August wird die Innenstadt von Graz ganz im Zeichen des forstlichen Wettkampfs stehen. Als einer der Favoriten auf Edelmetall nimmt auch der amtierende Junioren-Weltmeister Mathias Morgenstern am sportlichen Bewerb teil.

D

ie Bundesmeisterschaft der Forstarbeit „Graz 2015“ bringt den Forstwettkampf und damit die professionelle Waldarbeit vor eine breite Öffentlichkeit, erklären die Organisatoren von der Landarbeiterkammer Steiermark, der Landjugend und der Landwirtschaftskammer. Der spannende Bewerb soll Interesse für die Arbeit im Forst wecken. Damit dient die Bundesmeisterschaft auch als Image-Träger und soll die Aufmerksamkeit der Menschen für verwandte Themenbereiche, wie Wald als Lebensraum, Holzgewinnung und -verarbeitung sowie Biomasse gewinnen. Ein zentraler Punkt ist auch eine Stärkung des Bewusstseins für die Themen Sicherheit am Arbeitsplatz und Unfallprävention. Vielseitige Bewerbe Eröffnet wird die Bundesmeisterschaft der Forstarbeit am 46 /// FAZIT AUGUST 2015

Junioren-Weltmeister Mathias Morgenstern geht bei der Bundesmeisterschaft der Forstarbeit in Graz als einer der Top-Favoriten in das Rennen. Freitag, 28. August, um 19 Uhr im Steiermarkhof. Richtig zur Sache geht es dann am Samstag, 29. August, ab 9.00 Uhr am

Grazer Hauptplatz. Dort werden sich den ganzen Tag lang rund 60 Motorsägen-Athleten in den verschiedenen SpezialDisziplinen beweisen: Kettenwechsel, Kombinations- sowie Präzisionsschnitt, Fallkerbund Fällschnitt, Geschicklichkeitsschneiden und Entasten. Als Veranstaltungsorte dienen neben dem Grazer Hauptplatz der Steiermarkhof, der Landhaushof und die Herrengasse. In spektakulären Disziplinen matchen sich die besten Forstfacharbeiter und Forstfacharbeiterinnen Österreichs sowie der heimische Nachwuchs der Landjugend um die Titel. Mit dabei sind auch die Mannschaftsweltmeister aus Deutschland. Junioren-Weltmeister im Teilnehmerfeld Einer der Athleten, die sich bereits besonders auf den sportlichen Wettstreit in der Grazer Altstadt freuen, ist Junioren-

Weltmeister Mathias Morgenstern: „Graz ist für mich eine der schönsten Städte in Österreich. Es wird bestimmt für uns Wettkämpfer und auch die Fans großartig, solch einen Bewerb in einer Großstadt direkt am Hauptplatz auszutragen.“ Daher bereitet sich Mathias Morgenstern gezielt und ausschließlich auf die Bundesmeisterschaft in Graz vor und ergänzt: „Die Spannung steigt, ebenso die Vorfreude auf einen einzigartigen Event in Graz.“ Unter dem Grazer Uhrturm beginnt für Österreichs Forstwettkampf-Elite damit zugleich der Weg zur nächsten Weltmeisterschaft, die 2016 in Polen ausgetragen werden wird. Reichhaltiges Rahmenprogramm Die Zuschauer können sich auf dröhnende Motoren und packende Szenen freuen. Alle können hautnah am Hauptplatz dabei sein – und das kostenlos! Neben dem sportlichen Wettkampf haben Interessierte auch die Möglichkeit, sich bei Ausstellern über das breite Themenfeld Wald – Forst – Holz zu informieren. Natürlich kommt auch die Kulinarik nicht zu kurz: Im Landhaushof wird mit steirischen Spezialitäten für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt. Ab 19 Uhr startet im Dom im Berg das Abschlussevent, bei dem zunächst die Sieger im Mittelpunkt stehen. Nach der Siegerehrung darf bei der großen Abschlussparty ordentlich gefeiert werden. Die bekannte Cover-Band Egon7 wird bis spät in die Nacht für beste Stimmung sorgen.


Essay von Manfred Prisching

Europa ist eine historische Anomalie L

obreden auf Europa gibt es viele. Sie sind mit mehr oder weniger pathetischen Zitaten aus dem geistigen Erbe des Abendlandes angereichert und tauchen den ehrgeizigen Versuch, die europäischen Länder in eine neue »Gemeinschaftlichkeit« zu führen, in das hellste Licht. Man sagt üblicherweise dazu: »Erfolgsgeschichte«. Freilich sind auch die gegenteiligen Behauptungen nicht so selten, gerade in der gegenwärtigen Epoche. Ihnen zufolge ist nichts wirklich gelungen, die Wirtschaftskrise war schon schlimm genug, und in Anbetracht britischer Verweigerer und griechischer Rabauken befindet sich das Gemeinschaftsunternehmen im Zusammenbruch.

Es könnte noch schlimmer kommen: Die USA und Russland streiten über die europäischen Köpfe hinweg und könnten Europa in einen heißen Krieg verwickeln. Alltäglich sagt man zu einer solchen Situation: »Pfusch«. – Politische Schwarz-Weiß-Gemälde sind nun allerdings fast immer Wirklichkeitsverzerrungen, und in Abgrenzung zu beiden extremen Versionen, dem späteuropäischen Paradies und der posteuropäischen Apokalypse, kann man sich vergewissern, warum Europa (in seinem gegenwärtigen Zustand) als schön betrachtet werden kann: als ein unter Bedachtnahme auf alle historischen und globalen Vergleiche wundersames Land, als eine positive Anomalie in der historischen Entwicklung.

Ein Kontinent zwischen späteuropäischem Paradies und posteuropäischer Apokalypse? Manfred Prisching bringt in Erinnerung, dass Europa Elemente der Zivilisation hervorgebracht hat, die großartige Errungenschaften für die ganze Menschheit sind.

Nicht selten besteht die verderbliche List der Geschichte ja darin, dass Völker, Nationen oder Kulturkreise ihrer eigenen Errungenschaften nicht mehr eingedenk sind, dass ihnen diese Erfolge vielmehr so selbstverständlich und alltäglich geworden sind, dass sie gar nicht mehr wahrgenommen und deshalb auch nicht wertgeschätzt werden. Die Völker und Menschen haben dann vergessen, wie es in der Geschichte gewesen ist; sie können sich nicht vorstellen, dass es anders sein könnte als in der Gegenwart; und sie gehen deshalb leichtsinnig mit diesen kulturellen Beständen um. Man nennt das dann: »Dekadenz«. Es ist deshalb in Erinnerung zu bringen, dass Europa Elemente der modernen Zivilisation hervorgebracht hat, die großartige Errungenschaften für die ganze Menschheit sind. Ich beschränke mich auf vier Bilder: das denkende, das friedliche, das respektvolle und das reiche Europa. Diese Adjektive klingen zu schön, um wahr zu sein, und natürlich muss man zugeben, dass es sich in der Tat insofern um eine Beschönigung handelt, als die gegenwärtige Epoche zwar aus einer langen Geschichte herausgewachsen ist, in der diese Gegenwart, in Versuch und Irrtum, in Fortschritt und Rückschlag, entfaltet wurde, aber auch aus einer Geschichte, auf die man nicht so stolz sein kann wie auf die europäische Gegenwart. Europa ist durch Jahrhunderte von Gewalt hindurchgegangen, bis es so weit gekommen ist, dass es sich zur Friedlichkeit entschlossen hat. Es war ein blutrünstiger Kontinent, mit Völkern, die alle paar Jahre, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, übereinander hergefallen sind. Wir haben schließlich auch gerade erst das »Jahrhundert der Extreme« hinter uns gebracht, in der die Vernichtungslogik noch einmal eine ungeahnte Steigerung erfahren hat. Aber diesmal wollen wir von den schöneren Seiten der Gegenwart sprechen – vom gegenwärtigen Zustand Europas, der eine atemberaubende geschichtliche Besonderheit darstellt.

Foto: Archiv

Man kann die Feststellung dieser Anomalie durch die Fragestellung ergänzen, ob man sich in Würdigung aller Entwicklungen damit zufriedengeben sollte, einen stolzen Blick auf Vergangenes zu werfen und den Niedergang Europas – vielleicht gar nicht in Form eines dramatischen Zusammenbruchs, sondern eher in der Gestalt einer voraussehbaren Erosion im Laufe des nächsten Jahrhunderts – als schicksalhaftes Geschehen hinzunehmen.

Mag. Dr. Manfred Prisching ist Universitätsprofessor und Autor. Er studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre. 1985 wurde er habilitiert und ist als Dozent und seit 1994 als Professor an der Karl-Franzens-Universität tätig. 1997-2001 war er wissenschaftlicher Leiter der steirischen Fachhochschulen. Prisching ist korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Herausgeber der Reihe »Sozialethik«. manfred-prisching.com FAZIT AUGUST 2015 /// 47


Europa ist eine historische Anomalie

1. Das denkende Europa Wenn wir zurückblicken, so sehen wir eine Entwicklung des europäischen Geistes, die von der Dumpfheit zur Reflexivität führt. Dieser Prozess hat lange gedauert; denn auch wenn wir durch die Jahrhunderte mit Stolz die römischen Amphitheater und die gotischen Kathedralen sehen, so war doch der größte Teil der Bevölkerung dieses Halbkontinents in einen brutalen und engen ländlichen Alltag gebunden, mit einem beschränkten Horizont, weitgehend zur Sprachlosigkeit verdammt, ohne Wissen und Information, dem Aberglauben ebenso ausgeliefert wie der Willkür des Machthabers, beschäftigt mit dem schlichten Überleben.

Das Prinzip, auf der Grundlage des Wissens und Argumentierens, der Theorie und Empirie, der Neugierde von Forschern und Experimentatoren die Welt und sich selbst erkennen zu können und zu wollen, ist keine Selbstverständlichkeit.

Aber Europa hat im Laufe der Jahrhunderte gleichwohl Reflexivität geschaffen: Denkfähigkeit, Argumentierfähigkeit, Analysefähigkeit, intellektuelle Nüchternheit. Das Prinzip, auf der Grundlage des Wissens und Argumentierens, der Theorie und Empirie, der Neugierde von Forschern und Experimentatoren die Welt und sich selbst erkennen zu können und zu wollen, ist keine Selbstverständlichkeit. Da gab es durch die Jahrhunderte hindurch Fortschritte und Irrtümer, aber auch durchwegs beeindruckende Beiträge: die philosophischen Überlegungen über Platons Schatten an der Wand; die spitzfindigen römischen Juristen und die scholastischen Theologen; den besonnenen Edmund Burke und den zynischen Voltaire; und tausend andere. In einem langen Prozess, in Wort und Widerwort, ist man vom Mythos zur rationalen Metaphysik und schließlich zur modernen Nüchternheit gelangt.

Die Idee Europas ist eine »Vernunftkultur«, d. h. eine Mentalität, die sich von mythischen Vorstellungen löst und religiösen Vorstellungen ihren angemessenen Platz zuweist. Es ist eine Kultur der diskursiven Auseinandersetzung und der Verpflichtung auf Wahrhaftigkeit. Das westliche Christentum hat sich früh auf eine im Diesseits zu bewährende Moral festgelegt, im Unterschied zu mythologischen Weltdeutungen, zu christologischen Spekulationen des Byzantinismus, zu einem Individualismus der Innerlichkeit. Damit wurden auch magische Elemente zurückgedrängt, in Anknüpfung an die rationale Scholastik des westlichen Abendlandes, die im östlichen Bereich fehlte.

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Das Gegenstück drängt sich in diesen Jahren auf: die religiöse Orthodoxie im islamischen Raum. Die Verpflichtung auf eine enggeführte und dogmatische Lesart des Koran und die theokratische Konfiguration der islamischen Gesellschaften haben den Niedergang der arabischen Welt seit dem zwölften Jahrhundert, vor allem seit dem Beginn der Neuzeit bewirkt. Die geistige Selbstbeschränkung wird neuerdings wieder forciert; und die Gefühle des Versagens werden in aggressiver Haltung nach außen projiziert. Europa war hingegen durch Jahrhunderte mit der Erfahrung konfrontiert, dass einander geistliche und weltliche Macht bekämpft haben, dass von vornherein der Dualismus divergierender Ideen und Ansprüche bestanden hat, dass einander die konkurrierenden Mächte allein schon durch ihre Konfrontation relativierten. Staat und Gott sind nicht dasselbe. Dadurch ist eine, wie auch immer bewusste oder unbewusste, Option für Freiheitsspielräume und Rationalitätsvarianten eröffnet worden.


Essay von Manfred Prisching

2. Das friedliche Europa Europa bietet rund um die Schwelle zum dritten Jahrtausend ein friedvolles Bild. Erst in den letzten Jahrzehnten wurden die entscheidenden Schritte getan von der Gewaltsamkeit zur Zusammenarbeit. Wenn wir einige Jahrhunderte in die Geschichte zurückblicken, dann sehen wir auch in Europa eine gewalttätige Gesellschaft. In der alten Zeit war der Tod ohnehin immer gegenwärtig, schon wegen der Krankheiten und Unfälle, denen man weitgehend ausgeliefert war; aber man musste auch jeden Tag damit rechnen, dass bewaffnete Banden aus dem Wald hervorbrechen würden, Räuber oder Armeen, weil gerade ein Krieg herrschte, von dem man nichts wusste, mit Brandschatzung, Vergewaltigung und Folterung. Es war eine Gesellschaft der starken Gefühle, und es herrschte eine gewisse Freude an der Gewalt. Öffentliche Hinrichtungen waren im Mittelalter Volksfeste auf dem Marktplatz; und die Kinder setzte man auf die Schultern, damit sie besser sehen konnten. Familiäre Gewalt war der Normalfall, nicht nur die Züchtigung von Kindern; persönliche Übergriffe gegen Frauen und sexuelle Übergriffe gegen das Dienstpersonal waren üblich. Europa hat einen langen Entwicklungsprozess vollzogen, in dem es sich von dieser gewalttätigen Mentalität distanziert hat.

Mittlerweile, nach der Klimax der Gewalt in der Mitte des letzten Jahrhunderts, dem Höhepunkt der Selbstvernichtung, haben die Europäerinnen und Europäer eine hohe Sensibilität entwickelt. Europa ist sich einig in der Ablehnung der Todesstrafe; vermeintliche und wirkliche Verbrecher werden nicht ausgepeitscht, nicht gesteinigt, nicht zu Tode gefoltert. Verstöße gegen einen solchen Konsens gibt es immer, wie gegen alle rechtlichen Bestimmungen, aber es gibt keinerlei öffentliche Legitimation dafür. In den letzten Jahrzehnten wurde auch eine erhöhte Sensibilität bei der Gewalt gegen Kinder und Frauen erarbeitet. Und auf der Makro-Ebene verfügen wir immerhin über die Erfahrung der politischen Friedlichkeit des letzten halben Jahrhunderts. Viele haben deshalb das Gefühl entwickelt, dass es in Europa gar keinen Krieg mehr geben könne. Für die »großen Kriege«, wie sie noch in den letzten beiden Jahrhunderten gängig waren, ist diese Vermutung vielleicht berechtigt. Allerdings haben wir gerade zu der Zeit, als sich diese Friedlichkeitsvermutung verfestigt hat, auch den Balkankrieg erlebt, samt seinen Kriegsverbrechen, und eine leichte Irritation im Hinblick auf die »ausweglose Friedlichkeit« erfahren. Die Ostukraine dünkt uns weit weg. Wir leben in »friedlichen Zeiten« – das ist in Erinnerung an die letzten Abendnachrichten und mit dem Blick auf den Nahen Osten ein paradoxer Befund.

Das Eis der Zivilisation ist dünn, und in außerordentlichen Verhältnissen, wenn der äußere gesellschaftliche Rahmen zerbricht, wie bei kriegerischen Ereignissen, sind die Menschen zu allen Gewalttaten fähig.

Ohne alle diese gewalttätigen Erfahrungen und ihre Begleiterscheinungen werden wir alt. Wenn man einen einzelnen Indikator für die Qualität und den Lebensstandard einer Gesellschaft verwenden möchte, dann ist die Lebenserwartung eine sehr brauchbare Messgröße (viel brauchbarer als das Sozialprodukt). Die Lebensbedingungen (von der Nahrungsversorgung über die Hygiene bis zu den medizinischen Kenntnissen) haben sich in den europäischen Ländern so verbessert, dass diese Standards dazu beitragen, im Rahmen einer friedlichen Ordnung eine schier unglaubliche Lebenserwartung zu ermöglichen, in die Normalität der achtziger und neunziger Jahre des Lebenszyklus hinein, und diese Lebenserwartung steigt noch immer, etwa drei Monate pro Jahr.

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Europa ist eine historische Anomalie

Freilich gilt auch für die festgestellte Friedlichkeit im europäischen Raum, dass es leichtsinnig wäre, sich auf solche Dispositionen und Gegebenheiten allzu leichtsinnig zu verlassen. Das Eis der Zivilisation ist dünn, und in außerordentlichen Verhältnissen, wenn der äußere gesellschaftliche Rahmen zerbricht, wie bei kriegerischen Ereignissen, sind die Menschen zu allen Gewalttaten fähig. Es gibt genug Psychopathen und Abenteurer; so wie viele von ihnen, die jetzt in den Nahen Osten ziehen, um etwas zu »erleben«. Wir dürfen uns vorderhand eines zuverlässigen Rahmenwerks erfreuen, aber niemand weiß, was geschieht, wenn der Rahmen brechen sollte. 3. Das respektvolle Europa Europa hat eine Kategorie des Respekts entwickelt und formalisiert: eine Entwicklung von der Grausamkeit zur Menschenwürde. Die Geschichte liefert horrible Bilder der Entwürdigung, Versklavung und Beleidigung – denn das waren die Selbstverständlichkeiten des Lebens: die Verachtung der Untertanen, die man in beliebiger Weise drangsalieren, demütigen und quälen konnte. Der Respekt vor dem Individuum, den Europa (mit seinen Ablegern, insbesondere Amerika) entwickelt hat, mündet in die Idee einer Menschenwürde, die unterschiedslos allen Menschen zukommt. Diese Idee ist im Christentum verwurzelt, mit seiner Idee einer Gottesebenbildlichkeit des Menschen und der Idee einer unzerstörbaren Seele. Wenn jeder Mensch ein (schwaches) Abbild Gottes ist, ist es eine Sünde, auf ihm herumzutrampeln. Wenn in jedem Individuum ein Hauch von Gottes Geist gegenwärtig ist, darf man von jedem Einzelnen etwas erwarten. Aber es hat auch in Europa ziemlich lange gedauert, bis diese Idee (in Form von Menschenrechten) sich im Bewusstsein der Menschen »selbstverständlicht« hat.

In Europa ist in die Vorstellung einer gemeinschaftlichen Entscheidung die römische Tradition ebenso eingegangen wie das Gewohnheitsrecht der germanischen Stämme, aber die Aufklärungsphilosophen haben diese Idee ausformuliert.

Damit steht die in Europa entwickelte Idee einer demokratischen Ordnung in Zusammenhang: die Willkür des Herrschers zu begrenzen. Europa hat in jahrhundertelanger Diskussion darum gerungen, wie man eine solche Herrschaftskontrolle gestalten kann, ohne ein soziales System – durch die wechselseitige Blockade aller Mächte – unregierbar zu machen. Zu den Quellen für solche Ideen zählt die Tradition von Ständen, die (auch den Herrschern gegenüber) nicht rechtlos waren, die nicht durch unübersteigbare Schranken voneinander getrennt waren und die eine Repräsentanz im hierarchischen Gebilde fanden. Auch Städte als Institutionen mit anerkannten Rechten gab es, mit wenigen Ausnahmen, nur im Abendland. In Europa ist in die Vorstellung einer gemeinschaftlichen Entscheidung die römische Tradition ebenso eingegangen wie das Gewohnheitsrecht der germanischen Stämme, aber die Aufklärungsphilosophen haben diese Idee ausformuliert, die Engländer haben pragmatische Schritte gesetzt.

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Die Idee, den Herrscher auf begrenzte Zeit zu wählen, wird ergänzt durch Ideen der Rechtsstaatlichkeit und der Liberalität. Rechtsstaatlichkeit ist, im historischen Kontext betrachtet, eine ungeheuerliche Idee: das Prinzip, dass auch die Herrschenden an


Essay von Manfred Prisching

Gesetze gebunden sind, dass sie nicht tun können, was sie wollen. Manchen Kulturen kommt das bis in die Gegenwart absurd vor: Der Herrscher (religiös oder säkular) ist der Herrscher, und er kann deshalb tun, was ihm gefällt. Auch für diese Entwicklung ist der islamische Machtbereich ein illustratives Gegenstück: weil mehr oder weniger demokratische Ordnungen in allen Teilen der Welt zu finden sind, nur nicht dort. Das hängt mit religiös-fundamentalistischen Grundannahmen zusammen: Wenn Toleranz und Menschenrechte in bestimmten Interpretationen der Gegenwart als Verirrungen einer dekadenten und gottlosen (westlichen) Gesellschaft betrachtet werden, kann es logischerweise keine demokratische Ordnung geben.

Doch seit solchen religiösen Deutungen sind ein paar Jahrhunderte vergangen; hingegen scheint der Weg zu einem hochkulturellen friedlichen Islam auf dem Wege der Historisierung und Rationalisierung noch weit zu sein.

Alle Religionen und Ideologien eignen sich, in unterschiedlicher Brauchbarkeit, für Dogmatisierungen, Totalisierungen und Massakrierungen. Das war der Fall beim Sozialismus (mit seinen vielen Millionen Opfern von Stalin bis Mao Tsetung, von Kambodscha bis Nordkorea), und auch im christlichen Europa hat man einst gedacht, Ungläubige einfach umbringen zu müssen. Doch seit solchen religiösen Deutungen sind ein paar Jahrhunderte vergangen; hingegen scheint der Weg zu einem hochkulturellen friedlichen Islam (auf dem Wege der Historisierung und Rationalisierung) noch weit zu sein. Ungefährdet freilich sind die europäischen Errungenschaften (sowohl die Demokratie, die Domestizierung der Machthaber als auch die Menschenwürde, der jedem zustehende Respekt) auch in Europa nicht; es beginnt mit korrupten, quasi-korrupten und nepotistischen Praktiken, setzt sich fort bei rechts- und linkspopulistischen Botschaften und führt in einen schleichenden Autoritarismus, wie am Beispiel Ungarns ersichtlich. 4. Das reiche Europa Europa ist ein Luxusland. Es herrscht Wohlstand. Auch daran haben sich die Europäerinnen und Europäer gewöhnt, und sie haben fast vergessen, dass man durch die ganze Geschichte hindurch extreme Ungleichheit und Ausbeutung zu verzeichnen hatte. Karl Marx hat zwar gemeint, dass die Geschichte eine Geschichte der Klassenkämpfe sei, aber die Kämpfe selbst waren immer nur kurze Perioden – in Wahrheit ist die Geschichte eine Geschichte der Ausbeutung. Die herrschenden Klassen (König, Adel, Kirche) haben abgeschöpft, was die Existenzsicherung der normalen Bevölkerung überstiegen hat. Für die Letztere war es durchwegs ein hartes Leben, gekennzeichnet von Aberglauben und Hoffnungslosigkeit. In vielen Teilen der Welt ist es immer noch selbstverständlich, dass die Erlangung einer politischen Herrschaftsfunktion bedeutet: Jetzt kann man abschöpfen, abkassieren; schnell ein paar Konten in der Schweiz eröffnen. In elenden kleinen Staaten in Afrika (wie etwa in Swasiland) können Menschen verhungern, während das Staatsoberhaupt 100 Millionen Dollar in die Schweiz verschiebt – ohne schlechtes Gewissen, ohne Skrupel. Für weniger entwickelte Gesellschaften sind diese Bereicherungspraktiken der Normalfall, in den meisten europäischen Staaten ist der Kampf gegen die Korruption recht erfolgreich. Europa hat ein historisch unglaubliches Ausmaß an Wohlstand und Sicher-

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Europa ist eine historische Anomalie

heit geschaffen, eben nicht nur für eine privilegierte Klasse, sondern für den Großteil der Bevölkerung, insofern auch ein hohes Maß an Egalität; und es konnte die Abschöpfungspraktiken der herrschenden Klassen einigermaßen domestizieren. Wenn von Wohlstand und Luxus die Rede ist, so liegen die Standard-Einwände auf der Hand: Es gibt immer noch Armut, Exklusion, Diskriminierung, Obdachlosigkeit. Aber es gibt auch einen wohlfahrtsstaatlichen Rahmen, der viele Bedrängnisse mildert. Es gibt eine soziale Peripherie, doch sie kann nicht den materiellen Reichtum des Mainstreams dementieren.

Aber letztlich war es insgesamt diese kulturelle Mischung, die eine europäische Dynamik ausgelöst hat: die positive Einschätzung von Vernunft und Arbeit, individuellem Recht und gemeinschaftlicher Pflicht, rechtlicher Bindung und politischer Mitwirkung, der Sicherung von Eigentum und der Beschränkung von Willkür. Grundlegend für die wirtschaftlich-technische Dynamik Europas war die Herausbildung eines positiven Verhältnisses zur Arbeit, welche nicht nur als bittere, nach Tunlichkeit zu vermeidende Notwendigkeit gesehen wurde, als Angelegenheit der Sklaven, als unerfreuliche Konsequenz der Vertreibung aus dem Paradies; sondern als sinnerfüllte, ja zum Teil religiöse Arbeit an dieser Welt, als Teil des Schöpfungsauftrages, als Teilhabe an Gottes Werk. Schließlich hat auch der christliche Gott »gearbeitet« und am siebten Tag geruht. Aber letztlich war es insgesamt diese kulturelle Mischung, die eine europäische Dynamik ausgelöst hat: die positive Einschätzung von Vernunft und Arbeit, individuellem Recht und gemeinschaftlicher Pflicht, rechtlicher Bindung und politischer Mitwirkung, der Sicherung von Eigentum und der Beschränkung von Willkür. So ist die moderne Welt entstanden: als eine europäische Welt. Dass technische Geschicklichkeit und wissenschaftliche Erkenntnis in dieser produktiven Weise umgesetzt werden konnten, hat den Unterschied Europas zu den großartigen Zivilisationen in Indien und China ausgemacht: Was sie an technischem Wissen hervorgebracht haben, konnten sie nicht in einen gesellschaftlich fruchtbaren, massenwirksamen Ertrag umsetzen. Dass dies in Europa gelungen ist, hat die zeitweilige Weltherrschaft Europas bewirkt. Errungenschaften wie die medizinische Versorgung und das saubere Trinkwasser sind zu Selbstverständlichkeiten geworden, die fast nirgends auf der Welt Selbstverständlichkeiten sind. Der Wohlstand bedeutet ja nicht nur Urlaub in der Karibik, sondern vor allem Lebenssicherheit: Wir müssen nicht von Woche zu Woche damit rechnen, das Zeitliche zu segnen, weil beispielsweise das Kinderkriegen eine grundsätzlich lebensgefährliche Sache ist. Und letzten Endes hat Europa sogar eine unglaubliche Menge an »Spielzeug« hervorgebracht, wie etwa Smartphones und Flachbildfernseher, ein großes Repertoire an Sportschuhen, eine überwältigende Welle an Textilien. Mit diesem Spielzeug können die infantilsten konsumistischen Verhaltensweisen ausgelebt werden, und das auf ganz unterschiedlichen Einkommensniveaus.

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Ambivalenz gibt es freilich auch bei diesen Fortschritten: Die Technik schlägt zurück, und die Menschen haben gute Aussichten, dass es ihnen gelingt, sich längerfristig selbst umzubringen. Aber das ist nicht Schicksal, das ist nicht europäische Notwendigkeit, son-


Essay von Manfred Prisching

dern hausgemachte Dummheit der Völker und ihrer Politik. Dazu kommt die zunehmende Sorge, dass die kapitalistische Entwicklung jene kulturellen Bestände reduziert oder beseitigt, die als Grundlage der europäischen Dynamik identifiziert worden sind. 5. Europa ist schön Ein denkendes, friedliches, respektvolles und wohlhabendes Europa, wie es sich in der Gegenwart zeigt, ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist eher ein höchst unwahrscheinlicher Zustand. Das Europa der Gegenwart ist als Ganzes ein unwahrscheinliches Gebilde: eine Gnade der Geschichte. Wenn man es aufrechterhalten will, dann muss man auch bereit sein, sich dafür einzusetzen. Damit wir nicht in einigen Jahrzehnten erinnernd sagen: Europa ist eigentlich schön gewesen. n

Vorliegender Text ist der im Frühjahr 2015 erschienen Aufsatzsammlung »Europa Wertvoll – Übergänge, Gefährdungen und Perspektiven« der »Edition Geist & Gegenwart« im Verlag Wieser entnommen. FAZIT AUGUST 2015 /// 53


Fotos: Katharina Zimmermann, Simon Meisinger

Essentials Dominik Köck

Von Katharina Zimmermann

I

n Mürzzuschlag wird auch heute noch traditionell gebacken – bestes Beispiel ist Dominik Köck, der sich nun in dritter Generation gemeinsam mit seinem Vater um die Geschicke der gleichnamigen Bäckerei kümmert – zwölf Filialen inklusive. Fazit verrät er seine Essentials. Ganz klar, wenn man einiges zu organisieren hat, dann muss man immer erreichbar sein, so zählt das Iphone zu den Essentials vom Bäckermeister. »Ich verwalte meine Termine und halte sie auf allen Geräten synchron, das ist mir wichtig«, sagt er. Außerdem befinden sich Musikprogramme wie Spotify oder Soundcloud auf Dauerschleife, denn Köck ist quasi doppelt Nachtarbeiter: Nicht nur zur frühen Morgenstunde in der Backstube, er legt auch ab und an als DJ auf. Sein Herz schlägt für Soul und Funk, allerdings wird es am DJ-Pult doch oft Elektro-House. »Es wird zeitlich immer schwieriger, ist es für mich aber schöner Ausgleich.« Somit sind auch die weißen Kopfhörer oft dabei. Damit er bei einem Schnitt von nur sechs Stunden Schlaf immer frisch und munter wirkt, hilft ihm das Cola. »Das ist eine schlechte Angewohnheit, die schon mein 54 /// FAZIT AUGUST 2015

Papa und Großvater hatten. Das gibt einen Zuckerstoß gleich in der Früh. Kaffee ist einfach zu warm für die Backstube«, erzählt er. Danach arbeitet es sich leichter an der Tafel, wie der Bäcker seinen Arbeitsplatz nennt. Und dort herrscht bei Dominik Köck immer Ordnung, für diese sorgt er unter anderem mit seinem Besen, denn Mehl ist dort quasi überall. »Der Besen ist doppelt praktisch: Auch wenn es im Winter schneit, kann ich den Schnee von meinem Auto putzen«, sagt er. Ähnlich vielseitig einsetzbar ist die Teigkarte, die Köck sowohl zum Autoabkratzen als auch zum Teig bearbeiten verwendet. »Bei uns in der Backstube hat jeder Bäcker einen Gürtel, den normal nur die Zimmermänner tragen, dort befinden sich dann die Teigkarte, das Messer und andere Notwendigkeiten, die man immer griffbereit haben sollte«, sagt Köck. Stolz ist er auf die Handsemmel, die Köck als Inbegriff der Bäckertradition sieht, diese müsse jeder Bäcker machen können. »Es gibt einen Spruch: Man muss 1000 Handsemmeln gemacht haben, damit sie

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etwas werden und 10.000, damit man sie verkaufen kann«, verrät er. Dafür ist dann jede Semmel ein Unikat. Auch das Brot stammt direkt aus der Backstube, es nennt sich Speziallandbrot und ist rustikal und kräftig. Die Rinde ist schön dunkel, denn 80 Prozent des Geschmacks kommen aus der Rinde. Abseits von Brot, macht Dominik Köck auch gerne Fotos. Dafür greift er auf seine »Polaroid 670 AF« zurück, die hergerichtet ist und auf jeder Geburtstagsfeier für schöne Momente sorgt. Auch um das Knax-Geldtascherl rankt sich eine Geschichte: »Vor etwa einem Jahr habe ich meine Bankomatkarte verloren und 300 Euro am Bankschalter abgehoben. Einen Tag später wurde mir mein Geldtascherl mit dem ganzen Geld gestohlen. Dann hatten die in der Bank so viel Mitleid mit mir, dass sie mir dieses rote Geldtascherl geschenkt haben. Zuerst wollte ich es übergangsweise verwenden, mittlerweile hab ich es in mein Herz geschlossen.« n Die Bäckerei Köck kommt aus Mürzzuschlag und setzt in dritter Generation auf ehrliches Handwerk, alte Rezepte und Tradition. baeckerei-koeck.at


Kurz & News

Abschluss der 3. WBNetWachstumspartnerschaft

Die Steiermark bekommt neue Weinhoheiten

Mitte Juli fand die Abschlussund Netzwerkveranstaltung der WBnet-Wachstumspartnerschaft mit Jürgen Roth, dem neu gewählten Vizepräsidenten der WK Österreich, statt. Unter dem Motto „Große und Kleine profitieren voneinander“ stand erneut der Austausch von Erfahrung und Know-how im Mittelpunkt: Zehn Kleinunternehmen verschiedenster Branchen wurden ein halbes Jahr lang von erfahrenen Unternehmern begleitet. Über die erfolgreiche Zusammenarbeit freut sich LR Christian Buchmann, Obmann des WB Steiermark, „Kooperierende und vernetzte Unternehmen fördern Wachstumschancen und Innovation.“ Im Frühjahr 2016 wird die vierte WBNet-Runde gestartet.

Am 21. August werden die neuen steirischen Weinhoheiten bei der Eröffnung der Steirischen Weinwoche in Leibnitz gekrönt werden. Johanna II. heißt die neue Weinkönigin. Sie und ihre durchlauchten Kolleginnen Elisabeth und Madeleine wurden von einer siebenköpfigen Jury, bestehend aus Tourismus- und Weinexperten, für die kommenden zwei Jahre als neue Weinhoheiten gewählt. „Die neuen steirischen Weinhoheiten werden in den nächsten zwei Jahren im In- und Ausland die Botschafterinnen für den steirischen Wein sein“, betonte LK-Präsident Franz Titschenbacher bei der Vorstellung der neuen Weinhoheiten und gratulierte ihnen zu diesem majestätischen Amt.

Gemeinsam Freude schenken Am 16. Juli ging für die Mosaik Tagesstätte Seiersberg der lang gehegte Wunsch nach einem gemeinsamen Ausflug ins Grüne in Erfüllung. Der Anstoß zur Umsetzung kam von der Unternehmerin Ulrike Sabathy. Sechs steirische Unternehmen haben sich auf ihre Initiative hin zusammengeschlossen und das Vorhaben ermöglicht. Mit sieben Kleinbussen ging es im Konvoi nach Bad Gams zur Alpaca-Ranch „En Colores“. Begleitet wurden die 21 Klienten vom 14-köpfigen BetreuerInnen-Team bzw. den Unterstützern. Die kuscheligen Alpacas waren das Highlight des Ausfluges und für die Teilnehmer war es ein einzigartiges Erlebnis, diesen besonderen Tag gemeinsam erleben zu können.

25. Apr. – 1. Nov. KUNSTHALLE LEOBEN

Die 46 besten Nachwuchsfachkräfte der Steiermark aus den Sparten Gewerbe und Handwerk, Industrie, Tourismus und Freizeitwirtschaft sowie Handel standen bei der feierlichen Abschlussgala der steirischen Lehrlingswettbewerbe StyrianSkills am 29. Juni auf der Bühne. Andreas Herz, Vizepräsident der WKO Steiermark, und LR Christian Buchmann überreichten den Siegerlehrlingen die gläsernen Trophäen. „Die Erfolge bei den Lehrlingswettbewerben und bei internationalen Bewerben zeugen von der großen Bandbreite ihres fachlichen Könnens und von ihrem engagierten Einsatz in ihren Berufen“, freute sich der WK-Vizepräsident.

© Kastner & Partner! GmbH | 8700 Leoben

Bühne frei für die besten steirischen Lehrlinge

© the state hermitage museum, st. petersburg

Fotos: LK / Roman Musch, WB Steiermark, Wko Steiermark, Christian Mosaik

www.aegypten2015-leoben.at

FAZIT AUGUST 2015 /// 55


Kurz & News

Buntes Sommerprogramm in der Weinbank

Starker Wirtschaftsfaktor Kirche

Jeder Sommer hat seine Highlights, wie auch das Programm der „Weinbank“ in Ehrenhausen für die nächsten Wochen zeigt. Brandneu installiert wurde der Chef’s Table „zur guten Aussicht“ gleich gegenüber der Küche, an dem an jedem ersten Freitag im Monat ein neues Motto gilt: „Bring your own bottle of wine“. Was heißt das? Christian Zach und Gerhard Fuchs sind neugierig auf die Schätze in den privaten Weinkellern ihrer Gäste. Die Premiere dafür findet am 7. August 2015 statt. Am 20. August steigt ab 19 Uhr exklusiver Winzerabend mit Günther Schönberger und Ewald Tscheppe. Christian Zach serviert 12 Weine von beiden Demeter-Betrieben zu einem 6-Gänge-Menü.

Im Auftrag der Diözesen haben die Joanneum Research sowie das IHS eine umfangreiche Studie zu den Wirtschaftsleistungen der Kirche erstellt. 3,75 Prozent der Arbeitsplätze in Österreich stehen in Zusammenhang mit der römisch-katholischen Kirche. Das sind 158.000 beschäftigte Personen bzw. 123.000 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze. Aus Sicht des Steuerzahlers zeigt sich, dass zwar 3,48 Milliarden Euro an staatlichen Leistungskäufen und Subventionen anfallen, aber 3,35 Milliarden Euro wieder zurückfließen. Insgesamt ergibt sich ein monetär bewerteter Nutzen von 8,49 Milliarden Euro. Im Vergleich werden 5,91 Milliarden für diese Leistungen aufgewendet.

Das GrazMuseum war Veranstaltungsort für einen „Operettenabend“, zu dem Gaedke & Angeringer Steuerberatung sowie weitere Firmen ihre Klienten und Kunden einluden. Fünf junge Künstler präsentierten charmant die Arbeit von AIMS, dem American Institute of Musical Studies, das alljährlich eine Sommerakademie in Graz abhält. Der Abend war zugleich Auftakt für die Sponsoringpartnerschaft der drei Unternehmen mit AIMS. „Wir wollen einen Beitrag leisten, dass junge internationale Künstler in Graz ideale Bedingungen vorfinden“, hielt Klaus Gaedke, GF von Gaedke & Angeringer, fest. Andrea Huber, Intendantin von AIMS, freute sich über die Zusammenarbeit.

Was darf’s sein: RibEye, Rump oder Huft?

Wandel im Fleischmarkt: Wir essen heute zwar weniger Fleisch, greifen aber mehr zu exquisiten Stücken wie Rib-Eye-, Rump- oder Huftsteaks. Die erlesenen Fleischstücke erfordern allerdings auch Wissen und Beratung. Spar hat deshalb im Mai 2015 mit dem WIFI eine eigene Fleisch-Akademie ins Leben gerufen. Der Spar-interne Lehrgang erweitert das „Fleisch-Knowhow“ von 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Steiermark und aus Kärnten. Passend zur Jahreszeit gibt es auch einen Praxisteil „Grillen“, etwa zum Thema: Mit welcher Grillmethode wird mein Steak richtig saftig? Durch die Beratung auf hohem Niveau bleiben bei den Spar-Kunden keine Fragen offen. 56 /// FAZIT AUGUST 2015

Heiße Trends bei Bankkarten

In der Urlaubszeit haben Bankkarten Hochsaison. Raiffeisen bietet nun einige Innovationen: Neu sind das Wunschdesign der Karten sowie der frei wählbare Geheimcode bei Kreditkarten. Und bis Jahresende kommt ein echter Meilenstein: Die „Bankomatkarte im Smartphone“ mit Kontaktlos-Funktion. „Kunden wünschen individuelle Bankkarten, darauf reagieren wir“, erklärt RLB-Vorstandsdirektor Rainer Stelzer. Höchst begehrt ist ein junges steirisches Spezialprodukt: In Kooperation mit dem SK Sturm Graz sind ab sofort die Bankomatkarten im SK-Sturm-Design in jeder steirischen Raiffeisenbank bestellbar. Kreditkarten für VISA oder MasterCard sind bereits seit Mai verfügbar.

Fotos: Jungwirth, Katrin Bruder/Ordensgemeinschaften Österreich, Gaedke & Angeringer, Spar, Raiffeisen Steiermark,

Unbeschwert & temperamentvoll


Foto: AMS

Kurz im Gespräch mit

Foto: Stadt Graz/Fischer

Karl-Heinz Snobe Landes-Geschäftsführer AMS Steiermark

Stadtrat Kurt Hohensinner, Markus Leyacker-Schatzl, Gabriela Baier, Schulleiterin Evelyn Hubert-Hoffelner (v.l.n.r.)

5 Jahre Geldunterricht – ein Grazer Pilotprojekt

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eichtum kannst Du lernen“ – unter diesem Motto startete 2010 der 1. Geldunterricht Österreichs als Pilotprojekt in Grazer Schulen. Finanzberater und Buchautor Markus Leyacker-Schatzl entwickelte ein Lehrprogramm für Kinder und Jugendliche, in dem spielerisch und mit viel Spaß alles Wichtige rund ums Thema Geld vermittelt wird. „Es wird immer wichtiger, den Kindern so früh wie möglich einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld beizubringen. So wissen die wenigsten, wie viel Geld benötigt wird, um den wöchentlichen Einkauf für die Familie zu tätigen“, erklärt Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner. Neben interessanten Fakten zur Geschichte des Geldes stehen beim Geld-Lehrer für die Schüler und Schülerinnen spannende Themen im Vordergrund: Wie gehe ich verantwortungsvoll mit meinem Taschengeld um, warum ist es wichtig, zu sparen, wie funktionieren Banken, Sparbuch und Sparen und was sind die Geld-Tipps der

Selfmade-Millionäre? Leyacker-Schatzl will den Kindern so einen verantwortungsvollen und wertebasierten Umgang mit Geld vermitteln. Konsumdruck, schrille Werbung und Markenartikel-Wahn verleihen dem Projekt einen tieferen Sinn. Sparen soll Spaß machen. Insgesamt haben seit dem Start des Projektes zehn Schulen daran teilgenommen. „Ich freue mich, dass es diese Veranstaltungen an unseren Grazer Schulen gibt, und bedanke mich bei Markus Leyacker-Schatzl für die Organisation. Das große Interesse der Kinder zeigt mir, wie bedeutungsvoll dieses Thema ist. Den gewissenhaften Umgang mit Geld sollte jede Schülerin und jede Schüler in der Schule vermittelt bekommen“, ergänzt der Bildungsstadtrat.

Informationen:

Markus Leyacker-Schatzl (Mobiltel. 0699/13003033) – Nähere Infos und Videos auf www.geldschule.at

Eine neue Initiative von Land Steiermark und AMS Steiermark ist die Implacementstiftung Automotive Styria. Was leistet diese in einem schwierigen Arbeitsmarkt? Rund um neue Produktionsaufträge der Firma Magna Steyr ab 2017 wird der Automotive Sektor zusätzlich bis zu 3.000 Arbeitskräfte brauchen. Wir haben gemeinsam mit Magna und anderen ClusterBetrieben die Chance, mehreren hundert arbeitslosen Steirerinnen und Steirern Ausbildungen in Metall- und anderen Produktionsberufen inklusive Jobgarantie anzubieten. Die Stiftung Automotive Styria wird die größte Qualifikationsstiftung, die es in der Steiermark je gegeben hat, für bis zu 1.500 Fachkräfte.

Gibt es genug verfügbare qualifizierte Arbeitskräfte für die Berufe der FahrzeugBranche? Aktuell schon noch, aber in eineinhalb Jahren nicht mehr. Der Fahrzeugproduktion geht es in der Steiermark immer noch gut und in ganz speziellen Hochtechnologiebereichen gibt es immer einen Expertenmangel. Mit der neuen Stiftung können sich die notwendigen Spezialisten punktgenau für den Bedarf zu qualifizieren, und müssen so nicht von den Mitbewerbern abgeworben werden. Ich erwarte mir davon einen Turbo im gesamten Produktionssektor der hoffentlich auch auf die übrigen Wirtschaftsbereiche ausstrahlt. Welche Branchen kämpfen in der Steiermark derzeit noch mit Problemen? Schwieriger für heimische Unternehmen ist es überall dort geworden, wo Mitbewerber aus dem benachbarten EU-Raum am heimischen Markt auftreten.

FAZIT AUGUST 2015 /// 57


Fotos: Ford Motor Company

Autotest

Foto: Grazetta / Friesinger

Vorpremiere bei Gaberszik

Die Familie Gaberszik freute sich, die neuen Spitzenmodelle exklusiv präsentieren zu können.

D

er 8. Juli war ein ganz besonderer Tag: Das Grazer Traditionsautohaus Gaberszik lud in seinen Räumlichkeiten als einziger steirischer Autohändler zur Vorabpräsentation der neuen „Ford Galaxy“- und „S-Max“-Modelle. Zahlreiche Kunden fanden sich zu diesem Anlass ein – und waren begeistert.

Galaxy, der Allrounder Der Galaxy ist schon seit Jahren ein Verkaufsschlager im Sortiment von Ford. Mit seiner innovativen Technologie und seinem Premium-Design kombiniert der Ford Galaxy

58 /// FAZIT AUGUST 2015

erstklassige Fahreigenschaften mit einem Höchstmaß an Raum, Komfort und Innovation. Eine der Besonderheiten des Raumwunders ist gewiss die Platzaufteilung. Durch Umklappen der Sitze der zweiten und dritten Reihe sind bis zu 32 unterschiedliche Sitz- und Stauraumkonfigurationen möglich. Ford nennt das FoldFlatSystem (FFS).

Perfektes Klima für heiße Tage Die für Fahrer- und Beifahrerseite getrennt regelbare Sitztemperatur sorgt für verbesserten Fahrkomfort vor allem über längere Distanzen. Mit fünf Heiz- und Belüftungsstufen zur Auswahl sind die Sitze mit integrierten Heizelementen ausgestattet, die für die gewünschte Temperatur sorgen, während der perforierte Sitzbezug und in die Sitze eingebaute Ventilatoren dafür sorgen, dass kühle Luft aus dem Wageninneren zwischen den Sitzen und den Insassen zirkulieren kann. Der Galaxy ist ab 38.100.– Euro zu haben.

S-Max, der Sportliche Seit 2006 am Markt und bereits 400.000 verkaufte Modelle – allein in Europa. Diese Zahl spricht für sich. In neuester Generation will Ford die dynamischen Gene des S-Max noch weiter ausbauen. Dabei helfen soll die Plattform des neuen Mondeo, mit potenten Motoren, intelligentem Allradantrieb iAWD und einer adaptiven Lenkung, die je nach Geschwindigkeit das Übersetzungsverhältnis zwischen Lenkrad- und Reifeneinschlag optimal anpasst. Keine Angst vor Strafmandaten Um das Einhalten von Tempolimits muss man sich jedoch künftig im S-Max ohnehin nicht mehr sorgen. Das übernimmt

der intelligente Limiter, den Ford erstmals im S-Max anbietet. Das System verbindet einen Radar-Tempomat, welcher die Geschwindigkeit dem vorausfahrenden Verkehr anpasst, mit der Verkehrszeichen-Erkennung. Erkennt der Ford S-Max bei aktiviertem Assistenten ein Tempolimit, greift er in die Motorsteuerung ein und bremst den Wagen auf die erlaubte Geschwindigkeit ab. Der Einstiegspreis des Sportvans liegt bei 34.050.– Euro.

Autohaus A. Gaberszik OHG

Fabriksgasse 15 8020 Graz Telefon: 0316 710171-0 www.ford-gaberszik.at


Autotest

Fotos: Mazda

Der neue Mazda CX-3 im Autohaus Winter Fast alle namhaften Autohersteller haben kleine SUVs in ihrer Programmpalette. Nun springt auch Mazda mit dem CX-3 auf diesen Zug auf.

D

as neue Klein-SUV punktet mit dem klar definierten Mazda-Familiengesicht und fällt durch eine sportivabfallende Dachlinie auf. Die geschwungene, hohe Gürtellinie schafft einen massiven Look und einen gleichzeitig dynamischen Auftritt. Edles Interieur Im Innenraum wird die Verwandtschaft zum Mazda2 deutlich, und zwar beim Armaturenbrett. Von Nachteil ist das aber nicht, im Gegenteil: Die schlichte, aber edle Gestaltung mit den runden Luftausströmern erfreut das Auge des Lenkers und alle Bedienelemente sind leicht zu erreichen. Sehr sinnvoll ist in diesem Zusammenhang das

optionale Head-up-Display, welches seine Infos auf eine kleine Scheibe projiziert. Auch die Materialqualität und die Verarbeitung in Innenraum sind hochwertig und überzeugen. Diverse Bedienelemente in Metalloptik schmeicheln den Fingern und heben Mazda auf deutsches Niveau. Viele Motoren zur Auswahl Der Mazda CX-3 2015 kommt mit verschiedenen Motorausführungen auf den Markt. Es gibt einen 4-Zylinder-Benzinmotor mit einem Hubraum von 2,0 Litern, der wahlweise mit 88 kW (120 PS) oder 110 kW (150 PS) bestellt werden kann. Für die Diesel-Freunde bietet Mazda den neuen 4-Zylinder-Dieselmotor an, der bei

1,5 Liter Hubraum 77 kW (105 PS) leistet. Der Käufer kann zwischen einem Triebwerk mit Sechsgang-Handschaltung oder einem Automatikgetriebe wählen. Laut dem Hersteller fährt der Japaner, gemäß dem Mazda CX-3 2015 Technische Daten, mit Frontantrieb. Der Käufer hat die Wahl zwischen dem Selbstzünder und dem leistungsstärkeren Fremdzünder; beide Versionen können auch mit Allradantrieb ausgeliefert werden. Alle Modelle des Mazda CX-3 2015 sind grundsätzlich mit einem StartStopp-System ausgerüstet. Der Einstiegspreis bei 17.990 Euro für den CX-3 mit Frontantrieb und 120-PS-Benziner.

Mazda CX-3

Hubraum: 1998 cm³ Leistung: 110 kW / 150 PS. max. DM: 203 Nm b. 1750 U/min. Verbrauch komb.: 6,4 l/100 km CO2-Emission: 150 g/km Schadstoffeinstufung: Euro 6 Beschl. (0-100 km/h): 8,7 s Höchstgeschw.: 200 km/h Autohaus Winter Wienerstraße 87-89 8020 Graz Tel.: 0316-715330 www.auto-winter.at

FAZIT AUGUST 2015 /// 59


Eigener Style am Handgelenk Innovation

Trendiger (Leder-)Schmuck und Accessoires mit höchst persönlicher Note – mit diesem Erfolgskonzept erobert ein junges Grazer Unternehmen den europäischen Modemarkt.

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Foto: Schiffer

Fotos: Cowtyle

Raus aus dem Dschungel

auch auf die Vornamen der zer Zentrale geleistet. VerGründer: Christian, Oliver und kauf in Österreich, Schweiz, Wolfgang. Die drei machten Deutschland, Italien, Niedersich nach ihrem Studium des lande und Belgien über ShopPersonalverrechnung ist etwas für Profis. Wer sich im Dickicht von Arbeits-partner, und Großhandel, online Internationalen Managements Sozialversicherungsrecht, Dienstgeberbeiträgen, Zulagen, Pauschalen, Steuern auf den Weg in die weite Welt sowieund im Grazer Store. dergleichen nicht völlig verirren will, braucht– eine helfende Aber auch die und damit in dieHand. erfolgreiche Selbstständigkeit. Nach Profis in diesem Gebiet brauchen Unterstützung – Erfolgs!Duo gibteinem sie ihnen. halben Jahr intensiver VorInformationen: und individuelle für das Unternehmen, in demin ichAsien damalswarService Ort-Recherchen Gründungsjahr: 2011Beratung sind Stärken.“ Ihr umfassendes Wissen angestellt war“, erzählt Birgit Oswald. klar: Die Welt braucht ihrenunsere Mitarbeiteranzahl: 4 ihr auch KG, zugute, Das ging aber nur bis zu einem gewissen in Personalfragen Lederschmuck. C.O.W. Handelskam & Marketing Grad. „Irgendwann wurde der Wunsch als sie plante, die erste Mitarbeiterin einHeute vertreibt Cowstyle Waltendorfer Hauptstraße 15a, seitens des Unternehmens immer größer, zustellen. „Da habe ich genau gerechnet, seine stylischen Produkte in A-8010 das Graz wohl ausgeht. Aufgrund der dass ich wieder an meinen Arbeitsplatz ob sich mehrVerständlich, als 300 Geschäften Web: www.cowstyle.com Termine und Fristen, die ich einnach Graz über komme.“ war vielen in sechs Ländern inklusivezuhalten hatte, schaffte ich es aber ohnesie dort doch 12 Jahre lang als–Leiterin zertifiziertem einer Webshop. Welt!Markt heißt das hat Fördealleine.“ Inzwischen Oswald der Personalverrechnung großenDerhin nicht eine zweite Mitarbeiterin aufgenommen Steuerberatungskanzlei tätig. Die Südnächste, von der Steirischen rungsprogramm der SteiriCowstyle produziert Armbänder und Halsketten aus Leder die sie gerade ausbildet. Alle drei steirerin wollte ihre beiden Söhne SFG nichtun-hat, schen Wirtschaftsförderung Wirtschaftsförderung sowie Accessoires wie Schlüsselanhänger oder Bierdeckel Damen sind übrigens Mütter und demalleine lassen. Also machte sie sich als terstützte Expansionsschritt SFG für die Internationalisieentsprechend wird bei Sibit Rücksicht Personalverrechnerin im ist der Sprung aufsüdwestdie Insel. rungsaktivitäten heimischer owstyle macht mittels speheit und alle Menschen. Wosteirischen Wernersdorf selbstständig. auf das Familienleben genommen. Birgit Großbritannien ist aufgrund Unternehmen. http://sfg.at zieller Lasergravur persobei sich der Name des Und Grazer das mit so großem Erfolg, dass sie Oswald und ihr Team – drei Damen seiner Modeaffinität ein hochals Wegweiser aus dem Personalvernalisierte Lederarmbänder, Unternehmens nicht nur baldauf Hilfe brauchte – und mit Erfolgs!Duo interessanter Markt – und da-rechnungsdschungel. Halsketten und Accessoires den tierischen Hauptrohstoffauch bekam. Das Förderungsprogramm mit derWirtschaftsförderung nächste Schritt in der für ziemlich jede Gelegenlieferanten bezieht, sondern der Steirischen SFG fördertErfolgsgeschichte Jungunternehmenvon beiCowstyder Ausstattungle.des Arbeitsplatzes für den denFH Cowstyle wurde von Innovative steirische ersten Mitarbeiter. Birgit Oswald nahm Joanneum-Absolventen ChrisUnternehmen: diese Hilfe tian an und engagierte ihre erste Soucek, Oliver Rauch und Eine Serie der Steirischen Mitarbeiterin. „Als Personalverrechnerin Wolfgang Waltl gegründet. Zur Wirtschaftsförderung SFG ist man verpflichtet, sich permanent Produktpalette weiterzubilden“, erklärt sie des die UnternehHerausmens neben Armbänforderungen ihrergehören Tätigkeit. „Laufende ausVorLeder Änderungendern in und den Halsketten gesetzlichen schriften zwingen einen dazu. auch Accessoires wieDamit Schlüssind viele vor allem kleine und Bierdeckel. mittlere selanhänger oder Unternehmen fachlich werden und ressourcenAngeboten auch spemäßig überfordert. lagern sie die zielle Deshalb Sonderanfertigungen, Personalverrechnung aus.“ etwa für Unternehmen oder Steirische Vereine B. netto Sturm-Graz-EdiMehr als nur brutto(z. und tion). Sämtliche Designund Wirtschaftsförderung Ihr Unternehmen nannte sie Sibit: Service, Die drei Cowstylegründer Christian Soucek, Oliver Rauch etwa individuelleVeredelungsarbeiten, Beratung, individuelles Gravuren, werden in der Graund Wolfgang Waltl Training. Aus den Anfangsbuchstaben Mit Hilfe der SFG konnte Birgit Oswald dieser Wörter setzt sich der Firmenbereits zwei Mitarbeiterinnen einstellen. name zusammen. Und der ist Programm: Welt!Markt - Die Förderung für internationale Auftritte „Man muss dem Kunden mehr bieten, als nur vom zum Netto zu rechnen. Die Internationalisierung von KMU ist ein bedeutender Faktor für Brutto das Wirtschaftswachstum. Um nur die Personalverchuld“gezielt an ihrer als Unter- Ich mache nicht steirische Unternehmen bei Karriere Internationalisierungsaktivitäten zu unterstützen, wurde die nehmerin sind eigentlich ihre Söhne rechnung, sondern berate meine Kunden Förderungsaktion Welt!Markt ins Leben gerufen. Unternehmen können im Rahmen der vier FördeTobias und Simon. „In der Karenz auch in der Personalplanung und schule rungsmodule „Messeauftritte“, „Wettbewerbsteilnahmen“, „Europäischer Technologietransfer“ und arbeitete ich teilweise von zu Hause aus die Mitarbeiter der Personalabteilungen. „Markterschließung“ unterstützt werden. Der Zuschuss beträgt in allen Modulen bis zu max. 60% inkl. 10 % Bonus Informationen für Messen bzw.zuWettbewerbe in den jeweils aktuellen Fokusregionen der ICS InterFörderungsmöglichkeiten nationalisierungscenter Steiermark GmbH. Es könnenSFG nurunterstützt Kosten gefördert werden, die nach dem Die Steirische Wirtschaftsförderung innovationsfreudige UnterEinlangen des Ansuchens anfallen. nehmen in der Steiermark bei Forschung und Entwicklung und ihrem Wachstum,

S

damit diese neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgreich am Markt

Weitere Infos unter www.sfg.at/cms/4132/Welt!Markt/ etablieren können. 22 /// FAZIT JÄNNER 2014

60 /// FAZIT AUGUST 2015

Nikolaiplatz 2 8020 Graz +43 316 70 93-0 http://sfg.at


Kurz & News

Fotos: Kastner & Partner, LK / Musch, Heinz Pachernegg, Erwin Wieser

Leoben-Ausstellung begeistert Ägyptologen

Steirische Paradeiser haben Hochsaison

Das Interesse für die Ausstellung „Alexander und Kleopatra“ in der Kunsthalle Leoben ist enorm. Zu verdanken ist das im hohen Maße dem Kurator und Ägyptenexperten Prof. Wilfried Seipel. Kein Wunder also, dass Seipel mit einer Gruppe von Ägyptologen der Universität Wien die Ausstellung besuchte. Die Ägyptenexperten zeigten sich von den Exponaten, die aus renommierten internationalen Museen stammen, tief beeindruckt. „Es ist eine Sensation, dass man es schafft, von Museen wie dem Louvre und der Eremitage bedeutende Leihgaben zu bekommen, das spricht für den ausgezeichneten Ruf von Leoben“, verlieh eine Ägyptologin ihrer Bewunderung Ausdruck.

Eine kostenlose Paradeiser-Verteilaktion auf dem Grazer Hauptplatz am 21. Juli sollte die Konsumenten auf dieses herrliche von kleinen steirischen Produzenten angebaute Gemüse stärker aufmerksam machen. Denn um in den Genuss von Paradeisern zu kommen, muss nicht zu Produkten aus dem Ausland gegriffen werden. Mit viel Arbeitsaufwand und Sorgfalt werden von bäuerlichen Familienbetrieben in der südöstlichen Steiermark Paradeiser in Glas- und Folienhäusern angebaut. Die kurzen Transportwege ermöglichen eine Ausreifung an der Pflanze, dies garantiert das gesunde Geschmackserlebnis. „Heute ernten, morgen essen“ ist das Credo der steirischen Paradeiserbauern.

CityRadeln: Auf in den kühlen Norden!

Die 4. Odilien Golf-Charity – ein toller Erfolg

Mit 21 Kilometern ist die „WKO Wirtschaft bewegt“-Tour die längste Etappe in der heurigen Rekordsaison des CityRadelns. Auf autofreien Straßen geht es am 29. Juli nach dem Start auf dem Mariahilferplatz um 18 Uhr in den erfrischenden Norden bis zum Wendepunkt in Andritz. Eine Möglichkeit zur Stärkung bietet die Labestation bei der Wirtschaftskammer in der Körblergasse, ehe es auf verschlungenen Pfaden wieder zurück zum Mariahilferplatz geht. Im Tross wird diesmal auch der Präsident der steirischen Wirtschaftskammer, Josef Herk, die Strampelfähigkeit seiner Wadeln unter Beweis stellen. Bei Regen wird die Tour aus Sicherheitsgründen abgesagt!

Im Rahmen der 4. Odilien Golf Charity 2015 wurde am 17. Juli im Grazer Golfclub Thalersee mit Hilfe der Flightsponsoren und zahlreicher Spender und Spenderinnen ein Reinerlös von EUR 10.000 Euro für das Odilien-Institut erspielt. Ein Ergebnis, das den Direktor des Odilien Instituts, Mag. Peter Haberer, sowie den Prokuristen der Odilien, Mag. Rudolf Zangl, völlig sprachlos machte. Beide dankten allen Mitwirkenden für dieses Ergebnis aus ganzem Herzen und erläuterten, dass man nunmehr der Anschaffung eines neuen Blinden-(Braille-)Schrift-Druckers für die Kreativ-Werkstätten im Odilien-Institut einen wesentlichen Schritt näher gekommen sei.

EIN TAUSCH, VIEL BONUS. Autohaus Winter GmbH Wiener Straße 87-89 8020 Graz Tel. 0316/71 53 30-0 www.der-neue-winter.at

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FAZIT AUGUST 2015 /// 61


Zehn Daniel-Hechter-Sonnenbrillen zu gewinnen!

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fazitmagazin.at fb.com/fazitmagazin Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das Gewinnspiel läuft bis Ende August. Gewinner werden schriftlich verständigt.


Kurz & News

AK-Memorandum für mehr Beschäftigung

Fotos: AK / Marija Kanizaj, Stadt Graz/Fischer, Marketing Club Graz, CIS Rauch, Stadt Graz/Foto Fischer

Schullin gewinnt Marketing Award Steiermark 2015 Der Abend des 30. Juni war in der WKO Steiermark mit kreativer Energie geladen. Innovative Projekte, kreative Lösungsansätze und viel Mut im Wettstreit um die Auszeichnung lagen in der Luft. Schullin & Söhne überzeugte mit dem Projekt „ A Worldwide Friendship – Ein Diamantmond reist um die Welt.“ Im November 2013 startete die Reise mit dem Take-Off Event am Flughafen Graz Thalerhof und brachte den Diamantmond namens „Spirit“ zur ersten Teilnehmerin nach New York City. Von dort aus bereiste er die USA, China, London und ist nun in Berlin zu bewundern. Was der Diamantmond erlebt, wird in einem Blog unter www. aworldwidefriendship.com dokumentiert.

Beschäftigung sichern – Beschäftigung schaffen: Diese Ziele haben für die steirische Arbeiterkammer oberste Priorität. AK-Präsident Josef Pesserl überreichte der steirischen Landesregierung im Juli ein entsprechendes Forderungsprogramm. „Der Arbeitsmarkt hängt von wirtschaftlichen Entwicklungen und politischen Entscheidungen sowohl auf EU- als auch Bundesebene ab, entscheidende Weichenstellungen werden aber auf Landesebene getroffen“, erklärte AK-Präsident Josef Pesserl. Als Beispiele werden eine Sanierungsoffensive, der Ausbau der Förderungsprogramme für F&E sowie der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere des Schienenverkehrs, angeführt.

Frauenhaus – Neue Räume für neues Konzept

Mit einem Erfolg von lebidris architektur endete der Wettbewerb für die Umstrukturierung und Erweiterung des Frauenhauses Graz. Dabei soll ein neues räumliches Konzept mit einem erweiterten Beratungsangebot realisiert werden. Statt der bisherigen Einzelzimmer sollen kleine Wohngemeinschaften und Kleinwohnungen sowie der Empfangs- und Beratungsbereich neu entstehen. „Als eines der ersten Frauenhäuser in Europa verlässt das Frauenhaus Graz damit jetzt die Anonymität und geht an die Öffentlichkeit“, erklärt Frauenstadträtin Martina Schröck. Das Gebäude soll bis Ende 2016 bezugsfertig sein, die Nettobaukosten sind mit 1,6 Mio. Euro veranschlagt.

Erfolgreiche Halbjahresbilanz für Graz Tourismus

Weingut Krispel als Erlebniswelt Vom Qualitätswein bis zum Speck der seltenen MangalitzaWollschweine erstrecken sich die Angebote des Genussgutes Krispel in Hof bei Straden. Der international bekannte Vorzeigebetrieb ist neuestes Mitglied im Projekt „Erlebniswelt Wirtschaft“ und wurde heute von Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann mit dem Gütesiegel ausgezeichnet.

Der Grazer Tourismus kann nach den ersten sechs Monaten wiederum eine sehr erfolgreiche Bilanz vorlegen. Während es im Juni des Vorjahres ein leichtes Minus von 1,4% gab, kann man sich heuer über ein neues Rekordergebnis freuen: 101.390 Nächtigungen ergeben ein Plus von 8,1% oder 7.616 Nächtigungen. Erstmals konnte nun auch im Juni die 100.000erMarke geknackt werden, was gleichzeitig das beste Juni-Ergebnis aller Zeiten bedeutet. Im ersten Halbjahr wurden insgesamt 479.961 Nächtigungen erzielt. Das Rekordergebnis des Vorjahres konnte somit um 6,4% – das sind 28.863 Nächtigungen – übertroffen werden, freut sich Tourismus-Stadtrat Gerhard Rüsch.

Trauer um Franz Gady

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ommerzialrat Franz Gady, eine der herausragenden steirischen Unternehmergestalten, ist am 9. Juli im 78. Lebensjahr verstorben. „Die Steiermark verliert mit Franz Gady eine herausragende Persönlichkeit, die die Interessenvertretung entscheidend gestaltet und geprägt hat. Er hat als Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark in der Zeit von 1990 bis 1995 stets ein Vordenker und Erneuerer der Kammerorganisation. Seine fachliche Kompetenz, seine interessenpolitisches Engagement und seine Menschlichkeit werden uns stets in Erinnerung bleiben“, betonen WKO Präsident Josef Herk sowie die Vizepräsidenten Benedikt Bittmann und Andreas Herz. Franz Gady übernahm schon in jungen Jahren 1960 nach dem Unfalltod seines Vaters mit seinem Bruder Gerhard das Familienunternehmen. Durch seine umsichtige und vor allem vorausdenkende Unternehmensstrategie und seine Sachkenntnis hat sich Gady den Ruf eines hervorragenden Fachmannes geschaffen. FAZIT AUGUST 2015 /// 63


Bauen & Wohnen

STADTWOHNUNGEN in Geidorf!

„Jung und Frech … im krassen Gegensatz zum klassischen Flair des Gründerzeithauses steht die Charakteristik dieser stylischen und unkonventionellen Wohnungen. 2 Zimmer, 52 – 56 m², Wfl. HWB 39 kWh/m²a,

Foto: proHolz Steiermark

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www.wohntraumjournal.at

(v.l.n.r.): Architekt Simon Speigner, Doris Stiksl (GF proHolz Steiermark), LR Johann Seitinger und Wolfram Sacherer (GF ENW) freuen sich über das Leuchtturmprojekt aus Holz.

Hochhäuser aus Holz wachsen in den Himmel

Holzhochhäuser sind keine Utopie mehr – in Graz entsteht der bisher höchste Massivholzbau der Steiermark. Hier werden sechsgeschoßige soziale Wohnbauten aus Holz errichtet.

D

ie Stadt Graz setzt auf Holzbauten mit Ausblick – „urbane Wälder“ statt Betondschungel. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das im Bauprojekt der Reininghausgründe, wo der höchste Massivholzbau der Steiermark gegen Himmel wächst. Hier entstehen vier Baukörper im Passivhausstandard mit Photovoltaik, die bis zum sechsten Stockwerk in HolzmassivBauweise ausgeführt werden. „Holz zählt unumstritten zu den nachhaltigsten und klimaschonendsten Wertstoffen. Dieses Vorzeigeprojekt wird den Beweis erbringen, dass mit Holz auch im urbanen Bereich alle Anforderungen befriedigt

64 /// FAZIT AUGUST 2015

werden können“, ist WohnbauLR Johann Seitinger überzeugt.

Gesund Leben in Holz Mit dem Leuchtturmprojekt der ENW zieht eine neue Qualität in den sozialen Wohnbau ein. „Ich bin zuversichtlich, dass es in Zukunft selbstverständlich sein wird, Holz als Baustoff einzusetzen, weil Wohlbefinden und Qualität für sich selbst sprechen.“, erklärt der Architekt DI Simon Speigner. Die Kosten des Holzbaus sind gleich hoch wie bei einem herkömmlichen Massivbau, jedoch mit dem großen Vorteil, dass die Bewohner vom gesundheitsfördernden Material Holz umgeben sind, das für

mehr Wohlbehagen und Entspannung sorgt. Insgesamt entstehen vier Gebäude mit 92 Wohneinheiten, in dem rund 1.600 m³ Brettsperrholz verarbeitet sind. „Ein Mehrwert nicht nur für die regionale Wirtschaft, sondern auch für unser Klima“, so Doris Stiksl, GF von proHolz Steiermark. Das Brettsperrholz wird von Mayr-Melnhof Holz am Standort in Gaishorn gefertigt und von Kulmerbau montiert. Somit bleibt die gesamte Wertschöpfung in der Region und kurze Transportwege schonen die Umwelt zusätzlich. Der Baufortschritt kann via LiveKamera online verfolgt werden: www.proholz.stmk.at

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In perfektem Wohnumfeld, wir nennen es den „Ruckerlbergpark“, entstehen in der Hallerschloßstraße drei Stadtvillen besonderer Wohnqualität. Baustart – Jetzt! Das äußere Erscheinungsbild ist geprägt durch moderne und schlichte Villenarchitektur. Noch stehen wenige sehr attraktive Wohneinheiten zum Verkauf frei. Detailinformationen zum Projekt, den Wohnungen, zu Weinkeller und Genussgarten erhalten Sie von Ihrem Raiffeisen-Bauträger unter 0316/8036-2593.

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Wer glaubt, dass die Tobelbader Vogelfarm eine Farm für Vögel ist, hat nicht ganz unrecht. Aber die wahre Dimension nicht erkannt. Auf mehr als 3.000 Quadratmetern breitet sich seit 44 Jahren das wohl größte Zoofachgeschäft Österreichs aus. Die Gründerfamilie Höller stellt mittlerweile acht Personen im Betrieb. Die genaue Anzahl der Tiere ist unbekannt.

66 /// Fazit August 2015


Fazitportrait

Von Vรถgeln und anderen Tieren

Von Volker Schรถgler Fotos: Marija Kanizaj


Fazitportrait

In jede Arztpraxis gehört ein Aquarium. Martin Höller, Zoofachhändler

M

artin Höller ist vorgewarnt. Der jüngste der Höller-Brüder weiß, dass diese Geschichte etwas schräg daherkommen könnte. Tief sitzende Emotionen aus der Kindheit lassen mir hier die im Journalismus in Mode gekommene Ichform schon aus psychotherapeutischen Gründen mehr als angebracht erscheinen. Auch wenn die Herausgeber schön schauen werden. Aber vielleicht schreibt ein Leser einmal einen Kommentar, schließlich gibt es Fazit auch online. Was soll man machen, wenn man als Kind ein Pinselohräffchen sein wollte? Nicht haben. Sein. Da bekommt man eine Ahnung, wie sich aus der Reportage das Feature entwickelt haben könnte. Sie lesen also ein Feature. Aber das ist eine andere Geschichte. Dieser letzte, allzu oft verwendete Satz steht hier auch, um darauf hinzuweisen, dass er wahrscheinlich bei Flann O’Brien gestohlen wurde (»Irischer Lebenslauf«). Jener wiederum wird hier erwähnt, um seines kürzlich verstorbenen kongenialen Übersetzers und Vorlesekünstlers Harry Rowohlt zu gedenken (Jeder Satz ein Aphorismus. Jedes Wort: keines zu viel. © Kurier), der wiederum als Meister der Sprache und Paganini der Abschweifung abgöttlich (© Fazit; das Wort könnte ihm gefallen haben) wurde. Apropos Abschweifung, wo wa-

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ren wir? In Tobelbad, 14 Kilometer westlich von Graz. Die Kunst der Abschweifung umfasst natürlich auch den Weg zurück zum roten Faden. So wie jene des Features im Erklären, Schildern und Schlussfolgern liegt.

Nicht nur Vögel In der Senke von Tobelbad, etwas versteckt im Wald, steht ein gigantisch großes Haus. Als ich 1973 ein Fahrrad mit zehn Gängen bekam (Puch-Bergmeister, orange-métallisé, 2.000 Schilling direkt vom Werk) konnte ich das lahme, schwere Campingrad endlich einmotten und meinen Freund Werner in Haselsdorfberg bei Tobelbad besuchen. Werner hatte auch ein Bergmeister, aber nur in Gelb-Métallisé. Und er kannte dieses große Haus, führte mich aber nie hin. Als ich einige Jahre später um 7.500 Schilling ein Moped erstand (Gilera, aber nicht die gelbe, sondern in Silber-Métallisé) führte ich ihn dafür nie hin. (Aber dafür ins »Schiwago« und zum »Hörzer«.) So lernte ich sie nie kennen: die riesige Vogelfarm der Familie Höller. Bis vor wenigen Jahren war ich sogar noch überzeugt, dass es dort nur Vögel geben kann. Mitnichten, die Vogelfarm ist die wahrscheinlich größte Zoofachhandlung Österreichs! Diese Formulierung ist rechtlich abgesichert, denken Sie nur an Duplo, die wahrscheinlich längste Praline der Welt.


Fazitportrait

Aberhunderte Vögel, vom kleinen Zebrafinken bis zum Ara, machen dem Namen »Vogelfarm« alle Ehre. 10.000 Fische (geschätzt) sowie Reptilien und Säugetiere strafen ihn indes Lügen. 8.000 bis 9.000 verschiedene Artikel, von der Spielzeugmaus über Futtermittel bis zum Bewegungsmelder für den Wasserstand im Aquarium, schaffen eine eigene Welt, eine Art Erlebniszoo auf fast 3.500 Quadratmetern Geschäftsfläche.

Familienbetrieb seit 1971 In dieser Welt sind die heutigen Eigentümer groß geworden: die drei Brüder Franz (Jahrgang 1958), Martin (1969) und Karl (1962) Höller sowie deren Schwester Petra (1967). Es war 1971, als ihre Eltern Elsa und Franz Höller von Liebenau hierher zogen, um ihr Hobby, die Vogelzucht, im wahren Sinn des Wortes auszuweiten. Nach und nach vergrößerten sie durch Zukäufe das Grundstück und sind mittlerweile bei rund 10.000 Quadratmetern angelangt. Allein das Zelt hinter dem Haus umschließt 1.000 Quadratmeter und dient seit 1989 als Platz für den Kleintier-Markt an jedem ersten Samstag im Monat, den zwischen 3.000 und 5.000 Besucher frequentieren. So viel zum Thema Parkplatz. Der mittlerweile von vier Sicherheitsleuten betreut wird. Inklusive der Geschwister, deren Ehegatten und der nächsten Generation in Gestalt von Lisa (1994 geboren) erwirtschaften 26 Mitarbeiter knapp 4 Millionen Euro Jahresumsatz. »Angefangen haben wir vor 44 Jahren mit Goaßen, Hendln, Fasanen und Volieren«, erinnert sich Elsa Höller. Die Mutter der vier Geschwister hilft nach wie vor mit und kennt das Gelände noch als Sumpfgebiet. »Wir sind schon in den Sechzigerjahren hergekommen und haben eine Baracke aus Graz hier wiederaufgebaut. Damals hat der Quadratmeter drei Schilling gekostet. Aber mein Mann Franz musste den Sumpf eigenhändig trockenlegen. Da sind wir noch mit dem Roller und dem Hund im Rucksack hin- und hergefahren.« Lisa und Franz haben sich im Grazer Obsthof kennengelernt, wo sie beide gearbeitet haben. Und Franz war die treibende Kraft: »Mein Mann war bei einem Kleintierzüchterverein und als in Graz eine Zoofachhandlung im Griesviertel zu verkaufen war, wollten wir einsteigen.« Aber das hat nicht geklappt. »Dann habe ich gesagt: Wir bauen hier in Tobelbad was auf. Schließlich sind wir über die Messen bekannt geworden und die Kundschaft ist uns langsam gefolgt.« Paradieshaft Heute wohnen die meisten ihrer Kinder und Enkel ebenfalls hier, haben rundherum ihre Häuser gebaut. Irgendetwas Paradieshaftes liegt hier in der Luft. Vielleicht auch nur für uns Außenstehende. »Der Arbeitsplatz mit acht Familienmitgliedern klappt wahrschein-

FAZIT AUGUST 2015 /// 69



Fazitportrait

Damals hat der Quadratmeter drei Schilling gekostet. Elsa Höller, Gründerin

lich auch deshalb so gut, weil jeder seinen eigenen Bereich hat«, meint Walter Höller. »Ich bin für den Bereich Aquaristik zuständig, meine Frau Elke für Kassa und Büro, Tochter Lisa für die Fischabteilung. Franz für Vögel und Technik, seine Frau Brigitte für Buchhaltung und Lohnverrechnung. Petra für Reptilien und Geflügel und ihr Mann Peter für das Lager. Der Karl für Einkauf, Hunde, Katzen und die Kleintierabteilung.« Katzen gibt es genau genommen nicht mehr in der Vogelfarm, das hat sich weitgehend auf die private Ebene verlagert. Seit zehn Jahren gilt in Österreich ein strengeres Tierschutzgesetz, dem auch Genüge getan wird. Es gibt genaue Vorschriften, zum Beispiel über die Größe von Terrarien, abhängig von den darin gehaltenen Tieren, oder Schutzbestimmungen für Hunde. Diese dürfen nicht mehr so wie früher zur Schau gestellt werden und finden in eigenen Räumlichkeiten ihren Platz. Dort sind Kameras montiert, über die sie von den Kunden beobachtet werden können. Die Hunde kommen von ungarischen Züchtern, werden über die Bezirkshauptmannschaft dem Amtstierarzt gemeldet und der ungarische Amtstierarzt meldet jeden Verkauf an die EU. Die Fische kommen vorwiegend aus Deutschland. Sprechperlen und 80 : 20 Die alten Zeiten sind vorbei, als sogar mit Affen offiziell gehandelt werden durfte. Aber es ist erstaunlich, was man alles kaufen kann. Auch Tiere haben Preisschilder. So ist die Welt. Naturvölker meinen etwa, dass man Land, also Grund und Boden, nicht kaufen kann. Das ist ziemlich nachvollziehbar. Aber nicht lebbar, in unserer Welt. In unserer Welt werden wie schon vor Jahrzehnten Sprechperlen für Wellensittiche zum Verkauf angeboten. Das habe ich schon als Kind nicht geglaubt. So ist unsere Welt. Ein Rundgang in der Vogelfarm ist wie eine Reise in ein fremdes Land. Exotisch und faszinierend, gewöhnungsbedürftig und vertraut zugleich. Beim Jahresumsatz ist das Verhältnis von Zubehör (vom Futter bis zum Aquariumwellengenerator) zu Tieren zumindest 80 zu 20, eher 90 zu 10. Ein kleiner Auszug – in den Käfigen: Meerschweinchen, Hasen, Legehuhnküken (fünf Euro), Degu (Nagetier aus Chile); bei den Vögeln: gelber Ziegensittich, Feuerflügelsittich, Erdbeerköpfchen, Mohrenkopfpapagei, Zwergwachtel, Reisfink, auch »Urlauber« (zurzeit sind zwei grüne Papageien zur Pflege hier), Wellensittich (25 Euro). Alles Schwarmvögel, daher

werden sie grundsätzlich nur paarweise verkauft. In den Terrarien: Pfeilgiftfrösche, Geckos, Chamäleons; interessanterweise kostet eine Landschildkröte, die seinerzeit um rund 20 Schilling (1,50 Euro) wohlfeil war, heutzutage 99 Euro, fast das Siebzigfache. Grund: Weil sie gezüchtet und nicht mehr einfach wild eingefangen wird. Auch das ist unsere Welt.

Süß- und Meerwasserfische Besonders beliebt ist die Aquaristikabteilung: Egal, ob Süß- oder Meerwasseraquarien beziehungsweise -fische, hier kann man richtig zulangen. Vom Aquariumeinsteigerset mit 54 Liter um 40 Euro bis zur Spezialanfertigung für die Witwe von Milliardär Flick: ein Rundaquarium mit zwei Meter Durchmesser und 4.000 Liter Fassungsvermögen um 12.000 Euro, auschließlich von Barschen aus dem afrikanischen Malawisee bewohnt (schön, bunt und anspruchslos). Im Trend liegt zurzeit das »Aquascaping«, wie Martin Höller erklärt: »Dabei werden reale Landschaften, etwa von Fotografien, im Aquarium nachgebaut.« Bei so viel Grün muss man sich technisch auskennen, um den Gehalt von Kohlendioxid und Sauerstoff beziehungsweise Luft richtig auszubalancieren. Aber dafür ist man in diesem Fachgeschäft an der richtigen Adresse. »In jede Arztpraxis gehört ein Aquarium«, sagt Höller. Aus eigener Erfahrung bei einem Zahnarzt weiß er um die beruhigende Wirkung dieses Wasserschauspiels. Beliebt ist übrigens auch der Hundesalon (scheren, bürsten, trimmen, baden, föhnen). Die Vogelfarm ist mehr als ein Komplettanbieter, sie ist ein Ausflugsziel. Sogar mit dem Fahrrad, siehe Beginn der Geschichte. Was auf diesen Seiten auch die fantastischen Fotos der besten Fotografin, die ich kenne, belegen. (Auf Fazitonline gibt es sicher mehr!) Einen Teil mussten wir Ihnen, lieber Leser, aber vorenthalten: Ihre Angst vor ihnen ist so groß, dass sie die Schlangen nicht einmal zu fotografieren wagte. Aber dafür, sehr vorsichtig, zwei Tiere, die zum Inventar gehören: Pinselohräffchen! n Tobelbader Vogelfarm 8144 Tobelbad, Vogelfarmweg 7 Telefon: 03136 615430 vogelfarm.at

FAZIT AUGUST 2015 /// 71


Wandern in Postkarten Von geheimen und weniger geheimen Ecken der Amalfik端ste


Fazitreise

Fazit August 2015 /// 73



Fazitreise

Salz in der Luft und Wind im Haar – die Amalfiküste wurde als Ganzes zum Weltkulturerbe ernannt.

Dementsprechend viel Gewusel findet auf den Stränden

und Dorfplätzen statt. Doch man kann dem entrinnen und mit viel Weitblick über den Dingen wandern.

Text und Fotos von Katharina Zimmermann

F

ischerboote liegen im Hafen und im Dorf stapeln sich die pastellfarbenen Häuser wie Schuhschachteln: quadratisch, praktisch, gut. Harmonisch sind sie aber allemal. Enge, betonierte Gassen ziehen sich wie kleine Adern durch das Häusergestrüpp, manchmal sieht man auch Kopfsteinpflaster. Doch nicht nur deswegen, sondern auch wegen der schwindeligen Steigung kann man die Stöckelschuhe vor dem Amalfiurlaub getrost daheim lassen. Da ein Zitronenbaum, dort eine wilde Aloe-Pflanze: Immer wieder erinnert die mediterrane Flora daran, dass sie auch noch da ist. Dies könnte die Beschreibung fast eines jeden Dorfes der Amalfiküste auf der Sorrentinischen Halbinsel sein. Blickt man näher, merkt man, dass der Glanz etwas abblättert und die Wände bald wieder einen Anstrich brauchen würden. Doch genau dieser morbide Charme ist es, der dazu einlädt, die Kamera zu zücken und zu fotografieren. Es ist 17 Uhr, vor »Olga’s Alimentari« im winzigen Nerano haben sich wieder ein paar eingesessene Einheimische auf die Bank gesetzt, um das Treiben auf der Straße und am gegenüberliegenden Dorfplatz zu beobachten – über den Platz spannt sich ein tief hängendes Volleyballnetz.

Ein paar Touristen schlecken an ihrem Eis und tragen damit einen touristischen Wettkampf mit der Hitze aus, den schon Generationen vor ihnen verloren haben. Durch die Pfanne zum Paradies Santa Agata bildet das Tor zum westlichen Teil der Amalfiküste. Das ist der vor dem die Insel Capri wie eine müde Schildkröte zu schwimmen scheint. Schroff und steil ist die Küste da wie dort. Und schön ist sie auch. Da muss man sich nicht zu den Massen in Amalfi oder Positano gesellen, um in den Genuss von hoch schwebenden Wanderpfaden zu kommen, die wild umwuchert ihr kampanisches Dasein fristen. Mittlerweile ist Hochsommer und die Hitze legt sich wie ein nasses Tuch über die ganze Halbinsel. Ein bisschen streichelt der Wind vom Meer her die ohnehin schon mit Sonnenbrand bedeckte Haut, denn irgendwann hat man sicher vergessen, sich einzuschmieren. Von Nerano geht der Pfad zu einem kleinen Strand: der Baia di Ieranto. Für viele ist das die schönste Bucht der ganzen Halbinsel. Das haben sowohl Odysseus als auch die alten Griechen sowie die Römer begriffen, die hier einen Tempel errichtet haben beziehungsweise Miner-

Positano. Touristisches Epizentrum der Amalfiküste. Schön anzusehen, aber eben recht überlaufen. Die etwas weniger bekannten Orte und Ecken der Amalfiküste lohnen sich jedenfalls auch, entdeckt zu werden. FAZIT AUGUST 2015 /// 75



Fazitreise

va angebetet haben. Die Ruinen stehen heute noch, die Bucht hat ihren Charme nicht verloren. Das klare, saubere Wasser und der etwa 30 Meter lange Minisandstrand gehören zu den schönsten Fleckchen in ganz Italien. Und nicht nur deswegen, weil man eine eineinhalbstündliche Wanderung hinter sich hat, die man am besten entweder früh morgens oder abends bewältigt, denn dann sind die Temperaturen noch erträglich. Denn steil geht es hinauf zum Wanderweg und ebenso steil die Stufen herunter, in der Mittagssonne würde man dabei gegrillt werden. Da helfen dann auch die grauen Eminenzen, die Olivenbäume, nicht mehr. Selbst die Wolfsmilchgewächse haben jetzt, über den Sommer, schon ihr Blätterkleid abgeworfen.

Gut bestrandet Nach Massa Lubrense in Kampanien kommen diejenigen Reisenden, die gerne zwischen den Zeilen lesen, dafür werden sie aber nachhaltig glücklicher sein, ohne das schreiende Amalfi oder Positano gesehen zu haben, auf denen die touristischen Trampelpfade schon längst ausgetreten sind. Oder eben die Schüler der kleinen Meeresschule »Unimare«, die vom Österreicher Martin Möstl betrieben wird und Schülern das Leben im Meer näherbringen soll. Mit Schnorchel und Maske bewaffnet, sieht man in den türkisblauen Stränden unter der Wasseroberfläche beinahe alle Mittelmeerfische, über die man im Biologieunterricht gelernt hat. Brassen, Grundeln und Petermännchen schlängeln sich durch die bewachsenen Unterwasserlandschaften, vorbei an orangen Anemonen und Seegras. Die dazugehörigen Strände sehen aus wie im Urlaubsbilderbuch. Etwa Marina del Cantone mit seinen 30 Häusern, die in die natürlichen Felsen gebaut wurden wie ein Amphitheater, oder Recommone, zu dem man in nur zehn Minuten über Stock und Stein wandert mit seinen zwei Höhlen. Dabei lässt man auch die Vegetation nicht aus – das Gelb des Ginsters oder die frechen Zitronen – alles hebt sich wunderbar ab vom Blau des Himmels und den Tintenfarben des Meeres. Hin und wieder blickt man auf mittelalterliche Ruinen, deren geflüsterte Geschichten über die

glorreiche Vergangenheit vom Wind geschluckt werden. Silberne, bewirtschaftete Olivenhaine treffen auf duftenden, sich durch Steine kämpfenden Rosmarin. Und hin und wieder sonnt sich eine Eidechse am Stein. Es riecht würzig zwischen Neapel und Salerno und der Postkartenmotive gibt es genug. Die findet man wortwörtlich an jeder Ecke.

Den Göttern folgen Die Bucht von Ieranto ist eine Sache, etwas ganz anderes ist der Götterpfad, der Sentiero degli Dei. Er ist bekannt und dementsprechend abgetrampelt. Doch schön und empfehlenswert bleibt er doch. Einst waren diese Wege die einzige Möglichkeit, wie man am Land von Ort zu Ort kam. Die Landmenschen sammelten Nüsse und Kastanien und tauschten sie mit den Meeresleuten, die Salz und Fische zu bieten hatten. Das war noch lang bevor die Fiat Pandas und die kleinen dreirädrigen Vespatransporter die Küstenstraßen besiedelten. Da nützte man noch Trampelpfade und Maultiere erledigten die Schlepperei. Heute ist der Weg ein freiwilliger und natürlich: das Ziel! Der Startpunkt liegt in Praiano, dem Ort, der irgendwie dazwischen steht. Und zwar nicht nur geografisch, sondern auch was den Tourismus anbelangt, denn er ist immerhin der authentischste weit und breit. Der englische Koch Jamie Oliver schwört auf Praiano und kommt immer wieder gerne hierher. Ob er auch den Aufstieg zum Konvent San Domenico macht, weiß man nicht. Fest steht, dass man dort immer von einem jungen Mann empfangen wird, der diverse kalte Getränke oder auch Kaffee im Angebot hat. Die Klosterkirche ist ebenso einfach wie schön und unter der Pinie lässt es sich herrlich in die Ferne schweifen. Gleißend geht es weiter über Stock und Stein, doch hat man erst einmal die Ebene des Pfades erreicht, kommen bis nach Nocelle keine gröberen Höhenunterschiede mehr dazu. So wandelt man 500 Meter über dem Tyrrhenischen Meer und wundert sich, warum man immer wieder von diesem Ausblick überwältigt wird. Dann gesteht man sich selbst ein, dass dieser tatsächlich göttlich sein muss. Und ist glücklich. n

Weitere Informationen zur Amalfiküste bieten die Webseiten amalfikuesteitalien.de (deutsch) sowie positano.com, amalfiscoast.com und amalfitouristoffice.it (englisch und italienisch).

Karte: Google

Anreise erfolgt am besten mit dem Zug oder Flugzeug nach Neapel. Von dort kann man dann mit dem Mietwagen die Gegend erkunden.

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Die verhängnisvolle Neigung der Menschen, über etwas, was nicht mehr zweifelhaft ist, nicht länger nachzudenken, ist die Ursache der Hälfte aller Irrtümer. John Stuart Mill, Ökonom und Philosoph, 1806–1873

Straßenkunstfestival

La Strada wider die öffentliche Ordnung

Die »Compagnie Adhok« lässt Senioren aus einem Heim durch eine Nottüre entkommen und ins pulsierende Leben eintauchen. Anfang August ist Graz wieder Bühne für 24 Produktionen und auch Weiz, Stainz und Leibnitz übernehmen Bühnenrollen. Neun Projekte stammen aus der Feder steirischer Künstler. Von Katharina Kocher-Lichem

K

unst, Performance, Theater, Schauspiel, Akrobatik und Musik – und das alles auf Augenhöhe, unmittelbar vor dem Publikum, auf Tuchfühlung – nicht auf einer Bühne, die weit entfernt im Dunklen ist. Diese Nähe mögen nicht immer alle, sie kann sehr persönlich sein, sie ist aber immer ein vor allem unmittelbares Erlebnis – und genau das ist der Charme von La Strada. Hier kommen seit nunmehr

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18 Jahren – Intendant Werner Schrempf meint, dass La Strada nun volljährig geworden ist, Künstler nach Graz, die Neues ausprobieren, die ihr Publikum spüren wollen, die sofort wissen wollen, ob sie verstanden werden. Verstehen läuft bei La Strada nur manchmal über Sprache, auch – aber sehr oft über Ausdruck, Akrobatik, Pantomime und Performance. Immer jedenfalls mit hohem schauspielerischen und körperlichen Einsatz, nicht immer ungefährlich,

wenn man an die Eröffnungsproduktion von »The 7 Fingers«, einer kanadischen Cirque-Nouveau-Produktion in der Grazer Oper denkt. Und um auch gleich einen Vergleich anbieten können, was Zirkus noch alles kann, dem seien die drei Artisten des französischen »Cirque Inextremiste« empfohlen, die heuer nicht mehr nur mit Holzbohlen und Gasflaschen, sondern auch mit einem Minibagger agieren! Die »Compagnie Adhok« lässt einige Senioren die Chance einer offenen Nottüre ergreifen, sie machen als »Échapées Belles« Graz rund um die Stubenberggasse, aber auch Stainz unsicher. Wem die oben erwähnte Nähe von Künstlern nicht so behagt, der muss die beiden chilenischen Straßenartisten Murmuyo und Metrayeta meiden, die die öffentliche Ordnung stark strapazieren. Bei freiem Eintritt kann man sie zum Beispiel am 1. August um 11 Uhr am Griesplatz in Graz erleben, kann aber auch nach Weiz oder Leibnitz fahren! Musik gemacht wird bei La Strada auch – heuer zum Beispiel durch das »Orchestre International du Vetex« aus Belgien, das mit einem unkonventionell fröhlichen Ethnomusikmix durch die Straßen zieht. Die neun steirischen Produktionen stammen von Nikolaus Habjan, dem »Theater Asou«, »Zweintopf«, dem Kunstlabor von »Unit«, Steinbauer & Dobrowsky, Anna Schrefl, Alina Stockinger, Samson Ogiamien und Daniel Doujenis. (Die Projekte von Zweintopf und Unit sind übrigens auch im Programm des Architektursommers.) An allen neun Tagen gibt es sowohl am Vormittag, am Nachmittag und am Abend Programm – irgendeine der wundervollen Produktionen, die den Hauch von Internationalität zu uns bringen, muss man gesehen haben, sonst war das kein »Sommer wie damals« in der Steiermark! n La Strada 2015

31. Juli bis 8. August 2015 Graz, Weiz, Stainz und Leibnitz lastrada.at


Alles Kultur Architektur

Gebaute Umwelt bewusst erleben Von Katharina Kocher-Lichem

D

Gebaute Umwelt sehen, das vermittelt der Architektursommer

as Haus der Architektur hat einen offenen »Call« ausgeschrieben und eingeladen, Veranstaltungen zu konzipieren, die im Rahmen des Architektursommers 2015 stattfinden können. »Wir haben die eingereichten Projekte gesammelt, sie nicht kuratiert, aber kategorisiert und zu einem übersichtlichen Programm aufbereitet«, so Markus Bogensberger vom Haus der Architektur. Ziel ist, das Thema »Wir leben in einer Architektur« so aufzustellen, dass eine größere Bevölkerungsgruppe für das Thema sensibilisiert wird, als dies bei klassischen Architekturveranstaltungen der Fall ist. Seit Ende Mai und noch bis Ende September kann man aus 218 Veranstaltungen auswählen und »Raum« erleben. Architektur umgibt uns alle, und es gibt aktuell nahezu keine Grazerin und keinen Grazer, der nicht erlebt, dass in seiner unmittelbaren Wohnumgebung eine Baulücke gefüllt wird. Manche empört dies, weil auch der vermeintlich letzte Grünraum zugepflastert wird, manche erhalten dort schönen neuen Wohnraum und wieder andere erkennen sogar die Notwendigkeit einer Stadt, dem Wachstum der urbanen Räume Rechnung tragen zu müssen. »Wir verbringen den größten Teil unseres Lebens in gebauter und gestalteter Umwelt. Die Art, wie wir Bauwerke und Räume planen, bauen oder sanieren, stellt daher unsere gesellschaftliche Antwort auf die Ansprüche an eine qualitätsvoll gestaltete Umwelt dar«, erklärt die Einleitung

zum Architektursommer. Eine mögliche Antwort zeigt das weibliche Künstlerkollektiv »Niewo«, das den Bezirk Gries zum Entdeckungsort macht. Mit Sofas, Leihschirmen und Wegweisern soll ein genauer Blick auf einen Bezirk möglich werden. Sehr lesenswert ist der Blogbericht auf der Homepage des Architektursommers zu diesem Projekt! Spontan seien auch die Führungen empfohlen: Karin Tschavgova öffnet den Blick auf die Stadt – am 31. Juli zum Beispiel speziell für die Fassaden. Treffpunkt ist um 15 Uhr bei der Mariensäule am Eisernen Tor, die Teilnahme kostet sieben Euro. Auch La Strada ist ein Veranstalter im Architektursommer, das Projekt von »Zweintopf« thematisiert die stark zunehmende Kontrolle des öffentlich-städtischen Raums und die Exponiertheit des Einzelnen, »Unit« wiederum stellt mit »Hello & Goodbye« Besucherinnen und Besuchern Schicksalsfragen von Ausgewanderten, und wer im Kubus von Benjamin Vandewalle Platz nimmt, erlebt den Stadtraum aus völlig ungewohnter Perspektive. n

Architektursommer 2015 Die Veranstaltungen laufen bis 30. September. architektursommer.at

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Fotos: London Stereoscopic Company, Vincent Muteau, Marie Neugebauer (3)

Es gibt ihn in Hamburg, in Sachsen oder in Darmstadt und nun auch in der Steiermark – den Architektursommer. Rund 200 Veranstaltungen kann man noch bis Ende September besuchen.


Rezension

Grenzen der Grenzenlosigkeit Anmerkungen zu Paul Colliers »Exodus« von Michael Bärnthaler

M

igration ist in aller Munde. Jeder hat eine Meinung dazu, es gibt eine Migrationsdebatte, in der Menschen sich pro oder anti Migration positionieren und einander Argumente oder oft auch nur Gefühle um die Ohren hauen ... Im Rahmen der Migrationsdebatte in europäischen Ländern geht es natürlich in erster Linie um die Einwanderung in diese, also in unsere Länder, deren Arbeitsmärkte, Sozialsysteme und Kulturen. Verfolgt man die Migrationsdebatte in den üblichen Medien, so fällt sofort auf, wie emotional über dieses Thema gestritten wird – das gilt für Gegner wie für Freunde von Migration und Migranten ... Denn es geht ja um Menschen, um fremde Menschen, die zu uns kommen und auf diese oder jene Weise mit uns interagieren wollen, und so stellen sich sofort Fragen wie: Sind sie gefährlich? Kommen sie als Feinde? Als Gäste? Als Gastarbeiter? Oder bleiben sie? Integrieren sie sich? Werden sie unsere Freunde? Denn der Fremde, der zu uns kommt, stellt für uns zunächst immer ein Problem dar, eine gewisse Störung in der gewohnten Ordnung, den vertrauten Abläufen und Routinen. Der Fremde, der Migrant, der Einwanderer ist nicht nur ein mir jeweils unbekanntes Individuum, sondern auch eine symbolische Figur, die – an den Rändern des politischen Spektrums – tatsächlich geliebt respektive gehasst wird. Für die einen ist der Migrant ein permanent Grenzen überwindender, die Welt verbessernder, freudig begrüßter Bote der Veränderung – für die anderen ist er ein krimineller Eindringling, pure Bedrohung. Es liegt auf der Hand, dass reale Migranten in manchen Fällen tatsächlich Letzteres, in anderen Fällen Ersteres, in den meisten Fällen aber irgendetwas zwischen diesen Extremen sind. Aufgrund dieser Unsicherheit, die mit dem Fremden untrennbar verbunden ist, lässt es sich nicht vermeiden, dass die Migrationsdebatte sich als eine Auseinandersetzung mit hohen emotionalen Einsätzen präsentiert – und je mehr Einwanderer kommen, das ist klar, desto emotionaler wird sie geführt werden. Es ist nun ein erklärtes Ziel von Paul Colliers Buch »Exodus. How Migration Is Changing Our World«, das seit kurzem auch auf Deutsch vorliegt, die öffentliche Diskussion über Migration und Migranten zu versachlichen, um verschiedenen Pro- wie An-

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ti-Extremisten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Nicht nur deshalb ist die Lektüre von »Exodus« ausdrücklich zu empfehlen! Das Buch liefert einen sehr guten Überblick über den Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den globalen Migrationsströmen des beginnenden 21. Jahrhunderts; Collier fasst Ergebnisse vieler Studien zusammen und lässt kaum einen Aspekt von globaler Migration unbeleuchtet. Der liberale Oxford-Professor, der sich bezüglich des beginnenden Jahrhunderts alles anders als pessimistisch gibt, vermeidet in seinen Analysen den seinem Fach oft vorgeworfenen ökonomischen Reduktionismus. Er untersucht nicht nur Auswirkungen von Migration beispielsweise auf Arbeitsmärkte, sondern ebenso die schwerer fassbaren sozialen Effekte der Heterogenisierung einer Gesellschaft durch Zuwanderung, unter denen vor allem eine gewisse Erosion des Vertrauens der Menschen untereinander hervorzuheben ist. Diesbezüglich stützt er sich auf Forschungen des bekannten Harvard-Soziologen Robert Putnam. Mir scheinen insbesondere die folgenden Erkenntnisse über Migration im 21. Jahrhundert mitteilenswert zu sein: Es geht nicht um die Frage, ob Migration stattfinden soll, sondern darum, wie viel und welche Migration für die drei Akteure Migrant, aufnehmendes Land und entsendendes Land optimal ist. Dabei gibt es natürlich Interessenskonflikte, aber ebenso gemeinsame Interessen. Effektiv begrenzt werden kann globale Migration derzeit nur durch die potenziellen Aufnahmeländer, die durch ihre Attraktivität in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht Migranten aus armen Ländern anziehen. In diesem Zusammenhang plädiert Collier für die selbstbewusste Bezugnahme auf das Konzept der Nation, das identitätsstiftend wirkt und Vertrauen wie praktische Solidarität auf einer die Stammes- und Familienbande überschreitenden Ebene ermöglicht. Auch wenn es im Westen heute chic ist, sich nur als Individuum und Weltbürger zu verstehen, so spielen nationale und andere Zugehörigkeiten – nüchtern betrachtet – als vermittelnde Instanzen zwischen Menschheit und Individuum doch immer noch eine wichtige Rolle. Da also nur die westlichen Nationalstaaten in der Lage sind, Migration effektiv zu steuern, so sollen sie dies auch tun – zum


Rezension

Exodus. Warum wir Einwanderung neu regeln müssen. Von Paul Collier. Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt. September 2014, 320 Seiten, Verlag Siedler.

Wohle in erster Linie ihrer eigenen Bürger, sodann aber auch der Migranten und ihrer Herkunftsländer. Denn vielen armen Länder wäre mit weniger Auswanderung – wohlgemerkt: nicht null Auswanderung, sondern weniger Auswanderung! – besser gedient; für die Interessen dieser Länder findet jetzt bereits zu viel Migration statt. Wie die meisten Dinge im Leben, so hat auch Migration Vorteile und Nachteile. Eine genauere Analyse kann hier aus Platzgründen nicht erfolgen, man findet sie in »Exodus«; wir können aber mit Collier festhalten, dass Migration, wie sie bis jetzt stattgefunden hat, wahrscheinlich insgesamt leicht positive wirtschaftliche Effekte (wenn auch nicht für die Unterschicht der aufnehmenden Länder ...) hatte, auch tatsächlich eine gewisse kulturelle Bereicherung mit sich gebracht hat, dass jetzt aber eine Phase der Konsolidierung, nicht der gesteigerten Zuwanderung, angebracht wäre, um zu verhindern, dass negative Effekte wie die Erosion von Vertrauen und Solidarität (worauf ja etwa ein Sozialstaat aufbaut) zu dominieren beginnen. Auch die Frage, aus welchen Ländern Migranten kommen, ist natürlich relevant, wegen der kulturellen Unterschiede und der relativen Nähe oder Ferne importierter Kulturen zu unserer Mentalität und Lebensart. Um ein gutes Zusammenleben zwischen alteingesessenen und neuen Mitbürgern – sofern Migranten nicht, etwa als Asylanten, nur temporär im Land bleiben – zu ermöglichen, plädiert Collier für ein Modell der Assimilation. Die neu Dazugekommenen sollen das Aufnahmeland wirklich als ihr Land annehmen; das wirkt den der Migration inhärenten Tendenzen der Zersplitterung, der Isolierung, der Desintegration entgegen ... Migration wird immer ein emotionales Thema sein, denn schließlich leben wir alle unter dem Bann jenes menschlichen Urszenarios des Fremden, der da kommt, mich tötet und meine Frau nimmt – aber die Migrationsdebatte kann sachlicher geführt werden, als sie derzeit geführt wird. Das dürfte einleuchten. Auch dass Menschen Grenzen brauchen, in dieser wie in anderer Hinsicht, dürfte einleuchten. In »Exodus« zeigt Paul Collier die Grenzen der Grenzenlosigkeit auf, in Zeiten der Globalisierung, in Zeiten der Entgrenzung. Ein wichtiges Buch. n

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Fotos: Foreign Policy Association, Siedler Verlag

Paul Collier ist Professor für Ökonomie und Direktor des Zentrums für afrikanische Ökonomien an der Universität Oxford.


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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elten wurden mit einem europäischen Projekt so große Hoffnungen verknüpft wie mit dem Euro. Doch die Idee der Gemeinschaftswährung war von Anfang an eine politische und keine ökonomische. Sie war der Preis für die deutsche Wiedervereinigung, den Deutschland für die Zustimmung von London und Paris leisten musste. Der »Kanzler der Einheit« Helmut Kohl war als Anhänger eines europäischen Bundesstaates nur zu gerne bereit, diesen Preis zu bezahlen. Aus der Sicht des großen Europäers sollte der Euro die Schaffung eines europäischen Bundesstaates nämlich massiv beschleunigen. Damit glaubten Großbritannien und Frankreich ein Instrument geschaffen zu haben, mit dem sie Deutschland unumkehrbar in Europa einbinden und – falls irgendwann doch wieder deutsche Hegemonietendenzen erkennbar werden sollten – wirtschaftlich kontrollieren können. Der Euro hatte aber auch aus Sicht der Ökonomen große Vorteile. Endlich konnte

Der Euro ist zur Gefahr für die europäische Idee geworden

82 /// FAZIT AUGUST 2015

Europa als der mit Abstand größte Wirtschaftsraum der Welt ein echtes Gegengewicht zur globalen Leitwährung, dem US-Dollar, aber auch zum japanischen Yen aufbauen. Der Euro sollte sich zur mächtigen Waffe entwickeln, um Europa zur wachstumsstärksten Wirtschaftsmacht der Welt zu transformieren. Warnungen amerikanischer Ökonomen, dass eine gemeinsame Währung ohne gemeinsame Fiskalpolitik scheitern müsse, wurden als politische Statements zum Schutz des Dollars abgetan. Anstelle einer gemeinsamen Fiskalpolitik wurde das »No-bail-out-Prinzip« beschlossen. Es sollte gewährleisten, dass kein Euroland für die Verbindlichkeiten eines anderen herangezogen werden kann. Und mit den Maastricht-Kriterien wurde zudem ein Stabilitätsmechanismus eingeführt, der die europäischen Volkswirtschaften fiskalpolitisch aneinander heranführen sollte. Der deutschen Öffentlichkeit wurde jedenfalls vermittelt, dass der Euro ähnlich hart sein würde wie die D-Mark. Doch nicht nur die ehemaligen Weichwährungsländer des europäischen Südens konnten den Verlockungen der niedrigen Zinsen, die der Euro mit sich brachte, nicht widerstehen und ließen ihre Staatsverschuldung weit über das Maastricht-Ziel von 60 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) hinaus schießen. Selbst das disziplinierte Deutschland beteiligte sich am Sündenfall, indem es mehrfach hintereinander gegen die Maastricht-Verpflichtung, die jährliche Neuverschuldung unter vier Prozent des BIP zu halten, verstieß. Die Griechen hielten sich hingegen an gar nichts. Sie hatten den Euro nur bekommen, weil sich die USA für sie eingesetzt hatten. Alle wussten, dass die Wirtschaftsdaten, mit denen Griechenland seine wirtschaftliche Stabilität vortäuschte, gefälscht waren. Danach stiegen die griechischen Beamtengehälter zwischen 2001 und 2008 um 140 Prozent – im gleichen Zeitraum stiegen die Löhne in Deutschland nur um etwa 25 Prozent. Außerdem leistete sich Griechenland den größten Militärhaushalt aller EU-Staaten. Irgend-

wann im Jahr 2008 wurde das gesamte Ausmaß des griechischen Finanzdebakels bekannt. Und die Hilfsprogramme, mit denen die Griechen vorläufig im Euroraum verbleiben konnten, wurden zum Schutz der internationalen Gläubiger und zum Schaden der europäischen Steuerzahler aufgenommen. Und noch immer wird der politische Albtraum, zu dem sich die Währungsunion längst entwickelt hat, von einer uneinsichtigen Politik künstlich am Leben gehalten. Die Tatsache, dass Griechenland zu 100 Prozent pleite ist, wird ignoriert und stattdessen versucht man um teures Geld weitere Zeit zu erkaufen. Selbst wenn es keiner hören will: Die EU ist als Beitragstäter für die griechische Pleite mitverantwortlich. Es wäre höchst an der Zeit, einen Schlussstrich unter die gescheiterte Gemeinschaftswährung zu ziehen und einen Plan B umzusetzen. Nicht nur aus finanziellen Gründen, denn teuer wird es auf jeden Fall. Ob ein Grexit ausreicht, oder ob die Einführung eines Nord-Euro den Ausweg darstellt, hängt davon ab, wann die Politik die Realitäten endlich akzeptiert. Besser es scheitert der Euro und nicht die europäische Idee. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 23. SEPTEMBER 2015!


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