Fazit 113

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fazitmagazin.at

#113

FAZIT Wahlen in der Steiermark

Nr. 113 4/2015 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Was die Reformpartner alles richtig machen

Sind Sie ein Star, Herr Kommissar? Fazitgespr채ch mit Gregor Seberg

Juni 2015

Schilder f체r die Welt

Essay von Bernhard Ungericht Neuer im Literaturhaus Graz

Wirtschaft und mehr. Aus dem S체den.



Ganz Österreich beklagt den Stillstand in der Politik. Die Steiermark zeigt, dass es auch anders geht.

Fazit: Erste Wahl für den Zweiten. Ganz Österreich bewundert, was wir in den vergangenen Jahren zusammengebracht haben. Jetzt wollen wir die Steiermark an die Spitze der österreichischen Bundesländer führen. Dafür wollen wir eine Reformpartnerschaft, die als Zukunftspartnerschaft ihren Weg weitergeht. Mit einer Volkspartei, die dabei kraftvoll vorangeht – und die Richtung weist. Arbeit ist das Wichtigste. Aber die wird nicht von der Politik geschaffen, sondern in unseren Betrieben. Zukunft kann man nicht verordnen. Wir müssen sie ermöglichen. Das ist der Weg, für den wir stehen. Und wenn wir heute fast täglich hören und lesen, wie Österreich immer weiter zurückfällt: Dann wird umso klarer, dass wir davon in der Steiermark in Zukunft mehr brauchen – und nicht weniger.

Ihr Hermann Schützenhöfer stvp.at


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Editorial

Von Christian Klepej

I

n Frankreich, Griechenland, Spanien und Italien verbieten die jeweiligen Regierungen bereits das Barbezahlen von Beträgen über 1000 Euro (bzw. ähnliche Wertgrenzen). Und die »Experten« – also in aller Regel von staatlichen Institutionen auf Lebenszeit subventionierte Professoren, die das im Grunde recht überschaubare Prinzip von Angebot und Nachfrage in immer komplexer werdende Modelle gießen –, die überhaupt gleich die Abschaffung von Bargeld fordern, werden immer mehr. Jüngst etwa der bundesdeutsche »Wirtschaftsweise« Peter Bofinger. Bargeld sei ein Anachronismus, der in unserer digitalen Welt seine Berechtigung längst verloren hätte, lautet dabei eines der Hauptargumente. Begleitet von den »Unannehmlichkeiten« die die Verwendung (unpraktisch) wie Herstellung (teuer) von Münzen und Scheinen mit sich brächten. Und meist noch mit der vermeintlichen Keule garniert, das Ende des Bargeldes würde die allseits grassierenden Steuerhinterziehungen endlich abstellen. Und auch wenn es mir schwer fällt, diese

Retten wir die Freiheit auf unserem Kontinent. Sichern wir das Bargeld!

ungerheuerliche Unterverdachtstellung und damit Kriminalisierung aller wertschöpfenden Teile der Bevölkerung (und damit sind explizit auch etwa Angestellte des Staates gemeint, damit keine falschen Interpretationen aufkommen) einfach so hinzunehmen, die viel schlimmere Dimension dieser krudesten aller kruden Ideen, ist die Bedrohung der Freiheit in unserer sich immer mehr sozialistisierenden Europäischen Union. Wo bleibt der Aufschrei der diversen Kleingeistesriesen im Internet, die bei jeder noch so nichtssagenden Kundenliste eines Internetunternehmens die schlimmsten Vermutungen imaginieren und Angst vor jeder Art der sinnvollen Datenerfassung haben, in diesem wesentlichsten Fall von Totalüberwachung aller Bürger? In diesem Frontalangriff auf die Freiheit und das Vermögen jedes Einzelnen am Kontinent? Die Vorstufe zu diesem Wahnsinn ist ja schon vor wenigen Wochen, bei der Präsentation der nächsten größten Steuerreform aller Zeiten, gezündet worden: Das Ende des – sinnvollen wie notwendigen und eine freie demokratische Gesellschaft stützenden – Bankgeheimnisses in Österreich. Jeder Finanzamtsmitarbeiter soll in Hinkunft nach bloßem Gutdünken – was sind »Verdachtsmomente«, die dieser ohne genaue Definition anstellt, anderes? – in unsere Konten Einschau halten können. Erster Omaberuhiger und Kanzlernebendarsteller Werner Faymann hat bei einem der Regierungspressefoyers zur Steuerreform sich tatsächlich erdreistet, jeden einzelnen Unternehmer in diesem Land als Verbrecher hinzustellen, meinte er doch, »das, was alle Arbeitnehmer schon seit Jahr und Tag tun müssen« (gemeint war wohl das meist ohne genauere Kenntniss des Betroffenen, ungeheure Abgreifen des Staates vom Lohn jedes Dienstnehmers), »werde in Hinkunft nun auch bei Unternehmern gut funktionieren« (weil man diesen ja in Zukunft ins Konto schauen kann). Und dem neben ihm stehenden Parteichef der sich als bürgerlich bezeichnenden ÖVP, ist dies offenbar nicht einmal aufgefallen. Aber Mitterlehner muss man wohl zu Gute halten, dass er immer nur

Funktionär der Wirtschaftskammer bzw. des Wirtschaftsbundes war und damit auch keinen einzigen Tag seines Lebens am freien Markt um Aufträge kämpfen und sein Gehalt selbst erwirtschaften musste. Zurück zum Bargeld gilt es noch das wahrscheinlich wesentliche Motiv des staatlichen Leviathans für dessen Abschaffung auszuleuchten: Endlich das Sparen zu verunmöglichen! Und mit dem anstehenden (und im internen Bankverkehr ja schon vorhandenen) Abrutschen in Negativzinsen auch alles an privatem Vermögen schmelzen zu lassen. Miles Kimball, Professor einer US-amerikanischen Universität, hat schon vor Monaten ein Papier veröffentlicht, in dem er von den – seiner Ansicht nach – wohltuenden Auswirkungen von Negativzinsen phantasiert. Die Menschen würden dann eben nicht mehr sparen, weil es am Konto ja weniger werden würde, sondern all ihr (Buch-)Geld sofort wieder ausgeben und damit die stagnierende Wirtschaft ankurbeln. (Ich bin mir sicher, es gibt dazu eine eigene Powerpointpräsentation sowie ein Youtubefilmchen, das dies wunderbar »veranschaulicht«.) Das ist irre! Das ist Resultat eines aufgeblähten und sich selbst auffressenden Wohlfahrtsstaates, dem alle unsere gesellschaftlichen Grundprinzipien geopfert werden. Und der pleite gehen wird. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT JUNI 2015 /// 5


Inhalt Fazit Juni 2015

Auf Reformkurs

Dank der Reformpartnerschaft steuert die Steiermark in sichere Gewässer. Dort sollte man auch nach der Wahl bleiben.

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Fotos: Peter Pichler, Jacqueline Godany, Enlarge, Marija Kanizaj, Maximilian Tonsern, Homberger/Stüwe

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Wirtschaftsdemokratie …

Der Grazer Professor Bernhard Ungericht erklärt, warum unsere Wirtschaft mehr Demokratie benötigt.

Der Starkommissar

Gregor Seberg kennt man vor allem aus Soko-Donau. Uns erzählt er, dass er manchmal lieber Naturforscher wäre.

Landschaft im Wandel Aktuelle Naturkundeausstellung im Universalmuseum Joanneum. Seite 81

Ausgabe Juni 2015 XII. Jahrgang Nr. 113 (4/2015) FAZIT © Klepej &Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Promotion« oder »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

6 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 68

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Rubriken Editorial 5 Politicks 16 Investor 38 Essentials 56 Immobilien 66 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Wenige Tage vor der Landtagswahl analysieren wir die steirische Landespolitik und die Reformpartnerschaft. Unser Resümee: Das Konzept der enkeltauglichen Politik funktioniert. Wir haben jedoch Zweifel, dass eine Politik, die sich nicht nur am nächsten Wahltermin orientiert, auch vom Wähler belohnt wird. Und wir haben für Sie den Schauspieler und Kabarettisten Gregor Seberg getroffen. Es wurde ein Fazitgespräch mit erstaunlich viel Substanz. Der »Soko-Donau«-Akteur präsentierte sich dabei als vielschichtige, sympathische Persönlichkeit. Die Fazitreise führt Sie wieder einmal in eine europäische Kulturhauptstadt – und zwar in die Jugendstilstadt Pilsen nach Böhmen. Dort gibt es heuer nicht nur die wunderbar renovierten Jugendstilhäuser zu sehen, sondern ein breites Kulturprogramm, zu dem sogar einige kulinarische Höhepunkte gehören.

Wie macht das der Obad?

Der »geborene Entrepreneur« Friedrich P. Obad aus der Grazer Karlauerstraße macht Schilder für die ganze Welt.

Das Grazer Literaturhaus hat mit dem gebürtigen Oberösterreicher Klaus Kastberger einen neuen Leiter. Sein Ziel ist es, Literatur als Gesprächsstoff zu vermitteln und bei der zukünftigen Programmgestaltung die Bestände des Franz-Nabl-Institutes stärker in den Fokus zu rücken. Gutes Lesen! -redIMPRESSUM

Pilsen, open up!

Unter diesem Motto begeht man in der tschechischen Stadt Pilsen die Feierlichkeiten zur Wahl als europäische Kulturhauptstadt.

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

iter e L er zer Neu Gra rhaus im atu 0 r 8 Lite Seite

Lektorat AdLiteram

Essentials

Die wichtigen Dinge von Friseu r Jochen Doppelho fer

Seite 56

Druck Leykam-Letsprint

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Jacqueline Godany

Redaktionsanschrift Kalchberggasse 1/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT JUNI 2015 /// 7



Reformpartnerschaft

Auf Reformkurs Die steirische Politik hat seit 2010 wirklich gearbeitet. Nach der Landtagswahl sollte die Reformpartnerschaft weitergehen. Denn nur so blickt das Grüne Herz Österreichs in eine rosige Zukunft.

E

Illustration: Peter Pichler

s ist fast ein bisschen befremdlich. Was sich SPÖ und ÖVP im Vorfeld der Landtagswahlen 2015 ausrichten und noch mehr das, was sie plakatieren, ist nicht Wahlkampf. Keine Angriffe des Zweiten auf den Ersten, kaum klare Statements, den Anspruch auf den Landeshauptmann zu stellen. Es ist das Wahlkuscheln zweier Parteien, die einfach weiter zusammenarbeiten möchten. Zwei Parteien, die nicht umsonst schon im Mai statt im Herbst wählen wollen, um den traditionell tatenlosen Sommer zur Regierungsbildung zu nutzen und der Opposition gleichzeitig auch weniger Zeit für Querschüsse zu geben. Denn sowohl die SPÖ als auch die ÖVP wollen in den nächsten fünf Jahren lediglich einen Weg fortsetzen, den sie am 19. Oktober 2010 präsentierten. Und der damals ähnlich befremdlich wirkte wie das Wahlkuscheln der vergangenen Wochen. Denn da standen sie an diesem Oktober-Dienstag vor viereinhalb Jahren vor der versammelten Journaille. Links Hermann Schützenhöfer, rechts Franz Voves. »Lass’ ma die Vergangenheit sein«, sprach der Chef der steirischen Volkspartei. Und der designierte neue Landeshauptmann stimmte sofort zu: »Setzen wir einen dicken Schlussstrich hinter die letzten fünf Jahre«. Folglich war das geflügelte Wort des nächsten halben Jahrzehnts die Reformpartnerschaft. Die Steiermark erlebte in der Folge eine Regierung, die tatsächlich reagierte. Auf die wirtschaftliche Situation eines Bundeslandes nämlich. Bei 3,7 Milliarden lagen die Schulden der Steiermark im Jahr 2010. Sie waren in den Jahren davor inner-

halb kürzester Zeit ins Unermessliche gestiegen und diese Entwicklung sollte aufgehalten werden.

Die Stunde der Revanche

In den 60 Jahren, in denen die Steirische ÖVP den Landeshauptmann stellte, waren die steirischen Landesfinanzen stets recht stabil gewesen. In den Hochzinsphasen vor dem Eurobeitritt waren hohe Kredite schlicht und einfach unfinanzierbar. Außerdem war eine Politik übermäßigen Schuldenmachens mit einem konservativen Politikverständnis unvereinbar. Dass eine große Koalition in Form der Reformpartnerschaft notwendig wurde, hat seine Ursachen im Jahr 2005. Damals konnte die SPÖ die ÖVP erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg bei Landtagswahlen besiegen. Franz Voves, der bis dahin nur Insidern bekannte Finanzchef der gewerkschaftsnahen Merkur-Versicherung, hatte zwei Jahre zuvor den Vorsitz der SPÖ übernommen, um die Partei zu erneuern. Der Politikneuling hatte jedoch große Startschwierigkeiten, sich in seiner neuen Aufgabe zu positionieren. Und so fand er sich im Jahr 2005 ziemlich überraschend als deutlicher Wahlsieger auf dem Landeshauptmannsessel wieder. Dank der absoluten Mehrheit in der Landesregierung sah die SPÖ die Stunde der Revanche an der ÖVP für die vergangenen sechs Jahrzehnte gekommen. Das Land wurde auf Biegen und Brechen umgefärbt. Zuvor eingeleitete Sparmaßnahmen der ÖVP wurden ausgehebelt und in Verwaltungsbehörden und Landesgesellschaften wur-

Von Johannes Tandl und Peter K. Wagner

FAZIT JUNI 2015 /// 9


Reformpartnerschaft

Franz Voves

Landeshauptmann, SPÖ

»Langfristig bringt der Reformkurs neue finanzielle Spielräume. Die wollen wir in nachhaltige, impulsgebende regionale Projekte investieren. Außerdem sollen jährlich 10 Millionen Euro aus den Dividendenerträgen der Energie Steiermark den steirischen Innovationsfonds speisen, um Anreize für Forschung und Entwicklung zu schaffen, Arbeitsplätze abzusichern und Impulse für neue Jobs zu geben. Damit stellen wir sicher, dass die Steiermark im harten internationalen Wettbewerb gut bestehen kann.«

Hermann Schützenhöfer

Landeshauptmannstellvertreter, ÖVP

»Ganz Österreich bewundert, was wir in der Steiermark zusammengebracht haben. Schauen wir jetzt, dass wir unser Land ganz nach vorne bringen! Dazu brauchen wir mutige Reformen. Wir brauchen mehr Arbeit und kein Thema bewegt die Menschen mehr als Arbeitsplätze. Wir brauchen Betriebe, die im Wettbewerb stehen, und wir brauchen Arbeitnehmer, die das Land durch ihren Fleiß stützen. Außerdem brauchen wir Investitionen in Wissenschaft, Forschung, Innovation: Damit wollen wir die Steiermark wieder an die Spitze bringen.«

10 /// FAZIT JUNI 2015

den hunderte SPÖ-Parteigänger eingestellt. Mit dem Erfolg, dass das Landesbudget völlig aus dem Ruder lief. Die im Vergleich zum Schilling niedrigen Eurozinsen und die hohen Wachstumsraten aufgrund der wirtschaftlichen Aufholphase nach dem EU-Beitritt sorgten aber dafür, dass die Landesschulden vorerst finanzierbar blieben. Der damalige Finanzlandesrat Christian Buchmann musste von der SPÖ dennoch mittels Regierungsbeschluss dazu gezwungen werden, dem Landtag die Defizitbudgets vorzulegen. Buchmann tat dies mit zahlreichen kritischen Anmerkungen, in denen er mehr als einmal den Budgetkollaps prognostizierte.

Voves als Getriebener des eigenen Erfolgs

Die SPÖ öffnete trotz dieser Kritik für ihre traditionelle Klientel die Füllhörner des Landes. Als oberster Kostentreiber profilierte sich Voves-Stellvertreter Kurt Flecker. Das Landesbudget explodierte vor allem bei den Sozialkosten. Und Voves fand sich in einer Art Doppelmühle wieder. Auf der einen Seite bedrängte ihn die eigene Partei, all das Unrecht, das ihr in den letzten 60 Jahren durch die ÖVP vermeintlich widerfahren sei, in nur einer Periode mit viel Geld wettzumachen. Auf der anderen Seite entwickelte sich die ÖVP angesichts des Ausmaßes der SPÖ-Verschwendungspolitik zur Totalopposition. Voves war zum dünnhäutigen Getriebenen seines eigenen Erfolgs geworden, der sich vom eigenen Anhang einer Schuldenpolitik verpflichtet sah, die seinen wichtigsten Grundsätzen als Finanzexperte widersprach. Als im Jahr 2009 die US-Finanzkrise auf Europa überschwappte, war auch den meisten in der SPÖ klar, dass die Politik der Steuergeschenke ein rasches Ende finden musste. Das weitere Explodieren des Defizits aufgrund der gesunkenen Ertragsanteile an den Bundessteuereinnahmen war jedoch nicht mehr aufzuhalten. Bei der Landtagswahl 2010 büßte die SPÖ ihre Mehrheit in der Landesregierung ein. Und irgendwie muss die Niederlage erleichternd für Franz Voves gewesen sein, denn umgeben von einem neuen Team – ohne Kurt Flecker – einigte er sich in nur wenigen Tagen


Reformpartnerschaft

Christian Buchmann Wirtschafts-, Kultur- und Europalandesrat, ÖVP

mit Hermann Schützenhöfer darauf, gemeinsam die Sanierung des Landes in Angriff zu nehmen, um die Folgen der von seiner SPÖ initiierten Verschwendungspolitik abzumildern. Die steirische Reformpartnerschaft war entstanden und mit ihr ein völlig neues Verständnis von großkoalitionärer Zusammenarbeit.

Reformen für das Nulldefizit

Die Zusammenarbeit führte zu beachtlichen Ergebnissen. Besonders erwähnenswert sind die Eindämmung der Kostenexplosion im Sozialbereich, die Strukturreform bei den Spitälern, die Fusion der vormals 539 auf nun 287 Gemeinden und der 17 auf 13 politische Bezirke, die Reduzierung der 48 Abteilungen des Amtes der Landesregierung auf 25 und die Abschaffung des Proporzsystems bei gleichzeitiger Verkleinerung von Landtag und Landesregierung. Die Steiermark schlug einen Weg ein, um sich langsam wieder gesundzusparen. Die vielfältigen Reformen führten dazu, dass die drohende Neuverschuldung von 7 Milliarden Euro auf knapp 1,4 Milliarden reduziert werden konnte. Außerdem wurde im Herbst 2014 verlautbart, dass 2015 das erste Nulldefizit in der Steiermark seit 40 Jahren erreicht werden soll. Dass dieses im Jahr 2002 in der Ära Klasnic mit Finanzlandesrat Herbert Paierl auch schon Realität war, wurde vielleicht auch deshalb außen vorgelassen, weil dereinst der Verkauf von Wohnbaudarlehen dafür notwendig war. Auch das 2015er-Budget soll nur durch einmalige Maßnahmen wie die Auflösung von Finanzierungsreserven möglich werden. Dass außerdem die Opposition von nicht nachvollziehbaren Zahlen spricht und tatsächlich ein Einblick in den Finanzhaushalt eines Landes nicht zuletzt auch in der Steiermark schwierig ist, steht außer Frage. Außer Frage steht auch, dass es viel Kritik gab. Die Einsparungen im Sozial- und Behindertenbereich etwa brachten im März 2011 an die 10.000 Menschen auf die Straße. Der kritische Rechnungshofbericht über eine Ski-WM 2013 in Schladming, die 151 Millionen Euro – und damit drei Mal so viel wie ursprünglich veranschlagt – kostete,

»Die Steiermark macht mit ihrem aktuellen Budget zwar keine neuen Schulden, wir haben dennoch bestehende Schulden in der Höhe von rund fünf Milliarden Euro. So gesehen steht die Landesregierung auch in den nächsten fünf Jahren vor einer Herkulesaufgabe und es wird jedes Ressort seinen Beitrag leisten müssen. Im Wirtschaftsressort konzentrieren wir uns auf die Strukturen und nicht auf die Leistungen. Dazu müssen wir agieren wie ein Rallye-Fahrer, der in die Kurve hinein bremst und am Scheitelpunkt der Kurve wieder Gas gibt.« Bettina Vollath

Finanz- und Integrationslandesrätin, SPÖ

»Durch unseren ausgewogenen Konsolidierungskurs konnten wir unsere wertvollen Systeme erhalten und weiterentwickeln. Parallel dazu haben wir fast 4 Milliarden Euro in die Infrastruktur investiert und mit der zweithöchsten regionalen Forschungsquote europaweit die Steiermark als Wirtschaftsstandort nachhaltig abgesichert. Wir wollen durch Strukturreformen die vorhandenen öffentlichen Mittel noch zielgerichteter und gebündelter einsetzen. Das eröffnet auch unter schwierigen Rahmenbedingungen die Möglichkeit zur zukunftsorientierten Gestaltung.«

FAZIT JUNI 2015 /// 11


Reformpartnerschaft

Siegfried Schrittwieser

Landeshauptmannstellvertreter und Sozialreferent, SPÖ

www.stmk.spoe.at

»Trotz anfänglich großer Widerstände besteht inzwischen ein gutes Einvernehmen zwischen dem Land Steiermark und den Trägern im Sozialbereich. Dadurch ist unser gutes Sozialsystem dauerhaft abgesichert. Denn soziale Anliegen dürfen nicht ausschließlich vom Budget diktiert werden, sondern von Notwendigkeiten. Als Obersteirer ist mir klar, dass die Regionen gestärkt und attraktiver gemacht werden müssen. Ich möchte da vor allem die Erhöhung der Mobilität durch die S-Bahn und die Schaffung von leistbaren Wohnungen, etwa durch das Programm ›neues Leben im Ortskern‹, hervorheben.«

wurde erst kurz vor der Wahl zum Thema der Opposition. Doch auch diese Beispiele ändern nichts an der Tatsache, dass der Kurs der steirischen Reformpartnerschaft der einzig richtige ist. Die Steiermark hat sich auch seit 2010 weiter verschuldet und hat heute trotz drastischer Sparmaßnahmen 5,2 Milliarden Euro Schulden – also ziemlich genau in jener Höhe, in der sich auch das Jahresbudget 2015 bewegt. Schon die steirischen Gemeinderatswahlen im März haben gezeigt, dass der Denkzettel für die Reformpartnerschaft, der im Vorfeld in Umfragen prognostiziert wurde, ausblieb. Das notwendige Gegensteuern wird hinterfragt, aber auch honoriert. Bis nach Wien – wo die Bundesparteien in der steirischen Politik einen Mahner für die eigene Reformverweigerung erkennen und nach außen hin dennoch als Vorbild hervorheben müssen.

Heillose Überforderung

Selbst den Bürgern sind die finanziellen Probleme des Landes bewusst. Das weiß auch der Politologe Peter Filzmaier: »Die Stei-

Wer ihn als Landeshauptmann will, muss ihn wählen.


Reformpartnerschaft

Hans Seitinger

Agrar- und Wohnbaulandesrat, ÖVP

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rer akzeptieren, dass gespart werden muss«, sagte er kürzlich im Kurier. Gab aber gleichzeitig zu bedenken, dass die Bewohner der Grünen Mark die Vorteile des Sparkurses noch nicht erkennen könnten: »Wenn nur die drohende Pleite das Sparmotiv ist, dann ist das ziemlich frustrierend«. Weitaus frustrierender wäre aber, was der Steiermark bei einer Fortführung der Finanzpolitik der Ära Voves I gedroht hätte. »Die Pleite eines Bundeslandes aus eigener Kraft abwenden zu können, würde ich nicht als frustrierendes Motiv werten«, sagt auch Franz Schellhorn vom parteienunabhängigen Thinktank Agenda Austria. Und verweist auf Kärnten, wo gerade gezeigt werde, was finanzpolitisch wirklich frustrierend für ein Bundesland sei (siehe auch Interview auf der nächsten Seite). Ab 2016 müssen die Länder aufgrund des Stabilitätspakts ohne Neuverschuldung budgetieren, mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 4.225 Euro liegt die Steiermark laut Statistik Austria derzeit hinter Kärnten (5.684 Euro) und Niederösterreich (5.035 Euro) an dritter Stelle. Die Steiermark muss sich eben konsolidieren, will sie nicht auf

»Das Wohnbauvolumen ist von den Sparmaßnahmen nicht betroffen. Trotz Einsparungen konnten wir das hohe Niveau im sozialen Wohnbau sowohl qualitativ als auch quantitativ aufrechterhalten. So wurden in den letzten fünf Jahren rund 11.000 neue geförderte Wohneinheiten errichtet – konkret etwa 7.500 neue Wohnungen und 3.500 neue Einfamilien- und Reihenhäuser. Zusätzlich werden pro Jahr rund 1.300 Wohnungen mittels Landesförderung umfassend saniert. Unsere baurechtlichen Verbesserungen wirken den Mieterhöhungen gezielt entgegen.«


Pagina links

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z e t s e g Jugendr 2013 e tob in Kraft.

Seit 1. Ok

Reformpartnerschaft

Interview mit Franz Schellhorn

»Wer Probleme nur moderiert, wird noch stärker abgestraft.« Franz Schellhorn ist Direktor des parteienunabhängigen Thinktanks Agenda Austria. Und begrüßt den Weg der Steiermark. Ein Gespräch über Reformstau und Sparfrust.

. . . e l l . e . . n e h l l c e S n e i h d c f S u e i A d Auf Aufenthalt an öffentli- Von 21.00 Uhr chen Orten (Straßen, bis 5.00 Uhr Parks, usw.) verboten

Aufenthalt in Nachtlokalen, Bordellen, Wettbüros, usw. Spielapparate, die einer Genehmigung unterliegen (z.B. Flipper)

Kinder mit Aufsichtsperson

Jugendliche Jugendliche ab dem bis zum vollendeten 16. bis vollendeten zum vollendeten 16. Lebensjahr 18. Lebensjahr

Unbegrenzt, Von 23.00 Uhr sofern bis 5.00 Uhr Kindeswohl verboten nicht gefährdet

Unbegrenzt

Erlaubt ab 16. Erlaubt, außer Lebensjahr, jugendgefährdende außer jugendUnterhaltungsgefährdende spielapparate Unterhaltungs(erst ab 18) spielapparate (erst ab 18)

Geldspielapparate, Glücksspiel und Sportwetten (außer Lotto, Toto, Tombola und Ähnliches)

Jugendgefährdende Medien und Gegenstände (z.B. Pornos, Paintball,...)

Tabak und Alkohol (z.B. Wein, Bier,...)

Gebrannter Alkohol und spirituosenhaltige Mischgetränke (z.B. Alkopops)

Genuss von Suchtmittel und sonstigen Drogen

Autostoppen

Erbringung des Altersnachweises

Nähere Infos: www.jugendschutz.steiermark.at

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Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr

Ohne Reformpartnerschaft wäre der Schuldenstand der Steiermark heute wesentlich höher. Wie beurteilen Sie die politische Arbeit der SPÖ-ÖVP-Koalition in den vergangenen fünf Jahren? Wir von der Agenda Austria würden uns hüten, die Arbeit von politischen Parteien zu beurteilen. Auffallend aber ist, dass die Reformen in der Steiermark definitiv in die richtige Richtung gehen. Daran wird auch das Ergebnis bei den Wahlen nichts ändern. Wichtig aber wäre es, noch einen Schritt weiterzugehen: Die Gemeinden in Österreich brauchen mehr Steuerautonomie. Dann können die Bürger selbst entscheiden, ob sie für kleine Gemeindestrukturen höhere Steuern zahlen oder sich nicht doch lieber mit der Nachbargemeinde zusammenschließen wollen.

Ist die Steiermark ein Vorbild für andere Länder oder gar die Bundespolitik? In der Politik wird die Steiermark neuerdings gerne als warnendes Beispiel angeführt. Ganz nach dem Motto: »Wer reformiert, wird von den Wählern abgestraft!« Das mag sein. Österreich kann sich aber den Luxus nicht mehr leisten, sich am Wohl von Landesregierungen zu orientieren. Der Reformstau ist unübersehbar, je länger die Realität ignoriert wird, desto schmerzhafter wird die Korrektur. Zudem wage ich die These, dass jene noch stärker abge14 /// FAZIT JUNI 2015

straft werden, die sich damit begnügen, die Probleme in diesem Land zu moderieren und die Realität schönzureden.

Waren die Gemeinderatswahlen in der Steiermark im März 2015 ein Beweis dafür, dass die Reformpartnerschaft von den Menschen angenommen wurde? Das wäre vermutlich zu viel gesagt, auch wenn der große Umsturz ausgeblieben ist. Entscheidend ist, dass den Menschen klar wird, dass der Wohlstand nicht auf den Regierungsbänken entsteht. Sondern von uns Bürgern erarbeitet werden muss. Die Gehälter der Verwaltung bezahlt nämlich nicht das Land oder die Gemeinde. Sondern wir Bürger, mit den von uns erwirtschafteten Arbeitseinkommen. Der Staat selbst hat nämlich kein Geld – abgesehen von unserem. Peter Filzmaier sagte unlängst im Kurier: »Die Steirer akzeptieren, dass gespart werden muss, aber sie können noch keinen Vorteil daraus erkennen. Wenn nur die drohende Pleite das Sparmotiv ist, dann ist das ziemlich frustrierend.« Was sagen Sie dazu? Die Pleite eines Bundeslandes aus eigener Kraft abwenden zu können, würde ich nicht als frustrierendes Motiv werten. Sondern als durchaus erfreuliches. Wir sehen ja gerade in Kärnten, wie es ist, wenn das nicht aus eigener Kraft zu stemmen ist. Das ist wirklich frustrierend.


Reformpartnerschaft

Christopher Drexler

Gesundheits- und Wissenschafts-landesrat, ÖVP

eine düstere Zukunft zusteuern. »Man kann diese historisch einzigartige Anstrengung nicht genügend würdigen. Die Politik ist aber in solchen Fällen gewissermaßen auch heillos überfordert«, sagt der frühere steirische Spitzenpolitiker Gerhard Hirschmann. Und meint damit die Vermittlung von notwendigen Reformen. »Man kann in der Politpraxis nicht so lange kommunizieren, bis der letzte Bürger verstanden hat, dass die Zusammenlegung von Poppendorf und Gnas Sinn ergibt. Und das meine ich gar nicht überheblich.« Der eingeschlagene Kurs müsse auf jeden Fall weiter verfolgt werden. »Wir Gartenzwerge in diesem kleinen wohligen Komfortbereich der Welt, der sich Europa nennt, müssen uns insgesamt neu aufstellen. Deshalb ist es so wichtig, dass die Reformpartnerschaft prolongiert wird.« Die Konsolidierung der europäischen Volkswirtschaften und Staatshaushalte werde noch gut zehn Jahre benötigen, ist Hirschmann überzeugt. Da klingen weitere fünf Jahre Reformpartnerschaft an der Spitze der steirischen Landesregierung nur vernünftig. Und erklären sogar einen fast befremdlichen Kuschelkurs zwischen einst traditionell stark verfeindeten Parteien.

»Wir wollen eine flächendeckende, qualitativ hochwertige medizinische Versorgung sicherstellen. Einen Schwerpunkt bilden in den kommenden Jahren die sogenannten Primärversorgungszentren zur Erstversorgung in allen medizinischen Disziplinen. Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern wurde das KrankenanstaltenArbeitszeitgesetz bei uns rechtzeitig umgesetzt. Investitionen im Wissenschaftsbereich bringen Arbeit und Wohlstand für unser Land – hier zu sparen wäre ein Riesenfehler!«

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Helden des Alltags.

Foto: Landesfeuerwehrverband

Wir danken allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für Ihren Einsatz. Hochwasser und Muren, Feuer, Hagel und Schnee, Unfälle und Krankheit: Tausende Steirerinnen und Steirer sind Tag für Tag freiwillig und mit vollem Einsatz dabei, wenn Hilfe nötig ist. Darauf können

sie mit Recht stolz sein. Sie möchten selbst mithelfen oder spenden? Eine Liste aller steirischen Freiwilligen-Organisationen finden Sie unter: www.katastrophenschutz.steiermark.at


Eine Partnerschaft braucht zwei starke Säulen. Hermann Schützenhöfer

rer Zeit kaum inhaltliche Diskussionsbeiträge, sondern bestenfalls Kritik an FPÖ und Grünen.

Fotos: Parlamentsdirektion/Foto Simonis, Foto Fischer, Philipp

FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek polarisiert mit dem Asylthema. Integrationsunwilligkeit – Die FPÖ als Themenführer Obwohl die Mehrheit für die Reformpartner bei der Landtagswahl nicht gefährdet scheint, hat es die FPÖ mit einer stark polarisierenden Kampagne verstanden, die Berichterstattung des nach Umfragen wahlentscheidenden Themenbereiches »Migration, Asyl und Integration« vollkommen zu dominieren. Das Thema ist so stark, dass die Freiheitlichen damit bei der Wahl stark zulegen werden. Die eindeutigen Slogans gegen Asylmissbrauch und gegen eine vermeintliche Islamisierung wirken. Dass den freiheitlichen Spitzenkandidaten Mario Kunasek so gut wie keiner kennt, wird da zur Nebensache. Den Gegenpol zur FPÖ bilden Grüne und Kommunisten. Sie versuchen sich mit klassisch linkspopulistischen Standpunkten als Freunde einer Politik möglichst offener Grenzen zu positionieren. Für SPÖ und ÖVP gibt es als Anhänger einer sozial verträglichen Migrationspolitik zwischen diesen beiden Polen derzeit nicht viel zu holen. Die beiden Parteien schaffen es einfach nicht, den Wählern klarzumachen, dass wir in unserer demografischen Situation einerseits dringend qualifizierte Zuwanderer benötigen und dass andererseits eine völlige Öffnung der Grenzen nichts anderes als das Ende des Sozialstaats mit sich bringen würde. Von beiden Parteien kommen im aufgeheizten Diskussionsklima daher schon seit länge16 /// FAZIT JUNI 2015

Integrationsunwilligkeit – Die SPÖ hat sich verkalkuliert Landeshauptmann Franz Voves geriet spätestens nach den FPÖ-Erfolgen bei der Europawahl im Vorjahr unter Zugzwang, die Bedenken der SPÖ-Kernschichten gegen die scheiternde Migrationspolitik ernst zu nehmen. Voves sah sich daher Anfang des Jahres dazu gezwungen, die »Integrationsunwilligkeit« gewisser Migrantengruppen gezielt zu thematisieren. Schon damals war klar, dass es gefährlich sein würde, sich auf das gleiche Spielfeld wie die FPÖ zu begeben. So war etwa Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer klug genug, sich nicht in eine Debatte treiben zu lassen, bei der sich beide Reformpartner gegenseitig, mit jeweils noch härteren Sanktionsvorschlägen gegen etwaige Integrationsverstöße, zu übertrumpfen versuchen. Mit den Worten »Ich will niemanden links und schon gar niemanden rechts überholen!« wollte Schützenhöfer – im Gegensatz zu Voves – das Breittreten dieses sensiblen Themas in einem Wahljahr verhindern. Der Landeshauptmann hatte zudem völlig unterschätzt, wie laut der Aufschrei der SPÖ-Linken wegen seiner Forderung, gegen integrationsunwillige Migranten vorzugehen, sein würde. Daher versuchte Voves einige Wochen später zurückzurudern. Und so hat das Land Steiermark – nach dem Motto »Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründ‘ ich einen Arbeitskreis!« – Anfang März eine sogenannte Integrationskommission ins Leben gerufen. Landesamtsdirektor Helmut Hirt, Landespolizeidirektor Josef Klamminger, die Rektorin der Pädagogischen Hochschule, Elgrid Messner, sowie der Bildungsexperte Bernd Schilcher sollen bis Herbst rechtliche und politische Handlungsempfehlungen zu Integration und Integrationsunwilligkeit vorlegen. Ärgerlich nur, dass die Landtagswahl bis

dahin längst entschieden ist und die Reformpartner den Wählern nicht vermitteln können, für wen wir unsere Grenzen in den nächsten Jahren öffnen müssen und für wen wir sie besser schließen sollten. ÖVP: Schützenhöfer setzt auf »Reformotor« Während die Reformpartner mittlerweile in ganz Österreich zahlreiche Bewunderer haben, lassen die künftigen Oppositionsparteien FPÖ, Grüne, KPÖ und auch die Neos kaum ein gutes Haar an ihnen. Insgeheim schielen die Herausforderer nach wie vor auf die Unterstützung aus den Reihen der zahlreichen Reformverlierer. Und dass es die gibt, steht fest. Schließlich wurden landauf, landab die jahrzehntelang aufgeblähten Strukturen erstmals zurückgefahren: So wurde mit der Bezirks- und der Gemeindereform nicht nur die steirische Landkarte neu gezeichnet, sondern zahlreiche Gemeindeämter und mehrere Bezirkshauptmannschaften eingespart. Und auch die Zahl der Dienststellen innerhalb der Landesregierung wurde deutlich reduziert. ÖVP-Spitzenkandidat Hermann Schützenhöfer ist sich natürlich bewusst, dass die Strukturreformen zahlreiche Steirer um ihre Karrierechancen gebracht haben. Deshalb verweist er bei seinen Reden auch immer darauf, dass die Reformpartner mit der Verkleinerung von Landesregierung und Landtag auch bei sich selbst gespart hätten. Als Reformdividende sieht er einen Spitzenplatz der Steiermark im Wirtschaftsranking der österreichischen Bundesländer. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, fordert er seinen Wählern jedoch weitere notwendige Reformen und der Wirtschaft noch höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung ab. »Wir brauchen mehr Arbeit und Wirtschaft, mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung, und wir brauchen einen starken Lebensraum mit neuen Formen der Mobilität«, fasst er sein Programm bei seinen Wahlkampfauftritten zusammen. Schützenhöfer will die ausgedünnten


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

steirischen Randregionen stärken und in den Mittelpunkt der politischen Anstrengungen stellen. Mit einem Regionalressort, das sich gezielt um die Anliegen der Abwanderungsregionen kümmert. Seine Zauberformel heißt »Chancengleichheit der Lebensräume«. Jedem Steirer sollen von der Politik die gleichen Chancen geboten werden, ganz egal ob er im Zentralraum oder in einer Randregion aufwächst. Was bei Kinderbetreuung und Bildung noch einigermaßen machbar erscheint, wird bei der Chance auf gleichwertige Arbeitsplätze schwierig. Der ÖVP-Chef will sein Ziel mit einem Regionalbonus bei Landesförderungen und mit neuen Mobilitätskonzepten erreichen. Das das nur den (teuren) Ausbau des öffentlichen Verkehrs bedeuten kann, liegt auf der Hand. Wenige Tage vor der Wahl zeigen sämtliche Umfragen die SPÖ zwei bis vier Punkte vor der Volkspartei. Schützenhöfer appelliert an die Steirer, so zu wählen, dass die notwendigen Reformen mutig weitergeführt werden können: »Eine Partnerschaft braucht immer zwei starke Säulen. Sie kann nur funktionieren, wenn sich die Partner auf Augenhöhe begegnen.« Der Wahltag wird zeigen, ob dieses Konzept des Nichtangriffspaktes aufgeht. Wenig Rückenwind für die ÖVP aus Wien Zu einem schlechteren Zeitpunkt für den wahlkämpfenden Hermann Schützenhöfer hätte die Finalisierung der Steuerreform wohl nicht beschlossen werden können. 13 Tage vor dem Wahltermin einigten sich Rot und Schwarz im Parlament nicht nur auf die Tarifreform, sondern auch auf die vollständige Gegenfinanzierung der Entlastung durch die als Grunderwerbsteuerreform getarnte Wiedereinführung der Erbschaftssteuer, das Ende des Bankgeheimnisses und die Registrierkassenpflicht für Kleingewerbetreibende. Auch dass als Draufgabe zwar eine Belegaufbewahrungspflicht für die Kunden, jedoch (noch) keine Sanktionen gegen etwaige Verstöße beschlossen wurden,

kann man nur als Verhöhnung der Wähler bezeichnen. Besonders verbittert ist der ÖVP-Wirtschaftsflügel. Die Unternehmer fühlen sich von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Finanzminister Hans Jörg Schelling – beide kommen aus dem Wirtschaftsbund – verraten. Und auch dass die Familien einmal ein Kernanliegen der ÖVP waren, geht aus der Politik der rotschwarzen Bundeskoalition nicht hervor. Nach mittlerweile 28 Jahren ÖVPRegierungsbeteiligung zählt Österreich in Bezug auf sein Steuersystem zu den familienfeindlichsten Ländern der Welt.

Voves für 20-Stundenwoche und »Vereinigte Staaten von Europa« Das alte System sei dabei, an die Wand zu fahren, erklärte Landeshauptmann Franz Voves kürzlich gegenüber »Puls 4«. »Wir brauchen einen neuen Zugang, wie wir die Wirtschaft so führen, dass es für alle ein Auskommen gibt, ansonsten gibt es Krieg«, erklärte er der erstaunten Reporterin, und wenn die Arbeitslosigkeit in Europa jetzt noch um eine Nuance ansteige, dann könne das Feuer bald lodern. Seine Forderung nach einer 20-Stundenwoche begründet Voves mit der nächsten digitalen Revolution: »Seriöse Studien sagen, dass wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren weltweit 150 Millionen Arbeitsplätze verlieren werden, weil noch gescheitere Computer und Roboter den Menschen ablösen werden.« Die Antwort sei eine Arbeitszeitverkürzung. Man werde sich fra-

LH-Vize Hermann Schützenhöfer fordert weitere Reformen, um die Steiermark wirtschaftlich an die Spitze zu führen. gen müssen, wann wir einmal 20 Stunden arbeiten werden und den Rest des Tages mit sinnvoller gemeinnütziger Arbeit verbringen, so der Landeshauptmann. Die Politik sei, so Voves, allerdings nicht in der Lage, zu reagieren, sondern sie werde von multinationalen Großkonzernen »overruled«: »Ich glaube, dass man sich fragen wird müssen, ob eine Wirtschaftsordnung, die ausschließlich Gewinnmaximierung und Konkurrenz in der Vordergrund stellt, nicht von einer Wirtschaftsordnung abgelöst werden muss, wo es um Gemeinwohl und Kooperation geht.« Im Weiteren forderte Voves eine wesentlich stärkere Bekämpfung von Monopolen und Oligopolen. Die Politik gegenüber Konzernen zu stärken sei allerdings nur mit erhöhter europäischer Kooperation möglich. Er sei daher für die Gründung der Vereinigten Staaten von Europa.

Landeshauptmann Franz Voves setzt auf die 20-Stundenwoche und will die Konzerne bekämpfen.

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Recht haben

Die Kanalabgabe stellt einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor beim Hausbau dar. Vorbehaltlich der Ausnahmen in § 4 Abs 5 des steirischen Kanalgesetzes (KanalG), müssen die Eigentümer von bebauten Grundstücken in Gemeinden, in denen öffentliche Kanalanlagen betrieben oder errichtet werden nach § 4 Abs 1 KanalG die Schmutz- und Regenwässer ihrer Bauwerke auf eigene Kosten über die öffentliche Kanalanlage ableiten, sofern die kürzeste Entfernung eines Bauwerkes von dem für den Anschluss in Betracht kommenden Kanalstrang nicht mehr als 100 Meter beträgt. Die Gemeinden sind nach § 1 des steirischen Kanalabgabengesetz (KanalabgabenG) ermächtigt, eine einmalige Abgabe zur Deckung der Kosten der Errichtung und Erweiterung der öffentlichen Kanalanlage zu erheben. Zur Entrichtung ist nach § 5 Abs 1 KanalabgabenG der Eigentümer der Baulichkeit verpflichtet. Bei Neubauten entsteht die Beitragspflicht mit erstmaliger Benützung der Baulichkeit oder ihrer Teile (§ 2 Abs 3 KanalabgabenG). Wird ein Bauwerk wiedererrichtet, ist der Beitrag nur insoweit zu leisten, als das Ausmaß des neuen Bauwerkes jenes des alten übersteigt. Sollte eine Neulegung öffentlicher Kanäle notwendig sein, entsteht die Hälfte der Beitragspflicht bei Baubeginn und die zweite Hälfte bei Vorliegen der technischen Anschlussmöglichkeiten. Die Höhe des Kanalisationsbeitrages bemisst sich aus dem Produkt des Einheitssatzes und der Bruttogeschoßfläche (in Quadratmeter) eines Gebäudes (§ 4 Abs 1 KanalabgabenG). Der Einheitssatz wird vom jeweiligen Gemeinderat in der Kanalabgabenordnung festgelegt und darf höchstens 7,5 Prozent der Baukosten pro Meter der Kanalanlage betragen (Graz: 4,2 Prozent). Besteht aufgrund einer außergewöhnlichen Beanspruchung der Kanalanlage ein erhöhter Bauaufwand, so kann die Gemeinde den Beitrag erhöhen. Diese Erhöhung ist jedoch durch die tatsächlichen Mehrkosten begrenzt (§ 4 Abs 5 KanalabgabenG). Ein weiterer Kanalisationsbeitrag kann nach § 4 Abs 2 KanalabgabenG für Umbau, Erneuerung oder Verbesserung der Abwasserreinigungsanlagen für bestehende Kanäle eingehoben werden. Darüber hinaus können die Gemeinden nach § 6 KanalabgabenG Kanalbenützungsgebühren einheben. Die Ausgestaltung obliegt den Gemeinden selbst, daher empfiehlt sich ein Blick in die entsprechende Kanalabgabenordnung. Die Gemeinde kann nach § 11 Abs 1 KanalabgabenG bei Verkürzung des Beitrages eine Strafe in doppelter Höhe des verkürzten Betrages (maximal 15.000 Euro) vorsehen. Dabei reicht Fahrlässigkeit aus, welche vermutet wird, da den Eigentümer eine Pflicht zur Erkundigung bezüglich aller verwaltungsrechtlich einzuhaltenden Normen trifft. n

Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

Foto: Teresa Rothwangl

Was es beim Hausbau zu beachten gilt (II.)

Für VP-Klubobfrau Barbara Eibinger ist Hermann Schützenhöfer der Garant für den Fortbestand der Reformpartnerschaft.

Eibinger: „Diesmal erste Wahl für den Zweiten!“

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enige Tage vor der Landtagswahl erzählt Barbara Eibinger, Klubobfrau der Steirischen Volkspartei, im Gespräch mit Fazit, wie sie die politische Lage in der Steiermark derzeit einschätzt und warum sie hofft, dass am 31. Mai viele zur Wahl gehen, um die Steirische Volkspartei zu wählen: „Unser Motto lautet: Erste Wahl für den Zweiten! Es ist unser Ziel, dass wir so gut abschneiden, dass die Politik der Reformen in den nächsten Jahren fortgesetzt werden kann. Denn es gäbe noch viel zu tun und wir sind auf dem richtigen Weg. Und eine Zukunftspartnerschaft kann es nur geben, wenn die Steirische Volkspartei als starker Verhandlungspartner am Tag nach der Wahl zur Verfügung steht!“ Eibinger zeigt sich als „glühende Befürworterin der nachhaltigen Reformpolitik“ davon überzeugt, dass „die Reformpartnerschaft der einzig richtige Weg war, den wir für die Steiermark gehen konnten und die Fortführung in Form einer Zukunftspartnerschaft, der

richtige Weg in eine gute Zukunft in der Steiermark wäre.“ Für Eibinger steht und fällt der Fortbestand dieser Partnerschaft mit LandeshauptmannStv. Hermann Schützenhöfer: „Wir brauchen jetzt ein deutliches Zeichen, dass die Steirerinnen und Steirer mit unserer Reformpolitik einverstanden sind. Als Zweiter ist es immer schwerer in der politischen Zusammenarbeit, und diese Form der gemeinsamen Arbeit für die Steiermark ist auch nur mit Hermann Schützenhöfer möglich geworden. Er ist der Garant für diese Reformpartnerschaft, ja der ‚Reformmotor‘ in dieser Partnerschaft!“ Als Ausdruck für die Ernsthaftigkeit des Reformkurses sieht Eibinger auch, dass auf Initiative von Schützenhöfer nicht erst im Herbst gewählt wird, sondern schon jetzt im Mai: „So ist uns ein langer, kostenintensiver Wahlkampf erspart geblieben. Außerdem ist die politische Arbeit im Landtag bis direkt zur Wahl fortgeführt worden und es kann auch schon vor dem Sommer wieder weitergehen.“


Wir sind ausgezeichnet.

Wachsen Sie mit uns. Die BKS Bank freut sich über den Sieg im Bankentest der ÖGVS.

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Kurz & News

„Ready 4 future“ – unter diesem Motto steht das Jugendprogramm der Sozialistischen Jugend Steiermark (SJ), deren Vorsitzende Michaela Grubesa nach der Landtagswahl fix im steirischen Landtag vertreten sein wird. Gemeinsam mit Julia Herr, der SJ-Vorsitzenden Österreich, erklärte sie im Vorfeld dazu: „Jugendpolitik ist Querschnittsmaterie. Mit unserem Programm formulieren wir deswegen ganz klare Forderungen und Ziele für unsere Arbeit im Landtag.“ Leistbare Mobilität und bezahlbares Wohnen sind genauso Themen, mit denen die 26-jährige Mutter in die Wahl geht, wie der Kampf um ein besseres Schul- und Ausbildungssystem.

„Tag der Sicherheit“ der Grazer Wechselseitigen

Mit dem „Tag der Sicherheit“ am 4. Mai schafft die GRAWE zusammen mit den Österreichischen Länderversicherern mehr Sicherheitsbewusstsein und gibt Tipps, wie die Küche zu einem sichereren Ort gemacht werden kann. Mehr als die Hälfte aller Brände entsteht im privaten Bereich, am häufigsten in der Küche durch Fettbrände. Oft fehlt das Wissen, was zu tun ist, wenn es zu einem Küchenbrand kommt. Mit einer Löschdecke hat man oft noch die Möglichkeit, eine wirkungsvolle Maßnahme zu ergreifen. Deswegen wurden am Tag der Sicherheit in allen steirischen GRAWEKundencentern Löschdecken mit umfassenden Sicherheitstipps verteilt, solange der Vorrat reicht.

LH Voves: 300 Mio. für die steirischen Regionen

Wichtige Reformen standen in den letzten fünf Jahren im Fokus der Landespolitik. Jetzt ist es Zeit, die großen Zukunftsfelder anzugehen. LH Franz Voves hat dazu mit seinem Team den innovativen „Impuls-Plan für die Steiermark“ erarbeitet. „Durch unverzichtbare Strukturveränderungen haben wir wieder einen Haushalt ohne neue Schulden beschlossen. Diese finanziellen Handlungsspielräume wollen wir jetzt nützen. Mit gezielter Förderung werden Zukunftsprojekte angestoßen. „Dafür sollen in 300 Mio. Euro für Projekte in die Regionen fließen. Welche Projekte gefördert werden, das entscheiden die Regionen selbst maßgeblich mit.“

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Die Schweden, Ungarn, Slowaken … kommen Reisefachleute aus Ungarn, Slowenien, Deutschland und weiteren Ländern geben sich im Mai und Juni in der Steiermark die Klinke in die Hand, um die Regionen und Angebote besser kennenzulernen und dadurch besser buch- und verkaufbar zu machen. Zusätzlich ist die Freude groß über eine äußerst gute Resonanz bei Reiseveranstaltern aus Dänemark und Schweden, die von ausverkauften Steiermark-Reisen berichten. Erich Neuhold, GF von Steiermark Tourismus: „Internationalisierung steht auf unserer Agenda ganz weit oben, da der Auslandsanteil bei den Ankünften erst bei 34 Prozent und bei den Übernachtungen erst bei 39 Prozent liegt.“

Österreichische Papierindustrie über EU-Durchschnitt

Die österreichische Papierindustrie blickt laut ihrem Branchenbericht auf ein gutes Jahr 2014 zurück. In Zukunft möchte sie durch die optimale Nutzung des Wertstoffs Holz ihre Vorreiterrolle als nachhaltige Industriebranche weiter ausbauen. „2014 verlief für viele Unternehmen gut, häufig aufgrund kurzfristiger Preissenkungen bei Holz und Energie. Die langfristige Wettbewerbsfähigkeit ist aber weiter stark von der Entwicklung der klima- und energiepolitischen Ziele abhängig, die sich stark auf Energie- und Rohstoffkosten auswirken“, fasst Alfred Heinzel, Präsident der Austropapier, die aktuelle Situation zusammen.

Neue Impulse für Armutsbekämpfung

Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser setzt Schwerpunkte für die kommende Legislaturperiode: in der Armutsbekämpfung, bei leistbarem Wohnen und in der Senkung der Arbeitslosigkeit. Mit Sorge erfüllt ihn dabei der Umstand, dass knapp 150.000 Steirerinnen und Steirer an der Armutsgrenze leben, aber auch die Arbeitslosigkeit ständig steigt. „Hilfe zur Selbsthilfe“ lautet das Schlagwort, mit der man die Erwachsenen-Sozialhilfe auf den Punkt bringen kann. „Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf wenig arbeitsfähigen Personen, die vom AMS nicht betreut werden und mehrere Problemlagen aufweisen“, erklärt Schrittwieser.

Fotos: SJ Steiermark, GRAWE, Steiermark Tourismus / Erwin Scheriau, SPÖ / Jungwirth,

Starke Frauen braucht die Politik


Foto: Anna C. Pailer, InBild

Kurz im Gespräch mit

Foto:Werner Krug

Harald Schenner Landessprecher der Grünen Wirtschaft Steiermark

Landesrat Christopher Drexler, Preisträger Martin Hajnsek sowie JR-GF Wolfgang Pribyl bei der Preisverleihung.

Forschungspreis des Landes für Joanneum Research Die steirische Forschungsgesellschaft Joanneum Research (JR) erhielt vor Kurzem den Forschungspreis „HTI: Human Technology Interface“. Prämiert wurde ein im Rahmen des EU-Projekts „Spidiman“ entwickeltes „Single Port“-Gerät zur Blutzuckerüberwachung für Diabetespatienten.

D

as Forscherteam rund um Martin Hajnsek von Health, dem Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften der JR, erhielt am 29. April 2015 in der Stadthalle Graz den Forschungspreis „HTI: Human-Technology-Interface“ des Landes Steiermark in der Kategorie „Wirtschaftliche Anwendungen“ für die Forschungsarbeit am EU-Projekt, das seit 2012 für vier Jahre läuft. „Ich möchte mich ganz besonders beim Team aus Technikern, Ärzten und Krankenschwestern sowie den Projektpartnern bedanken“, so Hajnsek. Überreicht wurde der Preis von LR Christopher Drexler: „Wir wollen die Steiermark fit machen für die kommenden Jahrzehnte – das ist die Motivation hinter dieser Preisverleihung.“ Joanneum-Research-GF Wolfgang Pribyl betont: „Ich freue mich sehr, dass

ein Projekt aus unserem Haus prämiert wurde.“ Den Prognosen der International Diabetes Federation (IDF) zufolge nimmt die Anzahl der weltweit von Diabetes Betroffenen bis 2035 auf rund 592 Millionen Menschen zu. Eine ungenaue Messung von Blutzuckerwerten bei Typ-1oder Typ-2 Diabetes-mellitus-Patienten kann bei Hypo- oder Hyperglykämie zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Das Konzept von Spidiman sieht vor, die kontinuierliche Glukosemessung und die Insulinzufuhr über eine gemeinsame Nadel zu ermöglichen, was eine entscheidende Verbesserung für Patienten mit Typ-1-Diabetes darstellt.

Informationen: www.spidiman.eu

Wie sehen Sie – seit 2011 als Landessprecher – grüne Themen in der Wirtschaftskammer positioniert? Grüne Themen, also ökologischer und nachhaltiger Zugang, Gemeinwohlökonomie, soziale Verantwortung, Fairness und Transparenz, wurden in den vergangenen zehn Jahren zum Teil sehr gut, zum Teil eher ablehnend aufgenommen. In vielen Bereichen konnten sehr gute Erfolge erzielt werden – so wurden einige unserer Forderungen bereits sehr gut umgesetzt. Wo sehen Sie die größten Defizite in der Sozialversicherung für Selbstständige und KMU? Ich sehe ein Ungleichgewicht von ASVG und GSVG und eine altbackene Definition von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Teil unserer Zukunftsvision ist eine freie Wahl der Erwerbsstruktur. Dies erfordert die Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger. Statt der Vision für die Zukunft beobachte ich eine Minimaldiskussion über Justierungen. Wie realistisch ist eine grundlegende Reform der Wirtschaftskammer? Immer mehr Menschen können sich eine grundlegende Reform vorstellen. Alte Muster, Besitzdenken und Machtansprüche werden in Frage gestellt, neue Ideen werden diskutiert. Dazu bedarf es auch einer breiten Unternehmerschaft, die Veränderungen aktiv einfordert.

Die Landtagswahlen nahen, welche Bedeutung hat die Grüne Wirtschaft für die Grünen als Gesamtpartei? Die Grüne Wirtschaft zeigt, dass es möglich ist, mit grünen Ideen schwarze Zahlen zu schreiben. Das hätte man den Grünen vor gut zehn Jahren nicht zugetraut.

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Graz hat’s

Piccolino Neueröffnung

Rund 60.000 Besucher fanden Anfang Mai den Lenz auf der Grazer Frühjahrsmesse. Über 450 Aussteller aus 15 Nationen zeigten frische Trends der kommenden Saison. Besonderen Anklang fanden beeindruckende Garten- und Blumen-Arrangements, das Modulhaus der Grazer Firma Commod und die „Vinyl & Record Days Graz“ im Rahmen der Musikmesse. Die Themenwelten rund um Bauen und Garten waren heuer wieder große Publikumsmagnete – neu und einzigartig war in diesem Jahr der interaktive Garten der Gartengestalter. „Sehr erfreulich ist zudem das rege Interesse, auf das die Sonderausstellung ‚Faszination Raumfahrt‘ gestoßen ist“, so Messe-CEO Armin Egger.

Das beliebte Café „Piccolino“ in der Grazer Kalchberggasse 7 steht seit 1. April unter neuer Leitung: Radenko Savic, gebürtiger Bosnier und mit einschlägiger Gastronomieerfahrung, hat das Lokal neu übernommen. Nach einem Eissalon am Färberplatz und dem „Eichkätzchen Stüberl“ am Grazer Paulustor sieht er hier neue Aufgaben. Das Lokal bietet eine angenehme Atmosphäre für entspannte Stunden, dezente Musik sowie kleine Speisen und Snacks. Im Sommer kann man den schattigen Gastgarten nutzen. Mo–Fr 8.00 bis 22.00 Uhr, Sa 16.00 bis 22.00 Uhr, So Ruhetag. Das besondere Angebot für Feiern: Am Sonntag kann für geschlossene Gesellschaften (bis 40 Personen) unter Tel. 0650/422 0608 gebucht werden.

25. Apr. – 1. Nov. KUNSTHALLE LEOBEN

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Weltweit modernster Schweißroboter in Graz © Kastner & Partner! GmbH | 8700 Leoben

© the state hermitage museum, st. petersburg

www.aegypten2015-leoben.at

Am Siemens-Mobility-Standort Graz wurde am 8. Mai eine neue Investition in Betrieb genommen: Die neue Doppelarm-Schweißroboteranlage ist die weltweit modernste in der Fahrwerksfertigung von Schienenfahrzeugen. Am Festakt zur Einweihung der Anlage nahmen Christian Buchmann, steirischer Wirtschaftslandesrat, Markus Grob, Vorstand Cloos Schweißtechnik, Arnulf Wolfram, Leiter Mobility, Siemens AG Österreich, und Thomas Graetz, Leiter des Mobility Standortes Graz, teil. „Durch innovative Technologien ergeben sich auch Chancen für kleine und mittlere Zulieferunternehmen und es können neue Arbeitsplätze geschaffen werden“, erklärte Buchmann.

Fotos: MCG/Kanizaj, FAZIT,, Siemens AG/Werner Krug,, WIKI, Clemens Nestroy, Raiffeisen

Grazer Frühjahrsmesse ließ den Lenz erblühen


Foto: Steirischer Bauernbund

Book Crossing – Lesen für alle Das Ziel des Projektes „Book Crossing“, das am 6. Mai präsentiert wurde, ist es, den Menschen in Graz das Lesen

schmackhaft(er) zu machen. Im halböffentlichen Raum laden volle Bücherregale zum Lesen ein. Vom Kinderbuch bis zum Roman ist alles dabei. Die Bücher können vor Ort angeschaut, mitgenommen und zurückgebracht werden. Außerdem freut sich jedes Regal über Bücherspenden. „Book Crossing ist für mich eine weitere Möglichkeit, wie das Buch den Weg zur Leserin oder zum Leser findet“, so Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner. Book Crossing gibt es bis dato bei Kastner & Öhler, in der Auster und in der Zweiten Bank. Weitere sollen folgen. Nähere Informationen unter www.wiki.at

Ausstellung „Untitled (Environment)“

Am 11. Mai fand in der Galerie Reinisch Contemporary die Vernissage zur Ausstellung „Untitled (Environment)“ des Künstlers Martin Roth statt, die bis 23. Mai zu sehen war. Der in New York lebende Künstler machte damit nach Kunstschauen in New York, bei der Art Basel, in Miami Beach und im Wiener mumok nun auch Station in seiner steirischen Heimat. „Martin Roth erinnert uns in seinen Arbeiten, dass Natur unter modernen Bedingungen auf andere Weise bedeutsam wird. Sie verliert zwar an Eindeutigkeit, gewinnt aber eine unbekannte Totalität. Somit kann ihr Ort überall sein – in uns und um uns“, schreibt Kurator Günther Holler-Schuster.

Raiffeisen präsentiert „echt schwoaze“ SK Sturm-Bankkarte

Das lässt das Herz jedes Sturm-Fans höher schlagen: Raiffeisen Steiermark bringt in Kooperation mit dem Traditionsklub die ersten steirischen Bankkarten im SK Sturm-Design heraus. „Mit den Raiffeisen-SK-SturmBankkarten bieten wir ein zutiefst steirisches und emotionales Bankprodukt“, freut sich Raiffeisen Vorstandsdirektor Rainer Stelzer. Weiters bekommt man mit den neuen Karten ein Vorteilspaket mit Gutschein für ein Fan-Überraschungsgeschenk sowie eine permanente 10 Prozent-Ermäßigung im SK-Sturm-Fanshop. Die Raiffeisen-SK-Sturm-Bankkarten können ab sofort in jeder steirischen Raiffeisenbank bestellt werden.

Kurz im Gespräch mit Franz Tonner Direktor des Steirischen Bauernbundes

Wie ist der Bauernbund mit seinen Kandidaten für die Landtagswahlen aufgestellt? Die Reihung der Kandidaten sollte keinen bündischen Charakter haben. Die Besten müssen in die vorderste Reihe. Wir haben Gott sei Dank sehr viele gute Leute im Bauernbund, daher sind wir bestens aufgestellt. Ich gehe mit einem besonders guten Gefühl in den Wahlkampf und bin mir sicher, dass unsere Kandidaten in den einzelnen Regionen tolle Ergebnisse einfahren werden.

Welche Themen sollten nach den Wahlen in der Steiermark forciert werden? Der ländliche Raum liegt uns besonders am Herzen. Wir peilen die Schaffung neuer Arbeitsplätze an, wollen die einzelnen Regionen im Land noch mehr stärken und weiter an der Anpassung von Baugesetz und Raumordnung arbeiten, damit sinnvolle betriebliche Entwicklungen möglich sind. Viele landwirtschaftliche Betriebe stehen in den Startlöchern für eine Weiterentwicklung. Das wollen wir besonders unterstützen. Auch werden wir unseren Kampf für faire Preise in der Landwirtschaft fortsetzen und weiters die bäuerliche Jugend fördern. In welchen Bereichen kann die Reformpartnerschaft positiv weiterwirken? Neben der dringend nötigen Fortführung des wirtschaftlichen Aufschwunges kann im Bereich der Verwaltung noch vieles verbessert werden. Wir sind überreglementiert. Eine Durchforstung aller Rechtsakten auf ihre Sinnhaftigkeit könnte viel zur Vereinfachung beitragen. FAZIT JUNI 2015 /// 23


Landtagswahlen

Foto: FPÖ/Foto Fischer Bezahlte Anzeige

Mario Kunasek, Spitzenkandidat der FPÖ Steiermark bei der Landtagswahl

FPÖ fordert mehr G’spür für die Steirer Am Sonntag, den 31. Mai, hat die Steiermark die Wahl: Kommt es zu einer Fortsetzung der unsozialen Drüberfahr-Politik von SPÖVP oder wird der Weg in eine bessere Zukunft für die Steiermark gewählt?

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ie rotschwarze Einheitspartei hat mit ihrer Politik des Drüberfahrens endgültig bewiesen, dass sie jedes G’spür für die Steirer verloren hat.

Mehr Schutz heimischer Arbeitnehmer Unter der Regierung Voves/Schützenhöfer hat die Arbeitslosigkeit einen Rekordwert erreicht: 63.000 Steirer sind ohne Beschäftigung. Zudem hat SPÖVP tatenlos zugesehen, wie Arbeiter aus dem Osten den heimischen Arbeitsmarkt überschwemmen und steirische Betriebe einem ruinösen Wettbewerb und damit einhergehend 24 /// FAZIT JUNI 2015

Lohn- und Sozialdumping ausgesetzt wurden. Bis heute gibt es von Rot und Schwarz keine Maßnahmen zum Schutz des steirischen Arbeitsmarktes. Die FPÖ hingegen hat ein klares Konzept: Eine sofortige Arbeitsplatzoffensive mit einer Konjunkturspritze von 100 Millionen Euro soll neue Arbeitsplätze für die Steirer schaffen. Außerdem soll der steirische Arbeitsmarkt für Personen aus Rumänien und Bulgarien nur noch eingeschränkt geöffnet sein und vermehrt kontrolliert werden, um Lohnund Sozialdumping ausländischer Subunternehmer zu bekämpfen.

Förderung der Klein- und Mittelbetriebe Gerade steirische Klein- und Mittelunternehmen (KMU) müssen verstärkt unterstützt werden. Jahrelang haben SPÖVP bewiesen, dass sie fast ausschließlich Banken und Großkonzerne fördern – kleinen und mittleren Unternehmen bleibt hingegen kaum Luft zum Atmen. Stillstand und Fehlentwicklung in Hinblick auf die heimische Wirtschaft, Anstieg der Abgaben und Lohnnebenkosten sowie fehlende Entlastungen für KMU sind die Bilanz einer völlig verfehlten Wirtschaftspolitik. Die FPÖ hingegen fordert die lang ersehnte Entlastung für Klein- und Mittelunternehmen. Der Zugang zu Krediten für KMU soll erleichtert werden, zudem sollen absurde Regulierungen, welche die Wirtschaft hemmen und unnötig Zeit und Personal kosten, gestoppt werden. Dazu gehört auch die Auflösung der wirren Doppelversicherungsstruktur, für die SPÖVP verantwortlich zeichnet: Statt mehrerer Pflichtversicherungen soll EINE Versicherungspflicht eingeführt werden. Da Österreich im EU-Vergleich Spitzenreiter in Bezug auf die Höhe der Lohnneben- und Lohnzusatzkosten ist, fordert die FPÖ Steiermark nicht nur die Senkung der Lohnnebenkosten, sondern auch eine Reform der SV-, Dienstgeber- und sonstiger Beiträge. „SPÖVP hatte jahrelang Zeit zu handeln. Jetzt braucht es eine neue Form der Politik und mehr G’spür für die Steirer!“, zeigt sich Mario Kunasek, Spitzenkandidat der FPÖ Steiermark bei der Landtagswahl, zukunftsorientiert.

Alle Infos zu den Forderungen der FPÖ gibt es unter: mkunasek.at und facebook.com/FPOESteiermark


Innovation

derung zugeschnitten haben“, lacht Gabor Herget. Die Zukunft sieht für RanoInnovation rex rosig aus – auch wenn die Unternehmensfarbe Rot ist: „Der Markt ist weltweit groß, Software wird immer umfangreicher und komplizierter, wir können schnell und flexibel reagieren.“ Die Unterstützung durch die Steirische Personalverrechnung ist etwas für Profis. Wer sich im Dickicht von Arbeitsund Wirtschaftsförderung SFG für Sozialversicherungsrecht, Dienstgeberbeiträgen, Zulagen, Pauschalen, Steuern und Entwicklung und Forschung, Innovation bezeichnet Jenö dergleichen nicht völlig verirren will, braucht eine helfende Hand. Aber auch die Herget als Meilenstein beim Profis in diesem Gebiet brauchen Unterstützung – Erfolgs!Duo gibt sie ihnen. Aufbau seines Unternehmens: „Dieser war Beratung entschei-sind und Impuls individuelle für das Unternehmen, in dem ich damals Service Stärken.“ Ihr umfassendes Wissen angestellt war“, erzählt Birgit Oswald. unsere dend bei unserer Entwickkam ihr auch zugute, Das ging aber nur bis zu einem gewissen in Personalfragen lung.“

Fotos: Ranorex

Raus aus dem Dschungel Die Testsieger

Grad. „Irgendwann wurde der Wunsch als sie plante, die erste Mitarbeiterin einseitens des Unternehmens immer größer, zustellen. „Da habe ich genau gerechnet, dass ich wieder an meinen Arbeitsplatz ob sich das wohl ausgeht. Aufgrund der Kontakt: nach Graz komme.“ Verständlich, war vielen Termine und Fristen, die ich einRanorex GmbH hatte, schaffte ich es aber ohnesie dort doch 12 Jahre lang als Leiterin zuhalten Straßganger 289 hat Oswald alleine.“ Straße Inzwischen der Personalverrechnung einer großen hin nicht Graz zweite Mitarbeiterin aufgenommen Steuerberatungskanzlei tätig. Die Süd- eine8053 die sie gerade ausbildet. Alle drei steirerin wollte ihre beiden Söhne nicht hat, www.ranorex.com alleine lassen. Also machte sie sich als Damen sind übrigens Mütter und demPersonalverrechnerin im südwest- entsprechend wird bei Sibit Rücksicht steirischen Wernersdorf selbstständig. auf das Familienleben genommen. Birgit Und das mit so großem Erfolg, dass sie Oswald und ihr Team – drei Damen in vielen einzelnen, aufwendimehr“, blickt Geschäftsführer bald Hilfe brauchte – und mit Erfolgs!Duo als Wegweiser aus dem PersonalvergenDas Arbeitsschritten auf ihre rechnungsdschungel. Jenö Herget auf die Anfänge auch bekam. Förderungsprogramm Funktionalität hin abklopfen“, zurück. der Steirischen Wirtschaftsförderung erklärt Prokurist Gabor Heute zählt sein Unternehmen SFG fördert Jungunternehmen bei Herget der Ausstattung des entscheidenden Arbeitsplatzes für Vorteil den den 37 Mitarbeiter am Stammsitz Innovative steirische Birgit Oswald nahm seines Produktes und wer desin Graz-Straßgang understen sie- Mitarbeiter. Unternehmen: diese Hilfe an und engagierte ihre erste sen Nutzer sind. Consultingben weitere in Florida. TenEine Serie der Steirischen Mitarbeiterin. „Als Personalverrechnerin Leistungen bietet Ranorex denz stark steigend. „Unsere Wirtschaftsförderung SFG ist man verpflichtet, sich permanent nicht an, dieser Bereich wurde 100-Prozent-Tochter in Ameweiterzubilden“, erklärt sie die Herausan ihrer zertifizierte ausrika wurde notwendig,forderungen weil Tätigkeit.Partner „Laufende gelagert. Hergets und sich damit die US-Geschäfte Änderungen in den Die gesetzlichen Vor-ihr Team konzentrieren ausviel leichter abwickeln lassen.“ schriften zwingen einen dazu. sich Damit schließlich auf ihre Kernkom45 Prozent des Gesamtumsatsind viele vor allem kleine und mittlere Unternehmen fachlich und ressourcenpetenz, das Angebot von autozes werden von der Ranorex mäßig überfordert. Deshalb lagern sie diedie matisierter Test-Software, GmbH heute in Nordamerika Personalverrechnung aus.“ durch Erwerb ausschließlich gemacht, das sind stattliche

Die Ranorex GmbH mit Hauptsitz in Graz-Straßgang und einer 100-Prozent-Tochter in Florida entwickelt automatisierte Testsoftware. Was 2005 als Vater-Sohn-Projekt begann, ist heute mit 44 Mitarbeitern weltweit erfolgreich.

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Foto: Schiffer

ie Ursprungsidee hatte Jenö Herget 2004, als er im Auftrag seines damaligen Arbeitgebers Test-Tools überprüfte und zur Erkenntnis kam, dass hier eine Marktlücke klaffte. Kurzerhand entschloss sich der studierte Elektrotechniker mit ungarischen Wurzeln, selbst tätig zu werden, und er begann in seiner Freizeit zu programmieren. Rasch sprang sein Sohn Gabor auf und gemeinsam stellten sie eine Gratis-Version ins Netz. Das Feedback darauf einer Lizenz von der Homewar enorm und die beiden drei Millionen Dollar. Mehr als nur brutto und netto page heruntergeladen werden entwickelten sie weiter. 2006 „Jede Firma, die Software proIhr Unternehmen nannte sie Sibit: Service, Und wer individuelles testet die Tespräsentierten das Duo dann duziert, ist ein potenzieller individuellekann. Beratung, ter? „Wir testen unsere eigene die zweite Version zum Preis Kunde für uns. Mit unserem Training. Aus den Anfangsbuchstaben Mit Hilfe der SFG konnte Birgit Oswald Software von 590 Euro: „Schon am allerWerkzeug kann man dieser auto- Wörter setztnatürlich sich der kontinuierFirmenzwei Mitarbeiterinnen einstellen. der istTest-Tools, Programm:die lich mitUnd unseren ersten Tag hattenbereits wir Bestelmatisiert testen und name musszusammen. „Man musswir demspeziell Kunden auf mehr bieten,Anforals unsere lungen und es wurden immer seine Software nicht manuell nur vom Brutto zum Netto zu rechnen. chuld“ an ihrer Karriere als Unter- Ich mache nicht nur die PersonalverIdeen!reich – die Förderung für Innovationen KMU rechnung, sondern berate meine Kunden nehmerin sind eigentlich ihre in Söhne Tobias und Simon. „In der Karenz auch in der Personalplanung und schule Damit immer mehr steirische KMU nicht nur die Grenzen des Machbaren, sondern auch die Grenzen arbeitete ich teilweise von zu Hause aus die Mitarbeiter der Personalabteilungen.

S

des Denkbaren überschreiten, werden neue Ideen und Innovationsmaßnahmen für kleinste, kleine und mittlere Unternehmen besonders gefördert: Im Rahmen der Förderungsaktion „Ideen!Reich“ Informationen zu Förderungsmöglichkeiten gibt es bis zu 50 % Zuschuss für Wirtschaftsförderung die Entwicklung und Umsetzung neuer innovationsfreudige Ideen. Infos: Steirische WirtDie Steirische SFG unterstützt Unterschaftsförderungnehmen in der Steiermark bei Forschung und Entwicklung und ihrem Wachstum,

Steirische Wirtschaftsförderung

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damit diese neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfolgreich am Markt SFG, Nikolaiplatz 2, 8020 Graz, Tel. 0316/7093-0, http://sfg.at/ideenreich etablieren können.

22 /// FAZIT JÄNNER 2014

FAZIT JUNI 2015 /// 25


Foto: VRVis

Wirtschaft

Foto: TU Graz Bezahlte Anzeige

Ganze Stadtteile werden im Überflug vermessen und Energieverluste im generierten 3D-Modell dargestellt.

Smarte Überflieger vermessen die Welt Von der thermischen Sanierung über die Vermessung von Deponien bis zur Forstinspektion – wie kleinste Flugroboter wichtige Informationen für neue grüne Geschäftsmodelle liefern, wird am 3. Zukunftstag der steirischen Wirtschaft präsentiert.

V

ernetzt, flexibel und informationsbasiert: Die steirischen Unternehmen nutzen die Chancen der Smart Production & Services, um den Anforderungen der modernen Wirtschaft erfolgreich begegnen zu können. Nachhaltigkeit, Effizienz und ein schonender Umgang mit der Natur spielen dabei eine besonders große Rolle und werden durch den Einsatz modernster Technologien ermöglicht.

Der Technik das Sehen beibringen Im Bereich der Computer Vision stellt Graz einen echten Hotspot dar, denn in der Landeshauptstadt und im Green Tech Valley wird bereits seit den 1980er Jahren in diesem Bereich geforscht, um der Technik das Sehen beizubringen. Es geht um das dreidimensionale Erfassen und Verstehen der Welt, wie es innovative Bild- und Datenverarbeitungssoftware möglich macht. Heute beheimatet die Steiermark als in26 /// FAZIT JUNI 2015

novativer Bildungsstandort zahlreiche Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, die gemeinsam mit dem Wirtschaftsressort des Landes Steiermark in enger Zusammenarbeit mit den steirischen Unternehmen daran arbeiten, die Wirtschaft abheben zu lassen. Wie lässt sich das 3D-Wärmebild einer ganzen Stadt herstellen und wie können wichtige Informationen über den Zustand unserer Wälder erfasst werden? Fliegende Weltvermesser Die Einsatzbereiche der fliegenden „Weltvermesser“ sind beinahe grenzenlos und werden ständig erweitert. Wenn am 2. Juni der 3. Zukunftstag der steirischen Wirtschaft über die Bühne geht, sprechen zahlreiche ExpertInnen über ihre Forschungsgebiete und geben einen Vorgeschmack auf die Möglichkeiten von übermorgen.

Foto: UTC

TU Graz – Institut für maschinelles Sehen und Darstellen, VRVis, UTC - Umwelttechnik und Geoconsulting ZT GmbH

Steinbrüche, Bergregionen, Wälder, Deponien: Intelligente Bildunterstützung dient als Schlüssel für neue Services

Einer von ihnen ist Horst Bischof – als Vizerektor der TU Graz und Gründer der „Aerial Vision Group“ forscht er seit mehreren Jahren an der Entwicklung intelligenter Technologien, die Bilder nicht nur aufnehmen, sondern auch verwerten können. Am 2. Juni erklärt er, welche Höhenflüge mit den Flying Services noch bevorstehen und warum die steirischen Unternehmen in Zukunft auf die smarten Überflieger setzen sollten.

Weitere Informationen zum Zukunftstag gibt es unter: sfg.at/zukunftstag


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Fazitgespr채ch Von Adrian Engel und Peter K. Wagner Fotos: Jacqueline Godany

Oder doch Alpaka? Schauspieler Gregor Seberg 체ber Elektriker, die unbedeutende Schauspielkunst und Tierzucht.


Fazit Juni 2015 /// 29



Fazitgespräch

Gregor Seberg ist weltbekannt in Österreich. Als wir uns mit dem Schauspieler, Kabarettisten und Autor unterhalten, unterbricht eine Frau und bittet um ein Foto. Nervös klemmt sie sich in die Arme des Mannes, den sie als Oberstleutnant Helmuth Nowak aus dem Fernsehen kennt, und verabschiedet sich nach zwei flüchtigen Klicks mit einem beschämten »Danke«.

Seit neun Jahren ist Seberg als lässiger Verbrecherjäger in »Soko-Donau« Dauergast in den österreichischen Wohnzimmern. Doch auch aus Theater und Kino kennt man den 48-Jährigen. Über viele Jahre und unbedeutende Nebenrollen hat sich der gebürtige Grazer ein Leben im Rampenlicht erarbeitet. Für Seberg ein Privileg, aber kein Muss.

Fazit Juni 2015 /// 31


Fazitgespräch

Wer es schafft, den Krebs zu bekämpfen oder Weltfrieden herzustellen, kann sich was einbilden. Aber doch kein Schauspieler. Gregor Seberg

Herr Seberg, Sie kommen gerade von Dreharbeiten? Ja, genau. Wir haben heute für Soko-Donau gedreht und ich bin überhaupt bis 3. Dezember nur mit Dreharbeiten beschäftigt. Bis dahin bin ich geistesgestört.

Es ist also sehr kräftezehrend? Ja. Vor allem, seit die Drehzeiten gekürzt wurden. Wir drehen für Soko-Donau pro Folge siebeneinhalb Tage, tun aber so, als hätten wir wie früher mehr Zeit. Wir müssen schauen, dass wir in gut einer Woche unseren hohen Ansprüchen gerecht werden. An manchen Orten haben wir außerdem nur eine Drehgenehmigung für einen Tag, müssen also die Szenen dort unbedingt an diesem Tag fertig bekommen. Dreharbeiten sind ein Mörderstress. Sie drehen seit 2006 für Soko-Donau. Wird das nicht irgendwann langweilig? Langweilig wird es nicht, nein. Ich glaube, wir sind sogar zu untalentiert, um in Routine zu verfallen. Wir sind außerdem alle ehrgeizig und sagen: »Mist lassen wir nicht durchgehen.« Zumindest versuchen wir’s (lacht). Mir kommt es deshalb nicht so vor, als würde ich es schon seit knapp zehn Jahren machen. Ich bemerke das nur, wenn wir im Team alte Szenen sehen und jemand sagt: »Boah, warst du da jung.« Das Leben huscht an mir vorüber. Das ist ein bisschen ärgerlich. Bringt der Schauspielerberuf dieses Zeitrasen mit sich? Das ist schwierig zu sagen. Bei den Dreharbeiten zu Soko-Donau vergeht die Zeit jedenfalls besonders schnell. Immerhin habe ich ja den Vergleich zu anderen Projekten, weil ich auch Kabarett mache und im Theater spiele. Bei Soko-Donau passiert immer was.

32 /// FAZIT JUNI 2015

Es ist Sommer, die Tage werden heller und plötzlich ist es kalt, weil schon wieder Winter ist – das ist echt irre. Würde die Zeit langsamer vergehen, wenn Sie Elektriker wären? Das weiß ich nicht. Vielleicht liegt das auch an meiner Persönlichkeit. Wenn ich Tischler wäre, würde die Zeit allerdings auf jeden Fall langsamer vergehen. Das wäre ein super Beruf. Mein Lieblingsberuf wäre überhaupt Naturforscher. Schauspielerei bietet andererseits sehr viele Facetten: vom Kabarett über Lesungen bis hin zum Theater. Das verursacht Stress, macht aber auch wahnsinnig Spaß. Deshalb bin ich Gott, dem Herren im Himmel – den es übrigens nicht gibt –, dankbar dafür, dass ich das machen darf.

Es kommt für Sie also nicht in Frage, kürzer zu treten? Das ist eine gefährliche Frage. Grundsätzlich bin ich total faul. Es ist nicht so, dass ich Arbeit brauche. Ich könnte den halben Tag lang diese Bretterwand hier gegenüber anschauen und mir überlegen, wie die Pflanzen darauf wachsen – oder überhaupt nichts überlegen. Manisch bin ich nicht. Jedenfalls sind Sie strebsam genug, um nach einem langsamen Aufstieg über viele Jahre mittlerweile zu einem Star in Österreich gereift zu sein. Ich glaube, man bleibt immer das, was man in seinen ersten Lebensjahren war. Ich war ein kleiner unbedeutender Krümel in der Grazer Triestersiedlung.

Aber Ihre Prominenz muss sich doch bemerkbar machen. Doch, ja. Ich werde ständig zu Charityveranstaltungen eingeladen, trete gegen einen Fußball oder schneide irgendwelche Bän-



Fazitgespräch der durch. Und sonst: Ich glaube, das viele Schauspieler, die oft fotografiert werden, eitel werden. Eine Stufe schlimmer ist es noch, wenn man anfängt, das zu glauben, was über einen in der Zeitung steht. Beides ist bei mir aber nicht eingetreten. Fotografiert wird durch die Selfiekultur heutzutage jeder und gegen Zweiteres konnte ich mich bisher wehren.

Welche negativen Einflüsse auf die Persönlichkeit kann der Schauspielerberuf noch haben? Ich glaube, bei manchen Kollegen eine schleichende Verdummung zu konstatieren, weil sie glauben, bedeutend zu sein, wenn sie fremdes Werk mit ihren eigenen Worten wiedergeben. Sie glauben, sie seien deshalb wertvoller als andere, dabei ist es einfach nur ihr Job. Wer es schafft, den Krebs zu bekämpfen oder Weltfrieden herzustellen, kann sich was einbilden. Aber doch kein Schauspieler. Hinzu kommt, dass manche Aufgaben als Schauspieler wirklich stumpf sein können. Ich habe einmal in einem amerikanischen Film spontan eine Mütze aus weiter Entfernung auf ein Klavier geworfen. Das hat dem Kameramann so sehr gefallen, dass er die Szene haben wollte und wir sie öfters gedreht haben. Da stehst du dann da und denkst dir: »Andere stehen gerade im Kreißsaal und ich verbringe meine Zeit damit, mit purer Ernsthaftigkeit einen Hut auf ein Klavier zu werfen.«

Jede Form von Allüren sind Ihrer Meinung nach also vollkommen unangebracht? Naja. Ein gewisses Glamourgetue kann ja lustig sein. Und es schützt auch. Denn manche Leute sind wirklich unverschämt,


Fazitgespräch wenn sie eine bekannte Persönlichkeit auf der Straße sehen. Es kommt vor, dass Menschen mich betatschen und sagen: »Hö, komm mal her zu uns!«

Wie wurden Sie eigentlich Schauspieler? Ich habe vier Semester Theaterwissenschaft und Germanistik studiert. Theaterwissenschaft ist vielleicht das langweiligste Studium der Weltgeschichte, Germanistik fand ich interessant. Irgendwann war mir die Theorie aber zu wenig. Mit ein paar Freunden habe ich dann einen Theaterverein gegründet.

Könnten Sie es sich vorstellen, irgendwann den Schauspielerberuf aufzugeben, um eben zum Beispiel Naturforscher zu werden? Ja, eigentlich schon. Es wäre wirklich sinnvoll, die Natur zu retten. Ich muss aber schon sagen, dass ich als Schauspieler auch etwas bewegen kann. Viele Menschen kennen mein Gesicht und so kann ich auf bestimmte Themen aufmerksam machen. Mein Herzensprojekt ist »Purple Sheep« – ein Verein zur Förderung und Einhaltung der Rechte von Asylwerbern. Könnten Sie es sich den Umstieg wirklich vorstellen oder ist das eher nicht ganz ernst gemeint? Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass mein Leben mit dem Tod vorbei sein wird. Ein Paradies oder Wiedergeburt gibt es nicht und deshalb muss man sein Leben nützen. Es gibt so viele andere tolle Möglichkeiten, etwas zu bewegen. Ich könnte mir schon vorstellen, etwas ganz anderes zu machen. Dafür bräuchte es halt eine Portion Mut. Ich habe einmal jemanden kennenge-

lernt, der jahrelang in der Werbewirtschaft gearbeitet hat, und heute ist er Alpakazüchter. Er sagt, dass er ein Trottel ist, weil er das nicht schon früher gemacht hat. Vielleicht mache ich das auch irgendwann. Oder kümmere mich um Seekühe. Tiere sind für mich ganz wichtig. Man würde mich nie dazu bringen, eine Uniform anzuziehen. Wenn aber jemand sagen würde, unsere Feinde quälen Tiere, wäre ich schneller, als man schauen könnte, in der Uniform. Wenn Sie fernsehen, dann also Tierdokumentationen und nicht Soko-Donau? Ich kenne sämtliche Gnus in Afrika mit dem Vornamen, ja. Und ich sehe mir diese »Ich weiß, dass es mir nachher schlecht geht«-Dokus an. Die erklären, wie Osama bin Laden wirklich getötet wurde oder wer hinter dem IS-Staat steckt. Ich bewundere meine Kollegen, die beinahe alle richtige Serienkenner sind. Kino ist für mich wie Kirche für Gläubige, aber Fernsehen fesselt mich nicht.

Ein Dame unterbricht das Interview höflich, weil sie gerne einen Selfie mit ihrem Idol haben möchte. Seberg willigt nach kurzem Zögern ein. Weil es gerade so gut passt: Sind Sie gerne berühmt, Herr Seberg? Manchmal ist es schon unangenehm. Wenn ich zum Beispiel Zigaretten kaufen gehe und zehnmal stehen bleiben muss. Aber die Leute sind wohlwollend. Parksheriffs werden auch erkannt und sie werden von allen Menschen gehasst. Ich bin ein Parksheriff der guten Sache.

4. bis 7. Juni 2015: Erzbergrodeo

Erzbergrodeo

ler STG/R adspie

24. b is Narzi 31. Mai 2 ssenfe 0 st, Au 15: sseerla nd

Class Ennstal

ic

Entgeltliche Einschaltung des Landes Steiermark

Pulsierend, stark, steirisch

15:

20 18. Juli 15. bis Classic Ennsta l

Das Grüne Herz Österreichs pulsiert vor Begeisterung, wenn sich 2015 eine Top-Veranstaltung an die andere reiht: Im Ausseerland-Salzkammergut verzückt das größte Frühlings- und Blumenfest Österreichs, beim 21. Erzbergrodeo starten „richtige Männer“ mit ihren Enduros und beim Festival der Automobilgeschichte fegen echte Klassiker durch die schönsten Gegenden Österreichs. Die Steiermark – Herzklopfen in Weiß-Grün. Weitere Veranstaltungen unter www.events.steiermark.com Tourismusressort – www.tourismus-ressort.steiermark.at

Das Land Steiermark


Gregor Seberg wurde am 24. Juli 1967 in Graz

geboren. Seine Schauspielkarriere begann nach

ein paar Semestern Germanistik und Theaterwissenschaften am Konservatorium der Stadt Wien. Als Mitbegründer der Theatergruppe »Ateatta«

stand Seberg regelmäßig auf der Bühne. Seit 2006 ist er als Oberstleutnant Helmuth Nowak fixer

Bestandteil der Krimiserie Soko-Donau. Neben zahlreichen Rollen in Kinofilmen spielt Seberg

auch Solokabarett. Aktuell ist er mit seinem Stück »Hast Angst, Mayer?« zu sehen.


Fazitgespräch

Ich war ein kleiner unbedeutender Krümel in der Grazer Triestersiedlung. Gregor Seberg

Das klingt, als wäre der Ruhm bloß das kleinere Übel. Nein, ein Übel ist es sicher nicht. Es ist ja eine Form der Wertschätzung. Und ich habe schon sehr viele Frauen umarmen dürfen, weil sie ein Foto mit mir haben wollten. Das hat man in keinem anderen Beruf.

In Ihren Kabarettprogrammen »Oh, du mein Österreich« oder »Hast Angst, Mayer?« rechnen Sie mit Österreich sowie der kleingeistigen Xenophobie in diesem Land ab. Warum? Österreich ist zwar nicht groß, hat aber trotzdem ganz viele verschiedene Gesichter. Man freut sich nicht über diese Vielfalt, sondern sagt nur, dass man besser ist als der andere. Ich habe einmal mit einem Tiroler diskutiert, der meinte: »Wir müssen das ganze Geld in Wien abliefern.« Ich habe ihn gefragt: »Was wäre denn dein Verbesserungsvorschlag?« Daraufhin sagte er: »Naja, nicht bis nach Wien, nur in Salzburg.« Ich habe entgegnet: »In zehn Jahren sagst du dann, dass ihr das Geld nicht den Salzburgern geben dürft.« Dann meinte er: »Ja, sicher.« Und ich: »Also eigentlich willst du, dass das Geld bei dir bleibt.« Als er dann gemerkt hatte, was für einen Blödsinn er redet, sagte er: »Ja, du großkopferter Wiener.« Wenn Sie als Jugendlicher in der Triestersiedlung geblieben wären, würden Sie dann auch so oder vielleicht in anderen Bereichen anders denken? Eine gute Frage. (überlegt) Aber nein, ich kann es mir nicht vorstellen. Meine Schwester, die noch in Graz ist, ist vier Jahre älter und sie hat eine ähnliche politische Gesinnung wie ich. Wir hatten uns gegenseitig als Korrektiv. Aber es wird in der Welt, in der ich aufgewachsen bin, nicht übermäßig über die Welt da draußen reflektiert und das hatte schon ein wenig Einfluss auf mich, das stimmt. Es galt das Recht des Stärkeren. Durch meinen Umzug nach Wien habe ich dann die Literatur für mich entdeckt und dann hat sich sowieso sehr viel geändert.

Vorher hat Sie Literatur gar nicht interessiert? Doch schon. Ich fand die Zeilen von Kiss »I was made for lovin’ you« sehr poetisch. Da konnte ich noch nicht einmal Englisch und habe schon mitgesungen. Und ich habe griechische und deutsche Götter- und Heldensagen gelesen. Ich habe mir dort meine Idole rausgesucht. Jedenfalls glaube ich nicht, dass es genetisch bedingt ist, dass man auf der richtigen Seite ist.

Wie ging es Ihnen damals, als Sie von Graz nach Wien gezogen sind? Ich war ein U-Boot. Ich war im Widerstand zu allem. Mit 16 Jahren bin ich von zu Hause wieder ausgezogen. Ich bin dann immer hin- und hergezogen. Oft war ich in einem Lokal, in das Prostituierte gingen, die erfolglos blieben. Sie haben dort gesoffen und ich war quasi ihr Adoptivsohn. Dann bin ich von der Schule geflogen, weil ich eine Beziehung mit einer 17 Jahre älteren Lehrerin hatte. Haben Sie jetzt noch einen Bezug zur Steiermark? Absolut. Ich wurde kürzlich mit dem Josef-Krainer-Preis ausgezeichnet. Vor Kurzem haben wir in Graz für Soko-Donau gedreht. Das war das letzte Mal, dass ich dort war. Ich lege auch immer mehr diesen natürlichen Widerstand gegen meine Herkunft ab. Eine Zeit lang hatte ich sogar eine Wohnung in Berlin und habe nur Hochdeutsch geredet, aber langsam fühl ich mich wieder als Steirer.

Als gebürtiger Steirer und politisierter Mensch: Was halten Sie von der Reformpartnerschaft? Als ich den Josef-Krainer-Preis überreicht bekam, musste ich eine Rede halten. Billy Wilder hat gesagt: »Das Wichtigste für einen guten Film ist ein Drehbuch, ein Drehbuch, ein Drehbuch.« Und ich habe in Anlehnung an das Zitat gesagt, dass das Wichtigste für eine Bevölkerung Bildung, Bildung, Bildung ist. In der Steiermark passt die Farbenlehre nicht. Immer, wenn die Steirer »RotSchwarz« hören, denken sie Blau. Die Zusammenlegung von Hartberg und Fürstenfeld sollte alles einfacher und billiger machen. Bis jetzt ist es teurer und komplizierter. Aber grundsätzlich finde ich die Reformpartnerschaft eine super Idee. Es ist ja vollkommen irrsinnig, aus Prinzip gegen das zu sein, was der politische Konkurrent macht. Mir geht auch das negative Gerede gegen die Großparteien ein bisschen auf die Nerven. Und die anderen Parteien machen auch einiges falsch. Die Grünen beschäftigen sich damit, was man als Nächstes verbieten kann, die FPÖ verstehe ich von hinten bis vorne nicht und die NEOS sind aus meiner Sicht bedeutungslos. Man kann ja nicht sagen, dass SPÖ und ÖVP das Land vorsätzlich ruinieren. Wir haben Straßen, Spitäler oder Schulen. Das bedeutet nicht, dass alles in Ordnung ist, aber grundsätzlich geht es uns gut. Herr Seberg, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT JUNI 2015 /// 37


Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Für die uneingeschränkte Privatnutzung eines arbeitgebereigenen Kfz ist bekanntlich ein Sachbezug als geldwerter Vorteil aus dem Dienstverhältnis anzusetzen. Der Sachbezugswert beträgt 1,5 % der tatsächlichen Anschaffungskosten inklusive NoVA und Umsatzsteuer, höchstens jedoch bei € 720. Unterschreiten private Fahrten nachweislich 500 km pro Monat, so kommt der halbe Sachbezugswert von maximal € 360 zur Anwendung. Zu den Anschaffungskosten zählen Sonderausstattungen, nicht aber Gegenstände, die eigenständige Wirtschaftsgüter darstellen (z.B. integriertes Navigationsgerät). Übernimmt jedoch ein Arbeitgeber sämtliche Kosten (monatliche Leasingraten, Treibstoff, Kfz-Versicherung, Serviceleistungen) eines im Eigentum des Arbeitnehmers stehenden Kfz, so handelt es sich hierbei um Gehaltsbestandteile, die in der tatsächlichen Höhe steuerpflichtig sind und dem Dienstgeberbeitrag, dem Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag sowie der Kommunalsteuer unterliegen. Ein dafür angesetzter pauschalierter Sachbezug ist unzureichend, da es sich um kein arbeitgebereigenes Kfz handelt und daher die Sachbezugswerteverordnung nicht anwendbar ist. Eine für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der Regel nachteilige Gestaltung, die leicht vermieden werden kann, meint Ihr

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Alexander Hofer

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Fotos: Fazit/Thurm, ed&eddie

Private Pkw-Nutzung: Pauschalierter Sachbezug oder tatsächlicher Kostenersatz als Entgelt?

Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann eröffnet den Hightech-Betrieben des steirischen Autoclusters mit einer Teststrecke für autonome Fahrzeuge völlig neue Entwicklungschancen.

Steiermark als Testregion für selbstfahrende Autos

Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann will die Steiermark zur Testregion für selbstfahrende Autos machen. Er sieht darin hervorragende Möglichkeiten für innovationsorientierte Autozulieferer und für junge Forscher und Ingenieure.

D

as selbstfahrende Fahrzeug ist keine Zukunftsmusik mehr – technisch sind hoch entwickelte und voll automatisierte Autos schon heute möglich“, zeigt sich Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann vom Potenzial seiner Initiative überzeugt. Auf dem Gebiet dieser nächsten Auto-Revolution forschen auch heimische Mobilitätsunternehmen wie der Automobilzulieferer Magna, AVL List, der Leiterplattenhersteller AT&S oder Infineon. Aktuell finden die Tests für autonomes Fahren überwiegend in den Vereinigten Staaten statt. Buchmann ist daher überzeugt, dass es klare Vorteile für die heimischen hochinnovativen Unternehmen mit sich brächte, wenn diese ihre Technologien vor der Haustür testen könnten, 38 /// FAZIT JUNI 2015

ohne hierfür extra einen Standort in den USA erschließen zu müssen. „Die Steiermark muss zur Testregion für autonome Fahrzeuge werden – so können wir die Zulieferleistung unserer Betriebe auch in Zukunft absichern“, so der Landesrat. Und ein weiterer Vorteil liegt für die Politik auf der Hand, denn junge Forscher seien derzeit dazu gezwungen, in die Vereinigten Staaten abzuwandern, um autonomes Fahren zu testen und zu erforschen. Weitere Betriebsansiedelungen wären die logische Konsequenz. Steiermark als europäischer Vorreiter Aktuell tragen die Unternehmen der Mobilitätsbranche mehr als ein Drittel zur steirischen Gesamtwertschöpfung von 41


Milliarden Euro bei. Auch um diese Betriebe weiter zu stärken, will Buchmann diese Teststrecke für autonom fahrende Autos schaffen. Der Landesrat sieht die Chance, das Land durch dieses Projekt als hochtechnologische Region europaweit zu positionieren. Für Buchmann ist klar, dass das innovative Image der Steiermark weiter forciert werden muss. Nur so würde die Steiermark auch in Zukunft als hoch entwickelte Forschungs- und Entwicklungsregion im Mobilitätsbereich wahrgenommen werden. Maßnahmen eingeleitet Mit ersten Umsetzungsmaßnahmen hat der Wirtschaftslandesrat den steirische Autocluster „ACstyria“ beauftragt. Aktuell werden Evaluierungen bei Bundesbehörden und Straßenbetreibern durchgeführt. „Die Strecke müsste aus Verkehrssicherheitsgründen technisch so ausgestattet werden, dass Autos dort alleingesteuert fahren können, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden“, erklärt Buchmann. Insbesondere die steirischen AutomotiveLeitbetriebe AVL List, Magna und AT&S unterstützen die Idee voll. Automobilzulieferer Magna signalisierte sogar bereits grünes Licht für ein entsprechendes Spezifikationsprojekt mit dem Autocluster.

Autonomes Fahren:

Selbstfahrende Autos werden die Automobilindustrie in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Schon heute gibt es zahlreiche autonome Assistenzsysteme, wie automatische Einparkhilfen, Spur- und Abstandshaltungssysteme in unseren Autos – das alleinfahrende Auto ist der nächste logische Schritt. Bis 2025 sollen selbstfahrende Autos serienreif und zugelassen sein. Während Trendforscher wie Matthias Horx der Idee nur begrenzte Chancen einräumen, sehen Verkehrsexperten vor allem im LKWVerkehr großes Potenzial. Diese Fahrzeuge könnten bis auf die „Last Mile“ zum Be- und Entladepunkt den Großteil der Transportstrecke autonom zurücklegen. Innovative Zulieferbetriebe wie Magna,

Binder und Co: Erfolgreiches erstes Quartal

D Derzeit findet die Entwicklungsarbeit an selbstfahrenden Autos vor allem in den USA statt. Mit einer Teststrecke in der Steiermark will Wirtschaftslandesrat Buchmann verhindern, dass sich die europäischen Entwickler weiterhin dazu gezwungen sehen, diesen Bereich in die USA auszulagern. AVL oder die steirische Leiterplattenindustrie mit „AT&S“ und der „ams AG“ müssen das Know-how und die Technologien vertiefen, um die Automobilhersteller auch in diesem Segment beliefern zu können. Autonomes Fahren ist nicht nur für die Autoindustrie ein Thema. Die Autorevolution hat auch gravierende Auswirkungen auf andere Branchen: Mittelfristig könnten zum Beispiel in der Logistik voll automatisierte Lkw eine bessere Flottenauslastung ermöglichen und Lieferketten effizienter machen – Arbeitskosteneinsparungen von bis zu 90 Prozent und CO2-Vermeidung bis 60 Prozent sind dadurch möglich.

Rechtsrahmen:

Die Wiener Konvention von 1968 müsste (staatenübergreifend) adaptiert werden, damit autonomes Fahren in Österreich erlaubt wäre. Eine Alternative wäre eine Ausnahmeregelung: Grünes Licht von der ASFINAG und einen Bescheid des Verkehrsministers für eine autonome Teststrecke auf einer Autobahn. Für Landesstraßen reicht eine Genehmigung durch die Landesregierung (lt. Auskunft BMVIT).

er Spezialist für Aufbereitungs-, Umwelt- und Verpackungstechnik hat sich im ersten Quartal 2015 in allen Konzern-Kennzahlen gegenüber der Vergleichsperiode 2014 leicht verbessert. Das Management von Binder und Co geht davon aus, dass Umsatz und Ergebnis im Gesamtjahr über den Werten von 2013 und 2014 liegen werden. Der seit Mitte 2014 spürbare Aufwärtstrend im Auftragseingang hielt dank des günstigeren Marktumfeldes in den USA und aufgrund intensivierter Marktbearbeitung in Europa an. Insgesamt akquirierte das Unternehmen Aufträge im Wert von 21,5 Millionen Euro und übertraf damit das erste Quartal des Vorjahrs um 9,3 Prozent. Der Umsatz von 21 Millionen Euro im ersten Quartal liegt um 26 Prozent über dem Vorjahr. Auch das EBIT drehte nach dem negativen Wert von – 0,74 Millionen heuer mit 0,35 Millionen wieder in den positiven Bereich. Am 31. März lag der Auftragsstand bei EUR 58,23 Millionen. „Ausgehend von dem für 2015 relevanten Auftragsstand von rund 29,5 Millionen Euro ist es heuer unser erklärtes Ziel, Umsatz und Ergebnis über das Niveau der Jahre 2013 und 2014 zu heben“, erklärt Vorstand Karl Grabner anlässlich der Präsentation der Quartalszahlen.

Die „Binder und Co Gruppe

Binder und Co ist als Spezialist für Aufbereitungs-, Umwelt- und Verpackungstechnik Weltmarktführer in den Bereichen Siebtechnik und Glasrecycling. Ende 2006 an der Wiener Börse eingeführt, werden die Aktien im Dritten Markt im Segment „mid market“ gehandelt. Die Gruppe besteht aus der Binder und Co AG, den drei 100-Prozent-Töchtern Comec-Binder S.r.l., Bublon GmbH und Binder und Co Machinery (Tianjin) Ltd. sowie dem Joint Venture Statec Binder GmbH (50,7 Prozent). FAZIT JUNI 2015 /// 39


Foto: Luis Llerena

Steuerreform

Die einzelnen Maßnahmen zur „Gegenfinanzierung“ stehen nun auf Basis des Begutachtungsentwurfes zur Steuerreform 2015, der fünf Minuten vor Redaktionsschluss eingetroffen ist, fest. Wir haben die Steuerexperten der Hofer Leitinger Steuerberatung GmbH um eine allererste Einschätzung gebeten. Lesen Sie hier die Details: Höhere Kapitalertragsteuer Zur Besteuerung von Einkünften aus Kapitalvermögen sollen zukünftig zwei unterschiedliche Steuersätze herangezogen werden. Wurden diese bisher einheitlich mit 25 Prozent besteuert, soll künftig zwischen Einkünften aus Geldeinlagen und sonstigen Forderungen bei Kreditinstituten, welche weiterhin mit 25 Prozent KESt besteuert werden, und den übrigen Einkünften aus Kapitalvermögen, welche zukünftig mit 27,5 Prozent belastet sein sollen, unterschieden werden. Für Gewinnausschüttungen aus einer GmbH sieht der Gesetzesentwurf somit eine um 2,5 Prozent höhere Belastung vor. Massive Einschneidungen bei der Gewinnausschüttungspolitik Darüber hinausgehend will der Gesetzgeber zukünftig so lange steuerfreie Einlagenrückzahlungen verbieten, als dass eine positive Innenfinanzierung vorliegt. Von Gesellschaftern eingezahlte Einlagen oder durch Umgründungen eingebrachte Werte, welche sich in der Kapitalrücklage widerspiegeln, sollen zukünftig erst 40 /// FAZIT JUNI 2015

nachrangig an die Gesellschafter rückgezahlt werden können. Nämlich erst dann, wenn die kumulierten unternehmensrechtlichen Jahresüberschüsse und -fehlbeträge zur Gänze ausgeschüttet wurden. Diese Regelung kann zu einer entsprechend hohen Steuerlast führen, um letztendlich zu den mit bereits versteuertem Geld getätigten Einlagen zu kommen. Geringere Abschreibung und verlängerte Verteilungspflicht von Aufwendungen bei Vermietung und Verpachtung Konnte bisher der Grundanteil bei den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung pauschal mit 20 Prozent der Anschaffungskosten angenommen werden, soll dieser zukünftig 40 Prozent betragen, was zu einer wesentlichen Reduktion der Abschreibung führt. Bei Anschaffungskosten von 200.000 Euro betrug die Abschreibungsbasis bisher 160.000 Euro und würde zukünftig nur mehr 120.000 Euro betragen. Diese Neuregelung soll auch für bereits vermietete Gebäude greifen, sofern kein Nachweis über ein anderes Aufteilungsverhältnis erbracht wurde. Instandhaltungs- und Instandsetzungsaufwendungen sollen zu-


Steuerreform

Umfangreiche Auswirkungen bei Grundstückstransaktionen Zwei wesentliche Änderungen bei der Veräußerung von Grundstücken wären die Erhöhung der Immobilienertragsteuer von bisher 25 Prozent auf 30 Prozent und der Entfall des Inflationsabschlages. Diese würden zu einer bedeutenden Erhöhung der Steuerbelastung sowohl privater als auch betrieblicher Grundstücksveräußerungen führen. Würde nach derzeit geltender Gesetzeslage ein vor 15 Jahren um 200.000 Euro erworbener Grund und Boden im Jahr 2020 um 300.000 Euro veräußert werden, fiele eine Steuerlast von 22.500 Euro an. Hinkünftig wäre mit einer Mehrbelastung von 7.500 Euro zu rechnen. Sind Grundstücke von Umgründungsvorgängen betroffen, fällt derzeit grundsätzlich Grunderwerbsteuer von 3,5 Prozent vom zweifachen Einheitswert an. Zukünftig soll bei der Grunderwerbsteuer nur mehr bei land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken an der bisherigen Besteuerungssystematik festgehalten werden. In den übrigen Fällen sollen die Verkehrswerte anstelle der Einheitswerte herangezogen werden. Zur Abfederung der Umstellung sieht der Entwurf zahlreiche Sonderbestimmungen vor, weshalb im Einzelfall beurteilt werden muss, ob eine Transaktion noch in das Jahr 2015 vorgezogen werden sollte. Barauszahlungsverbot von Arbeitslöhnen Der Entwurf sieht vor, dass Arbeitslöhne in der Bauwirtschaft zukünftig nicht mehr in bar ausbezahlt werden dürfen. Damit will man Schwarzlohnzahlungen ebenso wie dem Ansatz von fiktiven Lohnzahlungen entgegenwirken.

Schluss mit Pfusch: Konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung von Steuer- und Sozialbetrug Ab einem Jahresumsatz von 15.000 Euro müssen Betriebe, welche in überwiegender Anzahl Barumsätze tätigen, diese Umsätze verpflichtend mittels elektronischer Registrierkasse, Kassensystem oder sonstigem elektronischem Aufzeichnungssystem einzeln erfassen. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass durch Verordnung weitere Angaben auf den Belegen, wie bspw. die Uhrzeit des Geschäftsvorfalles, gefordert werden können, welche insbesondere der Nachvollziehbarkeit der einzelnen Geschäftsvorfälle dienen. Wird zwischen 1.3.2015 und 31.12.2016 ein elektronisches Aufzeichnungssystem (bspw. Registrierkasse) angeschafft, sind unter bestimmten Voraussetzungen eine Anschaffungsprämie von 200 Euro und die Möglichkeit einer vorzeitigen Abschreibung von bis zu 2.000 Euro vorgesehen. Eine Losungsermittlung durch Kassasturz soll ab 1.1.2016 nur

Foto: Hofer Leitinger Steuerberatung GmbH

künftig auf 15 statt wie bisher auf 10 Jahre verteilt werden. Auch diese Bestimmung soll sich auf bereits laufende Zehntel auswirken. Der Abschreibungssatz soll für Betriebsgebäude zukünftig einheitlich 2,5 Prozent betragen. Bei Gebäuden, welche für Wohnzwecke vermietet werden, soll einheitlich nur mehr ein Abschreibungssatz von 1,5 Prozent (Achtung auch bei Betriebsgebäuden!) gelten.

Fragen zur Steuerreform 2015? Unsere Experten Mag. Helmut Leitinger, Dr. Nadja Hubmann und Mag. Alexander Hofer stehen gerne zur Verfügung. mehr in Ausnahmefällen – „kalte Händeregelung“ – möglich sein. Die Verpflichtung zur Nutzung von gesicherten Registrierkassensystemen soll erst ab 1.1.2017 bestehen. Damit soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass die Umstellung bestehender Systeme eine entsprechende Vorlaufzeit erfordert. „Brauchen Sie eine Rechnung?“ – Aus dem Italienurlaub bekannt ist die Belegerteilungspflicht. Diese soll das Risiko von „Schwarzkassen“ und Umsatzverkürzungen minimieren. Der Kunde soll künftig den Beleg entgegennehmen und mitnehmen müssen.

Weitere 1,8 Mrd Euro bis 2020 Darüber hinaus ist vorgesehen, dass der Spitzensteuersatz bei Einkommensteilen über 1 Millionen Euro befristet auf 55 Prozent angehoben werden soll, die Topfsonderausgaben (bspw. Wohnraumschaffung) auslaufen, Bildungsfreibetrag und -prämie abgeschafft werden und der begünstigte Umsatzsteuersatz teilweise von 10 Prozent auf 13 Prozent angehoben werden. Die Verluste von kapitalistischen Mitunternehmern (Kommanditisten) sollen künftig nicht mehr so einfach ausgeglichen werden können.

Resümee Liebe Fazit-Leserinnen und -Leser! Die zum Teil umfangreichen Änderungen bedürfen bestimmt noch einer weiteren Analyse. Um abzuschätzen, in wie weit Sie persönlich von den einzelnen Änderungen betroffen sind, empfiehlt sich jedenfalls ein Gespräch mit Ihrem Steuerberater. Auch die Steuerexperten der Hofer Leitinger Steuerberatung GmbH stehen für Fragen bzw. für weitere Informationen gerne unter 0316/ 386001 0 und per E-Mail: graz@hoferleitinger.at zur Verfügung.

Informationen finden Sie auch unter www.hoferleitinger.at

FAZIT JUNI 2015 /// 41


Wirtschaft

Mail Boxes etc. Druck und Versand aus einer Hand

D

Gute Wachstumsaussichten Die Center profitieren auch in Zukunft von der weiter zunehmenden Auslagerung von Dienstleistungen und der wachsenden Bedeutung des Online-Handels. Am Erfolg seiner Partner hat der Franchisegeber starkes Interesse: Vorbereitende Trainings, regelmäßige Weiterbildungen sowie der Erfahrungsaustausch der Partner untereinander tragen zum individuellen Erfolg bei. Das starke Netzwerk der Center, gestützt durch innovative „Kompetenzzentren“, bietet schnell und einfach Lösungen für jedes Problem. „Unsere Kunden 42 /// FAZIT JUNI 2015

Die Weinmarketinggesellschaft rechnet in absehbarer Zeit mit 150 nachhaltig zertifizierten Weinbaubetrieben in ganz Österreich. Im ersten Anlauf erhielten 14 Betriebe das Zertifikat „Nachhaltig Austria“.

Erste Weingüter nachhaltig zertifiziert

Foto: MBE Graz

ie Idee hinter MBE ist die Auslagerung von Aufgaben wie Verpackung, Versand, Grafik und Druck an einen kompetenten Ansprechpartner – das MBE Center vor Ort. Mail Boxes Etc. ermöglicht insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen, sich ganz auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren und dabei Zeit, Personal und Kosten einzusparen. „Mit maßgeschneidertem Logistik- und Marketingsupport sind die Center inzwischen integraler Bestandteil ihrer lokalen Business-Netzwerke“, erklärt Wolfgang Erlach vom MBE-Center in der Neutorgasse, „aber auch Privatkunden finden bei uns individuelle Betreuung und Beratung zu allen Fragen rund um unsere Dienstleistungen.“

Foto: David Rouhani

Versand, Logistik und mehr: Mail Boxes Etc. (MBE) ist seit über 30 Jahren auf dem Markt vertreten und ein bewährter Partner für Unternehmen aller Größen. Outsourcing und stark wachsender Online-Handel tragen zum Erfolg des Konzepts bei.

Wolfgang Erlach vom MBECenter in der Neutorgasse: „Perfekter Service und Kundenzufriedenheit sind unser wichtigstes Kapital.“ kennen uns und vertrauen auf unsere Kompetenz, daher arbeiten viele Unternehmen in Graz und im Umland mit uns zusammen, denn sie wissen, dass wir gerne auch in letzter Sekunde auf Sonderwünsche reagieren“, ergänzt Erlach.

Mail Boxes Etc.

Versand Verpackung Grafik Druck Mag. Wolfgang Erlach Leonhardstraße 2 und Neutorgasse 47 A-8010 Graz Tel. 0316/818 918 Fax:-30 neutorgasse@neutorgasse. mbe-graz.at www.mbe-graz.at

Das vor knapp einem Jahr vom heimischen Weinbauverband eingeführte Zertifizierungstool für nachhaltigen Weinbau in Österreich „Nachhaltig Austria“ stieß auf großes Interesse bei den Weinbauern. So wurden seit Beginn des Projekts ca. 500 Registrierungen verzeichnet.

N

un haben die ersten 14 Weingüter den aufwendigen Zertifizierungsprozess für nachhaltigen Weinbau erfolgreich abgeschlossen. Die Weingüter stammen aus unterschiedlichen Weinbaugebieten Österreichs, was die Akzeptanz des Nachhaltigkeits-Projekts in der heimischen Weinwirtschaft unterstreicht. „Viele Weingüter haben uns bereits beim Projektstart signalisiert, dass sie an einer Nachhaltigkeits-Zertifizierung sehr interessiert sind“, erklärt Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing. Den Winzern scheint die Bedeutung einer nachhaltigen

Wirtschaftsweise zunehmend bewusst zu sein. Betriebe, die dieses aufwendige Zertifizierungsverfahren erfolgreich absolviert haben, bekommen mit dem von der ÖWM entwickelten neuen Logo „Nachhaltig Austria“ ein wichtiges zusätzliches Asset für ein zeitgemäßes Betriebsmarketing in die Hand. Laufend treffen bei den zuständigen Stellen neue Zertifizierungsanträge ein, sodass die ÖWM und der Weinbauverband mittelfristig mit bis zu 150 „Nachhaltig Austria“zertifizierten Weinbaubetrieben rechnen.


Foto: Steiermärkische Sparkasse

Wirtschaft

(v.l.) Ernst Rath (Leiter Geschäftsfeld Kommerz), Vorstandsvorsitzender-Stv. Franz Kerber, Karlheinz Bauer (Kommerzkundenmanagement) mit Moderatorin Evelyn Schweinzger und WKO-Präsident Josef Herk

Innovation für Unternehmen N

ge und Herausforderungen zu sprechen. Da neue Ideen meistens auch entsprechende finanzielle Mittel benötigen, sehen wir uns dabei als stabiler Finanzpartner, der Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Ideen begleitet.“

OVATI

ON

INN

eue Ideen und Technologien verändern unsere Landschaft. Kleine können plötzlich gegen Große antreten, traditionelle Geschäftsmodelle müssen hinterfragt und zum Teil neu erfunden werden. Bei der Veranstaltung „Innovation am Punkt.“, die am 28. April auf Initiative der Steiermärkischen Sparkasse im SparkassenCenter in Graz stattfand, präsentierten steirische Innovatoren ihre Ideen vor einem breiten Publikum. Der Einladung waren über 200 interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer gefolgt. Hausherr Mag. Franz Kerber betonte in seiner Begrüßung: „Mit der Veranstaltung „Innovation am Punkt.“ unterstreicht die Steiermärkische Sparkasse ihr Engagement für Unternehmertum und den Wirtschaftsstandort Steiermark. Aufgeschlossenen Menschen aus unterschiedlichen Branchen wird die Gelegenheit geboten, mit innovativen und erfolgreichen steirischen Unternehmen über Chancen, Erfol-

Innovationen aus der Steiermark Evelyn Schweinzger führte als Moderatorin durch den Abend und präsentierte Beispiele aus aller Welt, bei denen eine Innovation oder Idee ein erfolgreiches Unternehmen entstehen ließ. Im Anschluss zeigten elf ausgewählte steirische Klein- und Mittelbetriebe Ideen und Innovationen aus unserem Bundesland. Der Bogen reichte von einem revolutionären Gütertransportsystem über Schädlingsmonitoring für Wälder bis hin zum weltgrößten LCD-Fernseher mit 201 Zoll Bilddiagonale. Abschließend wurden zwei eigene Innovationen der Steiermärkischen Sparkasse präsentiert: das Business-App Büro2go sowie die

Innovationsmilliarde schen Sparkassen.

der

österreichi-

Innovationsmilliarde Die Sparkassengruppe unterstützt die Investitionsbereitschaft österreichischer Unternehmen und stellt mit der Innovationsmilliarde Kapital für die Umsetzung neuer Ideen zur Verfügung. Aufgrund des aktuellen Zinsniveaus sind Finanzierungen so günstig wie noch nie. Weitere Informationen zum Thema Innovation gibt es bis 30. September unter der Hotline: 05 0100 - 36600 sowie unter http://innovationsmilliarde.sparkasse.at/ und http:// innovation.mayermayer.at Innovations-Check Ab dem dritten Quartal bietet die Steiermärkische Sparkasse Unternehmen einen kostenlosen Innovations-Check an. Mittels eines einfachen Selbsttests können diese ihr Innovationspotenzial in Bezug auf Kunde, Markt, Prozesse, Management, Mitarbeiter und Finanzen testen.

FAZIT JUNI 2015 /// 43


Kurz & News

Gegenüber dem Vergleichsjahr 2013 erzielte die Merkur Versicherung AG im Geschäftsjahr 2014 Prämieneinnahmen von insgesamt 404,3 Mio. Euro. Damit erzielte das Unternehmen ein Wachstum von 4,5 Prozent; beim EGT verzeichnete man einen deutlichen Anstieg von 6,0 auf 11,3 Mio. Euro. Generaldirektor Gerald Kogler zog positiv Bilanz: „Die Merkur Versicherung hat in einem schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld ihre Ziele erreicht und sowohl die Prämien als auch das Ergebnis deutlich gesteigert. Damit garantieren gegenüber wir unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitern eine höhere Sicherheit und unterstreichen unsere Stabilität.“

Vorrang für Kampf gegen Arbeitslosigkeit

Rasche Maßnahmen der EU zur Belebung der Konjunktur forderten Bundesarbeitskammer-Präsident Rudi Kaske und der steirische AKPräsident Josef Pesserl auf dem Internationalen Arbeiterkammertag in Graz. Kaske setzte sich erneut für eine „Goldene Regel“ zur Forcierung öffentlicher Investitionen ein. Gesetzliche Regelungen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gegen Lohn- und Sozialdumping, die europaweit bis 2016 zu beschließen sind, müssten energisch ausfallen, sagt Kaske. Kritisch äußert sich Kaske zu TTIP, von dem derzeit nur multinationale Konzerne profitieren und bei dem die Interessen der Arbeitnehmer aber auf der Strecke bleiben würden.

Abschied in den (Un-)Ruhestand

Inmitten des aufkommenden Wahlkampfgetöses sagten am 5. Mai sechs langjährige SPÖ-Landtagsabgeordnete mit einer Abschiedsfeier im Grazer Landhaus leise „Servus“. Im Anflug auf den politischen (Un-)Ruhestand befinden sich die beiden stellvertretenden Klubchefinnen LAbg. Waltraud Bachmaier-Geltewa und LAbg. Monika Kaufmann sowie LAbg. Franz Schleich, die alle seit 1991 im Landtag als Abgeordnete tätig waren. Klubobmann Hannes Schwarz dankte im Beisein von LAbg. Gerald Schmid und LAbg. Detlef Gruber den langjährigen Mandataren für ihr Engagement im Landtag und wünschte ihnen allen einen „unruhigen Ruhestand“.

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„Wirtschaft bewegt“ geht in die nächste Runde Am 7. Mai fiel der Startschuss zur zweiten Runde von „Wirtschaft bewegt. Mit Verantwortung ans Ziel“. Gemeinsam mit WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk setzten dabei 54 Läuferinnen und Läufer im WKO-Dress ein starkes Zeichen für das Unternehmertum beim großen E-Businessmarathon in Unterpremstätten. „Den Menschen muss man wieder mehr Eigenverantwortung zugestehen. Die Bürger werden unter dem Deckmantel der umfassenden Fürsorge vom Staat immer mehr entmündigt. Es braucht eine Politik, in der sich Leistungsbereitschaft wieder lohnt. Mit Vollkaskomentalität werden wir mit Vollgas gegen die finanzielle Wand fahren“, so der WKO-Präsident.

GRAWE 2014 – näher betrachtet: erfolgreich

Trotz eines schwierigen Geschäftsumfeldes konnte die Grazer Wechselseitige Versicherung AG in den wichtigsten Kennzahlen Zuwächse verzeichnen, erklärte der Vorsitzende des Vorstands Othmar Ederer. Die Prämieneinnahmen der GRAWE stiegen im Geschäftsjahr 2014 um 29,7 Mio. Euro oder 6,1 Prozent auf 520,6 Mio. Euro. Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftete die gesamte GRAWE Group einen Gewinn vor Steuern (EGT) von 72,1 Mio. Euro. Das Prämienvolumen der GRAWE Group konnte mit 781,5 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent gesteigert werden. Rund 33 Prozent der gesamten Prämieneinnahmen erwirtschafteten die GRAWE-Tochtergesellschaften in Zentral- und Osteuropa.

Nur wer jung bleibt, kann alt werden!

Die Österreichische Interdisziplinäre Hochaltrigenstudie (ÖIHS) untersuchte erstmals die Gesundheits-, Lebens- und Betreuungssituation hochaltriger Menschen. Im Rahmen dieser Studie wurden rund 200 Steirer im Alter zwischen 80 und 85 Jahren befragt und rund 350 Telefoninterviews durchgeführt. Berücksichtigt wurden sowohl in Privathaushalten als auch in Pflegeheimen lebende Personen. LR Christopher Drexler: „Nicht das Altern ist das Problem unserer Zeit, sondern unsere Einstellung dazu. Ich habe diese Studie bewusst unterstützt, da die Generation 80 plus nicht nur wissenschaftlich beleuchtet wird, sondern direkt eingebunden wurde.“

Fotos: Merkur Versicherung, sense eleven, gepho.com, AK / Kanizaj, SPÖ-Landtagsklub / Romar, Foto Fischer

Merkur Versicherung Bilanz 2014: Mehr Ertrag


Foto: Marion Luttenberger

Kurz im Gespräch mit

Foto: Land Steiermark

Günter Riegler kaufmännischer Geschäftsführer der FH Joanneum

AMS-GF Karl-Heinz Snobe und LH-Stv. Siegfried Schrittwieser wollen Langzeitarbeitslosen den Wiedereinstieg in den Job erleichtern.

Land und AMS mit vereinter Kraft gegen Job-Krise D ie aktuelle Wirtschaftskrise hat nach wie vor negative Auswirkungen auf die Beschäftigungslage. Das Land Steiermark und das Arbeitsmarktservice (AMS) koordinieren daher ihre Bemühungen für die Verbesserung der Jobangebote: Rund 20 Millionen Euro sollen in Beschäftigungsprojekte für Langzeitarbeitslose fließen. Die Herausforderung für die Politik liegt auf der Hand: Die Anzahl der LangzeitBeschäftigungslosen ist in der Steiermark von 2013 auf 2014 um unglaubliche 45 Prozent angestiegen – bei Menschen über 50 Jahren war die Zunahme mit über 14 Prozent am stärksten. Jobangebote mit Schwerpunkt für 50 plus Für das Vorhaben „Gemeinnützige Beschäftigungsprojekte 2015“ für etwa 1.300 Personen werden auf Antrag von Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser rund 2,5 Mio. Euro investiert, knapp 13 Mio. Euro steuert das AMS im Rahmen des

kooperativen Programms bei. Der Rest der Gesamtkosten von rund 20 Mio. Euro kommt von anderen öffentlichen Fördergebern (Gemeinden) und aus Eigenerlösen. Die Angebote reichen von Arbeiten im Bau- und Baunebengewerbe über Landschaftspflege bis hin zu Handel, Kultur, Tourismus und kommunalen Dienstleistungen. „Je länger Arbeitslosigkeit andauert, desto schwieriger ist der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt“, unterstreicht Schrittwieser.

Soziale Integration ist wesentlich Für AMS-Landesgeschäftsführer KarlHeinz Snobe gilt arbeitsmarktpolitisch der „Zweite Arbeitsmarkt“ als höchst wirkungsvoll: „Für die Kundinnen und Kunden bedeutet es neben regelmäßiger Arbeit auch regelmäßiges Einkommen und soziale Integration. Wir haben die Mittel für die Beschäftigung über 50-Jähriger deutlich erhöht und damit TransitArbeitsplätze für über 400 arbeitslose Personen geschaffen.“

Gibt es angesichts des breit gefächerten Angebots der FH Joanneum noch Bedarf für neue Themen? Die Weiterentwicklung der FH Joanneum als Hochschule für Angewandte Wissenschaften und die Entwicklung neuer Themen orientieren sich am Bedarf der Wirtschaft und Gesellschaft. Mögliche Bereiche betreffen etwa Pflege, Agricultural Engineering,

Die FH betreut heute an drei Standorten rund 4.000 Studierende – ist weiteres Wachstum eine Option? Der Ausbau der FH Joanneum findet in zweierlei Hinsicht statt: Erstens wurden uns vom BM für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung für 2016 weitere 25 Anfängerstudienplätze genehmigt. Diese erweitern bestehende Studiengänge wie zum Beispiel „Journalismus und Public Relations (PR)“ oder „Nachhaltiges Lebensmittelmanagement“. Zweitens wird der Standort Graz ausgebaut: In einem neuen Gebäude, direkt neben dem Campus, entstehen auf 3.300 Quadratmetern ein Hörsaaltrakt, Seminarräume, EDV-Räume und Labors. Das Projektvolumen beträgt insgesamt 11,5 Millionen Euro. Fachhochschulen stehen in erster Linie für praktische Ausbildung, welchen Raum nimmt hier die Forschung ein? Angewandte Forschung und Entwicklung dient der Weiterentwicklung der Lehre und stellt einen wesentlichen Bezug zur Praxis dar. In jedem der sechs Departments werden F-&-E-Schwerpunkte gesetzt und der Wissenstransfer wird durch Kooperationen mit der Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen forciert.

FAZIT JUNI 2015 /// 45


Bildung

E

ine ideale Kombination aus Präsenz- und Fernstudium, kleine Studiengruppen und exklusive Betreuung machen den Unterschied. Das Besondere: Studienzeitverkürzende Anrechnung bereits erworbener Kompetenzen. Für praxiserfahrene Absolventen/-innen einer facheinschlägigen HTL ist der Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern der jeweiligen Diplomstudien möglich, die Bachelorstudien für HAKAbsolventen/-innen können von 7 auf 4 Semester verkürzt werden. Die Vorlesungen finden 6 – 7 Mal pro Semester am Wochenende statt, Aufgabenstellungen aus der Praxis

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können in das Studium mit einfließen. Zur Vertiefung der Kompetenzen wird das weiterführende Masterstudium Industrial Management, M.Sc. angeboten. Es handelt sich dabei um Studien der Hochschulen Mittweida, Leipzig und Regensburg, die in Österreich durch Ingenium Education geführt werden.

Nächste Studienstarts österreichweit:

Herbst 2015, jetzt informieren: www.ingenium.co.at, Tel.: 0316 82 18 18

Foto: SPAR

Maßgeschneidert studieren: Für HTL- und HAKAbsolventen/-innen Siegfried Weinkogl, Leiter des Grazer Tann-Fleischwerks, und Wolfgang Barmüller freuen sich über den Sieg beim Landeslehrlingswettbewerb.

Tann-Fleischerlehrling siegt bei Landeswettbewerb Der diesjährige Landeslehrlingswettbewerb der Fleischer ging am 5. Mai über die Bühne. Wolfgang Barmüller aus Stainz, Lehrling im Tann-Fleischwerk in Graz, ging als Sieger des Wettbewerbs hervor.

A

ls Austragungsort des sportlichen Wettkampfes fungierte die Ausbildungsstätte für Fleischverarbeitung und Fleischverkauf in Gleinstätten. Neun Kandidaten aus der Steiermark kämpften in vier Disziplinen um den Landessieg. Der Tann-Lehrling Wolfgang Barmüller konnte sich gegen die starke Konkurrenz durchsetzen und holte sich die Siegestrophäe.

Spannender Wettbewerb rund um Fleischprodukte In diesen Kategorien wurden den Lehrlingen im Wettbewerb unter Zeitdruck Aufgaben gestellt: Herstellung bzw. Fertigung von Frankfurtern, Rindfleischzerlegung, Herstellung eines küchenfertigen Erzeugnisses sowie einer Barbecue-Platte. Erfreut über den Erfolg zeigte sich auch Siegfried Weinkogl, Leiter des Tann-Fleischwarenbetriebes in Graz: „Dieser Erfolg macht uns sehr stolz und zeigt, dass wir mit unserer Lehrlingsausbildung auf dem richtigen Weg

sind.“ Mit Wolfgang Barmüller konnte die Tann Graz den Landeslehrlingswettbewerb für Fleischer bereits zum 9. Mal für sich entscheiden.

Spar als größter Lehrlingsausbildner Österreichs Mit 2.550 Lehrlingen in 17 Lehrberufen ist Spar der größte Lehrlingsausbildner Österreichs. Mit Blick in die Zukunft misst Spar der Lehrlingsausbildung große Bedeutung bei und beschreitet immer wieder innovative Ausbildungswege. Für das Tann-Fleischwerk von Spar Steiermark und Südburgenland ist Lehrlingsausbildung und -förderung ebenfalls ein wichtiges Thema. Umso größer war jetzt die Freude, dass der Tann-Lehrling Wolfgang Barmüller beim heurigen Landeslehrlingswettbewerb der Fleischer den Sieg holen konnte. „Dieser Wettbewerb war eine tolle Erfahrung für mich“, erzählt der 24-Jährige. Die geforderten Aufgaben haben ihm Spaß gemacht, waren aber auch sehr herausfordernd.


Foto: FH Joanneum / Marion Luttenberger

Bildung

Absolventen und Absolventinnen der FH Joanneum sind weltweit gefragt.

FH Joanneum-Rektor Karl Peter Pfeiffer und der kaufmännische Geschäftsführer Günter Riegler haben allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft ihrer FH zu blicken.

20 Jahre FH JOANNEUM Die FH JOANNEUM war vor 20 Jahren eine der ersten Hochschulen in Österreich, die sich der Herausforderung stellte, praxisnahe, projektbasierte und interdisziplinäre Studiengänge anzubieten. Heute gilt sie als eine der führenden Fachhochschulen Österreichs und kann auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken.

V

or 20 Jahren wurden die ersten Bewerbungen für die FH Joanneum verfasst. 147 Studierende begannen im Herbst 1995 an zwei Standorten – Graz und Kapfenberg – an einem von vier Studiengängen ihr Studium. Heute, zwei Jahrzehnte später, befindet man sich gerade wieder in der heißen Phase der Bewerbungszeit. Die Daten und Fakten rund um die FH Joanneum sind jedoch andere: Mittlerweile sind rund 1.500 Studienplätze zu vergeben, an drei Standorten – Graz, Kapfenberg und Bad Gleichenberg. Das Studienangebot wurde auf 46 Studiengänge an sechs Departments erweitert; auch ein Weiterbildungsprogramm, das sieben postgraduale Lehrgän-

ge umfasst, und zwei Studienbefähigungslehrgänge wurden eingerichtet. „Die FH Joanneum hat sich längst in der steirischen und österreichischen Bildungsund Forschungslandschaft etabliert“, so Rektor Karl Peter Pfeiffer, „unsere Absolventinnen und Absolventen sind in der Industrie, Wirtschaft und im öffentlichen Sektor nachgefragt und jedes Jahr werden Studierende, Absolventinnen und Absolventen, Lehrende und Forscherinnen sowie Forscher für ihre Arbeit ausgezeichnet. Insgesamt fünf Millionen Euro an Drittmittelerträgen wurden allein 2013/2014 für die Forschung lukriert.“ Und auch wenn die Standorte alle in der Steier-

mark liegen – die Studierenden der FH Joanneum sind inzwischen auf der ganzen Welt im Rahmen von Austauschprogrammen, Praktika oder beruflich als AbsolventInnen tätig.

Internationale Karrieren und Projekte „Stand man früher den FHAbsolventinnen und -Absolventen als ArbeitgeberIn noch skeptisch gegenüber, sind sie heute äußerst gefragt,“ sagt Günter Riegler, kaufmännischer Geschäftsführer der FH Joanneum, „unsere Absolventinnen und Absolventen tummeln sich in internationalen Unternehmen wie Apple, Audi und der AVL oder starten selbst als Unternehmerinnen und Unternehmer durch.“ Die praxisnahe Ausbildung, die einer der wichtigsten Pfeiler der FH Joanneum ist, ermöglicht einen unkomplizierten Berufseinstieg: „Die Unternehmen wissen, was sie an uns FH-Absolventinnen und Absolventen haben: Wir sind durch den Praxisbezug sehr schnell einsetzbar und haben ein breit gefächertes, fundiertes Wissen“, so Birgit Schalk, Anlagentechnikerin bei der Andritz Energy & Environment GmbH und eine der bisher rund 10.000 Absolventinnen und Absolventen der FH Joanneum. Die Internationalität der Fachhochschule spiegelt sich in vielen Forschungsprojekten,

Hochschulkooperationen oder auch Studierendenprojekten wider: Das joanneum racing team nimmt z. B. mit seinem selbst konstruierten Boliden äußerst erfolgreich an Wettbewerben auf der ganzen Welt teil. Studierende der FH Joanneum sind am ganzen Globus unterwegs: Sie verbringen ein Semester an einer der ca. 200 Partnerhochschulen oder absolvieren ihr Pflichtpraktikum im Ausland. Forschungsprojekte werden in Zusammenarbeit mit Hochschulen weltweit durchgeführt, wie zum Beispiel das Joanneum Power Electronics Center, ein Research Studio Austria, in dem seit letztem Jahr an innovativer Leistungselektronik und der damit verbundenen höheren Energieeffizienz geforscht wird. Blick in die Zukunft Als Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die auf Qualität in Lehre, Forschung und Weiterbildung setzt, kann die FH Joanneum auf vergangenen Erfolgen aufbauen. Die Zukunftsstrategie „Hands on 2022“ definiert die Ziele, denen sich die Hochschule verschrieben hat. Die Qualität der Lehre wird weiter verbessert, im Forschungs- und Entwicklungsbereich wird man weiter stark auf Interdisziplinarität setzen und auch räumliche Veränderungen wird es geben: 2018 wird der Standort Graz weiter ausgebaut. FAZIT JUNI 2015 /// 47


Kurz & News

Fotos: Manfred Lach

Wirtschaftsressort präsentiert steirische Erfolgsstorys

Welcome-Gruppenbild der ausgewählten Gäste im Rahmen der Charity

Aus den Augen, in den Sinn Charity-Dinner zugunsten des Odilien-Instituts

T

Unter den ausgewählten Gästen:

Gerhard und Jeannette Kroell (Madison Werbeagentur), Dr. Michael Schenk, MAS, und Claudia Schenk-Hauschka, MA (Das Kinderwunsch Institut), Ing. Michael Grill und Evelyn Grill (Grill Möbel), Dr. Ernst Wustinger und Brigitte Wustinger (Unternehmen und Sturm Vizepräsident, OdilienTestimonial 2015), Stefan und Christine Fasching (Miele 48 /// FAZIT JUNI 2015

Steirisches Holz für Mailänder EXPO

Tom Riederer übergibt den Spendenscheck an Geschäftsführer der Odilien, Peter Haberer. Center Fasching), Mag. Frank und Monika Dicker (ARAplus), Matthias Kroell (GF my Premium Pellets), Stefan Krispel und Julia Kirbisser (Weingut Krispel), DI Christian Purrer mit 3 Gästen (Vorstandssprecher Energie Steiermark und Odilien Testimonial 2015), Bettina Oswald (Betty O, Mundwerkliedermacherin) und Roland Krainz, Mag. Stefan Lehrmayer und Barbara Lehrmayer-Konopasek (Güssinger Mineralwasser), Horst Futterer (Magazin Fazit) Nächster Event: Künstlerin und Odilien-Testimonial, Sabine Schilcher-Asen, wird am 17. Juni 2015, 19.30 Uhr, im Casino Graz eine Benefiz-Bilderausstellung zugunsten des OdilienInstituts veranstalten.

Weitere Spenden sind natürlich jederzeit herzlich willkommen: spenden.odilien.at

140 Länder präsentieren im Rahmen der Weltausstellung 2015 ihre Visionen für die Zukunft unseres Planeten. Österreich überrascht in diesem Jahr mit dem Projekt „Breathe Austria“, bei dem die Besucher eingeladen sind, direkt in das erfrischende Ökosystem eines österreichischen Waldes einzutauchen. Auf 560 Quadratmetern erwächst dabei eine sinnlich erlebbare Symbiose zwischen Gebäude und Natur. Der Holzcluster Steiermark fertigte aus steirischer Fichte und mit innovativer Robotertechnologie die dazugehörige „Breathe Austria Holzbank“, die als Designobjekt symbolisch die Wertschöpfungsstufen der steirischen Holzbranche repräsentiert.

„Weinrating“ der Jungwinzer am Kogelberg

Mit dem Jungwinzerwettbewerb werden seit 14 Jahren potenzielle steirische SpitzenWinzer aufgespürt und ausgezeichnet. Zwei Verkostungsrunden mit vinophilem Gaumen entscheiden über die Siegerweine in fünf Weinkategorien: eine Fachjury sowie eine Weinpatenjury, die sich aus Vertretern von Wirtschaft, Politik, Medien und Weinexperten zusammensetzt. Die Prämierung der Jungwinzer 2015 findet am 18. Juni im Schloßbergsaal der Steiermärkischen Sparkasse statt. „Die Weinindustrie ist auf Ratings angewiesen, ebenso wie Banken im Kreditgeschäft, aber guter Wein bleibt guter Wein“, betont Vorstandsvorsitzender-Stv. Franz Kerber.

Fotos: Frankl, Steiermärkische Sparkasse, Christian Jauschowetz

om Riederer, Kulinarikbotschafter und OdilienTestimonial der heurigen Charity-Kampagne, lud zu einer exklusiven Genussreise mit Weinbegleitung am Pfarrhof. 26 ausgewählte Personen folgten der Einladung. Und am Ende konnte Tom Riederer einen Scheck über EUR 3.500,– an den Geschäftsführer des Odilien-Instituts, Mag. Peter Haberer, überreichen. Ein Ergebnis, das Mag. Peter Haberer wirklich sprachlos machte. Erst der großartige Einsatz von sozial engagierten Firmen und Menschen macht die Arbeit im Odilien-Institut möglich. Er dankte allen Mitwirkenden und erläuterte, dass dieser Betrag der dringend benötigten Erneuerung der Braille-Literatur auf Basis der Neuen Rechtschreibung in der Bibliothek des Fördervereins zugute kommt.

Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann präsentierte vor wenigen Tagen in der Grazer Buchhandlung Moser das von der SFG herausgegebene Buch „… über Grenzen hinaus“. In 32 Geschichten werden die bemerkenswerten Erfolge innovativer steirischer Unternehmen beschrieben. Buchmann will damit weitere Betriebe dazu bewegen, auf Innovation und Internationalisierung zu setzen: „Nur wenn wir über Grenzen hinaus denken und handeln, können wir unsere Spitzenposition bei F&E halten und die Unternehmen zusätzliche Arbeitsplätze schaffen“, so der Wirtschaftslandesrat. Heuer sollen verstärkt Klein- und Mittelbetriebe motiviert werden, in den Export zu investieren und den Sprung auf internationale Märkte zu wagen. „Wir werden dies mit einem Mix aus Förderungs- und Qualifizierungsmaßnahmen unterstützen“, so Buchmann.


Essay von Bernhard Ungericht

Wirtschaftsdemokratie.

Eine (Heraus-)Forderung unserer Zeit W

ir lehnen mehrheitlich ein politisches System ab, in dem diejenigen, welche die Entscheidungen treffen, keinerlei Rechenschaftspflicht gegenüber der betroffenen Bevölkerung haben. Diktatur, Autokratie, Expertokratie, Aristokratie, Plutokratie sind nicht vereinbar mit einem demokratischen Gemeinwesen. Aber wie ist das in der Wirtschaft? Die Wirtschaft prägt heute unser aller Leben in enormer Weise und beeinflusst maßgeblich die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen. Macht dennoch »das Gold die Regeln«? Und nicht wir – die Betroffenen?

Über die Notwendigkeit mehr demokratischer Strukturen für unser Wirtschaftssystem.

Die halbierte Demokratie

Wirtschaftsdemokratie bezieht sich auf zwei Bereiche: zum einen auf die Gestaltung der wirtschaftlichen Rahmenordnung und zum anderen auf (große) Unternehmen. Im Bereich der Unternehmensdemokratie geht es um Mitspracherechte der Beschäftigten bzw. von Gruppen, die vom Unternehmenshandeln stark betroffen sind. Im Bereich der Rahmenordnung werden Regeln für die Wirtschaft als Ganzes festgelegt. Hier wird damit argumentiert, dass die Wirtschaft Teil der Verfassung eines demokratischen Gemeinwesens ist und deshalb die Regeln für die Wirtschaft selbst Teil demokratischer Politik sein müssen.

Foto: Karl-Franzens-Universität/Kastrun

In der Demokratietheorie unterscheidet man zwei Konzepte von Demokratie: die politische Demokratie und die gesellschaftliche/soziale Demokratie. Die politische Demokratie ist das ältere und weniger tief gehende Konzept von Demokratie: Sie betrachtet Demokratie als Vorhandensein formaler demokratischer Prozesse und Strukturen, wie Wahlen und Parlamente. Diese Form der Demokratie ist heute in den meisten Ländern verwirklicht, sogar in einigen Religionsgemeinschaften. Ein jüngeres und starkes Demokratieverständnis betrachtet Demokratie als gesellschaftliche oder soziale Demokratie. Demokratie wird hier als Zustand der Gesellschaft verstanden. Es geht dabei um die umfassende Verwirklichung des demokratischen Gedankens, d. h. die Ausdehnung des Demokratieprinzips auf möglichst alle gesellschaftlichen Bereiche und Institutionen: z. B. die Arbeitswelt, den Bildungsbereich, das Gesundheitswesen, die Landesverteidigung und auch die Wirtschaft. Wirtschaftsdemokratie ist also die Ausdehnung des Demokratieprinzips auf die Wirtschaft. Wirtschaftsdemokratie soll (1.) eine Mitsprache der Betroffenen von wirtschaftlichen Entscheidungen sicherstellen und (2.) verhindern, dass sich eine Gruppe von mächtigen Wirtschaftsakteuren auf Kosten aller anderen oder zukünftiger Generationen bereichern kann.

Die Forderung nach Wirtschaftsdemokratie war historisch immer als eine Alternative zur gängigen kapitalistischen Marktökonomie, aber auch zur sozialistischen, zentralen Planwirtschaft der Vergangenheit gedacht.

Mag. Dr. Bernhard Ungericht wurde

Die Lehren der Vergangenheit. Wirtschaftsdemokratie als Vorbeugung gegen einen Rückfall in die Barbarei

Verantwortlicher für die »SBWL Wirt-

Nach dem Ersten Weltkrieg und nach dem Zweiten Weltkrieg war Wirtschaftsdemokratie eine zentrale Forderung. Die Losung war: »Nie wieder Krieg«, »Nie wieder eine derartige Barbarei«. Als geeignetstes Mittel der Prävention erschien die Demokratisierung aller gesellschaftlichen Bereiche und Wirtschaftsdemokratie wurde als notwendige Ergänzung der politischen/parlamentarischen Demokratie betrachtet. In den 30er Jahren legte Fritz Naphtali – ein deutscher Kaufmann, Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und – erstaunlicherweise – gleichzeitig Leiter der

1965 in Bludenz geboren. Er ist wissenschaftlicher Leiter der Forschungsgruppe »Gesellschaft und Unternehmen« sowie schaftsethik und betriebliches Verantwortungsmanagement« an der Karl-Franzens-Universität Graz. Seit 2002 ist er außerdem Professor am Institut für Internationales Management. 2014 war er Mitbegründer des »Impulszentrum Zukunftsfähiges Wirtschaften«. imzuwi.org FAZIT JUNI 2015 /// 49


Wirtschaftsdemokratie. Eine (Heraus-)Forderung unserer Zeit

Nach dem zweiten Weltkrieg, nach der zivilisatorischen Katastrophe, hatten die Vertreter aller politischen Richtungen einen recht klaren Blick.

Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes – einen umfassenden Entwurf einer Wirtschaftsdemokratie vor. Dieser enthielt: die Kontrolle von Monopolen und Kartellen, Betriebsdemokratie und Mitbestimmungsgesetze, Aufbau öffentlicher Unternehmen und Förderung einer Gemeinwirtschaft/Genossenschaften sowie wirtschaftliche Selbstverwaltung v. a. der Sozialversicherungen. Mit der Machtübernahme der Nazis war natürlich keine Rede mehr davon.

Nach dem zweiten Weltkrieg, nach der zivilisatorischen Katastrophe, hatten die Vertreter aller politischen Richtungen einen recht klaren Blick: Nie wieder sollte es den wirtschaftlich Mächtigen möglich sein, sich der demokratischen Kontrolle komplett zu entziehen und ihre Macht politisch zu missbrauchen. Im Gründungspapier des Deutschen Gewerkschaftsbundes 1949 wird auf diesen Aspekt Bezug genommen: »Die Erfahrungen der Jahre 1918 bis 1933 haben gelehrt, dass die formale politische Demokratie nicht ausreicht, eine demokratische Gesellschaftsordnung zu verwirklichen. Die Demokratisierung des politischen Lebens muss deshalb durch die Demokratisierung der Wirtschaft ergänzt werden.«

Sogar im Ahlener Programm der CDU – also einer bürgerlich-konservativen Partei – vom Februar 1947 ist zu lesen: »… eine Neuordnung muss von Grund auf erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.« Beispielhaft dafür ist auch eine Rede des CDU-Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold, aus dem Jahr 1948: »Durch eine maßgebliche Beteiligung der Arbeitnehmer an der Betriebs- und Wirtschaftsführung soll die soziale Gleichberechtigung hergestellt, der Mensch ganz allgemein wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaft gestellt und der Arbeit wieder ein tiefer Sinn und eine höhere Würde verliehen werden.« … »Bei einer Formaldemokratie in der Politik – und beim Vorhandensein eines Absolutismus in der Wirtschaft kann niemals eine Grundlage für eine sinnvolle Neuordnung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens gefunden werden.« Demokratie – vor allem im Bereich der Wirtschaft – wurde als Schutz vor Radikalisierung, als Schutz vor Krieg und Barbarei und als geeignetstes Mittel für den Aufbau einer zivilisierten Gesellschaft verstanden. Die Herausforderungen der Gegenwart. Krise des demokratischen Staates und die Gefahr des autoritären Kapitalismus

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Die Ausschaltung demokratischer Kontrolle und die Aushöhlung demokratischer Institutionen durch wirtschaftlich mächtige Akteure sind aber auch heute eine reale Gefahr: Der Leiter des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln, Wolfgang Streeck, konstatiert gegenwärtig »eine Krise des demokratischen Staates« und die Gefahr eines »autoritären Kapitalismus«. Es herrsche eine Machtasymmetrie zwischen dem Kapital und demokratischer Politik. Streeck spricht vom »Drama demokratischer Staaten, die in Inkassoagenturen im Auftrag einer globalen Oligarchie von Investoren verwandelt werden«. Es gibt weitere Zeichen einer Entdemokratisierung: Wenn zunehmend das Bild des Unternehmens auf den Staat übertragen wird, so wird mit diesem Leitbild das Selbstverständnis und der Zweck des demokratischen Gemeinwesens verändert. Anstelle des demokratischen Staates als Garant des Gemeinwohls tritt der Wettbewerbsstaat, der in erster Linie die Kapitalrentabilität sichern soll – auch zulasten der Mehrheit der Bevölkerung. Entdemokratisierung geschieht auch dort, wo Politiker in vorauseilendem Gehorsam gegenüber Spekulanten »Rücksicht auf die Märkte« nehmen, oder wenn in internationalen Wirtschaftsabkommen (aktuell TTIP) demokratisch nicht legitimierte Akteure in ihrem Interesse Regeln für Staaten festschreiben, welche auch nicht durch


Essay von Bernhard Ungericht

demokratische Volksentscheide wieder rückgängig gemacht werden können. Dem neuen Souverän – etwas verschämt »die Märkte« genannt – verspricht zum Beispiel die deutsche Bundeskanzlerin in einer Erklärung im Jahr 2011, dafür zu sorgen, dass die parlamentarischen Beschlüsse »trotzdem auch marktkonform« ausfallen werden«. Das ist Selbstzensur einer demokratischen Gesellschaft und das ist ein Zustand politischer Würdelosigkeit Da kann die Politik auch gleich an ein Computerprogramm delegiert werden. Im amerikanischen Kongress gab es tatsächlich bereits einen Vorstoß, die Zins- und Geldpolitik von einem nach bestimmten Kriterien programmierten Computer steuern zu lassen. Nur: Wer programmiert den Computer? Welche Interessen werden die Parameter und die Algorithmen abbilden und exekutieren? Auf jeden Fall ist das das Ende von demokratischer Wirtschaftspolitik. Computerprogramme und Algorithmen sind frei von Debatten über gesellschaftliche Ziele.

Wolfgang Streeck sieht die Gefahr eines autoritären Kapitalismus, der Philosoph Slavoj Zizek sieht den autoritär geführte Kapitalismus gar als Gewinner der Krise ab 2008 und heute als die größte Gefahr für Demokratie und Menschenrechte. Nicht mehr Demokratie plus soziale Marktwirtschaft gelte als Erfolgsmodell, sondern autoritäre Regierung plus Kapitalismus. Singapurs ehemaliger Premier Lee Kuan Yew begründete den sogenannten »Kapitalismus mit asiatischen Werten«. Chinas Deng Xiaoping pries das Konzept ausdrücklich als Vorbild, dem China folgen solle. Dieses Modell des autoritären Kapitalismus – so Zizek – dringe mit der Krise immer weiter Richtung Westen vor. Das mag manchen doch übertrieben erscheinen, aber wer hätte es noch vor wenigen Jahren für möglich gehalten, dass in einer österreichischen liberalen Qualitätszeitung Sätze stehen wie: »Eurokrise führt zur Ausschaltung von Kontrolle und Mitbestimmung der Bürger« (Der Standard, 10. August 2012); »Portugal auch politisch unter Kuratel« … »Wer immer das Land nach den Wahlen im Juni regieren wird, er wird politisch praktisch keinerlei Handlungsspielraum haben.« (Der Standard, 10.4.2011) »es verliert ab sofort seine wirtschaftliche und politische Souveränität«, »Pensionen, Arbeitsgesetze bis hin zu den Löhnen, nötige Privatisierungen – alles kommt auf den Prüfstand. Und die Union ruft nicht nur die Regierung, sondern auch die Opposition auf, sich schon jetzt zur Umsetzung dieser Reformen aus Blut, Schweiß und Tränen zu verpflichten.« (Der Standard, 10.4.2011) In Portugal liegt der Mindestlohn heute bei 589 Euro – ein Salär, das, wie der Europarat festgestellt hat, – »keineswegs ein würdevolles Leben garantiert«.

In einer aufgeklärten Gesellschaft ist es nicht die Frage »Wie viel Demokratie verträgt die Wirtschaft?«, sondern: »Welche Art von Wirtschaft ist einer demokratischen Gesellschaft angemessen?«

In einer aufgeklärten Gesellschaft ist es nicht die Frage »Wie viel Demokratie verträgt die Wirtschaft?«, sondern: »Welche Art von Wirtschaft ist einer demokratischen Gesellschaft angemessen?« Eine zivilisierte Bewältigung der Transformationsherausforderungen unserer Gesellschaften braucht Demokratie.

Wirtschaftsdemokratie ist auch hinsichtlich der großen Zukunftsfragen relevant: Wir sind mitten in einem ungeheuren gesellschaftlichen Transformationsprozess. Das Wachstumsmodell der letzten 60 Jahre ist in der Krise. Wachstum wird aus vielen Gründen nicht mehr möglich sein. Der wichtigste Grund: die Endlichkeit von Ressourcen, vor allem von fossilen Energieträgern, auf denen unser Wachstumsmodell aufgebaut ist. Aber auch die ökologische Tragfähigkeit dieses Modells gerät an seine Grenzen. Wohlstand ohne Wachstum ist eine inhärent demokratische Frage. Wir werden beantworten müssen: Wie viel müssen wir überhaupt produzieren? Welche Produkte brauchen wir? Wie und wo werden diese Produkte erzeugt und wie werden sie verteilt? Ein zweiter Treiber gesellschaftlichen Wandels sind soziale Umbrüche: Der Soziologe Randell Collins beschreibt das »Ende der Mittelschicht« aufgrund einer tiefen Strukturkrise durch tech-

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Wirtschaftsdemokratie. Eine (Heraus-)Forderung unserer Zeit

Die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Unternehmen von morgen werden ganz andere sein müssen als die heutigen.

nologische Arbeitslosigkeit. Im jüngsten Technologieschub – der Informationstechnologie – geht die von der Mittelschicht verrichtete Kommunikationsarbeit verloren. Bis zu zwei Drittel der gebildeten Mittelschichten in der westlichen Welt könnten in den nächsten Jahrzehnten strukturell arbeitslos werden. Die Automation durch Onlineshopping, SB-Kassen, Onlinenachrichten oder die beginnende Konkurrenz mit gutausgebildeten Telearbeitskräften in Indien sind nur die ersten Vorboten eines enormen Strukturwandels. Und bereits heute haben wir in einigen Ländern eine dramatische Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent. Angesichts von Ressourcengrenzen, ökologischen Grenzen, sozialen Herausforderungen und ganzen Bevölkerungsgruppen, die für die Kapitalverwertung überflüssig werden, ist eines klar: Die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Unternehmen von morgen werden ganz andere sein müssen als die heutigen. Und: Zivilisiert werden diese Veränderungen nur dann ablaufen, wenn sie wirklich demokratisch legitimiert sind, wenn Menschen mitreden können, ihre Bedürfnisse artikulieren und geeignete Arrangements mitgestalten können. Die Alternative zur Demokratie ist die Herrschaft einer kleinen Elite, die die Lebensbedingungen der Mehrheit drastisch verschlechtert, um den eigenen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Wir sind an einer historischen Scheidelinie. Die Frage heute ist: Welche Art von Gesellschaft wollen wir morgen sein? Wenn das eine zivilisierte Gesellschaft sein soll, dann brauchen wir eine gehaltvolle Demokratie, die über das liberal-demokratische Verständnis, über periodische Wahlen alle vier oder fünf Jahre und medial inszenierte Parteienkonkurrenz hinausgeht. Gehaltvolle Demokratie heißt, dass die entscheidenden Fragen zu demokratischen Angelegenheiten gemacht werden: Wie schaffen wir sinnvolle und sinnstiftende Arbeit? Wie verteilen wir die Arbeit und die Früchte der Arbeit gerecht? Wie sichern wir die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen? Wie schaffen wir den zivilisierten Ausstieg aus dem Ressourcenverschwendungsmodell? Wir müssen also wirtschaftliche Rahmensetzung und große Unternehmen als Teil demokratischer Politik begreifen. Dabei müssen wir nicht alles neu erfinden. Es gibt genügend Beispiele und Vorschläge für die Demokratisierung der Wirtschaft Das bekannteste Beispiel auf Unternehmensebene sind die Mondragon-Genossenschaften im spanischen Baskenland. MCC (Mondragon Corporacion Cooperativa) ist heute das siebtgrößte Unternehmen Spaniens und gilt als das weltweit erfolgreichste genossenschaftliche Unternehmen. Zu MCC gehören circa 100 Genossenschaften mit ungefähr 120 Tochterunternehmen, die 14 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Von den knapp 80.000 Beschäftigten arbeiten 63.000 in Spanien (davon 31.000 im Baskenland) und etwa 80 Prozent sind Genossenschaftsmitglieder – also EigentümerInnen der Unternehmen.

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Trotz seiner Größe wird Mondragon als demokratisches Unternehmen bezeichnet. Die Beschäftigten sind zu gleichen Teilen am Grundkapital und den Gewinnen der Genossenschaft beteiligt und in die Entscheidungen des Führungspersonals durch demokratische Abstimmungsprozesse eingebunden. Die maximale Lohnspreizung zwischen Top-Management und Beschäftigten darf nicht mehr als eins zu acht betragen. Das oberste Organ der einzelnen Genossenschaften bildet die Generalversammlung der Mitglieder. Von ihr wird der Vorstand gewählt, der über die Besetzung der leitenden Positionen im Unternehmen entscheidet, aber den Vorgaben der Generalversammlung unterliegt. Ein Sozialrat nimmt zusätzlich die Interessen der GenossInnen als Arbeitende wahr. Auf der Ebene der Dachorganisation MCC bilden 650 VertreterInnen der einzelnen Genossen-


Essay von Bernhard Ungericht

schaften ein »Parlament« dieses ist das oberste Vertretungs- und Entscheidungsorgan der genossenschaftlichen Unternehmensgruppe von Mondragon. Wirtschaftlich wie gesellschaftlich ist MCC ein Erfolgsmodell: Laut Studien der Weltbank sind die MCC-Genossenschaften nicht nur die Unternehmen in Spanien mit der höchsten Produktivität, sie haben Krisen besser gemeistert als andere Unternehmensformen, Neugründungen waren deutlich erfolgreicher, da sie auf ein solidarisches Netzwerk bauen konnten.

Die Region um Mondragon hat den höchsten Lebensstandard und -zufriedenheit weltweit und eine der egalitärsten Einkommensverteilung, die Arbeitslosigkeit beträgt nie mehr als ein Drittel der in Spanien üblichen, 5 Prozent der Gewinne gehen in Form von Sozial- und Kulturprojekten an die Gesellschaft zurück. Kaum wo gibt es so viel zivilgesellschaftliches, ehrenamtliches Engagement. Jedes Kind weiß, was eine Genossenschaft ist, dass Probleme und gemeinsame Aufgaben am besten durch demokratische Prozesse gelöst werden und dass Kooperation und Solidarität geeignetere gesellschaftliche Prinzipien sind als Wettbewerb und Egoismus. Warum ist Mondragon so interessant? Mondragon regt die Phantasie an. Mondragon zeigt uns, dass wir Wirtschaft viel lebensfreundlicher und kreativer gestalten können, als uns die Sachzwangrhetorik und die dominante Wirtschaftsideologie weiszumachen versuchen. Mondragon ist eine real existierende Alternative – und das seit 60 Jahren – und stellt damit die herrschende Logik in Frage. There are alternatives! Und Mondragon erinnert daran, dass die Ökonomie eine dienende gesellschaftliche Funktion hat.

Ein anderes Beispiel sind die von Mondragon inspirierten Genossenschaften in der USStadt Cleveland: 2009 wurde zehn Unternehmen gegründet, die im Gemeinbesitz von Beschäftigten, örtlichen Kunden, Bewohnern und der Gemeinde sind und zum gemeinsamen Nutzen geführt werden. Dazu gehören heute unter anderem das größte Gewächshaus des Bundesstaates zur Gemüseproduktion, eine Wäscherei für die Krankenhäuser, eine Solarpaneelfabrik. Das sind demokratische Innovationen auf Gemeindeebene: im Mittelpunkt stehen die Befriedigung lokaler Bedürfnisse, die Schaffung von sinnvollen Jobs und die vertiefte Demokratisierung der Gesellschaft. Das ist auch in Österreich möglich. Erste Ansätze, auf denen wir aufbauen können, sind schon vorhanden, z. B. die Idee der Solidarregion Weiz. Öffentliche Hand, Sozialpartner, Universitäten könnten den Aufbau einer demokratischen, krisenresilienten, lokalen Wirtschaft fördern, indem sie günstige Rahmenbedingungen schaffen (z. B. Bevorzugung bei der öffentlichen Beschaffung, bei Kreditvergabe, bei Steuern) und Know-how bereitstellen. Dazu braucht es nur den Willen zu einer demokratischen Gesellschaft. In einer demokratischen Gesellschaft könnten wir aber auch die Rahmenordnung verändern: Große Unternehmen haben enorme gesellschaftliche Auswirkungen – sie sind damit immer quasi-öffentliche und nicht rein private Institutionen. Sie müssen also an das öffentliche Wohl und die Region angebunden werden.

In den 70er Jahren hat der Ökonom und Autor des auch heute noch augenöffnenden Buches »Small is beautifull«, Ernst Friedrich Schumacher, dazu einen Vorschlag gemacht: Er geht davon aus, dass ab einer bestimmten Größe (500 Personen) jedes Unternehmen sein persönliches und privates Wesen verliert und ein öffentliches Unternehmen wird. Das gesellschaftliche Ziel muss es nach Schumacher sein, große Firmen so eng wie möglich in ihre gesellschaftliche Umgebung zu integrieren und damit das öffentliche Wohl zu fördern. Nach Schumachers Vorschlag müssen Unternehmen ab einer bestimmten Größe Aktiengesellschaften sein. Für jede ausgegebene Aktie ist die gleiche Anzahl von neuen Aktien auszugeben und der öffentlichen Hand zu übergeben. Die Öffentlichkeit ist damit am Grundkapital beteiligt. An die Stelle von Gewinnsteuern tritt das Recht auf einen Anteil an den Gewinnen. Dies beseitige auch die Schieflage, dass Unternehmen zwar auf öffentlich finanzierte Infrastruktur (Bildungswesen, Transportsysteme, Kommunikationsinfrastruktur) zurückgreifen, aber die darauf aufbauenden Profite privatisieren.

Große Unternehmen haben enorme gesellschaftliche Auswirkungen – sie sind damit immer quasi-öffentliche und nicht rein private Institutionen.

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Wirtschaftsdemokratie. Eine (Heraus-)Forderung unserer Zeit

Diese öffentlichen Aktien werden von einem lokalen Gesellschaftsrat verwaltet, der sich aus Vertreterinnen örtlicher Gewerkschaften, örtlicher Berufs- und Unternehmensverbände und Ortsansässigen (wie Schöffen ausgewählt) zusammensetzt. Die Geschäftsführung bleibt in privater Hand, der Gesellschaftsrat hat kein Mitspracherecht, sondern nur ein Beobachtungs- und Informationsrecht. Nur wenn der Gesellschaftsrat zum Ergebnis kommt, dass das öffentliche Wohl ein Eingreifen in die gegenwärtige Geschäftsführung verlangt, kann er sich an ein besonderes Gericht werden, um eine Aktivierung des ruhenden Stimmrechts zu beantragen. Damit ist nach Schumacher eine Neuordnung des Eigentums großer Unternehmen ohne Revolution, ohne Enteignung, ohne Zentralisierung und bürokratische Schwerfälligkeit gewährleistet.

Mit neuen Abstimmungsverfahren wie dem »Systemischen Konsensierenq könnten wir sehr leicht verantwortungsorientierte Leitplanken für das Wirtschaften demokratisch festlegen.

Unserer Phantasie zur gemeinsamen Gestaltung eines wirklich demokratischen Gemeinwesens sind keine Grenzen gesetzt. Neben der Ebene der Unternehmen haben wir noch die Ebene der rechtlichen Rahmenordnung. Warum nicht mehr direkte Demokratie im Bereich der Wirtschaft wagen? Mit neuen Abstimmungsverfahren wie dem »Systemischen Konsensieren« könnten wir sehr leicht verantwortungsorientierte Leitplanken für das Wirtschaften demokratisch festlegen. In Österreich gab es eine Abstimmung über die Nutzung der Kernenergie. Man muss nicht Atomphysik studiert haben, um die Frage zu beantworten, ob man bereit ist, die Risiken der Kernenergie zu tragen. Genauso könnten wir auch darüber entscheiden, welche maximale Lohn- und Einkommensunterschiede gesellschaftlich tragbar sind; ob Banken Kredite für Finanzspekulationen, Nahrungsmittelspekulation vergeben dürfen; ob wir eine Politik der Steuerkooperation oder des Steuerwettbewerbs in Europa wollen; ob es Banken, die mit Steuergeldern gerettet wurden, weiterhin erlaubt sein soll, dass sie Filialen in Steueroasen unterhalten und mit Derivatenzeitbomben experimentieren. Laut EU-Kommission gehen allein in der EU jährlich eine Billion Euro durch Steuerbetrug verloren. Das übersteigt das gesamte EU-Budget um das Siebenfache.

Für die Mehrzahl von wirtschaftspolitischen Entscheidungen gilt, dass sie politisch-ethische Fragen sind, die von den Bürgerinnen – also den Betroffenen – entschieden werden können. Der Erfolg des Wirtschaftens sollte nicht an den Steigerungsraten der Profite Weniger gemessen werden oder an der Steigerung zukunftsbedrohender Wachstumsraten. Sondern daran, ob ein gutes Leben gelingt. Das inkludiert soziale Sicherheit, sinnstiftende Arbeit, demokratische Teilhabe an der Gestaltung einer zukunftsfähigen und lebenswerten Gesellschaft. Wenn wir bereit sind, die gesellschaftlichen Konsequenzen einer nicht-demokratischen Wirtschaft konsequent bis ins Letzte zu bedenken – dann erledigen sich die Thesen, warum Wirtschaft und Demokratie getrennte Bereiche sein sollen. Ist die Forderung nach einer Demokratisierung utopisch? Nein. Zumindest nicht utopischer als die Annahme, die gegenwärtigen (Finanz-)Profiteure oder die wundersame Wirkung unregulierter und nicht rechenschaftspflichtiger globaler Marktkräfte werden schon irgendwie alle Probleme in der Gegenwart und Zukunft lösen. Das Wahlrecht für Frauen war ein Meilenstein in der Entwicklung der Demokratie. Die Herausforderung einer Demokratisierung der Sphäre der Ökonomie erscheint uns heute vielleicht als ein ungleich größerer Schritt.

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Aber vor 200 Jahren erschien auch das Frauenwahlrecht utopisch. Im Absolutismus konnte man nicht auf eine parlamentarische Demokratien als Alternative zum Absolutismus hinweisen. Bedeutete das, dass eine Alternative zu Königen und Fürsten nicht möglich ist? Nein – es bedeutet nur, dass man eine Alternative schaffen muss. Globale Finanzflüsse können genauso durch politische Entscheidungen gezähmt werden, wie sie durch politische Entscheidungen möglich gemacht wurden. Unternehmen können ge-


Essay von Bernhard Ungericht

sellschaftsdienlich und zukunftsfähig ausgerichtet werden. Verfassungen können geändert werden. Regionen und Gemeinden können den Aufbau einer demokratischen und an lokalen Bedürfnissen orientierten Wirtschaft unterstützen. Es gibt genügend konkrete Beispiele und Vorschläge, wie eine Demokratisierung aussehen könnte. Und unserer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Theodor Adorno hat einmal geschrieben: »Die Aufgabe besteht darin, sich weder von der Macht der Anderen, noch von der eigenen Ohnmacht dumm machen zu lassen.« Und letztlich geht es um unser Selbstverständnis: Wollen wir als Individuen Mit-Gestalter sein oder bloße Anhängsel eines ökonomischen Verwertungsprozesses? Und welche Art von Gesellschaft wollen wir? n

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Fotos: Katharina Zimmermann, Rene Strasser

Essentials Jochen Doppelhofer

Von Katharina Zimmermann

E

in Gespür für Trends, Haare und die Menschen, denen sie gehören, hat Jochen Doppelhofer. Seit bald drei Jahren betreibt der 24-Jährige gemeinsam mit Günter Steininger seinen Infriseurladen in der Grazer Belgiergasse. Geht es nach den beiden, werden diesen noch viele folgen.

Wer nach der Schule seine Lehre als Friseur antritt, der hat oft Visionen: den Traum von einem eigenen Salon, in dem man seine Ideen und Vorstellungen umsetzen kann. Für den gebürtigen Gleisdorfer Jochen Doppelhofer ist dieser Traum bereits mit 22 in Erfüllung gegangen, als er nach einigen internationalen Erfolgen wie dem Styling von »Germany’s Next Top Model« oder der Aufnahme in die »Toni & Guy Akademie« gemeinsam mit seinem besten Freund, dem Sinabelkirchner Günter Steininger, einen Salon mitten in Graz eröffnete. »Wir ergänzen uns perfekt. Ohne ihn könnte ich nicht weitermachen«, erklärt Jochen Doppelhofer. Seine Essentials legt er in seiner Wohnung am Griesplatz auf den ungewöhnlichen Couchtisch: eine Metallbox. Wichtig ist vor allem einmal die goldene Casio-Uhr. »Die habe ich vor einigen Jahren in Hamburg gesehen

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und dabei gewusst, dass ich sie haben muss«, sagt er, »besonders cool finde ich, dass mein Papa früher das gleiche Modell gehabt hat.« Auch die Sonnenbrille von »Jfull« mit bunt gespiegelten Gläsern ist ein »Immerdrauf«. Schließlich ist sie italienische Handarbeit. Ähnlich oft kommt der Haargummi zum Zug: »Hier ist es ganz wichtig, dass er ohne Metall ist, sonst kann das die Haare nachhaltig beschädigen«, sagt Doppelhofer, der mittlerweile auch seine Haarpracht wieder länger trägt. »Im Laufe der Jahre bin ich wirklich vielen Styles gefolgt. Momentan nimm ich jeden Tag ein bisschen Wachs und eben diesen Haargummi«, sagt der gelernte Friseur. Stolz zeigt er auch seine besondere »Mizutani«-Schere her. Sie stammt aus Japan und wird dort in Handarbeit gefertigt. Immerhin arbeitet Doppelhofer zehn bis zwölf Stunden am Tag und da ist gute Gerätschaft das Um und Auf. Neben der Schere kommen seine Kunden auch mit seinem Messer in Berührung, damit dann auch jede Strähne sitzt. Mittlerweile sind die

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beiden Jungs aber nicht mehr alleine im Salon, sie haben drei Mitarbeiter, was auch bedeutet, dass die Freizeit wieder mehr Raum einnehmen darf. »Mein aktuelles Hobby ist Radfahren in sämtlichen Variationen. Ich habe momentan sechs Räder, ein Klapp-, Enduro-, Downhill-, Renn- sowie Fixierad und einen Dirt Jumper«, sagt Doppelhofer, der neben der Arbeit im Salon viel Zeit im Wald verbringt. Somit sind auch das Radlicht und das »Multitool« ständige Begleiter zwischen Platte, Plabutsch und dem Griesplatz. Für die körperlichen Gebrechen sind die Voltarencreme und der Massageball zuständig. In der Zeit, die zwischen Schere und Rad noch bleibt, nutzt der Figaro stark sein Handy. Hier schwört er auf Apple – »ich habe durchgängig nur Appleprodukte. Mein Iphone 5S, mein MacBook und mein iPad passen perfekt zusammen.« Der Stecker zum Aufladen muss natürlich auch immer mit von der Partie sein. n Seit 2012 schaut Jochen Doppelhofer gemeinsam mit Günter Steininger in der Belgiergasse durch die Haare. doppelhofersteininger.com


Bildung

UNIKAT zwischen Design und Kunst Unter dem Titel „Unikat“ wurde von 3. bis 17. Mai eine von Alice Stori Liechtenstein kuratierte Ausstellung von 23 Designern und Designerinnen im Storialab, Maiffredygasse 2, gezeigt. Das Thema ist die verschwindende Grenze zwischen Kunst und Design. Mit der Ausstellung sollen vorgefasste Meinungen über die zwei Themen in Frage gestellt werden. Die ausgestellten Werke stammen u. a. von Alberto Biagetti, Andrea Baumann und Nicoleta Auersperg. Immer mehr Designer arbeiten als Selbstständige, produzieren ihre Entwürfe selbst und treten auch als Erzeuger und Handwerker auf. Die Ausstellung wurde von der Energie Steiermark unterstützt.

Die neuen Gezeiten: Geld.Flut und Zins.Ebbe

Klare Antworten auf brisante Fragen zu den internationalen Finanzmärkten gab es auf dem Informationsabend der HYPO Steiermark am 7. Mai. „Wir erleben die unsichersten Zeiten seit 25 Jahren“, brachte Vorstandsdirektor Bernhard Türk die weltund finanzpolitische Situation auf den Punkt: „Instabilität und Unsicherheit werden die Eckpfeiler der neuen Normalität.“ Der hochkarätige Zins- und Währungsanalyst Valentin Hofstätter nahm in seinen Ausführungen u. a. die Entwicklung der Wirtschaft, Deflations- und Inflationsängste, Auswirkungen des Tiefzinsumfeldes, die Euro- Schwäche und die Situation des Ölmarkts unter die Lupe.

Fotos: Atelier Biagetti, Artige Bilder, Hannes Loske, Foto Fischer

Explosive Rock-Mischung

Heiß her ging’s am 25. April im Explosiv am Grazer Bahnhofgürtel: Rock The Dog haben ihr fast schon traditionelles Frühjahrskonzert gegeben. Für die Fangemeinde gab’s die 4 Herren in Hochform. WK-Innungs-GF Bernd Haintz (dr), Neurochirurg Markus Hoffermann (b, voc), Jurist Heinz Kadanik (guit), Special Guest: Nationalrat Josef „Beppo“ Muchitsch an der Tuba und Edelfeder Stefan Schwar (guit, voc) heizten ein.

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Tag der Arbeitgeber

Mit dem „Tag der Arbeitgeber“ setzte die WKO Steiermark am 30. April ein starkes Zeichen für noch mehr Unternehmertum. „Unsere Betriebe leisten tagtäglich Hervorragendes und sichern damit Wachstum und Wohlstand für unser Land – dafür wollen wir uns gerade am Tag der Arbeitgeber bedanken“, betont die Führungsspitze geschlossen. Josef Herk, Benedikt Bittmann, KarlHeinz Dernoscheg und Peter Hochegger nahmen dies zum Anlass, um unter dem Motto „Wirtschaft legt Zeugnis ab – Wirtschaft stellt Zeugnis aus“ Bilanz zu ziehen – in Form einer Standortstudie, die das Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung gemeinsam mit dem Wifo und Joanneum Research ausgearbeitet hat.

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Kurz & News

„Bildungsverpflichtung“ für Qualifikation

Der französische Modekonzern Daniel Hechter und die österreichische Michael Pachleitner Group setzen die erfolgreiche Zusammenarbeit fort. Der Lizenzvertrag wurde bis 2020 verlängert. „Daniel Hechter ist eine bekannte Marke und steht für klassische Eleganz, gepaart mit hoher Qualität. Diesen Anspruch setzen wir konsequent im Brillendesign um. Für beide Unternehmen – Daniel Hechter und die Michael Pachleitner Group – steht Kontinuität im Vordergrund. Mit der Verlängerung können wir unser Produktportfolio unter einer langfristigen Perspektive ausbauen“, erklärt Dietmar Hermus, CSO der Michael Pachleitner Gruppe.

Die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt stand im Mittelpunkt der AK-Vollversammlung. Sozialminister Hundstorfer strich bei seinem Referat die Bemühungen, Menschen zu mehr Qualifikation zu verhelfen, heraus: „Rund die Hälfte der beschäftigungslosen Menschen haben nach der Pflichtschule keine weiterführende Ausbildung.“ Dem müsse „für die Zukunft“ gegengesteuert werden, begründete Hundstorfer die Notwendigkeit einer Bildungsverpflichtung. Außerdem kündigte der Sozialminister weitere Schritte gegen Lohn- und Sozialdumping an. Mit der Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie sollen Verstöße künftig auch im Ausland verfolgt werden können.

Der Wirtschaftsbund Steiermark nimmt heute zum dritten Mal den „Tag der Arbeitgeber“ zum Anlass, um einen steirischen Unternehmer mit dem „Human Resources Award“ zu ehren. Ausgezeichnet werden diesmal Gerald und Judith Schwarz, aiola Gastronomie GmbH. „Mag. Gerald Schwarz und Judith Schwarz leisten mit ihrem unternehmerischen Engagement einen wichtigen kulinarischen Beitrag und beschreiten mit ihrem neuen ‚Mitarbeitermodell‘ einen innovativen Weg. Erfolgreiche Betriebe wie dieser sind das ‚unternehmerische Herz‘ der Steiermark und tragen wesentlich zur Lebensqualität bei“, so LR und WB-Obmann Dr. Christian Buchmann.

Dreißig Vereine aus der ganzen Steiermark haben gezeigt, wie sie Holz zum Thema machen, um somit das Klima aktiv schützen und das Bewusstsein für Holz als Klimaschützer in der breiten Öffentlichkeit zu wecken. Von der Vielfältigkeit der eingereichten Ideen zeigte sich Doris Stiksl, Geschäftsführerin von proHolz Steiermark, beeindruckt: „Vom klassischen Holzpokal bis hin zu einer Holzbücherbox oder der Restaurierung eines Feuerwehrautos aus Holz – es war alles mit dabei.“ Das Publikumsvoting konnte der Musikverein aus Krakauebene klar für sich entscheiden. Der Gewinner des Jurypreises ist der Verein der Freien Waldorfschule Graz.

Wirtschaftsbund verleiht Human Resources Award

Holzideen für ein gutes Klima

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Daniel Hechter mit Pachleitner Group verlängert


Foto: Wohlgemuth / SPÖ Foto: Architekt Markus Pernthaler ZT GmbH

Baustart für das innovativste Gebäude Österreichs

Foto: Foto Fischer / Stadt Graz

Ein wegweisendes Konzept, innovative Energietechnologien und 200 Forschungsarbeitsplätze – das alles bietet der 60 Meter hohe „Science Tower“, dessen Spatenstich am 5. Mai erfolgte, in der neuen Smart City im Grazer Westen.

Spatenstich für den Science Tower mit LR Christian Buchmann, SFL-Eigentümer Hans Höllwart, LH-Stv. Hermann Schützenhöfer und Bgm. Siegfried Nagl.

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er Science Tower ist das weltweit erste Gebäude, das transparente Energiegläser („Grätzel-Zellen“) in der Fassade verwendet, die Strom aus Photovoltaik liefern. Für das Unternehmen SFL technologies aus Stallhofen ist der Bau der Höhepunkt ihrer langjährigen Pionierarbeit – ein Turm, der sich zu hundert Prozent mit regionaler Energie versorgt.

Stadtteilentwicklung „Smart City“ Dazu gehören auch innovative Stromspeicherung und intelligente Lüftungskonzepte. „Der Science Tower ist der Leuchtturm für unser Unternehmen und für künftiges

städtisches Bauen“, so der Bauherr und SFL-Eigentümer Hans Höllwart. Die Brutto-Geschoßfläche beträgt 4.600 Quadratmeter bei einem Investitionsvolumen von rund 16 Millionen Euro, die Fertigstellung erfolgt Mitte 2016. Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann betont: „Der Science Tower ist ein innovatives Wahrzeichen der Steiermark.“

Hohe Lebensqualität als Standortfaktor Im Umfeld der Waagner-Biro-Straße und der Helmut-List-Halle werden mit 4,2 Millionen Euro Förderung aus dem Klima- und Energiefonds innovative Vorzeigeprojekte umgesetzt. „Der Science Tower steht für innovative und nachhaltige Stadtentwicklung auf dem Weg zu einer smarten City“, so Bürgermeister Siegfried Nagl. Das künftige technologische Wahrzeichen der Stadt Graz inmitten der Smart City wird zum Hotspot für nachhaltiges Bauen. „Das Smart-City-Projekt wird daher viele interessierte Unternehmen und neue Besucher anlocken“, erklärte LH-Stv. Hermann Schützenhöfer beim feierlichen Spatenstich.

Kurz im Gespräch mit Max Lercher Landesgeschäftsführer der SPÖ Steiermark

In welchen Bereichen muss sich Ihrer Ansicht nach die steirische Sozialdemokratie 70 Jahre nach ihrer Gründung neu positionieren? Mit der groß angelegten Parteireform der SPÖ Steiermark sind wir schon einen gewaltigen Schritt in die richtige Richtung gegangen. Wir haben verstanden, dass die Politik aus ihrem Elfenbeinturm heraus muss, und haben im Rahmen der „Vision 2030“ einen Programmprozess gestartet, der auf breitester Basis genau diese Fragen behandelt. Unser Anspruch ist es, vom System zur Alternative zu werden! Inwiefern unterscheidet sich die SPÖ im gemeinsamen Kurs der Reformpartnerschaft vom Partner? Die Steiermark zukunftsfit aufzustellen und dafür zu sorgen, dass wir den großen Herausforderungen, die vor uns liegen, positiv entgegenblicken können, war und ist das erklärte Ziel. Die Methoden und Herangehensweisen, um diese positiven Veränderungen herbeizuführen, unterscheiden sich natürlich stark. Wer aber die Verantwortung für die Steiermark übernimmt, muss Kompromissbereitschaft beweisen. Wie kann die Landespolitik die Krisenregionen besser unterstützen? Kräfte bündeln, Regionen stärken. Das ist unser Motto für die regionale Entwicklung der Steiermark. Dabei geht es darum, mit gezielten Förderungen wichtige Zukunftsprojekte anzustoßen. Dafür sollen in den nächsten fünf Jahren rund 300 Millionen Euro zur Projektumsetzung in den Regionen zur Verfügung stehen

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Telekommunikation

Fotos: Canon Europa und Graz

Die brandneue Canon imagePRESS C600i ist ab sofort in Österreich erhältlich.

Mit Business-Lösungen von Canon auf dem richtigen Weg Mitte Mai wurde im Canon Business Center Graz die Markteinführung der imagePRESS C600i mit einer Kundenveranstaltung im „Open House“ festlich begangen. Das interessierte Fachpublikum konnte die neue Maschine bereits in Aktion erleben und sich vor Ort ein eigenes Bild darüber machen, wie sich die Kundenkommunikation mit dem ersten Bürodrucker mit Produktionsdrucktechnologie revolutionieren lässt.

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s ist kein Branchengeheimnis, dass professioneller und variabler Datendruck eine wesentliche Voraussetzung für die individuelle Kundenansprache ist. Ein echter Allrounder auf diesem Gebiet, und damit für eine ganze Palette von Anwendungen geeignet, ist die Canon imagePRESS C600i, ein innovatives Vollfarbdrucksystem für das Office, das völlig neue Standards bei Qualität, Vielseitigkeit und Produktivität setzt.

Qualitätsdruck mit nahtloser Integration Bernhard Tauschmann, Geschäftsführer des Canon Business Center Graz, verweist auf die herausragenden Eigenschaften des neuen Produkts: „Ob für Großunternehmen oder KMU, die Attraktivität der imagePRESS C600i basiert insbesondere auf den zahlreichen Funktionalitäten, die auf eine maximale Produktionseffizienz und eine Verringerung der Kosten ausge-

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richtet sind.“ Entscheidend und an erster Stelle steht herausragende Druckqualität – handelt es sich doch um den ersten „Bürodrucker“ mit Produktionsdrucktechnologie, einer hohen Auflösung, wunderschönen, gleichmäßigen und exakten Farben, lebendigen Bildern und hochpräziser Registerhaltigkeit. Eine wichtige Rolle für die Erweiterung bestehender Systeme ist die effektive Integration – die imagePRESS C600i ist jedenfalls ein „Produktionsdrucksystem“, das sich naht- und reibungslos in die Dokumentenprozesse moderner Büroumgebungen integriert. Für viele Anwendungen gefragt ist die außergewöhnliche Vielseitigkeit des Gerätes – das Ergebnis ist stets professionelle Druckqualität. Die imagePRESS C600i erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 60 Seiten pro Minute und verarbeitet eine Vielzahl von Medien. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Sonderformate, Spezialpapiere oder zu bedruckende Kuverts

handelt. Damit erfüllt es unter anderem etwa die steigende Nachfrage von Kreativagenturen und Druckbetrieben nach hochwertigen Kleinauflagen, die in hoher Frequenz auf einer breiten Palette von Medien produziert werden können, wie Tauschmann erläutert: „Die Fähigkeit, sogar schwere und strukturierte Medien verarbeiten zu können, macht sie zu einer hervorragenden Rundumlösung für Agenturen, Marketing- und Designabteilungen sowie kleineren Dienstleistungsbetrieben, die ihr Serviceangebot ausbauen wollen.“ Lösung für Managed Print Services Ein aktuelles Beispiel für die Implementierung von umfassenden Drucklösungen von Canon bietet das Printmedium „Der Standard“. Die Wiener Tageszeitung ist aus der österreichischen Medienlandschaft nicht mehr wegzudenken, aber die letzten Jahre waren von Modernisierung und Neustrukturierung geprägt. Bei der


Telekommunikation

Übersiedlung auf einen neuen, gemeinsamen Standort wurde eine innovative Gesamtlösung für den Druck- und Kopierbetrieb gesucht, die mit Hilfe des Konzepts „Canon Managed Print Services (MPS)“ erfolgreich umgesetzt wurde. Die rund sechzig Geräte umfassende Druckerflotte mit fünfzehn verschiedenen Modellen von vier Herstellern wurde auf eine neu designte Geräteflotte reduziert, die schließlich aus siebzehn Canon imageRUNNER ColorGeräten bestand und bereits vor dem Eintreffen der MitarbeiterInnen im neu bezogenen Gebäude fix und fertig installiert worden war. Zur Förderung des Kostenbewusstseins ist der Preis jedes Ausdrucks auf allen Druckern sichtbar. Somit kann von Fall zu Fall entschieden werden, ob in schwarz-weiß oder Vollfarbe gedruckt werden soll, bzw. ob große Stückzahlen außer Haus an einen Dienstleister vergeben werden. Auch das technische Service funktioniert besser als zuvor, da die Geräte eventuelle Störungen mit Hilfe von „e-Maintenance“Systemen selbst melden. Daher gibt es we-

Bernhard Tauschmann und sein Team im Canon Business Center Graz bieten umfassenden Service.

niger Stillstand und die IT braucht weniger Zeit, um die Geräte zu managen. „Wir von der IT-Abteilung bekommen diesbezüglich praktisch keine Anrufe mehr – das ist das Beste, was man über ein Service sagen kann“, so Teamleiter IT im PublishingBereich Mario Naito, „mit weniger Geräten als früher ist somit eine höhere Verfügbarkeit des Druckbetriebes gewährleistet.“ Auch das automatische Management von Verbrauchsmaterialien trägt wesentlich zum reibungslosen Ablauf bei: Der Toner wird automatisch vom Gerät bestellt und im Anschluss an ein zentrales Lager im ITBereich geliefert.

Als Fazit hört man rundum nur Zufriedenheit mit ausgereiften Lösungen, wie IT-Leiter Robert Peska bestätigt: „Die Partnerschaft mit Canon im Rahmen der Managed Print Services bringt für uns große Vorteile: Neben der optimalen Druckauslastung bei ausgezeichneter Qualität haben wir die Kosten gut im Griff. Die regelmäßigen Consulting-Dienste der Canon-Spezialisten halten uns immer am letzten Stand technischer Entwicklungen – damit bleibt keine Möglichkeit mehr ungenutzt!“

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Foto: Arnold Pöschl

Aus der Fazit-Talenteschmiede: Michael Neumayr (links) mit Klaus Krainer und Mario Lugger

Foto: Fischer

Wirtschaft

TRIGOS-Steiermark-Gewinner tragen Verantwortung! Josef Mair, GF Heuberger Eloxieranstalt, Tanja Knapp, Katrin Pucher und Gerald Hofer (alle drei Knapp AG), Gastgeberin Herta Stockbauer (BKS Bank-Vorstandsvorsitzende), Geofair-GF Rainer Dunst, Ingrid Gruber von der Zellstoff Pöls AG, Stefanie Stolitzka von der Legero Schuhfabrik. V.l.n.r.

Fazit als Talente- TRIGOS-Gala ehrt schmiede verantwortungsvolle Unternehmen Z Bereits zum siebten Mal wurde der TRIGOS um zweiten Mal überreichte heuer Landesrat Christopher Drexler den begehrten Inge-Morath-Preis für Wissenschaftspublizistik. Damit werden Beiträge ausgezeichnet, die in Medien wissenschaftsbezogene Themen behandeln, die mithelfen das Interesse der Öffentlichkeit für Wissenschaft und Forschung zu wecken. Und neben dem Printsieger Gerald Schwaiger (Krone) und der Preisträgerin für elektronische Medien, Sylvia Sammer (Ö1), wurde diesmal auch ein Journalist geehrt, der sein Handwerk nicht zuletzt bei Fazit gelernt hat: Michael Neumayr wurde gemeinsam mit Mario Lugger und Klaus Krainer (alle drei jetzt bei der Wirtschaftskammerzeitung „Steirische Wirtschaft“) für die Serie „Zeitenblicke“ mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Die Themen, die behandelt wurden, spannten sich von der Zeit der Weltkriege, Ständestaat bis hin zum Wirtschaftswunder und dem Umbau der Steiermark zu einem modernen High-Tech Land. Wir freuen uns für die Preisträger!

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in der Steiermark vergeben. Die begehrte CSR-Trophäe zeichnet Unternehmen aus, die verantwortungsvoll und nachhaltig agieren.

R

und 150 Unternehmer sowie Stakeholder aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik fanden sich am 5. Mai zur feierlichen Vergabe des TRIGOS, des etabliertesten Nachhaltigkeitspreises Österreichs, ein. Aus den insgesamt 44 Einreichungen gingen fünf strahlende Sieger hervor.

Festliche Veranstaltung Die Spannung, wer aus dem Teilnehmerfeld engagierter Unternehmen als Sieger hervorgehen sollte, blieb bis zum Ende der festlichen Gala in der Alten Universität groß. „Ich gratuliere allen Gewinnern aufs Herzlichste und möchte mich gleichzeitig bei den zahlreichen Einreichern für ihr herausragendes Engagement bedanken. Für ihren Mut und ihren Einsatz, etwas positiv

verändern zu wollen, für ihre Investition in die Zukunft“, so Herta Stockbauer, BKS-BankVorstandsvorsitzende, die als langjähriger Partner und Initiator des TRIGOS die Gala feierlich eröffnete. Durch den Abend führte charmant und professionell Moderatorin Petra Rudolf. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Jazzmusiker Tonč Feinig gemeinsam mit Ana Bezjak.

Siegestrophäe im neuen Design Die hochwertige TRIGOSTrophäe wurde von den Gewinnern mit sichtlichem Stolz entgegengenommen. Die Gestaltung des Preises – designt wurde die Trophäe ursprünglich von David Pompa – wurde in ihrem siebenten Jahr von den Schülern der HTBLVA Fer-

lach einem sanften Relaunch unterzogen. Die Vergabe des TRIGOS Steiermark erfolgte in der Kategorie „Ganzheitliches CSR-Engagement“ an Klein-, Mittel- und Großunternehmen. Die WIN – Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit – vergab den Sonderpreis an den „CSR-Newcomer“ des Jahres. Ein von der Kleinen Zeitung ausgeschriebener Sonderpreis für die „Beste Partnerschaft“ sorgte für zusätzlichen Anreiz. Alle einreichenden Unternehmen nehmen automatisch am bundesweiten Wettbewerb des TRIGOS Österreich teil, der am 2. Juni in Wien überreicht werden wird.

TRIGOS-Steiermark Preisträger

in der Kategorie „Ganzheitliches CSR-Engagement“ Kleinunternehmen: Gofair GmbH Mittelunternehmen: Heuberger Eloxieranstalt GmbH Großunternehmen: Knapp AG Sonderpreise: CSR-Newcomer: Legero Schuhfabrik GmbH Beste Partnerschaft: Bioenergie Wärmeservice GmbH


Wirtschaft

Wirtschaftsbund fordert mehr Wertschätzung für heimische Unternehmer Der Wirtschaftsbund Steiermark präsentierte bei der Landesgruppenhauptversammlung in Gleisdorf sein wirtschaftspolitisches Programm für die kommenden vier Jahre: Im Fokus stehen der Ausbau der Breitbandinfrastruktur, die Stärkung lokaler Anbieter im Vergaberecht sowie eine verbesserte Rechtssicherheit im Bereich der Sozialversicherung. LR Dr. Christian Buchmann wurde außerdem für die nächsten vier Jahre als Landesgruppenobmann wiedergewählt.

M

enschen, die ein unternehmerisches Risiko auf sich nehmen, müssen aktiv unterstützt werden und dürfen nicht durch zusätzliche Auflagen und Hürden behindert werden. Unternehmer schaffen Arbeitsplätze und sichern den Wohlstand in der Steiermark – als Wirtschaftsbund fordern wir generell mehr Wertschätzung für die Erfüllung dieser essenziel-

len Aufgaben ein“, formuliert Buchmann die Stoßrichtung des künftigen Arbeitspaketes. Der generelle Ruf nach mehr Anerkennung für unternehmerische Tätigkeit wurde im Leitantrag auf einen konkreten Maßnahmenkatalog heruntergebrochen. Beim Thema Infrastruktur ist darin beispielsweise die Forderung an Infrastrukturminister Stöger enthalten, die reservierten

Förderungen im Rahmen der Breitbandinitiative rasch freizugeben und das Förderprogramm auch auf die Anschlusskosten für Gewerbebetriebe zu erweitern. Ein zentrales Anliegen ist auch die Stärkung der steirischen Regionen als attraktiver Lebensraum für die Menschen und die Wirtschaft. Zur Stärkung der regionalen Wirtschaft sollen lokale Anbieter im Vergaberecht klar

bevorzugt werden. Ein leidiges Thema für viele Gewerbebetriebe sind Prüfungen durch die Gebietskrankenkasse – existenzbedrohende Sanktionen sind oft die Folge. Der Wirtschaftsbund Steiermark mahnt hier eine dringend notwendige Rechtssicherheit für die heimischen Unternehmer ein.

Für eine attraktive Steiermark mit starken Unternehmen Unsere Zukunft: Wertschätzung für Unternehmer Auffahrt auf den schnellen Datenhighway Rechtssicherheit im Bereich der Sozialversicherung

„Wir kämpfen für bessere Rahmenbedingungen für Kleinst-, Klein-und Mittelunternehmen.“

Landesrat Dr. Christian Buchmann Landesgruppenobmann

Josef Herk WKO Steiermark Präsident


Kurz & News

Klima: Alarmstufe Rot

Der Eurospar-Markt Gleisdorf hat sich während der letzten 30 Jahre zum Nahversorger-Fixpunkt in der Region entwickelt. Jetzt wurde der Markt modernisiert und neu gestaltet. Der Bereich Obst und Gemüse fällt jetzt noch großzügiger aus, das Sortiment umfasst internationale Köstlichkeiten ebenso wie regionale Spezialitäten. Anlässlich der Neueröffnung übergab Spar 2.500 Euro an den LEBI-Laden Gleisdorf der Chance B. Um bei der Beleuchtung des 1.900-QuadratmeterMarkts Ressourcen zu sparen, wurde er „als Beitrag zum Klimaschutz auf LED-Beleuchtung umgestellt“, erklärt Spargeschäftsführer Christoph Holzer.

Heinz Kopetz, Präsident des Weltbiomasse-Verbandes, präsentierte vor Kurzem sein Buch „Klima: Alarmstufe Rot – Mutter Erde ruft um Hilfe“, das er gemeinsam mit Claudia Kemfert verfasst hat. Die Autoren gehen der Frage nach, ob es im Kampf gegen den Klimawandel ohnehin zu spät für wirksame Gegenmaßnahmen ist. „Ziel dieses Buches ist es, auch Skeptiker davon zu überzeugen, dass es einen von Menschen verursachten Klimawandel mit katastrophalen Auswirkungen gibt. Und: Dass der Kampf gegen den Klimawandel noch gewonnen werden kann“, betont Kopetz. Dazu müssten aber so rasch wie möglich die notwendigen Maßnahmen eingeleitet und umgesetzt werden.

Die Raiffeisen-Landesbank Steiermark hat erstmalig einen Wertschöpfungsbericht vorgelegt, der belegt, dass die RaiffeisenBankengruppe Steiermark eine Bruttowertschöpfung von 574 Millionen Euro erbringt. Die Bilanzen zeigen, dass sich Raiffeisen im Geschäftsjahr 2014 sehr gut behauptet hat. Die Raiffeisen-Bankengruppe Steiermark steigerte das EGT auf 83,9 Millionen Euro (RLB – 28,2 Millionen) und konnte die Eigenmittelquote verbessern. RLB-Generaldirektor Martin Schaller: „Insgesamt zeigen die erfreulichen Ergebnisse, dass Raiffeisen die vielfältigen Herausforderungen gut meistert und die führende Position in der Steiermark ausbaut.“

Mit einem rauschenden Fest wurde das 10-Jahresjubiläum des Jaguar & Rover Center Graz gefeiert. Mehr als 300 Gäste sind der Einladung der Eigentümerfamilie Bijondic-Gaberszik in das neu umgebaute Autohaus gefolgt. Begrüßt hat der Eigentümer Mag. Manfred Bijondic mit einem kurzen Bericht über 10 Jahre Jaguar & Rover Center Graz, danach sprachen der Präsident der WKO Steiermark, Josef Herk, und Bgm. Siegfried Nagl über die Bedeutung der Autobranche in der Steiermark. Für die musikalische Umrahmung sorge die österreichische Live-Band EGON7 – ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Vorstellung des neuen Jaguar XE.

Eine Kooperation des besten Geschmacks! Anlässlich der Kür zum „Gault&Millau Koch des Jahres 2015“ übernahm „Steira Wirt“ Richard Rauch im Rahmen einer einjährigen Kooperation mit der Pappas Gruppe und Wittwar eine neue Mercedes-Benz M-Klasse. Für den steirischen Spitzenkoch ist der SUV die perfekte Unterstützung für seine neuen Aufgaben, der ihn bequem und sicher zu seine Präsentationen bringt. „Richard Rauch und die Pappas Gruppe sprechen dieselbe Sprache: Wir wollen jeden Tag aufs Neue unsere Kunden mit Top-Produkten und -Services begeistern“, betont Andreas Oberbichler, GF der Konrad Wittwar Ges.m.b.H.

Anlässlich des Nationalfeiertages der Republik Polen luden LT-Präs. Franz Majcen und der Botschafter der Republik Polen, Artur Lorkowski, am polnischen Nationalfeiertag, dem 4. Mai, zu einer Festveranstaltung in das Grazer Landhaus. Zwischen der Steiermark und polnischen Regionen besteht seit Langem ein Netzwerk an guten Beziehungen. Eine zentrale Rolle dabei spielt seit 1998 Honorarkonsul Gerold Ortner. Für sein Wirken wurde ihm von Lorkowski das Kommandeurskreuz des Verdienstordens der Republik Polen überreicht. Seiner Gattin Stefanie Ortner wurde für ihren tatkräftigen Einsatz an der Seite ihres Mannes der Verdienstorden „Pro Merito“ verliehen.

Am 11. Mai fand eine bewegende Gedenkfeier für die taubblinde Lyrikerin Irene Ransburg statt. Für die musikalische Umrahmung sorgten Bakanic & Golebiowski: Klezmer reloaded, und Gerhard Balluch las Gedichte aus ihrem Nachlass. Dabei wurden Einblick in das Leben der handwerklich und lyrisch überaus begabten Frau gegeben. Sie wurde 1898 in Graz als Tochter jüdischer Eltern geboren und verlor im jugendlichen Alter Augenlicht und Gehör. 30 Jahre lang lebte und arbeitete sie in der Odilien-Blindenanstalt, bevor sie 1944 nach Theresienstadt verschleppt wurde und schließlich in Auschwitz-Birkenau ihr schreckliches Ende fand.

Das Geschäftsjahr 2014 verlief für die Steiermärkische Sparkasse mit ihren Tochter- und Beteiligungsunternehmen zufriedenstellend. Steigerungen um 8,4 Prozent in den Betriebserträgen sorgten für ein Jahresergebnis über Plan. Die Bilanzsumme des Konzerns wuchs gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent auf 14,4 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis des Konzerns stieg im Vergleich zu 2013 um 15,5 Prozent auf 171,9 Millionen Euro. „Zusammenfassend sind die Ergebnisse 2014 zufriedenstellend, weil wir unsere Ergebnisbudgets übertroffen haben und unsere Eigenkapitalquoten und Kennziffern weiter verbessern konnten“, hebt Vorstand Gerhard Fabisch hervor.

Raiffeisen Steiermark legt gute Bilanz 2014

Der Stern für den Koch des Jahres 2015

Odilien-Institut – Gedenkfeier für Irene Ransburg

64 /// FAZIT JUNI 2015

10 Jahre Jaguar & Rover Center Graz

Hohe Ehrung für Honorarkonsul Gerold Ortner

Steiermärkische Sparkasse steigert Ergebnis

Fotos: Spar, LK, RLB Steiermark, Rene Strasser, Wittwar, Foto Fischer, Odilien Institut, Steiermärkische Sparkasse, Michael Maili, proHolz, Holding Graz, Obdach

Eurospar-Markt Gleisdorf erstrahlt in neuem Glanz


Kurz & News

Der Steirische Tennisverband eröffnete kürzlich das erste regionale Leistungszentrum in der Obersteiermark mit den Standorten in Bruck an der Mur und Kindberg. Die Vereine ESV Bruck und TC Kindberg wollen damit zum „Tenniszentrum der Obersteiermark“ avancieren. Mit dieser Talenteschmiede soll die Zusammenarbeit des STTV mit dem Team aus Bruck und Kindberg weiter verbessert und die qualitativen Standards gesichert werden. „Bruck und Kindberg sind im Tennis ein fruchtbarer Boden und somit ideale Standorte für ein Leistungszentrum. Wir gehen zu den Kindern, um ihnen das Know-how des Verbandes anzubieten“, so STTV-Präsidentin Barbara Muhr.

Holz ist wissenswert – 1.000 Bücher für TU-Bibliothek

Knapp 1.000 Bücher, gefüllt mit Holzwissen, wandern in die Regale der Bibliothek der Technischen Universität Graz. proHolz Steiermark übergab ihre komplette Büchersammlung zur öffentlichen Nutzung. „Holz ist der Bau- und Werkstoff der Zukunft, der viele Möglichkeiten bietet“, freut sich Stefan Peters, Dekan der Fakultät für Architektur, über den Neuzugang. „Je mehr Holz für den Bau und das Wohnen verwendet wird, desto besser für unser Klima und unsere Gesundheit“, so Franz Titschenbacher, Obmann von proHolz. Alle Werke sind im Bibliothekskatalog registriert und können österreichweit rund um die Uhr online bestellt werden.

Chinesische Elektrobusse für Graz

Nach dem Erstkontakt mit der Firma China South Locomotive & Rolling Stock Corporation Limited (CSR) nahm das Management der Holding Graz Verhandlungen über eine weiterführende Kooperation im Bereich der Elektrobusse auf. Wichtigster Teil des chinesischen E-Busses ist ein Superkondensator mit einer Lebensdauer von über zwölf Jahren. Laut EUWeißbuch zur Klima- und Energiepolitik 2030 müssen bis dahin 80 Prozent des ÖV durch Verkehrsmittel mit nicht-fossilen Antrieben abgewickelt werden. In Graz ist kommendes Jahr eine Teststrecke für vier bis fünf dieser Busse geplant. Als mögliche Teststrecke wurde die Linie 34E ins Auge gefasst.

Spatenstich für Hochwasserschutz in Obdach

Hochwasserereignisse haben am Lauslingbach regelmäßig zu Überflutungen des Ortsgebietes von Obdach geführt. Im Sommer 2012 musste das Obdacher Land gar zum Katastrophengebiet erklärt werden. „Mit dem heutigen Tag wird mit Nachdruck daran gearbeitet, Obdach ein großes Stück sicherer vor Hochwasser zu machen. Dafür werden insgesamt vier Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln aufgewendet“, so LR Hans Seitinger anlässlich des Spatenstiches für die Hochwasserschutzmaßnahme am Lauslingbach.

Foto: SPÖ-Landtagsklub/Zenz

Hochsteirische Talenteschmiede

„Mit der SPÖ am 31. Mai erfolgreiche Schienen in die Zukunft legen“: Landeshauptmann Franz Voves und Klubobmann Hannes Schwarz.

Franz Voves und die SPÖ setzen Impulse für unsere Zukunft „Der Impuls-Plan für die Steiermark liefert Anstöße für regionale Entwicklung, Arbeit durch Innovation, leistbares Wohnen, Armutsbekämpfung, Gesundheit, Bildung, Beruf und Familie“, nennt Landeshauptmann Franz Voves die Schwerpunkte des SPÖ-Wahlprogramms. Und SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz ergänzt: „Damit legen Franz Voves und die steirische SPÖ die Schienen in eine erfolgreiche Zukunft!“

L

andeshauptmann Franz Voves und der SPÖ Steiermark geht es vor allem darum, Kräfte zu bündeln, um Heimat zu bewahren. Mit gezielter Förderung werden wichtige Zukunftsprojekte angestoßen. Dafür sollen in den nächsten Jahren rund 300 Millionen Euro zur Projektumsetzung in den Regionen zur Verfügung stehen. Welche Projekte gefördert werden, das entscheiden die Regionen selbst maßgeblich mit. Auch in Sachen Beschäftigung hat man einiges vor: Mit dem neuen steirischen Innovationsfonds sollen Anreize für Forschungs- und Entwicklungsprojekte in steirischen Betrieben geschaffen werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der bereits ein-

geleitete Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen wird fortgesetzt. Das Land Steiermark investiert gemeinsam mit dem Bund bis 2017 rund 60 Millionen Euro. Damit sollen rund 4.000 neue Betreuungsplätze geschaffen werden. Und auch für das sehr sensible Thema Gesundheitsversorgung hat man konkrete Vorstellungen: „Wir wollen die bestmögliche Gesundheitsversorgung in der Steiermark langfristig sichern“, betonen Landeshauptmann Franz Voves und SPÖ-Klubobmann Hannes Schwarz unisono.

Weitere Infos

finden Sie übrigens unter www.stmk.spoe.at

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Bauen & Wohnen

Ramsau/Dachstein

„Gemütlich unterm Dach“ 3-Zimmer-Eigentwhg.,Duschbad-WCBidet, Abstellraum, HWB: 109,40 kWh/m²a, fGEE: 1,70, KP: 119.000 Euro Helmut Winterauer 0664 818 4150 helmut.winterauer@sreal.at Foto: Robert Frankl

www.sreal.at

Spatenstich für die Stadtvillen am Ruckerlberg mit (v. l. n. r.) Architektin Elisabeth Nöst-Kahlen, Raiffeisen-Immobilien-GF Nik Lallitsch, Vorstandsdirektor Matthias Heinrich, GF Helmut Baudendistel, Baumeister Franz Lederer

Ruckerlbergpark – Residenzen im Grünen I

n einzigartiger Wohnlage, umgeben von einer ansprechenden Parkanlage, verwirklicht die Raiffeisen-Bankengruppe ein höchst attraktives Wohnprojekt im Grazer Osten. Anfang Mai erfolgte der Spatenstich für exklusive Wohnanlagen, die, als Stadtvillen konzipiert, jeweils nur wenige Wohneinheiten für höchste Ansprüche bieten. In allerbester Grazer Villenlage, nur wenige Gehminuten vom Schillerplatz, entsteht dieser attraktive Neubau. Als Bauträger der Stadtvillen am Ruckerlbergpark fungiert die Raiffeisen Bauträger & Projektentwicklungs GmbH, die in der Hallerschlossstraße, das heißt auf der „Sonnenseite“ des Ruckerlbergs, luxuri-

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ösen Wohnraum in perfekter Traumlage entstehen lässt.

Moderne Stadtvillen in Traumlage Die architektonische Gestaltung erfolgte gemeinschaftlich durch die Architekturbüros Elisabeth Nöst-Kahlen und Wolfgang Strauss in der ARGE Stadtvillen. Das äußere Erscheinungsbild ist durch moderne und schlichte Villenarchitektur geprägt, während der Innenbereich auf höchste Wohnansprüche ausgerichtet ist. Drei eigenständige Baukörper bieten Platz für anspruchsvolles Wohnen, mit viel Grün, großen Terrassen und perfekten Raumlösungen. Die Ansprüche des Bauträgers lassen sich einfach ausdrücken

– Sicherheit, Beständigkeit und Exklusivität in der Ausstattung. Insgesamt bieten die Objekte 3 mal 6 Wohneinheiten mit Garten, Balkonen und Terrassen sowie drei gediegene Penthousewohnungen sowie ausreichend Tiefgaragenplätze (konzipiert auch für Elektrofahrzeuge). Die Kaufpreise bewegen sich zwischen 283.000 und 644.000 Euro, nur noch wenige Wohnungen sind zum Kauf verfügbar.

Informationen:

www.wohntraumjournal.at

Gröbming/steirisches Ennstal

Neubau von Eigent.whg., zentral aber ruhig, ab 72 m², 2 Schlafzi., Nutzung als Haupt- oder Zweitwohnsitz, HWB: 37,40 kWh/m²a, fGEE: 0,62 - provisionsfreier Verkauf! KP: 206.000 Euro Helmut Winterauer 0664 818 4150 helmut.winterauer@sreal.at www.sreal.at

Südsteiermark – 850/26251

Liegenschaft für Genießer - top Aussichtslage, HWB: 111, fGEE: 1,43, KP: 444.000 Euro Astrid Strebl 0664-8385080 www.sreal.at


Wenisbuch – Baugrund

Graz Graz-Umgebung

Wohnungen und Häuser in Graz und Umgebung für finanzstarke Sparkassenkunden gesucht! Michaela Rettenbacher MA 0664/818 41 30 www.sreal.at

Schöner Baugrund in erhöhter Lage; GFL 730 m2 Dichte 0,2-0,3;

KP: 175.000 Euro Michael Pontasch-Hörzer 0664 53 45 495 0316 8036-2599 www.wohntraumjournal.at

Bürgerhaus mit Charme! Arnfels, stark renovierungsbedürftig, Wohnung im 1. Stock im Sommer nutzbar, Gfl:729m², KP: 65.000 Euro Silvia Stelzl 0664-8184143 www.sreal.at

Judendorf-Straßengel – Baugrund

Traumlage für Ihre Domizil! Hier wohnt man „im Grünen“ und ist doch in 10 Gehminuten bestens mit allem versorgt! 4.291 m² Gfl. (Teilung nicht möglich) KP: 250.000 Euro Franz Meiregger 0316 8036-2595

Lieboch – Topgrundstück

Arnfels – 850/25807

Singlewohnung – Graz, Geidorf

Eingebettet in eine schöne Umgebung mit viel Grün erfüllen Sie sich Ihren Traum vom „Schöner Wohnen“ in perfekter Grünruhelage. Vereinbaren Sie eine Besichtigung; Sie werden begeistert sein! GFL 841 m2 Dichte 0,2-0,3;

KP: 99.900 Euro Michael Pontasch-Hörzer 0664 53 45 495 0316 8036-2599 www.wohntraumjournal.at

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Fazitportrait

Weg weisend Von Volker Schögler Fotos: Marija Kanizaj

Viele haben seine Schilder in Hotels schon gesehen, alle seine Lichtwerbungen für Banken, ziemlich alle die hübsch verpackten

Mozartkugeln, Schokoladetafeln und Zigarettenpackungen, aber kaum jemand weiß, dass das Unternehmen des geborenen Entrepreneurs Friedrich P. Obad aus der Grazer Karlauerstraße dahintersteckt. Wie macht das der Obad?

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Fazitportrait

E

s staunt der Fachmann und der Laie wundert sich – beim Betreten der Räumlichkeiten des Beschriftungsspezialisten Obad: In der einen Halle türmen sich Aluleisten wie in einem Baumarkt, ums Eck lagern zentnerschwere Platten aus Messing, die einen Baumarkt als Bastelgeschäft erscheinen ließen, ums andere Eck parkt gerade ein ausgewachsener Bus der GVB (jetzt »Holding Graz Linien«), der mit Werbeaufklebern versehen wird, die so groß sind wie der Grundriss einer Küche mit Esszimmer, daneben die Leuchtreklame einer Tankstelle mit integrierter Benzinpreisanzeige im Ausmaß eines kleinen Vorgartens. Hier wird groß gedacht. An anderer Stelle hingegen finden sich Fräs-, und Graviermaschinen, die auf CNC-Basis so genau arbeiten, dass man für die Beschreibung ihrer Präzision nahezu die Quantenphysik bemühen müßte. Hier wird genau gedacht. »Beschriftungsspezialist« greift nicht weit genug. Aber was ist der Obad dann?

Wie macht das der Obad? Über 3000 Quadratmeter erstreckt sich der Vorzeigebetrieb im Grazer Griesviertel; allein das Gebäude ist fast 100 Meter lang. Wer einen Termin im Chefbüro hat, braucht sohin einen langen Atem. Der einem nicht zu stocken braucht, wenn man ihm gegenübersteht: Den Herrn Obad gibt es wirklich. Was ja für Red-Bull-Mitarbeiter hinsichtlich der Person des Herrn Mateschitz nicht immer selbstverständlich ist. Aber Obad könnte auch leicht für eine Abkürzung stehen. Und tatsächlich gibt es nicht nur eine rumänische Stadt gleichen Namens, sondern auch einen Smartphonevirus, als Akronym steht es für Organization for Bipolar Disorder oder Operating Budget Authority Document und im Alten Testament kommt der Name auch vor. Auch all das greift nicht weit genug. Friedrich Peter Obad ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, der sich schon in der Schulzeit im Internat der HTL-Ferlach mit dem kaufmännischen Virus infiziert hat, als das von ihm organisierte Krampuskränzchen erstmals einen Gewinn für die Klassenkassa abwarf. So verstand er sich von Beginn seiner Karriere an als Unternehmer im wahren Sinn des Wortes. Als solcher sorgt er heute mit 60 Mitarbeitern für einen Jahresumsatz von rund sechs Millionen Euro. »Wir sind noch immer ein Handwerksbetrieb, arbeiten aber zugleich mit Digitaltechnik«, umreißt Friedrich Obad sein vielseitiges Geschäft. Den höchsten Bekanntheitsgrad haben wohl die Arbeiten für die internationale Hotellerie, die Beschilderung für den Innen- wie auch den Außenbereich.

Internationale Hotellerie Individuelle Beschriftungen und Leitsysteme aus hochwertigen Materialien wie Messing und Marmor, aber auch Glas und Holz bis hin zu vergoldeten, kiloschweren Zeichen. Auch hier wird reine Handarbeit mit computerunterstützten Präzisionstechniken verwoben, werden Ergebnisse erzielt, die es sowohl im Design wie

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auch vom Materialwert her mit so mancher Siegestrophäe aufnehmen können. Obads große Stärke liegt aber in der Komplexität der erbrachten Leistungen. Mit der Größe des Hotels wächst die Aufgabe: Ausgangspunkt ist eine genaue Planung, das Durchstylen von Stockwerken und Bereichen sowie die Verzahnung mit- und untereinander. Heraus kommt zunächst ein Papierkompendium von erschreckender Dicke. »Wichtig ist das Zusammenspiel mit Auftraggeber, Planern und Architekten«, erläutert Obad. Erst dann kann es an die Produktion gehen. Legendär ist die Lieferung von 80.000 vergoldeten Einzelteilen für das weltweit größte Hotel, das »Emirates Palace« in Abu Dhabi, das von Obad beschildert wurde. Wenn die Schriftzeichen auch noch auf arabisch sind, wird dem Laien schon bang ums Herz. Aber als Gesamtanbieter war die Mannschaft von Obad, wie auch sonst immer, natürlich vor Ort und hat den wohl größten Auftrag in der Firmengeschichte so gut über die Bühne gebracht, dass er in der Branche einen hervorragenden Ruf genießt. Da geht es nicht mehr um so Profanes wie Werbung, da geht es um Mundpropagada, um den Austausch von Meinungen, Stimmungen und Wertungen, kurz um Netzwerke. Und das ist die Spielwiese vom Entrepreneur Friedrich Obad. Wie sonst ist es zu erklären, dass allein die Obad‘sche Referenzliste für die von ihm beschilderten Hotels vier DIN A4-Seiten umfasst? »Um hier nur einige der vielen … Kunden … anzuführen« (so lautet der letzte Satz auf Seite vier): Hotel Adlon/Berlin, Bristol/Genf, Sacher/Wien, ein Dutzend Falkensteiner-Hotels, noch mehr Kempinskis (von Abu Dhabi, über Moskau, Djibouti und Hamburg, bis München und St. Moritz), mehrere Marriotts und Ritz-Carltons, Moevenpick in Eurodisneyland Paris oder Weitzer und Wiesler in Graz. Die Zahl der angeführten Hotels ist übrigens dreistellig. Unternehmen mit Tradition Dabei hat alles klein angefangen, 1899. Der Graveur Karl Beikhard gründete in der Badgasse 1 den Ein-Mann-Betrieb, der zwei Weltkriege überstand und 1946 von Friedrich Obad-Zlamal übernommen und zu einer Gravieranstalt ausgebaut wurde. Sohn Friedrich trat 1970 als 18-Jähriger ein und übernahm 1980 die Leitung. Er war einer der ersten in der Branche, die Computer zur Gestaltung und Produktion einsetzten. Schon damals wurden CAD und CNC zum Standard des Unternehmens. Heute widmet sich Obad intensiv der elektronischen Beschilderung und dem Einsatz von LED-Technologie und zählt in diesen Gebieten zu den Innovationsführern. Der Erfolg von Obad lässt sich nicht nur durch Fortschritt und Innovation erklären. »Den Unterschied zu anderen macht unsere Liebe zum Detail«, erklärt Friedrich Obad. »Die Tradition als ehemaliges Handwerksunternehmen ist bei uns immer deutlich spürbar. Außerdem sage ich immer: Uns ist kein Auftrag zu klein. Darauf lege ich großen Wert. Wir wollen vor Ort einen guten Na-



Foto: Landarbeiterkammer


Fazitportrait

Mehr als vierzig von den sechzig Mitarbeitern haben hier schon gelernt. Kommerzialrat Friedrich P. Obad

men haben. Nur Großaufträge ist zuwenig.« Zur Zeit gibt es einen Großauftrag aus Costa Rica. Wegeleitsysteme und Beschilderungen für ein sich auf 21 Hektar erstreckendes 5-Sterne-All-inclusive-Luxus-Ressort. Da hat sicher die internationale Erfahrung mit Großprojekten und das Know-how im Bereich »Digital Signage« für Obad den Ausschlag gegeben. Aber – gerade bei so großen Projekten kann man nie wissen – ob sie wirklich zustande kommen. Mehrere Standbeine und Vielseitigkeit Obads Stärke liegt in der Vielseitigkeit und vor allem darin, dass er mehrere Standbeine hat. Denn neben der Hotel- und Gebäudebeschriftung gibt es nach wie vor das von seiner Frau Christine Tappauf geführte Stempelgeschäft, wo auch noch immer Pokale verkauft werden. Außerdem ist da noch die nicht zu unterschätzende Lichtwerbung, wie sie etwa Tankstellen oder Banken benötigen. Auch hier ist das Unternehmen dick im Geschäft. Und wer ist der Einzige in Österreich, der Werkzeuge für die Verpackungsindustrie herstellt? Obad sorgt mit seinen Werzeugen dafür, dass die Verpackungen etwa von Mirabell Mozartkugeln oder von Hofbauer oder Casali oder Lindt so hübsche goldene Reliefs aufweisen, sodass man sie regelrecht erfühlen kann. Genauso wie bei vielen Zigarettenpackungen. Da ändert sich sich übrigens einiges, aber das ist angeblich noch ein Geheimnis. Friedrich Obad spricht lieber von Wertschätzung als von Wertschöpfung: »Es sind letztlich nicht die Schilder, die unsere Kunden kaufen. Sie kaufen bei uns einen Baustein, um die Beziehung mit ihre eigenen Kunden zu verbessern. Es geht immer um Menschen und Beziehungen.« Daher wird bei Obad in einem ständigen Entwickungsprozess erforscht, wie das Nutzungserlebnis

noch weiter verbessert werden kann: »Es geht auch um Funktion und Einfachheit in der Benutzung. Gerade in unserer Branche ist das wichtig. Daher arbeiten wir seit vielen Jahren mit internationalen Designern zusammen und sind auch Mitglied der Österreichischen Designstiftung.« Die Wertschätzung den Menschen gegenüber wirkt aber auch nach innen und ist an der Personalpolitik gut erkennbar. Das Unternehmen bildet einen großen Teil seiner Mitarbeiter selbst aus. Mehr als 150 Lehrlinge haben im Lauf der zeit bei Obad ihre Lehre absolviert und neben Fach- und Sachkenntnissen auch eine ganz besondere Unternehmenskultur kennengelernt. »Viele unserer ehemaligen Lehrlinge sind auch später im Unternehmen geblieben. Das sagt viel über unser gutes Betriebsklima aus.« Die enorme Fertigungstiefe – es wird kaum ausgelagert, möglichst viele Produktionsschritte werden im Haus gemacht – kommt auch den Mitarbeitern zugute. 15 verschiedene Berufe sind hier vertreten, in fünf davon werden Lehrlinge ausgebildet, wie Friedrich Obad betont. Schließlich ist der Kommerzialrat auch Berufsgruppenvorsteher von Metalldesign, Oberflächentechnik und Guss. So wird auch ständig in die Kompetenz der Mitarbeiter, aber auch in neue Maschinen investiert. »Wir könnten noch wesentlich mehr wachsen«, meint der Unternehmer Obad. »Wir agieren im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) – da wären noch viele Möglichkeiten, vor allem in Frankreich und England. Und wir haben zehn Mitarbeiter im Haus, die sich als Projektbetreuer bewährt haben. Aber das wird etwas für die Kinder.« Tochter Christina studiert noch und Sohn Alexander hat bereits seinen Bachelor in »Entrepreneurship«, macht noch seinen Master fertig und sitzt schon längst im Büro nebenan. n

Obad Beschriftungen GmbH 8020 Graz, Karlauer Straße 57 Telefon: 0316 7084 0 obad.at

FAZIT JUNI 2015 /// 73


Fazitreise

74 /// Fazit Juni 2015


Pilsen ante portas Eine Reise in die europ채ische Kulturhauptstadt 2015


Die Synagoge in Pilsen. Das Foto auf der vorherigen Seite zeigt die St.-Bartholom채us-Kathedrale


Fazitreise

Pilsen, open up! Unter diesem Motto begeht man in der tschechischen Stadt Pilsen in diesem Jahr die Feierlichkeiten und kulturellen Höhe-

punkte zur Wahl der europäischen Kulturhauptstadt. Doch auch abseits

des großen Rummels gibt es rund um die westböhmische Industrie- und Biermetropole vieles zu sehen: Von renovierten Häusern im Jugendstil,

einer verfallenen Ruhestätte eines großen österreichischen Staatsman-

E

nes und stillen, kleinen Dörfern.

ine fünfstündige Reise mit dem preiswerten tschechischen Busunternehmen »Student Agency« von Wien nach Prag, weiter mit der U-Bahn bis an den westlichsten Rand der tschechischen Hauptstadt, wieder in einen Bus einsteigen und dann, umgeben von Pendlern, ans Ziel kommen: Pilsen, ante portas! Die viertgrößte Stadt Tschechiens liegt im Westen von Böhmen, besitzt ein hässliches lachsfarbenes großes Einkaufszentrum, in das dennoch gerne alle einkaufen gehen, und hat seit Kurzem – da man ja gemeinsam mit der belgischen Stadt Mons den Titel »Europäische Kulturhauptstadt Europas 2015« trägt – gleich daneben ein großes, neues Theater, das bedauerlicherweise in exakt in der gleichen Farbe gehalten ist. Darüber lachen die Pilsner sehr gerne. Ein paar Gehminuten davon entfernt, am Platz der Republik (Náměstí Republiky), befindet sich der »Meeting Point«, eine Informationsstelle für Touristen, die sich unbedingt das ganze Programm der Kulturhauptstadt geben wollen: Stücke im neuen (eben lachsfarbenen) Theater, Sonderausstellungen in Galerien, Film- und Musikaufführungen. Und natürlich geführte Rundgänge in der Stadt. Besonders Mutige unternehmen hingegen gleich einen intuitiven Spaziergang, lassen die Umgebung auf sich wirken – und entdecken so recht rasch und einfach die wirklich schönen Seiten der Stadt.

Sehenswerte Gotteshäuser In einer Plattenbausiedlung, ein paar Minuten mit der gelben Straßenbahn vom Platz der Republik entfernt. Der Tscheche Jan deutet mit dem glühenden Ende seiner Zigarette vom Balkon seiner Plattenbauwohnung auf die Stadt im Hintergrund. »Von hier aus sehe ich sie.« Jan ist Jude, und er meint die Synagoge, deren zwei Zwiebeltürme sich vom hohen Kirchturm der St.-Bartholomäus-Kathedrale, von den Fabrikschloten der ansässigen Skodawerke und von den wenigen anderen hohen Gebäuden in Pilsen abheben. Jan ist nicht nur stark betrunken und beruflich im Atom- und Urangeschäft tätig, sondern auch noch immer da, noch immer in Pilsen. Wie die große Synagoge. Die ist Europas zweitgrößtes, und der Welt drittgrößtes jüdisches Gotteshaus, überstand die Herrschaft der Nationalsozialisten in Tschechien als Lagerhalle, verfiel während der kommunistischen Zeit zusehend und wurde in den späten 90er Jahren vollständig saniert.

Text und Fotos von Maximilian Tonsern

Heute kann man sie besichtigen, es finden Konzerte und Veranstaltungen in ihr statt. Auch Jan holt seine Gitarre hervor und beginnt zu spielen. Knock, Knock, Knockin’ on Heaven’s Door. Von der Plattenbausiedlung geht man durch den Pilsner Zoo, in dem Affen Kot auf Glaswände schmieren und von dem kleine Kängurus gerne ausbüchsen, zurück zum Platz der Republik. Dort steht das nächste Gotteshaus, die erwähnte St.-Bartholomäus-Kathedrale. I feel I’m knockin’ on Heaven’s door. Kein Wunder, ist doch der Turm der gotischen Kathedrale 103 Meter hoch, gehört damit – wieder ein Superlativ – zu den höchsten Kirchtürmen Europas. Nach unzähligen Stufen steht man oben, genießt einen weiten Ausblick, der, wie Pilsner gerne erzählen, bei schönem Wetter sogar in den Böhmerwald reicht. Das Bemerkenswerteste an der Kathedrale findet man aber nicht auf der Spitze, sondern am Boden, genauer gesagt an der Rückseite. Dort gibt es ein Gitter mit kleinen Engelsköpfen. Einer davon nicht golden wie die anderen, sondern abgegriffen silbern. Das bringt Glück, glauben die Pilsner, und verharren so wenige Sekunden im Vorübergehen, den Engelskopf fest umklammert. I feel I’m knockin’.

Deftig essen und gut trinken Weiter von der Kathedrale in eine kleine Gasse namens Riegrova. Dort findet der mittlerweile hungrige Magen das »U šenku“, ein bodenständiges Wirtshaus mit guten Preisen und noch besseren Speisen. Deftig wird gegessen, gut wird dort getrunken. Zum Schnitzel gibt es Essiggurken, rote dünne Vorhänge verhängen die Fenster, das Lächeln der Kellnerin mit den kaputt gefärbten blonden Haaren ist gerade und ehrlich. Hier trifft man Pilsner Originale, Arbeiter aus den Skodawerken und alte Herren, die, unabhängig der Tageszeit, zuerst türkischen Kaffee, und dann doch ein Bier bestellen. Wer es lieber etwas »nobler« mit Touristen und Familien hält, geht gleich gegenüber in das »Svejk“. Das Restaurant, ganz dem braven Soldaten gewidmet, wartet mit gemütlicher Atmosphäre und günstigen Tagesmenüs auf. Statt den üblichen Bier-Untersetzern aus Karton gibt es hier welche aus Porzellan, und Mahlzeiten werden mit einem Lift in die oberen Stockwerke gesendet. Die Küche befindet sich nämlich im Keller und ist, so sagen die Pilsner, für die große Menge an zubereiteten Speisen unglaublich klein. Wer sich nach einem Mahl näher mit der FAZIT JUNI 2015 /// 77


Jugendstilh채user in Pilsen

Das neue Theater


Fazitreise

Jahrhunderte alten Brautradition in Pilsen beschäftigen will, dem sei der Besuch des Brauereimuseums in Pilsen (Pivovarské muzeum) angeraten. Es befindet sich wieder nur wenige Gehminuten vom Platz der Republik entfernt, in der Veleslavinovastraße. Dort bekommt man zwar nur 0,3 Liter Bier zur Verköstigung, erfährt dafür vieles rund um die Geschichte der Bierbrauerei. Unter anderem auch, dass der Slogan der Kulturhauptstadt, das englische »Open Up“, soviel wie »Öffne dir ein Bier« bedeutet. Hat man von den gruseligen Puppen in der Dauerausstellung noch nicht genug, so ist ein Besuch im Puppenmuseum ebenfalls angebracht. Die dortige, schon etwas ältere Aufseherin kann gut Deutsch, spricht es auch gerne und schaltet, wenn man ihr aufmerksam zuhört, die mechanische Animation einiger Zirkuspuppen ein. Jugendstil, alt und schön und verfallen Endlich weg vom Platz der Republik, an der Synagoge vorbei, kommt man in die Klatovskastraße. Dort schlendert man nicht nur an einem Denkmal vorüber, welches den amerikanischen Befreiern der Stadt 1945 gewidmet ist – für Fans gibt es zudem noch das »General Patton Museum« mit vielen amerikanischen Maschinengewehren und einen originalen Shermanpanzer im Zoo – sondern auch an einer Wohnung, die eine von zwei des österreichischen Architekten Adolf Loos gestalteten Wohnungen in Pilsen darstellt. Die Führungen durch diese Räumlichkeiten macht ein dicker Herr, dessen Frau auch beim aufwendigen Restaurieren einer Wohnung mithalf. Er hat, wie er begeistert erzählt, auch Originaltapetenstücke der Wohnung bei sich zu Hause, und findet Fragen zur Pädophilie von Adolf Loos höchstgradig unangenehm. Nichtsdestotrotz sind die einzigartige Spiegelwand in einem Looszimmer und seine Liebe zum Detail sehenswert. Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres finden für ein ausgewähltes Publikum – in beide Wohnungen passen höchstens vierzig Menschen – dort auch Konzerte statt. Weiter, an der Looswohnung vorbei führen zahlreiche kleine Straßen zu bekannten Örtlichkeiten, wie das Striplokal »Pamela«, dessen Leuchtreklame in der Nacht verführerisch das Bein hochstreckt und in das Pilsner Nachtschwärmer – Männer wie Frauen – gerne mal gehen, da irgendwann Freitagnacht sämtliche anderen Lokale schließen, und netten Cafés wie das »Inkognito“. Das befindet sich gleich gegenüber von »Pamela«, dort hängen nicht nur gute philosophische Texte an der Tür zum stillen Örtchen – hier trinkt man seinen Kaffee stolz, man befindet sich schließlich im ersten genossenschaftlichen Café in Pilsen. Gleich in der Nähe ist aber auch ein sehenswertes, der Kunst

von Friedensreich Hundertwasser nachempfundenes Haus in der Kollarovastraße, zwischen einem Hanfshop, dessen Besitzer sich gerne über ungerechtfertigte Polizeirazzien beschwert, und der zwielichtigen »Lucky Soldier Military Bar«, in der Veteranen griesgrämig in ihre Gläser starren. Die Straßen führen weiters in eine der schönsten Gegenden von Pilsen, in jene rund um den Jižní Předměstí, dem Südbahnhof. Dort erblickt man wundervolle, zierliche Häuser im Jugendstil. Viele mit herrlichen Verzierungen, kleinen netten Details und fantasievollen Wasserspeiern. Einige bereits renoviert, einige noch immer und immer mehr verfallen. Trotzdem unverständlich, dass man das riesige alte Staré Lázně, ein neoklassizistisches und wirklich beeindruckendes Stadtbad aus dem Jahre 1932, verkommen lässt, niemand dem Erhaltungsauftrag nachkommt und so eine private Firma heute darin Paintballschlachten stattfinden lassen darf. Aber: Das ist eben Pilsen. Mal renoviert, mal verfallen.

Pilsen als Ausgangspunkt Die Stadt Pilsen ist sehenswert. Aber auch ihre unmittelbare Umgebung. So gibt es im Nordosten der Stadt zahlreiche Seen und schöne Waldgebiete. Noch weiter nördlich kommt man in den Ort Plaß (Plasy). Dort befindet sich nicht nur ein nationales Kulturdenkmal, das riesige Zisterzienserkloster, welches auf einem beeindruckenden Wassersystem erbaut wurde – und in dessen Räumlichkeiten es deswegen ausnehmend kalt ist –, sondern auch die letzte Ruhestätte des österreichischen Staatsmannes und Fürsten Klemens Wenzel Lothar von Metternich. Die Grabeskirche ist in einem denkbar schlechten Zustand, die Gräber der Diener, die je nach Rang näher zu Metternich begraben wurden, teilweise verfallen. Vom großen Kloster geht es dann in zirka einer Stunde Autofahrt zur ehemaligen Sommerresidenz der Mönche, zur heutigen Burgruine Krasov an den Talhängen des Flusses Beraun (Berounka), von der sich ein wahrlich toller Ausblick bietet, und in der Jugendliche am Lagerfeuer gebratenen Würsten und »lustigen Zigaretten« frönen. Von Krasov aus fährt man in einem weiten Bogen wieder zurück nach Pilsen und entdeckt während der Fahrt durch Wälder und hügelige Wiesen immer wieder kleine Dörfer, in denen sich Reste der österreichischen Zeit finden lassen, wie etwa Namen auf Gasthäusern und verblichene, in deutsch gehaltene Werbereklamen. Und kehrt dann zurück an die Tore von Pilsen, einer Stadt, in der sich vieles entdecken lässt – Schönes und Vergangenes, eben mal renoviert, mal verfallen, aber auf alle Fälle einen Besuch wert. n

Weitere Informationen Eine gute Übersicht aller Reisemöglichkeiten nach Pilsen finden Sie auf den Webseiten pilsen.eu und czechtourism.com

FAZIT JUNI 2015 /// 79


Gäbe es keine Frauen, ich würde nicht auf diesem Planeten leben wollen. B.B. King, Blueslegende, 1925–2015

Der Neue im Haus Literaturhaus Graz

Klaus Kastberger ist Wissenschaftler, Literaturkritiker und seit März Leiter des Literaturhauses Graz. Als dieser will er vor allem eines: Literatur als Gesprächsstoff vermitteln.

die beiden aber bis heute nicht: »Ernst Jandl hat sich nie kompromittieren lassen. Er ist immer autonom geblieben«, lobt Kastberger eines der seltenen Phänomene im modernen Literaturbetrieb. Ob ihm bewusst ist, dass er sich damit auch selbst charakterisiert? Der neue Leiter des Literaturhauses nimmt sich die Freiheit, selbstreflektiert zu entscheiden. Das Gute dabei ist: Er hat sich entschieden, genau diese Freiheit zu teilen. »Es geht mir darum neue Wege zu erkunden, ohne alles neu zu erfinden. Ich erlebe Graz als sehr lebendige Stadt mit einem interessierten Publikum und genau auf dieses Interesse soll in Zukunft noch stärker eingegangen werden«, skizziert er ein zentrales Motiv für seine Arbeit am Lite-

Von Barbara Jernej

W

as haben Ernst Jandl und Klaus Kastberger gemeinsam? Beide wurden schon einmal in den Manuskripten publiziert. Doch während der eine in der Rolle des Schriftstellers aufgegangen ist, hat Kastberger andere Wege eingeschlagen. Er ist Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft geworden. In einem wesentlichen Punkt unterscheiden sich

Foto: Bruno Bollaert, Robert Frankl

Klaus Kastberger leitet seit 1. März 2015 das Grazer Literaturhaus

80 /// FAZIT JUNI 2015

Literaturhaus Graz 8010 Graz, Elisabethstrasse 30 Öffnungszeiten Büro Montag–Donnerstag, 10 bis 14 Uhr literaturhaus-graz.at

raturhaus. Neben Diskussionsveranstaltungen sollen Erhebungen mit Studenten und Lehrenden der Karl-Franzens-Universität dabei helfen, dieses Ziel umzusetzen. Auch Kooperationen mit Schulen befinden sich bereits in Planung. Aus der stärkeren Zusammenarbeit mit Bildungsanstalten erhofft man sich zudem, neue Publikumsschichten zu gewinnen. »Es gibt so viel, auf das man in Graz stolz sein kann. Man muss die Menschen nur darauf aufmerksam machen«, meint Kastberger. Deshalb werden bei der zukünftigen Programmgestaltung auch die Archivbestände des Franz-Nabl-Institutes stärker in den Fokus rücken. Was er an den Initiativen seines Vorgängers schätzt und unbedingt beibehalten möchte, ist die Einbindung ausländischer Autoren: »Gerade diese Autoren sind in anderen Literaturhäusern nicht so präsent, obwohl der Austausch mit ihnen einen ungeheuerlichen Wert für die eigene Szene bedeuten kann.« Aufgrund ihres Erfolges weitergeführt werden auch das Bookolino-Festival und die Jugendliteraturwerkstatt, die Kastberger bereits mit Begeisterung mitverfolgt hat: »Es ist unglaublich, welche Anregungen Kindern und Jugendlichen einem liefern, wenn man ihren Stimmen Raum gibt.« Ebenso lobende Worte findet er für die selbstorganisierte Plattform junger Autoren. Ihre Initiativen werden weiterhin einen Fixpunkt im Programmgeschehen des Literaturhauses bilden. Neben der stärkeren Einbindung des Publikums bei der inhaltlichen Gestaltung will Kastberger aber auch die Entstehung neuer Diskursräume forcieren: »Es ist wichtig, miteinander zu reden und die Wünsche der Besucher und Besucherinnen zu kennen. Das heißt aber nicht, dass man es jedem recht machen muss. Am Ende geht es darum, die Menschen zu animieren, selbstbewusst und aktiv am Kulturgeschehen teilzunehmen«, meint er und setzt in diesem Sinne fort: »Es wird im Literaturhaus mehr geredet werden!« Das beginnt schon damit, dass jeder Lesung Gespräche folgen sollen, die allen Beteiligten einen aktiven Kontakt und nicht nur passive Unterhaltung ermöglichen. n


Alles Kultur Naturkundeausstellung

Luftiger Fokus auf geknautschtes Gestein

Das Universalmuseum Joanneum in Graz hat sich heuer das Generalthema »Landschaften« gegeben und nun auch in der Naturkunde mit »Landschaft im Wandel« eine Ausstellung großartiger Fotografien des Alpenbogens eröffnet.

Von Katharina Kocher-Lichem

Foto: Ruedi Homberger und Kurt Stüwe

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er Grazer Geologe Kurt Stüwe und der Schweizer Bergsteiger, Fotograf und Flieger Ruedi Homberger sind die Artisten hinter den großformatigen und großartigen Fotos der Ausstellung »Landschaft im Wandel« im Naturkundemuseum. Zwei Jahre hat es gebraucht, jede Fotosession war eine logistische Herausforderung und besondere Mutleistung – denn fotografiert haben beide Herren, der Pilot während des Fliegens und der Geologe aus offener Klappe. »Ich bin davon überzeugt, dass Laien Geologie auch abseits von Dinosauriern und Vulkanen über die Tektonik vermittelbar ist«, so Kurt Stüwe. Deshalb zeigt er die Verschiebungen und Verwerfungen der Platten, die in Jahrmillionen die Alpen geformt haben, anhand der Stellen, wo dies durch Gesteinsformationen wunderschön sichtbar ist. Der richtige Blickwinkel dazu liegt hoch oben am Himmel, nur so sind die Zusammenhänge perfekt zu erkennen. Die großen Fotos, vom Leiter der Naturkunde Bernd Moser kuratiert und gehängt, zeigen den Dachstein als Korallenriff, das Matterhorn als Überbleibsel einer afrikanischen Plattenverschiebung, geknautschte Schweizer Bergmassive, ein 360°-Panorama des Mont Blanc und führen in die Niederungen des Vulkanlandes. Dieser Weg beschreibt die Veränderungen der Erde aus eigener Kraft hin zu den Veränderungen der Landschaft durch den Menschen. Man spricht auch vom Anthropozän, dem Zeitalter der Veränderungen der Erde durch den Menschen.

Dent de Morcles in der Schweiz

Der Weg wird für den Ausstellungsbesucher durch eine künstlerische Intervention von Michael Strasser verdeutlicht – er hat dafür simple Dachlatten gewählt: »Sie sind für mich das Symbol für den Eingriff des Menschen in die Landschaft.« Der Weg endet bei aktuellen Landschaftsfotos von Bad Gleichenberg, Straden und St. Anna am Aigen, die alten Stichen und Aufnahmen gegenübergestellt werden und so Veränderung sichtbar machen. Auch Zersiedelung wird thematisiert – großformatige Luftaufnahmen unterstützen den Blick aufs Ganze, das sich im Fall des Vulkanlandes als kleinteilig und zerstückelt darstellt. Als nächste Ausstellung zum Thema Landschaft wird in Eggenberg die »Vielfalt der Welt – Eggenberger Landschaft« gezeigt, in der Neuen Galerie eröffnet noch im Juni

»Landschaft – Transformation einer Idee« und im August im Museum im Palais »Die Mur – Eine Kulturgeschichte«. Außerdem laufen noch bis Ende August im Kunsthaus »HyperAmerika – Landschaft, Bild, Wirklichkeit« und bis Jänner 2016 im Volkskundemuseum »Steiermark im Blick – Perspektiven auf eine Landschaft«. n Landschaft im Wandel Vom Matterhorn ins Vulkanland Naturkundemuseum, 1. OG 8010 Graz, Joanneumsviertel 14.5.2015 bis 17.1.2016 museum-joanneum.at

FAZIT JUNI 2015 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

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as passiert eigentlich mit der großen Zahl der Asylwerber von zuletzt 70 Prozent, deren Anträge nicht anerkannt wurden? Fest steht, dass nicht einmal ein Fünftel der Abgelehnten abgeschoben wird, etwa 40 Prozent erhalten ein Bleiberecht oder werden befristet geduldet, ein Teil wird gemäß den Dublinregeln in andere EU-Länder rückgeführt, kehrt freiwillig zurück oder verschwindet in die Illegalität. Ganze Heerscharen von Rechtsanwälten verfügen mittlerweile über das Knowhow, Asylwerber durch die Verfahren zu begleiten und ablehnende Entscheidungen der Asylbehörden zu verhindern, zu verschieben oder auszusetzen. Abgelehnte Asylwerber werden nur abgeschoben, wenn sie entweder besonders beratungsresistent oder dumm genug sind, sich an unsere Gesetze zu halten. Die anderen nützen die Lücken, die das Asylrecht bietet. Sie erreichen mit ihrer vermeintlichen Selbstmordgefährdung einen Abschiebestopp oder machen sich – schon beim

Nur wenn wir das Asylrecht konsequent umsetzen, kann es bestehen bleiben!

82 /// FAZIT JUNI 2015

Stellen des Asylantrags – zu schwer traumatisierten »unbegleiteten Minderjährigen«, die natürlich ohne Papiere kommen, die Herkunft und Alter nachweisen würden. Um der Rückführung gemäß dem Dublinabkommen zu entgehen, haben viele zudem vergessen, über welches EULand sie nach Österreich eingereist sind. Dieses Katz-und-Maus-Spiel mit den Behörden ist selbstverständlich nur unter voller Mitwirkung der Flüchtlingsbetreuer möglich. Die Asyllobbys verstehen sich zudem recht gut darauf, uns eine große Portion Mitverantwortung am wirtschaftlichen Elend etwa in Afrika einzureden. Es liegt demnach nicht am Unvermögen der afrikanischen Staaten, ihren Bürgern – trotz Milliarden an Entwicklungshilfen – ein rechtsstaatliches Lebensumfeld zu schaffen, sondern angeblich an unserer imperialistischen Wirtschaftspolitik, die den Schwarzen Kontinent an den Abgrund geführt hat. Die Verantwortlichen tun sich aber verständlicherweise auch wegen der humanitären Katastrophe im Mittelmeer schwer, das geltende Asylrecht durchzusetzen. Schließlich will kein Landeshauptmann und kein Innenminister vor seinen Wählern als Unmensch dastehen, weil er mittellose Afrikaner durch die Abschiebung dazu veranlasst, die mit tödlichen Risiken behaftete Reise über das Mittelmeer ein weiteres Mal anzutreten. Angesichts dieser Realitäten stellt sich die Frage, ob es nicht klüger, humaner und vor allem effizienter wäre, dem Druck der kirchlichen und weltlichen Betreuungsorganisationen nachzugeben und gleich ein unbeschränktes Bleiberecht für all jene einzuführen, die es irgendwie schaffen, legal oder illegal nach Österreich einzureisen. Schließlich könnten dadurch enorme Summen, die jeder Asylantrag kostet, eingespart werden. Was wäre also, wenn sich die Forderungen der Flüchtlings-NGOs nach einem Ende der Schubhaft, einem Bleiberecht für alle, einer Öffnung der Grenzen für einen legalen Eintritt in die EU und, damit verbunden, eine entsprechende medizi-

nische und humanitäre Versorgung für alle umsetzen ließe? Abgesehen davon, dass die FPÖ wohl binnen kurzer Zeit die stimmenstärkste Partei wäre, hätte der ungebremste Zulauf von Menschen in unser Sozial- und Gesundheitssystem dessen Zusammenbruch zur Folge. Eine Politik offener Grenzen würde den Sozialstaat in wenigen Monaten lahm legen. Und ähnlich wie in Südamerika oder Südafrika würden bald auch bei uns die Aufrechterhaltung der persönlichen Sicherheit sowie der Schutz und die Verteidigung des Privateigentums das Alltagsleben dominieren. Der Ansatz von Außenminister Sebastian Kurz, Flüchtlingszentren in Afrika zu errichten, in denen auch Asylanträge für Europa gestellt werden können, scheint da grundvernünftig zu sein. Dass auch jene Bootsflüchtlinge dorthin gebracht werden müssten, denen die Flucht über das Mittelmeer gelungen ist, liegt aber auf der Hand. Denn solange die EU die gefährliche Bootsfahrt weiterhin belohnt, werden sich immer wieder Menschen auf diese Reise machen. Es ist eine staatliche Aufgabe, die Migration so zu steuern, dass sie den österreichischen Bürgern nützt. Dazu gehört es, Leute in das Land zu holen, die unsere Werte teilen und die erforderlichen Qualifikationen mitbringen, um in unserer komplexen Arbeitswelt zu bestehen. Nur dann können wir es uns weiterhin leisten, unsere humanitäre und liberale Asylpolitik fortzuführen. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 30. JUNI 2015!


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braucht das Land Arbeitsplatzoffensive: Jetz t

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