ROGUE NATION #9

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ROGUE NATION

INTERVIEW

01/09 März 14

RYAN DAVID JAHN

Ein kleiner Karton randvoll mit Fotos & Worten ist alles was mir von ihr blieb aus WORTE IM KARTON (Seite 10)

FRANK TRUMMEL CLEMENS SCHITTKO JÜRGEN LANDT ULRICH KERSTEN MARVIN CHLADA


Coverphoto: Jane Russell in The Outlaw

ERSATZHANDLUNG von Frank Trummel Konstantin brummte drei Jahre wegen Einbruchdiebstahl und Hehlerei. Natürlich wusste er, dass er nicht deswegen brummte, sondern wegen seiner Dummheit, sich hatte erwischen zu lassen. Aber er hatte dringend schnelles Geld gebraucht und all seine üblichen Kontakte waren verhindert gewesen. Er hatte eine seiner eigenen Regeln verletzt und war prompt an einen Zivilbullen geraten. Zwei Jahre hatte er schon abgerissen, und brummen war und blieb die richtige Umschreibung dafür. Alles im Knast verwandelte sich mit der Zeit in ein stetes, monotones Brummen… jedes Wort, bloß noch ein einziges Vibrieren vom Kehlkopf aus, das sich langsam aber sicher den Hirnstamm raufhangelte… bis selbst die Gedanken ein einziger Brei waren… brumm… brummm… brummmm… brummmmm… brummmmmm… Die einzigen Lichtblicke, die ihn so ganz und gar aus dem elendigen Loch rissen, waren Margis Besuche. Es gab sogar extra hergerichtete Räumlichkeiten, wo man ein paar Stunden gemeinsam verbringen konnte. Auch wenn sich stur das Gerücht hielt, die schwulen Wärter hätten alles mit Kameras und Mikrophonen verkabelt, um sich vor den Bildschirmen gegenseitig einen abzukauen, so blieb es doch die einzige Möglichkeit. Die Tür fiel ins Schloss. Er packte Margi und gab ihr einen ordentlichen Kuss. „Ich hab dich vermisst, Baby!“ Er ging ihr um die Taille, griff ihren prallen Hintern, wuchtete ihn hoch und peilte das Bett an. „Warte, Konni, ich muss mit dir reden.“ „Und ich erst mit dir…“ Wieder wollte er sie küssen, diese knallroten Lippen schmecken, als… „Jetzt warte doch mal!“ „Warum hast du keinen Lippenstift drauf?“ Sie sah ihn so an. Das letzte Mal hatte er diesen Blick im Gerichtssaal gesehen, als der Richter ihm die drei Jahre aufbrummte und es mit dem niedersausenden Hammer besiegelte. Ein Geräusch was einem in Erinnerung bleibt. Schluss. Aus. Mach nicht so ein Gesicht, mein Schatz! „Ich weiß nicht, wie ich´s dir beibringen soll.“ Ein Jahr hatte er noch vor sich; zwölf Monate; 365 Tage… „Na sag´s einfach.“ Sie sagte nichts. „Hast du einen anderen?“ Sie nickte. Er schlug ihr eine runter, so dass sie zurück taumelte. Sie hatte einfach genickt, wie all die dahergelaufenen Idioten an der Fleischtheke – Gott, wie er den Job gehasst hatte! Ihretwegen hatte er es mit geregelter Arbeit versucht. Darf´s noch etwas mehr sein? Und dann kam es wieder und wieder – dieses dumpfe Nicken. 2 „VERARSCHST DU MICH?“


Wieder blieb sie stumm. Warum sagte sie denn nichts? Er langte ihr noch eine und sie fiel rückwärts aufs Bett. Sie hielt sich das Gesicht, hatte Tränen in den weit aufgerissenen Augen. „Es tut mir leid.“ „Wirklich? Einfach so…“ Die Tür flog auf. Zwei Wärter stürmten herein, packten ihn, bogen ihm die Arme auf den Rücken und führten ihn ab. Er wehrte sich nicht. Er konnte sich kaum bewegen. Die Wärter schleiften ihn über den Korridor, die Piste entlang, an den anderen Zellen vorbei. Wenn er sich vorstellte, wie lang die Schose schon lief, wie lang Margi schon zu ihm kam, mit den Gedanken bei irgendeinem schmalspurigen Fatzke. Die Wärter schlossen die schwere Eisentür auf und katapultierten ihn in seine Zelle. Der kleine, rechteckige Tisch, mitten im Raum, stoppte seinen Flug. Hinter ihm schlug die Tür ins Schloss. Aber hörte es gar nicht. Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich… Was bildete sich dieses Miststück nur ein? Sie hatte einfach genickt… EINFACH SO GENICKT! Mit einer Handbewegung räumte er den Tisch ab; Kaffeedose, Becher, Zeitschriften und alles mögliche fielen zu Boden. Er packte einen der beiden Stühle und schleuderte ihn gegen die Tür. Aber er ging nicht ganz kaputt, also setzte er ein zweites Mal an…

NELSON ALGREN

28. März 1909 - 09. Mai 1981

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„Mensch, Konni“, rief ihm Uli von seiner Matratze in der Ecke aus zu, „lass doch gut sein.“ Mit der Halbbrille auf der Nase linste er über das Rätselheft in seinen Händen. Andauernd löste er diese immer gleichen Fragen, knobelte die immer gleichen Zahlen aus, löcherte ihn ständig mit denselben Fragen, deren Antworten er sich einfach nicht behalten konnte. Poetisch: Kopf? Bruder Jakobs im A.T.? Kreuzin… Nein, Kreuzesinschrift, mit vier Buchstaben? Ärger, Streit, vorne mit K? Was kann das denn sein? Oder hier, zärtlich sein, mit sieben Buchstaben, der zweite ein U und am Ende LN, könnte FUMMELN sein, oder? Oder nicht? Oder brumm… brummm… brummmm… brummmmm… brummmmmm… Konni ging auf ihn zu, zog ihn am Kragen hoch und verpasste ihm eine Ohrfeige mit ordentlich Schmackes. „Du Wurm, was willst du denn andauernd von mir, huh?“ Er knallte ihm noch eine. „HUH?“ Und schleuderte ihn in den Raum hinein, so dass er gegen den Tisch knallte. Er packte sein Haupt und schlug es, wie ein rohes Ei auf die Tischplatte. Uli wirkte benommen. Konni legte ihn sich zurecht, riss ihm die Hose runter. Uli versuchte sich zu wehren, wofür er allerdings viel zu kraftlos war. Er brummte ein knappes Jahr wegen Steuerhinterziehung. Weshalb er wohl auch einen widerlich behaarten, plattgesessenen Arsch hatte. „Komm her, du, jetzt werd ich ´n dir aufreißen!“ In seinem nach hinten gewendeten Blick stand panische Furcht. „Du sollst dich NICHT UMDREHEN, du schwule Dreckssau!“ Konni verpasste seinem Profil einen harten Schwinger. Der fühlte sich ganz gut an. Er schloss die Augen und dachte an Margi. Er machte und machte und wollte ihr am liebsten den Schwanz bis unter die Gurgel rammen. Diese Flittchen! Als Uli schmerzlich stöhnte. „HALT´S MAUL, VERDAMMT!“ schrie er und knallte ihm wieder eine. Und Konni stieß zu und schlug zu und dachte an Margi… Als er fertig war, sackte Uli zu Boden, hatte Tränen in den Augen und hielt sich den Arsch. Langsam robbte er hinüber zu seinem Bett. Konni ging zum Waschbecken und wusch sich den Schwanz ab. Danach stellte er den ganzgebliebenen Stuhl wieder auf die Beine und hockte sich drauf. Vom Boden pflückte er sich Blättchen und Tabak und das kleine Kofferradio. Er drehte am Rädchen. Es lief noch. Er ging die Sender durch. Auf 95 Komma noch was erwischte er einen Satz aus einem Klavierkonzert. Sofort dachte er an Peter und der Wolf. Aber während er drehte und zuhörte, fiel ihm ein, dass darin gar kein Klavier vorkommt. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, dass der Komponist in seiner Kindheit wohl auch die Kassette besaß. Seine Mutter hatte sie ihm mitgebracht, da war er noch sehr klein gewesen, und sie hatten sie, weiß Gott wie oft, gehört, meistens abends im Bett… Und wie er den Wolf doch immer gemocht hatte, trotz alledem, wie er so frisch daherkam, auf den 4 Schwingen der Hörner. Und dann die Jäger, wie die Bullen, auf groben Paukenschlägen… Er hielt sich Feuer an die Zigarette, inhalierte, exhalierte…


Uli lag inzwischen wieder auf seiner Matratze, auf der Seite. Er gab keinen Ton von sich, starrte stur in das Rätselheft hinein. Vor dem Fenster senkte sich die Sonne. Die Schatten der Gitterstäbe wurde immer länger. Konni schnickte den Stummel hinaus, drehte eine neue, gab sich Feuer. Noch gute 364 Tage, dachte er. Vielleicht konnte er ja einen Job in der Küche ergattern. Umso schneller hatte er sie abgesessen. Und dann… Wenn er den Kerl kannte, mit dem Margi ging, würde er halt beide umbringen. Am nächsten Tag wurde in der Zelle kein Wort gewechselt. Uli beachtete ihn gar nicht, lag wie immer auf dem Bett und hielt sich das Kreuzworträtselheft vor seinen ramponierten Schädel. Aber er hatte sich nicht beschwert. Im Knast löste man die Dinge untereinander, oder man konnte sich gleich von den Wärtern adoptieren lassen. Der übernächste Tag verlief genauso ruhig. Es war schon spät und die Lichter bereits aus. Sie lagen beide in den Betten. Konstantin belegte die obere Matratze des Hochbettes, als es von unten zischte: „Psst … Psst … Hey, Konni?“ „Wat willste?“ „Willst du mir nicht nochmal den Arsch bumsen?“ „Halt´s Maul, Mann!“ „Soll ich dir den Arsch bumsen?“ Konni blieb stumm. Er wusste, wenn er hier rauskommen wollte, dürfte er sich keine Ausrutscher mehr leisten. Er drehte sich auf die Seite, schloss die Augen und dachte an Margis Gesicht, wenn er ihr Manieren beibringen würde. Noch 362 Tage.

RAYMOND CHANDLER

23. Juli 1888 - 26. März 1959

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HOHN von Clemens Schittko Im viertreichsten Land der Welt ist jedes vierte Kind so arm, dass es ohne Frühstück in die Schule gehen muss. Während es in der Schule ist und sich vor Hunger kaum auf den Unterricht konzentrieren kann, zeigt das Fernsehen daheim den langzeitarbeitslosen Eltern eine Kochsendung nach der anderen.

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UNTERSCHEIDUNG von Clemens Schittko In den warmen Sommernächten höre ich von draußen durch mein geöffnetes Fenster die lauten Stimmen der sogenannten Ausländer – ihr betrunkenes Englisch, das mich am Einschlafen hindert. Man könnte meinen, ich hätte etwas gegen Ausländer. Doch gegen Ausländer habe ich nichts. Ich habe lediglich etwas gegen Touristen.


SEIN MOTOR LIEF von Jürgen Landt Gewiss, Sie sind sehr fleißig. Aber fehlt da nicht etwas? Machen Sie sich das Leben ein wenig schöner. Brechen Sie aus der täglichen Routine aus, seien Sie einmal wieder spontan und tun Sie das, wozu Sie gerade Lust haben. las der mann am nachfolgenden tag in der zeitung. „ja, klar, hab ich gestern doch gerade gemacht. bin schick auf der fahrt zum ’real’supermarkt plötzlich und ganz spontan abgebogen und hin zur spielothek. naja, eigentlich genauso spontan, wie die tage zuvor. den zweiten einkauf habe ich seinlassen, ging nicht mehr, hab mich im kopf zu elendig gefühlt, aber ich war wenigensten noch bei tante ’norma’ und hab für’s wochenende geshoppt, das notwendigste jedenfalls, butter und so. die fressalien sind mir dann bei den minusgraden im auto eingefroren, weil ich da wieder nicht mehr rauskam aus der spielo.“ dem mann war schlecht. „spontan, spontan, spontan, dem alltag und der routine entfliehen. nicht schon wieder mit mir. ja, fleißig bin ich. aber wie soll ich denn sonst hier ausbrechen? auf irgendeinem zugefrorenen fluß rumlatschen und vielleicht noch einbrechen? hier ist doch nichts los für so einen menschen wie mich, kein swingerklub, kein pornokino, kein straßenstrich, schon ewig kein wesen mehr mit einem anderen geschlechtsteil, das bei mir spontan mal klingelt oder läutet und wenn die sterne günstig stehen, es einflößend und irgendwie befehlend ausströmen, könnte dieses wesen voller lust und geiler bereitschaft vor mir den slip wenigstens bis in die kniekehlen runterrutschen lassen. spontan, spontan. wie denn? mir fällt nichts ein in diesem kaff! oh mann, dann bleib ich eben fleißig und schreib einfach das ab, was da noch so in der zeitung steht! übelkeit und brechreiz, zugestellte birne her oder hin!“ Leiche im Keller zahlte jahrelang weiter Miete Mann starb unbemerkt. Der Dauerauftrag lief weiter.

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München – Eine mumifizierte Leizug überwiesen. Als die Zahlunche hat in München jahrelang autogen ausblieben, wollten Mitarbeimatisch weiter Miete gezahlt. ter der Hausverwaltung nach dem Hausmeister fanden den Toten im Rechten sehen und fanden einen Keller eines Münchner Hauses – er zugestellten und vollgemüllten Kelsaß vollständig mit Schuhen, Hose, lerraum vor, den sie zunächst nicht Hemd und Arbeitsmantel bekleibetraten. Erst als die Hausverwaldet auf einem Stuhl. tung sich entschloss, eine EntrümNach ersten Erkenntnissen war pelungsfirma zu beauftragen und der alte Mann vor mindestens drei den Keller auszumisten, wurde der Jahren gestorben. Er hatte in dem Tote entdeckt. Kellerraum gewohnt. Vermisst geAls der Mann starb, war er nach meldet hatte ihn niemand. Der Polizeiangaben vermutlich 78 JahMann hatte den Kellerraum im re alt. In seinem Kellerraum wurde Jahr 2001 gemietet, bis August eine Tageszeitung vom 17. Mai 2012 wurde die Miete per Bankein2009 entdeckt. „tägliches fleißigsein hin oder her, so möchte ich aber auch nicht enden. obwohl ich schon seit dreißig jahren weiß, im keller ist der siebente himmel, aber auch nur, wenn man das im atmen noch mitbekommt.“ … Aber fehlt da nicht etwas? Machen Sie sich das Leben ein wenig schöner. Brechen Sie aus der täglichen Routine aus, seien Sie einmal wieder spontan und tun Sie das, wozu Sie gerade Lust haben. der mann sprang spontan auf, zog sich die klamotten über und schlug spontan die tür hinter sich zu. als er auf der straße stand, wußte er nicht, was er sich schöner machen sollte. er stieg ins auto und paßte auf, daß er beim ausparken rückwärts niemand anderen rammte, hielt später irgendwo, nahm den gang raus und zog die handbremse an. ein parkplatz an der fernverkehrstraße, ein rastplatz. der mann hatte seine fahrt gar nicht bemerkt. „gut, wenigstens pinkeln kann man hier.“ er stapfte etwas durch den schnee, holte sein ding raus und stellte sich an den erstbesten baum des angrenzenden kleinen wäldchens. der motor lief noch und als er geradeaus in das kahle laublose wäldchen blickte, sah er einen mann gebückt ohne hose, sah einen zweiten an ihm von hinten rumfummeln, sah, wie der stehende dem gebückten von hinten seinen schwanz reinrammte. „komisch, nur zehn meter entfernt und das bei der kälte.“ der mann steckte seinen kalten schwanz zurück und ging seinem motorgeräusch entgegen.

Bestellungen und Texteinsendungen unter rogueblogue@gmail.com Blog: www.rogue-blogue.blogspot.de Herausgeber: Marc Mrosk

8 Das ROGUE NATION MAGAZIN erscheint monatlich (pro Ausgabe 1 Euro)


ÜBER LEBEN von Ulrich Kersten in alten Gedichten aus den 60er, 70er, 80er Jahren des letzten Jahrhunderts engagieren sich Dichter oft gegen Krieg, gegen Rüstung gegen Beschneidung jedenfalls von Frauen oder sie engagieren sich manchmal auch für etwas

für den Frieden, für Freiheit für Mitbestimmung und mehr Gleichberechtigung jedenfalls von Frauen und für den Erhalt aller aussterbenden Arten es tut mir Leid, Leute ich kämpfe hier nur um mein eigenes Überleben


WORTE IM KARTON von Marvin Chlada Ein kleiner Karton randvoll mit Fotos & Worten ist alles was mir von ihr blieb Ich weiß die Zeit mit ihr war für’n Arsch Weder war sie besonders treu noch besonders helle Trotzdem fällt es mir schwer mich von dem alten Zeug zu Trennen

CHARLES BUKOWSKI

Eines nämlich muss man den Mädels ihres Schlages lassen Die größten Schlampen schreiben die schönsten Liebesbriefe

16. August 1920 - 09. März 1994

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© Noel Bass

ACTS OF GREAT WRITING Interview with

RYAN DAVID JAHN

RN: When did you had your moment when you realized: “I made it as a writer, I found the right story and the right way to tell it”? RDJ: I still haven’t felt that. I do the best I can each time I write a novel, but in the end it always seems less than I had hoped it would be. Some of my books came closer to what I dreamed they would be than others, but none are fully realized. Nor do I feel I’ve made it. To me that implies that you have reached a level where you are complacent, where you are happy with what you’ve done. I honestly don’t see that ever happening. RN: I guess if you would have lost a bit more hope some years ago we wouldn’t even be making this interview, right? I read you once seriously thought about quitting the writing!? RDJ: Dreams are necessary, of course, but if they come true you had better find new dreams in a hurry. It isn’t achieving a dream that brings satisfaction, it’s chasing it. But yeah, I considered giving up writing in the past, before I was ever published. The dream pushed me forward, and I now manage to eke out a living. Yet I still consider giving it up on occasion—or, at the very least, I think about no longer writing for publication. The writing process itself, I love; the publication process, I have found, brings me almost no joy and a lot of grief. If I had enough money to live on for the next twenty years, I would still write, but I doubt I would continue to publish. I am grateful every time someone picks up a book of mine to read, which may seem contradictory, and yet it is true, and I appreciate that their time is valuable and I hope they find something in my work they like, but there is something about the process that feels very like standing naked on stage.


RN: Would you consider yourself a crime writer? RDJ: I just consider myself I writer. I do what I do, sometimes successfully, sometimes less successfully, and hope that someone out there will like it. Publishers can call me whatever they want. RN: You lived in Arizona, Texas and California. How much did these places to your writing? RDJ: I don’t think you can avoid being influenced by your environment. I was very young when I lived in Arizona, so I don’t think that affected me much, but Texas and California are still in my blood, despite the fact that I now live in Louisville, Kentucky. I know how they feel, which is more important to writing than street names or where a business might be located. RN: Your book “Low Life” is about to come out in Germany in July this year. Can you tell us a bit about the story and your process of writing between the first idea and the final draft. RDJ: It’s a book that people will either love or hate, depending on their makeup and how they approach it (I think approaching it as a mystery is a mistake). Certainly it’s the most divisive novel I’ve written. Anyway, it concerns a payroll accountant named Simon whose apartment is broken into by a man intent on killing him. Simon gains the upper hand and ends up killing his attacker instead, who turns out to be his exact doppelganger. He puts the corpse on ice in his bathtub and investigates who this man was and why he might have wanted him dead. Things then get very strange, very quickly. I wrote the first draft between January and March 2009, but the initial idea came to me in 2005, I think. All I knew about was the first sequence, which involved the attack and the death mentioned above. I didn’t know how the story would progress. I learned that as I wrote. RN: “Low Life” sounds a lot like a Noir novel from the 50s or 60s. Does old crime novel have an impact on your work? RDJ: Certain crime writers, Dashiell Hammett and Jim Thompson in particular, David Goodis to a lesser degree, really spoke to me when I was a teenager, so I’m sure I’ve carried their influence with me over the course of the last twenty years or so. RN: Which story in “Acts of Violence” started first in your head? RDJ: The main story involving Kat is the centerpiece. The rest grew around it. RN: How would you describe your experiences as a screenwriter for 13 movies? RDJ: Shitty.


RN: Your characters deal mostly with guilt, loneliness and revenge. How much of your own experience did you put in those characters or who of the characters you created comes closest to your own personality? RDJ: Not one of my characters is me, but guilt, loneliness and revenge—at least the emotion which demands it—are things I understand down to the marrow of my bones. I don’t know how not to write about those things. I also tend to give characters memories that in fact belong to me. In Low Life, for instance, Simon recalls stealing a kite in his youth. That memory is mine. I stole that kite when I was eleven years old. All of the details are accurate. My memories are handed out to various characters willy-nilly. By the time my career is over I hope to have written an invisible autobiography spread across thirty or so novels.

RN: What is your personal “battle plan” for writing a good book? RDJ: Every book is different. I just try to do the best I can day by day. At the end of three or six months I usually have a first draft. After that it is all about editing, which I love. The editing process is less filled with turmoil and self-doubt than the writing process, and it feels good to take a piece of writing and really make it sing on the page (or at least try to). RN: If you could choose only three books to keep, which ones would they be? RDJ: Moby-Dick by Herman Melville, Notes from Underground by Fyodor Dostoyevsky, and a blank journal. RN: Once a writer, always a writer? Would you agree? RDJ: Probably. RN: What’s coming up next for you? RDJ: I’ve finished two new novels, which will be released in English this year and next year respectively. I have also begun work on a secret project that I am not allowed to talk about, but which I think a lot of people will like. Thanks, Ryan! More Infos about Ryan David Jahn at www.ryandavidjahn.com Bisher erschienen im Hardcore Heyne Verlag:

Erscheint am 14.Juli 2014 bei Hardcore Heyne:

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ROGUE BOGUES Woodrells neues Buch steht seinen Vorgängern in nichts nach. Ein Meister seines Fachs. Da kannst du aus dem Regal ziehen, was du willst, wenn Daniel Woodrell draufsteht, dann garantiere ich dir eine gute Zeit. Sein neuer Titel befasst sich mit der Aufarbeitung einer Tragödie. Wunderbar geschrieben. Einer meiner großen Favoriten. Daniel Woodrell, In Almas Augen / Liebeskind Verlag, 187 Seiten, ISBN 978-3954380213, 16,90 Euro

Was muss man eigentlich noch zu König Ellroy sagen bzw. schreiben? Ein absolutes Schwergewicht unter den Krimiautoren. Man darf ja fast schon „Legende“ sagen. In „Hillikers-Fluch“ beschreibt Ellroy seinen langen schweren Gang hinaus aus der Dunkelheit ins vermeintliche Licht. Eine Erinnerung, die auch für den Leser unvergesslich bleiben wird. James Ellroy, Der Hilliker-Fluch / Ullstein Taschenbuch, 256 Seiten, ISBN 978-3548285825, 9,99 Euro

Eine abgefuckte Kleinstadt in Texas, dazu ein abgewrackter Journalist, der in seine alte Heimat zurückkehrt, im Glauben eine heiße Story zu haben. Das zusammen gemixt vom Noir-Meister Lansdale wird zur gnadenlosen Bloody Mary. Da wo andere stehenblieben, gibt Lansdale erst richtig Gas. Ein Roman, der gelesen werden muss. Joe R. Lansdale, Gluthitze / Suhrkamo Verlag, 390 Seiten, ISBN 978-3518464410, 8,99 Euro

Und gleich noch mal Lansdale und sollte ich mich eben mit Lobeshymnen für den texanischen Autoren überschlagen haben, stehe ich hiermit auf und drehe gleich noch ne Runde. Als der 13jährige Stanley ein kleines Kästchen findet, kann der Ärger so richtig losgehen und wer sich jetzt noch nicht aufgemacht hat, sich dieses Buch zu besorgen, dem kann auch nicht mehr geholfen werden. Joe R. Lansdale, Ein feiner dunkler Riss / Suhrkamo Verlag, 351 Seiten, ISBN 978-3518464977, 8,99 Euro

Schon Ende der 20er, als es erschien und in den 30er Jahren war dieses Buch eines der bestverkauftesten überhaupt und wer es gelesen hat, dem fällt auch nicht schwer zu verstehen warum das so war. Aber auch heute trifft ein jeder Satz wie einen Schlag in den Magen. Wer es noch nicht gelesen hat, sollte dies schleunigst ändern. Großartiges Werk! Georg Fink, Mich hungert / Metrolit Verlag, 300 Seiten, ISBN 978-3849300937, 19,99 Euro


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