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Also mal ehrlich ...

... hingeguckt von IngrId LIez

Ein trauriger Jahrestag: 24. Februar

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Ich erinnere mich, als sei es gestern gewesen: Man wachte am Morgen des 24. Februar 2022 auf und sah die Bilder von Explosionen in Kiew über die Bildschirme flimmern. Zuerst wollte man es nicht glauben, doch es war wirklich wahr: Der russische Präsident Wladimir Putin griff tatsächlich die Ukraine an.

„Hier kochen alle vor Wut!“ sagte eine junge ukrainische Journalistin im Interview. Und während Präsident Volodymyr Selenskji sein bekanntes Video „Ich bin hier“ drehte, um zu zeigen, „Leute, ich fliehe nicht und werde euch zur Seite stehen“, erwachte in der Ukraine ein unglaublicher Patriotismus und ein Zusammenstehen, das bis zum heutigen Tag anhält. Dazu beigetragen haben in den folgenden Tagen emotional aufgeladene Reden des Präsidenten auch auf Russisch, mit denen er sich an die russische Bevölkerung wandte, die von Putins Propaganda eine ganz andere Version der „Spezialoperation“ serviert bekam. Da brach auch mal eine Übersetzerin in Tränen aus.

Während sich die einen zum Kampf rüsteten, bildeten sich auf den Ausfallstraßen aus Kiew heraus endlose Autoschlangen der Flüchtenden, an den Grenzen gab es Trauben verzweifelter Menschen mit kleinen Kindern und Tieren in Handtaschen, die alles andere zurückgelassen hatten. In Deutschland sammelte man auch privat Decken, Windeln, Spielzeug und Kleidung in rauen Mengen. In den folgenden Wochen scheiterten alle Versuche des Westens zur Deeskalation. Fast hätte man es geschafft, Vertreter Russlands und der Ukraine an einen Tisch zu bekommen, da ließen die vor allem in Butscha verübten entsetzlichen Massaker an der ukrainischen Zivilbevölkerung alle Verhandlungen platzen.

Mittlerweile ist dies alles schon ein Jahr her. Tränen, Emotionen, Hilfsbereitschaft: Alles nach wie vor, doch im Großen und Ganzen ist überall, am Schauplatz des Krieges und bei uns, alles einer großen Verbitterung und bei denen, die helfen und vermitteln wollen, Ernüchterung gewichen. In Deutschland ist man sich fast nicht bewusst, dass die Flüchtlingsbewegung längst die Ausmaße von 2015 überschritten hat, die Medien berichten dementsprechend, wohl um keine Unruhe zu schüren. Auch aus Syrien oder Afghanistan kommen wieder mehr Menschen. Kreise und Kommunen sind am Limit, Politiker*innen rudern um Rechtfertigung der Lage und Beschwichtigung: „Wir tun ja was!“

Die von deutschen Durchschnittskonsumenten am meisten genutzten Informationskanäle klammern einen Punkt wohlweislich fast aus: Die stetig steigende Gefahr eines direkten Krieges der Nato mit Russland. Der überfällige Entschluss von Bundeskanzler Scholz, endlich doch moderne Panzer an die Ukraine zu liefern, rief beim russischen Diktator eine vorhersagbare Reaktion hervor: Weitere Drohungen.

Doch Experten sind sicher: „Putin ist absolut fähig, Atomwaffen zu gebrauchen“, übertitelt der Spiegel ein Interview mit der US-amerikanischen Sicherheitsspezialistin

Prof. Angela Stent (Ausgabe 5, 28. 1. 2023). „Jeder Kompromiss, der Putin Teile der Ukraine überlässt, wird ihn nur ermuntern, sein Projekt voranzutreiben, das alte Sowjetreich wiederauferstehen zu lassen“, sagt Stent.

Mal ehrlich: Das ließ der KremlChef schon während seiner Rede zwei Tage vor Beginn der Invasion durchblicken: Er hielt sich an der Tischkante fest, während er ein ganz eigenes Bild der russischen Geschichte und des Verhältnisses zum Westen entwarf: So manche*r wird unruhig geworden sein, doch noch glaubte man nicht, dass er das immense Militäraufgebot, dass er rund um den Osten der Ukraine zusammengezogen hatte, in tödliche Bewegung setzen würde.

Jetzt sind alle Masken des Merkel-Freundes gefallen: Mit unmenschlicher Brutalität will er das ukrainische Brudervolk in die Knie zwingen.

Mit dem Einsatz von Atomwaffen würde er eine „sehr schmerzhafte“ Reaktion der USA provozieren, und gleichzeitig seine Verbündeten Indien und China verprellen, so Angela Stent. Für die Betroffenen ist es dann zu spät. So wie jetzt schon für unzählige unschuldige Leben in der Ukraine. Wir hier im friedlichen Westen können nichts tun, nur hoffen und wachsam sein und den vielen Geflüchteten mit geduldigem Mitgefühl weiter die Hände reichen.