Eigenwerk-Magazin #01

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Das Magazin f端r Macher

FADEN


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Foto / Wiebke Hahn

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BEDEUTET SELBERMACHEN !

#01 An alle Eigenwerker, voller Stolz präsentieren wir heute die allererste Ausgabe des Eigenwerk-Magazins! Der kleine, kreative Funke ist herangewachsen und hat etwas Großes hervorgebracht. Kreativität und Entdeckerdrang haben uns die letzten Wochen begleitet und immer wieder angetrieben. Voller Tatendrang haben wir geplant, gebastelt, recherchiert, geschrieben, fotografiert und besucht. Dabei haben wir eine Menge interessanter Leute kennengelernt, die großen Anteil an der Entstehung dieses Magazins haben. So sprangen wir mitten in die quirlige Dingfabrik in Köln, wo wir mit einigen Eigenwerkern über ihre Ideen und Antriebe sprachen. Wir verbrachten einen spannenden Entdeckertag in Düsseldorf, trafen den Keramik-Begeisterten Max in seiner Manufattura und genossen bei einem Stück Erdbeer-Schokotorte die ersten Sonnenstrahlen. Schon bei der Vorbereitung wurde uns schnell klar: Wir sind auf dem richtigen Weg! Das Thema "eigenwerken" scheint unerschöpflich, und so tauchten immer wieder neue und spannende Geschichten auf. Um diese Flut einzugrenzen, haben wir uns für die erste Ausgabe des Eigenwerk-Magazins ein Hauptthema vorgenommen: Faden! Und so kannst du auf den kommenden Seiten viele interessante Dinge und Leute entdecken, die sich dem vielseitigen Material mit all ihrer Kreativität hingeben. Wir wünschen dir viel Spaß beim Lesen unserer ersten Ausgabe und hoffen, einen Funken an Eigenwerk-Tatendrang in dir zu wecken.

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MITARBEIT #01 Christian

Christian mag den ersten Tag im Jahr, an dem man den Frühling riecht, die Grenzenlosigkeit des Internets und er vermeidet es konsequent, sich vom Radio bedudeln zu lassen. Das Eigenwerk-Magazin ist für ihn ein kleiner Gedanke, der nicht mehr gehen wollte.

Markus

Markus mag gerne Filme von David Lynch, lebt und arbeitet als Fotograf im Ruhrgebiet. Für die Fotostrecke hat er nach langer Zeit einmal für eine Inszenierung auf Modelle verzichtet. Mit der Nacht besonders verbunden, hat er auch bereits seine fotografische Diplomarbeit Kokon nachts inszeniert.

DANK 4

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Wiebke

Wiebke mag das Geräusch von Regen auf dem Zeltdach, laut singen beim Autofahren und den Geruch von Zitronenmelisse. Sie mag keinen Smalltalk führen, Fenster putzen und auf die Bahn warten. Durch die Arbeit am Eigenwerk-Magazin hat sie gelernt, wie wichtig kreativer Output für ihr persönliches Glück ist.

Biggy

Biggy mag gelbe Post-its, Käsekuchen und jungfräuliche Surfbretter wachsen. Sie mag keine Sülze, volle Umkleidekabinen und Heebiejeebies. Fürs Eigenwerk-Magazin verbrachte sie sie einen kreativen Tag in Düsseldorf.

Wir danken außerdem Kasa für ihre inspirierenden Auskünfte in der Dingfabrik, Max, der uns für Keramik hat schwärmen lassen, allen Bloggern, die uns mit ihrem Input geholfen haben sowie ETSY und Dawanda als unerschöpfliche Ideenquelle für unserer Arbeit.


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Faden

INHALT

The great return of the Granny Square Anleitungen für die vielseitig einsetzbaren Grannys Wolle Schaf-, Alpaka und Merino – eine kurze Einführung DIY-Fadenlampe Und es werde Licht! Gestricket Revolution Guerilla Stricken mit "Knitta Please" Fotostrecke Alptraumhafte Fadenwerke aus der Vergangenheit Fadenscheinige Möbel Portrait Claire-Anne O‘Brien und Kwanghoo Lee

Rubriken Lesestoff Vorschau & Impressum

32 44 54 62 18 30 48 52 60

Ausflüge Kasa und die Dingfabrik Ein kreativer Werkstattbesuch in Köln Work in progress Crafter gewähren Einblick Ein Tag in Düsseldorf Kreativ-Ausflug in NRWs Landeshauptstadt Home sweet home Bilderwelten

Kaufrausch Produkte Faden Häkel- und Strickwaren Produkte Holz Fürs Büro und für zu Hause Produkte Papier Nützliches und Schönes Supermarkt Fädenläden im Internet Produkte Stoff Zum verhüllen und knuddeln

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The great return of the

Granny Square Text und Fotos: Wiebke Hahn

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Es ist nicht mehr zu übersehen: Die Granny Squares sind zurück!

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ie kleinen Häkel-Quadrate sind einfach überall: Aus jedem DIY-Blog, aus jeder Wohnzeitschrift springen sie dem Leser entgegen und haben bereits ihren Weg in die Kollektionen der beliebtesten Interior Design Firmen wie House Doctor, Rice und Madame Stoltz gefunden. Auch in der Eigenwerk-Redaktion hat der Virus bereits zugeschlagen und sorgt dafür, dass sich auf jeder verfügbaren freien Ablagefläche Berge von Wollknäulen und bunte Stapel von fertig gehäkelten Quadraten türmen.

Doch woher kommen diese bunten Kästchen überhaupt? Ihren modischen Höhepunkt hatten sie im Amerika der 70er Jahre. Danach waren sie – wohl zur großen Erleichterung aller in den 70er Jahren aufgewachsenen Kinder – eine ganze Weile von der modischen Bildfläche verschwunden. Bei der Recherche nach der Geschichte der Granny Squares bin ich auf der englischsprachigen Wikipedia-Seite über ein sehr bezeichnendes Zitat gestolpert. Die amerikanische Bestseller-Autorin und bekennende Craftista Debbie Stoller sagt in ihrem Buch „Stitch 'N Bitch Crochet: The Happy Hooker“ über Granny Squares:

If you grew up in the seventies, as I did, you might fear the granny square-if only because, for a while, clothing was made of nothing else. Granny square vests, granny square shorts, granny square hats. Heck, I bet there was some kid out there who was forced to go to school wearing granny square underwear.

Aber wie meine Oma gerne und oft zu sagen pflegt: „Alles kommt wieder!“ Und dann meist mit noch größerem Ausmaß als zuvor. Aus den 70ern hatten wir in den letzten Jahren bereits die Schlaghosen, die Riesen-Sonnenbrillen und die Batik-Renaissance. Jetzt sind es die Granny Squares, die sich mit voller Kraft ihren Weg in die aktuelle Mode bahnen.

Und warum macht das Granny-Häkeln so süchtig? Aus eigener Erfahrung kann ich berichten: Gerade wer am Beginn seiner Handarbeits-Karriere steht braucht schnelle Erfolgserlebnisse, um am Ball zu bleiben. PulloverGroßprojekte sind für Strick- oder Häkel-Neulinge meist schon von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Wenn es Monate dauert, bis ein vorzeigbares Ergebnis aus den eigenen Häkel-Bemühungen zu Tage tritt, kann es mitunter schwierig werden, die nötige Motivation aufzubringen zur Nadel zu greifen. Vor allem, weil Handarbeit in unseren modernen Zeiten ja weniger dem praktischen Nutzwert sondern vielmehr dem Spaßfaktor dienlich sein soll.

Und damit wären wir auch schon beim größten Erfolgsgeheimnis der kleinen Quadrate: Granny Squares machen Spaß! Sie sind bunt, sie sind schön und das Beste: Ein Granny ist, je nach Motiv und Übung, in 30 - 45 Minuten fertig gehäkelt. Also ist mindestens ein Erfolgserlebnis pro Stunde garantiert! Dazu kommt: Um ein Granny Square zu häkeln braucht es nicht viel Technik. Selbst die aufwendigsten Muster sind meist nur aus zwei bis drei verschiedenen Maschen-Arten zusammengesetzt und damit wirklich für jeden Häkelwilligen zu bewerkstelligen. So häkelt sich der Eigenwerker von Erfolgserlebnis zu Erfolgserlebnis und ehe er es sich versieht, hat er einen bunten Stapel wollener Kästchen produziert. An dieser Stelle offenbart sich ein weiterer Erfolgsfaktor der Grannys auf dem Weg zur Weltherrschaft: Die Vielseitigkeit. Denn bereits mit zehn fertigen Quadraten bieten sich vielfältigste Möglichten für die Weiterverarbeitung. Ob Kissen, Topflappen oder Make-Up Täschchen – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Genauso wenig, wie dem Siegeszug der Granny Squares in die moderne Handarbeitsszene.

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Tu! Das ist deine Masche – Häkelbasics

Luftmasche

Der Anfang aller Häkelarbeiten ist die Fadenschlaufe. Also auf geht’s – knote eine Fadenschlaufe. Häkelnadel durch die Schlaufe stecken, Faden straff ziehen. Faden einmal um die Nadel schlagen, durch die Schlaufe ziehen. Fertig ist die Luftmasche. Die erste Reihe jedes Häkelstückes besteht immer aus Luftmaschen, sie sind die Grundlage für die weiteren Maschenreihen. Die Länge der Luftmaschenkette bestimmt die Größe des späteren Häkelstückes.

Feste Masche

Mit der Häkelnadel in die (Luft-) Masche einstechen, so dass zwei Schlaufen auf der Nadel sind. Faden umschlagen und in einem Rutsch durch beide Schlaufen ziehen. Fertig ist die feste Masche.

Kettmasche

Diese Masche wird u. a. zum Schließen von Luftmaschenringen eingesetzt. Wenn eine Luftmaschenkette zu einem Ring geschlossen werden soll, kommt die Kettmasche zum Einsatz. Dazu in die erste Luftmasche der Kette einstechen, Faden holen und in

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einem Rutsch durch beide Schlaufen ziehen. Fertig ist dein Luftmaschenring. Diese Masche wird auch beim Granny Square-Häkeln zum Beenden der einzelnen Runden benötigt.

Halbes Stäbchen

Mit der Häkelnadel in die (Luft-) Masche einstechen, so dass zwei Schlaufen auf der Nadel sind. Faden umschlagen und durch die erste Schlaufe ziehen. Faden erneut umschlagen und durch beide Schlaufen ziehen. Das ist das halbe Stäbchen.

Stäbchen

So häkelst du ein Stäbchen: Faden einmal um die Nadel schlagen und in die (Luft-)Masche einstechen. Faden umschlagen und durch die Masche ziehen, jetzt befinden sich drei Schlaufen auf der Nadel. Faden erneut umschlagen und durch die ersten beiden Schlaufen ziehen. Faden ein letztes Mal umschlagen und in einem Rutsch durch die beiden verbliebenen Schlaufen ziehen. Fertig.

Doppelstäbchen

Wie der Name schon vermuten lässt:

Faden zweimal um die Nadel schlagen und in die (Luft-)Masche einstechen. Faden umschlagen und durch die Masche ziehen, jetzt befinden sich vier Schlaufen auf der Nadel. Faden holen, durch die ersten beiden Schlaufen ziehen. Jetzt hast du noch drei Schlaufen auf der Nadel. Das gleiche noch einmal: Faden holen, durch die ersten beiden Schlaufen ziehen, so dass du noch zwei Schlaufen auf der Nadel hast. Ein letztes Mal Faden holen und durch die letzten beiden Schlaufen ziehen. Fertig ist dein Doppelstäbchen. Nahezu alle Häkelstücke setzen sich aus diesen Basics zusammen – viel mehr benötigst du nicht, um so richtig durchstarten zu können. Mit diesen Techniken bist du nicht nur dazu in der Lage, mit Vollgas in die Granny Square Produktion einzusteigen – mit diesem Know-How bist du nahezu allen Häkelprojekten gewachsen. Denn auch kompliziert wirkende Häkelstücke setzen sich meist nur aus diesen einfachen Basismaschen zusammen.


Tu!

1. Das klassische Granny Square Das Muster des klassischen Granny Square setzt sich aus Stäbchengruppen zu je 3 Stäbchen zusammen. Wenn Du eine Häkelrunde beginnst, wird das erste Stäbchen der ersten Stäbchengruppe immer durch 3 Luftmaschen ersetzt. Zwischen den Stäbchengruppen werden als Abstandhalter je 3 Luftmaschen gesetzt. Probiere es aus – hier gibt es die Anleitung Schritt für Schritt:

1. Runde

Als erstes häkelst du 8 Luftmaschen und verbindest diese mit einer Kettmasche zu einem Luftmaschenring.

2. Runde

In die erste Luftmasche deines Fadenrings häkelst du die erste Stäbchengruppe: 3 Luftmaschen (als Ersatz für das erste Stäbchen) und 2 Stäbchen in dieselbe Masche. Fertig ist die erste Gruppe. Es folgen drei Luftmaschen. Die nächste Stäbchengruppe wird in die übernächste Luftmasche gehäkelt. So geht es einmal um den Fadenring: immer 3 Stäbchen (in die übernächste Luftmasche), 3 Luftmaschen, 3 Stäbchen usw. Insgesamt entstehen in dieser Runde so vier Stäbchengruppen. Schließe die Runde mit einer Kettmasche in die 3. Luftmasche des ersten Stäbchens ab.

3. Runde

Ab jetzt stichst du nicht mehr in Maschen ein, sondern häkelst die Stäbchengruppen immer in die Luftmaschenbögen. Los geht’s mit dem ersten Luftmaschenbogen. In diesen häkelst du 3 Luftmaschen

+ 2 Stäbchen für die erste Gruppe. Dann 3 Luftmaschen + 3 Stäbchen + 1 Luftmasche. Wiederhole dies für jeden weiteren Luftmaschenbogen. In den letzten Bogen der Runde häkelst du: 3 Stäbchen + 3 Luftmaschen + 2 Stäbchen (das 3. Stäbchen wird automatisch durch die Luftmaschen vom Anfang der Runde ergänzt). Schließe die Runde mit einer Kettmasche ab.

4. Runde

Häkele in jeden Luftmaschenbogen 3 Stäbchen + 1 Luftmasche (das erste Stäbchen der Runde wieder durch 3 Luftmaschen ersetzen). Wenn du an eine Ecke kommst, dann häkele: 3 Stäbchen + 3 Luftmaschen + Stäbchen + 1 Luftmasche. Schließe die Runde wieder mit einer Kettmasche. Ab der 4. Runde kannst du nach diesem Prinzip immer weiter häkeln und dein Quadrat beliebig groß werden lassen. Dieses Muster bietet sich daher auch bestens an, um die Rückseite für Granny Square Kissen zu häkeln. Ein Standard-Granny umfasst 5 Runden nach diesem Muster.

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Tu!

2. Granny-Muster 1. Runde

Häkele 5 Luftmaschen und schließe sie mit einer Kettmasche zu einem Luftmaschenring.

2. Runde

In der zweiten Runde häkelst du in die Mitte des Fadenrings: 3 Luftmaschen + 2 Stäbchen (die 3 Luftmaschen ersetzen das 1 Stäbchen) + 3 Luftmaschen + 3 Stäbchen + 3 Luftmaschen + 3 Stäbchen + 3 Luftmaschen + 3 Stäbchen + 3 Luftmaschen. Schließe die Runde mit einer Kettmasche in die 3 Luftmasche des ersten Stäbchens. Es sind vier Stäbchengruppen bestehend aus je 3 Stäbchen entstanden.

3. Runde

Beginne mit 3 Luftmaschen als Stäbchenersatz. Es folgen 2 Stäbchen. Dann häkelst in den Luftmaschenbogen: 2 Stäbchen + 3 Luftmaschen + 2 Stäbchen. An der nächsten geraden Seite wieder 3 Stäbchen, wenn du am

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Luftmaschenbogen angekommen bist wieder 2 Stäbchen + 3 Luftmaschen + 2 Stäbchen in den Bogen. So häkelst du dich einmal um das Quadrat. Schließe die Runde mit einer Kettmasche.

4. + jede weitere Runde

Das erste Stäbchen wird wieder durch 3 Luftmaschen ersetzt. In jede Masche auf der geraden Seite häkelst du ein Stäbchen und in die Luftmaschenbögen an den Ecken deines Granny Squares häkelst du: 2 Stäbchen + 3 Luftmaschen + Stäbchen. Auf diese Weise entsteht ein sehr stabiles und gleichmäßiges Granny Square. Durch die Stabilität eignet sich dieses Muster perfekt um Taschen zu nähen, da die Maschen nicht so schnell ausleihern.


Tu!

3. Sunburst Flower Bei diesem Granny wird für jede Runde eine unterschiedliche Maschenart eingesetzt. Achtung: Hier lernt ihr zwei Sonderstiche, die oben nicht beschrieben sind: Den Puff-Stitch und den Cluster-Stitch

1. Runde

Häkele 4 Luftmaschen und schließe sie mit einer Kettmasche zu einem Fadenring.

2. Runde

In die Mitte des Fadenrings häkelst du insgesamt 16 Doppelstäbchen, wobei du das erste Doppelstäbchen durch 4 Luftmaschen ersetzt. Schließe diese Runde mit einer Kettmasche in die 4 Luftmasche des ersten Doppelstäbchens.

3. Runde

Du stichst immer in die Zwischenräume zwischen den Doppelstäbchen ein und häkelst in jeden Zwischenraum, also 16 Mal, einen Puff-Stitch. Und das geht so: Schlage den Faden einmal um die Nadel und stich in den Zwischenraum ein. Schlage erneut den Faden um die Nadel und ziehe ihn unter der Masche durch, so dass du drei Schlaufen auf der Nadel hast. Das ganze noch einmal: Faden um die Nadel schlagen, einstechen, Faden umschlagen und durchziehen. Jetzt hast du 5 Schlaufen auf der Nadel. Wenn du dies noch einmal wiederholst, hast du 7 Schlaufen auf der Nadel. Nun ein letztes Mal den Faden umschlagen und in einem Rutsch durch alle 7 Schlaufen ziehen. Schließe nun den Puff-Stitch mit einer Luftmasche. Fertig. Jetzt hast du einen schönen voluminösen Büschel gehäkelt. Schließe auch diese Runde mit einer Kettmasche ab.

4. Runde

Auch zwischen den Puff-Stitches haben sich Zwischenräume ergeben. In diese Zwischenräume häkels du nun reihum 16 Cluster-Stitches. So funktioniert der Cluster-Stitch: Faden um die Nadel schlagen, in den Zwischenraum einstechen, Faden erneut umschlagen und unter der Masche durchziehen, so dass drei Schlaufen auf der Nadel liegen. Faden wieder umschlagen und durch die ersten beiden Schlaufen ziehen. Jetzt hast du noch zwei Schlaufen auf der Nadel. Das gleiche wieder holen, so dass du drei Schlaufen auf der Nadel hast. Wiederhole dies noch zwei Mal, so dass du 5 Schlaufen auf der Nadel hast. Schlage nun den Faden um und ziehe in in einem Rutsch durch alle 5 Schlaufen. Schließe den Cluster nun mit einer Luftmasche. Fertig. Wenn du reihum 16 Cluster-Stitches gehäkelt hast, schließe die Runde wieder mit einer Kettmasche ab. Bis jetzt ist dein Häkelwerk rund. In der 5. und letzten Runde geben wir dem Granny Square seine quadratische Form.

5. Runde

Du beginnst mit der ersten Ecke des Quadrates in einem beliebigen Zwischenraum zwischen den ClusterStitches. Für die Ecke häkelst du 3 Doppelstäbchen (das erste Doppelstäbchen wird durch 4 Luftmaschen

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Luftmasche. Auf diese Weise arbeitest du dich einmal rundum und schließt dein fertiges Granny Square wieder mit einer Kettmasche.

ersetzt) + 1 Luftmasche + 3 Doppelstäbchen + 1 Luftmasche in den ersten Zwischenraum. In die nächsten 3 Bögen häkelst du jeweils 3 Stäbchen, nach der letzten dreier Gruppe folgt 1 Luftmasche. Dann ist wieder eine Ecke dran: 3 Doppelstäbchen + 1 Luftmasche + 3 Doppelstäbchen + 1

Es bietet sich an, bei diesem Muster für jede Runde eine andere Farbe einzusetzen. Wenn du ein so farbenfrohes Granny häkeln möchtest, dann schneide einfach nach jeder Runde, die du mit einer Kettmasche abgeschlossen hast, den Faden ab. Die neue Farbe, bzw. den neuen Faden kannst du ganz einfach mit einer Kettmasche in einen beliebigen Zwischenraum anknüpfen. Dieses Muster bietet sich mit seiner Farbenpracht wunderbar an, um Kissen oder sogar Decken daraus zusam-

menzunähen. Für ein Kuschelkissen mit den Maßen 40 x 40 benötigst du 16 Granny Squares für die Vorderseite und eine gehäkelte Rückseite, z.B. ein 45 x 45 cm großes Granny im klassischen Muster (siehe Anleitung Nr. 1).

Auch auf unseren Lieblings DIY Marktplätzen www.etsy.com und www.dawanda.com bieten Crafter und Jungdesigner für ein paar Euros kreative und liebevoll erklärte Häkelanleitungen im PDF Format an. Viele dieser Anleitungen sind auf Englisch verfasst. Damit dies keine Hürde für dich ist, haben wir hier die wichtigsten Begriffe und Abkürzungen für dich zusammengestellt.

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Deutsch

Abkürzung

US

Abkürzung

Fadenschlaufe

--

Slip Knot

--

Luftmasche

Lfm

Chain Stitch

ch

Kettmasche

Km

Slip Stitch

sl st

Feste Masche

fM

half double crochet

hdc

Halbes Stäbchen

hStb

Single crochet

sc

Stäbchen

Stb

Double crochet

dc

Doppelstäbchen

Doppel Stb

Treble crochet

trc

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Unser Tipp: Für die schö nsten Häkela nleitungen braucht ihr nicht vi el Geld auszugeben. Oftmals sind die Muster gratis im Internet zu finden – schaut euch um! Sehr empfehlenswert ist die Stri ck- und Häkel Commun ity Ravelry. Einfach unter www.ra velry.com ko stenlos registrieren und stöbern!

I love my Granny

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Foto / Olduser (flickr)

WOLLE

Der Ursprung eines jeden Fadens. Text Christian Geppert

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Wollarten Bereits in der Bronzezeit hielten die Menschen Schafe als Nutztiere und verarbeiteten, neben dem nährreichen Fleisch, die Wolle der Hausschafe. Heutzutage gibt es viele Schafzüchtungen, die genau den spezifischen Bedürfnissen der Wollproduktion angepasst wurden. Das Schaffell besteht aus den äußeren, steifen und groben Schutzhaaren und aus den inneren, weichen und feinen Haaren, die die Körperwärme der Tiere regulieren. Hieraus wird die eigentliche Schafwolle gewonnen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen feiner, mittelfeiner und grober Wolle, die unterschiedliche Einsatzbereiche abdeckt. Grobe Wolle von Bergschafen oder der Heidschnucke eignet sich für die Verwendung in Kleidungsstücken überhaupt nicht und kommt bei der Produktion von Teppichen zum Einsatz. Die mittelfeine Wolle, meist vom Texel- oder Eiderschaf, eignet sich zum Filzen und für Textilfüllung. In der Textilproduktion kommt in der Regel die feine Wolle zum Einsatz. Dabei beschreibt Lammwolle die Wolle der ersten Schur eines bis zu sechs Monaten alten Jungschafs. Sie ist noch nicht besonders lang und auch nicht fest, dafür aber besonders weich und wärmend und wird daher hauptsächlich bei Winterkleidung eingesetzt. Das Merinoschaf bietet die feinste Schafwolle und ist im 18. Jahrhundert aus Spanien nach Deutschland gekommen. Merinowolle kommt heute in der Regel aus Neuseeland und Australien. Das Merinoschaf gibt pro Jahr bis zu zehn kg Wolle ab, dreimal so viel wie gewöhnliche Schafe. Die Merinowolle ist besonders fein, weich und stark gekräuselt. Sie zeichnet sich vor allem durch ihre Gleichmäßigkeit und Elastizität aus. Die weißen Haare lassen sich problemlos färben.

Die aus England stammenden Cheviotschafe, z.B.das Shetlandschaf, geben eine grobe, derbe und glänzende Wolle ab. Wegen ihrer recht glatten Oberflächenstruktur schließt sie weniger Wärme ein als andere Wolltypen. Daher ist sie vorwiegend Bestandteil in der Teppichindustrie sowie bei technischen Anwendungen (Dämm- und Bezugsstoffe). Die Crossbredwolle ist eine Zwischenstufe aus Cheviotwolle und Merinowolle. Sie stammt von den Crossbredschafen: Einer Kreuzung aus Merino- und Grobwollschaf. Sie zeichnet sich durch schönen Glanz, Stärke und Feinheit aus und ist recht gut wärmedämmend. Diese Wolart findet sowohl im Bekleidungs- als auch im Heimtextilienbereich Verwendung. Die Bezeichnung Schurwolle oder Reine Schurwolle darf in der Wollproduktion nur die Wolle tragen, die

Merino Schafe

vom lebenden Tier stammt.Somit ist sie ein reines Naturprodukt. Die Wolle von geschlachteten Tieren wird Schwöde-, Schwitz- oder Gerberwolle genannt, Wolle von verendeten Tieren nennt man Sterblingswolle. Recycelte Wolle aus Alttextilien wird Reißwolle genannt. Neben Schafen gibt es natürlich noch andere Tiere, deren Wolle wir uns zu Nutze machen:

Alpaka

Die Alpakas gehören zu den Kamelen und leben schon seit ca. 3 000 v. Chr. in der südamerikanischen Andenregion. Ihre Wolle ist sehr fein, weich und glänzend. Die Haare des Tieres sind bis zu 20 cm lang und wenig gelockt, wobei der sehr hohe Fettgehalt die Thermoeigenschaften der Alpakawolle verstärkt. Die Faser ist zudem schmutz- und geruchsabweisend. Der Ertrag liegt bei nur drei bis fünf Kilogramm Wolle je Schur und Tier.

Foto / BotheredByBees (flickr)

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Angora

Das extrem weiche Fell der Angorakaninchen ist fein und leicht, aber auch relativ empfindlich. Die Fasern sind schweißabsorbierend und wärmehaltend und werden daher gerne bei Bett- und Unterwäsche eingesetzt. Die Kaninchen können alle drei Monate geschoren werden und liefern ca. 250 Gramm Wolle pro Schur.

Kamelhaar

Das Fell der nordafrikanischen und asiatischen Kamele hat einen natürlichen Glanz und unterschiedliche Farbtöne. Da dieses Haar nicht gefärbt werden kann, wird ihm meist Schurwolle zugemischt. Kamelhaarwolle wird hauptsächlich zu hochwertigen Mäntel und Decken verarbeitet, wobei vor allem das sehr feine Unterhaar verwendet wird.

Kaschmir

Die Ziegen, von denen die Kaschmirwolle kommt, leben auf den Hochebenen Asiens, vor allem im Himalaja und dem Pamir-Gebirge. Die Tiere werden nicht geschoren, sondern das Haar wird beim Fellwechsel im Frühjahr ausgekämmt. Eine Kaschmirziege bringt im Jahr nur etwa 100 Gramm Wolle, weshalb dies die wertvollste Wollart im Handel ist. Sie ist besonders leicht und weich und hat sehr gute wärmende Eigenschaften. In Europa werden in der Regel nur weiße Tiere gezüchtet, da ihr Fell, anders als die anderen vorkommenden Farbvarianten, besser zu färben sind.

Mohair

Mohair wird aus der Wolle der Angoraziegen gewonnen und gilt als spezifisch leichteste Textilfaser. Die Ziegen haben ein langes, weißes, lockiges Fell. Mohair wird je nach Alter der Ziege und damit Dicke der Haare eingeteilt in die Kategorien Kid Mohair, Young Goat Mohair und Adult Mohair. Mohair filzt nicht und lässt sich gut färben. In den Hauptzuchtgebieten in Südafrika und Kalifornien liefern die

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Foto / Natalielucier (flickr)

Tiere bis zu 2,5 Kilogramm Wolle pro Jahr.

Seide

Der Seidenfaden wird aus den Kokons der Seidenraupe gewonnen und ist die einzige in der Natur vorkommende Endlos-Faser. Ursprünglich kommt die Faser aus China und wurde über die bekannte „Seidenstraße“ nach

Chemiefasern

Durch gezielte Forschung sind wir mittlerweile in der Lage, künstliche Fasern zu erschaffen, die unterschiedliche Funktionen und Eigenschaften aufweisen und damit den Naturfasern oftmals überlegen sind. Schon 1664 stellte der Engländer Robert Hooke Kunstfasern her und auf der Weltausstellung 1889 in Paris wurden die ersten Erzeugnisse aus Kunstseide vorgestellt. Nach dem ersten Weltkrieg, als natürliche Fasern knapp waren, boomte die Produktion der Chemiefasernfasern weltweit und ist heute nicht mehr wegzudenken. Der Anteil der Chemiefasern liegt heute bei etwa 63 % der Weltfaserproduktion. Chemiefasern gliedern sich in zellulosische und synthetische Fasern. Bei

Europa gebracht. Seide hat bei Hitze kühlende Eigenschaften und bei Kälte wärmt sie. Damit ist sie auf der Haut stets sehr angenehm zu tagen. Allerdings ist Seide nur schwer zu verarbeiten und die fertigen Produkte benötigen besondere Pflege. Typische Gewebearten bei der Weiterverarbeitung der Seide sind Chiffon, Satin und Taft.

den zellulosischen Chemiefasern (z. B. Viskose) kommen natürliche Polymere zum Einsatz, der Grundstoff ist hier Zellulose (aus Buchen-, Pinienholz, Eukalyptus oder auch Bambus). Synthetische Polymere kommen bei der Herstellung von synthetischen Chemiefasern (z. B. Polyamid, Polyacryl, Polyester) zum Einsatz. Hier verwendet man als Grundstoff Erdöl und Kohle und wandelt diese in chemischen Verfahren um. Heute ist es üblich, die unterschiedlichen Fasern für textile Anwendungen zu mischen. Dadurch werden Garne mit optimalen Eigenschaften gewonnen, die bessere Gebrauchseigenschaften aufweisen und die Wirtschaftlichkeit der Produktion erhöhen.


Baumwolle Pflanzenfasern werden von den Menschen schon seit Jahrtausenden genutzt. Aus ihnen wurden Taue und Seile geflochten, Netze für die Fischerei geknüpft sowie Tücher für die Seefahrt erzeugt. Auch bei den pflanzlichen Fasern machte man sich schon vor langen Zeiten die jeweiligen Eigenschaften zunutze und setzte die Fauna gezielt ein. In erster Linie kommen dabei Leinen, Hanf und Nessel zum Einsatz. Diese Pflanzenfasern lassen sich fein verarbeiten und werden auch für Textilien eingesetzt. Dabei ist auch ihre schmutzabweisende und antibakterielle Wirkung von Vorteil. Die älteste bekannte Pflanzenfaser der Welt ist Baumwolle. Sie wird heute hauptsächlich in China, Indien, Ägypten, USA und in Brasilien angebaut. Bei Baumwolle gewinnt man die Faser aus den Früchten, beziehungsweise den Samen. Die Samenhaare bilden eine leichte und sichere Umgebung für die Keime. Gleichzeitig sind sie in der Lage, sehr viel Wasser aufzunehmen, die die Keime für das Wachstum benötigen. Baumwolle besteht also zu 90 % aus reiner Zellulose, die langen Haare werden zu Fäden gesponnen. Auch hier machen wir uns die Eigenschaften zu Nutze. Baumwolle ist sehr luftdurchlässig und kann viel Feuchtigkeit aufnehmen. Sie wirkt dadurch temperaturausgleichend und atmungsaktiv. Zudem bietet Baumwolle die Möglichkeit, bei hohen Temperaturen gewaschen zu werden, in Hinblick auf Hygiene bedeutsame Faktoren. Ihre Saugfähigkeit, ihre Leichtigkeit und Zähigkeit lassen die Naturfaser heute einen beachtlichen teil unserer Textilindustrie auf sie zu nutzen. Sie bildet den Rohstoff für Jeasn, T-Shirts, Unterwäsche und allerlei weiteren Stoffen. Foto / flydime (flickr) 01-2011 www.Eigenwerk-Magazin.de

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Fotos: Wedostudio, Philippe Cluzean, Gabriel & Schwan, fermLIVING, Seletti-Shop

PRODUKTE

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PRODUKTE

Faden Sitzgelegenheiten aus Wolle

Game not over

Die Designerin Claire-Anne O' Brien greift bei ihrer aktuellen Kollektion auf traditionelle Strickmuster zurück. Diese werden in stark vergrößerter Form in verschiedenen Farben zusammengesetzt und bilden Sitzmöbel in verschiedenen Varianten.

Im italienischen Seletti-Shop gibt es viele Dinge zu entdecken. Wer zum Beispiel keine Lust mehr auf Omas alte Häckeldeckchen hat, der sollte sich die Serie „Game not over“ mal genauer anschauen. Hier tummeln sich Space Invaders und Pacman auf dekorativen Platzsets.

www.claireanneobrien.com

www.seletti.it

Geflochtene Ketten aus Nylon

Gestrickte Körbe

Geflochtene Ketten vom Designer-Team Gabriel & Schwan mit einem gravierten silbernen Verbindungsstück. Die Kette erinnert an Seemannsknoten, sind allerdings sehr feminin. Die geflochtenen Ketten gibt es in verschiedenen knalligen Farben. Material: Nylon, Silber

Du bist auf der Suche nach einem neuen Obstkorb oder einer Ablage für deine Magazine und Zeitschriften? fermLIVING bietet dir mit ihren gestrickten Körben mehrere Größen zur Auswahl. Jeder Korb ist handgefertigt und aus 100 % Baumwolle. Sie sind in den Farben Gelb, Petrol und Grau zu erhalten.

shop.gabriel-schwan.de

www.ferm-living.com

Wiederverwertete Stickbilder

Gestrickte Riesenschleife

Hinter Frédérique Morell steckt ein ziemlich extravagantes Künstlerpaar, das in ganz Frankreich auf der Suche nach Stickbildern und alten Kissenhüllen ist. In ihren Kreationen werden diese in einen neuen Kontext überführt und finden ihren Einsatz in Möbelstücken, Lampen, oder Kunstgegenständen. Ein Hingucker!

Diese gestrickte riesige Schleife ist ein wunderschöner Ohrenwärmer, der dich in kalten Tagen nicht nur warm hält, sondern auch ziemlich klasse aussehen lässt. Die in New York lebende Jess präsentiert in ihrem Etsy-Shop noch viele andere interessante Modelle aus Wolle: Schals, Mützen, Stulpen, etc..

www.frederiquemorrel.com

www.etsy.com/shop/YesJess

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Remember me – Schöner wohnen für wenig Geld Wir alle besitzen Dinge, die uns ans Herz gewachsen sind, weil wir sie mit schönen Erinnerungen verbinden, die uns wichtig sind. In der Regel haben wir dafür einen besonderen Aufbewahrungsort: eine hübsche Schachtel, ein Schmuckkästchen oder auch die Schublade im Schreibtisch, zu der nur wir den Schlüssel besitzen. Aber wäre es nicht viel sinnvoller, diese Gegenstände in unserem Heim offen auszustellen, so dass wir sie täglich vor Augen haben und uns an den Erinnerungsstücken erfreuen können? Persönliche Gegenstände erzählen wunderbare Geschichten, die es zu würdigen lohnt.

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Dekoriere

Sibella Court | Wohnen etc. – Das Ideenbuch für leidenschaftliche Sammlerinnen ISBN 978-3-88472-997-7 | www.christian-verlag.de

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Sibella Court animiert alle leidenschaftlichen Sammlerinnen, ihre kleinen Schätze aus den verstaubten Truhen zu holen und dekorativ in den Wohnraum zu integrieren. So entsteht mit geringem Aufwand eine Wohnatmosphäre, die an Persönlichkeit nicht übertroffen werden kann. Sie zeigt fantasievolle Inneneinrichtungsideen und Dekorationsvorschläge und verrät in jedem Kapitel Geheimnisse und Tipps, die sie in ihren Berufsjahren als Stylistin gesammelt hat. Die goldene Regel dabei lautet: Alles ist möglich. Weder starre DesignKonzepte noch bestimmte Materialien sollen das individuelle Gestalten einschränken, allein der Blick für spannende Details zählt! Sibella Court ist in Australien eine bekannte Stylistin für Lifestyle-Zeitschriften. Zehn Jahre lebte sie in New York und arbeitete dort für namhafte Lifestyle Magazine, wie die Vogue Living. Seit 2008 lebt und arbeitet sie wieder in Australien.


Gesammelte Grundlagen

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Handarbe

Wer seine Kenntnisse über Nadel, Faden & Co. auffrischen oder ganz neu lernen möchte, findet in diesem Buch ein reiches Angebot an Erklärungen und Möglichkeiten. Ob es darum geht, eine Gardine zu kürzen, eine Hose frisch zu säumen oder eine Jacke mit Namensschildchen zu versehen ist ein gewisses Maß an Know-how unverzichtbar. Aber auch für die endlich passgenaue Mütze im Winter, oder die selbstgefilzte Tischdeko ist es gut, ein Kompendium zur Hand zu haben, das die unterschiedlichsten Fragen rund ums Handarbeiten beantwortet. Gewusst wie, das ist der Kern dieses Buches! Alle wichtigen Handarbeitstechniken werden Schritt für Schritt, verständlich und bilderreich erklärt. Die Grundlagen und Techniken werden durch ausgewählte Modellbeispiele ergänzt, die direkt dazu einladen, das Gelernte in die Tat umzusetzen. Denn was macht mehr Spaß, als sein frisch erworbenes Können z. B. gleich an einer hübschen Stickerei auszuprobieren, für die sich im Kleiderschrank garantiert das ein oder andere langweilige Kleidungsstück findet. Der beiliegende Schnittmusterbogen erleichtert das Nacharbeiten der im Buch vorgestellten Modelle.

Das Grundlagenbuch Handarbeiten – Die wichtigsten Techniken mit Modellen und Schnittmusterbogen ISBN: 978-3-7724-6595-6 | www.frech.de

Unzählige neue Ideen für kleine und große Handarbeitsprojekte kommen da schon beim Durchblättern des Buchs in den Sinn. Stricken, Häkeln, Strickfilzen, Filzen mit der Nadel, Sticken oder Nähen – dieses Grundlagenbuch bietet Möglichkeiten in Hülle und Fülle – ob nun gelernt, nachgeschlagen oder das Handarbeitsrepertoire erweitert werden soll. Hier werden die Grundlagen geliefert, um anschließend der Kreativität freien Lauf zu lassen!

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Accessoires im Taschenformat „Handliche“ Modelle wie Mütze, Schal, Tasche, Cape oder Stulpen lassen sich bestens unterwegs im Bus, der Bahn oder im Wartezimmer beim Arzt nadeln. Dazu passend wurde „Stricken to go Accessoires“ entwickelt, das in jede Tasche passt. So kann man auch unterwegs jederzeit das Strickzeug auspacken. Auf einer längeren Bahnfahrt hat man so erstens die Zeit sinnvoll gestaltet und zweitens zudem noch gute Chancen, eines der tollen Modelle dieses Buches vom Maschenanschlag bis zum Vernähen zu vollenden.

Stricken

Stricken to go: Accessoires – Das Strickbuch für jede Handtasche ISBN: 978-3-7724-6726-4 | www.frech.de

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Mit diesem Strickbuch verliert man nie den Überblick über die Projekt und kann jederzeit weiterstricken ohne lange zu suchen. Auch dank Gummiband, Nadelstärken-Schablone und genialen Notizseiten, auf denen Projekte, Größen, Garne und individuelle Strick-Notizen Platz finden, ist das Stricken von tollen Accessoires jetzt ganz einfach. Die Auswahl der Strickkreationen ist riesengroß und die Muster einfach inspirierend. Von Mützen, Schals und Stulpen, über Boleros, Hüte und Taschen bis zu Praktischem für den Alltag – es ist von allem etwas dabei. Sowohl Einsteiger als auch Profis finden bestimmt das passende Modell.


Wegwerfen gilt nicht! Was machen wir mit den kleinen liebgewordenen Schätzen, an denen der Zahn der Zeit sichtbare Spuren hinterlassen hat: Die Lieblingstasse hat einen Sprung und der Henkel fehlt, der Lieblingskuschelpullover löst sich langsam auf und hängt bald in Fetzen … Also was ist zu tun? Ganz einfach: Bastelschere, Nadel und Faden und los geht's! Aber vorher noch bei Kelly Doust nachschauen, was man machen kann!

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Handarbe

Kelly Doust | Lieblingssachen selber machen – Die Ideenfundgrube ISBN 978-3-86244-000-9 | www.christian-verlag.de

Für jede Jahreszeit finden sich Ideen, wie die Garderobe mit witzigen und einfachen Mitteln aufgepeppt werden kann, oder die Wohnung mit kleinen aber feinen Details noch schöner wird. Günstige Geschenkideen begeistern Familie und Freunde – mehr als 75 Ideen von der Strandtasche über bestickte Baumwolltops bis hin zur Wärmflasche im Cashmere-Kleid verbinden traditionelle Techniken mit modernen Trends. Ein Handarbeits- oder Handwerksprofi muss man auch nicht sein – Kelly Doust zeigt in einfachen Schritten wie's gemacht wird, eine praktische Hilfe zum Kreativsein für Laien und Fortgeschrittene. Kelly Doust durchkämmte seit ihrer frühen Jugend Flohmärkte und Secondhand-Läden nach ausgedienten Kleidern und Wohntextilien, denen sie dann neues Leben einhauchte. Sie arbeitete in Sydney, Hongkong und London in Verlagen und Werbeagenturen und war regelmäßig LifestyleAutorin für die Vogue.

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DIY-Fadenlampe Die beiden Norwegerinnen Heidi und Anna von Pickles bieten auf ihrer Homepage viele interessante Strick-, Nähund Häkelanleitungen zum Download an. Darüber hinaus gibt es viele weitere tolle Crafting-Projekte. Sie haben uns eine Anleitung überlassen, in der sie zeigen, wie man mit einfachen Mitteln und aus Fäden eine dekorative Lampe basteln kann. Diese Lampe ist wirklich einfach nachzubauen und du benötigst nur wenige Materialien. Achtung, es wird ein bisschen schmutzig – aber das Rummatschen lohnt sich allemal. Spätestens wenn es dunkel wird wirft die Lampe ihre einladenden Schatten in den Raum. Für weitere Anleitungen schau bei www.pickles.no vorbei und besuch ihren Wolle-Shop unter shop.pickles.no.

Das benötigst du Einen großen runden Ballon (evtl. mit der entsprechenden Pumpe) 2 Wollknäule aus Baumwolle oder Acryl Vaseline Tapetenkleister Waserfester Marker Eine alte Schüssel Einen alten Kochlöffel (oder einen Stock) evtl. Handschuhe, Papiertücher zur Abdeckung Eine Aufhängung mit Fassung für die Birne und Stromanschluss (gibt's im Baumarkt)

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Tu!

So funktioniert es Rühre den Tapetenkleister in der Schüssel an, wie es auf der Packung angegeben ist. Rühre die Wolle in die Kleistermasse hinein. Arbeite den Kleister dabei richtig in die Wolle ein.

Es werde Licht!

Blase den Ballon auf, verknote die Öffnung und reibe ihn dünn mit einer Schicht Vaseline ein. Markiere einen Kreis an der Öffnung des Ballons, die ein bis zwei Zentimeter kleiner als die Lampenaufhängung ist. Jetzt hänge den Ballon an einem Faden auf und fang an, ihn mit dem eingeweichten Garn zu umwickeln. Wickel die Fäden ziemlich eng um den Ballon. Beginne am besten vertikal und arbeite dich immer mehr in die Horizontale. Achte darauf, dass es gleichmäßig wird. Wie dicht die Lampe werden soll, kannst du selber bestimmen. Den aufgezeichneten Kreis an der Öffnung musst du frei lassen. Drücke die losen Enden der Fäden einfach an einen anderen und bearbeite sie, bis sie glatt sind. Nun muss der fertig umwickelte Ballon mindestens 24 Stunden hängend trocknen. Anschließend den Ball zerstechen und rausnehmen – fertig!

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Foto / Insight 51

Gestrickte Revolution

Stricker Die Guerillalease“ von „Knitta P

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Foto / CileMontgomery (flickr)

Foto / Magda Sayeg

Foto / William Anthony

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Knitta please!

Text / Christian Geppert

Im Vorbeigehen mag man es kaum bemerken, doch irgendetwas ist anders als gewohnt. Umstrickte Schilder und Straßenpoller drängen sich vorsichtig ins Blickfeld: Strickkunst im öffentlichen Raum. Um die Entmenschlichung der modernen Städte aus Beton, Glas und Stahl zu verdeutlichen und ihnen eine persönlichere, wärmere Note zu geben, nutzen die Street Art Künstler von Knitta Please Nadel und Faden. Sie umstricken Straßenschilder, Parkuhren, Telefonzellen und Türgriffe. Mittlerweile erkennen viele öffentliche Einrichtung diese Form des Graffiti als Kunst an, trotzdem gilt sie in einigen Ländern per Gesetzt als Form des Vandalismus. 2005 gründete die Amerikanerin Magda Sayeg die erste strickende GraffitiVereinigung unter dem Namen "Knitta Please". Sayeg kam auf die Idee, da sie über ihre unvollendeten Strickprojekte frustriert war. Sie wollte den ganzen halbfertigen Pullovern noch einen Sinn geben und entschloss sich, die Türklinke einer Boutique in

Houston damit zu umstricken. Knitta Please führte die heute bekannte Form des Yarn Bombings ein. Am Anfang passierte das alles noch im Untergrund, aber in den letzten Jahren wurde die Bewegung immer größer. Die kulturelle Reichweite der Handarbeit wurde erkannt, die sich gegen eine von Massenproduktion zugestopfte Welt positioniert. Die Gegenüberstellung des weichen, natürlichen Materials und der harten, urbanen Umgebung stärkt eine neue Generation der Stricker, die die Handarbeit nicht länger als rein funktional ansieht. Zudem setzt die Bewegung ein bisher ungenutztes Material in der Street Art ein: den Faden. Strick-Graffiti möchte die Street Art ein bisschen wärmer und niedlicher machen. Mittlerweile gibt es international eine Menge Gruppierungen, die der Idee folgen und im Guerilla-Stil die Städte bestricken. "Eine Methode, den öffentlichen Raum zu verschönern", jedoch eine vergängliche Form, die nicht für die Ewigkeit gemacht ist.

www.knittaporfavor.wordpress.com www.magdasayeg.com www.flickr.com/photos/knittaplease

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Foto / Jonathan Hokklo

Foto / Mary Roland

Foto / National Gallery of Australia

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Fotos: Ioqoo, fermLIVING, Dolan Gaiman, lessandmore, dust and ashes productions, inc., Michael Harvey/Nic Webb

PRODUKTE

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PRODUKTE

Holz Bambus Iphone Sleeves

Ablagen aus Eichenholz

Das hochwertige und exklusive Wood Case PURE BAMBOO schützt dein iPhone 4 nicht nur optimal vor äußeren Einflüssen, sondern verleiht ihm eine schlichte Eleganz. Hier erweist sich Bambus einmal mehr als geniales Material von natürlicher Schönheit. Die Produkte der PURE WOOD Serie sind aus hochwertigen Naturmaterialien hergestellt.

Diese rustikalen Ablagefächer von fermLIVING sind aus geräucherter Eiche und perfekt für deine Zettelsammlung. Erhältlich in den drei wunderschönen Farben Blau, Aqua und Gelb. Die Fächer können einzeln oder übereinandergestapelt aufgestellt werden. Material: Smoked Oak Größe: 24 x 33 cm

www.ioqoo.com

www.fermliving.com

Mixed Media Objekte

Tortendeckchen für die Wand

Die Mixed-Media Arbeiten des Künstlers Dolan Geiman sind unglaublich starke Kreationen aus recyceltem Sperrholz, bemalt mit recycelten Farben. Die Assemblagen kombinieren Verfall mit dem Erschaffen neuer Beständigkeit und sind sicher mehr als nur reine Dekoration.

Traditionelle Tortendeckchen sind zu altbacken für dich? Diese Wanduhr von uncommon ist eine moderne Umsetzung der alten Torten-Dekoration. Per Laser-Cut bearbeitetes Bambus, ergänzt mit Uhrwerk und schönen Zeigern. Durchmesser ca. 18 cm.

www.dolangeiman.com

www.etsy.com/shop/uncommon

Desk Organizer

Holzlöffel

Der stylishe und funktionale Schreibtisch Organizer von lessandmore hilft dir dabei, all deine Schreibutensilien, Pinsel, Marker, Scheren etc. griffbereit und gut sortiert abzustellen. Die natürliche Ästhetik von echtem Holz lässt jeden Schreibtisch warm und zeitgemäß erscheinen. Das eco-freundliche Design gibt es in verschiedenen Ausführungen.

Jeder Löffel von Nic Webb ist ein kleines einzigartiges Kunstwerk. Der Brite nutzt bei seiner Arbeit traditionelle Werkzeuge und Techniken. Als Material verwertet er ausschließlich lebendiges Nutzholz, das er bei seinen Spaziergängen auf der Britischen Insel findet. Die interessanten Löffel landen mittlerweile weltweit in Museen.

lessandmorevienna.tumblr.com

www.nicwebb.com

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KASA & DIE DINGFABRIK Auf eine Bionade im Kรถlner Kreativ-Verein

Text: Christian Geppert Fotos: Wiebke Hahn

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Kasa, das ist die Frau hinter den Blogs www.blog.paperama.de und www.kasa-amend.com. Und die Dingfabrik, das ist der Ort, den Kasa ihr zweites zu Hause nennt. Eine Mischung aus offener Werkstatt und Fablab. Ein Ort, an dem Mädchen hämmern und Männer das Nähen lernen, an dem traditionelle Handarbeit mit hochtechnisierter Computertechnik auf dem Spielplatz toben geht. Das Ergebnis dieser Mischung: Ein unbegrenztes Spektrum an Schaffensmöglichkeiten, ein Gravitationszentrum der Kreativität.

Kasa ist ein Vorstandsmitglied der Kölner Dingfabrik. Ihre ruhige offene Art wirkt auf Anhieb sympathisch und vertraut, doch ihre überschäumende Kreativität lässt sie anfangs nur wenig durchblicken. Wer hinter Kasas ruhige Fassade blicken darf erkennt schnell: In ihrem Inneren sprudelt eine nie versiegende Ideenquelle. Schon seit ihrer Kindheit lebt sie ihre kreative Energie in allen möglichen Formen aus. Dabei ist ihr kein Material zu riskant und keine Idee zu abwegig. Ausprobieren ist ihr Motto – mit dem sie sich in der Dingfabrik unter Gleichgesinnten wiederfindet. Angefangen hat die aus Mannheim stammende Wahl-Kölnerin mit Papier. Die Faszination dafür hatte sie schon früh. Schon als Kind konnte sie nicht an bunten Mustern auf Stoffen und Papieren vorbeigehen und hat begonnen diese Muster zu sammeln. Auch mit dem Malen hat sie schon als Kind beginnen und sich bereits in jungen Jahren die ersten Kleider selbst genäht. Heute zeigt sie ihre umfangreiche Muster-Sammlung auf Flickr und lässt Interessierte auf ihren zwei Blogs an ihren

Projekten und Ideen teilhaben. „Zuerst habe ich auf Englisch gebloggt – da gab es hier die Craft-Bewegung noch gar nicht und ich habe immer neidisch nach Amerika geschaut. Letztes Jahr ist das dann massiv nach Deutschland geschwappt und mittlerweile gibt es auch immer mehr deutschsprachige Blogs“ erzählt sie uns. Kasa hat in Köln Medientechnik studiert, doch liegt ihr das technische dabei nicht wirklich. „Ich darf mich zwar Ingenieurin schimpfen, aber das Elektronik-Zeug ist nicht so Meins. Ich hab irgendwie die Prüfung bestanden, doch heute ist das alles mehr lerning-bydoing. Da geht immer mal was schief, aber das ist jetzt meine Herangehensweise. Einfach ausprobieren und nicht erst groß überlegen“ erzählt sie uns am großen runden Tisch im Co-Working Space. „Letztes Jahr habe ich einen Nähkurs bei der VHS gemacht, acht Wochen lang. Da habe ich sehr diszipliniert gelernt,

die Stoffe zuzuschneiden usw. Aber das ist nicht meine Art zu arbeiten. Ich hab das mal ausprobiert, aber so macht es mir keinen Spaß. Ich habe einfach keine Lust, jede Naht vorher mit dem Kopierpapier auf den Stoff zu übertragen. Bei manchen Sachen bin ich perfektionistisch aber oft ist mir das zu viel Aufwand.“ Pefektionismus ist vielleicht bei dem ein oder anderen Mitglied der Dingfabrik unterschiedlich gewichtet, doch in einem stimmen alle überein: Nicht lange überlegen – machen! Und so muss sich Kasa dann auch ab und an von unbeendeten Projekten trennen, denn

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die hindern am Weitermachen: „Das schränkt einen ein. Die halbfertigen Sachen hängen einem im Nacken und man traut sich gar nicht, etwas Neues anzufangen. Man muss sich davon trennen und sich mit dem Gedanken anfreunden, dass auch mal was in die Hose gehen kann.“ Und das kann schnell passieren, wenn man sich auf unbekanntes Terrain begibt. Doch Kasa hat keine Angst davor. Sie erkennt viele Trends in der Handarbeitszene und pickt sich eben ihre Ideen heraus. So kommen derzeit gehäkelte Dollys immer mehr in Mode und auch Tortenspitze ist aktuell ein angesagtes Handwerksmaterial. In welcher Form Kasa diese neuen Trends und Materialien in ihr Schaffen mit einbezieht, überlegt sie sich ganz genau. Aber sie weiß:

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Der bunte Mix, der durch neuen Input und frische Inspiration entsteht, ist das, was sie in ihren Eigenwerken weiterbringt. Das alles benötigt aber auch immer den Austausch mit Anderen. Diesen Austausch findet sie in der Dingfabrik. Genauso wie Julian, der mit ihr zusammen an einem Beton-Projekt arbeitet. Beide hatten die Idee, alltägliche Gegenstände, wie etwa Spülmittelflaschen, als Betongussform zu nutzen. Der Ingenieur Julian frickelt an seiner Konstruktion herum – die Betonform soll mit einem Kabel und Fassung als Lampenschirm fungieren. Er mag die nützlichen Dinge und freut sich in der Dingfabrik eine Werkstatt für seine Ideen gefunden zu haben. Nach seinem Zuzug aus Saarbrücken wurde Dingfabrik-Mitglied

Uwe schnell unzufrieden, da er seine Kreativität nicht ausleben konnte. Daher ist er froh, eine Gemeinschaft gefunden zu haben. Die Produktivität der Dingfabrik ist sein Gravitationszentrum. „Kreativer Output ist wichtig für das Seelenheil!“ sind sich Uwe und Kasa einig. Und wenn man dann noch die Möglichkeit hat, seine Ideen in die Tat umzusetzen, wird man produktiv. So geht es wohl allen Mitgliedern der Dingfabrik. Gegründet im September 2010 zählt der eingetragene Verein mittlerweile ca. 35 Mitglieder. Bis zum Sommer soll die Summe auf 50 anwachsen. Der Zulauf ist groß und so stellt Kasa schon jetzt fest, wie schnell sich die Idee verbreitet und die Dingfab-


Kasa und Julian, zwei kreative Köpfe in der Dingfabrik

rik einen Ruf bekommt. Tragend ist der Verein schon jetzt und es kommen neben den festen Mitgliedern viele Interessierte zu den Veranstaltungen. Die diversen Workshops und Vorträge richten sich an Neulinge und Profis und versuchen das gesamte Spektrum des Möglichen abzudecken. Am Anfang war alles spontan. Doch da die Ideen so reichhaltig sind, werden die Termine für Vorträge und Workshops schon einige Zeit im Vorfeld festgesetzt. Auch das tut der Bekanntheit gut. Uwe hat im Internet von dem Kreativraum erfahren. „Ich war auf der Mailingliste und bekam irgendwann die Einladung zum ersten Treffen um ein Fablab zu gründen.“ Die Idee des Fablab setzt sich so langsam in der großen

Werkstatt durch. Viele technische Geräte und Maschinen tun ihren Dienst für die Kreativität. So wie etwa der Star des Abends: Ein aus den Niederlanden ausgeliehener Lasercutter, an dem sich die Mitglieder heute austoben können. Auf den Whiteboards an den Wänden gibt es festgehaltene Time-Slots, denn jeder möchte diese Wundermaschine ausprobieren. So lässt sich Kasa ihre kleinen Füchse und Eulen aus dünnem Holz schneiden, andere lasern Plexiglas, aus dem sie geometrische Formen zusammenstecken. Alle sind sich einig: So was mal dauerhaft selber hier stehen zu haben, wäre schon

ein tolles Ziel zum einjährigen Bestehen! Und so erkennt man auch: Hier treffen sich viel weiter reichende Ideen und kreative Ansätze, als man es erwarten mag. Hier geht es nicht nur darum, etwas zu Nähen oder T-Shirts zu bedrucken. Jedes Material hat seinen Einsatz, jede Idee sucht eine Umsetzung. Die Tische in den Räumen der Dingfabrik sind voll

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Ein FabLab (engl. fabrication labo ratory – Fabrikat ionslabor) ist ei ne offene High-TechWerkstatt mit de m Ziel industrielle Prod uktionsverfahren für Einzelstücke und Privatpersonen zu r Verfügung zu stelle n. Typische Gerä te si nd 3D-Drucker, Lase r-Cutter, CNC-Ma sc hi ne n oder Fräsen, um eine große Anzahl an unterschiedliche n Materialien un d Werkstücken bear beiten zu können . (Quelle: Wikipedia .de)

mit kleinen Modellen, vielen technischen Skizzen und vor allem Laptops. Viele Mitglieder sind Ingenieure, die ihr Wissen hier weitergeben. Dabei kommen 3D-Programme zum Einsatz oder es werden Elektro-Baukästen weiterentwickelt. So zeigt uns Habo ein paar seiner Spielereien: Ein kleiner Greifarm, der per Computer gesteuert wird, eine Uhr, die mithilfe von Leuchtdioden die Zeiger aus Schatten erzeugt und andere mechanische Objekte. Doch neben CNC-Fräsern, Schraubstöcken und 3D-Druckern gibt es auch Origami-Workshops und auf der Fensterbank steht eine Nähmaschine. Eben eine wirkliche „Dingfabrik“ in der alle, wirklich alle Disziplinen gleichberechtigt nebeneinander existieren. Habo verrät uns allerdings, dass die Mitglieder eher

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männlich sind. Doch genausowie sich die Mädchen hier für Betongießen begeistern, hat er auch das Nähen gelernt. Timo von Das Mo Artworks strickt für seinen Neffen einen Teddy. Ansonsten begeistert er sich für Acryl-Toys und erzählt uns einiges über die kleine Szene und die Bewegungen im Charakter-Design. Auf seinen eigenen Prototypen Mate ist er besonders stolz. Er modelliert, gießt und verfremdet die kleinen Figuren und fügt manchmal sogar technische Spielereien wie kleine Leuchtdioden hinzu. Sein Antrieb liegt auch in der Dingfabrik: „So schafft man es, seine Freizeit rumzubringen. Hier gibt es eben viele, die von verschiedenen Bereichen Ahnung haben und dir dabei helfen, deine Idee umzusetzen. Man kann einfach gucken, die Projekte auch

größer aufzuziehen und einfach ein bisschen rumprobieren. Der eine kann eben gießen, der andere ist erfahren in Elektronik. So kann man verschiedene Techniken miteinander verbinden und etwas ganz Neues erzeugen.“ erzählt er uns begeistert. Neben den Erfahrungen und Kenntnissen der Mitglieder spielt auch die Ausstattung eine große Rolle. Wenn man einen Raum hat, eine Werkstatt, fällt das Loslegen viel einfacher, erklärt uns Uwe. „ Zuhause habe ich eine kleine Werkstatt eingerichtet, aber zu Hause bin ich irgendwie faul geworden. Es ist besser, andere Leute dabei zu haben. Zu Hause sitze ich nur vorm Rechner und komme nicht in Bewegung. Die Schaffensatmosphäre tut da gut – die Sachen sind alle da, man kann sich die Werkzeuge von der Wand nehmen. Das ist was


anderes als im Wohnzimmer. Es senkt die Hürde! Diese Ausreden, die man sich immer selber zurechtlegt, das ist ein Punkt, der ausbremst: Hätte ich, dann könnte ich. Und hier hast du, also musst du!“ So scheint der Tatendrang der Mitglieder unerschöpflich und trägt problemlos die Idee der Dingfabrik. Und auch wir sind von den Möglichkeiten angesteckt und inspiriert. Für uns war der Besuch eine herausragende Bereicherung die uns gezeigt hat, dass das Thema Eigenwerken unglaublich vielfältig sein kann. Es gibt noch so viel zu entdecken, was wir noch gar nicht kennen. Und erfreulicherweise gibt es so viele Leute, die mit voller Begeisterung dabei sind und die Bewegung auf jede Mögliche Art weitertragen.

Den Verein kann man auf vielfältige Art und Weise unterstützen: Erzähl es weiter, mach die Dingfabrik publik, verlinke sie auf deiner Webseite, erzähl es deinen Freunden, Nachbarn, Schulkameraden! Du hast eine ungenutzte Maschine im Keller und weißt, dass andere sie gerne nutzen möchten? Wie wäre es mit einer Hardwarespende? Keine Maschine im Keller? Du kannst auch Material oder Geld spenden!

DingFabrik Köln e.V. Gasmotorenfabrik, 3. Etage Deutz-Mülheimer-Str. 129 51063 Köln www.dingfabrik.de

Vorträge halten ist gar nicht so schwer. Halte selbst einen Vortrag über die Verschönerung deines Toasters! Die anderen werden begeistert sein! Du willst dich einbringen, selbst basteln und anderen erklären, wie es geht? Werde Mitglied, hab Spaß und teile deine Erfahrungen mit!

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Die Fotsrecke brachte unseren Fotografen Markus ein paar schlaflose N채chte! Geh채kelte Grausamkeiten und Furchtbares aus Makramee sollten in Szene gesetzt werden. Herausgekommen ist eine Albtraum l채ngst vergessener H채kelwerke.

Fotos / Markus Mielek www.mielek.com

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Alle Tage einen Faden, macht des Jahres ein Hemde 01-2011 www.Eigenwerk-Magazin.de

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Langes F채dchen, faules M채dchen 40

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Daf端r muss eine alte Frau lange stricken

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Work in progress

Die Kreativschmieden der Blogger und Bastler sind oft einfach in deren Wohnzimmern und K端chen gelegen. Oder? F端nf begeisterte Eigenwerker geben uns Einblick in ihr kreatives Chaos.

JESSICA Baker www.yesjessknits.com

NIC Webb www.nicwebb.com

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FRANZISKA

Klee

schneiderpuppe.blogspot.com

AMANDA Bell dilettantknits.blogspot.com

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KATHLEEN

Dalseno www.missusd.com

RACHEL Mckay www.etsy.com/people/RachelMckay

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WIBKE Schรถnheim www.fingerfabrik.blogspot.com

ERIN Schรถnheim www.imadeyouabeard.com

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Fotos: Tapetenagentur, Studiokmo, mammalampa, Littlewhitedog, Etco, 3eyedBear

PRODUKTE

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PRODUKTE

Papier Kuckucksuhr als Wandtattoo

Paris gezeichnet

Die Kölner Tapetenagentur sollte jedem ein Begriff sein! Sie bietet unglaublich viele inspirierende Tapetenmotive nationaler und internationaler Künstler. Da sich auch immer mehr junge Leute an das Thema Tapete wagen, gibt es in dem Online-Shop der Taptenagentur auch im Bereich der Wandtattoos viele ausgefallene Designs. So wie diese Kuckucksuhr, die jedem Zimmer den nötigen Witz verpasst.

Karen M. O'Leary steckt hinter Studiokmo und ist begeistert von Stadtplänen. Diese gibt es von vielen großen internationalen Städten als Papercuts oder mit Bleistift gezeichnet. In ihren Arbeiten drückt sie ihre Liebe zu den Städten und zum Reisen aus, und die Schönheit, die man in alltäglichen Dingen finden kann. Und so werden die filigranen und verworrenen Straßenzüge zu einem beeindruckenden Kunstwerk.

www.tapetenagentur.de

www.etsy.com/shop/studiokmo

Geflochtener Lampenschirm

Irland Landkarten als Buchstaben

Obwohl die Leuchten der Lettischen Manufaktur mammalampa serienmäßig produziert werden, hat jede Einzelne ihren einmaligen Charakter, sowohl durch die Eigenheiten des Materials, als auch durch die von jedem Handwerker eingebrachte schöpferische Energie. Das Modell „Bride“ ist eindeutig weiblich und wirft durch das geflochtene Papier ein wunderbar diffuses Licht.

Aus Dublin kommen die bunten Buchstaben, die aus Städtekarten und Pappe zusammengesetzt sind. Suzy wird von ihrem kleinen weißen Hund Milo inspiriert und bittet bei individualisierten Objekten gerne ihre Kunden um eine Geschichte. So lernt sie immer wieder neue Dinge kennen und entdeckt versteckte Plätze auf den Karten ihres Heimatlandes.

www.mammalampa.lv

www.etsy.com/shop/littlewhitedog

Dekorative Schale aus Papier

Kostenlose Papertoys

Yamarilet Pacheco ist die Künstlerin hinter etco. Die gebürtig aus Venezuela Stammende lebt nun in den USA und vertreibt ihre Arbeiten über Etsy. Diese dekorative Schale ist handgemacht aus recyceltem Papier, die weiße Außenseite und die goldene Beschichtung der Innenseite sind versiegelt, doch sollte die Schale nur mit trockenen Dingen befüllt werden.

Der Niederländer Maarten Janssens bastelt unter seinem Label 3EyedBear viele bunte Papertoys, die er der Welt kostenlos zur Verfügung stellt. Man benötigt lediglich einen Drucker, eine Schere und etwas Klebstoff – schon kann man sich in wenigen Schritten sein buntes Papertoy basteln. Seine Figuren haben mittlerweile eine große Fangemeinde in der ganzen Welt.

www.etsy.com/shop/etco

www.3eyedbear.com

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www.claireanneobrien.com

FADENSCHEINIGE

Möbelstücke

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ie Designerin Claire-Anne O`Brien machte ihren Master 2010 am Londoner Royal College of Art im Bereich Textil und lieferte zu ihrer Abschlussarbeit beeindruckend gestrickte Stühle ab. Die gebürtige Irin begegnete schon in ihrer Kindheit der Strickerei und war fasziniert von den Formen, dem Material und den darin gegebenen Möglichkeiten. Heute lässt sie diese Faszination für Design und das Material in ihre Arbeit einfließen und setzt diese dreidimensional in Möbelstücken um. Ihre von der British Wool Association ausgezeichne-

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ten Stühle spielen mit der Struktur des Materials und setzten die angewandten Techniken in proportional veränderter Form fort. 2009 nahm sie am Designer meets Artisan Internship der UNESCO teil, durch das sie sehr inspiriert wurde. Sie arbeitet im Norden Indiens daran mit, Produkte aus Wolle der ansässigen Yaks und Schafe zu entwickeln und die HimalayaBewohner dabei zu unterstützen, diese effektiv zu verkaufen. Heute betreibt sie in London das Wedostudio, welches sich mit einem Mix aus

Textilien und Produktdesign beschäftigt. Sie ist vertreten auf internationalen Ausstellungen und Messen und arbeitet an ihrer eigenen Wohnkollektion. Bei ihren Objekten setzt sie teilweise auf echte Handarbeit, teilweise kommt maschinelle Verarbeitung zum Einsatz.


www.kwangholee.com

u machen, z n e t o n K n e n i e "Ich denke, Instinkt." r e h c i l h c s n e m n i ist e

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er Koreanische Künstler Kwangho Lee verbindet bei seiner Arbeit traditionelles Handwerk mit aktuellen Materialien. Aufgewachsen auf dem Lande, lernte er schon früh den Einsatz der Hände für die Arbeit und beobachtete seinen Großvater bei der Verrichtung der Feldarbeit. Heute fließen diese glücklichen Kindheitserinnerungen in seine Objekte ein und auch er arbeitet dabei mit seinen Händen. Für sein Projekt „KNOT – beyond the inevitable" knüpft er außergewöhnliche Lampen aus PVCSchnüren. Der Knoten ist das zentrale Element und

Ausgangspunkt seiner Vorgehensweise. "Ich denke, einen Knoten zu machen, ist ein menschlicher Instinkt." Knoten dienten den Menschen seit jeher zum Überleben. Sie dienen dem Fischen, dem Jagen, dem Häuserbauen. Für Kwangho Lee sind die Knoten das Ergebnis seiner Hände, die für ihn sein wichtigstes Werkzeug sind. Er bildet auf diese Weise eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Dieses Verständnis möchte er an die Betrachter weitergeben und sie anregen, selber aktiv

zu werden. Dabei nutzt er bei seinen Objekten ungewöhnliche Materialien und knüpft sie z. B. aus bis zu 300 Meter langen PVC-Schnüren. Der Aspekt des Machens steht stets im Vordergrund, Lee unterwirft sich keinen Regeln. Bei seinem derzeitigen Projekt überträgt er diese Technik auf Möbel, die er aus Gartenschläuchen knüpft. Kwangho Lee, Jahrgang 1967, studierte an der Hongik University in Seoul, Korea Metall-Kunst und Design. Seine Werke sind in Ausstellungen weltweit zu sehen.

Texte / Christian Geppert 01-2011 www.Eigenwerk-Magazin.de

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Foto: Vintage Collective (Flickr)

SUPERMARKT Hereinspaziert, Hereinspaziert!! Meine Damen und Herren, sehr verehrte Eigenwerker. Wir präsentieren Ihnen heute wunderbare Online-Shops aus der ganzen Welt! Sie werden Ihren Augen kaum glauben – und sicher fündig werden auf der Suche nach der Erfüllung Ihrer kreativen Wünsche!

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Wool and the gang

Hoooked zpagetti

Was gibt's da? Wolle in super Trendfarben ++ fertige Kits mit Anleitung, Wolle, Strick- und Häkelnadeln und allem was du sonst benötigst, um dein Wollwerk zu vollenden ++ Kollektionen mit so coolen Namen wie Crazy Sexy Wool oder Shiny Happy Cotton ++ Gratis Anleitungen!!!!

www.woolandthegang.com

Was gibt's da? Innovatives und superstylisches Stoff-Häkelgarn ++ Die dazu passenden riesen Bambus-Häkelnadeln ++ Zubehör, z. B. Taschengriffe ++ Bücher ++ Gratis Anleitungen!!!!

www.hoooked.nl

Sublime Stitching Was gibt's da? Trashig-stylische Stickmotive als PDF zum Download ++ Ob Rockabilly Tattoos, Chihuahuas, Rehkitze, Pinup-Girls, Zombies oder Sushi – hier wird die ganz große Stickmotiv-Freakshow aufgefahren ++ Sticksets ++ Stickmaterial & -zubehör ++ Bücher ++ Inspiration

Lollipop Yarns Was gibt's da? Handgefärbte Wolle ++ Strickboxen für süße Strick-Kuscheltierchen

de.dawanda.com/shop/ filzflash

www.sublimestitching.com

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Text: Birgit Axler Fotos: Wiebke Hahn ,

Christian Geppert

EIN TAG IN

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SCHERBEN BRINGEN GLÜCK Wir treffen den Betreiber und Gründer der Manufattura, Max Ohagen, kurz vor Ladenöffnung bei seiner einladenden Schaufensterfront. Bunte, große Keramikteller werden dort ausgestellt und auf der Scheibe steht in einfacher Schrift „Manufattura. Keramik selber bemalen“. Diese Aussage ist so simpel, so schlicht, aber genau auf den Punkt getroffen! Denn das ist es, was man bei der Manufattura tun kann – Keramik nach seinen eigenen Wünschen bemalen. Das kleine Ladenlokal ist kein klassisches Geschäft, in dem man sich sein Geschirr „einfach so“ aussucht. Die Manufattura ist etwas für Eigenwerker und Macher! Hier kann man seine Kreativität an vielfältigen Keramikrohlingen ausleben und diese vor Ort mit seinem individuellen Dekor versehen. Anschließend glasiert man das Einzelstück und lässt es im Laden brennen. So entstehen einzigartige Geschenke und eigensinnige Unikate. Doch gibt es dabei noch eine Menge mehr zu erfahren, wie uns Max bei unserem Gespräch verrät. Wir merken direkt: Max ist das Herz und die Seele der Manufattura. Es ist Ende Februar, das Wetter draußen ungemütlich. Wir trauen uns kaum, unsere Mäntel auszuziehen, aber wir spüren, wie die Keramik-Brennöfen eine angenehme Wärme ausstrahlen. Max´ erste Tat, nachdem wir das Ladenlokal betreten haben: Musik an! Jazz-Klänge erfüllen den Raum, genau die richtigen für diesen Ort. Zwei ausladende Tische

mit vielen unterschiedlichen Stühlen, eine Theke in der Mitte, an den rot gestrichenen Wänden links und rechts hohe, grobe Holzregale voll mit rohen Keramikstücken. Max bietet uns freundlich heiße Getränke an. Im Gespräch betont er, dass seine Kunden nicht einfach nur seine Kunden sind, sie sind seine Gäste. Auch wir bemerken das und fühlen uns von Anfang an wohl. „Wir waren einer der ersten Läden überhaupt in Europa“, so Max Ohagen, nachdem wir es uns an einem der beiden Holztische gemütlich gemacht haben. „In den USA, sowohl Ost- als auch Westküste, sind diese Art Lokale sehr beliebt. Sie heißen dort Pottery Art Café oder Made By You und es gibt sie schon immer. Auch in Südafrika und Großbritannien erfreuen sie sich immer

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„Man muss es erleben! Eine Form von Yoga für den Kopf.“ größerer Beliebtheit. Als Gebrauchskeramik-Fetischist war ich sofort Fan von diesem Konzept.“ Max, studierter Architekt und Maler, kam über Umwege zur Keramik. Als junger Student führte sein Weg auf die italienische Insel Stromboli, wo er auf der Suche nach neuen Malgründen und neuen Ideen seine Inspiration im örtlichen Kunsthandwerk, der Keramik, fand. Schnell wollten auch befreundete Malereistudenten das neue Medium Keramik erproben, das Grundkonzept der heutigen Manufattura entstand: Max bestellte das Rohmaterial in Sizilien, bemalt wurde es in Workshops auf Stromboli und zum Brennen gingen die Materialien wieder zurück nach Sizilien, da die Werkstatt auf der Insel weder Strom noch fließendes Wasser hatte. Seine eigenen Dekors verkaufte er vor Ort. „Was auf Stromboli funktioniert, funktioniert auch in Düsseldorf “, dachte sich Max und eröffnete ein kleines Atelier mit nur zwei Arbeitsplätzen, wo die hier entstandene Keramik mit italienisch-inspiriertem Dekor an Samstagen Abnehmer finden sollte. „Italienisches Design kommt in Düsseldorf wohl doch nicht so gut an“, lacht Max im Nachhinein. „Wie in Italien, begannen Freunde und Bekannte in unserem Atelier auf Keramik zu malen und so entstanden die ersten Workshops in Düsseldorf.“

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Es lief so gut, dass sie das Atelier auch unter der Woche besetzten. „Der Laden ist quasi von alleine, aufgrund der Kundennachfrage, entstanden, “ so Max ergänzend. Das Zufallsprodukt Manufattura hat sich nach mittlerweile fast 12 Jahren etabliert. Nicht nur Geburtstage können hier gefeiert werden, immer mehr Firmen entdecken „Keramik selbst bemalen“ als Alternative zu langweiligen Incentives oder MitarbeiterSeminaren. Es sei immer erst recht laut unter den redseligen Gästen. Doch nach nur wenigen Minuten seien alle tief in ihrer Arbeit versunken. „Man muss es erleben,“ so Max. „Wer den Laden betritt, legt nicht nur seinen Mantel, sondern auch die Anonymität des Alltags ab. Das Bemalen hat etwas Meditatives, für mich ist es – im übertragenen Sinne – eine Form von Yoga für den Kopf.“ Laien sind herzlich willkommen, auf Wunsch gibt Max gerne Hilfestellungen und Anleitungen.

Manufattura Schwerinstraße 7 40477 Düsseldorf Derendorf www.manufattura.com


EIN FREUND, EIN GUTER FREUND Nach über zwei Stunden verlassen wir die Manufattura, nicht ohne das Versprechen wiederzukommen, und fahren von Derendorf/ Pempelfort aus in Richtung Flingern. Nächster Anlaufpunkt ist das Ladenlokal des Düsseldorfer Labels „Hausfreund“. Der Hausfreund ist Rene Küpper. Und der druckt, was das Zeug hält. Ob auf T-Shirts, Taschen, Frühstücksbrettchen oder Vogelhäuser. Hausfreund ist nicht nur ein Label, es ist ein Textkonzept, und zwar eines der besonderen Art. Das Wort steht dabei im Vordergrund und wird durch den Einsatz auf unterschiedlichen Objekten im Kontext umgedeutet. Beispielsweise erhält das Wort „Dreckstück“ puristisch in Szene gesetzt auf einem handelsüblichen Spülschwamm eine völlig neue Lesart. Ähnlich verhält es sich mit dem Kulturbeutel „Saubermann“ oder der Tischkerze „Heißer Scheiß“. Dabei achtet der Macher stets darauf, in Deutschland und unter Fair Trade-Bedingungen produzierte Produkte zu verwenden. Die Drucke werden in der eigenen Werkstatt gefertigt und im kleinen Ladenlokal angeboten. Hier wird sicher jeder fündig.

Heißer Scheiß und Dreckstücke

Hausfreund Ackerstraße 155 40233 Düsseldorf Flingern www.dein-hausfreund.de

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INDIVIDUALITÄT STATT MAINSTREAM Während Flingern in den achtziger Jahren eher mit Punkrock, der Kiefernstraße und Hausbesetzungen assoziiert wurde, zieht es nun mehr und mehr Galeristen, Designer und Künstler in das ehemalige Arbeiterwohnquartier im Osten der Düsseldorfer City. Sie schätzen das Flair, die Atmosphäre. Flingern lebe von den kleinen, aber feinen Ladenlokalen, heißt es, die gerade durch ihre Verschiedenheit den neuen Reiz des boomenden Szene-Stadtteils ausmachten. Das wollen wir sehen und besuchen einige Galerien, die sich Flingern als Sitz

ihrer kreativen Stätte ausgesucht haben. Vom „Hausfreund“ aus bummeln wir die Ackerstraße entlang und werden von der Sonne mit einigen vorsichtigwärmenden Strahlen belohnt. Wir stellen fest: Schön ist es in Flingern. Es reiht sich ein kleines Ladenlokal an das nächste, das Angebot reicht vom alternativen Designer-Label bis zum Vintage-Second-Hand-Laden, und dazwischen liegt der türkische Gemüsehändler. Alles ist irgendwie „nebenan“ und nachbarschaftlich, und das wirkt gemütlich und individuell. Wir halten in der Van Horn Galerie und staunen über die Schlichtheit und Klarheit der Ausstellungsräume. Die Galeristin Daniela Steinfeld, die selbst an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte, stellt eine Videoarbeit des Künstlers Manuel Graf unter einem großen, in den Raum gespannten Sonnensegel aus. Die nächste Station ist die Galerie von Petra Rinck, die uns bei unseren Fragen

gerne Rede und Antwort steht. Rinck ist stets auf der Suche nach komplexen und intelligenten Positionen zeitgenössischer Kunst, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Wurzeln der jeweiligen Künstler. Sie selber konzipiert neben den Ausstellungen das SITEmagazin, das sie mit Ralf Brög und Sven Lütgen ins Leben gerufen hat. Schon seit 1999 versteht sich das Kunstmagazin als gedruckte Ausstellung. Beide Galerien haben sich mit weiteren Ausstellern zusammengeschlossen und einen Verbund von sieben Flingerner Galerien gebildet. Neben einem gemeinsamen Internetauftritt, der über die aktuellen Ausstellungen informiert, starteten sie kollektiv im Januar in die neue Saison. Nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“ geht es darum, Potentiale zu bündeln. Gleichzeitig lebt dabei jede Galerie von ihrer Eigenheit und Eigenständigkeit.

Petra Rinck Galerie Ackerstraße 199 www.petrarinckgalerie.de Van Horn Ackerstraße 99 www.van-horn.net 40233 Düsseldorf Flingern www.galerien-flingern.de www.sitesite.de

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„KOMM' MA' BEI DIE OMMA“ Wo wir schon mal auf der Ackerstraße sind, führt unser Weg ins Café Oma Erika auf der Hermannsstraße - eine Empfehlung von Max. Die Plätze in der nun strahlenden Sonne auf der Straßen-Terrasse sind besetzt, doch eigentlich ist es Ende Februar eh ein bisschen zu kalt fürs draußen sitzen.

Erfolgreich erobern wir einen Fensterplatz im Café und genießen die ruhige Stimmung im Inneren. Das Interieur erinnert an einen Kolonialwarenladen, auf der Schaufensterscheibe steht in großen roten Lettern „Oma Erika - 1925“. Neben warmen und kalten Getränken lockt das Café Oma Erika mit täglich wechselnden Kuchen in nicht ganz alltäglichen

Variationen. Wir entscheiden uns für den Schoko-Erdbeer-Kuchen, der nicht nur fantastisch aussieht, sondern auch so schmeckt. Dazu eine leckere Tasse frischen Kaffees, ganz wie beim Sonntagsnachmittags-Kaffee auf Omas Couch. Neben weiteren Leckereien wie Bagels in allen Formen und Farben findet man auf der Getränkekarte zum Beispiel die ausgefallene Birkensaft-Schorle. Und so sitzen wir nach dem anfänglichem Grau in Grau am Vormittag in den wärmenden Strahlen der Nachmittagssonne. Nach unserem spannenden Weg durch ein paar kreative Spots der Düsseldorfer Szene sind wir geschafft, aber glücklich. Gedankenverloren hängen wir den Eindrücken und Erlebnissen dieses Kreativ-Tages hinterher. Wir haben einen Keramik-Begeisterten erlebt und Flingerns Galerien erforscht. Dabei haben wir unterschiedliche Positionen und Ansätze kennengelernt, uns inspirieren und beeindrucken lassen. Und wie wir hier so zufrieden sitzen, haben wir auch schon direkt neue Ideen, für unsere Eigenwerke.

Café Oma Erika Hermannstraße 34b Düsseldorf Flingern www.oma-erika.com

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Fotos: Twins´ Garden, fermLIVING, Gabriel&Schwan, Smuk, Cute MonstR, Izola

PRODUKTE

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PRODUKTE

Stoff Exklusive Stoffe

Kissen Remix

Der Online Shop Twins‘ Garden bietet wunderschöne Designer- und Patchworkstoffe in allen Farben und Motivvarianten. Die erste Adresse für bezaubernde und inspirierende Stoffe von Designerinnen aus der ganzen Welt. Alle angebotenen Stoffe werden in bester Qualität und zu hundert Prozent aus Baumwolle gefertigt.

Peppe deine Couch doch mal ordentlich auf mit diesem stylischen Kissen. Es ist aus edler Seide und mit leichten Daunen gefüllt. Die Farbkombination von gelb und rosa vermittelt eine gemütliche Atmosphäre. Das Kissen ist auch in anderen Farben und Formen erhältlich. Größe: 50 x 50 cm

www.twinsgarden.de

www.fermliving.com

Le Big Sac

Kitty Sofatier-Kissen

Großer mehrfarbiger Rucksack vom Berliner Designerpaar Gabriel & Schwan aus Cordura und Baumwolle. Klare geometrische Formen, Trägerkordeln und ein ausgeklügelter Schnitt. Das Innenfutter weist das G&S Logo des Labels auf. Ihre Taschen und Rucksäcke gibt es in mehreren Farbvarianten.

Knuffelkissen mit Tierprint von smuk. Das dänischdeutsche Textillabel smuk bringt dir neue Freunde und Freude ins Haus. In ihrem Dawanda-Shop gibt es nicht nur Kissen für Katzenliebhaber, sondern auch in Form von Hasen, Eichhörnchen, Kanarienvöglen oder Möpsen. Da ist für jeden was dabei.

www.gabriel-schwan.de

www.de.dawanda.com/shop/smuk

Monster Klamotten

Powderroom Duschvorhang

Das Label Cute monstR schmückt ihre Shirts, Hoodies und Taschen mit vielen wahnsinnigen Monstern, die die Menschen glücklich machen sollen. Die einfachen und kindlichen Designs machen einfach Spaß. So wie dieses Schnurrbart-Shirt – absolut im Trend und ein echter Hingucker.

Wasserabweisender Baumwoll-Duschvorhang mit alten Badezimmer Utensilien bedruckt. Gibt's auch in der Herren-Variante mit Rasierzubehör und Seife. Das New Yorker Label Izola bietet frische und anspruchsvoll designte Duschvorhänge mit diversen Motiven. Ob Underground-Pläne, Stadtansichten oder Fotos.

www.cute-monstr.de

www.izolashower.com

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Home sweet Home H Fotos / Wiebke Hahn

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Let the Sunshine

X in 01-2011 www.Eigenwerk-Magazin.de

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The

best J yet to is

come

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Tu!

Vorschau

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Das Eigenwerk-Magazin ist ein Projekt von Wiebke & Christian. Mitarbeiter dieser Ausgabe Redaktion: Wiebke Hahn, Christian Geppert, Birgit Axler Grafik: Christian Geppert Titelbild: Wiebke Hahn Fotos: Wiebke Hahn, Christian Geppert, Markus Mielek, alle anderen Fotos siehe Credits Texturen von fuzzimo.com (c) 2011 www.eigenwerk-magazin.de Werde Freund bei Facebook: www.facebook.com > Eigenwerk-Magazin und halte dich über Twitter auf dem Laufenden: www.twitter.com/eigenwerk

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