Magazin #7

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MAGAZIN

MAGA ZI N AP R I L – J U LI 2015

#7 Seite 17: Service

NEUER TICKETSERVICE Seite 20: CD-Neuerscheinungen

DIE STAATSPHILHARMONIE FÜR ZU HAUSE

Seite 22: Monumentales Musikerlebnis

BRUCKNER IN DEN DOMEN – KLANG DER KATHEDRALEN

Beethovenfest Speyer Die Sommerresidenz der Staatsphilharmonie in Speyer lädt zum Fest für alle Sinne ein


Editorial

LIEBE FREUNDE DER STAATSPHILHARMONIE,

Impressum Herausgeber V.i.S.d.P.: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Heinigstraße 40 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 - 599090 Telefax 0621 - 5990950 info@staatsphilharmonie.de www.staatsphilharmonie.de Intendant: Prof. Michael Kaufmann Generalmusikdirektor: Karl-Heinz Steffens Redaktion: Prof. Michael Kaufmann, Anke Illg, Philipp Krechlak Originalbeiträge: Gert Deppe, Alexander Graf, Carola Henke, Prof. Dr. Matthias Henke, Stefan Keim, Benita Kimmel, Markus Pacher, Isabel Steppeler Fotos: Michael Tammaro (S. 3), Augsburger Allgemeine Zeitung (S.4/5: Trio Franz Schubert), Karsten Prühl (S. 6: Filmmusikkonzert), Yacobson Ballett (S. 7: Bühnenszene), Ulrike von Loeper (S. 7: Adrian Prabava), Ulrich Oberst (S. 4: Konzert, S. 9: Michael Kaufmann & Thorsten Schmidt, S. 15: Karl-Heinz Steffens, S. 24: Reinhold Friedrich et. al.), Felix Broede (S. 12), Friedrun Reinhold (S. 13 & 14, Tianwa Yang), Klaus Rudolph (S. 15: GMD Steffens), Laion (S. 15: Hermann Bäumer), Alberts Linarts (S. 16: Gidon Kremer), Marco Borggreve (S. 13: Christoph-Mathias Mueller, S. 16: Jörg Widmann), Jeanne Degraa (S. 16: Anja Schiffel), Priska Ketterer Luzern (S. 18: Peter Sadlo), Frank Vinken (S. 19: SOum5-Team), Voight S. (S. 19: Lupot-Quartett), Frank Stefan Kimmel (S. 24: Grubinger & Classic Scouts), Bonney (S. 26: George Antheil) Gestaltung: DesignKultur, Wiesbaden Druck: Druckerei Schwörer GmbH & Co. KG, Mannheim Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten Dieses Magazin ist auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt und umweltfreundlich hergestellt worden.

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„Der einzig wahre Realist ist der Visionär“. Dieser zuerst einmal irritierende Satz wird dem großen Filme-Macher Federico Fellini zugeschrieben, der natürlich vor allem an seine eigene Zunft dachte. Doch kann diese Erkenntnis auch für Komponisten gelten, bestand doch zu allen Zeiten die Kunst darin, im Ausloten der bestehenden Gegebenheiten deren Begrenzungen zu überwinden. Das Erschaffen von Neuem, das Eröffnen von bis dahin Unbekanntem verbindet die Großen aller Zeiten und Epochen, die uns in den unterschiedlichen Künsten und Disziplinen neue Erkenntnisse gebracht und neue Wege eröffnet haben. Und so freue ich mich sehr, Sie in den kommenden Monaten zu über 40 Konzerten einzuladen, die davon erzählen, wie es klingt, wenn sich unser Orchester diesen Meistern sinfonischer Musik widmet: Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert, Anton Bruckner und Arnold Schönberg, Gustav Mahler und Erwin Schulhoff, Claude Debussy und Nino Rota, Richard Strauss und Kurt Weill – und Ludwig van Beethoven, dem sich in diesem Jahr unsere SommerResidenz in Speyer verschrieben hat. Es ist ein ambitioniertes Programm, das wir für Kinder wie für Erwachsene anbieten, um als klingender Botschafter in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus zu wirken: an fünfzehn Spielorte führt der Konzert-Parcours, lässt die Staatsphilharmonie sowohl auf gewohntem Terrain in Ludwigshafen, Mannheim, Kaiserslautern, Karlsruhe, Landau, Mainz, Neustadt und Worms hören, wie er auch in die Alte Oper Frankfurt und zu Festivals wie dem Kurt Weill Fest Dessau, den Kathedralklängen, den Moselfestspielen, dem Musikfest Saar oder den Weilburger Schlosskonzerten führt. Eine große Leistung nicht nur für die Musiker sondern auch für die Beteiligten hinter den Kulissen, die an dieser Stelle einmal Erwähnung und Anerkennung

finden sollen. Ein Reiseorchester zu sein, nicht im eigenen Opern- oder Konzerthaus zu spielen, sondern sich jeweils auf den Weg hinaus zu machen, wo die Menschen auf uns warten, bringt neben den abwechslungsreichen Begegnungen „draußen“ auch einen nicht geringen Aufwand mit sich – ein Aufwand, der sich gleichwohl lohnt, finden wir dort doch Partner und Freunde, mit denen wir gemeinsam eine attraktive Zukunft für die Staatsphilharmonie gestalten können. Immer mehr Musikfreunde in der Metropolregion Rhein-Neckar zu gewinnen ist dabei ein wichtiges Ziel: als einziges Sinfonieorchester der Region zwischen Heidelberg und Zweibrücken, Mainz und Karlsruhe erweitern wir aber nicht nur unser gutklingendes Angebot; gemeinsam mit der Vertriebsund Ticketing-Abteilung des CAPITOL in Mannheim verbessern wir ab der kommenden Spielzeit den Service für Abonnenten und Einzelkartenkäufer. In einer neuen Kooperation mit der Musikhochschule Karlsruhe verstärken wir unsere – bereits bestehende – ausbildungsbegleitende Nachwuchsförderung und mit den Scouts des Heidelberger Frühling gewinnen unsere Aktivitäten der Musikvermittlung für Jugendliche weiter an Qualität. Selbstverständlich steht aber bei allen unseren Angeboten die Musik im Mittelpunkt und so hoffe ich, dass Sie Ihre besonderen, individuellen Höhepunkte im vor Ihnen liegenden Programm finden!

Prof. Michael Kaufmann Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz


Inhalt

INHALTSVERZEICHNIS Seite 4

Titelgeschichte: Beethovenfest Speyer

Seite 6

Das besondere Konzert: FILMMUSIK und BALLETT

Seite 8

Metropolregion: Thorsten Schmidt, Intendant des Musikfestivals Heidelberger Frühling

S. 14

Seite 10 Porträt: Wolfgang Rihm Seite 12 Porträt: Clemens Schuldt

S. 4

S. 7

Seite 13 Das besondere Konzert: REBELLION IM QUADRAT Seite 14 KONZERTKALENDER: 14. MÄRZ BIS ENDE JULI 2015 Seite 16 Vorschau: MODERN TIMES

S. 13

Seite 17 Service: Neuer Ticketvertrieb Seite 18 Neuigkeiten und Meldungen

S. 16

Seite 20 Tipp: CD-Neuerscheinungen Seite 21 Spielort: Mannheim Seite 22 Zyklus: BRUCKNER IN DEN DOMEN Seite 24 Partner: „Classic Scouts“

S. 25

Seite 25 Education: Kinderkonzerte Seite 26 Kolumne: Prof. Dr. Matthias Henke Schießen Sie nicht auf den Pianisten!

Der besondere

S. 26

KONZERTTIPP Clemens Keller

Diana Damrau

Verwaltungsleiter

Mein persönlicher Konzerttipp ist die Operngala mit der Sopranistin Diana Damrau am 13. April 2015 in der Alten Oper in Frankfurt. Einerseits, weil in Frankfurts Alter Oper bekanntermaßen das „Wahre, Schöne und Gute“ zu Hause ist, andererseits aber auch, weil die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz als weithin strahlendes Sinfonieorchester des Landes und der Metropolregion einmal mehr ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellt und auch als Opernorchester gemeinsam mit den gefragtesten Künstlern des internationalen Musiklebens musiziert. An der Seite des französischen

Bassbaritons Nicolas Testé wird Diana Damrau, die 2014 – ebenso wie die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz – Preisträgerin eines ECHO Klassik Awards war, Auszüge aus Opern von Verdi („La Traviata“ und „Il trovatore“), Bellini („La sonnambula“), Donizetti („Lucia di Lammermoor“) und anderen darbieten. In der Partie der Lucia ist Diana Damrau übrigens auch an der Mailänder Scala zu hören. Der Spanier David Giménez Carreras wird der Operngala als Dirigent vorstehen. Ein Konzertbesuch in der Kulturstadt Frankfurt ist insofern allemal eine Reise wert!

13. April 2015 Frankfurt, Alte Oper OPERNGALA DIANA DAMRAU David Giménez Carreras, Dirigent Diana Damrau, Sopran Nicolas Testé, Bass-Bariton Werke von Bellini, Donizetti, Verdi u. a.

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Titelgeschichte

Das Trio Franz Schubert: Nikolaus Boewer, Michal Friedlander und Florian Barak (von links).

Im letzten Jahr hat die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Speyer erstmals als Residenz für ihr Sommerfestival auserkoren und mit Mozart die Domstadt im Sturm erobert. Nach der erfolgreichen Premiere ist diesmal Ludwig van Beethoven an der Reihe. Anlässlich des Beethovenfestes finden acht Konzerte an interessanten Locations teils unter freiem Himmel statt.

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o abwechslungsreich wie die Spielorte ist das diesjährige Festivalprogramm. Der Startschuss fällt in der imposanten Gedächtniskirche, wenn die Staatsphilharmonie mit Beethovens Opus magnum, der berühmten 5. Sinfonie, das Schicksal an der Pforte klopfen lässt und damit Türen und Tore für eine Konzertserie eröffnet, die für jeden Geschmack und jedes Alter eine Vielzahl musikalischer Überraschungen bereit hält. Nicht nur im rein musikalischen Sinne bekommen die Klassikfreunde beim diesjährigen Festival die Gelegenheit, tief in das Wesen des früh ertaubten Musikgenies einzutauchen. War sie vielleicht doch seine „unsterbliche Geliebte”? Dieser Frage geht der Sprecher Matthias Folz im Rahmen einer literarisch-musikalischen Lesung im repräsentativen Ambiente des

Historischen Ratssaals auf den Grund. Im Fokus seiner Betrachtungen steht das in zahlreichen Schriftstücken dokumentierte Verhältnis zwischen Bettina Brentano, dem „enfant terrible” der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts, und dem Musikrebell Beethoven. 4

Ganz viel Theater um Beethoven gibt’s außerdem bei einem Kinderkonzert: „Ein neuer Mieter” oder „Im Himmel werde ich hören” lautet der Titel einer musikalischen Reise ins 19. Jahrhundert. Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz begleiten Matthias Folz beim Umzug des 53-jährigen, mittlerweile ertaubten Komponisten in dessen neue Wohnung in Wien. Dabei dürfen die großen und kleinen Konzertbesucher Mäuschen spielen und dem Musikgenie beim Komponieren seiner 9. Sinfonie über die Schulter schauen.

saal. Musikalisch heiter serviert wird das als „Gassenhauer”-Trio in die Musikgeschichte eingegangene Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello B-Dur, op. 11. Mit einem spektakulären musikalischen Paukenschlag endet das Beethovenfest Speyer 2015: Im Beethoven-Konzert D-Dur, op. 61, gibt es

Junge Leute für die Klassik zu begeistern, zählt traditionell zu den großen Anliegen des rheinland-pfälzischen Vorzeigeorchesters. So steht auch das als Kooperation zwischen der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Musikschulen aus der Region konzipierte, in der Stadthalle Speyer stattfindende Vorkonzert ganz im Zeichen der Jugend. Kein Sommerfestival ohne Open-Air-Konzerte: An zwei Abenden wird der Rathausinnenhof wieder zur Freiluftkulisse. Beim Auftakt übernimmt die blasende Zunft die Hauptrolle: Frische Wiesen-, Wald- und Jagdluft dürfen die Kammermusikfreunde schnuppern, wenn unter anderem das erst 1830 aufgetauchte „Rondino” und das Kaiserin Maria Theresia gewidmete Oktett EsDur zu Gehör gebracht werden. Bei einem weiteren Open-Air-Konzert sind die Streicher mit von der Partie. Auf dem Programm steht ausnahmsweise nicht nur Beethoven, sondern auch Werke von Luis Spohr und Wolfgang Amadeus Mozart. Einen nicht ganz so grimmigen Beethoven wie zur Eröffnung präsentieren Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in einer Matinee im Alten Stadt-

ein Wiedersehen mit der Weltklasse-Geigerin Isabelle Faust, die bereits vor zwei Jahren anlässlich des Sommermusikfestes „Modern Times” an der Seite der Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz das Publikum begeisterte. Text und Interview: Markus Pacher

Oben: Speyer, Kaiserdom mit Maximilianstraße Darunter: Innenraum der Gedächtniskirche sowie ein Open-AirKonzert der Staatsphilharmonie im Rathausinnenhof.


Titelgeschichte

INTERVIEW

Freundschaftliches Musizieren: Konzertmeister Nikolaus Boewer und Solocellist Florian Barak Neben dem Beruflichen verbindet Sie auch eine Männerfreundschaft. Stimmt es, dass Sie auf Konzertreisen im Hotelzimmer Golf spielen? Florian Barak (grinst): Ja, das war bei einer Österreich-Tournee. Man muss nur aufpassen, dass man nichts zerstört. Dafür gibt es Softbälle. Nikolaus Boewer: Das Golfspielen ist überhaupt ein super Ausgleich zur Musik. Man kann dabei richtig abschalten. Gemeinsam mit der Pianistin Michal Friedlander haben Sie 2009 das „Trio Franz Schubert” gegründet, das zur Eröffnung des Beethovenfestes die Solistenrollen übernimmt. Wie sind Sie auf ihre Mitstreiterin gestoßen? Boewer: Kennen gelernt haben wir die Ehefrau unseres Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens beim Friedberger Musiksommer und sehr schnell festgestellt: Hier stimmt die Chemie, das passt! Bleibt neben der Orchesterarbeit überhaupt noch Zeit für Kammermusik? Boewer: Die Zeit muss man sich nehmen. Neben dem persönlichen Gewinn ist das Musizieren in kleinen Ensembles außerdem von wohltuender Wirkung auf die Orchesterarbeit: Man bekommt neue Ideen, sitzt wieder frisch auf dem Stuhl. Birgt die intensive Zusammenarbeit unter Freunden nicht die Gefahr von Zerwürfnissen zum Beispiel im Falle unterschiedlicher interpretatorischer Vorstellungen? Boewer: Dass man sich reibt, ist ganz normal. Der Vorteil ist: Wenn man sich gut kennt, tritt man in kein Fettnäpfchen mehr.

Barak: Auch unser Orchester profitiert davon, wenn die Außenstimmen funktionieren. Wir verstehen uns fast blind, müssen nicht viel reden. Welche Erfahrungen haben Sie im letzten Jahr mit Speyer als Sommerresidenz für die Staatsphilharmonie gemacht? Boewer: Die Variationsmöglichkeiten für unser Orchester in Speyer sind unglaublich, angefangen mit den fantastischen Locations wie dem Alten Stadtsaal oder Open-Air-Atmosphäre im Rathausinnenhof. Da können sich die Mitglieder der Staatsphilharmonie in all ihren Facetten präsentieren, von der großen Sinfonik bis zur Kammermusik. Das Publikum hat das entsprechend honoriert, sämtliche Konzerte waren hervorragend besucht.

So 28. Juni 2015 Ä 17:00 Uhr Speyer, Stadthalle

Sa 4. Juli 2015 Ä 15:00 Uhr Speyer, Historischer Ratssaal

Vorkonzert zum Beethovenfest

Konzertlesung „Unsterbliche Geliebte – Ganz mit dir oder gar nicht“

Andreas Henning, Dirigent Ä Musikschule Speyer Ä Musikschule Ludwigshafen Ä Musikschule Rhein-Pfalz-Kreis Ä Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Werke von Ludwig van Beethoven u. a. Do 2. Juli 2015 Ä 19:30 Uhr Speyer, Gedächtniskirche Eröffnungskonzert Karl-Heinz Steffens, Dirigent Ä Trio Franz Schubert: Nikolaus Boewer, Violine „ Florian Barak, Violoncello „ Michal Friedlander, Klavier Ä Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz Ludwig van Beethoven Ouvertüre zu „Coriolan“, op. 62 Ä Tripelkonzert C-Dur, op. 56 Ä Sinfonie Nr. 5 c-Moll, op. 67 3. und 5. Juli 2015 Ä 15:00 Uhr 6. und 7. Juli 2015 Ä 10:00 Uhr (Schulvorstellung) Speyer, Kinder- und Jugendtheater „Ein neuer Mieter“ oder „Im Himmel werde ich hören“

Beim Eröffnungskonzert steht das Tripelkonzert von Beethoven auf dem Programm: Was zeichnet dieses Werk besonders aus? Boewer: Ein tolles Stück, aber relativ selten gespielt, weil es so seine Tücken hat – man muss sich den Zugang erst erarbeiten. Barak: Das Tripelkonzert hat aufgrund der dominanten Rolle des Cellos für den Hörer etwas von einem Cello-Konzert. Meine Mitstreiter haben es da etwas leichter… Boewer: Ja, richtig, die Violine übernimmt den klassischen konzertanten Part und gilt – wie das Klavier – als leichter. Dennoch: Beethoven ist immer schwer.

Kinder- und Jugendtheater Speyer Ä Matthias Folz, Regie Ä Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Geben Sie zum Abschluss jungen Nachwuchsgeigern einen Tipp: Wie wird man Konzertmeister der Staatsphilharmonie? Boewer (lacht): Üben, üben, üben!

Ludwig van Beethoven Rondo Es-Dur (Rondino) Ä Septett Es-Dur, op. 20 Ä Oktett Es-Dur, op. 103

Nach dem musikalischen Hörspiel „Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 9“ von Markus Vanhoefer in einer Theaterbearbeitung von Matthias Folz. Theaterstück mit Musik für Kinder ab 8 Jahren. Koproduktion des Kinder- und Jugendtheaters Speyer mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz 3. Juli 2015 Ä 19:30 Uhr Speyer, Open Air im Rathausinnenhof Serenade I Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Anja Schiffel und Matthias Folz, Sprecher Ä Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Eine literarisch-musikalische Liebesgeschichte von Bettine Brentano & Ludwig van Beethoven Sa 4. Juli 2015 Ä 19:30 Uhr Speyer, Open Air im Rathausinnenhof Serenade II Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Wolfgang Amadeus Mozart Ä Divertimento D-Dur, KV 251 „Nannerl Septett“ Ä Ludwig van Beethoven Sextett für Streichquartett und zwei Hörner Es-Dur, op. 81b Ä Luis Spohr Nonett F-Dur, op. 31 5. Juli 2015 Ä 11:00 Uhr Speyer, Alter Stadtsaal Kammermusik-Matinee Karl-Heinz Steffens, Klarinette Ä Michal Friedlander, Klavier Ä Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Ludwig van Beethoven Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello B-Dur, op. 11 „Gassenhauer“ Ä Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn Es-Dur, op. 16 Ä Streichquartett e-Moll, op. 59/2 „Rasumowsky“ 5. Juli 2015 Ä 18:00 Uhr Speyer, Gedächtniskirche Schlusskonzert Karl-Heinz Steffens, Dirigent Ä Isabelle Faust, Violine Ä Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Ludwig van Beethoven Konzert für Violine und Orchester D-Dur, op. 61 Ä Sinfonie Nr. 3 Es-Dur, op. 55 „Eroica“

Karten unter Tel. 0621-3367333, www.reservix.de & bei allen ReserviX-Vorverkaufsstellen. Gerne schicken wir Ihnen unser BEETHOVENFEST-FALTBLATT auch zu. Bestellung unter Tel. 06215990917, Mail: illg@staatsphilharmonie.de oder als Download (PDF) unter www.staatsphilharmonie.de/service/downloads. 5


Das besondere Konzert

Kopfkino der besonderen Art

Federico Fellini

GROSSE GEFÜHLE – STARKE KLÄNGE Die Zusammenarbeit von Federico Fellini und Nino Rota ist ein beeindruckendes Beispiel für die kongeniale Partnerschaft zweier außergewöhnlicher Künstler. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Dirigent Frank Strobel widmen dem großen

Frank Strobel

italienischen Filmregisseur und dem Schöpfer unvergesslicher Filmmusik in Mannheim und Kaiserslautern einen ganzen Konzertabend – Filmausschnitte inklusive.

S 21. Mai 2015 Mannheim, Capitol 22. Mai 2015 Kaiserslautern, Fruchthalle

FILMMUSIKKONZERT FEDERICO FELLINI & NINO ROTA Frank Strobel, Dirigent Manfred Callsen, Sprecher Nino Rota Suite aus La dolce vita – Das süße Leben (1960) Ä Suite aus Amarcord (1973) Ä Suite aus Prova d’orchestra – Orchesterprobe (1979) Ä Suite aus Giulietta degli spiriti – Julia und die Geister (1965) Ä Nino Rota arr. Stéphane Fromageot Konzertsuite 1. I vitelloni – Die Müßiggänger (1953) 2. Lo sceicco bianco – Die bittere Liebe (1952) 3. Il bidone – Der Schwindler (1955) 4. Boccaccio ’70 – Boccaccio 70 (1962) Ä Nino Rota Suite aus La Strada – Das Lied der Straße (1954) 6

eine Regiearbeiten sind legendär, haben Oscars erhalten und stehen für den italienischen Film schlechthin. Zu etlichen Filmen des 1993 gestorbenen Federico Fellini hat sein Landsmann Nino Rota die Musik komponiert. So wie die ausdrucksstarken Bilder von Fellini eine ganz eigene Sprache sprechen, ist auch die Klangwelt Nino Rotas von einer unverwechselbaren Handschrift geprägt. Ihre bemerkenswerte künstlerische Partnerschaft wurde bis zum Tode Rotas 1979 von einer lebensbejahenden Lust auf große Gefühle getragen. Zwar ordnete Rota seine musikalischen Ideen den filmischen Bedürfnissen Fellinis unter, gleichwohl aber schuf er eigenständige Klanglandschaften zwischen Kammer- und Zirkusmusik. Dabei jonglierte der Komponist meisterhaft nuanciert mit der Stimmungsund Ausdrucksvielfalt Fellinis – melancholisch, in sich gekehrt auf der einen sowie überschwänglich-kraftvoll und ausgelassen auf der anderen Seite. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert realisieren die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Frank Strobel überaus erfolgreich Filmmusikprojekte. Entsprechend groß ist die Vorfreude des international renommierten Filmmusikdirigenten auf die gemeinsamen Gastspiele im Mai. Und das Publikum darf sich ebenso freuen: Diese Reise durch die einzigartige Klangwelt Nino Rotas könnte auch zum Kopfkino der ganz besonderen Art werden. Dafür spricht auch die Wahl der Konzertorte. Zunächst gastiert die Staatsphilharmonie in Deutschlands einstmals größtem Lichtspielhaus, dem Capitol in Mannheim, anschließend beehrt sie mit Kaiserslautern eine Hochburg der Filmmusik.

INTERVIEW MIT FRANK STROBEL: Sie sind ja quasi vor der Kinoleinwand groß geworden. Was hat Sie zunächst mehr fasziniert: Die Bildsprache Fellinis oder die Musik von Nino Rota? Ich kann dies gar nicht voneinander trennen. Denn für mich ist ein Film im Wagnerschen Sinne das Ideal eines „Gesamtkunstwerkes“. Ein sich künstlerisch ideal ergänzendes Paar wie Fellini und Rota spricht eine gemeinsame Sprache, die man gar nicht voneinander getrennt auffassen und verstehen kann. Was ist das Besondere an der Musik Rotas? Rota ist in der klassischen Musik verwurzelt und zugleich einer der größten Filmkomponisten. Seine Musik, die mit den Zirkus- und Varietémotiven Fellinis gut korrespondiert, weist aber oftmals eine filigranere Farbe auf als die große Sinfonik der Hollywood-Klassiker. Hinzu kommt ein Erfindungsreichtum für Melodien, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Fellinis Welt ist eine sehr schräge Welt, geprägt durch die Musik von Nino Rota. Wir wollen an diesem Abend eine fellinineske Welt kreieren – mit Musik, Licht, Bildern, Filmausschnitten und dem Schauspieler Manfred Callsen. Und zeigen, dass die Musik eines Filmkomponisten eben auch stilbildend für die Sprache eines Filmregisseurs sein kann. Und was werden die besonderen Anforderungen an die Deutsche Staatsphilharmonie sein? Rotas Musik hat einen eigenen Stil, den man sofort erkennt. Und diesen herauszuarbeiten, das wird die große Aufgabe sein. Text und Interview: Gert Deppe


Das besondere Konzert

Artige Musik?

VON BAUERN UND GEISTERN

Yakobson Ballett St. Petersburg

Adolphe Adam (1850)

Mit zwei Aufführungen von Adolphe Adams Ballett „Giselle“ setzt die Staatsphilharmonie ihre Zusammenarbeit mit dem Theater im Pfalzbau Ludwigshafen fort. Seit der Uraufführung 1841 in Paris gehört „Giselle“ zu den erfolgreichsten Balletten überhaupt. In Ludwigshafen ist es mit dem Yakobson Ballett St. Petersburg zu erleben, am Dirigentenpult steht der

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iele haben seinen Namen vielleicht noch nie gehört, seine Musik hingegen höchstwahrscheinlich schon. Auf Rheinländer trifft das allemal zu. Denn spätestens, wenn die „Fünfte Jahreszeit“ angebrochen ist, kehren auch die Klänge des Mainzer Narrhalla-Marsches allmählich in ihr Bewusstsein zurück. Und diese Musik, die Carl Zulehner zu seiner karnevalistischen Erkennungsmelodie zusammenfasste, stammt von keinem Geringeren als Adolphe Adam und aus dessen Oper „Der Bauer aus Preston“. Weitaus bekannter als dieses Musiktheater allerdings ist Adams Ballettmusik „Giselle“. Der 1803 in Paris geborene Tondichter hat mehr als 90 Bühnenwerke geschrieben, auf die Bühnen der Gegenwart hat es gerade einmal eine Handvoll geschafft. „Der Postillon von Lonjumeau“ und „Wenn ich König wär‘“ finden sich ebenso regelmäßig in den Spielplänen der Opernhäuser wie sich Choreografen rund um den Globus von „Le corsaire“ und vor allem von „Giselle“ inspirieren lassen. Inspiriert wurde Adam, der 1847 die Opéra national de Paris gründete, von einem Libretto Théophil Gautiers. Das wiederum ging auf eine Sage von Heinrich Heine sowie ein Gedicht Victor Hugos zurück. Gautier verbindet das Schicksal Giselles, die sich in einen bereits verlobten Prinzen verliebt und am Ende dieses amourösen Abenteuers stirbt, mit der Mythologie der Wilis. Diese weiblichen Naturgeister

treiben des Nachts ihr Unwesen und bringen all denen, die sich auf ein Tänzchen mit ihnen einlassen, den sicheren Tod. Dieses Schicksal ereilt auch den Förster Hilarion, den zweiten (und seinerseits schwer verliebten) Mann im Leben Giselles, dessen Liebe allerdings nicht erwidert wird. Dem Prinz hingegen ergeht es besser. Er kann, quasi immunisiert durch die Liebe Giselles, der tanzenden Versuchung widerstehen. Das Ballett in zwei Akten feierte nach der Premiere 1841 in Paris einen Siegeszug auf der ganzen Welt. Daran konnte auch Richard Wagners geringschätzender Bericht nach der – übrigens begeistert aufgenommenen – Uraufführung nichts ändern. Man mache artige Musik, schrieb er unter anderem und dass Adam sich „in beinahe ebenso kurzer Zeit zu Tode komponiert hat, wie das Opfer der Wilis sich zu Tode tanzt“. Sicherlich nicht deshalb fiel „Giselle“ nach knapp zwei erfolgreichen Jahrzehnten dennoch in eine Art Dornröschenschlaf und kehrte erst 1910 auf die Bühnen zurück. Dafür aber zählt es noch heute zu den erfolgreichsten Balletten überhaupt – auf Augenhöhe mit „Nussknacker“ und „Schwanensee“. Ganz offenbar fand Adolphe Adam genau die richtigen Töne zu Gautiers Libretto. Mit meisterhaftem Gespür für Farben und Instrumentierung lotet der Schüler von Anton Reicha und François-Adrien Boieldieu die Klangwelten zwischen bodenständiger Bauern- und schwereloser Geisterwelt, von handfester Liebesdramatik, heiter-dörflicher Idylle

Adrian Prabava

gebürtige Indonesier Adrian Prabava.

sowie mysteriösem Spuk im Mondschein aus. Gerade auch die Partitur von „Giselle“ bezeugt einen Ausspruch Adams, dass er nämlich beim Komponieren seiner Ballette nicht arbeite, sondern sich vergnüge. Knapp zwei Monate dauerte dieses Vergnügen im Fall von „Gi-

selle“. Der Rest ist (Musik-)Geschichte und unter der Leitung des gebürtigen Indonesiers Adrian Prabava nun in Ludwigshafen zu erleben. Dass die Staatsphilharmonie einmal mehr zu dem hervorragenden Ruf des Theaters im Pfalzbau als erste Adresse für hochklassige Ballettaufführungen beiträgt, ist dabei ein Pas de deux der ganz besonderen Art. Text: Gert Deppe 1. April 2015 2. April 2015 Ludwigshafen, Theatersaal im Pfalzbau

BALLETT „GISELLE“ YAKOBSON BALLETT ST. PETERSBURG Adrian Prabava, Dirigent Jean Coralli, Jules Perrot und Marius Petipa, Choreographie Viacheslav Okunev, Ausstattung Musik von Adolphe Adam 7


Metropolregion

BEGEGNUNG UND BEWEGUNG, AUSTAUSCH UND INSPIRATION: DER HEIDELBERGER FRÜHLING Das Klassik-Festival Heidelberger Frühling ist aus dem internationalen Konzertgeschehen nicht mehr wegzudenken. Prof. Michael Kaufmann spricht mit Thorsten Schmidt, dem Mitbegründer und Intendanten des Musikfests über programmatische Experimentierfreude und die gemeinsame Jugendarbeit in der Metropolregion.

Michael Kaufmann: Lieber Herr Schmidt, der Heidelberger Frühling steht unmittelbar vor der Eröffnung. Wie groß ist die Vorfreude auf das erste Festspiel-Konzert?

Thorsten Schmidt: Unser Programm hat ja bei manchen Projekten einen Planungsvorlauf von zwei bis drei Jahren. Wenn dann mit der Eröffnung all das, was wir uns überlegt haben und gemeinsam mit vielen Partnern in die Tat umsetzen, endlich losgeht, ist der Tag der Eröffnung für das Team vergleichbar mit dem Gefühl von Kindern an Heiligabend. Ein Festival ist geprägt durch eine große Gemeinschaft von Künstlern, Publikum und Team. Die Eröffnung ist dann der Startschuss für ein mehrere Wochen andauerndes Fest mit Freunden. Diese Atmosphäre ist mit nichts anderem vergleichbar. Um es mit einem Wort zu fassen: Herrlich! MK: Sie haben wieder ein sehr hochkarätiges und facettenreiches Festival zusammen-komponiert, locken Künstler wie Sir András Schiff, Jörg Widmann, Thomas Hampson und viele andere nach Heidelberg.

TS: Die Bindung, die für viele Künstler zum Heidelberger Frühling entstanden ist, hängt sicher auch mit der angesprochenen Atmosphäre zusammen. Darüber hinaus erarbeiten wir unsere Programme in engem Austausch mit den Künstlern. So bilden Atmosphäre, ernsthafte programmatische 8

Blick vom Kirchberg auf Bensheim (Foto: Stadt Bensheim)

Arbeit und eine besondere Stadt gute Argumente dafür, gern zum „Frühling“ zu kommen. Dadurch, dass der Heidelberger Frühling mittlerweile eine wichtige Adresse im internationalen Festivalkalender ist, realisieren international renommierte Künstler bei uns gern Projekte, die andernorts so nicht möglich wären. MK: Ihr Festspielmotto „Freiheit wagen“ lässt einen spontan an Friedrich Schiller denken – doch der taucht in ihrer Einführung zum Festival erst später auf. Zuerst geht es um technologischen Fortschritt, das Verhältnis von elektronischen Datensammlungen, daraus resultierenden Überwachungen und möglichen Eingriffen in die Privatsphäre. Ist es da nicht ein weiter Schritt zur Musik?

TS: Wenn man nur an die Oberfläche schaut, vielleicht. Aber es geht um mehr. Freiheit ist für mich nicht nur ein Recht, das andere Generationen für uns errungen haben. Die Verteidigung dieser Freiheit ist meines Erachtens stets auch unsere ganz persönliche Verantwortung. Dass Freiheit nichts Selbstverständliches ist, erleben wir aktuell täglich aufs Neue. Vom Aushebeln der Grundrechte durch die Geheimdienste bis hin zu den Ereignissen in Paris. Dürfen wir uns als Kulturinstitutionen biedermeierlich in unsere vier Wände zurückziehen? Ist

es nicht vielmehr unsere Pflicht, unsere Stimme zu erheben und Themen zu setzen? MK: ... dennoch, es gibt ja seit Langem die Diskussion, ob Musik überhaupt etwas bewirken kann, wenn es um Politik und Gesellschaft geht. Nach meiner Wahrnehmung sind die meisten Künstler zurückhaltend, wenn es um ihren eigenen Einfluss geht, aber doch sind viele davon überzeugt, dass Musik etwas bewirkt. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei Festspielthemen wie „Ach Europa“ (2010) oder jetzt „Freiheit wagen“ in den Gesprächen mit den Künstlern eine Rolle spielt, was Kunst und Musik für die Zivilgesellschaft bedeuten.

TS: Als Festivals werden wir mit unserer Haltung wahrgenommen. Ich habe vorhin von der Gemeinschaft und einem Fest mit Freunden gesprochen. In diesem Umfeld diskutiert man, tauscht Meinungen aus, pflegt den Diskurs. Künstler haben ihre Haltung immer wieder durch das Wort oder durch ihre Musik zum Ausdruck gebracht. Sie haben Recht: Künstler, die mit dem Heidelberger Frühling verbunden sind wie András Schiff, Fazil Say, Igor Levit, Thomas Hampson, Frederick Rzewski, beziehen eine klare Haltung. In der Tat gibt es immer wieder lange Gespräche darüber, was wir tun sollten. Ich bin überzeugt davon, dass die Musik von Say oder Rzewski durch die klare Haltung, die sie


Metropolregion

Die Metropolregion fest im Blick: Michael Kaufmann und Thorsten Schmidt

beziehen, anders wahrgenommen wird. Wenn Schiff oder Levit spielen, klingt ihre zutiefst humanistische Haltung mit. Sie vermittelt sich subkutan. Im Diskurs, den wir mit den Künstlern führen und den daraus resultierenden Programmen und deren Übersetzung für das Publikum, sehe ich die vornehmste Aufgabe von Festivals. MK: Wenn man, wie ich, erst seit wenigen Jahren in der Metropolregion aktiv ist und im Grund noch eine Außenansicht der Region und doch schon eine Wahrnehmung im Inneren hat, kann man gar nicht anders als festzustellen, dass Sie den Heidelberger Frühling über die letzten Jahre zu einem der bedeutendsten Musikfeste in Deutschland gemacht haben. Dabei sollen – wenn ich es richtig weiß – die Anfänge nicht so leicht gewesen sein …

TS: Natürlich stößt man mit einer neuen Idee am Anfang hier und da auf Widerstände. Aber Sie kennen das sicher von sich selbst: Wenn man für eine Idee brennt, hat man plötzlich ungeahnt viel Energie und kann Hürden leicht überwinden. Ich war und bin fest davon überzeugt, dass Heidelberg alle Voraussetzungen erfüllt, eine Festivalstadt von Weltrang zu werden. Wir sind diesem Ziel schon ein sehr großes Stück näher gerückt. Aber ich sehe auch das große Potential, das noch zu heben ist. Das ist mein Antrieb. MK: Auch scheint sich bei Ihnen das für die regionale Entwicklung notwendige Zusammenspiel von Öffentlicher Hand und Wirtschaft beispielhaft widerzuspiegeln. War es von Beginn an Ihre Vorstellung, die FestspielFinanzierung so ausbalanciert zu entwickeln?

TS: Natürlich wäre ich in den ersten Jahren dankbar gewesen, wenn wir – wie andere Festivals – stärker öffentlich finanziert gewesen wären. Rückblickend muss ich aber sagen, dass die Notwendigkeit, Sponsoren und Mäzene von unserer Idee zu überzeugen, die Ausrichtung des Heidelberger Frühling sehr geprägt hat. Es entsteht eine Mischung aus programmatischen Zielsetzungen in Verbindung mit einer starken Zielgruppenorientierung und wirtschaftlichem Denken. Denn 75 % des Etats erwirtschaften zu müssen, stellt hohe Anforderungen, wenn Sie nicht im Mainstream versinken wollen. Wir könnten es uns auch leichter machen. Aber das ist nicht unsere Sprache. MK: Für die Staatsphilharmonie spielt, wie für den Heidelberger Frühling, die Metropolregion eine bedeutende Rolle: als einziges Sinfonieorchester der Region bringt sie – natürlich auch in Ermangelung des fehlenden Konzerthauses – die Musik zu den Menschen. Zwischen Heidelberg und Zweibrücken, von Mainz bis Karlsruhe reicht die bespielte Fläche. Dabei hat die Staatsphilharmonie insbesondere durch die Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Steffens enorm an Qualität und Profil gewonnen. Wäre da nicht eine Zusammenarbeit zwischen Musikfest und Orchester naheliegend?

TS: Das ist für mich eine inhaltliche Frage. Wenn wir Projekte entwickeln, die singulär sind, halte ich eine Zusammenarbeit für absolut sinnvoll. Ein Festival hat die Aufgabe, den Menschen in der Region Programme zu bieten, die sie sonst nicht hören können. Daher präsentieren wir vornehmlich Orchester, die in der Region nicht ansässig sind. Aber ich bin mir sicher, dass wir mit unserem begonnenen Austausch etwas entwickeln,

was für die Menschen in der Region, die Staatsphilharmonie und den Heidelberger Frühling programmatisch herausragend sein wird. MK: Damit könnte zwischen Heidelberg und Ludwigshafen eine musikalische Klammer entstehen, die von beiden Seiten auch guten Effekt auf die UNESCO CITY OF MUSIC in Mannheim hat …

TS: Mannheim und Heidelberg sehen ihre Aufgabe als UNESCO CITIES als regional vernetzte Aufgabe. Wir alle sollten uns darum bemühen, durch unsere Arbeit die Kulturregion national und international zu profilieren. Daher ist der Brückenschlag, von dem Sie sprechen, genau der richtige Weg. Mit unseren „Classic Scouts“, die den Weg zu Ihnen nach Ludwigshafen machen, und mit den Jugendlichen aus Ludwighafen, die zu uns kommen, füllen wir diesen Gedanken bereits mit Leben. MK: Wenn man Ihre Arbeit von außen betrachtet, wenn man sich mit Ihnen unterhält, dann vermittelt sich der Eindruck eines bekenntnishaft arbeitenden und gestaltenden Menschen, was ja nicht immer ganz leicht auszuhalten ist. Ein Glück für die Region – ein Glück auch für Sie?

TS: Ich empfinde es als großes Geschenk, dass ich einen Großteil meiner Lebenszeit damit verbringen darf, im Austausch mit inspirierenden Künstlerpersönlichkeiten eigene Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen und einen großartigen Dialog mit unserem Publikum zu haben. Auch wenn man natürlich ein Auge auf die Balance von Beruf und Privatleben haben muss, kann ich mir keine schönere Aufgabe für mich vorstellen. 9


Porträt

Der „Schreibmusiker“ Wolfgang Rihm

„LASST DIE MUSIK WIE SIE IST!“ ruhe und er bleibt beharrlich in seiner Heimatstadt. Weil er dort Ruhe hat. Kaum jemand aber, der so ungern gestört wird in seinem kreativen Fluss, weiß mit den Erwartungen der Öffentlichkeit derart charmant, zugewandt, sympathisch und eloquent umzugehen wie er.

Weil er als Musikschreiber und Schreibmusiker einer der charakteristischsten Köpfe unserer Zeit ist, hat Wolfgang Rihm im Herbst den Robert-Schumann-Preis für Dichtung und Musik erhalten. Doch sind Worte für den zurzeit meistgespielten deutschen Komponisten eher ein Schutzwall. Lieber lässt er die Musik für sich sprechen. Zum Beispiel das „Lichte Spiel“. Die lettische Violinistin Baiba Skride interpretiert im April dieses „Sommerstück für Violine und Orchester“.

A

uf Taten Worte folgen zu lassen, ist nicht für jeden eine Freude. Wolfgang Rihm versäumt kaum eine GelegenRihm heit, darauf hinzuweisen, dass er die Vermittlung von Musik überflüssig, ja unsinnig findet. Es sei doch absurd, zu versuchen, über etwas so Intimes wie den Schaffensprozess zu reden, sagte der Komponist im Januar, als er die Frankfurter Poetik-Vorlesungen eröffnete – mit einem Vortrag. Mit Worten also, die gerade ihm so spontan über die Lippen kommen und so geistreich wie witzig sind. Ein Widerspruch? Nein, ein „Schutzwall“, gestand Rihm im vergangenen November in Mainz, wo ihn die Akademie der Wissenschaften auszeichnete. Weil er ein hervorragender Schreibmusiker und Musikschreiber ist, erhielt Rihm den Robert-Schumann-Preis für Dichtung und Musik. Wolfgang Rihm gehört zu den produktivsten und meistgespielten deutschen Komponisten. Er lebt in Karls-

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Der Emulgator dieser permanenten Patt-Situation zwischen In-Ruhe-arbeiten-Wollen und Präsent-sein-Müssen ist laut eigenen Aussagen eine Hornhaut. Sie sei ihm gewachsen, um seinen produktiven Geist vor der Öffentlichkeit zu schützen. So erklärte es Rihm vor drei Jahren, als er 60 wurde und ihm ausgerechnet die eigene Heimatstadt die Ruhe raubte, indem sie ihr Festival „Europäische Kulturtage“ ganz auf sein Werk ausrichtete. Erfreulicherweise hat Rihm einen Weg gefunden, diese Hornhaut in Worte umzubilden. Fast überall, wo es gewünscht ist, versorgt er Veranstalter mit Notizen für Programmhefte, Zuhörer mit Erläuterungen, diskutiert er auf Podien und mischt sich ein. Rihm steht damit nicht nur in der Tradition Schumanns, sondern auch in einer Linie mit Pierre Boulez, der vor drei Jahren den ersten SchumannPreis in Empfang nahm. Der Komponist, Dirigent und Musikschriftsteller aus Frankreich war bereits zu Jahresbeginn anlässlich seines im März anstehenden 90. Geburtstags in der Wahlheimat Baden-Baden gefeiert worden – mit drei Konzerten und einer Gesprächsrunde von Weggefährten, zu denen Rihm zählte. Der wiederum nutzte die Gelegenheit, um


Porträt

Ein exzellenter Komponist, Schriftsteller und Redner: Wolfgang Rihm

Karlsruhe, Schloss

mit Phrasen wie jenen zu brechen, die Boulez als Komponisten „kalter Musik“ konnotieren. „Kalt“, betonte Rihm da wie immer mit einem Augenzwinkern, „ist auch ein Grad von Wärme“. Mit Worten ebnet Rihm auch seinen Kompositionsschülern den Weg. Korrigieren aber, das will der Professor für Komposition nicht. Er gibt nur Anregungen. „Du kannst jetzt nicht verzückt draufstarren“, hatte er seinen Schüler Andrés Nuño de Buen gewarnt, dessen „Linienfeld“ für Gitarre und Stimmgabel für Rihm den Typus des gelungenen Stücks vertrete. „Reagiere auf den eigenen Text mit einem neuen. Meine Anregung: Bearbeite das Stück für Streichorchester!“ Das war übrigens im Unterricht nach einem Konzert, in dem die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz an der Hochschule für Musik in Karlsruhe Werke der Rihm-Schüler spielte. In diesem Unterricht konnte man erleben, dass auch seine Schüler die Musik lieber selbst sprechen lassen. Alles, was Rihm mit Sprache versuche, sei ein Schutzwall vor dem Schaffen von Musik, gibt der Komponist zu. „Es ist eine Art Hilferuf: Lasst die Musik so wie sie ist, als einen Vorgang, der aus sich selbst besteht. Flutet sie nicht mit Bildern, mit Begriffen“, so Rihm. „Aber spielt sie!“ ist seine Forderung und zugleich der Beweggrund für seine Initiative, die Staatsphilharmonie an die Institution zu binden, an der er lehrt.

Text: Isabel Steppeler

26. März 2015 Karlsruhe, Wolfgang-Rihm-Forum 27. März 2015 Mannheim, Christuskirche REBELLION IM QUADRAT MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE Christoph-Mathias Mueller, Dirigent Tianwa Yang, Violine

GEMEINSAME WEGE: DIE STAATSPHILHARMONIE KOOPERIERT MIT CAMPUSONE KARLSRUHE Die intensive Auseinandersetzung mit zwei Professoren der Hochschule für Musik Karlsruhe hat Früchte getragen. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und die Hochschule waren in der Spielzeit 2013/2014, die dem Trompeter Reinhold Friedrich gewidmet war, in Projekten zusammengerückt. Dies soll jetzt verstetigt werden. Treibende Kraft für eine Kooperation war der Komponist Wolfgang Rihm, dessen Schaffen im Mittelpunkt der aktuellen Spielzeit steht. Musikstudenten können dabei wichtige Berufserfahrungen schon während der Ausbildung sammeln. Die Staatsphilharmonie wiederum baut damit ihre Nachwuchsförderung aus. Geplant sind Konzerte mit Musikern der Hochschule und des Orchesters, darüber hinaus Projekte in Musikpädagogik, elektronischen Medien und Kulturmanagement. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, betont

Abbé Georg Joseph Vogler Sinfonie in d-Moll Wolfgang Rihm Gesungene Zeit für Violine und Orchester Carl Maria von Weber Sinfonie Nr. 2 C-Dur Eugen Werner Velte Zum Andenken und zur Erinnerung ... Grave II für Kammerorchester Carl Stamitz Sinfonie d-Moll, op. 15 Nr. 3 17. April 2015 Worms, Das Wormser 18. April 2015 Mainz, Rheingoldhalle MAINZER MEISTERKONZERTE 19. April 2015 Karlsruhe, Konzerthaus KARLSRUHER MEISTERKONZERTE Titus Engel, Dirigent Baiba Skride, Violine Antonín Dvorˇák Der Wassermann, op. 107, sinfonische Dichtung Wolfgang Rihm Lichtes Spiel – Ein Sommerstück für Violine und Orchester Alexander von Zemlinsky Die Seejungfrau, Fantasie für Orchester

Hartmut Höll, Rektor der Karlsruher Musikhochschule. „Sie bereichert das Konzertleben und stärkt die Orchesterausbildung an unserer Hochschule.“ Den Auftakt bildet das Konzert „Rebellion im Quadrat“ am 26. März in Karlsruhe.

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Porträt

Clemens Schuldt dirigiert Beethovens „Eroica“

DIE KRAFT DER LIEBE SPRENGT ALLE FESSELN Musikalische Frische ist keine Sache des Alters. Sondern der Haltung. Beim 32-jährigen Dirigenten Clemens Schuldt allerdings passt die jugendliche Ausstrahlung seiner Interpretationen zum Alter. 9. April 2015 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau

3. PHILHARMONISCHES KONZERT Clemens Schuldt, Dirigent Herbert Schuch, Klavier Robert Schumann Ouvertüre zur Oper „Genoveva“, op. 81 Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll, KV 466 Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 3 Es-Dur, op. 55 „Eroica“ MAESTROS VON MORGEN Konzert des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates

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ach dem Sieg beim Donatella-Frick-Dirigierwettbewerb in London vor fünf Jahren hat er ein Jahr beim London Symphony Orchestra assistiert und bei den Besten gelernt. „Ich sah zu, wie Sir Simon Rattle den Musikern während der Proben direkt in die Augen sah, um sie zu inspirieren“, berichtet Clemens Schuldt. Er sprach mit Musikern, ließ sich erklären, wie ein besonderer Klang entsteht, welche Spielmöglichkeiten manche Instrumente überhaupt haben. Nun dirigiert Schuldt selbst die bedeutenden Orchester der Welt.

auch selbst gespielt hat. Die Verbindung zu Robert Schumann sieht Clemens Schuldt über den Begriff der Romantik, mit dem er sich schon länger beschäftigt. „Das Romantische in der Musik ist ja nicht durch starre zeitliche Abschnitte begrenzt. Auch bei Mozart treffen wir auf romantische Vorstufen. Beethoven wurde von seinen Zeitgenossen ja als Romantiker gesehen. Und Schumann ist für mich der Prototyp eines romantischen Künstlers. Ich behaupte also: Im Auge oder Ohr des Betrachters spiegelt sich die Romantik, dessen zentrales Motiv für mich die Sehnsucht ist.“

Beethovens „Eroica“ bezeichnet der Dirigent als „visionär und revolutionär. Wie Beethoven inmitten eines Trauermarsches zu strahlendem C-Dur gelangt, ist schon bewegend. Aber noch tiefer lässt es blicken, dass er inmitten des furiosen Schlusstanzes im vierten Satz nochmal ein kleines Gebet einbaut und an den zweiten Satz erinnert.“ Die genaue Analyse eines Stückes ist die Grundlage für ein spontanes, spannungsgeladenes Musizieren. Von Schuldt ist bekannt, dass er ein Orchester schon einmal bittet, so zu spielen, als hätten die Musiker gerade einen besonders guten Kaffee getrunken oder wären an einem warmen Sommermorgen aufgewacht. So pustet der Dirigent den Kopf frei: „Als Dirigententyp, als Mensch möchte ich authentisch sein und keine Rolle spielen. Dann bin ich als Musiker glaubwürdig.“

Die Beschäftigung mit historischen und philosophischen Hintergründen gehört für Clemens Schuldt zur Vorbereitung auf ein Konzert. Dazu gehört auch, sich die Wirkung eines Werkes in seiner Entstehungszeit vorzustellen. Beethovens „Eroica“ war zum Beispiel die mit Abstand längste Sinfonie, die bis dato komponiert wurde. Der Komponist widmete sie zunächst dem von ihm glühend verehrten Napoleon Bonaparte, nahm dies jedoch zurück, als sich Napoleon selbst zum Kaiser krönte. Wie spiegelt sich heute die utopische Energie des Werkes in einem jungen Musiker? „Ich hatte neulich ein sehr bewegendes Gespräch auf einer Spanientournee mit dem Philharmonia Orchestra London“, erzählt Clemens Schuldt: „Am Tisch: Ein Engländer, ein Spanier, ein Russe und ich. Wir waren uns alle einig, dass die Kunst immer die Brücke zum Gespräch bleiben muss. Wem das zu abstrakt ist, sollte nur mal überlegen, ob wir plötzlich als Orchester nicht mehr nach Russland reisen sollten und keinen Tschaikowsky spielen sollten?! In Beethovens Fidelio ist vielleicht die schönste Utopie thematisiert: Die Fesseln sprengende Kraft der Liebe. Ich finde das einen guten Ausgangspunkt für den Umgang der Menschen untereinander.“

Die Arbeit bei der Kammerphilharmonie in Bremen hat ihn geprägt, einem Orchester, das versucht, Hierarchien so weit wie möglich zu vermeiden. „Es geht um Vertrauen in die Qualität der Musiker“, sagt Clemens Schuldt. „Und dabei muss eben die Chemie zwischen Orchester und dem Dirigenten stimmen.“ Das Konzert der Staatsphilharmonie verbindet Beethovens dritte Sinfonie mit dem 20. Klavierkonzert Mozarts, einem Werk, das Beethoven sehr mochte und 12

Text: Stefan Keim


Das besondere Konzert

Rebellion im Quadrat

„SINNLICHE LUST AN DER MUSIK WIEDER AN RHEIN UND NECKAR BRINGEN“ Nein, wenn man die Kühnheit von KünstlerInnen vergangener Jahrhunderte lediglich museal darstellt, dann wird man das Rebellische an ihnen kaum ausleuchten können. Vielmehr gilt es, ihr Aufbegehren, die Entdeckung neuer (Klang-)Welten, in unsere Zeit zu übersetzen. Christoph-Mathias Mueller

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enau dies ist das Anliegen der Reihe REBELLION IM QUADRAT. Und sie verfolgt es mit einem ungemein effektiven Konzept, indem sie Musik der „alten“ Rebellen (sprich: der Mannheimer Schule, also Stamitz & Co.) mit den Produkten der heutigen konfrontiert (sprich: der Karlsruher Schule, also Wolfgang Rihm und andere). „Eine illustre Bande junger Musiker, die alles Mögliche im Sinn hatten, nur nicht in Langeweile zu erstarren.“ So beschreibt GMD Karl-Heinz Steffens die Musiker der Mannheimer Schule, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zusammenkamen, um Altbewährtes infrage zu stellen und scheinbar ewige Normen zu brechen. Ihre neue Soundtechnik – hervorgerufen durch stärker besetzte Streicher, Bläsersoli oder den Verzicht auf das Cembalo – wurde von Haydn, Mozart und Beethoven fast Eins zu Eins übernommen. Doch während die Wiener Klassiker Dauerbrenner sind, fristen die Werke der Mannheimer „Rebellen“ eher ein Schattendasein. Namen wie Cannabich, Stamitz, Holzbauer oder Vogler sagen den meisten Musikinteressierten nichts mehr. Und wenn ja, halten sie ihre Musik nicht selten für angestaubt. Mit solchen Vorurteilen möchten Steffens und Intendant Prof. Michael Kaufmann aufräumen. Ein kräftiges Gebläse muss her, das die alten Staubschichten hinwegfegt, um die „Idee von spannungsreicher, sinnlicher Lust an der Musik wieder an Rhein und Neckar zu bringen“, so Steffens. Vor diesem Hintergrund entwickelte er mit Prof. Kaufmann die REBELLION IM QUADRAT: die wechselseitige Bespie(ge)lung von alter und neuer Musik, von der Mannheimer Schule hier – und der Karlsruher Schule dort, mit Wolfgang Rihm als prominenter Leitfigur. Gleich das erste Konzert der Reihe, das einen Bogen von Cannabich, Holzbauer wie Filz zu Rihm und dessen Kompositionsschüler Jörg Widmann spannte, sah sich

von der Kritik begeistert aufgenommen. Die „Rheinpfalz“ etwa schwärmte vom „enthusiastischen Spiel“ der Staatsphilharmonie. Und auch beim zweiten Konzert (27. März), werden sich Alt und Neu befruchten, treten Lehrer und Schüler in einen Dialog. Zwei Sinfonien in dunklem d-Moll liefern den Rahmen. Die den Abend eröffnende stammt von Abbé Vogler, dem Lehrer Carl Maria von Webers, dessen frische C-Dur-Sinfonie wiederum einen Gegenklang liefert. Vogler, Weber und Stamitz geben die prächtige Fassung für zwei Edelsteine der zeitgenössischen Musik ab: für Rihms ausdrucksstarkes Violinkonzert „Gesungene Zeit“ und das melancholische Kammerorchesterstück „Zum Andenken und zur Erinnerung“ seines Lehrers Eugen Werner Velte. Von wegen Staub … Das Anliegen der Staatsphilharmonie, Vergangenem mit Sinn für die Gegenwart zu begegnen, kommt allerdings nicht nur in der Programmgestaltung zum Tragen, sondern auch in einer pädagogischen Idee, die man als ganzheitliches Konzept bezeichnen könnte. Den „Mannheimern“ vergleichbar, die eigene Nachwuchsmusiker ausbildeten, kooperiert das Orchester mit der Musikhochschule Karlsruhe. Deren Studierende können bei der Staatsphilharmonie Berufserfahrungen sammeln, sei es im Orchesterspiel, in der Musikpädagogik, im Umgang mit den elektronischen Medien oder im Kulturmanagement. Es fügt sich perfekt ins Bild, dass die Solistin des Konzerts, das sowohl in der Mannheimer Christuskirche als auch, wie künftig immer, in der Karlsruher Musikhochschule stattfindet, aus eben dieser kommt: Tianwa Yang, die inzwischen zur „geigerischen Weltelite“ (Fono Forum) zählt.

Tianwa Yang 26. März 2015 Karlsruhe, Wolfgang-Rihm-Forum

Auftaktkonzert zur Kooperation mit der Musikhochschule Karlsruhe 27. März 2015 Mannheim, Christuskirche

REBELLION IM QUADRAT MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE Christoph-Mathias Mueller, Dirigent Tianwa Yang, Violine Abbé Georg Joseph Vogler Sinfonie in d-Moll Wolfgang Rihm Gesungene Zeit für Violine und Orchester Carl Maria von Weber Sinfonie Nr. 2 C-Dur Eugen Werner Velte Zum Andenken und zur Erinnerung ... Grave II für Kammerorchester Carl Stamitz Sinfonie d-Moll, op.15 Nr. 3 Karten gibt es unter Telefon 01805 - 700 733, unter www.reservix.de sowie an allen ReservixVorverkaufsstellen.

Text: Carola Henke

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KONZERTKALENDER ALLE TERMINE: 14. MÄRZ BIS JULI 2015 SA Ä 14. MÄRZ 2015 Ä 16:00 Dessau, Anhaltisches Theater

FR Ä 17. APRIL 2015 Ä 20:00 Worms, Das Wormser

KURT WEILL FEST Vom Lied zum Song: „Mond Lieder – Oh Moon of Alabama“

SA Ä 18. APRIL 2015 Ä 19:30 Mainz, Rheingoldhalle

Ernst Theis, Dirigent Ä Doris Sophia Heinrichsen, Regie Ä Sara Hershkowitz, Paul Armin Edelmann, Rainer Trost, Peter Cismarescu, Jens Müller, Carl Rumstadt, Josephine Renelt und Andromahi Raptis

SO Ä 19. APRIL 2015 Ä 19:30 Karlsruhe, Konzerthaus

ABSCHLUSSKONZERT KURT WEILL FEST Strauss & Weill: Royal Times zum Festspielschluss Ernst Theis, Dirigent Ä Doris Sophia Heinrichsen, Regie Ä Sara Hershkowitz, Markus Raab, Jens Müller, Rainer Trost, David Ameln, Carl Rumstadt und Andromahi Raptis Ä mdr-Kinderchor Kurt Weill „Royal Palace“, Oper in einem Akt Ä Richard Strauss Der Bürger als Edelmann, Suite, op. 60 Ä Richard Strauss Mondscheinmusik und Monolog der Gräfin aus „Capriccio“, op. 85 DI Ä 17. MÄRZ 2015 Ä 20:00 Mannheim, Capitol Kurt Weill „Mond Lieder – Oh Moon of Alabama“ Ernst Theis, Dirigent Ä Doris Sophia Heinrichsen, Regie Ä Andromahi Raptis, Rainer Trost, Peter Cismarescu, Jens Müller, Carl Rumstadt, Josephine Renelt Kurt Weill Kleine Dreigroschenmusik, op. 9 Ä Erwin Schulhoff La Somnambule (Die Mondsüchtige), Tanzgroteske in einem Aufzug, op. 54 Ä Claude Debussy Clair de lune aus „Suite bergamasque“ (Orchesterfassung) Ä Erwin Schulhoff Orinoco (Carioca Fox) Ä Kurt Weill Mahagonny Songspiel SA Ä 21. MÄRZ 2015 Ä 19:30 Mainz, Rheingoldhalle MAINZER MEISTERKONZERTE SO Ä 22. MÄRZ 2015 Ä 20:00 Mannheim, Musensaal im Rosengarten MANNHEIMER MEISTERKONZERTE, 3. SINFONIEKONZERT Mario Venzago, Dirigent Stefan Jackiw, Violine Wolfgang Amadeus Mozart Violinkonzert Nr. 5 A-Dur, KV 219 Ä Anton Bruckner Sinfonie Nr. 2 c-Moll, WAB 102

Das Konzert am 21. März wird von SWR2, dem Kulturkanal des Südwestrundfunks, aufgezeichnet.

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DO Ä 26. MÄRZ 2015 Ä 20:00 Karlsruhe, Wolfgang-Rihm-Forum Auftaktkonzert zur Kooperation mit der Musikhochschule Karlsruhe FR Ä 27. MÄRZ 2015 Ä 20:00 Mannheim, Christuskirche REBELLION IM QUADRAT MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE Christoph-Mathias Mueller, Dirigent Tianwa Yang, Violine Abbé Georg Joseph Vogler Sinfonie in d-Moll Wolfgang Rihm Gesungene Zeit für Violine und Orchester Ä Carl Maria von Weber Sinfonie Nr. 2 C-Dur Ä Eugen Werner Velte Zum Andenken und zur Erinnerung ... Grave II für Kammerorchester Ä Carl Stamitz Sinfonie d-Moll, op. 15 Nr. 3 MI Ä 1. APRIL 2015 Ä 19:30 DO Ä 2. APRIL 2015 Ä 19:30 Ludwigshafen, Theatersaal im Pfalzbau BALLETT „GISELLE“ YACOBSON BALLETT ST. PETERSBURG Adrian Prabava, Dirigent Ä Jean Coralli, Jules Perrot und Marius Petipa, Choreograpie Ä Viacheslav Okunev, Ausstattung Musik von Adolphe Adam

KARLSRUHER MEISTERKONZERTE Titus Engel, Dirigent Baiba Skride, Violine Antonín Dvorˇák Der Wassermann, op. 107, sinfonische Dichtung Ä Wolfgang Rihm Lichtes Spiel – Ein Sommerstück für Violine und Orchester Ä Alexander von Zemlinsky Die Seejungfrau, Fantasie für Orchester Karl-Heinz Steffens

SO Ä 15. MÄRZ 2015 Ä 17:00 Dessau, Anhaltisches Theater

Tianwa Yang

Lieder von Claude Debussy, Franz Schubert, Hans Pfitzner, Antonín Dvorˇák und Richard Strauss Ä Erwin Schulhoff La Somnambule (Die Mondsüchtige), Tanzgroteske in einem Aufzug, op. 54 Ä Kurt Weill Mahagonny Songspiel

MAINZER MEISTERKONZERTE

MI Ä 22. APRIL 2015 Ä 20:00 Landau, Jugendstil-Festhallle SINFONIEKONZERT DO Ä 23. APRIL 2015 Ä 20:00 Mannheim, Musensaal im Rosengarten MANNHEIMER MEISTERKONZERTE, 4. SINFONIEKONZERT Karl-Heinz Steffens, Dirigent Andrè Schuen, Bariton

3. PHILHARMONISCHES KONZERT

Franz Schubert Sinfonie Nr. 3 D-Dur, D 200 Ä Gustav Mahler Lieder eines fahrenden Gesellen Ä Franz Schubert Sinfonie Nr. 4 c-Moll, D 417 „Tragische Sinfonie“

Clemens Schuldt, Dirigent Herbert Schuch, Klavier

SO Ä 26. APRIL 2015 Ä 11:00

Robert Schumann Ouvertüre zur Oper „Genoveva“, op. 81 Ä Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll, KV 466 Ä Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 3 Es-Dur, op. 55 „Eroica“

DI Ä 28. APRIL 2015 Ä 9:30 Ä 11:00 Ludwigshafen, Philharmonie

DO Ä 9. APRIL 2015 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau

MAESTROS VON MORGEN Konzert des Dirigentenforums des Deutschen Musikrates MO Ä 13. APRIL 2015 Ä 20:00 Frankfurt am Main, Alte Oper OPERNGALA DIANA DAMRAU David Giménez Carreras, Dirigent Ä Diana Damrau, Sopran Ä Nicolas Testé, Bass-Bariton Werke von Bellini, Donizetti, Verdi u.a.

MO Ä 27. APRIL 2015 Ä 9:30 Ä 11:00

4. KIKO KINDERKONZERT Von Wolken und Vogelgesang – 8 Celli erzählen Marie-Sophie Caspar, Sopran Ä Martina Angioloni, Tanz Ä Eric Trümpler, Musikalische Leitung Werke von Johann Sebastian Bach und Heitor Villa-Lobos für Cello-Orchester SO Ä 3. MAI 2015 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau 4. PHILHARMONISCHES KONZERT Karl-Heinz Steffens, Dirigent Maximilian Hornung, Violoncello Antonín Dvorˇák Die Waldtaube, op. 110, Sinfonische Dichtung Ä Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll, op. 104 Ä Sinfonie Nr. 8 G-Dur, op. 88 „Die Englische“


FR Ä 8. MAI 2015 Ä 20:00 Speyer, Kaiserdom

Markus Melchiori, Dirigent Ä Julia Kleiter, Sopran Ä Klaus Mertens, Bass Ä Matthias Folz, Sprecher Ä Mitglieder des Mädchenchores am Dom zu Speyer und der Speyerer Domsingknaben Ä Domchor Speyer Arnold Schönberg Ein Überlebender aus Warschau, op. 46 Ä Georg Friedrich Händel „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“ aus „Der Messias“ Ä Johannes Brahms Ein deutsches Requiem, op. 45 DO Ä 21. MAI 2015 Ä 20:00 Mannheim, Capitol FR Ä 22. MAI 2015 Ä 20:00 Kaiserslautern, Fruchthalle FILMMUSIKKONZERT FEDERICO FELLINI & NINO ROTA Frank Strobel, Dirigent Manfred Callsen, Sprecher DI Ä 26. MAI 2015 Ä 10:00 Ä Neustadt MI Ä 27. MAI 2015 Ä 10:00 Ä 11:30 Ä Landau DO Ä 28. MAI 2015 Ä 9:30 Ä 11:00 Ä Ludwigshafen KINDERKONZERT Von Märchen, Mythen und Helden

Hermann Bäumer, Dirigent Dmitri Levkovich, Klavier

Zum zweiten Mal schlägt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit ihrem Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens ihre Sommerresidenz in Speyer auf. Im Alten Stadtsaal, unter freiem Himmel und in der neugotischen „Gedächtniskirche der Protestation“ steht diesmal Musik von Ludwig van Beethoven im Mittelpunkt. Detaillierte Informationen mit den genauen Programm-Angaben finden Sie auf Seite 5 in diesem Magazin.

Joseph Haydn Quartett G-Dur, op. 54/1, HOB.III, 58 Ä Radu Palladi Cvartet de Coarde Ä Franz Schubert Streichquintett C-Dur, op. post. 163 D 956 SO Ä 31. MAI 2015 Ä 18:00 St. Ingbert, Kirche St. Josef MUSIKFESTSPIELE SAAR Górecki in den Popcharts Christian von Blohn, Dirigent Ä N.N., Sopran Ä Collegium Vocale Blieskastel, Chor Henryk Górecki 3. Sinfonie op. 36 „Sinfonie der Klagelieder“ DO Ä 4. JUNI 2015 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie KAMMERMUSIK PETER SADLO – „RHYTHM IS IT!“ FR Ä 5. JUNI 2015 Ä 10:00 Ä 11:45 Ludwigshafen, Philharmonie JUGENDKONZERT PETER SADLO – „RHYTHM IS IT!“ Peter Sadlo, Leitung Ä Pauker und Schlagzeuger der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Werke von Matthias Schmitt, Mark Glentworth, Wolfgang Reifeneder und Minoru Miki

Isabelle Faust

LUPOT Quartett: Andrei Rosianu, Violine Ä Susanne Phieler, Violine Ä Stephanie Phieler, Viola Ä Martin Voigt, Violoncello Ä als Gast: Florian Barak, Violoncello

Werke von Ludwig van Beethoven SA Ä 18. JULI 2015 Ä 20:00 Weilburg, Schloss WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE Hermann Bäumer, Dirigent Werke von Antonín Dvorˇák und Wolfgang Amadeus Mozart

DO Ä 23. JULI 2015 Ä 19:30 Worms, Dom zu Worms BRUCKNER IN DEN DOMEN II Karl-Heinz Steffens, Dirigent Ä Dan Zerfaß, Dirigent Ä collegium vocale am Wormser Dom Franz Liszt Missa choralis Ä Anton Bruckner Sinfonie Nr. 3 d-Moll, WAB 103

Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Nikolai Rimski-Korsakow, John Williams u. a.

SO UM 5 – Kammermusik sonntags um fünf „Von Sturm und Drang zu überirdischer Ruhe …“

FR Ä 17. JULI 2015 Ä 20:00 Weilburg, Schloss WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE

Markus Huber, Dirigent Hans Gröning, Bariton

SO Ä 31. MAI 2015 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie

Herrmann Bäumer

SO Ä 10. MAI 2015 Ä 19:00 Oppenheim, Evangelische Katharinenkirche

Karl-Heinz Steffens

SA Ä 9. MAI 2015 Ä 20:00 Bitburg, Stadthalle

SO Ä 12. JULI 2015 Ä 18:00 Ä Eintritt frei Ludwigshafen, Stadtfest, Platz der Deutschen Einheit SPARKASSEN OPEN AIR FILMMUSIKKONZERT FEDERICO FELLINI & NINO ROTA Frank Strobel, Dirigent MO 13. BIS FR 17. JULI 2015 Ludwigshafen, Hans-Klüber-Platz

SO Ä 26. JULI 2015 Ä 17:00 Trier, Hohe Domkirche MOSEL MUSIKFESTIVAL 2015 BRUCKNER IN DEN DOMEN III Karl-Heinz Steffens, Dirigent Thomas Kiefer, Dirigent Jieun Kowollik, Sopran Josef Still, Orgel Trierer Domchor Trierer Domsingknaben Mädchenchor am Trierer Dom Kathedraljugendchor Trier Maurice Duruflé Quatre motets sur des thèmes grégoriens Ä Anton Bruckner Motette „Christus factus est“ Ä Felix Mendelssohn Bartholdy „Hör mein Bitten“, Hymne für Sopran, Chor und Orgel Ä Anton Bruckner Sinfonie Nr. 4 Es-Dur, WAB 104 BRUCKNER IN DEN DOMEN wird unterstützt von

KunstgARTen Die KiTZ Theaterkumpanei kommt mit ihrem Programm KinderInsel wieder in den KunstgARTen. In diesem Rahmen besuchen Ludwigshafener Kinder vom 13. bis 17. Juli Theatervorstellungen, Werkstätten im Wilhelm-Hack-Museum und Proben der Staatsphilharmonie. In der Philharmonie werden die kleinen Gäste vom 14. bis 16. Juli von Orchestermusikern willkommen geheißen, die den jungen Zuhörern via Audio-Guide das Geschehen auf der Bühne erklären. Das ausführliche Programm finden Sie auf der Seite www.theaterkumpanei.de. 15


Hörfrüchte der Welt: von West bis Ost mit weltklasse Künstlern. Gewiss, die Globalisierung ist umstritten. Unleugbar ist der musikalische Reichtum, den die Globalisierung offenlegt. So kommt es von einem Neben- zu einem Mit- und Ineinander: zu transkulturellen Erfahrungen, einem neuartigen Potential von Wahrnehmung. Wenn etwa Fazil Say, Weltbürger, Pianist und einer der bekanntesten türkischen Musiker überhaupt, mit seiner „Istanbul“-Sinfonie im Gepäck nach Mannheim anreist, fließen gleichsam Rhein und Bosporus zusammen, indem Orchesterinstrumente sich mit türkischen Instrumenten verbünden: ein magisches Klangereignis, ein faszinierender Brückenschlag, dem in Zeiten wie diesen eine starke Symbolkraft innewohnt. Zu den kühnsten Brückenbauern seines Fachs, wenn man denn im Bild bleiben möchte, gehört Gidon Kremer, der lettische Großmeister des Violinspiels. Als Brückenbauer besonderer Art erweist sich Kremer wenn er mit Karl-Heinz Steffens nach Frankreich und nach den USA blickt: Wie durch ein Kaleidoskop betrachten sie solche Werke, mögen sie von Erik Satie oder Philipp Glass stammen, die auf die betörende Kraft rhythmischer Muster setzen. Keine andere Kunst, stellte einmal der Philosoph Ernst Bloch fest, käme der Musik in der Fähigkeit gleich, vom Unsagbaren zu sprechen. Da tritt der Pianist Herbert Schuch Hand in Hand mit Karl-Heinz Steffens auf, um zwei Schlüsselwerke von Leonard Bernstein und Dmitri Schostakowitsch zu präsentieren. Spätestens mit Jörg Widmann erreichen die MODERN TIMES das 21. Jahrhundert. Mit den „Echo-Fragmenten“ für Klarinette und Orchestergruppen tritt Widmann als Solist des eigenen Werkes auf. Ihm voran geht die Mezzosopranistin Julia Faylenbogen, die sich den „Folk Songs“ von Luciano Berio widmet, jenem Liederzyklus, mit dem der italienische Komponist 1964 das Gehäuse der Avantgarde sprengte. Angesichts der Fülle von hervorragenden Künstlern mag man streiten, ob es sich bei den MODERN TIMES um ein Weltklasse-Format oder ein KlasseFormat von Welt handelt. Sicher ist, dass die Deutsche Staatsphilharmonie zeitnahe Geschichten zu erzählen vermag, die musikalische Menschen anrühren, ja ihre Weltsicht erweitern können. Text: Matthias Henke 16

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Vorschau

GIDON KREMER

11. September 2015 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau MODERN TIMES 1 WHY PATTERNS? Karl-Heinz Steffens, Dirigent Gidon Kremer, Violine

11. September 2015 Ludwigshafen

FAZIL SAY

25. September 2015 Mannheim

ANJA SCHIFFEL 20. September 2015 Mannheim

25. September 2015 Mannheim, Rosengarten, Mozartsaal MODERN TIMES 4 ORIENT & OKZIDENT Karl-Heinz Steffens, Dirigent Fazil Say, Klavier Fazil Say ist nicht nur der prominenteste klassische Musiker der Türkei, sondern auch einer der bekanntesten Bürgerrechtler.

20. September 2015 Mannheim, Capitol MODERN TIMES 3 FROM RUSSIA WITH LOVE Karl-Heinz Steffens, Dirigent Anja Schiffel, Sprecherin Michal Friedlander, Klavier Maximilian Sutter, Trompete

13. September 2015 Ludwigshafen, Friedenskirche MODERN TIMES 2 WIDERHALL Karl-Heinz Steffens, Dirigent Julia Faylenbogen, Mezzosopran Jörg Widmann, Klarinette

HERBERT SCHUCH 4. Oktober 2015 Ludwigshafen

4. Oktober 2015 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau MODERN TIMES 5 THE AGE OF ANXIETY MODERN TIMES wird gefördert durch die Stiftung Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

JÖRG WIDMANN 13. September 2015 Ludwigshafen

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Herbert Schuch, Klavier


Service

Capitol & Reservix

NEUER TICKET-SERVICE Michael Kaufmann und der Geschäftsführer des Mannheimer Capitol Thorsten Riehle freuen sich über die gelingende Kooperation.

MODERN TIMES nicht nur auf der Bühne: Die Staatsphilharmonie geht neue Wege in der Abonnementsverwaltung und dem Kartenverkauf. Endlich gibt es einen umfassenden Ansprechpartner für alle Konzerte in der Metropolregion!

IHRE ABO-ANSPRECHPARTNERINNEN: Frau Kerstin Riehle und Frau Sabrina Iannuzzi Telefon: 0621 59909 90 Montag bis Freitag: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr abo@staatsphilharmonie.de VORVERKAUFSSTELLEN / ÖFFNUNGSZEITEN: Capitol, Waldhofstraße 2, 68169 Mannheim Dienstag, Donnerstag, Freitag: 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr Samstag: 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr sowie alle bekannten reservix-Ticketshops HOTLINE TICKETBUCHUNGEN: Mannheim: 0621 33 67 333 Dienstag, Donnerstag, Freitag: 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr Samstag: 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr reservix: 01805 700 733 24/7 – rund um die Uhr ONLINEVERKAUF EINZELKARTEN: www.reservix.de

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ür ihr weit gespanntes Konzertangebot suchte die Staatsphilharmonie einen umfassend tätigen Partner im Bereich der Abonnementsverwaltung und dem bundesweiten Vertrieb von Konzertkarten – und fand ihn mit den Ticket-Experten des CAPITOL Mannheim bei einem bereits bekannten Partner. Gemeinsam mit ihrem Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens eilt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz von Erfolg zu Erfolg, steigert ihre künstlerische Qualität ein ums andere Mal und wird durch die wachsende Zahl an Konzerten immer stärker zur Philharmonie der gesamten Metropolregion. Höchste Zeit, das breit gefächerte Angebot einem größeren Kreis von Interessenten zugänglich zu machen: ob im Abonnement, im telefonischen Verkauf, über das Internet oder an einer der vielen an das bundesweit aktive Kartenvertriebssystem Reservix angeschlossenen Vorverkaufsstellen – immer laufen die Fäden in der Waldhofstraße in Mannheim zusammen. Für Michael Kaufmann ist diese Kooperation ein Glücksfall: „Auch wenn wir über die zunehmende Zahl an Abonnenten sehr glücklich sind, findet die Staatsphilharmonie ihr Publikum vor allem bei den Einzelkartenkäufern, die sich immer wieder neu für uns entscheiden. Nun haben wir mit Thorsten Riehle und seinem Team einen idealen Partner gefunden, um für unsere Konzerte in Ludwigshafen, Mannheim, Speyer und Heidelberg auch das Publikum zu finden.“ Wichtig ist der Staatsphilharmonie dabei neben einem sich erweiternden Kreis von Konzertbesuchern die persönliche Bera-

LUDWIGSHAFEN Pfalzbau

LUDWIGSHAFEN Friedenskirche

MANNHEIM Rosengarten

MANNHEIM Capitol

MANNHEIM Christuskirche

SPEYER Gedächtniskirche u.a. tung, der Service und die Zufriedenheit der Kunden. Dafür stehen mit Kerstin Riehle und Sabrina Iannuzzi zwei erfahrene Mitarbeiterinnen bereit, die bereits die gemeinsam im CAPITOL veranstalteten Konzerte betreut und sich in den letzten Wochen auf die neue „Klassik-Kundschaft“ vorbereitet haben. Wenn also den Abonnenten der Konzertserien in Ludwigshafen und Mannheim in den nächsten Tagen nähere Informationen für die kommende Saison zugehen, erhalten sie unter 0621-599 09 90 eine zugleich kompetente und freundliche Beratung.

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Neuigkeiten und Meldungen

Der Schlagzeuger Peter Sadlo wurde schon als 20-Jähriger zum Solopauker bei den Münchner Philharmonikern berufen.

Schlagzeugprojekt mit Peter Sadlo

„RHYTHM IS IT!“ Peter Sadlo, von der Presse als Jahrhundertbegabung bezeichnet, gehört zu den unumstrittenen Sternen seiner Zunft. Bereits im Alter von zwölf Jahren war er Gaststudent am Meistersinger-Konservatorium in Nürnberg und als 20-Jähriger wurde er zum Solopauker bei den Münchner Philharmonikern berufen. Nun konnte dieser Ausnahmemusiker dazu gewonnen werden, im Juni 2015 einen mehrtägigen Workshop „Faszination Schlagzeug“ – mit den Paukern und Schlagzeugern der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz durchzuführen und u.a. zwei Jugendkonzerte zu geben. „Rhythmus gehört zu der ursprünglichsten Form, sich musikalisch auszudrücken. Von Herz und Pulsschlag animiert, wurden unsere Vorfahren instinktiv dazu geleitet, diesen Urrhythmus akustisch umzusetzen. Er rangiert weit vor Melodie oder Harmonie“, so erklärt Peter Sadlo die „Faszination Rhythmus“. Dieses Projekt stellt den Auftakt einer Zusammenarbeit mit den „Classic Scouts“ des „Heidelberger Frühling“ dar, die mit Schülern des Gymnasiums Edenkoben zu Besuch in die Philharmonie kommen (s. auch Seite 24). Es sind aber auch Schulklassen aller anderen Schulen in der Region herzlich eingeladen. 18

DO Ä 4. JUNI 2015 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie KAMMERMUSIK PETER SADLO – „RHYTHM IS IT!“ FR Ä 5. JUNI 2015 Ä 10:00 Ludwigshafen, Philharmonie JUGENDKONZERT PETER SADLO – „RHYTHM IS IT!“ Peter Sadlo, Leitung Pauker und Schlagzeuger der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Matthias Schmitt „Ghanaia” für Solomarimba und vier Schlagzeuger Iannis Xenakis, „Rebonds” Part B Solopercussion Mark Glentorth „Blues for Gilbert” für Solovibraphon und zwei Schlagzeuger Wolfgang Reifeneder „Cross over” für Kleine Trommel solo Minoru Miki „Marimba Spiritual” für Solomarimba und drei Schlagzeuger Kartentelefon 0621 5042558 Erwachsene 12,- ¤€, Kinder 5,- ¤€

PHILIPP KRECHLAK ist seit Oktober als Trainee im Orchestermanagement tätig. Er studierte Musikmanagement an der Universität des Saarlandes und absolvierte am Theater Ulm ein Praktikum in der Presseund Öffentlichkeitsarbeit sowie im Künstlerischen Betriebsbüro. Er ist freier Mitarbeiter der Neuen Musikzeitung, betreibt ein Musikvermittlungs-Blog und engagiert sich bei etlichen Initiativen und Vereinen wie bspw. der Jeunesses Musicales Deutschland. Er ist Posaunist und Organisator beim Brassensemble blechimpuls und seit kurzem bei der Mannheimer Bläserphilharmonie aktiv. Nach der Ausbildung strebt er eine Stelle im Orchester- oder Opernmanagement an.


Neuigkeiten und Meldungen

SO UM 5 Kammermusik sonntags um fünf

Sturm und Drang

ATSUKO NISHIYAMA studierte Geige bei Prof. Takashi Shimizu an der Kunsthochschule Tokyo, bevor sie zu Prof. Michele Auclair am New England Conservatory in Boston wechselte, wo sie mit dem „Master’s Degree with Honors“ abschloss. Sie ist Preisträgerin des Internationalen Kammermusikwettbewerbs „Palma d’oro“ und spielte seither u.a. im Boston Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra und dem Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra. Am Theater Regensburg war sie Stimmführerin, an der Staatskapelle Schwerin Konzertmeisterin der 2. Violinen. Seit September ist sie in der Gruppe der 1. Violinen Mitglied der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

Franz Schubert hat sein zwei Monate vor seinem Tod fertiggestelltes Streichquintett mit der seltenen Besetzung von zwei Violoncelli nie gehört. Neben diesem Monumentalwerk stellt das LUPOT Quartett den hierzulande eher unbekannten rumänischen Komponisten Radu Paladi mit seinem 1952 komponierten Streichquartett vor. Erinnert der Stil anfangs an Béla Bartók, so generiert Paladi einen eigenen rumänischen Klangstil, nicht zuletzt durch den starken Einfluss von folkloristischen Elementen. Da bei einem derartigen Raritätenkonzert der Urvater des Streichquartetts Joseph Haydn nicht fehlen darf, kommt sein spritzig-humorvolles Quartett G-Dur, op. 54/1, als Konzerteröffnung zu Gehör.

e kaffe ng s g a t hru onn Mit S nzer teinfü o und K

Andrei Rosianu spielt auf einem der wertvollen Originalinstrumente von Nicolas Lupot, dem einflussreichen französischen Geigenbauer des 19. Jahrhunderts und Namensgeber des Quartetts.

VICENTE CASTELLÓ SANSALONI schloss 2008 sein Oboen-Studium am Conservatorio Superior de Música de Madrid ab. 2009 absolvierte er den Master of Arts in Performance an der Royal Academy of Music London. Orchestererfahrung sammelte er u.a. im Verbier Festival Orchestra und in der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Bis Juli 2014 war er Akademist im Gewandhausorchester in Leipzig. Tourneen führten ihn in zahlreiche Konzertsäle Europas und Asiens. Seit September 2014 verstärkt Vicente Castelló Sansaloni die Staatsphilharmonie als stellvertretender Solo-Oboist.

Lupot Quartett

Das SO UM 5 -Team (v. l. n. r.): Gerd Thusek, Hildegard Boots, Anne Scheffel, Bernd Mallasch, Petra Fluhr und Gerhard Kraßnitzer

SO Ä 31. MAI 2015 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie SO UM 5 – Kammermusik sonntags um fünf „Von Sturm und Drang zu überirdischer Ruhe …“

Einlass und Kasse ist jeweils ab 16.00 Uhr. Zu jedem Konzert findet um 16.30 Uhr im Foyer eine Einführung von Dr. Nicole Vollweiler statt. Einlass in den Saal erfolgt 10 Minuten vor Konzertbeginn. Falls Sie die Kinderbetreuung in Anspruch nehmen möchten, bitten wir Sie, uns eine Woche vorher telefonisch unter 0621 - 599090 Bescheid zu geben.

LUPOT Quartett: Andrei Rosianu, Violine Ä Susanne Phieler, Violine Ä Stephanie Phieler, Viola Ä Martin Voigt, Violoncello Ä als Gast: Florian Barak, Violoncello Joseph Haydn Quartett G-Dur, op. 54/1, HOB.III, 58 Ä Radu Palladi Cvartet de Coarde Ä Franz Schubert Streichquintett C-Dur, op. post. 163, D 956

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Tipp

Karl-Heinz Steffens und das Orchester während der Arbeit an den CD-Aufnahmen.

„ DA IST KEIN SCHLÜSSELLOCH, DA IST EIN SCHEUNENTOR!“ Staatsphilharmonie-Intendant Prof. Michael Kaufmann spricht mit Johannes Kernmayer (Künstlerischer Leiter des Klassik-Label Capriccio) und Stefan Lang (Deutschlandradio Kultur) über die Eroberung des Klassikmarktes. Michael Kaufmann: Vor genau einem Jahr startete unsere Kooperation mit Aufnahmen von Bernd Alois Zimmermann, nun liegen bereits 4 CDs vor, weitere folgen. Wie nehmen Sie die Kooperation mit der Staatsphilharmonie wahr?

Johannes Kernmayer: Wahr ist, dass wir mit viel Ambition an die Projektplanungen gegangen sind. Dass die Endergebnisse trotz des teilweise schwierigen Repertoires ein weltweit so positives Echo hervorgerufen haben, hat meine kühnsten Erwartungen übertroffen. Stefan Lang: Ich war bei den Konzerten enthusiastisch und bin es jetzt noch mehr. Da spielt ein nicht gerade im philharmonischen Oberzentrum befindliches Orchester derart berauschend, dass es eine wahre Freude ist. Das ging also bei Zimmermann auf, bei Dallapiccola ebenso und auch die beiden ‚Solistenprojekte‘ liefen glänzend. Einem experimentierfreudigen Intendanten gelingt es, die Provinz zur Metropolregion zu machen, die Programme schaffen das, die Umsetzung auch – halten Sie bitte noch lange an Karl-Heinz Steffens fest, das ist einfach irre, wie er sich in diese Projekte kniet und mit welcher musikantischen Energie und Freude er das umsetzt. MK: Ausgangspunkt war, eine CD-Reihe zu machen, die zu unserem Metropolregion-Musikfest MODERN TIMES passt und daneben Ihre Wünsche nach bestimmten Aufnahmen zu realisieren. Haben Sie einen Favoriten unter den Aufnahmen?

SL: Favoriten, schwer zu sagen, auf jeden Fall der komplette Zimmermann und das Françaix-Doppelkonzert. Wir werden durch derart Projekte 20

wieder belehrt, wie ungerecht die Rezeptionsgeschichte ist, da gibt es noch so viel zu entdecken, man muss es nur wagen und zulassen. JK: Die Bandbreite ist mein Favorit! Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell und zielsicher sich das Orchester auf das jeweilige Repertoire einstimmen kann. MK: Für unser Orchester ist unsere Kooperation ja – wenn man von der Einspielung der SchumannSinfonien absieht – der fulminante Einstieg in eine ernsthafte, auf Dauer angelegte Aufnahmetätigkeit. Haben Sie erwartet, dass das Orchester so gut in die Aufnahmen startet?

SL: Nein, das habe ich nicht erwartet, ich habe da eher mit einem Orchester gerechnet, das überredet werden muss, fand jedoch ein Ensemble vor, das vor Spielfreude gerade so strotzte. MK: Die Aufnahmen gehen weiter, wir planen bis Sommer 2016. Können Sie denn schon einen Blick durchs Schlüsselloch gewähren?

JK: Da ist kein Schlüsselloch, da ist ein Scheunentor! Großes tut sich weiterhin auf und die bewährte Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Steffens treibt unermüdlich die MODERN TIMES Serie voran – als nächstes mit Dutilleux und Ginastera. Nebenbei wurden ja eben die Weltpremieren zweier schwedischer Klavierkonzerte erfolgreich auf Festplatte gebannt und mit Johanna Doderer kommt bald eine der erfolgreichsten österreichischen Komponistinnen nach Ludwigshafen, um ihre eben erst fertig gestellte 2. Symphonie aufzunehmen. Wie gesagt – die Bandbreite ist der Favorit!

Webtipp: Die CDs sind zum Preis von 16,95 Euro erhältlich über www.naxosdirekt.de oder im gut sortierten Fachhandel. Einblicke in die Entstehung der CDs gibt es auf unserer Webseite www.staatsphilharmonie.de


Spielort

Im Blickpunkt:

MANNHEIM: AUSGEZEICHNETE VIELFALT Die stilistische Vielfalt der Konzertstätten schlägt sich auch deutlich in den Programmen nieder.

Ein wenig war es im Selbstverständnis der regionalen Akteure ja schon immer verankert, nun ist es seit Ende des vergangenen Jahres auch offiziell: Mannheim ist Musikstadt. Fortan darf man sich in der Kurpfalz ganz selbstbewusst mit dem Gütesiegel „UNESCO City of Music“ schmücken. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zeigt mit der Auswahl ihrer Partner und Spielstätten wie einer solchen Auszeichnung Leben eingehaucht werden kann.

Das „Mannheimer Modell“ bestehend aus Popakademie, dem Existenzgründerzentrum Musikpark sowie dem Beauftragten für Musik- und Popkultur hat bundesweit Vorbildcharakter und junge Künstler, die umgeben vom rauen Charme des Jungbusch studierten, heimsen auf nationaler Ebene begeisterte Kritiken ein. Und dennoch: Wie kurzsichtig wäre es, wollte man die Gründe für die neue Auszeichnung allein auf den Bereich der Popkultur beschränken. Schon vor rund 250 Jahren brachte die „Mannheimer Schule“ um Johann Stamitz frischen Wind in die Konzertsäle der Höfe. Und heute? Da kommt der junge, talentierte Orchesternachwuchs erneut aus Mannheim und der Region. In der „Orchesterakademie

Rhein-Neckar“ (OARN) und der „MetropolMusikakademie Mannheim-Ludwigshafen“ (LUMA 2020) werden junge Talente unter professionellen Bedingungen an den Beruf herangeführt und können als Stipendiaten in den großen Klangkörpern der Kurpfalz Erfahrungen sammeln.

Nicht minder faszinierend versprechen die Konzerte in der Christuskirche zu werden. 1911 eingeweiht und von beiden Weltkriegen verschont, thront der imposante Kuppelbau über der Oststadt – ein erhebender Klangraum für die 88 Musiker der Staatsphilharmonie.

An beiden Kooperationsprojekten ist die Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz als Partner beteiligt und zeigt damit, wie das vielbeschworene Mantra einer gemeinsamen Kulturregion tatsächlich gedacht und gelebt werden kann. „Die Wahrung der eigenen Identität und vielfältige Kooperationen stehen für uns in keinerlei Widerspruch, sondern zeugen vielmehr von Kultur als einem vitalen Faktor in der Metropolregion“, wie es Intendant Prof. Michael Kaufmann formuliert. Nur konsequent also, dass sich Kaufmann und die Staatsphilharmonie von Anfang als Partnerorchester für die erfolgreiche UNESCOBewerbung eingesetzt haben. Mannheims musikalische Szene pulsiert und ist lebendiger denn je. Das Stichwort dabei und die große Stärke ist Vielfalt. Sei es die Vielfalt der Akteure, der Stile oder Epochen, seien es Pop oder Klassik, Jazz oder Rock. Auch die Orte, an denen hier Musik stattfindet, könnten unterschiedlicher nicht sein.

Ob neubarocke Kirche, Kino oder klassisches Konzerthaus wie der Rosengarten, ob links oder rechts des Rheins – die Staatsphilharmonie verbindet mühelos vermeintliche Gegensätze. Zu einer wahren UNESCO-Musikstadt gehört schließlich auch der Mut, neue Wege zu gehen, Brücken zu schlagen und Scheuklappen abzulegen.

Das ehemalige Lichtspielhaus Capitol hat sich unter der Führung Thorsten Riehles zu einer der besten Adressen für Popmusik, Kabarett und Theater in der Kurpfalz entwickelt. Die Kooperation mit der Staatsphilharmonie bringt nun das Beste aus zwei Welten auf spannende Weise zusammen. Wenn im eindrucksvollen Kuppelsaal zur Filmmusik des begnadeten Komponisten Nino Rota die Klassiker von Federico Fellini zu neuem Leben erwachen, dann werden die vermeintlich starren Grenzen von Eund U-Musik mühelos überschritten.

Text: Alexander Graf 17. März 2015 Mannheim, Capitol Kurt Weill „Mond Lieder – Oh Moon of Alabama“ 22. März 2015 Mannheim, Rosengarten, Musensaal MANNHEIMER MEISTERKONZERTE, 3. SINFONIEKONZERT Mario Venzago, Dirigent Stefan Jackiw, Violine Wolfgang Amadeus Mozart Violinkonzert Nr. 5 A-Dur, KV 219 Anton Bruckner Sinfonie Nr. 2 c-Moll, WAB 102 27. März 2015 Mannheim, Christuskirche REBELLION IM QUADRAT MANNHEIMER & KARLSRUHER SCHULE Christoph-Mathias Mueller, Dirigent Tianwa Yang, Violine

23. April 2015 Mannheim, Rosengarten, Musensaal MANNHEIMER MEISTERKONZERTE, 4. SINFONIEKONZERT Karl-Heinz Steffens, Dirigent Andrè Schuen, Bariton Franz Schubert Sinfonie Nr. 3 D-Dur, D 200 Gustav Mahler Lieder eines fahrenden Gesellen Franz Schubert Sinfonie Nr. 4 c-Moll, D 417 „Tragische Sinfonie“ 21. Mai 2015 Mannheim, Capitol FILMMUSIKKONZERT FEDERICO FELLINI & NINO ROTA Frank Strobel, Dirigent Manfred Callsen, Sprecher

Werke von Abbé Georg Joseph Vogler, Wolfgang Rihm, Carl Maria von Weber, Eugen Werner Velte, Carl Stamitz

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Zyklus

Bruckner in den Domen

KATHEDRALEN DES KLANGES, KLANG DER KATHEDRALEN Der Kaiser- und Mariendom zu Speyer

Nein, es ist nicht übertrieben. Es ist tatsächlich ein ebenso erhabenes wie international bedeutsames Projekt, dem sich die Deutsche Staatsphilharmonie in den drei Saisons von 2014 bis 2017 widmet: nämlich den großen Sinfoniker Anton Bruckner auf eine Weise zu ehren, dass sein Werk, die Programmgestaltung der Konzerte und die Spielstätten perfekt aufeinander abgestimmt sind.

SYMPOSIUM ANTON BRUCKNER

DER MUSIKANT GOTTES Samstag, 21. März 2015

14.30 Begrüßung Prof. Dr. Peter Reifenberg, Mainz 14.45 Anton Bruckners Religiosität Mag. Dr. Elisabeth Maier, Wien 15.45 Pause 16.00 Anton Bruckner im Parteienstreit Brucknerianer für und gegen Bruckner | Prof. Dr. Dr. h.c. Otto Biba, Wien 17.00

Die Fassungen von Bruckners Symphonien: Äußere Voraussetzungen, kompositionsimmenente Gründe | Dr. Thomas Röder, Würzburg

18.00 Abendessen 19.30 Mainzer Meisterkonzerte 3. SINFONIEKONZERT Rheingoldhalle Mainz

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u letzteren zählen vier in Rheinland-Pfalz beheimatete Architektur-Giganten. Ihren Reigen eröffnete im Oktober 2014 Speyers Kaiserdom, UNESCO-Weltkulturerbe und die größte romanische Kirche überhaupt. Ihm folgt am 23. Juli 2015 im Rahmen der Rheinland-Pfälzer Kathedralklänge der Wormser (Kaiser-)Dom, einst historischer Schauplatz des Wormser Reichstags. Drei Tage später, als ein Höhepunkt des Mosel Musikfestival, schließt sich die Hohe Domkirche zu Trier an, auch sie UNESCO-Weltkulturerbe: die älteste Bischofskirche von Deutschland, deren Fundamente noch aus römischer Zeit stammen. Und in der Saison 2015/2016 stockt der Mainzer Martins-Dom das architektonische Trio zum Quartett auf: ein Überlebenskünstler, wenn man das von einem Bauwerk sagen darf, der mehr als ein

Sonntag, 22. März 2015 9.00

Eucharistiefeier Regens Dr. Udo Bentz, Mainz

10.00 „Messen ohne Text“? Zur Religiosität der Brucknerischen Symphonik | Prof. Dr. Wolfram Steinbeck, Köln 11.00 Kaffeepause 11.15 Über die selbstverständliche Anwesenheit Gottes – Kultische Räume in Anton Bruckners Symphonien Dr. Johannes Leopold Mayer, Wien 12.15 Abschlussgespräch der Referenten und GMD Karl-Heinz Steffens | Moderation: Prof. Dr. Peter Reifenberg, Mainz 12.45 Mittagessen Detaillierte Informationen finden Sie unter ebh-mainz.de Y Akademie

Der Dom St. Peter zu Worms

Jahrtausend lang sämtlichen Attacken widerstand, Bränden und Bomben zum Trotz. BRUCKNERS SINFONIEN – WELTLICHE SAKRALWERKE

In diesen unvergleichlichen Spielstätten, die zweifelsohne zum kulturellen Gedächtnis des Abendlandes gehören, setzen die Ausführenden eine faszinierende Idee um: In jedem der Konzerte gibt es eine Gegenüberstellung von einem oder mehreren Chorwerken, interpretiert durch die örtlichen Kantoreien, und jeweils einer Sinfonie Bruckners, bei der die Deutsche Staatsphilharmonie agiert – unter ihrem Souverän Karl-Heinz Steffens. So bildeten im ersten Konzert, im Dom zu Speyer, Motetten Bruckners die vokale Ergänzung zu seiner neunten, nicht ganz vollendeten Sinfonie – eine Kombination, die auf berückende Weise verdeutlichte, dass auch die Orchestermusik des Komponisten von einer sakralen Aura umflort ist. Flankiert von Franz Liszts gregorianisch beeinflusster Missa choralis kommt es im zweiten Konzert, in Worms, zu einer Aufführung von Bruckners dritter Sinfonie, die er bekanntlich dem von ihm verehrten Wagner gewidmet hat; während im dritten Konzert, in der Domkirche zu Trier, die vergleichsweise heitere vierte Sinfonie erklingt, die auch als die „Romantische“ bekannt ist. Als eine Art Angelpunkt oder Zwischenfinale könnte man das vierte Konzert (3. Oktober, Spielzeit 2015/2016) in der Mainzer Bischofskirche verstehen. Denn es rundet mit der sechsten Sinfonie Bruckners, die der Komponist – ungewöhnlich locker – seine „keckste“ nannte, die erste Staffel ab, um zugleich


Zyklus

Die Hohe Domkirche St. Peter zu Trier

Der Hohe Dom St. Martin zu Mainz

die zweite, bis in das Jahr 2017 reichende Staffel einzuläuten, die den Zyklus der Bruckner-Sinfonien vollendet.

weit die Werke des österreichischen Sinfonikers als musikalische Andachtsformen verstanden werden können.

In berückend schönen Gotteshäusern erfahrbar werden zu lassen, wie der ‚kleine’, im Leben nicht wirklich zurecht kommende Bruckner seinen großen sinfonischen Kampf austrägt, mit sich und Gott … ein kühner Gedanke, der wieder einmal dem Tandem Karl-Heinz Steffens und Michael Kaufmann zu danken ist – ebenso zündend wie die Idee, mit Bruckners kollegialen Nachfahren zu kooperieren: mit den Domkapellmeistern Markus Melchiori (Speyer) beziehungsweise Karsten Storck (Mainz) sowie den Domkantoren Dan Zerfaß (Worms) und Thomas Kiefer (Trier).

KATHEDRALKLÄNGE

BRUCKNER-SYMPOSIUM IM ERBACHER HOF AM 21. UND 22. MÄRZ 2015

Mit welchem Engagement und welcher Nachhaltigkeit die Deutsche Staatsphilharmonie das Bruckner-Projekt verfolgt, zeigt ihr mutiger Schritt, das Kerngeschäft zu verlassen: In Kooperation mit dem Erbacher Hof, der Akademie des Bistums Mainz, und deren Leiter Peter Reifenberg organisierte sie eine auf das Projektthema passgenau zugeschnittene Tagung. Beratend stand ihnen dabei Otto Biba zur Seite, einer der besten Kenner österreichischer Musik und der langjährige Leiter des Archivs der Gesellschaft der Musikfreunde Wiens, das so manche kostbare Handschrift Bruckners aufbewahrt. So entstand das ambitionierte Konzept für eine dem Publikum geöffnete Tagung (21. und 22. März 2015), deren Vorträge und Gespräche vor allem um die Frage kreisen, inwie-

Als Kathedralen des Klanges – so hat man Bruckners weitgespannte Architekturen immer wieder bezeichnet. Sie bringen ihrerseits nun die imposanten Innenräume der ausgewählten Kirchen zum Schwingen und lassen derart den Klang der Kathedralen erfahrbar werden. So entsteht eine Art sinnlicher Rückkopplung: ein Effekt, den die ausgewiesenen Klangforscher Karl-Heinz Steffens und die Deutsche Staatsphilharmonie noch zu verstärken wissen; ein musikalisches Fest, das den Auditorien unvergesslich bleiben dürfte, ein Großereignis aber auch, das der guten Zusammenarbeit mit dem Kultursommer Rheinland-Pfalz und dem von ihm kreierten Label „Kathedralklänge“ Text: Matthias Henke geschuldet ist.

BRUCKNER IN DEN DOMEN 2014 | 2015 23. Juli 2015 Worms, Dom zu Worms BRUCKNER IN DEN DOMEN II Karl-Heinz Steffens, Dirigent Dan Zerfaß, Dirigent collegium vocale am Wormser Dom Franz Liszt Missa choralis Anton Bruckner Sinfonie Nr. 3 d-Moll, WAB 103 26. Juli 2015 Trier, Hohe Domkirche Mosel Musikfestival Trier BRUCKNER IN DEN DOMEN III Karl-Heinz Steffens, Dirigent Thomas Kiefer, Dirigent Josef Still, Orgel Trierer Domchor Trierer Domsingknaben Mädchenchor am Trierer Dom Maurice Duruflé Quatre motets sur des thèmes grégoriens, op. 10 Anton Bruckner Motette „Christus factus est“

BRUCKNER IN DEN DOMEN ist eine Kooperation der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit:

Katholische Pfarrgemeinde

Dom St. Peter Worms

Felix Mendelssohn Bartholdy „Hör mein Bitten“, Hymne für Sopran, Chor und Orgel Anton Bruckner Sinfonie Nr. 4 Es-Dur, WAB 104 3. Oktober 2015 Mainz, Hoher Dom zu Mainz BRUCKNER IN DEN DOMEN IV Karl-Heinz Steffens, Dirigent Karsten Stork, Dirigent Anton Bruckner Motetten | Sinfonie Nr. 6 A-Dur, WAB 106

BRUCKNER IN DEN DOMEN wird unterstützt von:

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Partner

„Classic Scouts“

MUSIK VERBINDET DIE REGION Die „Classic Scouts“ erfahren beim Heidelberger Frühling hautnah die Faszination Schlagwerk und lernen dabei internationale Größen wie den Percussion-Star Martin Grubinger kennen.

DIE JUGENDLICHEN „CLASSIC SCOUTS“ DES MUSIKFESTIVALS „HEIDELBERGER FRÜHLING“ STARTEN EINE KOOPERATION MIT DER DEUTSCHEN STAATSPHILHARMONIE RHEINLAND-PFALZ.

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ie Frage nach dem Publikum von morgen treibt wohl jeden klassischen Konzertveranstalter um. Wie erreicht man junge Menschen, schafft Zugänge und begeistert nachhaltig für die Welt der Klassik? Das Musikfestival „Heidelberger Frühling“ bezieht die Jugendlichen selbst bei der Beantwortung dieser Fragen mit ein. „Classic Scouts“ nennt sich das in der klassischen Festivallandschaft wohl einzigartige Jugendprojekt, bei dem eine Gruppe von derzeit rund 20 Schülerinnen und Schülern zwischen 14 und 19 Jahren regelmäßig zusammenkommt, mit dem Ziel, Gleichaltrigen klassische Musik näherzubringen. Wie sollte das besser gelingen, als den Funken der eigenen Begeisterung auf andere überspringen zu lassen? Das Festival öffnet den „Classic Scouts“ die Türen, damit diese wiederum zu Türöffnern werden. „Gewohnt anders“ Was vor acht Jahren mit einer Handvoll musikinteressierter Jugendlicher begann, ist inzwischen eine feste Institution im „Frühling“, von Beginn an gefördert durch den Softwarehersteller SAS. Seit Herbst treffen sich die jungen Klassik-Botschafter, um gemeinsam mit Projektleiterin Benita Kimmel ihre Aktivitäten für das diesjährige Festival zu planen. Sie bereiten Konzerteinführungen vor und begleiten junge Klassik-Neulinge bei ihrem ersten Konzertbesuch. Sie interviewen

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Festivalkünstler und verfassen Artikel für das „Classic Scouts Journal“ der Rhein-NeckarZeitung. Künstler hautnah erleben sie bei Probenbesuchen, Künstlertreffen und Workshops, mit denen sie auch in Schulen gehen. Als Anlaufstelle für Jugendliche haben sie während des Festivals in der Heidelberger Stadthalle einen Treffpunkt eingerichtet und gestalten im Rahmen des Festivals unter dem Motto „gewohnt anders“ ihren eigenen Abend, von der Konzeption bis zur Ausführung.

jungen Schlagzeuger Johannes Fischer, zu dem Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Edenkoben nach Heidelberg kommen werden. Auf Einladung der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz werden die Jugendlichen dann gemeinsam im Juni den Percussionisten Peter Sadlo bei Probe und Konzert mit den Schlagzeugern des Orchesters persönlich treffen und erleben. Ab Herbst könnte der Klarinettist Jörg Widmann in den Fokus rücken, der dem „Heidelberger Frühling“

Reinhold Friedrich spendet das Preisgeld Dabei weiten sie ihre Aktivitäten in diesem Jahr erstmals auf Schulen der Region aus – ein Schritt, bei dem sie mit der Über die großzügige Spende von Reinhold Friedrich (2.v. l.) freuen sich (v. r. n. l.) Deutschen Staats- Stiftungs-Vorsitzender Albrecht Hornbach, Thorsten Schmidt (Intendant Heidelberger philharmonie Rhein- Frühling), zwei der „Classic Scouts“ Johanna Ludwig und Ruven Wegner sowie Benita land-Pfalz einen Kimmel (Projektleitung „Classic Scouts“). neuen, engagierten Kooperationspartner an seit vielen Jahren eng verbunden ist und in der Seite haben. Startrompeter Reinhold 2015/16 als „composer in residence“ mehrFriedrich legte den eigentlichen Grund- fach in Ludwigshafen zu erleben sein wird. stein für den Brückenschlag zwischen der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland- Musik verbindet – nicht nur Pfalz und dem „Heidelberger Frühling“. emotional, auch geographisch Vergangenen Juni spendete er das Preisgeld Die „Classic Scouts“ freuen sich über diese des an ihn verliehenen „Pfalz Klassik Preis“ neue Spielwiese. Durch die Kooperation an die „Classic Scouts“, die dies wiederum mit der Staatsphilharmonie haben sie über nun zum Anlass nehmen, die Region in ihr den „Frühling“ hinaus ganzjährig die Möglichkeit, Aktivitäten für Jugendliche zu iniEngagement mit einzubeziehen. tiieren. Sie könnten der Motor werden für den Aufbau einer regionalen Jugendgruppe. „Rhythm is it!“ „Eine erste Kooperation steht unter dem Ein Projekt mit enormem Potenzial. Für die Motto „Rhythm is it!“. Beflügelt durch die Jugend, für die Kultur, für die Region. Text: Benita Kimmel Begegnung mit Martin Grubinger im letztjährigen „Frühling“, organisieren die „Classic Alle Termine der „Classic Scout“-Aktionen finden Scouts“ im Rahmen des diesjährigen Festisich unter: www.heidelberger-fruehling.de vals u.a. einen Percussion-Workshopmit dem


Education

4. KIKO KINDERKONZERT: VON WOLKEN UND VOGELGESANG – 8 CELLI ERZÄHLEN Acht Cellisten, eine Sopranistin und eine Tänzerin nehmen das Publikum mit auf eine Reise zwischen Südamerika und Europa. Aber nicht nur ein Ozean

soll auf dieser Reise überquert werden, es ist auch eine Zeitreise! Heitor Villa-Lobos, populärster und bekanntester Komponist klassischer Musik Brasiliens, möchte sich damit Johann Sebastian Bach nähern, seinem Vorbild, das fast genau 200 Jahre vor ihm gelebt und unvergleichliche Musik geschrieben hat. 26. April 2015 Ä 11:00 Uhr 27. April 2015 Ä 9:30 und 11:00 Uhr 28. April 2015 Ä 9:30 und 11:00 Uhr Ludwigshafen, Philharmonie Kartentelefon 0621 5042558

4. KIKO Kinderkonzert: Von Wolken und Vogelgesang – 8 Celli erzählen Marie-Sophie Caspar, Sopran Martina Angioloni, Tanz Eric Trümpler, Musikalische Leitung Werke von Johann Sebastian Bach und Heitor Villa-Lobos für Cello-Orchester Für alle Menschen ab 6 Jahren

KIKO KINDERKONZERT „EIN NEUER MIETER“ ODER „IM HIMMEL WERDE ICH HÖREN“ Was ist das nur für ein Lärm! Die kleine Sophia wird eines Morgens von dem Gepolter eines Flügels im Treppenhaus geweckt. Sophia findet schnell heraus, dass der neue Mieter in ihrem Haus in der Wiener Ungargasse kein anderer als der berühmte Komponist Ludwig van Beethoven ist …! Und erst diese Musik, die nachts durch die Wände dringt, wenn der Meister am Klavier sitzt! Doch dann geschieht die Sache mit dem Hörrohr … Nach dem musikalischen Hörspiel „Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 9“ von Markus Vanhoefer in einer Theaterbearbeitung von Matthias Folz.

KIKO KINDERKONZERT VON MÄRCHEN, MYTHEN UND HELDEN Markus Huber, Generalmusikdirektor am Stadttheater Pforzheim, entführt mit freundlicher Unterstützung von Vogelfänger Papageno in die wunderbare Welt der klassischen Musik. Mozarts märchenhafte Oper „Die Zauberflöte“ bildet dabei den musikalischen Rahmen. Dazwischen nimmt Sie das Orchester mit Engelbert Humperdincks „Hänsel & Gretel” mit in die Märchenwelt und versprüht eine orientalische Note mit Nikolai Rimski-Korsakows „Scheherazade”. Freunde von Harry Potter kommen ebenfalls auf ihre Kosten, denn kein

anderer als Filmmusiklegende John Williams hat die Abenteuer dieses Zauberlehrlings der jüngeren Zeit vertont. 26. Mai 2015 Ä 10:00 Uhr Neustadt, Saalbau Kartentelefon 06321 855404 27. Mai 2015 Ä 10:00 und 11:30 Uhr Landau, Jugendstil-Festhalle Kartentelefon 06341 134141 28. Mai 2015 Ä 9:30 und 11:00 Uhr Ludwigshafen, Philharmonie Kartentelefon 0621 5042558

KIKO Kinderkonzert: Von Märchen, Mythen und Helden Markus Huber, Dirigent Hans Gröning, Bariton Werke u. a. von W. A. Mozart, J. Williams, N. Rimski-Korsakow Für alle Menschen von 6 bis 14 Jahren

3. Juli 2015 Ä 15:00 Uhr 5. Juli 2015 Ä 15:00 Uhr Speyer, Kinder- und Jugendtheater Kartentelefon 0621 3367333

KIKO Kinderkonzert: „Ein neuer Mieter“oder „Im Himmel werde ich hören“ Kinder- und Jugendtheater Speyer Ä Matthias Folz, Regie Ä Mitglieder der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Koproduktion des Kinder- und Jugendtheaters Speyer mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Theaterstück mit Musik für Kinder ab 8 Jahren 25


Kolumne

Prof. Dr. Matthias Henke

SchieĂ&#x;en Sie nicht auf den Pianisten!

Georg Johann Carl Antheil (1900- 1959) war ein US-amerikanischer Komponist und Pianist. 26


Kolumne

IN SEINER LESENSWERTEN, MIT WITZ GESCHRIEbenen Autobiografie „The Bad Boy of American Music“ berichtete der Pianist George Antheil von Konzerterfahrungen, die er um 1920 auf einer Tournee durch Deutschland gewinnen konnte. Da er seinerzeit nicht nur Beethoven und Bach spielte, sondern auch Schönberg und eigene Werke, sei es immer wieder zu Tumulten gekommen. Der Publikumsprotest habe indes nicht nur der neuen Musik gegolten, sondern auch ihm persönlich – ihm, als Angehörigem der Siegermacht USA. Sich bedroht fühlend, habe er daher beschlossen, ein Halfter schneidern zu lassen, in dem er (unter der Schulter verborgen) eine kleine Pistole aufbewahren konnte. Diese Vorsichtsmaßnahme sollte sich schon bald bewähren. Als es wieder einmal zu einem Krawall im Auditorium kam, rief er dem Saaldiener zu, er möge alle Türen verriegeln. Dann aber legte Antheil, wie man seiner Autobiografie entnehmen kann, in aller Seelenruhe die Pistole auf den Flügel, um das Programm fortzusetzen, während das Publikum seinem Spiel – nunmehr mucksmäuschenstill – gelauscht habe. Ob Antheils Geschichte sich wirklich so zutrug, sei dahingestellt. Fakt ist, dass die seinerzeit Anstoß erregende Musik inzwischen längst ihr Publikum gefunden hat. InterpretInnen neuer Musik, darf man mit Fug und Recht sagen, haben heute längst ihren Frieden mit den Konzertbesuchern gemacht, so wie diese die Werke der frühen Moderne schlicht und einfach genießen können. Wer gerät denn nicht in Erstaunen, wenn er beispielsweise Schönbergs Klavierstücke op. 19 hört, namentlich deren zweite Nummer, die so zart getupft daherkommt wie eine japanische Pinselzeichnung? Wer lächelt denn nicht angesichts der Maskerade Strawinskys, wenn sich der Komponist – wie in der „Pulcinella“-Suite, im barocken Kostüm präsentiert? Oder wer ließe sich denn nicht von Antheils „Ballet mécanique“ mitreißen, von dessen kraftstrotzenden, rhythmischen Gesten?

Irritationen, Befremdungen, Provokationen durch neue Musik existieren dennoch ungehindert fort – gottseidank muss man hinzufügen: Wenn sie nicht mehr aufrühren und verstören könnte und das heutige Publikum durchweg alles Dargebotene stoisch ertrüge, eingemauert in Vorurteilen, wäre es um die Lebendigkeit der Kultur schlecht bestellt. Vitalisierend, bewusstseinserweiternd kann etwa John Cages vielzitiertes Zeitstück „4'33"“ wirken, auch heute noch, viele Jahrzehnte nach seiner Entstehung. Es besteht bekanntlich aus drei Sätzen, denen kein Notentext zugrunde liegt, sondern lediglich die Anweisung „tacet“, es solle geschwiegen werden. Meist wird es von einem Pianisten interpretiert, der auftritt, den Deckel seines Instrumentes hochklappt, die Hände erhebt, als wolle er in die Tasten schlagen, um nach einer Weile dann die Arme zu senken – das Ende des erstens Satzes. Ein ähnliches Spiel wiederholt sich beim zweiten und dritten Satz. Natürlich, es hat etwas Provozierendes, wenn der Solist gewissermaßen seine Arbeit verweigert. Aber den HörerInnen kann durch diesen seltsamen Vorgang eine großartige Erfahrung zuteil werden: Beim gebannten Lauschen, ob denn nicht doch etwas passiert, werden sie die „Musik“ ihrer Umwelt vernehmen, das Räuspern der Sitznachbarn, raschelnde Kleider, das Scharren der Schuhe auf dem Holzboden und dergleichen mehr. Auf diese Weise kommen sie zu jenen „Happy New Ears“, die Cage den Menschen wünschte. Noch irritierender dürfte eine Darbietung von Cages „4'33"“ sein, wenn das kurze Werk von einem großen Klangkörper interpretiert würde. Man stelle sich vor: Maestro Karl-Heinz Steffens betritt das Podium, hebt den Taktstock, die Geiger setzen ihre Instrumente an, auch die KollegInnen der Staatsphilharmonie positionieren sich. Alle verharren eine Weile in ihrer Haltung – und dann schlägt der Dirigent ab: der erste Satz ist zu Ende. Welches Werk auch immer nun folgt, ob eine Sinfonie von Bruckner, Beethoven oder Mahler oder anderes – das Publikum würde ihm offen, ja geläutert begegnen…

Matthias Henke, Univ.-Prof. Dr., seit 2008 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Siegen, seit 2013 Gastprofessor an der Donau-Universität Krems, Wissenschaftlicher Beirat der Ernst Krenek Institut Privatstiftung, Wissenschaftlicher Beirat der Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau, Vorstandsmitglied der Eduard-ErdmannGesellschaft. Prof. Dr. Matthias Henke ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur Musik des 20. Jahrhunderts (Schwerpunkt Österreich); aktuelle Veröffentlichung: Schönheit und Verfall – Thomas Mann und Ernst Krenek (i.V.)

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Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Heinigstraße 40 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 - 59 90 90 Telefax 0621 - 59 90 950 info@staatsphilharmonie.de www.staatsphilharmonie.de

HÖH EP U N KTE AUGUST – NOVEM B ER 2015

In der Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz

2015 FR Ä 11. SEPTEMBER 2015 Ä 19:30 Ä Ludwigshafen MODERN TIMES 1 WHY PATTERNS? Karl-Heinz Steffens, Dirigent Gidon Kremer, Violine John Coolidge Adams Harmonielehre Erik Satie Trois Gymnopédies Philipp Glass Konzert für Violine und Orchester Maurice Ravel Boléro FR Ä 25. SEPTEMBER 2015 Ä 20:00 Ä Mannheim MODERN TIMES 4 ORIENT & OKZIDENT Karl-Heinz Steffens, Dirigent Fazil Say, Klavier Fazil Say „Water“ für Klavier und Orchester, op. 45 Maurice Ravel Klavierkonzert G-Dur Fazil Say „Gezi Park 3“ Ballade für Mezzosopran, Klavier und Streichorchester, op. 54 Ä Ístanbul Senfonisi, op. 28 FR Ä 9. OKTOBER 2015 Ä 20:00 Ä Mannheim MANNHEIMER MEISTERKONZERTE, 1. SINFONIEKONZERT Karl-Heinz Steffens, Dirigent und Solist Wolfgang Amadeus Mozart Klarinettenkonzert A-Dur, KV 622 Anton Bruckner Sinfonie Nr. 6 A-Dur, WAB 106

MAGAZIN

MAGA ZI N SEPTEM B ER – NOVEM B ER 2015

#8 Seite 16: Service

AMORI FINEM TEMPUS, NON ANIMUS FACIT Seite20: CD-Aufnahmen

DUO CUM FACIUNT IDEM, NON EST IDEM Seite22: Monumentales Musikerlebnis

NONDUM OMNIUM DIERUM SOL OCCIDIT

MODERN TIMES Ein Höhepunkt im Festspielkalender: Jörg Widmann verkörpert die Einheit von Tradition, Gegenwart & Zukunft in der Musik

Ihr nächstes MAGAZIN erscheint am 22. Juli 2015

MI Ä 28. OKTOBER 2015 Ä 20:00 Ä Luwigshafen DO Ä 29. OKTOBER 2015 Ä 20:00 Ä Luwigshafen KONZERTREIHE DER STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE Karl-Heinz Steffens, Dirigent Julien Beaudiment, Flöte Marie-Pierre Langlamet, Harfe Claude Debussy Danse Sacrée et Danse Profane für Harfe und Streichorchester Pascal Dusapin Galim Claude Debussy La mer, L 109 W. A. Mozart Konzert für Flöte und Harfe C-Dur, KV 299 Maurice Ravel „Daphnis et Chloé“, Suite Nr. 2 FR Ä 13. NOVEMBER 2015 Ä 19:30 Ä Heidelberg Karl-Heinz Steffens, Dirigent Michael Barenboim, Violine Antonín Dvorˇák Die Waldtaube, op. 110 Alexander Glasunow Violinkonzert a-Moll, op. 82 Johannes Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90


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