Magazin #19

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MAGA ZI N AP R I L 2019 – J U LI 2019

#19 Seite 4: Titelgeschichte

MUSIKFEST SPEYER

Seite 10: Metropolregion

GESPRÄCH MIT DOMINIQUE MAYR

Seite 17: Klassik im Capitol

HINTERM HORIZONT

PINCHAS ZUKERMAN Künstlerportrait


Editorial

LIEBE FREUNDE DER STAATSPHILHARMONIE, VEREHRTES PUBLIKUM, während draußen der Frühling Einzug hält und die Tage nach den dunklen Wintermonaten wieder länger werden, erfasst uns die Aufbruchsstimmung. Schließlich nähern wir uns mit jedem Tag unserer Jubiläumssaison. Nach Ostern werden wir das Programm für diese ganz besondere Konzertsaison 2019/2020 bekanntgeben, um mit Ihnen das 100-jährige Bestehen der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu feiern. Aber auch im 99. Jahr gibt es noch zahlreiche spannende Konzertveranstaltungen zu entdecken. Auf die Ankunft des neuen Chefdirigenten Michael Francis, den wir Ihnen im letzten MAGAZIN mit einem ausführlichen Portrait vorgestellt haben, können Sie sich im Rahmen des MUSIKFEST SPEYER 2019 freuen. Michael Francis wird sowohl das Eröffnungskonzert in der Dreifaltigkeitskirche als auch das Schlusskonzert in der Gedächtniskirche leiten. Darüber hinaus haben Sie natürlich auch in diesem Jahr wieder die Gelegenheit, den Musikerinnen und Musikern der Staatsphilharmonie in kleinen und teilweise auch sehr persönlichen Formaten wie den Serenaden, dem Kinderkonzert oder der musikalischen Lesung zu begegnen.

Empfehlen möchte ich Ihnen außerdem eines oder gleich mehrere der insgesamt acht Konzerte mit Pinchas Zukerman zu besuchen. Nach den erfolgreichen Konzerten mit ihm als Artist in Residence in der Saison 2015/16 hat sich das Orchester gewünscht, die Zusammenarbeit mit dieser inspirierenden Persönlichkeit zu vertiefen. Pinchas Zukerman ist seit vier Jahrzehnten ein Phänomen in der Musikwelt und längst auch als Dirigent gefeiert. Ich bin sicher, Sie werden von seiner Ausstrahlung, seiner Virtuosität und seiner Spielfreude begeistert sein. Persönlich freue ich mich auch schon auf ein weiteres Konzert mit unseren Orchestersolisten. Beim 4. Mannheimer Meisterkonzert präsentieren wir noch einmal ein Konzertprogramm, bei dem Mitglieder der Staatsphilharmonie die Stars sind. Ein Orchester-Kollektiv besteht aus vielen Individuen, die wir hier ganz gezielt nach vorne stellen, um zu zeigen, wie besonders es ist, so exzellente Solo-Musiker in den eigenen Reihen zu haben. Und wenn Sie sich gar nicht sicher sind, ob sinfonische Musik so ganz Ihren Geschmack trifft, dann habe ich auch für Sie einen Tipp: Mit HINTERM HORIZONT veranstalten wir ein weiteres genreübergreifendes Projekt im Mannheimer Capitol. Gemeinsam mit den Sängerinnen und Sängern des Capitol-Ensembles sowie Studierenden der Popakademie Mannheim stehen neben Kompositionen von Beethoven und Schostakowitsch auch Songs von BAB, Nina Hagen oder Xavier Naidoo auf dem Programm. Ich freue mich, Sie in unseren Konzerten willkommen heißen zu dürfen und grüsse Sie recht herzlich

Ihr Beat Fehlmann (Intendant)

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#19

INHALT

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4 Titelgeschichte MUSIKFEST SPEYER 4.– 7. Juli 2019 8 Das besondere Konzert 4. Mannheimer Meisterkonzert 9 Das besondere Konzert 5. Mannheimer Meisterkonzert 10 Metropolregion Robert Montoto im Gespräch mit Dominique Mayr

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14 Konzertkalender April bis Juli 2019

21 AD.AGIO: Begegnung der Kulturen Antonio Vivaldi und die magischen Erinnerungen aus Damaskus

16 Das besondere Konzert 5. Philharmonisches Konzert 17 Klassik im Capitol Hinterm Horizont

22 Kolumne Musik und Nachhal(l)tigkeit

18 Neuigkeiten und Meldungen

24 Ausblick Kommende Highlights

19 SO UM 5 Kammermusik sonntags um fünf

12 Künstlerportrait Pinchas Zukerman

20 Kinderkonzert Der kleine Prinz

DER PERSÖNLICHE KONZERTTIPP AUS DEM TEAM Miriam Tressel, Assistenz der Intendanz Am 3. und 4. April werden Sie sich bei den ersten Takten von Erik Saties Gymnopédies sicher auch fragen: Woher kommt mir dieses Stück so bekannt vor? Die von Einfachheit geprägten Werke wurden von Satie im Original für Klavier solo komponiert und später von seinem Freund Claude Debussy orchestriert. Aber gerade die Einfachheit ist es, die die Interpretation zu einer Herausforderung macht. Eine musikalische Entdeckung wird dann die Sym-

phonie espagnole von Édouard Lalo mit Solistin Lena Neudauer, bevor uns Debussy mit den nachmittäglichen Erlebnissen eines Fauns fasziniert. Zu guter Letzt wird ein sehr selten aufgeführtes Werk aus der Feder von César Franck zu hören sein: Die symphonische Dichtung Psyché behandelt das antike Märchen von Psyche und Amor. Beide Abende versprechen sinnliche Konzerte unter der Leitung von Nabil Shehata. 3


Titelgeschichte

Bildgewordene Heilsgeschichte: Das Innere der protestantischen Dreifaltigkeitskirche in Speyer birgt eine der wertvollsten, vollständig erhaltenen barocken Ausstattungen im Südwesten. Die Brüstungen der beiden Emporen schmücken detailfreudige Holzbildtafeln mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, die Bilderfülle setzt sich auf der Gewölbevertäfelung fort.

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Titelgeschichte

MUSIKFEST SPEYER 4.– 7. JULI 2019 Musik und die Kunst des Lebens Ludwig Senfls Chorsatz Das Geläut zu Speyer verrät es. Das kunstvolle, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vollendete Lied sprüht regelrecht vor Lebensfreude: als wolle es anzeigen, dass in der geschichtsträchtigen Domstadt stets auch irdische Vergnügungen Platz gefunden hätten.

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enn man so will, lässt sich von Senfls inspirierter Komposition eine Linie zum alljährlichen Musikfest in Speyer ziehen, speziell zu dem von 2019. Und so beginnt das Eröffnungskonzert mit einem veritablen Feuerwerk, genauer gesagt mit Händels Feuerwerksmusik. Mit Fug und Recht könnte man sie als Huldigung an das Leben auffassen. Denn sie entstand, weil Georg II., der englische König, den sogenannten Frieden von Aachen feiern wollte. Für diesen Zweck schien er keine Kosten zu scheuen. Er beauftragte mit Händel nicht nur den vermutlich bestverdienenden Komponisten seiner Zeit, sondern gab ihm offenkundig auch die Mittel an die Hand, ein gigantisches Event zu veranstalten. Immerhin konnte Händel 1749 bei der Uraufführung seiner Feuerwerksmusik ein für damalige Verhältnisse monumentales Orchester aufbieten: Fast 60 Bläser und Pauker sorgten für einen glanzvollen Auftritt, um mehr als 10 000 Neugierige anzuziehen – ein sensationeller Erfolg für den Maestro,

obwohl das geplante, die Musik ergänzende Feuerwerk wegen anhaltenden Regens so gut wie ins Wasser fiel. Die große Geschichte hat auch in Mozarts Violinkonzert Nr. 5 A-Dur deutliche Spuren hinterlassen. Der 19-Jährige komponierte es 1775, als zumindest sein Vater noch die Hoffnung hegte, sein phänomenaler Sohn könne eines Tages Hofkapellmeister in Salzburg werden, also eine sichere Stellung erlangen. Dass die Zeiten aber eher unsicher waren, dass Veränderungen in der Luft lagen, lässt sich am Finale des Violinkonzerts ablesen. Es beginnt idyllisch, nach Art eines höfischen Menuetts. Dann aber, etwa in der Satzmitte, wendet sich das Geschehen von A-Dur ins dunkle a-Moll, schlägt der Solist mit der Holzseite seines Bogens auf die Saiten, um so den Sound türkischer Militärtrommeln nachzuahmen – eine Aktion, die nahezu bedrohlich wirkt. Als wehmütigen Blick zurück könnte man Strawinskys 1938 vollendetes Konzert Es-Dur für Kammerorchester („Dumbarton Oaks“ auffassen. Der gebürtige Russe komponierte es nämlich als Seitenstück zu Bachs Brandenburgischen Konzerten – im Auftrag eines amerikanischen Kunstmäzens, dessen prächtiger, nahe Washington gelegener Landsitz noch heute Dumbarton Oaks heißt. Ebenfalls als Werk der Reife präsentiert sich Haydns Sinfonie Nr. 104 D-Dur, mit der er 1795 die Serie seiner Londoner Sinfonien beendete. Seine Meisterschaft tritt vor allem in der Kunst zutage, Gelehrtes mit Volkstümlichem zu verbinden. Als Paradebeispiel dafür kann der Schlusssatz dienen. Hier erklingt gleich 5


Titelgeschichte

Musik und die Kunst des Lebens

Architektonisches Ausrufezeichen: Mit 10 0 Metern ist der Turm der Speyerer Gedächtniskirche der höchste zwischen Köln und Straßburg.

anfangs ein kroatisches Volkslied, von einem dudelsackartigen Bordunton begleitet, während das elegische zweite Thema in ein kunstvolles Gewebe verflochten ist.

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em Geist der Auftaktveranstaltung entspricht das Schlusskonzert 2019. Es setzt mit einem musikalischen Scherz ein: mit Mozarts Galimathias musicum KV 32, einer Art Quodlibet oder Potpourri, das der grade mal 10-jährige Komponist während einer großen Tournee durch Europa schrieb, als er gerade Station in Den Haag machte. „Eitelkeit, Eitelkeit! Ewig’s Verderben! wenn alles versoffen ist, gibts nichts zu erben“ – mit diesen für Mozarts derben Humor typischen Worten ist die achte Nummer der Gelegenheitskomposition unterlegt. Welch grandiose Entwicklung Mozart in den kommenden zehn Jahren durchlief lässt sich an seinem 1776 geschriebenen Konzert für Klavier und Orchester Nr. 9 Es-Dur, KV 271 ablesen, das der immer noch junge Komponist

der hochvirtuosen Pianistin Louise Victoire Jenamy (Jeunehomme) zudachte. Vor allem der mittlere, in Moll stehende Satz beeindruckt durch seinen Ernst und tief empfundene Gefühle, von deren Reichtum das kunstvolle Mit- wie Ineinander von Orchesterstimmen und Solopart kündet. Von dieser nahezu magischen Atmosphäre ist der Weg zu Debussys zauberhafter Prélude à l‘après-midi d‘un faune betitelter Musik nicht allzu weit. Die sinfonische Dichtung, die 1894 zur Uraufführung gelangte, basiert auf dem gleichnamigen Gedicht Stéphane Mallarmés. Sie entführt uns in eine vorgeschichtliche Welt voller Sinnlichkeit: zu einem Faun, der sich träumend seinen erotischen Wünschen hingibt. Die Sehnsucht, die Debussys Geniestreich durchweht, ist ebenfalls ein Merkmal von Haydns Sinfonie Nr. 45 fis-moll, auch „Abschiedssinfonie“ genannt. Das 1772 komponierte Werk, genauer gesagt dessen Finale, ist eine Art instrumentales Theater. Denn nach und nach verlassen die Orchestermitglieder die Bühne, bis am Ende zwei einsame Geigen übrig bleiben – ein Vorgang, mit dem Haydn angeblich seinem fürstlichen Dienstherrn zeigen wollte, dass die Mitglieder der Hofkapelle ins heimatliche Eisenstadt zurückzukehren wünschten. Doch vermutlich ging es ihm eher um den Abschied schlechthin, um die mit ihm verbundene Wehmut  …

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as Eröffnungskonzert wie die Schlussveranstaltung bilden einen prachtvollen, abwechslungsreichen Rahmen, der den Kern der Veranstaltungsreihe gebührend einfasst. Zu ihr gehören traditionsgemäß

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zwei Serenaden, die wieder im Historischen Ratssaal stattfinden und erneut mit kammermusikalischen Programmen aufwarten, die sich von dem rokokohaften Ambiente inspiriert zeigen. Die Momente des Heiteren, die das Musikfest 2019 wie ein roter Faden durchziehen, finden im Kinderprogramm ihre Fortsetzung. Matthias Folz hat eigens Antoine de Saint-Exupérys Klassiker Der kleine Prinz einem Theaterstück anverwandelt – ein Kunstmärchen, das auch heute noch, 75 Jahre nach seiner Entstehung, von segensreicher Leuchtkraft ist. So fügt sich die Musikalische Lesung bestens zum Ganzen. Sie ist Erik Satie gewidmet, dem Komponisten und Schriftsteller, dem liebenswerten Einzelgänger, der weit in die Moderne hineinwirkt: mit seiner, jede Großspurigkeit negierenden Einfachheit und groteskem Humor. Man denke nur an die skurrilen Titel seiner Klavierstücke, wie „In Form einer Birne“, wie „Sports et divertissements“ oder „Vorletzte Gedanken“, oder aber an das von ihm erfundene Konzept einer „Möbelmusik“, mit dem er die Kunstmusik in den Alltag integrieren wollte. Savoir vivre, die französische Lebenskunst – nicht zuletzt spiegelt sie sich im Musikfest 2019 wider.


Nach elfjähriger Bauzeit wurde die Speyerer Gedächtniskirche der Protestation am 31. August 1904 eingeweiht. Sie besticht durch ihre protestantische Klarheit, trotz der reichen neugotischen Ausstattung.

SA Ä 6. JULI 2019 Ä 19:30

Speyer, Historischer Ratssaal Serenade II Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Das Programm wird noch bekannt gegeben SO Ä 7. JULI 2019 Ä 11:00

Speyer, Historischer Ratssaal Stefan Jackiw DO Ä 4. JULI 2019 Ä 19:30

Speyer, Dreifaltigkeitskirche Eröffnungskonzert Michael Francis, Dirigent Stefan Jackiw, Violine Georg Friedrich Händel Feuerwerksmusik HWV 351 Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur, KV 219

Igor Strawinsky Konzert in Es-Dur für Kammerorchester „Dumbarton Oaks“ Joseph Haydn Sinfonie Nr. 104 D-Dur FR Ä 5. JULI 2019 Ä 19:30

Speyer, Historischer Ratssaal Serenade I Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Das Programm wird noch bekannt gegeben.

Musikalische Lesung „DER KÜNSTLER MUSS SEIN LEBEN GENAU EINTEILEN“ Memoiren eines „Gedächtnislosen“ und „Möbelmusik“ von Erik Satie Kai Adomeit, Klavier Matthias Folz, Sprecher SA Ä 6. JULI 2019 Ä 15:00 SO Ä 7. JULI 2019 Ä 15:00

Speyer, Heiliggeistkirche Kinderkonzert DER KLEINE PRINZ Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz 1943, mitten im zweiten Weltkrieg, erschien erstmals dieses weltbekannte Büchlein von Antoine de Saint-Exupéry. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums bringt die Staatsphilharmonie in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer das tiefgründige Kunstmärchen kindgerecht auf die Bühne.

Herbert Schuch SO Ä 7. JULI 2019 Ä 18:00

Speyer, Gedächtniskirche Schlusskonzert Michael Francis, Dirigent Herbert Schuch, Klavier Wolfgang Amadeus Mozart Galamathias musicum D-Dur, KV 32 Ä Konzert für Klavier und Orchester Nr. 9 Es-Dur, KV 271 „Jeunehomme“ Claude Debussy Prélude à l’après-midi d’un faune Joseph Haydn Sinfonie Nr. 45 fis-Moll „Abschiedssinfonie“

In Kooperation mit

Mit freundlicher Unterstützung der

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Das besondere Konzert

Johannes Hund, Rut Bántay, Yi-Qiong Pan, Rainer Schick

4.

MANNHEIMER MEISTERKONZERT

MOZART, HAYDN & BARTÓK

14. April 2019 Mannheim, Rosengarten 4. MANNHEIMER MEISTERKONZERT Pablo Mielgo, Dirigent Yi-Qiong Pan, Violine Rut Bántay, Violoncello Rainer Schick, Oboe Johannes Hund, Fagott Wolfgang Amadeus Mozart Le Nozze di Figaro, daraus: Ouvertüre KV 492 Joseph Haydn Sinfonia concertante für Violine, Violoncello, Oboe und Fagott und Orchester B-Dur, Hob.I:105 Sinfonie Nr. 105 Béla Bartók Konzert für Orchester (rev. Edition Peter Bartók 1993) 12. April 2019 Mainz, Kurfürstliches Schloss 6. MAINZER MEISTERKONZERT Programm wie 14. April jedoch statt Béla Bartók: Robert Schumann 3. Sinfonie Es-Dur, op. 97 „Rheinische Sinfonie“ 8

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igaros Zorn, Susannas Übermut, die Arroganz des Grafen, die Melancholie der Gräfin – Mozarts Ouvertüre zu „Die Hochzeit des Figaro“ zeichnet ein pointiertes Psychogramm der Opernprotagonisten. Denn trotz des äußerst unterhaltsamen Plots kommen durch die Musik starke Emotionen zum Ausdruck, die die unterschiedlichen Charaktere veranschaulichen. So ist die Ouvertüre die perfekte atmosphärische Einstimmung auf das 4. Mannheimer Meisterkonzert. Denn auf Mozarts Introduktion folgt Joseph Haydns Sinfonia Concertante, die ebenfalls verschiedene Charaktere bündelt. Haydn schrieb das Werk 1792, während seines ersten Englandaufenthalts für Violine, Violoncello, Oboe und Fagott. Traditionell lädt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Saison für Saison international berühmte Solisten ein. Beim 4. Mannheimer Meisterkonzert beweist man einmal mehr, dass natürlich auch in den eigenen Reihen exzellente Solo-Musiker sitzen. Um Haydns Sinfonia

Concertante zum Klingen zu bringen, haben sich Konzertmeisterin Yi-Qiong Pan, stellvertretende Solo-Cellistin Rut Bántay, SoloOboist Rainer Schick und Solo-Fagottist Johannes Hund zusammengetan, um betörend schön auf ihren Instrumenten zu singen. Auch bei Béla Bartóks Konzert für Orchester treten einzelne Musiker virtuos und solistisch hervor. Auf der Flucht vor dem Zweiten Weltkrieg verließ der Komponist 1940 seine Heimat Ungarn und emigrierte nach New York. Bereits von schwerer Krankheit gezeichnet komponierte er dort 1943 das Konzert für Orchester. Besonders eindrucksvoll ist die darin eingeschlossene Utopie der Völkerverbrüderung in dem großen VolkstanzFinale. Darin reichen sich orchestrale Virtuosität und kompositorische Vielfalt die Hand.


Das besondere Konzert

5.

Magalie Mosnier

TSCHAIKOWSKY, MOZART & BOULEZ

MANNHEIMER MEISTERKONZERT

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as kann nur Mozart sein! So geht es einem schon nach den ersten Takten des Flötenkonzerts in G-Dur durch den Kopf. Heiter und freundlich erklingt es in frischem Ton. Wohlbefinden und Freude versprüht das beschwingte Allegro. Dass Mozart die Flöte „nicht leiden“ konnte, ist dem Konzert beim besten Willen nicht anzuhören. Im Kreise der Musikfamilie Wendling, die Mozart in Mannheim kennenlernte, machte er Bekanntschaft mit dem vermögenden Holländer Ferdinand Dejean. Der Flötenliebhaber nutzte sogleich die Gelegenheit und bestellte „3 kleine, leichte, und kurze Concertln und ein Paar quattro auf die flötte“. Dafür bot er Mozart ein fürstliches Honorar von 200 Gulden. Doch Mozart ging dieser Auftrag schon bald gewaltig gegen den Strich: „Dann bin ich auch, wie sie wissen, gleich stuff [widerwillig], wenn ich immer für ein

instrument, das ich nicht leiden kann, schreiben soll“, schimpft er in einem Brief an seinen Vater, den er am 14. Februar 1778 aus Mannheim abschickte. Tatsächlich beendete Mozart den Auftrag nicht und brach mit Dejean, der ihm daraufhin die Freundschaft kündigte. Trotz der Misere zeugt das Flötenkonzert von feinster Raffinesse und Einfallsreichtum. Der ausdrucksstarke langsame Satz ist von fast romantischer Färbung und weist vorausschauend auf die Instrumentalmusik des 19. Jahrhunderts. Im 5. Mannheimer Meisterkonzert sind außerdem Tschaikowskys 5. Sinfonie sowie dessen Sinfonische Dichtung Francesca da Rimini zu hören. In Pierre Boulez’ Mémoriales kehrt die Flöte als Protagonistin noch einmal zurück und setzt stilistisch einen interessanten Gegenpol zu Mozarts Konzert.

17. Mai 2019 Mannheim, Rosengarten 5. MANNHEIMER MEISTERKONZERT 18. Mai 2019 Mainz, Kurfürstliches Schloss 8. MAINZER MEISTERKONZERT Francesco Angelico, Dirigent Magali Mosnier, Flöte Peter Tschaikowsky „Francesca da Rimini“, Fantasie für Orchester nach Dante op. 32 Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Flöte und Orchester Nr. 1 G-Dur, KV 313 Pierre Boulez Mémoriales für Flöte und 8 Instrumente Peter Tschaikowsky Sinfonie Nr. 5 e-Moll, op. 64

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Metropolregion

Robert Montoto im Gespräch mit Dominique Mayr

LEUCHTTURM DER ZEITGENÖSSISCHEN MUSIK

Seit 2013 ist Dominique Mayr der Geschäftsführer des international erfolgreichen KlangForum in Heidelberg. Wie schwer es zunächst war, das Ensemble auch regional zu positionieren, erzählt er im Gespräch mit Robert Montoto vom Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar. Montoto: Zum Einstieg möchte ich dich fragen: Warum ist Musik für dich wichtig, was bedeutet Musik für dich?

Mayr: Musik ist natürlich ein ganz zentraler Bestandteil meines Lebens. Ich bin in einem sehr musikalischen Haushalt aufgewachsen, sodass Musik eine sehr frühe Sprache in meinem Leben war. Während der Schulzeit setzte sich diese Vorliebe weiter durch: Ich war an vielen Projekten wie etwa SchulmusicalProduktionen beteiligt. Daher wusste ich schnell, dass Musik auf jeden Fall ein Teil ist, der mich im Leben auch weiterhin begleiten soll. Zwischenzeitlich war ich beruflich auch in Bereichen tätig, die wenig oder sogar gar nichts mit Musik zu tun hatten. Da habe ich schnell gemerkt, dass ich damit nicht glücklich werde. Nun bin ich sehr froh, dass ich die Möglichkeit habe, mich hier in der Region, in Heidelberg, im kulturellen Bereich ausleben zu dürfen.

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Montoto: Du arbeitest ja nicht bei einem konventionellen Ensemble, sondern beim KlangForum Heidelberg. Für welche Musik steht das KlangForum?

oder sonst wo sind, da kommen Leute dann auf jeden Fall hin, weil sie wissen, da treffen sie auf die geballte zeitgenössische Musik.

Mayr: Im KlangForum Heidelberg treffen die Sänger der SCHOLA HEIDELBERG mit Instrumentalisten des ensemble aisthesis unter einem Dach aufeinander. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, das komplette Spektrum von der Alten Musik bis zur Zeitgenössischen Musik darstellen zu können. Obwohl wir viel auf internationalen Festivals unterwegs sind, versuchen wir auch in der Region RheinNeckar, die Spannbreite von der Alten Musik zur Neuen Musik in Szene zu setzen. Es ist immer wieder aufregend zu beobachten, wie die Zuhörer das Spannungsfeld zwischen Alter und Neuer Musik wahrnehmen, wenn Werke aus beiden Epochen im gleichen Konzert erklingen. Dieser Brückenschlag reizt uns sehr.

Montoto: Bevor du zum KlangForum gekommen bist, war das KlangForum daheim in Heidelberg eigentlich gar nicht wirklich präsent. International dagegen war es sehr wohl bekannt, geschätzt und in den ganz großen Orchesterhäusern fast schon zu Hause. Wie ist dir gelungen, das zu ändern?

Montoto: Das ist ja eine Musik, die auf den ersten Blick, oder auf das erste Hören, müsste man ja sagen, nicht massenwirksam ist. Wie erreicht ihr euer Publikum?

Mayr: Für die Metropolregion haben wir unterschiedliche Formate entwickelt. Beispielsweise die Reihe „Musik im Kontext:“, eine Art Gesprächskonzertreihe zu unterschiedlichen Themen wie Film oder bestimmten Komponisten, die ein inhaltlich interessiertes Publikum anlockt. Ein anderes Beispiel ist „Sternbild: Mensch“, eine Reihe, die Bezüge zwischen Musik und Astronomie herstellt. Wir stellen darüber hinaus im Jahr mindestens eine Produktion im Bereich Musikvermittlung auf die Beine, um Kinder und Jugendliche zu begeistern. Aber klar, wir bewegen uns natürlich in einem Feld, das ich jetzt nicht als Mainstream bezeichnen würde. Einfacher ist es, wenn wir Gastspiele bei etablierten Festivals geben, die ein an Neuer Musik interessiertes Publikum ansprechen. Dann ist es egal, ob wir in Salzburg, Zürich, Amsterdam, New York

Mayr: Dieser Zustand war für mich auf jeden Fall ein Schock. Das war ein Phänomen, was mir bis dahin nicht begegnet ist. Eigentlich funktioniert es ja so, dass alles, was wachsen soll, zunächst klein anfängt, sprich zunächst eine regionale Strahlkraft entfaltet. Dieser Funke entwickelt sich dann bestenfalls zum überregionalen, nationalen und vielleicht zu einem internationalen Leuchtturm. Und hier beim KlangForum hatte man irgendwie diese drei Zwischenstadien übersprungen. Im internationalen Sektor existierte ein wahnsinniger Hype, aber in Heidelberg war das KlangForum unbekannt. Das hat natürlich meine ganze strategische Umsetzung und Planung, mit der ich angereist war, völlig über den Haufen geworfen. Ich bin aber im Nachhinein dankbar, weil das natürlich der einfachere Weg ist, wenn man sieht: Es gibt hier etwas, das international super funktioniert, man muss den Leuten vor Ort nur zeigen, was sie hier für einen Schatz in den eigenen Reihen haben. Und diese Schatzsuche hat sich in den letzten Jahren vor Ort und in der Metropolregion hervorragend entwickelt. Montoto: Du bist sehr kommunikativ und verstehst es, die Menschen einzunehmen für deine Projekte – haben dir deine Netzwerke dabei geholfen?

Mayr: Absolut. Man lernt hier sehr schnell spannende Kooperationspartner kennen. Das sind zum einen natürlich die musikalischen Klangkörper, die Festivals, aber genauso auch


Robert Montoto vom Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH und Dominique Mayr, Geschäftsführer KlangForum Heidelberg

die Museen, die daran interessiert sind, ihre Räume zum Klingen zu bringen. Die Region bietet diesbezüglich wahnsinnig viel Potenzial. Montoto: Jetzt habt ihr euren Standort auch nicht irgendwo, sondern habt endlich, nach vielen Jahren, hier im TANKTURM in Heidelberg ein Büro und Probenräume. Was macht diesen Ort so besonders?

Mayr: Im Prinzip zeichnet er so ein bisschen die Parallele zu der Entwicklung des KlangForums nach. Es war ein Raum, der 30 Jahre lang leer stand – das ist ja in Heidelberg eigentlich unvorstellbar! Ein Raum, den man praktisch gar nicht erreichen konnte, weil er mitten zwischen den Gleisbetten stand – im Dornröschenschlaf. Erst im Zuge der Umbauarbeiten mit der Bahnstadt hat man die eine Seite der Gleisbette abgebaut und stand plötzlich vor diesem Gebäude, an dem jeden Tag die Pendler zu Tausenden vorbeifahren, aber keiner hat es irgendwie wahrgenommen. Und die Architekten der AAg: Löbner, Schäfer, Weber haben einen wunderbaren Ort daraus geschaffen, der es uns ermöglicht, nicht nur endlich ein festes Büro zu haben, sondern auch Probenräume. Es ist ein Iden-

tifikationsort, der eben weit mehr ist als nur ein reines Architekturbüro, sondern wirklich mittlerweile ein Treffpunkt für viele – auch aus der Kulturszene. Und das finden wir ganz toll, dass wir da ein kleines Mosaiksteinchen sein durften in der Entwicklung dieses Ortes. Montoto: Ich will an dieser Stelle nicht versäumen zu erwähnen, dass unsere Kulturkonferenz, das Denkfest, dieses Jahr am 4. und 5. Juni im TANKTURM stattfindet. Jetzt steht so ein Ensemble, wie ihr es seid, nicht alleine in der Region, du hast es schon gesagt: Welche Kooperationen sind denn mit anderen Klangkörpern geplant?

Mayr: Wir sind natürlich ein Repräsentant der Zeitgenössischen Musik, da wollen wir auch authentisch bleiben. Es ist aber schön, zu merken, dass auch in den großen Häusern und großen Klangkörpern das Thema Zeitgenössische Musik – also Musik, die im Jetzt entsteht und aktuell ist – an Bedeutung gewinnt. Und deswegen gibt es natürlich Überlegungen, wie man die Kräfte, die in diesen Häusern sind, und die Interessen für dieses immer noch relativ kleine Feld, bündeln kann. Dass man eine größere Präsenz für die Zeitgenössische Musik schafft, das wäre auf jeden Fall eines der Ziele für die Zukunft in der Region. Und deswegen bin ich dankbar dafür, dass uns auch

die Partner hier in der Region mittlerweile viel stärker wahrnehmen, dass wir regelmäßiger Gast sind bei den großen Festivals hier in der Region, sei es der Heidelberger Frühling oder die Schwetzinger SWR-Festspiele, dass wir vorletztes Jahr mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz eine große Produktion gemacht haben, mit Luciano Berio mit acht Vokalsolisten von unserer Seite und deren großem Orchester. Das sind ja tolle Synergien, die alle hier vor der Haustür liegen und die sich wunderbar verbinden lassen, ohne dass man immer gleich nach Kanada oder nach New York fliegen muss – was ja auch schön ist, das möchte ich gar nicht aufgeben, aber es ist einfach toll, dass die Kräfte und die positive Energie auch hier vor Ort, in unserer Region vorhanden sind.

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Künstlerportrait

PINCHAS ZUKERMAN

EINE LEBENDE LEGENDE

Maximilian Hornung

Manche bezeichnen ihn als multiples musikalisches Naturereignis, andere als lebende Geigenlegende. Als Violinist, Violist, Dirigent, Pädagoge und Kammermusiker gleichermaßen hochgeschätzt zählt er zu den größten musikalischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sein Name wird in einem Atemzug mit Jascha Heifetz, Yehudi Menuhin, Itzhak Perlman, David Oistrach und Isaac Stern genannt. In mehreren Konzerten ist Pinchas Zukerman in der aktuellen Saison an der Seite der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu erleben, die ihm ein Künstlerportrait widmet. Der Startschuss der Serie fällt am 17. April in der Festhalle in Wörth, wenn der Weltklasse-Geiger nicht nur als Solist, sondern auch als Dirigent zu erleben ist.

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eine beispiellose Bilderbuchkarriere startete mit dem Gewinn der „Leventritt Competition“. Das war 1967. Gerade mal 19 Jahre alt war der charmante und gutaussehende, aus Israel stammende junge Geiger, als sich für ihn quasi über Nacht alle Türen der Weltbühnen öffneten. Spektakuläre Auftritte mit den sieben größten amerikanischen Orchestern folgten, wenig später eroberte er die Konzertbühnen Europas und wurde als Kronprinz der Geigenlegende Fritz Kreisler gehandelt. In seinem musikalischen Elternhaus in Tel Aviv – seine Familie überlebte nur knapp die Grauen des Warschauer Ghettos und des Konzentrationslagers Ausschwitz – war die Musik allgegenwärtig. Sie gehörte dazu wie die Luft zum Atmen. Vater Yehuda, selbst passionierter Musiker, drückte seinem Sohn zunächst die Klarinette in die Hand. Erst mit acht Jahren wechselte er das Instrument und fand zur Geige. Zu spät für eine Weltkarriere? Der kleine Pinchas bewies das Gegenteil und machte mit seinem außergewöhnlichen Talent Pablo Casals und Isaac


„Wenn Sie klüger werden wollen, dann lauschen Sie Mozart.“ Pinchas Zukerman

Pinchas Zukerman und die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Stern auf sich aufmerksam. Letzterer vermittelte das Wunderkind nach New York an die Juilliard School of Music zu dem berühmten Geigenlehrer Ivan Galamian. Sein Debüt als Konzertsolist gab Zukerman im Alter von 15 Jahren in New York. Selbstbewusst und bescheiden, robust und sensibel zugleich – sein Charisma als Mensch, Künstler und begnadeter Mozart-Interpret ist faszinierend. Ob er sich davor fürchte, sich zu übernehmen, fragte ihn zu Beginn seiner internationalen Karriere eine deutsche Musikzeitschrift. Zukerman antwortete mit einer Gegenfrage: „Und Menuhin, was hatte der schon alles als Zwanzigjähriger hinter sich?“ Wer ein großes Talent mit sich bringt, übernimmt eine große Verantwortung. Das versucht er auch seinen Schülern beizubringen und geht mit gutem Beispiel voran, verbringt täglich Stunden mit einfachen, aber für das Spiel essentiellen Grundlagenübungen. Und fast scheint seine „Dushkin“, seine „Spaghetti aus Cremona“, wie er seine Guarneri del Gesù von 1742 liebevoll nennt, untrennbar mit

seinem Körper verbunden. Ohne Umwege erreicht der warme Ton seiner Violine die Seelen seiner Hörerinnen und Hörer. Mit Attributen wie edel, cremig und makellos wird sein Ton umschrieben – sein expressiver Klang gepaart mit einer scheinbar mühelosen Technik erinnert an die ganz Großen seiner Zunft, allen voran an sein großes Vorbild Jascha Heifetz und an seinen Mentor und Lehrer Isaac Stern. Ein Klang, der ganz in der Tradition der großen Geigenlegenden für sattes Vibrato und kräftigen Zugriff steht, ein Ton, der die Geige unberührt von den Geboten der historischen Aufführungspraxis zum Leuchten und Singen bringt. Was viele vielleicht nicht wissen: Seine große Popularität verdankt Zukerman, der lange Jahre mit der bekannten Hollywood-Schauspielerin Tuesday Weld verheiratet war, einer Rolle in der Verfilmung von Friedrich Dürrenmatts Kriminalroman „Der Richter und sein Henker“, in der er den Geiger im Hause Gastmanns mimte.

Auftritte mit Pinchas Zukerman und der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz 17. April 2019, Wörth, Festhalle 18. April 2019 Pirmasens, Festhalle 20. April 2019 Heidelberg, Stadthalle 21. April 2019 Karlsruhe, Konzerthaus 25. April 2019 Ludwigshafen, Pfalzbau 26. April 2019 Kaiserslautern, Fruchthalle 27. April 2019 Worms, das Wormser 28. April 2019 Mainz, Kurfürstliches Schloss

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KONZERTE APRIL BIS JULI 2019

Konzertkalender

SO Ä 14. APRIL 2019 Ä 19:30

Lena Neudauer MI Ä 3. APRIL 2019 Ä 20:00 DO Ä 4. APRIL 2019 Ä 20:00

Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus KONZERTREIHE DER STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE – 5. SINFONIEKONZERT Nabil Shehata, Dirigent Lena Neudauer, Violine Erik Satie Gymnopédies Nr. 1 und 3, orchestriert von Claude Debussy Édouard Lalo „Symphonie espagnole“ für Violine und Orchester d-Moll, op. 21 Claude Debussy Prélude à l’après-midi d’un faune César Franck Psyché. Vier Fragmente aus der Sinfonischen Dichtung für Orchester SO  Ä 7. APRIL 2019 Ä 11:00 MO Ä 8. APRIL 2019 Ä 9:00 Ä 11:00 DI  Ä 9. APRIL 2019 Ä 9:00 Ä 11:00

Ludwigshafen, Philharmonie 4. KIKO KINDERKONZERT „Der kleine Prinz“

4. MANNHEIMER MEISTERKONZERT Pablo Mielgo, Dirigent Yi-Qiong Pan, Violine Rut Bántay, Violoncello Rainer Schick, Oboe Johannes Hund, Fagott

SO UM 5 – Kammermusik sonntags um 5 „MIT STURM UND DRANG ZU NEUEN UFERN“ Lupot Quartett: Andrei Rosianu, 1. Violine Susanne Phieler, 2. Violine Stephanie Phieler, Viola Friedrich-Martin Voigt, Violoncello

Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre aus „Le Nozze di Figaro“ KV 492 Joseph Haydn Sinfonia Concertante Béla Bartók Konzert für Orchester MI Ä 17. APRIL 2019 Ä 19:30

Wörth, Festhalle DO Ä 18. APRIL 2019 Ä 20:00

Pirmasens, Festhalle SA Ä 20. APRIL 2019 Ä 19:30

Heidelberg, Stadthalle SO Ä 21. APRIL 2019 Ä 19:30

Karlsruhe, Konzerthaus Pinchas Zukerman, Dirigent und Violine

Andrea Apostoli, Konzept und Musikalische Leitung FR Ä 12. APRIL 2019 Ä 19:30

Mainz, Kurfürstliches Schloss 6. MAINZER MEISTERKONZERT Pablo Mielgo, Dirigent Yi-Qiong Pan, Violine Rut Bántay, Violoncello Rainer Schick, Oboe Johannes Hund, Fagott Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre aus „Le Nozze di Figaro“ KV 492 Joseph Haydn Sinfonia Concertante Robert Schumann 3. Sinfonie Es-Dur, op. 97 „Rheinische Sinfonie“

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MENDELSSOHN BARTHOLDY Pinchas Zukerman, Violine Jethro Marks, Viola Amanda Forsyth, Violoncello Angela Cheng, Klavier Stipendiaten der Villa Musica Solisten der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Felix Mendelssohn Bartholdy Klaviertrio d-Moll, op. 49 Felix Mendelssohn Bartholdy Oktett Es-Dur, op. 20

SA Ä 27. APRIL 2019 Ä 20:00 SO Ä 28. APRIL 2019 Ä 19:30

Mainz, Kurfürstliches Schloss 7. MAINZER MEISTERKONZERT Michael Francis, Dirigent Pinchas Zukerman, Violine Edward Elgar Konzert für Violine und Orchester h-Moll, op. 61 Ralph Vaughan Williams Sinfonie Nr. 2 G-Dur „A London Symphony“ RISING STARS

Hochschule für Musik Karlsruhe, CampusOne, Wolfgang-Rihm-Forum Frank Dupree, Dirigent Solisten der Musikhochschule Karlsruhe FR Ä 3. MAI 2019 Ä 19:30

Werke von Mozart, Strauss und Beethoven SA Ä 4. MAI 2019 Ä 19:30

Werke von Liszt, Sibelius, Hosokawa und Tschaikowsky

FR Ä 17. MAI 2019 Ä 19:30

Mannheim, Rosengarten 5. MANNHEIMER MEISTERKONZERT SA Ä 18. MAI 2019 Ä 19:30

Mainz, Kurfürstliches Schloss 8. MAINZER MEISTERKONZERT Francesco Angelico, Dirigent Magali Mosnier, Flöte

SO Ä 19. MAI 2019 Ä 19:30

4. PHILHARMONISCHES KONZERT FR Ä 26. APRIL 2019 Ä 20:00

Ludwig van Beethoven Streichquartett F-Dur, op. 59 Nr. 1 „Rasumowsky Quartett“ Antonín Dvořák Streichquartett F-Dur, op. 96 „Amerikanisches Quartett“

Peter Tschaikowsky „Francesca da Rimini“, Fantasie für Orchester nach Dante op. 32 Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Flöte und Orchester Nr. 1 G-Dur, KV 313 Pierre Boulez Mémoriales für Flöte und 8 Instrumente Peter Tschaikowsky Sinfonie Nr. 5 e-Moll, op. 64

DO Ä 25. APRIL 2019 Ä 19:30

Worms, das Wormser

KRABBELKONZERT

FR Ä 19. APRIL 2019 Ä 19:00

Neuwied, Schloss Engers

Ludwigshafen, Pfalzbau

MI Ä 10. APRIL 2019 Ä 15:00 Ä 16:30 DO Ä 11. APRIL 2019 Ä 15:00 Ä 16:30

Amanda Forsyth, Jethro Marks

Edward Elgar „Chanson de Matin“ op. 15 Nr. 2; „Chanson de Nuit“ op. 15 Nr. 1 Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 G-Dur, KV 216 Peter Tschaikowsky Sinfonie Nr. 5 e-Moll, op. 64

Kaiserslautern, Fruchthalle

Worms, dasWormser

SO Ä 12. MAI 2019 Ä 17:00

Ludwigshafen, Philharmonie

Ein musikalisches Märchen für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren.

Kaiserslautern, Fruchthalle

RHEINLAND-PFALZ EXCELLENT!

Mannheim, Rosengarten

Alexander Hülshoff SA Ä 20. APRIL 2019 Ä 19:00

Mainz, Villa Musica SO Ä 21. APRIL 2019 Ä 17:00

Neuwied, Schloss Engers KORNGOLD, MENOTTI & SCHUMANN Jethro Marks, Viola Amanda Forsyth, Violoncello Alexander Hülshoff, Violoncello Angela Cheng, Klavier Stipendiaten der Villa Musica Erich Wolfgang Korngold Klavierquintett E-Dur op. 15 Giancarlo Menotti Suite für zwei Celli und Klavier Robert Schumann Klavierquintett Es-Dur, op. 44 MO Ä 22. APRIL 2019 Ä 11: 00

Kobern-Gondorf, Matthiaskapelle MOZART & MENDELSSOHN BARTHOLDY Pinchas Zukerman, Violine Jethro Marks, Viola Amanda Forsyth, Violoncello Stipendiaten der Villa Musica Wolfgang Amadeus Mozart Divertimento Es-Dur, KV 563 Felix Mendelssohn Bartholdy Oktett Es-Dur, op. 20

Schweinfurt, Theater der Stadt Francesco Angelico, Dirigent Daniela Koch, Flöte Peter Tschaikowsky „Francesca da Rimini“, Fantasie für Orchester nach Dante op. 32 Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Flöte und Orchester Nr. 1 G-Dur, KV 313 Pierre Boulez Mémoriales für Flöte und 8 Instrumente Peter Tschaikowsky Sinfonie Nr. 5 e-Moll, op. 64 SA Ä 25. MAI 2019 Ä 19:30 SO Ä 26. MAI 2019 Ä 18:00

Ludwigshafen, Pfalzbau ANNA KARENINA BAYERISCHES STAATSBALLETT Choreografie von Christian Spuck Robertas Servenikas, Dirigent Dmitry Mayboroda, Klavier Alyona Abramowa, Mezzosopran


Konzertkalender

SA Ä 15. JUNI 2019 Ä 19:30

MI Ä 19. JUNI 2019 Ä 20:00

dasHaus, Ludwigshafen

Ludwigshafen, Philharmonie

AD.AGIO: BEGEGNUNG DER KULTUREN „Antonio Vivaldi und die magischen Erinnerungen aus Damaskus“ Andrea Apostoli, Konzept und Musikalische Leitung

DIRIGIEREN IM FOKUS Es dirigieren Studierende der Klasse Prof. Stefan Blunier (Musikhochschule Mannheim)

SA Ä 15. JUNI 2019 Ä 16:00 Ernst Theis FR Ä 7. JUNI 2019 Ä 19:30

SO Ä 16. JUNI 2019 Ä 9:30 Ä 11:00

Federico Colli FR Ä 14. JUNI 2019 Ä 19:30

Ludwigshafen, dasHaus

Mannheim, Capitol

Ludwigshafen, Pfalzbau

HINTERM HORIZONT Ernst Theis, Dirigent Solisten des Capitol Ensembles Absolventen der Pop-Akademie Mannheim

5. PHILHARMONISCHES KONZERT

Von Beethoven bis Bourani zu „30 Jahre Mauerfall“ Werke u. a. von Ludwig van Beethoven, Dmitri Schostakowitsch, Nina Hagen, City und Xavier Naidoo

SA Ä 22. JUNI 2019 Ä 20:00

KRABBELKONZERT Andrea Apostoli, Konzept und Musikalische Leitung

DO Ä 27. JUNI 2019 Ä 20:30

Eintritt frei Ludwigshafen, Stadtfest, Berliner Platz

Heidenheim, Schloss Hellenstein Łukasz Borowicz, Dirigent Federico Colli, Klavier

SPARKASSEN OPEN AIR HINTERM HORIZONT Ernst Theis, Dirigent Solisten des Capitol Ensembles Absolventen der Pop-Akademie Mannheim

Peter Tschaikowsky Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll, op. 23 Nikolai Rimski-Korsakow Ausschnitte aus The Tale of Tsar Saltan und Mlada

MUSIKFEST SPEYER

Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre aus „Le Nozze di Figaro“ KV 492 Johannes Brahms Variationen über ein Thema von Haydn op. 56a Sergej Prokofjew Sinfonie Nr. 1 D-Dur, op. 25 „Symphony classique“ Felix Mendelssohn Bartholdy Ouvertüre „Die Hebriden“ Nr. 2 op. 26 Zoltán Kodály Tänze aus Galánta

Von Beethoven bis Bourani zu „30 Jahre Mauerfall“

Sommerliche Leichtigkeit

WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE

SA Ä 6. JULI 2019 Ä 19:30

Speyer, Historischer Ratssaal Serenade II Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Das Programm wird noch bekannt gegeben SO Ä 7. JULI 2019 Ä 11:00

Nabil Shehata

Speyer, Historischer Ratssaal Stefan Jackiw DO Ä 4. JULI 2019 Ä 19:30

Speyer, Dreifaltigkeitskirche Eröffnungskonzert Michael Francis, Dirigent Stefan Jackiw, Violine Georg Friedrich Händel Feuerwerksmusik HWV 351 Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur, KV 219

Igor Strawinsky Konzert in Es-Dur für Kammerorchester „Dumbarton Oaks“ Joseph Haydn Sinfonie Nr. 104 D-Dur FR Ä 5. JULI 2019 Ä 19:30

Speyer, Historischer Ratssaal Serenade I Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Das Programm wird noch bekannt gegeben.

Musikalische Lesung „DER KÜNSTLER MUSS SEIN LEBEN GENAU EINTEILEN“ Memoiren eines „Gedächtnislosen“ und „Möbelmusik“ von Erik Satie Kai Adomeit, Klavier Matthias Folz, Sprecher SA Ä 6. JULI 2019 Ä 15:00 SO Ä 7. JULI 2019 Ä 15:00

Speyer, Heiliggeistkirche Kinderkonzert DER KLEINE PRINZ Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz 1943, mitten im zweiten Weltkrieg, erschien erstmals dieses weltbekannte Büchlein von Antoine de Saint-Exupéry. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums bringt die Staatsphilharmonie in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer das tiefgründige Kunstmärchen kindgerecht auf die Bühne.

FR Ä 12. JULI 2019 Ä 20:00

Herbert Schuch

Weilburg, Schloss

SO Ä 7. JULI 2019 Ä 18:00

Speyer, Gedächtniskirche Schlusskonzert Michael Francis, Dirigent Herbert Schuch, Klavier Wolfgang Amadeus Mozart Galamathias musicum D-Dur, KV 32 Ä Konzert für Klavier und Orchester Nr. 9 Es-Dur, KV 271 „Jeunehomme“ Claude Debussy Prélude à l’après-midi d’un faune Joseph Haydn Sinfonie Nr. 45 fis-Moll „Abschiedssinfonie“

WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE Nabil Shehata, Dirigent Simon Höfele, Trompete Samuel Barber Adagio for Strings Johann Nepomuk Hummel Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur Joseph Haydn Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur Hob.VIIe:1 Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll, op. 67 „Schicksalssinfonie“ SA Ä 13. JULI 2019 Ä 20:00

Weilburg, Schloss Nabil Shehata, Dirigent Federico Colli, Klavier In Kooperation mit

Mit freundlicher Unterstützung der

Ludwig van Beethoven Ouvertüre zu „Coriolan“, op. 62 Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll, op. 37 Robert Schumann Sinfonie Nr. 1 B-Dur, op. 38 „Frühlings-Sinfonie“ 15


Das besondere Konzert

5.

Federico Colli

PHILHARMONISCHES KONZERT LUDWIGSHAFEN

TSCHAIKOWSKY & RIMSKI-KORSAKOW

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14. Juni 2019 Ludwigshafen, Pfalzbau 5. PHILHARMONISCHES KONZERT 22. Juni 2019 Heidenheim, Schloss Hellenstein Łukasz Borowicz, Dirigent Federico Colli, Klavier Peter Tschaikowsky Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-Moll, op. 23 Nikolai Rimsky-Korsakow The Tale of Tsar Saltan op 57. Suite aus der Oper Nikolai Rimsky-Korsakow Mlada. Suite für Orchester aus der Ballettoper

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as Lieblingsinstrument des gehobenen Bürgertums im 19. Jahrhundert war das Pianoforte. Jeder wollte das Instrument besitzen – denn selbst wenn man es nicht spielen konnte, war es doch ein glamouröses Möbelstück. Es wurde zum beliebtesten Hausinstrument und die Nachfrage an Kompositionen für das Piano stieg. Die meisten Elemente des modernen Klaviers waren bereits so entwickelt, wie wir das Instrument heute kennen. Als sich Tschaikowsky im Winter 1874 an die Arbeit für sein erstes Klavierkonzert machte, hatte er der Klaviermusik noch nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu Teil werden lassen. Ein einziges Mal äußerte er sich gegenüber seiner Mäzenin und Vertrauten Nadeschda von Meck in einem Brief über die Gattung als „Kampf zweier ebenbürtiger Kräfte“, womit er das Verhältnis zwischen Klavier und Orchester meinte. Es handle sich um ein „gewaltiges, an Farben-

reichtum so unerschöpfliches Orchester, mit dem sich der kleine, unscheinbare, doch geistesstarke Gegner auseinandersetzt und auch siegt, wenn der Pianist begabt ist. In diesem Ringen steckt viel Poesie und eine Unmenge verführerischer Kombinationsmöglichkeiten.“ Und ja, Poesie, Verführung, Kampf und Sieg – Klavier und Orchester als zwei ebenbürtige Kräfte – mit diesen Worten trifft Tschaikowsky seine Komposition sehr bildreich und zutreffend. Tschaikowskys Landsmann und Zeitgenosse Nikolaj Rimsky-Korsakow zog es vor allem zu exotischen und übersinnlichen Stoffen. Der Abtrünnige unter den Mitgliedern des einstigen „Mächtigen Häufleins“ avancierte zu einem blendenden Orchestertechniker der neueren Musik, wovon sein Schüler Igor Strawinsky später profitierte.


Klassik im Capitol

30. Jubiläum des Mauerfalls

HINTERM HORIZONT Die Berliner Mauer war eines der „einschneidendsten“ Bauwerke und Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts. Weniges hat die Deutschen als Staat(en) aber auch als Gesellschaft so geprägt wie der Grenz- und Todesstreifen längs durch das Land – bis heute.

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er Mauerfall ist ein Jahrhundertereignis, das sich 2019 zum 30. Mal jährt. Die Berliner Mauer teilte nicht nur Land und Leute. Auch Wahrnehmungen, Kultur, Sprache und das Empfinden von Heimat entwickelten sich auf ganz unterschiede Weise. Dieser Widerspruch und die Vereinigung liegen im Alltag aber auch in der Kunst bis heute nah beieinander – willkommener Anlass sich auf Spurensuche am Horizont zu begeben. Die Staatsphilharmonie wird unter der Leitung von Ernst Theis zusammen mit Sängern aus dem Capitol Mannheim und der Popakademie sinfonische Werke, Rock- und Pop-Klassiker und eigens arrangierte Stücke für Band und Orchester in einem Konzert verbinden, das das „deutscheste aller Themen“ aus ganz verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Dabei werden bei einem Abend, der Sehnsüchte und Hoffnungen, aber auch Kritik und Enttäuschung rund um die Mauer und ihren Fall verarbeitet, neben Beethoven und Schostakowitsch auch Hanns Eisler, Marlene Dietrich oder Xavier Naidoo zu hören sein. Wie in den letzten beiden Jahren mit „Life is a Cabaret“ und „Colours of Freedom“ schlägt das Konzert einen musikalisch-thematischen Bogen über 200 Jahre Musikgeschichte und legen vor allem Wert auf die emotionale Erlebbarkeit der großen Themen.

Ernst Theis

Nina Hagen

Andreas Bourani

Ludwig van Beethoven

Dmitri Schostakowitsch

Konstantin Wecker

7. Juni 2019 Mannheim, Capitol 27. Juni 2019 Ludwigshafen, Stadtfest, Berliner Platz, Eintritt frei HINTERM HORIZONT Ernst Theis, Dirigent Solisten des Capitol Ensembles Absolventen der Pop-Akademie Mannheim Werke u. a. von Ludwig van Beethoven, Dmitri Schostakowitsch, BAB, Konstantin Wecker, Andreas Bourani, Nina Hagen, City und Xavier Naidoo

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Neuigkeiten und Meldungen

HERZLICH WILLKOMMEN BEI DER DEUTSCHEN STAATSPHILHARMONIE RHEINLAND-PFALZ! Mein Name ist Miriam Tressel und ich bin seit Januar die Assistentin des Intendanten. Davor war ich sehr breitgefächert in den Bereichen Kulturmanagement und Pädagogik selbständig tätig und konnte dabei einen großen Schatz an Erfahrungen sammeln. Dieser vielfältige Weg führte mich von der faszinierenden Welt der Orgel über die Organisation des Internationalen Blasmusik Kongresses hin zur Staatsphilharmonie und ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben. Ich bin Catharina Waschke und arbeite seit Februar diesen Jahres in dem neu geschaffenen Bereich „Marketing und Development“ für das Orchester. Ich freue mich sehr darauf, die vielseitigen Möglichkeiten zu nutzen, über viele weitere Wege die Musik zu den Menschen zu bringen. Mein Name ist Heike Schuhmacher. Seit 1. Februar betreue ich das vielfältige Education-Programm der Staatsphilharmonie. Aufgewachsen in Speyer hat es mich nach dem Klavier-Studium an der HfMDK in Frankfurt nach Mannheim verschlagen, wo ich 10 Jahre als Klavierpädagogin gearbeitet habe. Nach meinem Seiteneinstieg in den Schuldienst und die sich anschließende fast 20-jährige Tätigkeit als Musiklehrerin an der Realschule in Maxdorf freue ich mich sehr darauf, mit diesem phantastischen Orchester zusammenzuarbeiten. Eine Aufgabe, die strukturiertes und gleichzeitig höchst kreatives Arbeiten ermöglicht – das ist genau die Mischung, die ich liebe!

IMPRESSUM Herausgeber V.i.S.d.P.: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Heinigstraße 40, 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 - 599090, Telefax 0621 - 5990950 info@staatsphilharmonie.de, www.staatsphilharmonie.de Intendant: Beat Fehlmann Redaktion: Beat Fehlmann, Judith Schor Redaktionelle Mitarbeit: Marion Eisenmann, Anika Janacek,

Charlotte Nögel, Tim Rademacher, Miriam Tressel, Catharina Waschke Originalbeiträge: Prof. Dr. Matthias Henke, Anika Janacek, Markus Pacher, Judith Schor Gestaltung: DesignKultur, Wiesbaden Druck: Chroma Druck & Verlag GmbH Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten. Dieses Magazin ist auf FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt und umweltfreundlich hergestellt worden

Fotos: Titel: Pinchas Zukerman © Cheryl Mazak Seite 2: Beat Fehlmann © Sara Haehnle Seite 3: Pinchas Zukerman & DSP © Andreas Henn, Mitglieder des DSPRP © Anika Janacek, Magalie Mosnier © wildundleise.de, Frederico Colli © Sarah Ferrara, Miriam Tressel © Anika Janacek Seiten 4 und 6 und 7: Dreifaltigkeitskirche Speyer, Gedächtniskirche Speyer außen und innen © Ulrich Oberst, Stefan Jackiw © Stefan Jackiw, Herbert Schuch © Felix Broede Seite 8: Mitglieder des DSPRP © Anika Janacek Seite 9: Magalie Mosnier © wildundleise.de Seiten 10/11: Interview ©Thilo Ross Seite 12: Pinchas Zukerman © Cheryl Mazak, Seite 13: Pinchas Zukerman und DSPRP © Andreas Henn Seiten 14/15: Lena Neudauer © Annemone Taake, Amanda Forsyth, Jethro Marks © Henry Fair, Alexander Hülshoff © alexander-huelshoff.de, Magalie Mosnier © wildundleise.de, Ernst Theis © Holnsteiner Bad-Hall, Frederico Colli © Roberto Mora, Stefan Jackiw © Stefan Jackiw, Herbert Schuch © Felix Broede, Nabil Shehata © Stephan Zwickhirsch Seite 16: Frederico Colli © Sarah Ferrara Seite 17: DDR Grenzturm © Ezio Gutzemberg, Berlin wall sign on the street © andersphoto, Capitol © Ulrich Oberst, Ernst Theis © Xenia Evangelista, Nina Hagen © Ralf Guenther, Dmitri Schostakowitsch und Ludwig van Beethoven © Archiv DSPRP, Udo Lindenberg © Tine Acke/Warner Music, Herbert Grönemeyer © Universal Music Seite 18: Miriam Tressel, Catharina Waschke, Heike Schuhmacher © Anika Janacek Seite 19: Kirchturm © Daniel Kroh, Lupot Quartett © DSPRP, So um 5 Team © Vanessa Stojanovic Seite 20 Prinz © Matthias Folz Seite 21: Türkische Szene © Jean-Étienne Liotard, Ivano Fortuna © Hanout Photography Seite 22: Ausschnitt aus: Josef Matthias Hauer, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien Wir danken den Künstlern und Künstleragenturen für die freundliche Unterstützung bei der Bildbeschaffung. Urheber, die nicht zu ermitteln oder zu erreichen waren, werden zwecks nachträglicher Rechteabgeltung um Nachricht gebeten.

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DIE DEUTSCHE STAATSPHILHARMONIE RHEINLAND-PFALZ ERHÄLT ALS EINZIGES ORCHESTER EINE FÖRDERUNG IM PROGRAMM „360°“ Der Erfolgskurs, den die Staatsphilharmonie mit Beginn der Intendanz von Beat Fehlmann eingeschlagen hat, setzt sich fort: Nicht nur den ersten OPUS Klassik für die „Konzerteinspielung des Jahres (Musik 20./21. Jh.)“, den neuen Chefdirigenten zur Spielzeit 2019/2020, sondern auch eine zusätzliche Förderung des Orchesters im Rahmen des Programms „360°“ gehören zu den erfreulichen Nachrichten im Jubiläumsjahr. Mit „360°“ unterstützt die Kulturstiftung des Bundes Institutionen, die die gesamte Gesellschaft in den Blick nehmen wollen: Einwanderung und kulturelle Vielfalt sollen als ebenso chancenreiches wie kontroverses Zukunftsthema aktiv in das eigene Haus und in die Stadtgesellschaft getragen und strukturelle Ausschlüsse im Kulturbetrieb vermindert werden. Der Fonds soll eine große Bandbreite von Ansatzpunkten, Strategien und Methoden fördern, die in exemplarischer Weise aufzeigen, wie Institutionen – inhaltlich und personell – ihr Potenzial zur Mitgestaltung der neuen Stadtgesellschaft wirksam entfalten können. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz will an ihrem Standort in Ludwigshafen noch besser in der Stadtgesellschaft verankert sein. Deshalb beabsichtigt sie sich in ihrer programmatischen und personellen Ausrichtung an den besonderen lokalen Gegebenheiten zu orientieren und weiter zu entwickeln. Ziel ist es, als lebendiger und aktiver Teil der Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, soll auch das Publikum einen lebensnahen Querschnitt der Bevölkerungsstruktur ausmachen. Zur Erreichung dieser Zielsetzung hat sich das Haus vorgenommen, in den Bereichen Programmgestaltung, Personalentwicklung und Zielgruppenansprache neue Wege zu gehen.


Neuigkeiten und Kammermusik Meldungen

SO UM 5: KAMMERMUSIK SONNTAGS UM FÜNF Lupot Quartett „Mit Sturm und Drang zu neuen Ufern“ SO Ä 12. MAI 2019 Ä 17:00

Ludwigshafen, Philharmonie

Andrei Rosianu, 1. Violine Susanne Phieler, 2. Violine Stephanie Phieler, Viola Martin Voigt, Violoncello

unterstützt in der 2. Förderrunde des Programms „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ insgesamt 23 Institutionen, die Staatsphilharmonie ist neben mehreren Museen, Theatern und Bibliotheken das einzige Orchester.

Ludwig van Beethoven Streichquartett F-Dur, op. 59 Nr. 1 „Rasumowsky Quartett“ Antonín Dvořák Streichquartett F-Dur, op. 96 „Amerikanisches Quartett“ Konzerteinführung von Dr. Nicole Aeschbach im Foyer um 16:30 Uhr Von Beethovens Rasumowsky Quartett, der „Eroica“ der Beethoven’schen Streichquartette, zur neuen Welt mit Dvořáks „Amerikanischem Quartett“: Das Lupot Quartett hat sich der klassischen Streichquartett -Tradition verpflichtet, die in der Interaktion von vier Musikern die höchste Form des Musizierens überhaupt sieht. Durch das langjährige Zusammenspiel der vier, auch in größeren Kammermusikformationen, hat das Quartett eine besondere homogene Klangkultur und Klasse entwickeln können.

SO UM 5

Die Kulturstiftung des Bundes

Lupot Quartett

Das SO UM 5-Team: Hildegard Boots, Daniel Kroh, Anne Scheffel, Bernd Mallasch, Konstantin Bosch und Petra Fluhr (v.l.n.r.)

Kammermusik mit Sonntagskaffee

Einlass und Abendkasse zu den SO UM 5-Konzerten ist jeweils ab 16:00 Uhr. Saaleinlass erfolgt 10 Minuten vor Konzertbeginn. 19


Education

K I KO

KINDERKONZERT DIE ZAUBERWELT DER MUSIK FÜR DIE GANZE FAMILIE

WAS IST EIN ORCHESTER? Wie funktioniert es, was sind seine Besonderheiten, welche Instrumente gibt es? Und wie können diese Fragen für Kinder unterschiedlichen Alters beantwortet und zeitgemäß vermittelt werden?

4. KIKO KINDERKONZERT „Der Kleine Prinz“

Antwort auf diese und andere Fragen gibt die interaktive DVD „Orchesterexpedition“ der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Die Deutsche OrchesterStiftung will die Basis einer reichen Musikkultur in Deutschland auch für die Zukunft sichern und unterstützt die Staatsphilharmonie bei der Musikvermittlung, indem sie die kostenlose Lern-DVD auf ihrem Portal „Abenteuer Klassik“ bereitstellt. So erhalten Lehrkräfte und Erzieher unkomplizierten Zugang zu musikpädagogisch wertvollem Material. Wenn auch Sie die musikalische Zukunft mitgestalten möchten, dann haben Sie die Möglichkeit, kleinere oder größere Geldbeträge an an die gemeinnützige Deutsche Orchester-Stiftung zu spenden. Unser Spendenkonto: IBAN: DE35 1004 0000 0114 1514 05 BIC: COBADEFFXXX Commerzbank Berlin Lehrkräfte und Erzieher können die DVD kostenfrei unter info@staatsphilharmonie.de bestellen. Die Lern-DVD „Orchesterexpedition“ der Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz wurde auf der Kölner Bildungsmesse „didacta“ mit dem Deutschen Bildungsmedien-Preis „digita“ in der Kategorie „Privates Lernen“ ausgezeichnet. Der Preis prämiert hochwertige und beispielhafte Bildungsmedien aus dem gesamten Bundesgebiet. 20

SO  Ä 7. APRIL 2019 Ä 11:00 Ä Ludwigshafen, Philharmonie MO Ä 8. APRIL 2019 Ä 9:00 Ä 11:00 Ä Ludwigshafen, Philharmonie DI  Ä 9. APRIL 2019 Ä 9:00 Ä 11:00 Ä Ludwigshafen, Philharmonie SA  Ä 6. JULI 2019 Ä 15:00 Ä Speyer, Heiliggeistkirche SO  Ä 7. JULI 2019 Ä 15:00 Ä Speyer, Heiliggeistkirche

Ein musikalisches Märchen für Erwachsene und Kinder nach Antoine de Saint-Exupéry in einer Theaterbearbeitung von Matthias Folz. Eine Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer. Für alle Menschen ab 6 Jahren.

Ein kaputter Flugzeugmotor, eine Notlandung: Der Pilot ist mitten in der Wüste gestrandet und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Da begegnet ihm ein geheimnisvoller Junge – ein Prinz von einem weit entfernten kleinen Planeten. Die beiden freunden sich an und während der Pilot versucht, dem Jungen seinen Wunsch „zeichne mir ein Schaf“ zu erfüllen, erzählt dieser ihm von seiner abenteuerlichen Reise… Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry war selbst ein passionierter Flieger. Seinen Welterfolg DER KLEINE PRINZ schrieb er 1943, also vor über 75 Jahren.


Begegnung der Kulturen

AD.AGIO ANTONIO VIVALDI UND DIE MAGISCHEN ERINNERUNGEN AUS DAMASKUS „AD.AGIO nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise“, erzählt Andrea Apostoli, der musikalische Leiter der Reihe AD.AGIO, „es ist ein Konzert, das einen Bruch erzeugt, zum Nachdenken anregt und durch die Musik zu einem einmaligen Erlebnis wird.“

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ie Stadt Damaskus als Hauptstadt von Syrien ist in Deutschland inzwischen durchaus ein Begriff, doch wird der Ruf als Weltkulturerbe von Kriegsberichten überschattet. Das AD.AGIO im Juni sucht gemeinsam mit den Zuhörern, welche auf einem Teppich in der Mitte der Musiker Platz nehmen, nach der Alchemie, die vom Kontrast zwischen dem barocken Venedig und dem syrischen Damaskus erzählt. Es ist eine Zeitreise, die historische Monumente mit bewegter Geschichte erlebbar macht – sie soll Nostalgie und eine Öffnung für neue Dinge zusammenbringen. Vivaldi scheint der perfekte Komponist, um in das einst schöne Damaskus zu reisen. Er war ein optimistischer Querdenker, der gerne Neues ausprobierte und so als einer der Ersten in der Jugendförderung des italienischen „Ospedale della Pietà“ große Erfolge erzielte. „Syrien versinkt aktuell in Dunkelheit. Die brillante, berühmte Musik Vivaldis soll wieder Licht nach Damaskus bringen“, erklärt Apostoli. Der junge syrische Sänger Abdulkader Duksi wird in traditionellen Liedern aus Syrien über Damaskus‘ Zukunft singen und spannt zusammen mit einem Streichquartett der Staatsphilharmonie und dem italienischen Perkussionisten Ivano Fortuna den Bogen von Venedig nach Damaskus. SA Ä 15. JUNI 2019 Ä 19:30

Ludwigshafen, dasHaus AD.AGIO: BEGEGNUNG DER KULTUREN „Antonio Vivaldi und die magischen Erinnerungen aus Damaskus“ Andrea Apostoli, Konzept und Musikalische Leitung Abdulkader Duksi, Gesang Ivano Fortuna, Perkussion

Ivano Fortuna

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Kolumne

Ausschnitt aus: Josef Matthias Hauer, 12-teiliger Farb-Klang-Kreis, 1919, Grafik und Kartoncollage, Feder, Buntpapier, Bleistift auf Papier, 34 x 21 cm, aus: Perspektiven in Bewegung. Sammlung Dieter und Gertraud Bogner im mumok, hg. von Dieter und Gertraud Bogner, Andrea Hubin, Manuel Millautz, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Kรถln 2017

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Prof. Dr. Matthias Henke

MUSIK UND NACHHAL(L)TIGKEIT

ES IST SCHON ETLICHE JAHRE HER, ALS SICH I N EI NSCH LÄGIGEN GESPRÄCHSKREISEN DIE MEINUNG DURCHSETZTE, KULTUR SEI EIN „WEICHER“ STANDORTFAKTOR.

Was damals wie eine große Erkenntnis klang, gilt es aus heutiger Sicht zu überdenken. Denn zieht man bei der Bewertung das Kriterium der Nachhaltigkeit hinzu, die für den Erhalt unserer Welt von zunehmender Bedeutung ist, gelangt man unweigerlich zu dem Schluss, dass Kultur als „harter“ Standortfaktor einzustufen ist. Dergleichen lässt sich anschaulich am Bauhaus und seiner Wirkungsgeschichte darlegen, zumal die legendäre Kunsthochschule 2019 ihr Jahrhundert-Jubiläum feiert, weltweit von aufschlussreichen Veranstaltungen begleitet. Blicken wir etwa nach Dessau. Hier, in der traditionsreichen, im Zweiten Weltkrieg stark zertrümmerten Residenzstadt, kommt es am 8. September 2019 zur Eröffnung des Bauhaus Museums, einer zukunftsträchtigen Architektur, die in ihrem unteren Geschoss als bürgernahes Forum dienen soll, während das obere die Sammlung beherbergt. Das eindrucksvolle Gebäude verdankt seine Existenz den gerade einmal sechs Jahren von 1926 bis 1932, während der das Bauhaus in Dessau residierte (nach einigen Jahren in Weimar und vor dem kurzen Finale in Berlin). Aber welch monumentale Fußabdrücke hinterließen die Bauhäusler: der Architekt Walter Gropius, die vielseitige Designerin Marianne Brandt, der Bildkünstler László Moholoy-Nagy und seine Frau, die Fotografin Lucia Moholy, die Maler Lyonel Feininger, Paul Klee oder Wassily Kandinsky, um nur einen kleinen Teil der Lehrenden zu nennen. Zu ihnen trat die internationale Kohorte hochbegabter Studentinnen und Studenten, denen schon bald – 1933, nach dem Regierungsantritt Hitlers – die Lebensaufgabe zufiel, die Bauhaus-Idee international zu verbreiten: beispielsweise Gebrauchsgegenstände so zu gestalten, dass sie einerseits ästhetisch ansprechen, andererseits aber auch für den Durchschnitt

der Bevölkerung erschwinglich sind. Selten hat es einen so hoffnungsfrohen Neuanfang gegeben, der die Lebenswirklichkeit künftiger Generationen derart nachhaltig beeinflusste. Man denke nur an die vom Bauhaus kreierten Stahlrohrmöbel oder an den dort formulierten Grundsatz, die Funktionalität als ästhetische Kategorie zu betrachten. Eine kleine, aber feine Rolle spielte auch die Musik am Bauhaus. So pflegte Walter Gropius, der Rektor des Instituts, bei gesellschaftlichen Anlässen den Pianisten Eduard Erdmann einzuladen – keine zufällige Wahl, denn der Interpret galt als ein Vertreter der Neuen Sachlichkeit, der sich (den Bauhäuslern vergleichbar) vom subjektiven Stil des 19. Jahrhunderts abgewandt hatte. Dem Konzept der Objektivierung folgte auch der Komponist Josef Matthias Hauer, der dem Maler Joseph Itten und dessen Farbenlehre nahestand. Weil Hauer mithilfe von Spielregeln versuchte, das schöpferische Ich auszuschalten, fand er Jahrzehnte später in John Cage einen seiner größten Bewunderer. Überraschend ist aber immer wieder das multimediale Interesse vieler Bauhäusler. So war Lyonel Feininger, in dessen Wohnhaus heute die Kurt-Weill-Gesellschaft beheimatet ist, ein exzellenter Fugenkomponist, während Paul Klee seinen Gemälden die Strukturprinzipien Johann Sebastian Bachs zugrunde legte. Aus heutiger Sicht mutet eine Technik von László Moholy-Nagy besonders zukunftsträchtig an. Er grub in bereits bespielte Schellack-Platten mit einem Stichel vertiefte Muster ein. Damit vermählte er einerseits die Klang- mit der Bildkunst, da die so behandelten Platten beim Abspielen rhythmische Pattern erzeugten. Andererseits nahm Moholy-Nagy das Scratchen der 1970er Jahre vorweg, sodass man ihn dank seiner „Ritzplatten“ als Vorläufer der frühen DJs betrachten könnte.

Matthias Henke, Uni.-Prof. Dr., lehrt seit 2008 an der Universität Siegen; von 2013 bis 2015 Forschungsgastprofessor der DonauUniversität Krems; Wissenschaftlicher Beirat des Ernst Krenek Instituts und der Kurt-Weill-Gesellschaft. Henke ist Autor zahlreicher Bücher, Aufsätze und Hörfunksendungen zu Musikgeschichte des 18. und 20. Jahrhunderts. Aktuelle Veröffentlichungen: [Ton-] Spuren – Ernst Bloch und die Musik (universi 2016); Das Wohnzimmer als Loge – Von der Fernsehoper zum medialen Musiktheater (Königshausen & Neumann 2016).

BAUHAUS DESSAU – UND WELCH EIN NACHHALL! 23


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