Magazin #13

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MAGA ZI N AP R I L – J U LI 2017

#13 Seite 4: Musikfest Speyer

EIN FEST NICHT NUR FÜR LUTHER!

Seite 6: Frank Dupree

VON LUDWIGSHAFEN IN DIE WELT

Seite 24: MODERN TIMES 2017

POÈME DE L‘EXTASE

MUSIKFEST SPEYER REFORMATION MIT MENDELSSOHN


Konzertkalender Editorial

LIEBE FREUNDE DER STAATSPHILHARMONIE, Liebe Musikfreunde, könnte es eine schönere Aufforderung geben als den Shakespeare-Satz „Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist – spielt weiter!“, um Ihnen unsere Konzerte bis zum Ausklang der laufenden Saison in Erinnerung zu rufen? Wohl kaum, denn so sehr es stimmen mag, dass man nur hört, was man weiß, so unverrückbar ist, dass man nur lieben kann, was das Herz erreicht. Von Mozart bis Gershwin spannt sich der Bogen der Komponisten, die musikalischen Zeitreisen führen Sie von der Jupiter Sinfonie aus dem Jahr 1788 bis zu „Lady Marmalade“ aus dem grandiosen Film „Moulin Rouge“ von 2001. Und zum fulminanten SaisonAusklang begegnen Sie dem bereits erwähnten William Shakespeare, wenn Karl-Heinz Steffens mit illustren Gästen den „Sommernachtstraum“ und die Fragmente aus der Oper „Lear“ präsentiert; es wird einer der großen Höhepunkte der Saison sein, wenn sich im Mannheimer Rosengarten die Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und Aribert Reimann ein Stelldichein geben. Gerade wegen dieser Programme, in denen sich ganz selbstverständlich die Meister verschiedener Jahrhunderte begegnen, dürfen wir die Auszeichnung „Bestes Konzertprogramm“ der Saison aus den Händen des Deutschen Musikverleger Verbandes entgegennehmen. Eine Auszeichnung, die zugleich auch vielen Kollegen gilt, denn ohne die Partnerschaften in unseren regelmäßigen Spielstätten in Heidelberg, Kaiserslautern, Karlsruhe, Landau, Ludwigshafen, Mainz, Mannheim, Neustadt, Pirmasens, Speyer, Worms, Wörth, Trier und Zweibrücken bliebe Vieles von dem Stückwerk, was wir nun gemeinsam feiern können.

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Natürlich sind und bleiben wir ein sinfonisches Orchester, das den gängigen, klassischen Werken der Orchesterliteratur folgt, aber die Staatsphilharmonie hat sich längst auch auf den Weg gemacht, die im 20. Jahrhundert errichteten Grenzziehungen in der Musik zu unterlaufen, um die Lebenskraft der Musik genreübergreifend zu vermitteln. Ein gutes Beispiel dafür ist unsere Kooperation mit dem CAPITOL in Mannheim.

Da begegnen sich in der Serie CONNECT IT! Ludwig van Beethoven und der Jazz – und nun gehen wir mit „Life is a Cabaret“ noch einen Schritt weiter: das Ensemble und die Band des CAPITOL treffen auf die Musiker des Sinfonieorchesters, um Hits aus Musical und Film zu huldigen. Das sollten Sie nicht verpassen. Und Sie sollten unbedingt dabei sein, wenn unser exklusiver Spielzeit-Dreisprung der ganz besonderen Highlights in der Metropolregion am Neckar endet: eröffneten wir unser Festival MODERN TIMES in Ludwigshafen und präsentierten unsere Gala mit Elīna Garanča in Mannheim, so sind wir im April mit einem sehr besonderen Konzert beim Heidelberger Frühling zu Gast. Dürfen wir da nicht in aller Bescheidenheit feststellen, dass die Staatsphilharmonie, die in den kommenden dreieinhalb Monaten in 36 Konzerten an 9 Orten 28 unterschiedliche Programme für Menschen allen Alters spielt, ein bestes Beispiel dafür ist, wie lebendige kulturelle Versorgung auf höchstem Niveau aussehen kann – und wie gut angelegt die Mittel sind, die das Land Rheinland-Pfalz in uns investiert? Und wäre es nicht aus der Sache richtig, wenn das in der großen Region im Südwesten Deutschlands aktive und als ihr wohlklingender Botschafter weithin wirkende Orchester durch weitere Träger und Finanziers die Zukunft ebenso kraftvoll gestalten könnte wie die Gegenwart? Ich denke doch und würde mich freuen, wenn Sie unseren Weg unterstützen und immer wieder unsere Gäste sind!

Prof. Michael Kaufmann Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz


Inhalt

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DER BESONDERE KONZERTTIPP

Svenja Fricke Trainee Orchestermanagement

Mein persönlicher Konzerttipp, den ich selbst auch auf keinen Fall verpassen werde, ist das Konzert am 31. Mai 2017 im Capitol in Mannheim. Unter dem Titel „Life is a Cabaret!“ werden musikalische Höhepunkte aus Musical und Film in der – wie ich finde – hierzu sehr passenden Kulisse des Capitol zum Besten gegeben. Die Kooperation zwischen der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und dem Capitol finde ich generell schon sehr reizvoll, da hier abseits vom klassischen Konzertabend viel Spannendes ausprobiert und in besonderer Atmosphäre aufgeführt wird. Da ich selbst erst über das Genre des Musicals meinen Zugang zur klassischen und sinfonischen Musik gefunden habe, freue ich mich natürlich umso mehr über Veranstaltungen wie diese, in welchen die Deutsche Staatsphilharmonie einmal mehr ihre Vielseitigkeit beweist … und vielleicht sogar ein paar alte Lieblingslieder von mir präsentiert. Ich werde auf jeden Fall da sein – ich hoffe, Sie auch!

INHALTSVERZEICHNIS Seite 4

Titelgeschichte: MUSIKFEST SPEYER Reformation/Mendelssohn

Seite 6 Portrait: Frank Dupree Seite 8 Das besondere Konzert: Ballett Seite 9

Das besondere Konzert: „Life is a Cabaret“

Seite 10 Metropolregion: Thomas Kraus im Gespräch mit Prof. Michael Kaufmann Seite 12 Das besondere Konzert: Shakespeare 401 Seite 13 Das besondere Konzert: Die Staatsphilharmonie in Heidelberg Seite 14 Konzertkalender April bis Juli 2017 Seite 16 Neuigkeiten und Meldungen Seite 18 Extra: Staatsphilharmonie erhält Auszeichnung Seite 19 Extra: Die CD-Produktionen des Orchester des Jahres Seite 20 Zyklus: BRUCKNER IN DEN DOMEN Seite 21 Spielort: Mainz Seite 20 Education: Kinderkonzerte Seite 23 Begegnungen der Kulturen: AD.AGIO Seite 24 Vorschau: MODERN TIMES 2017 Seite 26 Kolumne: Die Macht des Schicksals Seite 28 Ausblick

Seite 6: Frank Dupree

Seite 4: MUSIKFEST SPEYER

Seite 13: Heidelberg

Seite 12: Sonderkonzert Shakespeare 401

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Titelgeschichte

Musikfest Speyer: Reformation / Mendelssohn

MUSIK ALS FRÖHLICH MACHENDE GOTTESGABE Musikfest Speyer: Ein Fest nicht nur für Luther! Im Bild links: Die Väter der Protestation

Zum vierten Mal findet in Speyer die Sommerresidenz der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz statt. Und unter ihrem Chefdirigenten Karl-Heinz Steffens erinnert man nicht nur an Martin Luther und seine vor 500 Jahren ausgelöste Reformation der Kirche sowie der liturgischen Musik, sondern präsentiert auch mit prominenten Solisten Meisterwerke, vor allem von Felix Mendelssohn Bartholdy.

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u Beginn des Monats Mai im Jahr 1830 hatte Felix Mendelssohn Bartholdy noch alle Hände voll zu tun. Denn bis zum Aufbruch zu seiner zweiten umfangreichen Italien-Reise wollte er unbedingt jene Sinfonie beenden, an der er gerade anlässlich der 300-Jahrfeier der Augsburger Konfession saß und die unter dem Titel „Reformationssinfonie“ in die Musikgeschichte eingehen sollte. Und tatsächlich schaffte es Mendelssohn rechtzeitig. Am 12. Mai war das Opus fertig. Tags darauf brach er von Berlin über Leipzig, Weimar und Wien in Richtung Süden auf. Im Dezember kam er schließlich in Rom an, wo er in den nächsten Monaten nicht nur epochalen Werken der katholischen Kirchenmusik gebannt lauschte. Mendelssohn besuchte sogar das Kloster, in dem Martin Luther 1510 während seines Aufenthaltes in der Ewigen Stadt gewohnt hatte.

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Überhaupt Luther! Nachdem er erst wenige Monate zuvor Luthers berühmten Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ im Finalsatz seiner „Reformationssinfonie“ verarbeitet hatte, beschäftigte er sich erneut musikalisch mit dem Reformator. So vertonte er Texte zu dessen Choralkantaten. „Wie jedes Wort nach Musik ruft, wie überall ein Fortschritt, eine Bewegung, ein Wachsen sich findet“, schrieb Mendelssohn begeistert nach Hause. „Das ist gar zu herrlich und ich komponiere hier mitten in Rom sehr flüssig daran.“ Der aus einer jüdischen Familie stammende, aber bereits als Knabe protestantisch getaufte Mendelssohn war Zeit seines Lebens ein tiefreligiöser Komponist. Zugleich hatte seine Bewunderung für den Kirchenreformator, der die liturgische Musik gleichermaßen bahnbrechend beeinflusst hatte, nicht zuletzt seit seiner Beschäftigung mit dem Schaffen Johann Sebastian Bachs noch zugenommen. Kein Zufall war es daher wohl, dass Mendelssohn die Uraufführung seiner „Reformationssinfonie“ 1832 in der Berliner Singakademie und damit an jenem Ort leitete, wo er drei Jahre zuvor mit der Wiederaufführung der „Matthäus-Passion“ endgültig eine Bach-Renaissance einläutete. Luther – Bach – Mendelssohn – diesem Männerbund begegnet man nun auch beim diesjährigen Musikfest Speyer, mit dem die Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz zugleich zu ihrer musikalischen Sommerresidenz einlädt. „Reformation / Mendelssohn“ lautet der Titel dieses viertägigen Konzertreigens. Und unter der Leitung von Chefdirigent Karl-Heinz Steffens bespielt man die wunderschönen Plätze, Säle und Kirchen der historischen Altstadt Speyers. Dazu gehören der Rathausinnenhof, der Historische Ratssaal und der Alte Stadtsaal

sowie natürlich auch die Gedächtniskirche. Schließlich erinnert dieses, das gesamte Stadtbild überragende Gotteshaus, an die Protestation, die evangelische Reichsstände 1529 auf dem Reichstag zu Speyer vollzogen hatten und damit den Grundstein für die Trennung der christlichen Konfessionen legten. In Sinfonie-, Kammermusik- und Kinderkonzerten werden so das Reformationsjubiläum und das Werk Mendelssohns facettenreich gefeiert. Wobei Luthers Wort von der Musik als eine Gabe Gottes, „die da fröhlich macht“, sich gerade in den handverlesenen Orchesterkompositionen und Solo-Konzerten widerspiegelt. Im Eröffnungs- wie im Schlusskonzert, die in der Gedächtniskirche und damit quasi im Rücken des in der Vorhalle platzierten Luther-Denkmals stattfinden, erklingen so die beiden sinfonischen Glaubensbekenntnisse von Mendelssohn. Auf Edward Elgars Cellokonzert mit dem jungen dänischen Meistercellisten Andreas Brantelid folgt die „Reformationssinfonie“. Und bis heute fragt man sich, warum der Komponist mit diesem kontrapunktisch durchgeformten, leichtfüßig dahintänzelnden und schließlich im Luther-Choral mündenden Werk so seine Schwierigkeiten hatte. Gleichfalls kritisch ging er mit seiner 2. Sinfonie nach ihrer Uraufführung 1840 ins Gericht. Dabei entpuppt sich diese „Sinfonie-Kantate“, mit der das Musikfest gekrönt wird, gerade in den Vokalteilen als eine mitreißende Hommage an Mendelssohns Vorbilder Bach und Beethoven. Vor diesem „Lobgesang“ – so der Titel des Stücks – erklingt zudem mit Mendelssohns


Titelgeschichte Die Sommerresidenz der Staatsphilharmonie

REFORMATION MIT MENDELSSOHN

e-Moll-Violinkonzert eines der herrlichsten romantischen Konzerte. Und den Solo-Part übernimmt die gebürtige Chinesin und inzwischen in Kassel lebende Weltklassegeigerin Tianwa Yang, die für ihre Einspielung dieses Konzertklassikers 2014 mit einem ECHO Klassik ausgezeichnet worden ist. Ganz andere Klangtemperaturen werden auf der Violine hingegen beim Open-AirAuftritt der Staatsphilharmonie angeschlagen. Im Rathausinnenhof präsentiert die Staatsphilharmonie dort zusammen mit ihrem 1. Konzertmeister Nikolaus Boewer Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Und zwischendurch geht es musikalisch besonders aromatisch zu – mit der ebenfalls von KarlHeinz Steffens geleiteten „Kaffeekantate“ des Vivaldi-Fans Bach. Bei den drei weiteren Konzerten steht schließlich wieder Mendelssohn im Mittelpunkt. Im Kinderkonzert begleitet man ihn auf seinem Weg vom Wunderknaben hin zu einer im europäischen Musikleben bejubelten Komponistenpersönlichkeit. Eine Kammerkonzert-Matinee öffnet auch mit Werken der beiden Freunde Mendelssohn und Schumann die Pforten zu einem der berühmtesten Berliner Künstler-Salons. Es war jener von Rahel Varnhagen, die Heine als „geistreichste Frau des Universums“ bewunderte. Und beim zweiten Freiluftkonzert erklingt neben der für Bläser gesetzten Harmoniemusik aus Carl Maria von Webers „Freischütz“ Mendelssohns Streichoktett op. 20. 16 Jahre jung war er gerade einmal zum Zeitpunkt der Komposition. Doch auch später war der ansonsten ja so selbstkritische Musiker von ihr mehr als begeistert. Immerhin empfand er das Oktett als sein „Liebstes aus der Jugendzeit“. Text: Guido Fischer

MUSIKFEST SPEYER

29. JUNI – 2. JULI 2017

REFORMATION/MENDELSSOHN 29. Juni 2017 Speyer, Gedächtniskirche Eröffnungskonzert

30. Juni 2017 Speyer, Open Air im Rathausinnenhof

2. Juli 2017 Speyer, Alter Stadtsaal Kammermusik-Matinee

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Andreas Brantelid, Violoncello

Serenade I

Der Salon der Rahel Varnhagen – Geselligkeit und Emanzipation Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Giacomo Meyerbeer Ouvertüre zu „Les Huguenots“ Edward Elgar Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll, op. 85 Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 5 d-Moll, op. 107 „Reformationssinfonie“ 30. Juni 2017 2. Juli 2017 Speyer, Kinder- und Jugendtheater Puck erzählt seinen Sommernachtstraum Matthias Folz, Regie Kevin Herbertz, Puck Eine Koproduktion des Kinder- und Jugendtheaters Speyer mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Felix Mendelssohn Bartholdy Notturno C-Dur, op. 24, Urfassung für 10 Bläser Carl Maria von Weber Harmoniemusik nach der Oper „Der Freischütz” für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner, zwei Fagotte, Kontrafagott und zwei Trompeten Felix Mendelssohn Bartholdy Oktett Es-Dur für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli, op. 20 1. Juli 2017 Speyer, Im historischen Ratssaal „Frische, heitere Luft & besonders am Abend“ 1. Juli 2017 Speyer, Open Air im Rathausinnenhof Serenade II

Werke von Mendelssohn Bartholdy, Schumann und anderen Romantikern 2. Juli 2017 Speyer, Gedächtniskirche Schlusskonzert Karl-Heinz Steffens, Dirigent Tianwa Yang, Violine Katharina Ruckgaber, Sopran Sophie Klußmann, Sopran Matthias Klink, Tenor N.N., Bass Domchöre Speyer Felix Mendelssohn Bartholdy Konzert für Violine und Orchester e-Moll, op. 64 Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 2 B-Dur „Lobgesang“

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Nikolaus Boewer, Violine Katharina Ruckgaber, Sopran Matthias Klink, Tenor N.N., Bass Antonio Vivaldi „Die vier Jahreszeiten“ op. 8: Frühling und Sommer Johann Sebastian Bach Schweigt stille, plaudert nicht (Kaffeekantate) BWV 211 Antonio Vivaldi „Die vier Jahreszeiten“ op. 8: Herbst und Winter

Mit freundlicher Unterstützung der

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Portrait

Auftritte im Frühjahr/Sommer

ARTIST IN RESIDENCE FRANK DUPREE Von Neubrandenburg bis Neuseeland, vom Pariser Louvre bis zum Weilburger Schloss – nach 75 nationalen und internationalen Konzerten im vergangenen Jahr kommt man auch 2017 nicht an Frank Dupree vorbei. Zum Glück! Der 25-jährige Pianist und Dirigent, dessen Karriere seit seinem Gewinn des Deutschen Musikwettbewerbs 2014 noch mehr an Schub gewonnen hat und einen Höhepunkt in der aktuellen Residency bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz sowie der gemeinsamen CD-Aufnahme von selten eingespielten Werken George Antheils findet, ist schließlich einer der spannendsten und wandlungsfähigsten Musiker seiner Generation.

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ies unterstreicht der Nachfolger von Reinhold Friedrich und Pinchas Zukerman als Artist in Residence auch im Frühjahr/Sommer 2017 mit einer Vielzahl facettenreicher Konzerte mit dem ECHO-preisgekrönten Orchester. Die Konzerte laden dazu ein, den musikalischen Blick zu weiten oder „alte Bekannte“ wieder neu zu entdecken. Seine Auftritte bestreitet der Rastatter mal als Dirigent, mal als Solist am Klavier – am liebsten jedoch in Doppelfunktion, wie er erzählt: „Das ist mein Favorit beim Musik-Machen und ein großes persönliches Anliegen. Wir musizieren und gestalten zusammen. Und wenn mal eine Hand frei ist, dirigiere ich. Man spürt definitiv einen Unterschied, ob der Solist nur für sich alleine spielt oder ob er mit dem Orchester kommuniziert. Das ist schwierig in Worte zu fassen, das muss man tatsächlich erleben.“ Und noch ein weiteres Anliegen steht auf seiner Agenda: „Außerdem möchte ich mein Klavierspiel mit Orchester in Zukunft noch weiter voranbringen. Das gelingt mir 2017 ziemlich gut, finde ich.“ Während die Kammermusik in einem gemeinsam mit Sopranistin Katharina Ruckgaber und Orchestermitgliedern der Staatsphilharmonie gestalteten Sonderkonzert für Aribert Reimann im April als Schlaglicht gestreift wird, rücken groß besetzte Auftritte mit den Ludwigshafenern stärker in den Fokus.

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„Ich teste mich gerne aus und schaue, was möglich ist“, erklärt Frank Dupree mit einem Augenzwinkern. „Viele von den Großen haben ein oder zwei Recitals, die sie über das Jahr hinweg abwechselnd bringen. Das ist bei mir nicht so – ganz im Gegenteil. Bei mir kann es schon einmal vorkommen, dass ich innerhalb einer Woche drei verschiedene Programme spiele. Damit das klappt, muss man wirklich konzentriert an die Sache rangehen und den Kopf zusammenhalten.“ Die stilistische Spannweite ist entsprechend dieser Einstellung breit gefasst und schlägt zusammen mit der Staatsphilharmonie einen pianistischen Bogen von Peter Tschaikowsky im März in Pirmasens und Worms („Da sag ich nicht Nein, wenn ich sein erstes Klavierkonzert spielen darf.“) über Edvard Grieg im April in Kaiserslautern und Ludwigshafen bis hin zu Ludwig van Beethoven im Juni in Mainz und Mannheim. Das dicht getaktete Saison-Finale bei den Weilburger Schlosskonzerten Anfang Juli dürfte das i-Tüpfelchen dieses unterhaltenden Reigens werden – und im besten Wortsinn „sportlich“. „An dem einen Abend bin ich sowohl Pianist als auch Dirigent in Mozarts 9.  Klavierkonzert und Gershwins Rhapsody in Blue. Direkt am nächsten Tag dirigiere ich dann das Orchester mit Rachma-

ninow, Tschaikowsky und die wunderbare Geigerin Arabella Steinbacher in Saint-Saëns und Ravel“, erzählt Dupree. „Das wird eine sehr aufregende Zeit für mich, auch schon in der Vorbereitung, die einem Marathon gleicht. Man muss schließlich innerhalb einer Woche zwei komplette Konzertprogramme gemeinsam mit dem Orchester beziehungsweise der Solistin erarbeiten.“ Bei der Verwirklichung seiner ambitionierten Vorhaben hat Frank Dupree mit der Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz einen starken Partner an seiner Seite, der ihm einerseits viele Freiheiten lässt, andererseits aber auch in allen Belangen unterstützt und voranbringt. „Ich bin froh und auch sehr dankbar, dass die Staatsphilharmonie ein so offenes Orchester ist – auch für verrückte Projekte wie CONNECT IT!, bei dem im Mannheimer Capitol Klassik und Jazz aufeinandertreffen. Wo kann man schon ein Programm auf die Beine stellen, bei dem beispielsweise Gershwin mit Mozart kombiniert wird. Mitte Juni treffen im Programm ‚Like a Bird’ Komponisten wie Rautavaara, Honegger und Beethoven aufeinander und werden mit Songs der Jazzsängerin Olivia Trummer vervollkommnet. Dass man so etwas auf die Beine stellen kann, ist so selten wie spannend!“ betont Dupree. Text: Elisa Reznicek


Portrait

Von Ludwigshafen in die Welt: Frank Dupree erobert die internationalen Bühnen und begeistert das Publikum weltweit.

Konzertüberblick 2017 30. März 2017 Pirmasens, Festhalle 31. März 2017 Worms, Das Wormser TSCHAIKOWSKY & RIMSKI-KORSAKOW Manuel López-Gómez, Dirigent Frank Dupree, Klavier Werke von P. I. Tschaikowsky und N. Rimski-Korsakow 21. April 2017 Kaiserslautern, Fruchthalle 22. April 2017 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau 3. PHILHARMONISCHES KONZERT Alejo Pérez, Dirigent Frank Dupree, Klavier Werke von A. Reimann, E. Grieg und E. Chausson

23. April 2017 Ludwigshafen, Philharmonie SONDERKONZERT SO UM FÜNF FÜR ARIBERT REIMANN Katharina Ruckgaber, Sopran Frank Dupree, Klavier Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Werke von C. Schumann, J. Brahms/A. Reimann, F. Mendelssohn Bartholdy/A. Reimann und R. Schumann

11. Juni 2017 Mainz, Rheingoldhalle ORCHESTERGIPFEL RHEINLAND-PFALZ In Kooperation mit dem Landesmusikrat Rheinland-Pfalz Frank Dupree, Dirigent Im Rahmen des 2. Orchestergipfels kommen die fünf Profi-Orchester der Region zusammen, um einen Einblick in die enorme Vielfalt der Orchestermusik und ihre Leistungsfähigkeit zu geben. Höhepunkte der vom Landesmusikrat initiierten Veranstaltung sind die Wandelkonzerte am Abend; hier präsentieren die Orchester in voller Besetzung ihren individuellen Charakter und spezifischen Klang. Die Staatsphilharmonie ist natürlich dabei und musiziert unter der Leitung von Artist in Residence Frank Dupree in der Rheingoldhalle das 2.  Klavierkonzert von Beethoven.

18. Juni 2017 Mannheim, Capitol CONNECT IT! „Like a bird“ Frank Dupree, Dirigent und Klavier Olivia Trummer Duo

8. Juli 2017 Weilburg, Schloss WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE II Frank Dupree, Dirigent Arabella Steinbacher, Violine

Werke von A. Honegger, E. Rautavaara, L. van Beethoven und Jazz-Songs

Werke von P. I. Tschaikowsky, C. Saint-Saëns, M. Ravel, P. de Sarasate und S. Rachmaninow

7. Juli 2017 Weilburg, Schloss WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE I Frank Dupree, Dirigent und Klavier Werke von W. A. Mozart und G. Gershwin

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Das besondere Konzert

Deutsche Erstaufführung

TAPESTRY / MANINYAS / VELOCITY Houston Ballet, Choreografie: Stanton Welch

Das Houston Ballet gastiert mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und macht Station im Pfalzbau in Ludwigshafen.

7. April 2017 8. April 2017 Ludwigshafen, Theatersaal im Pfalzbau BALLET MANINYAS – TAPESTRY – VELOCITY HOUSTON BALLET Simon Hewett, Dirigent Stanton Welch, Choreografie

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inter dem Dreiklang TAPESTRY / MANINYAS / VELOCITY verbergen sich drei jeweils halbstündige Werke des künstlerischen Direktors und Choreografen Stanton Welch, der die weltweit für Begeisterung sorgende Company des Houston Ballets seit 14 Jahren leitet. Im Rahmen von John Neumeiers Hamburger BallettTagen wurde das Ensemble mit dem großartigen Triptychon TAPESTRY / MANINYAS / VELOCITY bereits 2015 stürmisch umjubelt. Mit den drei unterschiedlichen Choreografien Stanton Welchs wird dem Ludwigshafener Ballettpublikum die ganze Ausdruckspalette tänzerischen Könnens präsentiert, dabei legt Welch stets Wert auf die virtuose Beherrschung der klassischen Technik. TAPESTRY erscheint wie ein schillerndes Gemälde. Der Choregraf inszeniert die Tanzenden wie ein bildender Künstler, der mit seinen Farben experimentiert. Wie ein gewebter Wandteppich (englisch „tapestry“) entsteht ein vielschichtiges hochartifizielles Gebilde, das eine bewegende Geschichte zu erzählen vermag. Den Impuls zu den Bewegungen gibt Mozarts Konzert für Orchester und Violine in A-Dur, KV  219, das längste und anspruchsvollste wie auch melodisch einprägsamste und im Orches­ terklang reichste der insgesamt fünf Violinkonzerte, die Mozart hinter-

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Simon Hewett

ließ. Als er das Werk im Dezember 1775 vollendete, bewegte ihn sicher bereits der bevorstehende Fasching in Gedanken, denn das Finale entspricht nur zu genau dem Bild einer regelrechten Maskerade. Stanton Welch

Mit einer Abfolge von Pas de deux und Pas de trois liest sich MANINYAS als abstrakte Studie über die komplexen Strukturen, die zwischenmenschliche Beziehungen in sich tragen. VELOCITY feiert schließlich ein virtuoses Finale – eine technische Meisterschaft der Tänzer und eine Ode an die klassische Norm des konventionellen Balletts in einer zeitgenössischen Interpretation. Ballet.co.uk schreibt dazu: „Mit einer berauschenden Geschwindigkeit versetzt VELOCITYdie Tänzer in fortwährende Bewegung. Dem Choreografen gelingt es, die klassischen Ballettschritte nicht nur extrem mo-

dern wirken zu lassen, sondern auch höchst athletisch.“ Das Theater im Pfalzbau, welches einen ausgezeichneten Ruf für hervorragende Ballettaufführungen genießt, setzt mit TAPESTRY / MANINYAS  /  VELOCITY die langjährige Zusammenarbeit mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz fort – Ein Best Practice für ebenso lokale wie regionale Kooperation mit großer Strahlkraft. Text: Carolin Grein, Judith Schor


Das besondere Konzert

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz meets Capitol Mannheim

KLASSIK IM CAPITOL – EIN KULTURELLER SCHMELZTIEGEL

Am 31. Mai 2017 bringt die Staatsphilharmonie in Kooperation mit dem Capitol Höhepunkte aus Musical und Film auf die Bühne

Pop, Rock, Jazz, Musical und Klassik unter einem Dach geht nicht? Dass dem nicht so ist, konnte die Staatsphilharmonie bereits vielfach beweisen. Das Format CONNECT IT beispielsweise ist ein Best Practice für ein genreübergreifendes Erfolgsprinzip. Ganz in dem Sinn, den schon in den 1940er-Jahren der große Kurt Weill formulierte: Es gib kein „E“ und „U“, es gibt nur gute und schlechte Musik – präsentiert die Staatsphilharmonie am 31. Mai 2017 gemeinsam mit der Band des Capitol „Life is a Cabaret“ – ein Crossover der ganz besonderen Art.

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ier Kulturmetropolen, drei Sprachen, zwei Jahrhunderte – und das alles in etwa 120 Minuten: So etwas gibt es eigentlich nur bei der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Überwinden muss sie dafür lediglich den Rhein, das aber stellt sie ebenso wenig vor Probleme wie stilistische Grenzüberschreitungen. Unter der Leitung von Ernst Theis werden alle Beteiligten im Mannheimer Capitol eine Zeit- und Städtereise antreten, die es in sich hat. Der Titel ihrer zweifelsohne energiegeladenen Kooperation mit dem beliebten Kulturzentrum ist dabei Programm. „Life is a Cabaret“ heißt der gemeinsame Ausflug in die schillernde Geschichte dieser Gattung, bei dem spätestens nach einer Viertelstunde sicherlich niemand mehr ruhig in den Kinosesseln sitzen bleiben kann. Ausgehend vom Paris des Fin de Siècle klanglustwandeln Staatsphilharmonie sowie Sänger aus dem Rock- und Jazzbereich durch die Goldenen Zwanziger in Berlin und über den großen Teich Richtung New York zu einem Stelldichein des sogenannten Rat Pack. Diese Clique um Filmstar Humphrey Bogart und dessen Ehefrau Lauren Bacall, zu der sich Mitte der 1950er-Jahre auch noch Frank Sinatra, Dean Martin, Shirley McLaine und

Sammy Davis Jr. gesellten, machte seinerzeit nicht nur so manche Lokalität unsicher, sondern auch gern die Nacht zum Tag. Anders als viele dieser zumeist exzessiven Nächte seinerzeit, geht die musikalische Zeitreise der Staatsphilharmonie im Capitol tatsächlich einmal zu Ende – und zwar in London. Auch an der Themse tobte das (Laster-)Leben, ganz besonders schrill ging es dort in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu – man denke nur einmal an Freddie Mercury und die legendäre Rockgruppe Queen. Im Zentrum des von Georg Veit konzipierten Programms steht das Cabaret, entstanden in Paris gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Diese Gattung mit fließenden Übergängen zwischen Musik-, Tanz- und Wortbeiträgen sowie Anleihen an Zirkus, Varieté und Kabarett ist für die meisten untrennbar mit dem 1966 in New York uraufgeführten gleichnamigen Musical verbunden, das im Berlin der 1930er-Jahre spielt und in der 1972 erschienenen Filmfassung mit Liza Minnelli cineastisch verewigt wurde. Es werden Evergreens aus Tonfilmen sowie bekannte Rockmusik zu hören sein – ein Crossover der etwas anderen Art, extravagant auch durch die Sänger Marion La Marché, Sandie Wollasch und Sascha Lien. Ravel oder Rodgers, Korngold oder Kander, Prokofjew oder Pink: Berührungsängste mit den Klangwelten der sogenannten leichteren Muse hat die Staatsphilharmonie schon lange nicht mehr. Geübt durch regelmäßige Programme mit (Stumm-)Filmmusik fühlt sie sich auch in der anspruchsvollen Unterhaltungsmusik durchaus zu Hause. Trotzdem ist dieser Ausflug ins Mannheimer Capitol für den Klangkörper von Chefdirigent KarlHeinz Steffens eine besondere Herausforderung. Grenzüberschreitungen – vor allem stilistische – können nämlich nicht nur für den Zuhörer ausgesprochen spannend sein.

31. Mai 2017 Mannheim, Capitol LIFE IS A CABARET! Höhepunkte aus Musical und Film Ernst Theis, Dirigent Solisten des CAPITOL-Ensemble (In Kooperation mit dem Capitol Mannheim) 18. Juni 2017 Mannheim, Capitol CONNECT IT! „LIKE A BIRD“ Frank Dupree, Dirigent und Klavier Olivia Trummer Duo Arthur Honegger Pastorale d’été, Sinfonische Dichtung Einojuhani Rautavaara Cantus Arcticus Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur, op. 19 Jazz-Songs

Text: Gert Deppe 9


Metropolregion

Thomas Kraus und Prof. Michael Kaufmann im Dialog

ÜBER DIE BEDEUTUNG VON MUSIK, KOOPERATIONEN UND NOCH UNGELESENE BÜCHER In jedem Magazin werden in der Rubrik „Metropolregion“ Persönlichkeiten interviewt, die die kulturelle Entwicklung der Region vorantreiben. Auch Prof. Michael Kaufmann gehört zu diesem engagierten Personenkreis. Viel hat sich getan, seit dem er 2011 zum Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie wurde: Als Kulturbotschafter der Metropolregion ist die Staatsphilharmonie das einzige Konzert- und Sinfonieorchester vor Ort und stellt die musikalische Versorgung auf höchstem Niveau zwischen Heidelberg und Zweibrücken, Mainz und Karlsruhe sicher. Über seine Ideen, die kulturelle Entwicklung auch über die Stadt- und Landesgrenze voranzutreiben, spricht Prof. Michael Kaufmann mit Thomas Kraus. Thomas Kraus (TK): Immer wenn ich eine gut bestückte Bücherwand wie Ihre sehe, denke ich an Julius Deutschbauer, einen Künstler aus Wien, der eine Bibliothek der ungelesenen Bücher zusammengestellt hat. Er führte Interviews mit verschiedenen Menschen und fragte sie, welche Bücher ungelesen in ihrem Schrank stünden, warum sie sie nicht gelesen hatten und was sie glaubten, daraus lernen zu können. Aus den Antworten erfährt man viel über die Befragten. Aber – Literatur ist ja gar nicht unser Thema. Herr Kaufmann, welches Instrument spielen Sie eigentlich?

Michael Kaufmann (MK): Ich habe wie fast alle Kinder mit Blockflöte angefangen, danach kam Querflöte dazu. Später im Posaunenchor habe ich außer Horn und Tuba das gespielt, wo gerade Not war. Und als im Musikinternat im Orchester ein Kontrabass fehlte, habe ich auch das noch angefangen. Ich war wohl jemand, der schnell ein bestimmtes Niveau auf den Instrumenten erreichen konnte, dann aber zu faul war, um weiterzukommen. Nach dem Abitur habe ich fast alle Instrumente verkauft und seitdem auch kaum mehr eins angerührt. 10

TK: Was bedeutet Musik für Sie?

MK: Mir bedeutet sie fast alles. Ich habe der Musik zu verdanken, dass ich Abitur machen konnte und ein Leben mit Musik geschenkt bekam. Ich habe meine Frau durch die Musik kennengelernt. Musik ist mein Rückzugsort. Ein Leben ohne sie ist für mich tatsächlich unvorstellbar, wobei es nicht immer klassische Musik sein muss. TK: Was bedeutet die Staatsphilharmonie für Rheinland-Pfalz beziehungsweise für Ludwigshafen?

MK: Ich denke, sie bedeutet sowohl für das Land als auch für die Stadt mehr, als sich die beiden eingestehen. Und sie könnte sogar noch eine viel größere Bedeutung haben! Für Rheinland-Pfalz ist die Staatsphilharmonie die einzige hochkarätige mobile Kultureinheit in dieser Größe. Sie sichert die Versorgung mit sinfonischer Musik in der Fläche, bietet vom Kinderkonzert und Schulpartnerschaften bis zu weithin strah-

lenden Konzerthighlights alles an. Das gilt vor allem für die Pfalz, aber auch bis hoch nach Mainz und hinunter nach Wörth. Für Ludwigshafen sind wir die Kulturinstitution mit dem höchsten Output, auch wenn nicht alle unsere Konzerte in der Stadt stattfinden. Wir sind Versorger vor Ort und diejenigen, die regelmäßig für die Stadt und das Land unterwegs sind, daraus könnte man viel mehr machen. TK: Was ist Ihre Vision für die Staatsphilharmonie?

MK: Sie soll sich als deutsches Spitzenorchester etablieren, zumindest im mittleren Tabellenbereich mitspielen können, in guten Jahren auch mal die Champions League erreichen. Außerdem wünsche ich mir, dass sie noch stärker als das Sinfonieorchester der Metropolregion Rhein-Neckar wahrgenommen wird, getragen und finanziert von den Ländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie den Städten Mannheim und Ludwigshafen. Dabei soll sie für möglichst viele Menschen in der großen Region zwischen Mainz und Karlsruhe, Heidelberg und Trier ein selbstverständlicher Teil des Lebens sein. Und natürlich, wie jetzt gerade bei unserer Deutschland-Tour mit Elina Garanca, der Botschafter sein für die Region. TK: Welche Ressourcen bräuchten Sie, um Ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen?


Metropolregion

„Ich habe meine Wohnung im Hemshof und fühle mich hier wahnsinnig wohl! Ich finde, dass ich für meine Arbeit auch in der Stadt leben muss.“ (Michael Kaufmann)

MK: Wir bräuchten im Orchester ein paar Jokerstellen, um uns bei Bedarf in bestimmten Instrumentengruppen verstärken zu können. Wir bräuchten dringend drei Stellen mehr in der Verwaltung. Wir bräuchten eine halbe bis eine Dreiviertelmillion mehr, damit die Gehälter der Musiker und der Verwaltung perspektivisch nicht unser Konzert-Budget auffressen. Und wir sollten nicht wenig daran setzen, einen qualifizierten Nachfolger für Karl-Heinz Steffens als neuen Chefdirigenten zu finden. Unter diesen Rahmenbedingungen wäre es möglich, Qualität dauerhaft zu sichern. TK: Welche Rolle könnte bei der Qualitätssicherung Ihre Idee spielen, die Staatsphilharmonie und das Kurpfälzische Kammerorchester aus Mannheim – kurz KKO – zu einer Kooperation zu bewegen?

MK: Ich würde Ihrer Frage gerne zwei Fragen voranstellen, die man unbedingt diskutieren sollte, nämlich zum einen, wie unser Publikum in 15, 20 Jahren aussehen kann, und zum anderen, welchen Input wir in die Gesellschaft geben wollen. Also die Frage, inwieweit wir zumindest teilweise dazu beitragen können, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickelt. Ich denke, es ist ein Fehler zu glauben, man könnte die derzeit mehr als 110 Konzerte des KKO und die über 90 Konzerte der

Staatsphilharmonie einfach addieren, wenn man beide Klangkörper in einer Struktur zusammenbringen würde. Ist es denn realistisch anzunehmen, dass man in 15 oder 20 Jahren dann zusammen 210 Konzerte spielt? Oder wird es nicht eher so sein, dass man aufgrund einer sich verändernden Gesellschaft nur 150 Konzerte spielen kann, die dann aber auf einem derart hohen Niveau, dass die Menschen nicht zu anderen Anbietern nach Frankfurt, Stuttgart oder München fahren? Es geht also in erster Linie um die Frage, wie stelle ich Qualität dar – was natürlich in einem sinnvollen Verhältnis zur Quantität stehen muss: Wie viele Menschen kann beziehungsweise will ich erreichen? Wie sieht das Einzugsgebiet aus? Der zweite Punkt ist, dass man nach meiner Überzeugung eine gewisse Schwungmasse und Schwerkraft braucht, wenn man erfolgreich mit der Politik diskutieren will. Deshalb halte ich es für sinnvoll, dass sich die Staatsphilharmonie und das KKO – die ja beide mehr oder weniger im selben Bereich tätig sind – zusammentun, um in einer sinfonischen Einheit und einer Kammerorchesterformation zu agieren und sich aus einem Musikerpool zu speisen. Meine Idee ist ein Angebot für das eigene Bundesland aber auch auf die andere Rheinseite. Ich halte es für falsch, darüber nicht wenigstens zu diskutieren. TK: Nun wurde durch Ihr forsches Vorgehen aber schon ziemlich viel Porzellan zerschlagen, so dass das Verhältnis zum KKO schwierig ist – das ist zumindest mein Eindruck als Außenstehender.

lang aber auf wenig Interesse gestoßen. Zudem habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die maßgeblich für das KKO und für die Staatsphilharmonie sind und die meine Idee nicht so schlecht finden. Auch wenn ich nichts erzwingen kann, wenn ich nur zum Gespräch einladen kann, will ich mich nicht weiter im Kreis drehen und habe deshalb das Thema öffentlich gemacht. Das hat zu Irritationen beim KKO geführt, die wir, wenn man will, überwinden werden. TK: Die grundsätzliche Voraussetzung für eine Kooperation ist ja Vertrauen.

MK: Ganz bestimmt. Aber es wäre ein Fehler, so lange zu warten, bis die Finanznot so groß ist, dass man nicht anders kann als zu kooperieren. Es ist doch gescheiter, die Zukunft so zu gestalten, dass sie in einem Miteinander abläuft und nicht in einem möglicherweise feindlichen Gegeneinander, weil man an dieselben Geldtöpfe muss. TK: Herr Kaufmann, vielen Dank für das offene Gespräch. Eine Frage habe ich noch: Welches Buch steht noch ungelesen in Ihrem Schrank?

MK: (lacht lauthals und überlegt anschließend) Was ich sehr schade finde und mir selbst nicht verzeihe, ist, dass ich noch nicht den kompletten Schiller gelesen habe. TK: Na ja, das schaffen Sie. Wenn’s Shakespeare wäre, wäre es eine Herausforderung, aber Schiller hat ja nicht so viel geschrieben!.

MK: Ich habe seit 2014 Gespräche mit den Verantwortlichen des KKO geführt, bin bis11


Das besondere Konzert

Faszination Shakespeare:

ZEITLOSER AUFSCHREI UND ROMANTISCHER ZAUBER Ob „Lear“ oder „Sommernachtstraum“ - Shakespeares literarisches Erbe hat ihn unsterblich gemacht, auch in der Musik.

Im Sonderkonzert SHAKESPEARE 401 präsentiert die Staatsphilharmonie unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens mit Aribert Reimann und Felix Mendelssohn Bartholdy zwei völlig verschiedene musikalische Perspektiven auf William Shakespeare – ein dramaturgischer Geniestreich!

B Hansgünther Heyme

Karl-Heinz Steffens 14. Juli 2017 Mannheim, Rosengarten SONDERKONZERT SHAKESPEARE 401 Karl-Heinz Steffens, Dirigent Hansgünther Heyme, Sprecher Seam You, Sopran Angela Shin, Sopran Michael Nagy, Bariton Damen des Beethovenchor Ludwigshafen Aribert Reimann Fragmente aus „Lear“ für Bariton und Orchester Felix Mendelssohn Bartholdy Ein Sommernachtstraum op. 21  und 61

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lechbläser und Schlagwerk sind stark besetzt in Aribert Reimanns „Lear“. Es gibt auch Momente lyrischer Schärfentiefe, aber wenn es um den verlassenen und gedemütigten König geht, hat Reimann vor allem Musik des Aufschreis komponiert. Über 30 Neuinszenierungen hat es seit der Uraufführung 1978 in München mit Dietrich Fischer-Dieskau in der Titelrolle gegeben. Eine davon – am Nationaltheater Mannheim – erregte 1981 Aufsehen. Giuseppe Verdi war an der selbst gesetzten Aufgabe gescheitert, eine „Lear“-Oper zu komponieren. Reimann hat es geschafft, mit riesigem orchestralem Aufwand und hohen Anforderungen an die Gesangssolisten. König Lear setzt das Drama mit einer fatalen Entscheidung in Gang. Er teilt sein Reich auf seine Töchter auf, ohne zu ahnen, dass zwei von ihnen samt entsprechenden Ehemännern nur auf Macht und Geld spekulieren. Der alte Vater ist für sie nur noch ein Klotz am Bein, immer brutaler demütigen sie ihn. Dennoch existiert – bei Shakespeare wie bei Reimann – auch im finstersten Hass eine unzerstörbare Liebe, auch wenn die nicht zu einem glücklichen Ende führt. „Lear“ ist ein extremes Stück und verlangt eine besondere Klangsprache. Aribert Reimann hat exzessiv expressiv komponiert. Musik, die das Ohr in ihren Details kaum noch erfassen kann. Da gibt es zum Beispiel einen 48-tönigen Streichercluster, der sich langsam aufbaut, zwei Halbtöne tiefer wandert und sich wieder auflöst. Die Wirkung ist überwältigend. Aribert Reimann hat die dunkel glühende Seele dieses grandiosen Theatertextes erspürt. Seine Oper ist ein Manifest der Menschlichkeit und zugleich überlebensgroß, eine Tragödie des Scheiterns, die in jeder Generation neu gelesen werden kann, die Zeitbezüge ermöglicht und über sie hinaus weist. So wie es Shakespeares Stücke ebenfalls tun.

Ein Sommernachtstraum gehört zu den meistaufgeführten Werken des Dramatikers. Auch wenn es hier ein scheinbar glückliches Ende gibt, hat auch dieses Stück sehr dunkle Seiten. Jugendliche Stadtmenschen werden im Zauberwald mit ihren unbeherrschten Trieben konfrontiert. Elfen verdrehen ihnen die Sinne, lassen Paare auseinanderbrechen und neue entstehen. Einen Handwerker verwandeln die Geisterwesen sogar in einen Esel und machen ihn zum Gespielen einer ebenfalls verhexten Elfenkönigin. Durch die Übersetzung der Romantiker August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck wurde der „Sommernachtstraum“ Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland populär. Auch der damals 17-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy las das Stück und komponierte 1826 unter diesem Eindruck spontan seine berühmte Ouvertüre. Heute wird die Bühnenmusik nur noch selten im Zusammenhang mit einer Theaterinszenierung gespielt. Bei den Salzburger Festspielen 2013 gab es einen Versuch, der bewies, dass Mendelssohns romantische Klänge auch mit einer heutigen Sichtweise des Stücks zusammengehen können. Gerade weil sie der Lust am Schönen, der schwärmerischen Naivität des 19. Jahrhunderts entspringen. Mendelssohns Musik steht für eine Sphäre, die heute zu verschwinden droht. Und ist gerade deshalb Antithese und Ergänzung zu Aribert Reimanns wuchtigem „Lear“. Text: Stefan Keim


Das besondere Konzert

Ein Rezept gegen die Frühjahrsmüdigkeit:

MOZART, MAHLER UND SCHOSTAKOWITSCH IN HEIDELBERG Christian Reif und Antonello Manacorda dirigieren die beiden Konzerte, die die Staatsphilharmonie nach Heidelberg führen

Nicht den zweiten, sondern ihren ersten Frühling erlebt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz am 6. April 2017 in Heidelberg: Um 19:30 Uhr eröffnet das Sinfonieorchester der Metropolregion Rhein-Neckar den Programmschwerpunkt neuland.lied im Rahmen des 21. Heidelberger Frühling und feiert damit ihre Premiere bei dem renommierten internationalen Musikfestival. Außerdem findet am 5.  Mai 2017 das 2. Heidelberger Meisterkonzert statt.

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s steht in diesem Jahr unter dem Leitgedanken „In der Fremde“ und thematisiert ein zentrales Motiv der Aufklärung: die allen Menschen gemeinsame, existenzielle Erfahrung von Fremdheit in der Begegnung mit dem Anderen, wie sie immer wieder neu zur Toleranz herausfordert.

Stadthalle. Das Programm eröffnet Dmitri Schostakowitschs energiegeladenes Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 in Es-Dur, op. 107 mit dem Solisten Maximilian Hornung. Der Preisträger beim ARD-Musikwettbewerb stellt sich einem ausgesprochen virtuosen Konzert. Es pendelt zwischen robuster Volkstümlichkeit und märchenhafter Lieblichkeit, zwischen Tanz und Lied, Kammer- und Orchestermusik, zwischen gelöstem Frohsinn und zuweilen beklemmender Verhaltenheit. Schostakowitsch hatte das Konzert nach einer jahrelangen Kompositionsblockade im Sommer 1959 unter dem Eindruck des politischen Tauwetters in der Sowjetunion geschrieben. Es war einem seiner engsten Freunde gewidmet, dem russischen Cellisten Mstislaw Rostropovich.

Die Staatsphilharmonie greift diese Idee im Eröffnungskonzert mit der Musik zweier Komponisten auf, denen das Gefühl, fremd in der Welt zu sein, oft in ihrem Leben widerfahren sein muss: Wolfgang Amadé Mozart, der seit seiner Kindheit ein Drittel seines Lebens auf Reisen quer durch Europa verbracht hatte und sich als 28-Jähriger den von der Aufklärung beeinflussten Freimaurern anschloss; und Gustav Mahler, der immer wieder tiefe psychische und physische Krisen durchlitt und wegen seiner Herkunft aus einer jüdischen Familie Am Ende steht Gustav Mahlers fast einstündige 1. Sinfozum Opfer zahlreicher antisemitischer Pressekampa- nie in D-Dur. Nach vierjähriger Entstehungszeit wurde gnen wurde. Aus dem Œuvre der beiden Musiker bringt sie zunächst für die Premiere in Budapest 1889 als die Deutsche Staatsphilharmonie zwei Superlative zu „Sinfonische Dichtung“ angekündigt; zeitweise versah Gehör: zunächst Mozarts „Jupiter-Sinfonie“ Nr.  41 in der Komponist sie in Anlehnung an Jean Pauls gleichC-Dur, KV  551, dann Mahlers Lied von der Erde. namigen Roman auch mit dem Titel „Titan“. Geblieben ist eine Sinfonie, die bereits vieles von dem beinhaltet, Durch das facettenreiche Programm führt der junge was Mahlers Musik bis in die Gegenwart unverwechselDirigent Christian Reif, ein großer Hoffnungsträger seibar machen sollte: Pastorale Anspielungen stehen im ner Generation, der nicht umsonst von Michael Tilson Kontrast zu schweren Bläserchorälen, triumphale JagdThomas (Chefdirigent des San Francisco Orchestras) hornrufe finden sich genauso wie spritzige Tänzeleien, protegiert wird; Solisten des Abends sind der britische düstere Trauermarsch-Passagen oder bekannte KanonTenor Toby Spence sowie die amerikanische MezzosoMelodien – eine Collage aus Klang, die irisierender pranistin Michelle DeYoung, die für ihre Einspielung kaum ausfallen könnte. Spätestens der finale Durchvon Mahlers Kindertotenliedern und der dritten Sinfobruch vertreibt das letzte bisschen Frühjahrsmüdignie mit dem Grammy Award ausgezeichnet wurde. keit. Text: Carolin Krahn Noch im  Frühling 2017 ist die Staatsphilharmonie zum zweiten Mal zu Gast in Heidelberg, nun unter der Leitung von Antonello Manacorda, dem Chefdirigenten der Kammerakademie Potsdam: Am 5. Mai 2017 beginnt um 19:30 Uhr das zweite Meisterkonzert in der

6. April 2017 Heidelberg, Stadthalle AUFTAKTKONZERT „NEULAND.LIED“ IM RAHMEN DES 21. HEIDELBERGER FRÜHLINGS Christian Reif, Dirigent Michelle de Young, Mezzosopran Toby Spence, Tenor Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 41 C-Dur, KV 551 „Jupiter-Sinfonie“ Gustav Mahler Das Lied von der Erde 5. Mai 2017 Heidelberg, Stadthalle 2. HEIDELBERGER MEISTERKONZERT Antonello Manacorda, Dirigent Maximilian Hornung, Violoncello Dmitri Schostakowitsch, Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1  Es-Dur, op. 107 Gustav Mahler Sinfonie Nr. 1  D-Dur

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Konzertkalender

TERMINE APRIL BIS JULI 2017

DO Ä 6. APRIL 2017 Ä 19:30 Heidelberg, Stadthalle AUFTAKTKONZERT „Neuland.Lied“ im Rahmen des 21. Heidelberger Frühlings Christian Reif, Dirigent Michelle de Young, Bariton/ Mezzosopran Toby Spence, Tenor Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 41 C-Dur, KV 551 „Jupiter-Sinfonie“ Gustav Mahler Das Lied von der Erde FR Ä 7. APRIL 2017 Ä 19:30 SA Ä 8. APRIL 2017 Ä 19:30 Ludwigshafen, Theatersaal im Pfalzbau BALLET MANINYAS – TAPESTRY – VELOCITY HOUSTON BALLET Simon Hewett, Dirigent Stanton Welch, Choreografie

SO Ä 23. APRIL 2017 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie

SA Ä 27. MAI 2017 Ä 20:00 Speyer, Kaiserdom

SONDERKONZERT SO UM FÜNF FÜR ARIBERT REIMANN Katharina Ruckgaber, Sopran Frank Dupree, Klavier Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

KATHEDRALKLÄNGE: BRUCKNER IN DEN DOMEN VIII Karl-Heinz Steffens, Dirigent Markus Eichenlaub, Domorganist

Clara Schumann Sechs Lieder, op. 13 Johannes Brahms 5 Ophelia Lieder (in der Fassung Aribert Reimanns) Felix Mendelssohn Bartholdy ... oder soll es Tod bedeuten? (in der Fassung Aribert Reimanns und von ihm „eingeschobenen“ lntermezzi für Streichquartett nach Gedichten von Heinrich Heine) Felix Mendelssohn Bartholdy Leise zieht durch mein Gemüt op. 19 a Robert Schumann Quintett Es-Dur für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier, op. 44 FR Ä 28. APRIL 2017 Ä 19:30 Mainz, Rheingoldhalle 4. MAINZER MEISTERKONZERT George Pehlivanian, Dirigent Stapan Rostomyan Sinfonie Nr. 3 Aram Khatschaturjan Spartacus Suite, zusammengestellt von George Pehlivanian Modest Mussorgski Bilder einer Ausstellung, orchestriert von Maurice Ravel

Maurice Duruflé, Prélude, Adagio et Choral varié sur le Veni Creator op. 4 Anton Bruckner Sinfonie Nr. 1 c-Moll (WAB 101) Arabella Steinbacher

DO Ä 11. MAI 2017 Ä 20:00 Neustadt an der Weinstraße, Saalbau SA Ä 13. MAI 2017 Ä 19:30 Mainz, Rheingoldhalle 5. MAINZER MEISTERKONZERT SO Ä 14. MAI 2017 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau 4. PHILHARMONISCHES KONZERT Eugene Tzigane, Dirigent Arabella Steinbacher, Violine Antonín Dvořák Die Mittagshexe op. 108, Sinfonische Dichtung Max Bruch Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-Moll, op. 26 Johannes Brahms Klavierquartett op. 25, bearbeitet von Arnold Schönberg SO Ä 14. MAI 2017 Ä 11:00 MO Ä 15. MAI 2017 Ä 9:30 Ä 11:00 DI Ä 16. MAI 2017 Ä 9:30 Ä 11:00 Ludwigshafen, Philharmonie 3. KIKO KINDERKONZERT „Die Geschichte vom kleinen Onkel“ Eine Kooperation mit dem Kinderund Jugendtheater Speyer Für alle Menschen ab 4 Jahren.

Frank Dupree

FR Ä 21. APRIL 2017 Ä 20:00 Kaiserslautern, Fruchthalle SA Ä 22. APRIL 2017 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau 3. PHILHARMONISCHES KONZERT Alejo Pérez, Dirigent Frank Dupree, Klavier Aribert Reimann Sieben Fragmente für Orchester in memoriam Robert Schumann Edward Grieg Konzert für Klavier und Orchester a-Moll, op. 16 Ernest Chausson Sinfonie Nr. 1 B-Dur, op. 20 Das Konzert am 21. April wird von SWR2, dem Kulturkanal des Südwestrundfunks, aufgezeichnet.

SO Ä 21. MAI 2017 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie Maximilian Hornung

FR Ä 5. MAI 2017 Ä 19:30 Heidelberg, Stadthalle 2. HEIDELBERGER MEISTERKONZERT Antonello Manacorda, Dirigent Maximilian Hornung, Violoncello Dmitri Schostakowitsch Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur, op. 107 Gustav Mahler Sinfonie Nr. 1 D-Dur

SO UM 5 – Kammermusik Sonntags um 5 „KLANGVOLLE RHYTHMEN“ Chiarina Quartett als Gast: Simon Bernstein, Marimba und Schlagzeug Felix Mendelssohn Bartholdy Streichquartett Nr. 2 a-Moll, op. 13 Ney Rosauro Konzert für Marimba Nr. 1 Pavel Haas Streichquartett Nr. 2 „Von den Affenbergen“ FR Ä 26. MAI 2017 Ä 20:00 Worms, Wormser Dom KATHEDRALKLÄNGE: BRUCKNER IN DEN DOMEN VII Karl-Heinz Steffens, Dirigent Dan Zerfaß, Orgel César Franck Grande pièce symphonique op. 17, FWV 29 Anton Bruckner Sinfonie Nr. 5 B-Dur (WAB 105)

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MI Ä 31. MAI 2017 Ä 20:00 Mannheim, Capitol LIFE IS A CABARET! Höhepunkte aus Musical und Film Ernst Theis, Dirigent Solisten des CAPITOL-Ensemble (In Kooperation mit dem Capitol Mannheim) FR Ä 9. JUNI 2017 Ä 19:30 Mannheim, Rosengarten, Musensaal 5. MANNHEIMER MEISTERKONZERT CHORKONZERT Domingo Hindoyan, Dirigent Jennifer Johnston, Mezzosopran Männer des Beethovenchors Ludwigshafen Ensemble Vocapella Limburg Johannes Brahms Schicksalslied für Chor und Orchester op. 54  Ä Rhapsodie für eine Altstimme, Männerchor und Orchester op. 53  Ä Sinfonie Nr. 4 e-Moll, op. 98 SA Ä 10. JUNI 2017 Ä 16:00 Ludwigshafen, Kulturzentrum dasHaus AD.AGIO: BEGEGNUNG DER KULTUREN Telemann, Vivaldi und die türkische Kunstmusik Verein für türkische Kunstmusik Ludwigshafen Andrea Apostoli, Konzept und Leitung SO Ä 11. JUNI 2017 Ä 9:30 SO Ä 11. JUNI 2017 Ä 11:00 Ludwigshafen, Kulturzentrum dasHaus KRABBELKONZERT Andera Apostoli, Konzept und Leitung


Konzertkalender

ORCHESTERGIPFEL RHEINLAND-PFALZ SO Ä 11. JUNI 2017 Ä 19:30 Mainz, Rheingoldhalle ORCHESTERGIPFEL RHEINLAND-PFALZ Frank Dupree, Dirigent und Pianist Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur, op. 19 Im Rahmen des Orchestergipfels ist die Staatsphilharmonie außerdem mit zwei Kammermusik-Ensembles und einem Krabbelkonzert vertreten. SO Ä 18. JUNI 2017 Ä 18:00 Mannheim, Capitol CONNECT IT! „LIKE A BIRD“ Frank Dupree, Dirigent und Klavier Olivia Trummer Duo

MUSIKFEST SPEYER 29. JUNI – 2. JULI 2017

REFORMATION/MENDELSSOHN

DO Ä 29. JUNI 2017 Ä 19:30

SA Ä 1. JULI 2017 Ä 15:00

Speyer, Gedächtniskirche

Speyer, Im historischen Ratssaal

Eröffnungskonzert Karl-Heinz Steffens, Dirigent Andreas Brantelid, Violoncello

Musikalische Lesung.

Giacomo Meyerbeer Ouvertüre zu „Les Huguenots“ Edward Elgar Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll, op. 85 Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 5 d-Moll, op. 107 „Reformationssinfonie“ FR Ä 30. JUNI 2017 Ä 15:00 SO Ä 2. JULI 2017 Ä 15:00

Arthur Honegger Pastorale d’été, Sinfonische Dichtung Einojuhani Rautavaara Cantus Arcticus Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur, op. 19 Jazz-Songs

Speyer, Kinder- und Jugendtheater

SO Ä 18. JUNI 2017 Ä 11:00

Eine Koproduktion des Kinderund Jugendtheaters Speyer mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

MO Ä 19. JUNI 2017 Ä 9:30 Ä 11:00 DI Ä 20. JUNI 2017 Ä 9:30 Ä 11:00 Ludwigshafen, Philharmonie 4. KIKO KINDERKONZERT Märchenstunde mit Franz Schubert Christin-Maria Rupp, Erzählerin Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz Für alle Menschen ab 5 Jahren. SO Ä 25. JUNI 2017 Ä 18:00 Eintritt frei · Ludwigshafen, Stadtfest, Platz der Deutschen Einheit SPARKASSEN OPEN AIR LIFE IS A CABARET! Höhepunkte aus Musical und Film Ernst Theis, Dirigent Solisten des CAPITOL-Ensemble (In Kooperation mit dem Capitol Mannheim) FR Ä 14. JULI 2017 Ä 19:30 Mannheim, Rosengarten, Musensaal SONDERKONZERT Shakespeare 401

Puck erzählt seinen Sommernachtstraum Matthias Folz, Regie Kevin Herbertz, Puck Mitglieder der DeutschenStaatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

FR Ä 30. JUNI 2017 Ä 19:30

Speyer, Open Air im Rathausinnenhof Serenade I Felix Mendelssohn Bartholdy Notturno C-Dur, op. 24, Urfassung für 10 Bläser Carl Maria von Weber Harmoniemusik nach der Oper „Der Freischütz” für zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner, zwei Fagotte, Kontrafagott und zwei Trompeten Felix Mendelssohn Bartholdy Oktett Es-Dur für vier Violinen, zwei Violen und zwei Violoncelli, op. 20

Mit freundlicher Unterstützung der

SA Ä 1. JULI 2017 Ä 19:30

Speyer, Open Air im Rathausinnenhof Serenade II Karl-Heinz Steffens, Dirigent Nikolaus Boewer, Violine Katharina Ruckgaber, Sopran Matthias Klink, Tenor N.N., Bass Antonio Vivaldi „Die vier Jahreszeiten“ op. 8: Frühling und Sommer Johann Sebastian Bach Schweigt stille, plaudert nicht (Kaffeekantate) BWV 211 Antonio Vivaldi „Die vier Jahreszeiten“ op. 8: Herbst und Winter SO Ä 2. JULI 2017 Ä 11:00

Speyer, Alter Stadtsaal Kammermusik-Matinee Der Salon der Rahel Varnhagen – Geselligkeit und Emanzipation Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz Werke von Mendelssohn Bartholdy, Schumann und anderen Romantikern SO Ä 2. JULI 2017 Ä 18:00

Speyer, Gedächtniskirche Schlusskonzert Karl-Heinz Steffens, Dirigent Tianwa Yang, Violine Katharina Ruckgaber, Sopran Sophie Klußmann, Sopran Matthias Klink, Tenor Domchöre Speyer Felix Mendelssohn Bartholdy Konzert für Violine und Orchester e-Moll, op. 64 Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 2 B-Dur „Lobgesang“

Frank Dupree

WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE FR Ä 7. JULI 2017 Ä 20:00 Weilburg, Schloss WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE I Frank Dupree, Dirigent und Klavier Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre zu „Così fan tutte“ KV 588  Ä Konzert für Klavier und Orchester Nr. 9 Es-Dur, KV 271 „Jeunehomme“ George Gershwin Rhapsody in Blue für Klavier und Orchester, bearbeitet von Ferde Grofé Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 31 D-Dur, KV 297 „Pariser“ George Gershwin Porgy and Bess, A Symphonic Picture (arr. von Robert Russell Bennett) SA Ä 8. JULI 2017 Ä 20:00 Weilburg, Schloss WEILBURGER SCHLOSSKONZERTE II Frank Dupree, Dirigent Arabella Steinbacher, Violine Peter Iljitsch Tschaikowsky Romeo und Julia, FantasieOuvertüre nach Shakespeare Camille Saint-Saëns Havanaise E-Dur für Violine und Orchester op. 83 Maurice Ravel Tzigane – Rhapsodie für Violine und Orchester Pablo de Sarasate „Zigeunerweisen“ op. 20 Sergej Rachmaninow Capriccio bohémien op. 12

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Hansgünther Heyme, Sprecher Seam You, Sopran Angela Shin, Sopran Michael Nagy, Bariton Damen des Beethovenchor Ludwigshafen Aribert Reimann Fragmente aus „Lear“ für Bariton und Orchester Felix Mendelssohn Bartholdy Ein Sommernachtstraum op. 21 und 61 15


Neuigkeiten und Meldungen

SINGENDE SÄGE IM WALD Staatsphilharmonie spielt Filmmusik für neuen Ludwigshafen „Tatort“ ein Wieder ein Ludwigshafener „Tatort“, der nicht in Ludwigshafen gedreht wird. Doch immerhin kommt die Filmmusik für die nächste Krimi-Folge aus dieser Stadt: Die Deutsche Staatsphilharmonie RheinlandPfalz spielt die Klänge zu Lena Odenthals neuestem Fall im März und April ein. Zwecks Fortbildung ist das Ludwigshafener Ermittlungsteam in ein einsam gelegenes Schwarzwald-Hotel gefahren. Doch mit der Zeit stellt sich heraus, dass dort womöglich ein Mord vertuscht werden soll. Davon handelt die Geschichte des nächsten Ludwigshafener „Tatort“ mit dem Arbeitstitel „Waldlust“. Das Besondere: Die Filmmusik-Komponistin Martina Eisenreich wird speziell für diese Produktion eine viersätzige „Tatort“-Sinfonie komponieren. Eingespielt wird sie von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Die Aufnahmen in der Ludwigshafener Philharmonie werden an einzelnen Terminen im März und April stattfinden [...]. Fest steht bereits, dass es eine spannende Instrumentierung geben wird: Neben den üblichen Streich- und Blasinstrumenten werden eine Harfe, ein Cembalo und eine Singende Säge spielen [...]. Quelle: Rheinpfalz, Rebekka Sambale

„CATCH THE TRAM“ Seit Dezember ist unsere Staatsphilharmonie-Straßenbahn unterwegs durch die Metropolregion. Mit den musikalischen Highlights der Saison ist sie ein wahrer Blickfang. Haben Sie das Schmuckstück schon gesehen? Nein? Dann fahren Sie doch mal wieder Straßenbahn – am besten zu einem unserer Konzerte! Denn hier gilt das Ticket zum Konzert gleichzeitig als Fahrkarte im ÖPNV!

ULRIKE POSCH ist seit Januar im Sekretariat der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz tätig und unterstützt Intendant Prof. Michael Kaufmann als Assistentin. Sie kommt aus der Nähe von Berlin, studierte Volkskunde, Kulturgeschichte sowie Kulturanthropologie in Jena, Turku (Finnland) und Hamburg, wo sie 2016 auch ihren Master of Arts abgelegt hat. Schon früh wurde das Interesse nicht nur im privaten, sondern auch beruflichen

IMPRESSUM Herausgeber V.i.S.d.P.: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Heinigstraße 40 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 - 599090 Telefax 0621 - 5990950 info@staatsphilharmonie.de www.staatsphilharmonie.de

Redaktion: Prof. Michael Kaufmann, Judith Schor, Vanessa Stojanovic Originalbeiträge: Prof. Michael Kaufmann, Judith Schor, Vanessa Stojanovic, Prof. Dr. Matthias Henke, Stefan Keim, Guido Fischer, Jürgen Ostmann, Gert Deppe, Carolin Krahn, Eric Trümpler Gestaltung: DesignKultur, Wiesbaden Druck: Chroma Druck & Verlag GmbH

Intendant: Prof. Michael Kaufmann

Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten.

Generalmusikdirektor: Karl-Heinz Steffens

Dieses Magazin ist auf FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt und umweltfreundlich hergestellt worden

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Fotos: S. 1 Karl-Hein Steffens © Ulrich Oberst, Mendelssohn Aquarell von James Warren Childe © Wikipedia (auch S.5) S. 2: Deutsche Staatsphilharmonie © Stefan Wildhirt (auch S. 3), Michael Kaufmann © Hardy Müller S. 3: Svenja Fricke © Julia Okon, Die Väter der Protestation © Stadt Speyer (auch S.  4), Frank Dupree  ©  Christoph Daeppen (auch S. 15)„Chandos-Porträt“ William Shakespeare, John Taylor © Wikipedia (auch S. 12), Heidelberg © Smileys Fotolia, S.5: Felix Mendelssohn Bartholdy, Aquarell von James Warren Childe © Wikipedia S.6+7: Frank Dupree (beides)  ©  Sebastian Heck S.  8: Houston Ballet beides © Amitava Sarkar, Courtesy of Houston Ballet; Simon Hewett © Penny Bradfield, Stanton Welch © Pam Francis S.  9: Capitol  ©  Capitol Mannheim, Staatsphilharmonie im Capitol © Ulrich Oberst S. 10+11: Hemshof © Foto:Studio Ludwigshafen; Metropolregion-Interview beides © Judith Schor S. 12: Hansgünther Heyme © staats-

Bereich für Kunst, Kultur und Musik geweckt: In verschiedenen Praktika und Nebenjobs war sie im Theater- und Museumsbereich tätig und lernte so auch die hiesige (Kultur-)Region kennen. Sie freut sich sehr, dem Team der Staatsphilharmonie zur Seite zu stehen und verschiedene Konzert- und Projektveranstaltungen zu betreuen.

theater.karlsruhe.de, Karl-Heinz Steffens © Benno Hunziker S. 13: Maximilian Hornung © Felix Broede, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz © Stefan Wildhirt, Antonello Manacorda © Nikolaj Lund S. 14+15: Frank Dupree © privat, Maximilian Hornung © Felix Broede, Arabella Steinbacher © Peter Rigaud, Franz Schubert © Public Domain, Hansgünther Heyme © staatstheater.karlsruhe.de, S. 16: Ulrike Posch © Julia Okon, Straßenbahn © Vanessa Stojanovic S. 17: Svenja Fricke und Vanessa Stojanovic © Julia Okon, Katharina Ruckgaber © Mark Noormann, Chiarina Quartett © Chiarina Quartett, Team © Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Carl Vilhelm Holsøe (1863-1935)„Reflections“ © Privat S. 18: Staatsphilharmonie © Ulrich Oberst S. 19: Studioaufnahmen © Staatsphilharmonie S.  20: Anton Bruckner  ©  Huber Wien 1895, Worms Domansicht (beides) © Stadt Worms S. 21: Spielort Mainz © Stadt Mainz, George Pehlivanina © musi-

caglotz.com, Arabella Steinbache © Peter Rigaud, Eugene Tzigane © Lisa-Marie Mazzucco S. 22: Szenenfoto © Villa Musica S. 23: „Mlle Hélène Glavany und Mr Levett in türkischen Kostümen“ © Jean-Étienne Liotard S. 25: HK Gruber © Frank Vinken, Bernd Alois Zimmermann © Staatsoper Hannover, Ralph Vaughan Williams © gemeinfrei, Benjamin Britten © Public Domain, Arnold Schönberg © Public Domain, Luciano Berio © Corbis, Igor Strawinsky © Public Domain, Erwin Schulhoff © wikipedia  S. 26+27: Isle of Capri © Peter Maurice Music Co Ltd Wir danken den Künstlern und Künstleragenturen für die freundliche Unterstützung bei der Bildbeschaffung. Urheber, die nicht zu ermitteln oder zu erreichen waren, werden zwecks nachträglicher Rechteabgeltung um Nachricht gebeten.


Neuigkeiten und Meldungen

SO UM 5

SONDERKONZERT: KLANGVOLLE FÜR ARIBERT REIMANN RHYTHMEN Aribert Reimann, dem die Staatsphilharmonie das Komponistenportrait widmet, ist einer der wichtigsten Komponisten unserer Zeit. Ihm gilt das Sonderkonzert in der Reihe SO UM 5. Weiterhin dürfen Sie sich auf zwei fantastische Nachwuchstalente freuen: Frank Dupree, Artist in Residence der Staatsphilharmonie und die glänzende Katharina Ruckgaber. SO Ä 23. APRIL 2017 Ä 17:00 Ludwigshafen Philharmonie SONDERKONZERT FÜR ARIBERT REIMANN Katharina Ruckgaber, Sopran Frank Dupree, Klavier Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie RheinlandPfalz

Für VANESSA STOJANOVIC stand es nach dem Bachelorstudium in den Fächern Musikwissenschaften und Europäische Kunstgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg sowie dem Masterstudium im Bereich Musikjournalismus an der Hochschule für Musik in Karlsruhe fest wie es weiter gehen soll: nach einigen multimedialen Praktika ist sie nun seit Oktober 2016 als Trainee im Hause der Staatsphilharmonie tätig und kann hier ihren großen Interessen, Musik und Journalismus, nachgehen.

Chiarina Quartett

SVENJA FRICKE arbeitet seit November 2016 als Trainee in der Orchesterdisposition der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Während des Bachelorstudiums des Kunstund Kulturmanagements in Karlsruhe kam sie durch ein Praktikum beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg das erste Mal mit dem Orchestermanagement in Berührung. Jetzt freut sie sich, nach Beendigung ihres Masterstudiums der Musik und Performance in Bayreuth wieder bei einem spannenden und vielseitigen Orchester zu arbeiten.

Katharina Ruckgaber

Kammermusik sonntags um fünf

Clara Schumann Sechs Lieder,  op. 13 Johannes Brahms 5 Ophelia Lieder (in der Fassung Aribert Reimanns) Felix Mendelssohn Bartholdy ...oder soll es Tod bedeuten? (in der Fassung Aribert Reimanns und von ihm „eingeschobenen“ lntermezzi für Streichquartett nach Gedichten von Heinrich Heine) Ä Leise zieht durch mein Gemüt op. 19 A Robert Schumann Quintett Es-Dur für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier, op. 44

Für dieses Konzert schließt sich das Chiarina Quartett mit Simon Bernstein, dem Solopauker der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, zusammen. Im Konzert für Marimba von Ney Rosauro begleiten die Streicher das Marimbaphon. Im letzten Satz des 2. Streichquartetts von Pavel Haas unterstreicht das Schlagzeug den tänzerischen, jazzigen Charakter des Werks. Davor erklingt Mendelssohns Streichquartett a-moll, op. 13, das der 18-jährige nach dem Tod Beethovens komponierte und in dem er den verehrten Komponisten mit versteckten Zitaten würdigte.

Das SO UM 5-Team (v.l.n.r.): Petra Fluhr, Antonia Zimmermann, Bernd Mallasch, Anne Scheffel, Konstantin Bosch und Hildegard Boots

e skaffe ung g a t n hr on Mit S nzer teinfü o und K

SO Ä 21. MAI 2017 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie „KLANGVOLLE RHYTHMEN“ Chiarina Quartett: Johanna Lastein, Felicitas Laxa, Violinen; Stella Sykora-Nawri, Viola; Rut Bantay, Violoncello; Simon Bernstein, Marimba, Schlagzeug Felix Mendelssohn Bartholdy Streichquartett Nr. 2 a-Moll, op. 13 Ney Rosauro Konzert für Marimba Nr. 1 Pavel Haas Streichquartett Nr. 2 „Von den Affenbergen“

Einlass und Kasse zu den SO UM 5Konzerten ist jeweils ab 16:00 Uhr. Zu jedem Konzertfindet um 16:30 Uhr im Foyer eine Einführung von Dr. Nicole Vollweiler statt. Saaleinlass erfolgt 10 Minuten vor Konzertbeginn.

Carl Vilhelm Holsøe (1863 – 1935): „Reflections“, Privatbesitz

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Extra

Bestes Konzertprogramm

AUSGEZEICHNET, STAATSPHILHARMONIE! Als Sinfonieorchester der Metropolregion bringt die Staatsphilharmonie sinfonische Konzerte auf höchstem Niveau zu den Menschen – für das „Beste Programm“ wurde sie nun vom DMV ausgezeichnet

Der Preis für das „Beste Konzertprogramm der Saison“, ausgelobt vom Deutschen MusikverBESTES KONZERTPROGR AMM SAISON 2016/2017

legerverband (DMV), geht in diesem Jahr an die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Damit würdigt der Verband sowohl die herausragende Qualität des Konzertangebots als auch die besondere Kreativität und Vielfalt, wobei die Berücksichtigung zeitgenössischer Musik ebenso eine Rolle spielt wie Werke mit ungewöhnlicher Besetzung oder die Einbeziehung junger Künstler.

Die Verleihung des Preises findet im Rahmen des 4. Mannheimer ORCHESTER Meisterkonzerts DES am 11.JAHRES März 2017 in Mannheim, statt. 11. März 2017 Mannheim, Rosengarten 4. MANNHEIMER MEISTERKONZERT Karl-Heinz Steffens, Dirigent Katharina Ruckgaber, Sopran Aribert Reimann Hölderlin-Fragmente für Sopran und Orchester Gustav Mahler Sinfonie Nr. 5 cis-Moll

M

it großer Freude nahmen das Orchester, Intendant Prof. Michael Kaufmann und Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens die Nachricht des DMV entgegen. In der Begründung weist die Jury des DMV besonders auf die stilistische Vielfalt des Konzertspielplans hin und lobt das programmatische Gesamtkonzept der Staatsphilharmonie, das der sinfonischen Musik der Moderne des 20. Jahrhunderts und der Gegenwartsmusik einen besonderen Stellenwert einräume. Vor allem die instruktive Gegenüberstellung von Musik aus Klassik, Romantik und Moderne mache deutlich, dass es der Staatsphilharmonie bei der Zusammenstellung ihrer Konzertprogramme wesentlich darum gehe, die Musik der vergangenen Jahrhunderte und der Gegenwart nicht nur als individuelle, isolierte Tonschöpfungen vorzustellen, sondern sie in ihrer musik- und gesellschaftsgeschichtlichen Relevanz erfahrbar zu machen. Für Prof. Michael Kaufmann stellt die Auszeichnung eine bedeutende Bestätigung für den seit der Spielzeit 2012/2013 eingeschlagenen Weg dar, die Leistungsfähigkeit des Orchesters mit neuen Konzertformaten für möglichst weite Teile der Bevölkerung auch erlebbar zu machen. Unabhängig vom Lebensalter und ungeachtet der sozialen und geographischen Herkunft soll die Staatsphilharmonie ein Lebensbegleiter sein, bietet sie durch Projekte der Musikvermittlung und durch Kooperationen mit Musikhochschulen ein breites Angebot der Nachwuchsförderung für künftige Musiker und das künftige Konzertpublikum. Bilden die eigenen Konzertformate in der Metropolregion RheinNeckar zunehmend ein eigenständiges Profil, so trägt das Orchester von Mainz bis Karlsruhe und von Heidelberg bis Zweibrücken zu den Angeboten sinfonischer Musik bei.

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Prof. Michael Kaufmann bestärkt das Urteil der Jury in seinem Engagement: „Wir sind sehr glücklich, dass unsere wieder mit Leidenschaft gestaltete Saison durch den Deutschen Musikverleger-Verband als Bestes Konzertprogramm ausgezeichnet und damit auch das ganz besondere Profil der Staatsphilharmonie gewürdigt wird. Stellte die Auszeichnung Orchester des Jahres durch den ECHO Klassik 2015 die große künstlerische Qualität des Orchesters in der Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Steffens heraus, dürfen wir uns nun über die Anerkennung unserer programmatischen Ausrichtung und Strategie freuen. Ich bin vielen Künstlern und dem Publikum sehr dankbar, dass sie mit uns diesen besonderen Weg eines breit gefächerten Angebots gehen und unsere Neugier teilen und sich damit gemeinsam mit uns für eine lebendige Zukunft kultureller Angebote engagieren.“ Laut Jury verfolge die Staatsphilharmonie mit ihrem Programmkonzept konsequent die Idee einer integralen Musikvermittlung. So ermöglichten Themenschwerpunkte wie MODERN TIMES, REBELLION IM QUADRAT, KLASSIK IM CAPITOL, oder KATHEDRALKLÄNGE sowie Sonderformate wie Shakespeare 401 dem Publikum, bestimmte Aspekte musikstilistischer und musikgeschichtlicher Entwicklungen besser einzuordnen. Viele weitere Konzertangebote, wie Sonderkonzerte, Kinderkonzerte und Konzerte mit Nachwuchskünstlern ergänzen das reichhaltige Programm der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, das nach Auffassung der Jury des DMV in dieser Vielfalt, Attraktivität und der Schlüssigkeit des Programmkonzepts das am überzeugendste in der Spielzeit 2016/2017 ist. Text: Judith Schor


Extra

DAS „BESTE ORCHESTER“ NICHT NUR IN DEN KONZERTSÄLEN DER METROPOLREGION, SONDERN AUCH FÜR ZU HAUSE

BESTES KONZERTPROGR AMM SAISON 2016/2017

Über den ambitionierten Konzertbetrieb hinaus, produziert die Staatsphilharmonie in Kooperation u. a. mit dem Deutschlandfunk zahlreiche CDs

Neben mehr als 110 Konzerten und Veranstaltungen an 20 verschiedenen Spielorten mit knapp 90 Solisten aus aller Welt, gehören zu dem markanten Weg, den die Staatsphilharmonie als das Sinfonieorchester der erweiterten Metropolregion bestreitet, auch die zahlreichen ORCHESTER DES JAHRES

CD-Aufnahmen, die dem Klangkörper eine bedeutende Botschafterrolle weit über die Stadtund Ländergrenze hinaus verleiht.

S

pätestens seit der Auszeichnung mit dem ECHO Klassik als „Orchester des Jahres 2015“, tragen die Einspielungen der Staatsphilharmonie in einer zukunftsweisenden Zusammenarbeit mit dem Label Capriccio & Deutschlandradio Kultur ein Gütesiegel, das dem Orchester internationale Strahlkraft verleiht und es einmal mehr zu einem glanzvollen Botschafter – nicht nur für das Land Rheinland-Pfalz und die erweitere Metropolregion Rhein-Neckar – sondern weltweit, macht. Kein anderes Orchester in Deutschland konnte in den letzten 5 Jahren eine derartig ambitionierte und vielfältige Aufnahmetätigkeit vorweisen wie Ihre Staatsphilharmonie. Dabei stehen besonders Komponisten im Vordergrund, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind und die meist aus politischen oder kommerziellen Gründen verdrängt oder vernachlässigt wurden. Dass die Staatsphilharmonie nicht nur Werke einspielt, die bereits in den Kanon der Meisterwerke aufgenommen sind, zeichnet sie besonders aus. Natürlich hat das Orchester auch bereits zahlreiche CDs im Rahmen des klassischen Konzertrepertoires, wie etwa die Gesamteinspielung aller Schumann-Sinfonien vorzuweisen. Auch die Orchesterlieder von Max Reger oder die außergewöhnlich erfolgreiche Einspielung mit Werken von Jean Françaix und Francis Poulenc mit den Pianisteninnen Mona und Rica Bard gehören dazu. Oft werden Ihnen die Komponistennamen auf den bunten Covern jedoch auf den ersten Blick nicht ganz geläufig sein. Doch Neugier und Mut lohnen sich: Wenn Sie die CDs der Staatsphilharmonie mit Werken von Szymanowski, Zimmermann oder Dutilleux anhören, werden Sie vermutlich denken: Warum kenne ich nur so wenig von diesen Komponisten? Ihre Musik verdient es, gehört zu werden. Und genau das ist das erklärte Ziel der Produktionen.

Erst kürzlich und in den großen Feuilletons hoch gelobt, erschien unter der Leitung von Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens eine CD mit Werken des polnischen Komponisten Karol Szymanowski. Julia Spinola lobt in der Süddeutsche Zeitung den „romantischen“, „sehnenden“ Klang der Konzertouvertüre E-dur. Auch das orchestrale Raffinement der überbordenden, in süchtelnden tonalen Grenzgefilden angesiedelten Ausdruckslandschaften gelingt bestens.“ Dass die Staatsphilharmonie ein weit über die Stadtund Landesgrenze strahlender Botschafter für die Region ist, zeigen auch die Einspielungen von Werken Franz Schmidts, Bernd Alois Zimmermanns, Luigi Dallapiccolas, Henri Dutilleux’ oder Alberto Ginasteras. Hoch gelobt und international besprochen legen sie ein beredtes Zeugnis davon ab, dass die Deutsche Staatsphilharmonie den internationalen Vergleich nicht scheuen muss. Im Herbst 2017 wird in Zusammenarbeit mit dem Label Capriccio und dem Deutschlandradio Kultur die CD mit Werken von George Antheil veröffentlich, die zu Beginn des Jahres unter der Leitung von KarlHeinz Steffens und unter Mitwirkung von unserem Artist in Residence Frank Dupree aufgenommen wurde. Die genannten CD-Aufnahmen sind nur eine kleine Auswahl aller Einspielungen, die vom internationalen Klassikmarkt nicht mehr wegzudenken sind. Und wie so oft vermag es das Sinfonieorchester der Metropolregion das kulturelle Leben zu bereichern, und das nicht nur im Konzertsaal, sondern auch in den Wohnzimmern dieser Welt.

C 5213

BERND ALOIS ZIMME

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ALAGOANA PHOTOPTOSIS SINFONIE IN EINEM SATZ STILLE UND

UMKEHR DEUTSCHE STAATSPHILHA RMONIE RHEINLAND-P FALZ KARL-HEINZ STEFFE NS

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Text: Judith Schor

Eine kleine Auswahl der CD-Einspielung des „Besten Orchesters“. 19


Zyklus

KathedralKlänge: Bruckner in den Domen 2016|2017

ZUR GRÖSSEREN EHRE GOTTES Seit 2014 erklangen bereits sechs begeisternde Konzerte mit großem Erfolg. 2017 steht nun das große Finale der KathedralKlänge-Reihe des Kultursommers Rheinland-Pfalz an.

Anton Bruckner ist oft als „Musikant Gottes“ bezeichnet worden – Ob Messe oder Sinfonie, Bruckner schrieb alles zur größeren Ehre Gottes: „O.A.M.D.G.“ (Omnia ad maiorem Dei gloriam), wie in manchem seiner Partiturmanuskripte zu lesen ist.

S 26. Mai 2017 Worms, Wormser Dom KATHEDRALKLÄNGE: BRUCKNER IN DEN DOMEN VII Karl-Heinz Steffens, Dirigent Dan Zerfaß, Orgel César Franck Grande pièce symphonique op. 17, FWV 29 Anton Bruckner Sinfonie Nr. 5 B-Dur (WAB 105) 27. Mai 2017 Speyer, Kaiserdom KATHEDRALKLÄNGE: BRUCKNER IN DEN DOMEN VIII Karl-Heinz Steffens, Dirigent Markus Eichenlaub, Domorganist Maurice Duruflé Prélude, Adagio et Choral varié sur le Veni Creator op. 4 Anton Bruckner Sinfonie Nr. 1 c-Moll (WAB 101)

chon dieser Umstand alleine könnte dazu verleiten, Bruckners Orchestermusik, obwohl ohne liturgische Funktion, auch einmal in einer Kirche erklingen zu lassen. Die von Generalmusikdirektor KarlHeinz Steffens geleitete Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz realisiert diese Idee sehr systematisch, indem sie alle neun Sinfonien des Meisters in den vier Domen des Landes aufführt: Im saisonübergreifenden Projekt „Bruckner in den Domen“, das 2014 begann und im Herbst 2017 enden wird, stehen aktuell zwei Termine an; beide Programme verdeutlichen die Bezüge zwischen Werk und Spielstätte besonders sinnfällig. Zunächst ist am 26.  Mai im Wormser Dom Bruckners Fünfte zu hören. Über diese Komposition, die unter Beinamen wie „Glaubenssinfonie“ oder „Katholische“ bekannt wurde, heißt es 1899 in einer Rezension der Neuen Zeitung für Musik: „Ein fast unerschöpflicher Reichtum von packenden, zum Teil sogar erschütternden Gedanken türmt sich in diesem Werke zu einem ungeheuren Kuppelbau auf“. Und 1920 schrieb Ernst Décsey in seiner Bruckner-Biografie: „Mehr als jede andere Sinfonie ist diese, und mehr als jeder andere Satz ist das Finale domhaft.“ In der Tat wirkt die Fünfte schon durch ihre Länge von fast 80 Minuten monumental; eine solche Zeitdauer sinnvoll zu gestalten, verlangt ein gleichsam architektonisches Denken. Kirchliche Assozi-

KATHEDRALKLÄNGE: BRUCKNER IN DEN DOMEN ist eine Kooperation der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit:

MOSEL MUSIKFESTIVAL 2017

ationen weckt außerdem die Musik selbst – im Schlusssatz etwa die grandiose Doppelfuge anstelle einer Durchführung und der abschließende, triumphale Bläserchoral. Nicht zuletzt erinnert Bruckners Orchesterbehandlung ganz allgemein, jedoch nirgendwo deutlicher als in der Fünften, an eine Orgel und ihre Register: Wechselnde, aber in sich stabile, reine Klangfarben stehen sich blockhaft gegenüber, statt sich subtil zu vermischen oder ineinander überzugehen. Eröffnet wird der Abend durch den Wormser Domkantor Dan Zerfaß und die „Grande pièce symphonique“ von Cèsar Frank, eines Musikers, der zwei Jahre vor Bruckner geboren wurde und manches mit ihm gemeinsam hatte.

Mit Maurice Duruflés „Prélude, Adagio et Choral varié sur le Veni Creator“ op. 4 beginnt Domorganist Markus Eichenlaub am 27. Mai den Abend im Speyerer Kaiserdom, der größten erhaltenen romanischen Kirche der Welt. Auf seinen Vortrag folgt Bruckners Erste. Zwar ging ihr im Schaffen des Komponisten noch eine StudienSinfonie in f-Moll voraus, doch sie war die früheste, die er stolz als gültig anerkannte. Das noch in Linz komponierte Werk zeigt bereits viele Züge der späteren Wiener Sinfonien – so etwa den Hang zum Monumentalen, die stetigen Motiv- und Tonwiederholungen, die hartnäckig durchgehaltenen Rhythmen und gewaltigen Steigerungswellen, die Blockhaftigkeit der Architektur, ihre formalen Brüche. Auch die einzelnen Sätze bieten alle Merkmale einer echten Bruckner-Sinfonie: das „Majestätische“ der Themenentfaltung im Kopfsatz, das „Weihevolle“ der Adagiosätze, die kraftvolle Motorik der Scherzi. Im Schlusssatz erinnert das Hauptthema mit Katholische Katholische Pfarrgemeinde Pfarrgemeinde seinen „vollgriffigen“ Akkorden viele Kommentatoren Dom St. Peter Worms Worms an Orgelmusik. Und den Durchführungsteil bereits dieses ersten Sinfonie-Finales bestimmt jene kunstvolle Kontrapunktik, die in der Kirchenmusik die Jahrhunderte überdauerte.

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Text: Jürgen Ostmann


Spielort

„Die Musikstadt Mainz klingt gut!“

VOR ALLEM WENN DIE STAATSPHILHARMONIE ZU GAST IST Blick auf den Rhein und die Landeshauptstadt Mainz. Hier ist die Staatsphilharmonie im Rahmen der Mainzer Meisterkonzerte regelmäßig zu Gast.

Die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz ist einer der wichtigsten Wissenschafts-, Wirtschafts- und Medienstandorte Deutschlands. Seit 1984 bringt die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im Rahmen der Mainzer Meisterkonzerte sinfonische Musik auf höchstem Niveau in die Rheingoldhalle. 28. April 2017 Mainz, Rheingoldhalle 4. MAINZER MEISTERKONZERT George Pehlivanian, Dirigent Stapan Rostomyan Sinfonie Nr. 3 Aram Khatschaturjan Spartacus Suite, zusammengestellt von George Pehlivanian Modest Mussorgski Bilder einer Ausstellung, orchestriert von Maurice Ravel 13. Mai 2017 Mainz, Rheingoldhalle 5. MAINZER MEISTERKONZERT 14. Mai 201 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau 4. PHILHARMONISCHES KONZERT Eugene Tzigane, Dirigent Arabella Steinbacher, Violine Antonín Dvořák Die Mittagshexe op. 108, Sinfonische Dichtung Max Bruch Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-Moll, op. 26 Johannes Brahms Klavierquartett op. 25, bearbeitet von Arnold Schönberg

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ie rheinlandpfälzische Hauptstadt sagt zu Recht von sich „Die Musikstadt Mainz klingt gut!“. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, wenn sie im Rahmen der Mainzer Meisterkonzerte, in dieser Saison vor allem mit klang-oppulente Meisterwerken der (Spät-) Romantik, fasziniert. So finden sich beispielsweise bei den anstehenden Konzerten im April und Mai Mussorgski, Dvořák, Bruch und Brahms auf dem Programm. Für den fulminanten musikalischen Saisonendspurt in Mainz darf die Staatsphilharmonie gefeierte Größen der klassischen Musikszene auf der Bühne begrüßen: Freunde der Staatsphilharmonie kenGeorge Pehlivanian nen George Pehlivanian als langjährigen Ersten Gastdirigenten des Klangkörpers. Für das 4.  Mainzer Meisterkonzert besucht der in Beirut geborene Dirigent erneut die Region und bringt ein Stück seiner musikaArabella Steinbacher lischen Heimat mit: Hier treffen moderne, europäische Melodien auf orientalische Klangverbindungen und bilden so ein spannendes musikalisches Feld. Mit dem 5. Mainzer Meisterkonzert endet die Reihe der Staatsphilharmonie in dieser Saison mit nahezu berauschenden Kompositionen: Mit Dvořák, Bruch und Brahms vereinen Arabella Steinbacher, Eugene Tzigane und die Staatsphilharmonie die technische Präzision mit gefühlvollen Interpretationen. Mainz klingt gut, keine Frage!

ORCHESTERGIPFEL RHEINLAND-PFALZ Am 11. Juni 2017 veranstaltet der Landesmusikrat Rheinland-Pfalz den zweiten Orchestergipfel, um die Mainzer Innenstadt ab 14 Uhr an vielen verschiedenen Spielorten mit dem Orchesterreichtum der Region zu beschenken. Nachdem der erste Orchestergipfel 2013 ein phänomenaler Erfolg war, bei dem Menschen jeden Alters ein facettenreiches Programm von Kammermusik, über Kinderkonzerte bis zu großer Sinfonik erleben konnten, ist die Staatsphilharmonie auch in diesem Jahr gerne wieder mit dabei. Die Orchestergipfel-Beiträge der Staatsphilharmonie bilden diese Bandbreite ebenfalls ab. Am Nachmittag schenken Ihnen die Musiker zwei attraktive farbenreichen Kammermusikkonzerte, die die große Qualität der Musiker auch in der „Königsdisziplin“ der Kammermusik zeigen. Außerdem steht für die Kleinsten ein Krabbelkonzert unter der Leitung von Andrea Apostoli auf dem Programm. Am Abend wird Artist in Residence Frank Dupree in der Rheingoldhalle als Dirigent und Pianist mit Beethovens 2. Klavierkonzert zu erleben sein, bei dem sich Orchester in großer Besetzung präsentiert.

Text: Vanessa Stojanovic 21


Education

Kinderkonzerte

DIE STAATSPHILHARMONIE FÜR DIE GANZE FAMILIE Vorhang auf für das Publikum von morgen! Mit dem vielseitigen Musikvermittlungs-Programmen der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz erleben die kleinen Ohren ganz große Musik! Da heißt es für die Kinder: zuhören, ausprobieren und mitmachen bei den Kinderkonzerten der Staatsphilharmonie! 14. / 15. / 16. Mai 2017 Ludwigshafen, Philharmonie 3. KIKO KINDERKONZERT „Die Geschichte vom kleinen Onkel“ Eine Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer Für alle Menschen ab 4 Jahren. 18. / 19. / 20 Juni 2017 Ludwigshafen, Philharmonie 4. KIKO KINDERKONZERT Märchenstunde mit Franz Schubert Christin-Maria Rupp, Erzählerin Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Für alle Menschen ab 5 Jahren. 30. Juni und 2. Juli 2017 Speyer, Kinder- und Jugendtheater Puck erzählt seinen Sommernachtstraum Matthias Folz, Regie Kevin Herbertz, Puck Mitglieder der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Eine Koproduktion des Kinder- und Jugendtheaters Speyer mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

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3. KIKO KINDERKONZERT Die Geschichte vom kleinen Onkel Es war einmal ein kleiner Onkel. Der kleine Onkel war sehr einsam. Niemand kümmerte sich um ihn, obwohl er sehr nett war. Alle fanden ihn zu klein. Und dann fanden sie auch noch, dass er dumm aussah. Und seinen Hut mochten sie auch nicht leiden. Deswegen war niemand nett zu dem kleinen Onkel. Nachts weinte er manchmal, weil er so traurig war. Eines Tages aber hat er eine Idee. Er schreibt auf einen Zettel: KLEINER ONKEL SUCHT EINEN FREUND und heftet ihn an einen Baum. Dann geht er zufrieden nach Hause und wartet. Zehn Tage und zehn Nächte wartet der kleine Onkel. Am elften Morgen sitzt ein Hund neben seinem Bett … DIE GESCHICHTE VOM KLEINEN ONKEL erzählt mit wenigen Worten, poetischen Bildern, einem Stummfilm verwandten Stilmitteln und viel Musik von der Sehnsucht, einen Freund zu haben und von der Erkenntnis, dass Teilen nicht Verlieren bedeutet. „Es ist eines der schönsten Stücke, die das Theater für die Zuschauer im Kindergartenalter bereithält.“ (Reclams Kindertheaterführer) Musikalisches Theater in wenigen Worten in deutscher Sprache für Kinder ab 4 Jahren nach dem schwedischen Kinderbuch von Babro Lindgren. Eine Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer. Auch anderssprachige Fassungen können auf Anfrage angeboten werden.

4. KIKO KINDERKONZERT Märchenstunde mit Franz Schubert Die romantische Musik von Franz Schubert scheint wie geschaffen für ein modernes Märchen. Die Märchenerzählerin Christin-Maria Rupp hat sich von dieser Musik inspirieren lassen und das Märchen selbst geschrieben. Wer seine Eltern und seine Heimat verliert, muss sich ein neues Zuhau-

se suchen. So begeben sich drei Kinder auf die Suche nach ihren Verwandten, die in einer großen Stadt an einem breiten Fluss in der westlichen Welt leben. Einmal geraten sie auf ihrem Weg an einen besonderen Ort und haben dort zauberhafte Begegnungen. Sternenstaub bringt sie ins Traumland. Sie treffen den König der Träume, die Mondenfee, den Wassermann, den Zwergenkönig Akator und erhalten Hinweise für ihre Zukunft.

KINDERKONZERT im Rahmen des Musikfest Speyer Puck erzählt seinen Sommernachtstraum Auch 2017 präsentiert das Kinder- und Jugendtheater Speyer in Kooperation mit der Staatsphilharmonie eine kindgerechte und musikalische Theaterproduktion, die sich mit dem Leben und der Musik des „europäischen Wunderkindes“ Felix Mendelssohn Bartholdy beschäftigt. Wenn Puck sie erzählt, ist die Geschichte ganz einfach: Hermia und Lysander lieben sich. Hermia soll aber Demetrius heiraten, den ihre Freundin Helena liebt. Pucks „Chef“ Oberon hat Zoff mit seiner Titania, ein Esel verwirrt das Ganze zusätzlich. Das Ganze ergibt eine verrückte Nacht, bei der sich Puck königlich amüsiert. Ein glanzvolles Theatersolo zwischen Alltags-Jargon, Märchenton und Shakespeares Reimen. Dazu umrahmt ein Bläsernonett der Deutschen Staatsphilharmonie das Theaterstück mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy in einer Bearbeitung von Andreas N.Tarkmann. Ein Theaterstück für alle Menschen ab 10 Jahren von Renate Fräßdorf.


Das besondere Konzert Musik ist die Sprache der Welt

Ad.Agio

BEGEGNUNG DER KULTUREN Der Musik schreibt man so einige Wunder zu: sie kann heilen, kann uns zu Höchstleistungen treiben oder auch als Sprache eingesetzt werden. Dies wird vor allem genutzt wenn es um kulturübergreifende Themen und Begegnungen geht. Die Musik ist dabei unsere universelle Weltsprache, die uns mit Klängen verbindet: unabhängig vom Kontinent oder der Kultur, in der wir uns heimisch fühlen.

M

it der Musik können uns Akkorde und Instrumente in weit entfernte und für uns unbekannte Gegenden führen, sie überbringt uns deren Klangstrukturen und zeigt uns Kontraste, aber auch Gemeinsamkeiten mit unserer Kultur auf – eine Verbindung, die teilweise fremd für unsere Hörgewohnheiten sein kann, uns aber stets eine neue Musik- und Kulturwelt verständlich macht! Aus diesem Reichtum schöpft auch die Reihe AD.AGIO – BEGEGNUNGEN DER KULTUREN. Unter der konzeptionellen Leitung von Andrea Apostoli, dem musikpädagogischen Berater der Staatsphilharmonie, entstehen besondere interkulturelle Konzerte frei von der elitären Etikette sinfonischer Veranstaltungen! Ohne feste Sitzplatzordnung, stattdessen mit Sitzgelegenheiten auf Teppichen und Kissen, können Sie als Besucher in dieser charakteristischen Atmosphäre die Musik fremder Kulturen direkt erfassen und ein Teil davon werden.

Jean-Étienne Liotard: „Mlle Hélène Glavany und Mr Levett in türkischen Kostümen“, ca. 1740

Am  10.   Juni   2017 nimmt unter dem Schwerpunkt „Telemann, Vivaldi und die türkische Kunstmusik“ ein bereits bekanntes Ensemble auf dem Podium Platz: Der Verein für türkische Kunstmusik Ludwigshafen hat schon beim Konzertereignis „Lieder von Wien bis Istanbul“ im vergangenen November ihre heimatlichen Klänge in die Philharmonie gebracht. Mit der virtuosen Musiksprache der türkischen Kultur und den traditionellen Instrumenten stellen Sie die Kunstmusik des Orients, den Klängen des Okzidents gegenüber. Ob Debussy, Telemann, Sahara, Vivaldi oder türkische Kunstmusik – all diese musikalischen Reisen, die einen Brückenschlag vollführen, finden ab März 2017 erstmals im Ludwigshafener Kulturzentrum dasHaus statt. Gehen Sie mit der Deutschen Staatsphilharmonie auf eine musikalische Reise durch die Kulturen! Text: Vanessa Stojanovic

Am  4.  März 2017 führen Sie die BEGEGNUNGEN DER KULTUREN in die Sahara – eine Landschaft fast ohne Vegetation, die das Leben für die Tuareg beschwerlich und bedrohlich macht. Viele ihrer Lieder handeln von diesem Leben in einer extremen Landschaft. Andrea Apostoli kombiniert das Timbre der Sahara mit der impressionistischen Klangwelt Debussys.

AD.AGIO: BEGEGNUNG DER KULTUREN Andrea Apostoli, Konzept und Leitung 4. März 2017 Ludwigshafen, Kulturzentrum dasHaus AD.AGIO: BEGEGNUNG DER KULTUREN Debussy und die Klänge der Sahara Esharef Ali Mahgag, Gesang und Gitarre Andrea Apostoli, Konzept und Leitung 10. Juni 2017 Ludwigshafen, Kulturzentrum dasHaus Telemann, Vivaldi und die türkische Kunstmusik Verein für türkische Kunstmusik Ludwigshafen Preise Einzelkarte 14,00 € | U27: 7,00 € Tickets Telefon 0621 - 3367333 Gruppenanmeldungen: Telefon 0621 - 5990926 11. Juni 2017 vormittags Ludwigshafen, Kulturzentrum dasHaus 11. Juni 2017 nachmittags Mainz – im Rahmen des Orchestergipfel Rheinland-Pfalz KRABBELKONZERT Andera Apostoli, Konzept und Leitung

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Vorschau

Das Metropolregion Sommer-Musikfest

EINHEIT IN VIELFALT MODERN TIMES 2017 – POÈME DE L‘EXTASE Die Verschiedenheit der Spielorte könnte man fast symbolisch nennen: zunächst Ludwigshafen mit der Friedenskirche wie dem Pfalzbau, später Mannheim mit Capitol wie Rosengarten und schließlich Heidelberg. Ein solcher Pluralismus kennzeichnet auch die MODERN TIMES 2017, die in diesem Jahr unter dem Motto Poème de l‘Extase stattfinden. Wieder erkunden sie die Weite des europäischen Klangraums, indem sie eine Vielfalt hochkarätiger Werke anbieten und dennoch einen Sinnzusammenhang garantieren, der sich in jedem einzelnen der Konzerte durch die Schwerpunktsetzung ergibt – und insgesamt, weil die M0DERN TIMES auch 2017 ein stimmiges Panorama vorstellen.

MODERN TIMES wird gefördert durch die Stiftung Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

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Eine Kooperation der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit der LUKOM und dem Stadtmarketing Mannheim.

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ie MODERN TIMES 1 eröffnen mit drei Highlights britischer Musik, als deren Grandseigneur Benjamin Britten gilt. Der 1976 verstorbene Komponist übte sich in allen musikalischen Gattungen. Allerdings besaß er eine Vorliebe für das gesungene Wort. Und gleich ob er für die Bühne schrieb, für einen Chor oder ein Sololied, stets offenbarte er ein verblüffendes Knowhow der menschlichen Stimme und ihrer endlosen Couleurs. Kein Wunder, dass seine 1945 uraufgeführte Oper Peter  Grimes heute zu den Standardwerken der Moderne gehört. Brittens Drama um einen von der Gesellschaft geächteten Fischer kennt als wichtigen Akteur das Meer. Ihm obliegt es, das tragische Geschehen zu kommentieren – in emotional aufgeladenen Zwischenspielen, die unter dem Titel Four Seapictures eine von der Oper losgelöste Suite bilden. Deutet man Peter Grimes als ein Statement gegen die Gewalt, so fügt sich das Verhalten des pazifistisch gesinnten Britten ins Bild, 1939, nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in die USA zu übersiedeln, um dem Dienst an der Waffe zu entgehen. Wenig später komponierte er sein Violinkonzert, das nicht zufällig in der ‚Todestonart’ d-Moll steht – ein Zeichen der Trauer, ein Friedensappel. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg entstand die London Symphony von Ralph Vaughan Williams, dem eine Generation älteren Landsmann Brittens: eine wunderbare Hymne auf die Hauptstadt der Insel, ein urbanes Klangporträt aus Lärm und Liedern.

Das Tandem Britten-Vaughan Williams beherrscht auch die MODERN TIMES 2, die abermals Vielfalt und Einheit verbinden. Für Einheit sorgt die Tendenz der aufgeführten Werke, sich bewusst auf Vergangenes zu beziehen, kreativ mit der Tradition umzugehen. Und für Vielfalt sorgen die immer wieder anderen Klangkörper, die

spannende Sounds versprechen. Den Anfang macht Vaughan Williams Fantasy on a theme by Thomas Tallis für Streichorchester, die Tallis, den genialen RenaissanceKomponisten, einer hochromantischen, geradezu himmlischen Tonsprache anverwandelt. Ebenfalls religiöse Gefühle weckt eine Bearbeitung Brittens: der Evening Hymn des von ihm verehrten Barockkomponisten Henry Purcell, deren Halleluja sich im Rund der Friedenskirche sicher zu voller Größe entfaltet. Les Illuminations folgt, Brittens Liederzyklus nach Gedichten von Arthur Rimbaud: ein intimes Tagebuch sozusagen, nicht zuletzt deswegen, weil der Komponist bei seiner Vertonung an seinen Lebensgefährten gedacht hatte: den charismatischen Jahrhunderttenor Peter Pears. Auf den ersten Blick erscheint Schönbergs Kammersinfonie op. 9 innerhalb der MODERN TIMES 2 ein Fremdkörper zu sein. Doch entspricht sie durchaus deren weihevoller Grundstimmung, denn Schönberg realisierte hier seine Himmelsvorstellung, indem er die Unterscheidung zwischen melodischen wie akkordischen Strukturen aufhob – und so die Schwerkraft außer Kraft setzte. Weitaus irdischer geht es in den MODERN TIMES 3 zu, die ganz im Bann des Tanzes stehen. Wie der Kulturwissenschaftler Wolfgang Schivelbusch in einer sich über Jahrhunderte erstreckenden Untersuchung bewies, haben die Menschen immer dann ‚abgetanzt’, wenn sie Katastrophen hinter sich lassen konnten. Es ist also kein Zufall, dass gegen und nach Ende des Ersten Weltkriegs die Leiber von Frauen und Männern ins Vibrieren kamen, ob in rhythmisch zugespitzten Barocktänzen (Igor Strawinsky, Pulcinella Suite, 1922) oder in körpernahen Kontakten (wie im Tango aus Strawinskys Geschichte vom Soldaten, 1917) oder eher jazzy (so in Erwin Schulhoffs Hot Sonate, 1930).


Vorschau

2017 HK Gruber (1943)

Bernd Alois Zimmermann (1980-1970)

Ralph Vaughan Williams (1872-1952)

Benjamin Britten (1913-1976) Unter dem Titel „Poème de l‘Extase“ bringen die MODERN TIMES auch 2017 wieder herausragende Kompositionen in die Region

Arnold Schönberg (1874 -1951)

Luciano Berio (1925-2003)

Igor Strawinsky (1882-1971)

Erwin Schulhoff (1894-1942)

Nicht ‚Must haves’, wie es in der Werbung heißt, sondern ‚Must hears’ vereinen die MODERN TIMES 4. Bernd Alois Zimmermanns gleichermaßen bewegtes wie bewegendes Trompetenkonzert (1954) verweist mit seinem Untertitel „Nobody knows de trouble I see“ auf einen bekannten Gospelsong. Es hat bis heute nicht das Geringste von seiner Aktualität wie Brisanz eingebüßt. Einerseits weil es sich als ein Appell gegen Rassismus versteht, andererseits weil es sich der Welt öffnet, indem es Jazz, europäische Avantgarde und geistliches Lied miteinander versöhnt. Ebenso vielschichtig ist Luciano Berios 1969 vollendete Sinfonia für acht Stimmen und Orchester, die als Gleichnis ihrer Zeit gilt. Sie sampelt sozusagen Kompositionen von Debussy, Schönberg und vor allem Mahler, aber auch Sprechchöre von Studentenunruhen und philosophische

wie literarische Texte (etwa solche von Samuel Beckett). Ein Klangdenkmal im wahrsten Sinn des Wortes, eine Musik rauschhaft wie ein Traum … Vom Traum zum Mysterium, von den MODERN TIMES 4 zu den MODERN TIMES 5, ist es nur ein kleiner Schritt. Geheimnisvoll bleiben die hier vereinten Werke, weil sie die Trennung von Vergangenheit und Gegenwart aufheben, von hier und dort. Zimmermanns Ballettmusik Alagoana (1950). Magische Anziehungskraft entfaltet auch Zimmermanns visionäres Cellokonzert, dessen Beginn die Lautwelt eines Urwalds einzufangen scheint (1966) – insgesamt ein für den Komponisten typischer Gleitflug durch die Stilepochen, von der Moderne bis zum Blues. Solchen Grenzüberschreitungen steht HK Grubers monumentales Orchesterwerk Dancing in the Dark nicht nach, zum einen weil es sich auf den gleichnamigen Song

des genialen Tänzers Fred Astaire bezieht, zum anderen weil es auf wundersame Weise die Sprache der Wiener Klassik mit dem Ausdrucksvermögen der Wiener Moderne verbindet. Als Brückenschlag ist auch Ligetis Frühwerk Concerto Românesc zu verstehen, jedenfalls bringt es rumänische Volkslieder in ein faszinierendes Spannungsverhältnis zu den ihnen unterlegten Harmonien. Wer mag glauben, dass dieses klangschöne Werk zu Schwierigkeiten mit der ungarischen Zensur führte? „Der Geist, vom Lebensdurst beflügelt, schwingt sich auf zum kühnen Fluge” – solche Verse grundieren Skrjabins Poème de l’Extase, das den Beginn der Moderne einläutete und dementsprechend ein treffliches Motto für die MODERN TIMES 2017 ist. Dem titanischen Orchesterwerk schrieb der amerikanische Schriftsteller Henry Miller sozusagen psychodelische Wirkungen zu, erschien es ihm doch wie ein Mix aus „Eisbad, Kokain und Regenbogen”. Die MODERN TIMES 2017 – musique sans frontières, Musik ohne Grenzen! Text: Matthias Henke 25


Kolumne

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Kolumne Prof. Dr. Matthias Henke

DIE MACHT DES SCHICKSALS

O

b man es statistisch nachweisen kann, sei dahingestellt. Aber es fällt auf, wie häufig geniale oder zumindest hochrangige KünstlerInnen auf ein außergewöhnliches Leben zurückblicken können. Ja, es scheint gar nicht so leicht zu sein, einen hochkarätig Kreativen zu entdecken, der sein Werk in aller Stille und äußerlich unauffällig geschaffen hat. In jüngster Zeit allerdings erregte ein extremer Vertreter dieses seltenen Künstlertypus enormes Aufsehen: Erwin Hapke, der in Einsamkeit und Armut sein Unnaer Haus, in dem er Jahrzehnte lang abgeschieden lebte, mit Aberhunderten aus Papier und Metall gefalteten Kleinskulpturen gefüllt hatte – fragile Schöpfungen, deren präzise Fertigung den Wissenschaftler, den gelernten Biologen, zu erkennen geben, die aber auch die (material-)sensible Fantasie ihres Schöpfers bezeugen. Solchen nach Außen hin beinahe unsichtbaren Lebensläufen stehen Künstlerkarrieren gegenüber, die romanhafte Züge tragen, die so spektakulär sind, als hätte sie ein versierter Literat erfunden. Man denke nur an Richard Wagner, der 1848 auf den Barrikaden stand, um wenig später wegen seiner revolutionären Umtriebe steckbrieflich gesucht zu werden; und der sich 1864 auf der Flucht vor seinen Gläubigern befand, als ihn ein Beamter des bayerischen Königs Ludwig II. stellte, aber nicht weil er den Komponisten wegen seiner Schulden belangen wollte, sondern um ihn aus denselben zu befreien und ihm so letztendlich den Weg zum eigenen Festspielhaus in Bayreuth zu ebnen. Bizarrer noch mutet die Existenz von Gesualdo an, dessen Leben man mit „Sex and Crime“ treffend charakterisiert. Denn er, ein Fürst von Venosa, erdolchte sowohl seine Frau, nachdem er sie in flagranti ertappt hatte, als auch vermutlich deren Liebhaber samt dem aus der Liaison hervorgegangenen Töchterchen. Auf der anderen Seite komponierte der fürstliche Todesengel feinsinnige Renaissance-Madrigale, die zu den bewegendsten ihrer Art gehören.

weise unbekannteren Wilhelm Grosz (1894–1939) an. Der gelernte Musikwissenschaftler arbeitete zudem als Dirigent und Komponist. In der letzteren Funktion erwies sich Grosz, wenn man so sagen darf, als musikalischer Mehrkämpfer. Denn in den 1920er-Jahren schrieb er Werke, die zur damaligen Avantgarde gehörten und dem Publikum wegen ihrer Komplexität so manches abverlangte. Nahezu gleichzeitig eroberte er die neuen Medien. Er übernahm die Leitung der neu gegründeten Schallplattengesellschaft Utraphon. Er komponierte Filmmusik, schrieb für Radio Breslau die Funkoperette Eine kleine Melodie. Und er schrieb zahlreiche Schlager, etwa Sieben kleine Tillergirls – eine Hommage, an die umjubelten, perfekt synchronisierten Tänzerinnen, deren „Bewegungen mathematische Demonstrationen“ waren, wie der Soziologe Siegfried Kracauer kommentierte. Bei einem der Hits von Grosz offenbarte sich die ‚Macht des Schicksals’ jedoch auf eine besondere Weise. Wie viele Schicksalsgefährten hatte Grosz nach 1933 aus Deutschland fliehen müssen, weil er verdächtig begabt und Jude war. Er exilierte über Österreich zunächst nach England, um hier 1934 mit Isle of Capri den erfolgreichsten Schlager der Saison zu kreieren. Noch weitere Kreise zu ziehen, war indes seinem Song Ein Schiff fährt nach Schanghai (Red Sails in the Sunset) vorbehalten. Ein durch und durch politischer Titel, spielte er doch auf Shanghai an, dem letzten Hoheitsgebiet, in das deutsche Juden ohne Visum einreisen konnten. Da Grosz seine Schlager allerdings unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte, gelangte sein „Schiff nach Schanghai“ auch nach Deutschland, um hier (schon zu Zeiten der Nazis?) in das Repertoire der ‚nordischen’ Sängerin Lale Anderson zu gelangen. Die ‚Macht des Schicksals’ wollte es aber auch, dass die Beatles Grosz’ Red Sails in the Sunset anstimmten, so geschehen 1962 bei ihrem legendären Auftritt im Hamburger Starclub.

Wie ein Schicksalsroman, dessen Held uns allerdings wesentlich freundlicher als die beiden Vorgenannten entgegenkommt, mutet auch das Leben des vergleichs27

Matthias Henke, Univ.-Prof. Dr., seit 2008 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Siegen, seit 2013 Gastprofessor an der Donau-Universität Krems, Wissenschaftlicher Beirat der Ernst Krenek Institut Privatstiftung, Wissenschaftlicher Beirat der Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau, Vorstandsmitglied der Eduard-ErdmannGesellschaft. Prof. Dr. Matthias Henke ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur Musik des 20. Jahrhunderts (Schwerpunkt Österreich); aktuelle Veröffentlichung: Schönheit und Verfall – Thomas Mann und Ernst Krenek (i.V.)


Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Heinigstraße 40 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 - 59 90 90 Telefax 0621 - 59 90 950 info@staatsphilharmonie.de www.staatsphilharmonie.de In der Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz

HÖH EP U N K TE AUGUST – OK TOB ER 2017 FR Ä 15. SEPT 2017 Ä 19:30 Ä Ludwigshafen MODERN TIMES 1 Karl-Heinz Steffens, Dirigent | Ray Chen, Violine Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Benjamin Britten 4 Seapictures aus „Peter Grimes“ Benjamin Britten Violinkonzert d-Moll, op. 15 Ralph Vaughan-Williams Sinfonie Nr. 2 „A London Symphony“

2 017 2 018

SA Ä 23. SEPT 2017 Ä 19:30 Ä Ludwigshafen DEUTSCH E STA ATSP H I LHAR MON I E R H EI N L AN D-P FALZ

2017 2018

MODERN TIMES 2 Karl-Heinz Steffens, Dirigent | Daniel Gauthier, Saxophon | Cornelia Froboess, Sprecherin Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Igor Strawinsky Pulcinella Suite Erwin Schulhoff Hot Sonate Igor Strawinsky Die Geschichte vom Soldaten

D E U T S C H E STA AT S P H I L H A R M O N I E R H E I N L A N D - P FA L Z

SO Ä 24. SEPT 2017 Ä 19:30 Ä Mannheim

ORCHESTER DES JAHRES

25.11.16 10:35

Das Spielzeitheft 2017/2018 erscheint Ende April 2017 MAGA ZI N SEPTEM B ER – NOVEM B ER 2017

#14 Seite 4: Dachzeile zukünftig

HEADLINE HIER BUCHSTABEN

Seite 17: So lang Dachzeile

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Seite 23: Text anstelle Worte

BLINDTEXT ALS DORT HEADLINE

IM PORTRAIT

HK GRUBER DER KOMPONIST

Ihr nächstes MAGAZIN erscheint im Juni 2017

MODERN TIMES 3 Karl-Heinz Steffens, Dirigent | lan Bostridge, Tenor Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Ralph Vaughan-Williams Fantasy on a theme by Thomas Tallis Henry Purcell/Benjamin Britten Evening Hymn Benjamin Britten Liederzyklus Les llluminations op. 18 Arnold Schönberg 1. Kammersinfonie op. 9 FR Ä 29. SEPT 2017 Ä 19:30 Ä Heidelberg MODERN TIMES 4 Karl-Heinz Steffens, Dirigent | Reinhold Friedrich, Trompete Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Bernd Alois Zimmermann Konzert „Nobody knows de trouble I see“ für Trompete in C und Orchester Luciano Berio Sinfonia für 8 Singstimmen und Orchester SO Ä 1. OKT 2017 Ä 19:30 Ä Mannheim MODERN TIMES 5 Karl-Heinz Steffens, Dirigent | Gustav Rivinius, Violoncello Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz HK Gruber „Dancing in the Dark“ Konzert fürgroßes Orchester Bernd Alois Zimmermann Cellokonzert ,,en forme de pas de trois“ György Ligeti Concert Românesc für Orchester Alexander Skrjabin Le Poème de l’Extase für Orchester op. 54

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