Magazin #1

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MAGA ZI N AUGUST – OKTOB ER 2013

MAGAZIN

#1 Seite 10: Porträt

REINHOLD FRIEDRICH ARTIST IN RESIDENCE Seite 14: Frank Peter Zimmermann

BÖHMISCHES UND BRITISCHES NATIONALKOLORIT Seite 15: Staatsphiharmonie auf Tour

NEUSCHWANSTEIN UND FRIEDBERG

MODERN TIMES Das Metropolregion-Sommer-Musikfest der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz 22. August bis 1. September in Ludwigshafen und Mannheim


Editorial

LIEBE FREUNDE DER STAATSPHILHARMONIE, es ist mir eine große Freude, Sie mit diesem MAGAZIN zur neuen Spielzeit 2013/2014 zu begrüßen – einer Spielzeit, die fulminant beginnt und die im weiteren Verlauf mit vielen Höhepunkten aufwarten kann. Ob in Worms oder Mannheim, Zweibrücken oder Karlsruhe, Pirmasens oder Mainz, Speyer oder Heidelberg, Landau oder Ludwigshafen, Neustadt oder Kaiserslautern – Ihre Staatsphilharmonie bietet ein weit gefächertes, spannendes Programm und präsentiert die ganze wunderbare Welt der sinfonischen Musik!

Impressum Herausgeber V.i.S.d.P: Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Heinigstr. 40, 67059 Ludwigshafen Telefon (0621) 599090 Telefax (0621) 5990950 info@staatsphilharmonie.de www.staatsphilharmonie.de Intendant: Prof. Michael Kaufmann Generalmusikdirektor: Karl-Heinz Steffens Redaktion: Prof. Michael Kaufmann, Petra Singer Originalbeiträge: Gert Deppe, Prof. Dr. Matthias Henke, Prof. Michael Kaufmann, Jürgen Ostmann, Petra Singer Fotos: Klaus Rudolph, Ben Pakalski, LUKOM, Steven Haberland, Franz Hamm, Rosa Frank, Felix Broede, GettyImages Gestaltung: DesignKultur, Wiesbaden Druck: Druckerei Schwörer GmbH & Co. KG, Mannheim Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten

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Gemeinsam mit Karl-Heinz Steffens, unserem international gefragten und gefeierten Chefdirigenten, hat sich die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren beständig entwickelt, hat sich insbesondere durch den Beethoven-Zyklus und den weithin beachteten RING HALLE LUDWIGSHAFEN zurückgespielt in die Gruppe der deutschen Sinfonieorchester, auf die man mit Interesse blickt und denen man mit großen Erwartungen zuhört. Und zu dem die weithin gefragten Solisten und Dirigenten gern als Gäste kommen, um für Sie zu musizieren. Davon gibt bereits unser Spielzeitheft für die kommende Saison beredte Auskunft und davon sollen Ihnen auch die jeweiligen Ausgaben des vierteljährlich erscheinenden MAGAZIN erzählen, das wir für Sie neu gestaltet haben und das Ihnen unsere Angebote in einer neuen Präsentation nahebringen möchte. Wir sind stolz darauf, dass wir – getragen vom Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz – unsere Programme nicht nur in einer Stadt, sondern in einer großen Region anbieten und zudem als Botschafter für Land und Region weit darüber hinaus wirken können. Dass sich die Botschafterrolle hin und wieder sowohl auf dem geografischen als auch auf dem Feld der Musik festmachen lässt, können Sie in besonderer Weise bei MODERN

TIMES, unserem erstmals veranstalteten Musikfest in der Metropolregion RheinNeckar, erleben. Dass wir mit diesen Konzerten dabei ganz auf der Höhe der Zeit sind, werden Leser des Bestsellers „1913“ von Florian Illies oder der letzten Ausgabe des STERN bestätigen können: Der Blick auf die Moderne, auf die Zeit vor 100 Jahren, ist so präsent wie nie zuvor – wenn Sie die Konzerte von MODERN TIMES besuchen, können Sie hören, wovon andere nur schreiben können. Es erwartet Sie ein ganz besonderes musikalisches Ereignis der Metropolregion mit herausragenden Solisten, mit der Staatsphilharmonie unter der Leitung von Karl-Heinz Steffens. Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre des MAGAZIN, für das wir mit Prof. Dr. Matthias Henke auch einen der renommiertesten Autoren im Bereich der Musik gewinnen konnten. Wie kaum ein anderer versteht er es, Sachverhalte und Geschichten aus der Welt der Musik so zu erzählen, dass man gern darüber liest und sich an die Hand genommen und eingeladen fühlt, Unbekanntes oder vermeintlich Bekanntes neu zu entdecken. Ich bin sicher, dass Sie das schon bei seinem ersten Artikel über „Das Lob des Vorurteils“ selbst erleben können. Ich wünsche Ihnen beglückende und spannende Erlebnisse mit Ihrer Staatsphilharmonie und freue mich, Sie bei einem unserer Konzerte begrüßen zu können.

Prof. Michael Kaufmann Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz


Inhalt

INHALTSVERZEICHNIS Seite 4

Titelgeschichte: Das MetropolregionSommer-Musikfest MODERN TIMES

Seite 8

Gemeinsam für die Metropolregion: Interview mit Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz S. 14

Seite 10 Porträt: Reinhold Friedrich Seite 12 KONZERTKALENDER: AUGUST BIS OKTOBER 2013

S. 4

S. 15

Seite 14 Das besondere Konzert: Frank Peter Zimmermann, Böhmisches und Britisches Nationalkolorit Seite 15 Staatsphilharmonie auf Tour: Friedberg und Neuschwanstein

S. 10

Seite 16 Neuigkeiten und Meldungen Seite 18 Die Mainzer Meisterkonzerte in der Landeshauptstadt

S. 18

S. 12

Seite 20 Schule & Familie: Konzerte für die Kleinen und Patenschaft mit der Erich Kästner-Schule

S. 20

Seite 22 Kolumne: Das Lob des Vorurteils Prof. Dr. Matthias Henke S. 22

TAG DER OFFENEN TÜR 11:00 – 12:15 Uhr Konzertsaal 13:00 Uhr Konzertsaal

14:00 – 16:00 Uhr Konzertsaal

14:00 – 15:30 Uhr Vorplatz Open Air 15:00 – 16:30 Uhr Foyer 16:00 Uhr Konzertsaal 17:00 Uhr Konzertsaal

Orchesterprobe Maurice Ravel: „La Valse“ moderiert von Chefdirigent Karl-Heinz Steffens Ad.agio Freistil-Konzerte „Bach trifft den magischen Klang Anatoliens“ mit Andrea Apostoli, Musikern der Staatsphilharmonie und Gästen Ausgewählte Kammermusik Kammermusikensembles der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Kaffeehausmusik mit Frieder Funk, Violine und Musikalische Leitung, und Ensemble Gemütlicher Plausch mit Prof. Michael Kaufmann auf dem „schwarzen Sofa“ Kinderkonzert mit Andrea Apostoli, Musikern der Staatsphilharmonie und Gästen (Für Kinder von 3 bis 6 J.) Konzert mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Karl-Heinz Steffens, Dirigent Maurice Ravel: „La Valse“

Sonntag, 25. August 2013

E I NT

EI R F T R IT

!

HERZLICH WILLKOMMEN bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen! Begegnen Sie den Musikern des Orchesters und feiern Sie einen schönen Tag mit Ihrer Familie und Freunden!

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Titelgeschichte

Modern Times lädt ein zu einer musikalischen Reise durch die Musik des 20. Jahrhunderts, einer Zeit des musikalischen und gesellschaftlichen Auf- und Umbruchs. Rechts im Bild: Der französische Ozeandampfer „Normandy“ bei der Ankunft im New Yorker Hafen. Auf der Normandy wurden ab 1941 amerikanische Truppen nach Europa gebracht, nachdem die USA in den Weltkrieg eingetreten waren.

„Der Hofball“ von Wilhelm Gause, 1906. Bis zu 3.000 geladene Gäste tanzten zu den Klängen des Orchesters, das zu jener Zeit von Eduard Strauß, jüngster Bruder des Walzerkönigs, geleitet wurde. Rechts in der Mitte Kaiser Franz Joseph.

Auf den Angriff Japans am 7. Dezember 1941 auf Pearl Harbor, Hawai reagierten die USA, indem sie in den Zweiten Weltkrieg eintraten. Eine schwere Zeit für das Land, die zahlreiche Künstler zu Sympathiebekundungen animierte.

MODERN TIMES 1 22. August 2013 Ludwigshafen, Pfalzbau „Berlin, Paris, New York – eine deutsche Geschichte“ mit Werken von Kurt Weill

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TAG DER OFFENEN TÜR 25. August 2013 Ludwigshafen, Philharmonie 11 und 17 Uhr: Maurice Ravel „La Valse“

MODERN TIMES 2 28. August 2013 Mannheim, Rosengarten „Tanz auf dem Vulkan“ mit Werken von Johann Strauß, Maurice Ravel, Anton Webern, Alban Berg und Bernd Alois Zimmermann

MODERN TIMES 3 1. September 2013 Ludwigshafen, Open Air „Fanfare for the Common Man“ mit Werken von Aaron Copland, Leonard Bernstein und George Gershwin

Mehr Informationen zum Sommer-Musikfest und zur Spielzeit gibt es auf Seite 12, unter www.staatsphilharmonie.de oder www.metropol-kultur. com. Ticket-Hotline für den 22. August und 28. August: 0621/ 3 99 59-83.

Eine Kooperation der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit der LUKOM und dem Stadtmarketing Mannheim.


Titelgeschichte

Das Metropolregion-Sommer-Musikfest

Fulminanter Saisonauftakt mit der Staatsphilharmonie und Karl-Heinz Steffens. Eine bewegende Reise durch

MODERN TIMES

die Musik des 20. Jahrhunderts

George Gershwin

Kurt Weill

Maurice Ravel Leonard Bernstein

Alles das erzählt uns auch die Musik! Es ist der Klang des Jahrhunderts, es ist der Aufbruch in unsere Zeit: Modern Times eben, Hoffnung und Depression, hochfliegende Träume und bittere Niederungen. Dreigroschenoper und Broadway, Kaiserwalzer und La Valse, Coplands Klarinetten- und Bergs Violinkonzert, Symphonic Dances und Walt Whitman Songs.

Wirken in den ‚0621-Städten‘ und der Region sein.“ Karl-Heinz Steffens, Chefdirigent und Generalmusikdirektor, möchte mit Modern Times die Parallelen zwischen der Musik und den politischen Ereignissen jener Zeit herausarbeiten: „Mit MODERN TIMES betreten wir Neuland: Wir wandeln jenseits schubladenhafter Darstellung auf den Spuren der „Modernität“ und stellen die Abgründe und Höhenflüge des vergangenen Jahrhunderts dar, machen sie durch die Musik für unser Publikum nacherlebbar. Mit MODERN TIMES bieten wir ein großes Panorama der Musik der letzten 100 Jahre.“ Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens

Johann Strauß

Wir reisen in die Zeit, als 1894 das erste Autorennen stattfand, als 1895 die ersten Stummfilme flimmerten und als in den Goldenen 1920er Jahren das Radio seinen Siegeszug um die Welt antrat. Aber es war nicht nur eine Zeit des Fortschritts und des Aufschwungs, es war auch eine Zeit der Depression und der Destruktion: politische Großmachtspiele, der Zerfall der alten „K&K“-Monarchie, die Weltwirtschaftskrise, die Hitler-Diktatur brachten Elend und Not und schufen Gräben, die über Jahrzehnte währten.

Für den Intendanten der Deutschen Staatsphilharmonie, Prof. Michael Kaufmann, ist Modern Times ein Projekt, mit dem er das Profil des Orchesters weiter schärfen und in der Metropolregion verankern möchte. „Nicht zu Unrecht kann sich die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz schon jetzt als DAS Sinfonieorchester der Metropolregion Rhein-Neckar fühlen. Unser Orchester hier in Zukunft noch weiter zu profilieren, halte ich für eine zukunftsweisende Chance. So wichtig und schön der Auftrag ist, die sinfonische Musik in die Pfalz zu tragen, so bedeutend kann unser

Alban Berg

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er Sommer. Die Moderne. Die Musik. Zwei Städte. Die Metropolregion. Der Rhein. Ein Orchester. Was für Zutaten für MODERN TIMES, für den aufregenden Begrüßungs-Cocktail zur kommenden Spielzeit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz! Das Orchester, das regelmäßig seine Konzerte zwischen Zweibrücken und Heidelberg und von Mainz bis Karlsruhe spielt und die Musik zu den Menschen in der Region bringt, lädt zum Musikfest in Ludwigshafen und Mannheim ein, um eine musikalische Reise „zu den Großvätern“ zu machen.

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Titelgeschichte

Das Metropolregion-Sommer-Musikfest

MODERN TIMES ISABELLE FAUST: „DORNRÖSCHEN“ UND DER TANZ AUF DEM VULKAN Isabelle Faust wird beim Konzert Modern Times 2 am 28. August im Mannheimer Rosengarten das Violinkonzert von Alban Berg spielen. Die Ausnahmegeigerin hat uns für das MAGAZIN einige Fragen beantwortet … Ihre erste CD-Einspielung von 1997, die SoloViolinsonate und die Violinsonate Nr. 1 für Violine und Klavier von Béla Bartók, erhielt den Grammofonpreis Young Artist of the Year. Haben Sie ein Faible für Musik des 20. Jahrhunderts?

Isabelle Faust (*1972) nimmt ihr Publikum durch ihre fundierten Interpretationen gefangen, eine Lesart, die auf gründlicher Kenntnis des musikgeschichtlichen Kontexts der Werke beruht. Sie spielt die DornröschenStradivari von 1704, eine Leihgabe der L-Bank.

Isabelle Faust: Ich habe ein Faible für sämtliches

erstklassiges Repertoire für Violine! Meine Einspielungen umfassen inzwischen einen Zeitraum, der vom Barock bis zum Zeitgenössischen reicht, mich interessiert jede Epoche, wenn es sich um wirklich gute Musik dreht! Bartók speziell habe ich sehr früh durch meinen ungarischen Lehrer Denes Zsigmondy kennengelernt, und dadurch ist meine Affinität zu diesem Komponisten vielleicht besonders intensiv. Aber zwischen der ersten CD und meiner neuesten Bartók-Aufnahme liegen viele Jahre und auch viele andere Komponisten...

Ihr „Dornröschen“ ist – wie Sie einmal in einem Interview sagten – wetterfühlig oder launisch, und klingt morgens anders als abends. Was meinen Sie, wie wird sie in Mannheim klingen?

Das kann ich Ihnen erst nach dem Konzert sagen, es ist wirklich jeden Tag ein bisschen ein neues Abenteuer, und Flexibilität beim Spielen ist hoch angesagt! Andererseits spiele ich ja doch auf einer wunderbaren Stradivari, die nie unter ein gewisses Klangniveau fällt, also wird sie sicher auch in Mannheim ihre ganze Magie entfalten.

2010 war Ute Gfrerer als einzige nicht britische Künstlerin als Jenny in einer Radioproduktion der „Dreigroschenoper“ des BBC zu hören. Seit 7 Jahren in Boston lebend, erobert Gfrerer natürlich den „Broadway-Weill“. Am Kurt Weill Fest Dessau war sie 2012 „Artist in Residence”. Daneben singt Ute Gfrerer Chanson- und Liederabende und spielt ihre eigenen Kabarett-Programme

UTE GFRERER: „WEILL HAT MEIN KÜNSTLERISCHES LEBEN TOTAL VERÄNDERT“ Ute Gfrerer hat sich in den letzten Jahren u.a. als Interpretin der Musik von Kurt Weill einen Namen gemacht. Nach ihrem Gesangs- und Schauspielstudium in Los Angeles war die Sopranistin Ensemblemitglied an verschiedenen Opernhäusern Deutschlands und Österreichs (u. a. an der Wiener Volksoper), bevor sie freischaffend tätig wurde. Bei Modern Times 1 am 22. August im Pfalzbau Ludwigshafen singt sie die Marie Galante Suite. Was bedeutet Kurt Weills Musik für Sie?

Das Violinkonzert von Alban Berg haben Sie mit Claudio Abbado einstudiert. Was ist für Sie das Besondere an diesem Werk?

Alban Berg, porträtiert von Arnold Schönberg, 1910 (Ausschnitt)

Alban Berg komponierte sein Violinkonzert im Jahre 1935 nach dem Tod von Alma Mahlers Tochter Manon, die 18-jährig an Kinderlähmung gestorben war. Der 1. Satz (Andante – Allegretto) soll Manons kurzes Leben nachzeichnen, eine eingebaute schlichte Kärntner Volksweise verweist auf die Kindheit, als Berg Manon in Kärnten das erste Mal begegnete. Die Musik ist von liebreizend-sanfter Natur. Der 2. Satz (Allegro, ma sempre rubato, frei wie eine Kadenz – Adagio) ist eine Musik des Sterbens und der Verklärung. Diese Wirkung wird durch das abschließende Zitat des Bach-Chorals „Es ist genug“ aus der Kantate „O Ewigkeit, du Donnerwort“, BWV 60, verstärkt.

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Ich habe das Berg Violinkonzert schon vor der Aufnahme mit Claudio Abbado viele Jahre lang gespielt. Es war immer schon eins meiner Lieblingswerke für Violine. Besonders faszinierend bei diesem Werk ist die perfekte Synthese von streng dodekaphonisch verarbeitetem Material und hoch emotionellem Ausdruck, jeder Ton hat seinen Platz, keiner ist zu viel, keiner könnte an einer anderen Stelle stehen, man könnte von einem mathematisch konstruierten Gebilde sprechen – und dennoch hören wir hier eins der emotionellsten, expressivsten Werke, die ich kenne! Sie haben 120 Konzerte pro Jahr, was war für Sie ausschlaggebend, bei Modern Times in Mannheim dabei zu sein?

Karl-Heinz Steffens ist seit langem ein guter Freund und trotzdem haben wir es noch nie geschafft, zusammen auf der Bühne zu stehen! Endlich hat sich die Gelegenheit in unseren Kalendern geboten und nun freue ich mich auf unser „Debüt“ in Mannheim!

Ute Gfrerer: Vielleicht klingt es ja etwas melodra-

matisch, aber Kurt Weill hat mein künstlerisches Leben total verändert. Als junge Sängerin mit Talent zur Komik war ich als Opern- und Operetten-Soubrette sehr gefragt, aber nach einigen Jahren wurde mir dieses Genre zu eindimensional. Ich wollte auch andere Emotionen auf die Bühne bringen. Da bekam ich die Chance, in Wien die Jenny in „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ zu singen und seitdem ist mein Weg von Kurt Weill geprägt! Es ist, als habe er für meine Stimme geschrieben – ob es jetzt der deutsche, der französische oder der amerikanische Weill ist, spielt dabei keine Rolle. Ich fühle mich in seiner Musik so frei, wie ich es als Sängerin im „klassischen“ Repertoire nie sein konnte!


Titelgeschichte

KATHARINA THALBACH: „WEILL MIT DER MUTTERMILCH AUFGESOGEN“

Katharina Thalbach (*19. Januar 1954) entstammt einer Theaterfamilie und stand seit ihrem vierten Lebensjahr auf der Bühne. Nach dem Tod ihrer Mutter 1966 kümmerte sich Helene Weigel, die Witwe Bertolt Brechts, um ihre schauspielerische Ausbildung.

Können Sie uns etwas über das Stück „Marie Galante” erzählen?

Als Kurt Weill zwischen 1933 und 1935 in Paris im Exil war, schrieb er nicht nur die Musik zu den „Sieben Todsünden”, sondern vertonte auch ein Stück von Jacques Deval mit dem Titel „Marie Galante”. Es ist die Geschichte von Marie, einer jungen Französin aus Bordeaux, die von einem Kapitän nach Südamerika entführt wird und dort als Prostituierte arbeiten muss, um sich die Reise zurück nach Frankreich leisten zu können. Das Lied „J’attends en navire” – „Ich warte auf ein Schiff” – beschreibt ihr ganzes Dilemma. Galante ist übrigens nicht ihr Nachname, sondern bezieht sich auf ihre Profession als „leichtes Mädchen”. Leider wurde Marie Galante kein großer Bühnenerfolg – dafür ist die Geschichte zu verworren und undurchsichtig (es geht da noch um Spionage und andere politische Intrigen…). Die großartige Musik aber hat überlebt und wird heutzutage meistens als sogenannte „Marie Galante Suite” für Sopran und Orchester aufgeführt. Der 22. August wird ja Ihr Debüt mit der Staatsphilharmonie …

Mit dem Intendanten Michael Kaufmann verbindet mich schon seit Längerem eine enge künstlerische Zusammenarbeit. Ich kenne ihn noch aus seiner Essener Zeit und natürlich vom Kurt Weill Fest in Dessau. Da er mir schon seit Längerem von „seinem“ Orchester und von Chefdirigent Karl-Heinz Steffens vorschwärmt, freue ich mich ganz besonders, jetzt auch in Ludwigshafen mit der Deutschen Staatsphilharmonie auf der Bühne

Katharina Thalbach wurde die Leidenschaft für das Schauspiel in die Wiege gelegt. Als Tochter der Schauspielerin Sabina Thalbach und des Regisseurs Benno Besson wird sie 1954 in OstBerlin geboren. Bereits mit vier Jahren hat sie erste Auftritte auf der Bühne und im Fernsehen. Neben ihren vielen Theaterrollen ist Katharina Thalbach auch regelmäßig in Fernsehproduktionen und auf der Leinwand zu sehen. Dem Kinopublikum ist sie vor allem bekannt aus Volker Schlöndorffs „Die Blechtrommel“ oder „Sonnenallee“ von Leander Haußmann. Die charismatische Schauspielerin mit der markanten Stimme wird am 22. August bei Modern Times 1 im Pfalzbau die Berliner Songs von Kurt Weill singen.

Sebastian Knauer (Klavier) geboren 1971 in Hamburg, studierte als Stipendiat der Oscar und Vera Ritter Stiftung und der Berenberg Bank Hamburg bei Gernot Kahl, Karl-Heinz Kämmerling und Philippe Entremont. Sein Konzertdebüt gab er 1984 in der Laeiszhalle Hamburg. Seither führten ihn Konzerttourneen durch ganz Europa, die USA, Südamerika und Asien. Die Staatsphilharmonie begleitete er 2011 auf ihrer vierwöchigen USA-Tournee. Bei Modern Times 3 am 1. September ist der Pianist beim Ludwigshafener Stadtfest Open Air mit Gershwin zu hören.

Was bedeutet Ihnen die Musik von Kurt Weill?

Das ist ein Grundstein meiner Karriere, da ich ja bereits mit 15 Jahren die Polly in der Dreigroschenoper gespielt habe. Das war mein Durchbruch und außerdem habe ich die Musik mit der Muttermilch aufgesogen. Bei meiner Mutter lief die Musik ständig, neben Mozart. Sie haben ja bereits mit Karl-Heinz Steffens geprobt, wie war die Atmosphäre? Kannten Sie sich vorher?

Karl-Heinz Steffens ist enorm entspannt. Obwohl er damals gerade von der Mailänder Scala kam und einen sensationellen Erfolg mit Richard Wagner hatte. Ich bin sehr froh, ihn kennengelernt zu haben. Der BILD am Sonntag haben Sie in einem Interview gesagt, Sie könnten nicht singen, weil Sie sich in der Schule zwischen Musik und Kunst entscheiden mussten und letzteres gewählt haben.

Ja, das stimmt. Ich habe mich für Kunst entschieden, aber nicht, weil ich nicht singen kann, sondern nicht malen konnte. Dafür kann ich aber gut über Maler reden. Das Ludwigshafener Publikum erwartet also eine Schauspielerin, die singt. Keine Sängerin. Ich bitte darum, mich nicht an der Reinheit meiner Töne zu messen…

Andreas Schmidt (Bariton) wurde als Sohn des Kirchenmusikdirektors Prof. Hartmut Schmidt in Düsseldorf geboren. Er studierte zunächst Klavier, Orgel und Dirigieren, dann Gesang bei Ingeborg Reichelt in Düsseldorf und Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin. Nach dem Gewinn des Deutschen Musikwettbewerbs wurde er sofort an die Deutsche Oper Berlin engagiert. Zahlreiche Funk- und Fernsehaufnahmen dokumentieren die künstlerische Bandbreite des Sängers. Bei Modern Times 1 am 22. August singt er die Walt Whitman Songs.

zu stehen! 7


Metropolregion

Gemeinsam für die Metropolregion Für Musikfreunde weltweit ist die „Mannheimer Schule“ ein Begriff. Außerdem blickt die Stadt auf eine lange Bühnentradition zurück und besitzt das älteste kommunale Theater Deutschlands. Der Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie Prof. Michael Kaufmann führte ein Gespräch mit dem Mannheimer Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, einem der wichtigsten Akteure der Metropolregion.

Michael Kaufmann: Durch die gerade bekannt gewordenen Pläne, an der Musikhochschule Mannheim die klassischen Studiengänge zu streichen, beginnt unser Gespräch über die Metropolregion RheinNeckar mit einem schwierigen Thema. Die Sparmaßnahmen wären nicht nur für den Kulturbereich ein Drama, sondern würden die Bildungsregion entscheidend schwächen. Können Sie denn Gespräche noch „pro Mannheim“ führen?

Dr. Peter Kurz: Das Ministerium in Stuttgart hat einen Entwurf vorgelegt, wie die vom Rechnungshof geforderten Einsparungen in der Musikhochschullandschaft in BadenWürttemberg realisiert werden können. Dieser Vorschlag muss diskutiert werden und ich denke, das sieht auch das Ministerium so. Wir sind im konstruktiven Austausch mit der Ministerin und haben dabei auch schon deutlich gemacht, dass in der anstehenden Sparrunde Mannheim nicht

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den Großteil der Last wird tragen können. Hier müssen Lösungen gefunden werden, die alle einbeziehen – also auch Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart.

Denken und Handeln in größeren Zusammenhängen – regional, national, international – letztendlich global. Das macht im Übrigen Urbanität aus.

MK: Selbst wenn man nur das Zentrum

MK: Die Länder Baden-Württemberg,

der Metropolregion ansieht, die sich grob gesprochen von Heidelberg bis Bad Dürkheim und von Heppenheim bis Landau erstreckt, kann man von einer Musikregion sprechen: Musikschulen, Musikhochschule, Popakademie, Nationaltheater Mannheim und die Staatsphilharmonie mit Sitz in Ludwigshafen. Spielen für Sie in einer solchen Betrachtung kommunale Grenzen überhaupt (noch) eine Rolle?

Rheinland-Pfalz und Hessen haben für diese regionale Entwicklung 1969 einen Staatsvertrag geschlossen. 2005 haben die Ministerpräsidenten der drei Länder eine „Erneuerung“ vorgenommen, die die Region nun als „Europäische Metropolregion“ beschreibt. Reichte der ursprüngliche Vertrag nicht aus?

Dr. Peter Kurz: Ja, spielen sie. Die Aufgaben, die gemeinsam angegangen werden müssen, nehmen aber zu. Deshalb ist die Metropolregion so wichtig; man darf sie nicht nur denken, sondern sie muss auch im Alltag mit Leben gefüllt werden. Aber nicht nur die Metropolregion ist ein grenzüberschreitendes Projekt. Viele Themen verlangen ein

Dr. Peter Kurz: Hier gibt es kein Entwederoder, die Verträge bauen aufeinander auf, insofern ist der Staatsvertrag von 1969 der Beginn für eine Entwicklung gewesen, die auch mit der Vereinbarung von 2005 nur ihr vorläufiges Ende gefunden hat. Der Staatsvertrag 2005 und die Zukunftsinitiative haben allerdings einen enormen Schub in die regionalen Kooperationen gebracht.


Metropolregion

Blick über die Musikstadt Mannheim, wo seit dem 18. Jahrhundert verschiedene Kunstakademien die kulturelle Tradition der Kurpfalz bereichern. Sich über Genregrenzen hinweg austauschen und wichtige regionale Plattformen entwickeln ist eine Grundhaltung von Dr. Peter Kurz – auch im Gespräch mit Prof. Michael Kaufmann.

MK: Die Staatsphilharmonie leistet für die Entwicklung der Region einen wichtigen Beitrag, spielt sie doch Konzerte in allen wichtigen Städten der Metropolregion. Dürfen Sie da eine regionalpatriotische Haltung einnehmen oder muss Ihr Herz doch mehr für die Akademiekonzerte des Orchesters des Nationaltheaters schlagen?

Dr. Peter Kurz: Mein Herz schlägt für die Kunst und die unter anderem daraus entstehende Kultur. Ich kann mich über eine erfolgreiche Reihe der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im Rosengarten genauso freuen, wie über die wundervollen und traditionsreichen Akademie-Konzerte des Orchesters des Nationaltheaters. Das hochkarätige Musikprogramm im BASF-Feierabendhaus sehe ich genauso als wichtigen kulturellen Schatz wie die Mannheimer Oper. Am Ende zählt, dass wir alle gemeinsam an der Weiterentwicklung und dem Bild der wirtschaftlich starken und lebenswerten Kulturregion Rhein-Neckar arbeiten. MK: Ein erster Brückenschlag zwischen den Orchestern in Mannheim und Ludwigshafen ist mit der Gründung der LUMA2020 gelungen: Wir bieten jungen Musikern ein Ausbildungsmodul an, das die Hochschulen nicht bieten können. Eine gute Idee? Dr. Peter Kurz: Eine gute, moderne und richtige Idee und Strategie. Sie unterstreicht das zuvor Gesagte – miteinander besser werden und mehr erreichen. Genau solche Projekte zeigen die Vorteile regionalen Denkens. Hier werden die so oft zitierten Syner-

gien lebendig und sichtbar. Wir brauchen mehr solcher Initiativen, auch wenn es schon einige gibt. MK: Mit MODERN TIMES bietet die Staatsphilharmonie ein ambitioniertes SommerMusikfest in der Metropolregion an, das von den Stadtmarketinggesellschaften in Ludwigshafen und Mannheim unterstützt wird. Nehmen Sie solche Aktivitäten auch unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung der Region wahr oder bleibt das doch „nur“ ein kulturelles Angebot eines Anbieters in der Region?

Dr. Peter Kurz: Ich nehme es als das wahr, was es ist – eine regionale Aktivität der Staatsphilharmonie zur Bereicherung des Kulturlebens der Region und darüber hinaus. Das Konzept ist schlüssig und vielversprechend. Ich wünsche allen Beteiligten des Projektes gute kreative Prozesse, das nötige Durchhaltevermögen und den nötigen Zuspruch des kompetenten und begeisterungsfähigen Publikums, das wir hier in der Region haben. MK: Mannheim und die Region wollen sich dafür bewerben, Europäische Kulturhauptstadt zu werden. Beeinträchtigt die Verschiebung des möglichen Termins von 2020 auf 2025 Ihre Absichten?

Dr. Peter Kurz: Wir haben von Anfang an gesagt, der Zeitpunkt des Ereignisses ist nicht entscheidend, sondern wie wir uns auf dem Weg dahin verhalten. Und da kann ich sehr beruhigt auf den bisherigen Prozess und das bisher Bewegte zurückschauen. Die jetzt anstehenden Schritte sind die engere

regionale Verzahnung des Prozesses, die Bündelung aller strategischen Stadtentwicklungsaktivitäten in Mannheim und die weitere und intensive Arbeit in den internationalen Netzwerken. Denn wir wollen auf allen Ebenen klar machen: Mannheim und die Region sind weiter auf dem Weg, mit sicheren und gezielten Schritten. Des Weiteren arbeiten wir an der regionalen Fortschreibung der Kulturvision 2015 und am Projekt „UNESCO City of Music“, quasi als Twin Town – wie es der Kulturamtsleiter der Stadt Heidelberg, Hans-Martin Mumm, formuliert – mit unserem Nachbarn Heidelberg, der sich um den Titel „UNESCO City of Literature“ bewirbt. MK: Neben allen regionalen Aktivitäten sind Sie doch der Oberbürgermeister von Mannheim. Gibt es denn auch Lieblingsplätze in der Region, an die Sie Gäste Ihrer Stadt führen?

Dr. Peter Kurz: Ich habe viele Lieblingsplätze in der Region und deshalb auch sehr unterschiedliche Orte, an die ich internationale Gäste führe. Der Blick über die Rheinebene, z.B. vom Hambacher Schloss, oder der Schlossgarten in Schwetzingen gehören dazu. Lieblingsorte in Mannheim sind die Kulturinstitutionen, Parks und alle Stellen, bei denen es um Wasser geht: vom Friedrichsplatz über das Strandbad bis zum Altrhein.

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Porträt

Reinhold Friedrich

FACETTEN EINER KÜNSTLERPERSÖNLICHKEIT– EIN FACHMANN FÜR ALT UND NEU Was macht eigentlich ein „Artist in Residence“? Reinhold Friedrich, der erste seiner Art bei der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz (nach dem „Composer in Residence“ Christian Jost), wird jedenfalls nicht eine volle Saison lang seinen Wohnsitz nach Ludwigshafen verlegen, wie das der englische Begriff „Residence“ eigentlich nahe legt. Aber er tritt gemeinsam mit dem Orchester in einer ganzen Reihe von Veranstaltungen auf, mit unterschiedlichen Programmen, an verschiedenen Spielstätten. Und gibt seinem Publikum damit die Gelegenheit, ihn viel intensiver kennen zu lernen, als es in einem einzelnen Konzert möglich wäre.

Mit dem Trompeter Reinhold Friedrich präsentiert die Staatsphilharmonie erstmals einen „Artist in Residence“

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erade in Friedrichs Fall macht das Konzept des „Artist in Residence“ Sinn. Denn der gebürtige Badener zählt nicht nur zu den weltweit besten, sondern auch zu den vielseitigsten Trompetern unserer Zeit. Die Auftritte mit der Staatsphilharmonie zeigen verschiedene Facetten seiner Künstlerpersönlichkeit – Facetten, die mancher vielleicht sogar als widersprüchlich empfinden könnte. So ist Friedrich zwar ein großer Anhänger zeitgenössischer Klänge, doch er gilt auch als Experte für Alte Musik und historische Aufführungspraxis. Wie passt das zusammen? Überraschend gut, denn einerseits knüpft ja manche moderne Komposition an Musik der Vergangenheit an, und andererseits waren viele ältere Werke zu ihrer Zeit neuartig, spannend, aufregend. Neues so zu spielen, dass die historischen Wurzeln freigelegt werden und Altes so, dass auch heutige Hörer das „Unerhörte“ daran erfahren können – das erfordert einen ebenso geschichtsbewussten wie experimentierfreudigen Musiker. Friedrich stellt im Februar 2014 das „Divertimento macchiato“ des großen österreichischen Gegenwartskomponisten Kurt Schwertsik vor. Schon der Titel macht zweierlei deutlich: Diese Musik will, anders als ein Großteil moderner E-Musik, auch Unterhaltung, Leichtigkeit, Witz bieten. Und sie kennt keine Berührungsängste ge-

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genüber der Tradition: Das Divertimento war schließlich eine der beliebtesten Gattungen der Wiener Klassik. Schwertsik, der sich nach ausgiebiger Beschäftigung mit Avantgarde-Techniken Schritt für Schritt die Tonalität neu erarbeitet hat, greift in seinem „befleckten Divertimento“ überkommene Typen wie Marsch, Serenade oder Notturno auf – natürlich mit dem ihm eigenen hintergründigen Humor. Zwei bedeutende Pionierwerke der Vergangenheit spielt Friedrich am Anfang und Ende seiner Residenz: im September Johann Nepomuk Hummels E-Dur-Konzert aus dem Jahr 1803 und im Mai/Juni das bereits 1796 entstandene Es-Dur-Konzert von Joseph Haydn. Um 1800 wäre den meisten Musikern die Komposition eines Trompetenkonzerts abwegig erschienen. Längst war ja die Kunst des „Clarinblasens“, die der ventillosen Barocktrompete in der höchsten und schwierigsten Lage eine komplette Tonskala bereitstellte, zur Bedeutungslosigkeit abgesunken. Und mit den wenigen Naturtönen der tiefen und mittleren Lage ließen sich kaum Melodien oder brillante Passagen spielen, wie sie ein Solokonzert nun mal verlangt. Um dieses Problem zu beheben, erfand der Wiener Anton Weidinger die erste voll chromatische Trompete: Er bohrte Löcher ins Rohr, die er mit Klappen versah. Und dann bestellte er Konzerte – unter anderem bei Hummel, der das neue Instrument höchst raffiniert präsentierte: Sein


Porträt

Alle Konzerte mit Reinhold Friedrich:

Solopart beginnt noch ganz harmlos mit einem trompetentypischen Fanfarenthema. Doch dann folgen gesangliche Melodien in kleinen und kleinsten Tonschritten, die auf den damals bekannten Trompeten unspielbar waren – die Zuhörer müssen völlig perplex reagiert haben. Ein ganz anderes, nicht weniger wichtiges Einsatzgebiet der Trompete ist der Jazz. Friedrich hegt zwar größte Bewunderung für Künstler wie Miles Davis oder Chet Baker, gesteht jedoch gerne ein, dass er selbst kein richtiger Jazzer ist. „Aber ich spiele viele Stücke, in denen ich nah dran bin am Jazz, nur eben nicht drin“, erklärte er in einem Zeitungsinterview. Einige Stücke dieser Art – von George Gershwin, Gunther Schuller und Leonard Bernstein – stehen denn auch auf dem Programm eines Workshops, dessen Ergebnisse im Rahmen der Jugendkonzertwoche im November vorgestellt werden.

Staatsphilharmonie zusammen. Profitieren werden zweifellos beide Seiten: Der Nachwuchs kann in den Profi-Alltag hineinschnuppern, doch auch die Orchestermusiker erhalten neue Impulse. Im Übrigen versteht auch Friedrich selbst derartige Projekte als ein Geben und Nehmen. Er liebt es, seine Musikbegeisterung mit jungen Menschen zu teilen, sei es beim Unterrichten an „seiner“ Karlsruher Musikhochschule, bei Meisterkursen in aller Welt – oder auch mal bei einer Veranstaltung für Grundschulkinder: Am 27. September wird Friedrich beim Auftaktkonzert zur offiziellen Patenschaft zwischen der Erich KästnerSchule und der Staatsphilharmonie den Solopart des Hummel-Konzerts spielen. Und wenn er dabei den einen oder anderen jungen Zuhörer für sein Instrument oder das Musizieren überhaupt gewinnen könnte, hätte sich die Residenz schon aus Ò diesem Grund gelohnt.

19. September 2013 Schloss Neuschwanstein Festspielkonzert 3 Werke von Wagner, Hummel und Brahms

9. Februar 2014 Karlsruhe, Konzerthaus Sinfoniekonzert Werke von Bartók, Schwertsik und Mozart

26. September 2013 Landau, Jugendstil-Festhalle Sinfoniekonzert Werke von Wagner, Hummel und Beethoven

10. Februar 2014 11. Februar 2014 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus Sinfoniekonzert Werke von Bartók, Schwertsik und Mozart

30. September 2013 Mannheim, Rosengarten Sinfoniekonzert Werke von Wagner, Hummel und Beethoven 6. November 2013 7. November 2013 Ludwigshafen, Phiharmonie 8. November 2013 Neustadt an der Weinstraße, Saalbau Jugendkonzertwoche Werke von Gershwin, Schuller und Bernstein

31. Mai 2014 Weilburg, Schloss Weilburger Schlosskonzerte Festspiel-Eröffnung Werke von Mendelssohn Bartholdy, Haydn und Beethoven 2. Juni 2014 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau Philharmonisches Konzert Werke von Mendelssohn Bartholdy, Haydn und Beethoven

10. November 2013 Ludwigshafen, Philharmonie So um 5 – Kammermusik sonntags um fünf Werke von Gershwin, Schuller und Bernstein

Text: Jürgen Ostmann

In dem von Friedrich geleiteten Workshop arbeiten Musikstudenten mit Mitgliedern der 11


Konzertkalender

ALLE TERMINE VON AUGUST BIS OKTOBER 2013

MODERN TIMES

MI Ä 18. SEPTEMBER 2013 Ä 20:00 Schloss Neuschwanstein, Füssen

Das Metropolregion-Sommer-Musikfest der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Tristan: Michael Baba, Tenor Isolde: Dara Hobbs, Sopran Marke: Robert Holl, Bass Melot: Thomas de Vries, Tenor Brangäne: Julia Faylenbogen, Sopran Kurwenal: Marios Sarantidis, Bariton

DO Ä 22. AUGUST 2013 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau Ticket-Hotline: 0621 - 59909 83 MODERN TIMES 1 BERLIN, PARIS, NEW YORK – EINE DEUTSCHE GESCHICHTE Ein Kurt-Weill-Porträt Karl-Heinz Steffens, Dirigent Katharina Thalbach, Gesang Ute Gfrerer, Sopran Andreas Schmidt, Bariton K. Weill Symphonic Nocturne aus Lady in the Dark Ä Four Walt Whitman Songs Ä Marie Galante Concert Suite Ä Berliner Songs SO Ä 25. AUGUST 2013 Ä ab 11:00 Ä Eintritt frei Ludwigshafen, Philharmonie TAG DER OFFENEN TÜR Karl-Heinz Steffens, Dirigent 11:00 Uhr Moderierte Orchesterprobe 17:00 Uhr Konzert, M. Ravel La Valse MI Ä 28. AUGUST 2013 Ä 20:00 Mannheim, Rosengarten, Musensaal Tickets: 0621 - 59909 83 MODERN TIMES 2 Tanz auf dem Vulkan Karl-Heinz Steffens, Dirigent Isabelle Faust, Violine J. Strauß Kaiserwalzer, op. 437 RV 437 A. Webern Passacaglia d-Moll, op. 1 M. Ravel La Valse A. Berg Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ B. A. Zimmermann Sinfonie in einem Satz

FRIEDBERGER MUSIKSOMMER FR Ä 6. SEPTEMBER 2013 Ä 19:30 Friedberg, Stadtpfarrkirche St. Jakob Karl-Heinz Steffens, Dirigent Nikolaus Boewer, Violine Florian Barak, Violoncello Andreas Schmidt, Bariton J. Brahms Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll, op. 102 J. S. Bach Kantate „Ich habe genug“, BWV 82 J. Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90 SA Ä 7. SEPTEMBER 2013 Ä 19:30 Friedberg, Rothenberghalle Karl-Heinz Steffens, Dirigent Michal Friedländer, Klavier Cornelia & Julia Gartemann, Violine, Viola W. A. Mozart Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur, KV 364 B. Bartók Klavierkonzert Nr. 3, Sz 119 L. van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll, op. 67 „Schicksalssinfonie“

Friedberger Musiksommer Tickets: 0821 - 609299

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Reinhold Friedrich, Trompete R. Wagner Siegfried-Idyll E-Dur, WWV 103 J. N. Hummel Konzert für Trompete und Orchester E-Dur J. Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90 FR Ä 20. SEPTEMBER 2013 Ä 20:00 Schloss Neuschwanstein, Füssen Karl-Heinz Steffens, Dirigent Tristan: Michael Baba, Tenor Isolde: Dara Hobbs, Sopran Marke: Robert Holl, Bass Melot: Thomas de Vries, Tenor Brangäne: Julia Faylenbogen, Sopran Kurwenal: Marios Sarantidis, Bariton R. Wagner Tristan und Isolde, WWV 90 – Zweiter Akt Ä Vorspiel Ä Liebestod SA Ä 21. SEPTEMBER 2013 Ä 20:00 Schloss Neuschwanstein Füssen Karl-Heinz Steffens, Dirigent Nikolaus Boewer, Violine Florian Barak, Violoncello

SO Ä 22. SEPTEMBER 2013 Ä 20:00 Schloss Neuschwanstein Füssen

MODERN TIMES 3 Fanfare for the Common Man Karl-Heinz Steffens, Dirigent & Klarinette Sebastian Knauer, Klavier Andreas Schmidt, Rezitation

FESTSPIELKONZERTE NEUSCHWANSTEIN DI Ä 17. SEPTEMBER 2013 Ä 20:00 Schloss Neuschwanstein, Füssen Karl-Heinz Steffens, Dirigent Nikolaus Boewer, Violine Florian Barak, Violoncello R. Wagner Ouvertüre zu „Rienzi“, WWV 49 J. Brahms Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll, op. 102 L. van Beethoven 5. Sinfonie c-Moll, op. 67

12

DO Ä 19. SEPTEMBER 2013 Ä 20:00 Schloss Neuschwanstein, Füssen

R. Wagner Ouvertüre zu „Rienzi“, WWV 49 J. Brahms Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll, op. 102 L. van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll, op. 67

SO Ä 1. SEPTEMBER 2013 Ä 18:00 Ä Eintritt frei Ludwigshafen, Stadtfest Open Air

A. Copland Fanfare for the Common Man Ä Lincoln Ä Klarinettenkonzert L. Bernstein „Mambo“ from „West Side Story“ G. Gershwin Klavierkonzert F-Dur Ä Cuban Ouverture

R. Wagner Tristan und Isolde, WWV 90 Zweiter Akt Ä Vorspiel Ä Liebestod

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Tristan: Michael Baba, Tenor Isolde: Dara Hobbs, Sopran Marke: Robert Holl, Bass Melot: Thomas de Vries, Tenor Brangäne: Julia Faylenbogen, Sopran Kurwenal: Marios Sarantidis, Bariton R. Wagner Tristan & Isolde, WWV 90 – Zweiter Akt Ä Vorspiel Ä Liebestod

Schloss Neuschwanstein Tickets: 01805 - 288244


Konzertkalender

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Nikolaus Boewer, Violine Florian Barak, Violoncello

Richard Wagner

R. Wagner Ouvertüre zu „Rienzi“, WWV 49 J. Brahms Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll, op. 102 Ä Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90

DO Ä 3. OKTOBER 2013 Ä 17:00 Speyer, Kaiserdom Tickets: 01805 - 700733 INTERNATIONALE MUSIKTAGE Markus Melchiori, Dirigent Sarah Wegener, Sopran Markus Eichenlaub, Orgel Domchor Speyer F. Poulenc Concerto für Orgel, Pauken und Streichorchester g-Moll, FP 93 J. S. Bach Passacaglia c-Moll, BWV 582 F. Poulenc Gloria für Sopran, Chor und Orchester, FP 177 FR Ä 11. OKTOBER 2013 Ä 20:00 Zweibrücken, Festhalle Tickets: 06332 - 871451 und -71 INTERNATIONALES FESTIVAL EUROCLASSIC „Eurovisionen“ 1 Fabrice Bollon, Dirigent Claudio Bohorquez, Violoncello

SO Ä 20. OKTOBER 2013 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie Tickets: 0621 - 5042558 SO UM 5 – Kammermusik sonntags um fünf „Vielsaitig…“ TonTrio: Julia Haverkamp, Klavier, Karlotta Eß, Violine, Daniel Haverkamp, Violoncello L. van Beethoven Klaviertrio Es-Dur, op. 70 Nr. 2 D. Schostakowitsch Klaviertrio Nr. 1 c-Moll, op. 8 A. Dvorˇák Klaviertrio Nr. 4 e-Moll, op. 90 „Dumky“ Frank Peter Zimmermann

DI Ä 24. SEPTEMBER 2013 Ä 20:00 Neustadt an der Weinstraße, Saalbau Tickets: 06321 - 855404

P. Dukas „L’Apprenti sorcier“, (Der Zauberlehrling) C. Saint-Saëns Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll, op. 33 J. Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll, op. 68 DO Ä 26. SEPTEMBER 2013 Ä 20:00 Landau, Jugendstil-Festhalle Tickets: 06341 - 134141 Karl-Heinz Steffens, Dirigent Reinhold Friedrich, Trompete R. Wagner Siegfried-Idyll E-Dur, WWV 103 J. N. Hummel Konzert für Trompete und Orchester E-Dur J. Brahms Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90

SA Ä 12. OKTOBER 2013 Ä 19:30 Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau Tickets: 0621 - 5042558 1. PHILHARMONISCHES KONZERT

SO Ä 27. OKTOBER 2013 Ä 20:00 Pirmasens, Festhalle Tickets: 06331 - 842352

Fabrice Bollon, Dirigent Claudio Bohorquez, Violoncello

INTERNATIONALES FESTIVAL EUROCLASSIC „Eurovisionen“ 2

P. Dukas „L’Apprenti sorcier“, (Der Zauberlehrling) C. Saint-Saëns Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll, op. 33 J. Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll, op. 68 SO Ä 13. OKTOBER 2013 Ä 19:30 Mainz, Rheingoldhalle Tickets: 06133 - 5799991 MAINZER MEISTERKONZERTE

Karl-Heinz Steffens

Fabrice Bollon, Dirigent Claudio Bohorquez, Violoncello P. Dukas „L’Apprenti sorcier“, (Der Zauberlehrling) C. Saint-Saëns Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll, op. 33 J. Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll, op. 68

Karl-Heinz Steffens, Dirigent Frank Peter Zimmermann, Violine A. Dvorˇák Konzertouvertüre A-Dur, op. 92 „Karneval“ Ä Konzert für Violine und Orchester a-Moll, op. 53 E. Elgar Sinfonie Nr. 1 As-Dur, op. 55 MO Ä 28. OKTOBER 2013 Ä 20:00 DI Ä 29. OKTOBER 2013 Ä 20:00 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus Tickets: 0621 - 6099911 Karl-Heinz Steffens, Dirigent Frank Peter Zimmermann, Violine A. Dvorˇák Konzertouvertüre A-Dur, op. 92 „Karneval“ Ä Konzert für Violine und Orchester a-Moll, op. 53 E. Elgar Sinfonie Nr. 1 As-Dur, op. 55

Das Konzert wird von SWR2, dem Kulturkanal des Südwestrundfunks, aufgezeichnet.

MO Ä 30. SEPTEMBER 2013 Ä 20:00 Mannheim, Rosengarten, Musensaal Tickets: 0621 - 5990983 MANNHEIMER MEISTERKONZERTE, 1. SINFONIEKONZERT Karl-Heinz Steffens, Dirigent Reinhold Friedrich, Trompete R. Wagner Siegfried-Idyll E-Dur, WWV 103 J. N. Hummel Konzert für Trompete und Orchester E-Dur L. van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll, op. 67 „Schicksalssinfonie“ 13


Das besondere Konzert

Frank Peter Zimmermann

BÖHMISCHES UND BRITISCHES NATIONALKOLORIT Einer der bedeutendsten deutschen Geiger seiner Generation gastiert mit der Deutschen Staatsphilharmonie Ende Oktober in Pirmasens und Ludwigshafen. Frank Peter Zimmermann greift dabei in Antonin Dvořáks „Konzert für Violine und Orchester a-Moll“ beherzt in die Saiten. Unter der Leitung von Chefdirigent Karl-Heinz Steffens führt die Staatsphilharmonie zudem die selten zu hörende „Sinfonie Nr. 1 As-Dur“ Edward Elgars auf.

FRANK PETER ZIMMERMANN wurde 1965 in Duisburg geboren und zählt zu den führenden deutschen Violinisten seiner Generation. Bereits 1981 debütierte er bei den Berliner Philharmonikern, seitdem haben ihn Konzertverpflichtungen als Solist und Kammermusiker zu allen renommierten Klangkörpern der Welt geführt. Drei Violinkonzerte brachte Frank Peter Zimmermann bisher zur Welturaufführung. 2007 gründete er gemeinsam mit Antoine Tamestit (Bratsche) und Christian Poltéra (Violoncello) das Trio Zimmermann. Immer wieder wurden die Einspielungen Zimmermanns, darunter nahezu alle wichtigen Violinkonzerte von Bach bis Ligeti, mit Preisen ausgezeichnet, der Geiger selbst erhielt 2008 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Derzeit spielt er eine Stradivari aus dem Jahr 1711 der Stiftung Westdeutsche Landesbank.

27. Oktober 2013 Pirmasens, Festhalle

INTERNATIONALES FESTIVAL EUROCLASSIC 28. Oktober 2013 29. Oktober 2013 Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus Karl-Heinz Steffens, Dirigent | Frank Peter Zimmermann, Violine A. Dvořák: Konzertouvertüre A-Dur, op. 92 „Karneval“ und Konzert für Violine und Orchester a-Moll, op. 53 E. Elgar: Sinfonie Nr. 1 As-Dur, op. 55 14

E

s gibt wohl kaum jemanden, der „Land of Hope and Glory“ nicht schon einmal irgendwann irgendwo gehört hat. Die hymnischen Klänge Edward Elgars zu Beginn seiner fünf Orchestermärsche „Pomp and Circumstance“ genießen – nicht nur, aber vor allem in Großbritannien – Kultstatus. Sie sind so etwas wie nationale Erkennungsmusik und darüber hinaus in allen erdenklichen Zusammenhängen zu hören. Sie sind beeindruckend, diese Märsche, voller Schwung und kunstvoll orchestriert, das Beste allerdings aus Elgars Feder sind sie mitnichten. Der Komponist großartiger Oratorien wie „The Dream of Gerontius“ und „The Kingdom“ sowie der „Enigma Variationen“ für Orchester hat beispielsweise auch noch zwei bemerkenswerte Sinfonien geschrieben, deren erste in As-Dur nach der Premiere 1908 in London zu einem wahren Triumphzug durch die Konzertsäle der Welt ansetzte. Heute hingegen fristet sie eher ein sinfonisches Schattendasein. Dabei bietet das Werk mit seinen ungewöhnlichen harmonischen Wendungen, abrupten Tempowechseln sowie markanter Rhythmik und einer enormen emotionalen Spannung jedem Orchester reichlich Gelegenheit, sein Können eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Ebenfalls selten aufgeführt werden die drei Konzertouvertüren Opus 91 bis 93 Antonin Dvořáks, von denen „Karneval“ die mittlere bildet. Sein „Konzert für

Violine und Orchester a-Moll“ ist da schon häufiger zu hören. Fritz Simrock, der den böhmischen Tondichter 1878 exklusiv unter Vertrag genommen hatte, hatte es angeregt. „Recht originell, kantilen, reich und für gute Geiger“ sollte das Konzert sein. Dvořák entschied sich gleich einmal für einen der Besten und widmete Joseph Joachim sein innerhalb weniger Wochen fertig gestelltes Werk. Dass bis zur Uraufführung noch einmal mehr als vier Jahre vergehen sollten, gehört zu den Kuriositäten seiner Entstehungsgeschichte. Joachim, der die erste Fassung sogleich zur Begutachtung erhielt, ließ offenbar kein gutes Haar daran. „Nicht einen einzigen Takt habe ich behalten“, schrieb Dvořák seinem Verleger. Doch auch dem zweiten Entwurf war kein Erfolg beschert, diesmal ließ sich Joseph Joachim für seine Änderungswünsche und Korrekturen allerdings zwei Jahre Zeit und glänzte bei der Uraufführung am 14. Oktober 1883 im Prager Nationaltheater durch Abwesenheit. Dafür brillierte Dvořáks Freund František Ondříček als Solist. Trotz aller Umarbeitungen trug das Konzert eindeutig Dvořáks Handschrift und entsprechend groß waren dann auch der Erfolg der Uraufführung sowie weiterer Konzerte in Wien und London. Die drei Sätze leben von slawischem Kolorit, das Dvořák kunstvoll in den ersten beiden, von liedhaften Elementen geprägten Sätzen in Töne setzte und im Finale in einen feurigen Furiant münden lässt. Text: Gert Deppe


Staatsphilharmonie auf Tour

Das Orchester unterwegs

MUSIK AUF DEM GIPFEL KÖNIGLICHER GEFÜHLE Es ist schon einige Jahre her, dass die Deutsche Staatsphilharmonie auf Schloss Neuschwanstein gastierte. Nun gestaltet sie Ende September unter Chefdirigent Karl-Heinz Steffens im berühmten Sängersaal gleich sechs Festspielkonzerte. Mit Nikolaus Boewer und Florian Barak sind dabei auch zwei Mitglieder der Staatsphilharmonie als Solisten zu erleben. Und natürlich darf Richard Wagner nicht fehlen. In drei Konzerten gratulieren die musikalischen Botschafter aus Rheinland-Pfalz dem Günstling König Ludwigs II. zum 200. Geburtstag.

s

echs Konzerte in sechs Tagen, dazu eine traumhaft schöne Kulisse und nach vielen Jahren wieder einmal Auftritte im Rahmen der Festspielkonzerte Neuschwanstein: Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz macht ihrem Ruf als reisefreudiges Orchester und musikalische Botschafterin alle Ehre. Auftakt der Tournee: Friedberger Musiksommer Noch vor den Konzerten auf Neuschwanstein nimmt die Tournee des Orchesters beim Friedberger Musiksommer ihren Anfang, wo es sich diesmal mit zwei Konzerten präsentiert. Gemeinsam mit herausragenden Solisten wird das Orchester sich in das charmante und heitere Festival einbringen und solistischen wie sinfonischen Glanz in die altbayerische Herzogstadt bringen. Es herrscht also (Vor-)Freude und Stolz über die Einladungen zu den beiden beliebten Festspielen: Führt der Weg am 6. und 7. September zuerst an die Romantische Straße nach Friedberg, so gastiert die Staatsphilharmonie unter ihrem Chefdirigenten vom 17. bis 22. September mit gleich drei

Nikolaus Boewer, Violine

Florian Barak, Violoncello

Dank des Einsatzes des künstlerischen Leiters Karl-Heinz Steffens hat sich der Friedberger Musiksommer zu einem vielbeachteten musikalischen Ereignis entwickelt.

unterschiedlichen Programmen im Sängersaal des Märchenschlosses im Ostallgäu. Festspielkonzerte Neuschwanstein Abheben aber wird in solch luftiger Höhe sicherlich keiner – auch wenn die Gastspiele unter bemerkenswerten Vorzeichen stehen. Denn mit Nikolaus Boewer (Violine) und Florian Barak (Violoncello) sind zwei Mitglieder der Staatsphilharmonie solistisch zu erleben. Sie eröffnen die Reihe der rheinland-pfälzischen Auftritte mit dem „Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll“ von Johannes Brahms. Und weil die beiden befreundeten Musiker auch beim Golfspiel mächtig viel Spaß miteinander haben, werden die gemeinsamen Auftritte zweifelsohne zu einem kommunikativen Vergnügen der besonderen Art. Nicht weniger als das nämlich erfordert die Partitur dieses im Sommer 1887 komponierten und eher unprätentiösen Werkes: erzählfreudige und gleichermaßen virtuose Saitenkünstler, deren Kunstfertigkeit sich weniger in solistischem Kräftemessen erschöpft als durch gut abgestimmtes, farbenreiches und nuanciertes Zusammenspiel auch mit dem Orchester Klang werden soll.

„Wir freuen uns auf das Konzert in Neuschwanstein, weil wir das Brahms-Doppelkonzert mit unseren Kollegen und Karl-Heinz Steffens aufführen dürfen. In der schönen Atmosphäre des Sängersaals ist das etwas ganz Besonderes“, kann Solo-Cellist Barak die beiden Auftritte an der Seite von Konzertmeister Boewer kaum erwarten. Komplettiert wird dieses erste Programm durch Ludwig van Beethovens „Sinfonie Nr. 5 c-Moll“ sowie Richard Wagners Ouvertüre zu „Rienzi“. Gern darf es anlässlich dessen 200. Geburtstages auch noch ein bisschen mehr Wagner sein. In ihrem zweiten Programm präsentieren die Staatsphilharmonie und renommierte Gesangssolisten an drei Abenden Klänge aus „Tristan & Isolde“. Das sechste Konzert beginnt noch einmal mit Musik des Günstlings König Ludwigs II. Neben „Siegfried-Idyll“ und der „Sinfonie Nr. 3 F-Dur“ von Johannes Brahms erklingt außerdem das „Konzert für Trompete und Orchester E-Dur“ von Johann Nepomuk Hummel. Solist ist der diesjährige „Artist in Residence“ der Deutschen Staatsphilharmonie, Reinhold Friedrich. Text: Gert Deppe 15


Neuigkeiten und Meldungen

STEFFENS DEBÜTIERT BEI DEN BERLINER PHILHARMONIKERN Eigentlich kann man bei Karl-Heinz

Dazu gratulieren wir unserem Maestro

Steffens und den Berliner Philharmonikern

natürlich ganz herzlich! Auf dem Programm

gar nicht von Debüt sprechen, war doch

stehen Werke von Ludwig van Beethoven,

Steffens als Solo-Klarinettist dem renom-

Bernd Alois Zimmermann und Franz

mierten Orchester bis 2007 verbunden.

Schubert.

Doch jetzt steht er bei den Berlinern am

Weitere Informationen finden Sie unter

9., 10. und 11. Oktober erstmals am Pult.

www.berliner-philharmoniker.de/konzerte

NEU IM ORCHESTER Zur neuen Spielzeit dürfen wir einige neue Orchestermitglieder bei der Staatsphilharmonie begrüßen, die wir in diesem und in den kommenden Magazinen näher vorstellen werden. Olga Pogorelova unterstützt das Orchester als 1. Konzertmeisterin, Karoline Markert und Pavel Verba verstärken die

OLGA POGORELOVA – Die

PAVEL VERBA, 1984 in St.

Staatsphilharmonie hat eine

Petersburg geboren, verstärkt

neue erste Konzertmeisterin. Die gebürtige Russin erhielt

die Bratschen der Staatsphilharmonie. Nach acht Jahren

ihren ersten Geigenunterricht mit fünf Jahren. Nach ihren Studien am Moskauer Konservatorium, an der Musik-

Violinunterricht am Petersburger Musikgymnasium studierte er Bratsche am Rimskij-Korsakov-Musikkolleg, am St. Pe-

hochschule Freiburg sowie der Musikhochschule München war sie zunächst 2. Konzertmeisterin des Philharmonischen Orchesters Würzburg,

tersburger Konservatorium sowie an der Universität der Künste Berlin. Von 2011 bis 2013 war er Mitglied der Orchesterakademie bei der

bevor sie 2002 als 1. Konzertmeisterin an das Staatsor-

Staatsoper Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim. Im Rahmen der Akademie erhielt er Viola-Unterricht bei den Solobratschisten der

ausverkauften Konzertsaal im Pfalzbau. Karl-Heinz

am Sinfonieorchester Wuppertal. Olga Pogorelova ist Preisträgerin mehrerer internatio-

Staatskapelle Berlin, Prof. Felix Schwarz und Julia Deyneka

unerhört vitale, hoch expressive, eminent musikalische

sowie bei Prof. Wilfried Strehle

mein souverän, suggestiv, mit geradezu vulkanischem

naler Violin- und Kammermusikwettbewerbe.

sowie bei Annemarie Moorcroft & Igor Budinstein.

Temperament und zugleich mit einem Höchstmaß an

chester Darmstadt wechselte. In der Saison 2012/2013 spielte sie als 1. Konzertmeisterin

16

Bratschen und Hanna Mangold steigt als stellvertretende Soloflötistin ein. Daniel Kroh komplettiert die zweiten Geigen. In der Verwaltung begrüßen wir die neue Orchesterdisponentin Clara Criado Hernández sowie Elisabeth Seibold als Volontärin und wünschen allen Neuankömmlingen einen guten Start.

GROSSES LOB FÜR BEETHOVENS NEUNTE Es gibt keinen besseren Saisonabschluss, als einen Steffens dirigierte am 29. Juni Beethovens Sinfonie Nr. 9 und beschloss damit den mehrjährigen Beethoven-Zyklus. Publikum und Presse zeigten sich begeistert. Die Rheinpfalz urteilte über das Konzertereignis: „Eine Aufführung mit Seltenheitswert“ mit einem „unge-

Feingefühl agierenden“ Steffens.


Neuigkeiten und Meldungen

SO UM 5: KAMMERMUSIK SONNTAGS UM FÜNF Zu Beginn einer neuen Saison und in Vorfreude auf fünf anregende Sonntagstreffen „um 5“ möchten wir uns herzlich bei unseren Orchesterkollegen bedanken, die wieder wunderbare Programmideen ausgearbeitet haben und Ihnen damit eine abwechslungsreiche Kammermusiksaison garantieren. Erleben Sie vielseitige Besetzungen und eine große Bandbreite an Instrumenten.

CLARA CRIADO HERNÁNDEZ

ist seit August neue Orchesterdisponentin der Staatsphilharmonie. Die gebürtige Spanierin war u.a. von 2010 bis 2011 Leiterin der Orchesterabteilung der Palau de les Arts Stiftung in Valencia unter der Leitung von Musikdirektor Lorin Maazel, wo sie für die Personalplanung und für das Orchesterbüro verantwortlich war. Von 2006 bis 2010 war sie als Akademische Koordinatorin an der Akademie für Orchesterstudien (Barenboim-Said Stiftung) in Sevilla tätig.

Moti „The Sharp Family“ von Johan Joseph Zoffany, Motiv: 1779 – 1781 (National Portrait Gallery London) 177

Unser liebstes und süßestes „Motto“ begleitet uns seit Beginn dieser Veranstaltungsreihe – dürfen wir doch an den optisch raffinierten und köstlich schmeckenden Kreationen unserer „Kuchenfee“ Frau Wons teilhaben. Übrigens: Die kostenlose Kinderbetreuung darf gerne intensiver beansprucht werden! Freuen Sie sich also mit uns auf besondere Sonntage, die all unsere Sinne ansprechen mögen. Ihr Gerhard Kraßnitzer und das gesamte SO UM 5 -Team

SO UM 5 IM OKTOBER: „VIELSAITIG“

nzerto K , e kaffe ser ntags kostenlo n o S Mit und rung ng h ü f n ei uu rbetre Kinde

Das Klaviertrio, op. 70, Nr. 2 von Ludwig van Beethoven steht im Schatten des voranstehenden sogenannten Geister-Trios. Völlig zu Unrecht, wie wir meinen, und auch Beethoven selbst bevorzugte das zweite Trio gegenüber dem heute populäreren Nachbarn.

„Unser Programmtitel deutet es schon an: Als Musiker möchten wir vielseitig sein und jedem Stil, jedem Stück gerecht werden. Wir wollen dem Wesen verschiedenster Komponisten auf den Grund gehen und ihren Zeitgeist hörbar

Das erste Klaviertrio von Dmitri Schostakowitsch ist geprägt von den emotionalen Höhen und Tiefen eines 17-Jährigen und spiegelt seine improvisatorische Erfahrung im Stummfilmkino wider. Antonín Dvorˇ áks Dumky-Trio ist eines der beliebtesten Kammermusikwerke, in dem balladenartige slawische Volkslieder („Dumky“) kunstvoll verarbeitet werden. Kurz: Ein „vielsaitiges“ Programm erwartet Sie!

machen, wie wir ihn heute verstehen und erleben. Deswegen lieben wir kontrastreiche Programme, die uns und die Zuhörer in unterschiedlichste Welten entführen. Und die ‚Vielsaitigkeit’ ist ja schon durch die Besetzung vorgegeben... Lassen Sie sich also entführen!

SO Ä 20. OKTOBER 2013 Ä 17:00 Ludwigshafen, Philharmonie TonTrio: Julia Haverkamp, Klavier, Karlotta Eß, Violine, Daniel Haverkamp, Violoncello Ludwig van Beethoven Klaviertrio Es-Dur, op. 70 Nr. 2 Dmitri Schostakowitsch Klaviertrio Nr. 1 c-Moll, op. 8 Antonín Dvorˇák Klaviertrio Nr. 4 e-Moll, op. 90 „Dumky“ Tickets unter Telefon 0621 5042558

Daniel Haverkamp, Violoncello 17


Spielort

Die Mainzer Meisterkonzerte

HOCHKARÄTER IM KULTURPROGRAMM DES LANDES Rheingoldhalle Mainz

Mit ihren hochkarätigen Sinfoniekonzerten zählen die Mainzer Meisterkonzerte seit fast drei Jahrzehnten zu den kulturellen Höhepunkten des Kulturangebotes in Rheinland-Pfalz. Sie sind damit herausragender Bestandteil des klassischen Musiklebens der Landeshauptstadt und erfreuen von Jahr zu Jahr immer mehr Besucher.

M

it einer hervorragenden Erfolgsbilanz können die Mainzer Meisterkonzerte seit Jahren ihre feste Position im bunten Mainzer Kulturleben behaupten. Das außerordentliche Niveau der sinfonischen Konzerte begeisterte das stetig wachsende Publikum und die Pressevertreter aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet in den vergangenen Jahren immer wieder: Die Besucherzahl hat sich in den vergangenen 10 Jahren um rund 93% erhöht, wie Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt, jüngst der Mainzer Rhein Zeitung sagte. Fanden in der Saison 2003/2004 noch rund 4.000 Musikinteressierte den Weg in die Rheingoldhalle, waren es 2012/13 bereits rund 7.900 Zuschauer. Nach Angaben der Agentur Mainz Klassik haben sich auch die Abonnentenzahlen auf hohem Niveau stabilisiert. Diese Fakten belegen, dass die Konzertreihe für das kulturelle Leben unersetzlich ist – für Mainz und für die Staatsphilharmonie. Und dass das künstlerische Konzept aufgeht.

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Darüber freut sich auch Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt: „Die große Konstante bildet dabei von Anbeginn die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Für den renommierten Klangkörper sind die Meisterkonzerte in der Rheingoldhalle wichtige Termine im Kalender des Orchesters. Sie sind daher bei der Auswahl der Dirigenten und Solisten stets prominent besetzt.“ Allein fünf der insgesamt acht Mainzer Meisterkonzerte gestaltet die Staatsphilharmonie als einziges Sinfonieorchester des Landes. „Die Tatsache, dass die Staatsphilharmonie den Großteil der Konzerte in Mainz bestreitet, ist Beleg für die gute und stabile Zusammenarbeit. Sie gehört damit zu den erfolgreichen Kulturkooperationen in RheinlandPfalz“, betont Ebling. Das Besondere an den Künstlern und Programmen ist, dass die Konzertreihe immer wieder spannende Entdeckungen möglich macht: So brilliert zum Beispiel der junge Hornist Cong Gu, Meister seines Fachs und begnadeter Solist der Staatsphilharmonie, am 24. Mai 2014 mit dem Hornkonzert Nr. 4 von W. A. Mozart. Am 4. April 2014 darf man gespannt sein auf den jungen, in Deutschland noch unbekannteren, aber bereits international erfolgreichen argentinischen Dirigenten Alejo Pérez. Neben den Klassikern findet man im Programm auch manche Raritäten, wie etwa das Konzert für zwei Klaviere des französischen Pianisten und Komponisten Francis Poulenc. Freuen dürfen sich die Konzertfreunde aber auch auf die Musik der „Großen“, wie Dvořáks, Brahms, Schostakowitsch, Sibelius und Beethoven.

Oberbürgermeister Ebling wünscht bereits jetzt alles Gute für das kommende Jahr: „Wenn wir in der Saison 2014/2015 das 30. Jubiläum der Meisterkonzerte feiern, verbinde ich damit den Wunsch auf ein weiterhin fruchtbares und im Dienste der Musik stehendes gemeinsames Wirken der Landeshauptstadt Mainz und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.“

Allein fünf der insgesamt acht Mainzer Meisterkonzerte gestaltet die Staatsphilharmonie als einziges Sinfonieorchester des Landes.

Fünf Mainzer Meisterkonzerte mit der Staatsphilharmonie Der musikgeschichtliche Bogen der Mainzer Meisterkonzerte in der Saison 2013/2014 ist weit gespannt: Er reicht von Vivaldi bis Strawinsky und von barocken Solokonzerten bis zu sinfonischer Programmmusik. Acht sinfonische Abende mit internationalen Stars und jungen Talenten erwarten das Publikum zwischen dem 7. September 2013 und dem 24. Mai 2014 im großen Saal der an der Rheinpromenade gelegenen Rheingoldhalle.


Spielort

Ihren Auftakt in Mainz hat die Staatsphilharmonie am Sonntag, den 13. Oktober 2013 unter der Leitung von Fabrice Bollon mit dem jungen Cellisten peruanisch-uruguayischer Abstammung, Claudio Bohorquez. Freunde gehobener Celloliteratur dürfen sich auf das schwärmerische Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll von Camille Saint-Saëns freuen.

verlangen. Der Herausforderung stellen sich im diesjährigen Weihnachtskonzert am 15. Dezember Michala Petri, die führende Blockflötistin unserer Zeit, und Serge Zimmermann, der als Violinsolist sehr erfolgreich in die Fußstapfen seines weltberühmten Vaters Frank Peter tritt.

Turbulent geht es dann am 17. November 2013 zu, wenn das Geschwisterpaar Mona und Rica Bard in zwei Doppel-Klavierkonzerten von Poulenc und Mozart in die Tasten greift: Das erste, von Poulenc, bietet einen wilden Mix aus Varieté, Jazz, Gamelan, Marschmusik und romantischen Kantilenen. Es dirigiert Marcus Bosch.

Das Zwiegespräch von Hörnern und Englischhörnern im Kopfsatz von Haydns Sinfonie Nr. 22 erinnerte die Zeitgenossen an eine gelehrte Disputation – daher der Beiname „Der Philosoph“. Die lettische Weltklassegeigerin Baiba Skride interpretiert das witzig-verspielte, in farbigen Nuancen zwischen Barock und Jazz changierende Violinkonzert D-Dur von Igor Strawinsky.

Solo- und Doppelkonzerte können ganz Unterschiedliches von ihren Interpreten

Den drei Wiener Klassikern widmet die Staatsphilharmonie das letzte Saisonkon-

Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz freut sich über die Beliebtheit der Mainzer Meisterkonzerte.

zert am 24. Mai 2014. Die Leitung hat Domingo Hindoyan, ausgebildet im großartigen Musikfördersystem Venezuelas. Der chinesische Hornist Cong Gu interpretiert Mozart und zum Abschluss erklingt Beethovens Sinfonie Nr. 3 Es-Dur, „Eroica“.

WERDEN SIE MITGLIED Als Mitglied des Freundeskreises Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz e.V. unterstützen Sie das Orchester in vielerlei Hinsicht. Sie fördern u.a. die Verwirklichung von Kinder- und Jugendkonzerten, die Vergabe von Kompositionsaufträgen und die Umsetzung außergewöhnlicher Konzertereignisse. Sie erhalten dafür ermäßigte Eintrittskarten, Einladungen zu Orchesterproben sowie CDs der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu vergünstigten Preisen. Als Einzelperson bezahlen Sie pro Jahr 27 €, als Ehepaar 40 € und als Firma 70 €. Nähere Informationen erhalten Sie unter Telefon 0621 - 59 90 90

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Schule & Familie

Engagement

ZUKUNFTSMUSIK FÜR KLEINERE UND GRÖSSERE RÜCKBLICK: KINDERGARTENUND SCHULPROJEKTE Die Kinder des Kindergartens Neuhofen bekamen am 1. Juli 2013 Besuch der Staatsphilharmonie. Sie erfuhren, wie ein Orchester aufgebaut ist und lernten den Unterschied zwischen Blas- und Streichinstrumenten. Bei der Instrumentenvorstellung lauschten sie dem Klang des Violoncellos und durften das Instrument selbst ausprobieren (am Cello: Benjamin Fazlagic). Im Zuge der Kulturwoche Neustadt im Juni veranstaltete die Staatsphilharmonie mit Schülerinnen und Schülern des Leibniz-Gymnasiums in Neustadt den Workshop „Entdecke Musik in dir“. Im KlangReich stellten Orchestermusiker verschiedene Holz- und Blechblasinstrumente sowie Streichinstrumente vor. Ein Besuch in der Philharmonie mit Audio-Guide-Führung, einer Hausführung und einem Gespräch mit dem Gastdirigenten Toshiyuki Kamioka gehörte ebenso dazu wie ein Workshop für Bodypercussion und Trommeln unter der Leitung von Prof. Thomas Keems. Zum Abschluss erhielten die Kinder freien Eintritt zum moderierten Vorkonzert der Staatsphilharmonie im Neustädter Saalbau.

SCHON EINMAL VORMERKEN: Das 1. KiKo Kinderkonzert „Es begab sich aber zu der Zeit“ – eine Koproduktion mit der KiTZ Theaterkumpanei Ludwigshafen – findet im Dezember statt. Termine: 13. Dezember 2013, 9.30 Uhr und 11.00 Uhr, 15. Dezember 2013, 11.00 Uhr, 16. Dezember 2013, 9.30 Uhr und 11.00 Uhr. Auch Schulklassen sind herzlich willkommen: Vormerkungen unter Telefon 0621 59909-26. 20

AUSBLICK: KRABBELKONZERTE FÜR KINDER VON 0 BIS 3 JAHREN Musikalische Frühförderung mit Rasseln, Trommeln und Flöten begeistert schon die Kleinsten. Daher haben sich junge Mütter der Staatsphilharmonie die Krabbelkonzerte ausgedacht. Am Mittwoch, den 20. November 2013 um 11.00 Uhr wird das nächste Krabbelkonzert zum Thema „Herbst“ stattfinden. Näheres erfahren Eltern zeitnah auf unserer Website, auf Facebook und in der Tagespresse. Gerne nehmen wir Interessenten in unseren E-Mail-Verteiler auf. Vormerkungen unter krabbelkonzerte@staatsphilharmonie.de oder unter Telefon 0621 59909-26.


Schule & Familie

DAS „GESCHENK MUSIK“ AN DIE KINDER WEITERGEBEN: PATENSCHAFT FÜR DIE ERICH KÄSTNER-SCHULE Instrumentenvorstellungen in der Schule oder im KlangReich, Besuche in der Philharmonie mit Blick hinter die Kulissen, geführte Probenbesuche der Schülerinnen und Schüler: Zwischen der Erich KästnerSchule in Ludwigshafen und der Staatsphilharmonie gab es bereits in den vergangenen Jahren eine enge Verbindung und vielfältige Aktivitäten. Nun soll aus dieser Verbundenheit eine „wunderbare Freundschaft“ werden: Prof. Michael Kaufmann, Intendant, und Sabine Wulf, Konrektorin und kommissarische Schulleiterin, einigten sich darauf, die Beziehung nun im Rahmen einer offiziellen Partnerschaft/Patenschaft zu Beginn

der Saison 2013/2014 zu festigen. Mit einzelnen Programmbausteinen speziell für die Klassenstufen 2 und 4 soll in den Kindern die Begeisterung für klassische Musik geweckt werden. „Diese Zusammenarbeit ist für unsere Schule etwas ganz Besonderes und für die Kinder, die teilgenommen haben, eine unglaubliche Erfahrung, die sie sehr selbstbewusst hat werden lassen“, freut sich Sabine Wulf. „Wir sehen es als unseren kulturellen Auftrag und als ein Privileg, das ‚Geschenk Musik‘ an die Kinder weiterzugeben“, erklärt Prof. Michael Kaufmann.

Auftaktkonzert Zum festlichen Auftakt der Patenschaft wird es am 27. September 2013 um 10.00 Uhr ein Konzert für Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner-Schule in der Philharmonie geben. Auf dem Programm stehen der Kaiserwalzer von Johann Strauß sowie das Konzert für Trompete und Orchester E-Dur von Johann N. Hummel. Das Orchester spielt unter der Leitung von Chefdirigent Karl-Heinz Steffens, Solist ist der Trompeter Reinhold Friedrich, in dieser Saison „Artist in zert am 24. Mai Residence“ der Staatsphilharmonie.

G R O S S E M U S I K . G R O S S E S E N G A G E M E N T.

Als Stifter der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ermöglichen Sie außergewöhnliche Konzerte, das Ausloben von Musikpreisen, die Vergabe von Stipendien an junge und begabte Musikerinnen und Musiker aus der Region sowie von Aufträgen im Bereich Musik. Nähere Informationen erhalten Sie unter Telefon 0621 59 90 90 oder im Internet unter www.staatsphilharmonie.de

STIF TUNG DEUTSCHE STA ATSPHILHARMONIE RHEINL AND-PFAL Z

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Kolumne

Lob des Vorurteils Prof. Dr. Matthias Henke

Arnold Schönbergs Spektrum ging von philosophischen und politischen, musikästhetischen und satirischen, literarischen und zeitanalytischen Texten über ein vielfältiges bildnerisches Schaffen – Porträts und Selbstporträts, Landschaftsbilder, Karikaturen, Entwürfe zu Bühnenbildern, Spielkarten – bis zu Erfindungen von Gegenständen des individuellen Alltags. Er war eine Persönlichkeit, die sich menschlich wie künstlerisch zeitlebens tendenzieller Anpassung widersetzt hat. Auch die »Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen« war eine Erfindung und Konzept eines Künstlers, der sich keinen Systemzwängen unterwerfen wollte und seiner Kunst jene Freiheit zugestand, die »nicht von Können, sondern vom Müssen« kam.

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Kolumne

I

rgendwann, es ist schon ein paar Jahre her, las ich in einem bekannten Politmagazin, Arnold Schönberg habe seine Musik mit dem Rechenschieber erfunden. Schwerlich lässt sich eine Aussage über den Komponisten zitieren, deren Wahrheitsgehalt geringer ist. Sie ließe sich in wenigen Minuten widerlegen, wenn man sich gemeinsam über die Noten beugen oder ein Werk des Geschmähten hören würde. Dann dürfte man nämlich schon bald entdecken, wie Schönbergs Musik von Innen nach Außen wächst, und nicht umgekehrt. Ins Grübeln lässt aber kommen, dass dergleichen seit ewig und drei Tagen repetiert wird. Woran mag das liegen? Eigentlich gibt es nur eine Erklärung. Die zigfache Wiederholung des Vorwurfs oder besser des als Vorwurf Gemeinten hat sich mittlerweile zu einem festen Urteil verdichtet, gegen das Schönberg naturgemäß keinen Widerspruch mehr einlegen kann. Wenn das richtig ist, stellen sich zwei weitere Fragen. Erstens, was steckt hinter dem Vorwurf? Hinter ihm, wäre eine Antwort, verbirgt sich eine spezielle, verengte Auffassung, und zwar die, Musik sei ausschließlich eine Sache des Gefühls. Interessant ist hier, dass man in der Regel nur an neuerer Musik bemängelt, übertrieben verkopft zu sein. Dabei bringt ein Blick zurück etwas ganz Anderes zutage. Spätestens im 14. Jahrhundert begannen Komponisten (unter ihnen Guillaume de Machaut) Musik technisch, also ‚mit dem Rechenschieber’ zu konstruieren – mit nahezu architektonischer Strenge. So öffneten sie bis dahin unbekannte Klangräume, deren weiterer Erforschung sich die folgenden Generationen widmeten: Großmeister von Dufay bis Bach. Damit kommen wir zur zweiten Frage. Wenn das rational begrün-

dete Komponieren demnach geschichtlich legitimiert ist und die dank solcher Möglichkeiten entstandenen Werke (etwa die Kunst der Fuge) unbestreitbar zu den wertvollsten Schätzen der abendländischen Kulturgeschichte gehören, ist der Vorwurf, ein Komponist konstruiere sein Musik, dann überhaupt noch einer? Eine rhetorische Frage, zugegeben ... Fassen wir zusammen. Der Vorwurf, Schönberg komponiere mit dem Rechenschieber, trifft auf ihn nicht zu, da er von einem anderen Konzept ausgeht, er vom Wiener Espressivo beseelt ist. Und selbst wenn der Vorwurf zuträfe, wäre er nur ein vermeintlicher, denn viele bedeutende Werke der europäischen Musikgeschichte verdanken dem ‚Rechenschieber’ ihre Existenz. Wenn wir solche Verdikte wie das über Schönberg nicht als Urteil nähmen, sondern im Sinn eines Vor-Urteils verstünden, verlören sie einerseits einen guten Teil ihrer schädlichen Wirkungsmacht, andererseits könnten wir – mit unseren Vor-Urteilen, also Anschauungen, die nicht einbetoniert sind – freier durch die musikalischen Landschaften wandern und mit mancher unvermuteten Begegnung rechnen. Dann ließe sich entdecken, dass die Musik unserer Zeit gar nicht immer tiefernst sein muss (man denke nur an die Werke von Kurt Schwertsik) oder dass Alban Bergs ‚atonales’ Violinkonzert hochromantisch aufgeladen ist und Joseph Haydn mehr zu bieten hat als eine olle Perücke.

Matthias Henke, Univ.-Prof. Dr., seit 2008 Professor für Musikwissenschaft an der Universität Siegen, seit 2013 Gastprofessor an der Donau-Universität Krems, Wissenschaftlicher Beirat der Ernst Krenek Institut Privatstiftung, Wissenschaftlicher Beirat der Kurt-WeillGesellschaft Dessau, Vorstandsmitglied der Eduard-Erdmann-Gesellschaft. Prof. Dr. Matthias Henke ist Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur Musik des 20. Jahrhunderts (Schwerpunkt Österreich); aktuelle Veröffentlichung: Schönheit und Verfall –Thomas Mann und Ernst Krenek (i.V.)

Text linke Seite: Arnold Schönberg Center, Wien. Abbildung: Design eines Sets Spielkarten von Arnold Schönberg. Abbildungen diese Seite: Arnold Schönberg (1874-1951), Selbstbildnis von 1910, Franz Joseph Haydn (1732-1809)

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Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Heinigstraße 40 67059 Ludwigshafen Telefon 0621 - 59 90 90 Telefax 0621 - 59 90 950 info@staatsphilharmonie.de www.staatsphilharmonie.de

HÖH EP U N KTE NOVEM B ER – DEZEM B ER 2013

Mona & Rica Bard

In der Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz

FR Ä 15. NOVEMBER 2013 Ä 20:00 Ä Kaiserslautern SA Ä 16. NOVEMBER 2013 Ä 20:00 Ä Mannheim SO Ä 17. NOVEMBER 2013 Ä 19:30 Ä Mainz Marcus Bosch, Dirigent | Mona & Rica Bard, Klavier W. A. Mozart Ouvertüre zu „Le Nozze di Figaro“, KV 492 F. Poulenc Konzert für zwei Klaviere und Orchester d-Moll, FP 61 W. A. Mozart Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur, KV 365 D. Schostakowitsch Sinfonie Nr. 9 Es-Dur, op. 70 DI Ä 26. NOVEMBER 2013 Ä 19:30 Ä Ludwigshafen 2. PHILHARMONISCHES KONZERT Auftakt zum Schubert-Zyklus Karl-Heinz Steffens, Dirigent | Julia Faylenbogen, Sopran | Gérard Kim, Bariton F. Schubert Sinfonie Nr. 1 D-Dur G. Mahler Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ F. Schubert Sinfonie Nr. 2 B-Dur MO Ä 2. DEZEMBER 2013 Ä 20:00 Ä Ludwigshafen DI Ä 3. DEZEMBER 2013 Ä 20:00 Ä Ludwigshafen KONZERTREIHE DER STADT LUDWIGSHAFEN UND DER BASF SE Ariane Matiakh, Dirigentin | Ewa Kupiec, Klavier K. Schwertsik „Musik: leicht flüchtig“ W. Lutosławski Konzert für Klavier und Orchester L. van Beethoven Sinfonie Nr. 7 A-Dur, op. 92 FR Ä 20. DEZEMBER 2013 Ä 20:00 Ä Mannheim MANNHEIMER MEISTERKONZERTE, CHORKONZERT

Ihr nächstes MAGAZIN erscheint im Oktober 2013

Prof. Ralf Otto, Dirigent | Sarah Wegener, Sopran | Nohad Becker, Alt | Christian Rathgeber, Tenor | Klaus Mertens, Bass | Bachchor Mainz G. F. Händel „Der Messias“, Oratorium in drei Teilen, bearbeitet von W. A. Mozart, KV 572


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