Dolomitenstadt - Das Magazin 02/2014

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ÖSTERREICH: 8 EURO - DEUTSCHLAND: 9,50 EURO - ITALIEN: 9,50 EURO. WWW.DOLOMITENSTADT.AT

DAS MAGAZIN FÜR LIENZ UND DIE REGION 02 | 2014

SOMMER TOLLE TIPPS FÜR HEISSE TAGE

FRISCH ZWEI JUNGE ATHLETINNEN AUF DEM WEG NACH RIO

CHILLEN AM BECKENRAND

FINDE DICH SELBST

WÄNDE DIE SPRECHEN

WAS WÄRE WENN ...?

AUTOS UND OUTFITS

SCHWIMMBÄDER

SCHOBERGRUPPE

SIMON V. TAISTEN

VISIONEN FÜR LIENZ

IM GROSSEN TEST



EDITORIAL VON GERHARD PIRKNER

Liebe Leserin, geschätzter Leser, ist Ihnen aufgefallen, dass auf unserer Titelseite die Worte „Sommer“ und „Frische“ stehen, über dem Bild einer hübschen jungen Frau? Covermodel ist diesmal die exzellente Schwimmerin Christina Nothdurfter, die uns bildhaft zwei weitere Stichworte liefert: „Wasser“ und „weiblich“. Damit hätten wir die thematischen Klammern des vorliegenden Sommerheftes beisammen. Vieles dreht sich um den Sommer, um frische Bilder, aber auch Ideen, um Wasser in allen möglichen Facetten und um richtig starke Frauen aus Osttirol. Neben Christina porträtieren wir zwei weitere Spitzensportlerinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die leichtfüßige Triathletin Theresa Moser bereitet sich im „Team Rio“ auf die Olympiade 2016 vor und bei Sonja Egger ist „starke Frau“ keine sprachliche Metapher. Diese Frau ist wirklich stark! Im übertragenen Sinn gilt das auch für Barbara Plattner, die am Innsbrucker Management Center eine wissenschaftliche Arbeit über Produktentwicklung im Tourismus schrieb. Sie wurde dafür ausgezeichnet und findet hoffentlich viele aufmerksame Leser in den Reihen der Osttiroler Tourismusverantwortlichen. Weitgehend verschont vom Tourismus blieb – zum Glück, möchte man sagen –

bisher ein Bergmassiv, das nicht nur unsere Autorin Evelin Gander an Tibet erinnert: die Schobergruppe. Dort spielt Wasser eine ganz besondere Rolle, es sammelt sich an den Flanken der kargen Berge in mehr als 60 glasklaren Seen. Tauchen Sie mit uns ein in eine andere Welt und finden Sie dabei zu sich selbst! Nicht ganz so natürlich, aber auch von viel Natur umgeben, sind andere Gewässer des Bezirkes: Architekturfotograf Wolfgang C. Retter machte sich noch vor dem Ansturm der Sonnenhungrigen auf den Weg und hat jene Dorfschwimmbäder fotografiert, in denen halb Osttirol das Schwimmen lernte. Erinnern Sie sich noch? Damals brauchte man keine Infrastrukturanalysen, um nachhaltige Lebensqualität für Gemeindebürger zu schaffen, heute ist das anders. Wir analysieren, warum und werfen einen Blick in die gar nicht so leeren Kassen des Tourismusverbandes. Wer zahlt ein und an wen wird ausgezahlt? Soviel vorweg: Geber und Nehmer sind nicht die selben. Apropos geben: Wären der letzte Görzer Graf Leonhard und seine Frau Paola ähnliche Kulturbanausen gewesen, wie die meisten Lokalpolitiker und Touristiker

im Osttirol von heute, dann hätte Simon von Taisten keine Chance erhalten, ein ewiges Werk zu schaffen. Eine Hommage an diesen großen Meister ist mir schon lange ein Anliegen. Mit Wolfang C. Retters fotografischer Hilfe ist sie gelungen und zeigt, wie lebendig Bilder sein können, die vor mehr als einem halben Jahrtausend gemalt wurden. Habe ich Sie neugierig gemacht? Bleiben Sie es und nutzen Sie den Sommer, um jene Seiten unseres Bezirkes zu entdecken, die nicht entlang ausgetretener Pfade zu finden sind. Viel Spaß beim Lesen! Gerhard Pirkner

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INHALT LEBEN 008 AUF DER SANDBANK...

050 DACH RINNE!

... stelzt ein Vogel durch den Fluss

Pritscheln auf Bermuda

012 AB INS BAD

054 SCHÄTZE AM GRAT

Die schönsten Pools in Osttirol

Erinnerungsstücke an einen Krieg

028 MATREI MEDITERRAN

Wissen Barbara Plattner hat am MCI eine viel beachtete Masterarbeit zum Thema Produktentwicklung im Tourismus verfasst. Seite 14

Alte Mühle, neue Küche

WIRTSCHAFT

032 DUMM WIE BROT?

058 FRAU MIT KNOW-HOW

Kiniger mag's knusprig

Barbara Plattner im Interview

036 SCHREIBEN IM KRIEG

062 NEHMER UND GEBER

Ein Dschungelreport

Tourismusprojekte am Prüfstand

040 SCHOBERGRUPPE

066 WAS WÄRE, WENN …?

Selbstfindung im Niemandsland

Visionen für Lienz


KULTUR 070 HERR BERT, DER THEATERMACHER Gespräch mit Herbert Waltl

074 KUNST ALS LEBENSRAUM Heidrun Holzfeind

078 BASSFUNDAMENTALIST Daniel Lottersberger

080 SIMON DER FLEISSIGE

110 HEAVY METAL

Die Fresken des Simon von Taisten

Sonja Egger ist nichts zu schwer

SPORT

SZENE/LIFESTYLE

096 KRASS IM NASS

114 DRIVE & STYLE!

Wassersport am Limit

Die Autos und Outfits der Saison

102 ERFOLGSWELLE

128 IM RÜCKBLICK

Christina Nothdurfter

Events in tollen Bildern

106 WIESELFLINK

132 PROGRAMM

Triathletin Theresa Moser

Was? Wann? Wo?

Kunst Die Fresken der Kirche in Obermauern sind nur ein Beispiel für das imposante Werk eines in Osttirol unterschätzten Künstlers: Simon von Taisten. Seite 126


2014 /// über uns /// cityguide lienz

GANZ LIENZ IN DER HOSENTASCHE! Mit dem mobilen „Cityguide-Lienz.at“ erhält die Dolomitenstadt ein digitales Telefon- und Branchenbuch, das zum praktischen Begleiter im Alltag der Lienzer werden wird. Funktioniert ab sofort auf allen Smartphones!

www.cityguide-lienz.at in den Handy-Browser tippen und los geht's. Intuitiv und effektiv: Die Suche des Cityguide-Lienz findet alles auf einen Klick.

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Zusatzfeatures: Cityguide-Blog und alle Events

1000+ Telefonnummern aller Betriebe und Institutionen in Lienz hat man mit dem neuen Guide in der Tasche.


Nehmen Sie am besten gleich Ihr Smartphone zur Hand. Öffnen Sie den Webbrowser und tippen Sie die Internetadresse „www.cityguide-lienz.at“ ein. Sobald das Menü des mobilen Cityguides erscheint, ist die weitere Bedienung intuitiv und selbsterklärend. Sie können beispielsweise auf „Alle Adressen“ tippen und erhalten eine komplette Liste aller Firmen in Lienz, sortiert nach Branchen. Wenn Sie in diesem Menü z.B. auf „Bodenleger/ Fliesenleger“ tippen, erhalten Sie sieben Treffer und können jede Firma mit einem Klick anrufen. Noch mächtiger als dieses Branchenverzeichnis ist die Suchfunktion. Entwickler Mathias Gomig eklärt: „Wir haben das Suchfeld bewusst oben auf jeder Seite des mobilen Guides platziert“. Tippen Sie z.B. „Pizza“ in die Suche ein, tauchen alle Restaurants auf, die Pizza anbieten.

Natürlich genügt auch hier ein Klick um anzurufen und eine Pizza zu bestellen oder einen Tisch zu reservieren. Bei „BKH“ oder „Krankenhaus“ erscheint die Liste aller Abteilungen des Lienzer Spitals, die sofort angerufen werden können. Testen Sie die Suche, indem Sie den Namen Ihres Frisörsalons, Ihres Arztes oder eines Lienzer Handwerkers eintippen. Sofort erscheint Adresse und Telefonnummer, aber auch eine Kartendarstellung, mit der beispielsweise Gäste sofort interaktiv die Route zum gewünschten Hotel, Gasthaus oder auch zu einem Arzt angezeigt bekommen. Schulen? Kirchen? Behörden? Alles da. Wer seine privaten Kontakte auf dem Handy gespeichert hat, braucht zumindest für die Stadt Lienz kein Telefon- oder Branchenbuch mehr. Gerhard Pirkner,

dessen Kommunikationsagentur Pirkner Network den Cityguide entwickelte, sieht darin einen Schritt in die digitale Zukunft des Bezirkes: „Während die Politiker noch über Breitbandverkabelung diskutieren, entwickeln wir Anwendungen, die heute und jetzt für jeden Bewohner oder Gast des Bezirkes den Wert und Nutzen digitaler Kommunikation direkt erschließen.“ Die Technologie des Cityguide-Lienz.at ist ausbaufähig und erschließt ungeahnte Möglichkeiten. So enthält der Cityguide bereits jetzt auch interaktive Themenwege, die teilweise sogar als Audioguide funktionieren. Auch Themensammlungen werden unter dem Menüpunkt „Top-Adressen“ angeboten. Dazu gibt es ein immer aktuelles, von dolomitenstadt.at übernommenes Veranstaltungsverzeichnis und einen „Cityguide-Blog“, den Stadtführerin Evelin Gander betreut.

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Alle angezeigten Firmen kann man sofort anrufen

Große Institutionen werden im Detail angezeigt

Themensammlungen für alle Lebenslagen


2014 /// leben /// vögel am fluss

AUF DER SANDBANK ...

... stelzt ein Vogel durch denGletscherfluss

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Ein Flussuferläufer an der Oberlienzer Isel-Alluvion. Foto: Oliver Stöhr


TEXT: ANNEMARIE BACHLER

Annemarie Bachler Pensionistin / „Iselfrau“

Annemarie Bachler ist Mitglied der Naturkundlichen Arbeitsgemeinschaft Osttirol (NAGO). Naturkundliche Heimaterforschung zählt schon lange zu ihrem großen Interessensgebiet. Als gute Kennerin der heimischen Bergwelt schloss sie sich in den 80er-Jahren vielen vogelkundlichen Wanderungen an. Sie erwarb überdurchschnittliche Kenntnisse, die sie auf biologischen Exkursionen verfestigte.

Heute führt ein Streifzug den Wanderer ans Iselufer. Eine ruhige Stelle, mit Sicht auf eine Schotterbank, wird als Beobachtungsposten ausgewählt. Das Gletscherwasser fließt ziemlich rasch und fast reißend vorbei. Das gleichmäßige Rauschen beruhigt die Sinne und das Gemüt und bald fühlt man sich als ein Teil des Ganzen. Es ist trüb und regnerisch. Das stört nicht bei der Naturbeobachtung. Im Gegenteil! Die Vögel werden nicht durch menschliches Treiben und Lärmen bei ihrer Nahrungssuche gestört. Flüsse und Bäche locken die Tierwelt an. Insbesondere die Vögel, weil es dort Nahrung gibt. Speziell im Frühling fallen rastende Durchzügler vermehrt dort ein, bevor sie die Alpen überqueren. Der Frühsommer ist die Zeit der Jungtieraufzucht. Allerdings wird es immer schwieriger, die Vögel auch zu sehen, denn im Blätterwerk der Sträucher und Bäume können sie sich gut dem Betrachter entziehen. Doch die Kenntnis der Rufe und Gesänge sowie das Verhalten der einzelnen Individuen ist äußerst hilfreich bei der Artbestimmung. Auf den mit Algen und Moosen bewachsenen Ufersteinen wippt eine Gebirgsstelze heftig mit dem Schwanz. Die Italiener haben einen sehr schönen Namen für diese Stelze gefunden: Ballerina gialla – gelbe Tänzerin. Diese Stelze hat nicht gern ihresgleichen im Revier. Sie ist eine Einzelgängerin. Nur dem Brutpartner gestattet sie die Nähe. Als Nistplätze bevorzugt sie Spalten und Löcher im Mauerwerk entlang des Gewässers. „Hididididi“ Rufe eines oder mehrerer Flussuferläufer tönen von der Schotterbank. Er gehört systematisch zu den Limikolen, einer Vogelart, die sich gern am Gewässerrand aufhält. Er fliegt ganz dicht und schnell über die Wasseroberfläche und wippt ständig mit dem Hinterkörper, besonders nach der Landung. Er ist auf Partnersuche und in bester Balzstimmung. Bald stellt sich ein Weibchen ein und beide vollführen das Balzritual,

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2014 /// leben /// vĂśgel am fluss

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Wasser, Steine, Sand – die Isel als Lebensraum. Foto: Wolfgang C. Retter


indem sie sich immer wieder verfolgen, flügelspreizend hintereinander her sind und schließlich kopulieren. Drei bis vier Eier werden auf den kargen Kiesboden in eine flache Mulde gelegt. Das Gelege ist schwer von umgebenden Kieselsteinen zu unterscheiden und so gut getarnt, dass man es eher zertritt als findet. So gegen Ende Mai bis Mitte Juni spielt sich dann ein neues Schauspiel ab: das erwachsene Männchen steht auf einem erhöhten Punkt – vielleicht auf einem auf der Schotterbank angeschwemmten Baumstamm – und hält Wache, damit die Küken erste kleine Gehversuche im für sie neuen Lebensraum unternehmen können. Das Weibchen führt die Jungen eine Zeit lang, füttert sie aber nicht, die Kleinen müssen von Anfang an selbst Nahrung suchen. Die finden sie am Ufer auf Schlick- und Sandflächen, die es mehr an naturbelassenen Fließgewässern gibt. Und bald fliegen sie, wie die „Alten“, knapp überm Wasser hin und her. Doch schon Mitte Juli machen sich die Weibchen auf den Herbstzug. Da hört man dann des Nachts ihre Rufe an der Isel, denn sie sind Nachtzieher. Ihre Reise endet im Winterquartier in Südeuropa und Afrika. Der Flussregenpfeifer, auch eine Limikole, ist an der Isel nur selten Gast. Flussregulierung, harte Verbauung und schmales Bachbett haben ihm den Lebensraum genommen. Der Flussregenpfeifer ist auf Schotterinseln angewiesen. Sie sollen aber auch sandige Stellen aufweisen und nur spärlich bewachsen sein. Diese Plätze sind an der Isel selten. Vernichten wir sie, ist das Schicksal dieses Vogels besiegelt. Der Flussregenpfeifer ist etwas kleiner als der Flussuferläufer, hochbeinig, ein bräunlicher Vogel mit weißer Kehle und weißem Bauch. Sein Auge ist gelb umrandet, der Schnabel kurz und schwarz. Er trippelt schnell – mit kurzer Unterbrechung – gern an der Gewässerkante entlang und ruft: „pri pri pri“. Der Zug führt ihn im April durch

Osttirol. Vor etlichen Jahren hielt sich ein Paar bis Ende Juni an der Oberlienzer Schotterinsel auf. Gebrütet hat es leider nicht. Beide Arten, Flussuferläufer und Flussregenpfeifer können geschützt werden, indem der Flusslauf so natürlich wie möglich belassen wird, nicht begradigt, nicht gestaut und wenig Störung durch menschliches Freizeitverhalten ausgesetzt. Schotterinseln dürfen keine Spielwiese für den Menschen sein. Das Anlegen der Boote, das Grillfest ist nicht wünschenswert. Ein Tag am Fluss ist nicht vollkommen, wenn sich nicht irgendwo am Ufer oder auf einem herausragenden Stein im Bachbett die Wasseramsel zeigt. Der kleine dunkle, ständig knicksende Vogel mit weißem Plastron (so nannte man früher den Brustlatz), belebt die Gewässer so sehr zur Freude des Beobachters. Die Wasseramsel taucht oft für fast eine halbe Minute unter, um Köcherfliegen oder andere Wasserinsekten zu erbeuten. Ihr Gesang ist schon ab Jänner zu hören. Im Juni und Juli sind die Altvögel am sesshaftesten, bleiben im Brutrevier, bevor sie später auf höher liegende Bäche ausweichen. Man hat sie sogar schon bei den Neualplseen auf 2.400 Metern gesichtet. Ein naher Verwandter ist der Zaunkönig, der ebenso in Gewässernähe seinen bevorzugten Lebensraum hat. So klein er ist, so gewaltig ist seine Sangeskraft. Last but not least sind unsere drei Schwalbenarten zu erwähnen, die Felsen-, die Rauch- und die Mehlschwalbe. Sie halten sich auch gerne an den Flusslauf und sind ständig auf Insektenjagd, um sich selbst und ihre Jungen zu füttern. Die Hälfte der Fließgewässer und Seen in Europa sind in keinem guten ökologischen Zustand! Diese Tatsache muss uns zu denken geben. Umsomehr sollen wir die noch naturnahe Isel vor unserer Haustür zu schätzen wissen und sie nicht profitgierigen Interessen aussetzen.

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FOTOS: WOLFGANG C. RETTER

ab ins bad

2014 /// leben /// ab ins bad


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Die Diskussion über den Bau neuer „Erlebnisbäder“ in Lienz und Matrei lässt fast vergessen, dass es eine Reihe von Badeanstalten im Bezirk gibt, die eines gemeinsam haben: Sie entstanden zu einer Zeit, als Bäder noch keine „Spaßbäder“ waren und dennoch Spaß machten. Wir haben uns die Osttiroler Bäder angesehen, bevor der Ansturm der Sonnenhungrigen einsetzte und dabei Orte entdeckt, die uns an wunderbare Ferien erinnern und an eine unbeschwerte Zeit, in der unser Sommerglück nur zwei Zutaten brauchte: Wasser und Sonne.


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VIRGEN

Dieses Bad sieht retro aus, hat aber neueste Technologie unter der Wasserlinie und ein Top-Bergpanorama als Kulisse. Beim Fototermin in Virgen lag das Bad noch im Dornröschenschlaf und auf den Bergen Schnee. Die Anlage hat richtig Charme. Sie ist die höchst gelegene in Osttirol, wurde erst vor Kurzem generalsaniert und sogar mit einer Solarheizung ausgestattet, passend zum Ökoimage

des Sonnendorfes im hinteren Iseltal. Das Sportbecken misst 50 Meter, wer will, kann aus verschiedenen Höhen hineinspringen oder die Rutsche nehmen. Es gibt Spielplätze für Kinder und Beachvolleyballer, gleich angrenzend auch Tennis und eine Bahn für Rollerskater. Überdurchschnittlich gut und breit ist das Angebot des Schwimmbad-Buffets. Hier kommt man im Sommer richtig gut über die Runden. Tel.: +43 4874 / 52117


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2014 /// 2014 leben /// /// leben kulinarische /// ab ins welten bad

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OBERDRAUBURG Das Bad in Oberdrauburg ist ein Klassiker, an dessen Beckenrand sich früher auch viele Lienzer sonnten, weil es zu den ersten modernen Kommunalbädern der Region zählte.

Seither wurde viel modernisiert und dem Trend angepasst, ohne das gemütliche Flair des Bades zu zerstören. Familien mit Kindern sind die Hauptzielgruppe, wie in den meisten kleineren Gemeindebädern. Immerhin gibt es eine 58 Meter lange Rutsche, einen „Kids-River“ mit stärkerer

Strömung, flankierende Sportmöglichkeiten wie Beachvolleyball und Tischtennis, einen Tennisplatz gleich vis-à-vis und auf der 10.000 m2 großen Liegewiese viele Spiel- und Klettergeräte für die kleinen Badegäste. Tel.: +43 4710 / 2248-0


2014 /// leben /// ab ins bad

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MATREI

Klein aber fein und atmosphärisch ist das Matreier Bad, ein nettes Plätzchen für die heißen Tage. Auch das Matreier Bad ist solarbeheizt und misst zwar nur 25 Meter, dafür gibt es aber auch ein Nichtschwimmerbecken mit Rutsche, zwei Kinderplanschbecken und satte 20.000 m² Liegewiese in romantischer Waldlage. Keines der Osttiroler Bäder, außer jenes in Lienz, hat mehr

Liegefläche. Das Buffet im Matreier Bad hat einen Gastgarten und wer statt Karten lieber etwas anderes spielt, kann zwischen Fußball, Tischtennis und Beachvolleyball (beleuchtet) wählen. Auch in Matrei ist der Blick in die Umgebung ein echtes Plus, hier schaut man vom Badetuch aus in die Berge und genießt den Sommer in einer leichten Brise Tauernwind, der willkommene Kühlung an heißen Tagen bringt. Tel.: +43 4875 / 6455 oder 6805


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20142014 /// leben /// leben /// helenenkirche /// ab ins bad

DÖLSACH Das Terrassenbad in Dölsach weckt in manchem Lienzer Erinnerungen. Schon vor dem Dolomitenbad in Lienz gab es das Schwimmbad in Dölsach, das in den Siebzigern deshalb auch viele junge Dolomitenstädter anzog. Typisch für Dölsach ist seine terrassenförmige Liegewiese, auf der nicht nur die Sonnenfreaks ihr Lieblingsplätzchen finden, sondern auch Familien mit Kleinkindern, die unter alten Bäumen schattige Siesta halten. Es gibt drei Becken, einen Beachvolleyballplatz und einen relativ großen Kinderspielplatz.

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Gemütlich ist auch die Gastronomie in diesem Bad mit Ausblick über den Talboden, das Essen schmeckt und nicht nur Badegäste schauen gern auf ein kühles Getränk vorbei, dank praktischer Lage direkt an der Bundesstraße, samt ausreichendem Parkplatzangebot. Tel.: +43 4852 / 68233


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20142014 /// leben /// leben /// helenenkirche /// ab ins bad

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VITHAL ASSLING

Thal-Assling hat als „Badeort“ in Osttirol Tradition und kann mit einer Anlage punkten, die erst vor Kurzem erneuert wurde. Das einzige Oberländer Bad ist ein Klassiker im Rücken des Thaler Sägewerkes und nahe der Drau, modern umgebaut und saniert, aber immer noch sehr atmosphärisch – ein fröhliches Sommerrefugium für die ganze Familie, das von der Gemeinde seit jeher gut in Schuss gehalten wird.

Vor allem Kinder und in den Nachmittagsstunden auch Jugendliche kommen gern hierher, es gibt einen Abenteuerspielplatz, eine Funcourt-Sportanlage für Basketball, Volleyball, Handball, Fußball, Badminton und Federball. Hier hängt man ab, spielt eine Runde, plaudert und springt vielleicht auch einmal ins Wasser. Sommer pur im Pustertal. Tel.: +43 4855 / 8305


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LEISACH

Leisach ist in mehrfacher Hinsicht ein Geheimtipp. Nahe der Stadt findet man hier Ruhe, Schatten und Charme. Alle hier gezeigten Bäder beweisen ganz unaufgeregt und mit herrlich geradliniger Zweckarchitektur, wie einfach man der Seele einen Platz zum Baumeln bieten kann. Das Bad in Leisach ist ein besonders hübsches Beispiel. Wer hier an einem Sommermorgen um 9.00 Uhr sein Bade-

tuch ausbreitet und auf die umliegenden Dolomitengipfel schaut, fühlt sich den Elementen nahe und atmet den Sommer in aller Frische ein. Jetzt noch ein paar Tempi im noch jungfräulichen Becken, ein Kleiner Brauner und die Tageszeitung, bevor die fröhlichen Knirpse kommen, mit Schwimmflügeln gesichert und von ihren Müttern gut eingecremt. Auch sie sind glücklich in diesem kleinen Waldparadies. Tel.: +43 4852 / 63672 oder 62660


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2014 /// leben /// ab ins bad

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TRISTACHER SEE Der Tristacher See ist eine Kategorie für sich. Nicht nur in Lienz. Seine Fans schwören: Hier ist der schönste Badeplatz der Welt.

Die Farbe des Wassers, in dem sich der Wald und die Berge spiegeln, das Licht zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten, die schroff aufragende Seewand und der Dunst, der an manchen Tagen über dem molligen Wasser liegt, dann,

wenn es ausnahmsweise wärmer ist als die Luft – das Strandbad Tristacher See hat sehr viel Flair. Und das kann man an ruhigen Tagen sogar hören. Wenn sich die Schwimmer morgens bei „einer Breite“ im Wasser begegnen, dann lächeln sie sich an und sagen: „Schön, gell?“ Oder: „Des is halt wos“ und ganz oft: „Da kannsch des Meer vergessen.“ Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Tel.: +43 4852 / 63820 oder 65601


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2014 /// leben /// matrei mediterran

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MATREI MEDITERRAN TEXT: GERHARD PIRKNER /// FOTOS: EXPA / HANS GRODER

Das DOLOMITENSTADT-Magazin ist kein Reiseführer und wenn, dann bestenfalls einer für Menschen, die gerne abseits ausgetretener Pfade unterwegs sind und als Osttiroler oder Gäste auch Neues entdecken möchten. Kulinarisch hat uns die Reise durch den Bezirk bisher in sehr unterschiedliche Ecken geführt, vom Nachtlokal bis zur Berghütte, vom Asylantenheim bis zum Gourmettempel. Überall wurde mit Fantasie und Passion für uns aufgekocht, oft unkonventionell und

immer köstlich im Ergebnis. Diesmal verlassen wir auf kulinarischen Pfaden das Lienzer Becken und schauen in Matrei bei zwei kreativen Wirtsleuten vorbei. Marcel und Renate Karoly-Steiner hauchen der „Alten Mühle“ in der Tauerngemeinde seit 2011 erfolgreich neues Leben ein, haben viel investiert und ein kulinarisches Konzept realisiert, das perfekt in unser Sommermagazin passt. In der „Mühle“ mischt sich heimische Kochtradition mit der Leichtigkeit mediterraner Küche und

frische Produkte aus der Region werden auf dem Teller auch frisch interpretiert. Marcel und sein Team servieren neben Klassikern oft ganz spontane Kreationen aus Produkten der Saison, die auf wechselnden Zusatzkarten angeboten werden. Dazu gibt es ein anspruchsvolles Weinsortiment und auch sonst Einiges, das den Gaumen erfreut. Für die DolomitenstadtGourmets hat sich der Küchenchef einen Sommerhit einfallen lassen, den man auch gut nachkochen kann:


2014 /// leben /// matrei mediterran

MEHR

www.altemĂźhle.at

Ein leichtes Sommergericht entsteht vor den Augen des Fotografen. Wichtig sind die frischen Zutaten, dann gelingt die Ăœbung auch ohne Marcels Flambiereinlage, die sich Amateure lieber sparen sollten.


MAISHENDL-SPIESS MIT TIROLER SPECK & TRAUBEN AUF ZUCCHINI-NUDELN Die Zutaten finden Sie rechts im Kasten. Und so wird's gemacht: Maishendlbrust von Knochen und Haut trennen und anschließend in 3-4 Stücke schneiden. Abwechselnd die Trauben, den Speck und das Maishendl auf einen Holzspieß aufstecken und etwas fester zusammenschieben. In eine Pfanne etwas Olivenöl gießen und den Spieß von allen Seiten gut anbraten. Zwischenzeitlich einen Topf Salzwasser für die Nudeln aufstellen und diese al dente kochen. Weiters einen Zucchino entweder klein schneiden oder mit einer Reibe in kleine Stücke reiben. In eine extra Pfanne wieder Olivenöl gießen und die geschnittene

Zwiebel und den Zucchino anschwitzen, mit etwas Weißwein ablöschen und mit einem Schuss Rahm aufgießen. Für die Würze empfehle ich eine mediterrane Gewürzmischung aus Salz, Pfeffer, Knoblauch und frischen Kräutern. Die gekochten Nudeln nun in die Zucchini-Rahmsauce geben und gut durchmischen. Den Maishendl-Spieß vor dem Anrichten mit der Gewürzmischung leicht würzen und mit etwas Honig einstreichen. Die Zucchini-Nudeln auf dem Teller anrichten, den Spieß auf das Nudelnest legen und mit Zitronenöl oder alternativ mit etwas gutem Olivenöl verfeinern. Guten Appetit!

ZUTATEN FÜR 2 PERSONEN : 2 Stück Maishendlbrust 1 Zucchino 1/2 Zwiebel, klein geschnitten Olivenöl 1/8 l Weißwein 1/4 l Schlagobers Gewürzmischung etwas flüssiger Honig 8 Scheiben Speck 8 Weintrauben 2 Holzspieße Tagliatelle (Bandnudeln) 31


2014 /// leben /// dumm wie brot

Dumm wie Brot?

Eine „negative Buchempfehlung“.

VON MARCUS G. KINIGER

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Foto: Ramona Waldner

Wir stehen in einer Buchhandlung und meine Freundin sagt, ich müsse jetzt sehr stark sein, nimmt mich am Arm, führt mich um eine Ecke und stellt mich vor ein Regal. Dann lässt sie mich mit einem Buchtitel alleine, den ich erst nicht erkennen kann, höchstwahrscheinlich deshalb, weil ich ihn aus tiefstem Herzen ablehne. Optische Verdrängung zum Selbstschutz. Ich kann dann doch nicht über den Affront in Augenhöhe

hinwegsehen und lese: „Dumm wie Brot“. Eine popularwissenschaftliche Abhandlung wider den Brotgenuss, verfasst von einem Dr. Perlmutt, seines Zeichens Texaner, Low-Carb-Prediger und Ernährungswissenschaftler. Meine Freundin hatte recht, das geht mir an die Nieren, das ist ein Schlag in den Magen und lässt mich nicht unberührt. Ein kurzer Blick auf den Klappentext

genügt und mir ist klar, hier agitiert jemand gegen mein Leib- und Magenthema, sagt, dass ich durch den Genuss von Brot nicht nur meine Lebenszeit verkürzen würde, sondern dass ich schnellstens zum Opfer von Demenz, Parkinson und Alzheimer würde, wenn ich nicht sogar schon eines wäre. Selbst wenn ich es nicht merkte, litte ich längst unter den Folgen des Teigwarengenusses, schleichend raube mir der Weizen


Marcus G. Kiniger Tourismuskaufmann

den Verstand. Solche Thesen sind kein leichtes Brot für mich. Denn ich liebe Brot, in allen möglichen Formen, von hart bis flauschig weich, von knusprig bis zäh, malzig wie buttrig süß. Ich werde bei dem Thema geradezu religiös und schätze am „Vater Unser“ die Passage „unser tägliches Brot gib uns heute“ besonders. Schon seit Kindheitstagen bin ich Brotverehrer und -genießer. Einen meiner ersten Milchzähne verlor ich an eine altbackene Semmel, ich mampfe gerne Mohnstriezerln, labe mich an Laugenbrezeln, knabbere am Kornspitz, beiße Bricke und bin für jedes echte Schweizer Buchmann Bürli dankbar. Ich esse sogar Brot zu Palatschinken. Wer sich mich zum Freund machen will, überlässt mir den Brotanschnitt, zu dem die Hamburger „Knust“ sagen, und der in Wien „Scherzel“ und von Ahnungslosen „Böse Schwiegermutter“ genannt wird. Für gutes Brot gehe ich über Landesgrenzen hinweg, lobe gern und ausgiebig die Brotkultur anderer Länder, vornehmlich die Deutschlands. Das sei untypisch, hat mir ein Freund eines Freundes erklärt. Denn wo immer auch die Menschen aus seinem internationalen Bekanntenkreis herkämen, sie würden nicht so weit gehen, die Brotkultur eines anderen Landes über die des eigenen zu stellen. Ohne gleich als vaterlandsloser Geselle gelten zu wollen, deutsches Brot hat mir neue Brotdimensionen eröffnet. Ich habe in Deutschland Brotsorten kennengelernt, von denen ich selbst im

gastronomischen Teil meiner Ausbildung zum Tourismuskaufmann nicht ein Sterbenswort gehört habe, deren Existenz ich nicht einmal erahnte. Alleine im direkten Umfeld meiner Wohnung gibt es fünf verschiedene Bäckereien zusätzlich zu vier Supermärkten, die ebenfalls ein großes Sortiment anbieten. So sehr ich die österreichische Brotkultur verehre, die deutsche ist mir sehr lieb geworden. Vielleicht auch, weil sie fast alle anderen Brotkulturen freudig aufnimmt und in deutschen Regalen Brot aus aller Herren Länder zu finden ist. Schwarz gebackene malzige Krusten umhüllen saftig schweren Teig, daneben Schwarzbrot, Graubrot, Weißbrot, Vollkorn, Proteinbrot … – eine Vielfalt, die kaum abzubilden ist. Einzig ein Brot, das mir ein Freund aus Kalifornien einmal als amerikanisches „Wonderbread“ beschrieben hat, jagt mir kalte Schauer über den Rücken. Bei dieser degenerierten Farce einer Backware falle ich vom Glauben an das Gute im Brot ab. Krustenlos, aus einem Teig, der einzig zum Zweck der flauschigen Luftumhüllung geschaffen wurde, fluppt es selbst nach heftigem Zusammenpressen in seine ursprüngliche Form zurück. Ohne Beißvergnügen ist es mir ein geschmackloser Graus. Wahrscheinlich meint der Autor von „Dumm wie Brot“ genau diese pervertierte Form dessen, was der Amerikaner Brot nennt. Das nehme ich ihm nicht übel. Er ist Texaner. Texas gilt selbst unter Weitgereisten nicht als Brotmekka.

Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und exzellente Bassist bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er liefert uns als DOLOMITENSTADT-Korrespondent und Kolumnist „Waterkantiges“ aus der Hansestadt.

In Texas huldigt man eher dem Rind in all seinen Facetten, manchmal wählt man auch eines zum Gouverneur, später sogar zum Präsidenten. Unter Umständen hat der texanische Ernährungswissenschaftler unter dem Genuss des „Wonderbreads“ gelitten und hat die von ihm beschriebenen Folgen an sich selbst oder aber an dem oben angeführten Präsidenten beobachtet. In den Rezensionen seines Buches werden die texanischen Thesen zur Gefährlichkeit des Brots von den Befürwortern als neueste und somit beste aller Antworten auf alle Ernährungsfragen gefeiert. Die etwas abgeklärteren Rezensenten hinterfragen ihn. Denn als Alternative zu Brot empfiehlt der Texaner möglichst roh genossenes Rindfleisch. Ein etwas zweifelhafter, wenn nicht sogar ausgesprochen dummer Rat, gilt doch der häufige Genuss von rohem Rindfleisch wissenschaftlich belegt als Darmkrebs fördernd. Da bleibe ich doch lieber beim Brot.

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2014 /// leben /// schreiben im krieg

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SCHREIBEN IM

KRIEG

TEXT: DANIELA INGRUBER /// FOTOS: CHAN WOO, DANIELA INGRUBER, LETICIA PERELSTEIN


Costa Rica, El Rodeo. Es ist vier Uhr morgens. Die Studenten liegen in ihren Schlafsäcken und ahnen nicht, was sich rund um sie anbahnt: Ein Sanitäterteam, normalerweise in Katastropheneinsätzen tätig, wird sie heute trainieren, allerdings nicht im Hörsaal, sondern in Form eines fingierten Überfalls mitten im Dschungel. Ein letztes Zeichen, ob alle bereit sind, ich nicke, und los geht’s: Ein Arzt zündet Rauchbomben, ein anderer lässt 600 Knallkörper explodieren, die wie Gewehrsalven klingen. Das vermummte Team stürmt das Camp. Chaos setzt ein.

Daniela Ingruber

Politikwissenschaftlerin / Kriegsforscherin

Daniela Ingruber (* 1966 in Lienz) ist Kriegsforscherin mit den Schwerpunkten Kriegsberichterstattung, ethischer Journalismus, Kriegsfotografie und -film an der University for Peace (UPEACE) der UNO in Costa Rica, wo sie das Master-Programm für Medien und Konfliktforschung leitet. Zudem ist sie als Mitarbeiterin der Diagonale (Festival des österreichischen Films) sowie als freie Autorin, Moderatorin und dramaturgische Beraterin im Filmbereich tätig.

Ehe die Studenten schlaftrunken zu fliehen versuchen, sind sie bereits gefesselt und werden verhört. Es wird geschrien, gedroht, ein Ansatz von Gewalt liegt in der Luft. Einige versuchen dennoch zu entkommen. Die Angreifer sind schneller und zerren vier von ihnen in den nahegelegenen Wald. Dort werden sie gezwungen, mit bloßen Händen ihre Gräber auszuschaufeln. Einer jungen Frau wird klar gemacht, dass sie eine Vergewaltigung zu erwarten habe. Währenddessen werden Schreie laut. Drei schwer verletzte Unbekannte brauchen dringend ärztliche Hilfe, doch wie eingreifen, solange das Territorium nicht abgesichert ist? Keine Reality Show Ein Film? Nein, auch kein Spiel. Es gilt als das berüchtigste Seminar an der Friedensuniversität der Vereinten Nationen (University for Peace, UPEACE) in Costa Rica. 17 Studierende aus zwölf Ländern (darunter Kanada, USA, Brasilien, Nepal, Südkorea, Japan, Mexiko, Kolumbien)

nehmen teil, darunter die Nichte des UNGeneralsekretärs Ban Ki-moon. Das heißt, wir stehen diesmal unter besonderer Beobachtung der UNO. In den kommenden Tagen werden die Teilnehmer von meinem Team und mir darin ausgebildet, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und korrekt einzuschätzen, einfach zu überleben und dabei noch ihre Arbeit als Journalisten perfekt zu erledigen. Was ein wenig kurios klingt, soll die Teilnehmer an ihre physischen und psychischen Grenzen bringen. Eine Reality Show? Weit gefehlt, es gilt das Motto: Was im Camp geschieht, bleibt im Camp. Der erste Schock für die Studierenden: Sie dürfen nichts davon auf Facebook posten. Sie werden mir für diese Anordnung noch dankbar sein, denn wer will schon Bilder des eigenen Scheiterns im Internet sehen? Scheitern: das ist das Ziel, denn in der Situation des Scheiterns und in der Nachbesprechung von Fehlern erfährt man am meisten über sich selbst. Es geht darum zu lernen, was kaum erlernbar scheint: Das Überleben in einem Krieg, in den man sich als Kriegsberichterstatter freiwillig begibt. Zu viele Journalisten sterben im Einsatz. Man kann nicht jede Gefahr abwenden, doch man kann üben, mit dem Stress, der Angst und der Gefahr umzugehen. Ich selbst habe mein Leben solch einem Training zu verdanken. Heute bilde ich andere aus, damit sie die gleiche Chance haben: Zu erkennen, wann sie in Gefahr sind, um blitzschnell die richtigen Schlüsse zu ziehen.

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Nach jeder Übung folgt eine Besprechung, manchmal absichtlich Stunden später, damit die Teilnehmer erfahren, wie es sich anfühlt, mit seinen Erfahrungen alleine zu sein. Jeder Student wird rund um die Uhr beobachtet und betreut. Jeder noch so kleine Schritt wird von mir begleitet, um Traumata zu verhindern. Nur Pausen gibt es keine, nicht einmal nachts, denn wir sind in einer fiktiven Konfliktzone. Kaum etwas erinnert noch daran, dass wir uns eigentlich in einem friedlichen Nationalpark im Zentralland Costa Ricas befinden. Das gesamte Dorf macht mit, die Bewohner spielen ihre Rolle als Drogenbosse, als Kleinkriminelle oder als traumatisierte Opfer des Konflikts. Panikattacken Theorie und Praxis wechseln einander ab, doch die Studierenden kennen den Ablauf

nicht. Rasch begreifen sie, dass es immer dann gefährlich wird, wenn ich auf und ab spaziere oder telefoniere, denn dann steht die nächste Übung an. Manchmal mache ich mir einen Spaß daraus, absichtlich so zu tun, als würde ich telefonieren, und tatsächlich, die Nerven liegen so blank, dass die Studenten eines Nachts ohne das geringste Anzeichen eines Überfalls in Panik in den Dschungel flüchten. Da werde erstmals auch ich nervös, denn es gibt giftige Schlangen, Skorpione, Kojoten, gerüchteweise auch Wildkatzen. Die giftigste nachtaktive Schlange dieser Region lässt bei einem Biss genau 20 Minuten Zeit für das Gegengift. Das nächste Krankenhaus liegt 25 Minuten entfernt. Mein assistierender Kollege schläft, der Arzt ist zu Hause, der Nachtwächter hat mehr Angst als die Studenten, ich muss

das Problem alleine lösen. Das ist der Moment, in dem ich mich danach sehne, eine gemütliche Wanderung am Zettersfeld oder Hochstein zu machen. Warum in aller Welt habe ich mir einen Beruf ausgesucht, der mit Krieg und Gewalt zu tun hat? Wissen, Erfahrung und Glück Am letzten Tag des Trainings wartet der Höhepunkt. Für diese Übung haben wir professionelle Schauspieler aus der Hauptstadt geholt. Sie sehen viel zu jung und zu lieb aus! Doch ich irre mich, sobald das Spiel beginnt, verwandeln sie sich in sadistische Monster, die perfekt mit der Hauptdarstellerin zusammenspielen, einer Studentin des Vorjahres, die während des bisherigen Trainings stets die hilfreiche aber etwas dubiose Lehrerin des Ortes gegeben hatte. Heute stellt sie sich als die Drogenbaroness heraus, die keinen Zwei-


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fel an ihrer Gewaltbereitschaft lässt. Aus dem Nebenraum dringen Geräusche von Folter. Wäre dies die Realität, hätte kaum jemand eine Überlebenschance, doch die Studenten nutzen das in dieser Woche Gelernte und verhandeln um ihr Leben. Sie sind geschickter als erwartet. Ich gebe ein Zeichen, eine Studentin wird zur Exekution abgeführt.

begreifbar zu machen, wo die eigenen Grenzen sind. Meist schneiden die Frauen besser ab als die Männer. Sie agieren ruhiger, antworten auf Gewalt nicht mit Gegengewalt, sondern versuchen zu verhandeln oder sanft zu manipulieren.

Am Ende erklärt mir eine junge Frau, sie wisse nun, dass sie niemals im Krieg arbeiten wolle. Nichts sei das eigene Leben wert, es gebe genug gute Dinge, die sie an sicheren Orten tun könne. Ich bin erleichtert, denn alles, was wir bei solch einer Ausbildung mitgeben können, ist sinnlos, wenn die Teilnehmer nicht auch das eine haben: sehr viel Glück – und das ist eben nicht erlernbar.

Selbst als Regisseurin der Übung wird mir übel, es wirkt zu echt. Alle sind am Ende ihrer Kraft. Es wird Zeit, diese Übungswoche zu beenden. Immer wieder brechen Studierende weinend zusammen. Sie werden sofort betreut. Für Notfälle ist rund um die Uhr ein Ärzteteam erreichbar. Auch eine Psychologin würde bereit stehen, doch sie wurde noch nie gebraucht. Es geht bloß darum

Das etwas andere Dschungelcamp. Wäre dies die Realität, hätte kaum jemand eine Überlebenschance, doch die Studenten nutzen das Gelernte.


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TEXT: EVELIN GANDER & GERHARD PIRKNER /// FOTOS: ARNOLD SCHAFFER


Selbstfindung im Niemandsland Wer nahe der Dolomitenstadt einen Hauch von Tibet spüren möchte, hat keinen weiten Weg. Die Schobergruppe ist das unberührteste von Osttirols Bergmassiven, einsam und nicht erfasst von der Hektik der alpinen Freizeitgesellschaft.

Berge sind auch deshalb faszinierend, weil keiner dem anderen gleicht. Jeder Gipfel, jeder Grat ist ein Unikat der Natur, geformt in Jahrtausenden durch Kräfte, die sich an keine Regeln halten. Jedes Bergmassiv hat einen ganz eigenen Charakter und viele dieser Charaktere wurden in den vergangenen Jahrhunderten dank rühriger Tourismusverbände und fleißig publizierender Alpinisten auch zu Marken. Die Dolomiten, mit extrem markanten Formationen, der Großglockner, die vergletscherte Venedigergruppe – sie alle haben nicht

nur tausendfach beschriebene und fotografierte Besonderheiten, sondern sind längst auch touristische Marken, gut als Emblem für das Mountain-Resort und die Bersteigerwurst, den Skilift und die Hochalpenstraße. Und wie in allen Gebieten von Wirtschaft, Kultur und Sport, gibt es auch unter den Bergen die Hidden Champions, die stillen Stars, die wenig Wirbel machen und doch alles können, womit andere für Schlagzeilen sorgen. Die Schobergruppe ist so

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ein Hidden Champion unter den Gebirgen, vielleicht nicht versteckt, aber doch oft übersehen in den Betrachtungen der Hochglanzmagazine. Dabei hat dieses Bergmassiv einen Charme, der süchtig machen kann. Das Bergsteigen und Bergwandern war immer schon eine Metapher, eine symbolhafte und in anderen Kulturen fast heilige Handlung. Ein Weg nach oben und zugleich zu sich selbst, verbunden mit Kraftaufwand und Disziplin, mit Zielorientierung und Ausdauer, Mut und dem Willen, an die Spitze zu gelangen. Das treibt viele Bergsportler. Die einen wollen „siegen“, die anderen zu sich selbst finden. Für letztere ist die Schobergruppe ein perfektes Bergrefugium, dem Alpinisten nicht von ungefähr

Namen gaben wie „Niemandsland“ oder „Klein-Tibet“. Noch immer im Schatten der viel bekannteren Großglockner- und Venedigergruppe, zählt die Schobergruppe zu den ursprünglichsten und wildesten Gebieten der Ostalpen. Hier versammeln sich auf engstem Raum 53 Dreitausender und mehr als 60 Bergseen. Der größte von ihnen, der Wangenitzsee, hat eine Fläche von fast 22 Hektar und ist 48 Meter tief. Er liegt in Kärnten, wie fast die Hälfte der gesamten Schobergruppe, die vom Lienzer Talboden im Süden, vom Isel- und Kalsertal im Westen sowie vom Mölltal im Osten und Norden begrenzt wird. Charakteristisch für dieses Bergmassiv sind seine beachtlichen Höhenunterschiede, vielleicht ein Grund, warum sich kaum

„Turnschuh-Wanderer“ hierher verirren. Man braucht Kondition, um diese Berge zu erleben und ihre sechs markanten Täler zu erkunden, die jeweils zu einer Hütte führen. Im Debanttal liegt die Lienzer Hütte, ein lohnendes Naherholungsziel auch für Familien, im Leibnitztal die Hochschoberhütte, im Kalser Lesachtal die Lesachalmhütte, im Gößnitztal die Elberfelder Hütte, im Gradental die Adolf-Noßberger-Hütte und im Wangenitztal die Wangenitzseehütte. Die gesamte Hochgebirgszone der Schobergruppe liegt im Nationalpark Hohe Tauern und erfüllt alle Voraussetzungen, die man von einem Nationalpark erwartet: Abseits des Massentourismus können hier Flora und Fauna ungestört gedeihen. Ungestört – immer wieder fällt dieses Wort, wenn Insider von dieser Bergregion


schwärmen. Sie machen es fast hinter vorgehaltener Hand, wer hierher kommt, will ungestört sein – und bleiben. Erst in der Ruhe, wenn sich die Sinne schärfen und die Seele öffnet, erschließt sich die wahre Schönheit dieser Berge, die auf den ersten, flüchtigen Blick noch nichts Spektakuläres haben. Vielleicht liegt es am Material, aus dem die schroffen Gipfel geformt sind. Von Glimmerschiefer über Schiefergneis zu Granitgneis und Granit reicht das Spektrum, hart und schroff können diese Steine wirken. Bei trübem Wetter zieht mit den Regenwolken die Schwermut auf. Der legendäre Salzburger Alpinist Ludwig Pfurtscheller, einer der Pioniere bei der Erschließung der Schobergruppe, empfand sie als buchstäblich sagenhaft: „Hier versammelt sich im wirbelnden Gewölk nicht selten eine Sippe böser Geister, wie wir sie aus der Walpurgisnacht kennen.“ Wenn nach einem blitzenden und donnernden Gewitterinferno die Sonne durch die Wolken bricht, beginnen die Felsen zu funkeln und in einem fast unwirklichen Farbspektrum zu glänzen. Üppig ist hier nichts. Die Kalkarmut des Gesteins lässt keine üppige Flora zu. Fels und Wasser sind die prägenden Elemente, Kargheit und allgegenwärtiger Überlebenswille. Flora und Fauna in der Schobergruppe haben gelernt trotz extremster Bedingungen zu bestehen. Wer genau hinsieht, findet auch die seltensten unter den Bergblumen, Edelweiß und Edelraute. So gefährdet sie sind, hier sind sie sicher. Während der Eiszeit bedeckten kilometerdicke Eispanzer die Alpen, die sich mit ihrem unglaublichen Gewicht und Druck talwärts bewegten, oft mehrere hundert Meter pro Jahr. Sie schürften die Gebirge zu Landschaften von epischer Dimension. Die Würmeiszeit

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Harry Lucca backt Brot auf der Hochschoberhütte. Der Oberösterreicher ist gelernter Koch und macht Barfußwanderungen mit seinen Gästen.

Fotos: Hochschoberhütte


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Christian Krüger aus Köln bewirtschaftet die Noßbergerhütte. Er paddelt über den Gradensee, an dem er auch mit Gästen meditiert.

als letzte große Vergletscherungsperiode erreichte erdgeschichtlich erst vor Kurzem, nämlich vor 18.000 Jahren ihren Höhepunkt. Der Debantgletscher hatte damals über das Leibnigtörl mit dem Iselgletscher und über die Wangenitzscharte mit dem Möllgletscher Verbindung. Schroffe V-Täler wurden zu Trogtälern umgestaltet, aus voreiszeitlichen Mulden wurden Kare, die frostbedingte Versteilung der Karhänge schärfte Bergrücken zu kantigen Graten und die Gletscher schürften Felswannen aus mit glasklaren Bergseen, in denen sich die einzigartige Schönheit der Bergwelt widerspiegelt. Bis ins Mittelalter waren Hochgebirgsgipfel für die Bewohner der Täler mystische Orte, von denen Gefahr ausging, die aber auch verehrt und verklärt wurden. Nur Hirten und kühne Gamsjäger wagten sich in große Höhen, bevor im 18. Jahrhundert die Naturwissenschaft und mit ihr der Forschertrieb zum Motor weltweiter Entdeckungsreisen wurde, die manchen neugierigen Biologen und Geografen auch in die Berge trieb. Im 19. Jahrhundert setzte dann der Tourismus ein, in seiner sportlichsten Variante als Alpinismus. Es waren fast durchwegs betuchte Städter, die begleitet von heimischen Bergführern und Bauern auch in der Schobergruppe zu Erstbesteigungen ansetzten. Franz Keil, zum Beispiel, böhmischösterreichischer Geoplastiker und Kartograf, der Lienz zu seiner Herzensheimat wählte. Er erreichte 1852 vom Leibnitztal über den Nassfeldkofel und die Schoberlacke als Erster den Gipfel des „Hochschober“. Dieser Berg ist besonders markant und gibt dem ganzen Massiv seinen Namen, obwohl er mit 3.240 Metern nur der vierthöchste Gipfel der Gruppe ist. Höher sind das „Petzeck“ (3.283 Meter) der „Rote Knopf“ (3.281 Meter) und der „Große Hornkopf“ (3.251

Foto: Noßbergerhütte

Meter). Ludwig Pfurtscheller entdeckte die Schobergruppe für eine breite Öffentlichkeit. Im Sommer 1890 durchstreifte er die Gebirgsgruppe, erklomm als Erster zahlreiche Gipfel und publizierte in der Zeitschrift des DÖAV über die Schönheit des einsamen und wilden Gebirges. Viele folgten ihm. Die Alpenvereine unterschiedlicher Sektionen und Länder bauten Hütten, Wege und Steige, darunter den „Wiener Höhenweg“, der die Glocknergruppe mit der Schobergruppe verbindet, eine mehrtägige erlebnisreiche Tour für trainierte und trittsichere Bergsteiger. Mittlerweile gibt es die „Schoberrunde“ und diverse Schobertrecks, die meisten davon konzipiert für trainierte Gipfelstürmer und noch mehr für passionierte Weitwanderer, die von Hütte zu Hütte durch diese karge, wilde Landschaft gehen, in einem fast meditativen Bergerlebnis der besonderen Art. Wasser spielt hier eine entscheidende Rolle, Bäche und Wasserfälle, vor allem aber die Seen oberhalb der Baumgrenze, große und kleine „Bergaugen“, einsam und entlegen, fast entrückt und wie aus einer anderen Welt. Wer hier Rast macht, ist allein mit dem Universum und wer an Gott glaubt, der findet ihn nirgendwo leichter als hier. Nur in wenigen Seen der Schobergruppe schwimmen Fische. Anderswo wurden bereits unter den Habsburgern Saiblinge und Elritzen – landläufig „Pfrillen“ – eingesetzt,

sie veränderten die natürlichen Lebensgemeinschaften der Hochgebirgsseen. In der kargen Landschaft der Schobergruppe sind auch die Gewässer meist noch fischleer und ursprünglich, was sie zu Rückzugsorten für die angestammte Fauna macht. Der meist gewählte Weg in das Gebirgsmassiv zwischen Kärnten und Osttirol führt durch das Debanttal, den wilden Debantbach entlang, der sich tief eingegraben hat in diese schroffen Berge. Den Eingang ins Tal bewacht der pyramidenhafte Glödis (3.206 Meter). Durch eine reizvolle Almlandschaft führt ein Lehrweg den tosenden Bach entlang, vorbei an den letzten Fichten, Lärchen und Zirben bis zur Lienzer Hütte auf 1.977 Metern Seehöhe. Hier treffen sich der Mirnitz- und der Debantbach. Schon 1892 baute der ÖAV eine zunächst recht bescheidene Hütte. Inzwischen mehrmals aus- und umgebaut, ist sie heute ein beliebtes und gut erreichbares Ausflugsziel für Familien und wichtiger Stützpunkt mehrtägiger Hochgebirgstouren. Vom Debanttal erreicht man gut die Wangenitzseehütte, die am größten, tiefsten und für viele schönsten See der Schobergruppe liegt. Von hier führt der Weg hinauf auf das Petzeck, den höchsten Berg mit einem tollen Rundblick. In wilder und unberührter Bergwelt befindet sich die Elberfelderhütte, ein weiterer wichtiger Stützpunkt für mehrtägige Touren.

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Das Gradental ist eines der wildesten Bergtäler der Alpen, einsam, schroff und mit seinen 15 Dreitausendern wunderschön.

Noch einsamer und wirklich entlegen sind die Noßbergerhütte auf 2.488 Metern und die Hochschoberhütte auf 2.322 Metern, die eine auf der Kärntner, die andere auf der Osttiroler Seite des Gebirges. Beide Hütten verbindet nicht nur die Lage am Ende der Welt. Wer hier ankommt, fühlt sich als Entdecker, als Pionier, der Neuland betreten hat, weit abseits ausgetretener Touristenpfade. Beide Hütten wurden in den Zwanzigerjahren von der Sektion Wiener Lehrer errichtet und gehören heute zum Zweig „Edelweiß“ des österreichischen Alpenvereins.

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Noch auffallender als diese Parallelen sind aber die vergleichbaren Karrieren der Hüttenwirte. Beide sind relativ jung, stammen nicht aus der Region, bewirtschaften die Hütten nachhaltig, sind ausgebildete und leidenschaftliche Köche und backen täglich

frisches Brot, zu dem sie Ankömmlingen im Niemandsland auch eine erlesene Auswahl an Rot- und Weißweinen kredenzen. Dabei haben sich Christian und Harry keineswegs abgesprochen, dazu liegen ihre Hütten dann doch zu weit auseinander. Christian Krüger bewirtschaftet die Noßbergerhütte im Gradental, einem der wildesten Bergtäler der österreichischen Alpen, umstellt von 15 Dreitausendern. Der Gradensee ist das drittgrößte Gewässer der Schobergruppe. Christians Vater ist Deutscher, die Mutter stammt aus den USA. Die Berge liebt er seit seiner Kindheit. Unterm Jahr arbeitet er abwechselnd als Koch oder Verkäufer in der Bergsportabteilung eines Outdoor-Geschäftes in Köln. Im Sommer vereinen sich dann die Liebe zu den Bergen und die Leidenschaft für das Kochen auf der Noßbergerhütte, die Christian mit ein paar durchaus schlüssigen und doch unkonventionellen Besonderheiten ausgestattet hat: so steht vor der Hütte ein finnisches „Badefass“, das mit Holz befeuert wird und es gibt eine Seilrutsche über den Gradensee, den man auch mit dem Kanu befahren kann.

Christians „Lieblingsplatzl“ liegt etwa 100 Meter abseits der Hütte auf einer kleinen Anhöhe. Hier meditiert er mit traumhaftem Blick auf das Gradental und findet seine Ruhe. Schon so mancher, erzählt Christian, hätte auf dem Weg durch das Tal herauf zur Hütte seine Probleme einfach „verloren“. Harry Lucca auf der Hochschoberhütte stammt aus Hörsching in Oberösterreich und führte dort zehn Jahre lang ein Gasthaus. Von einer Tibetreise zurückgekehrt, entschloss sich Harry kurzerhand, die Schoberhütte zu bewirtschaften, um seine zwei Leidenschaften – Kulinarik und Bergsteigen – miteinander zu verbinden. Unterm Jahr lebt der Hüttenwirt in einer diametral entgegengesetzten Welt, im mondänen Monaco, wo seine Frau, wie Harry erzählt, „den exklusivsten Night-Club der Formel 1“ führt. Exklusiv, aber auf eine andere Art, ist auch sein Hüttenangebot, „Shiatsu am Berg“ zum Beispiel, oder „Wege der Gefühle“, eine Barfußwanderung mit Harry durch die Landschaft! „Wenn die Sonne scheint, gehe ich täglich diesen Weg der Gefühle und nehme auch meine Gäste mit. Neun Mal durchqueren wir dann den Bach mit seinem wechselnden Untergrund, spüren Schlamm, Moos, Kiesel, kleine bis großen Steine, Rutschiges und Wackeliges. Das Wasser reicht von Zehentiefe bis zu den Knien, man konzentriert sich auf die Balance und vergisst schnell die Kälte!“ Auch Harry sieht Parallelen zwischen der Scho-

An den wunderbaren Marillenknödeln auf der Noßbergerhütte erkennt man, dass man nicht in Tibet ist.


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bergruppe und den Gebirgen in Tibet: „Es ist diese Einsamkeit. Wohin du blickst Berge und überall willst du hinauf. Auch wenn man in einer Gruppe geht – jeder geht für sich, alleine und ruhig. Es ist ein Aufräumen im Kopf. Und jeder Tag ist hier ein Neubeginn.“

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Wer diesen Tag am größten See des Gebirges beginnt und noch vor der „Schafsaison“ zur Wangenitzseehütte aufgestiegen ist, der wird mit einem Erlebnis belohnt, das lange nachwirkt und die ganze Einmaligkeit dieses Lebensraumes in einen Augenblick bannt: Steinböcke versammeln sich direkt vor der Hütte, imposante Wildtiere, die fast zutraulich und doch immer mit einem wachsamen Auge das karge Berggras abzupfen. Hüttenwirt Franz Aßlaber nimmt gerne auch Gäste zu Beobachtungstouren mit. Anfang des 19. Jahrhunderts war der Steinbock im gesamten Alpenraum bis auf ca. 100 Tiere im italienischen Gran Paradiso ausgerottet. Inzwischen ist er wieder in weiten Teilen seines ursprünglichen Lebensraums verbreitet. Steinböcke gehören zur Gattung der Ziegen und pflanzen sich im Winter

fort. In diesen Monaten bleibt der Bock bei der Herde, die er im Frühling verlässt. Im Mai oder Juni kommt nach sechs Monaten Tragezeit der Nachwuchs zur Welt. Das Junge kann vom ersten Tag an laufen, wird aber ein Jahr lang von der Mutter gesäugt. Ende Juni und Anfang Juli ist die beste Zeit, um bei der Wangenitzseehütte Steinböcke zu beobachten. Wenn später im Sommer die Schafe auf die Hochweiden kommen, ziehen sich die Wildtiere in größere Höhen zurück. Zu beobachten sind sie dennoch, „in der Hütte gibt's natürlich einen Gugga“, lacht Franz und meint damit ein Fernglas. Er und seine Frau Claudia bewirtschaften die Hütte seit zehn Jahren, davor war Claudias Vater über Jahrzehnte der Hüttenwirt. Und auch Köchin Maria zählt schon lange zum Inventar. Für ihre Schlipfkrapfen und die originale Hausmannskost geht mancher Bergsteiger buchstäblich meilenweit. Etwa drei Stunden braucht man, um die Wangenitzseehütte vom Parkplatz „Seichenbrunn“ aus zu erreichen, eine halbe Stunde länger dauert der Weg über die Roaneralm,

dafür ist er aber weniger steil. Wer Kinder hat, die diese Wegstrecken schon bewältigen, kann ihnen als Belohnung am Ziel eine Abenteuerlandschaft versprechen. Um den Wangenitzsee gibt es einen einmaligen Klettersteig, auch ein Spielplatz ist hier und am Wasser entfaltet sich ohnehin die Phantasie. Wo sonst könnte man sich wie ein Abenteurer oder Pirat fühlen, der seine ganz persönliche Schatzinsel gefunden hat, wie ein Forscher und Weltentdecker auf neuen, unbekannten Wegen? Es ist eine eigene Welt hier in den Bergen der Schobergruppe, eine Welt, die das Heraustreten aus dem Alltag leicht und fast unvermeidlich macht. Wer hierher wandert, will alles Laute und Hektische hinter sich lassen, will für sich sein und sich so fühlen, wie wir alle gerne wären: einmalig.

Der Wangenitzsee ist der größte See der Schobergruppe und 48 Meter tief. An seinem Ufer kann man im Frühsommer Steinböcke beobachten.


Öffnungszeiten Sommer Mitte Juni bis Mitte September

Winter

Wangenitzseehütte Die Wangenitzseehütte (2508m) ist die höchstgelegene Schutzhütte der Schobergruppe und liegt idyllisch am tiefblauen Wangenitzsee im Nationalpark Hohe Tauern. Sie ist Ausgangspunkt für Touren in einem wilden und einsamen Bergraum. Seit September 2009 ist sie offiziell im Besitz der Alpenvereinssektion Lienz.

allgemein zugänglicher Winterraum

Ausstattung 28 Zimmerlager / Betten 38 Matratzenlager 10 Plätze im Winterraum Duschen Geeignet für Seminare Gepäcktransport möglich Familienfreundliche AV-Hütte

Anfahrt von Mörtschach (934 m) über das Wangenitztal bis zum Parkplatz Wangenitzalm, Anstieg 03:30 Anstieg von Seichenbrunn (1.750 m) über die untere Seescharte, Gehzeit: 02:45 Anstieg von Seichenbrunn über den Wiener Höhenweg und die obere Seescharte, Gehzeit: 03:30 Pächter: Claudia Aßlaber / Hüttenanschrift: A-9842 Mörtschach, Hüttentelefon: +43 4826 229 E-Mail: wangenitzseehuette@aon.at, Web: www.wangenitzseehuette.at


2014 /// leben /// dach rinne!

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DACH

rinne! TEXT UND FOTOS: PETRA HEINZ-PRUGGER

Beim bloßen Hinsehen fällt es schon auf: sie sind etwas ganz Besonderes, die Dächer auf den Bermuda Inseln – dazu braucht man kein ausgebildeter Architekt oder Baumeister zu sein – strahlend weiß (zumindest die meisten) und ganz anders konstruiert als die Dächer, die man aus der Dolomitenstadt kennt. Ist es nur die Ästethik, die architektonische Tradition, die diese Dächer formt, oder steckt doch etwas anderes dahinter? Sie sehen toll aus, die pastellfarbenen Häuser, die sich mit weißen Dächern zwischen grünen Palmen und anderen tropischen Gewächsen vor dem Hintergrund des türkisfarbenen Meeres an die kleinen hügeligen Formationen der Insellandschaft schmiegen. Doch die Optik alleine ist es nicht. Spätestens seit dem letzten Winter weiß man auch in Osttirol, dass die in den Bergen weit verbreiteten steileren Satteldä-


cher keine reinen Traditionsprodukte sind, sondern mehr Schneedruck aushalten und Schmelzwasser besser ableiten als die in unseren Tagen modern gewordenen Flachdächer, die eigentlich aus südlicheren Gegenden stammen. Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück auf die Insel. Wie wir alle wissen, hat jede Medaille ihre Kehrseite und jedes Paradies seinen sauren Apfel. So hat auch Bermuda ein paar saure Früchte, in die man als Bewohner beißen muss: Das Inselleben birgt für eine „Osttiroler Bergziege“ wie mich unter anderem zwei Umstände, die gewöhnungsbedürftig sind. Erstens hat die Inselgruppe keine Süßwasserquellen, also keine Bäche, Flüsse, Seen oder Ähnliches (das ist nicht nur für eine Süßwasserbiologin schwer zu ertragen) und zweitens wird man hier ab und an von einem vorbeiziehenden Wirbelsturm – sprich Hurricane – mal mehr und mal weniger durchgeschüttelt. Was das mit den Dächern zu tun hat? Ziemlich viel: Die Bauweise der Dächer verschafft den Menschen das eine und schützt sie vor dem anderen. Über die letzten vier Jahrhunderte hat sich auf der kleinen Atlantikinsel eine Dachform entwickelt, die in ihrer Optik und Funktionsweise wohl einzigartig ist. Das bermudianische Hausdach wird aus lokalem Kalkstein gemauert, hier „Limestone“ genannt. Sorgfältig und zeitaufwändig werden die Kalkziegel stufenförmig auf einen Holzrahmen aufgesetzt und mit Mörtel abgedichtet. Anschließend wird eine dünne Zementschicht über das ganze Dach gezogen. Das Tüpfelchen auf dem i ist die spezielle ungiftige Kalkfarbe, die mit

Chlor versetzt ist, dem Dach das strahlende Weiß verleiht und gleichzeitig das Regenwasser reinigt, bevor es in den Tank läuft. Ungefähr alle drei Jahre braucht das Dach einen neuen Anstrich, um wieder in herrlichem Zahnpastaweiß zu glänzen. Den typischen Chlorgeschmack hat das Wasser hier übrigens nicht, wie man ihn von Leitungswasser aus großen Städten kennt, wo dem Wasser nachträglich Chlor zugesetzt wird. Kalksteine, Mörtel, Zementschicht und weiße Farbe – das alles zusammen ergibt

die charakteristische, treppenähnliche, sehr solide Dachkonstruktion, die jedem Sturm trotzt und ganz nebenbei noch das wertvolle Nass, das vom Himmel fällt, auffängt und in eine riesige hauseigene Zisterne leitet, die sich meistens unter oder neben dem Haus befindet. Zwei Fliegen werden mit einer Klappe geschlagen, sozusagen. Während es also auf den benachbarten Karibikinseln und auch in den sturmgeplagten Teilen der USA regelmässig die Holzhäuser zerlegt, gibt es auf Bermuda nur wenige 51


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die hauseigenen Dächer gesammelt. 80 Prozent des Regenwassers müssen sogar per Gesetz von jedem Haus aufgefangen werden. 120 Liter Wasser pro Person und Tag werden für die rund 60.000 Einwohner der Insel gebraucht. In Zeiten, wo die Touristenschwärme über die Insel herfallen, dementsprechend mehr. Da die meisten Gäste in den niederschlagsärmeren Frühsommermonaten kommen, gibt es in der Wasserversorgung immer wieder mal Engpässe, denen in erster Linie mit Aufrufen zum Wassersparen und Rationierung der Wasserlieferungen begegnet wird und die in letzter Konsequenz mit großen Tankschiffen voll sehr teurem Trinkwasser aus den USA überbrückt werden. Die letzte, recht dramatische Situation war im Juni 2009, wo nach einer sehr langen Trockenperiode bereits zwei große Tanker bestellt waren, der Wettergott aber dann im letzten Moment doch noch ein Einsehen hatte und eine Front mit viel gutem „tankrain“ (Tankregen) – wie die Leute hier sagen – geschickt hat.

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Solche Dächer gibt es sonst nirgendwo. Sie sehen nicht nur hübsch aus, sondern können auch einiges.

Bauschäden nach einem Wirbelsturm – dank der stabilen und Regenwasser auffangenden Super-Dächer! Dass es hier kein Süßwasser gibt, würde man auf der saftig grünen Insel gar nicht erwarten. Ganz abgesehen davon, dass sprudelnde Bäche und ruhige Seen zum Bild vieler Landschaften zählen, erfüllen Süßwasserquellen ja auch den lebenswichtigen Zweck der Trinkwasserversorgung. Da diese aber fehlen, ist man auf Bermuda hauptsächlich auf Regenwasser angewiesen. Dieses wird, wie gesagt, über

Wir als vierköpfige Familie kommen mit dem kostenlosen Regenwasser, das unser Dach für uns und die zweite Wohnung im Haus sammelt, fast immer aus. Wenn es ungewöhnlich lange Trockenphasen gibt, der Tank durch irgendwelche undichten Stellen oder waschsüchtige Nachbarn schneller geleert wird als ihn Petrus auffüllen kann, gibt es die Möglichkeit, gesammeltes oder aufbereitetes Wasser zu kaufen. Es wird entweder von eigenen Firmen, die Brackwasser entsalzen und entkeimen per Tanklaster geliefert, oder man kann es, falls ein derartiger Anschluss am Grundstück vorhanden ist, wesentlich günstiger über die bermudianische Regierung beziehen. Sie verfügt ebenfalls über Salz- und Brackwasseraufbereitungsanlagen und mehrere Flächen, auf denen Regenwasser gesammlt wird. Unter der gesamten Insel verstreut liegen Höhlen, die mit Meerwasser gefüllt sind, aber durch das versickernde Regenwasser an der Oberfläche


eine weniger salzige Brackwasserschicht aufweisen. Diese Grundwasserspeicher werden „lenses“ genannt und aus ihnen kann das Brackwasser entnommen, relativ kostengünstig entsalzt und mittels Gegenosmose-Anlagen aufbereitet werden oder aber leicht salzig, wie es ist, als „wellwater“ für Toilettenspülungen benutzt werden. Wir befinden uns in der glücklichen Lage, dass unser Haus in einer ehemaligen kleinen Ferienhaussiedlung steht und Zugang zu einer Brackwasserhöhle hat. So fließt durch unsere Toiletten das leicht salzige „wellwater“ und wir nutzen das kostbare Regenwasser aus unserem Tank gänzlich zum Trinken, Waschen und Duschen. So viel Glück haben aber nur ca. 20 Prozent der Bevölkerung, die anderen lassen – wie die meisten Osttiroler – kostbares

Trinkwasser durch die Toilette laufen. Wie fast alle Expats trinken wir aber das Tankwasser nicht einfach so aus der Leitung, sondern lassen es durch eine eigens installierte Osmosefilteranlage laufen. Auf diese Weise haben wir einen Wasserhahn im Haus, aus dem wir völlig bedenkenlos sauberes Trinkwasser entnehmen können und aus den anderen Wasserhähnen wird eben nicht getrunken. Wasser als kostbares Gut zu betrachten ist hier zur Gewohnheit geworden und lässt einen erst so richtig schätzen, in welchem Überfluss das kühle Nass in den Osttiroler Bergen vorhanden ist, wie auch dieses Magazin wieder zeigt. Von diesen kleinen Makeln aber einmal abgesehen, lebt es sich hier wirklich wie im Paradies und unter Normalbedingungen sind selbst diese Haare in der Suppe nur ganz kurze und werden kaum wahrgenommen – dank unserer ausgeklügelten Hausdächer!

Petra Heinz-Prugger Biologin

Petra Heinz-Prugger stammt aus Lienz, studierte Ökologie in Innsbruck und ist Mitbegründerin des Tiroler Umweltbildungsvereins „natopia“. Seit 2003 lebt sie mit ihrer Familie auf den Bermuda-Inseln. Dort war sie einige Jahre als Trust Administrator beschäftigt. Für Dolomitenstadt beschreibt Petra das Leben und Treiben auf den Inseln in ihrer Kolumne „Bermuda Shorts“.

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2014 /// kultur /// schätze am grat

ERINNERUNGSSTÜCKE

SCHÄTZE AM GRAT

TEXT: MARCUS G. KINIGER /// FOTOS: TIROL ARCHIV FÜR PHOTOGRAPHIE (TAP)

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Es gibt Schätze, die in Vergessenheit geraten. Vielleicht, weil sie nicht schön anzusehen sind. Vielleicht, weil die Erinnerung an sie zu sehr schmerzt. Vielleicht, weil zu vergessen mehr Gewinn verspricht, als ein Erbe anzutreten, das mit Blut und Leiden zu tun hat. Von solch einem Schatz will ich erzählen, von einem, der in den Bergen liegt, auf einem schmalen Grat.

Im Reich eines damals gerade mittelalten Kaisers lagen ein paar Täler im Westen seines Landes, umrahmt von hohen Bergen, im Norden Tauern, im Süden Dolomiten. Dorthin kamen Reisende nur, wenn sie unbedingt mussten oder weil warmes Wasser ihnen Heilung versprach oder weil sie auf Pilgerfahrt waren. Sie verweilten nie lange, denn die Schönheit der Gegend hatte für sie wenig Wert. Der Weg dorthin war beschwerlich und mühsam, die Berge zu hoch, die Winter so kalt wie die Betten der Wirtshäuser, die Speisen karg und die Sprache unverständlich. Eines Tages kam der mittelalte Kaiser auf die Idee, eine Bahn zu bauen, damit seine Soldaten schneller von Osten nach Westen und in den Süden kamen. Wenig später fuhr die Eisenbahn durch das südlichste Tal, vorbei an den Tälern im Norden, die auch eine Bahn wollten und sogar schon Bahnhöfe bauten, ohne dass jemals ein Zug dort halten sollte. Mit der Bahn kamen Fremde ins Land. Schon vorher hatten Inselbewohner mit unverständlicher Sprache die Berge für sich entdeckt, waren übers Meer gekommen und auf Gipfel gestiegen und mit Holzbrettern über den Schnee gerutscht und Bad Alt-Prags war im 19. Jahrhundert stark besucht und ist seit den 1950er Jahren dem Verfall preisgegeben. Foto: Karl Mössl/Sammlung Stadt Lienz – TAP.

hatten den würzigen Duft der Almwiesen gepriesen. „Marvellous“ sagten sie. „He wasche wo“, sagten die Einheimischen. Weil die Bewohner des alten Kaiserreichs den Inselmenschen nacheiferten, reisten nun auch sie in die Berge und fanden auch alles ganz wunderbar. Plötzlich waren ihnen die Berge nicht mehr zu hoch, die Sommer nicht zu kalt und das Essen nicht zu karg. Fürsten kamen aus dem Kaiserreich, Prinzen und Prinzessinnen aus fernen Ländern. Maler und Musiker reisten an, Dichter schrieben Oden über Berg, Baum und Magd. Reiche Bürger, die sich in dem imperialen Glanz sonnen wollten, lernten die Vorzüge kerniger Kellnerinnen zu schätzen, hoben Humpen und sangen laut Lieder, während Damen sich gegen die Höhensonne abschirmten, um ihre noble Blässe zu bewahren. Nur die Geistlichen waren wenig angetan von dem, was sie sahen. Sie geißelten den Fremdenverkehr, nannten ihn unzüchtig, besonders den mit jenen, deren Glauben älter war als der der Geistlichen. Von Kanzeln hörte man nichts Fremdenfreundliches. So sehr viele den Predigten Glauben schenkten, so lehnten sie die Fremden nicht rundweg ab, sondern hießen sie gegen Entgelt willkommen. Die Fremden ließen sich mit Bergsteigerausrüstung fotografieren und schickten Postkarten aus Bad Weitlanbrunn und aus dem Wildbad Neuprags. Sie blieben monatelang, mit Familie und

Aus dem Archiv der Marktgemeinde Sillian, 1929

Angestellten und Hofstaat. Bergführer stiegen nun mit den Fremden auf die Gipfel, wo die Fremden Hütten bauen ließen und sie nach sich oder ihrer Heimatstadt benannten. Noch heute werden Berge nach den Fremden benannt. Heute heißt einer wie eine Wurst, doch das ist eine andere Geschichte. Die Bewohner der Täler zwischen Tauern und Dolomiten beobachteten, was im Westen des südlichsten Tals geschah, ohne daran viel teilhaben zu können. Denn die einzige Stadt der Gegend war den Fremden wohl zu heiß, die Berge im Norden zu mühselig zu erreichen und die Betten in Wirtshäusern zu hart und zu kalt. Doch einige sagten: „Fremdenverkehr, der hat Potenzial!“, und so bauten sie Hotels und gründeten Ortsverschönerungsvereine und schüttelten den Fremden die Betten auf. Langsam aber doch blieben die Fremden nicht nur zur Durchreise. Und gerade als sie immer länger und länger blieben, war die Freude darüber auch schon wieder vorbei.

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2014 /// kultur /// schätze am grat

Denn vor genau 100 Jahren, im Südosten des alten Kaiserreichs, wurde nämlich der Thronfolger des mittlerweile uralten Kaisers ermordet. Weil der Thronfolger keinen Krieg wollte, wie manche zu Recht sagen. Weil es dann doch welche gab, die Krieg wollten, wurde das, was schnell vorbei hätte sein sollen, zu einem der schlimmsten Teile der Geschichte. Die Söhne der Bauern wurden von den Feldern weggeholt, die Bergführer von den Bergen, und man machte „Fußvolk“ aus ihnen. Die Feldherren schickten sie mit der Bahn statt in den Süden in den Osten, während auf den Feldern die Ernte verkam. Die meisten kamen nicht zurück und wenn doch, dann hatten sie viel eingebüßt: Arme, Beine, Augenlicht und oft den Glauben an das Gute im Menschen. Die Fremden hatten jetzt Sorgen, die nicht mit Schatten und bleichen Bergen und kernigen Kellnerinnen zu beheben waren. Und als ob das alles nicht schon schlimm 56

Standschützengrab Hochgränten, 1915 (Fotograf: Anton Trixl; Sammlung Werkmeister Anton Trixl – TAP)

genug gewesen wäre, kam das junge Königreich im Süden auf die Idee, sich mit dem alten Kaiser anzulegen. Vor 99 Jahren, bevor die Soldaten, die mit der Bahn in den Osten gefahren waren, wieder zurückkommen konnten, kam der Krieg auch über die bleichen Berge. Alte Männer und kleine Buben mussten auf Männer schießen, die so wie sie Sepp und Hans hießen, nur eben in einer anderen Sprache. Viele Menschen starben. Man sprengte sich die Berge unter Hintern weg und noch mehr Menschen starben. Zwischen den Trümmern der Gipfel blich die Sonne Knochen aus, und Schnee und Regen ließen Stahlhelme und Stacheldraht rosten. Man stieg nicht mehr aus Lust am Weitblick in die Höhen, sondern schleppte Kanonen ins Eis, schlug Stollen in den Fels und setzte Dornenkronen auf die Gipfel. Färbte vorher nur die Sonne

die Gipfel rot, tränkte jetzt das Blut Tausender die Steine. Irgendwann starb der alte Kaiser. Ein neuer kam, aber das half auch nichts. Am Ende waren viele tot, eine Grenze kam, die Familien zerriss, die denen im Westen für lange Zeit die eigene Sprache nahm und Menschen einander fremd werden ließ. Trotz Verkehr. Die Bahn fuhr noch. Aber sie zu benutzen, war keine rechte Freude mehr. Später passierten noch viele schlimme Sachen: ein weiterer Weltenbrand, der aus der Glut des ersten entstand, in dem Fremde sich noch fremder wurden, und das alte Land westlich unserer Täler noch einmal mehr zerrissen wurde. Zerrissen von den Versprechen zweier Führer, die sagten, sie sprächen für ihr Volk. Selten wurde mehr gelogen. Mit den Menschen des alten Glaubens geschah das, was sich manche gewünscht hatten und von Kanzeln gepredigt worden war. Auch daran


wollten viele sich nicht erinnern. Weder an den ersten Weltenbrand noch an den zweiten und bald wurde gesagt, das sei doch alles Geschichte. Doch im Westen des alten Landes erinnerte man sich, auch gegen viele Widerstände. Die Menschen bauten Museen, sammelten Tagebücher und nutzten die alten Straßen der Soldaten und man sprach nach langer, mühsamer Zeit zwei Sprachen. Die Kinder und Kindeskinder derer, die in den knochenbleichen Bergen aufeinander geschossen, die mit- und aneinander gelitten, die gestorben waren, fragten nach. Sie erinnerten sich und fuhren Ski und stiegen auf Berge und verstanden sich. Nicht sofort. Bis jetzt noch immer nicht bestens, aber so gut wie möglich, über alle Sprachgrenzen hinweg. In den östlichen Tälern schaute man zu, ein weiteres Mal, wie sich das so entwickelte im Westen des Landes, jenseits der Grenze.

Manchen fielen Unterschiede auf: Wurden im Westen zwei Sprachen gesprochen, begnügte sich der Osten mit einer. Kamen im Westen die Fremden wieder, sagte man im Osten, die im Norden müssten dafür sorgen, dass das auch so werde. Erinnerten sich die im Westen an den Krieg, überließen die, die so taten, als regierten sie die östlichen Täler, das anderen. Doch einige wollten sich erinnern, darunter die Nachfahren derer, die ihre Heimat verteidigten, und die, die oft auf Berge gehen, weil dadurch ihr Horizont weit wird. Sie kamen auf die Idee, auch sie könnten sich und den Gästen zeigen, wo und wie das alles passiert ist, und dass das besser so nicht wieder passieren sollte. Sie erinnerten sich an einen eigenartigen Schatz. Er liegt auf einer Bergkante. Ihn zu heben ist eine Gratwanderung, ein Grenzgang. Die sich erinnern, nennen ihn den Friedensweg. Er liegt an der Grenze zum Süden. Ein alter Frontabschnitt, an dem es mög-

lich ist, Stellung zu unserer Geschichte zu beziehen. Dieser eigenartige, blutige und fast vergessene Schatz wäre wert, gehoben zu werden. Wer sich seiner nicht erinnert, läuft Gefahr, ihm auf andere Weise wieder zu begegnen. Kein Schatz der Kaiser oder Könige, Führer oder Herrscher, sondern der Menschen, die ihn sehen wollen. Sie dürfen ihn nur nicht vergessen, sonst geht er verloren. Was eine andere, traurige Geschichte wäre, die ich nicht erzählen möchte. Mit herzlichem Dank an alle, die mir das Erinnern erleichtert haben, darunter Dr. Martin Kofler vom TAP und Hans-Günter Richardi, Zeitungsarchiv Prags, für Literatur und Beratung. Literaturempfehlung: „Volldampf / Die Pustertalbahn 1869 – 1918“, Haymonverlag, ISBN 978 -3-7099-7105-5; „Die Wirtin – Das Leben der Emma Hellensteiner“, ISBN 978-88-904989-6-1.

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2014 ///2014 wirtschaft /// wirtschaft /// barbara ///plattner spargel

FRAU MIT KNOW-HOW INTERVIEW: GERHARD PIRKNER /// FOTOS: MIRIAM RANEBURGER

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Barbara Plattner ist jung und auf sehr sympathische Art tüchtig. Sie wollte Kindergärtnerin werden, wählte aber einen anderen Karriereweg, studierte am MCI Management Center Innsbruck „Unternehmensführung in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft“, verbrachte Auslandssemester an Universitäten in Australien und Kanada und stürzte sich mit dem Bachelor in der Tasche auf das Masterstudium „Entrepreneurship & Tourismus“. In Rekordzeit schrieb sie ihre Masterarbeit über „Produktentwicklung in alpinen Wintersportdestinationen“ und gewann im Frühjahr 2014 den renommierten österreichischen Tourismus-Forschungspreis „Tourissimus“. Grund genug, um die Schlaitnerin, die in Ischgl für den TVB und die Seilbahnen AG arbeitet, zu einem DOLOMITENSTADT-Interview einzuladen.

Warum hast du dir das Thema „Produktentwicklung im Tourismus“ für deine Masterarbeit ausgesucht? Ich wollte eine Arbeit schreiben, die nicht in der Schublade verstaubt. Mein Chef, Johannes Barth, meinte einmal in einem Gespräch: Barbara, wo wir nicht gut sind, das ist die gesamte Dienstleistungskette. Zwischen Hotelaufenthalt und Seilbahntransport liegen viele andere Kontaktpunkte. Diese Dienstleistungskette, das war dann mein Thema. Im Fokus deiner Arbeit steht das umtriebige Wintersport-Mekka Ischgl. Lassen sich deine Ergebnisse auch auf andere Destinationen und Saisonen umlegen? Ich habe mich natürlich mit dem Winter beschäftigt, aber in den Gesprächen und Interviews wurde schnell klar, dass für die Einheimischen im Paznauntal gerade der Sommer ein Thema ist. Es ist aber eine theoretische Arbeit. Ob man das 1:1 umlegen kann, sei dahingestellt. Gewisse Aspekte haben sicher allgemeine Relevanz.

Barbara Plattner stammt aus Schlaiten und arbeitet als Expertin für Tourismusmarketing in Ischgl.

Zum Beispiel die Frage, was eigentlich eine Destination ist? Schließlich kann man Produktentwicklung erst machen, wenn man das Produkt selbst definiert hat. Das ist genau der Punkt. Es stellt sich wirklich die Frage, ob Produktentwicklung leichter oder schwieriger wird, je weiter gefasst der Destinationsbegriff ist. Das wäre ein wichtiges Forschungsfeld für die Zukunft. Auch vor dem Hintergrund, dass 2005 die TVBs zwangsfusioniert wurden. Wie in Osttirol gab es natürlich auch im Paznaun die Diskussionen. Da gab es früher Ischgl, nun gibt es Paznaun/ Ischgl, mit Kappl, See und Galtür. Diese

Orte werden jetzt von der selben Tourismusorganisation gemanagt. Und was ist jetzt eine Destination? Das ist exakt der Raum, den ein Gast für sich selbst definiert, wo er genau das alles hat, was er für seinen Aufenthalt als wesentlich empfindet. Der Gast definiert also, was eine Destination ist? Meiner Meinung nach ja. Aus diesem Grund finde ich zum Beispiel wichtig, dass Ischgl im Sommer nicht nur als Ischgl gesehen wird, sondern das ganze Tal zum

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2014 /// wirtschaft /// barbara plattner

Produkt wird, weil die Gäste da etwas ganz anderes suchen als im Winter. Funktioniert die Integration aller Orte in ein Konzept reibungslos? In Osttirol gibt es immer wieder Diskussionen, vor allem über die Verteilung der Gelder. Sobald es um Geld geht, gibt es überall Diskussionen. Der Unterschied im Paznaun ist: Da gibt es keine andere Lebensgrundlage als den Tourismus. Bevor die Seilbahn kam, war das eine bitterarme Gegend. Deswegen ist ein Common Sense da, aber die Verteilungsdiskussion gibt es natürlich auch im Paznaun. Zum Beispiel die Diskussionen, warum die Ischgl-Night

in Sotschi nicht als Paznaun-Ischgl-Night gebranded war. Es war halt eine Mehrmarkenstrategie mit Ischgl als Speerspitze. Common Sense ist ein gutes Stichwort. Wo kommt diese Einstellung her und warum gibt es so wenig davon in Osttirol? Die Tourismusgesinnung ist wesentlich und in Ischgl auch bedingt durch die Seilbahn. Die gehört im Prinzip dem Dorf, ist mehrheitlich in öffentlicher Hand, im Besitz von Gemeinde, Talverband und Verein der Ischgler Tourismusunternehmen. Das ist ein finanzkräftiger Systemkopf. Alle wichtigen Entscheidungen fallen direkt im Dorf. Und die Ischgler wissen, wo das Geld herkommt. Sie wissen das zu schätzen. Es gibt ja auch kaum andere Arbeitgeber als den Tourismus. In Osttirol verhält sich das anders. Da hat man andere Möglichkeiten. Du bist sozusagen sozialisiert im Seilbahnumfeld. Ist der Winter produktfähiger als der Sommer? Am Drehkreuz der Seilbahn lässt sich Wertschöpfung leicht messen. Wertschöpfung ist ein riesiges Thema. Ischgl finanziert den Sommer über den Winter. Wir haben „Silvretta-all-inclusive“, mit der Karte hat der Gast Zutritt zu allem, Sommer wie Winter, die wird über die Ortstaxe und damit über den Winter querfinanziert. Wir haben im Paznauntal zwei Millionen Nächtigungen und davon 94 Prozent im Winter. Osttirol hat fast genauso viele Nächtigungen mit einem annähernd ausgewogenen Verhältnis. Der Sommer ist etwas stärker.

„Eine Destination ist der Raum, den ein Gast für sich selbst definiert, wo er genau das hat, was er für seinen Aufenthalt als wesentlich empfindet.“

Ein ausgewogeneres Verhältnis ist eigentlich gesünder für alle, vor allem für die Menschen. Da gibt es viele Aspekte. Man kann zum Beispiel die Mitarbeiter behalten und nicht jedesmal vor der Saison aufs Neue anfangen Leute zu suchen. Wir fokussieren deshalb verstärkt auf den Sommer.

Ischgl ist zumindest im Winter glasklar positioniert. Kannst du als gebürtige Osttirolerin und Fachfrau für unseren Bezirk eine Markenpositionierung erkennen? Osttirol hat eigentlich noch keine Identität als Destination. Deswegen ist es so wichtig, sich zusammenzusetzen und zu sagen, wofür stehen wir eigentlich? Was ist der Unterschied, was ist die strategische Richtung? Osttirol ist zumindest aus meiner Perspektive noch immer zu gleich, hebt sich nicht ab. Aus dem Thema Osttirol könnte man sehr wohl eine Positionierung schnüren, ich hab mich aber nicht näher damit beschäftigt. Wie demokratisch kann so eine Diskussion um Positionen denn sein? Ich merke selbst im Job, ein großer Aufsichtsrat oder Beiräte machen das Arbeiten nicht leichter. Ämterkumulierung kann da sogar ein Vorteil sein. Oder sagen wir so, es braucht einfach einen gemeinsamen Strang, an dem man zieht. In deiner Arbeit unterstreichst du auch die Bedeutung starker Leitbetriebe. Wie wichtig ist dieser Aspekt? Sehr wichtig. Nehmen wir als Beispiel das Hotel Dolomitengolf in Lavant, das ist positioniert, hat ein klares Thema im Hintergrund und funktioniert deshalb auch gut. Ohne Positionierung geht auch in der Tophotellerie nichts? Große Häuser müssen in Osttirol derzeit per se eine Spezialisierung haben, weil rund herum das Produkt noch nicht passt. Wenn Osttirol strategisch eine Richtung festlegt, ist das auch für die höherklassige Hotellerie gut. Entschleunigung, Skitourengehen, Nachdenken auf dem Weg zum Gipfel – da triffst du die Banker und alle möglichen Leute, die businessmäßig unter Stress sind, da brauch ich keinen neuen Lift bauen, um Wertschöpfung zu generieren.


www.vordenken-osttirol.at

ZUKUNFTSBILD OSTTIROL 2025 Über 150 Osttirolerinnen und Osttiroler haben Verantwortung und Gestaltungswillen für die Region gezeigt und in ca. 5.000 Arbeitsstunden ein Zukunftsbild für Osttirol im Jahr 2025 erarbeitet. Für dieses außergewöhnliche Engagement bedanken sich alle am Prozess beteiligten Institutionen und Firmen sehr herzlich. Die nächsten Schritte im Prozess „Vordenken für Osttirol“ werden die Diskussion des Zukunftsbildes mit politischen Entscheidungsträgern, eine Langfassung des Zukunftsbildes und die Einbindung der auswärtigen Osttiroler sein. Das „Zukunftsbild 2025“ wird auf www.vordenken-osttirol.at zum Download angeboten.

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VORDENKEN für [OST]TIROL


2014 /// wirtschaft /// infrastrukturanalyse

GEBER UND NEHMER Wer im Osttiroler Tourismus zahlt, wer kassiert und was sich künftig ändern soll.

TEXT: GERHARD PIRKNER /// FOTOS: EXPA / HANS GRODER

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Ganz stressfrei ging die Abstimmung über die Erhöhung der sogenannten "Aufenthaltsabgabe" für Gäste am 30. Juni im Lienzer Stadtsaal nicht über die Bühne. "Verräter", murmelten einige Mitglieder der Vollversammlung. Es gab nicht wenige Gegenstimmen in allen Stimmkategorien, obwohl die Erhöhung von Vorstand und Aufsichtsrat mit allerlei taktischen Finessen vorbereitet war. Wie so oft bei wichtigen Entscheidungen in Osttirol wussten zwar alle "Insider" auf dem Podium und im Saal, wo der Hund begraben liegt, ausgebuddelt wurde er aber öffentlich nicht. Nicht erst seit der Zwangsfusionierung der ehemals vier Osttiroler Tourismusregionen zu einem gemeinsamen Verband, bestimmt eine Besonderheit die wirtschaftliche Situation: Geber und Nehmer sind nicht ident. Das ist im öffentlichen Sektor zwar überall so, man denke an Krankheitskosten oder Pensionen, aber in den regionalen Tourismustöpfen ist neben Landes- und EU-Fördergeldern auch viel Geld von den Wirtschaftstreibenden vor Ort. Und die sitzen eben auch in der Vollversammlung und spitzen die Ohren, wenn es darum geht, was mit ihrem sauer verdienten Geld geschieht. Ein paar tausend Euro Jahresbeitrag für einen kleinen Handwerksbetrieb sind kein Pappenstiel. In Summe überweisen Osttirols Wirtschaftsbetriebe fast fünf Millionen Euro pro Jahr in Form von "Pflichtbeiträgen"

an den TVBO. Von 2008 bis 2013 – in nur fünf Jahren – hat sich dieser Betrag um 760.000 Euro erhöht. Viel Moos für einen kleinen Bezirk. Unsere Grafik auf Seite 64 zeigt, warum die Verteilung dieses Geldes brisant ist. Fast zwei Drittel davon werden in der ehemaligen Region Lienzer Dolomiten aufgebracht, von den starken Wirtschaftsbetrieben im Lienzer Becken. So lange die TVBs noch eigenständig wirtschafteten, konnten sie zumindest teilweise frei über die Verwendung dieser Mittel entscheiden, wenngleich schon

damals komplizierte Schlüssel entwickelt wurden, um die "ärmeren" und gerade deshalb vom Tourismus stärker abhängigen Regionen mitprofitieren zu lassen. Neben den Pflichtbeiträgen gibt es eine zweite Finanzierungssäule des TVBO, die zumindest der Papierform nach der Gast bezahlt: die Aufenthaltsabgabe. Für jede Übernachtung wird auf die Rechnung ein Obulus aufgeschlagen, der bisher sehr unterschiedlich war und mit dem Beschluss am 30. Juni vereinheitlicht wurde: Ab kommendem Jahr zahlen in ganz Osttirol alle Gäste pro Nacht zwei Euro in den Säckel des TVBO. Auch hier gibt es


Eva Haselsteiner wird rund 2,5 Millionen Euro Budget zur Verfügung haben. Bald sollen es drei Millionen sein.

onen machen die Annuitäten aus. Bei den Schulden bessert sich die Lage langsam. Sie sanken von 13 Millionen Euro vor fünf Jahren auf 8,5 Millionen, derzeit sind die Zinsen niedrig und werden wohl noch länger niedrig bleiben. Das schafft etwas Luft nach harten Zeiten. 2,5 Millionen Euro wird Eva Haselsteiner, die neue Geschäftsführerin der Osttirol Werbung, zum Start ihrer neuen Aufgabe als Jahresbudget veranschlagen können. Bald sollen es drei Millionen sein. Und weil sich auch kleine "Infrastrukturmaßnahmen" im Laufe des Jahres zusammenläppern, notiert dieser Posten mit 1,3 Millionen im Budget, obwohl darin eigentlich keine Großprojekte enthalten sind.

starke regionale Unterschiede. Zum einen, weil manche Täler – etwa das Defereggental – viele Nächtigungen vorweisen können, zum anderen weil die eingehobenen Taxen derzeit noch unterschiedlich sind. In Lienz wurde noch 2008 nur ein Euro eingehoben. Demnächst wird es das Doppelte sein. In Matrei und Virgen zahlt man bereits heute zwei Euro. "Die Vereinheitlichung zeigt, dass wir jetzt ein Verband sind, das Feilschen hat ein Ende", betonen die Vorstände und der Aufsichtsrat und freuen sich über zusätzliche 460.000 Euro in der Kasse des TVBO.

Auch hier spricht die Statistik Bände. Die Aufenthaltsabgabe stieg in den vergangenen fünf Jahren in Osttirol von 1,9 auf 2,6 Millionen Euro an, obwohl die Nächtigungen im selben Zeitraum stagnierten. Mit der beschlossenen Erhöhung wird die 3-Millionen-Marke geknackt.

Fazit: Obwohl die Wirtschaft des Bezirkes beachtliche 7,5 Millionen Euro im Jahr für eine Sparte aufbringt, die nur neun Prozent der Arbeitsplätze in Osttirol sichert, müssen neue Tourismusinvestitionen ausnahmslos über Kredite finanziert werden. Das ist zwar schon seit Jahren so, soll künftig aber zumindest nicht mehr hemmungslos praktiziert werden.

Addiert man Aufenthaltsabgaben und Pflichtbeiträge, dann kommen 7,5 Millionen Euro zusammen. 2008 waren es erst sechs Millionen. Ein beachtlicher Anstieg, der dennoch nicht bedeutet, dass der TVBO etwas zu verteilen hätte. Rund 2,3 Millionen kostet die Verwaltung, 1,2 Milli-

Den Anstoß zur Trendwende gab ausgerechnet jener Politiker und Vorstand des TVBO, dessen Griff nach Tourismusmillionen schon sprichwörtlich ist. Der Matreier Bürgermeister Andreas Köll sprengte mit dem Versuch, einen millionenteuren "Prioritätenplan" durchzudrücken, im

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2014 /// wirtschaft /// infrastrukturanalyse

Oktober 2012 den TVBO in die Luft. Die Sitzung wurde zum Eklat, der Lienzer Funktionär Reinhard Tiefenbacher warf das Handtuch, Landeshauptmann Günther Platter musste schlichten und kurz darauf brachten Neuwahlen eine veränderte Machtverteilung. Die Kritiker der bisherigen Hauptakteure versammelten sich unter dem Label "Team Osttirol" und schafften auf Anhieb einen maßgeblichen Stimmanteil im Aufsichtsrat und einen Vorstandssitz. Damit sitzen zwar neben den bisherigen Hauptakteuren einige neue Spieler um den Pokertisch, das Spiel selbst funktionierte bislang aber immer noch nach den altbekannten Regeln. Wer um TVB-Millionen pokert, muss gute Nerven haben und erstklassig bluffen können. Die letzte Meisterleistung in dieser Disziplin gelang dem Tourismuslobbyisten, Bauernfunktionär, Hotellier und

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künftigen Seilbahn-Mehrheitseigentümer Sepp Lugger aus Obertilliach, der publikumswirksam die sogenannte "Tilliacher Million" erfand, zu der er selbst den größten Anteil beisteuerte. Ein kleines Dorf im Abseits hat – so die Fabel – in einer Art Haussammlung eine Million Euro zusammengetragen, um aus einem alten Skilift einen neuen zu machen. Das ist so heldenhaft, dass von den sieben Millionen Euro, die die neue Seilbahn kosten wird, gleich sechs de facto gefördert werden. 1,5 Millionen Euro zahlt der TVBO. Luggers Coup dürfte auf längere Sicht der letzte dieser Art sein. Dafür soll eine "Infrastrukturanalyse" sorgen, die ebenfalls am 30. Juni im Lienzer Stadtsaal präsentiert wurde. Eigentlich hätte sie auch das Projekt in Obertilliach begutachten sollen, das wurde in letzter Sekunde verhindert. Sonst wäre das

"hölzerne Dorf" wohl um seinen vergoldeten Lift umgefallen. Die Analyse stammt vom Kärntner Tourismus-Consulter Kohl & Partner und lässt sich im Kern auf ganz einfache Regeln herunterbrechen. Geld aus TVBO-Töpfen gibt es künftig nur, wenn ein Projekt so gut ist, dass Gäste dafür extra in die Region kommen und wenn es zur Marke passt, sprich Alleinstellung schafft, die Osttirols direkte Mitbewerber in dieser Form nicht aufweisen können. Nicht mehr gefördert werden Projekte, die zwar für Touristen Nutzen bringen, aber eher als Zusatzleistung zu betrachten sind. Das ist schmerzhaft für jene, die das Lienzer Schwimmbad vom TVBO mitfinanzieren lassen wollten. Es wird nicht gefördert. Und auch das zweite große Bäderprojekt, das "Goldried Splash" von Andreas Köll fiel durch den Rost. Es bringe zwar direkten touristischen Nutzen argumentierten die Experten, sei aber eine Art

DATEN 2013 16%

9% 23%

AUFENTHALTS-

Hochpustertal

PFLICHT-

ABGABE

34%

Lienzer Dolomiten

14%

16%

BEITRÄGE

Nationalpark 61%

27%

Defereggental

2013

2012

2011

2010

2009

2008

Aufenthaltsabgabe

2.619.175

2.600.239

2.201.453

2.106.712

2.152.399

1.913.432

Pflichtbeiträge

4.887.367

4.858.066

4.637.663

4.403.398

3.987.326

4.121.216

7.506.543

7.458.305

6.839.116

6.510.110

6.139.724

6.034.648

Gesamt


Bringt seine Analyse Geber und Nehmer unter einen Hut? Martin Mayerhofer von Kohl & Partner.

Privatbad des Goldried-Hotels und würde fast ausschließlich von dessen eigenen Gästen ausgelastet werden. Studienautor Martin Mayerhofer formulierte die neue Verteilungspolitik so: "Sofern Projekte mit Krediten finanziert werden und dafür wesentliche Abgaben verwendet werden, sollten es neue, für die gesamte Region relevante Leuchtturmprojekte sein." Ideal wären für den Experten "Kernangebote im Bereich Berg und Bewegung". Auf dolomitenstadt.at bieten wir die gesamte Studie zum Download an. Sie könnte Geber und Nehmer, Zahler und Nutznießer näher zusammenführen.


2014 /// wirtschaft /// was wäre, wenn...

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TEXT: GERHARD PIRKNER /// VISUALISIERUNGEN: LUKAS JUNGMANN

Was wäre, wenn... Oft zeigen erst veränderte Blickwinkel, dass in der Dolomitenstadt ganz neue Wege möglich wären. Einen haben wir visualisiert.

Lukas Jungmann ist ein junger Lienzer Designer mit einem Naheverhältnis zur Architektur. Mit ihm zusammen starten wir im DOLOMITENSTADT-Magazin mit „Was wäre, wenn …“, ein Plädoyer für mutige Visionen, für eine Befreiung des Denkens von den kleinlichen Zwängen des stadtpolitischen Alltags. Eine solche Vision gab es bereits im Wintermagazin 2012.

„Was wäre, wenn … statt dem Kaufhaus Lienz eine kleinere, attraktive Shoppingmall mit einem großen öffentlichen Park entstünde?“ Blättern Sie nach, es lohnt sich, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung auf dieser Baustelle. Ab jetzt wird in jedem DOLOMITENSTADT-Magazin eine andere Idee gezeigt und in der Folge auch diskutiert.


Links die Vision, den Klostergarten zu öffnen und vom Johannesplatz aus einen Weg über die Isel zu schaffen. Rechts der Status quo.

wieder einmal zieht sie ein Mandatar als Argument aus dem Hut, ohne Bezug oder konkrete Ahnung, was der Professor und seine Studenten damals für Lienz so ausheckten. Dabei sorgte ein Schüler von Stracke, der als Assistent an der Studie mitarbeitete, vor den Gemeinderatswahlen 2004 für ein Revival der alten Pläne.

Vom Johannesplatz zur Isel! Es ist schon ein Weilchen her, mehr als zehn Jahre, um genau zu sein. Ich war damals noch nicht Herausgeber von DOLOMITENSTADT und hatte als Berater in München zu tun, im Rahmen eines Stadtplanungsprojektes. Involviert war auch einer der anerkanntesten Städteplaner Deutschlands, Ferdinand Stracke. Ich wurde ihm vorgestellt. Er warf einen Blick auf meine Visitenkarte und lächelte. „Ah, Lienz! Da kenn ich den Herrn Huber,

Eckart Zurmöhle nahm die Idee, die hier gezeigt wird, bereits vorweg. Das blaue Quadrat seiner Pläne symbolisiert den Stadtsaal.

den Bürgermeister.“ Der Bürgermeister heiße jetzt Hibler erklärte ich. Und Stracke erzählte, er habe zu Zeiten Hubert Hubers eine städtebauliche Studie verfasst, beauftragt von der Stadt Lienz. Sie habe ca. eine Million Schilling gekostet. Den Auftraggeber werde er nie vergessen. Er zitiere Huber regelmäßig in seinen Vorlesungen. „Wissen's, was er bei der Präsentation der Studie zu mir gesagt hat? Schaun's Herr Professor, ich kratz mich nur, wenn's mich juckt.“ In einem Satz brachte Altbügermeister Huber auf den Punkt, was auch heute noch Motto der Stadtplanung sein könnte. Solange nichts juckt, wird auch nicht gekratzt. Dumm nur, dass Juckreiz teuer werden kann. Die Symptome falscher Planung zu bekämpfen ist aufwändiger, als gleich richtig zu planen. Siehe Kaufhaus Lienz. Siehe Nordschule. Siehe Konvikt. Siehe Bahnhofskreuzung. Um nur ein paar Orte zu nennen. Noch heute ist „die Stracke-Studie“ im Gemeinderat ein geflügeltes Wort, immer

Eckart Zurmöhle, Architekt in München, wurde unter Hannes Hibler mit einer Folgestudie beauftragt, die sich vor allem auf die Gegend um den Stadtsaal konzentrieren sollte. Hibler war als Nachfolger von Helga Machnè zwar bereits Bürgermeister, stand aber vor seiner ersten echten Wahl und spürte, wie mit SP-Kontrahentin Elisabeth Blanik der politische Wind deutlich auffrischte. Jurist gegen Architektin – diese Punzierung wollte der VP-Titelverteidiger nicht so stehen lassen. Er wollte selbst Planungskompetenz und Weitblick zeigen. Die „Zurmöhle-Studie“ entstand, sie kostete 20.000 Euro und war richtig gut, wie schon jene des Vorgängers Stracke. Stadtplanung hat wenig mit konkreter Architektur zu tun, es geht vielmehr um die Funktionalität von Räumen und Wegen, um das große Ganze. Eine Stadt ist eine Art Organismus, der nur dann gut funktioniert, wenn die einzelnen Körperteile gut zusammen spielen. Die Adern in diesem Organismus sind die Straßen, Gassen und Wege, von denen viele historisch gewachsen und nicht alle logisch sind. Oft wird scheinbar Unverrückbares erst dann in seiner Absurdität erkannt, wenn ein Fremder – unbelastet von den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten – einen Blick

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2014 /// wirtschaft /// was wäre, wenn...

Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Dolomitenstadt Media KG Geschäftsführung: Dr. Gerhard Pirkner Chefredaktion: Dr. Gerhard Pirkner Grafik: Mathias Gomig MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Michael B. Egger, Evelin Gander, Klaudia Zanon, Manuela Pirkner, Evelyn Suntinger, Claudia Bacher

IMPRESSUM

GastautorInnen: Annemarie Bachler, Marcus G. Kiniger, Daniela Ingruber, Petra Heinz-Prugger FotografInnen: Martin Lugger, Miriam Raneburger, Wolfgang C. Retter, Oliver Stöhr, EXPA / Hans Groder, Ramona Waldner, Daniela Ingruber, Chan Woo, Leticia Perelstein, Arnold Schaffer, Petra HeinzPrugger, Lukas Jungmann, Tomy Oberrainer, Ursula Aichner, Susanne Körözsi, Heidrun Holzfeind, Brunner Images, Marion Luttenberger, Michael B. Egger, Philipp Benedikt

Coverfoto: Marion Luttenberger Verlags- und Redaktionsadresse: Dolomitenstadt Media KG Bürgeraustraße 20, A-9900 Lienz Tel. 04852/700500 Mail Redaktion: redaktion@dolomitenstadt.at Mail Office und Abo-Bestellung: office@dolomitenstadt.at www.dolomitenstadt.at Jahres-Abo (4 Ausgaben): Euro 28,00 in Österreich, Euro 44,00 im Ausland. Druck: Oberdruck Digital, Medienproduktion GesmbH Druckauflage: 2.000 Exemplare Für die Präsentation der Auto- und Modemodelle auf den Seiten 114-127 wurde ein Druckkostenbeitrag geleistet. Sie gelten deshalb als bezahlte Anzeigen.


Keine Planung, nur eine Idee, visualisiert von Lukas Jungmann. Plötzlich öffnen sich ganz neue Perspektiven am Fluss.

eingehauste Iselfluss, dahinter im Geheimen der Klostergarten, überragt von der hässlichen Betonmauer des Stadtsaales. Abweisend, um nicht zu sagen abstoßend.

aus der Vogelperspektive auf den Organismus Stadt wirft. Stracke und später Zurmöhle machten genau das. Sie schauten sich Lienz emotionslos als Organismus an, erkannten gesunde, gut funktionierende Stadträume und Zonen, in denen buchstäblich das Blut in den Adern stockt.

Zurmöhle erkannte sofort die vergleichsweise kleine Ursache für dieses Problem, einen Trafobau direkt am Stadtsaal und die so erzwungene, verwinkelte Untertunnelung des Hauses durch die „StadtsaalPassage“.

Eckart Zurmöhle sah in seiner Feasabilitystudie ein Faktum, das schon Stracke aufgefallen war. Lienz hat zwar eine starke Ost-West-Achse. Dagegen gibt es kaum Nord-Süd-Achsen, was dazu führt, dass die Stadt ihrem wichtigsten Fluss, der Isel, den Rücken zuwendet. Wer je an einem Wintertag – wenn die Kastanien keine Blätter tragen – vom Iselkai in Richtung Stadtsaal blickte, weiß, was gemeint ist. Eine Stadtmauer, davor die Straße, der

Was wäre, wenn man kerzengerade aus der Stadtmitte vom Johannesplatz an der Westseite des Stadtsaals vorbei zur Isel und über einen Steg ans andere Ufer gelangen könnte? Wir haben das simuliert. Man käme in drei Minuten mit einem Kinderwagen aus dem Stadtzentrum zum Spielplatz am Kai, wäre mit dem Rad oder zu Fuß im Nu am Rindermarkt, bei der Michaelskirche, der Arbeiterkammer und auch beim Krankenhaus. Ganz abgesehen

davon könnte – in Zurmöhles Studie klar beschrieben – der Stadtsaal revitalisiert und durch eine Neuorganisation des Foyers fit für die Zukunft gemacht werden. Mit weit weniger Geld, als ein Neubau kosten würde. Auch das haben wir eingezeichnet und als Fleißaufgabe am nördlichen Iselufer ein wenig Landschaftsgestaltung betrieben. Es ist kein konkreter Planungsvorschlag, aber eine Anregung zum Nach- und Vordenken. Ohne Visionen wird keine neue Qualität entstehen. 2004, genau vor zehn Jahren, hat ein Stadtplaner aus München all das vorgeschlagen. Die heutige Bürgermeisterin Elisabeth Blanik hat sich – damals im Wahlkampf gegen Hibler – darüber lustig gemacht. Und Hibler, der gewählt wurde, hat die Pläne in der Schublade versauern lassen. Es hat ihn, um in den Worten seines politischen Vorbildes Hubert Huber zu sprechen, nicht gejuckt.


INTERVIEW: GERHARD PIRKNER /// FOTO: URSULA AICHNER

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Herr Bert, der Theatermacher Herbert Waltl arbeitet in der Marketingabteilung der Hypo Tirol Bank. In Wirklichkeit schlägt das Herz des gebürtigen Lienzers aber für das Theater. Also kreierte er das „Festival der Träume“. Es zählt seit Jahrzehnten zu den Highlights des Innsbrucker Kultursommers.

Herbert, wie ist dein Bezug zu Lienz? Ich bin in der Südtirolersiedlung aufgewachsen, in der Haspingerstraße und hatte sogar drei Elternteile. Sie sind mittlerweile verstorben. Ich war Fußballer beim ASV Lienz, hab das Gymnasium abgebrochen und „brettelnd“ am Schlossberg das Skifahren gelernt. Und noch einen Osttirolbezug gibt es. Meine Frau, mit der ich über 30 Jahre verheiratet bin, stammt aus Thurn, wir haben zwei erwachsene Kinder und spielen heute Oma und Opa mit zwei kleinen Mädels. Mein Bruder und meine Schwester leben noch in Lienz. Und die Karriereleiter? Hat überschaubar begonnen – ich war drei Saisonen Schnapsverkäufer auf der Franz-Josefs-Höhe, dann freier Redakteur bei der Kärntner Tageszeitung, bin nach Innsbruck zur Kirchenbeitragsstelle übersiedelt und seit 1980 in der Hypo Tirol Bank beschäftigt, erst als Kassier, dann am Informationsschalter und seit über 25 Jahren in der Werbung und im Marketing. Hast du das „Fest der Träume“ erfunden? Warum? Was war der Impuls? Erst war es nur eine Idee, dann ein Arbeitstitel, der kam von mir. Meine damaligen Mitstreiter Peter Meraner, Jürgen

Wachter und Franz Preishuber haben gesagt: „Wenn wir etwas besseres finden, dann werden wir es verändern.“ Inzwischen sind 24 Jahre vergangen. Uns ist nichts besseres eingefallen. Ähnlich wie Hans Mutschlechner bist du schon seit Jahrzehnten der Motor „deines“ Festivals. Habt ihr je zusammengearbeitet? Wir kennen uns natürlich. Ich schätze die Arbeit von UmmiGummi und von Hans. Und wir haben die jeweiligen Werdegänge verfolgt. OLALA ist zu einem Fixpunkt in der Straßentheaterszene – und das weltweit – geworden. Wir haben ja auch mit Straßenkleinkunst begonnen. Dieses Genre dann aber aus verschiedenen Gründen aufgegeben. Mit Hans Mutschlechner habe ich mich immer wieder ausgetauscht über Künstlerempfehlungen, etc. Persönlich war ich einige Male bei OLALA und kann nur sagen, ganz große Klasse. Ob Hans schon einmal beim Fest der Träume war, weiß ich nicht. Ich werd ihn bei Gelegenheit fragen. Die Zeiten haben sich seit deinem Start verändert und mit ihnen sicher auch das „Festival der Träume“. Wie war denn die Entwicklung? Start des Festivals der Träume war ei-

gentlich die Jugendbetreuung der Hypo Tirol Bank. Wir sind dann zwei Jahre lang als Promotion mit einem Sonderzug quer durch Tirol gegondelt. Mit 14 Waggons. Künstlerauftritte gab es im Zug und an den Bahnhöfen. Den damaligen Vorständen Helmut Fröhlich, Siegfried Rainer-Theurl – ein Tristacher – und Anton Weigl hat es gefallen. Mir war das Risiko zu groß, wir sind auf Innsbrucks Straßen und die Plätze beim Landestheater übersiedelt, haben Kleinkunst gemacht mit viel direktem Kontakt zwischen Künstlern und Publikum. Über 120 Künstler waren in der Stadt, es gab ein Mittelalterfest und im Jahr 1999 sangen 1999 Clowns beim Goldenen Dachl „Oh mein Papa“ – es war ein Weltrekord für das Guinessbuch. Die Patronanz hatte Bernhard Paul mit dem Circus Roncalli. Gab es auch Rückschläge? 2001 war ein Riesenfestival beim Olympia-Eisstadion vom 1. bis 16. September geplant. Diese 16 Tage im September waren die schlimmsten in der Geschichte des Festivals. Wir hatten eine Zeltstadt beim Eisstadion und zwei Wochen Regen und Kälte. Dann kam 0911 – der Anschlag auf die Twin Towers. Alles schien sich verschworen zu haben. Wir machten Defizit. Logisch. Ohne die Hilfe von Menschen wie Hilde Zach und Franz Mair von der Tiroler

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Foto und Show: Soulfoot

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Versicherung wäre das FdT untergegangen, aber viele hatten es bereits liebgewonnen. In Summe war es eine leidige Erfahrung. Auch bezüglich der Freunde, Künstler und Wegbegleiter hat sich in dieser Situation der Spreu vom Weizen getrennt. Ich habe sehr viel gelernt und ich darf gar nicht dran denken. Wie seid ihr da rausgekommen? Hilde Zach war damals wichtige Mentorin, wir sind in den Stadtsaal übersiedelt, wo zwischen 2002 und 2012 alle Clowns dieser Welt gastierten, von Gardi Hutter über Peter Shub, David Larible, Avner Eisenberg bis zu David Shiner, Leo Bassi und vielen mehr – sie alle waren in Innsbruck. 2013 sind wir ins Congress Innsbruck übersiedelt und haben das Festival der Träume in Richtung „Körperkunst“ weiterentwickelt. Es gab auch einen Wechsel der künstlerischen Leitung von mir zu Karl Heinz Helmschrot, dem Regisseur, Künstler, Artisten und Vordenker beim Thema „Berührung und Körperkunst“.

Wie groß ist das Festival? 1996 hatten wir 500 Menschen als Zielgruppe für die ersten „Comedyfestivals“. 1998 waren 30.000 Menschen bei den drei Tagen rund um das Mittelalterfest in der Maria-Theresien-Straße. Wir spielen seit 24 Jahren auch für Kinder, haben unser eigenes Publikum, als Rückhalt und Kapital. Die Budgets schwanken. Die Diskrepanz zwischen künstlerischem und finanziellem Erfolg ist ein eigenes Problem und Aufgabenfeld. Heute sorgen mehr als hundert „Tischabonnenten“ dafür, dass wir halbwegs sicher budgetieren können. Ein Budgetdrittel wird aus Subventionen und Sponsorgeldern lukriert, zwei Drittel erlösen wir von unseren Abonnenten und dem freien Ticketverkauf. Darauf sind wir auch in Zeiten wie diesen stolz. Auch auf die MitarbeiterInnen. Wir sind kein überalterter Verein. Über 40 Helfer – von 16 bis weit über 60 Jahre alt – arbeiten kostenlos und für einen Ausflug beim Festival. Geschätzte 300.000 Menschen dürften, in welcher Form und Ausprägung

auch immer, bereits das Festival besucht haben. Sind je Osttiroler Künstler beim Festival der Träume aufgetreten? Nicht bewusst – Nordtiroler, Südtiroler – aber Osttirol fehlt noch in der Bespielung. Es kann allerdings auch sein, dass bei dieser Opulenz an Künstlern mir persönlich auch Osttiroler durchgerutscht sind. Gibt es etwas, was du immer schon verwirklichen wolltest, aber bislang nicht geschafft hast? Vielleicht einen Gast, einen Act, den du unbedingt haben möchtest aber bis heute nicht bekommen hast? Jetzt ist es aufgelegt. Als Osttiroler – das werde ich immer bleiben – würde ich es „traumhaft“ finden, wenn beim 25. Festival der Träume auch Osttiroler auftreten würden. Ich bin offen und erwarte mir da einfach aktive Reaktion aus der Osttiroler Künstlerschaft. Einfach bei mir melden.


Wenn du all die Jahre zurückdenkst, was war der beste Moment für dich? Der schönste und berührendste Moment war der Auftritt des mit 98 Jahren ältesten Artisten der Welt – Konrad Thurano mit seinem 63-jährigen Sohn. Es war der Wahnsinn. Zwei Auftritte im Stadtsaal. Standing Ovations für einen besonderen Künstler. Dieser Auftritt war die Premiere der beiden in Österreich. Gleichzeitig auch der letzte Auftritt von Konrad Thurano überhaupt. 14 Tage später ist er in Schweden, wo er gelebt hat, sanft entschlafen. Diese Begegnung werde und kann ich niemals vergessen. Du bist Banker, was eher trocken anmutet. Und hast eine zweite Identität als „Mister Fest der Träume“. Bist du ein Träumer und wenn ja, wovon träumst du? 35 Jahre arbeite ich in der Hypo Tirol,

habe viele Abteilungen und die jeweiligen Vorstände kennengelernt. Demütig und glücklich bin ich über das, was ich als „normaler“ Bankmitarbeiter nicht erlebt hätte – die Begegnung mit besonderen Menschen aus der ganzen Welt, die etwas Künstlerisches besonders gut können. Und diese Menschen haben meinen Horizont, meine Denkweise und meine Lebensweise stark beeinflusst. Ein Kaleidoskop an Musikern, Künstlern, Artisten, Kulturvermittlern, Freunden, Gästen und Medienmenschen hat dafür gesorgt, dass immer wenn das Festival der Träume ist, Herbert Waltls Seele Urlaub macht. Und deshalb brauche ich nicht mehr davon träumen. Meine Träume sind in Erfüllung gegangen. Im nächsten Jahr machen wir das Vierteljahrhundert „Festival der Träume“ voll. Vielleicht deshalb habe ich auch eine zweite „Identität“ – der Herbert Waltl und der „Herr Bert“ – der zweite ist der Festivalbesessene ….

Gibt es etwas, das du den DOLOMITENSTADT-Lesern sagen möchtest und bislang von mir nicht gefragt wurdest? Vielleicht das heurige Motto und das Credo vom Festival der Träume. Ich gebe zu, ich habe es auch zu dem meinem gemacht. Und vielleicht auch deshalb, weil mich niemand danach gefragt hat: „Das Leben ist kurz. Brich die Regeln. Vergib sehr schnell. Küsse vorsichtig. Liebe wahrhaftig. Lache unkontrolliert. Bereue nichts, was dich zum Lachen bringt.“ MEHR

www.festival-der-traeume.at 06. bis 31. August 2014


2014 /// kultur /// heidrun holzfeind

Heidrun Holzfeind Text: Daniela Ingruber

nach der Vorbereitung ihrer Projekte. Ein Skript? Nein, nie! Eher ein Fragenkatalog, der den Befragten Raum bietet, die Geschichten hinter dem Offensichtlichen zu erzählen.

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Stills: Heidrun Holzfeind

Corviale, 2001 porträtiert einen 1 km langen Wohnkomplex am Stadtrand von Rom.

Schon vor dem vereinbarten Treffpunkt, einer kleinen Konditorei im Wiener Servitenviertel, winkt sie durch das Fenster, lacht entschuldigend und deutet auf ihr Handy. Es ist eine hektische Zeit für Heidrun Holzfeind, denn ehe sie in drei Tagen nach Mexiko fliegt, muss ihre Arbeit für die Ausstellung El Teatro del Mundo (Das Welttheater) noch rasch fertiggestellt werden. In diesem Sommer warten noch einige Arbeiten, etwa ein Projekt für den Steirischen Herbst oder die Fertigstellung eines Films über die Werkbundsiedlung in Wien. Wenn man in künstlerischdokumentarischen Arbeiten die Geschichten der Menschen in den Mittelpunkt stellt, ist Zeit nicht exakt planbar. So lacht die Künstlerin auch bei der Frage

Zeit zum Hinhören Genau darin liegt ihre Stärke: Orte zu finden, deren Geschichte sich mit den Bewohnern verknüpft. Architektur ist der Rahmen, die Menschen stehen im Vordergrund, gerade dort, wo sie in der Bauweise zu verschwinden drohen: „Für mich funktioniert ein Gebäude(-komplex) als eine Art Mikrokosmos. Hier bekommt man einen Eindruck, wie Gesellschaften innerhalb einer Gemeinschaft funktionieren.“ Genau das verbindet ihre so vielfältigen Arbeiten, die Video, Film, Skulpturen aber auch Kuratorisches umfassen: Der Blick darauf, ob und wie Menschen miteinander agieren, etwa im Film Colonnade Park (2011), in dem sie die Bewohner von drei modernistischen Wohnbauten von Mies van der Rohe in New Jersey porträtiert. Es ist ein Ertasten von menschlichen Beziehungen und Lebensgeschichten entlang der funktionellen Gebäudestrukturen. Die Architektur wird damit ebenso neu interpretiert, wie die Geschichten der Menschen ihre Bedeutung erst im Zusammenhang mit dem Wohnort entwickeln. Es sind eben nicht die Berühmtheiten anderer Filme, die uns begegnen, sondern die Dramen, Besonderheiten und Hoffnungen des täglichen Lebens. Heidrun Holzfeind versteht es, genau hinzuschauen und zuzuhören. Sie nimmt sich Zeit. Das scheint in der


"Die Wahrheit ist immer gefiltert durch die Kamera."

Geschwindigkeit des Heute so ungewöhnlich, dass man es fast umformulieren muss: Die Filmemacherin gibt ihren Protagonisten Zeit, über sich selbst und ihr Umfeld nachzudenken. Kein Wunder, dass sie selten auf Ablehnung stößt: Die Leute schätzen es, wenn ihnen endlich jemand zuhört.

Raum für Zufälle Am Beginn stand nicht die Architektur, sondern Rom – und die Faszination für Pier Paolo Pasolini. Über ihn wollte die junge Künstlerin arbeiten, als sie jemand auf den utopistischen Wohnblock Corviale am Rande Roms aufmerksam machte: „Es war ein Sonntag, aus vielen Fenstern

Foto: Susanne Körözsi

Der feine Blick und das soziale Gespür der Künstlerin ziehen sich durch all ihre Arbeiten. Die Kamera nimmt nicht, sie gibt Raum und die Protagonisten selbst scheinen zu entscheiden, wieviel sie offenbaren möchten. Das Gesamtbild zeigt jenen Mikrokosmos, der durchaus auch von Spannungen getragen wird, etwa in Za Zelazna Brama (Hinter dem Eisernen Tor, 2009). Wo einst ein lebendiges jüdisches Zentrum stand, das später als Warschauer Ghetto tragische Berühmtheit erlangte, wurde ab 1965 ein architektonisches Vorzeigemodell an Wohnblöcken gebaut. Die Geschichte hat auch diese eingeholt und heute werden ohne städtebauliches Konzept mehr und mehr Hotels und Luxuswohnungen dazwischen gesetzt. Heidrun Holzfeind hat zwei Monate in einem der Wohnblöcke gelebt, sie weiß, wovon sie spricht: „Genau diese Reibungen interessieren mich. Sie will ich einfangen.“


2014 /// kultur /// heidrun holzfeind

Colonnade Park (2011) porträtiert die Bewohner von drei modernistischen Wohnbauten, entworfen von Mies van der Rohe, in New Jersey.

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hörte man ein Fußballspiel im Fernsehen. Da lag dieser brutalistische Bau und nebenan graste eine Schafherde. Die Spannung des Ortes fing mich sofort ein.“ Wenn Heidrun Holzfeind von der Arbeit an „Corviale“ (2001) erzählt, lacht sie: „Zu Beginn frage ich einen meiner Protagonisten im Film, ob es nicht wie im Ghetto sei, hier zu leben. Das ist eine dumme Frage, denn natürlich empfinden es die, die hier aufgewachsen sind, nicht so. Sie sind stolz auf diesen Ort. Hier haben sie ihr soziales Gefüge, ihre Freunde. Es kennen sich alle! Sie wussten immer, wenn ich kam.“ Sie lacht oft, während sie erzählt. In allem Tun scheint eine unbändige Lebensfreude zu stecken, begleitet von wachsamen Augen. Man komme mit bestimmten Vorstellungen an einen Ort, den man nicht kenne, und werde dann überrascht, sagt sie und setzt fort: „Das Schöne am dokumentarischen Filmen ist, dass viel durch Zufälle geschieht.“ Und dennoch tragen ihre Arbeiten einen unverwechselbaren Stil. Als Zuschauerin im Kino oder in ihren Ausstellungen hat

man das erstaunliche Gefühl einer Nähe, die sich aus der Offenheit ergibt, mit der sich die Dokumentaristin ihren Protagonisten und Orten zuwendet. Und das, obwohl bei ihren vorwiegend im Ausland entstandenen Arbeiten Sprachbarrieren dazu gehören. Das galt für den Dreh in Warschau ebenso wie für „Tsunami Architecture“ (2012), einer Kollaboration mit ihrem Lebensgefährten Christoph Draeger über den Zustand der nach dem Tsunami von 2004 wieder aufgebauten südostasiatischen Dörfer. In der Zusammenarbeit mit Übersetzern mag manche direkte Nachfrage entfallen, die Erzählungen der Bilder bleiben dennoch nahe an den Menschen. Die Verantwortung danach Und dann, wie geht es weiter mit einem Projekt? Es sei ihr wichtig, den Leuten etwas zurückzugeben, denn als Filmerin bekomme man viel von ihnen. Sie versuche, ihren Protagonistinnen stets das Ergebnis zu präsentieren, etwa den Film Corviale: „Die einen freuten sich, dass ‚uns endlich jemand versteht’, andere baten mich, den Film nie wieder zu zeigen, weil

alles so schmutzig aussähe.“ Das Zurückführen eines Werks zu seiner Herkunft hat für die Künstlerin noch eine andere Bedeutung. Das zeigt EXPOSED (2005), ein Film über eine Frau mit Vielfacher Chemieunverträglichkeit, der bis heute immer wieder für Betroffene und deren Familien oder Freunde eingesetzt wird, um das Leben mit diesem Beschwerdebild zu erklären. Heidrun Holzfeind ist die sozialpolitische Dimension ihrer Kunst ein Anliegen. Dass dies auch verstanden wird, zeigen Stipendien und Preise, wie der Anfang Mai dieses Jahres überreichte Förderpreis des Landes Tirol. Erst solche Anerkennungen ermöglichen die Arbeit; und es warten noch zahlreiche Projekte, in denen die gebürtige Lienzerin wieder eine Welt beschreiben und zugleich erschaffen wird.


Kurzbiographie Heidrun Holzfeind (* 1972 in Lienz) studierte Kunstgeschichte an der Uni Wien, und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste und in New York. Ihre Kunstprojekte entstehen großteils im internationalen Rahmen und werden in vielen Ländern ausgestellt, derzeit im Museum Tamayo in Mexico City. Weitere Ausstellungsorte waren der Malediven Pavillon der Venedig Biennale 2013, BAWAG Contemporary Wien, Documentary Fortnight Exhibition im MoMA New York, Lentos Museum Linz; Manifesta 7 in Rovereto, Centre d'Art Santa Monica in Barcelona, Artists Space in New York etc. 2011 erhielt Heidrun Holzfeind den Camera Austria Preis der Stadt Graz für zeitgenössische Fotografie sowie den Gerhard und Birgit Gmoser-Preis für Gegenwartskunst der Secession Wien. Im Jahr 2012 folgte der outstanding artist award für künstlerische Fotografie des bmukk und 2014 der Förderpreis für zeitgenössische Kunst des Landes Tirol. www.heidrunholzfeind.com

Szene aus Za Zelazna Brama (Hinter dem Eisernen Tor, 2009). Heidrun Holzfeind lebte zwei Monate in einem der Wohnblöcke.

K U L T U R M E R Schloss Bruck 2014 Open Air im Innenhof

Sa, 12.07., 20.00 Uhr VOLKSMUSIKABEND

.

S O M Sa, 23.08., 20.00 Uhr CHÉZ TANGO

„Bei schiana Summerzeit“

Tanz und Musik aus Argentinien

Sa, 16.08., 20.00 Uhr TITLÁ

Sa, 30.08., 20.00 Uhr BROADLAHN

Bei Schlechtwetter im Kolpingsaal

Karten im Bürgerservicebüro/Liebburg und an der Abendkasse / Reservierung unter Telefon 04852/600-519 oder www.stadtkultur.at / Schlechtwettertelefon am Veranstaltungstag ab 19.00 Uhr: 04852/600-306


2014 /// kultur /// daniel lottersberger

BASS FUNDAMENTALIST MARCUS G. KINIGER HÖRTE DEM IN HOLLAND LEBENDEN OSTTIROLER MUSIKER DANIEL LOTTERSBERGER ZU.

gute Basis für viel Musikverstand und -gefühl. Daniel selbst beginnt am Hackbrett, wechselt zur Zither, lernt Bassflügelhorn. Die Basics sind gelegt. Weil der Musiker in Osttirol aber auch von etwas leben muss, lernt Daniel etwas Handfestes: Maurer. Fundamente legen? Kann er. Hoch virtuos.

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Daniel Lottersberger ist einer, dem ich gern zuhöre. Als Musiker aber auch als Mensch, weil er positiv zu erzählen weiß: über sein Leben, seine Musik und das, was ihm wichtig ist. Im Sommer ist er auf Tour, auch in Osttirol. Ein guter Anlass, um mit ihm über Wurzeln, Gleichklang und Vielfalt zu sprechen. „Du musst doch das machen, wohin dein Herz dich führt, sonst kannst du nicht glücklich werden.“ Ein Satz, der in unserem Gespräch oft fallen wird. Ein guter Satz. Mich interessiert, woher er kommt. 1976 in Lienz zur Welt gekommen, wächst Daniel in Ainet in einer Familie auf, der Musik wichtig ist. Schon der Großvater war Kapellmeister, wie später Daniels Vater, Bruder Gebhard spielt Klarinette, Schwester Barbara studiert Musik in Wien. Eine

Mit 16 kommt der Entschluss, Bass zu spielen. Weil ihm die tiefen Frequenzen zusagen. Beim Kauf des ersten Basses steht er im Musikladen – ein Initiator von viel guter Musik in Osttirol – Buffy Fronwood, fragt und sucht nach Musikern, der Geschäftsinhaber deutet auf Daniel und die ersten Kontakte waren da. Daniel spielt bald auf hohem Niveau mit einigen der besten Osttiroler Musiker, so auch dem tödlich verunglückten Markus Wendlinger. „Für mich war klar, ich will frei spielen, will mich ausdrücken können, meine eigene Musik machen. Deshalb bin ich nach Klagenfurt aufs Konservatorium, das eine Jazz-Ausbildung für Bassisten anbot. Unter der Woche hatte ich an drei Tagen Unterricht, am Wochenende stand ich in Osttirol auf der Bühne.“ Bald nimmt er nicht nur Unterricht, sondern gibt selbst sein Wissen an Schüler weiter und füllt so eine Lücke. „Als ich in Lienz nach einem Basslehrer gesucht habe, habe ich keinen gefunden.“ Jetzt, Jahre später, vermittelt

er als freier Dozent am Königlichen Konservatorium Den Haag angehenden Basslehrern das nötige Rüstzeug auf dem E- wie dem Kontrabass. Vor zehn Jahren wagte er den Sprung aus den Bergen ins Flachland. „Nach Den Haag kam ich auf Empfehlung meiner Klagenfurter Studienkollegen und meiner Professoren. Die Vielfalt und die Bereitschaft in der niederländischen Musikszene, ständig Neues zu versuchen, haben mich bleiben lassen. Du kannst jedes Wochenende ein neues Projekt spielen.“ Die Offenheit der holländischen Musiker trifft ideal auf seine Bereitschaft und Freude an der Vielfalt der Musik. Er streckt seine Fühler aus und nützt die Gelegenheiten. Er spielt mehrere Tonträger ein und beginnt zu touren. Darunter mit Jamal Thomas, dem Schlagzeuger von Maceo Parker. Letzerer ist nur eines der vielen musikalischen Vorbilder Daniel Lottersbergers, neben Me’shell Ndegéocello, John Patitucci oder Herbie Hancock. Seine Arbeit führt Lottersberger bis nach Jakarta, Indonesien, einer ehemaligen niederländischen Kolonie, wo er unter anderem Stevie Wonder kennenlernt. Und Fred Wesley, der schon mit Ike & Tina Turner tourte. „Ein beeindruckender Mann. Der plant nach wie vor alle seine Touren und seine Auftritte selbst.“ Daniel lernt so


Foto: Brunner Images

auch das Musikgeschäft kennen, die Notwendigkeit, sich gut vermarkten zu können. „Das ist etwas, das auf Schulen nicht vermittelt wird. Wobei finanzieller Erfolg oft recht wenig mit musikalischem Können zu tun hat.“ Für ihn selbst steht die Musik im Vordergrund. „Ich suche ständig nach Musikern, nach Menschen, mit denen ich dieselbe Idee von Musik teile und mich blind verstehe. Wenn ich dann auf der Bühne bin und vor Freude lache, weil all das passiert, dann erfüllt sich mein Traum. Mein Ziel ist so zu spielen, dass der andere gut klingt.“ Ein Ziel, das er gerade mit „Bag of Bones – Blues Band“ verwirklicht. Dabei darf er auf sein virtuoses Können vertrauen, das nicht nur die anderen gut klingen lässt, sondern auch ihn selbst. Mit dem spanisch-niederländischen

Songwirter, Gitarristen und Sänger Elco Jongking und dem Mölltaler Schlagzeuger Stefan Mörtl macht Daniel Musik, die ihn lachen lässt, wie er sagt. „Wir kommen alle drei vom Jazz, teilen denselben musikalischen Background und sind uns in Groove, Timing und Feeling einig. Wir nehmen gerade unsere erste CD auf und touren im Moment so viel wie möglich.“ Vom knochentrockenen Blues bis hin zu freischwebenden Jazz-inspirierten Titeln spannen Bag of Bones einen weiten Bogen in der Tradition des großen Hendrix und anderer Helden wie Eric Gales. Ein Bild vom großen Können des Trios kann man sich im Juli und August in Osttirol machen. „Dann kann ich Natur, Familie und Musikmachen unter einen Hut bekommen.“ Etwas, das Daniel am Herzen liegt. „Du musst doch machen, wozu dein Herz dich hinführt, sonst wirst du nicht glücklich.“

Daniel Lottersberger links mit dem legendären Fred Wesley, oben mit Trio-Partner Elco Jongking.

Bag of Bones on Tour 18. Juli

St. Jakob – Bruggenwirt

19. Juli

Ainet – Adventure Camp

24. Juli

Lienz – Hauptplatz

25. Juli

Dellach: Diskothek Hölle

26. Juli

Sillian – Kinobuffet

27. Juli

Lienz – Steinermandl

01. August

Kals – Gamsalm

02. August

Lienz – Die Tenne


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Simon der Fleißige TEXT: GERHARD PIRKNER /// FOTOS: WOLFGANG C. RETTER


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„Als wir das erste Mal auf dem Gerüst standen, dachten wir uns, das muss man zeigen.“ Jörg Riedel, Restaurator des Bundesdenkmalamtes, steht mit einer Gruppe von Journalisten auf einer provisorisch eingezogenen Zwischendecke unter der Kuppel der Kapelle von Schloss Bruck, Auge in Auge mit einem Meisterwerk. Die im späten 15. Jahrhundert gemalte „Schutzmantelmadonna“ breitet vor den Besuchern ihren Umhang aus, Engel halten das Tuch, ihr Blick wirkt verklärt,

ganz im Gegensatz zu den ernsten Gesichtern der Menschen, die sich unter dem Mantel drängen. Es sind höfische Typen, keine Bauern, auch das Stifterpaar kniet unter dem schützenden Manteltuch, Leonhard und Paola, die letzten Görzer Grafen, die auf dem Schloss residierten. Riedel beginnt, die Geschichte der Fresken und der Schlosskapelle zu erklären. Man muss kein Kunstkenner oder Historiker sein, um angesichts der erzählerischen Kraft der opulenten Bilderzyklen ringsum

ganz plötzlich in eine andere Epoche einzutauchen. Diese farbenprächtigen Bilder sind mehr als ein halbes Jahrtausend alt und doch so klar und frisch in ihrer Bildsprache, dass man unwillkürlich an moderne Comic-Kunst denken muss oder besonders kunstvolle Tatoos. Diese Bilder haben eine „Bedeutungsperspektive“, würden Kunstkenner sagen, ein semantisch geleitetes Darstellungsprinzip. Hier sind die Wichtigen groß gezeichnet, die Madonna zum Beispiel – und die


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anderen, die sich unter ihren Mantel ducken, sind klein und sollten sich wohl auch so fühlen. Hier war nicht nur ein Maler, sondern auch ein Erzähler am Werk, ein visueller Dramaturg, der den mittelalterlichen Raum zum ewig lesbaren Kunstwerk machte: Simon von Taisten. Eigentlich hieß er Simon Mareigl und wie viele Künstler vor und nach ihm nannte er sich wie der Ort, aus dem er stammte und in dem er arbeitete: Taisten. Welsberg-Taisten oder Monguelfo-Tesido liegt nur ein paar Kilometer von Osttirol entfernt im Südtiroler Pustertal, auf einem fruchtbaren Boden für die alte sakrale Kunst in der Region und darüber hinaus. Gut 200 Jahre nach Simon von Taisten wurde in Welsberg ein anderer Großer der Freskenmalerei geboren, Paul Troger. Und schon zu von Taistens Zeit war das Pustertal ein Mekka des Altarbaus. Simons Vorbild und Lehrer Leonhard von Brixen arbeitete in der Bischofsstadt quasi um die Ecke und im nahen Bruneck werkte Michael Pacher, ebenfalls ein Meister, dessen Kunst die Jahrhunderte überdauerte. Sie alle fühlten sich nicht nur als Künstler, sondern auch als Handwerker in einem Gewerbe, das tatsächlich Meisterschaft erforderte. Ein echtes Fresko wird auf den bereits formfesten aber noch nicht durchgebundenen Putz gemalt, der in mehreren Schichten aufgetragen wird. Der Wandund Bildaufbau bei monumentalen Arbeiten ist zeitintensiv und muss sehr sorgfältig geplant werden. Entscheidend ist der letzte Schritt, das Auftragen des eigentlichen Kunstwerks mit der finalen Putzschichte. In dieser Phase muss alles sehr schnell gehen. Es gibt keine zweite Chance für den Künstler und keine Möglichkeit zur Korrektur. In der Kapelle von

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Foto: Stadt Lienz

Mit verklärtem Blick schaut die Madonna zum Himmel, während ihr Mantel sorgfältig begutachtet wird.


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Man muss kein Kunstkenner oder Historiker sein, um angesichts der erzählerischen Kraft der opulenten Bilderzyklen ringsum ganz plÜtzlich in eine andere Epoche einzutauchen.

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Jörg Riedel vom Bundesdenkmalamt auf Augenhöhe mit den Meisterwerken, denen er einen "bravourösen Erhaltungszustand" attestiert.

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Schloss Bruck sieht das kundige Auge des Restaurators die Spuren der Entstehung dieser Fresken, zarte Ritzungen und Zirkelstriche, die als Vorarbeit für die großflächigen Gemälde die Wände strukturierten. Auf Papier wurden Motive vorgezeichnet und ihre Konturen mit Nadelstichen auf die Wand übertragen. Im Moment des eigentlichen Bildauftrags arbeitete ein ganzes Team Hand in Hand, Maurer und Farbenmischer halfen dem Künstler, der schnell und sicher seine Motive auftrug, ohne Zögern, in durchgehenden Strichen. Alles war minutiös geplant und in „Tagwerke“ eingeteilt, einzelne Bildsegmente, die an einem Tag auf den Putz aufgetragen wurden. Mit dem Trocknen der Wand war das Bild fixiert – über die Jahrhunderte bis heute. Nur auf den feuchten Kalkputz aufgetragene Bilder sind „fresco“, also echte Fresken, wenngleich auch Malerei


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Ăœber die Jahrhunderte bemalten mehrere KĂźnstler das Innere der Schlosskapelle und gingen dabei nicht immer sensibel mit dem Werk ihrer Vorgänger um.


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auf trockenem Putz (secco) manchmal so bezeichnet wird. Simon von Taisten malte seinen epochalen Zyklus mit den Evangelisten und der Schutzmantelmadonna nicht auf jungfräuliche Wände. Schloss Bruck und seine zweigeschossige Kapelle wurden zwischen 1252 und 1277 erbaut. Über die Jahrhunderte bemalten mehrere Künstler das Innere der Kapelle und gingen dabei nicht immer sensibel mit dem Werk ihrer Vorgänger um. 1450 schuf der Lienzer Künstler Nikolaus Kenntner das Fresko „Gnadenstuhl“ in der Apsiswölbung der Kapelle. Simon von Taisten fügte in das Bild seines Vorgängers ohne viel Federlesens eine Taube ein. Das Patrozinium der Kapelle hatte sich geändert, sie war

zwischenzeitlich dem Heiligen Geist geweiht worden und so passte der Vogel buchstäblich ins Bild. Er wurde allerdings bei einer Restaurierung im Jahr 1912 wieder entfernt. Nicht nur an diesem Beispiel wird sichtbar, dass neben den Künstlern auch Generationen von Restauratoren in die Gestaltung der Wandmalerei eingriffen. Die Restaurierung von 1912 leitete Landeskonservator Johann Deininger. Der Maler und Restaurator Raffael Thaler aus Innsbruck führte die Arbeiten aus und wurde heftig kritisiert. „Man putzte nicht nur die alte Malerei einfach weg, sondern schreckte auch vor zahlreichen Übermalungen nicht zurück“, beklagte der Künstler Alfons Siber in einem Beschwerdeprotokoll. Restaurator Riedel gibt ihm heute teilweise recht:

„Thaler beschränkte sich nicht auf die Erhaltung, er rekonstruierte, sprich malte und ergänzte selbst einzelne Partien.“ Neben Simon von Taisten und Nikolaus Kenntner hinterließ zwischen 1560 und 1580 auch Andreas Peurweg maßgebliche Spuren in der Schlosskapelle, er malte das Weltgericht und Teile des Passionszyklus mit den Szenen der Geißelung, Verspottung und Kreuzigung an der Südwand der Oberkapelle. Die Qualität Simon von Taistens erreichte er nicht. Vor Beginn der Ausstellungssaison auf Schloss Bruck, die – einmal mehr – auf den Lieblingskünstler der Osttiroler, Albin Egger-Lienz fokussiert, nutzte das Team des Bundesdenkmalamtes die

Die Wallfahrtskirche Maria Schnee in Virgen/Obermauern – Bilderrausch in einem wunderschönen Dorfensemble. Pflicht für Kunstliebhaber!


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Wer sich auf diese Bilder einl채sst, muss unwillk체rlich an die Menschen vor 530 Jahren denken, an die Bauern und Knechte, M채gde und Handwerker, die hier knieten.


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Zum Spätwerk Simon von Taistens zählen die Tafelbilder in der St. Peterskirche in Lavant.

Gelegenheit, um sich in Ruhe ein Bild vom Zustand der spätgotischen Fresken in der Schlosskapelle zu machen. „Vortrefflich“, lautete das finale Urteil. „Die Fresken befinden sich in einem bravourösen Erhaltungszustand“, attestiert Riedel und ortet dennoch Handlungsbedarf. Ein temporärer Wasserschaden hat dem Motiv „Weltgericht“ zugesetzt, da bröckelt buchstäblich der Putz, in die wetterexponierte Westwand der Kapelle dringt Feuchtigkeit „progressiv“ ein und oft deuten nur winzige Kleinigkeiten auf Veränderungsprozesse in diesem spektakulären Kunstraum hin. Nützlich sind zum Vergleich alte Aufnahmen, die Albin Eggers Vater Georg Ende des 19. Jahrhunderts aufgenommen hat. Er arbeitete als Fotograf in Lienz.

Neben penibler Kartografierung und fotografischer Dokumentation messen und kontrollieren die Restauratoren die Feuchtigkeit der Wand, analysieren im Labor Pigmente und Salze, begeben sich zugleich aber auch auf kunsthistorische Spurensuche zur Genese des imposanten Bilderzyklus. Am Ende dieser akribisch und auch detektivisch angelegten Arbeit soll ein Konzept stehen, das als wissenschaftlicher Leitfaden für die Erhaltungsarbeiten der kommenden Jahre und Jahrzehnte dienen kann. Simon von Taistens Fresken zählen historisch und künstlerisch zu den wertvollsten Schätzen der Stadt und bilden vor allem auch eine Klammer in deren Umland und die Region der ehemaligen Grafschaft Görz. Von Taisten war ein sehr produktiver Maler, der in seinem Werk das bäuerliche Alltagsleben im spätmittelalterlichen Pustertal zugleich drastisch und lebendig einfing. Noch unmittelbarer, wuchtiger und

unterhaltsamer als auf Schloss Bruck erlebt man die malerische Erzählkunst des Meisters in einem Epos, das um 1484 und damit noch vor der Schlosskapelle entstand: 29 Passionsszenen und ein Bild des Martyriums des Hl. Sebastian in der buchstäblich atemberaubenden Wallfahrtskirche Maria Schnee in Virgen/ Obermauern. Dieses herausragende Kulturdenkmal ist nach wie vor vielen Einheimischen und den meisten Gästen des Bezirkes unbekannt und dabei wirklich spektakulär, schon allein durch ihre Lage und das bäuerliche Gebäudeensemble, an dem man auf dem Weg zur Kirche vorbeispaziert. Wer noch nie in der Kirche Maria Schnee war und zum ersten Mal durch die Tür in dieses Gotteshaus tritt, stößt ein fast zwangsläufiges Ah! aus. Alle Bildfelder an der Nordwand der Wallfahrtskirche werden wie ein Comic von links nach rechts gelesen. Simon von Taisten geht fast filmisch ans Werk, lässt 93


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Wenig bekannt ist die Kirche auf dem Zwickenberg in Oberkärnten. Auch ihr Altarbild stammt von dem produktiven Maler aus Taisten.

Christus beim letzten Abendmahl in einem Bild sogar zweimal auftreten, einmal im Hintergrund mit einer Gruppe von Jüngern, einmal im Vordergrund des Bildes, um die Fußwaschung und das Abendmahl auf einem Gemälde zu verschmelzen. Wer sich auf diese Bilder einlässt, muss unwillkürlich an die Menschen vor 530 Jahren denken, an die Bauern und Knechte, Mägde und Handwerker, die hier knieten, des Lesens unkundig aber mit offenen Augen und sprachlos angesichts dieser Dramatik der Heilsgeschichte an der Wand. Es war die produktivste Zeit von „Simon dem Fleißigen“, er bemalte einen bekannten Bildstock in der Nähe und schuf Fresken in der St. Nikolauskirche in Moos bei Obertilliach, in der St. Wolfgangskirche in Geiselsberg bei Olang und in der St. Mauritius-Kirche in Innichen. Fotograf und Architekt Wolfgang C. Retter folgte für diese DOLOMITENSTADT-Kulturreportage den Spuren des Malers und fotografierte neben der Schlosskapelle in Lienz und der Kirche in Obermauern auch zwei typische Spätwerke Simon von


Taistens, Tafelbilder in der St. Peterskirche in Lavant und in der Kirche von Zwickenberg in Kärnten. Dabei zeigt sich sehr schön, warum sich die Beschäftigung mit diesem alten Meister lohnt. Simon von Taisten war nicht der wichtigste Maler seiner Zeit, aber ein Ausnahmekönner und Meister des spätgotischen Freskos, der im historischen und kulturellen Kontext Osttirols auch zeitgemäß interpretierbar ist. Seine Werke verteilen sich auf jenen Zentralraum der ehemaligen Grafschaft Görz, der heute wieder als regionaler Kulturraum gesehen wird. Schloss Bruck, Obermauern und Lavant, Innichen, Olang, Zwickenberg und Heiligenblut – das sind beeindruckende Orte einer Gesamtregion, die der Künstler mit einer gemeinsamen Klammer verbindet, über die Grenzen von Staaten und Bundesländern hinweg. Ein Ausflug auf Simon von Taistens Spuren ist landschaftlich, architektonisch, spirituell und kulturell ein Erlebnis, unterhaltsam, erbaulich – und noch immer ein Geheimtipp.

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2014 /// sport /// krass im nass

KRASS IM NASS Zwei Elemente prägen Osttirol und die Region um Lienz, Berge – sprich Steine – und Wasser, das über diese Steine rauscht und sprudelt. Wir haben aus einem sehr breiten Angebot an Wassersportmöglichkeiten jene herausgepickt, die ein besonders außergewöhnliches Erlebnis versprechen.

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Beide Flüsse, die Osttirol durchfließen, sind den ganzen Sommer über Ziel von Wildwasser-Sportlern aus aller Welt. An den Ufern der Drau liegt das „Bootshaus“ des lokalen Kanuclubs und etwas abwärts, auf der „Drauwalze“ werden neben heimischen Wildwasserfreaks immer wieder auch internationale Stars gesichtet, zum Beispiel bei alljährlichen Rodeo-Championships und bei der mörderischen Wasser-Etappe des Dolomitenmanns, des „härtesten Teamwettbewerbs der Welt“. Wer weniger die Show als echten Wildwassersport sucht, der wird die obere Isel mit dem Kanu befahren, ein Weltklasserevier und zugleich einer der letzten weitgehend naturbelassenen Gletscherflüsse der Alpen. Das Gletscherwasser sorgt für eine lange Saison und kräftige Strömung, für Abenteuer und Stromschnellen, die magnetisch wirken für Wassersportler aus aller Welt. Osttirols WildwasserGuru Thomas „Zimml“ Zimmermann kennt nicht nur alle Stars und Stromschnellen, er bietet auch Kurse für Nachwuchskanuten an. Wer auf der sicheren Seite und in der Gruppe seine Hetz in den Wellen haben möchte, für den bieten entlang der Isel vor allem bei Ainet eine ganze Reihe von Rafting-Unternehmen Schlauchboot-Action in unterschiedlichen Kategorien an. Top-Adresse am Gletscherfluss ist Walter Heugenhausers Osttirol Adventure Camp, ein Ort, wo man nach dem Adrenalinschub, wenn der Appetit zurückgekehrt ist, auch ein exzellentes Steak bekommt und eine Menge netter Leute trifft.


Foto: Martin Lugger

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2014 /// sport /// krass im nass

Foto: Martin Lugger

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Foto: TO-Productions

Ganz etwas anderes gönnt sich der junge Mann links im Bild, der mit seinem Stand Up-Paddel auf einem Gewässer dahinrudert, das sich vom Meer nicht nur durch 2.260 Höhenmeter unterscheidet. Die Rede ist vom kristallklaren Bergsee direkt bei der Karlsbader Hütte in den Lienzer Dolomiten. Über diesen wunderbaren See zu gleiten ist ein sehr exklusives Vergnügen und gerade deshalb wohl eine der schönsten Arten, Wasser in Osttirol zu genießen. Das Surfboard hat er übrigens selbst hinauf zur Hütte getragen und nicht nur deshalb hat er den herrlichen See für sich alleine: das Wasser ist selbst im Sommer mehr als erfrischend!

Foto: Osttirol Adventures

Nette Leute und Adrenalin sind auch der Cocktail für einen völlig anderen WasserHotspot, der unweit der Osttiroler Grenze im nahen Kärntner Mölltal liegt: der Wakeboard-Park auf dem kleinen Gössnitzsee in Stall, direkt an der Straße, hat sich im letzten Jahr zu einer attraktiven Gesamtanlage gemausert, die alle Beachsurfer, Wellenfreaks und Lifestyle-Chiller unbedingt genauer unter die Lupe nehmen sollten. Hier ist die Action zu Hause, aber auch gepflegtes Abhängen bei guter Musik an einem echten Geheimtipp-Strand. Beachfeeling pur!

Karlsbader Hütte, Lienzer Dolomiten Tel.: +43 664 9759998 www.karlsbaderhuette.at Osttirol Adventures in Ainet Tel.: +43 664 3560450 www.ota.at WAKE STALL am Gössnitzsee / Mölltal Tel.: +43 664 3304400 www.wakestall.at LAOLA Shop Lienz Tel.: +43 4852 61199 www.laola.at


ERLEBNISPARK AM DRAURADWEG

DIE GALITZENKLAMM Nur wenige Kilometer außerhalb von Lienz kann man nahe Leisach ein beeindruckendes Naturschauspiel bewundern. Der Galitzenbach hat in Jahrtausenden die Galitzenklamm in die Flanken der Lienzer Dolomiten gegraben. Ein Wasserschaupfad führt über spektakuläre Brücken durch die Klamm. An der Einmündung des Galitzenbaches in die Drau liegt ein Wasser- und Klettererlebnispark, dessen Attraktionen Familien und Sportkletterer aller Leistungsklassen anziehen. Schauen, staunen, klettern, planschen, gut essen, Spaß haben und die Natur genießen – all das ist die Galitzenklamm. Immer ein Abenteuer! NEU: FLYING FOX PARCOURS Von Baum zu Baum auf einem 50 m langen Seil in 25 m Höhe über den Galitzenbach schwingen!

FAMILIEN G EI KLETTERST

ÖFFNUNGSZEITEN: Juli, August: täglich von 9 – 18 Uhr September: täglich von 10 – 17 Uhr

WALDSEIL PARK

Öffnungszeiten Waldseilpark: Juli, August: täglich von 11 – 17 Uhr September: SA, SO von 13 – 16 Uhr MITGLIEDSKARTE: Ermäßigte Tarife für Mitglieder des Vereins „Freunde der Galitzenklamm“ ADRESSE:

Galitzenklamm 3, 9908 Amlach Klammtelefon: +43 (0)664 1567457 Geodaten: +46° 47‘ 57.96“, +12° 44‘ 39.08“

KONTAKT:

Tourismusinformation Lienzer Dolomiten Europaplatz 1, 9900 Lienz, Tel. +43 (0)50 212 400

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2014 /// sport /// christina nothdurfter

ERFOLGSWELLE TEXT: MICHAEL B. EGGER /// FOTOS: MARION LUTTENBERGER

Wenn Christina Nothdurfter ins Wasser springt, dann mit einem Ziel vor Augen: dem Zuckerhut in Rio. An der Copa Cabana wird 2016 die Sommerolympiade ausgetragen und Christina gehรถrt zu den wenigen heimischen Sportlerinnen, die dabei sein kรถnnten.


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Christina Nothdurfter war schon immer eine Sportskanone. Vor rund zehn Jahren stand die heute 20-Jährige wahrscheinlich vor der wichtigsten Entscheidung ihres Lebens: Ballett oder doch Schwimmtraining? Ihre Freundin Denise Bachlechner gab den Ausschlag. Christina entschied sich für das Schwimmbecken und reihte das Tanzparkett hinten an. "Es war die richtige Entscheidung“, ist sich Christina heute sicher. Nach nur wenigen Wochen Training mit dem Lienzer Kindertrainer Robert Mair gelang der sympathischen Gaimbergerin bereits ihr erster Sieg bei einem Hobbywettkampf über die Bruststrecke. Unter dem Osttiroler Trainer-Aushängeschild Josef Mair reifte die Sportlerin dann zu einer jungen Nachwuchsathletin von internationalem Format. Im Lienzer Dolomitenbad


2014 /// sport /// christina nothdurfter

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trainierte Nothdurfter eine Stunde pro Tag und schwamm sich so zu den JugendEuropameisterschaften 2009 in Prag und 2010 in Helsinki. „Teilweise waren 15 andere Leute in einer Schwimmbahn, nicht gerade die einfachsten Verhältnisse. Allerdings hat Pepi (Anm.: Josef Mair) damals richtig gute Arbeit geleistet und mich super aufgebaut “, erinnert sich die Studentin an die Anfänge ihrer Sportlerkarriere zurück. Heute trainiert Nothdurfter nicht nur im Leistungszentrum Steiermark in ihrer Wahlheimat Graz, sondern auch in Südafrika. Unter dem Projektnamen „DLP Project 2016“ bereitet der ehemalige deutsche Bundestrainer und Ex-Coach der südafrikanischen Schwimmelite eine internationale Auswahl auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro vor. Nothdurfter trainiert in regelmäßigen Abständen mit Topstars wie OlympiaSieger und Weltrekordhalter Cameron van der Burgh aus Südafrika. „Am Anfang war es noch sehr ungewohnt und ich hatte ziemlichen Respekt vor den Weltstars. Mittlerweile sind sie zu wichtigen Freunden geworden“, so die Gaimbergerin. Dirk Lange ist auf jeden Fall überzeugt von der jungen Osttirolerin und sieht eine mögliche EM-Teilnahme in Berlin vom 13. bis 24. August 2014 als richtungsweisenden Punkt ihrer Karriere: „Christina hat sich im letzten Jahr sicher unter die zwei, drei stärksten Brustschwimmerinnen der Nation vorgearbeitet. Eine Teilnahme an der EM wäre ihre erste echte internationale Meisterschaft als Profi – für Christina wäre das eine richtig große Geschichte.“ Die vom OSV geforderte Mindestzeit schwamm Nothdurfter bereits Ende Mai bei einem Wettkampf in Bratislava, allerdings einige Tage zu früh, denn der Österreichische Schwimmverband hat genaue Zeitfenster vorgegeben, in denen die Athleten ihre Leistungen zeigen müssen. Im Frühsommer spielte die Gesundheit nicht ganz mit und es gelang der jungen

Osttirolerin nicht, ihre Topmarke erneut abzurufen. Viel Zeit bleibt ihr dazu nicht mehr – bei den steirischen Meisterschaften Anfang Juli in Graz und eine Woche später in Belgrad muss Nothdurfter ihre Kräfte bestmöglich bündeln. „Es wäre von Vorteil, wenn sie es schaffen würde, denn es ist die letzte Europameisterschaft vor den Olympischen Spielen 2016 in Brasilien“, hofft ihr Trainer auf eine Zeit von mindestens 00:32,59 Sekunden über ihre Paradedisziplin, die 50 Meter Brust. Dass es bis nach Rio noch ein weiter Weg ist, ist der jungen Athletin bewusst. Sie vertraut auf ihre große Stärke. "In kurzer Zeit viel Kraft aufzubauen." Um topfit zu bleiben, überlässt die Wahlsteirerin nichts dem Zufall. Bereits um 6.00 Uhr ist Christina auf den Beinen, eine Stunde später zieht sie im Becken bereits beim morgendlichen Schwimmtraining ihre ersten Runden. Um 9.00 Uhr geht der Vormittag in der Kraftkammer weiter, ehe am Nachmittag wieder Training im Wasser auf dem Programm steht. Vor allem an ihrer Ausdauer will Nothdurfter noch arbeiten, es ist eine ihrer Schwächen, erklärt sie. "Zwischendurch" beschäftigt sich Christina mit ihrem Studium. „Später möchte ich als Sport- und Psychologielehrerin arbeiten, mein Traumberuf seit meiner Kindheit. Daran hat sich bis heute nichts geändert“, erklärt die Lehramtstudentin. Ist der Tag dann noch nicht zu Ende, verbringt Nothdurfter die restlichen Stunden mit ihrem Freund, der ebenfalls Schwimmer ist. Er soll sich um die zweite Schwäche von Christina kümmern, das Nervenkostüm. Mentale Stärke ist im Spitzensport ein unverzichtbares Kriterium: „Manchmal kann ich Trainingsleistungen im Wettkampf leider noch nicht umsetzten“, erklärt die Athletin. Die Freizeit der Schwimmerin ist knapp bemessen. Obwohl sich Christina in Graz wohl fühlt, „es gibt ein riesiges Kino und zahlreiche Shoppingmöglichkeiten“, freut sie sich immer wieder auf erholsame

Stunden in ihrer Heimat. „Wenn überhaupt, kann ich höchstens ein- bis zweimal im Monat nach Osttirol kommen, aber daheim ist es einfach am schönsten“, schwärmt Nothdurfter von den Bergen und vor allem von ihrer Familie: „Sie steht einfach zu mir, auch wenn es sportlich nicht immer bergauf geht.“ Kraft und Motivation holt sich die Schwimmerin – die auch gern durch das Internet surft – von ihren Vorbildern und legt dabei die Latte hoch: „Seit meiner Kindheit schaue ich auf zu Mirna Jukic, sie ist Österreichs beste Brustschwimmerin – mein Ziel ist es, noch schneller als sie zu werden“. Ein anderes Vorbild hat die Studentin enttäuscht: „Yuliya Efimova wurde kürzlich zu 16 Monaten Sperre wegen Dopings verurteilt. Es ist traurig, wenn man sich von einer erfolgreichen Sportlerin etwas abschauen will und dann kommt raus, dass sie gedopt hat“. Nothdurfter stellt ihre Karriere unter das Motto: „Nur fairer Sport ist wahrer Sport“, gerade weil der Weg zur Spitze oft hart und anstrengend ist. Christina weiß das. Nicht immer war sie so fokussiert, am Anfang ihrer Karriere dachte sie sogar daran, alles hinzuschmeißen: „In meiner ‚BORG-Zeit’ gingen meine Freunde viel aus, das war bei mir aufgrund des Trainings nicht möglich.“ Nach ihrer Ankunft in Graz saß die junge Osttirolerin in einer Klasse voller Leistungssportler und der harte Trainingsalltag wurde zur Normalität. Mit den Tugenden Ehrlichkeit, Liebe und Freundschaft will sich Christina Nothdurfter in der steirischen Landeshauptstadt in Richtung Weltspitze bewegen und die Schwimmstadien in Monte Carlo, Tokio und London erobern. Wir wünschen ihr dabei viel Glück und drücken natürlich die Daumen.

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2014 /// sport /// theresa moser

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Theresa Moser ist nicht nur schnell, sondern auch vielseitig. Die Triathletin aus Abfaltersbach schwimmt, radelt und läuft als Mitglied im „Team Rio“ auf Olympiakurs.

Um 7.30 Uhr beginnt der Dienst von Theresa Moser im Innsbrucker Heeressportzentrum. Formal betrachtet ist die 21-Jährige aus Abfaltersbach Soldatin, de facto Spitzensportlerin und beim Heer tagtäglich mit einer Aufgabe beschäftigt: Training. Theresa ist Triathletin und vom Verband nominiert für das „Team Rio“, eine Gruppe junger Talente, die für die Olympiade 2016 aufgebaut werden sollen. Ein weiter Weg, den Theresa über weite Strecken ganz alleine bewältigen muss. Trainer stellt das Heer keinen. Triathlon ist populär und in Österreich doch ein Randsport. Theresa braucht Selbstdisziplin, spult ihre Einheiten meist alleine ab. Drei Mal pro Woche kommt ein Schwimmtrainer aus Telfs, ab und zu trainiert die Osttirolerin mit den männlichen Heeres-Triathleten Luis Knabl

und Lukas Perterer, die sie gelegentlich zum Schwimmtraining mitnehmen. „Sind halt Männer“, lächelt die Sportlerin, die selbst einschätzen muss, wann ihr Körper genug hat. Und genau das sei ihre Stärke, meint sie im Gespräch: „Ich habe ein ziemlich gutes Körpergefühl, das fehlt vielen. Die wissen dann nicht, wann sie eine Pause brauchen.“ Ihre reine Trainingszeit liege wohl so um die 20 Stunden pro Woche, schätzt Theresa, vor allem springt sie fünf Mal pro Woche für ein bis zwei Stunden ins Wasser und krault ihre Längen. Mit der Leistung im Schwimmen steht und fällt ein Triathlon. Das hat etwas mit der Dynamik der folgenden Disziplin zu tun. "Wenn du nicht mit der Spitzengruppe aus


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TEXT: GERHARD PIRKNER /// FOTOS: EXPA / HANS GRODER


2014 /// sport /// theresa moser

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dem Wasser kommst, ist der Zug auf dem Rad abgefahren. Dann strampelst du dich auf der Radstrecke alleine ab", erklärt mir Theresa. Wer je bei einem Bikerennen im Windschatten unterwegs war, weiß was sie meint. Wir sitzen am Tristacher See, plaudern über das Sportlerleben und das Leben im Allgemeinen. Schon mit sechs hat Theresa begonnen, beim Raika-Läufercup, mit acht kam das Schwimmen dazu, beides zusammen nennt man „Aquathlon“ und da war es dann auf's Rad und zum Triathlon auch nicht mehr weit. Theresas Vater kaufte ein gebrauchtes Rennrad – die Dinger sind sauteuer. Theresa war zu diesem Zeitpunkt sportlich noch bei den Underdogs, aber schon auf dem Weg nach oben. „Ich war damals die einzige, die bei den österreichischen Meisterschaften in der alten Donau ohne Neoprenanzug geschwommen ist. Und es war kalt.“ Die kleine Frau hält nicht nur was aus, sie weiß auch, was sie will. 2011 maturiert sie im Lienzer Sport-BORG, schon damals wäre sie gerne nach der Schule zu den Heeressportlerinnen übersiedelt. Es war kein Platz frei, Lisa Perterer erhielt das Ticket, die derzeit erfolgreichste österreichische Triathletin. Für Theresa hieß das: ein Jahr warten. Kein Beinbruch, im Gegenteil. Theresa disponierte um. „Nichts machen“ kam nicht in Frage, also schrieb sie sich an der Uni Innsbruck für die Lehramtsstudien in Mathematik und Italienisch ein. Mathematik? Auch hier spürt man die Disziplin und den Hang zum geraden, zielgerichteten Weg. „Ich hab mich immer leicht getan in Mathematik. Lehramt ist nicht so extrem und Mathe-Lehrer werden immer gebraucht.“ Wie im Triathlon teilt sich die Sportlerin auch im Studium die Kräfte ein, derzeit kocht sie akademisch auf Sparflamme, weil der Sport gerade die oberste Priorität hat. „Team Rio“ – das klingt groß. Nach der Fußball-WM kann sich die brasilianische Metropole gleich auf das nächste sportli-

che Megaevent freuen, die Sommerolympiade 2016. Und da möchte Theresa unter dem Zuckerhut beim olympischen Triathlon mitmischen, sprich 1.500 Meter schwimmen, 40 Kilometer radeln und 10.000 Meter laufen, möglichst mit einem Topergebnis am Ende des Tages. Sie sei derzeit im Team Rio noch die Schwächste, meint die Abfaltersbacherin bescheiden, aber auch eine der Jüngsten. Theresa hat noch Luft nach oben. Kollegin Perterer ist das Maß aller Dinge. „Lisa ist vor allem eine Weltklasse-Läuferin, schwimmt aber nur mittelmäßig“, erzählt Theresa. Wenige Tage nach unserem Gespräch und dem Fotoshooting am Tristacher See treffen Sportfotograf Hans Groder und Theresa Moser wieder zusammen, diesmal unter Wettkampfbedingungen. Theresa startet bei der Europameisterschaft in Kitzbühel. Es regnet und ist kalt. Harte Bedingungen für die Mädels aus dem österreichischen „Team Rio“. Theresas Kollegin Sara Vilic schlägt sich an diesem Tag am besten, sie

wird Achte, Perterer wird von Krämpfen geschüttelt und humpelt auf Platz 16. Theresa hält sich gut im Wasser und auch noch auf dem Rad, kämpft gegen Regen und Wind, hört auf ihren Körper – und bricht das Rennen ab. Die Osttirolerin, die um sich nie viel Wirbel macht, ging heuer schon in China an den Start, hat Trainingswochen in Italien vor sich und wird auf ihrem olympischen Weg nach Rio noch zu Wettkämpfen um die halbe Welt reisen. „Die Wettkampfsaison taugt mir, reisen ist eines meiner Hobbies.“ Beruhigend, dass Theresa auch Hobbies hat. Welches denn noch? „Backen! Ich fahre an jedem Wochenende heim nach Abfaltersbach und dann backe ich immer etwas.“ Nicht nur das ist ein Indiz, dass Theresa auf dem Boden geblieben ist. Wenn – irgendwann nach Rio und der weiteren Sportkarriere – das Studium abgeschlossen ist und die berufliche Laufbahn beginnt, wo möchte Theresa denn dann an den Start gehen? „Daheim, in Osttirol“.

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2014 /// sport /// sonja egger

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HEAVY METAL INTERVIEW: GERHARD PIRKNER /// FOTOS: MARTIN LUGGER

An ihrem Körper zu arbeiten ist für Sonja Egger pures Wohlbefinden, Berufung und Beruf. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und führt nicht selten zu Diskussionen. Mit DOLOMITENSTADT sprach die Kraftsportlerin über Frauen mit Muskeln, die Technik des Armdrückens und ihre wirkliche Kraft: Das positive Denken. Mit Sonja Egger zu plaudern ist unterhaltsam. Mitten im Gespräch messen wir uns plötzlich am Besprechungstisch in der DOLOMITENSTADT-Redaktion im Armdrücken. Wer gewonnen hat, werden die meisten Leser ahnen. Dabei kommt es, versichert mir Sonja glaubwürdig, auf die Technik an, nicht auf die Muskeln. Na dann! Und ich dachte schon, mit meinen Muckis stimmt was nicht. Sonja sitzt vor mir in Shorts und schulterfreiem Shirt und ich muss einfach auf ihre Beine und Arme

schauen – hm, starren. Sie kennt das, weil sie dauernd angestarrt wird, von Frauen wie Männern, mehr oder weniger offen. Wird sie auch angesprochen? „Ja, immer wieder einmal“, lächelt die Kraftathletin, die auf einem Bauernhof am Matreier Klaunzerberg aufwuchs, als Älteste unter vier Geschwistern. Eine Stunde zur Schule, eine Stunde retour, vielleicht war auch das prägend, wie einige andere Qualitäten, die Sonja aus Matrei mitnahm. „Zum Beispiel eine gute Singstimme, die hab ich von

meiner Oma geerbt“, lächelt sie und erzählt mir, dass sie bei Taufen singt. Unter die unverkennbar vom Matreier Idiom geprägten Ausführungen mischt sich das eine oder andere „Ne“, quasi als germanisches Satzzeichen im Iseltaler Sprechgefüge. Daran merkt man, dass Sonja lange in Deutschland war. Zuvor absolvierte sie die landwirtschaftliche Lehranstalt in Lienz, dann die Krankenpflegeschule, ging nach Wien und schließlich weiter nach München. Als OP-Schwester


2014 /// sport /// sonja egger

vertrieb sie sich die Zeit außerhalb des Krankenhauses mit Sport auf dem Niveau, das ihrem Naturell entspricht. „Es gibt Rehe und Tiger“, erläutert Sonja Egger und ich frage nicht, zu welcher Spezies sie sich zählt. Matrei ist in Osttirol so etwas wie ein Kampfsport-Mekka, dort ranggeln schon die Kleinkinder und wer die Rauferei lieber asiatisch mag, macht Judo. Sonja kämpfte mit den Judokas und das war später in Deutschland eine gute Basis für den nächsten Tiger-Sport: Kickboxen. Ich bin froh, dass wir uns nicht in dieser Sportart gemessen haben, mir tut die Schulter noch vom Armdrücken weh.

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Sonja war eine gute Kickboxerin, sauste zum Ausgleich im Winter bei BoardercrossRennen über die Pisten und wurde sich darüber klar, dass Sport ihr Leben war. Also machte sie ihn auch zum Beruf und wurde Fitnesstrainerin. 2008 kehrte sie nach Osttirol zurück. Liegestütze auf einem Arm waren schon damals kein Problem für die Matreierin, die sich an ihren ersten sportlichen Berater erinnert: „Das war ein Strongman und da hat das Bodybuilding begonnen.“ Nun kann man Bodybuilding ja durchaus mit „Körper bauen“ übersetzen. Sonja baut an ihrem Körper. Dabei ist viel oder groß nicht alles: „Bewertet werden auch die Symmetrie und die Ästhetik“, erklärt sie mir. Ihr Auftritt folgt einer exakten Choreografie, es ist eine Kür auf der Bühne, bei der auch „Weiblichkeit“ ein Wertungskriterium ist. Ich als Mann will natürlich Tacheles reden und frage, was sie so draufpackt auf die Hanteln? Zum ersten Mal wirkt Sonja kokett: „Keine Ahnung wieviel ich stemme. Aber ich bin froh, dass ich mein Auto alleine wo rausschieben kann.“ Sie fährt einen Kleinwagen, wie ich weiß. Ein paar hundert Kilo wiegt der auch. Nach Topplatzierungen bei internationalen Bewerben in Deutschland feierte Sonja erst vor Kurzem bei den Int. Österreichischen Meisterschaften mit einem zweiten Platz ein weiteres Spitzenergebnis. Demnächst will sie Söhnchen Yuma zu einem Contest mitnehmen: „Ihm gefällt das.“ Und

ihr selbst gefällt neben den Muskelevents noch eine andere Bühne, auf der man sie bislang erst einmal sah: der Lienzer Gemeinderat. Egger lebt in Lienz und wurde vor kurzem als Ersatzgemeinderätin der „Liste Stadt Lienz“ angelobt. Sie vertrat Listengründer Uwe Ladstädter in einer Sitzung und kam auf den Geschmack: „Das tät ich gern öfter.“ Ein Satz, der bezeichnend ist für Sonja, die gerne was ausprobiert. Die nächste Herausforderung fällt wieder in ihre Kernkompetenz. Sie nimmt es im Armdrücken mit internationaler Konkurrenz auf, was mich – die Schulter schmerzt noch immer – nicht wundert. Schließlich ist ihr Lebensgefährte kein Geringerer als der Dölsacher Hans Peter Fuchs, Staatsmeister in dieser Kraftsportdisziplin und Mitveranstalter eines Events in der RGO-Arena, bei dem es heuer erstmals eine Frauenwertung gab. Drückerinnen aus der europäischen Oberliga kamen nach Lienz, Sonja Egger wurde Zweite und hat damit noch eine sportliche Perspektive. Langeweile ist aber ohnehin kein Zustand für die Körperdesignerin, die zum einen sich selbst formt, zum anderen als professionelle Fitnesstrainerin in der Lienzer Filiale von „Miss Sporty“ anderen Frauen zu einem guten Körperfeeling verhilft. Nach dem Training spüre man den Esprit, mit dem die Frauen nach Hause gehen, man schwitzt nicht nur gemeinsam, sondern ist längst auch eine Fitness-Community: „Die fiebern vor Wettkämpfen mit mir mit und demnächst werden wir alle an den Highland-Games teilnehmen, weil's einfach Spaß macht!“ Jetzt versteh ich's. Es geht nicht um Kraft, sondern um positives Denken! Und was, wenn ich auch als Mann mit Esprit nach Hause gehen möchte? Bei „Miss Sporty“ ist „gendern“ ja ein Fremdwort, da hat man als starkes Geschlecht ganz schwache Karten. „Man kann mich auch als Personal-Trainerin buchen“, lächelt Sonja und lässt keine Zweifel offen, dass sie mit jedem Gössermuskel fertig wird.



2014 /// szene/lifestyle /// auto & mode

STYLE & DRIVE! Begleiten Sie uns auf einen Ausflug in die Umgebung von Lienz und lernen Sie dabei nette Leute, frische Mode und die besten Autos f端r einen gepflegten Trip ins Gr端ne kennen.

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FOTOS: MICHAEL B. EGGER /// MIRIAM RANEBURGER


Das ist der Blick aus dem Fenster der DOLOMITENSTADT-Redaktion. An anderen Tagen schaut man hier auf die Trucks und Transporter unserer Nachbarn von Pirkner Events. Aber an diesem sonnigen Junimorgen präsentiert sich ein anderes "Lineup". DOLOMITENSTADT hat zum ersten "Auto- & Modeshooting" geladen. Wir wollten nicht Klamotten oder Karossen sondern gleich beides zeigen und waren bei der Auswahl anspruchsvoll. Autos und

Outfits sollten so schick und zugleich so brauchbar und flexibel wie möglich sein, geeignet für jeden Anlass, für Stadt und Gelände, Sonne und Regen, Arbeit und Freizeit. Das ist zuviel verlangt? Keineswegs. Unsere Partner bei diesem Shooting kostete das nur ein Lächeln. Deshalb warten auf dem Parkplatz fünf nagelneue Allround-Fahrzeuge auf einen Spezialeinsatz. Die Crew rückt gleich zum Shooting aus, mit Sack und Pack, Klamotten und Schminke, vielen

Accessoires, Models, Stylisten und Kameraleuten. Vorweg zur Klarstellung: Die gezeigten Automodelle hatten alle Allrad-Antrieb, es gibt sie aber auch ohne. Wir haben die Preise recherchiert und dabei nach dem jeweils günstigsten Modell gefragt. Bei unzähligen Ausstattungsvarianten und Aktionen bietet dieser "Ab-Preis" den einzig praktikablen Vergleich, es ist aber nicht der Preis der Autos, die man in der Reportage sieht.

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Ziel des kreativen Ausflugs ist der Iselsberg, da soll es feine "Fotoplatzln" geben. Nach der Drehbuchbesprechung rollen unsere automobilen Stars zum "LineUp" auf die Bürgeraustraße. Spontan setzte sich Johannes Robitsch vom Autohaus Pontiller nicht in den eigenen Wagen, sondern an das Steuer des Toyota RAV4, den das Autohaus Lackner zur Verfügung stellte. Dessen Mitarbeiter Christoph Daxer pilotierte im Gegenzug den VW Tiguan. Man sieht, beim DOLOMITENSTADT-Shooting ist alles anders.


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MEHR

Toyota RAV4 ab

€ 28.005

Kurzcharakteristik Toyota RAV4 Der RAV4 ist ein cool designter, technisch ausgefeilter Allrounder. Er fährt sich super auf allen Terrains und ist für einen SUV richtig dynamisch. Uns haben das Raumgefühl und die Ausstattung beeindruckt, aber auch der Fahrspaß in den Kurven auf den Iselsberg, der Teststrecke der Lienzer. Eine Allrad-Limousine mit 1A PreisLeistungsverhältnis. Detail am Rande: Die Ladekante ist nur 61 cm niedrig. Optimal um unser Equipment zu verstauen!

Autohaus Lackner, Debant www.autohaus-lackner.at


2014 /// szene/lifestyle /// auto & mode

MEHR

Autohaus Pontiller, Lienz www.autohaus-pontiller.at

Audi Q3 TFSI ab

€ 31.610

Kurzcharakteristik: Audi Q3 Es ist fast unfair gegenüber den anderen, gleich so cool daherzukommen. Was für eine Farbe! Unser Model Ines fällt gerne aus dem Rahmen und wollte aus diesem automobilen Sportler gar nicht mehr aussteigen. Was soll man über einen nagelneuen orangen Q3 schreiben? Traum-Handling, knackig und doch sanft im Abzug, richtig tolle Schaltung und innen genauso sexy wie außen – ein Lieblingsauto. Der Audi ist mit Quattro-Antrieb natürlich für alle Terrains und Witterungsverhältnisse im Gebirge gewappnet, aber aus unserer Sicht ein Auto im "urban style", mit enorm viel Technik im Hintergrund, die sich nicht aufdrängt und doch alle Stückerln spielt. Detail am Rande: Das aufgeräumte, schlichte Armaturendesign freut auch das Auge des Grafikers.


VW Tiguan Cool ab

€ 23.060

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Kurzcharakteristik: VW Tiguan Cool Den Tiguan lieferte uns das Autohaus Pontiller in der ultralässigen Chefvariante "Deep Black Perleffect" mit 19-ZollLeichtmetallfelgen "Savanaah". Machen wir uns nichts vor: dieses Auto fährst du, wenn du's geschafft hast. Schon beim Einsteigen ist klar, hier hat alles Qualität, hier ist alles am richtigen Platz und mit diesem Fahrzeug kann man nicht nur in der noblen Hotelauffahrt punkten, sondern auch auf dem Weg dorthin, selbst wenn er sehr weit ist. Der VW-Tiguan ist eine geländetaugliche ExtraklasseLimousine. Detail am Rande: Unser Tiguan hatte eine Klimaanlage, mit der man für Fahrer und Beifahrer ein unterschiedliches "Wunschklima" einstellen konnte. Das kann Ehen retten!

MEHR

Autohaus Pontiller, Lienz www.autohaus-pontiller.at


2014 /// szene/lifestyle /// auto & mode

Kurzcharakteristik: Skoda Yeti Active Für unsere Kontakterin Evelyn gab's von Anfang an bei diesem Ausflug nur eine Wahl: den Skoda Yeti. "Er ist einfach anders", meinte sie und hat damit natürlich recht. Der Yeti ist vor allem in der Outdoor-Variante eine Mischung aus Bergziege und Lifestyle-Limousine, Packesel und Beach-Mobil. Dieses Auto definiert den Begriff "praktisch" neu und hat nicht von ungefähr eine rasant wachsende Anhängerschar. Detail am Rande: Im Kofferraum ist serienmäßig eine LEDAkku-Taschenlampe die sich bei laufendem Motor auflädt! Genau das ist typisch Yeti.

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MEHR

Skoda Yeti Active, ab

Autohaus Pontiller, Lienz www.autohaus-pontiller.at

€ 19.770


Kurzcharakteristik: Suzuki SX4 S-Cross Genau das richtige Auto für Klaudia (oben links), die Allrounderin der Dolomitenstadt-Redaktion. Suzuki nennt das Konzept "Crossover". Das beschreibt ziemlich treffend die Wandlungsfähigkeit des SX4. Dieser Wagen wirkt nicht nur sportlich, sondern entwickelte auch beachtliche Dynamik auf der Bergstraße Richtung "Schöne Aussicht". Im Gelände kommen auch Allrad-Neulinge mit dem Allgrip-Antrieb des Verwandlungskünstlers sofort zurecht, er hat vier einstellbare Modi die das Fahrverhalten optimal an unterschiedliche Terrains anpassen. Detail am Rande: Passend zum Komfort von "Allgrip" gibt's auch einen Start-Stop-Button für den Motor. Und die Ladefläche im Kofferraum lässt sich verstellen. Alles praktisch!

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Suzuki SX4 S-Cross, ab

€ 19.490

Autohaus Niedertscheider, Lienz www.autohaus-niedertscheider.at

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2014 /// szene/lifestyle /// auto & mode

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Alpinsport Gratz, Kals www.sport-gratz.com


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Ist das nicht ein lauschiges Plätzchen? Den kleinen See etwas unterhalb der Straße über den Iselsberg haben wir als Location für das Modeshooting ausgesucht. Bisher standen die Autos im Fokus, jetzt sind die Models an der Reihe, Ines und Fuat, von Kopf bis Fuß ausgestattet von Sport Gratz aus Kals. Für Ines gilt: "Alles Martini". Das bestechende an den Outfits von Martini Sportswear ist ihr modischer Look bei gleichzeitig perfekter Funktionalität. Das trendige Haarband ist atmungsaktiv, das Shirt hochelastisch mit UV-Schutz und ausgezeichnetem Feuchtigkeitstransport. Der Rock – ein Hingucker aus funktionellem Stretch, für Wandern und Freizeit, aber auch den "Walk in the City". Fuat relaxed am Zaun in einem topmodischen, hoch funktionalen Outfit des Tiroler Labels "Chillaz". Gemacht sind die Shorts und Shirts eigentlich zum Bouldern und Klettern, weich, klimaregulierend und sehr stylisch. Das Headband ist von CAPO, die Brille darüber von Adidas, ebenso wie die Schuhe der beiden, speziell konzipiert für den schnellen Aufstieg zur Hütte in den Bergen.


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Gesunde Schuhe Ortner, Lienz www.sanitaetshaus-ortner.at

2014 /// szene/lifestyle /// auto & mode

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Mit viel Profil durch Wald und Flur! Was im Bild oben malerisch einen Wurzelstock drapiert sind Outdoor-Schuhe des dänischen Spezialisten ECCO. Sie sind zum Teil aus YAK-Leder gefertigt, ultraleicht, dennoch sehr robust und in einigen Modellvarianten mit Gore-Tex® gefüttert. Skandinavische Qualität für Osttiroler Waldwege gibt's bei Gesunde Schuhe Ortner in Lienz. Mit Gore-Tex® punktet auch das Trekkingmodell im Bild rechts unten aus der Trango-Serie von La Sportiva, die uns Alpinsport Gratz in Kals zur Verfügung gestellt hat. Zum Teil sind diese Bergschuhe mit halbautomatischen Steigeisen kompatibel, perfekt auf fast jedem Weg nach oben – und obendrein auch noch sehr attraktiv.


Lauf mit mir über Stock und Stein! Einmal ehrlich – sehen die beiden nicht aus wie auf dem Laufsteg? Dabei sind ihre Outfits durchaus für Hochleistungssport geeignet. Ines trägt eine Adidas-Gore-Tex®-Jacke, gemacht für die schnellsten Athleten am Berg, minimalistisch, leicht verstaubar, atmungsaktiv und funktional. Die Adidas-Outdoor-Pants passen perfekt dazu. Fuat trägt ein Hochleistungsshirt aus revolutionärem Climachill®Material, in das kleine Aluminiumsilber-Punkte eingearbeitet sind, die Hitze vom Körper ableiten. Cool down, Fuat! Die Jacke ist ebenfalls von Adidas, das komplette Outfit gibt es bei Alpinsport Gratz in Kals. 125


2014 /// szene/lifestyle /// auto & mode

Das Ziel ist erreicht! Endlich kann sich auch Fotografin Miriam Raneburger entspannen, bei einem kühlen Saftl vor der "Schönen Aussicht". Das Team hat sich eine Pause und eine Jause verdient, die Bilder sind im Kasten und wir sind sicher, es wird den DOLOMITENSTADT-Lesern gefallen. Zum Schluss gibt es noch einmal die Parade der vierrädrigen Stars, bei

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Sie alle waren am Gelingen unseres Auto- und Modeshootings beteiligt! Von links: Ines Trager, Fuat Yarcan, Carina und Ingrid Gratz, Klaudia Zanon, Evelyn Suntinger, Christoph Daxer, Michael B. Egger, Johannes Robitsch und Peter Werlberger.

deren Lieferanten, den Autohäusern Lackner, Niedertscheider und Pontiller wir uns sehr herzlich bedanken. Es hat Spaß gemacht! Als Erinnerung für alle macht Miriam noch schnell ein Gruppenfoto vor der Kulisse der heimischen Bergwelt. Neben hunderten Fotos, von denen wir hier natürlich nur eine kleine Auswahl zeigen können, entstand auch ein sehr hübsches Video von diesem Auto- und Modeshooting rund um Lienz. Gemeinsam haben DOLOMITENSTADT-Kameramann Peter Werlberger und Redakteur Michael B. Egger die besten Momente eingefangen und sogar Interviews mit zufällig vorbeikommenden Passanten geführt. Es

bewegt sich schließlich nicht jeden Tag eine so bunte Truppe durch die ruhigen Wälder auf dem Iselsberg. Das sorgte für einiges Aufsehen. Auf unserem OnlinePortal www.dolomitenstadt.at ist das Video zu finden, rechts der direkte Link und ein QR-Code für alle, die gerade ein Smartphone bei der Hand haben. Wer die Adressen der Auto- und Modehäuser schnell finden möchte, braucht nur die Namen in den cityguide-lienz.at eintippen, funktioniert super auch am Smartphone, mit Mapservice direkt zu Ihrem neuen Auto oder Outfit!

QR Code scannen oder einfach Link zum Video eintippen! dolomitenstadt.at/11/mode


2014 /// szene/lifestyle /// rückblick

rückblick

In der Dolomitenstadt tut sich immer etwas. Wir blicken auf die besten Ereignisse zurück. Mehr Events und die bewegendsten Bilder gibt es täglich auf www.dolomitenstadt.at

Fotos: Florian Wiedemayr

BORG-Schüler sorgten für Szenen, die beeindruckten! Schauspielerische und stimmliche Glanzleistungen, verpackt in eine ordentliche Portion Dramatik. 70 SchülerInnen des BORG Lienz inszenierten im Stadtsaal Lienz das selbstgeschriebene Stück. Der QR Code führt zum Video - einfach scannen!

Fotos: Michael B. Egger

29.03.2014

MUSICAL: ONE NIGHT, ONE LIFE


Fotos: Michael B. Egger

Lienz für eine Stunde „in Bauernhand“ Mit einem großen Festumzug durch die Stadt und einem anschließenden Genussfest in der Lienzer RGO-Arena gelang der Osttiroler Landjugend ein beeindruckender Beweis für die Buntheit und Leistungsfähigkeit der Nachwuchs-Landwirte im Bezirk. Sieben Musikkapellen marschierten mit. Es gab viel Applaus und viele "Likes" auf dolomitenstadt.at.

01.06.2014

WOHER BISCH DU?


Die spektakulären Bilder der Rettungsaktion!

KUH STÜRZTE IN JAUCHENGRUBE

Worst-Case-Szenario in Amlach: Eine Kuh landete in der Jauchengrube. Nach einer mehrstündigen, nervenaufreibenden Rettungsaktion der Feuerwehren Amlach und Lienz stand das Tier wieder unverletzt blitzeblank geputzt im Stall.

24.05.2014 Fotos: Brunner Images

Felix und Kilian leben jetzt im Debanttal. Kein Artenschutzprogramm im Nationalpark Hohe Tauern ist so erfolgreich wie die Wiederansiedelung des Bartgeiers. Felix wuchs im Zoo von Liberec/Tschechien auf, Kilian in einem Gehege im spanischen Valcallent. Nun teilen sich die beiden einen Horst im Debanttal. Fotos: Miriam Raneburger

DAS OSTTIROLER BARTGEIERDUO Foto: EXPA / Hans Groder


Supergiro Dolomiti: Premiere für den Radmarathon 232 Kilometer, 4820 Höhenmeter und Temperaturen von über 30 Grad machten den ersten Radmarathon im Rahmen der 27. Dolomiten-Radrundfahrt zu einem echten "Supergiro Dolomiti". Wir waren auch auf dem neuen Teilstück über schmale Passstraßen und durch italienische Dörfer mit der Kamera dabei. Im Ziel jubelte Superstar Enrico Zen über den Sieg.

SUPERGIRO DOLOMITI

09.06.2014

Foto: EXPA / Hans Groder


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KIOT Bouldercup - Foto: Philipp Benedikt

PROGRAMM

SPORT SOAP-SOCCER-TURNIER

12.07.2014 | DÖLSACH „Seifen-Fußball“ ist ein lustiges, rutschigspritziges Sommervergnügen. Gekickt wird auf einem aufblasbaren, mit einem Wasserfilm überzogenen, Spielfeld. Mehr Info: www.doelsach.at

RANGGELN

13.07.2014 | 10:00 | KALS Alpencup Ranggeln und Alpenländer-KönigMeisterschaften der Schüler, Jugend und Allgemeinen Klasse. Mehr Info: www.dolomitenstadt.at

THURNER BACHLLAUF

02.08.2014 | FEUERWEHRHAUS THURN Nass, lustig und gar nicht einfach. Durch das

Zauchenbachl bachaufwärts gegen die Strömung kämpfen und Hindernisse überwinden. Im Anschluss das Bachlfest. Mehr Info: www.dolomitenstadt.at

OSTTIROLER VIERTELMEILE

15.08.2014 | 13:00 | FLUGPLATZ NIKOLSDORF DAS Mega-Event auf dem Rollfeld! Jede Menge heulende Motoren beim 4. Beschleunigungsrennen über 402 Meter, organisiert vom Motorsportclub Dölsach. Mehr Info: www.msc-doelsach.at

27. RED BULL DOLOMITENMANN

05.-07.09.2014 | LIENZ Adrenalin pur verspricht das DolomitenmannWochenende. Härtester Staffelbewerb und zigtausende Zuschauer! Mehr Info: www.redbulldolomitenmann.com

LEBEN OLDTIMER TRAKTOR TREFFEN

30.08.2014 | ERLACH-PARKPLATZ LIENZ Spannendes Sportevent und feinste Tunes ab 13:00 Uhr. Wettkampffinale um 21.00 Uhr!

12.07.2014 | 10:00 | GROSSDORF KALS Traktorfreunde aus Osttirol treffen sich am Parkplatz der Bergbahnen. Gemeinsame Auffahrt über die Kalser Großglocknerstraße (mautfrei!) zum Lucknerhaus.

Mehr Info: www.kiot.at

Mehr Info: www.kalskommunikation.at

K.I.O.T. BOULDERCUP


PROGRAMM

BIS SEPTEMBER 2014

MOONLIGHT-SHOPPING LIENZ

17.07. UND 14.08.2014 | 18:00 | INNENSTADT Bis Mitternacht durch die Straßen flanieren, gustieren, einkaufen und sich kulinarisch verwöhnen lassen. Besucher schätzen dieses mediterrane „Stadterleben“. Mehr Info: www.stadt-lienz.at

10. GROSSGLOCKNER VW-BULLI-TREFFEN

18.-19.07.2014 | KALS AM GROSSGLOCKNER Im Zweijahres-Rhythmus treffen sich rund 400 Bullifahrer in Kals, um den Mythos „VW-Bus“ zu feiern. Ein abwechslungsreiches Programm - vom Grillfest über Ausfahrten bis hin zur Prämierung - machen das VW-BulliTreffen zum einzigartigen Erlebnis. Höhepunkt dabei ist die gemeinsame Auffahrt im Konvoi über die Kalser Glocknerstraße zum Lucknerhaus. Mehr Info: www.bullitreffen.at

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HELENENKIRCHTAG

19.-20.07.2014 | 09.00 | THURN Bittgang nach St. Helena, Gottesdienst, Festkonzert, Frühschoppen, musikalische Unterhaltung mit den „Halbhydraulischen“ und den „Kuenz Buebm“ beim Gemeindezentrum. Mehr Info: www.mk-thurn.at

„LONGE NOCHT“ MATREI

23.07. UND 29.08.2014 | MATREI Die MatreiMarkt-Kaufleute und Gastwirte laden zum „Gluschtn, Hoangaschtn, Inkafn“. Mehr Info: www.dolomitenstadt.at

TÖPFERMARKT

09.-10.08.2014 | 10:00 | LIENZ Bunte Handwerkskunst auf dem Hauptplatz. Mehr Info: www.dolomitenstadt.at

TRISTACHER KIRCHTAG

09.-10.08.2014 | 09.00 | TRATTE TRISTACH Patrozinium, Kirchtagsprozession, Festkonzert, Tanzmusik mit dem „Salzburg Express“. Frühschoppen am Sonntag. Mehr Info: www.mk-tristach.at

Großglockner VW-Bulli-Treffen - Foto: EXPA / Hans Groder


EASTROCK REGGAE FESTIVAL

18.-19.07.2014 | PFISTER LIENZ Hochklassige Szene-Acts aus dem In- und Ausland sorgen zum 5. Mal für tolle Stimmung mit positiven Vibes. Mehr Info: www.eastrock-festival.at

URAUFFÜHRUNG: „GRUSS AN SCHLOSS WEISSENSTEIN“ Alt-Matreier Tanzmusik - Foto: Josef Obertscheider

GAIMBERGER KIRCHTAG

23.-24.08.2014 | 08.30 | GAIMBERG Festgottesdienst, Prozession, Musik, Tanz und Unterhaltung, Frühschoppen im Festzelt auf dem Parkplatz der Zettersfeldbahn. Mehr Info: www.dolomitenstadt.at

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OSTTIROLER SCHAF-ALMWANDERTAG

24.08.2014 | KERSCHBAUMER ALM / LIENZER DOLOMITEN Gemütliche Wanderung auf die Kerschbaumer Alm zum Schafpferch. Mittags Vorstellung der Alm durch den Besitzer Josef Lugger, vlg. Unterwöger. Gemütliches Beisammensein von Schafzüchtern und -haltern sowie interessierten Freunden der Almwirtschaft. Mehr Info: www.osttirol.com

LINC 2014

KULTUR STICK & STONE FESTIVAL

11.-12.07.2014 | SPORTPLATZ NIKOLSDORF Eine Auslese an zwölf erstklassigen Bands aus Österreich und weiten Teilen Europas werden die Bühne entern und auch dieses Jahr für ein unvergessliches Wochenende sorgen, z.B. The Socks mit feinsten Psychedelic Hard Rock aus Frankreich.

34. GUSTAV MAHLER MUSIKWOCHEN 12.-27.07.2014 | TOBLACH | SÜDTIROL Kleines Musikfestival in Mahlers Sommerlandschaft. Im Mittelpunkt steht heuer Alma Mahler. Sie wird aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. In wie weit hat sie Gustav Mahler und sein Musikschaffen beeinflusst? Mehr Info: www.gustav-mahler.it

Mehr Info: www.rmo.at

Mehr Info: www.stadtkultur.at

1. LIENZER SÜDBAHN-TAGE

KIRCHENMUSIKALISCHE WERKWOCHE

Mehr Info: www.dolomitenstadt.at

Mehr Info: www.altmatreier-tanzmusik.at

Mehr Info: www.stickandstonefest.at

02.-04.09.2014 | 19:00 | SILLIAN LINC ist eine europäische LEADER Konferenz und kombiniert europäischen Erfahrungsaustausch mit sportlichen Aktivitäten und europäischer Kulinarik. LINC ist eine Initiative von LAGs und nationalen Netzwerkstellen für die ländliche Entwicklung in Österreich, Deutschland, Estland und Finnland.

19.-21.09.2014 | HEIZHAUS LIENZ Organisiert vom Verein der Eisenbahnfreunde. Fahrzeugschau, Dampfsonderzug, Modellbahnbörse, Vorträge, Südbahn-Gulasch mit Musik.

25.07.2014| 20:00 | TAUERNCENTER MATREI I.O. Die „Oper in den Bergen“ ist der Höhepunkt des Jahres 2014 für die Alt Matreier Tanzmusik. Den Komponisten Hansl Klaunzer hat die Geschichte um die Entstehung des bekanntesten Stückes „Gruß an Schloss Weißenstein“ schon immer fasziniert. So war es naheliegend, das Thema für eine Oper aufzugreifen und in Form eines Singspiels für das kleine Orchester niederzuschreiben. Es ist eine Hommage an ihre Heimat Matrei in Osttirol, an die Hohen Tauern und basiert auf einer wahren Begebenheit ... Weitere Spieltermine: 09./14./17./23.08 und 07.09.2014

Quartetto d'Archi di Torino / Gustav Mahler Wochen

BEI SCHIANER SUMMERZEIT

12.07.2014 | 20:00 | SCHLOSS BRUCK LIENZ Traditionelle und neue Volksmusik im SchlossInnenhof. Mitwirkende: Kaiserspiel, Okarinamusig Osttirol, Virgentanzbodenmusig, Osttiroler Geigenmusig, Magdalena Pedarnig.

BEZIRKSMUSIKFEST LIENZER TALBODEN 26.07.2014 | LIENZ

Mehr Info: www.stadt-lienz.at

OBERLÄNDER BEZIRKSMUSIKFEST

13.-20.07.2014 | LLA LIENZ Fortbildungsveranstaltung für ChorleiterInnen und ChorsängerInnen.

26.-27.07.2014 | AUSSERVILLGRATEN Jährliches Treffen aller Blaskapellen des Osttiroler Hochpustertales mit zahlreichen Musikdarbietungen, Feldmesse, Festakt und großem Festumzug.

Mehr Info: www.bildungshaus.info

Mehr Info: www.mk-ausservillgraten.at


PROGRAMM

BIS SEPTEMBER 2014 RÖMERDINNER IN AGUNTUM

26.07.2014 | 19:00 | MUSEUM AGUNTUM Im Freigelände von Aguntum lassen Eva Wunsch und Hannes Rohracher mit römischen Köstlichkeiten und bei römischen Klängen die Geschichte wieder aufleben. Führungen durch das Gelände und durch das Museum mit der Präsentation ausgewählter Fundstücke.

TITLA

CHEZ TANGO

Mehr Info: www.stadtkultur.at

Mehr Info: www.stadtkultur.at

16.08.2014 | 20:00 | SCHLOSS BRUCK LIENZ Auf dem Programm der Südtiroler Formation alte und neue Musik aus Tirol, Lieder im Pustertaler Dialekt.

23.08.2014 | 20:00 | SCHLOSS BRUCK LIENZ Humoristisches Tango-Tanz-Theater in zwei Akten. Mit Daniel & Lorena Ferro und dem Trio „Chez Tango“ aus Argentinien.

Mehr Info: www.aguntum.info

ALMBLASEN IN VIRGEN

27.07.2014 | 12.30 | ZUPALSEEHÜTTE VIRGEN Das musikalische Bergerlebnis auf 2.350 Höhenmetern bei der Zupalseehütte hat Tradition. Die feierliche Bergmesse wird umrahmt von Weisenbläsern und Sängern. Anschließend freies Musizieren und gemütliches Beisammensein! Taxi zur Wetterkreuzhütte: Anmeldung unter 04874-5227. Gehzeit von der Wetterkreuzhütte zum Zupalsee ca. eine Stunde, Anmeldungen bei Fritz Joast, Tel.: +43 664 398 99 84

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Mehr Info: www.dolomitenstadt.at

OLALA 23. INTERNATIONALES STRASSENTHEATERFESTIVAL

29.07.-02.08.2014 | LIENZ Lienz wird zum Nabel der europäischen Straßentheaterwelt und zum Magneten für rund 20.000 Besucher. Die beliebteste Veranstaltung der Stadt, mit 37 Künstlergruppen aus 12 Nationen. Organisiert von UmmiGummi. Mehr Info: www.olala.at

KABARETTABEND „DIE ZWOA“

31.07.2014 | 20:00 | DORFPLATZ AUSSERVILLGRATEN Zwei Männer – eine Bühne. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches. Die Situation wird jedoch heikel, wenn jeder der beiden Männer glaubt, er sei der Entertainer des Abends und die Bühne für ihn allein reserviert. Ist am Ende etwas mit der Saalreservierung schiefgelaufen? Luis aus Südtirol und sein Gast Thomas Hochkofler in der Rolle des Hausmeisters werden bestimmt eine pragmatische Lösung finden ... Mehr Info: www.ausservillgraten.gv.at

OLALA Straßentheaterfestival


PROGRAMM

BIS SEPTEMBER 2014 BROADLAHN

30.08.2014 | 20:00 | SCHLOSS BRUCK LIENZ Die sechs Musiker von Broadlahn bezeichnen ihre Musik als Weltmusik, urbane Volksmusik, jazzige Landler. Sie spüren Sehnsüchte auf und wecken sie in ihrem Publikum. Mehr Info: www.stadtkultur.at

MUSICBANDA FRANUI

20.09.2014 | 20:00 | STADTSAAL LIENZ Franui kommt wieder zu einem „Heimspiel“ nach Osttirol. Die Musicbanda präsentiert das Programm „Ständchen der Dinge“, ein Querschnitt durch das Liedschaffen von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler, interpretiert auf ihre eigene unnachahmliche Art. Mehr Info: www.stadtkultur.at

GALERIEN 136

ZENS – LEBENSZEICHEN

BIS 17.09.2014 | GALERIE IN DER MITTE HOPFGARTEN I.D. Herwig Zens zählt zu den großen österreichischen Gegenwartskünstlern. Gezeigt werden Werke aus verschiedenen Schaffensperioden. Mehr Info: www.defereggental.eu

SCHLOSS BRUCK LEO GANZER NATUR UND ABSTRAKTION – EINE SYMBIOSE

BIS 26.10.2014

SCHLAGLICHT LIENZ UND DER LIENZER TALBODEN BIS 26.10.2014

GESCHÖPFE DER NACHT FLEDERMÄUSE – GEHEIMNISVOLLE JÄGER AM SCHLOSSTEICH BIS 26.10.2014

www.museum-schlossbruck.com

BIS 03.08.2014

DOLOMITENDOMINO II AUSSTELLUNGSKOOPERATION MIT DER GALERIE GAUDENS PEDIT

VERNISSAGE 07.08.2014 19:00 | BIS 26.10.2014

KALEIDOSKOP

11.07.2014 | 19:00 | VOLKSBANK GALERIE Eröffnung der Ausstellung des Ehepaares Hedwig-Badea. Die Werke werden bis 29. August gezeigt. Mehr Info: www.volksbank-otwk.at

COSMOS. SPIEGELUNG

BIS 16.08.2014 | GALERIE GAUDENS PEDIT Die Lienzer Galerie zeigt Werke von Bernd Zimmer – einst ein „Junger Wilder“, heute einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler Deutschlands. Mehr Info: www.gaudens-pedit.com

„NEUES“

BIS 29.08.2014 | RLB-ATELIER LIENZ Sieben Neuankäufe Tiroler KünstlerInnen erweitern die Unternehmenssammlung. Gezeigt werden Werke von Markus Bacher, Werner Feiersinger, Herbert Hinteregger, Rosmarie Lukasser, Gregor Neuerer, Georg Salner und Gregor Sailer. Mehr Info: www.rlb-kunstbruecke.at

TOTENTANZ EGGER-LIENZ UND DER KRIEG

Galerie Pedit - Foto: Miriam Raneburger

ALLE VERANSTALTUNGEN IM AKTUELLEN COUNTDOWN: WWW.DOLOMITENSTADT.AT


Foto: Wolfgang C. Retter

SOMMER AUF DEM HAUPTPLATZ LIENZ ALLE PLATZKONZERTE AUF EINEN BLICK

DIENSTAGSKONZERTE

MUSIKKAPELLE DÖLSACH

MUSIKKAPELLE AINET

NACHTWERKER

MUSIKKAPELLE NIKOLSDORF

MUSIKKAPELLE HEINFELS

NORMAN STOLZ

MMK NUSSDORF-DEBANT

MK ST. GEORGEN (SÜDTIROL)

BRAUEREI DRY

MK ISELSBERG-STRONACH

MUSIKKAPELLE SCHLAITEN

FALL IN WAVES

MK „DE FRAPS“ (HOLLAND)

MUSIKKAPELLE LEISACH

OBERMOSERS GUITAR-BAND

MUSIKKAPELLE ASSLING

EISENBAHNER STADTKAPELLE

SARAH KÖLL & BAND

MUSIKKAPELLE HOPFGARTEN I.D.

MUSIKKAPELLE OBERLIENZ

ANRAS BRASS

JEWEILS UM 20:00 UHR

SONNTAG, 13.07.2014

MITTWOCH, 16.07.2014

SONNTAG, 20.07.2014

MITTWOCH, 23.07.2014

MITTWOCH, 06.08.2014

SONNTAG, 10.08.2014

MITTWOCH, 13.08.2014

SONNTAG, 17.08.2014

MITTWOCH, 20.08.2014

SONNTAG, 24.08.2014

MITTWOCH, 27.08.2014

SONNTAG, 31.08.2014

MITTWOCH, 03.09.2014

SONNTAG, 07.09.2014

JEWEILS UM 20:00 UHR

15.07.2014

22.07.2014

29.07.2014

05.08.2014

12.08.2014

19.08.2014

26.08.2014


2014 /// ganz zum schluss

Am Ende des Sommers kommt Bewegung in die Dolomitenstadt. Wir analysieren im Herbst, was der „Dolomitenmann“ wirtschaftlich bringt.

GANZ ZUM SCHLUSS 138

Für alle, denen die Wartezeit zwischen Frühlings- und Sommerheft von DOLOMITENSTADT zu lang war, gibt es gute Nachrichten. Die Herbstausgabe wird schon in zwei Monaten auf dem Tisch liegen, wenige Tage nach dem größten Spektakel der Saison, dem Dolomitenmann Anfang September. Dieses Event werden wir aus einigen Perspektiven beleuchten, aus denen es weniger bekannt ist. Nicht unbedingt der Sport steht dabei im Mittelpunkt, sondern ein wirtschaftlicher Aspekt, der in der Infrastrukturanalyse der Experten von Kohl & Partner mehrfach betont wurde. Kann der Dolomitenmann zum Auslöser für ein Osttiroler „Leuchtturmprojekt“ werden? Wir suchen nach der Antwort. „Leuchtturmprojekt“ ist übrigens das Osttiroler Wort des Jahres, auch die „Vordenker“ nehmen es gerne und oft in den Mund. Ihr „Zukunftsbild Osttirol 2025“ unterziehen wir einem Reality Check und

Foto: EXPA / Hans Groder

fragen Experten außerhalb des Bezirkes, was sie von den Thesen und Prinzipien dieses Leitbildes halten. Ist es konkret genug, um eine Alleinstellung für den Bezirk im internationalen Konzert der Regionen zu sichern? Und wo sind die Akteure, denen die Umsetzung der schönen Worte zuzutrauen ist? Weil der Herbst auch eine Metapher für eine Zeit des Lebens ist, in der man Pflege und die Hilfe anderer benötigt, beschäftigen wir uns im kommenden Heft zudem mit dem Thema „Alt werden in Osttirol“. Dazu gibt's wie immer spannende Interviews, Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur aus einer etwas anderen Perspektive – und natürlich eine neue Vision in unserer

Reihe „Was wäre, wenn ...“. Sie wollen mehr? Kein Problem, wir planen wie in jedem Herbst ein Modespecial und bringen die Programmvorschau für die gesamte Saison. Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Zeit, in der die Blätter fallen. Noch ist es ja glücklicherweise nicht so weit. Schnappen Sie sich dieses Sommerheft, cremen Sie sich gut ein und machen Sie sich auf den Weg zu einem der Bäder oder Seen, die wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen. Einen schönen Sommer wünscht Ihnen Ihr DOLOMITENSTADT-Team


SOMMER.HITS in der Region Mittersill – Hollersbach – Stuhlfelden

Wochenmarkt Juni–September 2014 Mittersiller Stadtplatz Mittersill, jeden Freitag ab 09.00 Uhr

11. Juli 2014 12.–13. Juli 2014 25. Juli 2014 08.–10. August 2014 22. August 2014 24. August 2014 29. August 2014

Moonlightshopping in Mittersill Ortszentrum Mittersill, ab 18.00 Uhr

Dorffest Stuhlfelden

Ortszentrum Stuhlfelden Samstag ab 13.00 Uhr, Sonntag ab 10.00 Uhr

Moonlightshopping in Mittersill Ortszentrum Mittersill, ab 18.00 Uhr

Stadtfest Mittersill

Ortszentrum Mittersill, Freitag ab 19.00 Uhr, Samstag ab 15.00 Uhr, Sonntag ab 11.00 Uhr

Moonlightshopping in Mittersill Ortszentrum Mittersill, ab 18.00 Uhr

3. Hohe Tauern Wandermarathon Mittersill Start Zierteichareal Mittersill, ab 09.30 Uhr www.wandermarathon.info

Abschluss und Kunstpreisverleihung der Hollersbacher Malerwochen

Kunsthalle Kramerstadl Hollersbach, 19.00 Uhr

mittersillplus.info


OSTTIROL À LA CARD ERLEBEN

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19 4 9

7. Juni bis 20. September 2014 Kinder EUR 22,00 - Erwachsene EUR 46,00

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2

zum Mölltaler Gletscher

15 1

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6 14 8

6

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Hochpustertaler Bergbahnen Bergbahnen St. Jakob i. Def. Kalser Bergbahnen Matreier Goldried Bergbahnen Mölltaler Gletscherbahnen

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Römerstadt Aguntum

17 18 19 20

Wildpark Assling

Schloss Bruck Lienz Kutschen- und Heimatmuseum Hofanlage „Wurzerhof“ Erstes Tiroler Vitalpinum

Lienzer Bergbahnen Strandbad Tristachersee Dolomitenbad Lienz Schwimmbad Matrei Schwimmbad Dölsach Freizeitarena Virgen

Sommerrodelbahn Assling Nationalpark Hohe Tauern Wasserschaupfad Galitzenklamm


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