Sequenzen per se 2016

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Cover: Jutta SteinbeiĂ&#x;


Herausgegeben von: Helmut Pum Atelier Diakoniewerk OĂ– und Ferdinand Reisenbichler Kunstwerkstatt Lebenshilfe Gmunden OĂ–


„Das könnte ich Tag und Nacht … den Himmel grün anmalen“ Leopold Strobl, Offenes Atelier Gugging


Inhaltsverzeichnis Helmut Pum · sequenzen per se 2016 Ferdinand Reisenbichler Armin Andraschko · sequenzen 2016 Peter Assmann · Die Kunst sequenzieren Donna E. Price · Pollen Petra Kodym · Zu sequenzen per se Heidi Zednik Bastian Lehner

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Sophie Beisskammer Bernhard Engljähringer Anette Friedel Gertraud Gruber Rosemarie Heidler Franz Krumholz Hans Kienesberger Andreas Krötzl Christian Mitterlehner Birdman Hans Langner Eli Kumpfhuber Marco Prenninger Anita Baier Julia Rakuschan Christian Rebhan Sigrid Reingruber Jutta Steinbeiß Sylvia Vorwagner

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Helmut Pum · Malen im Weltraum – Fritz Walter Jetzinger Maria Höger · Leopold Strobl – Das große Ganze betrachten elffriede.aufzeichnensysteme

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Künstlerische ProjektteilnehmerInnen bei sequenzen per se 2016 Biografien · AutorInnen der Fach- und Textartikel

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Impressum

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Helmut Pum · sequenzen per se 2016 Bei den letzten zwei Ausgaben der Broschüre Sequenzen lag das Schwergewicht unter anderem bei der Bedeutung des Begriffes Art brut und der Wechselwirkung zur zeitgenössischen Kunstszene, sowie in der Auseinandersetzung mit Inklusion und Kunst in Sozialeinrichtungen. Die vorliegende Ausgabe widmet sich nun vor allem den Inhalten von Sequenzen „schlechthin“, somit sind Inhalt und Projektname heuer ident. Als wir vor fünf Jahren mit der Projektserie begannen, hatten wir mehr intuitiv als definierend die Bezeichnung „Sequenzen“ gewählt, so ist es diesmal eine besondere Herausforderung, Projektnamensfindung und die Quintessenz eines „künstlerischen Ausschnittes“ – so könnte man vielleicht eine Sequenz kurz bezeichnen – in Deckung zu bringen. Dem Ganzen liegt auch die Überzeugung zu Grunde, dass in einer künstlerischen Sequenz alle Qualitätskriterien eines künstlerischen Prozesses erlebbar und in Folge auch ablesbar sind. Vorrangig wird hierfür das Medium Zeichnung verwendet, das mittels seiner einfachen und spontanen Technik die überraschendsten und offensten Ergebnisse/Prozesse liefert. Sequenz und Serie Eine Sequenz unterscheidet sich sehr wesentlich von einer Serie. Beiden gleich ist zwar eine Anzahl von Bildfolgen, ohne die beide nicht funktionieren würden, jedoch bezieht sich ein Bild einer Serie immer in irgend einer Weise auf das zeitlich unmittelbar vorherige, was ein Bild einer Sequenz nicht tut. Bilder in einer Sequenz haben die Tendenz, unabhängig bleiben zu wollen, unabhängig von Zeit, Thema und Darstellung. Folgen Serien irgendeiner Gestaltungsoder Psychologik, und sind damit natürlich von den Kriterien an Denkvermögen beeinflusst, so folgen Sequenzen ausschließlich dem Überraschungsmoment, den immer wieder offenen und unendlichen Möglichkeiten, die jederzeit entscheidbar sind. Sollten Serien als anschließende Präsentationen in ihrer Entstehungsreihe nicht verändert werden, da damit ein Gestaltungsbruch entstehen könnte, so sind Sequenzen von irgendeiner Präsentationsreihenfolge befreit, auch was ihre zeitliche Entstehung betrifft. Die Notwendigkeit, dass Sequenzen genauso wie Serien innerhalb der Zeit entstehen müssen, haben sie zwar gemeinsam, somit haben beide zeitliches Entwicklungspotential, jedoch haben vorrangig die Sequenzen als Kriterium die Auseinandersetzung mit der Zeitlosigkeit und der dieser immanenten Struktur. Somit können Bildsequenzen in ihrer Reihenfolge beliebig präsentiert und auch beliebig ausgetauscht werden – es tut nichts zur zeitlichen Sache. Genaugenommen ist die Präsentation von Sequenzen wieder ein neuer Gestaltungsvorgang, der von dem vorigen unabhängig ist. Alle künstlerischen Teilnehmer beim Projekt Sequenzen 2016, die auch hier in der Broschüre vertreten sind, haben viel mehr Bilder als abgebildet geschaffen. Die meisten haben sich an der genauen Präsentationsauswahl praktisch nicht beteiligt. Bei vielen gilt das Selbstverständnis, dass die Qualitäten, die in einer Sequenz und genau so auch in einem Einzelbild der Sequenz vorhanden sind, nicht nur von eine zeitversetzten Präsentation, sondern auch von einer nachfolgenden Auswahl durch bestimmte Personen unabhängig sind. Die meisten beschäftigen sich, während ich das hier schreibe und Sie das hier lesen, bereits mit weiteren neuen Schaffensprozessen. Im Projektteam gilt inzwischen die Idee, beim nächsten Sequenzenprojekt einen Katalog zeitgleich während der Projektarbeitsphase zu erstellen. Der Digitaldruck ermöglicht die Umsetzung eines Kataloges bereits an einem einzigen Tag. Bei einer üblichen vierwöchigen Ausstellungssequenz in Galerien, die dabei mit verschiedenen in den selben Räumlichkeiten veranstalteten Arbeitssequenzen und gleichzeitigen Katalogerstellungssequenzen kombiniert wäre, würden Ausstellungs- , Workshop- und Katalogpräsentation am Ende, 6

fast deckungsgleich, angehalten nur durch einen einzigen Tag, (in sich) zusammenfallen. Zum Coverbild von Jutta Steinbeiß Jutta Steinbeiß, künstlerische Teilnehmerin beim Projekt sequenzen per se 2016, das diesmal in Gmunden stattgefunden hat, hat sich während der einwöchigen Workshop/Arbeitsphase an den Vorgaben von kleinformatigen Zeichnungen orientiert, die auch in dieser Broschüre abgebildet sind. Für das Cover haben wir jedoch, nach einer Idee und Anregung von Ferdinand Reisenbichler, eine großformatige Zeichnung, die unmittelbar vor dem Projektworkshop entstanden ist, verwendet. Jutta Steinbeiß beschäftigt sich hier thematisch mit Figuren, abgeleitet aus einer von ihr schon umgesetzten Serie von „Starken Frauen“, die sie in tagelanger Arbeit vorerst mal mit schwarzem Feinmarker vorzeichnet. Die sich damit neu ergebenden Flächenunterteilungen werden wie eigenständige unregelmäßige Kleinformate im Weiteren mit einem Zeichenmuster befüllt. Auch die Leerräume zwischen den gezeichneten Figuren werden unterteilt und diese Unterteilungen bemustert. Ist sie mit ihrer linearen Arbeit fertig, füllt sie, wieder in tagelanger Arbeit, jede Musterfläche mit einer anderen Farbe aus. Dabei achtet sie nicht auf symmetrische Gleichheit, etwa dass linker und rechter Ärmel des Gewandes einer gezeichneten Figur das selbe Muster oder die selbe Farbe aufweisen. Fast scheint es, dass die kurze zeitliche Versetzung des Zeichnens von einem Ärmel zum anderen ausreicht, um jedem Ärmel eine eigene Ursprünglichkeit – und Unabhängigkeit zum Zweitärmel – mit eigenem Muster und Farbe zu geben. Es gibt auch Zeichnungen von ihr, wo sie einzelne Gesichter mit jeweils verschiedenen Augenfarben malt. Das Projekt Sequenzen lebt von der Teilnahme verschiedenster Künstlerpersönlichkeiten, die in ihrem Ausdruck grundverschieden sind, verbunden aber in ihrer Wesensverwandtschaft. Die Elemente „Linie“, „Farbe“ und ein gewisser „Sinn“ in der Art der künstlerischen Herangehensweise einer Jutta Steinbeiß zeigen sich etwa bei einem weiteren Sequenzenteilnehmer, Armin Andraschko, auf überraschend ähnliche wesenshafte Weise auf. Auf minimalistische, fast lapidare Art schreibt dieser auf seiner Homepage: „Meistens geht alles automatisch, die Hand zeichnet ohne mein Zutun und die Farben, die ich benötige, stehen neben mir, sollten sie nicht direkt neben mir stehen, wären es ja ohnehin nicht die richtigen Farben gewesen, außerdem ist mir Farbe an sich egal. Linien sind mir viel wichtiger, Linien und Wörter, ich arbeite schnell und korrigiere nicht, ich schreibe und zeichne ohne zu wissen, ohne zu denken, ohne eine Vorstellung des Fertigen zu haben, aber ich überlasse nichts dem Zufall. Ich will in meiner künstlerischen Arbeit keine vordergründigen Inhalte und gesellschaftspolitische Halbweisheiten transportieren, ich will nichts Gutes hervorheben oder Böses verdammen.“ Linie oder Buchstabe Eine Affinität zur Linie haben auch die beiden Teilnehmer Hans Kienesberger und Andreas Krötzl. Neben ihrer Affinität ist jedoch verblüffend, wie ähnlich auch der ästhetische Ausdruck dieser beiden Künstler ist. Wir haben deshalb auch ihre Zeichnungen in der Broschüre auf einer Doppelseite gegenübergestellt. Andreas Krötzl ist ein Künstler aus der Kunstwerkstatt der Lebenshilfe Oberösterreich/Gmunden, er selbst äußert sich zu seinen Zeichnungen nicht. Beim Projekt Sequenzen 2016 wurde er von der Philosophin Małgorzata Bogaczyk-Vormayr begleitet und zu seinem künstlerischen Zugang auch ein sehr feiner und tiefsinniger Text erstellt. Małgorzata Bogaczyk-Vormayr plant zusammen mit Otto Neumaier ab Winter 2016/17 die Herausgabe eines mehrteiligen Fachbandes


zum Thema „OUTSIDER ART - Interdisziplinäre Perspektiven einer Kunstform“. Hans Kienesberger gibt zu seinem Zugang folgenden Hinweis: „… arbeite schon länger an einem Projekt mit Schrift und habe es allmählich reduziert auf „I“, also der Buchstabe, „I“ auch im Sinne von „ich“, auch englisch „I“, oder eben auch die radikalste grafische Form neben dem Punkt, der Strich, unbefrachtet von Bedeutungen und Interpretationen – und da gibt’s vielleicht schon eine Ähnlichkeit mit Andreas Krötzl, die Unbefangenheit, Freude, Konzentration, Konsequenz, kontemplative Lust, mit der wir unsere Striche ziehen und auch, dass wir in dieser Zeit von Reflexion, Bedeutungssuche weitgehend befreit sind – so viel an Freiheit beim Stricherl ziehen!“ Linie oder Buchstabe? Bewegung oder Ruhepunkt? Bild oder Text? Orientiert man sich an der Ursprünglichkeit, so ist weniger eine Frage mit „oder“ sondern eher ein „und“ ausschlaggebend. Nicht die weitere Ausdifferenzierung sondern die Zusammenführung ist die Perspektive, die eine Linie braucht, um es (sich) auf den Punkt zu bringen.

Künstlerische Entscheidungen Als verbindende Strukturelemente kristallisieren sich – als vergleichende Betrachtung der Sequenzenartikel – „Entscheidungen“ heraus. Als Grundkennzeichen gilt hier, dass eine Entscheidung keine Ursache mehr hat, sondern selbst Ursache ist. Mehrere wiederholte, hintereinander getroffene Entscheidungen (Sequenzen) stehen also in keinem reflektiven logischen Zusammenhang, sondern lediglich in einem Verhältnis. So wie von einzelnen Personen, die in einer Gruppe beisammenstehen, nicht einer aus dem anderen entstanden ist, müssen sie sich, sofern sie sich auch als Gruppe verstehen möchten, sich auch in ihren persönlichen Verhältnissen zueinander definieren, besser „finden“. Peter Assmann spricht da von „unbetretenem Kreativgelände“ und „Kunst ist stets eine Frage der Entscheidung, eine Frage der Entscheidung für die Weltsicht der Kunst, eine Weltsicht der kreativen Entwicklungsmöglichkeiten. Eine solche Entscheidung ist niemals eine einmalige, sondern eine stets wiederholte, …“

Kunstkriterien „Der Künstler ist das Kunstwerk“, sagt Fritz Walter Jetzinger. „der arbeitsprozess ist das kunstwerk“, schreibt „elffriede.aufzeichnensysteme“ in ihrem Artikel für die Broschüre. Und es gibt noch weitere Überschneidungen, zum Beispiel in Bezug auf die universellen Kriterien der Schwerelosigkeit. So plante zu seinen Lebzeiten Fritz Walter Jetzinger sich ein Atelier im Weltraum einzurichten und Elffriede formuliert ihre Kritik gegen scheinbar vorgegebene zu erdhafte Abhängigkeiten und dem universellen Charakter des Mediums Zeichnung mit „die zeichnung zeigt die richtung – der rest ist dekoration im verein mit der schwerkraft.“ Beide haben nicht mehr ein klassisches Bildprodukt als Endergebnis vor Auge, sondern forcieren die Dynamik des künstlerischen Prozesses an sich und stellen sämtliche sonst üblichen vorgegebenen Rahmenbedingungen permanent in Frage. Auch Ferdinand Reisenbichler beendet/unterbricht seine Zeichnungen bereits nach etwa drei Minuten und stoppt damit auch die etwa nach diesem Zeitraum auftauchenden Reflexionen, die als vorgegebene, angeeignete und nachbetrachtende Kontrollmechanismen den eigentlichen auf Wahrnehmung beruhenden, sich immer im Jetzt befindlichen, künstlerischen Prozess vereinnahmen.

Unser Dank als Herausgeber gebührt wiederum allen AutorInnen, die sich mit Bild und/oder Text der vereinbarten Thematik von „Sequenzen“ gestellt haben. Insbesonderen Dank auch für ihre Gast/ Fachbeiträge an Maria Höger, Mitarbeiterin des Vereins Freunde des Hauses der Künstler in Gugging, mit ihrem Artikel über den Künstler Leopold Strobl, und an Elffriede, die einen Beitrag ihres eigenen Projektes „schreiben als kraftakt des zeichnens - zeichnen als kraftakt des schreibens“ liefert. Beide hier angeführten Beiträge sind bezüglich ihrer Inhalte unabhängig zum Projekt Sequenzen entstanden, waren zeitlich und geografisch versetzt. Gerade deshalb macht dies aber einen Vergleich mit dem Projekt Sequenzen interessant. Elffriede provozierte etwa in ihrem Projekt, welches im Oberösterreichischen Kunstverein stattfand, nach einer zuerst dreitägigen stattgefundenen aktiven Arbeitsphase und anschließenden „klassischen“ passiven Ausstellungsphase die Besucher mit dem Hinweis, dass „die ausstellung nun, mit ihrer eröffnung beendet … ab jetzt wie üblich wieder eine tote ist.“ Ihr Projekt lief noch, während sie bereits den Artikel für die Broschüre Sequenzen fertiggestellt hat. Kurz vor unserem Redaktionsschluss bekam sie dann noch von ihrer „Totenausstellung“ Besucherhinweise, die aufzeigten, dass sich die Besucher nicht passiv, sondern neugierig und aktiv in ihre Ausstellung der „offengelassenen Arbeitsplätze“ eingeklinkt hatten. Dies führte nachtragend noch zu einer Ergänzung eines letzten Absatzes ihres Artikels.

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Ferdinand Reisenbichler

In meiner eigenen künstlerischen Arbeit und in unserem Atelier (Atelier Tacheles) ist die wichtigste Frage zur Kunst: „Was bewegt dich im Moment so tief, dass du bereit bist, mindestens 100 Bilder zu diesem Thema zu malen“ 100 Bilder sind natürlich keine zwingende Vorgabe, es können auch 70 oder 40 Bilder sein, aber nicht weniger. 100 ist eine gute Zahl, für die meisten KünstlerInnen im Atelier bedeutet das aber einfach VIELE BILDER, da diese Größe nicht fassbar ist.

an die eigene Grenze und beinhaltet die Möglichkeit, diese zu überschreiten und damit den Erfahrungs-Raum zu erweitern. Kunst tun ist also die Auseinandersetzung mit den eigenen Grenzen, der kontinuierlichen Arbeit, diese zu erweitern um letztendlich zu erfahren, wer man wirklich ist. Dies ist der wesentliche Teil des KünstlerInnen-Seins, das Kunstwerk ist „Abfall“, das, was vom Prozess abfällt und ist für den Schaffenden/die Schaffende eigentlich nur von dokumentarischem Wert.

Es bedeutet auch an einem Thema dran zu bleiben, sich darauf einzulassen, nicht bei der ersten Irritation den „Pinsel“ beiseite zu legen, sondern sich einen Erfahrungsraum zu erschließen und mit Konsequenz der Folgerichtigkeit Raum, Zeit und Energie zu geben. In dieser „sequenzierten“ künstlerischen Auseinandersetzung mit einem selbstgewählten Thema ist eine Erfahrungstiefe möglich, die wider die Beliebigkeit und Unverbindlichkeit gerichtet ist und den Maler, die Malerin erst zum Künstler/zur Künstlerin werden lässt. Kunst tun/KünstlerIn sein, heißt doch in erster Linie, sich kreativ mit den eigenen Grenzen auseinanderzusetzen und die Verbindlichkeit in einen gestalterischen Prozess als wesentlichen Faktor mit einzubeziehen. Die kontinuierliche Auseinandersetzung führt mit Sicherheit

Die Erfahrungen im Atelier zeigen, dass diese Arbeit in Sequenzen eine vertiefte und verdichtete Sprachlichkeit nach sich zieht und eine positive und stärkende Wirkung auf die Persönlichkeit ausübt.

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Eine Arbeit in Sequenzen ist gelungen, wenn die Einzelteile, also die Bilder in ihrem Verlauf eine Folgerichtigkeit aufweisen – es ist schwer zu erklären, was das ist. Wenn die Blätter aneinandergereiht sind, ist spürbar, dass der „Rote Faden“ durch das Werk läuft. Ein Gefühl der Stimmigkeit, der Richtigkeit, des „Klingens“ ist intuitiv wahrnehmbar und berührt, auch dann wenn das Thema oder die formale Umsetzung nicht den Geschmack des Betrachters widerspiegeln. Dann und erst dann ist es Kunst.


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Armin Andraschko · Sequenzen 2016 Ich wurde letztes Jahr von Helmut Pum und Ferdinand Reisenbichler zu den Sequenzen eingeladen, ohne zu wissen, was mich dort erwartet. Wir sprachen zwar kurz über die Zusammenarbeit von „nicht behinderten“ und „behinderten“ Künstlerinnen und Künstlern (ich verwende jetzt noch absichtlich das Wort „behindert“) und trotz meiner vermeintlichen Offenheit diesem Thema gegenüber, war dann doch das dort Erlebte für mich damals nicht vorstellbar. Seltsamerweise wurde ich einige Tage vorher etwas nervös, ja fast unsicher, was mir normalerweise in Bezug auf meine künstlerische Arbeit nicht passiert. Ich befasste mich im Vorfeld vermehrt mit dem Thema Art-Brut und erinnerte mich wieder an diese ungeheure Kreativität und Schaffenskraft dieser „auserwählten Menschen“ („auserwählt“ ist übrigens die Bezeichnung, die ich ab jetzt für diese wunderbaren Menschen verwenden werde). Ich übe mich ansonsten nicht im Wettstreit und Vergleich mit anderen Kunstschaffenden, ja mir ist es meistens sogar ziemlich egal, was die so tun, ich bin sehr auf meine eigene künstlerische Arbeit fokussiert und doch wusste ich nicht, ob ich meinen unbewussten Zugang zur Kunst in einem Umfeld eines kollektiv unbewussten Zuganges so leicht erlangen kann, wie ich es von der Arbeit in meinem Atelier gewohnt bin. Natürlich war es möglich, vielleicht nicht sofort, aber innerhalb kürzester Zeit war mein Zustand des „Nichtdenkens“ möglich, ja es war nicht einmal besonders schwierig, in diesen Zustand zu gelangen, weil mich diese große künstlerische Spannung oder Energie umgab, die aber von allen Kolleginnen und Kollegen ausging, also auch von denen, die ein Auto lenken dürfen, das ist nämlich der einzige Unterschied, den ich so festgestellt habe, der uns von den Auserwählten unterscheidet und doch gibt es noch etwas, das uns unterscheidet, sie haben nämlich einen ganz anderen Lebensauftrag erhalten als wir. Wir dürfen und müssen uns im Leben mit Dingen beschäftigen, die uns in Wahrheit von unserer Bestimmung immer wieder fernhalten, sie müssen das nicht tun und haben viel mehr Zeit, die Erde zu heilen, ja ich denke, dass das der Auftrag ist, der ihnen für ihr Leben mitgegeben wurde. Doch jetzt wieder zurück zur Kunst, obwohl ich denke, dass man Kunst und Leben nicht getrennt sehen kann, schon gar nicht ArtBrut, weil dabei ja der direkte Zugang vom Leben zur Kunst gewählt wird und nicht zuerst die Hürde des theoretischen und akademischen Denkens überwunden werden muss, um diese Tür in die andere Welt des Nichtdenkens, vielleicht ist es auch ein Vieldenken, zu öffnen. Auf jeden Fall habe ich bei den Sequenzen 2016 erkannt, dass wir alle wechseln, vielleicht habe ich es gar nicht selbst erkannt, aber Helmut Pum hat mir bei einem längeren nächtlichen Gespräch erklärt, dass auch unsere Auserwählten zwischen den Welten wechseln und nicht, wie ich früher immer vermutet habe, in der Kunstwelt festsitzen, sie können bewusst die Tür öffnen und auch wieder schließen, so wie ich es von meiner eigenen künstlerischen Arbeit kenne. Bezeichnend für „Sequenzen 2016“ war natürlich die Serie, der Verzicht auf die Wichtigkeit des einzelnen Bildes, erst die ganze Serie ergibt den ganzen fassbaren, vielleicht im Glücksfall sogar nicht fassbaren, sondern nur erlebbaren Sinn. Ich denke, dass die Serie nicht unbedingt eine Notwendigkeit für Art-Brut darstellt, aber ich bemerke immer wieder, dass Menschen, die einen sehr unbewussten Zugang zur Kunst pflegen doch hauptsächlich in Serien arbeiten, wobei da auch gewisse Verwandtschaft zur Comic-Kunst oder zum klassischen Bilderbuch erkennbar ist, in der die einzelne Zeichnung keinen Sinn ergibt, sondern nur das Ganze lesbar wird, glaube aber, dass bei diesen Kunstrichtungen der Schaffensprozess ganz anders stattfindet, als bei Art-Brut.

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Es hat mit „Mitteilen“ zu tun, ich arbeite in Serie, weil ich etwas mitteilen will und die Serie ist wahrscheinlich der beste Weg, das zu tun, es ist der beste Weg, mit Bildern und Worten zu überfluten, die mir zustehende Aufmerksamkeit bei den Menschen einzufordern, aber auch mich zu offenbaren und zu entblößen, es gibt kein Zurückhalten, kein sich hinter der eigenen Kunst verstecken, ich werde für die anderen erkennbar und muss und darf damit leben. Ich glaube, dass diese Beweggründe bei allen der Art-Brut zugehörigen Künstlerinnen und Künstlern, ob unbewusst oder bewusst, eine Triebfeder sind, ihr künstlerisches Schaffen vor sich selbst rechtfertigen zu können, ja und natürlich, um etwas mitzuteilen und damit zu verändern. Bei den „Sequenzen 2016“ in Gmunden konnte ich diese Fragen, diese Feststellungen und Gedanken sehr stark in allen Räumen spüren, darum hat mich diese Woche auch sehr stark beeinflusst und getragen und mir wieder eine Rechtfertigung für meinen gewählten Weg in der Kunst gegeben. Natürlich ergeben sich in solch intensiven Tagen auch künstlerische Freundschaften und ich freue mich darauf, mit Helmut Pum und Petra Kodym unsere besprochenen Projekte zu verwirklichen. Ja, ich denke Freundschaften sind auch ein wichtiger Bestandteil von „Sequenzen 2016“ gewesen, es haben sich Freundschaften entwickelt und ich bin sehr stolz darauf, dass mich einige unserer auserwählten Künstlerinnen und Künstler als einen der ihren wahrgenommen haben und mir sehr liebenswerte Worte zum Abschied mitgegeben haben. Danke an Helmut Pum und Ferdinand Reisenbichler und ich würde mich freuen, bei den „Sequenzen 2017“ wieder dabei sein zu dürfen.


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Peter Assmann · Die Kunst sequenzieren ... 1. Sequenz Spätestens seit der Zeit der Moderne am Beginn des 20. Jahrhunderts bestimmt sich eine Kunstdiskussion zunehmend als Entwicklungsdiskussion. Nicht das ewige und absolute Meisterwerk wird als Zielorientierung vorgestellt, sondern ein künstlerischer Prozess, eine Entwicklungsarbeit, die sich auf der Basis von präzisen künstlerischen Entscheidungen, zusammenfassend auch Kunstwollen genannt, vollzieht. Das einzelne Werk ist daher zuvorderst Bestandteil einer größer zu denkenden Künstlerbiografie; es erscheint als eine Art von individueller „Spurmarkierung“ in einem kreativen „Aufbaugelände“. Vergleichbar mit der DNA Sequenzierung, ist die individuelle Identifizierung einer künstlerischen Spur eingebettet in eine Abfolge, in eine Ordnungsreihe, wobei sich ein Schritt konsequent aus dem vorherigen Entwicklungsschritt ableiten und somit eine identifizierbare Einzelreihe erkennen lässt. Das Kunstwerk überzeugt - auch, und immer mehr – als Zitat eines neu geschaffenen, individuellen Gesamtkomplexes: Ein früheres gesamtkulturelles Phänomen eines bestimmten Stils zersplittert gleichsam in die Betonung der Qualitäten von Persönlichkeitsstilformen. Im Hinblick auf eine solche künstlerische Perspektive wird nicht nur das Denken in Abfolgen und Folgerichtigkeiten, sondern auch sehr konkret die künstlerische Erarbeitung von Serien immer wichtiger. Die jeweilige künstlerische Entscheidung orientiert sich von Beginn weg auf eine Produktionsreihe, auf die Erarbeitung von mehrteiligen Betrachtungsimpulsen, die von Beginn weg die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Frage nach Entwicklungsperspektiven ausrichtet - und damit einen gewissen Grad an Unvollständigkeit in Kauf nimmt, ja eine solche durchaus als wesentlichen Bestandteil der präsentierten künstlerischen Arbeit erachtet. Im Bereich der Bildkunst lässt sich eine solche Arbeitsweise sehr gut

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mit einer Form von „filmischen Denken“ in Zusammenhang bringen. Das Einzelbild wird immer mehr als eine Art von Kader gesehen, also als Bildinformation, die vor allem auf ein Vorher und ein Danach verweist, in diesem Sinne geprägt durch die umfassenden Betrachtungserfahrungen einer medial in vielfältigsten Formen transportierten Bilderwelt des zeitgenössischen Alltagslebens. Das gegenwärtige, immer mehr filmisch geprägte Betrachtergehirn ist also gleichsam permanent darauf ausgerichtet, Bildzitate zuzuordnen, zu ergänzen und für sich selbst souverän neu abzuspeichern – zumindest in unterschiedlich dauerhafte Zwischenablagen: Die Kunst reagiert darauf. Das (künstlerische) Denken in Sequenz(en) bedeutet aber auch ein aktives Bekenntnis zum Suchprozess, ein Bekenntnis zur Evolution von Kreativität, ein durchgängiges Ausgerichtet-Sein auf das Weitere, auf das weitere Mögliche. Jegliche künstlerische Zufriedenheit kann sich daher nur für einen bestimmten Zeitraum einstellen und niemals einen umfassenden Anspruch aufbauen. Ein ausgebreiteter Spannungsbogen kann somit bestenfalls abgerundet sein, aber niemals gänzlich zu Ende geführt werden. Eine Sequenz geht grundsätzlich weiter ... 2. Konsequenz Kunst ist stets eine Frage der Entscheidung, eine Frage der Entscheidung für die Weltsicht der Kunst, eine Weltsicht der kreativen Entwicklungsmöglichkeiten. Eine solche Entscheidung ist niemals eine einmalige, sondern eine stets wiederholte, eine Entscheidungsreihe, eine mit Folgerichtigkeit gesetzte Serie von Entscheidungen. Es reicht nicht, sich selbst als Künstler zu definieren, sondern es bedarf auch stets dieser wiederholten auf das Kreative hin orientierten Prozessbestimmungen: Es bedarf einer kreativen Produktreihe als Folgerichtigkeit einer künstlerischen Existenzbestimmung.


Dieser Kommunikationsprozess Kunst ist natürlich erst dann ein solcher, wenn es auch gelingt, Betrachter von der eigenen Entscheidung und den daraus resultierenden Produktentwicklungen zu überzeugen. Kommunikative Überzeugungsprozesse sind in jedem Fall in ihrer Durchsetzungsenergie an die eigene Überzeugung gebunden. Nur wenn ich selbst überzeugt bin, kann ich nachhaltig andere überzeugen. Auch hier gilt es, einfach Konsequenzen zu ziehen: Das von einem Künstler vorgestellte Tun und Werken muss sich als eine in sich folgerichtige Abfolge von Botschaftsentscheidungen präsentieren. Das ist durchaus in großer Fremdheit zu bisher üblichen Botschaftsformen möglich, erfordert allerdings die zuvor angesprochene Überzeugungskraft einer in sich folgerichtig bestimmten Entscheidungsreihe. Oftmals zitiert in diesem Zusammenhang wird natürlich die historische Beobachtung der Konfliktsituation von individueller Überzeugung versus fehlendem Überzeugungserfolg bei anderen Menschen - wobei die Kunstgeschichte hier durchaus viele Beispiele von später erfolgter Überzeugung bei anderen bereit hält. Insbesondere die jüngere Kunstgeschichte ist voll von solchen Beispielen, das Grundkonzept der Avantgarde basiert etwa durchaus auf einer solchen Situation: Eine künstlerische „Vorhut“ - um beim militärhistorischen Begriff der Avantgarde zu bleiben - wagt sich in bisher unbetretenes Kreativgelände, um zunächst vor allem Ablehnung für das eigene Tun zu erhalten, erst später wird die künstlerische Pionierleistung anerkannt. Allerdings gilt in keiner Weise der Umkehrschluss: Nicht alles, was in der Entstehungszeit abgelehnt wird, hat eine Art von kunsthistorischem Erfolgsabonnement für die Zukunft - aber es besteht immerhin eine an historischen Beispielen genährte Hoffnung und diese ist, wie die Kunstgeschichtsentwicklung zeigt, stets mit der Frage der individuellen künstlerischen Konsequenz verbunden. Schon in seinen ersten Äußerungen zur Qualitätsdiskussion der art brut hat Jean Dubuffet die spezielle innere Konsequenz der in diesem Sinne schaffenden Künstlerpersönlichkeiten hervorgehoben, durchaus in einer Form von Parallelargumentation zur Situation der Moderne. Insbesondere Wassily Kandinsky argumentierte in seinen Schriften stets mit einer künstlerisch folgerichtigen „inneren Notwendigkeit“. Wie immer fremd, seltsam und dem eigenen bisherigen Kunst(er)leben entfernt auch eine vorgestellte Kunstwerksituation dem Betrachter erscheinen mag, eine hier beobachtbare künstlerische Konsequenz wird stets wenn nicht umfassende Überzeugung so doch respektvolle Anerkennung nach sich ziehen. Künstlerische Konsequenz zieht grundsätzlich weitere Kreise ...

3. ... die „Sequenzen“ ... Das Kunstprojekt „Sequenzen“ reiht sich wie selbstverständlich in eine solche Argumentationsreihe ein, die zudem in der aktuellen Projektversion des Jahres 2016 noch einmal mehr verstärkt wird. Die „Sequenz“ als künstlerisches Thema forciert in großer Deutlichkeit eine künstlerische Haltung der konsequenten Entwicklung, einer Arbeit an künstlerischen Serien, durchaus in der Gruppe koordiniert was die äußeren Parameter hinsichtlich Größe und Bildtechniken betrifft, aber auch - wie stets in der Kunst - offen für individuelle Durchbrechungen und Neuorientierungen. Das Grundthema ist und bleibt jedoch klar erkennbar, die daraus resultierende Fülle von einzelnen Werkschritten zeigt sich eingebunden in eine große Themenklammer und zudem aufgesetzt auf sehr grundlegende künstlerische Entwicklungsparameter. Insbesondere in dieser künstlerischen Orientierung zeigt sich einmal mehr die Augenhöhe zwischen den unterschiedlichen in diesem Projekt versammelten Künstlerpersönlichkeiten. Die hier aufgebaute Gemeinschaft funktioniert wie selbstverständlich ohne eine Frage nach Behinderung oder Defizitorientierung. Die äußeren Rahmenbedingungen sind so gestaltet, dass für alle Beteiligten unterschiedliche Hilfeleistungen zur Verfügung gestellt werden – Materialien, Arbeitsraum, Transporte, ... . Die gemeinsame Themenorientierung der „Sequenz“ verschränkt das gemeinsame Arbeiten noch einmal mehr, denn gerade in diesem künstlerischen Arbeitsfeld zeigen sich sehr deutlich die Stärken und die Überzeugungskraft einer konsequenten Werkentwicklung, einer konsequenten eigenständigen Kreativfeldpositionierung in weitgehender Unabhängigkeit von anderen gesamtgesellschaftlichen Erfolgsparametern. Hier geht es sehr deutlich um die Kraft der Konsequenz, um die individuelle Folgerichtigkeit der künstlerischen Abfolgen. Erstaunlich sind dann vor allem die seltsamen Berührungen dieser in diesem künstlerischen Gruppenbiotop entwickelten Sequenzreihen, die spannenden Kreuzungen von individuellen Entwicklungspfaden, und immer wieder die faszinierende Freiheit im Umgang mit bildbestimmenden Botschaftsformen aller Art: Wörter, Wortelemente, Buchstaben, Linienansätze, Linienfragmente, Formannäherungen, Formkonturierungen, Farbfelder, Farbflecken, gefärbte Spurenelemente, große und kleine Gesten, Appelle und sensibles Vorfühlen – und vieles weitere mehr. Und das wohl am meisten Erstaunliche ist die Tatsache, dass trotz der großen hier erarbeiteten Fülle immer noch die Orientierung auf das Weitere einen wichtigen Platz in dieser künstlerischen Erfahrungswelt einnimmt.

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Peter Assmann

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Donna E. Price · Pollen Durch sequenzen per se habe ich keine neue Serie angefangen, sondern sequenzen per se hat mir geholfen, mich auf eine aktuelle Serie zu fokussieren, die ich schon begonnen hatte als Vorbereitung für eine Ausstellung im Oktober 2016. Dieser Werkzyklus wird in der Weizenblatt Gallery, Mars Hill Universität NC (USA) ausgestellt. Das Thema von diesem Werkzyklus ist „motion“ (Bewegung) und „relocation (Ortswechsel). Der Ausstellungs-Titel drift: [know no borders] ist ein direkter Hinweis auf die Notlage der Flüchtlingskrise in Europa ebenso wie die politische Situation in der USA. Als eine in Österreich lebende Amerikanerin ist es sehr wichtig, eine Balance zwischen einer fremden Kultur und meinen ursprünglichen kulturellen Nuancen zu finden. Für mich war meine Übersiedlung meine eigene Entscheidung. Für so viele Leute ist eine gezwungene Übersiedlung eine Notwendigkeit für das Überleben. Aus dem eigenem Haus oder Land gezwungen zu werden, trägt riesigen Schmerz und Traurigkeit mit sich. Ich habe mich der Welt der Natur zugewendet, um diesen Schmerz und die Traurigkeit anzusprechen. Als erstes ist mir der Gedanke an Pollen gekommen. Pollen kennen keine Grenzen. Pollen treiben einfach so weit weg, wie der Wind sie trägt oder so weit weg, wie die Bienen fliegen. Ohne die Bewegung von Pollen werden die Pflanzen nicht befruchtet. Die Lebenskraft geht nicht weiter. Mit Pollen kommen auch Fülle, Schönheit und Lebenskraft. Menschen sind auch wie Pollen. Wir bewegen uns freiwillig oder wir werden unfreiwillig von einer Stelle zur anderen gezwungen. Obwohl dieser Umzug manchmal sehr traumatisch sein kann, kann er auch zur gleichen Zeit Herz und Geist öffnen, um die Wichtigkeit der Unterschiede zwischen uns zu zeigen. Aber was noch wichtiger ist, sind die Ähnlichkeiten, die Menschen miteinander teilen. Pollen repräsentieren Leben und mein Ziel ist, dieses Leben in meinen Zeichnungen zu spiegeln. Innerhalb dieses Zyklusses ist jede Zeichnung miteinander verwandt. Sie teilen alle eine gemeinschaftliche Seele, aber jede Zeichnung besteht auch selbständig. Jedes Stück ist ein Universum für sich selbst. Je länger ich an dieser Pollen Serie gearbeitet habe, umso stärker wollte ich die Bildsprache zwischen jedem Stück reduzieren. Diese Reduktion repräsentiert einen fokussierten Blick der gesamten Werke. Innerhalb der gesamten Serie habe ich drei SubSerien erarbeitet: die ursprüngliche Serie vom Spät-Winter 2016, die farbgesättigte Serie und die reduziert Serie. Aber alle Zeichnungen beinhalten die symbolischen Punkte der Blütenstaubkörner. Donna E. Price, 2016 Großen Dank an Petra Kodym – eine großartige Text Editorin. Ursprünglicher Text auf Englisch; deutsche Übersetzung von der Künstlerin selbst, mit Unterstützung von Heidi Zednik.

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Petra Kodym · Zu Sequenzen per se | Sequenzen 5 | im Kleinformat Serie | Sequenz | Einzelbild und der vielgestaltige künstlerische Zugang Sequenzen, eine öffentliche, inklusive, zeichnerische Werkphase mit anschließender Präsentation, hat 28 KünstlerInnen zusammengebracht, um 5 Tage lang im kleinen Format einen Ausdruck zu finden. Was sind Sequenzen eigentlich, auf die bildende Kunst bezogen? Häufig wird der Begriff den Film betreffend verwendet. Eine Filmsequenz ist eine kleinere Einheit innerhalb des Erzählungsstrangs. Ganz allgemein bedeutet Sequenz (vom lateinischen sequentia) eine Folge, eine Abfolge, eine Reihenfolge (von gleichartigen Dingen). Eine räumliche, zeitliche oder gedankliche, lineare Aufreihung oder Abfolge. Also könnten wir sagen, Sequenzen in der bildenden Kunst sind Bildfolgen. In der Mathematik ist eine Sequenz eine sortierte Folge von Zahlen, in der Musik eine Folge von gleichartigen musikalischen Abschnitten auf verschiedenen Tonstufen, solch strenge Regeln gibt es in der bildenden Kunst, zumindest für diesen Begriff nicht. Eine Bildfolge oder eine Abfolge von Bildern kann alles mögliche sein und beinhalten. Muss eine Bildfolge erzählerisch sein? Wenn die Definition, dass es eine räumliche, zeitliche oder gedankliche, lineare Aufreihung oder Abfolge ist verwendet wird, eigentlich schon. Im weitesten Sinne, denn in der gegenstandslosen, abstrakten Zeichnung wird eine Bildfolge völlig anders funktionieren, als in einer figurativen und/oder gegenständlichen Abfolge von Zeichnungen und auch hier kann die erzählerische Reihe immer unterbrochen oder gebrochen werden. Verschiedene Varianten der sequentiellen Bildproduktion sind von den 28 beteiligten KünstlerInnen durchgespielt worden und haben zu den unterschiedlichen oder gemeinsamen Ergebnissen geführt.

Aus der Fachsprache über bildende Kunst kennt man eher den Begriff der Serie. Er oder sie arbeitet gerne in Serien, wird oft gesagt. Was ist also die Begriffsdefinition für die Serie? Wieder kommt das Wort aus dem Lateinischen (serere) und heißt reihen oder fügen, ist also den Sequenzen sehr nah und teilweise identisch. Fast alle kennen wir Fernsehserien, eine Geschichte wird über längere Zeit, in vielen einzelnen Folgen erzählt. Wer nur eine oder wenige Folgen sieht, kann die Erzählung nicht nachvollziehen. Wikipedia sagt über die Serie in der Kunst: „Serielle Kunst ist eine Gattung der modernen Kunst, die durch Reihen, Wiederholungen und Variationen desselben Gegenstandes, Themas bzw. durch ein System von konstanten und variablen Elementen oder Prinzipien eine ästhetische Wirkung erzeugen will. Dabei sind die einzelnen Objekte – im Ge16

gensatz zur Werkgruppe oder Variation – nicht lediglich lose durch das Sujet, sondern durch so genannte Bildregeln verbunden. Das sind diejenigen Vorgaben, die im Einzelnen Werk innerhalb der Serie umgesetzt werden müssen. Weiteres Kennzeichen der Serie ist, dass sie im Regelfall aufgrund der Austauschbarkeit theoretisch unendlich fortgesetzt werden könnte. Durch die Umsetzung der Bildregeln verliert das einzelne Werk an Individualität und ist theoretisch austauschbar. Die Serie lässt sich inhaltlich daher erst in der Gesamtschau erfassen. Gleichzeitig tritt das Sujet gegenüber der Darstellung selbst zurück.“ Diese Definition sehe ich sehr kritisch, da sie viele Widersprüche in sich hat, das erwähnte System und die Bildregeln macht sich jeder Künstler und jede Künstlerin selbst, da es ja im Entstehungsprozess niemanden gibt, der immer daneben steht und überprüft, ob imaginäre Regeln und Gesetzmäßigkeiten eingehalten werden. Das alles passiert immer danach und ist immer eine Interpretation. Der Schöpfer, die Schöpferin kann die Regeln jedes Mal ändern und alles auf den Kopf stellen. Genauso muss in einer Bildserie das Sujet ganz und gar nicht zurücktreten und nur mehr die Darstellung über bleiben. Ich würde sagen, dass Sequenzen und Serien, was die bildende Kunst angeht, sich äußerst ähnlich sind und auch das Gleiche sein können. Eine ganze Reihe von Bildern, die etwas miteinander zu tun haben, in denen man irgendeinen Zusammenhang, inhaltlich, formal oder wie auch immer, erkennen kann. Das kann erzählerisch sein oder auch nicht, wie sich auch während der Werkphase bei Sequenzen 5 und besonders bei der Präsentation der entstandenen Serien gezeigt hat. Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob eine KünstlerIn eine oder mehrere Beeinträchtigungen hat oder nicht, die Arbeitsweisen sind hier und da sehr unterschiedlich.

Da das künstlerische Projekt „sequenzen per se“, mit 28 beteiligten KünstlerInnen, die sich 5 Tage lang immer wieder über den Weg laufen, zu Begegnungen, Gesprächen und Diskussionen führt, hat sich auch die Frage ergeben, was der Unterschied zwischen Sequenzen und Variationen sind. Ich meine, Variationen können Teil einer Sequenz sein, wie auch Teil einer Serie. Eine Variation ist eine Veränderung, eine Abwandlung. Es muss also schon etwas vorhanden sein, das verändert oder variiert werden kann. Aus dem Musikbereich kennt man den Begriff eher, in der bildenden Kunst ist er nicht so üblich. Aber Variationen von Bildern oder von einzelnen Bildteilen können immer Teil von Serien oder Sequenzen sein.


Bildserien und Bildsequenzen bestehen aus einzelnen Bildern. Es gibt Bildserien, aus denen einzelne Bilder herausgenommen werden können und diese auch ohne die ganze Abfolge eine gewisse Gültigkeit behalten oder eine Aussage. Genauso gibt es Werkserien, wo dies nicht funktionieren wird. Außerdem gibt es den Begriff des Einzelbildes. Ein Bild, das nicht Teil einer Serie ist und das von der Künstlerin oder von dem Künstler als abgeschlossene Arbeit gesehen wird. Es gibt KünstlerInnen, die nur Einzelbilder schaffen, es gibt welche, die Serien und Einzelbilder machen und welche, die nur in Serien arbeiten. Es gibt aber auch, bestimmt sehr viele, die sich beim Akt der Entstehung und der Produktion eines oder mehrerer Bilder, darüber keine Gedanken machen. Die Definitionen und Interpretationen der Form – Serie, Einzelbild, Werkgruppe … passieren ja erst später und oft durch TheoretikerInnen oder BetrachterInnen. Die Frage, ob es denn ein Einzelbild gibt, ein Bild, das wirklich ganz für sich steht, taucht selbstverständlich auf, wenn die ganze Zeit von Bilderserien die Rede ist. Ein Bild, das für sich steht, gibt es bestimmt, ich glaube sogar, wie schon erwähnt, dass es auch Einzelbilder innerhalb einer Serie geben kann. Das heißt nicht, dass alle Bilder aus denen die Serie besteht Einzelbilder sein können, die jedes für sich stehen, aber einige können dabei sein, die auch außerhalb der Serie für sich stehen und ohne die anderen Bilder der Serie Bedeutsamkeit haben. Gibt es dann auch ein beendetes Einzelbild oder gar ein vollendetes Bild, wenn es Bilder gibt, die ganz für sich stehen? Da Gedanken(gänge) nie abgeschlossen sind, kann es, wenn man in Bildern denkt und diese Gedanken auf Papier oder andere Untergründe bannt, kein vollendetes Einzelbild geben. Es gibt ja auch keinen vollendeten Gedanken. Es kann aber durchaus ein beendetes Bild geben oder eine beendete Serie, nämlich dann, wenn die Künstlerin oder der Künstler die Arbeit daran beendet. Es ist einfach eine Entscheidung, die getroffen werden muss, wenn man im künstlerischen Leben mehr als ein Bild oder eine Bildserie produzieren möchte. Muss es ein vollendetes Einzelbild geben? Nein, denn dann müsste es Vollendung geben, die mehr als ein hohles Wort ist und wie sollte diese aussehen, was sollte das sein? Vollendung, im Sinne von Abschluss, Perfektion, Unmöglichkeit einer Weiterentwicklung, gibt es wahrscheinlich weder in der Kunst, noch in den meisten anderen Bereichen menschlichen Denkens und Handelns. Vielleicht gäbe es so etwas wie Vollendung in der vom Menschen unberührten Natur. Da es keinen Ort auf der Erde gibt, der vom Menschen nicht beeinflusst ist, muss es bei dieser Hypothese bleiben. Muss es beendete Einzelbilder geben? Ja, auch, denn KünstlerInnen haben unterschiedliche Arbeitszugänge. Sicher kann es ein spannendes Konzept sein, an einem einzigen Bild immer weiter zu arbeiten (bis zum Tod) oder einfach alle Bilder als nicht beendet oder unfertig zu erklären, wie es auch dieser Text ist und diese Gedanken sind. 17


Heidi Zednik Vorwort Ich möchte die geschätzte Leserin, den Leser darauf aufmerksam machen, dass mein Deutsch durch meinen langen Aufenthalt in den USA sehr eingerostet und etwas kreativ geworden ist. Ich denke englisch und schreibe deutsch – dadurch entstehen interessante und oft amüsante Sätze und Wortwendungen. Großen Dank an meine beiden exzellenten Texteditoren – Ferdinand Reisenbichler und Petra Kodym – sie achten ständig, oft lachend, darauf, dass kein Babel entsteht. Heidi Zednik, MFA, Asheville/USA · Altmünster/A Projektleiterin KUNST:RAUM Gmunden, 2016 art-as-revolution in series Serien verursachen Änderungen. Der Prozess einer künstlerischen Serie kann auf ein einzelnes Thema fokussiert sein, aber Änderungen innerhalb einer Serie sind fast unvermeidlich. Dieses Unvermeidliche zeigt den lebendigen Teil der kreativen Serie – etwas, was nicht immer zu kontrollieren ist, sondern ein eigenes „ICH BIN“ entwickelt. In meinem Vokabular rede ich von „dem Werk nicht im Wege stehen.“ Mit einer Serie wird etwas in Bewegung gesetzt – es fängt an, zu rollen, zu wachsen. Über die 5 Jahre von Sequenzen ist nicht nur etwas ins Rollen gekommen, sondern eine kreative Explosion hat stattgefunden. Mit jedem Jahr haben sich Sequenzen nicht nur thematisch sondern auch künstlerisch gesteigert. Selten wurde etwas wiederholt, qualitativ hat es sich sprunghaft entwickelt. Es war immer wieder ein „neuer“ Anfang und doch jedes Mal ein meilenweiter Fortschritt. Sequenzen selbst ist ein langfristiges Experiment in Serien Form. Sequenzen und das Leader Projekt KUNST:RAUM Gmunden sind prinzipiell verwandt als kreatives Experiment; Sequenzen, temporär und den Ort wechselnd, KUNST:RAUM Gmunden „vor Ort“ und eine stabile Basis schaffend. Beide sind ein Experiment in Serien-Arbeit. In diesem Sinn wurde das jährliche Projekt Sequenzen perfekt benannt. Das Wort bezeichnet den Inhalt des Projektes, auch wenn sich die Details konsequent ändern. Beide haben fast zur gleichen Zeit begonnen – Sequenzen als ein künstlerisches Experiment im Papiermachermuseum und das Grundkonzept für KUNST:RAUM Gmunden ursprünglich als ARThaus4 Gruppenatelier und Galerie. Beide reagieren auf ständigen Wechsel und Notwendigkeiten, es entsteht die Lebendigkeit einer unendlichen Reihe. Die TeilnehmerInnen, die KünstlerInnen, die Gemeinde, sowie die Kulturschaffenden verändern den Weg des Projektes fast täglich. Das Ziel ist das kreative Experiment und der Glauben an den enormen Wert und Notwendigkeit dieser Kreativität. Für KUNST:RAUM Gmunden verläuft die Serie (seit 2010) mehr wie ein Umzugsplan: Hans Kienesberger (Künstler) übersiedelt sein Atelier in die Traungasse > Petra Kodym (Künstlerin) zieht in die Traungasse, Atelier / Wohnung > ARThaus4 eröffnet in der Traungasse 12 > Raum.Schau.Eck (öffentlich zugängliche Galerie) wird von Dr. Heinrich Torggler und Wiltrud Fauler eröffnet > Michael Wittig (Fotograf ) zieht in die Traungasse > ARThaus4 wechselt zu Markplatz 14 > Galerie Tacheles eröffnet in Traungasse 12 > ARThaus4 wechselt zu Kaltenbrunnerstrasse 2 > KUNST:RAUM 18


Gmunden eröffnet in Marktplatz 14 > Kunst:Raum Gmunden bleibt als Projektname, aber Marktplatz 14 verwandelt sich zur Projekt:Zentrale M14. Zentral in dieser Projekt-Serien-Arbeit ist das Kunstforum Salzkammergut, mit einer Galerie sesshaft in Traungasse 12a, wo fast durch Zufall Ferdinand Reisenbichler und ich in den Vorstand gekommen sind. Durch diesen Zufall haben wir eine ähnliche Revolutionsader entdeckt. Sehr schnell haben sich Projekte entwickelt, letztendlich das Leader Projekt KUNST:RAUM Gmunden. Ein wesentlicher Teil dieser Projekt-Serien-Arbeit ist der Freundeskreis, nicht nur unterstützend zur Serie, aber so entsteht letztendlich das Projekt-Team von KUNST:RAUM Gmunden. Maria Pfeiffer hört ein Gespräch zwischen Ferdinand und mir und sagt „das klingt wie ein gutes Leader Projekt“ > Maria arbeitete gemeinsam mit einer zweiten Person und mir ein Jahr am Projektantrag > Anette Friedel (ARThaus4) ersetzt mich im Kunstforum Salzkammergut Vorstand, damit ich KUNST:RAUM Gmunden Projektleiterin sein kann > Petra Kodym wird Projekt-Managerin sowie perfekte CoLeiterin durch ein unerwartetes Aussteigen von jemandem aus dem Anfangsteam > die Projekt:Zentrale M14 entsteht durch Petra, sowie unsere online-Präsenz und vieles mehr(!) > Donna E. Price (ARThaus4) wird „can do everything“ für KUNST:RAUM Gmunden > MitarbeiterInnen wie Hans Kienesberger, Johanna Linschinger (Singer/Songwriter), Michael Wittig, Regine Pots und viele mehr machen die Serie komplett. Ohne jedes einzelne Detail – Ortswechsel, Traungasse, Personen und experimentelle Projekte würde KUNST:RAUM Gmunden nicht existieren. Ohne Helmut Pum, Ferdinand Reisenbichler und die KünstlerInnen würde Sequenzen nicht existieren. Jeder einzelne Schritt und jede Person ist nötig in der Serie, um ein komplettes Werk zu schaffen. Um Projekte wie Sequenzen und KUNST:RAUM Gmunden als Serien-Arbeit zu sehen, muss etwas riskiert werden. Serien-Arbeit ist auf Fragen aufgebaut. Was passiert, wenn ein sich wiederholendes Projekt auf ein abstraktes Konzept aufgebaut wird? Was passiert, wenn sich eine künstlerische Gemeinschaft entwickelt? Was passiert, wenn inklusiv auf allen Ebenen gearbeitet wird, künstlerisch, sowie als Vernetzung? Was passiert, wenn ein Konzept von „Kunst und Kultur als Grundnahrungsmittel“ tatsächlich in einer Projekt:Zentrale verwirklicht wird? Der künstlerische Anfang wurde in der Gmundner Traungasse entwickelt und verbreitet sich als Serie ständig weiter – seit dem Anfang haben folgende Lokalitäten im KUNST:RAUM Gmunden eröffnet: Gmunden Keramik Werkstatt & more, Atelier am Markt, Brot & Wein, Golden Diamond Tattoo, Vetseva Keramik, Barix, Der Kleine Laden, K& K Keramik und Schwanthaler Galerie. Sowohl die Sequenzen Serien-Arbeit, als auch die KUNST:RAUM Serien-Arbeit haben noch lange nicht die letzte Folge erreicht. Das Rätsel ist nicht gelöst, die Serie wird aktiv und kraftvoll fortgesetzt und macht sich sicherlich und hoffentlich auch selbstständig. Wir glauben alle daran.

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Bastian Lehner Ich bin zum ersten Mal bei den Sequenzen dabei gewesen und um ehrlich zu sein, ich hatte keine Ahnung was mich erwartete. Bereits am Beginn meines Zivildienstes im Atelier des Diakoniewerkes wurde ich gefragt, ob ich an diesem Projekt oder besser gesagt an diesem Symposium teilnehmen möchte. Ich willigte sofort ein, da ich schon lange nicht mehr an so einem Programm teilgenommen habe. Ich war erstaunt, wie schnell mich nach unserer Ankunft dieser kreative Strudel mitriss und ich mich selbst täglich für viele Stunden in meiner Arbeit verlor. Ich genoss, dass die Veranstaltung einen sehr freien Zugang hatte, und ich einfach drauf los arbeiten konnte. Ich konnte meine Ideen und meinen Geschmack Bild für Bild oder besser gesagt Sequenz für Sequenz umsetzen. Was das freie und ungezwungene Arbeiten betrifft, kann man sich aber – meiner Meinung nach – einiges von den Künstlerinnen und Künstlern der Lebenshilfe Gmunden und des Diakoniewerkes Gallneukirchen abschauen. Non-Stopp hatte keiner gearbeitet. Aber im Gegenzug zu meinen Kolleginnen und Kollegen hatte ich in dieser Woche öfters das Gefühl, blockiert zu sein, während sie munter drauf los malten, wann immer sie wollten. Sozusagen wahre Meister der Ungezwungenheit. Der eigentlich sehr entspannt wirkende Ablauf dieses Projektes faszinierte mich sehr und man konnte definitiv spüren, dass Ehrgeiz, Kreativität und Spaß in der Luft lagen. Kaum fing der Arbeitsprozess an, kam aber auch schon wieder das Ende dieser Woche auf mich zu. Ich muss sagen: im Großen und Ganzen war es eine wunderschöne Sequenz meines Zivildienstes, bei der ich, hätte ich die Möglichkeit, wieder teilnehmen würde.

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Sophie Beisskammer

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Bernhard Engljähringer

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Anette Friedel

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Gertraud Gruber

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Rosemarie Heidler

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Franz Krumholz

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Hans Kienesberger

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Andreas Krรถtzl

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Christian Mitterlehner

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Birdman Hans Langner

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Eli Kumpfhuber

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Marco Prenninger

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Anita Baier

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Julia Rakuschan

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Christian Rebhan

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Sigrid Reingruber

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Jutta SteinbeiĂ&#x;

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Sylvia Vorwagner

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Helmut Pum · Malen im Weltraum – über Fritz Walter Jetzinger

1984 setzt Fritz Walter Jetzinger, alias Freiherr Moos von Mayrhofen, sein Projekt „Sänftenträgerei – der Künstler ist das Kunstwerk“ in Wien, Schönbrunn, um. Eine, so wie er später erzählen sollte, total stillschweigende und schwermütige Prozession durch Wiener Kulturgelände.

„Sänftenträgerei“, Wien Schönbrunn, 1984

1986 beantragt er beim Amt der Wiener Landesregierung, Magistratsabteilung 61, Rathaus, 1082 Wien, eine Namensänderung. Ab diesem Zeitpunkt trägt er den Künstlernamen Freiherr Moos von Mayrhofen. Die Verbundenheit mit dem Ort seiner Kindheit und Jugend – auf welchem ehemals Schloss Mayrhofen stand – in der Gemeinde Eberschwang, Bezirk Ried in Oberösterreich, seine Naturverbundenheit und sein ihm in Jugendjahren verliehener Beiname „Moos“ und schließlich der selbst auferlegte Adelstitel „Freiherr von“, als Synonym für die Freiheit der Kunst, waren Zusammenspiel dieser seiner Entscheidung. In Kunstkreisen wirkte dieser Name fast anachronistisch und war eher kontraproduktiv beim Versuch, in der „Kunstszene“ als freischaffender Künstler Fuß zu fassen. Nichts desto trotz erzählte er auf seine geradlinige Art mehr amüsiert als deprimiert Episoden, wo er gerade wegen dieses „Adelstitels“ zu verschiedensten Treffen eingeladen und einbezogen wurde, bis zu dem Moment, als bei den betreffenden Gastgebern durchdrang, dass dies „nur“ ein Künstlername war. „Der Künstler ist das Kunstwerk“ ist seitdem sein Credo und er beschreibt dies selbst mit den Worten: „…Da für mich die Umsetzung subjektiver Wahrnehmungen mit dem Medium der Malerei nur ein sekundäres Element meiner künstlerischen Tätigkeit ist, liegt das Hauptgewicht der Kunstmanifestation in der Bewusstseinsbildung, dass ich als Künstler selbst Kunstwerk bin. Hier greift die Idee Platz, dass das Subjekt (Künstler) der Gleichzeitigkeit des Objektes (Kunstwerk) in ein- und demselben Erscheinungsbild an dritte Personen zur 40

Auseinandersetzung herangetragen wird.“ und „… Davon ableitend wird der immaterielle Wert des Künstlers mit dem materiellen Wert eines Kunstwerkes (Tafelbild) gleichgestellt. Vorrangige Kunstausübung ist darum die irreale Produktion von Bewusstseinsbildung.“ Ab 1981 entwickelt er das Projekt „Space Painting“– Malerei in der Schwerelosigkeit des Weltalls. Bis 1994 hält er konsequenten Kontakt mit der National Aeronautics And Space Administration (NASA) in Washington, mit dem Ziel, sich im Space Shuttle ein Atelier einzurichten. Sein von ihm erstelltes Durchführungskonzept lautete folgendermaßen: 1. Präsentation des Konzeptes „Space Painting“ anhand von Fotos über das Projekt Space Shuttle auf der 11. Biennale in Sao Paulo, Brasilien. 2. Kontaktaufnahme mit der NASA, die das Raumfahrtprojekt „Space Shuttle“ durchführt und gleichzeitig Auslösung eines Bewußtseinsbildungsprozesses für „Space Painting“ bei den zuständigen Behörden und Institutionen. 3. Malen in einem Simulator für Schwerelosigkeit bei den NASA/USA. 4. Flug mit dem Space Shuttle ins Weltall; Auseinandersetzung mit der physischen und psychischen Veränderung, – zweidimensionale Umsetzung der veränderten Umweltsituation. 5. Errichtung eines Ateliers für Space Art im Weltraum, wenn Raumstationen installiert worden sind. Zum Thema Kunst im Weltraum erstellt der Journalist Mario Jandrokovic 1988 einen Artikel über Fritz Walter Jetzinger. Dazu ein charakteristischer Auszug zu dessen Zugangsweise und Rahmenbedingungen: „… Weiters werden die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Medium und Material in Aussicht gestellt. In der Malerei führen diese neuen Bedingungen dazu, dass weder Künstler noch Farbe an die dem Gravitationsgesetz unterliegende Raumorientierung gebunden sind; oben und unten existieren nicht mehr. Noch vielversprechender erscheint das Vorhaben, das Vakuum außerhalb des Satelliten als Malgrund zu verwenden. Das Endprodukt ist in der Entgrenztheit des Alls räumlich nicht mehr fassbar, es entzieht sich konventionellen Wahrnehmungsschemen und setzt sich so über die herkömmliche Kunstpräsentation hinweg.“ 1984, mehr oder weniger parallel zu oben angeführten Projekten, zeichnet Fritz Walter Jetzinger in einer Nacht den Zyklus „Rosengarten“, 207 kleinformatige Tuschezeichnungen. Zu dieser Serie hat er sich zu Lebzeiten nie geäußert, die Zeichnungen wurden bis dato auch noch nie gezeigt. Fritz Walter Jetzinger stirbt 2015 in Wien nach einem Schlaganfall. Seine Frau und Nachlassverwalterin Silva Jetzinger hat uns die Zeichnungen 32 Jahre nach ihrer Entstehung posthum für die Broschüre „Sequenzen per se“ zur Verfügung gestellt, herzlichen Dank dafür.

U-Bahn-Stollen Wien, 1981


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Maria Höger · Leopold Strobl – Das große Ganze betrachten Die Prinzipien des Seriellen und der Sequenz sind entscheidende Bedingungen in der künstlerischen Praxis Leopold Strobls auf mehreren Ebenen. Als grundlegende Ausgangsmomente für seine Werke dienen ihm ein in Serie produziertes Massenmedium in Form von Zeitungen, sowie ein täglich wiederkehrendes Arbeitsritual. Dabei ist das Schaffen in Serie bei Strobl kein stilistisches Kriterium, sondern spezifische künstlerische Herangehensweise und Methode in einem Sinne, wie sie der amerikanische Künstler Mel Bochner formuliert: ”Serial order is a method, not a style.“1 Bei Strobl passiert die Anwendung dieser Methode intuitiv und natürlich. Sie führt ihn und den Betrachtenden zu einem umfangreichen Œuvre von Arbeiten mit einnehmender Intensität und Strahlkraft. Der 1960 in Mistelbach geborene Leopold Strobl ist seit zwölf Jahren Gast im offenen atelier gugging. Künstlerisch tätig ist er schon seit seiner Jugend. Ausgangsmaterial für seine Werke sind Ausgaben der dörflichen Kirchenzeitung und lokaler Wochenzeitungen, die er sammelt und fotografische Abbildungen aus diesen auswählt2. Der Künstler schafft, unter anderem, auf Basis dieser Zeitungsausschnitte seine Werke, jeden einzelnen Tag. Hunderte Arbeiten sind auf diese Art und Weise bereits entstanden. Er löst die Zeitungsfotografien aus ihrer Rolle als Beiwerk. Er befreit sie von ihrem illustrativen Charakter und ihrem untergeordneten Stellenwert gegenüber der sie umgebenden, in nüchternen Blöcken gesetzten, Sprache. Die Themen der ausgewählten Fotografien und auch der auf ihnen enstehenden Werke sind, auf einfache Genres heruntergebrochen: Architektur und Natur. Die Grenzen sind dabei fließend. Die ursprünglich blassfärbigen und verpixelten Druckwerke werden mit Farbstiften überarbeitet. Die entstehenden Werke sind dominiert von Schwarz-, Grün-, Ocker- und Gelbtönen. Es werden Konturen gezogen, konsequent am Bildrand, aber auch die innere Bildkomposition der Blätter bestimmend. Die Konturen schwellen an und ab, verdichten sich oftmals in den Blattecken. In die Kontrastärme des bescheidenen Augangsmaterials setzt der Künstler neue Schwerpunkte durch Aufhellen und Verdunkeln. Dabei werden ganze Flächen neu eingefärbt und Strukturen hervorgehoben. Er bricht auf und beruhigt. Strobl schneidet die fotografischen Abbildungen an ihren Rändern aus und kaschiert sie wiederum auf eine Rückseite aus Zeichenpapier. Die Rückseite trägt, mit zartem Bleistiftstrich gezogen, das Entstehungsdatum der Arbeit und die Signatur des Künstlers samt eines persönlichen religiösen, grafischen Symbols: ein Kreuz umgeben von vier Strahlen und einem Herzen. Keines der Werke hat einen Titel. Das Bildformat ist klein, beginnend bei briefmarkengroßen Stücken, die bis zu beinahe postkartengroßen Maßen wachsen. Manchmal verlassen die Werke die Begrenztheit des rechteckigen Rahmens oder ein feiner, scharfer Schnitt geht unerwartet durch die Mitte des Papiers. An einigen Stellen scheint der rückseitige Text durch die Vorderseite, erinnert an das Ausgangsmaterial Zeitungspapier. Der Charakter der Blätter ist fein, collagehaft und die Materialität des Mediums Papier spürbar. Die Landschaften, die der Künstler erwachsen lässt, lassen in die Ferne blicken: Mit ihren, in zartem Grün gefärbten, Himmeln und extrem liegenden Horizonten vermitteln sie ein Gefühl von Weite und meditativer Stille. „Das könnte ich Tag und Nacht ... den Himmel grün anmalen“3, sagt Strobl selbst. Beim Betrachten folgt der Blick der Dramaturgie des Künstlers von Hell und Dunkel, plastisch und klar. Auf einigen der Blätter verselbstständigt sich das Dunkel, der Bildraum gewinnt an Tiefe. Positiv und Negativ kehren sich teilweise um. Konturen oder Schatten wachsen an zu selbstbestimmten dunklen Flächen: Manchmal mehr wie blinde Flecken auf der Linse einer Kamera, die den Blick auf die Welt partiell trüben und 42

verdecken, manchmal aber auch als bewegte Wesenheiten, die autonom durch die Bildräume zu wandern scheinen und selbigen etwas hinzufügen. Aus in den Fotografien vorgefundenen Formen und Flächen entstehen zum Teil auch völlig neue Bildstrukturen, die alles Gegenständliche hinter sich lassen und auflösen. Diese Blätter verlassen zumeist auch das klassische, rechteckige Bildformat. Es entstehen Ansichten von Häuserreihen und Straßenzügen, Kirchen und freistehenden Türmen. Deren Fenster und Türen sind blind, gewähren weder Ein- noch Ausblick. Die umgebenden Plätze sind menschenleer. In ihrer unwirklichen Atmosphäre, den deutlichen Kontrasten, ihren zum Teil verschobenen Perspektiven, der Farbigkeit und einer Vielzahl von Details lassen sie an die gespenstischen, von überlangen Schatten bestimmten, vor etwa einem Jahrhundert entstandenen Landschafts- und Architekturansichten des italienischen Malers Giorgio de Chirico denken. De Chirico war Hauptvertreter der Pittura Metafisica (zu Deutsch: Metaphysische Malerei), einer italienische Strömung in der Malerei in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Künstlerisches Ziel war damals, entgegen den impressionistischen Positionen, sich dem Übersinnlichen und Geistigen zu widmen. Ein „inneres Bild“ sichtbar zu machen und das „inmitten feierlicher Ruhe“4. Auch de Chirico arbeitete in seinen metaphysischen Malereien in Serie. Faszinierend Verwandtes erfahren die Betrachtenden von Strobls atmosphärischen, von der Zeit befreiten Bildern. Die Zeitungsausschnitte werden bei ihm zu Quelle und Trägern neuer Bilder und Botschaften: Sie sind außerordentlich sinnlich in ihrer Materialität, gehen in ihrer Wirkung aber weit über diese materielle Ebene hinaus. Was man vielfach achtlos überblättert, kann Leopold Strobl als Künstler in Serie sehen und sichtbar machen: Das große Ganze und Bedeutsame in den kleinen, wiederkehrenden Aspekten des Alltäglichen.

1 Mel Bochner: The Serial Attitude, S. 28; Erschienen in: Artforum, Ausgabe 6:4 Dezember, S. 28-33, 1967. 2 In der Vergangenheit versuchte Strobl, sich selbst den Medien möglichst wenig auszusetzen und es war die Mutter des Künstlers, die diesen Sammelund Auswahlprozess für ihn übernahm. Siehe dazu: Nina Katschnig; Lokomotiven unter grünem Himmel – Strobl & Wertheimer, S. 6; In: Kat. Ausst.: Lokomotiven unter grünem Himmel – Strobl & Wertheimer, Galerie Gugging 2016. 3 Siehe ebenda. 4 Siehe dazu: Ein Maler zieht einen Strich. De Chirico tut es leid; Erschienen in: Der Spiegel, Ausgabe 2/1949.


Leopold Strobl, 2015, Ohne Titel, Bleistift, Farbstifte auf Zeitungspapier, 7 x 6,8 cm, courtesy galerie gugging (Inv. Nr. 2015-137).

Leopold Strobl, 2016, Ohne Titel, Bleistift, Farbstifte auf Zeitungspapier, 9,4 x 6 cm, courtesy galerie gugging (Inv. Nr. 2016-091)

Leopold Strobl, 2015, Ohne Titel, Bleistift, Farbstifte auf Zeitungspapier, 6,8 x 6,2 cm, courtesy galerie gugging (Inv. Nr. 2015-071)

Leopold Strobl, 2016, Ohne Titel, Bleistift, Farbstifte auf Zeitungspapier, 7,8 x 7,2 cm, courtesy galerie gugging (Inv. Nr. 2016-090)

Leopold Strobl, 2015, Ohne Titel, Bleistift, Farbstifte auf Zeitungspapier, 7,6 x 7,6 cm, courtesy galerie gugging (Inv. Nr. 2015-110). 43


elffriede.aufzeichnensysteme schreiben als kraftakt des zeichnens – zeichnen als kraftakt des schreibens der künstlerische arbeitsprozess als kunstwerk1 vom 12.–14.9. in der galerie oberösterreichischer kunstverein linz armin andraschko, peter assmann, barbara eichhorn, elffriede.aufzeichnensysteme (konzept), sabine maier, michael mastrototaro, birgit petri, jörg piringer die zeichnung zeigt die richtung – der rest ist dekoration im verein mit der schwerkraft2 die besonderheit der ausstellung besteht in dem konzept, ausstellungskonventionen durch „uminszenierung“ zu überwinden und neu zu definieren in form eines raum-zeitlichen dispositivs, das dem kunstprozess den grössten zeit-raum einräumt und den ausstellungsraum zum künstlerischen arbeitsraum umwidmet.3 präsentationsformen und anordnungen ergeben sich aus dem arbeitsprozess. er ist das kunstwerk. unter einbeziehung der arbeitsplätze, die als konzentrat entstehender, sich wandelnder ideen, als sich verändernde tableaux vivants selbst artefakte werden und am ende, so wie sie sind, stehen bleiben: als zustand. das visuelle motiv der ausstellung (schreibmaschinentextbild „ich bin du bist wir sind sie auch ihr seid wer was wo auch immer“) stellt als kippfigur die frage nach einer entscheidung i.s. von „wo bist du / wo willst du sein?“ einerseits für die aufsplitterung / auflösung, der sich jede/r ausgesetzt findet und andererseits für die möglichkeit des sich sammelns: einer konzentration und absorption im arbeitsprozess, der präsenz der künstlerinnen in dieser form: für sich und für einander. die repräsentation / „ausstellung-show“ nach aussen ist in diesem konzept nicht relevant. zentral ist die inbesitznahme von raum und zeit für einen inneren prozess, der ausstellungsgegenstand ist. übergreifend geht es um den bruch mit ausstellungskonventionen, inhaltlichen und formalen abläufen, zeitdefinitionen, räumlichen und verbalen neuanordnungen, die erklärte bereitschaft, die definitionsmacht keinem „betrieb“ zu überlassen, kurz: eine infragestellung von allem. notizen die ausstellung als „formung“ bringt aus dem fokus geratenes ins bewusstsein zurück ritualisierte abläufe und zeitlichkeiten werden durch den bruch mit ihnen thematisiert: die „rohe“ präsentation in form offengelassener arbeitsplätze, thematisiert künstlerisches arbeiten als permanenten prozess4, der für den moment des zeigens / ausstellens nur kurz angehalten, eingefroren wird. die eröffnung ist eine schliessung und markiert allein die unterbrechung des künstlerischen arbeitsprozesses. das kunstwerk ist eine form von präsenz – in der arbeit. infolgedessen stehen nicht einzelne, fertige artefakte im zentrum der präsentation, sondern unfertiges, entstehendes das in diesem zustand sichtbar wird. das arbeiten wird in form von materialien, mitteln und deren anordnungen als ästhetisches bild inszeniert und erfährt gleichzeitig eine entzauberung und aufwertung als ausstellungsobjekt. die anwesenheit und arbeit der künstlerinnen steht zeitlich, räumlich und inhaltlich im mittelpunkt. der raum, zeitweise öffentlich zugänglich, ist künstlerischer kommunikationsraum und in bewegung, sodass die dokumentierende fotografie den eindruck einer performativen anordnung nahelegt. hinweise, preislisten, namenschilder sind individuell verfertigt und 44

kommunizieren mit besucherinnen; „bitte hinterlassen sie eine nachricht“ auf einem zettel in der schreibmaschine, eine einladung zur partizipation im zeichen des aufzeichnens. aus den tischen, den arbeitsplätzen und dem arbeitsprozess heraus „wachsen“ arbeiten an die wände, entfaltet sich das bild der ausstellung. die präsentation der künstlerischen arbeiten wird nicht durch zu behängende wände, sondern durch einen sich im raum entfaltenden künstlerischen arbeitsprozess und von dort aus bestimmt. die verlassenen arbeitsplätze thematisieren in der abwesenheit die künstlerinnen als memento mori (schild: „hier arbeitete peter assmann“) baustellen der ausstellungstitel thematisiert künstlerisches tun als akt von präsenz, wie er in schrift-/graphischer arbeit in form von strichen, kratzern, punkten, linien, ihrem ansatz und verlauf, ihrem schwellen, ihrem abbrechen, verdichten usw. zum ausdruck kommt. ein weiterer aspekt ist das (spannungs-) verhältnis in dem schriftliche und zeichnerische artikulation stehen und deren interrelation, die bei allen 8 künstlerinnen ihre eigene sprache spricht und an 3 tagen an ort und stelle in arbeit gesetzt wird: schreibarbeiten / textbilder (mit schreibmaschinen), (druck-)graphische, tusche-, graphit- oder kugelschreiber-arbeiten, bekritzelungen, schichten sich überlagernder multimedialer arbeiten, text und zeichnung, text als/in zeichnung, zeichnung als/in text, die handschrift, linie und schrift, dichte und leere, text und bild, buchstaben, worte, poesie von inhalt und form…zeigen spezifische zeichnerische und text-sprachliche zugänge in form von einzelblättern, serien, buchobjekten / künstlerbüchern / editionen, intermedialen arbeiten, die entstehen, bzw. weitergearbeitet werden. zeichnen und schreiben gehen ineinander über, korrespondieren. das in- und nebeneinander, schichten, korrespondenz, überlagerungen aber auch die unabhängigkeit voneinander oder das auseinander hervorgehen von text /schrift + zeichnung, grafik bild/ schriftlichkeit, schriftbilder, bildinschriften, als eine art baustelle. vermittlung der künstlerische prozess tritt an die stelle eines ausstellungsaufbaus, ist protagonist einer kunstvermittlung, die keiner, kunst / künstlerinnen als institutionalisiertes unterhaltungsprogramm funktionalisierenden, „belebung“ dient: gespräche ergeben sich situations- und arbeitsbedingt durch ansprechbarkeit und anwesenheit. die befindlichkeit der einzelnen künstlerinnen unter den bedingungen einer sozialen zeit-raumsituation ist naturgemäss unterschiedlich und hat für jede/n einzelnen experimentellen, unbewussten oder reflexiven charakter in bezug auf die eigene künstlerische arbeit. themen haben die eigenschaft, schwerfällig zu wirken. ohne themenstellung kommt es zur herausforderung, eine durch vorgaben entstehende ausrichtung zu umgehen und auf die mittel konzentriert „das darstellen“ abzulegen. aus hilfloser leere an ort und stelle steigen ungeahnt ideen auf, die durch eine themenvorgabe im vorfeld vernichtet würden. das poetische erhält eine chance. der kraftakt besteht auch darin, sich wechselseitiger beobachtung, befragung oder infragestellung auszusetzen. eine zwanglose besprechung in form eines rundgangs lässt jede/n über ihr/sein arbeiten zu wort kommen. anders als angeleitete thematische zusammenarbeiten / workshops oder künstlerische themenarbeiten funktioniert diese initiierte zusammenkunft selbstständig arbeitender künstlerinnen allein nach den gesetzen, sich entfaltender, individueller arbeitsprozesse, die das thema und das kunstwerk sind.


aufzeichnensysteme contra ausstellungssysteme sensibilisiert durch den prozess des aufnehmens (synonym für aufzeichnen) werden härten und annäherungen, abgrenzung und bezugnahme verarbeitet, treten 8 unterschiedliche aufzeichnensysteme in kraft, wenn … armin andraschko verbalisierungen im raum in seine zeichnungen aufnimmt, birgit petri ihren tisch umformt und das neue testament überzeichnet, peter assmann okzident und orient schreibzeichnerisch thematisiert und an der wand hinter seinem rücken wuchern lässt, barbara eichhorn sich und dem raum (ihn als einzige durchmessend) die frage stellt, wie weit das zeichnen gehen, ob es das papier verlassen und auf die wand überspringen soll oder?, e.a. lineare und schreibmaschinelle kurzfassungen verfasst, michael mastrototaro medienkunst in form von piktogrammen auf den punkt bringt, sabine maier tiefliegende bildschichten freiwischt und -kratzt, jörg piringer ausdruckmaschinen chaotisiert und poetisiert … nicht zuletzt dem publikum erklärt wird, dass die ausstellung nun, mit ihrer eröffnung beendet, die zeit, in bezug auf den künstlerischen prozess in ein vorher und nachher geteilt und insofern sichtbar gemacht, ab jetzt wie üblich wieder eine tote5 ist. irritationen markieren neue erfahrungen, insofern ein kraftakt auch von besucherinnen unternommen wird: „die besucher sind sehr neugierig – einerseits sind sie zögerlich, den raum zu betreten, weil sie glauben, da wird noch gearbeitet und andererseits stellen sie viele fragen und verlassen dann den raum erst wieder sehr viel später ... “ (ingrid hahn / oökv)

1 http://www.elffriede.net/kraftakt_16/index.html 2 „schrei zum hummel – eine art buch“, elffriede.aufzeichnensysteme, klever-verlag, wien 2013 3 „mit kuratoren, auststellungsdesignern oder kunstvermittlern haben sich mittlerweile berufe etabliert, die es vor fünfzig jahren noch nicht gab (…) umso mehr ist die gegenwart zu einem zeitalter des ausstellens geworden. es ist gar nicht mehr bewusst, wie wenig selbstverständlich das ist.“, wolfgang ullrich, „das museum im zeitalter des ausstellens“, vortrag kunstraum münchen 2015 4 das kunstwerk verstanden als entwicklungszustand i.s. des deleuze’schen konzepts von becoming ist stets unfertig, offen, unabgeschlossen: eine bewegung, die entsprechende präsentationsformen erfordert, das flüchtige der erscheinungen thematisierend 5 15. september bis 19. oktober 2016, montag bis freitag 15 – 19 uhr in der galerie oberösterreichischer kunstverein linz, landstraße 31, a-4020 linz, www.ooekunstverein.at © bei den künstlerinnen / vg bildrecht; text / konzept: elffriede.aufzeichnensysteme; fotografien: michael mastrototaro, wien 2016 armin andraschko, geb.1961 in linz, autodidakt, seit 2001 mitglied der maerz künstler- und künstlerinnenvereinigung. www.arminandraschko.at .aufzeichnensysteme (selbstsetzung / konzept seit 2000) „aufzeichnen“ als (partizipative) schnittstelle von literatur, radio / kunst, performance. elffriede*, nach dem gleichnamigen magazin für neues unverständnis (19972000), wird derzeit gelöscht. www.elffriede.net peter assmann, geb. 1963, bildender künstler, schriftsteller, kunsthistoriker, ausstellungskurator, universitätslehrer, kunstsachverständiger. www.peterassmann.com barbara eichhorn, geb. 1965 in d-freising, bildende künstlerin, studium an der akademie der bildenden künste, internationale ausstellungstätigkeit, lebt in wien. sabine maier, geb. 1971 in österreich, foto- und medienkünstlerin, internationale ausstellungstätigkeit seit 1994, lebt in wien. www.machfeld.net michael mastrototaro, geb. 1972, medienkünstler und autor, internationale ausstellungstätigkeit, gemeinsam mit sabine maier seit 1997 das künstlerduo „machfeld“. www.machfeld.net birgit petri, geb. 1984 in wels, studium der bildenden kunst/ kunstuniversität linz, lebt und arbeitet in wien. http://birgitpetri.tumblr.com jörg piringer, geb. 1974. arbeitet in den lücken zwischen sprachkunst, musik, performance und poetischer software, internationale auftritte und preise. http://joerg.piringer.net 45


Künstlerische ProjektteilnehmerInnen Sequenzen 2016 Andreas Krötzl www.galerietacheles.at

Anette Friedel www.anette-friedel.at

Anita Baier www.caritas-linz.at

Armin Andraschko www.arminandraschko.at

Bastian Lehner Basti.basti7@web.de

Bernhard Engljähringer Linz

Christian Mitterlehner www.caritas-linz.at

Birdman Hans Langner www.birdman.de

Christian Rebhahn www.galerietacheles.at

Donna E. Price www.donnaeprice.com

Eli Kumpfhuber www.galerietacheles.at

Ferdinand Reisenbichler www.galerietacheles.at

Franz Krumholz www.galerietacheles.at

Gertraud Gruber atelier@diakoniewerk.at 46


Hans Kienesberger www.hanskienesberger.com

Heidi Zednik www.heidizednik.com

Helmut Pum h.pum@diakoniewerk.at

Jutta SteinbeiĂ&#x; atelier@diakoniewerk.at

Julia Rakuschan www.galerietacheles.at

Marco Prenninger www.marcoprenninger.com

Peter Assmann www.peter-assmann.com

Petra Kodym www.petrakodym.com

Rosemarie Heidler atelier@diakoniewerk.at

Sigrid Reingruber www.galerietacheles.at

Sophie Beisskammer www.galerietacheles.at

Sylvia Vorwagner www.sylvia-vorwagner.at

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Biografien – AutorInnen der Fachartikel Armin Andraschko geb. 1961 in Linz, lebt in Zwettl an der Rodl, als Künstler Autodidakt, seit 2001 Mitglied der “MAERZ Künstler- und Künstlerinnenvereinigung”, Ausstellungstätigkeit seit 1990. www.arminandraschko.at Peter Assmann Geboren 1963. Studium der Kunstgeschichte (Doktorat) sowie der Geschichte und Germanistik (Lehramt), arbeitet als Museumsdirektor, Kunsthistoriker, Schriftsteller (Verlag Bibliothek der Provinz bzw. arovell) und bildender Künstler, Gründungsmitglied der Gruppe „c/o:K“, Künstlermitglied des Wiener Künstlerhauses, der Gruppe „Sinnenbrand“ und der IG bildende Kunst.

Donna E. Price Geboren 1966 Hickory, NC. 1988 B.A. Soziologie Warren Wilson College, NC Lebt und arbeitet in Altmünster. 2011 Gründung ARThaus4. mit Sylvia Vorwagner, Donna E. Price, Anette Friedel. 2012 Gründung DASH4 – Collaboratives Team Price, Zednik, Friedel. Mit-Initiatorin Kunst:Raum Traungasse, Gmunden Seit 2014 Mitglied Kunstforum Salzkammergut Seit 2016 Projekt Mitarbeiterin KUNST:RAUM GMUNDEN Seit 1998 künstlerische Arbeit in Bereichen Schmiedearbeit, Skulptur, Malerei und Collaboration. www.donnaeprice.com | www.ARThaus4.com

elffriede.aufzeichnensysteme elffriede.aufzeichnensysteme (selbstsetzung / konzept seit 2000)
 aufzeichnen ist das poetische konzept grenzüberschreitenden arbeitens als (partizipative) schnittstelle von literatur, radio / kunst, performance. sie steht für einen offenen entwicklungsprozess und künstlerische autonomie. elffriede, nach dem gleichnamigen magazin für neues unverständnis (1997-2000), wird seit 2016 gelöscht. 2017 erscheint .aufzeichnensysteme, n gegen unendlich. eine art buch 2. projekte, zusammenarbeiten, stipendien der konzeption elffriede.aufzeichnensysteme in den bereichen literatur, bildende kunst, radiokunst und performance: www.elffriede.net

Helmut Pum Geboren in Linz, lebt in Erdmannsdorf im Mühlviertel. Grafiker, freischaffender Künstler, Kunsttherapeut. Mitarbeiter im Atelier Diakoniewerk Gallneukirchen/Oberösterreich. Texte zu Katalogen, Kunstprojekten und KünstlerInnen: „Kunst am Bau - Wissensturm Linz“, „MAMA 09“, „Mutterschiff 2013-2015“. Herausgeber der Broschüre „SEQUENZEN - Zeitgenössische Kunst trifft Art brut“ zusammen mit dem Diakoniewerk OÖ und mit Ferdinand Reisenbichler (Kunstwerkstatt der Lebenshilfe OÖ - Gmunden). h.pum@diakoniewerk.at; helmut.pum@aon.at

Maria Höger Geboren 1987. Studium der Kunstpädagogik und Kunstgeschichte an der Ludwig Maximilians Universität, München. Seit 2013 Mitarbeiterin des Vereins Freunde des Hauses der Künstler in Gugging, außerdem seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften der Donau-Universität, Krems.

Ferdinand Reisenbichler Geb.1958. Gründer und Leiter Galerie Atelier Tacheles / Lebenshilfe OÖ / Gmunden. Präsident des Kunstverein Kunstforum Skgt. / Künstler & Ausstellungskurator. Mail: ferdinand.reisenbichler@gmail.com; www.galerietacheles.at; www.facebook.com/FerdinandReisenbichler

Petra Kodym * 9. Juni 1975 in Mödling, ab 1975 in Wien. 1993-1998 Studium Malerei und Grafik, Wiener Kunstschule. 2003 Umzug nach Oberösterreich. 2008 Erfindung von P.P.Queen. Mehrere Projekte mit anderen KünstlerInnen, MusikerInnen. Performance Projekte mit Markus Bless, Michaela Schausberger. Kunstprojekte, z.B. Kunstsalon Schersing, mit Hans Kienesberger. Textpublikationen (Landstrich, Cognac & Biskotten,..). Zahlreiche Ausstellungen, z.B. Kunst. Messe.Linz, flat1 Wien, MUMOK Wien, Kulturzentrum im Meierhof Schwertberg, Künstlerhaus Wien.

Heidi Zednik Geboren 1965 Coral Gables, FL. MFA / Malerei 1990 Chapel Hill, NC. Lebt und arbeitet in Altmünster / Gmunden. Seit 1997 Mitglied Kunstforum Salzkammergut (Künstlergilde) 2011 Gründung ARThaus4. mit Sylvia Vorwagner, Donna E. Price, Anette Friedel. 2012 Gründung DASH4 – Collaboratives Team Price, Zednik, Friedel. Mit-Initiatorin Kunst:Raum Traungasse, Gmunden Seit 2015 Projekt-/Künstlerische Leiterin Leader Projekt KUNST:RAUM GMUNDEN Seit 1990 künstlerische Arbeit in Bereichen Malerei, Zeichnung, Siebdruck, Text und Collaboration. www.heidizednik.com | www.ARThaus4.com www.kunstraum-gmunden.com

Bastian Lehner Geboren 1995, lebt in Gallneukirchen/Oberösterreich. Absolvent der Fachschule für Bildhauerei in Hallstatt, seitdem freischaffende künstlerische Tätigkeit. Fan von Comic und Karikatur. Arbeitet auch im urbanen Umfeld. Basti.basti7@web.de

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Kunst und Inklusion Band 1

Małgorzata Bogaczyk-Vormayr & Otto Neumaier (Hg.)

»Outsider Art«

Buchankündigung: Kunst und Inklusion Band 1 Małgorzata Bogaczyk-Vormayr & Otto Neumaier (Hg.) „OUTSIDER ART“ Interdisziplinäre Perspektiven einer Kunstform In welcher Relation zueinander stehen Kunsttheorie, Kunstpsychologie und Sozialethik? Ist „Kunst“ ein anthropologischer, ein sozialer Begriff? Welche Wirkungen haben die berühmtesten europäischen Orte der Art Brut? Ende 2016 wird die Anthologie „Outsider Art“. Interdisziplinäre Perspektiven einer Kunstform erscheinen. Es wird der erste Band aus der Reihe Kunst und Inklusion sein, welche von M. Bogaczyk-Vormayr und Otto Neumaier im LIT-Verlag herausgegeben wird. In diesem Band sind Ansätze von R. Arnheim und A. Bäumer zu lesen, aus Galerien und Ateliers berichten u.a. M. Jagfeld, F. Altnöder, H. Pum und J. Feilacher, über die Inklusion reflektieren A. Anditsch und G. Theunissen, eine kunstpsychologische Perspektive liefern Ch. Allesch und A. Spengler, zur sog. schizophrenen Literatur schreiben U. Schütte und H. Schlösser. Auch Künstler selbst kommen zur Sprache, u.a. E. Schlifke, M. Turinsky und E. Prager.

Interdisziplinäre Perspektiven einer Kunstform

Lit

Christoph Raffetseder „Die längst überfälligen Reisen des Gerhard P.“ Ein Blinder der ein Auto lenkt, alte Wandmalereien entdeckt oder durch Räume schwebt! Was verbirgt sich dahinter? Unter dem Titel „Die längst überfälligen Reisen des Gerhard P.“ präsentiert Christoph Raffetseder ein Comicbuch. Das Besondere des verwendeten Gesamtmaterials ist die Art seiner Entstehung. Die „Blickmontagen“ beruhen auf biografischen und fiktiven Texten und Aussagen des im Laufe seines Lebens vollständig erblindeten Gerhard P., der damit gleichzeitig Protagonist und Miterschaffer einer/seiner künstlichen Figur ist. € 15,– · Bestelladresse: christoph@raffetseder.at 49


Impressum

Herausgeber: Helmut Pum Atelier Diakoniewerk OÖ und Ferdinand Reisenbichler Kunstwerkstatt Lebenshilfe Gmunden OÖ Redaktion und für den Inhalt verantwortlich: Helmut Pum, Ferdinand Reisenbichler Kontaktadressen: Atelier Diakoniewerk OÖ Hauptstraße 3 4210 Gallneukirchen atelier@diakoniewerk.at www.diakoniewerk-oberoesterreich.at/de/atelier-gallneukirchen-behindertenarbeit Kunstwerkstatt Lebenshilfe Gmunden OÖ Georgstraße 20 4810 Gmunden ferdinand.reisenbichler@gmail.com www.galerietacheles.at Fotonachweis: Natalia Müller: Seite 46, Spalte 1: Foto 4, 5, 6; Spalte 2: Foto 5 Seite 47, Spalte: 1, Foto 5; Spalte 2: Foto 2, 6 Ferdinand Reisenbichler: Seite 47, Spalte 2: Foto 5 Michael Wittig · www.michael-wittig.com: Seite 46 und 47: Alle restlichen Fotos Silvia Jetzinger: Seite 40 Repros Jetzinger: www.ulrikewieser.at Nachlass Fritz Walter Jetzinger: Seite 41 Coveridee: Ferdinand Reisenbichler Coverbild: Jutta Steinbeiß Gestaltung: Peter Putz · www.ewigesarchiv.at Druck: druck.at




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