Leben im Alter neu denken

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04 | 2020

diakonie Die Zeitschrift für Nächstenliebe in unserer Zeit

Leben im Alter neu denken Seite 06

Corona in strukturschwachen Ländern Seite 22

Eine Weihnachtsgeschichte in leichter Sprache Seite 27

Auch Österreicher armutgefährdet Seite 32


inhalt

04 Pflege zukunftsfit machen

Schlechte Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen und eine Gesellschaft, die immer älter wird. Was braucht es, um diese Herausforderungen der Zukunft gut bewältigen zu können?

thema 06 „Die Hilfe muss sich den Menschen anpassen“

Daniela Palk, Vorständin des Diakoniewerks, stellt das neue Modell SING vor, das Pflege und Betreuung auf völlig neue Füße stellt.

09 panorama

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menschen mit

behinderung 16 „Für diese Arbeit muss man fest am Boden stehen!“

Sabine Fröhlich arbeitet in der „Mühle“ im Bereich Basale Pflege – worum handelt es sich bei diesem Fachbereich?

12 menschen im

alter

12 D en Menschen das Leben erleichtern – KEBA goes Pflege

Warum engagiert sich ein Unternehmen wie KEBA im Sozialbereich? Wir haben nachgefragt.

14 kurznachrichten 15 spiritualität

“In Zeiten, da mir Angst ist, vertraue ich auf dich“ - Was kann mich stützen in Zeiten wie diesen, wo Angst ein ständiger Begleiter ist?

18 „Es ging bei diesem Projekt von Anfang an um Kunst“

Kurator Roman Grabner über ein besonderes Projekt im Aktionsraum LINkZ und welche Strahlkraft es für die Zukunft haben wird.

20 Ein Tag mit …

In der Werkstätte Wartberg weihnachtet es schon sehr!

20

22 Zwei Länder – eine Herausforderung

Wie geht es strukturschwachen Ländern in Corona-Zeiten – am Beispiel Rumänien.

aktiv für

bildung 24 Potenziale entfalten in der Mosaik.Schule

Über Themen diskutieren, mitbe­stimmen und eigenverantwortlich Probleme lösen sind die zentralen Säulen der Privatschule in Oberösterreich.

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Impressum. Offenlegung: siehe www.diakoniewerk.at/impressum. Medieninhaber: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen, MartinBoos-Straße 4, 4210 Gallneu­kirchen, Tel: 07235 65 505, office@diakoniewerk.at. Herausgeber: Vorstand Mag. Josef Scharinger, Chefredakteurin: Karin Windpessl. Redaktionsteam: Nicole Bachinger-Thaller, Daniela Scharer, Andrea Obermühlner, Karin Windpessl, Saskia Dyk, Elisabeth Braunsdorfer, Katharina Schönberger, Sigrid Walch, Isabella Raml, Martina Huber. Fotos: GettyImages/romrodinka (S. 1), GettyImages/romrodinka (S. 6), GettyImages #950347320 (S. 12), Ness Rubey (S. 2, 18), Tobias Wolfinger (S. 2, 20, 21), shutterstock.com/Raman Venin (2, 32), ISCO (S. 3, 30), shutterstock.com/oatawa (S. 5), shutterstock.com/ nepool (S. 12, 13), shutterstock.com/Iryna Gyrych (S. 15), alle anderen Diakoniewerk. Corporate Publishing: Egger & Lerch, www.egger-lerch.at. Druck: gugler GmbH. Das Magazin „Diakonie“ erscheint 4 x im Jahr. Wenn Sie dieses zukünftig nicht mehr erhalten wollen, bitten wir Sie um Information an office@diakoniewerk. at. Nähere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie unter www.diakoniewerk. at/datenschutz. Diakoniewerk Spendenverein: Allg. Sparkasse OÖ 257700, BLZ 20320. Sponsoring Post! GZ 02Z032365; Diakonie 06/2020


editorial Wir sind keine Helden! Wie würden Sie einen Helden ­beschreiben? Als eine Person, die eine besondere, außer­ alltägliche Leistung vollbringt. Außer­ alltäglich. Helden kennen also keine Gren­ zen. Sie überwinden sie und gehen weiter. Ohne dabei Kraft oder Mut zu verlieren.

30 aktiv für

aktiv für

gesundheit

integration

26 „Augeneingriff wegen Corona zu überdenken, ist unbegründet“ Dr. Christoph Ortner, Facharzt für Augenchirurgie, rät dazu, auch in Corona-Zeiten Operationen nicht auf die lange Bank zu schieben.

28 Porträt

Andrea Schrempf und Elisabeth Roznovsky sind bald österreichweit auf Plakatwänden zu sehen - als Teil der Winterkampagne der Diakonie.

29 Unterstützung für ein neues Leben in Österreich

Deutsch als Brücke zur Bildung: Dank eines besonderen Sprachtrainings kann Ahmed Mustafa heute seinen Traumberuf beim Energieversorger Verbund ausüben.

30 Spiritual Care in der Praxis

Was genau versteckt sich hinter dem Titel „Spiritual Care“ – wir haben nachgefragt.

aktiv für

freiwilligenarbeit 32 Die Scham im Alltag: Unsichtbare Armut wahrnehmen

Kein Geld für Essen, eine Reparatur oder zum Heizen: Tausende Menschen hanteln sich unbemerkt mit Müh und Not von Monat zu Monat.

34 Brauerei Schladming leistet Integrationsarbeit

An zwei Tagen arbeiten Menschen mit Behinderungen im Betrieb mit. Ein großer Erfolg!

20.15 Uhr. Barbara Stöckl. Die Pflege ist im Hauptabendprogramm ange­ kommen. Eine Pflegemitarbeiterin aus einem Senioren­heim erzählt aus ihrem Arbeitsalltag. Sie erzählt, dass es manch­ mal schlicht unmöglich sei, den hohen ­Anforderungen in der Pflege gerecht zu werden. Der Alltag eines Helden sieht anders aus: „Helden leisten Übermenschli­ ches. Und wir sind Mensch, auch wir haben unsere Grenzen!“ lautet ihr Appell an die Zu­seher. Mittler­weile hat der Pflegeberuf eine durchschnittliche Verweildauer von sieben ­Jahren. Eine Covid-Patientin ruft trotz ihrer Erkrankung aufgeregt in der Sendung an und weist darauf hin, dass sie schon in den 80-er Jahren für bessere Arbeits­ bedingungen demonstrieren gegangen sei. Am Arbeitsalltag habe sich in den vierzig Jahren nichts geändert. Was ist los mit der Pflege? Was braucht es, um in diesem Bereich einen wesentlichen Schritt nach vorne zu machen? SING ist ein Modell – entwickelt vom Diakonie­werk – das so eine Antwort sein kann (Seiten 6 bis 8). Die Hilfe muss sich den Menschen anpassen – nicht umge­ kehrt. Es zeigt, was es im Bereich Pflege braucht: neue Ideen und mutige Schritte! Auch ich habe mich dazu entschieden, einen neuen Schritt zu tun und mich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen. Es hat mir Freude bereitet, Ihnen die Themen des Diakoniewerks näher zu bringen und Ihnen an dieser Stelle den ein oder anderen kleinen Einblick in mein Leben zu geben. Kommen Sie gut durch die nächste Zeit! Ihre

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Karin Windpessl, Chefredaktion

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nachgedacht Es braucht ein gutes Zusammenspiel unterschiedlicher Angebote, um die Herausforderungen der Zukunft gut bewältigen zu können.

Pflege zukunftsfit machen Die Bundesregierung hat im Herbst das Vorhaben gestartet, das österreichische Pflegesystem einem umfassenden Reformprozess zu unterziehen. Expert*innen, darunter auch Mitglieder der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG), wurden eingeladen, sich in der Neugestaltung der Pflege einzubringen.

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n einer Pressekonferenz wiesen die großen Wohlfahrtsverbände Diakonie, Caritas, Rotes Kreuz, Hilfswerk und Volkshilfe, die seit 1995 in der BAG zusammenarbeiten, darauf hin, dass eine Pflege­ reform ohne eine erfolgreiche Personaloffensive zum Scheitern verurteilt ist.

Pflegeberufe sind Mangelberufe Obwohl der Pflegesektor, auch in Bezug auf die Personalzahlen, einer der am schnellsten wachsenden in Österreich ist, insbesondere in der Begleitung von Menschen im Alter, ist schon jetzt ein deutlicher Personalmangel festzustellen. Dieser wird sich in den kommenden Jahren massiv verstärken, nicht nur aufgrund der demografischen Entwicklung und einer zu erwartenden

Wenn wir Menschen im Alter ein würdevolle Leben in ihrem Zuhause, in ihrem Quartier, in ihrer Gemeinde ermöglichen wollen, sind wir als gesamte Gesellschaft gefragt.

Pensionierungswelle der sogenannten Babyboomer-Generation, die von den nachfolgenden geburtenschwachen Jahrgängen nicht aufgefangen werden kann. Zu diesen statistischen Daten kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Pflegekräfte sehen sich seit Jahren zunehmendem Zeitdruck und Stress durch eine zu hohe Zahl an Klient*innen und einem wesentlich intensiveren Betreuungsbedarf, vor allem von Menschen mit Demenz, gegenüber. Daher braucht es neben zahlreichen Initiativen zur Personalgewinnung – u. a. kostenlose Ausbildung, Existenzsicherung für die Auszubildenden, Gewinnung von Um- und Wiedereinsteiger*innen, Entwicklungsmöglichkeiten im Beruf durch Zusatzqualifikationen – faire und attraktive Arbeitsbedingungen. Damit Menschen in der Langzeitbetreuung wirklich das bekommen, was sie brauchen: Pflege, Zuwendung, Beziehung, Gespräche und eine aktivierende Umgebung. Das Sinnstiftende am Pflegeberuf wird damit gestärkt.

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Betreuung neu denken Die Forderung „mobil vor ­stationär“ allein reicht nicht mehr aus. „Jeder Mensch ist einzigartig und unverwechselbar in seinem Personsein, von Gott geschaffen, geliebt, bedingungslos angenommen und mit Freiheit beschenkt.“ Dieser Satz aus dem Leitbild liegt den Forderungen des Diakoniewerks zugrunde, Unterstützung und Pflege zuhause so auszu­ bauen, dass diese ganz individuell auf die Menschen im Alter und ihre unterschiedlichen ­Bedürfnissen zugeschnitten sind und dass es mehr alternative Wohn- und Betreuungsmodelle geben muss, kleine überschaubare Einheiten für Menschen, die nicht mehr allein zuhause leben können oder wollen. Das Modell SING (Senioren­arbeit innovativ gestalten) des Diakonie­werks basiert auf dieser Idee der Unterstützung von Menschen in ihrem direkten Umfeld inklusive Wahlfreiheit von individuell maßgeschneiderten Sach­leistungen (siehe S. 7).


nachgedacht

Liebe Leser*innen! Ein außergewöhnliches Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir alle waren gefordert in dieser Zeit, in unseren unterschiedlichen Rollen, die wir im Leben einnehmen. Begriffe wie „Social Distancing“ und „Babyelefant“ waren plötzlich in unserem Leben angekommen. Alles ist auf den Kopf gestellt. Wir haben gemerkt, wie wir an Grenzen stoßen – an Grenzen der Belastbarkeit und des Durchhaltevermögens. Die nächsten Wochen werden daran vermutlich im Wesentlichen nichts ändern. Wir bemühen uns derzeit um ein Pilotprojekt, weil wir überzeugt sind, dass dieses Konzept zukunftsträchtig ist und die Lebensqualität für Menschen im Alter signifikant verbessern kann.

Angst vor dem Alter nehmen Solche Ansätze für ein künftiges Leben im Alter sind jetzt zu initiieren. Wenn wir Menschen im Alter ein würdevolles Leben in ihrem Zuhause, in ihrem Quartier, in ihrer Gemeinde oder in ihrem Stadtteil ermöglichen wollen, sind wir schon jetzt als gesamte Gesellschaft gefragt. Wenn Angehörige, Nachbarn, Freiwillige, Kirchengemeinden, Vereine etc. mit den Pflegekräften zusammenarbeiten, im sogenannten „BürgerProfi-Mix“ wie ihn Klaus Dörner nennt, können wir es schaffen, soziale Netze zu knüpfen, die auch in Zukunft tragfähig sind. Mutmachende Beispiele aus anderen Ländern gibt es genug, und die erfolgreichen Nachbarschaftshilfen in der Coronazeit zeigen

gute Ansätze, wie es auch bei uns gehen kann. So könnte Pflege zukunftsfit werden und nicht nur Menschen im Alter die Angst vor der Zukunft nehmen, sondern auch die Pflegeberufe attraktiver machen.

Gerade in diesen Zeiten wünschen wir Ihnen, dass Sie sich von der Botschaft von Weihnachten berühren lassen und in den kommenden Tagen Orte der Ruhe finden, um innehalten zu können. Und denken Sie an das, was im Leben wichtig ist: den Zusammenhalt. Wir freuen uns, wenn Sie als Leser*innen auch 2021 wieder die Arbeit des Diakoniewerks verfolgen. Ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute im neuen Jahr wünschen Ihnen

Ihr

Josef Scharinger

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06

thema

Modell SING – Seniorenarbeit innovativ gestalten


„Die Hilfe muss sich den Menschen anpassen“ Wie kann die Betreuung von Menschen im Alter in Zukunft besser gelingen? Mit dem Modell SING legt das Diakoniewerk einen innovativen Vorschlag auf den Tisch. Vorständin Daniela Palk erklärt im Gespräch mit der „diakonie“, wie dieser Plan aussieht.  Karin Windpessl Derzeit wird viel über das Thema Pflegereform diskutiert. Was würden Sie sich für den Bereich Pflege wünschen? Daniela Palk: Es wäre wünschenswert, wenn eine groß angelegte Pflege­reform kommen würde. Derzeit gibt es im Wesentlichen zwei Versorgungsangebote – ­entweder man entscheidet sich für den Umzug in ein Pflegeheim oder für Unterstützung durch mobile Dienste. Dazwischen gibt es zwar Angebote wie Tagesbetreuungen oder Wohnformen, diese sind aber weder gut ausgebaut noch treffen sie immer die Bedürfnisse der Menschen. Das greift meiner Ansicht nach zu kurz und bildet die Realität nicht ausreichend ab. Es muss zu einer verstärkten Verschränkung der unterschiedlichsten Hilfeangebote, zu mehr Wahlfreiheit und zu einer stärkeren

Das SING-Modell stellt den Menschen in den Mittel­punkt und gestaltet das Pflegesystem gänzlich neu. Daniela Palk

Sozialraumorientierung kommen, also einer Einbindung der Ressourcen vor Ort. Es kann nicht sein, dass ein einziger Plan über die Bundesländer gestülpt wird. Warum greift das bisherige System zu kurz? Palk: Weil es viel zu wenig flexibel und kleinteilig ist und dadurch viel zu wenig auf die unter­schiedlichen Lebenswelten der Menschen eingegangen wird. Oft mangelt es nur an kleinen Puzzlestücken, um auch weiterhin in den eigenen vier Wänden gut leben zu können. Diese Bausteine können in einem städtischen Bezirk wie beispielsweise Wien oder Linz anders ausschauen, als etwa in einer recht ländlichen Region – weil es jeweils unterschiedliche Voraussetzungen gibt, in Hinblick auf die Angebote, aber auch auf die Lebenssituation der Menschen selbst. Wie und wann ist das SING-Modell entstanden? Palk: SING steht für „Seniorenarbeit innovativ gestalten“. Es ist ein neuer Denkansatz für die Organisation und Bereitstellung von Pflegeund Betreuungsdienstleistungen. Der Mensch steht im Mittelpunkt – ohne Erhöhung der gesamtwirt-

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schaftlichen Kosten. Vor rund drei Jahren haben wir damit begonnen, am Modell zu feilen. Anlass war die Beobachtung, dass andere Länder im deutschsprachigen Raum viel mehr Angebote entwickeln, als dies beispielsweise in Österreich der Fall ist. In Hamburg und Bremen haben wir ähnliche Modelle vorgefunden und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir auch in Österreich ein alternatives Modell brauchen. Was schlägt das Modell nun konkret vor? Palk: Das SING Modell stellt den Menschen in den Mittelpunkt und gestaltet das Pflegesystem gänzlich neu. Die Pflegegeldzahlung des Bundes bleibt unangetastet. Personen mit Bezug von Pflegegeld haben aber die Möglichkeit, mit einem fix vorgegebenen Teil ihres Pflegegelds einen sachleistungsbezogenen Autonomiebetrag zu erwerben, der durch einen Zuschuss der öffentlichen Hand mehr wert ist als das Pflegegeld an sich. Um diesen Betrag kann man individuell Betreuungs- und Pflegedienstleistungen erwerben. Zielgerichtet und individuell. Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen? Palk: Das kann bedeuten, dass ich

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thema Modell SING: Seniorenarbeit innovativ gestalten > nur zur Nacht in ein Pflegeheim gehe. Das kann aber auch heißen, dass sechs Leute aus der ländlichen Region ihren Autonomiebeitrag zusammenlegen und bei dem zuständigen Träger einen gemeinsamen Bedarf anmelden – zum Beispiel in Form einer Demenz-WG. Das klingt nach adminis­tra­tivem Aufwand. Wie soll das organisiert werden? Palk: Die Kund*innen werden von so genannten Pflegelots*innen unterstützt, sich darüber klar zu werden, wie sie konkret leben wollen. Die Person mit Pflegebedarf selbst muss genügend Überblick erhalten, welche Ressourcen zur Erreichung der eigenen Ziele verfügbar sind. Um die pflegebedürftige Person passgenau dabei zu unterstützen, dass sie so leben kann wie sie will, wird dann ein geeignetes Pflegesetting aus allen verfügbaren Ressourcen aufgebaut. Zugleich müssen die lokalen Pflegelots*innen die nachgefragten Bedarfe zusammenfassen, analysieren und die lokalen Anbieter­ organisationen anregen, entsprechende neue Dienstleistungen zu entwickeln. Wofür braucht man dann noch Pflegeheime? Palk: Pflegeheime werden immer

hochspezialisierte Wohn- und Pflegeformen sein für Menschen mit besonderem Bedarf, etwa im palliativen Kontext oder bei herausfordernden Formen der Demenz oder wo es sozial­räumlich weniger Möglichkeiten gibt. Und zugleich sind Pflegeheime unglaubliche Kompetenzzentren in der Begleitung. Diese Kompetenz nicht nur innerhalb der Mauern zur Verfügung zu stellen, sondern auch tatsächlich die Kompetenz in den Sozialraum strahlen zu lassen, das sehe ich schon als eine wichtige Rolle für Pflegeheime. Auch für die Mitarbeiter*innen selbst ist die Einteilung in ambulant versus stationär sehr einschränkend, sie ­können nur unterscheiden: entweder ich arbeite mobil oder ich arbeite im Pflegeheim, dazwischen gäbe es durch SING aber viele andere Formen, wo es spannende Beschäftigungsmöglichkeiten gibt. Das heißt SING könnte den Pflegebereich sogar neu organisieren und aufwerten? Palk: Ich glaube, dass gerade Pfleger*innen im mobilen Bereich, bei denen die Arbeit so eng getaktet ist, oft vor dem Problem stehen, dass sie aufgrund des Zeitdrucks die Türe hinter sich schließen und wissen, dass sie nicht ausreichend unterstützen können. Das ist na-

Durch eine innovative Organisation des Bereichs Pflege ließe sich auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen erhöhen, meint Daniela Palk.

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Wir werden das Modell auf alle Fälle weiter lobbyieren und weiter im Gespräch bleiben. Daniela Palk

türlich nicht sonderlich zufrieden­ stellend. Durch eine innovative Organisation des Bereichs ließe sich also auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen erhöhen. Würde das Modell mehr kosten? Palk: Zu Beginn würde es kurz­ fristig einen erhöhten Finanzbedarf benötigen, dann aber mittel- und langfristig ein Abflachen der prognostizierten Zahlen erkennen lassen. Was wünschen Sie sich persönlich für SING? Palk: Dass Menschen im Alter ihre Lebensphase mit höherer Autonomie, mit höherer Wahlfreiheit gestalten können und dass es vielfältige Perspektiven gibt, wie ich mit Einschränkungen im Alter mein Leben bewältigen kann. Nicht die Menschen müssen sich an die Hilfe anpassen, die Hilfe muss sich den Menschen anpassen. Wir müssen angesichts der demografischen Entwicklung sowohl für die Menschen als auch für die Mitarbeitenden Arrangements schaffen, die diese Lebensphase für alle gelingender gestalten. Wir werden das Modell auf alle Fälle weiter lobbyieren und weiter im Gespräch bleiben mit unterschiedlichen Experten in Politik und Verwaltung, um hier im Rahmen eines Pilotprojektes konkrete Erfahrungen zu machen und die Veränderung erlebbar zu machen.


panorama

Mein Buchtipp

Elfriede Nowotny, Mitarbeiterin der Bücherinsel in Gallneukirchen empfiehlt:

„Couscous mit Zimt“ ALLFRED als Vorzeigeprojekt für Integration in Linz ausgezeichnet

„Ich habe dieses Buch gelesen, weil ich mich für das Thema Migration interessiere. In „Couscous mit Zimt“ geht es darum, in einem neuen Land Fuß zu fassen, die Vergangenheit zu verarbeiten und mit früheren Konflikten umzugehen. Das Buch hat mich gefesselt! Lisa erbt eine Wohnung in Paris, die immer Bestandteil emotionaler Auseinandersetzungen ihrer Mutter und Großmutter war. Selbst Lisa, die Enkelin, die in Berlin geboren wurde, hat mit der Vergangenheit ihrer Familie zu kämpfen. Elsa Koester porträtiert drei charakterstarke Frauen. Spannend und lesenswert!“

Preis „Stadt der Vielfalt“ überreicht Linz zeichnete mit „Stadt der Vielfalt“ zehn Projekte für Integration und Interkulturalität aus. Die im Mai abgesagte Verleihung des Preises für Integration und Interkulturalität, „Stadt der Vielfalt“, konnte im Herbst während der Aktionswoche zum Tag der Sprachen nachgeholt werden. Der Preis wird seit 2015 gemeinsam vom Integrationsbüro und der Abteilung „Linz Kultur-Projekte“ ausgeschrieben. ALLFRED wurde als Vorzeigeprojekt für Integration vom Linzer Bürgermeister Klaus Luger ausgezeichnet. Der Preis der „Stadt der Vielfalt“ ist im kleinen Rahmen an das Projektteam übergeben worden. „Integrationsarbeit sowie das Verständnis für Interkulturalität bilden eine wichtige Basis für das funktionierende Miteinander unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen“, betonten Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer und Integrationsstadträtin Regina Fechter. Was ist an ALLFRED integrativ? Ganz einfach: Wir vermitteln u.a. auch Asylwerber*innen, die mittels Dienstleistungsscheck arbeiten können und ältere Menschen im Alltag unterstützen.

Elsa Koester „Couscous mit Zimt.“ Frankfurter Verlagsanstalt, Roman, € 24,90 Buch bestellen über www.buecherinsel.at und über den Buchkatalog:

ehr zu den Unterstützungsleistungen M auf www.allfred.at

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panorama

Geschenkpakete für besondere Anlässe Mit regionalen Produkten aus unseren Einrichtungen Mit dem Kräuterhof Aufreiter und der Bücherinsel hat man Kooperationspartner für die diesjährigen Geschenkpakete gefunden, für die Nachhaltigkeit, Regionalität und Soziales an oberster Stelle stehen. Exklusive Geschenkkartons gefüllt mit Büchern und Kalendern der Bücherinsel, Tees des Kräuterhofes „Aufreiter“ und handgefertigten Produkten aus den Werkstätten des Diakoniewerks sollen für besondere Momente beim Beschenkten sorgen und gleichzeitig die Arbeit vor Ort unterstützen.

Kalender für 2021 sichern! „Mein Schatten springt vor Freude!“ – Mitmachen und Kalender von Menschen mit Behinderungen gewinnen Stolz auf ihre Texte im literarischen Wochenkalender des Vereins „die Wortfinder“ sind Ruth ­Oberhuber und Herwig Hack. Beide sind schriftstellerisch und künstlerisch aktiv in der Kunstwerkstatt in ­Gallneukirchen und freuen sich, dass ihre Texte für diesen besonderen Kalender mit Texten von Menschen mit Behinderungen ausgewählt wurden.

Für all jene, die beim Gewinnspiel mit leeren Händen ausgehen: Erhältlich ist der Kalender auch in der Bücherinsel in Gallneukirchen.  ir verlosen 2 Kalender W an die ersten Einsendungen, E-Mail mit dem Stichwort „Kalender“ an office@ diakoniewerk.at

ie Geschenkpakete können auf D www.diakoniewerk-shop.at bezogen werden. In der Bücherinsel Gallneukirchen sind die Pakete darüber hinaus ebenso erhältlich.

Diakonie Akademie mit neuem Programm 2021 Spannende Kursangebote, innovative Weiterbildungs­ möglichkeiten – jetzt Kurse online buchen unter www.diakonie-akademie.at oder Programmheft per E-Mail anfordern unter office@diakonie-akademie.at

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panorama Jetzt erhältlich: Weihnachtskarten mit individuellem Eindruck Weihnachtsgrüße versenden und Gutes tun Besondere künstlerische Motive schmücken heuer die Weihnachtskarten des Diakoniewerks, die ab sofort online bestellt werden können. Mit dem Kauf der Weih­ nachtskarten, die in Zusammenarbeit mit Künstler*innen der Kunst­ und Kulturwerkstätten des Diakoniewerks entstanden sind, unterstützen Sie Menschen mit Behinderung. Online bestellen: https://bit.ly/3eKAbjp ACHTUNG: Der letzte Pro­ duktionstermin für die Weih­ nachtskarten 2020 ist am 9. Dezember 2020. Eine Liefe­ rung bis Dienstag, 15. Dezember 2020 wird garantiert.

Diakoniewerk Wohnkoordination begleitet in der Csokorgasse in Wien Lebendige Nachbarschaft als Ziel

Neue Auslage für Produkte aus den Werkstätten Unter dem Motto „Sinnvoll schenken“ möchte die Bücherinsel Menschen dazu einladen, regional einzukaufen. Die Bücherinsel bietet ab sofort neben dem bereits bestehenden Sortiment an Büchern, Kalendern und Geschenkartikeln auch die Produkte der Werkstätten des Diakoniewerks. Dort werden die Produkte von und mit Menschen mit Behinderung hergestellt. Orientiert an den Fähigkeiten und Interessen jedes einzelnen, können Menschen mit Behinderungen einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen. Im Online-Shop der Bücherinsel kann man rund um die Uhr shoppen: Bücher, Filme, Geschenkartikel, Spielwaren und vieles mehr sind meist einen Tag später abholbereit im Geschäft. Gerade in einer herausfordernden Zeit ist der regionale Einkauf von großer Bedeutung. Auch außerhalb der Öffnungszeiten ist es möglich im Online­Shop der Bücherinsel einzukaufen, die Bestellung ist meist einen Tag später abholbereit. https:// buecherinsel.buchkatalog.at

Im neuen Wohnpark Csokorgasse, in Kaiserebersdorf (Bezirk Simmering) direkt an der Stadtgrenze von Wien, leben nach Bezug aller Wohnungen rund 600 Menschen unterschiedlicher Generationen. Wohnen in einem neuen Stadtviertel heißt Wohnen mit neuen Nachbarn. Sich wieder finden und ankommen in einer neuen Nachbarschaft sind wichtig. Dafür hat der Bauträger ÖVW das Diakoniewerk mit der „Sozialen Begleitung“

beauftragt. Eine Wohnkoordination des Diakoniewerks unterstützt die Bewohner*innen dabei, sich die Gemeinschaftsflächen anzueignen und eine lebendige Nachbarschaft aufzubauen. Die Wohnkoordination begleitet beim Aufbau selbstorganisierter Strukturen mit dem Ziel, dass die Bewohner*innen auf lange Sicht ihre gemeinsame Verantwortung für die Gemeinschaftsräume und gute nachbarschaftliche Beziehungen wahrnehmen.

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menschen im

alter

Den Menschen das Leben erleichtern – KEBA goes Pflege Warum engagiert sich ein Unternehmen, das nach Lösungen für die Industrie und den Bankenbereich sucht, plötzlich im Sozialbereich?  Nicole Bachinger-Thaller

„M

itte August erreichte mich eine überraschende Anfrage. Die KEBA lud zu einem „Ideation“ Workshop ein. Bei einem Ideation Workshop geht es darum, möglichst kreativ neue Ideen zur Lösung von bestehenden Problemen zu finden. Die klassischen Arbeitsfelder der KEBA liegen in der Entwicklung von Anwendungen für Industrie, Banken oder auch im Bereich der E-Mobilität. Warum also wurde ich als Mitarbeiterin im Kompetenzmanagement des Diakoniewerks eingeladen? Ich erfuhr, dass sich die KEBA für ein

Wir wollen den Menschen im Arbeitsumfeld oder im persönlichen Umfeld das Leben erleichtern. Der Bereich Pflege wird auch für die Gesellschaft immer wichtiger. Robert Zehetner

neues Geschäftsfeld interessiert: die Pflege. Die Teilnehmer*innen im Workshop stammten von KEBA und anderen Organisationen aus Österreich und Deutschland, darunter befanden sich auch drei Pflege-Expertinnen. Am Ende wählten alle Teilnehmer*innen eine Idee zur weiteren Bearbeitung aus – das oft personalintensive Einschachteln von Medikamenten für Bewohner*innen oder Kund*innen im Bereich der stationären oder mobilen Langzeitpflege. Die Firma KEBA denkt gemeinsam mit ihrem Projektpartner IMP derzeit darüber nach, Teile dieses Prozesses zu automatisieren, um Pflegepersonal zu entlasten. Die Idee wird aktuell weiterbearbeitet und es wird hier die technische Realisierbarkeit geprüft. Ziel ist es, möglichst rasch einen Prototypen zu entwickeln, der basierend auf der ärztlichen Verordnung Medikamente für Bewohner*innen und Kund*innen täglich individuell und hausintern einschachteln kann, (fast) ganz ohne menschliches

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Eingreifen. Ziel ist es in einer Test­ phase frühzeitig zu erkennen, ob die Lösung einen Nutzen bringt.

Ein Geschäft finden und einen sozialen Beitrag leisten Wieso hat sich KEBA den Bereich der Pflege als möglichen neuen Geschäftsbereich ausgewählt? DI Robert Zehetner, Vice President für Logistics Automation der KEBA: „Wir wollen den Menschen im Arbeits­umfeld oder im persönlichen Umfeld das Leben erleichtern. Die KEBA ist immer sehr stark dadurch gewachsen, sich neue Sachen anzusehen. Der Bereich Pflege wird auch für die Gesellschaft immer wichtiger. Wir möchten schauen, dass wir mit unserem Know-how für uns einen neuen Geschäftszweig erschließen, aber auch einen sozialen Beitrag leisten.“ Pflege wird immer davon abhängen, dass Menschen Leistungen erbringen, betont Zehetner. Möglichkeiten für die Technik sieht er aber trotzdem in der Unterstützung dieser Tätigkeiten. Menschen im


Einzelne Arbeitsschritte in der Pflege könnten künftig technisch gelöst werden – meint das Unternehmen KEBA. Dadurch könnte das Pflegepersonal wieder mehr Zeit für die Begleitung von Menschen.

Alter wollen möglichst lang autonom ihr Leben gestalten, auch hier sieht er Chancen mit Technologie Abhilfe zu schaffen.

KEBA – rationalisiert unsere Pflegekräfte weg? Der Einsatz von Robotern wird im Bereich der Pflege und Betreuung von brancheninternen Fachleuten immer kritisch reflektiert. Den Vorwurf „Du rationalisierst meinen Job weg“ kennt Robert Zehetner gut, er entgegnet: „Wir wollen die Leute nicht ersetzen, Menschen, die in den Pflegebereich gehen wollen anderen Menschen helfen“, betont Zehetner. Gleichzeitig werden die Aufgaben immer mehr und das Personal knapper. Indem das Arbeitsumfeld erleichtert wird, können andere Bedürfnisse gedeckt werden, so die Zielvorstellung von Herrn Zehetner.

ihrer Technik Abhilfe schaffen zu können, wie beispielweise bei der Post. Die KEBA hat im Bereich der Übergaben bei der Post viel entwickelt u.a. die Paketboxen. Indem Teile der Übergabe automatisiert wurden, erspart sich der Zusteller Zeit und ist der Paketflut gewachsen. In diesem Fall wurden also keine Jobs vernichtet, tatsächlich wurden Arbeitsabläufe erleichtert. Solche Chancen sieht Zehetner auch für die Pflege, dafür ­müsse man „Prozesse optimieren, man muss erkennen, wo die Schmerzpunkte in den Prozessen liegen.“

Und was wird aus dem Automaten zum Blistern? Für Zehetner war es fast unglaublich, dass es für so eine einfache Idee noch keinen solchen Automaten gibt. „Oft stehen Ideen schon lange im Raum, aber es fehlt die Geschäftslogik dahinter. Menschen haben auch schon vor Airb‘n‘b Wohnungen vermietet, aber es gab kein Modell dafür“. Ob die Idee schlussendlich marktreif wird steht noch nicht fest: „Kreativität braucht Zeit, aber es ist besser ­früher zu scheitern als lang ergebnislos dahin zu entwickeln“. Mein Fazit Seitens des Diakoniewerks werden wir die Entwicklungen der KEBA interessiert weiter beobachten und vielleicht können wir den Prototypen im nächsten Jahr testen. Und wäre es nicht schön, wenn dadurch mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Menschen gewonnen werden könnte?

KEBA forscht gerade an einer Technik, die das zeitaufwändige Einschachteln von Medikamenten durch Pflegepersonal reduzieren soll.

Technik als Chance von Bereichen mit Personalengpässen? KEBA sieht vor allem in wachsenden Bereichen Chancen, mit

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menschen im alter

kurznachrichten

Jan Bechtold leitet Diakonie.mobil – Pflege und Betreuung im Tennengau. Er weiß, wie wichtig Auszeiten für pflegende Angehörige sind.

„ Jetzt kann ich auch einen Ausflug machen“ 24h.Betreuung in ganz Oberösterreich Netzwerk wird schrittweise erweitert Seit September ist die ­24h.­Betreuung des Diakonie­werks durch den Zu­ sammenschluss mit der Curabene KG auch in den Bezirken Gmunden und V ­ öcklabruck tätig. Mathias Kalb, Leiter der 24h.Betreuung, freut sich über den schrittweisen Ausbau des Netzwerkes und die ausgezeichnete Zusammenarbeit seines Teams. Die Erweiterung des Tätigkeits­ feldes sieht er als großen Vorteil für die K ­ und*innen. „Die ­Menschen, die wir begleiten, stehen bei uns an erster Stelle. Unser Ziel ist es, für alle ­individuell die bestmögliche Betreu­ ung und Begleitung zu schaffen“, sagt Kalb. Das Angebot umfasst Langzeit­ betreuung, Kurzzeitbetreuung nach Spitalsaufenthalt, Urlaubsvertre­ tung für pflegende Angehörige und Palliativ­betreuung.  ehr Informationen unter M 24hbetreuung.diakoniewerk.at

Frau P. pflegt ihren Mann. Diakonie.mobil unterstützt sie bei der Pflege am Morgen. Mithilfe des Angehörigen-Entlastungsdienstes kann sie Momente der Auszeit genießen. Nach einem Krankenhausaufenthalt war für Familie P. aus Anif alles anders. Herr P. braucht Pflege und Unterstützung im Alltag. „Jeden Morgen kommt eine Pflegerin von Diakonie.mobil zu uns, das ist eine große Hilfe. Abends schaffe ich das alleine, da ist nicht ganz so viel zu tun“, berichtet Frau P. Unter­tags geht sie nur ab und zu ein oder zwei Stunden weg – je nach Tagesverfassung ihres Mannes. Umso erfreuter zeigte sich Frau P. kürzlich vom ersten Einsatz des Angehörigen-Entlastungs-Dienstes des Diakoniewerks. „Es hat alles gut geklappt. Herr Bechtold hat sich um den Antrag gekümmert und eine Pflegerin organisiert. Ich habe die Pflegerin nur kurz eingewiesen. Dann bin ich mit einer Freundin essen gegangen und in ein Konzert. Mein Mann und die Pflegerin haben Tennis geschaut, gemeinsam gegessen und sie hat ihm dann bei der Abendpflege geholfen“, erzählt Frau P. Sie sei sehr zufrieden und traue sich nun auch, mit ihren Freundinnen einen halben Tag wandern zu gehen oder einen längeren Ausflug zu unternehmen.

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Auf eigene Kräfte achten Diese flexible Mischung aus Pflege und Gesellschaft für die zu Betreuenden entlastet Angehörige enorm. „Für pflegende Angehörige ist es ganz wichtig auf sich und die eigenen Kräfte zu ­schauen. Und wir sind da, um dabei zu helfen“, sagt Jan Bechtold, Einsatzleiter von Diakonie.mobil Tennengau. Seit 1. Oktober gibt es das Angehörigen-Entlastungs-­ Angebot im Land Salzburg. „Das Angebot gilt für Menschen ab 65 Jahren mit mindestens Pflegestufe 3, die von Angehörigen im gleichen Haushalt betreut werden“, erklärt Bechtold. Menschen mit Demenz können diese Leistung schon ab Pflege­stufe 1 bzw. vor dem 65. Lebensjahr beantragen. Der Entlastungsdienst kann Montag bis Samstag gebucht werden. Je nach Bedarf kommen Fachkräfte für mindestens drei bis maximal 6 Stunden nach Hause. „Wer Fragen hat oder eine kleine Auszeit von der Pflege braucht, kann sich gerne bei uns melden“, sagt Jan Bechtold. Mehr Infos unter Tel. 0662/276361.


„ In Zeiten, da mir Angst ist, vertraue ich auf dich!“

spiritualität

„Mit Gottes Hilfe werde ich sein Wort rühmen. Auf Gott vertraue ich und fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun?“

Die Bibel, Psalm 56, 4–5

„Fürchte dich nicht!“ – ist eine der ganz zentralen Aussagen der Bibel. Dennoch ist Angst ein ständiger Belgleiter des Menschen. Gerade in Zeiten wie diesen. Darum ist es gut und heilsam, sich auf die zentralen Aussagen unserer Religion zu besinnen. Es ist gut und heilsam zu wissen, wo man mit seinen Ängsten hin gehen kann, um sie los zu werden. Eine Möglichkeit ist es, Kraft im Gebet zu finden: „Gott, ich habe Angst. Hilf mir, dass die Ängste mich nicht überwältigen. Lass mich Dir vollkommen vertrauen. Du bist der sichere Platz für mich. Du bist mein Ort der Zuflucht auch in ungewissen Zeiten. Ich sehne mich nach Verständnis und Geborgenheit. Du willst sie mir schenken. Dafür danke ich Dir! Amen.“ Thomas Pitters, Leitung Diakonische Identitätsentwicklung

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menschen mit

behinderung

„Für diese Arbeit muss man fest am Boden stehen!“ Im Alter von 56 Jahren noch einen Neuanfang wagen? Sabine Fröhlich hat sich für einen Wechsel aus der Gastronomie in den Bereich Behindertenarbeit entschieden.  Karin Windpessl

S

abine Fröhlich sitzt an ­Gerhards Bettkante. Gerhard ist 40 Jahre alt, kann sich von Geburt an nicht bewegen, hat ­keine Lautsprache und ist bereits sein Leben lang auf die Pflege anderer angewiesen. Seit 22 Jahren wird er untertags in der Werkstätte Mühle begleitet. An diesem Tag kümmert sich Sabine um ihn, unter­stützt ihn bei der Essensein-

nahme. Ab und zu fallen Essensreste auf Gerhards Wange, Sabine wischt sie sofort weg: „­Gerhard ist ein erwachsener Mann, er soll nicht so aussehen müssen.“ Sabine ist ein fröhlicher, ein offener Mensch, aber auch ein Mensch, der es spürt, wenn jemand Unter­ stützung braucht. Jahrelang kam ihr diese Eigenschaft in der

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Gastronomie zugute. Als sie sich dafür entschieden hat, den Bereich zu wechseln, waren viele ihrer Bekannten anfangs überrascht. Heute a­ rbeitet die 56-Jährige in der ­basalen Begleitung von Menschen mit Behinderung und absolviert zurzeit die Ausbildung zur Behindertenbegleiterin an der SOB Gallneukirchen. Die Entscheidung hat sie seither nie bereut.


Sabine lässt sich Zeit in der Begleitung: sie weiß, dass man sich ganz auf den Moment und die zu betreuende Person einstellen muss.

Ursprüngliche Form der Kommunikation Was aber kann man sich unter basaler Begleitung überhaupt vorstellen? Reinhard Bauer ­erklärt den Fachbereich als Leiter der Werkstätte Mühle: „Basales Arbeiten bedeutet, sich auf eine ursprüngliche Form der Kommunikation einzulassen. Es geht darum, Begegnung durch Berührung, Spüren, Horchen, Fühlen - also über sinnliche Wahrnehmung zu ermöglichen. Achtsamkeit und Langsamkeit sind dabei zentrale Bestandteile, Reflexion und Eigenwahrnehmung ebenso. Um eine gute Qualität zu gewährleisten sind Mitarbeiter*innen mit hohem Verantwortungsbewusstsein, ­hoher fachlicher Expertise, Eigenmotivation und Einfühlungsvermögen Voraussetzung.“ Menschenwürde stärken 37 Klient*innen werden derzeit in drei Gruppen halb- oder ganztags betreut. All diese Personen sind mehrfach beeinträchtigt. Darunter befinden sich auch drei Klient*innen mit herausforderndem Verhalten, welche durch Einzel­betreuung in der Werkstätte begleitet werden. Das ­Angebot sollte den Fähigkeiten und Möglichkeiten entsprechen und sie als Menschen in ihrer Würde stärken. Das K ­ onzept der Gemeinschaftswerkstätten sieht vor, dass Menschen mit unterschiedlichen

Es geht darum, Begegnung durch sinnliche Wahrnehmung zu ermöglichen.

Bedürfnissen in einer „gemeinsamen Werkstatt“ betreut werden und unterschied­liche Angebote erhalten. Auch wenn die Klient*innen großteils schwere Behinderungen haben, ist es doch möglich, mittels genau angeleiteter Routinetätigkeiten Produkte wie etwa Apfel­chips herzustellen. Ein Produkt, das einen Nutzen hat und zusätzlich das Gefühl gibt, einen Beitrag leisten zu können. Keine einfache Aufgabe hat sich Sabine Fröhlich für ihren zweiten Bildungsweg ausgesucht – das finden viele ihrer Verwandten und Bekannten. Trotzdem jeder Tag eine

Basales Arbeiten bedeutet, sich auf eine ursprüngliche Form der Kommunikation einzulassen. neue Herausforderung ist, hat die 56-Jährige ihre mutige Entscheidung aber nicht bereut. Langfristig würde sie sich wünschen, nach der Ausbildung in der Mühle bleiben zu dürfen. Was hilft ihr bei der Arbeit? Viel ­Lebenserfahrung erklärt ­Fröhlich, denn: „Man muss mit beiden Beinen fest im Leben stehen.“

Einen großen Sprung von der Gastronomie in den Bereich Behindertenarbeit unternahm Sabine Fröhlich - ihre Offenheit anderen Menschen gegenüber hilft ihr auch bei dieser Aufgabe.


Ausstellung „Die Schöpfung“

Kurator Roman Grabner: Die Neu-Schöpfung im Aktionsraum hat Werke hervorgebracht, die so vielfältig und unterschiedlich wie die Künstler*innen selbst sind.

„Es ging bei diesem Projekt von Anfang an um Kunst“ Die Ausstellung „Die Schöpfung. Vornehm – unbequem“ hat den teilnehmenden Künstler*innen zu mehr Lautstärke verholfen und zu einer Belebung des Kunstmarkts geführt. Ein Gespräch mit dem Kurator der Ausstellung, Roman Grabner. Andrea Obermühlner

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m Aktionsraum LINkZ ist bis Ende 2020 noch die Ausstellung „Die Schöpfung. Vornehm – unbequem“ zu sehen. Sie spiegelt einen Schaffensprozess von zehn Künstler*innen wieder, der über Monate - unter coronabedingt erschwerten Rahmenbedingungen – hinweg stattgefunden hat. Es war eine Zusammenarbeit zwischen dem Wiener Künstler TOMAK und den Künstler*innen der Kunstwerkstatt wie Gertraud Gruber, Herwig Hack, Rosemarie Heidler, Josef Landl, Christian Öllinger, Johanna

Die Schöpfung ist vollbracht. Der Anfang ist geschafft. Nun stellt sich die Frage: Wie geht es weiter?

Rohregger, Erika Staudinger, Jutta Steinbeiss und Gunter Zehetner – auf Augenhöhe. Wer welche Behinderung hat, wurde nie thematisiert. Es stand immer nur die Kunst im Vordergrund.

Warum ist es immer noch schwierig, dass Kunst von Menschen mit Behinderung als Kunst anerkennt wird? Roman Grabner: Seit nunmehr 100 Jahren ringt die Kunstwissenschaft mit der Terminologie, wie sie die Kunstproduktion dieser Menschen, die keine akademische Ausbildung genossen haben und deren Verfasstheit nicht den konventionellen Vorstellungen von Normalität entspricht, bezeichnen und damit klassifizieren kann. Man kam zu

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Begrifflichkeiten wie art brut, zustandsgebundene Kunst, deviante Kunst, neurodiverse Kunst, um nur einige zu nennen. Offensichtlich reicht das Wort „Kunst“ alleine nicht aus, sondern es bedarf in einmaliger Art und Weise einer Rückbindung an den körperlichen und geistigen Zustand der Urheber*innen. Dies ist in der gesamten Kunstgeschichte einzigartig, denn niemand würde auf die Idee kommen von „Alcoholic Art“, „Drug Art“, „Koks-Kunst“, „Endorphin-Kunst“, „Depressions-Kunst“, „neurotischer Kunst“ oder Ähnlichem zu sprechen, um nur einige der Abhängigkeiten, Beeinflussungen und Beeinträchtigungen zeitgenössischer Künstler*innen anzusprechen.


Ausstellung „Die Schöpfung“

TOMAK hat von Beginn an gesagt, dass er den Künstler*innen zu mehr Lautstärke verhelfen möchte. Ist das gelungen? Grabner: Es ging und geht bei diesem Projekt von Anfang an um Kunst und nicht um gesellschaftliche Einordnungsversuche und kunstsoziologische Hilfskonstruktionen. Um gesehen und verstanden zu werden, brauchen die Werke keine kunsthistorischen Begrifflichkeiten und keinen theoretischen Überbau. Dementsprechend haben in der Aktion 11 des Aktionsraums LINkZ zehn Künstler*innen neue Arbeiten geschaffen, die sich der „Schöpfung“, den „Weisen der Welterzeugung“ und damit der Frage nach dem

Anfang widmen. TOMAK hat den Künstler*innen definitiv zu mehr Lautstärke verholfen, da in den letzten Wochen und Monaten viel darüber gesprochen und geschrieben wurde. Die Begrifflichkeiten wurden in Kunstkreisen neu diskutiert und Käufer wurden auf die Werke der Künstler*innen aufmerksam.

Was ist im Aktionsraum LINkZ aus Ihrer Sicht entstanden? Grabner: Die Neu-Schöpfung im Aktionsraum hat Werke hervorgebracht, die so vielfältig und unterschiedlich wie die Künstler*innen selbst sind. Trotz einer Zeit, die durch eine globale Epidemie geprägt ist von zunehmenden Einschränkungen der Freiheit, ist die

Schöpfung im Aktionsraum LINkZ aus einer Atmosphäre und einem Akt der Freiheit hervorgegangen. Die Schöpfung ist nun vollbracht. Der Anfang ist geschafft. Nun stellt sich die Frage, wie geht es weiter? Wann, wo und wie müssen wir immer wieder neu anfangen? Diese Künstler*innen haben das Recht darauf, wahrgenommen und auch anerkannt zu werden. Ich bin gespannt, was sie als nächstes in Angriff nehmen werden und freue mich auf Belebung des Kunstmarktes. Ausstellung „Die Schöpfung. Vornehmen – Unbequem“. Aktionsraum LINkZ. Hauptstraße 26, 4040 Linz

Geschenke mit Sinn und an die Sinne

Jetzt an Weihnachten denken. Morgen jemandem eine Freude machen. Übermorgen sich selber beschenken.

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ein tag mit …

Weihnachten liegt in der Luft! In der Werkstätte Wartberg wird derzeit fleißig daran gearbeitet, Produkte für Weihnachten zu produzieren und zu verpacken. Auf diesem Weg entstehen garantiert individuelle Überraschungen, die noch dazu einen sozialen Mehrwert haben.  Karin Windpessl

10:00 Uhr

7:30 Uhr Ab in den Ofen mit dem Zwieback, der in der Werkstätte frisch und von Hand gefertigt wird. Schön ver­ packt ist er ein nettes Mitbringsel für weihnachtliche Besuche.

Eine Gewürzmischung wird vorbereitet, die in einem Glas schon alles hat, was man für einen gelungenen Trunk braucht: Nelken, Organenzesten, Zimt – da fehlt nur mehr der passende Wein!

12:00 Uhr Mittagszeit! Klient*innen helfen dank ­Unterstützter Kommunikation beim Essen Verteilen. Ein kurzer Blick auf’s Foto und schon ist klar, zu wem der Teller gebracht wird.

ie Produkte sind großteils unter D www.diakoniewerk-shop.at erhältlich.

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ein tag mit …

14:00 Uhr

13:30 Uhr

Alle Produkte, die in der Werkstätte produziert ­werden sind im haus­ eigenen Shop erhältlich – und ­natürlich noch viel mehr! Eine schöne Auswahl ­besonderer Geschenkideen!

Am Nachmittag steht Regale befüllen im Supermarkt am Plan. Integrative Beschäftigung macht es möglich, dass Menschen mit Behinderung am echten Arbeits­ markt im Einsatz sind.

16:00 Uhr Ob Schweinchen für Silvester, die aus Weih­ nachtskugeln gemacht sind, oder besondere Bilder aus Aquarell, die Karten zieren werden – der Kreativität der Sozialgruppe sind keine Grenzen gesetzt.

Fotos: Tobias Wolfinger

15:00 Uhr Einzelne Arbeits­ schritte für die Industrie werden in der Werkstätte übernommen. Aktuell liegt ein Auftrag der ­Firma ­PROXXON auf dem Tisch – eine wichtige Bestätigung dafür, wie sinnvoll diese Arbeit ist.

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international

Zwei Länder – eine Herausforderung

Endlich zurück in den gemeinsamen Arbeitsalltag – soziale Nähe wieder spüren.

Wie gehen strukturschwache Länder mit den Herausforderungen der Corona-Zeit um?  Daniela Scharer

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osnien und Herzegowina ein Land im Wiederaufbau, ein Meltpot von Kulturen und Ethnien. 3,7 Millionen Menschen leben in Bosnien – darunter geben mehr als die Hälfte den Islam als ihre Religion an. Ethnische Konflikte und zerbombte Gebäude zeichnen noch ein Bild aus vergangenen Zeiten. Rumänien steht infrastrukturell und wirtschaftlich am Anfang. Gekennzeichnet von niedrigem Einkommensniveau der 20 Millionen Einwohner*innen und der größten ethnischen Minderheit der Roma, ist es ein Land voller Naturschönheiten und mittelalterlichen Städten.

Menschen am Rande der Gesellschaft Heute eint diese Länder, wie die gesamte Welt – das Thema Corona. So unterschiedlich ihre politische und wirtschaftliche Lage, so ähnlich nun die Herausforderungen. Das Diakoniewerk ist in beiden Ländern seit mehr als 10 Jahren tätig – begleitet Menschen am Rand der Gesellschaft, Menschen mit Behinderungen, im Alter als auch

Kinder und Jugendliche. Vieles ist hier in den letzten Jahren gelungen. Nach dem Lock-down im Frühling, kehrte über den Sommer das Leben und auch der „Regelbetrieb“, der viele Sondermaßnahmen mit sich brachte, in die Einrichtungen zurück. So wird in der Werkstätte für Menschen mit Behinderungen in Sibiu in Gruppen zu zehnt gearbeitet und ein getrennter Tagesablauf geführt. Tätigkeiten wurden wieder zur Routine sowie der Arbeitsauftrag der Thyssen Krupp, Gartenarbeiten in Schellenberg oder das Anfertigen von Lavendel­ dekoration. Teilhabe und Corona passen leider nicht zusammen und so musste das beliebte, seit 3 Jahren mit der Stadt geführte Freizeitprogramm ausgesetzt werden. Was Corona gebracht hat, ist ein neuer Zugang zu Sozialen Medien. Gruppenforen werden nach wie vor genutzt, um sich „zu treffen“.

Bildungsalltag ermöglichen Ein völlig anderes Bild in Dumbrăveni - Kinder und Jugendliche vorwiegend aus der Volksgruppe der Roma leben in Armensiedlun-

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gen. Zuhause sind Computer und Internet kein Thema, E-Learning daher kein Bildungsersatz. Das Öffnen der Tagesbetreuung war wieder wichtig, um den Kindern einen Bildungsalltag zu ermöglichen. Heute findet dort die Begleitung in 10-er Gruppen statt, es wird wieder gemeinsam gespielt, gebastelt und gelernt. In Bosnien begleitet das Diakoniewerk mehr als 60 Kinder in zwei multiethnischen, integrativen Kindergärten. Mit dem neuen Bildungsjahr wird sowohl in Livno als auch in Mostar Corona-bedingt in kleineren Gruppen gearbeitet, eine personelle und räumliche Herausforderung, die es zu meistern gilt. Alle 3 Wochen werden die Pädagog*innen getestet – die Auflagen des Landes sind hoch. Wie es weitergehen wird, das wird auf uns zukommen. Eines hat uns der Frühling gelehrt – Ideenreichtum, der Aufbau von mobilen Strukturen und neue Formen der Kommunikation – alles wichtig, um auch in „kontaktlosen“ Zeiten „gut verbunden zu bleiben“.


international Für sich selbst die Stimme erheben Intercultural Achievement Award 2020 für rumänisches Projekt Wir freuen uns sehr über den IAA­Anerkennungspreis des Bun­ desministeriums für Europäische und internationale Angelegen­ heiten für das rumänische Projekt „Transit.Wurzeln“. Das Urteil der Jury: „Ihr Projekt legt einen Schwerpunkt auf die Stärkung des Selbstbewusstseins von Kindern und Jugendlichen der Roma Community. Über Musik, Tanz und Theater lernen sie den Reichtum ihrer eigenen Kultur kennen und erheben für sich selbst Stimme. Dieser Ansatz hat die Jury tief beeindruckt.“

Der mit 2.000 Euro dotierte Preis ist eine schöne Anerkennung für das gemeinsame Bemühen, dass sich Kinder als gleichwertiger Teil einer europäischen Gemeinschaft erleben. Tanzpädagogin Teresa Leonhard fungiert als künstle­ rischer Leitung gemeinsam mit Bianca Babes. Die jungen Akteure werden vom Diakoniewerk in zwei Tagesbetreuungen in Sebeş und Dumbrăveni begleitet, um ihre Chance auf eine gute Bildung zu bekommen.

Unsere wärmste Empfehlung

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Madeleine Daria Alizadeh – alias „dariadaria“, so ihr Instagram-Name und ehemaliger BlogTitel – ist Nachhaltigkeits-Influencerin aus Wien. Seit mehreren Jahren setzt sich die 30-Jährige dafür ein, Themen wie Green Fashion und Achtsamkeit auf Social Media in den Fokus zu rücken und zu einem Umdenken in der Gesellschaft beizutragen. Seit 2017 spricht sie in ihrem Podcast „A Mindful Mess“ über nachhaltiges Leben, politische und gesellschaftliche Themen. Es lohnt sich ihr auf Instagram zu folgen.

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aktiv für

bildung

Jedes Kind ist individuell und eignet sich Dinge unterschiedlich an – das ist der pädagogische Zugang der Schule.

Potenziale entfalten in der Mosaik.Schule In der privaten evangelischen Volksschule in Katsdorf (OÖ) können Kinder ihre vorhandenen Potenziale entdecken und zur Entfaltung bringen. Ein Gespräch mit der Schulinitiatorin und Direktorin Sandra Prinz.  Isabella Raml Wie ist die Idee entstanden, eine neue Schule zu gründen? Sandra Prinz: Ich habe im Rahmen meiner Ausbildungen und während meiner beruflichen Tätigkeit als Lehrerin verschiedene Schulkonzepte, auch im Ausland, kennengelernt und war begeistert, wie Lernen auch anders geht: Man muss nicht unbedingt stundenlang die Schulbank drücken. Lernen kann im Wald passieren oder beim Entdecken der Pflanzen und Tiere in der Umgebung. Besonders die so genannte „Freinet- und Montessori­pädagogik“ faszinieren

mich. Beim Versuch im Regelschulsystem verschiedene Ideen umzusetzen, bin ich immer wieder an meine Grenzen gestoßen. So keimte in mir der Gedanke, eine Schule auf Basis dieser Konzepte und eigener Ideen zu gründen.

Können Sie erklären, was Sie bei diesen beiden Konzepten begeistert? Prinz: Bei Maria Montessori ist die Schule ein Ort, an dem Kinder in einer ansprechenden, vor­bereiteten Lern­umgebung ihre Arbeiten frei wählen können. Das bedeutet

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I nfos, Anmeldung & Kontakt: www.mosaikschule.at

nicht, dass die Kinder tun können was sie wollen oder gar nichts tun. Es geht darum, dass die Kinder aus den sorgfältig vorbereiteten Lernmaterialien etwas auswählen und im selbstständigen Tun und Experimentieren ihre Potenziale zur Entfaltung bringen können. An der Freinetpädagogik begeistert mich der Demokratie­prozess. Den Kindern wird es ermöglicht, über Themen zu diskutieren, mitzubestimmen, zu entscheiden und eigenverantwortlich Probleme zu erkennen und ­Lösungen zu erarbeiten. Mit dem Diakoniewerk Oberösterreich haben


wir einen Schulträger gefunden, mit dem uns gemeinsame Wertvorstellungen verbinden.

Was ist das Besondere an der Mosaik.Schule? Prinz: Die Kinder haben viel Platz. Die Räumlich­keiten und die Umgebung am Biobauernhof Diwold könnten für das Lernen nicht besser sein. Wir bieten den Kindern für die zu erlernenden Themen die unterschiedlichsten Möglichkeiten und Lernmaterialien, die sie frei wählen können. Jedes Kind ist individuell und eignet sich Dinge un-

Inserat_Tasche_185x130 quer.indd 1

terschiedlich an. Wir unterstützen, begleiten und ­fördern sie dabei in altersgemischten Gruppen. Die kindliche Fähigkeit als Entdecker und Gestalter, das eigene Leben aktiv zu gestalten wollen wir in der Mosaik.Schule ausbauen und über die Kindheit hinweg ­erhalten. Auch der Geschäftsführer des Diakoniewerks Oberösterreich, Gerhard Breitenberger, zeigt sich überzeugt: „Wir im Diakoniewerk glauben daran, dass jeder Mensch mit speziellen Gaben auf die Welt kommt. Wenn das Umfeld förderlich ist, können wir diese

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Beim Versuch im Regel­ schulsystem verschiedene Ideen umzusetzen, bin ich immer wieder an meine Grenzen gestoßen. Sandra Prinz

Gaben voll zur Entfaltung bringen. Das Konzept und der Standort der Schule bieten dafür ideale Bedingungen und haben uns überzeugt. Darum steht das Diakonie­werk als Schul­träger hinter der Mosaik. Schule.“

11.09.18 11:43


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aktiv für

gesundheit

„Augeneingriff wegen Corona zu überdenken, ist unbegründet“ Rund 1.000 erfolgreiche augenchirurgische Eingriffe führt die Klinik Diakonissen Linz jährlich durch. Die Patient*innen sind auch in diesen Zeiten in guten Händen.

D

ie Augenchirurgie erfordert trotz einer hohen Technikabhängigkeit nach wie vor ein gutes Geschick und Handling des Chirurgen“, erklärt Dr. ­Christoph Ortner, Facharzt für Augenchirurgie, der seit kurzem in der Klinik Diakonissen Linz operativ tätig ist. „Es handelt sich um ein äußerst feines Handwerk, welches in relativ kurzer Zeit zu einer enormen Verbesserung der Lebens­qualität des Operierten führen kann.“ Die speziellen Schwerpunkte des neuen Chirurgen an der Klinik liegen in Kataraktoperationen (Grauer Star) und Augen­laser­ operationen (ReLEx, LASIK). Ortner sieht die laufende Optimierung und Erneuerung der Infrastruktur als einen der vielen Plus-Punkte der Klinik D ­ iakonissen Linz. „Es handelt sich um eine höchst professionelle Organisationsform“, so Ortner. „Das Wichtigste für mich als Chirurgen ist jedoch die unaufgeforderte

Freundlichkeit, die sich durch die gesamte Belegschaft zieht. Dies trägt neben einer optimalen medizinischen Versorgung wesentlich zur Patientenzufriedenheit bei.“

Top-Hygienestandard „Einen Augeneingriff aufgrund der Corona-Pandemie zu überdenken, ist unbegründet“, erklären die Experten der Klinik. „Aufgrund unserer ohnehin sehr hohen Hygienestandards steht einer solchen Verbesserung der Lebensqualität nichts im Wege.“ Auch vor Corona wurden selbstverständlich die Hygienestandards hochgehalten. In der jetzigen Situation geht man noch sensibler mit der Thematik um. „Der Patient ist bei uns in guten Händen und braucht sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen.“ In der Regel erfolgen alle Eingriffe mit örtlicher Tropf-­Betäubung und tagesklinisch. Das heißt, Patient*innen können nach der Operation wieder nach Hause gehen. Aus Erfahrung weiß das Experten-Team, dass jeder Respekt vor einer Operation hat. Deshalb wird neben der individualisierten Therapie auch im OP-­Ablauf ganz stark auf die Patientenwünsche eingegangen. Alle Ängste

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Man wird als ­Patient in der Klinik Diakonissen Linz mit einer besonde­ ren Freundlichkeit aufgenommen. Dr. Christoph Ortner, MPH

sind jedoch unbegründet, denn die Komplikationsrate ist extrem gering.

High-Tech-Linsen und modernste Lasertechnik Die Augen sind so unterschiedlich wie die Menschen, die mit ihnen sehen. Die Klinik Diakonissen Linz setzt deshalb Speziallinsen ein. Diese Implantate bieten, neben einer Standard-Ausführung, die individuelle Abstimmung auf Patientenbedürfnisse. Damit ist die Heilung des Grauen Stars mit perfekten Resultaten möglich. Darüber hinaus lassen sich so weitere Fehlsichtigkeiten korrigieren. Eines der modernsten Augenlaserinstitute Österreichs hat seinen Sitz am Standort der Klinik Diakonissen. Mit dem Projekt EyeLaser wird speziell die Laserkorrektur von Fehlsichtigkeiten vorgenommen. Sowohl im Diagnostikbereich als auch bei den chirurgischen Lasergeräten ist das Augenzentrum auf dem neuesten Stand der Technik. Zwei Verfahren, die sich in Behandlungen häufig ergänzen, sind die Femto- und die Excimer-Lasik. Eine Sehhilfe benötigt man nach erfolgreicher Behandlung nicht mehr.


Weihnachtsgeschichte Im Stall von Bethlehem wurde Jesus geboren.

Im Stall legte Maria Jesus in die Krippe.

Die Hirten hörten vom Engel, dass Jesus geboren ist.

Die Hirten freuten sich, dass Jesus geboren ist und gingen nach Bethlehem.

Später kamen die heiligen drei Könige nach Bethlehem.

Die Geschenke waren Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Es gab einen Stern, der den Hirten und den drei Königen den Weg zeigte.

Das war der Stern von Bethlehem.

Frohe Weihnachten wünscht die Kunstwerkstatt Medien

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menschen im diakoniewerk

porträt

„Was mein Leben so schön macht ist das Miteinander“ Andrea Schrempf und Elisabeth Roznovsky werden vom Diakoniewerk dabei begleitet, ein selbstbestimmtes Leben zu führen – sie sind die Hoffnungsträgerinnen der diesjährigen Diakonie-Winterkampagne.

U Elisabeth ­Roznovsky genießt ihr Leben in guter Nachbarschaft.

nter dem Motto „Hoffnung braucht ein Ja“ strahlen bald zwei Hoffnungsträgerinnen von den Plakatwänden – Andrea Schrempf und Elisabeth R ­ oznovsky. Elisabeth, Herbert, Franz, Toni und seine Frau wohnen in einem neu gebauten Wohnhaus in einem grünen Außenbezirk in Wien. Sie wohnen Tür an Tür und sind über 60 Jahre alt. „Was mein Leben so schön macht“, sagt Elisabeth, ist das „neue Miteinander. Früher habe ich in einem Gemeindebau gelebt. Fast mein ganzes Leben lang. Ich habe mich nicht leicht getrennt, von meiner alten Heimat in Kaisermühlen, aber jetzt möchte ich nicht mehr dorthin zurück“. Elisabeth ist junggeblieben und sehr fidel. Nach mehreren Rücken-Operationen hat sie aber eine Wohnung gebraucht, in der sie barrierefrei leben kann. Die hat sie hier gefunden. Und mit der Wohnung auch ihre Nachbar*innen, mit denen sie jetzt mindestens zweimal pro Woche gemeinsam einen Vormittag verbringt, manchmal auch gemeinsam zu Mittag isst, Karten

Andrea Schrempf wünscht sich eine fixe Anstellung!

spielt und scherzt. „Geholfen hat uns dabei die liebe Eva“, erzählt Elisabeth. Eva ist Wohnbetreuerin und damit erste Adresse und Ansprechperson für die Senior*innen im Haus und alle ihre Anliegen. „Wie ich krank war, am Anfang, nach dem Einzug, hat sie immer wieder angeklopft und gefragt, ob ich etwas brauche. Bis ich dann soweit war, und aus meinem Krankenbett aufstehen konnte. Da hat sie mir geholfen, bei der Gruppe Anschluss zu finden. Seither treffen wir uns, haben Spaß miteinander, und haben uns gegenseitig, wenn jemand etwas benötigt.“

Gastronomie als Berufswunsch Die zweite Hoffnungsträgerin ist Andrea Schrempf. Sie ist 22 ­Jahre jung, lebt mit ihrer Familie in Schladming und wird seit 2016 in der „Arbeit und Assistenz Schladming“ begleitet. Bis vor kurzem war es ihr noch möglich, ihren persönlichen Traum zu verwirklichen: Auf der Schafalm auf der Planai konnte sie in der Küche und in der Hauswirtschaft erste berufliche Erfahrungen sammeln. Die Schafalm bot ihr eine Praktikumsstelle, die ihr das Tor zum Beruf öffnete. Hier fand Andrea ein betriebliches Arbeitsumfeld, das Chancen zur Entwicklung bietet. Ihr Fernziel: Eine

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Anstellung in der Gastronomie im Tourismus­gebiet Ennstal. Leider musste sie ihr Praktikum auf der Schafalm wieder abbrechen. Ihre Mobilitätsbeeinträchtigung und viele Operationen machten ihr einen Strich durch ihre beruflichen Pläne. Über längere Zeiträume zu stehen oder Gegenstände zu heben und zu tragen, fallen ihr derzeit schwer. Auch an ihrer Orientierung, der Lesekompetenz und Ausdauer möchte sie noch arbeiten. Ihre Vielseitigkeit setzt sie derzeit in verschiedenen begleiteten Arbeitsgruppen um. Hier kann sie nach ihrem Tempo arbeiten, sich dazwischen ausruhen und ihre Gelenke entlasten. Für die köstliche Pause in der NMS2 in Schladming schwingt sie den Kochlöffel, am Jausenbuffet der NMS1 verkauft sie Snacks. In der Arbeitsgruppe bei Ringhofer Energiesystem GmbH sorgt sie dafür, dass alle Waren an ihren Platz kommen, außerdem bringt sie sich in die Arbeitsgruppe in der Brauerei ein – ein Projekt, das ihr besonders großen Spaß macht. Andrea Schrempf möchte mehr erreichen und arbeiten wie alle anderen Menschen auch, in einem regulären Anstellungsverhältnis in der Gastronomie.


aktiv für

integration Das Beispiel von Ahmed Mustafa zeigt, wie man mit entsprechender Unterstützung gut in seiner neuen Heimat ankommen kann.

Unterstützung für ein neues Leben in Österreich

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Während der Flüchtlingsbewegung 2015 gegründet, unterstützt das Sprachtraining des Diakoniewerks Salzburg nun bereits seit 5 Jahren Migrant*innen und Asylwerber*innen beim Verbessern ihrer Deutschkenntnisse.  Katharina Schönberger

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s war Oktober 2015 als Ahmed Mustafa nach Österreich kam. Nach seinem Umzug von einem Flüchtlingsquartier in Bad Ischl in eine Wohnung nach Salzburg machte er sich auf die Suche nach Deutschkursen oder weiteren Möglichkeiten, sein Deutsch zu verbessern und mit der österreichischen Bevölkerung in Kontakt zu treten. Bei seiner Suche stieß er auf den freiwilligen Besuchsdienst für Senior*innen des Diakoniewerks und Koordinatorin Michaela Wallmann. Sie vermittelte dem mittlerweile 30-jährigen Syrer eine Familie, mit der er im Rahmen des Besuchsdienstes zum Beispiel regelmäßige gemeinsame Spaziergänge unternehmen konnte. So gelang es ihm, erste Kontakt zu knüpfen und Deutschpraxis zu sammeln. ­Michaela Wallmann machte ihn außerdem auf das Sprachtraining aufmerksam. „Nachdem ich mich beim Sprachtraining gemeldet habe, vermittelte mir die zustän-

dige Koordinatorin das Ehepaar Österreicher, die sich als Freiwillige engagierten. Das war mein großes Glück. Sie halfen mir nicht nur jede Woche beim Deutschlernen, sondern suchten mit mir auch nach einer Ausbildungsmöglichkeit“, berichtet Ahmed Mustafa über diese richtungsweisende Begegnung.

Ausbildung ist große Herausforderung Sein Wunsch war es, einen technischen Beruf erlernen und ausüben zu können. Beim Energieversorger Verbund wurde dies möglich. Nach einer erfolgreichen Aufnahmeprüfung begann er die Doppellehre im Bereich Elektro- und Maschinenbau. „Während meiner Lehre wurde mir von vielen Menschen geholfen. Herr und Frau Österreicher lernten mit mir neben Deutsch auch Mathematik und Englisch. Der Verbund ermöglichte mir unter anderem spezielle Nachhilfe und die Lehrer und Lehrlinge waren alle sehr verständnisvoll und hilfsbereit. Nur

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der Dialekt bereitete mir in meiner Anfangszeit in Kaprun ein wenig Schwierigkeiten. Aber das änderte sich schnell und heute verstehe ich alle sehr gut“, berichtete Ahmed Mustafa schmunzelnd. Seine Ausbildung schloss er schließlich im Juli 2020 ab. „Für mich war es eine große Herausforderung und ich habe hart dafür gearbeitet. Nun bin ich froh, einen Beruf ausüben zu können, der mir so viel Freude bereitet und meinem technischen Interesse entspricht“, erzählt der junge Syrer.

Zukunft in Österreich Mit seinen Unterstützer*innen hat Ahmed Mustafa, der nun im Salzburger Pongau lebt, auch heute noch viel Kontakt: „Das Ehepaar Österreicher besuche ich regelmäßig in Salzburg. Nun wünsche ich mir, dass ich weiter an meinem derzeitigen Arbeitsplatz mit den netten Kollegen bleiben und auch meine Verlobte aus Syrien bald mit mir leben kann.“


spiritual care

Spiritual Care in der Praxis Seit Spiritual Care im Haus Elisabeth eine wichtige Rolle spielt, pulsiert die Spiritualität in vielen Menschen. Wir haben nachgefragt, warum das so ist? Im Gespräch mit Doris Wierzbicki (ISCO-Koordinatorin), Petra Brunner (Leitung Haus Elisabeth) und Elke Hofstadler (DiplomFachsozialbetreuerin Altenarbeit).   Daniela Scharer

Was ist anders mit Spiritual Care, Frau Brunner? Petra Brunner: Mit Spiritual Care kommt der Spirit schön langsam wieder ins Haus. Viele Mitarbeitende zeigen nun selbst die Motivation und sagen, das ist mein Thema. Sie bemerkten, dass die Spiritualität etwas in ihnen weckt. Was wird geweckt? Brunner: Mit Spiritual Care muss ich mich zunächst mit mir selbst auseinandersetzen, als Person, als Mensch, wie geht es mir UND dem anderen. Jeder hat seine Stärken und Schwächen – jeder hat seine Kraftquelle. Oft kennt man diese gar nicht. Und auch der Blick auf die Kollegen verändert sich, das ist das Besondere.

Spiritual Care ist für mich Menschlichkeit, Miteinander, viel Gefühl, sich gegenseitig gut zu spüren. Petra Brunner

Wie leben Sie Spiritual Care in der Praxis? Brunner: Es hat sich ein Arbeitskreis von 8 Kolleg*innen unterschiedlicher Konfessionen gebildet. Sie gehen Rituale durch als auch Feste im Jahreskreis. Es werden Dinge neu erfunden, andere haben wir bereits und wieder andere lassen sich ändern. Menschen, die Tag täglich mit Bewohner*innen arbeiten und nun von sich aus daran denken, zum Beispiel einen gemeinsam einen Gedenkgottesdienst, zu gestalten. Das kommt vom Herzen. Es entsteht aus ihnen. Das ist die besondere Kraft von Spiritual Care. Der Arbeitskreis trifft sich ca. 4-mal pro Jahr. Elke Hofstadler: Ich finde, Spiritual Care muss man globaler sehen. Ja wir arbeiten im Haus zusammen, doch jeder hat eine andere Sichtweise, sei es vonseiten der Familie, der Kultur oder der Geschichte. Die Herkunft bestimmt unser Wirken. Wie positioniert man sich selbst. Wie trete ich dem anderen gegenüber. Das Miteinander kann damit schwieriger werden. Wir brauchen hier einen Gegenimpuls.

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Wie wurde der Prozess zu Spiritual Care gestartet? Doris Wierzbicki: Wir haben mit sog. Fokus Tagen begonnen, um für verschiedenen Kompetenzen in Spiritual Care zu sensibilisieren. An diesen Fortbildungsformat der Fokus Tage (7 EH) nahmen fast alle Mitarbeiter*innen im Haus ­Elisabeth teil. Was ist Spiritualität, was ist der Unterschied zu Religion, wie kann ich spirituelle Bedürfnisse überhaupt wahrnehmen. Dieses Kennenlernen der Unterschiedlichkeiten und trotzdem auch ­erfahren, uns trägt ein gemeinsamer Geist. Die Vertiefungstage (eine Art Fortsetzung der Fokus Tage) sind aus den Bedürfnissen des Arbeits­kreises entstanden: mit dem An­liegen wie können wir im Team noch besser kooperieren. Auch an diesen Tagen nahm fast die ­gesamte Belegschaft teil. Ich finde in den Unterlagen zu Spiritual Care den Satz: „Ich bin hier als ganzer Mensch gefragt“. Wer ist damit gemeint? Hofstadler: Die Bewohnerin Frau Meyer ist Mutter, Oma, war


spiritual care

Spiritual Care – Ich in meiner Individualität sehe und nehme dich als Ganzes wahr. Elke Hofstadler

Tochter – ihre ganze Geschichte ist da. Wir müssen hinschauen, ihre Biografie beachten. Es gibt gewisse Grundstrukturen in einem Heim, ja – aber das heißt nicht, dass ich alles über einen Menschen darüber­stülpen muss. Es geht darum: was braucht der Mensch? Tee oder am Abend eine Milch mit ­Honig – alles soll möglich sein – unter flexiblen Rahmenbedingungen. Aber das wichtigste – es entsteht ein Vertrauen und eine gewisse Basis in diesem Beruf.

Warum ist Ihnen dieses Vertrauen so wichtig? Hofstadler: Der Sterbeprozess ist etwas ganz Persönliches und Intimes. Die Leute suchen sich das aus – ob allein oder mit jemanden. Es braucht die Rahmenbedingungen, das zu erkennen. Es hat etwas mit Spiritual Care zu tun, dass man diese Sensibilität hat, dieses Gefühl

sich auf jemanden einzulassen – ist es eine Berührung, Musik, Düfte. Der Sterbeprozess ist etwas Einmaliges im Leben, deshalb müssen wir ihn auch so begleiten wie er erwünscht ist.

wird einem bewusster, welchen Wert Dinge haben. Man reflektiert das eigene Tun, damit man auch Burnout vorbeugt, denn der Job fordert sehr. Man gibt viel, das nicht messbar ist.

Wie schafft man dies in der Praxis mit der aktuellen Ressourcenausstattung? Brunner: Nein wir haben natürlich nicht mehr Ressourcen, aber mit SC geht manches leichter. Es ist eine Gradwanderung und man sucht Lösungen. Aber Mitarbeiter*innen sind sehr motiviert, setzen sich ein. Auch Ehrenamtliche und Angehörige gehören genauso dazu und kommen ins Boot.

Wenn ich Spiritual Care auch in meiner Einrichtung „haben will“, wo gehe ich hin? Wierzbicki: Zu ISCO (und lacht). Wir begleiten und bieten verschieden Fortbildungsformate an – denn wir wollen Spiritual Care nicht verordnen sondern, wenn gewünscht, nach den Bedürfnissen des jeweiligen Hauses ausrichten.

Gibt einem Spiritual Care neue „Nachdenkanker“? Hofstadler: Ja genau. Spiritual Care ist ein gutes Werkzeug, um Kraftquellen zu entdecken. Es

Im Jänner 2019 hat das Haus ­Elisabeth den Prozess für Spiritual Care begonnen. Das Team steckt mitten drin, ist motiviert weiterzugehen und will diese Kraft von Spiritual Care weiter entdecken – jeder für sich und im Team.

Spiritual Care – ganzheitliche Sorgekultur mit diesem nicht ganz leicht beschreibbaren „Mehr“. Doris Wierzbicki

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aktiv für

freiwilligenarbeit

Selbst Kinder schämen sich für die Armut.

Die Scham im Alltag: Unsichtbare Armut wahrnehmen

Sigrid Thor

Kein Geld für Essen, eine Reparatur oder zum Heizen: Tausende Menschen hanteln sich unbemerkt mit Müh und finanzieller Not von Monat zu Monat. Mitarbeiter*innen im Diakoniewerk Salzburg haben mit Armutsforscher und ifz-Leiter Helmut P. Gaisbauer diskutiert, wie und wann sie mit versteckter Armut konfrontiert werden. Die Erkenntnis: Fast täglich in sämtlichen Arbeitsfeldern.  Elisabeth Braunsdorfer

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ie Tür zum Bewohnerservice, einem Beratungsbüro im Salzburger Stadtteil Itzling, geht auf. Herein kommt eine ältere Dame um die 75. Sie setzt sich zur Mitarbeiterin, weiß gar nicht recht, wie sie beginnen soll. Schließlich spricht sie aus, was sie belastet: „Wissen Sie, mein Mann ist jetzt ein Pflegefall. Der Großteil seiner Pension geht für das Pflegeheim auf. Ich habe ja nie gearbeitet und die Miete allein sind etwa 700 Euro. Ich weiß einfach nicht weiter.“ Wie sie im Alter finanziell über die Runden kommen soll, hätte sich besagte Dame nie gedacht. Doch ist das auch kein Einzelfall, wie Sigrid Thor vom Bewohnerservice weiß: „Wir haben oft mit versteckter Armut zu tun. Wir beraten viele Frauen. Sie rutschen schneller in Armut wegen Teilzeitjobs, fami-

liären Betreuungspflichten oder Krankheiten.“ Wie gut versteckt Armut ist, erklärt sie auch anhand eines anderen Beispiels. „Wir fragen Kinder nicht mehr nach Weihnachtsgeschenken oder den Urlaubsplänen im Sommer“, sagt Thor. Warum? Ein Kind habe sich eines Sommers gedrängt gefühlt, eine Notlüge zu erfinden, schildert sie. „Es meinte, sie würden wie immer nach Italien reisen. Als ich die Mutter nach dem Sommer unbedarft auf die Reise ansprach, verneinte diese mit den Worten „Wir waren überhaupt noch nie auf Urlaub.“

Armut hat viele Facetten Mitarbeiter*innen im Diakoniewerk Salzburg und Armutsforscher Helmut P. Gaisbauer haben sich in einem Workshop dem schambehafteten Armutsthema gewidmet. Schnell war klar, dass es in allen

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Arbeitsfeldern Berührungspunkte mit Armut gibt. „Es sind Fenster zur Wirklichkeit der versteckten Armut, mit denen die Sozialarbeiter*innen, Freiwilligen-Koordinator*innen oder mobilen Pfleger*innen konfrontiert sind“, fasst Helmut P. Gaisbauer die Erkenntnisse zusammen. Selbst in privaten Umkreisen der Mitarbeiter*innen gibt es Erfahrungen mit Armut oder Armutsbetroffenen. „Armut hat viele Facetten. Oft geht es auch um soziale Armut aufgrund einer psychischen Krankheit oder einer Demenz des Partners. Solche Schicksalsschläge überfordern die Menschen, sie ziehen sich sozial zurück und vereinsamen. Damit gehen wertvolle Ressourcen zur Bewältigung der Situation verloren. Wenn dann auch noch finanzielle Probleme auftauchen, wird es besonders kritisch“, erklärt Gaisbauer.


Armut hat viele Facetten. Hilfe zur Selbsthilfe ist ein möglicher Zugang, um Betroffene zu unterstützen.

OF F I ZI EL L E ZA H L / DUN K EL ZI F F ER Ca. 61.000 Menschen in Salzburg sind armutsgefährdet; ca. 82.000 armutsoder ausgrenzungsgefährdet. (EU-SILC 2018, Statistik Austria)

Ca. 30 % der einkommensarmen Menschen (verfügen über weniger als ca. 850 €) beziehen keine Bedarfsorientierte Mindestsicherung obwohl sie dazu berechtigt wären. (Fuchs u. a. 2019)

A B WA N N I ST M A N A RM UTSGEFÄ H RDET?

Diskrete Hilfe zur Selbsthilfe anbieten Seit jeher sorgt sich das Diakoniewerk um Menschen am Rande der Gesellschaft. „Das Engagement für die Ärmsten hat für uns auch eine spirituelle Dimension, die uns mit unseren Wurzeln in Verbindung bringt“, erklärt Michael König, Geschäftsführer im Diakoniewerk Salzburg. Deshalb diskutierte man intensiv darüber, wie man mit Armutsbetroffenen umgeht. „Unsere Haltung ist es, grundsätzlich keine Schuld zuzuweisen. Das hilft niemandem, weder der Alleinerzieherin noch den bettelnden Menschen. Wir versuchen gemeinsam mit den Betroffenen eine Lösung zu finden und sie in ihrer Selbstwirksamkeit zu unterstützen“, sagt König. Dabei ist der erste Schritt das Zugehen und Ansprechen, oft die größte Hürde. „Nur mit Vertrauen und Diskretion schaffen es

unsere Mitarbeiter*innen, Armutsbetroffenen zu helfen. Manchmal reicht schon, ein Infoblatt zum Heizkostenzuschuss aufzulegen. Viele Menschen sind aber mit Anträgen überfordert und brauchen dabei Hilfe“, erklärt König. Sind die ersten Hürden überwunden und fühlen die Betroffenen, dass sie angenommen werden, sich nicht schämen müssen, kann oft sehr erfolgreich geholfen werden. „Wenn ein sozial vereinsamter Mensch wieder Kontakte pflegt, wenn eine betagte Frau im Winter nicht mehr friert, dann hat sich der Einsatz mehr als gelohnt. Dafür setzen wir uns auch künftig ein“, sagt König.

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Ein Einpersonenhaushalt ist armuts­ gefährdet (d. h. einkommensarm), wenn zur Deckung aller Ausgaben im Monate weniger als 1.259 € (für die Hälfte der Betroffenen weniger als 982 €) aus allen Einkommensquellen (Lohn/Gehalt, Sozialleistungen, Renten, Geschenke etc.) zur Verfügung stehen. Für einen Haushalt mit einem Erwachsenen und einem Kind erhöht sich der Betrag um den Faktor 0,3, d. h. die Grenze liegt bei 1.636 €. 2018 waren das österreichweit 14,3 % der Bevölkerung oder 1.238.000 Männer, Frauen und Kinder.

GRÖSSTE RI SI KO FA K TOREN Arbeitslose Menschen, Allein­ erzieherinnen und ihre Kinder, Menschen mit Migrationshintergrund und kinderreiche Familien sind Hauptbetroffenengruppen. Wohnkosten sind dabei der wichtigste Kostentreiber.


netzwerke 5 Jahre Arbeitsgruppe in der Schladminger Brauerei Zweimal in der Woche streifen sich Daniel Zefferer, Marcel Sieder und ihre Kolleg*innen ihre Arbeitswesten über und machen sich auf den Weg in die Schladminger Brauerei. Über 1,2 Millionen Flaschen Bier verlassen jährlich das Haus. Viele davon sind, in 6er-Träger verpackt, durch die Hände der Arbeitsgruppe gegangen.  Saskia Dyk

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rgendwann ist uns die Arbeit beim Konfektionieren der 6er-­ Träger über den Kopf gewachsen und wir suchten Unterstützung“, erzählt Brauleiter Rudolf Schaflinger. Nach einen Erstgespräch mit Gerhard Pagitsch von der Arbeit und Assistenz Ennstal war klar: Die Arbeit in der Brauerei ist ein optimales Arbeitsfeld für Menschen mit Behinderung, denn „die Arbeit ist gut strukturiert, jeder kann mitmachen“, so Gerhard Pagitsch, der gemeinsam mit Kolleginnen Tanja Pilz und Cornelia Schlömicher der Arbeitsgruppe assistiert.

Zusammengehörigkeit stärken Im Jänner 2016 startete die Arbeits­ gruppe voll durch: Montag und Donnerstag arbeiten seither vier bis sechs Teilnehmer*innen in Begleitung ihrer Assistent*innen im Untergeschoß der Brauerei. Zu Beginn der Kooperation stand das Thema Sicherheit auf der Tages­ ordnung. Die Gruppe muss, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen, die große Lagerhalle durchqueren. „Wir haben Regeln aufgestellt und für Sicherheitsausrüstung gesorgt“, so Brauleiter Schaflinger. Besonders gut kamen bei den Teilneh-

mer*innen der Arbeitsgruppe die Warnwesten an, bedruckt mit dem eigenen Namen. „Das stärkt die Zugehörigkeit und macht stolz“, beobachtet Schaflinger. Die anfänglichen Bedenken der Belegschaft bezüglich der Sicherheit wichen rasch, das richtige Verhalten wurde immer wieder trainiert. Die Arbeitsgruppe ist nun gut in die betrieblichen Routinen integriert. „Wir wissen, wann die Arbeitsgruppe ankommt, dann machen die Stapler in der Logistik eben kurz Pause“, so Schaflinger. Auf Qualität legt der Braumeister großen Wert: Die 6er-Träger müssen komplett mit dem richtigen Produkt gefüllt sein, Reklamationen von Kund*innen gab es bislang keine.

Zwischenmenschliches zählt Auch die Arbeitsgruppe hat sich rasch gute Arbeitsabläufe geschaffen. „Wir holen uns den Arbeitsauftrag, falten die Kartons, füllen die 6er-Träger und so wächst die Palette Etage für Etage“. Bezahlt wird die Arbeitsgruppe nach fertigen Paletten - je nach Auftragslage variiert der Arbeitsumfang zwischen einer und sechs Paletten. Neben Arbeitsinhalt und -leistung zählt aber auch das Zwischenmenschliche. Und das klappt in der Brauerei hervorragend, darin sind sich alle Beteiligten einig!

Eine Mitarbeiterin der Brauerei in Schladming ist Teil der Hoffnungsträger-Kampagne der Diakonie und ist österreichweit bald auf Plakatwänden zu sehen.

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Ihr verlässlicher Begleiter fßr Keine Sorgen im Leben.


meinung Mitarbeiter*innen brauchen genügend Zeit zum fachlichen Austausch und die Möglichkeit zur Reflexion der geleisteten Arbeit. Regelmäßige Bespre­ chungen dienen auch der Psychohygiene und h ­ elfen den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern.

Mir ist wichtig, dass unsere Kund*innen weiterhin im Mittel­ punkt stehen. Schön wäre es, ihnen ein Gesamtpaket zu bieten, das ihren Lebenssituationen besser entspricht. Häufiger brauchen sie neben mobiler Pflege oder Betreuung Hilfe für Organisatorisches, da kommen wir an die Grenzen des aktuellen Systems. Ich wünsche mir daher Rahmenbedingungen für die Mitar­beiter*innen, um auf diese Bedarfe flexibler eingehen zu können.

Johanna Pogoz, Leitungsstellvertretung Wohnen Altes Martinstift

Was braucht die Pflege, um für die Zukunft gerüstet zu sein?

Katharina Riedlsperger, Diakonie.mobil Salzburg

Die Pflege braucht Menschen, die soziale Dienstleistungen erbringen möchten und können. Menschen, die bereit sind, sich mit Alter, Behinderung, Krankheit, Verlust, Trauer, aber auch mit Glück, Sinn und ethischen Fragen auseinanderzusetzen. Und Menschen, die wissen, wie sie sich selber Gutes tun können. Gabi Wenghofer, Haus für Senioren Salzburg

Damit wir in Zukunft auch aus­ reichend Pflegemit­arbeiter haben werden muss der Beruf attraktiver werden – nicht nur für diplo­miertes Pflegepersonal, sondern auch oder besonders für die Pflege­assistenz. Entsprechende Entlohnung, ­qualifizierte Fort- und Weiter­bildung auf das Arbeits­umfeld abgestimmt, und nicht zuletzt Wert­schätzung sind ganz wichtig!

Die Pflege muss in Zukunft in hochwertige Aus­bildung in­ vestieren. Die Themen werden immer heraus­fordernder, komplexer und erfordern viel Spezial­­wissen, wie zum Bei­ spiel die Palliativ­pflege oder die Geronto­psychiatrie. Um als Beruf attraktiv zu sein – vor allem auch für junge Menschen – braucht es genü­ gend personelle Ressourcen und psychische Ent­lastung, wie zum Beispiel Supervision.

Ulrike Rauch, Pflegedienstleitung Haus am Ruckerlberg

Musaj Kastriot, DGKP Haus am Ruckerlberg


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