diakonie Magazin 01/2021

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01 | 2021

diakonie Die Zeitschrift für Nächstenliebe in unserer Zeit

Pflege und Betreuung: herausfordernd – systemrelevant – sinnstiftend Seite 08

Sinnerfüllung im Dienst am Menschen Seite 14

Autismus – von der Diagnose bis zur Förderung Seite 18

FaBi entlastet Familien Seite 20


inhalt

04 Wirken im Kollektiv

Das neue Vorstandstrio im Gespräch über die Weiterentwicklung des Diakoniewerks, Nächstenliebe in der neuen Zeit und Arbeit mit Sinn.

07 Porträt

Josef Scharinger hat das Diakoniewerk wesentlich mitgetragen und mitgestaltet.

thema 08 Pflege und Betreuung: herausfordernd – systemrelevant – sinnstiftend Die Kritik seit Beginn der Coronapandemie an den Wohn- und Pflegeeinrichtungen sowie an den Fachkräften reißt nicht ab.

11 panorama 13 Große Freude über IKEA-Spenden

Kuscheltiere, Bettwäsche, aber auch Mobiliar und Geschirr wurden gespendet.

menschen im

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alter 14

Sinnerfüllung im Dienst am Menschen

Harald Pichler im Interview über die Sinnerfüllung im Arbeitsleben.

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kurznachrichten

menschen mit

behinderung Im Gespräch mit Diakoniewerk Oberösterreich-Fachbereichsleiterin Elisabeth Laggner und Diakoniewerk Oberösterreich Geschäftsführer Gerhard Breitenberger.

20 FaBI entlastet Familien

23 spiritualität

22 Achtung Baustelle

24 Saera wandert auf der Treppe des Lebens

Die Mitarbeiter*innen von FaBI – die Familienbegleitung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung durch Inklusion – unterstützen. Das Land Steiermark und die EU finanzieren das ELER-Wohnprojekt für junge Menschen

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18 Autismus – von der Diagnose bis zur Förderung

„Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht.“

Seit 2018 wird Saera in der Tagesbetreuung Dumbrăveni begleitet.

Bilddaten sind zum Teil bereits vor der Coronapandemie aufgenommen worden.

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aktiv für

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freiwilligenarbeit 29 Freiwillig sozial – sozial Freiwillige Jährlich unterstützen Zivildiener und junge Menschen durch ein freiwilliges soziales Jahr Einrichtungen des Diakoniewerks.

30 Ein Tag mit …

Ibrahim Göksal absolviert ein europäisches freiwilliges Jahr im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) in Österreich.

25 „… das eigene Wissen weitergeben …“

Kami Shahi erhält den BOCK FOR YOUPreis des Vereins „Flüchtlingsprojekt Ute Bock“ Bock“. aktiv für

bildung

26 Vielfältige Berufsausbildung im Sozial- und Gesundheitsbereich

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Impressum. Offenlegung: siehe www.diakoniewerk.at/impressum. Medieninhaber: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen, Martin-Boos-Straße 4, 4210 Gallneukirchen, Tel: 07235 65 505, office@diakoniewerk.at. Herausgeber: Vorstand Mag. Josef Scharinger, Chefredakteurin: Verena Schwarzinger. Redaktionsteam: Nicole Bachinger-Thaller, Daniela Scharer, Andrea Obermühlner, Saskia Dyk, Elisabeth Braunsdorfer, Katharina Schönberger, Sigrid Walch, Isabella Raml, Martina Huber. Fotos: iStock/FredFroese (S. 1), Eder (S. 5), GettyImages/FredFroese (S. 8), iStock/fizkes (S. 21), Shutterstock/Lopolo (S. 23), Klinik Diakonissen Schladming, Klinik Diakonissen Linz, alle anderen Diakoniewerk. Corporate Publishing: Egger & Lerch, www.egger-lerch.at. Druck: gugler GmbH. Das Magazin „Diakonie“ erscheint 4 x im Jahr. Wenn Sie dieses zukünftig nicht mehr erhalten wollen, bitten wir Sie um Information an office@diakoniewerk.at. Nähere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie unter www.diakoniewerk.at/datenschutz. Diakoniewerk Spendenverein: Allg. Sparkasse OÖ 257700, BLZ 20320. Sponsoring Post! GZ 02Z032365; Diakonie 06/2020

aktiv für

gesundheit 32 Ein Leben mit Therapie

Arthrogryposis multiplex congenita ist eine seltene angeborene Gelenksteife an der Carmen Schinnerl seit ihrer Geburt leidet.

Die Diakonie Implacementstiftung unterstützt Personen auf ihrem Weg als Quereinsteiger*innen in den Sozialbereich.

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kurznachrichten

36 meinung

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kurznachrichten


das vorstandsteam

im gespräch

Wirken im Kollektiv Daniela Palk, Rainer Wettreck und neu im Team seit Anfang April, Robert Schütz sind der neue Vorstand des Diakoniewerks. Robert Schütz übernimmt das Vorstandsmandat von Josef Scharinger, der nach 45 Jahren seine Pension antritt. Das neue Vorstandstrio im Gespräch über die Weiterentwicklung des Diakoniewerks, Nächstenliebe in der neuen Zeit und Arbeit mit Sinn. Verena Schwarzinger

Sie steuern nun gemeinsam ein Unternehmen mit mehr als 3.500 Mitarbeiter*innen. Welche Kultur soll untereinander gelebt werden? Robert Schütz: Wesentlich ist der Dialog auf Augenhöhe auf allen Ebenen. Und wir wollen Mitgestaltung und Eigenverantwortung aller Mitarbeiter*innen fördern. Wir ermöglichen Freiräume, um wirksam werden zu können. Wirksam im Sinne von - Neues auszuprobieren, neue Wege zu gehen oder “Out of the Box” zu denken. Daniela Palk: Die Aufgabe des Diakoniewerks ist das Erbringen von sozialen Dienstleistungen, also der gestalterische Beitrag im

„Gemeinsam mit Kolleg*innen in den Regionen sorgen wir dafür, dass Dienstleistungen flexibel an der Seite von Menschen erbracht werden.“ Daniela Palk

Helfen. Dabei orientieren wir uns konsequent an den Menschen, die sich uns anvertrauen. Wir trauen den Menschen dabei zu, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen für sich und ihr Leben zu treffen. Um dies bestmöglich umsetzen zu können, braucht es Mitarbeitende und Führungskräfte vor Ort, die im Sinne dieser Eigenverantwortung im besten Sinne diakonisch handeln. Rainer Wettreck: Die Mitarbeiter*innen vor Ort sind in allen Bereichen „ganzheitliche Partner*innen“: Sie wollen nicht einfach Rädchen im Getriebe sein, sie bringen ihre tiefen Motive und Sinnbedürfnisse mit. Wir sagen: „Es ist Zeit für unseren Spirit!“ Denn wir alle in unserer Vielfalt sind Teil einer diakonischen Sinngemeinschaft. Mit einer festen Verankerung in unserer diakonischen Identität und Tradition können wir den Kolleg*innen zutrauen, sich in

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ihrer heutigen Vielfalt einzubringen und ihre Arbeit gemeinsam für die Menschen zu gestalten, die wir begleiten.

Sie sagen, Sie verstehen sich als Kollektiv – wie arbeiten Sie in Ihren drei Rollen zusammen und wie sehen diese aus? Schütz: Ich übernehme das Vorstandsmandat von Josef Scharinger aber nicht den Vorstandsvorsitz. Wir treten im Team auf und halten den gemeinsamen Vorsitz. In meiner Rolle übernehme ich die Bereiche Finanzen und Kliniken und bin mitverantwortlich für den sozialen Dienstleistungsbereich.


das vorstandsteam

im gespräch

v. r. n. l.: Daniela Palk, Rainer Wettreck und Robert Schütz

Palk: Die Gestaltung der sozialen Dienstleistungsfelder mit den Schwerpunkten Behindertenarbeit und Seniorenarbeit liegt in meiner Verantwortung. Neben der inhaltlich-fachlichen Weiterentwicklung habe ich dabei auch den finanziellen Rahmen und die Vertretung des Unternehmens und unserer Inhalte nach außen im Blick.

„Wir verbinden unsere Identität mit großem Vertrauen und Zuspruch für die Mitarbeiter*innen vor Ort, indem wir alle Teil einer Sinngemeinschaft sind.“ Rainer Wettreck

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Wettreck: Ich setze mich dafür ein, gemeinsam die Potenziale unserer Identität zu entdecken und zu stärken, gerade auch aus unserer ganz besonderen Diakonissentradition. Wir können heute die spirituellen Schätze unserer Herkunft in die Bildung, Personal- und Kulturentwicklung neu übersetzen und merken bereits an vielen Beispielen, wie attraktiv und belebend dies sein kann.

Das vergangene Jahr war geprägt durch die Coronapandemie. Die Mitarbeiter*innen handelten engagiert und kompetent und setzten sich für die Menschen,

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das vorstandsteam

im gespräch „Wir verstehen uns im Vorstand als Ermöglicher, um bunt und frei auf die Nöte dieser Zeit zu schauen. “ Robert Schütz

> die wir begleiten, ein. Der Impfprozess verlief erfolgreich. Das Unternehmen ist wirtschaftlich stabil. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück? Palk: Wir sind Werteträger genau da, wo das Diakoniewerk spürbar wird, nämlich in der unmittelbaren Begegnung und in der fachlichen Erbringung der Dienstleistung. Corona fordert uns dabei besonders und bei aller Anstrengung, die diese Zeit für die Menschen, die wir begleiten und die Mitarbeitenden bedeutet, schärft es uns genau an der Grenze zwischen dem gebotenen Schutz und der erforderlichen und einzufordernden Freiheit. Wettreck: Ich bin enorm dankbar für all das, was geleistet wurde, und zugleich auch stolz auf manche ethische Widerständigkeit im Sinne der Menschen, die wir begleiten. Genau durch dieses ethische Mindset wurde Fantasie geboren für Neues und auch für die nachhaltige tägliche Sorge für die Menschen, die sich uns anvertrauen. Schütz: Das Diakoniewerk haben wir alle zusammen gut durch die Krise getragen. In unserer Buntheit und Vielfalt mit vielen Unternehmen und Leistungen ist es uns gelungen, überall die Fahnen hochzuhalten. Als sicherer Arbeitgeber, als wirtschaftlich gut aufgestelltes Unternehmen und als Gemeinschaft.

Stichwort Arbeitgeber: Wie gestaltet sich ein „Job mit Sinn“? Ist Sinn gleichzusetzen mit Erfolg? Palk: Ich glaube, als wichtiger Systemerhalter ist man oft nicht sichtbar. Ich vergleiche dies mit der Statik eines Gebäudes oder einer Brücke. Diese ist oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sie ist aber mehr als wichtig, denn sie trägt die Last. Wettreck: Wenn wir von „Sinn“ sprechen, hat dies nichts mit plattem Marketing zu tun. Es geht im tiefsten um die Kraft, die aus der persönlichen „Berufung“ kommt. Dies alte Wort ist plötzlich wieder modern: „Wofür bin ich da? Was macht mich glücklich im Beruf? Wofür sind wir als Diakoniewerk unvertretbar da? Was ist meine und unsere Botschaft?“ Ich glaube: Wir begleiten Menschen, um in all unserer Vielfalt Nächstenliebe und Gottesliebe heute spürbar zu machen. Schütz: Sinn entsteht, wo man dies zulässt: Wir wollen nicht steuern, sondern wir wollen als Vorstand ermöglichen. Dafür braucht es Rahmenbedingungen wie Budget und Ressourcen und ein hohes Maß an Qualität. Gemeinsam ermöglichen wir das.

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Welche Weiterentwicklung werden Sie gemeinsam für das Diakoniewerk anstreben? Palk: Seit über 145 Jahren sind wir ein lebendiges und sich an die Zeit anpassendes Dienstleistungsunternehmen. Wir geben durch diese Stärke Antworten auf die Nächstenliebe in unserer Zeit. Dies ist eine Einladung an die Mitarbeitenden und den Vorstand, uns miteinander weiter auf diesen Weg zu machen. Ganz im Sinne von erforderlicher Anpassungsfähigkeit durch Innovationsfreude und durch Gestaltungswillen. Wettreck: Wir betreuen, begleiten und leben Nächstenliebe für die neue Zeit. Es ist eine tolle Aufgabe, gemeinsam das ganz besondere Erleben spürbar zu machen, das mit Diakonie verbunden ist: für Klient*innen wie für Mitarbeitende. Und ich vertraue darauf, dass wir dies gemeinsam im Diakoniewerk weiter stärken werden. Schütz: Stillstand ist Rückschritt und dies wollen wir keineswegs. Wir bilden den Anker und bauen auf die Eigenständigkeit, die Expertise und auf die Kreativität der Mitarbeiter*innen.

Frau Palk, Herr Schütz, Herr Wettreck – danke für das Gespräch!


menschen im diakoniewerk

porträt

„Wir sind Gestalter*innen eines Miteinanders in der Gesellschaft“ Mit 1. April tritt Josef Scharinger nach 45 Dienstjahren in den Ruhestand. Zuletzt als Vorstandsvorsitzender – zählt er zu den großen Gestaltern im Diakoniewerk.

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Josef Scharinger hat das Diakoniewerk wesentlich mitgetragen und mitgestaltet.

leich zu Beginn seiner Berufskarriere, nach ersten Erfahrungen als Angestellter im Handel und in einer Sparkasse lernte Josef Scharinger durch einen Freund das Diakoniewerk kennen. „Mich faszinierte die Möglichkeit, die Lebenswelt von Menschen mit Beeinträchtigung mitgestalten zu können und das im integrativen Sinn, wie es damals genannt wurde. Die Diakonissen hatten zu dieser Zeit die Verantwortung in vielen Bereichen bereits in die Hände diakonisch gesinnter „ziviler“ Mitarbeiter*innen übertragen“, blickt er zurück. Nach dem Zivildienst beim Roten Kreuz begann er am 1. November 1976 als Betreuer von Menschen mit schweren Beeinträchtigungen im Diakoniewerk und absolvierte dann berufsbegleitend die Erzieherausbildung.

Die Bedürfnisse der Menschen im Blick Lernen, Neues beginnen, weiterentwickeln wurden für den gebürtigen Oberösterreicher zu Maximen – für sich selbst, vor allem auch im Sinne der Menschen im Diakoniewerk und der Organisation. Nach der Berufsreifeprüfung absolvierte er das Studium der Betriebswirtschaftslehre, später einen Lehrgang für Krankenhausmanagement mit Studienaufenthalt in den USA und zahlreiche weitere Fortbildungen und Seminare, alles berufsbegleitend zu den immer anspruchsvoller werdenden Aufgaben. Daraus gewonnene Erkenntnisse und Ideen konnten dadurch immer an der Praxis gemessen und gegebenenfalls umgesetzt werden. Im Zeichen der Nächstenliebe Viele Jahre war er auch als Lehrer an den Schulen des Diakoniewerkes und der Fachhochschule tätig. Der Vater von vier erwachsenen Kindern war in der Gründungsgruppe des Betriebsrats im Diakoniewerk aktiv und erster gewählter Obmann (mit Ausnahme der Kliniken), wurde dann 1982 in die Leitung der Personalabteilung berufen, die er von einer Gehaltsverrechnungsstelle zum Personalmanagement weiterentwickelte. 1993 übernahm er den Aufbau und die Leitung des Diakonie-Zentrums Salzburg, in dem das Diakoniewerk erstmals außerhalb Oberösterreichs unterschiedliche Arbeitsfelder integrierte: Diakonissen-Krankenhaus, Haus für Senioren, Ausbildung Altenarbeit (die erste in Salzburg), später Behindertenarbeit und die gemeinsam mit der Stadt Salzburg

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entwickelte Stadtteilarbeit. Dazu passt auch die spätere Umsetzung von Wohnquartieren in Salzburg und anderen Bundesländern, als Scharinger bereits Mitglied des Vorstands für das Gesamtunternehmen (ab 2003) war. Mit 1. Jänner 2017 wurde er schließlich als erster Nicht-Theologe zum Vorstandsvorsitzenden berufen. Sein Bestreben lag immer darin, den diakonischen Auftrag mit der fachlichen und der ökonomischen Kompetenz zu vereinen. Seine Mitgestaltungsmöglichkeiten im Rahmen der Diakonie Österreich (als Vizepräsident, Schatzmeister, Vorsitzender Arbeitgeberverband), schöpfte er 2017 im Zukunftsprozess Diakonie 2025 aus einer Zusammenarbeit der großen diakonischen Träger und des Dachverbandes, den Scharinger koordinierte. Seine tiefe Überzeugung in all den fast 45 Jahren in der Diakonie: „Der Mensch ist als Gottes Ebenbild geschaffen, daran muss sich diakonische Arbeit immer orientieren. Wir sind Gestalter*innen eines Miteinanders in der Gesellschaft und sind aufgerufen – unter Einbeziehung aller Menschen, von Freiwilligen und Profis, in Städten, Gemeinden, Nachbarschaft und Wohnquartieren – eine zukunftsfähige Basis für ein gelingendes Leben aller zu gestalten.“ Mit Freude und etwas Wehmut blickt Josef Scharinger zurück und freut sich nun auf die neuen Gestaltungsmöglichkeiten, die der kommende Lebensabschnitt bringen wird. Und wir wünschen ihm dafür – das Allerbeste!


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thema

Pflege und Betreuung


Pflege und Betreuung: herausfordernd – systemrelevant – sinnstiftend Seit dem Beginn der Coronapandemie im Frühjahr 2020 sind jene Menschen, die in der Pflege und Betreuung tätig sind, enorm hohen Belastungen ausgesetzt. Ein Berufsbild, das für sich herausfordernd, jedoch nicht weniger sinnerfüllend ist, gerät durch Corona auf den Prüfstand. Daniela Scharer, Verena Schwarzinger

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ohe Infektionszahlen, Clusterbildung und die Frage nach ausreichendem Schutz in Wohn- und Pflegeeinrichtungen für Menschen im Alter bestimmten die Schlagzeilen. Die notwendigen, umfassenden Impfvorbereitungen in den Altenund Pflegeheimen in Phase 1 des Österreichischen Impfplans und das verbundene Match der Bundesländer steigern die Belastung. Die angenommene niedrige Impfbereitschaft unter Pflegekräften im Sozialbereich und der Druck auf die Impfquote kommen noch dazu. Und dann noch der immanente Mangel an Pflegekräften und der so dringend benötigte Nachwuchs. Die Frage nach dem Reiz dieses Berufsbildes wird mehr und mehr indirekt gestellt. Und eigentlich ist

„Die Kompetenz unserer Mitarbeiter*innen zeigt sich in Krisenzeiten noch mehr.“ Johannes Strasser, Leitung im Haus für Senioren Mauerkirchen

es schnell beantwortet, nimmt man jene Menschen in den Mittelpunkt, um die es geht, so kennt man die Antwort und spürt schnell, dass Beruf und Berufung nahe beieinander liegen.

Anpassungsfähig und professionell In den Häusern für Senioren des Diakoniewerks können die Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, den Rahmenbedingungen entsprechend gemeistert werden. Notfallverordnungen von der Regierung münden in neuen Präventionskonzepten. Adaptierte Teststrategien für Mitarbeiter*innen und Besucher*innen werden genauso umgesetzt wie die stetig neuen Besuchsregelungen oder die FFP2-Maskenpflicht während des gesamten Dienstes. Es vergeht defacto keine Woche, ohne neue Notgesetze, Verordnungen und Auflagen. Dabei zeigt sich die Pflege und Betreuung mehr als systemelastisch, anpassungsfähig und höchst professionell. Belastungen und Arbeitsaufwände nehmen wei-

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ter zu, auch neue Rollen müssen stets übernommen werden, fernab der klassischen Pflege und Betreuung. „Das Coronavirus brachte viel Negatives aber auch sehr viel Positives. So wurden wir in den Einrichtungen noch mehr zu einer Familie. Jeder schützt jeden, wir achten aufeinander. Doch das Fehlen der Angehörigen können wir dennoch nur begrenzt kompensieren. Wir tun unser Bestes in der individuellen Begleitung, um Einsamkeit zu verhindern. Die Kompetenz unserer Mitarbeiter*innen zeigt sich in Krisenzeiten noch mehr“, beschreibt Johannes Strasser, Leitung im Haus für Senioren Mauerkirchen, die Situation.

Prinzip Selbstbestimmung auch in Krisenzeiten Als es zu Erkrankungen in den Häusern für Senioren kam, mussten neben jenen Bewohner*innen, die gesund waren auch jene betreut werden, die infiziert waren, und dies mit enormen Schutzvorkehrungen, die den Arbeitsalltag völlig veränderten. Aber auch diese

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thema Pflege und Betreuung > Situation wurde professionell begleitet. „Wir sehen es als unseren Auftrag für den Schutz der Bewohner*innen da zu sein, genauso wie wir ihren Wunsch nach Selbstbestimmung als Prämisse sehen. Und dies gilt auch in unserem Tun, in guten wie in schlechten Zeiten. Dank des außergewöhnlichen Einsatzes unserer Mitarbeiter*innen konnte für alle stets eine gute Betreuung sichergestellt werden“, zeigt Anita Brandlmair, Pflegedienstleitung im Haus für Senioren Wels, auf. In den letzten Monaten veränderte sich einiges am Bild der Pflege und Betreuung und der Erkenntnis ihrer Systemrelevanz für uns als Gesellschaft. Besuchermanagement, Impfmanagement, Testmanagement und das eigentlich wichtige, die Betroffenen aus ihrer Zurückgezogenheit heraus zu begleiten, das ist der wahre Alltag in einem Haus für Senioren – ein Arbeitsalltag, der noch immer weit weg ist von Normalität. „Senior*innen sind Teil unserer Gesellschaft. Sie sind selbstbestimmt und leben in Häusern für Senioren nicht nur in Privatheit und in der Gemein-

schaft mit anderen, sie sind Teil des Sozialraums und der Gesellschaft, in der sie ihr Leben gestalten. Teilhabe und Autonomie sind Motoren des selbstbestimmten Lebens. Die Impfungen in den Häusern brachten uns wieder einen großen Schritt näher in Richtung unserer gelebten Normalität. Auch wenn die Logistik ein Kraftakt war, ist die Erleichterung für unsere Bewohner*innen ein wunderbarer Gewinn für Alle“, sagt Deborah Neumüller, Leitung Haus für Senioren Bad Zell. Und dennoch sind wir noch nicht dort, wo wir gemeinsam hinwollen. Die eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten belasten die Betroffenen, und der Ruf nach mehr Freiheit wird lauter, nicht zuletzt aufgrund der hohen Durchimpfungsrate in den Häusern für Senioren.

Ein vielfältiger Beruf – mit Stolz erfüllt Die anhaltende Coronapandemie zeigt mehr denn je auf, welchen Stellenwert die Pflege und Betreuung haben muss. Es handelt sich um ein vielfältiges Berufsbild – von der Alltagsgestaltung bis hin zur Pflege, von Palliative Care bis hin zur Angehörigenarbeit. Die Arbeit

„Wir sehen es als unseren Auftrag für den Schutz der Bewohner*innen da zu sein, genauso wie wir ihren Wunsch nach Selbstbestimmung als Prämisse sehen.“ Anita Brandlmair, Pflegedienstleitung im Haus für Senioren Wels

mit und für Menschen ist sinnerfüllend und unverzichtbar. Mit Kreativität und Wertschätzung ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu begleiten, wirft auf die Pflege und Betreuung ein anderes, zusätzliches Licht. So wurden während der Coronapandemie kurzerhand Konzerte im Garten der Häuser für Senioren organisiert, mehr Zivildiener für Spaziergänge und Alltagsbegleitung eingestellt, Videotelefonie-Dienste gegen die Einsamkeit angeboten oder auch am Faschingsdienstag Lieblingslieder aus der Musikbox gespielt. „In unserem täglichen Tun steht der Mensch im Mittelpunkt. Viele von uns haben durch die gemeinsam gemeisterten Herausforderungen in der Krise Stärke und Selbstvertrauen gewonnen. Wir sind stolz darauf, in der Pflege und Betreuung von Menschen tätig zu sein“, sagt Gabi Wenghofer, Pflegedienstleitung im Haus für Senioren Salzburg. Die Arbeit in der Pflege ist nicht nur ein Beruf, sondern Berufung entlang von individuellen Bedürfnissen der Menschen, die wir begleiten.

Die Coronapandemie brachte Herausforderungen mit sich, der sich Pflegeund Betreuungsfachkräfte engagiert stellten.

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panorama Zusammenrücken in der Krise: untereinander helfen und unterstützen.

Mein Buchtipp Hilfeleistung und Solidarität im Zeichen der Nächstenliebe Initiative #guteNachbarschaft erhält OÖ Menschenrechtspreis 2020

Martina Lasinger, Mitarbeiterin der Bücherinsel in Gallneukirchen empfiehlt:

In Zeiten des Abstandhaltens rückt die Gesellschaft zusammen. Ausgezeichnet wird die Initiative #guteNachbarschaft des Diakoniewerks. Während des 1. Lockdowns konnten bis Ende April rund 1.500 Freiwillige zu den bereits 700 Ehrenamtlichen gewonnen werden, die Hilfe für Senior*innen, Menschen mit Behinderungen, aber auch für Familien anboten. Dieses Projekt wurde vom Land Oberösterreich mit dem Menschenrechtspreis gewürdigt.

„Vati“

Studierendenheime des Diakoniewerks im neuen Look! Die neue Website ist online An drei Standorten in Wien führt das Diakoniewerk Wohneinrichtungen für Studierende aller Fachrichtungen, aller Nationalitäten, Kulturen und Religionen. Es sind weltoffene Häuser mit „urbanen Wohnzimmern“ als Treffpunkte, die zum Studieren, Leben, sich Begegnen einladen. Das Albert Schweitzer Haus, das Internationale Studierendenheim Staargasse und das Wilhelm Dantine Haus – jedes Haus zeichnet sich durch ein besonderes Lern- und Wohnambiente aus. Jetzt mehr entdecken unter www.living4students.at.

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„Nach dem Roman „Die Bagage“ von Monika Helfer war ich sehr gespannt und neugierig auf „Vati“. Ich wurde nicht enttäuscht – im Gegenteil, der Roman hat mir ausgesprochen gut gefallen, weil man so viel aus der Kindheit Monika Helfers erfährt. „Vati“ ist ein Erinnerungsbuch, das zum Porträt einer Nachkriegsgeneration wird. Ein Roman über das Aufwachsen in schwierigen Verhältnissen, eine Suche nach der eigenen Herkunft und Familie. In ihrer knappen und doch so sanften Sprache bewertet sie nicht, sondern überlässt es uns als Leser. Und da kann ich nur sagen „Vati“ hat mich tief berührt.“

Monika Helfer „Vati“ Carl Hanser Verlag Roman, € 20,60 Buch bestellen über www.buecherinsel.at und über den Buchkatalog:


panorama

Diakonie-Sonntag am 18. April Unter dem Motto „In die Krise geworfen – in der Krise getragen“ Unsicherheit, Kontrollverlust, keine Planbarkeit, , aber auch soziale Distanz sind nur einige Auswirkungen der Coronakrise. Die Gesellschaft wird auf die Probe gestellt. Beim diesjährigen Diakonie-Sonntag werden Stimmungen aufgegriffen, aufgezeigt und nebeneinandergestellt. Diakonisches Handeln im Sinne der Nächstenliebe ist jedenfalls auch in Krisenzeiten machbar. Mehr Informationen: www.diakoniesonntag.at

Unternehmen des Jahres 2020: LIFEtool

Zum 10. Mal wurden Unternehmen ausgezeichnet, die Herausragendes leisten: 2020 wurde LIFEtool geehrt.

WKO vergibt Award an LIFEtool in der Kategorie Qualifizierung und soziales Engagement „Herausforderungen erfolgreich meistern“ war das Thema der Preisverleihung für Unternehmen, die Herausragendes leisten. In fünf Kategorien wurden Preise vergeben. LIFEtool erhielt den begehrten Award für die professionelle Beratung über assistierenden Technologien und Kommunikationshilfen aus aller

Welt sowie die technische Entwicklung und Bereitstellung von eigenen Lösungen. LIFEtool Geschäftsführer David Hofer nahm im Beisein von Diakoniewerk Vorständin Daniela Palk die Auszeichnung als Linzer Unternehmen des Jahres 2020 entgegen.

Diakoniewerk tritt für erweiterte Besuchsmöglichkeiten ein Wunsch nach Freiheit: geimpfte Bewohner*innen fordern mehr Besuche gegen die Einsamkeit In allen Wohn- und Pflegeeinrichtungen für Menschen im Alter des Diakoniewerks ist der Impfprozess sehr gut verlaufen. Mit einer Impfbeteiligung von mehr als 90% stellt sich nun die Hoffnung nach mehr Freiheiten ein. Die Bewohner*innen äußern aktiv den Wunsch nach mehr sozialen Kontakten, um aus der Einsamkeit, die viele bereits seit Wochen durchleben, ausbrechen zu können. Es braucht eine Kehrtwende. Mit den ersten Lockerungen hat die

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Regierung einen wichtigen ersten Schritt gesetzt, doch das ist noch zu wenig. Gesundheit definiert sich auch über die Seele, die nach Nähe und persönlichen Begegnungen ruft. Signale, die wir nicht übersehen dürfen! Die Fakten im Blick: In den Wohnund Pflegeeinrichtungen für Senior*innen haben wir gesamtgesellschaftlich betrachtet die höchste Impfquote.


netzwerke Große Freude über IKEA-Spenden Schwedisches Einrichtungshaus spendet für Diakoniewerk. Von Mobiliar bis hin zu Spielsachen oder Alltagsgegenständen – die Kinder im Kindergarten und in der Mosaik.Schule aber auch Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund freuen sich über die großzügige Spende. Andrea Obermühlner

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ästen und Regale für mehr Stauraum, Geschirr für gemeinsames Kochen, Haushaltsgegenstände oder Bettwäsche für Wohngemeinschaften für einen bunten Alltag bis hin zu Spielsachen zum Toben – der multinationale Einrichtungskonzern IKEA spendete an das Diakoniewerk und auch an weitere Trägerorganisationen der Diakonie Sachspenden und brachte damit Augen zum Leuchten.

Unterstützung von Außen Im Integrations- und Heilpädagogischen Kindergarten Mühle, im Integrationskindergarten Linzerberg oder auch in der Mosaik.Schule wurde unter anderem das neue, bunte Mobiliar aufgebaut, wo jetzt Unterrichtsmaterial, Spielsachen bis hin zu Alltagsgegenständen ihren Platz finden. Die Spielsachen – von Kuscheltieren bis hin zu Mal- und Bastelbedarf – sind das Highlight für die Kinder.

Für Menschen mit Migrationshintergrund, Familien, die in Österreich einen positiven Asylbescheid erhalten haben und nun bleiben dürfen, wurden Starterpakete für die erste Wohnung geschnürt. Darin fanden sich Bettwäsche, Geschirr, aber auch andere Haushaltsgegenstände für den täglichen Gebrauch. Die Freude darüber war groß, der Neustart in Österreich kann beginnen. Und eine Übergabe von verschiedenen Sachspenden erfolgte auch an Menschen mit Behinderung, die in Wohngemeinschaften leben. Mit Dekorationsbedarf, Vorhängen oder auch Kleinmobiliar wurden die Gemeinschaftsräume neu ausgestattet, dekoriert und noch wohnlicher gestaltet. Danke an IKEA für die großzügigen Spenden.

Die Kinder erfreuen sich an den neuen Kuscheltieren und gemütlichen Einrichtungsgegenständen.

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menschen im

alter

Sinnerfüllung im Dienst am Menschen Immer mehr Menschen trachten nach dem Sinn des Lebens. Ist es die Arbeit und die Karriere, Familie und Kinder oder ist es Reichtum? Harald Pichler, Unternehmensberater, Vortragender, Seminarleiter und Buchautor, betrachtet viele Wege zum Sinn. Einer dieser Wege ist die Sinnerfüllung im Arbeitsleben. Verena Schwarzinger

Herr Pichler, was ist sinnerfülltes Arbeiten? Harald Pichler: Sinnerfüllung bedeutet für jeden Menschen etwas anderes und ist situationsabhängig. Sinnerfülltes Arbeiten hat viel mit dem Erkennen und Einbringen der persönlichen Stärken zu tun. „Was kann ich gut?“ und „Was wird gebraucht?“ steht im Mittelpunkt. Wenn persönliche Fähigkeiten eingesetzt werden, um damit Sinnvolles zu bewirken, dann hat man mehr Freude an der Arbeit. Was bedeutet sinnerfülltes Arbeiten im Gesundheits- und Sozialwesen? Pichler: Niemand bezweifelt, dass

die Arbeit im Gesundheits- und Sozialwesen sinnvoll ist. Auch wenn einzelne Aufgaben belastend und frustrierend sind und die Gefahr besteht, eigenen Grenzen zu ignorieren und nicht mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Vielleicht liegt das daran, dass Menschen in den sogenannten helfenden Berufen besonders stark sein müssen und sich daher selbst nur ungern helfen lassen. Darum: Sich für eine sinnvolle Aufgabe auszubrennen, ist sinnwidrig.

Wie belastend ist die Coronapandemie für die Kolleg*innen in der Pflege und Betreuung? Pichler: Durch die Pandemie kommt zu den üblichen Herausforderungen auch noch die persönliche Betroffenheit. Man arbeitet nicht nur mit kranken und/oder pflegebedürftigen Menschen, sondern könnte auch selbst an Covid19 erkranken oder muss den Kontakt mit Freunden und Angehörigen einschränken, was eine zusätzliche psychische Belastung darstellt.

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Wie wirkt sich die psychische Gesundheit auf unsere physische aus? Wie erkennt man, dass es Körper und Seele nicht gut geht? Pichler: Zwischen Körper und Psyche gibt es nachweislich eine direkte Wechselwirkung: In psychisch belastenden Situationen ist es besonders wichtig, Zugehörigkeit und Gemeinschaft zu pflegen und auch Hilfe anzunehmen. Aus der Burnout-Forschung weiß man, dass die Überlastungssymptome individuell sehr unterschiedlich sein können. Wenn man nicht mehr in der Lage ist abzuschalten, sollten die Alarmglocken läuten.


WA RUM F ÜR M I CH D IE A RB EI T I M DI AKONI EWERK SI N N ERF ÜL L E ND I ST:

Gerne Aufgaben ausüben, sich mit Leidenschaft für andere einsetzen, mutig Verantwortung übernehmen – eben ein Job mit Sinn.

Welche Tipps und motivierenden Maßnahmen können Sie mit auf den Weg geben? Pichler: Kleine Gestaltungsfreiräume nützen anstatt das Unmögliche zu wollen. Gemeinschaft und Austausch mit Kollegen pflegen und individuelle Abschalt-Rituale entwickeln. Nur wenn ich achtsam mit mir selbst umgehe, kann ich auch auf andere achtgeben.

„Ich weiß, dass ich nach einigen beruflichen Umwegen ‚angekommen bin‘, eine für mich sinnerfüllende Arbeit verrichten darf. Die Kombination aus Hauskrankenpflege und organisatorischer Arbeit im Büro erfüllt mich ebenso wie der Kontakt zu unseren Kund*innen, deren Angehörigen, meinen Mitarbeiter*innen und unseren Netzwerkpartnern.“ Jan S. Bechtold, Einsatzleitung Diakonie.mobil Hallein/Tennengau

Harald Pichler referiert bei einen der kommenden Diakonie-Dialogen, der Fachtagung für Seniorenarbeit. Mehr unter https:// www.diakoniewerk.at/veranstaltung/26-diakonie-dialoge

„Menschen mit Demenz zu begleiten, ihnen möglichst viele glückliche Momente schenken zu können und dies dann auch noch durch Anerkennung und Wertschätzung von Angehörigen bestätigt zu bekommen, ist für mich die größte Bestätigung, dass meine Arbeit sinnerfüllend ist.“ Anita Augsten, Leitung Tagesbetreuung Wels

„Dass ich meine Arbeit als sinnerfüllend erlebe, liegt vor allem daran, dass ich mich dem Diakoniewerk zugehörig fühle. Mein Arbeitseinsatz wird geschätzt und mein Fachwissen wird gerne angenommen. Dass ich in der glücklichen Lage bin, am Ende eines jeden Tages in diesem Wissen nach Hause gehen zu können, ist für mich auch ein Stück Lebensqualität.“ Heike Schönbacher, Pflegedienstleitung Haus am Ruckerlberg Graz

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menschen im alter

kurznachrichten

Ein Seniorenwohnhaus macht sich auf den Weg Das Haus für Senioren in Salzburg-Aigen wird saniert und in ein Seniorenwohnhaus nach dem Hausgemeinschaftskonzept umgebaut.

Neubauprojekt „Hausgemeinschaften“ für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen Die Österreichische Blindenwohlfahrt (ÖBW) betreibt in Kooperation mit dem Diakoniewerk das einzige Wohn- und Pflegeheim für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen in Wien. Aktuell fließt die ganze Kraft in die Modernisierung des Standortes im 14. Wiener Gemeindebezirk. Das Besondere – das neue Haus wird nach dem Modell der „Hausgemeinschaften“ errichtet. Kurz vor Weihnachten starteten die Bauarbeiten, das Fundament wurde gelegt und die Bodenplatte fertiggestellt. Nach circa zwei Jahren Bauzeit wird im Herbst 2022 Bauteil 1 mit 90 Wohnplätzen eröffnet. Dann starten die Arbeiten an Bauteil 2. Das Konzept der „Hausgemeinschaften“ für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen mit Pflegebedarf ist in Österreich einzigartig. Das Diakoniewerk hat 2005 mit den „Hausgemeinschaften“ ein zukunftsweisendes Konzept verwirklicht, das Individualität, Wohnqualität in familiärer Atmosphäre und an den persönlichen Bedürfnissen orientierte Pflege und Betreuung in den Vordergrund stellt. Derzeit werden sieben Häuser für Senioren nach diesem Modell geführt.

Da der Umbau bei gleichzeitigem Betrieb nicht möglich ist, ziehen Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen in ein neues Zuhause auf Zeit. Die Stadt Salzburg stellt dem Diakoniewerk das Seniorenwohnhaus Itzling als Ausweichquartier zur Verfügung.

Umzug planen, Kisten packen und Schachteln schleppen, hieß es für die Bewohner*innen.

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Dem Umzug gingen viele Monate Planung voraus. „Wenn ein gesamtes Seniorenwohnhaus umzieht, benötigt dies natürlich viel Vorbereitung. Dazu gehören die kleinen Details wie die Übersiedlung von Küchenutensilien über die Dekoration, die das Haus wohnlicher macht, bis hin zu den großen Gerätschaften wie Waschmaschine und Trockner. Und natürlich haben auch die Bewohner*innen Dinge, die sie mitbringen möchten“, erklärt Karin Donnerbauer, Leitung des Hauses für Senioren. Am 25. Februar war es schließlich soweit: Begleitet von Mitarbeiter*innen starteten die Senior*innen ihre Reise nach Itzling, wo viele von ihnen bereits von Angehörigen erwartet wurden. Nach den Umbauarbeiten ist für Sommer 2022 die Rückkehr an den Standort Aigen geplant.


menschen im alter

kurznachrichten

Ausbau der 24h.Betreuung in Oberösterreich Gemeinsam mit dem Diakoniewerk können noch mehr Menschen im Alter begleitet werden

„Offene Grenzen schaffen Versorgungssicherheit in der 24h.Betreuung“ Kompetenz, Sympathie und eine ganzheitliche Betrachtung zeichnen die 24h.Betreuung des Diakoniewerks aus. Petra Rabl, Koordinatorin für Steyr, Kirchdorf und Linz-Land, über schlaflose Nächte und Dankbarkeit. April 2020 – Das Handy von Petra Rabl läutet unentwegt. Verzweifelte Angehörige und Klient*innen suchen Unterstützung bei der Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die Mutter von zwei Kindern verbringt viele schlaflose Nächte, sie fühlt mit, wenn Senior*innen am Telefon weinen oder Angehörige sorgenvoll keine Unterstützung haben. Das Coronavirus breitet sich aus, Grenzen sind geschlossen. Personenbetreuer*innen aus der Slowakei und Rumänien, die exklusiv für das Diakoniewerk arbeiten, können nicht einreisen und ihrer wertvollen Arbeit in Österreich nachgehen. Es braucht ein rasches Handeln: Das Diakoniewerk koordiniert Tests. Für Klient*innen wird bei Bedarf eine Kurzzeitbetreuung organisiert und am Wochenende und nachts sind die Mitarbeiter*innen für Notfälle persönlich erreichbar. Durch dieses Engagement kann die Betreuung an jedem einzelnen Tag der Krise sichergestellt werden.

April 2021 – ein Jahr später: Den Personenbetreuer*innen ist es erlaubt, mit einem negativen PCRTest und einer Arbeitsbestätigung ihrer systemrelevanten Rolle in der Begleitung von Menschen im Alter nachzugehen. Auch Petra Rabl absolviert wieder Hausbesuche und macht Qualitätskontrollen. Sie besucht Angehörige, Klient*innen und ihre Betreuer*innen. Seit zwei Jahren arbeitet Petra Rabl mit Leidenschaft und Einsatz für Menschen im Alter und deren Angehörige. In ihrem Beruf hat sie ihre Berufung gefunden. Dankbarkeit und Wertschätzung sind der schönste Lohn.

„Sehr emotional war das letzte Jahr. Aber wir haben auch das gemeistert – im Miteinander.“ Petra Rabl, Koordinatorin der 24h.Betreuung in Steyr, Kirchdorf und Linz-Land

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Durch die Übernahme der CuraBene KG, einer erfolgreichen 24h.Betreuung für Menschen im Alter, durch das Diakoniewerk, kann das qualitativ hochwertige Angebot noch weiter ausgebaut werden. Rund um die Uhr erhalten nun noch mehr Familien die notwendige Begleitung und dies mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch. Gemeinsam tritt man für eine professionelle Betreuung nach individuellen Bedürfnissen ein – für ein selbstbestimmtes Leben zu Hause. Mehr unter 24hbetreuung. diakoniewerk.at


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menschen mit

behinderung

Autismus – von der Diagnose bis zur Förderung Das Diakoniewerk Oberösterreich bietet im Bereich Autismus ein umfassendes Leistungspaket aus Diagnostik, individuellen Therapie- und Fördermöglichkeiten sowie Beratung für betroffene Personen und deren Umfeld. Im Gespräch Fachbereichsleiterin Elisabeth Laggner und Diakoniewerk Oberösterreich Geschäftsführer Gerhard Breitenberger. Sigrid Walch

Frau Laggner, bei Verdacht auf Autismus – an wen kann man sich wenden? Elisabeth Laggner: Autismus zu diagnostizieren ist aufgrund der großen Variationsbreite nicht einfach. Manche Personen können sich nicht verbal äußern, andere sprechen flüssig, haben trotzdem Schwierigkeiten bei der Gesprächsführung. Im Diakoniewerk Oberösterreich haben wir uns

darauf spezialisiert, Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) – von frühkindlichen Formen bis zu Asperger Autisten – und ihre Angehörigen von der Diagnostik bis zur Auswahl einer Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtung oder eines Wohn- oder Beschäftigungsangebots zu begleiten. Das Therapiezentrum Linzerberg des Diakoniewerks Oberösterreich bietet die Möglichkeit einer klinisch-psychologischen Diagnostik und einer spezifischen Beratung in der Familienberatungsstelle. Im Diakoniewerk wird die ASS-Diagnostik nach dem sogenannten „Gold-Standard“ durchgeführt. Es ist eine umfangreiche Diagnostik in mehreren Teilen: eine Einstufung auf einer diagnostischen Beobachtungsskala, ein ausführliches Interview, eine Einschätzung der kognitiven Leistungsfähigkeit und

Gerhard Breitenberger, Geschäftsführer Diakoniewerk Oberösterreich und Elisabeth Laggner, Fachbereichsleiterin Diakoniewerk Oberösterreich.

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eine Erhebung von Informationen über das Verhalten in verschiedenen Kontexten. Die Diagnostik wird von einem multiprofessionellen Team aus Ärzt*innen und Psycholog*innen durchgeführt.

Wenn Autismus diagnostiziert wurde – wie gehts weiter? Laggner: Im Therapiezentrum Linzerberg werden für Stärken und Schwierigkeiten der betroffenen Personen und ihres Umfelds maßgeschneiderte Therapie- und Trainingsangebote sowie Beratung angeboten. Es gibt nicht den einen oder die eine Autist*in. Möglich ist ein Spektrum an Fähigkeiten, Einschränkungen, Besonderheiten und Bedürfnissen. Dieses gilt es in der Begleitung, Betreuung, Therapie und Förderung individuell zu berücksichtigen. Herr Breitenberger, nach welchen Konzepten arbeitet das Diakoniewerk Oberösterreich im Autismus-Spektrum? Gerhard Breitenberger: Viele unserer Pädagog*innen, Therapeut*innen oder Psycholog*innen haben eine therapeutische Zusatzausbildung im „TEACCH-Ansatz“ – „Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children“. Im Mittelpunkt steht die visuelle


IM GESPRÄCH Im Gespräch mit Edith Kopatsch, Mutter von Sarah Kopatsch (14 J.) Strukturierung des Lern- und Sozialumfeldes. Visuelle Informationen über Bilder, Symbole oder Schriftzeichen sorgen für bessere Orientierung in Zeit und Raum, für Vorhersehbarkeit und damit für Sicherheit. Mit technischen End- und Sprachausgabegeräten der „Unterstützen Kommunikation“ wie Talker oder Tablets wird ein weitgehend selbstbestimmtes Leben möglich.

Welche Wohn- und Beschäftigungsangebote bietet das Diakoniewerk für Menschen im Autismus-Spektrum? Breitenberger: In Oberösterreich haben wir kürzlich zwei Wohnprojekte – speziell auf die Bedürfnisse und Besonderheiten von Menschen im Autismus-Spektrum zugeschnitten – errichtet: den Hof Altenberg und Wohnen Pregarten. Dabei sind uns die Kombination aus Rückzugsmöglichkeiten und Räumen für Begegnung sowie ein strukturierter Tagesablauf für die Bewohner*innen wichtig. Derzeit begleiten und betreuen wir im Diakoniewerk Oberösterreich in Therapie, Beratung, Tagesstruktur Wohnen und im Bildungsbereich über 200 Personen im Autismus-Spektrum. Es ist uns ein Anliegen, die Kompetenz in diesem Bereich beständig zu erweitern und auszubauen.

Die 14-jährige Sarah wird seit Geburt im Diakoniewerk Oberösterreich begleitet. Die aktuelle Diagnose lautet „Entwicklungsrückstand“. Autismus ist bisher nicht eindeutig diagnostiziert. Sarah spricht auf Therapien und Begleitungskonzepte gut an, die auch bei Autismus-Spektrum-Störungen helfen.

Ab welchem Alter haben Sie gemerkt, dass Sarah eine besondere Begleitung braucht? Edith Kopatsch: Ziemlich bald. Sarah zeigte bereits in ihrem ersten Lebensjahr, dass sie sich mit jeder Art von Veränderung schwertat. Die Fahrten zur Physiotherapie waren schwierig, sie gewohnte sich nur schwer an ein neues Umfeld. An wen haben Sie sich gewandt? Kopatsch: Wir wohnen in Engerwitzdorf (OÖ, Anm.) und das Therapiezentrum des Diakoniewerks war erster Ansprechpartner. Wir begannen mit einer Physiotherapie, danach mit Ergotherapie. Eine große Hilfe für uns war, dass Sarah die Therapien direkt im heilpädagogischen und integrativen Kindergarten Mühle und danach in der Martin-Boos-Schule durch Therapeut*innen des Diakoniewerks bekam. Ich musste keine zusätzlichen Wege zurücklegen. Dass Therapiezentrum, Kindergarten, Schule und Hort zusammengehören (Anm. zum

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Sarah spricht auf das Therapieangebot unter anderem auf individuelle Musiktherapie sehr gut an.

Diakoniewerk) erleichtert unseren Alltag sehr. Alle Einrichtungen haben ein spezielles Umfeld für Sarah ermöglicht, auf das sie sich einstellen konnte. Viele Pädagog*innen des Diakoniewerks haben eine therapeutische Zusatzausbildung, was die Kompetenz in diesem Bereich unterstreicht.

Was hilft Sarah in der Betreuung? Kopatsch: Klare Strukturen, Bezugspersonen und einstudierte Rituale helfen. Sarah hat mit ihren Therapeut*innen Begrüßungsphrasen entwickelt, die ihr Sicherheit geben. Sie weiß dann, wo sie ist und dass sie ihrem Umfeld vertrauen kann. Außerdem arbeiten wir viel mit Bildern, ein Ergebnis des „TEACCH-Ansatzes“, der sehr gut wirkt und mit eigenen Liedern bereiten wir Sarah auf einen Ortswechsel, auf die Schule oder auf Therapien vor. Wie geht es nach der Schule weiter? Welche Wünsche haben Sie und Sarah? Kopatsch: Sarah geht in die MartinBoos-Schule in Gallneukirchen. Wir hoffen, dass sie danach einen Arbeitsplatz in einer Werkstätte im Diakoniewerk bekommt. Ich wünsche mir für sie, dass sie eine Umgebung findet, in der sie sich sicher fühlt. Die Nachmittage verbringt sie zu Hause, ich bin an ihrer Seite. Sarah war ein Wunschkind!


menschen mit

behinderung

FaBI entlastet Familien Monatelang Lernen zu Hause, kein Therapieangebot, schwer zugängliche Arztkontrolltermine, keine sozialen Kontakte: Die Coronapandemie stellt Gewohnheiten und notwendige Rituale auf den Kopf. Die Mitarbeiter*innen von FaBI – die Familienbegleitung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung durch Inklusion – unterstützen.

„B

itte lassen Sie uns nicht alleine.“ Die FaBI-Mitarbeiter*innen sind sehr nahestehende Kontaktpersonen, mit denen Sorgen und Ängste, die sich aufgrund der Krise verändert oder verschärft haben, geteilt werden. Waren persönliche Besuche nicht möglich, wurde via Telefon oder Skype gemeinsam mit Eltern und Kindern eine Lösung gefunden. Der Betreuungsstart in Familien, die während der Pandemie neu begleitet werden, ist hart. „Mein halbes Gesicht ist bei den Startgesprächen von einer Maske verdeckt, große Teile meiner Mimik fehlen

„Alles hat sich verändert. Unsere Arbeit haben wir an die Pandemie angepasst.“ Karin Suppan, Leitung FaBI

und wir sitzen auf Abstand. Ich versuche dann immer zumindest vor der Wohnungstür kurz mein Gesicht zu zeigen. Aber man merkt, wie anders Situationen aufgrund von so vermeintlich kleinen Dingen sind“, sagt Karin Suppan, Leiterin der mobilen Familienbegleitung in Wien.

Den Alltag meistern Gemeinsam wird versucht den Alltag so gut es geht ohne Einschränkungen zu leben und die Kinder zu fördern. „Eine wesentliche Herausforderung war, dass über längere Zeit Therapien ausgesetzt waren oder es schwieriger war, Arztkontrolltermine zu bekommen. Viele Kinder kamen in der Schule nicht mit, große Lernlücken entstanden. Jobverlust, die Wirtschaftslage und allgemeine

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Zukunftssorgen waren ebenso große Themen bei den Eltern“, so Petra Papai. Manche Kinder haben sich in diesen Monaten der Krise abgekapselt, sind demotiviert, wollen nicht raus gehen oder jemanden treffen. Sie haben Angst auf der Straße jemandem zu nahe zu kommen, oder haben Angst vor den Masken. Dass Depressionen und psychische Belastungen zunehmen, zeigen auch Studien der Donau Uni Krems gemeinsam mit der Med Uni Wien. Mediziner und


menschen mit

behinderung

Unterstützt wird aktuell vor allem beim Lernen und beim Hausübung machen. Homeschooling ist eine Herausforderung.

Kindern wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern – die Mitarbeiter*innen von FaBI sind bemüht „Normalität“ zu leben.

Fachexperten sowie die Mitarbeiter*innen von FaBI fordern den Ausbau der Kinder-Psychotherapie und Psychiatrieangebote. Auch Einrichtungen, in denen Kinder und Eltern gemeinsam aufgenommen werden können, müssen ausgeweitet werden. „Zudem sollte eine ambulante Versorgung eingerichtet werden. Therapien im gewohnten Umfeld und auch gemeinsam mit den Eltern, als Familientherapie, müssen möglich gemacht werden. Wien ist dazu in den Startlöchern“, sagt Karin Suppan.

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Zusammenhalt und Miteinander Die Arbeit durch FaBI in der Krise hat gezeigt, wie wichtig ein Miteinander ist. „Wir haben den Familien Verschnaufpausen ermöglicht. Wir haben die Eltern entlastet, wenn wir mit den Kindern Aktivitäten nachgegangen sind oder beim Homeschooling unterstützt haben. Wir begleiteten die Kinder zu ihren Therapien und vieles mehr. Für die Kinder haben wir etwas Normalität geschaffen. Und einer der wichtigsten Punkte derzeit, da sein, zuhören und Gespräche führen“, berichtet Patricia Faustmann über die große Unterstützung, die sie und ihre Kolleg*innen im letzten Jahr geleistet haben. Zusammenhalt im Team und den Familien ist spürbar und man achtet darauf, dass alle gesund bleiben.


menschen mit

behinderung Achtung Baustelle: Wohnen mitten in Ramsau Das Land Steiermark und die EU finanzieren das ELER-Wohnprojekt für junge Menschen Fünf Wohnungen für jeweils zwei Personen und ein Workshop-Raum werden errichtet und ab Jahresmitte in Betrieb gehen. „Hier kann ich selbstständig wohnen“, erklärt Philipp Hörmann und Jasmin Stückelschweiger ergänzt: „Hier zu wohnen wird praktisch, weil ich nicht weit in meine Arbeit habe“. Begleitet werden die jungen Menschen stundenweise mobil. Assistentin Tanja Pilz unterstützt beim Kontakte knüpfen in der Nachbarschaft, zu Vereinen oder

potenzielle Arbeitgebern. Auch eine Nachbarschaftshilfe soll organisiert werden, in unmittelbarer Nähe leben Senior*innen im Betreuten Wohnen. Jetzt steht ein corona-konformes Kennenlernen an. Leiter Velimir Pantić ist überzeugt: „Mittendrin im Sozialraum – Ramsau bietet beste Voraussetzungen für inklusives Leben, Wohnen, Arbeiten und Freizeit!“

„Hier geht etwas weiter“, freuen sich die künftigen Bewohner*innen auf ihr neues Zuhause in Ramsau am Dachstein.

Unsere Leistung - IHR VORTEIL

Abklärung und Evaluierung des notwendigen Pflegebedarfs

Beratung bei der Wahl der passenden Betreuungskraft Auswahl der passenden Betreuungskraft

Hilfe bei den Antragsstellungen oder für diverse Förderungen und Subventionen Unterstützung bei Beginn und Wechsel der Personenbetreuung

24h.Betreuung zu Hause

Rund um die Uhr betreut in vertrauter Umgebung - die 24h.Betreuung des Diakoniewerks steht für Begleitung und Unterstützung nach individuellen Bedürfnissen. Hilfe anzunehmen fällt vielen Menschen nicht leicht. Bei nachlassenden Kräften, chronischen Erkrankungen oder unvorhersehbaren Schicksalsschlägen, welche zur teilweisen oder vollständigen Mobilitätseinschränkung führen, müssen sich Betroffene und/oder Angehörige trotzdem oft eingestehen, dass es nicht

mehr ohne Hilfe möglich ist. Unser Ziel ist die Entlastung von Betroffenen selbst und/oder ihren Angehörigen, indem wir die gewünschte Betreuung organisieren, koordinieren und unterstützen. Durch die individuelle Anpassung der Betreuung an persönliche Bedürfnisse, tragen wir dazu bei Ihren Alltag zu erleichtern.

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Durchführung von Qualitätsvisiten vor Ort

Persönliche Ansprechpartner *innen während der Betreuungslaufzeit Beratungsplanung und Erstellung von Tagesplänen

Ihr direkter Draht zu uns:

+43 7235 63 251 468 Mehr unter:

24hbetreuung.diakoniewerk.at


spiritualität

„Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht.“ Hebräer 11:1

Wenn wir vertrauen, dann ist das wie eine Vorschau auf ein Happy End: Ja, das wird klappen. Das geht gut aus. Ich vertraue darauf. Ich vertraue jemandem. Ich traue jemandem etwas zu. Vertrauen kann aber auch schwer sein: Es kann, ja immer etwas schiefgehen. Und da sollen wir einfach so vertrauen? Uns einfach auf ein Happy End verlassen, einfach hoffen? Oder gar auf andere vertrauen? Ist das nicht ein bisschen … naiv? Idealistisch? Ja. Aber es ist einen Versuch wert. Warum? Weil niemand alles alleine schaffen kann. Weil wir unsere Welt nur alle gemeinsam gestalten und gerechter machen können. Weil jede und jeder einen Beitrag leisten kann. Und wenn wir das auch alle versuchen, ist schon ein erster Schritt in Richtung Happy End geschafft. Reinhold Medicus-Michetschläger Diakoniewerk Syncare GmbH

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international

Saera wandert auf der Treppe des Lebens Saera ist ein sehr intelligentes Kind. Sie versteht mehr vom Leben als der eine oder andere Erwachsene, erzählen die Pädagoginnen in der Tagesbetreuung in Dumbrăveni, einer ehemalig armenischen Stadt im Landkreis Sibiu in Rumänien. Saera ist 8 Jahre alt und gehört der Volksgruppe der Roma an. Daniela Scharer

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eit 2018 wird Saera in der Tagesbetreuung begleitet. Sie soll dort eine Chance auf Bildung erfahren und damit einen Weg aus der Armutsspirale finden. Denn Saeras Leben ist keinesfalls einfach. Ihre Mutter ist psychisch krank, ihr Vater arbeitet im Ausland. Gemeinsam mit ihrer Mutter, einer Tante, dem Großvater und vielen Cousins lebt sie in einem kleinen Haus am Rande der Stadt, in einer der Armensiedlungen der Roma. Saera ist eine „Verlassene“. Ihre Mutter ließ sie schon mehrmals bei ihren Verwandten zurück. Diese traumatischen Erlebnisse haben ihr Verhalten geprägt. Von ihrem Vater spricht Saera kaum. Er versucht seine Vaterrolle mit materiellen Dingen wettzumachen,

die Tante kauft um sein Geld Kleidung und Schuhe. Kontakt haben die beiden nicht.

Eine Kämpferin Saera besucht die Schule. Oftmals verschläft sie, weil sie keiner aufweckt oder weil am Vorabend zu Hause Partystimmung war oder jemand in der Großfamilie zulange fernsah. Trotz aller Hindernisse kann Saera gut lesen und schreiben. „Wenn man in ihre Augen blickt, kann man spüren, dass sie mehr versteht, als wir denken. Sie erlebt tiefere Dinge als viele erwachsene Menschen“, zeigt sich Eva Gyerko, sie leitet die Tagesbetreuung, überzeugt und ergänzt: „Saera hat einen sehr starken Willen, dennoch wie bei allen Kindern

Wollen Sie die Kinder auf ihrem Weg aus der Armut unterstützen? Dann freuen wir uns über Ihre Spende an: Diakoniewerk Spendenkonto: Allgemeine Sparkasse Oberösterreich IBAN: AT82 2032 0000 0025 7700 BIC: ASPKAT2LXXX Spendenzweck: Tagesbetreuung für Kinder in Rumänien

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Wenn man in Saeras Augen blickt, kann man spüren, dass sie mehr versteht, als wir denken. Sie erlebt tiefere Dinge als viele erwachsene Menschen.

schwankt er. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, sie auf der „Treppe des Lebens“ hinaufsteigen zu lassen. Sie soll keinesfalls gelähmt auf einer Stufe halt machen, weil sie Angst hat, weiter zu gehen. Wir sind da, um sie zu begleiten, später ein anderes Leben führen zu können.“ Die Tagesbetreuung in Dumbrăveni wurde im Juli 2015 gemeinsam mit Partnern aus Österreich gegründet und unterstützt sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche vorwiegend aus der Volksgruppe der Roma. Mehr als 25 Kinder werden dort von den Pädagoginnen begleitet – oftmals kein leichtes Unterfangen aufgrund der schwierigen familiären Herkunft der Kinder. Die Tagesbetreuung wird mit vereinten finanziellen Mitteln getragen, um Kindern in Rumänien eine Zukunft zu eröffnen.


aktiv für

integration

„… das eigene Wissen weitergeben …“

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Auf den Weg machen. Neuankommen. Sich engagieren und für andere einsetzen. Kami Shahi erhält den BOCK FOR YOU-Preis des Vereins „Flüchtlingsprojekt Ute Bock“. Katharina Schönberger

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rifft man Kami Shahi wird man von ihm mit einem Lächeln und in ausgezeichnetem Deutsch begrüßt. Der 46-jährige Iraner lebt seit sieben Jahren in Österreich. Seine guten Deutschkenntnisse haben seinen Ursprung unter anderem in seiner Jugend, in der er für längere Zeit in Deutschland lebte. 2014 flüchtete Kami Shahi aufgrund der gefährlichen Lage aus seiner Heimat, dem Iran, nach Österreich.

Einen gesellschaftlichen Beitrag leisten In Salzburg verbesserte er seine Deutschkenntnisse stetig weiter und knüpfte viele Kontakte. Einer Erwerbstätigkeit kann Kami Shahi bisher aufgrund seines noch laufenden Asylverfahrens nicht nachgehen. Das hält den passionierten Schwimmer, der bereits auf viele sportliche Auszeichnungen zurückblicken kann, aber nicht davon ab, seine Zeit sinnvoll zu nutzen und sich für andere einzusetzen. Bereits seit fünf Jahren ist er als freiwilliger Sprachtrainer für das Diakoniewerk tätig.

mit Fluchthintergrund und Migrant*innen beim Verbessern ihrer Deutschkenntnisse unterstützt, hinaus. Er hilft auch im Alltag, dolmetscht, stellt Kontakte zu Arbeitgeber*innen oder Bildungsinstitutionen her und unterstützt bei Behördengängen. Dabei zeichnen ihn vor allem seine Verlässlichkeit und sein stets offenes Ohr für seine Mitmenschen aus. „In der Unterstützung anderer habe ich eine sinnvolle Tätigkeit für mich gefunden. Indem ich mein Wissen weitergebe, hoffe ich, anderen den Start und den Alltag in Salzburg zu erleichtern“, so Kami Shahi.

Der Wunsch für die Zukunft Für seine Zukunft hofft er auf eine positive Beendigung seines Asylverfahrens und ein selbstständiges Leben mit Erwerbstätigkeit: „Salzburg ist zu meinem Zuhause geworden. Deswegen wünsche ich mir sehr, dauerhaft hierbleiben zu können, einen Job zu finden und ein eigenständiges Leben führen zu können.“

Sein tatsächliches Engagement geht jedoch weit über die Sprachtrainings, in denen er mehrmals wöchentlich anderen Menschen

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BOCK FOR YOU 2021 Für sein jahrelanges freiwilliges Engagement erhielt Kami Shahi den BOCK FOR YOU-Preis 2021 des Vereins „Flüchtlingsprojekt Ute Bock“. Auch Ali Mahlodji, EU-Jugendbeauftragter, spricht Kami seinen Dank aus. „Kami ermächtigt Menschen dazu, dass sie eine sehr schwere Sprache erlernen. Und das auf eine besondere Art und Weise“, so Mahlodji.


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aktiv für

bildung

Vielfältige Berufsausbildung im Sozial- und Gesundheitsbereich Die Diakonie Implacementstiftung unterstützt Personen auf ihrem Weg als Quereinsteiger*innen in den Sozialbereich mit einer qualifizierten Ausbildung. Verena Schwarzinger

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ür 170 Personen in Oberösterreich und in Salzburg bietet die Diakonie Implacementstiftung derzeit einen Ausbildungsweg im Pflege- und Sozialbereich. Lebenslanges Lernen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Das ganze Berufsleben über in einem Beruf, bei einem Arbeitgeber zu bleiben, ist seit einigen Generationen keineswegs mehr die Norm. Mehrfache Wechsel und auch wel-

„Besonders an der Arbeit mit Menschen mit Behinderung gefällt mir, dass ich durch Unterstützung und Förderung helfen kann, dass sie am alltäglichen Leben teilnehmen können.“ Katharina Pfeiffer

che außerhalb der erlernten Branche werden zur Normalität in der Zukunft. „Mit 15 Jahren entscheidet man sich für einen Beruf, manche treffen in jungen Jahren die richtige Wahl in punkto Traumberuf, andere kommen nach der Ausbildung und ersten Erfahrungen zur Erkenntnis, dass dies doch nicht das richtige für sie ist“, sagt Anna Eilmsteiner, Geschäftsführung Diakoniewerk Syncare GmbH und ergänzt: „Viele trachten nach einem Job mit Sinn und entscheiden sich bewusst für eine Ausbildung im Pflege- und Sozialbereich.“ Aufgrund der Coronapandemie haben viele Menschen ihren sicheren Arbeitsplatz verloren oder sind seit Monaten in Kurzarbeit. Diese orientieren sich neu. „Für uns als Stif-

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tung ist die Coronakrise Rückenwind. Und wir sind bemüht allen, die Interesse bekunden, auch einen Platz anzubieten, um sie zu ihrer Berufung im Sozialbereich zu begleiten und professionell auszubilden“, so Eilmsteiner. Für eine Arbeitsstelle im Sozialbereich braucht es eine abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung, das Mindestalter von 19 Jahren und es ist eine fachspezifische Ausbildung von zwei Jahren zu absolvieren.

Von der Grafik zur Behindertenarbeit Diese Ausbildung durch die Implacementstiftung hat Katharina Pfeiffer absolviert. Ein freiwilliges soziales Jahr brachte die gelernte Grafikerin zum Umdenken „Durch die Stiftung wurde mir ein ausbil-


Die Diakonie Implacementstiftung unterstützt Menschen auf ihrem Weg von einer qualifizierten Ausbildung zu einem neuen Arbeitsplatz.

„Allgemein mit Menschen zu arbeiten macht mir Freude. Es ist ein schönes Gefühl, helfen zu können. Das nette Lächeln, ein Danke oder ein Bitte sind mein Lohn.“ Philipp Madlmayr

dungsbedingter Zuschuss gewährt sowie Geld vom AMS und vom Land OÖ. Jetzt arbeite ich in der Macherei, einer Werkstätte der Kunstwerkstatt des Diakoniewerks“, so die 24-jährige Umsteigerin.

Von der Gastro in die Seniorenarbeit Auch Philipp Madlmayr fand seine Berufung in der Seniorenarbeit statt in der Gastronomie. In der Ausbildung und im Praktikum im Arcus Sozialforum Wohnen Gramastetten werden individuelle Stärken gefördert. „Die Schule ist sehr strukturiert, interessant und abwechslungsreich. Aber am liebsten bin ich bei den Menschen - gemeinsam erleben wir Freude am Leben“, so der 36-Jährige, der sich im Bereich Validation weiterbilden möchte.

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aktiv für bildung

kurznachrichten

Virtuelles Kennenlernen Onboarding der neuen Mitarbeiter*innen in Zeiten von Corona mit virtuellen Einführungstagen erfolgreich gemeistert

Diakoniewerk goes online Virtuelle Seminare und Kurse – Diakonie Akademie als zentrale Ansprechstelle für eLearning Im Browser das Portal der Diakonie Akademie öffnen – ein Klick durch das vielfältige Angebot an Seminaren, Kursen und Workshops – online anmelden – virtuell von zu Hause aus teilnehmen: Die Coronakrise hob die fortschreitende Digitalisierung im Unternehmen auf eine neue Ebene. So konnte unter anderem der Lehrgang „Demenz“ mittels neuer Präsentationsformate und Technologien mit allen Teilnehmer*innen online abgehalten werden. Das Diakoniewerk setzt als Sozialunternehmen auf die Unterstützung durch Technik und Tools. Neu integrierte VPN-Lösungen kommen ebenso zum Einsatz wie kreative Kommunikationsformate. Auch im Aus- und Weiterbildungsbereich nimmt das Thema Digitalisierung eine wichtige Rolle ein und ergänzt Präsenzveranstaltungen für örtlich flexibles Lernen. eLearning ist bedarfsorientiert und bietet die Möglichkeit, phasenweise via digitale Lernformate zu lernen. Teilnehmer*innen erhalten eine Teilnahmebestätigung und ein Zertifikat. Mehr Infos: www.diakonie-akademie.at

Ein persönliches Treffen aller neuen Mitarbeiter*innen des Diakoniewerks mit gemeinsamem Gottesdienst, inspirierenden Worten des Vorstands und von Schwester Helga im Haus Bethanien, um den Spirit aufzunehmen, ist aufgrund der aktuellen Coronasituation nicht möglich. Daher wurden mit mehr als 110 neuen Mitarbeiter*innen OnlineEinführungstage abgehalten, die von allen Teilnehmer*innen sehr gut angenommen wurden. Und wenn es die Auflagen erlauben, wird das „echte“ Kennenlernen auf jeden Fall nachgeholt.

FABIs Kindernest: Diakoniewerk übernimmt Trägerschaft für neue betriebliche Kinderbetreuung Anfang Jänner starteten die ersten Kinder in der neuen betrieblichen Kinderbetreuungseinrichtung „FABIs Kindernest“ der Firma Fabasoft in Linz. Für die Firma Fabasoft ist es als familienfreundlicher Arbeitgeber wichtig, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und eine Hilfestellung zu geben. Die Trägerschaft liegt beim Diakoniewerk OÖ. FABIs Kindernest soll für

die Kleinsten eine bunte, inspirierende Erlebniswelt zum Wohlfühlen sein, in der sie Geborgenheit und Sicherheit erfahren und mit all ihren Stärken und Fähigkeiten angenommen werden. In einem modernen Ambiente werden Kinder im Alter von 1 bis 5 Jahren begleitet. Die Räumlichkeiten ermöglichen eine optimale Entfaltung und genügend Platz zum Entdecken: Im Malatelier können die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen und ein großzügiger Bewegungsraum mit Kletterwand und Rollrutsche lädt zum Turnen ein. Gabriele Mahringer vom Diakoniewerk Oberösterreich ist als erfahrene Pädagogin für die Betreuung verantwortlich. „FABIs Kindernest soll ein Ort sein, wo Eltern auf unser Know-how vertrauen können und sich die Kinder wohlfühlen. Gemeinsam wollen wir ein Umfeld schaffen, das die Potenziale der Kinder zur Entfaltung bringt“, so Gerhard Breitenberger, Geschäftsführer des Diakoniewerks Oberösterreich.

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aktiv für

freiwilligenarbeit

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Freiwillig sozial – sozial Freiwillige Jährlich unterstützen Zivildiener und junge Menschen durch ein freiwilliges soziales Jahr Einrichtungen des Diakoniewerks. Verena Schwarzinger

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in Zivildiener und fünf Freiwillige sind aktuell im Team von Manfred Schmidhuber, Leiter der Seniorenarbeit Wels, beschäftigt. Nach einem persönlichen Gespräch unterstützen die jungen Menschen je nach Kenntnissen und Fähigkeiten die Hausgemeinschaften für Senior*innen im Alltag. „Der Dialog ist sehr wichtig, denn hier kann man schon vorausfühlen, wo sich die jungen Menschen am besten einbringen können. Im letzten Jahr haben sich leider weniger Zivis angemeldet, Freiwillige haben wir mehr“, so Schmidhuber. Die jungen Menschen helfen bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wie Kochen oder Einkaufen oder gehen mit den Bewohner*innen spazieren oder spielen gemeinsam mit ihnen Karten. „Wenn jemand beson-

deres Interesse an der Pflegesituation hat und man später in den Beruf einsteigen will, hat man die Möglichkeit die Fachkräfte zu begleiten“, zeigt der Leiter der Seniorenarbeit Wels weiter auf. Dies unterstützt auch Alexandra Ausserwöger, Leitung Wohnen Haus Abendfrieden und Koordinatorin Betreutes Wohnen. „Je nach Kompetenz setzen wir unsere Zivildiener oder Freiwilligen ein. Aktuell ist eine junge Frau aus Ungarn bei uns, eine europäische Freiwillige, die für unsere Bewohner*innen das Abendgebet vorsingt, da sie sehr musikalisch ist.“

Neue Freiwillige und Zivis gesucht Aber nicht nur in der Begleitung von Menschen im Alter, sondern auch für Menschen mit Behinderung werden, wie im Wohnen Martinstift, Freiwillige tätig. Aktuell sind es zwei europäische Freiwillige aus der Türkei und aus Spanien. „Wir hatten bereits junge engagierte Menschen aus ganz Europa oder auch aus Weissrussland bei uns.

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Leider haben wir weniger Bewerbungen erhalten seit letztem Jahr“, sagt Ute Gilly, Leiterin Wohnen Martinstift. Die Bewohner*innen reagieren sehr positiv und es entstehen Freundschaften. „Junge Menschen bringen frischen Wind ins Haus, mehr Schwung und Elan. Man sieht richtig, wie begleitete Menschen aufblühen und sie wieder mehr Lebensenergie erlangen“, so Gilly und Ausserwöger. Zivildiener und Freiwillige sind wertvolle Teammitglieder. „Wichtig ist, dass man gerne Menschen begegnet und sich engagiert. Unsere Freiwilligen und Zivildiener sollen in dieser Zeit bei uns und in den Einrichtungen Einblicke erhalten und wir wollen sie für den Beruf begeistern“, so alle drei Einrichtungsleitungen. Mehr Infos unter https://www.diakoniewerk. at/was-sie-tun-koennen/ ihre-mitarbeit/ freiwilligessozialjahr-derdiakonie-fsjd


ein tag mit …

Für andere da sein Ibrahim Göksal ist 24 Jahre alt, kommt aus der Türkei und absolviert ein europäisches freiwilliges Jahr im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) in Österreich. Er verstärkt das Team im Martinstift Gallneukirchen. Ibrahim ist seit September 2020 eine wichtige Stütze im Alltag. Wir haben ihn einen Tag begleitet.

7:10 Uhr

6:30 Uhr

Es ist Zeit, das Frühstück vorzubereiten. Für die Bewohner*innen gibt es Tee und Kaffee aber auch frisches Obst und Joghurt.

6:50 Uhr Die Arbeit kann erst begonnen werden, wenn sämtliche Vorkehrungen getroffen wurden. So muss man bereits vor dem Eintreten die Hände desinfizieren und natürlich eine FFP2-Maske tragen.

7:20 Uhr Alle sind auf den Beinen. Frühmorgens ist der Hunger groß. Ibrahim bringt gut gelaunt frisch duftenden Kaffee zum Tisch.

Fotos: Ute Gilly, Martinstift Gallneukirchen

Der Wecker läutet, es heißt aufstehen und sich fertig machen für einen neuen Arbeitstag im Wohnen Martinstift Gallneukirchen.

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ein tag mit …

7:45 Uhr

9:00 Uhr

Ibrahim unterstützt auch bei der täglichen Hygiene. Beim Zähne putzen darf auch gelacht werden! Und dabei immer: AAAAHHHH!

Sind alle ausgeflogen, geht Ibrahim Tätigkeiten wie Staubsaugen, putzen oder Boden wischen nach. Auch dies macht der 24-Jährige gerne. Er bringt sich ein und unterstützt.

10:00 Uhr Am Linzerberg dreht Ibrahim mit Bewohner*innen eine Runde. Dabei darf eine Stippvisite bei den Eseln nicht fehlen.

12:00 Uhr 8:00 Uhr Für die Tagesstruktur geht’s in die Gemeinschaftswerkstätte am Linzerberg. Die Schritte in der frischen Luft tun gut und man freut sich auf den Tag. Ibrahim ist auch in seiner Freizeit gerne draußen, erkundet die Gegend zu Fuß oder am Fahrrad.

Alle versammeln sich zum gemeinsamen Mittagsessen. Braucht jemand Hilfe beim Essen, übernimmt Ibrahim dies gerne. Es entstehen Freundschaften, man hat sich gern.

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13:00 Uhr Dienstschluss. Alle sind versorgt, alle Arbeiten wurden erledigt. Drei Mal pro Woche besucht Ibrahim einen Deutschkurs am Nachmittag und auch den Lehrgang zur Einführung in soziale Dienste.


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aktiv für

gesundheit Carmen ist ein lebenslustiges Mädchen, tollt am elterlichen Hof und trotzt ihrer Krankheit.

Ein Leben mit Therapie Arthrogryposis multiplex congenita ist eine seltene angeborene Gelenksteife an der Carmen Schinnerl seit ihrer Geburt leidet. Dennoch ist die 11-Jährige eine Kämpferin und erzählt gemeinsam mit ihrer Mutter Anita über ihre Krankheit und ihren Lebenswillen. Sigrid Walch

„D

amit sich Carmen hinsetzen und aufstehen kann, muss sie vorher einen Spagat machen. Einen Spagat zu beherrschen, macht sie stolz“, erzählt Anita Schinnerl. „Als ich auf die Welt kam, wunderten sich die Krankenschwestern, warum ich nicht strampelte wie die anderen Babys. Die Krankheit ist selten, so wie ein Lottosechser“, sagt Carmen, deren Krankheit sich

auf alle Gelenke vor allem auf die Knie- und Ellenbogengelenke, ihre Hände und Schultern sowie das Kiefergelenk auswirkt und ergänzt: „Ich musste lange wie die kleinen Babys in einem Maxi-Cosi sitzen. Im Kindergarten konnte ich dann die Arme heben, um ein T-Shirt anzuziehen. Und ich lernte mit fünf Jahren Stiegen steigen.“

Therapien sprechen sehr gut an Zahlreiche Therapien waren und sind notwendig. Anfangs fuhr Anita Schinnerl von ihrem Bauernhof in Bad Zell (OÖ) mehrmals pro Woche mit ihrer Tochter zur Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie ins Diakoniewerk nach Gallneukirchen. Heute kommt Carmen noch jeden zweiten Donnerstag. „Man sah und sieht nicht, was sie leisten muss. Ihr Körper musste jede Bewegung üben, trainieren und erlernen“, sagt Anita Schinnerl. Und das alles mit großem Erfolg. Sie beherrschte bald einen Stift zu halten, zu schreiben und kann sogar Blockflöte spielen. Das

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Therapieangebot des Diakoniewerks ist für Familie Schinnerl ein Fixbestandteil ihres Lebens. „Nicht auszudenken, wo Carmen jetzt stehen würde, hätte sie diese Therapiemöglichkeiten nicht gehabt.“

Carmen’s starker Wille Scheinbare Nachteile waren für Carmen Vorteile. Von Geburt an ist sie gewohnt, zu üben und sich aus eigener Kraft weiterzuentwickeln. „Heute bin ich sehr selbstständig und klettere in der Böschung herum, bin im Wald und mache vieles allein. Ich kann mir auch eine Jause zubereiten und helfe meinem Papa im Stall“, sagt Carmen. Stolz ist sie auf ihre Leistungen in der Schule und auf alles, was für die meisten Kinder ihres Alters selbstverständlich ist: selbstständig essen, trinken, sitzen und gehen. Ihre nächsten Ziele sind hat sie auch bereits vor Augen, nämlich sich ihre Haare selbst föhnen zu können, sowie Radfahren, Schwimmen und Langlaufen zu erlernen.


aktiv für gesundheit

kurznachrichten

30 Jahre Dialyse in Schladming Starke Nachfrage nach lebensrettender Behandlung

Der medizinische und technische Fortschritt verbessert die Lebensqualität der Patient*innen.

Die damals neu errichtete Dialysestation mit vier Plätzen für Patient*innen eröffnete im Dezember 1990 ihre Türen in der Diakonissen Klinik Schladming. 2006 und 2017 wurde erweitert, um allen Personen die notwendige Blutreinigungsbehandlung anbieten zu können. Jährlich werden rund 3.700 Dialysen durchgeführt. Viele Patient*innen kommen auch aus der Urlaubsregion SchladmingDachstein in die Klinik. Ein Trend, da die Gesellschaft heute flexibler und mobiler ist als früher. „Die Dialysestation ist wie eine kleine Familie“, sagt Elke Söllner, Stationsleiterin. Gratulation zum Jubiläum!

„Das Kreuz mit dem Kreuz“: Expertenteam erweitert Wirbelsäulenspezialist Dr. Hagen Skibbe praktiziert in der Klinik Diakonissen Linz Unser Körper wird durch die zentrale Stütze der Wirbelsäule aufrecht gehalten. Die Anzahl der Patient*innen mit Störungen am Bewegungsapparat oder mit Wirbelsäulenleiden nimmt immer mehr zu. Professionelle Hilfe gibt es im Wirbelsäulenzentrum der Diakonissen Linz. Dr. Hagen Skibbe erweitert als renommierter Wirbelsäulenchirurg und Spezialist das Team. „Als ehemaliger Leistungssportler weiß ich, wie wichtig ein gesunder Körper ist und es erfüllt mich Patient*innen wieder auf die Beine zu helfen“, so der Orthopäde. Mehr Infos unter Wirbelsäulenzentrum – Klinik Diakonissen Linz


aktiv für gesundheit

kurznachrichten

Kinder und Jugendliche trifft die Coronapandemie besonders hart. Sie brauchen wieder Perspektiven.

Familienberatung – Begleitung in Krisenzeiten Im Gespräch mit Elisabeth Laggner, Leiterin der Familienberatung im Diakoniewerk Oberösterreich. Mit welchen Themen hatten und haben Sie aktuell zu tun? Elisabeth Laggner: Die Krise trifft besonders Familien sowie Kinder und Jugendliche. Freunde, Urlaube, Zusammenkünfte aber auch Entlastungen fielen weg. Fehlende Strukturen und Perspektiven – wie Schule, Uni oder auch Arbeit – belasteten alle Altersgruppen, besonders Jugendliche. Dazu kommen (Zukunfts-)Ängste und Niedergeschlagenheit.

Welche Herausforderungen waren besonders spürbar? Laggner: Kinder spüren sehr schnell die Ängste ihrer Eltern, sei es Überforderung, die Angst vor dem Jobverlust oder vor dem Krankwerden. Das kann Kinder sehr schnell überfordern. Kinder sind oft der Resonanzkörper für die Ängste und Sorgen ihrer Eltern – es braucht Entlastung und Hilfestellungen. Spüren Sie die „Macht der digitalen Welt“? Laggner: Das Thema spielt stark mit der Coronasituation zusammen. Durch Homeschooling und wenig Außenkontakten hat sich Kommunikation aber auch Freizeitverhalten in die virtuelle Welt verlagert. Wir müssen die Kinder wieder daraus hervorlocken. Erfahrungen in der realen Welt sind jetzt sehr wichtig. Wir arbeiten mit der Stärkung des psychischen

Immunsystems und bewussten Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsübungen.

In welchen Bereichen hilft die Familienberatung? Laggner: Die Familienberatungsstelle kann auch ein niederschwelliger Zugang für Eltern – oft Mütter – sein, die jetzt Gewalterfahrungen machen. Wir arbeiten bei Bedarf mit dem Gewaltschutzzentrum oder Kinderschutzzentrum zusammen. Jedenfalls braucht es ein genaues Hinhören – oft werden diese Themen nicht aktiv angesprochen. Sie haben Fragen? Sie brauchen Unterstützung? Familienberatung im Therapiezentrum Linzerberg 45c 4209 Engerwitzdorf +43 7235 63 251 572 e.laggner@diakoniewerk.at

„Die Ängste und Sorgen der Kinder müssen wir ernst nehmen.“ Elisabeth Laggner, Leiterin Familienberatung

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Als Regionalversicherer ist uns das Miteinander besonders wichtig. Gerade jetzt braucht es Zusammenhalt und einen verlässlichen Partner. Keine Sorgen – wir sind immer für Sie da!


Wir sind alle zusammengerückt trotz Abstand. Und wir alle leisten unseren Beitrag, um gut durch die Krise zu kommen, sei es durch mehr Hygienebewusstsein, dem Einsatz von neuen Medien oder mehr Besinnung. Vieles wurde durch einen hohen Energieeinsatz sehr rasch umgesetzt vor allem im Arbeitsalltag. Vielfach bewahrheitet hat sich dabei, dass (trotz manchmal blank liegender Nerven) Freundlichkeit, Wertschätzung und auch Humor uns sehr gute Wegbegleiter sind.

meinung

Markus Aichinger, Bereichsleitung Fachbereich Gesundheit und Pflege OÖ

In der Krise ist ein Zusammenrücken von Lehrkräften und Studenti*nnen festzustellen – es wird auffallend mehr auf „Augenhöhe“ miteinander kommuniziert. Fernunterricht und ein Mehr an Kompetenz in der Digitalisierung sind letztlich Bereicherungen für unseren Schulbetrieb – maßvoll eingesetzt, erweitern diese Werkzeuge unsere pädagogischen Möglichkeiten – auch in der Nach-CORONA-Zeit. Markus Kapsammer, Schulleitung Schule für Sozialbetreuungsbedarf, Behindertenarbeit und Behindertenbegleitung

Was nehmen Sie Positives aus der Coronakrise mit?

Mein unglaublich engagiertes und tolles Team hat mir gezeigt, dass wir trotz der ständigen Veränderung zusammenhalten. Wir haben neue Denkansätze und Lösungen gefunden und inhaltliche Prozesse verbessert. Persönlicher Austausch und Humor bleiben trotz Maske und Abstand wichtig. Ich nehme mir flexiblere Auszeiten und erlebe Momente bewusster, wie digitale Gespräche mit meiner Familie. Julia Lackner, Hausleitung der drei Studierendenheime in Wien

Obwohl es natürlich angenehmer ist, wenn man sich persönlich sieht, sind Online-Meetings ressourcenschonend. Auch die Möglichkeit, Rezepte per Telefon oder Mail anzufordern, macht es für Betreuer*innen und Bewohner*innen einfacher im Alltag. Als Mitarbeiter*innen in Quarantäne waren, erhielten wir Unterstützung von einigen Leitungen aus dem Behindertenbereich. Das gegenseitige Helfen und die Bereitschaft stärkt den Zusammenhalt im Diakoniewerk gesamt.

Der Zusammenhalt im Team ist trotz der physischen Distanz ( Zoom Meetings) stärker geworden und die Freude auf die „normale“ Teambesprechung hat zugenommen. Mir selbst und vielen Mitarbeitern ist noch bewusster geworden, dass es ein Glück ist, bei Diakonie.mobil zu arbeiten, ein Arbeitgeber, bei dem Menschen im Mittelpunkt stehen, sowohl Kunden als auch Mitarbeiter*innen.

Margarete Moser, Bereichsleitung Flucht und Integration OÖ

Katharina Riedlsperger, Diakonie.mobil Salzburg


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