Diakonie Ausgabe 04

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Oktober 2019

diakonie Die Zeitschrift für Nächstenliebe in unserer Zeit

Mutig in die neuen Zeiten! Seite 06

Eva Rössle: 18 Jahre Ehrenamt Seite 13

Demenz: Beratung im Café Seite 18

Kinder stärken! So geht’s! Seite 28


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thema Martinstift Symposion

4  Zuversichtlich älter werden Pflege: Neue Strukturen und Ideen sind gefragt

6  „Ich bin ja ein Mutmacher!“

02 panorama Diakoniewerk

9  KOWALSKI Kultur Dienstag startet in den Herbst ∙ Benefizkonzert im Linzer Musiktheater ∙ ALLFRED gewinnt Edison 2019

Christoph Zulehner im Interview

22  www.gleichgestellt.at im neuen Look ∙ KriseninterventionsRucksack entwickelt

14  Demenz und Unterstützte Kommunikation ∙ Wichtige Infos auf Demenz-Website 16  Wer hat mir meine Kette gestohlen? Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz verstehen

04 behinderung 05 international Menschen mit

03 alter

Menschen im

Diakoniewerk

26  Lust auf Kunst, Kultur und Sport

Freizeitangebote für Menschen mit Behinderungen helfen bei Integration

12  Spiritualität 13  Porträt 18  Beratung bei einer Tasse Kaffee 20  „Stabilität und Routine sind wichtig“ 32  Buchtipp ∙ Produkttipp

24  Jüngster Zuwachs im Atelier

Christian Öllinger bringt frischen Wind in die Kunstwerkstatt

06 bildung

07 flüchtlinge

08 gesundheit

27  Kinderrechte: „Planet der Herzen“ im Kindergarten Graz ∙ Connect Karrieremesse JKU Linz

30  „Die Österreicher respektieren Gesetze“

31  Marte Meo Methode: Entwicklungsförderung mit Videounterstützung ∙ Neu: Virtuelle Tour durch den OP

Aktiv für

28  Stärken stärken: Tipps zum Kindergartenbeginn

Martina Royer verrät Do’s und Dont’s

Aktiv für

Mohammed musste aus Syrien fliehen und hofft darauf, dass seine Kinder eine gute Ausbildung erhalten werden

Aktiv für

33  Privatambulanz der Klinik Diakonissen Linz eröffnet Akutbetreuung

Anlaufstelle für ambulante Fragen

Impressum

Offenlegung: siehe www.diakoniewerk.at/impressum. Medieninhaber: Evangelisches Diakoniewerk Gallneukirchen, Martin-Boos-Straße 4, 4210 Gallneukirchen, Tel: 07235 65 505, office@diakoniewerk.at. Herausgeber: Vorstand Mag. Josef Scharinger, Chefredakteurin: Karin Windpessl. Redaktionsteam: Karin Windpessl, Nicole Bachinger-Thaller, Beate Widmann, Daniela Scharer, Andrea Obermühlner. Fotos: Florian Hoflehner (S. 1), Reinhard Winkler (S. 3, 10), Nadja Meister (S. 5, 21), Karl Wiesinger (S. 6), vorstandlechner (S. 8), Marco Riebler (S. 9), Lukas Beck (S. 10), ackerblau wien (S. 11), shutterstock.com/Dmytro Zinkevych (S. 12), Andrey Bandurenko (S. 15), shutterstock.com/tomertu (S. 17), shutterstock.com/Yuganov Konstantin (S. 28), shutterstock.com/tachyglossus (S. 32), shutterstock.com/Olga Vasilyeva (HG Buchtipp, S. 32), shutterstock.com/agrofruti (HG Produkttipp, S. 32),Diakonissen Linz (S. 33), alle anderen Diakoniewerk. Corporate Publishing: Egger&Lerch, www.egger-lerch.at. Druck: gugler GmbH. Das Magazin „Diakonie“ erscheint 5 x im Jahr. Wenn Sie dieses zukünftig nicht mehr erhalten wollen, bitten wir Sie um Information an office@diakoniewerk.at. Nähere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie unter www.diakoniewerk.at/datenschutz. Diakoniewerk Spendenverein: Allg. Sparkasse OÖ 257700, BLZ 20320. Sponsoring Post! GZ 02Z032365; Diakonie 27/12


editorial

Sich miteinander auseinandersetzen, wieder aufeinander zugehen: Darum geht es gerade in Zeiten, die immer unübersichtlicher werden.

Liebe Leserinnen und Leser, Es sind unruhige Zeiten. In Südamerika brennt der Regenwald. Und ein paar Bilder in sozialen ­Medien beeinflussen die ­Massen mehr, als es jedes Wort leisten ­könnte. Was also tun? So als einzelner, um wieder Orientierung zu finden? Manche fangen damit an, Ordnung in den eigenen vier ­Wänden zu schaffen. Eine japanische Aufräumexpertin erlebt ­gerade im amerikanischen Fern­ sehen einen nicht ganz nachvollziehbaren Boom. Vor laufender ­Kamera wird unter anderem ­darüber diskutiert, wie man ein Spannleintuch möglichst platz­ sparend im Schrank verstauen kann. Äußere Ordnung gegen das innere Chaos. Die Welt wird kleiner.

Eine Art Neo-Bieder­meier hat Einzug gefunden in unser aller Leben. Rückzug lautet die Devise.

Es braucht Praktiker, die anpacken können. Gerade in diesen Zeiten wieder rausgehen, sich etwas trauen! Dazu rät Christoph Zulehner. Er ist einer der Referenten, der beim Martinstift Symposion im Bruckner­haus Linz zu Gast sein wird. Frei nach dem Motto: „Wer wagt, gewinnt!“ ist auch im Sozialbereich seine Devise: Es braucht trotz aller ­wichtiger

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Theorie Praktiker, die auch einmal anpacken können. „Leg Hand an, tu es“ meint ­Zulehner, der es vom Kranken­pfleger zum begehrten Unter­nehmer geschafft hat. Und es braucht – ganz wichtig – Humor. Auch oder gerne in einem Umfeld, das von immer mehr Herausforderungen geprägt ist. Denn wer lacht, an dem prallen die Sorgen des Alltags nicht ab, aber sie werden kleiner. Ihre

Karin Windpessl Chefredaktion Oktober 2019 ∙ diakonie


nachgedacht

Zuversichtlich älter werden Die Pflegediskussion ist ein Thema, das (endlich!) auch in der Politik angekommen ist. Doch es geht nicht nur ums Geld, die Pflegebedürfnisse einer älter werdenden Gesellschaft erfordern auch neue Strukturen und Ideen.

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eben anderen gesellschaftlichen ­Herausforderungen – Mindest­sicherung, ­Pensionen u. a. – ­werden in der Politik seit einiger Zeit auch die Bedürfnisse von Menschen im Alter und besonders mit Demenz als zentrales Thema erkannt. Unsere Gesellschaft wird älter, was erfreulich ist und viele ­schöne Aspekte für die ­Betroffenen beinhaltet. Aber das bringt auch Herausforderungen mit sich. Die Pflegegelderhöhung ist gut und wichtig, aber wie kann dieses Geld im Sinne der Bedürfnisse der einzelnen gut eingesetzt werden? Auch die Diskussion darüber, wie Pflege künftig finanziert werden kann – Pflegeversicherung oder steuer­finanziert – ist zu führen. Aber das sichert noch lange nicht, dass ältere Menschen auch das bekommen, was sie individuell brauchen.

Es geht um mehr als nur ums Geld In all den Diskussionen rund um das Thema wird überwiegend über die Finanzierung ­bestehender ­Leistungen gesprochen. Diese diakonie ∙ Oktober 2019

beinhalten im Grunde lediglich ­stationär/teilstationär und die Mobile Pflege. Nun wissen wir aber, dass die wenigsten in ein Pflegeheim – und sei es noch so innovativ – übersiedeln wollen. Wenn man mit B ­ etroffenen spricht, wollen die meisten zuhause leben und, wenn möglich, auch ­sterben. Wie können wir es schaffen, dass diesen Wünschen entsprochen werden kann, auch wenn die betroffenen Menschen ein hohes Maß an Pflegebedürftigkeit haben oder mit Demenz leben? Welche Strukturen und Angebote brauchen wir dafür? Und welches Personal stellen wir dafür bereit? Darüber wird leider nicht diskutiert, das sind aber die wirklichen Heraus­ forderungen, denen wir uns ­stellen müssen!

Wir brauchen neue Strukturen und Ideen Als Diakoniewerk sehen wir es als Aufgabe, Individualität zu unterstützen, Stärken zu ­fördern und die Menschen in ihren Problemlagen so zu unterstützen, dass

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ein gutes Leben möglich ist. Dazu braucht es mehr kleinteilige ­individuelle Wohnmodelle. Die Anzahl von ­Pflegeheimplätzen müsste z­ ugunsten von Wohnen mit Betreuung, Wohnungen in Quartieren mit ­unterstützender Nachbarschaft, Freiwilligen­ leistungen, Senioren-WGs, Demenz-Wohngemeinschaften

Wir sehen es als Aufgabe, Individualität zu unterstützen reduziert werden. Und die mobilen Leistungen müssten ­ausgebaut und mehr individualisiert werden, so dass sie, ganz auf die ­jeweiligen Bedürfnisse angepasst, den Verbleib im gewohnten Zuhause ermöglichen. Tages­betreuungen werden dort, wo sie bestehen, gut ­angenommen, vor allem von ­Menschen mit Demenz. Doch es gibt zu wenige, weil sie nicht ausreichend fi ­ nanziert werden.


Wie gehen wir damit um, dass immer mehr Menschen immer älter werden? Innovative Antworten sind gefragt!

Das Diakoniewerk hat nun ein Projekt namens SING – Seniorenarbeit INnovativ Gestalten für eine Modellregion in OÖ bei der EU eingereicht. Kurz gesagt geht es darum, dass Menschen mit einem Teil ihres Pflegegeldes einen sachleistungsbezogenen sogenannten Autonomiebeitrag erwerben, der durch Zuschuss der öffentlichen Hand mehr wert ist als der eingesetzte Pflegegeldbetrag. Damit können die Betroffenen genau die Zusatzleistungen „einkaufen“, die sie tatsächlich brauchen wie Fahrdienste, mobile Pflege- oder Haushaltsleistungen, Nachtbetreuung, Tagesbetreuungsstunden usw. Die derzeitigen starren Versorgungsstrukturen werden damit aufgebrochen. Eigeninitiative wird unterstützt, der Verbleib im eigenen Zuhause so lange wie möglich gefördert. Wir würden

uns sehr freuen, wenn wir den Zuschlag für dieses Modellprojekt bekommen könnten, das aus unserer Sicht einen wichtigen Schritt leistet, damit Menschen im Alter zuversichtlich älter werden können.

Personalsituation muss verbessert werden Was in der aktuellen Diskussion außerdem immer noch zu kurz kommt, ist die Frage des Personals und wie dieses ausreichend finanziert werden kann. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seniorenarbeit im Diakoniewerk leisten bei zum Teil an die Grenzen gehenden Herausforderungen eine hervorragende Arbeit, trotz noch immer nicht zufriedenstellender Bezahlung. Dafür möchte ich mich auch an dieser Stelle einmal ganz herzlich bedanken! Ich wünsche

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mir, dass auch die Politik zu der Einsicht kommt, welch wertvollen, gesellschaftlichen Beitrag diese leisten, ihre Arbeit auch würdigt und uns ermöglicht, sie entsprechend zu honorieren.

Ihr

Josef Scharinger Oktober 2019 ∙ diakonie


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thema

Martinstift Symposion

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„Ich bin ja ein Mutmacher!“ Christoph Zulehner zählt zu den hochkarätigen Referenten des Martinstift-Symposions, welches am 11. Oktober im Brucknerhaus Linz stattfindet. Eine wichtige Aussage, gerade in der Arbeit mit Menschen, ist für ihn: „Leg Hand an, tu es!“  Karin Windpessl

Das Martinstift-Symposion beschäftigt sich mit der Frage, wie das Besondere in der Pflege und Begleitung trotz harter Rahmenbedingungen gelingen kann, wie kommt Leichtigkeit in die Arbeit? Ich bin davon überzeugt, dass Leichtigkeit und harte Arbeit kein Widerspruch sind. Ich würde mir Menschen ohne Leichtigkeit und Humor in diesem Beruf auch gar nicht wünschen. Es braucht eine Distanz zu sich selber. Eine Distanz zur eigenen Arbeit, um den notwendigen Abstand zu halten. Die Schlimmsten sind ja die, die sich selber zu ernst nehmen. Gerade in der Begleitung von Menschen mit Behinderung ist Humor ein wichtiger Schlüssel zur Kommunikation.

Sie sind fast 40 Jahre im Gesund­­heitsbereich tätig. Begonnen haben Sie mit dem Krankenpflegediplom, über viele Zwischenetappen bis hin zum Stv. Pflegedirektor, Unternehmer,

Speaker. Was war für Sie der Antrieb, stets den nächsten Schritt zu machen? Es war immer mein Wunsch, Neues zu entdecken. Ich bin mit 17 ­Jahren in die Krankenpflege­schule eingestiegen und habe dann 10 Jahre im OP gearbeitet. Bei mir war es ­immer die Neugierde, etwas

Ohne Humor ist die Arbeit gar nicht bewältigbar Neues zu entdecken. Ein ­weiterer ­wichtiger Aspekt ist, dass ich ­immer Förderer hatte. Das ist meine General­botschaft an die Branche: Wir Älteren haben die Aufgabe, zu fördern und wir haben die Aufgabe diesen Beruf als erstrebenswerten Beruf darzustellen, bei aller An-

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strengung. Ich halte Pflege für eine der interessantesten Dienstleistungsfelder, die es überhaupt gibt. Trotzdem wird der Beruf immer seltener gewählt. Woran liegt das? Meine generelle Botschaft, auf die ich auch beim Symposion zu sprechen kommen möchte, ist die große Herausforderung der Spezialisierung und Sub-Spezialisierung. Das Wissen im Gesundheitswesen wächst enorm. Es verdoppelt sich in Teilbereichen sogar jährlich und jeder, der glaubt, die Zukunft gehört den Allroundern ist zweimal am falschen Dampfer. Zum einen, weil es nicht zu bewältigen ist. Wissenswachstum kann nur mit Spezialisierung bewältigt werden. Und zum anderen, weil durch Allroundertum Menschen überfordert und frustriert werden. Und wenn wir uns anschauen, wie viele Oktober 2019 ∙ diakonie


thema

Martinstift Symposion Es braucht Wissen, aber auch den Mut, um nötige Taten zu setzen, weiß Christoph Zulehner.

unterschiedliche Berufsgruppen in den letzten Jahren entstanden sind in der Gesundheitsbranche, dann sind diese alle aus der Notwendigkeit der Fokussierung und ­Spezialisierung entstanden. Also Spezialisierung als Zukunftstrend – Sie nennen es Ko-Kompetenz? Mein Credo ist: Spezialisierung in der Fachlichkeit und Allroundertum im Netzwerk. Wir werden Netzwerkfähigkeiten entwickeln müssen. Und ich glaube, dass der alte Begriff Arbeitsteiligkeit zu kurz greift. Ich glaube wir müssen ­ko-kompetente Systeme schaffen. Die Menschen sollten fachlich sicher sein und damit auch Freude haben am Beruf. Die Einzelne, der Einzelne kann bestimmte Herausforderungen nicht mehr alleine bewältigen, weil sie/er andere kompetente Partner im System braucht. Digitalisierung ist im Pflege­ bereich ein großes Thema. Wie können Technik und Mensch zusammenspielen? Wir werden künstliche Intelligenz brauchen, wir werden darauf angewiesen sein, weil künstliche Intelligenz eines kann: große ­Datenmengen in unglaublich hoher Geschwindigkeit, strukturiert und intelligent aufzubereiten und zu sortieren. Datenbanken werden wichtig sein und was ist denn Pflege und Medizin anderes als das intelligente Verarbeiten von Daten und Wissen also KnowHow? Aber ich denke auch, dass es Handlungen geben wird, die immer diakonie ∙ Oktober 2019

vom Menschen zu erbringen sein werden. Dort, wo es um Kreativität, um Vertrauen, um Zuwendung, um Verhandlung, um Gesprächs­ führung geht. Was ist wichtig im Pflegeberuf, aber auch in anderen Sparten, um gut durch diese sich verändernde Welt zu gehen? Know-How und Erfahrung. Idealerweise eine r­ eflektierte Erfahrung. Dann braucht es Fertigkeiten und Fähigkeiten. 70 Prozent an Ver­ besserung erlangen wir durch ­Anwendung. Je kürzer die Arbeitszeiten der Menschen werden, ­desto weniger Gelegenheiten haben sie diese zu sammeln. Hier schließt sich der Kreis wieder zur Spezialisierung. Dann müssen eben die Fachbereiche kleiner ­werden. Und der letzte Aspekt ist das Bauchgefühl, der moderne Begriff dafür ist Intuition. „Fake it till you make it“ ist eine zentrale Aussage Ihrer letzten beiden Bücher. Was meinen Sie damit? Versuche es, tu es, gib’ manchmal vor es zu können, auch wenn du es noch nicht erreicht hast. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Weil es um die innere Haltung geht. „Fake it, until you make it“, ist schon lange bekannt. Schon 200 Jahre vor Trump. Die schönere Formu-

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lierung stammt aus dem Französischen „Corriger la fortune“, dem Schicksal einen Schubs geben. Ich arbeite gerne mit folgendem Beispiel. Was denken Sie ist die bessere Einstellung? Wenn ich sage „ich bin Bergsteiger ab dem ersten Gipfelsieg“ oder „ich bin Bergsteiger ab dem ersten Schritt“? Ich bin davon überzeugt: Bergsteiger ist man ab dem ersten Schritt. Weil das mit mir etwas macht, mit der ­Verantwortung, die ich habe. Kann man davon etwas ableiten für den Sozialbereich. Ist es ein sich trauen, auch wenn man sich nicht sicher ist? Unbedingt. Die Konfrontation mit der Situation – jetzt mach, leg Hand an, tu – das halte ich für ganz wichtig. Darum halte ich duale Ausbildungen für äußerst sinnvoll. Worauf darf man sich bei Ihrem Vortrag im Rahmen des Martinstift-Symposions freuen? Man darf sich darauf freuen, dass ich andere Betrachtungsweisen einbringe. Das schönste Feedback ist für mich, wenn jemand sagt: „So habe ich das noch gar nicht ­gesehen“. Eine kritische Auseinandersetzung mit ­aktuellen Themen also. Einen anderen Blickwinkel e­ röffnen, anders auf die Dinge schauen: Ich bin ja ein Mutmacher!


Diakoniewerk

panorama

Lesung: Unsichtbare Orte an den Rändern Europas Die Einnahmen des Abends kommen Roma-Kindern in Rumänien zugute Karl-Markus Gauß liest am Montag, 7. Oktober, 19.30 Uhr, im Bildungszentrum St. Virgil, Salzburg, für sozial benachteiligte Kinder in Rumänien. Thema: Unsichtbare Orte an den Rändern Europas. Der Salzburger Schriftsteller Karl-Markus Gauß setzt sich seit Jahrzehnten mit dem Leben der Roma in Osteuropa auseinander. Im Dialog mit Michael König, Geschäftsführer des Diakoniewerks Salzburg, spricht er an diesem Abend über seine Erfahrungen und Begegnungen. Der Eintritt ist frei. Die Spenden des Abends kommen

sozial benachteiligten RomaKindern in den Tagesbetreuungen des Diakoniewerks in Rumänien zugute.

Soziales Projekt bei Lesung unterstützen!

KOWALSKI Kultur Dienstag startet in den Herbst

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Um einen inklusiven Treffpunkt für Kulturinteressierte mit und ohne Behinderung im Raum Gallneukirchen zu schaffen, wurde 1996 das Café Dienstag als ein Projekt aus FRISBI (Freizeit, Sport & Bildung) ins Leben gerufen. Bis 2007 fanden die Veranstaltungen in der „alten Backstube“ im Evangelischen Pfarrhaus statt, danach rund 10 Jahre lang in der Aula der Schulen für Sozialbetreuungsberufe und seit 2016 im KOWALSKI. Dietmar Reichenberger ist heute der Mastermind der Veranstaltungen und ständig auf der Suche nach interessanten Künstlern, die ihre Musik im Café & Bistro KOWALSKI einem bunten Publikum präsentieren möchten. Mittlerweile finden rund viermal im Monat Live-Konzerte statt, aber auch Lesungen, Bild-Präsentationen und kulinarische Reisen stehen auf dem Programm. Die Gäste erwartet ein spannender Mix aus Musikrichtungen und Künstlern. Die Termine im Oktober: 8. Oktober: „Batom“, 15. Oktober: „Chris Shermer“, 29. Oktober „Spontan“. Der Eintritt ist frei, Beginn ist jeweils 19 Uhr.

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Diakoniewerk

panorama

Start in den Herbst mit neuen Terminen Bei der Veranstaltungsreihe ­„Plattform Zukunft“ setzen sich ­Menschen mit gesellschafts­ politischen Themen auseinander. Mit neuen Terminen startet die „Plattform Zukunft“ in den Herbst. Am 9. ­Oktober, um 19.30 Uhr spricht Dietmar Kanatschnig im Haus B ­ ethanien über den Klima­ wandel und welche Heraus­ forderung er für Gesellschaft und ­persönliche Gesundheit bringt. Renata ­Schmidtkunz reflektiert am 13. November, um 19.30 Uhr im Haus Bethanien, über Gottes­ bilder und die Perspektiven innerer Veränderung. Die Vorträge können zur Meinungsbildung und zum persönlichen Austausch genutzt werden.

Der Erlös des Konzerts kommt einem sozialen Projekt in Rumänien zugute.

Benefizkonzert im Linzer Musiktheater MusikerInnen formieren sich am 12. Oktober zu „Mosaik“ Seit 2007 pflegen die Musikerinnen und Musiker des Bruckner­ orchester Linz eine eigene Reihe, die den Namen Mosaik trägt. Highlights, Ausgefallenes und Kostbarkeiten aus der Welt der Kammermusik werden an vier

Abenden zum ­Besten gebracht. Viele bunte Musik-Mosaiksteine sollen sich zu einem Ganzen fügen. Am 12. Oktober, um 19.30 findet im Orchestersaal des Musiktheater Linz ein K ­ onzert statt, welches den Tages­betreuungen des Diakonie­ werks in Rumänien gewidmet wird. Der Eintritt basiert auf einer freiwilligen Spende.

ALLFRED gewinnt Edison 2019

Renata Schmidtkunz ist am 13. November in Gallneukirchen zum Thema "Gottesbilder im Wandel".

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Die innovativsten Ideen für Oberösterreich wurden im Juli mit dem Edison Preis 2019 ausgezeichnet. Gemeinsam mit dem TECHCENTER, der Kunst­universität Linz und der CREATIVE REGION sucht tech2b bereits seit 10 Jahren spannende Ideen. ALLFRED hat in der Kategorie „Social Entrepreneurship“ den Edison 2019 gewonnen. Die Auszeichnung bestärkt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dort Unterstützung anbieten zu können, wo sie dringend benötigt wird. Egal, ob es um Begleitung bei Arztbesuchen und Einkäufen, Gartenarbeit oder Tätigkeiten im Haus geht, durch ALLFRED finden sich Hilfesuchende und Helfer. Mehr Informationen unter www.allfred.at

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Diakoniewerk

panorama

„Wir sind stolz darauf, gemeinsam viel zu bewegen“ Integra Messe – Termin vormerken!

Monika Neunteufel: Unternehmerin mit Leiden­ schaft für Transport und soziales Engagement Die GRT Spedition & ­Logistik GmbH gibt es seit mehr als 25 ­Jahren in Österreich. Das Unter­ nehmen mit Spezialisierung auf den Transport von Agrargütern, sowie von Produkten der Papier-, Holz-, Fahrzeug-, Maschinen- und metall­verarbeitenden Industrie hat im Jahr 2018 circa 6,5 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet. Monika ­Neunteufel ist alleinige Gesellschafterin und Geschäftsführerin des Welser Unternehmens. Für die mit dem „Unternehmerinnen Award 2018“ ausgezeichnete ­Managerin ist es besonders wichtig, dass sich jeder Mitarbeiter individuell entfalten und entwickeln kann. Sie ist davon überzeugt, dass ihr Team nur dann einen guten Job macht, wenn jedem die bestmöglichen Rahmenbedingungen und das Vertrauen des Arbeitgebers sicher sind. Fairness, ein ehrliches Miteinander, Vertrauen und Langfristigkeit sind dabei die Basis. Für Neunteufel zählt aber auch das soziale Engagement zu einer wichtigen Säule ihres Erfolges. Das Unternehmen widmet jährlich 10 Prozent des Gewinns sozialen ­Projekten. Jeder einzelne Mit­ arbeiter wählt darüber hinaus ein persönliches Spendenprojekt pro Jahr, das er mit Zeit-, Sach-, oder Geldspenden unterstützt. „Ich bin davon überzeugt, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt und ein funktionierendes Gemeinwesen eine unerlässliche

Monika Neunteufel, Geschäftsführerin GRT Spedition & Logistik GmbH

Von 22. bis 24. April 2020 ­findet die ­Integra Messe rund um ­Pflege, ­Therapie, Betreuung und ­Rehabilitation im Messegelände Wels statt. Mit einem Stand ist heuer auch das Diakoniewerk vertreten. Am 22. April um 11 Uhr spricht Stefan ­Marchewa (Kompetenz­bereich ­Behindertenarbeit) außerdem über neue ­Wohnformen im Alter/mit Behinderung, während sich Martin Löfler um 12 Uhr (Kompetenz­ bereich Senioren­arbeit) in seinem Vortrag mit der Reduktion der ­Pflegeund ­Betreuungsdokumentationen ­beschäftigen wird. Nähere ­Informationen unter www.integra.at

Voraussetzung für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens und der Wirtschaft insgesamt sind. Mit unserer Unterstützung möchten wir dieses System stärken und jenen helfen, denen es nicht so gut geht. Mit dem Diakoniewerk haben wir eine Organisation gefunden, mit der wir uns auf Augenhöhe bewegen und Verständnis füreinander vorhanden ist. Wir sind stolz darauf, dass wir gemeinsam schon viel bewegen konnten.“, so Neunteufel.

Wie können Sie sich als Unternehmen engagieren? •  Gezieltes Spendenprojekt ­unterstützen •  Sponsoring •  Freiwilliges Engagement der Mitarbeitenden fördern •  Produkte der Werkstätten kaufen •  Corporate Volunteering www.spenden.diakoniewerk.at

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Leben und

spiritualität

Wenn ich die Sprachen von Menschen und Engeln sprechen könnte, aber keine Liebe hätte, wäre ich ein schepperndes Blech, eine lärmende Klingel. (1 Kor. 13,1)

Wir Menschen kommunizieren intuitiv ganz verschieden mit unterschiedlichen Personen. Für den Theologen Clemens Sedmack ist dies ein selbstverständlicher Ausdruck von Respekt. Einen Menschen zu lieben ist wie das Erlernen einer Fremdsprache. Wer mit vielen Menschen oder auch mit einem Menschen in verschiedenen Lebenssituationen umgeht, muss also vielsprachig werden in der Sprache der Liebe. Spiritual Care bei Demenz fordert alle An- und Zugehörigen, Pflegende, Begleitenden und viele mehr neue „Sprachen“ zu lernen. Am Zentralsten so Carmen Birkholz ist dabei das Bedürfnis der Betroffenen nach Liebe zu stillen. „Polyglott“ in der Liebe zu werden wäre laut Clemens Sedmak ein erstrebenswertes Lebensziel – ob mit oder ohne Demenz. Bei Demenz schwindet vieles. Aber nicht die Fähigkeit zu lieben. Dipl. PAss. Doris Wierzbicki MASSc Leitung Seelsorge Klinik Diakonissen Linz

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porträt

Menschen im Diakoniewerk

„Die Vielfalt der Menschen habe ich geliebt“ Eva Rössle hat den Besuchsdienst in Salzburg mit ins Leben gerufen und war selbst 18 Jahre lang als Freiwillige aktiv.  Elisabeth Braunsdorfer

W

ohl hunderte Menschen hat Eva Rössle im Laufe ihres freiwilligen Engagements kennengelernt, ­ihnen Trost und Zeit gespendet. Dass sie im Besuchsdienst eine so langfristige erfüllende A ­ ufgabe findet, war dabei eher Zufall. „Ich habe Ende der 1990er für eine Versicherung Fragebögen an PatientInnen im Diakonissen-­Krankenhaus ausgegeben und dabei gemerkt, wie groß der Gesprächsbedarf ist. Mit Seel­sorgerin Michaela Koller habe ich oft ­darüber gesprochen. Sie empfand das genauso und so gründete sie 2001 den ehrenamtlichen Besuchsdienst im Krankenhaus und Haus für Senioren“, erinnert sich Eva Rössle. Eine Handvoll Freiwilliger seien sie damals gewesen, aber ständig kamen interessierte Frauen dazu, mehrere waren dann viele Jahre aktiv, zwei aus dieser Zeit sind noch immer tätig.

Berührende Lebensgeschichten 16 Jahre lang besuchte Eva ­Rössle jede Woche PatientInnen auf der Internen Station. „Ich ­bekam eine Liste mit den Namen, aber ich wusste nicht, was und wer mich dann erwartet. Diese ­Überraschungen, die Vielfalt der Menschen habe ich geliebt“, erklärt Frau Rössle. Die Begegnungen waren berührend, sie selbst habe eine Menge über die Menschen, ihr Leben, ihre Sorgen, Ängste

und über zwischenmenschliche Beziehungen gelernt. „Ein Herr hat mir von seinem Kriegstagebuch erzählt. Er war froh, dass er mit irgendjemanden sprechen konnte und ich habe gemerkt, wie sehr er alles bedauert, mit sich kämpft und ins Reine kommen will.“

Sprachlosigkeit aushalten können Viele Begegnungen mit schwerkranken oder sterbenden Menschen hätten sie anfangs aber auch sprachlos gemacht. „Ich habe darauf die Hospizausbildung gemacht und gelernt zu akzeptieren, dass man nicht immer reden muss. Manchmal reicht es, wenn man einfach da ist und zuhört oder nur daneben sitzt und die Hand hält“, erklärt Frau Rössle. Diese Erfahrung hat ihr auch in den letzten zwei Jahren geholfen, als sie in den B ­ esuchsdienst im Haus für Senioren wechselte. Einmal pro Woche für eine Stunde besuchte sie dort eine fast 100-jährige Dame. „Ich kannte sie von einem Krankenhausaufenthalt. Zum Reden hatten wir wegen der fortschreitenden Demenz aber zunehmend weniger. Ich habe ihr dann oft Obst mitgebracht, das mochte sie gern und Obstessen war unser Ritual. Sie war damit vollkommen glücklich“, erzählt Frau Rössle. Sie selbst habe gelernt,

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Eva Rössle ist in ihrer Arbeit auch persönlich gereift.

Ich habe gelernt zu akzeptieren, dass man nicht immer reden muss.

noch offener und flexibler zu sein. Nach dem Tod dieser Dame habe sie entschieden, aus dem Besuchs­ dienst auszusteigen. „Diese Beziehung war schon enger als die Momentaufnahmen im Krankenhaus. Ich möchte diese gesamte bereichernde Zeit nicht missen“, erklärt Eva Rössle.  Oktober 2019 ∙ diakonie


Menschen im

alter

Wichtige Infos auf Demenz-Website Alles über Demenz, deren Symptome, neue Formen der Alltagsgestaltung und Möglichkeiten für einen guten Umgang mit der Erkrankung finden Sie kompakt und übersichtlich gestaltet auf der Seite www.demenz.diakonie.at.

Thema Demenz: Jetzt informieren!

Demenz und Unterstützte Kommunikation Für ein gutes Leben mit Demenz

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Unterstützte Kommunikation (UK) ist eine alternative Form der Verständigung über Symbole, Bilder oder elektronische Hilfsmittel wie sprechende Taster. Menschen mit Behinderung verwenden häufig UK. Ob dies auch für Menschen mit Demenz interessant ist, fragten sich Ingrid Ferstl (Diakoniewerk Steiermark) und Irmgard Steininger (LIFEtool) in ihrem Vortrag am IKT-Forum in Linz. Symbole oder Bilder aus der eigenen Lebenswelt eignen sich gut als Orientierungshilfe im Alltag für Menschen mit Demenz. Die Gestaltung der Symbole und Bilder muss den altersbedingten Einschränkungen angepasst sein: groß, übersichtlich und kontrastreich. Der Einsatz von iPads in der Kommunikation oder Sprach­assistenten wie Alexa bietet für Menschen, die in ihrer aktiven Berufszeit digital gearbeitet haben und damit vertraut sind, interessante Möglich­keiten. Für die jetzige Generation 70+ ist die Digitalisierung noch eine große Herausforderung.

Der Tagesablauf wird durch Unterstützte Kommunikation übersichtlich gestaltet.

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Menschen im

alter

Demenz: Wissen ist alles! Menschen mit Demenz benötigen mehr Freiheit!

Umfangreiches Beratungs­service in der Steiermark, Salzburg und Oberösterreich Demenz betrifft den gesamten Menschen und in besonderer Weise auch sein Umfeld. In einem fortgeschrittenen Stadium sind ­Beeinträchtigungen im Alltag und in der Selbständigkeit sowie Verhaltensauffälligkeiten eine wirkliche Belastung für das Umfeld der Betroffenen. Eine frühzeitige Abklärung und Diagnose ist wichtig, um entsprechende Therapien und maßgeschneiderte Unter­stützung anzubieten. Leben mit Demenz | Beratung ­Salzburg richtet sich an ­Menschen mit Verdacht auf Demenz oder einer bereits bestehenden Demenz-­Diagnose, Angehörige von Menschen mit Demenz sowie Fachpersonen in der Betreuung. Die Schwerpunkte der kosten­losen Beratung sind vielfältig und ­werden den individuellen Bedürfnissen entsprechend ausgewählt. Zahlreiche andere Angebote wie Vorträge oder Unterhaltungs- und Aktivierungsangebote können ebenfalls in Anspruch ­genommen werden. Neben Beratungen in Einrichtungen in Gnigl, Aigen und Gneis bietet die Demenz­ beratung seit diesem Sommer auch ­kosten­lose Beratungen im direkten Wohnumfeld an.

Neu ist die Demenzberatung des Diakoniewerks in der Steiermark. Unter der Leitung von Ingrid Ferstl erhalten Betroffene und ihre A ­ ngehörigen zu allen Fragen rund um das Thema Demenz Information und Beratung – auf Wunsch auch zuhause und über einen längeren Zeitraum. Ziel ist es, g ­ emeinsam individuelle Lösungen für den Alltag zu finden, sei es durch das Vermitteln von passenden Anlauf­stellen, ­Informationen zum Verlauf der Erkrankung oder durch hilfreiche Tipps zur ­Gestaltung des Wohnumfeldes. Die erfolgreiche Beratungsreihe „Leben mit Demenz|Beratung im Café“ wird im Herbst in Graz fortgeführt. Nähere ­Informationen dazu finden Sie auf www. diakoniewerk.at/was-wir-tun/ beraten In Oberösterreich wird im Rahmen von Leben mit Demenz|Impulsen und Angehörigentreffs ein ­Beratungsangebot in Wels, ­Mauerkirchen und künftig auch in Linz angeboten. Mehr dazu laufend auf www.diakoniewerk.at/­veranstaltungen

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Demenz fordert uns in ­besonderer und vielfältiger Weise heraus. Neben den erlebbaren Veränderungen und Einschränkungen, mit denen B ­ etroffene zurechtkommen ­müssen, greift Demenz auch stark in das bisherige Zusammenleben im häuslichen Umfeld ein. Sie betrifft in ganz besonderem Maße auch die ­PartnerInnen, Kinder, Angehörigen und das engere und weitere soziale Umfeld. Ihre Überlegungen zur Zukunft der Pflege hat die Diakonie in „10 Punkte für die Zukunft des Älter­werdens“ zusammengefasst. Zentrale ­Frage ist: Wie muss ein Miteinander ­beschaffen sein, so dass sich alle – jung bis alt – versorgt und integriert fühlen? „Demenz. Ich bin mehr!“ lautet ein wichtiger Punkt dieses P ­ rogrammes. Die Aussage: Menschen mit D ­ emenz benötigen mehr Freiheit. Das führt zu mehr ­Individualität, mehr Wohlbefinden und damit auch zu einer höheren Lebensqualität der A ­ ngehörigen und Mitarbeitenden.

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Menschen im

alter

Wer hat mir meine Kette gestohlen? Verhaltensweisen von Menschen mit Demenz sind manchmal schwer nachvollziehbar. Umso notwendiger ist es, hinter die Fassade zu blicken.  Bernadette Mairinger

F

rau Gabriel* kommt aufgebracht aus ihrem Zimmer: „Meine Kette ist weg! Meine wertvolle Kette ist weg! Sie wurde gestohlen und ich weiß auch schon von wem. Die Pflegerin von gestern, ich hab sie genau beobachtet, wie sie in meinem Zimmer herumgesucht hat! Ich geh’ zum Chef, nein besser zur Polizei! Ich zeig’ sie an!“ So begann jeder Morgen von Frau Gabriel. Immer das gleiche Szenario. Frau Gabriel beschuldigte MitarbeiterInnen im Haus für Senioren ­namentlich des Diebstahls. Beruhigende Worte und gemeinsames Suchen nach der Kette halfen nicht immer und wenn, dann nur kurzfristig. Immer wieder verschwand die Kette – meist zwischen ihren ­Kleidungsstücken im Schrank.

Was ist real? Mehr und mehr rückte Frau Gabriel in den Mittelpunkt von Fallbesprechungen bei den regelmäßigen Treffen der Teams. Die Biographie­ arbeit wurde intensiviert, es wurde ausgelotet, wer einen guten Zugang zur ihr hat, wem sie vertraut. Realitätsorientierung, ein Therapieansatz, der Menschen mit Demenz zeitliche und räumliche Orientierungshilfen gibt, brachte keine Verbesserung. Im Gegenteil, sie fühlte sich nicht ernst genomdiakonie ∙ Oktober 2019

men. Denn der Hinweis, dass schon die vergangenen Male niemand ihre Kette gestohlen habe und sie auch diesmal gewiss wieder auftauchen würde, verstärkte nur ihre Verzweiflung.

Trauer über Verlust Erst intensive validierende Gespräche mit Bezugspflegekräften, das sind Pflegekräfte, die einen besonders guten Zugang zu Frau Gabriel haben, brachten den wahren Grund ihrer Aufregung zum Vorschein. Sie erklärten den Zorn, die Trauer um die vermeintlich verlorene Kette: Frau Gabriel hatte sie einst von ihrem geliebten, aber schon sehr lange verstorbenen Ehemann geschenkt bekommen.

„In guten Gesprächen den Kummer von der Seele reden“ In den Gesprächen kam immer deutlicher die Trauer über den Verlust ihres Ehemannes zum ­Vorschein. Sie erzählte mehr und mehr davon, wie es für sie war, als er plötzlich ohne Vorwarnung starb, von der Zeit als sie dann alleine war und davon, wie sehr sie ihn vermisst.

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Keine Angst vor Erinnerung Die Kette spielte dabei eine sehr wichtige Rolle. Frau Gabriel hatte Angst davor, dass diese auch verschwindet und somit alles von ihrem Mann verloren geht. Immer und immer wieder sprach sie in validierender Gesprächsführung erst über die verlorene Kette und dann über den verstorbenen Ehemann. Sie erzählte von sich aus sehr viel. Die Anwesenheit und das vertraute Gespräch mit der Bezugspflege­ person waren ein sehr wichtiger Teil ihres Alltags geworden. Es dauerte mehrere Wochen, die ­wütenden Anschuldigungen über den Diebstahl wurden weniger und weniger. Vorsorglich spricht auch die Bezugspflegeperson immer wieder die damalige Zeit an. Sie hilft ihr dabei, die Erinnerung an ihren Mann länger behalten zu können. Frau Gabriel braucht nun keine Angst davor zu haben, die Erinnerung an ihren Mann zu verlieren. In den guten Gesprächen kann sie trauern und sich ihren Kummer von der Seele reden. Dabei erfährt sie wieder, wie tief die schöne Erinnerung in ihrem Herzen sitzt, das kann ihr keiner nehmen – auch nicht die Krankheit Demenz.  Bernadette Mairinger ist Pflegedienstleiterin im Haus für Senioren Mauerkirchen. * (Name von der Redaktion geändert)


Menschen im

alter

Eine Kette steht für den Verlust des Ehemanns. Intensive Gespräche brachten den Grund für Frau Gabriels Verhalten zutage.

Frau Gabriel lebt im Haus für Senioren in Mauerkirchen und hat Demenz. Demenz ist eine Krankheit, bei der geistige Fähigkeiten verloren gehen. Das bedeutet, dass sich Menschen mit Demenz zum Beispiel manche Dinge nicht mehr gut merken können. Frau Gabriel glaubt, dass jemand ihre Kette gestohlen hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reden viel mit Frau Gabriel und hören ihr sehr gut zu. Sie erfahren, dass Frau Gabriel die Kette von ihrem Mann geschenkt bekommen hat. Der Mann von Frau Gabriel ist schon vor langer Zeit gestorben. Frau Gabriel erzählt viel darüber, dass ihr Mann so plötzlich gestorben ist und dass er ihr sehr fehlt. Frau Gabriel hat Angst, dass die Kette verschwindet und dass so alles von ihrem Mann verloren geht. Die Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind für Frau Gabriel ganz wichtig. So kann sie sich immer wieder an ihren Mann erinnern. Seither hat sie auch weniger Angst, dass die Kette verschwindet.

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Oktober 2019 ∙ diakonie


Beratung bei einer Tasse Kaffee Beratung im Café ist ein niederschwelliges Angebot für Menschen, die sich zum Thema Demenz informieren wollen. Der Erfolg gibt der Aktion Recht.  Saskia Dyk

D

as traditionsreiche Café Kaiser­feld in der Grazer Innenstadt: Ein Plakat im Eingangsbereich kündigt „Leben mit ­Demenz|­Beratung im Café“ an. Beim Ein­treten denkt ­Martin ­Huber an seinen 75jährigen Vater: In ­letzter Zeit vergisst er im ­Restaurant immer wieder die ­Rechnung zu begleichen. Wird er darauf angesprochen, reagiert der Vater streitbar und behauptet, längst gezahlt zu haben. Ist das schon Demenz, fragt sich Martin Huber, und wie spreche ich das Thema bei meinem Vater an?

diakonie ∙ Oktober 2019

Im Café Kaiserfeld warten Ingrid Ferstl und Miša Strobl von der Tagesbetreuung für Menschen mit Demenz. Zwei Damen mittleren Alters nehmen zeitgleich mit Herrn Huber Platz. Nachdem alle mit Kaffee versorgt sind, beginnen die Damen zu erzählen: Von der Mutter, die kürzlich eine DemenzDiagnose erhalten hat, in einem anderen Bundesland lebt und keine fremde Hilfe annehmen will. „Versuchen Sie, so gut als möglich das Netzwerk der Nachbarinnen um die Mutter herum zu stärken“, rät Ingrid Ferstl. Eine ­Diskussion

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um Selbstbestimmung von ­Menschen mit Demenz entsteht. Martin ­Huber fragt nach: „Wie haben Sie Ihre Mutter davon überzeugt, zum Arzt zu gehen?“

Ungezwungenes Treffen Beratung im Café ist ein ­niederschwelliges Angebot und für ­Interessierte leicht zu ­erreichen. Und: In einem ­ungezwungenem Ambiente wie im Café kommt man leicht ins Reden. In den ­Gesprächen ergeben sich oft schon erste Lösungs­ansätze.


Leben mit

demenz Anonym, niederschwellig, ohne großen Aufwand: Die Beratungen im Café sind ein gutes Mittel, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Eines stellt Ingrid Ferstl klar: Fertige Lösungen gibt es nicht. Der Vater von Herrn Huber weigert sich, zu einem Arzt zu gehen. „Vielleicht hilft es, statt zum Arzt einfach mit

Viele Angehörige suchen erst nach Hilfe, wenn sie am Ende ihrer Kräfte sind

Zwischen dem ersten Verdacht, der Diagnose und der konkreten Hilfeleistung vergeht oft wertvolle Zeit, in der längst individuelle Unterstützung angeboten hätte werden können. „Viele Angehörige suchen erst dann Hilfe, wenn sie am Ende ihrer Kräfte sind“, ergänzt Miša Strobl.

der Tagesbetreuung. Ein Ziel der „­Beratung im Café“ ist es, eine ­Vertrauensbasis für später zu schaffen, wenn die Erkrankung intensiver wird. „Die Menschen wissen dann, an wen sie sich ­wenden k­ önnen und lernen auch die Tages­betreuung kennen“, erklärt Ingrid Ferstl.

Im Laufe des Nachmittags ­nehmen noch viele Gäste bei Ingrid Ferstl und Miša Strobl Platz. Die G ­ espräche drehen sich um Gedächtnistraining, Fachärzte, Möglichkeiten der Entlastung und Selbsthilfegruppen. Ein älterer Herr meint, selbst an Demenz erkrankt zu sein. Miša Strobl empfiehlt die weiteren Schritte für die A ­ bklärung, der Herr lässt sich seinen Kaffee schmecken.

Anderen geht es ähnlich Nach drei Stunden im Café Kaiserfeld zieht Martin Huber Bilanz: „Es war sehr interessant zu erfahren, dass es anderen Menschen ähnlich geht. Durch das Zuhören habe ich für meine eigene Situation viel gelernt“. Er steckt den Folder der Demenz-Beratung und einer Selbsthilfegruppe ein und kündigt an, mit Ingrid Ferstl einen Termin für ein längeres Beratungsgespräch zu vereinbaren.

ihm in ein Beratungszentrum zu gehen. Wichtig ist jedenfalls, gegenüber dem Vater immer offen zu sein: Dass Sie sich Sorgen machen, dass er Demenz hat. Der Vater muss aber immer das Gefühl haben, er kann selbst entscheiden.“

Die Gespräche am Kaffeehaustisch erreichen schnell eine vertrauensvolle Tiefe: „Die Menschen, die zu uns kommen, brauchen keine Namen oder Befunde preis zu geben. Die Hemmschwelle, über die Erkrankung zu reden, können wir in diesem Setting viel besser überwinden“, freut sich Strobl.

Warum hat das Diakoniewerk ­Steiermark dieses Angebot ins ­Leben gerufen? „Wir wollen Angehörige und Betroffene früh ­erreichen und Orientierung ­geben“, erklärt Ingrid Ferstl.

Vertrauensbasis ausbauen Wenn die Interessenten ­möchten, können sie in den nächsten Wochen ein längeres Beratungs­ gespräch mit Ingrid Ferstl ­vereinbaren, zuhause oder in

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Die nächsten Termine: Gasthaus/Café „Zum Klamminger“, 3. Oktober und 10. Oktober 2019, 14.30 – 17.30 Uhr, Naglergase 46, 8010 Graz. Kontakt: Beratung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, Tel. 0316 32 16 08 401 Oktober 2019 ∙ diakonie


Leben mit

demenz

„Stabilität und Routine sind wichtig“ Menschen, die an Demenz erkranken verändern sich und sind vermehrt auf die Unterstützung anderer angewiesen. Johannes Strasser hat als Regionalleiter der Seniorenarbeit Innviertel viel Erfahrung in der Begegnung mit Menschen mit Demenz.  Sigrid Walch

Johannes Strasser ist Regionalleiter der Seniorenarbeit Innviertel.

diakonie ∙ Oktober 2019

Wie lassen sich erste Symptome einer Demenz­ erkrankung erkennen? Oft beginnt die Erkrankung mit Symptomen wie leichter Vergesslichkeit, Schwierigkeiten mit der Orientierung oder Problemen mit der Sprache. Dazu können Verhaltensveränderungen wie Aggressivität und Unruhe kommen. Die Betroffenen erleben und spüren diese Veränderungen selbstverständlich auch, daher kämpfen sie meist auch mit Ängsten und Stimmungsschwankungen. Trotz

dieser Veränderungen gibt es für Menschen mit Demenz eine hohe Lebensqualität. Welche Herausforderungen stellt Demenz in der Pflege dar? Meist ist es notwendig fast rund um die Uhr ein Auge auf die Menschen zu haben und sie bei ganz alltäglichen Dingen zu unter­ stützen. Besteht eine Wander­ tendenz und Orientierungslosigkeit ist es noch viel wichtiger da zu sein. Die PersonenbetreuerInnen, die im Rahmen der 24-StundenBetreuung engagiert werden, sind oftmals nicht ausreichend ­geschult, um den Betroffenen richtig zu begegnen. Daher kann es auch schnell zur Überforderung kommen, was wiederum zu einem häufigen Wechsel der Betreuungs­ personen führt. Stabilität und Routine sind jedoch – gerade für Menschen mit Demenz – sehr wichtig. Pflegende Angehörige ziehen sich dann oft zurück, gehen nicht mehr raus und nur ganz kurz einkaufen, meiden Kontakt zu Bekannten. Dies führt zu sozialer Ausgrenzung, beide Seiten leiden darunter.

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Wie ist das Thema generell in der Gesellschaft verankert? Das Thema Demenz wird in der ­Gesellschaft immer noch tabuisiert, wer spricht schon gerne darüber, dass man nicht mehr alles kann und weiß – in einer Leistungs­gesellschaft wie der unseren. Aber auch Menschen mit Demenz haben Stärken und Fähigkeiten. Genau hier muss angesetzt werden und versucht werden, diese zu fördern und so lange wie möglich zu erhalten.

Es braucht eine zentrale Stelle, die Unterstützung anbietet Wie kann dies gelingen? Erinnerungsarbeit kann einen wesentlichen Anteil leisten. Eine festgelegte Tagesstruktur mit Elementen der Förderung, die sich wiederum an der Biografie orientieren hilft den Betroffenen gut, durch den Alltag zu kommen. Dabei ist, wie bereits erwähnt,


Es braucht Anlauf­stellen, die kompetente Beratungen durch­führen.

Routine und Stabilität sehr wichtig. Durch diese Form von Beschäftigung können herausfordernde Verhaltensweisen reduziert und eine hohe Lebensqualität sichergestellt werden. Diverse Angebote unterschiedlicher Träger bieten solche Gruppenaktivitäten an. ­Diese eignen sich einerseits als Ideenbringer für zu Hause, andererseits aber auch als Verschnaufpause für pflegende Angehörige. Es kann jedoch oft schwer sein sich im Angebotsdschungel zurechtzu­finden. Es braucht eine zentrale Stelle, die hier kompetente Unterstützung anbietet. Denn es ist mühsam von einer Stelle zur anderen zu laufen. Gerade pflegenden Angehörigen fehlt hierzu die Kraft. Wie kann man Angehörigen unter die Arme greifen? Es ist wesentlich, ausreichend ­Informationen über die Er-

krankung, Symptome und zum Verlauf der Erkrankung zu erhalten. Scheinbar einfache Tipps ­können im Alltag eine große Hilfe sein. D ­ aher ist es wichtig, dass ­pflegende Angehörige im Umgang mit Menschen mit Demenz geschult sind. Wie begegne ich ihnen, wie reagiere ich in bestimmten Situationen richtig. Genau das bieten die „Leben mit Demenz|Impulse“ des Diakoniewerkes. Hier erhalten pflegende Angehörige praxisnahe, kompakte Informationen zur Kommunikation, Beschäftigung, Ernährung und Bewegung für Menschen mit Demenz. Der Austausch mit anderen Betroffenen zeigt, dass man mit den Herausforderungen nicht alleine ist und andere Personen ähnliche Erfahrungen machen. Der Austausch kann auch Entlastung bringen. Daher ist es umso wichtiger, sich nicht zu verstecken.

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Wie würde die ideale Betreuung von Menschen mit Demenz Ihrer Meinung nach aussehen? In erster Linie braucht es ­Anlaufstellen, die kompetente Beratungen durchführen und weitere Angebote vermitteln. Neben den mobilen D ­ iensten braucht es stundenweise ­Betreuung, Nachtbetreuung, Tagesbetreuungs­einrichtungen und Gruppen­angebote. Die „­Demenz-Kompetenz“ muss ­sowohl bei pflegenden ­Angehörigen, der Gesellschaft insgesamt, aber vor allem auch bei den Ärzten, Ärztinnen gestärkt werden. Unser aller Blick muss davon weggehen, was jemand nicht mehr kann oder wie jemand nicht mehr ist, zu dem was er oder sie heute ist und gut kann. Für ein gutes Leben mit Demenz.  Oktober 2019 ∙ diakonie


Menschen mit

behinderung

Die neue Website wurde gemeinsam mit FH-Studenten entwickelt

www.gleichgestellt.at im neuen Look Gemeinsam mit FH-Studenten wurde Online-Auftritt erneuert

Barrierefreie Information für Menschen mit Behinderung

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Noch übersichtlicher, einfacher zu bedienen und auch an soziale Netzwerke besser anzubinden: Das ist die neu überarbeitete Website www.gleichgestellt.at, die von der Werkstätte Hagenberg betrieben wird. www.gleichgestellt.at wurde 2004 gestartet und bietet seither barrierefreie Information speziell für Menschen mit Beeinträchtigungen sowie deren Angehörige, Freunde, Bekannte, Betreuungspersonen und alle Interessierten. Die technische Umsetzung der neuen Website erfolgte gemeinsam mit FH-Studenten aus Hagenberg, die das Projekt ein Semester lang begleitet haben. Um die steigende Anzahl an Meldungen gut abdecken zu können sind außerdem neue Redakteure dazu gekommen. Zwischen vier bis fünf P­ ersonen

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arbeiten mittlerweile an der Website, suchen nach Themen und bereiten die Meldungen optisch ansprechend auf. Seit kurzem gibt es mit der Share-Funktion auch die Möglichkeit, Online-Berichte in die Sozialen Medien zu verbreiten. Diese Beschäftigung an der Bearbeitung einer Internetseite bietet sehr viele Lernfelder für die Mitarbeiter mit Beeinträchtigung. Und wie jedes andere OnlinePortal ist auch die Werkstätte Hagenberg immer auf der Suche nach News und Diskussion: Josef Lengauer, Koordination Arbeit hat daher ­einen Wunsch: „Dass auf der Website eine rege Diskussion entsteht zu den Themen. Kritik und Anregungen sind jederzeit erwünscht! Auf unserer Website soll sich etwas tun.“


Menschen mit

behinderung Spatenstich in Katsdorf für Projekt „im Hof“ Der ehemaligen Landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschule Katsdorf wird neues Leben eingehaucht Im Sommer fand der Spatenstich zum neuen Gemeindezentrum Katsdorf „ … im Hof“ statt. Ein ­multifunktionales Konzept verbindet Bürgerservice, Kultur und Soziales. Das Diakoniewerk Oberösterreich errichtet am Standort „ … im Hof“ eine Wohneinrichtung mit 16 Dauerwohnplätzen für Menschen mit Behinderung – aufgeteilt auf zwei Wohnungen mit jeweils 8 Einzelzimmern und Gemeinschaftsräumen. Für das Diakoniewerk sprechen mehrere Faktoren dafür, eine Wohnanlage in einem multifunktionalen Gemeindebau wie „ … im Hof“ in Katsdorf zu errichten: Das vernetzte ­integrierende Zusammen­arbeiten entspricht

ganz der Philosophie des ­Diakoniewerks. „Es ist in unserem Sinne, Menschen mit Behinderung in das Alltagsleben zu integrieren. Wir machen uns stark für eine Inklusive Gesellschaft, der alle angehören“, so Dr. Heinz Thaler, Vorstand des Diakoniewerks. In Katsdorf entstehen voll­ betreute Wohneinheiten. Das heißt, die Betreuung der künftigen ­BewohnerInnen erfolgt ganzjährig rund um die Uhr, orientiert sich jedoch ganz individuell an den Bedürfnissen der dort lebenden Menschen. Das Wohnhaus wird barrierefrei ausgestattet sein und bietet allen BewohnerInnen ein ihren besonderen Bedürfnissen gerechtes Zuhause.

Menschen mit Behinderung übernehmen Verantwortung In der Volksschule Untertal kümmern sich die MitarbeiterInnen mit Behinderung während der Ferien um das reife Gemüse in den Hochbeeten. Sie ernten Zucchini, Kohlrabi und Kräuter und frieren die frischen Vitaminlieferanten ein. Im Herbst bereitet die Arbeitsgruppe mit den Kindern eine schmackhafte Gemüsesuppe zu. Im Areal des Falkensteiner Hotel Schladming pflegt die Arbeitsgruppe in Abstimmung mit dem Küchenchef die Kräuter in den Hochbeeten. Die Küche freut sich täglich über frische Petersilie, Dill und Kapuzinerkresse. Außerdem sorgt die Arbeitsgruppe in Kooperation mit dem Falkensteiner Technikteam für gepflegte Außenflächen, sodass Unkraut, Zigaretten­ stummel und Co. keine Chancen haben!

Mit dem neuen Kriseninterventionsrucksack ist man noch besser auf die Betreuung von Menschen mit Behinderung in akuten Ausnahmesituationen vorbereitet.

KriseninterventionsRucksack entwickelt Auf akute Ausnahmesituationen ist man künftig noch besser vorbereitet. Gemeinsam mit dem Samariterbund hat das Diakoniewerk Tirol einen ­Kriseninterventionsrucksack für die Betreuung von Menschen mit Behinderung in akuten Ausnahme­ situationen erarbeitet. Krisen wie ­Unfälle, Brände oder Todesfälle geliebter Angehöriger sind für alle Menschen eine große Herausforderung. Menschen mit Behinderung sind in Ausnahmefällen noch empfindsamer. Gemeinsam entwickelten die Teams von Samariterbund und Diakoniewerk eine Ergänzung/­ Erweiterung zum Rucksack, den das Kriseninterventions­team bei Bedarf schnell zur Hand hat.

Die Aufzucht von Pflanzen hat die Arbeitsgruppe in Schladming begeistert übernommen.

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Oktober 2019 ∙ diakonie


Menschen mit

behinderung

Jüngster Zuwachs im Atelier In Künstlerinnen & Künstlern mit Behinderung schlummert oft ungeahntes kreatives Potenzial. Derzeit stellen einige ihre Werke in Linz aus. Darunter auch Christian Öllinger, ein junger Künstler, der frischen Wind ins Atelier bringt.  Karin Windpessl, Isabella Raml

C

hristian Öllinger ist der neue Star im Atelier des Diakoniewerks. Er zählt mit nur 23 Jahren zu den jüngsten Künstlern und ist an Ideenreichtum und detaillierter Ausgestaltung nur schwer zu überbieten. Mit viel Eifer und Ehrgeiz erledigt er auch Auftragsarbeiten – von der Taufeinladung bis hin zu größeren Projekten nimmt er jede Herausforderung mit Freude an. Seine Bilder sind

Was ist das Atelier? Das Atelier der Kunstwerkstatt bietet sieben Künstlerinnen und acht Künstlern mit Behinderung einen kontinuierlichen Arbeitsplatz, an dem sie sowohl in ihrer Methode, als auch bei der Kunstvermittlung sowie bei der Ausstellungs- und Imagearbeit professionell begleitet werden. Neben den dabei entstehenden klassischen Werken, werden Sujets auch gerne für künstlerische Anwendungen im Zuge von Bauprojekten, für druckgrafische Anwendungen, sowie für unterschiedliche Serienprodukte (Geschirr, Tabletts, Untersetzer der Linie DerArt, Geschenkpapiere/Artikel uvm.) verwendet. Die Kunstwerkstatt im Haus Bethanien in Gallneukirchen beherbergt neben dem Atelier noch das Theater Malaria, die Macherei und die Gruppe Medien. diakonie ∙ Oktober 2019

farbenfroh, technisch angehaucht, auch Science Fiction Elemente tauchen immer wieder auf. Woher kommt die Inspiration? „Ich träume sehr viel und intensiv“, erklärt ­Christian Öllinger. Manchmal sind es Träume von Ufos, Raum­ schiffen, Außer­irdischen: Bilder, die sich am Papier farbenfroh niederschlagen. C ­ hristian ist in seiner Arbeit Perfektionist. Farbe, Form, Perspektive: alles muss stimmen, damit ­Christian eines seiner Werke zufrieden beiseitelegen kann. Rund zwei Monate benötigt er für die Fertigstellung eines Bildes. Sein Lieblingsmotiv ist das Fahrrad, fünf verschiedene Räder hat er bereits umgesetzt, derzeit arbeitet er bereits an einem neuen Modell. Vielleicht ist dies auch als eine Brücke zu seiner zweiten Leidenschaft, dem Sport, zu verstehen. Denn Christian Öllinger ist Skifahrer und kann sich außerdem für Speerwurf und Hochsprung begeistern.

Kunst als starke Ausdrucksform „Kunst ist eine starke Ausdrucksform, die Menschen mit Beeinträchtigung mit ihren Talenten und Fähigkeiten zeigt“, betont Gerhard Breitenberger, Geschäftsführer des

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Diakoniewerks Oberösterreich. „Menschen mit Behinderungen sollen im Sinne der Normalität zwischen verschiedensten Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten wählen können, die Kunstwerk­stätte ist dabei ein wichtiges Angebot.“ Tag für Tag, Woche für Woche lassen die Künstlerinnen und Künstler

Farbe, Form, Perspektive: alles muss stimmen im Atelier mit Begeisterung eine Vielzahl an Werken entstehen. So wie ihre Gestalter sind es sehr interessante, völlig unterschiedliche Werke und Methoden, die durch ihre Individualität bestechen, aber auch einen eigenen Charakter und eine Unverwechselbarkeit besitzen. Die aktuelle Ausstellung „Vielfalt braucht keinen Titel“ ist noch bis zum 31. März 2020 im Landesdienstleistungszentrum in Linz zu sehen und kann von Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr kostenlos besucht werden.


Menschen mit

behinderung Christian versucht seine bildgewaltigen Träume auf Papier zu bringen.

Tipp: Am Samstag, den 19. Oktober öffnet das ­Atelier der Kunstwerkstatt im Rahmen der „Tage der ­offenen Ateliers“ für Interessierte seine T ­ üren! Die „Tage der offenen Ateliers“ sind eine s­ pezielle Attraktion im Reigen der Kultur­veranstaltungen in Oberösterreich. Jedes Jahr öffnen an die 400 Ateliers, Galerien, Werk­stätten und Studios an einem Oktoberwochenende ihre Türen und ermöglichen dem interessierten Publikum intensive Einblicke in den kreativen Schaffensprozess.

Derzeit arbeitet Christian Öllinger bereits am Entwurf für sein nächstes Projekt.

Von 8 bis 11.30 Uhr und 12.30 bis 15.30 Uhr können Besucher Einblick in die Arbeit der Künstlerinnen und Künstler nehmen und mit ihnen ins Gespräch kommen.

Ein Atelier ist ein Raum, in dem man Kunst machen kann. Atelier spricht man so aus: A-te-lje. Das Atelier ist der Arbeits-Platz von einem Künstler. Im Atelier in Gallneukirchen arbeitet ein neuer Künstler. Der Künstler heißt Christian Öllinger. Christian Öllinger malt gerne farbenfrohe und technische Bilder. Sein Lieblings-Motiv ist das Fahrrad. Im Landes-Dienstleistungs-Zentrum in Linz gibt es eine Ausstellung von Künstlerinnen und Künstlern. Die Ausstellung kann man bis Ende März 2020 von Montag bis Freitag anschauen. Der Eintritt ist gratis.

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Oktober 2019 ∙ diakonie


Diakoniewerk

international

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Das rumänische Team ist derzeit auf der Suche nach gegnerischen Mannschaften.

Lust auf Kunst, Kultur und Sport Freizeitangebote für Menschen mit Behinderung in Sibiu helfen bei Integration  Nicole Bachinger-Thaller

I

m Landkreis Sibiu leben über 10.000 Erwachsene mit körperlichen oder geistigen Behinderungen. Sie haben leider oft nicht die Möglichkeit, an Kultur- und Freizeitveranstaltungen der Stadt teilzunehmen. Viele Freizeitangebote in Sibiu sind nicht auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zugeschnitten, und der Zugang ist oft ohne Hilfe unmöglich. Menschen mit Behinderungen können mehrheitlich trotz ihres Interesses und Wunsches sich sportlich oder künstlerisch zu betätigen, somit nicht an diesen Angeboten teilhaben.

Projekt läuft ein Jahr Das Diakoniewerk in Rumänien hat diesen Bedarf erkannt und letzten Sommer ein erstes Projekt zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung an Freizeitaktivitäten ins Leben gerufen. Mit Unterstützung diakonie ∙ Oktober 2019

des Rathauses in Sibiu wurden im Sommer 2018 sechs Freizeitangebote ermöglicht wie Basketball im Rollstuhl, Tanz, Theater, Museums­ besuche und thematische Café-Treffs. Es nahmen insgesamt 50 Menschen mit Behinderung die Angebote wahr.

2x pro Woche wird trainiert Daraus entwickelten sich fixe ­Angebote. Es gibt nun ein Rollstuhl-Basketballteam bestehend aus 8 Teammitgliedern, welches von einem örtlichen Sport­ lehrer trainiert wird. Derzeit ist man auf der Suche nach einer Partner­mannschaft in Österreich. Durch verschiedene ­Fundraising ­Aktionen, einschließlich das Organisieren eines Rennens im Weihnachtsmann-Kostüm, konnten drei S­ portrollstühle im Wert von 2 500 Euro angekauft werden. Das Basket­ballteam trainiert 2-mal pro Woche, jeweils 1 Stunde und an einem Tag gibt es die Möglichkeit, das Schwimmbad kostenlos zu nützen. Der Landkreis Sibiu ermöglicht außerdem die kosten­ freie Nutzung der Sporthalle für die Trainings. Nach den vielen

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­ rainings möchte sich das Team T nun beweisen und ist auf der Suche nach anderen inländischen oder ausländischen Mannschaften, um gegeneinander zu spielen.

Spenden ermöglichen Projekt Auch heuer im Sommer konnten, durch finanzielle Unterstützung, erneut Freizeitangebote realisiert werden. Neu im Angebot ­waren Pantomime und zwei T ­ anzkurse, die begeistert in Anspruch ­genommen wurden.

Sie wollen uns unterstützen? Derzeit sind wir auf der Suche nach Spenden für die Basketball Rollis bzw. auch ­gebrauchte Rollis für diese Sportart. Schicken Sie uns eine E-Mail an: spenden@diakoniewerk.at


Aktiv für

bildung

Kinderrechte: „Planet der Herzen“ im Kindergarten Graz Projekt hilft mit, Kindern ihren Wert zu vermitteln und Selbstbewusstsein wachsen zu lassen. Ein ganzes Jahr lang waren die UN-Kinderrechte ein Thema. Jeden Monat behandelte die Gruppe ein ausgewähltes Recht, wie das Recht auf Gesundheit, auf Gleichheit oder Privatsphäre. Die Kinder führten Gespräche, lernten ein Kinderrechte-Lied und entwarfen

sogar ein eigenes Logo: Eine große Weltkugel, auf der jedes Kind seinen Platz hat. Auf T-Shirts gedruckt konnten auch Eltern und Geschwister das bunte Gemeinschaftswerk bewundern. „Das Lied „Wir Kinder haben Rechte“ haben wir im Kindergarten und die Eltern zuhause in letzter Zeit sehr oft gehört“, freut sich Leitung Martina Royer über das gestiegene Selbstbewusstsein der Kinder.

Kinder haben ein Logo entworfen: eine Weltkugel, auf der jedes Kind Platz hat.

Kinderrechte in den Mittelpunkt rücken

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Connect Karrieremesse JKU Linz CONNECT, die Karrieremesse Sozialwirtschaft, bietet potenziellen MitarbeiterInnen, PraktikantInnen und Zivildienern in der Sozialwirtschaft einen Überblick über Arbeitsfelder, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in ganz Oberösterreich. Auch das Diakoniewerk als Arbeitgeber sowie die Schulen für Sozialbetreuungsberufe sind vertreten. Einfach am 19. November von 11 bis 18 Uhr am FHOÖ Campus Linz vorbeischauen und informieren!

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Oktober 2019 ∙ diakonie


Aktiv für

bildung

Stärken stärken: Tipps zum Kindergartenbeginn Martina Royer, Leiterin des Kindergartens in Graz rät: „Dafür bist du zu klein“ aus dem Wortschatz streichen!  Saskia Dyk

Expertin Martina Royer gibt Tipps für einen guten Start

Wie klappt der Einstieg in das neue Kindergartenjahr? Ich rate Eltern, vom Wort „brav“ Abstand zu ­nehmen. Jedes Kind ist, wie es ist und hat die B ­ erechtigung, so zu sein! Eltern ­erwarten oft, dass Kinder sich ­anpassen müssen, vor allem in einer Gruppe. Dabei ist es umso wichtiger, dass die Gruppe mit herausfordernden Kindern und Situationen umgehen lernt. Wie arbeitet ihr mit den unangepassten Kindern? Wir halten ihnen einen Spiegel vor, ohne zu verurteilen. Aber wir reden darüber, ent­t abuisieren Verhalten. Wir fragen: Was glaubst du, wie es anderen Kindern mit deinem Verhalten geht? Und was brauchst du, dass auch du dich wohlfühlst?

misslingt. Eltern sollten auch den Satz „Dafür bist du zu klein“ aus dem Wortschatz streichen. Ein ­Vater war unlängst ganz überrascht, dass seine Tochter einen vollen Wasserkrug ohne Unfall servieren konnte. Was brauchen Eltern? Geduld entwickeln und ein gutes Zeitmanagement. Kinder ­brauchen Zeit, sich selbst zu erfahren. Das fängt bei scheinbaren Kleinig­ keiten an. In der Früh ein bisschen mehr Zeit einplanen, damit das Kind die Jacke selbst anziehen kann. Wenn Kinder Handlungen selbst zu Ende führen können, haben sie Erfolgserlebnisse!

Erfolgserlebnisse von klein auf zulassen!

Wie kann man Kinder stärken? Indem man sie begleitet, sich ihrer Stärken erst einmal bewusst zu werden. Das funktioniert über ein reichhaltiges Angebot: Musik, Rhythmus, Geschichten, Bewegung. Das alles ermöglicht Selbstwahrnehmung und Selbst­ reflexion. Ein gesunder Selbstwert ist die Basis. Wie schafft man diese Basis? Den Kindern etwas zutrauen, etwas ausprobieren lassen, auch wenn es länger dauert oder erst einmal diakonie ∙ Oktober 2019

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Spezielle Tipps für einen gelingenden Start ins Kindergartenjahr? Eltern sollen sich in der e­ rsten ­Woche vor allem für Neu­ anfänger Zeit nehmen, um diese zu ­begleiten und in ihren neuen ­Erfahrungen unterstützen. In unserem Kindergarten laden wir die Eltern ein, mit den Kindern die ersten Tage gemeinsam im Kindergarten zu bleiben, um Vertrauen aufzubauen, den Tagesablauf kennenzulernen und sich sicher zu fühlen. Ein besonderes Kuscheltier oder andere Dinge, die das Kind für sein Wohlbefinden braucht, soll es auf jeden Fall in die Betreuungs­ einrichtung mit­bringen.


Aktiv für

bildung Sag Ja zum Diakoniewerk! Jetzt über Berufsbilder informieren! „Ja zum Diakoniewerk“ haben die MitarbeiterInnen des Diakoniewerks gesagt, die als Botschafter für unsere Berufsbilder fungieren. Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Alltagsmanagerin, Fachsozialbetreuer Altenarbeit, Hausleitung – die Facette an Tätigkeitsfeldern ist bunt und vielfältig. Das Diakoniewerk legt großen Wert auf gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit hoher Fach- und Sozialkompetenz. Die im hohen Maße praxisbezogene Ausbildung, die auf modernen Theoriekonzepten aufbaut, bildet das optimale Rüstzeug für einen Beruf mit Zukunft und Sinn. Hohes Engagement und Liebe zu den Menschen zeichnen die MitarbeiterInnen des Diakoniewerks aus. Hier gehts zu den Videos

Jetzt über die umfassenden Bildungsangebote des Diakoniewerks informieren: ausbildung.diakoniewerk.at

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Oktober 2019 ∙ diakonie


Aktiv für

flüchtlinge

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Mohammed S. ist stolz auf das Erreichte: Acht Monate nach dem positiven Asylbescheid hat er bereits eine Arbeit gefunden.

„Die Österreicher respektieren Gesetze“ Tipp: Menschen zwischen den Welten Das ist der Titel einer Ausstellung im Stadtzentrum von Gallneu­ kirchen. Anlässlich des fünf­jährigen ­Jubiläums der Flüchtlings- und ­Integrationsarbeit in Ober­ österreich werden die Erfolgsgeschichten von Asyl­suchenden der ersten Stunde einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich ­gemacht. Die Ausstellung „­Menschen zwischen den Welten“ wird am 8. Oktober um 19 Uhr im Haus Bethanien in Gallneukirchen durch Landesrat Rudi Anschober eröffnet. Bis Mitte November werden in den Schaufenstern ­zahlreicher Gallneukirchner ­Geschäfte ­Portraits der Asylsuchenden samt deren Lebensgeschichten und Flucht­ hintergründen veröffentlicht.

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe mehr zu diesem Thema

diakonie ∙ Oktober 2019

Den Menschen, die flüchten mussten, ein Gesicht geben: Teil zwei unserer Serie anlässlich fünf Jahre Flüchtlingsarbeit.  Isabella Raml Die ersten asylsuchenden ­Menschen aus den Kriegs­gebieten Syrien, Irak und Afghanistan kamen im Oktober 2014 nach Gallneu­kirchen. Was ist aus diesen ­Menschen geworden? Wie haben sie sich in Österreich integriert? ­Lesen Sie die Lebensgeschichten von Asyl­suchenden, die dank ­professioneller Unterstützung wieder eine Zukunft haben.

Flucht von Syrien nach Österreich Als staatenloser Palästinenser in Kuwait geboren, hat Mohammad S.* seine Schullaufbahn mit einem Informatikstudium abgeschlossen. Nach der militärischen Besetzung Kuwaits durch Saddam Hussein musste er nach Syrien fliehen, wo er eine Zeit lang ein gutes Leben führen konnte. Im Herbst 2014 floh er mit seiner Familie nach Österreich, nachdem zwei seiner Brüder ermordet wurden und seine W ­ ohnung durch eine Bombe zerstört wurde. Bis kurz vor seiner Flucht aus Syrien arbeitete der 52-jährige für eine Import/Export Firma, wo er ein Team von 25 Mitarbeitern führte.

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Bildung schafft Zukunftschancen Mohammad S. ist sehr stolz darauf, dass er nur acht Monate nach dem positiven Asylbescheid eine Arbeit bei einer Reifenfirma gefunden hat. Danach war Mohammad S. in einem Bauhaus tätig und arbeitet derzeit als Hilfsarbeiter bei einer Baufirma. In Zukunft möchte der 52-jährige gerne einen Job, wo er seine Fähigkeiten und sehr guten Englisch Kenntnisse einsetzen kann. Dass die Menschen hier die ­Gesetze respektieren, gefällt ­Mohammad S. besonders gut an Österreich. Eine gute Ausbildung für seine Kinder ist ihm ­wichtig. Stolz berichtet er von seiner T ­ ochter, die kurz vor dem Lehrabschluss zur Apothekerin steht und von seinem Sohn, der die Ausbildung zum Altenfach­ betreuer macht.

*Name von der Redaktion geändert


Aktiv für

gesundheit

Neu: Virtuelle Tour durch den OP Therapieform hilft Kindern mit Entwicklungsstörungen. Die Klinik Diakonissen Schladming setzt auf digitale Technik, um den PatientInnen Angst zu nehmen. Jede Operation ist für die Patientin, den Patienten nervenaufreibend und mit Ängsten verbunden. Zu wissen, wie die ungewohnte Umgebung aussieht, kann hilfreich sein, um beruhigter in die ungewohnte Situation zu gehen. Aus

Neueste Technik bereitet PatientInnen auf die Operation vor

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diesem Grund bietet jetzt die Klinik Diakonissen Schladming einen OP-Rundgang auf ihrer Website an. Der gesamte Operationsbereich ist m ­ ittels 360 Grad Panorama ­Fotografie wiedergegeben und lässt sich von zuhause bequem über folgenden Link aufrufen: www.schladming.diakonissen.at/ vtour/tour.html

Entwicklungsförderung mit Videounterstützung Bereits in den 70er Jahren wurde die Marte Meo Methode in den Niederlanden entwickelt. Nun bietet auch das Therapiezentrum Pinzgau in Bruck an der Glocknerstraße, eine Einrichtung des Diakoniewerks in Zusammenarbeit mit der Caritas Salzburg, die Marte Meo Methode an. Bei dieser Therapieform analysieren speziell ausgebildete TherapeutInnen anhand von Videofilmen die Entwicklungsprozesse und das Verhalten von Kindern mit Auffälligkeiten im Sozialverhalten oder mit Behinderung. Anschließend besprechen die TherapeutInnen die daraus gewonnenen Erkenntnisse mit den Eltern. Ziel ist es, gemeinsam mit ihnen Wege zu finden, wie ihre Kinder beispielsweise bei der Kontaktaufnahme, bei der Kommunikation oder bei der Konzentration unterstützen können. Die Ergotherapeutin Katharina Hanl absolvierte als erste Therapeutin des Therapiezentrums Pinzgau diese Ausbildung und kann bereits von kleinen Erfolgen berichten. So gibt es zum Beispiel Kinder, die aufgrund der gezielten Unterstützung ihrer Eltern nun leichter mit SchulkollegInnen in Kontakt treten können oder sich konzentrierter einem Spiel zuwenden. Spenden ermöglichen, dass diese Therapie den betroffenen Eltern derzeit gegen einen geringen Selbstbehalt angeboten werden kann.

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Oktober 2019 ∙ diakonie


Aktiv für

gesundheit Wie fördere ich mein Kind in der Sprachentwicklung? nochmals auf und wiederholen ihn richtig. Ihr Kind hört Ihnen zu und wird es wahrnehmen. z. B.: Kind: „Da Ball ist“ – corrective feedback: „Ja, genau, da ist der Ball“ bzw: Kind: „Ich mag die Tarotte haben“ – corrective feedback: „Hier hast du eine Karotte“

Je ein Tipp aus den therapeutischen Fachbereichen der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie wird in den nächsten Ausgaben der Diakonie erscheinen. Den Start macht der Bereich Logopädie. Worauf ist bei der Kommunikation mit Kindern zu achten? • „Corrective feedback“: Versuchen Sie, ihr Kind nicht mit den Worten „Nein, das gehört so …“ oder „Sag es noch einmal“ zu korrigieren, ständiges Korrigieren kann ihm die Freude am Sprechen nehmen. Greifen Sie lieber das falsch ausgesprochene Wort oder den inkorrekt gebildeten Satz

• Binden Sie ihr Kind in Alltagsaktivitäten ein und sprechen viel dabei – z. B. beim Kochen, Putzen o. ä. Kinder machen gerne das, was Erwachsene auch tun und haben so die Möglichkeit, viele neue Wörter zu lernen. • Verzichten Sie auf Babysprache – das unterstützt die Sprachentwicklung Ihres Kindes sehr!

• Sprechen Sie auf Augenhöhe mit Ihrem Kind, es wird Sie dann besser verstehen. Also einfach in die Hocke gehen und auf eine Ebene mit dem Kind begeben. • Versuchen Sie, Umgebungsgeräusche zu minimieren. Wenn Sie mit dem Kind ein Buch ansehen, sollten Fernseher und Radio am besten ausgeschalten sein.

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Steffi Burkhart „Die spinnen, die Jungen“ eine Gebrauchsanweisung für die Generation-Y

Zum Naschen Erlkönigin Apfelchips

Respektlos, verwöhnt, faul oder neugierig, fordernd, flexibel. Die Meinungen über die Generation Y klaffen weit auseinander. Wie ticken Sie aber wirklich die Jungen, die nächste Generation, unsere Zukunft? Steffi Burkhart ist das „Gesicht der Generation Y“. Mit diesem Buch räumt sie mit stereotypen Vorurteilen auf.

Erlkönigin Apfelchips sind frei von Konservierungsstoffen und fruchtig-säuerlich im Geschmack. Vegan Nettofüllmenge: 100 g Preis: 2,80 Euro / Stück

Verlag Gabal, Preis: 25,60 Euro Erhältlich in der Bücherinsel, Hauptstraße 7, 4210 Gallneukirchen, Tel.: 07235 625 13, lesen@buecherinsel.at

diakonie ∙ Oktober 2019

Die Apfelchips werden in unseren Werkstätten schonend getrocknet und enthalten natürliche Fruchtsüße. Sie eignen sich perfekt als kleiner Snack, im Müsli oder zu Desserts.

Erhältlich in unseren Shops der Werkstätten oder auf www.diakoniewerk-shop.at

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Aktiv für

gesundheit In der Zeit von Montag bis Freitag, 8 bis 12 Uhr, stehen die Allgemeinmediziner der Klinik Diakonissen Linz zur Verfügung.

Privatambulanz eröffnet Akutbetreuung Erste Anlaufstelle für ambulante Fragen: Mit Juli 2019 startete in der Klinik Diakonissen Linz die Privatambulanz.  Daniela Scharer

S

ie leiden unter Schmerzen, brauchen eine Impfung oder haben das Gefühl, eine Erkältung ist im Anmarsch? Die Privatambulanz der Klinik Diakonissen Linz garantiert kurzfristige Terminvereinbarung und umfangreiche ärztliche Betreuung bei plötzlich auftretenden Beschwerden oder kurzfristigen Fragen. Dabei steht bei Bedarf die gesamte Infrastruktur der Klinik zur Verfügung und eine Weiterleitung an den Facharzt ist jederzeit möglich.

Know-How und Kompetenz „Wir möchten für unsere Patientinnen und Patienten auch im kurzfristigen Anlassfall eine Anlaufstelle für ambulante Fragen sein“, erklärt Prim. Dr. Josef F. Macher. Ob Schmerzen, Infekte, Impfungen oder Infusionen – garantiert wird eine kurzfristige Terminvereinbarung und eine umfangreiche Untersuchung. „Unser oberstes Gebot ist es, in solch akuten Fällen mit viel Know-How und Kompetenz, Einfühlungsvermögen sowie Gastfreundschaft für die Patienten da zu sein und sie auf dem Weg der Genesung zu unterstützen“, so Prim. Dr. Josef F. Macher. Einen weiteren Vorzug der Privatambulanz stellt die Infrastruktur der Klinik Diakonissen Linz (wie Labor, EKG, Röntgen- und Ultraschall-

geräte) dar, auf welche bei Bedarf jederzeit zurückgegriffen werden kann. Die gesamte Diagnostik steht zur Verfügung, unter anderem ein Privat-MRT. „Wir ermöglichen eine kurzfristige Begutachtung durch den Allgemeinmediziner bzw. die Weiterleitung an einen Facharzt. In diesem Fall kann unser umfang­reiches Expertenteam ­herangezogen werden“, meint Primar Macher.

Akutfälle, keine Notfälle Es werden ausschließlich Akut- und keine Notfälle aufgenommen. Die Klinik Diakonissen Linz bittet um Verständnis, dass die Privatambulanz keine Herzinfarkte, Schlag­ anfälle, schwere Verletzungen oder Ähnliches behandelt. Zudem erfolgt keine Aufnahme von Schwangeren und Kindern unter 15 Jahren.

Dr. Lisa Maria ­Lindner – medizinische Leitung Privat­ ambulanz

Prim. Dr. Josef F. Macher – Geschäfts­ führung

Die Klinik Diakonissen Linz eröffnet die Akutbetreuung. Akutbetreuung bedeutet, dass Menschen mit plötzlichen Schmerzen oder Krankheiten dort behandelt werden. Sie bekommen dort rasch einen Termin und werden von einer Ärztin oder einem Arzt untersucht. Wenn es notwendig ist, kommt auch noch ein Facharzt dazu. Oder es werden in der Klinik noch weitere Untersuchungen gemacht. Die Akutambulanz hat von Montag bis Freitag von 8.00 bis 12.00 Uhr geöffnet.

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Oktober 2019 ∙ diakonie


bitte Ein herzliches Dankeschön …

Weihnachtskarten mit sozialem Mehrwert

… an alle SpenderInnen, die uns mit kleinen und großen Beträgen in den vergangenen Wochen unterstützt haben! Jede Spende zählt!

Alle Motive wurden von im Diakoniewerk höchst engagierten, künstlerisch tätigen Menschen mit Behinderung gestaltet. Investieren Sie mir Ihrer Weihnachtsbotschaft in eine lebenswerte Zukunft von Menschen, die unsere Unterstützung dringend benötigen. Damit setzen Sie nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung für künstlerisch tätige Menschen mit Behinderung. Ihre Spende bzw. Ihr Kauf von Weihnachtskarten unterstützt auch vielfältige Projekte des Diakoniewerks:

davon abhalten, im Kulinarium seine Kundinnen und Kunden mit schmackhaften Speisen zu verwöhnen. Und so viel steht fest: An seinem integrativen Arbeitsplatz wächst er über die Grenzen seiner Behinderung hinaus. Doch viele Menschen mit Behinderung warten noch auf eine Chance. Deshalb wollen wir mehr integrative Arbeitsplätze schaffen.

Tagesbetreuung braucht Unterstützung So beispielsweise die professionelle und liebevolle Begleitung von Menschen im Alter wie Hannelore H. Die 87-Jährige denkt trotz ihrer Demenz nicht ans Aufgeben. Woher sie ihren Lebenswillen hat? Von der Tagesbetreuung des Diakoniewerks. Hier hält sie sich mit Gedächtnis- und Bewegungsübungen fit. Der Bedarf ist groß und die Tagesbetreuung muss dringend ausgebaut werden. Mit Ihrer Unterstützung bekommen mehr Menschen im Alter die Begleitung, die sie brauchen.

Projekt unterstützt Roma-Kinder Auch Roma-Kinder wie die kleine Arina aus Rumänien finden mit Ihrer Hilfe neuen Mut. Bislang hat das kleine Mädchen nur Armut und Diskriminierung erfahren. Doch seit sie die Tagesbetreuung des Diakoniewerk besucht wird sie schulisch unterstützt und kann in eine bessere Zukunft blicken.

Auch die Schaffung von integrativen Arbeitsplätzen wird mit Ihrem Kauf bzw. Ihrer Spende unterstützt. Der 18-jährige Klemens lässt sich von seiner Behinderung nicht

Mit dem Kauf von Weihnachtskarten des Diakoniewerks setzen Sie ein Zeichen großen sozialen Engagements! Mit jeder Karte unterstützen Sie Menschen, denen es nicht so gut geht und die ein Recht auf eine lebenswerte Zukunft haben.

Hössl GmbH Gallneukirchen 500 Euro für die Arbeit des Diakoniewerks Autowelt Linz 200 Euro für die Arbeit des Diakoniewerks Machowetz & Partner Cosulting Ziviltechniker GmbH 1 500 Euro für Hochbeete in der Werkstätte Ried/i.d.Riedmark Rotary Club Linz Urfahr 2 750 Euro Tagesbetreuung Sebes/ Rumänien Moveeffect Pasching 836,60 Euro für die Arbeit des Diakoniewerks Brauerei Schladming 1 200 Euro für das Diakoniewerk anlässlich ihres 110-Jahres-Jubiläums Pothole Rodeo, Mostar 3 234 Euro der Einnahmen des Pothole Rodeo gehen an den Kindergarten Sunčani most

Wirkungsvoll engagieren Gleich Motiv auswählen, bestellen und ein Zeichen setzen unter www.diakoniewerk.at/ weihnachtskartenshop diakonie ∙ Oktober 2019

Sportresort Hohe Salve Gmbh Hopfgarten 1 000 Euro für Integrative Beschäftigung

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KEINE SORGEN,

WO HILFE NOT TUT.

Wir helfen und begleiten, wo „Keine Sorgen“ am meisten gebraucht werden. Gerne sind wir deshalb Partner des Evangelischen Diakoniewerks, in großer Wertschätzung für die engagierte Arbeit, die täglich geleistet wird.

VERSICHERN MIT SOZIALEM ENGAGEMENT

Oberösterreichische Versicherung AG Generaldirektion: Gruberstraße 32, 4020 Linz


INNOVATIV. ATTRAKTIV. INKLUSIV.

Machen Sie mit!

Geben Sie funktionstüchtige, gut erhaltene, unbeschädigte und vollständige Altware bei uns ab. Was übernehmen wir ? Haushalt Möbel Elektrogeräte Kinderartikel Werkzeug und Garten Sport und Freizeit Spiel und Unterhaltung Einrichtungsgegenstände Bekleidung www.diakoniewerk.at/revitalshop

ReVital. SHOP Gallneukirchen Pfarrfeld 1 4210 Gallneukirchen Telefon 0664 88 24 17 67 revital.gk@diakoniewerk.at Öffnungszeiten Montag bis Freitag 9.00-12.00 und 13.00-17.00 Uhr Bad Hall Ing. Pesendorfer-Straße 4 4540 Bad Hall Telefon 0664 88 13 13 06 revital.badhall@diakoniewerk.at Öffnungszeiten Montag bis Freitag 8.30-12.00 und 13.00-17.00 Uhr Waren-Spenden können Sie während der Öffnungszeiten im Shop abgeben.


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