Deutsche Oper Berlin: Tischlerei-Zeitung No. 6 (Februar – Juli 2016)

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FEBRUAR 2016 — JULI 2016

tISCHLeREI-zEITUNG

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Schwerpunkt in dieser Zeitung:

MUSIKTHEATER FÜR KINDER UND JUGENDLICHE 4 Theater für Kinder und Jugendliche – und wie!? Die Regisseurin, Librettistin und Intendantin Flora ­Verbrugge über ihre Leidenschaft: Theater für Kinder und Jugendliche

8 Theater für die Jüngsten

EIN STÜCK VOM HIMMEL erzählt von Annäherung und Freundschaft für Kinder ab zwei Jahren

12 Projekt „Staatsgründung“ NEULAND: 50 jugendliche Geflüchtete und junge Menschen aus Berlin übernehmen die Tischlerei

18 Und plötzlich ist alles anders? CHEMO BROTHER sucht musikalische Sehnsuchts­ räume in Zeiten von Krankheit und Tod 22 Sprung in die nächste Dimension Die Uraufführung UNDERLINE fragt nach den Grenzen unserer Vorstellungskraft

Auch für diese Ausgabe kooperiert die Deutsche Oper Berlin mit der OSTKREUZSCHULE für Fotografie Berlin. Studierende aus der Klasse von Jonas Maron haben sich mit drei Themen der kommenden Tischlerei-Produktionen fotografisch auseinandergesetzt: Kindheit, Beziehungen und Grenzen.

26 Jazz in the City Gast in der neuen Konzertreihe „Jazz & Lyrics“: John von Düffel 29 Von der Sterblichkeit des Klangs Zur Uraufführung von Gregor A. Mayrhofers „In-finite“ im 4. Tischlereikonzert 30 Eine Frage des Glaubens Ein neues Stück von Jugendclub, Jugendchor und­ ­Mitgliedern des Kinderchors 31 Mehr für Kinder und Jugendliche Weitere Veranstaltungen der Jungen Deutschen Oper

Die Tischlerei-Zeitung der Deutschen Oper Berlin ist eine Beilage der taz.die Tageszeitung © 2016 Herausgeber Deutsche Oper Berlin – Stiftung Oper in Berlin; Dietmar Schwarz [Intendant]; Thomas Fehrle [Geschäftsführender Direktor]; Redaktion Dramaturgie / verantwortlich Dorothea Hartmann; Gestaltung Jens Schittenhelm; Produktion A. Beig Druckerei und Verlag GmbH & Co. KG; Die Rechtschreibung folgt den Vorlagen. Fotografie Natascha Hammel, Peter Hecker, Patricia Morosan, Katinka Schuett, Nils Stelte, Anna Tiessen


3 © Stephan Bögel

Verehrtes Publikum, das Musiktheater für Kinder und Jugendliche nimmt ganz grundsätzlich einen hohen Stellenwert in der Tischlerei ein. Doch in den kommenden Monaten folgen die Neuproduktionen einander in großer Dichte und bündeln sich zu einer Art kleiner Werkschau unterschiedlicher Formen, so dass auch diese Zeitung sich explizit dem Musiktheater für junges Publikum widmet. Wir haben die niederländische Regisseurin, Autorin und Intendantin Flora Verbrugge gefragt, was sie als Künstlerin reizt und herausfordert, für Kinder und Jugendliche immer wieder neue Stücke zu entwickeln. Ihre Antworten lesen Sie im Leitartikel. Den Reigen der neuen Kinder- und Jugendproduktionen eröffnen wir im März mit einem Stück für das jüngste Publikum. Zum ersten Mal ­entwickelt die Deutsche Oper Berlin eine szenische Produktion für Kinder ab zwei Jahren: EIN STÜCK VOM HIMMEL entsteht in Kooperation mit dem Theater o.N., einer Produktionsstätte, die sich in den letzten Jahren international einen Namen gemacht hat mit Stückentwicklungen für kleine Kinder. Wir freuen uns, dass sich diese Begegnung zwischen Klein und Groß, zwischen Freier Szene und Institution, zwischen Schauspiel und Musiktheater auch inhaltlich widerspiegelt in einem Stück, das das Zusammentreffen von einander fremden Kulturen thematisiert. Ebenfalls ganz unterschiedliche kulturelle Erfahrungen bringen die 50 Jugendlichen mit, die sich für das große partizipative Projekt NEULAND nichts weniger vorgenommen haben, als einen neuen Staat in der ­Tischlerei zu gründen. Die jungen Menschen stammen aus Syrien und Algerien, aus Afghanistan und Berlin und leben teilweise erst wenige Tage in Deutschland, andere sind hier geboren. Doch die Herkunft ist für NEULAND nicht mehr relevant: Mit der Gründung eines neuen Staats einher geht eine eigene Sprache und eine eigene Musik, ein neu kreiertes Nationalgericht und schließlich ein eigenes theatrales Festspiel. Auch die Regisseurin Marielle Sterra und der Autor Mehdi Moradpour entwickeln im Austausch mit Jugendlichen ein neues Stück für junges Publikum: Im Zentrum steht ein Paar, das sich nach der Krebsdiagnose einer nahe stehenden Person zurechtfinden muss. CHEMO BROTHER fragt nach den Möglichkeiten von Normalität und Alltag, wenn Krankheit und Tod das Leben bestimmen. Die Komponisten Eleftherios Veniadis und Arne Nitzsche schreiben dazu eine Musik, die zwischen Avantgarde und elektronischer Clubmusik keine Berührungsängste kennt. Ebenso unterschiedliche Welten treffen aufeinander, wenn Jugendclub und Jugendchor sich eines der ersten musiktheatralen Werke überhaupt vornehmen: Emilio de� Cavalieris um 1600 entstandenes Oratorium „Rappresentatione di anima et di corpo“. Die eigenen Gedanken des ­Jugendclubs zum Thema „Religion und Fanatismus“ und neu komponierte musikalische Elemente durchsetzen das 400 Jahre alte Werk und zeigen, dass die Auseinandersetzungen in Glaubensfragen über die Jahrhunderte hinweg nichts an Intensität und Aktualität verloren haben.

© Bettina Stöß

Und schließlich sei auf UNDERLINE aufmerksam gemacht, eine Produktion, die in Kooperation mit der Münchener Biennale für Neues Musiktheater entsteht: Der Abend des New Yorker Regisseurs Deville Cohen und des mexikanischen Komponisten Hugo Morales Murguia richtet sich an ein junges und offenes erwachsenes Publikum und stellt ebenso die Frage nach einem „Neuland“, nach den Möglichkeiten eines Imaginierens von Welten, die wir noch nie erfahren haben. Wir laden Sie herzlich ein: Entdecken Sie in der Tischlerei das vielgestaltige Musiktheater für junges Publikum – ganz egal, wie alt Sie wirklich sind! Dorothea Hartmann ist seit der Saison 2012 / 2013 stellvertretende Chefdramaturgin und Künstlerische Leiterin der Tischlerei an der Deutschen Oper Berlin.

Dorothea Hartmann Künstlerische Leitung Tischlerei


Theater für Kinder und Jugendliche – und wie?!

Meinen Beruf, die künstlerische Leitung eines freien Kinderund Jugendtheaters, liebe ich vor allem deshalb, weil ich alles, was mich beschäftigt, in meine Arbeit einbeziehen kann. Dinge, die mich inspirieren und alles, was mich fühlen lässt, dass sich das Leben lohnt, kann ich in Theater umsetzen. Eine plötzliche Erkenntnis, ein starkes Erleben beim Anschauen eines Films oder beim Hören von Musik: Alles wirkt auf mich ein, ich drehe und wende es innerlich, bis es ein Teil von mir wird und ich dafür einen Platz in neuen Ideen für eine Produktion finde. Manchmal ist es ein winzig kleiner Platz, und meistens nimmt es allmählich eine ganz andere Form an, wobei außer mir niemand die ursprüngliche Inspiration erkennen kann. Aber das tut dem Prinzip keinen Abbruch: Es gibt einen ständigen Fluss, in dem alles, was mich anregt, auch wieder hinaus kann. In Form von Theater. Dafür bin ich dankbar. Eigentlich weiß ich nicht, wie ich ohne diesen Mechanismus leben könnte. Denn wie sollte ich mit diesem Input sonst umgehen? Mit allem, was nicht schön oder angenehm ist, mich aber trotzdem beschäftigt: das Elend, worüber ich in Zeitungen lese. Angst, Wut, manchmal öffentliche Gewalt, die uns immer näher rückt. Diese Flut von Eindrücken kann ich bearbeiten und ihr einen Platz in dem Theater geben, das ich machen will. Zum Glück: Ich kann damit arbeiten und etwas tun. Ich muss nicht machtlos zusehen. Ich kann die Angst und die Wut, meine eigene und die um mich herum, verarbeiten. Darüber nachdenken und sie in etwas anderes verwandeln. In etwas Positives, in Theater für Kinder. Mit diesem Theater kann ich versuchen, etwas zur Verbesserung der Welt beizutragen. Natürlich bin ich mir bewusst, wie klein dieser Beitrag ist, ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber immerhin, ich kann einen Beitrag leisten, und ich bin nicht die Einzige, die das versucht. In der niederländischen Zeitung NRC vom 10. Januar 2015 schreibt Beatrice de Graaf, Historikerin und Terrorismus­ expertin: „Es ist höchste Zeit darüber nachzudenken, mit ­welchen Geschichten wir zukünftige Generationen fesseln wollen.“ Sie weist darauf hin, wie Al-Qaida und IS junge Leute zum Kampf aufrufen, mit zahllosen „ungeheuer effektiven s­ trategic narratives“. Faszinierende Geschichten über Recht und Unrecht, aufgebaut auf der dschihadistischen Strategie „Krise – heiliger Krieg – erlösende Wiederherstellung der Scharia.“ „Welches ‚weapon of mass narration’ setzt unsere Gesellschaft dem entgegen?“, fragt de Graaf. „Was stellt die heilige Strategie der

Demokratie noch dar?“ Ich glaube, dass viele Jugendtheatermacher genau wie ich diese Herausforderung schon lange angenommen haben. Mein ‚weapon’ ist Musiktheater über den Wert des Zweifels. Über die Strategie der offenen Gesellschaft. Unsere strategic narratives sind heitere Geschichten, in denen Befreiung aus einer Balance von Reflexion und Empathie besteht, und Erlösung aus Humor. In den Niederlanden, im T ­ heater Sonnevanck in Enschede, machen meine Kollegen und ich ­humorvolles Musiktheater. Für ein junges Publikum zwischen 4 und 18 Jahren aus allen gesellschaftlichen Schichten. Also auch für diejenigen, die Gefahr laufen, irgendwann von extremem Gedankengut beeinflusst zu werden. Für alle Kinder und Jugendlichen. Für Kinder, die merken, dass Erwachsene in ihrem Umfeld Angst haben. Für Kinder und Jugendliche, die mitbekommen, dass sich Gruppen in der Gesellschaft erbittert gegenüberstehen, die hören, dass Politiker über Krieg reden. Sie sind unser Publikum, gemeinsam mit ihren Eltern und ihren Lehrkräften. Wir wollen sie alle dazu bewegen, Zweifel zuzulassen. Wir wollen sie ermuntern zum Mut, nicht in verhärtete Standpunkte zu flüchten. Ich will sie zum Lachen bringen über Figuren, die sich allzu sicher glauben. Wir Theatermacher für das junge Publikum haben die Chance, sie zu berühren, im Kopf und im Herzen, mit unseren eigenen strategic narratives. Diese Chance müssen wir ergreifen. Die Überzeugung, die meine Arbeit vermittelt, ist die Erkenntnis, dass alles – Menschen, Ideen und Gesellschaften – ständig in Bewegung ist und sich verändert. Dass der Kern dieser Veränderung und die sinnvollste Weise, damit umzugehen, der Dialog ist: das Formulieren einer Einsicht, aber nur um diese mit einer anderen Auffassung zu konfrontieren. So können wir eine neue, bessere Einsicht schaffen. Um diese wiederum mit einer anderen Sichtweise zu konfrontieren. Zweifel, Humor und Dialog – das ist die Antwort, die unsere offene Gesellschaft jedem zu bieten hat, der sich von Ideologien beherrschen lässt. Theater ist das Medium des Dialogs. Es besteht aus Dialog, es lädt ein zum Dialog. Im theatralen Raum, diesem Knotenpunkt von Beobachtung und Emotion, regen wir Kinder zum Dialog über Probleme von heute an, zum Offenlegen ihrer Ansichten über sich selbst und die Welt. In der Hoffnung, dass sie diese Ansichten vertiefen oder sich trauen, sie lachend über Bord zu werfen. Unsere Vorstellungen erzählen konkrete Geschichten über Figuren aus Fleisch und Blut. Sie ziehen in die Welt und geraten in Situationen, in denen aktuelle ethische Konflikt­situationen spielen. „Wo liegt die Grenze zwischen Mensch­lichkeit und Akzeptanz der bestehenden Verhältnisse?“ „Müssen wir unsere Emotionen genauso ernst nehmen wie unseren Verstand?“ „Darf ich alles tun, was nicht verboten ist?“ „Nach welchen Normen treffe ich meine moralischen Entscheidungen?“ „Habe ich das Recht auf Glück, wenn andere nicht glücklich sind?“ Die Figuren in unseren Geschichten laden zu Empathie ein, auch – oder gerade wenn – sie nicht sympathisch sind, wenn sie kein sozial wünschenswertes Verhalten zeigen. In unserem Theater gibt es keine „Guten“ und „Schlechten“. Man versteht die Leidenschaften der Figuren, ihre Ängste, ihre Träume. Man begreift, wie sie zu ihren Meinungen und Standpunkten kommen. Man hat nur das Problem, dass man gleichzeitig mit zwei Persönlichkeiten, die völlig entgegengesetzte Ansichten vertreten, mitfühlt. Man fühlt mit beiden. „Es ist nicht einfach!“ erklären wir so unserem Publikum. „Man erkennt alle Emotionen, alle Standpunkte, denn diese leben auch in uns. Wenn es um eine Entscheidung geht, dann tu nicht so, als wäre es einfach. Zweifeln ist vernünftig. Denke weiterhin nach!“ Musik ist in einem Theater, das sich diese Ziele setzt, unentbehrlich. Musik und Theater sind doppelt stark beim Wecken von Gedanken,


Das Hören schöner Musik hat auf mich eine unmittelbar ­be­ruhigende Wirkung. Ich habe einmal eine lustige Studie ge­ lesen, in der nachgewiesen wurde, dass der Blutdruck direkt in dem Augenblick sinkt, wenn man sein Haustier streichelt. Das glaube ich sofort. Ich glaube sogar, dass ich es wahrnehmen kann, wie mein Blutdruck sinkt, wenn ich mein graues Kätzchen Kees streichle. Vor allem wenn ich es andächtig tue, und sie – seltsame Katze – ganz zart in meine Nase beißt. Sofortige Ruhe und Frieden. Wieder atmen. Musik, die mir gefällt, vor allem gesungene Musik, egal welcher Stilrichtung, wirkt genauso auf mich. Ein Gefühl von unmittelbarem Frieden. Sogar von Trost, von wieder Energie tanken können, von wieder mit dem ­Wesentlichen verbunden zu sein. Die singende menschliche Stimme – ob es nun eine herrliche Belcanto-Sängerin ist oder Tom Waits oder ein Gospel-Chor – erzählt mir immer, dass es andere Menschen gibt, die genauso fühlen wie ich. Und dass es wichtig ist, dieses Gefühl, das wir ernst nehmen müssen – denn wir verleihen ihm schließlich diese wunderschöne gesungene Gestalt. „Du erkennst, was ich fühle“, sagt die singende Stimme zu mir. „Und ich erkenne was Du fühlst. Jeder, der mich hört, fühlt das gleiche. Du bist nicht allein.“ Und ich höre noch etwas. Die singende Stimme erzählt immer auch etwas über die menschliche Verletzlichkeit. Auch wenn wir über Wut oder Streit singen, in der Kunst des Singens und im Klang der singenden Stimme ertönt eine Geschichte über die fragile Welt. Das höre ich in jeder gesungenen Musik: „Höre wie ich, die singende Stimme, Menschen durch die Wahrnehmung der geteilten Verletzlichkeit verbinde.“ Gesang versöhnt uns mit der Verletzlichkeit, verwandelt sie in Schönheit. Die singende menschliche Stimme ist für mich die Stimme der Hoffnung. Hoffnung, dass Menschen sich letztendlich immer finden und einander erkennen können.

Flora Verbrugge

Musiktheater, in dem Text und gesungene Musik das Publikum zu Empathie und Akzeptanz der eigenen Verletzlichkeit bewegen, erfordert eine weitreichende Integration von Text und Musik. Handlung und Komposition müssen im Einklang sein. Die Emotionen, die der Komponist Phrase für Phrase in die ­gesungene Musik hineinlegt, müssen genau der Emotion des Textschreibers entsprechen, die dieser beim Schreiben des Textes hatte. Sonst ist es für den Sänger/Schauspieler unmöglich, das zu spielen, was die Figur bewegt. Autor, Komponist, Regisseur und Bühnenbildner müssen präzise abstimmen, wer was und wann übernimmt. Wer erschafft die Atmosphäre einer Szene? Beschreibt der Textschreiber die Atmosphäre eines ­Monologs? Macht der Komponist Musik, mit der sie spürbar wird? Gibt der Regisseur den Figuren ein Bewegungsmuster, das die richtige Atmosphäre ausstrahlt? Oder wird sie durch Ausstattung und Beleuchtung geschaffen? Es ist sicher kein Zufall, dass das Theater, das ein Theater des Dialoges sein will, auch in seiner Arbeitsweise Dialog verlangt.

Flora Verbrugge [*1956] absolvierte ihre Regieausbildung 1983 an der Amsterdamer Theaterschule. Danach ging sie beim Théâtre du Soleil in Paris in die Lehre und gründete anschließend mit Freunden eine eigene JugendtheaterGesellschaft in Amsterdam. Nebenbei arbeitete sie als Regie-­ Assistentin in Opernhäusern im In- und Ausland. 1990 gründete sie das Theater Sonnevanck in Enschede, wo sie bis heute künstlerische Leiterin ist. Sonnevanck entwickelt Konzepte für neue Musiktheater für Kinder und Jugendliche. Flora schreibt, führt Regie oder begleitet die – häufig jungen – Teams von ­Autoren, Komponisten und Regisseuren. Sie schrieb das ­L ibretto zu GOLD, das mit großem Erfolg seit zwei Jahren­ in der Tischlerei gespielt wird.

Und wie dieser Dialog meine Arbeit wiederum spannend werden lässt! Die Arbeitsweise, bei der der Autor den Text schreibt und diesen anschließend zum Komponisten schickt, haben wir im Theater Sonnevanck verworfen. In den letzten acht Jahren ­arbeiteten wir mit Teams, in denen Autor, Komponist, Regisseur und Ausstatter – im Dialog! – ein Gesamtkonzept entworfen haben, Aufgaben verteilten und parallel arbeiteten, sich gegenseitig ständig Fragmente von neu geschriebenen Arbeiten zuschickten. Seit einiger Zeit gehen wir einen Schritt weiter:

Flora Verbrugge [*1956] founded the Theater Sonnevanck in ­Enschede in 1990 and remains the theatre’s artistic director. The Theater Sonnevanck develops new drama concepts for children and teenagers and in recent years has been increasingly active in the area of musical theatre. Flora Verbrugge is also a playwright and director and advises the often young drama groups in the development of their works.

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Junge Komponisten sind nun häufig auch Interpreten auf der Bühne. Und wir haben inzwischen ein Netzwerk von vielseitig talentierten Sängern, Schauspielern und Musikern, die mehr Begabungen haben, als nur das zu interpretieren, was andere für sie schreiben. Schrittweise entdecken wir einen neuen Arbeitsprozess, in dem Musik während der Proben in einem noch unbekannten, kollektiven Prozess entwickelt wird. Sänger, Schauspieler und Musiker liefern improvisierten Input für vokale und instrumentale Teile. Der Komponist begleitet sie, vervollständigt ihre Arbeit und ergänzt sie mit Bausteinen, die nur am Schreibtisch ausgeführt werden können. Das ist einfach beschrieben, aber es ist kein einfacher Prozess. Denn es fordert von den Komponisten, ihre rein autonome Position als Fachmann oder -frau zu verlassen und andere im eigenen Arbeitsbereich zu tolerieren. Sänger und Musiker müssen den Mut aufbringen, eigene Kreationen zu schaffen und vor­zu­­stellen. Aber sie müssen auch der kritischen Begleitung des Fachmanns offen gegenüberstehen. Moment ... ist dies nicht genau unser Thema? Den Zweifel zulassen, suchend denken, Unsicherheiten aushalten und drohende Verhärtungen mit Humor bekämpfen? Das Theater des Dialogs: Es ist möglich, auf jeden Fall auf der Probebühne. Und das gibt Hoffnung für den Rest der Gesellschaft.

© Privat

Emotionen und Vorstellungen, vor allem bei einem Publikum, das noch] nicht analysierend Theater schaut. Musik erzählt über Emotionen, schneller und treffsicherer als ein Text es vermag. Musik ist ein mächtiges Mittel, Empathie und Erkenntnis zu ­wecken. Aber Musik ist mehr als das.



Ein wirkliches Gef端hl von Kindheit existiert nur in der Kindheit selbst, und der Versuch, es wiederzufinden, ist lediglich eine Interpretation unserer Sehnsucht, nach etwas, das wir verloren haben. Patricia Morosan und Katinka Schuett


EIN STÜCK VOM HIMMEL URAUFFÜHRUNG 19. MÄRZ 2016 Musiktheater für alle ab 2 Jahren von Nuria Núñez Hierro und Ania Michaelis Inszenierung Ania Michaelis Ausstattung Tina Schulle Dramaturgie Dorothea Hartmann Projektleitung Theater o.N. Dagmar Domrös [Musik-]theaterpädagogik Cindy Ehrlichmann, Tamara Schmidt Tenor: Peter Maus Schauspielerin: Minouche Petrusch Klarinette: Florian Bergmann Die Produktion wird musiktheaterpädagogisch begleitet in Zusammenarbeit mit Studierenden der Universität der Künste Berlin Koproduktion mit dem Theater o.N. Mit freundlicher Unterstützung der Aventis Foundation. Gefördert durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten Weitere Vorstellungen 20., 22., 23., 24., 26., 27. März 2016 in der Tischlerei 22., 23., 27. und 28. Mai 2016 im Theater o.N.


Das Theater für kleine Kinder ist eine noch junge Kunstform, die seit­ 10 Jahren eine dynamische Bewegung erfahren hat. Davor hatte kaum eine Spielstätte diese Zielgruppe im Visier. Ein Pilotprojekt – das „Theater von Anfang an“ –, das das Kinder- und Jugendtheaterzentrum Deutschland von 2006 bis 2008 an vier Standorten in Deutschland initiierte, war quasi die Geburtsstunde: Es entstanden im deutschsprachigen Raum die ersten Theaterangebote für die Jüngsten überhaupt. Erzieher, Wissen­ schaftler und Künstler entwickelten und erprobten in den drei Jahren neue Theaterformen für das früheste Kindesalter und stießen viele andere Folgeprojekte an. Ania Michaelis erinnert sich jedoch auch an Überzeugungsarbeit, die anfänglich geleistet werden musste: „Zu Beginn gab es Gegenwind. Wir mussten uns rechtfertigen, warum wir für die kleinen Kinder Theater spielen. Inzwischen ist es eine Selbstverständlichkeit ­geworden.“ Die Argumente, die damals vorgebracht wurden, sind die gleichen, die Ania Michaelis und Dagmar Domrös, Leiterin des Theaters o.N., heute auch noch als die Basis ihrer Arbeit verstehen: „Jeder Mensch, egal welchen Alters und welcher sozialen Herkunft, hat ein Recht auf Kunst und Kultur. Bei uns können sich gleich mehrere Generationen treffen für ein gemeinsames Kunsterlebnis. So etwas geschieht ja sonst eher selten. Das reicht als Begründung.“ So sitzt denn in den Vorstellungen natur­ gemäß ein sehr heterogenes Publikum: Mehrere Generationen erleben gemeinsam Theater. Eine Produktion ist für Ania Michaelis dann gelungen, wenn diese so unterschiedlichen Zuschauer gleichermaßen erreicht und berührt werden: „Wir arbeiten nicht über kulturelle Codes und Tradi­ tionen. Theatererfahrungen spielen keine Rolle. Wir fangen an zu arbeiten vor dem Klischee und vor der Bildung. Ich sehe diese Theaterform als Volkstheater im allerbesten und ursprünglichsten Sinne. Wir versuchen, einen elementaren Ausdruck zu finden für etwas Wesentliches. Die Erwachsenen sind manchmal sehr berührt von einem Vorgang, weil sich plötzlich ein ganz existentielles Thema öffnet wie Tod oder Liebe. Das kleine Kind währenddessen sitzt dabei und beobachtet einfache Dinge, einen Klang oder eine Bewegung. Es schaut auf die Formen und Farben und wird in verschiedene emotionale Zustände versetzt. Wenn so unterschiedliche Menschen gemeinsam etwas wahrnehmen und berührt werden, dann entsteht ein Raum, der groß ist und in dem Begegnung stattfinden kann.“

Nuria Núñez Hierro © Privat

In einer Late Night Show eines italienischen Theaterfestivals machte Ania Michaelis vor über zehn Jahren eine Entdeckung. Sie sah spät abends drei kleine Stücke von jeweils 30 Minuten Dauer, und die öffneten ihr eine neue Theaterwelt: „Es waren kleine, funkelnde Gesamtkunstwerke, ­z wischen Performance, Objekttheater und Schauspiel. Sie hatten eine ganz einfache, elementare Theatersprache ohne Dialoge. Und dabei ­wurden große Themen verhandelt.“ Im Nachgespräch dachte sie, sie habe sich in der Tür geirrt: „Das Publikum diskutierte über Theater für kleine Kinder!“ Das war der Beginn einer künstlerischen Regie-­Leidenschaft, und seither inszenierte Ania zahlreiche Produktionen für das jüngste ­P ublikum – am HELIOS Theater Hamm, im theater junge generation Dresden und schließlich im Berliner Theater o.N., dessen Leitung sie von 2009 bis 2012 übernahm. Mit großem Erfolg: Ihre Produktionen ­gastierten international auf Festivals und wurden eingeladen nach Italien, Spanien oder Russland.

Ania Michaelis © Privat

Mit EIN STÜCK VOM HIMMEL entsteht eine Musiktheaterproduk­ tion für Kinder ab 2 Jahren. Die Deutsche Oper Berlin kooperiert dabei mit dem Theater o.N., einem der kleinsten Berliner Theater, das im Prenzlauer Berg beheimatet ist und sich in den letzten Jah­ ren als eine der renommiertesten Spielstätten für das ganz junge Publikum einen Namen gemacht hat.

Nuria Núñez Hierro wurde 1980 in Jerez [Spanien] geboren. Sie absolvierte ihr Masterstudium für Komposition mit Auszeichnung bei Elena Mendoza und Iris ter Schiphorst an der UdK Berlin. Sie erhielt verschiedene Auszeichnungen [u. a. 1. Preis und Publikumspreis beim Kompositionswettbewerb des Festivals 15. Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik, 3. Preis beim Jurgenson Competition in Moskau, 1. Preis des Kompositionswettbewerbes der Spanischen Autoren-­ Gesellschaft] sowie Stipendien u. a. der Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften [Forschungsthema „Musiktheaterprojekte für Kinder“], der Villa Aurora Stiftung und der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen. Ania Michaelis spielte nach dem Abitur in Westberliner Off-Theater-Produktionen und im Tempodrom Kinderzirkus und studierte bis 1988 an der Schweizer Schule „Totales ­Theater“. Danach spielte sie an deutschen Stadttheatern. Im Herbst 1989 kehrte sie nach Berlin zurück. Seit 1999 inszeniert sie. Ihre Arbeiten werden auf nationale und internationale Festivals eingeladen und ausgezeichnet. 2009 – 2012 leitete sie das Theater o.N. in Berlin und war 2012 – 2015 Oberspielleiterin für die Sparten Schauspiel und Puppenspiel am theater junge generation Dresden. Seit 2015 ist Ania Michaelis wieder freischaffend tätig. Das Theater o.N. ist ein seit 35 Jahren bestehender Verbund von Schau- und Puppenspielern, Regisseuren, Musikern und Schriftstellern. Es war das erste und lange Zeit einzige freie Theater der DDR, damals bekannt unter dem Namen ­„ Zinnober“. In seiner jetzigen Konstellation arbeitet das Theater o.N. seit 2010 und schafft mit seinen Arbeiten Kulturangebote für Menschen jeden Alters und unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen Herkunft. Das Theater o.N. hat zwar eine ­kleine Spielstätte im Prenzlauer Berg [bis 2017], allerdings ohne ­personelle Infrastruktur. Es handelt sich um ein festes Künstler­kollektiv, das in wechselnden Konstellationen Stückentwick­ lungen mit der Methode des Biografischen Theaters erarbeitet. Im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters erforscht und entwickelt das Theater o.N. das Genre „Theater von Anfang an“ [ab 2 Jahren] und setzt mit seinen Inszenierungen und dem zwei­ jährlich stattfindenden „FRATZ International: Begeg­nungen – Symposium – Festival“ in Deutschland und international künstlerische Impulse für diese Theaterform. 2014 wurde das Ensemble mit dem George Tabori Förderpreis ausgezeichnet.

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Theater für die Jüngsten


Von Regeln oder Dogmen für ihre Arbeiten haben sich Ania Michaelis und Dagmar Domrös inzwischen eher wieder verabschiedet. Immer mehr Produktionen widerlegen, was vor einigen Jahren noch als Rahmenbedingung eines gelungenen Theaters für das jüngste Publikum formuliert worden ist. Dunkelheit im Theater für zweijährige Kinder etwa war lange Zeit nicht denkbar. In­z wischen gibt es ein faszinierendes Gegenbeispiel: Die Performance „Nero“ des italienischen Regisseurs Alfredo Zinola spielt in einem stockdunklen Raum. Alles ist schwarz, nur verschiedene Lichter – Taschenlampen, Punktstrahler – leuchten in den Raum und auf die Körper der Darsteller. „Alle saßen aufmerksam in der Dunkelheit, kein Kind fürchtete sich oder weinte“, erinnert sich Dagmar Domrös an eine ungewöhnliche Produktion. „Letztlich ist also fast alles möglich im Theater für die Jüngsten, man muss das Publikum nur behutsam führen.“ Ebenfalls auf ein neues Feld begibt sich das Theater o.N. nun mit ­seiner ersten Musiktheaterproduktion in Kooperation mit der Tischlerei. In Ania Michaelis‘ Arbeiten spielte Musik zwar immer eine große Rolle. Aber ­„ Musiktheater“ hat sie das nie genannt: „Für mich ist es eine neue ­Situation, mit einer Komponistin zusammen zu arbeiten, mit der ich das Stück gleichberechtigt entwickle. Das ist ein anderes Arbeiten als mit einem Schauspielmusiker. Ich lerne im Moment sehr viel über Oper und zeitgenössisches Musiktheater. Ich gehe in die Oper, wann immer es möglich ist. Was mir an dieser Kunstform auffällt, ist der direkte Zugang zur Empfindung. Und es gibt eine große Opulenz in der Ausstattung, auch bei den reduzierten Stücken. Das hängt natürlich auch mit den immer viel größeren Räumen der Oper zusammen. Unser o.N. ist winzig dagegen. Die Hauptfrage, die ich mir bei diesem Projekt stelle ist die, wie man unmittelbar durch die Musik erzählen kann.“ Die Produktion EIN STÜCK VOM HIMMEL entwickelt Ania Michaelis gemeinsam mit der jungen spanischen Komponistin Nuria Núñez Hierro, dazu kommt das Material aus Improvisationsstudien der drei Darsteller. Diese wiederum stammen – ganz im Sinne dieser Koproduktion – aus sehr unterschiedlichen Kompetenzbereichen. Ein Sänger, eine Schauspielerin und ein Musiker treffen aufeinander, es begegnen sich mit ihnen Opernhaus, Theater o.N. und Freie Szene, verschiedene Generationen und unterschiedliche Arbeitsweisen. Der Sänger, der Tenor Peter Maus, ist eines der beliebtesten Ensemblemitglieder der Deutschen Oper ­Berlin. Von 1974 bis zu seiner Pensionierung sang er unzählige Rollen im Haus an der Bismarckstraße und steht dort bis heute als gern ge­sehener Gast auf der Bühne. Die Schauspielerin Minouche Petrusch gehört zum Theater o.N. und spielte bereits in zahlreichen Inszenierungen von Ania Michaelis. Das Ensemble ergänzt der Klarinettist Florian Bergmann, der wiederum mehrfach mit der Komponistin zusammengearbeitet hat. Für Ania Michaelis steht dieses Trio auch für das Thema des Stücks: In EIN STÜCK VOM HIMMEL geht es vor allem um Nähe und Distanz, um ­Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen verschiedener Herkunft. Also ganz grundsätzlich um das große Thema Annäherung und Freundschaft von einander fremden Menschen. „Das beschäftigt das ­kleine zweijährige Kind ganz elementar, und für mich als Erwachsene ist es im Moment das Thema unserer Zeit.“ Dorothea Hartmann

Theatre for tots: EIN STÜCK VOM HIMMEL is a musical theatre production for children aged 2 and over. The project is a collaboration between the Deutsche Oper Berlin and Theater o.N., which has recently been making a name for itself as a major drama venue for very young audiences. EIN STÜCK VOM ­HIMMEL, a production by Ania Michaelis and the young Spanish composer Nuria Núñez Hierro, uses material taken from improvisation studies by the three performers, who represent three very different skill sets. The result is an interaction between a singer, an actor and a musician and between opera house, Theater o.N. and the independent art scene.


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NEULAND URAUFFÜHRUNG 16. APRIL 2016 Musiktheaterprojekt mit jugendlichen Geflüchteten und Berlinern für alle ab 14 Jahren Inszenierung Martin G. Berger und Jonas Egloff Musikalische Leitung, Komposition Ketan und Vivan Bhatti Ausstattung Sarah-Katharina Karl Bewegungscoach / Choreographie Johanna Jörns Dramaturgie Curt A. Roesler Musiktheaterpädagogik Tamara Schmidt Präsentiert von Radio multicult.fm NEULAND wird gefördert durch „Zur Bühne!“, das Förderprogramm des Deutschen Bühnenvereins, im Rahmen von „Kultur macht stark! Bündnisse für Bildung“. Weitere Vorstellungen: 17. und 19. April 2016


Geflüchtete und junge Menschen aus Berlin übernehmen die Tischlerei und gründen einen neuen Staat: NEULAND. Es ist ein Staat mit eigenen Regeln und Ritualen, mit einer gemeinsamen, fantasievollen Kultur. In ihrer Utopie setzen sich die Jugendli­ chen von Februar bis April 2016 mit Fremdheit, Ankommen und dem Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft auseinander und laden das Publikum an drei Abenden zu ihrem musiktheatralen ­E xperiment ein.

Curt A. Roesler Vivan Bhatti, welche Funktion kann die Musik denn in dieser Konstellation übernehmen? Vivan Bhatti Wir wollen eine eigene Sprache und Kultur für NEULAND erfinden, und das auch auf einer musikalischen Ebene. Wir wollen mit Hilfe von dem, was die Jugendlichen ­mitbringen, und mit Hilfe von dem, was wir an Input dazu

Martin G. Berger © Privat

Curt A. Roesler © Privat

Martin G. Berger Für uns war wichtig, dass wir eine Erfahrung schaffen vom Fremdsein und vom Ankommen und vom sich Beschäftigen mit einer anderen, einer fremden Kultur. Wir wollten das aber ungern tun, indem wir Flüchtlingsgeschichten schreiben und ausstellen, dass Menschen ein bestimmtes Leid erfahren haben oder einen bestimmten Weg gegangen sind. Wir wollten diese Erfahrung auf eine andere Art und Weise sinnlich begreifbar machen und sind deshalb auf den Gedanken gekommen, dass wir eine ganz neue Kultur gründen, in der sich wirklich alle fremd fühlen. Das heißt auch, dass wir in diesem Projekt versuchen, die Unterschiede zwischen den geflüchteten und den deutschen Jugendlichen aufzu­ heben – soweit das eben geht. Das ist natürlich jetzt als frommer Wunsch ­formuliert, das ist aber, sagen wir mal, das hehre Ziel. Wir gründen einen Staat oder eine Kultur, in der nichts so ist wie in unseren jeweiligen Herkunftsländern. Dort sind die Ampeln also auf keinen Fall Rot und Grün, sondern z. B. Blau und Lila – als ganz banales Beispiel. Die Zuschauer können auf verschiedenen Wegen in diesen Staat kommen – so wie man sich einer Kultur oder Nation ja auch auf unterschiedlichen Wegen nähern kann. Es wird Zuschauer geben, die eine sehr umfassende Führung und Einführung bekommen. Es wird Zuschauer geben, die einfach nur hineingeschickt werden. Manche Zuschauer bekommen vielleicht nicht viel zu sehen und müssen das Gefühl haben, sie seien gar nicht so sehr erwünscht. Und am Schluss steht ein sogenannter „Gründermythos“, zu dem alle Gruppen zusammengeführt werden. Es geht dann darum, wie etwa bei Passionsfestspielen, den Mythos der Gemeinschaft darzustellen. Die Einwohner dieses Landes haben einen Ritus, mit dem sie sich selbst, ihre Kultur und deren Entstehung feiern. Dabei ist jetzt noch nicht klar, ob das religiös oder staatlich oder wie auch immer geprägt sein wird. Das soll sich erst im Probenprozess ergeben.

Elke Moltrecht © Privat

Curt A. Roesler Wir unterhalten uns über NEULAND – ein Projekt mit geflüchteten und Berliner Jugendlichen, das in diesem Winter startet und im April zur Aufführung kommen wird. Es ist ein Stück geplant, das noch gar nicht existiert, sondern das die Jugendlichen selbst herstellen werden. Damit beginnen wir im Februar. Insofern ist es schwierig, darüber zu sprechen. Wir können nur sagen, was wir uns gedacht haben, wohin das führen könnte. Vielleicht kann Martin G. Berger zuerst einmal in Grundzügen darlegen, worum es gehen soll in dem Stück.

Vivan Bhatti © Privat

Dramaturg Curt A. Roesler im Gespräch mit dem Regisseur Martin G. Berger, dem Komponisten Vivan Bhatti und der Musikwissen­ schaftlerin Elke Moltrecht über Chancen, Gefahren und Heraus­ forderungen eines solchen Projekts.

Martin G. Berger ist Träger des Karan-Armstrong-Preises der Götz-Friedrich-Stiftung 2015. Er begann in Hannover als­ ­Regisseur von Opern für Kinder und Jugendliche und inszenierte dort im April 2015 DIE FLEDERMAUS, für die er aus­ gezeichnet wurde. Der Komponist, Gitarrist und Theater- bzw. Filmmusiker Vivan Bhatti komponierte zusammen mit seinem Bruder Ketan Bhatti bereits mehrfach für die Neuköllner Oper. Für NEULAND erarbeiten die beiden Brüder zusammen mit Berlinern und geflüchteten Jugendlichen eine „neuländische“ Musik. Die Musikwissenschaflterin Elke Moltrecht war Musikkuratorin des Podewil und leitete 2006 / 2007 das Ballhaus Naunyn­ straße. Seit 2014 ist sie Geschäftsführerin der Akademie der Künste der Welt in Köln, einer Institution, die sich in besonderer Weise mit Phänomenen der Transkulturalität auseinandersetzt. Curt A. Roesler ist Dramaturg der Deutschen Oper Berlin seit 1980. Von 2001 bis 2012 leitete er das KinderMusikTheater der Deutschen Oper Berlin, für das er einige spezielle Fassungen von Opern für kleines Ensemble schrieb wie HÄNSEL UND GRETEL FÜR DIE GANZ KLEINEN oder KLEIN-SIEGFRIED.

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Projekt „Staatsgründung“


geben, eine neue Sprache, neue Sounds, kreieren als Basis für neue Musikformen, die wir vielleicht auch noch neu definieren ­müssen. Oder Musikformen, die wir aus unserer Kultur kennen, aber dort in anderer Form neu erfinden und neu komponieren zusammen mit den Jugendlichen. Curt A. Roesler Elke, denkst du, dass das überhaupt möglich ist? Kann man eine neue Kultur erfinden? Gibt es nicht schon alles? Elke Moltrecht Ich finde das erstmal ein ganz spannendes Unterfangen. Für mich würde aber am Anfang die Frage stehen, woher kommen die Macher? Wenn ich weiß, dass alle deutsch sozialisiert sind, stelle ich mir das als ein Problem vor. Ich könnte mir vorstellen, dass zu diesem Künstlerischen Team eine Person stößt, die ganz anders kulturell sozialisiert ist. Es wird in einer deutschen Institution stattfinden, es wird temporär Flüchtlinge auf die Bühne bringen. Aber wenn sie wieder weg sind von der Bühne und zurück in ihre Lebenssituationen kommen, hatten sie das Projekt einfach nur mal wie eine kleine Sternschnuppe. Also wie kriegt ihr das hin, ein anderes Denken künstlerisch-konzeptionell einzubeziehen? Martin G. Berger Ich denke, unser Ziel ist, das Ganze, also den Staat oder die Kultur, die wir da erfinden, in etwas Theatrales und Fantastisches abdriften zu lassen. Das heißt, dass es weniger unser Wunsch ist, zu fragen, was Teil der neuen Kultur sein könnte und wo es Schnittmengen geben könnte. Vielmehr sollten wir versuchen, es ins Absurde, ins Überspitzte, in eine Fantasiewelt zu bringen. Die kann dann weiß geprägt sein oder auch nicht. Wir hoffen, dass es zu Lösungen kommt, die sich diesen Kategorien vielleicht nicht komplett, aber teilweise entziehen können. Elke Moltrecht Aber, wie kommst du da heran? Welche Fragen stellst du zum Beispiel diesen geflüchteten Jugendlichen? Du kommst ja erstmal vom Konkreten und dann, nachdem du dich in dem Gebiet schon komplett freigeschwommen hast, dann kommt diese fantastische Ebene wahrscheinlich von selbst.

vertraut sind, weil wir das ja in einen Theaterraum stellen, der bestimmte Bedingungen hat, und gar nicht einfache Bedingungen. Wir haben dort nicht unbegrenzt Zeit, etwas auszuprobieren. Die Gedanken, die wollten wir von den Geflüchteten haben. Aber den Aufführungsraum stellen wir zur Verfügung, es findet ja hier statt. Auch im Übrigen für ein Berliner Publikum. Elke Moltrecht Die jungen Leute, sind das Jugendliche mit Migrationshintergrund oder auch Deutsche? Curt A. Roesler Das ist ein Phänomen, das wir gar nicht so geplant haben, worüber wir uns jetzt aber sehr freuen: Wir haben unter den Berliner Jugendlichen sehr viele, die einen Migrationshintergrund haben, auch vom Aussehen her. Es wird am Ende, wenn die Jugendlichen gemeinsam auf der Bühne stehen, bei vielen Berlinern nicht zu erkennen sein, dass sie Berliner sind, man wird sie eher als Geflüchtete identifizieren und vielleicht kommt es auch umgekehrt. Martin Berger Wir überlegen tatsächlich, ob wir am Ende des Abends eine Auflösung machen, wo man sich als Zuschauer auch selbst erwischt und denkt: „Oh ja, schwarz, da habe ich gedacht, die kommt aus Mali, ist aber eigentlich eine Berlinerin.“ Elke Moltrecht Wenn ihr es schafft, solche wichtigen Fragen in diesen partizipativen Projekten, die auch so schwer handhabbar sind, mitzudenken und nicht nur eine schöne künstlerische Produktion machen wollt, dann ist das natürlich eine unglaubliche Chance für euch. Gerade auch für solch eine „Dampferinstitution“ wie die Deutsche Oper Berlin. Ein Opernhaus ist ja ein schwerer Körper. Wenn da hinein solche erfrischenden Gedankenwelten getragen werden, ist das natürlich toll. Diese Jugendlichen sind ja auch die nächste Generation. Eine Generation, die vielleicht auch versucht, anders zu denken.

Vivan Bhatti Wir sagen nicht: Wir entwickeln jetzt eine Art Partitur oder irgendeine Musik, über die wir entscheiden, und die Jugendlichen sollen damit umgehen. Wir versuchen stattdessen, wirklich die Tonsprache und die Art und Weise, wie man sie spielen soll, genau mit diesen Personen, mit denen wir zusammenarbeiten, zu entwickeln. Elke Moltrecht Das heißt, die Fragen werden mehr oder weniger auch von den Jugendlichen selbst entwickelt? Martin G. Berger Wir erfinden im Vorhinein nur eine Arbeitsstruktur, nichts Inhaltliches. Wir wollen drei Bereiche bilden, die die kulturelle Identi­ tät ausmachen: „Ways of life“, „ways of living together“ und „ways of be­ lieving“. So gibt es z. B. vielleicht eine Gruppe, die eine Religion entwickelt. Da wird vielleicht das rosa Einhorn angebetet oder was auch immer. Elke Moltrecht Wenn ihr tatsächlich in diese Richtung geht, dass ihr den Weg begleitet und tatsächlich ein Staat entsteht, wie junge Leute ihn definieren, dann ist das ein extrem spannender Prozess, der eigentlich auch die Zukunft einer Wunschgesellschaft der Teilnehmenden beschreiben könnte. Martin G. Berger Ich kann auch nicht sagen, ob die Form unserer Gesellschaft wirklich die beste ist für die Menschen. Die Welt hat sich auf sehr unterschiedliche Arten entwickelt. Und es gibt sehr unterschiedliche Systeme, die offensichtlich nicht nur akzeptiert, sondern auch gewollt sind. Elke Moltrecht Wenn ich als Außenstehende von diesem spannenden Vorhaben lesen würde und nicht weiter involviert wäre, würde es mich schon irritieren, warum die gesamte Künstlerbesetzung deutsch geprägt ist. Curt A. Roesler Lasst mich an dieser Stelle bitte noch ein kleines ­Plädoyer für den Pragmatismus einbringen. Es hat schon einen Grund, dass an den Schaltstellen Personen sind, die eben mit unserer Kultur

NEULAND is a project that brings together young native ­Berliners with teenagers who have fled their home countries and ended up in Berlin. The work seeks to convey what it feels like to be a stranger in a strange land. Audiences are presented with a new culture with its own creation myth, its own language and its own rules. The Tischlerei is the setting for the establishment of a new state, whose ties to all youth cultures and countries of origin have been severed. Composers Ketan and Vivan Bhatti use the youngsters’ own ideas and backgrounds as a basis for a collaborative development of the material. Directors Martin G. Berger and Jonas Egloff focus largely on the three components of cultural identity – “Ways of life”, “Ways of living together” and “Ways of believing”.


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Wir haben verschiedene Konstellationen von Paaren fotografiert: Geschwister, beste Freunde, Liebespaare und Eheleute. Uns war es wichtig, dass in den Bildern sowohl die Einzelpersonen als auch der Charakter der Beziehung zur Geltung kommen. Anna Tiessen und Nils Stelte



CHEMO BROTHER URAUFFÜHRUNG 30. APRIL 2016 Musiktheater für alle ab 14 Jahren Text / Libretto Mehdi Moradpour Komposition Eleftherios Veniadis Komposition / Elektronische Musik Arne Nitzsche Inszenierung Marielle Sterra Bühne Michael Glowski, Günter Hans Wolf Lemke Bühne, Kostüme Kim Scharnitzky Dramaturgie Dennis Depta Musiktheaterpädagogik Leonie Arnhold Mit Angela Braun, Kay Liemann, Enrico Wenzel Percussion Alexandros Giovanos Klavier Bangin Jung Elektronische Musik Arne Nitzsche Auftragswerk der Deutschen Oper Berlin und von glanz&krawall Gefördert durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin Theaterpädagogisches Begleitprojekt „PARTICIPATING CHEMO BROTHER“ gefördert durch den Projektfonds Kulturelle Bildung des Fachbereichs Kultur des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf Weitere Vorstellungen 2. und 3. Mai 2016


So richtig auf die Suche mussten wir von glanz&krawall uns nicht ­machen. Der Krebs, dem wir mit der Inszenierung CHEMO BROTHER einen ­Musiktheaterabend widmen, verbindet heute vielleicht mehr Menschen in der westlichen Welt als jedes andere Phänomen. Er ist ein neuer Motor in den Künsten, so auch in den Jugendromanen „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green [2012] und „Superhero“ von Anthony McCarten [2006], beide bereits erfolgreich verfilmt. Der erste Roman erzählt die etwas kitschige, aber schöne Liebesgeschichte zweier an Krebs erkrankter Teenager, die sich so richtig lieben, bevor einer der beiden noch in der erzählten Zeit sterben muss. „Superhero“ kommt witziger daher, zeigt es das absurde – damit aber realere – Kopfkino des Donald Delpe, eines 14-Jährigen, der vor seinem viel zu frühen Leukämie-Ableben einfach nur mal ficken möchte, wahre Liebe hin oder her. Großes Kino! Auch CHEMO BROTHER rückt den ersten Sex und die minutiösen Vorbereitungen in das Zentrum des Geschehens. Hier kommt der heftige Einbruch der Krankheit über Bande. Denn Luca und Frida sind kerngesund und total busy und mit den minutiösen Vorbereitungen für das Ereignis eines jeden jungen Menschen beschäftigt: das erste Mal. Kerzen, oder zu kitschig? Sekt oder Saft? Ob sie wohl kitzelig ist? Die schöne Teenager-Normalität wird mit der „Käsekugel“ konfrontiert, die Lucas Bruder Jannek am Hals hat. Zudem ist er auch noch der Ex von Frida und liegt jetzt im Krankenhaus. Schöne Scheiße. Was nun? Erstes Mal oder Krankenhausbesuch und das tun, was in so einer Situation von einem erwartet wird? Anteilnehmen, sich selbst zurückstecken, da sein? frida ich hab kein gutes gefühl luca irgendwas dumpfes in den ohren frida irgendwas juckt an den lippen luca irgendwas brennt frida in der nase luca irgendwas ist frida irgendwas verschwommenes platzt in den augen luca was sind es für geräusche frida diese bilder wie nebel luca die mich im griff haben frida aufdringlich luca was für töne frida lichttropfen in der nacht luca wie ein meeresrauschen frida fliegende käsekugeln luca ach. ich seh dich, hallo. frida ich höre dich, hey. ach. schau mal, ich hab da … luca ich hätte nichts mit frida anfangen sollen das ist doof was mache ich jetzt? er kann doch jetzt nicht … was hat er denn? ich kann ihn jetzt doch nicht. bin ich als nächstes dran oder was? *

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Ich gehe ohne Reue Ich gehe ohne Furcht Es leuchten Buchstaben über der Stadt, Die mich zum Mann gemacht hat Und was den Himmel erhellt: Eine der letzten großen Freundschaften der Welt [Auszug aus „Was den Himmel erhellt“ von Tomte]

© Neda Nevaee

Luca plant sein erstes Mal mit Frida. Doch dazu kommt es nicht. Denn die Krebsdiagnose bei Lucas Bruder stellt alle Bindungen vor eine Zerreißprobe. In CHEMO BROTHER verbinden sich Arne Nitzsches improvisierte elektronische Soundlandschaften mit den Kompo­ sitionen von Eleftherios Veniadis und schaffen Sehnsuchtsräume der Liebe in Zeiten von Krankheit und Tod.

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Und plötzlich ist alles anders?

Mehdi Moradpour studierte Physik und Industrietechnik­ in Nur und Qazvin, Iran. 2001 flüchtete er nach Deutschland, wo er in Leipzig Hispanistik, Amerikanistik und Arabistik studiert hat. Er lebt als freier Autor, Übersetzer und Dolmetscher für Farsi und Spanisch in Berlin. 2013 war er mit „reines land“ für den Münchner Förderpreis für deutsch­ sprachige Dramatik nominiert. 2014 wurde er in den Lehrgang Forum Text an der UniT Graz aufgenommen. 2015 bekam er den Jurypreis des 3. Autorenwettbewerbs der Theater St. Gallen und Konstanz für „mumien“ [UA April 2016 im Theater Konstanz, Schweizer EA Juni 2016 in St. Gallen]. Weitere [Werkstatt-]Inszenierungen und Per­ formances u. a. in den Münchner Kammerspielen, am Maxim Gorki Theater, Brot Fabrik Berlin und TAG – Wien.


frida du siehst gut aus luca danke … du … riechst gut frida und siehst nicht gut aus luca ja frida als würdest du gehen wollen * [Auszug aus CHEMO BROTHER, Text: Mehdi Moradpour]

Krebs ist nicht eine Krankheit sondern eine Vielzahl von Krankheiten. Gemeinsam ist ihnen das ungehemmte Anwachsen von körpereigenen Zellen. US-Präsident Nixon erklärte dem Krebs bereits 1971 den Krieg. 100 Millionen Dollar flossen in die nationale Bekämpfung, nennenswerte Behandlungserfolge blieben bei den meisten Krebsarten bis heute aus. Auch, weil die Ursachen in einer vagen Blase schwimmen: DNA, Umwelt, tierische Fette in der Nahrung, Stress; wahrscheinlich eine Kombination aus allem. Noch immer sterben mehr Menschen an Herz-Kreislauferkrankungen, aber wenn wir das Wort Krebs hören, denken wir nicht mehr nur an das Tageshoroskop von Oma Waltraud oder an die putzigen Dinger mit den fiesen Greifarmen an irgendwelchen gottverlassen Stränden. Die Diagnose öffnet einen Kosmos, einen Gulag aus Chlorbleiche, weißen Korridoren, Strahlen, Chemie. Es ist kein netter Tod, kein Herzinfarkt. Kein einfaches Abschalten der Maschine. Der Krebs ist der Schnitt in die Normalität. Künstler wie Christoph Schlingensief und Wolfgang Herrndorf haben es selbst durchlitten und in ihren Krebstagebüchern für uns festgehalten. Das Spannungsverhältnis in CHEMO BROTHER, das in enger Zusammenarbeit zwischen Regisseurin Marielle Sterra, Dramatiker Mehdi ­M oradpour und Komponist Eleftherios Veniadis entstand, erwächst aus einer Leerstelle. Sie zeigen die Krankheit nicht auf der Bühne. Der Kranke bekommt keine Stimme. Der CHEMO BROTHER ist so oder so ­omnipräsent, er beeinflusst die Schritte der Mutter, des Bruders, des Arztes, von Frida. Dafür muss er nicht auftreten und zu Wort kommen lassen. Das Geschwür breitet sich auch in der Welt der Gesunden, der Angehörigen aus. Wie können sie das Unfassbare, das bereits Geschehene begreifen? Wie kann der Arzt den plötzlichen, ungebremsten Einfall der Krankheit der Mutter von Jannek und Luca begreiflich machen? Wie verhalten sich die Figuren, was passiert mit ihren Leben?

es gibt momente da kommt eine wallung da will man sich zurückziehen einfach niemanden sehen die welt für eine weile lassen wortlos hineinfallen eintauchen in einen see still wieder auftauchen die sonne ins gesicht und wieder das schwirren der welt. [Auszug aus CHEMO BROTHER]

Herbst 2015: Das künstlerische Team von CHEMO BROTHER schaut eine Dokumentation über eine Kinder-Leukämie-Station in Baden-­ Württemberg. Im Bett liegend das Mädel mit der Glatze. Davor ihre Schwester auf der Bettkante. Sie sagt der Kamera, dass ihre Eltern oft vergessen, sie bei ihrer Freundin abzuholen. Dass sie ihren Geburtstag erst feiern darf, wenn ihre Schwester aus dem Krankenhaus entlassen wird, weil diese mitfeiern möchte. Wann das sein wird? Auch sie ist gebrandmarkt, auch sie darf kein normales Leben führen. „König aller Krankheiten“ nennt Siddharta Mukherjee sein 700-Seiten-Buch über den Krebs und zitiert damit einen Chirurgen aus dem 19. Jahrhundert. Was der Löwe im Tierreich ist, wird der Krebs für die Menschen sein? Regieren wird er uns hoffentlich nicht, aber beschäftigen, wie den Alltag der jungen gesunden Schwester. Beschäftigen, eine ganze lange Weile. Dennis Depta Dennis Depta ist Dramaturg von glanz&krawall.

CHEMO BROTHER is a new work of musical theatre currently­ being put together by the director Marielle Sterra, dramatist Mehdi Moradpour and composer Eleftherios Veniadis. The piece revolves around a boy who has been diagnosed with cancer, although the boy himself is never present onstage. But even ­offstage, ‘chemo brother’ is omnipresent, influencing the actions of his mother, brother, doctor and former girlfriend. CHEMO BROTHER explores the issue of how to cope with illness as we go about our lives.


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UNDERLINE PREMIERE 16. JUNI 2016 Musiktheater von Hugo Morales Murguia und Deville Cohen Storyline, Inszenierung Deville Cohen Videos, Ausstattung Deville Cohen Komposition, Instrumente Hugo Morales Murguia Künstlerische Beratung Michael Höppner, Robyn Schulkowsky Choreografie Elik Niv Dramaturgie Dorothea Hartmann Mit Diego Espinosa, Anja Füsti, Hervé Guerrisi, Almut Lustig, Elik Niv, Moritz Ostruschnjak, Margaux Marielle-Trehoüart, Emily Yabe Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale – Festival für neues Musiktheater Uraufführung am 6. Juni 2016 in der Muffathalle München Eine Koproduktion der Deutschen Oper Berlin und der Münchener Biennale Weitere Vorstellungen in der Tischlerei 18., 19., 23., 24. Juni 2016


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Sprung in die nächste Dimension UNDERLINE von Deville Cohen und Hugo Morales Murguia fragt nach den Grenzen unserer Vorstellungskraft. Aus Objekten, Körpern, Materialien und Klängen entsteht eine musiktheatrale, kinetische Skulptur, deren Spektrum von Zuckerwatte bis zur ­Kopiermaschine reicht.

Deville Cohen und Hugo Morales Murguia wählten diese phantastische Reise eines alten Quadrats als Ideengeber für ein neues Musiktheater, das das Publikum in die Perspektive des Romanheldens versetzt und ihn mit den Grenzen der eigenen Vorstellungskraft konfrontiert. Die Beschränktheit der eigenen Welt und Körperlichkeit zu überwinden – das sind Themen, die sich auch in den Arbeiten beider Künstler widerspiegeln. Hugo Morales Murguia experimentiert häufig mit der Konstruktion außergewöhnlicher Klangmaschinen, er sucht nach dem Übergang vom Menschen zur Maschine und nach Erweiterungsmöglichkeiten des menschlichen Körpers. Die Frage nach den Grenzen zwischen Mensch und Instrument stellt er sich nicht nur in UNDERLINE, hier jedoch in ­b esonderem Maße. Deville Cohen entwickelt zusammen mit Hugo ­Morales Murguia ein multidimensionales musikalisches Objekttheater: Eine klingende Zuckerwattemaschine spielt darin ebenso eine Rolle wie die feine köperlose Zuckerwatte selbst, die durch den Raum schwebt. Zwei- und dreidimensionale Bilder von menschlichen Körperteilen, wechseln sich ab mit der Ästhetik und Aggressivität einer Haarwachs­ entfernung, eine Kopiermaschine spuckt zweidimensionale Arme und Beine aus, die wiederum mit Teilen eines kaputten Riesenrads zu neuen hybriden ­Körpern zusammengesetzt werden. So entstehen kinetische Skulpturen aus Formen, Körpern, Videos und Klängen, die die Grenzen der eigenen Materie immer wieder überspringen. Dorothea Hartmann

Deville Cohen © Privat

Die Möglichkeit eines Sprungs in andere Dimension und das Überschreiten der eigenen Weltgrenzen – dieses Gedankenspiel macht wesentlich den Reiz des englischen Phantasieromans aus. Denn der Erzähler – ein altes Quadrat – findet sich eines Tages unversehens in „Linienland“ wieder, dessen Bewohner, Punkte und Striche, auf einer einzigen Linie leben. Die Linie ist für sie Welt und Universum, ein anderes Leben nicht vorstellbar, so auch nicht eines in einer zweidimensionalen Fläche. Ähnlich ergeht es dem alten Quadrat selbst, als es aus seiner eigenen Zweidimensionalität hinauskatapultiert wird in die nächste Dimension: den Raum. Das alte Weltbild wird erschüttert, der Horizont erweitert, das vormals Nicht-Denkbare ist Wirklichkeit geworden: Die ebene Fläche hat die Höhe hinzugewonnen, das alte Quadrat erlebt die dritte Dimension. Zurück im Flächenland endet der Erzähler als einsamer Rufer im Gefängnis. Die Gesellschaft erträgt seine Erzählungen von anderen Denk- und Lebensformen nicht und verurteilt ihn wegen ketzerischer, volksauf­hetzender Reden.

Hugo Morales Murguia © Privat

Als Vorlage für UNDERLINE diente der 1884 entstandene Roman „Flatland“ des englischen Autors Edwin A. Abbott: ein satirischer Entwurf einer Gesellschaft, die in einer zweidimensionalen Fläche – vorstellbar wie ein riesiges Blatt Papier – lebt. Mit bissigem Humor karikiert Abbott über die geometrischen Bewohner „Flatlands“ auch seine eigene Wirklichkeit des britischen Empire: Neben den Frauen, die gefährliche Geraden sind, muss ein Arbeiterheer aufmüpfiger spitzwinkliger Dreiecke in Schach gehalten werden, und die privilegierte Kaste der Vielecke verbietet das Nachdenken über unbekannte Weltentwürfe wie den dreidimensionalen Raum.

Der Komponist und Klangkünstler Hugo Morales Murguia wurde 1979 in Mexiko City geboren und studierte in seiner Heimatstadt sowie am Königlichen Konservatorium in Den Haag sowie an der Brunel University London. Seine Stücke wurden von namhaften Ensembles wie dem Arditti Quartet, dem Ensemble Intercontemporain, dem ICTUS Percussion Ensemble und Champd’Action aufgeführt. Morales Murguias Werk umfasst sowohl Kompositionen für Instrumental­ en­semble wie auch rein elektronische Werke sowie Stücke für Instrumente und Live-Elektronik. Dabei interessiert ihn die ­Arbeit mit vorgefundenen Klängen und Materialien ebenso wie die Verwendung von Lo-Fi-Technologie oder die Erweiterung oder Manipulation klassischen Instrumentariums. Deville Cohen wurde 1977 in Israel geboren, studierte an der Kunsthochschule Berlin Weißensee sowie an der Milton Avery Graduate School of the Arts in New York und lebt derzeit in Brooklyn, New York. In seinen Arbeiten hat er einen ganz ­eigenen Stil in der Kombination von Video, Animationen, G ­ rafik sowie installativen und performativen Aspekten entwickelt, in denen sich zwei- und dreidimensionale Objekte und Bilder miteinander verschränken. Deville Cohen hatte unter anderem Residenzen im Rahmen des LMCC Workspace Residency Program, am EMPAC – Experimental Media and Performing Arts Center, New York, und bei Recess Art, New York. Einzelaus­ stellungen seiner Werke fanden im Center For Contemporary Art Tel Aviv, im Marjorie Barrick Museum, Las Vegas, Nevada und in der Louis B James Gallery, New York, statt.


Edwin A. Abbotts „Flatland“ ­beschreibt Ideen und Konzepte, die meiner Arbeit sehr nahe stehen. Mich interessieren in meiner kompositorischen Arbeit generell instrumentale „ambivalente“ Objekte, die ihre Identität wechseln, ihre Wirkung, ihre Technik und die Möglich­keit der Manipulation, die wiederum vom kulturellen Kontext abhängig ist sowie von der Inter­ aktion und dem Klang, den sie produzieren. Diese „Objektivierung“ könnte uns einladen zur Überlegung, dass ein Objekt [oder traditionelles Instrument] auch etwas anderes sein kann, als es zu sein scheint. Und der Klang, den es produziert, auch wenn er vielleicht einfach zu sein scheint, kann doch komplexer und reicher sein, wenn wir unsere Aufmerk­samkeit nur konzentrierter auf ihn richten würden und hörend hinter die trügerische, vermeintlich simple Oberfläche gelangen könnten.

Eine besondere Rolle in ­UNDERLINE spielen die Körper der Darsteller und Musiker, die sich zwischen Funktionalität und Fiktionalität bewegen: Sie performen mit ihren Körpern, sie schieben andere Dinge an, sie machen Musik, sie bewegen die Bühnenbildteile und Re­quisiten auf der Bühne. Sie sind aber auch gleichzeitig als mensch­ liche Objekte und Körper ein Teil unseres Bühnenbildes, teilweise in unterschiedlichen Dimensionen und Zuständen. So versuche ich, eine kinetische skulpturale Szene auf der Bühne zu kreieren. Deville Cohen

Hugo Morales Murguia

UNDERLINE is based on an 1884 novel, FLATLAND, that forces readers to confront the boundaries of their own imagination. The question of how we can overcome the limitations or our own inner world and physicality is a theme that Hugo Morales Murguia and Deville Cohen address in their art. Hugo Morales Murguia is often to be found experimenting with unusual sound-producing gadgets and is interested in ways in which the human body might be extended to produce sound on the musical spectrum. Deville Cohen is working to create a kinetic, hybrid sculpture combining materials, shapes, videos, sounds and the human body.


24 Für unser Arbeit „Grenzen“ haben wir uns von der konkreten Vorstellung wegbewegt und einen assoziativen Ansatz gewählt. Wir haben uns auf die Suche nach Bildern gemacht, in denen die eigentlichen Grenzen zunächst scheinbar nur im Verborgenen zu entdecken sind. Verschiedene Ebenen treffen auf­ einander oder stoßen sich ab und erzeugen damit eine nahezu bedrückende Stimmung. Natascha Hammel und Peter Hecker


Jazz in the City Mit „Jazz & Lyrics“ hat eine neue Konzertreihe der BigBand der Deutschen Oper Berlin in der Tischlerei eine Heimat gefunden. Gemeinsam mit dem Schriftsteller John von Düffel, der mit sei­ nen Texten den Abend „Jazz in the City“ bereichert, unterhielt sich ­Dramaturgin Anne Oppermann mit den beiden Initiatoren Sebastian Krol und Rüdiger Ruppert über ihre Konzeption der Reihe, Publikumserwartungen und die Synthese von Musik und Literatur.

Oppermann Den Abend „Jazz in the City“ gestaltet ihr musikalisch mit Maria Baptist und literarisch mit John von Düffel. Wie kam die Kom­ bination zustande? Ruppert Die Musik von Maria ist sehr bildstark. Und als ich eine Geschichte aus den „Wassererzählungen“ von dir, John, gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass deine Sprache auch sofort eine ähnliche Bilderflut auslöst. Deshalb dachte ich, ihr zwei passt genial zusammen. Jetzt bin ich natürlich gespannt, ob das am Abend auch so funktioniert. Von Düffel Ich habe die Kompositionen von Maria Baptist angehört und darüber nachgedacht, welcher Text mit dieser Musik eine Kommunikation aufnimmt. Welcher Text sich so verhält, dass die Musik die Geschichte weitererzählt. Musik ist der viel stärkere emotionale Raum, und natürlich ist die Band auch akustisch immer viel stärker als ein Typ mit einem Buch. Man kann mit keinem Text der Welt gegen eine Musik anlesen. Aber man kann sich von der Musik zu einem Text bringen lassen. Ich habe mit meinem Text also auf die Musik reagiert und hoffe, dass das eine ­Wechselwirkung ergibt. Die Songs von Maria Baptist funktionieren über einen sehr starken Rhythmus. Erstaunlich fand ich dabei die unterschiedlichen Arten von Tempo, sie spielt beeindruckend mit ganz verschiedenen Formen von Geschwindigkeit. Das versucht man in der Literatur auch: Ton und Rhythmus zu schaffen. Ist es ein treibender Rhythmus? Ist es eine Sprache, die ein Ziel hat, eine starke Richtung und Dringlichkeit oder ist es eine Sprache, die viel Zeit hat? Die Musik von Maria Baptist hat ein starkes Bewegungsthema und es geht viel um Verkehr, zum Beispiel in „Rushhour“, „Avus for Jazz Orch­estra“ oder „36th Street Midtown“ … Daher dachte ich, muss es auch

Rüdiger Ruppert © Bettina Stöß

Ruppert Jazz wird häufig unterschätzt, weil er wie ein abstraktes modernes Kunstwerk sein kann, das man als Laie manchmal nicht versteht. Im Free Jazz zum Beispiel muss man eigentlich wissen, in welcher Tradition die Musiker stehen. Wir wollen bei unseren Konzerten den Leuten den nötigen Hintergrund liefern. Ob das jetzt erläuternd ist, oder, wie an dem Abend mit John von Düffel, sich gegenseitig zu etwas Neuem befruchtet.

Sebastian Krol © Bettina Stöß

Krol Nein, die Grundidee war: Wir wollen Jazz machen – und zwar in der Tischlerei. Wenn wir ein reines Jazzkonzert mit der Bigband machen, können wir in irgendeinen Jazzkeller gehen oder auf die Hauptbühne. Aber in der Tischlerei kann und sollte das ein neues, experimentelles Format sein. Wir wollen Abwechslung: Der Jazz ist so vielfältig, wir wollen die ganze Bandbreite zeigen. Und wir wollen Sprache und Musik zusammenbringen. Die Zuhörer sollen nicht nur zuhören, und wenn’s hoch kommt, mal mit dem Fuß wippen, sondern sie sollen angeregt werden – körperlich zum Mit-Swingen, aber auch im Kopf. So kam die Sprache dazu: Man erfährt etwas über die Musik, über den Komponisten, hört Gedichte oder Er­ zählungen oder sieht einen Stummfilm mit Live-Musik. Alles ist möglich im Jazz und so offen soll auch dieses Format sein.

John von Düffel © Privat

Oppermann Was kann ich mir unter einer Reihe mit dem Namen „Jazz and Lyrics“ vorstellen? Jazz mit Gesang?

John von Düffel studierte Philosophie und Volkswirtschaft in Stirling / Schottland und Freiburg im Breisgau. Promotion 1989 über Erkenntnistheorie. Seit 1991 Dramaturg und Autor an verschiedenen Theatern in Stendal, Oldenburg, Basel und Bonn. Von 2000 bis 2009 Schauspieldramaturg am Thalia Theater Hamburg. Ab 2009 Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und Professor für Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. Autor zahlreicher Theaterstücke und Bühnenbearbeitungen von Romanen sowie von antiken Stoffen. ­Eigene Romane u. a.: „Vom Wasser“, „Zeit des Verschwindens“, ­„Houwelandt“, „Goethe ruft an“, zuletzt erschienen: „Wasser­ erzählungen“ und „KL – Gespräch über die Unsterblichkeit“. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit dem Aspekte Literaturpreis und dem Nicolas-Born-Preis. Sebastian Krol [Posaune] und Rüdiger Ruppert [Schlagzeug] gehören zum Orchester der Deutschen Oper Berlin und sind Mitbegründer und künstlerische Leiter der BigBand der Deutschen Oper Berlin. Das jährliche Konzert der BigBand entwickelte sich zu einem wahren Publikumsmagneten, so dass am 20. März 2016 das zehnjährige Bestehen der BigBand mit einem Jubiläumskonzert mit Till Brönner, Polly Gibbons und Torsten Goods gefeiert werden kann. Neben Konzerten auf der großen Bühne finden sich die Musiker in unterschiedlichen Formationen und mit Gästen aus der deutschen Jazz-Szene zusammen für die Reihe „Jazz and Breakfast“ und – seit der Spielzeit 2015 / 2016 – auch für die neue Konzertreihe in der Tischlerei „Jazz & Lyrics“.


Krol Du liest also aus einem Buch? Von Düffel Ja, ich lese einen Erzählstrang aus dem Buch „Zeit des Verschwindens“. Es geht also nicht um gesammelte Kabinettstückchen, das Schönste aus Jahren der künstlerischen Produktion am Schreibtisch, sondern um eine durchgehende Geschichte, an die man immer wieder anschließen kann. Die Geschichte handelt von einem Vater, der – obwohl er von seiner Familie getrennt und weit entfernt lebt – dorthin fährt, um seinen Sohn an dessen Geburtstag zu sehen, wenn’s auch nur für eine halbe Stunde ist. Es gibt die lange, nächtliche Fahrt dahin – mit dem Verkehr, Stress, allen Ängsten, aber auch Hoffnungen. Und dann macht er mit dem Jungen eine weitere Reise. Dazwischen erzählt die Musik die Geschichte eigenständig weiter, was atmosphärisch ganz woanders hinführen kann. Es ist also eine Text-Musik-Collage, die eine gemeinsame musikalische Erzählung verfolgt. Man braucht wenige Worte, um Musik zum Erzählen zu bringen. Wenn man nur ein paar starke Bilder freisetzen kann, erzählt die Musik von allein unheimlich viel weiter. Während man in der Sprache viel tun muss, um Musik zu erzeugen. Das ist zumindest meine Vermutung, die wir jetzt gemeinsam überprüfen können. Ruppert Was wird die John-von-Düffel-Fangemeinde sagen, wenn sie dich im Jazzkonzert hört? Von Düffel Da bin ich auch gespannt. Wenn es denn eine Gemeinde gibt, weiß sie, dass das Wichtigste immer die Neugier ist. Kraftvolle Texte müssen sich neuen Umständen aussetzen können und so ein zweites Leben entfalten. Deswegen finde ich das Format so spannend. In der Literaturwelt wird viel danach gesucht, wie man die klassische Wasserglas-­Lesung verlassen kann, wo man nur den Autor als Schrumpfform des Predigers von früher da sitzen hat. Man sucht nach künstlerischen Formen, in denen sich Text und Musik oder Rhythmus und Sprache gegenseitig eine Kraft geben. Deswegen freue ich mich sehr, dass wir dieses Experiment zusammen machen. Dass wir diese verschiedenen Arten, Emotionalität zu erzeugen, Menschen zu berühren, Geschichten zu erzählen, verbinden und beobachten, was für eine Wechselwirkung entsteht. Vielleicht führt es als Format sogar hin zum Musiktheater, ­Musiktheater im Kopf. Oppermann Ein gängiges Klischee über Jazz lautet, er sei so verkopft, damit eher für den engen Jazzkeller als für breites Publikum geeignet. Wen wollt ihr ansprechen? Krol Der eine mag dies, der andere mag das, und wir können die ganze Bandbreite bieten vom Oldtime Jazz über den Swing und Modern Jazz bis zum Free Jazz. Mit „Swanee River“ haben wir uns besonders an ­Jugendliche gewandt und einen Streifzug durch die Geschichte des Jazz unternommen, im Mai mit „Let’s get lost“ gibt’s einen Loungeabend. Viele gehen heutzutage in die Clubs und hören Lounge Jazz, ohne zu wissen, dass diese Musik ohne den Trompeter Chet Baker gar nicht denkbar wäre. Das werden wir zusammen mit Julian und Roman Wasserfuhr mit Musik von Chet Baker bis zum Lounge Jazz zeigen. Dazu liest Christian ­Brückner, die deutsche Synchronstimme von Robert De Niro, aus dem Jazz-Buch „But Beautiful“. Die Art der Sprache versetzt einen schon in die damalige Jazz-Szene, und wenn man dann noch die Musik dazu hört … Ruppert Im letzten Konzert dieser Saison kommen wir dann zu Soul und Funk. Da gibt’s sogar für Fans der Soulmusic noch viel zu ent­ decken. Die meisten dieser Künstler waren bei derselben Plattenfirma, ­Motown ­Records. Und bei uns kann man mit Tim Renner, als ehemaligem Geschäftsführer von Universal Records, die Sicht einer Plattenfirma kennenlernen: Was erwarten die von den Künstlern? Und warum wird

Oppermann Apropos „auf etwas Neues einlassen“. Wissen Sie, worauf Sie sich einlassen? Von Düffel Um ehrlich zu sein, weiß man das nie. Ich kann auch nicht alles machen, woran ich Interesse habe. Aber in dieser Jazzreihe erzählt die Musik eine so besondere Welt, und es gibt Geschichten, die in diesem Kontext einfach anfangen zu fliegen. Nächste Spielzeit machen wir gemeinsam weiter mit einer Uraufführung auf der großen Bühne, die den Dionysos-­ Pentheus-Mythos mit Musik und Ben Becker als Sprecher­ koppelt. Das ist schon höhere Alchimie. Man fügt Dinge zusammen, deren Zusammenwirken eine Kraft erzeugen, die jedes für sich allein nie bekommen kann.

JAZZ IN THE CITY 28. Februar 2016, 20.30 Uhr Die Stadt und der Jazz Urban-Jazz mit der Cityjazzband und Maria Baptist; Texte von und mit John von Düffel

LET’S GET LOST“ – CHET BAKER 29. Mai 2016, 20.30 Uhr Vom Cooljazz zum Loungejazz „Chillout“-Band feat. Julian & Roman Wasserfuhr; Texte aus „But Beautiful“ Rezitation: Christian Brückner

MOTOWN – A SPECIAL HISTORY 12. Juni 2016, 20.30 Uhr A soulful evening von Marvin Gaye bis Michael Jackson Texte und Rezitation: Tim Renner Musikalische Leitung: Manfred Honetschläger Jazzcombo der Deutschen Oper Berlin Feat. Amber Schoop [vocals]

Anne Oppermann ist seit 2012 an der Deutschen Oper Berlin in der Dramaturgie engagiert.

The 2015/2016 programme includes “Jazz & Lyrics”, a new ­s eries of concerts in the Tischlerei by the Big Band of the ­Deutsche Oper Berlin. The musical journey spans a spectrum of sub-genres ranging from early jazz to swing and free jazz, with guests spicing the music with poetry, biographical interludes or background information. For his “Jazz in the City” John von Düffel drew on compositions by Maria Baptist to settle on a narrative that fuses with the music to produce a distinct, integral work.

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eine Plattenfirma wie Motown so berühmt und stilbildend? Das kann man in einem normalen Konzert nicht erfahren, wenn man nur die Titel hört. Wir haben natürlich auch Glück, dass solche Größen wie Tim Renner oder John von Düffel sich bei uns auf etwas Neues einlassen.

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im Text eine starke Bewegung geben. Und so erzähle ich die Geschichte einer nächtlichen Autofahrt. Mir gefällt an der Nachtfahrt, dass es die Fahrt als Tempogeber und Treibmittel gibt, aber sich Zeit in gewisser Weise nachts aufhebt oder zumindest dehnt. Dadurch entstehen andere Zeit- und Bewegungsformen – wie in der Musik von Maria Baptist.



In kaum einer Kunstrichtung wird die Notwendigkeit der Sterblichkeit deutlicher als in der Musik. Ein bildendes Kunstwerk existiert als greifbares Objekt, einen Film kann man auf „Pause“ stellen, dann bleibt ein Bild stehen. Aber der Klang entsteht schon rein physikalisch erst durch die Bewegung der Luft im Vergehen der Zeit. Er kann also nur bestehen, indem er andauernd entsteht und vergeht – würde man versuchen einen Klang fest zu halten, wäre er nicht mehr da. Das heißt, alles Bewegte und Bewegende in der Musik gibt es nur, da jeder Moment zum Leben erwacht [als Klang entsteht] und wieder stirbt [„ver“-klingt]. Interessanterweise führt nun genau diese Vergänglichkeit bzw. „Sterblichkeit des Klangs“ dazu, dass das Kunstwerk an sich nicht fest existiert wie ein Bild oder eine Skulptur, sondern, dass es unbedingt in jeder Aufführung wieder neu „geboren werden und sterben“ muss. Dieser Kreislauf, der sich auch vielfach in der Natur findet, führte mich bei meiner Klang­suche zu einem spannenden Paradoxon, um das sich mein Stück drehen wird: In diesem Sinne ist die Unsterblichkeit der Tod, der Tod aber die Unsterblichkeit. Gregor A. Mayrhofer

Gregor A. Mayrhofer © C. A. Hellhake

Immer wieder haben Komponisten versucht, in ihrer Musik ihre persönliche Antwort auf die Frage nach Tod und Unsterblichkeit zu formulieren. Drei solcher Antworten stehen im Zentrum des vierten Tischlereikonzerts am 7. März, das unter dem Titel „Der Stein der Weisen“ steht. Wagners TRISTAN-Vorspiel und seine „Wesendonck-Lieder“ werden dabei der nicht weniger bekennt­ nishaften Musiksprache von Aribert Reimann sowie dem neuen Werk eines jungen Komponisten gegenübergestellt: Gregor A. Mayrhofers Kammermusikwerk „In-finite“. Über sein Auftragswerk für die Tischlereikonzerte schreibt der Münchner Komponist:

Der 1987 geborenen Gregor A. Mayrhofer steht an der Schwelle zur internationalen Karriere: Derzeit arbeitet der Münchner als Assistenzdirigent beim Pariser Ensemble ­Intercontemporain und studiert an der Juilliard School in New York. Neben dem Kammermusikwerk für das Tischlereikonzert schreibt er im Moment an einem Stück für den Chor des bayerischen Rundfunks, das im Juni uraufgeführt werden soll.

Death and immortality – these themes form a thread running ­through the compositions that comprise the fourth Tischlerei concert. Wagner’s TRISTAN Prelude and his “Wesendonck ­Lieder” are juxtaposed to the no-less-confessional musical ­language of Aribert Reimann and a fresh work by a young composer: Gregor Mayrhofer, born in Munich in 1987, is on the cusp of an international career. He is currently assistant conductor at the Ensemble Intercontemporain in Paris and studying at the Juilliard School in New York.

4. TISCHLEREIKONZERT

6. TISCHLEREIKONZERT

7. März 2016, 20.00 Uhr

6. Juni 2016, 20.00 Uhr

Der Stein der Weisen – Über Tod und Unsterblichkeit

Bona nox – Mozart anders hören

Werke von Richard Wagner, Felix Mendelssohn Bartholdy /  Aribert Reimann und Gregor A. Mayrhofer Gäste: Annika Schlicht, Elbenita Kajtazi [Sopran]

Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Webern

Mit Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e. V.

Gäste: Kinder und Jugendliche von „Tanz ist KLASSE!“ unter Leitung von Martin Buczkó

5. TISCHLEREIKONZERT 9. Mai 2016, 20.00 Uhr Akademistenkonzert – Die Akademisten des Orchesters stellen sich vor

Karten und Infos: 030-343 84 343 oder www.deutscheoperberlin.de

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Von der Sterblichkeit des Klangs


Eine Frage des Glaubens

DAS GROSSE #SPIEL PREMIERE 2. JULI 2016 Musiktheater des Jugendclubs und des Jugendchores der Deutschen Oper Berlin nach Emilio de’ Cavalieri Leitung Jugendchor Christian Lindhorst Leitung Jugendclub Leonie Arnhold Dramaturgie Jörg Königsdorf Mit Jugendclub, Jugendchor und Mitgliedern des Kinderchores der Deutschen Oper Berlin, Musikern und Sängern aus dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin sowie Gästen Das Projekt wird gefördert vom Chorverband Berlin und Dobolino e. V. Weitere Vorstellung 3. Juli 2016 Zum Auftakt der zweiten Probenphase ab Ostern erhalten 10 Bewerber zwischen 13 und 17 Jahren die Möglichkeit, in das Projekt einzusteigen und im Juli in der Tischlerei mit auf der Bühne zu stehen. Bewerbungen bitte unter Angabe von Name, Adresse, Geburtstag, Telefonnummer und ggf. Vorerfahrungen an jungedeutscheoper@deutscheoperberlin.de

Für das Projekt DAS GROSSE SPIEL von Jugendclub und Jugendchor der Deutschen Oper Berlin wird seit Be­ ginn der Spielzeit geprobt: Eine der ersten Opern, Emilio de’ Cavalieris „Rappresentatione di anima et di corpo“ [Darstellung von Seele und Körper], wird auf die Bühne gebracht, ergänzt und hinterfragt durch die Szenen des Jugendclubs. Das neue Musiktheaterstück wird am 2. und 3. Juli in der Tischlerei zu sehen sein. Im Jugendclub hat sich eine kleine Gruppe Unerschrockener zwischen 13 bis 17 Jahre bereits in den Herbstferien 2015 auf die Suche gemacht nach Fragen, Ideen, Gedanken und nicht zuletzt Szenen, Klängen und Choreografien, die das Spannungsfeld zwischen Leib und Seele, Leidenschaft und Spiri­tualität betreffen. Sie haben in religiösen Stätten dem Gebet gelauscht und sich über extreme Gruppierungen informiert, um das Potential der religiösen Verführung auszuleuchten, das uns in der heutigen Welt begegnet. Lesen Sie hier einige Auszüge aus ihren Diskussionen: „Ich bin nicht religiös, weil ich es für gefährlich halte, wenn eine Person wie der Papst Macht bzw. Einfluss auf mehrere tausend Menschen hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich an ein Leben nach dem Tod glaube, da mich der Gedanke an den Tod verwirrt und mir auch ein wenig Angst macht. Die einzige Weltreligion, die ich unterstützen würde, ist der Buddhismus. Dabei handelt es sich ja sowieso eher um eine Lebenseinstellung als um eine Religion. Abgesehen davon ist der Buddhismus als einzige Religion nicht durch Expansionsstreben geprägt. Wenn es einen Himmel gäbe, würde es dort keinen Krieg und keinen Streit geben. Alle Menschen würden nur noch als Lichtgestalten existieren. Allerdings stelle ich mir die Ewigkeit im Paradies auf Dauer ein wenig langweilig vor.“ Sabrina, 15 Jahre

Der Jugendclub ist eine Gruppe junger Musiktheater-Interessierter. Seit 2014 nimmt er sich in jeder Spielzeit ein Thema vor, und setzt sich szenisch und musikalisch damit auseinander. Aus den Ergebnissen wird gemeinsam mit dem Jugendchor ein Musiktheaterstück entwickelt und in der Tischlerei zur Aufführung gebracht.

„Als ich kürzlich am Alex entlanglief, führte eine Gruppe von sechs Personen mehrere Szenen auf, in denen eine Frau von vier maskierten Menschen herumgeschubst wurde und ein Mann, komplett weiß gekleidet, die ‚Bösen‘ vertrieb. Ich war von der Darstellung begeistert, worauf mich der Mann in den weißen Klamotten ansprach und mich fragte, was ich von der Szene hielt. Ich sagte, er stelle Jesus dar. Er erzählte mir von sich, er kam aus Texas und zog mit seiner Gruppe um die Welt, um Leute zum Guten zu lenken. Ich unterhielt mich knapp eine Stunde mit ihm. Am Ende legte er mir die Hand auf die Schulter und betete für mich, um mich von meinen Ängsten zu erlösen, was ich süß fand, jedoch nicht besonders berührend, da ich nicht an Religion glaube.“ Theresa, 17 Jahre

Der Jugendchor besteht seit 2013. Neben der Erarbeitung unterschiedlichster Chorwerke für gemischten Chor steht das moderne Musiktheater im Vordergrund. Gemeinsam mit dem Jugendclub erarbeitet der Chor neue Formen des modernen Musiktheaters. Die jungen Sänger sind überwiegend ehemalige Mitglieder des Kinderchores der Deutschen Oper Berlin und bringen daher nicht nur musikalische Erfahrung mit, sondern sind auch auf der Bühne zu Hause.


Alexandra, 13 Jahre

„Als wir im Buddhistischen Zentrum waren, haben wir an einer Meditation teilgenommen. Anfangs konnte ich mich gut konzentrieren und mitmachen. Doch nach einer Zeit fiel es mir schwer. Mein Bein tat weh und ich konnte mich auch nicht mehr so doll konzentrieren. Ich öffnete kurz meine Augen. Das war ein Fehler, denn danach fiel es mir immer schwerer, mich zu konzentrieren und auch meine Augen zuzulassen. Ich musste sie immer wieder öffnen. Auch wenn ich mich nicht lange konzentrieren konnte, fühlte ich mich nach dem Meditieren ‚stressfreier‘, aber auch ein bisschen schläfrig.“

Sabrina © Privat

Theresa © Privat

Rike © Privat

Alexandra © Privat

Rike, 15 Jahre

DAS GROSSE SPIEL, a project of the Youth Club and Children’s Chorus of the Deutsche Oper Berlin, takes its inspiration from one of the first-ever operas to be written – Emilio de’ Cavalieri’s “Rappresentatione di anima et di corpo”. The work features scenes developed by the Youth Club: youngsters aged between 13 and 17 spent a period of months exploring issues relating to religion and fanaticism.

KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA [6+] Musiktheater von Gordon Kampe Das Musiktheater in der Inszenierung von Annechien Koerselman handelt von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen Jung und Alt. Einfühlsam und spielerisch behandelt es dabei Themen wie Tod und Abschied – und erzählt, wie einfach und schön das Leben sein kann. Zum letzten Mal: 20. und 21. Februar 2016, jeweils 16.00 Uhr

KUCKUCK IM KOFFER [3 – 6] Mobiles Musiktheater für Kita und Grundschule ­ von Matthias Kaul Unser mobiles Musiktheater besucht Kitas in und um Berlin und verwandelt den Gruppenraum in eine Opernbühne. Kinder ab 3 Jahren erleben ihr erstes Musiktheater in der gewohnten Umgebung. Aufgrund der großen Nachfrage gibt es neue Termine. Buchen Sie uns! Termine unter www.deutscheoperberlin.de

Knirpskonzert [3 – 4] Mitmachkonzerte für Kleinkinder In gemütlichem Rahmen sind Kleinkinder eingeladen, neue Klangwelten zu erleben, sich zu bewegen und von den Klängen der Musiker verzaubern zu lassen. 9. und 10. Juni 2016, jeweils 10.30, 15.00 und 17.00 Uhr

Präsentation des Kinderclubs [8+] Spielclub für Musiktheaterbegeisterte Von Februar bis Juli haben 12 Kinder unter Anleitung von Profis ein eigenes Musiktheaterstück entwickelt, vom ersten Gedanken bis zur letzten Szene. Im Juli wird alles aufgeführt – auf den Brettern, die die Welt bedeuten! 2. und 3. Juli 2016, 15.00 Uhr

Big Surprise [8+] Kinderchorkonzert Berliner Kinder singen gemeinsam! Der Kinderchor der Staatsoper Berlin, einer der renommiertesten Kinderchöre Berlins, ist in der Tischlerei zu Gast und gestaltet gemeinsam mit dem Kinderchor der Deutschen Oper Berlin ein Konzert. 9. Juli 2016, 18.00 Uhr

Ende und Neubeginn [12+] Kunstprojekt mit Berliner Schulklassen Das Schuljahr neigt sich dem Ende, die Spielzeitpause am Theater naht. Die Klassen des Heinrich-SchliemannGymnasiums wagen in einer Projektwoche eine Vorausschau auf die neue Saison: In Workshops mit Künstlern arbeiten sie mit verschiedenen Techniken und Materialien. Die Ergebnisse werden zu Beginn des Schuljahres 2016/17 präsentiert. In Kooperation mit der Jugendkunstschule Pankow.

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Weitere Veranstaltungen der Jungen Deutsche Oper

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„Angenommen, ich komme nach dem Tod in den Himmel, dann stelle ich mir das Leben im Himmel so vor: Alles ist weiß. Gott sitzt auf einem riesigen Thron, und Jesus und Maria hocken neben ihm! Wenn man stirbt, kommt man in ein Wartezimmer, wo man nacheinander aufgerufen wird. Dann, wenn man aufgerufen wird, kommt man zu Gott, und er guckt sich dein Leben an, er entscheidet, ob man ins Paradies kommt oder noch eine zweite Chance bekommt und dann vorübergehend in die Hölle geschickt wird. Ich würde im Himmel gerne meine zwei Uromas wieder treffen und mit ihnen reden, wie es war zu sterben und ob sie mich vermisst haben!“


FEBRUAR 2016 — JULI 2016 Februar

Juni

20 Sa KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA 21 So KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA 28 So Jazz & Lyrics

16.00 16.00 20.30

März

7 19 20 22 23 24 26 27

Mo Sa So Di Mi Do Sa So

4. Tischlereikonzert Premiere: EIN STÜCK VOM HIMMEL EIN STÜCK VOM HIMMEL EIN STÜCK VOM HIMMEL EIN STÜCK VOM HIMMEL EIN STÜCK VOM HIMMEL EIN STÜCK VOM HIMMEL EIN STÜCK VOM HIMMEL

20.00 16.00 16.00 10.30 10.30 10.30 16.00 16.00

April

16 Sa 17 So 19 Di 28 Do 30 Sa

Premiere NEULAND NEULAND NEULAND Girlsday / Boysday Premiere: CHEMO BROTHER

20.00 20.00 20.00 [ganztägig] 20.00

6 Mo 6. Tischlereikonzert 9 Do Knirpskonzert 9 Do Knirpskonzert 9 Do Knirpskonzert 10 Fr Knirpskonzert 10 Fr Knirpskonzert 10 Fr Knirpskonzert 12 So Jazz & Lyrics 16 Do Premiere: UNDERLINE 18 Sa UNDERLINE 19 So UNDERLINE 23 Do UNDERLINE 24 Fr UNDERLINE

20.00 10.30 15.00 17.00 10.30 15.00 17.00 20.30 20.00 20.00 20.00 20.00 20.00

2 Sa DAS GROSSE SPIEL 3 So DAS GROSSE SPIEL 9 Sa BIG SURPRISE

20.00 20.00 18.00

Juli

Mai 2 3 3 9 29

Mo Di Di Mo So

CHEMO BROTHER CHEMO BROTHER CHEMO BROTHER 5. Tischlereikonzert Jazz & Lyrics

20.00 11.00 20.00 20.00 20.30

TISCHLEREI


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