Mit Vermögen gestalten

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Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hg.)

Mit 50 Beiträgen von Stiftungspartnern

Mit Vermögen gestalten Anlagemöglichkeiten, Strategien und Perspektiven für Stiftungen in der Niedrigzinsphase


Die Weberbank ist Premiumpartner des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.

Die Basis für eine erfolgreiche Stiftung: Zeit für ein Gespräch. Unser Stiftungsmanagement bietet vielfältige Möglichkeiten, eine Stiftung zum Erfolg zu führen. Dabei orientieren wir uns ausschließlich an Ihren individuellen Zielen und Bedürfnissen. Deshalb entwickeln wir Lösungen auf der Grundlage eines persönlichen Gesprächs. Finden Sie heraus, was wir für Sie tun können und vereinbaren Sie einen Termin unter (030) 8 97 98-588 oder unter www.weberbank.de

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Mit Vermögen gestalten

Inhalt 7 ������ Vorwort. Von Prof. Dr. Michael Göring 10 ����� „Oberstes Gebot ist die Erfüllung des Stiftungszwecks“. Wie plane ich die Vermögensanlage meiner Stiftung erfolgreich? Ein Interview mit Dieter Lehmann. Interview: Benita v. Behr 15 ����� Empowerment durch Finanzwissen. Vernetzungs- und Informationsangebote des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Von Berenike Wiener Teil 1: Grundlagen der Vermögensanlage. Planungsansätze und Strategien im Überblick 20 ����� Richtig steuern in schwierigen Zeiten. Planung der Vermögensanlage in drei Schritten. Von Mirjam Schwink 23 ����� Auf klarem Kurs Richtung Zukunft. Sicher navigieren mit einem Stiftungsfinanzplan. Von Dr. Stefan Fritz 26 ����� Finanzkompetenz in den Stiftungsgremien. Über welche Qualifikationen sollten Stiftungsvorstände verfügen? Von Michael Ruland 28 ����� Leitplanken für das Stiftungsvermögen. Anlagerichtlinien erarbeiten und umsetzen. Von Christiane Wicht-Stieber 32 ����� Vermögen erhalten – Werte sichern. Empfehlungen für eine Kapitalerhaltungsstrategie von Stiftungen. Von Franz A. Böhke 34 ����� Das Risiko in Schach halten. Investieren mit Wertsicherungsstrategien. Von Tom Pansegrau 37 ����� Risiken eingehen und kontrollieren. So finden Stiftungen ihr individuelles Risikobudget. Von Frank Kamp und Dr. Olaf Scherf 40 ����� Klug steuern in Zeiten niedriger Renditen. Die Bedeutung strategischer und taktischer Asset Allokation. Von Mirco Himmel und Dr. Christian Jasperneite 43 ����� Beratung ohne Interessenkonflikte. Verbesserungen durch das Honoraranlageberatungsgesetz. Von Thomas Abel und Jens Ammon 47 ����� Chancen durch Umschichtungsrücklagen. Ein Steuerungsinstrument für den Vermögensverwalter. Von Jan Gengel und Karin Kohler 50 ����� Irrwege vermeiden. Ein Zehn-Punkte-Plan für eine kluge Vermögensanlage im Niedrigzinsumfeld. Von Martin Netter und Maik Paukstadt 53 ����� Mit dem Auftrag fängt es an. Tipps für die Auswahl von Vermögensverwaltern. Von Dr. Luzius Neubert und Lukas Riesen 56 ����� Mit Systematik zum Ziel. Vermögensausschreibung: Auf der Suche nach dem geeigneten Vermögensverwalter. Von Alexander Etterer 59 ����� Steuerliche Aspekte der Vermögensverwaltung. Was müssen Stiftungen beachten? Ein Überblick. Von Christoph Bergedick LL.M. und Dr. Harald Schotenroehr

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Bundesverband Deutscher Stiftungen

Teil 2: Im Fokus: Nachhaltige Geldanlage 64 ����� Kostet Nachhaltigkeit Rendite? Nachhaltige Kapitalanlagen – Vorurteile und Vorteile. Von Frank Wettlauffer 67 ����� Doppelte Rendite. Zweckverwirklichung aus einem anderen Blickwinkel. Von Christiane Wicht-Stieber 69 ����� Mit Nachhaltigkeit fährt man besser. Die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien für die Beurteilung von Chancen und Risiken bei Unternehmensanleihen. Von Till Jung 71 ����� Substanz und Nachhaltigkeit. Aktienselektion mit doppelter Qualitätssicherung. Von Stefan Freytag 74 ����� Nachhaltigkeit bewerten. Aktienfonds auf dem Prüfstand. Von Thomas Goldfuß 76 ����� Mit Stiftungsvermögen die Welt bewegen. Wie Stiftungen die ökologisch-soziale Wirkung ihres Finanzvermögens bewerten können. Von Daniel Bruderer 78 ����� Entwicklung für das Portfolio. Mikrofinanz – immer noch eine interessante Anlagemöglichkeit für Stiftungen. Von Michael P. Sommer 80 ����� Sprudelnde Rendite für Stiftungsportfolios. Investments in Wasserfonds. Von Markus Güntner 82 ����� Erneuerbare Energien im Stiftungsportfolio. Mit Geldanlagen die Energiewende voranbringen. Von Christa Jäger-Schrödl Teil 3: Anlageklassen und Produkte 86 ����� Vorsicht, Zitronen! Wie Stiftungen vermeiden, dass Anlagen sauer aufstoßen. Von Frank Wettlauffer 89 ����� Die Fallen der Benchmarkorientierung ... und wie man sie nachhaltig überwindet. Von Dr. Jan Amrit Poser 92 ����� Renditechancen mit Investmentfonds. Worauf Stiftungen achten sollten. Von Weert Diekmann und André Zander

94 ����� Solide statt hohe Renditen. Kriterien für die Auswahl von Fonds. Von Stephan Arnold und Wolfgang Menguser 97 ����� Pooling von Stiftungsvermögen. Diversifikation für kleine Stiftungen durch Vermögensanlage in Stiftungsfonds – ein Beispiel aus dem Stifterverband. Von Volker Malcharek 100 ���� Wie kleine Stiftungen Kräfte bündeln können. Chancen durch Pooling von Stiftungskapital. Von Horst Görgen 102 ���� Der Traum von der eierlegenden Wollmilchsau. Auf der Suche nach der idealen Anlage hat die Bürgerstiftung Braunschweig einen eigenen Fonds aufgelegt. Von Ulrich E. Deissner 104 ���� Erträge steigern mit Optionen. Wie Stiftungen Covered-Call- oder Covered-Put-Strategien für sich nutzen können. Von Elke Kurlbaum-Stanzel und Alois Steinle 106 ���� Profitieren durch prognosefreies Investieren. Die Discounter-Strategie als Investmentchance für Stiftungen. Von Marco Chmielewski 109 ���� Kapitalschutz trifft Renditechance. Wandelanleihen als strategische Investition für Stiftungen. Von Alexander George und Christoph Schmidt 112 ���� Chancen durch Direktinvestments und ETFs. Worauf ist bei der Auswahl zu achten? Von Michaela Gajewski 115 ���� Multi Strategie-Fonds. Neue Ansätze bei Absolut Return. Von Dr. Volker van Rüth


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Teil 3.1: Verzinsliche Wertpapiere 120 ���� Taktische Asset Allokation bei Renten. Mehrwert für das Stiftungsportfolio. Von Prof. Dr. Laurenz Czempiel und Christian Opelt 123 ���� Investitionen in Emerging Markets Bonds. Anleihen gesunder Schwellenländer als Selbstverteidigungsinstrument gegen die finanzielle Repression. Von Bernhard Matthes 125 ���� Es muss nicht immer Euro sein. Währungsanleihen als Portfoliobaustein. Von Uwe Wiesner 127 ���� Corporate Hybridanleihen. Nachrangige Assets als Investmentalternative im Niedrigzinsumfeld. Von Susanne Goldbach 130 ���� Anlage in nicht börsennotierten Anleihen. Eine sinnvolle Investmentalternative für Stiftungen. Von Andreas Mankel Teil 3.2: Sachwerte 134 ���� Sachwerte für das Stiftungsportfolio. Warum Stiftungen in Aktien investieren sollten. Von Matthias Steinhauer 136 ���� Warum Aktien für Stiftungen wichtig sind ... und worauf Sie beim Investieren achten sollten. Von Prof. Dr. Thorsten Polleit und Matthias Riechert 139 ���� Investieren in Megatrends. Thematische Aktieninvestments für Stiftungen. Von Walter Liebe 141 ���� Investieren am „grauen Kapitalmarkt“. Vermögensanlage in Private Equity-Beteiligungen: Zulässigkeit und Grenzen für Stiftungen. Von Dr. Natan Hogrebe 144 ���� Investieren in Gesundheit. Gesundheitsaktien – ein risikoarmer Einstieg in den Aktienmarkt. Von Dr. Andreas Bischof und Oliver Kämmerer 146 ���� Was zählt, ist die Substanz. Welche Rolle sollte die Dividendenrendite bei der Aktienauswahl spielen? Von Dorothee Elsell und Jörg Ultsch 148 ���� Stiftungsanlage in Immobilien – ein Praxisbericht. Wie die Evangelische Stiftung Pflege Schönau mit über 450 Jahren Expertise im Vermögensmanagement in ihre Zukunft investiert. Von Ingo Strugalla 153 ���� Erfolgreich investieren in Immobilien. Die Investition in eine Immobilie oder einen Immobilienfonds kann die Rendite von Stiftungen nachhaltig unterstützen. Von Ulrich Fiege 155 ���� Kapitalanlage in Pflegeimmobilien. Investieren im Einklang mit ethischen und ökonomischen Werten. Von Michael Wagner 157 ���� Neue Produktklassen für Immobilieninvestments. Offene und geschlossene Spezial-AIF als Anlagemöglichkeiten für Stiftungen. Von Michael Ruhl 159 ���� Stresstest für Stiftungsimmobilien. Wie Stiftungen die Zukunftsfähigkeit ihrer Immobilienanlagen überprüfen können. Von Dr. Andreas Beck 162 ���� Sicherheit und Rendite mit Immobilienfonds. Stabilität für das Stiftungsportfolio. Von Dr. Andreas Muschter 164 ���� Natürliches Wachstum für eine langfristige Anlagestrategie. Sachwertinvestments in Land- und Forstwirtschaft. Von Nils von Schmidt Anhang 170 ���� Glossar 176 ���� Über die Entstehung dieser Publikation und den redaktionellen Beirat 177 ���� Über den Bundesverband Deutscher Stiftungen 178 ���� Impressum


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Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, die Niedrigzinsphase stellt viele Stiftungen vor große Herausforderungen. Gerade kleine und mittlere Stiftungen, die nicht auf die Finanzexpertise hauptamtlicher Mitarbeiter zurückgreifen können, stehen vor der Frage, wie sie ohne zu große Risiken noch ausreichende Erträge aus dem Stiftungskapital erwirtschaften können, um ihre Satzungszwecke in gewohnter Weise zu erfüllen. Stiftungen müssen bei der Vermögensanlage neue Wege gehen, wenn sie handlungsfähig bleiben wollen. Aber welche Ansätze und Konzepte passen zu der eigenen Stiftung? Und wie lassen sich die Angebote externer Vermögensberater richtig beurteilen? Leider gibt es dafür keine pauschalen Antworten. Es gilt, für jede Stiftung den zu ihr passenden Weg zu finden. Mehr denn je benötigen Stiftungen daher heute Vermögensexpertise in den eigenen Reihen. Machen Sie sich schlau! Informieren Sie sich breit. Entscheiden Sie sich nur für Anlagen, die Sie verstehen. Fordern Sie Ihre Vermögensdienstleister. Stellen Sie Fragen! Und schauen Sie bei den Angeboten immer wieder über den Tellerrand. Hierfür bietet Ihnen der Bundesverband Deutscher Stiftungen zahlreiche Möglichkeiten (siehe S. 15 ff.). Eine Vielzahl von kompetenten und erfahrenen Dienstleistern, die auf Stiftungen zugeschnittene Angebote im Bereich Vermögensanlage und -planung machen, sind Mitglied im Bundesverband. Beide Seiten – Stiftungen und ihre Dienstleister – brauchen einander und können sich gut ergänzen. Aber nicht immer verläuft die Zusammenarbeit reibungslos. Für Laien ist es mitunter eine Herausforderung, der Sprache und Denkweise der Finanzwelt zu folgen. Auch sind die Interessen unterschiedlich gelagert – beide Seiten wollen schließlich miteinander Geld verdienen, und das bedeutet nicht zwangsläufig eine Win-win-Situation. Hier bleibt es für die Partner von Stiftungen immer wieder eine Aufgabe, auf die Anforderungen und besonderen Bedürfnisse von Stiftungen einzugehen. Nur wer dies tut, wird langfristig am Stiftungsmarkt erfolgreich sein. Der Bundesverband versteht sich als Kontaktvermittler, der Stiftungen und Dienstleistern einen Marktplatz bietet, auf dem sie sich treffen können. Der Verband spricht keine konkreten Anlage-, Produkt- oder Unternehmensempfehlungen aus. Doch er hilft Stiftungen dabei, mit Dienstleistern auf neutralem Boden in Kontakt zu kommen, Anregungen einzuholen und sich das Handwerkszeug anzueignen, um Anlageentscheidungen wohlüberlegt treffen zu können. Diesem Anliegen dient auch die vorliegende Publikation, in der rund 50 kommerzielle Partner des Bundesverbandes Konzepte, Strategien und Anlagemöglichkeiten vorstellen. Ziel der Publikation war es einerseits, den Partnern eine Plattform zu bieten, um ihre Ideen und Ansätze vorzustellen, und andererseits den Stiftungen eine nützliche Handreichung zur Verfügung zu stellen. Um einen werblichen Charakter zu vermeiden, wurden die Beiträge vor der Veröffentlichung fachlich beurteilt und redaktionell bearbeitet. Bei der Themenauswahl und Bearbeitung der Texte stand der Redaktion ein redaktioneller Beirat zur Seite (siehe auch S. 176). Ihm gehörten vier Vermögensexperten aus Stiftungen an, die auf ehrenamtlicher Basis ihre Expertise eingebracht haben. Mein

Prof. Dr. Michael Göring Vorsitzender des Vorstands Bundesverband Deutscher Stiftungen



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großer Dank geht an Dieter Lehmann, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Vermögensanlage der VolkswagenStiftung sowie Leiter des Forums Stiftungsvermögen und des Arbeitskreises Stiftungsmanagement im Bundesverband Deutscher Stiftungen, Maren Bianchini-Hartmann, selbstständige Rechtsanwältin mit einem Schwerpunkt im Gemeinnützigkeitsrecht bei P+P Pöllath + Partners und Expertin für Impact Investing, die von 2013 bis 2015 das Projekt „Sinnvestition“ der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG geleitet hat, Ulrich Deissner, Vorstandsvorsitzender und Leiter der Vermögensanlage der Bürgerstiftung Braunschweig sowie an Michael Dittrich, Abteilungsleiter Finanzen und Verwaltung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Sie haben das Entstehen dieser Publikation äußerst engagiert und mit viel Zeiteinsatz kritisch begleitet. Herzlich danke ich auch Jens Güldner, Leiter des Vermögensmanagements des Evangelischen Johannesstifts, der das Projekt in der Anfangsphase mit auf den Weg gebracht hat. Trotz einer gewissenhaften redaktionellen und fachlichen Bearbeitung der Artikel geben die in dieser Publikation veröffentlichten Beiträge ausschließlich die Meinung der Autorinnen und Autoren wieder und sind weder als Anlageempfehlungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen noch des redaktionellen Beirates zu verstehen. Die Redaktion gibt durch farbige Markierungen der Artikel eine Orientierung, für welche Zielgruppe sich der Beitrag bzw. die darin vorgestellte Anlageform besonders eignet: für Einsteiger, für Experten, eher für kleine bzw. eher für große Stiftungen. Eigentlich ist es selbstverständlich für eine Publikation des Bundesverbandes, es soll aber dennoch explizit gesagt werden: Die hier veröffentlichten Artikel wurden komplett separat von eventuellen Anzeigenbuchungen beurteilt. Es befinden sich keine bezahlten redaktionellen Beiträge darin. Die Autoren hatten jedoch die Möglichkeit, am Ende ihres Artikels in einem kurzen Porträt ihr Unternehmen und dessen Angebote vorzustellen. Auch diese Texte wurden nicht bezahlt und unterlagen einer redaktionellen Bearbeitung. Unabhängig von den Artikeln hatten die Partner die Gelegenheit, für werbliche Anliegen Anzeigen zu schalten. Aus den Einnahmen hieraus wurde die Produktion der Publikation querfinanziert und das Budget des Bundesverbandes entlastet. Wir hoffen, Ihnen mit diesem Werk eine Handreichung zu bieten, die die Zusammenarbeit zwischen Stiftungen und Dienstleistern zum beiderseitigen Nutzen bereichert. Ich wünsche Ihnen eine – im wahrsten Sinne des Wortes – bereichernde Lektüre! Ihr

Prof. Dr. Michael Göring

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Bundesverband Deutscher Stiftungen

„Oberstes Gebot ist die Erfüllung des Stiftungszwecks“ Wie plane ich die Vermögensanlage meiner Stiftung erfolgreich? Ein Interview mit Dieter Lehmann, Leiter des Forums Stiftungsvermögen im Bundesverband Deutscher Stiftungen Interview Benita von Behr Herr Lehmann, Stiftungen sind in der Niedrigzins­ phase vor große Herausforderungen gestellt, um Erträge zur Erfüllung der Stiftungszwecke zu erwirtschaften. Wie können sie sich in dieser Situation gut aufstellen? Indem sie eine möglichst breit diversifizierte Anlagestrategie umsetzen. Die alleinige Anlage des Stiftungsvermögens in verzinslichen Wertpapieren reicht schon lange nicht mehr aus, um alle Ziele, die mit der Vermögensanlage erreicht werden sollen, zu erfüllen. So muss beispielsweise gerade in Zeiten niedriger Zinsen darüber nachgedacht werden, inwiefern die (reale) Kapitalerhaltung über die Wertentwicklung von Sachwertanlagen wie etwa Aktien oder Immobilien erreicht werden kann, um vormals über die Rücklagenbildung gemäß § 62 AO gebundene ordentliche Erträge für die Verwirklichung des Stiftungszwecks, also die Bereitstellung von Fördermitteln, freisetzen zu können.

einer Null- oder gar Negativverzinsung zu entgehen. Das halte ich für eine gefährliche Entwicklung. Denn dass das Ausfallrisiko nicht nur abstrakt ist, haben viele in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise ab 2008 ja leider schon real erleben müssen. Ein zweiter Fehler, den ich oft wahrnehme, besteht darin, zu versuchen, bei einem an sich breit diversifizierten Portfolio bei – meist vorübergehenden – Marktschwankungen Einzelrisiken abzusichern. Oft werden dabei entsprechende Maßnahmen erst einge-

Was ist Ihr Eindruck, welche Fehler am häufigsten gemacht werden? Wie kann man sie vermeiden? Ich denke, dass es an der Zeit ist, den Risikobegriff als solchen auf den Prüfstand zu stellen. Noch immer sind in Deutschland, wenn es um das Thema Risiko geht, fast reflexartig ausschließlich nur Aktien gemeint. Ist diese Einordnung aber wirklich richtig? Aus meiner Sicht kann eine auf Dauer errichtete Stiftung die Wertschwankungen einer Aktie deutlich leichter verkraften als den Ausfall eines verzinslichen Wertpapiers. Trotzdem überlegen viele Anleger (nicht nur Stiftungen), ihre Mindestratings für Rententitel immer weiter und zunehmend mit weniger Augenmaß zu verringern, um

leitet, wenn das abzusichernde Ereignis schon stattgefunden hat, also meist viel zu spät. Ebenso wird oftmals der optimale Zeitpunkt des Wiedereinstiegs oder der Auflösung des Absicherungsgeschäftes verpasst. Dass man sich mit Einzelabsicherungen zudem von den Vorteilen der angestrebten breiten Risikostreuung sukzessive verabschiedet, wird üblicherweise so nicht wahrgenommen. Dafür beklagen Betroffene später oft, dass entsprechende Strategien, wie z.B. die Portfoliotheorie von Harry M. Markowitz, gar nicht funktionierten. Dass sie in diesen Fällen jedoch selbst dafür verantwortlich sind, wird meist ausgeblendet.

» In der gegenwärtigen

Zeit ist eine möglichst breite Streuung der Einzelanlagen unabdingbar.

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Haben Sie Tipps, welche Anlageformen für Stiftungen in der aktuellen Lage besonders interessant sind? Gerade auch Anlagemöglichkeiten, die bisher eher nicht so viel von Stiftungen genutzt wurden und die mehr Beachtung verdienen? Wie gesagt, ich halte in der gegenwärtigen Zeit eine breite Streuung der Einzelanlagen für unabdingbar. Dazu zählen selbstverständlich auch Aktienanlagen, vor allem von großen und wirtschaftlich robust aufgestellten Unternehmen. Sie sind es, die in der Regel Dividenden ausschütten, die zumeist auch das aktuell erzielbare Zinsniveau von Rentenanlagen guter Bonität übersteigen. Natürlich sollte man auch verzinsliche Wertpapiere mit schwächeren Bonitäten als Bundesanleihen in Betracht ziehen. Dies muss aber mit Augenmaß geschehen. Ein Mindestrating sollte ebenso definiert werden wie ein maximal mögliches Investitionsvolumen pro Einzelemittent. Wenn Sie die Vermögensanlage einer kleinen Stiftung planen würden, in der es bisher keine Vorgaben vom Stifter oder Anlagerichtlinien gibt – wie würden Sie vorgehen? Ich würde definitiv immer in einem ersten Schritt Anlagerichtlinien und darauf aufbauend eine Anlagestrategie formulieren und beide Papiere von den Stiftungsgremien, wie etwa dem Vorstand, dem Kuratorium oder dem Stiftungsrat, beschließen lassen. Ein Agieren im praktisch freien Raum ist ausgesprochen gefährlich, weil man riskiert, unstrukturiert und nach Gutdünken zu handeln. Das kann im schlimmsten Fall auch zu Haftungsrisiken führen. Klar definierte und von den zuständigen Organen oder Gremien verabschiedete Anlagerichtlinien schaffen dagegen einen verbindlichen Rahmen, in dem man sich abgesichert bewegen kann. Welche Mischung könnte sich z.B. für kleinere und mittlere Stiftungen anbieten? Beispielsweise etwa 70 Prozent verzinsliche Wertpapiere, davon – so noch vorhanden – einige etwas besser verzinste Altbestände, zusammen mit einigen Unternehmensanleihen mit einem Mindestrating von BBB, die bei notwendiger Wiederanlage endfälliger Mittel erworben werden könnten, wobei auf eine angemessene Streuung der Einzelemittenten zu achten wäre. Hinzu könnte man vielleicht sechs bis acht DAX-Ti-

tel aus unterschiedlichen Branchen mischen, die über eine möglichst hohe Dividendenrendite verfügen. Der Liquiditätsbestand sollte so gering wie möglich gehalten werden, um der Null- oder gar Negativverzinsung im Tages- und Termingeldbereich bei den Banken zu entgehen. Über einen entsprechenden Liquiditätsplan könnte die Ausschüttung der Fördermittel so gesteuert werden, dass sie nach Möglichkeit im Zuge von eingehenden Zins- und Dividendenzahlungen oder Endfälligkeiten vorgenommen werden. Dies könnte im Übrigen ggf. auch das Wiederanlageproblem endfälliger Mittel reduzieren.

» Anlagerichtlinien sind

eine unabdingbare Voraussetzung für die Vermögensverwaltung von Stiftungen. Ein Agieren im praktisch freien Raum ist ausgesprochen gefährlich.

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Was empfehlen Sie kleinen Stiftungen, die bisher wenig Vermögenskompetenz in ihren Gremien und ihrem Team haben? Man könnte beispielsweise darüber nachdenken, einen Vermögensbeirat zu bilden, der ausschließlich beratende Funktion hat. Potenzielle Mitglieder könnten Personen aus dem Umfeld der Stiftung sein, die über entsprechende Kompetenzen verfügen. Vielleicht gibt es geeignete Kandidaten, die in der Nachbarschaft der bei kleinen Stiftungen ja meist ehrenamtlich tätigen Personen wohnen. Auch interessierte Pensionäre, die sich in ihrer aktiven Berufstätigkeit mit Finanzthemen beschäftigt haben, kommen infrage. Und schließlich hat man auch die Möglichkeit, bei größeren Stiftungen, die ihren Dienstsitz in vertretbarer Nähe haben, einmal anzufragen. Meine Erfahrung ist, dass viele der so angesprochenen Personen gerne bereit sind, sich auch unentgeltlich einzubringen, weil der gemeinnützige Zweck der Stiftung eigentlich immer schon von vornherein Sympathien auslöst und die Bereitschaft stärkt, sich zu engagieren.


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Informationen über unsere Stiftungsberatung, Anlagerichtlinien und nachhaltige Angebote der Bank für Kirche und Diakonie finden Sie unter www.KD-BANK.de/Stiftungsberatung oder rufen Sie uns einfach an. Wir beraten Sie gern und freuen uns, gemeinsam mit Ihnen die Zukunft Ihrer Stiftung zu gestalten. Bank für Kirche und Diakonie | www.KD-BANK.de Stiftungskoordinatorin Christiane Wicht-Stieber Fon 0231 58444 - 242 | Stiftung@KD-BANK.de

www.KD-BANK.de/Stiftungsberatung


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Sie waren selbst viele Jahre bei Banken tätig und sind vor 16 Jahren ins Stiftungswesen gewechselt. Was empfehlen Sie Mitarbeitern von Banken und Vermögensdienstleistern im Umgang mit Stiftungen? Eigentlich genau das, was im Umgang mit Bankkunden generell selbstverständlich sein sollte: Man sollte sich sehr sorgfältig mit den Zielen und einzuhaltenden Rahmenbedingungen der Stiftung beschäftigen, damit am Ende wirklich passende Strategien und Produkte empfohlen werden können. Und umgekehrt: Welche Anforderungen sollten ­Stiftungen an ihre Dienstleister im Vermögens­bereich stellen? Genau das: Kompetenz und Kundennähe. Die Einstellung gegenüber nachhaltiger bzw. ethischer Vermögensanlage hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Wirkungsorientiertes Investieren (sogenanntes Mission Investing oder Impact Investing) ist gerade auch vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase in den Augen vieler Stiftungsgremien ein Muss geworden, nach dem Motto: Wenn ich schon weniger Erträge erwirtschafte, um die Stiftungszwecke zu erfüllen, dann sollte ich auch das Stiftungsvermögen selbst für gemeinwohlorientierte Anliegen wirken lassen. Auch Spender und Zustifter legen zunehmend Wert darauf, dass das Stiftungskapital „sauber“ angelegt ist. Wie sehen Sie das? Oberstes Gebot für jeden Verwalter eines Stiftungsvermögens ist zunächst einmal die Erfüllung des Stiftungszwecks. Dieser wurde vom Stifter aus für ihn guten Gründen festgelegt und ist insbesondere von den ihm nachfolgenden Verwaltern zu respektieren. Wenn sich das mit entsprechenden, nachhaltig wirkenden Anlagen verbinden lässt, ist das natürlich der Idealfall. Wenn – wie bei vielen Stiftungen – der Auftrag besteht, das Vermögen möglichst ertragreich anzulegen, muss im Vorfeld überprüft werden, ob das bei den entsprechenden Anlagen auch gewährleistet ist. Denn ein Vermögensverwalter ist nicht befugt, eine auf Dauer errichtete Stiftung ohne entsprechende Gremienbeschlüsse bzw. Satzungsänderungen durch ertraglose Anlagen eigenmächtig in eine Verbrauchsstiftung umzuwandeln.

Wenn Stiftungen heute neue Wege gehen und den Pfad der absoluten Sicherheit verlassen müssen: Wie können sich persönlich für das Stiftungsvermögen haftende Gremienmitglieder absichern? Zunächst: Absolute Sicherheit hat es auch früher nicht gegeben. Wie ich bereits erwähnt habe, ist das Aufstellen und Verabschieden von Anlagerichtlinien eine aus meiner Sicht unabdingbare Voraussetzung. Hinzu kommt eine sorgfältige Dokumentation der Anlageentscheidungen. Dazu gehört auch, festzuhalten, welcher Kenntnisstand über das Marktumfeld zum Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses bestand. Das kann man auch z.B. mit geeigneten Zeitungsartikeln ergänzen. Oft muss man erfahren, dass nach einer unerwarteten Marktbewegung viele Personen behaupten, diese Entwicklung selbstverständlich vorausgesehen zu haben. Derartigen Einwürfen kann man mit einer guten Dokumentation der stiftungsinternen Vorgänge wirksam begegnen. Wie sollte man den Kontakt zur Stiftungsaufsicht ­ estalten? g In jedem Fall offen, transparent und partnerschaftlich. Insbesondere Investitionen in völlig neue Anlageformen sollten zuvor mit der Stiftungsaufsicht und dem zuständigen Finanzamt besprochen werden.

» Es ist ein ausgesprochen

schönes Gefühl, zu wissen, dass umso mehr gemeinnützige Projekte finanziert werden können, je erfolgreicher die Vermögensanlage aufgestellt ist.

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Wie können Stiftungen sich bei der Vermögensanlage gegenseitig den Rücken stärken? Indem sie versuchen, Netzwerke für einen gegenseitigen Erfahrungsaustausch zu bilden. Gute Plattformen hierfür bieten der Deutsche StiftungsTag und die Teilnahme an den Arbeitskreisen und Foren des Bundesverbandes.


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

Sie leiten seit 1999 die Vermögensanlage der VolkswagenStiftung. Was macht Ihnen an Ihrem Job Spaß? Die Möglichkeit, die Vermögensanlage sehr breit diversifiziert vorzunehmen und dadurch die Gültigkeit von Anlagetheorien, wie beispielsweise die moderne Portfoliotheorie von Harry Markowitz, in der Praxis be-

stätigen zu können. Und zudem ist es ein ausgesprochen schönes Gefühl, zu wissen, dass umso mehr gemeinnützige Projekte finanziert werden können, je erfolgreicher die Vermögensanlage aufgestellt ist. Lieber Herr Lehmann, danke für den Einblick!

Dieter Lehmann  ist seit 1999 Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Vermögensanlage der VolkswagenStiftung in Hannover. Seit 2014 leitet er im Bundesverband den Arbeitskreis Stiftungsmanagement und das Forum Stiftungsvermögen und ist Mitglied in der Konferenz der Arbeitskreisleiter. Nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Finanzwirtschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin arbeitete er bei der Bank für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft, bei der Genossenschaftsbank Berlin, bei der DG BANK in Hamburg, Schwerin und Berlin als Berater für das Eigengeschäft und Bankbilanzstrukturmanagement der Volksund Raiffeisenbanken in den jeweiligen Regionen. Ehrenamtlich ist Lehmann u.a. Mitglied des Vermögensbeirates und der Anlagekommission der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, Mitglied in den Anlageausschüssen der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung und Mitglied im Anlagebeirat der Heinz Sielmann Stiftung. Weitere Informationen  www.stiftungen.org/stiftungsvermoegen | www.volkswagenstiftung.de

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Empowerment durch Finanzwissen Vernetzungs- und Informationsangebote des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Von Berenike Wiener Die anhaltende Niedrigzinsphase stellt die Vermögensverantwortlichen in Stiftungen vor Herausforderungen. Um zur Erfüllung der Satzungszwecke weiterhin eine Rendite erwirtschaften zu können, sollten Stiftungen auch neue, ihnen vielleicht bisher noch nicht vertraute Anlageklassen und -produkte in Erwägung ziehen, die mit höheren Risiken einhergehen können. Für die Beurteilung von Risiken braucht es Erfahrung und Kompetenz. Anlageentscheidungen lassen sich nicht vollständig an externe Dienstleister auslagern – und schon gar nicht das Formulieren von Anlagerichtlinien, falls diese noch nicht vorhanden sind. Nach einer Umfrage des Bundesverbandes im Rahmen des StiftungsPanels verfügten 46,6 Prozent der Stiftungen im Jahr 2013 noch nicht über Anlagerichtlinien – von den kleinen Stiftungen (unter 1 Million Euro Kapital) waren es sogar 54,4 Prozent. Gerade kleine und mittlere Stiftungen sollten ihre Vermögensverwaltung professionalisieren und die Finanzkompetenz in ihren Reihen stärken, indem sie Gremienmitgliedern und Mitarbeitern ermöglichen, sich weiter fortzubilden oder indem sie sich zusätzlich Personen mit entsprechender Fachkompetenz an Bord holen. Dies können sie z.B. umsetzen, indem sie einen Anlageausschuss einsetzen, der das leitende Stiftungsgremium in Finanzfragen berät und begleitet. In jedem Fall ist es wichtig, sorgfältig zu dokumentieren, wie und wo man sich informiert hat, um z.B. Angebote von Dienstleistern richtig bewerten zu können, und auf welcher Basis Anlageentscheidungen getroffen werden. Hilfreich ist es auch, regelmäßig den Kontakt zu Kollegen in anderen Stiftungen zu suchen und sich über Erfahrungen auszutauschen. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen bietet seinen Mitgliedern zahlreiche Informations- und Vernetzungsmöglichkeiten. Nutzen Sie sie!

Veranstaltungen und Netzwerke Forum Stiftungsvermögen und Arbeitskreis Stiftungsmanagement Einmal jährlich finden das Forum Stiftungsvermögen und der Arbeitskreis Stiftungsmanagement statt, bei denen fachlicher Input und kollegialer Austausch im Mittelpunkt stehen. In Vorträgen und Workshops stellen erfahrene Stiftungsmitarbeiter aus größeren und kleineren Stiftungen ihr Wissen den Teilnehmern zur Verfügung. Ziel ist eine anbieterunabhängige und umfassende Informationsvermittlung. Das nächste Treffen findet am 17. und 18. Februar 2016 in Berlin statt. Weitere Informationen: www.stiftungen.org/stiftungsvermoegen Arbeitskreis Immobilien Der Arbeitskreis Immobilien vermittelt den Teilnehmern Basiswissen rund um die Immobilie und geht dabei auf stiftungsspezifische Inhalte ein. Bei den Veranstaltungen werden für Stiftungen relevante Fragestellungen rund um die Immobilie thematisiert. Weitere Informationen: www.stiftungen.org/immobilien Deutscher StiftungsTag Europas größter Stiftungskongress bietet jedes Jahr im Frühjahr eine Vielzahl von Einzelveranstaltungen an, bei denen man sich zu aktuellen Fragen der Vermögensanlage informieren und austauschen kann. Der nächste Deutsche StiftungsTag findet vom 11. bis 13. Mai 2016 in Leipzig statt. Weitere Informationen: www.stiftungen.org/stiftungsTag


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Expertenkreis Impact Investing Unter dem Dach des Bundesverbandes und unter der Federführung der Eberhard von Kuenheim Stiftung wurde 2013 der Expertenkreis Impact Investing gegründet. Mitglieder aus über 15 Stiftungen klären die Rahmenbedingungen für Investitionen mit ausgewiesener sozialer Wirkung. Der Expertenkreis wird im Frühjahr 2016 einen umfassenden Ratgeber zum Thema veröffentlichen (s.u. Lektüre / Ratgeber). Weitere Informationen: www.stiftungen.org/impact-investing Deutsche StiftungsAkademie Die Deutsche StiftungsAkademie vermittelt Fachwissen rund um das Stiftungsmanagement. Neben Seminaren, Workshops, Schulungen und Webinaren bietet sie Zertifizierungslehrgänge zum Stiftungsmager und zum Stiftungsberater an. Zudem können Stiftungen individuelle Schulungen zu maßgeschneiderten Inhalten buchen. Zum Thema Vermögensanlage stehen 2016 folgende Veranstaltungen auf dem Programm: » Seminar „Nachhaltige Kapitalanlage“: 26. März 2016 in Berlin » Webinar „Anlagerichtlinien“: 24. Mai 2016 » Seminar „Basiswissen Stiftung: Vermögensanlage“: 12. Oktober 2016, Stuttgart Weitere Informationen: www.stiftungsakademie.de Beratung Mitglieder des Bundesverbandes können neben juristischer Beratung auch individuelle Beratung zu Fragestellungen der strategischen Vermögensanlage (insbesondere Hilfestellung bei der Erstellung von Anlagerichtlinien), zu nachhaltiger Geldanlage und Mission Investing in Anspruch nehmen. Weitere Informationen: www.stiftungen.org/finanzen

Bundesverband Deutscher Stiftungen

Lektüre Ratgeber » Hermann Falk: Vermögensanlage. Stiftungsvermögen professionell verwalten – ein Leitfaden. StiftungsRatgeber, Bd. 6. Berlin 2011. 128 Seiten. ISBN: 978-3-941368-18-7. Preis: 19,80 Euro | Mitgliederpreis: 16,80 Euro. Auch als E-Book erhältlich. » Hans Fleisch: Stiftungsmanagement. Ein Leitfaden für erfolgreiche Stiftungsarbeit. StiftungsRatgeber, Bd. 4. Berlin 2013. 186 Seiten. ISBN: 978-3-941368-50-7. Preis: 19,80 Euro | Mitgliederpreis: 16,80 Euro. Auch als E-Book erhältlich. » Impact Investing. Vermögen wirkungsorientiert anlegen – ein Praxishandbuch. StiftungsRatgeber, Bd. 7. Berlin 2016. ISBN: 978-3-941368-79-8. Preis: 19,80 Euro | Mitgliederpreis: 16,80 Euro. Auch als E-Book erhältlich. Erscheint im Frühjahr 2016. Stiftungsfokus In der Reihe Stiftungsfokus werden die Ergebnisse von Umfragen des StiftungsPanels veröffentlicht. Die Publikationen erscheinen in digitaler Form und können kostenlos auf der Internetseite des Bundesverbandes heruntergeladen werden. Folgende Ausgaben widmen sich Finanzthemen: » Stiftungsfokus Nr. 1: Stiftungsfinanzen in Krisenzeiten. Neue Zahlen und Fakten. Berlin 2013. 12 Seiten. » Stiftungsfokus Nr. 3: Nachhaltige Geldanlage: Ein Thema für Stiftungen? Berlin 2014. 10 Seiten. » Stiftungsfokus Nr. 4: Aktuelle Zahlen zu Stiftungsfinanzen. Ausgaben, Erträge und Renditen. Berlin 2015. 12 Seiten. Weitere Informationen: www.stiftungen.org/stiftungsfokus


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Das einzige Zertifikat aus der Stiftungswelt! Stiftungsinfo Die Reihe Stiftungsinfo wendet sich exklusiv an Mitglieder des Bundesverbandes. Die Publikationen können beim Bundesverband kostenlos bestellt und im geschlossenen Mitgliederbereich heruntergeladen werden. Folgende Ausgaben widmen sich Finanzthemen: » Stiftungsinfo Nr. 1: Zinskrise. Niedrige Zinsen – was tun? 2., überarbeitete Auflage. Berlin 2015. 12 Seiten » Stiftungsinfo Nr. 3: Nachhaltig investieren. Der Weg zu nachhaltiger Vermögensanlage. Berlin 2014. 24 Seiten. » Stiftungsinfo Nr. 4: Haftung. Wie Stiftungsorgane sich vor Fehlern schützen. Erläuterungen zur Haftung unter besonderer Berücksichtigung der Vermögensanlage » Stiftungsinfo Nr. 5: Zustifter gewinnen. Wie Stiftungen erfolgreich Zustiftungen einwerben. Berlin 2015. 16 Seiten. Weitere Informationen: www.stiftungen.org/login

Die Deutsche StiftungsAkademie bietet praxis­ orientierte Präsenz­ und Online­Lehrgänge mit der Qualifikation zum Stiftungsmanager und Stiftungsberater an. Die Präsenzlehrgänge können modular oder als Blocklehrgang ab­ solviert werden. Der Online­Lehrgang für den zertifizierten Stiftungsberater erlaubt örtlich und zeitlich flexibles Lernen. Zertifizierungslehrgang Stiftungsmanager Der Lehrgang vermittelt wichtiges Grundla­ genwissen für die wirkungsvolle Tätigkeit von Führungskräften, Gremienmitgliedern und Mitarbeitern einer Stiftung. Zertifizierungslehrgang Stiftungsberater Der Lehrgang richtet sich in erster Linie an Rechtsanwälte, Notare, Wirtschaftsprüfer, Mitarbeiter von Banken usw., die Stiftungen bei ihrer Gründung beratend unterstützen. Lehrgangsthemen › › › › › ›

Stiftungsrecht Stiftungssteuerrecht Rechnungslegung Vermögensmanagement Stiftungsmanagement (Manager) Gründungsberatung (Berater)

Die Referenten der Deutschen Stiftungs­ Akademie sind Experten aus dem Stiftungswe­ sen, die Orientierungs­ und Handlungswissen für sämtliche Bereiche des Stiftungsmanage­ ments anbieten. Berenike Wiener  leitet beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das Referat Stiftungsmanagement und Corporate Sector. Schwerpunkt hierbei ist die strategische Vermögensanlage bei Stiftungen sowie das Themenfeld nachhaltige Geldanlagen und Mission Investing. Zuvor war Wiener über zehn Jahre im Non Profit-Bereich tätig und hat langjährige Geschäftsführungserfahrung. Sie hält Vorträge und veröffentlicht Publikationen zu den stiftungsspezifischen Themen und sitzt u.a. im Anlageausschuss des Global Challanges Index der Börse Hannover. Seit Januar 2015 ist sie zertifizierte Financial Consultant / Financial Planner (Frankfurt School of Finance and Management).

Anmeldung und Kontakt www.stiftungsakademie.de Dr. Andrea Rudolph Geschäftsführende Akademieleiterin andrea.rudolph@stiftungen.org Haus Deutscher Stiftungen Mauerstr. 93, 10117 Berlin T: (030) 89 79 47­47 F: (030) 89 79 47­81

Kontakt  berenike.wiener@stiftungen.org Die Deutsche StiftungsAkademie ist ein Joint Venture des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes.



Teil 1 Grundlagen der Vermögensanlage Planungsansätze und Strategien im Überblick


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Richtig steuern in schwierigen Zeiten Planung der Vermögensanlage in drei Schritten Von Mirjam Schwink Der Ökonom Helmar Nahr meinte einst: „Planen heißt, das Notwendige zu ermöglichen.“ Gerade die Verantwortlichen zahlreicher Stiftungen stehen vor immensen Herausforderungen, in der aktuellen Niedrig­ zinsphase dieses „Notwendige“ zu erreichen. Zur Erfüllung ihrer vielfältigen Stiftungsziele sind sie gezwungen, alternative Strategien zur Optimierung ihrer Vermögensanlage in Erwägung zu ziehen. Stiftungen brauchen einen steten Ertrag, um ihren Zwecken zu genügen. Der Stiftungsvorstand unterliegt dabei – in seinem haftungsrelevanten Tun in der Anlage des Stiftungsvermögens – dem Zielkonflikt, der aus dem Spannungsfeld zwischen dem Gebot der Erhaltung des Stiftungsvermögens einerseits und dem Gebot der Realisierung der Ertragskraft andererseits besteht. Den Vermögensbestand zu erhalten bedeutet, dass die in der Kapitalanlage eingegangenen Risiken so begrenzt werden müssen, dass der Anfangsbestand des Vermögens in der Regel nicht unterschritten wird.

» Ein Planungsprozess, der

fortlaufend Prüfung und Optimierung der Vermögens­anlage beinhaltet, trägt in besonderem Maße zur Verbesserung der Risikostruktur einer Stiftung bei.

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Das Bedürfnis der Verantwortlichen nach praktikablen Handlungsanleitungen ist so mehr als nachvollziehbar. Allerdings wird es wohl nie ein allgemeingültiges bestandserhaltendes und haftungssicheres Vermögensanlagekonzept geben. Vielmehr sind es individuelle Rahmenbedingungen, die es von den Entscheidern von Stiftungen zu berücksichtigen und mit

Leben zu erfüllen gilt. Ein Planungsprozess, der fortlaufend Prüfung und Optimierung der Vermögensanlage beinhaltet, trägt in besonderem Maße zur Verbesserung der Risikostruktur einer Stiftung bei. Ratsam ist hier ein dreistufiger Prozess. Am Anfang steht eine gründliche Standortbestimmung. Daraufhin folgt eine Planung der Vermögensanlage, in der Ertrags- und Sicherheitsbedürfnis eine sinnvolle Symbiose eingehen. Das dritte Bindeglied bilden Controllinginstrumente, die den Verantwortlichen von Stiftungen ein regelmäßiges Feedback geben und ihnen helfen, Potenziale und Notwendigkeiten für Vermögensumschichtungen zu erkennen. Schritt 1: Standortbestimmung Folgende Fragestellungen können den Vorstand dabei unterstützen, die Ausgangssituation zu ermitteln: » Wie sieht der konkrete Handlungsrahmen aus? Hat der Stifter bzw. die Stifterin im Stiftungsgeschäft, in der Satzung bzw. in einer Anlage dazu Richtlinien festgeschrieben? Falls keine schriftlichen Weisungen vorliegen: Manifestiert sich der Stifterwille in einer „gewachsenen“ Anlagekultur? » Wie detailliert sind die Vorgaben? Sind die Rahmenbedingungen, die den Anlagerichtlinien zugrunde liegen, ausdrücklich benannt und werden sie regelmäßig überprüft? » Welches Gremium entwickelt die Anlagerichtlinien? Welche Expertise fließt bis zu deren Verabschiedung ein? » Welche Anlageziele verfolgt die Stiftung? Welche Änderung der Rahmenbedingungen führt zu einer Änderung der Anlageziele? Stifterinnen und Stifter sollten ihre Vorgaben an die Vermögensanlage zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu Papier bringen. Oberster Maßstab ist immer der Stifterwille, das heißt, die Stifter können ihre indivi-


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Mit Vermögen gestalten

duellen Vorstellungen zur Vermögensnutzung weitgehend verwirklichen. Im Umkehrschluss müssen sie diese Aufgabe auch erfüllen, sei es durch anfängliche Satzungsbestimmungen oder ggf. später festgeschriebene Verwaltungs- und Anlagerichtlinien. Haben die Stifter ihre Philosophie in der Vermögensanlage nicht ausdrücklich festgehalten oder lassen sich entsprechende Maßstäbe nicht aus der Tradition von Anlageentscheidungen unter Mitwirkung der

» Stifterinnen und Stifter sollten

ihre Vorgaben an die Vermögensanlage zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu Papier bringen.

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Stifter ableiten, sollte der Vorstand seine Entscheidungen auf allgemeine Grundsätze zurückführen und diese gegeneinander abwägen. Er ist dabei an gesetzliche Grenzen gebunden. Diese Handlungsvorgaben sind im Großen und Ganzen zu wenig konkret, um daraus bestimmte Handlungspflichten des Vorstands ableiten zu können. Im Hinblick auf Haftungsfragen liegt es im Interesse des Vorstands, bei fehlenden Vorgaben Anlagerichtlinien zu verabschieden. Der dadurch gesetzte Handlungsrahmen ist unbedingt in der Umsetzung der Anlagen zu berücksichtigen. Schritt 2: Planung der Vermögensanlage Fokus Anlageklassen In der Analyse der Ausgangssituation ist es sinnvoll, jede Vermögensanlage für sich zu betrachten. Aus Risikogesichtspunkten empfiehlt es sich, gegenseitige Wechselwirkungen einzelner Anlageklassen ebenfalls in die Bewertung einfließen zu lassen. Weiterhin sollte Klarheit darüber geschaffen werden, welchen langfristigen Ertrag und welche jährliche Wertentwicklung der Vorstand in den einzelnen Anlageformen erwartet. Welches Risiko wird dabei toleriert? Wie häufig und von wem wird die Wertentwicklung einzelner Vermögensklassen beurteilt? Und: Wer bewertet in welchen zeitlichen Abständen die Bestandserhaltung des Stiftungsvermögens? Liquiditätsübersicht Wenn Anlageziele und Förderbudgets zur Verwirklichung der Stiftungsziele definiert wurden, ist es ratsam,

eine Übersicht über die verplante und tatsächlich zur Verfügung gestellte Liquidität zu bekommen. Frühzeitig werden dadurch Handlungsoptionen erkannt und können umgesetzt werden. Die seit vergangenem Jahr vorhandene gesetzliche Flexibilität im Bilden freier Rücklagen vermag so optimal genutzt zu werden. Beispielsweise erhält der Vermögensverwalter die Vorgabe, das Vermögen wertsteigerungsorientiert zu investieren. Ertragsprognose Der Vermögensverwalter erstellt die Ertragsprognose für das laufende Jahr. Zugleich ist es hilfreich, Berechnungen z.B. auf Fünf- oder Zehnjahresbasis durchzuführen und mit Annahmen bzw. mit dem Eintritt verschiedener Szenarien zu kalkulieren. Risikosteuerung Grundsätzlich gewinnt die Steuerung von Risiken auch für Stiftungen an Bedeutung. Es kann für das Portfolio hilfreich sein, eine Extremsituation an den Kapitalmärkten zu simulieren, um im Vorfeld zu sehen, wie sich das Vermögen in diesem Stresstest verhält. Extremsituationen sind selten, haben aber große Auswirkungen, wenn sie eintreten. Stresstests zeigen auf, wie sich das Stiftungsvermögen in der jeweiligen Ausnahmesituation entwickeln würde. Für die Verantwortlichen wird an solch einem konkreten Beispiel ersichtlich, welches Risiko das Stiftungsvermögen in Abhängigkeit vom Kapitalmarkt aufweist und welche Auswirkungen sich auf die Erfüllung der Stiftungsziele ergeben würden. Zusammenfassend sei gesagt: Planerische Aspekte sind so einfach wie möglich zu halten. Sie müssen zur Stiftungsgröße passen, da sie im Regelfall Zeit kosten, vom operativen Handeln abhalten und bei zu stringenten Vorgaben Kreativität und Flexibilität aller Beteiligten einschließlich der Vermögensverwalter einschränken. Schritt 3: Controllinginstrumente Performance als ein Erfolgsmesser Verfügt die Stiftung über eine Vermögensverwaltung in standardisierter oder individueller Form, können die Verantwortlichen die jährliche Performance als eine Größe zur Einschätzung des Erreichens definierter Ziele heranziehen. Dieser Wert setzt sich aus den Ausschüttungen und Wertsteigerungen zusammen. Je nach individueller Wertigkeit der Anlageziele ist es wichtig, nach den jeweiligen Performancebeiträgen zu differenzieren.


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Kostentransparenz Nicht zu vernachlässigen sind die unterschiedlichen Kosten der einzelnen Anlageklassen und Anlageobjekte. Diese müssen dem Vorstand transparent vorliegen, um seine Verpflichtung aus der Treuhänderstellung die Verwaltung des Stiftungsvermögens betreffend mit der gebotenen Sorgfalt zu erledigen. Die tatsächlichen Kosten sollten dem erwirtschafteten Ertrag gegenübergestellt werden, um so eine Kostenquote zu ermitteln. Ein professionelles Management inklusive einer aktiven Risikosteuerung ist grundsätz-

Ansatz auch klingen mag, anspruchsvoll ist die qualitative Umsetzung in jedem Fall. Die Anlage von Stiftungsgeldern beinhaltet verschiedene Risiken, deshalb ist es für Stiftungsvorstände heute wichtig, sorgfältig auszuwählen und eine Überwachung bzw. auch die Dokumentation der Entscheidung vorzunehmen. Denn es gibt wohl nicht den perfekten Plan für die Vermögensanlage einer Stiftung, da niemand die nähere Zukunft kennt. Aus unserer Sicht sollten Stiftungen bei der Vermögens­ planung ihr Augenmerk auf Disziplin, Nachhaltigkeit und die richtige Mischung legen, um langfristig erfolgreich zu sein.

» Stiftungen sollten bei der

­ ermögensplanung ihr Augenmerk V auf Disziplin, Nachhaltigkeit und die richtige Mischung legen, um langfristig erfolgreich zu sein.

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Baden-Württembergische Bank  Die BW-Bank konzentriert sich auf das Privat- und Unternehmenskundengeschäft mit besonderem Fokus auf den Mittelstand. Im Haus werden rund 670

lich sein Honorar wert. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Eine gute Übersicht zu den Honoraren einzelner Finanzdienstleister enthält der FUCHS-Report „Stiftungsvermögen“, der jährlich erscheint. Zugleich findet man dort eine Zusammenfassung des Dienstleistungsangebots verschiedener Banken und Vermögensverwalter mit Stiftungsexpertise. Fazit Nach unserer Einschätzung handelten Stiftungsvorstände in jüngster Vergangenheit sehr umsichtig, stellten Weichen für die Zukunft. Sie überprüften ihre Vermögensstruktur und Anlagestrategie und passten sie an das veränderte Kapitalmarktumfeld an. Häufig war die erste Konsequenz eine Fokussierung auf Sachwerte wie Aktien- und Immobilieninvestments. So einfach dieser

Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von circa 3,3 Milliarden Euro betreut. Damit gehört die BWBank im Stiftungsmanagement zu den führenden Kreditinstituten Deutschlands. Ihre Expertise wird ihr regelmäßig von unabhängiger Seite bestätigt. Die BW-Bank siegte zum dritten Mal in Folge im FUCHS-Report „Stiftungsvermögen 2015 – Das Voll­ treffer-Portfolio“ und gehört so zur Spitzenklasse im Stiftungsbereich.

Mirjam Schwink  leitet das Stiftungsmanagement im Wealth Management der Baden-Württembergischen Bank (BW-Bank) in Stuttgart. Weitere Informationen  mirjam.schwink@bw-bank.de | www.bw-bank.de


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Auf klarem Kurs Richtung Zukunft Sicher navigieren mit einem Stiftungsfinanzplan Von Dr. Stefan Fritz „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind günstig.“ Was bereits Lucius Annaeus Seneca im 1. Jahrhundert auf den Punkt brachte, lässt sich bis heute für viele Lebenssituationen bestätigen. Der Stiftungssektor bildet hier keine Ausnahme. Viele Vorstände empfinden die anhaltend niedrigen Zinsen als starken Gegenwind. Andere scheuen die Unwägbarkeiten der Finanzmärkte und verlassen den scheinbar sicheren Hafen der verzinslichen Vermögensanlagen gar nicht erst. Doch an diesem Hafen scheint heute nur eines sicher: dass die Schiffe, die dort noch vor Anker liegen, in Kürze auf dem Trockenen sitzen. Oftmals lässt sich die den meisten Stiftungen vorgegebene reale Vermögenserhaltung weder mit festverzinslichen Wertpapieren oder Termingeldern gewährleisten, noch reichen die schwindenden Zinsen für die Zweckverfolgung aus. Gut vorausplanen Die verfahrene Situation hat verschiedene Ursachen. Eine dürfte das Planungsverhalten der meisten Stiftungen sein. Obwohl die auf unbegrenzte Zeit angelegten Stiftungen den denkbar längsten Anlagehorizont aller Anleger haben, planen die meisten von ihnen in der Praxis maximal ein Geschäftsjahr voraus, wie es einzelne Stiftungsgesetze noch vorgeben (vgl. Art. 16 Abs. 1 S. 3 BayStG). Doch wer auf Sicht fährt, ist vor allem für schleichende Entwicklungen anfällig – wie die über Jahre fallenden Zinsen. Obwohl die Entwicklung in Richtung Nullzins und darüber hinaus für die meisten kaum überraschend gekommen sein dürfte, realisieren viele Stiftungen erst jetzt, welche konkreten Konsequenzen diese Entwicklung für sie hat. Die vielfach geforderte Professionalisierung des Stiftungsmanagements setzt eine längerfristige Finanzplanung zwingend voraus. Die meisten Investoren verfügen über Planungsinstrumente, die Entwick-

lungen über 5, 10 oder sogar 15 Jahre antizipieren. Im unternehmerischen Bereich gehört eine mehrjährige Finanzplanung zu den Kernaufgaben des „ordentlichen Kaufmanns“. Selbst Privatpersonen greifen vor allem für die Planung des Ruhestands oder größerer Anschaffungen auf Financial Planning zurück.

» Obwohl die Entwicklung in

Richtung Nullzins kaum überraschend gekommen ist, realisieren viele Stiftungen erst jetzt, welche Konsequenzen dies für sie hat. Die vielfach geforderte ­Professionalisierung des Stiftungsmanagements setzt eine längerfristige Finanzplanung zwingend voraus.

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Den In- und Output der Zukunft berechnen Der Stiftungsfinanzplan hat sich aus der privaten Finanzplanung entwickelt. Als Ausgangsbasis erfasst er alle vorhandenen Vermögenswerte und Zahlungsströme der Stiftung und projiziert sie in die Zukunft. Als Planungszeitraum hat sich ein Jahrzehnt bewährt. Dazu werden in Absprache mit den Stiftungsverantwortlichen Annahmen zu den relevanten Rahmenbedingungen getroffen: durchschnittliche Geldentwertung, Aktien- und Rentenkurse, Wertentwicklung der Stiftungsimmobilien, Einnahmen aus Zinsen, Dividenden, Mieterträgen etc., ggf. auch aus Spenden und Zustiftungen.


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Der Plan macht deutlich, wie sich auf dieser Basis das Vermögen sowie Einnahmen und Ausgaben entwickeln werden. Insbesondere lässt sich besser abschätzen, wie Erfolg versprechend das jeweilige Vermögenserhaltungskonzept der Stiftung ist und welche Mittel auf absehbare Zeit für die Zweckverwirklichung zur Verfügung stehen. Die Auswirkungen anstehender Anlageentscheidungen auf Vermögensstruktur und Erträge lassen sich im Rahmen der Annahmen simulieren und werden für die Entscheidungsträger besser absehbar. Ob die Trends bei weiteren wichtigen Kennzahlen wie Verwaltungskostenquote oder Rücklagen stimmen, lässt sich dem Plan ebenfalls entnehmen. Die fortgeschrittene Finanzplanung legt den Hochrechnungen mehrere mögliche Szenarien zugrunde und bewertet deren Eintrittswahrscheinlichkeit. Auch der Stress, den ein massiver Kurseinbruch an den Finanzmärkten für das Stiftungsvermögen und die Vorstände verursachen würde, lässt sich in Zahlen simulieren. Planung mit Grundsätzen Auf dem Gebiet der Finanzplanung für Privatanleger haben sich sieben Grundsätze ordnungsmäßiger Finanzplanung etabliert (vgl. Financial Planning Standards Board FPSB Deutschland: Grundsätze ordnungsmäßiger Finanzplanung). Übertragen auf Stiftungen könnten sie Folgendes bedeuten. 1. Vollständigkeit: Alle Stiftungsdaten sind zweckadäquat zu erfassen, zu analysieren und zu planen. Im Unterschied zu den meist auf Wertpapiere beschränkten Analyseinstrumenten erfasst der Stiftungsfinanzplan das gesamte Stiftungsvermögen einschließlich aller Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Zahlungsströme. 2. Vernetzung: Vermögenspositionen und Zahlungsströme werden nicht nur in ihren Wechselwirkungen untereinander transparent, sondern auch in Abhängigkeit von den angenommenen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig gibt der Plan auch die Abbildung aller wichtigen Vorgänge in der Rechnungslegung wieder, etwa im Hinblick auf die Entwicklung von freier und Umschichtungsrücklage. 3. Individualität: Das Vermögenserhaltungskonzept und die Ertragsziele, wie sie sich aus Satzung und ggf. Anlagerichtlinien jeder einzelnen Stiftung erge-

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ben, stehen im Mittelpunkt der Finanzplanung. 4. Richtigkeit: Die Finanzplanung ist im Grundsatz fehlerfrei, nach dem jeweils aktuellen Gesetzgebungsstand und nach anerkannten Methoden der Finanzplanung durchzuführen. Planungen können per se nicht richtig, sondern nur plausibel sein und allgemein anerkannten Verfahren der Planungsrechnung entsprechen. 5. Verständlichkeit: Die Finanzplanung einschließlich ihrer Ergebnisse ist so zu präsentieren, dass die Gremienmitglieder sie verstehen und nachvollziehen können und ihre im Rahmen des Auftrags gestellten Fragen beantwortet bekommen. Insbesondere wird auf die Verwendung von Anlage-Fachjargon so weit wie möglich verzichtet. 6. Dokumentationspflicht: Die Finanzplanung einschließlich ihrer Prämissen und Ergebnisse wird den Gremien in schriftlicher oder anderer geeigneter Form zur Verfügung gestellt. Die Dokumentation kann den Gremienmitgliedern im Fall späterer Vermögensverluste dazu dienen, die getroffenen Anlageentscheidungen und ihre Gründe für Dritte nachvollziehbar zu machen. 7. Einhaltung der Ethikregeln: Ein Berater in finanziellen Angelegenheiten der Stiftung beachtet in deren Interesse die für ihn geltenden Ethikregeln – Vorrang des Kundeninteresses, Integrität, Objektivität, Fairness, Professionalität, Kompetenz, Vertraulichkeit und Sorgfalt.

» Jedem, der über Jahre in die

Zukunft plant, muss klar sein, dass die getroffenen Annahmen und Prognosen so höchstwahrscheinlich nicht eintreffen werden. Die Auseinandersetzung mit den möglichen Szenarien stellt die zu treffenden Entscheidungen aber auf eine wesentlich fundiertere Grundlage als das vielfach tradierte Anlageverhalten von Stiftungen.

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Selbstverständlich sollten die Finanzplanungen einer Stiftung in regelmäßigen Abständen überprüft und angepasst werden. Jedem, der über Jahre in die Zukunft plant, muss klar sein, dass die getroffenen Annahmen und Prognosen so höchstwahrscheinlich nicht eintreffen werden. Die Auseinandersetzung mit den möglichen Szenarien stellt die zu treffenden Entscheidungen aber auf eine wesentlich fundiertere Grundlage als das vielfach tradierte Anlageverhalten von Stiftungen. Auf diese Weise kann der Finanzplan als Grundlage für die Entwicklung oder Anpassung einer Anlagerichtlinie dienen. So ausgestattet wissen die Verantwortlichen zwar immer noch nicht, welche Winde und Strömungen sie auf der Fahrt erwarten, aber sie haben einen klaren Kurs abgesteckt und können auf geänderte Rahmenbedingungen zielgerichtet reagieren.

HypoVereinsbank Private Banking  Mit rund 1.800 Stiftungen als Kunden ist die HypoVereinsbank mit Sitz in München einer der führenden Finanzpartner im Stiftungswesen. An mehr als 40 Private Banking-Standorten steht die Expertise ihrer zertifizierten Stiftungsspezialisten zur Verfügung. Professionelles Vermögensmanagement ist nur ein Teilaspekt der Stiftungsberatung. Zum Anspruch der Bank gehören auch die gemeinsame Strategieentwicklung in Form einer langfristigen Finanzplanung und die Harmonisierung zwischen Stiftungszweck und den Investments.

Dr. Stefan Fritz  ist seit gut 15 Jahren für die HypoVereinsbank/UniCredit Bank in der Beratung von Stifterinnen und Stiftern sowie von Stiftungen tätig. Der im Stiftungsrecht promovierte Jurist entwickelte das Beratungsfeld weiter und verantwortet heute die fachliche Koordination des Themas für die Gesamtbank. Weitere Informationen  stefan.fritz@unicredit.de | www.hvb.de/stiftungen


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Finanzkompetenz in den Stiftungsgremien Über welche Qualifikationen sollten Stiftungsvorstände verfügen, um eine gute Zusammenarbeit mit den Vermögensverwaltern zu gewährleisten? Von Michael Ruland Bereits seit einigen Jahren stellt das anhaltend niedrige Zinsniveau die Stiftungsverantwortlichen vor große Herausforderungen bei der notwendigen Neu- bzw. Umstrukturierung der Kapitalanlagen ihrer Stiftung, um Erträge zur Erfüllung des Stiftungszwecks zu generieren. Ein wichtiger Faktor ist dabei die reibungslose Arbeit der Gremien. Im aktuellen Umfeld benötigen Stiftungsgremien in ihren Reihen mehr denn je fachliches Know-how insbesondere auch in Bezug auf die Vermögensanlage, um die Stiftung erfolgreich in die Zukunft zu führen. Gute Gremienarbeit ist jedoch nicht immer selbstverständlich. Konflikte zwischen handelnden Personen, unklare Kompetenzregelungen sowie mangelndes oder fehlendes Fachwissen sind einige mögliche Problemfelder.

» Im aktuellen Umfeld

benötigen Stiftungsgremien mehr denn je fachliches Know-how insbesondere auch in Bezug auf die Vermögensanlage, um die Stiftung erfolgreich in die Zukunft zu führen.

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Wichtig für eine reibungslose und effiziente Zusammenarbeit der Stiftungsgremien ist zunächst die Verteilung von Zuständigkeiten. Dabei stellt sich zunächst die Frage nach den vorhandenen Kompetenzen der einzelnen Gremienmitglieder. In der Praxis sind die Kompetenzen in Stiftungsgremien sehr un-

terschiedlich ausgeprägt. Während gerade in vielen kleineren Stiftungen kein finanzwirtschaftliches Knowhow vertreten ist, haben andere Stiftungen mehrere Gremienmitglieder mit Finanz- und Wirtschaftskenntnissen. Aufgrund der Komplexität der Märkte und der notwendigen Diversifikation des Stiftungsvermögens ist es jedoch wichtig, dass in den Gremien entsprechendes Fachwissen vorhanden ist – nicht nur im Vorstand, sondern auch im Kuratorium. Sowohl bei Stiftungsneugründungen als auch bei der Neubesetzung von Gremienpositionen sollten Stiftungen dies berücksichtigen. Auch wenn fehlendes Know-how durch externe Berater abgedeckt wird, ist es erforderlich, dass von außen vorgeschlagene Anlageempfehlungen in den Gremien nachvollzogen werden können. Qualifikationen sollten im Bereich der Vermögensanlage in allen Assetklassen vorhanden sein. Dies schließt insbesondere auch Themen wie Immobiliendirektanlagen, Mikrofinanz und Mission Investing mit ein. Ein Fachwissen der Gremien erleichtert beispielsweise die Erstellung und Überprüfung der Anlagerichtlinien und die damit erforderlichen Diskussionen, in welchen Assetklassen man investieren will. Mit Sorgfalt und abgestimmt agieren Wichtig ist aber nicht nur die notwendige Qualifikation der Gremien im Bereich Vermögensanlage. Auch Sorgfalt ist erforderlich, um sich ausreichend auf vorliegende Anlageentscheidungen vorzubereiten und sich mit den vorliegenden Anlageklassen zu befassen, um dann zu einer fundierten Entscheidung zu gelangen. Eine gute Vorbereitung, Planung und Steuerung bedarf eines entsprechenden Zeitaufwands und kann nicht


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„nebenher“ erfolgen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Festlegung der Handlungskompetenz. Dabei gilt es zu hinterfragen, wer ggf. alleine oder gemeinsam Entscheidungen treffen darf. Insbesondere bei gemeinschaftlichem Handeln ist auf eine schnelle Handlungsfähigkeit zu achten, wenn es gilt, Entscheidungen zu treffen. Unterstützung durch Partner – worauf ist zu achten? Wenn Stiftungen nicht über das erforderliche Fachwissen in den Gremien verfügen, können Banken wichtige Kooperationspartner sein, um die Stiftungsverantwortlichen in den Gremien in der Festlegung ihrer Anlagestruktur zu begleiten. Hierbei sollte jedoch auf eine neutrale Position geachtet werden. In diesen Gesprächen sollte nicht der Produktverkauf im Vordergrund stehen, sondern eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, die auf die Bedürfnisse der Stiftung abzielt. Falls ein Mitarbeiter der Hausbank zugleich Gremienmitglied der Stiftung ist, was bei einer Reihe von Stiftungen der Fall ist, sollte gewährleistet sein, dass zusätzlich auch noch andere Gremienmitglieder finanzwirtschaftliche Fachkompetenz mit einbringen. Um Interessenkonflikten vorzubeugen, sollte zudem sichergestellt werden, dass ein Gremienmitglied, das bei der Hausbank der Stiftung tätig ist, nicht gleichzeitig Berater der Stiftung ist.

Pax-Bank  Die Pax-Bank, seit 1917 Bank für Kirche und Caritas, ist ein Finanzdienstleister mit christlicher Orientierung. Sie steht für ökonomisches Handeln mit ethischer Zielsetzung und dient der Förderung des Auftrags der katholischen Kirche. Zu ihren Kunden zählen kirchliche Institutionen und deren Mitarbeiter sowie alle Menschen, die sich mit ihren Werten identifizieren.

Michael Ruland  ist in der Pax-Bank seit 2010 im Bereich Stiftungen tätig. Als Stiftungsmanager in Kirche, Diakonie und Caritas (FA) steht er Stiftungen in allen Fragen der täglichen Stiftungsarbeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Weitere Informationen  Michael Ruland: michael.ruland@pax-bank.de | Daniel Reidel: daniel.reidel@pax-bank.de www.pax-bank.de


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Leitplanken für das Stiftungsvermögen Anlagerichtlinien erarbeiten und umsetzen Von Christiane Wicht-Stieber Albert Einstein soll gesagt haben: „Ich denke niemals an die Zukunft, sie kommt früh genug.“ Wie gut, dass Stifterinnen und Stiftern diese Einstellung fremd ist. Sie engagieren sich für die „Ewigkeit“, indem sie eine Vermögensmasse einem bestimmten Zweck widmen. Ihn soll die Stiftung aus ihren Erträgen dauerhaft erfüllen. Stifterwille und Vermögensanlage Wie der Stiftungszweck verwirklicht werden soll, skizzieren Stifterinnen und Stifter stets genau. Wie das Stiftungsvermögen Erträge erwirtschaften soll, beschreiben sie dagegen selten. Deshalb müssen handelnde Organe oft aus der Erstanlage die Strategie für künftige Entscheidungen ableiten. Vielleicht finden sich Hinweise dazu in einer Präambel von Stiftungsgeschäft oder Satzung. Gibt es keine klaren Leitplanken für Anlageentscheidungen, variieren die Rückschlüsse möglicherweise mit wechselnden Personen. Ob dann der Stifterwille zur Vermögensanlage noch richtig „übersetzt“ ist? Solche Deutungen führen im Extremfall zu unerwünschten Veränderungen in der Anlagepolitik. Eventuell fallen Entscheidungen, die dem Stifterwillen entgegenstehen, oder abrupte Richtungswechsel gefährden Vermögenswerte. Solche Unwägbarkeiten können Stifter vermeiden, wenn sie selbst Anlagerichtlinien formulieren und der Satzung beifügen. Alternativ können sie in der Satzung den Auftrag erteilen, dies zu tun. Fehlen solche Handlungsanweisungen, sind Leitungs- und eventuelles Aufsichtsorgan einer Stiftung gut beraten, sie selbst zu erstellen. Akteure und Profiteure Mit der Anlage des Stiftungsvermögens befassen sich verschiedene Akteure in unterschiedlichen Rollen: Stifter entäußern sich ihres Vermögens „für den guten Zweck“ und können dabei auch entscheiden, wie

es angelegt werden soll, damit Erträge erzielt werden. Das Leitungsorgan der Stiftung (oft als Vorstand benannt) vertritt die Stiftung im Rechtsverkehr und führt die Geschäfte. Dies beinhaltet meist satzungsgemäß die Anlage des Vermögens und verbunden damit die Umsetzung einer entsprechenden Strategie. Operativ treffen die Finanzverantwortlichen in Geschäftsführung oder Vorstand die tatsächlichen Anlageentscheidungen. Sie müssen diese mit Argumenten vertreten und fühlen sich in ihrer Aufgabe unterstützt, wenn es einen Handlungsrahmen dazu gibt. Daneben hat ein vorhandenes Aufsichtsorgan das Stiftungsvermögen im Blick. Sein Auftrag ist zu prüfen, ob der Stifterwille und Rahmenbedingungen eingehalten werden. Zudem kann es für eine strategische Ausrichtung der Anlagen verantwortlich sein. Anlagerichtlinien helfen auch externen Adressaten: Im Gespräch mit der Stiftungsaufsicht oder dem Finanzamt zeigen sie auf, dass die getroffenen Entscheidungen mit dem Stifterwillen übereinstimmen oder warum welche Anlagen in welcher Höhe zulässig waren bzw. sind. Vermögensberater der Stiftung erkennen aus der Vorgabe, welche Angebote und welche Struktur zum Vermögen passen. Schnell zeigt sich, dass solche Leitplanken ein wichtiges Instrument sind. Sie schaffen Sicherheit und Handlungsspielräume und unterstützen die Beteiligten im Vermögensanlageprozess. Was soll in die Richtlinie? Kirchliche Stiftungen finden Orientierung hierzu in den Vorgaben ihrer Landeskirchen oder der Bistümer zur Anlage von Vermögen. Demgegenüber fehlen weltlichen Stiftungen häufig solche Hinweise. Die Landesstiftungsgesetze formulieren lediglich den Auftrag an die Stiftung, ihr Vermögen ungeschmälert zu erhalten. Stifterinnen und Stifter können für das Stiftungsvermögen bestimmen, ob Anlagen risikofreudig oder


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eher konservativ erfolgen sollen. Vielleicht möchten sie manche Anlagen generell ausschließen oder inhaltliche Fragen gleichberechtigt neben Renditeüberlegungen stellen. Mit solchen Vorgaben perpetuieren Stifterinnen und Stifter ihre Wünsche und helfen künftigen Verantwortlichen, in ihrem Sinne zu agieren. Wollen sie selbst dazu nichts festlegen, können Stifterinnen und Stifter mit der Satzung den Auftrag erteilen, Anlagerichtlinien zu erarbeiten. Zumeist ist dafür das Leitungsorgan zuständig. Gleichwohl ist es sinnvoll, ein vorhandenes Kontrollorgan bei der Beantwortung strategischer Fragen einzubinden. Jedenfalls sollte es die Rahmenvorgaben zur Kenntnis nehmen oder genehmigen. In guten wie in schlechten Zeiten – Bausteine für langfristig ausgerichtete Anlagerichtlinien Anlagerichtlinien sind keine Eintagsfliegen. Sie gelten in guten wie in schlechten Zeiten. Bei großen Veränderungen der äußeren Rahmenbedingungen sind sie anpassungsfähig und zukunftstauglich. Damit eine solche Bandbreite gelingt, müssen Leitungs- und ggf. Kontrollorgan folgende Fragen gemeinsam beantworten: » Wie liquide, sicher und renditeorientiert soll investiert werden? » Wie viel Risiko (Verlust) verträgt die Stiftung? » Welche Anlageklassen werden für Investitionen definiert (Aktien, Renten, Immobilien/-fonds, Euro / Währung)? Welche Assets gehören in die jeweilige Klasse? » Wie sollen Anlagen gestreut werden (wie viel Prozent Aktien oder Papiere eines Emittenten, welche Höchstgrenzen für Währungsanteile am Gesamtportfolio, Rohstoffe ins Vermögen aufnehmen)? » Wie und in welchem Umfang werden ethisch-nachhaltige Überlegungen eingebunden? » Sollen Rücklagen gebildet werden? Während für kirchliche Stiftungen Befugnisse oft über innerkirchliche Verordnungen geregelt sind, muss die weltliche Stiftung selbst bestimmen: » Wer trifft die Anlageentscheidung? » Kann der Stiftungsvertreter seine Entscheidung allein treffen? » Bis zu welchem Anlagebetrag kann wer ­entscheiden?

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Ein gutes Beispiel ist die Anlagerichtlinie der Evangelischen Kirche von Westfalen, veröffentlicht im Kirchlichen Amtsblatt Nr. 1 am 31.01.2013 (www.kirchenrecht-westfalen.de/kabl/26189.pdf). Sie enthält zu jedem der genannten Aspekte einen Hinweis. Soll das „magische Dreieck der Geldanlage“ eine vierte Ecke bekommen? Nicht erst seitdem Spender und Stifter selbstbewusst fragen, wie Stiftungen ihre Erträge erwirtschaften, wird das klassische Dreieck der Geldanlage von Sicherheit, Rentabilität und Liquidität oft um ethisch-nachhaltige Ansprüche ergänzt. Für diese vierte Ecke ist zu klären: » Soll Nachhaltigkeit ein strategisches Ziel der Vermögensanlage sein? » Welchen Stellenwert soll sie im Bezug zu den anderen Zielen der Geldanlage haben? » Wie soll Nachhaltigkeit in der Vermögensanlage erreicht werden? Widmet sich die Stiftung dem Thema, zeigt sie, dass ihr neben Renditeaspekten auch inhaltliche Kriterien wichtig sind. Für die Umsetzung der Entscheidung gibt es unterschiedliche Instrumente. Mit ihnen kann die Stiftung festlegen, wie sie vorgehen möchte: Will sie ethisch kontroverses Verhalten verhindern, nutzt sie Ausschlusskriterien. Möchte sie positive sozial-ökologische Verhaltensweisen fördern, kann sie sich für einen Best-in-Class-Ansatz entscheiden. Oder möchte sie selbst etwas verändern, indem sie Einfluss auf nachhaltiges Verhalten von Unternehmen nimmt? Wenn sich die Stiftung bei ihren Überlegungen Hilfe holen möchte, können sie Partner unterstützen, die im Umgang mit ethisch-nachhaltigen Fragen erfahren sind. Hier gelten Kirchen-, Spezial- und Alternativbanken als Vorreiter. Sie bestimmen aus eigenem Antrieb derartige Parameter für ihr eigenes Handeln. Dazu, welche Überlegungen Stiftungen dabei leiten können, finden Sie in Teil 2 Anregungen und Hinweise (siehe S. 67 f.). Weitere Schritte auf dem Weg zur Richtlinie Für den Handlungsrahmen sind auch folgende Aspekte zu bedenken: » Managt die Stiftung ihr komplettes Vermögen selbst? Können externe Partner zur Verwaltung von Kapital- oder Immobilienvermögen eingebunden werden?


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» Wem gegenüber ist in welchen Abständen Rechenschaft abzulegen? » Welche Inhalte soll das Reporting dabei enthalten? » Wann (bei welchen Veränderungen oder nach welchem Zeitablauf) werden die Rahmenbedingungen überprüft und angepasst? Wer initiiert dies oder gibt es einen regelmäßigen Turnus dafür? » Was ist zu tun, wenn sich besondere Situationen ergeben (z.B. mehr als x Prozent Kursverlust)? Sind alle Fragen geklärt und beantwortet, formuliert die Stiftung ihre Anlagerichtlinie als Leitplanke für Vorstand und Finanzverantwortliche. Zudem ist sie Basis für Arbeit des Aufsichtsorgans und Argumentationshilfe gegenüber Dritten. Anlageentscheidungen

» Unwägbarkeiten

können Stifter vermeiden, wenn sie selbst Anlagerichtlinien formulieren und der Satzung beifügen. Fehlen Handlungsanweisungen, sind Leitungs- und eventuelles Aufsichtsorgan einer Stiftung gut beraten, sie selbst zu erstellen.

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werden dann in der Stiftung nicht mehr spontan, sondern zielorientiert, nachvollziehbar und transparent getroffen. Sie stehen in einem strategischen Kontext. Tücken und Fallstricke einer Anlagerichtlinie Weil jede Stiftung andere Bedürfnisse hat, helfen Musterrichtlinien ebenso wenig wie eventuell auf konkrete Produkte einzelner Anbieter zugeschnittene Vorgaben. Trotzdem kann sich die Stiftung Unterstützung bei der Erstellung holen. Hierzu sollte sie Partner anfragen, die Produkte des Kapitalmarkts und das jeweilige Chancen-Risiko-Verhältnis transparent und nachvollziehbar darstellen können. Hilfreich sind dabei Szenarioanalysen, die aufzeigen, wie sich z.B. die Risikosituation einer Anlage bei einer Aktienquote von 10 Prozent des Gesamtvermögens im Unterschied zu

einer solchen von 80 Prozent auswirkt. Derartige Betrachtungen helfen, um für die Stiftung die richtige Mischung aus Renditeerwartung und tragbarem Risiko zu ermitteln. Gleichfalls lassen sich Laufzeitstrukturen und unterjährige Liquiditätsströme so darstellen und simulieren. Praxisbeispiel: Errichtung einer Vermögens-Leitplanke » Damit alle in der Stiftung dieselbe „Sprache“ sprechen, sollen Leitungs- und Kontrollorgan in den Beratungsprozess einbezogen sein. » Die Anlagerichtlinie enthält zu allen aktuell am Markt befindlichen Anlageformen eine Aussage. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich im Laufe des „ewigen Stiftungslebens“ auch die verfügbare Produktpalette am Kapitalmarkt ändern kann. » Inhaltliche Überlegungen werden beschrieben: Warum werden Anlagen ausgeschlossen oder in besonderem Maße berücksichtigt? » Unter welchen Voraussetzungen soll die Anlagerichtlinie überprüft werden? In welchen Zeitab­ ständen? » Welche Indikatoren können dazu führen, dass auch ohne eine anstehende Wiederanlageentscheidung Handlungsbedarf besteht? Wann muss ein Finanzverantwortlicher reagieren? Hier bedarf es konkreter Beschreibungen: „bei Kursverfall einer Anlage von mehr als x Prozent“ oder „bei Veränderung des XY-Index um mehr als x Prozent“. » Zwar ist zur Erreichung gewisser Renditen eine Diversifikation nötig, gleichzeitig sollte die Anlagerichtlinie jedoch keinen Investitionszwang festschreiben. Deshalb kann man bei den Vorgaben zu den jeweiligen einzelnen Anlageklassen z.B. formulieren: „Wird der zulässige maximale Anteil einer Risikoklasse nicht ausgeschöpft, kann diese Quote zugunsten einer niedrigeren Risikoklasse verwendet werden, um hier den zulässigen maximalen Anteil zu erhöhen.“ » Anlagemöglichkeiten sind neutral und unabhängig von konkreten Anbieterprodukten zu bezeichnen. » Werden bestimmte Dienstleister besonders – im Sinne des Stifters – beauftragt, oder kann ein Anbieter ggf. nicht involviert werden? Sollen zudem Darlehensvergaben als Anlageinstrument möglich sein, sind hierfür Vorgaben sinnvoll. Ein besonderes Augenmerk gilt auch dabei der Risikoab-


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schätzung. Hierzu werden die Bonität des Kreditnehmers (Kapitaldienstfähigkeit mit Zins- und Tilgungsleistungen) und die Werthaltigkeit vereinbarter Sicherheiten herangezogen, zudem soll das Ausfallrisiko betrachtet werden. Weil Darlehensausreichung zu den Bankgeschäften gemäß Kreditwesengesetz gehören, muss geprüft werden, inwieweit der Umfang dieser Form der Vermögensanlagen einer entsprechenden Genehmigung bedarf. Anlagerichtlinie vorhanden – und jetzt? Vielleicht wird die Stiftung ihre Anlagerichtlinien aktiv kommunizieren. Damit schafft sie Transparenz und Vertrauen bei Spendern, Zustiftenden und interessierter Öffentlichkeit. Geldgeber möchten nicht nur wissen, wofür die Stiftung ihre Erträge ausgibt. Auch wie sie erwirtschaftet werden, ist von immer größerer Bedeutung. Wenn die Rahmenbedingungen ausgearbeitet sind, bittet die Stiftung ihren Vermögensberater bzw. ihre Bank, in einem Praxistest zu prüfen, wie sie sich umsetzen lassen. Zudem können die Partner in der Vermögensanlage nun ableiten, welche Angebote gewünscht sind, und wissen, wann und wozu Informationen erwartet werden. Mit diesen regelmäßigen Berichten ist das Leitungsorgan über den aktuellen Stand des Stiftungsvermögens informiert. Es kann sie seinerseits für Auskünfte an Aufsichtsorgan, Stiftungsaufsicht oder Spender und Förderer nutzen. Die Stiftung selbst erkennt aus dem Reporting auch, in welchem Umfang die Vorgaben der Anlagerichtlinien umgesetzt sind und wo Optimierung möglich ist.

Fazit Anlagerichtlinien bieten allen, die an der Vermögensanlage der Stiftung beteiligt sind, eindeutige Leitplanken für ihre jeweilige Aufgabe. Der Stiftungsvorstand kennt den (mutmaßlichen) Stifterwillen und kann diesem folgen. Erwartungen, die an Anlageentscheidungen gestellt werden, sind ihm bekannt. Bankpartner der Stiftung wissen, welche Vorgaben sie bei Angeboten berücksichtigen müssen. Stiftungsaufsicht und Finanzamt können die Anlagerichtlinien heranziehen, wenn sie Entscheidungen bei der Vermögensanlage beurteilen möchten.

Bank für Kirche und Diakonie – KD-Bank  Kirche und Diakonie haben bereits in den 1920er-Jahren eigene Darlehnsgenossenschaften gegründet. Aus den Vorgängerinstituten in Dresden, Münster, Magdeburg und Duisburg ist die heutige Bank für Kirche und Diakonie als älteste evangelische Kirchenbank in Deutschland hervorgegangen. Die Ziele der Bank sind bis heute unverändert: Die wirtschaftliche Förderung der Mitglieder und Kunden ist der in der Satzung verankerte Auftrag. Dieser schließt den ethisch-nachhaltigen Umgang mit Geld ein. Privatpersonen, die die christlichen Werte der Bank teilen, sind ebenfalls willkommen.

Christiane Wicht-Stieber  ist Stiftungskoordinatorin bei der Bank für Kirche und Diakonie – KD-Bank und Geschäftsführerin der KDBANK-STIFTUNG. Ehrenamtlich ist sie als Finanzkirchmeisterin ihrer Gemeinde sowie als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins Renniere e.V. tätig, der dialysepflichtige Kinder unterstützt. Weitere Informationen  christiane.wicht-stieber@kd-bank.de | www.kd-bank.de


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Vermögen erhalten – Werte sichern Empfehlungen für eine Kapitalerhaltungsstrategie von Stiftungen Von Franz A. Böhke In Zeiten, in denen „risikolose“ Zinserträge Mangelware sind und bei kleineren und mittleren Stiftungen sogar manchmal die Zweckerfüllung gefährdet ist, erscheint realer Kapitalerhalt so manchem als nachgeordnete Aufgabe. Die Zinsen werden aber womöglich noch länger auf extrem niedrigem Niveau verharren. Daher sollten Stiftungen dringend ihre Anlagerichtlinien überprüfen – oder erstellen, falls sie noch keine haben – und eine Strategie für den Kapitalerhalt festlegen! Die langfristige Perspektive im Blick haben Stiftungen sind in der Regel auf Dauer angelegt. Stifterinnen und Stifter möchten sichergestellt wissen, dass die von ihnen formulierten Zwecke auch in Jahrzehnten noch erfüllt werden können, trotz steigender Kosten. Damit führt am realen Kapitalerhalt kein Weg vorbei. Die aktuell niedrige Entwicklung der Verbraucherpreise mag beruhigen, mittelfristig sind aber sicher die auch von der Europäischen Zentralbank anvisierten durchschnittlichen 2 Prozent anzunehmen. Was tun? Bei ordentlichen Erträgen, die bei vielen Stiftungen noch zwischen 2 und 3 Prozent nach Kosten der Vermögensverwaltung betragen, reicht die Einstellung eines Drittels der Nettoerträge in die freie Rücklage für den realen Kapitalerhalt nicht aus, d.h. ein ausschließlich von Anleihen und Fest-/Termingeldern geprägtes Portfolio sichert den Kapitalerhalt einer Stiftung oftmals nicht. Alternativen, die die Substanz einer Stiftung „schützen“, sind gefragt. Da die Wiederanlagen fälliger Festgelder und Wertpapiere in den kommenden Monaten und Jahren noch einmal deutlich niedrigere Zinserträge erwarten lassen und die Kosten von Stiftungen gleichzeitig stärker steigen als der Verbraucherpreisindex, wird die Herausforderung im Laufe der Zeit nicht kleiner, sondern größer. Die Entwicklung und Weiterentwicklung einer Anlagerichtlinie ist ein aufwendiger Prozess. In festgelegten Intervallen ist eine kontinuierliche Überprüfung

und Kontrolle erforderlich, ob die Anlagen denn auch den Anlagerichtlinien einschließlich der vorgegebenen Risikoparameter entsprechen und der festgelegte kurz-, mittel- bzw. langfristige Zielkorridor der Entwicklung eingehalten wird. Dies ist ein willkommener Moment, sich konkret zu überlegen, wie der Kapital­ erhalt der Stiftung „nachhaltig“ gesichert werden soll, und dies ebenfalls schriftlich zu fixieren. Hierbei spielt die freie Rücklage, aber vor allem auch die Umschichtungsrücklage als Baustein der „realen“ Vermögenssicherung eine entscheidende Rolle. Stille Reserven heben Aktuell liegen in den Wertpapierdepots von Stiftungen meist Anleihen, über deren hohe Zinsausschüttung der Vorstand sich noch freut. Über den aufgrund des Zinsverfalls hohen Kurs denkt aber kaum jemand nach. Diese stille Reserve gilt es zu heben, denn realistisch betrachtet ist die Rendite der Anleihe in Bezug zum aktuellen Kurswert genauso niedrig, als würde man eine neue Anleihe mit gleicher Restlaufzeit erwerben – nahe Null. Das Bruttostiftungsvermögen (Buchwert zuzüglich des abschmelzenden Anleihekurses über 100 Prozent) reduziert sich kontinuierlich bis zur Fälligkeit – das Bruttostiftungsvermögen sinkt! Sofern der Kursgewinn durch einen Verkauf realisiert wird, kann dieser unter Umständen für die Zweck­ erfüllung verwendet oder – zumindest teilweise – in die Umschichtungsrücklage überführt werden. Diese Rücklage verschafft der Stiftung Spielraum, schwankungsreichere, ertragreichere Investments, wie u.a. Aktieninvestments, zu tätigen. Alternativen? In Aktien zu investieren fällt uns Deutschen traditionell schwer, haben doch viele Anleger hierzulande mit der Telekom „Pech“ gehabt, sind in die Internetblase geraten oder haben in der Finanz- und Wirtschaftskri-


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se Schiffbruch erlitten. All das passierte in den letzten 15 Jahren. Ein für Stiftungen kurzer Zeitraum! Tatsächlich sind Stiftungen die idealen Aktieninvestoren, haben sie doch einen ewigen Anlagehorizont und damit nicht das Problem des Privatanlegers, der im Alter zur Erhaltung des Lebensstandards ggf. „entsparen“ muss. Und nach wie vor erfreuen sich Aktieninvestoren, trotz zugegeben hoher Kurse, an respektablen Dividendenrenditen. Die Allianz, aber auch die Münchener Rück, Siemens, BASF und Nestle z.B. zahlen nach wie vor mehr als 3 Prozent Dividende. Eine ähnliche Situation sehen wir, mit teils jahrzehntelanger Stabilität, in den USA. Wenn die kurz- und mittelfristige Kursentwicklung außer Acht gelassen werden kann, wie bei einer Stiftung, ist dies eine überlegenswerte Alternative – dies umso mehr, als die Unternehmen in der Regel mehr Ertrag generieren als sie ausschütten. Damit findet folglich eine Ertragskumulierung statt, die langfristig auch in der Kursentwicklung und der Ausschüttung ihren Niederschlag findet. Und wer wegen mangelnden Volumens, geringer Marktkenntnis oder aufgrund von Risikostreuungsgesichtspunkten keine direkten Einzelwertinvestments mag, findet dividendenorientierte Lösungen in einer Vielzahl kostengünstiger passiver Fonds (ETFs). Sicherlich wird der Wert dieser Aktieninvestments im Zeitablauf schwanken. Die Dividendenrenditen sichern aber langfristig die Zweckerfüllung. Zudem folgt die Unternehmensentwicklung solider Unternehmen über kurz oder lang auch den Konjunktur- und Inflationspfaden und sorgt damit, neben der ausgeschütteten Dividende, auch noch für einen Inflationsausgleich. Durch die Bildung der Umschichtungsrücklage aus der Realisierung der Kursgewinne vorhandener Anleihen haben Stiftungen zudem einen „Vermögenspuffer“, der im Fall der Fälle auch einmal hilft, Kursverluste buchhalterisch auszugleichen.

Fazit Diese Vorgehensweise lässt sich wie folgt zusammenfassen: » Realisierung stiller Reserven im Anleihebereich » Konsequente Dotierung der freien Rücklage » Bildung einer Umschichtungsrücklage und weitere Dotierung bei zukünftigen Umschichtungsgewinnen » Tätigung dividendenorientierter Aktieninvestments, vorzugsweise in den etablierten Märkten Europa und USA » Kurzfristige Kursschwankungen sind vor dem langfristigen Anlagehorizont zu vernachlässigen. » Lediglich Qualitätsverschlechterungen der Investments zwingen zum Handeln. Für den langfristigen Anlageerfolg sind abschließend noch zwei Aspekte wichtig. Erstens: Ruhe bewahren bei marktbedingten Kursbewegungen. Und zweitens: umsatzorientierten Anlageberatern widerstehen. Denn wie heißt eine alte Börsenregel? „Hin und Her macht Taschen leer.“

Böhke & Compagnie Consultants KG  Das von Franz A. Böhke gegründete inhabergeführte Unternehmen Böhke & Compagnie berät Stiftungen und andere Kapitalanleger zu Fragen der Vermögensanlage und -strukturierung. Zum Angebot gehören die Überprüfung des Status quo, die Unterstützung bei der Neuausrichtung, die Suche nach geeigneten Vermögensverwaltern sowie das laufende Controlling.

Franz A. Böhke  ist persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer von Böhke & Compagnie Consultants. Nach diversen Stationen in deutschen Großbanken im In- und Ausland verschrieb er sich 1998 der bankenunabhängigen Beratung. Der zertifizierte Finanzplaner und Stiftungsmanager (DSA) berät Stiftungen und andere Kapitalanleger und verfügt über umfangreiche Erfahrungen und Kenntnisse in Bezug auf Strategie, Strukturierung und Management von Vermögen. Böhke ist Mitglied im Anlageausschuss der Bürgerstiftung Braunschweig. Weitere Informationen  f.boehke@boehke.de | www.boehke.de


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Das Risiko in Schach halten Investieren mit Wertsicherungsstrategien Von Tom Pansegrau Die anhaltende Niedrigzinsphase macht es für Stiftungen zunehmend schwieriger, ausreichende Vermögens­­­ erträge zur Verwirklichung ihres Stiftungszwecks zu erwirtschaften. Risikofreie Anlagen am Geldmarkt oder Buy-and-hold-Portfolios mit ausfallsicheren Anleihen haben als Anlagestrategien ausgedient. Vielmehr ist es unvermeidlich, höhere Risiken mittels einer signifikanten Aktienquote einzugehen. Doch wie lässt sich eine ertragsorientierte Vermögensanlage gestalten und wie kann man gleichzeitig das Anlagerisiko kontrollieren, das Gebot der Kapitalerhaltung erfüllen und etwaige Bedenken der Stiftungsgremien adressieren? Hierbei können Wertsicherungsstrategien weiterhelfen.

» Wertsicherungsstrategien

eröffnen dem Anleger ein hohes Ertragspotenzial, begrenzen aber gleichzeitig das Verlustrisiko auf ein akzeptables Ausmaß.

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Strategische Anlageparameter Wertsicherungsstrategien sind dynamische Asset-Allokationsstrategien, die ein asymmetrisches Chancen-/ Risiko-Profil erzeugen: Sie eröffnen dem Anleger ein hohes Ertragspotenzial, begrenzen aber gleichzeitig das Verlustrisiko auf ein akzeptables Ausmaß. Hierzu ein vereinfachtes Beispiel: Eine Stiftung beauftragt zu Jahresbeginn einen Asset Manager mit einer Wertsicherungsstrategie und legt folgende strategische Anlageparameter fest: » Anlageuniversum: globale Aktien, globale Unternehmens- und Staatsanleihen (währungsgesichert) und Geldmarktanlagen » Wertuntergrenze: 96 Prozent bezogen auf das ­Kalenderjahr

Durch die Vorgabe der Wertuntergrenze beauftragt die Stiftung den Asset Manager, schlechtere Renditen als minus 4 Prozent für ihr Portfolio innerhalb von einem Jahr auf jeden Fall zu vermeiden. Die Stiftung hat ihr Verlustpotenzial somit vorab begrenzt, ein gezieltes Risikomanagement installiert und ein Höchstmaß an Transparenz bezüglich ihres Anlagerisikos hergestellt. Die Voraussetzungen für eine ertragsorientierte Vermögensanlage mit einer signifikanten Aktienquote sind somit geschaffen. Hierbei gilt: Je tiefer die gewählte Wertuntergrenze, desto höher das Risiko und desto höher der erwartete Ertrag. Dynamische Asset Allokation nach Risikobudget Der Asset Manager bestimmt die Asset Allokation nun regelmäßig (typischerweise täglich) so, dass das Portfolio einerseits möglichst stark in Aktien investiert ist, aber andererseits die Wertuntergrenze selbst im Fall von plötzlichen Kurseinbrüchen an den Märkten nicht unterschritten wird. Dies geschieht durch einen Abgleich zwischen dem jeweils aktuellen Risikobudget und dem kurzfristigen Verlustrisiko des Portfolios: » Aktuelles Risikobudget: Abstand des aktuellen Portfoliowertes zur vorgegebenen Wertuntergrenze (Verlustpuffer) » Kurzfristiges Verlustrisiko: konservative Risikoszenarien, die spezifizieren, welchen Verlust das Portfolio auf Sicht von einem Tag im Worst Case erleiden könnte (sogenanntes Übernachtrisiko) Zu Beginn des Jahres wird die Allokation zwischen Aktien, Anleihen und Geldmarkt so bestimmt, dass das hieraus resultierende Übernachtrisiko nicht größer ist als das anfängliche Risikobudget von 4 Prozent. Sollte sich der Portfoliowert daraufhin aufgrund von Kursverlusten an den Märkten der Wertuntergrenze annähern, schichtet der Asset Manager die Allokation stärker in Anleihen und ggf. auch Geldmarktanlagen


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» Moderne Wertsicherungs­

konzepte beruhen in der Regel auf dem Prinzip der dynamischen Asset Allokation, bieten dem Anleger aber diverse Weiter­ entwicklungen und Wahlmöglichkeiten bei der Ausgestaltung der Strategie.

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um, um so das Übernachtrisiko des Portfolios zu reduzieren. Steigt das Risikobudget dagegen nach Kursgewinnen an, wird die Aktienquote erhöht, um das Ertragspotenzial des Portfolios zu steigern. Die Grafik illustriert die typische Wertentwicklung einer Wertsicherungsstrategie im Vergleich zu einem statischen Buy-and-hold-Portfolio auf Basis fiktiver (simulierter) Kursverläufe für die Märkte. In der Praxis

setzt der Asset Manager die Allokationsanpassungen um, indem er z.B. für die im Portfolio enthaltenen Aktien mittels kosten­­effizienter Aktienindex-Futures passende Absicherungspositionen – je nach Risikobudget – etabliert oder wieder auflöst. Verlässliches Chancen-/Risiko-Profil Wertsicherungsstrategien sind regelgebunden und prognosefrei. Sie funktionieren nach festen Regeln und kommen ohne Rendite- oder Trendprognosen über die zu erwartende Kursentwicklung der Anlagemärkte aus. Aus diesen Gründen können Wertsicherungsstrategien das gewünschte asymmetrische Chancen-/Risiko-Profil mit hoher Verlässlichkeit realisieren. Hervorzuheben ist, dass Wertsicherungsstrategien auf der übergeordneten Portfolioebene agieren und somit Diversifikationseffekte zwischen den Anlagemärkten optimal ausnutzen. Dabei gilt: Je besser Verlustphasen einzelner Märkte durch Kursgewinne anderer Märkte im Portfolio (über-)kompensiert werden, desto seltener muss die Aktienquote zur Sicherung der Wertuntergrenze reduziert werden und desto höher ist das Ertragspo-

Wertentwicklung Anlagemärkte Simulation einer Wertsicherungsstrategie Quelle: Berenberg

102 Wertsicherungsstrategie Statisches Portfolio (25% Aktien, 75% Anleihen) Wertuntergrenze 100

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tenzial für den Anleger. Diversifikation zahlt sich also aus – auch und gerade bei Wertsicherungsstrategien. Individuelle Ausgestaltungsmöglichkeiten Die in der Praxis anzutreffenden modernen Wertsicherungskonzepte beruhen in der Regel auf dem oben beschriebenen Prinzip der dynamischen Asset Allokation, bieten dem Anleger aber diverse Weiterentwicklungen und Wahlmöglichkeiten bei der Ausgestaltung der Strategie. Hierzu gehören selbstverständlich auch stiftungsspezifische Aspekte, z.B. die Generierung von ordentlichen Erträgen, die Strukturierung von Ausschüttungen und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien. Ausgangspunkt sollte dabei immer eine intensive Analyse der individuellen Anforderung der Stiftung sein, um bereits bei der Festlegung der strategischen Anlageparameter die Weichen für eine erfolgreiche, risikokontrollierte und ertragsorientierte Vermögensanlage zu stellen.

Berenberg  Berenberg wurde 1590 gegründet und gehört heute mit den Geschäftsbereichen Private Banking, Investment Banking, Asset Management und Corporate Banking zu den führenden europäischen Privatbanken. Das Bankhaus mit Sitz in Hamburg wird von persönlich haftenden Gesellschaftern geführt und hat eine starke Präsenz in den Finanzzentren Frankfurt, London, New York und Zürich. 1.250 Mitarbeiter an 19 Standorten in Europa, Amerika und Asien verwalten über 36 Milliarden Euro.

Tom Pansegrau  ist im Asset Management von Berenberg Produktspezialist für Total Return-Strategien, dynamische Asset Allokation und Wertsicherungskonzepte. Er absolvierte einen Masterstudiengang mit Schwerpunkt Finanzen an der Universität Lausanne und ist seit 2014 CFA Charterholder. Weitere Informationen  tom.pansegrau@berenberg.de | www.berenberg.de


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Risiken eingehen und kontrollieren So finden Stiftungen ihr individuelles Risikobudget Von Frank Kamp und Dr. Olaf Scherf Warum ist es für Stiftungsverantwortliche erforderlich, sich bei der Vermögensanlage mit dem Risikobudget ihrer Stiftung zu beschäftigen? In der Vergangenheit wurde von vielen Stiftungen das in den Landesstiftungsgesetzen manifestierte Gebot des Kapitalerhalts mit Anlagen in erstklassigen festverzinslichen Wertpapieren bis zur Endfälligkeit beantwortet. Im aktuellen Kapitalmarktumfeld wird jedoch das häufig ausgeblendete Marktrisiko dieser Anlagestrategie als Wiederanlagerisiko konkret spürbar. Der Charakter von Rentenanlagen hat sich tiefgreifend geändert. Das aktuelle Zinsniveau stellt den Ertrags- und Renditebeitrag so weit infrage, dass hier spürbare Beiträge nur noch bei sehr langen Laufzeiten, bei erheblich reduzierter Bonität oder in Verbindung mit substanziellen Währungsrisiken möglich sind. Die Risiken der Rentenanlagen bedürfen hier einer sorgfältigen Analyse, zumal auch der Diversifikationsbeitrag von Renten gegenüber anderen Anlageklassen einer Überprüfung bedarf. So würde ein vergleichbarer Diversifikationsbeitrag von Staatsanleihen gegenüber Aktien, analog dem im Jahr 2008, aktuell deutlich negative Zinsniveaus erfordern. Kontrolliert Risiken eingehen In diesem Umfeld ist es für Stiftungen unerlässlich, zur Aufrechterhaltung ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit kontrolliert Risiken einzugehen. Dabei gestattet es der in der Regel sehr langfristige Anlagehorizont gerade Stiftungen, ein gewisses Maß an Risiken zu tragen und diese ertragbringend für sich arbeiten zu lassen. Eine Antwort auf die Ertragsnotlage in Folge rückläufiger Kapitalmarktzinsen kann es somit sein, langfristige Risikoprämien von Anlageklassen zu vereinnahmen, die über das traditionelle, auf verzinsliche Anlagen ausgerichtete Anlageverhalten von Stiftungen hinausgehen.

Im Bereich der liquiden Kapitalmarktanlagen werden daher auch von deutschen Stiftungen verstärkt Anlagen in Aktien erwogen, die wegen ihrer vergleichsweise attraktiven Dividendenrenditen und akzeptablen Bewertung noch interessante Ertrags- und Renditechancen aufzuweisen scheinen. Dabei müssen jedoch die substanziellen Marktrisiken sorgfältig berücksichtigt werden. Ein massiver Markteinbruch wie z.B. in den Jahren 1987, 2000 oder 2008 kann auch zukünftig nicht ausgeschlossen werden. Hier würde eine erzwungene Reduktion der Aktienquote aufgrund zu hoher Verluste die langfristige Wertentwicklung der Anlagen und den Kapitalerhalt der Stiftung nachhaltig negativ beeinflussen.

» Für Stiftungen ist es

unerlässlich, zur Aufrechterhaltung ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit kontrolliert Risiken einzugehen. Dabei gestattet der langfristige Anlagehorizont gerade Stiftungen, ein gewisses Maß an Risiken zu tragen und diese ertragbringend für sich arbeiten zu lassen.

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Wie kann eine Stiftung ihr Risikobudget definieren? Die Risikotragfähigkeit einer Stiftung bei den liquiden und transparenten Anlagen ergibt sich aus der Bewertung des Gesamtvermögens (inklusive illiquider Anlagen wie Immobilienvermögen oder Beteiligungen), dem Ausschüttungsbedarf, den stiftungsrechtlichen


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Vorgaben und der Abgabenordnung. Ein praktikabler erster Ansatz für die Ermittlung der individuellen Risikotragfähigkeit stellt dabei die Ermittlung des positiven Deltas zwischen dem zu aktuellen Marktkursen bewerteten Gesamtvermögen und Grundstockvermögen dar, das dem Kapitalerhalt unterliegt. Während für den Anteil des Grundstockvermögens eine vergleichsweise geringe Risikotragfähigkeit besteht, kann die Stiftung für die darüber hinausgehenden, nicht dem Kapitalerhaltungsgebot unterliegenden Vermögensteile (z.B. freie Rücklage oder Umschichtungsrücklage) höhere Risiken eingehen. Das Risikobudget bestimmt, welches Risiko in einem Betrachtungszeitraum (meistens ein Jahr) von der Stiftung getragen werden kann. Die häufig genutzte historische tägliche Schwankung der Bewertung (Volatilität) als Risikomaß kann allerdings nur eingeschränkt empfohlen werden, da dabei die Gefahr einer systematischen Unterschätzung des tatsächlichen Marktrisikos besteht. Sind im historischen Betrachtungszeitraum die seltenen massiven Marktschwankungen nicht ausreichend enthalten, so wird die Volatilität deutlich unterschätzt. Zudem werden bei der Volatilität erwünschte positive Schwankungen genauso erfasst wie die unerwünschten negativen Schwankungen. Deutlich aussagekräftiger ist die Bestimmung des Risikos auf Basis einer realitätsnahen Schätzung der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Verluste. Realitätsnah bedeutet, dass die im Vergleich zu einfachen Risikomodellen deutlich erhöhte tatsächliche Häufigkeit extremer Verluste (die sogenannten „Fat Tails“) und die begrenzte Zuverlässigkeit von Risikostreuung berücksichtigt wird. Als Maß für das Risikobudget hat sich die Verlustuntergrenze in Verbindung mit einer definierten Zuverlässigkeit (z.B. 99 Prozent, d.h. in 99 von 100 Jahren wird voraussichtlich die Verlustuntergrenze nicht unterschritten) bewährt. Illiquide Investments, z.B. Immobilien, die traditioneller Bestandteil vieler Stiftungsvermögen sind, oder auch Private Equity-Beteiligungen, können in diesem Zusammenhang hinsichtlich des Risikobeitrags im Gesamtvermögen schwer quantifiziert werden. Sie werden daher meist getrennt von den liquiden Anlagen betrachtet, wobei auf die Annahme von Diversifikationseffekten zu den liquiden Anlagen verzichtet wird. Es ist besonders wichtig, das Risikobudget nicht zu optimistisch zu gestalten. Eine nachträgliche Redukti-

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on des Risikobudgets durch die Stiftungsverantwortlichen bei ersten spürbaren Verlusten führt zu einer systematischen Beeinträchtigung des langfristigen Rendite-/Risiko-Profils der Anlagen. Auch bei Verlusten nahe des Risikobudgets, die in extremen Marktsituationen wie im Jahr 2008 zu erwarten sind, sollten die Stiftungsverantwortlichen einer Anpassung des Risikobudgets widerstehen können. Wie kann das Risikobudget der Anlagen gesteuert werden? Grundsätzlich können Marktrisiken im Wesentlichen über die Liquiditätsquote, Risikostreuung und systematische Absicherungen gesteuert werden. In der Praxis werden die Mechanismen zielgerichtet miteinander kombiniert. Da Marktrisiken mit dem Ziel einer erhöhten Chance auf zukünftige Erträge bzw. Renditen eingegangen werden, ist bei der Steuerung der Risiken neben dem Vermögenserhalt besonders auch auf mögliche Auswirkungen auf die Ertragsseite zu achten. Leider ist reduziertes Risiko systematisch mit weniger Rendite verbunden. Da sowohl Geldmarkt- als auch Rentenanlagen mit niedrigem Risiko aktuell kaum noch positive Renditen ermöglichen, führt eine Risikoreduktion über eine Verschiebung der Investitionsquoten zugunsten dieser Anlageklassen zu entsprechend reduzierten Renditen. Auch die Absicherungen reduzieren bei gegebener Allokation die erwartete Rendite. Da zuverlässige Absicherungen systematisch und permanent implementiert sein müssen, sind deren kosteneffiziente Gestaltung und die vorausschauende Transparenz über den Einfluss auf Ertrag und Rendite der liquiden Anlagen insgesamt von besonderer Bedeutung. Hier ergeben sich jedoch deutliche Unterschiede. Optimiert man die Absicherung, indem man auch die Diversifikationseffekte innerhalb des Portfolios sorgfältig mit berücksichtigt und damit unnötige Absicherungen vermeidet, können die Aktienquoten bei unverändertem Risikobudget teilweise verdoppelt werden. Die damit deutlich gesteigerte Chance auf höhere Renditen ergibt sich alleine aus der erhöhten Aktienquote. Aufgrund der im Vergleich zum allgemeinen Zinsniveau attraktiven Dividendenrenditen besteht zusätzlich die Aussicht auf eine Steigerung der ausschüttungsfähigen Erträge. Da die langfristige Aktienrendite von seltenen und nicht vorhersehbaren starken Aktienjahren wesentlich bestimmt wird, ist eine


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derartige abgesicherte Strategie nur für langfristige Investoren sinnvoll, die auf diese starken Aktienjahre warten können. Die Absicherung sorgt dabei dafür, dass auch bei zwischenzeitlichen starken Markteinbrüchen die Aktienquote nicht reduziert werden muss und damit das Chancenpotenzial in künftigen Aufschwungphasen erhalten bleibt.

Wealth Management der Deutsche Bank AG  Mit 340 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen weltweit (Stand: 30. September 2015) ist das ­Wealth Management der Deutschen Bank einer der größten Vermögensverwalter, insbesondere in Deutschland. Das Wealth Management bietet besonders Privatanlegern und Institutionen eine breite Palette an traditionellen und alternativen Investmentlösungen und steht für eine ganzheitliche Betreuung wohlhabender Privatanleger, Family Offices und Stiftungen.

Frank Kamp  ist Senior Portfolio Manager (Stiftungen) und seit 1981 für die Deutsche Bank tätig. Er verfügt über rund drei Jahrzehnte Kapitalmarkterfahrung und hat sich vor mehr als zehn Jahren auf die Betreuung steuerbegünstigter Stiftungen spezialisiert. Seine Expertise liegt in der Konzeption und Umsetzung von Vermögensanlagestrategien für Stiftungen. Ehrenamtlich ist er in Vorständen und Beiräten mehrerer Stiftungen engagiert. Weitere Informationen  frank.kamp@db.com | www.dws.de

Dr. Olaf Scherf  ist Head DPM Risk Management und seit 2000 für die Deutsche Bank tätig. Er ist global verantwortlich für das Risikomanagement der Vermögensverwaltung und leitet das Risk Return Engineering des Wealth Managements der Deutschen Bank. Als promovierter Theoretischer Physiker und promovierter Betriebswirt ist er Experte für die Analyse und Optimierung des Rendite-/Risiko-Profils liquider Anlagen. Zudem besitzt er breite Erfahrungen in der Entwicklung bedarfsspezifischer Anlage- und Absicherungsstrategien für ­komplexe Vermögen. Weitere Informationen  olaf.scherf@db.com | www.dws.de


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Klug steuern in Zeiten niedriger Renditen Die Bedeutung strategischer und taktischer Asset Allokation Von Mirco Himmel und Dr. Christian Jasperneite Im April und Mai 2015 konnte man beobachten, was passiert, wenn die Renditen lang laufender Anleihen von einem sehr niedrigen Renditeniveau ausgehend ansteigen. Besonders problematisch für viele Portfolios war dabei die Tatsache, dass gleichzeitig Aktien und Renten gefallen sind. So konnten auf Portfolioebene innerhalb weniger Wochen teilweise signifikante Rückschläge beobachtet werden, nachdem allerdings in den Vormonaten auch erhebliche Gewinne verbucht wurden.

Strategische und taktische Asset Allokation Eine Asset Allokation (Vermögensaufteilung) beschreibt die Aufteilung des Gesamtportfolios auf verschiedene Assetklassen (z.B. Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe) mit dem Ziel der Rendite und Risikooptimierung. Die Asset Allokationen unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung, also den Verhältnissen, in denen die einzelnen Assetklassen dem Portfolio beigemischt werden. Es wird dabei in strategische und taktische Asset Allokationen unterschieden. Bei der strategischen Asset Allokation wird durch regelmäßige Transaktionen gewährleistet, dass das Portfolio auch nachhaltig die gewünschte Vermögensstruktur abbildet. Dies ist nötig, da sich durch Wertänderung einzelner Assetklassen auch die Verhältnisse innerhalb des Portfolios verschieben können. Bei der taktischen Asset Allokation wird versucht, durch Veränderungen bei der prozentualen Gewichtung einzelner Assetklassen von aktuellen Trends und Bewegungen an den Märkten zu profitieren. Quelle: Basiswissen Aktien, www.finanztreff.de

Begrenztes Performancepotenzial Diese Entwicklung gab unter Umständen einen Vorgeschmack auf die nächsten Jahre, denn das Perfor­ mance­potenzial bei Anleihen ist aufgrund der Geldpolitik der Notenbanken auch mittelfristig mehr als begrenzt, während die Volatilität am Rentenmarkt – Japan ist hier ein warnendes Beispiel – durchaus hoch sein kann. Gleichzeitig sind die Bewertungen bei Aktien inzwischen nur noch bedingt attraktiv, und die globale Konjunktur hat ihren Höhepunkt vermutlich durchschritten. In diesem Szenario ist das Performancepotenzial von Aktien begrenzt, auch wenn angesichts mangelnder Anlagealternativen Aktien mittelfristig immer noch eine unverzichtbare Assetklasse darstellen. Wer weiterhin an einem konservativen Risikoprofil festhalten will, muss sich in diesem Umfeld zwangsläufig mit geringeren Performancebeiträgen aus der strategischen Allokation zufriedengeben. Zukünftige Rendite-Risiko-Strukturen in Multi-Asset-Portfolios Ein Teil dieses negativen Effektes kann und sollte durch eine gute taktische Allokation und eine gute Selektion so weit wie möglich ausgeglichen werden, auch wenn eine vollständige Kompensation unrealistisch erscheint. Wer in der Zukunft immer noch jährliche Renditen oberhalb von 4 oder 5 Prozent erwartet, muss perspektivisch höhere Risiken eingehen. Um diesen Sachverhalt genauer beschreiben zu können, lassen sich Berechnungen anstellen, mit denen zukünftige Rendite-Risiko-Strukturen in Multi-Asset-Portfolios aufgezeigt werden. In entsprechenden Berechnungen haben wir für die liquiden Assetklassen historische Korrelationen und Volatilitäten unterstellt, aber plausible Annahmen hinsichtlich zukünftiger Renditen getroffen. Zudem wurden bewusst nicht nur liquide Assetklassen berücksichtigt, sondern auch nicht liqui-


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de Assets in die Analyse einbezogen, da so erst ein realistischeres Bild einer komplexeren Vermögensstruktur entsteht. Bei nicht liquiden Assets besteht allerdings das Problem der fehlenden oder nicht aussagekräftigen Zeitreihen. Aus diesem Grund haben wir bei nicht liquiden Assets nicht auf verfügbare, aber wenig aussagekräftige historische Zeitreihen gesetzt, sondern vor dem Hintergrund plausibler Annahmen und Beobachtungen assetklassenspezifische statistische

» Wer in der Zukunft immer noch jährliche Renditen oberhalb von 4 oder 5 Prozent erwartet, muss perspektivisch höhere Risiken eingehen.

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Eigenschaften unterstellt. Beispielsweise kann man bei Immobilien von einer sehr geringen Volatilität und einer kaum vorhandenen Korrelation zum Aktienmarkt ausgehen, während bei Private Equity höhere Volatilitäten und hohe Korrelationen zum Aktienmarkt zu unterstellen sind. Vor dem Hintergrund dieses Datenmaterials haben wir mit einem Zufallsgenerator 10.000 mögliche strategische Allokationen erzeugt und jeweils die damit einhergehenden statistischen Eigenschaften untersucht. Dabei wurde auf die Methode des sogenannten Bootstrapping zurückgegriffen, um auch Zeitverläufe zu simulieren, die so zwar in der Vergangenheit nicht beobachtet werden konnten, aber prinzipiell durchaus denkbar sind. Beim Bootstrapping werden – vereinfacht gesagt – historische Verläufe „zerschnipselt“ und neu zusammengefügt. Mit dieser Methode können Risikomaße wie der maximal zu erwartende Drawdown (maximaler Verlust) oder die Recovery Period (Wiederaufholperiode) genauer bestimmt werden, als wenn nur auf historische Verläufe zurückgegriffen wird. Die Bootstrapping-Methode ermöglicht es zudem, dass die schwer zu simulierenden „schwarzen Schwäne“ am Kapitalmarkt im Datenmaterial erhalten bleiben, aber in ihrer Abfolge variiert werden können, um statistisch verlässlichere Aussagen treffen zu können.

Um die Aussagekraft der Berechnungen für die Zukunft zu erhöhen, ist es sinnvoll, nicht auf den effizienten oberen Rand des errechneten Möglichkeitenraumes abzustellen, sondern sich auf durchschnittliche Relationen zu beziehen, die für eine „Echtzeitanwendung“ repräsentativer sind. Es zeigt sich, dass in Zukunft Renditen von 5 Prozent nur noch dann zu realisieren sind, wenn mindestens eine typische Schwankungsbreite von +/-10 Prozent um die erwartete Rendite akzeptiert wird. Das hört sich zunächst harmlos an, allerdings beschreibt dies nur den Normalfall und nicht den Extremfall. Stellt man dagegen auf den Extremfall und damit auf den maximal zu erwartenden Draw-down ab, sieht das Bild anders aus. Renditen von 5 Prozent sind beispielsweise nur noch dann in einer strategischen Allokation realisierbar, wenn temporäre Einbrüche von über 30 Prozent in der Wertentwicklung akzeptiert werden. Diese temporären Einbrüche können zudem länger dauern, als man oftmals annimmt. So wäre davon auszugehen, dass bei einer angestrebten Rendite von 5 Prozent p.a. über 500 Handelstage vergehen können, bis der alte Höchststand in der Wertentwicklung des Portfolios erreicht wird. Wem das zu viel ist, der muss sich mit einer geringeren Rendite zufrieden geben, zumal auch noch die aktuellen Korrelationsbeziehungen zu einem abnehmenden Diversifikationseffekt führen. Rückläufige Renditen abfedern Was ist die Konsequenz aus dieser Beobachtung? Wenn Sie für Ihre Stiftung nicht eine signifikante Reduzierung der zu erwartenden Wertentwicklung akzeptieren können oder wollen, bleibt als Lösung nur, auf eine erfolgreiche taktische Allokation und eine gute Selektion zu setzen, mit der ein Teil der rückläufigen Rendite aus der strategischen Allokation ausgeglichen werden kann. Unsere Analysen zeigen, dass derzeit eine effizient diversifizierte, konservative und stiftungsadäquate strategische Allokation eine Wertentwicklung von maximal 3,5 Prozent vor Kosten erwarten lässt. Durch eine gute taktische Allokation und Selektion können bei realistischen Annahmen nochmals etwa 0,7 Prozent zusätzlich erzielt werden, ohne das Portfoliorisiko zu erhöhen. Hier gilt dann allerdings die Regel, dass im Durchschnitt eher größere Abweichungen von der strategischen Allokation und der Benchmarkstruktur not-


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wendig sind, damit langfristig ein spürbarer Mehrwert durch aktives Asset Management erzielt werden kann. Es gilt also, Asset Manager zu identifizieren, die neben einer hohen Qualität hinsichtlich ihrer Entscheidungen auch die Bereitschaft zeigen, ihre Meinung in Portfolios gegenüber der strategischen Allokation zumindest temporär auch prononciert umzusetzen.

M.M.Warburg & CO  Das Bankhaus M.M.Warburg & CO sowie die weiteren zur Warburg-Gruppe gehörenden Bankhäuser begleiten Vermögensinhaber über Generationen: Sie unterstützen Gründer und Organe bei der Errichtung und Verwaltung von Stiftungen. Ihr Bekenntnis zum Stiftungswesen zeigt die Warburg-Gruppe u.a. durch eine eigene Stiftung. So ist sie auch aus eigener Erfahrung mit dem Management und den finanzwirtschaftlichen Aspekten von Stiftungen vertraut.

Mirco Himmel  ist Diplom-Betriebswirt, Stiftungsmanager und Stiftungsberater (DSA). Er ist als Senior Relationship Manager bei M.M.Warburg & CO tätig. Weitere Informationen  mhimmel@mmwarburg.com | www.mmwarburg.com

Dr. Christian Jasperneite  ist Diplom-Volkswirt und Chief Investment Officer bei M.M.Warburg & CO. Weitere Informationen  cjasperneite@mmwarburg.com | www.mmwarburg.com


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Mit Vermögen gestalten

Beratung ohne Interessenkonflikte Das Honoraranlageberatungsgesetz soll die Qualität der Finanzberatung in Deutschland verbessern, die Transparenz erhöhen und die Verbraucherrechte stärken. Von Thomas Abel und Jens Ammon In den vergangenen Jahrzehnten kam es bei verschiedensten Kapitalanlagen immer wieder zu erheblichen Vermögensverlusten privater und institutioneller Anleger. Hervorzuheben sind hier Totalverluste bei geschlossenen Fonds aller Art (z.B. Immobilien, Schiffe, Medien), Kursverluste bei Aktien und Zertifikaten, Ausfälle bei Genussrechten und ähnlichen Schuldverschreibungen (z.B. PROKON, Infinus u.a.) sowie Wertverluste bei Immobilieninvestitionen in schlechten Lagen. Neben den hausgemachten Problemen der Anlageformen selbst kommt als ein weiterer Grund die falsche oder zumindest unzureichende Beratung der Anleger hinzu. Oftmals wurden deren Interessen nicht in den Mittelpunkt gestellt, ebenso wenig wurde auf ihr Risikoprofil und ihren Anlagehorizont geachtet. Seitens des Produktanbieters stand dagegen meist die Provision, die mit dieser Anlage verdient werden konnte, im Mittelpunkt des Interesses. Denn Anlageberatung ist in Deutschland kostenfrei, so lautet die landläufige Meinung auch heute noch vielfach. Während man beim Gang zum Rechtsanwalt, Steuerberater und Notar Honorare gewohnt ist, geht man davon aus, dass der Rat in Finanzangelegenheiten ohne Entgelt erhältlich ist. Ein Trugschluss, wie sich gezeigt hat, denn das Entgelt wird dem „Berater“ mittels Provisionen vom Produktanbieter gezahlt.

des Gesetzes zur Förderung und Regulierung einer Honorarberatung über Finanzinstrumente (Honoraranlageberatungsgesetz) stellt dabei die aktuelle Spitze der Regulierung des Beratermarktes dar. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass sich dieses Gesetz nur auf die Beratung über Finanzinstrumente wie z.B. Wertpapiere beschränkt. Für die Versicherungsberatung existiert bereits seit Längerem eine Regelung in der Gewerbeordnung. Eine einheitliche Regulierung über beide Segmente hinweg wurde somit leider nicht geschaffen.

Gesetzliche Regulierung des Beratermarktes Der Gesetzgeber hat aus diesem Grund in den letzten Jahren viele Gesetze verabschiedet, die den Anleger besser schützen, den Berater besser qualifizieren und den Produktanbieter in seinen Provisionszahlungen beschränken sollen. Die Verabschiedung

Das Honoraranlageberatungsgesetz definiert erstmals den Begriff des Honoraranlageberaters und fügt ihn – zusätzlich zur herkömmlichen Anlageberatung – in das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) ein. Die Regulierung der Honorarberater erfolgt dabei in zwei Ausprägungen: Honorar-Anlageberater (15 per

» Während man beim Gang

zum Rechtsanwalt, Steuerberater und Notar Honorare gewohnt ist, geht man davon aus, dass der Rat in Finanzangelegenheiten ohne Entgelt erhältlich ist. Ein Trugschluss, denn das Entgelt wird dem „Berater“ mittels Provisionen vom Produktanbieter gezahlt.

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Bundesverband Deutscher Stiftungen

31.03.2015 im Register der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht [BaFin-Register]) und Honorarfinanzanlageberater (ca. 100 per 31.10.2015 im Vermittlerregister). Sie fußt auf bestehenden Erlaubnissen der Berater, zum einen auf der Zulassung im Rahmen des WpHG durch die Bundesbank und BaFin und zum anderen auf der Zulassung im Rahmen der Gewerbeordnung durch die zuständigen Gewerbeämter.

» Mit der Neuregelung

2. Trennung zwischen Provisions- und Honorarberatung Falls ein Wertpapierdienstleister nicht ausschließlich Honoraranlageberatung erbringt, ist er laut Gesetz verpflichtet, die Honoraranlageberatung innerhalb der Organisation strikt von der herkömmlichen Anlageberatung zu trennen. Diese Trennung gewährleistet, dass die Honoraranlageberatung unabhängig erbracht und nicht von der provisionsgetriebenen Anlageberatung beeinflusst wird.

will der Gesetzgeber die Qualität der Finanzberatung in Deutschland verbessern, die Transparenz erhöhen und die Verbraucherrechte stärken. Anbieter von Anlageberatung für Finanzprodukte und geschlossene Fonds sind künftig an eine Reihe von Vorschriften gebunden.

3. Ein Provisionsberater muss über Zuwendungen informieren Wird die Anlageberatung nicht als Honoraranlageberatung erbracht, ist der Kunde darüber zu informieren, ob im Zusammenhang mit der Anlageberatung Zuwendungen von Dritten angenommen und behalten werden dürfen. Bekräftigt wird die Regelung durch ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs (Az. XI ZR 147/12), das eine schärfere Aufklärungspflicht der Banken fordert. Danach haben die Berater ihren Kunden seit dem 1. August 2014 alle Vergütungen von Finanzprodukten offenzulegen, die die Bank erhält, wenn sie ein Investmentprodukt verkauft. Die Pflicht erstreckt sich insbesondere auch über den Empfang versteckter Innenprovisionen vonseiten Dritter.

Mit der Neuregelung will der Gesetzgeber die Qualität der Finanzberatung in Deutschland verbessern, die Transparenz erhöhen und die Verbraucherrechte stärken. Anbieter von Anlageberatung für Finanzprodukte und geschlossene Fonds sind künftig an eine Reihe von Vorschriften gebunden. Hier die wichtigsten im Überblick.

4. Ausschüttung der Zuwendung an Kunden zwingend Wie der Begriff schon deutlich macht, darf sich der Honoraranlageberater allein durch den Kunden vergüten lassen. Nur so kann sichergestellt werden, dass er ausschließlich im Interesse des Kunden handelt. Provisionen oder andere monetäre Zuwendungen dürfen nur ausnahmsweise angenommen werden, wenn das empfohlene Finanzinstrument nicht ohne Zuwendung vom Emittenten oder Anbieter erhältlich ist. Diese Zuwendungen sind aber unverzüglich nach Erhalt ungemindert an den Kunden zu erstatten. Durch diesen Kniff wird der Interessenkonflikt vermieden.

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1. Wer bezahlt für die Beratung? Ab sofort sind Anlageberater verpflichtet, Kunden vor der Beratung und vor Abschluss des Beratungsvertrages rechtzeitig und in verständlicher Form darüber zu informieren, ob die Beratung als Honoraranlageberatung erbracht wird oder ob sich der Finanzdienstleister (teilweise) aus Provisionen von Dritten refinanziert, wodurch Interessenkonflikte in der Beratung verursacht werden. Dem Kunden soll klar werden, wer für die Beratung zahlt, damit er bewusst zwischen provisionsgestützter Anlageberatung und provisionsfreier Honoraranlageberatung wählen kann.

5. Unabhängige Beratung statt Hausprodukte Wer sich Honoraranlageberater im Sinne des Gesetzes nennen will, hat seine Empfehlung auf einen hinreichenden Marktüberblick zu gründen, den er sich verschaffen muss. Außerdem muss die Angebotspalette auch hinsichtlich der Anbieter und Emittenten der Finanzinstrumente hinreichend gestreut sein. Das heißt, der Honoraranlageberater darf nicht nur auf eigene


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Finanzinstrumente, Finanzinstrumente aus seinem Konzern oder von Anbietern oder Emittenten zurückgreifen, die ihm nahestehen. Er muss sich am Markt an einer breiten Produktpalette orientieren; über eine bestehende Nähe ist aufzuklären. 6. Register listet Honorarberater Da es sich bei der Honoraranlageberatung um einen gesetzlich geschützten Begriff handelt, dürfen Institute ihre Dienstleistung nur dann als Honoraranlageberatung bezeichnen, wenn sie bei der BaFin in das Honoraranlageberaterregister eingetragen sind. Dort sind nur Institute registriert, die nachweisen können, dass sie die besonderen Anforderungen an die Honoraranlageberatung erfüllen. Anleger können das Register auf der Internetseite der BaFin einsehen. Anlageberater, die lediglich über eine Erlaubnis nach der Gewerbeordnung verfügen, dürfen nur über Investmentfonds und ggf. geschlossene Fonds beraten, nicht jedoch über Einzeltitel und Zertifikate. Diese

» Allein die

honorar­basierte ­Vergütung der Finanzberatung b ­ ietet noch keine Garantie für eine qualifizierte und gute Beratung.

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Honorarfinanzanlageberater sind im Vermittlerregister der Industrie- und Handelskammer gelistet (www.vermittlerregister.info). Zu bedenken ist allerdings: Allein die honorarbasierte Vergütung der Finanzberatung bietet noch keine Garantie für eine qualifizierte und gute Beratung. Neben der Transparenz in Bezug auf die Bezahlung sollte gleichzeitig auch ein Qualitätsnachweis in Bezug auf die Ausbildung des Beraters erbracht werden. Erst wenn beides zusammenkommt, kann sich der Anleger guten Gewissens dem Berater anvertrauen. Es sollte daher im Vorfeld der Beratung geprüft werden, welchen Qualifikationsstandard der jeweilige Berater aufweist und über welchen Erfahrungsschatz er verfügt. Der Gesetzgeber schreibt für Honorarberater lediglich die Basisqualifikationen

vor, die auch für provisions­orientierte Berater als Markteintrittsbarriere gelten. Konsequenzen für Stiftungen Auch Stiftungen nehmen oft eine Beratung über Wertpapiere, Versicherungen und unter Umständen geschlossene Fonds in Anspruch. Meist bestehen langjährige Kontakte zu Ansprechpartnern in diesen Anlagesegmenten. Der Finanzvorstand der Stiftung oder

» Stiftungen sollten

darauf ­achten, dass die Qualifikation des ­Honorar­beraters durch entsprechende Nachweise belegt wird.

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die entsprechende verantwortliche Person sollte vor dem Hintergrund der jetzigen Regulierung seinen Berater bzw. sein Beratungsinstitut befragen, inwieweit die oben aufgeführten Punkte erfüllt sind und ob (und wenn ja wie) Interessenkonflikte durch eine provisionsgestützte Beratung ausgeschlossen sind. So kann z.B. bei einer Vermögensverwaltung für Wertpapieranlagen eine feste Verwaltungsgebühr vereinbart werden. Transaktionsgebühren sollten die reinen Abwicklungskosten beinhalten und eventuell anfallende Bestandsvergütungen aus Investmentfonds sollten der Stiftung gutgeschrieben und nicht durch den Vermögensverwalter einbehalten werden. Der Rechtsanspruch auf die Auskehrung dieser sogenannten „Kick Backs“ besteht übrigens schon seit längerer Zeit, auch gegenüber einem nicht nach dem Honoraranlageberatungsgesetz regulierten Anbieter. Fazit Sowohl die provisionsorientierte als auch die honorar­ basierte Beratung haben ihre Berechtigung. Für die aufgeklärten Anleger und handelnden Stiftungsgremien, die ihre Finanzanlagen im Wesentlichen selbstständig am Kapitalmarkt auswählen und mit ihren Finanzberatern die Konditionen auf ein adäquates Maß reduzieren können, kann auch weiterhin die provisi-


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ons- und damit transaktionsorientierte Beratung sinnvoll erscheinen. Sofern aber eine von den monetären Interessen des Beraters unabhängige Empfehlung erwartet wird und der Anleger auf dessen Qualifikation und Sachverstand angewiesen ist, erscheint die Beratung auf Honorarbasis (ggf. auch nur zur Überprüfung der Empfehlungen des eigenen provisionsorientierten Beraters) das Risiko von Fehlberatungen zu reduzieren. Das neue Gesetz zur Honoraranlageberatung schafft damit für Anleger erstmals die Möglichkeit, sich aus einem öffentlichen Register einen geeigneten, ausschließlich gegen Honorar beratenden Anbieter in ihrer Region herauszufiltern. Sie können sich so darauf verlassen, dass dieser keinerlei Provisionsinteresse mit dem Beratungsvorgang verknüpfen und nicht den Produktverkauf, sondern das Kundeninteresse in den Mittelpunkt seines Handelns stellen wird. Man sollte jedoch darauf achten, dass die Qualifikation des Honorarberaters durch entsprechende Nachweise belegt wird, z.B. durch die Qualifikation als Certified Financial Planner (CFP), einem der höchsten Qualifikationsstandards in der Finanzberatung weltweit.

HONORIS Treuhand GmbH  Die HONORIS Treuhand GmbH ist ein unabhängiger Vermögensverwalter mit Sitz in Berlin. Als Mitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen berät sie Stiftungen und unterstützt das Stiftungsmanagement speziell in Fragen der Kapitalanlage, Vermögensverwaltung und Liquiditätsplanung.

Thomas Abel  ist Gesellschafter-Geschäftsführer der HONORIS Treuhand GmbH. Seit vielen Jahren ist er als Dozent für Vermögens- und Nachfolgeplanung sowie als Finanzplaner tätig. Abel verfügt über Zertifikate als Certified Financial Planner (CFP) und Certified Foundation & Estate Planner (CFEP). Der ausgebildete Testamentsvollstrecker und Stiftungsberater arbeitet seit 2002 in der berufsbegleitenden Weiterbildung für verschiedene Ausbildungsinstitute und Firmen.  Weitere Informationen  thomas.abel@honoris-gmbh.de | www.honoris-gmbh.de

Jens Ammon   ist Gesellschafter-Geschäftsführer der HONORIS Treuhand GmbH. Er ist seit 1999 als Dozent für Vermögensund Nachfolgeplanung sowie als Finanzplaner tätig. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Certified Estate Planner (CEP) und Certified Foundation & Estate Planner (CFEP) erstellt er für vermögende Privatkunden und Stiftungen Konzepte zum generationenübergreifenden Vermögenserhalt. Weitere Informationen  jens.ammon@honoris-gmbh.de | www.honoris-gmbh.de


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Chancen durch Umschichtungsrücklagen Ein Steuerungsinstrument für den Vermögensverwalter Von Jan Gengel und Karin Kohler Niedrige Zinsen und bestehende Kursverluste – beides bereitet Stiftungen Schwierigkeiten. Die Veränderung der Rechnungslegung kann eine Lösung sein: Ein mittel- bis langfristiger Ausgleich von Umschichtungsgewinnen mit entsprechenden Verlusten ist trotz des Gebotes der zeitnahen Mittelverwendung zulässig. Wie hängen Vermögensverwaltung und Umschichtungsrücklage zusammen? Vermögensverwalter können zum einen proaktiv Vorschläge unterbreiten, zum anderen sollten sie damit umgehen können, wenn die Stiftung als Ausgangsbasis eine bestehende Umschichtungsrücklage nennt. Hier ist eine enge Zusammenarbeit im Dreiecksverhältnis von Stiftung, Vermögensverwalter und Steuerberater/Wirtschaftsprüfer notwendig. Dabei kann der Impuls durchaus vom Vermögensverwalter ausgehen! Oftmals fehlen dem Jahresabschlussersteller die Betrachtungsweise und die Ideen, wie eine Stiftung höhere Erträge generieren kann. Andererseits ist nicht jeder Verwalter von Stiftungsvermögen mit den Feinheiten der Abgabenordnung und dem entsprechenden Anwendungserlass zur Abgabenordnung (AEAO zu § 55 I Nr. 1 AO, Nr. 2 Satz 3, 26 und 28) vertraut. Eine regelmäßige gemeinsame Depotanalyse kann Abhilfe schaffen. So können gezielte Transaktionen im Stiftungsdepot umgesetzt werden – dies unter Berücksichtigung der vorhandenen Umschichtungsrücklage und der taktischen Überlegung, diese zu erhöhen oder zu vermindern. Buchung von unrealisierten Kursverlusten in die Umschichtungsrücklage Bei erlittenen Verlusten aus der Anlage des Stiftungskapitals in Wertpapieren unterscheidet man unrealisierte Kursverluste und realisierte Veräußerungsverluste. Veräußerungsverluste gelten nur dann als realisiert, wenn die Wertpapiere unter dem

in der Bilanz ausgewiesenen Wert verkauft werden. Werden die Wertpapiere unverändert im Depot gehalten, liegen unrealisierte Kursverluste dann vor, wenn der Einstandskurs über dem Tageskurs des Wertpapiers liegt. Bei einer voraussichtlich dauernden Wertminderung muss der unrealisierte Kursverlust am Bewertungsstichtag abgeschrieben werden. So sehen es die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung für Vermögensgegenstände des Anlagevermögens vor. Für die Wiedergewinnung von verlorenem Vermögen gelten die Vorschriften über die Rücklagenbildung bei gemeinnützigen Körperschaften. Verluste bei Wertpapieren führen zu Vermögensverlusten, unabhängig

» Verluste bei Wertpapieren

führen zu Vermögensverlusten. Da diese ebenso wie Gewinne dem Stiftungskapital und nicht den Rücklagen zugerechnet werden, können sie in einer Umschichtungsrücklage abgebildet werden. Mit außerordentlichen Erträgen kann eine positive Umschichtungsrücklage zur Stärkung des Kapitals gebildet werden.

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davon, ob sie bereits realisiert sind oder nur durch Abschreibungen antizipiert werden. Da diese Verluste ebenso wie entsprechende Gewinne dem Stiftungskapital und nicht den Rücklagen nach § 62 AO zugerech-


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

net werden, können sie in einer Umschichtungsrücklage abgebildet werden. Eine Minderung des Jahresergebnisses durch außerplanmäßige Abschreibungen oder Veräußerungsverluste entfällt. Ordentliche Erträge aus dem Stiftungsvermögen wie Zinsen und Dividenden werden von außerordentlichen Erträgen oder Verlusten (dazu gehören Zuschreibungen und realisierte Kursgewinne bzw. -verluste)

» Ob positiv durch Gewinne

oder negativ durch Verluste – in jedem Fall trägt die Umschichtungsrücklage als Teil des Stiftungskapitals zur Entlastung der echten Rücklagen bei.

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getrennt. Mit außerordentlichen Erträgen kann eine positive Umschichtungsrücklage zur Stärkung des Kapitals gebildet werden. Wie oben gezeigt, kann diese auch negativ sein. In jedem Fall trägt die Umschichtungsrücklage als Teil des Stiftungskapitals zur Entlastung der echten Rücklagen nach § 62 AO (freie Rücklage, Betriebsmittelrücklage etc.) bei. Umschichtungsrücklage und Sachwertanlagen Als Sachwertanlagen gelten neben Aktien auch Immobilien. Insbesondere durch Immobilien im Stiftungskapital können außerordentliche Gewinne entstehen, die die Umschichtungsrücklage positiv stärken und so wiederum ein Risikobudget für eventuelle Wertberichtigungen schaffen. Gerade in der Niedrigzinsphase kann ein solches Vorgehen sehr sinnvoll sein, wie folgendes Beispiel zeigt. Fallbeispiel Eine Stiftung, die bisher ausschließlich in der Assetklasse Renten mit erstklassiger Bonität investiert hat und eine Buy and Hold-Strategie verfolgte, hat mit fallenden Erträgen zu kämpfen. Sie beschließt, eine Aktienquote von 20 bis 30 Prozent aufzubauen. Hierfür muss eventuell die vorhandene Anlagerichtlinie angepasst werden. Über einen Zeitraum von 12 bis 24 Monaten erwirtschaften die Aktien Kursgewinne. Diese

realisierten Kursgewinne werden im Jahresabschluss in eine neu gebildete Vermögensumschichtungsrücklage positiv eingebucht. Durch die jetzt positive Umschichtungsrücklage besteht für den Vermögensverwalter die Chance, bei Rentenkäufen Papiere mit höheren Kupons über Pari erwerben zu können, ohne dass das Stiftungskapital durch diese Maßnahme gemindert wird. Risikosteuerung und Risikobudgetierung Die Umschichtungsrücklage wird strategischer Bestandteil in der Kapitalstrukturierung und vor allem der Risikosteuerung. Hierdurch kann der Zwang der einseitigen Portfoliostruktur auf rein festverzinsliche Wertpapiere hoher Bonität mangels notwendiger Risikobudgets abgemildert und so die Wahrscheinlichkeit einer positiven Ertragserzielung erhöht werden. Das Risikobudget kann zusätzliche Engagements wie z.B. Wandelanleihen zulassen.

» Die Umschichtungsrücklage

ermöglicht einen höheren Gestaltungsspielraum, insbesondere in der Mehrperiodenbetrachtung. Sie bietet auch die Möglichkeit zur Verlustverrechnung über mehrere Perioden.

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Die Umschichtungsrücklage in der Anwendung Ausgangsbasis ist grundsätzlich die Sicherung des Stiftungskapitals. Ein konsequentes und strenges Risikomanagement sollte einen ebenso großen Stellenwert haben wie die Erwirtschaftung ordentlicher und außerordentlicher Erträge. Entscheiden die Gremien, ein Risikobudget zu definieren, ist dies auch in die Anlagerichtlinie aufzunehmen. Bisher war es Usus, zur Festlegung des Risikobudgets einen als sicher geltenden Zinssatz (z.B. Drei-Monats-Euribor) als Maßstab heranzuziehen. Gab es rückläufige Portfolioentwicklungen, konnte im Notfall deinvestiert und die Liquidität am Geldmarkt geparkt werden. Das Kapital blieb erhalten. Seit der Finanzkrise und der Ausrichtung der großen Notenbanken auf eine Nullzinspolitik ist ein erhebliches Dilemma entstanden.


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Mit Vermögen gestalten

Gestaltungsspielräume durch den Einsatz Die Nutzung der Umschichtungsrücklage ermöglicht einen höheren Gestaltungsspielraum, insbesondere in der Mehrperiodenbetrachtung. Die ersten Ansätze fokussieren auf den Kauf festverzinslicher Wertpapiere über ihrem Nominalwert. Diese Strategie sollte ergänzt werden. Die Umschichtungsrücklage bietet auch die Möglichkeit zur Verlustverrechnung über mehrere Perioden. Stiftungen, die vorab proaktiv mit der Nutzung der Umschichtungsrücklage planen (Ex-ante-Betrachtung) können ein Risikobudget definieren, das sich nicht an der Geldmarktverzinsung orientiert und neben der ausschließlichen Anlage in festverzinslichen Wertpapieren hoher Bonität auch zusätzliche Strategien ermöglicht. Somit wird eine Portfoliostrategie, die rein auf verschiedene Laufzeiten von Wertpapieren abstellt, ergänzt um aktiennahe Dividenden- oder Absicherungsstrategien. Fordern und nutzen Sie Ihren Vermögensverwalter für Impulse in der Anlage! Diskutieren Sie in Ihren Gremien offen über eine veränderte Rechnungslegung und die Bildung einer Umschichtungsrücklage. Definieren Sie mit Ihrem Vermögensverwalter ein festes Risikobudget. Diese Strategie bietet die Chance, auch im Niedrigzinsumfeld stabile Erträge zu generieren.

Weberbank  Seit ihrer Gründung engagiert sich die Weberbank für die Vermögen ihrer Kunden. Individuelle Beratung, Unabhängigkeit und Objektivität bei der Anlage von Stiftungsvermögen stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie eine konservative Anlagephilosophie, die auf Werterhalt und langfristigen Erfolg abzielt.

Jan Gengel  ist seit 2006 in der Vermögensverwaltung der Weberbank tätig und verantwortlich für das Rentenmanagement und die Kapitalmarktanalyse. Der gelernte Bankkaufmann besitzt zudem Abschlüsse als Diplomvolkswirt, Certified European Financial Analyst und Certified International Investment Analyst.

Karin Kohler  ist Rechtsanwältin und betreut bei der Weberbank in Berlin institutionelle Kunden. Sie hat über 15 Jahre Erfahrung als Beraterin von Stiftern und Stiftungen im Bereich Nachlassplanung, Gründung, Vermögensanlage, Mittelvergabe und Stiftungsmanagement. Ehrenamtlich engagiert sie sich u.a. im Vorstand der Weberbank-Stiftung, der Stiftung Zukunft Berlin und bei der Berliner Stiftungswoche gGmbH. Weitere Informationen  karin.kohler@weberbank.de | www.weberbank.de


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Irrwege vermeiden Zehn-Punkte-Plan für eine kluge Vermögensanlage im Niedrigzinsumfeld Von Martin Netter und Maik Paukstadt Aufgrund von drohenden Ertragseinbußen in der Niedrigzinsphase gehen Stiftungen inzwischen zunehmend Risiken ein, die sie noch vor einiger Zeit nicht bereit gewesen wären zu tragen. Werden dabei nicht gewisse Regeln beachtet, ist böses Erwachen mehr oder weniger vorprogrammiert. Zentralbanken führender Wirtschaftsnationen fluten die Kapitalmärkte mit billiger Liquidität. Dort, wo sich Marktteilnehmer nahezu kostenfrei refinanzieren können, dürfen Gläubiger keine hohen Zinsen erwarten. Die Folge: Sichere Rentenpapiere kompensieren

» Eines ist gewiss:

Stiftungen müssen reagieren! Nur durch einen Umbau des Portfolios werden sich die Ziel­e vieler Stiftungen künftig überhaupt noch realisieren lassen.

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meist nicht einmal mehr ihre anteiligen Vermögensverwaltungsgebühren. Stiftungen wird es im Rahmen der klassischen, gewohnten Stiftungsanlage zukünftig nicht gelingen, ihr Kapital real zu erhalten und zugleich den Stiftungszweck zu erfüllen. Flucht ins Risiko Viele Stiftungen versuchen inzwischen, der aktuellen Marktsituation durch risikoreichere Anlagen entgegenzuwirken. Sie erhöhen ihren Aktienanteil, reduzieren die Bonitätsanforderungen ihrer Anleihen oder verlän-

gern deren Laufzeiten. Das Renditeziel bestimmt mehr und mehr die Allokation. Die damit einhergehende höhere Schwankungsbreite um die erwartete Rendite und zusätzliche neue Risiken für die Stiftung werden auch aufgrund der jüngst positiven Aktienmarktentwicklung als nicht wesentlich wahrgenommen. Der PSP-Zehn-Punkte-Plan Das aktuelle Marktumfeld zwingt Stiftungen zweifellos in risikoreichere Portfolios. Damit Stiftungen und deren Verantwortliche die hieraus resultierenden Herausforderungen meistern, hat Peters, Schönberger & Partner (PSP) im Rahmen der Beratung von Stiftungsmandaten einen zehn Punkte umfassenden Fahrplan entwickelt: 1. Aktivität: Die angespannte Lage an den Finanzmärkten, die die Erzielung sicherer Anleiherenditen unmöglich macht, ist nicht wegzudiskutieren. Wird bloßes Aussitzen das Problem lösen? Wohl kaum! Die Beschäftigung mit der Vermögensanlage, der strategischen Ausrichtung und der Risikotragfähigkeit der Stiftung ist notwendig, um die Wirkungen des Niedrigzinsumfelds zumindest abzumildern. 2. Budgetplanung: In welcher Höhe und zu welchen Zeitpunkten benötigt die Stiftung Zuflüsse aus dem Stiftungsvermögen? Die Auseinandersetzung mit der Ausgabenseite ist der erste Schritt in Richtung einer tragfähigen Strategie. Es gilt dabei auch zwischen den zwingenden laufenden Ausgaben der Stiftung, z.B. Gehälter und Raumkosten, und den häufig variablen Ausgabenposten, etwa in Bezug auf einzelne Projekte, zu differenzieren. Es ist notwendig, eine Ausgabenuntergrenze zu definieren und Positionen herauszuarbeiten, die temporär reduziert werden könnten, sollte die Einnahmeseite dies erfordern.


Mit Vermögen gestalten

3. Strategie: Sind die planmäßigen Ausgaben der Stiftung fixiert und kategorisiert, kann eine Renditeanforderung abgeleitet und ggf. ein Zielkorridor definiert werden. Ein Vermögensverwalter kann aus diesen Angaben einen Anlagevorschlag erarbeiten und über die spezifischen Anlagerisiken informieren. Der Stiftungsvorstand hat zu entscheiden, welche Risiken er für die Stiftung zu tragen bereit ist und welche er ausschließen möchte. Dies hat selbstverständlich Auswirkungen auf das Renditeprofil des Portfolios. Das Portfolio sollte nicht mehr Risiken tragen, als dies die Budgetplanung unbedingt erfordert. Sollten umgekehrt die Anlageziele bei vorgegebenem Risiko nicht zu erreichen sein, ist die Budgetplanung zu überarbeiten und das Renditeziel anzupassen. 4. Anlagerichtlinien: Die Strategie ist gemeinsam mit dem Vermögensverwalter in konkrete Anlagerichtlinien zu fassen. Die Aufgabe des Vermögensverwalters ist im Sinne von konkreten Anlagegrenzen unmissverständlich zu definieren. Die Stiftungsverantwortlichen müssen in diesen zum Ausdruck bringen, was sie von ihrem Vermögensverwalter erwarten, denn dieser muss die Anforderungen, die an ihn gestellt werden, kennen. 5. Konzentration: Die Konstruktion des Portfolios muss auch, gerade im Zuge der Ausweitung der Risikopositionierung, dem Grundsatz der Streuung über Emittenten, Kontrahenten und Mischung über mehrere Anlageklassen, Rechnung tragen. Eine Konzentration im Portfolio mag auf den ersten Blick Erfolg versprechend sein, mit ihr ist jedoch stets eine überproportionale Risikoausweitung verknüpft. 6. Verwaltungskosten: Die Verwaltung von Vermögen ist mit Kosten verbunden, die die Performance gerade in einer Phase niedriger Zinsen spürbar belasten. Dies sind sowohl die expliziten Vermögensverwaltungsgebühren, die Kosten der Depotführung, als auch Transaktionskosten. Des Weiteren fallen zahlreiche Kosten an, die für den Investor erst bei genauerer Analyse sichtbar werden. Zur Erzielung eines optimalen Ergebnisses aus der Vermögensverwaltung und als Basis für das Konditionengespräch mit dem Vermögensverwalter ist die Kenntnis aller Kosten unerlässlich. 7. Verwendbare Erträge: Die Performance aus der Vermögensverwaltung entscheidet nicht darüber, ob und in welcher Höhe liquide Mittel auch tatsächlich

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verwendet werden dürfen. So können Kurserträge nur unter bestimmten Voraussetzungen für den Stiftungszweck eingesetzt werden. Eine mit den Ausschüttungszielen der Stiftung verknüpfte Struktur der Vermögensanlage sorgt für einen Zufluss genau zum richtigen Zeitpunkt. 8. Transparenz: Zur richtigen Zeit steuernd eingreifen kann nur der Stiftungsvorstand, der weiß, wie sich das Vermögen der Stiftung zusammensetzt und wie dieses auf Marktentwicklungen reagiert. Das setzt die fortwährende Überwachung des Vermögensbestandes auf Basis eines aussagekräftigen Berichtswesens voraus. Sind mehrere Vermögensverwalter beauftragt, bietet sich die gesonderte Erfassung, Kontrolle, Konsolidierung und Berichterstellung durch einen externen Dienstleister an. 9. Zuständigkeit/Haftung: Der Stiftungsvorstand wird die Vermögensverwaltung in vielen Fällen an einen Vermögensverwalter delegieren. Dies ist sinnvoll und im Falle eines größeren Vermögens auch zu empfehlen. Über die grundlegende Strategie und die damit einhergehenden der Anlage innewohnenden Risiken hat der Stiftungsvorstand jedoch selbst zu befinden. Setzt er sich mit der Vermögensanlage nicht auseinander und überlässt er diese dem Vermögensverwalter, ohne beispielsweise konkrete Anlagerichtlinien zu setzen, handelt er fahrlässig. 10. Dokumentation: Der sorgsame Umgang mit dem Stiftungskapital, von der Strategiefindung über die Umsetzung durch eine Bank oder einen Vermögensverwalter bis hin zur Kontrolle der Verwalterleistung, ist zu dokumentieren. Die schriftliche Dokumentation belegt die erforderliche Auseinandersetzung des Stiftungsvorstands mit der Art und Weise der Vermögensanlage.

Fazit Eines ist gewiss: Stiftungen müssen reagieren! Das Motto „Augen zu und durch“ würde für nicht wenige Stiftungen langfristig das unvermeidliche Aus bedeuten. Nur durch einen Umbau des Portfolios werden sich die Ziele vieler Stiftungen künftig überhaupt noch realisieren lassen. Der Weg dorthin wird jedoch von Höhen und Tiefen gezeichnet sein. Insbesondere werden sich Stiftungen an eine höhere Schwankungsbreite um die erwar-


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

tete Rendite gewöhnen müssen. Die dabei geforderte Disziplin setzt zwingend eine bewusste und dokumentierte Entscheidung auf Basis eines durchdachten Entscheidungsprozesses voraus. Der dargestellte ZehnPunkte-Plan strukturiert die Entscheidungsfindung hin zu einer wohlüberlegten Anlage des Stiftungskapitals – alles in allem mit dem Ziel, auch in Zukunft in gewohntem Umfang Gutes zu tun.

Peters, Schönberger & Partner  Die Kanzlei Peters, Schönberger & Partner (PSP) zeichnet sich durch eine hohe interdisziplinäre Expertise in den Bereichen Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Family Office aus und zählt zu den renommiertesten mittelständischen Kanzleien in Deutschland. Zu ihren Mandanten zählen u.a. Familienunternehmen, Familienunternehmer und Stiftungen, die die Kanzlei seit über 35 Jahren meist über Generationen hinweg begleitet.

Maik Paukstadt  ist Steuerberater und Certified Financial Planner bei der Kanzlei Peters, Schönberger & Partner. Seine Beratungsschwerpunkte umfassen u.a. die ganzheitliche Beratung vermögender Privatpersonen und Stiftungen, die umfassende steuerliche Gestaltungsberatung sowie die Strukturierung und das Controlling von Privatund Stiftungsvermögen. Weitere Informationen  m.paukstadt@psp.eu | www.psp.eu

Martin Netter  ist Certified Financial Planner bei der Kanzlei Peters, Schönberger & Partner. Zu seinen Beratungsschwerpunkten zählen insbesondere Fragestellungen im Bereich der strategischen Asset Allokation, der Fondsund Wertpapieranalyse sowie die Finanzplanung und die Strukturierung von Privat- und Stiftungsvermögen. Weitere Informationen  m.netter@psp.eu | www.psp.eu


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Mit Vermögen gestalten

Mit dem Auftrag fängt es an Tipps für die Auswahl von Vermögensverwaltern Von Dr. Luzius Neubert und Lukas Riesen Damit Stiftungen in der momentanen Niedrigzinsphase ihren Zweck weiterhin möglichst gut erfüllen können, sind sie auf professionelle Vermögensverwalter angewiesen, die ihre Leistungen zu moderaten Kosten erbringen. Aber wie findet man einen geeigneten Vermögensverwalter? Eine Stiftung kann ihren Zweck umso besser wahrnehmen, je kompetitiver ihre Vermögensverwalter sind. Dabei ist nicht nur die Auswahl von Vermögensverwaltern oder Anlageinstrumenten wichtig, sondern auch die Formulierung des Auftrags. Persönliche Präferenzen haben bei der Selektion des Vermögensverwalters durchaus ihren Platz, die Auswahl erfolgt aber im Sinne des Stiftungszwecks primär auf Basis von Fakten. Definition des Auftrags Bevor die Mandatsausschreibung angegangen werden kann, sollte die Stiftung über die Eckwerte des auszuschreibenden Mandats befinden. Diese sind – nach erfolgter Ausschreibung – auch Basis für den Auftrag an den Vermögensverwalter: 1. Vermögensaufteilung und Vergleichsindizes: In welche Anlagekategorien wird investiert? Woran wird der Vermögensverwalter gemessen? Grundsätzlich muss sich ein Mandat immer an den Anlagerichtlinien der Stiftung orientieren (sofern die Stiftung über Anlagerichtlinien verfügt). Werden mit einem Vermögensverwalter bewusst abweichende Vertragsbestimmungen vereinbart (z.B. anderer Vergleichsindex), so ist dies nur innerhalb des Spielraums, den die stiftungsinternen Anlagerichtlinien vorgeben, zulässig. Für die Auswirkungen von abweichenden Vertragsbestimmungen auf die Rendite ist das Gremium verantwortlich, dem die Mandatserteilung obliegt (z.B. Anlageausschuss).

2. Mandatstyp: Wird ein Verwaltungs- oder ein Beratungsmandat erteilt? Bei Verwaltungsmandaten hat der Vermögensverwalter innerhalb der Mandatsrichtlinien die alleinige Kompetenz, das Vermögen zu bewirtschaften. Bestehen Mandatsrichtlinien, sind Verwaltungsmandate vorzuziehen, weil sie klare Verantwortlichkeiten schaffen. Verzichtet

» Die Richtlinien für

den Vermögensverwalter ergeben sich aus der Definition des Auftrags und sollten nicht mehr Spielräume bieten, als die Anlagerichtlinien der Stiftung dies vorgeben.

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eine Stiftung auf Mandatsrichtlinien, so ist ein Beratungsmandat die bessere Lösung. Weil dann aber die Stiftung bei jeder Transaktion ihre Einwilligung geben muss, sind die Kompetenzen weniger klar aufgeteilt. In jedem Fall sind die Anforderungen an das Reporting vorzugeben. Eine aussagekräftige Berichterstattung reduziert den Überwachungsaufwand markant.


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3. Anlagevehikel: Investition in Fonds oder einzelne Wertschriften? Direktanlagen lohnen sich nur bei größeren Vermögen und falls Transparenz oder eine individuelle Allokation (z.B. Vermeidung bestimmter Anlagen) oberste Priorität haben. Anlagefonds können grundsätzlich besser diversifizieren und profitieren von größeren Transaktionsvolumina. Allerdings ist beim Einsatz von Anlagefonds genau auf (verdeckte) Kosten und die gehaltenen Anlagen zu achten. Investiert eine Stiftung in Zertifikate statt in Anlagefonds, geht sie ein Emittentenrisiko ein. Die Kapitalrückzahlung ist nur gewährleistet, solange das herausgebende Finanzinstitut nicht in Schieflage gerät. 4. Anlageziel: Aktive oder indexierte Verwaltung? Als Anlageziel wird dem Vermögensverwalter ein Vergleichsindex wie z.B. der EURO STOXX 600, der DAX oder eine Zusammensetzung verschiedener Indizes vorgegeben. Aktiv bewirtschaftete Mandate und Fonds sollen ihren Vergleichsindex übertreffen und so Mehrwert für die Stiftung schaffen. Dies ist mit Analyseaufwand seitens der Vermögensverwalter verbunden, weshalb solche Mandate meist deutlich teurer sind als rein indexierte Mandate, die lediglich die Indexrendite abwerfen sollen. Die Erfahrung zeigt, dass es bei Aktien und häufig auch bei Renten kaum Vermögensverwalter gibt, die langfristig ihren Vergleichsindex schlagen. 5. Nachhaltigkeit: Sollen dem Vermögensverwalter Ausschlusskriterien vorgegeben werden? In erster Priorität sollten Vorgaben zur ethisch-nachhaltigen Vermögensanlage aus der Satzung abgeleitet werden. Beispielsweise können dies Ausschlusskriterien sein, welche die Anlage in einzelne Wertschriften (z.B. Hersteller von Streumunition) verbieten. Persönliche Präferenzen der Stiftungsgremien sollten hingegen nur zurückhaltend berücksichtigt werden. Bei nachhaltigen Anlagen lohnt es sich generell zu eruieren, welche Mehrkosten damit ggf. verbunden sind und ob das Portfolio weiterhin gut diversifiziert und liquide ist. Wichtig: Die Richtlinien für den Vermögensverwalter ergeben sich aus der Definition des Auftrags und sollten nicht mehr Spielräume bieten, als die (übergeordneten) Anlagerichtlinien der Stiftung dies vorgeben.

Bundesverband Deutscher Stiftungen

Mandatsausschreibung Stehen die Kriterien des auszuschreibenden Mandats fest, so kann mit der Auswahl des Vermögensverwalters begonnen werden. Um einen Vermögensverwalter auszusuchen, der den Auftrag optimal erfüllen kann und das Mandat kosteneffizient führt, sind folgende Schritte zu berücksichtigen: 1. Es wird eine Kandidatenliste (Long List) von institutionellen Vermögensverwaltern mit Stiftungsexpertise erstellt. Darauf sind deren wichtigste Eigenschaften vermerkt, z.B. verwaltetes Vermögen, Spezialisierung, Anlagestil und Sitz. Die Erstellung einer solchen Liste kann von der Stiftung selbst oder durch einen unabhängigen externen Dienstleister erfolgen. Je breiter diese Liste abgestützt ist, umso Erfolg versprechender ist die Auswahl. 2. Die Liste wird auf drei bis fünf Anbieter gekürzt, die die Anforderungen an das Mandat am besten erfüllen (Short List). Diesen wird eine Offertanfrage mit Fragenkatalog und den im vorangehenden Abschnitt hergeleiteten Mandatsrichtlinien zugestellt. 3. Für die eingegangenen Offerten gilt: Neben einer stabilen Unternehmung, einer zu den Mandatsvorgaben passenden Anlagelösung und qualifiziertem Personal ist auch die Höhe und eine klare Regelung der Verwaltungs-, Depot-, Fonds- und Transaktionsgebühren relevant. Eine gute historische Performance ist hingegen keine Garantie für eine hohe künftige Rendite. 4. Basierend auf diesen und weiteren Kriterien werden zwei bis vier Anbieter zu einer Präsentation eingeladen. Dabei sollen offene Fragen geklärt und ein persönlicher Eindruck gewonnen werden. Daneben können auch die Modalitäten des Vermögensübertrags im Fall einer eventuellen Mandatserteilung geklärt werden (z.B. Übernahme der Kosten für den Wertschriftentransfer in das neue Depot durch den neuen Vermögensverwalter).


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Mit Vermögen gestalten

Fazit Die wichtigsten Tipps für Mandatsausschreibungen von Stiftungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: » Bevor ein Vermögensverwalter gesucht wird, sollten die Anforderungen klar formuliert werden. » Die Auswahl sollte in einem möglichst breiten und klar strukturierten Verfahren unter Wettbewerbsbedingungen erfolgen. » Die Beurteilung von Anbietern und insbesondere der Gebühren verlangt hohe Fachkenntnis.

PPCmetrics AG  Die PPCmetrics AG ist ein Beratungsunternehmen für institutionelle und private Anleger. Sie unterstützt ihre Kunden u.a. bei der Definition der Anlagestrategie, der Auswahl von Vermögensverwaltern und der Überwachung der Anlagetätigkeit. Die Firma mit Sitz in Zürich wurde 1991 gegründet, ist

Checkliste Mandatsausschreibung » Erst Mandatsvorgaben definieren, dann Mandat ausschreiben » Institutionelle Fonds und Mandate (statt Produkte für Kleinanleger) » Historische Performance kann irreführend sein » Auch versteckte Gebühren sind relevant » Entscheidung über Mandatsvergabe auf Basis objektiver Kriterien » Zulässige Anlagen und Vergleichsindex festlegen

überwiegend im Besitz ihrer Partner und berät Anleger mit Vermögen von insgesamt über 200 Milliarden Euro.

Dr. Luzius Neubert, CFA  ist bei PPCmetrics als Senior Investment Consultant für den Bereich der gemeinnützigen Stiftungen zuständig. Weitere Informationen  luzius.neubert@ppcmetrics.ch | www.ppcmetrics.ch

Lukas Riesen, CFA  leitet bei PPCmetrics als Partner den Bereich Asset Liability Management. Weitere Informationen  lukas.riesen@ppcmetrics.ch | www.ppcmetrics.ch


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Mit Systematik zum Ziel Vermögensausschreibung: Auf der Suche nach dem geeigneten Vermögensverwalter Von Alexander Etterer Immer noch regiert „Meister Zufall“ bei der Auswahl von geeigneten Vermögensverwaltern. Viele Stiftungen meiden den notwendigen Suchaufwand. Sie sind häufig davon überzeugt, dass sie bei anerkannten Adressen die Akkuratesse und Performance finden, die ihnen in angenehmen Gesprächen signalisiert werden. Ja, gerade selbstbewusste bekannte Adressen angeln sich verbal und mit Hochglanzprospekt den freundlichen Vertragsabschluss. Hier steht aufmerksame Nettigkeit gegen Leistungsnachweis. Damit werden die Risiken zum ständigen Begleiter. Und den Exit traut man sich nicht, denn einem so aufmerksamen, freundlichen Betreuer kann man sich nicht so schnell mir nichts, dir nichts entziehen. Sieben Schritte Die Suche nach einem geeigneten Vermögensverwalter sollte einer gewissen Systematik folgen. Die folgenden sieben Schritte können hierbei eine sehr gute Orientierung geben. Schritt 1: Vorüberlegungen Zunächst sollten einige Vorüberlegungen angestellt werden, ohne die eine Ausschreibung nicht zielgerichtet genug ausgefertigt werden kann. Zu den zu prüfenden Aspekten gehören u.a.: » Wie ist die aktuelle Verwaltung des Grundstockvermögens organisiert und wie soll diese zukünftig organisiert sein (z.B. Einzeldepot, Stiftungsfonds, Spezialfonds, Master-Spezialfonds)? » Wie viele Vermögensverwalter bzw. Produkte sollen insgesamt eingesetzt werden? » Einsatz von Spezialisten für das Management unterschiedlicher Anlageklassen oder Generalisten für das Gesamtvermögen? » Wie soll das Verhältnis zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Erträgen sein?

» Müssen Depotüberträge vorgenommen werden? » Sollen bestehende Wertpapierpositionen in die neue Verwaltungsstruktur übertragen werden? » Ist eine aktuelle Anlagerichtlinie vorhanden bzw. soll diese geändert werden? » Welche Adressen sollen angeschrieben werden (freie Verwalter, Großbanken, Banken, Privatbanken, Kapitalanlagegesellschaften, Finanzdienstleister etc.)? » Wie viele Adressen sollen angeschrieben werden? Praxistipp  Das Honorar für die Begleitung bei der Durchführung einer professionellen Vermögensausschreibung wird nach tatsächlichem Zeitaufwand berechnet. Vor diesem Hintergrund stellen die Organisationsstruktur und die Anzahl der am systematischen Auswahlprozess teilnehmenden Vermögensverwalter sowie die Anzahl der persönlichen Gespräche mit leistungsfähigen Häusern die wesentlichen Parameter der Honorar-­ gesamtkalkulation dar. Es hat sich bewährt, etwa zehn bis zwölf Vermögensverwalter und vier bis sechs Depotbanken bzw., bei Master-Spezialfondsstrukturen, Kapitalverwaltungsgesellschaften in das Verfahren aufzunehmen. Hieraus ergeben sich, je nachdem, wie viele Verwalter auch eingesetzt werden sollen, etwa vier bis sechs Gespräche mit Vermögensverwaltern und drei bis vier Gespräche mit Depotbanken bzw. Kapitalverwaltungsgesellschaften.


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Schritt 2: Rahmenbedingungen definieren und klären In einem zweiten Schritt sollten weitere Rahmenbedingungen definiert und geklärt werden, auf die eine Vermögensausschreibung konkret Bezug nehmen muss: » Gesamter Anlagebetrag » Anlagezweck » Anlageklassen (z.B. Aktien, Renten, Immobilien, Erneuerbare Energien, Cash) » Anlagezeitraum » Rendite- und Ertragserwartung sowie Risiko­ tragfähigkeit Praxistipp  Die konkrete Definition von Subkategorien (z.B. Staatsanleihen, Pfandbriefe, Unternehmensanleihen, inflationsgeschützte Anleihen), Anlageregionen (z.B. Schweiz, Großbritannien, Europa, USA, Japan, Emerging Markets), Anlageprodukten (z.B. ETFs, Publikumsfonds, Zertifikate, Immobilienfonds), Managementstilen und anderen Kriterien ist in dieser Phase der Vermögensausschreibung zu vermeiden. Je konkreter diese weiteren Rahmenbedingungen definiert werden, umso größer ist die Gefahr, dass der Anbieter es dem Anfragesteller nur recht machen möchte. Sinn und Zweck einer Vermögensausschreibung ist es, dass die Anbieter gefordert werden, eine Angebotspräsentation mit ihrem individuellen Verständnis und Können zu erstellen. Schritt 3: Die Ausschreibung In einem dritten Schritt müssen professionelle Ausschreibungsunterlagen erstellt und versendet werden. Eine Vermögensausschreibung ist inhaltlich wie folgt gegliedert: » Informationen zum Gegenstand und zur Durchführung der Ausschreibung » Anlegerspezifische Informationen » Inhaltliche Anforderungen zur Angebotsabgabe » Informationen zu den organisatorischen Rahmenbedingungen » Rechtliche Hinweise » Erklärung zur Gewährleistung der Vertraulichkeit, zum Datenschutz und zur kostenfreien Angebotsabgabe

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Praxistipp  Mit der vom ihm gegengezeichneten Erklärung erklärt der Teilnehmer, dass er die Bestimmungen dieser Ausschreibung vorbehaltlos anerkennt, er befugt ist, die auszuschreibende Leistung zu erbringen und er alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht hat. Der Anbieter verpflichtet sich, die mit den vorliegenden Unterlagen erlangten Informationen sowie Informationen über sein Angebot vor und nach der Vergabe vertraulich zu behandeln und nicht an Dritte weiterzuleiten. Der Anbieter erklärt, dass weder gegen ihn bzw. seine leitenden Angestellten ein rechtskräftiges Urteil ergangen ist, das die berufliche Zuverlässigkeit des Anbieters bzw. seines leitenden Angestellten infrage stellt. Eine nicht gegengezeichnete Erklärung führt sofort zum Ausschluss aus dem Verfahren. Schritt 4: Angebote sichten und bewerten Nach etwa zwei bis drei Wochen, je nach Angebotsabgabefrist, gehen die Angebotsunterlagen der jeweiligen Angebotsteilnehmer ein. Die Angebote werden dann systematisch ausgewertet und bewertet. Im Ergebnis stehen die Teilnehmer für die zweite Runde – die persönlichen Gespräche – fest. Schritt 5: Persönliche Gespräche führen Für die zweite Runde, also die persönlichen Gespräche, werden nun die interessanten Anbieter selektiert. Ziel dieser Gespräche ist, sich attraktive Angebote, die sich aus dem Vermögensausschreibungsverfahren ergeben haben, vom Anbieter persönlich erläutern zu lassen. Praxistipp  Die persönlichen Gespräche stellen einen wichtigen Teil des Gesamtverfahrens dar. Ziel ist es, sich von leistungsfähigen Anbietern persönlich erläutern zu lassen, welche Überlegungen mit dem eingereichten Angebotsvorschlag verbunden sind. Hierbei steht das Anlage- und Risikomanagementkonzept im Mittelpunkt. Weitere Themenfelder zum Kommunikationsverhalten, zu den Inhalten des Berichtswesens, zum Umgang mit bereits vorhandenen Wertpapieren, zu vertraglichen Inhalten mit finaler Honorarverhandlung und zur weiteren Vorgehensweise runden die Gespräche ab.


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Schritt 6: Entscheidung Nach den persönlichen Gesprächen bewerten die Vermögensverantwortlichen der Stiftung die vorliegenden Informationen und verständigen sich auf einen Ausschreibungsgewinner. Schritt 7: Individuelle Vertragsgestaltung Ziel der Vertragsgestaltung ist es, die anlegerspezifischen Anlagerichtlinien fest im Vertragswerk mit den Anbietern zu verankern. Entscheidend ist ein Vertragswerk aus Sicht der Stiftung und nicht aus Sicht der beauftragten Dienstleister. Fazit Das Ausschreiben eines Vermögensverwaltungsmandats ist ein systematischer Prozess. Es gilt, den richtigen Dienstleister für eine ganz bestimmte Aufgabenstellung zu finden – im vorliegenden Fall für die ordnungsgemäße und mehrwertbringende Bewirtschaftung des Stiftungsvermögens. Die skizzierten sieben Schritte stellen ein Grundgerüst dar, anhand dessen eine Stiftung ihr Mandat strukturiert ausschreiben kann. Natürlich zählen im persönlichen Gespräch auch weiche Faktoren, aber so aufgesetzt hat „Meister Zufall“ so gut wie keine Chance mehr. Damit dürfte eine stetig größere Zahl an Stiftungen den richtigen und zu ihnen in vielen, wenn nicht allen Facetten passenden Vermögensverwalter finden. Zudem können sich Verantwortliche bei der Vertragsunterschrift mit den jeweiligen Finanzdienstleistern sicherer fühlen.

Praxistipps  So profitiert die Stiftung von einer systematisch durchgeführten Vermögensausschreibung: » Zunächst keine Bekanntgabe der Identität der Stiftung bei Unterstützung durch einen externen Berater. » Gesamtprozess beinhaltet eine intensive Auseinandersetzung mit der zukünftigen Gestaltung des Vermögens. » Identifikation von Schwachstellen und Vorteilen durch Antworten der Anbieter auf die gleichen Fragestellungen. » Die Auswertung der Angebote ermöglicht dem Anleger einen objektiven Überblick über die Qualität und Leistungsfähigkeit der jeweiligen Anlagekonzepte der Dienstleister. Somit ist die Stiftung in der Lage, besser begründete Entscheidungen zu treffen und ein Gespür zu entwickeln, welcher Anbieter oder welches Konzept die Vorstellungen am geeignetsten erfüllt. » Know-how-Transfer durch Angebotsvergleiche und persönliche Gespräche. » Kennenlernen unterschiedlicher Managementstile und -konzepte. » Vorteile in der Verhandlung der Gesamtkosten­ struktur durch Einblick bei Wettbewerbern. » Vertragswerk aus Sicht der Stiftung, nicht aus Sicht der Bank. » Grundlegendes Konfliktpotenzial aufgrund falscher Erwartungshaltung wird vermieden. » Ein systematischer Vermögensausschreibungsprozess vermittelt ein gutes Gefühl bei der Vertragsunterschrift.

Alexander Etterer  ist Partner der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner in Köln. Dort leitet er das Team „Wealth, Risk & Compliance“. Weitere Informationen  alexander.etterer@roedl.com | www.roedl.com


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Steuerliche Aspekte der Vermögensverwaltung Was müssen Stiftungen beachten? Ein Überblick Von Christoph Bergedick LL.M. und Dr. Harald Schotenroehr

Vermögensverwaltung als steuerliche Sphäre Die steuerfreie Vermögensverwaltung ist bei gemeinnützigen Stiftungen neben dem ideellen Bereich, dem steuerfreien Zweckbetrieb und dem steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb eine der vier steuerlichen Sphären. Im Gesetz ist sie nur in Abgrenzung zum wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb definiert: „Eine Vermögensverwaltung liegt in der Regel vor, wenn Vermögen genutzt, z.B. Kapitalvermögen verzinslich angelegt oder unbewegliches Vermögen vermietet oder verpachtet wird.“ (§ 14 Satz 3 der Abgabenordnung [AO]). Die Vermögensverwaltung ist bei gemeinnützigen Stiftungen von der Gewerbesteuer und der Körperschaftsteuer befreit. Demgegenüber versteht man unter einem steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb eine selbstständige, nachhaltige Tätigkeit, durch die Einnahmen oder andere wirtschaftliche Vorteile erzielt werden und die über den Rahmen einer Vermögensverwaltung hinausgeht (§ 14 Satz 1 AO). Wirtschaftliche Geschäftsbetriebe von gemeinnützigen Stiftungen unterliegen wie gewerbliche Unternehmen mit ihren Gewerbeerträgen und Einkünften der Gewerbesteuer und der Körperschaftsteuer (partielle Steuerpflicht). Die Abgrenzung der beiden Sphären folgt der einkommensteuerlichen Unterscheidung zwischen den Einkünften aus Kapitalvermögen und aus Vermietung und Verpachtung einerseits und den Einkünften aus Gewerbebetrieb andererseits. Die Begründung für die Unterscheidung der beiden Sphären liegt im Wettbewerbsgedanken. Der Gesetzgeber wollte verhindern, dass gemeinnützige Stiftungen im Wettbewerb mit gewerblichen Körperschaften durch ihre Steuerbefreiung begünstigt werden, obgleich beide wirtschaftliche Geschäftsbetriebe verwirklichen. Auch in umsatzsteuerlicher Hinsicht ergeben sich für die beiden Sphären wichtige Unterschiede.

Es liegt auf der Hand, dass die Abgrenzung zwischen einer steuerfreien und einer steuerpflichtigen Sphäre für gemeinnützige Stiftungen von großer Bedeutung, aber in vielen Fällen schwierig zu treffen ist. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die steuerliche Einordnung praxisrelevanter Sachverhalte. Einnahmen aus Kapitalvermögen und Beteiligungen Zinserträge sind der Vermögensverwaltung zuzuordnen. Dies trifft in aller Regel auch für Dividenden und Beteiligungen an Kapitalgesellschaften zu. Dabei ist es unerheblich, ob die Beteiligungsgesellschaft

» Die Abgrenzung einer

steuerfreien von einer steuerpflichtigen Sphäre ist für gemeinnützige Stiftungen von großer Bedeutung, aber in vielen Fällen schwierig zu treffen.

«

selbst gemeinnützig ist oder nicht. Etwas anderes gilt, wenn die Stiftung tatsächlich einen entscheidenden Einfluss auf die laufende Geschäftsführung der Beteiligungsgesellschaft ausübt. Die bloße Möglichkeit dazu, selbst bei einer 100-Prozent-Beteiligung, ist unschädlich; Personalunion der Geschäftsführungsorgane ist dagegen schädlich. Gewerblichkeit liegt im Fall einer Betriebsaufspaltung vor: Überlässt die Stiftung einer Tochter-Kapitalgesellschaft wesentliche Betriebsgrundlagen, so fließen die Dividenden der Stiftung ihrem steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zu. Die Beteili-


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gung an einer Personengesellschaft wird in der Regel als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb gewertet, es sei denn, die Personengesellschaft ist selbst nur vermögensverwaltend tätig. Lediglich im letzteren Fall entfällt bei der Personengesellschaft die Gewerbesteuer und bei der Stiftung die Körperschaftsteuer. Anschaffung und Veräußerung von Wertpapieren innerhalb der Spekulationsfrist gehören zur steuerfreien Vermögensverwaltung, es sei denn, die Stiftung verhält sich wie ein gewerblicher Wertpapierhändler.

ist, dass die Stiftung nicht aktiv an Werbemaßnahmen mitwirken darf, andernfalls liegt ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb vor. Aus diesem Grund werden häufig Werbe- und Vermarktungsrechte von Stiftungen auf einen Dritten (z.B. Kongressagentur) übertragen, der die gewerbliche Vermarktung in eigenem Namen und auf eigene Rechnung durchführt. Dafür erhält die Stiftung ein Pachtentgelt, das steuerfrei in ihrer Vermögensverwaltung anfällt. Die Verpachtung von Rechten bedarf einer sorgfältigen Gestaltung.

Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung Die Vermietung und Verpachtung von Grundbesitz gehört zur Vermögensverwaltung. Keine Vermögensverwaltung liegt vor bei ständig wechselnder Vermietung an eine Vielzahl von Mietern. Deshalb ist die Vermietung von Standplätzen bei Kongressen gewerblich, ebenso wie die Vermietung von Hotelzimmern und Parkplätzen. Bei der Veräußerung von mehr als drei Objekten ist die Grenze zum gewerblichen Grundstückshandel überschritten und die Steuerfreiheit entfällt. Die zeitlich begrenzte Überlassung von Werberechten ist grundsätzlich noch Vermögensverwaltung. Die Stiftung darf aber nicht an der Werbung mitwirken.

Vermögensverwaltung und Umsatzsteuer In der Umsatzsteuer ist allein der ideelle Bereich nicht unternehmerisch. Die steuerlichen Sphären der Vermögensverwaltung, des Zweckbetriebs und des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs sind unternehmerisch. Wenn ein Leistungsaustausch vorliegt, kann er von der Umsatzsteuer befreit oder umsatzsteuerpflichtig mit 19 oder 7 Prozent sein. Befreiungen bestehen insbesondere für Zinserträge, Dividenden aus Kapitalgesellschaften und Gewinn­ anteile aus Personengesellschaften sowie Miet- und Pachterträge aus der Überlassung von Grundbesitz. Dies ist keine Besonderheit bei Stiftungen, sondern gilt für alle Steuerpflichtigen, sofern sie nicht zugunsten einer Umsatzversteuerung optieren. Die Verpachtung von Rechten ist dagegen umsatzsteuerpflichtig. Bisher war unstrittig, dass steuerpflichtige Umsätze von gemeinnützigen Stiftungen mit Ausnahme derjenigen eines wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs dem ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent unterliegen. Dies ist durch die Entscheidung des Bundesfinanzhofs vom 20.03.2014 fraglich geworden. Soweit Umsätze der Stiftung steuerpflichtig sind, besteht hinsichtlich der damit im Zusammenhang stehenden Ausgaben Vorsteuerabzugsberechtigung.

Sponsoringvereinbarungen Kein Sponsoring, sondern eine Spende liegt vor, wenn die Stiftung keinerlei Gegenleistung erbringt. In diesem Fall wird die Einnahme dem ideellen Bereich zugeordnet. Wird von der Stiftung eine Gegenleistung an den Sponsor erbracht, so hängt es von deren Art und Umfang ab, ob die Sponsoringeinnahmen bei der Stiftung steuerfrei in der Vermögensverwaltung oder im Zweckbetrieb anfallen oder dem steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zuzuordnen sind. Ertragsteuerfreie Vermögensverwaltung liegt vor bei einem bloßen Hinweis der Stiftung auf die erhaltene Unterstützung oder bei einer Danksagung. Dies ist auch der Fall, wenn die Stiftung eine Werbemaßnahme des Sponsors mit ihrem Namen duldet. Ebenfalls steuerfrei bleibt die Platzierung eines Sponsorenlogos auf einem Veranstaltungsplakat, in einer Anzeige oder auf der Internetseite der Stiftung. Schädlich ist dagegen ein Link von der Internetseite der Stiftung auf die des Sponsors. Grundsatz


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HSMV – HANSEN SCHOTENROEHR MÜLLER VOETS  Partnerschaftsgesellschaft mbB ist eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Steuerberatungsgesellschaft mit mehr als 30-jähriger Erfahrung in der Betreuung des Dritten Sektors. Die Gesellschaft bietet u.a. steuerliche Beratung bei Sponsor­ing- und Rechtspachtverträgen, bei der Steuerdeklaration, der Erstellung oder Prüfung von Jahresabschlüssen sowie bei der Errichtung von Stiftungen.

Christoph Bergedick LL.M.,  Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater, ist Partner in der Kanzlei HSMV – Hansen Schotenroehr Müller Voets. Er ist schwerpunktmäßig im Dritten Sektor tätig. Weitere Informationen  christoph.bergedick@hsmv.de | www.hsmv.de

Dr. Harald Schotenroehr  ist als Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Partner in der Kanzlei HSMV – Hansen ­Schotenroehr Müller Voets tätig. Weitere Informationen  harald.schotenroehr@hsmv.de | www.hsmv.de


Pax-Bank – seit 1917 Bank für Kirche und Caritas.

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Individuelle Stiftungsberatung Die Pax-Bank hat ihre vielfältigen Stiftungsaktivitäten in einem Kompetenzzentrum gebündelt. In Verbindung mit ausgesuchten Partnern ist es somit möglich, das komplette Spektrum der Stiftungsberatung abzudecken. Ein Spezialthema, in dem wir über gutes Fachwissen verfügen, sind Stifterdarlehen. Diese interessante Variante des Stiftens erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Für eine wachsende Anzahl von Stiftungen sind wir ein kompetenter Ansprechpartner und setzen Projekte erfolgreich um. Gerne steht Ihnen unser Stiftungsberater, Daniel Reidel, für ein persönliches Beratungsgespräch zur Verfügung. Sie erreichen ihn unter: Telefon 0221/1 60 15-130, daniel.reidel@pax-bank.de

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Teil 2 Im Fokus: Nachhaltige Geldanlage


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Kostet Nachhaltigkeit Rendite? Nachhaltige Kapitalanlagen – Vorurteile und Vorteile Von Frank Wettlauffer Immer noch gibt es Bedenken seitens Stiftungen, dass eine nachhaltige Vermögensverwaltung mit Einbußen bei der Rendite einhergehen muss. Zwar lässt sich diese Aussage in der Praxis nicht belegen, aber aufgrund von psychologischen Fallstricken hält sich dieses Vorurteil hartnäckig. Viele empirische Studien kommen zu dem Fazit, dass nachhaltige Investments in den meisten Fällen besser rentieren als konventionelle. Warum also hält sich die Auffassung, dass nachhaltige Investments ein schlechteres Rendite-Risiko-Profil im Vergleich zu konventionellen Anlageprodukten aufzeigen müssen? Das Argument der Kritiker basiert meist auf der Tatsache, dass ein nachhaltiger Invest­mentansatz zu einer Reduktion des Anla-

geuniversums führt und somit Fondsmanager in ihrer Auswahlmöglichkeit einschränkt. Die Kritiker gehen somit davon aus, dass das Risiko aufgrund der geringeren Diversifikationsmöglichkeit steigt. Allerdings wird bei diesem theoretisch richtigen Argument oft vergessen, dass in der Praxis auch konventionelle Fondsmanager nur in eine begrenzte Anzahl von Aktien investieren und die Beschränkung des Anlageuniversums auch einen positiven Einfluss auf das Rendite-Risiko-Profil haben kann. Ein nachhaltiges Anlageuniversum bietet vielfältige Anlagechancen Die Mehrheit der aktiven Fondsmanager orientiert sich meist eng an einer Benchmark, die das zur Ver-

Nachhaltige Portfolios haben ein großes Anlageuniversum. Anzahl Aktien der verschiedenen Universen Quelle: Vescore 2015

ca. 10.000

Alle börsennotierten Aktien

1.642

1.264

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50

MSCI Welt

Nachhaltiges Anlageuniversum

Nachhaltiges Portfolio

EURO STOXX 50


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fügung stehende Anlageuniversum stark einschränkt. Beispielsweise umfasst die beliebte EURO STOXX 50-Benchmark gerade mal die 50 größten Euroland-Aktien und vernachlässigt sämtliche Unternehmen mit einer geringeren Marktkapitalisierung sowie alle Aktien außerhalb des Euroraums. Im Vergleich dazu bietet ein nachhaltiges Anlageuniversum von rund 1.250 Titeln eine Fülle an attraktiven Anlagealternativen, auf die Fondsmanager bei der Titel­auswahl zugreifen können (siehe Abb. auf S. 64). Ein nachhaltiges Anlageuniversum reduziert Risiken Der theoretische Vorteil einer Risikoreduktion durch zusätzliche Streuung geht in der Praxis ab einem Portfolio von 25 bis 50 Titeln verloren, da der Mehrwert gegen Null tendiert (siehe Abb. unten). Wichtiger als sehr viele Titel zur Auswahl zu haben ist es, auf die richtigen zuzugreifen. Für die Auswahl der richtigen Aktien hat sich ein Nachhaltigkeitsfilter als Ergänzung zur klassischen Aktienselektion als sehr sinnvoll erwiesen. Ein – auf minimales Risiko hin – ausgewähltes nachhaltiges Portfolio weist ein ver-

gleichbares Risiko auf wie ein nach denselben Regeln optimiertes Portfolio, das aus konventionellen Aktien besteht – und dies bei einer um 3,6 Prozentpunkte höheren Rendite (siehe Abb. auf S. 66). Aufgrund dieser Ergebnisse sollte also eher der Umkehrschluss gezogen werden: Rendite-Risiko-optimierte Portfolios lassen sich besser aus einem nachhaltigen Anlageuniversum erstellen als aus dem Gesamtuniversum. Dies gilt im Übrigen auch für Rentenportfolios: So waren und sind die Staatsanleihen von Portugal, Italien, Griechenland und Spanien (PIGS) allesamt nicht nachhaltig. Kognitive Dissonanz ist Grund für das Vorurteil Wenn die theoretischen Argumente in der Praxis schnell zu widerlegen sind, warum hält sich dann das Vorurteil gegenüber nachhaltigen Investments so hartnäckig? Ganz einfach: Eine klassische psychologische Komponente spielt ihm in die Hand. Den Spruch „Es gibt Nichts umsonst im Leben“ hat wohl jeder verinnerlicht. Die vermeintliche Konsequenz: Das gute Gewissen, die geringeren Reputationsrisiken oder sons-

Hohe Diversifikation ab 30 Aktien möglich. Durchschnittliche Volatilität von 10.000 zufällig ausgewählten Portfolios 2006–2015 Quelle: Vescore 2015

20%

Gleichgewichtete Portfolios mit Nachhaltigkeitsfilter Gleichgewichtete Portfolios ohne Nachhaltigkeitsfilter

Risiko

19%

18%

17%

10

20

30 Anzahl Aktien im Portfolio

40

50


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Positive Wirkung des Ausschlusses von nicht nachhaltigen Aktien auf Risiko und Rendite. Annualisierte Rendite und Volatilität simulierter Minimumvarianzportfolios 04/2012–04/2015 Quelle: Vescore 2015

Nachhaltiges Portfolio Nicht nachhaltiges Portfolio

23,2% 19,6%

8,9%

Rendite

tige Vorteile einer Anlage in nachhaltige Produkte müssen doch etwas kosten. Auf der Suche nach den Kosten gerät die Performance schnell unter Generalverdacht. Die Suche nach (Performance-)Kosten ist daher notwendig, um sogenannte „kognitive Dissonanzen“, also den Zustand, bei dem verschiedene Wahrnehmungen im Widerspruch zueinander stehen, zu vermeiden. Damit wird auch verständlich, warum die empirischen Beweise, die für einen positiven Einfluss des Faktors Nachhaltigkeit auf die Wertentwicklung sprechen, so häufig ignoriert und verunglimpft werden. Schon Arthur Schopenhauer erkannte dieses psychologische Phänomen, als er sagte, dass eine Wahrheit drei Stufen durchläuft: Zuerst wird sie ignoriert und belächelt, dann bekämpft und letztendlich als allgemeingültig angesehen. Angesichts der Vorzüge der

8,4%

Risiko

Nachhaltigkeit für die stiftungsgerechte Kapitalanlage ist zu wünschen, dass das Performanceargument möglichst bald die dritte Stufe erreicht.

Frank Wettlauffer  betreut institutionelle Anleger bei Fragen der Vermögensanlage. Seit 15 Jahren ist er auf nachhaltige Kapitalanlagen spezialisiert. Die Vescore AG, eine 100-prozentige Tochter der Schweizer Raiffeisengruppe, verfügt über eines der erfahrensten Nachhaltigkeitsteams Europas. Weitere Informationen  frank.wettlauffer@vescore.com | www.vescore.com


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Doppelte Rendite Zweckverwirklichung aus einem anderen Blickwinkel Von Christiane Wicht-Stieber Gudrun Kruse engagiert sich für die nächste Generation. Sie ist sicher, dass junge Menschen ihren Platz in der Gesellschaft besser finden, wenn sie über eine gute Ausbildung verfügen. Deshalb unterstützt Frau Kruse die Stiftung „Können“, deren Stiftungszweck ihren Vorstellungen genau entspricht. Besonders wichtig ist ihr, dass dieser Stiftungszweck konsequent verfolgt wird. Dazu gehört es für sie auch, dass die Kapitalanlagen zum Zweck passen, ihm zumindest nicht zuwiderlaufen. Bevor sie sich weiter finanziell engagiert, will sie von der Stiftung „Können“ wissen: Wie legt sie das Stiftungsvermögen an? Woher kommt der Ertrag, mit dem sie Bildung fördert? Öffentlichkeit und Vermögensanlage Mit diesem Anspruch ist Frau Kruse nicht allein. Für viele Menschen ist es heute entscheidend, woher das Geld kommt, mit dem Stiftungszwecke umgesetzt werden. Dabei steht inzwischen die Frage, wie hoch die Rendite des Stiftungsvermögens ist, gleichberechtigt neben der Frage, woher diese Rendite stammt. Frau Kruse wäre entsetzt, würde die Stiftung „Können“ Aktien eines Lebensmittelunternehmens in ihrem Depot haben, in dessen Produktions- und Lieferkette die Ausbeutung von Kindern durch systematische Kinderarbeit z.B. bei der Ernte von Kaffee oder Kakao nicht ausgeschlossen ist. Damit wird nach Meinung von Frau Kruse der Stiftungszweck konterkariert. Es wäre inkonsequent, sich in Deutschland mit Geldern für Bildungschancen einzusetzen, die in anderen Ländern von potenziellen Bildungsbedürftigen verdient werden, weil Kinder dort zum Lebensunterhalt ihrer Familien beitragen müssen und ihnen deshalb diese Chancen fehlen. Auch wenn Frau Kruse eine fiktive Förderin des Stiftungswesens ist, zeigen ihre Überlegungen beispielhaft, welche Gedanken sich Unterstützer machen, bevor sie sich finanziell engagieren.

Zweckverwirklichung nicht nur mit Erträgen, sondern auch mit dem Vermögen Hat ein Stifter Vorgaben zu seinem Nachhaltigkeitsverständnis gemacht, werden die Stiftungsvertreter diesen Aspekt bei der Erstellung von Anlagerichtlinien einbinden (vgl. Artikel auf S. 28 ff.). Sind diese nicht deutlich formuliert, gilt es, sie zu entwickeln, damit ethisch-nachhaltige Überlegungen zum strategischen Anlageziel werden. Operationalisieren der Nachhaltigkeit Für die Umsetzung hat die Stiftung verschiedene Alternativen. Sie kann verhindern, was sie als Fehlverhalten bewertet, indem sie Ausschlusskriterien formuliert. Dies könnte z.B. bedeuten, dass sie nicht in Anleihen aus Ländern investiert, die von der Nicht-Regierungsorganisation Freedom House als „unfrei“ klassifiziert werden. Vielleicht ist es eher in ihrem Interesse, positives Verhalten zu fördern. Dann wird sie sich entscheiden, einen Best-in-Class-Ansatz zu formulieren. Mit ihren Investitionen in Emittenten, deren Verhaltensweisen besonders gut sind, unterstützt sie solche Entwicklungen. Will der Stifter auch durch die Vermögensanlage seiner Stiftung Veränderungen anstoßen, kann er der Stiftung ins Stammbuch schreiben, dass sie Einfluss auf das Verhalten der Unternehmen nimmt und ihre ethisch-nachhaltigen Interessen als aktive Aktionärin durch Engagement einbringt. Die Praxis zeigt, dass für die konkrete Umsetzung eigener Nachhaltigkeitsvorstellungen oft eine Kombination aus diesen Möglichkeiten gewählt wird. Kriterien finden Welche Themen die Umsetzung ethisch-nachhaltiger Überlegungen bestimmen sollen, lässt sich z.B. aus dem Satzungszweck ableiten. Vielleicht sind es sozi-


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ale, ökologische oder christliche Überlegungen, die die Nachhaltigkeitskriterien bestimmen. Im Umgang mit diesen Fragen gelten Kirchen-, Spezial- und Alternativbanken als Vorreiter. Sie legen oft aus eigenem Antrieb Parameter für ihr Handeln fest und können bei der Kriterienfindung helfen. Ist der Nachhaltigkeitsansatz christlich motiviert, findet die Stiftung Anregungen in Papieren beider christlicher Kirchen: dem Leitfaden für ethisch-nachhaltige Anlagen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Orientierungshilfe für Finanzverantwortliche katholischer Einrichtungen in Deutschland des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Wenn die Stiftung entwicklungspolitische Merkmale in den Vordergrund stellen möchte, findet sie Beispiele im Kriterienkatalog des FairWorldFonds, den Brot für die Welt zusammen mit dem Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene entwickelt hat. Auch die Auswahlkriterien von Kirchenbanken, wie sie u.a. im Nachhaltigkeitsfilter der Bank für Kirche und Diakonie beschrieben sind, liefern dazu Anhaltspunkte. Ratingagenturen wie z.B. imug oder oekom research verfügen über eine große Expertise in der Beurteilung der ethisch-nachhaltigen Qualität von Emittenten. Sie liefern aussagefähige Daten zu Unternehmen und Ländern und machen sichtbar, welches Anlageuniversum mit den Nachhaltigkeitsparametern vorhanden ist. Eine Nachhaltigkeit für alle? Nachhaltigkeit ist weder als Begriff geschützt noch verstehen alle Akteure dasselbe darunter. Deshalb ist es wichtig, dass Stiftungen in ihren Hinweisen zur Vermögensanlage erläutern, wie sie Nachhaltigkeit beschreiben und welche Kriterien zur Beurteilung herangezogen werden. So wird eine Stiftung, die sich Umweltthemen widmet, bei ihren Anlagen beispielsweise auf erneuerbare Energien setzen. Eine Stiftung, die

kirchliche Zwecke verfolgt, kann „ihre“ Nachhaltigkeit über den konziliaren Prozess beschreiben und einen Schwerpunkt auf soziale Aspekte legen. Zurück zum Ausgangsbeispiel: Die Stiftung „Können“, für die sich Frau Kruse interessiert, hat ihre Vorstellungen dazu in ihren Anlagerichtlinien beschrieben und das klassische Dreieck der Geldanlage von Sicherheit, Rentabilität und Liquidität durch ethisch-nachhaltige Ansprüche an ihre eigenen Anlageentscheidungen ergänzt. Damit spielen bei der Auswahl von Vermögensanlagen neben Renditeaspekten inhaltliche Kriterien eine wichtige Rolle. Das Anlagekonzept der Stiftung „Können“ hat Frau Kruse überzeugt, deshalb unterstützt sie die Stiftung weiterhin finanziell.

Bank für Kirche und Diakonie – KD-Bank  Kirche und Diakonie haben bereits in den 1920er-Jahren eigene Darlehnsgenossenschaften gegründet. Aus den Vorgängerinstituten in Dresden, Münster, Magdeburg und Duisburg ist die heutige Bank für Kirche und Diakonie als älteste evangelische Kirchenbank in Deutschland hervorgegangen. Die Ziele der Bank sind bis heute unverändert: Die wirtschaftliche Förderung der Mitglieder und Kunden ist der in der Satzung verankerte Auftrag. Dieser schließt den ethisch-nachhaltigen Umgang mit Geld ein. Privatpersonen, die die christlichen Werte der Bank teilen, sind ebenfalls willkommen.

Christiane Wicht-Stieber  ist Stiftungskoordinatorin bei der Bank für Kirche und Diakonie – KD-Bank und Geschäftsführerin der KDBANK-STIFTUNG. Ehrenamtlich ist sie als Finanzkirchmeisterin ihrer Gemeinde sowie als Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins Renniere e.V. tätig, der dialysepflichtige Kinder unterstützt. Weitere Informationen  christiane.wicht-stieber@kd-bank.de | www.kd-bank.de


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Mit Vermögen gestalten

Mit Nachhaltigkeit fährt man besser Die Bedeutung von Nachhaltigkeitskriterien für die Beurteilung von Chancen und Risiken bei Unternehmensanleihen Von Till Jung Der Erfolg eines Anleihenportfolios hängt maßgeblich davon ab, inwieweit es den Portfoliomanagern gelingt, den teilweisen oder kompletten Ausfall einzelner Anleihen zu verhindern. Daher ist die risikoorientierte Auswahl der Emittenten im Anleihebereich von besonderer Bedeutung. Welche Rolle hierbei Nachhaltigkeitsratings, im Speziellen die Analysen von oekom research, spielen können, ist Gegenstand der oekom Corporate Bonds-Studie. Was wurde untersucht? Ziel der oekom Corporate Bonds-Studie war es zu analysieren, welche Bedeutung Nachhaltigkeitsratings für die Einschätzung von Chancen und Risiken von Unternehmensanleihen haben. Dazu wurde zum einen die verfügbare Literatur zu diesem Thema gesichtet und ausgewertet. Zum anderen wurden zwei Studien auf der Basis der Nachhaltigkeitsratings von oekom research durchgeführt. Eine Studie beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Nachhaltigkeitsratings und Credit Spreads, also dem Renditezuschlag, den Investoren bei einer Anlage in ausfallrisikobehaftete Anleihen erhalten. Die andere untersucht die Prognosekraft von entsprechenden Ratings für die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen, also die Frage, ob gut bewertete Unternehmen eine bessere Zahlungsfähigkeit aufweisen als Unternehmen mit einem schlechten Nachhaltigkeitsrating. Zusätzlich wurden der Markt für Unternehmensanleihen sowie konventionelle und nachhaltigkeitsbezogene Ansätze zur Bewertung von Unternehmen dokumentiert und analysiert. Ergebnisse der Corporate Bonds-Studie Die Analysen zeigen zum einen, dass eine bessere Nachhaltigkeitsperformance und damit ein besseres Nachhaltigkeitsrating mit einer höheren Eigenkapi-

talquote einhergeht. Unternehmen mit oekom Prime Status weisen eine um rund 5 Prozent höhere Eigenkapitalquote auf als Unternehmen, deren Nachhaltigkeitsperformance den Anforderungen des Prime Status nicht genügt. Anleger, die sich bei der Anlageentscheidung am oekom Prime Status orientieren, halten damit Wertpapiere von Unternehmen mit einer überdurchschnittlich hohen Eigenkapitalquote in ihrem Portfolio. Die Eigenkapitalquote kann dabei als Indiz für die Fähigkeit der Unternehmen interpretiert werden, ihren Verpflichtungen aus der Emission von Corporate Bonds nachkommen zu können. Der umgekehrte Zusammenhang, also der Einfluss von Eigenkapitalquote auf das Nachhaltigkeitsrating, konnte im Rahmen der Analysen hingegen explizit nicht nachgewiesen werden. Dies widerlegt die These, dass man sich als Unternehmen „Nachhaltigkeit leisten können muss“, dass also nur wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen über ausreichende Mittel verfügen, um ein umfassendes und systematisches Nachhaltigkeitsmanagement zu betreiben. Wirtschaftlicher Erfolg ist entsprechend keine Voraussetzung für ein gutes Nachhaltigkeitsrating, ein solches Rating ist aber umgekehrt ein belastbarer Indikator für ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen. Unternehmen mit einem überdurchschnittlich guten Nachhaltigkeitsrating weisen einen niedrigeren Credit Spread auf, werden von den Investoren also als weniger riskant angesehen. Die Beurteilung, welcher Preis bzw. welcher Risikoaufschlag für einen Corporate Bond angemessen ist, gewinnt deutlich an Präzision, wenn Nachhaltigkeitsaspekte in das Preismodell integriert werden. So lassen sich beispielsweise vermeintlich attraktive Bondpreise besser von tatsächlich günstigen Preisen unterscheiden. Der entsprechende Erklärungsbeitrag der oekom Corporate Ratings ent-


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faltet sich dabei zusätzlich zu allen anderen Einflussfaktoren, insbesondere auch zum konventionellen Finanzrating. Nachhaltigkeitsratings haben damit bei Anlageentscheidungen in Corporate Bonds gleich in zweierlei Hinsicht positive Wirkungen: Zum einen geben sie wichtige Hinweise auf die Risiken eines Teil- oder Totalverlusts bei Unternehmensanleihen, die sich aus einer wirtschaftlichen Schieflage des emittierenden Unternehmens ergeben könnten. Zum anderen ermöglicht die systematische Integration von ESG-Kriterien in die Auswahl von Corporate Bonds nicht nur eine Verbesserung der Nachhaltigkeitsqualität eines Portfolios, sondern wirkt sich auch positiv auf den finanziellen Ertrag eines in Unternehmensanleihen investierten Portfolios aus. Investoren können dabei konkret auf zwei Mechanismen setzen, über die der Informationsvorsprung aus den Nachhaltigkeitsratings das Rendite-Risiko-Profil verbessert. Der eine Mechanismus ergibt sich daraus, dass Unternehmen mit besserer Nachhaltigkeitsperformance ein geringeres Insolvenzrisiko aufweisen. Von einem auf Nachhaltigkeitskriterien aufgebauten Portfolio darf man daher erwarten, dass es langfristig weniger von Insolvenzen betroffen sein wird als ein konventionelles und daher über das Vermeiden von Verlustereignissen eine bessere Wertentwicklung erreichen wird. Der andere Mechanismus nutzt die Abhängigkeit des Credit Spreads vom Nachhaltigkeitsrating. Ein Beispiel: Eine Anleihe eines Unternehmens mit sehr guter Nachhaltigkeitsperformance mag für einen konventionellen Anleger einen angemessenen Credit Spread aufweisen, während der nachhaltige Investor erkennt, dass dieser Credit Spread die Nachhaltigkeitsperformance nicht berücksichtigt und daher zu hoch ist. Über kurz oder lang sollte der Markt dieses korrigieren und der Credit Spread wird sinken, was gleichbedeutend ist mit einem steigenden Kurs. Sol-

che Kursgewinne können nachhaltige Investoren erzielen bzw. entsprechende Kursverluste vermeiden. Fazit Konsequent zu Ende gedacht bedeuten diese Ergebnisse nicht mehr und nicht weniger, als dass man als Vermögensverwalter oder institutioneller Investor wie eine Stiftung, die in Corporate Bonds investiert, gut beraten ist, Nachhaltigkeitsratings bei der Kapitalanlage systematisch zu berücksichtigen. Anleger, die einer treuhänderischen Verantwortung gegenüber ihren Mitgliedern oder Kunden unterliegen, könnten im Hinblick auf diese positiven Wirkungen sogar dazu verpflichtet sein.

oekom research AG  Die oekom research AG ist eine der weltweit führenden Nachhaltigkeits-Ratingagenturen und darauf spezialisiert, Unternehmen und Staaten unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu bewerten. Die Ratings werden von institutionellen Investoren, Banken und Vermögensverwaltern genutzt. Die unabhängige Agentur mit Sitz in München und Niederlassungen in Paris und London beschäftigt derzeit über 70 Mitarbeiter.

Till Jung  hat ein Doppeldiplom in Politik- und Sozialwissenschaften des Institut d’Etudes Politiques in Paris und der Freien Universität Berlin. Seit 2004 ist er bei der oekom research AG tätig. Zunächst war er als Analyst u.a. verantwortlich für die Branchen Automobil und Maschinenbau. Seit Mai 2011 ist er als Director Business Development zuständig für die Kundenbetreuung und Geschäftsentwicklung. Weitere Informationen  jung@oekom-research.com | www.oekom-research.com


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Mit Vermögen gestalten

Substanz und Nachhaltigkeit Aktienselektion mit doppelter Qualitätssicherung Von Stefan Freytag Der Begriff der Nachhaltigkeit ist aus den Diskussionen um zahlreiche die Gesellschaft betreffende Aspekte heutzutage nicht mehr wegzudenken. Die Nachhaltigkeitsphilosophie berücksichtigt langfristige Entwicklungen mit Zukunftsrelevanz. Zunehmend findet der Begriff auch Eingang in die Finanzwelt. Folgende Vorteile nachhaltigen Wirtschaftens lassen sich für Unternehmen identifizieren und sind deswegen auch in der Aktienanalyse relevant: 1. Die Reduktion von Umwelt- und Sozialrisiken ist ausschlaggebend für die Absicherung gegen die Zuweisung von Verantwortlichkeiten, die zu Strafzahlungen oder öffentlichen Boykotten führen könnten. Daraus ergeben sich verbesserte Kreditratings und eine Markenstärkung. 2. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Ressourcen schont nicht nur die Umwelt, sondern spart schlichtweg Geld. 3. Nachhaltigkeitsinvestitionen bewirken ferner auch oftmals Innovationen auf Prozess- und Produkt­ ebene, die mittelfristig zu Wettbewerbsvorteilen führen. 4. Zusätzliche Investitionen in die Personalentwicklung erhöhen nachweislich die Mitarbeiterzufriedenheit, Sozial- und Führungskompetenzen und steigern damit die Attraktivität für Talente am Arbeitsmarkt. Die Verwaltung von Wertpapierportfolios, die Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unter­ nehmensführung (ESG-Kriterien) explizit als Auswahlkriterium nutzen, bezeichnet man auch als Social Responsible Investing (SRI). Dieser Investmentansatz hat in den letzten zehn Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Die älteste und einfachste Form einer Anlagestrategie im Rahmen des SRI ist die Methode der Vermeidung durch das „Negativ-Screening“. Nach diesem Prinzip werden Negativkriterien eingesetzt, um Un-

ternehmen oder Branchen aus dem Anlageuniversum auszuschließen, deren Geschäftstätigkeit oder Handlungsweisen nicht den ethischen Überzeugungen des Investors entsprechen. Dabei können Produkte und Dienstleistungen ebenso betroffen sein wie Produktionsbedingungen oder Unternehmensstrategien. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass extreme Ausschlusskriterien dramatische Auswirkungen auf das Anlageuniversum haben können. Bei der Anwendung von Positivkriterien geraten demgegenüber nur Unternehmen in das Anlageuniversum, die ein besonderes Engagement hinsichtlich ökosozialer Aspekte aufweisen. Marktführer werden als sogenannte „best in class“-Unternehmen ausgewählt. Sie bilden die jeweiligen Branchenvorreiter. Die betrachteten Positivkriterien werden mit dem Branchendurchschnitt verglichen. Innovatoren zeichnen sich besonders durch ihre Produkte und Dienstleistungen aus. Sie sind nicht nur nachhaltig orientiert, sondern zudem in Branchen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung tätig. In einer umfangreichen Marktstudie der Steinbeis-Hochschule Berlin wurden fast 200 Studien zum Einfluss der Nachhaltigkeitsorientierung auf das Anlageergebnis analysiert. Die deutliche Mehrheit der Studien kommt zu dem Ergebnis, dass nachhaltige Anlagen für den Investor eher von Vorteil sind. Dennoch können Qualität und Erträge von SRI-Portfolios, ebenso wie von klassisch gemanagten Portfolios, höchst unterschiedlich sein. Ein Investor beurteilt ein Mainstream-Investment anhand der Qualität des Managers und der Frage, ob der Investmentstil für das vorhandene Portfolio geeignet ist. Nach den gleichen Kriterien sollten SRI-Portfolios bewertet werden. Belastbares und sorgfältiges SRI-Reseach ist zwingend erforderlich, ebenso wie eine fundierte Finanzanalyse und ein widerspruchsfreier Investmentprozess. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, ist es am wahrscheinlichsten,


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dass ein exzellentes Rendite-Risiko-Profil erzielt wird. Dogmatische und einseitige Analyseansätze können deswegen sehr schnell in die Irre führen. Auch hervorragend „nachhaltig“ aufgestellte Unternehmen können längere Zeit nur unterdurchschnittlichen wirtschaftlichen Erfolg aufweisen. Als verantwortlicher Vermögensverwalter muss man hier klare Entscheidungen treffen. In diesem Sinne bleibt es dabei die Aufgabe, eine Einzeltitelauswahl aufgrund profunder Mikroanalyse immer wieder mit dem globalen Blick auf Branchen und Investitionsstandorte der Unternehmen zu ergänzen und ggf. zu adjustieren. Investoren mit langfristigem Anlagehorizont legen häufig Wert auf sehr fokussierte Value-Aktienportfolios. Die Unternehmen in Value-Aktienportfolios zeichnen sich aus durch hervorragende Bilanzen, hohe Cash­flows, solide finanzierte Dividendenerträge und eine vernünftige Ertragsprognose. Die Kursrisiken sind geringer, das Wachstum und die Gewinnaussichten sind dafür in der Regel niedriger. Die Unternehmen sind meist in traditionellen Branchen angesiedelt. Aus der Tradition des unternehmerischen Investierens bewährt sich ein Konzept, das mit einigen wenigen, einfachen und transparenten Grundregeln auskommt. Ziel dieses Anlagekonzeptes ist es, groß kapi-

talisierte und substanzstarke Aktientitel in den Aktienmärkten Westeuropa und USA zu identifizieren und in einem aktiv gemanagten Portfolio zu verwalten. Maßgeblich für die Bestimmung der Substanz der einzelnen Aktientitel sind in erster Linie Fundamentaldaten, die über einen längeren Zeitraum (z.B. zehn Jahre) zu beobachten sind und den Unternehmenserfolg dokumentieren. Hierbei werden Kennzahlen zur Eigenkapitalquote sowie zum Fremdkapital bzw. zum Verschuldungsgrad herangezogen. Eine hohe Eigenkapitalquote und eine geringe Verschuldung gelten als Zeichen einer guten Substanzstärke. Ein weiteres Kriterium ist eine stetige und nachhaltige Ausschüttungs- oder Dividendenpolitik. Da die nachhaltige Dividendenzahlung im Vordergrund steht, werden auch die Dividendenzahlungen der letzten zehn Jahre untersucht. Neben den „harten“ Kennzahlen aus der Analyse der Bilanzen und der Gewinn- und Verlustrechnung spielen auch das Geschäftsmodell und die Marktstellung eine wichtige Rolle bei der Auswahl bzw. Beurteilung der infrage kommenden Aktien. Dazu gehört die Marktposition eines Unternehmens, die Produktpolitik, die Preis- oder Kostenführerschaft und die geografische Diversifikation sowie die Innovationskraft (Forschung und Entwicklung).

Überblick über die Ereignisse der analysierten Studien Quelle: Steinbeis-Hochschule Berlin, Union Investment

Untersuchungen mit direkten Vergleichen der Wertentwicklung nachhaltiger und traditioneller Geldanlagen

Analysedimension der Studien

Anzahl der untersuchten Studien

Studienergebnisse zum Einfluss der Nachhaltigkeitsorientierung auf das Anlageergebnis Positiv

Neutral

Negativ

Mixed

Meta-Studien

13

5

4

4

Aktien

55

21

20

1

13

Anleihen und Kredite Fonds

18 74

9 11

1 26

2 9

6 28

Indizes

11

2

7

2

7

3

1

3

178

48

61

13

56

Sonstige*

17

13

1

1

2

Σ (Gesamt)

195

61

62

14

58

Mehrere Assetklassen Σ (Performanceanalyse i.e.S.)

+ Positives Ergebnis - NegativesErgebnis

Durchschnitt

* Studien mit positiven, negativen und/oder neutralen Teilergebnissen

Gesamtergebnis

+ + + + + +

-

+ + +

-


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Mit Vermögen gestalten

Die Aktientitel, die den beschriebenen Beurteilungsprozess erfolgreich durchlaufen haben und den Best-in-Class-Grundsätzen entsprechen, bilden die Grundlagen eines sogenannten Dividend & Solidity-Aktienportfolios. In der Regel erfolgt eine Investition in 20 bis 25 Titel aus Europa und den USA. Grundsätzlich wird eine Gleichgewichtung angestrebt. Dieser Investmentansatz führt zu einem transparenten Aktienportfolio, das zumindest die Rendite der Anlagemärkte erreicht, erfahrungsgemäß aber ein deutlich geringeres Schwankungs- und Draw Down-Risiko ausweist.

Deutsche Oppenheim Family Office AG  Die Deutsche Oppenheim Family Office AG betreut deutlich mehr als 10 Milliarden Euro an Vermögen für einen überschaubaren Mandantenkreis. Die Betreuung großer und komplexer Vermögen unter Berücksichtigung nachhaltiger Grundsätze hat hier eine lange Tradition. Mit den zwei Investmentfonds FOS Rendite und Nachhaltigkeit und FOS Performance und Sicherheit verfügt die Deutsche Oppenheim Family Office AG über passgenaue Investmentlösungen auch für kleinere Stiftungsvermögen.

Stefan Freytag  ist Vorstand und Chief Investment Officer der Deutsche Oppenheim Family Office AG. Er verfügt über 30 Jahre Erfahrung im institutionellen und privaten Asset Management und ist derzeit verantwortlich für die Vermögensverwaltung von rund 3 Milliarden Assets under Management (AuM) für Unternehmerfamilien und Stiftungen. Weitere Informationen  stefan.freytag@deutsche-oppenheim.de | www.deutsche-oppenheim.de


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Nachhaltigkeit bewerten Aktienfonds auf dem Prüfstand Von Thomas Goldfuß Immer mehr Stiftungen haben den Anspruch, ihr Vermögen in Einklang mit ihrem Stiftungsauftrag und ihrer Werteorientierung zu bringen. Und nahezu jeder Finanzdienstleister hat heute nachhaltige Aktienfonds im Angebot. Bei der Vielzahl der Angebote stehen auch Stiftungsverantwortliche mit einem hohen ethischen Anspruch häufig vor der Frage: Passt das Nachhaltigkeitsverständnis des Fonds zu unseren Vorstellungen? Und worauf ist bei der Auswahl besonders zu achten? Dass sich in den letzten Jahren die Nachhaltigkeitsanalyse professionalisiert hat, ist ein großer Fortschritt. Ratingagenturen bieten auf der Basis umfangreicher Kriterienkataloge individualisierte Auswertungen an und schaffen somit die Grundlage für das Portfolio nachhaltiger Fonds.

» Ob die Nachhaltigkeits­

ausrichtung eines Aktienfonds zu einer Stiftung und ihrer Werte­ orientierung passt, ist immer eine individuelle Entscheidung.

«

Ausschluss- und Positivkriterien Nicht immer ist es einfach zu beantworten, wie nachhaltig eine Anlage ist. Kann die Investition in ein Eisenbahnunternehmen, das auch Kohle transportiert, noch als ökologisches Investment gewertet werden? Spielt bei einem Kreditinstitut das interne Umweltmanagement eine Rolle oder doch viel mehr die Frage, welche Branchen es finanziert? Klare Ausschlusskriterien auf der einen sowie Positivkriterien auf der anderen Seite bieten eine erste gute Orientierung für Anlegerinnen und Anleger. In Ak-

tienfonds, deren Titelauswahl im Gegensatz dazu auf dem reinen Best-in-Class-Ansatz basiert, können sich dagegen z.B. auch Rüstungs- und Erdölunternehmen finden. Deren „Nachhaltigkeit“ basiert im Wesentlichen darauf, dass ihre Mitbewerber sozial und ökologisch noch schlechter abschneiden. Positivkriterien ermöglichen es, den Blick auf das Kerngeschäft eines Unternehmens zu lenken. Mit dieser Perspektive wird schnell deutlich: Die Nachhaltigkeitsleistung eines Kreditinstituts zeichnet sich durch seine konkrete Finanzierungspraxis aus und weniger durch die Tatsache, dass der Firmensitz gemäß Nachhaltigkeitsreport im letzten Jahr Ressourcen einsparen konnte. Bei dem kohletransportierenden Eisenbahnunternehmen wird die Frage schon etwas schwieriger. Hier bedarf es eines intensiveren Blicks auf alle Geschäftsaktivitäten des Unternehmens, um eine Entscheidung abzuwägen. Anlageausschuss und Transparenz Um den Ansprüchen eines nachhaltigen Fondsgeschäfts gerecht zu werden, bedarf es unabhängiger Kontrolle. Das kann ein unabhängiger Ausschuss mit Expertinnen und Experten aus Bereichen wie Umwelt und Menschenrechte leisten. Die Kriterien und der Auswahlprozess sollten dabei konsequent und transparent veröffentlicht werden. Ein umfassender Investitionsbericht bietet eine Orientierungshilfe. So können Anlegerinnen und Anleger eine qualifizierte Entscheidung darüber treffen, ob das Angebot ihren Vorstellungen wirklich entspricht. Anlagephilosophie Zu guter Letzt spielt die Anlagephilosophie des Fondsmanagements eine zentrale Rolle. Von einem eher kurzfristigen Fokus auf Spekulationsgewinne bis hin zu einer langfristigen Buy-and-Hold-Strategie variieren hier die Ansätze erheblich. Bei der Buy-and-Hold-


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Mit Vermögen gestalten

Strategie werden Wertpapiere aufgrund ihrer positiven Fundamentaldaten gekauft – und gehalten, bis sich diese ändern. Auch der Umgang mit Derivaten lässt sich kritisch hinterfragen. Sie sollten in erster Linie der Absicherung dienen. Ob die Nachhaltigkeitsausrichtung eines Aktienfonds zu einer Stiftung und ihrer Werteorientierung passt, ist schlussendlich immer eine individuelle Entscheidung. Sie sollte sich im besten Fall an vorher definierten und regelmäßig überprüften Anlagerichtlinien orientieren.

GLS Bank  Als sozial-ökologische Bank setzt die GLS Bank seit 40 Jahren konsequent auf Nachhaltigkeit und Transparenz. Seit ihrer Gründung begleitet sie Stiftungen – immer mit dem Ziel, das Stiftungs­ vermögen als gesellschaftliches Gestaltungsmittel einzusetzen. Die Bank bietet Vermögensanlagen, die gezielt den Anforderungen an das Stiftungsportfolio entsprechen und sich im Einklang mit dem Stiftungsauftrag und den Werten befinden.

Thomas Goldfuß  ist Bereichsleiter Vermögensmanagement und Treasury der GLS Bank. Zuvor war er viele Jahre in Fach- und Führungsfunktionen bei einer deutschen Großbank, als selbstständiger Berater und in einem Unternehmen aus dem Bereich erneuerbarer Energien tätig. Weitere Informationen  vermögensmanagement@gls.de | www.gls.de


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Mit Stiftungsvermögen die Welt bewegen Wie Stiftungen die gesellschaftlichen Leistungen ihres Finanzvermögens bewerten und aufzeigen können Von Daniel Bruderer Wissen Sie, wie und wo das Vermögen Ihrer Stiftung angelegt ist? Stehen die Investments im Einklang mit dem Stiftungszweck oder bestehen Widersprüche? Wie wäre es, wenn die Kapitalanlagen ihrerseits positive Wirkungen erzielen und Ihrer Mission entsprechen? Grundsätzlich ist es möglich, ein Stiftungsvermögen professionell und mit marktgerechten Renditen anzulegen und gleichzeitig seine Leistungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt zu kennen. Inzwischen hat sich bei vielen Stiftungen die Ansicht durchgesetzt, dass ihre Kapitalanlagen im Einklang mit ihrem Stiftungszweck stehen sollten. Weshalb? Die erfolgreiche Verwaltung des Stiftungsvermögens ist eine zentrale Voraussetzung für die Projektund Fördertätigkeit und damit für die Erfüllung des Stiftungszwecks. Zweckkonformes und nachhaltiges Investieren verhindert Zielkonflikte und vergrößert die positive Gesamtwirkung. Es stärkt die Reputation der Stiftung und unterstützt die Bemühungen um Spenden und Zustiftungen. Gerade weil Stiftungen von steuerlichen Begünstigungen profitieren, erwarten viele Spender und Zustifter heute, dass Stiftungen sich dazu positionieren, ob und ggf. wie die Vermögensanlage den Stiftungszweck unterstützen soll. Zumindest sollte sichergestellt werden, dass keine Investitionen getätigt werden, die dem Stiftungszweck zuwiderlaufen. Am Markt gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten, wie eine Stiftung zweckgerichtet und nachhaltig anlegen kann – sei dies durch nachhaltige oder thematische Anlagefonds oder durch spezialisierte Vermögensverwaltungsmandate. Noch in den Kinderschuhen steckt dagegen die Praxis der Berichterstattung und das Controlling zur Wirkung solcher Strategien.

Der Fußabdruck Ihrer Vermögensanlage Das Anwenden eines systematischen Bewertungsrasters für alle Kapitalanlagen in allen Vermögensklassen, auf Englisch Impact Assessment Framework genannt, ist eine Grundvoraussetzung. Dieses muss so objektiv und nachvollziehbar wie möglich aufgebaut sein und sich nach anerkannten, dringlichen Zielen der Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt richten. So wird die Vergleichbarkeit im Sektor möglich, unabhängig vom jeweiligen Zweck der einzelnen Stiftungen, wie das Rechnungslegungsstandards im finanziellen Bereich tun.

» Zweckkonformes und

nachhaltiges Investieren verhindert Zielkonflikte und vergrößert die positive Gesamt­ wirkung einer Stiftung. Das stärkt die Reputation und unterstützt die Bemühungen um Spenden und Zustiftungen.

«

Entscheidend ist, dass Stiftungsorgane, Stifter, Spender und weitere Anspruchsgruppen einfach und übersichtlich Transparenz über ihre Kapitalanlagen erhalten – ein wichtiges Element, auf moderne Weise Rechenschaft abzulegen. Am Markt gibt es bereits ausgereifte Lösungsansätze, die eine solche Wirkungsbewertung umsetzen: Einfache und aussagekräftige Visualisierungen zeigen die Wirkung eines Depots auf. Interaktive Onlineversionen unterstützen die Arbeit der Stiftungsorgane und


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Mit Vermögen gestalten

können zur Kommunikation z.B. mit Spendern und der Öffentlichkeit herangezogen werden. Anhand von Darstellungen kann veranschaulicht werden, in welche Themen mit Zukunft das Stiftungsvermögen investiert ist und welche Chancen sich für Kapitalanlagen bieten. Dabei lässt sich auch die Gesamtwirkung eines Portfolios (Anlagen verschiedenster Vermögensklassen) anzeigen. Damit das gesamte Vermögen einer Stiftung in die Bewertung einbezogen werden kann, sollte eine Methodik nicht nur Unternehmen durchleuchten, sondern auch Anlagefonds, strukturierte Produkte oder Anleihen von Staaten bewerten können. Neben einer zusammenfassenden Gesamtschau interessiert zusätzlich, wie gut die Leistung des Stiftungsvermögens in einzelnen Themenbereichen ist. Lösungsansätze sollten inhaltliche Wirkungsbereiche umfassen, in denen sich die Mehrheit der Stiftungen wiederfindet. Eine Stiftung etwa, die im Bereich Umweltschutz tätig ist, sollte einen sehr starken Nutzen in der Dimension Umwelt erzielen, d.h. ihre Kapitalanlagen sollten z.B. einen wesentlichen Beitrag im Bereich Ressourcennutzung und Klimaschutz leisten. Stiftungen mit anderer Ausrichtung, z.B. Kunst und Kultur, sollten in einem ersten Schritt die Gewissheit erhalten, dass ihr Portfolio allgemeinen Ansprüchen des Gemeinwohls und der Integrität entspricht. In einem zweiten Schritt kann auf individueller Basis die allgemeine Bewertung durch zusätzliche, im Hinblick auf den Stiftungszweck definierte Auswertungen ergänzt werden. Stiftungen können es sich heute nicht mehr leisten, der Frage interesselos gegenüberzustehen, wie die Mittel verdient werden, die sie bei ihrer Fördertätigkeit verwenden. Aus diesem Grund ist es essenziell, dass die Leistungen des Kapitals bezogen auf die global dringlichen Herausforderungen und Chancen be-

kannt sind. Ein Wirkungscontrolling des Stiftungsvermögens sollte daher den Stiftungsgremien als Kompass zur Verfügung stehen.

Globalance Bank  Die Globalance Bank ist eine eigentümergeführte Schweizer Privatbank, die als weltweit erste Bank mit dem Globalance Footprint ihren Kunden den Fußabdruck ihres Vermögens aufzeigt und so die Wirkung aller Anlagen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt sichtbar macht. Die Bank wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2015 mit dem Award des World Economic Forums als „Global Growth Company“. Die Auszeichnung würdigt Unternehmen, die mit einem visionären Geschäftsmodell, Innovationen und Dynamik das Potenzial haben, neue Maßstäbe für ihre Industrie zu setzen.

Daniel Bruderer  ist bei der Globalance Bank für den Bereich Stiftungen zuständig. In dieser Funktion berät und unterstützt er Stiftungen bei der Frage, wie der Stiftungszweck auch direkt über das Anlagevermögen gefördert werden kann. Bruderer ist Dipl.-Betriebsökonom (FH). Er absolvierte die postgradualen Studiengänge Executive Master in International Management (FH) und Executive Master of Business Administration (EMBA FH) an der Universität für angewandte Wissenschaften. Weitere Informationen  daniel.bruderer@globalance-bank.com | www.globalance-bank.com | Demo-Version des Globalance Footprints: www.globalance-bank.com/de/anlegen-mit-zukunft/portfolio-footprint.html


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Entwicklung für das Portfolio Um das Thema Mikrofinanz ist es ruhiger geworden. Dennoch bieten entsprechende Fonds noch immer eine interessante Anlagemöglichkeit für Stiftungen. Von Michael P. Sommer Mikrofinanzfonds überzeugen seit Jahren auch wirtschaftlich. Doch so wenig die gute Absicht für eine Anlageentscheidung ausreicht, mittels dieser Form der Entwicklungsfinanzierung Wirkung zu erzielen, so sehr ist es zu kurz gedacht, nur auf die im derzeitigen Umfeld attraktive Rendite zu schauen. Gerade aber wegen der engen Verknüpfung von finanziellem Ertrag und Zweckerfüllung ist für Stiftungen dieses Asset von besonderem Interesse. Wirkungsorientiertes Investment mit finanziellem Ertrag Dabei ist Anlagedruck leichter auszuhalten als der Verlust von Stiftungskapital. Deshalb darf die Überlegung einer sinnstiftenden und gleichzeitig ertragbringenden Anlage nicht zu einem Qualitätsverlust in der Asset Allokation führen. Einige inzwischen langjährig gelebte Fakten helfen da weiter: Mikrofinanzfonds legen ihr Geld in der Refinanzierung von Mikrofinanzinstitutionen in vielen Ländern der Welt an, die damit Kleinkredite vornehmlich im produktiven Bereich vergeben. Diese enorme Streuung des Kapitals führt im Ergebnis zu einer geringen Volatilität im Fonds und damit zu einer Stabilisierung in einem gemischten Portfolio, zusätzlich gefördert durch eine negative Korrelation zu anderen Assetklassen. Das auf großer Kundennähe und Betreuungsintensität basierende Geschäftsmodell Mikrofinanz – bestehend aus den Basisfinanzdienstleistungen Sparen, Kredit, Versicherung und Geldtransfer – führt zusammen mit dem unbedingten Erfolgswillen der Endkunden zu vergleichsweise geringen Kreditausfällen. Und da alle Beteiligten an dieser Wertschöpfungskette – Investoren, Fonds, Mikrofinanzinstitute und End-

kunden – gleichermaßen auf einen angemessenen Ertrag, nicht aber auf Ertragsmaximierung setzen, erzielen Mikrofinanzfonds für den Anleger ein sehr gutes Risiko-Rendite-Profil. Wirkungsorientiertes Investment mit finanziellem Ertrag – das ist nicht die Quadratur des Kreises, sondern eine reale Anlageperspektive für Stiftungen. Ursprünge und Professionalisierung der Mikrofinanzmärkte Dabei ist das Thema Mikrofinanz nicht neu. In Deutschland findet es seine Wurzeln sowohl im Aufkommen der Kreditgenossenschaften wie auch der Sparkassenbewegung des 19. Jahrhunderts. Doch ebenso wie die Franziskaner im Italien der Renaissance mit ihren „Montes Pietatis“ hat es schon frühe

» Da alle Beteiligten

auf einen angemessenen Ertrag, nicht aber auf Ertragsmaximierung setzen, erzielen Mikrofinanzfonds für den Anleger ein sehr gutes Risiko-Rendite-Profil.

«

vergleichbare Entwicklungen auf verschiedenen Kontinenten zu allen Zeiten gegeben. Vergleichbar deswegen, weil es immer um die gleiche, sozial geprägte Komponente geht: ökonomisch armen Menschen den Zugang zu Basisfinanzdienstleistungen zu geben, um


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Mit Vermögen gestalten

so die Chance (nicht die Garantie!) auf Entwicklung zu ermöglichen. Heute ist Mikrofinanz an den Kapitalmärkten angekommen, nicht zuletzt durch die Erfahrungen von Muhammad Yunus in Bangladesh. In den vergangenen Jahren hat diese Tatsache, zudem vereinzelte negative Ereignisse in einzelnen Märkten wie auch zunehmender Wettbewerb und regulatorische Anforderungen, zu einer umfangreichen Professionalisierung marktfähiger Mikrofinanzinstitute geführt. Und in der Nicht-Fachpresse ist es ruhiger um das Thema geworden. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass Mikrofinanzfonds als Anlageform in der Normalität angekommen sind und einer sachlichen und fachlichen Diskussion unterliegen. Es ist halt nicht so einfach, wie man es gerne hätte: Mikrofinanz ist kein Allheilmittel zur Beseitigung der Armut in der Welt. Doch richtig gemacht ist es sehr wohl ein effektives und effizientes Instrument, Ethik und Rendite in Einklang zu bringen.

-philosophie verankert ist. Das Produkt selbst sollte einfach konzipiert sein – je kürzer die Wertschöpfungskette ist, umso fairer sind Kosten und Ertrag aller Beteiligten gestaltbar. Risiken ändern nichts daran, dass die Anlage in Mikrofinanz gerade für Stiftungen mit ihrem Ansatz, auch gesellschaftlich verantwortungsbewusst zu investieren, interessant ist. So kann die Zweckverwirklichung einer Stiftung z.B. in den Lebensbereichen Ernährung, Gesundheit und Bildung durch potenziell ermöglichte Wirkungen eines Mikrofinanzinvestments gehebelt werden. Mikrofinanz ist als ein wirkungsorientiertes Impact Investment im Bereich nachhaltiger Geldanlagen angekommen.

BANK IM BISTUM ESSEN eG  Und die Risiken? Wie bei jeder anderen Anlageform gibt es auch hier Risiken. Mit der zunehmenden Weiterentwicklung der einzelnen Mikrofinanzmärkte steigen die Anforderungen an die Professionalität. Überkommerzialisierung, Überschuldungstendenzen in einzelnen Märkten, die Anfälligkeit für makroökonomische Entwicklungen, Konsolidierungen, Margendruck und Kostensteigerungen durch Aufsichtsrecht und Ressourceneinsatz sind hier die Stichworte – Herausforderungen, denen die Mikrofinanzinstitute vor Ort ausgesetzt sind und die seitens eines professionellen Fondsmanagements durchgehend beobachtet werden müssen. Hinzu kommen politische Risiken, Marktrisiken usw. – ein Blick in den jeweiligen Fondsprospekt empfiehlt sich. Und es gilt immer, sich Anbieter von Fonds auch im Hinblick darauf anzuschauen, inwieweit das Thema Mikrofinanz in der Unternehmensstrategie und

Die BANK IM BISTUM ESSEN eG ist seit 1966 für kirchliche Einrichtungen und den ganzen gemeinwohlorientierten Sektor in allen Finanzfragen tätig. Den Kunden stehen zertifizierte Stiftungsberater zur Seite. Auf Stiftungen spezialisierte Anlageprodukte helfen beim Vermögensaufbau und -erhalt. FairBanking umschreibt den Leitgedanken der Geschäftspolitik: Verantwortung übernehmen, nachhaltig handeln.

Michael P. Sommer,  Rechtsanwalt, ist als Direktor Ausland & Nachhaltigkeit bei der Bank im Bistum Essen tätig. Er gilt als ­einer der führenden Experten für Mikrofinanzanlagen. Weitere Informationen  michael.sommer@bibessen.de | www.bibessen.de


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Sprudelnde Rendite für Stiftungsportfolios Investments in Wasserfonds sind eine interessante Anlagemöglichkeit – aber nicht immer sind sie nachhaltig. Von Markus Güntner Zu gemeinnützigen Stiftungszwecken passen nachhaltige Fondslösungen ideal. Denn wer Gutes tut, möchte sein Kapital kaum vermehrt wissen durch Investitionen in Waffenhersteller oder Unternehmen, die die Klimaerwärmung fördern. Aus nachhaltigen Gesichtspunkten bieten sich Wasserinvestments für die Berücksichtigung in Stiftungsportfolios an. Denn die Versorgung der Menschheit mit dem wichtigsten Rohstoff der Welt ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Dem globalen Bevölkerungswachstum und dem zunehmenden Wohlstand der Schwellenländer hält

das erneuerbare Wasserangebot nicht stand. Um das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu minimieren, muss Wasser eingespart werden und eine Entkopplung des Wasserverbrauchs vom globalen Wirtschaftswachstum erfolgen. Dieses Problem ist nur zu lösen, indem die Wassereffizienz erhöht wird, um den Wasserverbrauch dauerhaft zu senken. Für Investoren bedeutet das im Umkehrschluss: Unternehmen, die einen erheblichen Beitrag zur Was­ sereffizienz liefern, haben über die nächsten Jahre sehr große Wachstumschancen. Zudem ist mit einem enormen staatlichen Investitionsschub im Wassersek-

Ein Defizit von 2.700 Milliarden Kubikmetern Wasser bis 2030 Quelle: Studie „Water Challenge 2030“

6.900 s he rlic jäh tum % 2 chs Wa

4.500 Gemeinden und Haushalte

900 1.500

-2.700

Defizit von 2.700 Mrd. m³

600

4.200

800

750

Industrie

Grundwasser

4.500

Landwirtschaft 3.100

aktueller Verbrauch

3.550

Verbrauch im Jahr 2030

Oberflächenwasser

existierendes und zugängliches Angebot


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Mit Vermögen gestalten

tor zu rechnen, der den Firmen, die hier ihren Schwerpunkt haben, zugutekommen wird. Gerade in der Landwirtschaft wird künftig die effizientere Nutzung von Wasser entscheidend sein. In der Landwirtschaft ist die Mikro- oder Tröpfchenbewässerung genannte Methode ein Paradebeispiel für Wassereffizienz. Aber auch in der industriellen Fertigung ist der Wasserverbrauch zu hoch und Einsparmaßnahmen sind vonnöten. Insbesondere für Hersteller von Wassertechnologien besteht daher in den nächsten Jahren enormes Absatzpotenzial, das aus Investorensicht interessant erscheint. Das sind nur einige Beispiele, warum sich Stiftungen mit einem Wasserinvestment auseinandersetzen sollten. Es geht dabei nicht um die Spekulation mit einem Rohstoff, sondern um die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung und um die Partizipation an den Unternehmenserfolgen im Wasserbereich, die langfristig für sprudelnde Renditen im Depot sorgen können. Die Aussichten, dass sich das Wassersegment besser entwickelt als der Branchendurchschnitt, sind positiv.

» Es geht nicht um die

Spekulation mit einem Rohstoff, sondern um die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung und um die Partizipation an den Unternehmenserfolgen im Wasserbereich.

«

Speziell Aktienfonds mit dem Themenschwerpunkt Wasser haben sich im Markt der Anlagemöglichkeiten etabliert. Da es sich häufig um klein- oder mittelkapitalisierte Unternehmen handelt, ist der Vorteil einer Streuung in

viele Werte innerhalb eines Portfolios ein wichtiges Argument für Investoren, um nicht die Risiken der direkten Aktienanlage in wenige Werte in Kauf nehmen zu müssen.

» Unternehmen, die einen

erheblichen Beitrag zur Was­sereffizienz liefern, haben über die nächsten Jahre sehr große Wachstumschancen.

«

Wasserfonds investieren in der Regel in Unternehmen, die Technologien, Produkte oder Dienstleistungen mit Bezug zur Wertschöpfungskette des Wassers anbieten. Für die Manager von Stiftungsvermögen ist es bei der Fondswahl sehr wichtig, die Anlagephilosophie genau zu prüfen. Denn ein Wasserfonds ist nicht automatisch nachhaltig. Es gibt Fonds mit explizit nachhaltigen Kriterien, die je nach Anbieter verschieden streng ausfallen, und es gibt Varianten, die überhaupt keine nachhaltigen Maßstäbe anwenden.

Swisscanto  In der Schweiz ist Swisscanto einer der führenden Anlagefondsanbieter sowie Anbieter von Lösungen der beruflichen und privaten Vorsorge. Swisscanto ist für seine Vorreiterrolle bei nachhaltigen Anlagen bekannt und ermöglicht Investoren seit 2007 mit dem Swisscanto (LU) Equity Fund Water Invest J (ISIN LU0302977094), an den Chancen des Wassersegments zu partizipieren – mit nachhaltigen Kriterien.

Markus Güntner   ist Nachhaltigkeitsexperte bei Swisscanto Asset Management International S.A. Der Diplom-Betriebswirt (VWA) durchlief einige Stationen in der Sparkassen-Organisation, bevor er 1998 zur DekaBank wechselte. Bei Swisscanto trat der ausgebildete Bankkaufmann und Verkaufstrainer im Jahr 2006 ein und spezialisierte sich auf den Bereich Nachhaltigkeit. Weitere Informationen  markus.guentner@swisscanto.com | www.swisscanto.de


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Erneuerbare Energien im Stiftungsportfolio Mit Geldanlagen die Energiewende voranbringen Von Christa Jäger-Schrödl Der Atomausstieg ist beschlossene Sache, auch wenn die Politik immer wieder etwas bremst. Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien! So wundert es nicht, dass sich Beteiligungen an Erneuerbare-Energie-Projekten großer Beliebtheit erfreuen – nicht nur bei Privatanlegern, sondern auch bei Stiftungen. Deutschland ist durch den Umbau seiner Energieversorgung auf dem Weg zu einer umweltschonenden Volkswirtschaft. Das letzte Atomkraftwerk soll bereits 2022 vom Netz gehen, und die Alternativen wachsen. Dabei sind die erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz – der umsichtige Umgang mit Energie – die beiden wichtigsten Säulen der Energiewende. Bereits 2050 soll sich unser Stromverbrauch zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien decken. Dann sollten wir auch nur noch halb so viel Energie verbrauchen wie im Jahr 2008. Dass Deutschland dabei auf einem guten Weg ist, zeigen folgende Zahlen: 2014 flossen 18,8 Milliarden Euro in Erneuerbare-Energie-Anlagen, und man schätzt, dass 2015 ca. 6,5 Milliarden Euro zusätzlich in Energiesparmaßnahmen investiert werden. Bereits heute kommt ein Viertel unseres Stroms aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasser. Das liegt natürlich auch an Bürgerinitiativen für Erneuerbare-Energie-Projekte und an einer Vielzahl von Anlegern aus dem Bereich grünes Geld. „Studien zeigen, dass Investitionen in ökologisch sinnvolle und qualitativ hochwertige Geldanlagen im Vergleich zu konventionellen Finanzprodukten langfristig die bessere Alternative sind“, erklärt UDI-Geschäftsführer Georg Hetz, der mit seinem Unternehmen zu den Pionieren grüner Geldanlagen zählt. Das gelte nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Anlageerfolg.

Was versteht man genau unter „grünen Geldanlagen“? Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei „grünen Geldanlagen“ immer um Geldanlagen, die in ökologisch und nachhaltig orientierte Projekte investieren. Das „Grüne“ daran ist: Es geht immer um Klimaschutz und eine lebenswerte Umwelt für Mensch und Tier – auch in der Zukunft. Das heißt im Umkehrschluss: Eine Geldanlage ist nicht „grün“, wenn sie direkt oder indirekt Atomkraft, Kohlekraftwerke, Kinderarbeit, Massentierhaltung, Waffenhandel o.Ä. fördert. „Die grüne Vermögensanlage erkennt man durch die Frage: Wie kann ich mein Geld mit Mehrwert für Umwelt und Gesellschaft anlegen?“, erklärt Hetz. „Und für Stiftungen spielt es natürlich auch eine Rolle, dass es sich hier um nachhaltige Investments handelt.“ Jede gemeinnützige Organisation müsse ihr Tun an den eigenen Satzungszwecken und Werten messen lassen. Das sollte natürlich auch für die Verwaltung des Stiftungskapitals gelten. Ist der Markt der erneuerbaren Energien eine Alternative für Stiftungen? „Die anhaltend niedrigen Zinsen für festverzinsliche Wertpapiere lassen Stiftungen heute ihre Investitionspolitik überdenken“, meint Hetz. „Vermögensverantwortliche in Stiftungen sollten sich ganz genau die bisherigen Leistungen eines Anbieters ansehen.“ Langjährige Erfahrung, korrekt gezahlte Zinsen und pünktliche Rückzahlungen seien ein Muss. Dank Google könne man das heutzutage im Netz relativ leicht recherchieren. „Ein geschlossener Fonds ist meines Erachtens für Stiftungen zu riskant. Als typische Geschäftsbeteiligung mit allen unternehmerischen Risiken und einer Laufzeit von 20 Jahren sollte darauf verzichtet werden.“


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Mit Vermögen gestalten

Welche Möglichkeiten der Investition in erneuerbare Energien gibt es? „Saubere Energiegewinnung aus Sonne, Wind und Biomasse ist gelebter Klimaschutz und macht Deutschland langfristig unabhängig von Energieimporten“, so Hetz, der sich freut, dass auch die Renditen in diesem Bereich beachtlich sein können. » In Sachen Solar investieren Anleger und Investoren gleichermaßen am liebsten in Solaranlagen, die bereits am Netz sind. Das hat den Vorteil, dass die Solarvergütung gesichert ist. „Natürlich gibt es auch in diesem Bereich immer wieder neue Projekt­ ideen“, erklärt Hetz. „Großen Erfolg hatten wir mit einer Solarbeteiligung, bei der ein Hausbesitzer die Solaranlage auf seinem Dach mieten kann. So liegt sein Kapital nicht fest, und die Investoren, die diese Solaranlage gekauft haben, profitieren von der Miete und vom Verkauf des Stroms.“ » Bei Investitionen in die Erzeugung von Windenergie werden in der Regel immer mehrere Windanlagen in einer Beteiligung zusammengefasst. Die Vergütung aus dieser Geldanlage erfolgt bei deutschen Standorten in der Regel gemäß den Einspeisevorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Durch die mögliche Direktvermarktung des erzeugten Stroms können die Erträge aber deutlich verbessert werden. » „Möglichkeiten der Beteiligung an Wasserkraftwerken gibt es hierzulande nur wenige“, meint ­Georg Hetz. „Leider verfolgen diese auch nicht immer unsere Nachhaltigkeitskriterien. Wir haben schon deshalb keine Wasserprojekte im Angebot.“ » Nur einige spezialisierte Anbieter widmen sich auch der Energieform Biogas. Zwar sind die Biogas­ anlagen bei Landwirten längst etabliert, aber für Fondsgesellschaften oft zu klein. „Auch deshalb kombinieren wir bei unseren Biogas-Projekten, ähnlich wie bei Windparks, immer mehrere Biogasanlagen in einer Geldanlage.“

Wie sieht es allgemein mit der Sicherheit „grüner“ Anlagen aus? Grüne Geldanlagen sind nicht grundsätzlich sicherer als andere Anlageformen. Es kommt immer darauf an, um welches Produkt es sich handelt. Wichtig ist die Unterscheidung: Liegen der Geldanlage Sachwerte wie Immobilien oder Ökokraftwerke zugrunde, die im Falle einer Pleite verkauft werden können, oder sind es reine „Buchgelder“, die im Nichts verschwinden können? „Wir investieren beispielsweise nur in Erneuerbare-Energien-Projekte mit Ertragsgutachten an geeigneten Standorten. Auch achten wir darauf, dass die Technik über langfristige Garantien verfügt und Gewährleistungszusagen vorliegen“, so Hetz zu möglichen Qualitätskriterien. „Ganz wichtig ist uns natürlich die Wirtschaftlichkeit. In der Planrechnung müssen bestimmte rentable Kennziffern realistisch erreicht werden. Wir kalkulieren eher zurückhaltend und lassen nur Zahlen zu, die tatsächlich erreicht werden können – auch langfristig.“

UDI-Gruppe  1998 gegründet, gehört UDI bereits seit vielen Jahren zu Deutschlands Marktführern im Bereich ökologischer Kapitalanlagen. Dem Wissen der 49 Mitarbeiter des UDI-Teams und der Qualität der Beteiligungsangebote vertrauen mehr als 15.000 Anleger. Das bisher vermittelte Eigenkapital von über 389,3 Millionen Euro ermöglichte zusammen mit dem Fremdkapital bis heute den Bau von 363 Windkraftanlagen, 47 Biogasanlagen und 71 Solarprojekten.

Christa Jäger-Schrödl  verantwortet die Pressearbeit der UDI Beratungsgesellschaft mbH in Nürnberg. Weitere Informationen  presse@udi.de | www.udi.de



Teil 3 Anlageklassen und Produkte


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Vorsicht, Zitronen! Wie Stiftungen vermeiden, dass Anlagen sauer aufstoßen Von Frank Wettlauffer Angesichts risikoloser Zinsen von mehr oder weniger Null empfehlen Berater und auch die Stiftungsaufsicht schon seit Jahren, Erträge durch die Generierung von Risikoprämien, z.B. an den Aktienmärkten oder durch Immobilienanlagen, zu erwirtschaften. Ein Blick in die Depots von Stiftungen zeigt jedoch, dass ein Großteil der Gelder „risikolos“ auf Konten geparkt und nur ein geringer Teil in höher rentierenden Anlagen wie Aktien investiert ist. Vor alternativen, wenig korrelierten Anlagen scheuen viele Stiftungen zurück. Sie verfügen selten über das notwendige Anlage-Know-how und müssen befürchten, ein schlechtes Produkt zu erwerben. Damit verzichten Stiftungen jedoch auf Erträge und Risikoreduktion durch Diversifikation. Die Beachtung von fünf einfachen Punkten hilft, auch ohne vertieftes Kapitalmarktwissen erfolgreich zu investieren. Caveat emptor: Der Käufer möge sich in Acht nehmen! Schon bei den alten Römern galt diese Regel für jeden Käufer. Aufgrund der unterschiedlich verteilten, sogenannten asymmetrischen Information über die Qualität der Ware zwischen Verkäufer und Käufer besteht nämlich immer die Gefahr, dass der Verkäufer den Käufer „übers Ohr haut“. Der Markt für „Zitronen“ Der Nobelpreisträger Georg A. Akerlof hat in seinem Artikel „The Market for ‚Lemons‘“ anhand des Gebrauchtwagenmarktes gezeigt, dass Käufer und Verkäufer nur dann zusammenfinden, wenn der Verkäufer glaubhaft machen kann, dem Käufer keine „Zitrone“ unterzuschieben. (Lemons, d.h. Zitronen, werden in den USA umgangssprachlich schlechte Gebrauchtwagen genannt.) Dazu wird der Verkäufer als Signal das Serviceheft und den letzten TÜV-Bericht vorlegen oder sogar eine Garantie geben, um die zugesicherte Qualität des Gebrauchtwagens zu untermauern. Angesehene Autohäuser sichern ihre gute Reputation, indem sie nur hochwertige Gebrauchtwagen verkaufen und

erzielen durch die Glaubwürdigkeit des Signals einer Marke sogar höhere Verkaufspreise. Eine Strategie für den Käufer besteht darin, das Auto des Kollegen, Nachbarn oder Verwandten zu kaufen, dessen Fahrstil man kennt und von dem bekannt ist, dass er genauso wenig Wissen über Autos hat wie man selbst. Denn wenn man sicher ist, dass der andere auch nicht mehr weiß als man selbst (die Informationslage also symmetrisch ist), dann besteht auch kein Grund zur Befürchtung, übervorteilt zu werden. Überlässt man dann die Preisfestsetzung einem Dritten, dem „Spezialisten“, so kommt es zu einem Vertragsabschluss zwischen zwei glücklichen Partnern. Vorsicht führt zu Marktversagen Was hat der Handel mit Gebrauchtwagen nun mit Stiftungen und ihren Kapitalanlagen zu tun? In der Beratung von Stiftungen zeigt sich immer wieder, dass viele Stiftungsverantwortliche in der Situation des Gebrauchtwagenkäufers sind: Sie stehen vor einer großen Anzahl von Anlageprodukten, verfügen aber nicht über die notwendige Expertise, um diese umfassend beurteilen zu können. Ihnen steht ein Verkäufer gegenüber, der in der Regel nicht nur besser informiert ist, sondern zusätzlich allen Grund hat, die Aussichten des Produkts so rosig wie möglich darzustellen. Inwieweit diese Darstellung nur ein geringfügiges – normales und erwartetes – Herausstellen der positiven Eigenschaften oder eine bewusste Unterschlagung von Risikofaktoren und Kosten bzw. Fehldarstellung von Renditeerwartungen ist, kann häufig nicht abschließend beurteilt werden. Die Konsequenz: Aus Angst, eine „Zitrone“ zu kaufen, wird gar nichts gemacht. Es kommt daher zu dem von Akerlof beschriebenen Marktversagen: Das Geld häuft sich auf dem Konto an und wird nicht optimal investiert. Doch wie der Automarkt Institutionen und Wege gefunden hat, die Nachteile der Informationsasymmetrie


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und das daraus entstehende Risiko falscher Versprechen abzumildern, hat dies auch der Anlagemarkt getan. Wer die Instrumente kennt und diese richtig beurteilt, kann die Vorteile aller Anlagemöglichkeiten nutzen – ohne Angst vor Zitronen im Depot. Regel 1: Börsennotierung schützt vor Übervorteilung Der Königsweg, dem Risiko falscher Versprechen des Verkäufers aus dem Weg zu gehen, ist, sich auf börsennotierte Wertpapiere zu konzentrieren. Zum einen haben Börsen üblicherweise strenge Zugangsvoraussetzungen und Anlegerschutzgesetze. Zum anderen

» Viele Stiftungen stehen vor

dem Dilemma, aus einer großen Anzahl von Anlageprodukten wählen zu müssen, aber nicht über die notwendige Expertise zu verfügen, um diese umfassend beurteilen zu können. Ihnen steht ein Verkäufer gegenüber, der in der Regel nicht nur besser informiert ist, sondern zusätzlich allen Grund hat, die Aussichten des Produkts so rosig wie möglich darzustellen.

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muss die Stiftung hier gar nicht über vertiefte Informationen und die Fähigkeit zur Bewertung von Wertpapieren verfügen. Es reicht, wenn Tausende von interessierten Anlegern und Spekulanten die der breiten Öffentlichkeit verfügbaren Informationen analysieren und bei eventuellen Fehlbewertungen durch Kauf oder Verkauf sofort den Preis zum inneren Wert zurückführen. Ein liquider Börsenhandel schützt also vor dem Risiko falscher Versprechungen. Natürlich kann es auch an den Börsen zu Übertreibungen kommen, und Millionen von Anlegern mögen sich ggf. auch mal irren, aber zumindest versuchen sie nicht, systematisch andere zu übervorteilen. Eine unter diesem Gesichtspunkt sichere und empfehlenswerte Strategie ist es

also, Risikoprämien an den Kapitalmärkten z.B. durch Aktieninvestments zu erwirtschaften. Wichtige Signale lesen Wer nun aber trotz des Risikos falscher Versprechungen in nicht an Börsen notierte Vermögensklassen wie z.B. Immobilien oder Beteiligungen an Neue-Energien-Fonds investieren möchte, kommt nicht um eine sorgfältige Prüfung herum. Bei dieser Prüfung ist das genaue Verständnis der Funktionsweise der Anlageklasse weniger wichtig als die Fähigkeit, abschätzen zu können, ob der Verkäufer vertrauenswürdig ist und dies auch glaubwürdig signalisiert. Um die Nachteile der asymmetrischen Information zu kompensieren, muss man also nur die richtigen Signale lesen können. Solche Signale sind vor allem: » Professionelle Mitinvestoren » Hochglanzprospekte und Siegel » Hohe Transparenz bezüglich der Produkteigenschaften » Selbstbindung des Verkäufers Regel 2: Profis für sich arbeiten lassen Ein seriöser Anbieter wird immer auch professionelle Großanleger ansprechen, die in der Regel eine sorgfältige Prüfung durchführen. Ist die Prüfung positiv ausgefallen und investiert der Profi, dann ist dies ein starkes positives Signal. Sie sollten also nach Referenzen professioneller Anleger fragen. Auch sind Produkte, die sich ohne ersichtlichen Grund ausschließlich an Privatanleger richten, grundsätzlich zu meiden, da die bewusste Beschränkung auf diese Zielgruppe ein negatives Signal bezüglich der Seriosität des Verkäufers sendet. Regel 3: Hochglanzprospekte signalisieren: Finger weg! Häufig werden vom Verkäufer Hochglanzprospekte und offensichtlich werblich orientierte Gutachten und Siegel vorgelegt. Es ist davon auszugehen, dass sich kein professioneller Anleger von Hochglanzprospekten und Siegeln, Labels und Gutachten beeindrucken lässt, sondern die Annahmen selbst überprüfen wird. Entsprechend wird kein seriöser Anbieter die Kosten für Hochglanzprospekte oder ein Gutachten mit zweifelhaftem Wert tragen. Folglich sind solche vermeintlichen Qualitätsnachweise in der Regel eher ein Signal, die Finger von entsprechenden Finanzprodukten zu lassen.


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Regel 4: Transparenz ist ein gutes Signal Um die Arbeit der Profis zu erleichtern, sind die Unterlagen üblicherweise sehr gut strukturiert und transparent bezüglich aller anfallender Kosten sowie Annahmen über plausible Renditen und Risiken. Letzteres ist sehr wichtig, da die Regel gilt: Gleiche Rendite wie an Börsen notierte Wertpapiere = gleiches Risiko! Damit gelten transparente Produktprospekte als guter Hinweis für Seriosität.

» Es gilt die Regel:

Gleiche Rendite wie an Börsen notierte Wertpapiere = gleiches Risiko!

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Regel 5: Engagement des Verkäufers Neben dem Investment eines Profis ist natürlich das Engagement des Verkäufers im eigenen Produkt ebenfalls ein gutes Signal, vor allem dann, wenn es eine signifikante Größe aufweist oder gar die gesamte Reputation vom Produkterfolg abhängt. Kleinere, von Inhabern geführte Unternehmen oder Unternehmen mit geringer Fluktuation haben es da leichter, glaubwürdig zu sein, als Großbanken, bei denen die Verkäufer nach kurzer Zeit den Arbeitsplatz wechseln und daher nach dem Motto „nach mir die Sintflut“ agieren können. Fazit Strenge Anlegerschutzgesetze, der symmetrische Informationsstand und die Vielzahl der Profis an Börsen verringern das Risiko, falschen Versprechungen zu erliegen. Vor diesem Hintergrund sind 7 Prozent Rendite bei Aktien, die mit sicheren, aber einschätzbaren Schwankungen erzielt werden, attraktiv. Bei Investments in nicht börsennotierte Produkte helfen

vier einfache Punkte, seriöse Anbieter zu erkennen. Ist eine Überprüfung der Indikatoren anhand der Produktunterlagen nicht möglich bzw. kann oder möchte der Verkäufer die notwendigen Informationen nicht liefern, so ist von einer Zusammenarbeit abzuraten. Schließlich gibt es genügend andere Anbieter, die keine Zitronen verkaufen wollen. Dieser Artikel ist erstmals in Stiftung & Sponsoring 2/2015 (S. 30–31) erschienen. Wir danken dem Verlag für die Abdruckgenehmigung.

Vescore AG  Die Beratung und Betreuung von Stiftungen im Bereich nachhaltiger Kapitalanlagen ist ein Schwerpunkt der Vescore AG. Das aus der Notenstein Asset Management hervorgegangene Unternehmen verfügt über langjährige Kompetenzen auf den Gebieten nachhaltige und quantitative Investments. Vescore, ein Unternehmen der Raiffeisen Schweiz, beschäftigt 190 Mitarbeitende und betreut Vermögen in Höhe von 13 Milliarden Euro. Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen erhalten Sonderkonditionen.

Frank Wettlauffer  betreut institutionelle Anleger bei Fragen der Vermögensanlage. Seit 15 Jahren ist er auf nachhaltige Kapitalanlagen spezialisiert. Die Vescore AG, eine 100-prozentige Tochter der Schweizer Raiffeisengruppe, verfügt über eines der erfahrensten Nachhaltigkeitsteams Europas. Weitere Informationen  frank.wettlauffer@vescore.com | www.vescore.com


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Die Fallen der Benchmarkorientierung ... und wie man sie nachhaltig überwindet Von Dr. Jan Amrit Poser Es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Arten von Investoren: die freien und die gebundenen. Die einen nehmen sich die Freiheit, sich für die Anlagen ihrer Wahl zu entscheiden. Zu diesen Investoren gehören neben Privatanlegern meistens auch Stiftungen. Die anderen begeben sich freiwillig oder unfreiwillig in eine Art Gefangenschaft und verpflichten sich, ein gewisses Anlageziel zu verfolgen. Konkret bedeutet dies, dass sie sich an einem Vergleichsindex, im Fachjargon auch „Benchmark“ genannt, orientieren müssen und von diesem nicht zu stark abweichen dürfen.

» Die Benchmarkorientierung stellt eine Reihe von Fallen, die von Investoren wenig beachtet werden.

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Gründe für die Orientierung an einer Benchmark Die Verbreitung dieser sogenannten Benchmarkorientierung hängt einerseits von den Kapitalmarktregulierungen ab, aber auch von der zugrunde liegenden Kapitalmarkttheorie. Insbesondere Versicherungen und Pensionskassen sind häufig gesetzlich verpflichtet, einem gewissen Vergleichsindex zu folgen. Aber viele institutionelle und private Anleger verpflichten sich selbst, einer Benchmark zu folgen. Dabei ist die Benchmarkorientierung eigentlich zum Schutz der Anleger und ihrer Begünstigten entwickelt worden. Sie hilft, einen direkten Vergleich zwischen den Versicherungsträgern und ihrem Anlageerfolg herzustellen und damit Transparenz für den Versicherungsnehmer zu schaffen. Außerdem reduziert sie das häufig wenig beachtete Risiko risikoscheuer Anleger: das Risiko, nicht investiert zu sein und nur gering rentierende, aber dafür schwankungsarme Liquidität zu halten.

Probleme bei der Benchmarkorientierung Gleichzeitig stellt die Benchmarkorientierung eine Reihe von Fallen, die von Investoren wenig beachtet werden. Die Fallen rühren daher, dass Börsenindizes zumeist auf Basis der Marktkapitalisierung der darin enthaltenen Konstituenten berechnet werden. Der Zwang, einen Vergleichsindex abzubilden, führt somit dazu, dass der Großteil der Investitionen in Indexschwergewichte getätigt wird. Im Falle der Aktienindizes sind die Indexschwergewichte die etablierten Marktführer und damit zumeist die am wenigsten dynamischen und am langsamsten wachsenden Unternehmen. Ein zweites Problem ist die übermäßige Sensitivität benchmarkorientierter Portfolios auf Marktschwankungen: Bricht der Aktienkurs eines Unternehmens dramatisch ein, wie es z.B. bei Versicherungen und Banken während der Finanzkrise der Fall war, sind benchmarkorientierte Anleger verpflichtet, ihren Anteil an dem Unternehmen zu reduzieren. Wenn sich die Aktie wieder erholt – z.B. aufgrund einer staatlichen Rettungsmaßnahme –, sind die Anleger aber unterinvestiert und profitieren nicht mehr in ausreichendem Maße. Zudem haben Vergleichsindizes einen „Survival Bias“: Sie suggerieren, dass die Aktien immer angestiegen sind, obwohl sich die Zusammensetzung der Unternehmen in dem betreffenden Index dramatisch verändert haben kann und einzelne Unternehmen sogar in Konkurs gegangen sind. Die Verluste und Transaktionskosten, die Anleger dadurch erlitten haben, sind in dem Index nicht berücksichtigt. Doch am deutlichsten treten die Fallen der Benchmarkorientierung bei den Anleihen zutage. Die Marktkapitalisierung der gängigen Vergleichsindizes bedeutet: Je größer das Volumen der emittierten Rentenpapiere eines Unternehmens oder eines Staates, desto größer auch sein Gewicht im Index. Dies führt zu der bizarren Situation, dass das Indexgewicht eines Staates wie Italien, Spanien oder Portugal steigt,


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je mehr sich die Bonität verschlechtert. Schlimmer noch: Je mehr das Land in die Schuldenfalle schlittert, desto mehr seiner Anleihen fragen benchmark­ orientierte Anleger nach, um den Vergleichsindex abzubilden. Staaten, die in der Schuldenfalle stecken,

» Der Zwang,

einen Vergleichsindex abzubilden, führt dazu, dass der Großteil der Investitionen in Indexschwergewichte getätigt wird. Diese sind die etablierten Marktführer und damit zumeist die am wenigsten dynamischen und am langsamsten wachsenden Unternehmen.

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haben häufig auch eine höhere Verzinsung, um die Anleger adäquat für ihr Risiko zu kompensieren. Um dieselbe Rendite wie im Vergleichsindex zu erzielen, sind benchmark­orientierte Anleger gezwungen, diese Risiken in ihr Portfolio zu integrieren. Wird der Emittent, der bisher als mündelsicher galt, von einer Ratingagentur auf Schrottstatus umgestuft und fällt aus dem Vergleichs­index, müssen benchmarkorientierte Anleger die betreffende Anleihe in die Marktpanik hinein und damit zum schlechtesten Zeitpunkt verkaufen. Benchmarkfreie Anleger könnten eine Schwächephase durchstehen. Die Benchmarkorientierung kann bei Anleihen zu einem weiteren absurden Phänomen führen: die Tatsache, dass Anleihen von Staaten hoher Bonität negative Renditen ausweisen. Das bedeutet nichts anderes, als dass Anleger aufgrund ihrer Benchmarkorientierung bereit sind, Staaten dafür zu bezahlen, ihr Geld zu parken, anstatt es unverzinst auf dem Konto zu lassen. Dies ist zwar nicht im Sinne der Begünstigten der Anlagen, aber in der Benchmarklogik absolut rational. Die größte Gefahr der Benchmarkorientierung liegt im Herdentrieb, den sie selbst auslöst. Weil ein großer Anteil der Anleger den Vergleichsindex abbildet und dazu Index-Produkte verwendet, haben Marktbe-

wegungen die Tendenz, sich zu verstärken. Steigt der Index, kaufen alle Anleger die gleichen Titel. Fällt der Index, werden alle Anleger gleichzeitig verkaufen. Dies kann zu erheblicher Illiquidität in Teilmärkten führen, die sich wiederum in starken Schwankungen der Indizes äußert. Mögliche Entwicklungen in der Zukunft Die Entwicklung nach der Finanzkrise 2008 hat die gesunde Skepsis gegenüber der Benchmarkorientierung eingeschläfert. Seit Beginn des Jahres 2009 sind sowohl Aktien als auch Anleihen jedes Jahr relativ gleichmäßig gestiegen. Anleger konnten Buchgewinne erzielen, egal ob sie Anleihen oder Aktien kauften oder einen Vergleichsindex abbildeten. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass die in diesem Zeitraum beobachtbaren Marktbewegungen untypisch und durch die lockere Geldpolitik der Zentralbanken verzerrt waren. Mehr noch, diese Marktentwicklungen werden sich in der Zukunft so nicht wiederholen. Die Einlagenzinsen sind inzwischen negativ und der deutsche Staat kann sich auf fünf Jahre hinaus für nahezu

» Wird ein Emittent,

der bisher als mündelsicher galt, von einer Ratingagentur auf Schrottstatus umgestuft und fällt aus dem Vergleichsindex, müssen benchmarkorientierte Anleger die betreffende Anleihe in die Marktpanik hinein und damit zum schlechtesten Zeitpunkt verkaufen. Benchmarkfreie Anleger könnten eine Schwächephase durchstehen.

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Null Zinsen refinanzieren. In der mittleren Frist werden die Zinsen steigen müssen und die Anleihenkurse mit sich in die Tiefe ziehen. Steigende Zinsen werden auch die Bewertungen der Aktien unter Druck bringen. Es ist nicht auszuschließen, dass ein Teil der positiven


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Marktentwicklung von Anleihen und Aktien gleichsam rückgängig gemacht wird. Anleger, die brav ihrer ausgewogenen Benchmark mit 50 Prozent Anleihen und 50 Prozent Aktien folgen, werden sich in der bevorstehenden Phase steigen-

» Die größte Gefahr der

Benchmarkorientierung liegt im Herdentrieb, den sie selbst auslöst.

Eine Nachhaltigkeitsanalyse der Zentralbanken hilft auch, die Risiken eines Ausstiegs aus der gegenwärtigen Geldmengenpolitik und damit die Risiken in den unterschiedlichen Anlageklassen zu erkennen. Diese Instrumente lassen eine Anlagepolitik zu, die sich bewusst weit von der Benchmark entfernen kann und bei Bedarf radikale Portfolioanpassungen zulässt. So sind nicht nur die einzelnen Anlagen im Portfolio nachhaltig, sondern auch die Gesamtrendite.

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der Zinsen mit erheblichen Kapitalverlusten konfrontiert sehen. Die Verantwortlichen können sich rühmen, nichts falsch gemacht zu haben und immer dem Vergleichsindex gefolgt zu sein, doch die Nutznießer der Anlagen werden weder Nutzen noch Genuss erfahren, sondern nur Verluste. Dies ist kein nachhaltiger Weg. Alternativen zur Benchmarkorientierung Daher ist es höchste Zeit, einen nachhaltigen Weg einzuschlagen und sich von der starren Benchmarkorientierung zu lösen. Die Alternative ist ein Anlageansatz, der auf Kapitalerhalt und absolute Renditen abzielt und auf einer tiefgreifenden Analyse der Nachhaltigkeit der Anlagen basiert. Die Nachhaltigkeitsanalyse stellt alle Anlagevehikel in einen breiteren Kontext und betrachtet neben finanziellen Kriterien auch ökologische und soziale Faktoren sowie Aspekte der Governance, d.h. der Führungsstrukturen eines Unternehmens oder eines Staates. Emittenten, die diesen Kriterien nicht genügen, werden konsequent aus dem Anlageuniversum verbannt und damit Risiken reduziert. Die Bank J. Safra Sarasin konnte dank dieses Ansatzes frühzeitig die Risiken in portugiesischen und griechischen Anleihen erkennen.

Bank J. Safra Sarasin  Ihrem Claim „Nachhaltiges Schweizer Private Banking seit 1841“ folgend, ist die Bank J. Safra Sarasin als Pionierin und Schweizer Marktführerin im Bereich Nachhaltigkeit bekannt. Mit ihren 140 Milliarden Schweizer Franken an verwalteten Vermögen bietet sie eine breite Auswahl an Anlagestrategien für institutionelle und private Investoren an. Die Bank befindet sich im privaten Besitz der brasilianischen Unternehmerfamilie Safra.

Dr. Jan Amrit Poser  ist seit 2013 Leiter Asset Management der Bank J. Safra Sarasin. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in St. Gallen und Freiburg i.Br. promovierte er am ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München. Seiner Promotion im Jahr 1998 folgten berufliche Stationen beim Internationalen Währungsfonds in Washington und in einer Schweizer Großbank. Seit 2001 ist er für die Bank Sarasin tätig, wo er zunächst als Chefökonom und später als Leiter Research fungierte. Weitere Informationen jan.poser@jsafrasarasin.com | www.jsafrasarasin.com


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Renditechancen mit Investmentfonds Worauf Stiftungen achten sollten Von Weert Diekmann und André Zander AUCH FÜR KLEINE STIFTUNGEN

Im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind Stiftungen auf der Suche nach Anlagen, die einen Mehrertrag versprechen und den Zinsrückgang ausgleichen. Der Blick fällt dabei häufig zuerst auf Risikokategorien, die den Stiftungen aufgrund des Zinscharakters gut vertraut sind. Während im Bereich der klassischen Zinsanlagen die Potenziale in der Vergangenheit bereits weitestgehend ausgeschöpft wurden, liegt der Fokus inzwischen auf Anleihen schwächerer Bonität. Die Bereitschaft, zusätzliches Kapital für Unternehmensanleihen mit guten bis durchschnittlichen Bonitätsnoten einzusetzen, hat deutlich zugenommen. Auch Aktien werden bei Investoren als Anlagealternative immer beliebter. Denn viele Unternehmen zahlen oft seit Jahren stabile und hohe Dividenden, die

» Viele Unternehmen

zahlen seit Jahren stabile und hohe Dividenden, die deutlich über den derzeitigen Anleihezinsen liegen. Um die Risiken im Griff zu behalten, gilt es bei der Auswahl der Dividendentitel auf nachhaltige Gewinne und sehr solide Unternehmenskennzahlen zu achten.

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deutlich über den derzeitigen Anleihezinsen liegen. Um die Risiken im Griff zu behalten, gilt es bei der Auswahl der Dividendentitel auf nachhaltige Gewinne und sehr solide Unternehmenskennzahlen zu achten.

Investmentfonds ermöglichen Streuung Mit der Selektion einzelner Bonitätsadressen oder Aktien entsteht allerdings auch ein unsystematisches Risiko. Im Gegensatz zum systematischen oder allgemeinen Marktrisiko handelt es sich dabei um ein

» Bei Aktien einzelner

Unternehmen besteht ein unsystematisches Risiko z.B. darin, dass aufgrund von Missmanagement Verluste eintreten oder das Unternehmen insolvent wird. Dagegen hilft eine breite Streuung auf verschiedene Wertpapiere unterschiedlicher Emittenten.

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individuelles Risiko, von dem nur ein einzelnes Wertpapier betroffen ist. Bei Aktien einzelner Unternehmen besteht dieses unsystematische Risiko z.B. darin, dass aufgrund von Missmanagement Verluste eintreten oder das Unternehmen insolvent wird. Dagegen hilft eine breite Streuung auf verschiedene Wertpapiere unterschiedlicher Emittenten. Insbesondere kleinere und mittlere Stiftungen können dies aber oft nicht gewährleisten, weil das Anlagevolumen zu gering ist oder die Transaktionskosten zu hoch sind. Für Stiftungen, die sich dem Aufbau oder der Ausweitung der Allokation in Spreadprodukte wie Unternehmensanleihen und Emerging Market Bonds oder aber Aktien zuwenden, sind deshalb Investmentfonds


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eine gute Alternative. Indem sie ihre Mittel über eine Vielzahl unterschiedlicher Wertpapiere streuen, reduzieren sie einen Teil des unsystematischen Risikos. Mit der Investition in einen Publikums- oder Spezialfonds können Stiftungen zusätzlich die Infrastruktur und das Know-how erfahrener Fondsmanager nutzen. Da künftig davon auszugehen ist, dass der Renditebeitrag klassischer Rentenportfolios eher abnehmen wird, bietet die Investition in neue Risikoklassen über Investmentfonds die Möglichkeit, zusätzliche Renditequellen zu erschließen.

Deka Institutionell  Deka Institutionell ist der Partner für institutionelle Anleger in der Deka-Gruppe. Er bietet Stiftungen maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen zur Implementierung ihrer Anlagestrategien. Das Unternehmen verfügt über mehr als 50 Jahre Erfahrung im Asset Management.

Weert Diekmann  ist seit 2007 für die DekaBank tätig. Er betreut schwerpunktmäßig Stiftungen und Kirchen in der Vermögensstruktur- und Anlageberatung. Weitere Informationen  weert.diekmann@deka.de | www.deka-institutionell.de

André Zander  ist seit 2014 bei der DekaBank für Non-Profit-Organisationen zuständig. Zuvor betreute er seit dem Jahr 2000 institutionelle Kunden bei einer anderen großen Bank. Weitere Informationen  andre.zander@deka.de | www.deka-institutionell.de


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Solide statt hohe Renditen Kriterien für die Auswahl von Fonds Von Stephan Arnold und Wolfgang Menguser Noch vor sieben Jahren emittierte Deutschland Bundesschatzbriefe mit jährlichen Kupons von 4 Prozent und mehr – und dies bei einem sehr überschaubaren Risiko. Davon können institutionelle Anleger, Pensionskassen und Stiftungen heutzutage nur noch träumen. Zudem dürften die jüngsten Marktturbulenzen bei der Mittelallokation gerade im Anleihebereich auch eingespielte Verhaltensmuster infrage stellen. Damit kommt der Fondsauswahl künftig eine noch entscheidendere Bedeutung zu, sowohl für Anleger in als auch für Anbieter von Mischfonds. Solide Renditen bei einem möglichst geringen Risiko erzielen: So lautet die immer gleiche Anforderung an die meisten institutionellen Anleger, Pensionskassen und Stiftungen. Doch der Spagat zwischen den geforderten Renditen und den dafür einzugehenden Risiken ist heute größer denn je.

» Der Spagat zwischen

den geforderten Renditen und den dafür einzugehenden Risiken ist heute größer denn je.

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Renditeerwartung und Risikofähigkeit als Kompass Auf der Suche nach Erträgen ist das primäre Selektionskriterium häufig die risikobereinigte Performance der vergangenen Jahre. Dabei gilt: Je länger die Phase mit Überrenditen dauerte, desto besser. Doch dieses Vorgehen ist aus zwei Gründen tückisch. Zum einen ist es statistisch betrachtet möglicherweise nicht relevant bzw. signifikant. Denn wenn man feststellen will, ob ein Ergebnis statistisch unterlegt ist, spielen die Stichprobengröße und die Anzahl der

Tests eine entscheidende Rolle. Unter Umständen ist selbst eine Mehrrendite über einen Zeitraum von fünf Jahren statistisch nicht signifikant. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn die Mehrrendite durch eine leichte „Small Caps“-Neigung über den gesamten Zeitraum zustande gekommen ist. Eine solche Ausrichtung auf Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung kann sich in anderen Perioden wieder nachteilig auf die Rendite auswirken. Auch lässt beispielsweise eine jahrelang erfolgreiche „Growth“-Anlagestrategie – also ein Vorgehen, das auf Unternehmen mit dem größtmöglichen Gewinnpotenzial ausgerichtet ist – keine Rückschlüsse über künftige Renditen zu. Zum anderen können sich zu hohe Risiken für Anleger äußerst unvorteilhaft auswirken. Erwirtschaftet ein Portfolio beispielsweise eine jährliche Rendite von 6 Prozent, verdreifacht sich sein Wert nach 20 Jahren. Sollte es während dieser Zeit zu einer Korrektur von 50 Prozent kommen, müsste die jährliche Anlagerendite bereits auf mehr als 10 Prozent ansteigen, damit das Vermögen zum Schluss noch dasselbe Niveau erreicht. Dies macht deutlich: Für Anleger sollten nicht nur Fragen zur Rendite im Zentrum des Handelns stehen. Der Fokus sollte auch auf der Berücksichtigung des Risikos, sprich der Vermeidung von starken Verlusten in Phasen von rückläufigen Finanzmärkten, liegen. Mit anderen Worten: Die angebotenen Lösungen sollten sich gleichzeitig sowohl an der Renditeerwartung als auch an der Risikofähigkeit der Investoren orientieren (asymmetrisches Ertragsprofil).


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Wie Ressourcen und Kosten den Anlageprozess beeinflussen Bevor jedoch die Ziele bezüglich Renditen und Risiken festgelegt werden können, müssen die Anlagephilosophie und -strategie klar, transparent und an den Interessen der Anleger ausgerichtet sein. Um die Chancen auf künftige Überrenditen zu erhöhen, ist es entscheidend, nicht nur die Fondsverantwortlichen selbst, sondern auch deren Anlageprozesse und Ressourcen zu beurteilen. So benötigen z.B.

» Um die Chancen

auf künftige Überrenditen zu erhöhen, ist es entscheidend, nicht nur die Fondsverantwortlichen selbst, sondern auch deren Anlageprozesse und Ressourcen zu beurteilen.

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Portfoliomanager mit einem „Stock Picking“-Ansatz – das heißt, dass jede einzelne Aktie vor der Aufnahme in das Portfolio gründlich „durchleuchtet“ wird – Sektoranalysten und den Zugang zu den Führungskräften von Unternehmen, in die sie investieren wollen. Hingegen sind Fonds mit einem Fokus auf sogenannte quantitative Strategien – dies sind Produkte, bei denen die Anlagestrategie durch Computer gesteuert ist – auf IT-Know-how angewiesen. Darüber hinaus muss ein solider Anlageprozess eine unabhängige Risikokontrolle gewährleisten. Bei Wetten gegen die Vergleichsindizes auf den verschiedenen Ebenen (Anlageklassen-, Sektor-, Länder- und Branchenebene) müssen diese zwingend überwacht und die daraus resultierenden Risiken verstanden werden. Ein klares Verständnis von Anlageprozess und Ressourcen hilft nicht nur dabei, die Entwicklung des Fonds in der Vergangenheit (Track-Record) zu beurteilen, sondern ermöglicht auch, sich eine Meinung über das Zukunftspotenzial des Fonds zu bilden. Idealerweise erzielen die Fondsmanager eine hohe Wertschöpfung in allen von ihnen genutzten Ressourcen.

Um dieses Ziel zu erreichen, gilt es, die Kosten so gering wie möglich zu halten, also auf eine niedrige Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio oder TER) zu achten. Dazu gehört u.a., dass die Fondsmanager nicht hektisch Positionen auf- oder abbauen, denn ein hoher Portfolioumschlag führt zu erhöhten Handelskosten. Ferner sollte die Kontinuität des Portfolios geprüft werden. Hier bieten verschiedene Datenanbieter für die meisten Aktienfonds Informationen zu den einzelnen Positionen an. Daraus lässt sich eine Analyse auf Positionsbasis durchführen, die eine detaillierte Untersuchung der Portfoliocharakteristika (durchschnittliche Kurs-Gewinn- und Kurs-Buch-Verhältnisse) erlaubt und auch eine Aufschlüsselung des Beitrags jeder einzelnen Aktie an den Gesamtkosten ermöglicht. Diese Angaben helfen Investoren, sich eine Meinung über den Grad an Konsequenz in der Anwendung des Anlageprozesses zu bilden.

» Ein klares Verständnis

von Anlageprozess und Ressourcen hilft nicht nur dabei, die Entwicklung des Fonds in der Vergangenheit zu beurteilen, sondern ermöglicht auch, sich eine Meinung über das Zukunftspotenzial des Fonds zu bilden.

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Flexibilität zum Vorteil des Kunden Als Mischfondsanbieter, der selbst in Fondsprodukte von Dritten investiert, nehmen wir eine vertiefte Analyse des Produkts vor, um so möglichst viele relevante Informationen (quantitative und qualitative) zu sammeln, die uns helfen, zwei entscheidende Fragen zu beantworten: Erstens: Geht eine gute vergangene Wertentwicklung des Fonds auf Glück oder Können zurück? Und zweitens: Ist das Fondsmanagement in der Lage, auch in Zukunft Überrenditen („Alpha“) zu erzielen? Selbst ein erfolgreiches Produkt muss kontinuierlich verbessert und an die Veränderungen des Anla-


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geumfelds angepasst werden. Die Fondsmanager sollten zwar an den Eckpfeilern ihres Anlageprozesses festhalten, dürfen sich aber neuen Ideen nicht verschließen, denn eine solche Flexibilität kann zu Optimierungen im Anlageprozess führen.

Vontobel Asset Management  Vontobel Asset Management ist ein weltweit tätiger, aktiver Vermögensverwalter mit Schweizer Wurzeln. Dank seinem Leistungsausweis gehört er seit Jahrzehnten zu den führenden unabhängigen Schweizer Asset Managern für institutionelle und private Kunden. Das Unternehmen ist als Multi-Boutique organisiert, d.h. es verfügt über ein fokussiertes Angebot in den Bereichen Aktien, Anleihen, Multi-Asset-Class und alternative Anlagen.

Stephan Arnold  arbeitet seit 2001 bei Vontobel Asset Management AG in Zürich. Seit 2007 leitet er dort den Bereich Fund Research & Investment und ist zuständig für das Management der verschiedenen Fondsmandate und Dachfonds. Der gelernte Bankkaufmann absolvierte u.a. das Certified International Wealth Manager (CIWM)-Programm und den Kurs „Anlageberatung und Portfoliomanagement“ des Schweizerischen Instituts für Banken und Finanzen. Vor seinem Einstieg bei Vontobel war Arnold bei der UBS AG im Bereich Wealth Management und Investment Funds tätig.

Wolfgang Menguser  ist Diplom-Betriebswirt und studierte an der Fachhochschule Wiesbaden. Er kam 2011 zu Vontobel und betreut dort lokale Kunden innerhalb der Multi Asset Class Investing (MACI) Boutique in Frankfurt am Main. In vorherigen beruflichen Stationen war Menguser Senior Sales Manager bei Kepler Capital Markets, Vertriebsleiter bei Superfund Asset Management und kaufmännischer Angestellter bei DWS Investment GmbH. Weitere Informationen  wolfgang.menguser@vontobel.de | www.vontobel.com


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Pooling von Stiftungsvermögen Diversifikation für kleine Stiftungen durch Vermögensanlage in Stiftungsfonds – ein Beispiel aus dem Stifterverband Von Volker Malcharek Die Vermögensanlage stellt Stiftungen vor immer größere Probleme, vor allem durch das historisch niedrige Zinsniveau und durch die Häufigkeit und das Ausmaß von Kapitalmarktverlusten. Das gesunkene Zinsniveau führt zu sinkenden Vermögenserträgen und schränkt die Fördertätigkeit einer Stiftung ein. Stiftungen müssen (zwangsläufig) eine Ausweitung der Risikobereitschaft in Erwägung ziehen, um diesem Ertragsdruck zu begegnen – dies bedeutet aber auch ein größeres Verlustpotenzial. Diese Situation hindert viele Stiftungsgremien, eigenverantwortlich Anlageentscheidungen zu treffen, zumal verstärkt Haftungsfragen im Raume stehen. Die Auslagerung von Entscheidungen im Rahmen des Vermögensmanagements und der Gedanke des Poolings gewinnen immer mehr an Bedeutung. Was versteht man unter Pooling? „Pooling“ beschreibt in diesem Kontext vereinfacht die Bündelung von Stiftungsvermögen und das Verfolgen einer gemeinsamen Anlagestrategie. Die wichtigsten Voraussetzungen beim Pooling sind gleichartige Anlegerinteressen und -ziele. Ein Investmentfonds beispielsweise „poolt“ viele Investoren und deren Vermögen; die Investoren halten Anteile am Fondsvermögen. Ein auf Stiftungen ausgerichteter Investmentfonds sollte zwingend die Anforderungen des Stiftungswesens und -rechts berücksichtigen: die Erzielung von Erträgen und das Gebot der Kapitalerhaltung. Viele Anlageberater und -vehikel berücksichtigen zu wenig, dass Stiftungen regelmäßige, möglichst hohe Ertragszuflüsse für ihre Förderprogramme benötigen. Eine hohe Fondswertentwicklung ist nicht gleichzusetzen mit der Höhe der Ertrags­ausschüttung, die in der Regel nur für die Fördertätigkeit der Stiftung relevant ist. Üblicherweise liegt der Prozentsatz der Ertragsausschüttung unterhalb der Fondswertentwicklung. Dem Kapitaler-

haltungsgebot wird durch eine breite Streuung (Diversifikation) über Anlageklassen und Regionen, aber auch durch Wertsicherungsstrategien (Begrenzung von Kursverlusten) Rechnung getragen. Eine Diversifikation über Anlageklassen und ­-regionen erreichen Stiftungen durch den Kauf eines gemischten Investmentfonds (Basisinvestment). Invest­mentfonds, die nur ein Thema (z.B. Automobilwerte, Unternehmensanleihen) abdecken, stellen eine Ergänzung des Basisinvestments dar. Eine Wert-

» Die aktuelle Situation

am Kapitalmarkt hindert viele Stiftungsgremien, eigenverantwortlich Anlageentscheidungen zu treffen, zumal verstärkt Haftungsfragen im Raume stehen. Die Auslagerung von ­Entscheidungen im Rahmen des Vermögensmanagements und der Gedanke des Poolings gewinnen immer mehr an Bedeutung.

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sicherungsstrategie arbeitet prognosefrei, grenzt Verluste der Kapitalanlage ein, folgt aber in gewisser Weise auch dem Trend. Wertgesicherte Fonds stellen unverändert eine Besonderheit innerhalb des Investmentfondsuniversums dar. Stiftungen sollten wertgesicherte Fonds nur von Anbietern erwerben,


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die eine entsprechende Expertise und Erfahrung im Spezial- und/oder Publikumsfondsbereich nachweisen können. Pooling beim Stifterverband Inwieweit berücksichtigen die vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft aufgelegten Spezialfonds die Anforderungen einer Stiftung? Ausschüttungsaspekte sind seit vielen Jahren ein fester und bedeu-

» Viele Anlageberater und

-vehikel berücksichtigen zu wenig, dass Stiftungen regelmäßige, möglichst hohe Ertragszuflüsse für ihre Förderprogramme benötigen. Ein auf Stiftungen ausgerichteter Investmentfonds sollte zwingend deren Anforderungen berücksichtigen: die Erzielung von Erträgen und das Gebot der Kapitalerhaltung.

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tender Bestandteil der Philosophie des Stifterverbandes bei der Anlage von Stiftungsvermögen. Stiftungen, die in den Spezialfonds des Stifterverbandes investiert sind, erhalten durch Quartalsausschüttungen und vereinzelt auch Ausschüttungsvereinbarungen Planungssicherheit für ihre Finanzplanung und Fördertätigkeit. Die Begrenzung von Kursverlusten erfolgt auf Spezialfondsebene durch dynamische Wertsicherungsmodelle, die bei negativen Kapitalmarktphasen die Gewichtung von risikoreichen Anlageklassen (z.B. Aktien) verringern. Diese Anpassungsschritte erfolgen in der Regel durch den Einsatz kostengünstiger Terminkontrakte; der Verkauf von physischen Aktienwerten erfolgt nur in Ausnahmesituationen. Vorteile entfalten diese Wertsicherungsmodelle bei klaren Trends (positiven wie negativen) an den Kapitalmärkten; volatile Marktphasen beeinträchtigen diese. Die vom DSZ – Deutschen Stiftungszentrum betreuten Stiftungen, die Anteile an Wertsicherungsfonds halten, wissen im Vor-

hinein, wie stark das Stiftungsvermögen im Extremfall (Worst Case-Szenario) an Wert verlieren kann. Fazit Das „Pool-Anlagevehikel“ Investmentfonds spielt eine bedeutende Rolle am Kapitalmarkt; eine Stiftung erzielt beim Kauf folgende Vorteile: 1. Das „gepoolte“ Vermögen eines Investmentfonds eröffnet vielfach erst die Möglichkeit, in viele Anlageklassen und -regionen zu investieren. Diese Diversifikation führt zu einem ausgewogenen Chance-/Risikoprofil der Vermögensanlage, die in der Regel durch den Kauf von Einzelanlagen im Individualdepot schwer darstellbar wäre. 2. Die Stiftung trifft wenige Anlageentscheidungen (Kauf und Verkauf von Fondsanteilen). Umschichtungen innerhalb des Fondsvermögens, die aufgrund veränderter Kapitalmarkterwartungen angeraten sind, erfolgen beim Investmentfonds durch das Fondsmanagement auf Basis festgelegter Anlagerichtlinien. 3. Der buchhalterische Aufwand eines Investmentfonds ist im Vergleich zum Individualdepot deutlich geringer. Die Stiftung bucht lediglich auf Ebene des Investmentfonds. Buchungen auf Einzelwertpapier­ ebene (Kapitalmaßnahmen, Ausschüttungen, Abschreibungen etc.) müssen, im Gegensatz zum Individualdepot, nicht nachvollzogen werden. 4. Stiftungen sollten bei ihren Anlageentscheidungen vorrangig „Stiftungsfonds“ berücksichtigen, die auf ihre Bedürfnisse abzielen und sich einer steigenden Beliebtheit erfreuen. Die Stiftung ist beim Kauf von solchen Fonds gemeinsam mit Gleichgesinnten investiert. Stiftungsfonds sind sowohl als Publikums- als auch als Spezialfonds erhältlich, vereinzelt auch als ETF (Exchange Traded Funds). 5. In einem Niedrigzinsumfeld gewinnen Kostenaspekte an Bedeutung, da sie die Fördertätigkeit belasten. Investmentfonds können in der Gesamtkostenbetrachtung günstiger als ein Individualdepot sein. Eine deutliche Kostenreduzierung gegenüber einem Publikumsfonds und Individualdepot ist jedoch durch den Kauf eines Spezialfonds gegeben, da hier niedrige institutionelle Gebührensätze anfallen. Auch Vernetzung ist Pooling Pooling im weiteren Sinne heißt aber auch Austausch auf Stiftungsebene. Stiftungen sollten sowohl stiftungsspezifische Veranstaltungen (z.B. vom Bundes-


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verband Deutscher Stiftungen und regionale Stiftungstage) als auch Seminare von bankenunabhängigen Dienstleistern besuchen, um Erfahrungen auszutauschen und Netzwerke zu knüpfen. Hier können vielfach wertvolle Anregungen für die Vermögensanlage gewonnen, aber auch Kooperationsmöglichkeiten in der Fördertätigkeit identifiziert werden.

DSZ – Deutsches Stiftungszentrum  Das DSZ – Deutsches Stiftungszentrum im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft be-

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treut über 640 rechtsfähige und nicht rechtsfähige Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von über 2,6 Milliarden Euro. Seit fast 60 Jahren berät das DSZ Stifterinnen und Stifter in allen Fragen rund um die Stiftungserrichtung und betreut gemeinnützige und mildtätige Stiftungen bei der Verwirklichung ihrer satzungsmäßigen Zwecke.

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Volker Malcharek  ist Leiter Vermögensmanagement im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Weitere Informationen  volker.malcharek@stifterverband.de www.deutsches-stiftungszentrum.de

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Wie kleine Stiftungen Kräfte bündeln können Chancen durch Pooling von Stiftungskapital Von Horst Görgen Pooling von Stiftungskapital ist keine neue Idee und auch nicht erst in den letzten Jahren entwickelt worden. Die Idee ist schon fast so alt wie die Kapitalanlage selbst. Allerdings hat diese Form des gemeinsamen Geldanlegens seit der Finanzkrise deutlich an Relevanz gewonnen. Tausende von Stiftungen haben insgesamt bereits viele Milliarden Euro Stiftungskapital in unterschiedlichste Pooling-Lösungen investiert. So stehen Stiftungen heute einem Dschungel von Pooling-Angeboten gegenüber, der kaum noch zu durchdringen ist. Vorteile von Pooling Der Grundgedanke ist so einfach wie einleuchtend: Legen viele kleine Stiftungen ihre Anlagen zusammen, generieren sie viele Vorteile. Dazu gehört z.B. Ressourcenschonung, weil Entscheidungen viel strukturierter getroffen werden können und weil die Buchhaltung standardisiert und vereinfacht abgebildet werden kann. Pooling spart auch Kosten, weil größere Vermögen zu niedrigeren prozentualen Kostensätzen verwaltet werden.

» Legen viele kleine Stiftungen ­ ihre Anlagen zusammen, generieren sie viele Vorteile. Dazu gehören z.B. Ressourcenschonung, Kostenreduzierung und Diversifikation. « Der wichtigste Vorteil aber ist Diversifikation – also breite Streuung der Anlagen über eine Vielzahl von Einzelinvestments – und die daraus resultierende Risikoreduktion. Denn angesichts der Niedrigzinsmisere sind fast alle Stiftungen gezwungen, auf neue, höheren Ertrag versprechende Anlageformen auszu-

weichen. Alleine können kleine Stiftungen dies häufig nicht leisten – sei es, weil Mindestinvestitionssummen zu hoch sind oder weil das Risikopotenzial einer Anlageform nur mit hohem Aufwand beherrschbar ist. Denn der Erwerb neuer Anlageklassen setzt häufig ein besonderes Expertenwissen über Chancen und Risiken voraus, ebenso wie eine enge Überwachung der Anlagen. Dies in Eigenregie aufzubauen und beizubehalten, ist für kleinere Stiftungen in aller Regel nur möglich, wenn die Kräfte vieler gebündelt werden. Und die Nachteile? Den genannten Vorteilen stehen aber auch Nachteile gegenüber. Denn Stiftungen sind gar keine so homogene Anlegergruppe, wie häufig unterstellt wird. Ge-

» Beim Pooling von Stiftungs­ vermögen stellt sich immer die ­Frage, ob die Anlagerichtlinien der einzelnen Stiftungen eingehalten werden und inwieweit die beteiligten Stiftungen bereit sind, sich auf Kompromisse einzulassen. « nerell sollte die Vermögensanlage einer jeden Stiftung im Rahmen zuvor festgelegter Anlagerichtlinien erfolgen. Beim Pooling von Stiftungsvermögen stellt sich somit immer die Frage, ob die Anlagerichtlinien der einzelnen Stiftungen eingehalten werden und inwieweit die beteiligten Stiftungen darüber hinaus bereit sind, sich auf Kompromisse einzulassen. Das kann beispielsweise die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien betreffen: Kann ein gemeinsames Verständnis für ökologische, soziale und ethische Kriterien gefun-


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den werden? Auch was die Einflussnahme angeht, muss man klären: Können die Verantwortlichen in den Stiftungen damit umgehen, einzelne Anlageentscheidungen nicht mehr selbst beeinflussen zu können? Bei Kursgewinnen ist zu prüfen: Was wird als Ertrag ausgeschüttet, was als Substanzkapital einbehalten? In Sachen Risikotoleranz stellen sich die Fragen: Gibt es Anlageformen, die grundsätzlich ausgeschlossen werden müssen? Welches Risikobudget wird in der Vermögenssteuerung definiert, und passt dies zu den beteiligten Stiftungen? Was sagen die Stiftungsaufsichten? Gerade diese letzten Fragen sprechen Punkte an, die auch seitens der Stiftungsbehörden Beachtung finden. Als Wächter über den Kapitalerhalt setzen sie Prämissen, die unbedingte Beachtung finden müssen. So muss jederzeit gewährleistet sein, dass die in einen Pool eingebrachten Vermögenswerte den einzelnen Stiftungen eindeutig zugeordnet werden können. Hier ist also konsequentes Reporting gefordert. Noch wichtiger aber ist, dass das eingegangene Risiko in einem vorteilhaften Verhältnis zu den Ertragschancen steht. Ist dies nicht der Fall, so muss die Stiftungsbehörde tätig werden. Dies wird natürlich von keinem Beteiligten angestrebt, insofern ist es oberste Maxime, dem bereits in der Konzeption einer Pooling-Lösung vorzubeugen. Ein Beispiel Die Sparkasse KölnBonn hat bereits vor Jahren ein Pooling-Anlagekonzept geschaffen und sich mit den oben aufgeworfenen Fragestellungen intensiv befasst. Herausgekommen ist dabei eine standardisierte Stiftungsvermögensverwaltung. Entscheidend ist: Jeder Anleger hat jederzeit die Möglichkeit, sämtliche Entscheidungen von den handelnden Personen transparent begründet zu bekommen. Und ein stetiger Aus-

tausch zwischen Investment- und Stiftungsexperten stellt sicher, dass alle stiftungsrechtlich relevanten Aspekte berücksichtigt werden. Investiert wird in konventionelle Anlageformen wie Aktien, Pfandbriefe, Staats- und Unternehmensanleihen genauso wie in speziellere Themen, etwa Hochzinsanlagen, Sachwertinvestitionen, Wandelanleihen und Mikrofinanzanlagen. Dem Risikocontrolling kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Vor jeder einzelnen Investition wird simuliert, welche Auswirkungen sich auf Ertrag und Risiko der Gesamtanlage ergeben. Denn die Vermögensverwaltung darf den Pfad des konservativen Investments nicht verlassen. Über 70 Millionen Euro von etwa 70 Stiftungen sind so zusammengeführt worden, wobei das aktuell kleinste Investment für eine einzelne Treuhandstiftung bei 50.000 Euro liegt. Diese Stiftung ist dennoch in über 100 einzelne Anlageformen investiert – also beruhigend breit diversifiziert.

Sparkasse KölnBonn  Die Sparkasse KölnBonn unterhält zu etwa 500 Stiftungen Geschäftsbeziehungen und verwaltet für diese Kunden ein Vermögen von gut 250 Millionen Euro. Für ca. 100 Stiftungen übernimmt sie Managementleistungen wie etwa die Sitzungsorganisation. Die kleinste so verwaltete Stiftung verfügt über 20.000 Euro, die größte über mehr als 40 Millionen Euro. Das Institut begleitet jährlich etwa 15 Stiftungsneugründungen.

Horst Görgen  arbeitet seit 1993 bei der Sparkasse KölnBonn. Nach Ausbildung und Studium spezialisierte er sich als Vermögensberater auf die Begleitung von Stiftungen. Seit 2011 leitet er das Stiftungsmanagement der Sparkasse und seit 2014 zusätzlich die Abteilung Institutionelle Kunden Köln. Er engagiert sich in mehreren Ehren­ ämtern, u.a. als Schatzmeister des Kölner Stiftungen e.V. Weitere Informationen  horst.goergen@sparkasse-koelnbonn.de | www.sparkasse-koelnbonn-stiftungen.de


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Der Traum von der eierlegenden Wollmilchsau Auf der Suche nach der idealen Anlage hat die Bürgerstiftung Braunschweig einen neuen Weg beschritten und einen eigenen Fonds aufgelegt. Von Ulrich E. Deissner AUCH FÜR KLEINE STIFTUNGEN

Seien wir ehrlich – wenn man eine Stiftung gründet, möchte man etwas Gutes tun, etwas bewegen. Nicht die Kapitalanlage steht im Vordergrund, sondern der Wille, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Wie kann man aber die eigenen Ziele erreichen? Mit hohem persönlichen Einsatz und einer sicheren Kapitalanlage, die ausreichend Rendite bringt. Dieser Punkt zaubert Bankern weltweit ein müdes Lächeln ins Gesicht, träumt man doch von einer eierlegenden Wollmilchsau.

» Der Bürgerstiftungsfonds

f­ unktioniert im Grundprinzip wie eine transparent agierende Bürgerstiftung. Die erfolgreiche Anlagestrategie der Bürgerstiftung wird im Bürgerstiftungsfonds fortgeführt und für andere Bürgerstiftungen zugänglich gemacht

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Für die Bürgerstiftung Braunschweig sah die Realität zehn Jahre nach ihrer Gründung folgendermaßen aus: Enormes Wachstum in den zurückliegenden Jahren und die Verwaltung von rund 20 Treuhandstiftungen hatten ein unüberschaubares Anlagekonstrukt geschaffen. Für jede Treuhandstiftung wurde ein gesondertes Depot geführt. Kleineres Stiftungskapital kann

aber nicht breit gestreut und damit relativ sicher angelegt werden. Eine einheitliche Anlagestrategie war für die Treuhandstiftungen nicht möglich. Der zeitliche Aufwand für den ehrenamtlich arbeitenden Vorstand wurde zunehmend größer. Dem gegenüber standen die sinkenden Renditen, die eine aktive Steuerung des Stiftungsvermögens unter Berücksichtigung der Marktrisiken erforderten. Es war ein Punkt der schwierigen, unübersichtlichen Struktur erreicht. Somit wurde eine Idee mit dem Ziel geboren, die Vorteile von Investmentfonds und die Beratung durch Anlagenberater zu kombinieren, um auf diese Weise dem Traum vom Fabelwesen näherzukommen: » einfache Umsetzung einer einheitlichen Anlagestrategie » Sondervermögen, kein Insolvenzrisiko » nahezu tägliche Verfügbarkeit » breite Streuung und somit Reduzierung des Risikos » kleine Vermögen erhalten Zugang zu interessanten Anlagemöglichkeiten » hohe Individualität » Orientierung an der Risikotragfähigkeit sowie an den notwendigen Ausschüttungen der Stiftung » Buy-and-hold-Strategie bei Anleihen » Nutzung von Vorteilen, die meist nur institutionellen Anlegern zur Verfügung stehen » hohe Flexibilität, um auf das niedrige Zinsniveau reagieren zu können. Gemeinsam mit den aus langjähriger Geschäftsbeziehung bekannten Finanzpartnern hat man mit der regionalen Sparkasse die Situation analysiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, mit der Muttergesellschaft NORD / LB einen Umbrella Investmentfonds für die


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Bürgerstiftung, Nordlux, einzurichten. Der Bürgerstiftungsfonds mit der WKN A1W0P6 war „geboren“! Der Bürgerstiftungsfonds funktioniert im Grundprinzip wie eine demokratisch transparent agierende Bürgerstiftung. Das zentrale Organ ist der Anlageausschuss. Dieser ist mehrheitlich von Personen aus dem Umfeld der Bürgerstiftung besetzt. Zwei Mitglieder des Anlageausschusses sind Experten der Bank und sichern so die professionelle Beratung. Die bisher erfolgreiche Anlagestrategie der Bürgerstiftung wird nunmehr im Bürgerstiftungsfonds fortgeführt und für andere Bürgerstiftungen zugänglich gemacht.

» Der Fonds bietet

planbare Ausschüttungen, die für eine Stiftung von großer Bedeutung sind.

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Bankberatern sind schnelle Entscheidungswege vorgegeben, Reaktionen auf ein aktuelles Marktgeschehen sind unmittelbar möglich. Die Zielstruktur wurde durch den Vorstand der Bürgerstiftung Braunschweig auf 50 Prozent Anleihen, 40 Prozent Aktien und 10 Prozent Liquidität festgelegt. Die aktuelle Struktur (basierend auf den Zahlen von Oktober 2015) liegt bei 48,13 Prozent Renten, 31,83 Prozent Aktien und 20,05 Prozent Cash. Durch die Fondsstruktur ist es gelungen, eine gleiche Anlagestrategie für alle (Treuhand-)Stiftungen zu gewährleisten. Die Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie wird derzeit gemeinsam erarbeitet und mit dem imug Institut diskutiert. Die Vorteile des Bürgerstiftungsfonds haben auch andere Stiftungen erkannt. Neben den Bürgerstiftungen Hannover und Dresden haben inzwischen auch einige Privatanleger und weitere Stiftungen Anteile erworben. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Von den anfänglichen ca. 2 Millionen Euro ist das Volumen auf über 7,5 Millionen Euro gestiegen.

Durch diese Tatsache erhält die Bürgerstiftung eine außergewöhnliche Transparenz bei Investmententscheidungen, der Anlagestruktur und der Risikobetrachtung. Die direkte Einsicht in die gesamte Fondstruktur gewährleistet die Transparenz für alle anfallenden Kosten, es entstehen keine versteckten Kosten wie z.B. doppelte Gebührenausgabeaufschläge oder Rückvergütungen. Die Bürgerstiftung ist mit dem Fonds ein institutioneller Anleger und nutzt deshalb die entsprechenden Vorteile. (Investmentfonds für institutionelle Anleger sind ohne Agio und kostengünstiger, Absicherungsstrategien gegenüber Fremdwährungen, Kauf von Anleihen zur Emission.) Der Fonds bietet planbare Ausschüttungen, die für eine Stiftung von großer Bedeutung sind. Durch die enge Zusammenarbeit mit den

Ulrich E. Deissner  ist Vorsitzender des Vorstands der Bürgerstiftung Braunschweig, die er 2003 mitgegründet hat. Seine Schwerpunkte sind Projektarbeit und Fundraising. 2013 wurde er für sein Engagement von Bundespräsident Joachim Gauck mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Weitere Informationen  info@buergerstiftung-braunschweig.de | www.buergerstiftung-braunschweig.de


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Erträge steigern mit Optionen Wie Stiftungen Covered-Call- oder Covered-Put-Strategien für sich nutzen können Von Elke Kurlbaum-Stanzel und Alois Steinle FÜR FORT­G E­ SCHRITTENE

Unter dem Druck des Niedrigzinsumfelds haben viele Stiftungen ihre Aktienanlagen merklich erhöht. Ungeachtet längerfristig zu erwartender Kursgewinne sind mit Dividenden seit geraumer Zeit deutlich höhere ordentliche Erträge zu erzielen als mit Anleihen selbst mäßiger Bonität. Durch das Schreiben von Optionen – auf eigene Aktienbestände oder gedeckt durch Barmittel zum Erwerb von Aktien – lassen sich die Erträge sogar noch weiter steigern. Im Fachjargon werden diese Strategien als Covered Call Writing (Schreiben gedeckter Kaufoptionen) bzw. Covered Put Writing (Schreiben gedeckter Verkaufsoptionen) bezeichnet.

gangenen Kursgewinne über 160 Euro hinaus. Anleger, die Prämieneinnahmen erzielen möchten, die Allianz-Aktie aber auch gerne zu einem günstigeren als dem aktuellen Kurs erwerben würden, verkaufen dagegen Covered Puts. Der Käufer dieser Option erwirbt damit das Recht, bis zum Verfalltermin Allianz-Aktien z.B. zu einem Ausübungspreis von 140 Euro an den Verkäufer zu veräußern. Fällt der Kurs tatsächlich bis auf 140 Euro, muss er die Allianz-Aktien abnehmen. Sein Risiko beschränkt sich darauf, dass er bei einem Kursrückgang unter 140 Euro die Aktien noch günstiger hätte erwerben können und dass die Position (unrealisierte) Verluste aufweist.

Wie funktioniert Covered Call bzw. Covered Put Writing? Der Inhaber von 500 Allianz-Aktien erwartet über die nächsten Monate eher geringe Kurssteigerungen. Er verkauft an der Terminbörse am 11.05.2015 bei einem Allianz-Kurs von 150 Euro 5 Covered Calls (à 100 Aktien), die für den Käufer das Recht beinhalten, die Allianz-Aktien bis zum Optionstermin am 17. Juli 2015 zu einem Kurs von 160 Euro (Ausübungspreis) abzurufen. Dafür erhält der Verkäufer eine Optionsprämie von 1,47 Euro pro Aktie. Dies entspricht 0,98 Prozent auf rund zehn Wochen. Für ihn bewegt sich der Kurs der Allianz-Aktien im günstigsten Fall bis zum Optionstermin etwas unterhalb von 160 Euro. Der Käufer der Option wird dann sein Recht zum Bezug der Aktien nicht ausüben, das Optionsrecht wird wertlos. Steigt Allianz dagegen über die Schwelle von 160 Euro, wird der Käufer sein Recht wahrnehmen und die Aktien zu einem Kurs von 160 Euro abrufen. Der Inhaber der Aktien und Optionsverkäufer realisiert neben seiner Prämie immerhin noch einen Kursgewinn von rund 6,7 Prozent. Sein Risiko beschränkt sich auf die ent-

Mit welchen Erlösen ist zu rechnen? Eine Stiftung verfügt über ein diversifiziertes Aktienportfolio mit marktgängigen Standardaktien im Wert von 1 Million Euro. Unter der Annahme, dass viermal im Jahr Optionen mit einer Laufzeit von maximal drei Monaten verkauft und jeweils Erträge wie im Allianz-Beispiel erzielt werden können (4 x 0,98 Prozent), ergeben sich Zusatzerträge von 39.000 Euro bzw. fast 4 Prozent p.a. Davon gehen allerdings noch Bank- und Terminbörsengebühren ab. Bei einem gemischten Stiftungsportfolio mit einer Aktienquote um 30 Prozent lässt sich die Rendite des Gesamtportfolios durch Verkauf von gedeckten Optionen unter den gesetzten Prämissen nach Kosten um rund 1 Prozent im Jahr steigern. Die erzielbaren Optionsprämien hängen von mehreren Faktoren ab: Je näher der gewählte Ausübungspreis am aktuellen Aktienkurs liegt, desto höher ist die erzielbare Prämie, aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktien abgerufen oder angedient werden. Je länger die Laufzeit und je volatiler (schwankungsanfälliger) der Aktienkurs ist, umso höher ist die Prämie.


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Weitere Einflussgrößen sind der risikolose Zins sowie Dividendenzahlungen während der Optionslaufzeit. Was ist zu beachten? Aufgrund der nicht ganz geringen Grundgebühren an den Terminbörsen sollte zunächst zusammen mit der Hausbank oder dem Finanzdienstleister eine Rechnung aufgemacht werden, ob sich die Optionsgeschäfte auch mit Blick auf Kosten und Aufwand rechnen. Für 100 Allianz-Aktien bzw. einen Optionskontrakt ist hier bereits ein dickes Fragezeichen zu setzen. Ist diese Hürde genommen, sollte die Stiftung bei der Auswahl der Ausübungspreise nicht nur auf die zu erzielenden Prämien schauen. Beim Verkauf von Covered Calls bietet es sich beispielsweise an, den Ausübungspreis über dem Einstandskurs der Stiftung zu wählen, um im Falle des Abrufs der Aktien keinen Verlust buchen zu müssen. Nicht zuletzt ist darauf zu achten, dass die eigenen Bestände nicht während der Dividendensaison abgerufen werden und die Dividende verloren geht. Darüber hinaus liegt die Krux im nicht unerheblichen Zeitaufwand für die Suche nach passenden Optionen und deren Überprüfung. Dieser Aufwand ist zumeist bei einem professionellen Vermögensmanager besser positioniert.

Frankfurter Bankgesellschaft  Als Privatbank der Sparkassen-Finanzgruppe hat sich die Frankfurter Bankgesellschaft auf die Betreuung vermögender Privatkunden und Unternehmerfamilien spezialisiert. Im Rahmen des Stiftungsmanagements bietet sie ein breites Spektrum an Dienstleistungen an. Hierzu gehört auch eine individuelle Vermögensverwaltung für Stiftungen. Alleinaktionärin der Bank ist die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).

Elke Kurlbaum-Stanzel  ist Direktorin Stiftungsmanagement bei der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Freiburg i.Br. und Hamburg begann sie ihren Berufsweg als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Wirtschaftsforschungsinstitut. Seit 1988 ist sie im Helaba-Konzern tätig, zunächst im Investment Research und in der Finanzplanung, danach hat sie maßgeblich für die Bank das überregionale Angebot zum Stiftungsmanagement aufgebaut. Sie lehrt als Dozentin an diversen Akademien und ist ehrenamtlich im Vorstand zweier Stiftungen tätig. Weitere Informationen  elke.kurlbaum-stanzel@frankfurter-bankgesellschaft.de | www.frankfurter-bankgesellschaft.de

Alois Steinle  ist Abteilungsdirektor Portfolio Management bei der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG. Er ist verantwortlich für das Portfolio Management von Stiftungen und individuellen Vermögensverwaltungsmandaten. Seine Tätigkeit im Wertpapiergeschäft startete er 1988. Erfahrungen im Asset Management sammelte er in den letzten zehn Jahren als Vermögensverwalter und Fondsmanager. Steinle hat Studiengänge in Augsburg als Dipl. Oec. und in den USA als M.A. in Economics abgeschlossen. Darüber hinaus ist er ­DVFA-Analyst. Weitere Informationen  alois.steinle@frankfurter-bankgesellschaft.de | www.frankfurter-bankgesellschaft.de


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Profitieren durch prognosefreies Investieren Die Discounter-Strategie als Investmentchance für Stiftungen Von Marco Chmielewski SPEZIAL­­­T HEMA

Die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigen, dass die Prognosen selbst namhafter Analysten und Agenturen nur in geringem Maße eintreffen. Häufig weichen die Prognosen schon nach kurzer Zeit deutlich von der tatsächlichen Entwicklung ab. Diese Problematik beschränkt sich keineswegs auf den Bereich der Aktienmärkte; Gleiches kann z.B. bei Renten, Rohstoffen, Devisen und Bonitäten beobachtet werden. Die Gründe für die schlechte Prognostizierbarkeit liegen u.a. in der nachhaltig gestiegenen Marktdynamik, in der Vielzahl der hochkomplexen Investmentstrukturen und in den gravierenden regulatorischen Eingriffen von Politik und Zentralbanken. Um die Auswirkungen von Marktschwankungen auf Investitionen und somit die Abhängigkeit der Anlagevermögen von Marktentwicklungen zu reduzieren, bedarf es der Berücksichtigung möglichst prognosefreier Anlageformen. Diese Lösungen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie von den Entwicklungen der Börsen teilweise abgekoppelt sind und die Zielrenditen auch in fallenden oder sich seitwärts bewegenden Marktphasen verlässlich erzielen können. Discount-Zertifikate Discount-Zertifikate gehören zu den am häufigsten genutzten Anlageprodukten. Sie bieten die Möglichkeit, mit verringertem Risiko in den Aktienmarkt (z.B. in den DAX) zu investieren. Die Anlage erfolgt nicht zum aktuellen Kurs, sondern mit einem Preisnachlass (Discount), der zugleich den Sicherheitspuffer darstellt. Notiert der DAX bei 11.000 Punkten, investiert der Anleger in den DAX beispielsweise zu einem Kurs von 9.000 Punkten. Dies entspricht einem Discount von 2.000 Punkten bzw. gut 18 Prozent. Ein Verlust entsteht für den Anleger folglich erst, wenn der DAX am Ende der Laufzeit des Zertifikats (z.B. nach einem Jahr) um mehr als 18 Prozent gefallen ist. Als „Gegen-

leistung“ für den Erhalt dieses Sicherheitspuffers beschränkt sich der Anleger auf eine nach oben begrenzte Rendite (z.B. 4 Prozent pro Jahr). Hierbei gilt: Je größer der Sicherheitspuffer, umso geringer die Rendite. Vergleicht man Aktien mit einer – oftmals rasanten – Fahrt in einem Sportwagen, so stehen Discount-Zertifikate eher für kontrollierte, „langweiligere“ Fahrten mit konstanter, mittlerer Geschwindigkeit. Nicht das schnelle, sondern das sichere Erreichen des Ziels hat stets Priorität. Um das Risiko noch weiter zu minimieren, wird nicht in ein einzelnes Zertifikat angelegt, sondern die Investition auf mehrere, aufeinander abgestimmte Zertifikate („Tranchen“) verteilt.

» Vergleicht man Aktien

mit einer – oftmals rasanten – Fahrt in einem Sportwagen, so stehen Discount-Zertifikate eher für kontrollierte, „langweiligere“ Fahrten mit konstanter, mittlerer Geschwindigkeit. Nicht das schnelle, sondern das sichere Erreichen des Ziels hat Priorität.

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Die Discounter-Strategie als Ergänzung zu klassischen Anlagen Die Discounter-Strategie wird unabhängig von Prognosen, Analystenmeinungen oder Marktbewegungen umgesetzt und stellt – speziell in der aktuellen Niedrigzinsphase – eine Alternative bzw. Ergänzung zu klassischen Anleihedepots und Geldmarktanlagen dar. Bei


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der Auswahl der Anlageprodukte wird grundsätzlich höchstmögliche Sicherheit angestrebt. Die Umsetzung dieser Strategie erfolgt ausschließlich durch den Einsatz von Discount-Zertifikaten, die gegenüber Direktinvestments den Vorteil eines Sicherheitspuffers aufweisen. Die Anlage erfolgt regelbasiert in Tranchen mit jeweils einem Jahr Laufzeit. Die Tranchen werden so aufeinander abgestimmt, dass sie zeitlich versetzt in 1-Monats-Intervallen fällig werden (von Mai 2015 bis Mai 2016, von Juni 2015 bis Juni 2016 usw.) Fällige Beträge werden umgehend in neue Tranchen mit wiederum einem Jahr Laufzeit investiert. Als Basiswerte werden im Rahmen dieser Strategie Indizes wie DAX oder EURO STOXX 50 gegenüber Einzelwerten bevorzugt. Übertragen bedeutet dies: Man fährt nun nicht mehr in einem einzelnen Fahrzeug, sondern gemeinsam in einer Kolonne von zwölf Fahrzeugen. Sollte trotz aller Vorsicht eine Panne entstehen, betrifft dies nur ein Fahrzeug. Elf weitere werden das Ziel mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erreichen und stehen außerdem zur Verfügung, um dem Liegengebliebenen zu helfen.

Mögliche Szenarien Diese Strategie kann zu folgenden zwei Szenarien führen: Szenario 1: In Phasen steigender, sich seitwärts bewegender oder moderat fallender Aktienmärkte reichen die Discounts (Sicherheitspuffer) der einzelnen Zertifikate aus. Die Rückzahlung erfolgt jeweils zu 100 Prozent zuzüglich der jeweiligen Rendite. Grundsätzlich arbeitet z.B. die St. Galler Kantonalbank Deutschland AG mit Discounts von ca. 20 Prozent je Zertifikat, sodass Marktkorrekturen dieser Größenordnung keine Auswirkungen auf fällige Tranchen haben. Szenario 2: Extreme Marktverwerfungen (z.B. im Jahr 2008, dem statistisch schlechtesten Börsenjahr seit 1929) können dazu führen, dass einzelne Discounts nicht ausreichen. Diese Tranchen können folglich einen Teilverlust generieren. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit werden jedoch selbst in Phasen massiver Marktkorrekturen nur einzelne Tranchen betroffen sein. Hinzu kommt, dass die Verluste erst unterhalb der Discounts beginnen

Das Prinzip der rollierenden Strategie Quelle: Bloomberg (Stand 27. August 2014). Grafik dient nur der Illustration. 4500 EURO STOXXX 50

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Das zu investierende Vermögen wird zunächst in eine Grundstruktur aus vier Tranchen mit Fälligkeiten von z.B. 3, 6, 9 und 12 Monaten aufgeteilt (rot). Bei Fälligkeit eines Zertifikats erfolgt jeweils eine Wiederanlage in ein neues Zertifikat mit einer Laufzeit von 12 Monaten (grün). Somit entsteht eine Struktur aus Discount-Zertifikaten mit sich in identischen Intervallen überschneidenden Laufzeiten von jeweils 12 Monaten. Hieraus resultieren regelmäßige Fälligkeiten im 3-Monats-Rhythmus. In der Praxis wird diese Strategie in monatlichen Intervallen umgesetzt: 12-monatlich versetzte Zertifikate mit je 12 Monaten Laufzeit und somit 12 Fälligkeiten/Wiederanlagen pro Jahr. Der Übersichtlichkeit halber wird in der Grafik eine Struktur aus 3-Monats-Intervallen dargestellt.


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und somit deutlich geringer als bei einem Direktinvestment sind. Der ausschlaggebende Vorteil ist jedoch, dass in diesem Szenario eines offensichtlich sehr schlechten Marktumfelds hervorragende Wiederanlagebedingungen für fällig gewordene Tranchen herrschen. Der Anleger profitiert nun von zwei Aspekten: Einerseits erfolgt die Reinvestition in einem solchen Umfeld auf einem niedrigen bzw. stark gesunkenen Marktniveau und damit zu günstigeren Kursen. Andererseits verbessert die mit starken Marktkorrekturen einhergehende hohe bzw. stark gestiegene Volatilität die Risiko-Rendite-Relation von Discount-Zertifikaten signifikant. (Teil-) Verluste einzelner Zertifikate können somit durch die übergeordnete Strategie kompensiert bzw. überkompensiert werden. Realer Kapitalerhalt hat Priorität Der langfristige, reale Kapitalerhalt ist das oberste Ziel der Discounter-Strategie, die Zielrendite liegt derzeit bei 3 bis 4 Prozent p.a. nach Kosten. Besondere Merkmale dieser Strategie sind stetige, gut kalkulierbare Renditen, faire, transparente Kurse und Gebühren, grundsätzlich tägliche Verfügbarkeit sowie ein geringer buchhalterischer Aufwand. Eine sorgfältige Auswahl, die breite Streuung und die laufende Überwachung der Schuldner durch das Portfoliomanagement des Anbieters sowie die begrenzten Laufzeiten der einzelnen Tranchen minimieren das Emittentenrisiko. Solche konservativen, prognosefreien Lösungen werden in zunehmendem Maße von institutionellen Anlegern wie Unternehmen, Stiftungen, Verbänden und kirchlichen Einrichtungen genutzt. Die Discounter-Strategie kann als stabilisierende Beimischung in klassische Depot- und Vermögensstrukturen integriert oder separiert als alleinstehende Konzeption umgesetzt werden.

St. Galler Kantonalbank Deutschland AG  Die St. Galler Kantonalbank Deutschland AG ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der seit bald 150 Jahren bestehenden St. Galler Kantonalbank AG und die einzige in Deutschland aktive Bank, die auf den Werten und Traditionen einer Schweizer Kantonalbank gründet. In Deutschland widmet sie sich ausschließlich dem individuellen Vermögensmanagement für institutionelle Anleger und vermögende Privatkunden. Um Interessenkonflikte zu vermeiden und Unabhängigkeit zu wahren, wird auf Investment Banking und auf eigene Finanzprodukte verzichtet.

Marco Chmielewski,  Diplom-Kaufmann, ist seit 17 Jahren in der Betreuung vermögender Privatkunden und institutioneller Anleger tätig. Als Direktor der St. Galler Kantonalbank Deutschland AG verantwortet er insbesondere die Zusammenarbeit mit Stiftungen und die Partnerschaft mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen. Weitere Informationen  marco.chmielewski@sgkb.de | www.sgkb.de


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Kapitalschutz trifft Renditechance Wandelanleihen als strategische Investition für Stiftungen Von Alexander George und Christoph Schmidt Die expansive Geldpolitik der Notenbanken rund um den Globus hat die Renditen auf ein historisches Tief fallen lassen. Diese Entwicklungen an den Rentenmärkten stellen Stiftungen seit Längerem vor besondere Herausforderungen. Daher bauen Stiftungen weltweit ihre Engagements in Aktien weiter aus oder beginnen zumindest mit dem Aufbau. Die Anforderungen an das Management von Stiftungsvermögen haben sich für die verantwortlichen Gremien und die Berater von Stiftungen deutlich verändert. Neben dem intensiveren Austausch mit den Begleitern in Finanzfragen stehen nun auch die Definition von Anlagerichtlinien sowie das Risikomanagement stärker im Fokus. Als Instrument für den strategischen Aufbau von Aktienpositionen eignet sich ganz besonders die Wandelanleihe. Wandelanleihen sind verbriefte Schuldverschreibungen, die überwiegend Aktiengesellschaften emittieren. Während ihrer Laufzeit garantieren sie dem Eigentümer eine feste Zinszahlung. Der Ertrag liegt meist unter der Rendite der entsprechenden Unternehmensanleihen. Dafür erhält der Zeichner das Recht, die Wandelanleihe bei Fälligkeit in einem festgelegten Verhältnis in Aktien zu tauschen. Dieses Recht auf eine fixierte Zinszahlung und die Rückzahlung zum Nominalwert bilden den Risikoschutz der Wandelanleihe. Steigt der zugrunde liegende Aktienkurs, gewinnt auch die Wandelanleihe an Wert. Denn sie berechtigt den Besitzer bei Fälligkeit, den Wandler in einem bestimmten Verhältnis in Aktien zu tauschen. Je näher die Fälligkeit rückt und der Kurs der Aktie über dem Wandlungspreis notiert, umso mehr gleichen sich daher Wandelanleihe und Aktie bei einer Aufwärtsbewegung im Wert an. Was aber passiert bei schwachen Börsen? Bei fallenden Aktienkursen muss der Käufer eines Wandlers, den er bei der Neuemission erworben hat, nur bis zur Endfälligkeit durchhalten. Dann wird seine Investition

zumindest nominal ohne Verlust zurückgezahlt. Dies unterstellt, dass der jeweilige Emittent über die entsprechende Qualität und Solvenz verfügt. Aus diesen Eigenschaften ergeben sich die großen Stärken der „Convertibles“ – ein hoher Kapitalschutz bei gleichzeitig attraktiven Renditechancen.

» Als Instrument

für den strategischen Aufbau von Aktienpositionen eignet sich besonders die Wandelanleihe.

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Risikomanagement im aktuellen Marktumfeld Insbesondere bei den aktuell stark gestiegenen Aktienkursen ist es wichtig, die Gefahren einer Kurskorrektur im Wandelanleihenportfolio vorsichtig zu steuern und risikoreduzierende Maßnahmen frühzeitig einzuleiten. Dies wird beispielsweise durch den Verkauf von Wandelanleihen mit einem hohen Delta durch die hohe Korrelation der Wandelanleihe zur Aktie sowie durch klassische derivative Absicherungsinstrumente erreicht. Aber auch die Selektion von bonitätsstarken Unternehmen ist eine wichtige Voraussetzung für den erwarteten Kapitalschutz eines Wandlers. Wandelanleihen optimieren das Portfolio Am besten lassen sich Wandelanleihen in einem Vermögensportfolio als stabilisierende Diversifikation einsetzen. In den zurückliegenden 19 Jahren stiegen Wandelanleihen stärker im Wert als herkömmliche Anleihen. Auch im Vergleich zu Aktien entwickelten sie sich erfolgreicher und wiesen gleichzeitig eine sehr viel höhere Stabilität auf. Gleichzeitig sind Kursrisiken aufgrund der nominalen Rückzahlungszusage abgesi-


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

chert. Anleger, die ihrem Aktienportfolio Wandler beimischen, verringern also das Verlustrisiko, ohne auf Gewinne bei steigenden Kursen zu verzichten. Auch reine Rentenportfolios lassen sich durch die Beimischung von Wandlern optimieren. Da sie nur äußerst gering mit Staatsanleihen korrelieren, verbessern sie das Risiko-Rendite-Profil eines Rentendepots. Durch ihre Aktienkomponente ermöglichen sie als Sachanlage einen Schutz gegen Inflationsgefahren. Gleichzeitig liefern sie dann nennenswerte Renditen, wenn diese bei Anleihen ausbleiben. Die Beimischung von Wandelanleihen verleiht selbst klassisch gemischten Portfolios aus Aktien und Renten eine höhere Stabilität. Denn je nach Marktentwicklung wirkt sich bei Wandlern die Aktien- oder Anleihenkomponente stärker aus. Die Entscheidung, ob Aktien oder Anleihen im Portfolio höher zu gewichten sind, wird dem Investor quasi abgenommen.

Europäische Emittenten im Vorteil Da Wandelanleihen typischerweise von Aktiengesellschaften emittiert werden, besteht grundsätzlich ein Ausfallrisiko. Wird ein Unternehmen zahlungsunfähig, kann es die Zinszahlungen bzw. die Rückzahlung der Wandelanleihe bei Fälligkeit nicht mehr leisten. In einem solchen Fall verfällt auch die zugrunde liegende Aktie, wodurch das Wandlungsrecht wertlos wird. Vor diesem Hintergrund sind vor allem Emittenten mit einer guten Bonität zu bevorzugen. Dies spricht für Wandler aus Europa. Denn immerhin fast zwei Drittel der Marktkapitalisierung der europäischen Wandler, die von Ratingagenturen bewertet werden, stammen von Unternehmen, die über ein Investment Grade-Rating in der Bandbreite von AAA bis BBB verfügen. Anlagen im Euroraum besitzen noch einen weiteren Vorteil: Bei ihnen entfällt das Wechselkursrisiko, das Investitionen im US-Dollar- oder im Yenraum unweigerlich mit sich bringen.

Langfristige Rendite und Volatilität (seit 01.01.1996) Quelle: Bloomberg

25%

20%

15% 23 % 10%

5% 7%

8% 5%

5%

3%

0% Rendite p.a. Euroraum Wandelanleihen (Exane Eurozone Convertible Bond) EURO STOXX 50 Deutsche Staatsanleihen 1–10 Jahre (EFFAS Germany 1–10)

Volatilität p.a.


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Mit Vermögen gestalten

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass vor allem für Stiftungen, die Aktienengagements langfristig aufbauen möchten, aber dabei den Kapitalschutz nicht aus den Augen verlieren wollen, die Wandelanleihe eine gute Investitionsmöglichkeit bietet. Bedingt durch die aktuelle Marktlage sind auch Wandelanleihen von Faktoren wie einer hohen Bewertung und fehlenden Renditen betroffen. Das Management eines Wandelanleihenportfolios bedarf daher trotz aller Absicherungseigenschaften einer fortlaufenden Marktbeobachtung, um angemessen und rechtzeitig auf Marktveränderungen zu reagieren bzw. sie zu antizipieren. Investitionen in Wandelanleihen sind in der Direktanlage, in ausgewählten Publikumsfonds sowie als individuelle Fondslösung für Stiftungen mit einem größeren Stiftungsvermögen möglich.

Hauck & Aufhäuser Privatbankiers  Hauck & Aufhäuser Privatbankiers zählt zu den wenigen unabhängigen Privatbanken in Deutschland und kann auf eine 219 Jahre lange Tradition zurückblicken. Das Kapital der Bank befindet sich zu 100 Prozent in der Hand privater Eigentümer. Mit Standorten in Frankfurt am Main, München, Hamburg, Düsseldorf, Köln, Zürich und Luxemburg konzentriert sich das Bankhaus auf die ganzheitliche Beratung und Verwaltung von Vermögen privater, unternehmerischer und institutioneller Kunden.

Alexander George  arbeitet im Bankhaus Hauck & Aufhäuser Privatbankiers im Bereich Vermögensmanagement und ist für die Betreuung von Family Offices und Stiftungen verantwortlich. Außerdem ist er geschäftsführender Vorstand der Hauck & Aufhäuser Kulturstiftung, die im Bereich Kultur, bildende Kunst und Bildung ihren Förderschwerpunkt setzt. George verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Betreuung von vermögenden Privatpersonen und Unternehmerfamilien. Weitere Informationen  alexander.george@hauck-aufhaeuser.de | www.hauck-aufhaeuser.de

Christoph Schmidt  arbeitet im Bankhaus Hauck & Aufhäuser Privatbankiers als Senior Portfolio Manager und verantwortet das Management von Publikumsfonds und Spezialfonds mit dem Schwerpunkt Fixed Income. Er verfügt über 15 Jahre Berufserfahrung im Bereich Asset Management und ist Chartered Financial Analyst Charterholder. Weitere Informationen  christoph.schmidt@hauck-aufhaeuser.de | www.hauck-aufhaeuser.de


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Chancen durch Direktinvestments und ETFs Worauf ist bei der Auswahl zu achten? Von Michaela Gajewski Heutzutage steht Stiftungen, privaten- und institutionellen Anlegern für ihre Anlagestrategie ein riesiges Angebot an Finanzprodukten zur Verfügung – Tendenz steigend. Nachdem die Anlagestrategie und die Anlageklassen definiert sind, stellt sich nun die Frage, mit welchen Produkten bzw. Wertpapierarten diese umgesetzt werden. Sollen z.B. Direktinvestments, Invest­ mentfonds, ETFs und strukturierte Wertpapiere Teil des Portfolios sein – und wenn ja, zu welchem Anteil? Direktinvestments – Vorteile und mögliche Fallen Für die Entscheidungsfindung empfiehlt sich eine Prüfung auf Transparenz, Branchen, Gebührenstruktur, Handelbarkeit und Mehrwert. Die höchste Transparenz bieten dabei die originären Wertpapierarten, nämlich Direktinvestments in Einzelwerte wie Aktien oder „unstrukturierte“ Anleihen. Alle anderen Wertpapierarten stellen mehr oder weniger abgeleitete Finanzkonstruktionen dar.

» Für die Anlageentscheidung

empfiehlt sich eine Prüfung auf Transparenz, Branchen, Gebührenstruktur, Handelbarkeit und Mehrwert. Die höchste Transparenz bieten dabei die originären Wertpapierarten, nämlich Direktinvestments in Einzelwerte wie Aktien oder „unstrukturierte“ Anleihen.

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Die Gebührenstruktur ist bei Direktinvestments übersichtlich, es fallen nur die Börsentransaktionskosten und keine produktbezogenen Provisionen an. In Bezug auf die Auswahl von Anleihen empfiehlt sich der Blick in die Anleihebedingungen, ob eventuelle Sonderrechte vorhanden sind, z.B. ein Kündigungsrecht durch den Emittenten vor Endfälligkeit („poison put“). Hierdurch kann sich die Renditekalkulation schnell mal in Luft auflösen. Gerade vor dem Hintergrund des historisch niedrigen Zinsniveaus notiert der Großteil der Anleihekurse über pari, also über ihrem Nennwert von 100 Prozent. Das heißt: Wird die Kündigung durch den Emittenten ausgesprochen, erfolgt die Rückzahlung in der Regel zu 100 Prozent. Bei einem unterstellten Kaufkurs der Anleihe über 100 Prozent erleidet der Anleger einen Kursverlust. Risikostreuung durch Exchange Traded Funds Grundsätzlich empfehle ich, den Schwerpunkt auf Direktinvestments zu setzen. Jedoch sollte bei jeder Anlagestrategie die Risikostreuung im Vordergrund stehen. Hat das zur Verfügung stehende Vermögen eine Größe, mit der man durch den Einsatz von Direktinvest­ments keine ausreichende Risikostreuung gewährleisten kann und sich überhöhte Einzelwertrisiken ergeben oder möchte man mit einem Investment die breite Abdeckung eines ausländischen Marktes erreichen, ist die Hinzunahme von Indexfonds, auch Exchange Traded Funds (ETF) genannt, empfehlenswert. Hierbei handelt es sich um börsengehandelte, in der Regel passiv gemanagte Indexfonds. Mit ihnen lässt sich eine breitere Streuung erreichen als mit Einzelwerten. Die Angebotspalette geht über fast alle Anlageklassen. Im Gegensatz zu den „aktiv“ gemanagten Invest­ mentfonds zeichnen sich ETFs durch eine wesentlich geringere jährliche Verwaltungsgebühr und transparente Strukturen aus. Bei den Investmentfonds wird


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Mit Vermögen gestalten

die jährliche Gebühr in Form der Total Expense Ratio (TER) veröffentlicht. Allerdings enthält diese nicht alle Gebührensätze. Da kann die Kostenquote schon mal den zwei- bis fünffachen Wert eines ETFs betragen. Ein Gebührenvergleich lohnt sich also!

» Im Gegensatz

zu den „aktiv“ gemanagten Invest­mentfonds zeichnen sich ETFs durch eine wesentlich geringere jährliche Verwaltungsgebühr und transparente Strukturen aus.

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Worauf sollte man achten? Im Vergleich zu den „aktiv“ gemanagten Investmentfonds bilden die passiv gemanagten ETFs eins zu eins den zugrunde liegenden Index bzw. Basiswert ab. Hierbei sollte man darauf achten, dass man sogenannte replizierende ETFs wählt. Dies bedeutet: Das, was draufsteht, ist auch drin. Wählt man beispielsweise ein DAX-ETF aus, dann sind auch die 30 DAX-Werte enthalten. Die andere Variante an ETFs bilden die synthetisch nachgebildeten. Hier kann es sein, dass ein vollkommen anderer Basiswert zugrunde gelegt wird. Es handelt sich quasi um ein Tauschgeschäft, sogenannte Swaps, mit Drittpartnern. Die Wertentwicklung verläuft zwar in der Regel wie bei den replizierenden ETFs, jedoch hat man durch den Swap ein Kontrahentenrisiko. Die meisten Anbieter gehen dazu über, verstärkt die replizierende Version anzubieten. ETFs sind zum größten Teil sowohl als ausschüttende als auch als thesaurierende Variante zu haben. Die ausschüttende Variante schüttet in regelmäßigen Intervallen die Erträge an den ETF-Inhaber aus, die the­ saurierende Form legt die Erträge direkt wieder im ETF an. Da Stiftungen auf die Ausschüttung von Erträgen angewiesen sind, bietet sich für sie die ausschüttende Form an. Investmentfonds empfehle ich nur in Ausnahmefällen, denn mit Direktinvestments und ETFs lassen sich die Gebühren des Depots deutlich geringer halten. Es gibt aber noch weitere Gründe. Die meisten Investmentfonds gelten als „aktiv“ gemanagt, orien-

tieren sich jedoch sehr eng an der zugrunde gelegten Benchmark. Bei einem Direktinvestment oder passiv gemanagten Indexfonds weiß der Anleger von Beginn an, was drin ist, bei einem Investmentfonds erfährt er erst im Nachhinein – durch die Veröffentlichung der Rechenschaftsberichte –, wie sein Investmentfonds gemanagt worden ist. Die Ausnahmefälle, in denen die höhere Gebühr eines Investmentfonds durch den Mehrwert gerechtfertigt scheint, würde ich als „Spezialitäten“ bezeichnen. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn sich der Investmentfonds durch eine besondere Expertise auszeichnet, kein geeignetes Direktinvestment oder ETF zur Verfügung steht oder die Markteintrittsbedingungen eines ausländischen Marktes zu hoch sind (etwa Handel nur über die Heimatbörse, höhere Transaktionsgebühren, ggf. Steuern, Mindestorder-Stückzahl, Hinzunahme eines ausländischen Brokers erforderlich, Eröffnung eines Währungskontos im Land der Heimatbörse, mangelnde Informationsverfügbarkeit, Illiquidität, hohe Kauf-/Verkaufsspannen etc.). In diesen Fällen sollte abgeklärt werden, ob es für diesen Investmentfonds neben der Privatanleger-Tranche auch eine Tranche für institutionelle Investoren gibt, die geringere Gebühren, allerdings auch eine Mindestordergröße aufweist. Bei der Auswahl der Finanzprodukte sollte man immer auch die Handelbarkeit der Wertpapiere im Auge behalten, wie z.B. Börsenumsatz und Emissionsvolumen, sonst kann es bei hohen Ordergrößen schon mal eng werden.

» Investmentfonds

empfehle ich nur in Ausnahmefällen, denn mit Direktinvestments und ETFs lassen sich die Gebühren des Depots deutlich geringer halten.

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Absicherungsstrategien Zum Schluss möchte ich noch auf den möglichen Einsatz von Absicherungsstrategien eingehen. Hier unterscheidet sich das Vorgehen von Stiftungen in der Regel grundlegend von dem der Privatanleger oder insti-


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

tutionellen Investoren. Stiftungen sind, mit Ausnahme der Verbrauchsstiftungen, auf die Ewigkeit ausgerichtet. Sie können starke Marktveränderungen aussitzen. Abhängig von der Marktmeinung, dem Nervenkostüm des Entscheiders und einem zeitlich bekannten Liquiditätsbedarf kann der Einsatz von Absicherungsstrategien sinnvoll sein. Eine Möglichkeit ist das Setzen von sogenannten Stop-loss-Marken, das bei Direktinvestments und ETFs angewendet werden kann. Einige Fondsgesellschaften bieten inzwischen auch den Börsenhandel für ihre Investmentfonds an. Bei einer Stop-loss-Marke wird bei einem Verkaufsauftrag der entsprechende Orderzusatz mit einem Kurslimit angegeben. Sobald das Kurslimit erreicht wird, ändert sich die Order automatisch in einen unlimitierten Verkaufsauftrag und wird zum nächstmöglichen Kurs verkauft. Beispiel: aktueller Kurs 100, Stop-loss-Marke 95. Rutscht der Kurs auf die gesetzten 95, wird der Verkauf ausgelöst. Beim Einsatz von Stop-loss-Marken sollte es sich um sehr liquide Wertpapiere handeln, damit die Spannen zwischen den einzelnen Kursnotierungen nicht zu groß sind. Möchte man seine bestehenden Wertpapierpositionen absichern, ohne diese zu verkaufen, bieten sich folgende Möglichkeiten an. Über den Einsatz derivativer Finanzinstrumente, wie z.B. Optionen oder Futures, lassen sich starke Kurschwankungen oder Zinsänderungsrisiken abpuffern. Durch die hohe Hebelwirkung liegt der finanzielle Einsatz bei einem Bruchteil des abzusichernden Bestandes. Der direkte Einsatz ist jedoch eher für Großinvestoren geeignet. Seit einigen Jahren stehen aber auch für diesen Bereich ETFs zur Verfügung, sogenannte „short“ ETFs. Wählt man etwa ein normales (auch „long“ genanntes) DAX-ETF, so bildet dieses eins zu eins die Entwicklung des DAX-Index nach. Mit einem herkömmlichen „long“ DAX-ETF setzt der Käufer auf einen An-

stieg des DAX, mit einem „short“ DAX-ETF setzt er auf fallende Kurse. Das „short“ ETF verhält sich invers zu dem „long“ ETF. Die „short“-Varianten gibt es mittlerweile für die gängigen Aktien- und Rentenindizes und auch in gehebelten Varianten. Vor jeder Kaufentscheidung sollte man sich genau über die Funktionsweise und die möglichen „Nebenwirkungen“ der Finanzinstrumente informieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man mit Direktinvestments und ETFs eine transparente, kostenbewusste und diversifizierte Anlagestruktur umsetzen kann.

Michaela Gajewski  arbeitet seit 25 Jahren im Bereich Vermögensverwaltung, seit 15 Jahren als Finanzportfoliomanagerin bei der SVA Vermögensverwaltung Stuttgart GmbH. Dort ist die Diplom-Betriebswirtin für das Wertpapier- und Risikomanagement von Stiftungs-, privaten und institutionellen Mandaten zuständig. Nach der Banklehre und dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war sie bei einer großen familiengeführten Privatbank, der Deutschen Börse und einer Kapitalanlagegesellschaft tätig. Darüber hinaus arbeitet sie seit Jahren ehrenamtlich im Naturschutzbereich. Weitere Informationen  www.vermoegensverwaltung-stuttgart.de


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Mit Vermögen gestalten

Multi Strategie-Fonds Neue Ansätze bei Absolut Return Von Dr. Volker van Rüth Das Niedrigzinsumfeld macht Stiftungen das Leben schwer. Multi Strategie-Fonds können helfen, die Renditeziele dennoch zu erreichen. Das Erwirtschaften von Erträgen zur Erfüllung des Stiftungszwecks ist bei gleichzeitig realem Kapitalerhalt das oberste Ziel der Kapitalanlage von Stiftungen. Kurz: Es müssen in jeder Marktlage risikokontrolliert reale positive Erträge erzielt werden. Genau dieses Ziel verfolgen Absolute Return-Ansätze. In der Welt des Absolut Return versucht der Asset Manager, bei möglichst geringen Schwankungen des Portfolios einen steten Kapitalzuwachs zu erzielen. Letztlich geht es um Rendite mit Absicherung.

» In der Welt des Absolut Return versucht der Asset Manager, bei möglichst geringen Schwankungen des Portfolios einen steten Kapitalzuwachs zu erzielen.

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Charakteristika von Multi Strategie-Fonds Im Rahmen von Multi Asset-Konzepten stand dabei zunächst die breite Diversifikation über eine Vielzahl möglichst unkorrelierter Anlageklassen im Vordergrund. Als Folge der Finanzkrise mit steigenden Korrelationen und sinkenden Renditen quer über alle Anlageklassen stellte sich die Frage nach neuen methodischen Ansätzen. Dies war die Geburtsstunde von Multi Strategien. Zwar investieren die Fondsmanager weiterhin in eine Vielzahl von Assetklassen, nutzen aber – wie der Name schon sagt – darüber hinaus ein breites

FÜR FORTGE­

Spektrum an Investmentstilen, z.B. Long/ SCHRITTENE Short oder Momentum. Multi Strategie-Fonds sind gekennzeichnet durch eine taktisch-dynamische Allokation, die Opportunitäten an den Märkten sucht und diese mit unterschiedlichen Strategien für die Ertragsgenerierung nutzt. Sie sind in der Lage, alle Richtungen des Marktes zu berücksichtigen und weisen keinen Bias zu gängigen Stilrichtungen auf. Dabei unterliegen sie keinen festen Investitionsquoten und haben somit auch die Freiheit, nicht investiert zu sein. Ein wichtiger Punkt. Denn durch die Vorgabe, investiert sein zu müssen, können sich Fondsmanager in volatilen Marktphasen einem erheblichen Verlustrisiko aussetzen. Dank dieser Eigenschaften eignen sich Multi Strategie-Fonds gut für eine erweiterte Diversifizierung des Portfolios, da sie eine nur geringe Korrelation zu klassischen Anlageformen aufweisen und so das Rendite-/Risikoprofil der Kapitalanlage verbessern helfen. Große Investoren wie z.B. Versicherungen sind längst auf den Zug aufgesprungen, verwalten ihre Multi Strategie-Ansätze jedoch in Eigenregie. Diese Möglichkeit haben Stiftungen aufgrund ihrer zumeist geringen Größe nur in seltenen Fällen. Multi Strategie-Fonds bieten ihnen daher die Chance, das notwendige Know-how über ein breites Spektrum von Assetklassen sowie über die Techniken der dynamischen Portfoliosteuerung nicht selbst aufbauen zu müssen, sondern an Dritte auszulagern. Worauf sollte man achten? Gerade für die sicherheitsorientierte Anlagepolitik von Stiftungen ist es wichtig, bei der Auswahl der Anbieter nicht nur auf die in Aussicht gestellten Ertragsziele, sondern vor allem auf ein gutes Risikomanagement zu achten. Schließlich gilt es, die Risikosituation sowohl auf Ebene des Gesamtportfolios als auch mit Blick auf jede der eingesetzten Strategien im Griff zu


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haben. Dies erfordert neben der Risikobudgetierung und der Value at Risk-Analyse auch die Kontrolle etwaiger systematischer Risiken durch eine fortlaufende Korrelationsanalyse und tägliche Stresstests. Bei der Prüfung Erfolg versprechender Konzepte sollten Stif-

» Multi Strategie-Fonds

eignen sich gut für eine erweiterte Diversifizierung des Portfolios, da sie eine nur geringe Korrelation zu klassischen Anlageformen aufweisen.

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BayernInvest  Die BayernInvest mit Sitz in München ist eine 100-prozentige Tochter der BayernLB. Als Gesamtanbieter für institutionelle Investoren ist BayernInvest sowohl Asset Manager als auch Master-KVG. Mit einem verwalteten Volumen von über 64 Milliarden Euro in Spezial- und Publikumsfonds sowie institutionellen Vermögensverwaltungsmandaten gehört BayernInvest zu den zehn größten Kapitalverwaltungsgesellschaften im institutionellen Asset Management in Deutschland.

tungen neben der Erfahrung des Asset Managers und der Transparenz des Anlageprozesses vor allem den Track-Record des Fonds begutachten. Ein Blick auf die Performance-Historie unter Berücksichtigung von krisenhaften Marktphasen gibt Auskunft darüber, ob und in welchem Umfang es dem Management tatsächlich gelungen ist, absolut positive Erträge zu erzielen und welche Volatilitäten hierfür in Kauf genommen werden mussten.

Dr. Volker van Rüth   ist Sprecher der Geschäftsführung der BayernInvest. Weitere Informationen  www.bayerninvest.de



Stiftungsfonds des Jahres 2014 und 2015

LAM-Stifterfonds-Universal: Unser Fondsangebot für Ihre Stiftung Der LAM-Stifterfonds wurde speziell für Stiftungen konzipiert und setzt unsere sicherheitsorientierte Anlagestrategie mittels Investitionen in Euroanleihen von Emittenten guter Bonitäten um. Die Aktienquote wird aktiv gesteuert und beträgt zwischen 0% und maximal 25%. Zusätzlich ist ein Wertsicherungskonzept implementiert, welches nicht als Garantie zu verstehen ist, jedoch den Fondsmanager zusätzlich in der Steuerung der eingegangenen Risiken diszipliniert. Die Lampe Asset Management ist als Tochtergesellschaft des Bankhaus Lampe Teil der Oetker-Gruppe und steht in der über 160-jährigen Tradition einer der wenigen inhabergeführten Privatbanken Deutschlands. Diese Eigentümerstruktur sichert unsere Unabhängigkeit und Flexibilität; generationsübergreifendes Wirtschaften und ein langfristiger Planungshorizont stehen dabei im Vordergrund. Diese Werte sind auch für eine erfolgreiche Stiftungsarbeit essentiell und bilden die Basis für unsere Beratung.

LAM-Stifterfonds-Universal

Performance* Performance p.a.*

1 Jahr

2 Jahre

3 Jahre

5 Jahre

seit Auflage

(30.10.2014)

(30.10.2013)

(30.10.2012)

(30.10.2010)

(03.05.2010)

3,49%

10,46%

17,89%

28,46%

31,01%

5,10%

5,64%

5,14%

5,00%

Wertentwicklung nach Kosten. Gesamtkostenquote (TER) im vergangenen Geschäftsjahr 0,78%.

Gerne stehen wir für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Telefon: +49 (0)211 95742-536 kontakt@lampe-am.de www.lampe-am.de

* Aktueller Stand der Wertentwicklung per 30.10.2015 nach BVI-Methode, ohne Berücksichtigung des Ausgabeaufschlags. Individuelle Kosten wie Gebühren, Provisionen und andere Entgelte sind in der Darstellung nicht berücksichtigt und würden sich negativ auf die Wertentwicklung auswirken. Anfallende Ausgabeaufschläge reduzieren das eingesetzte Kapital sowie die dargestellte Wertentwicklung. Angaben zu Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen. Alle veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung dar. Aktienkurse können markt- und einzelwertbedingt schwanken. Auch festverzinsliche Anlagen unterliegen je nach Zinsniveau Schwankungen und bergen ein Bonitätsrisiko. Bitte lesen Sie vor Zeichnung von Anteilen den Verkaufsprospekt, in dem die mit diesem Fonds verbundenen Anlagerisiken aufgeführt sind. Der Verkaufsprospekt und weitere Informationen sind kostenlos bei der Lampe Asset Management GmbH, bzw. unter www.lampe-am.de erhältlich. Datenquelle: Universal-Investment-Gesellschaft mbH


Teil 3.1 Verzinsliche Wertpapiere


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Taktische Asset Allokation bei Renten Mehrwert für das Stiftungsportfolio Von Prof. Dr. Laurenz Czempiel und Christian Opelt SPEZIAL­T HEMA

Für voll institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Pensionseinrichtungen ist die taktische Asset Allokation (TAA) im Rentensegment bereits seit Langem ein wesentlicher Bestandteil der Vermögensverwaltung. Viele Stiftungen, die vermögensseitig eher dem semiinstitutionellen Segment angehören, haben sich diesem Thema jedoch noch nicht genähert. Letztlich geht es darum, die Rentenquoten des Portfolios zu steuern. Dabei sind den Stiftungsorganen oftmals die Chancen und Risiken, die in Rentenpapieren liegen, nicht bekannt. In der Zwickmühle Die „traditionelle“ Strategie, Anleihen zu kaufen und dann bis zur Fälligkeit liegenzulassen („Buy and Hold“), funktioniert aufgrund des niedrigen Zinsumfelds im Grunde nicht mehr. Die erzielbaren Zinsen reichen aktuell in den bonitätsstarken Rentenarten wie Pfandbriefen und Staatsanleihen nicht aus, um die zur Stiftungszweckerfüllung benötigten Erträge zu erzielen. Das Ertrags-Risiko-Profil ist auch bei Unternehmensanleihen schlecht, da die Kupons in keinem gesunden Verhältnis zu den eingegangenen Risiken stehen: Es handelt sich fast um „zinslose Risiken“. Sollten die Zinsen zukünftig wieder ansteigen, erleidet der Anleger während der Laufzeit der Papiere zum Teil deutliche Kursverluste. Der nominale Kapitalerhalt kann nur dann sichergestellt werden, wenn die Renten bis zur Fälligkeit gehalten werden. Eine zwischenzeitliche Veräußerung der erworbenen niedrigverzinsten Papiere scheidet quasi aus. Dies mindert den Gestaltungsspielraum der Stiftung deutlich. Ein Rechenbeispiel: Der Zinsanstieg um 1 Prozent führt bei aktuellen zehnjährigen deutschen Staatsanleihen zu einem Kursverlust von gut 9 Prozent.

Intelligente Konzepte sind gefragt Innerhalb der durch die strategische Asset Allokation definierten Anlagegrenzen des Vermögens (d.h. die Aufteilung auf z.B. Renten und Aktien im Verhältnis von 65 Prozent zu 35 Prozent) ist die aktive Steuerung der Investitionsquoten innerhalb einer Anlageklasse (taktische Asset Allokation) ein wichtiger Erfolgsfaktor.

» Für Stiftungen ist die

taktische Asset Allokation bei Renten besonders interessant, um Zusatzerträge in Form von Kursgewinnen zu erzielen.

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Im Management von Rentenwerten gibt es verschiedene Ansätze zur Generierung von Kursgewinnen. Hierbei ist die Durationssteuerung eine der maßgeblichen Performancetreiber. Die Duration gibt die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer an. Mittels der Duration wird die Sensitivität eines festverzinslichen Wertpapiers gegenüber Veränderungen des allgemeinen Zinsniveaus gemessen. Praktisch bedeutet dies, dass die Rentenduration in Abhängigkeit von der aktuellen Situation an den Kapitalmärkten zwischen Tagesgeld und der vereinbarten Maximallaufzeit (z.B. zehn Jahre) variiert. Die Entscheidungen werden mit Unterstützung eines taktischen Regelwerks getroffen. Die Regeln dienen als Signalgeber. Die Umsetzung kann direkt über eine Veränderung des Anleihebestands oder auch über ein sogenanntes Overlay-Management (Absicherungsgeschäfte unter Beibehaltung des Anleihebestands) erfolgen.


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Mit Vermögen gestalten

Je nach Marktphase werden kurze oder lange Rentenpapiere gekauft. Durch ein modernes und regelunterstütztes Portfolio-Management können das Auf und Ab an den Rentenmärkten professionell und gewinnbringend genutzt werden. Sinnvoll sind „emotionsbefreite“ Investmentregeln, die systematische und logische Empfehlungen liefern. Das emotionsbefreite Regelwerk verarbeitet keine qualitativen Informationen, d.h. geopolitische Spannungen oder Aussagen von Marktteilnehmern bleiben vordergründig unberücksichtigt. Sollten jedoch diese Nachrichten die Anleihenkurse bewegen oder die Zinsstrukturkurve verändern, werden sie vom Regelwerk aufgenommen. Das Regelwerk ist darauf ausgelegt, die wesentlichen Trends bei lang laufenden Anleihen zu identifizieren und aus Vorsichtsgründen in schwankungsarme kurze Laufzeiten zu wechseln. Dies bedeutet etwa drei Umschichtungen jährlich. Abb. 2 zeigt die Signale des Modells im Vergleich zur Entwicklung eines bedeutenden Rentenindexes. Der Markttrend wird durch gleitende Durchschnitte auf einen Rentenindex bestimmt. Notiert der Rentenindex über oder unter dem gleitenden Durchschnitt, kommt es zu Signalen, die eine Durationsveränderung auslösen. Neben dem Markttrend gehen weitere Signale wie Zinsstrukturentwicklungen, Antizyklik und Frachtraten für Schüttgut (als ein Indikator für steigendes Wirtschaftswachstum bzw. Inflation) in

das Modell ein. Die Signale werden in dem Modell erfasst und führen so zu einer Durationsentscheidung. Aus der Kombination von drei fundamentalen Signalen und zwei trendfolgenden Signalen wird die Duration bestimmt. Für Stiftungen ist die taktische Asset Allokation bei Renten besonders interessant, um Zusatzerträge in Form von Kursgewinnen zu erzielen. Die Kursgewinne sichern zum einen die Realkapitalerhaltung ab und können zum anderen bei entsprechender Satzungsgestaltung in die Stiftungszweckerfüllung einfließen. Das Aufstellen einer Kapitalerhaltungsrechnung und die gesonderte Berechnung einer Umschichtungsrücklage sind dabei zu beachten.

DONNER & REUSCHEL  Traditionelle Werte und innovative Lösungen stehen im Mittelpunkt der Arbeit von DONNER & REUSCHEL. Dabei setzt das 1798 gegründete Bankhaus auf persönliche Betreuung und individuelle Beratung. Den Erfolg bestätigt die erneute Auszeichnung zum besten Vermögensverwalter durch den Elite Report.

Prof. Dr. Laurenz Czempiel  ist Mitglied des Vorstands des Bankhauses DONNER & REUSCHEL und zuständig u.a. für Asset Management. Er unterrichtet seit 1995 an der Munich Business School mit einem Schwerpunkt auf Strategic Portfolio Management.

Christian Opelt  ist Leiter Stiftungsbetreuung des Bankhauses DONNER & REUSCHEL. Seit 2004 zeichnet er verantwortlich für die Betreuung von Stiftungen und anderen gemeinnützigen Organisationen. Er ist in verschiedenen Stiftungsorganen und gemeinnützigen Organisationen tätig.


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Sie interessieren sich für das Qualitätssiegel? Marvin Wiek | Referent Deutscher Stiftungsservice | Telefon (030) 89 79 47-35 marvin.wiek@stiftungstreuhaender.org | www.stiftungstreuhaender.org

Eine Initiative vom


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Mit Vermögen gestalten

Investitionen in Emerging Markets Bonds Anleihen gesunder Schwellenländer als Selbstverteidigungsinstrument gegen die finanzielle Repression Von Bernhard Matthes Bereits seit einigen Jahren sind Risikoprämien bei Schwellenländeranleihen als langfristiges und strukturelles Investment eine interessante Anlagemöglichkeit. Viele Marktteilnehmer sehen Emerging Markets bis heute per se als risikoreichere Anlagen an. Tatsächlich ist aus verschiedenen Perspektiven aber das Gegenteil der Fall. Die Topografie der Risiken hat sich verschoben Während es zutrifft, dass viele Bonds noch stärker schwanken und die meisten Handelsplätze über eine geringere Markttiefe verfügen, hat sich die Topografie der Risiken über die vergangenen Jahre aber gerade-

» Viele Schwellenländer

sind heute politisch, fiskalisch und ökonomisch risikoärmer als diverse westliche Volkswirtschaften, die aufgrund ihrer exorbitanten Verschuldung mit dem Rücken zur Wand stehen.

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zu tektonisch verschoben: Viele Schwellenländer sind heute politisch, fiskalisch und ökonomisch risikoärmer als diverse westliche Volkswirtschaften, die aufgrund ihrer exorbitanten Verschuldung mit dem Rücken zur Wand stehen. Sie zeichnen sich durch eine geringere und sinkende Verschuldung aus, während in den entwickelten Staaten oft hohe und steigende Schulden die Norm sind. Die überzeugenden Fundamentaldaten vieler Schwellenländer haben ihren Ursprung ebenfalls in

Krisen. Die 1980er- und 1990er-Jahre waren geprägt von einer ganzen Serie schwerer Krisen, etwa in Russland, Asien oder Lateinamerika, die zu Ausfällen, Rezessionen und schweren Verwerfungen an den Kapitalmärkten führten. Genau auf diesem Nährboden aber keimte die Saat der Reformbereitschaft. Was spricht für Investitionen in Schwellenländer? Viele betroffene Länder haben in der Folge genau jenen Reformwillen unter Beweis gestellt, an dem es in Europa heute zu mangeln scheint. Strukturreformen führten – nicht ohne lange und schmerzhafte Anpassungsprozesse – zu einer Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und einer nachhaltigen Entschuldung. Aus Sicht des Internationalen Währungsfonds, der vielfach die bittere Medizin verordnete, ist die Genesung in den meisten Fällen vollständig gelungen. In Europa sind die baltischen Staaten ein Paradebeispiel für Reformanstrengungen, die zurück auf einen Pfad des Trendwachstums führen – ganz ohne Eingriffe der Notenbanken. Zu bevorzugen sind Emittenten, bei denen sich ökonomische Daten weiter verbessern und die zugleich strengen Nachhaltigkeitskriterien genügen. Staaten mit gesunden Institutionen und hohen Standards bei Menschenrechten, wie beispielsweise Chile, Polen oder Lettland, sind auch für Investoren, denen die nachhaltige Geldanlage wichtig ist, vertretbar. Hingegen sind etwa Indonesien, Venezuela oder die Türkei nicht unbedingt empfehlenswert als Bestandteil eines Anlageuniversums mit nachhaltigen Ansprüchen. Günstigere demografische Trends und verbesserte strukturelle Rahmendaten, wie etwa eine geringere Verschuldung, krisenfestere Institutionen und unabhängigere Notenbanken, wären für sich allein schon


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ein gutes Argument für eine Übergewichtung der Emerging Markets. Überzeugend ist vor allem aber die Tatsache, dass Marktrisiken oft adäquater kompensiert sind als im Falle des europäischen „zinsfreien Risikos“. Ausgewählte Schwellenländer bieten somit ein Stück weit die Möglichkeit, sich gegen die finanzielle Repression zu schützen. Zwar haben sich in strukturell stärkeren Ländern die Renditen weitgehend an das niedrige Niveau der Eurozone angeglichen, doch können auch in soliden Staaten noch immer attraktive Risikoprämien vereinnahmt werden, etwa bei mexikanischen Hartwährungsanleihen.

» Lokalwährungsanleihen sind derzeit nicht nur eine der letzten Oasen in der Renditewüste – sie sind auch ausgesprochen billig.

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globalen Portfolien und von wenigen Investoren wirklich verstanden, können einige dieser Papiere auf dem gleichen Ausverkaufsniveau in das Buch genommen werden, das wir auf dem Höhepunkt der Finanzkrise beobachtet haben.

Bank für Kirche und Caritas  Die Bank für Kirche und Caritas ist seit 1972 treue Verwalterin kirchlichen Vermögens. Ein besonderer Kompetenzschwerpunkt liegt in der Betreuung von Stiftungen. Unter anderem bietet sie den Stiftungsfonds BKC Treuhand Portfolio an, unter dessen Top-Positionen sich schwerpunktmäßig Staatsanleihen aus Schwellenländern finden, etwa aus Chile, Uruguay oder Mexiko.

Anlagen in Lokalwährung Als Beimischung in einem gut diversifizierten Portfolio kommen auch Anleihen in Lokalwährung in Betracht. Lässt sich die Kombination von angemessenen Realrenditen und strukturellem Aufwertungspotenzial der Währung erkennen, ist eine Investition in Lokalwährungsanleihen risikoadjustiert häufig vielversprechend. Dabei spielt auch eine Rolle, dass viele Märkte als „freier“ in dem Sinne anzusehen sind, dass sie nicht politischen Manipulationen der Zinsstruktur oder des Wechselkurses unterliegen. Lokalwährungsanleihen sind derzeit nicht nur eine der letzten Oasen in der Renditewüste. Sie sind auch ausgesprochen billig: Ungeliebt, unterrepräsentiert in

Bernhard Matthes  betreut bei der Bank für Kirche und Caritas Vermögensverwaltungsmandate für Stiftungen. Er ist verantwortlicher Manager des Stiftungsfonds BKC Treuhand Portfolio. Weitere Informationen  stiftungen@bkc-paderborn.de | www.bkc-paderborn.de


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Es muss nicht immer Euro sein Währungsanleihen als Portfoliobaustein Von Uwe Wiesner Währungsanleihen sind eine attraktive Alternative im aktuellen Null-Zins-Umfeld. Mit Renditen in der jeweiligen Landeswährung von 1 bis zu 10 Prozent ermöglichen sie bei entsprechender Kombination Ausschüttungsrenditen oberhalb von 4 Prozent. Gleichzeitig können sie die Qualität eines Anleiheportfolios verbessern. Grund dafür ist, dass supranationale Institutionen wie die Weltbank, die KfW oder die Europäische Investitionsbank Anleihen in fast allen Währungen begeben haben und über ein AAA-Rating verfügen. Somit bieten Fremdwährungsanleihen in Zeiten von Euroinstabilität einen gewissen Substanzschutz. Definition Währungsanleihen Fremdwährungsanleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, die in einer anderen Währung als Euro begeben werden. Die Währungspalette ist breit und reicht vom US-Dollar bis zu Emerging Markets-Währungen wie

z.B. dem Brasilianischen Real und dem Chinesischen Renminbi. Die anderen Charakteristika sind dieselben wie bei Euroanleihen – eine Vielzahl von guten Schuldnern, alle Laufzeitbereiche, feste Zinsen und eine feste Rückzahlung in der jeweiligen Anlagewährung. Die Vorteile von Anleihen im Währungssegment liegen in höheren Erträgen. Risiken können durch Abwertung der Investitionswährung entstehen. Bei sachlicher Betrachtung zeigt sich jedoch, dass diese Risiken in der Regel temporär sind und die Vorteile dauerhaft überwiegen. Insbesondere die Kombination von verschiedenen Währungen aus unterschiedlichen Wirtschaftsräumen bieten Chancen. Die Vorteile und Risiken von Währungsanleihen lassen sich an einem Beispiel erläutern.

Währungsanleihen als Portfolio-Baustein Die durchschnittliche Laufzeit des Portfolios beträgt ca. 4,5 Jahre, das Rating überwiegend AAA, im Minimum jedoch A2. Die laufende Verzinsung beträgt ca. 5,10 Prozent. Die Rendite beträgt ca. 5,20 Prozent (ohne Währungsveränderung) und liegt somit ca. 450 Basispunkte über einem vergleichbaren Euro-Staatsanleiheportfolio und ca. 400 Basispunkte über einem Portfolio mit Unternehmensanleihen in Euro. Stand der Kurse: Mitte Oktober 2015

Anteil

Währung

Rendite

Anleihe/Emittent/WKN/Rating

20 %

Dollar (USA)

1,80 %

2,15 % Disney 09.20 / A1Z6ZF/ A2

20  %

Renminbi (China)

3,40 %

2,85 % Asian Dev. Bank 10.20 / A1A27J / AAA

20 %

Real (Brasilien)

11,00 %

10 % Europ. Invest. Bank 06.18 / A1ZR99 / AAA

10 %

Rand (Südafrika)

6,70 %

6 % Land. Rentenbank 09.19 / A1MAQ5 / AAA

10 %

Lira (Türkei)

10,15 %

8,5 % Europ. Invest. Bank 07.19 / A1HTLK / AAA

10 %

Dollar (Australien)

2,95 %

3,75 % Total Cap. 06.19 / A1ZLCL / AA3

10 %

Krone (Norwegen)

1,00 %

3,625 % Weltbank 06.20 / A1AX8J / AAA


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Risikoüberlegungen Das Emittentenrisiko können wir aufgrund der Qualität vernachlässigen. Das Zinsänderungsrisiko entspricht dem durchschnittlichen Risiko des Marktes und kann daher ebenfalls unberücksichtigt bleiben. Politische Risiken sind zumindest zwischenzeitlich ebenfalls zu berücksichtigen. Allerdings sind politische Entwicklungen (fast) immer nur sehr kurzfristig bedeutend. Wesentlich ist die Betrachtung des möglichen Währungsrisikos. Dieses ist nicht von der Hand zu weisen. Gleichwohl kann dieses Risiko nachhaltig reduziert werden, indem man auf unterschiedliche Volkswirtschaften in unterschiedlichen Wirtschaftsphasen setzt. Die Kombination von Substanzwährungen (z.B. Norwegen mit seinem Ölreichtum) mit Wachstumswährungen (z.B. China) und Währungen, die einer extremen Abwertung unterlagen (z.B. Brasilien, ca. 60 Prozent Währungsabwertung seit 2011), bietet bei einer aktiven Anlagepolitik ausgezeichnete Möglichkeiten, nicht nur von Währungsverlusten verschont zu bleiben. Vielmehr offerieren sie gegenüber dem Euro die Möglichkeit von Substanzgewinnen.

rungen US-Dollar und Australischer Dollar gegenüber dem Euro. Gleiches gilt für den Chinesischen Renminbi. Die Währungsschwäche der Emerging Market-Währungen gegenüber dem Euro wurde durch die hohen Zinsen weitgehend kompensiert. Aber auch ein alleiniger Kauf einer Brasilianischer Real-Anleihe hätte trotz Währungsabwertung von gut 23 Prozent einen jährlichen Mehrertrag von 300 Basispunkten erbracht.

Fazit Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Währungsanleihen stellen gerade für Stiftungen eine gute Diversifikationsmöglichkeit dar. Höheren Erträgen und einer Verbesserung des Emittentenrisikos stehen mögliche, zeitweise Währungsverluste gegenüber. In Zeiten der Euro-Instabilität ist dieses Risiko nicht nur akzeptabel, vielmehr bietet es eine zusätzliche Chance auf Währungsgewinne. Dieses zeigt sich auch im Back-testing. Bei einer Anlage Ende 2009 in das o.g. Portfolio und der Rückzahlung nach fünf Jahren aller Anleihen wäre ein Mehrertrag gegenüber Bundesanleihen von ca. 350 Basispunkten p.a. erzielt worden. Dieser Mehr­ertrag entstand durch die höheren laufenden Erträge und durch die Aufwertungen der Hardwäh-

lagen konzentriert. Im Mittelpunkt stehen solide

Hansen & Heinrich  Hansen & Heinrich ist der führende bankenunabhängige Vermögensverwalter der Hauptstadtregion. Gegründet im Jahr 2001, ist das inhabergeführte Unternehmen unabhängig von Banken und Produktanbietern und betreut u.a. viele Stiftungen. Dafür steht auch die Anlagestrategie, die sich auf ausschüttungsfähige Erträge und werthaltige Anund nachhaltige Investments fernab von schnelllebigen Trends und kurzfristigen Spekulationen.

Uwe Wiesner  ist seit 2013 als Vermögensverwalter bei Hansen & Heinrich tätig. Zuvor war der Dipl.-Betriebswirt langjährig bei der Deutschen Bank und der UBS Deutschland AG tätig. Weitere Informationen  uw@hansen-heinrich.de | www.hansen-heinrich.de


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Corporate Hybridanleihen Nachrangige Assets als Investmentalternative im Niedrigzinsumfeld Von Susanne Goldbach SPEZIAL­T HEMA talgebern und wird im Falle einer Insolvenz nachrangig bedient. Das entspricht in dem Falle, ähnlich wie bei Investitionen in Aktien, in der Regel einem Totalverlust. Jedoch werden Corporate Hybridanleihen vornehmlich von großen, namhaften und kapitalmarktstarken Unternehmen emittiert, wie beispielsweise Henkel, Bayer oder Siemens, um nur einige zu nennen. Zu differenzieren sind hier Genussrechte, die in der Vergangen-

In Zeiten niedriger Zinsen erfreuen sich Aktien zunehmender Nachfrage. Jedoch gibt es einen weiteren Markt, der starkem Wachstum unterliegt und noch nicht bei allen Investoren gleichermaßen bekannt ist. Die Rede ist von Corporate Hybridanleihen, die aufgrund ihrer Nachrangigkeit sowohl eigenkapital- als auch fremdkapitalähnliche Eigenschaften aufweisen. Der Anleger erhält einen attraktiven Kupon, steht aber mit seinen Forderungen hinter den vorrangigen Kapi­

Rendite zum 1. Call nach Rating Quelle: Bloomberg, eigene Berechnung (Stand: 16.11.2015)

7.0

Rendite zum 1. Call (Brief) in %

6.5 6.0

Casino Guichard 4.87 (1/19)

5.5 5.0

VW 5.125 (9/23) America Movil Electricite de France 6.375 (9/23) 5.375 (1/25)

4.5

Solvay 5.425 (11/23)

Telefonica 7.625 (9/21) Dong Energy 6.25 (6/23)

4.0 3.5

Koninklijke KPN 6.125 (9/18)

Total SA 2.625 (2/25)

GDF Suez 4.75 (7/21)

3.0

Hutchison Whampoa 3.75 (5/18)

Enel SPA 6.5 (1/19)

Bayer 2.375 (10/22)

2.5 2.0

A

A−

BBB+

BBB

BBB−

S&P Emissions-Rating

BB+

BB

BB−


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heit zum Teil negativ in Erscheinung getreten sind. Wie die Grafik auf S. 127 zeigt, können im Corporate Hybrid-Segment auch bei Emittenten mit Investmentgrade-Rating noch vergleichsweise interessante Renditen und insbesondere die bei Stiftungen relevanten ausschüttungsfähigen, ordentlichen Erträge erzielt werden. Auch wollen sich viele Stiftungen nur in beschränktem Maße den hohen Volatilitäten der Aktienmärkte unterwerfen. Zwar sind Hybridanleihen insbesondere in Krisenzeiten volatiler als klassische Renten, jedoch in deutlich geringerem Ausmaß als Aktien (vgl. Grafik auf S. 129). Nicht nur aus Investorensicht sind Hybridanleihen attraktiv, auch die Unternehmen nutzen gerne die Vorteile dieses Finanzierungsinstruments. So werden Hybridanleihen in der Regel von den Ratingagenturen zum Teil als Eigenkapital angerechnet, was zu einer Verbesserung der Kapitalausstattung und der Bilanzkennzahlen beim Unternehmen führt.

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Und: Nicht nur Unternehmen begeben Hybridanleihen, sondern auch Banken emittieren Hybridbonds aus den vorgenannten Gründen. Allerdings können Investoren in Hybridanleihen von Finanzinstituten in die Haftung für Verluste genommen werden. Wer einer in Schieflage geratenen Bank Kapital überlassen hat, kann somit zur Sanierung und Abwicklung des Institutes in Anspruch genommen werden („bail-in“). Diese Richtlinie wurde seitens des Regulators erlassen, damit Finanzinstitute nicht mehr durch Steuergelder aufgefangen werden müssen. Bei Corporate Hybriden, also Hybridanleihen von Unternehmen, besteht dieser Negativeinfluss seitens der Gesetzgebung nicht. Wie lassen sich also unter Risiko-Rendite-Gesichtspunkten interessante Hybridanleihen selektieren? Wesentliches Erfolgskriterium bei der Auswahl der Papiere ist die Analyse des Vertragswerkes der Emission im Hinblick auf Kündigungsstrukturen und Kuponzahlungen. So können Letztere ausfallen bzw. verschoben werden, und

Drei Fragen an…

Rainer Königs, stellvertretender Referent für Vermögens­anlagen bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Die DBU hat als eine der größten Stiftungen Deutschlands auch nachrangige Assets in ihrem Portfolio. Wie sind Ihre Erfahrungen? Die DBU hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten durchaus erfolgreich in nachrangige Vermögenswerte investiert. Wir haben nach Kurswerten zurzeit einen Anteil von ca.17,9 Prozent des Stiftungskapitals in nachrangigen Titeln angelegt. Im vergangenen Jahr betrug die Rendite aus dem Nachrangsegment 8,17 Prozent und lieferte im Rahmen der Diversifikationsstrategie einen guten Ergebnisbeitrag. Nehmen Kreditinstitute als Emittenten nachrangiger Titel eine Sonderrolle ein? Kreditinstitute stehen sicher eher im Zentrum der Regulierung (Stichwort „Bail-in“) als die Emissionen der übrigen Unternehmen. In jedem Fall ist es wichtig, sich die genauen Bedingungen eines Wertpapieres anzuschauen, um die Risiken möglichst gut abschätzen zu können. Wie sehen Ihre aktuellen Dispositionen im Segment der Nachrangtitel aus? Innerhalb unserer Anlagerichtlinien schauen wir uns die Risiken der einzelnen Emittenten sehr genau an. Das aktuelle Niedrigzinsumfeld begünstigt die Emittenten durch sehr günstige Refinanzierungsmöglichkeiten. Auch wenn der absolute Zinsertrag nicht hoch erscheint, ist der relative Zinsvorteil zu anderen Anlageklassen immer noch hoch. Im aktuellen Regulierungsregime erscheint es jedoch wichtig, bei riskanteren Assetklassen umso stärker auf eine gute Bonität des Emittenten zu achten. Letztlich muss aber jeder Investor für sich entscheiden, was für ihn ein angemessenes Chance-Risiko-Verhältnis ist.


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Mit Vermögen gestalten

Moderates Risiko im Vergleich zu Aktien Quelle: Barclays Live, Bloomberg, eigene Berechnungen (Stand: 08.10.2015)

80 Annualisierte 30 Tages-Volatilität (rollierend) in %

75

70 65 60 55 50

45 40 35 30 25

20 15 10 5

0 2007

2008 2009 2010 iBoxx Euro Non-Financials Subordinated

auch der Anreiz zur Kündigung einer Hybridanleihe seitens des Emittenten ist unterschiedlich geregelt. Durch eine qualitative und quantitative Analyse des Emittenten sowie die Bewertung der Ausgestaltung der Emission sind die Risiken jedoch weitestgehend beherrschbar. Daher sind Hybridanleihen bei vielen Stiftungen und institutionellen Investoren bereits Bestandteil der Asset Allokation. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes lohnt sich ein Blick auf diese Assetklasse auch zukünftig, denn mit Hybridanleihen von europäischen Großkonzernen lassen sich nach wie vor anspruchsvolle Zielrenditen erreichen.

2011

2012 2013 2014 iBoxx Euro Corporates Senior

2015 DAX

Lampe Asset Management  Die Lampe Asset Management, als Tochtergesellschaft des Bankhauses Lampe Teil der ­Oetker-Gruppe, hat sich auf das Management von Corporate Hybridanleihen spezialisiert. Der LAM-Euro-Corporate Hybride ist ein institutioneller Publikumsfonds, der die Investmentfonds-Fami-

Susanne Goldbach   ist Stiftungsberaterin bei der Lampe Asset Management. Weitere Informationen  susanne.goldbach@lampe-am.de www.lampe-am.de

lie, zu der auch der erfolgreiche LAM-Stifterfonds gehört, ergänzt. Der Fonds investiert in Corporate Hybridanleihen großer Unternehmen und schließt Investitionen in Finanznachränge aus.


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Anlage in nicht börsennotierten Anleihen Eine sinnvolle Investmentalternative für Stiftungen Von Andreas Mankel FÜR FORTGE­ SCHRITTENE

Der Kapitalmarkt in der jetzigen Situation, mit hohen Aktienkursen und niedrigen Anleihezinsen, stellt für Stiftungen ein Dilemma dar. Bei Erwartung steigender Zinsen beinhalten börsennotierte Anleihen und Anlagen in Investmentfonds, die Aktienanteile enthalten, ein Kursverlust-Risiko. Der Auftrag einer Stiftung, das Grundstockvermögen zu erhalten, ist damit schwer zu erfüllen.

» Mit Sachwertanleihen

können Anleger unmittelbar in die Realwirtschaft investieren. Konzentriert sich die Anleihe auf Projekte in einer Region, werden die regionale ­Wirtschaft und ­Infrastruktur ­gestärkt. Eine Sachwertanleihe e ­ röffnet somit zahlreiche Chancen für Anleger und Projektpartner.

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Eine echte Alternative zu diesen Anlageprodukten besteht in der anhaltenden Niedrigzinsphase z.B. in einer nicht börsennotierten Anleihe eines mittelständischen Unternehmens, das sich ausschließlich mit Investitionen in produktive Sachwerte beschäftigt und eine attraktive Verzinsung bietet. Eine so konzipierte Anleihe kann es Stiftungen ermöglichen, nicht nur die nötige finanzielle Rendite zu erzielen, sondern zugleich auch eine positive soziale oder ökologische Wirkung der Investition im Sinne eines „Impact Investing“.

Merkmale einer Sachwertanleihe Die wesentlichen Merkmale einer nicht börsennotierten Unternehmens- bzw. Mittelstandsanleihe als Sachwertanleihe sind: » kleines Volumen zwischen 10 Millionen Euro bis rund 200 Millionen Euro » 100-prozentige Investitionen in die Realwirtschaft, sei es in die Unternehmen selbst, sei es in Immobilien oder andere Sachwerte » Es ist kein Rating erforderlich. (Was die Ratings der großen US-amerikanischen Agenturen wert sind, haben Fälle wie Lehman Brothers, Griechenland oder zahlreiche weitere Schieflagen von Ländern und Unternehmen gezeigt.) Stattdessen liefern die Emittenten der Anleihen selbst aktuelle geprüfte Zahlen. Die Chancen Mit Sachwertanleihen können Anleger unmittelbar in die Realwirtschaft investieren. Konzentriert sich die Anleihe auf Projekte in einer Region, werden die regionale Wirtschaft und die Infrastruktur gestärkt: Arbeitsplätze und Gewerbesteuer bleiben vor Ort. Eine Sachwertanleihe eröffnet somit zahlreiche Chancen für Anleger und Projektpartner: » hohe Erträge durch eine hohe Investitionsquote und eine günstige Ertragsprognose durch Ertragsquellen wie z.B. Mieterträge, Erträge aus Stromverkäufen » flexible Projektentwicklung » Transparenz durch Beteiligung des Unternehmensverbundes an allen Punkten der Wertschöpfungskette » Investition in gesellschaftsrelevante Sachwerte » nachhaltige Projekte durch Einsatz erneuerbarer Energien » Sicherheit durch Risikostreuung über viele Objekte und Investitionen in krisenfeste Sachwerte » weitere Sicherheit bei Hypothekenanleihe durch die Gläubigerstellung im Grundbuch


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Mit Vermögen gestalten

Weitere Vorteile für den Anleger sind: » überdurchschnittliche Rendite » regelmäßige Ausschüttungen » klar definierte Kapitalverwendung » börsenunabhängige Entwicklung » Inflationsvorsorge » steuerliche Vorteile Die Risiken Da Sachwertanleihen in erster Linie Unternehmensanleihen sind, sind sie vor allem von der Bonität des Emittenten abhängig. Weitere Risiken ergeben sich aus der Geschäftstätigkeit und dem Management des Unternehmens sowie aus den Projekten und Investitionsobjekten, z.B.: » Fertigstellung » Liquidität » Geldentwertung » Schaden Minimiert werden diese Risiken u.a. durch eine Risikostreuung über viele Objekte, Mieterbonität, Inflationsvorsorge und eine geringe Fremdkapitalquote. Um die Risiken besser einschätzen zu können, sollte der Investor sich die Expertise unabhängiger Experten einholen. Da es sich in der Regel um kleine oder mittelständische Unternehmen handelt und selten bereits Erfahrungswerte vorliegen, ist eine solche Expertise nicht leicht zu bekommen.

Immobilien für soziale Unternehmen interessant sein. Wird die Energiebilanz der Gebäude durch energetische Sanierung und Investition in erneuerbare Energie verbessert, kommt der nachhaltige Effekt hinzu. Worauf müssen Investoren achten? Sofern die Stiftung bereits Anlagerichtlinien erarbeitet hat, sind diese zu berücksichtigen. Ferner sollten die Entscheidungsträger einer Stiftung für die Prüfung der Anleihe ggf. externe Kompetenz einschalten; für ein echtes Impact Investment lohnt sich dieser Aufwand. Ein Prüfungsraster kann helfen, die Risiken abzuklopfen. Hilfreich sind dabei z.B. Fragen nach konkreten Sicherheiten, aber auch nach der Transparenz in der Projektbeschreibung und nach der Kompetenz des Projektbetreibers.

7x7invest AG  Die 7x7 Unternehmensgruppe entwickelt und realisiert alternative Konzepte und Projekte in den Bereichen Vorsorge und Vermögen, Investment und Geldanlage sowie regenerative Energien und Hilfsprojekte. In diesen Unternehmensbereichen arbeiten 35 Mitarbeiter an fünf Standorten.

Für welche Stiftungen eignet sich diese Anlageform? Im Falle einer breiten Streuung der mit der Anleihe finanzierten Projekte kann sich diese Anlageform z.B. für große Stiftungen in den Bereichen Bildung, Soziales, Gesundheit und Umwelt und für kirchliche Stiftungen eignen. Hier können etwa Investitionen in den Bau von Kindertagesstätten, Therapieeinrichtungen oder der Bau bzw. Erwerb kirchennaher oder gewerblicher

Andreas Mankel  ist Vorstand der 7x7invest AG, die er seit 2006 aufgebaut und geleitet hat. Der gelernte Bankkaufmann und Bankbetriebswirt arbeitet seit über 30 Jahren in der Finanz- und Vermögensberatung. Er ist in zahlreichen Organisationen tätig und seit 2010 Senator im Senat der Wirtschaft. Weitere Informationen  a.mankel@7x7.de | www.7x7.de



Teil 3.2 Sachwerte


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Sachwerte für das Stiftungsportfolio Warum Stiftungen in Aktien investieren sollten Von Matthias Steinhauer AUCH FÜR KLEINE STIFTUNGEN

Stiftungen stehen vor einem Paradigmenwechsel, wollen sie in den nächsten zehn Jahren noch Renditen erzielen, mit denen sich der Stiftungszweck dauerhaft verfolgen lässt. Abstriche bei der Qualität von Anleihen-Emittenten werden unumgänglich, ebenso eine Erhöhung des in Aktien investierten Kapitalanteils. Spätestens die Nullzins-Ära erzwingt eine prominente Gewichtung dieser für Stiftungen ohnehin schlüssigen Anlageklasse. Stiftungen sind auf Dauer angelegt, und diejenigen, die schon ein Jahrhundert oder älter sind, hätten wohl so lange nicht überlebt, wäre ihr Kapital hauptsächlich in vermeintlich sicheren Staatsanleihen angelegt gewesen. Denn immer wieder gehen Staaten pleite, weil ihnen aufgrund von Krieg oder Missmanagement die Zahlungsfähigkeit, die Zahlungsbereitschaft oder beides abhandenkommt. Dennoch wird die Sicherheit von Anleiheinvestitionen über- und die Kapitalerosion durch Inflation unterschätzt. Gleichzeitig wird dem langfristigen Rendite- und Kapitalerhaltungspotenzial von Aktien zu wenig Bedeutung beigemessen. Sprungfixes Risiko von Anleihen Die Investition in eine Anleihe, die bis gestern noch regelmäßige Zinsen abwarf, morgen aber nicht zurückgezahlt werden kann, ist unwiederbringlich verloren. Die derzeitige Verfassung des Weltfinanzsystems hat die Eintrittswahrscheinlichkeit solcher Risiken deutlich erhöht. Denn die Gewissheit der Politik, für auf demokratischer Grundlage getroffene schlimmste Fehl­entscheidungen nicht verantwortlich gemacht werden zu können, befördert die Experimentierfreudigkeit staatlicher Apparate. Was spricht für Aktien? Bei Wirtschaftsunternehmen dagegen lassen sich Erfolg und Misserfolg direkt den Verantwortlichen zuord-

nen. Die Betroffenheit durch Fehler ist unmittelbar und die Motivation zur Wahrung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens ist genuin hoch. Ein gestandenes Unternehmen, das Güter oder Dienstleistungen anbietet, die wir täglich benötigen, kann Krisen überstehen und seinen Anteilseignern auskömmliche Dividenden gewähren. Zumindest bei Zugrundelegung langer Zeiträume, wie sie für Stiftungen charakteristisch sind, trifft dies zu. Natürlich bleiben in schweren Krisen auch einzelne Unternehmen auf der Strecke, z.B. weil die Nachfrage so stark erodiert, dass kein Platz für alle Anbieter bleibt. Dieses unternehmensspezifische Risiko lässt sich jedoch vergleichsweise leicht „wegdiversifizieren“, das Risiko einer Weltwährungskrise da­ gegen nicht.

» Wichtig für Stiftungen

sind der dauerhafte Bestand, die Regenerationsfähigkeit und der ausgeschüttete Ertrag ihrer Kapitalanlagen. Diese Funktionen erfüllen Aktien im historischen Rückblick außerordentlich gut.

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Aktieninvestoren erleiden im Krisenfall Bewertungsverluste, denn die täglichen Notierungen an den Börsen sind Schwankungen ausgesetzt. Börsenkurse stellen aber lediglich eine die Angst oder Euphorie der Marktteilnehmer widerspiegelnde Interimsbewertung dar. Deren Auf und Ab berührt weder die Substanz der Unternehmen noch nimmt es etwas vom Ertrag, den sie in Form von Dividenden an die Gesellschafter aus-


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Mit Vermögen gestalten

schütten. Für Stiftungen ist die Tagesbewertung ihrer Investitionen darum prinzipiell zweitrangig. Wichtig für die nachhaltige Erfüllung des Stiftungszwecks sind der dauerhafte Bestand, die Regenerationsfähigkeit und der ausgeschüttete Ertrag ihrer Kapitalanlagen. Diese Funktionen erfüllen Aktien im historischen Rückblick außerordentlich gut. Gerade vor dem Hintergrund erodierter Zinsen darf eine Fortsetzung dieser überzeugenden Historie erwartet werden. In Gesprächen mit Vertretern der Aufsicht mag es darauf ankommen, herauszustellen, dass im Sinne einer über Jahrzehnte nachhaltigen Anlagestrategie die prominente Gewichtung von Aktien nicht lediglich erlaubt, sondern vielmehr erforderlich ist. Viele Stiftungen sind – bei aller Einsicht in die Notwendigkeit – schlicht mit der Wahl der Mittel überfordert und unterlassen deshalb sinnvolle strategische Weichenstellungen. Nicht immer ist guter Rat besonders teuer, angesichts der heutigen Angebotsvielfalt aber unentbehrlich. Für Stiftungen mit überschaubarem Volumen dürften Fonds oder ETFs, die eine hohe Ausschüttungsrate offerieren, geeignete Anlagevehikel sein. Der Versuch, das Marktrisiko durch aktives Handeln mittels Verkauf und Wiederkauf zu begrenzen, sollte gar nicht erst unternommen werden. Werden die Anlagen langfristig durchgehalten, müssen Kursschwankungen in der Rechnungslegung nicht zwangsläufig ausgewiesen werden. Nur wenn eine „voraussichtlich dauerhafte Wertminderung“ zu erwarten ist, sind Abschreibungen unumgänglich. Dies ist bei breit gemischten Aktienfonds oder gar ETFs, die ganze Märkte abbilden, nachweislich unwahrscheinlich. Im ersten Schritt ist jedoch zu überprüfen, ob die Satzung die Anlage in Aktien oder aktienverwandten Anlageklassen zulässt. Ist dies nicht der Fall, muss zunächst die Satzung angepasst und mit der Aufsicht abgestimmt werden. Investitionsentscheidungen des Vorstands sind für andere Stiftungsgremien und für

die Aufsichtsbehörden lückenlos, transparent und erklärend zu dokumentieren. Die Stiftung muss nachweisen können, dass eine ausreichende Prüfung der Anlagen auf ihre Eignung für die Stiftung und für den langfristigen Kapitalerhalt vorgenommen worden ist. Darum dürfen nicht sachkundige Stiftungsvorstände auf fachlich versierte Beratung keinesfalls verzichten. Durch sie erhält die Investitionsentscheidung ein solides Fundament einschließlich eines Gesprächsprotokolls zur Dokumentation. Stiftungen mit größerem Anlagevolumen sind eher in der Lage, über Märkte, Regionen, Anlagestile und verschiedene Strategien zu streuen. Eine hohe Diversifikation der Anlagen ist gleichzeitig der beste Risikoschutz. Ein weiterer ist der Verzicht auf komplexe Strukturen, die nicht im Detail verständlich sind, sowie auf gehebelte Instrumente. Auch größere Stiftungen brauchen aber – sofern sie nicht über in diesem Fach ausgebildete Anlageexperten verfügen – fachkundige Beratung.

CONCEPT Vermögensmanagement  CONCEPT Vermögensmanagement berät Stiftungen bei der zielgerichteten Strukturierung des Stiftungsvermögens. Größere Einrichtungen können vollständig vom Finanzmanagement entlastet werden. Das von der Gesellschaft initiierte StiftungsForum Westfalen vermittelt Know-how und bietet eine regionale Plattform für den Erfahrungsaustausch. CONCEPT ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen.

Matthias Steinhauer  ist Gründungsgesellschafter und Geschäftsführer von CONCEPT Vermögensmanagement. Nach 15-jähriger Zugehörigkeit zur Deutschen Bank verließ er das Institut 1997, um seine Kunden unabhängig beraten zu können. Er ist Verfechter einer sachwertorientierten Anlagestrategie. Steinhauer engagiert sich durch seine Mitgliedschaft in der Vollversammlung der örtlichen IHK und als Prüfer für die Sachkunde von Kapitalanlagenvermittlern auch ehrenamtlich. Weitere Informationen  steinhauer@c-vm.com | www.c-vm.com


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Warum Aktien für Stiftungen wichtig sind Worauf Sie beim Investieren achten sollten Von Prof. Dr. Thorsten Polleit und Matthias Riechert Wie können Stiftungen als langfristig ausgerichtete Anleger das Stiftungskapital erhalten und zudem Erträge zur Finanzierung ihres Stiftungszwecks erzielen? Mit traditionellen festverzinslichen Papieren wie Schuldverschreibungen und Bankeinlagen ist das nicht mehr möglich. Stiftungen müssen umdenken und neue Wege bei der Kapitalanlage beschreiten. Ein Erfolg versprechender Weg ist das Investieren in Aktien von „guten Unternehmen“. Das sind Unternehmen, die auch in schwierigen, in inflationären Zeiten erfolgreich wirtschaften können, weil ihre Geschäftsmodelle einzigartig und „inflationsresistent“ sind. Das Berücksichtigen der Inflation bei der Kapitalanlage ist für den Langfristerfolg überaus wichtig. Denn um die Kaufkraft ihres Kapitalstocks zu erhalten, ist es erforderlich, dass die Stiftung eine Verzinsung erzielt, die höher ist als die Inflation. Das Kapital vermehrt sich erst dann, wenn das Stiftungskapital eine positive Realverzinsung erwirtschaftet: Nur wenn die erzielte Verzinsung nach Abzug der Inflation positiv ist, können dem Stiftungszweck Erträge zur Verfügung gestellt werden, ohne dass dadurch das Stiftungskapital geschmälert wird. In „gute Unternehmen“ investieren Das Investieren in Aktien von guten Unternehmen schützt das Stiftungskapital vor Inflation. Gute Unternehmen können eine überdurchschnittliche Rendite auf das eingesetzte Kapital erwirtschaften, die auch nach Abzug der Inflation noch positiv ist. Sie erzielen also eine positive Realrendite für den Aktionär. Wenn gute Unternehmen ihre Gewinne in die eigenen Geschäfte reinvestieren, also wiederanlegen zur positiven Realrendite, steigt im Zeitablauf ihr Wert im Zuge eines Zins- und Zinseszinseffektes besonders kräftig an. Viele Unternehmensmodelle sind jedoch nur vor­ übergehend erfolgreich, werden früher oder später

von anderen Anbietern eingeholt und überholt. Auch kommen viele von ihnen nicht mit Inflation zurecht – entweder, weil sie nicht in der Lage sind, erhöhte Kosten z.B. für Löhne, Energie und Werkstoffe auf ihre Absatzpreise zu überwälzen, oder weil bei Inflation die Nachfrage nach ihren Produkten schwindet. Wie also findet man gute Unternehmen, Unternehmen, die auch in wirtschaftlich schwierigen, inflationären Zeiten erfolgreich wirtschaften können?

» Ein Erfolg versprechender Weg

ist das Investieren in Aktien von „guten Unternehmen“. Das sind Unternehmen, die auch in schwierigen, inflationären Zeiten erfolgreich wirtschaften können, weil ihre Geschäftsmodelle einzigartig und „inflationsresistent“ sind.

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Wie erkennt man gute Unternehmen? Gute Unternehmen zeichnen sich durch sogenannte „Markteintrittsbarrieren“ aus: Sie können etwas, das andere Unternehmen nicht können oder nachahmen können. Markteintrittsbarrieren können eine Reihe von Gründen haben. Beispielsweise zeichnen sich die Produkte des Unternehmens durch „Netzwerkeffekte“ aus: Ihr Nutzen für den Kunden steigt, je mehr Nutzer es verwenden. Markteintrittsbarrieren können sich auch dadurch erklären, dass Kunden dem Anbieter treu bleiben, weil sie hohe Such- und Systemwechselkosten in Kauf nehmen müssten, wenn sie den Anbieter wechseln. Oder das Unternehmen kann aufgrund


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Mit Vermögen gestalten

von Lern- und Skaleneffekten dauerhaft kostengünstiger produzieren als andere. Hat ein Unternehmen Markteinrittsbarrieren, wird es in der Lage sein, dauerhaft hohe Renditen auf das eingesetzte Kapital zu erwirtschaften. Denn dann hat es Preissetzungsmacht: Verteuern sich die Herstellungskosten, so ist das Unternehmen in der Lage, die Kostensteigerung im Zuge von Preiserhöhungen an die Kunden weiterzureichen.

Aktien nicht zu teuer kaufen Doch auch das beste Unternehmen ist keine gute und risikoarme Investition, wenn es zu teuer gekauft wird. Das Handlungsprinzip, das jeder Anleger beachten sollte, lautet: „Preis versus Wert“. Der Preis einer Aktie ist ihr Börsenkurs. Der Wert (oder auch der „intrinsische Wert“) der Aktie ist der Barwert aller Zahlungen, die das Unternehmen künftig erzielen kann. Für den Investor lohnt sich der Kauf nur dann, wenn der Preis, den er zu zahlen hat, niedriger ist als der Wert der Ak-

Die produktive Kraft des Zins- und Zinseszinseffektes. Werden 100 Euro zu einer Rendite von 2 Prozent p.a. angelegt, so werden daraus nach 30 Jahren 181,14 Euro (+81,14 Prozent). Bei einer Rendite von 10 Prozent p.a. werden aus 100 Euro bereits 1.744,94 Euro (+1.644,94 Prozent), und bei einer Rendite von 16 Prozent p.a. werden es 8.584,99 Euro (+8.484,99 Prozent). In der Zeit von Mitte der 1960er-Jahre bis heute beträgt die jahresdurchschnittliche Rendite, die die Unternehmen, die im Aktienmarktindex S&P 500 enthalten sind, auf das Eigenkapital erzielt haben, ungefähr 12,5 Prozent. 9.000 2% p.a. 8.000 10% p.a. 7.000 16% p.a. 6.000

Euro

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tie, bzw. wenn zwischen dem Preis der Aktie und ihrem Wert eine ausreichende „Sicherheitsmarge“ vorliegt. Das Abwägen von Preis versus Wert – das dem Prinzip des „Value Investing“ entspricht – schützt den Anleger nicht nur vor dauerhaften Kapitalverlusten, es erlaubt ihm auch, Börsenschwankungen gewinnbringend auszunutzen. Investieren in Aktien als Zukunftsmodell für das Stiftungskapital Das notwendige Umdenken bei der Anlage des Stiftungskapitals, der Abschied von festverzinslichen Papieren, sollte als Chance verstanden werden. Denn wie die Dinge stehen, wird die Überschuldungsproblematik im weltweiten Schuldgeldsystem den Haltern von Festverzinslichen Verluste bescheren: durch Zahlungsausfälle oder Geldentwertung, vermutlich durch eine Mischung aus beidem. Mit dem Investieren in Unternehmen, die Markteintrittsbarrieren und inflationsresistente Geschäftsmodelle haben, lässt sich das Stiftungsvermögen mehren – es ist eine gut begründete, praktikable und vor allem auch zukunftsträchtige Ausrichtung für die langfristig ausgerichtete Kapitalanlage der Stiftungen.

Polleit & Riechert Investment Management LLP  Thorsten Polleit und Matthias Riechert sind Gründer und Partner von Polleit & Riechert Investment Management LLP. Sie verbinden in ihrer Investitionsphilosophie die Prinzipien des Value Investing mit der Wirtschafts- und Gesellschaftslehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie.

Prof. Dr. Thorsten Polleit  ist Gründer und Makro-Stratege bei Polleit & Riechert und Chefvolkswirt der Degussa-Goldhandel GmbH. Seit 2014 unterrichtet er als Honorarprofessor an der Universität Bayreuth.

Matthias Riechert  ist Gründer und Portfoliomanager bei Polleit & Riechert. Zuvor leitete er den Bereich Investment Produkte für Deutschland bei der Citigroup. Er hat einen MBA der London Business School und der Columbia Business School, an der er sich auf Value Investing Strategien spezialisierte. Weitere Informationen  info@polleit-riechert.com | www.polleit-riechert.com


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Investieren in Megatrends Thematische Aktieninvestments für Stiftungen Von Walter Liebe Das Dilemma für Stiftungen, in Zeiten sehr niedriger Renditen an den Anleihemärkten ausreichende Erträge für den Kapitalerhalt bzw. die Erfüllung des Stiftungszwecks zu generieren, ist wohlbekannt und gut dokumentiert. Eine der Lösungsmöglichkeiten für Stiftungen besteht in der Hinzunahme von Aktien in das Stiftungsvermögen. Typischerweise haben Stiftungen aufgrund der Notwendigkeit, ausschüttungsfähige Erträge zu erwirtschaften, eine Präferenz für Dividendenstrategien entwickelt. Nicht zuletzt waren diese beliebt, da die Ausschüttungsquoten von Aktiengesellschaften in den letzten Jahren angestiegen sind, während Zinserträge auf breiter Front sanken. So interessant die Fokussierung auf dividendenstarke Aktienengagements auch ist, haben diese gewisse Nachteile bzw. Risiken, und sie lassen vielversprechende Teilsegmente der weltweiten Aktien­märkte außer Betracht. Durch eine Verbreiterung der Aktien­ strategie lassen sich die Erträge für eine Stiftung glätten und über längere Zeiträume sogar steigern. Eine der Möglichkeiten für eine Verbreiterung der Perspektive in der Aktienanlage ist das Investieren in Megatrends, häufig auch als Aktieninvestments in Themen genannt. Unter Megatrends verstehen wir grundsätzliche Entwicklungslinien, die den Fortschritt der menschlichen Zivilisation über viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, verändern und bestimmen. Pictet Asset Management hat in Zusammenarbeit mit dem Kopenhagener Institut für Zukunftsforschung (CIFS) vierzehn solcher Megatrends identifiziert (siehe Liste auf S. 140), z.B. die demografische Entwicklung, Nachhaltigkeit, die Individualisierung oder die technologische Entwicklung, die in einer immer schnelleren und vernetzteren Gesellschaft ihren Ausdruck findet.

FÜR FORTGE­

Langfristige Themen in eine SCHRITTENE Anlagestrategie umsetzen Diese Begriffe sind zunächst eher theoretischer Natur und eignen sich nicht, um daraus direkt eine Anlagestrategie abzuleiten. Ein Anlagefonds zu „Demokratisierung“ ist nur schwerlich umsetzbar. Daher bedarf es einer Transformation der langfristigen Entwicklungslinien in eine greifbare, investierbare Anlagestrategie. Hierbei sollte man trennen zwischen echten Anlagethemen, die über viele Jahre valide sein sollten, und Modethemen, die kurzfristige Veränderungen aufgreifen. Ein langfristiger Anlageerfolg ist bei lange laufenden Themen wahrscheinlicher als bei „Hype“-Themen. Themenfonds können auch mehrere Megatrends berühren. So hat z.B. das Thema „Wasser“ Berührungspunkte zu den Megatrends demografische Entwicklung, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Kommerzialisierung. Unternehmen, die Lösungen für die Herausforderungen dieser Entwicklungslinien bieten, haben überdurchschnittliche Wachstumschancen, denn sie weisen regelmäßig ein höheres Umsatz- und Gewinnwachstum auf als die Weltwirtschaft insgesamt. Es sind solche Unternehmen zu präferieren, die einen engen Bezug zum Anlagethema besitzen, also einen hohen Prozentsatz ihrer Umsätze oder Gewinne im Anlagethema erzielen. Denn nur so ist gewährleistet, dass Erfolg oder Misserfolg der jeweiligen Aktie wirklich in Verbindung steht mit dem gewählten Themeninvestment und nicht durch andere geschäftliche Aktivitäten überlagert wird. Jeder Themenfonds kann dabei sinnvollerweise in mehrere Unterthemen gegliedert werden, die häufig unterschiedliche Wachstumsdynamiken und damit eine andere Schwankungsintensität der Aktien besitzen. Damit kann man ein Portfolio konstruieren, das sich je nach Markterwartung eher offensiver oder eher vorsichtiger steuern lässt. Insgesamt überwiegen bei allen einzelnen Themenfonds die Wachstumsattribute. Somit weist


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

auch ein Portfolio aus mehreren Megatrend-Anlagen eine höhere Wachstumsdynamik auf als die gängigen Aktienindizes. Keine großen Ausschüttungen Auf der anderen Seite sorgt die Wachstumscharakteristik dafür, dass diese Anlagen typischerweise nicht sehr ausschüttungsstark sind. Zur Finanzierung der weiteren Entwicklung der Geschäftstätigkeit wird ein Teil der Gewinne einbehalten und reinvestiert. Damit eignen sich Themen-Aktienfonds eher für den kapital­ erhaltenden Teil des Stiftungsvermögens als für die Generierung von ausschüttungsfähigen Erträgen. Da diese Fonds grundsätzlich global orientiert sind und eher Spezialisten als große Konglomerate bevorzugen, sind eine für globale Aktienanlagen typische Schwankungsintensität der Wertentwicklung (Volatilität) sowie Fremdwährungsrisiken zu erwarten. Ethische Aspekte Einige der Anlagethemen besitzen zusätzlich einen ethischen Bezug, so z.B. solche mit Umweltbezug. Die Unterthemen Wasser, Forstwirtschaft, saubere Energien sowie Agraraktien können auch aus dem Nachhaltigkeitsgedanken heraus eine nicht monetäre Attraktivität für eine Stiftung entwickeln. Entscheidend hierbei ist, dass der Vermögensverwalter eine glaubwürdige und langfristige Behandlung des Anlagethemas und die Einhaltung hoher ethischer Standards sicherstellt. Aber auch bei den nicht per se „nachhaltigen“ Anlagethemen ist es unerlässlich, eine klare Position bezüglich ethischer Aspekte des Anlagethemas zu beziehen. So muss z.B. in einem Robotics-Fonds, der im Oktober 2015 lanciert wurde, gewährleistet sein, dass Maschinen mit dem Ziel, Menschen zu verletzen oder gar zu töten (z.B. Kampfdrohnen), nicht in das Portfolio gelangen. Die Einhaltung dieser ethischen Prinzipien besitzt für einen glaubwürdigen Assetmanager eine hohe Priorität.

Weltweite Megatrends » Vernetzte Ökonomie » Nachhaltigkeit » Wissen und produzierende Gesellschaft » Dematerialisierung » Demokratisierung » Beschleunigung und Komplexität » Technologische Entwicklung » Wirtschaftliches Wachstum » Individualisierung » Kommerzialisierung » Globalisierung » Polarisierung » Schwerpunkt Gesundheit » Demografische Entwicklung (Alterung) Quelle: Copenhagen Institute for Futures Studies

Pictet & Cie (Europe) S.A.  Die 1805 in Genf gegründete Pictet-Gruppe zählt heute zu den führenden unabhängigen Vermögensverwaltern Europas. Im Laufe der letzten 19 Jahre hat Pictet insgesamt neun der in diesem Artikel beschriebenen thematischen Investments in Aktienstrategien umgesetzt, wobei die Themenfonds jeweils gleich mehrere Megatrends berühren.

Walter Liebe,  Diplom-Volkswirt und CEFA, ist seit 2010 Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management in Frankfurt am Main. Er ist Ansprechpartner für produktspezifische Fragestellungen, aber auch für Themen der Asset Allokation. Insbesondere gilt dies für Nachhaltigkeitsansätze von Pictet. Zuvor war er neun Jahre beim Bankhaus Sal. Oppenheim in Köln in der Vermögensverwaltung tätig. Nach einigen Jahren als Portfolio Manager im Private Banking verantwortete er als Abteilungsdirektor das Fondsresearch für Sal. Oppenheim.  Weitere Informationen  waliebe@pictet.com | www.pictet.com


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Investieren am „grauen Kapitalmarkt“ Vermögensanlage in Private Equity-Beteiligungen: Zulässigkeit und Grenzen für Stiftungen Von Dr. Natan Hogrebe Seit einiger Zeit ist zu beobachten, dass Stiftungen verstärkt zur Anlage von Vermögenswerten in Private Equity-Strukturen umworben werden. Beispiele hierfür finden sich in diversen Broschüren und auch im Internet. Was ist davon zu halten? Unter „Private Equity“ versteht man Kapitalbeteiligungen an Unternehmen, wenn diese Beteiligungen nicht an geregelten Märkten, also amtlichen Börsen, gehandelt werden. Die rechtlichen Ausgestaltungsmöglichkeiten sind mannigfaltig. Darunter können beispielsweise Kommanditbeteiligungen, Genussrechte, Stille Beteiligungen oder partiarische Darlehen fallen. Wirtschaftlich muss vom „Venture Capital“, d.h. sogenanntem Wagnis- oder Risikokapital auf der einen Seite und amtlich gehandelten Beteiligungen auf der anderen Seite, abgegrenzt werden. Gemeinsam ist vielen dieser Anlageformen, dass sie oft nur auf einen mehr oder weniger begrenzten Zeitraum angelegt sind. Private Equity-Investitionen haben üblicherweise eine Dauer von sieben bis zehn Jahren. Anderes gilt freilich bei sogenannten Unternehmensstiftungen, die bereits aufgrund der Stifter-Vorgaben an bestimmten Unternehmen dauerhaft beteiligt sind. Prominente Beispiele für Stiftungen, die vorübergehend in Private Equity-Anlageformen investieren, finden sich in vielen Ländern (z.B. die RAG-Stiftung, große Universitätsstiftungen im angelsächsischen Raum wie die Stiftung der Yale University und Familienstiftungen weltweit). Da ein amtlicher Handel nicht stattfindet – und damit auch eine behördliche Aufsicht nicht in vollem Umfang erfolgt – spricht man auch vom „grauen Kapitalmarkt“. Im Bereich des Kleinanlegerschutzes verstärkte der Gesetzgeber mit dem Kleinanlegerschutzgesetz 2014 die Aufsicht und Regulierung. Angesichts der Bezeichnung „grau“ und zahlreicher Veröffentlichungen über betrügerische Machenschaf-

SPEZIAL­T HEMA ten bei der Kapitaleinwerbung bestehen häufig grundsätzliche Bedenken an derartigen Investitionen, nicht nur im Kreis der vermögensverwaltenden Stiftungen. Diese grundsätzlichen Bedenken lassen sich vielleicht mit dem Hinweis darauf zerstreuen, dass die Vermögensanlage in institutionellen Fonds häufig mittelbar ebenfalls eine Betätigung auf dem „grauen Kapitalmarkt“ bedeutet und auch eine Anlage in diverse Beteiligungsformen darstellen kann, die oben genannt wurden. Auch Banken investieren, wenigstens mittelbar, in Unternehmen, was nicht in der Weise missverstanden werden sollte, dass sich kleinere Stiftungen auf solchen Märkten ohne Weiteres direkt betätigen sollten. Auf der anderen Seite sollte man nicht die Ertragskraft von Unternehmensbeteiligungen in heutigen Zeiten übersehen. Gerade mittelständische Unternehmen bieten in zinsschwachen Zeiten ein erstaunliches Maß an Stabilität und Wachstum. Der Gesichtspunkt der gesteigerten Ertragsmöglichkeit könnte nahelegen, sich aus stiftungsrechtlicher – und damit notwendigerweise verbunden: steuerrechtlicher – Sicht umfassender mit dem Thema im Rahmen der Vermögensanlage zu beschäftigen.

Der rechtliche Rahmen Zunächst sehen alle Landesstiftungsgesetze vor, das Vermögen einer Stiftung ungeschmälert zu erhalten. Dies ist nicht nur ein rechtlicher Grundsatz, sondern es macht nach deutschem Verständnis geradezu das Wesen einer Stiftung aus. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage der vergangenen Jahre wurden die Vorschriften und Ansichten zu Maßnahmen, die die Substanz des Vermögens tangieren, zwar aufgeweicht; sogar die Verbrauchsstiftung wurde gesetzlich etabliert. Dennoch müssen sich jegliche Gedan-


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ken über die Vermögensanlage am Erhaltungsgrundsatz orientieren. Allerdings muss eine Stiftung auch ihre Zwecke erfüllen und darf nicht in völliger Passivität erstarren. Gerade kleineren Stiftungen droht dies momentan, sofern sie nicht im Rahmen größerer Strukturen aufgefangen werden können und daher von Synergien profitieren. Schließlich sind steuerrechtliche Vorschriften über die Vermögensanlage zu beachten: Die Bildung von Rücklagen ist gemeinnützigen Körperschaften nur beschränkt möglich, was Auswirkungen auf den Umfang einer Anlage von Barmitteln in Private Equity haben kann; Vermögensumschichtungen, sofern sie stiftungsrechtlich überhaupt zulässig sind, müssen nach Ansicht der Rechtsprechung ertragswirksam angelegt werden, um die Zweckerfüllung zu gewährleisten. Gerade die notwendige Ertragswirksamkeit, mit der Anbieter von Private Equity-Anlagen werben, ist häufig der Knackpunkt der Zulässigkeit einer Investition: Hier muss man unterscheiden zwischen laufenden Erträgen, die für die meisten Stiftungen essenziell sein dürften, und verlagerten Erträgen infolge einer Wert­ steigerung der Equity-Anlage. Letztere wirkt sich erst in Zukunft durch Realisierung z.B. eines Verkaufs der Beteiligung aus. Mit anderen Worten: Wer in das Kapital eines Unternehmens investiert, muss damit rechnen, dass sich hieraus nicht zwangsläufig laufende Erträge in Form von Barmitteln ergeben, sondern allenfalls – und das auch nur bei positiver Entwicklung des Unternehmens – eine Wertsteigerung, die erst realisiert werden muss.

Eignen sich Private Equity-Investitionen für Stiftungen? Aus den oben beschriebenen Notwendigkeiten und Bedingungen für eine Private Equity-Beteiligung ergeben sich einige Kriterien, nach denen im Einzelfall Möglichkeiten und Zulässigkeit einer solchen Vermögensanlage für Stiftungen beurteilt werden können: 1. Die Stiftung muss genügend Mittel für das Anlageprojekt zur Verfügung haben, die nicht laufende Erträge zur Zweckverwirklichung erwirtschaften müssen (Stichwort: Bildung stiller Reserven). 2. Die Stiftungsleitung muss in der Lage sein, die Entwicklung einer Private Equity-Anlage hinreichend sicher prognostizieren zu können. Die Inanspruchnahme externer Beratung mag zweckmäßig sein, sie verhindert aber im Falle des Scheiterns nicht notwendigerweise die Haftung der zuständigen Stiftungsorgane. 3. Die Vermögensstruktur der Stiftung muss insgesamt hinreichend diversifiziert sein, „Klumpenrisiken“ müssen vermieden werden. Ein Totalverlust der konkreten Anlage darf nicht die Existenz der Stiftung gefährden. Vermutlich werden Private Equity-Anlagen demzufolge nur für größere Stiftungen in Betracht kommen. Bei kleinen Stiftungen, sofern sie überhaupt über nennenswerte Mittel für eine Beteiligung verfügen, dürfte die Anlageform dagegen nicht sinnvoll sein – sofern es sich nicht um eine unternehmensnahe Stiftung handelt, deren Vermögen ohnehin bereits aus gestifteten Anteilen besteht und die außerdem über die erforderliche Marktkenntnis verfügt. Ein breiter Markt für Private Equity-Anlageformen im gemeinnützigen Sektor wird sich aufgrund der rechtlichen und wirtschaftlichen Vorgaben aller Voraussicht nach nicht entwickeln können.

Dr. Natan Hogrebe   ist Rechtsanwalt und Notar in Berlin und Partner bei der Kanzlei Steinpilz Partner. Er studierte in Osnabrück, Leiden (Niederlande) und Münster Rechtswissenschaften. U.a. betreut er gemeinnützige Organisationen, darunter Stiftungen jeder Größenordnung, von der kleinen Privatstiftung bis zur politischen Stiftung, auf rechtlichem und steuerrechtlichem Gebiet. Seine Schwerpunkte sind neben der zivilrechtlichen Gestaltung die notarielle Betreuung und die steuerrechtliche Beratung in gemeinnützigkeitsrechtlichen Fragen. Ehrenamtlich engagiert er sich u.a. als Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Stiftung wannseeFORUM in Berlin. Weitere Informationen  hogrebe@steinpilz.de | www.steinpilz.de


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Investieren in Gesundheit Gesundheitsaktien – ein risikoarmer Einstieg in den Aktienmarkt Von Dr.  Andreas Bischof und Oliver Kämmerer FÜR FORTGE­ SCHRITTENE

Im Niedrigzinsumfeld wenden sich Stiftungen vermehrt Aktieninvestments zu, wobei das Stiftungskapital möglichst risikoarm angelegt werden soll. Somit stellt sich die Frage: Wie können am Aktienmarkt attraktive Renditen auf eine möglichst risikoarme Weise erzielt werden? Aktien des globalen Wachstumsmarktes Gesundheit scheinen dafür prädestiniert, basierend vor allem auf der geringeren Volatilität im Vergleich zum Gesamtmarkt, der geringen Konjunktursensitivität und des hohen und nachhaltigen Wachstums. Die niedrige Volatilität des Gesundheitssektors in den letzten zehn Jahren (2005–2014) lag bei 14,2 Pro-

zent p.a. (MSCI World Health Care Index) und somit deutlich unter den 17,5 Prozent p.a. des breiten Aktienmarktes (MSCI World Index). Diese niedrigere Schwankungsbreite der Gesundheitsaktien resultiert u.a. aus der geringeren Schwankungsanfälligkeit bzw. der größeren Kontinuität sowohl der Geschäftsmodelle als auch der Geschäftsentwicklung vieler Gesundheitsunternehmen. Zusätzlich gestützt wird die niedrigere Volatilität von Gesundheitsaktien durch die geringere Konjunktursensitivität ihrer Unternehmen. Beide Eigenschaften werden auch künftig zur erfreulich niedrigen Volatilität dieses Sektors beitragen.

Gesundheitsausgaben Quelle: OECD, nova fund management GmbH

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Gesundheitsausgaben ohne Kostensparmaßnahmen: Anstieg auf das 5,9-Fache ihrer Höhe in 2010 Parallel dazu Anstieg des Anteils der Gesundheitskosten am aggregierten BIP der OECD-Länder auf 13,9% vs. 6,2% im Jahr 2010

550 500 450 400

Gesundheitsausgaben mit Kostensparmaßnahmen: Anstieg auf das 4,2-Fache ihrer Höhe in 2010 Parallel dazu Anstieg des Anteils der Gesundheitskosten am aggregierten BIP der OECD-Länder auf 9,5% vs. 6,2% im Jahr 2010

350 300 250 200 150

BIP der OECD-Länder Anstieg auf das 2,7-Fache seines Betrags in 2010

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Geringe Konjunktursensitivität und Wachstum Die geringe Konjunktursensitivität des Gesundheitssektors resultiert überwiegend aus der Unverzichtbarkeit von Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen. Auf dringend benötigte Medikamente und Therapien können Patienten schlichtweg nicht verzichten. Hinzu kommt, dass die Erstattung der Behandlungskosten größtenteils von Kostenträgern übernommen wird – beides konjunkturunabhängige Faktoren. Das hohe, nachhaltige Wachstum des Gesundheitssektors wird über Jahrzehnte hinweg über dem Wachstum des OECD-Bruttoinlandsproduktes liegen. So prognostiziert die OECD einen Anstieg der Gesundheitsausgaben von 6,2 Prozent des aggregierten Brutto­inlandsproduktes der OECD-Länder im Jahr 2010 auf 9,5 Prozent im Jahr 2060 – und dies unter der Annahme eines Kostensparszenarios (Quelle: OECD Economics Department Policy Notes, No. 19 June 2013). Von diesem überdurchschnittlichen Wachstum profitieren auch die börsennotierten Gesundheitsunternehmen, deren Aktien sich daher zumindest mittelfristig besser entwickeln sollten als der Aktienmarkt insgesamt. Zur Umsetzung von Investments im Gesundheitssektor Wenngleich der Gesundheitssektor somit überaus geeignet für risikoaverse Investoren erscheint, so ist

er doch sehr komplex und heterogen. Daher sollten sich Investitionen in den Sektor nicht auf einige wenige Aktien konzentrieren. Vielmehr sollten risikoaverse Anleger Investitionen diversifizieren, z.B. mittels Sektorfonds, die von der Expertise spezialisierter und erfahrener Fondsmanager profitieren. Eine weitere Risikominimierung lässt sich über Absicherungsmechanismen erzielen, die mögliche Wertverluste des Fonds begrenzen. Im Ergebnis kann der Gesundheitssektor Stiftungen so einen risikoarmen und erfreulich rentierlichen Einstieg in den Aktienmarkt bieten.

nova fund management GmbH  Die nova fund management GmbH initiiert Publikums- und Spezialfonds, die in den Gesundheitssektor investieren. Zum Dienstleistungsspektrum gehören sowohl die Beratung institutioneller Investoren hinsichtlich bestehender Investments als auch die Konzeption neuer, kundenspezifischer Investmentstrategien und ihre Umsetzung.

Dr. Andreas Bischof  ist Gründer und Gesellschafter-Geschäftsführer der nova fund management GmbH. Zuvor betreute er als Investment Manager Healthcare eines der weltweit größten Aktienportfolios im Gesundheitsbereich bei der Allianz SE in München mit einem Volumen von mehr als 1 Milliarde Euro. Der promovierte Molekularbiologie ist seit über 16 Jahren im Finanzsektor tätig. Er arbeitet und lebt in München. Weitere Informationen  ab@novafunds.biz | www.novafunds.biz

Oliver Kämmerer  ist Gesellschafter-Geschäftsführer der nova fund management GmbH. Er war zuvor als Leiter der europäischen Aktienanalyse und als Leiter der europäischen Aktienanalyse Gesundheit für die West LB in London tätig. Der Ökonom ist ebenfalls seit über 16 Jahren im Finanzsektor tätig. Er arbeitet und lebt in Finanzzentrum London. Weitere Informationen  ok@novafunds.biz | www.novafunds.biz


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Was zählt, ist die Substanz Welche Rolle sollte die Dividendenrendite bei der Aktienauswahl spielen? Von Dorothee Elsell und Jörg Ultsch Wer heute sein Vermögen ausschließlich in Festgeld oder in Rentenpapieren mit hoher Bonität anlegt, verliert zwangsläufig an Kaufkraft. Ein Lösungsansatz kann der Erwerb von Anleihen mit einer höheren laufenden Verzinsung sein. Doch sollte die Stiftung das damit einhergehende höhere Risiko eines Emittenten minderer Qualität eingehen? Die richtige Mischung finden Die Variablen Rendite, Risiko, Liquidität und Nachhaltigkeit müssen sinnvoll verbunden und gegeneinander abgewogen werden. Das hat zur Konsequenz, dass die Stiftungsgremien ein breiteres Spektrum von Anlageformen in Betracht ziehen sollten. Außerdem sollte die Anlagerichtlinie dahingehend überprüft und ggf. neu aufgestellt werden. Darin werden die Rahmenbedingungen für die Verwaltung des Vermögens einschließlich der Risikotragfähigkeit der Stiftung zeitgerecht und marktadäquat klar definiert. Eine vielversprechende Möglichkeit, den Konflikt zwischen hohen Ausschüttungserwartungen und dem Wunsch nach realem Kapitalerhalt zu lösen, kann eine Investition in Substanzwerte wie Aktien sein, ohne dass die eingegangenen Risiken bei der Kapitalanlage unnötig ausgeweitet werden. Die Ausstattung der Stiftung mit liquiden Mitteln für eine Kapitalanlage spielt bei der Produktentscheidung – Aufbau eines Portfolios aus Einzelwerten oder Investition in eine Fondslösung – eine bedeutsame Rolle. Die Risikotragfähigkeit der Stiftung bestimmt letztendlich über die maximale Höhe der möglichen Aktienengagements im Portfolio und der Finanzkenntnisstand der Stiftungsverantwortlichen über die Art und den Umfang des Outsourcings des Managements der Stiftungsgelder an einen Vermögensverwalter des Vertrauens. Werden dem Portfolio 20 Prozent an Aktien

beigemischt, fällt die Renditeerwartung deutlich höher aus als bei einer reinen Rentenanlage, ohne dass das Gesamtrisiko spekulativ ausgeweitet wird. Bei der Auswahl der Aktien ist es ratsam, das Hauptaugenmerk nicht allein auf die absolute Höhe der Dividendenrendite eines Wertpapiers zu richten. Vielmehr sollten Aktien von Unternehmen mit einer vielversprechenden Substanz in Betracht gezogen werden: mit einer soliden Bilanzstruktur, einem tragfähigen und belastbaren Geschäftsmodell und einer langfristig attraktiven Gewinnentwicklung. Nicht zu empfehlen sind folglich Unternehmen, die ihre aktuelle Dividende möglicherweise nur aus der Substanz bezahlen, um eine negative Geschäftsentwicklung zu kaschieren. Denn welchen Wert hat eine hohe Ausschüttungsrendite, wenn auf der anderen Seite das Stiftungsvermögen aufgrund negativer Kursentwicklung dauerhaft signifikante Einbußen erleidet? Auf Risikostreuung achten Das „Zauberwort“, um das mit der Investition in Aktien naturgemäß verbundene Risiko-/Renditeverhältnis beherrschbar zu halten, heißt Diversifikation, also Risikostreuung. Ein gemischtes Aktienportfolio, das Aktien von Unternehmen aus verschiedenen Regionen, Ländern, Währungen und Branchen enthält, sollte sich bei entsprechender Strukturierung in seiner Gesamtheit weniger schwankungsanfällig zeigen als eines, bei dem das Vermögen in Aktien einiger weniger Unternehmen derselben Branche im heimischen Markt investiert ist. Gerade mit Blick auf eine attraktive Dividendenrendite war es beispielsweise traditionell naheliegend, in Deutschland Aktien der Branchen Telekommunikation und Versorger zu kaufen. Diese Unternehmen waren allgemein bekannt, zahlten attraktive Dividenden und agierten in einem vermeintlich stabi-


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len, konjunkturunabhängigen Geschäftsfeld. Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat jedoch gezeigt, dass die Konzentration auf diese Art von Dividendentiteln nicht der optimale Weg war, um Stiftungskapital langfristig zu erhalten oder sogar zu mehren. Die Tugenden eines ehrbaren Kaufmanns zahlen sich aus Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Art der Geschäftsführung: Unternehmen mit einer nachhaltig ausgerichteten Strategie sind meist besser gegen Krisen gewappnet als Unternehmen, die den Schwerpunkt auf eine kurzfristige Ertragsmaximierung legen. Was in diesem Kontext meist mit dem englischen Begriff „Corporate Governance“ bezeichnet wird, meint schluss­ endlich nichts anderes als die viel gerühmten Tugenden eines ehrbaren Kaufmanns: verantwortungsvoller Umgang mit Mitarbeitern, Kunden, Geschäftspartnern und mit den eingesetzten Ressourcen. Dazu gehört eben auch, den Unternehmensgewinn nicht mit vollen Händen auszuschütten, sondern eine weitsichtige Vorausplanung zu betreiben. Insofern kann man konstatieren, dass eine Dividendenausschüttung, die in sinnvoller Relation zur mittelfristigen Gewinnentwicklung des Unternehmens steht, besser einzustufen ist als eine „Top Dividende“, die die künftige Tragfähigkeit des Geschäftsmodells fraglich erscheinen lässt.

Fazit Berücksichtigt eine Stiftung solche grundsätzlichen Überlegungen, so ist es auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld möglich, eine positive Realverzinsung des Stiftungsvermögens und eine Generierung angemessener Ausschüttungen zu erzielen, ohne unkalkulierbare Risiken einzugehen. Dreh- und Angelpunkt stellt hierbei das aktive Management des Gesamtvermögens in Form eines diversifizierten Portfolios verschiedener Anlageklassen mit regionaler und branchenbezogener Vielfalt dar, in dem Chancen und Risiken adäquat gegeneinander abzuwägen sind.

Bethmann Bank  Die Bethmann Bank ist der drittgrößte Anbieter von Private Banking in Deutschland. Zu ihren Kernkompetenzen gehören die Stiftungsberatung und -betreuung. Bei der Verwaltung von Stiftungsvermögen und im Bethmann Stiftungsfonds werden auch ethische, ökologische und soziale Anlagekriterien berücksichtigt. Ein externer Beirat aus anerkannten Nachhaltigkeitsexperten fungiert als unabhängige Kontrollinstanz.

Dorothee Elsell  ist in der Bethmann Bank seit 2011 verantwortlich für die Entwicklung des Nachhaltigkeitsansatzes und darauf basierender Fondskonzepte. Sie leitet das Portfoliomanagement von Spezialmandaten mit individuellen Anlagerichtlinien, darunter auch das Vermögen einer Vielzahl von Stiftungen. Als Senior Portfoliomanagerin verfügt die Diplom-Mathematikerin über langjährige Erfahrung in der Verwaltung von Publikumsfonds und großen institutionellen Spezialfonds, insbesondere auch in der Risikosteuerung. Weitere Informationen  dorothee.elsell@bethmannbank.de | www.bethmannbank.de

Jörg Ultsch  verantwortet bei der Bethmann Bank seit 2012 den Bereich Stiftungen & Nonprofit Organisationen. Der Bankkaufmann und Volljurist verfügt zusätzlich über einen Studienabschluss in Nonprofit Management & Governance des Centre for Social Investment (CSI) der Universität Heidelberg. Er engagiert sich als Gremienmitglied mehrerer Non-Profit-Organisationen und unterrichtet an verschiedenen Lehrinstituten. Weitere Informationen  joerg.ultsch@bethmannbank.de | www.bethmannbank.de


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Stiftungsanlage in Immobilien – ein Praxisbericht Wie die Evangelische Stiftung Pflege Schönau mit über 450 Jahren Expertise im Vermögensmanagement in ihre Zukunft investiert Von Ingo Strugalla Niedrige Zinsen und die Flucht in Sachwerte bescheren den Immobilienmärkten eine ungebrochen hohe Nachfrage. Genau dies führt allerdings auch zu deutlichen Aufschlägen bei den Einstiegspreisen. Vielfach reduziert dabei die immer noch vorherrschende Vorstellung von der eigenen Immobilie als einer sicheren Anlageform den inneren Widerspruch, den die hohen Investitionskosten und Kaufpreise bei Interessenten hervorrufen. Für den „vorsichtigen Kaufmann“ gilt dennoch, Anlageformen in Immobilien – direkt wie indirekt – zu bewerten und das Potenzial künftiger Erträge abzuschätzen. Denn gerade die Finanzkrise hat eines mit Sicherheit gelehrt: Rendite ist erstens mit Risiko verbunden und zweitens verlangt sie harte Arbeit, muss sie doch beständig in einem Benchmark alternativer Investments bestehen. Die Evangelische Stiftung Pflege Schönau (ESPS), eine kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts, die das Immobilienvermögen der Evangelischen Kirche in Baden verwaltet, befolgt diese Prinzipien seit Jahr und Tag und wird dafür vom Markt belohnt. Nachhaltig und renditeorientiert Es ist der ESPS in die Wiege gelegt: Gegründet im Jahr 1560 und ausgestattet zunächst mit einem Vermögen an Grundstücken und Wäldern des ehemaligen Zisterzienserklosters Schönau im Odenwald bei Heidelberg, war der Stiftung von Anfang an aufgetragen, Überschüsse zu erwirtschaften, um sie zu „Trost und Rettung des Landes“ einzusetzen. Nachhaltige Orientierung, umsichtige kaufmännische Planung sowie ein an der Erzielung von auskömmlichen Renditen ausgerich-

tetes Handeln gehören somit zur Grundordnung der Stiftung. Auch der Stiftungszweck war von dem damaligen „Stiftungsgründer“, Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz, eindeutig definiert: Das Vermögen dürfe „andertswohin nicht, dan zu kirchen … und anderen dergleichen sachen“ verwendet werden. Heute beschäftigt die Stiftung in ihren Büros in Heidelberg, Freiburg i.Br. und Mosbach mehr als 70 Mitarbeiter. Der Stiftungszweck richtet sich im Kern auf die Bauunterhaltung von 85 Kirchen und 41 Pfarrhäusern im Bereich der Evangelischen Kirche in Baden sowie die Besoldung von Pfarrstellen. Seit rund 100 Jahren verfügt die Stiftung auch über ein Portfolio an Wohnimmobilien. Im Geschäftsjahr 2014 erzielte die ESPS – unter Einbeziehung der von ihr mitverwalteten Evangelischen Pfarrpfründestiftung Baden – einen operativen Umsatz von etwas über 28 Millionen Euro (ohne Fondserträge); fast die Hälfte davon floss wieder zurück in den Stiftungszweck. Alle Abführungen an die Landeskirche zusammengenommen, finanziert die ESPS gut 50 Prozent aller Kirchenbauprojekte in Baden. Sie ist die größte Stiftung im Bereich der dortigen Evangelischen Landeskirche. Real- versus Finanzportfolio Der nahezu ausschließliche Anteil am volkswirtschaftlichen Produktionsfaktor Boden und dessen starke Ausprägung der Komponenten Natur und Umwelt verlangt für ein sinnvolles Vermögensmanagement zunächst eine eingehende Analyse. Schließlich sind Vermarktungs- und Renditeaspekte für land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen anders zu beurteilen als


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etwa Standortflächen für die Industrie oder den Wohnungsbau. Letztere werden heute häufig in volkswirtschaftlichen Überlegungen auch dem Faktor Kapital zugerechnet. Ähnlich unterscheidet die ESPS: Sie differenziert zwischen dem auf Forst und landwirtschaftliche Nutzflächen ausgerichteten Real-Portfolio und dem Finanzportfolio. Im Real-Portfolio hält die Stiftung ihren umfangreichen Bestand an Wäldern. Sie verfügt über 7.500 Hektar, verteilt auf Waldflächen im südlichen Odenwald, im nördlichen Kraichgau und im mittleren Schwarzwald. Die Fläche entspricht gut 10.500 Fußballfeldern. Das macht die ESPS zur größten körperschaftlichen Waldbesitzerin in Baden-Württemberg. Zu diesem Portfolio zählt die ESPS auch die rund 6.000 Hektar an landwirtschaftlich genutzten Flächen, die an rund 8.000 bäuerliche Betriebe verpachtet sind. Hier betreibt sie vorrangig Bestandsmanagement; die Steigerung der Effizienz resultiert in der Regel aus Arrondierungen. Die Renditeerwartungen liegen bei durchschnittlich maximal 2 Prozent. Dieses Portfolio ist dennoch nicht allein aus traditionellen Überzeugungen ein wichtiger Teil des Bestandes. Vielmehr sind forstund landwirtschaftliche Immobilien eine wertbeständige Anlageform. Als Grundlage des Lebens, die nicht beliebig vermehrbar ist, verkörpern sie ein im wahrsten Sinne des Wortes kostbares Gut. Das Finanzportfolio der Stiftung verlangt einen anderen Managementansatz. Es besteht im Kern zunächst aus „bebautem“ Boden. Entsprechend sind hierin alle Wohnimmobilien sowie im Erbbaurecht vergebene Flächen enthalten. Letztere umfassen knapp 500 Hektar, die auf rund 13.000 Vertragspartner ver-

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teilt sind. Das Schwergewicht liegt dabei deutlich im privaten Bereich. Hinzu kommen knapp 800 Wohnund Gewerbeeinheiten. Hier ist aktives Portfoliomanagement gefordert – zumal die Renditeerwartungen der Stiftung deutlich über dem des Real-Portfolios liegen. Die vorgenannten volks- und finanzwirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen daher beständige Rendite-Risiko-Abschätzungen ebenso unabdingbar wie die spezifische Struktur des Stiftungsportfolios. Aktives Vermögensmanagement So liegen etwa die Mietobjekte in den badischen Zentren Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg i.Br. Sie alle zeichnen sich durch relativ günstige Wachstumsprognosen in der Bevölkerungsentwicklung im Vergleich zum Bundesdurchschnitt aus. Alle Städte verzeichnen Zuwanderungsgewinne bei den 18- bis 25-Jährigen, was insbesondere bei den Universitätsstädten Heidelberg und Freiburg deutlich ausgeprägt ist. Andererseits: Die Altersentwicklung in einigen dieser Zentren lässt erwarten, dass Wohnraum durch intelligente Zukunftsinvestitionen, etwa in Barrierefreiheit und Assistenzsysteme, zusätzliche Aufwertungen erfährt. Dies könnte sich positiv auf die künftige Entwicklung der Mietpreise auswirken. Der große Rahmen ist demnach für diesen Teil des ESPS-Portfolios günstig. Dennoch sind kontinuierlich strategische Überprüfungen notwendig. Zwei Besonderheiten spielen dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. So zieht die eher kleinteilige Struktur des Wohnungsbestands der ESPS einen tendenziell höheren Bewirtschaftungsaufwand nach sich. Allerdings wider-


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spricht es der konsequenten Kundenorientierung der ESPS, hier durch Einsparungen Abhilfe zu schaffen. Ein weiterer Aspekt: Der überwiegende Teil der Wohnimmobilien steht unter Denkmalschutz. Zwar hat die Stiftung – auch durch die auf ihren unmittelbaren Stiftungszweck bezogenen Aktivitäten – eine enorme Expertise im architektonischen Umgang mit denkmalgeschützten Bauten angesammelt. Dennoch erfordert ein solches Portfolio die vorausschauende Vorsorge für künftige Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die ESPS eine Komplettbewertung ihres Wohnimmobilienbestandes im Hinblick auf den baulichen Zustand und Sanierungsbedarf vorgenommen. Dem System liegt ein „bauteilbezogenes Lebenszyklusmodell“ zugrunde. Dieses macht es möglich, Sanierungsarbeiten auf den jeweiligen Engpassfaktor abgestimmt durchzuführen. Ein praktisches Beispiel: Sanierungsarbeiten, die einen Gerüstbau erfordern, wie etwa Fassaden- und Dacharbeiten, werden künftig gemeinschaftlich vorgenommen, wobei die Arbeiten, die am stärksten die weitere Nutzung des Objekts bestimmen, den zeitlichen Ablauf definieren. Im Beispiel würden in der Regel also Fassadenanstriche erst vorgenommen, wenn die Sanierung des Daches ansteht. Im Zuge bewusster Risiko-Rendite-Abwägungen soll der Bestand weiterhin moderat ausgeweitet werden, um damit künftig auch verstärkt Größenvorteile im Markt wahrnehmen zu können. Attraktive Chancen ergeben sich dabei aus der Konversion vormaliger militärischer Flächen gerade in den Zentren, in denen die Stiftung bereits vertreten ist. Die generelle Marktentwicklung macht zudem für einen Marktteilnehmer in der Größe der ESPS auch A-Lagen in aufstrebenden Mittelzentren attraktiv. Erbbaurechte stellen für die ESPS das bedeutendste Asset dar. Wie für viele Stiftungen sind sie auch für die ESPS die „Vermögensklasse“ mit der nachhaltigsten Orientierung. Derzeit verwaltet die ESPS rund 13.000 Erbbaurechtsverträge. Das macht sie zur größten kirchlichen Erbbaurechtsausgeberin in Deutschland. Rund 500 Hektar ihrer Grundstücksflächen sind mit Erbbaurechten belegt. Über 50 Prozent der Erlöse der Stiftung stammen aus diesem Bereich. Damit dies so bleibt – und damit die Stiftung auch weiterhin ihrem Stiftungszweck nachkommen kann –, betreibt sie gerade auch hier nicht nur professionelle Verwaltung, sondern aktives Management.

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Der Vorteil dieser Vermögensklasse für die ESPS, wie für jeden Erbbaurechtsausgeber, liegt auf der Hand: Das Grundvermögen bleibt erhalten, und zugleich werden regelmäßige Einnahmen daraus generiert. Auch hier gilt für die ESPS: Gut 75 Prozent ihrer im Erbbaurecht vergebenen Flächen liegen in oder nahe bei den badischen Zentren. Die Nachfrage nach Bauflächen ist entsprechend groß, und es steht zu vermuten, dass sich dies auch mittelfristig nicht ändern wird. Dennoch befindet sich jeder Erbbaurechtsausgeber, vor allem im derzeitigen finanzpolitischen Umfeld, in verstärktem Substitutionswettbewerb mit anderen Formen des Immobilien- und Grundstückserwerbs. Kommunikations- und Marketingstrategien gewinnen daher ebenso an Bedeutung wie Portfoliostrategien und SWOT-Analysen (d.h. die Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken, englisch: strengths, weaknesses, opportunities und threats). Dabei spielen Stichworte wie Nachverdichtung, Urbanisierung des ländlichen Raums und Konversion eine wichtige Rolle, wenn es um nachhaltige, zukunftsorientierte Aufwertung des Bestands geht. Immobilienfonds als weitere Säule Als Zwischenfazit lässt sich festhalten: Das Vermö­ gens­­portfolio der ESPS bietet auch nach fast 500 Jahren immer noch ausreichende Chancen einer nachhaltigen Entwicklung. In einer mehr und mehr globalisierten Wirtschaft zeigt jedoch schon die enge regionale Ausrichtung Grenzen auf. Das hat zur Überlegung geführt, ein finanz- und betriebswirtschaftliches Portfolio zu entwickeln, das der Stiftung künftig nicht nur zu stabiler, sondern bei überschaubarem Risiko zu durchaus zunehmender Ertragskraft verhelfen soll. Insofern hat die ESPS ihre vorhandene Kompetenz im Immobiliensektor strategisch eingesetzt und eine Erfolg versprechende Diversifikation vollzogen. Ergebnis: Seit 2009 investiert die Stiftung nicht mehr nur direkt in Immobilien, sondern tätigt zunehmend auch Investitionen in indirekte Immobilienanlagen. Den Investments geht dabei stets eine profunde Marktanalyse und ein wohldurchdachtes Auswahlverfahren der Fonds und der Fondsmanager voraus. Dem Stiftungsansatz verpflichtet, stand von Anfang an fest: Personal und Produkte müssen über hohes Renommee und Erfahrung verfügen, die Fonds sollen einen langfristigen Anlagehorizont und stabile Ausschüttun-


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Mit Vermögen gestalten

Die Zukunft wohnt barrierefrei Investieren Sie mit uns in eine neue Assetklasse Barrierefreie und damit altersgerechte Immobilien sind die „Gewinner“ des demografischen Wandels und entwickeln sich zu einer Assetklasse für Selbstnutzer und Anleger. 15 Jahre Erfahrung in diesem Wohnungssegment prägen einen wesentlichen Teil der Unternehmensgeschichte. In dieser Zeit wurde eine Vielzahl von Projekten für Stiftungen realisiert. Als kompetenter und zuverlässiger Projektentwickler im gesamten Bundesgebiet realisieren wir Ihre/n Projektideen

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gen bieten. Für die Auswahl indirekter Anlagen lautet die Vorgabe, attraktive Renditen bei begrenztem Risiko anzustreben. Selbstredend liegt darin eine besondere Herausforderung. Wichtig ist zunächst, eine nachvollziehbare Anlagestrategie mit allgemeinen Anlagerichtlinien zu formulieren. Sie betrifft immobilienspezifische Fragen (z.B. hohe laufende Mieteinnahmen oder Priorität auf Wertsteigerung), die Festlegung eines Risikokorridors, Laufzeiten der Anlagen sowie Allokationskriterien (Branchen/Nutzungsarten, Regionen, Streuung). In den vergangenen sechs Jahren hat die ESPS so zehn Fonds gezeichnet; das Zeichnungsvolumen liegt bei rund 170 Millionen Euro. Gezeichnet werden ausschließlich regulierte, konservativ gemanagte Produkte, die den strengen Nachhaltigkeitskriterien der Stiftung standhalten. Die Investitions-Obergrenze ist mit 200 Millionen Euro definiert. Als sinnvoll hat sich dabei erwiesen, mehrstufig zu diversifizieren. So macht es sich wirtschaftlich bemerkbar, wie eine Immobilie genutzt wird, beispielsweise als reines Bürogebäude, als Handels- oder Logistikimmobilie, als Privatwohnung oder Gewerbefläche. Unterschiedliche Nutzer unterliegen unterschiedlichen konjunkturellen Einflüssen – das ist bei der Auswahl zu berücksichtigen. Als wesentlicher Erfahrungswert lässt sich zusammenfassen: Erstreckt sich ein Gesamtportfolio über möglichst viele Marktsegmente hinweg, werden dadurch Sondereffekte nivelliert und es wird ein ausgewogeneres Rendite-Risiko-Verhältnis erzielt. Ein weiterer Kernaspekt ist die räumliche Diversifikation. Die ESPS ist derzeit über ihre investierten Immobilienfonds in acht europäischen Ländern und Regionen vertreten. Gab es in der historischen Rückschau wenig Grund dafür, bei der indirekten Anlage verstärkt auch Immobilienstandorte außerhalb Deutschlands ins Auge zu fassen, so hat sich die Situation – auch wegen des grenzüberschreitend gelten-

den Euros und der Dynamik in etlichen kontinentalen Regionen – verändert. Beispielsweise liegt die Immobilienrendite in europäischen Wachstumsländern im Durchschnitt höher als hierzulande. Zudem ist zu erwarten, dass sich in einem homogenen Wirtschaftsraum die Immobilienpreise langfristig anpassen werden – und das wohl eher zulasten Deutschlands, wo Grundstücke traditionell teuer sind. Unter Berücksichtigung dieser Maßgaben ist die ESPS heute ausschließlich in gewerblich genutzte Immobilien an wirtschaftsstarken Standorten im zentral- und nordeuropäischen Raum investiert, neben Deutschland etwa in Großbritannien, Frankreich, Skandinavien und Polen. Risiko-Rendite-Profil mit Kompetenz Die Strategie hat sich gelohnt. Immobilienfonds tragen heute mit knapp über 5 Millionen Euro zu den Erlösen der Stiftung bei. Die Prognosen stimmen zudem zuversichtlich: Das Gesamtportfolio an direkten und dann ausinvestierten indirekten Immobilien hat das Potenzial, schon in naher Zukunft den Erlösdimensionen im Bereich Erbbaurecht/Grundstücke nahezukommen. Davon profitieren die Stiftung und ihre wirtschaftlichen Nutznießer ganz direkt. Das Wachstum der Stiftung und die Fähigkeit, weiterhin nachhaltig ihrem Stiftungszweck dienen zu können, beruhen auf zwei nahezu gleichstarken Säulen, die sich gegenseitig stützen. Dies erleichtert es nicht nur, Marktrisiken gegeneinander abzufedern. Die Fokussierung auf die Kernkompetenzen der Stiftung, ausgerichtet an einem klar strukturierten Risiko-Rendite-Profil, beschleunigt zudem die Entscheidungsprozesse. Marktchancen können künftig schneller und unmittelbar wahrgenommen werden – ein nicht unerheblicher Vorteil, in einer Welt des ständigen und immer schneller eintretenden Wandels –, um Stiftung und Stiftungszweck für die Zukunft abzusichern.

Ingo Strugalla  ist Geschäftsführender Vorstand der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau in Heidelberg. Er leitet den Arbeitskreis Immobilien im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Weitere Informationen  ingo.strugalla@esp-schoenau.de | www.esp-schoenau.de


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Mit Vermögen gestalten

Erfolgreich investieren in Immobilien Die Investition in eine Immobilie oder einen Immobilienfonds kann die Rendite einer Stiftung nachhaltig unterstützen. Von Ulrich Fiege Ist für eine Stiftung eine Investition in Immobilien sinnvoll? Diese Frage sollten sich die Verantwortlichen jeder Stiftung, unabhängig von der Höhe ihres Stiftungsvermögens, stellen. Das Stiftungskapital steht üblicherweise für die Ewigkeit als Anlage zur Verfügung, somit kann auch in einem langfristigen Anlagesegment investiert werden. Aber was ist bei diesen Überlegungen zu beachten? Immobilien geben die Möglichkeit, langfristig gleichbleibende Erträge zu erwirtschaften. Im Anlageportfolio einer Stiftung ist daher auch die Investition in Immobilien als Beimischung sinnvoll. Vor der Investition ist allerdings zu klären, ob eine Investition direkt oder indirekt in Immobilien erfolgen soll.

» Immobilien geben die

Möglichkeit, langfristig gleichbleibende Erträge zu erwirtschaften. Im Anlageportfolio einer Stiftung ist daher auch die Investition in Immobilien als Beimischung sinnvoll.

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Direkt oder indirekt investieren? Eine direkte Investition in Immobilien scheint nur für Stiftungen mit einem großen Stiftungskapital sinnvoll zu sein. Hier ist allerdings auch zu beachten, dass die notwendige Verwaltung und Bauunterhaltung dieser direkt gehaltenen Immobilien von der Stiftung gewährleistet werden muss. Ist dies stiftungsintern nicht zu leisten, besteht die Möglichkeit, sich indirekt über Fondslösungen an Immobilien zu beteiligen. Unab-

hängig davon, ob direkt oder indirekt in Immobilien investiert wird, sollten bei der Auswahl einige Kriterien beachtet werden: Da es sich um eine langfristige Anlageart handelt, sollte die Auswahl der Immobilien und Produkte sehr genau geprüft werden. Für die Stiftung sollten Sicherheit und Ertrag oberstes Ziel sein. Aspekte und Kriterien bei der Auswahl Aber wie definiere ich für meine Stiftung die Sicherheit bei Immobilien? Dies beginnt mit der Entscheidung, in welche Immobilienart (z.B. Wohnen, Büro, Logistik, Handel, Pflege) investiert wird. Sobald ich hier­über eine Entscheidung getroffen habe, steht der wichtigste Faktor für eine Immobilie im Vordergrund – die Lage. Wo befindet sich die Immobilie? Welche demografischen Entwicklungen sind in diesem Bereich zu erwarten? Wie ist die Wirtschaft in der Region aufgestellt? Dies sind nur einige wenige Komponenten, die die Werthaltigkeit der Immobilie beeinflussen können. Weitere weichere Kriterien sind u.a. die Entscheidung, ob in ein Neubauprojekt oder in eine bestehende Immobilie (Altbau) investiert wird. Welche Mieten sind zu erzielen, und welche Risiken ergeben sich für meine Stiftung bei einem eventuellen Leerstand? Die Qualität der Immobilie trägt maßgeblich zum Erfolg der Anlage bei. Eine Immobilie in der 1A-Einzelhandelslage in einer Großstadt ist hinsichtlich einer Vermietung sicherer zu bewerten als eine Immobilie in einer B-Lage einer kleineren Stadt. Diese Punkte sind auch bei der Auswahl von indirekten Immobilienanlagen in Immobilienfonds zu beachten. Anlage in Immobilienfonds Immobilienfonds sind auch für Stiftungen eine gute Anlagemöglichkeit. Gerade die neuen gesetzlichen Regelungen bei Publikumsfonds (24 Monate Mindesthal-


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tefrist, 12 Monate Rückgabefrist) haben die Langfristigkeit der Anlage nochmals gestärkt und schrecken Spekulanten ab. Ein kurzfristiger starker Mittelabfluss zulasten des Fonds wird hierdurch ausgeschlossen. Grundsätzlich ist mit gleichbleibenden und regelmäßigen Erträgen zu rechnen. Bei Fondslösungen ist die Stiftung eine von vielen; es wird von mehreren Anlegern in eine größere Anzahl von Immobilien investiert. Leerstände sind in der Rendite zwar bemerkbar, werden allerdings von allen Fondsimmobilien und Anle-

» Wie definiere ich

für meine Stiftung die Sicherheit bei Immobilien? Dies beginnt mit der Entscheidung, in welche Immobilienart (z.B. Wohnen, Büro, Logistik, Handel, Pflege) investiert wird. Sobald ich hier­über eine Entscheidung getroffen habe, steht der wichtigste Faktor für eine Immobilie im Vordergrund – die Lage.

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gern mitgetragen. Die Risikostreuung ist dadurch wesentlich größer, sodass innerhalb eines Fonds in verschiedenen Immobiliensegmenten investiert werden kann. Die Risiken werden auf diese Weise für eine Stiftung so weit wie möglich minimiert, eine sogenannte „Klumpenbildung“ wird vermieden. Bei der Auswahl eines Immobilienfonds sollte darauf geachtet werden, dass die Substanzerhaltung des

Stiftungskapitals durch einen konstanten und sicheren Anteilspreis des Fonds gewährleistet wird. Wichtig ist, dass als Dividende nur Erträge ausgeschüttet werden, die tatsächlich auch erwirtschaftet wurden.

» Auch für Stiftungen

mit kleinem Stiftungsvermögen besteht inzwischen die Möglichkeit, über die indirekte Anlage in Immobilien (Immobilienfonds) attraktive Renditen zu erzielen.

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Fazit Mit der Anlage in Immobilien kann unabhängig von einer direkten oder indirekten Anlage und sowohl in Hochrenditezeiten als auch in Niedrigrenditezeiten mit regelmäßig gleichbleibenden Erträgen gerechnet werden. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit, einen Grundertrag für die Stiftung aus dem Stiftungskapital zu erzielen. Auch für Stiftungen mit kleinem Stiftungsvermögen besteht inzwischen die Möglichkeit, über die indirekte Anlage in Immobilien (Immobilienfonds) attraktive Renditen zu erzielen. Die Investition in eine Immobilie oder in einen Immobilienfonds als Beimischung in einem diversifizierten Anlageportfolio kann die Gesamtrendite einer Stiftung also nachhaltig unterstützen.

Ulrich Fiege  leitet seit 2009 die Anlegerbetreuung bei der Aachener Grundvermögen und ist seit 2013 dort Prokurist. Der zertifizierte Stiftungsmanager (DSA) berät Beschlussgremien institutioneller Anleger und einzelne Anleger vor Ort im gesamten Bundesgebiet. Zuvor war er als Geschäftsführer der Cohaus-Vendt-Stiftung in Münster tätig. Weitere Informationen  u.fiege@aachener-grund.de | info@aachener-grund.de www.aachener-grund.de


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Kapitalanlage in Pflegeimmobilien Investieren im Einklang mit ethischen und ökonomischen Werten Von Michael Wagner Die Immobilie gilt seit jeher als klassische Investition, die sich vor allem auch in Krisenzeiten als stabiles Investment bewährt hat. Dies ist ein Grund, weshalb die Nachfrage nach Immobilien, insbesondere auch als Kapitalanlage, in den letzten Jahren gestiegen ist. Auch deutsche Stiftungen haben diesen Trend erkannt und setzen zunehmend auf den heimischen Immobilienmarkt.

» Der Markt für

Pflegeimmobilien gehört zu den interessantesten und sichersten Wachstumsmärkten in Deutschland. Stiftungen haben dabei mit ihrem Vermögen ein einflussreiches Mittel der finanziellen wie ideellen Beteiligung und die Möglichkeit, ökonomische und ethische Werte im Einklang zu mehren.

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Die Nachfrage nach Sachwerten wird weiter steigen Der Markt für Pflegeimmobilien gehört zu den interessantesten und sichersten Wachstumsmärkten in Deutschland. Stiftungen haben dabei mit ihrem Vermögen ein einflussreiches Mittel der finanziellen wie ideellen Beteiligung und die Möglichkeit, ökonomische und ethische Werte im Einklang zu mehren. Vor allem der immer größer werdende Bedarf an Pflegeplätzen bedient die zweckbezogene Investition und ermöglicht, die Bereiche Förderzweck und Kapitalanlage miteinander zu vereinbaren. Die demografische Entwicklung führt dazu, dass in den kommenden

Jahren etliche neue Pflegeplätze vonnöten sein werden. Die Bertelsmann Stiftung z.B. geht von einer Steigerung von 50 Prozent bis 2030 aus. Zur steigenden Anzahl von Pflegebedürftigen kommt zudem die Tatsache, dass immer mehr Menschen im Alter alleine leben und durch die abnehmende Familienbindung die Pflege zu Hause immer seltener wird. Als Folge daraus wird die stationäre Unterbringung in Pflegeeinrichtungen weiter gefördert. Ohne die privaten Investitionen in Pflegeimmobilien kommt auch die öffentliche Hand nicht hinterher, neue Pflegeplätze zu schaffen. Die Folge: Es droht ein Pflegenotstand. Investieren in Pflegeeinrichtungen und hohe Erträge erwirtschaften Stiftungen sind an möglichst stabilen und planbaren Kapitalerträgen interessiert. Mit Pflegeimmobilien in Form von Pflegeappartements und Anlagen für betreutes Wohnen können institutionelle Anleger solide Ren-

» Zur steigenden Anzahl

von Pflegebedürftigen kommt die Tatsache, dass immer mehr Menschen im Alter alleine leben.

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diten erreichen und gleichzeitig in eine soziale und nachhaltige Kapitalanlage investieren. Die Höhe der Investition kann dabei vollkommen flexibel gewählt werden – von einem einzelnen Pflegeappartement im Teileigentum bis hin zum Kauf einer Pflegeimmobilie im Ganzen. Zu den Vorteilen zählen langfristige Mietverträge (meist über 25 Jahre mit Verlängerungsoption) und dadurch regelmäßige und sichere Mieteinnah-


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men mit daraus resultierendem Inflationsschutz. Eine fundierte Standortanalyse und nachhaltige Betreiber­ auswahl machen Pflegeimmobilien zu einer sicheren Kapitalanlage.

» Mit Pflegeimmobilien

in Form von Pflegeappartements und Anlagen für betreutes Wohnen können institutionelle Anleger solide Renditen erreichen und gleichzeitig in eine soziale und nachhaltige Kapitalanlage investieren.

ERLBAU  ERLBAU ist ein Spezialist für die Planung, Errichtung und Verwaltung von Wohneinrichtungen für selbstbestimmtes Leben im Alter: Barrierefreiheit, Energieeffizienz, geeignete Standorte sowie eine qualitativ hochwertige Ausstattung sind Anforderungen, die ERLBAU bereits heute in ihren Senioreneinrichtungen erfolgreich umgesetzt hat. Über 60 realisierte und zum Teil mehrfach prämierte Einrichtungen zeugen von der Projektkompetenz.

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Ein entscheidendes Kriterium für eine qualitativ hochwertige Pflegeimmobilie ist der Bauträger. Nur ein Bauträger mit großer Erfahrung kann den langfristigen Investitionserfolg mit Pflegeimmobilien bestmöglich sicherstellen. Bei der Wahl der richtigen Pflegeimmobilie gilt es daher, die wichtigsten Eckdaten zu prüfen und einen Spezialisten in diesem Marktsegment aufzusuchen.

Michael Wagner  ist Prokurist und Stiftungsbeauftragter der ERLBAU Unternehmensgruppe. Er studierte Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Immobilienwirtschaft in Kufstein und London und verfügt über mehrjährige Berufserfahrung in der Immobilienwirtschaft. Weitere Informationen  m.wagner@erlbau.de | www.erlbau.de


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Neue Produktklassen für Immobilieninvestments Offene und geschlossene Spezial-AIF als Anlagemöglichkeiten für Stiftungen Von Michael Ruhl Immobilieninvestments stellen für viele deutsche Stiftungen eine Herausforderung dar. Rund 95 Prozent von ihnen verfügen über ein Kapital von weniger als 10 Millionen Euro. Direktinvestments in Immobilien sind für sie daher kaum darstellbar. Unregulierte Joint Ventures, bei denen mit Partnern investiert wird, gehen mit hohen Risiken einher. Offene Publikums-AIF (Alternative Investment Funds) können zwar unter Umständen für sehr kleine Stiftungen mit weniger als 1 Million Euro Stiftungsvermögen eine Option sein – allerdings zu dem Preis, dass die investierende Stiftung kein Mitspracherecht bei Anlageentscheidungen hat. Eine Alternative stellen offene und geschlossene Spezial-AIF dar. Dabei handelt es sich um neue Produktklassen, die durch das im Juli 2013 in Kraft getretene Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) geschaffen wurden. Die Regulierung durch das KAGB bringt zahlreiche Vorteile für Investoren: Produktanbieter müssen ihre Asset-Management-Kompetenz nachweisen. Ein professionelles Risikomanagement und Reporting sind ebenso obligatorisch wie die jährliche Bewertung der Assets als Basis für verlässliche Aussagen zum Investment. Gemeinsamkeiten und Unterschiede Geschlossene und offene Spezial-AIF sind ausschließlich professionellen und semiprofessionellen Anlegern vorbehalten. Das schließt große Versicherungen und Pensionskassen ebenso ein wie Stiftungen und Family Offices. Als professionell bzw. semiprofessionell definiert der Gesetzgeber im KAGB Investoren, die sich mit mindestens 200.000 Euro beteiligen. Dies ist ab 1 Million Euro Stiftungsvermögen sinnvoll, für kleinere Stiftungen kann die Konzentration eines großen Vermögensanteils in einer Anlage dagegen kritischer sein. Sowohl bei geschlossenen als auch bei offenen Spezial-AIF ist die Wahl der Anlagegegenstände da-

FÜR FORTGE­

durch reglementiert, dass für diese ein VerSCHRITTENE kehrswert ermittelbar sein muss. Immobilien eignen sich daher ideal für diese beiden Produktklassen. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Vehikeln liegt in der Risikostreuung und dadurch im Risikoprofil. Offene Immobilien-Spezial-AIF folgen per Gesetz dem Grundsatz der Risikomischung. Mit einer einzigen Beteiligung an einem offenen Spezial-AIF investieren Stiftungen folglich in ein Portfolio mit mehreren Immobilien. Das ist insbesondere für jene Investoren sinnvoll, die bislang noch nicht oder nur wenig in Immobilien investiert sind. Geschlossene Spezial-AIF dagegen unterliegen nicht dem Zwang der Risikostreuung über mehrere Anlageobjekte. Der Diversifizierungsgrad bei sogenannten Single-Asset-Beteiligungen ist zwar geringer, lässt sich jedoch beispielsweise durch mehrere Mieter in einem Gebäude erhöhen. Außerdem sind mehrere Objekte im AIF durchaus möglich. Vorteilhaft ist dabei, dass das Investment mit Blick auf die Anlagestrategie und Zusammenstellung des Portfolios auf die Anforderungen der Anleger zugeschnitten werden kann. Geschlossene Spezial-AIF erlauben es der investierenden Stiftung daher, bereits bestehende Immobilienanlagen punktuell zu ergänzen und ihre Asset Allokation gezielt auszubauen. Das Chancen-Risiko-Verhältnis wird auch von der Fremdkapitalaufnahme beeinflusst, die sich bei beiden Vehikeln unterscheidet: Während bei den offenen Immobilien-Spezial-AIF die Fremdfinanzierungsquote auf maximal 50 Prozent des Verkehrswertes der Immobilien im Portfolio beschränkt ist, gibt es für geschlossene Spezial-AIF grundsätzlich keine Begrenzung des Fremdkapitalanteils. Durch die höhere Aufnahme von Fremdkapital können Hebelwirkungen, sogenannte Leverage-Effekte, genutzt werden. Das bedeutet, dass


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durch den Einsatz von Fremdkapital anstelle von Eigenkapital die Eigenkapitalrendite gesteigert werden kann – vorausgesetzt, die Gesamtkapitalrendite liegt über dem Fremdkapitalzins. Wenngleich bei geschlossenen Spezial-AIF nicht festgelegt ist, wie viel Fremdkapital zum Einsatz kommt, behält sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Beschränkung im Einzelfall vor. Anleger werden bei Investitionsentscheidungen eingebunden Ein Vorteil bei Investitionen in Spezial-AIF ist generell das Mitspracherecht über einen Anlageausschuss. Alle Anleger eines AIF werden in die Investitionsentscheidungen eingebunden, was zu einer transparenten Anlagestrategie beiträgt. Allerdings gibt es zwischen offenen und geschlossenen Spezial-AIF Unterschiede. Im geschlossenen Spezial-AIF sind die Anzahl der Anleger und damit auch das Fondsvolumen begrenzt. Weil die Zahl der Investoren im Anlageausschuss über die Laufzeit nicht wachsen kann, besteht weder die Gefahr, dass das Mitspracherecht verwässert wird, noch ergibt sich das Problem einer steigenden Liquidität durch zusätzliche Anlegergelder. Dies hätte zur Folge, dass die Rendite geschmälert wird, sollte das Kapital nicht unmittelbar in Immobilien investiert werden können, sondern beispielsweise vorübergehend zu niedrigen Zinsen angelegt werden müssen. Bei offenen Spezial-AIF sind die Anlegerzahl und das Kapital variabel. Neben den beschriebenen Aspekten hat dies auch Vorteile. Das Immobilienportfolio kann durch neue Anlegergelder gemäß der Anlagestrategie ausgebaut und dadurch eine zusätzliche Diversifikation erreicht werden. Zudem ist die Laufzeit nicht begrenzt und Anleger können ihre Anteile zurückgeben. Welche Fristen und Modalitäten hierbei im Einzelnen gelten, wird im Gesellschaftsvertrag geregelt.

Eine Vielzahl von Stiftungen erfüllt die gesetzlichen Vorgaben des semiprofessionellen Anlegers. Dadurch erweitert sich das Anlagespektrum dieser Anlegergruppe. Mit offenen und geschlossenen Spezial-AIF haben Stiftungen die Möglichkeit, in voll regulierte und transparente Immobilienprodukte zu investieren, dadurch ihr Portfolio breiter zu streuen und mit dem Stiftungsvermögen attraktive Renditen zu erzielen. In beiden Fällen übernimmt jedoch ein erfahrener Partner die Objektauswahl und das Asset Management. Darüber, welches Vehikel für die jeweilige Stiftung das geeignete ist, entscheiden u.a. der erforderliche Diversifizierungsgrad und die vom Anleger gewünschte Flexibilität.

Hannover Leasing  Als einer der führenden Anbieter von Sachwertanlagen konzipiert Hannover Leasing seit mehr als 30 Jahren strukturierte Finanzierungen und Beteiligungsmöglichkeiten. Bislang haben sich mehr als 68.500 private und institutionelle Anleger an Fonds von Hannover Leasing beteiligt und dabei insgesamt 9,7 Milliarden Euro Eigenkapital investiert. Das Investitionsvolumen der aktuell verwalteten Vermögenswerte beläuft sich auf rund 14,4 Milliarden Euro.

Michael Ruhl  arbeitete 17 Jahre in führender Position im Vertrieb geschlossener Beteiligungen, bevor er 2013 zu Hannover Leasing kam. Nach verschiedenen Stationen bei der Commerzbank wechselte der Bankkaufmann und Bankbetriebswirt 1997 zur DaimlerChrysler Services Structured Finance GmbH, einer Vorgängergesellschaft der DFH Deutsche Fonds Holding AG. 2006 wurde er in die Geschäftsleitung der DFH berufen, zuletzt war er dort Vorstand. 2013 trat Ruhl in die Geschäftsführung von Hannover Leasing ein, wo er u.a. den Eigenkapitalvertrieb an private und semiprofessionelle Anleger verantwortet. Weitere Informationen  fonds@hannover-leasing.de | www.hannover-leasing.de


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Stresstest für Stiftungsimmobilien Wie Stiftungen die Zukunftsfähigkeit ihrer Immobilienanlagen überprüfen können Von Dr. Andreas Beck Die anhaltende Niedrigzinsphase hat dazu geführt, dass viele Stiftungen ihre Anlagestrategie geändert haben. Auf der Suche nach langfristig sicheren Anlagen haben zahlreiche Akteure ihren Fokus verstärkt auf den deutschen Immobilienmarkt gerichtet. Neben dem Motiv des Inflationsschutzes spielt in diesem Zusammenhang vor allem das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Viele Stiftungen verfügen zudem bereits seit ihrer Gründung oder durch Zustiftungen und Spenden über Immobilien. Immobilien – immer eine sichere Geldanlage? Doch die Tatsache, dass sich Immobilien in der Vergangenheit in Deutschland als ausgesprochen wert­stabil erwiesen haben, ist keine Garantie, dass dies auch in Zukunft so sein wird. So warnen immer mehr Ökonomen, dass die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zu Spekulationsblasen an den Wertpapierund Immobilienmärkten führen wird. Zwar schrieb die Deutsche Bundesbank Anfang 2015 in einem Monatsbericht, für Deutschland als Ganzes sei noch keine substanzielle Überbewertung von Wohneigentum erkennbar – warnt jedoch gleichzeitig, dass in einigen Städten Wohnungen und Häuser deutlich überbewertet seien. Im Klartext heißt das: Früher oder später kann es zu einer Korrektur dieser Überbewertung kommen. Während man über die Existenz von Spekulationsblasen noch trefflich streiten kann, lässt sich eine andere Gefahr für den Immobilienmarkt in Deutschland auf keinen Fall wegdiskutieren: die demografische Entwicklung. Es liegt auf der Hand, dass eine langfristig stark sinkende Bevölkerungszahl Auswirkungen auf die Nachfrage nach Wohnimmobilien und somit auf Immobilienpreise und Mieten hat. Es wird zu einer stark divergierenden Preisentwicklung kommen, wobei die wichtigste Ausdifferenzierung in den

Regionen stattfinden wird. Bei insgesamt sinkender Nachfrage werden die verbleibenden Nachfrager viel stärker unterscheiden, welcher Wohnort ihnen unter wirtschaftlichen, geografischen, sozialen und infrastrukturellen Aspekten am attraktivsten erscheint. Entsprechend werden verstärkt Wanderungsbewegungen von unattraktiven in attraktive Regionen stattfinden. Dadurch wird die Schere zwischen strukturschwachen Schrumpfungs- und prosperierenden Wachstumsregionen weiter aufgehen. Vor diesem Hintergrund stehen Stiftungsvorstände vor der Herausforderung, die im Stiftungsvermögen gehaltenen Wohnimmobilien regelmäßig daraufhin zu überprüfen, ob durch sie generierte Einnahmen wirklich nachhaltig sind. Aufsichtsrechtlich, aber auch mit Blick auf Gremien wie Kuratorium, Beirat oder Spender ist es hilfreich, diese Bemühungen auch dokumentieren zu können. Eine gute Wohnimmobilie kann sich vielleicht auch an einem schlechten Standort längere Zeit einem strukturellen Mieterrückgang widersetzen – auf Dauer aber sicherlich nicht. Irgendwann gilt auch hier: Wo es keine Mieter mehr gibt, gibt es auch keine Mieteinnahmen mehr. Tritt dieser Fall ein, brechen Stiftungen sicher geglaubte Einnahmen aus ihren Immobilien weg und schmälern ab einem gewissen Punkt sogar das Stiftungsvermögen. Prognosen zur Wertentwicklung Stiftungen, die wissen wollen, was ihre Immobilien nach 2025 noch wert sein werden, kommen nicht darum herum, die demografische Entwicklung zu berücksichtigen. Der Vorteil ist, dass diese bereits sehr gut prognostiziert werden kann. Natürlich spielen auch individuelle Merkmale, beispielsweise Bauart, Ausstattung und Lage innerhalb einer Stadt oder Region, eine Rolle für den Wert einer Immobilie. Wissenschaftliche Untersuchungen zei-


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gen jedoch, dass diese Faktoren die zukünftige Preisentwicklung weniger stark beeinflussen als der regionale Standort innerhalb Deutschlands. Deshalb sollte die Bewertung des regionalen Standorts im Zentrum stehen, wenn es um Analysen und Prognosen zur künftigen Wertentwicklung von Immobilienobjekten geht. Entscheidend für Prognosen zur künftigen Entwicklung von Immobilienpreisen ist die zukünftige Wohnflächennachfrage. Sie ist von der Größe und Zahl der Haushalte und der Altersstruktur ihrer Bewohner abhängig. Aktuell drängen noch die Kinder der geburtenstarken Jahrgänge auf den Markt, während gleichzeitig relativ wenig neuer Wohnraum zur Verfügung steht. Das führt in bestimmten Regionen zu zunehmender Knappheit. In spätestens 15 Jahren wird sich die Situation umkehren: Dann wird das Angebot an Wohnraum stark zunehmen, die Zahl der 20- bis 30-Jährigen, die ihn nachfragen, aber sinken. Die Bevölkerungsdichte wird in einigen Regionen erheblich zurückgehen, worunter selbst mittelgroße Städte leiden könnten. Man kann davon ausgehen, dass 2020 bis 2030 die Preise in vielen regionalen Immobilien-

märkten einbrechen werden. Politiker sind sich dieses Problems längst bewusst. Faktoren für die Risikobewertung Vor knapp zehn Jahren erhielten wir von einer großen, systemrelevanten deutschen Bank den Auftrag, einen Risikoatlas in Sachen Immobilienpreise zu entwickeln. Auf Basis eines wissenschaftlichen Modells zur Preisbildung am Immobilienmarkt ermittelten wir die langfristigen Chancen und Risiken von Wohnimmobilien in den verschiedenen Regionen Deutschlands. Als preisbildende Faktoren gehen in dieses Modell neben der demografischen Entwicklung auch das Pro-Kopf-Einkommen, das Zinsniveau, die Baukosten und staatliche Maßnahmen wie etwa die „Mietpreisbremse“ ein. Diese Faktoren sind langfristig unterschiedlich gut prognostizierbar. Der wichtigste und gleichzeitig am besten prognostizierbare Faktor ist allerdings die demografische Entwicklung. Die Wohnimmobilien werden auf Basis dieses wissenschaftlichen Modells in eine von fünf Risikoklassen eingestuft. Zur Risikoklasse A zählen Standorte, bei denen zu erwarten ist, dass mindestens bis 2030

Die Nachfrage nach Wohnraum: Zentrale Bestimmungsfaktoren Quelle: Prof. Dr. Tobias Just (2013): Demografie und Immobilien

Demografische Entwicklung Natürliche Entwicklung/Migration Bevölkerungszahl

Altersstruktur

+ Zahl und Struktur der Haushalte

Umzugsbereitschaft

Einkommen pro Kopf

» Geburtenhäufigkeit » Sterberate » Lebenswertung

» Einkommensdifferenz » Beschäftigungswahrscheinlichkeit

» Primäreinkommen » Staatliche (aktive und passive) Fördermaßnahmen

+

+

+

+

Nachfrage nach Wohnraum (m²) + –

+

Eigenheimquote –

Baukosten

Zinsen

Staatliche Förderung


161

Mit Vermögen gestalten

noch Zuzug von In- und Ausländern im erwerbsfähigen Alter stattfinden wird. Deshalb wird sich die Alterung der Gesellschaft und der Rückgang der Haushaltszahlen deutlich langsamer vollziehen als im Bundesdurchschnitt. In solchen Orten ist davon auszugehen, dass die Wohnraumnachfrage mittelfristig so hoch ist, dass in den nächsten Jahren deutliche Preissteigerungen möglich sind. Der Risikoklasse E werden Standorte zugeordnet, aus denen bereits heute oder in naher Zukunft die meisten Personen im erwerbsfähigen Alter wegziehen. Daher vollziehen sich hier die Alterung der Gesellschaft und der Rückgang der Haushaltszahlen noch deutlich schneller als im Bundesdurchschnitt. In solchen Städten und Landkreisen ist davon auszugehen, dass die Wohnungsnachfrage so gering ist, dass bereits heute oder in naher Zukunft deutliche Preisrückgänge stattfinden, die sich in fünf bis zehn Jahren noch beschleunigen werden. Analog dazu umfassen die Risikoklassen B, C und D Standorte, die moderat positive bis negative Preisperspektiven aufweisen. Übersicht Risikoklassen Mehr- und Einfamilienhäuser in Deutschland Mehrfamilienhäuser

Einfamilienhäuser

A

7 %

10 %

B

34 %

29 %

C

35 %

34 %

D

23 %

24 %

E

2 %

2 %

sind und ob es dann dort noch ausreichend Mieter gibt. Neuinvestitionen in diesen Regionen sollten genau überlegt werden.

Standortgutachten für Wohnimmobilien  Das Institut für Vermögensaufbau (IVA) bietet in Zusammenarbeit mit der V-BANK ein individuelles Standortgutachten auf Stadt- und Landkreisebene an. Stiftungen haben die Möglichkeit, Wohnimmobilien einem Stresstest zu unterziehen. Mit dem Immobilien-Check lässt sich klären, ob bestehende Immobilien verkauft und an besseren Standorten neue angekauft werden sollten. Der Immobilien-Check hilft auch, bei Zustiftungen in Form von Wohnimmobilien zu entscheiden. Auf der Basis von Angaben der Stiftung erstellt das IVA ein Gutachten, welche Risiken in 20 Jahren an diesem Standort bestehen. Übergeben wird das Gutachten durch einen unabhängigen Vermögensverwalter aus der Region. Die Kosten betragen 150 Euro (brutto) pro Gutachten.

Nur die wenigsten Landkreise und Städte in Deutschland sind bei Wohnimmobilien wertstabil (A-Standorte). Bereits ab B-Standorten müssen sich Stiftungen, die Mehr- und Einfamilienhäuser besitzen, Gedanken machen, was ihre Immobilien in 20 Jahren noch wert

Dr. Andreas Beck  ist Vorstandssprecher des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) AG in München. Weitere Informationen  info@v-bank.com | www.v-bank.com/leistungen www.institut-va.de


162

Bundesverband Deutscher Stiftungen

Sicherheit und Rendite mit Immobilienfonds Stabilität für das Stiftungsportfolio Von Dr. Andreas Muschter Mit klassischen Sparprodukten lassen sich in der anhaltenden Niedrigzinsphase keine Renditen oberhalb der Inflationsrate mehr erzielen, was langfristig zur Vernichtung von Kapital führt. Auf der Suche nach Alternativen setzen viele Anleger auf solide Sachwerte wie Immobilien. Wer nicht direkt in ein Einzelobjekt investieren möchte, kann den indirekten Weg über ein Anlagevehikel wie einen offenen oder geschlossenen Immobilienfonds wählen.

» In Zeiten volatiler Märkte

bringen gerade offene Immobilienfonds Stabilität ins Portfolio. Sie korrelieren nur wenig mit anderen Anlageformen.

«

Offene oder geschlossene Fonds? Während ein offener Immobilienfonds gleichzeitig in eine Vielzahl an hochwertigen Gewerbeimmobilien investiert, bezieht sich das Investment bei einem geschlossenen Fonds in Form einer unternehmerischen Beteiligung zumeist auf ein bestimmtes Objekt, an dem der Anleger durch die Zeichnung einer höheren Mindestbeteiligungssumme ein Miteigentum auf eine bestimmte Zeit erwirbt. Bei beiden Anlageformen profitiert er von den Mieterträgen und den Wertsteigerungen der Objekte. Im Gegensatz zum Direktinvestment verfügen gerade offene Immobilienfonds dabei über einen eingebauten Inflationsschutz. Mit den Mietern der Immobilien – namhafte und bonitätsstarke Unternehmen unterschiedlicher Branchen – werden in der Regel indexierte Mietverträge abgeschlossen. Das heißt, die

Mieten werden regelmäßig, meist automatisch, um die länderspezifische Inflationsrate erhöht. Dadurch steigen die laufenden Erträge des Fonds. Gegenüber einer direkten Anlage in eine Immobilie gibt es darüber hinaus weitere Vorteile des offenen Immobilienfonds: Der Kapitaleinsatz für ein Investment in offene Fonds bleibt überschaubar und ist frei wählbar. Zudem ist das Risiko der Anlage deutlich breiter gestreut – insbesondere aufgrund der Diversifikation nach Nutzungsarten wie Büroobjekten, Shoppingcentern, Hotels und Logistikimmobilien. Hinzu kommt eine möglichst breite Verteilung nach regionalen Standorten der Portfolioimmobilien. Von der aktiven Portfoliodiversifikation und -steuerung über das Liquiditätsmanagement bis zur Objekt- und Mieterbetreuung übernehmen Fachleute im Rahmen des Fondsmanagements alle Aufgaben, die für die erfolgreiche Wertentwicklung erforderlich sind. Ungeachtet der gewählten Anlageform – ob indirekt oder direkt – sollte die Entscheidung für eine Anlage in Immobilien immer vor dem Hintergrund der ganzheitlichen Betrachtung des Stiftungsportfolios erfolgen.

Was zeichnet einen guten offenen Immobilienfonds aus? » Breite regionale Streuung der Immobilien über Länder, Standorte, Nutzungsarten und Mieter » Stabile Wertentwicklung bei geringen Wertschwankungen » Regelmäßige Ausschüttungen » Hohe Vermietungsquote mit möglichst lang laufenden Mietverträgen » Junges und modernes Portfolio mit nachhaltig bewirtschafteten Immobilien » Transparenz in der Informationspolitik


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Mit Vermögen gestalten

In Zeiten volatiler Märkte bringen gerade offene Immobilienfonds Stabilität ins Portfolio. Diese korrelieren nur wenig mit anderen Anlageformen. Denn der Wert von Immobilien entwickelt sich weitgehend unabhängig vom Aktien-, Renten- und Geldmarkt. Gegenüber anderen risikoarmen Kapitalanlagen ist die Rendite dabei vergleichsweise attraktiv und liegt bei professionellem Management zumeist oberhalb der Inflationsrate. Vor diesem Hintergrund sehen auch viele unabhängige Experten im Anlagevermögen von Stiftungen den optimalen Anteil von offenen Immobilienfonds bei 15 bis 25 Prozent. Die geringen Wertschwankungen und

»

Der Wert von Immobilien entwickelt sich weitgehend unabhängig vom Aktien-, Rentenund Geldmarkt. Gegenüber anderen risikoarmen Kapitalanlagen ist die Rendite vergleichsweise attraktiv und liegt bei professionellem Management zumeist oberhalb der Inflationsrate.

Commerz Real AG  Die Commerz Real steht als Anbieter sachwert­ orientierter Fondsprodukte für mehr als 40 Jahre Markterfahrung. Zum Fondsspektrum gehören institutionelle Anlageprodukte, unternehmerische Beteiligungen und der offene Immobilienfonds hausInvest. Dieser weist seit seiner Auflegung im Jahr 1972 dank einer stabilen und nachhaltigen Wertentwicklung jedes Jahr eine positive Rendite und damit auch eine hohe Stiftungseignung auf. Mit einem Volumen von über 10 Milliarden Euro, rund 450.000 Anlegern und einer 43-jährigen Erfolgshistorie ist er das Kernprodukt der Commerz Real.

«

die regelmäßigen Ausschüttungen schaffen Planbarkeit und Sicherheit, um die doppelte Herausforderung von Stiftungen, Kapitalerhalt und Ertragsorientierung, zu vereinen. Damit wird dieses Investment den Anforderungen eines gut strukturierten Stiftungsportfolios gerecht und kann als stabiles Fundament oder als Beimischung für das Stiftungsvermögen dienen.

Dr. Andreas Muschter  ist Vorstandsvorsitzender der Commerz Real AG. Dem Vorstand gehört der erfahrene Jurist und Sachwertspezialist seit Ende 2009 an, den Vorsitz des Führungsgremiums übernahm er im Januar 2013. In dieser Funktion verantwortet er u.a. das Produktmanagement und den Vertrieb des offenen Immobilienfonds hausInvest. Weitere Informationen  hausinvest-stiftungen@commerzreal.com | www.stiftungen.hausinvest.de www.commerzreal.com


164

Bundesverband Deutscher Stiftungen

Natürliches Wachstum für eine langfristige Anlagestrategie Sachwertinvestments in Land- und Forstwirtschaft Von Nils von Schmidt Die anhaltende Niedrigzinspolitik stellt insbesondere Portfolios, die Satzungsvorgaben und langfristige Verpflichtungen erfüllen müssen, vor große Herausforderungen. In den Fokus institutioneller Investoren rücken zunehmend Sachwertanlagen wie Agrar- und Forstinvestments. Diese profitieren von langfristigen makroökonomischen Trends und generieren bei hoher Investitionssicherheit, überschaubarem Risiko und geringer Korrelation zu anderen Anlageklassen inflationsgeschützte Erträge. In Kombination mit Wertstei-

gerungen durch ein aktives Management der Investitionen können gerade Land- und Forstinvestments eine attraktive Gesamtrendite generieren. Agrarinvestments Weltweites Bevölkerungswachstum und zunehmender Wohlstand in Entwicklungsländern treiben die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten. Während die Weltbevölkerung täglich um rund 200.000 Menschen ansteigt, gehen jährlich etwa 12 Millionen Hek-

Rendite-Risiko-Modell internationaler Forstinvestments Quelle: N. von Schmidt: Risk Return Model (RRM) for international forest investments. Unveröffentlichtes Arbeitspapier. DANA International Timberland and Agriland Investment Conference. London, 2014.

45

Vietnam

40 Lateinamerika

35

Brasilien-P Panama

Australien

25

Europa

Rumänien

Spanien Kanada

20

Finnland

15

Schweden

10

Deutschland

Uruguay

Ozeanien

Slowakei

Kolumbien Kamerun

Südafrika Costa Rica

Afrika Mosambik

Estland Chile

Großbritannien Nordamerika USA-P

5

Ecuador

Russland

Gabun

China

Paraguay

30 Risikowert

Brasilien-NF

Indonesien Südostasien

Neuseeland

USA-NF

0 2%

3%

4%

5%

6%

7%

8%

9%

10%

Ertrag (IRR, Real, vor Steuern)

11%

12%

13%

14%

15%


165

Mit Vermögen gestalten

tar Agrarflächen durch Erosion, Überweidung und Versteppung verloren – das entspricht ungefähr 70 Prozent der gesamten Anbauflächen in Deutschland. Diese Entwicklung kann durch Produktivitätssteigerungen nur zum Teil kompensiert werden. Insbesondere bei langfristigen Investitionszyklen führt die Verknappung bei parallel deutlich steigendem Bedarf absehbar zu Wertsteigerungen von fruchtbarem Boden. Agrar­ investments ermöglichen durchschnittliche Internal Rates of Return (IRRs, deutsch: Interner Zinsfuß) von 8 bis 10 Prozent, wobei die Haltedauer des Investments mindestens sieben Jahre betragen sollte. Ein entscheidender Faktor für den zu erwartenden Ertrag ist die Risikominimierung, die mit der Wahl eines geeigneten Standorts beginnt. Wichtige Parameter sind u.a. ein geeignetes Klima, die Beschaffenheit des Bodens, effektive Produktionssysteme, Zugang zu Wasser und Absatzmärkten, der Landpreis sowie politische Rahmenbedingungen. Hinzu kommen Produktionsrisiken wie Pflanzenschädlinge, Tierkrankheiten, aber auch extreme Wetterbedingungen. Um die Vorgaben institutioneller Investoren zu erfüllen, sollte das Management im Einklang mit den Principles for Responsible Invest­ ments in Farmland der Vereinten Nationen (UNPRI in Farmland) nur verantwortungsvolle Agrarinvestitionen fördern, die auf die Einhaltung von Menschen- und Eigentumsrechten sowie den Schutz der Umwelt achten.

» Um die Vorgaben

institutioneller Investoren zu erfüllen, sollte das Management im Einklang mit den Principles for Responsible Invest­ments in Farmland der Vereinten Nationen nur verantwortungsvolle Agrarinvestitionen fördern, die auf die Einhaltung von Menschen- und Eigentumsrechten sowie den Schutz der Umwelt achten.

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Forstinvestments Forstinvestments unterscheiden sich von anderen landwirtschaftlichen Produkten darin, dass bei Holz die Ernte marktkonform erfolgen kann. Bäume werden im Idealfall geschlagen, wenn der Preis durch

» Die weltweit steigende

Nachfrage nach Holz sichert langfristig attraktive Marktbedingungen. Ebenso wie bei Agrarinvestments entscheiden aber nicht nur die Holzpreisentwicklung, sondern auch das biologische Wachstum der Bäume sowie der Standort über den Erfolg des Investments.

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eine hohe Nachfrage attraktiv ist. Mit Waldflächen in unterschiedlichen Wachstumsphasen lassen sich über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Einnahmen realisieren. Ein Forstinvestment hat daher einen längeren Anlagehorizont als ein Agrarinvestment und sollte vom Investor mindestens zehn Jahre gehalten werden. Forstwirtschaftliche Beteiligungen lassen sich – ebenso wie Agrarinvestments und abhängig von der Produktkonzeption – teilweise der Immobilienquote zuordnen. Die weltweit steigende Nachfrage nach Holz – insbesondere aus den Schwellenländern – sichert langfristig attraktive Marktbedingungen. Ebenso wie bei Agrarinvestments entscheiden aber nicht nur die Holzpreisentwicklung, sondern auch das biologische Wachstum der Bäume sowie der Standort über den Erfolg des Investments. Aufgrund der regionalen Risiko-Rendite-Profile sind in Lateinamerika IRRs von 9 bis 13 Prozent möglich, während die Märkte Europas IRRs zwischen 4 und 7 Prozent bieten (siehe Grafik). Die bessere IRR in Südamerika geht aber mit höheren Eigentums- und Währungsrisiken sowie politischen Unsicherheiten einher. Diese bedürfen daher einer erweiterten Expertise über die regionalen Marktbedingungen sowie einen direkten Marktzugang und ver-


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

lässliche Partner vor Ort. Darüber hinaus wird Forstwirtschaft nicht in allen Regionen der Welt entsprechend der Nachhaltigkeitskriterien betrieben. Das FSC-Siegel der Non-Profit-Organisation Forest Stewardship Council bietet eine Möglichkeit, Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft zu erkennen. Fazit Agrar- und Forstinvestments werden von langfristigen Makrotrends getrieben und eignen sich daher insbesondere für institutionelle Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont. Die geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen macht die Sachwerte zudem zu einer idealen Diversifikationsmöglichkeit für das Gesamtportfolio. Für die erfolgreiche Umsetzung von Landwirtschaftsund Forstinvestments ist eine Vielzahl von Parametern ausschlaggebend. Die Investitionen müssen über die gesamte Laufzeit aktiv gemanagt werden und er-

» Die geringe Korrelation

mit anderen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen macht Agrar- und Forstinvestmens zu einer idealen Diversifikationsmöglichkeit für das Gesamtportfolio.

Für Stiftungen ist es daher wichtig, mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der ihnen neben Marktkenntnissen auch unterschiedliche Investmentstrukturen bieten kann, die ihre Anforderungen optimal erfüllen.

Aquila Capital  Aquila Capital bietet Stiftungen eine Investmentlösung entlang ihres individuellen Risiko-Rendite-Profils. Die Strukturierungsexpertise, der langjährige Track Record der spezialisierten Agrar- und Forstteams sowie ein exzellenter Marktzugang ermöglichen es der Aquila Gruppe, Investmentlösungen anzubieten, die individuelle Bedürfnisse berücksichtigen, Reporting-Anforderungen institutioneller Investoren erfüllen und Portfolios unter Risiko-Rendite-Gesichtspunkten optimal ergänzen.

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fordern umfangreiche Ressourcen sowie erhebliches Know-how in den Bereichen Deal Sourcing, Bewertung, Controlling und Risikomanagement. Diese Faktoren entlang des individuellen Rendite-Risiko-Profils des Investors richtig einzuschätzen, macht den aktiven Managementansatz zum wichtigsten Aspekt eines erfolgreichen Forst- und Agrarinvestments.

Nils von Schmidt  ist Portfoliomanager Real Assets bei Aquila Capital. Der Assessor des Forstdienstes verantwortet den Bereich Timber Investments bei der Aquila Gruppe. Weitere Informationen  info@aquila-capital.de | www.aquila-capital.de



Stiftungsinfo – exklusiv für Mitglieder Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hg.)

Nachhaltig investieren

Der Weg zu nachhaltiger Vermögensanlage Stiftungsinfo Nr. 3 Berlin 2014 | 24 Seiten kostenlos für Mitglieder

Wie Stiftungen ihren Zweck auch bei der Kapitalanlage berücksichtigen und sogar aktiv fördern können, thematisiert ein praxisorientierter Leitfaden, den oekom research und der Bundesverband Deutscher Stiftungen gemeinsam erarbeitet haben. Die Stiftungsinfo Nr. 3 „Nachhaltig investieren“ beschreibt, wie Stiftungen in fünf Schritten erfolgreich soziale, ökologische und kulturelle Kriterien in ihre Kapitalanlage integrieren.

Ihr Wegweiser im Stiftungswesen

Publikationen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

StiftungsStudie – Wissen aus der Stiftungspraxis Melinda Weber, Antje Schneeweiß

Mission Investing im deutschen Stiftungssektor Impulse für wirkungsvolles Stiftungsvermögen StiftungsStudie Berlin 2012 | 80 Seiten kostenlos als E-Book

In Zeiten einer negativen Realverzinsung müssen sich die Stiftungen in ihrer Vermögensanlage neu orientieren. Wer Stiftungsvermögen, Erträge und Stiftungszweck als Einheit denkt, kann die Wirkung einer Stiftung um ein Vielfaches steigern. Die StiftungsStudie „Mission Investing im deutschen Stiftungssektor“ beschreibt erstmals, wie Stiftungen ihr Kapital wirkungsorientiert anlegen können. Die 200 kapitalstärksten Stiftungen wurden dafür zum zweckbezogenen, gemeinwohlorientierten Investieren befragt.

StiftungsRatgeber – Wissen für die Stiftungspraxis Hermann Falk

Vermögensanlage

Stiftungsvermögen professionell verwalten – ein Leitfaden StiftungsRatgeber Band 6, Berlin 2011 ISBN 978-3-941368-18-7 | 128 Seiten 19,80 Euro* | E-Book: 14,99 Euro für Mitglieder: 16,80 Euro*

Der StiftungsRatgeber Vermögensanlage richtet sich in erster Linie an kleinere und mittelgroße Stiftungen, insbesondere an deren ehrenamtliche Stiftungsvorstände, die für die Vermögensverwaltung verantwortlich sind. Schritt für Schritt erläutert Hermann Falk die Ziele, den rechtlichen Rahmen, strategische Fragen und praktische Schritte, die es bei der professionellen Verwaltung von Stiftungsvermögen zu berücksichtigen gilt. Ein besonderes Augenmerk ist dabei auf ethische und nachhaltige Vermögensanlage gerichtet. Zahlreiche Praxistipps, Beispiele, Auszüge aus relevanten Gesetzestexten und Checklisten machen das Buch zu einem unverzichtbaren Begleiter für Vermögensverantwortliche in Stiftungen. * Preise inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten von 3 €

Bestellung und weitere Informationen: Bundesverband Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin

Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -41 www.stiftungen.org/verlag verlag@stiftungen.org


Anhang


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

Glossar Für das folgende Glossar haben wir neben eigenen Texten auch andere Quellen herangezogen, die bei den jeweiligen Begriffserklärungen angegeben sind. Wir danken dem Bundesfinanzministerium, der Deutschen Börse, der Deutschen Bundesbank und der Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG für die freundliche Genehmigung zum Abdruck der Texte. Aktives Management Der aktive Managementstil besteht darin, geeignete Einzelwerte und Anlageklassen immer wieder zu prüfen und auszuwählen. Dies führt in der Regel zu häufigeren An- und Verkaufsvorgängen als beim passiven Managementstil.

Anteilseigner ausgezahlt werden. Bei Fonds werden die anfallenden Renditen entweder an die Anteilseigner ausgeschüttet oder thesauriert, also einbehalten und weiter zur Erreichung des Anlageziels des Fonds eingesetzt.

Anfangsvermögen / Ausstattungsvermögen / Dotationskapital Das Anfangs- oder Ausstattungsvermögen, auch Dotationskapital, bezeichnet alle Vermögenswerte, die der Stiftung bei ihrer Gründung zur Verfügung stehen. Es ergibt sich in der Regel aus dem Stiftungsgeschäft. Bei der bilanzierenden Stiftung entspricht es dem Eigenkapital in der Eröffnungsbilanz. Siehe auch Grundstockvermögen. Quelle: Stefan Fritz: Stifterwille und Stiftungsvermögen.

Benchmark Referenz- bzw. Vergleichswert, der zur Beurteilung des Erfolgs einer Anlage herangezogen werden kann. Als Benchmark bei der Beurteilung der Performance von Aktien, Fonds und Rentenanlagen werden zumeist Indizes verwendet. Anleger wählen eine Benchmark gemäß ihrer persönlichen Risikopräferenz und Renditeerwartung aus. Bei aktiv verwalteten Fonds ist es das Ziel des Fondsmanagements, eine vorher definierte Benchmark zu übertreffen.

Nomos, Baden-Baden 2009

Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Asset Allokation Aufteilung des Vermögens in verschiedene Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Immobilien etc.).

Betriebsmittelrücklage Eine Betriebsmittelrücklage (eRücklagen) dient der Absicherung für periodisch wiederkehrende Ausgaben (z.B. Gehälter, Löhne, Mieten). Zulässig ist die Bildung einer Betriebsmittelrücklage in Höhe des Mittelbedarfs von bis zu einem Jahr (vgl. Nr. 4 des AEAO zu § 62 Abs. 1 Nr. 1).

Ausgabeaufschlag Vertriebsgebühr, die beim Kauf von Fondsanteilen anfällt. Der Ausgabeaufschlag ist ein Entgelt, das die Fondsgesellschaft für die Herausgabe eines Fondsanteils erhebt. Meist handelt es sich um einen prozentualen Aufschlag auf den Ausgabepreis. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Ausschüttung Zahlung an die Anteilseigner eines Unternehmens. Unternehmen zahlen oft einen Teil des erwirtschafteten Gewinns an die Anteilseigner aus. Bei Aktiengesellschaften geschieht das in Form von Dividenden. Als ausgeschüttetes Kapital gelten auch Zinsen, Bonifikationen, Gratisaktien und Verkaufserlöse, die an die

Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Bonität Maß für die Kreditwürdigkeit eines Schuldners und dessen Fähigkeit, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Quelle: Deutsche Bundesbank, Glossar*

Courtage Gebühr, die ein Investor für die Vermittlungstätigkeit des Skontroführers zahlt. Anleger zahlen beim Kauf oder Verkauf von Wertpapieren im Präsenzhandel eine Vermittlungsprovision an den Skontroführer. Die Höhe


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Mit Vermögen gestalten

dieser Courtage ist abhängig von der Größe der Order. Sie wird in Promille des Kurswertes bei Aktien, Fonds sowie Anlage- und Hebelprodukten bzw. in Promille des Nennwertes bei einigen festverzinslichen Wertpapieren angegeben. Die Gebühr wird von dem Kreditinstitut einbezogen, das mit der Orderabwicklung beauftragt wurde. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Derivate Finanzinstrumente, die aus anderen Anlageobjekten abgeleitet sind. Derivate sind Fest- oder Optionsgeschäfte, deren Bewertung von der Preisentwicklung eines zugrunde liegenden Finanztitels (Basiswert) abgeleitet wird. Für Privatanleger sind die wichtigsten Beispiele für Derivate Zertifikate und Optionsscheine. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Diversifikation Risikostreuung und -minderung durch die Anlage von Geld in eine Vielzahl verschiedener Wertpapiere. Bei einem diversifizierten Wertpapierportfolio ist das Gesamtrisiko geringer als der gewichtete Durchschnitt der Risiken aller Einzelpositionen. Wertpapierfonds basieren auf dem Prinzip der Diversifikation. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Emittentenrisiko Risiko, dass der Emittent seinen Zahlungsverpflichtungen zum vereinbarten Zeitpunkt nicht nachkommen kann. Siehe auch Bonität und Kontrahentenrisiko. Exchange Traded Fund (ETF) Fondsanteile, die Anleger über die Börse wie Aktien kaufen oder verkaufen können. Synonyme: Indexfonds, Index-Tracker, Indexaktien, passiv verwaltete Fonds. ETFs müssen zwei Kriterien erfüllen: 1. Transparentes Portfolio. Die Zusammensetzung des Portfolios von ETFs wird täglich veröffentlicht. Damit erhalten Anleger fortlaufend einen Überblick über die Gewichtung der einzelnen Aktien im Portfolio auf Basis der Schlusskurse vom Vortag. 2. Creation / Redemption. ETFs besitzen einen sogenannten Creation und Redemption-Mechanismus, der es professionellen Marktteilnehmern erlaubt, jederzeit Aktienkörbe mit der gleichen Zusammensetzung gegen ETFs (und umgekehrt) mit der Fondsgesellschaft zu tauschen. Der Name ETF stammt – wie die ersten Fonds dieses Typs – aus dem Angelsächsischen und wird im europäischen Ausland nur für Indexfonds verwendet, auch wenn eine direkte Übersetzung von „exchange-traded funds“ ins Deutsche allgemein auf börsengehandelte Fonds schließen ließe. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Emittent Unternehmen oder Institution, das / die Wertpapiere ausstellt und ggf. über die Börse vertreibt. Emittent von Aktien ist in der Regel eine Aktiengesellschaft. Anleihen werden von Unternehmen wie auch von öffentlich-rechtlichen Körperschaften emittiert; so ist z.B. die Bundesrepublik Deutschland Emittent von Bundesanleihen. Von einem Daueremittenten spricht man, wenn ein Emittent laufend Emissionen vornimmt, z.B. die öffentliche Hand oder Realkreditinstitute. Fonds sowie Anlage- und Hebelprodukte werden von Banken oder Fondsgesellschaften begeben. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Freie Rücklage Die freie Rücklage (eRücklagen) dient zur Vorsorge im Hinblick auf zukünftige Zweckverwirklichungs- oder Verwaltungskosten oder zur Stärkung der Kapitalausstattung. Ihr kann jährlich bis zu ein Drittel der Überschüsse aus dem Bereich der Vermögensverwaltung und darüber hinaus bis zu 10 Prozent der sonstigen zeitnah zu verwendenden Mittel (z.B. Spenden) zugeführt werden. Ist der Höchstbetrag für die Bildung der freien Rücklage in einem Jahr nicht ausgeschöpft, kann diese unterbliebene Zuführung in den folgenden zwei Jahren nachgeholt werden (vgl. § 62 Abs. 1 Nr. 3 AO). Future Standardisierter, börsengehandelter Terminkontrakt, bei dem Käufer und Verkäufer sich verpflichten, eine bestimmte Menge eines Basiswertes bei Fälligkeit zu einem festgelegten Preis zu liefern bzw. abzunehmen. Futures sind hochliquide standardisierte Finanzinstru-


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mente, deren eigener Wert vom Wert des Basiswertes abhängt (Derivat). Sie werden am Terminmarkt gehandelt. Man unterscheidet Financial Futures und Rohstoff-Futures. Basiswerte von Financial Futures können Aktienindizes, Devisen oder Zinsen sein. Rohstoff-Futures beziehen sich auf realwirtschaftliche Objekte wie Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte. Bei Futures unterscheidet man zwei Positionen: Eine Long Position bezeichnet die Pflicht des Käufers, bei Fälligkeit den vereinbarten Preis zu zahlen und den Basiswert abzunehmen. Der Inhaber einer Short Position verpflichtet sich, den Basiswert zu liefern und erhält dafür den Kaufpreis. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Geschlossene Fonds Geschlossene Fonds sind, im Gegensatz zu offenen Fonds, dadurch gekennzeichnet, dass Anteile an den Fonds von der Fondsgesellschaft nur in einem bestimmten Platzierungszeitraum erworben werden können. Grundstockvermögen Als Grundstockvermögen wird das Vermögen bezeichnet, welches aufgrund des Stifterwillens grundsätzlich im Wert zu erhalten ist. Es besteht zunächst aus dem Teil des Anfangsvermögens, der vom Stifter der Bestandserhaltung unterstellt wird. Häufig ist dies das gesamte Anfangsvermögen. Das Grundstockvermögen unterliegt im Laufe der Zeit Veränderungen. Insbesondere können weitere Vermögenswerte hinzukommen, die ebenfalls der Bestandserhaltung unterliegen sollen. So wird es ggf. durch Zustiftungen vergrößert. Ebenso können ihm aufgelöste Rücklagen zufallen. Das Grundstockvermögen besteht also im Ergebnis aus dem Anfangsvermögen zuzüglich der nach dem Willen des Stifters, des Zustifters oder der Stiftungsorgane hinzuzurechnenden Vermögenswerte. Quelle: Stefan Fritz: Stifterwille und Stiftungsvermögen. Nomos, Baden-Baden 2009

Hedge Fonds Investmentfonds, die eine hochspekulative Anlagepolitik betreiben. Als Hedge Fonds werden Investmentfonds bezeichnet, die keinen Anlagerichtlinien unterliegen und alle Formen der Kapitalanlage nutzen können. Im Gegensatz zu klassischen Investmentfonds investieren sie außer in Aktien und Anleihen noch in

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Währungen und Rohstoffe sowie Optionen und Futures. Zudem dürfen Hedge Fonds Leerverkäufe tätigen und auf Kredit investieren. Hedge Fonds zeichnen sich durch ein höheres Risiko als normale Investmentfonds aus. Anspruch jeder Hedge Fonds-Strategie ist es, in jeder Marktphase eine Rendite zu erwirtschaften, meist durch Arbitrage aufgrund von Marktintransparenzen. Hedge Fonds sind mit Inkrafttreten des Invest­ mentmodernisierungsgesetzes seit 1. Januar 2003 auch in Deutschland zugelassen. Dabei dürfen nur Dach-Hedge-Fonds öffentlich vertrieben werden. Sogenannte Single-Hedge Fonds, die einzelne Strategien verfolgen, können jedoch privat platziert werden. Ein Dach-Hedge-Fonds darf höchstens zu 20 Prozent in einem Single-Hedge-Fonds investiert sein. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Index Statistisches Instrument, das die Entwicklung von Preisen und Mengen abbildet. Indizes sind statistisch berechnete Größen, die die Entwicklung einer bestimmten Gruppe von Wertpapieren messen. Indizes gibt es für alle Arten von Wertpapieren und Rohstoffen sowie für viele Branchen und Regionen weltweit. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Information-Ratio Dieser Wert misst die Güte der Managerleistung, da er die aktiv eingegangenen Risiken und den dadurch erreichten Erfolg in ein Verhältnis setzt (Fondsrendite geteilt durch Fondsrisiko). Ein numerisch positiver Wert ist schon gut und eine Information-Ratio von 0,5 drückt eine herausgehobene Leistung aus. Klumpenrisiko Häufung von Ausfallrisiken mit ähnlichen oder identischen Korrelationswerten. Ein solches Risiko ist z.B. gegeben, wenn trotz der Diversifikation in drei Anlageklassen der überwiegende Teil der Anlagen in einer einzigen Fremdwährung mit dem Risiko einer Abwertung notiert ist oder wenn man an nur eine Bank gebunden ist, die gleichzeitig Emittent der Anlageprodukte ist. Hin und wieder wird auch übersehen, dass eine Aktie und eine Anleihe desselben Unternehmens ein Klumpenrisiko bilden, obgleich die beiden Papiere üblicherweise in unterschiedlichen Anlageklassen eingeordnet werden.


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Mit Vermögen gestalten

Kontrahentenrisiko Risiko, dass der Kontrahent (Vertragspartner) seinen Zahlungsverpflichtungen zum vereinbarten Zeitpunkt nicht nachkommen kann. Siehe auch Emittentenrisiko.

fer des Optionsrechts trifft, wird diese Gattung von Termingeschäft auch als bedingtes Termingeschäft bezeichnet.

Korrelationsrisiko Das Risiko einer gleichförmigen Entwicklung von unterschiedlichen Anlageprodukten, sodass diese keine echte Diversifikation mit sich bringen, z.B. Aktien von Stahl- und Automobilproduzenten. Zur Diversifikation des Portfolios ist eine sogenannte negative Korrelation der unterschiedlichen Papiere anzustreben, d.h. dass zu erwarten ist, dass die Papiere sich gegenläufig entwickeln.

Passives Management Es werden indexbasierte Anlagefonds erworben, deren Wert sich mit dem jeweiligen Index entwickelt und die typischerweise über längere Zeiträume gehalten werden. Gegenteil: Aktives Management.

Magisches Dreieck / Viereck Das magische Dreieck bezeichnet das Verhältnis der (wichtigsten) Anlagekriterien: Rendite, Sicherheit und Liquidität. Durch Einbeziehung sozial-ethisch-ökologischer Anlagekriterien wird das magische Dreieck zum magischen Viereck. Offene Fonds Offene Fonds zeichnen sich dadurch aus, dass Anteile an ihnen – im Gegensatz zu Anteilen an geschlossenen Fonds – jederzeit von der Fondsgesellschaft erworben bzw. an diese veräußert werden können. Option Standardisiertes, an einer Terminbörse gehandeltes Kauf- oder Verkaufsrecht auf einen Basiswert. Eine Option ist das verbriefte Recht, aber nicht die Pflicht, eine bestimmte Menge eines Basiswertes (z.B. Aktien) zu einem vereinbarten Preis (Basispreis) innerhalb eines festgelegten Zeitraums oder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwerben (Kaufoption / Call) oder zu veräußern (Verkaufsoption / Put). Optionen sind eigenständige Finanzinstrumente aus der Gattung der Termingeschäfte. Der Optionskäufer zahlt dem Verkäufer für das Ausübungsrecht einen Optionspreis (Optionsprämie). Dafür verpflichtet sich der Verkäufer, wenn die Option ausgeübt wird, den Basiswert gegen Zahlung des Basispreises bereitzustellen oder zu übernehmen. Nimmt der Optionsinhaber sein Ausübungsrecht aber nicht in Anspruch, erlischt das Optionsrecht am Ende der Laufzeit und die Option verfällt. Da die Entscheidung zur Ausübung allein der Käu-

Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Portfolio Das Portfolio bezeichnet im Finanzwesen die Gesamtheit der im Besitz befindlichen Wertpapiere einer Person oder Organisation. Private Equity Private Equity bedeutet die außerbörsliche Bereitstellung von Eigenkapital für ein Unternehmen, das zunächst Kapital von Investoren benötigt, um zu einem späteren Zeitpunkt den wirtschaftlichen Erfolg mit den Kapitalgebern zu teilen. Das Konzept Private Equity ist eine Kapitalunterstützung auf Zeit. Quelle: Bundesfinanzministerium, Glossar

Projektmittelrücklage Eine Projektmittelrücklage (eRücklagen) kann für bereits beschlossene, mehrjährige Projekte zur Zweckverwirklichung gebildet werden (vgl. § 62 Abs. 1 Nr. 1 AO). Rendite Ertrag auf das eingesetzte Kapital. Die Rendite wird üblicherweise als Prozentsatz angegeben und bezieht sich meist auf den Zeitraum von einem Jahr. Die Rendite einer festverzinslichen Anleihe wird aus ihrem Marktkurs, ihrer Nominalverzinsung sowie ihrer Laufzeit errechnet. Quelle: Deutsche Bundesbank, Glossar*

Return on Risk Adjusted Capital (RORAC) Eine weniger gebräuchliche Kennziffer zur risikoadjustierten Erfolgssteuerung. Sie setzt den Gewinn einer Periode ins Verhältnis zum notwendigen Risikokapital, das typischerweise auf der Basis des Value at Risk bestimmt wird.


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Rücklagen Rücklagen dienen dazu, Mittel, die dem Gebot der zeitnahen Mittelverwendung unterliegen, über die Frist von § 55 Abs. 1 Nr. 5 AO hinaus zurückzuhalten. Als Rücklagenarten können insbesondere die eProjektmittelrücklage, die eBetriebsmittelrücklage, die eWiederbeschaffungsrücklage und die efreie Rücklage unterschieden werden. Sharpe-Ratio Der Wert misst die Überrendite (absolute Differenz zwischen der erwirtschafteten Portefeuillerendite und dem risikolosen Zinssatz) einer Geldanlage pro Einheit des übernommenen Risikos. Maß für das Risiko ist dabei die Volatilität der Renditen. Standardabweichung Die Standardabweichung ist ein statistisches Maß für die Streuungsbreite von Werten einer Zufallsvariablen um ihren Mittelwert. Stiftungsvermögen Das Stiftungsvermögen umfasst als Oberbegriff alle Vermögenswerte der Stiftung, also typischerweise das Grundstockvermögen und die Rücklagen. Quelle: Stefan Fritz: Stifterwille und Stiftungsvermögen. Nomos, Baden-Baden 2009

Swapgeschäft Als Swapgeschäft (von englisch: to swap, austauschen) wird ganz allgemein ein Austauschgeschäft bezeichnet. Gängige Swapvarianten sind Zinsswaps, Devisenswaps und Kreditausfallswaps. Devisenswapgeschäfte zählen zu den geldpolitischen Instrumenten des Eurosystems. Quelle: Deutsche Bundesbank, Glossar*

Termingeschäft Bei einem Termingeschäft liegt die Erfüllung des Handels, also der Termin der Lieferung und der Bezahlung der Waren, in der Zukunft. Im Gegensatz dazu liegen bei einem Kassageschäft Vertragsabschluss, Bezahlung und Lieferung der Waren eng beieinander. Man unterscheidet Warentermingeschäfte (z.B. Rohstoff-Futures) und Finanztermingeschäfte (z.B. Aktienoptionen). Das wesentliche Kennzeichen von Termingeschäften ist, dass es sich bis zum vereinbarten oder tatsächlichen Erfüllungs-

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termin um „schwebende Geschäfte“ im bilanztechnischen Sinne handelt. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Thesaurierung Verbleib von Gewinnen in einem Unternehmen oder einem Portfolio. Gegensatz: Ausschüttung. Thesau­­rierte Gewinne werden von Unternehmen nicht ausgeschüttet, sondern für Investitionen genutzt. Das Kapital verbleibt im Unternehmen. Thesaurierende Fonds legen Gewinne aus Wertpapieren (Zinsen, Dividenden, Verkaufserlöse) sofort wieder in diesen Wertpapieren an. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Total Expense Ratio (TER) Gesamtkosten, die im Rahmen der Kapitalanlage entstehen, im Verhältnis zum Anlagevermögen, jedoch ohne Transaktionskosten. Beim Real Total Expense Ratio (RTER) werden zusätzlich die Transaktionskosten berücksichtigt. Transaktionskosten Gebühren, die ein Anleger für die Ausführung einer Wertpapierorder zahlen muss. Transaktionskosten fallen beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren an. Die direkten Transaktionskosten zahlen Investoren an ihre depotführende Bank. Wird die Order an einer Präsenzbörse ausgeführt, kommt zu den Transaktionsgebühren der Bank noch die Courtage für den jeweiligen Skontroführer hinzu. Nicht alle Banken geben diese Kosten an ihre Kunden ausgewiesen weiter. Die indirekten Transaktionskosten hängen von der Liquidität ab, sie entstehen beim Handel mit wenig liquiden Wertpapieren auf zwei Arten: Zum einen verschiebt ein Kauf- oder Verkaufsangebot den Kurs auf einem illiquiden Markt zu Ungunsten des Akteurs; zum anderen wird die Order auf einem illiquiden Marktplatz nicht sofort ausgeführt. Je länger der Kauf- oder Verkaufswunsch im Orderbuch steht, desto höher wird das Risiko, dass sich der Kurs des Papiers ungünstig verändert. Gleichzeitig erhöht sich jedoch die Chance einer Ausführung. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon


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Mit Vermögen gestalten

Umschichtungsrücklage In die Umschichtungsrücklage werden Wertsteigerungen (Zuschreibungen) und Gewinne eingestellt, die durch die Realisierung dieser Wertsteigerungen beziehungsweise stiller Reserven entstehen. Umgekehrt kann sich die Umschichtungsrücklage um Veräußerungsverluste und Abschreibungen reduzieren. Quelle: Stefan Fritz: Stifterwille und Stiftungsvermögen. Nomos, Baden-Baden 2009

Value at Risk (VaR) Die Zahl beantwortet die Frage: Welcher Betrag wird in einer bestimmten Zeit mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit höchstens verloren? Man kann den Value at Risk als Währungsbetrag oder als Prozentsatz ausdrücken. Volatilität Schwankungsbreite der Renditen gemessen als die Standardabweichung der jährlichen Renditen. Wandelanleihe Unternehmensanleihe, die innerhalb einer bestimmten Frist gegen Stammaktien des Unternehmens getauscht werden kann. Wandelanleihen verbriefen ein Wandlungsrecht: Inhaber von Wandelanleihen können (müssen aber nicht) diese innerhalb einer bestimmten Frist zu einem festgelegten Preis in Aktien des Unternehmens tauschen, das die Anleihe emittiert hat. Anleger haben aber auch die Möglichkeit, die Wandel­ anleihe – wie bei einer klassischen Anleihe – bis zur Endfälligkeit zu halten; in diesem Fall erhalten sie jährliche Zinszahlungen vom Schuldner, der am Ende der Laufzeit die Anleihe zurückzahlt. Der Anleiheninhaber wird also vom Gläubiger zum Unternehmens­teilhaber. Aufgrund dieses Rechts hat eine Wandelanleihe eine niedrigere Verzinsung als andere Anleihen. Die Hauptversammlung muss der Begebung einer Wandelanleihe und der damit verbundenen Kapital­erhöhung mit einer Dreiviertel-Mehrheit zustimmen. Durch die Kapitalerhöhung werden die für den Tausch notwendigen Aktien bereitgestellt. Altaktionären wird in der Regel ein Bezugsrecht auf die Wandelanleihe gewährt. Quelle: boerse-frankfurt.de, Börsenlexikon

Wiederbeschaffungsrücklage Für beabsichtigte Wiederbeschaffungen von Wirtschaftsgütern, die eine Stiftung für ihre gemeinnützigen Zwecke einsetzt, darf sie eine Rücklage für Wiederbeschaffung bilden. Die Höhe bemisst sich nach der Höhe der regulären Abschreibung eines zu ersetzenden Wirtschaftsgutes. Bei höherer Zuführung ist ein Nachweis erforderlich (vgl. § 62 Abs. 1 Nr. 2 AO, bis 31.12.2013: Nr. 10 S. 7 des AEAO zu § 58 Nr. 6). (eRücklagen)

Zusammenstellung: Marvin Wiek

* Copyright: Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main, Deutschland. Die Inhalte des Glossars der Deutschen Bundesbank sind kostenlos auf der Internetseite der Deutschen Bundesbank abrufbar: www.bundesbank.de


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

Über die Entstehung dieser Publikation Eine Publikation dieser Art hätte der Bundesverband Deutscher Stiftungen nicht planen und veröffentlichen können, ohne die Expertise von Vermögensmanagern und Anlagepraktikern aus Stiftungen einzubeziehen. Ein Team von vier Vermögensexperten aus dem Stiftungswesen hat das Entstehen dieser Publikation im Rahmen freiwilligen Engagements begleitet. Für die vorliegende Publikation wurden die kommerziellen Partner des Bundesverbandes gebeten, Themenvorschläge einzureichen und diese in Form eines kurzen Exposés zu umreißen. Aus den Themenvorschlägen und weiteren Ideen entstand ein inhaltliches Konzept, auf dessen Grundlage die Autoren für (teilweise auch von den Exposés abweichenden) Themen angefragt und gebrieft wurden. Nach Eingang der Texte wurden diese von den Mitgliedern des redaktionellen Beirats beurteilt, diskutiert und ggf. von der Redaktion an die Autoren zur Überarbeitung zurückgegeben. In einigen Fällen wurden Beiträge abgelehnt, weil sie den inhaltlichen Anforderungen nicht entsprachen oder nicht ins Konzept der Publikation passten.

Alle Artikel bilden die Meinung und Expertise der Autoren ab, nicht die der Mitglieder des redaktionellen Beirates oder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Das Redaktionsteam hat sich bemüht, dafür zu sorgen, dass die Artikel keine Empfehlungen geben, die für Stiftungen aufgrund ihrer spezifischen Anforderungen per se nicht geeignet sind. Aber jede Stiftung ist (auch bei der Vermögensanlage) ein Einzelfall – nicht jeder Berater, jedes Unternehmen und jede Anlage passt zu jeder Stiftung. Den Leserinnen und Lesern bleibt es daher selbst überlassen, sich ein Urteil zu bilden, ob die in den Artikeln vorgestellten Ideen für die eigene Stiftung interessant sind. Erste Anhaltspunkte können die Markierungen mit farbigen Kreisen am Anfang des Artikels bieten. Die Mitglieder des redaktionellen Beirats haben für ihre Tätigkeit kein Honorar und keine Aufwandsentschädigung bekommen, noch nicht mal Reisekosten in Rechnung gestellt und sehr viel Zeit, Know-how und Geduld investiert. Dafür gebührt ihnen großer Dank!

Über die Mitglieder des redaktionellen Beirates Dieter Lehmann ist Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter der Vermögensanlage der VolkswagenStiftung. Im Bundesverband Deutscher Stiftungen leitet er das Forum Stiftungsvermögen und den Arbeitskreis Stiftungsmanagement (siehe Interview S. 10 ff.). Maren Bianchini-Hartmann ist selbstständige Rechtsanwältin mit einem Schwerpunkt im Gemeinnützigkeitsrecht bei P+P Pöllath + Partners. Sie ist Expertin für Impact Investing und hat von 2013 bis 2015 das Projekt „Sinnvestition“ der Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG geleitet, das sich mit Fragen des Impact Investing in der Vermögensanlage von Stiftungen beschäftigt.

Ulrich Deissner ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Braunschweig. Er leitet u.a. die Vermögensanlage der Stiftung und hat einen Fonds für Bürgerstiftungen mit auf den Weg gebracht (siehe Artikel S. 102 f.). Michael Dittrich ist Rechtsanwalt und Abteilungsleiter Finanzen und Verwaltung bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die DBU wurde im April 2015 mit dem „portfolio institutionell Award“ für die beste Vermögensverwaltung einer Stiftung ausgezeichnet.


Mit Vermögen gestalten

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Über den Bundesverband Deutscher Stiftungen Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vertritt als Dachverband die Interessen der Stiftungen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat über 4.000 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Verband rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro. Auf politischer Ebene macht sich der unabhängige Dachverband als „Stimme der Stiftungen“ für die Verbesserung der rechtlichen und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen stark. Mit den 2006 von den Mitgliedern verabschiedeten Grundsätzen guter Stiftungspraxis setzt er sich für verantwortungsvolles und effektives Stiftungshandeln und Transparenz im Stiftungswesen ein. Mitglieder profitieren von einem breit gefächerten Informations-, Service- und Beratungsangebot, von Praxiserfahrungen und Kontakten. Die thematische Stiftungsvielfalt spiegelt sich in den Arbeitskreisen und Foren wider. Neben vielfältigen Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet organisiert der Verband jedes Jahr mit dem Deutschen StiftungsTag den größten Stiftungskongress in Europa.

Mit der Datenbank Deutscher Stiftungen unterhält der Bundesverband die umfangreichste und wichtigste Datensammlung zum deutschen Stiftungswesen. Sie ist u.a. Grundlage für das Verzeichnis Deutscher Stiftungen und die Online-Stiftungssuche, die Fördersuchenden und Stiftungsinteressierten umfassende Recherchemöglichkeiten bieten. Das Kompetenzzentrum Stiftungsforschung bündelt seit 2012 die Forschungsaktivitäten des Bundesverbandes. Dazu gehören Konzeption und Durchführung von Studien sowie Befragungen im Stiftungssektor. Die im Kompetenzzentrum erstellten Studien werden, ebenso wie zahlreiche Ratgeber für Stiftungsinteressierte, im Verlag des Bundesverbandes veröffentlicht. Der Professionalisierung im Stiftungswesen dient außerdem das Fortbildungsangebot der Deutschen StiftungsAkademie (DSA), einer gemeinsamen Einrichtung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.


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Bundesverband Deutscher Stiftungen

Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. ­Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ­unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Gestaltung PACIFICO GRAFIK | Etienne Girardet, Vera Eizenhöfer, Moritz Lichtwarck-Aschoff

Herausgeber und Verlag Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. Mauerstraße 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -81 post@stiftungen.org www.stiftungen.org

Hinweise Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser, nicht unbedingt die des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen oder des redaktionellen Beirates wieder.

© Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. Berlin, Januar 2016 V.i.S.d.P. Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Redaktioneller Beirat für diese Publikation (nähere Informationen siehe S. 176): Maren Bianchini-Hartmann, Ulrich Deissner, Michael Dittrich, Dieter Lehmann

Druck Oktoberdruck, Berlin

Diese Publikation wurde im Innenteil auf dem Papier Circle Offset Premium White gedruckt, ein 100-prozentiges Recyclingpapier, das als FSC-Recycling zertifiziert ist. Der Umschlag wurde auf dem Papier Invercote Creato Matt gedruckt, das als FSC-Mix zertifiziert ist. Die Druckerei Oktoberdruck ist nach den strengen Vorgaben des Europäischen Umweltmanagement Audits (EMAS) validiert. Die bei der Herstellung freigesetzten CO2-Emissionen wurden durch die Unterstützung zertifizierter Klimaschutzprojekte über ­ClimatePartner kompensiert.

Redaktion und Lektorat Benita v. Behr Anzeigen und Projektassistenz Alexandra Frey

ISBN: 978-3-941368-81-1


EchtEs. PrivatE. Banking. www.bethmannbank.de

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« Eigentlich ist das ein Risiko, das ich alleine gar nicht nehmen möchte. Muss ich aber.» Lassen Sie uns darüber reden


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