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Auszubildende vs. Creatorin

Mit Social-Media-Content erreicht die Initiative „Deine Zukunft ist bunt“ den Nachwuchs auch in seiner Freizeit. Aber wer auf Instagram, TikTok und Co. punkten will, muss authentisch sein. Bei den Dreharbeiten in den Woodland Studios bei Hamburg kommen Humor und Spontanität deshalb nicht zu kurz

Lena, ist dein Bein noch durchblutet ?“ Besorgt sieht Tobias Lammers die Auszubildende an. Aber die 24-Jährige lacht nur und wickelt sich ein Klebeband vom Oberschenkel. Die letzten Spuren der Social-Media-Aktion, die die angehende Stuckateurin vor wenigen Minuten gegen Creatorin Katharina Xenia Rohde (@ tutorialsbykati) verlor. Die Aufgabe lautete: Wer kann eine ganze Rolle Klebeband mit vollem Körpereinsatz am schnellsten abwickeln ? Diese Wettbewerbe, genannt Challenges, sind typisch für Social Media.

Der direkte Bezug zum Malerberuf ist etwas Besonderes. Maßgeschneidert für die Accounts der Initiative „Deine Zukunft ist bunt“.

Keine Abstriche bei der Qualität Dass hier echte Handwerker/-innen am Start sind, merkt man spätestens bei der nächsten Aufnahme. Für Außenstehende war die Szene längst im Kasten, doch Tobias Lammers muss nochmal ran – der Brillux Projektmanager hatte in seiner Rolle Malerband statt Klebeband gesagt. Katharina Hemker, technische Referentin bei Brillux, hört im Hintergrund immer ganz genau hin, damit alles fachlich korrekt ist. Weil sie dabei so gewissenhaft ist, bezeichnen die anderen sie auch als „Wiesel, das bei dem kleinsten Fehler von seinem Sitz aufspringt“. Aber die erfahrene Malermeisterin nimmt die liebevolle Neckerei schmunzelnd hin. Schließlich weiß sie, dass die Auszubildenden von ihrer Akribie nicht genervt sind.

01 Katharina Hemker erklärt Azubi Finn die Arbeit mit dem Strichzieher

02 Immer mit dabei: Kati nimmt ihre Follower mit zum Set

03 Azubi Matti versucht sich an einer Wand in Rostoptik. Daraus entsteht später ein Tutorial

04 Lustiges Battle: Creatorin Kati (l.) und Auszubildende Lena wickeln Klebeband um die Wette

Im Gegenteil: Sie teilen den Perfektionismus. Kurze Zeit später bricht Auszubildende Lena Belz selbst die Aufnahme ab. Sie hatte die Wasserwaage nicht stabil genug an die Wand gehalten. Für den Laien ein kleiner Moment und die Wasserwaage nur ein Requisit. Für die Handwerkerin ist das ein Schnitzer. An diesem Set folgen alle den höchsten handwerklichen Standards. Und der hat einen Namen: „Maler Günther“, der einfach alles sieht – so nennen sie den fiktiven Zuschauer, dessen Ansprüche sie unbedingt erfüllen wollen. „Können wir das kurz nochmal machen“, ruft Lena Belz und schiebt grinsend hinterher: „Sonst regt Maler Günther sich wieder auf.“ Und Tobias Lammers ergänzt: „Ich finde das gut, dass wir einen imaginären Profi am Set haben.“

Nebenbei noch was gelernt Während der dreitägigen Aufnahmen in den Woodland Studios in Wedel bei Hamburg haben die Auszubildenden aber nicht nur viel Spaß vor der Kamera. Sie lernen auch etwas dazu: „Matti zum Beispiel macht ganz alleine eine Wand in Rostoptik. Das ist das erste Mal, dass er eine Kreativtechnik anwendet, und es ist eine tolle Chance, das direkt an so einer großen Wand auszuprobieren“, erzählt Katharina Hemker lächelnd. Die 35-Jährige stellt sicher, dass die Auszubildenden auch vor der Kamera mit ihrem handwerklichen Können punkten. Dafür wird Azubi Finn Hansen dann auch schon mal von ihr mit den Worten aus der Küche gescheucht: „Wenn du gerade nichts zu tun hast, kannst du auch mit dem Strichzieher üben. Wir wollen uns ja von denen abheben, die keine Maler sind.“

Handwerk und Social Media

Dass Leidenschaft für das Handwerk und Social-Media-Trends hier aufeinandertreffen, ist kein Zufall. Denn um Jugendliche für das Malerhandwerk zu begeistern und so dafür zu sorgen, dass mehr Bewerbungen bei den Betrieben eingehen, braucht es Humor –und Auszubildende wie Finn. Der 20-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr und steht das erste Mal für Brillux vor der Kamera. Lange musste er nicht darüber nachdenken: „Jeder zwischen 13 und 30 nutzt heute Social Media. Du kriegst die Leute genau da. Als ich die Anfrage bekam, habe ich mir natürlich erst einmal genau angeguckt, was die alles machen. Aber es ist echt beeindruckend, welche Reichweite die Accounts der Nachwuchsinitiative haben.“ Diesen Eindruck teilt auch Social-Media-Creatorin Katharina Xenia Rohde: „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Konzepte so gut durchdacht sind. Und vor allem sind sie ja auch wirklich lustig ! Das ist echt eine Kunst – das kriegen nur die wenigsten Unternehmen hin.“

Neugierig geworden?

Die Videos gibt’s auf TikTok, Instagram und YouTube Shorts unter

@deinezukunftistbunt

01 Creatorin Kati steht beinahe täglich vor der Kamera – aber eben nur vor ihrer eigenen. Mit einem Team zu drehen, ist daher etwas Besonderes für sie

02 Obwohl die Drehtage sorgfältig geplant wurden, sind spontane Einfälle erwünscht

03 Tobias Lammers übt die nächste Szene. Gar nicht so einfach, zwei Kleberollen mit einer Hand zu verteilen

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