Zertifikate Spezial August

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NR. 3816

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SCHWERPUNKT ZERTIFIKATE

Foto:DIMITAR DILKOFF / AFP / picturedesk.com (APA)

Adaptiertes Spiegelbild oder doch das Original?

Kommende Woche beginnt die Vorstellungsrunde für die nächste Runde im Kampf um das ‘Zertifikat des Monats’. Vorab hat sich der Börse Express angesehen, ob die Versprechungen der Branche auch in der Praxis halten. Dazu wird der EuroStoxx als Basisinvestment herangezogen und verglichen, was Discount-, Bonus, Kapitalschutz und Aktienanleihen im Vergleich an Ertrag gebracht haben.

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Bonus-Strukturen So funktioniert’s

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Aktienanleihen So funktioniert’s


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SCHWERPUNKT ZERTIFIKATE

Ist der ‘Schmiedl’ dem Schmied überlegen? ROBERT Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Wo kein Nachteil, da auch kein Vorteil. Und dieser ist ein verbessertes Chance/RisikoProfil, das Zertifikate gegenüber dem direkten Basisinvestment bieten. Das auf Kosten der Transparenz. Wirklich? ntransparent und auch noch doppeltes Risiko. Denn zum Kursrisiko des dem Zertifikat zugrunde liegenden Wertpapiers (Underlyings) kommt noch das Emittenten hinzu. Dies sind nur zwei der ‘Vorwürfe’ an Zertifikate. Und ja, warum die Kopie nehmen, wenn man das Original haben kann, könnte allgemein gen strukturierter Produkte wie eben Zertifikaten geworfen werden, die auf der Basis eines ‘echten’ Wertpapiers aufsetzen. Dafür gibt es aber auch Vorteile: Etwa dass das strukturierte Produkt das ein verbessertes Chance/Risiko-Verhältnis gegenüber dem Direktinvestment bieten kann. Immerhin steht auch bereits beim Kauf dieses Wertpapiers fest, wie das Auszahlungsprofil des Produkts aussieht - das sich während der Laufzeit auch nicht mehr verändert. Wer kann das beim direkten Aktieninvestment ebenfalls behaupten? Dort gibt es keinesfalls eindeutige und vor allem niedergeschriebene ‘Wenn-dann-Regeln’ die bestimmen, wie sich der Wert des Zertifikats entwickelt. Natürlich gibt es auch risikoreichere Hebelprodukte im Angebot. Doch diese machen weniger als ein Prozent des Gesamtmarktvolumens aus.

I

Zu viel des Guten? Emittenten versuchen für den Anleger möglichst Produkte zu strukturieren, die verschiedenste Risikoneigungen, Renditeziele oder Anlagehorizonte aufweisen. Das ist mit ein Grund, warum es derzeit allein im deutschsprachigen Raum mehr als eine Million an verschiedenen Zertifikaten gibt. Je Basiswert eben mehrere - je nach Risikoneigung etc. des Anlegers. Zur leichteren Orientierung wurden Zertifikate in zwei Haupt- (Anlage- Hebel-Produkte) und elf Subgruppen (vom sicheren Kapitalschutz bis zum spekulativen Knock-Out) un-

Ein Blick durchs Schlüsselloch zeigt, dass der gezielte Einsatz von Zertifikaten zu besserem Anlageerfolg führt Foto: apa/dpa

terteilt. Was zwangsläufig zu einem weiteren (möglichen) Vorteil des Zertifikats gegenüber etwa dem Direktinvestment in eine Aktie bringt: Diese ist in der Regel ein Long-Investment, der Anleger geht von steigenden Kursen aus. Das geht beim strukturierten Produkt auch. Es gibt aber auch Lösungen, sollte ein Seitwärts- oder Abwärtstrend erwartet werden. Das doppelte Risiko. Bei Zertifikaten kommt zum ‘normalen’ Kursrisiko für den Anleger noch das des Emittenten dazu. Dies, da Zertifikate über Inhaberschuldverschreibungen strukturiert sind. Und diese weisen immer das Risiko des Zahlungsausfalls des Emittenten aus. Doch auch dieses lässt sich quantifizieren. Dies anhand eines Ratings. Erstellt wird diese von Ratingagenturen à la Standard & Poor’s. Dabei wird das Ausfallsrisiko und die Kapitalausstattung des Emittenten (in der Regel eine Bank) bewertet. Die Buchstaben-Klassifizierung dieser Bonität reicht von „AAA“ wie ausgezeichnet bis zu einem „BBB-“, um im Bereich des Investment Grade zu bleiben. Die Bonität eines Unternehmens ist zumindest auf dessen Homepage erfahrbar. Ein andere Methode ist, sich die am Markt gezahlten Absicherungskosten für Anleiheinvestments in Papiere des Zertifikate-Emittenten anzusehen - die sogenannten Credit Derivative Swaps. Je höher diese sind, desto größer wird am Markt von einem Zahlungsausfall des Emittenten ausgegangen. Doch auch das Risiko des Zertifikats an sich lässt sich quantifizieren. hier hat sich die Value at Risk-Methode (VaR) durchgesetzt. Dabei wird das Verlustrisiko eines Zertifikates anhand historischer Daten errechnet - eine Zahl, die der Emittent zur Verfügung stellen könnte/sollte. <


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Zertifikate-Strukturen auf dem Prüfstand Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Die Initiative der EDG AG berechnet Indizes für verschiedene Zertifikatekategorien. Der Börse Express nutzt das um zu überprüfen, wie die jeweilige Produktgattung im Vergleich zu einem Direktinvestment abgeschnitten hätte. iscount-Zertifikate gewähren einen Abschlag (Discount) auf den aktuellen Kurs des Basiswertes. Durch diesen „Rabatt“ werden mögliche Kursverluste des Basiswertes abgefedert. Im Gegenzug ist die Teilhabe an einem Kursanstieg DISCOUNT-ZERTIFIKATE durch den sogenannten Cap begrenzt. Im Juli machte sich diese Discount-Strategie für Anleger jedenfalls bezahlt: Zwar legte der Index für Zertifikate hinkte der Discount-Index mit Discount seit Jahresbeginn über längere Phasen dem zu - beim Direktinvestment waren es plus 4,60 Prozent. Euro Stoxx 50 hinterher, in der Abwärtsphase zum Monatsende federte der Discount-Index jedoch die Verluste des europäischen Leitindizes deutlich ab. Per Monatsultimo überholte so der Discount-Index den EuroStoxx 50 schlussendlich sogar und ließ den europäischen Leitindex mit einer Rendite von 0,50 Prozent zu 0,22 Prozent hinter sich. Auch mittel- und längerfristig machte sich das Konzept bezahlt. Seit Auflage im Jänner 2006 erzielte der DiscountIndex eine p.a.-Rendite von +3,65 Prozent. Im gleichen BONUS-ZERTIFIKATE Zeitraum verbuchte der EuroStoxx 50 einen jährlichen Verlust von 0,38 Prozent. Ähnlich die Ent- legte der Index für Bonus-Zertiwicklung auf Sicht seit Jah- fikate seit Auflage zu - beim Diresbeginn, einzig dass hier rektinvestment waren es plus die starken Kursanstiege 4,60 Prozent.

D

2,08%

6,42%

Foto: APA

Zertifikate vs. Direktinvestment im Juni 2017 (in %) Bonus-Index

+0,74

Discount-Index

+0,50

Aktienanleihen-Index

+0,29

EuroStoxx 50

+0,22

Kapitalschutz-Index

-0,11 1. Halbjahr 2017

Bonus-Index

+6,42

EuroStoxx 50

+4,60

Aktienanleihen-Index

+2,28

Discount-Index

+2,08

Kapitalschutz-Index

+2,02 seit Auflage (02.01.2006 in %)

Discount-Index

+51,48

Kapitalschutz-Index

+39,01

Bonus-Index

+30,20

EuroStoxx 50

-4,30 seit Auflage (02.01.2009 in %)

Aktienanleihen-Index

+38,47

EuroStoxx 50

+35,99

Quelle: DDV, Börse Express


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ZERTIFIKATE des EuroStoxx im ersten Jahresviertel im Discount-Index noch nicht aufgeholt sind - hier steht es 2,08 zu 4,6 für das direkte Investment. Bonus. Bonus-Zertifikate zahlen bei Fälligkeit einen Bonusbetrag, sofern der Basiswert die festgesetzte Barriere im entsprechenden Beobachtungszeitraum nicht erreicht oder durchbrochen hat. Trotzdem bleibt die Möglichkeit erhalten, an Aufwärtsbewegungen des Basiswertes unbegrenzt teilzuhaben. Wird die Barriere verletzt, drohen jedoch Verluste. In Phasen stark steigender Kurse halten Bonus-Zertifikate somit nicht ganz mit der Wertentwicklung des Basiswertes mit. In moderaten Abwärtsphasen werden Verluste leicht abgefedert. Bei stark fallenden Kursen mit Annäherung an die Barriere verlieren sie überdurchschnittlich. So partizipierte der Bonus-Index im Juli in hohem Maße an zwischenzeitlichen Kursgewinnen des EuroStoxx 50, in der Abwärtsphase des Aktienmarktes zum Monatsende wurden die Verluste hingegen etwas abgebremst. So konnte der Bonus-Index per KAPITALSCHUTZ Monatsultimo mit einer Wertentwicklung von 0,74 Prozent den EuroStoxx 50 mit einem Plus von 0,22 Prozent hinter sich lassen. legte der Index für Zertifikate mit Kapitalschutz seit Jahresbe- Auch seit Jahresbeginn und ginn zu - beim Direktinvestment seit Berechnung des Index waren es plus 4,60 Prozent. ging die Strategie auf.

2,02%

Bei Kapitalschutz-Zertifikaten sichert der Emittent dem Anleger eine Rückzahlung bei Fälligkeit in Höhe des Nennwertes zu. Darüber hinaus besteht die Chance auf eine attraktive Rendite abhängig von der Entwicklung des Basiswertes. In Phasen stark steigender Märkte lassen sich damit lediglich unterdurchschnittliche Renditen erzielen, der Sicherheitsaspekt steht bei diesen Produkten klar an erster Stelle. Dieser bewirkte, dass der Kapitalschutz-Index im Mo- AKTIENANLEIHEN natsverlauf der Wertentwicklung des EuroStoxx 50 stets hinterherhinkte. Erst kurz vor Monatsende nä- legte der Index für Aktienanleiherten sich die beiden Indi- hen seit Jahresbeginn zu - beim zes wieder an. Trotzdem Direktinvestment waren es plus hatte der Euro Stoxx 50 per 4,60 Prozent.

2,28%

Monatsultimo leicht die Nase vorn. Während dieser ein leichtes Plus in Höhe von 0,22 Prozent hinüberrettete, verbuchte der Kapitalschutz-Index ein Minus von 0,11 Prozent. Seit Jahresbeginn liegen Anleger mit dem Sicherheitskonzept zwar im Plus, aber auch hier hinkt die Performance dem Direktinvestment hinterher. Anders sieht dann wiederum der Blick in die Historie aus: Denn langfristig machte sich das Sicherheitskonzept von Kapitalschutz-Zertifikaten für Anleger bezahlt. Mit einer p.a.-Rendite von +2,88 Prozent konnten sich Kapitalschutz-Zertifikate seit Auflage im Jahr 2006 erheblich besser entwickeln als der Euro Stoxx 50 (-0,38 Prozent). Aktienanleihen. Bei Aktienanleihen kommt unabhängig von der Wertentwicklung des Basiswertes ein Zinsbetrag zur Auszahlung. Art und Höhe der Rückzahlung bei Fälligkeit hängen davon ab, ob der Basiswert am Bewertungstag auf, über oder unter dem Basispreis liegt. Erreicht der Basiswert mindestens den Basispreis, erhält der Anleger den Nennwert zurück. Bei einem unter dem Basispreis liegenden Basiswert erhält der Anleger je nach Ausstattung entweder den Wert des Basiswertes oder diesen direkt geliefert. In Seitwärts- oder moderaten Abwärtsmärkten garantiert der Zinsertrag bei Aktienanleihen eine stetige Ertragsquelle, in stark steigenden Märkten bewirkt die Partizipationsbegrenzung eine Underperformance. So konnte der Aktienanleihen-Index lange Phasen hinweg kaum mit der Wertentwicklung des Euro Stoxx 50 im Juni mithalten. Erst zum Monatsende bewies dieser Index seine Stärke, indem er Verluste gut abfederte. So hatte er unter dem Strich mit einem Plus von 0,29 Prozent doch noch leicht die Nase vorn vor dem Euro Stoxx 50 (+0,22 Prozent). Auf Sicht Jahresbeginn ging sich das mit der Nase vorn haben noch nicht aus - langfristig jedoch dann wieder: Mit einer durchschnittlichen p.a-Rendite von plus 3,87 Prozent seit Indexauflage (2009) zu plus 3,65 Prozent. Fazit: Langfristig ging bisher jede der untersuchten Zertifikatestrukturen auf und stellte sich als ‘besseres’ Investment als die Direktanlage heraus.<

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Was hinter dem BonusMechanismus steckt Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Das Zauberwort heißt Down-and-Out-Put. Gekauft wird diese prinzipiell aus der Dividende des Basiswerts und speist damit den Bonus des Produkts. ‘Schlimmstenfalls’ haben wir am Schluss das Auszahlungsprofil eines normales Partizipationszertifikats. er besseren Aktie’ als anderen Ausdruck für BonusZertifikate hieß es hier auf derSeite zuvor. Wobei sich die Überlegenheit des Produkts in stabilen oder sich nur leicht verändernden Marktsituationen zeigte, während die Chancen nach oben nicht beschnitten wurden. Bonus-Zertifikate gehören zu den Anlagezertifikaten - und dort zum Bereich der Teilschutz-Produkte. Mehr dazu später. Prinzipiell kauft ein Anleger mit einem Bonus-Zertifikat den zugrunde liegenden Basiswert plus einen Down-andOut-Put (eine Barrier-Option) - siehe Textkasten. Im Gegensatz zum klassischen Put geht dessen Sicherungsfunktion bei Unterschreiten der Barriere verloren – der Wert dieses Puts geht auf Null, womit gleiches auch mit dem Bonus-Betrag des Zertifikats passiert. Aber der Bonus speist sich eben durch den Kauf des Puts (und dieser Kauf speist sich wiederum zumeist aus der Dividende/Ausschüttung des zugrundeliegenden Basiswerts - der Anleger tauscht also

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BONUS-ZERTIFIKAT = BASISWERT PLUS DOWN-AND-OUT-PUT Der Down & Out Put entspricht einem traditionellen Put, der zusätzlich mit einer Knock-Out-Schwelle/Barriere ausgestattet ist. Bei Berühren der Barriere verfällt der Downand-Out-Put sofort wertlos (daher der Begriff ‘Down-andOut’). Ein Down-and-Out Put gehört daher in die Produktgattung der Barrier-Optionen. Oberhalb des Basispreises gleicht das Preisverhalten des Down-and-Out Put im Wesentlichen einem klassischen Put. Wenn sich der Basiswert der

Barriere bedrohlich nähert, wird der Down-and-Out Put im Gegensatz zum klassischen Put überproportional an Wert verlieren. Der überproportionale Wertverlust liegt darin begründet, dass bei Berühren der Barriere der Put sofort und unwiderruflich wertlos wird. Bei abnehmender Restlaufzeit des Down-and-Out Put verstärkt sich dieser Effekt, sodass es in der Nähe der Knock-Out-Schwelle des Put zu Hebelwirkungen kommen kann.

eigentlich Dividendenzahlung gegen die Chance des BonusBetrag - und dessen Sicherungsfunktion). Diese Down-and-Out-Puts sind im Gegensatz zu normalen Puts deutlich günstiger, da sie mit dem Risiko der Barriere ausgestattet sind. Bonus-Zertifikate gehören innerhalb der Gruppe Anlagezertifikaten zu den Teilschutz-Produkten. Dies, da das Zertifikat mit einer Barriere ausgestattet ist, die zu Laufzeitbeginn unterhalb des Kurses der zugrunde liegenden Aktie festgelegt wurde – und die während der Laufzeit des Zertifikats möglichst nicht berührt oder unterschritten werden sollte. Denn dann verliert das Bonus-Zertifikat seine Bonusfunktion und es verhält sich wie ein 'normales' Partizipations-Zertifikat' beziehungsweise die zugrunde liegende Aktie (Basiswert). Daher Teilschutz. <

Funktionsweise Bonus-Zertifikat: Rückzahlungsprofil am Laufzeitende

(Quelle) ZFA)


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Zertifikat oder Basiswert? Ein Vergleich Bonus/Aktie Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Bonus-Zertifikate spielen ihre Stärken von leicht steigenden bis hin zu stagnierenden bzw. sogar leicht fallenden Märkten aus heißt es. Wir rechnen nach. ie ‘bessere Aktie’ heißt es oft in Marketingmittelungen in Bezug auf Bonus-Zertifikate. Zumindest in der Theorie ist es so. Geht der Aktienkurs durch die Decke, ist der Anleger ohne Abschläge dabei. Leider auch, wenn der Titel/Basiswert in den Keller fällt. Aber in stagnierenden Märkten, oder solchen die leicht nach oben oder unten tendieren, spielen Bonus-Zertifikate ihre Stärken aus - und schlagen durch den Bonus das Basisinvestment / die Aktie punkto Performance. Beispiel: In Erwartung eines leicht steigendes Aktienkurses des Unternehmens XY kauft ein Anleger ein Bonus-Zertifikat auf XY mit einer Barriere bei 50 Euro sowie einem Bonuslevel

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in Höhe von 110 Euro. XY-Aktie und das Zertifikat kosten in etwa je 80 Euro. Abhängig von der Kursentwicklung des Basiswerts ergeben sich nun drei verschiedene Szenarien für den Anleger. Szenario 1. Die XY-Aktie notiert am Ausübungstag zwischen Barriere und Bonus-Level – und hat während der Laufzeit die Barriere nie berührt oder unterschritten: Die Tilgung erfolgt zu 110 Euro. Szenario 2a. Die XY-Aktie notiert am Ausübungstag mit 120 Euro über dem Bonus-Level, während der Laufzeit wurde die Barriere nie berührt oder unterschritten: Die Tilgung erfolgt zu 120 Euro. Szenario 2b. Die XY-Aktie notiert am Ausübungstag mit 120 Euro über dem Bonus-Level, während der Laufzeit wurde die Barriere berührt oder unterschritten: Die Tilgung erfolgt zu 120 Euro. Szenario 3. Die XY-Aktie notiert am Ausübungstag mit 40 Euro unter der Barriere: Die Tilgung erfolgt zu 40 Euro. Fazit. In Szenario 1 hat der Zertifikate-Anleger eine höhere Rendite als beim Direktinvestment erzielt. In den Szenarien 2 und 3 sind die Erträge praktisch deckungsgleich. Auch dann, wenn der Bonus-Mechanismus außer Kraft gesetzt wurde. <

Szenario 1 Quelle: Börse Express

Kurs des Basiswerts

Rückzahlung des Bonus-Zertifikats

Gewinn/Verlust des

Gewinn/ Verlust des

am Laufzeitende 105 Euro

am Laufzeitende

Basiswerts

Bonus-Zertifikats

110 Euro

31,3 Prozent

37,5 Prozent

80 Euro

110 Euro

0 Prozent

37,5 Prozent

65 Euro

110 Euro

- 18,8 Prozent

37,5 Prozent

Kurs des Basiswerts

Rückzahlung des Bonus-Zertifikats

Gewinn/Verlust des

Gewinn/ Verlust des

am Laufzeitende

am Laufzeitende

Basiswerts

Bonus-Zertifikats

120

120 Euro

50 Prozent

50 Prozent

Kurs des Basiswerts

Rückzahlung des Bonus-Zertifikats

Gewinn/Verlust des

Gewinn/ Verlust des

am Laufzeitende

am Laufzeitende

Basiswerts

Bonus-Zertifikats

120

120 Euro

50 Prozent

50 Prozent

Kurs des Basiswerts

Rückzahlung des Bonus-Zertifikats

Gewinn/Verlust des

Gewinn/ Verlust des

am Laufzeitende

am Laufzeitende

Basiswerts

Bonus-Zertifikats

40

40 Euro

- 50 Prozent

- 50 Prozent

Szenario 2a

Szenario 2b

Szenario 3


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Aktienanleihen: Das gilt’s zu wissen Robert Gillinger

robert.gillinger@boerse-express.com

Mehr Zinsen als bei einer Anleihe - dafür auch ein Aktienrisiko: Aktienanleihen sind wohl so etwas wie der Einstieg in die Welt der Aktie. Mit dem Vorteil eines vorab fixierten (hohen) Zinskupons, ktienanleihen sind in den vergangenen Jahren in der Beliebtheitsskala der österreichischen Anleger deutlich nach oben geklettert. Nach Berechnungen des Zertifikate Forum Austria (ZFA), lag der Open Interest an Aktienanleihen im Juni 2017 bei 578 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor lag man bei 344 Mio. Euro.

A

Ein Wertpapier für risikobewusste Anleger. Aktienanleihen - an sich eine Kombination aus Schuldverschreibung und Terminmarktkonstruktion (Verkaufs-Option) sind für risikobewusste Anleger geeignet, die in leicht steigenden oder seitwärts tendierenden Märkten auf interessante Zinszahlungen setzen wollen und gleichzeitig dafür bereit sind, ein Aktienrisiko einzugehen. Die Ertragschancen sind auf den Kupon begrenzt. Grundsätzlich beziehen sich Aktienanleihen auf einzelne Aktien oder Indizes wie den EURO STOXX 50. Sie sind damit an die Kursentwicklung des Basiswertes gekoppelt. Wie Anleihen sind diese Papiere mit einem Kupon ausgestattet, der jedoch deutlich über dem einer ‘herkömmlichen’ Unternehmens- oder Staatsanleihe liegt. Im Gegenzug ist aber auch das Risiko gegenüber normalen Anleihen höher. Denn (spätestens) am Ende der Laufzeit wird dem Anleger die Nominale entweder in bar zurückgezahlt, oder, wenn die Aktie unter dem vereinbarten Basispreis notiert, mit einer zuvor festgelegten Zahl von Aktien getilgt („Cash or Share“). In diesem Fall hat der Investor dann die Entscheidung, ob er die Aktie behält oder verkauft. Die Zinsen (Kupon) werden in jedem Fall ausgezahlt. Heißt: Wer sich für eine Aktienanleihe entscheidet, sollte von der Stabilität der jeweils zugrunde liegenden

Aktie überzeugt sein. Denn die Aktienanleihe ist von der Entwicklung des Basiswertes abhängig. Die Zinszahlung auf den Nennbetrag ist zwar vom Kursverlauf der Aktie nicht abhängig, sehr wohl aber die Rückzahlung. Denn notiert die Aktie unter dem Basispreis, wird nicht die nominell zurückgezahlt, sondern die Aktie zum Basispreis geliefert. Diese ist bei Lieferung weniger wert als zum Zeitpunkt der Emission der Aktienanleihe. Der Anleger kann dann selbst entscheiden, ob er den Verlust realisiert, also die gelieferten Aktien zum niedrigen Kurs verkauft, oder ob er an einen neuerlichen Anstieg der Aktie glaubt und sie im Depot behält. Varianten. Neben klassischen Aktienanleihen gibt es Varianten, bei denen zusätzlich eine Barriere eingezogen ist. Diese Papiere beinhalten einen im Vergleich zu klassischen Aktienanleihen höheren Schutz. Das ist dann beispielsweise eine Aktienanleihe Plus oder Protect: Da die Rendite klassischer Aktienanleihen sinkt, wenn der Kurs des Basiswerts einbricht, sind Aktienanleihen Plus/Protect mit einer zusätzlichen Schutzschwelle ausgestattet. Diese garantiert dem Anleger die Rückzahlung in Geld (der Nominale) auch dann, wenn der zugrunde liegende Referenzkurs während der gesamten Laufzeit ein bestimmtes, vorab festgelegtes Niveau nicht berührt oder unterschreitet. Durch diesen zusätzlichen Schutz vor moderat fallenden Kursen ist der Kupon etwas geringer als bei klassischen Aktienanleihen. Sollte zum Laufzeitende der Kurs der Aktie über dem Startwert zum Beginn der Laufzeit notieren, werden der Kupon und der Nominalbetrag zurückbezahlt. Sollte der Aktienkurs am Ende der Laufzeit unter dem Startwert liegen, bietet die Barriere einen zusätzlichen Sicherheitspuffer. Wird die Barriere nicht un-


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SCHWERPUNKT terschritten, werden 100% des eingesetzten Kapitals und der Kupon ausbezahlt. Wird die Barriere jedoch unterschritten, kommt es je nach Ausgestaltung der Protect /Plus-Aktienanleihe zu einer physischen Lieferung der Aktien oder zum Barausgleich. Der Kupon wird in jedem Fall ausbezahlt. Eine weitere Variante von Aktienanleihen bilden die so genannten „Protect Pro Aktienanleihen“. Im Gegensatz zu Protect Aktienanleihen ist hier die Barriere nur am Bewertungstag am Laufzeitende aktiv, d.h. entscheidend ist nur der Kurs des Basiswerts an diesem Tag. Wenn die Barriere zwischenzeitlich verletzt wird, ist dies ohne Belang. Falls der Referenzpreis am Bewertungstag auf oder oberhalb der Barriere notiert, so erhält der Kunde den Nominalbetrag zurück. Liegt der Kurs jedoch darunter so erleidet man einen Verlust da es zu einer Aktienlieferung kommt. Wegen des im Vergleich zu klassischen Aktienanleihen und Protect Aktienanleihen zusätzlichen Schutzes – und des damit geringeren Risikos – wird eine Protect Pro Aktienanleihe mit einem geringeren Zinssatz ausgestattet. Neben Aktienanleihen mit nur einem Basiswert gibt es Die Funktionsweise einer klassischen Aktienanleihe

Aktienanleihen was ist das? Was: Internet-Sendung Veranstalter: Vontobel Inhalt: Heiko Geiger erkärt die Funktionsweise, Vorteile des Produkts und worauf Anleger achten sollten. Wann: 0-24 Uhr Anmeldung: http://goo.gl/KOOgcR auch Aktienanleihen, die mehrere Aktien als Referenzwert haben. Zumeist wird bei Multi Protect Aktienanleihen aufgrund des vermehrten Aktienrisikos ein höherer Fixkupon gezahlt. Bei dieser Form wird für die Tilgung jene Aktie herangezogen, welche zum Laufzeitende die schwächste Performance hat. Unabhängig von der Art der Tilgung kommt es auch hier zur Auszahlung des Fixkupons. < (Quelle: Zertifikate Forum Austria)


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AKTIEN & INDIZES KURSE OHNE GEWÄHR - UPDATE:

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Impressum BÖRSE EXPRESS Börse Express GmbH, Molkerg. 4/2, 1080 Wien www.boerse-express.com PHONE 01/236 53 13 EMAIL redaktion@boerse-express.com ABO www.boerse-express.com/abo GESCHÄFTSFÜHRER Robert Gillinger (gill) LEITUNG PROJEKT- & MEDIENMANAGEMENT Ramin Monajemi REDAKTION Mag. Harald Fercher (hf), Mag. Christa Grünberg (cg), Paul Jezek (pj), Manfred Kainz (mk), Manfred Haider (hai) STÄNDIGE KOMMENTATOREN Nora Engel-Kazemi, Walter Kozubek, Wolfgang Matejka, Peter Rietzler, Monika Rosen, Alois Wögerbauer, Bernhard Haas, Christophe Bernard, Christian-Hendrik Knappe, Christian Nemeth, Jan-Hendrik-Hein TECHNISCHE LEITUNG DI Josef Chladek GRAFISCHES KONZEPT Jan Schwieger CHARTS TeleTrader, Kursdaten ohne Gewähr BEZUG Diverse Aboformen unter www.boerse-express.com/abo Gerichtsstand ist Wien. HINWEIS Fur die Richtigkeit der Inhalte kann keine Haftung übernommen werden. Die gemachten Angaben dienen zu Informationszwecken und sind keine Aufforderung zum Kauf/ Verkauf von Aktien. Das gilt vor allem fur das Trading-Depot. Der Börse Express ist ausschließlich fur den persönlichen Gebrauch bestimmt, jede Weiterleitung verstößt gegen das Copyright. Nachdruck: Nur nach schriftlicher Genehmigung. VOLLSTÄNDIGES IMPRESSUM www.boerse-express.com/impressum MEDIENEIGENTÜMER

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