Welt, Germany, August 2023

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FERNREISEN VOLUNTOURISMUS

So können Sie sich im Urlaub nützlich machen

Wer auf Reisen nicht nur am Strand liegen, Cocktails trinken oder Sehenswürdigkeiten besichtigen will, kann sich engagieren – sei es für Tiere oder die Umwelt. Gefragt sind Arbeiten, die auch Spaß machen. Wir stellen Beispiele von Dänemark bis Thailand vor.

Stand: 07:34 Uhr | Lesedauer: 8 Minuten

Von Stefan Weißenborn

Freiwillige sammeln Müll an einem Strand in Dänemark ein Quelle: Getty Images/Klaus Vedfelt

Dänemark: Freiwillig am Strand Müll sammeln

Beim Buddeln finden Kinder hier immer wieder Zigarettenstummel im Sand oder Ohrenstäbchen. Während des Spaziergangs entlang der Wellen begegnen einem lädierte Badelatschen, Teile von Fischernetzen, Getränkekisten. Strandabschnitte sind oft vermüllt von Unrat, der angeschwemmt wurde. Laut EU-Kommission sind die Ozeane allein mit über 150 Millionen Tonnen Plastikmüll verdreckt, jährlich kommen rund fünf Millionen Tonnen hinzu.

Was am Strand (/themen/strandurlaub/) die Urlaubsfreuden trübt, ist für Meerestiere ein existenzielles Problem. Viele verenden, weil sie sich in herrenlosen Fischernetzen

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verfangen oder Plastikmüll schlucken. Menschen wie Daniel Sano Mirecki möchten nicht länger tatenlos zusehen. An der Südwestküste Jütlands organisiert er deshalb geführte Strandsäuberungstouren. Dazu hat er mit Katrine Kock Frandsen in Hvide Sande das Unternehmen Omhu gegründet.

Die zwei bis drei Kilometer langen Touren sind kostenlos und starten jeden Mittwoch von Mitte Juni bis Ende September. „Zwar wird durch das Müllsammeln an den Küsten und Flüssen nur wenig Müll aus der Umwelt entfernt. Der pädagogische Wert solcher Aktionen aber ist sehr hoch“, schreibt das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI). Immerhin: Binnen vier Jahren seit Gründung hat Omhu nach eigenen Angaben schon über 25 Tonnen Müll weggeräumt.

Und zum Teil wiederverwertet. Mirecki und seine Mitgründerin fertigen aus Teilen gefundener Fischkisten Souvenirs: Schlüsselanhänger, Surffinnen, Designprodukte. Bei Workshops können Gäste die Pressmaschine auch selbst bedienen und Anhänger prägen.

Am Linköping-Fjord finden ebenfalls Beach Cleanup Days statt, an denen DänemarkTouristen (/themen/daenemark-reisen/) spontan während ihres Urlaubs teilnehmen können, diese sind aber nicht von Omhu initiiert.

Weitere Informationen: om-hu.dk (https://www.om-hu.dk/)

Malediven: Tauchen für den Schutz der Korallen

Von Schnorchel- oder Tauchtouristen hört man immer wieder, dass sie auf den Korallen, deren Schönheit sie durch die Maske demütig betrachten sollten, mit den Flossen herumtrampeln. Sei es aus Gleichgültigkeit oder Unfähigkeit, sich unter der Wasseroberfläche austariert zu bewegen. Selten wohl mit voller Absicht.

Wer sich am sogenannten Reef Check beteiligt, kann aber auch das Gegenteil unternehmen: sich für den Schutz der Korallen einsetzen. Zum Beispiel auf den Malediven (https://www.welt.de/themen/malediven-urlaub/). Dort veranstaltet der Anbieter Biosphere Expeditions regelmäßig Tauchtrips, bei denen Teilnehmer Meeresbiologen (/themen/meeresforschung/) helfen, Daten zu erheben. Diese sollen über den Zustand

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der artenreichen, aber bedrohten Unterwasserökosysteme Auskunft geben und Pläne zur Ausweitung von Meeresschutzgebieten statistisch unterfüttern.

Im Rahmen des Malediven-Projekts wurde laut Biosphere zum Beispiel herausgefunden, dass sich die meisten Riffe des Inselstaates bis 2016 von der Korallenbleiche von 1998 erholt hatten. „Bürgerwissenschaft wird immer wichtiger in der Forschung“, sagt Matthias Hammer von Biosphere Expeditions in Deutschland (https://www.welt.de/themen /deutschland-reisen/). Projekte wie auf den Malediven kämen ohne die von Laien erhobenen Daten nicht mehr aus.

Mit einem Boot werden 26 Korallenatolle erkundet. Beim Reef Check, einer meeresbiologischen Standardmethode, zählen die Hobby-Wissenschaftler Fische und Wirbellose als sogenannte Indikatorarten, untersuchen Korallen (/themen /korallenriffe/) auf Krankheiten. „Über viele Wiederholungen und längere Zeiträume ergibt sich so ein Bild der Riffgesundheit“, sagt Hammer.

Fachliches Vorwissen benötigen die Teilnehmer nicht, aber einen Tauchschein, etwa den Open Water Diver der Organisation PADI (Professional Association of Diving Instructors).

In der Regel einmal im Jahr veranstaltet Biosphere Expeditions die Volunteering-Reise zu den Malediven. Der nächste Trip findet vom 2. bis 8. September statt und kostet inklusive Unterkunft und Verpflegung (ohne Flüge) 2880 Euro.

Weitere Informationen: biosphere-expeditions.org/volunteeringinmaldives (https://www.biosphere-expeditions.org/volunteeringinmaldives)

Südafrika: Freiwilligenarbeit mit den „Big Five“

Die „Großen Fünf“ – das sind der Afrikanische Elefant, das Breitmaulnashorn, der Steppenbüffel, der Löwe und der Leopard. Einst galten sie den Großwildjägern als die am schwersten zu Fuß bejagbaren Tiere Afrikas. Heute zieren sie die Banknoten des südafrikanischen Rand – und stehen fast alle auf der Roten Liste gefährdeter Arten.

Safari-Veranstalter (/themen/safari/) schreiben sich die „Big Five“ ebenfalls auf ihre

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