Wir fahren alle auf der Titanic

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Was wir vom Schicksal der Passagiere lernen kรถnnen


Wir fahren alle auf der Titanic von Hans-Werner Deppe

Der Regisseur des erfolgreichen Titanic-Kinofilms von 1997, James Cameron, soll gesagt haben: Was an Bord des Schiffes geschah, spiegelt die menschliche Neigung wider, die Realität nicht wahrnehmen zu wollen. Sie sagten: »Dieses Schiff kann nicht sinken.« In Wahrheit meinten sie: »Wir werden niemals sterben.« Insofern ist die Titanic eine Metapher auf die Unabwendbarkeit des Todes. Wir fahren alle auf der Titanic, ohne es zu wissen. Steht hinter dem Untergang der Titanic vielleicht tatsächlich ein höherer Zweck und war diese Metapher womöglich ein »Zeichen von oben«, um die Menschen wachzurütteln? Viele Legenden ranken sich um böse Omen und argwöhnisch machende Vorzeichen. Zum Beispiel wurde die angebliche Auftragsnummer zum Bau der Titanic – 390904 – von einigen katholischen Arbeitern der Werft Harland & Wolff in Nordirland so gedeutet. Wenn man diese Zahl etwas verzerrt schreibt und dann im Spiegelbild betrachtet, könnte sie als »NO POPE«, englisch für »kein Papst« oder »Papst nein danke«, gelesen werden.

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Das klingt allerdings sehr an den Haaren herbeigezogen und beruht sicherlich auf der damals starken Neigung der nordirischen Katholiken zum Aberglauben. Wesentlich hellhöriger macht die Tatsache, dass ein ganz ähnliches Schicksal wie das der Titanic bereits 14 Jahre zuvor in einer Novelle beschrieben wurde, und darin betraf es ein Schiff namens »Titan«. Der bekannte Seefahrt-Autor Morgan Robertson veröffentlichte 1898 seinen Roman »Futility – the Wreck oft he Titan« – etwa »Sinnlosigkeit – der Schiffbruch der Titan« (auf Deutsch erschien es unter dem Titel »Titan – Eine Liebesgeschichte auf hoher See«). Er beschreibt die Fahrt eines Luxusdampfers, der in einer kalten Aprilnacht im Nordatlantik mit einem Eisberg kollidiert und sinkt – die meisten Passagiere sterben, weil zu wenige Rettungsboote an Bord sind. Obwohl zur Zeit der Abfassung des Romans im Schiffsbau noch ganz andere Materialen, Konstruktionen und Dimensionen üblich waren, hat Robertsons Titan so frappierende Gemeinsamkeiten mit der Titanic, dass man meinen könnte, der Autor habe die Baupläne der Titanic vor sich gehabt: Robertsons »Titan« von 1898

Tatsächliche Titanic von 1912

Größter und fortschrittlichster Luxusdampfer seiner Zeit

Größter und fortschrittlichster Luxusdampfer seiner Zeit

260 m lang, 45.000 BRT, Platz für 3000 Passagiere

269 m Länge über alles (259 m Rumpflänge), 46.329 BRT, Platz für 3000 Passagiere

40.000 PS, 25 Knoten Höchstgeschwindigkeit

51.000 PS, 23-24 Knoten Höchstgeschwindigkeit

Zwei Masten, 3 Propeller, komplett aus Stahl

Zwei Masten, 3 Propeller, komplett aus Stahl

Technische Neuerung: Wasserdichte Abteilungen mit 19 automatisch schließenden Schotten

Technische Neuerung: Wasserdichte Abteilungen mit 16 automatisch schließenden Schotten 3


Gilt als unsinkbar

Gilt als unsinkbar

Im April auf der Reise von New York nach England

Im April auf der Reise von England nach New York

Fährt nachts trotz Eisgefahr mit voller Geschwindigkeit

Fährt nachts trotz Eisgefahr mit voller Geschwindigkeit

Kollidiert auf der Steuerbordseite mit einem Eisberg

Kollidiert auf der Steuerbordseite mit einem Eisberg

Zu wenig Rettungsboote (nur 24)

Zu wenig Rettungsboote (nur 20)

Die meisten Passagiere kommen um

Die meisten Passagiere kommen um

Britische Reederei mit Sitz in Liverpool und US-Büro am Broadway

Britische Reederei mit Sitz in Liverpool und US-Büro am Broadway

Diese 14 Jahre zuvor geschriebene Geschichte erregte nach dem Untergang der Titanic natürlich großes Aufsehen und man sprach Robertson hellseherische Fähigkeiten zu. Doch gibt es auch zahlreiche Unterschiede zum Titanic-Unglück: Außer der anderen Fahrtrichtung sind viele Einzelheiten des Unglücks völlig anders, z.B. kippt die »Titan« bei der Kollision mit dem Eisberg um, versinkt innerhalb von fünf Minuten und es überleben nur 13 Passagiere, im Gegensatz zu den etwa 700 TitanicÜberlebenden. Können die verbleibenden und fraglos auffälligen Parallelen bloßer Zufall oder aber Kalkulation des Autors gewesen sein? Womöglich. Weil der Autor sein Schiff von den damals üblichen Schiffskonstruktionen deutlich unterscheiden wollte, gab er ihm gänzlich neue, aber nicht unrealistische Dimensionen. Ausgehend von der angenommen gewaltigen Länge des Schiffes berechnete der erfahrene Seefahrer dazu die weiteren ent4


Die riesigen Schiffsschrauben der Titanic im Dock in Belfast

sprechenden Maße. So hatte seine Titan eine etwa acht Mal so große Tonnage wie ein typisches seinerzeit gebautes Schiff, und sie fuhr mit 25 Knoten fast doppelt so schnell wie ein durchschnittlicher damaliger Ozeanliner. Doch die Entwicklung war für Robertson absehbar: Träger des Blauen Bandes war im Jahr 1898, als Robertson seine Novelle schrieb, die deutsche »Kaiser Wilhelm der Große«, die bereits mit fast 23 Knoten den Atlantik gequert hatte, fast 200 Meter lang war und es bereits auf 14.395 BRT und 28.000 PS brachte. Die Gigantomanie des menschlich Möglichen zeichnete sich bereits ab. Auch die Namen »Titan« und »Titania« wurden um die Jahrhundertwende des Öfteren Schiffen verliehen. Im Hafenmuseum von Lübeck kann man noch heute einen alten Schlepper von 1910 namens »Titan« bewundern. Etliche andere Schiffe dieses Namens sind aus jener Epoche bekannt. 1880 war sogar bereits ein Dampfschiff namens »Titania« nach einer Eisbergkollision im Nordatlantik versunken. Zur Verknüpfung von Name und Ereignis brauchte der Autor Robertson also noch nicht einmal allzu viel Fantasie, geschweige denn hellseherische Fähigkeit. 5


Angebrachte Gesellschaftskritik Der Name »Titanic« drückt allerdings das überhebliche, selbstherrliche und fortschrittsgläubige Denken aus, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts verbreitet war. Jahrzehnte des Wohlstands und Fortschritts im viktorianischen Zeitalter waren schließlich in dekandentem Hoch- und Übermut gemündet. Die Titanic war das zweite Schiff der »Olympic-Klasse«, ihr erstes Schwesterschiff war die Olympic und das dritte Schiff dieser Reihe sollte »Gigantic« heißen. Die Giganten und Titanen waren in der griechischen Mythologie mächtige Göttergeschlechter, und die »olympischen Götter« waren die Hauptgötter. Die Gigantic wurde nach dem Titanic-Unglück und noch vor ihrem Stapellauf 1914 in »Britannic« umbenannt. Eine bedeutende geistesgeschichtliche Entwicklung des 19. Jahrhunderts wird als »Titanismus« bezeichnet. Titanismus ist der »trotzige Widerstand des Individuums gegenüber einer unüberwindlichen Macht« (laut Wikipedia). Der Philosoph Hans-Georg Gadamer schrieb in einer Analyse über Goethe und dessen Titanismus: »Titanismus ist das trotzige Auf-sich-selbstBestehen des Menschen gegenüber dem Göttlichen.« Ich glaube nicht an außerbiblische Prophezeiungen, und deshalb denke ich, dass Robertson keine hellseherische Begabung hatte, sondern einfach mit Gespür und Scharfsinn für seine Zeit sowohl die technische Entwicklung antizipierte als auch insbesondere Kritik übte an dem Titanismus der Gesellschaft. Sein Roman war eine Warnung vor den Gefahren der Technik- und Fortschrittsgläubigkeit und vor dem Irrweg der Überheblichkeit, gepaart mit menschlicher Verantwortungslosigkeit. Wenn man dieser ganzen Geschichte etwas Übernatürliches abgewinnen kann, dann dies: In seinem alles umfassenden Walten hat Gott es verfügt, dass sozusagen »ein eigener Prophet« (vgl. Titus 1,12) der abendländischen Kultur im Voraus warnend aufgezeigt hat, dass der Weg des Größenwahns in den Untergang führt. Aber eigentlich zeigt das in dieser Kultur verbreitetste Buch, die Bibel, die Gefahr dieses Irrwegs viel deutlicher auf. Dazu später mehr. 6


Der Physiker Metin Tolan beginnt sein Buch »Titanic – Mit Physik in den Untergang« scharfsinnig: Als die Titanic … sank, ist mit ihr auch das blinde Vertrauen in das Funktionieren von Technik untergegangen. Zum ersten Mal wurde der Menschheit bewusst, dass Technik im großen Stil versagen kann. … Seit Sir Isaac Newton im Jahr 1687 … die Grundgesetze der Mechanik entdeckt hatte, war es stetig bergauf gegangen: Die industrielle und technologische Revolution begann und veränderte das tägliche Leben mit atemberaubender Geschwindigkeit … [Nach der Erfindung von Dampfmaschine, Eisenbahn, Automobil, Entdeckung des Elektromagnetismus und Anfängen in der Telekommunikation war man] Anfangs des 20. Jahrhunderts der Meinung, dass im Prinzip alle Naturgesetze entdeckt worden seien und man auf dieser Basis nur noch immer größere Maschinen konstruieren müsse. Ein großflächiges Versagen von Technik war in dieser Welt … nicht mehr vorgesehen … In dieser Zeit der Sorglosigkeit sank also das größte Schiff seiner Zeit und mit ihm der unbeirrbare Fortschrittsglaube. Diese Beschreibung trifft den Puls und die Atmosphäre jener Zeit sehr gut. Aber: Hat sich die Menschheit seitdem wirklich geändert? Ich denke nicht. Vielmehr vertrauen die Leute immer noch auf Technik und Fortschritt. Und ihr innenwohnender Titanismus, die Überhebung gegen eine höhere Macht, ist heute so ausgeprägt wie damals. Seit eh und je hat der sündige Mensch versucht, Gott abzuschütteln und loszuwerden. Zur Zeit der Titanic wähnte man sich durch die gerade populär gewordene Evolutionstheorie diesem Ziel besonders nahe. In allen vorherigen Zeiten war der Mensch sich bewusst, ein Geschöpf zu sein und somit seine Existenz einem Schöpfer zu verdanken, von dem man abhängig ist. Doch durch die neuen Lehren wie der Evolutionslehre meinte man, endlich keinen Gott mehr zu brauchen. Alles sei durch Naturgesetze erklärbar und machbar. 7


Einer der vier Schornsteine der Titanic

Das Evolutionsdenken – die Vorstellung, der Mensch schwinge sich ohne Gott zu immer höheren Leistungen hinauf – hat sicherlich stark zu der Überheblichkeit im Zusammenhang mit der Titanic beigetragen.

Das unsinkbare Schiff Eine Passagierin der Titanic, Esther Hart, hatte dieses »blinde Vertrauen in die Technik« nicht. Sie hielt es für vermessen und gotteslästerlich, das Schiff als »unsinkbar« zu bezeichnen und durchwachte die Nächte voll bekleidet. Sie überlebte das Un8


glück. Angeblich haben sogar 55 Personen die gebuchte Reise mit der Titanic vor der Abfahrt noch storniert. Manche von ihnen taten das wegen Bedenken – nicht zuletzt, weil es eine Jungfernfahrt und Schiff war und Besatzung noch unerprobt waren. Warum galt die Titanic überhaupt als unsinkbar? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubten tatsächlich viele Leute, die Gefahren der Seefahrt seien mit den neuen Generationen der großen Dampfer endgültig überwunden. »Unsinkbarkeit« war damals eine übliche technische Eigenschaft von Schiffen. Erfüllte ein Dampfer bestimmte Standards wie die Ausstattung mit einem Doppelboden und verschließbaren Schotten, sodass bei Wassereinbruch nur wenige Abteilungen geflutet wurden, bekam es offi ziell den technischen Begriff »unsinkbar« verliehen. Es war kein Szenario bekannt, das ein solches Schiff hätte versenken können. Die Titanic erfüllte weit mehr als die zur Unsinkbarkeit geforderten Auflagen. Bei ihr konnten nicht nur zwei Abteilungen geflutet werden, sondern fünf, ohne dass sie unterging. Die 16 Schotten schlossen sich bei Wassereinbruch sogar automatisch. Das Schwesterschiff Olympic hatte bereits eine heftige Kollision mit einem Kriegsschiff schwer beschädigt, aber ohne nennenswerte Verluste überstanden. Die Werft Harland & Wolff und die Reederei White Star Line rühmten sich mit dem irreführenden technischen Begriff der Unsinkbarkeit und schlachteten ihn werbewirksam aus. In der menschlichen Vorstellung war die Titanic dermaßen unsinkbar, dass sogar am Morgen nach ihrem Untergang in London noch von der Presse die Nachricht verbreitet wurde, das Schiff sei zwar beschädigt, aber laufe den nächsten Hafen an. Diese vermeintliche Unsinkbarkeit war auch ein Grund dafür, zu wenig Rettungsboote mitzuführen. Zwar erfüllte die Anzahl von 20 Rettungsbooten mit 1178 Plätzen (bei über 2200 Passagieren und Besatzungsmitgliedern) die gesetzlichen Auflagen, denn die wurden nicht durch die Anzahl der Passagiere, sondern aufgrund der Tonnage vorgegeben. Diese gesetzliche Vorschrift aus dem Jahre 1894 war natürlich völlig veraltet und 9


wurde damals häufig kritisiert, aber nicht geändert. So wurden bei der Titanic Kosten gespart und auch zugunsten des Komforts weniger Rettungsboote mitgeführt. Für den Fall einer Havarie und nötigen Evakuierung ging man davon aus, dass die Rettungsboote mehrfach pendeln und somit alle Fahrgäste in Sicherheit bringen könnten. Wie gesagt, konnte oder wollte man sich ein Szenario, das zu einem raschen Untergang führt, bei der Titanic einfach nicht vorstellen.

Warnungen in den Wind geschlagen Die Titanic galt nicht nur als unsinkbar, sondern war auch beispiellos luxuriös und leistungsstark. Ihr Schwesterschiff Olympic und sie waren die ersten Ozeanliner mit Swimmingspools an Bord. Eine häufig aufgestellte Behauptung stimmt jedoch nicht: Die Titanic fuhr kein Wettrennen um das Blaue Band, die Auszeichnung für die schnellste Atlantiküberquerung. Die konkurrierende und von der britischen Regierung gesponserte Reederei Cunnard Line hatte zwei deutlich schnellere Schiffe: die Lusitania und die Mauretania, deren Rekorde von 1907 und 1909 erst 1929 eingestellt wurden, und die Titanic hatte keine Ambitionen, deren Geschwindigkeit zu schlagen. Schnelligkeit ging bei Luxusdampfern nämlich auf Kosten des Komforts; der starke Maschinenbetrieb verursachte Lärm, Gestank und Vibrationen, was die White Star Line bei der Olympic-Klasse vermeiden wollte. Die vom US-amerikanischen Großinvestor J. P. Morgan gesponserte White Star Line legte vor allem Wert darauf, führend in Sachen Größe und Luxus zu sein. Dennoch: Wer viele PS zur Verfügung hat, möchte die auch ausreizen. Warum Kapitän Smith die Titanic so unverantwortlich schnell fuhr und mit voller Fahrt nachts in ein Eisfeld steuerte, bleibt letztlich rätselhaft. Wahrscheinlich hat Reedereidirektor Bruce Ismay ihn dazu angestachelt, womöglich um das Schwesterschiff Olympic zu schlagen. Die Spekulationen reichen aber bis zu verschiedenen Verschwörungstheorien. 10


Fakt ist, dass die Titanic während ihrer ganzen Fahrt zahlreiche Eiswarnungen von anderen Schiffen über die damals neue Morse-Funktechnik empfing. Sie befand sich auf der Winter- und Frühlingsroute, die zunächst südlich der Sommerroute verläuft und dann rund 1000 Seemeilen vor New York eine Kurskorrektur vornimmt. So wird das Treibeis umfahren, das der Labradorstrom um diese Jahreszeit von Grönland ausgehend und an Neufundland vorbei bis weit in den Süden führt. Dass die Titanic »im Nordatlantik« versank, klingt vielleicht nach einer Nähe zur Arktis, aber tatsächlich befand sich der Dampfer bei dem Unglück etwa auf dem Breitengrad Roms. Sollte hier tatsächlich noch mit Eis zu rechnen sein? Wie oft in der Menschheitsgeschichte ist schon unter schrecklichen Umständen unter Beweis gestellt worden, dass der Mensch die Naturgewalten nicht im Griff hat und es zu unerwarteten und unkalkulierbaren Katastrophen kommen kann! Doch der Mensch will das nicht wahrhaben und wähnt sich in seiner eingeschränkten Erfahrung und Fähigkeit sicher. Kapitän Smith soll sogar schon vor der Abfahrt von einem großen Eisfeld auf der Route gewusst haben, und unterwegs gingen etliche Eiswarnungen auf der Titanic ein: • Am 12. April (am 2. Reisetag, über 2 Tage vor dem Unglück) von dem französischen Schiff La Touraine, das Eis gesichtet hatte. • Am 13. April von dem entgegenkommenden Dampfer Rappahannock, der mit einer Signallampe morste, er sei durch schweres Packeis gefahren (Kapitän Smith steuerte daraufhin 10 Meilen südlicher). • Am 14. April (dem Unglückstag) um 13.00 Uhr von der Caronia, einem Dampfer der konkurrierenden Cunard Line. • Um 13.40 Uhr von der Baltic über Eisberge und ausgedehnte Eisfelder. Kapitän Smith gab diese Warnmeldung an Bruce Ismay weiter, der sie abschätzig in die Tasche steckte und später bei einer Unterhaltung mit zwei Damen wieder hervor11


Route und Unglücksstelle der Titanic

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holte. Statt Vorsichtsmaßen zu veranlassen, prahlte er, noch einen weiteren Kessel anheizen lassen zu wollen, um schneller zu fahren. Um 18.30 Uhr warnte die Californian per Funk vor Eis; das Funkgerät der Titanic war jedoch abgeschaltet. Um 19.30 Uhr wurde die wiederholte Warnung dann doch noch empfangen: große Eisberge genau auf dem Kurs der Titanic. Um 21.30 Uhr von der Mesaba über ein riesiges Eisfeld mit Packeis und Eisbergen auf dem Kurs. Der Funker der Titanic gab diese Meldung (und wahrscheinlich auch einige der anderen) jedoch nicht an die Kommandobrücke weiter. Kapitän Smith hatte sich zu dieser Zeit bereits schlafen gelegt. Eine weitere Funkwarnung vom HAPAG-Dampfer America. Eine letzte Meldung kam wieder von der ganz in der Nähe befindlichen Californian, die von Eis umgeben war und ihre Weiterfahrt wegen des Risikos eingestellt hatte. Dieser Funkspruch wurde vom Funker der Titanic schroff abgewiesen, er störe nur. Schließlich diente die Funktechnik zu jener Zeit vornehmlich der Übermittlung von Nachrichten der 1.-Klasse-Passagiere an Land, und auf der aktuellen Position war die Titanic relativ nahe an der Südspitze von Neufundland, Cape Race, sodass die vom Tag angestauten privaten Nachrichten endlich übermittelt werden konnten.


Außer den Eiswarnungen gab es auch weitere Hinweise auf nahes Eis: Die Lufttemperatur fiel am Abend des 14. Aprils rapide ab und erreichte gegen 22.00 Uhr den Nullpunkt, und die Wassertemperatur betrug bereits -0,6° Celsius. All das waren zusammen mit den Eiswarnungen klare Indizien, dass nicht nur möglicherweise irgendwo ein vereinzelter Eisberg herumtreiben könnte, den zu treffen so unwahrscheinlich wäre wie ein Lottogewinn, sondern dass man sich einem ausgedehnten Eisfeld näherte. Deshalb hatte der Kapitän Order erteilt, im Krähennest besonders nach Eis Ausschau zu halten, hielt aber die volle Fahrgeschwindigkeit bei. Allerdings verfügten die Matrosen über keine Ferngläser, da diese in einem Schrank eingeschlossen waren, dessen Schlüssel sich im Besitz eines Matrosen befand, der vor Abfahrt gefeuert worden war. Das klare und ruhige, windstille Wetter vermittelte den Eindruck, dass kein Anlass zur Sorge bestünde. Doch im Gegenteil: In der spiegelglatten See gab es keine Wellen, die sich an einem Eisberg gebrochen und diesen von Ferne erkennbar gemacht hätten. Außerdem war die Neumondnacht stockfinster. Gegen 23.30 Uhr fiel der Wache leichter Dunst auf – auch das hätte als letzte Vorwarnung vor nahendem Eis interpretiert werden können. Und dann tauchte er plötzlich aus dem Nichts auf – der Eisberg, der nicht in seiner weißen Farbe wahrzunehmen war – denn die Titanic hatte auch keine Scheinwerfer –, sondern nur als schwacher Schatten vor dem funkelnden Sternenhimmel. Da war er aber schon nur noch wenige hundert Meter entfernt. Die Titanic versuchte noch ein Ausweichmanöver und streifte um 23.40 Uhr den Eisberg geradezu sanft und fast unmerklich an der Steuerbordseite. Sofort schlossen die Schotten der wasserdichten Abteilungen. Es war auch kein großes Loch in den Rumpf gerissen worden, er war lediglich verbeult und nur vereinzelt gab es einige Spalten an eingedrückten Spanten und Nähten und aufgeplatzten Nieten. Doch durch zusammen nur etwa 1 Quadratmeter Leckfläche drangen nun pro Stunde Hunderte bis Tausende Tonnen Wasser ein. Diese Ritzen waren aber weit über die Steuerbordseite unterhalb der Wasserlinie verteilt, 13


Wasser drang rasch und unaufhörlich in zunächst fünf und später in sechs Abteilungen ein – das war eine zu viel! Große Lecks an wenigen Stellen wären nicht so tragisch gewesen. Der Chefkonstrukteur der Titanic, Thomas Andrews, inspizierte den Schaden und konstatierte mit mathematischer Präzision: Das Schicksal des Schiffes ist besiegelt, in etwa ein bis zwei Stunden wird es versinken!

Unglauben trotz besiegelten Schicksals Für die Reisenden war der Unfall in ihrer Wahrnehmung und Einschätzung harmlos. Ihre unbekümmerte Reaktion und Sorglosigkeit ist geradezu legendär: Es gibt Zeugenberichte von Fußballspielen mit den auf Deck gefallenen Eisbrocken, von Schneeballschlachten, und jemand spaßte über so viel Eis für seinen Whiskey. Die Musikkapelle trug ebenfalls zur Trübung des Gefahrenbewusstseins bei: Während das Schiff allmählich volllief, spielten die acht Musiker auf Anordnung des Kapitäns auf dem Deck flotte Ragtime-Musik und andere heitere Stücke, um Panik zu vermeiden. Sie hielten bis zum bitteren Ende durch und keiner der Musiker überlebte. Nur der Kapitän und der Schiffskonstrukteur hatten den Ernst der Lage begriffen und machten ihn zunächst der Mannschaft klar. Notruf-Funksignale wurden abgesetzt – erst der damalige Standard CQD (»Seek you, distress« oder »Come quickly, danger«) und dann auch das 1906 neu eingeführte und in der Seefahrt erst einmal zuvor verwendete SOS. Zahlreiche Schiffe empfingen die Signale, die meisten waren aber zu weit entfernt, um herbeieilen zu können. Andere in der Nähe waren noch nicht mit Funktechnik ausgestattet. Die Californian, die die letzten und dringlichsten Eiswarnungen gemorst hatte, lag allerdings nur etwa 20 Seemeilen nördlich. Aber deren Funker hatte nach der schroffen Abfuhr durch den Kollegen auf der Titanic sein Funkgerät abgestellt und sich zur Nachtruhe gelegt. Auf der Californian sah man später sogar die Leuchtraketen der Titanic 14


und kam doch nicht zu Hilfe – der Grund ist bis heute ungeklärt. Allein die 80 Seemeilen entfernte Carpathia reagierte auf den Notruf und eilte mit Volldampf herbei. Sie brachte es aber nur auf 15 Knoten und kam erst Stunden nach dem Untergang der Titanic an der Unglücksstelle an, um die etwa 700 Geretteten aus den Booten an Bord zu nehmen. Ab 0.45 Uhr, gut eine Stunde nach der Kollision, wurden die ersten der Rettungsboote zu Wasser gelassen. »Frauen und Kinder« zuerst, hieß die Anweisung für die knappen Kapazitäten. Von den 65 Plätzen pro Boot blieben aber viele frei, bei einigen mehr als die Hälfte. Das lag zum einen daran, dass die durchführenden Offi ziere kein Zutrauen in die Davits (Kranvorrichtungen zum Abseilen), Taue und wackeligen Boote hatten. Die Titanic wurde für unsinkbar gehalten, die Rettungsboote für waghalsig. Zum anderen hatte sich der Bug der Titanic bisher nur minimal um etwa fünf Grad gesenkt und das bevorstehende Unheil war noch eher eine Sache des Glaubens als der eigenen Wahrnehmung. Die Passagiere vertrauten weiterhin darauf, dass die Titanic ein sichererer Ort sei als die kleinen Rettungsboote. Die besten Zugangsmöglichkeiten zu den Rettungsbooten hatten die Passagiere der Ersten Klasse, aber die hatten auch die größten Vorbehalte gegenüber den ihnen zugemuteten Unbequemlichkeiten, bevor sie realisierten, dass es sich nicht um eine Übertreibung handelte. (»Die 50 populärsten Titanic-Irrtümer«, S. 88-89). Harro Hess und Manfred Hessel dokumentieren in »Titanic – Das Handbuch«: Aber die Boote … müssen halbleer zu Wasser gelassen werden, weil die meisten Frauen nicht einsehen wollen, aus welchem Grunde sie einem harmlosen Bootsmanöver ihre Gesundheit opfern und dafür eine Erkältung riskieren sollen, für die sie die [Reederei-] Gesellschaft mit keinem Cent 15


entschädigen würde. Vergebens das Drängen der Offiziere, alle Überredungskünste prallen an der Logik ab, mit der man diese Passagiere seit fünf Tagen ausgerüstet hat: Die Titanic kann nicht untergehen. Wozu also das Schiff verlassen, und außerdem spielt gerade die Musik. Als gegen 2.00 Uhr das gesamte Vorschiff unter Wasser liegt und immer ruckartiger absackt, kommt natürlich das böse Erwachen und Panik auf. Die wenigen letzten Plätze in den Rettungs- und Notbooten sind jetzt für Tausende die letzte Hoffnung, aber es ist zu spät. Zumindest können gerade noch rechtzeitig alle Boote klargemacht werden. Der zweite Offi zier Charles Lightoller zwingt einige Männer mit vorgehaltener Pistole, wieder aus den Rettungsbooten auszusteigen und die Plätze für Frauen und Kinder freizumachen. Das letzte Boot, ein faltbares Notboot, fällt unbesetzt falschherum ins Wasser und dient einigen im 0° Celsius kalten Wasser Schwimmenden als rettende Boje. Zuletzt drängen sich 30 Personen auf dem knappen und wackeligen Raum des oben liegenden Kiels. Diejenigen von ihnen, die nicht an Unterkühlung sterben, werden später von Rettungsboot 14 aufgenommen und gelangen am Morgen auf die Carpathia. Von den übrigen Passagieren konnten sich manche nach dem Versinken des Schiffes vielleicht noch eine Zeitlang an Wrackteile oder vom Deck ins Wasser geworfene hölzerne Liegestühle klammern, andere wurden durch ihre Schwimmwesten an der Oberfläche gehalten. Die Kälte in dem Eiswasser muss aber unvorstellbar gewesen sein. Selbst beim Untergang der Fähre Estonia in der Ostsee im September 1994 starb ein Großteil der etwa 850 Opfer an Unterkühlung, obwohl die Ostsee damals 13° Celsius hatte. Eine derart starke Unterkühlung wie im Eiswasser des Nordatlantiks führt rasch zu Verkrampfung, Lähmung und dann zur Bewusstlosigkeit. Auch mehrere der nachträglich aus dem Wasser auf die Boote gezogenen Passagiere starben noch, bevor die Carpathia eintraf. Von den ins Wasser Gestürzten überlebten nur eine Handvoll, darunter der Funker 16


Harold Bright und der zweite Offi zier Lightoller, der sogar vom Sog des sinkenden Schiffs unter Wasser gezogen worden war und beinahe ertrunken wäre.

Lektionen gelernt? Was waren die Lektionen, die man aus dem Unglück gelernt hatte? Nach dem Untergang wurde eine Konferenz »über den Schutz des Lebens auf See« einberufen und zahlreiche neue Regelungen und Vorschriften erlassen: Genügend Rettungsboote mussten mitgeführt werden, Funkstationen mussten vorrangig nicht für private Nachrichten, sondern für Notrufe bereit gehalten und auch Nachts besetzt sein, eine internationale Eispatrouille wurde eingerichtet. Und darüber hinaus? Wie viele waren beschämt und beschuldigt wegen ihres anmaßenden Hochmuts, ihrer Überschätzung der Technik und des menschlich Machbaren, ihrem Fehlurteil, ihrem Fehlverhalten, ihrer Verantwortungslosigkeit und ihrem blinden Vertrauen auf fehlbare Menschen, die teils aus Unwissenheit, teils aus grobem Egoismus die Titanic bis zum bitteren Ende und noch darüber hinaus als unsinkbar ausgegeben hatten! Das Projekt Titanic war aber kein Einzelfall, sondern nur ein typischer Ausdruck für die notorische menschliche Neigung, auf sich selbst und alles Mögliche zu vertrauen und stolz zu sein, nur nicht auf Gott, und unabhängig und unbekümmert sich selbst zu verwirklichen. Risiken und sogar besiegelte Todesschicksale werden verdrängt und in den Wind geschlagen. In Wirklichkeit ist nicht nur ein Schiff, sondern die ganze Welt tödlich angeschlagen, doch ihre Bewohner scheinen weitgehend unbekümmert. Die derzeit (Anfang 2012) sich zusammenbrauende weltweite Finanzkrise, die Experten zufolge verheerend zu werden scheint, passt offenbar genau in dieses Schema: Das Weltwirtschaftssystem ist quasi tödlich verwundet, in Ratlosigkeit versuchen Politiker mit den (oder gegen die) Machteliten notdürftig einen Rettungsplan zu schmieden, 17


der ohnehin hoffnungslos ist. Doch weil das private Wohlergehen derzeit bei den meisten noch nicht von der Krise betroffen ist und die heimische Wirtschaft aktuell noch floriert, meint man, es ginge immer so fröhlich weiter. Das bevorstehende Szenario malt man sich gar nicht aus. Dies scheint ein allgemeingültiges Phänomen bei bevorstehenden Krisen zu sein. Denken wir nur an den angeblich drohenden Klimawandel. Wenn die Berechnungen wirklich stimmen, sind weltweite Katastrophen schon jetzt besiegelt, dennoch reagieren die meisten nur mit einem Achselzucken. Die Menschheit macht fast unbeeindruckt einfach weiter. Aber noch eine weit schlimmere Krise, eine weit heftigere globale Erwärmung steht diesem Planeten bevor, denn die Bibel kündigt an, dass er in nicht allzu ferner Zukunft durch Gottes richtende Hand »in Brand aufgelöst« wird: Der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb; an ihm wird der Himmel mit gewaltigem Geräusch vergehen, die Elemente werden im Brand aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden sich im Gericht wiederfinden (2. Petrus 3,10). Dann werden Sünder, deren Schuld nicht vergeben ist, dem Feuergericht übergeben werden: Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte wurde für sie gefunden. Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden geöffnet; und ein anderes Buch wurde geöffnet, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken … Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen. (Offenbarung 20,11-12 und Vers 15; vgl. 2. Thessalonicher 1,8). 18


Holz statt Eisen Das Wort »Krise« kommt vom griechischen krisis und heißt eigentlich »Beurteilung«. Eine Krise kommt also, wenn etwas beurteilt wird – nämlich objektiv und so, wie es wirklich ist. So geriet auch die Titanic in ihre Krise, als erprobt und beurteilt wurde, wie weit es mit ihrer Unsinkbarkeit wirklich her ist. Wenn ich mit meinem sündigen Herzen beurteilt werde und wenn diese verdorbene Welt durch den objektiven Maßstab Gottes beurteilt wird, dann wird ein vernichtendes Urteil und dessen unabwendbare Vollstreckung dabei herauskommen. Der Zorn Gottes hat der Bibel zufolge nichts zu tun mit einem Despoten – den sich manche dabei vorstellen –, der willkürlich im Affekt eines Wutausbruchs dreinschlägt. Gottes Zorn beruht auf seiner absoluten Gerechtigkeit. In jedem Rechtsstaat darf juristisch nicht geschummelt, sondern muss geltendes Recht ausgeübt und durchgesetzt werden. Wie viel mehr wird der hundertprozentig gerechte Gott sein heiliges Gesetz und Recht wahren und kein Auge zudrücken! Das notorisch selbstüberhebliche Verhalten des Menschen finden wir in der ganzen Bibel. Es begann mit dem Sündenfall, als das erste Menschenpaar auf Anraten des Teufels sein wollte wie Gott (1. Mose 3,5). Sich Göttlichkeit anmaßenden Stolz und Unabhängigkeit erstreben die Menschen nicht nur einzeln, sondern auch in ihren weltvereinenden Joint-Ventures – und das nicht erst bei so großartigen Gemeinschaftsleistungen wie der Titanic. Schon beim Turmbau zu Babel (1. Mose 11) hatten die Menschen versucht, ohne Gott und nur mithilfe ihrer vereinten Kräfte und Technik bis zum Himmel zu gelangen und glaubten voller Zuversicht in ihr Können an ihren Erfolg. Dabei war damals noch gar nicht viel Zeit verstrichen, seitdem eine weltweite Katastrophe die Menschheit weggerafft hatte: Bei der Sintflut (1. Mose 6-10) hatte Gott die Menschheit gerichtet, denn »die Bosheit des Menschen auf der Erde war groß und alle Überlegungen der Gedanken seines Herzens nur böse 19


den ganzen Tag« (1. Mose 6,5) und »die Erde war erfüllt von Gewalttat« (1. Mose 6,13). Doch Gott ist nicht nur ein richtender Gott, sondern auch ein rettender Gott und hatte Abhilfe vor dem Verderben der Sintflut vorgesehen: Noahs Arche. Bezeichnenderweise verhielt es sich mit der Arche genau umgekehrt wie bei der Titanic: Das Schiff und sein Zweck erschienen lächerlich, und man ging unbekümmert den gewohnten Lauf. Sie wurde verhöhnt, war aber rettend; die Titanic hingegen wurde gerühmt, brachte ihre Passagiere aber ins Verderben. Seit Noahs Baubeginn war das Schicksal der unbußfertigen Erdenbewohner besiegelt, und nachdem sie Noah jahrelang für einen Spinner gehalten und sich selbst auf Erfolgskurs gewähnt hatten, kamen sie schließlich in den Fluten um. Das von Gott gegebene Holz der Arche und der Rettungsboote trägt trotz aller Vorbehalte besser als der verfluchte Erdboden und das Eisen der Schiffsfabriken und der menschlichen Fähigkeiten. Und ein ganz besonderes Stück Holz – das Kreuz Jesu Christi – hat Gott in der Weltgeschichte vorgesehen, um Schulderlass und Rettung für alle zu bieten, die glauben: Auch wenn die Mehrheit von ihren Neigungen und Sünden dem Untergang entgegenlebt, führt der Weg zum Leben nur über diese Holzbrücke des Kreuzes, an dem Jesus Christus stellvertretend für Sünder die richtende Strafe Gottes trug.

Eine Metapher für Tod und Leben Die Geschichte der Titanic hält uns einen Spiegel vor. Wie oft bin ich schon trotz Warnungen des Verkehrsfunks geradewegs in einen Stau gefahren, weil der Verkehr doch erst noch flüssig lief, kein Stau zu sehen war und ich den Verkehrshinweisen nicht glaubte. Das kann man verschmerzen, aber wie viele rauchen z. B. Zigaretten, obwohl auf der Packung deutlich die Gesundheitsgefährdung aufgedruckt ist! Andere haben bereits eine unheilbare Krankheit im Körper und wollen es nicht wahrhaben. Wieder andere haben Verbrechen begangen, leben aber unbe20


helligt weiter, bis die Justiz unerbittlich zugreift. Die Krankheit und die Schuld der Sünde haben wir alle. Die Schuld vor Gott, sein Gesetz gebrochen und uns gegenüber Mitmenschen und gegenüber ihm schuldig gemacht zu haben, lastet auf uns allen. Aber belastet uns das? Das eingangs angeführte Zitat, das James Cameron zugeschrieben wird, scheint den Nagel auf den Kopf zu treffen: Bildlich gesehen fahren wir alle auf der Titanic – und die meisten halten ihr Leben für unsinkbar und Gottes Rettungsweg für Quatsch. • Wir überschätzen uns in unserem Titanismus selbst und sind voller Stolz auf unsere Leistung und unser Können. • Doch unser Leben ist unausweichlich angeschlagen von dem Schaden und der Schuld der Sünde. • Wir verdrängen Warnungen und reagieren nicht angemessen darauf. • Wir machen stattdessen unbekümmert weiter. • Wir vertrauen auf schlafende Kapitäne und auf die so unversehens versagende Technik. Wir glauben der Wissenschaft und der Werbung, statt den einzigen Weg zum wahren Leben zu ergreifen. • Es gibt zwar keine Hoffnung für das Schiff, aber für die Passagiere. Die Welt ist zwar hoffnungslos verdorben, gerichtsreif und unverbesserlich, aber es gibt Hoffnung für ihre Bewohner: die Rettung durch Jesus Christus. Die Titanic ist nicht nur eine »Metapher auf die Unabwendbarkeit des Todes«, ihre Geschichte liefert auch eine Illustration für das Leben über den Tod hinaus. In dem ganzen Unglück des Untergangs gab es auch viel Gnade: Nur »glückliche Umstände« haben dafür gesorgt, dass überhaupt Menschen überlebt haben. Wie glücklich konnten sich die Überlebenden schätzen – obwohl sie sonst so viel verloren hatten. Ihre Rettung hatten sie dabei nicht ihrer eigenen Klugheit, sondern höheren Umständen zu verdanken: dass überhaupt die Funktechnik be21


reits erfunden war und funktionierte – sonst wäre kein Schiff herbeigeeilt und auch die Passagiere in den Rettungsbooten wären erfroren. Dass die Titanic nicht Schlagseite bekam und nicht kenterte, sodass alle Rettungsboote rechtzeitig zu Wasser gelassen werden konnten. Dass es windstill blieb und so Kälte und gefährliche Wellen sich in Grenzen hielten usw. Der einzige Weg zum Überleben waren aber in jedem Fall die so unkomfortabel erscheinenden Rettungsboote. Das absolut sichere und ausreichende Rettungsboot, das Gott gegeben hat, ist sein eigener Sohn Jesus Christus: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat (Johannes 3,16). Bildlich gesprochen: Steigen Sie ein! Das heißt: Glauben Sie an Jesus Christus, indem Sie nicht mehr auf das unbekümmerte Treiben dieser Welt bauen, sondern auf ihn. Denken Sie um, kehren Sie von Ihren Sünden um, und bitten Sie Jesus Christus um Vergebung. Denn für die Bezahlung und Vergebung der Schuld ist er am Kreuz gestorben. Er wird wiederkommen und diese Welt richten, das steht so fest wie das Schicksal der beschädigten Titanic. Dann werden sich alle Menschen vor ihm verantworten müssen, auch »das Meer wird die Toten, die in ihm waren« wieder freigeben (Offenbarung 20,13a), auch die der Titanic, und dann wird jeder, der nicht Vergebung durch Jesus Christus hat, »gerichtet werden nach seinen Werken« (20,13b). Jesus sagte darüber: Aber wie die Tage Noahs waren, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Denn wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. 22


Ist es etwa falsch, zu essen und zu trinken und zu heiraten? Nein, aber Jesus Christus beschreibt hier genau das, was wir auch am Beispiel der Titanic gesehen haben: Trotz des bevorstehenden Untergangs machen die Menschen unbekümmert weiter mit allem, was sie unabhängig von Gott tun. Doch Jesus Christus und sein Wort, die Bibel, ist glaubwürdiger als alles, was die Welt mit ihrer fehleranfälligen Wissenschaft und verlogenen Werbung bieten kann. Die Titanic-Passagiere mussten das verlorene Schiff verlassen, für das es keine Hoffnung mehr gab, um ihr Leib und Leben zu retten. Und wessen Seele gerettet werden soll, der darf seine Hoffnung nicht länger auf sich selbst und diese verlorene Welt und ihren Titanismus setzen, sondern muss an Jesus Christus und sein Rettungswerk vom Kreuz glauben. Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. (Jesus Christus in Matthäus 24,35) Denn »alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt, und die Blume ist abgefallen; aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.« Dies aber ist das Wort, das euch als Evangelium verkündigt worden ist. (1. Petrus 1,24-25) Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist … Denn die Welt vergeht samt ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. (1. Johannes 2,15-17) Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, der Sünde nicht kannte [Jesus Christus], hat er [am Kreuz] für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm. (2. Korinther 5,20-21)

Dieses Heft ist ein Auszug aus dem Buch »Der letzte Held der Titanic« von Moody Adams, ISBN 978-3-935558-99-0. Autor dieses Textes ist Hans-Werner Deppe. Auch enthalten auf dem Hörbuch »Der letzte Held der Titanic« (ISBN 978-3-935558-23-5). Cover: Peter Voth; Fotos: kenmarschall.com (Titanic); joshushund.com (Eisberg) Herausgeber: Betanien Verlag, Postfach 1457, 33807 Oerlinghausen, www.cbuch.de. Art.-Nr. 177803.

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Ein Zitat des Titanic-Regisseurs James Cameron lautet: Was an Bord des Schiffes geschah, spiegelt die menschliche Neigung wider, die Realität nicht wahrnehmen zu wollen. Sie sagten: »Dieses Schiff kann nicht sinken.« In Wahrheit meinten sie: »Wir werden niemals sterben.« Insofern ist die Titanic eine Metapher auf die Unabwendbarkeit des Todes. Wir fahren alle auf der Titanic, ohne es zu wissen. Unter dem Motto „Wir fahren alle auf der Titanic“ lässt diese Broschüre die Katastrophe noch einmal Revue passieren. Sie beschreibt das gesellschaftliche Denken und die Technikgläubigkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts und den Verlauf der Katastrophe. So wird die Misere des Menschen, aber auch der von Gott gegebene Ausweg deutlich.


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