Angriff auf die Rechtfertigung Auszug

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Rechtfertigung allein aus Glauben

– das ist nicht nur die zentrale

Erkenntnis der Reformation, sondern das A und O des Evangeliums. Und gerade diese entscheidende Lehre von der persönlichen Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben an Jesus wird in jüngster Zeit massiv angegriffen. Theologen wie N.T. Wright, E.P. Sanders, James G.D. Dunn und Douglas A. Campbell üben mit ihrer Neuen-Paulus-Perspektive immer mehr Einfluss aus und werden bereitwillig angenommen. An theologischen Ausbildungsstätten versteht man den Begriff der Rechtfertigung plötzlich ganz anders und meint, bibeltreue Christen hätten Paulus jahrhundertelang falsch verstanden. Der Paulus-Experte Stephen Westerholm untersucht die

Angriff auf die Rechtfertigung

Stephen Westerholm

der Bibel. Seine gründliche Studie hilft uns, die biblische Lehre der Rechtfertigung besser zu verstehen und gegen unbiblische Auffassungen zu verteidigen. Weil dieses Buch eine so herrliche Wahrheit des Evangeliums klar herausstellt, ist es nicht nur eine Pflichtlektüre, sondern auch ein Genuss.

Stephen Westerholm

Argumente der Neuen-Paulus-Perspektive und prüft sie anhand

Angriff auf die

Rechtfertigung Die Neue-Paulus-Perspektive auf dem Prüfstand



Stephen Westerholm

Angriff auf die

Rechtfertigung Die Neue-Paulus-Perspektive auf dem Prüfstand


Bibelzitate folgen meist der Übersetzung von Hermann Menge (Stuttgart: Württembergische Bibelanstalt, 1940) und der Schlachter Version 2000 (© 2000 Genfer Bibelgesellschaft). Ferner wurden verwendet: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift (© 1980 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart); Lutherbibel 1984 (© 1985 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart); Neue Evangelistische Übersetzung (© 2014 Karl-Heinz Vanheiden) Stephen Westerholm, geb. 1949, stammt aus Schweden und ist Professor für Frühchristentum an der McMaster University in Hamilton, Ontario (Kanada). Er ist ein anerkannter Paulus-Experte und Autor etlicher Bücher und Artikel, unter anderem Perspectives Old and New on Paul: The ›Lutheran‹. Paul and His Critics (Grand Rapids: Eerdmans, 2004) und Israel’s Law and the Church’s Faith: Paul and His Recent Interpreters (Grand Rapids: Eerdmans, 1988).

1. Auflage 2015 © 2013 Stephen Westerholm Erschienen bei Wm. B. Eerdmans Publishing Co., Grand Rapids, Michigan Originaltitel: Justification Reconsidered © der deutschen Übersetzung Betanien Verlag 2015 Postfach 1457 · 33807 Oerlinghausen www.betanien.de · info@betanien.de Übersetzung: Joachim Schmitsdorf Lektorat: Hans-Werner Deppe Cover: Sara Pieper, Betanien Verlag Bild Museum: Friedberg @ Fotolia.com Bild Paulus: Ausschnitt aus Petrus und Paulus von El Greco, 1541 – 1614 Satz: Betanien Verlag Druck: drusala.cz ISBN 978-3-945716-03-8


Inhalt Vorwort von Martin Erdmann zur deutschen Ausgabe

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Einleitung 13 1 Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen 15 2 Eine jüdische Lehre? 39 3 Sind wir wirklich so schlimme »Sünder«? 53 4 Gerechtfertigt durch den Glauben 69 5 Nicht durch Werke des Gesetzes 93 6 Rechtfertigung und »Rechtfertigungstheorie« 105 7 Auf den Punkt gebracht 113 Literaturverzeichnis 119 Bibelstellenverzeichnis 123



Vorwort zur deutschen Ausgabe Von Martin Erdmann

E. P. Sanders veröffentlichte 1977 sein Hauptwerk Paul and Palestinian Judaism, eine Umdeutung der paulinischen Rechtfertigungslehre unter einschlägiger Beachtung des judaistischen Religionsverständnisses im 1. Jahrhundert, und stieß damit eine rege Debatte an. Es stimmt zwar, dass die »Neue Paulusperspektive« (NPP) schon in den Schriften des presbyterianischen Theologen G. F. Moores komprimiert zu finden ist, doch erst Sanders sorgte für eine weitflächige Verbreitung dieser Ansicht. Sein noch bedeutsameres Werk Paul, the Law and the Jewish People (1983) schlug schon deshalb hohe Wellen in den Fakultäten neutestamentlicher Gelehrsamkeit, weil Sanders darin eine völlige Revision der bestehenden Auffassung über Paulus’ Verhältnis zum damaligen Judentum forderte. Sanders stellte nachdrücklich seine Kritik an der lutherischen Paulus-Interpretation in den Mittelpunkt. Er unterstellte Luther, er habe Paulus’ Meinung über die jüdischen Legalisten falsch verstanden. Nach Sanders Darstellung meinte Luther, dass Paulus sich mit einem völlig fehlgeleiteten Versuch seiner jüdischen Kontrahenten konfrontiert sah, Wohlgefallen und Annahme bei Gott durch das Halten der mosaischen Gesetze zu finden. Doch die vor Gott gültige Gerechtigkeit könne nicht in Eigenleistung verdient werden. Alle nachfolgenden Gelehrten der protestantischen Kirchen seien getreu der Spur des Wittenberger Theologen gefolgt, ohne auch nur im Geringsten von der vorgegebenen Interpretation der paulinischen Rechtfertigungslehre abzuweichen. Man habe Paulus einfach durch die Brille Luthers gelesen, ohne sich bewusst zu sein, dass eine Korrektur in der Betrachtungsweise der paulinischen Theologie nötig war. Sanders war sich deshalb sicher, dass die Schriften des 7


Vorwort zur deutschen Ausgabe

Heidenapostels, besonders der Römer- und Galaterbrief, ganz neu vor dem historischen Hintergrund des damaligen Judaismus untersucht werden müssten. Das führte in den Folgejahren bei einigen bekannten Auslegern des Neuen Testamentes wie James D. G. Dunn und N. T. Wright, dem emeritierten anglikanischen Bischof von Durham, zu einer radikalen Veränderung der Stoßrichtung des paulinischen Heilsverständnisses. Allgemein wird Dunn die Formulierung des Begriffes »Neue Paulusperspektive« im Zuge seiner 1982 gehaltenen Vorlesung Manson Memorial Lecture zugeschrieben.1 Dunn weist jedoch auf N. T. Wright als ursprünglichen Wortschmied hin. Dieser habe den Begriff in seiner 1978 vorgetragenen Tyndale Lecture erstmals im Beisein Dunns2 verwendet. Sanders meinte, dass der zu Paulus’ Zeiten vorherrschende Judaismus in Palästina als eine Art »Bundesnomismus« (d. h. etwa »Bundes-Gesetzesherrschaft«) angesehen werden müsse. Das Gesetz sei ein äußeres Zeichen des Bundes zwischen Gott und Israel und einzig dem Zwecke dienlich, klar und deutlich aufzuzeigen, welches menschliche Verhalten im Kontext des Bundes angebracht sei. Die richtige Definition der von Gott geforderten Gerechtigkeit habe also unmittelbar etwas mit der Einstellung oder dem Verhalten des Bundesvolkes Gottes zu tun, das die besonderen Privilegien des Bundes genießt. Der Neuen Paulusperspektive zufolge sind die Werke des Gesetzes keinesfalls – wie Luther vorgab – als Mittel zu verstehen, den Juden Zugang zum Bund zu verschaffen. Vielmehr seien diese Werke ein Ausdruck der bestehenden Tatsache, dass die Juden bereits zum Bundesvolk Gottes gehörten und einzig ihre Verpflichtung diesem Bund gegenüber auslebten. Sanders verwarf die Meinung, dass die Gerechtigkeit, die vom Gesetz kommt, eine verdienstliche Leistung darstellt, die es den Juden erlaubte, eine Belohnung von Gott einzufordern. Die Juden hätten in ihrem Eifer für die Einhaltung des mosaischen Gesetzes weder die Gnade Gottes verneint, noch ihr eigenes Heil zu er 1 Siehe, Richard N. Longenecker, Introducing Romans: Critical Issues in Paul’s Most Famous Letter, Eerdmans, 2011, S. 27. 2 Siehe, N. T. Wright, Justification: God’s Plan and Paul’s Vision, SPCK, 2009, S. 11-2.

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Vorwort zur deutschen Ausgabe

werben versucht. Das richtige Verständnis der Gesetzeswerke sei vielmehr, dass ihre Einhaltung die Bedingung erfüllte, ein Bundesgenosse zu bleiben; soche Werke hätten deshalb nichts mit dem Erwerb des Heils zu tun. Sollte diese Meinung Sanders richtig sein, müsste die klassisch-reformatorische Rechtfertigungslehre, sowie sie unter anderem Luther und Calvin gelehrt haben, gänzlich verworfen werden. Die Abspaltung der protestantischen Kirchen im Laufe der Reformation sei demnach die tragische Folge eines kolossalen Irrtums gewesen. Eine eingehende Analyse der These Sanders ist nicht zuletzt deshalb wichtig, weil sie uns zwingt, eingehende Fragen über die Beziehung von Paulus zu seinem jüdischen Umfeld, über die Erlangung der Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben und über die Teilhabe des Gläubigen am Werk Jesu Christi zu stellen. Nebenbei sei erwähnt, dass sowohl Martin Luther als auch Johannes Calvin die Vorstellung der Teilhabe an Christus zum zentralen Kern ihrer Rechtfertigungslehre machten. Doch haben Sanders und in seinem Gefolge alle weiteren Befürworter der NPP, insbesondere Dunn und Wright, recht, wenn sie der protestantischen Christenheit vorwerfen, fast 500 Jahre lang an einer Gerechtigkeitslehre festgehalten zu haben, die dem – sowie er es sah – eigentlichen biblischen Befund völlig widerspricht? Es ist keineswegs zu leugnen, dass die breitgefächerte und nicht nur auf die NPP beschränkte Theologie N. T. Wrights regen Zuspruch von evangelikalen und katholischen Theologen empfängt, wie die Einladungen zu Studientagen evangelikaler Hochschulen in der Schweiz3, des Arbeitskreises für biblisch erneuerte Theologie4, und der katholischen Fakultät an der Universität Fribourg5 im Laufe des Jahres 2014 unterstreichen. Damit will nicht gesagt sein, dass die Befürworter der Theologie N. T. Wrights sich scheuen, ihm kritische Fragen zu stellen, wenn sich die Gelegenheit dazu beispiels 3 http://ntwright.ch/; http://www.sthbasel.ch/fr/forschen/tagungen-/fruehere-tagungen/studientag-mit-N. T.-wright.html; http://tsc.chrischona.ch/news/artikel/ anders-als-gedacht 4 http://ntwright.ch/index.php?id=84; http://ntwright.ch/fileadmin/user_upload/ News/ideaspektrum_2014_5.pdf 5 http://www.glaubeundgesellschaft.ch/studientage/studientage-nt-wright-2014/

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Vorwort zur deutschen Ausgabe

weise während Podiumsdiskussionen ergibt. Wie in christlichen Nachrichtenmedien zu lesen war, zogen die Veranstalter jedoch ein positives Fazit hinsichtlich der Rückmeldungen von den Zuhörern über die Vorträge Wrights. Selbstverständlich erheben sich auch kritische Stimmen in der Öffentlichkeit, die zwar wahrgenommen werden, aber deutlich eine Minderheitsmeinung darstellen. Was steht jedoch auf dem Spiel, wenn sich die Neue Paulusperspektive allgemein durchsetzen sollte? Um diese Frage auch nur annähernd zu beantworten, müssen wir etwas weiter ausholen. Es fällt auf, dass viele Menschen um uns herum gleichgültig dem Christentum gegenüber eingestellt sind und offensichtlich kein Interesse daran haben, sich näher mit der Bibel zu befassen. Eine pauschale Antwort ist auf diese Frage nicht möglich. Viele verschiedene Gründe mögen hier ausschlaggebend sein. Dennoch gibt es eine Antwort, die den tiefsten Kern bloßlegt, der ausschlaggebend für diese Gleichgültigkeit ist. Interessanterweise hat dieser Grund nicht unmittelbar etwas mit einer modernen Lebenseinstellung zu tun, sondern trat seit der anfänglichen Verbreitung des Christentums vor mehr als zweitausend Jahren zu bestimmten Zeiten wiederholt in Erscheinung. Es handelt sich dabei um ein fehlendes oder zu geringes Bewusstsein der menschlichen Sündhaftigkeit. Die akute Besorgnis, ein Sünder zu sein, befällt nur die wenigsten unserer Zeitgenossen und somit fehlt die Motivation, nach einem Ausweg aus diesem beklagenswerten Zustand zu suchen. Wenn nun der Eckstein des Christentums von sich behauptete, nur deshalb in diese Welt gekommen zu sein, um durch seinen Tod am Kreuz die Schuld der Sünder zu büßen, stoßen seine Worte auf taube Ohren. Auch die Briefe des Apostels Paulus lassen sich nur aus diesem Blickwinkel richtig verstehen, wenn man sie als Aufruf an sündige Menschen wahrnimmt, das Heil – also die Vergebung der Sündenschuld – in Jesus Christus im Glauben anzunehmen. Der Appell des Christentums ergeht nicht an solche, die nicht die schwere Last der Sünde und die Aussichtslosigkeit verspüren, sie je durch eigenes Bemühen ablegen zu können. Der Anstoß des Christentums bestand immer in seiner Botschaft des Kreuzes. Wie damals so heute ist Christus den Juden ein Ärgernis und den »Griechen« (Nichtjuden) eine Torheit. Es wäre 10


Vorwort zur deutschen Ausgabe

zwar sicherlich einfach, das anstößige Element des Kreuzes zu entfernen, doch würde das die sofortige Auflösung des Christentums bedeuten. Denn das Kreuz ist der Mittelpunkt dieses Glaubens, der sich im Sterben und Auferstehen Jesu Christi, also im Heilswirken Gottes, konkretisiert. Was der christliche Glaube der Welt anzubieten hat, ist nicht ein bloßes Gebot der Gottes- und Nächstenliebe. Zur Liebe anderer muss nicht erst aufgerufen werden, da jeder Mensch von sich aus weiß, dass er so lieben sollte. Was die Welt dringend benötigt, ist die Fähigkeit, die Pflicht zu erfüllen, dem Nächsten in Liebe zu begegnen, denn dazu fehlt die Kraft. Und gerade diese Kraft vermittelt das Christentum in der Erlösung durch den Sohn Gottes und in der Erneuerung durch den Heiligen Geist. Das Christentum liefert nicht nur einen Verhaltenskodex, sondern die Befähigung zu einem neuen Leben. Doch wie kommt man in den Besitz dieses neuen Lebens mit all seiner lebenserneuernden Kraft? Das Sündenproblem muss zuerst gelöst werden, denn nur so kann die Beziehung zwischen Gott und Mensch wieder in Ordnung gebracht werden. Die Bibel nennt das Rechtfertigung durch Glauben. Wie kann Gott den Sünder gerecht erklären außer auf Grundlage von Werken, die gerecht sind? Wie kann der Sünder aber Taten der Gerechtigkeit erbringen, die ihn vor Gott wohlgefällig machen? Nicht durch seine eigene Leistung, denn sein Tun ist von Sünde völlig durchdrungen und geprägt. Ihm bleibt keine andere Aussicht übrig als die sichere Verdammnis. Die einzige Hoffnung, die bleibt, ist, dass ein anderer an seiner statt verdienstliche Werke vor Gott erwirkt. Dieser andere ist der Sohn Gottes, Jesus Christus, der durch sein sündloses Leben und sein stellvertretendes Sterben am Kreuz die Schuld des bußfertigen und gläubigen Sünders durch das Vergießen seines eigenen Blutes beglich und somit die Gerechtigkeit vor Gott erwirkte, die den Zorn des Allmächtigen vollkommen besänftigte und eine ewige Erlösung erwirkte. Die in jeder Hinsicht perfekte Gerechtigkeit Jesu Christi wird den Gläubigen zurückgerechnet. Nur so kann man den Frieden mit Gott erlangen; nur so kann man in die Gemeinschaft mit dem Schöpfer des Himmels und der Erde treten; nur so steht der Zugang zum ewigen Leben in der himmlischen Herrlichkeit offen. 11


Vorwort zur deutschen Ausgabe

Es ist zu wünschen, dass Stephen Westerholms jetzt ins Deutsche übersetzte Buch »Angriff auf die Rechtfertigung« von vielen Christen in den deutschsprachigen Ländern gelesen und ernst genommen wird. Persönlich könnte ich mir fast kein wichtigeres Buch als dieses vorstellen. Der breiten Akzeptanz der Neuen Paulusperspektive in evangelikalen Kirchen kann nur so effektiv entgegengetreten werden. Dem Betanien Verlag gebührt Dank, dass er die Notwendigkeit sieht und den Mut aufbringt, ein solches Buch zu veröffentlichen. Dr. Martin Erdmann, Greer, South Carolina, im Februar 2015

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Einleitung Wer nicht nur mit den Paulusbriefen an sich aufgewachsen ist, sondern auch mit einer bestimmten Art und Weise, sie zu verstehen, tut gut daran, sich mit der Sichtweise derer zu befassen, die Paulus anders verstehen. Schließlich lernen wir am meisten von anderen Meinungen. Andersdenkenden kann etwas auffallen, was wir übersehen. Sie liegen vielleicht dort richtig, wo wir irren. Und selbst wenn wir sicher sind, dass nicht wir, sondern sie irren: Wenn wir mit neuen Fragestellungen an bekannte Texte herangehen, kann uns das nicht nur in unserem bisherigen Verständnis bestärken, sondern kann auch eine gesteigerte Wertschätzung gegenüber jenen hervorbringen, die durch ein gründliches Studium der Paulusbriefe Erkenntnisse erlangten, die wir bislang für selbstverständlich hielten. In diesem kurzen Buch befasse ich mich mit Theologen, die mit neuen Fragestellungen an Paulus’ Aussagen über Rechtfertigung herangehen und neue Antworten dazu bieten. Zwar haben sich schon viele Christen von ihren neuen Deutungen überzeugen lassen, doch meine eigene erneute Untersuchung der Paulusbriefe hat mich vielmehr dahin geführt, die Behauptungen dieser »Revisionisten« in Frage zu stellen. Hier möchte ich erklären, warum. Nun ist schon eine ganze Generation von Theologen herangewachsen, die ausschließlich in diesen modernen Thesen unterrichtet wurden, wie Paulus zu verstehen sei. Ich hoffe, diese Theologen und Prediger stellen bei der Lektüre dieses Buches fest: Die herkömmlichen Paulus-Ausleger erkannten Aspekte, die heutige Ausleger übersehen bzw. sie legten diese Texte auf eine Weise aus, die Paulus besser gerecht wird. Wenn die Leser aber doch an den neuen Perspektiven festhalten, können sie vielleicht besser verstehen, vor welcher Herausforderung die Vordenker dieser Ansichten standen. Ich möchte betonen, dass sich diese Untersuchung hauptsächlich auf das Thema der Rechtfertigung bei Paulus beschränkt sowie 13


Angrif f auf die Rechtfertigung · Einleitung

auf jüngere revisionistische Thesen, wie Rechtfertigung zu verstehen sei – und wie nicht. Andere Themen halte ich nicht für unwichtig oder zweitrangig. Würden wir aber versuchen, bei der Erklärung des Rechtfertigungs-Begriffes noch weitere Nebengedanken einzubeziehen, dann trüge das mehr zur Verwirrung bei statt zur Klärung der Frage, was Paulus über Rechtfertigung zu sagen hat. Rechtfertigung ist nur eine Weise, wie Paulus die Erlösung des Menschen beschreibt. Was er darüber sagt, ist von entscheidender Bedeutung für die Heilslehre, aber es ist und bleibt nur einer von mehreren Aspekten. Und doch ist seine Rechtfertigungslehre zwangsläufig mit anderen paulinischen Themen verwandt. Mein Anliegen ist, zu beleuchten, welchen besonderen Beitrag die paulinische Rechtfertigungslehre zur gesamten Theologie bei Paulus liefert. Mit diesem Buch möchte ich meine bisherigen Veröffentlichungen zum Thema sowohl auf den neuesten Stand bringen als auch einer breiten Leserschaft zugänglich machen. Ich habe dieses Material mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber in diesem Buch verarbeitet.1 Ich möchte Todd Still und Monica Westerholm dafür danken, dass sie einen früheren Entwurf dieser Ausarbeitung gründlich gelesen und nützliche Anmerkungen dazu gemacht haben. Sie sind natürlich nicht für meine dargelegten Ansichten und Meinungen verantwortlich, aber sie haben mir sehr dabei geholfen, meine Meinung noch klarer auszudrücken. Dieses Buch widme ich meiner Tochter Jessica und ihrem Mann Paul. Jessica wurde mit Paulus erzogen und ist mit Paulus aufgewachsen; doch nur, wer sie nicht kennt, würde es für belanglos halten, dass sie am Ende sogar einen Paul(us) geheiratet hat. Möge der Segen dessen, der die beiden auf erstaunliche Weise zusammengeführt hat, auf ihrer Ehe und auf ihrem Dienst für ihn ruhen. 1 Meine bisherigen Veröffentlichungen zum Thema sind der Artikel »Justification by Faith Is the Answer: What Is the Question?« (etwa »Rechtfertigung durch Glauben ist die Antwort: Was war nochmal die Frage?«), erschienen im Concordia Theological Quarterly 70, 2006, S. 197-217, sowie besonders das Buch Perspectives Old and New on Paul: The »Lutheran« Paul and His Critics (etwa: »Alte und neue Paulusperspektiven: der ›lutherische‹ Paulus und seine Kritiker«, Grand Rapids: Eerdmans, 2004). Kapitel 3 basiert auf dem Manuskript eines Vortrags, der im November 2008 bei der Jahresversammlung der Society of Biblical Literature in Boston gehalten wurde.

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KAPITEL 1

Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen Sir Edmund Hillary hat außer dem Mount Everest noch viele andere Berge bestiegen. Neil Armstrong hat neben dem berühmten Schritt auf den Mond noch viele andere Schritte getan. Der schwedische Lutheraner Krister Stendahl hat eine ganze Reihe von Artikeln verfasst und nicht nur »The Apostle Paul and the Introspective Conscience of the West« (»Der Apostel Paulus und das zur Selbstprüfung neigende westliche Gewissen«). Aber das interessiert niemanden. Wenn man heute noch an Hillary, Armstrong und Stendahl denkt, dann dank eines einzigen, kurzen und glorreichen Augenblicks. Stendahls Ruhm ist gewiss weit geringer als der Hillarys oder Armstrongs. Doch unter Neutestamentlern gilt sein Aufsatz über das »zur Selbstprüfung neigende Gewissen«1 als einer der bekanntesten und einflussreichsten Einzelartikel des 20. Jahrhunderts. Damit wollte er für die Paulusbriefe das tun, was Henry Cadbury für die Evangelien tat, als er The Peril of Modernizing Jesus schrieb (»Die Gefahr, Jesus durch die moderne Brille zu sehen«).2 Und man nimmt allgemein an, dass Stendahl dieses Vorhaben gelungen sei. Wenn man Paulus aus seinem Kontext des 1. Jahrhunderts reißt, heißt das, ihn verzerrt darzustellen. Und die antiken Autoren, zu denen wir auch den Apostel Paulus zählen müssen, widmeten sich 1 »The Apostle Paul and the Introspective Conscience of the West«, Harvard Theological Review 56 (1963), S. 199-215, hier zitiert nach der Fassung in Paul among Jews and Gentiles and Other Essays (Philadelphia: Fortress, 1976), S. 78-96. Andere Teile des genannten Buches repräsentieren »gewisse Schritte hin zu einer Paulus-Interpretation, die sich [aus dem o.g. Artikel] ergab« (S. v). Die Darstellung der Position Stendahls sowie die Seitenangaben im vorliegenden Kapitel beziehen sich auf dieses Buch. 2 Henry J. Cadbury, The Peril of Modernizing Jesus (New York: Macmillan, 1937).

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Angrif f auf die Rechtfertigung · Kapitel 1

offenkundig nicht der Selbstprüfung. Laut Stendahl habe nicht Paulus, sondern Augustinus »das Dilemma des zur Selbstprüfung neigenden Gewissens formuliert«, und darin »kann er durchaus einer der ersten gewesen sein« (S. 83). »Augustinus’ Bekenntnisse sind die erste bedeutende Schrift in der Geschichte des zur Selbstprüfung neigenden Gewissens. Die augustinische Denkrichtung mündete ins Mittelalter und erreichte ihren Höhepunkt im Bußkampf eines Augustinermönchs: Martin Luther« (S. 85). Selbstprüfung führe bei »denen, die diese Praxis ernst nehmen«, zu Gewissensqualen; diese wiederum führen zu der verzweifelten Frage: »Wie finde ich einen gnädigen Gott?« – Und erst »angesichts dieser Frage: ›Wie finde ich einen gnädigen Gott?‹, erscheinen Paulus’ Worte von einer Rechtfertigung in Christus durch den Glauben und ohne Gesetzeswerke als die befreiende und rettende Antwort« (S. 83). Doch die Frage von Augustinus, Luther und all den Gewissensgeplagten sei nicht die Frage, auf die Paulus einging. Paulus gehe es darum, so Stendahl, »welchen Platz die Heiden in der Kirche und im Plan Gottes einnehmen« (S. 84). Stendahl meint: Daher »nahm man im Westen jahrhundertelang fälschlich an, die Verfasser der Bibel setzten sich mit Problemen auseinander, die zweifellos uns betreffen, die ihnen selbst aber niemals in den Sinn kamen« (S. 95). »Wo es Paulus darum geht, wie Heiden in die messianische Gemeinschaft integriert werden können, klingen seine Aussagen nunmehr wie Antworten auf die Suche des Menschen nach Gewissheit, wie er aus seiner Misere erlöst werden könne« (S. 86). An späterer Stelle fasst Stendahl seine Meinungsunterschiede zu Ernst Käsemann, seinem schärfsten Kritiker, ganz ähnlich zusammen: »Zuerst muss geklärt werden, was Paulus mit seiner Argumentation zur Rechtfertigung bezweckte: Wollte er die Frage beantworten: Wie soll ich, Paulus, meinen Platz in Gottes Plan und meine Sendung zu den Heiden verstehen, und wie kann ich das Recht der Heiden verteidigen, dass auch sie an den Verheißungen Gottes teilhaben? Oder aber ging er auf die Fragestellung ein, die ich für später entstanden und auf westlichem Denken basierend halte: ›Wie finde ich einen gnädigen Gott?‹« (S. 131). Was meint Paulus, wenn er sagt, »dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes«? Wie wir 16


Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen

diesen Vers (Galater 2,16) verstehen, hängt (zumindest teilweise) davon ab, auf welche Frage Paulus damit unserer Meinung nach eingeht. Für Stendahl lautet diese Frage nicht: »Wie kann ein Sünder einen gnädigen Gott finden?«, sondern: »Unter welchen Bedingungen können Heiden in das Volk Gottes aufgenommen werden?« Diese Auffassung Stendahls darüber, welche Ausgangsfrage Paulus in Galater 2,16 beantwortet, ist heute für viele unumstößlich geworden.3 Und wie viele andere unumstößliche Grundannahmen, die Neutestamentlern lieb und teuer sind, enthält auch diese ein Fünkchen Wahrheit. Die ersten Jünger Jesu waren Juden. Paulus wurde »berufen, ein Apostel der Heiden« zu sein (Röm 1,1; 11,13). Die Frage, wie bekehrte Heiden mit gläubigen Juden in einer einzigen Glaubensgemeinschaft zusammenfinden könnten, wurde in der Frühkirche von verschiedenen Führungspersonen verschieden beantwortet. Manche meinten, Heidenchristen müssten erst durch Beschneidung Juden werden und wie Juden leben, d. h. jüdische Speisegebote, den Sabbat usw. halten. Paulus bekämpfte diese Lehre und ihre Vertreter an vorderster Front. Der Begriff der »Rechtfertigung« wurde zuerst in jenen Briefen zum Hauptthema, in denen Paulus diese Debatte führte. So viel muss jeder zugeben, der das Neue Testament sorgfältig liest. 3 Stendahl bildet einen scharfen Gegensatz zwischen Paulus’ angeblichem Anliegen mit seiner Rechtfertigungslehre (nach Stendahl: wie Heiden in das Volk Gottes aufgenommen werden) und einem »späteren«, »westlich geprägten« Verständnis dessen, was Paulus damit erklären wollte (wie Sünder einen gnädigen Gott finden können). Dieser Gegensatz wurde in der Frühphase der Diskussion um die »Neue Paulusperspektive« häufig aufgegriffen. In der späteren Diskussion jedoch sieht man (zumindest manchmal) die Unterschiede mehr als Frage der Gewichtung anstatt als Gegensatz. James Dunn schreibt z. B.: »Die Erklärung des Paulus, dass man durch Glauben und nicht durch Werke gerechtfertigt wird, erwächst im Kontext seiner Heidenmission und aus seiner Verteidigung dessen, was ihm grundsätzlich wichtig war: Das Evangelium gilt allen, Heiden wie Juden, und es fordert vom Heiden nicht, ein Proselyt zu werden oder einen jüdischen Lebensstil zu übernehmen. Das anzuerkennen heißt nicht, die weit grundlegendere Tatsache zu leugnen oder herunterzuspielen, dass niemand vor Gott bestehen kann, ohne von Gott aus Gnade Vergebung und Rechtfertigung zu bekommen« (Dunn, »The New Perspective: Whence, What, and Whither?«, S. 87). Ebenso stellte auch N. T. Wright fest, die »neue Perspektive« betone zwar, »dass Paulus immer dann, wenn er über Rechtfertigung spricht, zugleich über die Integration von Heiden spricht«, versage zugleich aber »gewöhnlich« darin aufzuzeigen, »wie dies mit der traditionellen Sicht vereinbar ist, dass er davon spricht, wie Sünder mit Gott ins Reine kommen« (Paul in Fresh Perspective, S. 36).

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Problematisch wird es allerdings vielmehr bei dem, was Stendahl bestreitet; und die Ironie daran ist: Stendahl will seine These gerade dadurch schmackhaft machen, dass er anderen vorwirft, sie (und nicht er) würden Paulus durch eine moderne Brille sehen. Zweifellos hat der heutige säkularisierte Mensch die frühere Sorge, in welchem Verhältnis der Mensch zu Gott steht, in den Hintergrund gedrängt – oder gänzlich über Bord geworfen. Umgekehrt meint man in unserer multikulturellen Gesellschaft, es sei für eine friedliche Gesellschaft wichtiger als je zuvor, Menschen aus fremdem ethnischen und kulturellen Hintergrund zu akzeptieren. Folglich präsentiert Stendahl einen Paulus, der im negativen wie im positiven Sinne an unser modernes Denken angepasst ist. Wie kann uns dann Stendahls Paulus-Portrait zugleich dem historischen Paulus des 1. Jahrhunderts näherbringen? Der Schwerpunkt der paulinischen Mission: Thessalonich und Korinth

Die Zweifel beginnen schon, wenn wir über das Thema hinausgehen, das Stendahl zurecht als zentral für die paulinische Mission beschreibt – die Bedingungen, zu denen Heiden in das Volk Gottes aufgenommen werden können – und eine noch weit grundlegendere Frage stellen: Was bewegt Heiden überhaupt dazu, einer Gemeinschaft von Gläubigen beizutreten? Stendahl braucht uns nicht erzählen, Paulus hätte den Mittelmeerraum durchzogen, ohne Menschen mit einem von Sünden geplagten Gewissen Frieden anzubieten. Ebenso wenig dürfen wir uns einbilden, er hätte Heiden damit zur Bekehrung gelockt, dass er ihnen eine Mitgliedschaft im jüdischen Volk Gottes anbot oder die Werbetrommel dafür gerührt hätte, wie leicht man jetzt in den Bund mit Abraham aufgenommen werden könne.4 Ob mit oder ohne Beschneidung: Kaum ein Heide hätte sich wohl übermäßig gedrängt gefühlt, einer jüdischen 4 Gewiss glaubte Paulus, dass eine solche Mitgliedschaft und ein solcher Zugang inbegriffen sind, wenn man sein Evangelium im Glauben annimmt. Aber allein das kann nicht die zündende oder große Anziehungskraft des Evangeliums auf Nichtjuden ausmachen!

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Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen

Gemeinschaft oder deren »Bund« beizutreten. Paulus’ Botschaft konnte nur auf eine einzige Weise Anklang unter Nichtjuden finden: Sie traf ein Bedürfnis, das sie selbst für wichtig hielten – und wenn nicht schon zuvor, dann zumindest, nachdem Paulus zu ihnen gesprochen hatte. Seine Briefe erklären eindeutig, welcher Art dieses Bedürfnis ist. Die Mehrheit der Neutestamentler glaubt, dass der 1. Thessalonicherbrief auch als erster der uns erhaltenen Paulusbriefe verfasst wurde. In Thessalonich hatte Paulus eine Gemeinde gegründet und schrieb kurz darauf zwei Briefe dorthin. Sie spiegeln vom Anfang bis zum Ende nachdrücklich wider, welche Botschaft Paulus verkündigte, als er erstmals in der Stadt auftrat. Paulus hatte seine Hörer gewarnt, dass Gott jederzeit seinen Zorn über die nichtsahnende Menschheit ausgießen und plötzliches Verderben über sie bringen kann (1,10; 5,3; vgl. 2Thes 1,5-10). Das Maß der menschlichen Bosheit war praktisch voll. Die Heiden hatten den wahren und lebendigen Gott ignoriert und Götzen gedient. Ihre Unmoral war altbekannt und sie wandelten in Finsternis statt im Licht (vgl. 1Thes 1,9; 4,4f; 5,6f). Die Juden hingegen hatten ihre Entfremdung von Gott in ihrer nicht weniger altbekannten Geschichte verdeutlicht, dass sie nämlich notorisch Gottes Boten verwarfen: einst die Propheten, jüngst den Herrn Jesus und jetzt seine Zeugen, die Apostel (2,14ff). Über alle, Juden wie Heiden, würde die Strafe plötzlich und ohne Entrinnen kommen (5,3). Viele Leute von heute nehmen – aus Gründen, die wir hier nicht näher erforschen brauchen – eine solche Botschaft nicht ernst. Doch die Zuhörer von Paulus im Thessalonich des 1. Jahrhundert nahmen ihn ernst. Die Vorstellung, dass ihre Taten eine Gottheit erzürnten, war ihnen nicht neu, und das Missfallen der Götter zu erregen war gefährlich. Juden und Nichtjuden waren gleichermaßen stets bemüht, auf gutem Fuß mit den übernatürlichen Mächten zu stehen, die ihr Schicksal beeinflussten oder gar lenkten. Angesichts solcher Bemühungen fiel die Botschaft des Paulus auf fruchtbaren Boden. Man muss sich schon wundern, wie Stendahl auf die Idee kommt, die Frage: »Wie finde ich einen gnädigen Gott?« hätte allein Menschen im neuzeitlichen Westen umgetrieben; völlig unverständlich aber ist, wie er meinen kann, solche Gedanken hätten 19


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den Menschen des Altertums nicht beschäftigt – besonders, wenn wir an die Zuhörer denken, die Paulus’ Warnung vor dem drohenden Gericht beherzigten. Die Frage aufzuwerfen, ob das zu jener Selbstprüfung geführt hat, die spätere Zeiten kennzeichnet, führt nur auf eine falsche Fährte. Ob jemand nun ein zur Selbstprüfung neigendes Gewissen hat oder nicht: Wer auch immer die Warnung vor einem drohenden göttlichen Gericht ernst nimmt, muss das drängende Anliegen haben, einen gnädigen Gott zu finden. So viel ist klar. Umgekehrt deutet auch nichts im 1. Thessalonicherbrief darauf hin, dass das Verhältnis zwischen Heiden- und Judenchristen in der dortigen Gemeinde ein Problem gewesen wäre. Laut Dunn »stand in Paulus’ theologischem Denken die Überzeugung im Vordergrund, dass Gottes Heilsplan Heiden wie Juden einschließt, und nicht die Frage, wie ein Sünder einen gnädigen Gott findet.«5 Wenn das so wäre und das letztere Anliegen erst im späteren Abendland aufkam, dann müsste man sagen: Die Botschaft, die Paulus den Thessalonichern verkündigte, ließ sie über das Herzstück seines Denkens im Dunkeln. Zugleich hätte er sinnloserweise eine Frage beantwortet, die seinen Hörern an ihrem Ort und in ihrer Zeit nicht einmal im Traum zu stellen eingefallen wäre. Paulus’ Antwort auf die Frage, von der ihm heute abgesprochen wird, dass er sie behandelt habe, lautet: Gott sorgt durch seinen Sohn Jesus für Errettung vor dem kommenden Zorn (1,10; 5,9). Diese Botschaft der »Errettung« – die mit Recht »Evangelium« (= gute Botschaft) genannt wird – war Paulus anvertraut worden (2,4.16). Um »gerettet« zu werden, mussten die Hörer sein Evangelium »annehmen« (1,6); sie mussten anerkennen, dass es kein Menschenwort, sondern Gottes Wort ist (2,13). Eine solche gläubige Reaktion auf das Wort Gottes zeigte, dass sie sich zu dem lebendigen und wahren Gott bekehrt hatten (1,9) und an ihn glaubten (1,8). Die zum Heil Bestimmten reagierten anders auf das Evangelium als die zum Zorn Verdammten: Sie glaubten. Sie werden daher wiederholt als »die Gläubigen« bezeichnet (1,7; 2,10.13), und die anderen als die, die der Wahrheit des Evangeliums nicht glauben (oder gehorchen; vgl. 2Thes 1,8; 2,12; 3,2). 5 Dunn, »Works of the Law and the Curse of the Law (Gal. 3.10-14)«, S. 130.

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Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen

Gelegentlich meinen manche, es sei selbstsüchtig (oder gar ungehobelt), sich um sein Seelenheil zu sorgen. Doch sicher hätten nur jene, die Paulus’ Botschaft ablehnten, das eigene Seelenheil ausschlagen können; und die Frage: »Wie finde ich einen gnädigen Gott?«, drückt praktisch genau das aus, worum sie sich dann zwingend hätten sorgen müssen. Nicht nur Augustinus und seine Nachfolger hatten diese drängende Frage, sondern auch die ursprünglichen Empfänger des 1. Thessalonicherbriefs. Natürlich würde es unsere Argumentation entkräften, wenn man die Bedeutung des 1. Thessalonicherbriefs dadurch herunterspielt, dass man ihn als »frühpaulinisch« abtut und behauptet, Paulus würde darin eine ganz andere Botschaft verkünden als in seinen späteren, angeblich »reiferen« Briefen. Doch seine Reise von Thessalonich über Athen nach Korinth führte keineswegs zu einer solchen Veränderung. Das Ziel, das Paulus in Korinth (und überall, wie er uns versichert) ausdrücklich verfolgte, war, alles ihm Mögliche zu tun, um die Hörer seiner Botschaft zu »retten«: Den Juden bin ich ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen; denen, die unter dem Gesetz stehen, bin ich, obgleich ich nicht unter dem Gesetz stehe, einer unter dem Gesetz geworden, um die zu gewinnen, die unter dem Gesetz stehen. Den Gesetzlosen war ich sozusagen ein Gesetzloser – nicht als ein Gesetzloser vor Gott, sondern gebunden an das Gesetz Christi –, um die Gesetzlosen zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. (1Kor 9,20ff; vgl. 10,33) »Errettung« bedeutet in den Thessalonicherbriefen »Rettung vor dem Zorn und dem Gericht Gottes«; Gleiches gilt für die Korintherbriefe. Der »Welt« droht laut 1. Korinther 11,32 das Verdammungsurteil; die Menschen in ihr sind laut zahlreichen weiteren Bibelstellen »verloren« (1,18; 2Kor 2,15; 4,3) – und zwar deshalb, weil sie wegen ihrer Taten verdienen, verdammt zu werden: »Ungerechte werden das Reich Gottes nicht erben« (1Kor 6,9). Denen, die andernfalls verloren gehen würden, brachte Paulus das Evangelium, 21


Angrif f auf die Rechtfertigung · Kapitel 1

das besagt, dass alle, die seiner Botschaft glauben, von Sünde und Verdammnis gerettet werden: Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft. … [Es hat] Gott wohlgefallen, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu retten. (1Kor 1,18.21) Ich tue euch aber, Brüder, das Evangelium kund, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet, mit welchem Wortlaut ich es euch verkündigt habe, es sei denn, dass ihr vergeblich zum Glauben gekommen seid. (1Kor 15,1f) Denn wir sind ein Wohlgeruch Christi für Gott unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren gehen; den einen ein Geruch vom Tod zum Tode, den anderen aber ein Geruch vom Leben zum Leben. Und wer ist dazu tüchtig? (2Kor 2,15f; vgl. 6,1f) Es steht somit außer Frage, was die Kernbotschaft des Apostels war, als er nach Korinth kam. Für uns ist hierbei von Bedeutung: Die Thessalonicherbriefe sprechen zwar nicht wortwörtlich von »Gerechtigkeit« und »Rechtfertigung«, doch diese Begriffe finden sich in beiden Korintherbriefen. Das griechische Verb, das mit »rechtfertigen« übersetzt wird (dikaióō), leitet sich vom selben Wortstamm ab wie die Worte für »gerecht« (dikaiós) und »Gerechtigkeit« (dikaiosýnē). Es wird gewöhnlich in einem juristischen Kontext verwendet, wo es »für unschuldig erklären«, »für gerecht befinden«, »freisprechen« bedeutet. Paulus schreibt in 1. Korinther 4,4, er sei sich nicht bewusst, ein Unrecht begangen zu haben;6 da aber Gott der Richter ist und nicht Paulus, bedeutet sein fehlendes Schuldbewusstsein nicht, dass er »gerechtfertigt« wäre. Mit anderen Worten: Gott allein kann das Urteil fällen, ob ein Mensch gerecht ist oder nicht. Und um in diesem (ziemlich gewöhnlichen) Sinne des 6 Im dortigen Kontext geht es darum, dass Paulus nicht wüsste, seiner Beziehung zu irgendeinem Korinther konkret geschadet zu haben.

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Wortes »gerecht« zu sein, muss man das tun, wozu man moralisch verpflichtet ist. Umgekehrt sind die »Ungerechten« jene, die nicht so leben, wie sie sollen; und Paulus weiß eine ganze Reihe von Sünden aufzuzählen, die sie begehen (1Kor 6,9f). Das Dilemma, das Paulus mit seinem Evangelium anspricht, kann man daher auch so beschreiben: Die Welt ist bevölkert von »Ungerechten«, die als solche keine Hoffnung haben können, Gottes Gericht zu überstehen. Das Evangelium hat eine Lösung für dieses Dilemma: Es bietet Ungerechten einen Weg, wie sie dennoch »für gerecht erklärt« bzw. »gerechtfertigt« werden können (6,11). Diese Begrifflichkeiten prägen die Korintherbriefe zwar nicht, sind aber dort durchaus vorhanden und haben nichts damit zu tun, ob Heiden beschnitten werden und jüdische Speisegebote halten müssen oder nicht (was in den Korintherbriefen kein Thema ist), oder wie Heiden vor Gott ebenso annehmbar werden können wie Juden (vielmehr haben auch Juden es nicht weniger nötig als Heiden, »gerettet« zu werden, siehe 1Kor 9,20-23; vgl. 1,18-25). Paulus spricht von Gerechtigkeit und Rechtfertigung, um aufzuzeigen, wie Sünder jene Gerechtigkeit erlangen können, die sie brauchen, um vor Gott zu bestehen. Dass Christus »unsere Gerechtigkeit« ist, wie 1. Korinther 1,30 erklärt, trifft den Nagel am prägnantesten auf den Kopf: Christus ist das Mittel, durch das Menschen, die an sich ungerecht sind (sonst hätten sie nicht nötig, dass Christus selbst ihre »Gerechtigkeit« ist), von Gott als gerecht befunden werden können. Dieselbe Aussage trifft Paulus in 2. Korinther 5,21: Gott »hat den, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde [d. h. zum Sündopfer] gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit würden.« Paulus verwendet das Verb »rechtfertigen« in 1. Korinther 6,11 in einem Kontext, wo er diejenigen, die »gerechtfertigt« (oder »für gerecht erklärt«) werden, ausdrücklich als »Ungerechte« bezeichnet. Direkt davor hat er die Korinther ermahnt, »dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden« (6,9). Dann zählt er verschiedene Arten von »Ungerechten« auf und fährt fort: »Und das sind manche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes« (6,11). Hier steht: »Rechtfertigung« wird dadurch erzielt, 23


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dass Sünden getilgt werden, die sonst den »Ungerechten« vom Reich Gottes ausschließen würden. Ein weiterer Text aus den Korintherbriefen sollte hier ebenfalls erwähnt werden. In 2. Korinther 3 nennt Paulus den Bund, dem er dient, einen Bund der »Gerechtigkeit«, der »zum Freispruch führt«. Er vergleicht ihn mit dem mosaischen Bund, der den Israeliten »Verdammnis« und »den Tod bringt« (2Kor 3,7-9). Hier erklärt Paulus nicht näher, warum der mosaische Bund verdammt statt freizusprechen; doch im Lichte dessen, was er an anderen Stellen schreibt, steht zweifellos fest, was er meint. Der mosaische Bund verheißt denen Leben, die seine Gebote halten (Röm 10,5; Gal 3,12), und verflucht die, die sie nicht halten (Gal 3,10). Daher ist er ein Bund, der allein »Verdammnis« und »den Tod bringt« (so 2Kor 3,7.9), sofern vorausgesetzt wird, dass alle Bundesangehörigen seine Vorschriften verletzen. Und genau davon ist Paulus natürlich überzeugt (vgl. Röm 8,7f). In Adam sterben alle (1Kor 15,22) – und das Gesetz Moses, das weit davon entfernt ist, eine Rettung aus dieser Misere zu bieten, kann nichts als nur unser Todesurteil verkünden (vgl. 15,56). Auf der anderen Seite beinhaltet Paulus’ Dienst unter dem Neuen Bund, dass er denen, die sonst verdammt würden (2Kor 3,9), eine Botschaft verkündigt, die Gerechtigkeit und Leben bringt (»Rechtfertigung«, »Freispruch«). Kurz gesagt: Die Korintherbriefe verbinden Ausdrücke wie »Gerechtigkeit« oder »Rechtfertigung« mit der Botschaft, die in den Korinther- und Thessalonicherbriefen als Hauptmotivation für die paulinische Mission hervortritt: Sünder vor dem verdienten Gericht zu »retten«. Der Ausdruck »Rechtfertigung« durch das Evangelium von Jesus Christus ist für Paulus ein Mittel, um, die Frage zu beantworten, die sich unausweichlich aus der Botschaft vom drohenden eschatologischen Verderben ergibt: »Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?« Ehe wir fortfahren, sollte noch betont werden: Das Thema »Gerechtigkeit« bzw. »Rechtfertigung« ist nur eine von mehreren Weisen, wie Paulus Gottes Abhilfe für das Problem der Sünde beschreibt. Tatsächlich kommen diese Begriffe in 1. Thessalonicher gar nicht vor. Die deutlichsten und vielleicht häufigsten Ausdrücke, die Paulus verwendet, sind die Begriffe »retten« und »Errettung«: 24


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Denn Gott hat uns nicht dazu bestimmt, dass wir seinem Gericht verfallen, sondern dass wir durch Jesus Christus, unseren Herrn, gerettet werden. (1Thes 5,9) Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft. (1Kor 1,18) Eine solche Ausdrucksweise betont, vor welch großem Verderben die Gläubigen gerettet werden, wenn auch die Begriffe selbst nicht den Anlass für das schwere Gerichtsurteil erklären. Und genau dieser Aspekt, der Anlass der Erlösung, wird durch die Begriffe »Gerechtigkeit« und »Rechtfertigung« herausgestellt. Menschen, die sonst dem Verdammungsurteil anheimfielen, »schuldig« oder »ungerecht« zu sein, werden trotzdem von Gott »freigesprochen« (»gerechtfertigt«, »für gerecht erklärt«) – und entrinnen so dem Verderben. Paulus spricht bei diesem Thema auch von »Versöhnung«: Gott war in Christus und hat die Welt mit sich versöhnt, indem er ihnen ihre Übertretungen nicht anrechnete und in uns das Wort von der Versöhnung niedergelegt hat. Für Christus also reden wir als seine Gesandten, da ja Gott durch uns ermahnt; wir bitten für Christus: »Lasst euch mit Gott versöhnen!« (2Kor 5,19-20) Denn wenn wir, als wir noch Feinde Gottes waren, mit ihm durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden sind … (Röm 5,10) Hier geht es darum, dass die, die sonst Gottes Feinde wären (weshalb sie in großer Gefahr schweben), sich jetzt einer guten Beziehung zu ihm erfreuen können (»Friede«). Wenn von »Erlösung« die Rede ist (Röm 3,24; 1Kor 1,30), deutet das darauf hin, dass die Erlösungsbedürftigen gefangen bzw. versklavt sind und dass die Befreiung, die Gott bietet, einen hohen Preis kostet (den Kaufpreis, das Lösegeld). In allen diesen Fällen ist Christus derjenige, der Gottes Problemlösung vollzieht; er ist es, durch den Gott rechtfertigt, versöhnt und erlöst. Jeder dieser Ausdrücke (es gibt noch weitere)7 7 Gläubige »sterben« mit Christus aus dem alten Leben, das von der Sünde beherrscht wird, und sie werden mit Christus zu neuem Leben »auferweckt«, um

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beschreibt einen bestimmten Aspekt von Gottes Lösung für das Problem des Menschen. Dennoch sind die Begriffe in den Paulusschriften weder synonym noch wechselseitig austauschbar: Sünder werden für gerecht erklärt (und nicht versöhnt); Feinde werden versöhnt (und nicht für gerecht erklärt) usw. Die Begriffe sind Metaphern, aber keine toten Metaphern. Das Dilemma der Galater

Eine klar ausformulierte »Lehre von der Rechtfertigung« finden wir bei Paulus erstmals im Brief an die Galater: »Doch weil wir wissen, dass der Mensch durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus …« (2,16). Hier begegnen wir auch zum ersten Mal in den Paulusbriefen einer Diskussion8, ob Heidenchristen beschnitten werden müssen (diese Diskussion wurde von Irrlehrern entfacht, die Paulus nach Galatien gefolgt waren). Paulus’ klare Rechtfertigungsaussage steht eindeutig in Verbindung zu dieser Diskussion; doch worin genau besteht diese Verbindung? Was Paulus den Galatern ursprünglich verkündigte, war nichts anderes als die Botschaft, die er auch den Thessalonichern und Korinthern brachte: Christus ist es, durch den Gott Erlösung von dem Verderben schafft, das einer heillosen Menschheit droht (vgl. Gal 1,4). Nichts in den Paulusbriefen legt nahe, dass in Thessalonich oder Korinth die Frage aufgekommen wäre, ob Heiden sich beschneiden lassen und andere jüdische Gebote halten müssen. Vermutlich sprach Paulus dieses Thema auch nicht an, als er in Galatien war. Und wenn, dann nur, um solche judaistischen Forderungen abzuweisen; und die Galater wären, derart zugerüstet, nicht so schnell denen auf den Leim gegangen, die damit an sie herantraten. Wir dürfen uns daher mit Recht fragen: Wie nur konnte die Forderung, sich beschneiden zu lassen, für die an Christus gläubig Gott zu dienen (Röm 6); in Christus ist der Gläubige eine neue Schöpfung, die die alte ersetzt (2Kor 5,17; vgl. Gal 6,15); usw. 8 Die drei Verse 1Kor 7,17-19 machen wohl kaum eine Diskussion aus.

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Die Gefahr, Paulus durch eine moderne Brille zu sehen

gewordenen Galater so überzeugend klingen? Die Beschneidung an sich erschien ihnen wohl kaum begehrenswert; sie konnte den Galatern nur im Rahmen eines größeren Zusammenhangs aufgedrängt worden sein. Gott hatte den »Samen« (die Nachkommen) Abrahams als sein Volk erwählt. Am Sinai hatte er einen Bund mit ihnen geschlossen. Gottes Volk sollte nach den Gesetzen dieses Bundes wandeln. Dazu gehörte auch die Beschneidung. Wenn ein Mann zum Volk Gottes gehören (und somit dem von Paulus geschilderten drohenden Verderben entfliehen) wollte, musste er beschnitten werden. So oder ähnlich plausibel dürften die Irrlehrer in Galatien wohl argumentiert haben. Für sie war es kein Widerspruch, Jesus als Messias anzuerkennen und gleichzeitig die Beschneidung zu fordern. Auch sie beanspruchten, das »Evangelium« zu verkündigen (vgl. Gal 1,6), dass Gott, der das jüdische Volk erwählt hat, ihnen jetzt den Messias gesandt hatte. Auch diese Lehrer sagten, dass alle an Jesus glauben und sich auf seinen Namen taufen lassen sollen. Doch die Hoffnung auf das Kommen des Messias war eine jüdische Hoffnung, und ihre Erfüllung war für sie kein Grund, den jüdischen Lebenswandel aufzugeben. Wenn Judentum bedeutet, einen Lebenswandel unter dem mosaischen Bund und dessen Gesetzen zu führen, dann kamen diese Lehrer nach Galatien, um für eine Sekte zu werben, die gerade erst begonnen hatte, innerhalb des Judentums Gestalt zu gewinnen. Sie unterschied sich von anderen Juden dadurch (und nur dadurch), dass sie an Jesus als Messias glaubten. Nach Meinung dieser Lehrer blieben das Gesetz und der Bund Moses der Rahmen, in dem das ganze Volk Gottes wandeln sollte. Die paulinische Rechtfertigungslehre (»der Mensch wird nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt, sondern nur durch den Glauben an Christus Jesus«) wurde als Gegensatz zu dieser Position formuliert. Diese Formulierung wird von Vertretern der Neuen Paulusperspektive als eine Aussage verstanden, die Paulus’ Gegenposition einleitet: »Ein Mensch (hier: ein Heide) wird nicht durch Werke (dadurch, dass er beschnitten wird, die Speisegebote einhält usw.) gerechtfertigt (zu einem Mitglied des Volkes Gottes erklärt) …« Folglich versteht man den Ausdruck »gerechtfertigt werden« so, als bedeute er »zu einem Mitglied des Volkes Gottes erklärt werden« 27


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oder »zum Teilhaber des Bundes erklärt werden«, oder auch »zu einem Mitglied der Familie Gottes erklärt werden«. In Kapitel 4 werde ich nachweisen, dass diese Erklärungen tatsächlich sehr seltsame Umschreibungen für die »Rechtfertigung« sind. Zwar führt Paulus durchaus die »Lehre der Rechtfertigung« gegen jegliche Forderung ins Feld, Heidenchristen müssten beschnitten werden; hier aber soll es zunächst genügen zu zeigen, wie die Formel von Galater 2,16 nicht allein eine Beschreibung von Paulus’ Position ist, sondern ein Argument dafür. Aufgrund dessen, was wir bereits in den Thessalonicher- und Korintherbriefen gesehen haben, müssen wir die »Rechtfertigungsformel« aus Galater 2,16 in etwa wie folgt verstehen: »Ein Mensch (ob Jude oder Heide, jedenfalls zwingend ein Sünder) wird nicht dadurch für gerecht erachtet (und so vor Gottes Verdammungsurteil über Sünder verschont), dass er Gesetzeswerke tut (indem er erfüllt, was das Gesetz fordert – weil Sünder genau das eben nicht tun), sondern durch Glauben an Jesus Christus.« Eine solche Umschreibung lässt dem Ausdruck »Rechtfertigung« seine normale Stoßkraft. Und das ist dieselbe Stoßkraft, die auch der Psalmvers hat, auf den Paulus noch im selben Vers anspielt, um seine Aussage zu belegen: »[Herr,] geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht; denn vor dir ist kein Lebender gerecht« (Ps 143,2). Das spricht dasselbe menschliche Dilemma an, das auch in anderen Paulusbriefen zum Ausdruck kommt. Und diese Aussage – in dieser Bedeutung – bietet auch eine bewundernswerte Erwiderung auf die Forderung, dass Heidenchristen beschnitten werden sollen: Warum, würde Paulus sagen, sollten Heiden sich einem System unterwerfen, das unfähig ist, das zu geben, was Menschen angesichts des drohenden Gerichtes Gottes so dringend brauchen? Allein der Glaube an Christus bringt Erlösung (oder genauer: »Rechtfertigung« bzw. »Freispruch«). Dass Galater 2,16 tatsächlich genau das bedeutet, werde ich später in diesem Buch noch darlegen. Vorerst möchte ich einfach nur zeigen, welchen Sinn diese Aussage von Paulus im Kontext des Galaterbriefs ergibt, wenn man sie so versteht. 28


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Die neuen Lehrer der Galater (und Kontrahenten des Paulus) dürften vorausgesetzt haben, dass der Sinaibund weiterhin der Rahmen sei, in dem das Volk Gottes leben soll; doch an genau diesem Punkt setzt Paulus zum Angriff gegen sie an. Die Beschneidung (so argumentiert er praktisch) ist für die Heiden nicht erforderlich – und zwar weder deshalb nicht, weil der mosaische Bund zwar weiter in Kraft wäre, dieser Teil des Bundes aber nicht auf sie anwendbar sei, noch deshalb nicht, weil ein weiterhin gültiger mosaischer Bund als ganzer nicht den Heiden gelte; vielmehr gilt der mosaische Bund insgesamt überhaupt nicht mehr. Seine Zeit ist vorüber. Selbst unter den besten Umständen war Gerechtigkeit mittels des mosaischen Bundes schlicht unerreichbar. Da dem mosaischen Gesetz die Mittel fehlten, um Sünder zu rechtfertigen, konnte es nichts anderes als sie verfluchen und versklaven. Im Heilsplan Gottes spielten der Bund und die Gesetze vom Sinai eine wichtige, aber zeitlich begrenzte Rolle – als Vormund des Volkes Gottes, bis der Messias kommt und sie erlöst (Gal 3,23-24; 4,2-4). Für Heidenchristen wäre es eine Katastrophe, sich jetzt beschneiden zu lassen: Sie übernähmen nicht nur unnötigerweise Pflichten, die allein Juden gelten, sondern würden dadurch auch Christus verwerfen, dessen Tod das einzige Mittel ist, durch das Juden und Heiden gleichermaßen Gerechtigkeit finden können. Außerdem würden sie dadurch ein Leben unter einem Bund antreten, der sie nur verdammen kann. Das ist die Hauptaussage des Galaterbriefs. Ich will kurz die entscheidenden Punkte dieser Thesen erläutern:9 1. Das Gesetz kann nicht gerecht machen Wenn Paulus von Rechtfertigung spricht, dann meint er damit im Galaterbrief wie auch in seinen anderen Briefen die Art und Weise, wie Sünder für gerecht erfunden werden können. Dass Heiden Sünder sind, war für Juden selbstverständlich (Gal 2,15). Doch wenn Juden wie Petrus und Paulus Rechtfertigung in Christus suchten, dann mussten auch sie diese brauchen; auch sie muss 9 Eine detailliertere Abhandlung dazu findet sich in meinem Buch Perspectives Old and New on Paul, S. 366-384.

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ten dann Sünder sein (2,16). Wäre Rechtfertigung »durchs Gesetz« möglich gewesen, dann hätte Christus nicht sterben müssen. Daher ist sein Tod die einzige Möglichkeit, Sünder rechtfertigen zu können (2,21). Laut Galater 3,22ff sind alle »von der Sünde gefangen gehalten«; Christus aber ist gekommen, »damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden«. Paulus’ Botschaft von der Rechtfertigung spricht kein Bedürfnis an, das nur für Heiden typisch wäre, sondern das alle Menschen haben – Juden wie Petrus und Paulus nicht weniger als Heiden wie die Galater –, denn alle sind Sünder. Vielleicht fragen wir uns: Warum wählt Paulus ausgerechnet Begriffe der Gerechtigkeit, um Gottes Lösung für das Problem des Menschen darzustellen? Er hätte das ja auch auf zahlreiche andere Weisen tun können. Zumindest ein Grund dafür dürfte sein, dass er dadurch die Schrift zitieren und sich auf Abraham als Präzedenzfall berufen kann, um seinen Standpunkt zu untermauern: »Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet« (Gal 3,6 mit Zitat aus 1Mo 15,6). Die Schrift selbst zeigt also, dass es der Glaube ist, der zur Gerechtigkeit führt. Das Gesetz hingegen kann das nicht, wie Paulus in Galater 2,21 sagt. Anschließend erläutert er näher den Grund dafür. Das Gesetz sagt den Menschen, was sie tun sollen, und verspricht ihnen durchaus Leben, wenn sie es tun. Das Gesetz funktioniert so: »Wer es tut, wird dadurch leben« (Gal 3,12; ein Zitat aus 3Mo 18,5). Da aber alle »von der Sünde gefangen gehalten« werden (Gal 3,22), erfüllt niemand die Bedingungen des Gesetzes. (Bedenken wir, dass Paulus in 2. Korinther 3,7.9 über den sinaitischen Bund sagt, dass er ausschließlich »Verdammnis« und »Tod« mit sich bringt.) Paulus hält es nicht für nötig, diese Aussage zu erläutern. Unter Juden war es allgemein anerkannt, dass das Gesetz Mittel vorschreibt, um Sühne für Sünden zu bewirken, die Menschen leider unausweichlich begehen, anstatt Gott zu dienen. Wenn alle, wie Paulus sagt, Gefangene der Sünde sind, dann ist kein Mensch zu finden, der wirklich von Herzen Gott dient. Auf der anderen Seite hätten andere Juden auch gar nicht bestritten, dass das Gesetz unverbesserliche Sünder verdammt. Paulus unterscheidet sich von anderen Juden weniger darin, wie er die Forderungen des Gesetzes versteht, als vielmehr darin, wie er die Sündhaftigkeit des 30


KAPITEL 7

Auf den Punkt gebracht Sogar in der modernen westlichen Welt teilen viele mit Paulus das Bewusstsein, dass uns eine wunderschöne Welt gegeben wurde, wir aber viel getan haben, all das Gute in ihr zu verderben. Außerdem sind wir uns bewusst, dass wir eine moralische Verantwortung haben und dass uns ein solches Verhalten schuldig macht. Wir erkennen, dass dieses Übel zwei Wurzeln hat: unsere Habgier und unser unverfrorenes Missachten des Wohlergehens aller anderen Mitmenschen. Dennoch neigen wir Menschen seit Urzeit dazu, die Verantwortung dafür auf die Sünden anderer zu schieben, statt uns an die eigene sündige Nase zu fassen. Wir sind uns vielleicht kaum bewusst, wie Zornausbrüche, verletzende Worte, verlockende Gelegenheiten zum Betrug und lange schwelender Groll das Gute, das uns im Leben zuteilwurde, nur noch mehr zerstören. Trotzdem gibt es mehr als genug Beispiele für Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit in unserer direkten Umgebung wie auch in internationalen Beziehungen, und diese Beispiele erinnern uns daran, dass die Welt, in der wir leben, nicht so ist, wie sie sein sollte. Dieses Bewusstsein teilen wir mit dem Apostel Paulus. Was er noch an Wahrheitserkenntnis besaß und was uns verloren gegangen ist (er würde sagen: was wir »niederhalten« oder »unterdrücken«; Röm 1,18), ist das Bewusstsein, dass die Gabe einer schönen Welt und des Guten im Leben von einem Geber stammt. Ihm Dank zu erweisen ist recht und auch vorzüglich und ein Anzeichen dafür, dass man im Einklang mit dem Guten der Schöpfung steht. Wer das nicht tut, zeigt damit, dass er für dieses Gute unempfindsam ist und sich nicht im Einklang damit befindet. Diese Abirrung wird zwangsläufig zu weiteren Perversionen des Guten führen und jeden Aspekt seines Lebens infizieren und verderben (Röm 1,18-32). Was uns betrifft, so können wir zwar zustimmen, dass unsere Welt nicht so ist, wie sie sein sollte; aber letztlich kön113


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nen wir nicht sagen, warum. Das moralische Gewissen und Gespür, das – wie Paulus sagt – eine Gabe unseres Schöpfers ist und wie ein Fenster dient, durch das wir die gute ethische Ordnung erblicken (2,15), besteht für uns nur noch in ideellen Werten ohne Bezug zur Realität. Wir sind unfähig zu sagen, warum die Welt anders sein sollte, und haben keinen Grund zur Hoffnung, dass sie jemals anders sein wird. Paulus war überzeugt, dass die Schöpfung »sehr gut« geschaffen wurde und dass der Schöpfer sie letztlich nicht zu Grunde gehen lässt. Eines Tages wird er sie wiederherstellen und seine guten Absichten damit verwirklichen. Doch Gottes Eingreifen zur Wiederherstellung stellt eine unmittelbare Gefahr für jene dar, die zum Verderben der Schöpfung beitragen. Da diese Menschen nicht durch das Evangelium verwandelt wurden, können sie keinen Anteil an einer wohlgeordneten Welt haben: »Ungerechte werden das Reich Gottes nicht erben« (1Kor 6,9; vgl. Gal 5,19ff). So, wie es derzeit um sie steht, können sie nur Gericht und Verdammnis erwarten. Paulus’ Botschaft ist darin eindeutig, und wer die Kraft dieser Botschaft erfährt, kann sich nur fragen: »Wie finde ich einen gnädigen Gott?« In ihrem Kern aber ist die Botschaft, die Paulus »anvertraut« wurde, eine »gute Botschaft« (1Thes 2,4): Gott, der in der Person Jesu Christi handelt, hat ein Mittel geschaffen, durch das man dem gerechten Verdammungsurteil entrinnen (1Thes 1,10; 5,9) und Anteil an der Herrlichkeit des kommenden Zeitalters bekommen kann (Röm 5,1‑2). Eine neue Menschheit wird für das Leben in der neuen Schöpfung zubereitet (Röm 5,14-19; 2Kor 5,17), und diese Menschheit ist geschaffen nach dem Ebenbild Christi – einem zweiten (nunmehr gehorsamem) »Adam«, der im Gegensatz zum ersten Adam steht, dessen Ungehorsam die alte Menschheit prägte. Paulus beschreibt die Errettung und Umgestaltung durch Christus auf vielerlei Weise; Rechtfertigung ist nur eine davon. Wer sich allein auf Paulus’ Texte über Rechtfertigung beschränkt, dem entgehen bedeutende Dimensionen des paulinischen Denkens. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn man Paulus’ Rechtfertigungslehre übersieht oder verzerrt. In seinen Thessalonicherbriefen benutzt Paulus die Begriffe »gerecht«, »Rechtfertigung« usw. nicht, obwohl dort oft von Errettung die Rede ist. In den Korin114


Auf den Punkt gebracht

therbriefen finden sich diese Begriffe gelegentlich. Die Korinther waren wegen ihres Fehlverhaltens »ungerecht« wie alle anderen Menschen auch und somit untauglich für das Reich Gottes, aber sie waren »gerechtfertigt (oder: ›für gerecht erklärt‹) worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes« (1Kor 6,9ff). Die Galater waren ebenfalls durch Paulus gläubig geworden. Kurze Zeit später wurden sie von Lehrern besucht, die ihnen weismachen wollten: Wenn sie zum Volk Gottes gehören wollten, müssten sie, die Heiden, beschnitten werden und wie Juden leben. Paulus schreibt ihnen so alarmiert, als wären sie des Wahnsinns fette Beute: Warum bloß sollte sich jemand den Gesetzen eines Bundes unterwerfen, der alle seine Untertanen versklavt und verflucht? Nach diesem Argument wechselt Paulus wieder zum Bild der Rechtfertigung: Sünder, die Rechtfertigung brauchen (und das sind alle Menschen, Juden wie Heiden gleichermaßen), müssen einsehen, »dass der Mensch nicht aufgrund von Gesetzeswerken gerechtfertigt (oder »für gerecht erklärt«) wird, sondern nur durch den Glauben an Christus Jesus« (Gal 2,16). Das ist schließlich das, was die Schrift schon vorher lehrte: »Abraham glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet« (Gal 3,6). Das juristische Bild von der Rechtfertigung, das die Errettung veranschaulicht und dafür im Galaterbrief nützlich war, benutzte Paulus auch in seiner Zusammenfassung des Evangeliums in den ersten Kapiteln des Römerbriefs und machte es hier zum Zentrum seines Gedankengangs. Menschen tun nicht, was sie tun sollen, und stehen darum unter Gottes Gericht und Zorn (Röm 1,18-32). Sie müssen an das Gute erinnert werden, das sie tun sollen, und dazu dient das mosaische Gesetz (2,17f). Würden die Menschen sich an dieses Gesetz halten, würde Gott sie für gerecht befinden (2,13). Doch für Menschen, die sich als von Natur unfähig und unwillig erweisen, das zu tun, was sie tun sollen (und so sind alle Menschen laut 3,10‑18), kann das Gesetz nur dazu dienen, sie zur Sündenerkenntnis zu führen. Es kann nicht als Weg zur Gerechtigkeit dienen, »weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden kann; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde« (3,20). Dieser Vers ist kein Angriff auf jüdi115


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sche »Gesetzlichkeit«, als wären jene, die versuchen, das tun, was sie tun sollen, »gesetzliche Legalisten«. Dass dieser Vers einen Strich durch die Annahme macht, dass das Gesetz als Weg zur Gerechtigkeit dienen könnte, gründet vielmehr auf einem Verständnis der menschlichen Sündhaftigkeit, das viel radikaler ist als das Sündenverständnis der meisten damaligen Juden. Folglich ist für Paulus die einzige Gerechtigkeit, die sündige Menschen erlangen können, jene, die ihnen von Gott aus Gnade geschenkt wird, »ohne Gesetzeswerke« (3,24-28; 4,2-6; 5,17). Dadurch unterscheidet Paulus Gnade von Werken auf eine Weise, wie es anderen Juden nicht für nötig erschien. Gott kann Sünder nur deshalb mit Recht für gerecht erklären, weil Christus ihre Sünden auf sich nahm und durch seinen Opfertod für sie Sühne erwirkt hat. Doch auch wenn eine solche Ernennung zu Gerechten eine Gnadengabe ist, muss sie immer noch empfangen werden: Erst wenn bisher sture und unwillige Sünder Gott die ihm gebührende Ehre geben (1,21), ihren Widerstand aufgeben und ihr Vertrauen auf das Erlösungswerk seines Sohnes setzen, erklärt Gott sie für gerecht (3,22.28; 5,1). Wenn ihr Glaubensbekenntnis sich nicht als leer erweist (1Kor 15,2), sondern zu einem beharrlichen (Lebens-) Wandel im Glauben führt, der die Versuchungen des Lebens überwindet (Röm 5,3-5; Kol 1,22f), dann wird das Jüngste Gericht die Rechtfertigung bestätigen, die sie empfingen, als sie auf Gottes Ruf des Evangeliums reagierten: Sie werden aus Glauben gerechtfertigt werden (Gal 5,5f). Entgegen allen Angriffen auf die Rechtfertigungslehre in letzter Zeit glaube ich, dass man Paulus und seine Rechtfertigungslehre so wie oben dargestellt richtig versteht. Man kann die herkömmliche Rechtfertigungslehre nicht durch Behauptungen entkräften wie: – im 1. Jahrhundert seien die Menschen nicht daran interessiert gewesen, einen gnädigen Gott zu finden (wie hätte das angesichts des drohenden Gerichtes Gottes sein können?); – die herkömmliche Rechtfertigungslehre würde die Juden des 1. Jahrhunderts zu Unrecht als »gesetzlich« oder »Legalisten« verurteilen (sie verurteilt vielmehr die Sündhaftigkeit aller Menschen); 116


Auf den Punkt gebracht

– auch die damaligen Juden hätten sich von Gottes Gnade abhängig gewusst (natürlich war das der Fall, aber sie unterschieden nicht – wie Paulus – Gnade zwingend von Werken); – »Gerechtigkeit« bedeute »Mitgliedschaft im Bund« (diese Bedeutung hatte der Begriff nie und wird ihn nie haben); – der Ausdruck »Werke des Gesetzes« bezeichne die »Grenzsteine« des jüdischen Volkes (dieser Begriff bezeichnet alle »gerechten« Taten, die das Gesetz fordert, um auf seine Weise zur Gerechtigkeit zu gelangen). Moderne Theologen haben Recht, wenn sie sagen: Paulus widmete sich dem Rechtfertigungsthema erstmals vorrangig, als es um die Frage ging, ob Heidenchristen beschnitten werden sollen. Sie betonen zu Recht, welche sozialen Auswirkungen Paulus’ Rechtfertigungslehre damals hatte (was sie »vor Ort« bedeutete); und es steht ihnen frei, daraus abzuleiten, welche sozialen Auswirkungen sie für uns heute hat. Aber Rechtfertigung bedeutet: Gott erklärt Sünder für gerecht – unabhängig von gerechten Taten –, wenn sie an Jesus Christus glauben. Die Gläubigen, die auf diese Weise gerecht gemacht wurden, bilden die neue Menschheit, das Volk Gottes der neuen Schöpfung (Röm 5,17ff).

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121


Bibelstellenverzeichnis 1. Mose

6,9 . . . . . . . . . . 78; 80 7,1 . . . . . . . . . . . . . . 80 15,6 . . . . . . . . . . . . . 30 18,22-33 . . . . . . . . . . 81 18,25 . . . . . . . . . . . . 78 2. Mose

20,3 . . . . . . . . . . . . 63 23,6ff . . . . . . . . . . . 81 23,7 . . . . . . . . . . . . . 84 3. Mose

18,5 . . . . . . . 30f; 36; 96 19,35-36 . . . . . . . . . . 79 4. Mose

32,23 . . . . . . . . . . . 110 5. Mose

4,6-8 . . . . . . . . . . . 100 4,8 . . . . . . . . . . . . . 79 9,6-7 . . . . . . . . . . . 80 16,19 . . . . . . . . . . . . 82 25,1 . . . . . . . . . . 81; 84 27,26 . . . . . . . . . . . 31 28 . . . . . . . . . . . . . . 72 29 . . . . . . . . . . . . . . 72 1. Könige

21 . . . . . . . . . . . . . . 82 Hiob

4,17-19 . . . . . . . . . . 81 15,14ff . . . . . . . . . . . 81

25,4ff . . . . . . . . . . . 81 27,17 . . . . . . . . . . . . 78

29,21 . . . . . . . . . . . . 82 59,7f . . . . . . . . . . . . 54

Psalmen

Hesekiel

1,6 . . . . . . . . . . . . . 78 5,10 . . . . . . . . . . . . . 54 7,9 . . . . . . . . . . . . . 78 10,7 . . . . . . . . . . . . . 54 14,1ff . . . . . . . . . . . 54 18,21-28 . . . . . . . . . . 111 23,3 . . . . . . . . . . . . . 79 33,1 . . . . . . . . . . . . . 78 34,16f . . . . . . . . . . . 78 36,2 . . . . . . . . . . . . 54 96,11-13 . . . . . . . . . 110 140,4 . . . . . . . . . . . 54 143,2 . . . . 28; 81; 87; 95

3,20 . . . . . . . . . . . . 79 18,5-9 . . . . . . . . . . . 79

Sprüche

1,7 . . . . . . . . . . . . . 100 1,29-32 . . . . . . . . . . 111 3,7 . . . . . . . . . . . . . 99 3,19 . . . . . . . . . . . . . 99 6,6ff . . . . . . . . . 81; 99 8,12-31 . . . . . . . . . . . 99 12,10 . . . . . . . . . . . . 81 12,15 . . . . . . . . . . . . 99 13,5 . . . . . . . . . . . . . 81 17,15 . . . . . . . . . . . . 81 17,26 . . . . . . . . . . . . 82 21,2 . . . . . . . . . . . . . 99 21,26 . . . . . . . . . . . . 81 Jesaja

5,23 . . . . . . . . . . 81; 84

Amos

5,12 . . . . . . . . . . . . . 82 Habakuk

2,4 . . . . . . . . . . . 31; 34 Matthäus

7,17f . . . . . . . . . . . . 67 23,35 . . . . . . . . . . . . 82 27,19 . . . . . . . . . . . . 82 Lukas

1,1-4 . . . . . . . . . . . . 50 23,47 . . . . . . . . . . . .82 Apostelgeschichte

10,22 . . . . . . . . . . . . 80 10,35 . . . . . . . . . . . . 80 Römer

1-2 . . . . . . . . . . . . . 111 1,1 . . . . . . . . . . . . . . 17 1,3 . . . . . . . . . . . . . . 56 1,5 . . . . . . . . . . 102; 112 1,14ff . . . . . . . . . . . . 34 1,17 . . . . . . . . . . 34; 88 1,18 . . . . . . . 34; 84; 113 123


Bibelstellenverzeichnis

1,18-32 . . . . . 34; 58; 84; . . . . . . . . . . . 113; 115 1,21 . . . . . . 34; 67; 100; . . . . . . . . . . 109; 116 1,24 . . . . . . . . . . . . 111 1,26 . . . . . . . . . . . . 111 1,26f . . . . . . . . . . . 100 1,28 . . . . . . . 67; 99; 111 1,28-31 . . . . . . . . . . . 57 1,32 . . . . . . . . . . . . . 57 2 . . . . . . . . . . . 57; 71 2,4 . . . . . . . . . . . . 110 2,6 . . . . . . . . . . 98; 111 2,6-11 . . . . . . . . . . . 34 2,7 . . . . . . . . . . 99; 101 2,7-10 . . . . . . . . . . . 98 2,10 . . . . . . . . . 99; 101 2,13 . . . . . . . 34; 36; 84; . . . . . . 99; 100ff; 115 2,14-15 . . . . . . 57f; 99 2,15 . . . . . . . . . . 58; 114 2,17f . . . . . . . . . . . . 115 2,17-20 . . . . . . . 34; 72 2,17-22 . . . . . . . . . . 99 2,17-27 . . . . . . . . . . 35 2,21f . . . . . . . . . . . 100 2,25-27 . . . . . . . . . 58ff 3 . . . . . . . . 74; 85; 97 3,5 . . . . . . . . . . . . . . 89 3,9 . . . . . . . . . . 55; 103 3,9f . . . . . . . . . . . . . 84 3,9-11 . . . . . . . . . . . 44 3,9-18 . . . . . . . . . . . 35 3,9-20 . . . . . . . . 34; 58 3,10 . . . . . . . . . . 84; 95 3,10-18 . . . 54; 84f; 115 3,19 . . . . 44; 58; 85; 100 3,19f . . . . . . . . . . . 102 3,20 . . . . . . 34; 89; 97; . . . . . . . . . . 101f; 115 3,20f . . . . . . . . . . . . 87 3,20-22 . . . . . . . . . 86f 3,21 . . . . . . . . . . 34; 97 124

3,21-26 . . . . . . . . . 102 3,22 . . . . . 73; 88; 89f; . . . . . . . . . . . 95; 116 3,22ff . . . . . . . . . . . 89 3,23 . . . . . . . . . . 34; 85 3,24 . . . . . . . 25; 35; 43; . . . . . . . . 85; 90; 116 3,24ff . . . . . . . . . . 112 3,25f . . . . . . . . . . . . 87 3,26 . . . . . . . . . . . . 88 3,28 . . . . . . . . . 97; 116 4 . . . . . . . . . . . 85; 97 4,1-8 . . . . . . . . . . 35; 87 4,2-6 . . . . . . . . . . 116 4,3 . . . . . . . . . . . . . 89 4,4-8 . . . . . . 43; 90; 112 4,5 . . . . . . . . . . 35; 84; . . . . . . . . . . . 87; 89 4,6-8 . . . . . . . . . . 35; 85 4,9-12 . . . . . . . . . . . 35 4,13-16 . . . . . . . . . . 97 4,14 . . . . . . . . . . . . 97 4,15 . . . . . . . . . . . . 100 4,16 . . . . . . . . . . . . 90 4,22ff . . . . . . . . . . . 89 5 . . . . . . . . . . . . . . 35 5,1 . . . . . . . . . . . . . 116 5,1-2 . . . . . . . . . . . 114 5,2 . . . . . . . . . . . . 103 5,3-5 . . . . . . . . . . . 116 5,6 . . . . . . . . . . 44; 87 5,6-10 . . . . . . . . . . . 35 5,8 . . . . . . . . . . . . . 44 5,9 . . . . . . . . . . 87; 103 5,10 . . . . . . . . . . 25; 44 5,13 . . . . . . . . . . . . 100 5,14-19 . . . . . . . . . 114 5,15 . . . . . . . . . . . . . 43 5,15-19 . . . . . . . . . . . 71 5,16-17 . . . . . . . . . . 35 5,17 . . . . . . . 43; 88; 116 5,17ff . . . . . . . . . . . 117 5,18-19 . . . . . . . . . . . 35

5,19 . . . . . . . . . . 44; 55 5,20 . . . . . . . . . . . 100 5,21 . . . . . . . . . . . . . 55 6 . . . . . . . . 26; 88; 102 6,1f . . . . . . . . . . 55; 103 6,12 . . . . . . . . . . . . 55 6,14 . . . . . . . . . . . . 55 6,14f . . . . . . . . . . . 103 6,16-23 . . . . . . . . . . 55 6,18 . . . . . . . . . . . . . 83 6,19 . . . . . . . . . . . . 84 6,20f . . . . . . . . . . . . 44 7 . . . . . . . . . . . . . . 54 7,1-6 . . . . . . . . . . . . 84 7,7 . . . . . . . . . . . . 100 7,7-13 . . . . . . . . . . 101 7,12 . . . . . . 83; 100; 109 7,14 . . . . . . . . . . . . . 55 7,16 . . . . . . . . . 102; 109 7,18 . . . . . . . . . . 44; 56 7,18f . . . . . . . . . . . . 55 7,22 . . . . . . . 100; 109 8,1 . . . . . . . . . . . . 102f 8,5-8 . . . . . . . . . 55; 102 8,7 . . . . . . . . . . . . . 56 8,7f . . . . . . . 24; 44; 101 8,8 . . . . . . . . . . . . . 54 8,13 . . . . . . . . . . . . 102 8,20-22 . . . . . . . . . 110 9 . . . . . . . . . . . . . . 35 9,5 . . . . . . . . . . . . . 56 9,11f . . . . . . . . . . . . 44 9,16 . . . . . . . . . . . . 44 9,30 . . . . . . . . . . . . 36 9,30f . . . . . . . . . . . . 86 9,31 . . . . . . . . . . 36; 90 9,31ff . . . . . . . . . . . . 98 9,32 . . . . . . . . . . . . 112 9,33 . . . . . . . . . . . . . 89 10 . . . . . . . . . . . . . . 35 10,3 . . . . . . . . . . . . . 88 10,4 . . . . . . . . . . . . 36 10,5 . . . . . . . . . . 24; 36


Bibelstellenverzeichnis

10,5-10 . . . . . . . . . . 102 10,6 . . . . . . . . . . . . 89 10,9ff . . . . . . . . . . . 89 10,11f . . . . . . . . . . . 36 10,13 . . . . . . . . . . . . 36 10,17 . . . . . . . . . 91; 112 10,20 . . . . . . . . . . . 36 11,6 . . . . . . . 43; 46; 90 11,13 . . . . . . . . . . . . 17 12,17 . . . . . . . . . . . . 57 13,1 . . . . . . . . . . . . . 60 13,1-4 . . . . . . . . . . . 60 13,8ff . . . . . . . . . . . 100 14,10ff . . . . . . . . . . 103 14,18 . . . . . . . . . . . . 57 14,23 . . . . . . . . . . . . 67 15,8 . . . . . . . . . . 89; 91 1. Korinther

1,18 . . . . . . . 21f; 25; 91 1,18-25 . . . . . . . . . . . 23 1,18-29 . . . . . . . . . . 86 1,21 . . . . . . . . . . 22; 112 1,24 . . . . . . . . . . . . 112 1,30 . . . . . . . . . . . 23; 25 2,4f . . . . . . . . . . . . 91 3,10-15 . . . . . . . . . . 103 4,4 . . . . . . . . . . 22; 84 5,1 . . . . . . . . . . . . . . 57 6,9 . . . . . . 21; 23; 102; . . . . . . . . . . 112; 114 6,9f . . . . . . . . . . 23; 84 6,9-11 . . . . . . . . 85; 115 6,11 . . . . . . . . . . . . . 23 7,17-19 . . . . . . . . . . 26 9,20ff . . . . . . . . . . . 21 9,20-23 . . . . . . . . . . 23 9,25ff . . . . . . . . . . 103 10,1-12 . . . . . . . . . . 103 10,33 . . . . . . . . . . . . 21 11,32 . . . . . . . . . . . . 21 12,3 . . . . . . . . . . . . . 91 15,1f . . . . . . . . . . . . 22

15,2 . . . . . . . . . 103; 116 15,3 . . . . . . . . . . . . . 88 15,10 . . . . . . . . . . . 103 15,22 . . . . . . . . . 24; 54 15,56 . . . . . . . . . . . . 24 2. Korinther

1,20 . . . . . . . . . . . . 89 2,15 . . . . . . . . . . . . . 21 2,15f . . . . . . . . . . . . 22 3,7 . . . . . . . . . . 24; 30 3,7-9 . . . . . . . . . . . . 24 3,9 . . . . . . 24; 30; 101f 4,3 . . . . . . . . . . . . . 21 5,10f . . . . . . . . . . . 103 5,14f . . . . . . . . . . . . 72 5,17 . . . . . . 26; 103; 114 5,19f . . . . . . . . . . . . 25 5,21 . . . . . 23; 74; 85; 88 6,1f . . . . . . . . . . . . . 22 6,14 . . . . . . . . . . . . 83 8,21 . . . . . . . . . . . . . 57 12,9 . . . . . . . . . . . . 103 13,5 . . . . . . . . . . . . 103 Galater

1,4 . . . . . . . . . . 26; 88 1,6 . . . . . . . . . . 27; 103 2 . . . . . . . . . . . 86; 91 2,11-16 . . . . . . . . . . . 75 2,15 . . . . . . . . . . 29; 95 2,16 . . . . . . 17, 26; 28; . . . . . . . 30f; 34; 73; . . . . . . . 85ff; 89; 93; . . . . . . . 96f; 101; 115 2,19 . . . . . . . . . . . . 102 2,20 . . . . . . . . . . . . 56 2,21 . . . . . . . 30f; 86; 96 3,6 . . . . . . . 30; 89; 115 3,7f . . . . . . . . . . . . . 33 3,10 . . . . . . . 24; 31; 73; . . . . . . . . 86; 97; 101 3,11ff . . . . . 31; 102; 112

3,12 . . . . 24; 30; 36; 96 3,13 . . . . . . . 73; 98; 102 3,17 . . . . . . . . . . . . . 32 3,17f . . . . . . . . . . . . 97 3,17-25 . . . . . . . . . . 98 3,18 . . . . . . . . . . . . . 97 3,19 . . . . . . . . . . . . . 31f 3,21ff . . . . . . . . . 32; 101 3,21-24 . . . . . . . . 29; 31 3,22 . . . . . . . . . 30f; 55 3,22ff . . . . . . . . . . . 30 3,24f . . . . . . . . . . . . 32 4,2-4 . . . . . . . . . . . . 29 4,4f . . . . . . . . . . . . 32 4,5 . . . . . . . . . . . . . 80 4,21ff . . . . . . . . 32; 98 4,25 . . . . . . . . . . . . 32 5,1 . . . . . . . . . . . . . . 98 5,4 . . . . . . . . . . 31; 96 5,5f . . . . . . . . . . . . 116 5,17 . . . . . . . . . . . . . 56 5,18 . . . . . . . . . . . . . 32 5,19-21 . . . 56; 102; 114 5,22f . . . . . . . . . . . 103 6,1 . . . . . . . . . . . . 103 6,8 . . . . . . . . . . . . 102 6,15 . . . . . . . . . . . . . 26 Epheser

2,8f . . . . . . . . . . . . . 90 2,8ff . . . . . . . . . . . . 43 Philipper

1,6 . . . . . . . . 103f; 112 1,10 . . . . . . . . . . . . 112 1,11 . . . . . . . . . . . . 103 1,29 . . . . . . . . . . 91; 112 3,3f . . . . . . . . . . . . . 60 3,6 . . . . . . . . . . . . . 59f 3,8f . . . . . . . . . . . . . 37 3,8-11 . . . . . . . . . . . 60 3,9 . . . . . . . . . 88; 102 4,8 . . . . . . . . . . 57; 83 125


Bibelstellenverzeichnis Kolosser

1,22f . . . . . . . . 103; 116 1. Thessalonicher

1,6 . . . . . . . . . . . . . 20 1,7 . . . . . . . . . . . . . . 20 1,8 . . . . . . . . . . . . . . 20 1,9 . . . . . . . . . . . . . . 19f 1,10 . . . . . . . . . 19f; 114 2,4 . . . . . . . . . 20; 114 2,10 . . . . . . . . . 20; 83 2,13 . . . 20; 90; 103; 112 2,14ff . . . . . . . . . . . 19 2,16 . . . . . . . . . . . . 20 4,4f . . . . . . . . . . . . 19

126

4,12 . . . . . . . . . . . . 57 5,3 . . . . . . . . . . . . . . 19 5,6f . . . . . . . . . . . . . 19 5,9 . . . . . . . 20; 25; 114 5,10 . . . . . . . . . . . . . 88 5,23f . . . . . . . . . . . 112 5,24 . . . . . . . . . . . 103f

Titus

2. Thessalonicher

1. Johannes

1,5-10 . . . . . . . . . . . . 19 1,8 . . . . . . . . . . . . . . 20 2,12 . . . . . . . . . . . . . 20 2,14 . . . . . . . . . . . 112 3,2 . . . . . . . . . . . . . 20

3,5ff . . . . . . . . . . . . .43 Hebr채er

11,4 . . . . . . . . . . . . . 80 2. Petrus

2,7f . . . . . . . . . . . . . 80 3,7 . . . . . . . . . . . . . 79 3,12 . . . . . . . . . . . . . 80 Offenbarung

22,11 . . . . . . . . . . . . 79


Buchempfehlung Thomas Schreiner & Ardel Caneday Mit Ausharren laufen Gibt es Heilsgewissheit ohne Heiligung?

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Angriff auf die Rechtfertigung

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