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Ausgabe August 2014

Bund der Vertriebenen · Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern · Am Lilienberg 5 · 81669 München

Erfolgreiche Landesversammlung in Passau Entschädigung für deutsche Zwangsarbeiter gefordert BdV-Kulturpreis 2014 geht an Dr. h. c. Hans Bergel


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Grußwort

Liebe Landsleute, liebe Leserinnen und Leser! Der Bund der Vertriebenen wird im November einen neuen Präsidenten wählen. Die bisherige Amtsinhaberin Erika Steinbach unterrichtete den Bundesausschuss im Juli in Bonn, dass sie nicht mehr für eine weitere Amtsperiode kandidieren werde. In einem ersten Resümee meinte sie: „Meine sechzehn Jahre an der Spitze des BdV waren eine wunderbare Herausforderung und lohnende Aufgabe. Es waren Jahre, in denen ich von Ihrer Seite viel herzliche Freundschaft und beständige Unterstützung erfahren habe. Es waren Jahre, in denen wir gemeinsam wichtige Weichen für unseren Verband und für Deutschland gestellt haben.“ Von Insidern war der Schritt Steinbachs erwartet worden. Spätestens seit Vollendung ihres 70. Geburtstages war sie bestrebt, mit wichtigen Weichenstellungen die Zukunft ihres gut aufgestellten Dachverbandes der Landsmannschaften in Deutschland nachhaltig zu sichern. Ich stelle mit Überzeugung fest: es waren ausgezeichnete Jahre für den BdV, die Heimatvertriebenen und Aussiedler. Der CDUBundestagsabgeordneten aus Frank-

furt/Main ist es gelungen, die Schicksale der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler wieder in das Bewusstsein aller Deutschen zu rücken. Mit der Gründung der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ im Jahre 2000 hat der BdV die Initialzündung nicht nur zu wichtigen Debatten und erfolgreichen Ausstellungen gegeben, sondern es ist ihm auch gelungen, die Bundesregierung für die Errichtung einer dauerhaften Gedenkeinrichtung für die Vertriebenen im Berliner Deutschlandhaus zu gewinnen. Durch Zähigkeit und das Zurückstellen ihrer eigenen Person hat Erika Steinbach erreicht, dass sechs Vertreter des BdV im Stiftungsrat an der Gestaltung der Inhalte mitwirken können. Erfreulich ist auch, dass die Forderung nach einem nationalen Gedenktag für die deutschen Heimatvertriebenen auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Die Bundesländer Bayern, Hessen und Sachsen haben im Vorgriff auf eine nationale Lösung bereits für ihre Länder Gedenktage geschaffen. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist nicht nur die Verantwortung für Vertriebene, Aussiedler/Spätaussiedler und deutsche Minderheiten enthalten, sondern auf Bundesebene ein jährlicher Gedenktag für die deutschen Heimatvertriebenen festgeschrieben. Mit Gedenkeinrichtung und dem Gedenktag werden das Schicksal der Vertriebenen als gesamtdeutsche Verantwortung in die nächsten Generationen getragen. Besonders erfreulich ist die einstimmige Nominierung des Vorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Dr. Bernd Fabritius, als möglicher Nachfolger Steinbachs durch das Präsidium. Damit ist dem Verband eine unnötige Diskussion erspart geblieben und ein klares Signal für die Fortsetzung der Neuausrichtung des Verbandes gesetzt worden. Fabritius führt seit Jahren seine Landsmannschaft und den Weltverband der Siebenbürger Sachsen ausgesprochen erfolgreich. In der deutschen und europäischen Politik gilt er als gut vernetzt und gehört seit dieser Legislaturperiode dem

Deutschen Bundestag an. Dort ist er Mitglied des Menschenrechts- und des Europaausschusses. Seit Beginn dieses Jahres ist der Abgeordnete auch Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats. Durch seine Kontakte zu den Vertretern unserer östlichen Nachbarstaaten hat er viele Anliegen zum Erfolg gebracht. Mit Dr. Fabritius würde zum zweiten Mal ein BdV-Präsident aus dem BdV-Landesverband Bayern und der CSU-Landesgruppe kommen. Als Vorgänger Erika Steinbachs kam mit Dr. Fritz Wittmann erstmals ein Präsident aus unserem Landesverband. Erfreulich ist auch die Entwicklung beim BdV in Bayern. Durch die Erhöhung der Institutionellen Förderung durch den Freistaat kann der Landesverband nunmehr auch die Bezirks- und Kreisverbände vor Ort stärker unterstützen. Die erstmalige Durchführung eines Staatsaktes zum Gedenken an die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation am zweiten Septembersonntag in der Bayerischen Staatskanzlei erfüllt uns mit Freude und Genugtuung. Mit Sozialministerin Emilia Müller scheinen wir erneut eine vertrauenswürdige und in unseren Belangen offene Ansprechpartnerin in den Reihen der Staatsregierung zu haben. In den nächsten Wochen wird es wieder darum gehen, überall in Bayern mit dem Tag der Heimat Präsenz zu zeigen. Ein Blick in die Welt zeigt, dass Flucht und Vertreibung leider immer noch auf der Tagesordnung stehen. Nach wie vor gilt für uns der Auftrag, alles in unseren Kräften stehende zu tun, damit diese Geiseln der Menschheit nie mehr Mittel der Politik sein dürfen, die von der Staatengemeinschaft widerspruchslos hingenommen werden. Ihr

Christian Knauer BdV-Landesvorsitzender

Impressum Herausgeber:

Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V. Am Lilienberg 5, 81669 München, Telefon (0 89) 48 14 47, Fax (0 89) 48 26 21 E-Mail: info@bdv-bayern.de, Internet: www.bdv-bayern.de Redaktion: Christian Knauer (verantwortlich), Susanne Marb, Walter Föllmer Texte: BdV-Bundesgeschäftsstelle, Horst-Falko Billek, Herta Daniel, Waldemar Eisenbraun, Walter Föllmer, Paul Hansel, Christian Knauer, Kulturportal West-Ost, Pia Lindner-Böld, Ulrich Meyer, Thomas Most, Dr. Gotthard Schneider, Hermann Schuster, Theodor Seethaler, Hanna Stoewe, Philipp Späth, Sudetenpost, Josef Zellmeier Fotos: Bayerisches Innenministerium, Waldemar Eisenbraun Dr. Bernd Fabritius, Hermann Folberth, Maria Ingerl, Pia Lindner-Böld, Susanne Marb, Klaus Mohr, Theodor Seethaler, Philipp Späth, Josef Zellmeier Gesamtherstellung: Heiner Kapl Druckservice, Botengasse 6, 86551 Aichach, Telefon (0 82 51) 5 1100, Fax (0 82 51) 5 17 06

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Landesversammlung 2014:

Harmonie bestimmt gemeinsames Handeln Paul Hansel Nachfolger als Landesschatzmeister

Landesschatzmeisterin Ulrike Schmid bei ihrem letzten Rechenschaftsbericht vor den Landesdelegierten.

Es war die harmonischste Landesversammlung seit vielen Jahren. In knapp anderthalb Stunden hatten die über 70 Delegierten aus den Landesverbänden der Landsmannschaften und der BdV-Bezirks- und Kreisgruppen im Passauer Altstadt Hotel die neun Punkte umfassende Tagesordnung abgearbeitet und dabei wichtige Entscheidungen getroffen. So wurde Ministerialdirigent a. D. Paul Hansel zum Nachfolger von Landesschatzmeisterin Ulrike Schmid gewählt, die aus familiären Gründen ihren Rücktritt eingereicht hatte. In seinem Rechenschaftsbericht konnte BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer eine ganze Reihe von Erfolgen vermelden, die bei den Delegierten auf breite Anerkennung stießen. Bayern sei das einzige Bundesland, das in zwei nacheinander folgenden Haushalten eine Erhöhung der Institutionellen Förderung für

die Vertriebeneneinrichtungen nach Paragraph 96 des Bundesvertriebenengesetzes vorgenommen habe. Nunmehr sei eine Finanzausstattung erreicht, wie man letztmals in den 1990er Jahren arbeiten konnte. Nach Jahren der Kürzungen und der Stagnation sei eine Kehrtwende eingetreten, die man vor allem auch der neuen Sozialministerin Emilia Müller zu verdanken habe. Unterstützt werden die Ministerin und der BdV dabei nicht nur von der CSU, sondern auch von SPD und Freien Wählern. In entsprechenden Anträgen hätten sie im Bayerischen Landtag Flankenschutz gegeben, für den man froh und dankbar sei. Wort gehalten habe auch Ministerpräsident Horst Seehofer im Hinblick auf die Schaffung eines landesweiten Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung, der künftig jeweils am zweiten

Sonntag im September durchgeführt werde. Dankbar sei man der Staatsregierung auch für die Übernahme der Baudurchführung für das in Planung befindliche Sudetendeutsche Museum in München und den Einbau des Aufzuges im Haus des Deutschen Ostens. Positiv verlaufe zudem der Prozess zur Schaffung der Dokumentations- und Gedenkstätte in Berlin durch die Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. Im „geschäftlichen Teil“ seines Berichts konnte Knauer seit der letzten Landesversammlung vom August 2013 von zwei Sitzungen des geschäftsführenden Vorstandes, drei Beratungen des Landesvorstandes, der Durchführung von drei Zentralveranstaltungen, einem Parlamentarischen Abend mit der SPD-Landtagsfraktion sowie der Herausgabe von zwei Exemplaren des Verbandsmagazins „BdV-Blickpunkt“ berichten. Gespräche mit der neuen Sozial-

Alexander Korisansky

Christian Knauer

Paul Hansel

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BdV-Landessverband ministerin Emilia Müller, den Vertretern der Vertriebenenabteilung im Ministerium und dem Leiter des Hauses des Deutschen Ostens, PD Dr. Andreas Otto Weber, rundeten die Aktivitäten ab. Wiederberufen wurde von Seiten des BdV-Landesvorstandes die Landesvorsitzende der Siebenbürger Sachsen, Herta Daniel, als Vertreterin des BdV im Hörfunkausschuss des Deutschlandradios. Die Nachfolge von Ulrike Schmid als BdV-Medienratsvertreter wird ab 1. September Paul Hansel übernehmen. Eine tadellose Jahresrechnung 2013 konnte Landesvermögensverwalterin Ulrike Schmid präsentieren. Mit Einnahmen und Ausgaben in Höhe von rund 240.000 Euro ist der Haushalt gegenüber 2012 erstmals wieder deutlich angestiegen. Neben den Gehältern für die Mitarbeiter in der Münchener Geschäftsstelle stellen die Kosten für die Migrationserstberatung, Organisationszuschüsse und die Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit, Tagungen und Schulungen die größten Ausgabepositionen dar. Nachdem die Kassenprüfer Thomas Erös und Franz Böse der Landesschatzmeisterin einwandfreie Arbeit bescheinigten, erfolgte die Entlastung der Vorstandschaft ohne Gegenstimme. Genehmigt wurde zudem der Haushaltsplan für 2014 mit Einnahmen und Ausgaben in Höhe von knapp 273.000 Euro. Dies bedeutet einen Anstieg von rund 33.000 Euro.

Alexander Korisansky neuer BdV-Landesgeschäftsführer

Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Von links: Susanne Marb, Alexander Korisansky und Alesja Bauer.

Der Augsburger Diplom-Theologe (Universität) Alexander Korisansky hat zum 1. Januar 2014 die Nachfolge von Landesgeschäftsführer Walter Föllmer angetreten. Korisansky arbeitete bereits seit 1. Oktober 2012 als Sachbearbeiter beim BdV und konnte sich so mit seinem neuen Verantwortungsbereich gut vertraut machen. Neu in der Geschäftsstelle ist als kaufmännische Bürokraft seit Anfang Mai Alesja Bauer aus München. Die aus Cham

stammende Kauffrau für Bürokommunikation hatte vorher in der freien Wirtschaft gearbeitet und verfügt über die für den Verband wichtigen russischen Sprachkenntnisse. Unterstützt werden Korisansky und Bauer durch Susanne Marb, Aichach, die als geringfügig Beschäftigte, vor allem bei der Erstellung des BlickpunktMagazins, mitwirkt. Noch im Herbst soll eine weitere vakante Mitarbeiterstelle neu besetzt werden.

Neues aus den Verbänden – Personalien In seinem Amt als Präsident der Schlesischen Landesvertretung wurde der aus München stammende Dr. Gotthard Schneider auf der Bundesdelegiertenversammlung der Landsmannschaft Schlesien am 21. Juni in Görlitz bestätigt. Wiedergewählt wurden auch Bundesvorsitzender Stephan Rauhut, seine Stellvertreter Dr. Heinz-Werner Fleger und Heinz Meinhard sowie Günther Zimmermann als Bundesschatzmeister und Monika Schultze als Schriftführerin. Erstmals besteht damit eine Mehrheit des geschäftsführenden Bundesvorstandes aus Angehörigen der Bekenntnisgeneration der Schlesier, die nicht mehr in Schlesien geboren wurden. Der bereits am 5. Oktober vergangenen Jahres abgewählte Rudi Pawelka unterlag erneut bei der Abstimmung um das Amt des

Bundesvorsitzenden. Eine Klage Pawelkas gegen seine Abwahl wurde vom Amtsgericht Königswinter am 13. Juni abgewiesen. 앲 Auf dem Landesjugendtag der djoDeutsche Jugend in Europa in Erlangen wurde Birgit Unfug einstimmig in ihrem Amt als Landesvorsitzende bestätigt. Zu ihren Stellvertretern wurden Andreas Landau, Benedikt Kehrle (beide djo-Schwaben) und Gregor Woppert aus dem fränkischen Gräfenberg gewählt. Marcus Lüders (djo-Oberbayern) ist neuer Schatzmeister. Als Beisitzer vervollständigen Katharina Ortlepp (Sudetendeutsche Jugend), Tobias Endrich (djo-Niederbayern/Oberpfalz), Erik Lorite-Schmitt, Madlena Aigner (beide Tanz- und Folkloreensemble Ihna), Gerhard Kappler (Donauschwaben) und Metin Akgül (Komciwan) den Landesvorstand.

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앲 Bei der Landesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Landesgruppe Bayern, wurde am 5. April Steffen Hörtler, Geschäftsführer der Stiftung „Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk“ (Heiligenhof) zum neuen Landesobmann gewählt. Von den 147 wahlberechtigten Delegierten stimmten 91 für ihn, 55 für Felix Vogt-Gruber, eine Stimme war ungültig. Franz Pany, der bisherige Landesobmann, trat aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr bei der Wahl an. Zu Stellvertretern Hörtlers wurden Sigrid Leneis, Altdorf, Dr. Dieter Hüttner, München, Eberhard Heiser, Forchheim, Alfred Kipplinger, Sulzbach und Felix Vogt-Gruber, Gundelfingen, berufen. Schriftführerin ist Margaretha Michel, Pegnitz. Die Landesgeschäftsstelle leitet Andreas Schmalcz, München.


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Landesgeschäftsführer Walter Föllmer verabschiedet Ulrike Schmid macht Familienpause die Anliegen der Heimatvertriebenen und Aussiedler nun aus ganzem Herzen verstehen und mit Überzeugung gegenüber Dritten vertreten. Wie nach ihm Ulrike Schmid, dankte er den Delegierten für die große Unterstützung während seiner aktiven Zeit. Diese, so Föllmer, haben ihn immer wieder angespornt und für die gemeinsame Sache kämpfen lassen. Aktivistin in schwerer Zeit

Vom Landesvorsitzenden Christian Knauer (Mitte) verabschiedet: Geschäftsführer Walter Föllmer und Landesschatzmeisterin Ulrike Schmid.

Ein wenig Wehmut kam in der sonst so froh gestimmten Landesversammlung auf, als BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer zur Verabschiedung des seit Dezember 2008 amtierenden Landesgeschäftsführers Walter Föllmer und dessen Vorgängerin und Landesschatzmeisterin Ulrike Schmid schritt. Beide hatten in den letzten Jahren maßgeblich zur Stabilität des Verbandes beigetragen. Walter Föllmer, Rechtsanwalt aus Friedberg, hatte sich wenige Monate nach dem Weggang von Michael Leh bereit erklärt, im Rahmen eines Honorarvertrages die Geschäftsführung des BdV-Landesverbandes zu übernehmen. Aus zunächst angedachten zwei Jahren wurden letztlich fünf. Zum 1. Januar hat er die Leitungsfunktion an Alexander Korisansky übergeben, war aber bis zum 31. Juli noch mit Sonderaufgaben, wie der Vorberei-

tung der Zentralveranstaltung zum Tag der Heimat oder des Kooperationsseminars mit der Hanns-Seidel-Stiftung in Wildbad Kreuth betraut. Föllmer bezeichnet der Landesvorsitzende als „Mann zur richtigen Stunde am richtigen Platz“. Er habe maßgeblich dazu beigetragen, die Kontakte des Vertriebenendachverbandes zu den Fraktionen im Bayerischen Landtag, dem Haus des Deutschen Ostens und anderer Interessensvertretungen deutlich zu verstärken. „Auf Föllmer habe man sich verlassen können.“ Föllmer selbst bezeichnet die Phase zwischen 2008 und 2014 als „Zeit persönlicher Bereicherung“. Ohne tiefere historische Kenntnisse hatte er sich der neuen Herausforderung gestellt und bald ein Aufgabenfeld gefunden, das bei ihm tiefstes Interesse ausgelöst habe. Er könne

Mit Ulrike Schmid verlässt den BdV eine „Aktivistin in schwerer Zeit“. Nach dem Ausscheiden des langjährigen BdV- Landesgeschäftsführers Gustl Huber hatte Schmid diese Stelle zunächst als Teilzeitkraft übernommen. In diese Phase fielen die Einführung der EDV, die Erstellung der Homepage, eine Generalsanierung der Geschäftsstelle und die Herausgabe der ersten Ausgaben des BdV-Blickpunkts. Zugunsten der „wachsenden Familie“ wechselte sie Anfang 2007 als Geschäftsführerin zum Erholungsgebiete Verein Augsburg. Nach einem 16-monatigen Gastspiel in der Geschäftsführung durch Michael Leh, führte Schmid das BdV-Büro ab Juni 2008 mehrere Monate, bis zum Eintritt Föllmers, ehrenamtlich. Schließlich war sie als Landesschatzmeisterin und Medienratsvertreterin weiterhin in herausragender Position für den Verband tätig. In Erwartung ihres dritten Kindes entschloss sie sich nunmehr zu einer „längeren BdV-Pause“. Dem Verband will sie aber eng verbunden bleiben. „Es war eine schöne und interessante Zeit mit Ihnen, für die ich allen dankbar bin“, so Ulrike Schmid.

Seminar zur Integration des Vertriebenen Die Stiftung „Christlich-Soziale Politik (CSP)/Arbeitnehmer-Zentrum Königswinter (AZK)“ lädt zu einem Seminar mit dem Titel „Die Herausforderung der Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen im Nachkriegsdeutschland“ vom 5. bis 8. September nach Königswinter ein. Infolge des Zweiten Weltkrieges verloren rund acht Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Gebieten in Mitteleuropa ihre Heimat. Sie wurden seit 1945 in allen vier Besatzungszonen angesiedelt. Oft hatten sie alles verloren und

zudem vielfach eine traumatische Flucht hinter sich. Ihr Leben stand vor einem völligen Neuanfang in der neuen Heimat. Das Seminar im Arbeitnehmer-ZentrumKönigswinter bietet die Gelegenheit, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Dabei wird die Situation der Flüchtlinge und Vertriebenen in den vier Besatzungszonen betrachtet. Vor welchen Herausforderungen standen sie? Welche Hürden hatten sie bei der Integration zu überwinden und wie wurden sie unterstützt? Diskutiert werden diese Fragen mit Ex-

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perten und Zeitzeugen. Als Zielgruppe gelten historisch Interessierte sowie Lehrerinnen und Lehrer. Der Tagungsbeitrag beträgt 150,00 Euro im Doppelzimmer und 198,00 Euro im Einzelzimmer. Das Seminar steht allen Interessierten offen. Für Fragen und Informationen steht die stellvertretende pädagogische Leiterin der Stiftung, Hanna Stoewe, Johannes-Albers-Allee 3, 53639 Königswinter, Telefon 0 22 23/7 31 22, Fax 0 22 23/7 3111, Empfang: Telefon 0 22 23/73-0, E-Mail: hanna.stoewe@azk.de, zur Verfügung.


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Tag der Heimat

Tag der Heimat 2014:

Motto „Deutschland geht nicht ohne uns“ soll Blick auf Beitrag der Vertriebenen öffnen Unter dem Leitwort „Deutschland geht nicht ohne uns“, werden in den nächsten Wochen bundesweit hunderte von Veranstaltungen zum „Tag der Heimat 2014“ durchgeführt. Wurde die Aktion in Bayern wegen des am zweiten September erstmals stattfindenden Festakts für die Opfer von Flucht und Vertreibung in der Münchener Staatskanzlei bereits am 20. Juli in Passau eröffnet, so geschieht dies auf Bundesebene am Samstag, 30. August, in der Urania in Berlin durch einen Festakt mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Das diesjährige Motto zur Veranstaltungsreihe weist auf die Leistungen der Deutschen im Osten, deren Mitwirkung am Aufbau der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und deren wichtige Rolle in der Geschichte BdV-Präsidentin Erika Steinbach zum Tag der Heimat. unserer Nation hin. Wurzeln im früheren deutschen Osten Das Land nachhaltig geprägt oder in Mittel-, Ost- und Südosteuropa Vertriebene, Aussiedler und Spätaussied- prägen unsere Gesellschaft noch immer! ler haben Deutschland nach dem Zwei- Im öffentlichen Bewusstsein ist dieses ten Weltkrieg nachhaltig geprägt. Sie ha- kaum bekannt: Der CDU Politiker Volben Deutschland gemeinsam mit den ker Kauder hat elterliche Wurzeln in der Einheimischen wiederaufgebaut. Die Ein- Batschka und die von Minister Sigmar gliederung der fast acht Millionen Flücht- Gabriel (SPD) liegen sowohl in Schlelingen und Vertriebenen in Westdeutsch- sien als auch in Ostpreußen. Der frühere land und vier Millionen in der damaligen Bundespräsident Horst Köhler ist Kind sowjetischen Besatzungszone schien für bessarabiendeutscher Eltern, der ehemaviele eine bittere Lebenserfahrung und lige Außenminister Joschka Fischer schier unlösbare Aufgabe zu sein. Doch (Bündnis 90/Die Grünen), beeinflusste mit Mut, Energie und großem Leis- als Kind einer Vertriebenenfamilie die tungswillen bauten sich die Vertriebenen Politik an der Spitze des Staates maßaus dem Nichts neue Existenzen auf. In geblich. beiden Teilen Deutschlands waren sie es Unternehmer wie die Familie Merckle im großen Maße, die durch ihre Arbeits- aus dem Sudentenland oder Beate Uhse kraft und Leistungsbereitschaft das „Wirt- aus Ostpreußen schufen durch ihr Engaschaftswunder“ der 50er Jahre ermög- gement hunderttausende von Arbeitslichten und damit der jungen Bundesrepu- plätzen und gaben Nachkriegsdeutschblik ihre demokratische Stabilität verlie- land Impulse, die bis heute wirken. Quer hen. Sie prägten auch den Wiederaufbau durch Deutschland haben Vertriebene kleiim Osten, auch wenn dort ihr Schicksal ne und mittlere Unternehmen aufgebaut, die bis in unsere heutigen Tage Bestand über Jahrzehnte tabuisiert wurde. Die Heimatvertriebenen konnten trotz haben. Vertriebene oder ihre Nachkomzahlloser Widrigkeiten in allen Lebens- men prägen auch aktuell aktiv unser Wirtbereichen Fuß fassen. Ob in der Wirt- schaftsleben: So beispielsweise VW-Chef schaft, Wissenschaft, Kirche, in der Kul- Martin Winterkorn, dessen Eltern untur oder beim Sport. Auch in die Politik garndeutsche Wurzeln haben. Der einbrachten sie sich rasch ein. Persönlich- flussreiche Unternehmer Reinfried Pohl, keiten wie Paul Löbe (SPD) aus Schle- Gründer der Deutschen Vermögensberasien, Kurt Schumacher (SPD) und Rai- tung, stammt aus Böhmen und der Verner Barzel (CDU) aus Ostpreußen oder leger Herbert Fleißner hat seine Wurzeln Erich Mende (FDP) aus Oberschlesien, in Eger. Meinhard von Gerkan, aus einer beeinflussten diese nachhaltig. Viele mit deutsch-baltischen Familie stammend,

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gehört zu den großen internationalen Architekten Deutschlands. Die Kulturlandschaft Deutschlands wäre ohne den Beitrag der Vertriebenen kaum denkbar. Der Komponist Michael Jary aus Oberschlesien gab dem jungen Deutschland seine Schlager, Heinz Erhard prägte als deutsch-baltisches Kind mit seinem Humor eine ganze Epoche. Der Schauspieler Armin Mueller-Stahl tut es noch immer: Er hat in Ostpreußen das Licht der Welt erblickt, wie auch der erfolgreiche Komponist Siegfried Matthus und der Schriftsteller Rüdiger Safranski. Aus Mähren stammt der Publizist, Schriftsteller und Literaturkritiker Hellmuth Karasek. Nicht nur er pflegt einen engen Kontakt in seine alte Heimat. Der jüngst verstorbene Schriftsteller Otfried Preußler wurde in Reichenberg, Böhmen, geboren, im selben Ort, wie der Maler Markus Lüpertz. Ohne die Nobelpreisträger Günter Grass aus Danzig und Herta Müller aus dem Banat wäre die deutsche Literatur ärmer. Kinder von Vertrieben sind im öffentlichen Leben ständig präsent. Sei es im Sport oder in der Unterhaltungsbranche. So stammen die Familien der Fußballtrainer Felix Magath und Udo Lattek aus Ostpreußen. Die Box-Europameisterin Ina Menzer ist, wie die Sängerin Helene Im öffentlichen Leben verankert

Fischer, Russlanddeutsche. Auch eines der bekanntesten TV-Gesichter hat familiäre Wurzeln in Oberschlesien: der erfolgreiche Entertainer Thomas Gottschalk. Und mit dem früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, einem Donauschwaben, stand, ebenso wie mit dem Schlesier Kardinal Meissner, ein Vertriebener an herausragender Position in der Katholischen Kirche. So hat nicht nur die evangelische Theologin Margot Käßmann einen Vertriebenenhintergrund: Ein Viertel aller Deutschen sind Vertriebene oder deren Nachfahren. Mit seinem Leitwort 2014 will der Bund der Vertriebenen ein Fenster öffnen und den Blick auf den kreativen Beitrag der Vertriebenen und ihrer Nachkommen zur Entwicklung Deutschlands lenken. Denn wer genau hinsieht erkennt in allen Landesteilen: „Deutschland geht nicht ohne uns!“


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Auftaktveranstaltung in Passau:

Landesvorsitzender fordert Solidarität mit Spätaussiedlern und deutschen Zwangsarbeitern

Mit einem beeindruckendem Festakt eröffnete am Sonntag, 20. Juli, im Festsaal des alten Passauer Rathauses, der Bund der Vertriebenen (BdV) den Veranstaltungsreigen zum „Tag der Heimat 2014“. Unter starkem Applaus der mehr als dreihundert Gäste aus ganz Bayern rief BdVLandesvorsitzender Christian Knauer den Wert der Heimat in Erinnerung. „Vieles ist für uns zur Selbstverständlichkeit geworden – und doch ist nichts selbstverständlich!“ Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg gäbe es auf der Welt über 50 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene. Der vor kurzem veröffentlichte statistische UNHCR-Jahresbericht Global Trends zeige, dass Ende des Jahres 2013 über 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht waren – sechs Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Dies müsse alle Menschen alarmieren. Der BdV wolle daher in den nächsten Wochen, zusammen mit möglichst vielen Vereinen und Organisationen vor Ort, am Tag der Heimat für eine Ächtung von Flucht und Vertreibung als Mittel der Politik eintreten und den einmaligen Wert der Heimat für die Menschen herausstellen. Eine Lanze brach Knauer, der bis zum 30. April Landrat im Landkreis AichachFriedberg war, für eine herzliche Aufnahme der Spätaussiedler, insbesondere jener aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion. Entgegen aller Vorurteile haben Untersuchungen zur Integration der Deutschen aus Russland gezeigt, dass sich diese binnen kürzester Zeit erfolgreich integriert hätten. So wiesen sie eine geringere Kriminalstatistik

als die allgemeine Bevölkerung auf, gingen überdurchschnittlich der Beschäftigung nach und deren Kinder und Jugendlichen müssten sich in Punkto Bildung nicht vor ihren Altersgenossen verstecken. Vom Deutschen Bundestag mahnte Knauer eine „längst überfällige Entschädigung“ für die nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem in die Sowjetunion, verschleppten deutschen Zwangsarbeiter an. Es sei völlig unverständlich, weshalb Deutschland bislang noch keine Lösung, zumindest als „moralische Anerkennung“, für diese Opfergruppe gefunden habe. Aufgrund des hohen Lebensalters der Betroffenen setzte sich der Sprecher für eine Einmalzahlung als „humane Geste“ ein. Ein solcher Schritt der deutschen Politik sei nach

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fast sieben Jahrzehnten nicht nur überfällig, „er wäre christlich, er wäre sozial – er wäre buchstäblich der schwarz-roten Koalition, auf Grund ihres Selbstverständnisses, ‚auf den Leib‘ geschrieben.“ Die Eingliederung der Heimatvertriebenen und der Aussiedler zähle, so der BdVSprecher, „zu den größten Leistungen der Deutschen nach dem Krieg“. Im Namen der Betroffenen dankte er der einheimischen Bevölkerung, dass sie ihnen die BdV-Aktive sind Juwelen

Möglichkeit gegeben habe, gemeinsam mit ihnen eine neue Heimat aufbauen zu können. Anerkennung zollte er auch den bayerischen Regierungen und Landtagen. Sie seien im Gegensatz zu den Verantwortlichen in vielen anderen Bundesländern stets zu ihren Patenschaftsverpflichtungen gegenüber den Heimatvertriebenen gestanden. Den Aktiven im BdV und in den Landsmannschaften dankte Knauer für deren wertvolle Arbeit vor Ort. Wenn er vorher gesagt habe „Deutschland geht nicht ohne uns“, dann gelte auch in abgewandelter Form „Der Bund der Vertriebenen geht nicht ohne Sie“. Der Landesvorsitzende wörtlich: „Sie sind wahrlich die Juwelen in unserer Verbandsarbeit.“ Bayerns Sozialministerin Emilia Müller betonte in einer vielbeachteten Rede die Rolle und Bedeutung der deutschen Heimatvertriebenen für Bayern. Die deutschen Heimatvertriebenen seien stets wichtige Leistungsträger unserer Gesellschaft und für den Erfolg des Landes wichtig. Mit Fleiß, Know-how und Einsatzbereitschaft hätten sie gemeinsam mit


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Tag der Heimat den Spätaussiedlern dazu beigetragen, dass Deutschland – und allen voran Bayern – sozial und wirtschaftlich heute Spitzenleistungen erbringe. Zudem hätten sie ihre neue Heimat auch kulturell bereichert. Die Ministerin bekräftigte zudem die Verantwortung des Freistaats gegenüber den Deutschen aus dem östlichen Europa. „Wir errichten für unseren vierten Stamm das Sudetendeutsche Museum in München. Außerdem fördert Bayern unvermindert die kulturellen und grenzüberschreitenden Aktivitäten der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler.“ Diese seien wichtige Brückenbauer in Europa. Mit dem bayernweiten Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation halte Bayern das Schicksal und die Leistungen der deutschen Heimatvertriebenen für die künftigen Generationen lebendig im Bewusstsein. Viel politische Prominenz

Einen herzlichen Willkommensgruß hatte eingangs Passaus Bürgermeisterin Erika Träger (Bündnis 90/Die Grünen) und Landrat Franz Meyer (CSU) an die Gäste gerichtet. Stadt und Landkreis Passau fühlten sich durch die Abhaltung der Zentralveranstaltung der Heimatvertriebenen geehrt. Beide unterstrichen ihre enge Verbundenheit mit den Landsmannschaften und sicherten Solidarität mit ihren Anliegen zu. Unter die zahlreichen Ehrengäste hatten sich auch die Landtagsabgeordneten Professor Dr. Gerhard Waschler (CSU), Alexander Muthmann (Freie Wähler), Bezirksrat Josef Heisl (CSU), Regierungsvizepräsident Dr. Helmut Graf, der Vertriebenenseelsorger der Diözese Passau, Klaus Hoheisel, der evangelische Dekan Dieter Martin und Ministerialrat Dr. Wolfgang Freytag aus dem Sozialministerium gemischt. Viel Beifall gab es auch bei der Begrüßung der beiden BdV-Vizepräsidenten Reinfried Vogler und Dr. Bernd Fabritius, MdB. Letzterer soll im Herbst die Nachfolge von Erika Steinbach als BdV-Präsident antreten. Allseits lobende Worte erfuhren BdVKreisvorsitzender Hermann Folberth und seine Mitstreiter. Liebevoll hatten sie seit den Morgenstunden den Festsaal dekoriert und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Die Stadtkapelle Passau, Tanzgruppen der Siebenbürger Sachsen aus Landshut sowie zahlreiche Fahnenabordnungen und Trachtenträger hatten der Veranstaltung ein festliches Gepräge gegeben.

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Kulturpreis 2014

Würdigung von Marianne Folberth anlässlich der Verleihung der goldenen Ehrennadel „Es ist mir eine ganz besondere Freude, heute eine verdiente Mitstreiterin im BdVKreisverband Passau auszeichnen zu dürfen. Marianne Folberth engagiert sich seit über 18 Jahren für den Erhalt und die Pflege der Tradition der Siebenbürger Sachsen und zeichnet seit über zehn Jahren mitverantwortlich für Großveranstaltungen des BdV in der Donaustadt. Frau Folberth wurde am 20. Mai 1953 in Ovidiu bei Constanza geboren. Ihr letzter Wohnort in Siebenbürgen war Kleinschenk, Kreis Kronstadt. Sie ist die Gattin unseres geschätzten BdV-Kreisvorsitzenden Hermann Folberth, einem gebürtigen Kleinschenker, der seit 2007 diese Aufgabe übernommen hat. Zugleich steht er seit 1996 als Vorsitzender an der Spitze der Siebenbürger Sachsen in der Region Passau-Pfarrkirchen-Rottal Inn. Wie ihr Gatte engagiert sich Frau Folberth in der Landsmannschaft und im BdV. Seit 1996 gehört sie dem Kreisvorstand der Siebenbürger Sachsen an, seit 2008 ist sie Schriftführerin und Pressereferentin des neu gebildeten Kreis-

BdV-Aktivposten: Marianne und Hermann Folberth vom Kreisverband Passau.

verbandes Pfarrkirchen-Rottal Inn. Der Heimatortsgemeinschaft Kleinschenk dient sie seit 2005 als stellvertretende Vorsitzende. Im BdV-Kreisverband Passau Stadt und Land ist sie seit 1998 Mitglied des Vorstandes. Es ist mir daher eine persönliche Freude,

Ihnen, sehr geehrte Frau Folberth, im Auftrag unserer Präsidentin Erika Steinbach die goldene Ehrennadel des Bundes der Vertriebenen überreichen zu dürfen. Sie haben sich um die Angelegenheiten der Vertriebenen und Spätaussiedler herausragende Verdienste erworben.“

BdV-Bayern vergibt Kulturpreis 2014 Dank der Unterstützung durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration konnte der Bund der Vertriebenen zum zweiten Mal seinen Kulturpreis vergeben. Er richtet sich an herausragende künstlerische, literarische oder wissenschaftliche Beiträge oder an solche aus dem Bereich der Brauchtumspflege. Sie sollen entweder in den letzten drei Jahren in Bayern erstellt oder veröffentlicht werden, Themen der Vertriebenen oder Spätaussiedler in Ost- und Südosteuropa behandeln, alternativ auch das Verhältnis zwischen den Deutschen und den Völkern und Staaten Ost- und Südosteuropas in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zum Gegenstand haben. Der Kulturpreis besteht aus dem Hauptpreis – einer Urkunde und einer Dotation bis zu 2.000 Euro – sowie bis zu zwei Ehrengaben. Er wird in einer öffentlichen Veranstaltung überreicht. Für die Verleihung vorschlagsberechtigt sind die BdVKreis- und Bezirksverbände, die landsmannschaftlichen Landesverbände sowie die Mitglieder des Landesvorstandes des BdV Bayern.

Staatsministerin Emilia Müller (rechts) im Kreis der Kulturpreisträger 2014.

Der Kulturpreis wird auf Vorschlag einer Jury vergeben. Diese setzt sich aus zwei Mitgliedern des für die Heimatvertriebenen zuständigen Bayerischen Staatsministeriums und aus drei Vertretern des BdV zusammen. Aktuell gehören dem Gremium Frank Altrichter und Dr. Wolfgang Freytag aus dem Sozialministerium sowie Christian Knauer, Barbara Köhnlein und Ernst Schroeder vom BdV an.

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In Anwesenheit von Staatsministerin Emilia Müller wurde bei der Zentralveranstaltung zum „Tag der Heimat“ in Passau der aus Siebenbürgen stammende Publizist Dr. h. c. Hans Bergel, Gröbenzell, mit dem Kulturpreis 2014 ausgezeichnet. Ehrengaben erhielten das russlanddeutsche Tanzensemble „Birkenhain“, Aschbach/Schlüsselfeld und die „Riesengebirgs-Trachtengruppe“ aus München.


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Kulturpreis 2014

Würdigung des Publizisten Dr. h. c. Hans Bergel als Kulturpreisträger durch den BdV-Landesvorsitzenden „Es ist mir eine ganz besondere Freude, mit Dr. h. c. Hans Bergel einen Schriftsteller und Publizisten aus unseren Reihen auszeichnen zu dürfen, der in seinen Werken immer wieder die Themen der Vertriebenen und Spätaussiedler aufgenommen hat und zu den renommierten Vertretern seiner Zunft zählt. Sein vielschichtiges und vielgesichtiges Werk gilt Kennern als die komplexeste literarische Aussage im Kreis der aus Südosteuropa stammenden deutschen Autoren unserer Tage. Zu ihm gehören Romane, Erzählungen, Novellen und Gedichte, Bio- und Monografien, eine thematisch weit ausholende kulturhistorische Essayistik, politische Journalistik, Menschenrechtsstudien, Großreportagen, Kunst-, Literatur-, Gesellschaftsanalyse und -kritik. Sie alle kreisen um den „Homo transylvanicus“ – Siebenbürger Sachsen, Rumänen, Ungarn, Zigeunern, um die Deutschen und ihre Nachbarn im östlichen Europa. Hans Bergel wurde 1925 in Rosenau (Siebenbürgen) geboren und lebt heute in Gröbenzell bei München. Dem Kriegsdienst durch das Kriegsende, der Deportation in die Sowjetunion durch Flucht entkommen, misslang ihm nach der kommunistischen Machtübernahme 1947 der

Weg in die Freiheit durch Verhaftung in Budapest. Politisch begründete Haftstrafen in Rumänien folgten, seine Werke durften nicht publiziert werden. 1968 gestattete man ihm, dank einer Fürsprache von Günter Grass, die Ausreise nach Deutschland. Hier angekommen war er von 1970 bis 1989 alleiniger Redakteur der Siebenbürgischen Zeitung, von 1990 bis 2009 Herausgeber der Südostdeutschen Vier-

teljahresblätter und trat regelmäßig mit Rundfunkbeiträgen an die Öffentlichkeit. Ein Herzensanliegen war ihm stets die Einhaltung der Menschenrechte, insbesondere für die deutsche Minderheit in seinem Heimatland. Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Bukarest 2001 stand in seiner Urkunde ‚Für standhafte Bekämpfung der Diktatur auch nach ihrer Emigration‘. Der Rektor der Universität fügte hinzu, dass Bergels Interviews in Radio Free Europe allen Menschen in Rumänien Mut gemacht hätten. Für seine schriftstellerische Tätigkeit und sein Eintreten für eine freiheitlich demokratische Grundordnung wurde Dr. Bergel mit der Ehrenbürgerwürde von Rosenau und Kronstadt, dem Gryphius-Preis, dem Kulturpreis der Siebenbürger Sachsen und dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Es ist mir eine außerordentliche Freude und Ehre, den mit 2.000 Euro dotierten Kulturpreis des BdV Bayern, der Dank der Unterstützung des Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration verliehen werden kann, Herrn Dr. h. c. Hans Bergel zu überreichen.“

Laudatio auf die Riesengebirgs-Trachtengruppe München zur Überreichung der Ehrengabe „Die Riesengebirgs-Trachtengruppe verkörpert mit ihrer Tracht aus dem Riesengebirge seit über 60 Jahren schlesisches Brauchtum in München und weit darüber hinaus. Im April 1951 von Paul Enge aus Agnetendorf im Riesengebirge gegründet, erfuhr die junge Gruppe beim großen Schlesiertreffen im selben Jahr in München regen Zuspruch und reichlich Anerkennung. Helmut Schimpke leitete die Trachtengruppe über 32 Jahre und setzte viele neue Akzente. Heinz Schindler, Michaela Klingberg und der derzeitige Vorsitzende Hans-Ulrich Moll, präsentierten und präsentieren auch heute noch schlesisches Volksgut. Nicht nur bei eigenen Veranstaltungen der Lands-

mannschaft erzielen sie mit ihrer Teilnahme unter anderem an der Europeade – dem größten Trachtenfest Europas – , beim Sommersingen am Sonntag „Lätare“ auf dem Münchener Marienplatz und dem Oktoberfestumzug eine beachtliche – wohl einmalige – Außenwirkung. Auch im deutschen Fernsehen und bei Heimatfilmen konnte die RiesengebirgsTrachtengruppe ihr Können schon mehrfach unter Beweis stellen. Stolz ist die Gruppe auf ihre Mitgliedschaft im Gau München des Bayerischen Trachtenverbandes, wo sie wie „schlesischer Sauerteig“ in die bayerische Tradition hineinwirkt. Für ihr vorbildliches und ehrenamtliches Engagement hat der BdV-Landesverband im Rahmen seines Kulturpreises 2014 der Riesengebirgs-Trachtengruppe München eine Ehrengabe zugesprochen. Ich gra- Vorsitzenden Hans-Ulrich Moll überreituliere sehr herzlich und darf diese Herrn chen.“

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Laudatio auf das Tanzensemble „Birkenhain“ zur Überreichung der Ehrengabe „Das Tanzensemble „Birkenhain“ aus Aschbach bei Schlüsselfeld in Oberfranken präsentiert und popularisiert das mitgebrachte russlanddeutsche Tanzbrauchtum bundesweit und international. 2004 wurde es durch überwiegend junge Landsleuten aus Podsosnowo in Sibirien gegründet. Die Orte Aschbach und Schlüsselfeld sind für viele Menschen aus diesem Ort zur neuen Heimat geworden. So war es nicht verwunderlich, dass schon bald Ideen zur Pflege bzw. Wiederbelebung russlanddeutscher Traditionen in konkrete Pläne mündeten. Zu sehen war das Ensemble unter ande-

rem mehrfach bei Bundestreffen der Landsmannschaft, den Tagen der russlanddeutschen Kultur in Berlin, beim Jahrmarkt der Kulturen in Bad Salzuflen, bei einer Konzertreise in Argentinien und beim Allrussischen Kulturfestival der Russlanddeutschen in Uljanowsk. Nadja Fuchs ist Leiterin und gute Seele der Gruppe. Als ausgebildete Choreografin und Tanzlehrerin leitet sie zudem vier Kinder- und Jugendtanzgruppen. Für ihr vorbildliches und ehrenamtliches Engagement erhielt die Gruppe bereits die Ehrengabe des Russlanddeutschen Kulturpreises des Landes Baden-Württemberg. Ich freue mich, dass der BdVLandesverband Bayern im Rahmen seines Kulturpreises 2014 dem Tanzensemble Birkenhain ebenfalls eine Ehrengabe zugesprochen hat und gratuliere herzlich.“

Sozialministerin Emilia Müller:

Sudetendeutsches Haus:

„Die EU-Osterweiterung war eine Glas-Ausstellung in München Sternstunde für Europa!“ „Die EU-Osterweiterung im Jahr 2004 war eine Sternstunde für Europa und ist noch heute ein Triumph für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit.“ Dies erklärte Bayerns Sozialministerin Emilia Müller anlässlich des zehnten Jahrestags der großen Osterweiterung der Europäischen Union. Am 1. Mai 2004 traten Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern der Europäischen Union bei. Dies war die bis heute größte Erweiterung der EU. Für Bayern großer Gewinn

Viel wurde, so Müller, über Chancen und Risiken der EU-Osterweiterung geredet. Nach zehn Jahren stünde fest: Für Bayern ist sie ein großer Gewinn. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit strahle positiv auf die Wirtschaft aus. Besonders die ostbayerischen Grenzregionen profitierten vom Zusammenwachsen Europas. Besonders zeige sich dies in ihrer Heimatregion Oberpfalz. Einstmals sei diese in einer fernen Randlage des geteilten Europas gelegen, heute eröffne ihre zentrale Lage im vereinten Europa hervorragende Zukunftsaussichten. Bei allen positiven Aspekten, die die EU-Osterwei-

terung für unser Land habe, müsse klar sein, dass die Freizügigkeit für den Arbeitsmarkt und nicht für eine Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme geschaffen worden sei. Freizügigkeit heiße nicht Wahlfreiheit der besten Sozialleistungen Europas.“ Intensiver Nachbarschaftsdialog

Die EU-Osterweiterung habe, so die Staatsministerin, nicht nur die bayerische Wirtschaft gestärkt, sondern auch den gemeinsamen Kulturraum. Immer mehr Menschen brächten sich in den Nachbarschaftsdialog ein und leisteten damit einen wertvollen Beitrag für Verständigung und Aussöhnung. Eindrucksvoller Beleg dafür seien die Beziehungen Bayerns mit Tschechien. Speziell die Heimatvertriebenen und die Angehörigen der deutschen Minderheit hätten einen bemerkenswerten Anteil an den grenzüberschreitenden Begegnungen. „Mit der EUOsterweiterung haben sie ihren Auftrag als Brückenbauer noch intensiver wahrnehmen können und tun dies aus Überzeugung und auf der Basis der historischen Wahrheit.“ Dies, so die Ministerin abschließend, verdiene „Anerkennung und Wertschätzung“.

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Unter dem Motto „Des Sammlers Freuden – Historische Gläser aus Nordböhmen“ ist derzeit eine Ausstellung von Exponaten aus der Sammlung ElsaKlara Siebert-Albrecht im zweiten Obergeschoss des Sudetendeutschen Hauses in der Hochstraße 8, in München, zu sehen. Sie zeigt wundervolle Exponate böhmischer Gläser und wurde auf Wunsch der verstorbenen Sammlerin als ein weiterer Baustein für das Sudetendeutsche Museum gestiftet. Die aufwendig gestalteten Gläser zeigen Motive, vor allem aus Nordböhmen und dem Egerland. Ergänzt wird die Sammlung durch eine kleine Auswahl von historischen Druckgrafiken mit Abbildungen aus dem böhmischen Elbtal. Für die Besucher liegt auch ein kleiner Katalog bereit. Die Ausstellung ist noch bis zum 28. November zu sehen. Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 9.00 bis 16.00 Uhr. Klaus Mohr


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– Bis Ende Juli gemeldete Termine –

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Parlamentarischer Abend im Landtag:

SPD-Fraktion und Bund der Vertriebenen vereinbaren intensiven Kontakt Zu einem konstruktiven Meinungsaustausch traf sich der vertriebenenpolitische Beirat der SPD-Landtagsfraktion mit den Verbandsspitzen des Bundes der Vertriebenen und der Landsmannschaften Mitte Mai im Maximilianeum. Die Sozialdemokraten eröffneten damit den Reigen der Parlamentarischen Abende, in denen aktuelle Themen im Vertriebenen- und Aussiedlerbereich sowie zur Situation der deutschen Minderheiten im Mittelpunkt stehen. Der vertriebenenpolitische Sprecher der Fraktion, Volkmar Halbleib, betonte die Bereitschaft der Sozialdemokraten sich für Belange der Vertriebenen weiterhin einzusetzen und sich auch im BdV zu engagieren. Halbleib, der als Parlamentarischer Geschäftsführer eine bedeutende Führungsposition in der SPD-Fraktion bekleidet, versicherte dem bayerischen BdV-Landesvorsitzenden Christian Knauer, dass ihm bewusst sei, dass die bayerische Sozialdemokratie ohne den Beitrag der Vertriebenen „nicht denkbar“ sei. Ein zentrales Thema des mehrstündigen Gesprächs war die Schaffung eines bundesweiten Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Halbleib unterstrich, dass dieser eine in die Zukunft gerichtete Dimension haben müsse. Schließlich stelle der Umbruch von der Erlebnisgeneration zu den Nachkommen der Vertriebenen in der zweiten und dritten Generation eine große Herausforderung dar. Er betonte zudem, die Argumente des BdV zur inhaltlichen Orientierung der Verbandsarbeit und zu Schaffung besserer professioneller Strukturen seien für ihn Anreiz, sich nochmals für eine Aufstockung der finanziellen Mittel bei der Institutionellen Förderung nach Paragraph 96 Bundesvertriebenengesetzes im Landtag einzusetzen. Die Aufgaben der Vertriebenenverbände müssten als gesamtgesellschaftliche Herausforderungen gesehen werden. Mit Nachdruck appellierte BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer an die sozialdemokratischen Bundespolitiker sich für eine Regelung zur Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter einzusetzen. Hier laufe wegen des hohen Lebensalters der Betroffenen die Zeit davon. Die große Koalition sei geradezu prädestiniert, diese längst überfällige Aufgabe zu erle-

Konstruktiver Dialog zwischen BdV und SPD-Landtagsfraktion.

digen. Während man sich in Deutschland erfolgreich bemüht habe, alle Opfergruppen zu entschädigen, seien die deutschen Zwangsarbeiter außen vor geblieben. Hier zu handeln sei eine zutiefst sozialdemokratische Aufgabe. Mit Blick auf die Unionsparteien fügte Knauer hinzu „und eine christliche Verpflichtung“. Sehr zufrieden zeigte sich der BdV-Landesvorsitzende mit der Entwicklung der Beziehungen zwischen Sozialdemokraten und den Vertriebenenverbänden in den letzten Jahren. Hier habe sich ein deutlicher Wandel vollzogen. Habe man sich nach den Ostverträgen über einen langen Zeitraum hinweg gegenseitig verschanzt, könne man sich nunmehr über ein konstruktives Miteinander in Bayern freuen. Es wäre schön, wenn beide Seiten dazu beitragen könnten, die Situation auch in anderen Bundesländern weiter zu entkrampfen. Anerkennung zollte Knauer der früheren vertriebenenpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Christa Naaß. Sie habe zusammen mit dem ehemaligen Landtagsvizepräsidenten Franz Maget und dem sozialdemokratischen BdV-Vizepräsidenten Albrecht Schläger maßgeblich diesen Prozess befördert. Es wäre früher kaum vorstellbar gewesen, dass in einer neuen Legislaturperiode der erste Meinungsaustausch des BdV mit einer Landtagsfraktion der SPD stattfinde und die Initiative hierzu von ihr ausgegangen

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Bild S. M.

sei. „Das ehrt uns und Sie“, schloss Knauer ab. Der Vorsitzende wurde bei dem Treffen von seinem Stellvertreter Alfred F. Kipplinger, Sudetendeutsche Landsmannschaft, Landesgeschäftsführer Walter Föllmer, Gertje Anton, Deutsch-Baltische Landsmannschaft, Paul und Gerda Beiwinkler, beide Landsmannschaft der Donauschwaben, Ernst Schroeder, Landsmannschaft Pommern, Georg Hodolitsch und Hans Schmuck, beide Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, Dr. Alfred Baron, Elmar Brandstetter, Ingrid und Karl Nestl, alle Landsmannschaft der Deutschen aus Litauen, Dr. Alfred Lange, Bund der Danziger, Thomas Erös und Cornelia Perecsenyi, beide Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben, Georg Faltin, Heimatortsgemeinschaft der Oberwischauer und Susanne Marb aus der BdV-Geschäftsstelle begleitet. Gastgeber des Parlamentarischen Abends waren neben Volker Halbleib auch seine Vorgängerin Christa Naaß, Landtagsvizepräsidentin Inge Aures, deren Vorgänger Franz Maget sowie BdV-Vizepräsident Albrecht Schläger, Dr. Peter Becher, Geschäftsführer des Adalbert-Stifter-Vereins, Waldemar Deischl, Seliger-Gemeinde München, Peter Hillebrand, ehemaliger djo-Landesgeschäftsführer und Reinhold Perlak, Altoberbürgermeister von Straubing und ehemaliger Landtagsabgeordneter. U. Meyer


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Erster Meinungsaustausch mit BdV-Verbandsspitze:

Sozialministerin Emilia Müller bekräftigt Solidarität der Staatsregierung mit dem BdV Keinen Zweifel an der fortwährenden Solidarität der Bayerischen Staatsregierung mit den Heimatvertriebenen und ihren Verbänden ließ die neue Schirmherrschaftsministerin Emilia Müller bei ihrer ersten Begegnung mit der BdV-Verbandsspitze Ende Februar in München aufkommen. Bayern stehe fest an der Seite der Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler und habe die berechtigten Anliegen im Blick. Persönlich werde sie dafür eintreten, dass diese auf der politischen Agenda blieben, so Müller. Dem Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, Christian Knauer, dankte sie für seinen großartigen Einsatz. Die ehrenamtlich Tätigen in den Landsmannschaften seien maßgebliche Stützen, damit Kultur, Schicksal und Leistungen der Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler auch in Zukunft bewahrt und im Bewusstsein der Gesellschaft lebendig bleiben. Mit dem Wegsterben der Erlebnisgeneration komme ihrer Arbeit ein immer höherer gesellschaftlicher Stellenwert zu. BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer würdigte die Leistungen Bayerns bei der Ausgestaltung ihrer Patenschaftsverpflichtungen gegenüber der Sudetendeutschen Volksgruppe und der Landsmannschaft Ostpreußen. Auch bei seinen wesentlichsten Forderungen habe der BdV Rückenwind aus der Staatsregierung erfahren. Als „beispielhaft“ hob er die Unterstützung beim Sudetendeutschen Mu-

Zielführender Dialog zwischen BdV und neuer Sozialministerin: von links Walter Föllmer BdV-Landesgeschäftsstelle, Dr. Friedrich-Wilhelm Böld, Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen, Bayerns neue Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Emilia Müller, BdV-Vorsitzender Christian Knauer, Ernst Schroeder, Landesvorsitzender der Pommerschen Landsmannschaft, BdV-Landesgeschäftsführer Alexander Korisansky. Bild: StMAS

seum, die Aufstockung der Institutionellen Förderung und die Einführung des bayernweiten Gedenktages für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation hervor. Die Gestaltung dieses Gedenktages, der erstmals am 14. September und künftig jährlich am zweiten Septembersonntag, begangen wird, war ein weiterer zentraler Punkt des Gespräches. Müller und Knauer sahen in diesem Gedenktag ei-

nen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung. Er diene dem Auftrag der Völkerverständigung in Europa und müsse alle Bürger, vor allem auch die jüngere Generation, ansprechen. „Zukunft braucht Herkunft – deshalb ist dieser Tag so wichtig und ich hoffe sehr darauf, dass der im Koalitionsvertrag auf Bundesebene vereinbarte Wille zur Schaffung eines nationalen Gedenktages bald konkrete Gestalt annimmt“, so die Sozialministerin.

Ministerialdirektor Friedrich Seitz verabschiedet Bei der feierlichen Verabschiedung des scheidenden Amtschefs im Bayerischen Sozialministerium, Ministerialdirektor Friedrich Seitz, würdigte Bayerns Sozialministerin Emilia Müller dessen Verdienste: „Friedrich Seitz hat während seiner 13-jährigen Amtszeit stets herausragende Arbeit für das Ministerium und den Freistaat geleistet. Sein enormes sozialpolitisches Wissen und seine langjähri-

ge Erfahrung haben Herrn Seitz und auch dem Bayerischen Sozialministerium großes Ansehen über Ressort- und Landesgrenzen hinweg verschafft. Mit seinem Einsatz und seiner Leidenschaft für sozialpolitische Themen ist es ihm gelungen, das Ministerium auch in manch schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Zeiten sicher zu führen. Dabei war es ihm stets wichtig, dass das Menschliche nie zu kurz kommt. Sein unermüdliches Engagement für die bayerische Sozialpolitik, seine hohe Verlässlichkeit, seine uneingeschränkte Loyalität und die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit verdienen hohe Anerkennung!“

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Bei dem Festakt, bei dem der Bund der Vertriebenen durch BdV-Landesgeschäftsführer Alexander Korisansky und dessen Vorgänger Walter Föllmer vertreten wurde, begrüßte die Ministerin Michael Höhenberger als dessen Nachfolger. Er gilt als Spitzenbeamter mit großem politischem Know-how und zupackender Art. In seinem Glückwunschschreiben hat BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer seiner Freude Ausdruck verliehen, dass der BdV mit Höhenberger erneut einen Ansprechpartner habe, der für dessen Anliegen „bereits in der Vergangenheit immer wieder Verständnis und Wohlwollen gezeigt habe“.


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Stabwechsel im Maximilianeum:

Neue vertriebenenpolitische Sprecher bei CSU- und SPD-Landtagsfraktion Josef Zellmeier aus Laberweinting ist neuer Vorsitzender der „Arbeitsgruppe Vertriebenenpolitik und Partnerschaftsbeziehungen“ der CSU-Landtagsfraktion. Der 49-Jährige aus dem Stimmkreis Straubing folgt damit Christa Matschl nach, die bei der Wahl im vergangenen September nicht mehr für den Bayerischen Landtag kandidiert hatte. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde der Münchner Abgeordnete Andreas Lorenz bestimmt. Einstimmig beschlossen die Mitglieder sodann eine Namensänderung, mit der die große Gruppe der Aussiedler künftig dezidiert Erwähnung findet, da seit 1950 rund 4,5 Millionen Aussiedler und Spätaussiedler in Deutschland aufgenommen wurden. Die überwiegende Zahl der Menschen kam aus Polen, Rumänien und der ehemaligen Sowjetunion. Der neue, vom CSU-Fraktionsvorstand vor kurzem genehmigte Name lautet jetzt „Arbeitsgruppe Vertriebene, Aussiedler und Partnerschaftsbeziehungen“. „Ich freue mich sehr auf diese neue Aufgabe und will für alle Heimatvertriebenen sowie die Spätaussiedler Ansprechpartner und Sprachrohr sein“, betonte Zellmeier. Nach dem Ausscheiden der beiden letzten Fraktionsmitglieder die Flucht und Vertreibung noch selbst erlebt hatten, Christa Matschl und Reinhard Pachner, war es der CSU-Fraktion ein wichtiges Anliegen die Arbeitsgruppe aktiv zu halten. Mit der Wahl Zellmeiers, der zugleich stellvertretender CSU-Fraktionsvorsitzender und Parlamentarischer Geschäftsführer ist, hat die Arbeitsgruppe einen besonders hohen Stellenwert innerhalb der Fraktion. Zellmeier ist als Landesvorsitzender der Karpatendeutschen selbst im landsmannschaftlichen Bereich engagiert und fungiert auch als stellvertretender Landesvorsitzender im Bund der Vertriebenen. Einen Stabwechsel bei der Funktion des Vertriebenenpolitischen Sprechers gab es auch in der SPD-Landtagsfraktion. Hier übernahm dessen Parlamentarischer Geschäftsführer Volkmar Halbleib die Aufgabe von Christa Naaß. Der 49-jährige Unterfranke aus Ochsenfurt bei Würzburg hat einen engen familiären Bezug zum Thema Vertreibung, da seine Mut-

Neu an der Spitze der 15-köpfigen CSU-Arbeitsgruppe für Vertriebene, Aussiedler und Partnerschaftsbeziehungen: Josef Zellmeier (links) und sein Stellvertreter Andreas Lorenz.

ter in der Nähe von Tachau im Sudentenland geboren und 1946 zwangsausgesiedelt wurde. Um die Bedeutung der Thematik zu unterstreichen, hat Halbleib erstmals einen Beirat für die Belange der Vertriebenen ins Leben gerufen, dem auch seine Vorgängerin und jetzige Bezirkstagsvizepräsidentin Christa Naaß angehört. Die bayerische SPD war schon immer eng mit den Anliegen der Vertriebenen und deren Schicksal verbunden, so Halbleib. Dies solle auch in der laufenden Legislaturperiode zum Ausdruck kommen. Er erinnerte daran, dass es der sozialdemokratische Ministerpräsident Wilhelm Hoegner war, der die sudetendeutsche Volksgruppe offiziell als den „Vierten

Stamm Bayerns“ anerkannt und damit ein wichtiges Zeichen gesetz hat. Dem SPD-Beirat gehören Dr. Peter Becher, Geschäftsführer Adalbert-StifterVerein, Waldemar Deischl, Seliger-Gemeinde München, Petra Ernstberger, MdB, Dr. Linus Förster, MdL, Rita HaglKehl, MdB, Peter Hillebrand, ehem. Landesgeschäftsführer djo-Deutsche Jugend in Europa, Franz Maget, ehem. Landtagsvizepräsident, Christa Naaß, Generalsekretärin Sudetendeutscher Rat, Reinhold Perlak, Altoberbürgermeister Straubing, Albrecht Schläger, Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen, Olga Sippl, Gründungsmitglied der Seliger-Gemeinde, Reinhold Strobl, MdL, Beatrix Zurek, Stadträtin, München, an.

Sie beraten in der SPD über Fragen der Vertriebenen und Aussiedler, von links: Reinhold Perlak, Volkmar Halbleib, Dr. Peter Becher, Waldemar Deischl, Peter Hillebrand, Christa Naaß, Albrecht Schläger.

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HDO München

Vortrag im Haus des Deutschen Ostens:

Historiker Matthias Stickler referierte zur bewegten Geschichte des Bundes der Vertriebenen

Es war ein gelungenes Experiment. Der Bund der Vertriebenen und das Haus des Deutschen Ostens hatten erstmals seit langem wieder zu einer Kooperationsveranstaltung eingeladen. Die Reaktion darauf war ausgesprochen positiv, war es ihnen doch gelungen, mit Professor Matthias Stickler einen profunden Kenner zur einschlägigen Thematik zu gewinnen. Unter dem Titel „Ankunft in der Bonner Demokratie – der Bund der Vertriebenen in der frühen Bundesrepublik Deutschland“ setzte sich Mitte Juli der Würzburger Historiker im Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München mit der Geschichte des Bundes der Vertriebenen auseinander – ein Thema, das er bereits in mehreren Veröffentlichungen fundiert und gut lesbar dargestellt hat. Aus heutiger Sicht, so der Historiker, werde die Integration von Vertriebenen allenthalben als herausragende Leistung gewürdigt, obwohl es bei genauerem Hinsehen in der Nachkriegszeit auch erhebliche Reibungen zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Vertriebenen gegeben habe. Die Rede vom „5. Stand“, von den Deklassierten, barg erheblichen sozialen Sprengstoff – und dies sei wohl auch von Stalin so beabsichtigt gewesen. Gerade wegen des sozialpolitischen Sprengstoffs sei in den Westzonen die Bildung von Vertriebenenorganisationen von den Besatzungsmächten zunächst verhindert worden, von den nicht vorhandenen Möglichkeiten in der Sowjetischen Besatzungszone ganz zu schweigen. Dort wurden die Vertriebenen zu Umsiedlern gemacht, eine Verbandsor-

ganisation war ihnen bis zum Ende der DDR verwehrt. Die verspätete Organisationsmöglichkeit der Vertriebenen hatte, so Stickler, eindeutige Folgen. Zum einen konnte man sich nicht gleichberechtigt in das sich etablierende Parteien- und Verbändegeflecht der jungen Bundesrepublik Deutschland einbringen, zum anderen entstanden zersplitterte Strukturen, was die Geschlossenheit und damit die politische Schlagkraft der Vertriebenen hemmte. So gab es neben dem BHE (Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten) den ZvD (Zentralverband vertriebener Deutscher, 1949 gegründet) und die VOL (Vereinigte Ostdeutsche Landsmannschaften, ebenfalls 1949 gegründet). Letztere wandelte sich 1952 in den VdL (Verband der Landsmannschaften) um. Erst 1957/1958 kam es zur Gründung des Bundes der Vertriebenen (BdV) als Einheitsverband, um das bisherige kontraproduktive Gegeneinander zu beenden. Der BHE ging in den anderen Parteien auf. Der BdV hatte Ende der 50er Jahre einen Organisationsgrad, der dem der Gewerkschaften entsprach. Trotz der anfänglichen Zersplitterung waren die Vertriebenen sozial- und kulturpolitisch erfolgreich. Mit der Charta der Heimatvertriebenen wurde ein bemerkenswertes Zeitzeugnis geschaffen, das den Aufbau- und Integrationswillen, die Versöhnungsbereitschaft und die Europäische Einigungsidee bis heute dokumentiere. Dazu kamen ferner die Lastenausgleichsgesetzgebung und das Bundesvertriebenengesetz mit dem Paragraphen 96. Seit den 60er Jahren und mit der Ostpolitik unter der sozialliberalen Koalition schwand aber der Einfluss der Vertriebenen auf die Deutschlandpolitik. Auch der enorme Einsatz von Herbert Czaja, der über 24 Jahre das Präsidentenamt des BdV inne hatte und eine Ära prägte, konnte dies nicht verhindern. Gleichwohl seien die Vertriebenen diejenigen gewesen, die unverbrüchlich am Ziel der Wiedervereinigung festhielten – im Unterschied zu vielen anderen Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland. Der BdV wurde dabei durch die Urteile des Bundesverfassungsgerichts zum Grundlagenvertrag und zu den Ostverträgen in seiner Haltung bestärkt. Dennoch, als es zur Wiedervereinigung der

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Bundesrepublik Deutschland mit der DDR kam, war der Einfluss des BdV auf das Geschehen gering, so Stickler. Auch die Bildung von Landesverbänden und Landsmannschaften in den neuen Ländern sowie der Zustrom von Aussiedlern und Spätaussiedlern änderte daran grundsätzlich nichts. Dies steigerte zwar die Zahl der Mitglieder erheblich, aber die politische Durchschlagskraft wurde dadurch kaum erhöht. In den neunziger Jahren setzte dann eine vorsichtige Annäherung an die SPD und ab 1998 an die rot-grüne Bundesregierung ein. Die Rede vom Bundesinnenminister Otto Schily 1999 im Berliner Dom und die Rede von Bundeskanzler Schröder im Jahre 2000 bei der Zentralveranstaltung zum Tag der Heimat seien Anstöße für den Prozess der Wiederannäherung an die SPD gewesen. Es war dann, so Prof. Stickler, die 1998 gewählte Präsidentin des BdV, Erika Steinbach, die den Verband wieder in die Mitte der Gesellschaft führte und zu einem sichtbaren politischen Akteur machte. Mit der eigenen BdV-Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ und deren Ausstellungen, mit dem vielfachen Aufgreifen des Themas Flucht, Vertreibung und Deportation in den Medien im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts und der Erreichung von Gedenktagen für die Opfer von Flucht und Vertreibung in Bayern, Hessen und Sachsen habe der BdV politisch und medial wieder Aufmerksamkeit und Wirkung erzielt. Für eine Würdigung der Ära Steinbach sei es zwar noch zu früh, aber für den BdV sei das letzte Jahrzehnt durchaus erfolgreich verlaufen. Mit dem angekündigten Rückzug von Erika Steinbach als Präsidentin stehe der BdV nun vor einer neuen Zäsur – 70 Jahre nach Kriegsende, Flucht und Vertreibung. Dieser interessante, tiefschürfende und auch nachdenklich stimmende Vortrag löste ein derart positives Echo aus, dass sich BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer, der die Gäste begrüßte und in das Thema eingeführt hatte, mit HDODirektor Privatdozent Dr. Andreas Otto Weber, der eingangs einen Einblick in die Vita des Referenten gegeben und die Schlussdiskussion moderiert hatte, einig waren, die erfolgreiche Kooperation fortzusetzen. Paul Hansel


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Bundesverdienstkreuz für BdV-Landesvorsitzenden und Kommunalpolitiker Christian Knauer Auf Vorschlag des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer hat der Bundespräsident Joachim Gauck unseren BdV-Landesvorsitzenden Christian Knauer mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. BdVPräsidentin Erika Steinbach beglückwünschte ihren Stellvertreter und stellte heraus, dass dessen vorbildliches Engagement weit über seinen jahrelangen Einsatz für die Anliegen der Vertriebenen hinausreiche. In einer kleinen Feierstunde, die Mitte März im Innenministerium stattfand, würdigte Staatsminister Joachim Herrmann den Landesvorsitzenden und CSU-Politiker als „herausragende Persönlichkeit, die sich in vielfältigsten Bereichen durch außerordentliches Engagement und zielstrebiges, überlegtes Handeln verdient gemacht hat“. In seiner Laudatio heißt es unter anderem, dass sich Christian Knauer schon in jungen Jahren in besonderem Maße der Anliegen der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg in Aichach angenommen habe. 1972 trat er der Jungen Union bei, wurde deren Schatzmeister und von 1978 bis 1987 ihr Kreisvorsitzender. Von 1997 bis 2009 hatte er das Amt des Kreisvorsitzenden der CSU im Landkreis Aichach-Friedberg inne. Als Mitglied des Bayerischen Landtags brachte er sich von 1987 bis 2002 konstruktiv in die Arbeit zahlreicher Ausschüsse und Arbeitskreise ein und war zuletzt stellvertretender Vorsitzender des Bildungsausschusses und Mitglied des Präsidiums.

Innenminister Joachim Herrmann überreicht BdV-Landesvorsitzenden Christian Knauer das Bundesverdienstkreuz am Bande. Bild: Bayer. Innenministerium

Von 1984 bis 1988 gehörte er dem Stadtrat in Aichach, von 1984 bis 1996 dem Kreistag an. 2002 wurde er zum Landrat des Landkreises Aichach-Friedberg gewählt. Hier war ihm besonders die Konsolidierung des Kreishaushalts ein großes Anliegen. So konnte der Schuldenstand während seiner Amtszeit um rund 20 Millionen Euro gesenkt und damit halbiert werden. Seit 1999 ist Knauer Vorsitzender des BdV-Landesverbandes Bayern und wurde 2006 in das Präsidium des Bundes der Vertriebenen (BdV) gewählt. Derzeit ist er einer der sechs Vizepräsidenten. Dem Stiftungsrat der „Stiftung

Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ gehört er seit 2009 an. Seiner Verantwortung für Vertriebenen- und Aussiedlerfragen wurde er auch von 1998 bis 2007 als Kuratoriumsmitglied im „Haus des Deutschen Ostens“ gerecht. Zudem war Knauer von 1994 bis 2003 der Regionalvorsitzende der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft in Bayern. Mit seinen Ordensverleihungen möchte der Bundespräsident die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf hervorragende Leistungen lenken, denen er für unser Gemeinwesen besondere Bedeutung beimisst.

Haus des Deutschen Ostens barrierefrei Staatsministerin Emilia Müller konnte im Mai, zusammen mit HDO-Direktor Dr. Andreas Otto Weber und BdV-Landesvorsitzenden Christian Knauer, den neuen Aufzug im Haus des Deutschen Ostens in München in Betrieb nehmen. Damit wurde ein Projekt verwirklicht, das seit dem Einzug des HDO in das ehemalige Klostergebäude am Lilienberg wiederholt projektiert, aber immer wieder verschoben wurde. Der BdV thematisierte das Problem 2012 beim Gespräch mit Ministerpräsident Horst Seehofer. Dieser sagte zu und hielt Wort. Nach einer erneuten Lösungssuche erfolgten die Planung des verhältnismäßig aufwändigen Projekts und dessen zeit-

nahe Realisierung. Mit der Aufzugsanlage wurden außerdem behindertengerechte Toiletten eingerichtet. Bayerns Sozialministerin Emilia Müller hob bei der kleinen Zeremonie nochmals heraus, dass der Aufzug besonders ein Segen für die Besucher mit Mobilitätseinschränkungen sei. Das Haus des Deutschen Ostens gewänne zusätzlich an Attraktivität. Die Maßnahme zeige auch, dass es Ziel der Landespolitik sei, die Lebensqualität und die Teilhabe am öffentlichen Leben aller Menschen zu verbessern. Daher habe sich der Freistaat zum Ziel gesetzt, Bayern bis 2023 im gesamten öffentlichen Raum barrierefrei zu machen. Walter Föllmer

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Aus den Verbänden

Heimatforscher Josef Blau bleibt unvergessen Straubinger SL erinnert an ihn mit Ehrentafel

Straubings SL-Kreisvorsitzender Theodor Seethaler und Oberbürgermeister Markus Pannermayr nach der Enthüllung der Ehrentafel. Rechts Josef Blau.

Die Kreisgruppe Straubing der Sudetendeutschen Landsmannschaft widmete dem aus Neuern (Nyrsko) im Böhmerwald stammenden und in Straubing verstorbenen Heimat- und Volkskundler Josef Blau im Rahmen einer Feierstunde eine Erinnerungstafel in deren Gedenkstätte am Waldfriedhof. Den Geehrten zeichnete ein unermüdlicher Forscherdrang bis zu seinem Tod im hohen Alter aus. Seine letzte Ruhe fand er in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte. „Heute wollen wir ein Zeichen gegen das Vergessen setzen, indem wir Josef Blau, einem auch mit Straubing verbundenen hochverdienten Landsmann aus dem Böhmerwald, eine Gedenktafel widmen“, so der Kreisvorsitzende Theodor Seethaler. Welche hohe Wertschätzung Blau auch über 40 Jahre nach seinem Tod genießt, wurde nicht zuletzt durch die Anwesenheit von Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr und zahlreicher Fraktionsvorsitzender sowie der großen Zahl von Landsleuten und Bürgern deutlich. Josef Blau erblickte am 12. August 1872 in Neuern, nahe der bayerischen Grenze bei Neukirchen beim Heiligen Blut, das Licht der Welt. Nach dem Pädagogikstudium in Prag und Jahren als Lehrer in verschiedenen Orten des Böhmerwaldes wurde er in Neuern ansässig. Frühzeitig pensioniert, widmete er sich ganz der Heimatforschung. Nach Jahren der Demütigung unter den Tschechen verließ er 1948

die Stadt über die grüne Grenze und fand nach verschiedenen Aufenthalten im grenznahen Niederbayern in Straubing seine neue Heimstatt. Hier verstarb er am 22. Oktober 1960. Vielseitig war Blaus Wirken als Heimatforscher, Volkskundler, Pädagoge, Dramatiker und Literat, unerschöpflich sein Schaffensdrang. Er eilte mit Vorträgen von Ort zu Ort und suchte Lehrer für die Heimatforschung zu gewinnen. Gut vernetzt mit Fachkollegen, wissenschaftli-

Blaus nahezu unüberschaubares Werk umfasst Bücher über Heimat und Volkskunde, aber auch Romane, Lieder und Dramen für die Waldbühne in Neuern, deren Gründung weitgehend seiner Initiative zu verdanken ist. Auch in den Jahren der Bedrängnis, als ihn die Tschechen mittellos unter Hausarrest stellten, und in der großen Not der Nachkriegsjahre in Bayern war Josef Blaus Schaffenskraft ungebrochen. Hochbetagt verfasste er noch zwischen 1955 und 1957 das zweibändige Werk „Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald in Volkskunde und Kulturgeschichte“, ein Standardwerk über die Glashütten und Glasmacherfamilien der Region. Anerkannt und weit über seine Heimat hinaus bekannt, wurde Josef Blau noch zu Lebzeiten vielfach geehrt. 2013 wurde in Neuern (Nyrsko) ein „Blau-Jahr“ mit Symposien, Errichtung eines Blau-Gedenksteins, Ausstellungen und Fahrten zu den Dörfern der künischen Freibauern, deren Geschichte Jochen Instituten und Verbänden war er in sef Blau erforscht hatte, durchgeführt. Archiven und Sammlungen seiner HeiT. S. matorte zu Hause, verfasste OrtschroniUnser Spendenkonto: ken in großer Zahl, so auch für Neuern, was ihm die Ehrenbürgerschaft der Heimatstadt einbrachte. Auch die StaatsarStadtsparkasse Augsburg chive in München, Landshut und Amberg durchforschte er systematisch, pubIBAN: lizierte laufend auch beim Bayerischen DE02 7205 0000 0251 0149 08 Landesverband für Volkskunde und beim BIC: AUGSDE77XXX Bayerischen Wald-Verein.

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Förderverein der Russlanddeutschen freut sich über Begegnungsstätte in Augsburg Zum Jahreswechsel war es soweit. Die seit 2006 andauernden Bemühungen des Fördervereins der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland in Augsburg e. V. und einigen ehrenamtlichen Mitgliedern haben zur Einrichtung einer lang ersehnten Begegnungsstätte in Augsburg geführt. Die Deutschen aus Russland und einige andere landsmannschaftliche Gruppierungen dürfen sich nunmehr über einen Ort freuen, in dem sie ihre Gemeinschaft und ihr kulturelles Erbe pflegen können. Kulturarbeit, kleinere Veranstaltungen und integrative Projektarbeiten, die zukünftig dort durchgeführt werden, sollen es den deutschen Aussiedlern ermöglichen, sich aktiv in die Stadtgesellschaft einzubringen. Bei der Überreichung des Mietvertrages an den Vorsitzenden des Fördervereins, Juri Heiser, erinnerte Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl an seine ersten Begegnungen und Gespräche zu diesem Anliegen. Er würdigte dabei den Einsatz der ehemaligen Referentin für die Aussiedlerseelsorge in der Diözese Augsburg, Ida Hosmann, und ihre ehrenamtliche Unterstützerin, Edeltraud Wohlfarth. Oberbürgermeister Gribl hob in seiner

Freude in Augsburg: Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl bei der Eröffnung der neuen Begegnungsstätte. Neben ihm Juri Heiser. Text und Bild: P. L.-B.

Ansprache hervor, dass es nicht einfach gewesen sei, geeignete Räumlichkeiten zu finden. Die Verwirklichung des Projekts war eine Gemeinschaftsleistung von Stadtrat und Referenten. Durch den Neubau eines Kindergartens seien die Räumlichkeiten frei geworden, die nunmehr im Erdgeschoss für die landsmannschaftliche Arbeit zur Verfügung gestellt werden konnten. Besonderen Dank zollte er Stadt-

rat Juri Heiser und dem zuständigen Amtsleiter im Wirtschaftsreferat. Der Vorsitzende des Fördervereins, Stadtrat Juri Heiser, lobte die Bereitschaft der Russlanddeutschen und der Siebenbürger Sachsen unter ihrem Vorsitzenden Gottfried Schwarz, die angemieteten Räume durch ehrenamtlichen Einsatz und Eigenleistung zu einem ansehnlichen „Haus der Begegnung“ umzugestalten.

Eduard Neuberger mit Ehrenzeichen gewürdigt Im Beisein des Bundestagsabgeordneten Ernst Hinsken und seinen Kollegen aus dem Bayerischen Landtag, Josef Zellmeier, zeichnete Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr, im Auftrag des Bayerischen Ministerpräsidenten, den früheren Landesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Eduard Neuberger, mit dem „Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten für im Ehrenamt Tätige“ aus. Mit der Ordensverleihung wurde das herausragende Engagement des seit mehr als 22 Jahren in Straubing lebenden Spätaussiedlers gewürdigt. Schon 1992 hatte Neuberger den Vorsitz der Ortsgruppe seiner Landsmannschaft in Straubing übernommen. Von Anfang an lag der Schwerpunkt seiner regen Tätigkeit auf der Integration der jungen Aussiedler in der neuen Heimat. Auf seine Initiative wurden Tanz- und Yoga-Kurse, Gesangs- und Instrumentalunterricht, Hausaufgabenbetreuung und Computerkurse angeboten. Sein Hauptaugenmerk

Stolz auf Ehemann und Vater, von links Emma Neuberger, Eduard Neuberger und Sohn Tobias Text und Bild: H.-F. Billek

lag dabei stets auf der Förderung der deutschen Sprache. Ab 1993 engagierte sich der Geehrte in der Landsmannschaft auch auf Landesebene, unter anderem im Amt des Kulturreferenten, Landeskassenwarts und von

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2008 bis 2011 des Landesvorsitzenden. Im BdV Niederbayern ist er Kassenwart, dem Landesvorstand gehörte er acht Jahre an. Seine Frau Emma unterstützt die Arbeit ihres Mannes und ist Schriftführerin im BdV-Bezirksverband.


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Neuwahlen bei den Russlanddeutschen:

Waldemar Eisenbraun bleibt Landesvorsitzender Russlanddeutsche gehen neue Aufgaben an

Mitglieder des Bayerischen Landesvorstandes mit Ehrengästen jeweils von links, sitzend: Helene Scheftner, Viktoria Wesner, Olga Knaub, Leontine Wacker (stellvertretende Bundesvorsitzende); stehend: Waldemar Eisenbraun, Heinrich Kratz, Wladimir Seitz, Rudi Walter, Ewald Oster, Johann Thießen (stellvertretender Bundesvorsitzender). Auf dem Bild fehlt Albina Baumann. Text und Bilder: W. E.

Mit einem beeindruckenden Ergebnis wurde Waldemar Eisenbraun als Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland wiedergewählt. Bei der Delegiertenversammlung im April im Haus der Heimat in Nürnberg votierten für ihn über 80 Prozent der Delegierten. Nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre deutet dieses Votum auf eine zunehmende Stabilität und Einigkeit in der Landsmannschaft hin. Zu Stellvertretern Eisenbrauns wurden Ewald Oster und Rudi Walter berufen. In seinem Rechenschaftsbericht konnte der aus Regensburg stammende Landesvorsitzende auf eine erfolgreiche Amtszeit blicken, die mit seiner Wahl am 12. April 2011 in Augsburg begonnen hatte.

Insbesondere verwies er auf die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Sozialministerium, die unter anderem in eine Fortsetzung der Projektarbeit im Freistaat und die Herausgabe mehrerer Integrations- und Kulturbroschüren sichtbar zum Ausdruck gekommen sei. Ein tadelloses Bild ergab auch der Bericht von Kassenverwalter Heinrich Kratz aus Regensburg, der das Amt Ende 2011 von der verstorbenen Linda Wolf übernommen hatte. Die Teilnehmer der Versammlung waren sichtlich bewegt, als sie mit einer Schweigeminute der vorbildlichen und allseits beliebten ehrenamtlichen Mitarbeiterin der Landsmannschaft gedachten.

Neuberger „Liebling des Monats“ Zum „Liebling des Monats“ wurde in der Juni-Ausgabe des Straubinger Magazins „Hugo“ der Vorsitzende der Ortsgruppe Straubing-Bogen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Eduard Neuberger, ausgewählt. Gewürdigt wurde dabei seine Tätigkeit als „Quartiersmanager“. Wer im Straubinger Süden ein Problem hat, der geht zu ihm. Egal, ob es um eine Renovierung der Wohnung im Besitz der Städtischen Wohnungsbau GmbH, um die Frage nach einem Ansprechpartner in behördlichen Dingen oder um die Suche nach einem Yoga-Kurs

geht: Er hat für alles eine Lösung parat. „Ich versuche, den Menschen schnell und individuell zu helfen, so Neuberger, der 1991 von Sibirien nach Straubing zog. Gleich zu Beginn tat er sich durch sein ehrenamtliches Engagement hervor. Gemeinsam mit sechs Stadtteilvertretern ist Neuberger für 6.000 Bürger zuständig. Bis Ende Dezember läuft das Projekt der „Sozialen Stadt“ noch in Straubing-Süd. „Was hier erfolgreich angestoßen wurde, soll unbedingt weitergeführt werden, so der allseits beliebte, ursprünglich ausgebildete Schauspieler.

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Als Ehrengäste konnten sich die beiden stellvertretenden Bundesvorsitzenden Leontine Wacker aus Baden-Württemberg und Johann Thießen aus Hessen ein Bild von der Aufwärtsentwicklung des bayerischen Landesverbandes machen. Unter Leitung von Thießen, der zusammen mit Dr. Viktor Donhauser, Aichach, und Dr. Oskar Walter, Ingolstadt, den Wahlausschuss bildeten wurden folgende weitere Persönlichkeiten in den Landesvorstand gewählt: Albina Baumann, Kitzingen, als Schriftführerin, Olga Knaub, Rhön-Grabfeld, als Landesschatzmeisterin sowie Heinrich Kratz, Regensburg, Helene Scheftner, München, Wladimir Seitz, Fürth, und Viktoria Wesner, Bayreuth. Zu Kassenprüfern wurden Waldemar Steinhilber, Regensburg, Dorothea Walter, Nürnberg, und Dr. Oskar Walter, Ingolstadt, berufen.

Wir gedenken unserer Verstorbenen

† Max Strecker

* 19. 04. 1936

† 08. 04. 2014

BdV-Kreisvorsitzender in Weiden Stellvertretender Bezirksvorsitzer BdV-Oberpfalz Bezirksvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft Träger des Ehrenzeichens des Bayerischen Ministerpräsidenten für im Ehrenamt Tätige

Herbert Jandl * 09. 12. 1927

† 02. 08. 2014

Ehemaliger BdV-Kreisvorsitzender in Kitzingen und früherer Kreisobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft Inhaber der Bundesverdienstmedaille und des großen Ehrenzeichens der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Erich Biermanski * 22. 05. 1927

† 04. 03. 2014

Ehemaliger Landesvorsitzender des Bundes der Danziger Langjähriges Mitglied des BdV-Landesvorstandes Inhaber der goldenen Ehrennadel des Bundes der Vertriebenen


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70 Jahre Donauschwaben in Bayern:

Mut, Zuversicht und Gottvertrauen prägen Festveranstaltung im Haus der Donauschwaben

Musikalische Untermalung: Das Bavaria Streichquartett. Aufmerksame Zuhörer beim Festakt. Vorne von links: Franz Wesinger, Dr. Andreas Otto Weber, Wilhelmine Schnichels. Bilder: Maria Ingerl

Der bayerische Landesverband der Donauschwäbischen Landsmannschaft blickte Mitte Mai mit einer beeindruckenden Festveranstaltung im Haus der Donauschwaben in Haar bei München auf sein 70-jähriges Gründungsjubiläum zurück. Landesvorsitzender Hermann Schuster konnte weit mehr als 100 Landsleute, die aus allen Landesteilen Bayerns angereist waren, sowie zahlreiche Ehrengäste begrüßen. So hatten sich der Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, Dr. Andreas Otto Weber, BdV-Landesgeschäftsführer Alexander Korisansky, die Vorsitzende der Donauschwäbischen Kulturstiftung München, Wilhelmine Schnichels, deren Amtsvorgänger Hans Sonnleitner sowie der langjährige Vorsitzender des St. GerhardsWerks e. V., Franz Wesinger, unter die Festgäste gemischt. Der donauschwäbische Historiker Dr. Ingomar Senz, ging in seinem Festvortrag unter dem Titel „Der Heimatgedanke zwischen Bewahren und Anpassen“ besonders auf die Schwierigkeiten ein, denen die Donauschwaben in der Nachkriegsgesellschaft ausgesetzt waren. Auf der einen Seite mussten sie sich in ihrem Umfeld neu ordnen und bewähren, was ihnen neben enormer Energie auch besondere Flexibilität abverlangte, auf der anderen Seite waren sie bestrebt, ihre über mehrere Jahrhunderte gewachsene Kultur zu pflegen, zu bewahren und von Generation zu Generation weiterzutragen. Zuvor hatte Landesvorsitzender Hermann Schuster daran erinnert, dass mit dem

Blitzkrieg der deutschen Truppen im Jahr 1941 nicht nur die über 300-jährige, erfolgreiche Siedlungsgeschichte der Donauschwaben ein jähes Ende nahm, sondern auch den nahezu vollständigen Exodus der deutschen Bevölkerung im ehemaligen Jugoslawien zur Folge hatte. Durch Krieg, Flucht und Vertreibung kamen annähernd 300.000 Donauschwaben aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland, etwa 110.000 davon nach Bayern. Die ersten Flüchtlinge aus Kolut, Bezdan und Hodschag trafen bereits 1944 ein. Heute voll integriert

Innerlich ungebrochen hätten die Landsleute mit Gottvertrauen, unerhörtem Fleiß und größter Willenskraft in Bayern nicht nur für ihr eigenes Weiterkommen gesorgt, sondern in der Folgezeit auch erfolgreich am Wiederaufbau des Landes mitgewirkt. Inzwischen seien aus dem Volksstamm der Donauschwaben mehrere Generationen entwachsen, die sich im Laufe der Zeit voll integriert und durch Zuverlässigkeit, Einsatzwillen und Hilfsbereitschaft Achtung und Wertschätzung in der Gesamtbevölkerung erworben hätten. Dokumentation erarbeitet

In Vorbereitung zu der Veranstaltung hatte der Landesverband eine Dokumentation mit dem Titel: „Die Donauschwaben aus dem ehemaligen Jugoslawien in Bayern“ erarbeitet. In ihr werden die umfangreichen Leistungen der Donauschwaben

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auf dem wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Gebiet im Freistaat aufzeigt. Weiter wurden zwölf Tafeln vorgestellt, die eindrucksvoll nachweisen, dass die Geschichte der Donauschwaben im Freistaat eine erfolgreiche Fortsetzung gefunden hat. Offensichtlich sprach der Landesvorsitzende vielen Landsleuten aus der Seele, als er wörtlich ausführte, „Mit großer Dankbarkeit blicken wir heute auf all unsere Lieben zurück, die auf dem Fluchtweg unsägliche körperliche und seelische Leiden erdulden mussten. Mit besonderer Ehrfurcht und Trauer schauen wir auf jene, die den fürchterlichen Strapazen erlegen sind. Voller Bewunderung und tiefer Dankbarkeit verneigen wir uns vor unseren Müttern und Vätern, die mit einer übermenschlichen Kraftanstrengung hier in Bayern einen Neuanfang geschafft haben. Als Christen schauen wir aber auch voller Demut nach oben und danken unserem Herrgott für seine schützende Wegbegleitung und für die vielen Tröstungen und Ermutigungen, die wir als Volksgruppe und sicher auch jeder für sich, durch den christlichen Glauben erfahren durften. Schließlich können wir auch mit Mut, Zuversicht und Gottvertrauen in die Zukunft blicken, weil wir den Weg in unsere Zeit geschafft haben und in einem Land mit einer freiheitlichen Rechtsordnung, hoher Lebensqualität und besten Zukunftschancen leben dürfen.“ Während eines kleinen Imbisses gab es anschließend Zeit für ein freudiges Wiedersehen. Hermann Schuster


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Erstmalige Beschreibung des Kronenfestes der Siebenbürger Sachsen vor 250 Jahren 1764 beschrieb der Heltauer Pfarrer und spätere Hermannstädter Stadtpfarrer Martin Felmer erstmals den siebenbürgischsächsischen Brauch des „Baumsteigens“ in Großscheuern. Es ist anzunehmen, dass das Kronenfest bereits damals zu den Traditionen der Siebenbürger Sachsen gehörte und weitaus älter ist als ein Viertel Jahrtausend! Zum Vergleich: das Münchner Oktoberfest wurde erstmals am 12.10.1810 veranstaltet. Das Kronenfest ist eine der schönsten Traditionen Siebenbürgens zwischen den Flüssen Kokel und Alt. Es wurde unter der Beteiligung aller Generationen begangen, wobei die konfirmierte Jugend die tragende Rolle spielte. Der Termin dafür war entweder der Johannistag am 24. Juni, das Peter- und Pauls-Fest am 29. Juni oder die Zeit der Erntevorbereitung. Als Erntebittfest war die letzte Möglichkeit für die Jugend zum Tanz. Charakteristisch für das Kronenfest ist die in leuchtenden Farben mit Laub und Blumen geschmückte Krone, als Sinnbild des Sommers und der Sonne, die in diesen Tagen den höchsten Stand erreicht. Ein zwischen acht und zwanzig Meter Kommunismus verändert Fest

hoher gehobelter Baumstamm wird aufgestellt und mit einer von den jungen Frauen der Gemeinde gebundenen Blumenkrone geschmückt, welche in allen Orten in Form und Blumenart verschieden ist. Ein mutiger Jugendlicher („Jungknecht“) aus dem Ort, klettert vor vielen Zuschauern, die sich um die Krone versammeln, hinauf, und hält oben in der Krone eine kurze Ansprache. In der Krone ist ein Körbchen mit einer Flasche Wein und Bonbons versteckt. Die Bonbons wirft der Kletterer den Kindern nach unten, den Wein teilt er, wieder unten angekommen, mit seinen Freunden. Die Jugend führt – unter den kritischen oder wohlwollenden Blicken der älteren Generation – Tänze unter dem Kronenbaum auf. In der Zeit des Kommunismus hat sich dieses Fest wesentlich verändert. Es war nach der Enteignung der Bauern nicht mehr so sehr ein Erntebittfest, sondern diente eher der Festigung der siebenbürgisch-sächsischen Identität, deren Repräsentation im Vordergrund stand. Nach der Wende verschwand das Kronenfest für einige Jahre aus Siebenbürgen, um

Kronenfest 2014 in Augsburg.

dann wieder aufzuleben. Es ist ein übergemeindliches Fest geworden, zu dem Besucher auch aus anderen Orten kommen. In Deutschland feiern immer mehr Kreisgruppen das Kronenfest. 2014 konnten einige runde Kronenfest-Jubiläen gefeiert Jugend ist federführend

werden, wie zum Beispiel 20 Jahre in Augsburg, zehn Jahre in Crailsheim oder fünf Jahre in Geretsried und Günzburg. Heute hat dieses Kronenfest eine etwas andere Bedeutung als früher. Kaum ein Siebenbürger Sachse wird sich hier in Deutschland mit Ernte oder Feldarbeit, so wie seinerzeit in Siebenbürgen, befassen. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten zwischen einem Kronenfest da-

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Bild: Fabritius

mals in Siebenbürgen und jetzt in Deutschland: die beschriebenen Elemente sind gleich geblieben. Es ist die Jugend, die damals wie heute in der Organisation in der Regel federführend ist. Die Krone wird von ihr gemeinsam mit Blumen geschmückt und alle Generationen nehmen daran teil. Viele Kreisgruppen sind bemüht, das Brauchtum der jungen Generation wieder nahe zu bringen und diese mit einzubinden, so dass sie die Tradition weiterführen kann. Dies stellt heute eines der wichtigsten Ziele des Kronenfestes dar. Ein weiteres ist die Bereicherung der deutschen Kulturlandschaft, um damit auch unsere Nachbarn und Mitbürger an unserem Brauchtum teilhaben zu lassen. Herta Daniel


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Die Benesch-Dekrete – viel genannt, doch vielfach unbekannt

Was die Benesch-Dekrete bedeutet haben und noch heute bedeuten, was in diesen Dekreten an Ungeheuerlichkeiten geschrieben steht, das wissen nur die wenigsten. Viele Leser werden es gar nicht glauben, dass in zwei Staaten, die der Europäischen Union angehören, tatsächlich noch immer derart rassistische Gesetze gelten. Die Forderung nach einer Aufhebung der Benesch-Dekrete in Tschechien und der Slowakei hat nur dann eine Chance, erfüllt zu werden, wenn das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit dafür geschärft wird. Einen Beitrag dazu versucht nachstehende Auflistung der die Sudetendeutschen betreffenden Benesch-Dekrete zu leisten. Je mehr Menschen diese Texte lesen und sich dabei wundern, dass so etwas mitten in Europa heutzutage noch immer gültiges Recht sein kann, desto größer wird der Druck auf die Politik, mit diesem himmelschreienden Missstand endlich aufzuräumen. Mit einem Auszug aus einem Sonderdruck der „Sudetenpost“, der Anfang des Jahres 2001 erschien, will der BdV-Blickpunkt hier etwas Licht ins Dunkel bringen: Aberkennung der Staatsbürgerschaft

Im sogenannten „Kaschauer Statut“, dem ersten Programm der tschechoslowakischen Regierung der Nationalen Front vom 5. April 1945, wurde im Artikel VII vorgesehen, fast allen Sudetendeutschen die „tschechoslowakische Staatsbürgerschaft“ abzuerkennen, nachdem man sie nach Kriegsende wieder als tschechoslowakische Staatsbürger bezeichnete und

das Sudetenland besetzte und annektierte. Hiervon sollten jedoch jene Personen nicht betroffen werden, die sich „vor und nach München 1938“, das heißt dem Münchener Abkommen, loyal und treu zur Tschechoslowakei bekannten, jene, die nach München 1938 ins Exil gingen und als „Antinazisten und Antifaschisten“ angesehen wurden. Im „Kaschauer Statut“, genannt nach dem ersten Regierungssitz der tschechoslowakischen Regierung nach ihrer Rückkehr aus London über Moskau, wurde also primär nur die Vertreibung für jene Sudetendeutschen vorgesehen, die nach tschechoslowakischer Auffassung „wegen Verbrechen gegen die Republik“ zu verurteilen waren und jene, „die nach München 1938 einwanderten“. Jedoch sofort nach Kriegsende wurden die Sudetendeutschen stigmatisiert, indem sie weiße Armbinden oder Stoffteile mit dem schwarzen Aufdruck „N“ (“N“ als Zeichen für „Nemec“ = Deutscher) tragen mussten. Ihre Lebensmittelkarten erhielten einen quergeschriebenen Aufdruck: „Deutsche“. Dies führte für sie zu einer völlig unzureichenden Lebensmittelzuteilung. Einkaufen durften sie nur zu bestimmten Stunden. Der größte Teil der Sudetendeutschen wurde aus ihren Wohnungen in Notunterkünfte und Lager getrieben und gepfercht. Das Pro3,5 Millionen Betroffene

gramm von Kaschau (einer Stadt in der Ostslowakei) änderte sich jedoch binnen weniger Wochen. Die rund 3,5 Millionen Sudetendeutschen wurden enteignet und bis auf rund 330.000 bis 350.000 völkerrechts- und menschenrechtswidrig ihrer Heimat und ihres Besitzes beraubt und ausgetrieben. Die Massenaustreibung vollzog sich in zwei Phasen, der sogenannten „wilden Austreibung“ in den Monaten Mai bis Juni 1945 und der von tschechoslowakischen staatlichen Behörden beziehungsweise den „Nationalausschüssen“ organisierten Massenaustreibungen von Juli 1945 bis Oktober 1946. Es kam zu über 240.000 Vertreibungsopfern, darunter unzähligen Pogrom-Toten. Die totale Enteignung, Rechtlosmachung und Zwangsarbeit wurden durch die „Dekrete des Präsidenten der Republik“ von Staatspräsident Dr. Edvard Benesch ausgelöst. Zu diesen gesetzgeberischen Akten und

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zur Regierungsarbeit wurde er durch das „Kaschauer Programm“ ermächtigt. Die menschenverachtenden „Dekrete“ wurden zusätzlich von den Mitgliedern der Regierung, beziehungsweise den zustänEnteignung des Vermögens

digen Ressortleitern unterzeichnet. Sie wurden im Nachhinein von der Nationalversammlung bestätigt und bisher nicht widerrufen und besitzen daher auch heute noch Gesetzeskraft, die auch durch aktuelle Gerichtsurteile indirekt immer wieder bestätigt wird. Folgende Dekrete über Enteignung, Entrechtung und Zwangsarbeit wurden 1945 erlassen: 1. Das Dekret betreffend „die Ungültigkeit einiger vermögensrechtlicher Geschäfte aus der Zeit der Unfreiheit und über die nationale Verwaltung der Vermögenswerte der Deutschen, der Magyaren, der Verräter und Kollaboranten und einiger Organisationen und Anstalten“ vom 19. Mai 1945. Dieses Dekret bildete die Grundlage für die Enteignung des privaten und Volksvermögens der in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen. Aufgrund des Dekrets wurde das gesamte Vermögen dieser Personen unter „nationale Verwaltung“, das heißt unter die Verwaltung der zuständigen „Nationalausschüsse“ (die in der Regel von der Kommunistischen Partei angeführt wurden) gestellt. Mehrere Millionen Sudetendeutsche wurden mit diesem beispiellos brutalen Akt de facto enteignet. 2. Das Dekret betreffend die „Konfiskation und beschleunigte Aufteilung des landwirtschaftlichen Vermögens der Deutschen, Magyaren, wie auch der Verräter und Feinde des tschechischen und slowakischen Volkes“ vom 21. Juni 1945. Dieses Dekret bot die Handhabe zur Beschlagnahme des gesamten landwirtschaftlichen Besitzes der Sudetendeutschen. Dieser wurde einem „nationalen Bodenfonds“ unterstellt, der wiederum von Nationalausschüssen gebildet wurde. 3. Die Bekanntmachung des Finanzministeriums vom 22. Juni 1945 über die „Sicherstellung des deutschen Vermögens“. Damit wurde das Gesamtvermögen der Sudetendeutschen, das bei Geldinstituten hinterlegt war (zum Beispiel Geld- und Wertpapierbesitz), konfisziert, außerdem wurden die deutschen Unter-


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Wissenswertes nehmungen und deutschen Institutionen gezwungen, spätestens innerhalb von 15 Tagen ihr gesamtes Vermögen auf ein vom Finanzministerium bestimmtes Sperrdepot zu hinterlegen. 4. Das Dekret des Präsidenten der Republik vom 20. Juli 1945 über die „Besiedlung des landwirtschaftlichen Bodens der Deutschen, der Magyaren und anderer Staatsfeinde durch tschechische, slowakische und andere slawische Landwirte“. Mit diesem Dekret wurde die Konfiskation des landwirtschaftlichen Besitzes der Sudetendeutschen bestätigt, um ihn möglichst rasch an tschechische und slowakische Neusiedler billig zu verteilen. 5. Das Verfassungsdekret des Präsidenten der Republik vom 2. August 1945 über die „Regelung der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft der Personen deutscher und magyarischer Nationalität“. Veröffentlicht wurde das Dekret am 10. August 1945. Im Paragraph 1, Punkt 1 heißt es: „Tschechoslowakische Staatsbürger deutscher oder magyarischer Nationalität, die nach den Vorschriften der fremden Besatzungsmacht die deutsche oder die ungarische Staatsangehörigkeit erworben haben, haben mit diesem Erwerb die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit verloren“; im Punkt 2: „Die übrigen tschechoslowakischen Staatsbürger deutscher und magyarischer Nationalität verlieren die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft mit dem Tage, an welchem dieses Dekret in Kraft tritt.“ In einem Kommentar, der vom Abteilungsleiter im tschechoslowakischen Innenministerium, Dr. Vladimir Verner, in der Buchbesprechung:

„Fußball in Pommern“ Da er bei seinen Recherchen keine Publikation über den Fußball im Baltikum finden konnte, wollte Udo Luy diese Lücke der Sportgeschichte ausfüllen. „Fußball in Pommern – 1903–1914“ heißt der jetzt veröffentlichte Band einer vorgesehenen Reihe. Es handelt sich dabei um eine chronologische Zusammenfassung der einzelnen Saisonen 1902/03 bis 1913/14 und ist als erster Band über den pommerschen Fußballsport zu sehen. Beinhaltet sind sehr viele Namen, die zur Identifikation der Nachfahren mit den damaligen Fußballern, Funktionären und Schiedsrichtern eine große Rolle spielen können. Im Buch sind nicht nur Informationen über

Zeitschrift „Pravni praske“ (9/ 1945) veröffentlicht wurde, heißt es: „Der Zweck des Dekrets ist es, die Deutschen zur Vorbereitung ihres Abschubs aus dem Gebiet der Tschechoslowakei ihrer Staatsbürgerschaft zu entkleiden“. 6. Das Dekret vom 19. September 1945 über „die Arbeitspflicht der Personen, welche die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verloren haben“. Mit diesem Dekret wurde die Zwangsarbeit für alle Personen angeordnet, denen nach dem Dekret vom 2. August 1945 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft aberkannt worden war. Dieser Zwangsarbeit unterlagen Männer vom vollendeten 14. bis zum vollendeten 60. Lebensjahr und Frauen vom vollendeten 15. bis zum vollendeten 50. Lebensjahr. Straftaten wurden legalisiert

7. Auf Grund der Kundmachung des Finanzministeriums vom 22. Juni 1945 mussten sämtliche Zahlungen an Deutsche auf Sperrkonten erfolgen, selbst die Zahlungen aus Löhnen und Dienstbezügen, die den Betrag von 200 Kronen überstiegen. Über die auf diesen Sperrkonten lagernden Beträge konnte nur mit besonderer behördlicher Genehmigung verfügt werden. Die verbliebenen SperrkontoGuthaben wurden später mit Wirkung vom 1. Juli 1953 zugunsten des Staates eingezogen. In Sperrdepots mussten ferner alle Wertpapiere, Wert- und Kunstgegenstände und sonstige Wertsachen hinterlegt werden. Sie wurden ebenfalls entschädigungslos enteignet. 8. Das Dekret vom 25. Oktober 1945 über die „Konfiskation des feindlichen die Entwicklung des Fußballs in Pommern – von kleinen lokalen Fußballverbänden in Stettin bis zum Beitritt in den Baltischen Rasen- und WintersportVerband – die anfänglich ziemlich zäh war, sondern es enthält jede Menge Spielberichte, Abschlusstabellen, Kreuztabellen (Ergebnisse), Berichte und Ergebnisse von Vorstandswahlen einzelner Vereine, Spielerummeldungen usw. – einfach alles, was in deutschen Sportund Stettiner Tageszeitungen aus der damaligen Zeit publiziert wurde und noch erhältlich war. Umfang: 138 Seiten, DIN A 4, Preis: 24,90 Euro + 1,45 Euro Porto. Es erscheint im Eigenverlag. Bestellungen an: Udo Luy, Danziger Str. 5, 97271 Kleinrinderfeld. Tel. 0 93 66/99 05 45. E-Mail: udo-luy@t-online.de.

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Vermögens und die Fonds der Nationalen Erneuerung“. Dieses Dekret bildete die Grundlage zur Enteignung des übrigen Vermögens der Deutschen, das durch die Dekrete vom 19. Mai bzw. 21. Juni 1945 noch nicht erfasst war. 9. Das Dekret vom 27. Oktober 1945 über die „Zwangsarbeit-Sonderabteilungen“. Ihm zufolge konnten alle als staatlich unzuverlässig erklärten Personen auf unbestimmte Zeit in „ZwangsarbeitSonderabteilungen“ (Konzentrationslager) in- haftiert werden. Dieses Dekret wurde ergänzt durch die 10. Bekanntmachung des Ministeriums des Inneren vom 2. Dezember 1945 über die „Richtlinien zur Durchführung des Dekrets des Präsidenten der Republik über die Arbeitspflicht von Personen, welche die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verloren haben“. 11. Gesetz über die „Rechtmäßigkeit von Handlungen, die mit dem Kampf um die Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken zusammenhängen.“ Eine Handlung, die in der Zeit vom 30. September 1938 bis zum 28. Oktober 1945 vorgenommen wurde und deren Zweck es war, einen Beitrag zum Kampf um die Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken zu leisten, oder die eine gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum Ziel hatte, ist auch dann nicht widerrechtlich, wenn sie sonst nach den geltenden Vorschriften strafbar gewesen wäre. Mit diesem sogenannten „Amnestiegesetz“ wurden praktisch alle an Deutschen und Ungarn im Zuge der Vertreibung begangenen Verbrechen legalisiert.

Aktuelle Aussiedlerzahlen Im Jahre 2013 sind 2.429 Spätaussiedler und ihre Familienangehörigen nach Deutschland eingereist. Erstmals seit 2010 ist damit wieder die Anzahl der Eingereisten höher als in den vergangenen drei Jahren. In den ersten vier Monaten 2014 sind 1.535 Personen als Spätaussiedler registriert worden. Dies sind beinahe 1.000 Personen mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch die Zahl neuer Aufnahmeanträge ist gestiegen. So wurden in den Monaten Januar bis April Anträge für insgesamt 9.882 Personen gestellt und für 1.721 Personen Aufnahme- und Einbeziehungsbescheide vom Bundesverwaltungsamt erteilt.


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Internetpräsentation zur Geschichte und Kultur des historischen deutschen Ostens Versteht man die Pflege der Kultur der Deutschen im östlichen Europa als wichtige Zukunftsaufgabe, die dazu beitragen kann, das gegenseitige Verstehen der Nachbarn zu fördern, so gilt es, zeitgemäße Formen ihrer Vermittlung zu entwickeln. Die Internet-Plattform „Kulturportal West-Ost“, gemeinsam erstellt von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und der Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR, will einen neuen Zugang zu dem in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten oder gar verkannten Reichtum dieser Kultur anbieten – einen Zugang, der sich angesichts der unübersichtlichen Vielfalt der zuständigen Einrichtungen oft nur schwerlich finden lässt.

Das Kulturportal wendet sich an einen breiten Kreis von Nutzern – von im Bereich der ostdeutschen Kulturarbeit engagierten Personen über Lehrende und Lernende, Journalisten und Publizisten, politische Entscheidungsträger bis hin zu in der Wissenschaft Tätigen und bietet eine wichtige und effiziente, weil leicht zugängliche, Orientierungshilfe. Eine Datenbank zu den Trägern ostdeutscher Kulturarbeit umfasst die aktuellen Adressen von zurzeit zirka 2.600 Institutionen und Ansprechpartnern, die in einer späteren Ausbaustufe durch detailliertere Angaben ergänzt werden sollen. Die betreffenden Institutionen sind sowohl über Volltext- bzw. Stichwortsuche als auch über interaktive Karten der Stand-

orte auffindbar. Als weitere Datenbank wurde die von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen seit einigen Jahren betreute „Ostdeutsche Biographie“ integriert, die Tausende von Lebensbildern bedeutender im historischen deutschen Osten beheimateter oder dort wirkender Persönlichkeiten bietet. Auch hier erleichtern umfangreiche Suchfunktionen die Benutzung. Eine besondere Rolle ist der von der Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR herausgegebenen „Kulturpolitischen Korrespondenz“ als einem überregionalen Presseorgan zuzuweisen, das im Kulturportal sowohl mit seinen aktuellen als auch mit den älteren Ausgaben abrufbar ist.

Zugang zum kulturellen Reichtum:

Das Selbstverständnis des Kulturportals West-Ost Die Kultur der Deutschen im östlichen Europa ist ein bedeutender Teil der gesamtdeutschen und europäischen Kultur. In über sieben Jahrhunderten gewachsen, war und ist sie zugleich eine Brücke zwischen den Nachbarvölkern. Diese Kultur ist nicht vergangen. Sie wirkt vielmehr heute vielfältig weiter: Heimatvertriebene, Flüchtlinge und ihre Nachkommen haben mit ihrer Integration in der neuen Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg Deutschland auch kulturell mitgestaltet. Ihr kulturelles Erbe ist gleichermaßen in Mittel- und Osteuropa prägend geblie Gemeinsame europäische Kultur

ben, wo die in ihrer Heimat verbliebenen Deutschen ihren Traditionen verbunden weiterlebten, wenn auch zunächst unter großen Schwierigkeiten. Die Kultur der Deutschen im östlichen Europa ist auf diese Weise auch den Nachbarn Deutschlands zunehmend als gemeinsame europäische Kultur bewusst geworden, zumal viele Menschen ehemals selbst als Vertriebene und Flüchtlinge eine neue Heimat suchen mussten.

Die Kultur der Deutschen im östlichen Europa trägt als Zukunftsaufgabe dazu bei, den grenzüberschreitenden Dialog zu fördern, die Erforschung des kulturellen Erbes Europas gemeinsam zu gestalten, das gegenseitige Verstehen zu verbessern und die Bereitschaft zur Aussöhnung mit Leben zu erfüllen. Das „Kulturportal West-Ost“ wird gemeinsam betreut von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bonn, und der Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR, Königswinter. Es will nicht nur die Arbeit dieser beiden überregional arbeitenden Stiftungen vorstellen, sondern darüber hinaus einen Zugang zu dem in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten oder gar verkannten Reichtum der Kultur der Deutschen im östlichen Europa bieten. Ebenso gilt es, die vielfältigen Institutionen – ob sie nun regional oder überregional wirken – miteinander zu vernetzen und ihnen gleichzeitig eine Plattform für die Präsentation ihrer wichtigen Arbeit bereitzustellen – ein Angebot, das sich zuvorderst an die als Privatinitiativen geführten Einrichtungen richtet, die

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hierzu aus eigener Kraft nicht in der Lage sind. Damit dies gelingt, sind die Betreiber des Kulturportals West-Ost auf die freundliche Mithilfe der betreffenden Institutionen selbst angewiesen. Sie laden daher herzlich dazu ein, uns regelmäßige Informationen über anstehende Veranstaltungen und über Neuerscheinungen zukommen zu lassen, die sie dann hier gerne anzeigen. Besonders wertvoll sind ferner Mitteilungen über Änderungen von Adressen, Vorständen etc. Ebenso sind Hinweise auf fehlerhafte bzw. zu korrigierende Angaben ausdrücklich erwünscht. Ergänzung zu Angeboten

Das „Kulturportal West-Ost“ versteht sich nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den Angeboten der Institutionen mit eigenen Internetauftritten. Es befindet sich noch im Aufbau. Angestrebt wird, es um weitere „Bausteine“ in Form von Datenbanken, Downloadmöglichkeiten etc. zu ergänzen. Auch hierfür sind Anregungen aus dem Leserkreis herzlich willkommen!


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Wissenswertes

Praktische Tipps für die Benutzung des Portals Zentraler Bestandteil des „Kulturportals West-Ost“ ist die umfangreiche Datenbank der Einrichtungen, die sich in der Bundesrepublik Deutschland im Sinne des Paragraphen 96 des Bundesvertriebenengesetzes mit der Kultur der Deutschen im östlichen Europa befassen. Derzeit sind annähernd 3.000 Institutionen, Verbände, Vereine, Gruppen etc. erfasst. Es werden verschiedene Möglichkeiten angeboten, bestimmte Einrichtungen aufzufinden: Über das Eingabefeld „Suche“ oben in der rechten Menüspalte: Hier können konkrete Begriffe oder Namen der Institutionen eingegeben werden. Die Fundstellen erscheinen dann in der mittleren Spalte der Seite. Über den Unterpunkt „Institutionen nach Namen“ im Menü „Kulturinstitutionen § 96 BVFG“ der linken Menüspalte: Hierbei erscheinen in der mittleren Spalte der Seite die Namen der Institutionen, auf-

gelistet unter den anzuwählenden Buchstaben des Alphabets. Über den Unterpunkt „Institutionen nach Art“: Hier kann aus einer sich öffnenden Liste die Art der gesuchten Institution ausgewählt werden (z. B. Brauchtum/Trachten oder Wissenschaft/Geschichte/Landeskunde). Eingeschränkt werden kann die Suche durch die Region des Ostens, auf die sich die betreffenden Institutionen beziehen (z. B. Pommern oder Schlesien). Über den Unterpunkt „Institutionen nach Region“: Hier kann aus einer Liste die Region des Ostens ausgewählt werden, auf die sich die gesuchte Institution bezieht (z. B. Pommern oder Schlesien). Eingeschränkt werden kann diese Suche wiederum durch die Art der Institution (z. B. Brauchtum/Trachten oder Wissenschaft/Geschichte/Landeskunde). Über den Unterpunkt „Institutionen nach Standort“: Hier werden die Institutio-

nen unter ihren alphabetisch anzuwählenden Standorten in der Bundesrepublik Deutschland aufgelistet. Über den Unterpunkt „Institutionen nach Karten“: Hier erscheinen Karten der Bundesrepublik Deutschland bzw. der einzelnen Bundesländer. Es werden beim Überfahren bzw. Anklicken der Karten die in den einzelnen kreisfreien Städten und Landkreisen befindlichen Institutionen angezeigt. Über den Unterpunkt „Institutionen nach Heimatregion“: Diese Funktion ist noch in Vorbereitung. Die Datenbank bietet die aktuellen Adressen von Institutionen und Ansprechpartnern. In einer späteren Ausbaustufe des Projekts sollen zudem jeweils Angaben über Organisation, Gründung, Ziele, regelmäßige Aktivitäten und Publikationen, Archiv- oder Bibliotheksbestände, Zeitschriften und weiterführende Literatur etc. verfügbar sein.

Wichtige Arbeit im Stillen:

Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen Als überregionale Kultureinrichtung aller Vertriebenen hat sich die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen seit der Gründung im Jahre 1974 der wichtigen Aufgabe angenommen, im Sinne des Kulturparagraphen § 96 des Bundesvertriebenengesetzes das vielfältige Kulturgut der Vertreibungsgebiete im Bewusstsein der Deutschen und des Auslands lebendig zu erhalten und das in seiner Tradition stehende kulturelle Schaffen zu fördern. War das Wirken der Kulturstiftung zunächst im Wesentlichen auf die Bundesrepublik Deutschland beschränkt, so ermöglichte es der politische Wandel, auch die Deutschen in den neuen Bundesländern und in Mittel-, Ost- und Südosteuropa zu erreichen, sowie den Dialog mit den östlichen Nachbarn anzuknüpfen bzw. zu vertiefen. Heute verwirklicht die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen ihre Aufgaben in enger Zusammenarbeit mit universitären Einrichtungen, Institutionen und einzelnen Wissenschaftlern in Deutschland sowie in Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien, den baltischen Staaten und weiteren Ländern des östlichen Europa. Sie analysiert Stand und Entwicklung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Staaten des östlichen Europa und bietet den Vertriebe-

nen und der gesamten Öffentlichkeit entsprechende Informationen. Die Kulturstiftung führt Forschungsprojekte, Fachtagungen und Symposien auf den Ge-

Organe der Kulturstiftung Stiftungsorgane der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen sind der Vorstand und das Kuratorium; ferner besteht ein Wissenschaftlicher Beirat. Als Mitglieder des Vorstands für die laufende Amtsperiode wurden vom Kuratorium gewählt: Vorsitzender Hans-Günther Parplies, Bonn, stellvertretende Vorsitzende Christine Czaja, Stuttgart, Dr. Barbara-Drufar Loeffke, Lüneburg, Dr. Dr. Ehrenfried Mathiak, Bonn. Dem Kuratorium gehören an: Bernd Hinz, Hürth, Guntram Kuse, Sankt Augustin, Hartmut Saenger († 22.11.2013), Rosbach, Klaus Maria Schuck, Bonn, Dr. Heinz-Adolf Treu, Hamburg, (alle vom Verein zur Förderung der Ziele des BdV berufen), Oliver Dix, Hannover, Sibylle Dreher, Berlin, Ulrich Klein, Neckargemünd, Petra Meßbacher, Bonn, Dr. Herfried Stingl, Groß-Gerau, (vom Bund der Vertriebenen berufen), Ministerialdirigent Herbert Hellstern, Stuttgart, als Vertreter der Landesregierung Baden-Württemberg, und ein Vertreter der Regierung der Bundesrepublik Deutschland (seit Einstellung der institutionellen Förderung keine Benennung).

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bieten Staats- und Völkerrecht, Geschichte/Zeitgeschichte, Literatur und Kunstgeschichte durch. Bei allen Maßnahmen bezieht sie neben Hochschullehrern des In- und Auslands wissenschaftlichen Nachwuchs als Projektnehmer, Referenten und Tagungsteilnehmer sowie als Multiplikatoren ein. Aus den Arbeitsbereichen der Kulturstiftung gehen im Eigenverlag und bei kooperierenden Fremdverlagen jährlich Publikationen hervor. Als Reihen bestehen: Staats- und völkerrechtliche Abhandlungen der Studiengruppe für Politik und Völkerrecht, Historische Forschungen, Literarische Landschaften, Kunsthistorische Arbeiten. Die „Ostdeutschen Gedenktage – Persönlichkeiten und historische Ereignisse“ bieten jährlich Kurzbiographien, Werkund Literaturverzeichnisse von Persönlichkeiten, die aus den historischen deutschen Ost- und Siedlungsgebieten stammen oder dort ihre Wirkungsstätte hatten und deren Namen Bestandteil ostdeutscher Geschichte geworden sind. Sie stellen zudem für diesen Raum prägende Ereignisse vor. Die Kulturstiftung ist mit der „Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR” in der Arbeitsgemeinschaft „Deutsches Kulturerbe des Ostens“ verbunden.


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Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – OKR Der Ostdeutsche Kulturrat (OKR) wurde 1950 gegründet. In den ersten Jahren sah er seine Aufgaben in Ausstellungen und ostdeutschen Buchwochen, in der Beratung der Kultusministerien bei der Herausgabe von Geschichts- und Geographiebüchern, der Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen, der Beratung von Zeitungsredaktionen und Rundfunkanstalten bis hin zur Bereitstellung von kulturpolitischen Informationen und Kulturfilmen. Seit 1968 wurde der OKR vom Bundesvertriebenenministerium gefördert und 1975 in eine Stiftung bürgerlichen Rechts umgewandelt. Auf dieser Grundlage erhielt der OKR eine Vermögensbasis aus der Westvermögens-Zuführungsverordnung des Bundesministers des Innern und

wurde bis zum Juni 2000 aufgrund des § 96 Bundesvertriebenengesetz institutionell durch die Bundesregierung gefördert. Diese Förderung erlaubte eine breite Öffentlichkeitsarbeit über die Periodika „Kulturpolitische Korrespondenz“ und „Der Gemeinsame Weg“ sowie die Herausgabe der Buchreihen „Tausend Jahre Nachbarschaft“ (vier Teilbände), „Vertreibungsgebiete und vertriebene Deutsche“ (12 Bände) und zahlreicher „Städtebilder“. Zur im In- und Ausland gezeigten Wanderausstellung „Große Deutsche aus dem Osten“, die angeboten wird, erschien ein illustrierter Begleitband unter dem anspruchsvollen Titel „Im Dienste der Menschheit“. Das reichhaltige Tagungsprogramm wurde ergänzt durch die Ausschreibung von

Wettbewerben, von denen der Erzählerwettbewerb (Kurzgeschichten), der Wissenschaftspreis (Dissertationen) und der Medienpreis die wichtigsten sind. Nach der Öffnung der Grenzen in Ostmitteleuropa erweiterte der OKR sein Programm durch multinationale Veranstaltungen, die unter anderem der gemeinsamen Verantwortung für die Kulturdenkmäler östlich von Oder und Neiße und der nachgeholten Wiedergutmachung für verfolgte Künstler und Schriftsteller gewidmet waren. Im Jahre 2008 wurde der Ostdeutsche Kulturrat in „Stiftung Deutsche Kultur im östlichen Europa – Ostdeutscher Kulturrat“ umbenannt. Seine Gremien sind der Vorstand, der Stiftungsrat und das Kuratorium.

Buchbesprechung:

Der Junge mit dem Renault Aufregend ging es zu, auf den großen ostpreußischen Gütern. Dorthinein wurde Peter Feiffer vor 80 Jahren geboren. In ein Leben mit eiserner Pflichterfüllung, aber auch unerhörten Privilegien. So durfte er mit acht Jahren schon den SechsZylinder Renault seines Vaters fahren, was diesem fast das Leben gekostet hätte. Eine Schule hat er dort nie besucht. Die Hauslehrerin gab ihm täglich drei Stunden Unterricht, so geschickt, dass es eher wie ein spannendes Spiel war. Alles ließ man ihn selbst machen – ohne ihn dabei aus den wachsamen Augen zu lassen. Denn man brauchte ihn ja als Nachfolger und wollte ihn für den Gutsbetrieb aufbauen. Bei allen Freiheiten war deshalb die Pflichterfüllung und Vorbildwirkung oberstes Gebot. Es mutet schon schizophren an, dass er mit zehn Jahren seine Schnürsenkel nicht selbst binden konnte, weil dies ein Diener erledigte, aber andererseits in alle geschäftlichen Dinge früh einbezogen wurde. Von dieser prägenden Kindheit erzählt Peter Feiffer in vielen kleinen, amüsanten und spannenden Geschichten. Das Leben und Arbeiten auf dem Gut mit Land-, Vieh- und Waldwirtschaft, mit Schnapsbrennerei und Kiesabbau wird nebenbei mit ausgebreitet. Mit der Flucht nahm diese Kindheit ein jähes Ende – Schnürsenkel kann er bis heute noch nicht richtig binden. Das Buch ist im Dr. Ziethen Verlag, Oschersleben erschienen.

Preis 24,90 Euro (zzgl. Versandkostenpauschale) ISBN: 978-3-86289-055-2

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