2011_2012 - BdV-Blickpunkt

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BdV-Blickpunkt

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Ausgabe Dezember 2011/Januar 2012

Bund der Vertriebenen · Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern · Am Lilienberg 5 · 81669 München

CSU-Fraktion erinnert an Deportation Russlanddeutscher Vertriebenenempfang der SPD-Landtagsfraktion djo-Bayern feiert 60-jähriges Bestehen in Straubing


Grußwort

Liebe Landsleute, liebe Leserinnen und Leser! Den kommenden Monaten sehen die deutsche Heimatvertriebene mit großem Interesse entgegen. Geht es doch darum, ob das, was von den heutigen Regierungsparteien zu Oppositionszeiten versprochen wurde, gehalten oder nach dem Motto „Was stört mich mein Geschwätz von gestern“ mit fadenscheinigen Ausreden verworfen wird. Konkret geht es um die längst überfällige Geste einer Entschädigung für die deutschen Zwangsarbeiter und die Schaffung eines nationalen Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung infolge des Zweiten Weltkrieges. Während sich Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer und zahlreiche Bundestagsabgeordnete der Union glaubhaft Mühe geben „Wort zu halten“, sind die bisherigen Signale aus Berlin wenig ermutigend. Dass sich mit Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich ausgerechnet

ein CSU-Politiker an die Spitze der Verhinderer setzt, ist mehr als bemerkenswert. Dies kann weder dem Bayerischen Ministerpräsident Horst Seehofer, noch CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt gefallen, die immer wieder versichern, dass Bayern und die CSU verlässliche Partner der Vertriebenen seien. In der Tat, der Freistaat hat sich bis heute immer zu seiner besonderen Verantwortung für die Heimatvertriebenen und ihre kulturellen und politischen Belange bekannt. Bayern übernimmt hier eine Vorreiterrolle – das belegen nicht nur Zahlen, das spüren die Betroffenen. Das erklärte Ziel, ein Sudetendeutsches Museum in München errichten zu wollen, ist ein weiterer Beleg hierfür. Dennoch bleiben offene Fragen an die Bundespolitik. Im Beirat der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ ringen die BdV-Räte um eine Ausstellungskonzeption, in der sorgsam darauf geachtet wird, dass Kontext und Vertreibung nicht vermischt und damit der Eindruck einer Rechtfertigung des millionenfachen Unrechts entsteht. Es ist deutlich zu machen, dass bei paralleler Vorgeschichte nur die Deutschen aus Mittel- und Osteuropa vom Schicksal der Vertreibung betroffen waren. Mit dem Abschluss des Architektenwettbewerbs für den Umbau des Deutschlandhauses in Berlin, als künftigen Sitz des Ausstellungs-, Dokumentations- und Informationszentrums der Stiftung, ist ein wichtiges Etappenziel erreicht. Nunmehr geht es darum, das Vorhaben „unumkehrbar“ zu machen und die aus den unterschiedlichen Blickwinkeln des Nachkriegsgeschehens resultierenden differierenden Betrachtungsweisen miteinander zu versöhnen. Dies kann jedoch nur dann geschehen, wenn die politischen Zusammenhänge inklusive dem völker- und menschenrechtswidrigen Geschehen vor

und während des Zweiten Weltkrieges objektiven Eingang in den Kontext finden und das Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen mit allen Facetten den Hauptakzent der Dauerausstellung bilden. 2012 wird also spannend! Mit Mut und Entschlossenheit wird der BdV Bayern seine Gespräche mit der Staatsregierung und den politischen Parteien fortsetzen. Erste Terminvereinbarungen mit den großen Landtagsfraktionen gibt es bereits. Insbesondere mit den Oppositionsparteien gilt es auszuloten, was unsere Schicksalsgefährten, ihre Landsmannschaften und der BdV im Falle einer Regierungsübernahme zu erwarten hätten. Die ersten grün-roten Signale aus Baden-Württemberg lassen aufhorchen. Der Wegfall des Landesbeauftragten für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler nährt alte Befürchtungen. Der bayerischen SPD stünde es gut an, auf ihre Genossen im Nachbarland einzuwirken, um schließlich gemeinsam auf der „Südschiene“ das Verhältnis zu den Heimatvertriebenen und deren Verbände weiter zu entkrampfen. Die kürzlich öffentlich ausgesprochene Anerkennung für unsere ehrenamtliche Tätigkeit und die eindrucksvollen Empfänge für unsere Funktionsträger im Maximilianeum sind das eine, das politische Handeln in der Tagespolitik aber das Entscheidende. Allen Mitstreitern in den Landsmannschaften, Heimatortsgemeinschaften und Fachverbänden wünsche ich weiterhin eine glückliche Hand und viel Erfolg bei ihrer Arbeit. Gemeinsam sind wir stark!

Ihr

Christian Knauer BdV-Landesvorsitzender

Allen unseren Leserinnen und Lesern wünschen wir ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr. Wir bedanken uns bei unseren Freunden für die gewährte Unterstützung und gute Zusammenarbeit. Impressum Herausgeber:

Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V. Am Lilienberg 5, 81669 München, Telefon (0 89) 48 14 47, Fax (0 89) 48 26 21 E-mail: info@bdv-bayern.de, Internet: www.bdv-bayern.de Redaktion: Christian Knauer (verantwortlich), Susanne Marb, Walter Föllmer Texte: Frank Altrichter, Horst-Falko Billek, CDU-Landtagsfraktion Baden-Württemberg, Herta Daniel, djo-bayern, Walter Föllmer, Wolfgang Hartmann, Ingrid Hermann, Prof. Dr. Ferdinand Klein, Christian Knauer, Michael Langer, Ch. Rinser, Rehak Simon, Ernst Schroeder, Erika Steinbach, MdB, Brigitte Steinert Fotos: Don Alfredo, Horst-Falko Billek, djo-Bayern, Walter Föllmer, Wolfgang Hartmann, Pressearchiv Nürnberg, Ch. Rinser, Eric Scherer, Constanze Schlosser, SPD-Landtagsfraktion im Bayerischen Landtag (Pressestelle), Brigitte Steinert, Gustav Stifter, Ernst Wollrab Gesamtherstellung: Heiner Kapl Druckservice, Botengasse 6, 86551 Aichach, Telefon (0 82 51) 5 1100, Fax (0 82 51) 5 17 06

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Tag der Heimat

Veranstaltungen zum Tag der Heimat zeigten eindrucksvoll Stärke der Landsmannschaften Zu eindrucksvollen Präsentationen der nach wie vor ungebrochenen Schlagkraft der Landsmannschaften und des BdV vor Ort, erwiesen sich die nahezu 100 Veranstaltungen zum „Tag der Heimat“ in Bayern. Unter dem Leitwort „Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung“ unterstrichen die Heimatvertriebenen dabei ihren festen Willen zu einem Ausgleich mit den Völkern Osteuropas, forderten gleichzeitig aber die Aufnahme eines „offiziellen Dialogs“ mit den Regierungen der ehemaligen Vertreiberstaaten. In den Grußworten der Vertreter der Bayerischen Staatsregierung, von Bundesund Landtagsabgeordneten sowie der Repräsentanten aus Landkreisen und Städ- Zahlreiche Zuschauer erfreuten sich an den Darbietungen auf dem Rathausplatz. ten wurde erneut die Verbundenheit Bayerns mit den Vertriebenen, Aussiedlern Verbundenheit Bayerns

und Spätaussiedlern zum Ausdruck gebracht. Der „Tag der Heimat“ stehe für eine gemeinsame Kultur der Erinnerung, die untrennbare Verantwortung für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie der Förderung des Zusammenhalts der Gesellschaft. Erinnert wurde in den Veranstaltungen auch an den Beginn der Deportation der Deutschen in Russland vor 70 Jahren. Mit dem so genannten „Stalin-Erlass“ vom 28. August 1941 wurden die deutschen Siedler aus ihrer vertrauten Umgebung jäh herausgerissen. Trotz Repressionen und Diskriminierung hätten sie im FestViel Applaus ernteten besonders die jungen Tanzgruppen der Verbände. halten an Traditionen und Gepflogenheiten, in der Bewahrung ihrer Sprache und ihres Liedgutes, ihres Glaubens, ihrer Kultur und Identität buchstäblich den letzten Halt gefunden. Von den 2,6 Millionen Aus- und Spätaussiedlern aus den früher bestehenden 350.000 Deutsche aus Russland

Siedlungsgebieten der Deutschen in Russland haben 350.000 in Bayern Aufnahme gefunden. Bis heute vermisse die Volksgruppe schmerzlich eine politische Rehabilitierung, außerdem gehe es ihr darum, dass Härtefälle bei der Familienzusammenführung beseitigt würden. Mit rund 400 Teilnehmern fand am 24. September die zentrale Auftaktveranstaltung des Bundes der Vertriebenen in Bayern im Goldenen Saal des Augsburger Trachten aus den Herkunftsgebieten beim Festakt im Goldenen Saal.

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Tag der Heimat Rathauses statt. Ministerpräsident Horst Seehofer hatte wegen eines unaufschiebbaren Amtsgeschäftes Sozialministerin Christine Haderthauer beauftragt, die Grüße der Staatsregierung zu übermitteln. Der Bayerische Landtag war durch CSUFraktionsvorsitzenden Georg Schmid, die Vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Christa Naaß und CSU-Landtagsabgeordneten Reinhard Pachner, vertreten. CSU-Bundestagsabgeordneter Christian Ruck, Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl und Landratsstellvertreterin Anni Fries führten die

und Landespolitiker, sich weiterhin ausdrücklich zur besonderen Verantwortung für die Deutschen in Osteuropa zu bekennen. Bei all ihren Besuchen in den Nachbarstaaten sollten daher Gespräche mit Vertretern der deutschen Minderheiten geführt werden. Neben dem Dank für die durch den Freistaat gewährte fortwährende Unterstützung der Verbände und Anliegen der Heimatvertriebenen begrüßte der Landesvorsitzende, dass sich gerade die junge Generation in den ehemaligen Vertreibungsländern aufmache, die Geschichte

mäler gehe, in eindrucksvollem Engagement hielten diese die kulturelle Vielfalt der alten Heimat lebendig. Unter großem Applaus stellte sich die Ministerin mit der Zusage, dass die Bayerische Staatsregierung sowohl die Forderung nach einem nationalen Gedenktag, wie die Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter unterstütze, an die Seite des BdV. Hier widersprach sie entschieden CSU-Innenminister Dr. Hans-Peter Friedrich, der wenige Tage zuvor eine Entschädigung abgelehnt hatte. Erneute Zustimmung signalisierte Ha-

Landesvorsitzender Christian Knauer.

Sozialministerin Christine Haderthauer.

Bezirksvorsitzender Reinhard Pachner.

Repräsentanten der Stadt und des Landkreises an. BdV-Landesvorsitzender, Aichach-Friedbergs Landrat Christian Knauer, stellte drei Forderungen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Zum einen ging es um die „Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter“. Es sei unverständlich, dass die im Jahr 2003 auch von CDU/ CSU und FDP im Deutschen Bundestag geforderte Regelung bislang nicht in Regierungshandeln umgesetzt worden sei. Es wäre ein „Armutszeichen für unser Land“ den noch wenigen lebenden deutschen Zwangsarbeitern eine Form der Entschädigung vorzuenthalten. Zum anderen unterstrich er die Forderung der Landsmannschaften nach Schaffung eines nationalen Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Auch hier verwies er auf Zusagen von Union wie FDP und Sympathiebekundungen des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Knauer: „Lasst uns endlich Taten sehen, nicht nur Forderungen in der Oppositionszeit. Wenn man tun kann, was man mal tun wollte, dann tut dies bitte auch!“ Die dritte Bitte richtete er an die Bundes-

ihrer Länder vom „kommunistischen und nationalistischen Lügenballast“ zu befreien. Insbesondere in der Tschechischen Republik habe die Aufarbeitung der Geschichte an Dynamik gewonnen, Tabus würden immer mehr abgelegt. Sozialministerin Christine Haderthauer, die sich zur Mitgliedschaft in der Sudetendeutschen Landsmannschaft bekannte, bekräftigte die Schirmherrschaft Bayerns über die Sudetendeutsche Volksgruppe und die Landsmannschaft Ostpreußens. Das „Kulturzentrum Ostpreußen“ im mittelfränkischen Ellingen sei nach wie vor eine Herzensangelegenheit der

derthauer auch für das vom Bund geplante Gedenk- und Dokumentationszentrum für die Opfer von Flucht und Vertreibung in Berlin. Mit der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ sei eine erste Geste der Anerkennung erfolgt. Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl erinnerte in seinem Grußwort an die großartige Aufbauarbeit der Vertriebenen in seiner Stadt. Auch die rund 20.000 Spätaussiedler aus Russland hätten sich weitgehend in die Gesellschaft integriert und überzeugten durch Engagement und Tatkraft. Stadtrat Juri Heiser, der zusammen mit Landesgeschäftsführer Walter Föllmer die Organisation der Großveranstaltung übernommen hatte, sei ein beredtes Beispiel dafür. BdV-Bezirksvorsitzender Reinhard Pachner, MdL, dankte den zahlreichen Trachten- und Musikgruppen, die bereits während des gesamten Vormittags auf dem Rathausplatz Zeugnis von der ostdeutschen Kultur abgelegt hatten. Der Tag der Heimat habe einen Höhepunkt in der Arbeit des BdV Schwaben dargestellt. Den Goldenen Saal im Rathaus stellte die Stadt Augsburg dem BdV dankenswerter Weise unentgeltlich zur Verfügung. Fotos: E. W.

Ehrenamt gewürdigt

Staatsregierung. Auch die Planung für ein Sudetendeutsches Museum in München mache Fortschritte. Nachdrücklich würdigte sie das Engagement der ehrenamtlich Tätigen in den Landsmannschaften und Heimatortsgruppen. Egal ob es die literarische Würdigung einer kleinen Heimatgemeinde, die künstlerische Leitung einer Tanzgruppe oder das persönliche Bemühen um die Restaurierung verfallener Denk-

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Gastseite

Aus ökumenischer Perspektive:

60 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen Betrachtung des Ehrenvorsitzender der Karpatendeutschen Landsmannschaft Prof. Dr. Ferdinand Klein holt sein? Eine ganz andere DimenDer folgende Text fasst einen Vorsion wird hier benannt. Nicht Erfolg trag zusammen, den der Verfasser und Zustimmung, sondern das Wisin der Evangelischen Theologischen sen, dass wir Menschen Gott antworFakultät der Comenius-Universität ten, das heißt uns vor ihm verantworPressburg und bei der Landesverten müssen. Hitler hat diese sammlung der Karpatendeutschen unauflösliche Verbindung zertrennt und Landsmannschaft Slowakei, Lanbehauptet: „Ich übernehme alle Verdesverband Bayern e. V., gehalten antwortung.“ Damit hat er alle enthat. mündigt und sie zu seinen Helfershel„Vom Sozialwerk der Ackermann-Gefern erniedrigt. Die Verantwortung vor meinde bekam ich im Dezember 2007 Gott ist eben eine Verantwortung vor einen Gruß zum Advent. Darin finde ich den Menschen und muss sich in Recht folgende Worte von Papst Benedikt XVI., und Gesetz ausweisen. die er am 7. September 2007 in der Wie2) Ein weiterer Bezug der Charta nennt ner Hofburg sprach: „Dieser Ort und diedie Zugehörigkeit zum christlich-abendse Stunde sind ein guter Anlass, das ganländischen Kulturkreis. Wir werden ze Europa von heute in den Blick zu daran erinnert, dass es keinen Bruch nehmen. Nach den Schrecknissen des mit der Vergangenheit gibt. Das Neue Krieges und den traumatischen Erfahim gemeinsamen Haus Europa darf rungen von Totalitarismus und Diktatur nichts anderes sein oder werden. Jede hat Europa den Weg zu einer Einheit des Gesellschaft ist eine WertegemeinKontinents eingeschlagen, die eine dauProf. Dr. Dr. et Prof. h. c. Ferdinand Klein schaft. Ohne gemeinsame Werte fehlt erhafte Friedensordnung und eine gedie entscheidende Orientierung. rechte Entwicklung gewährleisten soll. schaft aller Menschen Ausdruck verliePlatzanweisung Gottes Zu christlichen Wurzeln stehen hen hat. Für das Bewusstsein der Bruderschaft steht die über 800-jährige GeDie Trennung, die den Kontinent jahr3) Einen dritten Orientierungspunkt nennt schichte der Karpatendeutschen in der zehntelang schmerzlich gespalten hat, ist die Charta: Im Bewusstsein ihres deutSlowakei. Sie nimmt uns in die Pflicht zwar politisch überwunden, aber in den schen Volkstums und in der Erkenntdes Erinnerns im ökumenischen Geist. Köpfen und Herzen der Menschen steht nis der gemeinsamen Aufgabe aller euWir verdanken die Charta vor allem Geistdie Verwirklichung der Einheit großenropäischen Völker. Ich spreche von der lichen der beiden großen Konfessionen. teils noch aus (…). Das ,Haus Europa‘ geistlichen Bedeutung der Charta, das Sie haben ein einzigartiges Versöhnungs(…) wird nur dann ein für alle gut beheißt von der Gottesbeziehung. Unser dokument geschaffen. Ihren weiten Blick wohnbarer Ort, wenn es auf einem soliBezug zur eigenen Nation greift vor auf den europäischen Friedenshorizont den kulturellen und moralischen Fundadiesem Hintergrund insofern tief, weil versuche ich bewusst zu machen. ment von gemeinsamen Werten aufbaut, er eine Platzanweisung Gottes für uns Die Kriegsgeneration der Heimatvertriedie wir aus unserer Geschichte und uninnerhalb der Völkergemeinschaft bebenen hat sich von dem erlebten Elend seren Traditionen gewinnen. Europa kann deutet. Wir sollen in der Gemeinschaft nicht niederdrücken lassen, sondern in und darf seine christlichen Wurzeln nicht aller europäischen Völker als Deutsche verleugnen. Sie sind ein Ferment unseleben, die Slowaken als Slowaken, die Anfragen an das Gottvertrauen rer Zivilisation auf dem Weg in das dritUngarn als Ungarn … Diese Platzante Jahrtausend.“ weisung anzunehmen ist ein Glauder Gemeinschaft der Betroffenen einen Diesen weiten und tiefen Blick auf den Weg in die Zukunft gewiesen. Alle Lebensschritt und für den interkultureleuropäischen Friedenshorizont zeichnet benskrisen sind zutiefst Anfragen an unlen Dialog unverzichtbar. die Charta aus, an die ich nun erinnere. sere Existenz, an unser Gottvertrauen. 4) Im Zentrum der Charta heißt es: Wir Dabei denke ich an das Wort des unga- Am Anfang der Charta wird das KoordiHeimatvertriebenen verzichten auf Rarischen Menschenrechtlers György Kon- natensystem genannt, der große Zusamche und Vergeltung. Wir müssen das rád: „Wer sich nicht erinnert, der existiert menhang, in den alles hineingehört.Vier Gedenken an das unendliche Leid lenicht. Die Erinnerungen lassen den Men- Aspekte hebe ich hervor: bendig erhalten, damit wir den einschen Wirklichkeit werden, verleihen der 1) Verantwortung vor Gott und Menschen. maligen Hintergrund dieser tiefen VerGegenwart Gestalt.“ Konrád erhielt 2007 zichtserklärung begreifen. Natürlich ist So beginnt auch die Präambel des deutin der Frankfurter Paulskirche den Franzes schwer, schreckliche Erinnerungen schen Grundgesetzes: „Im BewusstWerfel-Menschenrechtspreis, einen Preis, wach zu halten, ohne Hass aufkomsein seiner Verantwortung vor Gott und der an einen Dichter erinnert, der in seimen zu lassen. Aber diese Aufgabe ist den Menschen“. Ist dieser Ewigkeitsnem Werk dem Bewusstsein der Bruderunumgänglich! bezug heute überholt, kann er je über-

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Aus dem Bund

Bundestag setzt Härtefallregelung für Deutsche aus Russland in Kraft Am 9. Dezember ist das 9. Änderungsgesetz zum Bundesvertriebenengesetz in Kraft getreten. Die sogenannte Härtefallregelung für die nachträgliche Einbeziehung von Familienangehörigen ist in § 27 Abs. 3 BVFG geregelt. Der Wortlaut dieser Bestimmung lautet: (3) Abweichend von Absatz 1 kann der im Aussiedlungsgebiet verbliebene Ehegatte oder Abkömmling eines Spätaussiedlers, der seinen ständigen Aufenthalt im Geltungsbereich des Gesetzes hat, nachträglich nach Absatz 1 Satz 2 in den Aufnahmebescheid des Spätaussiedlers einbezogen werden, wenn die Versagung der nachträglichen Einbeziehung eine Härte für den Spätaussiedler oder für seinen Ehegatten oder Abkömmling bedeuten würde und die sonstigen Voraussetzungen vorliegen. Auch persönliche Umstände zählen

Eine Härte im Sinne von Satz 1 kann nur durch Umstände begründet werden, die sich nach der Aussiedlung des Spätaussiedlers belastend auf die persönliche oder familiäre Situation auswirken. Der Antrag auf Wiederaufgreifen eines unanfechtbar abgeschlossenen Einbeziehungsverfahrens nach den Absätzen 1 oder 2 ist nicht an eine Frist gebunden. § 8 Absatz 2 und § 9 Absatz 4 Satz 2 gelten für Familienangehörige der nach Satz 1 nach-

träglich einbezogenen Personen entsprechend. Anträge, Vollmachtformulare und sonstige Informationen zum Antrag auf nachträgliche Einbeziehung in den Aufnahmebescheid des Spätaussiedlers hat das Bundesverwaltungsamt der Außenstelle Friedland auf seiner Internetseite zum Herunterladen bereitgestellt. Die neue Regelung dient der Vermeidung von Härten, die durch eine dauerhafte Trennung von Familienmitgliedern entSchrittweiser Verwaltungsvorgang

standen ist. Ehegatten und Abkömmlinge, die noch in den Herkunftsländern leben, können in die Aufnahmebescheide von bereits in Deutschland lebenden und anerkannten Spätaussiedlern (Bezugspersonen) nachträglich einbezogen werden. Das Verfahren wird in mehreren Schritten durchgeführt. Zunächst muss der Spätaussiedler (Bezugsperson) einen förmlichen Antrag beim Bundesverwaltungsamt, Heimkehrerstraße 16, 37133 Friedland stellen und seinen Aufnahmebescheid und seine Spätaussiedlerbescheinigung über die Anerkennung nach § 4 BVFG vorlegen. Dem Antrag ist für jede einzubeziehende Person ein Ergänzungsblatt und alle Urkunden, die für die Bearbeitung des Antrages erforderlich sind, beizufügen.

Das sind z. B. Geburtsurkunden, Heiratsurkunden, Kopien der Inlandspässe, Kopien der Arbeitsbücher. Vom Bundesverwaltungsamt wird geprüft, ob die Versagung der Einbeziehung für den Spätaussiedler oder den Ehegatten/Abkömmling eine Härte bedeuten würde. Die Härte kann durch Umstände begründet werden, die nach der Aussiedlung des Spätaussiedlers entstanden sind und sich belastend auf die familiäre oder persönliche Situation des Spätaussiedlers im Bundesgebiet oder des Einzubeziehenden im Herkunftsland auswirken. Alle Härtegründe müssen ausführlich dargelegt und nachgewiesen werden. Wie schon im Aufnahmeverfahren müssen die Einzubeziehenden Grundkenntnisse der deutschen Sprache beherrschen Sprachkenntnisse erforderlich

und diese entweder durch ein Zertifikat oder Sprachstandstest nachweisen. Die Gültigkeit des Einbeziehungsbescheides wird auf 18 Monate befristet. Allgemeine Auskünfte erteilt das Bundesverwaltungsamt unter der Rufnummer 0228 99 358-9192 Fax 0228 99 358-9361 Anfragen können auch schriftlich per Email an: spaetaussiedler@bva.bund.de gerichtet werden.

BdV dankt Papst Benedikt

Hilfswerk der Vertriebenen „Kirche in Not“ erhält Status einer päpstlichen Stiftung BdV-Präsidentin Erika Steinbach hat Papst Benedikt XVI. für die Erhebung des Hilfswerks für Vertriebene „Kirche in Not“ in den Status einer päpstlichen Stiftung gedankt. Damit werde nicht nur die Bedeutung des Hilfswerks für die Katholische Kirche unterstrichen, sondern vor allem auch die jahrzehntelange Arbeit des niederländischen Prämonstratenserpaters Werenfried Philipp van Straaten gewürdigt. Dieser hatte das Hilfswerk kurz nach dem Krieg unter der Bezeichnung „Ostpriesterhilfe“ gegründet, um die Not von über 14 Millionen deutschen Vertriebenen und

Flüchtlingen zu lindern. Pater Werenfried war wegen seiner Lebensmittelsammlungen auch unter dem Namen „Speckpater“ bekannt geworden. Angeregt wurde Werenfried durch Papst Pius XII., dem die Hilfe für die deutschen Vertriebenen am Herzen lag. In zahllosen Aktionen hatte der Geistliche unermüdlich Spenden und Lebensmittel gesammelt. Dafür wurde er 1981 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz und 1993 vom Bund der Vertriebenen mit dessen höchster Auszeichnung, der Ehrenmedaille, bedacht. Bis zu seinem Tod war er ein starker Fürsprecher für die Interessen

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der Heimatvertriebenen im kirchlichen Bereich. Die Erhebung des Hilfswerks zu einer Stiftung päpstlichen Rechts ist vom Papst eigenhändig beurkundet worden. Sitz der Stiftung ist der Vatikanstaat. Die internationale Geschäftsstelle bleibt am Sitz der früheren Ostpriesterhilfe in Königstein im Taunus. Zum geschäftsführenden Präsidenten berief der Vatikan Johannes Freiherr Heereman von Zuydtwyck. Das Hilfswerk ist heute in über 140 Ländern tätig und fördert rund 5.000 Projekte. Die päpstliche Stiftung hilft auch verfolgten Christen.


Aus dem Bund

BdV-Stiftung zeigte viel beachtete Ausstellung „Angekommen“ im Bundestag

Stark besucht war die Ausstellungseröffnung im Bundestag. Rechts BdV-Präsidentin Erika Steinbach und Bundestagspräsident Professor Dr. Norbert Lammert. Bilder: Föllmer

Große Aufmerksamkeit wurde Ende des Jahres einer Ausstellung der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ mit dem Titel „Angekommen“ im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestages zuteil. Sie befasst sich mit der Integration von rund 15 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges in West- und Mitteldeutschland eine neue Heimat fanden. Ihre Eingliederung zählt zu den größten gesellschaftlichen Erfolgen der Republik. Das vorangegangene Vertreibungsgeschehen

führte zur größten Zwangsmigration in der europäischen Geschichte. Die Ausstellung, die vom Präsidenten des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Norbert Lammert, am 25. Oktober eröffnet wurde, zeigt den Weg von deren Ankunft in den ersten Jahren durch die Wirtschaftswunderzeit bis hin zur Gegenwart. Die Veränderungen der gesamten deutschen Gesellschaft durch Flüchtlinge und Vertriebene in sozialen, konfessionellen und politischen Belangen wurden dabei ebenso präsentiert, wie die Rahmenbedin-

gungen, die dafür erkämpft wurden, seien es Rechtsstatus, Städtebau, Gedenkkultur oder die Pflege der eigenen kulturellen Wurzeln. Der Ausstellung „Angekommen“ waren bereits zwei Erinnerungsreihen mit den Titeln „Erzwungene Wege“ und „Die Gerufenen“ vorausgegangen. Darin wurden Umstände und Verlauf der europäischen Vertreibungen und die Geschichte der deutschen Siedler in den östlichen und südöstlichen Gebieten Europas eindrucksvoll dargestellt. W.F.

Wir trauern um Václav Havel Zum Tod des früheren tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel hat BdVPräsidentin Erika Steinbach wie folgt Stellung genommen: „Die deutschen Heimatvertriebenen trauern um einen großen Europäer, einen Demokraten und Humanisten. Er stand mit seiner ganzen Person für seine moralischen Überzeugungen. Die Liebe zur Wahrheit war auch der Grund dafür, dass er schon früh nach seiner Amtsübernahme die Aussöhnung mit den Sudetendeutschen suchte. Er entschuldigte sich für die Vertreibungen der Nachkriegszeit und machte deutlich, dass er nicht zu denjenigen gehörte, die ein Übel gegen das

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andere abwogen. Dafür gebührt ihm große Anerkennung. Mit seiner Verurteilung der Vertreibung der Sudetendeutschen nahm er in Kauf, dass sich große Teile seines Volkes von ihm entfremdeten. Aber auch wir, die deutschen Heimatvertriebenen müssen einräumen, dass wir nicht in der gebührenden Art und Weise auf diese Haltung reagiert haben.“ Václav Havel sei mit seiner moralischen Geradlinigkeit ein Vorbild gewesen. Deutsche und Tschechen sollten weiter gemeinsam daran arbeiten, dass seine Worte aus dem Jahre 1989 zur Realität werden: „Die Wahrheit und die Liebe siegen über die Lüge und den Hass!“


Aus dem Bund

Grün-Rot: Kein Landesbeauftragter mehr für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler Mit Unverständnis und großer Sorge über den Umgang der Heimatvertriebenen in Baden-Württemberg reagierten der Beauftragte für Angelegenheiten der Vertriebenen, Paul Nemeth, MdL, sowie der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Integration der CDU-Landtagsfraktion, Andreas Deuschle, MdL, auf die Tatsache, dass die grün-rote Landesregierung keinen Landesbeauftragten für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler mehr ernannt hat. Die CDU-Landtagsfraktion werde auf Initiative von Deuschle einen Antrag stellen, wieder einen Landesbeauftragten für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler innerhalb der Landesregierung zu installieren. „Wir sind das unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die nach ihrer Vertreibung aus ihrer Heimat einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung unseres Bundeslandes geleistet haben und immer noch leisten, einfach schuldig“, begründet der Abgeordnete seinen Vorstoß. Noch vor der Landtagswahl habe die SPD dem Bund der Vertriebenen gegenüber

wende, belege die Tatsache, dass es nach dem Regierungswechsel keinen Landesbeauftragten für Vertriebene mehr gebe, dafür aber ein ganzes Ministerium, welches sich um Integration kümmern soll. „Ich halte das für ein falsches Signal an die Heimatvertriebenen und deren Verdienste an der Erfolgsgeschichte unseres Landes. Gerade die Heimatvertriebenen haben einen entscheidenden Anteil bei der Neubildung unseres Bundeslandes bewirkt“, so Nemeth. Heimatvertriebene würdigen Kritisiert Abschaffung des Landesbeauftragten für Vertriebene: CDU-Landtagsabgeordneter Andreas Deuschle.

erklärt, „einen zentralen Ansprechpartner in der Regierung als wichtig“ zu erachten. Auch die Grünen befürworteten „eine enge Zusammenarbeit des Landesbeauftragten für Vertriebene und Flüchtlinge einerseits und des Integrationsbeauftragten andererseits“ in der Landesregierung. Wie rasch sich die grün-rote Landesregierung von ihren Wahlversprechen ab-

Spätaussiedlerzahlen im November Im November 2011 sind 186 Personen als Spätaussiedler oder ihre Angehörigen in Friedland registriert worden. 180 Personen kamen aus den Nachfolgestaaten der SU, davon 99 aus der Russischen Föderation, 48 aus Kasachstan, 13 aus Kirgisien, 10 aus der Ukraine, neun aus Weißrussland und eine Person aus Turkmenistan. Eine Person zog aus Polen, drei aus Rumänien und zwei aus der ehemaligen CSFR zu. 69 Personen wurden als

Spätaussiedler nach § 4 BFVG registriert, 91 als Ehegatten und Abkömmlinge nach § 7 BVFG und 26 als sonstige Angehörige nach § 8 BVFG. 1091 neue Anträge auf Aufnahme nach dem Bundesvertriebenengesetz sind beim Bundesverwaltungsamt im November eingegangen. Das Bundesverwaltungsamt hat in 150 Fällen positiv über die Aufnahme entschieden und Aufnahme- bzw. Einbeziehungsbescheide erteilt.

BdV mehr Mitglieder als in Parteien Die letzte Mitgliedererhebung innerhalb des BdV, Stand 2011, hat ergeben, dass 1.300.000 Menschen dem Vertriebenendachverband und seinen Landsmannschaften angehören. Damit engagieren sich hier so viele Menschen wie in allen demokratischen Parteien zusammen. CDU, CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen verzeichnen insgesamt nur noch 1.230.000 Mitglieder. Der Übergang von der Erlebnis- zur Bekenntnisgeneration hat sich zwar auch bei

den Vertriebenenverbänden im Rückgang der Mitgliederzahlen niedergeschlagen, fiel aber geringer als erwartet aus. Hauptaufgabe der Landsmannschaften und des BdV wird es in der Zukunft sein, die junge Generation für das Schicksal ihrer Vorfahren zu sensibilisieren und für die Bewahrung des kulturellen Erbes zu begeistern. Auch das Interesse Nichtvertriebener soll für die Mitarbeit in den Verbänden stärker geweckt werden.

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Integrationsministerin Öney habe seit ihrem Amtsantritt keine Gelegenheit ausgelassen, sich über das deutsch-türkische Anwerbeabkommen positiv zu äußern und den Beitrag der türkischen Gastarbeiter am Aufbau unseres Landes zu würdigen. „Damit hat Frau Öney zweifelsohne Recht. Ich erwarte von der neuen Landesregierung nun aber im gleichen Umfang, den Beitrag der Heimatvertriebenen ebenso zu würdigen, wie sie dies unseren Gastarbeitern hat zukommen lassen“, so Deuschle.

Fortbestand von Schloss Horneck sichern Der Verbandstag 2011 des Verbandes der Siebenbürger Sachsen hat im November in Gundelsheim am Neckar den Bundesvorstand ermächtigt, die bisherige erfolgreiche Arbeit zur Stärkung des vielseitigen Kultur- und Gemeinschaftslebens sowie der Interessenvertretung fortzuführen. Dieses kam in zwei Resolutionen sehr deutlich zum Ausdruck: Zum einen wurde die Bundesregierung aufgefordert, gemäß Paragraph 96 des BVFG die siebenbürgisch-sächsischen Kultureinrichtungen auf Schloss Horneck in ihrem Fortbestand zu sichern. Die rumänische Regierung wurde zur Wiedergutmachung der am Ende des Zweiten Weltkrieges nach Russland deportierten Landsleute und zur Rückgabe des konfiszierten Eigentums aufgefordert. Zufrieden zeigte sich das Gremium, dass im Bereich der Fremdrentenproblematik eine Lösung gefunden werden konnte. S.Bruss


Aus dem Freistaat

Sozialministerium berichtet über Aktivitäten in Vertriebenen- und Spätaussiedlerfragen In der letzten Sitzung der laufenden Amtsperiode des Beirats für Vertriebenen- und Spätaussiedlerfragen, die am 4. Oktober im Aichacher Landratsamt stattfand, gab Frank Altrichter vom Referat für Vertriebenenpolitik und grenzüberschreitende Zusammenarbeit des Bayerischen Sozialministeriums einen Bericht über die Vertriebenenpolitik seines Hauses. Der Blickpunkt veröffentlicht diesen nachstehend im Wortlaut: „Das Jahr 2011 brachte eine zentrale Weichenstellung in den Beziehungen von Bayern und Tschechien. Ein neues Kapitel guter Nachbarschaft wurde durch die Besuchsreise von Ministerpräsidenten Horst Seehofer im Dezember des verVertriebene bei Reisen dabei

gangenen Jahres in die Tschechische Republik aufgeschlagen. Im Nachgang dazu fanden 2011 Delegationsreisen des Schirmherrschaftsministeriums statt: Besuche von Staatsministerin Christine Haderthauer am 4./5. April und von Staatssekretär Markus Sackmann am 4./5. August. Auf allen drei Reisen begleiteten Vertreter der Sudetendeutschen Volksgruppe die Kabinettsmitglieder. Dies ist Ausdruck dessen, welch hohen Stellenwert Bayern der Einbeziehung der Sudetendeutschen auf dem Weg zu Verständigung und Versöhnung beimisst. Ein besonderes Augenmerk in den Besuchsprogrammen galt neben den sozial-, arbeits- und ausbildungspolitischen Fragen auch der Unterstützung von Angeboten, die der Vertiefung des Wissens über die gemeinsame Geschichte dienen und der Förderung einer engen Zusammenarbeit unter den mit der Pflege des deutsch-tschechischen Kulturerbes befassten Einrichtungen. Die Förderung der deutschen Sprache und die Stärkung der deutschen Minderheit waren weitere wichtige Themen. Sudetendeutsches Museum kommt

Ein wichtiger Bestandteil deutsch-tschechischer Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet ist die Kooperation des Collegium Bohemicum mit dem geplanten Sudetendeutschen Museum. Das Collegium Bohemicum arbeitet aktuell an einer Ausstellung über die Geschichte der Deutschen in den Böhmischen Ländern. Die Zusammenarbeit der beiden Ein-

richtungen wird durch Haushaltsmittel des Freistaates Bayern unterstützt. Sudetendeutsches Museum: Der Planungsprozess für das Sudetendeutsche Museum in München macht Fortschritte. Zur Erstellung eines Museumskonzepts konnte aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen mit Wilfried Rogasch zum 1. April 2011 ein Gründungsbeauftragter für das Museum bestellt werden. Eine zentrale Frage im Planungsverfahren ist aktuell die des Baukörpers, der künftig das Museum angrenzend zum Sudetendeutschen Haus in der Hochstraße beherbergen soll. Als Jahresthemen mit zeithistorischem Hintergrund sind vom Bayerischen Sozialministerium 2011 folgende Themen in chronologischer Reihenfolge aufgegriffen worden: 65 Jahre erster Vertriebenentransport aus dem Sudetenland nach Bayern. Aus Anlass dieses Termins legte Staatssekretär Markus Sackmann ein Blumengebinde am Gedenkstein für die vertriebenen Su-

detendeutschen vor dem Bahnhof Furth im Wald nieder. 70 Jahre Deportation der Deutschen aus der Sowjetunion. Staatsministerin Christine Haderthauer hat in einer Pressemitteilung und in einem Beitrag für eine über das HDO bezuschusste Broschüre der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland den sog. „Stalinerlass vom 28. August 1941“ als Auslöser des Vertreibungsschicksals der deutschen Volksgruppe in der Sowjetunion aufgegriffen. Die Zentralität dieses historischen Ereignisses hat die Fachabteilung veranlasst, in Kooperation mit der Hanns-Seidel-Stiftung eine Seminarveranstaltung zum Thema Russlanddeutsche zu initiieren, die am 29. November 2011 im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung stattfand. 30 Jahre Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen: Das Jubiläum der Kultureinrichtung ist ein Beleg dafür, dass der Freistaat Bayern zu seinen Pflichten aus seiner Patenschaft mit der Landsmannschaft Ostpreußen steht und den Betrieb jähr-

Am 7. November feierte der langjährige Nürnberger CSU-Landtagsabgeordnete Dr. Sieghart Rost seinen 90. Geburtstag. Bei der offiziellen Geburtstagsfeier im Nürnberger Presseclub wurde dem geborenen Pommer für seine herausragenden Verdienste um die heimatpolitischen Belange seiner Landsleute, dessen Bemühen im Hinblick auf den Aufbau eines geeinten freiheitlichen Europas, das Engagement im Haus des Deutschen Ostens in München und für den Bau des Hauses der Heimat in Nürnberg die Ehrenmitgliedschaft der Pommerschen Landsmannschaft verliehen. Unser Bild zeigt die Grußwort- bzw. Festredner von links: Heinz Durner, Alt-Bundesvorsitzender Deutscher Philologen-Verband, Ernst Schroeder, Landesvorsitzender Pommersche Landsmannschaft Bayern, Finanzminister Markus Söder, MdL, Ehrenmitglied Sieghard Rost, Ministerpräsident a. D. Günter Beckstein, MdL, Sigmund Gottlieb, Chefredakteur Bayerischer Rundfunk und Helmut Sauer, BdV-Vizepräsident und Bundesvorsitzender der Ostund Mitteldeutschen Vereinigung der CDU. Bild: Pressearchiv Nürnberg

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Aus dem Freistaat lich mit einer stolzen Summe finanziell unterstützt. Ministerin Christine Haderthauer hat dies mittels einer offiziellen Pressemitteilung und in einem Grußwort für den Preußen-Kurier, dem Organ der Landesgruppe der Ost- und Westpreußen, deutlich zum Ausdruck gebracht. Staatsministerin Christine Haderthauer hat darüber hinaus wieder zu allgemeinen vertriebenenpolitischen Themen Stellung bezogen: Die Einführung eines Nationalen Gedenktages für die Opfer von Vertreibung wird ausdrücklich befürwortet. Die Staatsministerin hat ihre Haltung im Februar dieses Jahres nochmals nachhaltig bekräftigt. Sie wies darauf hin, dass es Bay-

nissen, wenn dies möglich schien, die Folgen für die Heimatvertriebenen in den Vordergrund gerückt und über Pressetätigkeit versucht, das öffentliche Bewusstsein für historische Zusammenhänge zu schärfen. Ein Beispiel stellt der 50. Jahrestag des Mauerbaus 1961 dar, mit dem auch den Heimatvertriebenen der letzte Weg in die Freiheit versperrt blieb und endgültig die Hoffnung auf ein ei-

Tag (Kulturpreisverleihung, Eröffnung, Hauptkundgebung), Festakt der Ortsgruppe Ingolstadt der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Widerspruch gegen die vom Auswärtigen Amt beschlossene Schließung des Konsulats in Temesburg (gegenüber der Präsidentin des BdV, Erika Steinbach, und der Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe, Gerda Hasselfeldt, hat sie in einem Schreiben auf die Folgen einer solchen Entscheidung hingewiesen), Beiträge für den Preußen-Kurier und Teilnahme am Zentralen Tag der Heimat des BdV Landesverbandes Bayern in Augsburg. Einen direkten Kontakt mit den heimatvertriebenen und heimatverbliebenen An-

Unterstützung für Gedenktag

Schrittweiser Verwaltungsvorgang

ern war, das auf Grundlage einer BdVInitiative bereits 2003 das Thema eines Nationalen Gedenktages in den Bundesrat eingebracht hat. Anfang 2011 hat nun der Bundestag nachgezogen und die Bundesregierung aufgefordert, die Einführung eines Nationalen Gedenktages für die Opfer von Vertreibung am 5. August, dem Jahrestag der Unterzeichnung der „Charta der Heimatvertriebenen 1950“, zu prüfen. Das „Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011“ hat die Staatsministerin zum Anlass genommen, im Rahmen der von Bayern geförderten Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements auch die ehrenamtliche Tätigkeit der vielen Menschen hervorzuheben, die sich in Landsmannschaften und Verbänden der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler alltäglich in den Dienst der Gemeinschaft stellen und das Bewusstsein für ihre Heimat, Kultur und Identität an die nächsten Generationen weitergeben. Staatsministerin Christine Haderthauer hat bei nationalen zeithistorischen Ereig-

gehörigen der deutschen Volksgruppe und ihren Institutionen vor Ort hat auch die Fachabteilung des Bayerischen Sozialministeriums gezielt gesucht: Festakt zur Einweihung der Multifunktionshalle beim Heiligenhof, Besuch der Bildungs- und Begegnungsstätte Burg Hohenberg, Gespräch mit Bernard Gaida, Vorsitzender des Verbandes der sozial-kulturellen Gesellschaften der Deutschen in Polen, in Oppeln u. a. über die Möglichkeiten verbesserten Spracherwerbs von Angehörigen der deutschen Minderheit in Schlesein, Teilnahme an Fachgesprächen mit rumänischen Abgeordneten bei Landtagspräsidentin Barbara Stamm (darunter auch Herr Gant, als parlamentarischer Vertreter für die deutsche Minderheit in Siebenbürgen), Teilnahme am Deutschlandtreffen der Ostpreußen in Erfurt, Teilnahme am Egerlandtag in Marktredwitz, Kommunal- politischer Kongress und Festakt zum 20jährigen Bestehen des Hauses Kopernikus in Allenstein, Erzählcafé im Haus des Deutschen Ostens.

Staatssekretär Markus Sackmann: Bayerische Ehrenamtscard soll auch Engagement im Vertriebenenbereich würdigen.

genes Verbandswesen und die Erhaltung und Bewahrung der eigenen Kultur und Identität in der DDR genommen wurde. Großen Wert hat die Staatsministerin auf einen engen, vertrauensvollen Austausch mit den Landsmannschaften und Vertriebenenverbänden zu aktuellen politischen Themen gelegt, welche die Vertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler bewegen. Damit war es möglich, auf deren Anliegen zielgerichtet reagieren zu können: Teilnahme am Sudetendeutschen

Bayerischer Jugendring ändert seine Satzung Junge Menschen mit Migrationshintergrund sind in Zukunft im Bayerischen Jugendring (BJR) mit Stimmrecht im Hauptausschuss vertreten. Das wurde kürzlich in Gauting beschlossen. Die Jugendarbeit in Bayern setzt mit dieser Satzungsänderung ein Zeichen für mehr gesellschaftliche Integration und politische Teilhabe. Die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sei schon seit langem ein wichtiges Anliegen im BJR. BJR-Präsident Matthias Fack: „Mit diesem Beschluss zeigen wir, dass es uns ernst ist mit der Interessen-

vertretung für alle jungen Menschen in Hauptausschuss“, so Imdat Dasdemir, Bayern. Die Beteiligung junger Migran- Vertreter der Islamischen Jugend. tinnen und Migranten bereichert die Jugendarbeit und unsere Gesellschaft insNeuer djo-Vorstand gesamt.“ in Nürnberg Zur Zeit sind 39 Vereine junger Menschen Auf dem Kreisjugendtag der djo-Deutmit Migrationshintergrund (VJM) Mitsche Jugend in Europa wurde in Nürnglied in den Stadt- und Kreisjugendrinberg Alexander Voss zum neuen Kreisgen. Sie sind Teil der Jugendarbeit auf örtlicher Ebene und arbeiten dort in den vorsitzenden gewählt. Zur StellvertreteGremien mit. „Wir sind sehr stolz, dass rin wurde Olena Kalchuk von der die bayerischen Jugendverbände uns mit Tanzgruppe „Tornado“ berufen. Als diesem Beschluss auch auf Landesebene Beisitzerin fungiert Irina Fixel vom ein Stimmrecht eingeräumt haben und Russisch-deutschen Kulturzentrum, freuen uns auf die Zusammenarbeit im als Schatzmeisterin Irina Schlundt.

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Aus dem Freistaat

CSU-Landtagsfraktion erinnert an Deportation Russlanddeutscher Exakt zwei Monate und sechs Tage waren seit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 vergangen, als für die Russlanddeutschen einer der Schicksalstage ihrer Geschichte anbrach: Mit dem „Stalin-Erlass“ vom 28. August 1941 begann die Deportation aller Deutschen im europäischen Teil Russlands. Stalin verbannte Hunderttausende entschädigungslos nach Sibirien und in andere asiatische Teile der Sowjetunion. Zwei Drittel der deportierten Russlanddeutschen verloren dabei ihr Leben. Eine Umsiedlung nach Deutschland wurde den Überlebenden erst ab Mitte der 1950er Jahre gestattet. Seitdem haben viele von ihnen in Bayern eine neue Heimat gefunden. Im vergangenen Jahr 2011 jährte sich der Deportationsbefehl zum 70. Mal. Dies nahm die „Arbeitsgruppe Vertriebenenpolitik“ der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag zum Anlass, gemeinsam mit russlanddeutschen Aussiedlern, Spätaussiedlern und ihren Familien im Maximilianeum deren Geschichte und ihre Bedeutung für den Freistaat Bayern nachzuzeichnen. „Die Deutschen aus Russland waren und sind Deutsche“, stellte Georg Schmid, der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion, gleich zu Beginn der Veranstaltung fest. „Das gemeinsame Gedenken an dieses

Schlüsselereignis ist für uns als CSUFraktion im Bayerischen Landtag Ausdruck unserer Verbundenheit mit Ihnen.“ Leider, so Schmid, sei dieses Geschichtsbewusstsein nicht nur der politischen Linken in Deutschland verloren gegangen. „Stalins Deportationsbefehl für die Russlanddeutschen war Vergeltung an Unschuldigen“, erklärte Fraktionsvorsitzender Schmid. „Zwangsarbeit, Folter und Verbannung forderten einen schrecklichen Tribut.“ Trotz aller Repressalien und Widerstände in der ehemaligen Sowjetunion seien sich die Russlanddeutschen ihrer Wurzeln, ihrer Sprache und ihrer Traditionen aber immer bewusst gewesen. „Das verdient großen Respekt und höchste Anerkennung“, so Schmid. Die Geschichte der Russlanddeutschen beleuchtete Dr. phil. Ortfried Kotzian, der Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, in seinem Festvortrag. Die Deutschen seien in den vergangenen Jahrhunderten von russischen Zaren als Fachkräfte und Siedler gezielt nach Russland eingeladen worden. Schon im Ersten Weltkrieg, besonders aber nach dem Deportationsbefehl Stalins, gerieten sie zwischen alle Fronten. „Menschen wurden verschleppt und Familien auseinandergerissen. Sie waren völlig rechtlos“, so Dr. Kotzian.

Seit den 1950er Jahren hätten viele Russlanddeutsche in Bayern eine neue Heimat gefunden. Insgesamt sind seit damals 640.000 Aussiedler und Spätaussiedler in den Freistaat gekommen, davon in den vergangenen 20 Jahren etwa 280.000 Deutsche aus Russland. Die Integration verlief mustergültig, auch dank des großen Engagements der Russlanddeutschen: „Sie haben in Bayern tiefe Wurzeln geschlagen und sich als aktive Bürgerinnen und Bürger in unsere Gesellschaft eingebracht“, lobte Georg Schmid. Unterstützt wurden und werden sie dabei durch die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag. „Wir sind seit jeher der verlässliche politische Ansprechpartner der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler“, betonte Christa Matschl, MdL, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Vertriebenenpolitik. „Wir sind mit unseren Vertretern in allen bayerischen Regierungsbezirken präsent und kümmern uns seit vielen Jahren um die Anliegen der Russlanddeutschen.“ Diese Zusammenarbeit soll auch in Zukunft weiter Früchte tragen, wünschte sich Georg Schmid. „Bereichern Sie weiterhin unsere gemeinsame Heimat Bayern. Das stärkt unser Land und verbessert die Zukunftschancen unserer Kinder!“

Beim Empfang der Arbeitsgruppe Vertriebenenpolitik der CSU-Landtagsfraktion waren mit dabei, von links: Juri Heiser, stv. Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Adolf Fetsch, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Christa Matschl, MdL, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Vertriebenenpolitik, CSU-Fraktionsvorsitzender Georg Schmid und Landtagsabgeordneter Andreas Lorenz. In den Händen halten sie einen Kalender für 2012 des Historischen Forschungsvereins der Deutschen aus Russland e.V.

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Aus dem Freistaat

Rekordbesuch beim Vertriebenenempfang der SPD-Landtagsfraktion

Über 300 Gäste hatten sich beim Vertriebenenempfang der SPD-Landtagsfraktion im Maximilianeum eingefunden. Als besonderer Gast war der Ehrenpreisträger der Landeshauptstadt München, Dieter Hildebrandt, geladen.

Unter dem Motto „Wir wollen Brücke sein – Verständigung. Versöhnung. Integration“ hat die bayerische SPD-Landtagsfraktion im Rahmen ihres jährlichen Empfangs für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler zehn Frauen für ihr besonderes Engagement zur Bewahrung Empfang im Plenarsaal

des Kulturerbes geehrt. Sie setzte damit eine seit nunmehr vier Jahren stattfindende Tradition fort. SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Rinderspacher wies in seinem Grußwort insbesondere auf eine kürzlich erfolgte Delegationsreise nach Schlesien und die dort

gewonnene Erkenntnis hin, dass der Respekt zwischen Deutschen und Polen in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig gewachsen sei. Die vertriebenenpolitische Sprecherin der Fraktion, Christa Naaß, freute sich sichtlich über das große Echo, das die Einladung bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Landsmannschaften ausgelöst hatte. Fanden die SPD-Vertriebenenempfänge in den letzten drei Jahren im „Steinernen Saal“ des Maximilianeums statt, musste man aufgrund der großen Zahl der Zusagen in den Plenarsaal ausweichen. Als besonderer Gast war der Ehrenpreis-

träger der Landeshauptstadt München und Träger des Wilhelm-Hoegner-Preises, Dieter Hildebrandt, geladen. Der gebürtige Schlesier diskutierte mit dem Vizepräsidenten des bayerischen Landtags, Franz Maget, über seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse aus seinem Heimatort Bunzlau. Im Rahmen dieses Gesprächs wurden zwei Episoden aus einem Film gezeigt, in dem Hildebrandt Anfang der neunziger Jahre für einen Besuch in seine Heimatstadt zurückkehrt. Höhepunkt der Veranstaltung war die Auszeichnung von besonders engagierten Frauen im Bereich der Vertriebenen- und Aussiedlerarbeit. Der frühere SPD-Landtagsabgeordnete und BdV-Vizepräsident Entspanntes Verhältnis zum BdV

Albrecht Schläger hob dabei die Bedeutung der Bewahrung des Kulturerbes der Deutschen aus dem Osten hervor. Als Sprecher aller Gäste, darunter auch die rumänische Generalkonsulin in Bayern, Brandusa Predescu, dankte BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer der SPD-Fraktion für deren erkennbares Bemühen, das in den 80er und 90er Jahren angespannte Verhältnis zu den Landsmannschaften zu normalisieren. Er erinnerte dabei auch an den früheren Bundesinnenminister Otto Schily, der nach der Jahrtausendwende hierfür wichtiger Wegbereiter war. Großen Applaus erhielt Christa Naaß, der Knauer attestierte, „mit unendlichem Fleiß und groVon linkss: Ute Bako, Heidemarie Weber, Gerlinde Theil, Maria Schenker, Christa ßem Gespür“ für die Belange der Heimatvertriebenen in ihrer Partei mit HerzNaaß, MdL, Christa Wandschneider, Landtagsvizepräsident Franz Maget. Fotos: Föllmer blut einzutreten.

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Aus dem Freistaat

SPD-Vertriebenenpolitiker besuchen Schlesien Treffen mit der deutschen Volksgruppe Im Vorfeld des diesjährigen Empfangs für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler, besuchte der „Arbeitskreis Vertriebene“ der Landtags-SPD mit seiner Sprecherin Christa Naaß und Landtags-Vizepräsident Franz Maget an der Spitze in der Allerheiligen-Woche Schlesien und Südpolen. Die Tour der Abgeordneten führte nach Krakau, Auschwitz, Gleiwitz, Oppeln, Groß Stein, Breslau, Schweidnitz und Kreisau. Neben Maget und Naaß gehörten zu der SPD-Besuchergruppe der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Volkmar Halbleib, der europapolitische Sprecher Dr. Linus Förster, die Abgeordneten Maria Noichl, Reinhold Perlak, Reinhold Strobl und Johanna Werner-Muggendorfer sowie der Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen und frühere SPD-Landtagsabgeordnete Albrecht Schläger. Sozialdemokratische Spurensuche

20 Jahre nach Abschluss des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags und 20 Jahre nach Gründung des deutsch-polnischen Jugendwerks stießen die SPD-Politiker auf praktische Beispiele der Aussöhnung und immer wieder auch auf sozialdemokratische Spuren. Am Grab von SPD-Gründungsvater Ferdinand Lassalle auf dem Jüdischen Friedhof in Breslau legten die Abgeordneten einen Strauß roter Nelken nieder. Die SPD-Landtagsabgeordneten überzeugten sich auch von der wertvollen Arbeit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz, dem Haus für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Gleiwitz und dem Verband der sozial-kulturellen Gesellschaften der Deutschen in Polen. Mit dem Vorsitzenden des Verbandes, Bernhard Gaida, und dem VorBesuch bei Erzbischof Nossol

sitzenden der Deutschen im Bezirk Oppeln, Norbert Rasch, traf man zu einem Meinungsaustausch über die Situation der Minderheit zusammen. Landtagsvizepräsident Franz Maget nannte es bemerkenswert, „in welch ruhiger Art in Polen das Thema deutsche Minderheit behandelt wird und wie die deutsche Minderheit mit den Regelungen offenbar zufrieden ist“. Dies sei eine gute Grundlage für die deutsch-polnischen Verhältnisse und auch für die europäische

Zukunft, wobei er überzeugt sei, dass im künftigen Europa gerade die Regionen die entscheidende Rolle spielen werden. Maget: „Dieses Schlesien hat das Zeug, eine solche besondere Region in Europa zu werden.“ Die Arbeit der Kirchen würdigten die SPD-Politiker in Groß Stein bei einem Treffen mit dem früheren Oppelner Erzbischof Prof. Alfons Nossol. Als „Ort des Erinnerns, Erlebens und Bewahrens“ be-

zeichnete Christa Naaß Kreisau. Dort würde Verständigung aktiv gelebt und Zukunftsperspektiven entwickelt. Vize-Fraktionschef Halbleib sprach sich für eine Intensivierung der Jugendarbeit und einen stärkeren Lehreraustausch für bilinguale Schulen in Polen aus. Im zusammenwachsen- den Europa sei es durchaus auch denkbar, dass an einigen Schulen in Bayern Polnisch als Fremdsprache angeboten werde. M. Langer

Seminar im „Heiligenhof“ Siebenbürgen in zeitgenössischen Dokumentarfilmen Die Akademie Mitteleuropa e. V. lädt zu einem Seminar unter dem Motto „Siebenbürgen in zeitgenössischen Dokumentarfilmen“ in die Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ nach Bad Kissingen vom 24. bis 26. Februar 2012 ein. Ost- und westdeutsche, österreichische, ungarische und rumänische Dokumentarfilmer haben Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen als Thema entdeckt. Es entstanden in den letzten zwei Jahrzehnten mehrere Dutzend einschlägige Filme, die gelegentlich auf Filmfestivals oder im Fernsehen gezeigt wurden. Eine Auswahl dieser vielfach unbekannten Filme wird in Anwesenheit der Autoren in einer Zusammenschau bei der Veranstaltung gezeigt. Dabei wird das deutsche Kultur- und Geschichtserbe in Siebenbürgen, der beinahe vollständige Exodus der Deutschen nach fast 900 Jahren im Karpatenbogen anhand von Dokumentationen von Einzel- und kollektiven Schicksalen von Verbliebenen und Ausgewan-

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derten, von Evakuierten, Deportierten, von Opfern der kommunistischen Gewaltherrschaft, politischen Prozessen etc. behandelt. Für die jüngeren Generationen sind diese Filme vielfach die ersten und die einzigen Begegnungen mit deutscher Kultur und Geschichte im östlichen Europa. Die Tagung beginnt am Freitagabend und ist am Sonntag nach dem Mittagessen zu Ende. Die Teilnahme kostet für Teilnehmer aus der Bundesrepublik 60,00 Euro zuzüglich Kurtaxe (3,40 Euro) und ggf. Einzelzimmer-Zuschlag (20,00 Euro für den gesamten Zeitraum) und beinhaltet Unterkunft, Verpflegung und Programmkosten. Für Studierende und Teilnehmer aus Rumänien und Ostmitteleuropa gilt ein Sonderpreis von 20,00 Euro. Anmeldungen nimmt bis spätestens 10. Februar unter dem Stichwort: „Siebenbürgische Filme“, „Der Heiligenhof“, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Fax 09 71/71 47-47 oder per E-mail an: hoertler@heiligenhof.de entgegen.


BdV-Bundesverband

BdV-Bundesversammlung erwartet von Politik Einlösung gegebener Versprechen Mit drei einstimmig verabschiedeten Resolutionen hat die BdV-Bundesversammlung am 25. Oktober 2011 in Berlin an die politisch Verantwortlichen appelliert, längst überfällige Entscheidungen endgültig zu treffen. So soll das schwere Schicksal der deutschen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter anerkannt und als humanitäre Geste die gesetzlichen Grundlagen für eine Entschädigung in Form einer Einmalzahlung geschaffen werden. Weiter wurde die Einlösung des aus Oppositionszeiten herrührenden Versprechens nach Einrichtung eines nationalen Gedenktages zum Zeichen der Verbundenheit mit den deutschen Heimatvertriebenen und in Anerkennung ihres Beitrags zum Aufbau Deutschlands und zum friedlichen Miteinander in Europa gefordert. Sowohl CDU/CSU als auch FDP und der frühere niedersächsische Ministerpräsident und jetzige Bundespräsident Christian Wulff hatten sich vor Jahren für dessen Schaffung ausgesprochen. In der dritten Entschließung wurde die Gesetzesnovellierung für eine Härtefallregelung bezüglich der nachträglichen Einbeziehung von Ehegatten und Abkömmlingen in den Aufnahmebescheid des Spätaussiedlers begrüßt. Hier erwartet die Bundesversammlung eine zügige Umsetzung ohne neue bürokratische Hürden.

gebrachten Antrag zur Entschädigung deutscher Zwangsarbeiter, dem sich später auch die FDP angeschlossen hat, wird dies richtigerweise zum Ausdruck gebracht. Jetzt müssen endlich Taten folgen. Wir fordern die Bundesregierung auf, das damalige Vorhaben wieder aufzunehmen und die gesetzliche Grundlage für eine humanitäre Geste in Form einer Einmalzahlung für alle diejenigen Personen zu schaffen, die als Opfer von Gewalt und Willkür zur Zwangsarbeit herangezogen wurden. Dabei sollen auch die außerhalb Humanitäre Geste gegenüber deutschen Zwangsarbeiterinnen der Bundesrepublik Deutschland noch lebenden betroffenen Deutschen einbezound Zwangsarbeitern. gen werden. Das hohe Alter der von der Nachstehend die Beschlüsse im Wortlaut: Verschleppung und Ausbeutung BetrofDas schwere Schicksal deutscher Zwangs- fenen erfordert eine zügige Lösung. arbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die als „Nationaler Gedenktag“ zur Zivilpersonen aufgrund ihrer Staats- und Erinnerung an die Vertreibung Volkszugehörigkeit durch fremde Staatsgewalt während des Zweiten Weltkriegs und danach zur Zwangsarbeit herange- Zum Zeichen der Verbundenheit mit den zogen wurden, stellt ein Sonderopfer dar, deutschen Heimatvertriebenen und in Andas über ein allgemeines Kriegsfolgen- erkennung ihres Beitrages zum Aufbau schicksal hinausgeht, aber bis zum heu- Deutschlands und zum friedlichen Mittigen Tag keine Würdigung und Aner- einander in Europa ist es an der Zeit, eikennung gefunden hat. nen „Nationalen Gedenktag“ einzurichEine Geste der Anerkennung für die Über- ten. Die Charta der deutschen Heimatverlebenden der unmenschlichen und bruta- triebenen, die feierlich am 5. August 1950 len Haft- und Lagerbedingungen mit ih- in Stuttgart verkündet wurde, war von zuren dauerhaften seelischen und körper- kunftsweisender Bedeutung. Ihre Botlichen Folgeschäden ist überfällig. schaft trägt bis in die heutige Zeit. DesSchon in dem von der CDU/CSU- halb wird ihrer alljährlich am Tag der Bundestagsfraktion im Jahre 2003 ein- Heimat Anfang September gedacht.

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In ihr haben sich die deutschen Heimatvertriebenen in einem beeindruckenden Akt der Selbstüberwindung für den Weg des Friedens und des Miteinanders entschieden. Schon damals haben sie ein einziges Europa nicht nur als Vision gesehen, die sich irgendwann durch irgend jemand erfüllt, sondern sie haben deutlich gemacht, dass sie selbst am Wiederaufbau Deutschlands und Europas aktiv „durch harte unermüdliche Arbeit“ mitwirken wollen. Die Botschaft von damals hat getragen bis heute. Aus keinem einzigen Satz, aus keiner Silbe dieser ersten gemeinsamen Deklaration der Heimatvertriebenen sprach Hass gegenüber den Nachbarvölkern. Im Gegenteil: „Wir werden jedes Beginnen mit allen Kräften unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem Völker ohne Furcht und Zwang leben können.“ Wegweisend war auch der Hinweis, „dass das Recht auf die Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwirklicht werden solle“. Die Charta war, ist und bleibt eine politische Willensbekundung der deutschen Heimatvertriebenen zum friedlichen Miteinander in Deutschland und Europa. Bislang haben alle Bundesregierungen den Beitrag der deutschen Heimatvertriebenen zum Aufbau Deutschlands und Europas gewürdigt. Der Bundesrat hat bereits in einer Entschließung vom 11. Juli 2003 die Forde-


BdV-Bundesverband rung des BdV aufgenommen und die damals noch rot/grüne Bundesregierung aufgefordert, den 5. August eines jeden Jahres zum „Nationalen Gedenktag für die Opfer von Vertreibung“ zu bestimmen. Diesen Gedanken haben die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP in einen Prüfantrag vom 15. Dezember 2010 aufgenommen, der am 10. Februar 2011 verabschiedet wurde. Darin heißt es: „Anlässlich des 60. Jahrestages der Charta macht sich der Deutsche Bundestag die Worte des Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Lammert zu eigen: Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen aus dem Jahr 1950 gehört zu den Gründungsdokumenten der Bundesrepublik Deutschland, sie ist eine wesentliche Voraussetzung ihrer viel gerühmten Erfolgsgeschichte. Die Charta ist deshalb von historischer Bedeutung, weil sie innenpolitisch radikalen Versuchungen den Boden entzog, außenpolitisch einen Kurs der europäischen Einigung und Versöhnung unter Einbeziehung der mittel- und osteuropäischen Nachbarn vorbereitete und

wirtschafts- und gesellschaftspolitisch nicht nur die Integration von Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen, sondern über sie hinaus einen beispiellosen Wirtschaftsaufbau ermöglichte, der weltweit als ‚deutsches Wirtschaftswunder‘ Anerkennung gefunden hat.“ Deutsche aus Russland brauchen unsere Solidarität Das schwere Schicksal der Deutschen aus Russland mit Deportation und Zwangsarbeit in der Trudarmee wirkt bis heute in den Familien fort. Es muss deshalb weiterhin pauschal anerkannt und die Aussiedlung der Russlanddeutschen in die Bundesrepublik Deutschland als Spätaussiedler auf der Grundlage des Bundesvertriebenengesetztes gewährleistet bleiben. Die Bundesregierung hat als Zeichen der Solidarität mit und aus Verantwortung für das Schicksal der Russlanddeutschen eine Härtefallregelung für die nachträgliche Einbeziehung von Ehegatten und Abkömmlingen in den Aufnahmebescheid

Haben Sie noch keine Idee für ein Geschenk?

des Spätaussiedlers durch das 9. Änderungsgesetz zum Bundesvertriebenengesetz beschlossen, um Härten durch Familientrennungen abzumildern. Der Bundestag hat nunmehr dieses Gesetz verabschiedet. Die Bundesversammlung begrüßt diese Gesetzesregelung und fordert, diese durch die Verwaltung ohne bürokratische Hürden zügig umzusetzen. Die betroffenen Menschen warten schon seit Jahren auf eine familienfreundliche Regelung. Die Integration von Spätaussiedlern ist ein langer Prozess, der mit dem Abschluss des Integrationskurses nicht beendet ist. Die Bundesversammlung hält weitere Angebote zum Spracherwerb, zur Berufsqualifizierung und Anerkennung mitgebrachter Kompetenzen für dringend erforderlich, um den Menschen das Gefühl zu geben willkommen zu sein. Besonderes Augenmerk ist auf die junge Generation zu legen. Dabei sind Maßnahmen der Vertriebenenverbände, insbesondere von Organisationen der Russlanddeutschen zu fördern, weil sie besonders nah an den Betroffenen sind.

Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen

Der Katalog zur Ausstellung „Angekommen – Die Integration der Vertriebenen in Deutschland“ ist das ideale Präsent für Menschen, die an dem Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen interessiert sind. In unserer Stiftung ist der Katalog zu einem Preis von 12,95 € zzgl. Versandkosten erhältlich. Wir bemühen uns um schnellstmöglichen Versand, damit der Katalog Sie pünktlich erreicht.

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Erika Steinbach – Die Macht der Erinnerung 256 Seiten, 22,00 € Hardcover mit Schutzumschlag, Universitas Verlag in der Amaltea Signum Verlag GmbH, ISBN 978-3-8004-1495-6

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Jugendarbeit

djo-Deutsche Jugend in Europa Landesverband feiert 60-jähriges Bestehen

„Das war eine eindrucksvolle Präsentation der Kulturarbeit unserer landsmannschaftlichen Jugendverbände, die in Deutschland wohl seinesgleichen suchen dürfte“, schwärmte BdV-Landesvorsitzender, Aichach-Friedbergs Landrat Christian Knauer. Zusammen mit djo-Bundesvorsitzenden, Thomas Hoffmann, Straubings Oberbürgermeister Markus PanViele Ehrengäste in Straubing

nermayr, dem Präsidenten des Bayerischen Jugendrings, Matthias Fack, und dem Leitenden Regierungsdirektor am Haus des Deutschen Ostens, Dr. Ortfried Kotzian, zählte er zu den Ehrengästen bei

der 60-Jahr-Feier der djo-Deutsche Jugend in Europa, Landesverband Bayern, Mitte Oktober in Straubing. Inhaltliche Schwerpunkte der Jubiläumsfeier im Herzogschloss und im Straubinger Rathaussaal waren die unterschiedlichen Interpretationen „ostdeutscher Jugendkulturarbeit“ durch die teilnehmenden Kinder- und Jugendgruppen der Siebenbürger Sachsen, der Pommern, der Deutschen aus Russland sowie der Schlesischen und der Sudetendeutschen Jugend. Am Samstag, 15. Oktober, zeigten unter dem djo-Leitspruch „Kultur als Erlebnis“ die verschiedenen Gruppen auf dem Straubinger Stadtplatz einen bunten Ausschnitt ihrer Kinder- und Jugendkul-

turarbeit und ernteten viel Begeisterung und Applaus der Zuschauer. Anschließend hatten der Jugenddachverband und ihre Mitgliedsverbände unter dem Motto „Wir feiern uns“ ins Herzogschloss eingeladen. Eine Nostalgiemesse mit Fotos, Filmen, Dias und sonstigen Devotionalien fand besonders das Interesse der älteren und ehemaligen djo-Mitglieder.

Landesvorsitzende der djo-Bayern Erich Kukuk Dieter Max Dr. Dieter Hüttner Heinz Lehnfeld Theo Hoffmann Gerhard Wilfling Dr. Uwe Lebok Robert Leiter Birgit Unfug

1951 bis 1956 1956 bis 1966 1966 bis 1975 1975 bis 1987 1987 bis 1989 1989 bis 1993 1993 bis 1997 1997 bis 2002 seit 2002

Einen weiteren Höhepunkt bildete der Festabend unter dem Leitwort „60 Jahre kulturelle und geschichtliche Bildung in der djo im Spiegel der Zeit“. Hier begaben sich die Kinder- und Jugendgruppen auf eine geschichtliche, kulturelle und politische Zeitreise durch sechs Jahrzehnte des Weltgeschehens. Am Sonntag erreichte das Jubiläum mit einer Feierstunden-Matinee im vollbesetzten Rathaussaal seine Krönung. Straubings Oberbürgermeister Markus Pan-

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Jugendarbeit nermayr überbrachte hierbei die Glückwünsche der Stadt und erinnerte daran, dass junge Flüchtlinge und Vertriebene am 4. November 1951 im Stadttheater seiner Stadt die Deutsche Jugend des Ostens (DJO) als Dachverband für die Jugendarbeit der Heimatvertriebenen gegründet hatten. Heute, 60 Jahre später, habe sich die djo nicht nur in der Namensgebung weiterentwickelt, sondern auch strukturell und inhaltlich. djo-Bundesvorsitzender, Thomas Hoffmann, wies in seinem Grußwort auf die

djo-Deutsche Jugend in Europa Landesverband Bayern Peter Hillebrand, Landesgeschäftsführer Wolfgang Wilfling, Bildungsreferent Karin Krapp, Organisations- und Finanzreferentin

Roxana Ludwig, Angestellte Bodenseestraße 5, 81241 München, Tel. 0 89/8 21 27 62, Fax 0 89/8 2110 62

djo-Bayern@t-online.de

Vorreiterrolle der djo-Bayern beim Thema Integration und Öffnung des djoBundesverbandes für Zuwanderergruppen hin. Die djo stehe nicht nur Kindern und Jugendlichen von Vertriebenen und Aussiedlerfamilien offen, sondern fördere mit ihren Jugendverbänden aus dem

Migrationsbereich auch das gleichberechtigte, tolerante und solidarische Zusammenleben in kultureller und sozialer Vielfalt. BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer hob in seinen Ausführungen den Stellenwert des Jugendverbandes im BdV Bayern hervor. Eindringlich appellierte er an die Landesverbände in anderen Bundesländern wieder aufeinander zuzugehen. „Wer keine Jugendarbeit leistet, hat keine Zukunft!“ Mit dem djoBundesverband und dem BdV-Präsidium werde es 2012 entsprechende Gespräche geben. Hierzu habe er sich der Rückendeckung von BdV-Präsidentin Erika Steinbach versichert. Nach einem Grußwort des Präsidenten des Bayerischen Jugendrings, Matthias Fack, schloss sich die Festansprache des Vorsitzenden der Enquete-Kommission des Bayerischen Landtags, Josef Zellmeier, MdL, an. Unter der Überschrift „Jung sein in Bayern – Zukunftsperspektiven für die kommende Generation“, zeigte er in seinem Redebeitrag auf, dass sich die traditionellen Lebenszusammenhänge zunehmend ändern. Daher sei das Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und Orientierung an Werten und damit auch nach Heimat und regional-historischer Identität gewachsen. Gerade für junge Menschen leiste die djo hier einen wichtigen Beitrag. Mit dem gemeinsa-

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men Singen der djo-Verbandshymne „Wir wollen Brücke sein“ klang der Jubiläumsreigen sehr stimmungsvoll aus. Dem vor kurzem neu gewählten djo-Lan-

desvorstand gehören an: Birgit Unfug, Landesvorsitzende, Andreas Landau, Markus Lüders und Metin Akgül als stellvertretende Landesvorsitzende, Gregor Woppert, als Schatzmeister sowie Sabine Fuchs und Marina Roos als Beisitzerinnen.


Jugendarbeit

25 Jahre erfolgreiche Jugendarbeit der Siebenbürger Sachsen

Glückliche Teilnehmer am 20. Volkstanzwettbewerb der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend.

25 Jahre Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD), 20 Jahre Volkstanzwettbewerb der SJD, Grund genug zu feiern, aber auch einen Rückblick, eine Gegenwartsanalyse und einen Blick in die Zukunft zu wagen. Die Jubiläumsfeier am 29. Oktober in Bad Rappenau, wurde beiden Geburtstagen gerecht. Bereits am frühen Nachmittag begann die Gesamtveranstaltung. Zunächst hatten hochkarätige Ehrengäste Gelegenheit das Wort zu ergreifen. Vertreter des Bürgermeisteramtes der Großen Kreisstadt Bad Rappenau, des Ver-

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BdV-Landesverband Bayern HypoVereinsbank München Konto 803 (BLZ 700 202 70) bandes der Siebenbürger Sachsen sowie dessen Ehrenvorsitzender und Festredner, Dr. Wolfgang Bonfert, erfreuten die Geburtstagsgäste mit Worten der Anerkennung und des Lobes sowie Gedanken zur Vergangenheit und Zukunft. Die SJD-Bundesjugendleitung überraschte das Publikum mit einem Lied, das auf einem Mundartseminar im Jahr 2009 zur Melodie des Klostertaler-Schlagers „Wie a Blatt im Wind“ entstanden war. Spannung war dann bei der Austragung des

20. Volkstanzwettbewerbs angesagt. Die Vorfreude bei den aktiven Tanzgruppen, die aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland angereist waren, war immens angewachsen. Unter den Augen der fachkundigen Jury, bestehend aus drei „Experten“ des badenwürttembergischen Volkstanzes und einer siebenbürgischen Trachtenkennerin, präsentierte jede der zwölf Gruppen zwei Tänze: den mit vier Paaren zu tanzenden Pflichttanz „Maike“ und einen Kürtanz. Bei letzterem konnte jede Tanzgruppe mit beliebig vielen Paaren auftreten – meistens waren es sieben oder acht. Die geheime Bewertung des Pflichttanzes und die offene Wertung des Kürtanzes ließen die Spannung bei den Gruppen und beim Publikum enorm steigen. Nach dem gemeinsamen Aufmarsch und Abschlusstanz aller Tanzgruppen gaben SJD-Bundesjugendleiter Elmar Wolff und seine Stellvertreterin Stephanie Kepp das Urteil der Fachjury bekannt – nicht ohne zuvor das Lob der Juroren über die hohe tänzerische Qualität weiterzugeben. Wie im Vorjahr siegte die SiebenbürgischSächsische Jugendtanzgruppe Biberach. Mit der entsprechenden Feierlaune war die Stimmung beim anschließenden Herbstball großartig. Die „Franz-Schneider-Band“ aus Augsburg sorgte für die passende musikalische Umrahmung. Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend

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Foto: Eric Scherer

hat mit dem Veranstaltungsreigen erneut bewiesen, dass sie eine außergewöhnliche Gemeinschaft ist. 180 Tänzer und über 600 Gäste legten ein beredtes Zeugnis davon ab. An Nachwuchs fehlt es offenbar nicht. Text: Ingrid Hermann

63. Sudetendeutscher Tag „Herkunft pflegen – Zukunft sichern“

Pfingsten, 26./27. Mai Nürnberg Messegelände

Wir gedenken unserer Verstorbenen

Emmi Lamatsch * 09. 09. 1919

† 19. 09. 2011

Langjährige BdV-Bezirksgeschäftsführerin und Schriftführerin im BdV und der SL Schwaben Trägerin der Bayerischen Sozialmedaille

Heinz Hampel

* 10. 06. 1944

† 20. 12. 2011

BdV-Kreisvorsitzender Waldkraiburg Stadtrat Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande Träger der Ehrennadel der Stadt Waldkraiburg


Jugendarbeit

Neues aus dem Landesverband Nach 16 Jahren erfolgreicher Arbeit hat der Bezirksvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Schwaben, Ernst Wollrab, die Leitung seiner Gruppe in jüngere Hände gelegt. Auf der Bezirkshauptversammlung am 19. November in Augsburg wurde sein bisheriger Stellvertreter Felix VogtGruber aus Gundelfingen zum neuen Bezirksobmann gewählt. Wollrab bleibt an der Spitze des BdV und der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Landkreis Aichach-Friedberg. 앲 Der Landesvorsitzende des BdV Hessen, zugleich Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Alfred Herold, feierte im September seinen 80. Geburtstag. Der Jubilar gehört zu den Zeitzeugen im Stiftungsrat der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. Sein bayerischer BdV-Kollege Christian Knauer würdigte Herold als „herausragende Persönlichkeit“ in den Reihen der Landsmannschaften. 앲 Dem Bundesvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Dr.

Bernd Fabritius, wurde Anfang Dezember durch den rumänischen Staatspräsidenten mit dem höchsten Nationalen Verdienstorden der Republik Rumänien ausgezeichnet. In der Verleihungsurkunde heißt es: „Es wird der Nationale Orden für vertrauensvolle Verdienste im Grade eines Kommandeurs Herrn Dr. Bernd Fabritius, dem Vorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in der Bundesrepublik Deutschland und Präsidenten des Weltverbandes der Siebenbürger Sachsen verliehen.“ Damit wurde sein erfolgreiches Bemühen „mit dem Herkunftsgebiet der Siebenbürger Sachsen einen zielorientierten Dialog zu Lösung gemeinsamer Anliegen zu führen und auch eine Brückenfunktion im Sinne eines guten Miteinanders in Europa wahrzunehmen“, von höchster Stelle in Rumänien gewürdigt. Der BdV-Bayern gratuliert. 앲 Auf dem Verbandstag des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, der vom 12. bis 13. November in Gundelsheim am Neckar stattfand, wurde Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius bei nur ei-

ner Gegenstimme in seinem Amt bestätigt. Zu Stellvertretern wurden Alfred Mrass, Doris Hutter, Rainer Lehni und die bayerische Landesvorsitzende Herta Daniel gewählt. 앲 Am 19. Dezember konnte der Vorsitzende der pommerschen Kreisgruppe München, HansGeorg Grams, seinen 90. Geburtstag feiern. Bereits 1950 schloss sich der Jubilar der Landsmannschaft an und übernahm die damals selbstständige Ortsgruppe München-Nord. Nach dem Zusammenschluss aller Pommerngruppen im Großraum München wurde er 1965 zu deren Geschäftsführer und sieben Jahre später zum ersten Vorsitzenden der Kreisgruppe München gewählt. Seine landsmannschaftliche Arbeit und sein bis heute andauerndes erfolgreiches Engagement wurden mit dem Ehrenbrief der Landsmannschaft und im Jahre 2009 mit der Goldenen Ehrennadel des BdV gewürdigt.

30 Jahre SJD-Jugendtanzgruppe Geretsried Am 5. November feierte die Jugendtanzgruppe Geretsried des Verbandes der Siebenbürger Sachsen im vollbesetzten Ratsstubensaal ihr 30-jähriges Jubiläum. Das Fest wurde von der Jugendreferentin und Leiterin der Jugendtanzgruppe, Heike Kraus, eröffnet. Sie freute sich, als Ehrengäste die bayerische Landesvorsitzende Bayern, Herta Daniel, die langjährige Tanzgruppenleiterin, Inge Konradt, und den Leiter der Siebenbürgischen Jugend (SJD) in Bayern, Andreas Roth, begrüßen zu dürfen. Erfreulich viele ehemalige Tänzerinnen und Tänzer waren der Einladung gefolgt. So gab es ein herzliches Wiedersehen und viele Erinnerungen wurden ausgetauscht. In ihrem Grußwort wies Landesvorsitzende Herta Daniel auf die Bedeutung des Erhalts und der Fortführung des siebenbürgisch-sächsischen Brauchtums hin. Die 30-jährige Kontinuität bei der Jugendtanzgruppe Geretsried habe die Begeisterung der siebenbürgisch-sächsischen Jugend für althergebrachte Traditionen

nachhaltig geprägt. Der Festtag sei ein Beleg dafür, dass junge Leute, obwohl sie zum großen Teil nicht mehr der in Siebenbürgen geborenen Erlebnisgeneration angehören, ihre Wurzeln nicht vergessen haben. Auf bemerkenswerte Art hätten sie die Balance zwischen Tradition und Zukunftsorientierung gefunden. Im Auftrag des Bundesvorsitzenden, Dr. Bernd Fabritius, dankte sie Heike Kraus, allen ehemaligen Leiterinnen und Leitern

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und ehrte Inge Konradt für ihre großen Verdienste mit der Auszeichnung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen „Pro Meritis“. Nach Grußworten folgte eine gut dokumentierte Präsentation der Geschichte der Jugendtanzgruppe Geretsried durch die Geschwister Silke und Ingo Untch. Danach hatten die vier bestehenden Tanzgruppen mit insgesamt 24 Paaren ihren großen Auftritt. Herta Daniel


Aus den Verbänden

Siebenbürger Sachsen feiern in ganz Bayern ihre Gründungsjubiläen 2011 kann als „Jahr der KreisgruppenJubiläen“ in die Geschichte des Landesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Bayern eingehen! Sieben der 35 Kreisgruppen begingen im Rahmen von unterschiedlich gestalteten Feierlichkeiten runde Gründungsfeiern. Die Kreisgruppen Augsburg und Nürnberg konnten auf 60 Jahre erfolgreiche landsmannschaftliche Arbeit zurückblicken. Bei der Gründung dieser Kreisverbände standen in den 50er Jahren die konkrete Hilfe bei Amtsgängen und bei der Suche nach Unterkunftsmöglichkeiten sowie Arbeitsplätzen im Vordergrund. Bereits damals erweiterten sich deren Betätigungsfelder nach und nach auch in kultureller und gesellschaftlicher Hinsicht. Die ersten Kulturformationen entstanden und in ehrenamtlichem Einsatz wurde das geistig-kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen unter veränderten Bedingungen ausgebaut und gepflegt. Der in der Bundesrepublik mitgliederstärkste Kreisverband Nürnberg (ca. 2200 Mitglieder) feierte dieses stolze Jubiläum an zwei Tagen. Am ersten bildete die Ausstellung von siebenbürgisch-sächsischen Kirchenpelzen einen eindrucksvollen Rahmen für den festlichen Akt mit Empfang im „Krafft’schen Hof“. Zahlreiche Ehrengäste, darunter viele Politiker, überbrachten Glückwünsche. Diese Feierlichkeiten wurden am zweiten Tag mit einer kulturellen Veranstaltung am Sebalder Platz und einem Festgottesdienst in der Sebalduskirche fortgesetzt. Der gleichaltrige Schwesterverband in Augsburg, der sich durch grenzüberschreitende Aktivitäten der vielen Kulturgruppen auszeichnet, feierte mit klassischer Musik und Gottesdienst. Die Kreisgruppe Fürstenfeldbruck hatte zur 40-Jahr-Feier mit einem von der Jugend eigens einstudiertem Theater ein besonderes Highlight ausgewählt. Sehr gut meinte es das Wetter mit der jungen Kreisgruppe Ebersberg, die aus Anlass ihres zehnjährigen Bestehens nach einem Gottesdienst ein Fest im Grünen organisiert hatten. Diese Kreisgruppe wurde in einer Zeit gegründet, in der der Zustrom der Spätaussiedler aus Siebenbürgen so gut wie versiegt war. Durch das umsichtige Wirken des Kreisvorstandes hat die Kreisgruppe heute mehr Mitglieder als bei der Gründung. Der Höhepunkt zum 30-jährigen Jubi-

läum der Kreisgruppe Landshut war zweifellos die Festveranstaltung im geschichtsträchtigen Prunksaal des Rathauses. Dorthin begab sich nach dem Festgottesdienst ein imposanter Trachtenzug durch die Innenstadt. Dabei wirkten u. a. auch die ARGE Tanzgruppe und die eigens aus Österreich angereiste Blaskapelle Traun als Gäste mit. Ihr 20-jähriges Bestehen feierte die Kreisgruppe Neuburg. Sie erwuchs 1991 aus der Augsburger Heimatgemeinschaft. Die 1990 nach der Wende erfreulich wachsende Mitgliederzahl machte es möglich, an der Donau einen selbstständigen Kreis-

Handarbeiten umrahmt. Als bemerkenswerte Besonderheit gilt, dass die Vorsitzende keine gebürtige Siebenbürger Sächsin ist, sich aber bei den Siebenbürgern so heimisch fühlt, dass sie den Vorsitz dieser Kreisgruppe gerne übernommen hat. Jede dieser Jubiläumsfeiern wies spezifische Eigenheiten der jeweiligen Kreisgruppe auf. Erfreulich war die Teilnahme von politischen Vertretern unter- schiedlichster Parteien, die in ihren Grußworten die Rolle der Siebenbürger Sachsen in Deutschland würdigten. Dabei wurden insbesondere die wirtschaftlichen und kulturellen Leis-

Strahlende Gesichter bei der 60-Jahr-Feier der Siebenbürger Sachsen in Nürnberg, von links: von links: stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter, Kreisvorsitzende Inge Alzner, Vorsitzende des Integrationsrats Nürnberg Diana Liberova, Staatsminister a. D. Günter Gloser, MdB (SPD), Stadträtin Gabriela Heinrich (SPD), Bundestagsabgeordneter Martin Burkert (SPD), langjähriger Kreisvorsitzender Horst Göbbel. Foto: Don Alfredo

verband zu gründen. Aus Anlass des Geburtstages wurden einige ehrenamtlich Tätige mit der Anerkennungsurkunde des Landesverbandes geehrt. Das Besondere an diesen Ehrungen war, dass die jeweilige Laudatio nicht wie sonst üblich, von der Landesvorsitzenden vorgetragen wurde, sondern auf Wunsch durch verschiedene Mitglieder. Dadurch sollte der enge Zusammenhalt und die Wertschätzung, welche die Siebenbürger Sachsen füreinander hegen, zum Ausdruck gebracht werden. Das 30-jährige Bestehen der Kreisgruppe Passau wurde von einer Ausstellung siebenbürgisch-sächsischer Kunstgegenstände, darunter Trachtenschmuck und

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tungen nach deren Übersiedlung und die gelungene Integration hervorgehoben. Die Kultur der Siebenbürger Sachsen sei eine Bereicherung der deutschen Kulturlandschaft. Herta Daniel

Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ Spendenkonto: Deutsche Bank Konto 311 2000 (BLZ 380 700 24)


Aus den Verbänden

BdV-Bezirksverband Niederbayern präsentiert sich eindrucksvoll bei Ostbayernschau

Umfangreiche Information hielt der Infostand des BdV-Niederbayern für die Besucher parat. So wurde u a. auf fünf Rollbannern der Text, die Geschichte und Bewertung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ und DVD-Filme über die Geschichte und die Vertreibung der Deutschen, deren Integration, den Lastenausgleich sowie die Brückenfunktion der Landsmannschaften bei der Versöhnungsarbeit gezeigt. Bild rechts: Königlicher Besuch am BdV-Stand: Die Gillamoos-Dirndlkönigin, die Gillamoos-Vize-Dirndlkönigin, die Musikkönigin und die Jura-Vize-Hopfenkönigin beide aus Abensberg informieren sich über das kulturelle Erbe der Deutschen im Osten. Text und Bilder: H.-F. Billek

Seit mehreren Jahren ist der BdV Bezirksverband Niederbayern auf der Ostbayernschau, die zusammen mit der Grünen Woche in Berlin, als Deutschlands besucherstärkste Verbraucherausstellung gilt, vertreten. Unter Leitung des rührigen BdV-Bezirksvorsitzenden Horst-Falko Billek wartet er dabei mit einem attraktiven Informationsstand auf. Umrahmt von den Flaggen der ehemaligen deut-

schen Ostprovinzen und den Wappen der Landsmannschaften wird das kulturelle Erbe der Deutschen des Ostens facettenreich dargestellt. 700 Aussteller zeigen auf 55.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche was Deutschlands und insbesondere Niederbayerns Wirtschaft sowie Hersteller aus aller Welt interessantes Neues zu bieten haben. Auch im vergangenen Jahr glänzte die Ost-

Homepage des BdV stark gefragt 25 000 Besucher in zwei Jahren Der BdV Bayern präsentiert sich seit gut zwei Jahren mit einem erneuerten Internetauftritt. Unter www.bdv-bayern.de können interessierte Bürgerinnen und Bürger jederzeit eine Fülle von Informationen abfragen. Das Angebot reicht von Pressemitteilungen zu aktuellen vertriebenenpolitischen Fragen bis hin zu Berichten aus den Landsmannschaften. Veranstaltungsberichte sind in der Regel mit aussagekräftigen Fotos versehen. Die Homepage enthält außerdem Informationen über die Struktur und Organisation des BdV Bayern, sie beinhaltet eine Fotogalerie, Hinweise auf Rechtsfragen und die Möglichkeit förderndes Mitglied zu werden. Die Verbandszeitschrift „Blickpunkt“, die zwei bis drei Mal jährlich erscheint, ist komplett einsehbar. Dies gilt auch für die

in früheren Jahren erschienenen Ausgaben. Als „bemerkenswert und erfreulich“ wertete BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer die Tatsache, dass in diesen Tagen der 25 000ste Aufruf erfolgen wird. „Mit rund 1000 Interessenten pro Monat wurden die Erwartungen weit übertroffen.“ Angebot auch für Gliederungen

BdV-Landesgeschäftsführer Walter Föllmer weist die landsmannschaftlichen Gruppierungen erneut auf die Möglichkeit hin, auf der BdV-Homepage aktuell aufgenommen zu werden. Hierzu müssten entsprechende Texte und Bilder zu Ereignissen auf elektronischem Weg an die Landesgeschäftsstelle übermittelt werden.

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bayernschau mit einer Besonderheit, die keine andere der großen Konsumentenausstellungen in Deutschland ihren Besuchern bietet: kostenlosen Eintritt. Seit mehr als vier Jahrzehnten ist die Ostbayernschau mittlerweile fester Bestandteil des Gäubodenvolksfestes und zählt quasi zum „Pflichtprogramm“ für ein Drittel der rund 1,2 Millionen Volksfestbesucher.

Deutsche Minderheit schneidet schlecht ab Die Stimmenausbeute der deutschen Minderheit in der Republik Polen bei den landesweiten Sejm-Wahlen im Oktober 2011 ist alles andere als ermutigend. Wieder einmal hat es nur zu einem Sitz im Parlament gereicht. Noch bei der Regionalwahl im November 2010 erhielt das „Wahlkomitee der deutschen Minderheit“ in der Woidwodschaft Oppeln 18 Prozent der Stimmen. Bei der Sejm-Wahl waren es nur noch 8 Prozent. 1991 hatten im Bezirk Oppeln über 130.000 Wähler ihr Kreuz bei der Liste der deutschen Minderheit gemacht, 2001 waren es 42.340, im letzten Jahr nur noch 28.014. Leitwort für Tag der Heimat 2012:

„Erbe erhalten – Zukunft gestalten“


Aus den Verbänden

Ostpreußische Landesvertretung fordert Bundestag und Bundesrat zum Handeln auf

Das oberste Beschlussorgan der Landsmannschaft Ostpreußen, die Ostpreußische Landesvertretung (OLV), hat Anfang November in Bad Pyrmont zwei Resolutionen verabschiedet. Zum einen fordert sie Bundesregierung und Bundestag eindringlich auf, die Entschließung des Bundesrates vom 11. Juli 2003 umzusetzen und den 5. August zum „Nationalen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung der Deutschen“ zu bestimmen. Für diese deutschen Opfer gäbe es bislang keinen staatlichen Gedenktag und keine zentrale staatliche Gedenkstätte.

Der 5. August 1950 sei für Deutschland und Europa von herausragender Bedeutung, hatten sich die deutschen Heimatvertriebenen mit ihrer Charta in einem beeindruckenden Akt für den Weg des Friedens in Europa und des Miteinanders mit den östlichen Nachbarstaaten entschieden. Der Bundesrat habe deswegen die Initiative des BdV aufgenommen und in einer Entschließung vom 11. Juli 2003 die damals noch rot-grüne Bundesregierung aufgefordert, den 5. August zum angestrebten nationalen Gedenktag zu bestimmen. Der Bundesratsbeschluss sei bis zum heutigen Tag nicht umgesetzt.

Weiter fordert die Ostpreußische Landesvertretung Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat eindringlich auf, den Betroffenen von Verschleppung und Zwangsarbeit im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg für die betroffenen Zeiträume Renten zu gewähren. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden vor allem Frauen, alte Menschen und Kinder aus den deutschen Ost- und Siedlungsgebieten aufgrund ihrer deutschen Volkszugehörigkeit zur Zwangsarbeit in die damalige Sowjetunion verschleppt und unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen. Diejenigen, die die brutalen Haft- und Lagerbedingungen überlebten, hätten dauerhaft unter seelischen und körperlichen Folgeschäden zu leiden. In der Kriegsfolgengesetzgebung habe ihr schweres Schicksal bis heute keine Berücksichtigung gefunden. Eine Gleichbehandlung der deutschen Zwangsarbeiter in der Sowjetunion mit den ausländischen Zwangsarbeitern in Deutschland, für die bereits umfängliche Regelungen geschaffen worden sind, sei rechtlich und moralisch dringend geboten. Ein Abwarten des Ablebens der Betroffenen sei ethisch unvertretbar, ebenso der Verweis auf die Verursacher der völkerrechtswidrigen Zwangsarbeit. Text und Bild: Ch. Rinser

Sudetendeutsche Ausstellung in Peiting Zu einem vollen Erfolg wurde die Aus- ßen Anklang fand auch die Präsentation dorf, das heute noch als erfolgreiches stellung „Die Sudetendeutschen, eine eines so genannten „Flüchtlingsbetrie- Unternehmen zählt. Volksgruppe in Europa und ihre Trach- bes“, der Firma Eulit Staude aus Warns- Altlandrat Manfred Blaschke wertete bei ten“ im Oktober im ehemaliseinem Eintrag ins Gästegen Möbelhaus Kleber in Peibuch die Ausstellung als „beting. SL-Kreisobmann Gustav eindruckend und lehrreich“ Stifter konnte Altsprecher und und wichtigen Beitrag dafür Landtagspräsident a. D. Jo„dass die Geschichte der Suhann Böhm als Festredner zur detendeutschen nicht in VerAusstellungseröffnung gewingessenheit gerät“. Insgesamt nen. Die musikalische Umkonnte die SL-Gruppe Weilrahmung hatte die Unteregger heim-Schongau über 500 BeStubenmusik unter der Leisucher, darunter auch Bürtung von Maria Bauer übergermeister Michael Asam nommen. und den Landesvorsitzenden Stellte sich die Trachtenausder bayerischen Trachtenstellung als besonderer Auverbände, Max Bertl, begrügenschmaus heraus, konnten ßen. die Besucher auf einer LandBdV-Kreisvorsitzender Guskarte die Heimatorte ihrer Vortav Stifter eröffnet die Ausfahren ausfindig machen. Grostellung.

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Aus den Verbänden

Wolfgang Hartmann stellt BdV in der Akademie für Politische Bildung vor Am 11. Oktober hatte das langjährige BdV-Landesvorstandsmitglied Wolfgang Hartmann aus Dachau Gelegenheit, den Bund der Vertriebenen in der Akademie für Politische Bildung vorzustellen. Die Bildungsstätte ist eine Anstalt des Öffentlichen Rechts, die 1957 vom Bayerischen Landtag auf der Grundlage eines Gesetzes gegründet wurde. Im damaligen Bayerischen Landtag begründete die einstige FDP-Abgeordnete Hildegard (Hamm-)Brücher den Gesetzentwurf und sprach von einem „geistig-pädagogischen Kraftzentrum“, welches das Ziel habe, „alle Kräfte für die lebendige Demokratisierung“ der jungen Bundesrepublik zu wecken. Als unabhängige Institution fördert die Akademie bis heute politische Bildung auf überparteilicher Ebene und wird dabei vom Freistaat Bayern finanziert. Sie versteht sich als weltweit einmaliges Forum der Information und Kommunikation über aktuelle und grundsätzliche Themen der nationalen und internationalen Politik. Die Akademie führt nicht nur eigene Tagungen durch, sondern beherbergt auch Gastveranstaltungen. Geleitet wird die Akademie von dem weltweit anerkannten Politologen Prof. Dr. Heinrich Oberreuter. Die Aufsichtspflicht hat das Kuratorium unter Leitung von Verständnis wecken

Staatsminister a. D. Prof. Dr. Hans Maier. Unter dem Vorsitz von Karl Heinz Eisfeld steht dem Direktor ein Beirat zur Seite. Darin finden sich Vertreter aller im Bayerischen Landtag vertretenen Parteien, der Kirchen und Glaubensgemeinschaften, Sozialverbände, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervereinigungen sowie von Interessensverbänden wie Sport und dem Bund der Vertriebenen wieder. In jährlich mindestens zwei Sitzungen, die in der Regel im Bayerischen Kultusministerium stattfinden, werden aktuelle Themen aus der Politik, der Organisation der Akademie und dem Akademieprogramm ausführlich erörtert und diskutiert. Dabei haben die jeweiligen Vertreter Gelegenheit, ihre Organisation bzw. ihren Verband vorzustellen. BdV-Beiratsmitglied Wolfgang Hartmann, der lange Jahre als stellvertretender BdVLandesvorsitzender und bis Mai 2011 als Schriftführer fungierte, nutzte in seinem

Abschluss einer Ära: Abschied von der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. Von links: BdV-Beirat Wolfgang Hartmann und Prof. Dr. Heinrich Oberreuter mit Beiratsvorsitzenden Karl Heinz Eisfeld.

Bericht die Gelegenheit, nicht nur die Bundes- und Landesorganisation darzustellen, sondern auch auf die Aufgaben und aktuellen Herausforderungen einzugehen. Hartmann: „Es war wichtig, den Interessenvertretern im Beirat unsere Anliegen und Forderungen sachlich zu erklären und in einen historischen Kontext zu stellen. Dies galt insbesondere für die immer noch gültigen und mit Sonderregelungen in das Europäische Rechtsgefüge aufgenommenen menschenverachtenden Straffreistellungsgesetze. In dieser Deutlichkeit war dies offensichtlich noch nie geschehen.“ Anhand praktischer Beispiele konnte Hartmann auch Verständnis für die Probleme der Spätaussiedler und der in der Heimat verbliebenen Deutschen wecken. Die Vermischung der Begriffe „Spätaussiedler“ und „Migranten“ durch Politik, Verwaltung und Behörden sei ein großes Ärgernis für die betroffenen Deutschen. Nachfolger gesucht

Nicht nur in dieser Frage, sondern auch in anderen Bereichen hätten die Vertriebenen bislang große Unterstützung durch die Bayerische Staatsregierung erfahren. Im Anschluss an den Vortrag verabschiedete sich Hartmann mit Dankesworten an seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Gremium. Er habe gerne aktiv mitgearbeitet, wolle den Stab nun aber an einen Vertreter der jüngeren Generation weiterreichen. Ende Januar wird sich der BdV-Landesvorstand mit der

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Nachfolge befassen. Ausgeschieden ist ebenfalls der langjährige Direktor der Akademie, Prof. Dr. Heinrich Oberreuter. Dieser wurde mit einem Festakt von Ministerpräsident Horst Seehofer Mitte Oktober in den Ruhestand verabschiedet. W.H.

Beratungsstelle Bund der Vertriebenen Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V. Am Lilienberg 5 · 81669 München Ansprechpartner: Dietmar Kräch Telefon (0 89) 44 14 03 79 Telefon (0 89) 48 14 47 Fax (0 89) 48 26 21 E-mail: kraech@bdv-bayern.de Internet: www.bdv-bayern.de

Geschäftsstelle des Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung Schellingstr. 155 · 80797 München Telefon 089/1261-1984 Fax 089/1261-1987


Aus den Verbänden

Sudetendeutsches Jubiläum in Stätzling Die Ortsgruppe Stätzling (Landkreis Aichach-Friedberg) konnte im September auf ihr 60-jähriges Gründungsjubiläum zurückblicken. Mit einem Kirchenzug, einem Gedenkgottesdienst, dem Totengedenken am Vertriebenendenkmal und einem Festakt im Gasthof „Zum Schloss“ hatte das Festkomitee unter Leitung von

Ortsobmann Peter Gürtler ein respektables Programm zusammengestellt. In den Festansprachen wurde auch an die Frauen und Männer der ersten Stunde Irene Lenz, Karl Dengler, Rudolf Winter, Bruno und Alfred Losert sowie Adolf Gürtler erinnert. Für 20-jährige Treue wurden Erich David, Adolf Prause und Bernhard

Schaschko, für 40-jährige Mitgliedschaft Ortsobmann Peter Gürtler geehrt. Unter die Ehrengäste hatten sich BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer, der die Festansprache hielt, Schwabens SL-Bezirksobmann Ernst Wollrab sowie Friedbergs 3. Bürgermeister Manfred Losinger gemischt. Text und Bilder: W.F.

Bruckmühler Schlesier präsentierten zum Jubiläum Sonderausstellung Ein besonderes Highlight hatte sich der Schlesierverein Bruckmühl zu seinem 60jährigen Bestehen einfallen lassen. Mit einer Sonderausstellung in der Galerie des Marktes, unter dem Titel „Eichendorff und Schlesien“, nutzten die Mitglieder die Gelegenheit, um ihre Heimat einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Bruckmühls Bürgermeister Franz Heinritzi bezeichnete die Präsentation als „gelungene Rückschau“, die das Miteinander in der Marktgemeinde festige. Die Ausstellung, die sich über drei Etagen erstreckte, kam bei Ehrengästen und den zahlreichen Besuchern sehr gut an und wurde in der örtlichen Presse gebührend herausgestellt. Nicht nur das Wirken des großen Schriftstellers von Eichendorff konnte dabei nachvollzogen werden, sondern auch das schwere Schicksal der Heimatvertriebenen. Der Vorsitzende des Schlesischen Kulturkreises München, Wolfgang Hartmann, und Kulturreferentin Anna Wallner freuten sich bei ihren Führungen über eindrucksvolle Exponate, wie einen Fluchtwagen, Fotos und Gemälde verschiedener Städte, schlesische Trachten und einem Modell der oberschlesischen Schrotholzkirche verweisen zu können. Vereinsvorsitzende Bärbel Riemer zeigte sich glücklich über die Leihgeber.

Bürgermeister und Schirmherr Franz Heinritzi erinnerte an das Schicksal der 3.000 Vertriebenen, die nach dem Verlust ihrer Heimat in Bruckmühl eine neue Heimat gefunden hätten. „Durch ihr Zupa-

cken ist der Neuanfang und der Wiederaufbau gelungen und das gedeihliche Zusammenleben in Bruckmühl zeigt die erfolgreiche Integration“, so das Gemeindeoberhaupt.

Die Landsmannschaften der Schlesier, Sudetendeutschen, Banater Schwaben, Donauschwaben und die Deutschen aus Russland konnten sich auch in diesem Jahr über einen erfolgreichen Tag der Heimat im historischen Rathaussaal der Stadt Forchheim freuen. Oberbürgermeister Franz Stumpf dankte BdV-Kreisvorsitzenden Nikolaus Schwengler für das Engagement der Landsleute. Festredner BdVPräsidialmitglied Stefan Mayer, MdB, berichtete dabei, dass die geplante Dokumentations- und Gedächtnisstätte für die deutschen Heimatvertriebenen in Berlin auf einem guten Weg sei. Unter die Zuhörer hatten sich auch die Bundestagsabgeordneten Thomas Silberhorn (CSU) und Sebastian Körber (FDP) gemischt Foto: Walter Föllmer

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HDO in München

Segen für Heimatvertriebene und Aussiedler: Das Haus des Deutschen Ostens in München Eine Betrachtung von Brigitte Steinert

Die Beschlussfassung über den Gesetzentwurf zur Errichtung eines Hauses des Deutschen Ostens (HDO) durch den 6. Bayerischen Landtag im Jahr 1964 erfolgte einstimmig und unterstrich so in eindrucksvoller Weise den breiten Konsens, den das Vorhaben bei allen Abgeordneten, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, genoss. Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten am 24. September 1970 übergab der damalige Bayerische Ministerpräsident Dr. h. c. Alfons Goppel das Haus seiner Bestimmung mit den Worten: „Das Haus des Deutschen Ostens ist ein Geschenk des bayerischen Staates an die vertriebenen Mitbürger. Dieses Geschenk ist der sichtbare Dank für die wirtschaftliche und politische Aufbauleistung der deutschen Heimatvertriebenen seit nunmehr 25 Jahren, die wesentlich dazu beigetragen haben, dass Bayern ein wachstumskräftiges und industrielles Zukunftsland geworden ist.“

triebenen Ostpreußen, Pommern, Schlesier und Sudetendeutschen sowie eine Reihe anderer Deutscher aus dem östlichen Europa (für eine Übersicht aller im HDO beheimateten Gruppen und Regionen vgl. S. 60 ff im HDO-Journal 2010).

tens München während der vergangenen vierzig Jahre zu finanzieller Planungssicherheit verholfen, inhaltlich getragen von einer verlässlichen Politik im Freistaat – eine Tatsache, die seither ihren sichtbaren Niederschlag in der kontinuierlichen Kulturarbeit des HDO findet. Grundlage der Arbeit des Hauses des Deutschen Ostens bildet der Paragraph 96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes (BVFG), der die „Pflege des Kulturgutes der Vertriebenen und Flüchtlinge und die Förderung der wissenschaftlichen Forschung“ regelt: „Bund und Länder haben entsprechend ihrer durch das Grundgesetz gegebenen Zuständigkeit das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten, Archive, Museen und Bibliotheken zu sichern, zu ergänzen und auszuwerten sowie Einrichtungen des Kunstschaffens und der Ausbildung sicherzustellen und zu fördern. Sie haben Wissenschaft und Forschung bei der Erfüllung der Aufgaben, die sich aus der Vertreibung und der Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge ergeben sowie die Weiterentwicklung der Kulturleistungen der Vertriebenen und Flüchtlinge zu fördern…“ Die Kernabteilungen „Kulturreferat“ und „Bibliothek“ des Hauses des Deutschen Ostens erfüllen seit dessen Gründung diesen Auftrag unter der Leitung des Geschäftsführers, der ab 1993 den Titel „Direktor“ führt und von einem/einer Stellvertreter/in und einem/einer Verwaltungsleiter/leiterin unterstützt wird. Die Stellvertreterin des Direktors ist zuständig für die Mitplanung und Organisation der Kulturarbeit des Hauses und hat derzeit auch die Bibliotheksleitung inne. Zu den wichtigsten Aufgaben des Verwaltungsleiters zählen die Haushaltsplanung, die Mittelbewirtschaftung und das Personalwesen.

Das Gebäude Das Wirtschaftsgebäude des ehemaligen Benediktinerinnenklosters am Lilienberg, zentral und verkehrsgünstig am Rande des alten Münchner Stadtteils Au gelegen, war von Beginn an Heimstätte der neu gegründeten Behörde und unterstrich durch seinen bis heute erhaltenen schlichten Charme die Einzigartigkeit der Institution und ihrer Aufgabe. Die Schattenseite des alten Gebäudes zeigte sich im Lauf der Jahrzehnte immer wieder in den häufigen und langwierigen Phasen von Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen, die bei überwiegend laufendem Betrieb von Mitarbeitern und Gästen geduldig ertragen wurden und dennoch Geschenk des Freistaates niemals zu jedermanns Zufriedenheit erAufgaben des Hauses Eine logische Fortentwicklung dieser Be- folgen konnten. Bis Ende 2007 wurden die Richtlinien stimmung war die Einbeziehung der Aus- Der Kulturparagraph 96 des BVFG der Kulturarbeit durch ein Präsidium festsiedler und Spätaussiedler aus Polen, der Der Status einer nachgeordneten Behör- gelegt (vgl. Verordnung über das „Haus ehemaligen Sowjetunion und Südosteur- de in der Zuständigkeit des Bayerischen des Deutschen Ostens“ vom 2. April opa, die mit ihrem reichen kulturellen Staatsministeriums für Arbeit und sozia- 1993). Die Arbeit des Präsidiums wurde Erbe im HDO ebenso ein Zuhause ge- le Fürsorge, wie das Ministerium bis 1971 von einem Kuratorium beratend begleifunden haben, wie zu Beginn die ver- hieß, hat dem Haus des Deutschen Os- tet.

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HDO in München Lebendige, an den Bedürfnissen und Anforderungen der jeweiligen Zielgruppe orientierte Kultur- und Bildungsarbeit unterliegt dem Wandel. Der Mauerfall 1989 und die EU-Osterweiterung 2004 dürfen als Meilensteine politischer und gesellschaftlicher Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte gelten und erweiterten zwangsläufig den inhaltlichen und geographischen Aktionsradius des Hauses des Deutschen Ostens mit seiner gewachsenen Ausrichtung nach Mittel-, Erweiterter Aktionsradius

Ost- und Südosteuropa. Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen trug dieser Tatsache mit einem Organisationserlass Rechnung, der am 1. Januar 2007 in Kraft trat und die Verordnung aus dem Jahr 1993 ablöste. In einer Pressemitteilung des StMAS vom 2. Januar 2007 wurden die gegenüber der Verordnung von 1993 neu aufgenommenen Schwerpunkte beschrieben: „Im Organisationserlass werden nunmehr die Brückenfunktion des Hauses des Deutschen Ostens zu den mittel- und osteuropäischen Staaten, die Unterstützung der deutschen Minderheiten in ihren Heimatländern beim Erhalt ihrer kulturellen Identität und die Stärkung ihrer Rolle als Mittler der Verständigung zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn ausdrücklich als Aufgaben des Haus des Deutschen Ostens benannt. [Staatsministerin] Stewens: „Die Vertriebenen nehmen wichtige Aufgaben im Bereich der Integration wahr und sind eine Brücke im Europa des 21. Jahrhunderts zu unseren osteuropäischen Nachbarn. Es ist

sidium ablöste, und Staatsministerin Christa Stewens skizzierte in ihrer Rede die bestehenden und künftigen Aufgaben des Hauses des Deutschen Ostens vor den Mitgliedern des neu berufenen Gremiums: „Das Haus des Deutschen Ostens hat die Aufgabe, • als Kultur-, Bildungs- und Begegnungseinrichtung im Sinn des § 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) den Beitrag der früheren deutschen Staats- und Siedlungsgebiete im Osten und Südosten Europas zur gemeinsamen deutschen Kultur zu pflegen und fortzuentwickeln, • in Bereichen mit europapolitischem Bezug tätig zu werden und damit eine Brückenfunktion für das Verhältnis des Freistaates Bayern insbesondere zu Ostmitteleuropa und Osteuropa wahrzunehmen, • deutsche Minderheiten in ihren Heimatländern beim Erhalt ihrer kulturellen Identität zu unterstützen und dadurch ihre Rolle als Mittler der Verständigung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und ihren östlichen Nachbarn zu stärken, • Veranstaltungen gemäß § 96 BVFG selbst oder in Zusammenarbeit mit anderen Veranstaltungsträgern durchzuführen, • die Vermittlung der Kenntnisse über Ostmittel- und Osteuropa im Bereich der Erwachsenen-, Hochschul- und Jugendbildung zu unterstützen und zu stärken, • als Fördereinrichtung Verbände, Ein-

richtungen und Einzelmaßnahmen nach § 96 BVFG im In- und Ausland zu unterstützen. Zur Erfüllung seiner Aufgaben kooperiert das Haus des Deutschen Ostens mit einschlägigen Einrichtungen und Institutionen im In- und Ausland.“ (Den Wortlaut der Rede vgl. HDO-Journal 6/2008, S. 2–3). Die Aufgabenerweiterung für das Haus des Deutschen Ostens nahm ihren Anfang bereits am 11. Juli 1990 mit dem Beschluss des Bayerischen Landtags, „die bisherigen Arbeits- und Aufgabengebiete des Hauses des Deutschen Ostens (HDO) auf der Grundlage des § 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) um die neuen Möglichkeiten zur Förderung der deutschen Kultur in Ost- und Südosteuropa zu erweitern“ (vgl. Haus des Deutschen Ostens München, Tätigkeitsbericht über die Jahre 1991 bis 1996, S. 7). Auf der Grundlage dieses Beschlusses übertrug das StMAS dem HDO die Projektförderung für das In- und Ausland. Seither werden in der zuständigen Abteilung jährlich rund 130 Projekte gefördert. Kulturarbeit und Bibliothek „Der Herkunft eine Zukunft geben“ lautet der Leitgedanke des Hauses des Deutschen Ostens für seine Kultur- und Bildungsarbeit. Unter diesem Motto stehen die rund 50 jährlichen Veranstaltungen, die das HDO allein oder im Zusammenwirken mit seinen Kooperationspartnern durchführt. Dazu zählen Ausstellungen, Vorträge, Lesungen, Konzerte und Stu-

Internationale Fortbildungen

daher nur konsequent, die Möglichkeit der Befassung mit europapolitischen Themen auch ausdrücklich in den Aufgabenbereich des Hauses des Deutschen Ostens mit aufzunehmen.“ Diesem Auftrag wird das Haus insbesondere durch die Durchführung von internationalen Fortbildungstagungen für Lehrer mit Teilnehmern aus Bayern und dem osteuropäischen Ausland gerecht, durch die Organisation und wissenschaftliche Begleitung von Studienreisen und die Unterstützung ausländischer Schulen bei der Teilnahme am Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Am 18. Dezember 2007 konstituierte sich der I. HDO-Beirat, der das bisherige Prä- Stellvertretende HDO-Direktorin Brigitte Steinert an ihrem Arbeitsplatz.

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HDO in München dienreisen ebenso wie die beliebten Reihen „Ostdeutsche Kultur vor Ort“, „Warum wir hier sind“, die Mundartreihe oder das „Erzählcafé“. Die HDO-Studientagungen und Fortbildungsmaßnahmen für Schüler und Lehrer komplettieren das Programm (zum vollständigen Jahresprogramm vgl. die Übersicht im jeweiligen HDO-Journal). Nach wie vor eine wichtige Rolle spielt das Haus des Deutschen Ostens als Gastgeber für rund hundert Gruppen aus dem Bereich der Vertriebenen und Spätaussiedler, die das HDO für regelmäßige eigene Veranstaltungen nutzen. Sie zählen immer noch zum Kern der Adressaten, an die sich das „Geschenk des Freistaats Bayern“ vor vierzig Jahren gerichtet hat. Einen weiteren Schwerpunkt legt das Haus des Deutschen Ostens auf die Arbeit mit jungen Menschen. Der SchülerErfolgreicher Schülerwettbewerb

wettbewerb „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“, der vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus veranstaltet wird, richtet sich unter der Federführung des HDO auch an ausländische Schulen z. B. in Polen oder Rumänien und fördert damit das Wissen um die deutsche Geschichte, aber auch das Kennenlernen und die Völkerverständigung unter den Jugendlichen im In- und Ausland. Verschiedene Projekte mit weiterführenden Schulen und Berufsfachschulen sind immer wieder Teil des Programms des Hauses des Deutschen Ostens. Dazu zählen Fortbildungsveranstaltungen für Gymnasiasten, Ausstellungen in Zusammenarbeit mit den Glasfachschulen in Kaufbeuren-Neugablonz und Jablonec nad Nisou und Seminare für Studenten. Selbstverständlich gehören zu den regelmäßigen Benutzern der HDO-Bibliothek Schülerinnen und Schüler der Oberstufenklassen ebenso wie Studenten und Doktoranden. Herzstück „Bibliothek“

Zu den wesentlichen Entwicklungen in der von Beginn an fachlich geführten Bibliothek des HDO gehörten in den letzten zehn Jahren der Einsatz von EDV, die Vernetzung mit dem Bibliotheksverbund Bayern und die Teilnahme an der nationalen und internationalen Fernleihe. Bereits 1992 wurde das Büchermagazin mit einer Kompaktregalanlage ausgestattet. Die Verankerung in der deutschen Bibliothekslandschaft, der konsequente Bestandsaufbau, der auch den Entwicklun-

gen in einem veränderten Europa Rechnung trägt und eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit machten die Sammlung zum „Herzstück“ und „Gehirn“ des Hauses des Deutschen Ostens, wie Staatsministerin Christa Stewens in ihrer Rede vor den Mitgliedern des I. HDO-Beirats ausführte (vgl. oben).

Immer sind die Überlebenden aufgerufen zur objektiven Dokumentation, zu politischer und persönlicher Aufarbeitung und zur Versöhnung. So erklären sich Einfluss und Wirkung auf jeden einzelnen Betroffenen, die Familien und nachgeborenen Generationen als auch die nicht betroffenen Bevölkerungsgruppen.

Politische und gesellschaftliche Entwicklung 40 Jahre Haus des Deutschen Ostens und 65 Jahre nach Flucht und Vertreibung sind Zeitspannen, die spürbare Veränderungen auf politischer und gesellschaftlicher Ebene, in der Wissenschaft und Forschung, in den Verbänden und Vereinen, den Familien und den einzelnen Personen mit sich brachten. Der Mauerfall und die EU-Osterweiterung öffneten Grenzen, die politischen Entwicklungen in den Ländern Ost- und Südosteuropas in der nachkommunistischen Zeit, der mitunter schwierige Weg der Demokratisierung und die Versuche einer marktwirtschaftlichen Öffnung veränderten die Lebenswelten der Menschen. Die Annäherung an den Westen zeigte auch die Notwendigkeit der Aufarbeitung der Vergangenheit. Die Akten der Staatssicherheit der ehemaligen DDR oder der Securitate in Rumänien sind deutliche Beispiele dafür. Die Spätaussiedler und die Vertriebenen werden immer wieder mit dem Thema Vergangenheitsaufarbeitung konfrontiert, dies zeigt nicht zuletzt

Zukünftige Aufgaben Das kulturelle Erbe zu erforschen, zu pflegen und seinen Platz in der deutschen Kulturlandschaft für die Zukunft zu bestimmen, ist eine der drängenden Aufgaben, denen sich nicht nur Politiker und Kulturschaffende, sondern die gesamte

Emotionale Diskussion

die zwischen Vertretern Deutschlands und Polens intensiv und zum Teil emotional geführte Diskussion um die Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ und die Rolle der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach. Die Geschichte zeigt aber auch deutlich, dass das Thema Flucht und Vertreibung keineswegs beschränkt ist auf die Ereignisse nach dem Zweiten Weltkrieg und die Vertreibung der Deutschen. Vertreibung war vor 180 Jahren das Mittel, mit dem weiße Siedler in den USA den Indianern gewaltsam ihr Land genommen haben und es war unter dem Stichwort „ethnische Säuberung“ ein Mittel im Kosovo-Krieg Ende der 90er Jahre. So unterschiedlich die Ursachen und Gründe für die zahlreichen Vertreibungsfälle in der Geschichte der Menschheit auf der ganzen Welt sein mögen, immer verlieren Menschen, ob sie nun eine Mitschuld trifft oder nicht, ihr Hab und Gut, ihre Unversehrtheit und oft genug auch ihr Leben.

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Wichtige Kulturförderung

deutsche Gesellschaft stellen müssen. Der Transport der historischen Verantwortung von der Erlebnisgeneration über die Nachfolgegenerationen auf Personen ohne ererbten Hintergrund, aber mit beruflichem oder persönlichem Interesse und Engagement muss glücken, wenn die Pflege und der Erhalt der deutschen Kultur aus den östlichen Ländern Europas in Zukunft als Teil der gesamten deutschen, aber auch der europäischen Geschichte und Kultur begriffen werden soll. Im Bericht der Bundesregierung über die Maßnahmen zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes in den Jahren 2007 und 2008 (Deutscher Bundestag, Drucksache 17/ 381) ist hierzu vermerkt: „In ihrem Schlussbericht vom Dezember 2007 kam die Enquete-Kommission ,Kultur in Deutschland‘ des Deutschen Bundestages zu dem Ergebnis, gerade ,auch nach den historischen Umwälzungen in Ost- und Mitteleuropa‘ sei die Kulturförderung nach § 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) ,ein wichtiges kulturpolitisches Handlungsfeld‘. Diese Bewertung macht sehr deutlich, dass der Auftrag aus § 96 BVFG keineswegs an Aktualität verloren hat. Sein Kernanliegen hat sich im Gegenteil ,aus der Perspektive der Entstehungszeit dieser Norm‘ als durchaus visionär erwiesen. Im Grunde geht es um den Brückenschlag zwischen nationaler kultureller Identität und europäischem Bewusstsein. Das eine bleibt ohne das andere unvollständig und kraftlos. Für die Stärkung eines national wie auch europäisch geprägten kulturellen Selbstverständnisses bieten diejenigen Regionen besondere Chancen, in denen über Jahrhunderte hinweg Deutsche mit anderen Völkern zusammenlebten.


Impressionen vom Tag der Heimat in Augsburg am 24. September 2011


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