2011.09 - BdV-Blickpunkt

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BdV-Blickpunkt

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Ausgabe September 2011

Bund der Vertriebenen · Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern · Am Lilienberg 5 · 81669 München

Christian Knauer als BdV-Landesvorsitzender bestätigt Große Teilnahme am ostdeutschen Schülerwettbewerb Mediengespräch beim Bayerischen Rundfunk


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Grußwort

Liebe Landsleute, liebe Leserinnen und Leser! In diesen Wochen werden in mehreren hundert Veranstaltungen zehntausende von Frauen und Männern gemeinsam den Tag der Heimat 2011 begehen. Sie werden dabei ein Bekenntnis zum Menschenrecht auf Heimat ablegen, aber auch daran erinnern, dass derzeit 50 Millionen Menschen weltweit von Flucht und Vertreibung betroffen sind. 65 Jahre nach dem Verlust der Heimat für rund 15 Millionen Deutsche aus dem Osten ist die Zeit reif, endlich einen Nationalen Gedenktag für die Opfer dieser großen Nachkriegskatastrophe zu schaffen. Nachdem Bundestag und Bundesrat sich in den letzten Jahren hierzu positiv geäußert haben, ist nun der Bundespräsident am Zug. Unsere Erwartungen an ihn sind verständlich, hatte er sich doch als Ministerpräsident Niedersachsens klar für einen solchen Schritt ausgesprochen und auf den

Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover einen solchen Schritt stets unterstützt. Um Glaubwürdigkeit geht es auch bei der Frage der Entschädigung der deutschen Zwangsarbeiter während und nach dem Zweiten Weltkrieg. CDU/CSU und FDP hatten als Oppositionsfraktionen im Deutschen Bundestag entsprechende Vorschläge unterbreitet und waren der rot-grünen Bundestagsmehrheit unterlegen. Zwar hat Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel bei ihrem Gespräch mit dem BdV-Präsidium zugesagt, das Anliegen der Heimatvertriebenen noch einmal zu prüfen, die Absage aus dem Munde des CSU-Innenministers Friedrich ist für uns umso enttäuschender. Die CSU, die in den vergangenen Jahrzehnten stets als absolut verlässlicher Partner der Heimatvertriebenen und ihrer Landsmannschaften galt, beschreitet hier für uns nicht nachvollziehbare Wege. Bislang konnte man sich auf das Wort aus Bayern verlassen. Dies soll auch in Zukunft so bleiben, versicherten stets Ministerpräsident Horst Seehofer und seine Sozialministerin Christine Haderthauer. Es wäre eine Schande, den noch wenigen lebenden ehemaligen Zwangsarbeitern eine Form der Entschädigung vorzuenthalten. Wir hoffen, dass auch der Innenminister davon überzeugt werden kann. Mit Spannung blicken BdV und Landsmannschaften aus Bayern nach BadenWürttemberg. Auch dort hat die SPD wie in Bayern immer wieder den Eindruck erweckt, dass sie die Vertriebenenarbeit unterstützen werde. Es wäre eine Trendwende, wenn in einer grünroten Koalition die institutionelle Förderung für die Arbeit des BdV nicht in Frage gestellt werden würde. Eine solche Haltung würde auch den Bemühun-

gen der bayerischen SPD, Boden bei den Heimatvertriebenen zu gewinnen, Rückenwind geben. Auch die Schaffung der nationalen Erinnerungs- und Gedenkstätte für die deutschen Heimatvertriebenen in Berlin ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. Die vorgelegten Konzepte bilden zwar eine gute Diskussionsgrundlage, bedürfen aber noch einer Modifizierung. Der verständliche und begründete Wunsch, das Fluchtgeschehen in den Kontext mit der menschenverachtenden, verbrecherischen Politik des NS-Regimes zu stellen, darf aber nicht zu einer Rechtfertigung dieses Unrechts führen. Als Mitglied des Stiftungsrates bin ich jedoch zuversichtlich, dass wir in den noch offenen Punkten zu guten Lösungen kommen werden. Der neue BdV-Landesvorstand wird in den kommenden vier Jahren weiter alles daran setzen, den Verband zu stärken. Der Dialog mit den politischen Parteien, aber auch mit den konsularischen Vertretungen unserer östlichen Nachbarländer soll dabei ausgebaut und mit neuem Leben erfüllt werden. Wir müssen auch unsere Zielsetzungen und Stoßrichtungen neu überdenken. Rückwärts gewandte Forderungen, die durch die Regelungen der Zwei-plusVier-Verträge obsolet sind, haben dabei ebenso wenig Platz, wie das Beharren auf eingefahrenen Strukturen und Abläufen. Von daher bitte ich Sie um konkrete Vorschläge, die zu noch mehr Akzeptanz nach innen und außen führen können. Ihr

Christian Knauer BdV-Landesvorsitzender

Einladung zum zentralen „Tag der Heimat“ in Bayern

„Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung“ Samstag, 24. September 2011, 15.00 Uhr in Augsburg, Rathaus, Goldener Saal mit Ministerpräsident Horst Seehofer Liebe Landsleute, die zentrale Gedenkveranstaltung in Augsburg soll ein unübersehbarer Beweis unserer Verbundenheit zur alten Heimat sein. Deshalb bitten wir, dass sich möglichst viele Landsleute daran beteiligen. Alle Landsmannschaften sind auch mit ihren Orts-, Kreis- und Bezirksgruppen, ihren Heimatortsgemeinschaften und Arbeitskreisen dazu aufgerufen. Besonders erfreulich wäre es, wenn möglichst viele Trachtenträger und Fahnenabordnungen vertreten wären, damit wir in der Öffentlichkeit wieder ein eindrucksvolles Bild vermitteln könnten.

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BdV-Landesverband

Landrat Christian Knauer eindrucksvoll als BdV-Landesvorsitzender bestätigt Mit einem eindrucksvollen Ergebnis wurde der Aichacher Landrat Christian Knauer auf der Landesversammlung des Bundes der Vertriebenen in seinem Amt als Landesvorsitzender bestätigt. Knauer, der den Bezirksvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft Oberbayern Johann Slezak selbst als seinen Gegenkandidaten vorgeschlagen hatte, erhielt in geheimer Abstimmung 81 von 100 abgegebenen Stimmen. Knauer hatte zuvor die Landesversammlung zu einer Entscheidung über die künftige Richtung seines Verbandes aufgerufen. Neue Stellvertreter gewählt Als stellvertretende Landesvorsitzende wurden der Laberweintinger CSU-Landtagsabgeordnete Josef Zellmeier (Karpatendeutsche Landsmannschaft) und der Augsburger Rechtsanwalt Friedrich-Wilhelm Böld (Landsmannschaft der Ostund Westpreußen) mit 95 bzw. 94 Stimmen wiedergewählt. Neu in diese Funktion berufen wurde Alfred F. Kipplinger, Sulzbach, (Sudetendeutsche Landsmannschaft) und Dr. Arthur Bechert, Regensburg, (Landsmannschaft der Deutschen aus Russland). Zum Nachfolger von Wolfgang Hartmann, Dachau, der nach langjähriger Mitarbeit auf eine weitere Kandidatur als Schriftführer verzichtete, erhielt der Landes-

vorsitzender der Pommerschen Landsmannschaft, Ernst Schroeder, das Vertrauen der Delegierten. Ulrike Schmid, Aindling, (Landsmannschaft Schlesien) bleibt Vermögensverwalterin. Als Beisitzer gehören dem neuen Landesvorstand an: Albert Krohn, Würzburg, und Dr. Alfred Lange, München, als Vertreter der Gruppe der Nordostdeutschen; Dr. Gotthard Schneider, Riemerling, und Dr. Damian J. Schwider, München, als Repräsentanten der Schlesier; Horst-Falko Billek, Landshut, und SL-Bezirksgeschäftsführer Andreas Schmalcz, München, für die Sudetendeutsche Volksgruppe; Brunhilde Reitmeier-Zwick, München, und Herta Daniel, Geretsried, für die Gruppe der Südostdeutschen. Die weiteren zwei Positionen teilen sich Alma Bitz, München, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, und Barbara Köhnlein, Fürstenfeldbruck, Landsmannschaft der Schlesier. In einem eindrucksvollen Rechenschaftsbericht hatte Landesvorsitzender Christian Knauer auf die zahlreichen öffentlichen und internen Veranstaltungen, Aktionen und Seminare hingewiesen. In 21 Sitzungen hatten die BdV-Gremien in den vergangenen vier Jahren wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Der Beitritt zum Wertebündnis Bayern, Gespräche mit den Landtagsfraktionen von CSU,

SPD und FDB, ein Empfang beim Ministerpräsident Horst Seehofer sowie der Gedankenaustausch beim Bayerischen Rundfunk waren wichtige Meilensteine im Verbandsleben. Anerkennende Worte fand er für die BdVVertreter in den öffentlichen Gremien. So hätten Ernst Schroeder im Wertebündnis der Staatsregierung, Wolfgang Hartmann im Beirat des Haus des Ostens, Herta Daniel im Hörfunkrat des Deutschland-Radios und Ulrike Schmid im Bayerischen Medienrat hervorragende Arbeit geleistet und den Vertriebenenverband würdig Umsichtiges Handeln gefragt repräsentiert. Hohe Effizienz bescheinigte er der BdV-Landesgeschäftsstelle unter Führung des Geschäftsführers Walter Föllmer aus Friedberg. Schwerpunktthemen für die Zukunft seien die Stärkung der Schlagkraft der Mitgliedsverbände, die Realisierung des Sudetendeutschen Museums, der Erhalt der ostdeutschen Kultur sowie die Beseitigung von unmenschlichen Hindernissen bei der Familienzusammenführung der Spätaussiedler und deren beruflichen Anerkennungen. An die Delegierten appellierte der wiedergewählte Vorsitzende „durch umsichtiges und zielgerichtetes Handeln“ die Zukunft des BdVs und seiner Landsmannschaften zu sichern.

Protestmarsch von Kempten ins Sudetenland Dieter Kraus konnte es nicht vergessen, wie es war, als er vertrieben wurde. 65 Jahre nach Beginn der organisierten Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland hatte sich der heute 71-Jährige auf den Weg gemacht. Von Kempten über Tachov ging er den einstigen Leidensweg seiner Familie bis Prag nach. Dabei vermied er die Benutzung der Gehwege, da die Deutschen diese damals nicht betreten durften. Mit einem 70 Jahre alten Rucksack, einer genauso alten Mütze und einer weißen Armbinde – wie damals, als die Deutschen sich so kennzeichnen mussten – legte er seinen „Protestmarsch“ zurück. Er wollte Zeichen setzen und der drohenden Vergessenheit über die traurige Nachkriegsgeschichte seiner Landsleute entgegenwirken. Kraus, in der Augsburger Allgemeinen: „Es geht mir auch da-

rum, dass die Tschechische Regierung die Beneš-Dekrete endlich als Unrecht anerkennt, denn diese Verordnungen verstoßen aus heutiger Sicht gegen jedes gültige Recht.“ Der schwäbische SL-Bezirksobmann Ernst Wollrab, Friedberg, begrüßte Dieter Kraus (links) beim Sudetendeutschen Tag in Augsburg, beglückwünschte ihn zu seinem mutigen Marsch nach Prag und freute sich mit ihm über die glückliche Heimkehr. Foto: E. Wollrab

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BdV-Landesverband

Chef der Freien Wähler Hubert Aiwanger sucht Gespräch mit dem BdV Auf Einladung des Bundes der Vertriebenen besuchte der Landesvorsitzende der Freien Wähler in Bayern, Hubert Aiwanger, MdL, die BdV-Geschäftsstelle im Haus des Deutschen Ostens in München. BdV-Landesvorsitzender und Landrat Christian Knauer sowie die stellvertretende Leiterin des Hauses, Brigitte Steinert, empfingen den Abgeordneten zu einem Rundgang und ausführlichen Informationsgespräch. Hubert Aiwanger begrüßte die Aufnahme des Gesprächsfadens mit dem Ver-

triebenendachverband. Die Freien Wähler in Bayern seien aufgrund ihrer Herkunft und Struktur wahrscheinlich diejenige politische Gruppierung, in der die meisten Flüchtlinge, Heimatvertriebenen und Spätaussiedler ihre jetzige politische Heimat gefunden hätten. Seine Fraktion sei deshalb aufgeschlossen gegenüber dem berechtigten Anliegen des BdV und seiner Landsmannschaften. Aiwanger und Knauer vereinbarten in naher Zukunft ein Gespräch des BdV-Landesvorstandes mit dem Fraktionsvorstand

der Freien Wähler im Bayerischen Landtag. Brigitte Steinert brachte dem Gast Struktur und Aufgaben ihrer Einrichtung näher. Beeindruckt zeigte sich Aiwanger bei einem Rundgang von der Bibliothek und den zahlreichen Versammlungsmöglichkeiten des Hauses. Seine Fraktion sei an der Fortführung der Kulturarbeit im Haus des Deutschen Ostens interessiert und werde bei den parlamentarischen Beratungen ein entsprechendes Augenmerk legen.

Erstes offizielles Gespräch zwischen BdV und Freien Wählern: Landesgeschäftsführer Walter Föllmer, FW-Fraktionsvorsitzender Hubert Aiwanger, BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer und die stv. Leiterin des HdO, Brigitte Steinert. Bild rechts: Besuch des Landesvorsitzenden im Museum der Donauschwaben. Rechts: Landesvorsitzender der Donauschwaben, Hermann Schuster, links: Geschäftsführerin Evi Hübener. Text und Bild: W. Föllmer

Landesvorsitzender Christian Knauer im „Haus der Donauschwaben“ in Haar Vor kurzem besuchte der Landesvorsitzende des BdV Bayern, Landrat Christian Knauer, zusammen mit seinem Geschäftsführer, Walter Föllmer, das „Haus der Donauschwaben“ in Haar bei München. Hermann Schuster, Landesvorsitzender der Donauschwaben und langjähriger Bezirkstagspräsident in Oberbayern, präsentierte mit seinem Stellvertreter Paul Settele und Geschäftsführerin Evi Hübner die Heimstadt der Donauschwaben im Freistaat. Das „Haus der Donauschwaben“ wurde in den letzten Jahren zu einem lebendigen Treffpunkt der Landsmannschaft ausgebaut. Verschiedene Ausstellungen zeigen die Geschichte und das Schicksal der Volksgruppe. Auch Trachten, Gegenstände aus der Heimat und Hausrat werden aus-

gestellt. Die Veranstaltungsräume nutzen die Landsleute für ihre zahlreiche Begegnungen. Eine vorbildlich geführte Bibliothek umfasst über 3000 Bände. Regelmäßig gibt es auch Sonderausstellungen unter dem Motto „Eine donauschwäbische Gemeinde stellt sich vor“. Hermann Schuster verwies auf das große ehrenamtliche Engagement seiner donauschwäbischen Landsleute, ohne deren tatkräftige Mithilfe und ständige Präsenz eine solche Einrichtung nicht betrieben werden könnte. Landesvorsitzender Christian Knauer zeigte sich überrascht über die große Zahl der Ausstellungsgegenstände und Dokumentationen. „Eine überzeugende Darstellung der donauschwäbischen Geschichte und Kultur“, so der Gast.

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Bei einer Diskussion über aktuelle politische Fragen wurde auch das Thema Restitution von Eigentum in den Vertreibungsgebieten angesprochen. Knauer wies darauf hin, dass es hierzu in verschiedenen südosteuropäischen Ländern inzwischen Gesetze oder Gesetzesvorhaben gäbe. Auch in Serbien werde diskutiert, inwieweit die vertriebenen Deutschen in die Rückgabe des verstaatlichten Eigentums einbezogen werden. Im Gegensatz zur Regierung Österreichs glänze die deutsche Bundesregierung hierbei mit offenkundigem Desinteresse. Haus der Donauschwaben Leibstr. 33, 85540 Haar, Tel. 0 89/4 56 99 19-0 Öffnungszeiten: Mittwoch von 9.00 bis 15.00 Uhr, Montag und Freitag von 9.00 bis 11.00 Uhr


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Aus dem Bund

Ministerpräsident a. D. Roland Koch mit Ehrenplakette des BdV ausgezeichnet Laudatio durch BdV-Vizepräsident Christian Knauer Der Bund der Vertriebenen hat auf seiner Festveranstaltung zum Tag der Heimat am 27. August im ICC in Berlin den früheren Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch mit der Ehrenplakette ausgezeichnet. Er erhielt damit die höchste Auszeichnung des Verbandes. Mit Koch wurde, so BdV-Präsidentin Erika Steinbach, ein Mann ausgezeichnet „der sich in vorbildlicher Weise und stets in erheblichem Maße für die Belange der Heimatvertriebenen eingesetzt hat”. Dem bayerischen BdV-Landesvorsitzenden und Vizepräsidenten Christian Knauer fiel die Ehre zu, nachstehende Laudatio auf den zu Ehrenden zu halten. Hier die Würdigung im Wortlaut: „Herrn Roland Koch auszuzeichnen, bedarf im Kreise der Vertriebenen und Spätaussiedler eigentlich keiner Begründung. Roland Koch hat sich nicht erst in seiner Zeit als Ministerpräsident Hessens (1999–2010), sondern schon zuvor als Freund der deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge erwiesen, auch in Zeiten, als er dafür angegriffen wurde. Aus Überzeugung hat er das gelassen getragen, obwohl er keinerlei familiäre Bezüge zum Schicksal der Vertriebenen hat. Als junger Westdeutscher, lange nach dem Krieg geboren, hat er sich diesem Teil deutscher Geschichte nicht verweigert. Für ihn war und ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die deutschen Vertriebenen und Spätaussiedler – nicht nur in Hessen – haben Roland Koch neben all diesem zu danken für die materielle und vor allem die immer wiederholte immaterielle, ideelle Unterstützung ihrer Anliegen. Sein stetes Bekenntnis zum Recht auf die Heimat der Vertriebenen, sein Einsatz für Erhalt und Fortentwicklung ostdeutscher kultureller Einrichtungen in Hessen, die Übernahme der Patenschaft Hessens über die Wolgadeutschen und seine vielfache Teilnahme an Tagen der Heimat oder anderen Veranstaltungen auch kleinerer BdVOrts- oder Kreisverbände oder der diver-

sen Landsmannschaften sind Zeichen der Verbundenheit. Dass die Vertreibung von Millionen Deutschen ein Unrecht war, hat er in vielen Stellungnahmen wörtlich und schriftlich betont. Das war für ihn nie politische Dispositionsmasse. Eine seiner ersten Handlungen als neu gewählter Ministerpräsident war 1999 die Einrichtung der Stelle eines Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler. Seither haben die Vertriebenen und Spätaussiedler einen Ansprechpartner, der sich ihren Anliegen widmet. Andere Bundesländer sind diesem Vorbild erst später gefolgt.

Als heimatverbundener Hesse konnte und kann Roland Koch die Heimatverbundenheit der Vertriebenen verstehen, die 1950 allein in Hessen immerhin durchschnittlich fast siebzehn Prozent der Wohnbevölkerung stellten. In manchen Orten und Städten sehr viel mehr. Sie haben dort neue Wurzeln geschlagen. Sie, ihre Kinder und Enkel fühlen sich inzwischen heimisch, ohne ihre Heimat oder Herkunft zu vergessen. Deutlich wird dies beim traditionellen jährlichen „Hessentag“, in dessen Veranstaltungsprogramm Roland Koch einen besonderen „Tag der Vertriebenen“ verpflichtend in das Programm aufgenommen hat. Als hessischer Ministerpräsident hat er durchgesetzt, dass sein Land als erstes eine Patenschaft über die vom Bund der Vertriebenen initiierte Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ übernahm. Die Arbeit der Stiftung hat er immer wohlwollend unterstützt. Es kommt nicht von un-

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gefähr, dass Hessen Sitzland dieser Stiftung geworden ist. 2003 war er Initiator und treibende Kraft für den Beschluss des Bundesrates einen nationalen Gedenktag für die Vertriebenen zu schaffen. Dieser Beschluss steht bis heute unerledigt auf der Agenda anderer Gremien. Es ist auch das Verdienst von Roland Koch, dass das Thema „Vertreibung“ heute in den hessischen Schullehrplänen steht. Es sind inzwischen Lehrmittel und Handreichungen erarbeitet, die eine objektive Behandlung des Themas in allen Schulformen und Jahrgangsstufen ermöglichen. Auch die (Wieder-) Aufnahme des Bundes der Vertriebenen als gesellschaftlich relevante Gruppe in den Fernsehrat des Hessischen Rundfunks ist maßgeblich Roland Koch zu verdanken. Roland Koch hat sich stets und mit Erfolg beispielgebend für die Anliegen der deutschen Vertriebenen in Hessen und in ganz Deutschland eingesetzt. Dafür gebühren ihm Dank und Anerkennung. Wenn heute schon ein bayerischer Landrat die Laudatio auf Sie, sehr geehrter Herr Ministerpräsident halten darf, fasse ich abschließend alles Gesagte mit einer in meinem Land typischen Redewendung zusammen: „Vergelts Gott, für alles was Sie für uns und unser Land getan haben!” In Würdigung seiner Verdienste um die Menschenrechte verleiht das Präsidium des Bundes der Vertriebenen Herrn Ministerpräsident a. D. Roland Koch die Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen gegeben zu Berlin, den 27. August 2011.”

Tag der Heimat 2011 Auftaktveranstaltung in Bayern

Samstag, 24. September Goldener Saal Rathaus Augsburg Beginn: 15.00 Uhr


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Aus dem Bund

Bundesvertriebenengesetz geändert Die Bundesregierung hat im Deutschen Bundestag eine vom Bundesminister des Innern vorgeschlagene Änderung des Bundesvertriebenengesetzes auf den Weg gebracht. Mit ihm soll eine Härtefallregelung geschaffen werden, um unvertretbare Familientrennungen bei Spätaussiedlern zu vermeiden. In der Vergangenheit hatte die Aussiedlung nach Deutschland für Spätaussiedler wiederholt zu Fällen einer Trennung von zurückbleibenden Familienangehörigen geführt, wenn sich diese zunächst entschieden, im Aussiedlungsgebiet zu verbleiben. Es fehlte im Bundesvertriebenenrecht bisher eine Regelung, die es dem Ehegatten

oder Abkömmling eines Spätaussiedlers ermöglichte, bei Vorliegen eines Härtefalles auch nachträglich ins Bundesgebiet auszusiedeln. Nach der Neuregelung im Bundesvertriebenengesetz soll es künftig im Härtefall möglich sein, den Ehegatten oder Abkömmling in den Aufnahmebescheid eines Spätaussiedlers nachträglich einzubeziehen. Dies soll in Fällen, in denen der Spätaussiedler bereits in Deutschland seinen ständigen Aufenthalt hat und der bisher im Aussiedlungsgebiet verbliebene Ehegatte oder Abkömmling die sonstigen Aufnahmevoraussetzungen nach dem Bundesvertriebenenrecht erfüllt, gelten. Hierzu erklärte der Beauftragte der Bun-

desregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und Parlamentarische Staatssekretär Dr. Christoph Bergner: „Mit der Neuregelung wird im Vertriebenenrecht eine Möglichkeit geschaffen, einzelne Härtefälle bei der Aufnahme von Spätaussiedlern zu lösen, die teilweise dramatische Familientrennungen zur Folge hatten. Auch wenn die Zahl der Betroffenen vergleichsweise gering sein dürfte, ist die Gesetzesergänzung bedeutsam für die Wahrnehmung der besonderen historisch-moralischen Verpflichtungen gegenüber den Deutschen der ehemaligen Sowjetunion, deren Familien ein schweres Kriegsfolgenschicksal zu tragen hatten.“

Spätaussiedlerzahlen im Sommer 2011 Im Juli 2011 (Vergleichszahlen für Juni 2011 immer in der Klammer) sind 271 Personen (180) als Spätaussiedler oder ihre Angehörigen in Friedland registriert worden. 266 Personen (172) kamen aus den Nachfolgestaaten der SU, 167 (92) aus der Russischen Föderation, 78 (53) aus Kasachstan, 12 (0) aus Kirgisistan, 5 (7) aus Usbekistan, 2 (0) aus Lettland und 2 (0) aus Litauen. Im Juni waren es 18 Personen aus der Ukraine. 3 (6) Perso-

nen zogen aus Polen und 2 (2) aus Rumänien zu. 68 (48) Personen wurden als Spätaussiedler nach § 4 BFVG registriert, 169 (104) als Ehegatten und AbkömmNeuanträge leicht gestiegen linge nach § 7 BVFG und 34 (28) als sonstige Angehörige nach § 8 BVFG. 371 (342) neue Anträge auf Aufnahme nach dem Bundesvertriebenengesetz sind beim Bundesverwaltungsamt im Juli ein-

gegangen. Das Bundesverwaltungsamt hat in 108 (5) Fällen positiv über die Aufnahme entschieden und Aufnahme- bzw. Einbeziehungsbescheide erteilt. Im ersten Halbjahr 2011 sind 896 Personen nach dem BVFG aufgenommen worden. Das sind 53 Personen weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl eingereichter Neuanträge ist gegenüber dem Vorjahr im ersten Halbjahr um 35 auf 1922 gestiegen.

Brähmig begrüßt Steinbachs Polen-Besuch

Der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Brähmig, hat eine Reise der menschenrechtspolitischen Spreche-

rin der Unionsfraktion und BdV-Präsidentin Erika Steinbach im Frühjahr nach Polen begrüßt. Die „künstlich anmutende Aufregung“ um das Begleitprogramm der Reise bezeichnete er als „unangemessen“. Rechtspopulistische Kreise im Nachbarland, hatten versucht die Reise der Bundestagsabgeordneten zu Wahlkampfzwecken zu instrumentalisieren und erneut Stimmung gegen die deutsche Minderheit zu machen. So hatten führende Politiker der Oppositionspartei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) das „Schlesiertum“ ins Visier genommen und Schlesier als „Bürger zweiter Klasse“ verunglimpft. Erfreulich sei jedoch, dass diese Aussagen in großer Einmütigkeit von der polnischen Öffentlichkeit kritisiert und zurückgewiesen wurden. Brähmig begrüßte ausdrücklich die mäßigenden polnischen Stimmen, etwa um Staatspräsident Bronislaw Komorowski,

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welche keinerlei Anstoß daran nehmen, dass Erika Steinbach beispielsweise die Gdinger Seemannskirche besuchte, in der seit Jahren Deutsche und Polen gemeinsam der Opfer des Zweiten Weltkrieges, insbesondere jener der Gustloff-Katastrophe, gedenken. Die Situation der deutschen Minderheit und Gespräche mit deren Vertretern in Danzig und Neustadt standen im Mittelpunkt der zweitägigen Reise der BdVPräsidentin. P. Altmaier

Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ Spendenkonto: Deutsche Bank Konto 311 2000 BLZ 380 700 24


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Unsere Nachbarn

Tschechischer EP-Vizepräsident bittet um Entschuldigung für Vertreibung Bemerkenswerte Akzente im sudetendeutsch-tschechischen Verhältnis setzten die 37. Paneuropa-Tage der PaneuropaUnion Deutschland im Mai in Lindau. Die Vertreibung wurde vor allem vom tschechischen Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, Libor Rouček, von Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein, Herzog von Troppau und Jägerndorf, sowie vom Präsidenten der PaneuropaUnion Deutschland, dem Volksgruppensprecher der Sudetendeutschen, Bernd Posselt, MdEP, thematisiert. Mit einer Klarheit wie vor ihm kein führender tschechischer Politiker bat Libor Rouček in der öffentlichen PaneuropaGroßkundgebung vor Teilnehmern aus 27 Nationen für die Vertreibung der Sudetendeutschen durch die damalige Tschechoslowakei um Entschuldigung. Um so genannte Völkertransfers und Vertreibungen zu überwinden, müsse man Lehren aus der Geschichte ziehen im Sinne eines „Nie wieder“, wie dies sein Kollege Bernd Posselt gemeinsam mit ihm im

Europaparlament tue. Rouček kritisierte in scharfen Worten den tschechischen Staatspräsidenten Václav Klaus, der trotz seiner Lebenserfahrung aus sieben Jahrzehnten immer noch nicht erkannt habe, wie verheerend Nationalismus und wie chancenreich eine europäische Rechtsgemeinschaft sei. Fürst Hans-Adam legte in einer Grundsatzansprache dar, dass der Staat im zweiten Jahrtausend, besonders in dessen letztem Jahrhundert, immer wieder versagt Bekenntnis zur Versöhnung habe. Dies habe zu zwei Weltkriegen mit Millionen von Toten, zu blutigen Diktaturen sowie dazu geführt, „dass weitere Millionen von Menschen umgebracht, vertrieben oder versklavt wurden“. Nun gelte es, Katastrophen wie im 20. Jahrhundert zu vermeiden Der Fürst sprach sich für die größtmögliche Eigenständigkeit der Gemeinden bis hin zu einem Selbstbestimmungsrecht aus, damit auch kleine Gruppen und so genannte Min-

derheiten zu ihrem Recht kämen: „Eine relativ homogene Mehrheit, die sich ethnisch, religiös, sprachlich, kulturell oder politisch definiert, kann unter Umständen dazu gebracht werden, das Staatsterritorium, ethnisch zu säubern‘, indem die Minderheit benachteiligt, zwangsassimiliert, vertrieben oder ermordet wird.“ Bernd Posselt dankte beiden Rednern für ihre klaren Aussagen und unterstrich sein Bekenntnis zur Versöhnung auf der Basis von Wahrheit und Recht als Grundlage der europäischen Einigung. Symbol dessen sei Straßburg „als Parlamentshauptstadt Europas, die dieser EU erst eine Seele gibt. Anhand seiner Eindrücke der weithin beachteten Reise, die er vor kurzem als Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe in die Tschechische Republik unternommen hatte, erläuterte er, dass der Versöhnungsgedanke nicht tot sei, sondern ebenso wie Demokratie, Friede und Rechtsstaatlichkeit Generation für Generation neu erarbeitet werden müsse. SdP

Erika Steinbach zum 20. Jahrestag des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages Anlässlich der 20. Wiederkehr der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages hat BdV-Präsidentin Erika Steinbach, MdB, nachstehende Erklärung abgegeben: „Der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag wurde am 17. Juni 1991 geschlossen, um, wie es in der Präambel heißt, den Wunsch beider Völker nach Versöhnung zu erfüllen und einen gewichtigen Beitrag für die Erhaltung des Friedens in Europa zu leisten. Bei diesem Prozess kommt der kleinen verbliebenen deutschen Volksgruppe im heutigen Polen und den vertriebenen Ost- und Westpreußen, Danzigern, Pommern, Ostbrandenburgern und Schlesiern sowie den deutschen Vertriebenen aus dem Polen der Zwischenkriegszeit eine wichtige und unverzichtbare Aufgabe zu. Die insgesamt mehr als sechs Millionen Vertriebenen aus dem heute polnischen Bereich sind die ganz natürliche Brücke zwischen Deutschland und Polen. Sie haben in den letzten 20 Jahren, aber auch schon zuvor, den Dialog mit den Menschen gesucht, die heute an ihrer Stelle

in der Heimat leben. Daraus sind dauerhafte Partnerschaften, ja selbst Freundschaften erwachsen. Das alles überwiegend ohne staatliche Einflüsse und Zuschüsse, sondern aus persönlichem Antrieb und oftmals mit dem Einsatz nicht geringer privater Mittel. Die landsmannschaftlichen Museen der Heimatvertriebenen in Deutschland arbeiten zudem inzwischen eng mit polnischen Museen zusammen und haben teilweise eigene Dependancen in Polen. Man unterstützt sich gegenseitig bei Ausstellungen. Auf kulturellem Gebiet herrscht ein lebendiger und fruchtbarer Austausch. Auf kommunaler Ebene fördern immer

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häufiger polnische Stadtverwaltungen ganz selbstverständlich und ohne Ängste das Miteinander von Mensch zu Mensch und zeigen Mitgefühl. Ihnen allen ist sehr zu danken. Über diese positive Bilanz hinaus gibt es leider nach wie vor Defizite, die nicht verschwiegen werden sollen und dürfen. In nahezu allen Ländern aus denen Deutsche nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vertrieben wurden, ist es den jeweiligen Regierungen inzwischen ein Anliegen, gute Kontakte zu den Vertriebenen zu pflegen und das Unrecht, das ihnen zugefügt wurde, zu bedauern. Und das auf Regierungsebene. Von einer solchen Haltung und solchen tröstlichen Gesten ist das offizielle Polen leider weit entfernt. Es ist längst überfällig, dass auch aus Warschau den Vertriebenen Mitgefühl entgegengebracht wird und die Hände zur Versöhnung ausgestreckt werden. Es liegt im gemeinsamen Interesse und es sollte gemeinsames Anliegen sein, den Weg zueinander auch auf dieser Ebene zu finden.


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Unsere Nachbarn

Die Haltung des Kroatischen Parlaments zu den Verbrechen des kommunistischen Regimes In Deutschland nahezu unbekannt, ist eine Erklärung des Kroatischen Parlaments vom 30. Juni 2006 über die Verurteilung der Verbrechen die während des totalitären kommunistischen Regimes in Kroatien von 1945 bis 1990 begangen wurden. Aus Anlass des fünften Jahrestages des Parlamentsbeschlusses möchte der BdV-Blickpunkt in der heutigen Ausgabe an dieses Ereignis erinnern. Daher wird der Text der einschlägigen Resolution in unveränderter Form nachstehend abgedruckt und damit in anerkennende Erinnerung gerufen. Das Kroatische Parlament • den höchsten Werten der Verfassungsordnung der Republik Kroatien und der internationalen Rechtsordnung verpflichtet, • die am 25. Januar 2006 von der parlamentarischen Versammlung des Europarats verabschiedeten Resolution 1481 zur Notwendigkeit der internationalen Verurteilung von Verbrechen totalitärer kommunistischer Regime bestätigend und stärkend, • die kroatische Öffentlichkeit mit tiefsten Bedauern, Pietät und Anteilnahme an die zahlreichen Verbrechen, die im Namen des Kommunismus, des Klassenkampfes und der Diktatur des Proletariats an den Bürgern der heutigen Republik Kroatien und der Kroaten außerhalb Kroatiens verübt wurden, erinnernd, • besorgt wegen der Tatsache, dass sich in der kroatischen öffentlichen Verwaltung und Nichtregierungsorganisationen Personen befinden, die unmittelbar an Menschenrechtsverletzungen während der Herrschaft des totalitären Kommunismus in Kroatien beteiligt waren, • entschlossen in der Absicht alles zu tun, damit sich die tragische Vergangenheit der Verbrechen und der schweren Menschenrechtsverletzungen nie wieder wiederholt; • einig in der Verurteilung jedes einzelnen Verbrechens und aller Verbrechen in ihrer Gesamtheit, die sich tatsächlich während des totalitären Kommunismus in der heutigen Republik Kroatien und dem ehemaligen Jugoslawien ereignet haben, • die Resolution 1096 über die Maßnahmen zur Beseitigung des Erbes der ehemaligen totalitären kommunistischen

Systeme, die von der Parlamentarischen internationale Gemeinschaft zu brinVersammlung des Europarates am 27. gen, wie dies bei den entsetzlichen Juni 1996 verabschiedet wurde, beVerbrechen des Nationalsozialismus kräftigend, getan wurde. verabschieden wir, die Abgeordneten des 5. Als Folge hiervon ist das allgemeine Kroatischen Parlaments, am 30. Juni 2006 Bewusstsein über die Verbrechen der folgende totalitären kommunistischen Regime in der Öffentlichkeit der ehemaligen ERKLÄRUNG kommunistischen Länder, so auch der über die Verurteilung von Verbrechen, die kroatischen Öffentlichkeit, sehr während des totalitären kommunistischen schwach ausgeprägt. KommunistiRegimes in Kroatien von 1945 bis 1990 sche Parteien sind legal und in einibegangen wurden gen Ländern politisch aktiv, auch wenn sie sich nicht in allen Fällen 1. Die totalitären kommunistischen Revon den von ihnen in der Vergangime, die in Mittel- und Osteuropa genheit begangenen Verbrechen disim letzten Jahrhundert herrschten und tanziert haben. die noch in einigen Ländern der Welt 6. Das kroatische Parlament ist überregieren, waren, ohne Ausnahme, gezeugt, dass die Kenntnis und das Bekennzeichnet durch massive Menwusstsein über geschichtliche Ereigschenrechtsverletzungen. nisse eine der Voraussetzungen dafür 2. Die Menschenrechtsverletzungen sind, ähnliche Verbrechen in der Zuunterschieden sich je nach Kultur, kunft zu vermeiden. Zudem spielen Land und geschichtlichen Zeitraum die moralische Bewertung und Verund schlossen individuelle und kolurteilung begangener Verbrechen eine lektive Morde sowie Hinrichtungen, entscheidende Rolle bei der ErzieTod in Konzentrationslagern, Aushung junger Generationen. Ein deuthungern, Deportation, Folter, Zwangslicher Standpunkt der internationalen arbeit und andere Formen von phyund nationalen Gemeinschaft gegensischen und psychischem Massenüber der Vergangenheit kann und terror ein, ferner Vertreibung auf ethmuss eine Richtlinie für unser künfnischer und religiöser Grundlage, Vertiges Handeln sein. letzungen der Gewissens-, Meinungs- 7. Das Kroatische Parlament ist der Aufund Pressefreiheit sowie das Fehlen fassung, dass die Opfer der Verbrevon politischem Pluralismus. chen totalitärer kommunistischer Re3. Die Verbrechen des Kommunismus gime, einschließlich ihrer Familien, wurden mit der KlassenkampftheoAnteilnahme, Verständnis und die Anrie und dem Prinzip der Gewaltherrerkennung ihrer Leiden verdienen. schaft des Proletariats gerechtfertigt. 8. Totalitäre kommunistische Regime Die Auslegung beider Prinzipien lesind noch immer in einigen Ländern gitimierte die „Eliminierung“ von der Erde aktiv und setzen ihre VerMenschen, die für Feinde des totalibrechen fort. Die Wahrung nationatären kommunistischen Regimes und ler Interessen sollte kein Land daran als gefährlich für die Errichtung eihindern, entsprechende Kritik gegenner neuen Gesellschaft angesehen über bestehenden totalitären Systewurden. Eine Großzahl der Opfer im men zu äußern. Das Kroatische Parjeweiligen Land waren eigene Staatslament verurteilt aufs Schärfste alle bürger. diese Menschenrechtsverletzungen. 4. Der Sturz der totalitären kommunis- 9. Debatten und Verurteilungen, die bistischen Regime in Mittel- und Osther auf nationaler Ebene in einigen europa wurde nicht in allen Fällen, Mitgliedstaaten des Europarates erso auch nicht im Fall der Republik folgt sind, sowie die Verurteilung der Kroatien, von nationalen und/oder Verbrechen des totalitären Kommuinternationalen Untersuchungen der nismus, die die von der Parlamentavon diesen Regimen begangenen Verrischen Versammlung des Europarabrechen begleitet. Überdies wurde tes verabschiedete Resolution zur nicht der Versuch unternommen, die Notwendigkeit der internationalen Urheber dieser Verbrechen vor die Verurteilung von Verbrechen totali-

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tärer kommunistischer Regime enthält, verpflichten auch das Kroatische Parlament zur Verurteilung jedes einzelnen Verbrechens und aller Verbrechen in ihrer Gesamtheit, die im Namen des totalitärer Kommunismus an kroatischen Bürgern und Kroaten im In- und Ausland verübt wurden. Das Kroatische Parlament unterstützt die Beschlüsse des Europarates, dass gerade diese Institution (Europarat) zum Forum für Debatten und Verurteilung der kommunistischen Verbrechen auf internationaler Ebene wird. Fast alle ehemaligen kommunistischen Länder Europas sind mittlerweile seine Mitglieder und der Schutz der Menschenrechte sowie die Rechtsstaatlichkeit sind Grundwerte für die sich der Europarat einsetzt. Gleichzeitig ist das Kroatische Parlament der Auffassung, dass es selbst zur nationalen Schlüsselinstitution werden sollte im Hinblick auf die Verurteilung des jugoslawischen und kroatischen totalitären Kommunismus und sich wissenschaftliche Institutionen und die Justiz mit der systematischen Untersuchung der Geschichte dieser Verbrechen befassen sollten. Deshalb schließt sich das Kroatische Parlament der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in seiner scharfen Verurteilung der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen durch totalitäre kommunistische Regime an und drückt gleichzeitig den Opfern dieser Verbrechen in der Republik Kroatien, Europa und der Welt sein Mitgefühl, Verständnis und seine Anerkennung aus. Das Kroatische Parlament schließt sich dem an alle kommunistischen und postkommunistischen Parteien gerichteten Aufruf der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an, dass diese in ihren jeweiligen Ländern, sofern sie dies bisher nicht getan haben, die Geschichte des Kommunismus und ihre eigene Vergangenheit rückblickend beurteilen und sich klar von den Verbrechen distanzieren, die durch totalitäre kommunistische Regime begangen wurden, und diese unmissverständlich verurteilen. Das Kroatische Parlament teilt die Auffassung der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, dass diese klare Position der internationalen Gemeinschaft den Weg zur weiteren Versöhnung ebnen wird. Dar-

über hinaus wird sie hoffentlich die Historiker in aller Welt dazu ermutigen, ihre Forschung im Hinblick auf die objektive Wahrheitsfindung voranzutreiben.

Az. 018-05/06-01/03 Zagreb, 30. Juni 2006 Das Kroatische Parlament Präsident des Kroatischen Parlaments gez. Vladimir Šeks

Jahrestag zur Erklärung des Slowakischen Nationalrats zur Vertreibung der Deutschen Der Bund der Vertriebenen hat die Ausstellung über die Geschichte des Lebens der Deutschen in der Slowakei im Deutschen Bundestag aus Anlass des 20. Jahrestages der Erklärung des Slowakischen Nationalrats zur Vertreibung der Karpatendeutschen begrüßt. Die Erklärung des Slowakischen Nationalrats zur „Abschiebung der Deutschen aus der Slowakei“ vom 12. Februar 1991 Schritt zur Verständigung war, so BdV-Präsidentin Erika Steinbach, ein „wichtiger Schritt zur Verständigung mit den vertriebenen Deutschen“. Für die Betroffenen war und sei es wohltuend, dass 46 Jahre nach Vertreibung und Deportation der Deutschen von Seiten der Slowakei ein aufrichtiges Bedauern ausgesprochen und ein klares Bekenntnis zum Unschulds- und Opfercharakter der betroffenen Karpatendeutschen abgelegt wurde. Mit der klaren Verurteilung des Unrechts der Vertreibung hätten die Vertreter der freien und demokratischen Slowakei ein deutliches Bekenntnis zu den Werten eines freien Europas abgelegt. Besonders herauszuheben sei die klare Verurteilung des Kollektivschuldprinzips. Seit der Nationalratserklärung habe es zahllose gemeinsame Veranstaltungen und Begegnungen zwischen den Mitgliedern der slowakischen Regierungen und der Karpatendeutschen Landsmannschaft gegeben. Erklärung im Wortlaut Die Erklärung des Slowakischen Nationalrates sei als ein Akt der Anerkennung von elementaren Menschenrechten beispielhaft und reihe sich in entsprechende Erklärungen Ungarns und der Baltischen Staaten ein. Nachstehend die Erklärung im Wortlaut: „Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen, viele Wunden sind verheilt, neue Generationen kamen unter neuen Bedingungen auf die Welt.

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Wir, die Vertreter einer freien und demokratischen Slowakei, wollen der Völkergemeinschaft beitreten, ohne offene Rechnungen zu haben. Wir verurteilen das Prinzip kollektiver Schuld, mit welchen Argumenten auch immer sie zu begründen sei. Wir sind uns bewusst, dass die Slowakei mit der Evakuierung und nachfolgender Vertreibung deutscher Mitbürger eine ethnische Gruppe verlor, die über Jahrhunderte hinweg Teil der gemeinsamen Zivilisation war und in bedeutendem Maße für die kulturelle Mannigfaltigkeit unseres Landes sorgte. Heute reichen wir euch allen, Zeugen früherer Zwietracht, den Vertriebenen und ihren Nachkommen, von der Slowakei aus freundschaftlich die Hand. Versuchen wir, Streit und Unrecht zu vergessen. Lasst uns gemeinsam an der Gestaltung der vergangenen Heimat arbeiten. Möge die Brücke der Verständigung zwischen unseren Völkern den versiegenden Fluss des Kriegshasses für immer überspannen.“

Beratungsstelle Bund der Vertriebenen Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V. Am Lilienberg 5 · 81669 München Ansprechpartner: Dietmar Kräch Telefon (0 89) 44 14 03 79 Telefon (0 89) 48 14 47 Fax (0 89) 48 26 21 E-mail: kraech@bdv-bayern.de Internet: www.bdv-bayern.de


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Aus dem Freistaat

Markus Sackmann besuchte die Tschechische Republik Mit seinem Besuch in der tschechischen Republik vertiefte Bayerns Arbeitsstaatssekretär Markus Sackmann die bayerischtschechische Zusammenarbeit weiter. Sackmann: „Nach dem Besuch von Ministerpräsident Horst Seehofer im vergangenen Dezember wurde eine Vertiefung der Beziehungen zum Nachbarland Tschechien vereinbart. Diesen Dialog mit

unseren tschechischen Nachbarn in allen wichtigen Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft möchte ich mit meiner Reise fortsetzen.“ Bei seinem Besuch in der Deutschen Botschaft in Prag am 4. August wurde der Staatssekretär vom Gesandten Dr. Ingo von Voss empfangen, mit dem er sich über die grenzüberschreitende Zusammenar-

Das Foto zeigt von links nach rechts MdB Karl Holmeier, MdEP Martin Kastler, LR und BTP Franz Löffler, Staatssekretär Markus Sackmann, Gesandter Dr. Ingo von Voss und Bernhard Bauer, geschäftsführendes Mitglied der DeutschTschechischen Industrie- und Handelskammer.

beit und die Förderung der deutschen Sprache austauschte: „Leider haben wir festgestellt, dass das Erlernen der deutschen Sprache in der Tschechischen Republik spürbar zurückgegangen ist.“ Es sei deshalb großes gemeinsames Anliegen der Deutschen Botschaft in Prag, des Goethe-Instituts, der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer und des Freistaates Bayern, die Lust auf die deutsche Sprache neu zu wecken. Dazu werde im kommenden Jahr eine Kampagne zur Förderung der deutschen Sprache gestartet. „Ich werde mich persönlich dafür einsetzen, insbesondere auch grenznahe bayerische Kommunen, Unternehmen, Schulen und Institutionen für diese zukunftsweisende Kampagne zu gewinnen“, so Sackmann. Davon profitiere nicht nur der bayerische Arbeitsmarkt, auch die tschechischen Nachbarn gewännen an Flexibilität, was die Wahl ihrer Arbeitsplätze betrifft. Staatssekretär Markus Sackmann wurde bei seiner Reise von Martin Kastler, Mitglied des Europäischen Parlaments und Bundesvorsitzender der Ackermann-Gemeinde, Karl Holmeier, Mitglied des Deutschen Bundestages, und Franz Löffler, Landrat des Landkreises Cham, und Bezirkstagspräsident der Oberpfalz begleitet.

Bayerischer Integrationsrat jetzt fester Bestandteil im Freistaat Seit 2009 ist der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Neumeyer Integrationsbeauftrager der Bayerischen Staatsregierung. Anfang 2010 wurde der Bayerische Integrationsrat konstituiert, in dem Fachleute aus allen gesellschaftlich relevanten Gruppen, insbesondere auch mit Migrationshintergrund zusammenarbeiten. In diese Arbeit eingebunden sind auch mehrere Deutsche aus Russland, so zum Beispiel Dr. Ekaterina Skakovskaya und Dr. Arthur Bechert, der Vorsitzende des BdV-Bezirksverbandes Oberpfalz. Anfang des Jahres lud Neumeyer zu einem Gespräch über die Plenarssitzungen des Bayerischen Integrationsrats in den Landtag ein. Thema der Zusammenkunft war die Förderung der Integration durch Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und bürgerschaftlichem Enga-

gement. Der Integrationsrat hatte hierzu eine Reihe von Maßnahmen und Appellen an die Parteien, die Staatsregierung und die kommunalen Gremien erarbeitet. Man müsse den Migranten die Möglichkeit zur Mitgestaltung einräumen. „Ich darf was und ich kann was“, sollte den Migranten vermittelt werden, betonte Dr. Ekaterina Skakovskaya. Martin Neumeyer meinte, dass dies nicht ohne eine gewisse finanzielle Förderung möglich sein werde. Partielle Förderungen für Ehrenämter im Bereich der Migranten seien kaum durchsetzbar, daher müsse man die ehrenamtlichen Tätigkeiten insgesamt unterstützen. Der Integrationsbeauftragte betonte, dass es ein langer Weg zur gelungenen Integration sei. Die vorgeschlagenen Maß-

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nahmen würden weitere wichtige Schritte zu diesem Ziel sein. „Lieber ein Slowfox, als ein Quickstep“, so der CSU-Politiker. Bernhard Roos, SPD-Landtagsabgeordneter aus Passau, begrüßte, dass die Beschlüsse des Integrationsrats einstimmig erfolgen konnten und bekräftigte: „Alles was Martin Neumeyer hier vorschlägt, ist sehr gut!“ Prof. Dr. Rupert Hochholzer von der Universität Regensburg stellte seine Arbeiten zur Sprachforschung und zum Spracherlernen vor. Er setzt insbesondere auf die Elternbeteiligung. Die Familien sollten auch ihre mitgebrachten Sprachen weiter pflegen. Die Erfahrung habe gezeigt, wer die Erstsprache gut beherrsche, sei auch in der Lage, eine Zweitsprache besser zu lernen. W. F.


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Aus dem Freistaat

Große Teilnahme am ostdeutschen Schülerwettbewerb

Über eine „tolle Teilnahme“ bayerischer und ausländischer Schulen am Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ konnte sich das langjährige BdV-Landesvorstandsmitglied Robert Leiter freuen. Leiter, der im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus für das Projekt verantwortlich ist, freute sich insbesondere über das erfolgreiche Abschneiden von Schülerinnen und Schülern aus Rumänien, Polen, Ungarn und der Russischen Föderation. Auf der Suche nach dem „Schatz der Ostsee“ erforschten die Schüler die vielfältigen historischen, kulturellen und politischen Beziehungen zwischen Deutschland und den südlichen Ostseeanrainern vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Die

Teilnehmer erhielten somit nicht nur Einblicke in die wechselvolle Geschichte dieser Beziehungen, sondern auch in die Zusammengehörigkeit und die prägenden Werte eines gesamteuropäischen Kulturraums. Einen Eindruck von der Qualität und Vielfalt der Einsendungen des Fragenbogenund Kreativwettbewerbs konnten die Gäste der dreitägigen Abschlussveranstaltung Qualität und Vielfalt in Memmingen gewinnen. Memmingens Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer, Ministerialdirigentin Elfriede Ohrenberger und der Direktor des Haus des Deutschen Ostens, Dr. Ortfried Kotzian überbrachten jeweils herzliche Grüße und

gratulierten den erfolgreichen Teilnehmern. Zu den Wettbewerbssiegern zählten aus Bayern die Jean-Paul-Grundschule Wunsiedel, Gerhardinger-Grundschule Regensburg und die Grundschule Stadtbergen. Weiter gehörten dazu die Ferdinand-von-Miller-Realschule Fürstenfeldbruck, die Mittelschule Mitterfels-Haselbach, die Mittelschule Scheßlitz, die Mittelschule Durach, das AugustinusGymnasium Weiden, die Hauptschule Wittislingen, das Tassilo-Gymnasium Simbach am Inn, das Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth, das Sonderpädagogische Förderzentrum Josef-Landes-Schule Kaufbeuren, das Gymnasium Dingolfing und die Staatliche Berufsschule Regen/Viechtach.

Bayerischer Integrationspreis ausgeschrieben Der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer, MdL, hat einen Bayerischen Integrationspreis für das Jahr 2012 ausgeschrieben. Unter dem Motto „Mehr Chancen durch Vielfalt“ können von institutionellen Trägern oder Privatpersonen getragene Initiativen oder Projekte im Bereich der Integrationsarbeit und -förderung aus den Jahren 2010 und 2011 für den Bayerischen Integrationspreis vorgeschlagen werden. Gefragt sind Beispiele und Vorbilder, mit denen es in der Praxis gelingt, das interkulturelle Leben im Freistaat zu fördern und mit Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund ein vielfältiges gemeinsames Leben für eine Gesellschaft im 21. Jahrhundert zu gestalten.

Die Entscheidung über den Preisträger trifft eine vom Bayerischen Integrationsrat in freier Wahl bestimmte unabhängige Jury. Das prämierte Integrationsprojekt wird im Rahmen der Bayerischen Integrationstage am 8. und 9. März 2012 unter der Schirmherrschaft der Landtagspräsidentin Barbara Stamm, MdL, ausgezeichnet. Ein Preisgeld wird nicht verliehen. Besonders erwünscht sind Vorschläge von Initiativen oder Projekten, die bisher noch keine institutionelle Förderung erhalten. Eigenbewerbungen werden nicht berücksichtigt. Voraussetzung für die Teilnahme an der Ausschreibung ist eine, bis spätestens 30. November 2011 eingereichte schriftliche Empfehlung mit Begründung: In der Empfehlung (maximal zwei Sei-

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ten) müssen folgende Angaben enthalten sein: Kurzbeschreibung der Konzeption der Initiative/des Projekts (max. ½ Seite), Zweck und Zielgruppe, die damit erreicht bzw. gefördert werden soll, Träger der Initiative bzw. des Projekts, Anzahl der Mitarbeiter, die damit betraut sind, Angabe möglicher Kooperationspartner, Beginn und Dauer der Initiative bzw. des Projekts sowie Gründe, die für eine besondere Würdigung sprechen.

Geschäftsstelle des Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung Schellingstr. 155 · 80797 München Telefon 089/1261-1984 Fax 089/1261-1987


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Tag der Heimat

Tag der Heimat 2011 Leitwort: „Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung“ Auszug aus der Veranstaltungsliste Termin

Hauptredner/in

Kreisverb./Kreisgr./Ortsverb.

Verantwortlich

Samstag, 10.09.2011 17.00 Uhr Landratsamt Kaiserstr. 4 97318 Kitzingen Samstag, 17.09.2011 10.30 Uhr Jugendzentrum „Q” Hans-Böckler-Str. 4 95032 Hof Samstag, 17.09.2011 14.30 Uhr Seniorenzentrum Haager Str. 40 85435 Erding Sonntag, 18.09.2011 14.00 Uhr Großer Rathaussaal Rathausplatz 2 94030 Passau Sonntag, 18.09.2011 15.00 Uhr Pfarrsaal St. Peter und Paul Adolf-Kolping-Str. 2 97422 Schweinfurt Sonntag, 18.09.2011 11.00 Uhr Konzertrotunde Salzburger Str. 7 83435 Bad Reichenhall Sonntag, 18.09.2011 15.00 Uhr Kleine Meistersingerhalle Münchener Str. 21 90478 Nürnberg Sonntag, 18.09.2011 14.00 Uhr Kultur- und Sporthalle Wiesenthalstr. 50 86785 Obernburg-Eisenbach Samstag, 24.09.2011 15.00 Uhr Goldener Saal des Rathauses Rathausplatz 2 86150 Augsburg Sonntag, 25.09.2011 14.00 Uhr Kolpingheim Promenadenstr. 13 82467 Garmisch-Partenkirchen Sonntag, 25.09.2011 11.00 Uhr Vertriebenendenkmal Brucker Str. 82216 Gernlinden Sonntag, 25.09.2011 14.30 Uhr Stadthalle Jahnstr. 13 85567 Grafing

Steffen Hörtler, Dipl.-Soz.-Päd.

KV Kitzingen (Ufr.)

Alexander Eberl, Bürgermeister Schwarzenbach/Saale

KV Hof (Ofr.)

H. H. Pfarrer Daniel Tenberg

KV Erding (Obb.)

Dr. Max Stadler, MdB Parl. Staatssekretär

KV Passau Stadt und Land (Nby.)

Stefan Hörtler Dipl.-Soz.-Päd. Leiter Bildungsstätte Heiligenhof

KV Schweinfurt (Ufr.)

Dr. Herbert Lackner Oberbürgermeister

KV Traunstein/ Berchtesgadener Land (Obb.)

Joachim Herrmann, MdL Bayer. Staatsminister des Innern

KV Nürnberg Stadt (Mfr.)

Rudolf Pawelka, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien

KV Miltenberg/Obernburg (Ufr.)

Horst Seehofer, Bayer. Ministerpräsident Christian Knauer, Landrat BdV-Landesvorsitzender

BdV Bayern BdV Schwaben KV Augsburg Stadt

Claus Lux (KV-Vorsitzende) Frankenstr. 3 b 97318 Kitzingen Tel. 0 93 21/4585 Christian Joachim (KV-Vorsitzender) Schleizer Str. 4 95111 Rehau Tel. 0 92 83/9416 Hertha Puschmann (KV-Vorsitzende) Unterhofkirchen 2 84416 Taufkirchen/Vils Tel. 0 80 84/38 49 Hermann Folberth (KV-Vorsitzender) Meier-Helmbrecht-Str. 11 94474 Vilshofen Tel./Fax 0 85 41/9193 56 Peter Krier (KV-Vorsitzender) Saaleweg 1 97422 Schweinfurt Tel. 0 97 21/3 1167 Ludwig Pagatsch (KV-Vorsitzender) Herzog-Nikolaus-Str. 9 83371 Stein a. d. Traun Tel. 0 86 21/6 49 28 14 Hans Werner Henning (KV-Vorsitzender) Kindinger Str. 5 a 90453 Nürnberg Tel. 0 9 11/63 93 45 Christian Kuznik (KV-Vorsitzender) Burgunderstr. 27 63785 Obernburg Tel. 0 60 22/87 95 Walter Föllmer (Landesgeschäftsführer) Am Lilienberg 5 81669 München Tel. 0 89/48 14 47

Christa Naaß, MdL KV Garmisch-Partenkirchen Vertriebenenpolitische Sprecherin (Obb.) der SPD-Landtagsfraktion

Adolf Raschendorfer

OV Gernlinden (Obb.)

Dr. Irmgard Sedler KV Ebersberg (Obb.) Leiterin der Siebenbürger Museen

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Oswald Rothmeier (KV-Vorsitzender) Brandstr. 21 82467 Garmisch-Partenkirchen Tel. 0 8821/5 68 37 Gerda Graumann (OV-Vorstandsmitglied) Graf-Toerring-Str. 2 82216 Gernlinden Tel. 0 8142/147 98 Ernst Heidenreich (KV-Vorsitzender) Pf.-Dr.-Rauch-Str. 8 85567 Grafing Tel. 0 80 92/13 08


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Tag der Heimat Termin

Hauptredner/in

Kreisverb./Kreisgr./Ortsverb.

Verantwortlich

Sonntag, 02.10.2011 14.30 Uhr Beim Bergwirt Schernberg 1 91567 Herrieden Sonntag, 02.10.2011 15.00 Uhr Stadthalle Marktplatz 1 87700 Memmingen Montag, 03.10.2011 14.30 Uhr Stadthalle Germering Landsberger Str. 39 82110 Germering Montag, 03.10.2011 10.30 Uhr Stätzling Gasthof „Zum Schloss” 86316 Friedberg Samstag, 08.10.2011 14.00 Uhr Haus der Kultur Braunauer Str. 10 84478 Waldkraiburg Sonntag, 09.10.2011 14.00 Uhr Haus St. Emmeram Forellstr. 10 86650 Wemding Sonntag, 09.10.2011 15.00 Uhr Redoutensaal Theaterplatz 1 91054 Erlangen Samstag, 15.10.2010 14.00 Uhr Landratsamt Von-Kühmann-Str. 15 86899 Landsberg/Lech Sonntag, 16.10.2011 10.00 Uhr Rathaussaal Simon-Höller-Straße 94315 Straubing Samstag, 22.10.2011 14.30 Uhr Rathaussaal Hauptstr. 24 91301 Forchheim Sonntag, 23.10.2011 13.00 Uhr Gasthof Höhensteiger Westerndorfer Str. 101 83024 Rosenheim Sonntag, 23.10.2011 14.00 Uhr Bürgerzentrum Rathausplatz 84508 Burgkirchen Sonntag, 30.10.2011 14.00 Uhr Sudetendeutsches Haus Hochstr. 8 81669 München Sonntag, 06.11.2011 14.00 Uhr Sportgaststätte Zuchering Seeweg 17 85051 Ingolstadt

Rudolf Schwemmbauer, Landrat

KV Ansbach (Mfr.)

Armin M. Brandt Bundespressereferent der Landsmannschaft Schlesien

KV Memmingen (Schw.)

Dr. Egon Ziegler Stv. Bundesvorsitzender der Egerländer Gmoi

OV Germering (Obb.)

Christian Knauer Landrat BdV-Vizepräsident

SL-OV Stätzling (Schw.) Gründungsjubiläum

Peter-Dietmar Leber Bundesvorsitzender der Banater Schwaben

KV Mühldorf (Obb.)

Franz Pany Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft

KV Donau-Ries (Schw.)

Joachim Herrmann, MdL Bayer. Staatsminister des Innern

KV Erlangen-Höchstadt (Mfr.)

Christian Knauer Landrat BdV-Vizepräsident

KV Landsberg/Lech (Obb.)

Christian Knauer Landrat, BdV-Vizepräsident Josef Zellmeier, MdL Landesvorsitzender der Karpatendeutschen Landsm. Stefan Mayer, MdB BdV-Präsidiumsmitglied

djo Bayern (Nby.) 60-Jahr-Feier

Dr. Jürgen Danowski (KV-Vorsitzender) Brauhausstr. 24–26 91522 Ansbach Tel. 09 81/8 46 77 Armin M. Brandt (KV-Vorsitzender) Kohlschanzstr. 10 87700 Memmingen Tel. 0 83 31/8 70 07 Friedrich Zierwick (KV-Vorsitzender) Kriegerstr. 71 82110 Germering Tel. 0 89/84 9150 Peter Gürtler (SL-Ortsvorsitzender) Bgm.-Ebner-Str. 49 86316 Friedberg-Stätzling Tel. 08 21/78 15 44 Heinz Hampel (KV-Vorsitzender) Josepf-Haydn-Str. 6 84478 Waldkraiburg Tel. 0 86 38/44 07 Erwin Hofmann (KV-Vorsitzender) Vetterstr. 33 86609 Donauwörth Tel. 09 06/86 71 Eike Haenel (KV-Vorsitzender) Von-Hauck-Str. 12 91074 Herzogenaurach Tel. 0 9132/24 39 Gerhard Kuznik (KV-Vorsitzender) Alpenstr. 2 86935 Rott/Lech Tel. 0 88 69/6 86 Birgit Unfug (djo-Landesvorsitzende) Bodenseestr. 5 81241 München Tel. 0 89/8 2127 62 Nikolaus Schwegler (KV-Vorsitzender) Schlesierstr. 11 91301 Forchheim Tel. 0 9191/28 99 Alexander Bock (KV-Vorsitzender) Illerstr. 13 83026 Rosenheim Tel. 0 80 31/2 2120 04 Wolfgang Böhm (SL-Vorsitzender) Forststr. 22 84508 Burgkirchen/Alz Tel. 0 86 79/15 89 Alma Bitz (KV-Vorsitzende) Schuckertstr. 13 81379 München Tel. 0 89/7 917744 Rosina Schiesser (KV-Vorsitzende) Wintergasse 4 85080 Gaimersheim Tel. 0 88 21/5 68 37

KV Forchheim (Ofr.)

Christa Stewens, MdL Bayer. Staatsministerin a. D.

KV Rosenheim (Obb.) KV Bad Aibling (Obb.) KV Wasserburg (Obb.)

Stefan Mayer, MdB BdV-Präsidiumsmitglied

SL Burgkirchen/Alz (Obb.)

Josef Mederer, Bezirkstagspräsident

KV München Stadt und Land (Obb.)

Hans-Joachim Werner, MdL

KV Ingolstadt (Obb.)

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Aus den Verbänden

60 Jahre Riesengebirgs-Trachtengruppe München Christa Stewens zum Ehrenmitglied ernannt

Ende Mai feierte unter der Schirmherrschaft von Staatsministerin a. D. Christa Stewens, MdL, die Riesengebirgs-Trachtengruppe München im Rahmen eines Festwochenendes ihr 60-jähriges Bestehen. Eingeleitet wurden die Feierlichkeiten mit der Niederlegung einer Blumenschale am Grab des verstorbenen langjährigen Vorsitzenden Helmut Schimpke. Nächster Höhepunkt war die musikalische Begrüßung in- und ausländischer Trachtenfreunde im Freizeittreff an der Burmesterstraße in München-Freimann. Bei Grillfleisch und Fassbier wurde mit alten Bekannten das Wiedersehen gefeiert sowie der erste Kontakt mit neuen Trachtlern geknüpft. Stadt München lud ein Der Samstag begann mit fröhlichem Tanzen auf dem Münchner Marienplatz. Bei herrlichem Sonnenschein präsentierten die Gäste den zahlreichen Zuschauern vor dem Münchner Rathaus Volkstänze und Plattler. Besondere Unterstützung erfuhr der Jubelverein durch die Unterföhringer Trachtenfreunde, die nicht nur ihre Bühne zur Verfügung stellten, sondern auch deren Auf- und Abbau übernommen hatten. In Vertretung des Münchener Oberbürgermeisters Christian Ude lud Stadtrat Richard Quaas in die Ratstrinkstube zum Umtrunk und zur Stärkung am bayerischen Buffet ein. Ein Eintrag ins Gästebuch der Stadt München schloss sich an. Zur Festveranstaltung im Augustinerkeller konnte Vorsitzender Hans-Ulrich Moll zahlreiche Ehrengäste begrüßen. So hatten sich Staatsministerin a. D. Christa Stewens, der Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien in Bayern, Helmut

Riedel, der Geschäftsführer des Landesverbandes Bayern der Landsmannschaft Schlesien, Karl Biedermann, die Landesvorsitzende der djo, Birgit Unfug und die Gauvorstände Martin Werner und Ludwig Huber eingefunden. Der Vorsitzende des Münchner Schlesiervereins, Dr. Gotthard Schneider, führte in kompetenter, lockerer und amüsanter Art durch das abwechslungsreiche Programm. Lieder, vorgetragen vom Schlesierchor München und der Böhmerwald Singgruppe sowie Mundartgedichte, Flöten- und Glockenmusik der Riesengebirgs-Trachtengruppe umrahmten die Festrede der Schirmherrin. Sichtbar erfreut nahm sie anschließend die Ernennung zum Ehrenmitglied entgegen. Für besondere Verdienste um den Jubelverein wurden Veronika Moll mit der silbernen Ehrennadel, Michaela Pinnau und Martin Werner mit der goldenen Ehrennadel sowie Hans-Ulrich Moll mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet.

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„Kultur als Erlebnis“ Unter diesem Motto hatte die djo – Deutsche Jugend in Europa in den Senatssaal des Maximilianeums eingeladen. Vor interessiertem Publikum präsentierten sich die Jugendgruppen „Leda“ aus Erlangen, die Donauschwäbische Jugend aus Freising, die Sudetendeutsche Jugend und die Jugendgruppen der Banater Schwaben sowie die Siebenbürger Sachsen aus München. Einen besonderen Akzent setzte die Jugendgruppe „Iberisi“ mit Liedern aus ihrer georgischen Heimat. Die Schirmherrschaft hatte Landtagspräsidentin Barbara Stamm übernommen. Nach dem anschließenden Festgottesdienst beeindruckte ein aus 22 Gruppen bestehender Festzug die Zuschauer. Während des Heimatabends im Augustinerkeller zeigte Veranstalter und Gäste ein abwechslungsreiches Programm. H. Lachner


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Vertriebenenbeirat befasst sich mit Geschichtsunterricht an bayerischen Schulen Die Behandlung der Geschichte der deutschen Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler und deren Herkunftsgebieten im Rahmen des Unterrichts an bayerischen Schulen stand auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Beirats für Vertriebenen- und Spätaussiedlerfragen in München Studienrat Martin Pöhner aus dem Bayerischen Kultusministerium erläuterte, dass eine objektive Darstellung der geschichtlichen Zusammenhänge das Ziel des Geschichtsunterrichts an bayerischen Schulen sei. Es solle den Schülern ermöglichen, sich ein eigenes Bild über die historischen Entwicklungen zu machen. Hierzu dienten die in den Lehrplänen vorgegebenen verpflichtenden Themen und die auf freiwilliger Basis angebotenen Projekte und Wettbewerbe. Er spannte dabei den Bogen über alle Schularten. In der Grundschule würde hauptsächlich Regionalgeschichte unterrichtet, in der neunten Klasse der Hauptschule, in Geschichts-, Sozialkunde- und Erdkundeunterricht auch auf den Themenbereich Flüchtlinge und Vertriebene Projektarbeit bietet Möglichkeit nach dem Zweiten Weltkrieg eingegangen. Die neunte Klasse Gymnasium behandle die NS-Zeit, den Zweiten Weltkrieg und die Vertreibung der Deutschen, wobei in einigen Stunden bewusst auf Quellenarbeit gesetzt würde. Im Rahmen der Projektarbeit könnten die Schüler der 10. Jahrgangsstufe des Gymnasiums die Themen Flucht, Vertreibung und Integration bearbeiten. In der 11. Jahrgangsstufe schlössen sich vielfach Klas-

senfahrten in die Vertreibungsgebiete an. Den Schülern werde dabei das Jahrhunderte lange Zusammenleben verschiedener Nationalitäten näher gebracht. Der vom Bayerischen Kultusministerium veranstaltete Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ habe europaweit einen hohen Stellenwert. Dies komme durch Teilnahme von jährlich circa 20.000 Schülern zum Ausdruck. Auch beim Schülerwettbewerb „ErinneSiedlungsgeschichte vermitteln rungszeichen“ habe ein Viertel der Beiträge Vertriebenen-Themen zum Inhalt. Bedauert wurde allerdings, das oftmalige Fehlen von Kabinettsmitgliedern bei den Preisverleihungen. Nach Ansicht der Sprecherin der Siebenbürger Sachsen, Herta Daniel, könne nur derjenige das wahre Ausmaß von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg begreifen und richtig einschätzen, der auch über die Geschichte der im Osten lebenden Deutschen in den dazwischen liegenden Jahrhunderten Bescheid wisse. Der Vertreter des Kultusministeriums erläuterte, dass der Geschichtsunterricht über diese Jahrhunderte aus einer nationalen deutschen Perspektive behandelt werde. Es würde auch nicht auf die Geschichte Spaniens, Ungarns, Italiens oder Frankreichs eingegangen. Die Geschichte der Deutschen im Osten Europas würde nicht durchgehend über alle Jahrhunderte verfolgt. Im Geschichts- und Sozialkundeunterricht der höheren Jahrgangsstufen würde in Bayern ein besonderer Akzent auf Flucht und Vertreibung

BdV Oberpfalz hat neu gewählt Bei der Jahreshauptversammlung des BdV-Bezirksverbandes Oberpfalz im Kolpinghaus in Regensburg wurde ein neuer Bezirksvorstand gewählt. Unter Leitung von Max Strecker erbrachten die Wahlen lediglich bei der Position eines stellvertretenden Vorsitzenden eine Änderung. Hier wurde Waldemar Eisenbraun, Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, gewählt. Der neue Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Bezirksvorsitzender Dr. Arthur Bechert, stellvertretende Vorsitzende Max

Strecker, Friedrich Kaunzner, Waldemar Eisenbraun und Helga Pawelke. Als Schriftführer wurde Christian Paterok, als Vermögensverwalter Anton Enderle wiedergewählt. Als Beisitzer gehören der Vorstandschaft Dr. Sigrid Ullwer-Paul, Linda Wolf, Ferdinand Hausmann, Johann Singer, Heinrich Kratz und Ines Schromm an. Bezirkschef Dr. Arthur Bechert bezeichnete es als eine der vordringlichsten Aufgaben der nächsten Monate geeignete Persönlichkeiten zu finden, um einen Teil der Kreisverbände neu zu beleben.

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gelegt, um deren Bedeutung für die Gegenwart herauszustellen. Kritik an einem vom Kultusministerium zugelassenen Geschichtsbuch übte BdVVizepräsident Dr. Bernd Fabritius. Er rügte Fehlinformationen, denen die Schüler ausgesetzt seien. Unter dem Begriff „Migration in Bayern“ würden sowohl deutsche Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg als auch Gastarbeiter der späteren Jahrzehnte behandelt. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen würden nicht herausgearbeitet. Das Buch schere beide Gruppen über einen Kamm. Derartige Verallgemeinerungen führten zur Leugnung der eigenen kulturellen Identität der unterschiedlichen Personengruppen. Man habe zwar in Bayern einen Integrationsbeauftragten, allerdings mache sich immer mehr der Duktus breit, dass es eine bayerische Stammbevölkerung und Migranten, egal aus welchem Kulturkreis, gäbe. Mit der Zulassung eines solchen Buches würde das Bayerische Kultusministerium seinem Auftrag gemäß Paragraph 96 Bundesvertriebenengesetz nicht gerecht. Vertriebene stärker einbeziehen Um die Anliegen der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler in künftigen Lehrplänen stärker zu berücksichtigen regte Beiratsvorsitzender und BdV-Vizepräsident Christian Knauer an, dass Vertreter der Verbände unter Koordination des Leiters des Hauses des Deutschen Ostens in die Konzeptionsarbeit zu den entsprechenden Kapiteln des Geschichts- und Sozialkundeunterricht einbezogen würden. H. Daniel

Juri Heiser im Stadtrat Die Deutschen aus Russland sind wieder im Augsburger Stadtrat vertreten. Am 28. Juli konnte Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl den Vorsitzenden der Landsmannschaft in Augsburg, Juri Heiser, als neuen Stadtrat vereidigen. Heiser gehört der CSU-Fraktion an und ist künftig in den Ausschüssen für Bildung und Ausbildung, dem Sport-, dem Stiftungs-, dem Umwelt- und dem Werkausschuss des Eigenbetriebs „Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb“ tätig. Der BdV Bayern gratuliert dem langjährigen Mitstreiter von Herzen.


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Ehrenvorsitzende Gertrud Müller mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

Große Auszeichnung für die Ehrenvorsitzende der Oberschlesischen Landsmannschaft München Gertraud Müller (3. von links). Neben ihr (von links) Ministerialdirigent Paul Hansel, Staatsministerin Christine Haderthauer und der Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, Dr. Ortfried Kotzian. Bild und Text: Christa Berndt

In einem feierlichen Akt wurde am 12. April im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales der Ehrenvorsitzenden der Landsmannschaft der Oberschlesier in München, Gertrud Müller,

das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Staatsministerin Christine Haderthauer hielt die Laudatio und würdigte deren Verdienste im sozia-

len, karitativen und mitmenschlichen Bereich. Sie sei eine wichtige Mahnerin und Stimme der Oberschlesier in München gewesen Nach ihrer Flucht aus Gleiwitz im Jahr 1945 engagierte sich die Geehrte in München schon früh in der Vertriebenarbeit. 1954 wurde sie Leiterin der Oberschlesischen Jugend, 1955 übernahm sie die Landesmädelführung des neu gegründeten Landesverbandes. 1962 übernahm sie die Geschäftsführung im Landesvorstand der LdO, von 2004 bis 2008 wirkte sie als stellvertretende Landesvorsitzende, zuletzt als Beisitzerin mit der Aufgabe, den Verband bei staatlichen Behörden und Institutionen zu vertreten. 1990 bis 2008 war sie Vorsitzende der LdO-Kreisgruppe München, der sie heute als Ehrenvorsitzende angehört. Von 2004 bis 2011 vertrat sie ihren Verband als Beisitzerin im BdV-Landesvorstand. In der Heimat setzte sie sich für das Entstehen und den Ausbau des EichendorffKultur- und Bildungszentrums in Lubowitz O/S nachdrücklich ein. Dafür wurde sie mit der „Medaille für bedeutende Verdienste um das Begegnungszentrum“ ausgezeichnet.

Sudetendeutsches Museum:

Gründungsbeauftragter berufen „Ich freue mich sehr, dass die Sudetendeutsche Stiftung Wilfried Rogasch zum Gründungsbeauftragten für das Sudetendeutsche Museum berufen hat. Damit ist ein wichtiger Schritt hin zur Errichtung der Einrichtung getan. Rogasch ist als Museumsexperte mit hohem bundesweitem Renommee seit 1989 als Museumsund Ausstellungskurator im Bundesgebiet tätig. Ich bin zuversichtlich, dass er mit seinem großen Erfahrungsschatz die Planungen für das Museum zügig voranbringen wird“, so Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer, zugleich Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen. Ihr Ministerium unterstützt die Sudetendeutschen bei der Planung dieses Museums bereits von Anfang an. Der Freistaat stellt im Zukunftsprogramm „Aufbruch Bayern“ für die Vorbereitung des Museums zusätzlich 200.000 Euro bereit. Für die Arbeiten des Gründungsbeauftragten sind 300.000 Euro eingeplant.

Das Foto zeigt Dr. Hans-Martin Hinz (Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats für das Sudetendeutsche Museum), Wilfried Rogasch (Gründungsbeauftragter), Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer, Franz Pany (Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung), Dr. Günter Reichert (stv. Vorsitzender des Vorstandes der Sudetendeutschen Stiftung) und Peter Küppers (Geschäftsführer der Sudetendeutschen Stiftung). (stmas)

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Neues aus dem Landesverband Alma Bitz ist die neue Kreisvorsitzende des BdV München Stadt und Land. Sie gehört der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland an und löste CSU-Landtagsabgeordneten Andreas Lorenz ab. 앲 Stabwechsel bei der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland: Waldemar Eisenbraun, Regensburg, löste bei der Jahreshauptversammlung seiner Landsmannschaft Eduard Neuberger, Straubing, als Landesvorsitzender ab. Neuberger war im April 2008 zum Nachfolger von Dr. Arthur Bechert gewählt worden und hatte seinen Verband auch im BdV-Landesvorstand repräsentiert. 앲 Der Landesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Peter-Dietmar Leber wurde im Frühjahr auf der Bundesversammlung seiner Organisation zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt. 앲 Nach achtjähriger Amtszeit hat Juri Heiser den BdV-Kreisvorsitz in Augsburg-Stadt an den Westpreußen Patrick Faustin abgegeben. Heiser wird den Verband als stellvertretender Vorsitzender, gemeinsam mit Gottfried Schwarz und Johannes Georg Behrendt unterstützen. Geschäftsführerin bleibt Gisela Thiel. 앲 Bei der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen in Augsburg hat sich der bisherige zweite Vorsitzende FriedrichWilhelm Böld nicht mehr zur Wahl gestellt. Er wolle sich künftig stärker auf seine Aufgaben im Landes- und Bundesverband konzentrieren. Thomas Hürländer trat dessen Nachfolge an. 앲 Die frühere BdV-Landesgeschäftsführerin Ulrike Schmid wurde erneut als Vetreterin der Heimatvetriebenen in den Medienrat bei der Landeszentrale für Neue Medien entsandt.

Gut besucht war eine Informationsveranstaltung des BdV-Bezirksverbandes Niederbayern über das deutsch-tschechische Verhältnis von 1918 bis 1939 in Plattling. Generalmajor a. D. Gerd Schultze-Rohnhof fesselte dabei seine Zuhörer mit einem umfassenden Überblick über die Ursachen der bis heute andauernden Spannungen zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik. BdV-Bezirksvorsitzender Horst-Falko Billek wollte mit dem Informationsabend vor allem geschichtliche Zusammenhänge in den Mittelpunkt stellen, die vielfach im öffentlichen Bewusstsein verloren zu gehen drohen. Bild: HFB

Schlesier wählen in Oberbayern neuen Vorstand Auf der oberbayerischen Bezirksversammlung der Landsmannschaft Schlesien wurde auf der Jahreshauptversammlung in München am 15. Juli ein neuer Vorstand gewählt. Bezirksvorsitzender wurde Wolfgang Papenfoth, Burgkirchen a. d. Alz, Stellvertreter Eleonore Borowski, Freising, und Rudolf Maywald, München. Maywald übernimmt zudem die Ressorts Protokollführung sowie Öffent-

lichkeitsarbeit, Presse und Heimatpolitik. Als Kulturreferentin fungiert Anne Brosig, Grafing, als Frauenreferentin Barbara Simon, München. In ihren Ämtern bestätigt wurden Agnes Gatzka, Geretsried, als Schatzmeisterin, sowie Georg Niembs, Germering, und Walter Stefan Kaleta, Pfaffenhofen/Ilm, als Kassenprüfer. KlausDieter Riedel, Landsberg, wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Europamedaille für Dr. Fabritius Die Bayerische Europaministerin Emilia Müller, MdL, händigte im Mai verdienten Persönlichkeiten die Bayerische Europamedaille aus. Diese Auszeichnung wird seit 1990 an Personen verliehen, die sich um die Förderung des Europagedankens in Bayern und um Bayern in Europa in vielfältiger Weise verdient gemacht haben. Zu den Geehrten zählte auch der in München wohnhafte Rechtsanwalt Dr. Bernd Fabritius. Als Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen bemüht er sich seit Jahren in Gesprächen mit der rumänischen Regierung um einen gerechten Ausgleich für seine Landsleute und den Aufbau nachhaltiger seit rund einem Jahr auch BdV-VizepräStruktur nach EU-Standard. Fabritius ist sident.

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Eindrucksvolle Maiandacht der Vertriebenen auf dem Engelberg

Eine eindrucksvolle Kulisse bot sich anlässlich der Vertriebenen-Maiandacht in der bis auf den letzten Platz besetzten Wallfahrtskirche auf dem Engelberg bei Miltenberg. Rechtes Bild: großer Beifall für die Mitwirkenden, Bläsergruppe Mann (vorne), dahinter der Amorbacher Dreigesang mit Pater Peregrin (Mitte), links SL-Kulturreferent Alfred Kipplinger. (Fotos: ak)

Der BdV-Kreisverband Miltenberg, mit den Vorsitzenden Erich Klimesch (Sudetendeutsche Landsmannschaft) und Christian Kuznik (Landsmannschaft Schlesien) an der Spitze, hatte zur 10. Sudetendeutschen-schlesischen-fränkischen Mai-Andacht auf den Engelberg bei Miltenberg eingeladen. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Wallfahrtskirche hatten die „Blä-

sergruppe Mann“ aus Eisenbach, der „Amorbacher Dreigesang“ sowie Stefanie Lang und Lisa Neumann aus Röllfeld die musikalische Umrahmung übernommen. Franziskanerpater Peregrin wies auf die Bedeutung der Gottesmutter in der heutigen Zeit hin. SL-Kultur-Referent Alfred Kipplinger hatte bei der Auswahl der An-

dachtstexte bewusst auf traditionelles Volksgesänge und Gebete aus den Heimatgebieten geachtet. Margret Kipplinger beeindruckte mit ihrem Vortrag „Gebet einer Mutter – Kleine Kinder kleine Sorgen – Große Kinder große Sorgen“ aus dem Buch von Maria Schulze-Kroiher „Es ist so tröstlich, wenn die Bäume sprechen.“ (ak)

BR bei Fernsehaufnahmen in Kolberg Ein Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Barbara Mai besuchte im Frühjahr verschiedene Städte in Pommern. Es wurde begleitet von Dr. Sieghard Rost, langjähriger Abgeordneter im Bayerischen Landtag, und dem Landesvorsitzenden der Pommerschen Landsmannschaft, Ernst Schroeder. Unser Bild zeigt das Team des Bayerischen Fernsehens mit der Leitenden Redakteurin Barbara Mai, die 1986 bereits für die Serie „Die Deutschen im Osten“ verantwortlich gezeichnet und ein gleichnamiges Buch verfasst hatte. Zwischen der Landsmannschaft Pommern und der Stadt Kolberg gibt es seit vielen Jahren sehr enge Kontakte. Die Stadt lädt regelmäßig Mitglieder der Landsmannschaft zu Gedenkveranstaltungen ein. So weilte deren Vorsitzender mit einer großen Delegation als Ehrengast im vergangenen Jahr bei einer mehrtägigen Veranstaltung zum Gedenken an die Eroberung der Stadt durch polnisches

und russisches Militär in Kolberg. Die entsprechende Sendung wurde am Sonntag, 29. Mai 2011, in der BR-Reihe „Nachbarn“ ausgestrahlt. Ernst Schroeder: „Es ist schön, dass der Bayerische Rundfunk immer wieder über die Heimatgebiete der Vertriebenen berichtet. Bild: E. S.

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Unser Spendenkonto:

Bund der Vertriebenen Landesverband Bayern HypoVereinsbank München Konto 803 (BLZ 700 202 70)


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BdV im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk

Zu einem Informationsaustausch mit BRVerantwortlichen trafen sich rund 40 Mitglieder des BdV Landesvorstandes und der Landsmannschaften im Frühjahr im Funkhaus des Bayerischen Rundfunks in München. Vermittelt hatte dieses Gespräch BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer in seiner Eigenschaft als langjähriges Mitglied des Rundfunkrats. Der Chefredakteur des BR Sigmund Gottlieb hieß die Teilnehmer des BdV herzlich willkommen. Er wurde begleitet von Prof. Andreas Bönte, verantwortlich für die Programmplanung des Senders, Werner Reuß, Chef von BR-Alpha, sowie Matthias Keller-May, verantwortlich für Politik in Bayern. Sigmund Gottlieb versicherte, der BR stehe den Anliegen des Sondersendungen BdV sehr positiv gegenüber. So habe man den Besuch des Ministerpräsidenten in Prag intensiv verfolgt und im Laufe des Jahres 2010 viele Sendungen zu Veranstaltungen der Vertriebenen und deren Probleme gebracht. Auch im Jahre 2011 werde man wieder Sonderberichte zum Sudetendeutschen Tag in Augsburg senden. Das Motto des BR „Aufgeschlossenheit auf allen Kanälen“ gelte besonders auch für Vertriebenen- und Aussiedlerfragen. In der anschließenden intensiven Diskussion sprach Christian Knauer zunächst das Thema der Restitution an. In Ländern wie Ungarn, Slowenien aber auch Serbien, Kroatien und sogar in Russland gäbe es bereits Gesetze oder zumindest Gesetzentwürfe zu diesem Thema. Es sei aber nicht verständlich, dass die Bundesregierung und deren diplomatische Ver-

tretungen sich in diesen Fragen passiv verhalten. Die Regierung Österreichs unterstütze die Vertriebenen und deren Anliegen wesentlich intensiver und informiere die betroffenen Landsmannschaften regelmäßig. Problem Ortsnamen Das Thema Ortsnamen ist für Sigmund Gottlieb nach wie vor ungelöst. Der BR selbst habe hier eine klare Linie, nämlich die deutschen Ortsnamen in der Regel zumindest mitzuverwenden; die ARD sehe dies teilweise anders; manch ein Sportjournalist kenne auch die Hintergründe nicht. Von mehreren Gesprächsteilnehmern wurde hervorgehoben, dass die Brückenfunktion der Landsmannschaften von den Medien kaum wahrgenommen würde. Es gäbe inzwischen eine Fülle von Begegnungen gerade auch mit Polen und Tschechien, die von den Medien aber kaum beachtet würden. Beklagt wurde eine immer mehr nachlassende Kenntnis der Geschichte. Andreas Bönte fasste dies wie folgt zusammen: „Früher waren Vertriebenenthemen Tabuthemen, heute sind es schon fast Nichtthemen“. Film „Habermann“ In seinen Dankesworten betonte BdVLandesvorsitzender Christian Knauer, dass kein Sender in der Bundesrepublik Deutschland die Thematik der Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler so positiv nachzeichne wie der Bayerische Rundfunk. Im Anschluss an die Diskussion mit den BR Verantwortlichen wurde der Spielfilm

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„Habermann“ vorgeführt, über den in der letzten Ausgabe schon berichtet wurde. Der BdV-Landesvorsitzende erläuterte die Hintergründe und das Zustandekommen des Films. Er forderte die Anwesenden auf, vor Ort nach Absprache mit den Filmtheaterbesitzern Sondervorstellungen zu organisieren. Der Film sei sehenswert und wichtig, auch wenn es hierüber Meinungsverschiedenheiten gäbe. Zur Filmvorführung hatten sich auch noch einige Mitglieder des Rundfunkrats eingefunden, wie z. B. der langjährige bayerische DGB-Vorsitzende und Abgeordnete Fritz Schösser, die Landtagsabgeordnete Annemarie Biechl oder Prälat Dr. Lorenz Wolf, Leiter des katholischen Büros Bayern. Auch der neue BR-Intendant Thomas Gruber will den Informationsaustausch mit dem BdV fortsetzen. W. F.


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Lehramtsstudentin berichtet über ihr Praktikum beim BdV-Bayern Im Rahmen meines Lehramtstudiums an der LMU absolvierte ich vom 28. März bis 8. April ein zweiwöchiges Betriebspraktikum beim Bund der Vertriebenen in München. Der BdV-Geschäftsführer, Walter Föllmer, nahm sich viel Zeit, mir die heutige Arbeit seines Verbandes vorzustellen. Dabei erfuhr ich Wichtiges zur Geschichte und zu den Hintergründen der vertriebenen Deutschen. Im Laufe meines Praktikums lernte ich alle Mitarbeiter kennen. Herr Kräch stellte mir die heutigen Aufgaben der Migrationsberatung vor. Mit Frau Weinzierl arbeitete ich an der Homepage. Dort durfte ich Pressemitteilungen ins Internet stellen und die Fotogalerie aktualisieren. Dies machte mir Spaß, vor allem wegen des freundlichen Miteinanders und der Geduld, die mir entgegengebracht wurde. Des Weiteren besuchte ich die Bibliothek des HDO – die mit ihrem umfassenden Bestand nahezu einmalig in Deutschland ist – und wurde von den Frauen Dietrich und Seifert in die Bibliotheksarbeit ein-

geführt. Hier fand ich interessante Informationen über meine Abstammung. Aus dem Veranstaltungskalender des Hauses des Deutschen Ostens suchte ich mir die Buchvorstellung von Ursula Blank „Jana Hensel und ihr Erlebnisbericht Zonenkinder“ aus. Dabei beeindruckten mich die authentischen Beiträge der Zuhörer, die teilweise selbst aus der ehemaligen DDR stammten. Ein Highlight war der Besuch des rumänischen Generalkonsulats im Rahmen der Vernissage „Offene Räume“ anlässlich des 70. Geburtstages des Bildhauers Ingo Glass. Während meines Praktikums erhielt ich wertvolle Einblicke in die Arbeit des Bundes der Vertriebenen. Dadurch wurde mein Interesse an der Geschichte der Vertreibung deutscher Volksgruppen aus Osteuropa geweckt. Eine freundlicherweise von Frau Gießmann angebotene Führung durch das Sudetendeutsche Haus rundete meine Eindrücke ab. Ich möchte mich für die Ermöglichung dieses Praktikums bedanken. Die angenehme Atmosphäre beim

BdV-Landesgeschäftsführer Walter Föllmer freute sich über das große Interesse von Christine Hauptkorn während ihres Praktikums.

Bund der Vertriebenen Bayern bleibt mir in guter Erinnerung. Ich würde mich freuen, wenn ich weiterhin den BdV besuchen darf. Christine Hauptkorn

Folkloreensemble Ihna zum achten Mal in Polen Vom 1. bis 3. Juli fuhr das Tanz- und Folkloreensemble Ihna nach Gollnow/Goléniow in Westpommern, zum 16. internationale Folkloretreffen „An der Ihna“ und dem gleichzeitig stattfindenden dritten Hansefestival. Das Ensemble folgte einer Einladung des Organisators des Festivals, Zbigniew Lukaszewskis. Dieser ist der pommerschen Tanzgruppe seit langem freundschaftlich verbunden, da er

Tanzleiter des gleichnamigen Ensembles in Gollnow ist. Der Einladung nach Polen folgten neben der Ihna aus Erlangen auch das Fritz-Reuter-Ensemble aus Anklam, sowie die Gruppen Międzynarodowe Spotkania Folklorystyczne aus Tschechien und „AKORD“ und „MELODIA“ aus Litauen. Während der Eröffnung des Festivals

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durch den Bürgermeister, repräsentierten die Teilnehmer mit ihren Landesflaggen alle vier anwesenden Nationen auf der Open-Air-Bühne. Das Nachmittag- und Abendprogramm wurde von den Gruppen abwechselnd gestaltet. Das Tanz- und Fokloreensemble aus Erlangen begeisterte dabei sowohl mit einem Folklore- als auch einem Akrobatikauftritt. Weiter standen ein Besuch Stettins und im Rahmen des Hansefestivals eine Aufführung im Schloss der Pommerschen Herzöge auf dem Reiseprogramm. Das Stettiner Schloss ist heute eines der größten Kulturzentren Westpommerns und besitzt eine moderne Freilichtbühne im Innenhof. Beeindruckend war auch ein gemeinsamer Gottesdienst in der Katharinenkirche von Gollnow, der von den Gruppen in Tracht besucht und sowohl liturgisch als auch musikalisch mitgestaltet wurde. Abschließend überreichte Festivalleiter Lukaszewski Silvia und Landulf Jäger, stellvertretend für die fränkischen Gäste ein Erinnerungsgeschenk. Die deutsche Gruppe sprach im Gegenzug eine Einladung nach Erlangen aus.


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Ungarndeutsche Trachtengruppe feierte ihr 60-jähriges Bestehen in Geretsried

Volkstänze aus der alten Heimat erfreuten die zahlreichen Festbesucher – Ehrenvorstand Andreas Netzkar und Ehrenmitglied Ernst Walko hatten allen Grund zur Freude. Text und Bilder: Claudia Koestler

Sie waren mit den Egerländern zusammen die ersten, die in Geretsried eine neue Heimat gefunden und die Stadt tatkräftig mit aufgebaut haben: Die Deutschen aus Ungarn. Fast auf den Tag der Gründung genau, feierte die Trachtengruppe der Deutschen aus Ungarn mit einem Festakt in den Ratsstuben ihr 60-jähriges Bestehen. Den hohen Stellenwert der Gruppe machte allein schon das umfangreiche Programm deutlich: Zunächst marschierten die Fahnenabordnungen in den Saal, ehe Vorsitzender Karl Raminger das Wort ergriff. Dabei erinnerte er noch einmal an die Gründung der Gruppe, in Folge eines Kathreinballs in der Gaststätte Tschannerl, am 2. Dezember 1950.

der gelebt werden müsse und man dies als Bereicherung empfinde. Auch Landrat Josef Niedermaier zollte der Trachtengruppe seinen Respekt und freute sich, dass diese ihre Wurzeln und Verbundenheit zeige. Der Landesvorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, Hans Schmuck, be-

Deutsch-ungarisches Lebensgefühl Leidenschaftlich getanzt wird auch heute noch: Zum Jubiläum brachte die Jugendtanzgruppe mit dem extra hierfür einstudierten „Platsch-Rai“, sowie dem „Siebenschritt“ und einem „Kreis-Czardas“ deutsch-ungarisches Lebensgefühl in die Veranstaltung. Bürgermeisterin Cornelia Irmer freute sich wegen ihres persönlichen Bezugs zu den Ungarndeutschen die Grüße der Stadt übermitteln zu dürfen. Ihr erstes Zuhause fand sie in Geretsried bei einer Familie aus Pusztavàm: „Für mich eine völlig neue Welt“. Die Erfahrung, dass sich durch kulturelle Vielfalt Neues öffnet, sei ihr bis heute in positiver Erinnerung. Geretsried sei deshalb so spannend, weil hier echtes Miteinan-

Neues Ehrenmitglied Franz Wagner.

tonte ebenfalls, dass der Erhalt und die Aufrechterhaltung der Tradition aktive Heimatpflege bedeute. Weil die Vertreter von Pusztavàm und Nickelsdorf auf dem Weg nach Geretsried im Schnee stecken geblieben waren, verlas kurzfristig Mar-

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got Raminger die Grußworte der beiden Partnergemeinden. Die Festrede hielt der Vorsitzende der Egerländer Gmoi, Helmut Hahn. Dabei erinnerte er an Gründungsvorsitzenden Andreas Netzkar. Besonders würdigte er, dass sich die Mitglieder der Trachtengruppe auch als Vorreiter der Völkerverständigung durch ihre privaten Kontakte noch während des „Kalten Krieges“ einbrachten. Einer der großen Höhepunkte des Festaktes waren die Ehrungen, von Josef Wenus und Anton Wagner. Sie gehörten zu den Gründungsmitgliedern des Vereins und wurden zum Dank dafür mit Weinkrügen und Ehrenurkunden ausgezeichnet. Auch Ehrenvorstand Andreas Netzkar und Ernst Walko erhielten für ihre Verdienste jeweils einen Krug. Eine besondere Auszeichnung wurde Franz Wagner mit der Ernennung zum Ehrenmitglied zuteil. Für 50 Jahre Mitgliedschaft wurden mit Teller und Urkunde ausgezeichnet: Josef Brenner, Erika Ferstl, Georg Hodolitsch, Elisabeth Lauten und Elisabeth Tetzl. Für besondere Verdienste wurden Andreas Ferstl, Georg Hodolitsch, Renate Jantschek, Tobias Jantschek, Gerhard Teubert und Franz Wagner mit je einem Krug geehrt. Blumen bekamen Anni Netzkar, Evi Teubert, Margit Raminger und Terika Wagner überreicht. Georg Hodolitsch überreichte als Erinnerungsgeschenk der Trachtengruppe einen Kalkstein aus der Isar.


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Ehrung für Gottfried Hanke „Was wäre unsere Gesellschaft ohne Menschen, die sich in Ehrenämtern selbstlos und gemeinnützig engagieren. Sie würde mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr vernünftig funktionieren“, betonte stellvertretende Landrätin Elke Protzmann bei der Verleihung des Ehrenzeichens des Bayerischen Ministerpräsidenten für im Ehrenamt Tätige an Gottfried Hanke aus Ebersdorf bei Coburg. Hanke kam 1946 nach Gestungshausen,

Landkreis Coburg. Bedingt durch sein persönliches Schicksal engagierte er sich in der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Dort war er als Schriftführer und Kassenwart tätig. Seit 1987 bekleidet er das Amt des Obmanns der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Ortsgruppe Ebersdorf-Frohnlach. Außerdem ist er Schriftführer des BdV-Kreisverbandes Coburg und unterstützt Kreisvorsitzenden Manfred Jenke nach Kräften.

Wir gedenken unserer Verstorbenen

Alfred Graumann * 03 .07. 1931

† 29. 03. 2011

Ortsvorsitzender des BdV Gernlinden

Karl Emanuel Richter * 14. 09. 1912

† 12. 04. 2011

Ehrenvorsitzender des BdV Schwaben

Dr. Rudolf Hilf * 01. 03. 1922

† 20. 04. 2011

BdV-Landesgeschäftsführer 1967 bis 1973 Mitglied des Sudetendeutschen Rates Ehrenbürger der Stadt Asch (Aš)

S. K. H. Otto von Habsburg * 20. 11. 1912

† 04. 07. 2011

Mitglied des Europäischen Parlaments a. D.

Gratulation zur Auszeichnung: Von links: Staatssekretär a. D. Jürgen Heike, MdL, Gottfried Hanke, stellvertretende Landrätin Elke Protzmann und BdV-Kreisvorsitzender Manfred Jenke, Coburg. Foto: Arno-Tessmer

Ministerialdirigent Paul Hansel erzählt im HdO Das Haus des Deutschen Ostens in Mün- ständen ein so genanntes „Erzählcafé“. chen veranstaltet in regelmäßigen Ab- Dabei interviewt Dr. Renate von Walter Persönlichkeiten, die sich um das Vertriebenen- und Aussiedlerthema verdient gemacht haben. Am 8. September war Ministerialdirigent Paul Hansel vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen, zu Gast im Haus des Deutschen Ostens. Der Gesprächspartner, mit schlesischen Wurzeln, berichtete über seine Herkunft, seine Ausbildung und seinen Berufsweg. Nach ersten Berufsjahren als Lehrer folgten einige Jahre in der Lehreraus- und fortbildung. Über die Bayerische Staatskanzlei führte ihn sein Berufsweg schließlich ins Bayerische Sozialministerium. Dort ist Paul Hansel direkt für alle Anliegen der Vertriebenen und Aussiedler verantwortlich. Eine große Zuhörerzahl verfolgte die Fragen und Antworten mit großem Interesse.

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Träger des Europäischen Karlspreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft und des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Alfred Fischer * 19. 02. 1923

† 17. 07. 2011

Schatzmeister des BdV und der SL Pfaffenhofen/Ilm

Herbert Thiemann * 17. 04. 1934

† 29. 08. 2011

Gründungsvorsitzender des Trachtenvereins Rübezahl Germering e. V. Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und des Schlesierkreuzes

Maria Kampa * 09.09. 1930

† 01. 09. 2011

Vorsitzende der Oberschlesischen Landsmannschaft Würzburg Stv. BdV-Bezirks- und Kreisvorsitzende Trägerin der Bayerischen Staatsmedaille für soziale Verdienste


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Fruchtbares Gespräch mit Konvent der ehemaligen evangelischen Ostkirchen Das BdV-Präsidium traf sich am 11. Juli in Frankfurt/Main mit dem Vorstand des Konvents der ehemaligen evangelischen Ostkirchen. Unter der Führung seines Vorsitzenden Pfarrer Christfried Boelter und Kirchenpräsident i. R. Helge Klassohn stand die Seelsorge für die evangelischen Heimatvertriebenen im Mittelpunkt des Gesprächs. Das BdV-Präsidium unter Leitung von Präsidentin Erika Steinbach, MdB, dankte den kirchlichen Vertretern für den seelsorgerischen Zuspruch, den die deutschen Heimatvertriebenen insbesondere in den

Zusammenarbeit künftig verstärken wollen. Für das BdV-Präsidium ist der Konvent der ehemaligen evangelischen Ostkirchen die Stimme der Vertriebenen innerhalb der EKD. Es begrüßte deshalb insbesondere dessen Erklärung aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Charta der deutschen Heimatvertriebenen im Jahre 2010 mit dem Titel „Vertreibung – Wille zur Zusammenarbeit Eingliederung – Versöhnung, Beiträge triebenen und Spätaussiedler an vielen aus dem Bereich der evangelischen KirStellen das kirchliche Leben bereichert che zur Verarbeitung von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung“. Die Kernthesen haben. Man war sich einig, dass beide Seiten die sind nachstehend abgedruckt. schweren Zeiten des Anfangs nach der Vertreibung erfahren haben. Dieser gab vielen in ihrer seelischen Not Halt. Die kirchlichen Vertreter würdigten den Beitrag der deutschen Heimatvertriebenen zum Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu den östlichen Nachbarn. Sie wiesen darauf hin, dass die Flüchtlinge, Ver-

Thesen der evangelischen Kirche zur Verarbeitung von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung „Die heutige Situation in Deutschland im Blick auf die Folgen von Flucht, Vertreibungen und Aussiedlungen im Gefolge des Zweiten Weltkrieges ist von Kontrasten bestimmt: Einerseits nimmt die Zahl und der Anteil der Deutschen mit Vertreibungshintergrund ständig zu, weil auf Grund familiärer Verflechtungen immer mehr Deutsche Vorfahren im Osten haben. Andererseits werden die Zeitzeugen des Vertreibungsgeschehens mit ihren Leidenserfahrungen immer weniger und finden weiterhin wenig Beachtung in Kirche und Gesellschaft. Diese Situation hat den Konvent der ehemaligen evangelischen Ostkirchen, den Zusammenschluss der evangelischen kirchlichen Vertriebenenorganisationen, veranlasst, sich erneut diesem Thema zuzuwenden: 1. Die Deutung von Flucht und Vertreibung der Deutschen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg als „Gericht Gottes“ war zunächst Ausdruck echter Betroffenheit über die Verbrechen, die im deutschen Namen an anderen Völkern, insbesondere den Juden begangen wurden. Die Thesen der Spandauer Synode von 1966 – als notwendige Ergänzung der sog. Ostdenkschrift von 1965 – formulierten die Erkenntnis gemeinsamer deutscher „Schuldverstrickung“ und „Haftungsgemeinschaft“. Heute muss in den evangelischen Kirchen neu gefragt werden, was das Vertreibungsschicksal für die gesamte Gesellschaft in Deutschland bedeutet. 2. Für die Vertriebenen bedeutete es eine

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in der Gesellschaft der verbliebenen große Hilfe, dass ihre Schicksale als Teile Deutschlands beruflich, politisch Wege unter Gottes Führung gedeutet und kirchlich Fuß zu fassen, haben wurden. So konnten sie auch schwerdie Vertriebenen selbst entscheidenste Zeiten durchstehen und dem Erden Anteil an ihrer Integration. Darlittenen Sinn abgewinnen. Der bibliaus ist ein Miteinander ursprünglichsche Gedanke einer Führung durch einander fremder Bevölkerungsteile Gott ist auf Grund solcher Erfahrunerwachsen. Die deutsche Gesellschaft gen neu zu bedenken und wieder ins ist darüber offener und flexibler geBewusstsein zu rufen. worden. Bei der Integration deutscher Die Vertriebenen haben von Anfang Spätaussiedler aus östlichen Ländern an kirchliche Begleitung erfahren – sind ähnliche Entwicklungen festzudurch Seelsorger und Prediger aus den stellen. eigenen Reihen und auch durch Vertreter der aufnehmenden Kirchen, nicht 7. Die Flüchtlinge, Vertriebenen und Spätaussiedler haben durch ihre herzuletzt auch durch Diakonie in allen gebrachte Frömmigkeit und ihre Neuihren Erscheinungsformen. Es bleibt besinnung auf den christlichen GlauAufgabe der Kirchen, denen nahe zu ben auf Grund der Vertreibungsersein, die Heimatverlust und seelische fahrung starke Impulse zu einer VerSchäden der Vertreibung zu bewältilebendigung und Bereicherung des gen haben. kirchlichen Lebens gegeben, vor alBereits 1950 wurde die „Charta der lem in den Anfangsjahren. Das Ziel deutschen Heimatvertriebenen“ vereiner Beheimatung in der Kirche darf abschiedet, die mit ihrem Verzicht auf auch heute nicht aus dem Blickfeld Rache und Vergeltung ein Meilenstein geraten. in der deutschen Nachkriegsgeschichte, auch der Kirchengeschichte bleibt. 8. Durch den Zustrom von Flüchtlingen, Vertriebenen und Spätaussiedlern ist Sie war der entscheidende Schritt zur die vorher weit verbreitete konfessioVersöhnungsbereitschaft der Vertrienelle Einheitlichkeit der Bevölkerung benen. in Deutschland aufgebrochen worDie Tatsache, dass die Vertriebenen in den. Diese Durchmischung hat zu eiihrer überwältigenden Mehrheit die ner Intensivierung des konfessioneldemokratische Erneuerung Deutschlen Miteinanders zwischen Evangelands bejahten und mitgestalteten, ist lischen und Katholiken in Deutschbemerkenswert. Die starke Besinnung land geführt. auf christliche Werte bei der Erlebnisgeneration hat erheblichen Anteil 9. Die Tatsache, dass im verbliebenen Deutschland immer mehr Menschen an dieser Entwicklung gehabt. leben, die familiäre Wurzeln in GeMit ihrem entschlossenen Bemühen,

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BdV-Bundesverband bieten im Osten Europas haben, hat zu einer Ausweitung des geistigen und geografischen Horizonts geführt. Die Vertriebenen haben zu einer Bejahung der europäischen Einheit auch nach Osten hin beigetragen. 10.Von der allgemeinen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, haben sich die Vertriebenen bei ihren Reisen in die früheren Heimatgebiete als „Avantgarde der Versöhnung“ (A. Kossert) erwiesen. Aus einem zunächst persönlichen Bedürfnis nach Überwindung der eigenen Verlusterfahrung erwuchsen zaghafte Kontakte, humanitäre Hilfsaktionen und vielfältige Verbindungen, die trotz starker innerer und äußerer Hemmnisse Wege zu neuem Verstehen und Vertrauen eröffnet haben. Kirchliche Vertriebenenorganisationen haben wesentlichen Anteil daran; aber auch in anderen kirchlichen, kulturellen und politischen Organisationen, die in dieser Richtung tätig sind, arbeiten besonders viele aus Vertriebenenfamilien mit. 11.Die Beschäftigung mit der Geschichte der früheren Heimatgebiete und mit

muss in die Erinnerungskultur aller der Deutung dieser Geschichte droht Deutschen einbezogen werden. mit dem Abtreten der Erlebnisgeneration auszulaufen. Andererseits ist 12.Durch das Schicksal der Vertriebenen in Deutschland und in anderen Länbei den jetzigen Bewohnern ein alldern wächst die Erkenntnis, dass Vermähliches „Einwandern in die Getreibungen/„Ethnische Säuberungen“ schichte“ festzustellen. Daraus kann keine Lösung vorhandener Probleme nach und nach bei den jetzigen und bringen, dafür aber neue Probleme früheren Bewohnern und ihren Nachschaffen. Aus dieser Einsicht erkommen eine größere Realitätsbezowachsen die Ächtung solcher Maßgenheit der Geschichtsdeutung, ja sonahmen für Gegenwart und Zukunft und der energische Einsatz für die Die vollständige Fassung dieser ErÜberwindung der in der Vergangenklärung, einschließlich von Exkurheit geschaffenen Probleme. Gerade sen zu einzelnen Thesen ist unter für Christen ist das eine besondere www.ev-ostkirchen.de/11a.html Verpflichtung. Dazu gehört auch die nachzulesen. Bereitschaft zum Gespräch mit den östlichen Nachbarn. gar eine „Erbengemeinschaft“ entstehen. Es gilt, Zentren für die Erfor- Die Unterzeichner wissen, dass von dem schung der Kirchengeschichte Ost- damals Erlebten und Erlittenen bis heumitteleuropas zu fördern, auszubau- te schwere seelische Belastungen ausgeen und miteinander zu vernetzen. hen. Im Bedenken der Beiträge der evanDarüber hinaus gilt es, Orte des Ge- gelischen Vertriebenen zur Verarbeitung denkens – wie z. B. die Stiftung von Flucht, Vertreibung und Aussiedlung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ der sehen sie aber auch, dass das VertreiBundesregierung – zu fördern und zu bungsgeschehen nicht nur negative Folerhalten. Die Geschichte der Vertrie- gen gehabt hat. „Gott kann auch aus Böbenen und ihrer Herkunftsgebiete sem Gutes schaffen“.

Evangelische Kirche zur Deportation der Russlanddeutschen In einer gemeinsamen Erklärung haben der Beauftragte des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland für die Fragen der Spätaussiedler und Heimatvertriebenen, Kirchenpräsident i. R. Helge Klassohn, der Präsident des Diakonischen Werks, Oberkirchenrat Johannes Stockmeier, der Vorsitzenden der Konferenz der Aussiedlerseelsorge der EKD, Diakon Matthes Mustroph und die Referentin für die Seelsorge an besonderen Gruppen, Oberkirchenrätin Inken RichterRethwisch zum 70. Jahrestag der Deportation der Russlanddeutschen nachstehend Stellung genommen: „In unseren Landeskirchen, Kirchenkreisen und Gemeinden leben über 1,5 Millionen Russlanddeutsche, die in den letzten beiden Jahrzehnten unserer Kirche zugewandert sind. In diesem Zusammenhang möchten wir Sie aufmerksam machen auf ein für diese Menschen wichtiges Datum. Am 28. August jährt sich zum 70. Mal der Erlass zur Deportation der deutschen Minderheit aus ihren angestammten Gebieten an der Wolga und anderen Regionen. Dieser Erlass gegen die deutsche

Kirchenpräsident i. R. Helge Klassohn.

Minderheit war die Reaktion auf den verbrecherischen Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion. An diesem Tag erließ der Oberste Sowjet ein Dekret, dessen Folge die grausame Vertreibung war. Sie waren nun von einer geschätzten Minderheit zu Staatsfeinden und vogelfrei geworden. So wur-

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den sie zu unschuldigen Opfern sowohl des Stalinismus als auch Hitlerdeutschlands. ‚Sie treiben uns raus wie obdachlose Hunde. Man hat uns Russlanddeutsche alles geraubt – die Häuser, das Land, das Vieh, das Geld, die Heimat, die Rechte …‘ – so eine Überlebende. Familien wurden auseinander gerissen und Tausende verloren ihre Leben. Die Überlebenden kamen in die Trudarmee (Arbeitsarmee) und durften die Deportationsorte bis 1955 nicht verlassen. Eine Rückkehr in die Heimat, z. B. an die Wolga blieb weiterhin untersagt. In den Herkunftsländern haben sie als Minderheit große Nachteile wegen ihrer deutschen Volkszugehörigkeit erduldet. Bei uns werden sie oft abschätzig die ‚Russen‘ genannt. Die aussiedelnden Deutschen und ihre Angehörigen verstehen sich in der überwiegenden Mehrzahl als Christen. Wir rufen die Mitchristen in unseren Gemeinden auf, das schwere Schicksal der Russlanddeutschen, das noch Generationen nachwirkt, nicht zu vergessen und bitten in ihrem Namen um freundliche Aufnahme und Annahme.“


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Bilinguale deutsch-russische Kindertagesstätte in Frankfurt Frankfurt. In Anwesenheit der Landesbeauftragten der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, wurde im Frühjahr eine bilinguale Kindertagesstätte in Frankfurt eröffnet. Als Ideengeber hob sie das Engagement der Deutschen Jugend aus Russland hervor. Der Stadt, die durch Bürgermeisterin Ebeling vertreten war, dankte sie für den Mut, „das Neue zu wagen“. Mittlerweile sei es gesellschaftlicher Konsens in Deutschland, so die Landesbeauftragte, bedarfsgerechte und hochwertige Angebote zur Tagesbetreuung von Kindern in allen Altersstufen zu schaffen. Die Politik der Hessischen Landesregierung verfolge dieses Ziel mit hoher Priorität. Besondere Bedeutung habe dabei der Ausbau eines, die unterschied-

lichen Prägungen und Bedürfnisse von Familien und Kindern unterstützenden, Angebots für Bildung und Betreuung. Ziegler-Raschdorf hob die Bedeutung einer bilingualen, also zweisprachigen, Betreuungseinrichtung hervor. Der frühe Erwerb einer zweiten Sprache fördere die allgemeine kognitive Entwicklung, aber gleichzeitig auch die Sprachkompetenz in der Muttersprache. Sprachkenntnisse Projektarbeit bietet Möglichkeit eröffneten nicht nur Chancen in Schule und Beruf, sondern unterstützten auch die Entwicklung und Empathiefähigkeit der Persönlichkeit. Die Kinder würden in einer zweisprachigen deutsch-russischen Umgebung gefördert und gefordert. Dies eröffne ihnen später gute berufliche Chancen. Außerdem könnten sie für unsere

Stephan Grigat traf Ministerpräsident Seehofer Stephan Grigat, Sprecher der Landsmannschaft der Ostpreußen, wurde am 8. September vom Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zum Antrittsbesuch in der Staatskanzlei empfangen. Der Ministerpräsident bekannte sich zur Patenschaft des Freistaates Bayern über die Landsmannschaft Ostpreußen. Beide stimmten überein, die Patenschaft pflegen, ausbauen und mit zusätzlichem Leben erfüllen zu wollen. Zufrieden zeig-

ten sie sich mit der Entwicklung des Ostpreußischen Kulturzentrums Ellingen, das im Oktober sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Der Freistaat wird im ehemaligen Deutschordens-Schloss demnächst Ausbauarbeiten in Angriff nehmen. Grigat sprach auch die Schaffung eines staatlichen Gedenktages für die Opfer von Flucht und Vertreibung sowie die Frage der Entschädigungen für deutsche Zwangarbeiter an.

Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung Das Leitwort des Bundes der Vertriebenen für 2011 lautet: „Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung“. Damit soll erneut zum Ausdruck kommen, dass dem BdV und seinen Landsmannschaften der Dialog mit den östlichen Nachbarstaaten in besonderer Weise am Herzen liegt. BdV-Präsidentin Erika Steinbach: „Echte und aufrichtige Verständigung kann nur auf der Grundlage von Wahrheit gelingen. Ein Dialog, der auf dieser Basis geführt wird, trägt am ehesten zur Überwindung von Gegensätzen bei.“ Das, was auf zwischenmenschlicher Ebene seit Jahren wachse und gelinge, sei auf

staatlicher Ebene noch nicht überall in Europa möglich. Flucht und Vertreibung seien fester Bestandteil der deutschen und europäischen Geschichte. Durch wechselseitige Gespräche könne ein wertvoller Beitrag geleistet werden, um die historische Entwicklung in den ursprünglichen Heimatgebieten besonders im Gedächtnis der jüngeren Generation in Deutschland und seinen Nachbarländern zu verankern. Im September bis November werden im Bundesgebiet mehrere hundert Veranstaltungen zum Tag der Heimat abgehalten. Allein in Bayern geht man von über 50 Terminen aus.

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Gesellschaft eine wichtige Brückenfunktion in den russischen Sprachraum einnehmen. Bei allen Problemen, die im Zusammenhang mit dem Thema Integration immer wieder diskutiert würden, sollte immer auch der Vorteil der Zweisprachigkeit gesehen werden. Er nutze der Verständigung zwischen den Menschen und diene einem friedlichen Miteinander der Nationen. Die Landesbeauftragte ging auch auf den Träger der Einrichtung, die Landesgruppe Hessen der Deutschen Jugend aus Russland ein. Deren Einbeziehung sei ein „ganz wesentlicher Bestandteil der hessischen Integrationspolitik“ geworden. Die Landsmannschaft und ihren Jugendverband forderte sie auf, bei ihren vielfältigen Aktivitäten zur Eingliederung ihrer Landsleute nicht nachzulassen. (hsm)

Leserbrief Bei einem Besuch des „Sudetendeutschen Hauses“ in München nahm ich mir die Januar-Ausgabe des „BdVBlickpunkt“ mit und las mit Interesse eine Reihe von Artikeln. Bei einem Bericht über die „Studienreise des Hauses des Deutschen Ostens nach Südungarn“ stutzte ich doch über eine bestimmte Formulierung, die mich zu diesem Schreiben „zwingt“. Dort heißt es „im Jahr 1526 hatte in der Nähe von Mohacs eine türkische Streitmacht unter der Führung von Süleyman dem Prächtigen den entscheidenden Sieg über das kaiserlich-österreichische Heer errungen.“ Dieser Satz enthält zwei Fehler: Zum einen handelte es sich nicht um ein österreichisches Heer, sondern um das von König Lajos geführte ungarische Heer, und zum anderen gab es im Jahr 1526 noch keinen österreichischen Kaiser. Um diese Zeit gab es nur einen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Ein österreichisches Kaisertum gibt es ab 1804. Hans Golombek Leiter des Referats Mittelosteuropa des Deutschen Akademischen Austauschdienstes Anmerkung der Redaktion: Leserbriefe geben die Meinung der Absender, nicht unbedingt die der Verantwortlichen wieder.


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20 Jahre Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen Bei reger Beteiligung und in würdigem Rahmen fanden am 4. September in Oppeln/OS die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften (VdG) in Polen, statt. Sie begannen um 15 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kathedrale in Oppeln. Hauptzelebrant war von katholischer Seite Bischof Andreas Czaja, von evangelischer der Pfarrer von Breslau Andrzej Fober. Der offizielle Teil fand um 17 Uhr in der Musikschule in Oppeln statt. In seiner Begrüßungsansprache fasste der Vorsitzende Bernard Gaida die ganze Tragik der Deutschen in einem Satz zusammen: „Wir haben nicht die Grenze überschritten, die Grenze hat uns überschritten.“ Und damit fing alles Unglück an. Der inzwischen mühsam erreichte Minderheiten-Rechtsschutz sei wichtig, aber der Kulturschutz noch wichtiger. Es müsse ein schleichender Identitätsverlust durch Assimilierung verhindert werden. Daher müsse ein besonderes Augenmerk auf die Sprachschulung der Kinder gelegt werden. Gerade hier gäbe es noch erhebliche Defizite. Den Grußworten des Innenministers Wlodzimierz Karpinski konnte man entnehmen, dass sich das Verhältnis der Polen zu den in ihrer Heimat verbliebenen Deutschen sehr entspannt hat. Die Deutschen, deren Existenz noch vor der Wende konsequent geleugnet wurde, werden inzwischen respektiert und toleriert. Ähnlich äußerten sich auch Ryszard Galla, der im polnischen Parlament Sejm die deutsche Minderheit vertritt, und der für den Bezirk Oppeln zuständige Marschall Josef Sebesta. Aus der Bundesrepublik ließ der verhinderte Parlamentarische Staatssekretär Dr. Christoph Bergner ein Grußwort durch Ministerialrätin Maria Therese Müller verlesen. Die Festrede hielt der deutsche Botschafter in Polen, Rüdiger Freiherr von Fritsch. Anwesend waren auch der deutsche Konsul aus Breslau, Dr. Gottfried Zeitz, und Konsul Peter Eck aus Oppeln. Botschafter von Fritsch gratulierte dem Dachverband für seine vorzügliche Arbeit und der deutschen Minderheit, dass

sie sich diesen ausgezeichneten Dachverband geschaffen habe. Nach dem politischen Teil folgte der kulturelle. Zuerst präsentierte das Philharmonie-Orchester aus Oppeln unter seinem Dirigenten Bartosz Zurakowski einen bunten Reigen bekannter Melodien aus Oper und Operette. Es wurden Stücke von Mozart (Die Zauberflöte) über Kalman (Die Csardasfürstin), Lehar (Die lustige Witwe) bis zu Johann Strauss (Fledermaus und Kaiserwalzer) gespielt. Höhepunkte bildeten die beiden Solisten Katarzyna Holysz und Piotr Lempa mit

Liedern wie „In diesen heil’gen Hallen“ und „Meine Lippen küssen so heiß“. Im zweiten Teil des Kulturprogramms ging es dann moderner und etwas lauter zu. Es spielte die Gruppe FARFARELLO mit dem Geiger und Flötist Mani Neumann als Leiter. Die vier Künstler beherrschten perfekt ihre Instrumente und entwickelten ein instrumentales Feuerwerk, das selbst die überwiegend älteren Landsleute zu Beifallsstürmen hinriss. Insgesamt war es eine würdige Veranstaltung, durch die zweisprachig die Moderatorin Ewa Stolz führte. Dr. W. Thüne

Mit einer Vielzahl von Veranstaltungen hält der Ortsvorsitzende des Augsburger Schlesiervereins Götz B. Pfeiffer seine Schäflein zusammen. Mindestens zweimal im Monat trifft sich die Ortsgruppe zu Wanderungen, Vorträgen, Besichtigungen oder zum geselligen Beisammensein. Auch die Pflege des Liedguts hat eine gute Tradition. Foto: Pfeiffer

Im Herbst steht die Neuberufung der Mitglieder des Vertriebenenbeirates und deren Stellvertreter durch Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer an. Der Beirat wurde am 23. November 2007 ins Leben gerufen und löste den „Hauptausschuss für Flüchtlinge und Ausgewiesene” ab. Unser Bild zeigt die ersten Mitglieder des Beirates und deren Stellvertreter bei der konstituierenden Sitzung im Sozialministerium. Foto: Michael Leh

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Das größte Kriegsverbrechen seit 1945? Gegen die Verharmlosung der Vertreibungsopfer! Von Prof. Dr. Rudolf Gruhlich Seit 1995 geisterte das Wort vom „größten Kriegsverbrechen in Europa seit 1945“ durch die Medien. Gemeint ist das durch General Mladić angeordnete Massaker im bosnischen Srebrenica mit seinen 8.000 Opfern. Mit dieser unreflektierten Floskel, die ständig wiederholt wird und auch nach der Auslieferung von Ratko Mladić beim Gerichtshof im Haag zu hören ist, werden aber Nach-Kriegsverbrechen verharmlost, die nach dem 8. Mai 1945 weitaus mehr Opfer forderten als Srebenica. Da sind zu nennen die brutalen Schlächtereien von Angehörigen der Tito-Partisanen bzw. der Jugoslawischen Volksarmee, die Zehntausende der von den Briten nach Kriegsende ausgelieferten Kroaten, Slowenen, aber auch Serben und Montenegriner ermordeten. Unter dem Titel „Tragödie von Bleiburg“ sind diese Massaker bekannt, weil in Kärnten bei der Ortschaft Bleiburg diese vor den Kommunisten geflohenen Opfer bis zur Auslieferung durch die Engländer interniert waren. Die Zahl der damals von den TitoPartisanen Ermordeten schwankt von mindestens 45.000 bis zu 200.000. Mit Recht haben John Prcela und Stanko Guidescu ihr Buch darüber „Operation Slaughterhouse“ genannt. Die meisten Opfer wurden gleich hinter der Grenze in Slowenien abgeschlachtet. Slowenien, das heute EU-Mitglied ist, ist voller Massengräber gleich den Killing-Fields in Kambodscha. In Thesen (slow. Tezno), einem Vorort von Marburg an der Drau, liegen in ehemaligen Panzergräben 15.000 Opfer. Als dort 1999 ein Autobahnkreuz

Rudolf Grulich SJ , geb. 16. April 1944 in Runarz, Mähren, Professor für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Universität Gießen, Träger des „Großen Sudetendeutschen Kulturpreises“.

gebaut wurde, fand man bei den Bauarbeiten 1.179 Leichen. Der Laibacher Historiker Mitja Ferenz, Sohn eines Partisanen, geht von 15.000 bis 20.000 Toten aus, denn weitere Ausgrabungen wurden nicht vorgenommen. Tausende von Opfern liegen bei Tüchern in der Nähe von Cilli, bei Sterntal und Pettau. Im Gottscheer Hornwald sind weitere 20.000 Tote verscharrt, darunter nicht nur Ustaschas und kroatische Domobranzen, sondern auch Angehörige der slowenischen Heimwehr, deutsche Kriegs-

gefangene sowie serbische und montenegrinische Opfer, die auf deutscher Seite waren. Wenn man die Zahlen von über 200.000 getöteten Sudetendeutschen kennt, fragt man sich ebenfalls mit Recht, wie gedankenlos (weil ohne Geschichtsbewusstsein!) oder bewusst Srebrenica als größtes Kriegsverbrechen seit 1945 bezeichnet werden kann. Die Zahl der sudetendeutschen Opfer nach dem 8. Mai 1945 übertrifft alle Zahlen der Getöteten im Krieg der Jugoslawischen Volksarmee und ihre Mithelfer aus den Reihen der serbischen Freischärler seit 1991. Auch die Zahl von drei Millionen vertriebener Sudetendeutscher übersteigt die Zahl der auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien vertriebenen Menschen. Wenn heute Ratko Mladić wegen Völkermord angeklagt ist, so muss daran erinnert werden, dass der renommierte Völkerrechtler Felix Ermacora die Verbrechen an den Sudetendeutschen als Völkermord einstufte. Tschechische Politiker begrüßten die Ergreifung von Karadžić und Mladić. Dass Nachkriegsverbrechen in Böhmen und Mähren an Deutschen nicht nur nicht verfolgt werden, sondern als richtig angesehen werden, ist ein Armutszeugnis für die angebliche Wertegemeinschaft, als die sich die EU ausgibt. Dass auch die in Prag 1945 und 1946 erlassenen Gesetze, welche solches Unrecht möglich machten, nach dem EU-Beitritt der Tschechischen Republik mehrfach bestätigt wurden, ist ein Skandal.

Gedenken an Dr. Herbert Hupka Am 24. August jährte sich zum fünften Mal der Todestag des Ehrenvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien und langjährigen Bundestagsabgeordneten Dr. Herbert Hupka. Seine Landsleute verloren mit ihm eine Leitfigur, die ihnen über Jahrzehnte Zuversicht und Orientierung gab. Der Philologe, Journalist und Politiker prägte als Bundesvorsitzender in seiner 32-jährigen Amtszeit seinen Verband und war für die Öffentlichkeit vielfach das „Gesicht Schlesiens“ Als begnadeter Redner und brillanter Jour- wie wirkungsvollen Aussagen für die nalist faszinierte Hupka seine Landsleu- Rechte der Vertriebenen, die Gegner seite und Zuhörer. Es waren seine klaren so- ner politischen Anliegen zum Anlass nah-

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men, für unsachliche Kritik, bis hin zu Schmähungen. Sein Wirken für die Verständigung fand Zustimmung auch bei polnischen Stellen, die ihren Ausdruck insbesondere für die Verleihung des Titels „Verdienter Bürger der Stadt Ratibor“ fand. Die Landmannschaft Schlesien hatte Herbert Hupka mit ihrer höchsten Auszeichnung, dem „Schlesierschild“ geehrt. Hupka wurde am 15. August 1915 auf Ceylon geboren und verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre in der oberschlesischen Stadt Ratibor. Seine Mutter litt als „Halbjüdin“ im KZ Theresienstadt.


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Impressum Herausgeber:

Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V., Am Lilienberg 5, 81669 München, Telefon (0 89) 48 14 47, Fax (0 89) 48 26 21 E-mail: info@bdv-bayern.de, Internet: www.bdv-bayern.de Redaktion: Christian Knauer (verantwortlich), Susanne Marb, Walter Föllmer Texte: P. Altmaier, BdV-Pressedienst, Christa Berndt, Herta Daniel, Walter Föllmer, Hessisches Sozialministerium, Ihna, Alfred Kipplinger, Christian Knauer, Claudia Koestler, Heidi Lachner, Rudolf Maywald, Martin Neumeyer, Ernst Schroeder, Dr. Carolin Schumacher, Sudetendeutscher Pressedienst, Ernst Wollrab. Fotos: Bayer. Staatskanzlei, Christa Berndt, Horst-Falko Billek, Walter Föllmer, Ihna, Alfred Kipplinger, Claudia Koestler, Heidi Lachner, Michael Leh, Götz B. Pfeiffer, Ernst Schroeder, Arno Tessner, Ernst Wollrab. Gesamtherstellung: Heiner Kapl, Druck- und Werbeservice, Botengasse 6, 86551 Aichach, Telefon (0 82 51) 87 27 68, Fax (0 82 51) 5 17 06


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