2006.12 - Blickpunkt

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BdV-Blickpunkt

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Ausgabe Dezember 2006

Bund der Vertriebenen · Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern · Am Lilienberg 5 · 81669 München

Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber beim Tag der Heimat Heimatortsgemeinschaft der Oberwischauer jetzt im BdV Gemeinsam für das Zentrum gegen Vertreibungen


Grußwort

Liebe Landsleute, liebe Leserinnen und Leser! Ein vom Aufbruch gekennzeichnetes Jahr liegt fast hinter uns. Unvergessen bleiben der zentrale Tag der Heimat und die BdV-Landesversammlung in Schwandorf, der Meinungsaustausch mit Staatsministerin Christa Stewens, das Aufeinanderzugehen mit der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und die starke personelle Verankerung Bayerns im Präsidium des Bundesverbandes. Rasend schnell ist die Zeit vergangen. Deshalb ist kurzer Einhalt geboten. Wie geht es mit dem BdV Bayern und seinen Landsmannschaften weiter?

Diese Frage wurde uns in den letzten Jahren immer wieder gestellt. Skeptiker und Gegner, die auf die demographische Karte gesetzt hatten und schon die Sterbeglöcklein läuten ließen, müssen erneut argwöhnisch einräumen, die Heimatvertriebenen und ihre Nachkommen bleiben nach wie vor ein wichtiger politischer Faktor. Nicht zuletzt wird dies auch deutlich durch das ungebrochene Interesse das uns Politik und politische Parteien entgegenbringen. War das Verhältnis zu den Unionsparteien, hier insbesondere zur CSU, traditionell eng und vertrauensvoll, stellen wir mit großer Freude fest, dass sich auch die bayerischen Sozialdemokraten weit stärker und unverkrampfter als früher mit uns an den Tisch setzen um konstruktiv nach Lösungen für unsere Fragen zu suchen. Die Bereitschaft von Franz Maget, sich im Kuratorium des Zentrums gegen Vertreibungen zu engagieren, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, zumal er sich bei einigen seiner Parteifreunde außerhalb der weiß-blauen Grenzen nicht gerade Lorbeeren eingehandelt hat. Selbst bei den Landtagsgrünen hat deutliches Tauwetter eingesetzt. Die alten Feindbilder scheinen einem echten Wunsch nach mehr Dialog gewichen zu sein. Jährlich, so Grünen-Landesvorsitzende Theresia Schopper, wolle man sich nunmehr treffen um miteinander und nicht übereinander zu sprechen. Wer hätte das vor zehn Jahren zu hoffen gewagt?

Auch für Pessimisten in den eigenen Reihen war Umdenken angesagt. Wurde allgemein nach dem Eintritt von Ministerialdirigent Dr. Hartmut Singbartl in den Ruhestand mit einem Absinken des Stellenwertes der Vertriebenenarbeit im Sozialministerium gerechnet, wurden wir in den vergangenen 365 eines Besseren belehrt. Mit der neuen Mannschaft um Nachfolger Medardus Huemer und Dr. Walter Rößner-Kraus konnten neue Wege beschritten werden. So steht der Konstituierung eines Vertriebenenbeirates im kommenden Jahr nichts mehr im Wege. Dem BdV wurde die Geschäftsführung und zusätzlich die Koordination der ehrenamtlichen Aussiedlerbetreuung übertragen. Bei den über 100 Veranstaltungen zum Tag der Heimat und den zahllosen Heimattreffen konnten wir erneut unter Beweis stellen, dass es sich bei uns um lebendige und zukunftsfähige Gemeinschaften handelt. Vieles war also 2006 durchaus positiv. Dass es so war, verdanken wir unseren Hunderten von Aktiven. Ihnen allen sage ich ein herzliches Vergelts Gott! Glück auf für 2007! Ihr

Christian Knauer BdV-Landesvorsitzender

Allen unseren Leserinnen und Lesern wünschen wir eine gesegnete Weihnachtszeit und ein glückliches neues Jahr. Wir bedanken uns bei unseren Freunden für die gewährte Unterstützung und gute Zusammenarbeit. Gerne nehmen wir Anregungen, aber auch konstruktive Kritik entgegen.

Impressum Herausgeber:

Bund der Vertriebenen, Vereinigte Landsmannschaften Landesverband Bayern e. V., Am Lilienberg 5, 81669 München, Telefon (0 89) 48 14 47, Fax (0 89) 48 26 21 E-mail: info@bdv-bayern.de · Internet: www.bdv-bayern.de 1. Vorsitzender: Christian Knauer (verantwortlich) Redaktion: Michael Leh Texte: Christian Knauer, Michael Leh, Peter Hillebrand, Brunhilde Reitmeier-Zwick, Bay. Landtag Fotos: Michael Leh, Christian Knauer, Brunhilde Reitmeier-Zwick, djo-Bayern, Hans Slezak Gesamtherstellung: H.P. Werbeverlag + Medienvorlagen, Botengasse 6, 86551 Aichach, Telefon (0 82 51) 5 1100, Fax (0 82 51) 5 17 06

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Tag der Heimat

Zentraler Tag der Heimat in Schwandorf mit Ministerpräsident Edmund Stoiber

Die Vergangenheit gemeinsam aufarbeiten BdV-Vorsitzender Christian Knauer fordert Zentrum gegen Vertreibungen Den zentralen „Tag der Heimat“ mit Ministerpräsident Edmund Stoiber hat der BdV-Bayern dieses Jahr am Sonntag, 30. September im oberpfälzischen Schwandorf veranstaltet. Der Ministerpräsident bekräftigte seine Unterstützung für das geplante „Zentrum gegen Vertreibungen“ (ZgV) in Berlin. BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer rief dazu auf, sich den Wert der Heimat stärker bewusst zu machen. „Mit rund 100 Veranstaltungen“, erklärte Knauer, „werden wir landesweit für das Menschenrecht auf Heimat eintreten. Nie wieder darf die Staatengemeinschaft Vertreibungen widerspruchslos hinnehmen.“

oder Vertreter kommunaler Verbände auch mit den Deutschen in unseren östlichen Nachbarländern Kontakt aufnehmen.“ Ihnen müsse demonstriert werden, dass man sie nicht vergessen habe. Nachdrücklich wandte er sich gegen Vor-

gen‘. Wir sind ausgewogen, wir wollen die Geschichte nicht neu schreiben – aber wir wollen sie selbstverständlich so schreiben, wie sie war.“ Die von der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ gezeigte Ausstellung konnte in nur zwei

Der diesjährige „Tag der Heimat“ stand unter dem Leitwort „Menschenrechte Solidarität mit Heimatverbliebenen achten – Vertreibungen ächten“. An der Veranstaltung in der Schwandorfer Oberpfalzhalle nahmen zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Kommunalverwaltungen und Verbänden teil. Rund 400 aufmerksame Besucher beim zentralen Tag der Heimat. stöße polnischer Politiker, die Minderheitenrechte der Deutschen in Polen zu beeinträchtigen. Unter starkem Applaus rief Knauer: „Zu diesem vereinten Europa gehören auch die Minderheitenrechte für die verbliebenen Deutschen in der Republik Polen!“

Begrüßung durch die Hauptorganisatorin und BdV-Kreisvorsitzende im Landkreis Schwandorf, Renate Neid.

BdV-Chef Christian Knauer forderte, deutsche Politiker sollten bei Reisen in östliche Nachbarstaaten möglichst immer auch die dortigen deutschen Minderheiten besuchen. „Es ist nichts Unmoralisches, wenn deutsche Politiker

Fotos: Leh

Monaten 60 000 Besucher verzeichnen, darunter 130 Schulklassen; es erschienen rund 3400 Presseartikel. Knauer begrüßte, dass sich inzwischen auch der Vorsitzende der bayerischen SPD-Landtagsfraktion Franz Maget für das „Zentrum“ engagiere. „Nahezu geschlossen“ trete der Bayerische Landtag Tschechischer Konsul als Gast für dieses ein. Das sei keine Selbstverständlichkeit in Deutschland. Deshalb An der Veranstaltung in Schwandorf richte er die „große Bitte“ an die „Kolnahm auch der tschechische Konsul Jan legen der Sozialdemokratischen Partei“ Hlousek teil. An diesen gewandt sagte und an Maget: „Lasst Euch nicht davon Knauer mit Nachdruck: „Wir reichen Ihnen die Hand zum Dialog – bitte erAppell an Sozialdemokraten greifen Sie sie!“ Ein offener Dialog sei auch wichtig, um „aufkommenden Na- abbringen; ich weiß, es gab bittere Brietionalismus sofort im Keim ersticken“ fe wegen dieses Engagements.“ Die bayerischen SPD-Vertreter sollten sich zu können. dafür einsetzen, dass es auch im Bundestag zu einem breiten Konsens für das 60 000 Ausstellungsbesucher ZgV komme. Zum „Zentrum gegen Vertreibungen“ er- Knauer warb außerdem für mehr Verklärte Knauer: „Wer die Ausstellung ,Er- ständnis und Sensibilität gegenüber dem zwungene Wege‘ in Berlin gesehen hat, Schicksal der Russlanddeutschen. Das der kann gar nicht anders als festzustel- sei notwendig für eine gelingende Intelen: es braucht niemand Angst zu haben gration. Vielfach würden die Aussiedvor diesem ,Zentrum gegen Vertreibun- ler mit „Migranten“ gleichgestellt, wofür

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Tag der Heimat es gute Gründe geben möge. Doch müsse man auch die Gefühle der Menschen berücksichtigen, die oft jahrzehntelang „als Deutsche benachteiligt und verspottet“ worden seien und nun hierzulande häufig als „Russen“ bezeichnet würden. Wie Knauer mitteilte, ist seit Oktober Romy Kolb für den BdV-Bayern als Koordinatorin der ehrenamtlichen Aussiedler-Betreuer tätig.

kunft zu ächten. „Ich bin der Bundeskanzlerin sehr dankbar, dass auch sie das Zentrum gegen Vertreibungen unterstützt“, erklärte Stoiber. Es gebe kein einziges zentrales Dokumentationszentrum in Deutschland für

Lob für Sozialministerium An Ministerpräsident Stoiber gewandt erklärte Knauer, der BdV habe „ganz solidarisch“ die finanziellen Einschnitte auch im Vertriebenenbereich mitgetragen. Weitere Einsparungen seien jedoch nicht mehr verkraftbar. Vielmehr müsse insbesondere die kulturelle Arbeit des BdV vermehrt professionell unterstützt werden, wenn das kulturelle Erbe der Vertriebenen trotz des Schwindens der Erlebnisgeneration erhalten werden solle. Dem bayerischen Sozialministerium dankte Knauer ausdrücklich für die „ausgezeichnete Zusammenarbeit“. Ministerpräsident Stoiber bekräftigte erneut seine Unterstützung für das „Zentrum gegen Vertreibungen“. Das Projekt richte sich gegen niemanden. Es werde auch kein Versuch unternommen, Geschichte umzudeuten oder deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg und an den Verbrechen der Nazis zu relativieren. Ziel eines solchen Zentrums sei es, die Vertreibungen im Europa des 20. Jahrhunderts aufzuarbeiten sowie Vertreibungen in der Gegenwart und Zu-

Ein ,Zentrum gegen Vertreibungen‘ kann man nicht ohne die Betroffenen errichten.“ Stoiber betonte: „Vertreibung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wir lassen uns weder den Begriff Vertreibung wegdiskutieren noch die Aussage, dass Vertreibung ein Unrecht war und ist.“ Der polnische Parlamentspräsident Marek Jurek hatte zuvor in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erklärt: „Der Begriff ,Vertreibung‘ trennt uns, darüber müssen wir sprechen.“ Der Potsdamer Vertrag, so Jurek, benutze das Wort „Umsiedlung“. Stoiber rief dazu auf, das Schicksal der Heimatvertriebenen „insgesamt stärker“ in Europa zu thematisieren. „Es sind nicht allein Handel und Wirtschaft, die die Länder in Europa zusammenhalten und verbinden“, sagte er. Zu einer „wirklich guten und tragfähigen“ Gemeinschaft gehöre auch die gemeinsame Aufarbeitung der Vergangenheit. Auf Initiative Bayerns habe der Bundesrat eine Initiative für EU-Programm

BdV-Landesvorsitzender Landrat Christian Knauer bei der Begrüßung.

das „gewaltige Geschehen“ von Flucht und Vertreibung. „Wir laden Polen und Tschechen gerne zum Dialog ein“, sagte Stoiber, „aber wir lassen uns das Recht auf Erinnerung an die Vertreibung von rund zwölf Millionen Deutschen auch nicht absprechen. Das ist Teil unserer Geschichte, Teil unserer nationalen Identität. Und ich sage auch ganz deutlich:

Entschließung für ein EU-Programm gefasst, das unter anderem die Pflege von Kulturdenkmälern in den Vertreibungsräumen fördern und die historische Bildungsarbeit unterstützen solle. An die Adresse Prags erklärte der bayerische Regierungschef: „Es wäre eine schöne Geste gewesen, wenn die tschechische Seite das sogenannte Straffreistellungsgesetz vom 8. Mai 1946 aufgehoben hätte. 60 Jahre ist dieses

Musikgruß der Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen aus Landshut – Erinnerung an die schlesische Bergmannstracht.

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Tag der Heimat

Mit dabei: Europaministerin Emilia Müller – Fahnenabordnungen aus ganz Bayern – Schwandorfs Landrat Volker Liedtke.

Gesetz alt. Die Aufhebung hätte kaum praktische Folgen, aber große moralische Wirkung.“ Mit diesem Gesetz wurden auch Verbrechen an Sudetendeutschen im Zuge der Vertreibung straffrei gestellt. Bezüglich der Benesch-Dekrete sagte Stoiber: „Es war Präsident Havel, der die Vertreibung als eine ,zutiefst unmoralische Tat‘ bezeichnete. Das Moralische, das Ethische wiederherzustellen, das durch die Benesch-Dekrete zerbrochen wurde, darum geht es. Dieses ,Unmoralische‘ zwischen Tschechen und Sudetendeutschen muss weggeräumt werden.“

schaft“ hin, die im Jahr 2007 in Zwiesel gezeigt wird. Heute stelle sich vermehrt die Frage, wie das historische und kulturelle Erbe der Vertriebenen an die jüngeren Generationen weitergegeben werden könne. Die historisch korrekte Bezeichnung der früheren deutschen Ortsnamen durch die

Guter Kommunikator

Rücksicht auf Härtefälle Der frühere Prager Premier Paroubek habe ein Zeichen gesetzt mit seiner Initiative für jene Sudetendeutschen, die aktiv Widerstand gegen die Nationalsozialisten geleistet hatten. „Ich hoffe, dass auch die neue tschechische Regierung auf diesem Weg weitergeht“, fügte Stoiber hinzu. In Aussig (Usti nad labem) gebe es Bemühungen, ein Collegium Bohemicum aufzubauen und dort die Geschichte der Deutschen in Nordböhmen darzustellen, hob Stoiber außerdem positiv hervor. Auch habe Aussig an der „Schicksalsbrücke der Deutschen“ – an der Elbebrücke fand im Juli 1945 ein Massaker an der sudetendeutschen Zivilbevölkerung statt – eine Gedenktafel angebracht. „Das sind Zeichen, die wir sehr schätzen und anerkennen“, sagte Stoiber. Er kündigte an, Bayern werde die Errichtung eines sudetendeutschen Museums in München unterstützen. Ferner wies er auf die Ausstellung „Bayern und Böhmen – 1000 Jahre Nachbar-

Stoiber verteidigte die zurückliegenden Mittelkürzungen für die Vertriebenen auch in Bayern. Wegen der Generationengerechtigkeit sei ein ausgeglichener Haushalt vorrangig gewesen. „Ich danke dem Bund der Vertriebenen und den Landsmannschaften für ihr Verständnis bei den Sparmaßnahmen“, erklärte Stoiber. „Heute“, fügte er hinzu, „kann ich Ihnen zusagen: Im neuen Doppelhaushalt sind keine weiteren Kürzungen im Finanzetat für die Vertriebenen vorgesehen. Und ich bin zuversichtlich, dass nach diesem Doppelhaushalt (…) auch wieder Steigerungen möglich sind.“

Der Ministerpräsident dankte dem BdVLandesvorsitzenden und Landrat von Aichach-Friedberg, Christian Knauer, der sich mit großem Engagement für die Heimatvertriebenen einsetze. An diesen gewandt fügte Stoiber hinzu: „Du bist aber auch ein guter Kommunikator und verstehst es, die Anliegen der Vertriebenen an mich heranzutragen.“ Will Vertriebenenhaushalt wieder steigern: Bayerns Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber.

Medien wäre dazu „ein wichtiger und wünschenswerter Beitrag“, sagte er. Der Ministerpräsident würdigte ausführlich die Aufbauleistung der Vertriebenen nach dem Krieg: „Bayern erlebte damals durch sie geradezu einen Existenzgründerboom. Rund 22 000 Handwerksbetriebe wurden von ihnen hier gegründet. Ein Drittel aller Industriebetriebe von Vertriebenen in Deutschland hatten ihren Standort in Bayern.“

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„A bisserl böhmisch …“ Wie Karin Stoiber, die Frau des Ministerpräsidenten, erhielt auch der tschechische Konsul von der Schwandorfer BdV-Kreisvorsitzenden Renate Neid ein großes Blumengebinde überreicht. Hlousek hatte während der Veranstaltung neben Karin Stoiber gesessen. Der Chor der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus Burglengenfeld brachte Stoiber noch nachträglich ein Geburtstagsständchen („A bisserl böhmisch, a bisserl bayerisch“) zu seinem 65. Geburtstag dar. Christian Knauer überreichte dem Mi-


Tag der Heimat

Starke Repräsentanz der Jugend: Mitglieder der Jugendtanzgruppe „Hip Hop“ der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Nürnberg sowie die Volkstanzgruppe der Siebenbürger Sachsen, Landshut.

nisterpräsidenten als Geschenk ein Buch über „Kunst in Eger“. Zu Beginn der Kundgebung hatte Schwandorfs Oberbürgermeister Helmut Hey die Teilnehmer begrüßt. Er wies darauf hin, dass Schwandorf im Jahr 1959 die Patenschaft über die vertriebenen Deutschen des Stadt- und Landkreises Falkenau (Sokolov) übernommen hat. Seit dem Jahr 2000 besteht

1861 war die Eisenbahnstrecke Schwandorf–Cham–Furth–Pilsen–Prag durchgängig befahrbar. Der Schwandorfer Landrat Volker Liedtke erklärte, auch in seinem Landkreis hätten nach 1945 viele Vertriebene eine neue Heimat gefunden. „Die doppelten Opfer des Nationalsozialismus und der

Partnerschaft mit Falkenau

BdV-Landesverband Bayern

zudem eine Städtepartnerschaft zwischen Schwandorf und Falkenau, an der sich die vertriebenen Falkenauer rege beteiligen. „Bei uns klappt der Dialog zwischen den Falkenauern und unseren neuen Partnern in Tschechien“, erklärte Oberbürgermeister Hey. Die Große Kreisstadt Schwandorf zählt heute knapp 33 000 Einwohner; im Landkreis leben 144 000 Menschen. Seit jeher versteht sich Schwandorf als eine Drehscheibe zwischen West und Ost. Bereits im Jahr

Unser Spendenkonto: HypoVereinsbank München Konto 803 (BLZ 700 202 70) darauf folgenden Vertreibung waren von Anfang an entschlossene Geburtshelfer und wehrhafte Verteidiger unserer neuen demokratischen Gesellschaft“, sagte er. Die „Neubürger“ hätten mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten wesentlich dazu beigetragen, die Oberpfalz zu entwickeln. „Wir können sicher von einem gelungenen, wenn auch erzwunge-

nen Zusammenwachsen sprechen“, sagte Liedtke. Viele prominente Gäste Ehrengäste der Veranstaltung waren unter anderen die bayerische Europaministerin Emilia Müller, der Europaabgeordnete Albert Deß, die Bundestagsabgeordneten Klaus Hofbauer und Marianne Schieder, die Landtagsabgeordneten Marianne Deml, Franz Kustner, Franz Schindler und Josef Zellmeier, AltOberbürgermeister Hans Kraus, AltLandrat Hans Schuierer, viele Stadt- und Kreisräte sowie Bürgermeister der Landkreisgemeinden. Es spielten die Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen aus Landshut und die Blaskapelle neukirchen aus Schwandorf. Von den Russlanddeutschen aus Nürnberg traten gleich drei Gruppen auf: die Trachtengruppe, die Europamusical-Jugendgruppe und die Kindertanzgruppe „Hip Hop“. Michael Leh

Bestechend schön: Die Ballettkindergruppe der Deutschen aus Russland in Nürnberg – Geburtstagsständchen für Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber durch den Chor der Sudetendeutschen Landsmannschaft aus Burglengenfeld.

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Tag der Heimat

Impressionen Tag der Heimat 2006 Oberpfalzhalle Schwandorf

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Tag der Heimat

Pressestimmen zum Tag der Heimat in Schwandorf Bundestagsabgeordnete Marianne Tag der Heimat auf Seite 1. In Schieder und die Landtagsabgeordne- ihrem Bericht hieß es: Die Bayerische Staatszeitung ten Marianne Deml, Franz Kustner, Der CSU-Chef zeigte sich (…) bekündigte den „Tag der Heimat“ Otto Zeitler und Reinhard Achner. fremdet über die negativen Reaktionen auf Seite 1 ihrer Ausgabe vom in Polen auf ein mögliches Zentrum 29. September unter der Über- Sichtbares Zeichen nötig gegen Vertreibungen und erklärte: „Die schrift „Herbstmanöver im PorBedenken von polnischer Seite sind zellanladen“ an. In dem Beitrag In der Zeitung „Der Neue Tag“ haltlos und unverständlich.“ Das Prohieß es am 2. Oktober in einem jekt richte sich gegen niemanden, und von Florian Sendtner hieß es: ganzseitigen Bericht von Wil- es werde auch kein Versuch unterDie Lage ist prekär wie eh und je. So- helm Amann: nommen, Geschichte umzudeuten. „Die bald zwischen Berlin und Warschau Ursachen der Vertreibung dürfen und beziehungsweise zwischen Berlin und „Wie war es bei uns in der Heimat so werden niemals aus dem Blick geraPrag das Thema Vertreibung auf den schön“, lässt der Chor der Sudeten- ten“, stellte Stoiber fest. Der MiniTisch kommt, befindet man sich im Por- deutschen Landsmannschaft aus Burg- sterpräsident würdigte außerdem die zellanladen. Das in Berlin geplante lengenfeld wissen. Die Sänger wie auch „großartige Aufbauleistung“, die die „Zentrum gegen Vertreibungen“ und alle anderen Teilnehmer am „Tag der Heimatvertriebenen bei der Wiederdie im August ebenfalls in Berlin eröff- Heimat 2006“ wollen Erinnerungen herstellung von Staat und Demokratie nete Ausstellung „Erzwungene Wege“, wach halten. Bei diesem zentralen Ge- in Deutschland und gerade in Bayern die die Vertreibung der Schlesier und denkakt für den Freistaat Bayern, ver- erbracht hätten. Die Vertriebenen hätSudetendeutschen in eine Reihe stellt anstaltet vom Bund der Vertriebenen ten mit ihrer Tatkraft und ihrem Knowmit dem Völkermord an Armeniern und (BdV), werden die Blicke aber auch how wesentlich dazu beigetragen, dass Bayern heute eines der wirtschaftsden ethnischen Säuberungen der 90er nach vorn gerichtet. Bayerns Ministärksten Länder in Europa sei. Jahre in Jugoslawien, haben eine inner- sterpräsident Dr. Edmund Stoiber bedeutsche Kontroverse ausgelöst – in tont am Samstag: Deutschland braucht Lob für Schwandorf Polen und der Tschechischen Republik in Berlin ein sichtbares Zeichen gegen stoßen sie sowieso auf Ablehnung. Vor Vertreibung. In der „Mittelbayerische Zeidiesem Hintergrund findet am Samstag im oberpfälzischen Schwandorf die Stimme an Stoibers Seite tung“ berichtete am 2. Oktober Michael Hitzek unter der Überzentrale Veranstaltung des Landesverbands des Bundes der Vertriebenen Ebenfalls im „Neuen Tag“ hieß schrift „Stoiber lobt Schwandorf (BdV) zum „Tag der Heimat“ statt (…). es am 2. Oktober unter der für Dialog mit Tschechien“: Überschrift „Stimme an Stoibers Ministerpräsident Edmund Stoiber hat die Rolle der Stadt Schwandorf im DiaVertreibung deutlich ächten Seite“: log zwischen den Vertriebenen und den Alles hat seine zwei Seiten, auch die In der „Schwandorfer Rund- Vertreibung. „Wer weiß: Sonst hätten Menschen in den osteuropäischen schau“ hieß es am 5. Oktober wir vielleicht eine andere Landesmut- Nachbarländern gewürdigt. Beim „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriein einem Bericht von Carola ter“, konnte der BdV-Landesvorsit- benen am Samstag in der OberpfalzHochgesang: zende Christian Knauer der Vertrei- halle lobte Stoiber die Städtepartnerbung eine einzige positive Seite schaft mit Sokolov (Falkenau). Das Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber abgewinnen. Beispiel der Stadt Schwandorf zeige, hat am Tag der Heimat angekündigt, Er spielte darauf an, dass die Frau des wie weit der freundschaftliche Dialog dass er sich weiter für die Errichtung Ministerpräsidenten, Karin Stoiber, ja mit den Nachbarländern bereits geeines Zentrums gegen Vertreibungen zur Landsmannschaft der Sudeten- diehen ist, sagte Stoiber. Schwandorf in Berlin einsetzen wird. Ziel sei, alle deutschen gehört. „Es ist für uns schön, habe 1959 eine Patenschaft über die begangenen Vertreibungen stärker auf- eine Fürsprecherin direkt an Ihrer Sei- Heimatvertriebenen aus Falkenau zuarbeiten und damit deutlich zu äch- te zu wissen“, sagte der Landrat aus übernommen. Seit dem Jahr 2000 gebe ten (…) Nicht nur Stoiber, auch Land- Aichach-Friedberg, bevor er Dr. Ed- es die Städtepartnerschaft mit Falkenau rat Volker Liedtke und Oberbürger- mund Stoiber nachträglich zum 65. Ge- (…) „Schwandorf hat eine Chance ergriffen, die das Zusammenwachsen meister Helmut Hey betonten, wie wich- burtstag gratulierte. Europas bietet: Durch die Verbindung tig das Gefühl und die Gewissheit von der Patenschaft über die heimatverHeimat seien. Große Unterstützung „Bedenken unverständlich“ triebenen Falkenauer mit der Städtefand der Festtag auch durch eine Vielpartnerschaft führt sie die Heimatverzahl weiterer Politiker: Unter den hoch- Die „Bayerische Gemeindezei- triebenen und die heutigen Bewohner rangigen Gästen des Bundes der Ver- tung“ brachte in ihrer Ausgabe von Falkenau zusammen“, lobte der triebenen waren unter anderen auch vom 19. Oktober ein Foto vom Ministerpräsident.

Porzellanladen

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Landesversammlung

BdV-Landesversammlung in Schwandorf:

Landsmannschaften demonstrieren Geschlossenheit Regionalbischof Hans-Martin Weiß tritt Landsmannschaft der Deutschen aus Russland bei Heimatortsgemeinschaft der Oberwischauer neues BdV-Mitglied Vor der Kundgebung zum „Tag der Heimat“ hat die BdV-Landesversammlung in der Schwandorfer Kreuzberg-Gaststätte getagt. Unter Vorsitz von Christian Knauer verabschiedeten die Delegierten die überarbeitete neue Satzung und Geschäftsordnung. Außerdem wurden die Haushaltspläne 2005 und 2006 genehmigt. Neues Mitglied im BdV-Bayern ist die Heimatortsgemeinschaft der Oberwischauer. Der evangelische Regionalbischof von Regensburg, HansMartin Weiß, ist auf der Tagung der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland beigetreten. Kirchenvertreter als Gäste Vor Beginn der Landesversammlung hielt der Karmeliterpater und Stadtpfarrer von Schwandorf, Michael Jackel, einen Gottesdienst für die Teilnehmer in der Kreuzbergkirche. Wie der 1965 in Hettingen/ Nordbaden geborene Pater auf der Landesversammlung mitteilte, stammte sein Vater aus dem Sudetenland und wurde 1946 vertrieben. Voller Wehmut habe sein Vater immer von seiner Heimat gesprochen. Ebenfalls als Gast anwesend war der evangelische Regionalbischof von Regensburg, Dr. Hans-Martin Weiß. Unter großem Beifall übergab er dem Landesvorsitzenden der Russlanddeutschen, Dr. Arthur Bechert, seinen Aufnahme-

antrag für die Landsmannschaft. Die Vorfahren von Bischof Weiß stammen väterlicherseits aus Wolhynien. In seinem bayerischen Amtsbezirk seien viele aktive Kirchenmitglieder aus dem Kreis der russlanddeutschen Spätaussiedler, denen er sich sehr verbunden fühle, er-

den Russlanddeutschen und stellte Romy Kolb vor, die seit Oktober neu als Koordinatorin für die ehrenamtlichen Aussiedler-Betreuer tätig ist. Knauers besonderer Dank galt der örtlichen BdV-Kreisvorsitzenden Renate Anerkennung für Renate Neid

Neid, die noch bis tief in die Nacht die Oberpfalzhalle für den „Tag der Heimat“ präpariert hatte. Zu Beginn ihrer Tagung hat die Landesversammlung besonders der verstorbenen Herbert Stingl (Kreisverband Kulmbach), Heinz Kaps (Kreisverband Fürth) sowie des Ehrenvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Dr. Herbert Hupka, gedacht. In seinem Tätigkeitsbericht listete Christian Knauer die Veranstaltungen und Treffen des vergangenen Jahres auf. Aufgrund des großen Zuspruchs bei den Mandatsträgerkonferenzen in Himmelkron (Oberfranken) und Regensburg sollen die Konferenzen in anderen Regierungsbezirken fortgesetzt werden. Der Grußwort des neu gewählten Bezirks- Vertriebenenbeirat der Bayerischen vorsitzenden des BdV-Oberpfalz und Staatsregierung werde neu gestaltet; die Landesvorsitzenden der Deutschen aus Geschäftsführung soll der BdV überRussland, Dr. Arthur Bechert.

klärte der Bischof. Dr. Arthur Bechert wies in einem Grußwort besonders auf den Leidensweg der Russlanddeutschen hin. Diese nannte er die „letzten Opfer des Krieges“. BdV-Landesvorsitzender Knauer dankte Bischof Weiß für seine Solidarität mit

Zellmeier im Bundesvorstand nehmen. Knauer wies unter anderem auf folgende personellen Veränderungen im Verband hin: Der stellvertretende Landesvorsitzende Josef Zellmeier, MdL, ist zum Vertreter im BdV-Bundesvorstand benannt worden; neuer Bezirksvorsit-

Gut besuchte Landesversammlung in der Schwandorfer Kreuzberggaststätte – BdV-Kreisvorsitzende Renate Neid bedankt sich beim Hausherrn Pater Michael. Fotos: Leh

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Landesversammlung zender der Oberpfalz ist Dr. Arthur Bechert; Nachfolgerin des verstorbenen Herbert Pollak als Kreisvorsitzende in Fürstenfeldbruck wurde Barbara Köhnlein; Oswald Rothmeier ist neuer Kreisvorsitzender in Garmisch-Partenkirchen; zum Kreisvorsitzenden in Rottal-Inn wurde Hermann Hampel gewählt; den Kreisverband Bayreuth führt Helmut Hempel. Die bisherige Landesgeschäftsführerin Ulrike Schmid, die hervorragende ArUlrike Schmid scheidet aus

fahren zum Teil aus der ehemaligen Zips (damals Oberungarn, heute Ostslowakei) eingewandert seien. Die Hälfte der Siedler sei jedoch aus der Gegend um Gmunden, Bad Ischl, Bad Goisern und Ebensee (Oberösterreich) eingewandert. Aus dieser Symbiose seien dann die Oberwischauer „Zipser“ als neue traditionsbewusste deutschsprachige Ethnie entstanden, mit einem eigenen Idiom. Oberwischau liegt im nördlichen Rumänien im Bezirk Maramuresch. Heute zählt die Stadt am Zusammenfluss von Wischau (Viseu) und Wasser (Vaser)

beit geleistet habe, scheide wegen der Geburt ihres Kindes zum Jahresende auf eigenen Wunsch aus ihrem Amt. Nachfolger wird ab Februar 2007 Michael Leh. Knauer erläuterte wegen der Erkrankung von Vermögensverwalter Hartmut Zecha selbst die Haushaltspläne 2005 und 2006, die einstimmig genehmigt wurden. Die federführend von Josef Zellmeier überarbeitete Satzung und Geschäftsordnung verabschiedete die Landesversammlung mit geringfügigen Änderungen nunmehr endgültig. „Zipser Sachsen“ nun dabei Neu aufgenommen in den BdV-Bayern wurde die Heimatortsgemeinschaft (HOG) der Oberwischauer. Wie ihr Vorsitzender Georg Faltin erklärte, gehörte die HOG bislang zur Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben. Die Oberwischauer wollten jedoch aufgrund ihrer besonderen Geschichte und Kultur eigenständiges Mitglied im BdV sein. Wie Dr. Claus Stephani in der „Siebenbürgischen Zeitung“ schreibt, nennt man die Oberwischauer heute immer noch allgemein „Zipser Sachsen“, da ihre Vor-

BdV-Satzungsexperte und neues Bundesvorstandsmitglied Josef Zellmeier, MdL.

rund 20 000 Einwohner. Der Vorstand der HOG gibt als neues Mitteilungsblatt den „Wassertaler Heimatboten“ heraus. Wie es in dessen Erstausgabe heißt, war das historische Marmatien größer als der heutige Verwaltungskreis Maramuresch; dieser grenzt im Norden an die Ukraine, im Westen an das Sathmarland, im

Süden an das Nössnerland in Siebenbürgen, im Osten reicht die Maramuresch jenseits des Prislop-Passes bis an die Südbukowina. Die Anschrift des Vorsitzenden der HOG der Oberwischauer e. V. lautet:

Georg Faltin Salvatorstraße 10 85139 Wettstetten Telefon 08 41/3 83 37 E-mail: georg.faltin@t-online.de Robert Leiter, Schriftführer des BdVLandesverbandes und Grundschulrektor, ist Beauftragter des bayerischen Kultusministeriums für den Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“. Auf der Landesversammlung erläuterte er den nach dem Nationalgericht der Schlesier benannten Wettbewerb des Schuljahres 2006/ 2007: „Auf der Suche nach dem schlesischen Himmelreich.“ Im Mittelpunkt des Wettbewerbs stehen das historische Schlesien und seine Verbindungen zu Bayern. Die Antworten auf die Fragen des Wettbewerbshefts müssen bis zum 15. März 2007 abgeliefert werden. Wie es in den Wettbewerbsbedingungen heißt, ist es „durchaus zulässig, im Klassenverband oder in Gruppen unter Anleitung einer Lehrerin Schülerwettbewerb auch 2007 bzw. eines Lehrers sich auf die Suche nach den benötigten Informationen zu begeben. Eine Einbettung des Wettbewerbs in den Unterricht wird empfohlen.“ Es gibt Zusatzwettbewerbe über Literatur, Musik und Kunst mit Bezug zu Schlesien. Darüber heißt es in den Teil-

Dr. Arthur Bechert begrüßt Regionalbischof Hans-Martin Weiß als neues Mitglied der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland – Dr. Becherts Stellvertreter, Dr. Viktor Donhauser, und die neue Koordinatorin des BdV-Bayern für die ehrenamtlichen Aussiedlerbetreuer, Romy Kolb, verfolgen aufmerksam die Rechenschaftsberichte.

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Landesversammlung

Ehrenamtliche tagten in Reimlingen

Georg Faltin, Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft der Oberwischauer, stellt seinen Verband vor.

nahmebedingungen: „Die Ergebnisse dieser Wettbewerbsform sollen von einzelnen Schülern, Schülergruppen oder der gesamten Klasse erarbeitet und als schriftliche Arbeit, praktische Arbeit, Audioreportage, Diashow, Videofilm, Multimedia-CD oder in Form einer Ausstellung in der Öffentlichkeit präsentiert werden. Hinzu kommen weitere ,Kreativwettbewerbe‘.“ Teilnahmeberechtigt sind alle bayerischen Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 3 bis 13, und zwar unabhängig von der besuchten Schulart. M.L. Nähere Informationen zum Wettbewerb findet man unter unter www.stmuk.bayern.de oder www.oestlichenachbarn.bayern.de

Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LV Bayern) hatte in Zuammenarbeit mit dem Bund der Vertriebenen und dem Bayerischen Sozialministerium im Oktober ihre ehrenamtlichen Mitarbeiter zu einer Fortbildungsveranstaltung ins Bildungshaus St. Albert in Reimlingen eingeladen. Die Leitung der Tagung hatten Landesvorsitzender Dr. Arthur Bechert und sein Stellvertreter Dr. Viktor Donhauser. Die 56 Teilnehmer aus ganz Bayern wurden vom BdV-LandesvorsitzenRomy Kolb – den Christian Knauer und Armin Koordinatorin für Ehrenamtliche Homp vom Bayerischen Arbeits- und Mehr Professionalität

Für den BdV-Bayern ist seit Oktober Romy Kolb als Koordinatorin für die ehrenamtlichen Aussiedler-Betreuer tätig. Die gebürtige Allgäuerin hat in München Slawistik studiert und immer wieder längere Zeit in Russland gelebt und gearbeitet. Zu ihren Aufgaben gehört es insbesondere, weitere ehrenamtliche Mitarbeiter für die Integration der Spätaussiedler zu gewinnen sowie Schulungen und Fortbildungsveranstaltungen für ehrenamtliche Betreuer zu konzipieren und durchzuführen.

Sozialministerium begrüßt. Beide stellten dabei die neue Konzeption für die Professionalisierung und Koordinierung der ehrenamtlichen Aussiedlerbetreuung vor. Ferner referierten Günter Rütz-Lewerenz (Köln) und Otto Engel vom Forum Russlanddeutsche e. V. aus Essen. Letzterer stellte ein gut funktionierendes Netzwerk der Stadt Essen vor. In drei Workshops wurden die verBund der Vertriebenen schiedenen Probleme in den Berei- Koordinationsstelle für Ehrenamtliche chen Beruf/Ausbildung, Familie/So- Am Lilienberg 5 · 81669 München ziales und „Netzwerke“ besprochen. Telefon 089/44 24 99 77 Dabei konnten viele Erfahrungen ausoder 0173/3 60 16 98 getauscht werden. Ihren ersten AufFax 089/48 26 21 tritt hatte auch BdV-Koordinatorin E-mail: romy.kolb@web.de Romy Kolb.

djo: Präsentation ostdeutschen Kulturgutes Der Tag der Ostdeutschen Jugendkulturarbeit in Regensburg am 25. November demonstrierte eindrucksvoll das künstlerisch hochwertige Können donauschwäbischer, pommerscher und russlanddeutscher Kulturgruppen. Die jährliche Veranstaltung, gefördert über das Haus des Deutschen Ostens vom Bayerischen Sozialministerium, Träger der Kulturarbeit fand dieses Jahr in Regensburg/Oberpfalz statt. Schwerpunkt war das Kulturgut der Pommern, der Donauschwaben und der Deutschen aus Russland. Die Gruppen nutzten das djo-Forum, sich als Träger

ostdeutscher Kulturarbeit öffentlich zu präsentieren und ihre Inhalte, altersgemäß angepasst und aufbereitet, modern und zeitgemäß darzustellen. Ziel war, Kulturgut aus verschiedenen Vertreibungsgebieten einerseits im Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlinge und andererseits im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu erhalten. Zudem gewährleistet die Jugend die aktive Pflege des Kulturgutes und die Chance einer Weiterentwicklung. Internes Ziel war, unter den Kulturgruppen einen Erfahrungsaustausch hinsichtlich der Vermittlung von Wissen und Methoden zu Das pommersche Tanz– und Folkloreermöglichen. ensemble „Ihna“ aus Erlangen.

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Politik aktuell

Dokumentation zum Thema Eigentumsansprüche

„Vertrag nicht die richtige Lösung“ Pressestatements von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski Der polnische Premier Jaroslaw Kaczynski und Bundeskanzlerin Angela Merkel haben am 30. Oktober in Berlin vor der Presse auch zum Thema Eigentumsansprüche Vertriebener Stellung genommen. Wir dokumentieren im Folgenden die Aussagen beider hierzu sowie die Fragen der Journalisten: Bundeskanzlerin Merkel: Wir haben dann darüber gesprochen (…), dass wir natürlich auch die Fragen der Vergangenheit an den Stellen, an denen es Unsicherheiten gibt, immer wieder in das Blickfeld nehmen müssen. Ich habe in der Kontinuität der deutschen Bundeskanzler noch einmal deutlich gemacht, dass die Bundesregierung keine Ansprüche auf Entschädigung unterstützt, die von einzelnen Personen gestellt werden. Hierzu gibt es eine ganz eindeutige deutsche Position, nämlich die Nichtunterstützung individueller Ansprüche auf Entschädigung. Mir war es sehr wichtig, dies noch einmal deutlich zu machen, weil ich weiß, welche Beunruhigung z. B. die Tätigkeit der Preußischen Treuhand in Polen immer wieder auslöst. Das ist keine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit, und deshalb möchte ich dies an diesem Tag des Antrittsbesuchs auch heute noch einmal ganz ausdrücklich wiederholen. Premier Kaczynski: Die Frage der Vergangenheit und auch der Entschädigung

war ein Thema. Wir haben es hierbei mit folgender Situation zu tun: Einerseits schätze ich sehr, dass die Frau Bundeskanzlerin zum wiederholten Male das bestätigt hat, was bereits Bundeskanzler Schröder gesagt hat, und es mit aller Deutlichkeit betont hat. Ich möchte aber auch betonen, dass diese Angelegenheit aus polnischer Sicht noch nicht abgeschlossen ist. Frage Journalist: Eine Frage an die Frau Bundeskanzlerin bezüglich der Eigentumsansprüche: Ist die Bundesregierung dafür, dass man das ein für allemal erledigt? Sind Sie bereit, einen internationalen Vertrag zu unterzeichnen, wie Herr Premierminister Kaczynski das diesbezüglich vorgeschlagen hat? Antwort Bundeskanzlerin Merkel: Wir glauben, dass das durch die klare Stellungnahme der Bundesregierung erledigt ist, keinerlei solche Ansprüche zu unterstützen. Wir haben gemeinsam verabredet, dass wir darüber im Gespräch bleiben, da es diesen Glauben auf der polnischen Seite nicht so weit gibt. Aber ich halte einen solchen Vertrag nicht für die richtige Lösung, weil wir damit die Dinge komplizierter machen, als sie es heute sind. Es gibt eine eindeutige politische Festlegung der Bundesregierung, keine individuellen Ansprüche zu unterstützen. Das wird auch so bleiben. Frage Journalist: Herr Premierminister, wenn die deutsche Seite nicht einverstanden ist, dass ein Vertrag über die

Eigentumsansprüche unterzeichnet wird, wenn die deutsche Seite weiterhin die Ostsee-Pipeline bauen möchte, wo sehen Sie denn die eigentlichen Veränderungen in der deutschen Politik? Premier Kaczynski: Das heutige Gespräch hat sich auf konkrete Lösungen bezogen, die dazu führen könnten, dass die polnischen Interessen befriedigt werden und wir sicherer sein können. Was die Ansprüche anbelangt, so stellt sich die Situation folgendermaßen dar: Wir freuen uns, dass hier eine weitere Erklärung von deutscher Seite geäußert wurde. Wir glauben, wir sollten noch weitergehen. Mit dem Vertrag ist es noch ein bisschen komplizierter. Wir werden uns darüber noch austauschen und uns in weiteren Gesprächen darüber unterhalten. So viel kann ich jetzt sagen. Ich glaube fest daran, dass Ihre Bundesregierung, Frau Bundeskanzlerin, aber auch die künftigen deutschen Regierungen, die nach vielen Jahren in Zukunft einmal antreten werden, das keineswegs aufgreifen werden. Aber es braucht diesbezüglich noch zusätzliche Lösungen.

Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ Spendenkonto: Deutsche Bank Konto 311 2000 BLZ 380 700 24

Flagge zeigen beim Papstbesuch in München: Auch viele Heimatvertriebene begrüßten freudig Papst Benedikt XVI.

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Politik aktuell

Aufnahmeverfahren für Aussiedler wird geändert Bayern wird das Aufnahmeverfahren für Spätaussiedler ändern. „Ab Januar 2007 sollen Spätaussiedler, deren neue Heimat Bayern sein wird, zunächst für ca. sechs Monate im Grenzdurchgangslager Friedland aufgenommen werden. Dort können sie Integrationskurse mit einem Umfang von 630 Stunden besuchen. Schulpflichtige erhalten Förderunterricht, noch nicht schulpflichtige Kinder erhalten vorschulischen Sprachunterricht. Daneben wird ein weiteres Begleitprogramm angeboten.“ Dies hat Sozialministerin Christa Stewens angekündigt. Kooperation mit Niedersachsen Bereits seit September 2006 bietet das Land Niedersachsen für die nach Niedersachsen verteilten Spätaussiedler in Friedland die Möglichkeit, dort die Integrationskurse zu besuchen sowie weitere Eingliederungsleistungen zu erhalten. „Wir werden das entsprechende Angebot des niedersächsischen Innenministers aufgreifen und auch den nach Bayern verteilten Spätaussiedlern diese verbesserten Integrationsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Eine entsprechende Vereinbarung soll in Kürze unterschrieben werden“, teilte Stewens mit. Während ihres Aufenthalts in Friedland erhielten die Spätaussiedler bereits ihre Bescheinigung als Spätaussiedler. Ziel des verbesserten Aufnahmeverfahrens sei, dass die Spätaussiedler – bevor sie nach Bayern weiterreisten – bereits die ersten und wichtigsten Abschnitte der Integration absolviert hätten und in Bayern möglichst schon in ihre eigene Wohnung ziehen könnten.

Polen-Beauftragte attackiert Journalisten Beitrag Gesine Schwans führte zu Drohungen gegen SZ-Korrespondent Thomas Urban

Die Polen-Beauftragte des Auswärtigen Amtes, Gesine Schwan, hat am 1. September in der regierungsnahen polnischen Zeitung „Rzeczpospolita“ deutsche Journalisten kritisiert, darunter namentlich den Korrespondenten der „Süddeutschen Zeitung“, Thomas Urban. Gesine Schwan, Präsidentin der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder, bekämpft seit langem vehement das Projekt „Zentrum gegen Vertreibungen“. Die erfolgreiche Ausstellung „Erzwungene Wege“ in Berlin war ihr daher auch ein Dorn im Auge. In der „Rzeczpospolita“ verstieg sie sich unter anderem zu folgendem Zerrbild des exzellenten Polen-Korrespondenten der „Süddeutschen Zeitung“: „Thomas Urban, Polenkenner und Autor eines Buches über die Vertreibungen, seit Jahren aktiver Befürworter des Zentrums gegen Vertreibungen Erika Steinbachs, hat nach Eröffnung der Ausstellung in vielen Artikeln das negative Bild Polens bestätigt,

Beleidigungen und Drohungen

BdV konsultiert Die Ministerin appellierte an die künftigen „bayerischen“ Spätaussiedler, das verbesserte Eingliederungsangebot zu nutzen, um sich umso schneller in ihrer neuen Heimat zu integrieren. Im Vorfeld der Entscheidung hatte das Staatsministerium den BdV-Bayern und die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland konsultiert. BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer und der stellvertretende Landesvorsitzende der Landsmannschaft, Dr. Viktor Donhauser, bezeichneten die Neuregelung als deutlichen Fortschritt und signalisierten Zustimmung.

sein. Wer die differenzierten Artikel des mit einer Polin verheirateten Slawisten und Romanisten kennt, auch seine ausgezeichneten Bücher (gerade wurde sein Werk „Der Verlust – Die Vertreibung der Deutschen und Polen im 20. Jahrhundert“ mit dem Georg Dehio-Preis geehrt) kann die Darstellung der deutschen Polen-Beauftragten nur als falsch und absurd zurückweisen. Der Haupt-Skandal besteht aber darin, dass Schwan den deutschen Korrespondenten in einer polnischen Zeitung angriff, noch dazu in einer in Polen schon genug aufgeheizten Atmosphäre. Längst haben auch andere deutsche Korrespondenten in Polen einen schweren Stand. In der F.A.Z., die über den Vorfall berichtet hatte, versuchte Schwan in einem Leserbrief ihren Artikel als „Meinungsbeitrag“ und „intellektuelle Auseinandersetzung“ herunterzuspielen. Für Urban war die Attacke Schwans (ihr offizieller Titel lautet: „Koordinatorin für die deutsch-polnische zwischengesellschaftliche und grenznahe Zusammenarbeit“) nämlich nicht ohne Folgen geblieben. Thomas Urban hat seinerseits in einem F.A.Z.-Leserbrief erklärt, dass

SZ-Korrespondent Thomas Urban.

in dem er Polen mit polnischen Nationalisten vermengt hat, die polnische Kirche mit der polnischen Rechten, so dass der wenig orientierte Leser sich nur merkt, dass die Polen merkwürdig und unerträglich sind und sich nicht zu eigenen Fehlern bekennen wollen. Die Logik ist folgende: Je schlechter die Polen dabei ausfallen, desto besser ist es für die Ausstellung.“ Eine solche „Logik“ den Beiträgen Urbans zu unterstellen, ist jedoch ebenso lächerlich wie geradezu infam. Schwan muss von allen guten Geistern verlassen

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der Artikel Schwans „zu einer massiven Welle telefonischer Beleidigungen und Drohungen an meine Adresse und die meiner Familie führte. Auch wurde mein Auto von Unbekannten beschädigt.“ Schwan habe mit ihrem Beitrag den „Aktivisten nationalistischer Gruppen“ Munition geliefert. Urban wirft Schwan ferner vor, sich mit ihrem Angriff auf deutsche Journalisten in eine Reihe mit Warschauer Kommentatoren gestellt zu haben, die „für das schlechte Ansehen ihrer Führung im Ausland nicht deren Politik, sondern die Korrespondenten verantwortlich machen“. Es bleibt die Frage, warum niemand den Rücktritt Schwans gefordert hat? Im Jahr 2004 war sie die Kandidatin von SPD und Grünen für das Amt des Bundespräsidenten. Außerdem sind weiterhin starke Kräfte in der SPD gegen das „Zentrum gegen Vertreibungen“. Wohl deshalb kann sich Schwan jetzt trotz dieses Skandals noch im Amt der Polen-Beauftragten halten, für das sie sich allerdings vollkommen diskreditiert hat. Text/Foto: Michael Leh


Karpatendeutsche

Vorgestellt

Die Organisationen der Karpatendeutschen Gedenktafel in Pressburg zur Erinnerung an die Vertreibung eingeweiht Als Karpatendeutsche werden jene Deutsche bezeichnet, die bis 1945 auf dem Gebiet der heutigen Slowakei in drei Siedlungsgebieten wohnten: Erstens in Pressburg und Umgebung, zweitens im Hauerland (Mittelslowakei) und drittens in der Zips (Ober- und Unterzips). Zuletzt gab es in der Slowakei 150 000 Deutsche. Hinzu kamen noch etwa 15 000 Deutsche der Karpatenukraine (Karpatenrussland).

Karpatendeutschen in der Bundesrepublik. Gleichzeitig unterhält sie sehr gute Kontakte zur Regierung der Slowakischen Republik (SR) in Bratislava/Pressburg und zu den politischen Repräsentanten der SR in Deutschland: zu Botschafter Ivan Korcoc, zum Slowakischen Institut in Berlin, zur Außenstelle der Slowakischen Botschaft in Bonn oder zum Slowakischen Generalkonsul in München, Peter Misik. Mit dem „Karpatendeutschen Verein in der Slowakei“ und seinem Vorsitzenden Dr. Ondrej Pöss besteht eine sehr gute und enge ZusamDie Ansiedlung erfolgte, gerufen von menarbeit. den ungarischen Königen, im Zuge der Gedenktafel in Pressburg mittelalterlichen Ostsiedlung vom 12. bis 14. Jahrhundert. Die Deutschen der Das bedeutendste Ereignis dieses JahKarpatenukraine wurden erst im 18. Jahr- res war die Enthüllung einer Gedenktahundert angesiedelt. Zur Zeit ihrer Ver- fel am 23. September am „Slowakitreibung machten die Karpatendeutschen schen Nationalmuseum-Museum der Wirtschaftlicher Beitrag erheblich fünf Prozent der Bevölkerung der Slowakei aus, ihr kultureller und wirtschaftlicher Beitrag zum Aufbau des Landes war aber ungleich höher. Nach der Vertreibung fanden die Karpatendeutschen in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich sowie in den Vereinigten Staaten und Kanada eine neue Heimat. Mit der „Karpatendeutschen Landsmannschaft Slowakei e. V.“ bilden die beiden kirchlichen Hilfsorganisationen, der ,,Hilfsbund der Karpatendeutschen Katholiken e. V.“ und das ,,Evangelisch-Lutherische Hilfskomitee der Slowakeideutschen e. V.“ die Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen. Außerdem zählen zu den Karpatendeutschen Organisationen das Karpatendeutsche Kulturwerk e.V. und die Stiftung Karpatendeutsches Kulturerbe. Arbeitsgemeinschaft gebildet Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass zwischen der Stadt Karlsruhe und den Karpatendeutschen bereits seit 1957 eine sehr intensive Patenschaft besteht, dort finden auch alle zwei Jahre die Bundestreffen der Karpatendeutschen statt. I. Karpatendeutsche Landsmannschaft Die Landsmannschaft vertritt auf allen Ebenen die politischen Interessen der

Karpatendeutschen Kultur“ in Pressburg. Die Gedenktafel trägt die Inschrift: „Zur Erinnerung an die karpatendeutschen Mitbürger, die 1944 –1947 gezwungen wurden, die Slowakei – ihre Heimat seit 800 Jahren – zu verlassen.“ Bei der Enthüllung waren unter anderem anwesend: der Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft, Walther Greschner, der stellvertretende slowakische Ministerpräsident Dr. Dusan Caplovic, der außenpolitische Berater des slowakischen Staatspräsidenten, Jan Foltin, der Direktor des Museums der Karpatendeutschen Kultur und Vorsitzende des Karpatenvereins in der Slowakei, Dr. Ondrej Pöss, Dr. August Jozef Lang vom slowakischen Kulturministerium, Pressburgs stellvertretender Bürgermeister Dr. Stefan Holcik, der deutsche Botschafter Dr. Jochen Trebesch, der Leitende Ministerialrat vom bayerischen Arbeits- und Sozialmini-

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sterium, Dr. Walter Rösner-Kraus, der bayerische Landtagsabgeordnete und stellvertretende Landesvorsitzende der Karpatendeutschen in Bayern, Josef Zellmeier, der österreichische Gesandte sowie Vertreter der österreichischen Karpatendeutschen Landsmannschaft und Vertreter des Bundesvorstands der Karpatendeutschen Landsmannschaft aus Deutschland. Ja zur europäischen Einigung Die Anbringung der Tafel wurde mit Mitteln des Kulturministeriums der Slowakischen Republik, des Bundesministeriums für Kultur und Medien, des bayerischen Arbeits- und Sozialministeriums sowie der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich gefördert. Die Karpatendeutschen haben einen beträchtlichen Beitrag für die europäische Einigung geleistet: sie haben sich mit großer Kraft für die Aufnahme der Slowakei in die EU eingesetzt. Die SR weist die höchste Wirtschaftswachstumsrate innerhalb de EU auf, allerdings fristet das Land immer noch ein Schattendasein im Bewusstsein der Mitteleuropäer. Hoffentlich vollzieht sich auch hier ein Wandel. Großer gegenseitiger Respekt Überhaupt haben es die Karpatendeutschen und die Staatsführung in der Slowakei gemeinsam geschafft, sich nach der ,,Sanften Revolution“ mit großem gegenseitigen Respekt zu begegnen. Einen großen Beitrag dazu haben die verstorbenen Ehrenvorsitzenden der Karpatendeutschen Landsmannschaft, Oskar Marczy und Isidor Lasslob geleistet. Auch die Kirchen trugen viel zur Versöhnung und Vergebung bei. Im Frühjahr 2006 unterstützten die karpatendeutschen Organisationen in einer gemeinsamen Resolution das ,,Zentrum gegen Vertreibungen“. Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit der Landsmannschaft bildet die Erhaltung deutscher Bau- und Kulturdenkmäler in der Slowakei, und zwar in enger Abstimmung mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann. Hierbei helfen unter anderem Bundes-


Karpatendeutsche

Bei der Einweihung der Gedenktafel in Pressburg (von links): Brunhilde Reitmeier-Zwick, August Jozef Lang, Dr. Walter Rösner-Kraus, Josef Zellmeier MdL, Dr. Ondrej Pöss, Vizepremier Dr. Dusan Caplovic, Walther Greschner und der deutsche Botschafter Jochen Trebisch. Foto: Brunhilde Reitmeier-Zwick

zuwendungen für Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten an kunst- und kulturhistorisch bedeutenden Bauwerken in den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten in der Slowakei. Der Bundesvorstand der Karpatendeutschen Landsmannschaft setzt sich nach der diesjährigen Neuwahl wie folgt zusammen: Bundesvorsitzender ist Walther Greschner; er wohnt in Bayern, ebenso wie seine Stellvertreterin Brunhilde Reitmeier-Zwick. Zum weiteren Stellvertreter und Kassier wurde Werner Laser gewählt. Der ebenfalls in Bayern wohnende Dr. Gesa-Hugo Buchalla bekleidet das Amt des dritten Stellvertreters. Im Bundesvorstand sind ferner zuständig für das Öffentlichkeits-Referat Franz Spitzkopf und für Publikationen Hans Kobialka. Vertreter des Hilfskomitees sind Dr. Emmerich Streck und Pfarrer Aktiver Bundesvorstand Andreas Metzl. Vertreter des Hilfsbundes ist Pfarrer Johann Kotschner, Vertreter des Kulturwerks Professor Jörg Meier, Vertreter der Landesverbände Gerhard Turzer; Vertreterin der Ortsgemeinschaften Anni Zjaba. Jugendreferent im Bundesvorstand ist Robert Bauer. 2006 musste die Landsmannschaft von ihren beiden Ehrenvorsitzenden Oskar Marczy und Isidor Lasslob Abschied nehmen. Beide haben die Landsmannschaft in entscheidender Weise geprägt. Ihr Tod stellt einen großen Verlust dar.

II. Der Hilfsbund Der Hilfsbund der Karpatendeutschen Katholiken e. V. wurde am 15. Oktober 1948 im Kolpinghaus in München ins Leben gerufen. Für alle Vertriebenenverbände stand nach dem Zweiten Weltkrieg die karitative Phase am Anfang. In zwei Kulturen verwurzelt Den einzelnen Landsleuten musste direkt geholfen werden – das geschah durch die Vertreter des Hilfsbundes. In den Jahren des Aufbaus der Bundesrepublik Deutschland folgte für die Vertriebenen die integrative Phase – die heimatlos gewordenen Menschen wurden in die neue Heimat integriert. Als dritte Stufe folgte die kommunikative Phase: es war dies die Etappe des inneren Brückenschlages. Die einst jüngere Generation merkte, dass sie in zwei Kulturen verwurzelt war; sie suchte deshalb den Kontakt zur alten Heimat. Schließlich folgte die kooperative Phase: damit ist die wachsende Zusammenarbeit mit allen Menschen unserer Geburtsheimat gemeint – mit den noch dort lebenden Landsleuten, aber auch mit dem slowakischen Volk und seinen Repräsentanten auf allen Ebenen. Religion prägend für Hilfe Bei all unserem Tun stand und steht im Vordergrund unser christlicher Glaube, den uns unsere Vorfahren weitergegeben haben, und der Wille, Not und Leid ge-

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meinsam zu tragen. Die heilige Elisabeth von Thüringen, die ja aus unserer östlichen Heimat stammt, wurde deshalb zur Schutzpatronin des Hilfsbundes erwählt. Sie ist für uns Vorbild und Fürsprecherin. Nach der stillen Wende, die für uns alle so überraschend kam, sind neue Wege der Begegnung begehbar geworden; Mauern sind gefallen und Grenzen wurden geöffnet. Wir wollen wie früher einander helfen und uns einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden, um so einen Beitrag zu leisten für ein vereintes Europa. Vorsitzender des Hilfsbundes Karpatendeutscher Katholiken ist der Geistliche Rat Pfarrer Johann Kotschner, Mülheim/Main. Sitz des Hilfsbundes ist 70184 Stuttgart, Stafflenbergstraße 46. Kirchliche Integrationsarbeit Landesvorsitzender in Bayern ist Siegfried Stang, Am Schlossanger 9, 91301 Forchheim. Innerhalb des Hilfsbundes ist die Hauerlander Tanz- und Trachtengruppe angesiedelt, die mit ihren Auftritten lebendiges Brauchtum vermittelt und alte Traditionen am Leben erhält. III. Das Hilfskomitee Das Hilfskomitee für die EvangelischLutherischen Slowakeideutschen e. V. wurde als erste Karpatendeutsche Organisation nach dem Krieg am 6. August 1946 von vertriebenen Heimatpfarrern in Stuttgart gegründet. Es war eine Untergruppierung des ,,Evangeli-


Karpatendeutsche schen Hilfswerks“ in Deutschland, das es auch finanzierte. Aufgabe des Hilfskomitees waren in der ersten Zeit die Unterstützung bei der Sesshaftmachung der Glaubensgenossen, die Hilfe bei der Eingliederung in die Kirchen des Aufnahmelandes, die Hilfe bei der Ausfüllung von Antragsformularen, die Hilfe bei der Auswanderung und die Suche nach Familien- und Gemeindeangehörigen. In den ersten Jahrzehnten lag das Hauptgewicht der Aktivitäten bei der Betreuung der vertriebenen Glaubensgenossen. Dennoch knüpfte man auch Kontakte zur früheren Heimatkirche in der Slowakei und zu den früheren evangelischen 1989 wird Schicksalsjahr Gemeinden, soweit dort noch Gemeindeglieder lebten. Diese Kontakte, die auch praktische Hilfen beinhalteten, wurden jedoch durch die politischen Verhältnisse stark behindert. Dies änderte sich schlagartig durch die epochalen Veränderungen des Jahres 1989. Gegenseitige Besuche wurden möglich und auch durchgeführt. Bei einem Versöhnungsgottesdienst im Jahre 1991 in Karlsruhe betonten der geistliche Vertreter des Hilfskomitees und ein Pfarrer aus der Slowakei die Notwendigkeit und den Willen zur Vergebung und Versöhnung. Das Hilfskomitee lud Vertreter der ,,Evangelischen Kirche A. B. in der Slowakei“ zu ihren Kulturtagungen ein und wurde zu Veranstaltungen in der Slowakei eingeladen. Vorstandsmitglieder des Hilfskomitees besuchten ihre Heimatgemeinden und versuchten nach Kräften, beim Aufbau der Gemeinden und bei der Renovierung der kirchlichen Gebäude zu helfen. Die Renovierung der berühmten Holzkirche in

Karlsruhe und des Landes Baden-Württemberg gegründet. Das kulturelle Vermächtnis der Karpatendeutschen und die Funktion ihrer Einrichtungen in Karlsruhe im Sinne eines europäischen Brückenbaus zu erhalten und weiterzuführen, ist Aufgabe der Stiftung. Assistenz-Professor Dr. habil. Jörg Meier ist VorsitHilfe in der alten Heimat zender des Karpatendeutschen Kulturdürftige Gemeindemitglieder mit regel- werks und der Stiftung. Ihr Sitz ist die mäßigen Geldzuwendungen unterstützt. Karlsburg in Karlsruhe-Durlach, PfinzDurch zahlreiche Besuche wird vom talstraße 9, 76227 Karlsruhe. geistlichen Vorsitzenden, Pfarrer And- V. Publikationen reas Metzl, der Kontakt zu den früheren Publikationen der Karpatendeutschen deutschen Gemeinden und auch zur sind in Deutschland die ,,Karpatenpost“ Evangelischen Kirche in der Slowakei (mit ,,Karpatenbote“ und ,,Evangelischer aufrecht erhalten. Das Hilfskomitee hat Glaubensbote“); in Österreich das ,,Heineben Pfarrer Metzl auch einen weltli- matblatt der Karpatendeutschen Landschen Vorsitzenden, Dr. Emmerich Streck. mannschaft in Österreich“, in der SloDer Sitz des Hilfskomitees für die Evan- wakei das ,,Karpatenblatt“. gelisch-Lutherischen Slowakeideutschen Seit 1950 erscheint alljährlich das Karbefindet sich in der Schlossstraße 92, 70176 Stuttgart. Wichtige Öffentlichkeitsarbeit

Käsmark wurde zum größten Teil durch Mittel des Hilfskomitees bewerkstelligt. Daneben gibt es kaum eine frühere deutsche evangelische Gemeinde, der nicht durch das Hilfskomitee geholfen wurde. Vor allem wurden auch alte und be-

IV. Weitere Organisationen Das Karpatendeutsche Kulturwerk in Karlsruhe ist das zentrale und umfassende Kulturinstitut für alle Karpatendeutschen in der Slowakei. Es stellt den Anteil der Deutschen an der Geschichte und Kultur der Slowakei dar und bemüht sich um die Sicherung, Bewahrung, Darstellung und Fortentwicklung karpatendeutschen Kulturgutes der SloArchiv in Karlsruhe wakei. Es unterhält mit Hilfe der Stadt Karlsruhe in der Karlsburg das Karpatendeutsche Museum, eine umfangreiche Bibliothek und ein Archiv. Die Stiftung Karpatendeutsches Kulturerbe wurde im Jahr 2004 in Karlsruhe von den karpatendeutschen Organisationen unter Beteiligung der Stadt

patenjahrbuch mit historischen, volkskundlichen und literarischen Arbeiten, die vielfach Quellencharakter haben. Weitere Informationen über die Karpatendeutschen sind erhältlich von der Bundesgeschäftsstelle der Karpatendeutschen Landsmannschaft Slowakei e. V., Schlossstraße 92/II, 70176 Stuttgart, außerdem bei der Karpatendeutschen Landsmannschaft Slowakei, Landesverband Bayern e.V., Josef Zellmeier MdL, Bahnhofstraße 2, 84082 Laberweinting.

Internet: www.karpatendeutsche.de Auswahl und Zusammenstellung der Texte durch Brunhilde Reitmeier-Zwick, stellvertretende Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft Slowakei e. V.

Landeshauptstadt München hilft bei Integration – welche Sprache die Beraterinnen oder Berater in welcher Einrichtung sprechen; – welche Form der Integrationskurse nach Zielgruppen (etwa speziell für Frauen, Jugendliche, Eltern – auch mit Kinderbetreuung) wo angeboten wird. Diese Informationsmöglichkeit unterstützt eine fallbezogene Vermittlung der Migranten und leistet einen wesentlichen Beitrag für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Integrationskursträgern und den Migrationserstberatern sowie den Jugendmigrationsdiensten.

Die Stelle für interkulturelle Arbeit der Landeshauptstadt München bietet auf ihrer Homepage einen neuen Service an. In Zusammenarbeit mit den Münchner Regionalkoordinatoren des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sowie den Trägern der Migrationserstberatung und der Jugendmigrationsdienste entstand ein Online-Angebot, das erstmals einen Überblick über die Vielfalt der Kurse und Beratungsangebote in München ermöglicht. Es kann unter www.muenchen.de/interkult unter Integrationskurse abgefragt werden: – welcher Integrationskursträger/Migrationserstberater/ Jugendmigrationsdienst in welchem Stadtteil tätig ist und wie diese kontaktiert werden können;

www.muenchen.de/interkult

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Vertriebenenpolitik

Meinungsaustausch von Bündnis 90/Die Grünen und BdV Bayern Erfolgreiche Integration der Spätaussiedler bleibt gemeinsames Anliegen Der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, Dr. Sepp Dürr, und die Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper sind am 24. Julimit dem Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Bayern, Landrat Christian Knauer, zu einem ausführlichen Meinungs- und Informationsaustausch im Maximilianeum zusammengetroffen. Die Integration der Spätaus- siedler und die Auswirkungen des Zuwanderungsgesetzes standen dabei im Vordergrund.

enfreundlich“ gestaltet werden. Sepp Dürr nannte die erfolgreiche Integration der Spätaussiedler ein gemeinsames Anliegen. Theresa Schopper kritisierte, die Russlanddeutschen und ihre Angehörigen dienten oft bereits „als neues

den, waren sich die Vertreter des BdV und der Grünen einig. Zum Dialog von BdV und Grünen stellte Sepp Dürr fest, es gebe „in praktischen Fragen große Gemeinsamkeiten“. Der BdV-Vorsitzende seinerseits sprach sich nachdrücklich für die „Überwindung alter ideoloRegelmäßige Treffen gischer Gräben“ aus. Es wurde vereinFeindbild“. Eine solche Ausgrenzung bart, den Meinungs- und Erfahrungsmüsse durch bessere Aufklärung und ge- austausch künftig kontinuierlich fortzuzielte Integrationshilfen verhindert wer- setzen.

Familienfreundlicher Zuzug Gegenstand des Gesprächs waren auch die Lage in den Herkunftsgebieten der Aussiedler und Vertriebenen sowie das vom BdV gewünschte „Zentrum gegen Vertreibungen“. An dem Treffen im Landtagsgebäude nahmen neben BdVVorstandsmitgliedern auch Vorsitzende von Landsmannschaften in Bayern teil. Sepp Dürr und Theresa Schopper begrüßten den Einsatz des BdV für die Spätaussiedler. Neben zahlreichen ehNeues Feindbild beklagt renamtlichen Helfern sind in der Münchner Geschäftsstelle des BdV auch zwei hauptamtliche Kräfte in der Migrationserstberatung tätig. BdV-Chef Knauer er- Gespräch im Landtag (von links): BdV-Landesvorsitzender Christian Knauer, Grünenklärte, der Zuzug von Spätaussiedlern Fraktionsvorsitzender Sepp Dürr und die Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die GrüFoto: Michael Leh und ihrer Angehörigen müsse „famili- nen, Theresa Schopper.

Ungarn gedenkt der Vertreibung der Deutschen Zu der Gedenkfeier am 18. Juni für die aus Ungarn vertriebenen Deutschen in Budaörs (Wudersch) bei Budapest, erklärte die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, MdB: „Wir freuen uns, dass die Landesselbstverwaltung der Deutschen in Ungarn eine zentrale Gedenkstätte und ein Denkmal für die vertriebenen Deutschen, die Vorbildliche Haltung begrüßt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Ungarn lebten, mit vielen Spenden von Heimatvertriebenen und Sponsoren errichten konnte. Wir danken der ungarischen Regierung, dass sie sich auch finanziell daran beteiligt hat.

Die Einweihung einer zentralen Gedenkstätte und eines Denkmals für die vertriebenen Deutschen am 18. Juni in Budaörs (Wudersch) wird vom Bund der Vertriebenen sehr begrüßt, ebenso wie die gleichzeitig in Budapest gezeigte 200 000 Deutsche vertrieben Ausstellung über die Vertreibung der Deutschen, die die Öffentlichkeit aufklären soll. Damit wird den verletzten Gefühlen der Ungarndeutschen Rechnung getragen. Rund 200 000 Deutsche waren am Ende des Zweiten Weltkrieges auf brutale Art und Weise enteignet und vertrieben worden. Es ist gut, dass jetzt genau dort, wo diese Vertreibungen begannen, in Bu-

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daörs (Wudersch), den Leiden der Deutschen ein Denkmal gesetzt wird. Sich der jeweils eigenen Verantwortung zu stellen und Wege zu einer Wiedergutmachung zu beschreiten sind gute Schritte zur Normalisierung. Es zeigt auch, dass Ungarn mitten in Europa angekommen ist und mit beiden Beinen auf dem Boden der europäischen Werteordnung steht. Ausdrücklich ist dem ungarischen Parlament für die Absicht zu danken, demGedenktag geplant nächst einen Gedenktag für die Vertreibung der Deutschen abzuhalten.“ Dieser Beurteilung schloss sich auch BdVLandesvorsitzender Christian Knauer an.


Integration

Integration von Ausländern

Sozialministerin Stewens: Außerschulische Nachhilfe in Deutsch für junge Zuwanderer wird ausgeweitet „Deutschkenntnisse sind die wichtigste Voraussetzung für den Schulerfolg und die Integration von Zuwanderern in unsere Gesellschaft. Deshalb verstärken wir hier unser Engagement und bauen die außerschulische Hausaufgabenhilfe für ausländische Jugendliche aus.“ Mit diesen Worten stellte Bayerns Sozialministerin Christa Stewens in München das erweiterte Angebot des Sozialministeriums vor. Bisher konnten junge Zuwanderer in Sprachlernklassen, Übergangsklassen oder Eingliederungsklassen bis zu vier Stunden wöchentlich außerschulische Hausaufgabenhilfe mit dem Schwerpunkt Deutschförderung erhalten, wenn nach Auffassung der Schule ein Förderbedarf bestand. Stewens: „Nun können auch Schülerinnen und Schüler in Schu-

len, in denen keine dieser besonderen Förderklassen gebildet werden können, die Unterstützung der außerschulischen Hausaufgabenhilfe erhalten, wenn sie einen erheblichen Bedarf an einer Deutschförderung haben. Damit besteht nun gerade auch in ländlichen Regionen diese wichtige Fördermöglichkeit.“ „Ohne Deutschkenntnisse gibt es keinen Schulabschluss, ohne Schulabschluss Ohne Sprache – keine Integration gibt es keine Ausbildung und damit auch keine Integration in unsere Gesellschaft. Wir haben deshalb in Bayern für Zuwanderer ein aufeinander aufbauendes und in sich schlüssiges Gesamtkonzept ‚Integration durch Sprachförderung und begleitende Hilfestellung‘ konzipiert. Die außerschulische Hausaufgabenhil-

fe ist dabei eine wirksame Ergänzung zu den zahlreichen Maßnahmen der schulischen Förderung von Ausländern und Aussiedlern“, erläuterte die Ministerin. Ein zentraler Punkt des Konzepts liege zudem auf der Sprachförderung im Kindergarten. Nach dem neuen Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG) erhalten Kindergärten nun für Migrantenkinder eine um 30 Prozent erhöhte Förderung. Zudem besteht nun die Pflicht zum Besuch der „Vorkurse Deutsch“ bei Sprachdefiziten, damit kein Kind die Grundschule ohne Deutschkenntnisse beginnt. Nähere Informationen zum Förderprogramm und Antragsformulare können im Internet unter www.stmas.bayern.de/migration/hausaufgaben abgerufen werden.

Impressionen von den BdV-Mandatsträger-Konferenzen Reger Meinungsaustausch in Himmelkron und Regensburg Auf Einladung von BdV-Landeschef Christian Knauer fanden im Juni gut besuchte Mandatsträgerkonferenzen im oberfränkischen Himmelkron und im oberpfälzischen Regensburg statt. Dabei informierte der Vorsitzende über die aktuellen politischen und organisatorischen Entwicklungen auf Landesebene sowie über das „Zentrum gegen Vertreibungen“. Die Mandatsträger brach-

ten insbesondere ihre konkreten Probleme vor Ort zur Sprache. In den regen Diskussionen ging es neben Fragen der Verbandsorganisation, der Mitgliederentwicklung und -motivation aber auch um die Positionen des Verbandes und seine Chancen, sie politisch umzusetzen. Aufgrund der guten Resonanz und des gegenseitigen Informationsbedarfs will Christian Knauer auch zu Mandatsträgerkonferenzen in den übrigen Regierungsbezirken einladen. Fotos: Leh

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Politik aktuell

Prag wendet wieder Benes-Dekret an

Jochen-Konrad Fromme: „Einzigartig in Europäischer Union“ Der tschechische Innenminister Ivan Langer hat im Rechtsstreit um das Erbe des 1946 verstorbenen Fürsten Hugo Salm-Reifferscheidt erneut ein kollektiv gegen die Deutschen gerichtetes Benes-Dekret angewendet. Dazu erklärt der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jochen-Konrad Fromme MdB: Der Teil der Dekrete des Präsidenten Edvard Benes, die sich mit der deutschen Minderheitsbevölkerung in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg in der damaligen Tschechoslowakei beschäftigVerstoß gegen Rechtsnormen

ne Staatsbürgerschaft verstorben. Seit vielen Jahren müssen seine Erben nun zwischen Gerichtsverfahren und Verwaltungsentscheidungen mit der Tschechischen Republik um die staatsbürgerschaftliche Anerkennung des Fürsten ringen. Nachholbedarf für Tschechien Dass der tschechische Innenminister nunmehr, und trotz einer gegenteiligen Entscheidung des Brünner Verfassungsgerichts, an die zweifelhaften Entscheidungen seiner Vorgänger anknüpft, zeigt, dass hier noch ein Nachholbedarf der Tschechischen Republik in Bezug auf

die europäische Rechts- und Werteordnung besteht. Ferner zeigt dieser Fall, dass die Frage des Fortbestands der Benes-Dekrete auf europäischer Ebene im Vorfeld der Erweiterungsrunde von 2004 nicht ausreichend verhandelt worden ist. Für die Europäische Union als Rechtsund Wertegemeinschaft wäre es von größtem Wert, wenn die Tschechische Republik sich endlich zu einem Schlussstrich unter die gegen die deutsche Volksgruppe gerichteten Dekrete bereit finden würde, die aufgrund ihrer Beweislastumkehr für die Betroffenen eine Kollektivstrafe darstellen, die einzigartig in der Europäischen Union ist.

Film mit Maria Furtwängler

ten, stellen auch heute noch einen eklaüber Flucht und Vertreibung tanten Verstoß gegen den Rechts- und Wertebestand der Europäischen Union Die bekannte Schauspielerin und wurde insbesondere im verschneiten Lidar. tauen, auf einem Gutsitz bei Wilna und Es ist offensichtlich unzutreffend, was Ärztin Maria Furtwängler spielt am kurischen Haff. „Zwei Liebesgedie Hauptrolle in einem ARD-Film der damalige tschechische Ministerpräschichten – zu Heinrich Graf von Gernüber Flucht und Vertreibung, der sident Milos Zeman im Jahr 2003 gestof (Tonio Arango) und dem französiim Jahr 2007 ausgestrahlt werden genüber dem damaligen Bundeskanzler schen Kriegsgefangenen Franccois soll. Gerhard Schröder erklärte, dass die BeBeauvi (Jean-Yves Bertelot) – machen In einer ARD-Pressemitteilung wird ein nes-Dekrete in ihrer Wirkung „erloschen“ den Kriegswinter 1944/45 im Film „zweiteiliges Programm-Highlight“ verseien. Das Gegenteil ist der Fall, wenn menschlicher“, heißt es in der Ankünsprochen. Maria Furtwängler – besonman eine jüngste Entscheidung des derdigung. Das Drehbuch stammt von Gaders bekannt als Tatort-Kommissarin – zeitigen Innenministers der Tschechibrielea Sperl. Die Gemeinschaftsprospielt darin die junge ostpreußische Adeschen Republik Ivan Langer berückduktion soll rund zehn Millionen Euro lige Lena Gräfin von Mahlenberg, die sichtigt. kosten, die Premiere 2007 auf Arte ereinen Flüchtlingszug vom Gut MahIn dem seit Jahren schwelenden Verfahfolgen. M.L. lenberg bis nach Bayern führt. Gedreht ren über die Anerkennung der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft für den im Jahr 1946 verstorbenen Fürsten Verdienste um die Durchsetzung der AnSalm-Reifferscheidt, die im engen Zu- Trauer um liegen der Heimatvertriebenen und um sammenhang mit den Entscheidungen Dr. Herbert Hupka die Versöhnung mit dem Nachbarland über das Eigentum der Fürstenfamilie Polen sind unbestritten. Als Ausdruck stehen, hat der tschechische Innenmini- Zum plötzlichen und unerwarteten Tod dessen wurde ihm von Polen die Ehdes Ehrenvorsitzenden der Landsmann- renbürgerschaft seiner Heimatstadt RaDekret Nr. 33 angewandt schaft Schlesien und früheren Vizeprä- tibor verliehen. ster nunmehr erneut das Dekret Nr. 33 sidenten des Bundes der Vertriebenen, Sehr früh galt sein Engagement immer zur Anwendung gebracht. Durch das De- Dr. Herbert Hupka, erklärt die Präsi- auch den vertriebenen Landsleuten. Als kret wurde tschechoslowakischen Staats- dentin des Bundes der Vertriebenen, Er- Bundesvorsitzender der Landsmannbürgern deutscher und ungarischer Na- ika Steinbach MdB: schaft Schlesien von 1968–2000, als Vitionalität die tschechoslowakische Staats- „Mit Erschütterung haben wir vom Tode zepräsident des Bundes der Vertriebebürgerschaft aberkannt, sofern sie nicht Herbert Hupkas erfahren, der am 24. Au- nen von 1970–1992, als Präsident der ihrerseits nachweisen konnten, dass sie gust unerwartet verstorben ist. Mit großer Stiftung Ostdeutscher Kulturrat von stets loyal zur tschechoslowakischen Na- Trauer nimmt der Bund der Vertriebe- 1982–1999 und in vielen anderen Funktion gestanden haben und aktiv gegen nen Abschied von einer herausragenden tionen wurde Dr. Hupka zu einem der das nationalsozialistische Regime ge- politischen Persönlichkeit, die vielen im profiliertesten und markantesten Sprewirkt haben bzw. von diesem verfolgt Leben Vorbild war. Dr. Herbert Hupka cher der Vertriebenen. Wer mit ihm zuworden sind. war einer der großen und bekannten deut- sammenarbeitete, der lernte seinen friZwar konnte Salm-Reifferscheidt die- schen Vertriebenensprecher, der bis zu- schen und wachen Verstand und seine sen Nachweis erbringen, ist aber vor ei- letzt mit seiner Persönlichkeit Menschen von außerordentlicher Erfahrung gener endgültigen Entscheidung über sei- begeistern und mitreißen konnte. Seine speiste Urteilskraft schätzen.“

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