Arising Realm #18

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Liebe Freunde, AR 18 war wirklich harte Arbeit. Nicht nur, dass sich unsere beigelegte Compilation nicht füllen ließ, hatten wir diesmal auch große Probleme mit der Finanzierung unserer Postille. Mehr dazu könnt ihr an anderer Stelle (siehe Kommentar) nachlesen. Trotz aller Widrigkeiten können wir diese Nummer doch noch veröffentlichen, wobei der Schwerpunkt diesmal auf dem Underground liegt. Mit Devian oder Torture Killer sind zwar bekanntere Bands anzutreffen, das Herz dieser Nummer ist aber sicherlich das 15-seitige Special über die Underground-Szene in der Steiermark. Unser Mitarbeiter Thomas hat sich etliche Bands geschnappt und diese mit Fragen zur Szene und zu ihrem eigenen musikalischen Weg bombardiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, viel Spaß beim Lesen. Es gab auch Änderungen. So werden die Eigenproduktionen nicht mehr separat abgedruckt, sondern sind fix bei den allgemeinen CD-Rezensionen integriert. Da wir weder einen Soundcheck-Teil anführen noch der Meinung sind, nur Bands mit Deal können ihre Instrumente richtig halten, eine richtige Entscheidung. Das mit der letzten Nummer 17 eingeführte neue farbige Layout wurde weiter verfeinert. Wir hoffen, dass ihr auch die grafische Arbeit bemerkt, die in dieser Ausgabe steckt. Zuletzt bleibt mir nur noch, euch angenehme Minuten des Lesens zu wünschen. Wir sind noch nicht tot, auch wenn viele das behaupten und nicht wenige das gerne hätten. In diesem Sinne, Michael & AR-Team

A R - C O M P I L AT I O N DEVIAN K O M M E N TA R B E F O R E T H E D AW N TORTURE KILLER SADAKO SOLRIZE DENY THE URGE CRIPPER ANDRAS S T Y R I A N M E TA L S P E C I A L LAUSCHANGRIFF THE KNUTS T H E U G LY VORSCHAU/IMPRESSUM C O M P I L AT I O N

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PARENTAL ADVISORY “Allahu Akbar” (Nice To Eat You)

Dauer: 4:22 min. web: www.headfuckcrew.com Album: The Wither Process

Parental Advisory wurden im Sommer 1997 gegründet. Nach drei Demos (98/99 „Butcher“, 2000/2001 „Infested with Zombies“ und 2004 „Zombie Legion“) wurde das vierte Album „The wither Process“ über Nice to Eat You Records veröffentlicht. Heute bewegt man sich in Richtung Brutal Death, gemischt mit einer ordentlichen Portion Groove.

DEMONICAL “Bow To The Monolith” (Cyclone Empire)

Dauer: 4:29 min. web: www.demonical.net Album: Hellsworn

Mit „Hellsworn“ legen die Schweden Demonical das lang erwartete zweite Album vor, das in den Necromorbus-Studios aufgenommen wurde (u.a. Watain, In Battle). Die Mitglieder von Demonical sind seit Jahren im Underground aktiv. So werkten die Jungs bereits in Centinex, Grave oder Diabolical, nur um einige zu nennen. Im Mai startet zudem die EuropaTournee gemeinsam mit Facebreaker und Torture Killer, gefolgt von einigen Festivals und Shows.

AT DAGGERS DRAWN “Ignition” (Eigenproduktion)

Dauer: 5:07 min. web: www.at-daggers-drawn.net

Album: Ignition

At Daggers Drawn wurde im Jahre 2003 gegründet und beschäftigt sich seither mit nackenstrapazierendem Songmaterial für das Auditorium. Musikalisch ist die Band im Melodic Death-Bereich einzuordnen. Melodiöse Elemente durch Gesang und Keyboards paaren sich mit brachial bösen Gitarrenlinien und groovenden Drums. Anfang 2008 fanden sich die fünf Jungs und das Mädel immer wieder mal im Studio zusammen, um ihre erste 5-Track-EP „Ignition“ aufzunehmen.

DARKMOON “Caravan Of The Dead” (CCP)

Dauer: 4:30 min. web: www.darkmoon.ch Album: Apocalyptic Syndrome

Darkmoon wurde im Jahre 1997 gegründet. Die Schweizer spielen eine Mischung aus melodischem Death- und Thrash Metal mit gewissen Einflüssen aus dem Black Metal. Im Jahr 2007 wurde im Little Greek-Studio das zweite Album „Apocalyptic Syndrome“ eingespielt, das kurz darauf via CCP Records aus Österreich veröffentlicht wurde. Zurzeit befinden sich Darkmoon in der Kompositionsphase für das nächste Album, welches Ende 2009/Anfangs 2010 aufgenommen werden soll.

MARBATH “Rumpelgore Polka” (Eigenproduktion)

Marbath ist eine Death/Grind-Band aus Wien. Aber von Wiener Gemütlichkeit keine Spur – „Viennese Brutality“ ist angesagt! Bereits seit 2004 wird das Quartett von der kompromisslos vernichtenden Kraft des Death Metal und dem gnadenlosen Hass des Grindcore inspiriert.

PURGATORY “Ruler Of The East” (Animate Records)

redaktion@arisingrealm.at

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Dauer: 3:39 min. web: purgatory666.de Album: Cultus Luciferi

Seit mehr als 15 Jahren sind die deutschen Purgatory schon im Underground aktiv. Im Laufe ihres Bestehens veröffentlichten die Death Metaller fünf Alben und etliche EPs. „Cultus Luciferi – The Splendour Of Chaos“ wurde im Mai 2008 über Animate Records veröffentlicht und zeigt die Jungs von ihrer besten Seite. Brutal und unbarmherzig, trotz allem immer nachvollziehbar und eingängig – Metal, um die Rübe ordentlich rotieren zu lassen.

7 SEALS

Dauer: 4:31 min.

“Moribund”

web: www.7-seals.de

(Eigenproduktion)

Album: Moribund

Die Musik der 7 Seals, mit rocktypischer Instrumentalbesetzung, baut auf melodieverliebten Gitarren und harten Riffs auf. Die Symbiose aus männlichem und weiblichem Gesang vervollständigt den Soundcharakter der Band. Nach vielen Konzerten und ein paar Drehungen des Bandbesetzungs-Wechsel-Karussells veröffentlichten die 7 Seals im Juni 2008 ihr Debüt-Album. über die tragische Sage von Siegfried, Hagen, Kriemhild und dem Schatz der Nibelungen: „Moribund – Every kingdom has to pass“.

THYTOPIA “Misery” (Eigenproduktion)

Dauer: 4:08 min. web: www.thytopia.net Album: Bleeding Earth

Seit sie im November ’08 ihr Debüt-Album veröffentlicht haben, geht es steil bergauf mit den Kärntner Hopefuls Thytopia. Durch Gigs mit Bands wie Rage und Auftritte am Kaltenbach Open Air oder dem Wacken Metal Battle untermauern sie ihren Ruf als tolle Liveband auch weiterhin.

Ihr wollt Euren Song auf unserer Compilation vorstellen? Schreibt an für mehr Informationen an:

Dauer: 3:46 min. web: www.marbath.com Album: Enter My World Of Hate


VERITAS MENTIS “Biblia Pauperum” (Eigenproduktion)

BURDEN OF LIFE

Dauer: 3:29 min. web: www.veritas-mentis.com Album: Promo 2006

“I, My Demon, His Wrath” (Eigenproduktion)

MCMXCVIII – MMVIII: Eine Dekade des Death Metal – brutal, melodisch und kompakt. Der vorliegende Song „Biblia Pauperum“ ist zwar schon etwas älter, hat aber dennoch nichts von seiner Qualität verloren. „Rogations Of The Damned“, das neue Full-Length-Opus, wird diesen Sommer eingespielt. Infos über den bisherigen und natürlich auch weiteren Werdegang der Band können unter www.veritas-mentis.com eingesehen werden.

NO FATE “All These Years” (Eigenoproduktion)

Burden Of Life, das steht für eine junge Metal-Band aus Regensburg in Bayern, deren Sound durch mitreißende Melodien und atmosphärische Keyboard-Sounds in Kombination mit harschem Gesang und harten Riffs besticht. Der Stil ließe sich wohl am ehesten als Melodic Death Metal bezeichnen, wobei sich auch Anleihen verschiedenster anderer Richtungen in den Songs finden lassen.

SHADOWCRY

Dauer: 4:13 min. web: myspace.com/nofate0001 Album: tba

“Inner Circle” (Eigenproduktion)

No Fate ist eine „hard driving“ Metal-Band. Da groovt und rockt es an allen Ecken, klassische Parts bei Refrains werden mit modernen Einflüssen der harten Schule gepaart. An Abwechslung fehlt es bei den Songs durchaus nicht, was auch diverse kurzweilige Live-Konzerte bestätigen. Derzeit befindet sich die Band gerade im Homestudio, um an den Songs für ihre erste EP zu feilen. Bei einigen Titeln dürfen auch mal durchaus ruhigere Klänge angeschlagen werden. Man darf gespannt sein.

HEAVEN RISE “The Chosen” (Eigenproduktion)

SOULTHREAT (Eigenproduktion)

VERRECK ATTACK

Dauer: 3:58 min. web: myspace.com/heavenrise

“Payback”

Album: Towerhawk

(Eigenproduktion)

APRIACA “Quicksand” (Eigenproduktion)

(Eigenproduktion)

Dauer: 3:46 min. web: www.apriaca.at Album: B.Sides09

Die Musik von Apriaca setzt sich im Wesentlichen aus den drei Genres Heavy Metal, Punk Rock und Hard Rock zusammen. Einflüsse diverser Bands aus diesen Musikstilen sind im Sound von Apriaca wiederzuerkennen. Apriaca haben bis zum jetzigen Zeitpunkt ein Album mit acht Eigenkompositionen und eine „B.Sides“-EP mit Coversongs veröffentlicht. Die Coversongs spiegeln die Vorliebe der Band zu Heavy Metal-Größen wie Metallica und Anthrax wider.

Soulthreat als einköpfiges Projekt von Pius Grave kann mit dem auf „Storm Of Time“ verewigten Black/Death Metal überzeugen. Pius, der ebenso bei der Death Metal-Band Minatory aktiv ist, lebt hier seine dunkle und mystische Ader aus. Insgesamt sieben Songs warten auf neugierige Ohren, die auch mal etwas abseits des Einheitsbreis auf Futtersuche gehen wollen.

”I Killed The Sunrise”

Dauer: 2:47 min. web: www.verreckattack.com

Album: Alone Against All

„…frisch vom Bauernhof“ lassen drei Freaks alias Froaß, Stefan & Hirschi ihren ureigenen „Gnackwatschn-Metal“, ein Gebräu aus Death-, Black-, Thrash- und Heavy Metal, auf die unschuldige Meute krachen! Live wird sympathisch – in Tracht & Lederhosen gekleidet – in Ärsche getreten. Zum Gnackwatschn-Abholen eignet sich „Alone Against All“, das aktuelle Album des Trios, wohl am besten.

Dauer: 4:30 min. web: www.soulthreat.de Album: Storm Of Time

UNSHARPEN DAWN

Dauer: 5:00 min. web: www.shadowcry-music.com Album: Inner Circle

Shadowcry stehen für einen eingängigen und vorantreibenden Sound. Der Modern Metal-Fünfer legt Wert auf abwechslungsreiche und knallharte Riffs, ohne dabei auf melodische Killerrefrains zu vergessen. Nicht nur Fans des Genres sollten hier genauer hinhören! Auf der neuen EP des Fünfers zeigen sich Shadowcry reifer und eingängiger denn je. Die Songs sind härter und treiben den Hörer voran, lassen aber dennoch Spielraum für melodische Refrains.

Sechs Charaktere, viele verschiedene Einflüsse: Das macht die Musik von Heaven Rise aus. Ohne viel Schnickschnack fabrizieren sie abwechslungsreichen Metal mit Ohrwurm- und Mitgrölfaktor, der neben groovigen Moshparts auch schnelle Doublebass-Passagen aufweist.

“Storm Of Time”

Dauer: 3:55 min. web: www.burdenoflife.de Album: Ashes Of Existence

Dauer: 3:10 min. web: www.unsharpendawn.de Album: Unsharpen Dawn

Unsharpen Dawn spielen Modern Metal. Wo eben noch Riff- und Drumgewitter mit Growls und Shouts toben, folgen eingängige zweistimmige Gitarrenläufe und Cleangesänge. Bei den geschmackvollen Moshparts und Breakdowns bewegen sich die Beine ganz von selbst in Richtung Pit.

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an.se von Walter SCHEURER | www.devi

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Zusammen mit den beiden Gitarristen Tomas Nilsson und Jonas „Joinus“ Mattson und Aushilfsbassisten Carl Stjärnlöv haben Legion und Emil im letzten Jahr das zweite Devian-Album „God To The Illfated“ eingetrümmert, das knapp vor Jahresende veröffentlicht worden ist und mächtig beeindrucken konnte. Um dafür auch amtlich die Werbetrommel zu rühren, gingen die Herrschaften nur wenige Tage nach dem offiziellen Release-Datum zusammen mit Deicide, Vader und Samael in unseren Breiten auf die „Winterfest“-Tournee, wussten auch dabei mit ihrer deftigen Melange mächtig zu imponieren. Zum Einstieg in das, wenige Tage nach dieser Tour vereinbarte, Interview musste ich Sänger Legion selbstredend um seine Erkenntnisse dieser Gastspielreise bitten: Es war eine phantastische Zeit, die wir auf dieser Tour verbrachten. Alle Beteiligten hatten ihren Spaß und es ist auch, was die Gigs selbst betrifft, wirklich ausnahmslos gut gelaufen. Wir hatten keinen einzigen Ausfall zu verzeichnen und die gesamte Tournee hat uns mit Sicherheit auch jede Menge neuer Fans gebracht. Für mich persönlich war das absolute Highlight die letzte Show, als ich die Ehre hatte, bei Deicide als „Special Guest“ mitzuwirken. Zusammen mit dieser Band zu performen, war schon ein beeindruckendes Erlebnis, Glen Benton am Bass an meiner Seite, während ich „Lunatic of Gods Creation“ singen durfte, das werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Da ist wohl auch die Hütte Kopf gestanden. Wie sind denn Devian generell angekommen? Bestens. Wir hatten zwar ziemlich viel Selbstvertrauen durch unsere letzte Gastspielreise zusammen mit Vader, doch dermaßen euphorische Reaktionen hatten wir wirklich nicht erwartet. Auch wenn wir uns in erster Linie auf unser aktuelles Album konzentrierten und lediglich „Scarred“ vom Debüt in die Setlist aufgenommen hatten, ging alles in Ordnung. Im Vorfeld hatten wir zwar einige weitere Songs von „Ninewinged Serpent“ eingeprobt, doch darauf mussten wir erst gar nicht zurückgreifen, sondern werden uns diese aufheben, wenn wir im Herbst erneut über Europa herfallen. Ich kann es gar nicht erwarten, neuerlich live zu spielen! Die Euphorie ist ja kaum zu bremsen, da dürften Legion und Devian in der Tat eine überaus gelungene Konzertreise hinter sich gebracht haben. Ein wenig überraschend für mich kommt dieser Enthusiasmus für mich aber dennoch, da „God To The Illfated“ zum Zeitpunkt dieser Tournee erst seit sehr kurzer Zeit erhältlich gewesen ist und Feedback wohl bis zu jenem Zeitpunkt nur in sehr geringem Ausmaß zu bekommen gewesen sein dürfte. Wie sind denn die Reaktionen seitens Fans und Presse im Nachhinein auf das Album ausgefallen? Bisher gab es wirklich fast ausschließlich positive Resonanz. Es scheint, als ob die Leute das, was wir machen, ebenso auffassen wie wir und auch ähnlich empfinden und fühlen, wenn sie unsere Musik hören, wie es uns ergangen ist, als wir die Scheibe aufgenommen haben. Weiters wirkt es, als ob wir es wirklich geschafft hätten, Devian als Band im eigentlichen Sinne zu präsentieren. Allerdings war es doch sehr erstaunlich, dass auf dieser Tournee, also zu einem Zeitpunkt, als das Album mehr

oder weniger brandneu war, bereits unzählige Fans in den ersten Reihen unsere Texte mitzusingen im Stande waren. Solchen Enthusiasmus hätte ich nie im Leben erwartet! Ebenso wenig, dass uns mancherorts Fans mit riesigen Bannern im Publikum die Ehre erweisen würden. Was für ein Anblick, ein unbeschreibliches Gefühl! So viel zum überaus erfreulichen „Status Quo“ bei Devian. Lass uns nun ein wenig die Gegenwart hinter uns lassen und über die Vergangenheit reden. Was war denn der Hauptgrund für dich, Marduk zu verlassen, um dieses, zunächst als Projekt ins Leben gerufenen, Unternehmen überhaupt zu starten? Da mich in jener Zeit bei Marduk schlichtweg nichts mehr motivieren konnte, war es geradezu ein logischer Schritt, den ich unternehmen musste. Es gab mir persönlich überhaupt nichts mehr, bei Marduk mit dabei zu sein. In der Vergangenheit dieser Band wurde etwas Phantastisches, etwas Sensationelles erschaffen, das man nur schwer toppen konnte. Allerdings macht es für mich keinen Sinn, sich bloß auf die eigene BandVergangenheit zu berufen und in Folge ausschließlich von langsam, aber sicher verwelkenden Lorbeeren zu leben. Zudem stimmte die Chemie innerhalb des Line-Ups überhaupt nicht mehr und ich fragte mich tagtäglich mehrmals ernsthaft, was ich bei dieser Band noch zu suchen hatte. So entschied ich mich dazu, Marduk zu verlassen. Emil erging es sehr ähnlich und er folgte mir. Wir kamen zum Entschluss, weiterhin zusammen Musik zu machen, waren uns aber von Anfang an sicher, dass etwas völlig anderes dabei herauskommen müsste. Das Unternehmen wurde zunächst unter dem Banner Elizium gestartet, doch recht schnell in Devian umgetauft, warum? Da sich schon während des Songwritings zu den ersten Tracks herausstellte, dass dieser ursprüngliche Name, der eher an etwas Ambient Metal-Mäßiges denken hat lassen, völlig unpassend erschien, kam es zur spontanen Umbenennung. Schon die ersten Kompositionen erwiesen sich hinsichtlich der Stilistik als deftige Black/Death/Thrash Metal-Bastarde und von daher kamen wir gar nicht daran vorbei, dem Kind einen anderen, besser passenden Namen zu geben. Abgesehen davon ist mir im Laufe der Zeit aufgefallen, dass Elizium wohl oft genug verwendet worden ist, so dass wohl kaum jemand auf eine weitere Band mit diesem Namen gewartet hätte. Seid ihr mit einer bestimmten Erwartungshaltung an Devian herangegangen oder habt ihr erst einmal abgewartet, was sich aus der Sache entwickeln würde? Da Emil und ich schon lange im Geschäft sind, wissen wir ganz genau, was wir wollen, aber auch worauf es ankommt, und haben deshalb auch keine Sekunde damit verschwendet, darüber nachzudenken, was uns alles widerfahren hätte

können. Wir sind zwei ungemein ambitionierte Musiker mit nahezu identischen Zielen und von diesem Aspekt aus betrachtet gilt bei Devian eine Art „Abkommen“, das besagt, dass persönliches Interesse immerzu der Band unterzuordnen ist. Wenn man das als „Erwartungshaltung“ bezeichnen will, dann ist genau das die unsere. Sollte damit aber gemeint sein, dass wir Musik mit eventuellem Kalkül fabrizieren würden, muss ich die Frage schlichtweg mit Nein beantworten, denn so etwas gibt es bei mir nicht. Dennoch kann man wohl davon ausgehen, dass sich selbst gereifte Musiker wie ihr immer noch von anderen Bands und Stilrichtungen beeinflussen lassen. Welche Inspirationen sind denn für Devian zu nennen? Jede Menge. Wir hatten jedoch niemals im Sinn, irgendeine Band zu kopieren oder etwas Ähnliches zu tun. Metal muss von selbst entstehen können und zwar aus der Kreativität und den Emotionen. Da ich seit frühester Jugend mit dem Heavy Metal-Virus „infiziert“ bin, genauer gesagt, seit ich Bands wie Iron Maiden für mich entdeckte, konnte ich gar nicht anders, als mich in der Szene umzusehen, um zu wissen, welche Bands Musik auf jene Art und Weise machen, wie ich es mir vorstelle. Für mich persönlich waren neben Iron Maiden vor allem Judas Priest, Mercyful Fate, Mayhem und Slayer jene Truppen, deren kreativer Output mich am meisten angesprochen hatte. Klar gibt es noch unzählige andere Bands, die ich zu schätzen gelernt habe, doch diese sind wohl für alle Zeiten die für mich wichtigsten und einflussreichsten. Was denkst du über die bisherige Entwicklung deiner aktuellen Band? Ich denke, wir befinden uns auf dem richtigen Weg. Als wir begonnen haben „God To The Illfated“ zu schreiben, entwickelten sich manche Passagen geradezu „natürlich“, was bei „Ninewinged Serpent“ einfach noch nicht der Fall war. Diese Entwicklung wird sich wohl auch für das dritte Album in ähnlicher Art nachvollziehen lassen, zumindest verspüren wir es bei

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unserer momentanen Arbeitsweise auf ähnliche Weise. Im Normalfall dauert es an die fünf Jahre, ehe eine Band gefestigt ist, und ich denke, dass dieser Zeitrahmen auch bei Devian in etwa seine Richtigkeit haben wird. Wir sind als Band mittlerweile zusammengewachsen und von daher geht das Songwriting auch wesentlich leichter von der Hand. Der „Fluss“ ist seit den Aufnahmen zu „God To The Illfated“ einfach vorhanden und wird es hoffentlich auch in Zukunft sein. Sind die Tracks von „Ninewinged Serpent“ bereits vor der Gründung von Devian existent gewesen oder habt ihr erst später mit dem Komponieren dafür begonnen? Die Songs entstanden allesamt zwischen dem Frühjahr 2006 und dem Frühjahr 2007, ausgenommen „Remnant Song“, den Emil noch für das MardukAlbum „Plague Angel“ komponiert hatte. Da wir der Meinung waren, dass diese Komposition einfach viel zu gut wäre, um in den Archiven zu verschimmeln, integrierten wir diese Nummer in unser Debüt. Ansonsten besteht dieses allerdings ausschließlich aus, zu jenem Zeitpunkt, frischen und brandaktuellen Tracks. Wir hatten nämlich überhaupt nicht vor, mit einem Album an den Start zu gehen, auf dem wir lediglich überschüssiges Material unserer Archive zu präsentieren hatten. Wie sah es denn in der ersten Phase der Band mit Live-Shows aus, bevor es mit Vader auf Tournee ging? Wir nahmen alle nur möglichen Angebote an, um zu Gigs zu kommen, bemerkten jedoch bereits in diesem sehr frühen Stadium, wie unterhaltsam es war, in dieser Besetzung zusammen zu spielen. Wir spürten sofort, dass wir dieselben Rock’n’RollVibes zu versprühen im Stande waren, und von daher waren unsere Gigs von Anfang an etwas ganz Besonderes. Zwar waren es zu Beginn nur ganz kleine Clubs, die wir heimsuchen durften, doch das Imposante dabei war, wie verrückt die Zuschauer wurden, als wir auf der Bühne standen. Auch wenn

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wir nur vor 50 Nasen aufgetreten sind, fühlte es sich an, als ob wir vor 5 0 0 0 Freaks gespielt hätten, dermaßen ging die Post ab. Einmal habe ich sogar beobachtet, wie sich der lokale Soundmann von unserer Euphorie anstecken hat lassen, sich seines Shirts entledigte und seinen Job vernachlässigte, um sich slammend in die Menge zu werfen. Was für ein Bild! Ein weiteres Glanzlicht war unser Auftritt beim „NamrockFest“, bei dem ebenfalls amtlich aufgespielt wurde. Auch wenn ich mich, ehrlich gesagt, nicht mehr an alle Geschehnisse erinnern kann, da ich den Tag nach einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus „ausklingen“ lassen musste, weiß ich noch, dass unser Auftritt selbst sensationell gewesen ist. Nach diesem Ausflug in die Bandvergangenheit wollen wir uns wieder der Gegenwart, aber auch der Zukunft widmen. Wie würdest du eure beiden Scheiben unterscheiden? Ich für meinen Teil höre auf „God To The Illfated“ einen höheren Anteil an Aggression heraus, zugleich aber auch verstärkt Melodien und vor allem deutlich mehr Hooks. Damit liegst du wohl ziemlich richtig. Wir hatten im Sinn, einen logischen Nachfolger für unser Debüt zu kredenzen, und im Zuge der Entwicklung von Devian kamen eben exakt diese Merkmale, also Melodien, sehr wohl aber auch die vermehrte und intensivierte Aggression, immer wieder ans Tageslicht. Wir wussten dabei allerdings nicht wirklich, in welche Richtung es gehen würde, haben aber, jeder für sich, an unseren Stärken und Schwächen gearbeitet. Die Tournee im letzten Frühling hat uns ebenfalls weit nach vorne gebracht, zumal zu erkennen gewesen ist, bei welcher Art von Songs die Fans wirklich steil gehen. Von diesem Aspekt aus betrachtet, sind Konzerte, speziell aber eine Tournee, immer

wichtige Erfahrungen für eine Band, die es gilt, im Songwriting zu berücksichtigen, auch wenn Devian sich sicherlich nicht „prostituieren“ würden, nur um gut anzukommen. In welchen Länder gingen die Fans denn besonders steil, sprich, welche Nationen würdest du denn als „eure“ bezeichnen, wenn wir von positiver Resonanz sprechen? Deutschland und Frankreich lieben uns scheinbar! Jede einzelne Show, die wir bislang dort gespielt haben, wurde zu einem Erfolg. Ähnliches gilt auch für Italien, wenn noch nicht ganz in dieser Intensität. Zwar weiß man mittlerweile wohl wirklich nicht mehr, wie sich die MetalSzene weiterentwickeln wird, aber Deutschland ist und bleibt die Metal-Hochburg schlechthin und daran wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Worauf du einen lassen kannst. Die MetalFans hier sind nicht nur ungemein loyal, sondern auch im Übermaß enthusiastisch. Doch selbst wenn es euch mit eurer Musik allein fraglos gelungen ist, mächtig zu imponieren, kommen für mich noch einige weitere Komponenten dazu, die das Gesamtbild Devian ausmachen. Zunächst einmal wären da die Texte, die ich ganz gerne erläutert hätte. Hinsichtlich der Inspirationen dafür muss ich sagen, dass unser Alltag dermaßen viel hergibt, dass es kaum anderer Einflüsse bedarf. Allerdings muss ich schon zugeben, dass es eher die obskuren Themen unseres Lebens sind, die mich faszinieren. Nimm als Beispiel „Summerdeath“, das vom bestialischen Mord an „Black Dahlia“ handelt. Ich versetzte mich in die Lage des Täters, aus dessen Gesichtspunkt ich dann den Text geschrieben habe. Das klingt zwar ein wenig krank, war aber sehr interessant und vom Thema her ungemein mitreißend, zumal ich mich regelrecht magisch angezogen fühlte und gar nicht mehr anders konnte, als diesen Fall regelrecht für mich zu erörtern und Lyrics dazu zu schreiben. Allerdings gibt es auch sehr viele persönliche Ansätze in den Texten unserer neuen Scheibe zu entdecken. Die Grundzüge von „When The Vultures Have Left“ zum Beispiel sind mir beim Begräbnis von einem meiner besten Freunde in den Sinn gekommen. Neben den Texten trägt auch das Artwork – vom griechischen Großmeister Seth Siro Anton hervorragend in Szene gesetzt – einen nicht unwesentlichen Anteil zum überaus positiven Gesamteindruck von „God To The Illfated“ bei. Dieser Kerl ist einfach phantastisch! Er hat sich schon für unser erstes Album ungemein ins Zeug gelegt und sich damals den Kopf über die Umsetzung des Themas zerbrochen. Seine Ansätze gefielen mir sehr, aber abgesehen davon war es auch sein ungemein ambitioniertes und professionelles Vorgehen, das mich schwer beeindruckte. Wir brauchten ihm nur die wesentlichsten Bestandteile des Inhalts zu vermitteln, ließen ihm ansonsten aber freie Hand. Seine Kreativität ist aber ebenso außergewöhnlich wie seine Arbeit selbst, weshalb die Umsetzung auch zu unserer völligen Zufriedenheit


ausgefallen ist. Diesem Mann braucht man keinerlei Vorgaben zu machen, was er zu tun hat, Seth ist schlicht und ergreifend „unser“ Mann dafür! Weiters hätte ich noch gerne gewusst, ob euer aktuelles Album nochmals im Rahmen einer Tournee präsentiert werden wird? Aber sicher doch! Demnächst geht es zusammen mit Unleashed erneut auf Tournee und zwar bei uns in Skandinavien. Zudem liegen uns bereits einige konkrete Angebote für Festivals in dieser Saison vor, die wir aber bislang noch nicht bestätigt bekommen haben, weshalb ich dazu noch nichts verraten darf. Für den Herbst hoffe ich, dass es uns möglich sein wird, erneut auf Tournee zu gehen, zumal wir beispielsweise bislang noch nie in England oder auf der Iberischen Halbinsel auftreten konnten. Der Bedarf an Devian scheint jedenfalls vorhanden zu sein, zumindest haben uns das die Publikumsreaktionen während der „Winterfest“-Tournee wissen lassen. In Europa scheint ihr euch bereits eine überaus große Fanbase erspielt zu haben, wie aber sieht es außerhalb unseres Kontinents aus? Da kann ich noch gar nicht viel sagen, aber das kommt bestimmt noch. Im Moment sind wir eher darauf erpicht, die Sache Schritt für Schritt anzugehen. Wir brauchen diesbezüglich nichts zu überstürzen und können dadurch wesentlich zielorientierter und auch konzentrierter an den Start gehen. Da wir Europa aber bereits einigermaßen „erobert“ haben, legen wir im Moment auch darauf unser Hauptaugenmerk. Überall

anders auf dieser Welt müssen wir uns erst einmal durch unsere neue Scheibe etablieren, erst dann macht es Sinn, auch dort auf Tour zu gehen. Okay, dann klären wir diese Frage beim nächsten Interview-Termin anlässlich der Veröffentlichung eures dritten Albums. Selbst wenn es noch sehr früh ist, hätte ich zum Schluss gerne ein kurzes Statement dazu und zur weiteren Zukunft der Band erhalten: Auch wenn es den

von Michael FREITAG | michael.freitag@arisingrealm.at

Eigentlich sollte unsere 18. Ausgabe bereits im März gedruckt und veröffentlicht werden. Doch diesmal machten uns existenzgefährdende Probleme einen fetten Strich durch die Rechnung, die wir nur knapp bewältigen konnten. Diese Probleme sind damit aber nicht vom Tisch (sondern nur aufgeschoben), denn erst die kommenden Arbeiten an Nummer 19 werden zeigen, ob Arising Realm noch Zukunft hat oder nach etwas mehr als elf Jahren ad acta gelegt werden muss. Um nicht seitenweise um dem heißen Brei herumzureden, werfe ich gleich die harten Fakten auf den Tisch, die euch auch Einblicke in die finanziellen Rahmenbedingungen des letzten verbliebenen gedruckten ’Zines aus Österreich geben: Arising Realm ist völlig unabhängig von diversen Plattenfirmen. Diese Unabhängigkeit lässt sich aber nur aufrechterhalten, wenn wir nicht auf Werbung angewiesen sind. Unabhängigkeit lässt sich nur zum überwiegenden Teil in Zusammenarbeit mit kleinen Labels und vertragslosen Bands durchsetzen. Das Stichwort dabei lautet: ARCompilation. Mit dieser CD unterstützen wir nationale und internationale Underground-Bands. Wir stellen eine akustische Plattform bereit, die Bands wiederum als Werbeplattform für ihr eigenes musikalisches Schaffen nützen können. Da sich die wenigsten Bands Trackbuchungen bei großen Magazinen wie Legacy oder Rockhard leisten können, bieten wir in diesem Zusammenhang eine gute Alternative für kleinere Budgets.

Anschein macht, dass wir uns im Moment ausschließlich auf K o n z e r t e konzentrieren würden, bin ich mir sicher, dass wir noch in diesem Jahr das Studio entern werden, um „Devian III“ aufzunehmen. Macht euch schon einmal darauf gefasst! Zudem möchte ich mich auch im Namen der Band für euer Interesse an Devian bedanken!

Die AR-Compilation hilft uns zudem selbst, die durch den Druck entstandene finanzielle Belastung in Grenzen zu halten. Durch Plattformen wie MySpace und Co. nahm in den letzten acht Monaten das Interesse an CD-Beilagen (nicht nur bei uns) rapide ab. Promotion wird als nicht mehr notwendig bzw. als Selbstläufer empfunden, sobald man diverse „social networks“ nutzt. Lange Rede, kurzer Sinn: Ohne AR-Compilation würdet ihr an dieser Stelle nur mehr Interviews mit Bands finden, die das derzeitige TopThema des jeweiligen Labels sind, damit wir im Gegenzug Anzeigenbuchungen erhalten. Interviews mit (wie im vorliegenden Fall) Sadako, The Ugly, Deny The Urge sowie das steirische UndergroundSpecial wären unter keinen Umständen möglich! Gerade deswegen schmerzt es, dass keine einzige Band des Specials (außer Verreck Attack) die Möglichkeit einer Trackbuchung nutzte, um uns für die Unterstützung auch ein wenig zu danken. Hand aufhalten ist eben doch immer noch günstiger als gegenseitiges „unter die Arme greifen“. Die Folgen dieser Einstellung in Verbindung mit blindem Vertrauen in MySpace sind für ’Zines fatal: Die wichtigste Finanzierungsgrundlage fällt weg, es bleibt nur der Ausweg in die redaktionelle Abhängigkeit der Labels. Daran haben wir jedoch kein Interesse. Lässt sich AR nicht mehr auf diese Weise führen, dann kann AR einfach nicht weitergeführt werden. Wir wollen uns weder vorschreiben lassen, mit wem wir Interviews führen, noch die ganze belanglose Scheiße unterstützen, die uns täglich als Schokolade verkauft wird. Daher mein Aufruf an alle Bands: Unterstützt ’Zines, bucht Tracks, kauft kleine Anzeigen – und das nicht nur bei uns, sondern sucht euch das passende ’Zine aus, das in euren Augen eine Unterstützung verdient. Nur so kann Unabhängigkeit bewahrt werden und nur so haben Underground-Bands nach wie vor im gedruckten Bereich eine Kommunikationsplattform.

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.co von Iris WILKE | www.beforethedawn

Trotz seiner guten Leistungen hat Before The Dawn den Durchbruch immer noch nicht geschafft. Nichtsdestotrotz heimst auch das neueste Machwerk des bodenbeständigen Finnen wieder einmal gute Kritiken ein, auch wenn böse Stimmen behaupten, dass hier und da gewisse Ähnlichkeiten mit den verblichenen Sentenced zu erkennen seien. Menschen hören doch nur, was sie hören wollen. Ich kann hier definitiv keine Gemeinsamkeiten erkennen, außer, dass wir beide aus Finnland stammen und damit auch das gewisse Etwas besitzen, das uns finnisch klingen lässt. Wir entstammen dem düsteren Norden, deshalb klingt unsere Musik auch dementsprechend bedrückend. Kenner der Musik werden erkannt haben, dass sich die neue Düsterplatte der Finnen weiterentwickelt hat. „Soundscape Of Silence“ gibt sich nachdenklich und reifer als die Vorgänger, und es erscheint, als ob Tuomas jede Menge an Erfahrungen darin zu verarbeiten versucht hat. Meiner Ansicht nach ist es doch schwierig Lieder zu komponieren, bei denen man nicht irgendeine persönliche Erfahrung miteinbringt. Es handelt sich hierbei um einen natürlichen Prozess. Wenn man sich der dunklen Seiten des Lebens annimmt,

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über sie schreibt, dann verschwinden sie nicht einfach von selbst, aber es hilft mir, sie und auch mich zu verstehen. Gerade das ist ein wichtiger Schritt, aus seiner eigenen beschränkten Welt herauszutreten und Dinge aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich bin ein philosophisch angehauchter Mensch, denke ich. Aber am besten können das wohl die Menschen beurteilen, die mir nahe stehen. Wenn man mit einer Band bereits sein fünftes Album unter die mehr oder weniger breite Öffentlichkeit verbreitet hat, dann kann man kaum mehr von einem Projekt sprechen. Vielmehr handelt es sich um ein Liebkind, mit dem man etwas erreichen und seine Träume verwirklichen möchte. Dabei muss es sich nicht immer um Ruhm und Geld handeln, wie mir Tuomas erklärt. Ruhm und Reichtum bedeuten mir nichts. Mir geht es rein um die Musik an sich. Ich bin schon sehr lange im Musikbusiness aktiv und habe sogar ein eigenes Label. Aus diesem Grund weiß ich sehr gut, wie hart es in diesem Bereich als Musiker ist. Das Wichtigste an der ganzen Sache ist doch, dass du als Musiker die Freiheit hast, das zu kreieren, was dir gerade vorschwebt. All das, was danach kommt, ist ein netter Bonus, aber nicht mehr. Und genau das ist auch meine Vorstellung. Ich möchte schreiben können, was ich möchte und so wie es mir gerade in den Sinn kommt. Ohne irgendwelche Beschränkungen oder Verbote. Heutzutage ist es doch schon hart genug, wenn immer weniger Leute bereit sind, für gute Musik zu bezahlen. Böse Zungen mögen behaupten, dass hauptsächlich weibliche Fans die Zielgruppe von Before The Dawn wären, dennoch finden sich auch viele männliche Anhänger, wie Tuomas richtig stellt und auch gleich über die aktuellen Verkaufszahlen zu sprechen beginnt. Klar gibt es unter den zahlreichen Fans eine wachsende Gruppe an Frauen, die unsere Live-Konzerte besuchen. Trotzdem sind die Männer nach wie vor in der Überzahl. Ich glaube, wir sind den Frauen etwas zu heavy. Genaues über die Verkäufe unserer Platte kann ich nicht sagen. Ich habe bis dato auch noch keine Zahlen zu Gesicht bekommen, aber immerhin haben wir Platz 14 in den finnischen Charts erklommen. Auf jeden Fall hat sich „Soundscape Of Silence“ deutlich besser gemausert als „Deadlight“ zuletzt. Wer in den Genuss der Videos der Band gekommen ist, dem dürfte früher oder später aufgefallen sein, dass Tuomas verdächtig oft mit nacktem Oberkörper darauf zu sehen ist. Da stellt sich mit der Zeit natürlich die Frage, ob der vielseitig engagierte Musiker narzisstisch veranlagt ist

und welche Symbolik für ihn dahinterrichten und neue Ziele zu erreichen bzw. steckt? sich diese zu setzen. Wer Musik schreibt, Wenn man so viele Tattoos und ein ausgeverewigt sich in seinen Werken, die er prägtes Faible für Piercings hat, wird man einer gewissen Zielgruppe zugänglich schnell zum Fokus eines Regisseurs. Für mich macht. Während es immer noch als große selbst besitzt mein Körper keine besondere Chance gesehen wird, einen Titeltrack für Symbolik, auch wenn meinen Tätowierungen einen Film schreiben zu dürfen, wird es auf eine tiefere Bedeutung innewohnt. Auf jeden der anderen Seite langsam gang und gsäbe, Fall werden es in naher Zukunft noch mehr dass man auch für Computerspiele kreativ werden. In meiner Freizeit trainiere ich meiagiert. Ein Beispiel hierzu stellt das im nen Körper sehr viel, aber nur aus dem letzten Jahr veröffentlichte Role-PlayGrund, um ihn zu stärken. Alles andere ist Game „Sacred 2“ dar, auf dem Blind Guarein nettes Nebenprodukt. Gewichte zu heben dian einen exklusiven musikalischen Einist eine gute Therapie und es lenkt mich ab. druck hinterlassen haben. Die harte Arbeit, die dahintersteckt, und Der Gedanke, Lieder für Computerspiele zu auch die Ziele, die man sich selbst in dieser schreiben, ist generell interessant. Das muss Sache setzt, sind etwas, worauf ich selbst ich nicht nur auf RPG-Spiele beschränken. Ich stolz bin. Ich stehe aber sicher nicht jeden für meinen Teil würde liebend gerne für einen Tag vor dem Spiegel, um mich nach der Shooter einen Song produzieren. Zuerst müsDusche ausgiebig zu begutachten. ste ich aber das Spiel gesehen haben und Um Tuomas nicht den gewohnten Einheitsdann erst das Lied schreiben. Ich weiß zwar brei an Fragen zu servieren, springe ich nicht genau, wie der Song klingen sollte… auch schon auf das nächste Thema über, na, gut auf jeden Fall… hahaha. Also, wenn welches sich mit der Frage auseinanderdas Spiel gut ist, dann ist das ohne Zweifel setzt, ob ein rein instrumental gehaltenes gute Promotion. Album mit Before The Dawn für ihn vorGute Werbung wäre es auch, wenn sich stellbar wäre. Immerhin wäre das einmal Before The Dawn endlich einmal aus etwas anderes und würde sicher Finnland raus in die große, eine neue Herausforderung weite Welt begeben würbieten. den, um neue AnhänIch möchte schreiben Es wäre sicher sehr interger zu rekrutieren können, was ich möchte und essant, ein instrumenund die besteso wie es mir gerade in den Sinn tales Album zu prohende Fangekommt. Ohne irgendwelche Beschränduzieren, und ich meinde live zu kungen oder Verbote. Heutzutage ist es muss gestehen, erfreuen. Leidass ich mich der ist das doch schon hart genug, wenn immer weniger schon öfters mit nicht so einLeute bereit sind, für gute Musik zu bezahlen. dem Gedanken fach, wie gespielt habe. mancher es Ich für meinen Teil würde liebend gerne für Dennoch bin ich sich vorsteleinen Shooter einen Song produzieren. Zuerst mir sicher, dass len mag. müsste ich aber das Spiel gesehen haben ich es sicher nicht Denn meimit Before The stens entund dann erst das Lied schreiben. Ich Dawn machen scheiden die weiß zwar nicht genau, wie der Song würde. Wenn, dann Verkaufszahlen, klingen sollte… na, gut auf ein Solo-Projekt. Dabei wohin und ob jeden Fall… hahaha. würde mich eine sechsüberhaupt getourt oder zwölfseitige Akustikwird. Gitarre reizen sowie ein Piano. Ich bin nach wie vor der Traditionelles Schlagzeug dürfte dabei Ansicht, dass es wichtig ist, in nicht fehlen, denn im Endeffekt sollte es allen Ländern aufzutreten, in denen das sehr skandinavisch klingen. Album veröffentlicht worden ist. Gerade LiveSchon manch eine Band hat es geschafft, Shows sind enorm wichtig, um aktiv Werbung einen Song zu produzieren, den andere zu betreiben. Gerade da kommst du leichter Musiker gern auf ihrer eigenen Beerdian Interviews ran und in diesem Zusammengung spielen lassen würden. Tuomas hang kann man dann auch über Live-Rezenwürde dennoch lieber, statt der von mir sionen lesen. Eine Reise rund durch Europa zur Auswahl stehenden drei Lieder, ein stellt eine große Investition für Labels dar. eigenes schreiben. Aber gerade das ist doch erforderlich, damit Judas Priest – „Angel“ die Band auch Geld einspielt. Dieser Sache Pink Floyd – „High Hopes“ müssen wir uns in nächster Zeit annehmen, Paradise Lost – „No Celebration“ denn es ist schon immens lange her, dass wir Also, mir gefällt keiner der Songs… Ich auf Tour waren. Ich hoffe natürlich, dass sich würde lieber meinen eigenen Begräbnis-Song all meine Pläne verwirklichen lassen und wir schreiben, der alle der mir Nahestehenden uns auch demnächst in Österreich sehen. miteinbezieht. Das würde sicher ein sehr bewegender Song werden. Und vor allem wäre er nicht traurig. Es wäre ein wunderbarer Weg, sich bei allen zu bedanken, die für mich da waren. Jedenfalls würde ich gerne mit jemandem zusammen alt werden und auf meinem Grabstein sollten dann zwei Namen eingraviert sein. Es ist doch viel schöner, sein Leben mit jemandem gemeinsam zu verbringen. Bis dahin gibt es noch viel Arbeit zu ver11


ller.com von Pascal ZUGER | www.tortureki

Jari Laine hatte kein Fleischermesser dabei, um mich wie einen Fisch auszuweiden. Ganz im Gegenteil, der Finne ging auf Schmusekurs mit mir. Ein netter Kollege, mit dem man gerne angeln gehen würde. Es ist jedoch nicht die Angelrute, die Jari zu schwingen pflegt, vielmehr weiß er mit der Gitarre umzugehen, deren Laute auf „Sewers“ vernommen werden können. Am aktuellen Werk von Torture Killer sind nicht nur die Lieder neu, auch an der Besetzung hat sich etwas getan. Chris Barnes, seines Zeichens Tiefgurgler bei Six Feet Under, räumte den Posten, und so kam der langjährige Session- und Livesänger Juri Sallinen zu unverhoffter Ehre als Chef-Angler. Juri ist nun ein offizielles Mitglied unseres Teams,

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begann Jari mich über die Hintergründe von „Sewers“ aufzuklären. Musikalisch mag es wohl einen kleinen, nicht unbedingt Unterschied, viel eher ist es ein Umfeld, wo wir uns mehr auf das Album konzentriert haben, zu „Swarm!“ zu geben. Ich würde aber nicht so weit gehen und behaupten, dass sich der Stil sehr verändert hat. Anstelle der Doublebassdrum-Riffs und -Beats haben wir wohl mehr Songs mit einem schnelleren Beat, schätze ich. Aber wie ich bereits erwähnte, viele derselben Elemente sind wieder mit dabei. Es war uns auch kein Anliegen, einen dramatischen Wechsel im Sound herbeizuführen. Das wird es wohl auch nie geben. Wobei der neue Growler den fischreichen See

m i t frischem Wind zu kräuseln vermag, d a s spiegelg l a t t e Gewässer neu belebt. Insofern hat mit der neuen Stimme ein Wechsel im Sound stattgefunden. Er treibt sich schon seit geraumer Zeit mit uns herum und hilft seit 2004 bei unseren Shows. So ist er eigentlich nicht wirklich ein neuer Typ. Er hat eine gute Stimme, und ich denke, dass sie auf dem neuen Album überragend ist. Dass er eine Größe im Death Metal ersetzen musste, hat mir nicht wirklich Sorge bereitet. Ich bin einfach froh, dass all die Verwirrung mit zwei verschiedenen Line-Ups und all dem anderen Zeugs hinter uns ist und wir jetzt endlich wieder eine richtige Band werden. Ein erster Schwumm in diese Richtung wurde mit „Sewers“ bereits vollzogen. Weitere werden sicherlich folgen. Von den acht Tracks mag „Coffins“ herausstechen, der mit seinem langsamen Riffing viel Stimmung macht und die Nackenmuskeln des einen oder anderen stark beanspruchen dürfte. Du magst den Song? Cool, er ist wohl im Vergleich zu den restlichen Tracks ein bisschen anders. Ich hatte diesen Mainriff schon seit Jahren und bekam endlich die Gelegenheit, ihn anzuwenden, gab mir der Finne zu verstehen. Und den Text hat unser Bassspieler Tornianen geschrieben, der zum ersten Mal ins Songschreiben involviert wurde. Im Gegensatz zu mir, wo


ich einfach aus dem Nichts heraus Lyrics schreiben kann, mag es Tornianen, mit Hintergrundmaterial zu arbeiten. In „Coffins“ geht es um diese alte japanische Erzählung, welche von einem Leichen verschlingenden bösen Geist handelt. Ich denke auch, dass der Track gelungen ist, und bin wirklich froh, dass er dir gefällt. Wenn du dich näher mit dieser Fabel beschäftigen willst, kannst du für mehr Info nach „jikininki“ suchen. Der Haupttexter ist noch immer Jari, der ebenso für die Musik zuständig ist, stammt doch gut 90% von ihm. Der Rest wird unter uns aufgeteilt, ließ er mich weiter wissen. Wer auch immer mit einem guten Song aufkreuzt, der zu uns passt, den nehmen wir dann. Ich habe versucht, die Jungs zu ermuntern, mehr zu schreiben, weil dies immer eine gewisse „Frische“ für den Sound bedeutet. Hoffentlich können wir zukünftig mehr von deren Ideen nutzen. Wir hatten auch gehofft, dass Juri der Haupttexter für „Sewers“ werden könnte, doch schlussendlich haben ich und der Bassspieler Tornianen alle Lyrics geschrieben. Vielleicht können wir beim nächsten Mal Zeugs von Juri verwenden, Jari hielt kurz inne und sagte dann weiter: Ich hoffe stets, dass die anderen mehr Ideen beisteuern, aber jene müssen passen. Es geht nicht an, dass man einfach irgendwelchen Kram einbringt, nur weil du an der Reihe bist. Der Sound muss nach Torture Killer klingen. Das Schreiben der Lieder verbringt Jari alleine, da zu viel Trubel ihn nur ablenken würde. Im Trüben fischen ist nicht. Ich habe immer eine Art Struktur und mehr als ein Riff, wenn ich das Resultat den anderen präsentiere. Wir jammen dann rum und finden heraus, was funktionieren würde und was nicht. Und sollte ein Riff nicht so recht passen, improvisieren wir einfach so lange, bis er dem Torture Killer-Stil entspricht. Neben dem musikalischen Aspekt sollte auch das Drumherum, sprich das Cover wie das Booklet überzeugen. Diesbezüglich sagte Jari: Das neue Cover ist ein Gemälde, welches eine Vision zu einer Kanalisation mit einer Menge toter Leiber und Blut öffnet. Ich stamme aus jenen Zeiten, wo Covers noch wirklich cool waren, und möchte auch, dass unsere Alben ein tolles Image bekommen. Nicht nur ein schwaches Paintshop-Foto, das jemand in fünf Minuten gemacht hat. Du hast so viel Zeit und Energie für die Musik aufgebracht, da sollte das alles schon entsprechend verpackt werden. Andererseits haben es die Finnen mit ihrer 2005 erschienen Split 7” mit Sotajumala ein bisschen übertrieben. Das Cover ist kein Gemälde, vielmehr ein Foto, das ein blutgetränktes Gesicht zeigt, in dessen Auge ein Fleischerhaken gerammt wurde. Mister Laine erklärte: Nun, wir haben uns da gar nicht eingeschossen, da es eine Split-Veröffentlichung war und Sotajumala und ihr Label dahin-

ter stand. So überließen wir ihnen die Entscheidung. Ich glaube, die Idee stammt von dem Kerl, der das Cover machte. Er ist nicht mal ein Death Metal-Künstler, alles, was er wusste, war, dass wir beide Death Metal-Bands sind. So hat er wohl einfach etwas herausgearbeitet, was uns beiden gefallen würde. Ich mag das Vinyl-Cover mehr. Und zensiert wurde das Motiv auch nicht, da das Label darauf vorbereitet war. Es ließ zwei Covers herstellen, da es die CD-Version in den Shops haben wollte. Eines mit nur einem Fleischerhaken, das man auf der CD-Version erblicken kann, und das andere mit demselben Fleischerhaken, der in einem Auge eines armen Kerls steckt. Es war ein schwacher Versuch, die Split in die Charts zu bringen. Mir wäre es lieber gewesen, sie hätten die Vinyl-Version auch für die CD verwendet, weil es mehr Metal gewesen wäre, aber ich konnte da nicht mitbestimmen. Blut, Gedärme, Verderben, Tod, das spiegelt sich in Torture Killer wider. Überraschenderweise findet sich dies auf ihren Bandfotos nicht. Vielmehr wirken die Herren sehr gesittet und brav. Mitnichten die Bluttrinker, wie dies aus ihren Texten entnommen werden könnte. So verwundert es, dass die Bilder nicht vor Blut triefen. Solche Fotos zu schießen, würde uns nicht entsprechen. Und du kannst das nicht wirklich erzwingen, wenn es nicht in dir ist, gar wenn du wolltest. Ich denke, finnische Leute sind ruhiger, beständiger oder gar verschlossener. Wir sind eine Death Metal-Band die nicht prahlen muss. Nicht angeberisch, aber doch zum Nachdenken anregen dürfte ein Spruch von Charles Manson, welcher auf der Torture Killer-Homepage prangt. Charles Manson ist hinlänglich bekannt, war er doch der Anführer der Manson-Familie, die in seinem Namen zahlreiche Morde beging. Interessant dabei ist, dass er selber nie irgendjemanden getötet hatte, vielmehr war es seine Kommune, die ihm blind gehorchte und die Taten ausübte. Ich würde nicht sagen, dass wir ihn verehren oder irgendetwas in dieser Art, gab mir Jari zu verstehen. Und grinsend fügte er an: Der Spruch klingt einfach cool auf einer Death Metal-Page. Der Satz ist für einen Psycho gut ausgeklügelt, der dich zum Nachdenken anregt, nicht wahr? Dass Mord und auch Folter eine große Anziehungskraft auf die finnischen Todesprügler haben, ist bekannt. Dies zu leugnen wäre genau so abwegig, wie zu behaupten, dass Fische Lungen hätten, auch wenn es mit dem Lungenfisch eine Ausnahme gibt. Folter auszuüben oder gar gefoltert zu werden, behagte meinem Gegenüber weniger. Wer möchte schon gefoltert werden? Echt? Vielmehr wirkt der Begriff Folter wie eine Anziehungskraft auf die dunkle Seite der Gedanken. Aggressive Musik zu spielen braucht aggressive Themen. Es ist in etwa so, wie einen kurzen Horrorfilm in Audioformat zu schießen. Es dürfte somit ausgeschlossen werden, dass das Quintett dem Latex und Leder frönt, die Typen gerne mit Peitschen und Ketten hantieren, den harten Sex dem soften bevorzugen. Ob meiner Äußerungen musste der Finne erst mal laut loslachen. Ich kann nicht für die anderen Jungs sprechen, aber ich denke nicht, dass sie diese Art von Typ sind. Und wenn sie es wären, würden sie das wohl für sich behalten. Und ich würde sicher nichts davon wissen wollen. Was man jedoch weiß, ist, dass Finnen gemeinhin

als verschlossen und wortkarg gelten, wie Jari auch schon angedeutet hat, und deren Metal eher melodischer Prägung ist. Dahingehend mag es durchaus verwundern, dass Torture Killer eine gänzlich andere Richtung einschlägt. Vielmehr mahnt ihr Tun an schwedischen Stahl. Nein, wir sind keine Schweden, die nach Finnland gezogen sind. Aber ich stimme dir zu, dass Schweden mehr eine Death Metal-Geschichte besitzt als Finnland. Ich weiß nicht warum, aber so scheint es nun mal zu sein. Death Metal ist die Art von Musik, die ich mir gerne anhören und die ich spielen möchte, er ist die heavieste Art von Metal, die ich mir vorstellen kann. Daher mag ich ihn. Apropos mögen, 2008 hatte Torture Killer erhebliche Bandprobleme, was auch den Wechsel am Mikro erklärt, der Vibe innerhalb der Truppe schien wie ein Fisch auf dem Trockenen zu ersticken. Wir fühlten uns nicht mehr als Band, umriss Jari die damaligen Zustände. Wir schrieben Songs, ohne die Stimme dabei zu haben, und nach ein paar Monaten und gar Jahren wurden wir darob müde. Das ist ein Hobby und sollte Spaß machen, aber ohne ein stabiles Line-Up verloren wir das Gefühl dafür. Es gab keine andere Möglichkeit, als nach einer Veränderung zu suchen. Ich meine, wir waren schon da, bevor Barnes auftauchte. Er war eine enorme Hilfe für uns, als wir sie am dringendsten benötigten, und wir sind noch immer da, obschon er weg ist. Für einen kurzen Augenblick hielt er inne, sann nach und sagte weiter: Er macht sein eigenes Ding, und ich respektiere ihn. Ich bin einfach froh, dass alles wieder seinen Platz hat und wir Spaß am Death Metal haben, den wir spielen. Spaß an der Musik sollte wohl immer ganz oben stehen, sonst wirkt man als Band irgendwann unglaubwürdig. Dass im Death Metal oder Metal im Allgemeinen auch Spaß an langen Haaren vorherrscht, dürfte bekannt sein. Die Finnen mögen dem gängigen Klischee jedoch nicht unbedingt entsprechen, ist doch nur Kim mit einer Matte gesegnet, der Rest der Truppe ist haarlos wie ein Fisch. Wir haben schon rumgealbert, dass er sich doch den Schädel rasieren müsste, das würde wohl die Gerüchte anheizen, nicht?, lachte mein Gesprächspartner los. Als ich vor zehn Jahren bei den KFOR-Friedenstruppen diente, wurde mir dieser lockere Haarschnitt verpasst, und ich blieb dabei. Ich schätze, bei den anderen war es ebenso. In einer Metalband hast du wohl zwei Optionen, Glatze oder langes Haar. Sonst wirkt die Band wie ein Witz.

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von Michael FREITAG | www.sadakomusic.com

U m gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Euer aktuelles Album „Hikikomori“ ist bereits seit über einem Jahr erhältlich. Ich selbst habe aber das Gefühl, dass ihr euch um die Promotion eurer zweiten Scheibe nicht allzu sehr bemüht. Zumindest habe ich bisher nur wenige Reviews und fast keine Interviews zu Gesicht bekommen. Woran scheitert es? Und solltest du dies anders

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sehen: Warum entsteht (wahrscheinlich) nicht nur bei mir dieser Eindruck? Markus: Nun, zuerst möchte ich dich darauf hinweisen, dass das Album zwar im Dezember 2007 vorgestellt wurde, aber der offizielle Verkaufsstart im August 2008 erfolgte. Danach gab es leider mit einem der Vertriebe Probleme, sodass nach anfänglicher Verfügbarkeit ein neuerlicher Auslieferungsstopp den Verkauf bis Ende Dezember unmöglich machte. Natürlich macht es für uns keinen Sinn, ein Album zu bewerben, das im Handel nicht erhältlich ist, sodass wir nach anfänglich gestarteten Interviewund Werbetätigkeiten wieder zur Untätigkeit verurteilt waren. Dabei möchte ich aber schon anmerken, dass unser direkter Vertrieb in keinster Weise Schuld an diesen Problemen hat. Vielmehr lag es an der Geschäftspolitik von Verkaufsriesen wie Amazon und iTunes, die prinzipiell nur über Großauftragsnehmer (der in diesem Fall Konkurs anmelden musste) mit Tonträgern von Bands und Labels unseres Status handeln. Da wir nun mit dem Aufnahmeprozess für unser nächstes Album beginnen, macht es für uns natürlich wenig Sinn, eine „alte“ Veröffentlichung zu bewerben. Auch wenn es natürlich schade ist, dass „Hikikomori“ nicht die Aufmerksamkeit widerfährt,

die wir dem Album gerne gewidmet hätten. Aber unser Blick ist schon wieder auf unsere zukünftige Arbeit gerichtet und somit werden wir es bis zur Veröffentlichung des neuen Albums dabei belassen. Ich hoffe nur, dass diese Produktion dann unter einem glücklicheren Stern stehen wird. Ich bin diesbezüglich aber optimistisch, denn mittlerweile hat sich in der Musikbranche wieder einiges getan und auch wir denken über neue Vertriebsmöglichkeiten nach, um immer unabhängiger von den herkömmlichen Maschinerien arbeiten zu können. „Hikikomori“ ist ein auf den ersten Blick sehr verstörendes Album, es lässt sich zunächst musikalisch kein roter Faden erkennen, was den Reiz dieser Veröffentlichung erhöht. Man muss sich damit doch etwas intensiver beschäftigen und gelangt danach letztendlich zur Erkenntnis, dass ihr nach wie vor extrem experimentierfreudig seid und auf gängige Kompositionsschemata pfeift. Ist das eher ein Ausdruck dafür, dass ihr nach wie vor auf der Suche nach eurem eigenen Stil seid oder bewusste Inanspruchnahme verschiedenster Stilmittel? Zur Beantwortung dieser Frage muss ich weiter ausholen. Wenn man sich die Vorgeschichten von uns als Musiker ansieht (Marx – Nex Aestatis, Pyrogene, nEar; Benji-D – S.I.C., Dimentia; René – Pyrogene), so wird man erkennen, dass die handelnden Personen noch nie den von dir genannten gängigen Kompositionsschemata gefolgt sind. Der Antrieb, Musik zu machen, begründet sich bei uns nicht wie vielleicht bei anderen Bands darin, Erwartungen, seien sie von einem selbst oder auch von Hörern, zu erfüllen, sondern sich selbst immer wieder zu überraschen. Die Beweggründe sind also eher das Erforschen gegebener


Möglichkeiten, als sich an die bereits geschriebenen Regeln zu halten. Ich für meinen Teil bin immer wieder fasziniert von Bands, die sehr radikal in ihrer Vorgehensweise sind beziehungsweise sich anscheinend nicht darum kümmern, ob sie gegen irgendwelche Szeneregeln verstoßen. Ich bin mit Bands wie Faith No More, Mr. Bungle, Ministry, Type O Negative, Fear Factory, Life Of Agony, Samael, Waltari, Dark Throne, Mayhem, Burzum, White Zombie etc. aufgewachsen und man kann nicht behaupten, dass diese irgendwelchen Trends hinterher gehechelt sind, sondern eher durch ihren Mut, eigene Wege zu beschreiten, neue Stilrichtungen mitgeschaffen haben. Wenn ich also von Vorbildern spreche, dann nicht deswegen, weil ich genau die Musik dieser Bands reproduzieren will, sondern weil ich diese Bands für ihren Mut, Neues auszuprobieren, bewundere. Wie man an einigen Beispielen wie beispielsweise Disillusion, Sigh, Ephel Duat oder auch Volbeat sieht, stehen wir bei weitem nicht alleine auf weiter Flur. Wobei ich anmerken möchte, dass ich schon den Eindruck habe, dass sich kein Hörer von unserer Musik überfordert fühlen muss. Um nun abschließend deine Frage zu beantworten: Es trifft beides zu! Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Stilen und Stilmitteln, die wir in unseren Sound integrieren können, und ja, diese Vorgehensweise ist beabsichtigt. Die Lieder auf „Bedtime Stories“ und „Hikikomori“ klingen, wie sie zur Zeit der Entstehung klingen sollten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese, würden wir sie heute bearbeiten, noch so klingen würden wie damals. In einem der wenigen Reviews wurde kritisiert, dass ihr euch mit „Hikikomori“ noch ein ganz schönes Stück entfernt von japanischen Referenzbands wie Dir En Grey befindet. Persönlich habe ich den Eindruck, dass es gar nicht eure Absicht ist, sich etablierten japanischen Vertretern anzubiedern. Sehe ich das richtig? Als wir die Band starteten, war bei uns weit und breit noch nicht die Rede von Visual Kei, daher war es auch nicht wirklich unser Anliegen, eine europäische Variante dieser Kunstrichtung zu etablieren. Klarerweise wurden wir aufgrund unseres Japanbezugs im Bandnamen, in Songtexten und Layouts mit dieser Welle in Verbindung gebracht. Ich finde diese Vergleiche eigentlich recht angenehm, denn ich bin noch auf keine Vertreter der japanischen Musikszene gestoßen, denen man nachsagen könnte, eine Kopie einer anderen Band zu sein. Wenn es also um die Philosophie hinter der Musik geht, sehe ich uns also durchaus näher bei diesen Bands als bei so manch anderen „westlichen“ Exemplaren. Wir haben uns ja auch den Gag gemacht und in den zu „Hikikomori“ geschal-

teten Werbungen uns selbst als die europäische Alternative zu Visual Kei beworben. Zudem kann ich dir sagen, dass die neuen Alben sowohl von Dir En Grey als auch von Mucc zu meinen Lieblingsalben im Jahr 2008 zählten. Andererseits, um an die letzte Frage anzuknüpfen, lässt die optische Gestaltung von „Hikikomori“ fast keine anderen Schlüsse zu, als dass ihr euch eben genau in diesem Genre bewegen wollt. Wie siehst du diese kleine Diskrepanz? Nun, als es damals, nachdem wir uns als Band zusammengefunden hatten, darum ging, in welche Richtung wir das Ganze präsentieren sollten, haben wir jenes Konzept, das du nun mit jeder Veröffentlichung von uns vor dir liegen hast, ausgearbeitet. Es fing mit dem asiatischen Namen an, der aus unserer – oder genauer gesagt Benji-Ds und meiner – Vorliebe für asiatische Literatur und asiatische Filme entstand. Wobei ich jetzt, wenn ich von Literatur spreche, nicht Mangas meine, sondern eben solche Bücher wie die Ring-Trilogie von Kôji Suzuki, aus der ja auch der Name hervorging. Aufgrund des Namens sollte auch die graphische Gestaltung an asiatische Kunst angelehnt werden. Für „Hikikomori“ im Speziellen fanden wir einen außerordentlich begabten Künstler aus Graz: Max Kullich. Ich kann nur jedem empfehlen, sich seine Seite im Internet anzusehen, da seine Zeichnungen eine ganz besondere Ausstrahlung beherbergen. Die von dir angesprochene Annäherung zu Visual KeiBands sehe ich allerdings nicht unbedingt, da ich eher den Eindruck habe, dass diese, sicher aufgrund ihrer immer größer werdenden Popularität, auch in unseren Gefilden ein eher neutrales Design ihrer Veröffentlichungen anstreben. Woher rührt dieser Japan-Fetisch? Abgesehen davon, dass die japanische Szene bis auf wenige Ausnahmen nur wenig Interessantes zu bieten hat, könntet ihr Sadako auch „europäisch orientieren“, ohne dass dies Auswirkungen hätte. Bewusst installiertes Image oder tatsächlich JapanFreaks bis zum Umfallen? Weder noch, würde ich sagen! Zum einen steckt ja hinter Sadako, wie bereits ausgeführt, ein bewusstes Konzept der Darstellung. Dieses ergab sich aus der wirklich faszinierenden mystischen Darstellungsweise in Filmen wie dem originalen „Ringu“ oder „Ju-On“, der einige Jahre später auch von Hollywood als „The Grudge“ verwurstet wurde. Andererseits ist es nicht so, dass wir alle nur auf Japan-Konventions herumlaufen und all unsere Urlaube in Japan verbringen. Ich habe, verglichen mit einem richtigen Freak, eigentlich

keine Ahnung, was gerade der letzte Schrei in Japan ist. Mich fasziniert von allen Dingen der geradezu eklatante Gegensatz von mystischer Tradition zu ultramodernem, hochtechnologisiertem Großstadttreiben und dass dies anscheinend doch irgendwie unter einen Hut zu bringen ist. Diese Thematiken spiegeln sich ja auch in meinen Texten wider. So sind „Hikikomoris“ Menschen, meist junge Leute, die mit dem Druck der modernen Leistungsgesellschaft nicht mehr zurechtkommen und sich nicht einmal mehr trauen, ihre Wohnung zu verlassen. Dies soll ja auch das Cover der CD verbildlichen. Natürlich hätten wir uns auch dafür entscheiden können, eine westlichere Konzeption auszuwählen. Niemand von uns hätte ein Problem damit. So könnte ich mir auch vorstellen, mich in Anlehnung an den „Film-Noir“ zu bewegen, was sicher auch jetzt schon Einfluss in die Präsentation von Sadako gefunden hat. Wie du also siehst, sind wir nicht nur von asiatischen Themen geprägt, sondern saugen uns die Einflüsse aus diversen, für uns spannend wirkenden Stilmitteln, wenn diese auch, zugegebenermaßen, nicht so offensichtlich sind wie die asiatischen. Könntest du, würde ich euren Stil definieren wollen, mit der Bezeichnung „Crossover“ leben? Crossover ist oft nur eine Umschreibung dafür, dass sich Bands nicht in gewisse musikalische Schubladen packen lassen und in verschiedensten Stilen ihre Finger im Spiel haben. Dadurch, dass ihr sowohl Metal-, Elektro- und diverse andere Klänge in eurem Sound verbratet, macht ihr es den Zuhörern nicht gerade einfach… Prinzipiell kann ich mit jeder Bezeichnung, die man für unsere Musikrichtung hat, leben beziehungsweise werde ich damit leben müssen. Die einen kann ich eher nachvollziehen, die anderen weniger. Weniger nachvollziehen kann ich die Bezeichnung „Crossover“, denn ich glaube, dass niemand wirklich etwas mit dieser Attribuierung anfangen kann. So ist es bezeichnend für mich, dass der italienische Sänger Albano Carrisi diverse Auszeichnungen in der Kategorie „Crossover“ für seine „Schlager meets Klassik“-Scheiben bekommen hat. Und mit diesem Herrn hat unsere Musik nun wirklich keinerlei Gemeinsamkeiten, auch wenn der Gute einen außerordentlich exzellenten Wein produziert! Wenn mich jemand fragt, welche Musikrichtung Sadako spielen, so reduziere ich es immer auf das

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Wesentlichste: Metal! Würde jemand dann noch genauer nachfragen, so würde er von mir Industrialbeziehungsweise Elektro-Metal als Antwort erhalten. Also schlicht und einfach: Sadako spielen Industrial Metal. Während Death- oder Thrash Metal-Bands keinerlei Probleme haben, an gute Support-Slots zu gelangen, dürfte sich aufgrund der stilistischen Vielfalt eine Verpflichtung von Sadako als schwierig erweisen. Auf welche Probleme, sofern diese existieren, bist du bisher gestoßen? Sicherlich sind die Möglichkeiten bei der Musik, wie wir sie spielen, nicht so zahlreich wie bei manch anderen Genres. Allerdings höre ich immer wieder von befreundeten Bands, dass auch diese mittlerweile Probleme haben, wirklich gute Slots zu ergattern. Es ist ja zurzeit weit verbreitet, dass man sich als junge aufstrebende Band in Touren bzw. Konzerte einkaufen muss. Ich kann nur jedem davon abraten, denn bei einigen mir bekannten Fällen ist dieser erhoffte Popularitätsschub nach hinten losgegangen – die Tour war ein Flop und evtl. hat man sich auch noch Kredite dafür aufgehalst. Wir haben bisher nur vereinzelte Gigs und Festivalauftritte gespielt, werden aber im Mai das erste Mal gemeinsam mit unseren Freunden von Death Mentality und Coldsweat auf Tour gehen. Geplant und organisiert ist das Ganze auf eigene Kosten, da wir schauen, so autark wie möglich in allen Belangen agieren zu können. Wir haben dazu, so denken wir, die richtige Partnerin, die für uns das Booking-Management seit etwa eineinhalb Jahren übernommen hat, und haben vollstes Vertrauen in sie. Wir hoffen natürlich, dass der Plan aufgeht und wir schon im Herbst zur neuen Veröffentlichung eine zweite Tour planen können. Wo siehst du selbst die größten Unterschiede zwischen „Bedtime Stories“ und „Hikikomori“? Abgesehen von der optischen Gestaltung, die auf „Hikikomori“ deutlich „japanischer“ ausfiel, würde ich an dieser Stelle die verbesserte Produktion sowie die etwas komplexeren Strukturen nennen. Es ist lustig, dass du die Produktion ansprichst. Denn während „Bedtime Stories“ aufgrund unserer damaligen Möglichkeiten zwar nicht so toll klingt, war die Produktion dieser Scheibe zum Vergleich zu „Hikikomori“ geradezu ein Spaziergang! Wir mussten uns bei „Hikikomori“ mit sehr vielen Widrigkeiten während des Aufnahmeprozesses herumschlagen und so wurden wir einige Male ein gutes Stück zurückgeworfen, sodass sich die Aufnahme und der Produktionsprozess quälend in die Länge zogen. So hielten wir bereits einen ersten Rohmix im April 2007 in unseren Händen und mussten danach feststellen, dass wir Störsignale auf

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den Gitarrenaufnahmen hatten, die wir unmöglich wegbekommen konnten. Dadurch waren wir gezwungen, die Gitarren neu einzuspielen. Bei allen anderen Spuren kamen diverse Kleinigkeiten hinzu, sodass wir „Hikikomori“ letztendlich zwei Mal aufgenommen haben. Dazu passt dann auch, dass es bei der Veröffentlichung der Scheibe zu Komplikationen kam. Ein sehr kräftezehrendes Produkt. Dafür bin ich umso stolzer, dass es die CD erstens dann doch in die Läden geschafft hat und zweitens wir als Band nicht einfach das Handtuch geworfen haben, sondern eigentlich gestärkt aus dieser „Krise“ herausgegangen sind. Musikalisch denke ich, dass wir einige Dinge, die auf „Bedtime Stories“ noch sehr unzugänglich wirkten, vereinfacht haben. „Hikikomori“ ist um einiges zugänglicher als unser erstes Album. Es war ein Lernprozess, nicht alles, was an Ideen da war, in einem Song unterbringen zu wollen. Eine Neuerung war sicher die Einbeziehung von orchestralen Sounds, das Arbeiten mit einem Chor sowie mit diversen Gastsängerinnen, die das Album zur Gänze ein wenig dichter und durchdachter wirken lassen. Thematisch war bei „Bedtime Stories“ die Behandlung von sehr persönlichen Erlebnissen und Geschichten aus meinem näheren Umfeld ausschlaggebend. Dass diese nicht unbedingt fröhlicher Natur waren, merkt man der Scheibe sicher an. Bei „Hikikomori“ verließ ich diesen Pfad und habe mich auch sozialer Themen wie eben der Hikikomoris oder des Konsumwahnsinns in der heutigen Zeit angenommen. Natürlich gibt es auch wieder persönliche Themen auf dem Album. So habe ich mich zum ersten Mal an einem Text über das Thema Sex versucht. („Little Itches“) Sadako entstand vor einigen Jahren aus der Band n-EAR, die ebenfalls eine Eigenproduktion veröffentlichte. Gemeinsam mit Thomas Fuchs hast du damals n-EAR zu Grabe getragen und mit Sadako neu durchgestartet. Weniger interessant sind dabei die Gründe des n-EAR-Ablebens, vielmehr frage ich mich, warum ihr nicht unter diesem Namen weitergespielt habt? Der Name war erstens schon bekannt und auch wenn bereits ein Album veröffentlicht wurde, so wäre aufgrund des geringen „lokalen“ Bekanntheitsgrades eine Neuorientierung konsequenzlos möglich gewesen. Nun ganz einfach: Eine Weiterführung von n-EAR hätte auch bedingt, dass wir das Konzept hinter dieser Band weiterführen würden. Es reizte uns aber überhaupt nicht, die damals eingefahrene Schiene weiter anzutreiben, denn, um ehrlich zu sein, wenn ich an diese Phase zurückdenke, dann denke ich an eine Zeit der Orientierungslosigkeit und an ewig lange Diskussionen ohne Ziel. Meiner Meinung nach haben beide Bands keine einzige Gemeinsamkeit, außer dass mittlerweile nur mehr ich als Ex-Mitglied von n-EAR eben

den Gesang bei Sadako übernommen habe. Würdest du, wenn du bereits eine Tochter hast und du mit deren Mutter eine weitere Tochter zeugst, diese wie die Erstgeborene taufen lassen, nur weil sie dieselben Eltern haben? Genauso gut hätten wir die Bands Dimentia oder Pyrogene (die ja ebenfalls eine Eigenproduktion veröffentlichten) weiterführen können, es hätte einfach nicht gepasst. Wir haben in dieser Konstellation eine neue „Tochter“ geboren und haben eben diese auf den Namen Sadako (dies ist ja ein Mädchenname) getauft. So kann es ich mir auch gut vorstellen, sollten wir in dieser Konstellation bemerken, dass wir ein anderes Konzept verfolgen möchten, dies unter einem neuen Namen zu tun. Alles, was wir machen, machen wir nicht unserer Egos zuliebe, sondern weil uns der kreative Prozess einfach reizt. Ich habe schon einmal ein Jahr keinerlei Musik gemacht und hielt es einfach nicht aus, untätig zu Hause zu sitzen. Ich bin getrieben vom Gedanken, meine Ideen zu verwirklichen, unter welchen Namen oder in welcher Form auch immer. Produziert wurde „Hikikomori“ in den eigenen Transwaved-Studios. Welche Vorteile siehst du dabei (abgesehen von finanziellen Dingen), die Zügel zur Gänze in der eigenen Hand zu halten? Fällt es mit zunehmender Aufnahmedauer nicht schwerer, den kritischen Überblick zu behalten? Der größte Vorteil ist meiner Meinung nach die Unabhängigkeit und die Möglichkeit, sich wirklich viel Zeit zu nehmen. Wenn du als Band ohne großes finanzkräftiges Label in ein kommerzielles Studio gehst, bleibst du meistens auf der Strecke. Du kannst dir zwar auch die tollsten Produzenten, Engineers etc. buchen, allerdings wirst du für diese Personen immer nur der Füller zwischen den großen Produktionen bleiben und dementsprechend lieblos wird sich das Produkt dann anhören. Finanziell wird man sich zumindest anfangs gar nichts ersparen, denn das Geld, das wir in Studiotage investieren würden, fließt bei uns in neues Equipment. Klarerweise müssen wir uns all die technischen Geräte, die in einem großen Studio vorhanden sind, nach und nach zulegen. Mittlerweile sind wir jedoch so weit, dass wir mit internationalen Standards mithalten können, und ich hoffe, dass dies die nächste Veröffentlichung auch zeigen wird. Ein weiterer Vorteil ist vor allem, dass wir unseren eigenen Sound entwickeln können, denn ich bin nicht gerade ein Freund dieser komplett komprimierten Sounds, die uns in den letzten Jahren vorgesetzt wurden. Kurz für mich klingen diese Alben komplett gleich und ein


weiterer Punkt ist, dass sich aufgrund dieser Dauerbelastung schneller Ermüdungserscheinungen zeigen. Sprich man kann die Konzentration auf die Musik über die gesamte Länge eines Albums nicht mehr aufrecht halten. Hier dienen uns Bands wie Killing Joke und Ministry als Vorbilder. Sie haben ihren eigenen unverwechselbaren Sound entwickelt, der meiner Meinung nach viel mehr Charme hat als jener der meisten neuen Death Metal- oder Metalcore-Veröffentlichungen. Die von dir angesprochene Problematik der fehlenden kritischen Wahrnehmung ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Wir haben uns daher angewöhnt, immer wieder Pausen zwischen den Aufnahmesessions einzulegen, damit wir danach wieder eine frische Sicht auf die Ergebnisse haben. Allerdings funktioniert dies gegen Ende eines solchen Prozesses auch nicht immer einwandfrei und so steht bei uns die Überlegung im Raum, in Zukunft das Mixen und Mastering an eine außenstehende Person abzugeben. Interessanterweise befindet sich auf „Hikikomori“ auch eine Trilogie, die den Namen „La Ultima Hora“ trägt. Dies lässt vermuten, dass dir die textliche Seite von Sadako enorm wichtig ist und einen ebenso großen Stellenwert wie die Musik genießt. Was reizt dich generell an Konzept-Geschichten? Wie ich vorher schon erörtert habe, haben wir Sadako als gesamtheitliches Konzept kreiert. Diese beinhaltet neben der Musik die optische wie auch die textliche Komponente. Die Texte nehmen also auch einen sehr großen Stellenwert ein. Die von dir erwähnte Geschichte „La Ultima Hora“ nahm ihren Anfang bereits auf „Bedtime Stories“. Diese Geschichte wird sich in Zukunft weiterentwickeln und es ist geplant, immer die letzten drei Songs eines Albums der „La Ultima Hora“-Story zu widmen. Die Idee dazu hatte ich, als ich die sieben Bücher des „Dunklen Turm“-Zyklus von Stephen King gelesen habe. Diese Story ist manchen sicher auch aus einigen Blind Guardian-Texten geläufig. Mich faszinierte der Gedanke, dass King 1978 mit einer Geschichte begann und diese konstant weitertrieb, bis er das Ende im Jahr 2004 erreichte. „La Ultima Hora“ ist ein Experiment meinerseits und ich habe ins Blaue hinein versucht, eine Art Sage zu entwickeln. Dabei bediene ich mich vieler Referenzen aus anderen Werken, denn ich möchte es für mich und die aufmerksamen Hörer spannend halten. Zu den Texten von Sadako habe ich ja schon einiges erklärt. Ich versuche mich genau wie auf der musikalischen Seite ständig weiterzuentwickeln und experimentiere auch in diesem Sektor sehr viel. Auch wenn wir bis dato kein Konzeptalbum aufgenommen haben, so habe ich mir für jedes Album bis jetzt ein Konzept zurechtgelegt, in dem ich mir Regeln für die Inhalte der Texte auferlegt habe. „Bedtime Stories“ war ein Album über Beziehungen und „Hikikomori“ behandelte das Thema Selbstisolation in jeder möglichen Form und Lebenslage. Ein interessantes Experiment für mich wäre es auch einmal, den Gaul von hinten aufzuzäumen und zuerst das textliche Konzept und die Texte auszuarbeiten und danach aufgrund dieser die passende Musik zu kreieren. Diese Idee trage ich schon seit einiger Zeit mit mir herum und wir werden es wahrscheinlich einmal für einen oder zwei Songs auf dem nächsten Album versuchen. Benji-D, als Hobbyproduzent kannst du sicher einiges darüber erzählen, wie sich ein Album selbst kostengünstig produzieren lässt. Über welches Equipment verfügst du in eurem privaten Studio und welche Tipps kannst du Homerecording-Kollegen

weitergeben? Wir haben in unserem Studio etliches Equipment. Im Großen und Ganzen glaube ich aber, dass man nicht so viel besitzen muss wie wir, um eine gute Platte zu proLange hat es gedauert: nach Monaten des Tüftelns und Arrangieduzieren. Wir besitzen einige Raritäten, rens hat das zweite Album der niederösterreichischen Soundakrobeispielsweise einen umgebauten Alesis baten Sadako das Dunkel unserer Welt erblickt, um den auf „BedVerb, der vom Firmenchef selbst umgebaut time Stories“ eingeschlagenen Weg konsequent weiter zu verfolworden ist. Außerdem haben wir auch eine gen. Eine stilistische Schubladisierung ist wie gewohnt nahezu Custom-Konsole von Celtic Audio, die so unmöglich, denn die Musik der Österreicher lebt von innovativnicht mehr gebaut wird. Die meisten experimentellen Soundcollagen, die ihre Einflüsse aus allen vorSachen, die wir produzieren, werden aus einer Mixtur aus analogen und digitalen handenen Stilrichtungen zieht. Dabei findet man neben traditioGeräten aufgenommen. Die Gitarren werden nellen Metal-Zitaten eine große Auswahl an progressiven Syntheausschließlich über Line 6-Equipment sizer-Sequenzen, die alle Songs begleiten. Industrial als Fundaeingespielt. Hier verwenden wir auch ment dieser musikalischen Achterbahnfahrt zu bezeichnen ist Röhrenpreamps, um eine Sättigung zu gerade deswegen mehr als legitim. Das Quartett folgt dabei zwar erzielen. den wichtigsten kompositorischen Regeln, hat zugleich aber seine Ich kann jeder Band, die sich mit Homerehelle Freude daran, diese in regelmäßigen Abständen zu brechen. cording beschäftigt, nur raten, sich auf Gängigen musikalischen Mustern zu folgen war und ist nicht die ihren Geschmack und ihr Gehör zu verlassen, dann kommt auch etwas Gutes dabei Intention, die Sadako in sich birgt. Ein Aufrütteln und vor den heraus. Kopf stoßen würde der Absicht des Vierers näher kommen, gleichIhr seid live mit „nur“ einem Gitarristen wohl die Jungs penibel darauf achten, die Toleranzschwelle des unterwegs. Unbestritten ist die Tatsache, Zuhörers nicht bis zum Exitus zu reizen. Gastsängerinnen wie Kathdass live mit zwei Gitarristen mehr Druck rin von Xenesthis, Jasmine und Angelika helfen dabei, auch aufgebaut werden kann. Andererseits gesanglich Variabilität zu versprühen, wobei der Einsatz des Pfadhättet ihr einen weiteren Gitarristen in finderchors Gloggnitz als doch unerwarteter Schachzug gewertet die Band zu integrieren. Es gibt Vor- und werden darf, der seine Wirkung nicht verfehlt. Die insgesamt dreiNachteile. Wie siehst du das von deinem Standpunkt aus? zehn Songs bieten zudem eine Fortsetzung des „La Ultima Hora“Ich muss dich berichtigen, wir sind mittlerFantasy-Epos, das auf „Bedtime Stories“ seine Geburtsstunde weile wieder komplettiert. Nachdem wir leterlebte und mit dem Untertitel „Failure:Red“ versehen als dreiteiztes Jahr ohne zweiten Gitarristen dagesliges Konzept am Endes des Albums platziert wurde. Das Faible für tanden haben und die Konzerte immer mit zusammenhängende Epen ist im Hause Sadako nicht neu. ÜberGastgitarristen absolvierten, haben wir nun haupt distanzieren sich die Jungs mit ihren durchdachten lyriseit einem Monat Chris fix in unserer schen Kreationen von Szenenkollegen, die von Album zu Album die Truppe aufgenommen. Auch der Posten des Schlagzeugers wurde neu mit selben Geschichten erzählen. „Hikikomori“ ist eine klangtechniRaphael besetzt, da David Leister aufsche Eruption, die, wenn überhaupt, nur mit einigen kleinen grund seines Studiums und dem damit Schwächen zu kämpfen hat. So könnte der Sound etwas besser einhergehenden Auslandspraktikum nicht sein und die musikalischen Linien etwas flüssiger in sich greifen. in der Lage war, weiter intensiv mit der Das ist im Grunde aber nur Erbsenzählerei, „Hikikomori“ ist für das Band zu arbeiten. Er bleibt uns aber zweite Album ein großer Schritt vorwärts, den es ab jetzt zu verimmer noch als eine Art beratendes Mitfeinern gilt. glied erhalten. Dass es leichter ist, mit zwei Gitarren mehr Druck aufzubauen, lässt sich nicht von der Hand weisen, allerdings habe ich schon Bands mit nur einem Gitarristen erlebt, die tausendmal mehr Druck erzeugten als so manch andere Band mit drei Gitarristen. Als bestes Beispiel kann ich hier Pantera anführen. Leider kommen wir ja nicht mehr in diesen Genuss. Bei uns ist eine zweite Gitarre aufgrund der Harmonieläufe unabdingbar. Es war aber nicht leicht Ersatz zu finden, der nicht nur musikalisch dasselbe Verständnis aufbringt, sondern auch persönlich zu uns passt. Deswegen haben wir uns auch ganz bewusst Zeit gelassen und uns wirklich lange umgeschaut. Aus persönlichen Gesprächen mit dir einige Tricks angeeignet hat. Ich mache nur entstand der Eindruck, dass du selbst und Benji-D die mehr den eigentlichen Produktionsjob mit ihm kreativen Köpfe der Band seid, wobei du in organgemeinsam, d.h. wir überlegen uns, wie einzelne isatorischen Belangen die Zügel fest in der Hand hältst Teile der Songs zu klingen haben und motivieren und bei der Produktion gemeinsam mit Benji-D agierst. unsere Mitstreiter, ihr Bestmögliches zu geben. Wie hat sich diese Aufgabenverteilung ergeben? René dagegen scheint der Ruhe-Pol der Band zu sein. Dieser Eindruck ist bei dir wahrscheinlich dadurch entWie viel an musikalischen Ideen steuert er zu Sadakostanden, da wir die beiden extrovertierteren Typen, um nicht Songs bei? zu sagen die Schreihälse der Band sind! Es gibt niemanden René steuert den größten Teil an Songideen und Riffs für in der Band, der nicht am kreativen Prozess von Sadako Sadako bei. Sein und Davids Einstieg seinerzeit hatten integriert ist. Selbst Chris hat in dem Monat, den er bis jetzt den größten Einfluss auf die musikalische Ausrichtung zu unserem Trupp gehört, bereits sehr viele Ideen einbringen von „Hikikomori“. Er ist halt eher ein introvertierter Typ können. und steht nicht gerne im Mittelpunkt des Geschehens. Dass ich mich um die organisatorischen Belange kümmere, In den 90ern bist du bei Nex Aestatis aktiv gewesen. ist einfach daraus entstanden, dass es jemand machen Wenn du heute an diese Zeit zurückdenkst, welche musste und ich anscheinend das geschicktere Händchen Gedanken kommen dir in den Sinn? dabei bewies. Für die anderen ist diese organisatorische Nex Aestatis war meine erste richtig ernstzunehmende Komponente ein notwendiges Übel und ich glaube, sie sind Band, von daher verbinde ich nur Gutes mit der damalifroh darüber, von mir nur mehr Richtungsvorschläge zu gen Zeit, auch wenn sich die Band dann aufgrund diversbekommen und sich nicht um die Geschäftsseite kümmern zu er Differenzen aufgelöst hat. So spielte ich damals meine brauchen. ersten Konzerte und war das erste Mal in einem Studio Zusätzlich haben wir uns vor einiger Zeit dazu entschlossen, zugange. Darüber hinaus hatten wir rege Kontakte zu das Booking in (nicht ganz) fremde Hände zu geben, da dies einigen Labels wie z. B. Holy Records aus Frankreich. einen enormen zusätzlichen Aufwand bedeutet und zu Lasten Alles in allem war es eine sehr spannende Zeit für alle des kreativen Prozesses gehen würde. Wir sind ja keine Beteiligten. Und wenn man sich ansieht, was die damalihauptberuflichen Musiker und somit ist die Zeit, die wir der gen Mitgliedern heute so treiben, so kann man sagen, Band widmen können, schon einigermaßen begrenzt. dass es für alle ein Einstieg in das Musikgeschehen war, Die technische Produktion liegt mittlerweile hauptsächlich egal ob als aktiver Musiker, Musikjournalist oder bei Benji-D, wobei er in den letzten Jahren ständig dazugelRadiomoderator. ernt und sich mittlerweile schon ein enormes Wissen und so

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Wenn ich mir heute unsere CD anhöre, dann hab ich oft das Gefühl, dass, wenn man sich die musikalische Entwicklung zu dieser Zeit ansieht, wir einiges schaffen hätten können, wären wir am Ball geblieben. Aber wir waren damals einfach noch zu grün hinter den Ohren, um das Potential zu nutzen. Soweit ich bisher informiert bin, schreibt ihr derzeit an neuen Songs für euer drittes Album. Worauf kann sich der Zuhörer freuen? Da ihr für Experimente bekannt seid, wäre es noch interessant zu erfahren, was du in diesem Bereich noch gerne ausprobieren würdest? Zuerst ist für die erste Jahreshälfte die Veröffentlichung einer EP geplant. Diese wird auf den Namen „Biting Buddhas“ hören und fünf Coversongs und einen neuen Track beinhalten. Für diese Veröffentlichung werden wir einen neuen Vertriebsweg über das Internet testen. Die gesamte EP wird kostenlos auf unserer Website und diversen anderen Web-Medien samt Coverartwork zum Downloaden bereitgestellt werden. Das Konzept hinter dieser Aktion ist es, möglichst allen interessierten Personen auf dem schnellstmöglichen und bequemsten Weg unsere Musik zur Verfügung zu stellen. Wir haben ja schon unser Demo „Papa’s gonna bomb you…“ gratis im Internet veröffentlicht und dieses Angebot wurde auch dankend von vielen angenommen. Wird dieses Experiment erfolgreich, so werden wir darüber nachdenken, die Veröffentlichung auf konservativen Wegen hinter uns zu lassen und nur mehr Vertriebswege über sogenannte neue Medien suchen. Die Veröffentlichung des neuen Albums „Akihabara“ ist dann für Spätsommer/Herbst geplant. Dieses Mal wird wieder, wie man es als geneigter Hörer ja schon von uns gewohnt ist, kein Stein auf dem anderen bleiben. Soweit ich das jetzt schon beurteilen kann, wird das kommende Album ein sehr düsteres, aber dabei auch viel abwechslungsreicheres Album als „Hikikomori“. Wir bewegen uns nun mehr in Richtung „Industrial“ als je zuvor. Hinter dem textlichen Konzept steht dieses Mal

die Apokalypse als Sinnbild für den Zusammenbruch gängiger Werte im Mittelpunkt. Ich habe mir dabei schon einige sehr persönliche Gedanken dazu gemacht und hoffe, dass ich diese auch wirklich passend in den Songs vermitteln kann. Für Experimente bleibt auch dieses Mal natürlich viel Platz. So verwenden wir auf einem Song einen Nintendo DS als Musikinstrument. Was an sonstigen Ideen dann im Endeffekt verwirklichbar ist, wird die Zeit zeigen. Angedacht sind auf jeden Fall Kooperationen mit einigen Gastsängern und Gastsängerinnen und auch der Pfadfinderchor Gloggnitz soll wieder dabei sein. Auch werden wir versuchen, mit Bläsern zu arbeiten. Und dann werden wir noch Kontakt zu einigen Personen aus der Elektro- und der Hip-Hop-Szene aufnehmen und schauen, was dabei herauskommt, wenn man diese Stile mit unserer Musik verheiratet. Für uns gilt nach wie vor: Jede Idee sollte verfolgt werden, um zu sehen, was machbar ist und was nicht. In weiterer Folge möchte ich auch gern ein Album machen, das zum größten Teil mit traditionellen Instrumenten eingespielt wurde. Das Ganze wird dann allerdings sicher nicht nach Pagan oder Folk klingen, so viel kann ich schon mal sagen! Auf die zukünftige Entwicklung von Sadako darf man gespannt sein. Das Ausloten von Grenzen, das Experimentieren mit für Metal untypischen Soundlandschaften und sogar die Verwendung von Spielkonsolen lassen keinen Zweifel aufkommen, dass bei den Niederösterreichern Kreativität einen hohen Stellenwert genießt. Anders zu sein als der Rest, sich dabei aber trotzdem nicht zu weit von den musikalischen Wurzeln zu entfernen, zeichnet dieses Gespann aus. Wenn demnächst die neue EP und danach das bereits dritte Album erscheint, so sollten all jene ein Ohr riskieren, die sich selbst als „offene“ Musikliebhaber bezeichnen und Engstirnigkeit als größtes Übel der Musikindustrie bezeichnen. Man darf gespannt sein, wohin sich diese österreichischen Soundtüftler bewegen.


von M. Etl | www.myspace.com/solrize Eure Band heißt Solrize, das Album „March Of The Maraboo“. Kannst du uns beides mal näher erklären? Solrize bedeutet eigentlich Sunrise, wobei das englische wort SUN durch das spanische SOL, und das S in RISE durch ein Z ersetzt wurde. Der Bandname ist ein sprachlicher Mix, der etwas Kraftvolles und Energiereiches darstellt. Der „Marsch des Maraboo“ ist eine Sache von Hoss und seinem Kumpel Mike. Diese Viecher sind ja sauhässlich, aber der stolzierende Gang dieser Vögel hat für die beiden wohl etwas Faszinierendes gehabt. Entstanden ist ein Song, dessen Bass-Line den Rhythmus des Gangs der Vögel interpretieren soll. Man sollte sich die CD mal bis zum Schluss

anhören, dann weiß man genau, wie das Album zu seinem Namen gekommen ist. Die Band ist, wie in der Einleitung festgehalten, relativ neu, die einzelnen Mitglieder sammelten aber schon Erfahrungen in anderen Truppen. Wie fanden dann ausgerechnet jene vier Akteure zum neuen Projekt zusammen, wie „ergab“ sich der Stil, die musikalische Gangart usw… Hoss (bass) und ich kennen uns schon relativ lange, und nach dem Aus meiner alten Band PSY-9 haben wir uns mal getroffen und beschlossen, ein neues Projekt zu starten. Stoner-Rock soll es sein, das war von Anfang an klar. Ich kenn auch den Markus (drums) schon länger und hab ihn dann ins Boot geholt, während Hoss den Marco (git) mitgebracht hat. Wie gesagt, die Stilrichtung war eigentlich von Anfang an klar... In Verbindung mit obiger Frage: Dein Gesang ist das „Tüpfchelchen auf dem i“. Du hast zuvor in der „Death Punk Band“ PSY-9 das Schlagzeug gedroschen und dabei zwar auch schon gesungen, aber doch ganz anders als bei Solrize. Wie kam es zur „stimmlichen Veränderung“ und war von Anfang an klar, dass du bei Solrize singen wirst? Nun, wer PSY-9 kennt, weiß, dass ich mich am Ende dieser Karriere immer mehr in die jetzige Gesangsrichtung entwickelt habe. Ich denke, das war einfach ein Prozess, den ich durchlaufen musste, um meine „wahren“ stimmlichen Fähigkeiten zu finden. „March Of The Maraboo“ besticht durch eine Menge an wirklich tollen Songs. Gibt’s ein oder zwei, die

dir/euch besonders wichtig sind (und wenn ja, warum)? Grundsätzlich nicht. Ich denke, wir haben eine relativ gute Auswahl an Songs getroffen, die wir auf dieses Album draufgepackt haben. Auch die Anordnung der Songs auf der CD finde ich sehr gelungen. Ich glaube, im Großen und Ganzen ist es eine sehr ausgewogene Platte. Werdet ihr einen Videoclip drehen? Falls ja, zu welchem Track – und was dürfen wir uns vom Video erwarten? Ja, werden wir! Ich hoffe, dass wir das noch mit Februar 09 eintüten können. Wahrscheinlich wird das Video zum Song „Facts Of Life“ gedreht… „March Of The Maraboo“ scheint, wie schon zuvor die Demo-CD und auch eure Live-Auftritte, allerorts gut anzukommen, oder? Was meinen, in aller Kürze, die Fans und Kritiker, was haltet ihr von diesen Reaktionen – und was erwartet ihr euch ob dessen von eurem weiteren Werdegang? Ist da bei allen good vibes nicht auch ein wenig (Erwartungs-)„Druck“ schon dahinter? Die Kritiken zum Album sind bombastisch. Fast täglich lese ich ein neues Review der Platte, und da werden wir „mehr“ als hoch gelobt. Erwartungsdruck sehe ich keinen darin, da wir mit dieser Band noch relativ am Anfang stehen. Wir machen alle schon sehr lange Musik, und wir wissen damit umzugehen... Aber es freut natürlich umso mehr, wenn man hört, dass man locker mit der internationalen Spitze mithalten kann bzw. ein absolut geiles Album abgeliefert hat. Was uns auch schon zur Frage nach den Zukunftsplänen bringt. Wie sieht eure Planung kurz- und längerfristig aus? Gibt’s überhaupt eine „Planung“ an sich? Leider muss man heutzutage alles planen, auch als kleine Band. Es gibt Bands wie Sand am Meer, und jeder möchte an die Spitze. Da bleibt es nicht erspart, alles zu geben und – eben von Anfang an alles zu planen... Album promoten, Tour, Festivals spielen und rocken, rocken, rocken... Damit wären wir auch schon am Ende des Interviews. Herzlichen Dank! Deine/eure letzten Worte an unsere LeserInnen: Seit 6. Februar 09 ist „March Of The Maraboo“ österreichweit im Handel erhältlich. Hingehen, kaufen und zum nächsten Konzert kommen. Support Solrize... see ya!

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.denytheurge.com von Danilo Bach | www

Hallo Henrik & alle von Deny The Urge! Beste Glückwünsche zu eurem neuen Album. Zuerst einmal fällt auf, dass ihr eine wahnsinnig gute zweite Scheibe abgeliefert habt. Allerdings bot

s c h o n e u e r Debüt „Subsequent Confrontation“ aberwitzig guten Death Metal. Erscheinungsjahr dieser CD war 2004. Was hat sich denn in den vier Jahren bei euch so geändert? Immerhin ist das eine ziemlich lange Zeit zwischen zwei Alben. Erstmals ganz herzlichen Dank für die Blumen bezüglich unseres Releases. Da wir alle natürlich nicht von D.T.U. leben können und somit zum Broterwerb anderen Tätigkeiten nachgehen müssen, können wir demzufolge auch nicht 100 Prozent unserer Zeit in D.T.U. investieren. Ferner ist uns 2003, nach den Aufnahmen zu „Subsequent…“, bewusst geworden, dass für uns als Band nun erstmals das Aufarbeiten gewisser instrumental-technischer sowie musikalischer Defizite im Vordergrund stehen sollte. Da gehen dann schon mal schnell ein paar Jahre ins Land, bis man Besagtes soweit aufgearbeitet hat, dass man sich imstande fühlt, ein neues Output zu tätigen. Schließlich wollten wir ja 2008 „Blackbox Of Human Sorrow“ und nicht „Subsequent Confrontation Vol. 2“ veröffentlichen. Auf dem Debüt hattet ihr mit Jens noch einen Sänger. Nun musst du, Henrik, die Doppelbelastung aus Gesang und Gitarre stemmen. Nicht immer einfach, siehe auch Hate Eternal oder Children Of Bodom?

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Da ich mir schon auf der „Subsequent…“ die Vocals mit Jens quasi 50:50 geteilt habe und das damals live auch immer 1:1 so performt wurde, musste ich nach seinem Ausstieg im Winter 2005 kein komplett

euch, im Gegensatz zu einigen Musikerkollegen, nicht aus dem Fundus der Klassik-Komponisten à la Beethoven, Mozart & Co. bedient habt. Ihr habt die Stücke/Intros selbst komponiert. Habt ihr in

neues Terrain betreten. Außerdem hatte ich in den Neunzigern schon in zwei Bands Erfahrung hinsichtlich dieser Doppelbelastung sammeln können, zweifellos natürlich noch auf so einem musikalischen Niveau, dass ich dabei nicht wirklich gelernt habe, beide Instrumente unabhängig voneinander zu beherrschen. Deswegen war es in den ersten Monaten dann auch sehr viel Arbeit für mich, mir Jens’ Vocalparts in Verbindung mit der Gitarre zu erarbeiten. Alle Passagen, bei denen die Vokalrhythmik konträr zur Gitarrenrhythmik läuft, hatte bis dato natürlich er gesungen. Folglich musste ich also erstmals lernen, zwei verschiedene Rhythmiken gleichzeitig zu performen, ohne dass die eine dabei die andere beeinflusst. Durch dieses Prozedere habe ich aber über das Thema Rhythmiklehre und deren körperlichganzheitliche Manifestierung derart viel gelernt, dass die Qualität meines Gitarrenspiels danach dann plötzlich auch auf einem ganz anderen Level war. Kein schlechter Nebeneffekt, wie ich finde. Jens ist nach einigen schweren OPs heute übrigens wieder wohlauf und ich möchte ihn an dieser Stelle ganz herzlich grüßen. Auf beiden Alben spielt ihr ziemlich heftigen, schnellen und vor allem eine gelungene Mischung aus anspruchsvollem und dennoch eingängigem Death Metal. Bei beiden Alben verwendet ihr gekonnt einige kleine, kurze Querverweise mit klassischen Einflüssen. Hier fällt auf, dass ihr

der Jugend die Musikschule besucht? Oder woher kommen die Einflüsse und das Interesse dafür? Auch hier abermals vielen Dank fürs Kompliment. Da der Bereich Komposition bei D.T.U. ja allein mir obliegt, kann ich an dieser Stelle auch nur für meine Person sprechen: Die auf „Blackbox“ zu hörenden Streicher-Intros sind im Prinzip nur die Anfangsthemen der jeweilig nachfolgenden Songs, natürlich harmonisch etwas aufgewertet. Lediglich das sich in der Mitte der Platte befindende „The Veiling” nimmt da eine Ausnahmeposition ein, da es ein eigenständiges, in sich geschlossenes Stück ist. Ich wollte hier bewusst einen kleinen Ruhepol schaffen, der einmal ganz andere Gefühle beim Hörer mobilisiert und somit das nachfolgende „Father Of All“ dann umso gewaltiger erscheinen lässt. Es stimmt auch, dass ich in meiner Kindheit die staatliche Musikschule besucht habe. Ich bin damals am Waldhorn ausgebildet worden und habe dieses Instrument auch einige Jahre aktiv im Schulorchester gespielt. Am Beispiel meiner Schwester, die auf eine ähnliche „Karriere“ zurückblicken kann und heute mit dem Thema Musik mehr oder weniger gar nichts mehr am Hut hat, sollte allerdings auch klar werden, dass man diesen Faktor in diesem Zusammenhang nicht überbewerten sollte. Ich möchte aber auch nicht in Abrede stellen, dass ich durch den Besuch einer Privatschule mit den Schwerpunkten Kunst/Musik schon sehr früh mit den Werken klassischer Komponisten in Berührung gekommen bin. Zweifelsohne hat das meinem Gehör- und Empfindungsapparat ermöglicht, eine sehr differenzierte Wahrnehmung für akustische Ereignisse zu entwickeln. Das sind aber alles nur materielle Fähigkeiten, die mir heutzutage dabei helfen, meine Ideen besser umzusetzen. Es war übrigens der reine Zufall, dass ich auf euch aufmerksam geworden bin. Das hängt mit eurem Label G.U.C. zusammen, das auch eine kleine,


feine Metal-Gazette einmal jährlich herausbringt. Ich finde, es wäre bei einer solch talentierten Band schade, wenn sie weiter nicht bemerkt wird. Welche Möglichkeiten seht ihr denn selbst, euren Bekanntheitsgrad weiter zu steigern? Immerhin sehe ich euch musikalisch durchaus auf Augenhöhe mit Top-Bands wie Krisiun, Morbid Angel oder meinetwegen auch Vader etc. Natürlich könnten wir, durch die Unterzeichnung bei irgendeiner der größeren Hausnummern im Metalbusiness, unseren Bekanntheitsgrad schlagartig um einiges steigern. Solche Labels verfügen über ganz andere Mittel und Möglichkeiten, ihre eigenen Produkte auf breiter Ebene in Szene zu setzen. Nur da wären wir dann auch schon bei der Kehrseite derartiger Unterfangen, denn die „Großen“ fordern im Gegenzug für ihre kostspieligen Kampagnen fast immer die Rechte an den Kompositionen ein. Ferner werden die Bands dann meistens gleich für drei, vier oder sogar mehr Optionen bei dem jeweiligen Vertragspartner verpflichtet, nebst Erfüllung der vertraglich determinierten Releasedates. Wir hätten mit „Blackbox“ durchaus Chancen auf solche Deals, das ist uns schon klar, nur was hätten wir davon? Wir würden ein weiteres der schon zuhauf existierenden „Mittelklasse-DM-Gespanne“ werden, mehr nicht. In dieser Szene aber heutzutage noch eine Art „Durchbruch“ zu erlangen, würde voraussetzen, sich von der schier endlosen Masse an existierenden Bands mal wirklich vehement abzuheben. Dabei hilft dir so ein Mittelklassedeal überhaupt nicht, im Gegenteil, er wirkt da sogar kontraproduktiv, da seine Existenz ja eben genau in dieser „Mittelklasse-Beliebigkeit“ begründet liegt. Die ganzen großen „Schlachtschiffe“ der Neunziger haben sich ihren Erfolg zu Recht mit dem Kreieren unverwechselbarer Trademarks verdient. Diese „Ideen“ machen sie bis heute einzigartig, da sie dem Fan die Möglichkeit geben, sie allein anhand ihrer Klangkulisse ganz eindeutig zu identifizieren. Auf dieses Pferd setzen wir auch mit Deny The Urge. Ihr habt im Oktober 2008 auf dem SkullcrusherFest in Dresden gespielt. Das Bemerkenswerte daran ist, dass auf dem Konzert alle Bands auf die Gage verzichten. Der Erlös kommt krebskranken Kindern zugute. Das heißt, Metaller denken auch über den Tellerrand hinaus. Auch Bands wie Master oder Hollenthon haben euch an dem Abend begleitet. Seid ihr öfters für solche Aktionen zu haben? Bei den Preisen heutzutage ist es gelegentlich schon heftig, die Spritkosten zum Auftrittsort selbst zu finanzieren. Da wir am 02. sowie 03.10.08 noch zwei normal bezahlte Gigs im Umland von Dresden hatten und dann gleich da blieben, machten wir bei der Aktion auf keinen Fall Minus. Außerdem hatten wir ja auch noch unsere neue CD nebst Shirts mit im Gepäck, weswegen ich mir dahingehend erst recht keine Sorgen machte. Darüber hinaus ist eine BenefizAktion für krebskranke Kinder bestimmt nichts, wobei man sich schlecht fühlen muss, nur ob ich es gleich mit „über den Tellerrand gucken“ gleichsetzen würde...?

Interessant finde ich den Text zum Song „The Mask Itself“. Es ist schon bezeichnend, wie viele Menschen sich die Maske, die die Leute von einem sehen wollen, schon in der Kindheit aufsetzen (müssen). Viele Individuen verstecken gerade ihre Individualität, ihre Einzigartigkeit hinter Konformität. „Nur nicht auffallen, immer schön mit dem Strom schwimmen.“ Natürlich kann das individuell zu Konflikten kommen. Schlimm, wenn die Maske niemals abgenommen wird. In eurem Lied habt ihr das so weit getrieben, dass sogar ein Psychotherapeut ins Spiel kommt, der nur noch feststellen kann, dass es für Heilung eigentlich schon zu spät ist. Weil der Therapeut gar nichts mehr Eigenes hinter der Maske entdecken kann. Starker Tobak, aber gelegentlich auch leider Realität. Habt ihr das schon oft beobachtet? Henrik lacht: Ich hoffe, dir ist klar, dass ich das jetzt nur entweder unkommentiert so stehen lassen kann oder aber richtig weit ausholen muss..., also: Der Protagonist in diesem, zugegeben autobiographischen, Text, setzt sich eben nicht die Maske auf, die die anderen von ihm sehen wollen. Seine Maske ist abweisend, furchteinflößend und böse. Mit ihr will er seine vermeintliche Macht und Stärke demonstrieren, die er seiner Meinung nach den anderen voraus hat. In Wirklichkeit versteckt er sich aber hinter dieser Maske vor seinen Mitmenschen, da er Angst hat, von ihnen verletzt zu werden. Die Maske wirkt aber nicht nur nach außen, sie wirkt auch nach innen, gegen ihn selbst. Alle seine warmen, weichen und zärtlichen Persönlichkeitsanteile können auch nicht mehr richtig zu ihm durchdringen. Da diese aber nun mal zu ihm gehören und auch zwingend notwendig für eine ausgeglichene Persönlichkeitsbildung sind, gerät er zunehmend in eine „Schieflage“. Ein Teufelskreis beginnt: Je mehr er nach außen „mauert“, umso mehr blockiert er sich auch nach innen. Je mehr er sich den Zugang zu sich selbst versperrt, umso mehr empfindet er Zurückweisungen von außen als persönliche Entwertung, da er sie, aufgrund seines gestörten Verhältnisses zu sich selbst, nicht mehr in einen gesunden Kontext zu der jeweiligen Situation setzen kann. Er mauert also immer höher, um diese für ihn sehr schmerzhaften „Angriffe“ der Außenwelt so weit wie möglich von sich fernzuhalten. Damit entfernt er sich aber auch zwangsläufig immer weiter von seinem eigentlichen „Selbst“ und nimmt zusehends die Identität der Maske an, die er ja einst nur zu seinem Schutze aufsetzte. Als er die negativen Symptome seines ungesunden neuen Bewusstseinszustandes dann irgendwann nicht mehr ertragen kann, holt er sich psychologische Hilfe. Natürlich erwartet er von dem Therapeuten, dass der ganz schnell alles wieder „heile macht“. Da antwortet dieser völlig zu Recht: „Mein lieber Freund, du hast dir diese Maske selbst aufgesetzt, um dich vor den zwischenmenschlichen Konflikten deiner Jugend zu schützen. Da du nicht in der Lage warst, sie in Beziehung zu den jeweiligen Situationen zu stellen, konntest du auch nicht an ihnen wachsen und ein gesundes Selbstvertrauen aufbauen, was ja gemeinhin Resultat solcher Konflikte sein sollte. Dieses Defizit hast du dann mit einer dicken Mauer kompensiert, die du Jahr für Jahr höher um dich herum gebaut hast. Durch diese ,Vermeidungstaktik‘ hast du dich letztlich von der Welt sowie von dir selbst isoliert. Wenn du das wieder gut machen willst, musst du diesen Vorgang einfach nur umdrehen und, statt immer weiter von dir weg, einfach mal wieder auf dich zugehen und dir das, was du da angerichtet hast, mal aus nächster Nähe betrachten“ (To Walk Into The

Dungeons Of Your Heart...). Auch auf Album Nr. 2 hast du wieder alle Stücke selbst komponiert. Dürfen die anderen drei Mitglieder nichts zum Songwriting beisteuern oder hast du schlicht die besten Einfälle. Haben die anderen keine Ambitionen zum Komponieren/Texteschreiben? Eine gute Band zeichnet sich dadurch aus, dass jedes ihrer Mitglieder sich genau dort einbringt, wo seine Stärken liegen. Bei mir ist das nun mal ganz eindeutig der Bereich Komposition. Schon unser 2002er-Demo „In Consequence“ wurde von mir im Alleingang geschrieben und fuhr sofort gute Kritiken ein. Also haben wir dieses Modell auf den beiden nachfolgenden Platten so beibehalten, denn warum soll man das Konzept einer Sache ändern, wenn die Sache an sich gut funktioniert. Natürlich fordert das von den anderen Bandmitgliedern ein hohes Maß an Verständnis und Zurückhaltung, ist doch das, was auf ihren eigenen Platten zu hören ist, aus rein ideellen Gesichtspunkten nicht ihr Baby. Wenn man dann aber wiederum auf der anderen Seite bedenkt, dass das, was auf einer Deny…-CD zu hören ist, ohne die instrumentelle Mitarbeit der anderen drei Jungs bis auf ewig als Notendatei in meinem Rechner verschimmelt wäre, so sollte einem spätestens dann bewusst werden, dass der beste Songwriter auch nichts wert ist, ohne adäquate Musiker an seiner Seite. Außerdem darf man bei dieser ganzen Diskussion auch nicht die improvisatorischen Freiräume außer Acht lassen, die ich – bis auf den Bass ehrlich zugegeben – jedem Instrument gelassen habe. So sind zum Beispiel Olafs Gitarrensoli, und das sind immerhin acht an der Zahl, komplett von ihm geschrieben. Durch seinen, im völligen Gegensatz zu meinem stehenden, Solostil, hat er „Blackbox“ noch einmal eine ganz eigene Note mitgegeben, die ich ohne ihn gar nicht in der Lage gewesen wäre, der Scheibe zu verpassen. Es gibt auch ein paar Drumfills und das ein oder andere Arrangement, für das zum Beispiel unser Drummer Kai seine Hand ins Feuer legen muss. Er ist übrigens auch der Kreateur des genialen Frontcovers, das unsere neue Scheibe ziert. Und selbst wenn es kein Problem für mich dargestellt hätte, den Bass auf der Platte selbst einzuspielen, so hätte es doch nie so schön voll und rund geklungen, wie es bei unserem lieben Sven der Fall ist, da ich gar nicht die Routine am Bass habe, die es dazu benötigt. Was deine Frage nach den eventuellen kompositorischen Motivationen meiner drei Mitstreiter angeht, so kann ich an dieser Stelle mit Stolz verkünden, zweiter Gitarrist der schon nun mehr als 15 Jahre existierenden Braunschweiger Thrash-Ikonen Headshot (www.headshot-inc.de) zu sein. Die Songs nebst Texte dieser Band werden im Alleingang von unserem Gitarristen Olaf geschrieben. Wir sind also, um es mal militärisch auszudrücken, jeder Soldat in der Band des anderen. Basser und Drummer von Deny haben bis jetzt noch keine songwriterischen Ambitionen gezeigt, sie blicken allerdings auch auf weitaus kürzere musikalische „Karrieren“ zurück, als es bei Olaf und mir der Fall ist. Grüßt doch bitte mal all unsere Leser so, dass sie euch NIE wieder vergessen können (Und Henrik antwortet so clever, als will er allen Österreichern einen Gefallen tun, clever der Bursche!!!): Österreich hat einiges zu meiner Metal-Prägungsphase beigetragen. Ich habe mit 16 das erste Abigor-Album „Invoke The Dark Age“ zum Geburtstag bekommen. Dieses sowie die darauffolgenden „Orkblut“ und „Nachthymnen“ haben bei mir tiefe Spuren hinterlassen. Auch Belphegors „Last Supper“ war damals für mich nicht unwichtig. Ich höre diese Scheiben bis heute gern und grüße Österreich deswegen ganz herzlich. Wir werden bestimmt demnächst auch mal zu euch kommen.

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von Torsten Stöckemann | www.cripper.de

Nachdem euer Debüt nun erschienen ist, könnt ihr unseren Lesern, die euch noch nicht kennen, sicher einen Ersteindruck von der Band vermitteln. Erzählt doch ein paar Dinge zu eurer Entstehung und Aufstellung. Christian: Der werte Seniore Cripper wurde 2005 in Hangover City getauft. Die ersten sechs Songs gab es in Form der (Demo-)EP „Killer Escort Service“. 2007 wurde das Album „Freak Inside“ von der Leine gelassen. Die ausverkaufte Erstauflage wurde letztes Jahr neu aufgelegt, durch schickes Bonusmaterial angereichert und seitdem europaweit verhökert. Das Gespann setzt sich aus den arbeitswütigen Freunden Britta (voc), Jonathan (git), Christian (git+voc), Bass-T (bass) und Dennis (dr) zusammen. Musikalisch soll es zünden: Thrash mit Abwechslung, Groove und teils deathlastigen Ausflügen macht den Räubern mächtig Spaß. Die unterschiedlichen Backgrounds der Ganoven mixen dabei den typischen Cripper-Cocktail. Mit derbem Alkschuss, ohne Ananas und HMilch. Guten Prost! Klingt schon nach einer sehr schmackhaften Mischung. Nachdem ihr ja schon einige Probleme mit einem Label erlebt habt, wie sieht eure weitere Erfahrung in Zusammenarbeit mit diesen aus? Christian: Unser erstes Label hat sich, gerade nachdem wir uns die Hände geschüttelt hatten, quasi in Luft aufgelöst. Danach sind wir mit SAOL an einen geeigneteren Partner geraten, wobei wir hierbei weitestgehend unsere eigenen Labelchefs sind. Für die Kontrollfreaks fühlt sich das super an, da der Cripper ein Arbeitstier ist, der Ruder, Zügel und Bananen sehr gern selbst in der Hand hält. Wie steht ihr denn zu euren bisherigen Erfolgen? Nachdem die Band 2005 gegründet wurde, konntet ihr ja schon einiges verbuchen. Dreimal hintereinander beim Metal Camp Festival aufgetreten, zwei Deutschlandtourneen, ein Support bei Vader. Angst, dass euch die Sachen zu Kopf steigen könnten? Britta: Nö, eigentlich nicht. Wir haben viel zu viel zu tun und können uns Allüren dabei gar nicht leisten. Ist ja auch vollkommener Quatsch und die haben noch niemandem gut getan. Au ß e rde m

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sind wir ja immer noch kleine Pimpfe, die sich irgendwo mitten im deutschen Underground tummeln… Was uns aber schon manchmal auffällt, ist, dass so manche Einstellung von irgendwelchen großen Bands oder Musikern, die man früher als Allüren abgetan hat, eigentlich gar nicht so zu bewerten sind. Dass es z.B. Sänger gibt, die ihren eigenen Backstageraum verlangen, kann ich mittlerweile zum Teil nachvollziehen. Wenn man in einem zugequalmten, zugigen Raum rumhängt und zum 20. Mal versucht, sich einzusingen, nebenan gerade eine andere Band in voller Lautstärke loslegt und dann noch 40 Musikerfreundinnen und deren Enkel anwesend sind, nervt das einfach. Außerdem geht es irgendwo auch zu Lasten der Qualität des Gigs. Warm gesungen, warm gespielt, entspannt und konzentriert flutscht es einfach vom ersten Song an am besten. So schnell machen sich neue Erfahrungen bemerkbar und sie sprechen sicher für sich. Wie organisiert ihr das Songwriting? Strikte Arbeitsteilung oder darf jeder seinen Senf zu allem dazugeben? Britta: Hier darf jeder seinen Senf zu allem dazugeben, denn die Musik steht bei uns im Vordergrund und spielt die erste Geige. Die einzelnen Musiker stehen voll dahinter, jedoch nicht im Weg. Die beste Idee entscheidet und von wem die kommt, ist letzten Endes doch egal. Nicht immer einfach, da wird bei uns im Proberaum schon mal heiß diskutiert, aber am Ende hat es sich noch immer gelohnt. Bass-T: Meistens beginnt alles mit einem Gitarren-Riff, auf dem wir dann aufbauen, rumjammen und den Song weiterentwickeln. Ein ganz natürlicher Prozess. Bei unserem neuen Album haben wir auch mal nur mit einer bestimmten Emotion gestartet und daraus ein Konzept entwickelt, bevor überhaupt ein Riff gespielt wurde. Das ist zwar viel anstrengender, aber das Ergebnis hat sich gelohnt. Um mal zu euren Songs zu kommen. Einer meiner Favoriten ist von „Freak Inside“ „Fire walk with me“. Rockt einfach extrem und der Refrain ist auch ein Hammer. Welche Inspirationen nutzt ihr für eure Kompositionen? Bass-T: Das ist eine schwierige Frage! Anfangs sitzt man da und spielt für ein paar Stunden irgendwelchen Müll. Irgendwann kracht es dann und es steht ein Song-Grundgerüst da. Danach geht es auf einmal richtig schnell und am Ende weiß keiner mehr, wie wir auf diesen Song gekommen sind. Das ist eben die Magie an Musik. Hex Hex! Im Endeffekt spielen wir aber nur die Dinge, bei denen wir denken, dass sie echt knallen. Sonst würden wir wohl kaum hinter unserer Musik stehen und Mainstream-Pop machen. ;) Was hat euch denn zu der erweiterten Neuauflage bewegt und welche Schätze gibt es denn, im Gegensatz zur Version von 2007, für die Käufer zu entdecken? Bass-T: Nun, der „Freak“ wurde


j a zuerst von uns selbst vertrieben. Nachdem er fast ausverkauft war, wollten wir eine zweite Ladung pressen lassen, was wir dann glücklicherweise mit einem Re-Release koppeln konnten. Also perfektes Timing. Zu den Schätzen gehört einmal der Song „Black Terra“. Das war der erste Song, den Cripper geschrieben haben und der bis jetzt fast auf jedem Gig (bis auf zwei) gespielt wurde. Ursprünglich war er auf unserem Demo zu haben, nur wurde er von uns ein wenig mit Steroiden aufgepimpt, tiefergelegt und eine Auspuffinnenbeleuchtung wurde eingebaut. Jetzt drückt er einfach mehr. Als weiteren Schatz findet sich noch das Musik-Video zu „Shortcut“, für all die Leute, die uns bis jetzt nur von YouTube-Pixeln her in Aktion kennen. Christian: Der Clip ist wirklich sehenswert. Solltet ihr euch alle ansehen. Es ist die GrafikDesign-Diplomarbeit von Jonathan – dementsprechend aufwändig kommt er daher. Tja, Cripper sind wirklich Arbeitstiere. An euren bisherigen Arbeiten, ein Demo 2006, das Album 2007, eine Neuauflage 2008 und ein angekündigtes neues Album für 2009, sieht man ja auch, dass ihr schon sehr fleißig seid. Wie viel Zeit investiert ihr in die Band und passt das mit weiteren privaten Tätigkeiten? Bass-T: Private Tätigkeiten? Sagt mir jetzt nichts… Es stimmt, wir sind wirklich sehr fleißig, aber wenn man mit seiner Musik etwas erreichen will, muss man dafür auch hart arbeiten. Schließlich gibt es heute keine Plattenfirmen, die einem einfach Geld geben und sagen: „Macht mal!“ Die Zeiten sind schon lange vorbei. Allerdings haben wir Glück, denn durch unsere Berufe (Dennis ist Webdesigner, Christian und Jonathan sind Grafikdesigner, Britta arbeitet in einer Marketing-Agentur und ich bin Tontechniker) können wir viel in der Band selbst übernehmen. Andere bräuchten dafür Hilfe von außen. Das spart uns eine Menge Stress. Versuch mal, einem Grafiker zu erklären, wie du dir die Band vorstellst. Dann ist das so doch viel angenehmer! Eine glückliche Ausgangsposition und die Arbeit geht weiter. Wie verläuft denn die Fertigung des neuen Werks? Nachdem „Freak Inside“ echt ein klasse Album ist, sind die Erwartungen sicher hoch. Könnt ihr uns ein paar Dinge, sozusagen als kleinen Vorgeschmack, erzählen? Bass-T: Nun, wir sind mit der Preproduktion fast fertig und danach geht es in Studio. Nun ja, nur Dennis geht ins Studio und der Rest von uns macht seinen Kram zu Hause. Das heißt, die Saiten-Fraktion spielt ihre Sachen zu Hause über DI ein. Also nur das reine Gitarrensignal, später im Mix wird das alles dann per Reamping fett gemacht. Dieses Verfahren hat viele Vorteile für uns, da wir uns immer ransetzen können, wenn wir Zeit und Lust haben. So sind wir von niemandem abhängig und können uns ganz auf das Material konzentrieren. Was die Songs angeht, sind wir vielseitiger geworden. Hier und da sind ein paar Grooveparts zu hören und sogar ein Stonerriff hat sich zu uns verirrt. Im Großen und Ganzen ist das aber alles sehr fett geworden. Es finden sich auch zwei Hochgeschwindigkeitsnummern auf dem Album. Bei der Probe sind uns jedes Mal fast die Arme abgefallen, aber sie mussten einfach so schnell sein. Sonst

würde es nicht so druckvoll sein. Der „Freak“ ist nun ja auch schon zwei Jahre her und wir haben uns seitdem auch stark weiterentwickelt. Das wird das neue Album garantiert beweisen. Brittas Stimme hat sich sehr stark entwickelt, was durch den Track „Black Terra“ ja schon gezeigt wird. Seid gespannt. Wo lasst ihr das Album denn abmischen bzw. wie lief die Arbeit in diesem Zusammenhang bisher zu euren Werken? Christian: An dem Deal für Mix und Mastering wird gerade gearbeitet. Die Info folgt also demnächst. Bis zu diesem Schritt sind wir unsere eigenen Produzenten, Engineers, Kaffeekocher. Man darf also gespannt sein. Wie steht es mit euren Wurzeln in der Heimat? Wollt ihr in Zukunft lieber auf niedrigem Niveau ein paar Gigs spielen, ab und zu eine Tour machen oder das Programm richtig in Angriff nehmen und bald die Welt erobern? Ihr habt ja schon ein paar Dinge vorzuweisen, aber die Strapazen dürften euch nunmehr ja auch bekannt sein. Bass-T: Klar, es ist sehr anstrengend, aber es macht uns auch tierisch Spaß. Anfangs dachte ich immer: „Wie kann man als Musiker nicht Rockstar werden wollen?“ Mittlerweile sehe ich das aber anders. Es ist halt nicht für jeden eine Traumvorstellung, sich jedes Wochenende zu fünft samt der Ausrüstung in einen Kombi zu quetschen und 500 km weit zu fahren, um einen Gig zu spielen und danach irgendwo auf dem Boden zu pennen. Aber wir leben dafür und das ist doch Rock’n’Roll! Natürlich sagen wir auch nicht nein, wenn uns ein Hotelzimmer angeboten wird, aber so lange uns die Leute auch hören wollen und wir Spaß dran haben, nehmen wir die Strapazen gerne auf uns. Ihr habt ja echt vieles selbst in der Hand. Als wie hart hat sich denn die Organisation eurer Triple Thrash Treat Tour herausgestellt? Wollt ihr das beibehalten oder lieber irgendwann einmal abgeben? Bass-T: Wir sind ja nicht das erste Mal mit Hatred und Lost World Order auf Tour gegangen und wirklich geil daran war, dass wir bei dieser Tour sehr viel mehr Gigs als bei der ersten hatten. Keiner von uns würde aber nein sagen, wenn man uns die Planung abnehmen und gleich viel oder mehr Gigs besorgen würde. Wir wollen spielen und weniger organisieren. Im Rahmen der Tournee. Wie stark sind denn die Bindungen zu den Bands, mit denen ihr diese Tour bestritten habt? Bass-T: Mittlerweile sind wir so etwas wie eine Familie geworden. Wir sind ja immer nur am Wochenende aufgetreten und das erste, was wir hörten, war: „Mann, ich hab euch echt vermisst!“ Das war schon eine super Zeit, wobei die anderen auch echt super Typen sind. Eine Traumvorstellung wäre echt, mit diesen Jungs eine Welttournee zu starten. Das wäre durch nichts zu toppen und es war definitiv nicht das letzte Mal, dass wir mit denen gemeinsam auf Tour gegangen sind. So viel steht fest! Christian: Hell yeah! Die beiden Spitzentruppen haben sicher auch bald mal wieder Bock, das bewährte Party-Package irgendwo neu zu starten. Falls der fränkische Biertrupp Hatred in Dubai nicht wegen öffentlichen Alkoholkonsums eingebuchtet wird… Cheerz da draußen!

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von Danilo Bach | www.andras.de.vu

Zwischen dem neuen Album „Iron Way“ und dem Vorgänger „Of Old Wisdom“ liegen vier Jahre. Das ist ein recht langer Zyklus. Was ist in den vergangenen Jahren alles bei und mit der Band Andras passiert? Immerhin habt ihr zwei Neuzugänge zu vermelden: Shardik als Drummer und Acardius als Gitarristen. Lasst ihr euch Zeit beim Songschreiben oder geht euch das etwas langsamer von der Hand? Sei erstmal gegrüßt! Die vier Jahre zwischen den letzten beiden Alben sind wie im Fluge vergangen. Wir haben nicht nur die Lieder des neuen Albums geschrieben, sondern uns auch mit einigen LineUp-Wechseln beschäftigen müssen. Einige Gitarristen kamen und mussten wieder ersetzt werden und der Posten am Drumset ging an Shardik. Er hat sich derweil fest in das Grundgefüge von Andras, was eigentlich nur aus C.D. Nightsky an der Gitarre, Adversarius an den Keys und mir am Gesang bestand, eingefügt. Von daher scheinen

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wir am Schlagzeug nun endlich die perfekte Besetzung gefunden zu haben, was sich von der Gitarre leider immer noch nicht behaupten lässt, da wir uns auch vom jetzigen zweiten Gitarristen Acardius wieder trennen müssen. Aus diesen und diversen anderen Gründen dauerte die Phase zwischen den letzten Alben etwas länger. Ihr seid im wunderschönen und geschichtsträchtigen Erzgebirge zu Hause. Das ist im Süden Sachsens eine interessante Gegend, in der viele dunkle Wälder, Felsen, kleine, aber wilde Bäche und Flüsse, Traditionen, alte Geschichten und Sagen existieren. Mir gefällt, dass ihr darüber singt und diese Einflüsse eurer Heimat auch in den Texten verarbeitet. Bei euren ganz alten Alben (z. B. „Die Rückkehr der dunklen Krieger“ 1997) sah das noch anders aus. Wie geht ihr denn aktuell auf Themensuche? Museen, Bibliotheken, den älteren Leuten „aufs Maul

schauen“? Bei dem lyrischen Konzept von „Iron Way“ inspirierten uns, wie auch auf der letzten CD „...Of Old Wisdom“, Sagen und Legenden unserer Heimat. Die Quellen dazu liegen zum einen im eigenen Erfahrungsschatz, welcher über die Jahre, in denen man sich mit der Thematik befasste, stetig gewachsen ist, zum anderen in allerlei Büchern und Sammlungen aus dem Erzgebirge. Diese Thematik haben wir teilweise bereits mit dem Album „Quest of Deliverence“ aufgegriffen und über die letzten Jahre ausgebaut. Die ersten Alben waren, wie du schon sagtest, anderer Natur und von Texten aus okkulter Thematik begleitet. Da wir aber nun mal, wie du ebenfalls perfekt beschrieben hast, in einer faszinierenden Umgebung leben, war der Schritt, die textlichen Inhalte dahin zu ändern, für uns nur natürlich und passt auch besser zur musikalischen Ausrichtung der jetzigen Andras. Einige der alten Geschichten beschreiben den „Miriquidi“ eurer Heimat: dunklen, dichten und großflächig zusammenhängenden Wald. (Nebenbei gibt es auch ein kultiges Kleinstmetallabel gleichen Namens im Erzgebirge, das zuweilen gar kleine Konzerte oder Open Airs mitorganisiert.) Im Song „Dunkelwald“ habt ihr das verarbeitet. Das ist einer der wenigen


Songs, die ihr auch in deutscher Sprache intoniert. Ansonsten bevorzugt ihr die englische Sprache auf euren Veröffentlichungen. Rein in Deutsch zu singen, ist keine Möglichkeit für euch? Wir haben auf die letzten zwei Alben immer ein deutsches Lied gepackt. Oftmals ist dieses Lied in unserer Muttersprache damit auch eine Art Mittelpunkt des Albums oder zumindest ein Lied, mit dem wir uns persönlich sehr verbunden fühlen. Der Rest ist in englischer Sprache verfasst. Dies liegt unter anderem an der Art, wie ich meinen Gesang verstehe und einsetze. Für mich ist die Stimme mehr ein weiteres Instrument und dies kann ich mit englischen Texten besser einsetzen. Die Wörter fließen einfach besser und dies macht die melodische und atmosphärische Stimmung des Gesangs erst so passend zur Musik. Euer Bandname Andras beschreibt eine Figur aus der „Goetia“. Dort wird diese Figur als finstere Gestalt beschrieben, die Zwietracht sät und blutrünstig ist. Inwieweit könnt ihr euch heute damit noch identifizieren? Der Name stammt noch aus der Gründungszeit von Andras Anfang der neunziger Jahre. Er ist damit aus der Phase, wo es hauptsächlich um okkulte Themen bei Andras ging. Dennoch stand es nie zur Debatte, den Namen zu ändern oder ihn irgendwie den Entwicklungen in der Musik anzupassen. Wir stehen schließlich nach wie vor zu unseren Black Metal-Wurzeln und auch zu der Anfangsphase der Band! Das schlägt ebenfalls eine Brücke zur folgenden Frage: Stilistisch bewegt ihr euch zwischen Black-/ Death- und Pagan Metal. Persönlich halte ich eure neue Scheibe einfach nur für ein starkes Stück Metal pur. Nicht mehr, aber verdammt auch nicht weniger! Wie seht ihr die Sache mit den Kategorien/Stilrichtungen? Fühlt ihr euch einer Szene besonders verbunden? Immerhin seid ihr durchaus als Black MetalBand an den Start gegangen. Wir sehen es haargenau wie du. Es ist einfach nur METAL! Wir sind alle auch dem Ursprungsmetal früherer Zeiten sehr verbunden, wo noch nicht jedes kleine Einbringen eines neuen Instruments usw. eine neue Stilrichtung hervorbrachte. Mit den Jahren, in denen man Musik macht und mehr und mehr einen eigenen Stil findet, merkt man, wie unwichtig die genaue Kategorie der Musik wird. Es geht im Endeffekt doch immer nur um die gleichen grundlegenden Sachen beim Metal: Man muss mit vollem Herzen dabei sein, die Musik im Blut haben und sich von niemandem in künstlerische Aspekte reinreden lassen. In letzter Zeit werden wir vermehrt in die Pagan Metal-Schiene eingeordnet, was uns nicht stört, aber wo wir auch nichts dazutun. Wir haben schließlich auch auf der neuen CD wieder keine einzige Folkmelodie oder diesbezüglich geartetes Instrument benutzt. Sehr gelungen finde ich den Klargesang von dir, Steffen (Ecthelion). Der wirkt im Kontrast zu den tief gesungenen Passagen oder dem gele-

gentlich blackmetalmäßigen Gesang richtig ausdrucksstark. Und vor allem noch besser und ausdrucksstärker als auf vorherigen Scheiben. Hast du daran besonders gefeilt? Ich könnte mir sogar eine CD mit ausschließlich diesem Klargesang vorstellen. Vielen Dank für die Blumen. Es wird oft über den Gesang geschrieben und ich nehme dies dankend zur Kenntnis. Ich habe bei der aktuellen CD großen Wert auf gute Gesangspuren gelegt, da auch der Anspruch an mich selbst in dieser Hinsicht in den letzten Jahren gewachsen ist. Mit dem Ergebnis bin ich selbst auch zufrieden. Ich habe darauf Wert gelegt, jeden einzelnen Chor einzusingen, es ist also keine einzige Stimme vom Computer oder Effektgerät generiert, wie dies leider immer häufiger üblich wird. Ein komplettes Album nur mit cleanen Vocals kann ich mir aber vorerst bei Andras nicht vorstellen, da ich wohl immer auch für die blackund deathlastigen Stimmen passende Passagen finden werde und diese unsere Musik noch mehr unterstützen. Dazu könnte der geneigte Hörer höchstens in mein Projekt Coldun reinhören (www.coldun.de), auf dem ich nur clean singe. Wen stellt denn der finstere, bewaffnete Wanderersgeselle auf eurem neuen Cover dar? Das Cover schlägt die Brücke zur Anfangszeit von Andras. Der gleiche Krieger des neuen Covers ist bereits auf älteren Covern zu sehen, nur ist er auf dem jetzigen gealtert und von der Zeit gezeichnet. Man sieht ihn sozusagen bei der Heimkehr in seine Heimat auf dem Iron Way (der Eisenweg ist eine uralte Handelsstraße durch das Erzgebirge). Ihr habt die CD erneut (wie auch „…Of Old Wisdom“) selbst bei dir produziert und aufgenommen. Für euch der beste Weg, um eure Musik ohne Außenstehende und Zeitdruck aufzunehmen? Wie kann man sich das SiebenTüren-Studio vorstellen (7th Door Studio)? Das ist richtig. Ich nehme in der Regel alle Projekte, wo ich selbst involviert bin, bei mir im Studio auf. So kann man absolut sicher sein, von niemand Außenstehendem in die künstlerische Arbeit hineingeredet zu bekommen. Die Arbeit im Studio ist für das Endprodukt enorm wichtig, da erst hier die Feinheiten der Songs entstehen und den Liedern den letzten Schliff geben. Bei meinem Studio handelt es sich dabei um einen ausgebauten Bereich im Keller des Hauses, in dem ich wohne. Es ist sehr klein gehalten und enthält nur die wichtigsten Geräte, die ich zum Arbeiten brauche. Mit „Iron Way“ habt ihr nun wieder einmal eure Plattenfirma gewechselt. Seid ihr bis jetzt zufrieden mit der Arbeit von Einheit Produktionen? Wir haben uns für Einheit Produktionen entschieden, weil wir durchwegs gute Meinungen über das Label und die Leute dahinter vernommen hat-

ten. Als wir mit Olaf (Chef von Einheit Produktionen) ins Gespräch kamen und die Zusammenarbeit forcierten, bestätigte sich dieser Eindruck schnell. Wir sind daher mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden und freuen uns, dass „Iron Way“ die öffentliche Beachtung und Verbreitung findet, die wir uns erhofft haben. Was wollt ihr mit Andras noch alles erreichen und mit wem würdet ihr gern auf Tournee gehen (wenn denn die Zeit dafür vorhanden wäre)? Wir werden weiter unseren Weg marschieren und die Musik, die uns im Blut liegt, spielen! Auch live werden wir verstärkt präsent sein, auch wenn wir nie die Band sein werden und wollen, die jedes Wochenende irgendwo live spielt. Auch eine Tour liegt dabei in Zukunft im Bereich des Möglichen. Mit wem wir da gern spielen würden, ist schwer zu sagen, da wir recht verschiedene Lieblingsbands haben. Dies wäre auch nicht so wichtig, solange die Atmosphäre bei den Gigs stimmt. Von wem würdet ihr lieber einen Song covern, wenn ihr NUR diese 3 Bands zur Auswahl hättet: Hecate Enthroned, Eminenz oder Cirith Ungol? Wahrscheinlich Eminenz, wir sind ja nach wie vor eng befreundet und sehen uns häufig zu Konzerten

und allgemeinen Besäufnissen. Von daher haben wir eh eine besondere Verbindung zueinander, im Vergleich zu den anderen zur Wahl stehenden Bands. Außerdem hätte unser Drummer einen Vorteil beim Spielen des Materials, da er einige Zeit als Drummer bei Eminenz ausgeholfen hat.

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von Thomas SPIWAK as steckt wohl hinter einem solch schmankerlverdächtigen Titel? Mit Essen oder Schlemmerei hat selbiger wenig bis gar nichts zu tun! Wäre in einem Heft über die Musik, welche uns alle bewegt, auch wenig sinnvoll. Natürlich, wie sollte es auch anders sein, handelt dieser Bericht über die steirische Musiklandschaft, wenn man Musik als Metal definiert, und einige ihrer interessantesten Bands! Manchen von euch wird jetzt natürlich die eine oder andere Band fehlen, doch dies ist relativ leicht mit Platzmangel, Desinteresse der Bands oder auch mit Zukunftsplänen des Mediummeisters zu erklären! Wie dem auch sei, habe ich hier einfach versucht, eine bunte Bandmischung innerhalb der Steiermark zu finden, um so dem steirischen Szenegedanken etwas auf den Grund zu gehen! Neugierig geworden? Bitte noch um etwas Geduld. Bevor es richtig losgeht und wir mit den Face-to-Face-Begegnungen beginnen, möchte ich euch noch etwas über die Beweggründe dieses Specials informieren. Warum gerade die Steiermark? Ganz einfach, weil ich hier geboren wurde, hier lebe und die meisten steirischen Bands und einige ihrer Mitglieder auch persönlich kenne! Und warum gerade wieder ein Special über diesen Begriff „Szene“? Seit Jahren wird der Begriff „Szene“ sowohl von Medien, Bands als auch Fans überstrapaziert und ist seit jeher präsent in den Köpfen der Metallfraktion. Doch was ist diese Szene überhaupt? Man weiß es nicht genau! Dennoch bekommen einige, die es wagen, diese Institution auch nur ansatzweise zu kritisieren, eins auf die Finger und müssen sich wieder reumütig diesem Begriff unterordnen! Ich möchte endlich wissen, was die Macht dieser Szene sein soll, auch wenn ich sie selbst nicht objektiv zu definieren vermag. Hat diese Szene wirklich so viel Einfluss auf uns oder möchte man einfach nur alles, was nur irgendwie zusammenpassen könnte, unter ihrem Deckmantel vereinen? Ist der Begriff Szene eigentlich noch zeitgemäß und passend oder lehnen sich immer mehr Freidenker gegen diesen Begriff und seine Umklammerung auf? Fragen über Fragen, welchen ich auf der Spur sein möchte und welche ich zumindest mal in einem etwas kleineren Szeneumfeld zu klären versuchen möchte! Doch wie soll man ein solch heikles Thema anpacken? Sicher, man redet mit sogenannten Szenekennern, aber wer sind diese Leute? Ich für meinen Teil möchte mich hier mal an die aktivsten Mitglieder dieser Kette wenden, an die Musiker selbst! Manche auch noch Fans im ursprünglichen Sinn oder auch Multitalente, welche darüber hinaus als Tontechniker und Veranstalter aktiv waren oder noch sind. Um die Meinungen der betroffenen Musiker so wenig wie möglich zu beeinflussen, wurde nicht viel hinterfragt, sondern einfach ein Ampelwort nach dem anderen in das Gespräch hineingeworfen! Einige dieser Ampelwörter waren eben Szene, Erfolg, Einflüsse und dergleichen. Doch ich möchte euch nicht zulabern, lasst uns einfach in die kleine, aber feine Welt der steirischen Metal-Welt eintauchen!

W

BLOODFEAST

Als erster Bandvertreter sitzt uns Bloodfeast Fronter und Gitarrist Wolfgang Rauch gegenüber, welcher euch seine Band folgendermaßen vorstellen möchte. Unser neues Line Up besteht aus Wolf (Gitarre, Gesang), James Blood (Gitarre), Lutte (Bass) und DaVite (Schlagzeug). Wir sehen Musik als einen großen Teil unseres Lebensinhaltes, die Band als Selbstverwirklichung und manche von uns versuchen die Stimmen in ihren Köpfen zu übertönen. Zum

“Im Grunde bleibt Metal immer noch Metal, dem Teufel sei dank!” “Mea Culpa” (2008)

Interviewpartner: Wolfgang Rauch

S C H WA R Z T O D

GESCHMIEDET IN

DEUTSCH-

LANDSBERG

LINE-UP

Wolf (Gitarre, Gesang), James Blood (Gitarre), Lutte (Bass), DaVite (Schlagzeug).

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Thema Erfolg hat uns der Bandleader folgendes zu berichten. Ein Plattendeal, Touren, Auftritte auf großen Festivals und hohe Verkaufszahlen sind natürlich alles Zeichen für einen Erfolg. Jedoch ist auch ein positives Feedback nach einem Auftritt ein Erfolg. In dem Moment ist es dann nicht so wichtig wie groß das Konzert war. Die größten Erfolge der Band lesen sich folgendermaßen. Im Prinzip war es der größte Erfolg dass wir nun zum momentanen und hoffentlich endgültigen Line Up gekommen sind! Ansonsten würde ich Auftritte am Harvest Fest, Metalfest Vienna, Metalcamp, Kaltenbach, Summer Nights, Metal Mania als unsere größten Erfolge ansehen. Was hat uns Wolfgang zum Titel Undergroundband oder Szenegröße zu berichten? Man muss unterscheiden ob man es genre-


mäßig deklariert oder allgemein, denn allgemein gesehen würde ich jede nicht kommerzielle Musik als Underground bezeichnen. Im Metal Bereich jene Bands die eben noch nicht so bekannt sind, dass muss allerdings nicht auf die Qualität der Band schließen. Und so sieht sich die Band selber. Stilistisch würde ich sagen spielen wir eine Mischung aus Black und Death Metal, wobei sich bestimmt noch andere Elemente daruntermischen. Das neue Material geht teilweise mehr in die Black Richtung, die letzte CD „Mea Culpa“ ist jedoch noch mehr deathlastig. In der steirischen Metal Szene sehen wir uns irgendwo im vorderen Drittel angesiedelt. Ob die Band Teil einer Szene ist, beantwortet der Sänger und Gitarrist folgendermaßen. Ja, und ich finde die österreichische Szene nicht so schlecht wie leider oft behauptet wird. Und wie steht es aus seiner Sicht um die steirischen Exporte und deren Stellenwert? Leider kennen wir gar nicht so viele UG Bands aus anderen Bundesländern. Was ich aber auf div. Festivals so mitbekomme stehen die Steirischen Bands schon ganz gut da! Echte Favoriten könnte ich keine nennen, aber Bands wie Perishing Mankind, Sole Method und Outrage sind der Spitze schon recht nahe.Und wie sieht es mit tatkräftiger Kollegenunterstützung im Hause Bloodfeast aus? Wir unterstützen schon, indem wir zum Beispiel Konzerte veranstalten oder durch Mundpropaganda! Beim Thema Metal, Vielschichtigkeit und Toleanz gegenüber anderen Musikrichtungen zeigt sich der Steirer recht tolerant. Im Grunde bleibt Metal immer noch Metal, dem Teufel sei dank! Der Trend dass man alles anders bezeichnen muss ist etwas eigenartig. Manchmal kann man echt nur den Kopf schütteln wenn man hört was es da schon alles gibt, hehe. Wir sind da aber nicht so „fixiert“. Ob uns etwas gefällt oder nicht hängt nicht unbedingt mit dem Stil zusammen. Das ist für Musik im Allgemeinen gültig. Seine letzten Worte an die Leser! Ich möchte noch kurz erwähnen dass am 25.2. unsere neue CD „Meta Culpa“ veröffentlicht wurde und außerdem freuen wir uns immer über Giganfragen! WEB

bloodfeast.net | myspace.com/bloodfeastnet

VA R U L V

Interviewpartner: Ulthar

WERWÖLFE

AUS

JUDENBURG

LINE-UP

Ulthar (Gitarre), Inferius (Gesang) und Grimnyr (Bass)

Das heutige Treffen führt mich mit Ulthar, dem Gitarristen der noch jungen obersteirischen Band Varulv (übersetzt bedeutet dies Werwolf, Anmerkung des Verfassers) zusammen, welcher gleich ohne Umschweife loslegt. Ja, wir sind Varulv aus der Obersteiermark. Wir spielen melodischen Black Metal und stehen kurz davor, unser erstes Album über Bloodred Horizon Records zu veröffentlichen. Die Gründungsmitglieder Inferius (Gesang) und Grimnyr (Bass) waren vorher in Bands tätig,

deren Stil ihnen nicht zu 100% zugesagt hat, und darum haben sie irgendwann beschlossen, Varulv zu gründen. Das klingt doch alles sehr überzeugend, doch wie steht man im Hause Varulv dem kommerziellen Erfolg gegenüber, und welchen Stellenwert nimmt dieser in deren Planungen ein? In heutigen Zeiten würde ich sagen, ist es bereits ein großer Erfolg, wenn man mit seiner Musik die Hörer, ich sag jetzt mal, begeistert und sie dazu bringt, die Alben als Originale zu kaufen. Wobei wir

“Im Black Metal hat man nun mal das Schikksal, als Underground-Band zu starten.” nicht auf Profit aus sind, der Grundgedanke zählt. Natürlich ist auch der Zusammenhalt innerhalb der Band sehr wichtig, ohne ihn würde es aus meiner Sicht auch nicht lange gut gehen. Alles Weitere sind dann Erscheinungen, die von Zeit zu Zeit kommen, oder auch nicht. Welche Erscheinungen haben sich bei Varulv bisher ergeben? Also der Zusammenhalt als Band ist schon mal gegeben. Damit haben wir schon den ersten Erfolg erreicht! Da wir im Begriff sind, im Frühjahr 2009 unser erstes Album zu veröffentlichen, werden wir sehen, wie es weitergeht. Aber die ersten Rückmeldungen sind bereits durchaus positiv ausgefallen. Der Weg scheint schon mal zu passen, doch aller Anfang ist nun mal schwer, wie sieht man die Entwicklung der eigenen Band zur fixen Größe? Im Black Metal hat man nun mal das Schicksal, als UndergroundBand zu starten. Niemand wird über Nacht berühmt oder – wie du es nennst – zu einer Szenegröße. Da steckt viel harte Arbeit dahinter. Somit ist es hier logischerweise auch nicht anders möglich, dass Underground-Bands weniger etabliert sind als Szenegrößen. Sprich die Band definiert sich trotz der steilen Entwicklung der letzten Monate noch als Underground-Band? Wir definieren uns als österreichische Black Metal-Band, die versucht, sich zu etablieren. Dies führt uns zu „sich innerhalb einer Szene zu etablieren“, darf dies so verstanden werden? Man versucht sich sicher in einer gewissen Metalszene zu bewegen oder seine Lebensweise auch dem Ganzen etwas anzupassen, aber ich denke, Szene ist nicht alles. Mit dieser Einschätzung mag mein Gegenüber richtig liegen, aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich dennoch als Teil einer Szene sieht! Kommen wir speziell auf die Steiermark zu sprechen, denn um deren Metallanbeter geht es uns hier. Ich denke, wir haben hier in der Steiermark keine schlechte MetalSzene. Wobei es aus unserer Sicht einfach an Veranstaltungen und dergleichen fehlt, sprich die steirische Szene wird eben nicht an eine Wiener Metal-Szene heranreichen. Von Favoriten möchte ich jetzt nicht sprechen, aber Bands wie Hellsaw nennen, die derzeit ordentlich auf Vormarsch sind. Ob Varulv auch mit anderen steirischen Bands in Kontakt stehen oder diese sogar unterstützen, soll euch auch nicht weiter verborgen bleiben. Wenn uns jemand bittet, sie zu unterstützen, würden wir sicher nicht nein sagen. Wobei wir in nächster Zeit, eine Zeit, in der wir viel Promotion betreiben müssen, auch auf die Unterstützung anderer angewiesen sind! Klare Worte, die der Gitarrist hier findet. Wie sieht der Blickwinkel in Bezug auf das Musikgenre Metal, dessen Auswüchse und andere Musikrichtungen aus? Ich sehe es eher negativ, wenn Bands beginnen, ihre eigenen Musikstile zu erfinden. In irgendeiner Weise sollte man sich doch auch unterordnen. Es trägt nicht gerade dazu bei, die Übersicht behalten zu können. Tolerant sind wir schon, würde ich sagen. Jedem das Seine. Was juckt, muss raus! Die berühmten letzten Worte! Freut euch auf unser Album. Stimmt für uns auf der Summer Nights Open Air-Website. Danke fürs Lesen, Prost und bis bald! WEB

www.varulv.at | www.myspace.com/varulvaustria

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DARKFALL

“Through Fiery Times And Beyond”

Interviewpartner: Christian Kayer

VOM

STEIRISCHEN

RUHRPOTT

IN DEN

SÜDEN!

LINE-UP

Thomas Spiwak (Gesang), Markus Seethaler (Gitarre), Christian Kayer (Bass), Alfred Hollerer (Gitarre), Richard Klösch (Schlagzeug) Diesmal ist es an der Zeit, etwas Erfahrung ins Spiel zu bringen, und wer würde sich hier besser eignen als das bald 15-jährige Urgestein Darkfall? Geboren im steirischen Ruhrpott Leoben, nun ansässig im südlicher gelegenen Graz! Bereits dieser Standortwechsel zeugt von einer bewegten Vergangenheit und dem teils biblischen Alter der beteiligen Übeltäter. Doch lest selbst, was Bassist Christian Kayer für erzählenswert hält. Mein Name ist Christian Kayer, ich bin 30 und seit 1997 mit verschiedenen Bands als Bassist in der Metal-Szene verankert. Da ich damals schon einige Zeit Metal hörte, wollte ich es meinen damaligen Heroen natürlich nachmachen und auch eine Band gründen. Mit 17 war es dann so weit, ich leistete mir meine erste Gitarre und versuchte selbstständig verschiedene Songs von Sodom nachzuklimpern. Man kann sich vorstellen, wie gut ich nach einem Jahr war! Doch zum Glück konnte ich damals bei Pantheon einsteigen, die mir einiges beibrachten. Seit 1998 bin ich nun bei Darkfall, welche mich dann von Pantheon abgeworben haben, und dort lernte ich auch mein Handwerk als Bassist. Darkfall gibt es nun seit 14 Jahren, steht für guten alten melodischen Thrash Metal, und bisher wurden vier Veröffentlichungen unters Volk gebracht. Nach 14 Jahren Darkfall möchte man meinen, dass diese Band allmählich reif für den großen Durchbruch wäre, hegt man solche Gedanken noch oder sieht dies der Bassist eventuell sogar anders? Na gut, dies ist Ansichtssache, welche sich in den Jahren weiterentwickelte. Früher war es mir wichtig, viel unterwegs zu sein, neue Leute kennenzulernen, gute Shows zu spielen und einen guten Namen als Band zu haben. Vor allem den Idealismus und alles, was Metal verkörpert, zu leben, war mir sehr wichtig! Geld hatte da natürlich keinen Stellenwert! Heute ist es für mich am wichtigsten, dass wir gute Musik machen, dass die Leute, die zu unseren Gigs kommen, Spaß dabei haben und für ihr gutes Geld eine gute Show geliefert bekommen. Somit sind aus meiner Sicht Bands erfolgreich, welche das Ganze nicht nur wegen der Kohle machen, sondern sich auch ihrer Verantwortung bewusst sind, dass ohne die Leute, die ihre Musik konsumieren, gar nichts läuft. Dieser Verantwortung scheinen sich leider viele der heutigen Möchtegernstars nicht mehr bewusst zu sein und scheffeln lieber Kohle, als sich um ihre Fans zu kümmern, aber der Erfolg gibt ihnen recht, oder? Für mich ist es nicht wichtig, vor welchen Szenegrößen oder auf wie

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großen Bühnen ich spielen kann. Somit ist es auch egal, ob man in einem finsteren Keller irgendwo in Tschechien oder auf einem Open Air Festival spielt. Für mich sind diese Gigs am besten, auf denen man sich nach dem Auftritt einfach denkt, dass die Leute sichtlich ihren Spaß hatten und wir mit ihnen zusammen einfach Metal genießen konnten! Und da fällt mir spontan unser letzter Gig in Wien im Escape ein, wo viele Leute mit uns abrockten und – was ich besonders liebe – wir mit den anderen Bands zum Schluss noch ein CoverStändchen gaben. Alle hatten sichtlich Spaß dabei, und deshalb mache ich das auch noch gerne! Sind Undergroundbands dennoch weniger wert oder sagen wir weniger wichtig als die üblich bekannten Abräumer? Sicher, die Verkaufszahlen sprechen für sich, aber wie sieht es hier noch mit Idealismus und Spaß an der Freud aus? Auf keinen Fall! Die musikalische Qualität der Undergroundbands hat sich in den letzten Jahren enorm gesteigert. Durch die neuen Techniken bekommt man so gut wie keine schlecht aufgenommenen Demos mehr zu kaufen, und durchs Internet lässt sich alles auch viel schneller verbreiten. Wenn ich an die ersten Demos der alten Metal-

“Wenn ich an die ersten Demos der alten Metal-Götter zurückdenke, so etwas hätte heute keine Chance mehr.” Götter zurückdenke, so etwas hätte heute keine Chance mehr. Weiters braucht man heute bei der Masse an Bands auch viel Vitamin B, um unter die Leute zu kommen, oder eben einzigartige Ideen. Ich bevorzuge Undergroundshows mehr, hier erlebt man das Ganze noch intensiver und die Musik wird teilweise noch brutaler umgesetzt. Wo sieht der Dicksaitenquäler seine eigene Band verwurzelt? Natürlich im Underground! Kurz und bündig, ohne große Umschweife platzt dies aus Christian heraus! In seinen Antworten war schon mehr als einmal das Wort Szene zu vernehmen, daraus schließe ich, dass sich Darkfall als Teil einer solchen sieht, sieht man sich auch in eine Schublade gesteckt? Das Schubladendenken innerhalb der Metal-Szene war nie so meins. Früher hätte man zum Beispiel zu einigen Metalcore-Bands noch Thrash Metal gesagt. Daher sehe ich uns einfach in der allgemeinen Metal-Szene verankert. Was uns Christian über die steirische Szene und deren Helden zu berichten weiß, offenbaren uns die nächsten Zeilen. Da ich hier lebe, kenne ich natürlich viel mehr steirische Bands als Bands aus anderen Bundesländern. Dennoch glaube ich, dass wir hier in der Steiermark schon so etwas wie eine eigene Brut an guten, kreativen Metal-Bands haben. Wir Steirer sind stolz auf unser Land, und überall, wo man außerhalb unserer Landesgrenzen auf steirische Bands stößt, wird gleich zusammen gefeiert und man versteht sich automatisch. Das ist fein! Vorne dabei, um auch international Aufmerksamkeit zu erregen, sind für mich Hellsaw, Outrage, Perishing Mankind, Rohstoff, Sole Method und Visions of Atlantis. Betreibt man bei Darkfall auch Kameradschaft zu anderen Bands oder wird dieser Punkt eher vernachlässigt? Tja, da gab es einmal den guten alten steirischen Metal Club! Schade, dass das nicht funktioniert hat! Aber ich denke, man sollte diese Idee erneut aufgreifen, denn inzwischen sind wieder einige junge Bands nachgekommen, die alles wieder idealistischer sehen. Und wenn ich eine junge, gute Band mal live erlebe, dann frage ich sie auch nach Austauschgeschichten, ganz klar. Die Stilrichtung Metal und seine Fans werden immer vielschichtiger! Ist diese Entwicklung ein Plus- oder Minuspunkt? Wie tolerant zeigt sich der gebürtige Obersteirer gegenüber anderen Stilen im Metal oder gar anderen Musikrichtungen? Waren für mich in sehr jungen Jahren alle Bands verpönt, die nicht gegrölt haben, so denke ich heute doch ein wenig toleranter. Prinzipiell denke ich, dass alle Einflüsse von außen gut sind, so bleibt das Produkt Metal am Leben und entwickelt sich stetig weiter! Also ein eindeutiges Plus. Schlechte Einflüsse werden sich wieder von selbst erledigen, somit bleiben unter dem Strich nur die guten Bands über. Ich persönlich versuche ständig meinen Horizont zu erweitern und suche abseits des Metal laufend Bands mit guter Gitarrenarbeit, da


die Musik für mich immer im Vordergrund steht und der Gesang eher nebensächlich ist. Diese letzten Worte werden den Darkfall-Sänger sicher sehr freuen, hoffentlich gibt es hier bei der nächsten Probe nicht kräftig eine aufs Maul! Bis dahin kann der nette Mann sein Mundwerk jedoch noch gut gebrauchen und setzt zum Finale an. Es wäre schön, wieder einen steirischen Stammtisch zu haben, und ich freue mich wieder auf die nächsten Gigs in der Steiermark! Support the Styrian Underground! Sprach es aus und eilte zur nächsten Probe, um seiner verdienten Bestrafung nicht zu entgehen! Und sollte man üblen Gerüchten Glauben schenken dürfen, entsteht bei diesen Proben nebenbei noch das neue Album dieser Thrasher aus Leidenschaft! WEB

www.darkfall.at | www.myspace.com/darkfallmusic

“Ohne Toleranz und Offenheit für andere Stile kann sich Musik nicht weiterentwikkeln!”

THE CRIMSON

“Buried Memories”

Interviewpartner: Michael Sauermoser

NEU

AM

M A R K T,

streams geschieht. Wie man sich selbst sieht oder wo man eingeordnet wird, sagt nicht viel über die Band aus. Letztlich liegt alles im Auge des Betrachters. Stimmt, der Betrachter entscheidet! Doch wie betrachtet der Gitarrist seine eigene Band? Da wir erst ganz am Anfang stehen, passt wohl das Attribut „Newcomer“ am besten, oder? Ich würde meinen, dies trifft den Nagel auf den Kopf! Sehen sich The Crimson als Teil einer Szene? Natürlich! OK, mehr gibt es hier anscheinend nicht zu berichten, aber was fällt dem Axtmann, um beim Thema zu bleiben, zur steirischen Szene ein? Unserer Meinung nach zählen steirische Bands schon seit Jahren zu den besten innerhalb Österreichs. Speerspitzen gibt es viele! Perishing Mankind, Darkfall und Outrage zählen neben einigen anderen

DENNOCH NICHT GANZ

UNERFAHREN!

LINE-UP

Andi S. Gesang), Michi (Gitarre), Tom I. (Bass), Tom S. (Gitarre), Andi Z. (Schlagzeug) Nachdem mich mein letztes Treffen mit einer etwas erfahrenen Bandspezies zusammengeführt hat, möchte ich diesmal etwas jüngeres Blut lecken! Doch wie man bereits vermuten möchte, sollte mein nach Jungfrauen lechzender Gaumen nur bedingt bedient werden! Was sich hinter diesem geheimnisvollen Titel verbergen mag, erzählt euch vorneweg Gitarrist Michael Sauermoser anhand einer kurzen Bandvorstellung. The Crimson wurden 2008 in Graz gegründet. Unser Line-Up besteht durchwegs aus Musikern mit jahrelanger Band- und Bühnenerfahrung. Musikalisch bewegen wir uns im modernen melodischen Metal mit den unterschiedlichsten Einflüssen. Was die Ambitionen betrifft, ist der Spaß an der Sache wohl das Wichtigste gewesen. Und natürlich, dass wir die Weltherrschaft an uns zu reißen wollen! Um diese an sich reißen zu können, bedarf es jedoch auch eines gewissen Quantums an Erfolg, oder? Jeder Schritt, den man auf seinem Weg nach vorne kommt, bedeutet Erfolg. Wichtig ist vor allem, sich selbst dabei treu zu bleiben und seine eigenen Ziele zu verfolgen. Wie gestaltet sich die momentane Erfolgsliste? Wir haben unheimlich viel Spaß an dem, was wir machen. Solange das so bleibt, ist das wohl der größte Erfolg. Als materiellen Erfolg würden wir mal unsere EP „Buried memories“ bezeichnen, welche Ende Februar veröffentlicht wird. Der Schritt vom Underground in das Big Business ist für viele Bands das zu erreichende Ziel, doch wie sieht man diesen Schritt bei The Crimson? Underground ist doch im Wesentlichen alles, was abseits des Main-

mit Sicherheit dazu. Bandgeschichtlich betrachtet stecken The Crimson noch in den Kinderschuhen, da scheint gegenseitige Unterstützung am Bandmarkt nicht fehlen zu dürfen? Klar! Jeder, der will, bekommt auch Unterstützung von uns. Zusammenhalt und Kooperation sind generell wichtig, im Underground umso mehr! Dieser Zusammenhang scheint mir wohl überlegt zu sein. Und was hat uns Michael in Bezug auf Metal und die inzwischen zahlreichen Einflüsse von außerhalb zu sagen? Ganz klar ein Pluspunkt. Ohne Toleranz und Offenheit für andere Stile kann sich Musik nicht weiterentwickeln! Wer nicht hin und wieder über seinen Tellerrand hinausblickt, ist dazu verdammt, sich im Kreis zu drehen. Zum Glück haben sich viele bereits vom „Schubladendenken“ verabschiedet, profitieren kann dabei nur die ganze Szene. Der letzte Erguss in Form von etwas Eigenwerbung! In diesem Fall erlaubt, wenn nicht sogar erwünscht! Schaut auf unserem MySpace-Profil vorbei und tretet mit uns in Kontakt! Im Februar erscheint unsere EP „Buried memories“, also hört rein! Dies kann ich euch auch nur empfehlen, denn die Jungs wissen wahrscheinlich, wie guter Metal zu klingen hat! Bei ehemaligen Wirkungsstätten wie Eventide, Midgard, Ars Moriendi, Cremation und Darkfall erscheint dies auch nicht weiter verwunderlich, oder? WEB

www.myspace.com/thecrimsonmetal

PERISHING MANKIND

“Wonderland”

Interviewpartner: Gernot Oreski

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WILLKOMMEN

IM

WUNDERLAND!

LINE-UP

Holger (Gesang), Georg (Gitarre), Paul (Bass), Gernot (Gitarre), Vid (Schlagzeug) Kommen wir nun zu einer Band, welche meiner Meinung nach inzwischen zur absoluten Elite der steirischen Bandlandschaft zählt! Unzählige Auftritte und ein Deal bei Noisehead Records sprechen eine deutliche Sprache, doch ob dies mein Interviewpartner Gitarrist Gernot Oreski auch so sieht? Also, wir sind Perishing Mankind, wir sind ursprünglich aus Leibnitz und uns gibt es mittlerweile seit 2001. Wir spielen modernen Death/Thrash Metal und haben bis jetzt zwei Alben namens „Fall of Men“ (2005) und „Wonderland“ (2007) über Noisehead Records herausgebracht! Konzerte zu spielen ist für uns das absolut Wichtigste, und so haben wir uns bemüht, so oft wie möglich so ziemlich überall in Österreich, aber auch im Ausland zu spielen. Angefangen haben wir eigentlich rein aus Spaß an der Sache. Wir konnten nicht wirklich gut spielen und wir haben in den ersten zwei Jahren eigentlich überhaupt auf nichts hingearbeitet, weder haben wir Konzerte gespielt noch ein Demo aufgenommen. Das Wichtigste war einfach, sich ein- bis zweimal die Woche zu treffen und an den eigenen Songs herumzufeilen und Spaß zu haben. Die letzten Jahre haben die Band doch ziemlich nach vorne gebracht, von der beschriebenen Spaßband zur ernstzunehmenden international aktiven Band! Wie sieht man diese Erfolgsgeschichte innerhalb der eigenen Bandreihen? Ich denke, Erfolg beginnt im Kleinen. Natürlich, Plattenvertrag, Tourneen und Festivals sind ein Zeichen von Erfolg. Aber schon das Fertigstellen des ersten Songs ist ein Erfolg. Oder wenn sich fünf Personen auf eine Richtung oder einen Stil einigen können. Weiterentwicklung ist auch ein Erfolg, wenn man sieht, wie sich zum Beispiel die kompositorischen oder auch instrumentalen Fähigkeiten im Laufe der Zeit verbessern. Aber das Wichtigste für uns ist definitiv, dass die Leute, die zu unseren Konzerten kommen, Spaß und eine gute Zeit haben. Und es ist das Größte, wenn man sieht, dass ihnen unsere Musik gefällt. Aber Erfolg hängt halt immer von den Erwartungen ab. Wenn man berühmt werden und von der Musik leben will, ist vieles, was für uns schon wahrer Erfolg ist, zu wenig und führt nur zu Enttäuschung. Von den Erfolgen der Band Perishing Mankind kann man dem Gitarristen Folgendes entlocken. Für uns war eigentlich jeder kleine Schritt, jede Entwicklung ein Erfolg, da wir uns eigentlich nichts erwartet oder erhofft haben. Wir haben es einfach gemacht, alles aus dem Bauch raus. Das erste Konzert, dann weitere Konzerte. Es gefällt ein paar Leuten. Der erste Livebericht in einem Internetmagazin. Noch mehr Konzerte, das erste außerhalb der Steiermark, das erste im Ausland. Immer mehr Leute auf den Konzerten. Die erste Festivalshow am Kaltenbach Open Air. Auf einmal sind wir im Studio und nehmen unser erstes Album auf, die man dann beim Saturn kauft. Viele Konzerte, in ganz Österreich. Das erste Konzert in Innsbruck, kleine Tour in Italien, viele neue Leute. Das zweite Album, noch mehr Konzerte. Noch größere Gigs und Festivals wie zum Beispiel Metal For Fairness, Metal Camp, Summer Nights Festival oder Zabbaduschder Open Air. Wenn man sich dies alles so durch den Kopf gehen lässt, kommt man zu dem Schluss, dass ihr schon so einiges erlebt habt und auch schon etwas Höhenluft schnuppern durftet! Gibt es wirklich so einen großen Unterschied zwischen den kleinen Undergroundfischen und den großen Majorhaien? Dies kann man so nicht sagen. Es gibt durchaus Richtungen im Metal, wo sich auch etablierte Bands als Underground bezeichnen. Aber generell leider schon. Ich kann mich noch an eine Diskussion mit einer Person erinnern, die gesagt hat, sie geht auf keine Undergroundkonzerte, sprich wo Bands ohne Plattenvertrag spielen, weil die können ja nur scheiße sein, weil sie eben keinen Plattenvertrag haben. Ich denke mal, viele Leute, die Metal hören, wissen oft gar

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nicht, wie viele wirklich gute Bands es in Österreich und im Underground gibt, die keinen Vertrag haben. Anders kann ich mir nicht erklären, dass zum Beispiel in Graz Konzerte von Soulfly, In Flames, Children of Bodom oder jetzt Volbeat immer voll sind, und dann Undergroundshows im Explosiv mit wirklich guten Bands oft nur vor 50 Leuten stattfanden. Und die kennen sich auch noch alle. Wo sehen sich Perishing Mankind momentan angesiedelt? Im Underground! Ein Mann, ein Wort, dem zum Begriff Szene Folgendes einfällt. Na ja, der Begriff Szene engt immer so ein. Wenn man wie zum Beispiel wir melodischen Death Metal mit Punk oder Stoner Rock vermischt, zu welcher Szene gehört man dann? Death Metal? Metal? Wir haben im Laufe der Zeit auch mit vielen Punk- und Hardcore-Bands zusammengespielt, oft als einzige Metal-Band im Billing. Und eigentlich war das immer lässig, auf so gemischten Festivals zu spielen. Darum tu ich mir mit dem Szenebegriff auch schwer. Den Begriff Szene zu definieren, scheint nicht immer einfach zu sein. Auf meine Frage nach den steirischen Szeneexporten geht Gernot wie folgt ein. Also, ich glaub die einzig wirklich Erfolgreichen, ich mein jetzt international, sind Visions of Atlantis. Dann kommt mal länger nichts, und dann sind halt ein paar Bands, die es österreichweit und eventuell im nahen Ausland zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht haben. Dazu zähle ich unter anderem Darkfall, Outrage, Bloodfeast, Sole Method und Ekpyrosis. Bei den Black Metal-Bands wie Asmodeus, Sanguis und Hellsaw wird es wohl ähnlich sein, aber das kann ich nicht wirklich beurteilen. Ansonsten sehe ich es so, dass es in der Steiermark gute Bands, schlechte Bands, fleißige Bands und so weiter gibt. Unterstützt man als so umtriebige Band auch andere steirische Bands oder gehen die einem sprichwörtlich am Arsch vorbei? Ich denke, es ist wie im normalen Leben. Mit manchen Leuten kann man gut, mit manchen nicht. Das lässt sich eins zu eins auf Bands übertragen. Entweder es passt, oder halt nicht. Aber wir haben schon immer mit anderen Bands zusammengearbeitet, insbesondere mit Ars Moriendi und Eventide, jetzt The Crimson. Aber auch mit Bands aus Restösterreich haben wir einiges gemacht, wie Artas, Arcanum oder Lords of Decadence. Sprich gemeinsam Shows organisiert, sich gegenseitig Gigs zugeschanzt, wenn man einmal nicht spielen konnte. Gemeinsam fällt das Organisieren wesentlich leichter, und mit Ars

“Das Wichtigste war einfach, sich ein- bis zweimal die Woche zu treffen und an den eigenen Songs herumzufeilen und Spaß zu haben.” Moriendi hat es wirklich super geklappt, insgesamt 15 gemeinsame Konzerte in knapp 15 Monaten, eine kleine Tour durch Italien und jede Menge Spaß! Vom Spaß zum Bierernst! Der Metal an sich wird immer mehr von außen durchdrängt, sieht man dies bei Perishing Mankind als einen Plus- oder Minuspunkt? Eindeutig als einen Pluspunkt. Wir sind generell schon sehr vielschichtig in unserem Musikgeschmack, wo auch viele Sachen abseits von Metal gehört werden. Wir stehen auf Abwechslung und experimentieren daher auch gern mit fremden Stilmitteln, wir bauen diese Einflüsse auch in unsere Songs ein, wie der Ska-Punk-Teil bei „Sad Day“ oder auch Elemente und Songstrukturen aus Stoner Rock, Rock ’n’ Roll, Punk und Pop beweisen! Und nahtlos gehen wir über in den finalen Akt der Fragerunde! Wir sind gerade mitten im Aufnahmeprozess zu unserem dritten Album. Im Herbst sollte es dann über Noisehead Records herauskommen, und da werden wir dann auch wieder vermehrt live spielen. Somit sollte uns also ein sehr ereignisreiches Jahr 2009 in Sachen Perishing Mankind bevorstehen, und geneigte Fans dürfen sich sicher wieder auf einen Leckerbissen allerfeinster Tonkunst aus Österreich freuen! WEB www.perishingmankind.com | www.myspace.com/perishing_mankind


ROHSTOFF

“Patien Null”

Interviewpartner: Andreas Preininger

SUPERPLUS

AUS DEM

UHRTURM!

LINE-UP

Roland Almer (Gesang), Helmut Hofer (Gitarre), Andreas Preiniger (Bass), Peter Tödling (Gitarre), Andreas Markaritzer (Schlagzeug) Die bisherigen Gespräche führten wir mit mehr oder weniger traditionellen Metal-Bands, welche nicht allzu weit in fremde Gefilde vormarschieren wollen! Mein nächster Gesprächspartner wird hier wohl für etwas Auflockerung sorgen, da sich dessen Band auch in Metal-untypische Gewässer vorwagt! Schon seit über fünf Jahren geistern diese Benzinbrüder durch die Musiklandschaft Österreichs, und in letzter Zeit war die Band auch schon öfters im Ausland zu Gast, um unsere Nachbarn mit ihrem besonderen Soundgemisch aus Metal und Core oder Groove und Härte zu verwöhnen! Für Unwissende fasst Bassist Andreas Preininger die letzten Jahre der Bandgeschichte zusammen. Gegründet wurde die Band 2003, das aktuelle Line-Up besteht seit 2004. Seit Mitte 2004 spielten wir zahlreiche Gigs im In- und Ausland, unter anderem auch Supportgigs für Soulfly, Eminence, Megaherz oder Betzefer. Im September 2005 erschien unser erster Track „180 mutegrab“ auf dem „Austrian Underground Vol. I“-Sampler von PH-Music, unsere erste CD „Überdruck“ erschien im April 2006 ebenfalls bei PH-Music. Im November 2008 brachten wir unsere aktuelle EP „Patient Null“ heraus, auf der drei der vier Nummern von Wolfgang Czeland (Produzent von Papermoon, Ausseer Hardbradler, Flow Bradley usw.) und ein Song von Peter Fritz (Produzent unseres ersten Albums, bekannt durch das Studio 66 und Sole Method) aufgenommen und produziert wurden. Diese Erfolgsstory liest sich meiner Meinung nach schon ganz gut, doch wie sieht man dies bei den Rohstofflern selbst? Erfolg ist für uns, wenn wir Songs schreiben, hinter denen wir stehen und die wir auch gerne hören. Dazu gehört der „bandinterne“ kreative Prozess ebenso dazu, wie diese Songs auf der Bühne zu präsentieren und auf Tonträger zu veröffentlichen. Weitere Erfolgskriterien der Band erfahren wir wenig später. So gesehen ist jeder neue Song, jedes Konzert und jedes aufgenommene Album ein Erfolg für uns! Den österreichischen Musikmarkt sieht man im Hause Rohstoff recht unkompliziert! Wenn man den österreichischen „Markt“ betrachtet, sind wohl alle Bands der härteren Schiene als „Underground“ zu bezeichnen. Ansonsten halten wir nicht viel von Titulierungen jeglicher Art! Und wie seht ihr euch selber? Als Band, die aus fünf Leuten besteht, die ihre Ideen gemeinsam in Songs verpacken. Sind Rohstoff ein Teil einer sogenannten Szene?

“Erfolg ist für uns, wenn wir Songs schreiben, hinter denen wir stehen, und die wir auch gerne hören.”

Gute Frage! Da haben wir uns noch keine Gedanken darüber gemacht! Macht man sich Gedanken über die steirische Szene im Speziellen? Die steirische Metal-Szene braucht sich österreichweit, aber auch international nicht zu verstecken, es gibt haufenweise gute Bands. Leider fehlt es an Leuten aus der Musikbranche, die genug Eier haben, diese Bands auch zu fördern! Fördert oder unterstützt ihr steirische Bandbekanntschaften? Ob man es Unterstützung nennen kann, weiß ich nicht, wir kennen halt viele Bands aus der „Szene“, schauen uns ihre Konzerte an und machen öfters Gigaustauschgeschichten! Verlassen wir die österreichischen Gefilde und werden etwas internationaler! Global gesehen wird die Musikrichtung Metal immer vielschichtiger, gut so oder eher weniger? Vielschichtigkeit ist auf alle Fälle immer positiv! Da wir alle mehr oder weniger aus verschiedenen Musikrichtungen kommen, sind wir es gewohnt, uns auf alle möglichen Metal-Stile und Musikgenres „einzulassen“. Im Endeffekt zählt doch nur, ob ein Song gut ist oder nicht, da spielt die Musikrichtung nicht wirklich eine Rolle. Gut gesprochen! Was gibt es noch auf die Leser loszulassen? Bei Musik gilt eigentlich das Gleiche wie bei Gemüse: Kauft mehr EINHEIMISCHE Sachen, haha!!! Diese Worte kann man den Lesern wirklich nur noch einmal ans Herz oder Ohr legen, denn nicht immer muss man alles Gute in der weiten Ferne suchen! Manchmal lässt sich so manche Perle auch direkt vor der Haustüre finden! WEB www.rohstoff.tv | www.myspace.com/rohstoff

EREBOS

“Descent”

Interviewpartner: Paul Heitzer

MURAUER,

REIN DAS

BESTE!

LINE-UP

Baby (Gesang), Paul (Gitarre), Blumi (Bass), Pilani (Gitarre), Gerry (Schlagzeug) Anno 2003 bin ich diesen Jungs auf dem Kaltenbach Open Air mehr oder weniger in den Grill gelaufen, aber auch noch andere Anekdoten folgten dieser unheilschwangeren Begegnung auf dem Spitaler Metal-Berg! Doch neben Unheil sollte sich aus dieser Begegnung auch noch eine gesunde Bierfreundschaft entwickeln, und was gibt es Schöneres, als wenn sich eingefleischte Brauerei zu Göss-Fans in Form meiner bierdurchtränkten Persönlichkeit und Bierdegen der nicht allzu weit entfernten Brauerei zu Murau so blendend verstehen? Richtig, eigentlich fast nichts! Eventuell noch die feine Historie des Erebos-Haufens rund um Gitarrist Paul Heitzer! Die Band entstand im Sommer 2002 durch Pilani, Paul und Gerry. Aus regelmäßigen Trinkgelagen und natürlich Spaß an der Musik bzw. Metal wurden Trinkgelage mit musikalischer Untermalung. Wir verlegten die Tagungen in eine Garage und begannen zu jammen. Nach-

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dem niemand mehr „Feasting the blood of the insane“ (Six Feet Under-Song, Anmerkung des Verfassers) hören und spielen wollte, schrieben wir eigene Lieder. Wir wollten vorerst keine Band gründen, sondern einfach zusammen Metal machen. Durch die Rekrutierung der anderen Mitglieder Blumi, Baby und Roli wurden wir dann doch eine Kapelle und nahmen 2003 unser erstes Demo auf. Was ist die Erebos’sche Definition von Erfolg? Für uns ist Erfolg, wenn wir auf der Bühne stehen und merken, dass die Songs und der Gig beim Publikum gut ankommen. Es gibt nichts Geileres für eine Band, als zu spüren, wie richtig Stimmung aufkommt. Der Zusammenhalt innerhalb der Band und die Freude an der Musik sind natürlich auch enorm wichtig, was bei uns aber durch die jahrelange Freundschaft sowieso gewährleistet ist. Ein weiterer Aspekt für Erfolg ist auf jeden Fall mit namhaften Bands die Bühne zu teilen und sich auf längere Sicht einen guten Ruf aufzubauen. Was waren der Band größte Erfolge in Bezug auf diese Definition von Erfolg? Auf jeden Fall das Kaltenbach Open Air 2007. Als wir am Freitag auf die Bühne gingen und einen Blick ins Publikum riskierten. „Scheiße, san do vü Leit!“. Dass sich um diese – für einen Festivalbesucher doch eher unchristliche – Zeit gegen 14.00 Uhr doch so viele Besucher vor der Bühne versammelten, war echt genial. Unsere Auftritte im Endorphin (R.I.P.) in Treibach waren auch jedes Mal ein voller Erfolg, und natürlich auch die Gigs als Support von Grave und Vital Remains. Und letztendlich, wenn wir die frischen Pakete aus dem Presswerk aufreißen und unsere Alben das erste Mal in der Hand halten. Das fertige und presswerkfrische Album in den Händen zu halten, muss wohl wirklich für jeden Musiker ein besonderes Ereignis sein! Ist es hier egal, ob noch der Underground grüßen lässt? Grundsätzlich sollte man sich durch den Ausdruck „Underground“ nicht einschränken lassen. Es sind einfach Bands. Und als weniger bekannte Band hat man natürlich auch ordentlich zu schuften, um nach oben zu kommen. Alben und Merchandise müssen wirklich noch eigenhändig an den Mann oder die Frau gebracht werden, und die

wir einmal im Jahr, in Scheifling im Bezirk Murau, Bands zum Mairockfestival ein, bei dem das Line-Up am ersten Tag uns obliegt. So können wir befreundeten Combos die Möglichkeit geben, auch einmal in unserer Gegend aufzugeigen. Zusammenhalt und Unterstützung innerhalb der Szene sind wichtig, denn es erleichtert die Arbeit und bietet, wie gesagt, viele neue Möglichkeiten. Noch ein paar Wörter zu Metal im Allgemeinen. Steht ihr Neuerungen skeptisch gegenüber oder seid ihr eher Toleranztiere? Es wird immer etwas Neues geben und es ist wichtig, dass sich auch der Metal weiterentwickelt und sich immer mehr Stilrichtungen auftun. Dadurch bleibt Metal auch interessant. Sicherlich hätte man sich die eine oder andere Stilentwicklung, wie zum Beispiel Nu Metal, schenken können, doch wenn diese Richtung seine Anhänger findet, wieso nicht! Toleranz gegenüber anderen Richtungen und Musikgenres ist notwendig und für uns überhaupt kein Problem, jede ehrliche Musik hat ihre Berechtigung. Zum Glück ist die Wahl des bevorzugten Musikgenres jedem selbst überlassen. Der Abschied fällt kurz und schmerzlos aus! Danke fürs Interview, Grüße und Prost! Ein gesundes Prost ist immer ein passender Abschluss, deswegen bleibt mir nicht viel mehr übrig, als euch die bisherigen Veröffentlichungen der Obersteirer wärmstens zu empfehlen und euch zu raten, sie euch auch mal live zu Gemüte zu führen! WEB www.erebos.at | www.myspace.com/styrianmdm

INTERREGNUM

“Und als weniger bekannte Band hat man natürlich auch ordentlich zu schuften, um nach oben zu kommen.” einzige Werbung sind die Gigs. Mit etwas Unterstützung von Printmedien geht es dann etwas einfacher, aber das kostet dann meistens eine Kleinigkeit. Die Werbung und Unterstützung von Onlinemagazinen darf natürlich nicht vergessen werden, doch muss man hier ständig irgendwelche Neuigkeiten oder Infos auswerfen, um nicht in den unendlichen Tiefen des Internets zu versinken! Der Mann scheint zu wissen, wovon er spricht! Dennoch verlieren bei Erebos auch andere Werte nicht an Bedeutung! Wir sind eine Combo, der Freundschaft und die Freude an der Musik zugrunde liegt. Wir versuchen natürlich uns laufend weiterzuentwickeln, aber das Wichtigste ist, nie den Spaß an der Sache zu verlieren. Nachdem ich mir die ersten Tränen aus den Augen gewischt habe und noch schnell einen kräftigen Schluck Gösser-Bier zu mir nehme, beantwortet Paul noch schnell die Frage, ob sich Erebos einer Szene angehörig fühlen! Ja, auf jeden Fall. Jede Band, die irgendwie in der Szene herumgurkt, gehört dazu. Die steirischen Bands sieht man in Murau jedenfalls vorne dabei! Die Steiermark ist anscheinend ein guter Nährboden für Metalbands. Die eine oder andere Band hat es auch schon zu einem Plattendeal geschafft und ist über die österreichischen Grenzen hinaus bekannt. Es ist super, dass es einige geschafft haben oder dabei sind, einen großen Schritt nach vorn zu machen. Unser Bundesland beherbergt ja doch einige namhafte Bands, obwohl man natürlich auch die anderen Bundesländer nicht vergessen darf. So versucht man befreundeten Bands auch etwas unter die Gitarren zu greifen. Einerseits versuchen wir, unsere eigenen Erfahrungen mit anderen, vielleicht sogar jüngeren Truppen zu teilen, und andererseits laden

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“Bloodlust”

Interviewpartner: Johannes Eibel

VON WIKINGERN

UND

TRINKHÖRNERN!

LINE-UP

Johannes Eibel (Gesang), Christian Klug (Gitarre), Robin Gutmeyr (Gitarre), Matthias Krainer (Schlagzeug) Auch in Österreich und der Steiermark hat der Kult rund um das Wikingerzeitalter Einzug gehalten und ist thematisch ohnehin aus der heutigen Metal-Landschaft nicht mehr wegzudenken! Auch in Graz hat sich eine noch recht junge, aber nicht minder ambitionierte Band namens Interregnum formiert, um sich voll und ganz den Brauchtümern und Mythen der alten Nordmänner zu widmen! Was es damit auf sich hat, darüber berichtet uns Sänger Johannes Eibel. Wir sind eine Viking Death Metal-Band aus Graz. Unsere Einflüsse reichen von überall her. Unsere Texte handeln von Schlachten und der Nordischen Mythologie. Untermalt werden sie von eingängigen Riffs, hymnischen Melodien und brachialem Gesang. Da uns die Nordische Mythologie sehr interessiert und das Genre Viking Metal in Österreich eher selten ist, dachten wir uns einfach etwas dagegen zu machen. Sprich Interregnum wollen die Nordische Mythologie mit Hilfe ihres Viking Death Metal in unseren Breitengraden etwas salonfähiger machen, wie erfolgreich war dieses Unterfangen bisher?


Die Leute sollen Spaß bei unseren Konzerten haben und natürlich wir auch. Geld spielt für uns dabei eine zweitrangige Rolle. Erfolg ist es, wenn man Konzerte spielt, wo man vorher nie war, und die Leute trotzdem abgehen, auch wenn sie die Band nicht kennen. Dadurch wird man eben auch bekannter. Was waren bis dato eure größten Erfolge als Band? Unsere Albumproduktion „Bloodlust“, das Musikvideo zu „Storm Of The Ancient“ und in Zukunft Headliner am Wacken Open Air und Kaltenbach Open Air! Da hat man im Wikingerlager Interregnum ja noch viel vor! Aufgrund der doch noch recht übersichtlichen Vergangenheit würde man die Band durchaus noch dem Underground zurechnen wollen, sieht man sich deshalb auch automatisch weniger etabliert? Nein, es hängt davon ab, was man daraus macht. Sieht man sich bei Interregnum auch Teil einer sogenannten Szene? Natürlich! Wie man diese und die eigene Position definiert, erklärt der Sänger folgendermaßen. Wir zählen uns zum Bereich Viking Death und sehen uns als rare Metalware innerhalb Österreichs. Sehr viele Bands gibt es leider nicht, die diese Richtung verfolgen. Unsere Favoriten sind Heathen Foray, Ver-

“Wir zählen uns zum Bereich Viking Death und sehen uns als rare Metalware innerhalb Österreichs.” reck Attack und Agonys Despair. Doch wie steht es um das eigene Engagement und die Unterstützung von anderen Bands? Natürlich versuchen wir auch andere Bands zu unterstützen. Wenn wir Konzerte organisieren, suchen wir auch immer Bands, die gerne mitspielen wollen. Wir haben auch viele positive Erfahrungen diesbezüglich gemacht. Die Stilrichtung Metal und seine Fans werden immer vielschichtiger! Ist diese Entwicklung eher ein Plus- oder Minuspunkt? Auf jeden Fall ein Pluspunkt, da wir ja auch eher vielschichtigeren Metal machen. Privat hören wir ja auch verschiedenste Genres. Nicht nur Metal! Hauptsache, Musik kommt vom Herzen! Die letzten Worte sind an euch Leser gerichtet! Bow Your Head For The Nordic Force! Wir spielen mit Wolfchant am 15.05. in Wien, Viper Room, und am 16.05. in Graz, Postgarage! Ein wenig Eigenwerbung gehört doch dazu, haha! Ein neues Album wird dieses Jahr auch noch erscheinen, wenn alles gut geht! Na dann hoch die Hörner! SKÒL! Dem schließe ich mich natürlich gerne an, poliere noch schnell mein (Trink-)Horn und schenke einen kräftigen Schluck Honigwein nach! WEB www.interrgnum.at | www.myspace.com/interregnummetal

PLENTY SUFFERING

“Sou.Net”

Interviewpartner: Michael Wagner

ENDE

DER OSTSTEIRI-

SCHEN

EISZEIT? LINE-UP

Mario Fürntrat (Gesang), Ulrich Krispel (Gitarre), Alexander Weber (Bass), Markus Schröck (Gitarre), Michael Mittendrein(Schlagzeug), Michael Wagner (Keyboard) Musste ich beim letzten Gespräch noch etliche Hörner gen Odin recken, so muss ich diesmal wohl eher zum gepflegten Weinglas greifen! Denn nun kommen wir vom Hohen Norden des Grazer Beckens zu den oststeirischen Weinhügeln oder zumindest so ähnlich gestaltete sich der Schwank hin zu einer Band, deren Geschichte von vielen Höhen und Tiefen geprägt wurde! Wie es momentan um die oststeirischen Weinkenner Plenty Suffering bestimmt ist, erzählt uns Keyboarder Michael Wagner. Wir sind eine steirische Melodic Death/Thrash Metal-Band, die seit 1997 im Underground mal mehr, mal weniger aktiv ist. Vor allem Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre haben wir uns in Ostösterreich durch viele Auftritte und drei Tonträger einen gewissen Bekanntheitsgrad erspielt. Aus familiären und beruflichen Gründen hat die Band in den letzten Jahren kaum aktiv an der Szene teilgenommen und war auch teilweise auf Eis gelegt. Im letzten Jahr sind wir wieder in den Proberaum zurückgekehrt und bereiten uns auf Auftritte im Frühjahr 2009 vor. Gegründet haben wir die Band damals aus Freundschaft und der gemeinsamen Leidenschaft „Metal“. Mir scheint, als ob die Band zu Beginn des neuen Jahrtausends doch schon einigen Erfolg auf diversen Shows zu begießen hatte, oder? Erfolg definiert sich für die meisten über Verkaufszahlen, Größe oder Anzahl der absolvierten Konzerte. Ob das für die jeweilige Band wichtig ist, ist eine andere Sache. Für uns zählt neben der Freude am Musikmachen und dem Zusammenhalt innerhalb der Band auch jede positive Reaktion von unseren Fans, deren Begeisterung und auch unsere Freude am Live-Spielen. Wenn es uns Spaß macht, und positive Reaktionen tragen dazu bei, dann sind wir erfolgreich. Viele Platten zu verkaufen, ist zwar auch ganz schön, kann aber, wenn man das ganze als Hobby betreibt, sicher nicht im Vordergrund stehen. Ohne mich zu Wort kommen zu lassen, fährt der Keyboarder unbeirrt mit seiner Definition von Erfolg fort! Jeder Auftritt beziehungsweise jede Veröffentlichung mit positiven Resonanzen ist für uns ein Erfolg. Wenn wir begeistert über einen eigenen neuen Song sind, ist das ein Erfolg. Wenn es einfach Spaß macht, ist das ein Erfolg! Die größten „greifbaren“ Erfolge waren zwei gewonnene Bandwettbewerbe, drei fertiggestellte Alben, mit denen wir auch jetzt noch zufrieden sind, und natürlich die Teilnahme an einigen größeren Festivals. Die Erfolgsgrenze zwischen Underground und Etablierung sieht Michael eher gelassen, wenn nicht sogar als überflüssig. Hängt davon ab, ob man eine Band, die so etabliert ist wie diverse Szenegrößen, überhaupt noch zum Underground zählen kann. Da wird aber wohl jeder für sich eine Grenze ziehen. Es gibt sicher kein exaktes „die Band ist Underground“- und „die Band ist es nicht“-Muster! Abgesehen davon, ist das scheißegal, oder nicht? Wahrscheinlich schon, manche mag es dennoch zu interessieren! Doch wo sieht man die eigene Band? Als Underground! Sofern das nicht der vorigen Antwort widerspricht, hehe! Verwurzelt in einer gewissen Szene? Ja, wenngleich weniger aktiv als andere Bands. Dennoch hat man auch eine gewisse Meinung zur selbigen! Jede Region und jedes Bundesland hat wohl ihre „local heroes“, die in anderen Regionen mehr oder weniger bekannt sind. Ob steirische Bands in anderen Bundesländern besonders hervorstechen, kann man so wohl nicht sagen. Das wird wohl an der Band an sich und nicht am Bundesland, aus dem sie kommt, liegen. Unabhängig von den wenigen international erfolgreichen österreichischen Bands gehören im eigenen Land wohl Darkfall, Outrage, Asmodeus, Perishing Mankind oder Sole Method zu den bekannteren Steirern! Zumindest was jetzt den Death-, Thrash- oder Black-Bereich betrifft.

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Gibt es auch Unterstützung für andere Bands seitens Plenty Suffering? Soweit das möglich ist, ja. In letzter Zeit waren wir in jeder Hinsicht aber aus den oben erwähnten Gründen kaum in der Szene aktiv! Für viele Szeneapostel mag die Entwicklung innerhalb des Metals wenig Positives beinhalten, doch nicht jeder teilt diese Ansicht! Man sollte schon über den Tellerrand blicken und sich auch mit anderen Stilen beschäftigen. Wenn man sich nur mit einem Genre

“Wenn man sich nur mit einem Genre oder vielleicht sogar nur mit einem Subgenre beschäftigt, wird das wohl etwas eintönig” oder vielleicht sogar nur mit einem Subgenre beschäftigt, wird das wohl etwas eintönig. Vor allem als Band besteht die Gefahr, wenn man zu eindimensionale Einflüsse verarbeitet, dass man zur Kopie wird. Die Mischung macht es aus! Volksmusik, Schlager, Teenie-Pop und dergleichen sind aber sicher ein Graus, Finger weg! Was gibt es sonst noch zu sagen? Ab April geht’s wieder los!!! Termine und Details demnächst auf unserer Website. Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen und viel Spaß bei unserem Comeback! Somit scheint das Eis auch in der Oststeiermark langsam wieder zu tauen und eine der wohl interessantesten Bands dieser Region wird wieder zum Leben erweckt! WEB www.plentysuffering.com | www.myspace.com/plentysuffering1

EKPYROSIS

“All You Can Eat”

Interviewpartner: Mario Scheiber

W E LT E N B R A N D

MAL ANDERS!

LINE-UP

Christian Gruber (Gesang und Gitarre), Thomas Prethaler (Gesang und Bass), Mario Scheiber (Gitarre und Gesang), Richard Edlinger (Keyboards), Helmut Winter (Schlagzeug)

schöne Akustikpassagen. Die Texte reichen von bizarr surrealistisch bis zeitbezogen sozialkritisch und wir sind fünf Musiker namens Christian Gruber (Gesang und Gitarre), Thomas Prethaler (Gesang und Bass), Mario Scheiber (Gitarre und Gesang), Richard Edlinger (Keyboards) und Helmut Winter (Schlagzeug). Die Definition von Erfolg ist zumeist unterschiedlich und liegt im Auge des Betrachters! Wie sieht dies der Gitarrist der Band? Erfolgreich ist man, wenn man sich selbst treu bleibt und als Band zusammenhält. Wenn dann mit dieser Einstellung auch noch ein Plattendeal und Konzerte dazukommen, ist das natürlich toll. Konzerte und Plattendeal scheinen für die Band ja nichts Neues zu sein! Wie definiert man Erfolg noch? Nach unserer Definition von Erfolg kann man hier die stabile Bandbesetzung anführen sowie auch das bereits 20-jährige Bestehen der Band. Weiters sehen wir unser letztes Werk, unser Doppelalbum „All you can eat“, als Erfolg an, weil es doch ungewöhnlich ist, ein Dop-

“Erfolgreich ist man, wenn man sich selbst treu bleibt und als Band zusammenhält.” pelalbum zu veröffentlichen! Was uns jedoch nicht davon abhielt, es trotzdem zu machen und unser eigenes Ding durchzuziehen. Als erfolgreiche Support-Gigs können Konzerte mit Deep Purple, Kreator, Sonata Artica, Metal Church und Paul Di’Anno genannt werden. Andere Highlights waren eine Promotiontour durch Venezuela, eine weltweite Veröffentlichung des Albums „Grey“, die Auftritte am Donauinselfest 2004 und 2007 sowie über 100 Konzerte in Österreich. Auf alle Fälle scheint die Karriereleiter immer schneller emporgestiegen zu werden, doch wie definiert sich die Band inzwischen selbst? Wir sehen uns als etablierte Undergroundband. Weniger etabliert als diverse Szenegrößen? Wenn sich hier etabliert auf Albenverkäufe und Live-Konzerte bezieht, dann auf jeden Fall! Sind Ekpyrosis Teil einer Szene? Wir sehen uns als Teil der Musikszene. Und wo sieht Mario die steirischen Bands innerhalb dieser Musikszene? Die steirischen Metal-Bands sind in der österreichischen Szene sehr stark vertreten, weil sie großteils sehr gute Qualitätsware abliefern! Unterstützt Ekpyrosis auch andere steirische Bands? Wir unterstützen andere durch Austauschkonzerte und gegenseitigen Besuch der Konzerte. Metal wird immer vielschichtiger! Ist dies eher als Pluspunkt oder Negativpunkt zu betrachten? Das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt! Was gibt es sonst noch zum Loswerden? Man sieht hier wieder, dass es viele gute steirische Bands gibt und es schade ist, dass die großen Medien nicht darauf reagieren. Denn weiterhin wird mehr Geld in „Starmania“ und Interpreten investiert als in Musiker und handgemachte Musik! In Anbetracht dessen, dass erst wieder vor wenigen Wochen eine weitere Staffel dieser Verblödungssendung unter Mithilfe eines gewissen Herrn einer Wiener Band zu Ende ging, darf mir an dieser Stelle doch die Frage erlaubt sein, wohin uns das Ganze noch führen wird! Manche machen es eben für Geld, andere aus Idealismus und Liebe zur Musik! Das muss jeder für sich selber entscheiden! WEB www.ekpyrosis.com | www.myspace.com/ekpyrosismusic

Dieser Brucker Metal-Export ist wohl das dienstälteste Pferdchen im steirischen Stall, galoppiert jedoch noch immer genauso schnell wie am ersten Tag, wenngleich auch etwas gereifter! Die Band, deren Name in der Philosophie als Weltenbrand gedeutet wird, ist nun bereits seit über 20 Jahren aktiv, hat vor kurzem ihr letztes Album „All you can eat“ veröffentlicht und war bei diesem Special natürlich unumgänglich! Zu Beginn soll euch Gitarrist Mario Scheiber die Band etwas näher bringen! Wir sind Ekpyrosis aus Bruck an der Mur und spielen Metal-Musik mit vielen verschiedenen Einflüssen wie eben ausgeklügelte Arrangements, harte Power-Riffs, mehrstimmiger Gesang und melancholisch

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SANGUIS

“Ascension”

Interviewpartner: Umbra

IM ZEICHEN

DES

BLUTES

und zwei Gründungsmitglieder von Sanguis nun bei Hellsaw aktiv sind, kann man wohl von gegenseitiger Unterstützung sprechen. Gut, manche würden dies eher als ein sich drehendes Besetzungskarussell oder Bandunzucht nennen, aber was fällt dem Stimmbandquäler zum Thema Vielschichtigkeit im Metal ein? Vielschichtigkeit sehe ich als absoluten Pluspunkt, solange das Ergebnis nicht in wilde Experimente ausartet. Letzte Worte? Danke für das Interview! Wir sehen uns wohl hoffentlich alle am besten österreichischen Festival, dem Kaltenbach Open Air in der Steiermark! Dies bleibt natürlich zu hoffen, da Sanguis auch ein Teil des diesjährigen Billings sein werden und auf alle Fälle wohl einmal mehr eine gute Show auf die Bretter zaubern werden! Aber nicht nur die Live-Qualitäten der Band sprechen für selbige, auch deren neues Album verdient allemal eure Aufmerksamkeit!

LINE-UP

Umbra (Gesang), Necrodeath (Gitarre), Azazel (Gitarre), Azahel (Bass), Malthus (Schlagzeug)

Dass man in Bruck an der Mur nicht nur weiß, wie progressiver Heavy Metal zu klingen hat, beweisen seit längerem Sanguis! Ohne jeden Zweifel zählt diese Band inzwischen zu den bekanntesten Black Metal-Pionieren der grünen Mark und nach ihren bisherigen Veröffentlichungen scheint dies auch mehr als nur berechtigt zu sein! Mein Gegenüber nennt sich Umbra, seines Zeichens Sänger der Obersteirer, und lasst uns doch gleich ohne Umschweife mit einer kurzen Vorstellung der Band beginnen. Ave! Sanguis sind nun schon seit einigen Jahren Teil der österreichischen Szene, wir haben drei Alben veröffentlicht, das neueste Werk „Ascension“ ist letzten Mai herausgekommen. Unsere Ambitionen waren, einfach gute Musik zu machen und diese auf Platte zu bannen beziehungsweise live zu spielen. Dies scheinen mir doch eher alltägliche Bandansprüche zu sein, auch beim Thema Banderfolge zeigt sich der Sänger eher wortkarg. Alben veröffentlichen zu können und die eigenen Werke auf diese Weise und natürlich auch live präsentieren zu können, das ist Erfolg! Vor allem wenn gute Reaktionen in Form von positiven Kritiken und lautstarker Unterstützung bei Konzerten zurückkommen. Manchmal muss man eben etwas tiefer bohren, um auf Öl zu stoßen! Was waren ganz spezielle Erfolge der Band Sanguis? Konzerte in mehreren Nachbarländern wie zum Beispiel Deutschland, der Schweiz, Ungarn oder Slowenien gespielt zu haben. Bringt es nur Nachteile mit sich, eine Undergroundband zu sein? Glaube ich nicht. Im Moment habe ich eher das Gefühl, dass gewisse Bands bewusst als „Underground“ eingestuft werden, um interessan-

“Wir sind Teil der kleinen, aber feinen österreichischen Metal Szene” ter zu wirken, und sich im Gegenzug besser verkaufen. Wie definieren sich Sanguis? Melodischer Black Metal aus Österreich. Seht ihr euch einer Szene zugehörig? Das ist eigentlich kein Punkt, über den wir uns sonderlich den Kopf zerbrechen. Wir sind Teil der kleinen, aber feinen österreichischen Metal-Szene. Kommen wir von der österreichischen Szene auf die steirischen Exponate zu sprechen! Was denkst du über die steirischen MetalKollegen? Die Steiermark ist sicherlich ein Bundesland mit sehr vielen guten Bands. Unsere persönlichen Favoriten sind Asmodeus, Hellsaw und Darkfall. Beteiligen sich Sanguis auch in irgendeiner Form von gegenseitiger Unterstützung am Szeneleben? Da mehrere unserer Mitglieder bei Asmodeus tätig sind oder waren

WEB www.sanguis.at | www.myspace.com/sanguisaustria

V E R R E C K AT TA C K

“Alone Against All”

Interviewpartner: Hannes Trummer

VO M SAU S TA L L

AUF DIE

SHOWBÜHNE!

LINE-UP

Hannes (Gesang, Gitarre), Stefan (Gesang, Bass), Werner (Drums) Schräg, anders, Verreck Attack! Was schon beim Bandnamen beginnt, wird ohne Kompromisse bis an die Spitze der Polarisierung getrieben! Hier werden urtümliche steirische Traditionen mit typischen Metal-Klischees vermischt, dass es schon fast auf keine Kuhhautlederhose mehr geht! Ob diese Mischung auch wirklich gut mundet, muss jeder für sich selbst entscheiden! Fest steht, dass sich immer mehr steirische Metal-Fans für die Band begeistern können, und ob dieses Phänomen auch bald auf ganz Österreich, ganz Europa oder die ganze Welt überschwappen wird, erzählt euch Gitarrist und Sänger Froass! Hi! Wir, Froaß, Hirschi und Stefan, sind Verreck Attack aus Kirchbach und unseren Stil bezeichnen wir als „Gnackwatschn Metal“! Unser eigenes Gebräu aus Death, Black, Thrash und Heavy Metal. Diese Band wurde gegründet, um eine Menge Spaß zu haben, unsere Gefühle in Songs zu packen, viele kritische Dinge anzusprechen und die eigene Meinung zu vertreten. Dabei aber trotzdem nicht alles überernst zu nehmen und Bier zu tanken! Da wir alle drei aus bäuerlichem Umfeld stammen, wollen wir zeigen, dass auch „Bauernbuam“ ordentlich Gas geben können! Und so wird live, ganz unseren Roots entsprechend, sympathisch in Tracht, Arbeitsoveralls und zünftigen Lederhosen gekleidet in Ärsche getreten! Diese Mischung klingt durchaus vielversprechend und scheint zumindest in unseren Breitengraden etwas Neues zu sein! Doch

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bringt dies auch Erfolg mit sich oder wie definiert man Erfolg auf dem Verreck’schen Bauernhof? Hm, ein Plattendeal, Label oder Manager, das wäre schon nicht schlecht, spielt es aber für die wenigsten steirischen Metal-Bands. Wenn doch, wäre dies natürlich ein großer Erfolg. Der Kontakt zu anderen Bands hat für uns einen großen Stellenwert! Je mehr Kontakte, desto mehr Gelegenheiten ergeben sich, um gemeinsam neue Gigs auszumachen und zu spielen und noch mehr Freundschaften entstehen. Der Zusammenhalt der Bands untereinander ist eine tolle Sache und zeigt auf, dass eine Gemeinschaft gelebt wird, und das ist ein persönlicher Erfolg für uns. Wenn zu unseren Konzerten viele Leute kommen, wenn eine rege Nachfrage nach der Band besteht, man viele Gigs spielen kann, dem Publikum die Musik gefällt, man sein Merchandise und seine Alben an den Mann oder die Frau bringt, das ist ein Erfolg! Der Zusammenhalt innerhalb der Band ist uns enorm wichtig! Eine Band ist wie die Ehe! Aber im Ernst, bei uns muss es auf der menschlichen Ebene voll hinhauen. Eine Band, wo nur Egomanen sind, kann unserer Meinung nach nicht existieren. Was hilft es, Musiker zu haben, die zwar sehr gut spielen, mit denen man aber nicht auskommt. Das kann auf Dauer auch nicht gut gehen. Die Fantreue ist uns auch total wichtig. Je mehr Fans, desto besser und man wird bekannter als Band. Es soll von unserer Seite aus kein Fan vergessen werden. Bei MySpace wird jedem zurückgeschrieben und sich für die Anfrage bedankt, und alle Gästebucheinträge werden beantwortet. Das ist oft viel Arbeit, aber es ist uns total wichtig. Uns gefällt es ja auch total, wenn wir Lob und Kommentare bekommen

“Da wir alle drei aus bäuerlichem Umfeld stammen, wollen wir zeigen, dass auch Bauernbuam ordentlich Gas geben können!” und das geben wir auch gerne zurück. Eine erfolgreiche Band zeichnet sehr viel Fleiß, Sympathie, gute Songs, Originalität, gute Mundpropaganda, Medienpräsenz und auch natürlich viele Gigs aus! Im Gegenteil zu seinem Vorredner Umbra von Sanguis entpuppt sich der Jungbauer als wahre Quasselstrippe und setzt an zur nächsten Wortsalve in Form der bisherigen Banderfolge! Eine Supportshow für Pungent Stench und Die Hinichen oder eine Headlinershow beim Grenzenlos Festival an der ungarischen Grenze vor 4000 Leuten! Wir wurden bis jetzt überall gut aufgenommen und hatten gutes Feedback! Wir pflegen gute freundschaftliche Kontakte zu vielen Bands in Österreich, und es besteht eine rege Nachfrage bezüglich Konzerten! Wir haben gute Albenverkäufe und alle 500 Stück unseres letzten Albums sind ausverkauft! Wir konnten bis jetzt zwei Musikvideos drehen und wir besitzen einen großen Wiedererkennungswert! Das Ganze liest sich ja schon mal nicht so schlecht, manche Bands würden hier vor Neid erblassen, seht ihr euch als verhältnismäßig kleine steirische Band weniger etabliert? Hm, würden wir nicht sagen. Eine große Band mit Management und Label im Rücken spielt natürlich öfter wo, ist auf Tour und hat natürlich viel mehr Publicity. Eine Undergroundband kann aber trotzdem sehr bekannt und etabliert sein, aber halt mehr im kleineren Raum! Wie definiert sich die Band selbst? Wir sind eine Undergroundband. Unsere Texte sind eindeutig Weltverbesserer- und Revoluzzertexte, handeln aber auch von Trauer, Schmerz und Enttäuschung. Auch lustige Songs sind mit dabei. Wir sind zu 100 % wir! Wir machen, was wir wollen und nur wie es uns taugt. Wir können auch über uns selbst lachen, was wir sehr wichtig finden. Dadurch, dass wir auch viel Witz auf der Bühne einbringen, viel mit Leuten quatschen, viel Werbung durch Zeitungsberichte bekommen und auch Shows auf Rock-Festen oder in Lokalen spielen, sind wir aber auch der breiten Masse und der Normalbevölkerung bekannt. Was sicher nicht schlecht ist, so wird man von den Einheimischen nicht als totaler Menschenfresser und Satanist gesehen, sondern man wird wirklich anerkannt und oft auf die Band angesprochen. In Feldbach regiert der Punk, Ska, Emo und Techno! Wir

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sind die einzige härtere Metal-Band aus dem Bezirk Feldbach. Die Leute schimpfen aber nicht über uns, sondern schätzen uns. Das war nicht immer so! Raw (ein inzwischen beendetes Zweitprojekt meines Interviewpartners, Anmerkung des Verfassers) hatte einen schweren Stand im Bezirk. Mit Verreck Attack waren wir von Anfang an respektiert! Und dass sind wir sicher nur, weil wir eben sehr viel Arbeit und Freizeit in die Band stecken und so viel Kontakt zu anderen haben. Diese Aussagen lassen auf ein sehr breites Fanspektrum schließen! Fühlt sich die Band trotz allem einer gewissen Szene zugehörig? Ja, auch wenn wir mit unserem Outfit auf den 1. Blick sicher die Augenbrauen mancher konventionellen Metaller hochschnellen lassen, so ist die Musik 100 % Metal. Wir zählen uns zur Thrash-, Heavy- und Death Metal-Szene! Wo steht die steirische Bandauswahl innerhalb Österreichs? Die steirische Szene ist sicherlich sehr groß. Laut unserer Einschätzung kommen aus der Steiermark die meisten Bands österreichweit. Somit finden wir, dass die Steiermark führend ist und sehr gute Bands hervorbringt. Die Tiroler, Wiener und Salzburger Szene soll auch nicht so klein sein. Zu unseren Favoriten zählen Bands wie Outrage, Plenty Suffering, Darkfall, Cremation, Bloodfeast, Hellsaw, Autumn Clan und Perishing Mankind. Wie sieht es mit gegenseitiger Unterstützung im steirischen Blätterwald aus? Natürlich, Zusammenhalt ist doch das Wichtigste. Nichts fuckt uns mehr an, als wenn eine Band meint, alles müsse sich nur um sie drehen! Nur durch Zusammenhalt kann etwas Starkes entstehen und es macht ja auch verdammt viel Spaß, immer wieder neue Kontakte zu knüpfen, zusammen etwas zu organisieren und andere Locations kennenzulernen! Alles wird auch im Metal immer vielschichtiger! Ist diese Entwicklung ein Plus- oder Minuspunkt? Wie steht es um die Toleranz gegenüber anderen Stilen im Metal oder gar anderen Musikrichtungen? Hm, dies ist schon ein wenig verzwickt! Im Allgemeinen ist Vielschichtigkeit gut für eine Musikszene. Viele neue Elemente in der Musik lassen das Ganze nicht zu schnell fad werden, da die Bands in ihrer Entwicklung nicht stehen bleiben. Wir sind gegenüber neuen Stilen zwar recht tolerant, dass es mitunter aber auch zu etwas eigenartigen Kreationen wie zum Beispiel Beatdown Moshcore kommt, finden wir nicht so gut! Auch Rechtextremismus lehnen wir klar ab! Doch alles in allem ist es gut, viele verschiedene Genres zu haben, solange sich die verschiedenen Anhänger der Stile nicht allzu heftig darum streiten, wer jetzt „true“ ist und wer nicht. Wir sind mit vielen heimischen „Nicht-Metal-Bands“ aus dem Bereich Punk, Alternative, Grunge oder Crossover befreundet und haben schon mehrere Gigs miteinander gehabt. Leider gibt es auch hier viele arrogante Bands, aber die gibt es in jeder Szene, und diese gehen uns am Arsch vorbei! Viele meinen auch, dass man bei einem Konzert Musikgenres nicht mischen darf, weil das einfach nicht ginge. Diese Einstellung teilen wir nicht, denn wir finden, dass es ja total egal ist, welchen Stil eine Band spielt, Hauptsache Freundschaft und die Freude an der Musik verbinden einen, und man hat Spaß zusammen. Um nicht noch den äußersten Rahmen des Gespräches zu sprengen, frage ich kurz nach den letzten Worten! Einmal danke für das Mitmachendürfen! Die steirische Metal-Szene ist sicherlich nicht schlecht, auch wenn viele immer raunzen, dass diese bei uns nicht gut wäre. Man sieht es bei den Festivals und beim Fortgehen! Viel junges Blut kommt nach, wir werden immer mehr. Auch der Zusammenhalt der Bands und der Leute untereinander ist toll. Die Metal-Szene ist alles andere als tot bei uns! Wir mit Verreck Attack haben Spaß an unserer Musik und am Metal! Metal lädt unsere Batterien wieder voll auf! Und so soll es sein! Somit scheint ja alles in Ordnung zu sein! Jeder hat sich lieb, man vermehrt sich recht fleißig und auch der steirische Generationengangbang scheint zu funktionieren! WEB www.verreckattack.com | www.myspace.com/verreckattack


SOLE METHOD

“Mea Culpa” (2008)

Interviewpartner: Peter Fritz

AUF

MODERNEREN

SPUREN!

innerhalb der österreichischen Metal-Landschaft nicht gibt!?! Aber kommen wir doch einfach zur Unterstützung eurerseits für andere Szenekollegen. Man kennt sich in der Szene! Wie tolerant seid ihr gegenüber stilfremden Einflüssen im Metal oder gar anderen Musikrichtungen? Trends kommen und gehen. Bleiben werden diejenigen, sei es im Underground oder nicht, die es ehrlich meinen. Das gilt für alle Musikstile! Die letzten Worte gehören euch! FUCK THAT OLD SHIT, FUCK THE NEW SHIT, HORNS UP FOR METAL! Wie dem auch sei, Sole Method gehören definitiv zu den interessantesten Modern Metal-Acts, die Österreich momentan zu bieten hat, wenngleich sich Peter Fritz diesmal leider etwas zugeknöpft und reserviert präsentiert hat! Eigentlich schade, denn als talentierter Musiker, Komponist und auch Tontechniker im Studio 66 hätte uns das Allroundtalent sicher doch einige interessante Anekdoten berichten können!

LINE-UP

WEB www.solemethod.com | www.myspace.com/solemethod

Aufgrund der noch recht kurzen Bandhistorie könnte man meinen, Sole Method sind noch recht junge Hupfer im großen Teich des Musikbusiness. Was den Bandnamen betrifft, mag dies auch zutreffen! Doch bei genauerer Betrachtung kann manchem Musiklandschaftskenner durchaus ins Auge stechen, dass hier doch einige renommierte Ex-Midgard-Mitglieder in unheiliger Ehe mit diversen anderen Musikern von Bands wie Mondocaine und Konsorten leben! Sprich ehemaliger Melodic Death Metal trifft auf neumodischen Metalcore! Was bei diesem Rudelbums rauskommt, erzählt euch Peter Fritz, Gitarrist und Sänger dieser frischen und doch erfahrenen Band! Sole Method steht für modernen Thrash Metal, der einerseits gerne auf glorreiche 80er-Thrash-Zeiten zurückblickt, sich aber andererseits niemals mit der bloßen Wiederbelebung der Vergangenheit zufriedengibt, sondern versucht, diese Kraft und Rohheit des Metal in ein absolut zeitgemäßes Gewand zu verpacken. Manchen Altbackenen mag dieses moderne Soundgewand etwas verstören, ihr scheint mit diesen Zwischenrufen jedoch gut umgehen zu können! Woher kommt dies? Darüber steht, sich selbst treu zu bleiben und nicht jeden Trend mitzumachen und trotzdem mit der Zeit zu gehen. Ihr scheint mit dieser Mischung auf dem richtigen Weg zu sein, was hat sich bis jetzt erfolgstechnisch ergeben? Einladungen, internationale Supportshows zu spielen, und darüber

“Die Frage müsste lauten: Wo sehen wir die österreichische Metal-Szene im internationalen Vergleich?” hinaus Zusammenarbeiten in professionellem Rahmen! Wo sehen Sole Method den Unterschied zwischen Underground und professionellem Musikgeschäft? Die Entscheidung, ob jemand Underground, etabliert, relevant oder was auch immer ist, liegt letztlich immer bei den Fans. Sicher haben immer die Fans das letzte Wort, aber wie definieren sich Sole Method? Als modernen Thrash Metal! Auch als Teil einer Musikszene? Definitiv! OK, anscheinend scheint es mein Gesprächspartner eilig zu haben! Dennoch nerve ich ihn noch mit meiner Frage, was er so über die steirischen Bandexporte denkt! Das tut nichts zur Sache. Die Frage müsste lauten: Wo sehen wir die österreichische Metal-Szene im internationalen Vergleich? Außerdem hier Namen zu nennen, fördert böses Blut. Und mir wurde immer gesagt, dass es Bandneid oder böses Blut

ARS MORIENDI

“Journey To Your Agony”

Interviewpartner: Wegi

LEBEN TOTGESAGTE

WIRKLICH LÄNGER?

LINE-UP

Wegi (Gesang), Heiko (Gitarre und Programming), Chris (Gitarre), Josh (Bass) Gab sich mein letzter Gesprächspartner leider etwas reserviert, gab ich die Hoffnung nicht auf, doch noch jemanden etwas aus der Reserve locken zu können! Ob mein Grundgedanke noch aufgehen sollte, wird sich anhand der nächsten Zeilen zeigen! Inzwischen scheint es ja wirklich Schluss mit lustig bei der obersteirischen Formation Ars Moriendi zu sein! Denn die Band liegt nun schon seit mehreren Monaten auf Eis, wenngleich eine offizielle Auflösung noch immer nicht an die Öffentlichkeit getragen wurde! Trotzdem oder gerade deswegen war es mir ein großes Bedürfnis, deren Sänger Michael Wegleitner als Interviewpartner zu holen, da dieser vielleicht mit seinem gewissen Abstand zur Thematik etwas weniger lammfromm an manche Themen herangehen würde! Doch lassen wir den Leobener doch mal selbst zu Wort kommen! Mein Name ist Michael, meines Zeichens Sänger bei der auf Eis liegenden Band Ars Moriendi! Da wir auf Eis liegen, sind natürlich alle Aussagen meine persönliche Meinung und nicht die der gesamten Band und sprich auch nicht Heikos. Schon die ersten Worte scheinen einiges an Zündstoff zu beinhalten, doch bleiben wir noch bei der Band und deren Erfolgen. Also den einzigen Erfolg, den ich leider mit Ars Moriendi nicht mehr

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erreicht habe, den ich eigentlich noch erreichen wollte, war eine LP zu veröffentlichen oder wenigsten eine 7“ Split. Dies war auch alles schon mit Noisehead Records mehr oder weniger ausgemacht, aber dann kam es aufgrund der „Eiszeit“ nicht mehr dazu. Am Metal Camp auf der Hauptbühne zu spielen, wäre sicher auch ein schönerer Abschluss und ein Erfolg gewesen, aber das war mit dem Großteil des damaligen Kollegiums einfach nicht mehr möglich! Hier scheint doch wirklich einiges im Argen gelegen zu sein! Nichtsdestotrotz hat Ars Moriendi einige erachtenswerte Reaktionen im In- und Ausland einfahren dürfen und war sicherlich auf dem Weg nach oben! Welche Band tituliert sich „niedriger“, als sie selbst glaubt zu sein? Ich glaube eher, dass viele Bands denken, sie wären mehr als Underground. Prinzipiell ist das doch auch egal, wie eine Band sich sieht. Wichtig ist, wie viele Alben sie absetzt. Und dies entscheidet nicht die Band, sondern noch immer der Konsument. Wie hat sich eigentlich die Band Ars Moriendi zuletzt gesehen?

“Am Metal Camp auf der Hauptbühne zu spielen, wäre sicher auch ein schönerer Abschluss und ein Erfolg gewesen, aber das war mit dem Großteil des damaligen Kollegiums einfach nicht mehr möglich!” Als eine Band, in der einige Leute rasch ihre Arbeit erledigten, einige langsamer und der Rest gar nicht. Als eine Band, in der Leute, die nichts getan haben, sich über das Organisierte beschwerten und anderen dadurch die Freude an der Band oder der Bandarbeit genommen haben. Als eine Band, in der manche intrigiert haben, um jemanden loszuwerden, aber gewisse Dinge nicht bedachten. Und diese Leute sind nun jene, die so herumtümpeln, wie man es sich nach der Trennung von ihnen gedacht hat. Viele reden immer wieder gerne von einer sogenannten Szene, habt ihr euch jemals als Teil einer solchen gesehen? Ich hasste und hasse diesen Begriff. Man hört immer nur was von „Szene“, wenn sie einem nicht das gibt, was man will, oder wenn man angeblich nichts für sie macht. Ansonsten geht doch 75% der Szeneleute die sogenannte Szene am Allerwertesten vorbei und es wird kein Gedanke an diese verschwendet. Dennoch ist es ein Novum, gewisse Dinge innerhalb eines Begriffes oder einer Szene zusammenzufassen, so geschieht dies generell auch mit steirischen Hartmetallbands, welche gerne unter dem Banner der steirischen Metal-Szene zusammengefasst werden! Bleiben wir einfach dabei, und wie erfolgreich siehst du diese angesprochene Klientel? Erfolgreiche Bands in der Steiermark zu definieren, ist eine schwere Sache, denn jeder misst den Erfolg an einem anderen Punkt. Für manche ist es ein Erfolg, wenn sie viermal im Monat proben, andere definieren Erfolg durch fünf Gigs im Monat, wieder andere definieren es über einen Plattendeal und wieder andere über 5.000 verkaufte Exemplare eines Albums. Wenn man nun von Speerspitzen redet, muss man die Erfolgsansichten des Betrachters miteinbeziehen. Und selbst beim Betrachter, wie eben mir, gibt es verschieden Ansichten von Erfolg. Die erste Möglichkeit ist, dass ich eine Band habe, um ausschließlich für mich und meine Gesellen dem Akt des Musizierens zu frönen. Die zweite Möglichkeit ist, dass ich diese geschriebene Musik auch anderen darbieten will, und ich will auch, dass diese von mir stammende Musik anderen gefällt. Wenn man nun die zweite Möglichkeit genauer betrachtet, gibt es wiederum zwei Möglichkeiten! Zum einen ich will die Songs meinen Freunden vorspielen, das zweimal im Jahr und das reicht mir, wenn es denen gefällt. Oder ich will meine Musik einem so groß wie möglichen Publikum präsentieren und das so oft wie möglich, um dadurch die Bekanntheit so weit zu steigern, wie es geht, und eben aus dieser Bekanntheit einen Nutzen wie Plattendeal, besserer Deal, mehr verkaufte Alben, bessere Konzerte und dergleichen zu ziehen. Wenn man nun über Speerspitzen redet, dann redet man über Bands, die Punkt 2b folgen, weil von den

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anderen bekommt man eigentlich nichts oder nur wenig und da meistens nur Jammerei, dass sie Nuclear Blast nicht aus ihrem Proberaum holt, mit! Bands, die 2b wirklich über Jahre verfolgen, haben wir leider recht wenige in Österreich und in der Steiermark ist ein Neuntel davon vertreten. Objektiv kann ich keine Speerspitzen nennen, da dies ja auch immer durch subjektive Einflüsse wie Musikgeschmack, Freundschaften und dergleichen beeinflusst wird. Subjektiv kann ich auch nur aus meinem Freundeskreis, weil viel mehr bekomme oder will ich nicht mehr mitbekommen, die Speerspitze formieren, und diese kann sich nun jeder selbst ausmalen. Ich glaube kaum, dass die steirischen Bands irgendwie besser oder schlechter sind als die Bands in den anderen Bundesländern. Ich glaube auch kaum, dass die Bands qualitativ schlechter sind als die Bands in Skandinavien, Deutschland oder Amerika. Es wird sehr oft in unseren Breitengraden davon geredet, dass man, wenn man aus Österreich kommt, so und so keine Chance hat auf ein größeres Label. Meiner Ansicht nach liegt allein in dieser Aussage schon der Hund begraben. Wenn ich so und so davon ausgehe, dass man nicht weiterkommt, dann wird es auch nur halbherzig oder wenn denn überhaupt probiert. Klar, es gehört neben der harten Arbeit auch eine große Portion Glück dazu. Aber bis zu einem gewissen Grad kann man eine Band selbst ohne große fremde Hilfe hocharbeiten und aus dem untersten Underground heben. Das dauert den meisten aber, denke ich, zu lange und probiert wird es auch nur von wenigen. Die wenigen, die es probieren, erhalten aber auch meiner Meinung nach größtenteils den jeweils ihnen gebührenden Lohn für die Bemühungen. Ich kann es gerne anhand von Ars Moriendi erklären. Wie wir von vorher wissen, haben Teile der Band sehr viel Zeit und Geld in das Vorankommen der Band investiert. Konzerte ausgemacht, Lieder geschrieben, Konzerte organisiert, Austauschgigs organisiert, Platten aufgenommen, Layout gemacht, Texte geschrieben, Interviews gegeben und so weiter! Aus dieser Anstrengung resultierte der uns gebührende Erfolg wie Konzerte, viele Konzerte, noch mehr Konzerte auch im Ausland, einige Alben verkauft, in gewissen Gebieten wie Kärnten, Wien und Graz eine gewisse Fanbasis gehabt und mit dem Höhepunkt des Plattendeals bei Noisehead Records und der getätigten kleinen Touren. Zu mehr war die Band wohl auch nie in der Lage, an diesem Punkt wären wir wohl über kurz oder lang angestanden. Gründe dafür sind wohl die vorhin gesagte Arbeitsaufteilung und die teilweise Boykottierung der Arbeit. Aber auch andererseits das Auftreten der Band auf der Bühne, welches nie wirklich einheitlich war oder geschweige denn Zusammenhalt vermittelt hat. Der halbherzige Einsatz der einzelnen Personen bei Gebieten, die sie nicht wollten, oder auch die halbherzige Bereitschaft auf Kompromisse. All diese Gründe haben Ars Moriendi dazu verdammt, genau so weit zu kommen, wie sie gekommen sind, und keinen Schritt weiter. Auch ohne die Band auf Eis zu legen. Prinzipiell ist wohl die Bandgemeinde in der Steiermark gleich faul oder engagiert wie überall sonst auf der Welt. Im Verhältnis zu den Einwohnern und der Größe des Landes kommt man in Österreich genauso schwer oder leicht an einen guten Deal, wie wenn man sonst woher kommt. Neben deiner Tätigkeit bei Ars Moriendi warst du ja auch noch bei PS-Concerts tätig, einer Organisation, welche immer darauf bedacht war, andere oder junge Bands zu unterstützen! Obwohl es Gernot von Perishing Mankind und mir sehr oft vorgeworfen wurde, dass wir das nie mit PS-Concerts taten, denke ich schon, dass wir auf unseren Austauschshows, natürlich nur deshalb, um selber weiterzukommen, immer junge Bands spielen haben lassen. Allerdings muss man zugeben, dass wir diese auch brauchten. Es ist

“Es ist ja auch ein offenes Geheimnis, dass nicht bekannte Bands von irgendwoher volle „Hallen“ bringen.” ja auch ein offenes Geheimnis, dass nicht bekannte Bands von irgendwoher volle „Hallen“ bringen. Da braucht man eben junge Bands die ihr zweites, drittes Konzert spielen, da kommen auch noch alle Freunde, auch wenn es die nicht einmal sonderlich interessiert! Perishing Mankind und Ars Moriendi, sprich Gernot und ich, waren ein gutes Team! Wir hatten 2004 bis 2006 sicher immer so an die 10 bis 15 Konzerte im Jahr zusammen und verhalfen uns gegenseitig auch zu Konzerten. Wir zwei haben uns sehr gut ergänzt, von daher machte


Tick-Tack (Graz): www.ticktack.at Hard Breakers (Graz): www.hardbreakers.at Club "Q" (Graz): www.clubq.at Zum Güldenen Bären (Graz): www.güldener-bär.at

Locations

After Sun (Graz): www.aftersun.at PPC (Graz): www.popculture.at Orpheum (Graz): www.orpheumgraz.com JUZ Explosiv (Graz): www.explosiv.at JUZ Spektrum (Leoben): spektrum.atcraft.com KuKe (Leoben): www.kuke.at JUZ Buntefabrik (Kapfenberg): www.buntefabrik.at Kulturkeller (Gleisdorf): www.gleisdorf.at/index.php?seitenId=51 Biker Bar (Scheifling): www.bikerbar.at

Festivals

WEB www.ars-moriendi.com | www.myspace.com/arsmoriendimetal

WICHTIGE WEGWEISER IN DIE STEIERMARK

Lokale

es Sinn. Wenn es mehr Bands werden, die mitmachen, gibt es nur mehr Leute, die nichts dazu beitragen, nur mitschwimmen und nur die Früchte ernten wollen. Das funktioniert dann wieder nicht. Aber abgesehen von unseren zwei Bands haben wir doch sehr vielen Bands zu Gigs verholfen. Wir hatten auch mal eine „Rote Liste“, wo Bands drauf waren, die wir auf keinen Fall unterstützen werden. Da gab es auch immer gute Gründe dafür. Aber die bleibt unter Verschluss, haha!!!! Eine Entwicklung, welche nicht nur die Steiermark oder Österreich betrifft, ist die Tatsache, dass Metal an und für sich immer offener und vielschichtiger wird! Siehst du diese Entwicklung eher positiv oder negativ? Eine Weiterentwicklung ist nie schlecht. Vielschichtigkeit kann auch sehr viele Vorteile bringen. Ich stehe dem recht offen gegenüber. Aber andererseits könnten manche Sachen auch in der Versenkung bleiben! Man muss ja nicht alles mögen. Toleranz hört irgendwann auf und wird von Ignoranz abgelöst, wenn es einem nicht gefällt. Ansonsten gilt, was gefällt, wird gehört, ob das nun Teile der kompletten Bandbreite des Rock und Metals sind oder aber auch Musicals und klassische Genüsse, ist egal. Teilweise konnte ich eine Zeitlang auch allgemeiner Popmusik was abgewinnen, derzeit aber wieder nicht! Könnt aber auch daran liegen, dass ich nie Radio höre! Langsam kommen wir zum Abschluss, und der gehört nun wieder dir! Was soll ich noch sagen? Ich hoffe, meine aufrichtigen Worte werden nicht von den falschen Leuten missverstanden, sondern von den angesprochenen Leuten verstanden. Jeder, der denkt, ich sage Mist, soll mal zwei Sekunden überlegen und sich selbst an der Nase packen. Wer dies nicht schafft, soll mich halt mal, wenn es die Gelegenheit gibt, darauf ansprechen. Ansonsten hat es mich gefreut, dass Ars Moriendi beziehungsweise ich dabei sein durften! Bis auf bald mal, Prost! Manche der hier getätigten Aussagen mögen polarisieren, doch ich möchte an dieser Stelle auch großen Respekt für diese Ehrlichkeit zollen, da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass man mit Ehrlichkeit nicht immer am besten fährt und sich mit solch harten Worten oder Kritik an mancherlei Orten unter gewissen Umständen oft auch etwas zu weit aus dem Boot lehnen kann!

Kaltenbach Open Air (Spital am Semmering): www.kaltenbach-openair.at Fest der Pfosten (Weiz): www.festderpfosten.weiz.at Gates of Darkness Festival (Graz): www.myspace.com/gatesofdarknessfestival Revelation Feast (Deutschlandsberg): www.revelationfeast.at.tf Scream Festival (Großsteinbach): www.autscream.at

Thomas SPIWAK

Mit der Suche nach Antworten sind wir nun, was meine 14 Gesprächspartner betrifft, leider auch schon beim Ende angelangt. Doch konnten wirklich alle anfangs aufgeworfenen Fragen beantwortet werden? Ich wage es nicht zu beurteilen, dennoch wage ich es, die These aufzustellen, dass der vieldiskutierte Begriff Szene, wenngleich er bei einigen Befragten eine Art Hassliebe heraufbeschworen hat und nicht immer bedingungslose Anerkennung erfuhr, noch immer genügend Ehrfurchtpotential und Anziehungskraft besitzt, um gestandene Bandrecken etwas ins Wanken geraten zu lassen oder zumindest etwas vorsichtiger auf einige Fragenbrocken reagieren zu lassen, als man denken könnte! Vielleicht hätte ich auch etwas provokativer ans Werk gehen können, aber man muss ja nicht immer mit aller Gewalt Zwietracht säen, oder? Im Prinzip sitzen wir doch alle im gleichen Boot oder in der gleichen Szene, und das ist auch gut so! Und viele meiner Gesprächspartner zählen natürlich auch abseits dieser Frage- und Antwortspielchen zu meinen persönlichen Bekannten oder Freunden, auch wenn sie es selber nie zugeben würden, und von daher ist es auch nur legitim, dass man nicht noch kiloweise Salz in klaffende Wunden streuen muss! Da hat man mit dem einen oder anderen Bier schon immer mehr erreichen können! Trotzdem kann meiner Meinung nach etwas mehr Mut zum Aufstehen nicht schaden, auch in Bezug auf die Teilnahme an der Ausgabenkompilation! Doch dies ist eine andere Geschichte, wie es so schön am Ende eines wahren Filmklassikers mit unserer steirischen Eiche heißt! In diesem Sinne ein Prost auf die Szene und auf weiterhin gute Musik aus der Steiermark, Österreich oder sonst woher! Alles andere ist kein Metal!

Michael FREITAG

Liebe Leser! Ich hoffe, ihr selbst hattet so großen Spass beim Lesen dieses Styria-Specials von Thomas. Für die Arbeit, die im Zuge dieses Projekts entstanden ist, gebührt dem Verfasser mehr als nur ein kleines Lob und vor allem Dank. Aus verschiedensten Perspektiven und durch die Befragung von sowohl alt eingesessenen Szenen-Hasen wie auch Newcomern ist es Thomas gelungen, ein treffendes Bild der steirischen Metal-Szene zu skizzieren. Auch wenn nicht alle Bands berücksichtigt werden konnten, so hat Thomas die besten und interessantesten Formationen zusammengebracht und zu unterschiedlichsten Schlagwörtern befragt. Thomas selbst, als mittlerweile 30 jähriges “Szenenurgestein“, kenne ich als idealistischen Metalhead, der weder Kosten noch Mühen scheut, um die Szene am Laufen zu halten. Idealismus ist auch für mich ein Schlagwort, dass vor allem neue Bands (die im myspace- und youtube-Zeitalter gegründet wurden), oft als bereits antiquierte Floskel betrachten. Dabei sind es gerade Personen wie Thomas, die nach wie vor der Grund für das Bestehen von Szenen sind. Ohne einen Alphawolf würde auch das stärkste Rudel auseinanderbrechen. Zugleich soll das Special Anstoss geben, um sein eigenes Verhalten gegenüber Bands, Fans und Musikern zu überdenken. Nicht alles, was glänzt, ist bei genauer Betrachtung auch schimmerndes Gold. Die wahren Perlen sind oft im Underground zu finden, ihr müsst nur einen Blick abseits des Mainstreams riskieren.

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7 Seals – „Moribund“ (Eigenproduktion) – [8]

Auf CD

7 Seals aus Deutschland spielen in erster Linie Melodic Metal, der Gott sei Dank nicht in Power Metal-Gefilde abdriftet. „Moribund“ zeigt eine handwerklich astreine Leistung mit tollen Gitarren-Leads und abwechslungsreichen Melodiebögen. Thematisch versucht man sich an der Nibelungensage, die auf insgesamt 13 Songs (inkl. Inund Outro) abgehandelt wird. Wie es bei Konzeptalben der Fall ist, gestaltet es sich als äußerst schwierig, den einen oder anderen Song aus der Masse hervorzuheben. Die Deutschen haben das Konzept auch auf ihre Musik übertragen. Um „Moribund“ genießen zu können, ist das Durchhören der gesamten Scheibe, vom ersten bis zum letzten Song, Pflicht. Erst dann zeigt sich die Klasse der Band, die sich gegenüber etablierten Bands keinesfalls verstecken muss. „Moribund“ ist ein gutes Stück Melodic Metal, gut geschliffen, aber doch mit einigen Ecken und Kanten, die das selbstproduzierte Album erst interessant machen. Auf die weitere Entwicklung dieser Band darf man getrost gespannt sein. (mf) Agoraphobia – „The Fire Inside“ (Eigenproduktion) - [5] Bereits vor gut 20 Jahren waren Agoraphobia im Geschäft und konnten damals nicht nur in ihrer nähren Heimat, dem Großraum Heidelberg, eine Art Kultstatus mit ihrem Death Metal erlangen. Nach dem Ende der Formation im Jahr 1993 und der daran anschließenden zwölfjährigen Pause war es Gitarrist Michael Schmitt, der einen neuen Versuch mit runderneuerter Truppe, aber dem alten und renommierten Namen versuchte. 2005 legte die nunmehr als Sextett agierende Truppe das Langeisen „Sick“ vor und konnte damit vielerorts positive Resonanz dafür einheimsen, schließlich hatten Agoraphobia eine satte Ladung Death und Thrash Metal sowie einige Anleihen aus dem Hardcore im Angebot und ließen einen amtlichen Wutbrocken auf die Menschheit los. Seit dem letzten Jahr ist die aktuelle Besetzung nun beisammen und „The Fire Inside“ ist fast schon als Programm zu verstehen, denn man merkt dieser Truppe zu jeder Sekunde der Spielzeit an, dass sie mit immenser Spielfreude bei der Sache ist. Das Feuer brennt also, und das amtlich. Das Ergebnis ist ein wahrer Flächenbrand geworden, den nicht nur Michael nebst Kumpanen Holger Geiser mit satten und brachialen Riffs entfachen, sondern den die immerzu groovy und mit mächtig Druck aufspielende Rhythmusfraktion Jens Payer (Bass) und Heiko Soge (Schlagzeug) am Brennen hält. Die überaus aggressive, böllernde und brandheiße Melange der Truppe, die an Einflüssen geographisch grob von Göteborg und Stockholm über Oakland bis nach NYC reicht, wird von zwei Sängern umgesetzt. Während Christian Horsinka für den tiefer gelegten und kehligen Gesang zuständig ist, haben Agoraphobia für den sangestechnischen Hardcore-Anteil gleich einen zuständigen Mitarbeiter namens Maik Wacker im Line-Up. Dieses Duo vermag durch ungemein aggressiven Vortrag den Tracks den letzten Punch zu verleihen und machen „The Fire Inside“ zu einem rundum empfehlenswerten Album für die Brachialo-Fraktion, zumal nicht nur der Inhalt (inklusive Sound!), sondern auch die Verpackung des Produktes stimmt. (ws) Almah – „Fragile Equality“ (AFM/NSM) – [8] Im März 2007 erschien das Debüt dieser Band. Das trug seinerzeit noch reinen Projektcharakter, ein Zeitüberhang der damals beteiligten Musiker. Nun ist aus dem Projekt des Angra-Sängers Edu Falaschi eine richtige Band erwachsen. Alle Mitglieder der brasilianischen Band sind mittlerweile ins Songwriting involviert. Unter anderem auch der Bassist Felipe Andreoli (ebenfalls bei Angra). Herausgekommen ist ein starkes Power Metal-Album, den alten und richtig begeisternden Angra-Werken natürlich nicht ganz unähnlich. Eine wahnsinnig gute Gitarrenarbeit krönt der Wechsel bei ausgewogenen schnellen (Speed Metal-)Stücken, ruhigeren und teilweise leicht

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progressiven Stücken. Die sirenenartige, hervorragende Stimme von Edu begleitet uns durch zehn Songs. Zum lyrischen Thema der Balance aller Elemente des Universums erscheint demnächst auch von Texter/Sänger Edu Falaschi ein Buch. Dem Buch will er die CD als instrumentale Form ohne Gesang beilegen. Darauf freue ich mich sehr, weil diese CD bei diesen Könnern sicher auch ohne Gesang ein Genuss sein wird. Wer sagt, dass es im Power Metal keine Ideen mehr gibt?! Absolut gleichwertiger Ersatz für Angra, die im Moment sowieso pausieren. (db) Anima – „The Daily Grind“ (Metal Blade) - [5] Auch wenn es dieser Formation mit ihrem Debütalbum „Souls Of The Decendents“ gelingen konnte, mächtig Staub aufzuwirbeln, und Band und Album bereits durchaus bekannt sind, muss ich gestehen, dass „The Daily Grind“ meinen Erstkontakt mit diesem Quintett aus dem Osten Deutschlands darstellt. Die wohl nicht nur dem Augenschein nach noch blutjungen Burschen legen damit ein dermaßen heftiges Album vor, dass man wahrlich die Meinung vertreten kann, es würde sich vielmehr um alteingesessene Routiniers handeln, die hier am Werke sind. Dem eventuell aufkeimenden Kritikpunkt, dass die Spielzeit mit knapp 34 Minuten nur sehr dürftig ausgefallen wäre, muss mit dem Verweis gekontert werden, dass mehr an dermaßen rabiat intonierten Brutalo-Sounds ohnehin nicht konsumierbar ist. Immer wieder prügeln sich die Jungs förmlich durch ihre Tracks, haben aber ihre Instrumente dabei verdammt gut unter Kontrolle, so dass noch nicht einmal im Ansatz von Chaos gesprochen werden kann. Anima kredenzen uns eine ungemein intensive Variante von Metal der modernen Art, wissen aber vorwiegend mit brachialem Deathcore zu punkten, sorgen aber durch vereinzelte Grooveattacken sehr wohl auch für Verschnaufpausen. Das Riffing kommt nicht zuletzt durch fette Produktion von Deadlock-Cheffe Sebastian Reichl sehr überzeugend aus den Boxen, die Breakdowns sitzen punktgenau und auch Fronter Robert Horn vermag mit seinem Organ zu den Kompositionen zu passen. Von gutturalen Lauten über derbstes Bellen bis hin zum Keifen mit dezenter Schwarzmetall-Anleihe weiß dieser Knabe zu gefallen und fügt sich gut ins Gesamtbild ein. Anima werden mit diesem Album nicht nur in ihrer Altersklasse (ganz und gar nicht böswillig gemeint!) mit zu den wohl zukunftsträchtigsten Newcomer-Acts gedeihen. Man darf gespannt sein, was uns diese Band in den nächsten Jahren zu bieten haben wird – die Messlatte haben sie sich mit „The Daily Grind“ selbst verdammt hoch gelegt! (ws) Apostle Of Solitude – „Sincerest Misery“ (Eyes Like Snow/Northern Silence Prod.) – [3,5] Doom = Untergang, Urteil, das Jüngste Gericht. Spricht das Wörterbuch. Außerdem ist es eine Musikrichtung im Heavy Metal, die die Weltuntergangsstimmung, die Hoffnungslosigkeit oft perfekt in musikalische Visionen umsetzt. Nach zwei Demos startet Sänger und Gitarrist Chuck Brown (einigen Doom-Fans evtl. als Drummer bei The Gates Of Slumber bekannt) seine neue Band mit drei weiteren Mitstreitern. Anspieltipps für das Debüt wären die Songs „Warbird“ (schön heavy, aggressiver Gesang) oder „Last Tears“, der für Doom-Verhältnisse zu Beginn fast schon beschwingt daherkommt. Ansonsten sind keine besseren Songs zu vermelden, auch überlange Totalausfälle, wie „The Dustbowl Earth“ oder das Instrumental „The Dark Tower“, müssen in Kauf genommen werden. Vinylfreunde und Fans, die Bonusverarsche nicht mögen, sollten lieber die Doppel-LP ins Auge fassen. Die enthält das zweite Demo „Embraced By The Black“, das auch schon einmal als EP veröffentlicht wurde, als zusätzlichen Anreiz. Angeblich soll das in Doom-Kreisen für Furore gesorgt haben. Dann müsste dies aber sicherlich wesentlich aufregender als dieses Album gewesen sein… Soll heißen, es gibt wesentlich bessere Genre-Alben. (db)

Apriaca – „B.Sides09“ (Eigenproduktion) – [8,5]

Auf CD

Die Osttiroler Kapelle Apriaca gehören definitiv zu den wenigen Bands, die mich zu überraschen wussten. Rau und unbearbeitet klingt der Sound, der aus den Boxen rauscht und sofort einen ureigenen Charme entwickelt. Er passt sich ideal dem musikalischen Gesamtbild der Band an, welcher mit verschiedensten Richtungen, Zeiten und Stilen kokettiert. Anfangs fällt es schwer, die Jungs einzuordnen – Punk, 70/80er Jahre, Heavy Metal? Diese Frage überlasse ich dem Hörer. Gesagt sei, dass dieser ureigene Stil richtig Spaß macht, an Wein, Weib und Gesang und an verdammt gute Zeiten erinnert. Leider werden nur fünf Lieder auf dem Silberling präsentiert und als Bonus das Video „Violent Youth Video“. Als Anspieltipp eignen sich „Fortunate Son“ und „Land Of Corpse“, welches eine Liveversion darstellt, perfekt, um auf den Geschmack zu kommen. (iw) Asmegin – „Arv“ (Napalm Records) – [1] Heute ist jener Tage, an dem ich am liebsten leugnen würde, an Folk Metal Gefallen zu finden. Schuld daran ist Asmegin, die einfach nur langweilig sind. Ich habe nichts gegen Heurigen-Atmosphäre und was dazugehört. Zumindest nichts, das wirkt. „Arv“ sucht seinesgleichen im untersten Niveau. Als gelungenes Beispiel einer Folk Metal- bzw. HumppaBand kann Finntroll aufgezählt werden. Was die Norweger von sich geben, gleicht einem Verwirrspiel sondergleichen, das den Hörer mit der Zeit in den Wahnsinn treibt. Was haben zum Beispiel poppige Elemente auf einer Folk-Platte zu suchen? Die Frauenstimme klingt nett, könnte man sich aber sparen. Bevor die Band wieder Geld für Studiokosten verprasst, sollte sie sich lieber einmal damit auseinandersetzen, in welche Richtung sie nun tendieren. Aber Kraut und Rüben zusammen, das geht gar nicht. (iw) At Daggers Drawn – „Ignition“ (Eigenproduktion) – [9]

Auf CD

„Faszinierend“, würde Spock an dieser Stelle sagen, und ich kann mich dem nur anschließen. Die aus dem Raum Koblenz stammende melodische Death/Thrash MetalFraktion trifft mit ihren insgesamt fünf Songs den Nagel voll auf den Kopf. Auch wenn Anleihen in Richtung In Flames erkennbar sind, klingt kein Song direkt abgekupfert, sondern sehr dynamisch und unverbraucht. Schon der erste Song „Ignition“ peitscht dem Hörer direkt ins Gesicht. At Daggers Drawn wissen, wie man Lieder gut arrangiert und eine Stimmung aufbaut, die den Hörer in den Bann zu ziehen weiß. Wer diese Band, unverständlicherweise ohne Plattenvertrag, unterstützen möchte, der kauft die Scheibe und hört sie nicht nur auf Myspace an! (iw) Battalion – „Welcome To The Warzone“ (Shiver Records) - [5] Das aus Antwerpen stammende Kampfgeschwader Battalion ist nicht nur in ihrer Heimat bereits zu einer Institution im Death Metal geworden, sondern konnte durch seine emsige und umtriebige Art sehr wohl auch Fans in aller Herren Länder rekrutieren. Um diesen Status noch auszubauen, hat die Formation weiterhin hart gearbeitet, und so lässt uns die Truppe auch auf ihrem aktuellen Silberteller mit dem unmissverständlichen Titel „Welcome To The Warzone“ mächtig heftigen Stoff hören. Das Quartett offeriert uns dieser Tage bereits zum zweiten Mal einen Longplayer und lässt keinen Zweifel aufkommen, dass es seinen eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzt. Schon auf den ersten Demos „Warstorm“ und „Nuclear Devastation“ sowie auf dem Debütalbum „Winter Campaign“, das 2005 für Furore im Death MetalUnderground sorgen konnte, war ein sehr mächtiger und allumfassender Mix aus Todesmetall-Anleihen verschiedener Provenienz festzustellen, und eben jenen fast


schon als „World Death Metal“ zu bezeichnenden Mix kredenzen uns Battalion auch auf ihrem aktuellen Silberteller. Beim Aufzählen von Inspirationen muss man wohl bei Bolt Thrower starten, die nicht nur hinsichtlich der mitunter extrem massiv drückenden Gitarrenwände Pate gestanden haben dürften, sondern darüber hinaus auch fraglos als Einfluss auf das martialische Konzept der Band zu betrachten sind. Darüber hinaus scheinen die Belgier aber auch seit jeher ein Faible für US-amerikanische Größen des brutalen Death Metal zu haben, und deshalb kommen dem Zuhörer neben den erwähnten Briten in erster Linie Morbid Angel oder Malevolent Creation in den Sinn. Nicht unerwähnt bleiben dürfen aber auch die mitunter eher gemächlich intonierten Brachial-Passagen, die an Formationen vom Schlage Asphyx denken lassen. Eine sehr opulente und extrem wirksame Mixtur also, die uns auf „Welcome To The Warzone“ aus Belgien entgegenweht, allerdings sei sehr wohl auch darauf hingewiesen, dass vor allem Gitarrist Pieter Vandeputte ein Feinmechaniker an seinem Instrument ist und er bei allem Druck, den er in erster Linie ausübt, keineswegs vergisst, sein handwerkliches Können zu präsentieren und auch durch filigrane Leads zu glänzen. Dadurch wissen Battalion nicht nur durch immense Brutalität, sondern sehr wohl auch durch imposante Musikalität zu imponieren. (ws) Before The Dawn – „Soundscape Of Silence“ (Cyclone Empire/Soulfood) – [9] Wie schnell doch die Zeit vergeht! Es kommt mir vor, als ob es gestern gewesen wäre, dass ich „Deadlight“ in meinen Händen hielt. Und nun gibt es ein weiteres Highlight dieser großartigen Band. Zwar war ich von den letzten Veröffentlichungen von Before The Dawn nicht so angetan, dennoch wollte meine Hoffnung auf einen würdigen Nachfolger von „4:17 am“ nicht schwinden. Das Warten hat sich gelohnt, denn „Soundscape Of Silence“ hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Was Tuomas mit seinen Mannen fabriziert, schlägt eine neue düstere Seite der Bandgeschichte auf. Before The Dawn haben es schon seit jeher verstanden, Melodie und Schwermut in ein hartes Klanggewand zu packen. Doch diesmal ist Tuomas ein Stück weiter gegangen. Nachdenklich wirkt „Soundscape Of Silence“. Vielleicht auch erwachsener und gereifter. Aber gerade das macht die Platte attraktiv und hörenswert. Passend zum November dürfen sich Fans und zukünftige Anhänger auf ein schmuckes Werk freuen, das düstere und nachdenkliche Töne anschlägt und sofort in den Bann zu ziehen weiß. (iw) Blackmore’s Night – „Secret Voyage“ (Steamhammer/SPV) – [7,5] Ein Pärchen, die beiden: Candice Night & Ritchie Blakkmore. Schöne Bilder ihrer Hochzeit könnt ihr unter www.blackmoresnight.com ansehen. Ob zum Fest ihre neue CD gelaufen ist? Ich weiß es nicht, passend wäre es allemal gewesen. Sehr schöne Traditionals aus ganz Europa haben die beiden mit Eigenkompositionen und der Elvis Presley-Coverversion „Can’t Help Falling In Love“ zusammengetragen. Candice singt gefühlvoll wie gewohnt, bei Songs wie „Coast To Tomorrow“ oder „Sister Gypsy“ wähnt man sich am Lagerfeuer. Mit einem guten Tropfen, schönen Zigeunerinnen und Zigeunern, Feierlaune. Ein Fest der Sinne. Wer auf diesem Album Gitarrenkunststücke von Altmeister Ritchie Blackmore erwartet, dürfte lange warten. Er spielt in fast allen Stücken mit dem Feeling eines Vollblutmusikers, stellt sein Können aber nicht vordergründig zur Schau. Das unauffällige, aber wunderbare Instrumental „Prince Waldeck’s Galliard“ unterstreicht die Intention: Gefühl statt Gedudel. Für Genießer. Nennt es Rock/Folk/Renaissance – egal: Gute Musik ist gute Musik. (Und: Das nenne ich in Würde älter und reifer werden.) (db) Bowtome – „Killer“ (Eigenproduktion) – [6] Nach über 10 Jahren Bandgeschichte erscheint nun endlich die erste komplette CD der Süddeutschen. Die Relea-

separty Ende September in Balingen war mit vielen Ex-Mitgliedern ein Erfolg. Die CD erfreut mit mächtigem Old School-Death Metal zwischen heftig schnell und Midtempo. Dafür dient als gelungenes Beispiel der Smasher „Born Dead“ – von Raserei bis Moshtempo ist alles dabei. Aufgeteilt ist die professionell produzierte CD in drei Teile. Teil 1 ist dem Ami-Serienkiller Ted Bundy gewidmet. Der erste Teil endet passenderweise mit dem „Electric Chair“. Der zweite Teil enthält zwei Stücke, die es 2002 schon mal als MP3-Promo gab. Teil 3 umfasst drei endgeile alte Stücke der Band aus der Anfangsphase von Bowtome. Besonders das eingängige „Witchburn“ mit dem tollen Gitarrenriff am Anfang finde ich super. Noch nicht das definitive Superalbum, aber ein gelungener, endlich vollzogener Langspiel-Einstand. Zu haben bei: BOWTOME, c/o Dennis Reith, Buchenstr. 6, D-72810 Gomaringen, Deutschland (10 Euro ohne Porto) oder www.bowtome.de. (db) Burden Of Life – „Ashes Of Existence“ Auf CD (Eigenproduktion) – [8] Bei Burden Of Life und „Ashes Of Existence“ wandert man gedanklich gleich nach Schweden. Die Deutschen zocken melodischen Death Metal und beziehen sich dabei nicht nur einmal auf die Bodom-Kinder. Dabei sind BOF von blinder Kopierwut weit entfernt und verpassen den zehn Songs einen guten, individuellen Anstrich. Ich hatte zunächst Zweifel, ob das integrierte Keyboard wirklich zum Rest der Musik passen würde, doch im Nachhinein erscheint alles stimmig und passend. Die Keys sind nicht im Vordergrund und kleistern das harte Grundgerüst nicht mit verträumtem Geklimper voll. So wie es sein soll, ein Beiwerk, um die Songs zu unterstützen, nicht, um sie zu ruinieren. Aber auch der Rest der Truppe hat seine Hausaufgaben gemacht und glänzt mit vielen spielerischen Akzenten. „Ashes Of Existence“ ist ein gutes Album, das Hoffnung für die Zukunft gibt. Eine weitere Band, die den Durchbruch vielleicht schaffen könnte. (mf) Burning Skies – „Greed. Filth. Abuse. Corruption“ (Lifeforce Records) - [4]

MARBATH Die Wiener Krawallbrüder von Marbath sind zwar in Österreich noch nicht allzu bekannt, jedoch im Wiener Untergrund hat sich das Quartett bereits einen Namen erspielt, der jedem Liebhaber purer Wiener Brutalität geläuftig sein dürfte. Mit dem ersten selbstproduzierten Silberling „Enter My World Of Hate“ nehmen die Jungs Kurs auf die Weltherrschaft.

Christoph, nach langen Querelen ist vor einigen Wochen eure DebütScheibe „Enter My World Of Hate“ veröffentlicht worden. Warum hat es letztendlich so lange gedauert? Gut Ding braucht manchmal Weile! Dass die Produktion von „Enter My World Of Hate“ letztlich länger gedauert hat, hat mehrere Gründe. Nach den eigentlichen Aufnahmen haben wir im Februar 2008 begonnen, nach einem passenden Mastering-Studio zu suchen. Das hat bis April gedauert. Im Nachhinein sind wir aber froh, dass wir uns Zeit gelassen und mit den Gold Chamber Studios die für uns beste Option gefunden haben. Das Ergebnis kann sich nämlich hören lassen! Nach dem Mastering sind wir vor der Entscheidung gestanden, ob wir das Album alleine rausbringen wollen oder zuerst nach Promotionpartnern suchen. Wir haben uns letztlich für die „Do it yourself“-Variante entschieden und das Album alleine fertiggestellt und vervielfältigen lassen. Der Plan ist jetzt, dass wir uns mit einem fertigen Produkt bei den Labels vorstellen wollen. Ihr bezeichnet eure Musik als „Viennese Brutality“. Was darf man sich darunter vorstellen? Der Begriff „Viennese Brutality“ beschreibt, wofür wir stehen: eine ganz eigene Interpretation von Death/Grind. Das ist quasi unser Gegenkonzept zur Wiener Gemütlichkeit. Wir wollen zeigen, dass es in Wien nicht nur Kaffeehauskultur, klassische Musik und Beisltradition gibt, sondern auch gepflegtes Geknüppel mit der gewissen wienerisch-grantigen „Fuck You!“-Attitüde. Orientiert ihr euch lyrisch an bestimmten Bands? Unser Sänger Thor textet in der Regel frisch von der Leber weg und da kommen dann meistens Geschichten über Mord, Totschlag, Körperteile und -flüssigkeiten raus. Da das im Death/Grind-Genre recht üblich ist, gibt’s natürlich „thematische“ Ähnlichkeiten mit anderen Bands, aber bestimmte Vorbilder gibt’s da keine. Ihr seid selbst im tiefsten Wiener Untergrund situiert. Wie sehr ihr euren Status in Österreichs Hauptstadt? Puh, „Status“ ist ein heikles Wort. Prinzipiell sehen wir uns als Teil der Metal-Szene in Wien und Umgebung. Wir sind mittlerweile sicher einigen Leuten ein Begriff, da wir in den letzten Jahren viele Konzerte gespielt haben – darunter auch größere Gigs wie am Metal For Fairness und beim Rape The Escape 2008. Speziell im extremeren Metalbereich, aus dem wir kommen, gibt’s auch in Wien nicht so viele Bands. Da haben wir uns sicher schon so etwas wie einen Namen machen können. (mf)

Lust auf extremen Stoff? Ja? Dann unbedingt weiterlesen und den Namen Burning Skies rot und fett im Notizbüchlein vermerken. Diese aus Bristol stammende Formation, die bereits mit ihrer ersten Werken „Murder By Means Of Existence“ (2004) und „Desolation“ (2006) eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, wie brutal, aber zugleich auch variantenreich und technisch hochwertig man extremen Metal gestalten kann, hat ihre eigene Steilvorlage perfekt ausgenutzt und auch für ihr neuestes Machwerk „Greed. Filth. Abuse. Corruption“ nicht gerade geschludert, als es darum gegangen ist, mörderische Klänge und technische Finessen in Kombination mit ungemein aggressiv intonierten Brutalo-Sounds zu erschaffen. Insgesamt elf Kompositionen haben die Burschen aus dem Ärmel geschüttelt, die ihren Vorgaben nicht nur gerecht werden, sondern auch die Weiterentwicklung der Truppe in zweierlei Hinsicht dokumentieren. Zum einen hat sich die Basis ihres Gesamtklangbildes vom Metalcore leicht in Richtung Grindcore hin entwickelt, wobei allerdings der „Core“ noch immer im Übermaß vorhanden ist, doch nunmehr eher in purer Form und lediglich als Additiv, zum anderen scheinen sich die Gitarristen Chuck und Liam längere Zeit im Proberaum verschanzt zu haben, um an ihrer Fingerfertigkeit zu arbeiten. Das Ergebnis davon sind die unzähligen filigranen Frickelorgien auf „Greed. Filth. Abuse. Corruption“. Aus diesen Zutaten ergibt sich jene Art von Musik, die „Mathcore“ genannt wird,

und exakt diese Melange, die zugegebenermaßen alles andere als leicht verdaulich ist, zelebrieren Burning Skies geradezu. Zudem haben sich die Burschen auch einen Hammersound verpassen lassen, wodurch kein Detail dieser opulenten, mitunter wahrlich fiesen Mischung im Sounddickicht untergeht und so der geneigte Zuhörer problemlos auch zu den feinsten Details in den Klängen der Briten durchdrehen kann. Keine Ahnung, inwiefern die Burschen mit ihrer Mixtur erfolgreich sein können, es ist Burning Skies mit ihrem aktuellen Hassbatzen aber erneut gelungen, ein sehr eigenständiges Album abzuliefern, das nicht nur auf purer Aggression basiert, sondern wohl auch für den Gourmet (vorausgesetzt er verfügt über ein entsprechend straffes Nervenkostüm) einiges zu bieten hat. (ws) Carnal Decay – „Chopping Off The Head“ (Fastbeast Entertainment) – [7] Derbsten US-Death Metal à la Cannibal Corpse & Co. liefern die Schweizer auch auf ihrem zweiten Album ab. Dennoch sind die Songstrukturen im Vergleich zum Vorgänger

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etwas catchier ausgefallen. Aber das Trio fährt trotzdem noch das brutale Metzelbrett. Sowohl textlich als auch musikalisch ist hier die blutige Death Metal-Welt absolut noch in Ordnung. Gitarristin Isabelle schreddert sich durch neun Highspeedorgien. Ich verstehe, dass sie sich in ihrer CD-Dankesliste auch darüber freut, dass viele ihrer Fans und Kollegen ihr NICHT bescheinigen: „sounds good … for a woman“. Zwei kurze Gastauftritte von zwei Sängern befreundeter Bands (Cropment, Incredi-Ballz) lockern das Gesamtbild zusätzlich noch etwas auf. Phantasievoll, bizarr und morbide ist auch das CD-Booklet gestaltet. Für Freunde der „Sin City“-Sachen ein Augenschmaus. Nach knapp 30 Minuten ist die blutig-geile Abfahrt komplett. (db) Celestial Bloodshed – „Cursed, Scarred & Forever Possessed“ (Demebur Morti) - [4] Schon auf den ersten Blick wird offenkundig, dass sich das norwegische Trio Celestial Bloodshed der alten Schule des Black Metal verschrieben hat. Nicht nur die Bandfotos und das Artwork ihres ersten Longplayers machen das klar und deutlich, auch die Aufteilung der sieben darauf enthaltenen Tracks in A- und B-Seite sprechen die Sprache des Altertums. Nach einem etwas überlangen und in Summe betrachtet weniger atmosphärisch als eher verstörend wirkenden Intro gehen die Jungs aus Trondheim im anschließenden Titeltrack aber sehr überraschend und mächtig in die Vollen. Aber von wegen Raserei und ultra-hurtiges Schwarzwurzel-Gebretter! Langsam und zähflüssig beginnt diese Nummer, bedrohlich finstere Riffmäntel bereiten hier die düstere Atmosphäre, die in Folge durch das sich steigernde Tempo, die brachiale Art und Weise, mit der Celestial Bloodshed ihre Mucke offenbaren, und nicht zuletzt durch den garstigen Gesang von Frontmann Steingrim Torson zu einem grobschlächtigen, aber dennoch melodischen und gar nicht einmal so unterkühlten Schwarzmetall-Kleinod gedeiht. Vor allem die langsamere Gangart lässt diesen Track zu einer wahrlich beängstigenden Komposition gedeihen, an deren Intensität die Jungs aber in Folge jedoch nicht mehr herankommen. Im Gegensatz zu zahlreichen Wettbewerbern hat Steingrim seinen Gesang in eher tiefergelegten Regionen angesiedelt, sprich, er vermeidet es, den angewiderten Keifer zu mimen, und offenbart uns offensichtlich seine natürliche, bedrohliche und raue Stimme, die der Band in ihrer Vortragsweise sehr entgegenkommt. Auch in den rabiaten, in Mayhem-Art strukturierten Black Metal-Rabiatperlen passt die Stimme ganz gut und verschafft Celestial Bloodshed zudem ein gesundes Maß an Eigenständigkeit. Durch das ansonsten genretypisch hohe Tempo lassen die Burschen allerdings zwischenzeitlich ein wenig von der genannten Intensität und Eigenständigkeit vermissen, da es über weite Strekken der Spielzeit doch eher typisch flirrend unterkühlt und keineswegs dermaßen angenehm herzerwärmend kalt zur Sache geht. Deshalb vermag auch erst der nach der Titelnummer zweite Longtrack „All Praise To Thee“ richtig beeindruckend aus den Boxen zu dröhnen. Nach wieselflinkem Beginn drosseln die Norweger hier abermals geschickt das Tempo und lassen zudem sogar experimentelle, düstere, Soundtrack-verdächtige und ungemein bedrohliche Klänge hören. Hier ist erneut Polaratmosphäre in unglaublicher Dichte und von höchster Intensität entstanden. Frostige Klänge in nicht ganz alltäglicher Machart sind es also, die uns auf diesem Album angeboten werden, wobei die Trademarks des Genres aber in Summe dennoch vorhanden geblieben sind und die Truppe sich mit diesem Album den Anhängern des blasphemisch intonierten, pechschwarzen Metal regelrecht aufdrängt. (ws) Centaurus-A – „Side Effects Expected“ (Listenable/NSM) – [8] Die Köln/Bonner Truppe existiert bereits seit 2000. Scheinbar haben wir es hier wieder mit einem solchen Fall zu tun, bei dem es sich auszahlt, wenn die Band lange an ihrem Debütalbum feilt. Die Jungs präsentieren sich gleich hier in Höchstform: virtuos gespielter Death

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Metal. Dabei sind catchy Melodien genauso präsent wie Können und anspruchsvolles Songwriting. Ebenso haben sich auch viele Riffs eingeschlichen, die Freunde etwas anspruchsvollerer Thrash-Mucke begeistern dürften (der Song „Arson“ beispielsweise erinnert etwas an Bands wie die unterbewerteten Accusser/Coroner). Auch etwas komplexere Nummern wie etwa das daran anschließende „Dripping Red Canvas“ laufen gut rein, verbinden gekonntes Gitarrenspiel mit einer gelungenen Hookline. Das Album wurde bereits 2007 in den Dänemarker The Hansen-Studios aufgenommen. Und nun endlich nimmt sich eine Plattenfirma dieses kleinen Juwels an. Centaurus-A könnte man hier mit vielen anderen geilen technischen Hochgeschwindigkeitskapellen vergleichen. Ich werde das aber nicht tun, sondern euch die Band als Supertipp an euer anspruchsvolles Death Metal-Fan-Herz legen! (db) Chrome Division – „Booze, Broads & Beelzebub“ (Nuclear Blast) - [6] Was einst eher den Eindruck der Überbrückung einer zeitlichen Leere bei seiner Hauptband Dimmu Borgir machte, scheint Shagrath Spaß ohne Ende zu bereiten. Es dürfte ein regelrechter Befreiungsschlag für ihn sein, fernab von pompösem Black Metal und weißgetünchten Antlitzen losrocke zu können! Der Kerl hat nämlich seine Chrome Division einmal mehr am Start, um für arschtretenden Heavy Rock der alten Schule zu sorgen. Dass der Kerl dabei eine gute Figur abgibt, sollte sich bereits nach dem Debüt „Doomsday Rokk’N’Roll“ herumgesprochen haben und auch der aktuelle Silbering lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass deren harter Rock in zeitlosem Gewand funktioniert und zudem auch sehr authentisch rüberkommt. Je heftiger und härter die Chose auf „Booze, Broads And Beelzebub“ wird, desto mehr nähert sich die „Divison“ zwar dem Unternehmen Motörhead, was ja nicht unbedingt gegen Chrome Division spricht, allerdings ist Sänger Eddie Guz vom Charisma von Großmeister Lemmy doch noch weit entfernt. Handgemachter, ehrlicher und vor allem immerzu gut vorgetragener, harter Rock in Machart der alten Meister bekommt der Fan hier geboten und ich nehme Shagrath diese Art von Musik voll und ganz ab, denn viel authentischer kann man derlei Sounds nicht zum Besten geben. Zur Credibility trägt auch die nicht gerade feinfühlig interpretierte Version der Burschen von „Sharp Dressed Man“ bei, hier besteht die Gefahr, dass ZZ Top die Bärte aus den Gesichtern fallen werden! RAWK! (ws)

Burschen gewöhnt hat, aber im Endeffekt erweist sich diese unkonventionelle Vorgangsweise als großer Pluspunkt, denn originell sind COG auf jeden Fall, mischen sie doch obendrein auch noch dezent Punkrock-Anleihen, gefühlvoll intonierten Brit-Prog und vergleichsweise schwermütige Elemente in ihr Menü, das sich schlicht und ergreifend nach Cog anhört, und so etwas bekommt man nicht alle Tage serviert. (ws) Darkane – „Demonic Art“ (Massacre Rec.) – [6,5] Darkane haben aufgerüstet oder umgerüstet und sich einen neuen Sänger in ihre Band geholt. Änderungen dürfen oder können nicht erwartet werden. Die Stimme gliedert sich perfekt ins Gesamtbild der schwedischen Thrash Metal-Combo ein. Songtechnisch muss ich jedoch sagen, dass das musikalische Gewand für mich keinen Ohrwurm darstellt. Hier und da gibt es gute Momente, interessante Einlagen, die das Ganze schön auflockern und Stimmung machen. Auf der anderen Seite vermisse ich Abwechslung. Dies liegt kaum an den Tempiwechsel oder den musikalischen Einsprengseln. Es fehlt der Platte einfach das gewisse Etwas, um wirklich herauszustechen oder um wirklich gut zu sein. Anhänger der Schweden werden sich nicht abschrecken lassen und zugreifen. Neulingen würde ich aber empfehlen, genauer hinzuhören, vielleicht auch mehrere Durchgänge über sich ergehen zu lassen, bevor man sich ein Gesamtbild macht. Ich für meinen Teil habe abgeschlossen und widme mich dem nächsten Projekt. (iw) Darkmoon – „Apocalyptic Syndrome“ (CCP) – [7,5]

Auf CD

Darkmoon sind längst keine Unbekannten mehr, konnten die Schweizer doch bereits in der Vergangenheit mit guten Veröffentlichungen überzeugen und waren auch bereits auf unserer AR-Compilation vertreten. Die Truppe hat in den letzten Jahren ihr musikalisches Gerüst enorm verfeinert und schmettert dem Hörer eine brachiale Melange aus Death-, Thrash- und auch etwas Black Metal um die Ohren, die sich hören lassen kann. „Apocalyptic Syndrome“, so der Titel des des nicht mehr ganz so frischen Langeisens, gefällt auf Anhieb. Das liegt einerseits an dem enorm hohen Wiedererkennungswert der Musikstücke, zum anderen an der Eingängigkeit der Kompositionen, die „Apoca-

NICE TO EAT YOU RECORDS

Cog – „Sharing Space“ (Inside Out) - [6] Auf dem erst im letzten Jahr gegründeten Label Superball Music erscheint mit „Sharing Space“ das zweite Album der Australier Cog. Ihr Debüt „The New Normal“ erschien im Jahr 2005 und sorgte vorwiegend in Alternative Rock-Kreisen für erste Erfolge, denn das Trio konnte sich mit einer sehr originellen Variante davon in die Herzen der Fans spielen. Die Jungs lassen uns auf „Sharing Space“, dem Titel entsprechend, Alternative und Progressive Rock in nahezu gleichen Anteilen zu Gehör kommen, haben jedoch keinerlei Frickeleien am Start, sondern in erster Linie locker-lässig intoniertes Songmaterial, das über die gesamte Spielzeit ungemein entspannt klingt. Bevor das AlternativeGeschwurbel überhandzunehmen droht und der Verfasser dieser Zeilen das Scheiblettchen der hauseigenen Katze zur „Zweckentfremdung“ zur Verfügung stellen mag, entpuppt sich Sänger und Gitarrist Flynn Gower als Retter, weiß er doch nicht nur durch gen Pink Floyd verbeugte Passagen aufhorchen, sondern kann obendrein mit latent melancholischem Timbre im Gesang aufwarten. Es bedarf zwar einer gewissen Gewöhnungszeit, ehe man sich an die mitunter etwas sperrige Melange dieser

In den letzten Monaten veröffentlichte das tschechische GrindLabel NTEY eine Vielzahl von Alben, die wichtigsten im Schnelldurchlauf: *Goreinhaled – „The Art Of Sickness“: Brutaler Death Metal im Stil von Dying Fetus, Dehumanized und Konsorten. Technisch auf hohem Niveau, musikalisch etwas vorhersehbar und langweilig. Für Fans eben genannter Referenzbands aber ein Muß! [6,5] *Mucopus – „Undimensional“: Ex-Mitglieder von Skinless und Internal Bleeding raufen sich zusammen, gründe Mucopus und prügeln eins der brutalsten Alben ein, das jemals aus New York kam. Das Besondere dabei: Die Jungs geben auch technisch und verfrickelt eine gute Figur ab. [8] *Disembowled Corpse – „Chronic Disembowlement“: Gegen Disembowled Corpse wirken die heutigen Cannibal Corpse wie ein Kinderchor. Brutaler als DC zu zocken, wird auch in Zukunft nur mehr schwer möglich sein. Aggressivitätsfanatiker sind hier an der richtigen Adresse! [7] *Sickening – „Ignorance Supremacy“: Wer Suffocation mag, der wird auch bei Sickening nicht nein sagen. Brutaler Ami-Death Metal im 90er-Stil, voll auf die Zwölf und ohne Verschnaufpausen. [7] *Poppy Seed Grinder – „Humanophobia“: Das zweite Album der der tschechischen Deather, gewürzt mit einer Brise Hardcore. Dying Fetus lassen auch hier ansatzweise grüßen, ebenso andere Brutalo-Bands, die im selben Fahrwasser schwimmen. Gut gezockt mit einigen wirklich coolen Riff-Attacken! [7,5] (mf)


lyptic Syndrome“ schon beim zweiten Durchlauf wie einen alten Bekannten erscheinen lassen. Und genau hier setzt ein wenig Kritik ein. Es passiert auf dem mittlerweile zweiten Album der Schweizer enorm viel und doch etwas zu wenig. Soll heißen: Die Jungs prügeln bis der Notarzt kommt und schütteln sich Riff um Riff aus dem schwarzen Ärmel, doch wirklich innovative/abwechslungsreiche Herangehensweise sieht anders aus. Das soll den guten Eindruck, den ich trotzdem von dieser Band habe, nicht schmälern. Songs wie „Hate Still Burns“ oder „I Am The End“ sind leckeres Futter für die Ohren und ab und zu einfach nötig, um den Kopf von progressiven Ausflügen frei zu bekommen. Darkmoon machen ihre Sache gut, könnten aber zukünftig etwas mehr Mut zu Experimenten an den Tag legen. Bis es soweit ist kann man sich die Wartezeit bis zum dritten Album aber getrost mit „Apocalyptic Syndrome“ versüßen. (mf) Dave Evans – „Judgement Day“ (STF-Rec.) – [3] Musiker schmücken sich gern mit kurz geliehenen Federn, um der Welt zu verkünden, wie populär sie doch eigentlich seien, selbst dann, wenn sie nur ein paar feuchte Tage in irgendeiner Kammer einer berühmten Band verbracht haben. Nun gut, Dave Evans war kurzzeitig einmal Sänger von AC/DC. Gewissermaßen hört man das der Platte stilistisch auch an, dennoch stellt es für mich und wahrscheinlich auch für viele andere auf dieser Welt keinen plausiblen Grund dar, sich diese Scheibe zuzulegen. Was Evans von sich gibt, ist textmäßig sehr seicht, musikalisch belanglos und weiß mich zu keiner Zeit zu begeistern. Hard-Rock kann gut sein, aber „Judgement Day“ ist davon weit entfernt. (iw) Dawn Of Winter – „The Peaceful Dead“ (Massacre Records) – [5] Unter dem Titel „The Peaceful Dead“ bringen Dawn Of Winter neues Material für die Doom-Anhänger dieser Welt auf den Markt. Bleibt nur die Frage zu beantworten: Braucht die Welt das denn überhaupt? Ich könnte hierauf kurz und bündig antworten: Nein. Aber das wäre in dem Sinne kein Review, da der Doom-geneigte Anhänger nicht erahnen kann warum. Aber auch dieser Punkt bedarf nicht vieler Worte. Es klingt einfach zu monoton und manchmal zu beschwingt für meinen Geschmack. Doom ist eine langatmige, bleierne Musikrichtung, die durch ihre Schwere den Liebhaber der Richtung aufsaugen soll. Das gelingt hier Dawn Of Winter zu keinem Zeitpunkt. Störend empfinde ich auch jene Gesangspassagen, die einem Jodeln nahekommen. Leute, wenn ich wen jodeln hören will, dann geh ich auf die Alm. Und davon haben wir hier bekanntlich genügend. Bei „The Oath Of The Witch“ wird sogar mal die growlige Gesangslinie angepackt, aber leider nur zu kurz. Mehr Abwechslung, eine härtere Gangart und mehr Depressionen würden dem Album gut tun. Ansonsten kann ich gleich Hansi Hinterseer hören. (iw) Deathstars – „Night Electric Night“ (Nuclear Blast) – [6] Die Jungs von Deathstars haben sich für ihr aktuelles Scheibchen ganz schön Zeit gelassen – Zeit, in der viel Wasser den Bach hinunter gelaufen ist. Nachdem die Truppe mit ihrer letzten Platte die Resonanz erhielt, die sie sich auch erwartet hatte, steht nun „Night Electric Night“ in den Startlöchern. Was für den Beginn recht interessant klingt, läutet nach mehreren Durchgängen Ernüchterung ein. Zu sanft und zahm geben sich die Schweden, bewegen sich nur im Midtempo-Bereich. Abwechslung hätte hier besonders gut getan. Die Melodien sind im Großen und Ganzen gut geworden, jedoch

weiß kein Akt mich wirklich mitzureißen. Immer wieder beschleicht mich der Verdacht, dass dieser Silberung freudund energielos zusammengebastelt wurde. Vielleicht des schnöden Mammons wegen? Wie dem auch sei. Deathstars wollten den Kommerz und den haben sie zweifelsohne erreicht. Sie sind zu einer von vielen Bands geworden, die nicht so recht weiß, wie sie sich aus der Masse katapultieren soll. (iw) Decadence – „The 3rd Stage Of Decay“ (Massacre Records) – [8] Weitaus weniger dekadent, als der Bandname vermittelt, geht es bei den Death/Thrash-Combo aus Schweden zu. Simpel strukturierte Lieder laden mit ihrer Eingängigkeit zum Hören ein, sehr zur Freude des Fans. Das Besondere an der Band ist, dass eine Frau den Part des Frontman übernommen hat. Natürlich merkt man den Unterschied. Aber Metallic Kitty macht ihren Job gut und kann den Männern durchaus das Wasser reichen. Was ich persönlich schade finde, ist, dass das Pseudonym der Dame nicht gerade dazu beiträgt, in einer männerbesetzten Domäne ernst genommen zu werden. Viel eher trägt der Name zur Verniedlichung bei und das wird ihrer Position als Frontfrau nicht gerecht. Lange Rede, kurzer Sinn: Decadence erfinden das Rad der Musik nicht neu, aber das, was sie fabrizieren, kann sich allemal hören lassen. (iw) Decrepitus – „Break The Code“ (Eigenproduktion) – [6,5] Was tun, wenn einem auf die Schnelle kein Name für eine Band einfallen will? Man nimmt einfach ein medizinisches Wörterbuch zur Hand und sucht sich einen Namen aus, der schon auf den ersten Blick krank erscheint. So geschehen auch bei Decrepitus, was auf Deutsch „altersschwach“ bedeutet. Gut, es mag ärgere Namen geben, aber etwas einfallslos sind die Norweger schon dabei gewesen. Musikalisch geht’s dafür recht rau und ungeschliffen zu Werk. Das Ganze lässt sich in die Death Metal-Schiene einordnen, hört sich nett an und hat durchaus seine hörenswerten Momente. Aber bei den sechs Songs, die das Norweger Musikantenstadl-Team fabriziert hat, fehlt die Durchschlagskraft. Die Lieder sind im Midtempo-Bereich angesiedelt und durchwegs einfach gehalten. Von Solis oder technisch beeindruckenden Passagen wird hier Abstand genommen. Es wird nur zum Besten gegeben, was auch gespielt werden kann. Wer neugierig geworden ist, kann sich auf MySpace von den Ergüssen der Band berieseln lassen. Die Skeptiker oder Feinschmecker lassen die Finger davon. (iw) Deep Purple – „Stormbringer“ (Emi) – [9] „Stormbringer“ war eine der Scheiben, die ich durch Zufall im CD-Schrank meines Bruders entdeckte. Auch heute noch hat dieses Album nichts von seinem Charme verloren, ganz im Gegenteil. Noch immer entfalten Songs wie „Stormbringer“ oder „You Can’t Do It Right“ ihren eigenen Charme. Mittlerweile sind 35 Jahre vergangen, seit dieses Album zum ersten Mal das Licht der Welt erblickt hat. Grund genug, um dieses Ereignis anständig zu feiern. Diese Wiederveröffentlichung kommt inklusive einer DVD-Audio-Scheibe im 5.1-Sound. Dazu noch einige Remixes und ein informatives 20-seitiges Booklet für den abendlichen Retro-Trip. Wer dieses Scheibe noch nicht im Schrank stehen hat, der sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. (mf) Demonical – „Hellsworn“ (Cyclone Empire/Soulfood) – [8,5]

Auf CD

Alter Schwede, die Jungs gehen heftig zur Sache. Aus dem Norden ist man natürlich harte Kost gewohnt, es gibt aber immer die eine oder andere Band, die aus dem Einheitsbrei etwas herausragt. Demonical ist so eine Band – und das zu Recht. „Hellsworn“ ist das dritte Album der Schweden. Gemäß dem Grundsatz, dass das dritte Album ein „make it or break it“ aufzeigt, dürfte sich der Vierer wohl keine Sorgen machen, dass sie die Kurve nicht mehr packen. „Swedish Death Metal Darkness“ tituliert das Label die Musik auf dem Infozettel und damit liegen sie genau richtig. Demonical

haben im Vergleich zum Vorgänger deutlich zugelegt. Sie spielen ihre Stärken aus und überzeugen mit abwechslungsreichem Riffing. Nicht wenig Anteil am Gelingen von „Hellsworn“ hat der neue Sänger Sverken. Er brüllt, dass es eine Freude ist, den leider nur knapp 35 Minuten zu lauschen. Mit „Bow To The Monolith“ haben die Schweden sogar einen kleinen Hit an Bord. Demonical befinden sich auf dem aufsteigenden Ast und werden im Laufe ihrer Karriere mit Sicherheit noch einen Zacken besser werden. Ab Mai sind die Jungs zudem auf Tour mit u.a. Torture Killer. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich dieses Package nicht entgehen lassen (mf) Desilence – „Wreck The Silence“ (Twilight) - [7] Das Cover versinnbildlicht, was den Hörer auf „Wreck The Silence“ erwartet: Hier ist definitiv eine musikgewordene Abrissbirne am Start und hört auf den Namen Desilence. Das Quintett, bei dem Andreas Jechow von Dew-Scented am Schlagzeug sowie der aktuelle Holy Moses- und ehemalige Courageous-Basser Thomas Neitsch mit von der Partie sind, hat sich nach den durchwegs positiven Kritiken zu ihrem Demo „Antisilent“, das mittlerweile trotz einer Auflage von 1000 Stück ausverkauft ist, offenbar auch weiterhin zum Ziel gemacht, als Abrissbirne zu fungieren, und kredenzt uns 13 wuchtige Tracks in mannigfaltiger, aber immerzu brachialer Machart. Die Jungs haben mächtigen Thrash Metal am Start, der sowohl reichlich Einflüsse der Bay Area intus hat, ebenso aber sind Desilence mächtig von den alten Meistern der deutschen Szene inspiriert worden. Obendrein lassen sich auch vereinzelte Anleihen von Thrash-Helden der 90er Jahre heraushören, manchmal kommen die Burschen hinsichtlich der Brachialität gar verdächtig nahe an Thrash/Death Metal heran. Wer der Meinung ist, auf „Wreck The Silence“ ginge es ausschließlich derb und rumpelig zur Sache, liegt jedoch definitiv falsch, denn das Duo Peter Geltat und Felix Gretzer schüttelt nicht nur aggressive Riffs aus dem Ärmel, sondern weiß auch mit einer Menge an markanten Melodien aufzuwarten und versteht es zudem, durch gefühlvolles Spiel für Abwechslung (und kurze Verschnaufpausen) zu sorgen. Wenn Kritikpunkte an diesem Album zu finden sind, dann wohl nur, dass die eher maue Coverversion von „Land Of Confusion“ (Genesis) nicht unbedingt sein hätte müssen und auch am mitunter etwas zu eindimensionalen und heiseren Gesang von Hagen Hirschmann darf man Kritik anbringen. Dieser passt zwar in den heftigen und aggressiven Passagen sehr gut zum Gesamtvortrag, auch in den gefühlvollen Passagen kann Hagen für Akzente sorgen – doch immer dann, wenn er das Tempo seiner Mitstreiter nicht mehr halten kann, wirkt sein Gesang zu hektisch und lässt dadurch die nötige Ausdruckskraft vermissen. Dabei ist Hagen an sich ein sehr guter Vokalist und vermag in den wenigen hier vertretenen Power-Metal-Passagen durch sein kraftvolles Organ ebenso zu überzeugen, wie wir es von seiner Neben(?)baustelle Logar’s Diary gewohnt sind, bei der übrigens auch Felix mitarbeitet, allerdings am Viersaiter. Ansonsten besteht kein Grund zum Meckern, Desilence hinterlassen den Zuhörer geradezu niedergerissen. Zum Schluss sei den Jungs noch etwas mitgeteilt: Der Ausspruch, „wenn die Berliner Mauer nicht abgerissen wäre, gäbe es Desilence nicht“, hat zwar auf Grund der Herkunft der Musiker seine Berechtigung, doch hinsichtlich der Wucht dieses Albums darf man getrost annehmen, dass dieses Bauwerk spätestens durch „Wreck The Silence“ endgültig zum Einsturz verdammt gewesen wäre. (ws) Destination’s Calling – „Invisible Walls“ (Silverwolf) – [5,5] Destination’s Calling gehen auf „Invisible Walls“ leider etwas zu vorhersehbar ans Werk, soviel gleich am Anfang. Stilistisch bewegen sich die Deutschen im Power/Melodic/Prog-Bereich, zeigen jedoch noch erhebliche Probleme in puncto Songwriting, die sie zukünftig ausmerzen müssen. So haben die Jungs noch kein richtiges Gespür für packendes Songwriting, das länger als bis kurz nach

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Ende eines Songs im Gehör bleibt. Oft fehlt ein Break, das an manchen Stellen zwingend kommen müsste. Auf der anderen Seite jedoch beherrschen Destination’s Calling ihre Instrumente perfekt und können durch ihr spielerisches Können zweifellos überzeugen. Was fehlt, scheint somit ein Songwriter zu sein, der alle vorhandenen Ideen zu einem richtig guten Paket zusammenschnüren könnte. Gute Ansätze sind im Übermaß vorhanden, nur müssten diese in die richtige Richtung gelenkt werden. Für ein Debüt ist „Invisible Walls“ leider nur gut. Ich hoffe darauf, dass die Band mit der Zeit an Erfahrung und songtechnischem Verständnis zulegt, damit sich einzelne gelungene Riffs und interessante Strukturen eben auch zu interessanten Songs entwickeln, die den Hörer begeistern können. Bis dahin haben Destination’s Calling aber noch einen weiten Weg vor sich. (mf) Diabolical – „The Gallery Of Bleeding Art“ (Vicisolum) – [6] Wer sich in aller Früh den Kaffee sparen möchte, der darf mit der neuen Veröffentlichung von Diabolical wach werden, denn die Schweden prügeln mit „The Gallery Of Bleeding Art“ jegliche Müdigkeit aus dem Leib. Nervös angehauchten Menschen würde ich dann doch lieber eine Tasse Kaffee empfehlen. Aber kommen wir auf den eigentlichen Teil zu sprechen. Bewundernswert empfinde ich die Tatsache, dass die Herren in ihrem zwölfjährigen Bestehen erst ihren dritten Silberling veröffentlicht haben. Böse Zungen mögen nun behaupten, dass das eventuell an mangelnder Kreativität und Ideenlosigkeit liegen mag. Positivisten hingegen würden behaupten, dass gut Ding Weile braucht. Wie dem auch sei: Diabolical fackeln jedenfalls nicht lange herum. Ein kleines Intro und schon geht es los. Streicher und Gitarren stellen das Rezept dar, um eine infernalische Stimmung aufzubauen. Es wird gewohnt auf hohem technischen Niveau gebrettert und gebolzt, aber richtig zu beeindrucken weiß mich dieser höllische Erguss nicht. Vielleicht auch deswegen, dass selbst das technische Geplänkel nicht darüber hinwegzutäuschen vermag, dass ich all das anderswo schon einmal gehört habe. (iw) Diluvian – „Inhumanity Remains“ (Deep Send Records) – [4] Völlig belangloses Dahingemetzel liefern Diluvian auf ihrer Debüt-MCD „Inhumanity Remains“ ab. Die Franzosen zeigen dabei weder Gespür für ausgefeiltes Songwriting noch für packende Melodien. Teilweise sind gute Ansätze vorhanden, die auf den nächsten Alben ins rechte Licht gerückt werden müssen. Im Death Metal ist Brüllen und Knüppeln eben nicht alles, um an vorderster Front mitzuzocken. (mf) Doom:VS – „Dead Words Speak“ (Firebox) – [6] Traditionell lässt sich die winterliche Jahreszeit mit pechschwarzem Doom am besten füllen. Da gute Bands derzeit nicht wirklich im Überfluss zu finden sind, tut es gut, dass Doom:VS mit ihrem neuen Album „Dead Words Speak“ angekrochen kommen, um den Tag noch etwas kürzer werden zu lassen. Für Neulinge vorab zur Information: Doom:VS sind das Soloprojekt von Johan Ericson, der im Hauptberuf bei den wesentlich kommerzieller ausgerichteten Draconian beteiligt ist. „Dead Words Speak“ ist bereits das zweite Album des kreativen Schweden. Im Vergleich zu stilistisch ähnlich gelagerten Bands ist Doom:VS düsterer und bedrohlicher. Hier steht Doom/Death nicht bloß als belanglose Etikettierung, sondern umschreibt das Gehörte äußerst passend. Was bereits beim Opener „Half Light“ auffällt, ist eine beklemmende Monotonie, die richtiggehend hypnotisiert. Es dauert einige Zeit, bis man mit den Songs wirklich warm wird, denn so richtig fesselnd wirkt zunächst nichts an den neuen Kreationen des Schweden. Johan versucht mit seiner Musik eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, die den Zuhörer gefangen nimmt. Kein leichtes Unterfangen, denn dazu passiert doch zu wenig auf „Dead

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Words Speak“. Es fehlt an Abwechslung, die die vorherrschende Monotonie ansatzweise durchbrechen und so für eine Art Orientierungsgefühl sorgen könnte. Besonders anhand des mehr als zwölf Minuten dauernden Brockens „Threnode“ wird dies deutlich. Zwar versucht Johan mit einigen akustischen Auflockerungen seinen Songs etwas mehr Kreativität anzuhaften, letztendlich verfällt er jedoch wieder in denselben Trott und man hat das Gefühl, den Song wieder von Anfang an zu genießen. „Dead Words Speak“ ist ein gutes Doom-Album, jedoch wirklich nur eingefleischten Liebhabern dieses Genres zu empfehlen. Wer es gerne etwas abwechslungsreicher und auch eine Nuance schneller gespielt bevorzugt, der ist bei Doom:VS definitiv an der falschen Adresse. (mf) Drone – „Juggernaut“ (Wacken/SPV) – [8,5] Es war bereits beim Debüt absehbar, dass Drone keine Eintagsfliege sein werden. Brutales, moderndes Death/ThrashGewitter trifft auf das knackige Organ des Sängers. Parallelen zu älteren Pantera sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn es natürlich Unterschiede gibt. Die Deutschen walzen auf ihrem zweiten Album alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellt, garniert mit melodischen Refrains und coolen Breakdowns. Drone machen einfach gute Laune, das ist ihr Rezept, um die Massen zu bewegen. „Juggernaut“ ist zudem um einiges abwechslungsreicher als der Vorgänger und überrascht zudem mit dem völlig unerwarteten Song „No Pattern“. Kaufen! (mf) Eden’s Curse – „The Second Coming“ (AFM/NSM) – [6] Der Albumtitel täuscht nicht: Das ist der zweite Output der Startruppe. Unterstützt von ein paar illustren Gästen, druckvoll produziert von Dennis Ward freut sich die Band nach eigener Aussage nun ausschließlich darauf, die Livebühnen zu entern. Frontmann Michael Eden, in den USA geboren, kündigt das neue Album ziemlich großspurig an, von wegen „man hat seit Dekaden nichts Besseres in dieser Musikgattung gehört“ und ähnlicher, üblicher Größenwahn… Das tatsächliche Resultat: üblicher Heavy-/Hard Rock. Der Quotenballade „Man Against The World“ und dem daran anschließenden Doublebassbanger „Raven’s Revenge“ inklusive. Gewohnt gut: der gern mal überall mitspielende Tastenmann Ferdy Doernberg (wo gerade ein Keyboarder gebraucht wird…). Lachhaft, aber etwas, wofür die Band als solche nichts kann: die Nominierung von Gitarrist Thorsten Oehne als Gitarrist des Jahres 2007 bei MelodicRock.com. Da fahren andere Gitarristen ganz anderen Span… Das ganze Album: Nicht schlecht, aber auch nur knapp über dem Hard Rock-Durchschnitt liegend. Ich warte gern weiter darauf, dass in dem Metier wieder einmal Außergewöhnliches passiert. Master Yngwie, bitte übernehmen Sie! (db) Elffor – „From The Throne Of Hate“ (Northern Silence Production) – [7] In den 90ern machten Mortiis und Summoning von sich hören. Rasch war eine kleine, aber treue Anhängerschaft gefunden. Mit dem Millennium folgte dann aber auch die Trendwende, und was einst in war, geriet langsam in Vergessenheit. Nicht so bei den Spaniern Elffor. Schon der Beginn der Platte erinnert zwangsläufig an Mortiis in ihren besten Tagen. Wer zu dieser Zeit schon auf deren ruhige und unheilvolle Kreationen gestanden ist, der wird auch mit Elffor zurechtkommen. Außer, dass das Ganze um eine Spur moderner klingt und ein paar mehr Instrumente zum Einsatz kommen, bleibt alles beim Alten. Abwechslung war damals schon nicht das Nonplusultra und ist es auch heute nicht. Elffor bringen mit „From The Throne Of Hate“ keine Meisterleistung zustande, sondern eher ein Scheibchen für

ruhige Gemüter, Nostalgiker und Leute, die von den 90ern nicht loskommen. (iw) Ensoph – „Rex Mundi X-lle“ (Cruz del Sur Music/Alive) – [8,5] Die Überraschung des heutigen Tages kommt aus Italien und stellt so ziemlich alles in Frage, was italienische Bands bisher ausgemacht hat. Üblicherweise erwartet man von Combos mit heißblütigem Temperament schnelle Powerriffs, eine Stimme himmelhochjauchzend und getragene Keyboardpassagen. Ensoph hat die Zeichen und auch das Problem der italienischen Musik erkannt und demnach einen ganz eigenen Weg eingeschlagen. Dieser mag sich für den Hörer nicht auf den ersten Blick, oder besser gesagt, beim ersten Durchgang erschließen, dennoch, wer sich die Zeit nimmt, dem wird hier eine äußerst interessante Melange präsentiert. Die Italiener kombinieren äußerst gekonnt Gothic Metal mit der Industrial-Schiene und geben sich dabei noch sehr progressiv. Da „Rex Mundi X-lle“ nicht von Wiederholungen lebt, muss man sich auf viele abwechslungsreiche Passagen einstellen, die atmosphärisch, hart als auch elektronisch bestimmt sind. Der Gesang bewegt sich im BM-Bereich, aber es findet sich auch immer wieder klarer Gesang ein. Diese Kombination passt sich jedoch perfekt in das musikalische Umfeld ein. Hier hätten sich Deathstars ein Beispiel nehmen können. (iw) Ephrat – „No One’s Words“ (Inside Out/SPV) – [6,5] Bandchef Omer Ephrat bringt die musikalischen Einflüsse aus seiner Heimat Israel mit modernem und unglaublich frischem Progrock zusammen. Songstrukturen werden mühevoll aufgebaut und im nächsten Moment wieder eingerissen. Keine Angst vor Instrumenten wie Violine, gefühlvoll gespielter Flöte, Klavier darf und muss man haben, um dieses vielschichtige Album zu begreifen und zu genießen. Steve Wilson hat als Produzent und Mixer einen unglaublich guten Job abgeliefert. Der warme, basslastige Sound stellt selbst seine Referenzen mit Opeth und Porcupine Tree in den Schatten. Trippig-flippig geht es hier um eine Stunde interessanter Musik, die nur geringe Metal-Schlagseite hat. Petronella Nettermalm von Paatos wirkt bei dem Song „Haze“ mit. Noch interessanter finde ich den Gastauftritt von Daniel Gildenlow der schwedischen Proggötter Pain Of Salvation. Der drückt einem der besten Songs des Albums, dem 5-teiligen „The Sun Of Damage Done“, seinen eigenwilligen Stempel auf. Überhaupt entsteht der Eindruck, dass Meister Ephrat mit seiner Band bei den letzten beiden Songs erst richtig zur Höchstform seiner „nur“ sechs Albumstücke aufläuft. Richtig stark, wie er beim 18Minuten-Song „Real“ trotz aller Verschachtelungen immer wieder quasi als roter Faden zum eindringlichen Erkennungsriff zurückkehrt. (db) Epicurean – „A Consequence Of Design“ (Metal Blade) - [5] Mit ihrem ersten Album für ihr neues Label Metal Blade gehen die offenbar noch recht jungen Amis von Epicurean ins Rennen. Das 2004 gegründete Sextett aus Minneapolis schafft auf „A Consequence Of Design“ problemlos den Brückenschlag von unterschiedlichsten Genres und hat dabei eine zwar gewöhnungsbedürftige, zugleich aber auch sehr imposante Melange kreiert, die bislang wohl wirklich nur sehr selten da gewesen ist. Kreativität und Mut zu Neuerungen scheinen bei dieser Truppe an der Tagesordnung zu stehen, wodurch im Endeffekt auch elf Kompositionen entstanden sind, die es mächtig in sich haben. Hinsichtlich der wesentlichen Bestandteile sollte man erwähnen, dass gesangstechnisch herber Thrash/Metalcore regiert, John Laramy jedoch unter Beweis stellen darf, dass er auch mit Klargesang zu überzeugen weiß. Die Keyboards von Jared Schneider sind in erster Linie als „Füller” der mitunter sehr harmonischen Doppelgitarren eingesetzt, wenn man dem Kerl aber genügend Freiraum gewährt, kann er Einflüsse von sym-



phonischem Metal nicht verbergen und kredenzt flächendeckende Keyboardteppiche, die zusammen mit der teilweise sehr vertrackt agierenden Rhythmusabteilung ein perfektes Fundament für das talentierte Gitarrenduo John Major und Jarod Mills darstellen. Die beiden letztgenannten Herrschaften scheinen den Metal in jedweder Form seit jenem Tag, als sie zum ersten Mal eine Gitarre in der Hand gehalten haben, in sich aufgesogen zu haben. Deshalb gibt es gitarrentechnisch auf „A Consequence Of Design“ auch die ultimative Breitseite. Von brutalsten Thrash-Riffs der King-Schule über melodische, aber dennoch harsche Speed Metal-Passagen bis hin zu schwer von der alten Schule des Heavy Metal geprägten Leadgitarrenattacken ist ebenso alles vorhanden, wie auch der progressive, verfrickelte Metal nicht zu kurz kommt und eine Vorliebe für moderne Metal-Sounds beim Produzieren ebenso Einzug gehalten hat. Auch wenn es mitunter wirklich schwerfällt, die Strukturen von Epicurean zu begreifen, hinsichtlich des Hörgenusses muss man dieser Formation schlichtweg zu diesem Album gratulieren, denn es wächst nicht nur mit jedem Durchlauf, sondern klingt zudem auch mit jedem Versuch kompakter und gedeiht dadurch in Summe zu einer abgefahrenen, brutalen, aber dennoch immerzu melodischen Einheit. (ws)

eine sehr coole Darstellung dieses Hybrids, wird bei Facial Climax geboten. Die Jungs gehen echt stur nach vorne, aber dabei sind sie in der Lage, ihre Instrumente nicht wie Äxte oder Ähnliches zu verwenden, sondern zeigen, dass es eine Menge coole Riffs und Rhythmen gibt, mit denen man die Hörer umgarnen kann. Man bietet so weit 10 Lieder, in denen es mal mehr, mal weniger hart zugeht und versucht damit etwas mehr Abwechslung in die Sache zu bringen. Das gelingt soweit ganz gut und ich finde, dass hier ein ganz gutes Album produziert wurde. 10 Lieder für den Death/Thrash-Fan, die man sich durchaus mal anhören kann. (ts)

„Letharg“ schließlich selbst beurteilen und nicht von anderen Meinungen beeinflusst werden. Als Zusatz gibt es noch Interviews oder ein „Making-Of“, wodurch diese Veröffentlichung gut abgerundet wird. Jedem, der an Fäulnis Gefallen findet, sei diese DVD wärmstens empfohlen. Allen anderen empfehle ich zunächst, den Trailer auf www.dreadful-media.de anzutesten, um einen Eindruck dieses Gesamtkunstwerks zu bekommen. (mf)

Falchion – „Chronicles Of The Dead“ (Massacre Records/NSM) – [7]

Eine steife Brise scheint den Hauch des alterwürdigen Black Metal einst von Norwegen auch in Richtung der Britischen Inseln geweht zu haben. In der Gegend um Wolverhampton waren wohl drei Herren besonders empfänglich dafür, gaben sich in Folge die Künstlernamen Saturnius, Athrial und Morgul und nannten vor gut drei Jahren ihre Band Funeral Throne, die jenen Hauch auch heute noch verinnerlicht hat. Wenn auch nicht unbedingt dermaßen unmelodisch, wie es sich für die ganz alte Schule des Schwarzmetalls an und für sich schickt, lassen uns diese Jungs auf ihrem ersten Silberling, dem nur ein in Eigenregie aufgelegtes Demo mit dem aussagekräftigen Titel „Nun Fucking Black Metal“ vorangegangen war, in erster Linie urwüchsige und zum Großteil norwegische Bestial-Sounds zu Ohren kommen. Dazu werden im Verlauf der Spielzeit immer wieder melodische, eher schwedisch anmutende Derb-Sounds addiert, aber auch typische Elemente des Death Metal der alten englischen Machart lassen sich nachvollziehen und ergeben in Summe eine sehr ausgewogenen Mischung. Diese sehr satte und imposante Gesamterscheinung sorgt im Endeffekt nicht nur für klirrende Eiseskälte, sondern obendrein auch für klischee- und bombastfreien, rauen Metal der gediegenen Art, bei dem jedoch die puristische Basis niemals vernachlässigt wird. Ebenso wissen Funeral Throne mit einer mächtigen Schippe Räudigkeit zu gefallen, auf Abwechslung wurde aber ebenso großer Wert gelegt. Stumpf und primitiv klingt nämlich definitiv anders, auch wenn diese drei Burschen bestimmt keine Filigrantechniker vor dem Herrn sind. Es ist eben einmal mehr die Mischung, die den positiven Gesamteindruck ausmacht. Exakt die Melange aus spieltechnischem Anspruch und wütend-reißerischem Black Metal ist auf „Nihil Sine Diabolvs“ besonders gelungen, das Riffing packt den Zuhörer regelrecht an der Gurgel und die blasphemisch-ketzerischen Texte tun ihr Übriges zu einem rundum homogenen Black Metal-Album. Auch wenn es für Funeral Throne bestimmt schwierig werden wird, mit derlei Klängen auch international reüssieren zu können, sei der Schwarzwurzelabteilung diese Band innigst ans dunkelschwarze Herz gelegt, denn diese Briten haben einiges auf dem Kasten. (ws)

Das war eine lange Pause: Das bereits 2004 aufgenommene Debütalbum „Legacy Of Heathens“ (erschien 2005) forderte damals unbedingt einen Nachfolger. Weil die Musik einfach nur stark war. Die Mischung aus etwas Black-/Pagan-/Death Metal funktionierte prima, spielerisches Können und starke Songs überzeugten. Nun haben sich also die beiden Korpiklaani-Musiker Juho Kaupinnen (Gesang, Komponist, Gitarre) und Drummer Matti Johansson mit neu gefundenen Mitgliedern zusammengetan und endlich das Zweitwerk eingespielt. Melodischer Death Metal mit einigen Viking Metal-Bezügen. Nach wie vor klasse gespielt; die Facial Climax – „A Face Of Gray Pulchritude“ Gitarrensolos sind auf höchstem Niveau. (Burnside Records) – [7] Auf gleich zwei Instrumentals toben sich die beiden Gitarristen aus. Ein gutes Death/Thrash aus Österreich, noch dazu Album. Dennoch: Die verspielte und gleichzeitig brachiale Virtuosität THYTOPIA steht hier hinter dem Debüt etwas zurück. Oder fehlt einfach nur der Überraschungseffekt? (db) Rock ‘n’ Roll als Einfluss liest sich schon anfangs auf dem Infozettel interessant. Es könnte ja auch zum tausendsten Mal auf Dimmu BorFäulnis – „Letharg“ gir oder ähnlich bekannte Truppen verwiesen werden. Thytopia (Dreadful Media) – [8] gehen lieber ihren eigenen Weg und legten vor kurzem mit „Bleeding Earth“ ein kurzweiliges Album mit deutlicher Heavy MetalSchlagseite vor. Fäulnis veröffentlichten vor etwas mehr als drei Jahren eine MCD („Letharg“ Ihr bezeichnet euch als von Rock ‚n‘ Roll beeinflusste Band. Wie betitelt) und stecken eben diese klangliche breit gefächert sind hier eure Einflüsse? Eruption nun in ein visuelles Unsere Einflüsse sind generell sehr breit gefächert. Gewand, um den Fans das KonDas reicht schon mal von Klassik über 60ies Rock bis zept noch näher zu bringen. 80er Hardrock und natürlich den Heavy Metal in Schon damals, als die MCD sämtlichen Erscheinungsformen. Für uns ist eigentlich „Letharg“ veröffentlicht wurde, nur wichtig, dass es gut klingt, und den Song weiterwar dem Großteil der Kritiker bringt, ganz egal, ob man es dann Rock, Metal, Blues klar, dass es sich bei Fäulnis um oder sonst wie nennt. mehr als nur hässlichen suizidaMit „Bleeding Earth“ veröffentlicht ihr demnächst len Black Metal handelt. Vieleuer neues Album. Wie würdest du potentiellen mehr wurde Fäulnis als GesamtKäufern dieses Kleinod schmackhaft machen? kunstwerk angesehen, das es zu Es ist einfach für Jeden was dabei. Heavy-Midtempo verinnerlichen gelte, wolle man Songs, schnelle Thrash-Nummern, schmutziger Rock n die Musik vollständig verstehen. Roll, und sogar eine kitschfreie Ballade. Eine gesunde Kein leichtes Unterfangen, auch Mischung also, die trotzdem zu jeder Zeit 100% nach für mich als kritischen BeobachThytopia klingt. Außerdem ist die Verpackung hübsch. ter, doch nach einiger Zeit Anhand der Promo-CD kann man erkennen, dass ihr erschloss sich der Sinn von sehr viel Wert auf eine professionelle Aufmachung „Letharg“ auch meiner Weniglegt. Beschreibe uns bitte das Cover-Artwork und keit. 08/15-Metal-Liebhaber den tieferen Sinn dahinter. dürften wohl vor drei Jahren keinen Zugang Danke. Für das Cover zeichnet PsyxxArt aus den Staaten verantwortlich. Das Artwork zeigt eine trostlose Gegend, in der eine riesige Hand die blu- gefunden haben und werden die aktuelle DVDtende Erde hält. Unsere Vorgabe war ein Cover, das die Grundstimmung Veröffentlichung der Deutschen keines Blickes der Songs optisch unterstützt, und das hat er unserer Meinung nach auch würdigen. sehr gut umgesetzt. Was jedoch die tiefere Bedeutung dahinter ist, muss „Letharg“ als DVD ist das Filmprojekt von Bjarwohl jeder für sich selber rausfinden. Der eine erkennt einen tieferen ne Wilking und Nikolai Nivera, wobei als Sinn in dem Artwork, für andere ist es einfach ein tolles Bild. Hintergrundmusik eben die Musik von „Letharg“ Ihr habt u.a. den dritten Platz beim Metal-Camp-Contest gewonnen. gewählt wurde. Der Protagonist Stephan Lenze Wo ordnet ihr eine solche Auszeichnung persönlich ein? zeigt in Knapp 20 Minuten, wie man sich die Wir geben darauf eigentlich nicht so viel. Ein Wettbewerb ist einfach eine Schattenseite des menschlichen Daseins vorgute Möglichkeit für uns, neue Kontakte zu Musikern und Bands zu stellen könnte. Dass sich dies am besten in knüpfen. Schwarzweiß vermitteln lässt, braucht wohl keiKlar, man freut sich natürlich, wenn man eine gute Platzierung erreicht, nerlei Erwähnung. Dabei entstand ein überaus wie zuletzt bei der Wacken Metal Battle Vorrunde, wo wir den Sprung ins atmosphärisches und zuweilen auch bedrückenösterreichische Semifinale geschafft haben. Aber uns geht’s eigentlich mehr um die Chance, neues Publikum anzusprechen, dass uns vorher des Werk, das vor allem von Stephans Fähigkeinoch nicht kannte. Wir bilden uns also ehrlich gesagt nicht zu viel auf ten als Schauspieler lebt. Interessanterweise solche Erfolge ein, zumal eine solche Bewertung ja doch immer sehr sub- macht „Letharg“ auch betroffen, was wohl an der transportierten Thematik liegt. Verraten soll jektiv ausfällt. (mf) an dieser Stelle nicht zu viel werden, ihr solltet

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Funeral Throne – „Nihil Sine Diabolus“ (Satans Rex) - [4]

General Surgery – „Corpus In Extremis“ (Listenable/NSM) – [8,5] 2008 haben die Schweden erst (mit bis dato allesamt unveröffentlichten Songs) auf ihrer Split-CD mit den Brüdern im Geiste Butcher ABC voll überzeugt. Nun liegt also das von Grindcore-Fans und sonstigen Liebhabern derb-gepflegter Klänge lang ersehnte neue komplette Album vor. Nach dem extrem heftigen Einstieg „Necronomics“ beweisen die Old School-Fans erneut, dass man im Genre nicht nur ausschließlich mit Highspeed-Geknüppel überzeugen kann. Songs wie das direkt-catchy gehaltene „Final Excarnation“ oder das Groovemonster „Virulent Corpus Dispersement“ beweisen, dass Geschwindigkeit nicht alles ist. Eine heftige Genrescheibe kann und sollte durchaus auch mit Melodie und vor allem auch mit Wiedererkennungswert überzeugen. Das ist den fünf Jungs hier bei ihren 15 Attacken vollauf gelungen. Keine Samples, keine Breakdowns, kein Firlefanz: nur erlesenes Gasgeben. Die Schweden spielen ja bekanntermaßen alle noch in diversen anderen Bands. So gesehen bleibt alles in der großen schwedischen Familie. Eine Familie, in der man sich wohl fühlt! (db)


Grave Digger – „Ballads Of A Hangman“ (Napalm Rec.) – [8]

„Plikki Lihassa“ hört sich nett an, wird mir aber sicher als Dauerrotierer im CD-Fach landen. (iw)

Als Überraschung des Tages gelten für mich Grave Digger. Wer hätte gedacht, dass die Mannen mit so einem Kracher die Tür eintreten? Man sollte sich keineswegs vom Plattentitel täuschen lassen, denn Grave Digger geben sich frisch, rasant und sehr eingängig und treffen den Nagel mit ihren Songs stets auf den Kopf. Schon der Einstieg mit „Ballad Of A Hangman“ stimmt auf das weitere Prozedere ein und hält stets das, was es verspricht. Sprich, der Fan kommt voll auf seine Kosten. Manchmal wird es zwar etwas düster, vielleicht auch zwischendurch gemächlicher, aber schon im nächsten Moment knallt die Band dem unvorbereiteten Hörer eine vor den Latz. Gemütlicher geht’s beispielsweise mit „Lonely The Innocence Dies“, wo zwei unterschiedliche Stimmen sich die Ehre geben. Mit „Ballads Of A Hangman“ beweisen Grave Digger eindrucksvoll durch die Bank, dass sie keineswegs zum rostigen Eisen gezählt werden können. (iw)

Halford – „Live At Rock In Rio“ (Metalgod Entertainment) DVD

Guillotine – „Blood Money“ (Pulverized) – 5,5 Pke.

Geschlagene fünf Jahre ist es her, dass „Resurrection“ Fachpresse und Fans beglückte. Um an diese Zeit anzuknüpfen und vergangene Tage nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, hat der Meister persönlich beschlossen, dass es an der Zeit wäre, auch was für die Augen zu tun. Und aus diesem Grund gibt es nun für alle Rob Halford-Fans und Interessierte eine Live-DVD in Kombination mit einer neu gemischten „Resurrection“-CD. Die DVD gliedert sich in drei Teile, nämlich der Dokumentation der Tour, den Songs selbst und zur Belohnung noch Bonus-Material. Gesanglich befindet sich Meister Halford in Höchstform und auch dem Rest der Gruppe merkt man deutlich an, wie sehr sie Spaß an der Sache haben. Auch die Auswahl der Lieder ist gelungen, was aber nicht schwer gewesen sein dürfte, da „Resurrection“ ein wirklich gutes Album ist. Und so schwenke ich schon auf den zweiten Teil über, der die audiophil geneigten Käufer begeistern soll. Neben dem üblichen Material, das auch auf der „alten“ CD vertreten ist, finden sich zwei neue Lieder namens „God Bringer Of Death“ und „Fetish“ darauf. Ob diese nun ein Highlight darstellen oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass die DVD sehensund hörenswert ist, und das nicht nur aufgrund des 5.1 Surround-Sounds. (iw)

Guillotine packen zum wiederholten Male die gute alte Thrash-Keule aus und prügeln jeden modernen Furz sofort in Grund und Boden. Damit wäre im Grunde bereits alles gesagt, was an „Blood Money“ relevant wäre. Die Schweden legen keinen Wert auf musikalische Experimente, sondern zocken routiniert ihren Set herunter, der ohne Höhen und Tiefen aus den Boxen entgegenbrettert. Zugegeben: „Blood Money“ macht Spaß und verbreitet eine gehörige Portion gute Laune, doch zu mehr ist dieses Album nicht zu gebrauchen. Zwar liefern die Nordländer immer wieder das eine oder andere überraschende Break ab, letztendlich ist das neue Album jedoch zu jeder Zeit vorhersehbar und leider mit der Zeit auch etwas ermüdend. Es fehlt das gewisse Etwas, das „Blood Money“ wirklich interessant macht. Stur geradeaus Riff um Riff aus dem Handgelenk zu schütteln, ist keine Kunst. Guillotine geben sich Mühe und reizen das enge Old-SchoolThrash-Korsett völlig aus. Nach der Devise „fast forward“ gibt es wenig bis gar keine Verschnaufpausen, wobei am Ende die Erkenntnis bleibt, dass „Blood Money“ zwar kein wirklich schlechtes Album darstellt und auf Dauer zu eintönig klingt, es jedoch auf der anderen Seite mit Sicherheit möglich gewesen wäre, die neuen Songs auch einmal nicht nach „Schema F“ zu arrangieren. Dass Guillotine dazu imstande wären, dessen bin ich mir absolut sicher. (mf)

Im Laufe der Zeit sollte einem die Erfahrung beigebracht haben, dass Einzigartigkeit fast ein Ding der Unmöglichkeit ist. Jeder hat irgendwo seinen Doppelgänger, der jedoch noch lange nicht in der Lage ist, einen vollständig zu ersetzen. Vielleicht sollte sich Lemmy einmal diese Berliner Band zu Gemüte führen, um zu erkennen, dass er stimmlich nicht alleine dasteht. Musikalisch tendiert die Band in Richtung Rose Tattoo mit einem Schuss Motörhead. Fans dieser Richtung mögen jauchzen, ich sehe es etwas differenzierter. Obwohl die Kapelle mit „Get Up!“ und „Disillusioned With An Easy Mind“ gut anfängt, lässt sie später nach. Was vielversprechend angefangen hat, trübt mit der Zeit den Gesamteindruck, weil das Potenzial nicht wirklich ausgereizt wurde. So gesehen ist „Specially Made For Your Satisfaction“ ein solides Werk geworden, das durchaus zwischendurch für Gefallen sorgen dürfte. (iw)

HB – „Plikki Lihassa“ (Bullroser Rec./Bertus) – [7]

Havok – „Being and Nothingness“ (ViciSolum) – [6]

Man kann definitiv nicht alle Bands der Welt kennen. Meistens merkt man sich jene, die sich als gut bis hervorragend hervorgetan haben und auf die man regelmäßig zurückgreift, wenn man Musik genießen will. Auf was ich hinaus will, ist, dass in der Beschreibung der Band steht, dass diese nach ihrem letzten internationalen Durchbruch nun endlich den Nachfolger eingespielt haben. Internationaler Durchbruch? Bei mir klingelt’s nicht. Durchbruch in Finnisch? Die Songtexte versteht kein Schwein, weil sie in der Landessprache geschrieben als auch gesungen sind. Gut, an und für sich bin ich auch der Ansicht, dass man nicht immer auf Englisch singen muss. Halten wir fest: Durchbruch und international bei einer Band, die ich im Leben noch nie gehört habe und die finnisch singt, klingt einfach nicht plausibel. Nachdem ich mich jetzt auslassen habe, komme ich auf die Musik der Damen und Herren zu sprechen. Johanna Aaltonen übernimmt hier den gesanglichen Hauptpart. Die Männer spielen eine Hintergrundrolle und singen ab und zu mit. Hart klingt das Ganze nicht. Ist aber auch selten der Fall, wenn eine Frau mit hoher Stimme in einer Metalband mitwirkt. Ja, kurz gesagt kann sich jeder seine eigenen Assoziationen machen, wie das Werk musikalisch klingen mag. Hier noch genauer zu beschreiben, wer was wo und wann gespielt hat, freut mich nicht so ganz.

Wenn in der dazugehörigen Bandinformation zum DebütAlbum der Schweden Havok bereits großspurig Vergleiche zu Szenegrößen wie Deicide, Opeth und Meshuggah gezogen werden, so machen es sich die Jungs nicht gerade einfach. Die eben genannten Einflüsse sind zweifellos ein wenig vorhanden, doch im Grunde gehen die Schweden konsequent ihren eigenen musikalischen Weg. Den Vergleich mit Opeth erachte ich überhaupt als nicht existent. Gut, letztendlich zählt das auf „Being and Nothingness“ Dargebotene und das ist, entgegen allen Erwartungen, im Endeffekt nur mittelmäßiger, moderner Death Metal. Zwar bemüht und etwas abwechslungsreicher als die Konkurrenz, doch im Endeffekt das gleiche verzichtbare Album, das schon zig Bands vor ihnen aufgenommen haben. Diverse unerwartete Breaks oder progressive Teilstücke machen keineswegs ein interessantes Album aus. Vielmehr zählt der Gesamteindruck, den die zehn Stücke hinterlassen. Und dieser lässt zumindest für die Zukunft Potential erkennen, das noch in die richtigen Bahnen gelenkt werden muss. Bis jetzt sind Havok nur eine Band unter vielen, das könnte sich mit dem nächsten Album aber bereits ändern. (mf)

Havanna Heat Club – „Specially Made For Your Satisfaction“ (Nice Boyz) – [7]

Heaven Rise – „Towerhawk“ (Eigenproduktion) – [8]

Auf CD

Intros neigen meistens dazu, den Rezipienten auf eine falsche Fährte zu locken, indem sie gemächlich beginnen, aber über den weiteren Verlauf der CD hinwegtäuschen. So auch bei Heaven Rise, die lieblich beginnen, um dann brachial loszulegen. Getreu dem Motto „Wir versprechen nichts, was wir nicht auch einhalten können“ zeigen die spielfreudigen Hardcore-Knüppelmeister, was sie denn so alles auf dem Kasten haben. Schnell wird dabei klar, dass sich auch diese österreichische Underground-Band Gehör verdient hat und live nicht nur eine Augenweide, sondern auch einen Ohrenschmaus darstellen dürfte. Hätte die Gruppe das finanzielle Kapital gehabt, um dem Sound mehr Nachdruck zu verleihen, so würde es so manchen vom Sitz blasen. (iw) HermH – „Cold Blood Messiah“ (Regain Rec.) – 7, [5] Viele Veröffentlichungen erreichen uns nicht gerade aus Polen. Nach wie vor denkt man bei Polen automatisch an Vader, aber dass es da auch noch HermH gibt, die ihr düsteres Handwerk genauso gut beherrschen wie manch skandinavische Band, daran würde man wohl nicht denken. Stilistisch tendiert die polnische Gruppe in die Black/Death-Richtung, spielt sich gern mit orchestralen Chören und experimentiert gern mit viel Schnickschnack. An manchen Stellen wirken die vielen Einsprengsel etwas überladen. Man bekommt das Gefühl, dass weniger gut getan hätte, vor allem um sich ein bisschen mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nichtsdestotrotz klingt „Cold Blood Messiah“ gut, hier und da sogar etwas anspruchsvoll und schön düster. Wer gerne mehr aus polnischen Gefilden hören möchte, darf beruhigt zugreifen. (iw) Iron Fire – „To The Grave“ (Napalm Rec.) – [8] Power Metal hat’s dieser Tage nicht leicht. Ich kann mich noch recht gut jener Zeit entsinnen, zu der pro Tag mindestens eine neue Power Metal-Band das Licht der Welt erblickt hat. Aber wie es bei einem Hype so ist, ist nichts von Dauer. Gerade wenn sich viele um den Kuchen streiten, spätestens dann gilt es sich hervorzutun oder mit dem sinkenden Schiff unterzugehen. So gesehen gibt es nicht mehr so viele Bands, die die Kurve gekratzt haben und auch dieser Tage noch eifrig die Saiten anreißen. Die Dänen Iron Fire haben mit „Revenge“ schon 2006 einmal an meiner Tür geklopft und damals zu begeistern gewusst. „To The Grave“ erweist sich heute nicht mehr so als Blindschlag. Hier und da vernimmt man sehr gute und eingängige Einlagen, Abwechslung und gut geschneiderte Songs, aber gelegentlich sinkt das Schiff backbord. Die paar Ausreißer kosten natürlich Punkte und sind auch nicht durch härtere Riffs und gute Melodien wettzumachen. Klar, man kann es nicht jedem recht machen und wenn man will, dann findet man in jeder Suppe ein Haar. Aber es gilt angesichts der rauen Mengen an Veröffentlichungen, die Krönung, die Besten der Besten herauszufinden, um dem Fan den richtigen Weg zu weisen. Iron Fire sind gut in dem, was sie machen, daran gibt es nichts zu bekritteln, dennoch geht da noch einiges mehr, um sich selbst ein Denkmal zu setzen. (iw) Ivanhoe – „Lifeline“ (Silverwolf) – [8] Diese Truppe ging an mir bisher völlig unbeachtet vorbei. Wahrscheinlich liegen die Gründe darin, dass ich die Deutschen ungerechterweise mit einer rauen Schwarzmetall-Truppe mit ähnlichem Namen verglich, die mir nicht besonders gut in Erinnerung war. Ein Fehler, denn „Lifeline“ bewegt sich musikalisch irgendwo zwischen Dream

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Theater und anderen progressiven Kapellen, ohne jedoch wirklich die Klasse der amerikanischen Vorbilder zu erreichen. Ebenso ist „Lifeline“ kein schlechtes Stück Musik, vielmehr bietet das neue Album ein sehr gutes und vor allem wirklich emotional vorgetragenes Stück Prog-Musik, ohne in kitschige oder gar Power Metal-Bereiche abzudriften. Dabei haben Ivanhoe ein gutes Gespür für eingängige Strukturen und vielseitige Arrangements, ohne jedoch den Hörer wirklich bis aufs Letzte zu überfordern. Es bleibt, sofern diese Bemerkung im Prog-Genre erlaubt ist, alles erwart- und tolerierbar. Zu jeder Zeit sieht man den roten Faden, der sich durch „Lifeline“ zieht, und man hat niemals das Gefühl, dass sich Ivanhoe zu verschachtelt oder gar zu übermotiviert präsentieren. Zugute halten muss man den Deutschen, dass sie wirklich eigenständig klingen und trotz einiger klanglicher Reminiszenzen an ihre Vorbilder nicht den Fehler begehen, zu einer bloßen Kopie zu mutieren und das eigene Gesicht zu verlieren. Wer auf knackigen und durchaus ergreifenden Prog-Metal steht, der kann bei „Lifeline“ blind zugreifen. (mf) Jeff Loomis – „Zero Order Phase“ (Century Media/EMI) – [6,5] Blondschopf Jeff präsentiert uns sein erstes Soloalbum. Ansonsten zaubert er seine unnachahmlichen Licks bekanntlich für seine Stammband Nevermore aus seinen Ärmeln. Als reines Instrumentalalbum angelegt, wechselt hier Licht und Schatten. Zuerst: Ideen gibt es zuhauf. Die Riffs und Solos hätten ohne weiteres auch für das lang erwartete neue Album der Powermetal-Götter aus Seattle ausgereicht. Dennoch: mancher einer der insgesamt zehn Songs verkommt zur Skalenabfahrt. Gelegentlich präsentiert Jeff sein beträchtliches Können in einer Form, die der Songdienlichkeit eher abträglich ist. Nicht allen Songs wohnt solch eine Dramatik inne, wie etwas das sprachlos machende „Devil Theory“, das zu Beginn klassisch inspirierte „Miles Of Machines“ oder der abschließende Seelenschmeichler „Departure“. Die drei Songs sind der Maßstab für großartige Instrumentalsongs, der leider nicht immer auf dem restlichen Album erreicht wird. (db) Jesus Martyr – „The Black Waters“ (Rusty Cage Records) – [8,5] Technisches Niveau und gnadenloses Geballer, Melodien und Härte schließen sich nicht aus. Das ist schon lange nichts Neues mehr, wird aber selten in so glücklich machender Symbiose wie auf diesem Album fabriziert. Die Argentinier, die sich erst nur Martyr nannten, spielen eine perfekt ausbalancierte Mischung aus modernem, groovebetontem Thrash Metal, etwas Death Metal und vor allem einem Gespür für abgehende, gute Songs. Bei überwiegend hohem Tempo (Uptempogebolze wie in „High At The Holy City“ steht den Jungs bestens), treffsicheren Riffs und wütend vorgetragenem Shouting steht hier eine Band in den Startlöchern, die etablierten Größen wie älteren Sepultura (bis „Chaos A.D.“), Exodus oder auch Fear Factory das Fürchten lehrt. Selten hat Aggression so viel Freude bereitet. Der fette Sound, den Peter „Ziggy“ Siegfredsen in Dänemark gemixt hat, passt ebenfalls. Sorry für den folgenden Allgemeinsatz, aber egal: Nur geil!!! Hört den Wahnsinnssong „Masses Want Dead“ und den grandiosen „Rest“ des Albums und ihr versteht mich! (db) Kinetic Control – „Lack Of Divine Inspiration“ (Saol) – [7] Die finnische und mir bis dato unbekannte Formation namens Kinetic Control, wagen mit ihrer Scheibe „Lack Of Divine Inspiration“ den kommerziellen Schritt in die Öffentlichkeit. Was den Hörer hierbei erwartet, kann definitiv nicht als Metal bezeichnet werden, sondern gliedert sich in die Richtung Dance/Elektro/Pop und ein wenig härtere Gitarren ein.

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Ob man mit dieser Richtung die Welt musikalisch erobern kann, wage ich zu bezweifeln. Dennoch ist das Werk nicht schlecht ausgefallen. Gewisse Reize sind vorhanden, umspielen die Hörnerven und hinterlassen einen angenehmen, wenn auch nicht überwältigenden Eindruck. Mit Song zehn befindet sich auch eine Coverversion von Haddaway auf der Platte, welchen man sich ehrlich gesagt auch sparen hätte können. Übrigens: Wer wissen will, in welche Richtung die Platte tendiert, sollte Lied eins auslassen und gleich mit dem zweiten anfangen. (iw) K[inne] – „Deal Words Poet“ (Frust Sage Record) – [6] Ja, K[inne] steigen sehr cool in ihr neues Album ein. Druckvolles Schlagzeug, dazu eine recht krank klingende Stimme, aber diese Darstellung hält sich nicht sehr lange. Stimmlich mischt man Grölen mit einer gewissen Art klaren Gesangs, wobei mir das Gegröle eher zusagt. Irgendwie ist der klare Teil einfach zu kraftlos oder wirkt auf mich nicht so richtig ein. Beim Songwriting muss ich sagen, dass es mich nur halb berührt, wobei man um etwas Abwechslung bemüht ist. In „Path Of Damnation“ kommen wieder Bereiche, die richtig rocken, aber leider sind diese nur im letzten Song stark vertreten. Man hätte da vermutlich wesentlich mehr schaffen können, aber leider ist das nicht durchgehend der Fall. So bleibt es leider nur mittelmäßig. (ts) Kivimetsän Druidi – „Shadowheart“ (Century Media/EMI) – [4] Eine scheinbare Blaupause: Eine hoch trällernde GothicElfe, mehrere leicht bemalte Waldschrate, Musik zwischen dezenten Blastbeats (hier der CD-Opener „Blacksmith“) und sanftem Midtempo mit Mitschunkelfaktor 10. Ein Sänger mit tiefen Growls, leicht keltischen Einflüssen und Songs, die man alle schon mal gehört hat. So originell wie das morgendliche Radioprogramm. Wer davon immer noch nicht genug hat, darf reinhören. Oder die Spätherbst-Tournee mit der Finnen mit Korpiklaani, Battlelore und Falchion besuchen, um sich ein Bild zu machen. Ich bin’s müde, immer wieder dieselbe CD mit jeweils anderer Beschriftung zu hören! (db) Lahmia – „Forget Every Sunrise“ (Eigenproduktion) – [6] Mit ihrer zweiten Mini-CD ist die junge Band aus Italiens Hauptstadt auf Labelsuche. Mit dem vorliegenden Material könnte es durchaus klappen, eine Plattenfirma zu finden. Die fünf Songs sind allesamt melodischer Death Metal. Vor allem die Schule der üblichen schwedischen Vorzeigebands ist nicht zu überhören. Ebenso sind ein paar Riffs aus dem US-Death Metal-Stil zu finden. Beides ergibt dann sozusagen den Sound der Band. Der Beginn des dritten Songs „Glass Eyed Child“ erinnert gar an solche Highlights wie etwa Dark Tranquillitys Klassiker „The Gallery“. Vielleicht könnte Sänger Francesco noch etwas an seinem gelegentlich eingestreuten Klargesang arbeiten, der kann (noch) nicht richtig überzeugen. Ansonsten liegt spielerisch eine anspruchsvolle und gelungene CD vor. Bei Interesse kontaktiert die fünf Römer einfach unter: www.myspace.com/lahmia. (db) Lantlôs – „Lantlôs“ (De Tenebrarum Principio/Twilight) – [7,5] Die deutsche Band erschafft auf ihrem Debütalbum vor allem eins: Stimmung. Depressiv, melancholisch, gewaltig, emotionsbeladen, eruptiv und passend schwarz. Die beiden Musiker von Lantlôs Herbst und Angrrau haben sich als Sessionsänger Alboin von der Band Geist ausgeborgt. Zusammen verstehen es die drei, eine Reise in die Dunkelheit über den kurzen Umweg des Weltuntergangs

anzutreten. Mit einfachen, aber nicht simpel gespielten Melodien, eingespielten Regengeräuschen, Bahnhofsdurchsagen, akustischen Gitarren, aber auch mit starken, meist kurzen schnellen Passagen meint man durch eine untergehende Welt voller Schmerz, Leid, aber auch dunklen Gefühlen zu schreiten. Die passende Vertonung eines dunklen Albtraums. Hier passt die Instrumentierung in seltener Einheit zu dem in unterschiedlichen Schattierungen vorgetragenen Gesang. Vor allem wenn man sich viele der anderen Depresso-MöchtegernSchwarzwurzelkapellen unserer Tage so zu Gemüte führt. Hier ist das Wort Black Metal noch Programm. Stark. (db) Long Distance Calling – „Avoid The Light“ (Superball/SPV) – [9] LDC sind die Band der Stunde. Sie haben es wieder geschafft, ein Album zu veröffentlichen, das nur so vor Emotionalität trieft. Die Musik der Deutschen als avantgardistisch zu bezeichnen, ist wohl nicht verfehlt. Auch auf „Avoid The Light“ dominieren ausgefeilte musikalische Arrangements, gelegentliche monotone hypnotische Wiederholungen und viel Gefühl, um den Hörer in andere Welten zu transferieren. Bei diesem Album handelt es sich um Post-Rock der Sonderklasse, der wohl niemanden kaltlassen dürfte. Zudem gibt Katatonias Jonas Renske ein Gastspiel. Dieses zeigt, dass LDC auch mit Stimme hervorragend funktionieren. Ein Lichtblick im öden Metal-Dschungel! (mf) Magenta – „Art And Accidents“ (All This & Music Too) – [7] Auch wenn sich bei Magenta einige illustre Namen (Anders Odden und ein Haufen Gastmusiker von unter anderem Apoptygma Berzerk und Co.) tummeln, so ging zumindest das Debüt dieses Elektronik/Metal/GothicEnsembles spurlos an mir vorbei. „Art And Accidents“ dagegen fällt schon aufgrund der düsteren Aufmachung ins Auge. Während sich der erste Track „Darkest Dream“ wie ein beliebig austauschbarer Gothic-Song präsentiert, schlägt „Untouchable“ schon in eine etwas andere Kerbe. Deutlich elektronischer ausgerichtet, können Magenta ihr Potential besser ausspielen, als wenn sie nur spärlich auf dieses Element zurückgreifen. Unglaublich, dass die Band bereits seit 14 Jahren existiert, in dieser Zeit aber nur einen Haufen Songs veröffentlichte. Dementsprechend heiß erwartet wurde „Art And Accidents“. Auch wenn ich beispielsweise „To Die For“ eher unnötig finde, muss man Magenta ein gutes Händchen bescheinigen, wenn es um das Schreiben von hitverdächtigen Songs geht. Im Grunde taugt jeder einzelne Song dazu, fettes Airplay im Radio und auf den Tanzflächen dieser Welt zu bekommen. Was mich letztendlich wirklich etwas stört, ist die permanent existente Monotonie (zumindest von mir so empfunden) innerhalb eines einzelnen Songs. Mehr Abwechslung würde das Material deutlich interessanter machen, zugleich dadurch natürlich einiges an Eingängigkeit einbüßen. Wie auch immer, „Art And Accidents“ dürfte für Fans von elektronischer Metal-Mucke ein exzellentes Mahl sein. (mf) Magician – „Tales Of The Magician“ (Dockyard 1) – [7] Wir begleiten die Brasilianer auf ihrem Debütalbum in eine fantasievolle Konzeptstory: Der Zauberer Zhaldor befreit sein Heimatland Zelgian vom Terror aus der Unterwelt. Dazu dienen dem Zauberer pompöse Musik, Speed Metal-Riffs, progressive Musik, viele Gitarrensolos und ein recht guter Sänger. Der hilft, den „Sandstorm“ und dunkle Rituale unbeschadet zu überleben. Wir überstehen auch die Belagerung von Zelgian unbeschadet – aus der Heimatstadt ertönt bestens abgemischter Sound vom Marktplatz (High Gain Studios, Hamburg). Abwechslungsreichtum lässt uns zusammen mit dem Zauberer die letzte von der Unterwelt errichtete Torpassage überwinden. Einzig einige gelegentlich langatmige Passagen hindern uns kurzzeitig daran, es bis zur letztlich wieder


hergestellten Harmonie in Zelgian auszuhalten. So kurz kann eine unterhaltsame und leidenschaftliche Geschichte sein, die auf CD-Länge in einer Stunde erzählt wird… (db) Marbath – „Enter My World Of Hate“ (Eigenproduktion) – [8]

Auf CD

Dass „Enter My World Of Hate“ doch noch erschien, ist im Grunde schon Überraschung genug. Die Aufnahmen zum ersten Longplayer der Wiener fanden bereits vor knapp einem Jahr statt. Diverse Probleme und Uneinigkeiten haben zu einer längeren Verzögerung geführt. Live konnte man die Jungs und das Mädel schon öfter begutachten und auch auf deren offiziellen MySpace-Seite fanden und finden sich noch immer das eine oder andere Soundschnipsel zum Debüt. Marbath haben sich nun endlich am Riemen gerissen und das gute Stück veröffentlicht. So viel zur Vorgeschichte. Musikalisch betrachtet hat sich das Warten gelohnt. Entgegen vieler Genre-Kollegen geht es bei Marbath nicht dauernd auf die Zwölf, sondern rasend schnelle Parts werden mit groovenden Abrissbirnen vermischt. Es sind diese kleinen Details, die darüber entscheiden, ob ein Album hörenswert oder Stangenware ist. Die acht Songs auf „Enter My World Of Hate“ wirken zum größten Teil ausgereift, durchdacht und sind abwechslungsreich arrangiert. „Pure Viennese Brutality“ attestieren sich die Jungs und das Mädel selbst und verweisen damit auch gleich direkt darauf, was den Käufer erwartet. Obwohl „Rumpelgore Polka“ den Eindruck erwecken könnte, Marbath würden sich im Fahrwasser der Excrementory Grindfuckers bewegen, so täuscht dies. Das Quartett hat (zumindest musikalisch) textlich nichts mit solchen Spaßcombos gemein, sondern widmet sich (ohne Anspruch auf Richtigkeit!) dem Kommerzkampf („Fuck The Commerce“), erprobt diverse Foltertechniken („I Splatter You To Hell“), liebt Blut („I Will Bleed“) und steht auf verfaulte Körperteile („Decomposition Of The Bodies“). Mahlzeit! (mf) Masterstroke – „As Days Grow Darker“ (Dynamic Arts/Alive) – [6] Masterstroke sollen musikalisch ähnlich den schwedischen Kollegen von Evergrey unterwegs sein. Um die Klasse eines Henrik Danhage zu erreichen, müssen die Jungs aber noch ein paar Übungsstunden einschieben. „As Days Grows Darker“ ist ein im Melodic Metal angesiedeltes Werk, das im Vergleich zum Vorgänger „Sleep“ praktisch keine Power Metal-Anleihen mehr aufweist. Masterstroke legen mehr Wert auf stimmiges Songwriting und nachvollziehbare Rhythmen, versehen mit einem kleinen Schuss Progressivität. Dazu mischen die Schweden etliche Ohrwurm-Refrains, als wollten sie einen Hit nach dem anderen fabrizieren. „As Days Grow Darker“ ist gerade deswegen ein zu vorhersehbares Album. Zwar klasse eingespielt und mit viel Gefühl vorgetragen, doch im Grunde langweilig. Fans zuvor genannter musikalischer Richtung dürften trotz allem ihren Spaß haben. (mf) Mastodon – „Crack The Skye“ (Reprise/Warner) – [8,5] Ich bin zwar mit den älteren Veröffentlichungen dieser Progressive Metaller vertraut, fand bisher aber noch nie den richtigen Zugang zur Band. Mit „Crack The Skye“ verhält es sich anders. Entgegen vielen anderen Reviews dieser Scheibe, deren Aussage es ist, dass dieses Album viel Zeit braucht, um zu zünden, klappt dies bei mir auf Anhieb. Mastodon verstehen es perfekt, den Hörer sowohl zu verwirren als auch zu überraschen. Dabei

zeigen sich die Jungs diesmal auch eingängiger als zuletzt und reißen den Hörer von einem klanglichen Kosmos in den anderen. Am Ende ist man fertig, ausgelaugt ob des gerade Gehörten. Trotz aller Verwirrtheit macht sich ein Gefühl des Wohlbefindens breit. Mastodon sind eine Band, die wachrütteln, überraschen und provozieren möchte. Dies gelingt ihnen zu jeder Sekunde. Ein wahrer Ohrenschmaus, Balsam für die von gesichtslosen Bands geplagten Ohren. (mf) Mourning Rise – „Five Ways To Illuminate Silence“ (Supreme Chaos Records) - [6] Jene fünf Wege, die uns hier offeriert werden, sind nur schwer zu begehen und liegen mitunter sogar nahe an der völligen Unpassierbarkeit. Teilweise können die Wege von Mourning Rise wirklich erst nach hartem Training erklommen werden, doch das Erfolgserlebnis nach der erfolgreichen Erstbesteigung ist ein imposantes. Das aus Musikern von Bands völlig unterschiedlicher Stilrichtungen in Leipzig formierte Projekt hat auf „Five Ways To Illuminate Silence“ eine verdammt interessante und spannungsgeladene Variante von Musik anzubieten, die in der Tat weder einfach zu beschreiben ist – und noch weniger einfach zu konsumieren. Mitunter überkommt den Zuhörer das Gefühl, es mit Soundcollagen ohne jedweden Zusammenhang zu tun zu haben, und erst nach einigen Durchläufen lassen sich beispielsweise im abgefahrenen Opener „Dead Notes“ die prägenden Strukturen erkennen. Gerade dadurch gewinnen Mourning Rise aber an Dramatik, zumal sie vom leichten Pop bis hin zu verschachteltem Prog in teilweise recht heftiger Ausführung wechseln und zudem eine in Summe leicht düstere Atmosphäre heraufbeschwören können, die sich jedoch nicht an der Oberfläche befindet und eben erst durch intensive Hingabe zu erkennen ist. Auch die Sangesbeiträge, die von Niko Knappe (Dark Suns) und Max Groth (Nuke Eastern Plot) stammen, könnten variantenreicher kaum sein, eingebettet in Soundtrack-verdächtige Elemente kommen diese vor allem im melancholischen, mit World MusicElementen durchzogenen „Leaves“ perfekt zur Geltung. „Hieroglyphic Idiocy“ startet zunächst mit folkloristischen Elementen, die wohl aus dem Nahen Osten stammen dürften, ehe man mit locker-luftigen Prog-Passagen daherkommt und die Nummer in Folge durch Death Metal-Versatzstücke aufpeppt wird. Man erhält den Anschein, die Herrschaften nebst Damenbegleitung an den Tasteninstrumenten (Frederike Böhme) wären geradezu erpicht darauf, stilistische Vorgaben ad absurdum zu führen, was ihnen hiermit nicht nur gut gelungen ist. Diesbezüglich entpuppt sich vor allem „Katharsis“ als ein auf das Minimum an Heftigkeit reduziertes Maximum an Wirksamkeit, eingebettet in einen sehr variantenreichen Vortrag, wodurch die Nummer an Tiefgang kaum zu übertreffen ist. Die obskure Melange von Mourning Rise kulminiert im Finale „Scouting High Ways“, auch wenn die brachialen Death Metal-Gesangsparts hier fast schon verstörend wirken, aber ich bin sicher, dass exakt das die Intention der Musiker gewesen sein muss, denn was würde besser zu locker-flockigen, jazzig anmutenden, ja geradezu skurrilen Klängen, fernab vom Dickicht des Mainstream passen, die uns hier präsentiert werden, als brachiale Elemente, die sich im Endeffekte als exzellente Kontrapunkte herausstellen? Zeit nehmen, abtauchen in die musikalische Welt von Mourning Rise und danach meinetwegen die CD in hohem Bogen wegschießen, aber bitte nicht zu weit, denn der unterschwellige Suchtfaktor, den „Five Ways To Illuminate Silence“ trotz aller Sperrigkeit entfalten kann, wird euch auf Knien rutschend nach der Scheiblette suchen lassen. (ws) Nailed – „Hatred, Failure & The Extinction“ (Anticulture) – [5] Die britische Band spielt brutalen Death Metal. Dass einige der Mitglieder vorher auch in der Black Metal-Band In Dying Grace mitgespielt haben, hört man gelegentlich auch. Zumindest ist die unbändige Wut erkennbar, die diese Art von derbstem Death Metal mit dem Black Metal oft gemein hat. So derbgrunzen und vielblasten sich die vier Burschen durch acht Songs. Richtig gemeingefährliche spielerische

Klasse erreicht nur der letzte Song „Ritual Abuse“. Die anderen Lieder sind dann quasi Genredurchschnitt. An andere Vorbild-Death Metal-Kapellen, die die GrindSchallmauer ebenfalls gelegentlich durchbrechen (Beheaded, Überflieger Hate Eternal, Skinless & Co.), kommen die Jungs leider noch nicht heran. Wer derben Stoff mag, antesten lohnt sich durchaus. (db) Nihilo – „Nyktophobia“ (Eigenproduktion) – [9] Und schon wieder liegt mir heute so ein Zungenbrecher auf dem Tisch. Leute, wie kommt man auf solche Namen, die Otto Normalverbraucher nicht mal in seinen aberwitzigsten Träumen zu erstellen vermag?! Damit wir alle jetzt nicht dumm sterben: Nyktophobie bedeutet nichts anderes als Nachtangst! Nach dieser geistigen Erhellung entpuppen sich die kreativen Namensgeber dieser Platte als kleiner Schweizer Leckerbissen. Frisch aus dem Emmental, nur leider nicht essbar, frisiert diese Platte meinen Rechner zur Höchstform. Bedingungslos und vergnüglich wird hier Death Metal zum Besten gegeben, der das wahre Anhängerherz um mehrere Takte höher schlagen lässt. Technisch verspielt, mit melodiösen Einsprengseln und brachialer Urgewalt schlägt „Nyktophobia“ aufs Haupt. Fünf Songs, ohne das Intro, dürften als Einstimmung genug sein, um hoffentlich bald mehr zu hören. (iw) Nocte Abducta – „Sequenzen einer Wanderung“ (Supreme Chaos Records) – [8,5] Abschied zu nehmen, ist keine einfache Sache. Meistens zieht es sich unendlich in die Länge, nur um das unvermeidliche Ende so lange wie möglich hinauszuzögern. Bei Nocte Obducta hingegen klingt dieses Abschiednehmen wie ein Befreiungsschlag. Als Außenstehendem ist es freilich nicht immer nachvollziehbar, was denn einen Musiker einschränken sollte. Die Deutschen jedenfalls haben den Stecker aus der Dose gezogen und einen Schlussstrich gezogen. Musikalisch hört sich das experimentell, avantgardistisch und unheimlich verwirrend fürs Erste an. Die Platte gliedert sich in „Teil 1“ und „Teil 2“ und stimmt auf einen ruhigen, bedächtigen Anfang ein. Im Hintergrund hört man gelegentlich Leute sinnieren, jedoch wartet man vergebens auf Gesang. „Teil 2“ wird weiterhin ruhig gehalten, jedoch kommt hier Gesang vor. Ich muss ehrlich sagen, dass dieses Album nicht für jedermann geeignet ist. Wer gerne klare Linien hat, weiß, womit er zu rechnen hat, für den ist diese Scheibe definitiv nichts. Hier darf geträumt, unerwartete musikalische Haken geschlagen und ohne jeglichen Zwang gespielt werden. Was wünscht sich ein Musiker mehr? Schade, dass dies erst dann geschieht, wenn alles vorbei ist. (iw) Nordafrost – „Back To The Shores Of Grey“ (Heavy Horses Records) – [5] Ein kurzer, relativ langsamer Einstieg und dann geht es auch auf das Gaspedal. Das Schlagwerk wird extrem malträtiert und man geht kaum einen Kompromiss ein. Wobei ich sagen muss, dass man im ersten Lied auch ab und zu mal recht groovige Passagen finden kann. Allerdings muss ich auch feststellen, dass auch diese Scheibe eine Eigenschaft enthält, wie viele andere Black Metal-Scheiben auch. Nämlich, dass sie irgendwann echt ermüdend sind. Man versucht zwar relativ abwechslungsreiches Material zu bieten, aber gerade die schnelleren Passagen klingen doch irgendwie immer gleich. Das Schlagwerk mag hier sein Übriges dazu geben, weil es irgendwie so klingt, als mache man immer wieder dasselbe. Alles in allem eine CD, die wieder in den Weiten des CD-Stapels verschwinden wird. (ts) Paragon – „Screenslaves“ (Massacre/NSM) – [4] Ich bin enttäuscht! Paragon haben musikalisch einiges

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auf dem Kasten, doch Andreas zerstört mit seiner Stimme absolut alles! Musikalisch können die Deutschen völlig überzeugen, doch was Andreas auf „Screenslaves“ beisteuert, gehört nirgendwo anders hin, als in die Tonne! Mir fehlen die Worte, denn dadurch wird ein im Grunde musikalisch astreines Album um einige Punkte abgewertet. „Screenslaves“ ist meine erste Berührung mit Paragon und aufgrund diverser älterer Kritiken war ich sehr gespannt, ob die Lobhudeleien gerechtfertigt sind. Musikalisch betrachtet auf jeden Fall, wobei mit einem wirklich guten Sänger das unstreitbar vorhandene Potential um ein Vielfaches besser ausgeschöpft werden könnte. So aber bleibt nur die Erkenntnis, dass eine Kette immer nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied. Und das bedeutet für „Screenslaves“ leider nur magere vier Punkte. (mf) Parental Advisory – „The Wither Process“ (Nice To Eat You) – [7]

Auf CD

Heimische Underground-Brutalos sind bekannt dafür, gerne die Sau rauszulassen. Die Wiener Krachkapelle Parental Advisory führt diese Tradition auf „The Wither Process“ konsequent fort. In den letzten vier Jahren seit der Veröffentlichung von „Zombie Legion“ haben sich die Jungs gut entwickelt und das eine oder andere Detail verfeinert. Noch immer spielen die Hula-Prolos Grindcore, der aber trotzdem mehr als das übliche Grunz/Knüppel/Rülps-Flair zu bieten hat. So entpuppt sich beispielsweise der Rausschmeißer „The Wither Process“ als idealer Abgang und taugt stellenweise sogar als kleine PAHymne. Trotz vieler guter Ansätze auch ein wenig negative Kritik: Der Sound könnte etwas mehr Feinschliff vertragen, Sic klingt nach einigen Songs mehr nervenaufreibend als brutal und „The Wither Process“ ist insgesamt etwas zu eintönig. Trotz allem muss man den Wienern aber zugestehen, dass diese ihr Handwerk beherrschen und vor allem live mächtig Dampf machen. Für das zweite Album ist „The Wither Process“ ein großer Schritt vorwärts. Zukünftig muss aber noch etwas geschehen, um sich dauerhaft (nicht nur im tiefsten Untergrund Wiens) etablieren zu können. (mf) Phazm – „Cornerstone Of The Macabre“ (Osmose/NSM) – [8] Der nächste Schritt: Die herrlich schrägen Franzosen verlagern ihre Gewichtung noch mehr in Richtung Thrash und Groove. Natürlich spielen die drei Recken immer noch ihre eigene Variante des Death’n’Roll. Auf dem neuen, dritten Album legen Phazm aber scheinbar noch mehr Wert auf den Wiedererkennungswert ihrer ohnehin schon eigenartigen, coolen Songs. Herausgekommen sind dabei schmissige Partysongs wie der geniale Hit „The Old Smell Of The Meat“ oder das Countrymusik-beeinflusste Stück „Mucho Mojo“. Hier singt Pierrick Valence mit abgrundtiefer Tiefe im Johnny Cash-Stil. Krasse Klasse. Auch das Instrumental „Strange Song“ ist gelungen und erinnert an eine Fete mit einem Riesen-Space-Bong. Das Cover zeigt auch schon die Vorliebe der Band für gewisse stimulierende Rauchwaren. Auch beim Metallica-Cover „Damage Inc.“ liegt Phazm richtig: beinhart gezockt und trotzdem noch die eigene Note beigefügt. Ein hervorragender Beweis dafür, dass gut gespielter Death Metal auch eine Form von Rock’n’Roll ist! (db) Prey For Nothing – „Violence Divine“ (Rusty Cage Records) – [10] Das soll ein Debütalbum sein? Leute, nicht euer Ernst!!! Wollt ihr mich verarschen? Nach dem Hören dieses Albums bin ich erst mal fassungslos. Hier treffen sich vier Jahrhunderttalente und geben einen Einstand, der später irgendwann fast nicht mehr zu toppen sein dürfte. Schon sehr lange nicht mehr hat sich anspruchsvolle Musik so perfekt mit Melodien, Melodien und Melodien verbunden. Jeder einzelne Song trieft förmlich vor interessanten Breaks, superben Leads, Ideen. Es kommt einem vor, als ob sich Bands wie ältere Anacrusis, Hexenhaus mit dem unvergessenen Death-Mastermind Chuck Schuldiner (an dessen gepressten Gesang die Raubtierstimme von „Defi-

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ler“ Yotam Avni erinnert) zu einem Stelldichein treffen. Wen man alle deren Ideen in einen Topf werfen würde und nur die besten davon zulassen würde, wäre das Resultat vielleicht ähnlich. Lieder wie das famose „Dead Man’s Dream“, das mit Donnergrollen und gefühlvollem/n Klavier/Gitarren beginnende „Summoning Sickness“ hört man einmal im Leben. Danach kann man diese Songs nie wieder vergessen. Versprochen! Ein Sensationsalbum im übervollen Death Metal-Sektor. Kaufen! (db) Pure Inc. – „Parasites And Worms“ (Dockyard 1) – [6,5] Die Schweizer verbinden auf ihrem dritten Album locker Alternative Rock mit normalem Rock. Das Schimpfwort Grunge drängt sich als grober Umriss ebenfalls auf. Allerdings bringt sich die Band mit folgendem Zitat dazu selbst ins Spiel: „Man nehme 10 Gramm Led Zeppelin, 20 Gramm Alice In Chains, 30 Gramm von Black Label Society und 40 Gramm von Soundgarden, schüttelt das gut durch und mixt das und heraus kommt eine Explosion, die sich Pure Inc. nennt.“ Super, besser könnte ich die Musik der vier Rocker auch nicht beschreiben. Größtes Pfund dabei ist sicher Sänger Gianni, der die richtige kraftvolle Stimme dafür hat, um die Musik auch zu transportieren. Wie die Band sich jetzt im Herbst als Vorband für Hardrocker wie Jorn oder gar für reinrassige Metalbands wie Primal Fear behaupten will, erscheint mir in dem musikalischen Kontext schleierhaft. Wer es ruhiger mag, kann bei YouTube die Ballade „Dead Calling“ antesten. Und dann vielleicht für sich selbst entscheiden, ob die Musik den persönlichen Geschmack trifft. Für Metaller indiskutabel (Wir vergessen die erlittenen Verluste durch die Grungewelle nie!), für tolerante Rockfans auf Grund des schon erwähnten prima Gesangs definitiv antestenswert. (db) Rapidforce – „Burst Under Pressure“ (Twilight) - [6] Als sich diese Band im Jahre 1990 in Belgrad formierte, befand sich die, an Hand von „Burst Under Pressure“ eindeutig als solche auszumachende, Inspirationsquelle erst auf ihrem kometenhaften Aufstieg. Mit „Cowboys From Hell“ knallten Pantera ein Album auf den Markt, das den Amis den Durchbruch bescheren und die Szene nachhaltig beeinflussen sollte. Auch knapp 20 Jahre später scheint dieses Monumentalwerk immens wichtig für Veröffentlichungen von vermeintlichen Nachwuchsbands zu sein. Vermeintlich deshalb, weil Rapidforce, wie schon erwähnt, lange Jahre existieren und im Laufe ihrer Karriere in der Heimat durch unzählige Gigs bereits einen guten Ruf und nicht zu verachtenden Bekanntheitsgrad erringen konnten. Doch außerhalb Serbiens war bislang noch nicht allzu viel von dieser Band mitzubekommen, einzig in Ungarn durften sich die Jungs bereits präsentieren und hatten die Ehre beim bekannten „Sziget-Festival“ in Budapest aufgeigen zu dürfen. Auch veröffentlichungstechnisch steht bereits einiges auf dem Konto der Band. Das Langeisen mit dem Titel „Apotheosis Of War“ aus dem Jahr 1993 und einige Demos konnten jedoch wohl nur im einheimischen Underground für Ansehen sorgen. Doch nunmehr stehen die Zeichen auf Durchmarsch und mit „Burst Under Pressure“ sollte das Unterfangen „Internationalisierung“ durchaus machbar sein. Zwar lässt sich das aktuelle Silberscheibchen der Burschen keinesfalls als eigenständiges Werk titulieren, da sich im Laufe der Gesamtspielzeit immer wieder unzählige Querverweise zu genannten Texaner ausmachen lassen, allerdings sollte diese Tatsache im Endeffekt auch nicht weiter stören, denn die Jungs haben es offenbar ebenso perfekt drauf, mächtig zu knallen, wie einst Pantera. Rapidforce lassen uns elf Tracks voll Wucht und Aggression hören, haben mit Kosta Bogdanovic und Milan Kordulup gleich zwei Riffmeister und mit Robert Peric einen ungemein ausdrucksstarken Vokalisten in ihren Reihen, die der Formation geradezu die Absolution erteilen, exakt so zu klingen, wie ihre

Heroen. Will sagen, wer dermaßen intensiv klingt und dabei so brutal an das Original herankommt, braucht sich ob eventueller Kritiken hinsichtlich mangelnder Originalität nicht weiter Gedanken darüber zu machen. Zudem verstehen Rapidforce ihr Handwerk ganz ordentlich und lassen den Thrash Metal-Freund jener Band und Phase mehr als nur einmal freudig gurren, denn groovender Thrash Metal weiß auch anno 2008 ohne Frage gewaltig zu dröhnen und exakt das tut „Burst Under Pressure“ auch. (ws) Ravenheart – „Valley Of The Damned“ (Twilight) – [4,5] Power Metal aus der schönen Schweiz, der glatt als kleines Allstar-Projekt durchgehen kann, hat sich unter dem Namen Ravenheart zusammengefunden. Auch wenn illustre Szenegenossen wie Christian Bay (Freedom Call) oder Oliver Hartmann das Ruder zielsicher führen, so ist „Valley Of The Damned“ doch ein etwas zäher Brocken, der nicht auf den ersten Blick zu Begeisterungsstürmen verführt. Konkret fehlt der Chose eine gehörige Brise Aggressivität, das Material wird mehr „brav“ vorgetragen, als treffsicher ins Herz der Power Metal-Fans gemeißelt. So beispielsweise „Heaven And Back“, ein Song mit durchaus interessanten Ansätzen, aber völlig vorhersehund austauschbar. Da kann auch der schwedische Nota Bene-Chor die Kohlen nicht aus dem Feuer holen. Was mir zudem fehlt, ist Druck, Druck und nochmals Druck, was auch ein Grund der Produktion sein könnte, die ohne Ecken und Kanten einfach nur zu Tode geschliffen aus den Boxen dröhnt. Highlights lassen sich auf „Valley Of The Damned“ nicht ausmachen, vielmehr reagiert das Mittelmaß. Hier wäre mit Sicherheit mehr drin gewesen, so aber reiht sich „Valley Of The Damned“ in eine Reihe von Alben dieses Genres ein, denen das Fehlen einer eigenen Identität, beziehungsweise eines eigenen Gesichts, das Genick bricht. (mf) Resurrection – „Mistaken For Dead“ (Massacre Records/NSM) – [8] 1993 hat noch ein Sticker auf der CD gereicht, um dringlichste Kauflust zu erwecken: „Ripping Florida Death Metal feat. Alex Marquez of Solstice/Malevolent Creation“. Noch dazu ein Cover von Dan Seagrave (wie fast immer extrem geil!) und eine Scott Burns/MorrissoundProduktion und weg war die Kohle. Was ist bei der Reunion-Scheibe gleich geblieben? Das Cover/Innersleeve ist wieder von Dan Seagrave und auch im Morrissound bekommt man noch einen guten Sound hin. Von der damaligen Besetzung sind immerhin noch Gitarrist/Songwriter John Astl und Sänger Paul Degoyler dabei. Ebenfalls stark geblieben ist das Gespür für zündende Abrissbirnen. Auch auf dem Debüt „Embalmed Existence“ war der Groove Trumpf und das wiederholt sich auch auf der neuen Scheibe. Selbstverständlich können die Amis immer noch knüppeln, aber das Hochgeschwindigkeitsbrett bleibt gern mal zugunsten des eingängigen Riffgewitters („Death By Desire“) zurück. Vielleicht waren Resurrection damals mit ihrem Debüt etwas spät dran, um noch etwas von der ersten Welle der damals aufblühenden Florida-Death MetalSzene zu profitieren. Hier überzeugt aber das Songmaterial dermaßen, dass den fünf Recken ein erfolgreiches Comeback zu wünschen ist. (db) Sacred Oath – „…Till Death Do Us Part“ (Angel Thorne) – [-] Beim dem kultigen deutschen Keep It True-Festival 2007 vor einem entsprechend vorwiegend an traditionellem Metal interessierten Publikum zu spielen, macht die Entscheidung leichter, ein Live-Album aufzunehmen. Die Kulisse stimmt, die Auswahl der präsentierten Songs auch. So wechselt balladesker Stoff wie das Ende von „Queen Of The Night“ oder das kuschelige „Prophecy“ mit flotteren Power Metal-Nummern „Magick Son“ oder „Words Upon The Stone“. Sänger Rob Thorne (Eier ab?) ist mit seinem Organ sicher Geschmackssache. Der Spirit und die leidenschaftliche


Gitarrenarbeit dagegen überzeugen völlig. Die Band wurde bereits 1984 gegründet. Nach dem Debütalbum 1987 war lange Jahre über Pause. Erst 2005 wurde eine Compilation („A Crystal Revision“) veröffentlicht. Im Zuge dieser Veröffentlichung hat die Band wahrscheinlich wieder Blut geleckt, selbst Musik zu machen. Ob das Sinn macht, können nur die Fans von Old School- und traditionellem Heavy Metal für sich selbst entscheiden. Als Entscheidungshilfe dazu kann dieses Live-Album ohne Frage dienen. (db)

Seite der Band in Anspruch genommen. „The Age Of Nero“ bietet beides. Abwechselnd werden beide Seiten zur Geltung gebracht, um Vielfalt zu demonstrieren. Trotzdem kann man nicht von der Hand weisen, dass die Band mit jedem Titel auf der Scheibe hart daran arbeitet, eine Hymne nach der anderen zu fabrizieren. Trotz der Mühe, die sich leichtfüßig anhört, sind nicht alle Tracks zu einem Hit geworden. Was aber nicht ist, kann noch werden. (iw)

nis hängenbleiben. Soundtechnisch bietet Shadowcry erste Güte, wodurch das Zuhören um einiges angenehmer gestaltet wird. Insgesamt werden vier Lieder auf der Mini-CD feilgeboten, die sich qualitativ wie ein roter Faden durch das Album ziehen. Alles in allem ein gut gemachtes Album, dessen Spielfreude man hören kann. (iw)

Scandinavian – „Metal Praise“ (Bullroser Rec./Bertus) – [6]

Sound And Fury – „Same“ (Rebel Youth Records) – [7]

Satyricon – „The Age Of Nero“ (Roadrunner Rec.) – [8,5]

Auch der zweite Streich aus diesem Label kommt mit Frontfrau und radiotauglichen Songs daher. Wären nicht zwischendurch Gitarren am Werk, dann wär’s Pop, mit dem Das neueste Machwerk der Norweger knüpft mehr oder ich hier zu tun habe. Was man als Kritikerin so alles über weniger nahtlos an den Vorgänger „Now, Diabolical“ an. sich ergehen lassen muss, geht teilweise wirklich auf keine Stampfend, Midtempo-lastig und damit auch typisch Kuhhaut mehr. Wir haben Winter, der Frühling steht vor der charismatisch gibt sich „The Age Of Nero“ dem verwöhnTür, nun hat der skandinavische Winterschlussverkauf ten Hörer hin. Lieder wie „K.I.N.G“ oder „Now, Diabolical“ begonnen. Einen Stempel drauf, der besagt, dass die Band haben für mich eine neue Ära der hinterlistigen und in aus Skandinavien ist, und schon sollte sich das Teil prakden Allerwertesten tretenden Black Metal-Hymnen eintisch von selbst verkaufen. geläutet. Dementsprechend erwartungsvoll war meine Na, jedenfalls nicht mit mir! Es ist sicher nicht so, dass jene Haltung gegenüber der Platte. Eins vorweg: Satyricon CD unsagbar schlecht wäre, jedoch stelle ich mir bleiben das, was sie sind. Eine Ausnahmeband, die persönlich unter gut etwas anderes vor. Zu nach wie vor zu polarisieren weiß. Wer mit den viele Wiederholungen prägen die Lieder. gemächlicheren Songs nichts anzufangen Irgendwann nach zwei Minuten dreht wusste, wurde durch die andere, filigrane man ab, weil man weiß, wie die restlichen drei Minuten klingen. SOULTHREAT Die Stimme der Dame ist gut und auch gewisse Melodien sind schön geraten, aber die ewigen WiederholSoulthreat sind keine Band im herkömmlichen Sinne, vielmehr zeigt ungen demolieren das Album. sich Mainman Pius Grave gänzlich alleine verantwortlich für die Schluss. Punkt. (iw) musikalische Umsetzung seines Black/Death Babies, wenn er von seiner Beteiligung an der Death Metal- Band Minatory mal die Schnauze voll hat. Chris, mit „Storm Of Time“ hast du eben dein Debüt-Album veröffentlicht, auf dem du dich im Melodic Death/Black Metal-Bereich bewegst. Wie schwer war es für dich, alles selbst einzuspielen? Es hat schon was für sich, wenn man wirklich alles selbst entscheiden kann und ganz frei seinen eigenen Ideen und Gedanken nachgehen kann. Ich persönlich finde das sehr erfüllend. Ich habe Respekt vor Künstlern, die einfach ihr eigenes Ding durchziehen, ohne auf ein Schulterklopfen zu hoffen. Sicher, das gefällt nicht jedem und man muss viel Kritik einstecken können. Es ist aber definitiv keine „Kunst“, sich peinlich genau an Vorgaben, Regeln und „ungeschriebenen Gesetzen“ von Szenen, Medien etc. zu halten. Als „schwer“ empfand ich es nicht, da ich einfach das gemacht habe, wozu ich Lust hatte: Musik. Bist du selbst eine Person, die die Zügel gerne alleine in der Hand hält und Kompromissen lieber aus dem Weg geht? Das kommt immer auf die konkrete Situation/Person selbst drauf an. Einerseits können bestimmte Kompromisse ein Projekt natürlich ungemein bereichern bezüglich Vielfalt, Ideenreichtum und Abwechslung. Andererseits kann eine zu große Kompromissbereitschaft auch schnell zu einem Riesendurcheinander führen und man verliert vor lauter Kompromiss das eigentliche Ziel. Auf „Storm Of Time“ steht die Melodik im Vordergrund. War es dir wichtig, eingängige und nachvollziehbare Strukturen zu schaffen? Ich hatte einfach Bock, völlig zwanglos Musik zu schaffen, die mir in den Kragen passt, wobei ich vom jetzigen Standpunkt aus zugeben muss, dass man an einigen Stellen noch viel mehr bezüglich Dramatik und „Liebe fürs Detail“ hätte machen können. Auch die Produktion an sich ist natürlich nicht „First Class Quality“, sondern eher ein erster Gehversuch. Ich persönlich liebe Musik, die ich auch nachvollziehen kann. Du selbst bist noch bei Minatory unterwegs, die Death Metal spielen. Was kannst du uns darüber erzählen? Bei Minatory bin ich seit knapp einem dreiviertel Jahr für die Vocals zuständig und es macht einen Heidenspaß. Vor kurzem hatten wir den ersten Gig in dieser Besetzung und zurzeit arbeiten wir intensiv an neuem Material und versuchen dennoch auf die Bühne zu kommen. Langsam, aber sicher kristallisiert sich auch ein, wie ich finde, eigenständiger musikalischer Stil heraus. Die Texte thematisieren im weitesten Sinne die „Grenzen der Menschlichkeit“ sowohl in der Gegenwart als auch unter historischen Gesichtspunkten. (mf)

Seed of Pain – „First And Last And Always“ (Let It Ride Records) – [3] Ziemlich schnell kommt mir bei dieser Veröffentlichung das Wort „Grütze“ in den Sinn. Um viel mehr scheint es sich hier kaum zu handeln. Zumindest habe ich selten eine derart kraftlose und langweilige Stimme gehört, was die Aussicht auf eine gute halbe Stunde musikalischen Genusses nicht gerade angenehmer erscheinen lässt. Zusätzlich sind mir die einzelnen Stücke auch zu monoton, was der nicht gerade schöne Sound noch verschlimmert. Zusätzlich kann ich nicht davon sprechen, dass es hier irgendeinen bewegenden Moment zu verzeichnen gibt, da mir kein Stück in positiver Erinnerung bleibt. Vielleicht sollte man den Sänger mal zu anderen Stimmlagen bewegen oder Ähnliches. So wie es im Moment jedenfalls ist, überzeugt er mich gar nicht, da jeder anfangs vielleicht interessant klingende Moment immer wieder niedergemacht wird. (ts) Shadowcry – „Inner Circle“ (Eigenproduktion) – [8]

Auf CD

Metalcore aus österreichischer Feder stammt von Shadowcry, die es sich zum Ziel gemacht haben, der Komplexität ein Schnippchen zu schlagen. Und das ist ihnen gut gelungen. Eingängig präsentiert sich „Inner Circle“ dem Hörer, spielt sich mit klarem und hartem Gesang, der sich gut in die Arrangements einfügt. Die Scheibe gibt sich sehr melodiös, wechselt zwischen schnelleren und langsameren Parts gekonnt ab und kreiert Songs, die im Gedächt-

Gute Laune – Musik aus Kanada. Somit bleibt es nicht nur Airbourne überlassen, das gewaltige und immer noch amtliche Erbe von AC/DC anzutreten. Zunächst nimmt einen erst einmal die ultracoole Aufmachung der CD gefangen: ein starker Digi-Pack mit vielen geilen Zeichnungen im Misfits-Stil (Totenköpfe/ Zombies ohne Ende…). Dazu kommt noch ein kleines Faltposter, in dem die Totenkopf-Zombie-Crew als imaginäres Publikum den Gig von Sound And Fury begeistert abfeiert. Das ist aber immer noch nicht alles – ein mit Logo gestanztes Slimcase umschließt diese edle Verpackung. Die Mucke besteht aus amtlichen Dampfhämmern – eine explosive Mischung aus den bereits erwähnten Bands mit einem Schuss gute alte Sex Pistols etc. Ordentliche Gitarristen, Sänger Luke Metcalf mit genügend Charisma. Die fünf Burschen lassen’s ordentlich krachen, da gelingt garantiert jede Fete! „She tells her mom, I tell her dad they can go to hell. Now we’re checkin’ in, all sweat and sin to a cheap motel”. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen – mit einchecken! (db) Soulthreat – „Storm of Time“ (Eigenproduktion) – [8,5]

Auf CD

Eines muss man Pius Grave lassen, der Solomusiker strotzt nur so vor kreativer Energie. Verdeutlicht wird dies mit seinem Nebenprojekt namens Soulthreat, auf welchem er vom Text bis hin zu den Gitarren alles selbst in die Hand genommen hat. Nur das Schlagzeug wird vom Computer übernommen, was man heraushören kann und vielleicht nicht optimal ist, aber als Mittel zum Zweck dienlich ist. Pius, der eigentlich bei der Death Metal-Band Minatory aktiv ist, hat mit „Storm of Time“ seiner melodischen Death/Black Metal-Ader freien Lauf gelassen und ein Werk fabriziert, welches zwar nicht soundtechnisch besticht, aber allemal durch seine durchdachten und ausgefeilten Arrangements. Wer mit gefühlvollen und atmosphärischen, teils getragenen und nachdenklichen Melodien etwas anfangen kann, der sollte sich dieses Soloprojekt auf keinen Fall entgehen lassen. (iw) Spite Extreme Wing – „Vltra“ (Avantgarde Music/NSM) – [7,5] Schicht im Schacht. Nach drei Alben liegt nun das letzte, vierte Album dieser interessanten Band vor. Nahm man den Vorgänger „Kosmokrator“ noch in einer gotischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert auf, sind die Besonderheiten von „Vltra“ in den verwendeten Instrumenten zu suchen. Namentlich verwendet werden ein Mellotron, andere, nicht mehr hergestellte Instrumente aus den 70er Jahren und natürlich ein analoges Mischpult. Die Black Metal-Band der reinen, schwarzen Lehre waren die Italiener sicher nie. Auch anno 2008 bildet Black Metal nur den Rahmen für die Songs. Weiterhin sind Einflüsse aus Electro-Rock und –Pop, Folk Metal und ein bisschen Punk dabei. Die Songs sind einfach von 1 – 10 durchnummeriert. Lied Nr. 4 beispielsweise ist einfach nur ein 1,36 Minuten langes Punkinferno. Lied Nr. 8 beginnt mit dem Mellotron, heiser geflüstertem Sprechgesang und akustischer Gitarrenbegleitung. Das reicht vollends aus, um dir die Gänsehaut auf die Unterarme (oder sonst wohin) zu treiben. Bei der Beatles-Coverversion „Helter Skelter“ hilft Herr Morbid von Forgotten Tomb am Mikro aus. Bei Spite Extreme Wing wirkt manches düsterer, bedrohlicher, infam-durchdachter als bei vermeintlichen Fieslingen, die sich nur durch Tempo und Klischees im Black Metal definieren. Die Coverversion ist unter anderem ein

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Beleg dafür. Eine Band, die fehlen wird. (db) Steelheart – „Good 2B Alive“ (Cargo Records) – [5] Steelheart waren eine der ersten Bands im Rock-Bereich, deren Entwicklung ich zu ihren Anfangszeiten konsequent mitverfolgte. Nach der Veröffentlichung von „Tangled in Reins“ – mittlerweile bereits 16 Jahre her – verlor ich jedoch etwas das Interesse an den Amerikanern und wurde erst durch „Good 2B Alive“ wieder auf Mike Matjevic aufmerksam. Steelheart haben im Laufe ihres Bestehens eine Vielzahl an qualitativ hochwertigen Songs veröffentlicht, die, auch wenn zu oft mit viel zu viel Kitsch und Pathos garniert, mit einer gesunden Mischung aus einprägsamen Rock-Rhythmen und Schnulzenambiente doch begeistern konnten, was nicht zuletzt dank den gesanglichen Qualitäten von Mike Matjevic funktionierte. „Sheila“, „Love Aint Easy“, „Sticky Side Up“ oder der Tränendrücker schlechthin, „She’s Gone“, sind nur einige wenige Beispiele dessen, wozu die Band damals imstande war. Ganz anders verhält es sich dagegen mit „God 2B Alive“. Auch wenn ich die Entwicklung von Steelheart nicht konsequent weiterverfolgte, so überrascht mich das aktuelle Material doch sehr, zumal die aktuellen Steelheart nur wenig mit den mir aus Anfangstagen bekannten Rockern gemein haben. Plötzlich vernimmt man äußerst sperrige Strukturen, metaphorische Textpassagen und insgesamt eine doch zu moderne musikalische Ausrichtung, die alteingesessene Liebhaber wohl zu Recht als größten Fehler von „Good 2B Alive“ ansehen dürften. Gerade deswegen muss man Steelheart als neue Band betrachten, die im Grunde nur aus Mike besteht. Auch wenn man nach mehreren Durchläufen „Samurai“ oder „Twisted Future“ verinnerlicht, so stellt sich trotzdem kein Glücksgefühl ein, sondern die Erkenntnis, dass Mike dieses Album besser unter einem anderen Namen veröffentlicht hätte. Das Interessante dabei: „Good 2B Alive“ ist alles andere als schlecht, sondern scheitert vielmehr daran, dass man permanent Verbindungen zu alten Hits zu knüpfen versucht. Ein Vorhaben, das klarerweise nicht gelingen mag, denn „Good 2B Alive“ ist die erwachsene Version von „Steelheart“ oder „Tangled In Reins“, der jedoch der Charme der eben genannten Referenzwerke fehlt. Ein Album, das falsche Assoziationen weckt und jegliche musikalische Wurzeln verleugnet, jedoch unter einem anderen Bandnamen in einem völlig anderen Licht, positiv angedacht, erscheinen würde. (mf) Straight Forward – „The Unspoken Truth“ (Eigenproduktion) – [7] Zu Anfang hielt ich „The Unspoken Truth“ ja für ein Album, welches vor monotonem Gekloppe nur so strotzt, allerdings kann mich die Band schnell eines Besseren belehren. Denn nach kurzer Zeit finden sich Melodien, die sich wunderbar in das Gesamtbild eines Liedes einfügen können und diesem damit einen guten Charakter verleihen. Die Produktion ist hierbei auch gut gelungen und steht dem Songangebot in nichts nach. Ebenso zeigt sich auf der Platte in fünf Liedern doch einiges an Abwechslung. Man findet keinen sehr strikten Songaufbau, was ich persönlich sehr begrüße. Einzig ein Moment, in dem die klare Stimme auftaucht, verwundert mich etwas, weil ich nicht ganz verstehe, was damit bezweckt werden soll. Allerdings unwichtig, man bietet hier mit „The Unspoken Truth“ einige sehr coole Songs, welche zwar in einem altbekannten Mantel auftreten, aber durchaus rocken. Mir persönlich gefällt gerade das Gitarrenspiel in „Words Of Silence“ sehr gut und zum Ende des Albums geht man eher in die Richtung des „Melodic Death Metal Sounds“ schwedischer Prägung, was das Gesamtbild aber nicht negativer erscheinen lässt. (ts) Straight To Your Face – „From The Underground We Shall Rise“ (Scarlet) – [6,5] Ziemlich kurz, energiegeladen, riffbetont. Die Hardcore-

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Jungs aus Dänemark machen ordentlich Platz im Moshpit oder in deiner Bude daheim. Von Jakob Bredahl soundtechnisch druckvoll produziert, knallen dir 12 HardcoreGeschosse in 28 Minuten salvenartig ins Gebälk. Die Texte von S.T.Y.F. (offizielle Abkürzung des Bandnamens übrigens) sind die genreüblichen, gelegentlich leicht überzogenen Erhobener-Zeigefinger-Äußerungen. Absolut amüsant: die Hasslyrics zu „Rockstar Attitude“. Nicht mehr zum Lachen ist der Text zu „Years Of Violence“: Ein Kind unterwegs mit einem AK-47-Sturmgewehr. Amoklaufend gegen eine zunehmend hasserfüllte Welt, noch schlimmer die Textzeile „I Don’t Want Your Tears. I Want Your Life.“ Dass die vier Burschen für den Hardcore leben, wie im Titellied beschrieben, merkt man zu jeder Sekunde glasklar. Energie pur. Nicht den nächsten Auftritt im Alternativen Jugendzentrum in deiner Nähe verpassen, dürfte derbe und ehrlich bei S.T.Y.F. abgehen! (db) Stuck Mojo – „The Great Revival“ (Napalm Records) – [7] Obwohl Stuck Mojo schon einige Jahre im Genre tätig sind, habe ich bisher nichts von ihnen gehört. Vergleiche zu früheren Werken sind daher für mich nicht möglich. Was ich bisher wusste, ist, dass sie sich dem Crossover Metal verschrieben haben, allerdings habe ich dabei etwas anderes als das hier Gebotene erwartet. Allerdings müssen Erwartungen ja nicht immer erfüllt werden und die Welt ist ja auch immer wieder für eine Überraschung gut. Die Mischung aus Southern Rock, Metal und Hip Hop-Anteilen gefällt ganz gut. Interessant finde ich auch „The Flood“, bei welchem die Jungs mit einer fernöstlichen Melodie beginnen und das Ganze mit ein paar Beats unterlegen, um dann zwischendurch die Gitarren klingen zu lassen. Sehr cool. Man findet auf dem Album eine gelungene Mischung aus Gesang und Hip Hop-Vocals, was ich persönlich sehr angenehm finde. In manchen Songs findet sich auch eine Frauenstimme, was dem Ganzen mehr Abwechslung bietet. Schön auch, dass man eine ganz gute Mischung zwischen härten und chilligen Nummern findet. Allgemein ein schönes Album.(ts) Suidakra – „Crógacht“ (Wacken Rec./SPV) – [9] Ein neues Jahr – eine neues Album von Suidakra. Die Deutschen, die als Aushängeschild der folkloristischen Richtung gelten, haben in all den Jahren ihr Handwerk stets weiter verfeinert. Noch immer hört man den Alben das Herzblut an, das in ihnen steckt, was mittlerweile zu einer Seltenheit bei lang bestehenden Bands gehört. „Crógacht“ setzt die Pagan-Schiene wie gewohnt fort, weiß mit wunderbaren Melodien und guten metallischen Einsätzen für sich zu sprechen. Fast könnte man zu der Einsicht gelangen, dass man jedes Album der Band blind kaufen könnte. So weit in die Zukunft möchte ich dann doch nicht vorausblicken. Was „Crógacht“ anbelangt, ist genau das drin, was der Plattenname verspricht. Ein gelungenes, ausgewogenes Werk, solide und verspielt, das auch diesmal wieder zu überzeugen weiß. (iw) Tears Of Magdalena – „Myths And Legends“ (Scarlet Records) – [5,5] Die als klassische Sopran-Sängerin ausgebildete Sängerin Magdalena ist aus Russland nach Finnland gekommen. Bereits in ihrer Kindheit lernte sie neben der Gesangausbildung auch Violine, Piano und Gitarre zu spielen. Also ist es kein Wunder, dass sie selbst auch die Hauptkomponistin bei der nach ihr benannten Band ist. Zusammen mit dem üblichen Gothic-Tiefton-Sänger (dessen Stimme übrigens sehr an Felix von Crematory erinnert) und der bereits schon allseits bekannten Gothic-Musik läuft zum wiederholten Male dieselbe Platte. Großteils gemächlicher Zwei-ViertelSchunkeltakt, der bekannte Wechselgesang, glattgebügelte Finnvox-Studio-Produktion. Selbst das Cover (Engel, Ein-

horn, See mit Wasserfall, Käuzchen im Baum versteckt…) ist genau das, was man genremäßig erwarten darf. Durchschnittsware mit Warnung vor dem Ausrenken der Mundkiefer wegen extremer Gähnüberlastung. (db) The Batallion – „Stronghold Of Men“ (Dark Essence Records) - [5] Wie ein Auszug aus einem Lexikon der norwegischen Metal-Szene liest sich die Referenzliste jener vier Musiker, die sich vor gut zwei Jahren unter dem Banner The Batallion zusammengetan haben: Old Funeral, Taake, Borknagar und Grimfist sind wohl die bekanntesten Namen davon, wodurch sofort klargestellt ist, dass wir es hiermit keineswegs mit Grünschnäbeln zu tun haben. Noch dazu, wo es diese Burschen offenbar verdammt ernst meinen, denn nur wenige Monate nach der Bandgründung war dieses „Batallion“ auch schon mit ersten Tracks am Start. Diese waren auf der selbstbetitelten EP zu hören und haben mit einer satten und räudigen Thrash-/Black-/Death Metal-Melange im Stile der alten Schule aufhorchen lassen. Exakt diese Melange – und noch dazu in wahrlich bösartiger Variante – kredenzen uns die Norweger logischerweise auch auf „Stronghold Of Men“. Als grobe Anhaltspunkte für die Musik der Norweger können Kreator und Sodom für die Thrash MetalAbteilung sowie Celtic Frost und – logischerweise – einige ihrer Landsleute wie Mayhem oder Darkthrone für den Schwarzwurzelsalat als Vergleich angegeben werden. Aber auch die Werke der Urväter des Todesmetalls dürfen als Inspirationen nicht unerwähnt bleiben. Insgesamt elf Exponate dieser herbfrischen Mischung kredenzen uns The Batallion und das stil-, aber auch sehr geschichtsbewusst in etwas mehr als einer halben Stunde Spielzeit. Soll heißen: Mit Ausnahme des Openers „The Spirit Of Masculinity“ schafft es kein Track über vier Minuten Spielzeit, denn das Quartett brettert in roher Machart über die gesamte Distanz und hinterlässt sprichwörtlich einen Haufen verbrannter Erde. Wer hinsichtlich der Texte etwaige psychologische Auswüchse oder dergleichen erwartet, wird wohl eher enttäuscht werden, denn The Batallion gehen auch diesbezüglich nicht gerade zimperlich zur Sache und geben alles andere als feinfühlige Ergüsse von sich. Mit pfeilschnellen Leads und Riffs geizen Stud Bronson (Tore Bratseth, Ex-Old Funeral, jetzt u. a. auch bei Desekrator) und Lust Kilman (Ole Walaunet, Grimfist) an den Klampfen keineswegs, viel eher lassen sie den Esprit der alten Schule immer wieder ans (in diesem Falle eigentlich gar nicht so helle) Tageslicht geraten und garnieren ihre Tracks zudem auch noch mit sattem, rohem Rock ’n’ Roll, wie wir ihn von Großmeister Kilmister nur zu gerne zu uns nehmen. Zusammen mit der nicht minder mächtig aufspielenden Rhythmusabteilung Colt Kane (hinter diesem Pseudonym steckt der einstige Borknagar-Basser Kai K. Lie) und Drummer Morden (Tormod Haraldson, einst bei Amok, Taake und Helheim hinter dem Schlagzeug) blasen die beiden Gitarristen also unentwegt zum Angriff auf Nacken und Gehörgänge, wobei auch der dazu passende, aggressive Schreigesang von Stud sein Scherflein zum Gelingen beiträgt. Einzig der Umstand, dass es The Batallion noch nicht gelungen ist, mit ihren Nummern an die Intensität der damaligen Helden heranzukommen, muss ihnen angekreidet werden. Aber seien wir ehrlich, wem gelingt das schon? Die Old-School-Fraktion mit Vorliebe für heftige Klänge in angeschwärzter Machart ist aber bestens beraten, sich von The Batallion quasi erlegen zu lassen. (ws) The Tangent – „Not As Good As The Book“ (InsideOut/SPV) – [6] The Tangent spielen Rockmusik im Stile der 70er Jahre. Nichts anderes dürft oder sollt ihr erwarten, wenn ihr diese Doppel-CD anhören möchtet. Große Namen wie Yes, alte Genesis oder auch viel von Pink Floyd fallen einem hier als berechtigte Vergleiche ein. Vergleiche, die auch Bandgründer, Keyboarder und Sänger Andy Tillison unumwunden zugibt. Das heißt, er möchte mit diesem Sound in eine Zeit zurückgehen, in der Ambitionen und


Ideen noch wichtiger als Verkaufszahlen, Trend und Oberflächlichkeit waren. Das ist zwar einerseits verständlich, andererseits gelingt es ihm mit seinen Mitmusikern nicht unbedingt, sich von dem heute antiquiert wirkenden Sound zu lösen. Für Fans der angesprochenen Musik dürfte die CD dennoch eine lohnenswerte Sache sein. Das Können der Bandkollegen ist definitiv gut, ausladende Musikpassagen mit viel Raum für individuelle Improvisationen gibt’s zuhauf. Für einen verschneiten oder verregneten Wintertag gut geeignet – bitte fast zwei Stunden Zeit für das aufmerksame Zuhören mitbringen! (db) The Wandering Midget – „The Serpent Coven“ (Eyes Likes Snow/Northern Silence Productions) – [5] Mit kraftvoller, klarer Stimme und einem Mix aus traditionellem Doom Metal und etwas Psychodelic Rock präsentieren sich die Finnen auf ihrem ersten Longplayer. Die Finnen verarbeiten unter anderem auch die ruhigen Seiten der Natur ihres Heimatlandes. Auch aus den verbreiteten Themen wie H. P. Lovecraft, E. A. Poe etc. schöpft das Trio ihre Inspirationen. Die Spielzeit des kürzesten Titels (außer des Intros) beträgt 8 Minuten. Somit dürften alle Doom-Jünger wissen, was sie erwartet – keinesfalls leichtverdaulicher Stoff. Ganz große Momente fehlen noch, gute Ansätze sind vorhanden. Viel mehr gibt’s hier nicht zu berichten. (db) Thytopia – „Bleeding Earth“ (Eigenproduktion) – [9,5]

Auf CD

Es gibt Momente, da bin ich stolz auf Österreich und vor allem auf die Bands, die es hervorgebracht hat. Es zeigt, dass wir uns nicht vor anderen internationalen Acts zu verstecken brauchen, und vor allem zeigt es das Potenzial, das Gruppen wie zum Beispiel Thytopia besitzen. Sängerin Lidia beweist mit ihrer ausgeprägten Stimme, dass auch Frauen ihre Daseinsberechtigung im härteren musikalischen Genre besitzen. Fernab vom himmlischen Geträller legt die Frontfrau eine beachtliche gesangliche Härte zu, die man sonst nur vom männlichen Geschlecht gewohnt ist und davor muss man echt den Hut ziehen. „Bleeding Earth“ formt sich zu einem sehr abwechslungsreichen Thrash Metal-Album mit Heavy Metal-Einflüssen, das in jeder Hinsicht zu überzeugen weiß und dem Fan dieser Richtung den Mund wässrig macht. (iw) Timor – „Aeons Of Despite“ (Non Stop Music Rec.) – [9] Die Schweiz hat schon ihre gut versteckten Schmankerl. Man muss nur genau hinsehen, um die eine oder andere Perle auszumachen. Timor beispielsweise tingeln schon seit 2003 durch hartmetallische Gefilde und können also schon etwas an Erfahrung vorweisen. Und das hört man auch. Dem Sound sei Dank bietet „Aeons Of Despite“ eine schöne, fette Produktion, die gerade dem Death/Thrash, den die Jungs fabrizieren, zugute kommt. Das technische Niveau klingt ausgereift und abwechslungsreich, aber auch songtechnisch gibt man sich keine Blöße und weiß sich von Lied zu Lied kontinuierlich zu steigern. Das Intro hätte man sich jedoch sparen und stattdessen gleich zum Punkt kommen können. Ein anderer Punkt, den ich hier nicht unerwähnt lassen möchte, ist, dass die Zürcher Formation das Rad der Zeit nicht neu erfindet. Hier wird gespielt, was drauf steht, und basta! Es muss auch nicht immer ein neuer Stil kreiert werden, um die Anhängerschaft bei Laune zu halten. Das Wichtigste an der Sache ist doch letztendlich, dass die Musik gut ist und zu überzeugen weiß, und das schaffen Timor allemal. (iw) Trancelike Void – „Destroying Something Beautiful“ (Ruin Productins) – [3] Der Name dieser Scheibe lässt mein Herz glatt höher schlagen und ich vermute auch, dass der Name Programm sein dürfte. Dass es sich um Black Metal handeln soll, verstärkt diese Vermutung auch noch. Nach einem eher laschen Intro geht es dann aber auch so weiter. Kränklich wirkende Gitarren. Monotones Riffing und düstere Stim-

mung. Entgegen meiner Erwartung wird nicht gleich drauflos geprügelt. Nur frage ich mich, wieso man den knapp 12 Minuten langen Song gleich an die zweite Stelle des Albums setzt. Nach den ersten zwei Minuten klingt dieser für mich nämlich sehr langweilig und mag mich gar nicht überzeugen. Nach 12 Minuten Langeweile folgt dann auch wieder ein sehr ruhiges Stück, was ungefähr genauso spannend ist, wie dem Gras beim Wachsen zuschauen zu können. Man bietet hier melancholischen und langsamen Black Metal. Dieser Aufbau behagt mir zusätzlich auch nicht. Eine extrem ruhige Nummer, in der quasi gar nichts passiert. Dann ein weiteres Lied, wo man zwar Gitarren hört, aber die nicht gerade viel von sich geben. Die Herren Gitarristen üben sich wohl in bescheidener Zurückhaltung, was ihre Künste angeht. Fazit: Langweilig! (ts) U.D.O. – „Mastercutor Alive“ ZYX Music – [-] Was sonst außer einer fetten Best-Of-Doppel-CD soll diese geile Live-Veröffentlichung sein?! Mit gutem Sound präsentiert sich die deutsche Unkaputtbar-Tarnhosenmaschine in einer größeren Halle in Tuttlingen/Deutschland. Besonders war bzw. ist die Spielzeit eines U.D.O.-Livekonzerts: Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Wo sich andere Jungstars nach 65 Minuten scheinbar ausgepumpt (in Wahrheit vor Lachen nicht mehr könnend) in die Garderobe verziehen, wird hier lange über zwei Stunden ohne Ausfallerscheinungen Metal gelebt. Die sieben Zugaben wären für andere Bands schon das komplette Konzert… Die in den Anfangszeiten seiner U.D.O.-Solozeit so bemüht hergestellte Differenz zum Accept-Material ist längst gefallen. Verblüffenderweise ist es ohne Vorkenntnis heutzutage nicht mehr möglich, Unterschiede im Songmaterial festzustellen. Gut so. Mein alter Accept-Lieblingsoldie „Midnight Mover“ ist genauso vertreten wie die logischen Klassiker „Metal Heart“, „Fast As A Shark“ usw. Für meinen Geschmack fehlt allerdings mindestens ein Song von meinem U.D.O.-Favoritenalbum „Timebomb“ (weil das brutalste ever!). Na, man kann nicht alles haben. Trotzdem: eine feine Sache! Für OptikFetischisten gibt’s auch eine DVD (5.1er-Sound, obwohl nicht extra ausgewiesen) mit allerhand Zusatzmaterial. (db) Ultrawurscht – „Cheese Ass Built My Hot Dog“ (Bad Land Records/Twilight) – [8] Vital Remains dreist beim Intro beklaut? Nö, die vier Spaßbacken eröffnen ihr zweites Album mit: „Let The Grilling Begin!“ Im Anschluss daran wird der Grindfön auf volle Leistung und natürlich auf größtmögliches Amüsement gestellt. Die österreichisch-bayrische Band bringt ihren gut gespielten Death/Grind mit teils englischen und teils österreichisch-bayrischen Texten daher. Was mir neben dem unbestreitbaren Spaßfaktor zusätzlich noch bestens mundet: Rein musikalisch erreichen sie ihre selbstgenannten Vorbilder wie Leng T’che, Aborted, Skinless und Terror mühelos. Mehr Death Metal als Grind, aber stets auf hohem musikalischen Niveau. In kurzen Einblendungen treffen wir auch gute alte Bekannte wie Gerhard Polt und den Pumukkl wieder. Wenn eine Band Ultrawurscht heißt, wird klar, dass wir es mit überzeugten Fleischessern zu tun haben. Live wird dazu die Wurst-Bazooka, Konfettiregen, ein steilgeil dekoriertes Bühnenbild aufgefahren. Dabei ist Dr. Mett Wurschts Gesang durchaus noch variabel und wechselt zwischen derben Grunts und Hardcore-Phrasierung. Passt, die Wurst schmeckt lecker! (db) Unanimated – „In The Light Of Darkness“ (Regain/NSM) – [9] Die Spatzen pfiffen es von den Dächern: Die Schweden wollen es noch einmal wissen. Nun denn, der letzte Beitrag vor ihrem Comeback war ihr gelungener Beitrag zum Bathory-Tribute-Sampler „In Conspiracy With Satan“ („Raise The Dead“) 1998. Und der aktuelle Tagebucheintrag bringt dann

nach einem kurzen ungläubigen Staunen das verdammt gute Gefühl, dass es die Schweden immer noch können. Sie bringen uns: besinnliche Momente, diabolische Rasanz genauso wie verträumte Momente („Death To Life“), getragen-erhabene Gitarren (Outro „Strategia Luciferi“), die eigentümliche Mischung aus Black- und Death Metal, spielerische Leichtigkeit (Titellied), bösartig gepressten Gesang. Tempo ist hier NICHT alles. Etwas ruhigere Momente, die auch das Debüt schon unangreifbar diabolisch geil wirken ließen, wirken hier einzigartig. Wenn sich dann diese erlesenen Hochgeschwindigkeitsgewitter in Allianz mit ebendiesen ruhigen Momenten zum diabolischen Stelldichein treffen (Übersong „Unconquered One“), weiß man, dass hier die Metalwelt noch völlig in Ordnung ist. Das ist ein wunderbares Gefühl. Eine völlig überzeugende Sache – gut, die UnanimatedRecken wieder an Bord zu haben! (db) Unsharpen Dawn – „Unsharpen Dawn“ (Eigenproduktion) – [8]

Auf CD

Unsharpen Dawn werfen mit ihrer selbstbetitelten EP das erste Lebenszeichen den gierigen Underground-Fans zum Fraß vor. Sich selbst bezeichnen die Deutschen als von Bands wie Caliban oder Fear My Thoughts inspirierte Band. Gut so, wenn schon Vorbilder, dann auch wirklich nur die Besten. „Unsharpen Dawn“ bietet auf vier Songs einen guten Überblick darüber, mit was man als Fan in Zukunft rechnen darf. Ambitioniert klopfen die Regensburger ihren Set herunter, der von Growls und Shouts dominiert wird. Eins muss man unseren Nachbarn lassen: Sie sind gut und werden im Laufe ihrer noch jungen Karriere mit Sicherheit an Routine und Können zulegen. Es überrascht mich immer wieder, dass Newcomer im Vergleich zu alten Hasen in der Szene völlig bestehen können. Man merkt noch das Feuer unterm Arsch, den Idealismus, die Liebe zum Detail. Keine Spur von verbitterten Metallern in ihren 40ern, die alle zwei Jahre dasselbe Album aufnehmen und sich damit wichtig fühlen. Junge Bands wie Unsharpen Dawn sind es, die die Freude am Zuhören zurückbringen. Gut gemacht! (mf) Unsun – „The End Of Life“ (Century Media/EMI) – [4] Ich bin den Vorteilen der Emanzipation gegenüber dankbar. Das gestattet mir, euch ohne Umschweife mitzuteilen, dass die Stimme von Aya, der Sängerin dieser Band, eindimensional und furchtbar klingt. Dieses neue GothicProjekt aus Polen verspricht uns im Info-Schreiben der Plattenfirma großmundig, dass wir melancholische und catchy Riffs zu bekommen hören. Wenn ein Mauser als Gitarrist (auch Ex-Vader) mitmacht, darf und kann man das auch erwarten. Seine Kunst blitzt nur kurz einmal in „Blinded By Hatred“ und im hypnotischen Anfangsriff zu „The Other Side“ auf. Ansonsten hält sich der Virtuose zurück, übernimmt gar die Keyboards und die Samples. Auch Heinrich von Vesania am Bass rettet nichts mehr. So wird das Versprechen leider niemals erfüllt. Selten war Gothic Metal ein solch belangloses Dilemma. Eine CD, zu der man nicht einmal richtig lästern kann, weil einem bei solch einer unterdurchschnittlichen Leistung nicht einmal geeignete Worte dafür einfallen. Ein weiteres Beispiel dafür, dass heutzutage alles gesignt wird, was dank eventuell zugkräftiger Namen kommerziell verwertbar erscheint. (db) V.A. - “Thrashing Like A Maniac” (Earache) - [9] Es ist kein Geheimnis mehr, dass der Thrash Metal momentan ein Revival feiert! Daran sind nicht nur erneut brillante Scheibletten von alteingesessenen Haudegen wie Testament oder Death Angel „schuld“, sondern sehr wohl auch unzählige junge Formationen, derer es 16 Exemplare auf diesem Sampler zu bewundern gibt. Der Untertitel „16 Ripping Cuts Of New School Thrash“ stimmt nicht ganz, denn hier regiert in erster Linie die „alte Schule“. Schon der Einstieg von Bonded By Blood, die „Immortal Life“ zum Besten geben und ihrem Namen entsprechend Exodus-Gedächtnisriffs aus dem Ärmeln

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schütteln, lassen keinen Zweifel daran aufkommen, worüber sich der Thrash Metal-Lunatic über die gesamte Spielzeit erfreuen darf. Zwar lassen einige der Formationen auch den Thrashcore wieder aufleben, aber auch dieser kommt mit eindeutiger Inspiration aus der Vergangenheit aus den Boxen. Von Evile, Warbringer, Fueled By Fire und Dekapitator konnte man aufgrund der Tatsache, dass sie bereits Deals einsacken konnten und ihre Veröffentlichungen dadurch einfach zu erstehen sind, bereits mehrfach hören, aber auch bislang noch nicht wirklich in Erscheinung getretene Truppen wie die Schweden Decadence, die mit einer Sängerin am Start sind, die an die junge Sabina Classen erinnert, die Iren Gama Bomb und die Amis von Lazarus dürfen Songs beisteuern und können qualitätstechnisch das Niveau ihrer Mitstreiter halten. Bleibt bloß zu hoffen, dass der Thrash Metal anno 2008 nicht zu einer kurzen Revival-Mode verkommt und durch unzählige Nachahmer wieder den Bach hinuntergehen muss. Der Sampler selbst ist sowohl für AltFreaks eine Empfehlung als auch für etwaige Neueinsteiger, um sich ein Bild der neuen Generation von Thrash Metal-Bands machen zu können! (ws) VelvetSeal – „Lend Me Your Wings“ (Dark Balance) – [8] Symphonic Dark Metal-Bands mit weiblichem Gesang scheinen für viele Musiker immer noch eine beliebte Alternative darzustellen. Vor allem dann, wenn man sich finanziell einiges davon verspricht. Die eher unbekannte ungarische Band namens VelveltSeal hat sich gerade auf diesem Sektor niedergelassen und versucht mit ihrer Frontfrau Gabriella zu punkten. Positiv hervorzuheben ist, dass deren Stimme nicht ins Opernhafte abdriftet und sich wunderbar an die abwechslungsreichen und progressiv gehaltenen Kompositionen anschmiegt. Musikalisch werden dem Hörer unterhaltsame Minuten geboten, die abseits von Wiederholungen dennoch nicht zu komplex erscheinen. Allzu schnelle Passagen darf man sich nicht erwarten, denn VelvetSeal wollen aufmerksam genossen werden. Wer diesem Anspruch gerecht werden kann, der sollte seine Ohrmuscheln bereitstellen. (iw)

immer gibt’s Bio-Kost derart vielfältig. (iw) Violent Devoties – „Within the Great and the Venom” (Eigenproduktion) – [7,5] Bands wie Sand am Meer kann Österreich zwar nicht bieten, aber immerhin getrauen sich einige der Landsmänner doch noch ein Instrument in die Hände zu nehmen, um sich damit auf CD zu verewigen. Bei „Within the Great and the Venom” handelt es sich um eine Mini-CD, die musikalisch in die Richtung Death/Black Metal und einer Prise Grind tendiert. Es gibt Leute, die beim Anhören des ersten Songs ein Urteil über das Gesamtprogramm abgeben. Solche Pauschalurteile kann sich eine Rezensientin, wie ich es bin, nicht leisten. Auch wenn der erste Song nicht ins Blaue trifft, heißt das noch lange nicht, dass die anderen Lieder dementsprechend ausgefallen sind. Ein Beispiel sind Violent Devoties, die gerade mit „The Fall Of The Holy Trinity“ nicht gerade den richtigen Opener erwischt haben, um es gelinde auszudrücken. Hätten sie sich dazu entschlossen „Inhaling Death“ oder „Sea Of Souls“ als Einstieg zu wählen, hätte dies einen ganz anderen Eindruck hinterlassen. Nichtsdestotrotz, wer weiter springt, wird belohnt. Schön abwechslungsreich, schön hart und rau und eine gute Stimme, die dem Ganzen ein rundes Bild verleiht. Die Band hat Potenzial, das sich in der Entwicklung befindet und der es Spaß macht zuzuhören. Man darf gespannt weiterverfolgen, wie die Zukunft aussieht. Für Fans der Richtung empfehle ich einen Durchgang. (iw) Within Walls – „Set Me Free“ (Blacktop Records) – [6]

Die Kärntner Veritas Mentis haben sich mit Leib und Seele dem Todesblei verschrieben und mit „Biblia Pauperum“ ein ordentliches Schwermetall-Scheibchen herausgebracht. Der Begriff Scheibchen erscheint aus dem Grund plausibel, da leider nur drei Lieder auf der Mini-CD vorzufinden sind. Da die Knüppelbrüder qualitativ hochwertige Lieder zum Besten geben, wird es einem um das Herz schwer, wenn nach subjektiv gefühlten fünf Minuten schon wieder alles vorbei ist, wo es doch gerade so interessant begonnen hatte. Ich möchte hier keinen expliziten Anspieltipp nennen, da alle drei Songs hervorragend ausgefallen sind und den Nagel genau auf den Kopf treffen. Trotzdem muss gesagt werden: Ich will mehr hören! (iw)

Einmal mehr eine Hardcore-Veröffentlichung, auf die man in den heutigen Tagen trifft. Within Walls bieten mit ihrem neuen Werk Musik, die man als durchwachsen bezeichnen könnte. Gerade eine Sache scheint mir herausstechend. Der Sänger sollte unbedingt die Versuche des Nicht-Schreiens sein lassen. In „Infinite I(magination)“ macht der gute Herr dieses nämlich und ich muss sagen, es klingt alles anderes als angenehm für meine Ohren. Ansonsten bietet man relative Abwechslung im Aufgebot der musikalischen Ergüsse. Einmal eine schnelle Nummer und einmal eine relativ langsame, nur muss ich sagen, dass mich die Musik nicht vom Hocker haut. Gerade das Schlagzeug kracht viel zu wenig, es fehlt einfach an Druck und Power, was schade ist. Was ich von den einzelnen Songs halten soll, weiß ich allerdings nicht genau. „Pawlow“ beginnt echt ganz cool, aber nachdem der Herr wieder einmal klar singen will, sieht das Ganze schon wieder anders aus. Manche Riffs rocken echt, manche aber leider auch nicht. Zusätzlich machen manche Lieder ihrem Namen alle Ehre. „Gas chamber atmosphere“ ist zum Beispiel so eines, das für mich nach Ohrfolter klingt. Die für mich coolsten Momente bieten die untypischsten Lieder dieser Platte. „Untitled“ und „Piano“ sind recht atmosphärisch, was aber gerade bei Letzterem auch am Einsatz des besagten Instrumentes liegt. Trotz cooler Momente muss ich einfach sagen, dass „Set Me Free“ mich nicht überzeugt. (ts)

Verreck Attack – „Alone against All“ (Eigenproduktion) – [8]

World Come Down – „Skullflower“ (Eigenproduktion) - [6]

Veritas Mentis – „Biblia Pauperum“ (Eigenproduktion) – [9,5]

Auf CD

Auf CD

Humoristisch angehaucht gehen Verreck Attack aus dem steirischen Ländle ihre Arbeit an. Mit einem lustigen Intro, auf welchem dem Hörer Volksmusik und diverse Bauernhoftiere nähergebracht werden, beginnt das nicht genau definierbare musikalische Ereignis. Während der erste Song klar in Richtung Death Metal tendiert, ändert sich das spätestens mit dem zweiten Lied. Vom klaren Gesang bis hin zu Growls ist auf der Scheibe alles vertreten. Man spielt sich mit verschiedensten Stilen und versucht so Abwechslung zu generieren und für jeden Hörer das Passende bereitzustellen. Verreck Attack bietet dem geneigten Hörer 11 Songs plus einen Funtrack an. Als Schmankerl gibt es obendrauf noch eine DVD, auf der sich die Videos „Payback“, „Fein sein“ und „The Band“ befinden. Wer die steirischen Landwirte näher kennenlernen möchte, sollte sich nicht scheuen und zugreifen. Nicht

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Die Multi-Kulti-Truppe World Come Down, die sich aus Mitgliedern aus Deutschland, den USA und Österreich zusammensetzt, offeriert uns auf „Skullflower“ ein nicht minder buntes Sammelsurium an unterschiedlichsten Klängen. Die Band selbst sagt über ihre Musik, dass sehr viele und verschiedene Einflüsse aus Stilrichtungen der letzen 20 Jahre auf „Skullflower“ integriert wurden – und damit haben die Burschen auch verdammt recht. Auch wenn die Band erst seit dem letzten Jahr existiert und vorliegender Silberling das Debüt darstellt, braucht man sich ob eventueller Unreife keine Sorgen zu machen. Diese Herren müssen bereits über längere Erfahrung als Songwriter verfügen, denn anders ist die überaus mannigfaltige und versierte Ausführung dieses Albums nicht zu erklären. Es gelingt World Come Down nämlich mühelos, aber dennoch für den Zuhörer immerzu nachvollziehbar und zugänglich, ein Spektrum abzudecken, das auf der heftigen Seite von Metalcore der eher getragen

interpretierten Bauart (für Doomcore aber dennoch zu hurtig und auch nicht ganz so dreckig), wie im Opener „The Golem And The Copy Cat“, bis zu ebensolchem Brachialsound mit massiver Thrash-Schlagseite der groovenden Art („Haunted“) reicht. Dem gegenüber stehen verträumte, einfühlsame und melancholische Klänge wie in „Hang“ oder „Abyss“, das zudem mächtig depressiv wirkt und doch ganz dezente Doom-Anleihen offenbart, aber auch vertracktes Material, das Brachialität mit Progressivem Metal in homogener Bauart offenbart. „Shadowman“ sei diesbezüglich als Paradebeispiel angeführt, ein Song, der trotz aller progressiven und abgefahrenen Anteile dennoch sehr eingängig geworden ist. In „Bourne“ wird dann noch diversen Größen aus Seattle zur Grunge-Blütephase gehuldigt, was trotz der schier unvereinbaren Differenzen mit den anderen Anklängen als stimmig bezeichnet werden kann und für zusätzliche Abwechslung zu sorgen im Stande ist. Ihre abwechslungsreiche Vorgehensweise ziehen die Herrschaften bis zum Ende durch, „Cold“ zeigt nochmals die brachiale Seite der Band, während man „The Source“ als Crossover aus Prog und Grunge in melancholischer Machart bezeichnen kann. Mit dem epischen Monumentalepos „Radiate“, das über zehn Minuten Spielzeit aufweist, haben sich die Herrschaften wohl die Latte für zukünftige Veröffentlichungen selbst ungemein hoch gelegt, man darf also gespannt sein, ob es World Come Down auch in Zukunft gelingen wird, dermaßen vielschichtig und dabei in allen Belangen überzeugend zu klingen. Mit diesem Album haben sich die vier Herren jedenfalls als kompetente Musiker und Songwriter vorgestellt, die mit ihrer Musik wohl eine ebenso riesige Zielgruppe ansprechen können wie sie unterschiedliche Elemente in ihren Tracks kredenzen. (ws) Wrath Attack – „Bringing Out The Thrash“ (Eigenproduktion) – [-] Rumpliger Old-School-Thrash ohne viel Firlefanz, direkt auf die Zwölf. So präsentieren sich die vier Norweger auf ihrer Demo-CD. Die zwei Songs „Anthems Of Anger“ und das Titellied besitzen die nötige „Fuck Off“-Attitüde (und auf dem Bandfoto „erschrecken“ uns ebenfalls vier ausgestreckte Mittelfinger…), um irgendwo zwischen alter Kreator-, Sodom- und vor allem auch Exumer-Mucke zu landen. Bierpullen auf und nach den kurzen zwei Songs zum Weiterfeiern nach einer alten Gehennah-CD suchen… Gerne mehr! Bestellen oder einfach auf der Website herunterladen unter: www.wrath-attack.net. (db) Yngwie Malmsteen’s Rising Force – „Perpetual Flame“ (Rising Force Records) – [8] Urgestein Yngwie Malmsteen, der wahrscheinlich schon in der Zeit des Hundertjährigen Krieges mit seiner Klampfe die Leute bezirzt hat, hat sich diesmal mit Ripper Owens zusammengetan, um seinen neuesten Geniestreich zu komplementieren. „Perpetual Flame“ kann sich hören lassen, vor allem auch wegen Rippers großartiger Gesangsleistung, die dem Heavy Metal die gewisse Note verleiht. Störend wirken auf mich die orgiastischen Zupfgelagen von Malmsteen, auch wenn sie zu seinem Markenzeichen gehören. Alles in allem präsentiert sich „Perpetual Flame“ abwechslungsreich, verspielt und setzt zwei Meister gut in Szene. (iw)

Weitere Reviews findet ihr unter: www.arisingrealm.at



von Danilo Bach | www.theknuts.de Von dem noch deutlicher in Richtung Grind gehenden, ebenso deftig-fein gespielten „Projekt“ Nuclear Senfhauser (die sehr empfehlenswerte Scheibe „Panzerdivision Pitti“ unbedingt antesten!) wollen wir hier nur am Rande reden. Hier liegt wieder einmal die Grenze von genial bis lustig-debil sehr nah, ist quasi nicht voneinander zu trennen. Sänger Carlos, Bassist Steffen und Gitarrist Dean haben unsere Fragen voller Ernsthaftigkeit beantwortet: Zuerst einmal: Wie immer habt ihr wieder eine starke Scheibe mit „Mein Wellensittich Kinski“ abgeliefert. Spielerisch seid ihr im Metier des brutalen Death Metal immer noch absolut top. Merken das eigentlich noch mehr Metalfans außer mir? Hallo und danke, danke! Schön, dass dir unsere neue Scheibe gefällt, du kleines Rosettenbärchen. Wir hoffen, dass noch viele mehr merken, welch’ Meisterwerk des gebrüllten Wortes wir wieder am Start haben. Ein bisschen Werbung deinerseits würde dem Absatz gut tun, denn von der MillionenAuflage sind immer noch 20.000 verfügbar. Warum finden eigentlich The Knuts so ziemlich außerhalb aller Medien statt? Habt ihr noch keine Anfragen von Bild der Frau, Legacy, Bravo oder Rock Hard wegen Interviews oder eurer Lebensläufe gehabt? Verschickt ihr an die jeweiligen Redaktionen kein Promo-Material? Könnte es an euren teilweise gewöhnungsbedürftigen Texten liegen? In dem Bereich haben doch beispielsweise Eisregen, Blutengel oder Pungent Stench (R.I.P.) auch keine größeren Probleme… Wie jetzt? Wir arbeiten in der Redaktion der Bild der Frau, was meinst du denn, wo sonst die guten Kochrezepte, der Kummerkasten für die unbefriedigte Frau oder die Kolumne „Schönheit durch Eigenstuhl“ ihren Ursprung haben. Für den NacktBravo-Starschnitt waren wir auch schon fest gebucht, aber als wir uns ausgezogen haben, sind die Fotografen reihenweise umgefallen vor Neid oder es war der Gestank (als ob nicht jeder schon

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mal eine Made unter der Vorhaut hatte oder so wie unser Drummer ein bisschen Kacke am Zipfel). Aber nächste Woche ist ein Bericht im Wachturm von uns, wir erzählen ein bisschen über unsere Ehrerbietung an den einzig wahren Gott… Kinski! Das Nächste, was mich interessiert: Wie häufig spielt ihr denn live? Sehr viel von The Knuts-Konzerten habe ich in den letzten Jahren wirklich nicht mitbekommen…?! Immerhin ist für 2010 auf eurer Website schon mal ein gemeinsames Konzert

in Großbritannien mit Slayer und Entombed angekündigt… Wir würden ja gerne viel öfter live spielen, aber viele Bands kommen mit unserer freizügigen Art, mit „A-a“ umzugehen, nicht zu recht. Es will kaum einer mit uns auftreten, und nur weil wir beim letzten Gig das Drumkit von Ventor vollgeschissen haben. Bei einem Gig haben wir „God of Thunder“ angesagt, die Leute dachten fälschlicherweise, wir spielen ein Kiss-Cover, die ersten fünf Reihen waren nur am Würgen und Kotzen, so hat das gestunken. Und das zünden der Pyros danach war wirklich lebensgefährlich! Den Schuppen gibt es nicht mehr (wir haben ihn wirklich weggeblasen). Also Veranstalter, die nicht Angst um ihren Laden haben, können sich gerne bei uns melden! Oder versteckt ihr euch, um Problemen mit der Zensur aus dem Weg zu gehen (Stichwort Cannibal Corpse, alten Ärzten, Impaled Nazarene und Ähnliches…)? Immerhin druckt ihr in den Booklets eure meistens beim Zuhören schwer verständlichen Texte ab.

Nein, die Texte drucken wir nur ab, weil viele unserer Fans regelmäßig KaraokeAbende veranstalten und Oma und Opa auch mal einen zünftigen K n u t s - S o n g mitschmettern wollen. Aus zahlreichen Zuschriften haben wir erfahren, dass gerade unsere ältere Zielgruppe, bedingt durch Inkontinenz, einen guten Zu- und Abgang zu unseren Texten hat. Sie sind halt „offener“ als Legacy oder Rock Hard. Wie kommt man darauf, den Disco-„Klassiker“ von Maywoods „Late At Night“ zu covern? Wer von euch kennt denn noch so olle Kamellen? Meiner einer wartet seit Jahren immer noch auf die Coverversion von der Nick Straker Band „A Walk In The Park“ (I Step In The Dark…) – das passt wenigstens der Text und alle GothicGirlies dürften steilgehen! Bei The Sweet ist wenigstens für mich alles klar – eine Frage guten Geschmacks… Na so ein Pech, der Nick Straker-Song war schon fest für unsere nächste Scheibe geplant. Aber jetzt, da du wieder deinen Mund nicht halten konntest, wird es wohl doch Black „Wonderful Life“, Madonna „Material Girl“ oder ein Bee Gees-Klassiker (weil es genau Carlos’ Stimmlage entspricht) werden. Oder was ganz anderes, jedenfalls wieder ein Kracher aus unserer behüteten Kindheit… Was passiert, wenn man bei einem The KnutsInterview nach Nuclear Senfhauser fragt? Bekommt man dann Antworten oder muss man an die Band dann eine extra Interview-Anfrage stellen? Gibt’s bald etwas Neues von Pitti & Co.? Dann ist das Interview sofort beendet! Zu Nuclear Senfhauser beantworten wir generell keine Fragen, wir wollen keinen Ärger mit Pitti! Denn so etwas Großartiges wie Pitti und seine Allmacht darf nicht durch Kommerz beschmutzt werden. Es sei denn… der Preis stimmt! Lasst euch überraschen, ob Pitti wieder aus den Niederungen des Märchenlandes emporsteigt. Daylight dies, eternal darkness rules, Pittigeddon is coming soon! Zwei Fragen zum Schluss: Heißt euer Wellensittich wirklich Kinski? Und wann findet wieder mal einer eurer berühmten Kackevents statt? Nein, unser Wellensittich heißt Klaus Maria Brandauer Kinski von Hohenzollern, aber wir rufen ihn einfach: Stalin! Kackevents: Dienstag-Freitag 8 bis 22 Uhr Samstag, Sonntag 10 bis 17 Uhr Montag Ruhetag (denn man muss ja auch mal ein bisschen Arschsalbe kaufen und den Popo pudern). Termine außerhalb der Eventzeiten sind telefonisch zu erfragen unter der Hotline-Rufnummer: 555-frischer Kot Schade, dass du jetzt nicht dabei bist, wir basteln gerade an der Milka-Kuh aus frischem Stuhl, gelblich-grün wirkt sie viel besser,… wer hat hier eigentlich Mais gegessen? In diesem Sinne, lasst den Arsch nicht hängen! Kauft unser Album, denn es ist wirklich gut! Der letzte Schlusssatz stimmt übrigens wirklich! Aber dass die Band nicht einmal vor meinem musikalisch adligen Nachnamen zurückschreckt, stimmt mich dann doch nachdenklich…


von Danilo Bach | www.the-ugly.com

Mir gefällt euer erstes Album unglaublich gut. Es besitzt die richtige Balance aus Aggressionen, hammer-smashed Speed und grandiosen Melodien. In Europa hattet ihr zum Beispiel im deutschsprachigen Raum ein absolut faires und zutreffendes Review und ein kurzes Interview im „Rock Hard“-Magazin. Wie sind denn bis jetzt die sonstigen ersten Reaktionen auf euer Debütalbum ausgefallen? Dank dir! Die meisten unserer Reviews sind sehr gut, nur ein paar wenige sind schlecht. Beides trifft für Schweden und das Ausland zu. So sind wir bis jetzt sehr glücklich mit den Reaktionen auf unser Debütalbum. Ihr habt zwei Demos aufgenommen, bevor ihr das Album veröffentlicht habt. Einige von euch haben schon Musik gemacht, ehe ihr die Band gestartet habt. Wie lange habt ihr euch schon vorher gekannt, wart ihr vorher schon Freunde in eurer Heimatstadt Stockholm? Yeah, Peter (Bassist), Johann (Gitarrist) und ich sind aus dieser Stadt. Und wir haben alle schon seit 8 Jahren in einer Band gespielt. Per (der andere Gitarrist) hat schon vorher in unzähligen Bands in unterschiedlichen Genres gespielt. Henke (Drummer) spielt außer bei uns noch bei Genocrush Ferox und Hell Patrol. Ingemar, du hast die kompletten Texte im Alleingang geschrieben. Euer Album dagegen ist in einer Digipack-Version erschienen, die leider keine Texte enthält. Ist es für dich nicht wichtig, dass die Fans diese lesen und nachvollziehen können? Wenn wir schon dabei sind: Erklär uns doch bitte mal zum Beispiel die Bedeutung des Textes bei dem Song „Dressed In Death“! Anfänglich haben wir ein Booklet geschaffen, das alle Lyrics enthielt. Aber weil es mit unserer Plattenfirma zu Missverständnissen kam, wie viele Seiten dieses enthalten darf, mussten wir das gesamte Booklet leider streichen. Außerdem dachten wir, dass es vielleicht zu verkrampft wirkt, wenn die ganzen Texte mit dabei sind. Sie werden aber eventuell noch mit auf unserer Homepage landen. „Dressed In Death“ ist ein ziemlich romantischer Song über einen Leichenliebhaber, der immer noch auf der Suche nach seiner Königin ist. Für mich persönlich interessant ist auch folgender Fakt: Euer Label (Dental Records) mit dem dazugehörigen Vertrieb (Unexploded Records) ist eine der seltenen Firmen, die gegenwärtig viele gute und gleichzeitig außergewöhnliche Bands veröffentlichen (und nicht auf Masse statt Klasse setzen und jede Menge Industriemüll als Heavy Metal getarnt veröffentlichen). Da wären beispielsweise

die sehr guten Epping Forest, Fimbultyr, Hearse und natürlich ihr, The Ugly. Vielleicht hat der Labelchef das berühmte „Gute Händchen“, um neue Bands zu entdecken und herauszubringen? Ja, das Label Dental Records ist zuständig für uns (den Vertrieb übernimmt Unexploded Records, eine eigenständige Platten- und Vertriebsfirma in Schweden, welches für „Slaves To The Decay“ eine Art Lizenz- und gleichzeitig Vertriebstätigkeit übernommen hat – Anm. D. Verf.). Aber – yeah – die haben wirklich ihren guten Geschmack damit bewiesen, dass sie uns unter Vertrag genommen haben… Berichte uns doch mal von jedem Bandmitglied eine gute persönliche Eigenschaft und eine kleine, die nicht so gut ist (haha, wir bekommen eh alles heraus…)! Ingemar: agiert als eine Art Bandmanager und richtet viele Dinge, ist 110% der Band ergeben und live ein großartiger Frontmann. Und – er ist ein hässlicher Motherfucker. Johann: ist ein sehr talentierter Songwriter, welcher immer noch besser und besser wird. Und – er ist ein hässlicher Motherfucker. Per: ist einer, der am meisten aus sich herausgeht, und einer, der auf der Bühne unglaublich viel Energie versprüht, – und – er ist ein hässlicher Motherfucker. Peter: ist ein richtiger Kämpfer und lässt sich nie herunterziehen. Und er ist ein hässlicher Motherfucker. Henke: gibt hinter seinem Drumkit immer 110 % und nicht zuletzt – er ist ein hässlicher Motherfucker. Die armen Mamas… Wie haltet ihr es denn als Band eigentlich über einen längeren Zeitraum miteinander aus? Beispielsweise wenn ihr längere Zeit zu Auftritten zusammen unterwegs seid und euch in einen engen Tourbus oder Van quetschen müsst? Vielleicht habt ihr auch Familien und Jobs, so dass ihr Schweden gar nicht für längere Zeit für Shows verlassen könnt? Wir haben die Band Ende 2004 gegründet, aber in der kurzen Spanne hatten wir trotzdem eine sehr nette Zeit zusammen. Unsere Hoffnung besteht natürlich darin, dass wir die Chance zu einer Tour erhalten. Wenn es so weit sein sollte, werden wir diese sicher auch möglich machen. Sicher, wir haben Jobs, einige von uns auch Partnerinnen, aber da werden wir schon eine Lösung finden. Gitarrist Johann Eriksson hat die komplette Musik komponiert und du hast alle Texte für das Album geschrieben. Warum haben eigentlich die anderen

Musiker nichts zu „Slaves To The Decay“ beigetragen? War das nicht erwünscht? Yeah, natürlich können sich alle einbringen. Aber diesmal war es halt der Weg, der funktioniert hat. Natürlich bringt sich jeder in die Band ein. Aber die blanke Essenz der Band waren trotzdem immer wir beide. Weil wir auch schlicht diejenigen waren, die die Band gegründet haben. Aber Per, zum Beispiel, sagt von sich selbst, dass er besser für andere Musikstile komponieren kann, als es für Black Metal im Speziellen nötig ist. Ingemar, du warst früher in der (Old School-) Death Metal-Band Bloodshed zu Gange. Ich mag zum Beispiel deren Album „Inhabitants Of Dis“ sehr. Jetzt singst du in einer reinrassigen Black MetalBand. Ist diese Art zu singen anstrengender für dich oder bestehen da kaum Unterschiede, Black- oder Death Metal zu singen? Da gibt es einige kleine Missverständnisse, die meine Mitwirkung bei Bloodshed betreffen. Sie haben ihren Sänger hinausgeworfen, als noch einige Gigs bei ihnen anstanden. Tommy (Gitarrist bei Bloodshed – Anm. D. Verf.) fragte mich, ob ich aushelfen könnte, was ich getan habe. So habe ich bei circa vier Auftritten ausgeholfen. Anschließend hat mich die Band gefragt, ob ich darüber hinaus weiter bei ihnen singen möchte. Ich hab ihnen geantwortet, dass ich das machen würde. Dabei habe ich ihnen aber auch gesagt, dass ich immer The Ugly gegenüber Bloodshed vorziehen werde. So haben sie sich lieber dafür entschieden, sich einen neuen, anderen Sänger zu suchen. Das habe ich komplett verstanden und respektiert und wir sind immer noch Freunde. Und was die zwei verschiedenen Stile zu singen betrifft: Ich benutze dieselbe Art zu singen in beiden Bands. So etwas ergibt sich halt, wenn man online recherchiert… Dennoch finde ich, dass diese Art von Erklärung – „Ich spiele lieber richtig nur in EINER Band“ – die absolut bessere Entscheidung ist. Lieber eine geile Veröffentlichung, in der man das Herzblut hineingelegt bekommt, als 4 – 5 halbseidene „Projekte“, mit denen der Metalmarkt überschwemmt wird. Wir kennen doch alle die Aufkleber „Introducing … from…“, die meistens mehr versprechen als halten! Und im Falle von „Slaves To The Decay“ hört man, dass diese Entscheidung von Ingemar die richtige war. Machen wir zum Schluss noch eine kleine Stippvisite ins kulturelle Schweden: Wen würdet ihr bevorzugen? Henning Mankell oder Astrid Lindgren: Astrid Lindgren. Roxette oder Abba: Abba. Marduk oder Dark Funeral: Marduk.

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Herausgeberin/Redakteur/Anzeigenleitung: Iris Wilke (iw) Chefredakteur/CD-Redaktion/Layout/Koordination: Michael Freitag (mf) Mitarbeiter: Pascal Zuger (pz), Thomas Spiwak (tos), M. Etl, Danilo Bach (db), Torsten Stöckemann (ts), Walter Scheurer (ws) Lektorat: Judith Beatrix Mädl Websiten: www.arisingrealm.at www.myspace.com/arisingrealm Druck: Druckerei Wograndl, Mattersburg CD-Presswerk: Weber Medien, Wien Redaktionsanschrift: Arising Realm Sechshauserstr. 59/6 A-1150 Wien Österreich E-Mail: redaktion@arisingrealm.at Erscheinungsweise: 3-monatlich Preis: Gratis / Priceless Auflage: 2000 Stück AR-Logo: Bernd Grünwald (www.sternenstaub.org)

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