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vorwort W

ieder ist ein Jahr vergangen seit dem

Bewältigung zukünftiger Gestaltungsaufgaben

Architekturstudium an der Alanus Hochschule

Erscheinungsdatum des letzten „mag“.

bietet. Die Verortung der Disziplin des Archi-

zu machen und sich in unseren Ideenwerkstätten

Ein Studienjahr, in dem neue Studenten und

tekten zwischen Kunst und Wissenschaft greift

umzuschauen, gerne auch mitzumachen!

Kollegen dazugekommen sind, in dem sich für

historische Ideale auf und die Aufweitung der

uns viele neue Dinge ereignet haben und in dem

Ausbildung durch geisteswissenschaftliche Fächer

ke ich mich an dieser Stelle bei allen Studierenden

wieder eine Reihe von interessanten Projekten zu

im Studium Generale prägt bei den Studierenden

des Fachbereichs, den Kollegen und Mitarbeitern,

sehr verschiedenen Fragestellungen entstanden

nachhaltig das Interesse an ganzheitlichen Haus-

den Förderern, insbesondere Herrn Heintz vom

ist. Von den eher spielerischen Anfängen und

und Lebensentwürfen. Ebenso wurde die beson-

Weingut Zwölberich und der Hochschulleitung.

Entdeckungsreisen in die Baukunst im Bachelor-

dere Arbeitsatmosphäre in kleinen Gruppen und

Ganz besonders aber möchte ich den unermüd-

Studiengang bis hin zu sehr komplexen Fragestel-

die bewusste Entscheidung für einen vergleichs-

lich und verantwortlich daran tätigen Studie-

lungen in den auslaufenden Diplom- und ersten

weise kleinen Studiengang mit fachbereichsweit

renden Dominique Buchmaier und Elias Schley

Masterarbeiten, gibt es eine bunte Mischung an

maximal 90-100 Studierenden besonders gewür-

danken, ohne die diese Arbeit gar nicht möglich

Ergebnissen, die wir zumindest auszugsweise auch

digt. Unser Rektor spricht gar davon, dass der

gewesen wäre.

in diesem Heft gerne wieder präsentieren.

Fachbereich Architektur inzwischen als „Geheim-

Für das Zustandekommen des mag 06 bedan-

Und noch ein Letztes: gerade rechtzeitig vor

tipp“ gilt. Darüber hinaus erzeugt auch der aus

Redaktionsschluss hat die Fachbereichskonferenz

der Bachelor-Studiengang im vergangenen Jahr

den Kinderschuhen herauswachsende Master-

Prof. Willem-Jan Beeren als Nachfolger von Prof.

zum ersten Mal reakkreditiert wurde und mit

Studiengang beachtliche und vielversprechende

Swen Geiss zum stellvertretenden Fachbereichs-

einer Höchstdauer von sieben Jahren und ohne

Projekte.

leiter gewählt. Ich fühle mich beiden Kollegen

Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass

weitere Auflagen nicht nur weitergeführt werden

Viel Lob also und große Worte. Ich würde

freundschaftlich verbunden, danke dem einen für

darf, sondern auch noch von der verantwortlichen

mich freuen, wenn es uns gelingen kann, mit

die hervorragende Teamarbeit der vergangenen

Kommission ausgesprochen gelobt wurde. Dabei

diesem Heft eine Ahnung davon zu vermitteln,

zwei Jahre und freue mich auf das Zusammenspiel

wurde besonders hervorgehoben, dass gerade vor

welcher Umfang und welche Qualität sich dahin-

mit dem anderen. Außerdem bin ich froh darüber,

dem Hintergrund immer komplexer werden-

ter verbirgt und lade im Namen meiner Kollegen

dass wir auch weiterhin gemeinsam um einen

der Aufgabenstellungen in der Architektur, ein

und des gesamten Fachbereichs alle Interessierten

außergewöhnlich geformten Tisch sitzen werden!

möglichst breit aufgestelltes Studium das bis zur

sehr herzlich ein, sich bei einem persönlichen

Berufsreife führt, beste Voraussetzungen für die

Besuch und in Gesprächen selber ein Bild vom

Prof. Benedikt Stahl, Fachbereichsleiter


3

Vorwort

4

Inhaltsverzeichnis

5

infos - Fachbereich

6

Bachelor + Master of Arts – Studieninhalte und -aufbau

8

Prof. Brigitte Scholz – Neue Professorin im Master

9

Prof. Dr. Mathias Wirths – Neuer Professor im Bachelor

10

Dimi Mido Wimis – Die neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter

13

Bachelor - Projekte

14

Brückenbau – Bildhauer + Architekten

18

Ideen für Langenlonsheim oder: Wie das Dorf der Zukunft aussehen könnte

30

Kindergarten – Bornheim

34

Ein Bericht –Vertiefung: Innenraum

36

Die Erde bringt uns den Himmel näher – Neues Wohnen und Arbeiten auf Bleijendijk

42

Entdecken – Erproben– Entwickeln – Konstruktives Projekt

50

Das Wesen der – Gebäudetypologie

52

Raumpioniere –Wuppertal

58

Studienhäuser für Alanus – Erweiterung Campus II

66

Alle unter einem Dach – Bachelorarbeit

69

Master - Projekte

70

2½ Jahre Masterstudiengang – Prozessarchitektur

74

… einen (Stand-)Ort … – S M L XL

78

wunne för nit vill – Jahresprojekt

82

Ein imaginatives Architektur-Werkzeug – Jahresprojekt

86

Getreidesilo – Masterthesis

90

Prozessqualität in der Projektvorbereitung – Masterthesis

93

Diplom - Projekte

94

Arts-Container-Docking-Station – Diplomarbeit

98

Kinder & Jugendpsychiatrische Tagesklinik – Diplomarbeit

103

Drumherum - Weit Und Breit

104

Kunstwerke sind keine Soldaten – Mittwochsforum

106

„Bene & Friends” – Freihandzeichnen

108

Eine Woche im Formenrausch: Formenlehre

110

Gedanken und Impressionen – Eurythmie

111

Farbenlehre – … oder doch lieber Farbenrausch?

112

Stadtklangkunst – Sonotopia

113

Symposium – Begegnungen zwischen Raum und Zeit

114

Plan 12 – Konstruktionen auf Wanderschaft

116

Architekturtheorie: Hintergründe der Organischen Architektur

118

SPACEmaker! Urbane Intervention – im Rahmen der Aktion Baukultur

121

Exkursionen - Nah und Fern

122

Prozessarchitektur zum Anfassen: Exkursion nach Hamburg + Wien

123

Momentaufnahmen – Jerusalem

124

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Portugal

125

Architektur Biennale – Venedig: Common Ground

126

Studierende und Mitarbeiter FB Architektur

128

Impressum


Infos Fachbereich


BACHELOR OF ARTS ARCHITEKTUR UND STADTRAUM P

rofil Der Studiengang Bachelor of Arts

Studienform

„Architektur und Stadtraum“ stellt eine

• Projektorientiertes Arbeiten, um eine Verknüpfung des Erarbeite-

anwendungsorientierte und breit gefächerte

ten in ganzheitliche Zusammenhänge zu ermöglichen

Grundausbildung dar. Er befähigt die Studieren-

• Praxisorientierte Integration von Wissenschaft und Technik

den zur selbständigen Orientierung in kom-

• Intensive Betreuung in kleinen Studiengruppen

plexen Sachverhalten sowie zur schöpferischen

• Atelierarbeit in Hochschulräumen

Ausgestaltung von Bauaufgaben im gesellschaft-

• Präsentation und Ausstellung der Projekte jeweils zum Abschluss

lichen Kontext. 

Die Kernthemen Innenraum,

der Semester

Architektur, Stadtplanung und Ingenieurswissenschaften sind dabei eingebettet in künstleri-

Studiendauer Die Regelstudienzeit beträgt 8 Semester (240 ECTS).

sche und kulturwissenschaftliche Lernlinien. Es werden neben den fachlichen und übergeordneten

Bachelorarbeit Das Studium wird mit der Bachelorarbeit ab-

Kenntnisse künstlerische Fähigkeiten erworben,

geschlossen. Bei erfolgreichem Abschluss wird der akademische

die in den Entwurfsprojekten von Anfang an

Titel Bachelor of Arts (B.A.) verliehen. Der Abschluss führt zur

verknüpft und in der Bachelorarbeit zur Synthese

Berufsreife und eröffnet den Zugang zur Architektenkammer sowie

gebracht werden.

zu Masterstudiengängen.

Das Studium versteht sich somit als eine umfassende Ausbildung: Verfolgt wird das Ziel,

Weitere Infos unter www.alanus.edu/architektur.html

Lebenszusammenhänge erkennen und gestalten

Baubetrieb

Schauspiel Farbenlehre Farbgestaltung

Grafikdesign Modellbau

Eurythmie Formenlehre

Bauaufnahme CAD

bAchelor Arbeit

ProJeKt 7 ressourcenoptimiertes Planen Technischer Ausbau

1. JAhr 6

Vertiefung Stadtraum

ProJeKt 5 konstruktives Entwerfen

Darstellende Geometrie

Baukonstruktion Baustoffe

ArchiteKturdArstelluNG 5 22 lP

Soziologie

Architekturtheorie

Kunstwissenschaft

Bau- und Stadtbaugeschichte

Philosophie Erkenntnistheorie

Anthropologie

Vertiefung Innenraum

ProJeKt 2 Einführung in das Entwerfen

ProJeKt 1 Einführung in das Bauen

Baurecht Bauökonomie

Vertiefung Typologie ProJeKt 4 Gebäudelehre

ProJeKt 3 Baukonstruktion und Baustoffe

GruNdlehre KüNste 5 24 lP

Ethik Bildungswissenschaft

ProJeKt 6 Entwurfslehre Stadtplanung

Tragwerkslehre

Gymnastik Freihandzeichnen Wahrnehmungslehre

Raumplanung

Mensch und Architektur

iNGeNieurWisseNschAFteN uNd bAuKuNst 5 158 lP

bAuKultur 5 18 lP

studiuM GeNerAle 5 18 lP

Studieninhalte und -aufbau Bachelor Architektur

3. JAhr

Moderation und Präsentation

2. JAhr

Musik Kompositionslehre Installation Landart

Modulübersicht

4. JAhr

zu lernen.


MASTER OF ARTS PROZESSARCHITEKTUR P

rofil Der gesellschaftliche, ökonomische

Masterarbeit Im vierten Semester wird

Planung und Steuerung von Planungsprozessen in

und ökologische Wandel stellt Planerinnen

ausschließlich die Abschlussarbeit erstellt. Die

allen Projektphasen von frühen Formierungspro-

und Planer vor neue Herausforderungen: Was

Themen der Masterarbeit sind frei wählbar und

zessen bis zur Baurealisierung

heißt es, zukunftsfähig zu bauen? Wie lassen sich

sollen das im Studium Erlernte aufgreifen und in

• Berufsbegleitend in Teilzeit studieren bei

Ressourcen bereits im Planungsprozess effizient

einer neuen Fragestellung vertiefen.

erforderlicher Anwesenheit von i.d.R. zwei Tagen

und nachhaltig einsetzen? Wie können Projek-

Abschluss: Das Studium schließt mit dem aka-

in der Woche

te gemeinschaftsorientiert entwickelt werden?

demischen Titel Master of Arts (M.A.) ab. Der

• Austausch auf Augenhöhe: Konzeptionierung

Wie können die immer komplexer werdenden

Abschluss eröffnet die Möglichkeit zur Promo-

des Unterrichts als Dialog unter Experten

Planungs- und Bauprozesse zielgerichtet und

tion nach Maßgabe der jeweiligen Promoti-

• Projektorientiertes Arbeiten mit frei wählbaren

strukturiert gesteuert werden? Welche Möglich-

onsordnung. Der Zugang zu berufsständischen

Themen

keiten gibt es, die stets größer werdende Vielfalt

Kammern hängt von den Maßgaben der jeweils

• Interdisziplinäres Dozententeam

von Akteuren zu moderieren?

geltenden Landesregelungen sowie der Ausbil-

• Beste Studienbedingungen: Individuelle Betreu-

dungsbiographie der Studierenden ab.

ung, kleine Studiengruppen, eigener Arbeitsplatz

Der Masterstudiengang Prozessarchitektur

in Hochschulräumen

richtet sich an Architekten, Landschaftsarchitekten, Stadt- und Regionalplaner sowie Bauin-

Studienform

genieure. Er bereitet Sie auf diese anstehenden

• Objekt- und Prozesskompetenz: Kenntnisse,

Weitere Infos unter

Aufgaben vor. Sie werden in die Lage versetzt,

Methoden und Fähigkeiten zur Initiierung,

www.alanus.edu/architektur.html

nachhaltige Entwurfs- und Gestaltungsprozesse zu initiieren, zu gestalten und umzusetzen. Sie lernen flexible, ergebnisoffene Prozesse zu moderieren und im Team zukunftsorientierte Lösungen zu entwickeln. Schwerpunkte des Studiums sind die Lehrgebiete gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung, Projektmanagement sowie ressour-

MODULÜBERSICHT

Studieninhalte und -aufbau Master Architektur

cenoptimierte Architektur und Stadtplanung, die in eigenständigen Studienprojekten zusammenge-

zwei Grundlagensemestern, einem weiterfüh-

PROJEKTSTUDIUM UND FORSCHUNGSFORUM

Grundlagensemester Im ersten Semester werden – anknüpfend an die Vorbildung der Studierenden - fachliche Grundlagen vermittelt sowie vorhandenes Wissen vertieft und erwei-

3. SEMESTER

Masterarbeit im vierten Semester zusammen.

Projektentwicklung

renden Vertiefungssemester im dritten sowie der

VERTIEFUNGSSEMESTER

Semester (60 ECTS). Das Studium setzt sich aus

MASTERARBEIT

Ressourcenoptimierte Architektur

Studium angelegt, die Studiendauer beträgt 4

Projektmanagement

Studienaufbau Der Masterstudiengang Prozessarchitektur ist als berufsbegleitendes Teilzeit-

4. SEMESTER

führt werden und praxisnah Anwendung finden.

Projektmanagement

Ressourcenoptimierte Architektur

Ökonomie

Projektmanagement

Ressourcenoptimierte Architektur

Ökonomie

die Studierenden durch Seminare der Lehrgebiete Projektentwicklung, Projektmanagement sowie Vertiefungssemester Im dritten Semester steht die Fortsetzung der Arbeit am selbstgewählten Studienprojekt im Vordergrund. Mit der Wahl einer der Vertiefungsrichtungen „Gemeinschafts-

1. SEMESTER

Ressourcen und Architektur.

GRUNDLAGENSEMESTER

Projektentwicklung

eigenständigen Studienarbeit. Begleitet werden

Projektentwicklung

Im zweiten Semester beginnt die Erarbeitung der

Recht

denen praxisnah und teambasiert gearbeitet wird.

Recht

Fallstudien und Übungen zur Anwendung, in

2. SEMESTER

tert. Als Lehrformen kommen Vorlesungen,

orientierte Projektentwicklung“ oder „Ressourcenoptimierte Architektur“ erfolgt eine inhaltliche Fokussierung, die durch das zugehörige Seminar unterstützt wird.

a+ Studium Belegung ausgewählter Module aus dem Bachelor-Studiengang „Architektur und Stadtraum“ (Für Absolventen eines sechs- oder siebensemestrigen Bachelors)

7


Prof. Brigitte Scholz Neue ProfessoriN im Master Interview führte Peter Baumgardt // Lehrgebiet Gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung Bei ihrem Berufungsvortrag zeigte

auch die andere Seite des Bauens zu beleuchten

momentan die Frage des gemeinschaftlichen

Brigitte Scholz faszinierende Bilder

und zu verstehen. Nicht das fertige Werk steht im

Wohnens und Bauens, mit einer ganz großen

von Mondlandschaften und ver-

Mittelpunkt der Ausbildung, sondern der Weg

Varianz an Beweggründen, Trägerformen und

waisten Industrieungetümen, die der

dorthin. Und genau das ist das Spannende, dass

Programmen. Dann gibt es das große Themenfeld

Braunkohletagebau in Brandenburg

man gemeinsam das Lehrgebiet weiterentwickeln

der Umnutzung von bestehenden Grundstücken

hinterlassen hat. Sie berichtete von

kann.

und Immobilien in verschiedensten Bereichen

ihrer Arbeit „auf der gröSSten Land-

und Ausformungen. Außerdem neuere Bedürf-

schaftsbaustelle Europas“, wo sie als

Was ist das Besondere an gemein-

nisse, die sich aus der Frage entwickeln: Wem

Leiterin im Bereich Projekte der IBA

schaftsorientierter Projektentwick-

gehört eigentlich die Stadt? Wie kann man „mehr

Fürst-Pückler-Land für vielfältige

lung?

Demokratie wagen“? Wie werden Bürger in die

Projekte verantworlich war, die den

Brigitte Scholz Die klassische Projektentwick-

Stadtentwicklung eingebunden? Urbanes Gärt-

Menschen und der Region neue Pers-

lung folgt häufig einem Schema: Es gibt Ort, Idee

nern z.B. geht ganz stark in diese Richtung. Und

pektiven eröffnen. Seit letztem Jahr

und Kapital. Man sucht nach einem Impulsgeber

dahinter steht immer eine Gemeinschaft, die sich

ist sie Professorin für gemeinschafts-

und versucht ein möglichst renditeträchtiges

formiert und entwickelt, und da sehe ich die Rolle

orientierte Projektentwicklung im

Projekt zu entwickeln. Die „Gemeinschaftsorien-

des Prozessarchitekten - einerseits als Anwalt

Masterstudiengang Prozessarchitek-

tierung“ weist darauf hin, dass es um mehr geht,

einer Gemeinschaft, andererseits als Entwickler

tur.

nämlich darum, Gemeinschaften zu formieren, zu

eigener Projektideen. Die Hochschule eröffnet

moderieren und zu leiten. Man muss verstehen,

hier einen neuen Denk- und Handlungsraum.

aus welchem gesellschaftlichen Hintergrund die Menschen kommen, mit denen man zusammen-

Wie ergänzt sich Ihr Lehrgebiet mit

arbeiten will. Es werden im Studium Methoden

den beiden anderen Lehrgebieten des

erprobt, wie man die Kommunikation in gemein-

Masters?

schaftlichen Prozessen moderieren und lenken

Brigitte Scholz Wir streben eine ganz enge

und die Projekte dadurch vorantreiben kann.

Verzahnung der Lehrgebiete an. Im Projektstu-

Und Gemeinschaftsorientierung bedeutet, dass es

dium ab dem zweiten Semester sind alle drei

einen Nutzen jenseits der Rendite gibt.

Bereiche beteiligt. Die Projektentwicklung nimmt sich vor allem der Initiierung von Projekten an.

Frau Scholz, was hat Sie eigentlich an die Alanus Hochschule geführt? Brigitte Scholz Die Idee, dass der ganze Mensch im Mittelpunkt der Ausbildung steht und man wirklich die Persönlichkeit fördern möchte. Es ist hier zu spüren, dass es ein gemeinsames Ziel in der Ausbildung gibt, dass es unter den Lehrenden einen regen Austausch und ein verbindendes Anliegen gibt, auch wenn die Fachgebiete ganz unterschiedlich sind. Dazu gehört das Gefühl, dass man hier anders Lehre machen kann. Was bedeutet das, eine „andere“ Lehre? Brigitte Scholz Die Studierenden im Master Prozessarchitektur bringen Berufserfahrung mit, ein fertiges Studium. Sie beherrschen ihr „Handwerk“ und wollen jetzt zusätzliche Qualifikationen sammeln. Es geht um eine Kommunikation auf Augenhöhe, darum, in der Prozessarchitektur

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Inwiefern macht Gemeinschaftsori-

Das Projektmanagement legt den Fokus auf die

entierung Projekte besser?

Steuerung von Projekten. Die ressourcenoptimier-

Brigitte Scholz Man kann nicht sagen besser

te Architektur analysiert den Ort und hinterfragt

oder schlechter, sondern einfach anders. Durch

die Ressourcenoptimierung in den Projekten.

die Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt an

Die Studierenden haben die Möglichkeit, sich im

der Uni Hannover zu kooperativer Freiraument-

Bereich der gemeinschaftsorientierten Projektent-

wicklung habe ich viele Fallbeispiele kennenge-

wicklung oder ressourcenoptimierten Architektur

lernt, die durch eine bewusste Prozessgestaltung

zu vertiefen.

eine neue Qualität erreicht haben. Außerdem habe ich in meinen zehn Jahren praktischer Arbeit

Welches Resümee ziehen Sie für Ihr

bei der IBA Fürst-Pückler-Land selbst gemein-

erstes Semester?

schaftsorientierte Prozesse gestaltet und Projekte

Brigitte Scholz Es war auf jeden Fall ein reiches

entwickelt. Es geht mir darum, mit diesen Erfah-

Semester, arbeitsreich und reich an neuen Ein-

rungen an dem Themenfeld weiterzuarbeiten.

drücken. Für mich war es der erste neue Jahrgang,

Dabei finde ich die „unmöglichen“ Projekte am

der angefangen hat, ich habe ausgetestet, wie ich

spannendsten, bei denen man nicht weiß, was

hier die richtige Lehrform für mich und meine

man mit diesem Grundstück überhaupt machen

Themen finden kann, und das alles natürlich ver-

soll, wo der richtige Ort für eine neue Idee ist

bunden mit dem Einleben im Rheinland. Ich hof-

oder wie man eine passende Trägerform aufbaut

fe, dass das nächste Semester etwas ruhiger wird

jenseits der ausgetretenen Wege.

und die neuen Eindrücke sich verstetigen und erweitern. Und ich bin gespannt auf die weitere

Um welche Art von Projekten geht es

Entwicklung. Man merkt, dass der Studiengang

dabei konkret?

sehr vielfältig ist und viel Potential hat. Das alles

Brigitte Scholz Ein großes Themenfeld ist

zum Klingen zu bringen, darauf freue ich mich. ■


Prof. Dr. Mathias Wirths Neuer Professor im Bachelor Interview führte Elias Schley // Lehrgebiet Ingenieurwissenschaften „… Lehren bedeutet nicht nur durch

wickelt. Nun bist du bei uns Profes-

Wäre so etwas auch Thema für unse-

Vorlesungen zu lernen, sondern

sor geworden. Kannst du uns zwei

ren Fachbereich?

technische Sachverhalte auch wirk-

oder drei deiner solchen Erlebnisse

Mathias Wirths Gerade das Thema „Nachhaltig-

lich greifbar zu machen“. Deshalb

schildern wie du zu deiner Arbeit als

keit“ könnte auch von der Alanus Hochschule gut

wird im Unterricht von Prof. Dr.-Ing.

Professor gekommen bist?

aufgegriffen werden. Hier wären vor allem die

Mathias Wirths auch tatkräftig

Mathias Wirths Gut, … wenn ich mich auf drei

sozialen Fragen der Nachhaltigkeitsdebatte inter-

gebaut und experimentiert. Seit dem

Dinge beschränken soll… Da ist zunächst die Mit-

essant. Mit einer Kooperation unseres Fachberei-

Herbstsemester 2011 unterrichtet er

arbeit bei Prof. Friedhelm Stein, der in Siegen das

ches mit der GIZ (Gesellschaft für internationale

an unserer Hochschule im Lehrge-

Fach Tragstrukturen lehrte zu nennen. Bei ihm

Zusammenarbeit) zum Thema „Nachhaltige Brü-

biet Ingenieurwissenschaften.

konnte ich „Lehre lernen“ und die Idee zu meiner

cken aus FSC zertifiziertem Tropenholz“ gehen

Doktorarbeit entwickeln, die sich mit Schnittstel-

wir da schon Schritte in diese Richtung.

Lieber Mathias, erzähl mal! Was

len zwischen Architektur und Bauingenieurwe-

fasziniert dich an der Architektur

sen beim Bauen im Bestand beschäftigt und die

Wie wäre es denn mit einer Zusam-

und wieso hast du dich für die Lehre

auch der Frage nachgeht, wie und in welchem

menarbeit zwischen der Universität

entschieden?

Umfang Architekten in den frühen Phasen eines

Siegen und der Alanus Hochschule?

Mathias Wirths Es ist einfach prima eigene Ideen

Projektes sich Kenntnisse über das Tragwerk

Mathias Wirths Ich glaube da sind viele Mög-

umsetzen zu können. Architekten können erleben,

eines Bestandsgebäudes aneignen können. Prof.

lichkeiten der Zusammenarbeit denkbar. Das

wie aus Gedanken Räume werden und können

Stein stellte auch den Kontakt mit Prof. Führer an

geht über mögliche gegenseitige Unterstützung

später durch ihre materialisierten Gedanken

der RWTH Aachen her, der meine Doktorarbeit

der Lehre durch Gastvorträge, über gemeinsame

durchlaufen. Das ist schon toll. Meinen Part als

betreute und mir ermöglichte, in zwei Semestern

Exkursionen, bis hin zu gemeinsamen For-

Hochschullehrer sehe ich darin, dazu beizutra-

Lehrerfahrung an der RWTH zu sammeln.

schungsanträgen. Das Department Architektur

gen, dass ihr lernt oder ausgestattet werdet Ideen

Zum zweiten die Gründung des Interdiszip-

ist in Siegen seit 2010 in der Fakultät Bildung,

tatsächlich zu verwirklichen. Dazu zählt für mich

linären Kompetenzzentrums Altbau (InKA) in

Architektur, Künste angesiedelt. Die Struktur

auch bautechnisches Handwerkszeug, wie z.B. ein

Siegen, dessen Geschäftsführer ich wurde. Hier

ähnelt etwas der der Alanus Hochschule. Da bin

Verständnis über den Kräfteverlauf in Konstruk-

konnte ich viel Erfahrung auf dem Gebiet der

ich allerdings der Meinung, dass dies langsam

tionen.

geometrischen, statischen und bauphysikalischen

wachsen darf und muss.

Erfassung und Analyse von Gebäuden sammeln.

»hier ist ein sehr gutes und intensives Arbeiten möglich.«

Und drittens das eine Jahr Vertretungsprofes-

Was ist für dich wichtig, damit die

sur hier an der Alanus. Hier ist ein sehr gutes und

Studenten einen guten Zugang zur

intensives Arbeiten möglich, was natürlich an der

Architektur bekommen?

kleinen Zahl aber auch an dem hohen Engage-

Mathias Wirths Mir ist vor allem wichtig, dass

ment der Studierenden liegt. Die Lehre macht hier

die Lehre möglichst anschaulich ist, dass man

einfach Spaß.

die technischen Sachverhalte nicht nur über die Vorlesungen, sondern auch über Experimente und

Du arbeitest neben deiner Professur

Modelle selber begreift.

Kannst du uns etwas über deinen

an der Alanus Hochschule noch an

Werdegang erzählen?

der Universität in Siegen. Was sind

Mathias Wirths Werdegang , hm. Ich könnt jetzt

dort deine Aufgaben?

nicht fehlen?

damit anfangen, dass ich in etwas jüngeren Jahren

Mathias Wirths An der Universität Siegen bin

Mathias Wirths Nussecken! ■

begeisterter Legobauer war… aber dann wird

ich im Department Architektur für die Lehre im

das Interview vielleicht ein bisschen lang. Und

Fach Materialkunde zuständig und bin Leiter der

das meiste kann man sowieso auf der Homepage

Materialsammlung.

unseres Fachbereiches nachlesen. Letztendlich ste-

Was darf an einem vollen Studientag

Auch wenn ich die Geschäftsführung des

hen da auch alle wichtigen Bausteine, die in der

InKA nur noch ehrenamtlich ausübe und sich das

Summe dazu geführt haben, dass ich mich um die

Betätigungsfeld des InKA wegen des altersbe-

Professur Ingenieurwissenschaften, insbesondere

dingten Ausscheidens verschiedener beteiligter

Tragwerkslehre und Bauphysik bewerben konnte.

Professoren geändert hat, freue ich mich über eine kürzlich vom DAAD positiv beschiedenen

Es gibt immer besondere Erlebnisse

Förderantrag für eine Alumni Summerschool zum

im Zug der beruflichen Laufbahn, die

Thema „Zukunft menschlich gestalten – Wege zur

dazu führen wohin man sich ent-

Nachhaltigkeit.“

9


Dimi Mido Wimis Die neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter Annett Hillebrand, Falk Wagner, Ramona Wassong Lieblingsding Lieblingbauwe rk

Lieblingsmusik Lieblingsessen

Lieblingsreis eziel

Lieblingskleidungsst端ck

sding ling Lieb Liebling

sba uw e rk

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usik

Lieblingsessen

Lieblingsreiseziel ngsst端ck Lieblingskleidu

ding Lieblings

Lieblingsbauwerk

Lieblingsmusik

Lieblingsessen Lieblingsreiseziel

ngsst端ck Lieblingkleidu

10


11



Bachelor Projekte


Brückenbau bildhauer + architekten Text: Johannes Hess (Künstlerischer Mitarbeiter / Bildhauerei) + Ramona Wassong (Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Architektur) // BA 4.1 Einführung in das Bauen // Prof. Benedikt Stahl in Kooperation mit Prof. Andreas Kienlin // 1. Semester

W

ie bereits im Herbstsemester 2011 fand

stapften über matschige Wiesen, fachsimpelten

zu finden. Wir beobachteten, wie sich in vielen

auch dieses Jahr wieder ein Gemein-

über Mitfahrgelegenheits-Bonus-Systeme mit

Fällen, durch Höhen und Tiefen, Konzepte aus

schaftsprojekt der Fachbereiche Architektur und

Gutscheinen für die Mensa, genossen die herrli-

diesen Gruppenarbeiten entwickelten, die weder

Bildende Kunst - Bildhauerei statt. So trafen sich

che Aussicht und beeindruckende Himmelsze-

Ausdruck Einzelner noch einfache Kompromisse

Andreas Kienlin, Johannes Hess (Fachgebiet Bild-

narien oder wurden einfach nur langsam wach.

waren. Auch die Studierenden entdeckten, dass

hauerei), Benedikt Stahl und Ramona Wassong

Oben angekommen fand man sich umgeben vom

es nicht darum ging, bedingungslos die eigenen

(Fachbereich Architektur) jeden Dienstag Morgen

Alanus-Geist mitten in den staubigen Werkstätten

Idee durchzusetzten, sondern durch Offenheit für

zusammen mit den Studierenden des ersten Se-

und schlammigen Wiesen wieder.

die Entwürfe der Anderen Ergebnisse zu erzielen,

mesters beider Fachbereiche oben am Johannishof

Die Bildhauer hingegen begegneten plötzlich

die mehr sind als man alleine mit einer guten Idee erreicht hätte.

in den Bildhauerateliers zum Brückenbau. Es

völlig neuen Werkzeugen. Wo sonst das Schleifpa-

sollte bei diesem Projekt nicht nur darum gehen

pier lag, fand man dienstags die Rolle Skizzen-

Brücken zu konzipieren und zu entwerfen - es

papier. Statt der Axt lag da ein iPad, statt eines

Kern des Projektes betrachtet werden, und auch

sollten am Ende ganz konkret auch welche gebaut

unförmigen Ton-Klumpens forderte einen an

wenn die Verzweiflung manchmal fast greifbar

werden, in welchem Maßstab würde sich bald

diesem Tag eine Berechnung der Statik und statt

war, haben sich alle sehr gut in dieser Gruppendy-

herausstellen. Der Anreiz war groß, tolle Ideen

Muskelkater gab es da manchmal vielleicht erst

namik gefunden.

zu entwickeln, diese in Modellen darzustellen,

mal Kopfzerbrechen.

zu überprüfen und weiter zu entwickeln, die

Von Beginn an zeigte sich jedoch, dass jeder

Es kann diese Phase in unseren Augen fast als

Auf diesem Wege sind nun fünf genauso unterschiedliche wie spannende Projekte entstan-

Kosten zu kalkulieren und die Projekte schließlich

Einzelne nicht nur in die Fußstapfen eines Archi-

den deren finale Fertigstellung durch den plötz-

bis in die Realisierung voran zu treiben, denn

tekten oder Bildhauers steigt, sondern bis hierhin

lichen Wintereinbruch im Dezember vorerst auf

man benötigt tatsächlich eine Erschließung der

auch bereits seinen ganz eigenen Weg gegangen

den Frühling verlegt werden musste. Mit der

Bildhauerwiese und des dort angrenzenden Skulp-

ist. Die ersten Fundstücke und Ideen waren so

Vorfreude auf ein Folgeprojekt im kommenden

turenpfads über den Siefen.

mannigfaltig, dass es eine spannende Herausfor-

Herbst wird es wohl im März eine Aktionswo-

derung war, aus den diversen technisch-konst-

che geben, zur Fertigstellung der noch offenen

Dienstag eine Veränderung des Alltags dar. Die

ruktiven, märchenhaften, rustikalen, historischen,

Bauabschnitte, zur Präsentation der dann fertigen

Architekten begaben sich den ungewohnten Berg

verspielten, gradlinigen Ansätzen in teils intensi-

Projekte und vor allem für das Richtfest. ■

hinauf, kämpften sich durch stachelige Dornen,

ven Gruppenarbeiten einen gemeinsamen Nenner

Für die Studierenden stellte dies jeden

14


Der Steg „Die vielen Fußwege durch den Schlamm zeigen, dass dieser Ort rege begangen wird, obwohl man Gefahr läuft, dabei nasse Füße und schlammige Schuhe zu bekommen. Aber der Ort verzauberte uns auch mit unerwarteter Stille, so mitten auf dem Campus.“

Nola Bally, Helena Deifuhs, Ingrid Mojica, Leonard Schubert (Bildhauer)

Die Weidenbrücke „... wir verbinden Altes mit Neuem, Lebendes mit Totem, jetzige und kommende Studenten. Ein Projekt, dass sich über Jahre erstreckt bezieht automatisch die verschiedenen Nutzer mit ein und schafft so eine Verbindung zwischen ihnen, die nicht immer offensichtlich sein mag, wohl aber auf unbewusste Weise existiert.“ Christina Köhler (B), Jan Liesche (B), Veronika Lösche (B), Barbara Merz (B), Carolin Eva Wagenblast (B), Katrin Luig (B)

Die Hängebrücke „Die Bäume, zwischen denen das Stahlseil gespannt ist, befinden sich auf beiden Seiten der Balkenkonstruktion, wodurch die spitz zulaufenden Nylonseile beim Durchlaufen wie ein schiefes Dach erst nach links geneigt, in der Mitte gerade und beim Hinaustreten nach rechts geneigt sind.“ Jenny Ackermann, Julia Brügmann, Alexandra Fröschner, Joana Kochems, Bianca Matzek, Michael Schimmel, Magdalena Zöllner, Liz Feinen

Die Stahlbrücke „(…) es war unser Ziel ein Bewusstsein für den Siefen zu schaffen, sodass der Nutzer während des Überquerens die Topografie der Landschaft wahrnimmt. (...) Wir haben deshalb den Links-RechtsSchwung in einen Auf- und Ab-Schwung umgewandelt, wodurch ein Auf- und Abtauchen in den Siefen ermöglicht wird.“ Walter Castillo, Venja Jansen (B), Simon Koolmann, Lars Pohlmann, Sören Seyfarth, Tom Walther

Die Da Vinci Brücke „(...) aus Stämmen wurden Balken, aus Balken wurden Teilstücke und aus Teilstücken wurde eine Brücke, unsere Brücke.“

Thomas Bohne, Anton Evtikhov, Jana Franke, Moritz Grenz, Robin Hengesbach (B), Dimitrije Jovanovic, Leonard Palm, Mona Razum, Ben Wedel

15


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Ideen für Langenlonsheim oder: Wie das dorf der zukunft aussehen könnte Text: Prof. Benedikt Stahl, Hartmut Heintz // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // 2. Semester // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // 6. Semester // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren

W

enn ich heute die Studenten des „Langen-

kennt die Alanus Hochschule über die Zusam-

Wie soll es denn weitergehen?

lonsheimer Projektes“ danach befrage, wo-

menarbeit mit der Hochschul-Caféteria. Durch

Hartmut heintz Gerne möchte ich mir noch

ran sie bei dieser Studienarbeit gerne zurückden-

seine Besuche hier und nach einigen interessanten

einmal alle Wingertshäuschen bei Ihnen in Alfter

ken, so wird sicher auch der 1.Mai 2012 genannt

Vorgesprächen entstand die Idee im Fachbe-

ansehen. Die waren so einzigartig, da fällt es

und davon erzählt, dass wir diesen Tag zu einem

reich Architektur Langenlonsheimer Projekte zu

mir wirklich schwer mich zu entscheiden. (Wir

Ortsbesuch in Langenlonsheim genutzt haben,

behandeln. Die folgende Zusammenfassung eines

vereinbarten dafür ein Wiedersehen für unsere

um die verschiedenen Aufgabenstellungen

Telefoninterviews im Dezember 2012, etwa 3

Blickwechsel-Ausstellung im März 2013)

besser einschätzen zu können. Sowohl die Stu-

Monate nach Präsentation der Studien in Langen-

dienanfänger, die ein kleines Wingertshäuschen

lonsheim, charakterisiert vielleicht am besten das

Und die Städtebauprojekte? Zum

als Wochenendbleibe für Weinbergbesucher

Ergebnis unserer Zusammenarbeit:

Beispiel das „Langenlonsheimer

entwerfen sollten, wie auch die Studierenden

Manifest“ über die Bedeutung der

der höheren Semester, die sich mit der Entwick-

Hallo Herr Heintz, wie geht es Ihnen?

Geschichte …

lung übergeordneter städtebaulicher Konzepte

Ich nehme an, das Vorweihnachts-

Hartmut heintz Ja, allerdings! Ich halte es für eine

beschäftigten, war dieser Aufenthalt sehr prägend

geschäft bringt Sie ganz schön ins

Grundnotwendigkeit und es ist mir persönlich ein

für die daran anknüpfende Atelierarbeit in Alfter.

Schwitzen, oder?

dringendes Anliegen, etwas über seine Herkunft

Auf Einladung des Winzers Hartmut Heintz, dem

Hartmut heintz Oh ja, hallo Herr Stahl, schön von

zu wissen. Nur so gibt es eine feste Basis, einen

Eigentümer des Demeter Weinguts Zwölberich,

Ihnen zu hören. Allerdings, wir haben alle Hände

Standpunkt, von dem aus man sicheren Schrittes

hatten wir die Gelegenheit, genau an dem Ort

voll zu tun und das ist gut so.

in die Zukunft gehen kann.

Zelt aufzuschlagen, an dem eines Tages viel-

Nun, da will ich nicht lange stören,

Wie würden Sie die Zusammenarbeit

leicht einmal das neue Wingertshäuschen stehen

Ihnen aber dennoch gerne ein paar

mit unserer Hochschule beschreiben?

könnte. Mit Fotoapparaten und Skizzenbüchern

Fragen zu unseren Langenlonshei-

Hartmut heintz Spontan kann ich dazu nur sagen,

ausgerüstet gab es ausreichend Gelegenheit, sich

mer Projekten stellen um auf diese

dass mir aufgefallen ist, dass es in der Gruppe ein

in den Ort einzufühlen und eigene Entdeckungen

Weise möglichst authentisch Ihre

ausgesprochen gutes Verhältnis sowohl der Studie-

zu machen – die im Übrigen auch kein „google-

Meinung dazu in unserem nächsten

renden untereinander als auch zu den Begleitern

maps“ ersetzen kann. Besonders in Erinnerung

mag wiedergeben zu können.

und Lehrenden gibt. Der gegenseitige Respekt

bleibt natürlich der gemeinsame Abend am

Hartmut heintz Doch, gerne, so viel Zeit muss

und das Interesse an der Meinung und den Ideen

Lagerfeuer und die Einladung von Herrn Heintz

sein und ich erinnere mich auch weiterhin mit

anderer fördert das Zustandekommen von unge-

zu einer zünftiger Weinprobe mit leckeren Stär-

sehr guten Gedanken an unsere Zusammenarbeit.

wöhnlichen Perspektiven. Es entsteht eine sehr

mitten in den Weinbergen für eine Nacht unser

kungen. Da konnte uns auch kein herannahendes

fruchtbare Mischung aus totaler Denkfreiheit und

Was hat Sie denn besonders beein-

Phantasie mit dem Anliegen, auch die verrücktes-

druckt?

ten Ideenansätze trotzdem auf den Boden zu holen

„schmeckt“, wie er sich anfühlt, riecht, welche

Hartmut heintz Nun ja, da war einiges. Zum

und über konkrete Umsetzungsmöglichkeiten

Ausblicke er bietet, was die Menschen bewegt und

Beispiel das außergewöhnliche Containerhotel an

nachzudenken. Das Architekturstudium an Ihrer

welche Geschichten sie mit sich tragen, das ist

meinem Hof. Das geht mir nicht aus dem Sinn

Hochschule ist in meinen Augen eine hervorra-

beste Grundlagenforschung und führte zu einer

und ich stelle mir immer wieder mal vor, wie es

gende Voraussetzung dazu, in diesen tollen Beruf

Reihe unterschiedlichster Lösungsansätze für

wohl aussehen könnte. Dann natürlich die vielen

zu starten! Ich kann nur jedem der Interesse daran

die verschiedenen Fragestellungen. Es geht dabei

verschiedenen Wingertshäuschen. Ich bin immer

hat, empfehlen sich selbst davon zu überzeugen!

nicht alleine um die Suche nach neuen Formen

noch entschlossen, eines davon zu bauen. Beson-

oder Materialien, effizienteren Nutzungsideen für

ders das mit dem Rebstockmotiv als Fassaden-

Herr Heintz, haben Sie vielen Dank

Ressourcen oder brauchbare Bauwerke, sondern

stützen ist bei mir sehr hängengeblieben. Auch die

für das Gespräch! Ich wünsche Ihnen

vor allem um die Verbindung gesellschaftlicher

vielen Ideen, die Menschen und den Fluss wieder

entspannte Weihnachtstage, alles

Entwicklungsszenarien mit phantasievoll gestal-

näher zusammenbringen haben nicht nur mich

Gute für das neue Jahr und freue

teten Lebensräumen. Neulich noch habe ich mit

beeindruckt …

mich auf Ihren Besuch im März. ■

Maigewitter mehr ängstigen … Auf diese Weise zu erleben, wie ein Ort

Herrn Heintz telefoniert und ihn gefragt, an was er sich in diesem Zusammenhang erinnert und

Wobei der Fluss ja für die Menschen

wie er die weitere Entwicklung sieht. Herr Heintz

in der Vergangenheit oft genug

leitet das familiäre Weingut Zwölberich seit 1979

auch Bedrohung bedeutete...

und ist mit Leib und Seele Winzer. Seit 1993

Hartmut heintz Ja, das schon, aber der Fluss ist

betreibt er seinen Hof als Demeter-Betrieb und

das Leben und das Leben ist alles, Freud und Leid.

18


Ansicht

Wingertshaus - wing Langenlonsheim Georg Kreuer // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester

S

tellen Sie es sich vor … Ein Gläschen köst-

Umgebung an. Es lädt seine Gäste ein sich in sei-

lichen Wein in der Hand, Sonnenschein im

nem hölzernen Innern wohl zu fühlen und bietet

Gesicht, warmer Wind in den Haaren, strahlend blauer Himmel über, ein paar Freunde um und einen Liegestuhl unter sich! Nach einem langen Tag, einer anstrengenden

Zwei getrennte Räume, jeweils durch einen Holzofen beheizbar, beherbergen einen Schlafraum mit zwölf Betten und einen Aufenthalts-

Wanderung durch die Weinberge oder einer

raum mit Küche und großem Ess- und Gesell-

langen Besprechung, die Natur der wundervollen

schaftstisch.

Landschaft erleben und den Kopf frei bekom-

An dem Kopfende eines jeden Bettes sind

men, die müden Glieder ausruhen oder einfach

kleine Fenster in die Wand eingefügt, um den

die Seele baumeln lassen und den Segel- und

Bewohnern den Blick in die Natur und bei Bedarf

Drachenfliegern zusehen, wie sie ihre lautlosen

Frischluft zu ermöglichen. Alle Fensteröffungen

Kreise über die weich geschwungenen Hügel des

sind klein gestaltet um ungebetene Gäste fernzu-

Nahetals ziehen.

halten, jedoch lassen sich die großen Türen um

Die Sonne hinter den üppig mit saftigen Trau-

180° öffnen um sommers die Grenze zwischen

ben behangenen Reben verschwinden sehen, ein

Innen- und Außenraum aufzuheben. Hinter

knisterndes Feuer machen, die Sterne aufgehen

dem Schlafraum gesellt sich ein weiteres kleines

sehen und das pure, einfache Leben genießen!

Gebäude unter das Dach, in dem eine biologische

Willkommen im Wingerthaus „Wing“ auf dem Weingut Zwölberich in Langenlonsheim!

Schnitt

Toilette und eine Solardusche untergebracht sind. Durch die deutliche Trennung der Räume

Das Wing erinnert durch seine Dachform an

kann sich jeder Gast jederzeit zurückziehen ohne

die Freiheit des Fliegens und schmiegt sich mit

sich an der Geselligkeit anderer stören zu müssen.

seinem leicht gekippten Dach wie ein startender

Grundriss

Schutz, Wärme und Geborgenheit.

So soll ein jeder auf seine Weise ein paar Tage

Drachenflieger an die Hangkante. Sein Äußeres

im Wing genießen können, die sicher wie im

besteht aus Lärchenholz und passt sich mit der

Fluge vergehen und schöne Erinnerungen zurück-

Zeit angenehm den natürlichen Farben seiner

lassen werden. ■

Modellfoto

19


Wingertshaus - Krönchen Langenlonsheim Isabella di Prima // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester

D

as Langenlohnsheimer Krönchen ist ein Haus, welches Platz für zwölf Personen bietet. Das

Nötigste für ein angenehmes Wochenende ist geboten, wie Schlafgelegenheiten im OG, eine Küchenzeile im EG, sanitäre Einrichtungen und natürlich auch ein Weinkeller im UG mit einer Verbindung zu einer Terrasse im Hang. Die Form des Hauses orientiert sich vollkommen an ihrer Umgebung. Die Rundung ist aus der Grundstücksrundung entstanden, die zackigen

Grundriss OG

Fensterfronten orientieren sich an den Weinreben und das Dach interpretiert die umgebende Berglandschaft. Allgemein ist das Haus, bezogen auf Licht und Natur, sehr offen gestaltet. Man kann überall nach Außen treten und überall kann Licht in das Haus strömen, sodass nicht dringend Strom benötigt wird. An schönen Sommertagen kann man oben auf dem Grundstück den Tisch heraus stellen, zusammensitzen und sich sonnen. Die Terrasse im Hang bietet einen privaten Schattenplatz mit Zugang von oben und vom Keller aus. Für ein angenehmes und vor allem freundliches Ambiente stehen das gemeinsame „Wohnzimmer“ mit Sofas und einem Kamin sowie natürlich der Weinkeller, in dem Weinproben jederzeit durchgeführt werden können. Den Weinkeller könnte man auch mit Laternen und Kerzen ausstatten. Mit dem Langenlohnsheimer Krönchen wäre eine neue kleine Oase geschaffen. Seinen Namen verdankt das Haus übrigens unserem Herrn Heintz,

Grundriss EG

dem Besitzer des Weingutes, der die Dachlandschaft als Krone interpretierte. ■

Grundriss UG

20


Wingertshaus Langenlonsheim Johanna Schäfer // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester

M

ein Konzept orientiert sich an der landschaftlichen Umgebung und soll den Reifeprozess der Traube symbolisieren. Ich

möchte eine einmalige Architektur schaffen, die dem Besucher ein begeisterndes Gefühl für die Weinberge ermöglicht und ihn für das Leben der Traube sensibilisiert, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Es ist eine Komposition aus natürlichen Materialien und dem Geiste des Weines. Unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten und dem jährlichen Reifezyklus des Weines entsteht die runde Form des Grundrisses, die in vier Bereiche gegliedert ist. Im Osten liegt der für den Frühling repräsentative Teil. Im Frühling wird die Rebe geschnitten und der Boden mit Mineralstoffen angereichert. Dieser Bereich soll dem Besucher die Möglichkeit geben, Mahlzeiten zuzubereiten. Dabei empfinde ich es als wichtig, ein Gespür für die Bedeutsamkeit des Bodens zu erlangen. Der Sommerbereich im Süden symbolisiert besonders die Beziehung zwischen Traube und Klima. Die „geerdeten“ Besucher (der Boden im Haus ist etwa 1,20m tiefer, als der im Außenbereich) erleben einen Raum, der sich in den Himmel erhebt und seine Energie aus der Sonne bezieht, so wie die wachsende Rebe am Rebstock. Auch eine Freundschaft kann an einem geselligen Abend wachsen und positives Klima nutzen. Im Herbst ist Erntezeit und die reifen Trauben hängen an den Reben. Die Besucher gehen zu Bett und können durch die großen Dachfenster über die Landschaft und in den Sternenhimmel schauen. Die Qualität des Weines ist von dem gesamten Klima der Saison, dem Boden und dem Ausbau- und Produktionsverfahren des Winzers abhängig. Der Geschmack des Weines, ebenso wie der Schlaf des Besuchers, ist gelungen, wenn alle Faktoren übereinstimmen. Ein gelungener Abend bringt dann hoffentlich einen fruchtiggehaltvollen Traum, der den Gast in ein wohliges Gefühl hüllt. Im

Modellfoto

Winter ist der Jahreszyklus beendet, der Schnee legt sich über den Weinberg und erweckt ihn erst wieder zum Leben, wenn er schmilzt und mit seinem Wasser die Böden nährt. Die Dachkonstruktion greift das Wechselspiel zwischen Rebe und Acker auf und symbolisiert ebenfalls den Reifezyklus. Anfangs schlummern die Triebe in der Erde, die Äcker und ihre Reben erscheinen weit und leer. Später sprießen sie aus den Böden, blühen grün und voll an den Reben, die landschaftliche Weite verschwindet, die Felder sind dicht bewachsen. Im Herbst hängt sie am Rebstock, die volle, fruchtige Traube und wird geerntet. Ein einmaliges Bild legt sich über die Landschaft und kann durch die Dachfenster besichtigt werden (Fenster ebenfalls wichtig für Belüftung). Durch die circa 20° Dachneigung zur Mitte des Gebäudes („trichterförmig“) ist es möglich, das herunterfallende Regenwasser zu sammeln. Es fließt über die Mitte, das abfallende Winterdach hinunter in einen Auffangbehälter und dient als Dusche und Spülung für die Toilette. Der kleine Kamin in der Mitte des Hauses dient als Heizung und Herd zum Kochen. Durch die Versorgung mit Wasser und Wärme ist das Haus autark und benötigt keine Wasserleitung sowie kein Stromnetz. ■ Grundriss

21


Wingertshaus - haus eines abends Langenlonsheim Peter Baumgardt // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester

E

in Haus für einen Abend, eine Nacht, einen

niedrigen Vordach hindurch in das Innere. Die

Tag. Es gibt einen Tisch, einen Kamin, Regen-

große sich öffnende Glastür macht den Innen-

wasser, Matten zum Schlafen. Gerade genug, um

raum durchlässig für die Geräusche von draußen,

sich auf das Wesentliche besinnen zu können, auf

die Gerüche, die Witterung. Der Lehmputz und

die gemeinsame Zeit, die Natur, und den Wein.

die Holzbänke werden von der Sonne erwärmt.

Die fließende Form des Hauses schmiegt sich an

Der Raum öffnet sich nach oben hin, die aufstei-

den Hang des Weinbergs, nimmt den Gast auf

genden Deckenbalken machen ihn groß und weit.

und leitet ihn in ihr Zentrum, über die Wiese,

Folgt man schließlich den Windungen der Wen-

vorbei an Rosmarin und Lavendel, die im Schutze

deltreppe hinauf, auf die obere Empore, gibt ein

des Hauses wachsen, über die Terrasse, unter dem

Glasdach den Blick in den Nachthimmel frei. ■

Ansicht

Schnitt

Grundriss

Wingertshaus - ZWölberich Langenlonsheim Ruben Sommer // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester

D

Perspektive

as Sommerhaus Zwölberich liegt in einer

Blick auf die Weinberge gemütlich im unteren Teil

Landschaft, die von Weinbergen und sanf-

ausgesucht habe. Der massive Holzüberbau soll

ten Erhebungen geprägt ist. Bei gutem Wetter

den Menschen Schutz vor dem Wetter gewähren.

kann der Blick grenzenlos über die Landschaft

Zugleich bietet er die Möglichkeit, aus der Terras-

schweifen. Mitten in dieser Landschaft liegt das

sentüre zu treten und der Natur zu lauschen, kurz

Sommerhaus, zwischen Weinreben und mit Blick

die Einsamkeit zu geniessen, ohne dabei nass zu

auf Langenlohnsheim. Die Ausrichtung und Auf-

werden. Die Zweiteilung des Hauses bietet sich

teilung des Hauses richtet sich nach der Sonne.

an, um abends auch in grosser Runde zu feiern.

Am Morgen weckt sie mich im Schlafzimmer,

Dadurch, dass die Schlafräume getrennt vom

am Mittag kann ich sie auf der Terrasse mit Son-

Aufenthaltsraum bzw. der Terrasse liegen, können

nensegel geniessen und am Abend kann ich ihr

sich Freunde ungestört und jederzeit zurückzie-

beim Untergang zusehen. Bei schlechtem Wetter

hen und schlafen gehen. Die Architektur des Som-

geniesse ich die Geborgenheit im oberen Teil des

merhauses soll sowohl Raum zur Begegnung mit

Hauses mit einem Glas Zwölberich Spätburgunder

Freunden, als auch zum Entspannen und Genies-

Spätlese aus dem Jahr 2009, den ich mir davor mit

sen schöner Sommertage in der Natur bieten. ■

22

Grundriss


Wingerthaus Langenlonsheim Uwe Hugendick // BA 4.2 Einführung in das Entwerfen // Prof. Benedikt Stahl // 2. Semester

H

och über Langenlonsheim, inmitten der

dament und Keller des Wingerthauses. Die dicken

tion des Wingerthauses als Raum für Feste und

Rebstöcke am Osthang des Saukopfes, liegt

Mauern sorgen auch in heißen Sommern für ein

Begegnungen. Insgesamt zwölf Schlafplätze sind

ein Stück Brachland auf einer ca. 750 qm großen

kühles Weinlager. Ein Fahrweg vor der südlichen

als Doppelliegen nach dem „Pullmannprinzip“

Terrasse. Von hier hat man einen weiten Blick in

Mauer ermöglicht die Anfahrt zum Keller, sodass

an der Nordwand platzsparend untergebracht.

das Nahetal und hinüber auf die Hügel. Hier steht

auch schwere Fässer und sperrige Güter einfach

Hinter den Liegen ist ausreichend Stauraum für

das Wingerthaus.

eingelagert werden können.

persönliches Gepäck und Schlafsäcke. Die fünf

Das Pultdach ist leicht in Längsrichtung

raumhohen Fenster in der Südfassade geben den

nien den waagrechten Spanndrähten der Rebstö-

geneigt. Nur der Teil über dem Hauptraum und

Blick frei auf Langenlonsheim und das Nahetal.

cke. Starke Eichenpfosten tragen das leicht geneig-

einem breiten Streifen als Schlagregenschutz ist

te Pultdach. Sie greifen das Motiv der vertikalen

abgedichtet. Die gesamte Fläche ist es jedoch mit

und bietet fast soviel Platz wie der Hauptraum.

Stützen der Reben auf. Eichen- und Fichtenholz,

einer Fichtenlattung bedeckt. Diese Dachfassade

In der Mitte kann in einer Eisenschale ein Feuer

wie es seit Jahrhunderten für die Herstellung der

dient sowohl als Sonnenschutz über der großen

entzündet werden. Der Rauch entweicht über eine

Weinfässer und die Rebpfosten verwendet wird,

Terrasse als auch als Sichtfassade für Beobachter

Öffnung in der Dachfassade.

ist das vorherrschende Baumaterial.

auf den höherliegenden Hängen im Norden und

Das einfache Gebäude folgt in seinen Hauptli-

Das Grundstück wird auf der Hangseite von zwei massiven Stützmauern aus heimischen

Westen. Der einzige Raum wird beherrscht von einem

Die große Terrasse schwebt über dem Hang

Die großen Schiebeläden vor den Fenstern können als Windschutz an allen drei offenen Seiten der Terrasse platziert werden. Damit kann

Bruchsteinen abgefangen. Unter dem Wingert-

großen Eichentisch, bequemen Stühlen und

die Nutzungszeit für die Terrasse bis in den späten

haus laufen die Mauern parallel und bilden Fun-

Bänken. Der Tisch symbolisiert die Hauptfunk-

Herbst verlängert werden. ■

Grundriss

Schnitt

23


Manifest für Langenlonsheim Florian Komescher + thomas postma // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren // 6. Semester

V

ergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielen im Städtebau

Ganz im Gegenteil: Es soll dazu beitragen, den

eine entscheidende Rolle. Die Vergangenheit lässt sich durch

Blick eines jeden Einwohners zu schärfen für das,

die vorhandene Bebauung erahnen, jedoch nicht wirklich fassen;

was wir Städtebau nennen, um dann aus Verant-

vom gegenwärtigen Zustand werden wir jeden Tag Zeuge. Die

wortung für die Zukunft ein Mitgestalter der Stadt

Zukunft der Stadt jedoch liegt offen vor uns und wir können Mitge-

zu werden. Städtebau ist und bleibt ein kollektiver

stalter an ihr sein.

Akt, der nicht selbstverständlich ist und der nur

Um unsere Augen für die Stadt wirklich zu öffnen – und dazu wurden wir im Städtebaumodul aufgefordert – entsteht Schritt für Schritt ein immer nuancierterer Blick für das Vorhandene. Es ist

gelingen kann, wenn er von der Gemeinschaft gewollt ist! Für das Sichtbarmachen der heutigen Situa-

nötig, dass wir als Stadtplaner daraus Erkenntnisse ziehen, um dann

tion in Langenlonsheim – und dies betrifft auch

begründete Vorschläge für die Zukunft der Stadt entwickeln zu

andere Orte – betrachteten wir in dieser Arbeit

können.

die Felder Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft.

Wir schrieben in jenem Semester das Langenlonsheimer Mani-

Früher waren die Sphären der Ökologie, Ökono-

fest. Das in und für Langenlonsheim errungene Fundament in die-

mie und Gesellschaft fest verbunden. Es herrschte

sem Projekt bestand in der Kristallisation von vielerlei Erkenntnis-

eine gewisse Harmonie. Durch die Emanzipierung

sen, die zu begründeten Maßnahmen führten. Beim Fortschreiten

in den verschiedenen Bereichen entstand bis

der Entwurfsarbeit wurden die notwendigen Maßnahmen immer

heute ein Ungleichgewicht. Um diese drei Gebiete

klarer.

wieder in ein gesundes Verhältnis zueinander zu

Das Manifest impliziert, dass wir nicht beim Nachvollziehen der Erkenntnisse und den daraus resultierenden Vorschlägen verharren.

24

bringen, formulierten wir das Langenlonsheimer Manifest. ■


Nahe als Naht Langenlonsheim Stephan tibo tapsoba + David ZIAi // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren // 6. Semester

U

nser Hauptaugenmerk richten wir auf die offensichtliche

verkostung … Die Ansiedelung von anderen stadtkerntypischen

Trennung des Ortes in den industriellen Teil im Osten und

Nutzungen entlang des Flusslaufs im Ort könnte in Kombination

den historischen Teil im Westen. Diese beiden Segmente sind durch

mit den schwimmenden Inseln eine vollständige Revitalisierung des

eine breite Bahntrasse voneinander getrennt. Es gibt über etwa zwei

Ortes bewirken und ihn für Besucher und Bewohner gleichermaßen

Kilometer nur eine einzige Möglichkeit, diese Schneise zu überque-

attraktiv machen.

ren. Der Ort ist zwar idyllisch zwischen Weinbergen und dem Fluss

Wenn man von einem Wachstum Langenlonsheims durch die

nahe gelegen, jedoch finden diese beiden Elemente kaum in den Ort

gewonnene Attraktivität ausgeht, benötigt man dafür Raum und

hinein.

Fläche. Die neu entstandene Halbinsel südlich des Industriegebiets

Wenn wir in unserem Szenario von einer hundertjährigen Ent-

ist dafür zweifellos der exklusivste Ort. Es ist schwer zu sagen, wie

wicklung ausgehen, ist denkbar, dass die Eisenbahn als Transport-

man in 100 Jahren bauen wird. Jedoch bewähren sich wenige kom-

mittel ausgedient haben und die riesigen Flächen der Bahntrasse im

pakte Baukörper im Gegensatz zu vielen alleinstehenden Bauten

Ortskern frei werden.

durch ihr günstigeres A/V-Verhältnis, die einfacher zu realisierende

Es bietet sich daher an, die Nahe an den Berührungspunkten mit der Bahntrasse nördlich und südlich des Ortes in diese einzuleiten.

Infrastruktur und die bessere Möglichkeit zur Ressourcenunabhängigkeit durch lokale Umsetzung von Energie und Abfällen.

So fließt ein Teil des Flusses direkt zwischen den beiden so scharf

Der Fluss, die Nahe, der vielen regionalen Weinen seinen Na-

getrennten Ortsteilen hindurch. Der gesamte Uferbereich, vorher

men verleiht, fließt im Grunde am Ort vorbei. Es gibt keinerlei ein-

belastete und kaum nutzbare Fläche durch den Bahnverkehr,

fach zugängliche Berührungspunkte. Um an das Ufer zu gelangen,

erhält dadurch eine enorme Aufwertung. Um die Überquerung an

muss man vom Ortskern aus erst das unwirtliche Industriegebiet

verschiedenen Stellen möglich zu machen und nicht zu viel Fläche

durchqueren. Danach folgt ein mühsamer Marsch durch sumpfige

an das Wasser zu verlieren, könnte der Fluss im Ortsinneren mit

Felder, bis man schließlich das idyllische Naheufer erreicht. Diese

schwimmenden Inseln bevölkert werden, die mit Brücken das

Idylle ist es, die dem Ortskern fehlt. Es ist daher naheliegend, wenn

Festland verbinden. Die Nutzungsmöglichkeiten dieser Inseln sind

auch waghalsig, eben diesen Fluss durch den Ortskern umzuleiten.

mannigfaltig: Kulturelle Nutzungen wie z.B. Boule spielen, Theater,

Daraus würde aus der Nahe eine Naht entstehen, die die beiden

Freiluftkino, Urban Gardening, spirituelle Stätten/ Kapellen oder

getrennten Ortsteile zusammenfügt und Langenlonsheim als ganzes

gastronomische Nutzungen wie z.B. Cafés, Beach Bars, Wein-

eine neue Mitte schenkt. ■

Blick über Langenlonsheim

Perspektiven

25


Naheweinmeile Langenlonsheim Jan Henning eggers + ina willemsen // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren // 6. Semester Während des ersten Besuchs unserer Studen-

zu erkunden. Der bisher herrschende Durch-

tengruppe im Dorf Langenlonsheim fiel uns

gangsverkehr wird über die schon bestehende

auf, dass auf der Naheweinstraße neben den

Umgehungsstraße umgeleitet, die durch das

schönen Weingütern viele unattraktive Nutzungen

Industriegebiet Langenlonsheims verläuft. Die

angesiedelt sind, sowie dass die stark befahrene

Straßen um die Naheweinflaniermeile bleiben

Straße wenig einladend wirkt und auch nur wenig

weiterhin für die Anwohner erreichbar. Der Alt-

Parkmöglichkeiten für eine Ortsbesichtigung

stadtkern mit vielen baufälligen, alten Fachwerk-

bietet. Die Häuserfassaden wirken abweisend

häusern wird saniert und neuem Wohnen zur

und verschließen sich zur Straße hin. Fußgänger

Verfügung gestellt. Neben der Kernberuhigung

haben wir an der Naheweinstraße nur sehr wenige

werden auch die Aufenthaltsqualitäten Langen-

getroffen. Es ist eindeutig, dass die Straße lediglich

lonsheims verbessert und wieder richtige Plätze

dem schnellen Autoverkehr dient und von den

geschaffen, an denen sich die Ortsbewohner zu

Menschen gemieden wird.

den verschiedensten Feierlichkeiten, Märkten

Um den beschriebenen Zuständen radikal

oder freizeitbedingt versammeln und begegnen

entgegen zu wirken, wird die Naheweinstraße im

können. Diese zwei Hauptplätze liegen von den

Kernbereich des Ortes komplett beruhigt und für

Boardingpoints jeweils einige Meter in Richtung

Autos unpassierbar gemacht (ausgenommen Not-

Ortskern entfernt.

fälle und Zulieferungen). Der beruhigte Bereich

Ziel der von uns formulierten Maßnahmen

erstreckt sich vom Bahnhof im Norden bis hinter

ist es, die Lebensqualität für die Bewohner zu

die evangelische Kirche zum Rathaus im Süden

steigern und Langenlonsheim sowohl für den

(ca. 850m, 12 Gehminuten). An den Enden des

Lokal- als auch den Weintourismus attraktiver zu

beruhigten Bereiches liegen die Boardingpoints,

gestalten. Es soll ein charakteristisches, anspre-

die ein „Verkehrsumschlagplatz“ sind, an dem

chendes Ortsbild entstehen, welches für die

man auf ein (Elektro-)Fahrrad oder die eigenen

Zukunft bewahrt und gepflegt wird.

Füße umsteigen kann, um die Naheweinmeile

Platz 1

26

Lebendig – Lebenswert – Lalo! ■

Lageplan


Szenario: Wohngebiet

Szenario: Gestaltungskatalog

Szenario: Kernberuhigung

Szenario: Grüne Meile

Szenario: Kulturstraße

Szenario: Wasser

Grundriss Straße

Platz 2

27


weinmeile Langenlonsheim Luisa Blug + Dominique Buchmaier // BA 4.6 Entwurfslehre Stadtplanung // Prof. Benedikt stahl + Prof. Willem-Jan Beeren // 6. Semester

L

angenlonsheim liegt in Rheinland-Pfalz. Das Straßendorf

hat sich nun seit fast 20 Jahren mit seiner Kompetenz im biologi-

Langenlonsheim zieht sich wie an einer Perlenkette an der

schen und biologisch-dynamischen Weinbau durchgesetzt. Bei der

Naheweinstraße entlang, wo das Zentrum durch den historischen

Umgestaltung dieses Hofes wird ein besonderes Augenmerk auf die

Dorfkern gebildet wird.

Qualität und das uneingeschränkte Wohlbefinden der Gäste und

Im Westen liegt die Gemeinde auf dem Rücken von Weinbergen,

Besucher gelegt. In unserem städtebaulichen Entwurf haben wir das

welche das Erscheinungsbild des Ortes in Kombination mit den

Wohnhaus durch einen Erweiterungsbau ergänzt und räumlich von

unzähligen Weingütern prägen.

dem öffentlichen Bereich getrennt. Das Wohnhaus wird von dem

Anhand verschiedener Gesichtspunkte für ein städtebauliches Entwurfsprojekt in dem Weinort Langenlonsheim, unterteilt in drei Phasen, haben wir uns dem Projekt genähert. Die erste Phase

bestehenden Baumbestand umschlossen und erhält dadurch eine Abgeschiedenheit vom öffentlichen Bereich. Der öffentliche Bereich wird im Zentrum durch einen Platz cha-

beinhaltet die Analyse spezifischer Bereiche des Ortes. Im zweiten

rakterisiert. Dieser Platz wird im Norden und Osten von Bestands-

Schritt, aufbauend auf der Analyse, konzipierten wir Entwick-

hallen gefasst. Im Süden befindet sich die Produktionshalle mit dem

lungsszenarien mit realistischen sowie utopischen Gedanken, um

Schulungsraum. Am Kopf des Gebäudes sind die Verwaltung und

Möglichkeiten für zukünftige Projekte aufzuzeigen. Der letzte

der Verkauf angesiedelt, welche den Hauptzugang zum Hof markie-

Schritt vertieft Ideen der Entwicklungsszenarien und konkretisiert

ren. Der Schulungsraum bietet Möglichkeiten das Wissen rund um

die selbst gewählten Themenschwerpunkte.

das Thema Wein zu erleben und zu erweitern. Am nordwestlichen

Der Wein kennzeichnet das gesamte Gebiet an der Nahe, besonders Langenlonsheim, das für qualitativ hochwertigen Wein bekannt ist. Viele Weingüter im Ort wie auch auf den Hängen der

Rand des Hofes ist das Gästehaus, bestehend aus 78 Containern, angesiedelt. Mit unserem städtebaulichen Entwurf schaffen wir in Anleh-

Weinberge prägen das Bild und verleihen dem Ort, besonders dem

nung an die Weingüter im historischen Ortskern eine angenehme

historischen Ortskern, seine idyllische Atmosphäre.

Atmosphäre. Die Trennung von privatem und öffentlichem Bereich

Die dritte Phase umfasst die Umgestaltung des Weinguts Im

trägt zur Klarheit des Projektes bei. Durch die Anordnung der

Zwölberich, welches sich am westlichen Rand des Ortes am unteren

neuen Hallen inklusive Gästehaus entsteht der Innenhof, der Platz

Hang der Weinberge befindet. Das Weingut Im Zwölberich ist ein

für unterschiedlichste Veranstaltungen und Aktivitäten bietet und

Familienbetrieb mit einer seit 1711 bestehenden Tradition und

somit den Gästen das Gut des Ortes, den Wein, erleben lässt. ■

Entwicklungsszenarien

28


Isometrie

Lageplan


Kindergarten Bornheim Text: Prof. Marek Nowak + Peter Baumgardt // BA 4.3 baukonstruktion und baustoffe 2 // Prof. Marek Nowak // 3. Semester

A

us der Zeitung erfuhren wir, dass Born-

Lage in Bornheim, was die Umstellung für Kinder, Eltern, Personal

heims größter städtischer Kindergarten, der

und gewachsene Kooperationspartner im Sozialraum vereinfacht.

zurzeit im ehemaligen Cellitinnen - Kloster an

Bezüglich des Grundstücks ist auch der inklusive Auftrag der

der Secundastraße untergebracht ist, ein neues

Kindertageseinrichtung zu berücksichtigten und größtmögliche

Zuhause sucht. Als Bauplatz wurde von der Stadt

Barrierefreiheit zu gewährleisten. Dies soll nicht nur den direk-

der südliche Bereich des stadteigenen Grund-

ten, barrierefreien Zugang zur Kindertageseinrichtung und deren

stücks zwischen Rilkestraße, Bonner Straße und

Räumlichkeiten betreffen, sondern auch eine größtmögliche Barrie-

Kartäuserstraße ausgewählt, der momentan als

refreiheit im Sozialraum/Umfeld der Kindertageseinrichtung bein-

Liegewiese des HallenFreizeitBades Bornheim

halten (gute Zufahrtswege, Erreichbarkeit mit ÖPNV, barrierefreies

genutzt wird. Aus einem gemeinsamen Gespräch

Holen und Bringen von „Integrativkindern“ und Kleinkindern, gute

mit Stadtverantwortlichen erfuhren wir mehr

Erreichbarkeit mit Kinderwagen etc.).

über die Hintergründe und Bedingungen des

Neben der Standortfrage waren auch die pädagogischen

Umzugs und das konkrete Raumprogramm.

Gegebenheiten zu berücksichtigen. Durch eine Literaturrecherche

Aufgabe der Semesterarbeit war dement-

zum Thema verschafften wir uns einen Überblick zur historischen

sprechend die Entwicklung eines Gebäudekon-

Entwicklung des Kindergartens, den damit verbundenen pädago-

zeptes für eine sechsgruppige Kita für etwa 115

gischen Entwicklungen und daraus resultierenden Ansprüchen

Kinder zwischen null und sechs Jahren, das den

an die Architektur. In diesem Zusammenhang recherchierten wir

städtebaulichen Gegebenheiten des Ortes und den

außerdem aktuelle Architektur für Kindertageseinrichtungen.

gestellten inhaltlichen, funktionalen und archi-

Da bei der Gestaltung das pädagogische Konzept der bereits

tektonischen Ansprüchen entspricht. Besonderes

bestehenden Kita in der Secundastraße einbezogen werden sollte,

Augenmerk lag dabei auf der Wechselwirkung

besuchten wir an einem Vormittag den Kindergarten und sprachen

zwischen Entwurf, Funktion und gestaltgebender

mit der Leiterin und den Erzieherinnen. Allerdings musste beim

Konstruktion. Aus den Vorgaben des Landschafts-

Neubau auch auf langfristige Flexibilität geachtet werden. Mit

verbandes Rheinland ergibt sich ein Flächen-

einem Wandel der Kindertageseinrichtungen (weitere Öffnung für

bedarf von ca. 1.150 m² Nutzfläche. Bei einem

Familien nach dem Konzept der Familienzentren, Verzahnung von

ebenerdigen, barrierefreien Gebäude wird mit den

Kindertageseinrichtung und Grundschule etc.) werden zunehmend

erforderlichen Außenanlagen eine Fläche von ca.

Räume für Begegnungen und Kooperationen sowie therapeutische

3.500 m² benötigt.

Angebote benötigt. Insbesondere bei neu zu planenden Kinderta-

In einer ersten Phase kam es darauf an, die Bedingungen, die Prägung und den Charak-

geseinrichtungen sind diese Überlegungen einzubeziehen. Der Außenbereich muss für die weite Altersspanne der Kinder

ter des Ortes zu analysieren, um diese in den

aller Entwicklungsabschnitte und die unterschiedlichen Bedürf-

städtebaulichen Entwurf und die Gestaltung der

nisse vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zulassen. Dabei sollte bei

Kita einzubeziehen. Der Standort Bonner Straße/

der Gestaltung auf den momentanen naturbelassenen Zustand des

Rilkestraße liegt in unmittelbarer Nähe der bishe-

Grundstückes, von dem wir uns bei einer Grundstücksbegehung

rigen Einrichtung Secundastraße und in zentraler

überzeugen konnten, Rücksicht genommen werden.

30


Sonnenstrahl Kindergarten

Lageplan

Georg Kreuer // BA 4.3 baukonstruktion und baustoffe 2 // Prof. Marek Nowak // 3. Semester

D

er Neubau des Kindergartens befindet sich

Gebäudes und wirkt, dank des Glasdaches, wie

auf der ehemaligen Freibadwiese der Stadt

ein Atrium, um welches sich alle anderen Räume

Bornheim. Das gesamte Gelände ist verkehrsbe-

in einer orthogonalen Dorfstruktur anordnen.

ruhigt und wird von einem bewaldeten Wall und

Durch die Raumhöhe von 3,5m wird dem Dach

einem kleinen Bach umgeben.

die Schwere genommen und der angenehme Ein-

Kinder lernen Denken. Kinder lernen Han-

druck von Freiraum bleibt auch bei vollem Betrieb

deln. Kinder lernen Gesellschaft. Kinder lernen

erhalten. Durch die deckenhohen Glasfassaden

Liebe. Kinder lernen Erinnern. Kinder lernen

strömt Licht ins Innere.

Recht. Kinder lernen Unrecht. Kinder lernen

Das begrünte Dach wölbt sich an verschiede-

Verzeihen. Kinder lernen Leben... Kinder lernen

nen Stellen auf und lässt durch unterschiedlich

spielerisch!

große Oberlichter Licht ins Innere. Von außen

All das und vieles mehr geschieht in diesem

funkeln die Glasfelder in der Sonne wie Kristalle

Gebäude. Darum soll es Schutz und Geborgenheit

im Gestein. Bei Dunkelheit erstrahlt aus ihnen

bieten, aber auch herausfordern und anregen. Es

das wohlig warme Licht der Innenbeleuchtung. Je

soll ruhig und ordentlich sein, aber auch Unruhe

nach Tageszeit und Sonnenstand verändert sich

und Getobe beherbergen. Es soll ein Ort sein, an

das Licht im Innenraum und die Kinder können

dem Kinder Kinder sein dürfen und Erwachsene

in den wandernden Sonnenstrahlen spielen. Die

Erwachsene.

Außenwände sind im unteren Bereich dicker

Das einstöckige Gebäude gliedert sich in sechs

ausgebildet und dienen als Sitzplatz „im“ Fenster,

Gruppenräume und bietet 115 Kindern Platz.

auf dem in Bilderbüchern gestöbert oder ein

Zu jedem Gruppenraum gehören jeweils ein

Unwetter bestaunt werden darf. Die Fenster der

Neben-, ein Ruhe- und ein Abstellraum sowie ein

Gruppen- und Nebenräume orientieren sich nach

Sanitärbereich. Des Weiteren gibt es eine Küche,

Ost, Süd und West. Die Nordseite ist weitgehend

ein Personal-WC mit Dusche, ein Büro, einen Per-

geschlossen.
Die Fassaden sind frontal mit einer

sonal-, einen Wirtschafts- und einen Geräteraum.

vertikalen Lärchenholzschalung versehen und

Mittig im Gebäude befindet sich der durch zwei

seitlich weiß verputzt, wodurch sie sich je nach

Sitzstufen abgesenkte Mehrzweckraum, welcher

Standpunkt des Betrachters verändern.

durch schwere, schallschluckende Vorhänge

Außenperspektive

Innenperspektive

Ein besonderes Haus, welches Phantasie und

abgetrennt werden kann, oder geöffnet Teil des

Visionen Raum bietet, für phantasievolle Visio-

großzügigen Foyers ist. Er bildet das Zentrum des

näre von Morgen - unsere Kinder! ■

Isometrie

31


Der Bauklotz im bauklotz Kindergarten Julia Schlösser // BA 4.3 baukonstruktion und baustoffe 2 // Prof. Marek Nowak // 3. Semester

D

as Neubauprojekt der Kindertagesstätte in Bornheim soll auf einem Teil der Bornheimer Freibadwiese realisiert werden. Die

Kindertagesstätte ist im spitz zulaufenden Teil des Grundstücks geplant. Der Eingang befindet sich nach Nord-Westen zur Erschließungsstraße hin gerichtet, die Frei- und Spielfläche entgegengesetzt nach Süd-Osten. Vorteile dieser Lage bringen die eingeschränkte Einsicht des Grundstücks durch Außenstehende sowie die natürliche Eingrenzung der Freifläche durch natürliche Gegebenheiten. Kind-Sein, Kindergarten-Architektur, Formfindung: Erste Assoziationen, die mir bei diesen Begriffen in den Sinn kommen, sind der Bauklotz spielerisch lernen, als Kind bereits ein Gefühl für Formen und Gestaltung bekommen. Auf diesem Gedanken baut sich der Entwurf auf. Der Bauklotz im Bauklotz Grundlage ist die streng geometrische und durch die Vorstellung einer Betonkonstruktion auch massive und statische Kiste. Im Innern dieses statischen Konstrukts spiegelt sich das Kinderzimmer und das Spielerische wider. Wie

Modellfoto

hereingeworfene Würfel bilden kleine bunte Kisten den Innenraum. Ein verglaster Innenhof betont die geometrische Gliederung des Grundrisses und macht die Aufteilung in zwei identische Riegel deutlich. Zudem belichtet dieser die Gänge sowie den Eingangsund Gemeinschaftsbereich. Die Betonfassade wirkt sehr nüchtern. Aufgebrochen wird diese durch eine bewegte Lochfassade und vollverglaste Flächen. Die Gruppenräume sind alle nach einem Prinzip gestaltet. Es gibt Hauptraum, Nebenraum, Ruheraum, Abstellraum, Pflegebereich und WC. Die drei großen Räume (Hauptraum, Nebenraum, Ruheraum) sind orthogonal zur Außenhülle angeordnet. Der Abstellraum und das WC bilden die Würfel, welche verdreht sind und in die Gruppenräume hineinragen. Die Eingänge in die Gruppenräume befinden sich jeweils zwischen zwei Würfeln. Zwei große Würfel durchbrechen die Betonkiste und lockern die geschlossene Fassade nach außen hin auf. Diese Würfel bilden den Mehrzweckraum und den Personalbereich. ■

Lageplan

32

Grundriss


Ansicht

Ansicht

Wiesengrund Kindergarten Peter Baumgardt // BA 4.3 baukonstruktion und baustoffe 2 // Prof. Marek Nowak // 3. Semester

D

ie Lage und der bogenförmige Grundriss

dargestellt sind die Gruppen- und Nebenräume

der Kita bewirken eine Abschottung zur

sowie der ihnen zugeordnete Abstellraum und die

Straße und eine Öffnung Richtung Osten, wo ein

Toiletten für die Kinder. Die Erschließung erfolgt

Grünstreifen und ein Bach das Gelände abschlie-

über eine zentrale, zweigeschossige Halle mit

ßen. Durch die großen Fensterflächen auf der

Treppe und Aufzug, die ebenfalls als Aufenthalts-

Ostseite gelangt die Morgensonne in die Räume,

bereich für Kinder und Eltern ausgelegt ist und

die geschlossene Westseite schützt vor Lärm.

zwei lange Flure, die zu den Gruppenräumen

Gleichzeitig wird ein großzügiger, geschützter Au-

führen. Außerdem gibt es eine Außentreppe an

ßenbereich geschaffen. Der Grundriss folgt einer

der Südseite des Gebäudes, über die die Kinder

klaren Aufteilung: Im zentralen Bereich (hellblau)

aus den oberen Gruppenräumen das Außenge-

befinden sich die Funktions- und Personalräume:

lände erreichen. Aus den Gruppenräumen führen

Im 1. OG die Räume für Leitung und Personal,

Türen sowohl im EG als auch im OG auf einen

im EG der Eingangsbereich mit Kinderwagen-

überdachten Gang. Im OG schließt dieser an eine

abstellplatz, die Küche, die Personaltoiletten und

große Terrasse an, die ebenfalls als Außenspielflä-

der Mehrzweckraum sowie im Keller der Raum

che genutzt werden kann. ■

für die Haustechnik und zwei Lagerräume. Gelb

Grundriss

33


Ein Bericht Vertiefung: Innenraum Text: Peter Baumgardt + Georg Kreuer // BA 5.2 Vertiefung: Innenraum // Prof. Benedikt stahl // 3. Semester

A

rbeitswelten. So lautete ein Semesterthema des zweiten Jahres.

Vorlesung mit den Studierenden der Betriebswirt-

Innerhalb dieses Seminares war es Aufgabe, einen Arbeits-

schaftslehre und wir sahen den Film „work hard

raum der Hochschule zu analysieren und nach funktionalen und

play hard“, in dem es um moderne Arbeitswelten

gestalterischen Aspekten neu zu entwerfen. Dieses Projekt sollte

geht.

und konnte natürlich kein Studium der Innenarchitektur ersetzen,

Exkursionen In Detmold besuchten wir Prof.

vielmehr hat es unser Bewusstsein für den Innenraum geschärft und

Eva Filter und ihre Masterstudierenden in der

uns mit vielen neuen Fragestellungen konfrontiert, welche wir im

Hochschule für Architektur und Innenarchitektur.

Verlauf des Semesters zu beantworten versuchten. Dabei entstand

Wir erfuhren viel über Baumaterialien, Farben-

eine Reihe verschiedenartiger Entwurfskonzepte zur Gestaltung

und Formensprache und deren Wirkung auf den

unserer Ateliers sowie weiterer Arbeitsräume für die Hochschule.

Innenraum. Es war interessant zu erleben, mit

Zu den Gästen Es fanden auch Vorlesungen von Gastdozenten statt und wir machten mehrere Ausflüge. Zu uns kam Frau

welchen Aufgaben sich Innenarchitekten auseinandersetzen.

Orths von Vitra. Sie erzählte vom Wandel der Arbeitswelten, von

Außerdem besuchten wir die Dutch Design

weltweiten „Megatrends“, von der Globalisierung, Digitalisierung,

Week in Eindhoven, die größte Designmesse der

der Wissensökonomie und dem „war for talents“. Vitras Antwort

Niederlande, auf welcher sich Künstler, Designer

auf diese Bedrohungen sind Möbel. Besondere Möbel in besonde-

und Firmen präsentieren und welche sich über die

ren Räumen. Dafür sorg(t)en Design-Ikonen wie Ray Eames und

ganze Stadt verteilt. Es gab dort viele interessante

Ettore Sottsass oder die Londoner Innenarchitektin Sevil Peach.

Ausstellungen, Kunstprojekte und Verkaufshallen.

Der Möbelhersteller aus Weill am Rhein ist dabei auf dem Weg zur „designbasierten Unternehmensberatung”. Vitra bietet nicht nur die passende Inneneinrichtung, sondern eine Organisationsanalyse und Mitarbeiterworkshops, ein umfassendes Konzept zur Raumplanung, dessen Organisation und Umsetzung und ein begleitendes Coaching des Unternehmens nach der Neugestaltung. Vitras ständig weiterentwickeltes Konzept des „Citizen-Office“ versteht Arbeitsräume als Lebensräume. Das Ideal besteht „im offenen Patchwork von differenzierten Arbeitsplatztypen und Raumangeboten [...], dessen Module sich jeder Benutzer seinen Bedürfnissen entsprechend aneignen kann.“ Diese Entwicklung vom in starren Hierarchien erstickenden „organization man“ zum „freien Büro-Citizen“ im „atmenden Büro“ geht von einem Angestellten aus, der sich an seinem Arbeitsplatz wohlfühlt, der einen naturlichen Willen zur Selbsttransformation mitbringt, zur Entwicklung seiner eigenen Talente und Fähigkeiten und welcher Freude bei der selbstbestimmten Gestaltung seiner Umwelt empfindet. Diese Entwicklung weg vom standardisierten Großraumbüro hin zum „kreativen Raumgeflecht“ kann als Fortschritt im Sinne der Mitarbeiter und der Unternehmensinteressen verstanden werden. Sie fühlen sich in anregend gestalteten Räumen wohler, sind motivierter, arbeiten länger, kommunizieren mehr, sind innovativer und kreativer. Hinter der verlockenden Metaphorik des „atmenden Büros“ tut sich aber eine zweite Perspektive auf: Innenarchitektur ist für ein Unternehmen ein effizientes Werkzeug des Humankapital-Managements geworden. Anders ausgedrückt: Der „freie Büro-Citizen“ ist im Zweifelsfall nur solange frei, wie es dem Profit des Unternehmens dient. Des Weiteren empfingen wir einen Spezialisten für Trockenbau, welcher über die Möglichkeiten und Eigenschaften von Gipskarton im Innenausbau berichtete. Und wir nahmen an einem Werktag des Werkbundes Teil und präsentierten und diskutierten mit den Teilnehmern unsere Arbeiten. Außerdem gab es eine gemeinsame

34

Ein spannendes Semester, das Lust auf mehr macht …


Uwe Hugendick - Atelier im Schwung

Julia Schlรถsser - Atelier der Kunsttherapie

Peter Baumgardt - Das Atelier als Arbeitswelt

Georg Kreuer - Werkstatt

35


Lageplan des Landguts Bleijendijk

Die Erde bringt uns den Himmel näher Neues Wohnen und Arbeiten auf Bleijendijk Text: Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // 4. Semester

E

in Landgut mitten in den Niederlanden. Dort

renaturiert wird. Wasserwirtschaft ist ein bedeu-

leben können und eine Wohngruppe für sieben

verläuft auch die A2, Nord-Süd-Achse im

tender Bestandteil von Bleijendijk und auch für

besondere Menschen. Die Familien werden die

Autobahnnetz. Sie plagt das Landgut mit Lärm.

Hyco Verhaagen, der als Landschaftsarchitekt

Kontraste zwischen dem Landgut und den nahen

Die Ausgleichsmaßnahmen waren ein Anfang

das Projekt schon zwanzig Jahre begleitet. Wasser

Städten Vught und s’Hertogenbosch überbrücken

zur Einfriedung des weitläufigen Gutes. Weite

und Wald holen viele Tiere auf das Landgut – und

helfen, die Wohngruppe kann sozialökologischen

Teile der zwei Kilometer langen Flanke stehen

Kinder aus den umliegenden Schulen. Erstaunt

Gartenbau zeigen: Neben Früchten der Erde auch

immer noch offen. Es gibt drei Bauernhöfe auf

sehen sie: Die meisten Tiere leben frei, Kühe sind

Früchte der Gemeinschaft.

dem Gelände, eine florierende Gärtnerei, ein

nicht lila, Möhren kommen zuerst aus dem Acker

Seminarhäuschen und ein graziles Herrenhaus aus

und nicht aus dem Kühlregal. Die Arbeit am

Semester greifen die Geschichte von Bleijendijk

der Zeit der Hugenotten. Auch die wunderbaren

Boden war dem BleijendijkTeam immer wichtig:

auf und erzählen ein neues Kapitel über die Kulti-

Buchen und Eichen stammen aus dieser Zeit. Sie

Die Erde bringt uns dem Himmel näher. Und die

vierung der Zivilisation. Der Verkehrsstrom kann

stehen im Wald und im Park zwischen den Höfen.

Gemeinschaftsbildung. Für beide Vorgänge hat

nun neugierige Menschen vorbeibringen, die den

das Landgut ein riesiges Potential. Dazu gehört

baulichen Signalen von Bleijendijk folgen, das

Grenze bildet, so findet das Gelände sein Ende

die Ansiedlungsfläche für Wohnhäuser ganz

Projekt besuchen und leckere Möhren oder ein

im Osten am kanalisierten Esche-Strom, der

im Norden. Etwa neun Familien werden dort

paar frische Seminarstunden mitnehmen. ■

So wie der Verkehrsstrom im Westen die

36

Vorliegende Studienarbeiten aus dem vierten


Wohnbau-Projekt Bleijendijk Avila Dietrich // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // 4. Semester

D

as Wohnbau-Projekt Bleijendijk soll Familien

auszugrenzen noch eine systematische Reihung zu

die Gemeinschaft zu integrieren. Die Ausrichtung

verschiedenster Größen aus unterschiedli-

schaffen. Die Gruppe für betreutes Wohnen von

der Häuser soll die bestehende Bebauung mit dem

chen Lebenssituationen ansprechen, die auf der

Autisten äußerte schon vor Beginn der Planun-

Neuen in Verbindung bzw. Beziehung bringen.

Suche nach Wohnen in der Natur und in der

gen den Wunsch nach einem Wohnkomplex.

Ausgerichtet sind die Häuser in Richtung der

Gemeinschaft sind. Durch die freistehenden

Dieser befindet sich am Ende der einen Achse

bereits bestehenden Gebäude des Landguts, um

Häuser und die dazugehörigen Gärten ist eine

und bildet gleichzeitig aber auch den Mittelpunkt

diese mit einer Blickbeziehung zu verbinden.

Privatsphäre gegeben. Die gemeinschaftlichen

beider Achsen. Eine bewusste Entscheidung um

Gärten bieten Platz für Begegnungen und Gesell-

Menschen die dem Autismusspektrum zuzuord-

geglichenheit und innere Ruhe auf dem Land in

schaft. Die Häuser sind in ihren unterschiedlichen

nen sind, die notwendige Ruhe und Rückzugs-

netter Gemeinschaft von Menschen aller Art zu

Größen durchmischt verteilt, um weder jemanden

möglichkeit zu bieten und sie andererseits voll in

finden. ■

Wohnen auf Bleijendijk bedeutet, die Aus-

Modellfotos

Lageplan

37


Lageplan

Wohnbau Bleijendijk Julian Meissner + Sonja Siewert // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // DiplomanDen

D

as Bebauungsfeld liegt auf dem niederlän-

ruhigen Seite des Landgutes, wohin gegen die Fas-

Osten auch in Ausnahmefällen durch Fahrzeuge

dischen Landgut Bleijendijk und befindet

sade in Richtung Autobahn durch seine doppelte

zu erreichen. Die Parkplätze für die Bewohner

sich unmittelbar an der vielbefahrenden A2. Die

Glasfassade eine Art Rückenbildung beabsichtigt.

befinden sich am nördlichen Rand des Walls.

Planung einer Wohnsiedlung für Familien sowie

Die Glasfassade zum Innenhof ermöglicht die

Zudem sind Rad- und Fußwege sowie an den

ein Standort für ein Gemeinschaftswohnhaus

Kommunikation zur Außenwelt. Die an der Fassa-

See angrenzende Gärten für die Bewohner Teil

für Autisten stellte unsere Aufgabe dar. Zudem

de angebrachten Lamellen gewährleisten dennoch

unserer Konzeptidee. Die einheitliche Dachhaut

sollte eine geeignete Lösung für einen Lärmschutz

eine gewisse Intimität. Eine zusätzlich geplante

der Gebäude ist mit Holzschindeln bedeckt.

gefunden werden. Wir entschieden uns für ein

Orangerie soll den Bewohnern einen gemein-

geschlossenes Siedlungsbild. Zudem sollen die

samen Ort zum Verweilen geben. Die gesamte

Entwurf gut in die umliegende Natur ein und

Autisten Teil dieser Wohngemeinschaft sein und

Siedlung ist durch einen See umschlossen und

verleiht der Siedlung einen „Dorfcharakter.” Für

unmittelbar neben den Familienwohnungen

über fünf unterschiedlich große Steege erreichbar.

den Lärmschutz haben wir uns für eine Gabionen-

leben. Die U-Form der Siedung öffnet sich zur

Durch befestigte Wege ist der Hauptzugang im

wand entschieden. ■

Durch das verwendete Material fügt sich der

7,75

8,20

0,00 -1,20 -2,20

-5,20

Schnitte

38


Isometrien

Modellfotos

Grundrisse

Ansichten

39


Lageplan

Wohnen auf Bleijendijk Moritz kasulke // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // 4. Semester

D

as Landgut Bleijendijk ist ein 115 Hektar gro-

Das Wohnen auf Bleijendijk soll im Einklang

ßes privates Anwesen am Rande von Vught

mit der Natur und der Philosophie des Land-

/ Niederlande. Es besteht aus einer prachtvollen

gutes stattfinden. Um dem Anwesen gerecht zu

Naturkulisse aus Bäumen, Sträuchern, Gewässern,

werden, wird ein großer See angelegt, an dem sich

Feuchtwiesen und einer reichhaltigen Tierwelt.

die Einfamilienhäuser und das Wohnheim für

Seit Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts

Autisten ansiedeln. Über den künstlich angelegten

ist es im Besitz von Anneke Teulings, welche sich

See erhält jeder Bewohner einen wunderschönen

zum Ziel nahm, das Landgut als Werkstatt für

Panoramablick auf das Landgut. Zudem leistet das

die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins

Gewässer einen positiven Lärmausgleich zur stark

in Bezug auf die Erde herzurichten. Das gesamte

befahrenen A2. Alle Häuser sind mit dem Land-

Anwesen wird ökologisch geführt. Auf Bleijendijk

gut über einen Steg verbunden. Der Steg bildet

existieren ein Bio-Bauernhof und eine biologisch-

zusätzlich neuen Raum für soziale Kontakte.

dynamische Gärtnerei. Zudem finden hier Workshops und Tagungen statt. Das Baufeld liegt unmittelbar an der Autobahn

Die dort entstehenden zweigeschossigen Häuser weisen allesamt ein begrüntes Tonnendach, auf welches sich zur Autobahn hin neigt, um zu-

A2 und der Landstraße nach Sint-Michielsgestel.

sätzlich ein verbesserten Lärmschutz zu gewähr-

Der daraus resultierende Verkehrslärm für das

leisten. Alle Häuser sind mit modernster Technik

Gelände ist enorm und muss durch Lärmschutz-

ausgestattet und bieten einer mehrköpfigen Fami-

maßnahmen reduziert werden. Hierfür wird der

lie genügend Platz und Komfort. Richtung Süden

das Baufeld umfassende vorhandene Wall erhöht

öffnen sich die Häuser gen Landgut mit einem

und mit Lärmschutzwänden aus Gabionen verse-

wundervollen Blick über den künstlich angelegten

hen. Im Norden des malerisch-idyllisch gelegenen

See. Zusätzlich zum Steg bietet eine großflächige

Landgutes sollen neun Einfamilienhäuser und

Terrasse genügend Privatsphäre, um die idyllische

eine Wohngemeinschaft für Autisten entstehen.

Landschaft in vollen Züge zu genießen. ■

40

Schnitt

Grundriss EG

Grundriss OG


Wohnen auf Bleijendijk Ido de Baat + Elias Schley // BA 4.4 Gebäudelehre // Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // 4. Semester

I

m Mittelalter schützten sich die Bewohner eines

dem kann gezeigt werden, dass die Menschen,

liegen die Wohnbereiche. Das Projekt soll zu ei-

Dorfes mit hohen Steinmauern vor Feinden.

die in ihnen wohnen, nicht alle gleich sind. Die

nem stimmigen Organismus werden, ein Beispiel

Die Wohnsiedlung auf Bleijendijk schützt sich mit

einzelnen Module können nach vorne und hinten

hierfür ist der angelegte Wald. Dieser trennt die

einer massiven Mauer vor dem Lärm der Autos.

springen. Es gibt die Möglichkeit, diese unter-

Wohnsiedlung und die Autobahn auf natürliche

Die einzelnen Häuser sind Teil der Mauer und

schiedlich breit zu gestalten, so dass man die Häu-

Weise. Er bildet einen breiten Gürtel, dämpft

haben in die Breite orientierte Grundrisse, damit

ser nach seinen Bedürfnissen größer oder kleiner

den Lärm zwar nur minimal ab, doch er versucht

hinter der Mauer die Wohn- und Schlafräume

bauen kann. Jedes Haus zeigt seine Individualität

den Bewohnern das Gefühl zu geben, weiter von

so wenig Lärm wie möglich abbekommen und

und ist trotzdem Teil der Gemeinschaft. Zwei

der Autobahn entfernt zu sein. Der Wald ist ein

die privaten Gärten im Lärmschatten sind. Im

große Wände, die sich durch die ganze Siedlung

effektiver Sauerstoffproduzent und filtert den

Siedlungsbild sind alle Häuser durch die Mauer

ziehen bilden das Gerüst für die Wohnungen.

von den Autos entstandenen Feinstaub, damit

miteinander verbunden, was das Gemeinschafts-

Zwischen diesen, noch im etwas lauteren Bereich,

die Siedlung bewohnbarer wird und Obst und

bild unterstützt. Zudem ist die Mauer Teil des

sind Nebennutzungen vorhanden. Im vorderen

Gemüse essbar sind. Gleichzeitig ist der Wald aber

Energiekonzeptes. Die spitzen Satteldächer

Bereich, der nun durch die beiden Wände und

auch zur Energiegewinnung gedacht und Teil des

ergeben zusammen ein einheitliches Bild. Trotz-

den Zwischenraum vor dem Lärm geschützt ist,

Energiekonzeptes. ■

Perspektive

Lageplan

Grundriss EG

Ansicht

Ansicht

41


Entdecken - erproben - entwickeln Konstruktives Projekt Text: Prof. Dr. Mathias Wirths // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // 4. Semester

K

onstruktives Lernen und konstruktives Handeln sind wichtige Bestandteile des

didaktischen Prinzips des Moduls 4.5. Hierbei bezieht sich „konstruktiv“ zwar zunächst auf die bautechnische Bedeutung dieses Adjektivs, darf aber auch gerne in den Synonymen „einfallsreich, fruchtbar, schöpferisch dienlich“ verstanden werden. In Vorlesungen und Übungen werden Informationen zu unterschiedlichen Tragsystemen wie Scheiben, Platten, Seiltragwerken, Bögen, Rahmen, unterspannten Trägern, Membrankonstruktionen uvm. vermittelt. In dieser Phase der Wissensvermittlung wird das eigene „konstruktive“ Handeln in Form von Experimenten und Übungen mit einbezogen.

Experimentelle Ermittlung horizontaler Auflagerreaktionen bei Rahmenkonstruktionen

Besonders zu erwähnen ist eine Übung zur Errichtung einer Fußgängerbrücke. Hierbei wurde ein heißes Eisen in Form von kaltem (Bauzeit November!) Holz angefasst: Das Bauen mit FSC-zertifiziertem Tropenholz. Neben den Fragen zur Tragfähigkeit verschiedener Konstruktionsweisen wurden hier auch Aspekte zur ökologischen Nachhaltigkeit diskutiert. Die Lehre im Fach „Konstruktives Entwerfen“ wurde hierbei durch eine Materialspende und einen Vortrag zum Thema „Nachhaltige Nutzung von Tropenhölzern“ von der GIZ unterstützt (zur GIZ s. nebenstehenden Artikel). Es wurde ein belastbares Teilmodel einer Fußgängerbrücke von den Studierenden geplant und gebaut. Die Auswirkungen von Kräften in einer Konstruktion konnte so hautnah miterlebt werden. Im Sommer 2013 soll die Brücke 1:1 in weiten Teilen in Eigenleistung errichtet werden. Auch

Schokolast

Erproben von leichten Faltwerken

dieses Projekt wird wieder großzügig durch die GIZ gefördert. Planerisch umgesetzt wurden Erkenntnisse aus den Vorlesungen und Übungen mit der Bearbeitung der Entwurfsaufgabe „KRAFTzentrale.“ (Fortsetzung s. Seite 44)

Studien zu räumlichen Fachwerken und Rosten

42


Entwicklung eines „tragfähigen“ Modells aus Uchi Torrado, einem sehr harten Holz mit hoher Dichte und guter Wetterbeständigkeit

G

IZ. Der Gesellschaftszweck der GIZ ist die Förderung der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung

und der internationalen Bildungsarbeit. Die GIZ unterstützt die Bundesregierung bei der Erreichung ihrer entwicklungspolitischen Ziele und kann darüber hinaus auch Maßnahmen der sonstigen internationalen Zusammenarbeit im Auftrag der Bundesregierung durchführen. Die GIZ arbeitet verstärkt in Bereichen wie Klimaschutz, Sicherheit, Handel, Finanzmarktstabilität und Migration. Neben dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) beauftragen in zunehmendem Maße auch andere Bundesressorts und weitere Auftraggeber wie ausländische Regierungen, multilaterale Institutionen und private Unternehmen die GIZ. Die Erweiterung des Gesellschaftszwecks ermöglicht es der GIZ, ihre Arbeit im Inland sowie für EU-Mitgliedsstaaten und Schwellenländer auszuweiten. „Die GIZ ist in mehr als 130 Ländern weltweit aktiv. In Deutschland ist das Unternehmen in nahezu allen Bundesländern präsent. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Bonn und Eschborn. Weltweit hat die GIZ mehr als 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – etwa 70 Prozent von ihnen sind als nationales Personal vor Ort beschäftigt. Hinzu kommen rund 1.000 Entwicklungshelferinnen und -helfer, die für die GIZ im Einsatz sind.” Quellen: http://www.giz.de/de/downloads/giz2011-de-akzente01-internationale-zusammenarbeit.pdf http://www.giz.de/de/ueber_die_giz/1689.html ■

43


(Fortsetzung von Seite 42) Hierbei handelt es sich um die Konzipierung einer neuen Dachkonstruktion für die ehemalige Elektrozentrale der Glashütte Gerresheim. Die Situation dieses Gebäudes stellt sich wie folgt dar: Der erste Bauabschnitt der Elektrozentrale der Glashütte in Düsseldorf-Gerresheim stammt aus dem Jahr 1906, eine Erweiterung erfolgte im Jahr 1923. Das denkmalgeschützte Gebäude ist ein wichtiger bauhistorischer Zeitzeuge von Aufstieg und Verfall des ehemals größten Glaswerkes in Europa. Der an einen Sakralbau erinnernde Baukörper weist hohe architektonische Qualität auf. Der von den meisten Einbauten freigeräumte Innenraum legt eine Nachnutzung als Veranstaltungsgebäude für Theater-, Tanz-, Film- oder Musikveranstaltung nahe. Der derzeitige bauliche Zustand des Gebäudes gibt aufgrund zahlreicher Bauschäden Grund zur Besorgnis. Die Dachkonstruktion ist beschädigt, Folgeschäden durch eindringende Feuchtigkeit sind bereits festzustellen. Es wurde folgende Aufgabenstellung entwickelt: Für die ehe-

Ansicht Turm

malige Kraftzentrale ist eine neue Dachkonstruktion zu entwerfen und bis zur Konstruktionsreife zu planen. Das Gebäude soll für Trendsportarten sowie für Theater- Musik- oder Tanzveranstaltungen zur Verfügung stehen. Die gestalterischen und raumprägenden Eigenschaften der Dachkonstruktion sind hierbei ebenso zu berücksichtigen wie die technisch-konstruktiven Anforderungen an ein multifunktionales Dachtragwerk. Die Plausibilität der Konstruktion hinsichtlich des Kräfteverlaufes ist zu belegen, bauphysikalische Gesichtspunkte (insbesondere Wärmeschutz, Schallschutz, Feuchteschutz) sind baukonstruktiv zu behandeln. ■

Rückansicht

Schnit B-B

44

Schnit A-A


Ansicht Süd

Schnitt

Grundriss Resultate des Faches BA 2.2 BAUAUFNAHME aus dem Sommersemester 2012. Mit Hilfe eines 3D Laserscanners, Verfahren zur Bildentzerrung und händischer Aufmaßmethoden wurde die Geometrie des Gebäudes erfasst

45


Alte Hütte mit neuem Hut Gerresheim Avila Dietrich // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // Prof. Dr. Mathias Wirths // 4. Semester

U

m das spannende Gebäude möglichst so

beherbergt. Der Verbindungsgang zwischen den

dem First zu folgen, ist es notwendig, das Dach

zu belassen, wie wir es vorfinden, schlage

zwei Gebäuden wird auf eine Ebene gebracht und

anzuheben, so dass sich ringsum ein Glasband

verbreitert.

aus Milchglas befindet, auf welchem das Dach zu

ich mit meinem Entwurf eine freie Nutzung der Räumlichkeiten vor. So könnten hier in

Um dem Gebäude seinen eigenen Charme zu

liegen scheint. So soll das Dach wie ein neuer Hut

multifunktionalen Räumen Theater, Konzerte,

lassen, scheint mir ein Glasdach am passendsten.

den Kopf, die Erinnerung an die Geschichte der

Ausstellungen, Tanz, Kino usw. veranstaltet wer-

Der Gedanke an einen alten Industriebau, in dem

Elektrozentrale, das Gebäude schützen.

den. Einen festgelegten Platz für die Bühne oder

auch an Sommertagen gerne Kulturelles erlebt

ähnliches soll es nicht geben, so dass z.B. auch im

wird, bringt mich auf die Idee, das Glasdach so zu

Glasflächen wird durch einen Stromabnehmer

ganz kleinen Rahmen im 1.OG gespielt oder bei

konstruieren, dass es in Teilen zu öffnen ist. Ne-

im Schiebeflügel ermöglicht. Zwischen zwei

einer großen Veranstaltung das ganze Gebäude

ben dem Glasdach soll auch dessen Konstruktion

Polonceau-Trägern befinden sich in der Horizon-

genutzt werden könnte. An die Kranbahn aus

mit Polonceau-Trägern aus Stahl die industrielle

talen jeweils zwei Glasfensterflächen, von denen

alten Zeiten kann eine Bühne gehängt werden,

Note unterstreichen und die Materialien, die

eine auf die andere gefahren werden kann. So ist

welche im Raum ganz variabel nutzbar ist.

den Ort prägen aufgreifen. Das „Neue“ soll aber

also jede zweite Glasfläche zu öffnen. Betrachtet

Die Erschließung des Gebäudes erfolgt nicht, wie

auch Neues mit sich bringen und nicht nur Altes

man beide Seiten des Daches, so sind die Glasflä-

zur Zeit, über den „Südeingang“(dieser bleibt als

aufgreifen. So ist der Verlauf des Firstes ein neuer,

chen nördlich und südlich des Firstes immer im

barrierefreier Eingang und Notausgang beste-

der nun in einer Flucht und Höhe verläuft und

Versatz, im Wechsel aufzuschieben. ■

hen), sondern über das Kesselhaus, welches ein

die zwei Gebäudeteile „unter ein Dach“ bringt.

Café, Empfang, Kasse, Garderobe und Toiletten

Um die Dachneigung beizubehalten und damit

Die Bewegung der Rollen und somit die der

Ansichten

Details

46


Glashütte Gerresheim

Perspektive

Moritz Kasulke // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // Prof. DR. Mathias Wirths // 4. Semester

D

ie Gerresheimer Glashütte gehörte einst zu den größten Glas-

abgerissen. Erhalten bleiben der Glasturm, das Kesselhaus und die

werken der Welt. Ihr Logo, dass gekrönte „G“ zierte europaweit

Elektrozentrale. Im Rahmen des Moduls „Konstruktives Entwer-

Flaschen und Konservengläser. Das ehemalige Stammwerk war

fen“ soll das Dach der ehemaligen Elektrozentrale neu entworfen

im sogenannten „Glasmacherviertel“ in Düsseldorf Gerresheim

und geplant werden. Die alte Elektrozentrale wird im Rahmen der

angesiedelt. Nach 141 Jahren am Ort, stellte das Werk 2005 die Pro-

nachhaltigen Stadtentwicklung die zukünftige großflächige Park-

duktion ein. Im Sinne der nachhaltigen Stadtentwicklung plant die

anlage flankieren. Die exponentiell wachsende Lage verschafft dem

Stadt Düsseldorf hier ein neues Stadtviertel, welches 800 – 900 neue

denkmalgeschützen Gebäude eine überaus wichtige Bedeutung.

Wohneinheiten und Grünflächen mit sich bringen wird. Auf einer

Im Rahmen der Sanierung wird das Gebäude kernsaniert und

Fläche von 300.000 m² wird sich das künftige Glasmacherviertel

mit einer neuen Dachkonstruktion aus Stahl versehen, welche mit

Düsseldorfs erstrecken, wovon 68.000 m² als Freifläche geplant sind.

drei markant wirkenden Sheddach-Verglasungen auf sich aufmerk-

Ein erster städtebaulicher Masterplan zeichnet sich durch ein

sam macht. Als Zeitzeuge des Industriestandortes Gerresheim

robustes und stabiles städtebauliches Grundgerüst aus. Der zentrale

wird das Gebäude weiterhin im Charme der Industriearchitektur

Park und die Renaturierung der Düssel bilden einen hochwertigen

gehalten.

städtischen Freiraum für die angrenzenden Nutzungen aus. Wohn-

Ein filigranes Stahl-Dachtragwerk aus neuartig geformten

und Gewerbebaufelder sowie die Integration von denkmalgeschütz-

Polonceau-Trägern sowie die neue Dachform mit drei Reitern des

ten Bestandsgebäuden sind in standortgerechter Körnung um

mit Aluminium-Stehfalz gedecktem Dach, erinnern an vergangene

den zentralen Park verteilt. Die alte Glasproduktionsstätte wurde

Zeiten der Industrialisierung und verleihen dem neu entstehenden

2009 bis auf Ausnahme von drei denkmalgeschützten Gebäuden

Glasmacherviertel sein neues altes Wahrzeichen zurück. ■

Ansichten

47


Impuls der zeit Gerresheim Frauke zahl // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // Prof. DR. Mathias Wirths // 4. Semester

M

ein Ziel bei der Dachkonstruktion ist es,

ruktionen mit großer Spannweite. Polonceuas Konstruktionsprinzip

das Material Glas, in Gedenken an die

definiert die Dachsparren durch Druckstab und Zugband als „un-

ehemalige Nutzung der Glashütte, ganz in den

terspannte Träger“. Ein entscheidender Vorteil dieser Konstruktion

Vordergrund zu stellen und das Thema Glas

ist, dass die Träger keinen Seitenschub auf die Wände bewirken.

zum Leitmotiv zu machen. Daraus entstanden

Verbundglasrohre Als Druckstab des Polonceau-Tragwerks

ist die Idee eines Daches, bei dem nicht nur die

fungieren Verbundglasrohre. Sie verfügen in ihrer runden, axial-

Deckung, sondern auch das Tragwerk aus Glas

symmetrischen Form über optimale statische Eigenschaften. Sie

besteht und eindrucksvoll zeigen soll, was mit

können ohne Probleme mit mindestens 400 N/mm² axialem Druck

diesem Material möglich ist.

belastet werden. Verbundglasrohre bestehen aus einem innen-

Durch die Verwendung von Glasbalken als

liegenden Kernrohr, das mittels eines speziellen Klebeverfahrens

Dachkonstruktion wird eine vollkommene Trans-

dauerhaft mit einem Schutzrohr verbunden ist. Der Verbund beider

parenz des Daches erreicht. Die Glasbalken bilden

Rohre, bei dem das innere trägt und das äußere schützt, stellt eine

als Haupt- und Querträger Leitern, die durch

Einheit dar, die über sicherheitsglasähnliche Eigenschaften verfügt.

Klemmplatten aus Edelstahl in den Knotenpunk-

Zugbeanspruchungen nimmt ein hydraulisch vorgespanntes

ten miteinander verbunden sind. Dadurch können

Spannseil auf. Die hohe Leistungsfähigkeit eines Verbundglasrohres

die Module nicht kippen und es wird verhindert,

wird nicht allein von der Verbundwirkung im Normalquerschnitt

dass bei Beschädigung eines Elements angrenzen-

des Profils bestimmt, erst in Verbindung mit einem speziellen End-

de Felder in Mitleidenschaft gezogen werden.

bauteil kann die ernorme Leistungsfähigkeit als Systembauteil voll

Die Hauptträger sind in Satteldachform aus-

enfaltet werden. Es besteht prinzipiell aus drei Hauptbaugruppen:

gebildet und zusätzlich als Polonceau-Tragwerk

einer Basisplatte, einem die Kräfte bündelnden Zentrierstück und

dreifach unterspannt und in Reihung angeordnet.

einem vorzugsweise gelenkig ausgebildeten Schnittstellenbolzen für

Das Polonceau-Tragwerk ist ein nach ihrem Erfin-

den Anschluss an das Bauwerk oder andere Bauteile. Die maximale

der benanntes Bindersystem für Tragwerkkonst-

Herstellungslänge solche Rohre liegt derzeit bei 4100 mm. ■

Grundriss

Schnitt

Ansichten

48


Ansichten

Grundriss

Detail

Glashütte Gerresheim

Dachkonstruktion

Elias Schley // BA 4.5 Konstruktives Entwerfen // Prof. DR. Mathias Wirths // 4. Semester

W

eil die Glashütte in einem eher schlechten

und Zug funktionieren. Das Dach hat neben der

sondern auch einen natürlichen warmen Raum

Zustand ist, wird zur Erhaltung und zum

Schutz- und Nutzungsfunktion auch die Aufgabe

zu schaffen. Wie beim alten Dach sind für die

Schutz des Denkmals ein neues Dach geplant.

die etwas alten und brüchigen Wände zu unter-

Raumbelüftung große Dachhauben am Giebel

Das Dach wird sich an dem vorhandenen Bild

stützen. Mit dem Hauptmaterial Stahl erinnert

aufgesetzt. Diese können mechanisch geöffnet

des Gebäudes und des Daches orientieren, aber in

die Konstruktion an die Industrielandschaft des

werden, damit die warme Luft aus den Räumen

neuer Form die Konstruktion nach außen sichtbar

Rheingebietes. Der Dachaufbau besteht aus an-

weichen kann.

machen. Die Glashütte hat zur Nordseite eine

einander liegenden U-Stahlträgern die das Dach

beeindruckende Erscheinung. Mit dem neuen

stützen. Die symmetrische Fachwerkkonstruktion

funktioniert, in welchem Konzerte, Theater und

Dach, welches sich in Richtung Süden eröffnet,

wiederum hält die Träger in der nötigen Stabilität

Tanz stattfinden können. Ein neues kulturelles

möchte ich auch auf der gegenüberliegenden

und Neigung. Die Konstruktion, bestehend aus

Zentrum am Rande der Stadt Düsseldorf könnte

Seite ein prägnantes und neues Bild setzten. Das

Zugseilen und Druckstäben, hält die Dach- und

somit die Lage architektonisch, sozial und kultu-

Dach zeigt bewusst die filigrane aber eindeutige

mit ihnen die Wind- und Schneelasten.

rell aufwerten. Das Dach und die Raumstruktur

Konstruktion. Diese besteht aus Fachwerkträgern und Zugspannsystemen, welche durch Druck

Die im Inneren sichtbare Decke ist aus Holz, um nicht nur für die nötige Dämmung zu sorgen,

Die Nutzung wird zu einem Auditorium um-

sind in Bezug zu dieser Nutzung geplant und berücksichtigen den Bestand. ■

49


das Wesen der Gebäudetypologie Text: Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // BA 5.3 Vertiefung: gebäudetypologie // 5. Semester

D

er Ordnungstick gehört zum Wesen der Gebäudetypologie. Sie sucht Unterschiede,

sortiert Gleiches zu Gleichem und definiert dann Kriterien zur sinnvollen Ordnung von Merkmalen. Sie orientiert sich dafür an Objekten der Natur, am Formenreichtum pflanzlicher Blattformen, an der Diversität von Tierskeletten oder an der Funktionsvarianz ihrer Details, etwa an den verschiedenen Schnabelformen der sogenannten Darwinfinken, die auf den Galapagosinseln, dem unterschiedlichen Nahrungsangebot folgend, kneifzangenförmige Schnäbel zum Knacken von Kernen oder pinzettenförmige für die Jagd von Insekten in Kakteenblüten hervorgebracht haben sollen. Die Typologie liebt morphologische Überraschungen und staunt gerne, wenn sich auch im Seehund unter der pelzigen Decke vier voll ausgebildete Gliedmaßen und Pfoten entdecken lassen, oder wenn der Flughund seine lederartige Flugmembran aus der offensichtlich betonten Fingerung entwickelt. Goethe, der als Naturwissenschaftler den Begriff der Morphologie 1796 fasste (parallel geprägt 1800 durch den deutschen Anatomen und Physiologen Karl Friedrich Burdach), beobachtete den Zusammenhang zwischen den gestaltbildenden Kräften im ersten Entwurf seiner allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie:

» Das Wasser schwellt die Körper, die es umgibt, berührt, in die es mehr oder weniger hineindringt, entschieden auf. So wird der Rumpf des Fisches, besonders das Fleisch desselben aufgeschwellt, nach den Gesetzen des Elements. Nun muß nach den Gesetzen des organischen Typus auf diese Aufschwellung des Rumpfes das Zusammenziehen der Extremitäten oder Hilfsorgane folgen, ohne was noch weiter für Bestimmungen der übrigen Organe daraus entstehen, die sich später zeigen werden. Die Luft, indem sie das Wasser in sich aufnimmt, trocknet aus. Der Typus also, der sich in der Luft entwickelt, wird, je reiner, je weniger feucht sie ist, desto trockener inwendig werden, und es wird ein mehr oder weniger magerer Vogel entstehen, dessen Fleisch und Knochengerippe reichlich zu bekleiden, dessen Hilfsorgane hinlänglich zu versorgen für die bildende Kraft noch Stoff genug übrig bleibt. Was bei dem Fische auf das Fleisch gewandt wird, bleibt hier für die Federn übrig.« Das Gestaltungspotential, das für den Seehund im Kontext Wasser auf Fleisch und Speckschicht verwendet wird, wird für den Flughund auf luftig-leichtes Flächentragwerk der hautbespannten Fingerspannten eingesetzt. Das klingt nach einer Art Energiebegrenzungsgesetz für den Aufwand bei der Ausgestaltung eines Typus. Und tatsächlich hat Goethe so eine Art ressourcensparendes Grundgesetz für schöpferische Vorgänge im Blick:

50


» Um nun jene Idee eines haushälterischen Gebens und Nehmens anschaulich zu machen, führen wir einige Beispiele an. Die Schlange steht in der Organisation weit oben. Sie hat ein entschiedenes Haupt, mit einem vollkommenen Hilfsorgan, einer vorne verbundenen unteren Kinnlade. Allein ihr Körper ist gleichsam unendlich, und er kann es deswegen sein, weil er weder Materie noch Kraft auf Hilfsorgane zu verwenden hat. Sobald nun diese in einer andern Bildung hervortreten, wie zum Beispiel bei der Eidechse nur kurze Arme und Füße hervorgebracht werden, so muss die unbedingte Länge sogleich sich zusammenziehen und ein kürzerer Körper stattfinden. Die langen Beine des Frosches nötigen den Körper dieser Kreatur in eine sehr kurze Form, und die ungestaltete Kröte ist nach ebendiesem Gesetze in die Breite gezogen. « Die Gliederung von Beinen bezahlt der Salaman-

von Gesichtern (Fassaden), Säulenfüßen, von

Funktion, Kontext, Materialangebot, Kon-

der gegenüber der Schlange mit Körperlänge. Der

Säulenköpfen (Kapitell) und von Treppenaugen,

struktion und Spirit. Schulungsgrundlage hierfür

Frosch bezahlt Sprungkraft der Hinterbeine mit

so stützt sich die Gebäudetypologie auf Begriffe

ist die Metamorphosenlehre im plastischen

dem vollständigen Verzicht auf eine Fortsetzung

aus dem Bereich des Lebendigen und spricht von

Gestalten, die uns präzise Fantasie ermöglicht und

des Rückgrades als Schwanz. Ein Vogel, der schön

Gebäuderücken, von Kopfbauten, von Gebäu-

Zugang zu einer lebendigen Typolgie des Werden-

singt, kann nicht auch noch bunt und groß sein

deflügeln oder Gebäuderippen und von Gelenk-

den, die sich befreit vom Ordnungstick des Ge-

oder ein toller Flieger.

oder Fingerbauten. Sie ergänzt diese Terminologie

wordenen, der Goethe ärgerte. Er sparte nicht mit

Der Eisenbahnzug beschränkt sich auf das

mit Begriffen der Kultur und charakterisiert gefie-

Wissenschaftskritik: Wir machen uns irre mit den

monotone Prinzip der Waggonaddition, dafür

derte Baukörper als Kammstruktur, punktsymme-

Vergleichen unzähliger Teile, wenn wir nicht das

kann er sehr lang sein. Ähnlich ein Hochhaus. Ein

trische als Sternstruktur und so weiter.

Potential einbeziehen, aus dem alle Erscheinungen

Opernhaus zeigt besondere Formen und Farben

So lässt sich im Studium früh ein Reper-

kommen, das im Unsichtbaren liegt, und an dem

und spendet damit der Stadtkultur Identität.

toire für Grundformen der Massenverteilung

sich alles misst, was sich in der eingeschränkten

Dafür verbraucht es, wie die Königin im Bienen-

vermitteln und auch die Notwendigkeit, sie zur

Welt des Sichtbaren manifestiert; so ruft er. Wer

stock, viel soziale Kraft und kann darum nicht oft

städtebaulichen Massen- und Raumgliederung zu

dort anschließen kann, der kann auch als Gestal-

vorkommen. Was kann eine lebendige Gebäude-

nutzen. Mehr als ein Repertoire fertiger Grund-

ter von einer Typenkunst der Objekte wechseln zu

lehre davon lernen, die in eine schöpferische Ent-

formen zählt im künstlerischen Entwurf das

einer lebensnahen Typisierung der Prozesse, also

wurfslehre mündet? Die Gebäudetypologie scheut

Vermögen, von den Vorbildern der geschaffenen

von Architektur als Werk, zur Architektur als Weg

sich nicht, auf Analogien anthropologischer oder

Welt zurückgehen zu können an den Quellpunkt

(Folge 2 im nächsten Heft: Von der Typologie der

zoologischer Gestalten zurückzugreifen. Ebenso,

der schaffenden Welt, dorthin, wo alles sein kann,

Werke zur Typologie der Wege). ■

wie Architekten im Sinne einer Gebäudeanatomie

aber noch nichts ist, wo neue, originelle Formty-

bei Gebäudeteilen von Gelenken sprechen,

pen entstehen aus den schaffenden Kräften von

51


Raumpioniere Wuppertal Text: Prof. Swen Geiss // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // 6. Semester Technische Installationen zur Nutzbarmachung leer stehender Ladenlokale in Wuppertal

Thema Gegenstand der Entwurfsübung waren leerstehende, aus der Nutzung gefallene Ladenlokale in Wuppertal. Im Rahmen der Übung sind

I

nhalte und Ziele Das ein-semestrige Modul 3.3 TA & Energieeffi-

Entwürfe für Raum-Pioniere entstanden, die

zientes Entwerfen im Bachelor Architektur erörtert die Grundla-

die Ladenlokale aufwerten und für Wohn- und

gen der technischen Gebäudeausrüstung und des energiegerechten

Arbeitszwecke (wieder) nutzbar machen. Die

Entwerfens. Im Verlauf werden dazu die Zusammenhänge folgender

Raum-Pioniere verstehen sich als technische

Bereiche diskutiert und bearbeitet:

Installationen und bauliche Ergänzungen, die

- Körperphysiologie, Behaglichkeit und Raumkomfort

ggf. auf verschiedene Situationen anpassbar und

- Grundlagen der technischen Gebäudeausrüstung

anwendbar sind.

- Installierte Räume als Teile des Gebäudeorganismus

Je nach Ausgangslage der Lokalitäten werden

- Prinzipien der Leitungsführung und der Leitungsdimensionierung

folgende Funktionen durch die Raum-Pioniere

- Grundlagen des energieeffizienten Bauens & Sanierens

angeboten bzw. ermöglicht: kochen / waschen /

Diese Inhalte sind durch die teilnehmenden Studierenden anhand einer begrenzten Entwurfsaufgabe unmittelbar anzuwenden. Dabei sind die grundlegenden Anforderungen der Gebäudein-

beleuchten / beheizen / schlafen / arbeiten / lagern / lesen / kommunizieren / spielen ... Bearbeitung In einem ersten Arbeitsschritt

stallation und des Wärmeschutzes planerisch und gestalterisch zu

wurden die zu betrachtenden Ladenlokale durch

integrieren, prinzipielle Strategien des energieeffizienten Bauens

die Studierenden räumlich-planerisch erfasst und

sowie einfache gebäudetechnische Anlagen zu entwickeln und

dokumentiert. Darauf aufbauend wurden „Ideen

ein installierter Bereich baukonstruktiv und gebäudetechnisch zu

zur Urbarmachung” der Lokalitäten entwickelt

vertiefen.

und diese in strategisch-gestalterische Ansätze

Im Seminar werden unterschiedliche Ideen und Lösungsansätze

für RaumPioniere umgesetzt. Danach wurden die

alternativ betrachtet und dokumentiert. Unmittelbares Erkunden

strategischen Entwurfsansätze zu Pionieren der

und Integrieren steht im Mittelunkt der Bearbeitung. Dazu sind

Rauminstallation und Pionieren der Raumhülle

künstlerische Ideen und technisch-konstruktive Bindungen parallel

konkretisiert. Beide sollten sowohl die spezifi-

und analytisch zu betrachten und in eine konsistente, ganzheitliche

schen Bedingungen der Ladenlokale als auch die

Lösung zu überführen.

oben genannten Funktionen reflektieren. ■

52


Transportboxen

Verschiedenen Funktionsboxen

The CUbes Wuppertal

Leuchtwürfel

Ina Willemsen // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // Prof. Swen Geiss // 6. Semester

D

ie Cubes sind ein System variabel zusammen-

hin kann der große Raum auch für Ausstellungen

fügbarer Boxen. Das Nutzungsszenario der

und abendliche Veranstaltungen wie Poetryslams,

sich ein Büro- bzw. Besprechungs- und Arbeits-

Cubes in der alten Bäckerei entstand aus der Idee

Feten, oder als Plenarraum für Vereine gemietet

raum, welcher zur Verwaltung der Cubes und

etwas zu entwickeln, das nicht nur dieses eine

und genutzt werden. Im hinteren Teil des Laden-

Veranstaltungsorganisation dient. Der weitere

Ladenlokal wieder ins Leben zurückruft, sondern

lokals werden die Cubes gelagert, welche auch an

Raum wird als Lager für die Cubes genutzt, von

auch die Chance birgt, die anderen Ladenlokale

andere Orte geliefert werden können. Außerdem

welchem aus die Cubes auf die Rampe hinaus-

wieder zu bespielen, wenn auch gegebenenfalls

gibt es hier ein kleines Büro zu Verwaltungszwe-

geschoben werden können. Von dieser Rampe

nur temporär.

cken. Im Cubelager werden die Cubes den Kun-

wiederum können sie verladen und zu anderen

denwünschen entsprechend zusammengestellt.

Veranstaltungen in anderen noch leerstehenden

Die Cubes erfüllen verschiedene Funktionen,

Im hinteren Bereich des Ladenlokals befindet

Ladenlokalen transportiert werden.

die den Bedürfnissen entsprechend kombiniert

Im Grundriss kann man sehen, wie das

werden können: Musik, Licht, Kühlung, Aufbe-

Raumkonzept mit den Cubes ineinandergreift.

wahrung/Lagerung, Sitzgelegenheiten, Theke/

Die Besucher betreten den Veranstaltungs- und

bauteiligen Erneuerungen, vereint mit einer at-

Regal.

Ausstellungsraum durch den Hausflur. Der

mosphärischen Darstellung der Innenräume und

Veranstaltungsraum beherbergt die Cubes selber

dem Konzept der Cubes. ■

Das Ladenlokal dient im vorderen Bereich zur Straße hin als Ausstellungsfläche für die Cubes.

als Ausstellungsstücke, bietet jedoch auch die

Sie können gut sichtbar platziert werden. Weiter-

Möglichkeit andere Objekte zur Schau zu stellen.

Im Schnitt sieht man die baustofflichen und

Schnitt

53


Cook‘n Eat Wuppertal Dominique Buchmaier // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // Prof. Swen Geiss // 6. Semester

D

einfachen Maßnahmen. Gegen die Kälteentwicklung von dem dar-

werden soll. Beim ersten Besuch sollte die Raumgeometrie, die

unterliegenden Kellergeschoss wird auf dem Boden eine Dämminsel

Baukonstruktion, die technische Infrakstruktur sowie Erscheinung

aufgebaut. Der Gasherd dient nicht nur als Kochstelle, sondern

und Atmosphäre aufgenommen und dokumentiert werden. Das

auch als Heizquelle. Zur Speicherung der Wärme und gegen die

Apothekenhaus ist ein fünfgeschossiges Gebäude, das im Hof durch

Kälteentwicklung an der großen Fensterscheibe wird der benutzte

ein Hinterhaus erweitert wurde. Die Apotheke öffnet sich mit einem

Raum durch schwere Vorhänge einmal komplett eingepackt, sodass

großen Schaufenster zur Straße und bietet in den Räumlichkeiten

ein Kokon entsteht.

Die Wärmestrategie für mein Szenario beruht auf wenigen und

ie alte Apotheke liegt in der Marienstraße 18, 42105 Wuppertal und ist ein leerstehendes Ladenlokal, das umgenutzt

COOK‘N EAT beruht auf einer improvisierten Idee, die jedoch

im Erdgeschoss ausreichend Platz für verschiedene neue Nutzun-

nicht temporär dort angesiedelt sein soll, sondern sich in dem

gen.

Umfeld etablieren könnte. Die Möglichkeit zu Kochen soll für Jung

Nach der Analyse der leerstehenden Ladenlokale in Wuppertal, habe ich ein Szenario für das Ladenlokal entwickelt. Die Idee

und Alt gegeben sein und nicht einem bestimmten Prinzip oder

des COOK‘N EAT kann ich mir in den Räumlichkeiten besser

einem bestimmten Küchenstil folgen. Ebenso ist das Interieur bunt

vorstellen. COOK‘N EAT bedeutet, dass Leute, die Lust am Kochen

zusammengesammelt. Die Stühle sind alle verschieden, der Tisch ist

und Essen haben, zusammenkommen um dort ca. fünf bis sechs

ein gebrauchter, genauso wie die Spüle, der Herd, die Lampen und

Stunden gemeinsam zu kochen und zu essen.

Vorhänge. In den Zeichnungen sind alle wichtigen Bestandteile von

COOK‘N EAT braucht nur wenige technische Rauminstallationen. Neben einem Gasherd werden eine Spüle, ein Kühlschrank und

COOK‘N EAT dargestellt. Die Dämminsel ist der Untergrund auf

Elektroanschlüsse benötigt. Ein großer Tisch, sowie acht oder neun

dem sich die Kochinsel, mit Herd und Spüle, sowie der Tisch mit

Stühle, ein Regal, mehrere Lampen und eventuell ein Beistelltisch

den Stühlen befindet. Im Hintergrund stehen zudem ein Kühl-

zur Vergrößerung der Arbeitsfläche stellen das nötige Mobiliar dar.

schrank und ein Regal zur Aufbewahrung. Der Vorhang ist offen,

OK‘N auf EAT das Innere der Räumlichkeiten bezogen. In diesem Schritt ging

Die ersten Ideen zur Erarbeitung eines Raumpioniers haben sich

es um die Ertüchtigung der Gebäudehülle.

FUNKTIONALITÄT/NUTZUNGSSZENARIO?

Leute, die Lust am gemeinsamen Kochen + Essen haben

TECHNISCHE GERÄTE/INSTALLATIONEN?

Spüle, Herd, Licht, Steckdosen

54

wenn nicht gekocht wird. Wenn COOK‘N EAT stattfindet kann der

027

Vorhang geschlossen werden, damit sich eine private und angenehme Atmosphäre entwickelt. ■

KONSTRUKTION/AUFBAU?

Küchenzeile + Esstisch

VER-& ENTSORGUNGSLEITUNGEN?

Spüle: Wasser, Abwasser Herd: Gas Licht,Steckdosen: Strom


Schnitt

Grundriss

55


Raumpionier Wuppertal David Ziai // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // Prof. Swen Geiss // 6. Semester

B

ei diesem Projekt handelt es sich um eine Sammlung von Maßnahmen um ein verlasse-

nes Ladenlokal im Wuppertaler Stadtteil Unter-

barmen zu revitalisieren und als Raum urbar zu machen. Dabei wurde nach der Begehung zuerst ein Nutzerprofil erstellt, das auf die vorgefundenen Gegebenheiten passen könnte. Der eigentliche Eingriff besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: Einmal wird die thermische Hülle des Ladenlokals betrachtet. Dafür werden Strategien entwickelt, die schwächsten Bauteile zu ersetzen, um ohne zu viel Aufwand und Kosten ein deutlich verbessertes Wärmedämmverhalten zu erzielen. Die zweite Maßnahme besteht im Entwurf eines technischen Raumpioniers. Dieser soll alle im Nutzerprofil ermittelten Anforderungen an die Gebäudetechnik in sich vereinen und so die Nutzung des Ladenlokals ermöglichen. Dabei wurde darauf geachtet, die Komponenten möglichst lowtech und baumarktverfügbar zu halten. Der Raumpionier besteht im Wesentlichen aus einem verschraubten Holzkorpus, dem

Grundriss

nachträglich durch einen glasfaserbewehrten Kunstharzlack eine einheitliche Haptik und Optik sowie Schutz vor Feuchtigkeit verliehen wird. In der Mitte eines Raumes aufgestellt, bedient der Raumpionier seinen Nutzer mit verschiedenen Funktionen: Ein großes Waschbecken für die Atelierarbeit, ein kleineres für persönliche Hygiene, eine kleine ausklappbare Kochplatte und eine eingebaute Toilette mit integriertem Abzug. Ganz oben befindet sich eine sehr starke Gasentladungslampe, die einen matten Glaskubus bestrahlt und damit den gesamten Raum mit Licht füllt und beheizt. ■

Perspektive

56


12 Kubik Wuppertal Martin Böttcher // BA 3.3 TA / Energieeffizientes Bauen // Prof. Swen Geiss // 6. Semester

D

as Konzept der Lehrveranstaltung sah vor, einen Raumpionier zu entwickeln, welcher

einer bestimmten Leitidee folgend Ladenlokale in Wuppertal für Nutzer erschließbar macht. Der dargestellte Entwurf zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht einer spezifischen Leitidee folgt, sondern Variablen bietet und mögliches Potenzial aufzeigt. So soll nicht nur das Nutzer-

profil wandelbar sein, sondern auch der Aufbau, die Art und Beschaffenheit des Raumpioniers und des umgebenden Raumes sich verändern können. Zum Beispiel für Profil vier: Der Tourist. Nicht zu verwechseln mit Terrorist. Beide treten meist nur kurzweilig in Erscheinung und haben meist sehr komplexe Bedürfnisse. Der eine will nur kurz gesehen werden, der andere will mal nur kurz alles sehen. Das Ladenlokal wird zum Basislager. Fazit: Nutzer sucht Raumpionier, welcher kochen, waschen, schlafen, essen und lagern ermöglicht. Am besten kompakt, um den Rest des Ladenlokals freizuhalten. Mögliches Finanzierungsmodell: Die Zwischennutzungsagentur regt lokale Architekten an, Raumpioniere auf zwölf Kubikmetern zu entwickeln. Die Baupläne hierfür gehen an Künstler, welche die Freiheit haben eigens ausgewählte und verfügbare Materialien zu verwenden und Änderungen vorzunehmen. Nach einer Ausstellung dieser Raumpioniere in den Ladenlokalen kauft die Zwischennutzungsagentur sich sämtliche zwölf Kubikmeter und wird dadurch zum Inhaber vieler kleiner Lokalzellen. Diese werden daraufhin zur Nutzung freigegeben und Profil 1 bis 77 können bedient werden. Die Miete hierfür geht zu einem kleinen Teil an den Besitzer des Ladens, der bis jetzt zu feige war, das Ladenlokal auf Vordermann zu bringen, zu einem größeren kleinen Teil an die Zwischennutzungsagentur, welche den Raumpionier stellt. Nebenkosten wie Strom und Wasserbedarf werden separat berechnet und können aber durch den Nutzer gesenkt werden, indem dieser selber Initiative ergreift und anfängt die kleinen und größeren Löcher in den Wänden und Fenstern zu stopfen. ■

Konstruktion

Grundriss


Š www.gyrocopter-cam.com & www.helicolor-luftbild.de

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Studienhäuser für Alanus erweiterung Campus ii Text: Swen geiss // BA 4.7 Ressourcenoptimiertes Planen & Bauen // Prof. Willem-Jan Beeren + Prof. Swen Geiss // Ba 5.4 Vertiefung: Stadtraum - Einführung in die Landschaftsarchitektur // Prof. Dr. Florian Kluge + Prof. Benedikt Stahl // 6. Semester

D

Parallel und zugleich integriert in die Entwicklung der baulich-

Bonn-Brühler-Straße zusammen mit der Software-AG-Stiftung re-

architektonischen Lösung der Planungsaufgabe entwickelten die

alisiert hat, steht nun in Kürze eine Erweiterung des Standortes an.

Studierenden landschaftsarchitektonische und freiraumplanerische

Besonders dringlich ist die Erstellung von drei [?] Studienhäusern,

Entwürfe für die Außenanlagen der neuen Hochschulgebäude im

gegenüber von den bereits bestehenden Atelierhäusern. Nachdem

Modul BA 5.4 Vertiefung Stadtraum / Einführung Landschaftsarchi-

im vergangenen Jahr bereits erste Ideen für die Erweiterung des

tektur, betreut von Prof. Benedikt Stahl, Lehrgebiet Architektur und

Campus II von Studierenden des FB Architektur vorgelegt wurden,

Stadtraum und Prof. Dr. Florian Kluge , Lehrgebiet Projektmanage-

sollen im Modul 4.7 im Herbstsemester 2012 auf Basis eines

ment / Landschaftsarchitektur.

ie Alanus Hochschule wächst … Nachdem die Hochschule im Jahr 2008/2009 den 1. Bauabschnitt des Campus II an der

definierten Raumprogramms konkrete Lösungen für Studienhäuser entwickelt werden. Aufgabe Die Hochschule braucht also neue Räume … und die

Vertiefung Stadtraum / Einführung Landschaftsarchitektur

Unter dem Titel „Offene Lernlandschaft“ sollte ein harmonisches Campusgefüge entstehen, das vielfältige inner- und außerhochschulische Lernangebote und -möglichkeiten zusammenführt.

Wünsche und Ideen hierzu sind zahlreich. Klar ist … es soll zügig

Unter größtmöglichem Praxis- und Realitätsbezug entstanden

und kostengünstig gebaut werden. Dabei soll die Erweiterung

umsetzungsnahe Entwürfe, in die die Orts- und Sachkenntnis der

funktional, technisch und vor allem auch [bau-]künstlerisch über-

Studierenden einflossen und die gemeinsam produziert, diskutiert

zeugen. Darüber hinaus sollten sich die zukünftigen Nutzer mit den

und weiterentwickelt wurden.

Gebäuden identifizieren und die Gebäude zugleich den „Geist” der Hochschule widerspiegeln … (K)eine leichte Aufgabe! Bearbeitung Das Projekt ist eine Kollaboration des Lehrgebiets

In der Grundlagenermittlung wurde in Referaten ein Blick auf andere Campusprojekte geworfen und eine präzise Bestandsaufnahme des (vermeintlich?) gut bekannten Areals erarbeitet. In Work-

Architektur & Kunst im Dialog, Prof. W.J. Beeren und des Lehrge-

shops mit einführenden Vorlesungen wurden erste Grundlagen der

biets Architektur & Ressourcen, Prof. Swen Geiss. Entsprechend

Landschaftsarchitektur vermittelt und im Kontext des Stadtraums

der Dringlichkeit und der hohen Realisierungschance des Projekts

beleuchtet: Freiraumtypen, Raumbildung- und -zonierung, Raum-

wurde dieses wie folgt strukturiert:

gestaltung, Entwurfsprinzipien, Materialien sowie Ausstattung und

Phase A – Strategien- & Szenarien-Entwicklung zwischen Kostenef-

–Möblierung.

fizienz und Ressourcenoptimierung

Bearbeitung Die Besonderheit des Entwurfs lag in der Idee –

Phase B – Testentwürfe für ein vorläufiges Raumprogramm

ähnlich wie in einem Planungsbüro – gemeinsame Entwürfe für

Phase C – Entwurf mit strategischen Aussagen zu Kosten, Ressour-

das Campusgelände zu entwickeln. Die Studierenden haben daher

cen, Programm & Energiestandard

gemeinschaftlich die Bestandsaufnahme erarbeitet und Entwurfslö-

Phase D – Detaillierung als projektspezifische Vertiefung

sungen entwickelt.

Die Bearbeitung erfolgte in Gruppen von ca. 3-5 Studierenden.

In einer Reihe von Workshops mit verschiedenen Themen-

Im Sinne eines prozessualen, integrierten Planungsverständnisses

schwerpunkten wurden Zwischenstände präsentiert und diskutiert,

war die Aufgabenstellung im Verlauf des Projekts zu überprüfen

um gemeinsame Gestaltungsentscheidungen zu treffen und die

und anzupassen.

weiteren Arbeitsschritte festzulegen. ■

59


alanus Hochschul Park Erweiterung Campus ii Martin Böttcher + Thomas Postma // BA 4.7 Ressourcenoptimiertes Planen & Bauen // Prof. Willem-Jan Beeren + Prof. Swen Geiss // Ba 5.4 Vertiefung: Stadtraum - Einführung in die Landschaftsarchitektur // Prof. Dr. Florian Kluge + Prof. Benedikt Stahl // 6. Semester

D

ie leitende Idee für den Entwurf im Außen-

hof, der neue Galleriehof und der Seminarhof.

werden kann. Zwischen den Trägern wird mit

raum entspricht dem Gedanken eines Dorfes.

Auf der Nordseite bilden sich der Werkhof und

Zellulose gedämmt, sodass Passivhausstandart er-

Es gibt verschiedene Bereiche mit unterschiedli-

Café Grund. Zwei neue Orte für den Campus, die

reicht wird. Die Fassade ist mit einer Lärchenholz-

chen Nutzungen und ein Zentrum, an wel-

er auf jeden Fall nötig hat: Einen Werkhof zum

lattung versehen. Das Energiekonzept sieht neben

chem die wichtigsten Funktionen des Campus'

Arbeiten im Freien und CaféGrund zum Genie-

äußerst geringen Transmissionswärmeverlusten

aufeinandertreffen. Diesem Zentrum wird die

ßen des Hochschullebens.

eine Winterlüftung mit Wärmerückgewinnung

entsprechende Aufmerksamkeit in der Gestaltung

Die geplanten Neubauten lehnen sich in

gegeben, sodass es ein Ort der Gemeinschaft und

Form und Erscheinung an den Bestand an und

darf verloren geht. Es gibt keine innenliegenden

des Austausches zwischen Studenten, Dozenten,

erweitern diesen um ein wesentliches Stilelement.

Räume, sodass im Sommer über die Fenster

Mitarbeitern, aber auch Nachbarn und Gästen

Dieses tritt in Form des gebogenen Sheddaches

belüftet werden kann. Das Thema Kühlung ist zu

wird. Alle weiteren städtebaulichen Räume sind

immer wieder in Erscheinung und verleiht den

vernachlässigen, da der Hochschulbetrieb über

diesem Ort untergeordnet. Mit diesem Zentrum

Baukörpern eine gewisse Leichtigkeit neben opti-

den Sommer hinweg 2 Monate stillsteht. Um den

ist der Johannisplatz gemeint, der die wichtigsten

miertem Nutzungskomfort. So entstehen in diesen

Heizbedarf im Winter zu decken, sind dezen-

Gebäude des entstehenden Campus mitein-

Räumen sowohl Stützenfreiheit als auch gleichmä-

trale Radiatoren vorgesehen, die vom Nutzer

ander verbindet. Hier befinden sich das große

ßige Lichtverhältnisse, da über Dachfenster von

individuell reguliert werden können und aus der

Auditorium, die Mensa, die Bibliothek und die

Norden her belichtet werden kann. Wichtig ist

bestehenden Pelletheizung gespeist werden. Um

Verwaltung. In dieser Planung wird er zum See

das für das Arbeiten im Atelier, aber auch für die

diese verbrauchte Energie wieder zurückzuholen,

hin geöffnet und damit um eine interessante

Raumqualität, die dadurch auch in Büroräumen

sind die Dächer des Neubaus mit einer Photovol-

Perspektive erweitert. Auf diesen Platz führt eine

erzeugt werden kann.

taikanlage ausgestattet. Diese PV-Anlage könnte

vor, sodass keine warme Luft bei Frischluftbe-

Bei der Bauweise handelt es sich um eine

zum Schlüsselelement werden, wenn es darum

angelegt ist und durch den geplanten Neubau auf

Leichtbau-Holzständerkonstruktion, die haupt-

geht, den Hochschulpark mit dem bestehenden

der Nordseite etwas weniger streng ergänzt wird.

sächlich von OSB-Doppelstegträgern (TJI-Träger)

Johannishof zu verbinden. Mit dem erzeugten

Zwischen den Gebäuden entlang der Achse erge-

getragen wird. Diese Lösung gilt sowohl als kos-

Strom können E-Bikes aufgeladen werden, welche

ben sich immer wieder neue Räume in denen die

tengünstig als auch ressourcenoptimiert, da Holz

die beiden Standorte für Studenten, Dozenten

Nutzungen variieren. So sind als belassene oder

einen niedrigen Primärenergiebedarf hat und

und Mitarbeiter auch ohne PKW miteinander

erweiterte Räume auf der Südseite der Volleyball-

dieses in der Menge auf ein Minimum reduziert

verknüpfen. ■

städtebauliche Achse, die bereits im Bestand

Grundriss

Ansicht

60


Schnitt

Perspektive

61


Rahmen Erweiterung Campus ii Hanna Kosche, Max Wester, David Ziai, FLorian Komescher + Raphael Fuss // BA 4.7 Ressourcenoptimiertes Planen & Bauen // Prof. Willem-Jan Beeren + Prof. Swen Geiss // Ba 5.4 Vertiefung: Stadtraum Einführung in die Landschaftsarchitektur // Prof. Dr. Florian Kluge + Prof. Benedikt Stahl // 6. Semester

B

ei unserem Entwurf der Erweiterung für Campus II gingen wir einen unkonventio-

nellen Weg: Wir entwickelten zunächst einzelne Segmente, die zusammengesetzt verschiedene Gebäudetypen ergeben. Ausgangsform für die Segmente war die archetypische Form eines Giebelhauses. Getragen wird ein Segment von je zwei Leimholzrahmen, deren Konstruktionsmethode an die des Hallenbaus angelehnt ist. Diese werden mit vorgefertigten Wand- und Dachelementen beplankt

Atelier

Umkleide + Empore

Atelier + Küche

Treppe + WC

Büro

Eingang + Treppe

Bewegungsraum

Lager + WC

und überbauen so eine Fläche von etwa 40 m2. Durch eingehängte Zwischendecken lässt sich der geschaffene Raum in Ober -und Untergeschoss aufteilen. Es wurden insgesamt acht verschiedene Segmente entwickelt, um die verschiedenen Nutzungsanforderungen abzudecken. Wenn man diese Segmente untereinander kombiniert, erhält man auf den Bedarf zugeschnittene Gebäude. Um eine ästhetische und sinnige Komposition der einzelnen Gebäude und des Umraums zu erschaffen, wurden die Segmente auf dem Grundstück unter Ausnutzung der Baugrenzen auf verschiedene Art und Weise kombiniert und positioniert. Letztendlich entschieden wir uns für folgende Lösung: Die rigide Haupterschließungsachse des Campus wird durch eine Abfolge von Plätzen und Höfen verschiedener Größe und Charakteristik bereichert. Außerdem entsteht innerhalb des neuen Bauabschnittes eine eigene Achse, die unterschiedliche Raumqualitäten aufweist und mit ihrer Ausrichtung eine Art gemütlichere Alternative zur Hauptachse bietet. Das Motiv des Rahmens ist vielseitig nutzbar. Man könnte sich zum Beispiel vorstellen, es mit verschiedenen Nutzungen zu versehen und im Ort Alfter zwischen Johannishof und Campus II aufzustellen. Etwa als Bushaltestelle oder überdachte Sitzmöglichkeit. Damit könnte die Präsenz der Hochschule im Ort gestärkt und eine beinahe verloren gegangene Verbindung zum Johannishof symbolisch neu geschaffen werden. ■

62


Geb채udeschnitt

Lageplan

Ansichten


Campus ville Erweiterung Campus ii Dominique Buchmaier, Jan Henning Eggers, stephan tibo tabsoba + ina Willemsen // BA 4.7 Ressourcenoptimiertes Planen & Bauen // Prof. Willem-Jan Beeren + Prof. Swen Geiss // Ba 5.4 Vertiefung: Stadtraum Einführung in die Landschaftsarchitektur // Prof. Dr. Florian Kluge + Prof. Benedikt Stahl // 6. Semester

I

n diesem Entwurf wird mit der Campuserweiterung von Campus II ein natürliches, dörfliches

Gefüge mit einem abwechslungsreichen, spannenden und zugleich wohl gegliederten Freiraum geschaffen. Die geplanten Gebäude gliedern sich an den Bestand an, unterscheiden sich aber in Gestalt und Materialität von diesem. Im Vorlauf der Projektbearbeitung stand die Auseinandersetzung mit den Themen „Nachbarschaft“ (die Beziehungen der Gebäude und ihrer Bewohner untereinander) und „Varioflex“ (Systeme, die Räume flexibel nutzbar machen).

Ansicht Quader

Diese Themen sind auch in der Entwicklung des Projektes von zentraler Bedeutung gewesen. Um die Interdisziplinarität zwischen den Fachbereichen zu fördern und Schnittstellen zu schaffen, wurden große, flexibel nutzbare Räume in drei Gebäuden geplant (Quader, Tortenstück, Häuserhaus) sowie gemeinschaftlich genutzte Innen- und Außenräume angelegt. Anhand des Gebäudes „Quader“ vertieft sich der Entwurf bis hin zur Ebene der gebäudetechnischen Ausstattung und dem Energiekonzept als auch bis hin zur Konstruktion (Fassaden, Sheddächer …). Die städtebauliche Figur ergab sich also nicht nur aus bereits bestehenden Raumkanten und aus von dem Bestand vorgegebenen Richtungen, sondern auch aus der Absicht, Plätze zu schaffen, die zu Begegnungsstätten werden. So ergibt die Anordnung und Form der Gebäude einen von allen Gebäuden erschließbaren/umschlossenen Hof (den „Villehof “). Außerdem entstehen weitere attraktive Außenräume (begehbares Dach, Platanenhain, Werkhof, Kiosk mit kleinem Vorplatz). Weitere Schnittpunkte und Begegnungsstätten innerhalb der Gebäude stellen die Materialwerkstätten und der Bewegungsraum dar, welche von allen Fachbereichen genutzt werden können. Ausgehend vom „Häuserhaus“ sind über den Campus Ville sowie durch Alfter hoch bis zum Johannishof kleine Häuschen positioniert, die aus Studentenprojekten entstehen und verschiedene Formen und Funktionen annehmen sollen. So kann eine lebendige Lernlandschaft und „Dorfgemeinschaft“ entstehen. ■

Standorte Häuschen


Ansicht

Ansicht

Gel채ndeschnitt

Lageplan

65


Alle unter einem Dach Bachelorarbeit Paula Kurz // BAchelorarbeit // Prof. Hannsjörg Ahrens + Prof. Swen Geiss // 8. Semester

H

inter Bauzäunen und wuchernden Sträuchern

Wohnformen können das Zusammenleben unterschiedlicher

versteckt liegt das Grundstück der Dransdor-

Bevölkerungsgruppen fördern“, erklärt Paula Kurz. Ältere Menschen

fer Mühle in Bonn. Die Räder der Mühle stehen

können sich sicherer fühlen, die Jüngeren von den Erfahrungen

seit einem halben Jahrhundert still. Ein fensterho-

der Älteren profitieren und die verschiedenen Kulturen voneinan-

hes Graffiti zieht sich über die Front des daneben

der lernen. Der Wohnkomplex ist speziell auf die Bedürfnisse der

stehenden Fachwerkhauses. Seit 2009 steht das

Bewohner ausgerichtet: Es soll unter anderem eine rund um die Uhr

Haus leer.

geöffnete Hilfestation, rollstuhlgerechte oder verkleinerbare Wohn-

Paula Kurz hat ein anderes Bild vor Augen,

einheiten und einen Gemeinschaftsraum mit Küche geben. Der dem

wenn sie auf das verwaiste Gelände blickt: Men-

Projekt vorgelagerte Dorfplatz und eine auf dem Projektgrundstück

schen verschiedener Kulturen und Generationen

angeordnete Car-Sharing-Station sorgen für eine Vernetzung mit

leben unter einem Dach eines neu gestalteten

der bestehenden Nachbarschaft.

Wohnkomplexes, kochen zusammen im Gemein-

Der Grundgedanke unseres Studiums ist, dass Architektur für

schaftsraum und begegnen Anwohnern auf dem

den Menschen und seine Umwelt gestaltet wird. „Mir war es daher

Dorfplatz. Die Absolventin des Bachelorstudi-

wichtig, den Stadtteil und seine Bewohner in das Wohnkonzept

engangs Architektur und Stadtraum der Alanus

einzubeziehen“, erklärt die Absolventin. Ihr Hauptanliegen war es

Hochschule entwickelte ein Konzept, wie das

eine Begegnungszone für die Dransdorfer Bürger zu schaffen. Der

brachliegende Gelände der Dransdorfer Mühle

Dorfplatz soll durch ein Tempolimit und Sitzgelegenheiten im Sinne

genutzt werden könnte. In ihrer Abschlussarbeit

eines „shared space” wieder zum Verweilen einladen.

„Interkulturelles Mehrgenerationenwohnen“

Das Gebäude- und Energiekonzept sieht wassersparende

plante sie ein integriertes Wohnprojekt, welches

Armaturen, Regenwassernutzung für die Toilettenspülung und re-

die städtebaulichen und sozialdemographischen

generative Stromerzeugung vor. Es orientiert sich am Leitfaden für

Strukturen von Dransdorf berücksichtigt.

Klimaschutzsiedlungen des Landes NRW und könnte durch einen

Die Studentin analysierte zunächst den Stand-

Bauträger, ggf. unter Einbeziehung von Fördermitteln des Landes

ort. In dem nordwestlichen Stadtteil von Bonn le-

NRW realisiert werden. „Die Projekte unserer Studenten haben im-

ben viele ältere Bürger, zugezogene junge Familien

mer einen konkreten Praxisbezug“ betonen Prof. Hannsjörg Ahrens

und Migranten aus der ganzen Welt. „Integrierte

und Prof. Swen Geiss, die die Abschlussarbeit betreut haben. ■

66


Modellfotos

Modellfotos

67



Master Projekte


2½ jahre Masterstudiengang prozessarchitektur Eine chronologie Des studiengangs Prof. Dr.-Ing Florian Kluge

b

is 2010 Maßgeblich geprägt von Nikolaus von

02/2011 Im Master Prozessarchitektur werden die

Kaisenberg, Hannsjörg Ahrens sowie Willem-

ersten Prüfungen abgenommen: Alle Studieren-

Jan Beeren entwickelt der Fachbereich Architektur

den bestehen!

der Alanus Hochschule Konzept und Curriculum

03/2011 Nach dem Abschied von Rainer Kroll

für den neuen Masterstudiengang Prozessar-

von der Alanus Hochschule übernimmt Wolfgang

chitektur, der auf innovative Weise Ideen der

Wackerl das Lehrgebiet Projektentwicklung kom-

gemeinschaftsorientierten Projektentwicklung,

missarisch im Rahmen eines Lehrauftrags.

der ressourcenoptimierten Architektur sowie des

Nachdem Thomas Firl sich berufsbedingt aus der

Projektmanagements zusammenführt.

Lehre an der Alanus Hochschule zurückziehen

05/2010 Die Agentur AHPGS akkreditiert den

musste, erhält Hermann Ulrich (ulrich hartung

neuen Masterstudiengang „Prozessarchitektur“

GmbH, Bonn) den Lehrauftrag Immobilienöko-

mit der Auflage, die Professuren „gemeinschafts-

nomie im Master Prozessarchitektur.

orientierte Projektentwicklung“ und „Projektma-

06/2011 Im Rahmen der Senatssitzung ernennt

nagement“ bis zum Semesterbeginn zu besetzen.

Prof. Dr. Marcelo da Veiga als Rektor der Alanus

09/2010 Beide Professuren sind besetzt und damit

Hochschule Florian Kluge zum Professor für

alle Auflagen erfüllt. Die Akkreditierung des Stu-

Projektmanagement am Fachbereich Architektur

diengangs ist somit erfolgreich abgeschlossen.

der Alanus Hochschule.

09/2010 Mit einem großen öffentlichen Sympo-

09/2011 Exkursionswoche des Fachbereichs: Die

sium zum Thema „Prozessarchitektur - zur Be-

Masterstudierenden nehmen an einer Exkursion

deutung der Prozesskompetenz in der Baukultur“,

nach New York teil.

moderiert von Nikolaus von Kaisenberg, eröffnet

09/2011 Der zweite Jahrgang des Masterstudien-

der neue Masterstudiengang das Herbstsemester

gangs Prozessarchitektur nimmt das Studium auf.

2010 und ist damit offiziell ins Leben gerufen.

Fünf Studierende haben sich entschlossen, sich

09/2012 Der neue Masterstudiengang „Prozes-

für zwei Jahre berufsbegleitend dem Gestalten von

sarchitektur“ nimmt den Betrieb auf. Die Lehre

Wegen und Werken zu widmen.

übernehmen zunächst Swen Geiss (Lehrgebiet

11/2011 Exkursion Lausitz. Gemeinsam mit

Ressourcen und Architektur), Florian Kluge

Studierenden der Architektur-Fakultät der RWTH

(Lehrgebiet Projektmanagement), Rainer Kroll

Aachen (Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur)

(Lehrgebiet Projektentwicklung) und Thomas

fahren die Masterstudierenden in die Lausitz und

Firl (Lehrauftrag Immobilienökonomie), Dennis

erkunden Projekte der IBA Fürst-Pückler-Land.

Vorsmann (Lehrauftrag Recht II, Kapellmann

Im Entwurfsworkshop werden gemeinsam mit

und Partner, Düsseldorf) und Martin Weber

den Betreuern Florian Kluge, Swen Geiss und

(Lehrauftrag Recht I, Delheid, Soiron & Hammer,

Nika Stützel (RWTH) sowie der Gastkritiker

Aachen). Die ersten fünf Studierenden im Master-

Brigitte Scholz (BTU Cottbus) und Prof. Rolf

studiengang sind Max Hoff, Matthias Killge, Anna

Kuhn (Geschäftsführer der IBA) Ideen für die

Marchenko, Daniel Richter und Mira Walcher.

rheinische Tagebaufolgelandschaft entwickelt.

12/2010 Erste Exkursion im Masterstudiengang:

11/2011 Der Fachbereich Architektur hat die

Unter Leitung von F. Kluge erkunden die Master

Professur Projektentwicklung neu ausgeschrieben.

mit Studierenden des Studiengangs „Re-Develop-

Unter Vorsitz von Swen Geiss werden im Rahmen

ment“ der International Academy Schloss Dyck

des Berufungsverfahrens neun Kandidaten und

Projektentwicklungen im Ruhrgebiet.

Kandidatinnen zu einem Berufungsvortrag

70


eingeladen, von denen vier die zweite Runde erreichen. Am Ende

06/2012 Die ersten vier Masterabsolventen bestehen mit der Präsen-

des Verfahrens übergibt der Fachbereich der Hochschulleitung eine

tation und Diskussion ihre Masterthesis die abschließende Prüfung

qualifizierte Dreierliste, an deren Spitze Vertretungsprofessorin

im Masterstudiengang.

Brigitte Scholz (BTU Cottbus und IBA Fürst-Pückler-Land) steht.

08/2012 Die Masterstudentin Maren Brixius nimmt als Stipendiatin

11/2011 Die Masterstudierenden Benjamin M. Bauske und Maren

am Europäischen Forum Alpbach (Österreich) teil. Junge Menschen

Brixius werden für ihre Bachelorthesis „Kunibertshof Alfter Witter-

aus ganz Europa diskutieren in Paneldiskussionen, Vorträgen und

schlick - Möglichkeiten der Nachverdichtung zwischen Vergangen-

Arbeitskreisen aktuelle Themen mit Entscheidungsträgern aus

heit und Zukunft“ mit dem BDA-Masters-Preis 2011 des Bundes

Forschung, Wirtschaft und Politik.

Deutscher Architekten ausgezeichnet.

09/2012 Exkursionswoche des Fachbereichs: Die Masterstudieren-

11/2011 Studierende des Masterstudiengangs Prozessarchitektur

den nehmen an Exkursionen nach Portugal, Jerusalem oder Venedig

nehmen - betreut von Swen Geiss und Wolfgang Wackerl - am

teil.

Studentencamp „aqualon“ teil. Auf Einladung des Rheinisch-Bergi-

10/2012 Falk Wagner, Master of Science in Architektur, ist neuer

schen Kreises und der Regionale 2010-Agentur werden gemeinsam

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Architektur und

mit Studierenden der TU Graz und der Uni Wuppertal Wasserkreis-

verstärkt das Masterteam.

läufe aus verschiedenen raumwirksamen Perspektiven betrachtet

10/2012 Acht neue Erstsemester nehmen das Masterstudium

und modellhaft geplant.

Prozessarchitektur auf. Mit dem neuen Semester erhalten Uwe Han-

12/2011 Letztes Forschungsforum des Jahres. Zu Gast im Jahr 2011

nappel und Christian Hedrich (beide Ernst & Young, Düsseldorf)

waren Ulrich Berding (RWTH Aachen), Rene Reckschwardt (IBA

den Lehrauftrag für Immobilienökonomie.

Hamburg), Günther Rose (MRP, Müller Rose Projektsteuerung,

10/2012 Anna Marchenko, Studentin des Masterstudiengangs Pro-

Berlin) und Wolfgang Wackerl (Regionale 2010-Agentur) sowie

zessarchitektur, wird mit dem DAAD-Preis 2012 geehrt. Der Preis

Willem-Jan Beeren, Steffen Feldmann (Thinking Dimensions,

wird feierlich im Rahmen der offiziellen Erstsemesterbegrüßung

Seedorf ), Nikolaus von Kaisenberg, Ulrike Platz und Benedikt Stahl

verliehen, die Laudatio halten Swen Geiss und Florian Kluge. Der

in der offenen Werkstatt.

Preis wird vergeben an ausländische Studierende die sich durch sehr

01/2012 Exkursion zu Projekten der Regionale 2010 (Köln-Bonn),

gute Studienleistungen und besonderes Engagement ausgezeichnet

gemeinsam mit Studierenden der RWTH Aachen, unter Leitung

haben. Er ist mit 1000,- Euro dotiert.

von Dr. Wolfgang Wackerl.

10/2012 Mit einer festlichen Veranstaltung werden die ersten vier

03/2012 Mit dem Beginn des Frühjahrssemesters übernimmt Brigit-

Masterabsolventen Max Hoff, Anna Marchenko, Daniel Richter und

te Scholz das Lehrgebiet Gemeinschaftliche Projektentwicklung.

Mira Walcher verabschiedet. In der von Swen Geiss und Florian

03/2012 Anna Marchenko, ukrainische Studentin im Masterstudi-

Kluge moderierten Veranstaltung werden die ersten Masterur-

engang, erhält für ihre sehr guten Studienleistungen im Masterstu-

kunden des Studiengangs verliehen. Hannsjörg Ahrens würdigt in

diengang ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austausch-

seiner Festrede die ersten Prozessarchitekten Deutschlands.

dienstes (DAAD).

10/2012 Im Rahmen der Masterfeier ernennt der Prorektor der

05/2012 Vier-Tages-Exkursion nach Hamburg: Unter Leitung von

Alanus Hochschule Prof. Dr. Steffen Koolmann Brigitte Scholz zur

Brigitte Scholz erkunden die Master gemeinsam mit Studierenden

Professorin für Gemeinschaftliche Projektentwicklung am Fachbe-

des Bachelor-Studiengangs Prozessarchitektur-Projekte in Ham-

reich Architektur der Alanus Hochschule.

burg.

11/2012 Gemeinsam mit Studierenden aus dem Bachelor-Studien-

05/2012 Die Masterstudierenden Benjamin M. Bauske und Maren

gang besuchen die Masterstudierenden für vier Tage Wien. Unter

Brixius erhalten für ihre von Swen Geiss und Benedikt Stahl betreu-

Leitung von Brigitte Scholz werden im Rahmen der Exkursion zahl-

te Bachelorthesis „Kunibertshof Alfter Witterschlick - Möglichkei-

reiche historische und aktuelle Projekte aus Prozess(Architektur)

ten der Nachverdichtung“ eine besondere Anerkennung im Rahmen

und Städtebau besichtigt, viele Gespräche geführt und neue Kontak-

des BDA-SARP Award des Bundes Deutscher Architekten.

te geknüpft.

05/2012 Der Deutsche Verband der Projektmanager in der Bau- und

12/2012 Letztes Forschungsforum 2012. Zu Gast in diesem Jahr wa-

Immobilienwirtschaft (DVP) e.V. und Florian Kluge verleihen den

ren: Franziska Wagner (team 51.5° architekten), Dominik Church,

Masterstudierenden Benjamin M. Bauske, Maren Brixius und Dani-

(Universität Stuttgart), Hermann Ulrich (ulrich hartung GmbH),

el Richter je ein mit 2400 Euro dotiertes Stipendium, das vom DVP

Henrik Schultz (Stein & Schultz) und Petra Michaeli (Büro Werner

gestiftet wurde. Das Stipendium wird verliehen in Anerkennung

Sobek) sowie Anke Beeren, Willem-Jan Beeren, Dr. Andreas Gut-

herausragender Studienleistungen im Rahmen des Masterstudien-

jahr und Nikolaus von Kaisenberg in der offenen Werkstatt.

gangs „Prozessarchitektur“ und ist verbunden mit einer Patenschaft

01/2013 Erstes Forschungsforum im neuen Jahr. Zu Gast: Prof. Dr.

des DVP-Vorstands.

Holger Schmidt, Universität Kaiserslautern.

06/2012 Gemeinsam mit Studierenden der Architektur-Fakultät der

02/2013 Wortwechsel: Abschlusspräsentation der Studienprojekte

RWTH Aachen nehmen die Masterstudierenden mit dem Projekt

des zweiten Masterjahrgangs.

„SPACEmaker!“ an der Aktion Baukultur der Bundesstiftung Baukultur teil. Das von Willem-Jan Beeren, Florian Kluge sowie Dr.

Ausblick 2013

Ulrich Berding (RWTH, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadt-

05/2013 Exkursion nach London unter Leitung von Swen Geiss.

entwicklung) betreute Projekte wird im Rahmen des Bundeskon-

05/2013 Teilnahme an einer Kunstaktion des dritten Masterjahr-

vents Baukultur in Hamburg präsentiert.

gangs im Rahmen des Paderborner ExWoSt-Projekts Baukultur.

06/2012 Erster „Wortwechsel“: Im neu gestalteten Format präsen-

06/2013 Wortwechsel: Präsentation zur Halbzeit der neuen Studien-

tieren die Zweitsemester den Halbzeitstand ihrer Studienprojekte.

projekte des dritten Master-Jahrgangs. Diskussion mit ausgewählten

Unter Moderation von H. Ahrens und B. Scholz werden die Studi-

Gästen.

enprojekte mit eingeladenen Gästen diskutiert und weiterentwickelt.

06/2013 Abschlussprüfungen des zweiten Masterjahrgangs. ■

71


Ein Rückblick zu den anfängen Prof. Nikolaus v. Kaisenberg

E

haupt Architektur?” zweifelte ein Gutachter …

inzwischen ist noch klarer geworden, dass viele ihre liebe Not haben

und begeisterte die anderen … „Jetzt lasst die mal

mit den objektfokussierten Verfahren, gerade auch beim klassischen

machen, was andere immer nur angedacht haben”

(eigentlich aus der Renaissance, also vom Beginn der Neuzeit stam-

so Volker Eich. Das Konzept für den neuen Mas-

menden) Wettbewerbsverfahren. Nachhaltigkeit und Akzeptanz von

terstudiengang kam nicht einfach so in die Welt,

Projekten hängen mehr mit dem Prozessdesign zusammen als mit

es formte und verdichtete sich auch am Wider-

dem Design von Objekten und Fassaden. In ihrer Offenheit für die

stand. Die Dekane-Konferenz der Universitäten

Beteiligung aller Betroffenen zeigt sich die Gestaltungskraft eines

und Kunsthochschulen war interessiert, die Kam-

Vorhabens.

s schockierte die einen … „Ist so etwas über-

mer zögerte: die Gestaltung des Werkes gleichwer-

Heute können wir Arnos Wink noch lockerer annehmen, denn

Weggestaltung als Werkgestaltung führt zu lebendiger und

tig hinstellen neben die Prozessgestaltung? Werk

beständiger Baukultur, sie ist auch in der Lage, die Komplexität

und Weg von Anfang an als gestalterische Einheit

größerer Vorhaben gemeinschaftlich zu erfassen und konsensfähig

sehen und als Aufgabe für alle Projektbeteilig-

zu formen. Das hängt mit der Doppelnatur von Prozessarchitektur

ten? Ist dafür überhaupt jemand ausgebildet? Ja

zusammen, die zu einem Stück Bildender Kunst führt, aber selber

eben, genau darum geht es ja: Objektkompetenz

eine Kunst des Verlaufes, der Regie und gemeinschaftlicher Choreo-

ergänzen durch Prozesskompetenz, das Sichtbare

grafie ist. Daher fragt Prozesskompetenz auch nach Methodendiver-

handhaben können und auch das Unsichtbare, aus

sität, nach einer modernen Typologie geeigneter Ablaufformen, wo

dem das Sichtbare dann präformiert hervortritt.

bisher nur Typologien der Bauformen Gegenstand der Qualitätsent-

Als wir den Studiengang 2010 öffentlich skiz-

wicklung waren. Methodendiversität ermöglicht Variantenreichtum

zierten, war Arno Lederers Frage: „Verlegen sich

für Lebenszusammenhänge. Das interessiert junge Menschen …

auf die Prozessgestaltung nur die Kollegen, die

sie profitieren vom Masterstudiengang gleich zweimal, denn er

bisher nicht so viel Erfolg bei der Werkgestaltung

ist berufsbegleitend: von Theorie und Praxis, von der Kunst der

hatten?”

Lebenszusammenhänge, von Prozessarchitektur. ■

Ein Blick auf erste Ergebnisse Prof. Swen Geiss

N

ach 2,5 Jahren Praxistest „Prozessarchitektur”

und Bedürfnissen der Betroffenen im Vordergrund des Projekts. In

hat zwischenzeitlich auch der zweite Jahrgang

der weiteren Bearbeitung fokussierte die Arbeit auf die Entwicklung

von Studierenden das zentrale Jahresprojekt im Master abgeschlossen. Somit ist es uns nun

eines vereinsgetragenen Handlungsansatzes. Unter dem Titel Konzeption + Entscheidungsgrundlage für die

möglich, einen [ersten] Blick sowohl auf die Mög-

Modernisierung der Gebäude P1,P4 und P5-7 hat sich Daniel Richter

lichkeiten als auch auf die konkreten Ergebnisse

im gleichen Jahrgang mit ca. 27.000 m² in die Jahre gekommener

im Master Prozessarchitektur zu werfen.

Hochschulbauten der Universität Paderborn beschäftigt. Seine

Unter dem Titel Fluchtpunkt Europa hat Mira

Arbeit zielte darauf, im kommenden Nutzungszyklus der Ge-

Walcher im ersten Studierendenjahrgang die

bäude eine (noch) höhere Flexibilität im Gebrauch, eine radikale

Grundzüge und Themen einer Projektentwicklung

Ressourcenreduktion im Betrieb und - als besonderes Novum - eine

erarbeitet, die eine würdige, lebensnahe und des-

höhere Nutzerakzeptanz durch Beteiligung im Planungs- und

halb dezentrale Unterbringung von Menschen im

Realisierungsprozess zu erlangen. Inhaltliche Besonderheit waren

(in der Bundesrepublik oftmals Jahre dauernden)

eine Nutzerbefragung, die Dokumentation und Auswertung der

Asyl-Bewerbungsverfahren anstrebt. Dabei stand

projektbestimmenden Parameter sowie systemische Vorstudien zur

die Recherche zum Problemfeld der aktuellen

Transformation einzelner Gebäudeteile vor dem Hintergrund der

Asylbewerberunterkünfte, zu Lebensrealitäten

vorgenannten Ziele.

72


Max Hoff hat sich in seiner Arbeit Tent of

vergleichsweise komplexen Planungswerkzeugs für Prozessarchitek-

Nations einen Masterplan für das gleichnamige,

tur und „bohrt” an einer Stelle sehr tief in das Feld der Prozessar-

internationale Begegnungs- und Bildungszentrum

chitektur.

in den Bergen von Palästina, nahe Bethlehem

Die Arbeit von Maren Brixius und Benjamin Bauske ist auf-

erarbeitet. Das Projekt sucht einen Gegenentwurf

grund der Breite des Themas [Bezahlbarer Wohnraum] „näher” an

zur Kultur der Konfrontation, der räumlichen

den Arbeiten des ersten Jahrgangs. Mit großer Virtuosität spannt

und sozialen Trennung und zum Kampf u.a. um

die Arbeit den Bogen von der Problemanalyse über mögliche

begrenzte Ressourcen. In der Arbeit wurden die

Projektprofile bis hin zu konkreten Projektentwicklungen, wobei

Grundlagen und Randbedingungen des Projekts

Detailstudien einen Ausblick auf eine mögliche Realisierung bieten.

zusammengetragen und darüber hinaus ein Mas-

Zusammenfassend erweitern die Arbeiten des zweiten Jahrgangs

terplan mit strategische Zielen der sukzessiven

sowohl das methodische Repertoire als auch die Arbeitsfelder

Entwicklung des Geländes definiert.

der Prozessarchitektur. Zugleich bieten die Arbeiten zahlreiche

Anna Marchenko, die ihren Weg zu uns aus

Ausblicke, wie die verschiedenen Ansätze der Projektentwicklung

der Ukraine suchte, hat Ihre Jahresarbeit Wohnen

die folgenden Architektur- und Planungsprojekte informieren und

am Rand drei Wohnquartieren der 1960er – 1980er

qualifizieren können.

Jahre in Dnjepropetrowsk gewidmet und damit

Aus meiner Sicht hat der Master mit der Ausweitung der

brennende Zukunftsfragen des städtebaulichen

Arbeitsthemen und der Arbeitsansätze einen guten und wichtigen

und architektonischen Erbes der Sowjetzeit

Schritt im Spannungsfeld zwischen Prozess und Architektur vollzo-

erörtert. Neben einer soliden Bestandsaufnah-

gen. So betrachtet wächst bei mir das Vertrauen in den Ansatz des

me inkl. Vor-Ort-Recherche und Bewohner-

Masterangebots. Bis zur externen Begutachtung in der Re-Akkre-

Interviews recherchierte Anna (vergleichbare)

ditierung im Jahr 2015 bleibt aber noch einiges zu tun! In diesem

Referenzprojekte in Europa und Asien. Die Arbeit

Sinne sind Kollegen und Studierende aufgefordert, beherzt und

konzentrierte sich im Weiteren auf die Entwick-

zugleich kritisch das Angebot des Masters mit weiterzuentwickeln,

lung strategischer aber sehr wohl differenzierter

denn … there is definately potential for improvement! ■

Handlungsansätze mit collagehaften Ausblicken in eine radikal veränderte Zukunft. Wissend um die Komplexität und die Dimension der Aufgabe, suchte die Arbeit mehr nach robusten, ggf. wiederkehrend nutzbaren Werkzeugen, denn nach konkret ausgearbeiteten Lösungen. Trotz aller Unterschiedlichkeit lag den Arbeiten immer eine Problemlage und eine Ausgangsfrage von gesellschaftlicher Relevanz zugrunde. Insofern erweitern die Arbeiten das Tätigkeitsfeld der Prozessarchitektur weit über ausschließlich ‚räumliche‘ Fragen hinaus. In allen Projekten stand die Projektstrukturierung, die Entwicklung strategischer Handlungsansätze und Handlungsfelder und Werkzeuge für mögliche Umsetzungsstrategien im Vordergrund der Bearbeitung. Mit diesem ersten Arbeiten wurden insofern (erste) gute Grundlagen einer (zukünftigen) Praxis der Prozessarchitektur gelegt. Die in diesem Jahr präsentierten, auf den folgenden Seiten teilweise dokumentierten Jahresarbeiten KIBE-Haus (Kinderbetreuungshaus von Filip Voß), ein imaginatives Planungswerkzeug (Matthias Killge) und Wunne för nit vill (Benjamin Bauske und Maren Brixius) bauen darauf auf und profilieren den Master und das Arbeitsfeld der Prozessarchitektur in überzeugender Weise weiter. In dem Projekt KIBE-Haus, war es aufgrund der Aufgabe und des Interesses des Bearbeiters möglich, den Bogen von der Projektentwicklung bis hin zu einer konkreten Prozessarchitektur zu spannen. Matthias Killge hingegen konzentriert seine Arbeit ausschließlich auf die Entwicklung eines

Fotos: Nola Bunke

73


… einen (stand-)ort … s m l xl Text: Swen Geiss // MA 4.1 Ing.-wiss. Rahmenbedingung der Standort- und Projektentwicklung // Prof. swen geiss // 1. Semester … befragen, bewerten … und dokumentieren

I

nhalte und Ziele Im Rahmen des Grundmoduls MA 4.1 – Architektur I Rahmenbedingungen [nachhaltiger] Standort- &

Projektentwicklung sollen die Teilnehmer einen selbstgewählten Standort umfangreich und beispielhaft erfassen, die mit ihm verbundenen Einschränkungen erkennen und seine Entwicklungspotentiale als Startpunkt einer Projektentwicklung in alternativen Szenarien prüfen und bewerten. Dabei sind folgende Handlungsfelder zu bearbeiten: Planungskontext Grundstück & Gebäudebestand Dokumentation, Analyse & Bewertung des Grundstücks und ggf. des Gebäudebestands hinsichtlich Grundstück, Bauland, Baugrund und Topographie, Kartografie, historischer Entwicklung und aktueller Nutzungen, Ökologie, vorhandener Bebauung baurechtlicher Voraussetzungen. Planungskontext Quartier & Region Dokumentation, Analyse und Bewertung des näheren und weiteren Planungskontexts hinsichtlich Stadtökologie, lokaler/regionaler Umweltressourcen, sozialer Infrastruktur, technischer Infrastruktur, wirtschaftlicher und kultureller Infrastruktur, planungs- & baurechtlicher Rahmenbedingungen, Entwicklungsflächen, Brachen, Störungen und besonderer Potentiale. Entwicklungsstrategien Aufbauend auf der vorherigen Dokumentation, Analyse und Bewertung sind die Beschränkungen, Ressourcen und Potentiale des Standorts und des lokalen / regionalen Kontexts zu visualisieren und in eine Entwicklungsstrategie mit Projektidee zu überführen und bzgl. folgender Punkte zu konkretisieren: übergeordnetes /spezifisches Leitbild nachhaltiger Entwicklung, städtebauliche Strategie, gebäudeplanerische Strategie und Nutzerspektrum, Strategieansätze der Ressourcenoptimierung. Arbeitsweise Die Erarbeitung und Anwendung der Inhalte erfolgt in einem wöchentlichen Seminar unter Teilnahme aller Studierenden. Dieses beinhaltet einführende Vorträge, Seminarbeiträge sowie die Diskussion der individuell zu bearbeitenden Projekte. Diese sind kontinuierlich in einem Semesterportfolio zu dokumentieren. Dabei sind entsprechend der Eigenart des gewählten Standorts auch offene Fragen und ggf. zusätzlich wünschenswerte Informationen und externe Fachexpertise zu definieren und zu dokumentieren. ■ 74


Standortanalyse Essen s m l xl AnnaLena Hänel // MA 4.1 Ing.-wiss. Rahmenbedingung der Standort- und Projektentwicklung // Prof. swen geiss // 1. Semester

Lageplan Essen

D

ie Aufgabenstellung der Standortanalyse sah

herauskristallisierten. Ein erstes ist das Potential

vor, ein ungenutztes, brachliegendes Grund-

Kinder, da der Stadtteil verhältnismäßig viele

stück zu suchen, um dieses in verschiedener Hin-

Kinder hat, woraus sich das Entwicklungsszenario

sicht zu analysieren und skizzenhafte Entwick-

eines betreuten Kinderspielplatzes ergab, welcher

lungsszenarien zu erarbeiten. In diesem Sinne

den Abriss der Kirche beinhaltet. Ein weiteres

beschäftigt sich dieses Projekt mit der Umnutzung

Potential des Stadtteiles ist Wohnraum, denn

von Kirchen, da das Bistum Essen 100 Kirchen

günstige Mieten bei geringem Leerstand und eine

aus der Finanzierung nimmt, d.h. diese eine neue

gute Verkehrsanbindung bieten die Möglichkeit,

Nutzung suchen. Von den vier möglichen Kirchen

die Kirche für Wohnen umzunutzen. Das dritte

auf Essener Stadtgebiet fiel die Wahl auf die Kir-

Potential zeigte sich in Hinblick auf die gesamte

che St. Anna im Stadtteil Essen-Altendorf. Zwar

Stadt Essen, welche als „Einkaufsstadt” gilt und

lagen für diese Kirche keine Pläne vor, jedoch ist

woraus sich das Entwicklungsszenario Basar /

sie nicht denkmalgeschützt, weshalb ein freier

Tauschbörse ableitet, in der Idee, die Ressour-

Umgang möglich war. Der Stadtteil Altendorf

cenoptimierung bis hin in den Kleiderschrank zu

bietet viele Potentiale, die sich aus der Analyse

denken.

bis 6 Euro / m2

6 - 7,50 Euro / m2

Essen Mietniveau

Essen Altendorf

Altendorf Szenario Wohnen

Essen Leere Kirchen

Grundriss Wohnen

Schnitt Wohnen

Piktogramm Wohnen

75


Parkhaus-café im Rheinpark, köln s m l xl Paula Kurz // MA 4.1 Ing.-wiss. Rahmenbedingung der Standort- und Projektentwicklung // Prof. swen geiss // 1. Semester

D

er unter Denkmalschutz stehende Bau des Grazer Architekten Rambald von Steinbüchel-Rheinwall wurde anlässlich der

schlaf mal

saal

Bundes-Gartenschau 1957 fertig gestellt. Seit Anfang der 90er Jahre wird in dem drei-geschossigen Gebäude, das sich mittlerweile in einem mangelhaften baulichen Zustand befindet, nur noch ein Kiosk betrieben. Die Stadt Köln sucht für das Parkcafé seit einigen Jahren nach einem Investor. Bei der Suche nach nachhaltigen

zwischennutzung bei

Entwicklungs-Szenarien für das Parkhaus-Café im Rheinpark geht

akutem

es darum, einen Projektbogen zu spannen, von den Ideen und

wohnraumversagen

Zielen der Bundesgartenschau 1957 ausgehend, über den heutigen Zustand des Gebäudes, hin zu neuen Nutzungsmöglichkeiten in naher Zukunft. Grundgedanke hierbei ist es, einen Ort im Sinne einer Generationengerechtigkeit wieder mit leben zu füllen, um ihn den Bürgerinnen und Bürgern wieder zugänglich zu machen. Die Konzepte entwickeln sich dabei durch und an den Bausteinen von Ökonomie und Sozialem. Szenario I: Denk Mal Rockabilly/Pop-Kultur Szenario II: Schlaf Mal Saal/Sub-Kultur Szenario III: Schenk Mal Residenz/Hoch-Kultur

nutzung

Szenario II: Schlaf Mal Saal/Sub-Kultur Zwischennutzung bei akutem Wohnraumversagen durch Schlafsaal, Wärmestube, Café, da die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Köln dringend Alternativen zur herkömmlichen Unterkunft fordert, geht es bei der Zwischennutzung darum, die Lücke an Aufenthaltsmöglichkeiten bei akutem Wohnraumversagen, durch ein niederschwelliges Angebot zu füllen. Dazu kann das Parkhaus-Cafe eine Plattform anbieten, die in Selbstverwaltung durch die Beteiligten und temporären Innenausbauten eine Low-Budget-Nutzung des denkmalgeschützten Objekts, das in den Händen der Stadt belassen wird, darstellt. Darüber hinaus kann sich längerfristig eine Initiative entwickeln, die an nachhaltigen Alternativen zu dem Bedürfnis der Behausung forschend tätig ist.

selbstverwaltung/ rezeption

schlafen

wärmestube + cafe

lager-und nutzräume

76


Lageplan

Grundstücke

Ecklagen in Darmstadt s m l xl CHRISTINE LANG // MA 4.1 Ing.-wiss. Rahmenbedingung der Standort- und Projektentwicklung // Prof. swen geiss // 1. Semester

D

ie Arbeit „Ecklagen in Darmstadt“ beschäftigt sich mit zwei prominenten Grundstücken in

der Innenstadt Darmstadts. Bei beiden handelt es sich um durch die interessierte Öffentlichkeit deutlich wahrgenommene Ecklagen, die sich seit längerer Zeit in ungenutztem Zustand befinden. Die Studienarbeit möchte sich durch die Zusammenstellung und Analyse der jeweils geltenden Rahmenbedingungen den herrschenden Einschränkungen der Liegenschaften annähern, um eine Basis für zukünftige Verwendungs- und Planungsoptionen zu schaffen und mögliche Gründe für das Brachliegen aufzudecken. Durch die Gegenüberstellung der beiden Situationen wird gezeigt, wie unterschiedlich die Rahmenbedingungen beider Grundstücke schließlich sind, obgleich sich ihre Typologie, Fläche und Lage in der Stadt auf den ersten Blick sehr ähneln. Faktoren wie benachbarte ältere Bausubstanz, erhöhtes Verkehrs- und Anlieferungsaufkommen, direkt anliegende nachteilige Nutzungen, Eigentumsverhältnisse, planungsrechtliche Vorgaben und die Ausrichtung einer möglichen Bausubstanz gen Norden oder Süden nehmen tiefen Einfluss auf das Spektrum möglicher Planungen. Den Abschluss der Studie bilden skizzenhafte Geschichten, die als Inspirationen und Ideen zum Überdenken der Situation und Anstoßen neuer Impulse verstanden werden dürfen. ■

6 Szenarien

77


Wunne för nit vill Jahresprojekt Benjamin Bauske + Maren Brixius // MA 3.1 Forschungsforum + Projektstudium // Prof. swen geiss + Prof. Dr. Florian KlugE // 2./3. Semester Geba ute

Neue Modelle für sozialen Wohnungsbau in der Stadt Köln

N a c h h a l t i g ke i t s s t r a t e g i e

keit altig hh ac

D

er Wohnraum im Stadtgebiet Köln ist für Mieter mit geringem

ig chhalt keit a N

Einkommen kaum noch finanzierbar.

Zwei Zahlen belegen das Problem: Noch nicht einmal neun Pro-

zent der Kölner Mietwohnungen sind zur Zeit an die Preisvorgaben des sozialen Wohnungsbaus gebunden. Fast die Hälfte aller Kölner hätten aufgrund ihrer Einkommenssituation hingegen das Recht, hier zu wohnen. Zusätzlich befeuern renditeorientierte Interessen

le

den Wohnungsmarkt. In Zeiten beschränkter öffentlicher Mittel

sozialwirtschaftliche Modelle

So zia

liegt der Investitionsschwerpunkt auf Seiten der Privatwirtschaft. Sozialer Wohnungsbau jedoch ist – zumindest auf dem Papier –

N

architektonisch stadträumliche Konzepte

öffentlich-rechtliche Instanzen

nicht nur Nothilfe für die Ärmsten. Einige Fragen stellten sich als bislang ungeklärt heraus und auf viele Aspekte gibt es nur unzureichende Antworten: Welchen wirtschaftlichen Herausforderungen muss sich der soziale Wohnungsbau gegenwärtig stellen? Bedarf es einer neuen Förderpolitik für die Investoren und /oder für die Betroffenen? Braucht es ein grundlegend neues Konzept? Auf welchen innerstädtischen Standorten ist bezahlbarer Wohnraum realisierbar? Mit welchen Sicherungsfunktionen lässt sich Wohnraum vor den gegenwärtigen Tendenzen des spekulativen Markts schützen? Antworten auf diese Fragen zu finden ist derzeit in aller Munde: Präsident der Architektenkammer NRW Hartmut Miksch spricht davon, nicht länger „größer, höher und kühner” zu planen, sondern

sozial-wirtschaftliche Modelle

för nit vill“ hat die Dynamik des Themas und die Notwendigkeit zu handeln rasant zugenommen. Die Thematik ist in allen Medien präsent und wird zu einem wichtigen Themenschwerpunkt im Bundestagswahlkampf. Das in der vorliegenden Arbeit entwickelte Konzept enthält einen vielfältigen und flexiblen Baukasten, der die für neue Denkmodelle notwendigen Bausteine aufzeigt. Die sinnvolle – und stark situationsabhängige – Kombination von Akteuren, Finanzierungswegen, Trägermodellen, Beteiligungsverfahren und Liegenschaften ergibt eine Vielzahl von möglichen Szenarien. Die zwölf im Rahmen dieser Arbeit exemplarisch detaillierten Szenarien belegen, wie der soziale Wohnungsbau wiederbelebt und weiterentwickelt werden könnte. In sieben Vertiefungsstudien auf innerstädtischen Grundstücken in Köln konnte darüber hinaus stegreifartig gezeigt werden, wie solche Szenarien in durchführbare Prozessen münden, bzw. bauliche Lösungen überführt werden können.

gGmbH

Kleinstkredite

Erbbaurecht

Mietersyndikat

Wohnen als Tauschbörse

Wohnraum Sharing

„Solvente Privatiers“ Mietkauf

Stiftungsfinanzierung Mietminderung d. Engagement und Eigenleistung

nachhaltige Verwaltungsstrategien Genossenschaft Kleinstspender Anreize für private Investoren

schwer bebaubare Fläche temporärer Standort energetische Sanierung „bunte“ Mischung im Gebäude Randlagen schwierige Restgrundstücke Umnutzung von Leerstand Bau in Eigenleistung Life Cycle: Dauerhaftigkeit u.niedrige Betriebskosten

kommunalpolitische Maßnahmen

KfW-Kredit

stabile Miete auf viele Jahre

Einkommensaufstockung

Dichte-Bonus GFZ/GRZ erhöhen

IGA/Buga-Fördermittel

Stellplatz Erlass

KdU

soziale Bodennutzung

Wohngeld

Richtlinien für „Soz. Whg.sbau“ novellieren

soziale Wohnraumförderung der Länder

einkommengebundene Mietpreise

NRW. Bank

Stabstelle zur Koordination des Baukastens

GLS Bank

Inclusionary Zoning

ungewöhnliche Fördergelder

Housing Impact Fee

Novellierungen im Woh.-Förd. Gesetz

Baulücke

Vertical Garden sanierungsbedürftiges Bestandsgebäude städtisches Grundstück

privates Grundstück

Kleinstmaßnahmen Wohnungsbaugesellschaft Patenschaft

Attraktivierung von C-Wohnlagen

GmbH der Stadt

Der Baukasten Dienstleistungen

zielgruppengebundene Vermietung

(bestehende) Fördermittel

städt. Liegenschaftsausschreibung

Sponsoring

Stiftung zahlt Genossenschaftsbeiträge

78

Modulsystem/Parasit

Non-Profit-Investor

Die folgenden Seiten bieten einen kleinen Überblick über die einjährige Arbeit.

öffentlich-rechtliche Instanz

Mitfinanzierung über Umlage

„ressourcenschonend und sozial”. Während der einjährigen Bearbeitungszeit des Projekts „wunne

architektonisch-stadträumliche Konzepte


[12 Szenarien] SZENARIO I

SZENARIO VII

Wohnen auf gepachtetem Boden

Zukunftsperspektiven rechts des Rheins

SZENARIO II

SZENARIO VIII

Sozialer Mehrwert durch Eigenleistung

Neue Anreize für Investoren

SZENARIO III

SZENARIO IX

Temporäre Konversion

Mietminderung durch Eigenleistung

SZENARIO IV

SZENARIO Xa

Stadt Köln feat. Mietshaussyndikat

Modular Homes // Parasit

SZENARIO V

SZENARIO Xb

Genossenschaftliches Wohnen durch Stiftungsgelder

Modular Homes // Mobile Homes

SZENARIO VI

SZENARIO XI

Mietpaten

Innovative Bau- und Landschaftsausstellungen

Zielgruppengebundene Vermietung

Randlage

KFW Kredit

Sanierungsbedürftiges Bestandsgebäude

alternative Fördergelder

SZENARIO XII

energetische Sanierung Attraktivierung von C-Wohnlagen

Sanierung und Attraktivierung Finanzierer

Rahmen

Land NRW

Stadt Köln

Stadt Köln

Familien

Träger

Nutzer

Die Stadt Köln vertritt den Standpunkt, dass es im gesamten Stadtgebiet genug Wohnraum für alle gibt. Das große Problem sind die vielen Single-Haushalte, die große familiengeeignete Wohnungen blockieren sowie die im Mietpreis steigenden Trendviertel, die den Markt anheizen. Weshalb also nicht Standorte attraktivieren, die mit Leerstand zu kämpfen haben und derzeit noch unbeliebt zum Wohnen sind? Mit einfachen Mitteln kann man zum Beispiel durch behutsame Eingriffe in den Freiraum neues und anderes Angebot schaffen, wie Selbstversorger - Gärten, gemeinschaftliche Werk- und Aufenthaltsflächen, Spielflächen für Kinder im Einsichtsbereich der Eltern... Die Stadt Köln kann mit ihren Bestandsgebäuden in „C-Lagen“ beispielhaft voran gehen. Anknüpfungspunkte: Weltquartier, IBA Hamburg (vgl. Führung IBA Hamburg 05 / 2012)

79


S Z E N A R I O X b Modular Homes // Mobile Homes

[7 Studien] Ko m b i n a t i o n S z e n a r i o u n d G r u n d s t ü c k SZENARIO II

Grünstraße / Danzierstraße

Sozialer Mehrwert durch Eigenleistung

S Z E N A R I O I I I Temporäre Konversion

Hafenstraße 10 - 12 // Mülheim

Stu die

2

Stu die

7

Bürostraße // Braunsfeld

Studie 3

S Z E N A R I O I Selbstverwaltetes Wohnen auf gepachtetem Boden

Äußere Kanalstraße / Venloerstraße// Bickendorf

S Z E N A R I O V I I Zukunftsperspektiven rechts des Rheins

Otto-Gerig-Straße // Deutz

Studi

i Stud

e1

e5

Stu die 4

S Z E N A R I O V I I I Neue Anreize für Investoren

S Z E N A R I O X I I Sanierung und Attraktivierung Mietminderung durch Eigenleistung

Dasselstraße 1-29 // Innenstadt

Burgenlandstraße 7 // Kalk

Studie

6

SZENARIO IX

Auszug aus Studie 7:

Ralf, (27)Messebauer, Nadine, (23)Krankenschwester Meine Freundin und ich hatten schon seit langem vor zusammenzuziehen. Wir suchten etwas Kleines, was wir uns leisten konnten und wo wir nicht so viele Möbel neu anschaffen mussten. Ich bin sowieso ständig auf Montage und Nadine macht viele Nachtdienste. Hier an der Danzierstraße habe wir jetzt unser „eigenes“ kleine Häuschen mit schönem Gärtchen bezogen. Diese „Mobile Homes“ sollen hier vorerst für fünf Jahre stehen, danach werden alle abgebaut und auf der nächsten Fläche wieder installiert. Für uns eigentlich optimal: In fünf Jahren planen wir eine Familie zu gründen. Mal sehen wo wir dann wohnen...

Im Sommer grillen. Im Winter Schneemänner bauen. Auf der Couch „Tatort“ gucken.

Pasta Arrabiata kochen.

Die Vorfabrizierbarkeit der Mobile Homes spart rund zwei Drittel der Baukosten im Vergleich zu einer konventionellen Vor-Ort-Bauweise. Als Vergleichsobjekt zur überschläglichen Kalkulation diente ein Holzrahmenbauwerk mit Niedrigenergiestandard ohne Unterkellerung und durchschnittlichem Ausstattungsstandard. Hier lagen die Bruttobaukosten bei etwa 929€/m2 BGF. (nach BKI Baukosten / Gebäude, 2012, Einfamilienhäuser in Holzbauweise) Zusätzlich zu den Baukosten sind die Kosten für Hausanschlüsse und Ver- und Entsorgung mit etwa 27.653€ (nach BKI Baukosten / Positionen, 2012, Entwässerungskanalarbeiten) für die 70 Wohneinheiten zu berechnen. Somit kann man von einer Konstruktionssumme pro Wohneinheit von 33.839€ (inkl. Erschließungskosten) ausgehen. Zum Vergleich: Geförderter Wohnungsbau Max-Fremery-Str.1, Köln-Bickendorf; 107.450€ pro Wohneinheit.

80

Ko s t e n

3 3 . 8 3 9 € p ro

Comics lesen.

Montage

5 Jahre

Passt alles rein. Sonntags schlafen solange man will.


Um den sozialen Wohnungsbau tatsächlich zu revitalisieren,

V. Spielregeln anpassen Ebenfalls an die aktuellen Bedingungen

bedarf es mehr. Die folgenden sechs abschlieSSenden Realisie-

angepasst werden müssen die Wohnraumförderungsbestimmungen.

rungsimpulse zeigen, was zur Umsetzung notwendig ist und

Diese fordern einen baulichen Standard, der den von freifinanzier-

sollen dazu anregen, der Problematik mit Hilfe der neuen Lö-

ten Wohnungen übersteigt und somit für Investoren unattraktiv

sungen entgegenzutreten.

macht. Ferner erscheint es kontraproduktiv, wenn die Politik den Trend zum steigenden Flächenverbrauch pro Person aktiv unter-

i. Pauschalmodell abschaffen In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft

stützt, indem sie die Förderrichtlinien des sozialen Wohnungsbaus

reichen die bestehenden Pauschalmodelle für den geförderten Wohnungsbau nicht

in Bezug auf Wohnungsgrößen und Ausstattungsstandards konti-

mehr aus. Auf die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Zielgruppen

nuierlich anpasst. Es ist notwendig, die vorhandenen politischen

muss passend reagiert werden. Zudem sind Grundstücke ein rares Gut geworden.

Steuerungselemente zu nutzen und zielgerichtet zur Erhaltung der

Geförderter Wohnungsbau sollte auf allen innerstädtischen Wohnbaulagen möglich

Balance auf dem Mietwohnungsmarkt einzusetzen. Die Anpassung

sein und unabhängig von der Grundstücksgröße betrachtet werden. Die Komplexität

der Richtlinien sollte auf kommunaler Ebene geschehen – zum

und Diversifizierung der Rahmenbedingungen und Akteurskonstellationen machen

Beispiel in der Bauleitplanung, aber auch in den Wohnraumförde-

es zwingend notwendig, projektspezifisch auf Grundstück, Nutzer und lokale, bzw.

rungsbestimmungen.

regionale Gegebenheiten zu reagieren.

VI. Experimente wagen Große Fragen erfordern mutige Antworten!

ii. Modelle flexibler gestalten Die neuen Modelle für bezahlbaren Wohnraum

Köln hat die Möglichkeit voranzugehen und das drängende

werden komplexer und zugleich flexibler. Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte

Bedürfnis nach bezahlbarem Wohnraum auch als eine Chance der

Baukastenprinzip stellt das hierfür notwendige und adaptierfähige Gerüst dar. Über

Stadtentwicklung zu begreifen und mit mutigen Experimenten zu

eine entsprechende Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten sind Mischfinanzierun-

antworten. Gefragt sind Pilotprojekte, die nicht nur zu einer spürba-

gen sowie die aktive Einbindung von Bauträgermodellen zu prüfen und räumliche

ren Entlastung auf dem Wohnungsmarkt führen, sondern auch eine

Bestandspotentiale zu nutzen.

beispielhafte Herangehensweise für andere Großstädte darstellen

i. Mischfinanzierungen Private Wohnmodelle, wie das der Baugruppe oder der

können. ■

Baugenossenschaft zeigen, dass auch größere Projekte realisierbar werden, wenn man gemeinschaftlich finanziert. Übertragbar in den geförderten Wohnungsbau wäre diese Finanzierungsweise durch eine intelligente Vernetzung von privatem Kapital, bestehenden Fördertöpfen und die Akquirierung alternativer Fördermöglichkeiten. Auch von Nutzerseite wäre eine aktive Beteiligung in Form von Selbstbau-Anteilen denkbar. Stiftungen könnten sich im Wohnungsbau stärker engagieren. ii. aktive Einbindung von Bauträgermodellen Die Zusammenarbeit der Stadt mit verschiedenen Bauträgern kann dazu führen, dass wieder bezahlbarer Wohnraum realisiert werden kann. Zahlreiche Beispiele waren schon erfolgreich: In Wien arbeitet die Stadt mit Planerstäben und Bauträgern in einem Wettbewerbsverfahren zusammen. In Berlin werden Trägern Grundstücke in Erbpacht zur Verfügung gestellt. iii. räumliche Bestandspotentiale nutzen In der Kölner Innenstadt gibt es kaum noch verfügbare Grundstücke auf dem Markt. Dennoch lassen sich ungenutzte Potentiale identifizieren. Diese sind ebenso in Form von innerstädtischen Restgrundstücken und Industriebrachen zu finden, wie in ungenutzten und leerstehenden Gewerbe- und Büroflächen. iii. Akteure aktivieren In einer Großstadt wie Köln finden sich die unterschiedlichsten Akteure. Es gilt bestehende Kräfte für den bezahlbaren Wohnungsbau zu bündeln, Netzwerke aufzubauen und vorhandene Kompetenzen zusammenzuführen. Dies sollte nicht nur für Verwaltungsstrukturen gelten, sondern auch private und bürgerliche Initiativen einbeziehen. Ein Medium zum Austausch stellt die in der vorliegenden Arbeit konzeptionierte Stabstelle „wunne för nit vill” dar. Hier könnten Maßnahmen koordiniert, Finanzen verwaltet und bürgerliches Engagement aktiv eingebunden werden. IV. Paradigmen wechseln Die Bereitstellung von Wohnraum in ausreichendem Maße war im Laufe des 20. Jahrhunderts immer wieder eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Hand und bildete einen Teil der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge. In

Kontakt

den letzten drei Jahrzehnten zog sich der Aufgabenträger aus dieser ihm auferlegten

Projekthomepage

Verantwortung zurück. Der Anspruch an bezahlbaren Wohnraum ist heute jedoch

http: //www.teambquadrat.de.hm

nicht mehr mit den Mechanismen des freien Marktes zu realisieren. In Zeiten von

benjamin.bauske@student.alanus.edu

wachsenden Großstädten muss die öffentliche Hand wieder zurück zu ihrer ursprüng-

maren.brixius@student.alanus.edu

lichen Verantwortung gelangen. Fest steht jedoch auch: Ohne den freien Markt ist eine teilweise Finanzierung kaum noch möglich. Die Stadt sollte über Maßnahmen

[wunne för nit vill] unter:

zur Verpflichtung des Marktes nachdenken und diesen sinnvoll miteinbeziehen. Die Sozialverträglichkeit muss bei jedem größeren Bauvorhaben geprüft und über Auflagen eingefordert werden. Neue Anreize müssten von Seiten der Stadt geschaffen werden. So sind z.B. Stellplatzverminderung und Dichte-Bonus denkbar.

81


Ein imaginatives Architektur-Werkzeug Jahresprojekt Matthias Killge // MA 3.1 Forschungsforum + Projektstudium // Prof. swen geiss + Prof. Dr. Florian KlugE // 2./3. Semester Entwicklung eines imaginativen architektur-

Handlungsfelder und Anwendungen

werkzeuges – zusammenhänge von akteuren der

I. Ebene: Orientierung und Übersicht in der Grundordnung

Projektentwicklungs-Bauherren, architektur

Anwendung

und lebensqualitäten bei nutzern

• In Bauherrengesprächen, zwischen Architekten, Bauherren-Entwicklern und zukünftigen Nutzern

A

usgangspunkt, Aufgabenstellung und Ziel Ein Ausgangspunkt

• Für Baugruppen oder „Laien“, die durch ihre berufliche Situation

dieser Arbeit soll die Erfahrung der alltäglichen Lebenspra-

in die Rolle des Bauherren kommen

xis des Bauens sein, wo dem Bauherren als „Laien“, aber auch

• Orientierung in unübersichtlichen Situationen und zum Übersicht

professionellen Projektentwicklern, Architekten, Baufachleuten

schaffen im Prozessgeschehen

und Nutzern eine schier unübersehbare Vielfalt an Sachverhalten,

Ziele

Problemen, Aufgaben und Lösungsmöglichkeiten gegenübertreten,

• Klärung von Aufgaben, Verantwortlichkeiten, Machtbefugnissen

die in ihrer unmittelbaren Erscheinungs-Form eigentlich nicht zu

• Darstellung hierarchischer Verhältnisse (Freiheit, Zusammenar-

durchschauen sind. Ja, wenn der Einzelne das Gegebene in naiver

beit; Abhängigkeiten)

Weise auffasst (ohne denkendes Erkennen und Handeln), dann

• Bildhaftes Aufzeigen von funktionalen Beziehungen (z.B. von

können ihn die Ereignisse des Bauens durchaus überwältigen und es

Nutzeranforderungen und Projekt-Budgetplanung in der Immobi-

kann das Gefühl auftreten, dem Zwang ausgesetzt zu sein, etwas im

lienökonomie)

Bau-Entwicklungs-Prozess beurteilen und entscheiden zu müssen,

II. Ebene: Beobachtung und Denken auf Grundlage der Erfahrung

was nicht durchschaut und erkannt wird.

- Bild Imagination

Für Bauherren, Projektentwickler, Architekten und Nutzer soll

Anwendung In ruhiger meditativer Betrachtung

ein Architektur-Werkzeug in bildhaft-imaginativer Form geschaffen

Ziele

werden. Es gibt bereits sehr viel Wissen in Form von Büchern, Rat-

• Erfassen komplexer Zusammenhänge in konkret-bildhafter Form

gebern, wissenschaftlichen Abhandlungen oder Checklisten. Doch

und der allgemeinen Form des ideellen Prinzips

hilft alleiniges analytisches Wissen oft nicht weiter, wenn in kon-

• Schaffen gemeinsamer Ideen und Begriffe als Grundlage für Ur-

kreten Situationen Entscheidungen getroffen werden müssen. Das

teile und Entscheidungen von Entwickler-Bauherren / Architekten

anwachsende Wissen und die ständige Entwicklung der Technik

und den zukünftigen Nutzern

verbieten es sozusagen verallgemeinerte und abstrakte Definitionen

Methode Die Idee der Erkenntnis

von Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Gerade aus diesem Grunde

Auf Grundlage der Erfahrung, werden die Beobachtungen

soll die Entwicklung des imaginativen Architektur-Werkzeuges als

einzelner Wahrnehmungen vom Denken mit Ideen und Begriffen

einen Ausgangspunkt die aktuellen Erfahrungen der Fachleute und

durchleuchtet. Die denkende Tätigkeit bringt dann die beobachteten

die wirklichen Bedürfnisse der Bauherren in Entscheidungssituati-

Wahrnehmungen mit dem gedachten ideell-begrifflichen Prinzip

onen nehmen.

in eine solche bildhaft-imaginative Form, dass ein Zusammenhang

Die Strukturen einer übersichthaften Grundordnung, bildhaft

erkannt werden kann. Erst wenn in der Erkenntniss das tätige

dargestellte Zusammenhänge und der Gebrauch von Themenkarten

Selbst-Bewusstsein die „spezielle Form“ der wahrgenommenen

als Werkzeuge und Hilfsmittel in Entscheidungsprozessen wurden

Beobachtung und die vom Denken erfasste allgemeine Form des

so gestaltet, dass sie in verschiedensten Anwendungssituationen

ideellen Prinzips zusammenbringt, da kann von einer Wirklichkeit

einfach zu gebrauchen sind und sich selbst erklären.

im eigenen Bewusstsein gesprochen werden.

82


III. Ebene: Werkzeug und Hilfsmittel in Entschei-

Dem Nicht-Fachmann soll in einfacher Weise der Umfang und

dungsprozessen – Die Themenkarten

Spielraum für seine Entscheidungen offengelegt werden, damit

Anwendung

nichts übersehen oder vergessen wird und persönliche „Vorlieben“

• In Bauherrengesprächen und Workshop-

doch im Zusammenhang mit anderen Optionen gesehen werden

Situationen mit verschiedenen Projektbeteiligten,

können.

fachübergreifend

Im Gespräch werden Entscheidungen gemäß der Ziele als

Ziele

Motive der Projektentwicklung, auf Grundlage der beeinflussenden

• Darstellung verschiedener Optionen und Anfor-

Bedingungen und im richtigen Gefühl für eine stimmige Form ge-

derungen „vor den Augen” der Entscheider

troffen. Dem Gesprächsleiter einer „geführten Improvisation“ wird

• Einsehen von Grundlageninformationen für alle

die Aufgabe zukommen, die Balance im Kräfte-Spiel der Interessen

Prozessbeteiligte

herzustellen und Ergebnisse zu Entscheidungen oder Möglichkeiten

• Schaffen gemeinsamer Ideen und Begriffe durch

für alle Beteiligten zu dokumentieren.

Beobachtung und Denken, bei unterschiedlichen

In der Vorbereitung eines Gespräches oder Workshops kann der

Voraussetzungen der Erfahrung, als gemeinsame

Gesprächsleiter folgende Ordnung an Stellwänden zur Aufnahme

Urteilsgrundlagen

von Lösungsansätzen, Optionen und praktischen Überlegungen

• Sichtbarmachen und dokumentieren von Ge-

anstellen:

dankengängen und Entscheidungen

(1) Mittig - Die Themenfelder, welche zur Entscheidung anstehen

Methode

(z.B. der gewünschte energetische Gebäude-Standard, Baustoffe und

Die Themenkarten mit Fachinformationen

Konstruktionen, die gebäudetechnischen Anlagen).

(z.B. „Passivhaus”), stellen eine gemeinsame Wis-

(2) Linksseitig – die Anforderungen, welche Bedingungen an die zu

sensgrundlage für die im Entscheidungsprozess

entscheidenden Themenfelder stellen (z.B. Nutzungsanforderungen,

beteiligten.

Raumprogramm, Qualitätsansprüche, funktional-organisatorische

Ein Themenfeld-Set (z.B. Energetischer Ge-

Raumbeziehungen).

bäude-Standard, Heizungsanlagen, Material Wand

(3) Rechtsseitig – Ziele und Motive der Projektentwicklung (Pro-

usw.) besteht aus den einzelnen Themenkarten in

jektthema, angestrebtes Image, rechtlicher Rahmen, Immobilien-

„Blanco“-Ausführung als Fachbegriff oder Idee.

Ökonomie, Budget-Finanzierung, Ressourcen-Optimierung usw.) ■

Themenkarten mit Fachinformationen

„Blanco“-Themenkarten als Set eines Themenfeldes

83


84


Übersicht und Orientierung in der Grundordnung, I. Ebene

Bestandteile des Konzeptes

elles Prinzip und wahrgenommene Erfahrungen zusammengeführt

1. Die Objekte der Grundordnung – zur Übersicht, Orientierung

werden für Beobachtung und Denken zur Erkenntnis

und Darstellung hierarchischer Verhältnisse

3. Die Themenkarten - mit Fachinformationen, Hinweisen zur

2. Die Bild-Tafeln – auf denen Zusammenhänge von den Akteuren

„geführten Improvisation“ in Bauherrengesprächen

der Bauherren-Projektentwicklung, der Architektur und Lebens-

4. „The White Cube“ als Aufbewahrungsgefäß

Nutzungs-Qualitäten in bildhafter Form dargestellt sind, indem ide-

5. Benutzerhandbuch und Erläuterungen sind in Vorbereitung

85


Getreidesilo Masterthesis Anna marchenko // MAsterthesis // Prof. swen geiss + Prof. Dr. Florian Kluge // 4. Semester

I

n dieser Arbeit handelt es sich hauptsächlich

Nutzer sollen sich zu einer Baugenossenschaft

um ein Umnutzungskonzept für ein Brachlie-

zusammenfinden und die Entwicklung der

gendes Grundstück eines ehemaligen Getreide-

Fläche mitgestalten. Kultur-, Kunst-, Sport- und

silos in Charkiw, Ukrainie. Das Projekt orientiert

Bildungsinstitutionen sollen sich auf der Fläche

sich an sozial benachteiligten Gruppen, um diesen

ansiedeln. Die Nutzer sind aufgerufen eigene Pro-

eine Chance zur Selbstverwirklichung zu geben.

jekte, wie urbanes Gärtnern, Jugendbetreuungen,

In Folge der schwierigen Finanzsituation in der Ukraine erhalten junge Menschen wenig

Kunstprojekte usw. zu initiieren. Das Projekt soll die Bedürfnisse, Probleme und Lebensweisen von

Unterstützung vom Staat. Gebührenpflichtiges

jungen Menschen in die Gesellschaft transpor-

Studium, Korruption in der Ausbildung und nied-

tieren. Die Entwicklungen in den neu geschaffe-

rige Löhne erschweren das Leben von Studenten,

nen Organisationen können die Tendenzen im

Absolventen und jungen Familien. Andererseits

Arbeitsmarkt beeinflussen und das Kulturleben

liegen in großen Industriestädten wie Charkiw

der Stadt fördern.

viele Industrieflächen aus Sowjetzeiten ohne Nutzung und ohne Zukunft brach. Das Silo-Projekt ist als Non-Profit-Organisati-

In dieser Arbeit hab ich mich mit ortspezifischen Problemen auseinandergesetzt und ein Organisations- und Finanzierungsmodell ausgear-

on geplant. Die Architektur des Prozesses steht im

beitet. Dieses Projekt kann als Handlungsmodell

Vordergrund dieser Arbeit. Die Umsetzung des

für die Umnutzung von Industrieflächen in der

Projektes ist stufenweise konzipiert. Überschüs-

Ukraine dienen.

se werden dabei in das Projekt reinvestiert. Die

Projektidee: “Erfolgreicher Start” Das Projekt ist grundsätzlich für sozial benachteiligte Gruppen wie Studenten, Absolventen und junge Familien konzipiert. Zweck des Projektes ist es, diesen Gruppen eine Unterstützung anzubieten um Ihnen eine Chance zu geben sich zu verwirklichen. Das Projekt soll eine starke Gemeinschaft mit gegenseitiger Hilfe bilden und das soziale Netzwerk stärken. Konzept Das Silo-Projekt ist als non-Profit Organisation konzipiert, wo die Hauptinitiative den Nutzern unterliegt. Das Projekt soll in sich andere kleine soziale und innovative Projekte entfalten, die von den Nutzern initiiert sind. Z.B. Urban-Gardening, Musik-Bands, Jugendbetreuung etc. Das Projekt soll die Bedürfnisse, Probleme und Lebensweise der Jugend in die Gesellschaft transportieren und damit die Aufmerksamkeit darauf lenken. Projektbereiche Das Silo wird für alle Kultur-, Kunst-, Sport- und Bildungsorganisationen offen sein. Die Entwicklungen innerhalb dieser Bereiche sollen die Tendenzen am Arbeitsmarkt beeinflussen und das Kulturleben der Stadt fördern.

86


Standortanalyse

Soziale Analyse

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Prinzipien • Es wird kein Profit angestrebt. Die Überschüsse werden im Projekt reinvestiert. • Das Projekt besteht aus mehreren Bauabschnitten. Die stufenweise Umsetzung sorgt dafür, dass das Projekt weniger Risiken birgt, flexibel ist und sich finanziell selbst tragen kann. • Jeder Betreiber verpflichtet sich, vertraglich den zugewiesenen Raum entsprechend zu bewirtschaften (inkl. der technischen Anlagen). • Für private Unternehmen gilt eine mietfreie Zeit von einem Jahr für den Fall, dass sie den Ausbau der gemieteten Flächen in Eigenleistung erledigen. • Jeder Betreiber der sich verpflichtet einen Anteil des Facility-Managements eines Gebäudes zu übernehmen, bezahlt eine reduzierte Miete. • Für Studenten wird eine mietfreie Zeit von einem Jahr gewährt, wenn sie sich an Gebäudeausbauten wesentlich beteiligen und eine Hilfe bei sonstigen Bauarbeiten sind. • Selbstinitiierte Projekte werden unterstützt. • Unternehmer, Handwerker, Künstler müssen ein Praktikum- bzw. einen Arbeitsplatz für Studenten anbieten. ■

88


89


Prozessqualität in der projektvorbereitung Masterthesis Daniel Richter // MAsterthesis // Prof. swen geiss + Prof. Dr. Florian Kluge // 4. Semester Prozessqualität in der Projektvorbereitung – mit dem Ziel einer nachhaltigen Immobilienprojektentwicklung

E

inleitung - Zielsetzung und Motivation Um eine Projektentwicklung erfolgreich durchzu-

führen, ist eine sorgfältige Vorbereitung unverzichtbar. Durch klar strukturierte und organisierte Prozessabläufe besteht in der Projektentwicklungsphase die größtmögliche Einflussnahme auf eine nachhaltige Immobilienentwicklung. Die Gesamtqualität einer Projektentwicklung setzt sich aus mehreren Einzelqualitäten zusammen. Dazu gehören neben der Prozessqualität zum Beispiel

Die Grafik verortet den in dieser Arbeit betrachteten Fokus im Projektverlauf.

die Qualität der Projektidee, die Datenqualität oder die Mitarbeiterqualität. Ziel der Masterarbeit war es zu untersuchen, was eine hohe Prozessqualität in den frühen Phasen eines Projektes ausmacht und wie diese ausreichend Berücksichtigung finden kann. Die Arbeit konzentriert sich auf die Projektentwicklung im engeren Sinne. Vorgehensweise und Methodik Da festgeschriebene Strukturen, wie die Schriftenreihe der AHO, die HOAI oder andere Richtlinien, keine neuen Erkenntnisse bieten, wurde das praktische Wissen über Prozessqualität in den frühen Phasen eines Projektes durch eine qualitative Befragung von Experten herausgearbeitet. Kapitel 1 der Arbeit stellt die Methodik der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von Experteninterviews dar. In Kapitel 2 wurden wesentliche Begriffe bestimmt und abgegrenzt. Dann erfolgte eine Zusammenstellung von wichtigen Prozessen und Aufgabenfeldern für die Projektvorbereitung aus wissenschaftlicher Literatur, Normen und Richtlinien, ergänzt um Erkenntnisse aus den durchgeführten Experteninterviews. Kapitel 4 legt besonderes Augenmerk auf die Berücksichtigung nachhaltiger Aspekte in der Projektvorbereitung. In Kapitel 5 wurde aus den Erkenntnissen der Interviews die Wirkungsweise eines qualitativ hochwertigen Projektvorbereitungsprozesses beschrieben und die wesentlichen Einflussfaktoren auf die Prozessqualität dargestellt. Möglichkeiten einer Maximierung der Prozessqualität in den frühen Projektphasen wurden aufgezeigt und konkretisiert. Abschließend wurden die Erkenntnisse zusammengefasst, ein methodisches Fazit gezogen und ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in der Projektentwicklung gegeben.

90

Die Grafik verdeutlicht den Aufbau und die Zusammenhänge der Arbeit.


Die Grafik zeigt die untersuchten Aufgabenfelder der Projektentwicklung i. e. S..

Zusammenfassung - Ergebnisse und Rück-

Was macht sie nun aus, die Prozessqualität

jektstruktur angepasst werden und dabei nur so

schlüsse Die untersuchten Aufgabenfelder der

in der Projektvorbereitung? Von einer hohen

umfangreich wie nötig sein. Wichtig erscheint ein

Projektvorbereitungsphase bieten eine große Frei-

Prozessqualität profitiert letztendlich das gesamte

interdisziplinärer Ansatz zu Projektbeginn, also

heit in der Prozessgestaltung und damit Möglich-

Projekt und damit alle Projektbeteiligten. Grund-

die parallele Berücksichtigung aller projektre-

keiten zu einer Qualitätssteigerung. Insbesondere

sätzlich ist davon auszugehen, dass eine hohe

levanten Aspekte und dabei die selbstverständ-

eine erschöpfende Erfassung und Festlegung der

Prozessqualität zu einem guten Projektergebnis

liche Beachtung der nachhaltigkeitsrelevanten

Projektziele, durch Zieldefinition, Bedarfsplanung

führt, ohne dass dies eine zwingende Bedingung

Gesichtspunkte. Einen hohen Stellenwert bei der

und Variantenuntersuchung, ist von enormer Be-

ist. Eine hohe Prozessqualität unterstützt zudem

Steigerung der Prozessqualität hat die Nutzerbe-

deutung für die Qualität des weiteren Projektver-

eine straffe Projektdurchlaufzeit, damit Projekte

teiligung, sowohl in der Bedarfsplanung als auch

laufs. Dabei gilt es, dem notwendigen iterativen

nicht länger dauern, als sie sollten.

im folgenden Planungsprozess. Eine frühzeitige Steigerung des Informationslevels wirkt ebenso

Prozess die Zeit zu geben, die er projektbezogen

Ein qualitativ hochwertiger Prozess ist von

benötigt, da Versäumnisse zu Projektbeginn nur

mehreren Eigenschaften geprägt: er ist zielori-

qualitätssteigernd wie eine gezielt eingesetzte

mit erheblichen Mehraufwand zu einem späteren

entiert und effizient, dabei akteursorientiert und

technische Unterstützung. Insgesamt sollten

Zeitpunkt geheilt werden können.

nachvollziehbar transparent. Projektspezifisch

Prozesse für alle Projektbeteiligten begreifbarer

kann ein beschleunigter Prozess sinnvoll sein, es

und nachvollziehbar transparenter aufbereitet und

vorgestellten Mindestumfang nicht unterschrei-

muss aber hinreichend Zeit zur Verfügung stehen,

dokumentiert werden, da der menschliche Faktor

ten, um den Projekterfolg nicht zu gefährden.

da Versäumnisse in der Projektvorbereitung nur

Projekte extrem beeinflussen kann. Die Berück-

In der Projektorganisation und der Vorbereitung

schwer wieder eingeholt werden können. Bereits

sichtigung der in der Arbeit aufgezeigten Mög-

der Planungsphase werden die Grundsteine für

erprobte und dann projektbezogen angepasste

lichkeiten einer Maximierung der Prozessqualität

die Prozessqualität des weiteren Projektverlaufs

Prozesse bieten eine hohe Prozessqualität.

kann sich nur positiv auf das Projekt, und damit

Die Stakeholder- und Risikoanalyse sollte den

gelegt. Hier kommt es darauf an, eindeutig

Besonderen Einfluss auf die Prozessqualität

auf die beteiligten Menschen und Ressourcen

geregelte, projektbezogen angepasste und allen

haben neben technischen Faktoren, der Faktor

auswirken. In der Projektvorbereitungsphase, mit

Projektbeteiligten verständliche Prozessabläufe zu

Mensch, also alle Projektbeteiligten, und deren

ihrer noch großen Beeinflussbarkeit, werden die

gestalten. Die Kommunikation der projektspezi-

Kommunikation untereinander. Der Faktor

Weichen für den gesamten Projektverlauf gestellt.

fischen Prozessabläufe mit Hilfe eines Projekt-

Mensch spielt immer die größte Rolle in jedem

Hier gilt es, Projektentwicklung nicht nur auf ein

handbuches ist dabei ebenso unverzichtbar wie

Projekt. Neben der Fach- und Methodenkompe-

reines Renditedenken, eine reine Zahlenkontrolle

ein abgestimmter Terminplan und vertraglich

tenz ist es vor allem die soziale Kompetenz die

zu beschränken. Die weichen Faktoren Mensch

vereinbarte Leistungspflichtenhefte.

qualitätssteigernd oder -mindernd wirkt.

und Kommunikation müssen intensiv durch-

Nachhaltigkeitsaspekte müssen unbedingt

Wie lässt sich die Prozessqualität maximie-

drungen und berücksichtigt werden. Nur dadurch

vom Projektstart an vollständig und immanent

ren? Die Prozessoptimierung ist ein lebender

können die für den Projekterfolg notwendigen

berücksichtigt werden. Der Faktor Nachhaltigkeit

Prozess, der ständig Beachtung finden muss.

Prozesse von Anfang an auf einem qualitativ

nimmt großen Einfluss auf die Projektziele. Daher

Dabei sollten insbesondere die Erfahrungen aus

hochwertigen Niveau gestaltet werden, denn:

ist die sorgfältige Abwägung der Zielprioritäten

realisierten Projekten einfließen. Die Prozesse

„Sage mir, wie Dein Projekt anfängt und ich sage

sehr wichtig.

müssen projektspezifisch der jeweiligen Pro-

Dir, wie es endet.“ ■

91



Diplom Projekte


Arts-container-docking-station Diplomarbeit Sebastian Keller // Diplomarbeit // Prof. marek Nowak + Prof. Benedikt Stahl

W

eltweit gibt es Initiativen von Künstlern, die kleinere und größere Projekte in Containern

realisieren. In den letzten Jahrzehnten wurde der Container als mobiler Raum und als Arbeitsplatz, Ausstellungsraum, Atelier und Wohnraum entdeckt. Durch seine Mobilität, die Möglichkeit ihn vertikal zu stapeln oder horizontal zu verbinden und die Flexibilität, die damit einhergeht, ist er eine Hülle für Projekte geworden. Gerade Künstler, die sich nicht auf dem Kunstmarkt bewegen, machten sich den Container zunutze. Die ökonomische Situation der Künstler spielt dabei eine wichtige Rolle. Während die etablierte Kunst in den Museen und Galerien an prominenten Plätzen zu sehen ist, findet sich die „Underground”-Szene oft an Stadträndern, in Industriegebieten und Häfen. Ausstellungen in Containern sind schon lange keine Seltenheit mehr. Sie werden mittlerweile auch von etablierten Galerien, Museen oder auf Messen benutzt. Dies führt jedoch nicht zu einer Verbindung der etablierten Kunstwelt mit dem „Underground“, sondern es handelt sich letztendlich um eine Werbemaßname. Die Arts-Container-DockingStation ist ein Kunstzentrum, das Anschluss für weltweit existierende Container-Projekte bietet. Die Idee ist, dass sich Künstler weltweit mit ihren Container-Projekten auf eine Ausstellung, Residenz oder Platz bewerben können. Die vollständigen Container-Ausstellungen oder Ateliers werden dann verschickt und können auf acht Stockwerken an der Arts-Container-Docking-Station angeschlossen werden. Fertige Ausstellungen können also direkt angeschlossen und dann mit anderen Ausstellungen kombiniert werden. Die „Arts-Container-Docking-Station“ ist ein Versuch den „Underground“ mit der etablierten Kunstwelt zu verbinden ohne dabei nur das Stilmittel des Containers zu übernehmen, sondern eine echte Plattform für Kunst und Künstler zu bieten. ■

Städtebauliche Strategie

94


Lageplan

95


96


Schnitte

Grundrisse

97


Kinder & Jugendpsychiatrische Tagesklinik Diplomarbeit Annett Hillebrand // Diplomarbeit // Prof. swen geiss + Prof. benedikt Stahl

Z

iel ist, sowohl für die zu behandelnden Kinder und Jugendlichen als auch für die Ärzte und

Therapeuten einen Ort zu schaffen, der eine stimmige Atmosphäre bietet, der Geborgenheit und gleichzeitig Offenheit vermittelt, einen Ort an dem man gern ist und an dem Jeder sein kann, im Sinne von ganz bei sich sein um von dort wieder ausgehen zu können. Mittelpunkt des geplanten Gebäudes ist der sich über alle Etagen erstreckende kreisrunde Erschliessungs- und Aufenthaltsraum. Er dient der Verortung, der Kommunikation, ist verbindendes und vermittelndes Element, ist lebendiger Dreh- und Angelpunkt des Hauses. Die gegenüberliegende geplante Klinikschule mit Boardinghaus ergänzt das psychiatrische Zentrum, hier war es wichtig eine Gebäudeform zu wählen, die mit dem des Zentrums korrespondiert und auch hier bieten die Räumlichkeiten Orientierung nach innen und aussen, Kommunikation, soziales Miteinander und konzentriertes Lernen werden hier nebeneinander ermöglicht.

98


Lageplan

Ansichten + Schnitte

99


Grundrisse

100


Boardinghouse Goltsteinstraße

Tagesklinik mit Café

Zentraler Erschließungs- und Aufenthaltskern

101



drumherum Weit und Breit


Kunstwerke sind keine soldaten Mittwochsforum Text: Prof. Nikolaus v. Kaisenberg // Ringvorlesung // prof. Nikolaus v. Kaisenberg + Gäste Bildung durch Begegnung – das Mittwochsforum

mit sich bringt. Nun zeigt er eine etwas größere Brücke für eine Landesgartenschau, unter kom-

D

er hat es geschafft! Der Gast beginnt gerade erst seinen bildrei-

plexen Rahmenbedingungen. Tolle Ausformung.

chen Werkbericht, aber er hat schon von seinem persönlichen

Und die Farbgebung? Naja, zögert schelmisch der

Werdegang erzählt und von der gemeinschaftlichen Gründung des

Kollege. Die gezeigte Ingenieurskunst ist nicht

Büros: Wir hatten Architektur studiert, aber als erstes kam ein Wett-

das Problem bei solchen Vorhaben. Sondern die

bewerb für eine große Brücke. So wurden wir Brückenbauer, Schritt

Überbrückung zwischen den Projektbeteiligten.

für Schritt. Ja der hat seinen Platz gefunden, staunen die Studieren-

Zum Beispiel zum Farbdesigner, der seine Vor-

den des Bachelorstudienganges für Architektur und Stadtraum. Der

stellung mitbringt. Kunst ist Wille zur Form, zur

Fachbereich räkelt sich zufrieden in den Sitzen, jeder freut sich auf

Farbe! Aber wer hat schon Lust, fertig geformte

die weiteren Bilder. Und dann auf den Dialog. Zuerst fragen die Stu-

Vorstellungen erst einmal aufzulösen, um dann

dierenden, dann, beim Mittagsessen, die Gäste. Kunstwerke sind

neue Formen gemein-schaftlich zu prüfen? Diese

keine Soldaten. So heißt dieser Zyklus. Kandinsky proklamiert die-

sind dann unvorhersehbar und manchmal über-

sen Satz in seinem Essay über die Formfrage (Alma nach Der Blaue

raschend schön. Ist das zur Zeit der Subtext vieler

Reiter, 1912). Hundert Jahre später stellen sich unsere Gäste, die aus

Gastbeiträge, dass die Formung der Zusammenar-

allen Arbeitsfeldern des Lebens kommen, engagiert diesem Thema.

beit bald mehr gestalterische Kraft braucht als das

Was zählt, sagt Kandinsky, ist die Entscheidung aus eigener, innerer

Objektdesign? Ja, es gibt einen unausgesproche-

Notwendigkeit. Die äußere Notwendigkeit liefert nur Anregungen,

nen Trend zu dieser Frage bzw. eine Suche nach

aber keine Ausreden. So entsteht authentisch Form, Lebensform.

einem modernen Umgang damit. Modern? Ja, in

Ja toll, wie soll das denn gehen beim Brückenbau – vielleicht gegen

dem Sinne, diesen Teil der Projekte nicht als Last

die Schwerkraft ? Darum fragen Bildhauer und Maler gerne, ob

anzusehen, sondern als Bestandteil des Gestal-

Architektur überhaupt eine Kunst sein könne, wo sie doch so vielen

tungsfeldes. Das ist auch eine Generationenfrage.

Bindungen unterliege. Ja klar, gerade das ist ja die Baukunst, dass sie

Die Jungen schätzen ihre Lehrer, aber sie packen

in aller Freiheit die Bindungen annimmt und dann ihren Ausdruck

es schon heute anders an. Kilian Kada z.B.: Er

sucht. Und die Kollegen, die ins Mittwochsforum kommen, zeigen

berichtet vom Wandel in der Bürokultur. Mehrere

das auch immer wieder. Hier sind es nun die Brückenprojekte. Das

Personen arbeiten an verschiedenen Arbeitsmo-

eine folgt dem Ziel des geringsten Materialeinsatzes und graziler

dellen für ein Gebäude, die dann im Sinne eines

Schlankheit, das andere steht dazu, gerade den Materialeinsatz

Anreicherungsprozesses zueinander gestellt und

opulent zur Geltung zu bringen, was körperliches Wohlbefinden

vereinigt werden.

KadaWittfeldArchitektur / Foto: Carl Brunn

104


Richard Meier vor dem Gesamtmodell des J. Paul Getty Center, 1994 / Foto: Jock Pottle / ESTO aus: Claus, Sylvia / Schirren, Matthias(2012): Building as Art. Richard Meier, Bonn, Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Im Kontrast dazu steht das Modell des Alleininhabers von Ideen, dem seine Mitarbeiter helfen, diese umzusetzen. Er allein steht für eine ganze Ansiedlung, so wie es seit der Renaissance zur Baukunst gehörte: Ghiberti oder Brunelleschi, Richard Meier oder Frank O. Gehry. Nun am Ende der Neuzeit, tritt die Einzelindividualität in das Team ein, das oft seinen eigenen Namen trägt. Viele Gäste hier sprechen für eine ganze Gemeinschaft, für eine Bürogemeinschaft und auch für eine Projektgemeinschaft, z.B. Jan Liesegang vom Raumlabor Berlin. Das ist auch funktional, denn es eröffnet einen neuen Zugang zum Problem der Komplexität, das viele Projektmanager fürchten. Große Vorhaben scheitern heute nicht an den Ingenieursdisziplinen, es stürzen ja nicht die Gebäude ein; einsturzgefährdet ist oft die ganze Projektstruktur samt ihrer Akzeptanz. Die Ingenieurswelt bietet glänzende Konzepte an: das voll digitalisierte Wohnhaus (Dr. Heiko Trumpf, Büro Happold) oder Solarkioske für Afrika oder Mobilität als Bestandteil der Immobilien (Thomas Willemeit, GRAFT Berlin). Aber soll es überhaupt so weitergehen? Die richtungsweisende Auswahl wird aus der Gesamtsicht der Lebenszusammenhänge erfolgen. Dies erfordert nähere Anbindung an die Sozialwissenschaften, erfordert Zusammenhangswissen und Orientierungskompetenz. Architektur ändert sich durch diesen Trend. Sie war immer eine Zusammenfassung von objektbezogenen Disziplinen, die sich langsam weitet und wandelt zu prozessorientierten Gestaltungsaufgaben. Architektur wird immer mehr Synonym für Gesellschaft und für Gemeinschaftsbildung. Auf diesen Aspekt des Mittwochsforums schauen besonders die Studierenden im berufsbegleitenden Masterstudiengang für Prozessarchitektur. Auch Ercan Agirbas von den Brückenbauern fühlt sich vom Wandel der Architektur herausgefordert. Niemand hat es ein für allemal geschafft. Er will es immer wieder wissen. ■

105


„Bene & Friends” Freihandzeichnen Text: Ramona Wassong // Ba 1.1 Freihandzeichnen // Prof. benedikt Stahl, Prof. Willem-Jan Beeren, Ramona Wassong, Prof. Hans Günter hofmann + Konrad Geyer

Ü

ber das Zeichnen als „wichtigstes“ Medium des Architekten gibt es so viele unterschied-

liche Meinungen wie Zeichenstile – und dies beginnt schon mit selbiger These. Eine Woche lang ging es ausschließlich ums Zeichnen und Skizzieren und man hatte Zeit, sich diesem Thema vollkommen zu widmen. Es gab viel kaltes Wasser zum drin Schwimmen und leider auch vom Himmel, alt bewehrte oder neu entdeckte Techniken, spannende Raumsituationen und Ausstellungsbesuche, wo eher die ruhigen Räume inspirierten als die gezeigten Werke. Schnelle Straßen, viel Bewegung, viele Versuche. Man zeichnete im Gehen, im Regen, zu Musik und auf Reisen in die Nähe. Regeln wurden aufgestellt und hinterfragt. Details erforscht oder vernachlässigt. Nach den ersten abstrakten Einstiegen wurden die Objekte konkreter. Es entwickelten sich Räume, Stimmungen, Landschaften. Die Studie der menschlichen Figur, ein Thema was den Architekten nicht gerade leicht von der Hand geht, stand einen Tag im Mittelpunkt und ich glaube, die meisten waren überrascht wie gut auch das gelang. Der Stift lag immer besser und leichter in der Hand, die Gedanken wurden immer freier, die Stimmungen durch die Bilder von Skizze zu Skizze ausdrucksvoller. Manchmal betrachtete man sein Werk mit Freude, ein anderes Mal hätte man es lieber zerrissen oder mit einem anderen getauscht. Am Ende der Woche hatten alle eine Menge produziert und konnten erstaunt auf die Entwicklung seit Wochenbeginn zurückblicken. Beim Zeichnen ist es wie mit so vielen Dingen: man muss es einfach tun – und dieser Kurs war für die meisten ein Anfang mit dem sie nun weiter zeichnen, anders sehen, neue Welten entdecken...■

106


107


Eine WOche im Formenrausch: Formenlehre Ba 1.3 Formenlehre // Prof. Willem-Jan Beeren + Paul Jonas Petry

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Gedanken und Impressionen Eurythmie Text: Prof. melaine macdonald // BA 1.4 Eurythmie // Prof. melaine macdonald // jahrgangsübergreifend „Eurhythmie ist das Rückgrat der Architektur”

mir etwas kund tut. Dann entstehen Fragen

Moritz Geiger

wie „was ist für einen jeweiligen Menschen mit

Gedanken zu und Impressionen aus dem Euryth-

seinem bestimmten Körperbau und Innenleben

mieblock März und Juni 2012

stimmig? Und wie bewegt sich dieser Mensch in seinem Umraum? Entsteht ein Dialog zwischen

I

n welcher Art und Weise das obige Zitat von dem Philosophen/

dem Raum und dem sich darin bewegenden

Phänomenologisten Moritz Geiger (1880-1937) genau gemeint ist,

Menschen? Entsteht ein Dialog zwischen ihm

sei erstmal dahin gestellt. Eine interessante Aussage ist es allemal

und seinem eigenen Körperbau? Was entsteht

und man kann darüber rätseln! Ich nehme es als Sprungbrett, um

zwischen den Menschen und wie wirkt dieses auf

ein paar Aspekte aus unserer Arbeit hier ins Gespräch zu bringen.

sie und auf ihren Umraum?”

Vielleicht ist Einigen bewusst, dass der Begriff „Eurythmie”

Aus solchen Fragestellungen heraus haben wir

schon lange existiert (im Altgriechischen und im Fränzösischen

gearbeitet. Der Fokus wurde jeweils auf verschie-

wird dieser Name ohne „h” geschrieben) und zwar vor allem in

dene Phänomene gelenkt, die verschiedene Wahr-

architektonischen Zusammenhängen. Eine der vielen Aussagen

nehmungen und Erlebnisse ermöglichten. Z.B.

Vitruvs darüber lautet: „Eurythmia ist das schöne Aussehen und

die der eigenen Schwere und Leichte, der Kraft,

die in der Komposition der Glieder gefällige Erscheinung. Sie wird

Trägheit und Impulsivität, des Verhältnis' zum

erreicht, wenn die Glieder des Bauwerks in zusammenstimmendem

Raum und zu den „Mitbewegern“ und anfänglich

Verhältnis von Höhe zur Breite und von Breite zur Länge stehen,

auch Wahrnehmungen der Textur und Form von

und überhaupt alle Teile der ihnen zukommenden Symmetrie

Konsonanten aus unserer Sprache. Es ging in

entsprechen.” Diesen Namen „Eurythmia” hat Vitruv aus dem

diesen Unternehmungen um die Erweiterung der

antiken Griechisch übernommen. Er wurde in der Antike für Tanz

eigenen Wahrnehmungen durch die Bewegung.

angewendet und fand dann seinen Weg von da ausgehend in die

Hinzu kam die Aufgabe, die wir „Kraftzeich-

Architektur. Anfang des 20. Jahrhunderts tauchte er wieder in der

nen“ genannt haben, von der eine Auswahl der

Tanzwelt auf. Einige Tänzer benannten ihre Kunst mit diesem

Ergebnisse hier abgebildet ist. Dies bedeutet aus

Namen, wie auch Rudolf Steiner. Er hat sehr differenzierte Anstöße

der Beobachterperspektive spontanes Aufzeich-

und Anregungen zur Erforschung des Verhältnisses zwischen inne-

nen von verschiedenen eurythmischen Bewe-

rer und äußerer Bewegung gegeben. Die Auseinandersetzung mit

gungsabläufen und Gesten, die gerade entstehen

Sprache und Bewegung bildete den zentralen Impuls.

und vergehen. Dafür wurden entweder Perfor-

Für mich bedeutet das eurythmische Arbeiten, immer aktiv zu werden, um auf eine Spur zu kommen, wodurch eine Bewegung

110

mances, Abschlüsse oder Unterrichtseinheiten als Gelegenheit genommen. ■


Farbenlehre ‌ oder doch lieber Farbenrausch? BA 1.5 Farbenlehre // ben Beyer + Prof. thomas Kesseler // jahrgangsßbergreifend

111


Stadtklangkunst Sonotopia Text: Prof. Willem-Jan Beeren // BA 1.8 Musik und Kompositionslehre // Prof. Willem-Jan Beeren + andreas oldörp // Jahrgangsübergreifend sonotopia 2012 – Klanginterven-

scherndes Brunnenwasser, Windböen in Bäumen,

tionen in Bonn

summende Lüftungsanlagen – die Stadt klingt.

Fachbereich Architektur in Koope-

Gemeinsam mit Andreas Öldorp beschäftigten

ration mit bonn hoeren / Beethoven-

sich Architekturstudenten der Alanus Hochschule

stiftung Bonn

mit den Wechselwirkungen von Klang und Raum in öffentlichen Räumen der Stadt. Das Ergebnis

b

onn hoeren ist seit dem Jahr 2010 das große

war das Ausstellungsprojekt sonotopia 2012 – acht

Klangkunstprojekt der »Beethovenstiftung für

Klang-Interventionen zum Thema „Klangkunst

Kunst und Kultur der Bundesstadt Bonn«. bonn hoeren steht in engem Bezug zur Stadt, ihren

und Architektur“. Die Studenten der Alanus Hochschule unter-

Bürgern und Besuchern und deren alltäglichen in-

suchten gemeinsam mit Andreas Oldörp und Wil-

nerstädtischen Lebens- und Arbeitsbereichen.
Im

lem‐Jan Beeren verschiedene Orte in der Bonner

April 2012 hatte die Beethovenstiftung nun den

Innenstadt auf ihr Klangbild und ‐potential hin.

dritten Bonner Stadtklangkünstler berufen: And-

Auf dieser Basis entwickelten sie Konzepte für

reas Oldörp. Er ist ein national und international

verschiedene Klang-Interventionen. Die Werke

erfolgreicher Klangkünstler und einer der Pionie-

bereicherten die Bonner Innenstadt bis Ende

re in der Klangkunst, der mit natürlichen Klängen

September mit Klangteppichen aus Orgelpfeifen

im öffentlichen Raum arbeitet.
Im Mittelpunkt der

oder Entspannungsmusik, mit Schalldämpfern,

künstlerischen Arbeit von bonn hoeren 2012 stand

Saxofonklängen und Unterwassergeräuschen. Der

Klangkunst und Architektur. Untersucht wurden

Parcours der Klang-Interventionen verlief über

die Stadt und ihre öffentlichen Räume unter dem

den Friedens‐ und Münsterplatz, den Kaiserplatz,

Aspekt der wechselseitigen Charakterisierung von

durch den Hofgarten bis zum Rhein.

Klang und Raum. Wie klingen Raumarchitekturen in der Stadt? Können z.B. künstlerisch intervenie-

Mitwirkende Claudius Bäuml, Raphael Fuss, Ido

rende Klangarchitekturen unsere Wahrnehmung

de Baat, Eliot Wilson, Elias Schley Cores, Willem-

von alltäglichen Aufenthaltsräumen erweitern

Jan Beeren, Hanna Kosche, Andreas Oldörp

und diese in neue, individuelle Erlebnisorte ver-

Wir danken für die freundliche Unterstützung

wandeln? Solche und andere Fragen wurden vom

Stadt Bonn, Grundstücksverwaltungen Michael

neuen Stadtklangkünstler in die Stadt getragen,

PreußBonn, Orgelbau Klais Bonn,
SinnLeffers

reflektiert und erlebbar gemacht – bonn hoeren.

GmbH Filiale Bonn,
Stadtwerke Bonn, Universität

Hallende Schritte in der U‐Bahnstation, plät-

112

Bonn, Biergarten am Alten Zoll Bonn ■


Symposium Begegnungen zwischen raum und zeit Arch BA 7.2 Blockseminar mit exkursion // Prof. Benedikt stahl + Prof. harald schwaetzer // StuGe das fortwährende Interesse und die

zung mit der Geschichte und der Gegebenheit des

unterschiedlichen Stimmungen. Die Kunst be-

gemeinsame Arbeit an interdiszipli-

innerstädtischen Ortes ebenso geistreich angelegt

wohnt deren Innenräume und entfaltet in dieser

nären Projekten und Begegnungen

ist wie die einfühlsame Wegeführung und Bespie-

Atmosphäre persönliche Noten.

prägt immer wieder das Angebot

lung der kontrastierenden Säle und Kabinette im

der Studienveranstaltungen an

Innern des Hauses.

der Alanus Hochschule. So ist auch

2. Ortsbegehung Den zweiten Seminartag

Lange halten wir uns hier auf, beobachtend, notierend, zuhörend, sich einfühlend. Jeder scheint hier sein eigenes Tempo zu finden. Man

das hier beschriebene Seminar aus

nutzen wir zum Museumsbesuch in Köln um

geht gezielt auf etwas zu oder lässt sich einfach

einem fachübergreifenden Impuls

dort „aktiv beobachtend“, mit Skizzenbüchern

treiben. Kleine Unterbrechungen zwischendurch

entstanden, Architekten, Künstler,

ausgerüstet, eigene Entdeckungen zu machen.

bieten Erholung und ermöglichen, das Erlebte zu

Pädagogen, Philosophen und alle die

Bereits die ungewöhnliche äußere Erscheinung

verdichten. Dieses Haus fordert und fördert. Es

das sonst noch bewegen könnte, an

des Bauwerks weckt die durch die Gespräche

vereinigt Gegensätzliches: die flirrende Aufgeregt-

der Fragestellung zu beteiligen, was

des Vortages erzeugte Neugier. Wechselndes

heit mit konzentrierter Stille, Schwere mit Leich-

die Beziehungen von Raum und Kunst

Sonnenlicht streicht über die mehr oder weniger

tigkeit, das Helle mit dem Dunkeln, das Alte mit

ausmacht und anhand gebauter

geschlossenen hellgrauen Steinfassaden. Die

dem Neuen, Alltägliches mit dem Besonderen.

Beispiele Qualitätsmerkmale offen-

beinahe abweisende Haltung ändert sich mit

zulegen, die verschiedene Lösungs-

dem Näherkommen. Das neue Haus hat sich

wir wieder in unserem Seminarraum in Alfter.

3. Einblicke – Ausblicke Am dritten Tag sind

ansätze aufzeigen, um die Formulie-

schützend über die alte Kapelle und Mauerreste

Ein großer Tisch in der Mitte bietet Platz um

rung eigener Erfindungen zu diesem

der ursprünglichen Kirche gelegt. Je näher man

die gesammelten Eindrücke mit Skizzenbüchern

Thema zu fördern.

dem Gebäude kommt, umso mehr scheint es zu

auszubreiten und der Reihe nach anzusehen.

erzählen, scheint zu atmen. Der erste Handgriff,

Entdeckungen werden beschrieben. Gedanken

. Annäherung Zunächst einmal versuchen wir

das Anfassen leitet über vom Sehen zum Tasten.

werden ausgetauscht. Besonders am Beispiel der

uns anhand von kurzen Impulsreferaten und

Bedachtsam und in angemessener Langsamkeit

großen Halle entwickelt sich ein Gespräch über

bewegen wir uns in das Innere.

Raumqualitäten im Kontext zur Ausstellung: Un-

1

Gesprächen in verschiedene beispielhafte Projekte

Das Foyer mit Innen-Aussen-Beziehung. Die

ruhe und Unklarheit geht über in Orientierung.

ter Ausstellungskonzepte und Museen. Welche

große Halle über den Fundamentresten mit dem

Der Weg zum Kreuz wird geführt, ist zielstrebig,

Beziehung besteht zwischen Baukunst und bil-

zickzackförmigen Holzsteg leitet die Aufmerk-

wird enger und weitet sich auf, je nach Gehrich-

dender Kunst? In den wenigsten Fällen kann man

samkeit der Blicke. Treppe nach oben mit schmei-

tung. Das leise Rückwärtsgehen in den Raum

ein ausgewogenes Spannungsverhältnis zwischen

chelndem Handlauf. Raumfolgen in künstlichem

über Abgründe zur Kapelle. Das Sichtbarma-

beiden Disziplinen (Gattungen?) erkennen. Mal

Licht. Dialog zwischen Kunst und Raum. Schwel-

chen von Schichten und Spuren. Das Darstellen

überwiegt die Expressivität des Bauwerks, mal

len in angrenzende Kabinette. Nachtschwarze,

von Zeit und die Orientierung in Geschichten.

drängt die Kunst den Raum ins Abseits, wird die

mit Samt ausgeschlagene Schatzkammer. Die

Richtungswechsel zum Anhalten, zum Verstehen,

Chance einer bereichernden Begegnung ignoriert.

goldenen Monstranzen und Kelche in den Glasvi-

bis in leibliche Klarheit. Aufweitung, Lichtpunkt,

Selten gelingen so vielschichtige Werke wie zum

trinen. Die Gesichter der Besucher spiegeln sich

Bewusstseinserweiterungen. „Ich bin Teil des

Beispiel im Museum Insel Hombroich, wo Kunst,

im Gold. Im nächsten Geschoss wieder Tageslicht.

Raums.“ Erdung und Stabilisierung. Raum zwi-

Raum und Natur zu einer sinnlich erlebbaren

Rahmenlose Blicke nach draussen in die Stadt.

schen Realität und Traum. ■

Einheit verschmelzen oder im Diozösanmuseum

Der zentrale Raum wirkt wie ein Marktplatz, die

Kolumba in Köln, bei dem die Auseinanderset-

angrenzenden Kammern sind Häuser mit sehr

einzuarbeiten und diskutieren eine Reihe bekann-

113


Plan 12 Konstruktionen auf Wanderschaft Text: Prof. Benedikt Stahl + Prof. Dr. Mathias Wirths // BA 1.7 Landart // Prof. Benedikt Stahl + Prof. Dr. Mathias Wirths + Ramona Wassong // Jahrgangsübergreifend

K

ulturgeschichtlich gesehen sind unsere heutiEin gutes Dutzend Konstrukteure des Fachberei-

gen Formen der Mobilität gerade erst erfunden

worden – andere Fortbewegungstechniken, die

ches Architektur der Alanus Hochschule haben

mittlerweile wieder verschwunden sind, gab es

im Rahmen der Plan 12 das Thema Mobilität mit

da weitaus länger. Insofern lohnt sich immer ein

alten Fortbewegungsmitteln und neuen Ideen auf

relativierender Blick auf die herrschenden, oft

besondere Weise interpretiert. Viele Passanten

allzu selbstverständlichen Verhältnisse. Die Archi-

kamen in den Genuss einmal hochherrschaftlich

tekturstudierenden der Alanus Hochschule lassen

über den Brüsseler Platz in Köln getragen zu

es jedoch nicht bei Betrachtungen bewenden und

werden.

reichern theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen an: Während plan12 luden sie alle Interessierten in ihre Sänftenwerkstatt ein. Dass sich diese auf dem Brüsseler Platz befindet, dürfte nach dem Alanus-Engagement im Jahr 2010 nicht verwundern. Mit ihrer damaligen Intervention – der „Einspinnung“ des Platzes mit einem Netz aus Fäden – haben sie plan-Besucher wie Anwohner gleichermaßen beeindruckt und dabei beste Kontakte zu Ort und Leuten geknüpft. Unter der Leitung der Professoren Benedikt Stahl und Mathias Wirths wird der Platz wieder eine Woche lang bespielt und damit erneut zu einem „FreiRaumlabor“ für ungewöhnliche Begegnungen. In der Sänftenwerkstatt werden von Architektur- und Kunststudenten gemeinsam mit Anwohnern, plan-Besuchern und Gästen „tragbare Gestelle entworfen und gebaut, die sich dazu eignen, Menschen über den Platz zu befördern und die Stadt aus neuer Perspektive zu erleben.” Neben der technischen und gestalterischen Herausforderung geht es natürlich auch darum, die verschiedenen Mobilitätsangebote unserer Städte zu hinterfragen, darüber mit möglichst Vielen ins Gespräch zu kommen und den Diskurs über die Qualität urbaner Lebensräume zu befeuern. Aber wie gesagt: Es wird nicht nur geredet, sondern auch gebaut und getragen – und das mit „großem Spaß und spielerischer Leichtigkeit“. Begleitend dazu wird vom Verein JAS Jugend Architektur Stadt speziell für Kinder und Jugendliche der Workshop „Bewege deine Stadt” angeboten, der grundlegende Fragen jenseits der üblichen Straßenverkehrsdressur behandelt: „Wie bewegt sich deine Stadt, und wie bewegst du dich in ihr? Sind wir heute schneller unterwegs als die alten Römer, aber langsamer als in ferner Zukunft? Wie verändert sich eine Stadt, wenn sich die Mobilität seiner Bewohner verändert?” ■

114

Sowohl die Erbauer der Sänften als auch für die jeweiligen „Piloten“ erlebten viele „erhebende“ Momente. Den SpaSS, getragen zu werden, wie auch die Freude über die erfolgreiche Umsetzung einer Konstruktionsidee konnte man in den Gesichtern aller Beteiligten ablesen.


Zahlreiche Varianten der Lastabtragung wurden erprobt. Die Ausbildung der tragenden Verbindungen stellte dabei eine besondere Herausforderung dar.

Die Bandbreite der entwickelten Konstruktionen reichte von ultraleichten, möglichst nur auf Zug belasteten Modellen über fachwerkartige oder unterspannte Tragsysteme bis hin zu Varianten, die die Last einfach nur über Biegung abtrugen. Der Komfort für die Träger ist hierbei sehr unterschiedlich. Ein Kommentar eines Sänftenträgers dazu: „Wenn man trägt, freut man sich, dass das Rad erfunden wurde…“ Eingesetzt wurden Bambus, Dachlatten, Aluminium, Spanplatten, Schnüre und Stoff. Geplant und gebaut wurde alles unter freiem „kölschen“ Himmel. Unabhängig von den jeweiligen Konstruktionsprinzipien, waren die faszinierenden Reaktionen der Passanten bei Ausflügen der Sänften über den Hansaring. Einer der Sänftenbauer notiert dazu: „Toll sind die Reaktionen der Menschen, denen wir begegnen. Breites Grinsen, neugierige Blicke, Staunen. Allein dafür hat es sich gelohnt.“

115


Architekturtheorie: Hintergründe der organischen architektur text: Prof. Pieter van der Ree // Ba 6.2 Architekturtheorie // Prof. Pieter van de Ree // 2./4. Semester

i

m Studienjahr 2011/2012 standen für die Studenten des ersten

wir ein viel umfassenderes Wissen in uns, als uns

und zweiten Jahres Architekturtheorie und die Hintergründe der

normalerweise bewusst ist – es ist sehr anregend,

organischen Architektur auf dem Programm. Damit wurden Fragen angeregt wie: Wann hat das Denken über Architektur angefangen,

dieses Wissen zutage zu fördern. Anschließend war es die Aufgabe, die

was haben Architekten und Theoretiker sich dabei gedacht, was ist

gemeinsam formulierten Themen in eine eigene

daraus an Entwürfe entstanden und wie verhalten sich Theorie und

Architekturtheorie zusammenzufassen. Die

Praxis dabei?

wichtigste Frage dabei war: Was ist mir wichtig in

Im Hintergrund schwingt natürlich die Frage mit, was diese

der Architektur und welche Qualitäten möchte ich

Überlegungen mir als Student für meine eigene Arbeit bringen. Was

mit meinen Entwürfen realisieren? Das war, trotz

ist mir wichtig in der Architektur und welche Qualitäten möchte ich

der anregenden Gespräche, hoch gegriffen. Was

in meinen eigenen Entwürfen erreichen? Auch wenn man sich dar-

im Gespräch spontan aufkam, ließ sich nicht so

über noch kaum Gedanken gemacht hat, gibt es zweifellos Aspekte,

leicht in eine zusammenhängende Theorie fassen.

die man wichtig findet und andere nicht. Es kann hilfreich sein

Aus der Aufgabe ergab sich aber eine sehr schöne

dieses unbewusste Anliegen verstärkt in das Bewusstsein zu heben,

Sammlung unterschiedlicher, teils mehr theoreti-

um damit der eigenen Arbeit eine klarere Richtung zu geben.

scher, teils mehr persönlicher Überlegungen zur

Um die Beziehung der Theorie zur eigenen Arbeit zu stärken,

Architektur und der eigenen Entwurfsarbeit. Sie

haben wir jedes Mal nach meinen Einführungen versucht, im

zeigen in vielfältiger Weise das Anliegen, etwas

Gespräch zu klären, was für uns wichtige Aspekte der Architektur

Gutes aus dieser Arbeit zu machen, nicht nur für

sind. Angefangen haben wir mit der Frage, was „gute Architektur“

sich, sondern vor allem für die Menschen, die

ist. Welche Qualitäten sollten „gute Entwürfe“ haben und welche

dieses Gebäude benutzen werden und für die Um-

Aspekte müssen dabei berücksichtigt werden? Es war überraschend,

welt als Ganzes. Unten eine kleine Auswahl aus

welch eine Fülle an Gesichtspunkten in diesem ersten Gespräch

diesen Texten. Dadurch sollen diese individuellen

auftauchte!

Arbeiten nicht bewertet, sondern ein hoffentlich

Daraus entstand die Frage, wie sich diese unterschiedlichen Aspekte zueinander verhalten und ob sie sich zu übergreifenden Themen gruppieren ließen. So gab es eine Reihe von Aspekten, welche

anregender Einblick in deren schöne Inhalte geboten werden. Warum Architekturtheorie? Die Suche nach

alle mit der Nutzung des Gebäudes und mit deren Wirkung auf den

der eigenen Architekturtheorie ist eine interessan-

Menschen zu tun hatten. Daneben gab es aber auch solche, welche

te Reise. Man fängt an zu überlegen, was einem

eher mit der Beziehung zur Umgebung oder dem Einfluss auf die

wichtig dabei ist und wahrscheinlich ist es sogar

Umwelt zusammenhingen. Andere Aspekte hatten wiederum mit

die Suche nach einem selbst.

der Verwendung von Baumaterialien zu tun oder mit sozialen und kulturellen Themen. In den darauf folgenden Veranstaltungen wurde jedes Mal eines

Isabella Di Prima

Was ist überhaupt eine Architekturtheorie, und worum geht es dabei? Ich denke, es geht dabei viel mehr um das Wie und Warum, als um das

dieser Themen in den Mittelpunkt gestellt und diskutiert. Was

Was. Es geht nicht um Äußerlichkeiten, sondern

heißt es, wenn ein Gebäude vor allem seine vorgesehene Nutzung

um das Innere, den Sinn und den Kern einer

ermöglichen und unterstützen sollte? Welche Konsequenzen hat das

Architektur. (…)

für die Gestaltung? Es zeigte sich zum Beispiel, dass die Funkti-

Ein Ziel, das ich mir setzten möchte und wel-

on etwas ganz Vielschichtiges ist, wobei neben rein praktischen

ches ich für die Basis eines guten Entwurfes halte,

Aspekten auch Qualitäten wie Stimmung und Erlebniswerte eine

ist es, immer voller Überzeugung hinter seinem

Rolle spielen.

Entwurf und hinter der Bauaufgabe selbst stehen

Das Gleiche galt für die Verwendung von Baumaterialien. Diese

zu können. Nur dann Architektur zu planen,

haben nicht nur bautechnische Eigenschaften, sondern auch einen

wenn man mit der Idee des geplanten Gebäu-

eigenen Charakter und unterschiedliche ästhetische Qualitäten.

des und den Gedanken, die dahinter stehen, im

Sie fühlen sich anders an und belasten durch ihre Gewinnung und

Reinen ist. Wenn man es nicht für richtig hält,

Verarbeitung die Umwelt auf unterschiedliche Weise. Das alles soll

was gebaut werden sollte, wenn man nicht davon

bei der Auswahl von Baumaterialien berücksichtigt und abgewogen

überzeugt ist, dass man durch das, was entstehen

werden.

soll, eine Bereicherung schafft, kann daraus mei-

Für mich als Dozenten war es erstaunlich zu sehen, wie weit

ner Meinung nach kein guter Entwurf entstehen.

man so, in einer Art „sokratischen Dialogs“, kommen kann, im

Das ist für mich die Grundvoraussetzung, um mit

Denken über Architektur, mit Menschen, die sich mit dieser Materie

einem Entwurf zu beginnen, dass man von seiner

noch kaum beschäftigt haben. Es erweckte den Eindruck, als trügen

Sinnhaftigkeit überzeugt ist. Klara Esch

116


Die Beziehung zu den Menschen Heutzutage ist es eher ungewöhnlich, der eigenen architekto-

ge des Pflanzlichen findet sich beim Menschen in der ätherischen Organisation wieder.

nischen Tätigkeit ein theoretisches Fundament zu

Als nächster Schritt folgt die Funktion. Hier ist die Brücke zum

verleihen. Die Zeit, da die Architekten mit Feuer-

Tierreich zu schlagen, das sich durch seine Spezifigkeit (Art/Rasse)

eifer vertraten, was sie als richtig und gut erkannt

und Erlebnisfähigkeit auszeichnet. Dennoch handelt ein Wolf wie

hatten, scheint vorbei zu sein. Ich erlebe heute

ein Wolf und wird niemals Überlegungen anstellen, einmal das

eine gewisse Liberalität in Bezug auf Architektur

Verhalten eines Rehs oder Wellensittichs anzunehmen. Die Funkti-

(man darf alles machen), gleichzeitig aber eine

on hat mit spezifischem Charakter, mit eindeutiger Zuordnung zu

starke, meist auf der Ebene des Ge- oder Missfal-

tun, wie zum Beispiel Küche, Versammlungsraum, dabei bleibt sie

lens intellektuell argumentierte Urteilsbildung.

aber uniform oder abstrakt. Die Funktionen stehen in bestimmten

Wie kann also eine zeitgemäße Theoriebildung

Verhältnissen zueinander, interagieren, passen sinnig oder unsinnig

aussehen? (…)

zusammen. Im Menschen findet sich dieser Bereich im Sozialen, im

Vier Hauptaspekte, die dem universellen der Theorie Individualität und Persönlichkeit verleihen, sind Material/Konstruktion, Umgebung, Funktion und Idee. (…) Die genannten vier Kriterien sind nicht aus

Zwischenmenschlichen, im Empfinden wieder, all dies sind Regungen, die der Astralleib aufnimmt. Zuletzt bleibt noch die Idee als übergeordnet Sinn stiftende Instanz, sie ist die Initiative, der Leitgedanke für das, was entstehen soll, sie ist das ganz Spezifische. Das ist das Naturreich des Men-

der Luft gegriffen, sondern haben mit uns Men-

schen, dort wo Individualität und Einzigartigkeit und Begegnung

schen etwas zu tun. Sie entstammen je einem der

von Ich und Du stattfindet. In der menschlichen Leibesorganisation

vier Naturreiche, welche ja auch der Mensch in

nimmt das Ich diese Rolle ein. Es dient als Träger des Bewusstseins,

sich vereint.

strahlt seine Kraft auf die „unteren“ Wesensglieder aus. Claudius Bäuml

Zuerst ist da das Baumaterial, eng verbunden

Vision Das wichtigste für einen guten Entwurf ist für mich die

mit seinen Möglichkeiten der Konstruktion. Das

Vision. Wenn sie genau beschrieben wird, kann die Architektur

ist der Bereich der Steine, der bloßen Materie, die

eine Antwort finden. Ob aus der Funktion, der Konstruktion, der

beim Menschen eine Entsprechung im physischen

Materialität oder der Umgebung, sind diese vier Merkmale vorerst

Leib findet.

zweitrangig. Außer sie gehören direkt zur Vision. Sind sie Teil der

Darauf folgt die Umgebung. Der Zusammenhang zum Reich der Pflanzen stellt sich mir folgendermaßen dar: Pflanzen können als

Vision, kann aus jeder dieser, eine „gute” Architektur werden. Elias Schley

Einzigartig Ich bin jung und schreibe hier über meine Visionen

nicht aus sich heraus wachsend erlebt werden,

der „guten” Architektur. Sie sind wild und lebendig und kommen

sondern so, dass Kräfte von außen das Wachs-

aus einem tiefen inneren Bedürfnis nach natürlicher Seeligkeit. Es

tum der Pflanzen in einem Bereich hemmen, in

ist nicht gewiss, wie oft sich eine dieser seelischen Wunschvisionen

einem anderen wiederum zulassen. (…) In dieser

erfüllen wird, doch wenn sie das tut, dann wird sie anders sein und

pflanzlichen Weise wirkend, können die Kräfte

einzigartig auf der Welt. Johanna Schäfer

der Landschaft erlebt werden, die der Gestalt des

Die Wirkung auf den Menschen Es geht mir darum, Gebäude

Gebäudes Raum geben, diese einengen oder eine

zu entwerfen, in denen man sich gerne aufhält, Atmosphären zu

bestimmte Dynamik verleihen. Der rhythmische

schaffen, die Menschen inspirieren können und ein soziales und

Prozess von Einengen und Weiten, das Lebendi-

lebensförderndes Ambiente fördern. (…)

117


Die natürliche Schönheit der Welt muss aktiv erhalten werden. Von Menschenhand Gebautes soll sich in diese Ganzheit einfügen und positive Entwicklungen ermöglichen und fördern. In Zeiten von Globalisierung und westlichem Wohlstand, in den meine Generation hineinwächst, ist größter Wert darauf zu legen, nachhaltig zu handeln und sich umfassende Gedanken zu machen, Antworten zu suchen auf aktuelle und zukünftige Fragen und Probleme, die die Qualität unseres Lebens auf der Erde beeinflussen können. Georg Kreuer

Zur Umwelt Den nächsten Generationen eine lebendige und intakte Umwelt zu hinterlassen, ist mir die wichtigste Aufgabe, die uns als moderner Mensch bevorsteht. Für mich haben ökologische und natürliche Baustoffe ein besonderes Antlitz. Die Patina von einer lehmverputzten Wand wahrzunehmen, zu wissen, dass das Dach und die Wände mit Cellulose gedämmt sind, dass das warme Wasser vom Dach kommt und abends die Lampen immer noch durch die Sonne zum leuchten gebracht werden, kann einen zutiefst erfreuen und befriedigen. Zum Material Mir ist es wichtig, dass ich spüre aus welchem Material die Wand besteht. Nur dann weiß ich doch, was sie mir geben kann. Für mich fühlt es sich völlig anders an, auf Holzdielen als auf Laminatboden zu laufen. Das Gefühl mit natürlichen Materialien in Verbindung zu „treten”, schafft ein komplett anderes Gefühl, als den Boden nur als Standfläche zu benutzen. Ich möchte den Raum ja bewohnen, er soll nicht allein nur dem Zweck dienen. Wenn man über eine Betonwand, eine Natursteinwand, eine Metalltüre oder über eine Diele mit der Hand streicht, weckt das ein Gefühl des Vertrauens in das Material. Ich weiß, wo Holz herkommt, ich weiß, wie sich ein Stein in meiner Hand anfühlt und ich weiß, welche Eigenschaften Beton hat. Dieses Gefühl, das ich zu einem Material, welches echt ist, aufbaue, bewirkt in mir das Gefühl von Verlässlichkeit Ruben Samuel Sommer Zur Bedeutung des Architekten Wenn es die Architekten nicht gäbe, würde der Architektur die künstlerische Freiheit und die Vision gelungener Architektur genommen. Eben genau diese Eigenschaften, die Architektur in meinen Augen haben sollte, könnten verloren gehen bzw. der Wirtschaftlichkeit geopfert werden. So würde nicht nur das Interessante und Anspruchsvolle der Architektur verschwinden, sondern auch ihr Geist, der ein jedes Bauwerk zu einem einzigartigen macht. Avila Dietrich Gute Architektur Was ist gute Architektur? Gut im Sinne von schön, ansprechend, wirkungsvoll? Genügt dieser Begriff von gut? Gehört zu der Bezeichnung „gute Architektur” nicht auch dazu, dass die Bauwerke passend zu den Bedürfnissen der Menschen und der Umgebung sein müssen? Auf jeden Fall ist es unerlässlich, dass Architektur, um gut zu sein, die Sinne ansprechen sollte, atmosphärisch, stimmig, menschlich, gesund, sozial und ökologisch sinnvoll ist. (…) Architektur als Hülle für Körper und Geist. Ein gesundes, der Aufgabe angemessenes Verhältnis zwischen Funktion, Umgebung, Material, Form und sozialen Prozessen, zeichnet gute Architektur aus. Das Gesamtbild ist die Antwort auf die vielen im Laufe des Prozesses gestellten Fragen. (…) Das Ziel einer Bauaufgabe könnte folgendes sein: Dem Ganzen dienen und eine Individualität der Dinge schaffen und damit einen Beitrag zur Gestaltung einer neuen Gesellschaft, eines neuen Lebens leisten, bei der Kunst, Wissenschaft und Spiritualität eins sind. Hanna-Maria Kosche

Gestaltungsübungen Begleitet wurden diese theoretischen Überlegungen durch praktische Gestaltungsübungen. Wie kann

118


eine Gestaltung gefunden werden, die zur Funktion passt und sich

soll, oder kann ich auch fehlende Qualitäten er-

respektvoll in die Umgebung einfügt? Wir stellten uns verschie-

gänzen oder sogar einen Kontrast schaffen? Auch

dene Funktionen vor und versuchten sie plastizierend in Ton zum

diese Ergebnisse wurden gemeinsam betrachtet

Ausdruck zu bringen. Dann schauten wir uns die Ergebnisse an und

und die entstandenen Zusammenklänge befragt

fragten uns bei jeder Arbeit, was es für ein Gebäude sein könnte.

und bewertet. Verwandte Übungen gab es auch

Manchmal war das leicht heraus zu bekommen, in anderen Fällen

zum Thema Baumaterialien und zur Beziehung

schwieriger oder es gelang es uns gar nicht. Dabei fragten wir uns

von Zeitgeist und Gestaltung.

immer, wie es sein konnte, dass wir bei einigen Arbeiten wussten,

Im zweiten Semester stand die Frage im

um welche Art von Gebäude es sich handeln musste. Durch diese

Mittelpunkt, wie man aus einer bestimmten

Übung wurde erfahrbar, dass Architektur eine „Sprache“ ist, welche

Bauaufgabe ein Entwurfsmotiv entwickeln kann.

wir, meist unbewusst, verstehen und in der wir als Architekten

In dieser Aufgabe sollten die Übungen des ersten

Aussagen machen. Wenn das so ist, müssen wir diese Sprache dann

Semesters zusammenkommen und miteinander

nicht studieren und sprechen lernen?

verbunden werden. Als Entwurfsaufgabe wurde

Bei einer weiteren Veranstaltung beschäftigten wir uns mit dem

eine kleine Kindertagesstätte gewählt, welche am

Thema der Beziehung eines Gebäudes zu seiner Umgebung. Jeder

Rande des Campus II gebaut werden sollte. Jede

Student zeichnete eine Landschaft mit einem bestimmten Charakter.

Woche wurde eines der vorher diskutierten und

Die Zeichnungen wurden getauscht und jeder bekam die Aufgabe,

geübten Themen in den Mittelpunkt gestellt, um

in diese neue Situation ein dazu passendes Gebäude zu entwerfen.

so das Entwurfsmotiv aus der Aufgabe selber zu

Was heißt aber passend? Bedeutet das immer, dass es harmonieren

entwickeln. ■

119


Spacemaker! Urbane intervention im Rahmen der AKTION BAUKULTUR

Fotos: Nola Bunke

Text: Prof. Dr. Florian Kluge // semesterübergreifend in Bachelor und Master // Prof. Willem-Jan Beeren, Prof. Dr. Florian Kluge, Dr. Ulrich Berding

M

it Hilfe von mobilen zweiflügeligen Wandmodulen wurden elf

Künstler wollten damit auf Schwachpunkte in der

Studenten der Alanus Hochschule und der RWTH Aachen am

Verkehrsplanung ihrer Stadt aufmerksam machen.

17. Juni 2012 zu „SPACEmakern“. An insgesamt neun Stationen in der Bonner Innenstadt erzeug-

Wartezeiten, Lärm, Sicherheitsrisiken – oftmals sind öffentliche Verkehrsräume „No-Go-Areas“

ten die Studenten mit zwei Meter hohen - an den Armen befestigten

– die man nur passiert, wenn man muss, auch.

- Leichtbaukonstruktionen, temporäre Raumveränderungen, die auf

Die Bundesstiftung Baukultur unterstützte die

die spezifische Situation des Ortes eingingen.

Interventionen und warb damit für eine bessere

Im 1:1-Maßstab wurden publikumswirksame Bilder kreiert,

Verkehrsplanung in Deutschland. „Die Gestaltung

Verkehrsräume zu temporären Freiräumen umgestaltet, Labyrinthe

von Verkehrsräumen wird oft sträflich vernachläs-

geschaffen, Fußgängerbewegungen umgeleitet und mobile Stadt-

sigt. Zu selten setzen wir uns damit auseinander,

Räume gebildet. Für Passanten und Verkehrsteilnehmer wurde

wie sich Komfort und Ästhetik mit Verkehrs-

damit zum einen spürbar, wie sehr die Stadt vom PKW-Verkehr

planung verbinden lassen“, erklärte Michael

geprägt ist. Zum anderen veranschaulichte die Aktion, wie viele

Braum, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung

Möglichkeiten die Stadt für Nutzungen jenseits des motorisierten

Baukultur.

Verkehrs bietet. Ziel der Aktion SPACEmaker! war es, Aufmerksam-

Die Interventionen waren der Auftakt zum

keit für den Verkehr in der Stadt zu wecken und mit interessierten

Konvent der Baukultur 2012, der am 17. und 18.

Bürgern ins Gespräch zu kommen. Die Aktion begann um mittags

Juni unter dem Motto STATTVERKEHRSTADT

vor dem Bonner Hauptbahnhof und bewegte sich über mehrere

in Hamburg stattfand. Der erste Tag war mit

Stationen durch die Innenstadt, um drei Stunden später am Berliner

Stadtspaziergängen – so genannten baukulTouren

Platz zu enden.

– entlang der Verkehrsbrennpunkte der Hanse-

Geplant wurden die insgesamt neun Raum-Choreographien von

stadt der Öffentlichkeit gewidmet. Am Plenartag,

Studenten der Stadtplanung, Architektur und Prozessarchitektur

dem 18. Juni, wurden Livebilder von allen zwölf

unter der Leitung der Professoren Florian Kluge und Willem-Jan

Interventionen nach Hamburg übertragen. Dort

Beeren vom Fachbereich Architektur der Alanus Hochschule Alfter

versammelten sich rund 350 Berufene – Bauher-

sowie Ulrich Berding vom Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadt-

ren, Planer, Architekten, Ingenieure und politisch

entwicklung der RWTH Aachen.

Verantwortliche – und diskutierten über die

Anlass von SPACEmaker! war die AKTION_BAUKULTUR, die

Vereinbarkeit von Baukultur und Mobilität. Der

bundesweit am 16. und 17. Juni 2012 in zwölf Städten stattfand. In

Konvent schloss mit der Verabschiedung des

diesem Rahmen waren weitere Interventionen unter anderem in

Hamburger Appells für Verkehrsbaukultur, der

Berlin, Dresden, Hamburg, Hannover und München zu sehen. Die

konkrete Empfehlungen ausspricht. ■

120


121



Exkursionen Nah und Fern


Prozessarchitektur zum anfassen: Exkursion nach Hamburg + Wien Text: Prof. Brigitte Scholz // Exkursion master

B

geht man mit dem Bestand um? Wie sieht die

ist. Ein Markenzeichen gibt es dennoch, die neue

früher die adeligen Sprösslinge ein Jahr und län-

neue (Landschafts-) Architektur aus? In verschie-

Elbphilharmonie auf den Grundmauern des

ger auf die „Grand Tour“ quer durch Europa be-

denen Projekten konnten wir Antworten auf diese

ehemaligen Kaispeichers. „This puts Hamburg on

geben, ist im Master Prozessarchitektur die „Petit

und viele neue Fragen finden, zum Beispiel im

the map“, so die New York Times. Dazu muss sie

Tour“ fester Bestandteil des Studienprogramms.

Gängeviertel Hamburg. Durch eine „kulturelle In-

nur noch fertig werden.

Vor Ort wird die Stadt erkundet, ihre historische

besitznahme“ konnten zwölf Häuser des typischen

Entwicklung sowie die aktuellen Herausforderun-

Arbeiterquartiers vor dem Abriss gerettet werden,

gen erforscht und die Chance genutzt, mit den

nachdem sie bereits an einen Investor verkauft

„Machern“ ins Gespräch zu kommen.

waren. Nach Rückkauf durch die Stadt Hamburg

ildung und Reisen sind schon seit der Renaissance ein untrennbares Paar. Konnten sich

Wie lässt sich dieses Wachstum steuern? Wie

in der die Geschichte schon Ausstrahlung genug

ist die Genossenschaft „Gängeviertel eG“ für die Sanierung des Gebäudebestandes sowie die Umsetzung des Nutzungskonzeptes mit den Bausteinen Wohnen, Arbeiten und Kultur verantwortlich. Oder in der „Sargfabrik Wien“, Österreichs größte selbstverwaltete Wohn- und Kulturprojekt. Der

Sargfabrik Wien

Was Wien (noch) nicht hat, ist eine Interna-

Verein für integrative Lebensgestaltung hat hier

tionale Bauausstellung. Hamburg schon. Hier

seinen Traum vom selbstbestimmten Wohnen

werden die Elbinseln zum Laborraum. Auf die

2012 führten die Reisen nach Hamburg

verwirklicht – mit avantgardistischer Architektur,

Herausforderungen einer internationalen Stadtge-

und Wien – zwei wachsende Metropolen, wie

Kultur- und Badehaus, Cafébetrieb und weiteren

sellschaft, der inneren Peripherien sowie des Kli-

sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die

soziokulturellen Einrichtungen. Beeindruckend

mawandels antwortet die IBA Hamburg 2013 mit

internationale Stadtgesellschaft in Hamburg

bei beiden Projekten war das hohe Engagement

innovativen Projekten. Neue Formate der Bürger-

besticht durch Dynamik, ständigen Wandel und

der Initiatoren, die sich vollkommen mit ihrem

beteiligung sind dabei ebenso von Bedeutung wie

Vorwärtsstreben. In Wien sind die aktuellen

Projekt identifizieren – aus dem Wunsch heraus,

Zwischennutzungen von leerstehenden Gebäuden

Entwicklungen in einen beschaulichen Mantel der

die Stadt selber zu gestalten, eine Stadt mit Frei-

oder „Smart-Houses“ mit neuen Material- und

Geschichte eingehüllt, steht die Zeit in den ausge-

räumen für alle zu schaffen und selbstbestimmt in

Energiekonzepten. 2012 noch Baustelle, werden

dehnten Gründerzeitquartieren und Caféhäusern

Gemeinschaft zu wohnen.

sie 2013 präsentiert. Man darf gespannt sein.

Stadtmodell Hamburg

Noch unzählige weitere Eindrücke bleiben im

mit ihrem verstaubten Charme fast still – auch wenn an allen Ecken und Enden neue Quartiere

Gedächtnis: neue Kreativwirtschaft im HafenCity-

und Bahnhöfe gebaut werden. Wien wächst,

Büro, eine Wirklichkeit gewordene „parcfic-

von derzeit rund 1,7 Millionen Einwohnern auf

tion“ in Sankt Pauli, Wiener Wohngruppen im

fast 2 Millionen bis 2030, ist nach dem Fall des

schäbigen Caféhaus-Separée, ein umwerfender

„eisernen Vorhangs“ neuer Anziehungspunkt

Abendempfang beim Österreicher des Jahres

für Osteuropa. Der Stadtentwicklungsplan (Step)

und seinem Team nonconform-Architekten,

2005 weist dreizehn Zielgebiete der Stadtentwick-

subversive Architektur als allabendliche Belebung,

lung auf, die besondere Herausforderungen und Entwicklungspotenziale bieten, getreu des Slogans

Elbphilharmonie Hamburg

Auf der Suche nach der neuen Stadt fanden

Strohstopfen für den Klimaschutz, BoardingHomes von knallhart kalkulierenden „Investoren-

„Wien voraus“. Hamburg wächst, aber langsamer:

wir in Hamburg mit der HafenCity ein beein-

Architekten“, verbotene und erlaubte Betätigungen

von derzeit fast 1,8 Millionen Einwohnern auf

druckendes Beispiel, das größte innerstädtische

im Karl-Marx-Hof und vieles andere mehr. Wir

rund 1,85 Millionen bis 2030. Der Senat hat 2011

Stadtentwicklungsprojekt Europas und Mekka für

nehmen einen großen „Rucksack“ an Erfahrun-

gemeinsam mit den Bezirken im „Vertrag für

alle Architekturtouristen. Schwieriger gestaltete

gen von der Exkursion mit – und Orte, die wir in

Hamburg“ ein neues Wohnungsbauprogramm mit

sich in Wien die Suche nach der seeStadt Aspern:

fünf, zehn oder fünfzehn Jahren wieder besuchen

6.000 Wohnungen pro Jahr beschlossen.

orientierungsloses Irren über ein novembergrau-

werden. ■

es Flugfeld mit der Hoffnung, das Infozentrum und den Guide zu finden, der schließlich einen improvisierten Vortrag für alle die gab, die noch nicht aufgegeben hatten. Hier lernen die Wiener von den Hamburgern, haben ein vielgestaltiges Planwerk für die Entwicklung der Stadt aufgestellt, initiieren Baugruppen und kreieren eine Gängeviertel Hamburg

124

eigene Marke. Das braucht die HafenCity nicht,

Modell Wien


momentaufnahmen JERUSALEM Prof. Nikolaus v. kaisenberg // Exkursion Das Tote Meer Nach Tagen in der Jerusalemer Altstadt mit ihren engen Gassen, versteckten Gärten und geheimen Orten war es Zeit, Zeit ans Meer zu fahren. In der Wüste mit vereinzelten Häusern und Bäumen sah man es, das Tote Meer, und verstand sofort seinen Namen. Flirrende Hitze, verschwommener Horizont, träges Dümpeln im salzigen Nass am tiefsten Punkt der Erde. Und wenn man die Augen zusammenkniff, konnte man sich alles vorstellen: König Herodes als römischer Statthalter in der Wüste, den mühsamen Weg nach Bethlehem, den Stern über dem Stall und die heilige Stadt Jerusalem als Verheißung. Was man sich nicht vorstellen konnte, waren die anderen Geschichten, die der Moslems, die man nicht kannte – und die vielleicht trotzdem ganz ähnlich sind. Brigitte Scholz Seine Sicht auf die Situation

Die Klagemauer

Um seinen Blick über die gesamte Altstadt von

Nichts hat mich in Jerusalem so sehr berührt wie

Jerusalem schweifen lassen zu können, begibt

die Klagemauer und das jüdische Brauchtum. Hier

man sich auf den Ölberg. Auf unserem Weg

erlebte ich meine wohl ergreifendsten Momente

kommen wir neben den jüdischen Gräbern an

im Heiligen Land. Allein der Zutritt zum Areal

einem Garten vorbei, der diesen Blick ermöglicht.

der western Wall (so heißt die Klagemauer in der

Eingenommen von der Sicht eines Israelis auf die

gesamten Welt) ist schon ein Abenteuer für sich.

in Jerusalem vorherrschende Konfliktsituation,

Wer hierhin möchte, muss sich erst einmal einer

treffen wir auf Abraham. Abraham ist der inoffi-

starken Sicherheitskontrolle unterziehen. Hat man

zielle Verwalter des Gartens. Mit seinem Tuch um

es dann geschafft, reißt einem die dort herrschen-

den Kopf gewickelt und seinem Stock aus Oliven-

de Atmosphäre der fast in Trance betenden Juden

holz fragt uns der 75-jährige wo wir herkommen

mit. Unvergessen bleibt meine Begegnung mit den

und ob wir den Garten sehen wollen. Schnell wird

am Schabbatabend (Leil Schabbat) tanzenden und

klar, er möchte uns gerne von seiner Sicht auf die

betenden jungen Juden, direkt an der Klagemauer

Situation berichten und uns herumführen. Als

unter hunderten von feiernden Menschen.

wir uns ihm gegenüber interessiert zeigen, macht

Moritz Kasulke ■

er uns klar, dass er dafür gerne ein bisschen Geld bekommen würde. Da es nicht viel ist und uns

Klein ist der Felsendom und groSS

diese Gelegenheit reizt, gehen wir darauf ein und

der Anstoss

erleben eine außergewöhnliche Begegnung. Ein

Drei Mal gefragt und immer wieder abgewiesen.

alter Mann, der uns die Sicht der Palästinenser

Die Wächter wollten nicht, dass wir das blaue

auf Jerusalem, die Welt und die Religion erläutert

Oktogon mit der Goldkuppel betreten. Klein ist

und uns auf ganz andere Art und Weise über die

der Felsendom und groß der Anstoß, den die

Konflikte denken lässt. Avila Dietrich

Welt an ihm nimmt. Alle Augen wollen auf den stillen Stein blicken, den der Bau überwölbt. Melchisedek soll ihn aufgerichtet haben zur Kennzeichnung des Ortes, König David hat ihn zu den Grundfesten des Tempelberges gemacht. Hier soll der verheißene Tempel des Neuen Jerusalem wieder erstehen, strahlender als die anderen zuvor. Nun nimmt die Perle muslimischer Baukunst den Platz ein. Und keiner mag sagen, was raus kommt, wenn keiner rein kommt. Nikolaus von Kaisenberg

125


auf der suche nach der verlorenen zeit Portugal Prof. Benedikt Stahl // Exkursion

D

ieses Mal führt uns die Entdeckerlust nach

freundlichen portugiesischen Kollegen. Durch

Portugal. Inspiriert durch einen Besuch der

die Vermittlung von Carsten Land haben wir die

umfangreichen Werkschau des weltberühmten

Gelegenheit, mit ihnen gemeinsam verschiedene

Architekten und Pritzker-Preisträgers Alvaro

Häuser zu besuchen und mithilfe eigener Skizzen,

Siza im Siza-Pavillon auf der Raketenstation

oder Fotografien und in Gesprächen den Geheim-

der Museum Insel Hombroich im vergangenen

nissen der Qualität der ausgewählten Werke näher

Jahr und mit der wertvollen Unterstützung und

zu kommen.

Vorbereitung des Architekturkollegen und Portu-

Die Abende gehören dann dem Kennenlernen

galkenners Carsten Land, der seit vielen Jahren in

der portugiesischen Speisekultur oder tatsächlich

Lissabon lebt und arbeitet, fliegen wir mit einer

den sehr beeindruckenden Fado-Klängen, die

kleinen Alanus-Gruppe zunächst nach Lissabon,

noch lange nachwirken. Die langsame, etwas

von da aus mit Zwischenstationen über Land mit

melancholische Stimmung der Lieder passt zur

einem VW-Bus nach Porto und von dort wieder

Stimmung der Menschen, die mit freundlicher

zurück in die Stadt des berühmten Fado.

Gelassenheit und scheinbar ohne Eile ihren Be-

Neben einer Auswahl an Siza-Bauten inter-

schäftigungen nachgehen. Dabei beeindruckt uns

essieren uns natürlich auch andere alte und neue

im Besonderen die große Hingabe und Sorgfalt,

Häuser, ihr Verhältnis zur Baugeschichte und

mit denen unsere neuen Lissabonner Architek-

Tradition, zur Umgebung, zur Stadt, ihre beson-

tenfreunde José Neves und Raúl Hestness Ferreira

deren Merkmale, die Materialien, die Stimmung,

ihre Ideen verfolgen und mit ihren Arbeiten an

die Geschichte und nicht zuletzt auch die Frage,

die reiche Geschichte der Kultur und des Bauens

was die ausgesuchten Exemplare portugiesischer

anknüpfen.Vielleicht ist es gerade dieses Verhält-

Baukunst so besonders macht. Natürlich freuen

nis zur Zeit, was die Architektur, die uns so nach-

wir uns nicht minder über die Begegnungen mit

haltig beeindruckt so außergewöhnlich macht. ■

126


architektur Biennale Venedig: Common ground Prof. Willem-Jan Beeren // Exkursion

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Studierende im FB Architektur Jennifer Ackermann | Nola Bally | Luca Bangrazi | Peter Baumgardt | Benjamin Bauske | Luisa Blug | Martin Böttcher | Thomas Bohne | Maren Brixius | Julia Brügmann | Dominique Buchmaier | Walter Castillo | Ido-Eduard de-Baat | Helena Deifuhs | Avila Dietrich | Jan-Henning Eggers | Carolin Engels | Klara Esch | Anton Evtikhov | Oliver Ewy | Elisabeth Feinen | Jana Franke | Borja Frey-Marquez | Alexandra Froeschner | Raphael Fuss | Niklas Gesthuisen | Moritz Grenz | Annalena Haenel | Sebastian Heck | Florian Höger | Uwe Hugendick | Isabella DiPrima Marpessa | Dimitrije Jovanovic | Moritz Kasulke | Matthias Killge | Joana Kochems | Florian Komescher | Simon Koolmann | Hanna Kosche | Georg Kreuer | Paula-Angelika Kurz | Christine Lang | Young-Ju Lee | Simon-Imanuel Lucas | Shehrazade Mahassini | Bianca Matzek | Julian Meissner | Andrej Menze | Denisse-Loredana Mihai | Ingrid Mojica | Leonard Palm | Lars Pohlmann | Mona Razum | David Richardoz | Stefanie Rueckrich | Johanna Schaefer | Thomas Schauff | Michael Schimmel | Elias Schley-Cores | Julia Schloesser | Clemens Schmitz-Michels | Soehnke Schroeder | Sonja Siewert | Ruben Sommer | Stephan-Tibo Tapsoba | Thomas Postma | Miguel Vallespir | Filip Voss | Tom Walther | Ben Wedel | Matthias Welter | Max Wester | Ina Willemsen | Eliot-Livingston Wilson | Frauke-Albrig Zahl | David Ziai | Magdalena Zoellner Mitarbeiter im FB Architektur Prof. Hannsjörg Ahrens | Prof. Willem-Jan Beeren | Prof. Swen Geiss | Prof. Frank-Rüdiger Hildebrandt | Dipl.-Ing. Annett Hillebrand | Prof. Nikolaus von Kaisenberg | Prof. Dr.-Ing. Florian Kluge | Dipl.-Ing. Tobias Kriele | Dipl.-Ing. Petra Christiane Meyer | Prof. Marek Nowak | Prof. Brigitte Scholz | Prof. Benedikt Stahl | Prof. Pieter van der Ree | M.Sc. Falk Maximilian Wagner | Dipl.-Ing. Ramona Wassong | Prof. Dr.-Ing. Mathias Wirths



Impressum mag06 HerausgebeR Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft Fachbereich Architektur Prof. Willem-Jan Beeren Prof. Benedikt Stahl Villestr. 3 53347 Alfter www.alanus.edu mag@alanus.edu Redaktion und Koordination Elias Schley Cores Gestaltung und Layout Dominique Buchmaier Lektorat Claudius Bäuml Prof. Dr.-Ing. Florian Kluge Druck Druckhaus Süd GmbH & Co. KG, Köln

Auflage Limitierte Auflage: 1.000 Exemplare Papier RecyStar Natur, 80g/m2, Papyrus Maschinenkarton GK 1, 300g/m2, Igepa Schrift Minion Trade Gothic Hinweis Alle Inhalte (Texte, Bilder, Illustrationen, freie Arbeiten und Grafiken) sind urheberrechtlich geschützt. Die Rechte liegen bei den jeweiligen Autoren. Ohne die ausdrückliche Zustimmung der Autoren / Rechteinhaber ist der Abdruck und die sonstige Vervielfältigung auf analogem oder elektronischem Wege nicht gestattet. Danke allen Autoren und Illustratoren, die uns ihre Beiträge zur Verfügung gestellt haben!

März 2013 ISSN 2190-3565




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