AKtion März 2012

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„Wir sollten uns von der Fehlerkultur verabschieden und die Stärken der Kinder herausfinden und ausbauen.“ (Seite 11)

März 2012 Nr. 2/2012, XXVI. Jahrgang Zugestellt durch Post.at

Birgit Walch, Landeselternbüro

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

www.ak-vorarlberg.at

Konsumentenberatung für alle Bürger des Landes

Seiten 6 und 7

Aus dem Inhalt

Gang vor Gericht soll bald teurer werden Das Justizministerium plant unter anderem die Kostenfreiheit für das Sozialrechtsverfahren zur Gänze aufzuheben. Die AK erhielt nicht einmal die Möglichkeit einer Stellungnahme. Seite 3

BasicBonus für alle Lehrabsolventen Mit einem Geschenk belohnt die AK Vorarlberg alle erfolgreichen Absolventen der Lehrabschlussprüfung. Mit im Paket ist ein 100-Euro-Bildungsgutschein vom AK-Bildungscenter. Seite 4

Kontonummer und Bankleitzahl adé Ab Februar 2014 soll eine einheitliche 22-stellige Kontonummer EU-weit eingeführt werden. Überweisungen werden dadurch schneller, billiger und sicherer abgewickelt. Seite 8

EU will ein Recht auf das „Vergessen“ Wer Daten im Internet freigibt und später löscht, muss damit rechnen, dass sie dennoch abrufbar bleiben. Die EU arbeitet an einer Lösung. Seite 9

Neue Oberstufe im Nationalrat beschlossen Die neu gestaltete Oberstufe soll bis zum Jahr 2017 österreichweit eingeführt werden und immense Vorteile für alle Schüler mit sich bringen. Sitzenbleiben wird so fast unmöglich. Seite 11

Gewinnen: Sony eBook-Reader AK-Präsident Hubert Hämmerle, Dr. Karin Hinteregger, Leiterin der AK-Konsumentenberatung und Landeshauptmann Mag. Markus Wallner.

Steuer sparen

Die Arbeitnehmer lassen jedes Jahr viel Geld liegen, weil sie ihre steuerlichen Möglichkeiten nicht ausnützen. Das ist schade und müsste nicht sein, denn schließlich kommt es gerade in schweren Zeiten auf jeden Cent an. In dieser Broschüre finden Sie nützliche Tipps, wie Sie vom Finanzamt Geld zurück bekommen können. Telefon 050/258-8000, bestellen@ak-vorarlberg.at

Ältere sind wertvoller Teil des Ganzen Die demografische Entwicklung führt gerade auch in der Arbeitswelt zu nachhaltigen Veränderungen. AKExperte Gerhard Ouschan mahnt von den Führungskräften eine verstärkte gesamthafte Betrachtung der Herausforderungen ein. Die Menschen werden in Zukunft länger erwerbstätig sein und benötigen dafür andere Rahmenbedingungen.

Ein Mittel dafür ist Generationenmanagement, dessen Ziel es ist, alle in der Arbeitswelt tätigen Altersgruppen in ihrer Unterschiedlichkeit zu berücksichtigen und sie dabei zu unterstützen, ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Gerhard Ouschan hat dazu den Ist-Zustand in Vorarlberger Betrieben erhoben. Die Ergebnisse werden bei einem Treffen des Unternehmensnetzwerks „Berufliche Gesundheitsförde-

rung“ am 22. März präsentiert. Das Thema der Veranstaltung lautet „Generationenmanagement als Führungsaufgabe – Eine junge Disziplin für eine alternde Gesellschaft“. Vorgelebte Wertschätzung Der AK-Experte mahnt Generationenmanagement als unabdingbaren Bestandteil einer zukunftsweisenden Unternehmenskultur ein. Dabei geht es um Wertschätzung: „Hier bedeutet der Mitarbeiter nicht nur Kapital, sondern ist ein wertvoller Bestandteil eines Unternehmens. Und das wird den Mitarbeitern nicht in Hochglanzbroschüren weitergegeben, sondern vorgelebt.“ Seite 5

Seite 12 AK-Kontakte

AK-Rechtsservice Tel. 050/258 Betriebsreferat – 1500 Info Arbeitsrecht – 2000 Insolvenzrecht – 2100 Sozialrecht – 2200 Lehrlinge/Jugend – 2300 Arbeitsrecht Feldkirch – 2500 Familie/Frauen – 2600 Konsumentenschutz – 3000 Steuerrecht – 3100 AK Bregenz – 5000 AK Dornbirn – 6000 AK Bludenz – 7000


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Reaktionen

märz 2012

Kommentar von AK-Direktor Rainer Keckeis: „Ein schwieriger Hochseilakt ist gelungen“

Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Erwartungshaltung war wirklich nicht groß. Zu oft schon hat die Regierung in den letzten Jahren außer großen Diskussionen wenig bewegt. Deshalb kann der nun vorliegende Budgetplan als durchaus gelungener Akt bezeichnet werden. Immerhin jammern alle betroffenen Gruppen mit angezogener Handbremse, weil letztlich die anstehenden Belastungen und Kürzungen nicht wirklich existenzgefährdend sind. Neben vielen kleinen Verlierern gibt es nur eine große Gruppe der Gewinner: das sind jene Personen, die über große Vermögen verfügen. Sie dürfen weiterhin ihre Stiftungsprivilegien ge-

nießen und ihre Vermögen steuerfrei ter zum alten Eisen zählen und auch weitergeben, während alle anderen, so behandelt werden, nichts ändern. die ihr Geld mit Arbeit verdienen, Hier hat die Arbeitnehmerseite – so kräftig zur Kasse gebeten werden. Das sie überhaupt auf die Verhandlungen ist bedauerlich und ungerecht, aber Einfluss hatte – völlig versagt. Sie Ausdruck der herrschenden politi- hätte nur den Wirtschaftskammerschen Situation. präsidenten Leitl beim Wort nehmen Aus Arbeitnehmersicht völlig unver- müssen. Er hat vollmundig erklärt, ständlich ist die Tatsache, dass zwar dass ein Arbeiter halt drei Jahre länger der Einstieg in die arbeiten soll, dann Pension schwekönne er mit der „Großgrundbesitzer und rer und vor allem wirklich Vermögende sind die damit erzielbaren auch teurer wird, höheren Pension einzigen Gewinner des neuen jedes Jahr eine gleichzeitig aber Sparpakets“ keine Maßnahme Weltreise machen. beschlossen wurde, Peinlich genug, die ein längeres Arbeiten überhaupt dass Leitl offenbar mit den Grundmöglich macht. Eine lächerliche Ab- rechenarten, sicher aber mit dem Pengabe von 110 Euro für den Betrieb sionsrecht auf Kriegsfuß steht. Einem der jemanden kündigt, vermag am Arbeiter, der sein Leben lang immer Faktum, dass Arbeitnehmer schon die höchstmöglichen Pensionsbeiträweit vor dem gesetzlichen Pensionsal- ge einbezahlt hat, bringt eine um drei

Jahre verlängerte Berufstätigkeit im Jahr netto rund 1500 Euro zusätzlich. Hat er durchschnittlich verdient, so bleiben ihm trotz Bonus für drei zusätzliche Arbeitsjahre rund 600 Euro. Damit kann er einen Urlaub in Südtirol machen und davon träumen, dass ihm der Herr Wirtschaftskammerpräsident Leitl vielleicht eine Karte aus der Karibik schickt. Denn selbst hinzufliegen, wird sich finanziell schwer ausgehen. Aber sei‘s drum – Leitl beim Wort nehmen und das politisch einfordern, was er als oberster Wirtschaftsvertreter verspricht, dann wäre den Arbeitnehmern um ein Vielfaches geholfen.

AK-Direktor Rainer Keckeis

Leserforum Konsumentenschutz für alle offen Es ist höchst erfreulich, dass es für alle Bürger möglich ist, den Konsumentenschutz in Anspruch zu nehmen. Es gibt viele Bürger, die nicht das nötige Geld für einen Rechtsanwalt haben. Ich habe selbst den Konsumentenschutz beansprucht und kann diesen allen empfehlen. Lydia Kungl, Hohenems

Wiedereinstieg in das Berufsleben Der Wiedereinstieg ins Berufsleben in Österreich – sei es nach der Karenz, nach einer schweren Krankheit oder nach dem Umzug nach Österreich – ist ein regelrechter Hürdenlauf. Besonders dann, wenn man über 50 Jahre alt ist. Da wird einem von vornherein nur noch der Weg in die Arbeitslosigkeit geboten. Ich habe die Pension gesund erreicht. So kann es aber für den älteren Berufsstand einfach nicht weitergehen. Gertraud Six, Bludesch Es wird viel daran getan, dass wir Mütter nach einer kurzen Kindererziehungszeit wieder ins Berufsleben einsteigen können. Dabei frage ich

Nicht nur in Österreich ist laut einem EU-Bildungsbericht in Zukunft mit einem Engpass bei Lehrern zu rechnen. Auch Deutschland, Belgien, Luxemburg, die Türkei, Großbritannien und die Niederlande werden künftig mit diesem Problem konfrontiert werden. Im französischen Teil Belgiens hätten 46 Prozent der 15-jährigen Schüler zu wenig Mathematiklehrer. In Deutschland fehlen bei 42 Prozent in derselben Altersgruppe Lehrkräfte in den Naturwissenschaften und bei 18 Prozent Mathematiklehrer. In Österreich besteht der größte Lehrermangel (11 Prozent) in naturwissenschaftlichen Fächern, gefolgt von Sprachlehrern (6,7 Prozent) und von Mathematiklehrern (5,8 Prozent).

USA und EU einig über Bioprodukte Biolebensmittel aus der Europäischen Union und den USA dürfen künftig auf beiden Seiten des Atlantiks als Ökoerzeugnisse verkauft werden. Die EU und die USA unterzeichneten eine entsprechende Übereinkunft. Somit erkennen beide Seiten ihre Biostandards gegenseitig an. Produkte, die in der EU ein Ökosiegel tragen, können künftig nun auch ohne größeren Aufwand den „Organic“-Schriftzug des US-Landwirtschaftsministeriums erhalten. Die Vereinbarung gilt ab 1. Juni 2012. Beispiele für solche Produkte sind Biofleisch, Biogetreide oder Wein. Die EU und die USA sind die zwei größten Weltmärkte für BioLebensmittel.

mich oft, wo die Unterstützung für die Mütter bleibt, die zuhause bei ihren Kindern bleiben wollen. Die ihr Kind länger als zwei Jahre selbst betreuen wollen. Es gibt auch Mütter, die ihre Kinder nicht in Ganztagesbetreuungen geben wollen. Leisten wir nicht Ähnliches wie Mütter, deren Kinder betreut werden? Sollte es für uns nicht auch eine höhere Pension geben? Ich finde schon, denn ich habe nicht weniger für unseren Staat getan, nur weil ich meinem Kind selbst unsere Muttersprache beigebracht habe oder weil ich mit meinem Volksschüler selbst die Hausaufgaben mache. Ich koche das Mittagessen für meine Familie selbst. Habe ich darum weniger Pension verdient? Ich denke nicht. Ein Gedanke. Da ich all diese wichtigen Schritte meines Kindes selbst begleite und unterstütze, müssen meine Kinder nicht betreut werden, also entstehen für Land, Bund und Gemeinden auch weniger Kosten. Cornelia Kühne, Meiningen

Interesse zu zeigen, das man für die jeweilige Firma hat. Dazu können ruhig Fragen gestellt werden – was wie läuft. Das hinterlässt einen guten Eindruck. Rosa Düringer, Röthis

Wichtige Tipps zur Lehrstellensuche

Wissen fürs Leben ist eine Bereicherung

Das Wichtigste für junge Bewerber bei der Vorstellung in einem Betrieb ist – neben einem tadellosen Äußeren – das

Ich finde die AK-Reihe Wissen fürs Leben toll. Ich bin Schüler und freue mich über jeden Vortrag. Neben meinem Schulwissen tragen die Vorträge sehr dazu bei, um ein vollständiges Wissen für das Leben zu erlangen. Patrick Matt, Hörbranz

Liebe Leserinnen und Leser

Bei losen Produkten an der Theke wie Fleisch, Wurst oder Käse darf die Verpackung seit 1. Jänner 2012 nicht mehr mitgewogen werden.

Neues Gesetz für den Verkauf an der Theke

Bei der Lehrstellensuche gilt es einige Regeln zu beachten.

Lehrermangel in der EU ein großes Thema

Es ist sicherlich eine Unsitte, das Papier bei Wurst-, Fleisch- oder Käseeinkauf mit dem gekauften Produkt mitzurechnen. Ich bitte jedoch andere Produkte zu betrachten, bei denen noch viel mehr Unfug betrieben wird. Bei Keks, Süßwaren, Kosmetikartikeln

usw. werden Unmengen von Verpackungsmaterial verschwendet. Oft beträgt der Inhalt weniger als 50 Prozent der Verpackung. Somit entsteht unnötiger Müll, der auch noch teuer bezahlt werden muss. Daher ist in erster Linie diesem Treiben ein Riegel vorzuschieben. Da auch ein Geschäft bei sorgfältiger Kalkulation Papier nicht verschenken kann, wird der Konsument das Wurst- oder Käsepapier halt über das Produkt mitbezahlen. Und somit wird diese gesetzliche Regelung mit großer Wahrscheinlichkeit ins Leere gehen. Thomas Koschat, Dalaas Das neue Gesetz bezüglich des Mitverrechnens der Verpackung bei Fleischund Wurstwaren ist sehr zu begrüßen. Die durch das Mitverrechnen der Verpackung entfallenden Mehrkosten fallen auf Dauer besonders beim Einkauf von kleineren Mengen sehr ins Gewicht. Aber was tun, wenn die Verkäuferinnen oder Verkäufer beziehungsweise Firmen sich nicht an diese Regelung halten? Stefanie Ludescher, Rankweil

Wegen der vielen Zusendungen war es uns leider nicht möglich, alle erhaltenen Beiträge zu veröffentlichen.

Den Sony eBookReader im Wert von rund 150 Euro aus der letzten AKtion hat Gertraud Six aus Bludesch gewonnen. Der Gewinn wird in den nächsten Tagen per Post zugesandt. Wir gratulieren! Impressum

Die Vorarlberger Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz Herausgeber, Medieninhaber und Sitz der Redaktion: Arbeiterkammer Vorarlberg, 6800 Feldkirch, Widnau 2–4 presse@ak-vorarlberg.at Redaktionsleitung: Mag. Martina Podgornik Grafik: Baschnegger Ammann und Partner Fotografie: Georg Alfare, fotolia, Bilderbox, Bregenzer Festspiele/Karl Forster, die3, Europäische Union Druck: Vorarlberger Medienhaus, Schwarzach Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der AKtion nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.


März 2012

Malcom Harbour, Vorsitzender des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz im Exklusivinterview mit der AKtion

„Größere Auswahl und mehr Wettbewerb sind sehr wichtig“ Speziell in der Krise ist der Verbraucherschutz wichtiger denn je. Zu diesem Schluss kommt Malcom Harbour im Exklusiv-Interview mit der AKtion. Er ist Vorsitzender des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz im Europäischen Parlament.

Wie haben Deregulierung und Liberalisierung die Lage der Verbraucher

Zurzeit prüft die Vorarlberger Gebietskrankenkasse, ob die Dazuverdienstgrenze zum im Jahr 2008 bezogenen Kinderbetreuungsgeld beziehungsweise Zuschuss eingehalten wurde. Im Zuge dessen kann es auch zu Rückzahlungsbescheiden kommen. „Falls die Rückforderungen zu Unrecht verschickt wurden, kann der Bescheid binnen vier Wochen bekämpft werden“, erklärt Dr. Brigitte Hutterer vom AK-Büro für Familien und Frauenfragen. Sollten Unklarheiten bestehen, können sich die Betroffenen an die AK Vorarlberg wenden.

Der aktuelle Geschäftsbericht der AK Vorarlberg wurde in der letzten Ausgabe der AKtion beigelegt. Es hat sich bei den Zahlen auf den Seiten 8 und 9 leider ein Fehler eingeschlichen. Die korrigierte Fassung steht auf der Homepage der AK zum Download bereit. Download: www.ak-vorarlberg.at/ wirueberuns.htm

„Informieren statt diskriminieren“ Malcom Harbour: „Beim Verbraucherschutz dürfen die Standards nicht gesenkt werden, weil dadurch insbesondere die schutzbedürftigen Verbraucher mit niedrigeren Einkommen gefährdet wären.“

wirklich verändert? Zum Besseren oder zum Schlechteren? Ich denke, zum Besseren. Wenn man sich nur den Binnenmarkt für Waren anschaut, sieht man, dass viel mehr Auswahl vorhanden ist; es gibt mehr Anbieter auf dem Markt und mehr Wettbewerb. Ein fairerer und aktiverer Wettbewerb ist gut für die Konsumenten. Bei den Dienstleistungen haben wir die Vorteile der Öffnung für den Wettbewerb noch nicht sehen können, weil es auf dem Dienstleis­ tungsmarkt viele nationale Einschränkungen gibt. Womit wir bei der nächsten Frage sind: Die Dienstleistungsrichtlinie ist seit zwei Jahren in Kraft. Was ist Ihre Zwischenbilanz aus Verbrauchersicht? Die grenzüberschreitenden Dienstleistungen haben sich langsamer entwickelt, als die Menschen erwarteten. Aber für eine wirkliche Bewertung ist es noch etwas zu früh. Ich habe das Gefühl, dass deutlich mehr grenzüber-

schreitende Dienstleistungen angeboten werden, aber derzeit spielt sich das vor allem zwischen den Unternehmen ab und nicht so sehr auf der Verbraucherebene. Wie wichtig ist der Verbraucherschutz in dieser Zeit der Krise? Extrem wichtig. Wir müssen dafür sorgen, dass die Standards jetzt nicht gesenkt werden, weil dadurch insbesondere die schutzbedürftigen Verbraucher und Menschen mit niedrigen Einkommen gefährdet wären. Ich komme auf den Punkt von vorhin zurück: Unter den derzeitigen Umständen ist es sogar noch wichtiger, dass wir dafür sorgen, dass es eine größere Auswahl und mehr Wettbewerb gibt. Welche positiven Nachrichten und Entwicklungen dürfen die Verbraucher in diesem Jahr aus Brüssel erwarten? Die Europäische Kommission wird uns ihren Vorschlag für eine integrierte Strategie für die Konsumentengesetz-

AK-Erfolg: Ministerin zieht fertigen Gesetzesentwurf zurück

Im Bereich Arbeits- und Sozialrecht, aber auch in Bezug auf das Gerichtsgebührengesetz plante das Justizministerium mittels einer Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes schmerzhafte Einschnitte. Konkret ging es um folgende Punkte, die ohne Begutachtungen möglichst rasch be-

Rückforderungen zum Kinderbetreuungsgeld

Korrektur im letzten AK-Geschäftsbericht

gebung auf europäischer Ebene vorlegen – etwas, wofür wir uns gemeinsam mit den Verbraucherorganisationen sehr stark eingesetzt haben. Einer der wichtigsten Gesetzesvorschläge im Verbraucherschutzbereich, die wir in diesem Jahr bearbeiten werden, befasst sich mit der Frage, wie die Wirksamkeit von Verfahren zur alternativen Streitbeilegung erhöht werden kann, die insbesondere im gesamten Binnenmarkt funktionieren müssen, um die Verbraucher zu ermutigen, die Vorteile dieses Wettbewerbs zu nutzen. Unser Ausschuss wird sich dieses Jahr auch genau anschauen, wie gut die Verbraucherkreditrichtlinie, bei der wir zahlreiche wichtige Verbesserungen durchgesetzt haben, in den Mitgliedsstaaten umgesetzt wird. Das wird bei der nächsten Revision der Richtlinie im kommenden Jahr zu Verbesserungen führen. Zudem wird es im Laufe des Jahres auch eine Revision der Richtlinie zur Produktsicherheit geben.

Die geplante Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes hätte den Gang vor Gericht erheblich teurer gemacht

Nach dem massiven Protest der AK gegen den Entwurf zum Gerichtsorganisationsgesetz hat die Ministerin diesen zurückgezogen. Vor allem kranke und sozial schwache Personen wären durch die Änderungen weiter geschwächt worden.

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AK-Büro für Familien und Frauenfragen, Telefon 050/258-2600, familie.frau@ak-vorarlberg.at

AKtion: Herr Harbour, warum sind Binnenmarkt und Verbraucherschutz in einem Ausschuss kombiniert? Malcolm Harbour: Ein Binnenmarkt kann nur dann zufriedenstellend funktionieren, wenn wir auch mündige und zufriedene Verbraucher haben. Beides ist Teil des gleichen politischen Instrumentariums. Mein Ausschuss konzentriert sich sehr stark auf diese Tatsache. Wir haben 2009/2010 einen Meilenstein in der Gesetzgebung für einen Binnenmarkt für Verbraucher und Bürger gesetzt, weil wir glauben, dass das ganze Konzept und die Bedeutung des Binnenmarktes viel mehr Anziehungskraft für den einzelnen Bürger haben müssen. Auf der Webseite Ihrer Partei steht über Sie geschrieben, Sie führten einen Kreuzzug für eine stärkere Öffnung und Deregulierung der Märkte. Ist nicht gerade zu wenig Regulierung einer der Hauptgründe für die enorme Krise, die Europa momentan durchmacht? Wir müssen hier unterscheiden zwischen zwei verschiedenen Dingen. Ich konzentriere mich auf Probleme des Binnenmarkts. Es ist klar, dass es Probleme bei der Handhabung des Euros und bei den übergeordneten finanzpolitischen Regulierungen, beim Management der Defizite, usw. gibt. Aber was die Öffnung von Märkten betrifft, gibt es echte Möglichkeiten, die Auswahl für die Verbraucher zu vergrößern und ihnen die Vorteile eines stärkeren Wettbewerbs zu bieten. Die Regulierungen, an denen wir arbeiten, haben zwei Seiten. Auf der einen Seite ist die Gelegenheit, Märkte zu öffnen; die Dienstleistungen sind ein sehr gutes Beispiel dafür. Das muss andererseits aber mit der Stärkung des Verbraucherschutzes einhergehen, insbesondere wenn es um grenzüberschreitende Geschäfte geht.

Politik

schlossen werden sollten: • Die Streitwertgrenze für das bezirksgerichtliche Verfahren sollte von 10.000 Euro auf 25.000 Euro angehoben werden. • Die Kostenfreiheit für das Sozialrechtsverfahren sollte zur Gänze aufgehoben werden. • Die Gerichtstage sollten abgeschafft werden. Einschnitte abgewendet Ein großer Vorteil – speziell für sozial schwächere Personen – ist die Regelung, dass der Gerichtszugang in Sozialrechtsverfahren kostenlos ist.

„Hier wären extreme Belastungen auf die Vorarlberger zugekommen. Bei Arbeitsunfällen oder Klagen im Bereich Invaliditätspension wären alleine in erster Instanz bis zum 1. Juli 2012 Kosten in der Höhe von rund 180.000 Euro auf die Vorarlberger Bevölkerung zugekommen“, erklärt Dr. Michael Simma, Bereichsleiter der AK-Sozialpolitik. Auch die Erhöhung der Streitwertgrenze von 10.000 Euro auf 25.000 Euro hat bei Simma Kopfschütteln ausgelöst. „Hier wären sehr viele Verfahren vom Landesgericht zum Bezirksgericht verschoben worden. Das

Dr. Michael Simma: „Der massive Protest hat sich gelohnt.“

wäre eine nicht nachvollziehbare Maßnahme gewesen, da ja im Zuge des Sparpaketes genau diese Gerichte weitgehend abgeschafft werden sollen“, sagt Simma. Besonders aufgestoßen ist der AK Vorarlberg, dass bei den geplanten Änderungen speziell gesundheitlich beeinträchtigte Menschen mit geringem Einkommen betroffen gewesen wären. „Durch unseren Protest gegen den Gesetzesentwurf konnten wir verhindern, dass der Gang vor Gericht erheblich teurer wird. Das hätte vor allem sozial schwache Menschen getroffen“, so Simma abschließend.

Die AIDS-Hilfen Österreichs haben dieses Jahr ihren Schwerpunkt auf das Thema Arbeit und AIDS-Erkrankung gelegt. Unter dem Motto „Feuern Sie Ihren unproduktivsten Mitarbeiter: Das Vorurteil“ machen sie darauf aufmerksam, dass viele Menschen aufgrund ihrer Erkrankung auch vom Arbeitsalltag ausgegrenzt werden. Nähere Informationen dazu unter www.aidshilfen.at

Frauenquote ist erschreckend niedrig Wie die EU-Justizkommissarin Viviane Reding bekannt gab, beträgt der Frauenanteil an den Unternehmensvorständen in der EU durchschnittlich 12 Prozent. Österreich möchte diese Quote erhöhen, stößt damit aber nicht nur auf Gegenliebe. Insgesamt zeigt sich die EU bei diesem Thema gespalten.

Kurz gemeldet ... q Mit 1,9 Prozent verzeichnet die Ukraine die niedrigste Arbeitslosenquote in Europa. q Rund eine Million Österreicher sind arm oder armutsgefährdet und können sich alltägliche Notwendigkeiten wie Heizmaterial oder Kleidung häufig nicht leisten. q In Deutschland bleiben offene Stellen im Durchschnitt 68 Tage unbesetzt. q Einkäufer in der Energiebranche in Österreich verdienen laut Studie im Durchschnitt 106.000 Euro im Jahr und lassen damit Einkäufer in Branchen wie der Holz- und Papierindustrie mit 77.000 Euro weit hinter sich. q Im vierten Quartal 2011 sind die Umfragewerte bezüglich der Berufsaussichten in Österreich rapide abgefallen. Waren bis zum dritten Quartal noch 59 Prozent der österreichischen Konsumenten der Meinung, ihre Berufsaussichten seien ausgezeichnet oder gut, waren es im vierten Quartal nur noch 43 Prozent. q Erstmals seit über zweieinhalb Jahren ist das Bruttoinlandsprodukt der 17-EU-Länder aufgrund der Schuldenkrise und des Vertrauensverlustes insgesamt gesunken.


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Jugend

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Lehrlingstipp

Pflichtpraktikum

Für erfolgreiche Absolventen der Lehrabschlussprüfung hat die AK Vorarlberg eine kleine Aufmerksamkeit parat, den BasicBonus und einen nützlichen USB-Stick.

BasicBonus für Lehrabsolventen im Wert von 100 Euro sichern Nach Abschluss der Lehre wird jeder Absolvent von der AK Vorarlberg für seine Leistungen belohnt, dabei winken attraktive Geschenke für die neuen Facharbeiter. Der Kontakt zur Arbeiterkammer entsteht oft erst wenn Probleme auftauchen, ob im Arbeitsrecht oder mit der Handyrechnung im Konsumentenschutz. Deshalb will sich die AK Vorarlberg von Anfang an als Dienstleister präsentieren und auf das umfassende Angebot auch im Bildungsbereich aufmerksam machen. Belohnung verdient „Die Lehrabschlussprüfung erfolgreich zu absolvieren verlangt den jungen Mädchen und Burschen nach ihrer Lehrzeit einiges ab und das wollen wir natürlich auch dementsprechend belohnen,“ sagt Mag. Marcus Mayer, der Lei-

ter der Lehrlings- und Jugendabteilung. Insbesondere der BasicBonus in Form eines 100-Euro-Bildungsgutscheins für Kurse im AK-Bildungscenter baut auf Nachhaltigkeit und ermöglicht den Ausbau von Wissen. „Zudem wollen wir damit die Ab-

ne Chancen auf dem Arbeitsmarkt,“ so Mayer. Mit dem Bildungsgutschein können sämtliche Kurse aus dem Programm des AK-Bildungscenters besucht werden, die Palette reicht vom Sprachkurs über Kurse aus dem Bereich

„Wir wollen die künftigen Facharbeiter mit dem breiten Angebot der AK Vorarlberg in Berührung bringen und uns als Dienstleister präsentieren.“ Mag. Marcus Mayer, Leiter der Lehrlings- und Jugendabteilung

solventen dafür sensibilisieren, dass die Halbwertszeit von aktuellem Wissen manchmal sehr kurz sein kann und man sich zwar am Ende der Lehrzeit befindet, nicht aber am Ende der Lernzeit. Lebenslanges Lernen ist nicht nur ein Schlagwort ohne Hintergrund, wer sich aufgeschlossen und wissbegierig zeigt, erhöht seinen Marktwert und sei-

Persönlichkeitsentwicklung (beispielsweise Rhetorik oder Konfliktmanagement) bis hin zu spezialisierten Angeboten in Richtung Computer und IT. Neben dem BasicBonus gibt es für jeden Teilnehmer ein Freifahrtticket mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Kursort und nötigenfalls auch eine Möglichkeit der Kinderbetreuung im

Eltern-Kind-Zentrum Feldkirch, wenn sie für den betreffenden Kurs angeboten wird. Der Gutschein gilt drei Jahre, muss also nicht sofort eingelöst werden, dazu Marcus Mayer: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Absolventen erst mal ein wenig Abstand vom Lernen brauchen, weil die Lehrzeit doch sehr anstrengend ist. Deshalb muss der Gutschein auch nicht gleich eingelöst werden.“ Zusätzlich dazu bekommen die erfolgreichen Jung-Facharbeiter auf Wunsch auch noch einen USB-Stick (vier GB) zugesandt. Wer seine Lehrabschlussprüfung im Jahr 2011 erfolgreich absolviert und keine „BasicBonus-Karte“ bekommen hat, kann sich bei der AK melden und das Paket anfordern. BasicBonus anfordern: 050/2582300 und info@akbasics.at

Das Projekt „I kann‘s! I trau mer‘s zu!“ trägt erste Früchte, Plakat-Kampagne startet mit unterschiedlichen Motiven

Mädchen machen sich stark für Technik Mädchen, die Motoren frisieren, sollen jungen Geschlechtsgenossinnen Lust auf Technik machen. Das Projekt „I kann‘s! I trau mer‘s zu!“ (die AKtion berichtete) soll die Berührungsängste von Mädchen hinsichtlich technischer Berufe abbauen und sie für diesen Bereich begeistern. Mädchen und Technik Seit rund einem Jahr läuft das Projekt bereits und wird nun auch medial aufbereitet. Die im Dezember einer Vielzahl von interessierten Personen präsentierte Plakatkampagne stellt eine Beziehung zwischen Mädchen und Technik her (siehe Bild rechts). In der ersten Phase fanden beispielsweise Workshops mit Robotern für Mädchen statt, die von weiblichen Lehrlingen der Firmen Blum und Grass gemeinsam durchgeführt wurden. Kompetenzträgerinnen des

Informationen und Beratung: www.akbasics.at

Zu viele Jugendliche sind ohne Ausbildung Rund 75.000 Jugendliche sind österreichweit nicht in einer Ausbildung oder im Berufsleben angekommen, dies zeigte eine Studie der Uni Linz und der AK Oberösterreich. In der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen stehen 8,2 Prozent ohne vollwertige Ausbildung auf der Straße. Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte die erst nach der Geburt nach Österreich gekommen sind doppelt so häufig davon betroffen wie junge Menschen ohne Migrationshintergrund. In der Gruppe mit Zuwanderungsgeschichte weisen außerdem Mädchen ein größeres Risiko auf, als gleichaltrige Burschen.

aha-Sprechstunde der AK-Referenten Wie in der AK-Zentrale in Feldkirch können sich Jugendliche regelmäßig auch in den Geschäftsstellen des aha vertraulich und kostenlos von AK-Referenten beraten lassen. Die Sprechstunden finden jeweils einmal im Monat von 16 bis 18 Uhr im „aha – Tipps und Infos für junge Leute“ in Bregenz, Dornbirn und Bludenz statt. In Dornbirn finden die Beratungen am 19. März, 23. April, 21.Mai und 18. Juni 2012 statt. In Bregenz wird am Montag 5. März, 2. April, 7. Mai und 4. Juni 2012 beraten. Bludenz steht am 12. März, 16. April, 14. Mai und 11. Juni auf dem Terminplan.

Projektes sind die Mädchen selbst und schaffen dadurch bei der Zielgruppe ein neues Selbstbewusstsein und wecken Interesse. Weibliche Fachkräfte Das Ziel ist es, Betriebe dazu zu animieren Strukturen zu schaffen, die eine langfristige Bindung der weiblichen Fachkräfte schafft. Bis zum Ende des Projektes werden Checklisten und Maßnahmenkataloge von den Mädchen erarbeitet, die interessierten Betrieben zusätzliche wichtige Impulse für die Lehrlingsausbildung von technikbegeisterten Mädchen bringen sollen. Noch rund ein Jahr wird federführend vom Mädchenzentrum „Amazone“ in Bregenz an verschiedenen Umsetzungen gearbeitet. Infos dazu finden sich im Internet. Projekt „I kann‘s! I trau mer‘s zu!“: www.ikanns.at

Daniela besucht die dritte Klasse einer höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Mag. Marcus Berufe. Nach der Mayer dritten Klasse muss sie ein Praktikum in einem Betrieb im Gastgewerbe absolvieren. Sie weiß, dass ihr als Praktikumslohn die Lehrlingsentschädigung des dritten Lehrjahres (gemäß Kollektivvertrag des Gastgewerbes) zusteht. Ihr ist nicht klar, ob sie während dieser Zeit auch Anspruch auf Sonderzahlungen und Urlaub hat. Sie wendet sich deshalb an die Lehrlings- und Jugendabteilung der Arbeiterkammer und erfährt dabei Folgendes: Bei einem mindestens zweimonatigen Pflichtpraktikum im Gastgewerbe entsteht ein Anspruch auf anteilige Sonderzahlungen. Da Danielas Praktikum drei Monate dauert, hat sie selbstverständlich Anspruch darauf. Zudem erwirbt sie einen anteilsmäßigen Urlaubsanspruch, der entweder im Rahmen des Praktikums verbraucht wird oder finanziell abgegolten werden muss. Falls Überstunden geleistet werden, können diese selbstverständlich geltend gemacht werden, weil Daniela bereits 18 Jahre alt ist (und somit Überstunden leisten darf ). Wichtig: Bei einer Praktikumsstelle im Ausland gelten jedoch die arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen des Gastlandes.

Informationen im Internet unter: www.aha.or.at/ Haben Sie was zu sagen?

Mit einer peppigen Kampagne sollen Mädchen für Technik interessiert werden.

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu einem Thema in dieser Ausgabe: AK Vorarlberg, Kennwort Leserbriefe, Widnau 4, 6800 Feldkirch oder leserbrief@ak-vorarlberg.at.


märz 2012

Generationenmanagement: Demografische Entwicklung ist für AK-Experten Gerhard Ouschan mehr Chance als Nachteil

Die Menschen werden künftig länger erwerbstätig sein und benötigen dafür veränderte Rahmenbedingungen. Doch in welchem Ausmaß sind unsere Betriebe und ihre Belegschaften auf diese Veränderungen vorbereitet? Das 13. Treffen des Unternehmensnetzwerks Betriebliche Gesundheitsförderung widmet sich genau diesem Thema (siehe Kasten). Einer der Referenten ist Gerhard Ouschan, AKBereichsleiter Bildung, der im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit Generationenmanagement als ein Instrument zur Bewältigung der Herausforderungen erforscht hat.

Es ist also keine ausschließliche Frage der älteren Mitarbeiter? Keineswegs. Die demografische Entwicklung trifft die gesamte Bevölkerung und reduziert sich nicht nur auf die Älteren. Wir müssen zwischen kalendarischem Alter und Altern als natürlichen Vorgang unseres Lebens unterscheiden. Nur wenn beides berücksichtigt wird, können die Erfah-

Gerhard Ouschan: „Wer Erfahrungen hat, kann diese teilen. Hinter dieser Erkenntis verbirgt sich eine Wissensquelle für Betriebe.“

rungen zwischen den Generationen weitergegeben werden. Denn Menschen lernen immer voneinander. Dieses Konzept wird für die Qualifikations- und Kompetenzentwicklung bestehender und künftiger Mitarbeiter enorme Bedeutung gewinnen. Wir müssen eher über die Frage nachdenken, wie wir altern. Die Auffassung, dass sich Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Alter nach festgeschriebenen Gesetzen reduzieren, kann wissenschaftlich nicht für die Allgemeinheit nachgewiesen werden. Alle Menschen

werden älter – nur das ist wissenschaftlich einwandfrei bewiesen. Generationenmanagement soll nicht erst im Arbeitsleben ansetzen. Ist schon das Bildungssystem gefordert? Die heranwachsenden Generationen benötigen eine positive Metapher zum Alter und zum Altern. Und das gehört im Sinne lebensbegleitenden Lernens bereits in den frühen Schulunterricht. Der Mensch ist ein Orientierungswesen. Woran wir uns orientieren, ist ein Teil Selbstverantwortung, ein anderer

Unternehmensnetzwerk: Generationenmanagement als Führungsaufgabe

Das 13. Treffen des Unternehmensnetzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung steht unter dem Zeichen von „Generationenmanagement als Führungsaufgabe – Eine junge Disziplin für eine alternde Gesellschaft“. Das Impulsreferat hält AK-Bereichsleiter Bildung Gerhard Ouschan, aus ihrer Praxis berichten Dr. Johannes Berger (Personalleiter Blum), Johannes Ouschan (Geschäftsführer Dorfinstallateur), Alfons Bertsch (ehem. Leiter Aus- und Weiterbildung bei Hilti Thüringen). Ort: Büropark infrA14, Feldkreuzweg 13, Rankweil Zeit: 17 bis 19.30 Uhr Anmeldung bis 22. März in der AK Vorarlberg, Biljana Deisl, Telefon 050/258-1516, E-Mail biljana.deisl@ak-vorarlberg.at

großer Teil ist das Vorbild. Die Grundhaltung dazu wird ganz früh gelegt und hier kommt dem sozialen Umfeld eine große Bedeutung zu. Zuerst sind es die Eltern, dann zunehmend die Schule und Freunde und später dann eben auch die Arbeit. Und hier haben die Führungskräfte mehr Einfluss auf unser Verhalten, als sie glauben. Wo sollten sie ansetzen? Hier braucht es ein Umdenken insbesondere der kleinen Betriebe. Netzwerkarbeit ist hier der Schlüssel für die Zukunft. Eine Plattform wie das Unternehmensnetzwerk Vorarlberg prädestiniert sich dafür, hier die entscheidenden Impulse und auch Initiativen zu setzen. Ich habe einige Betriebe kennengelernt, die Maßnahmen einsetzen, ohne dies strukturiert zu tun. Das hat etwas mit Unternehmenskultur zu tun. Betriebe, deren Unternehmenskultur von Wertschätzung geprägt ist, suchen sich auch Führungskräfte, die diese Haltung haben. Das ist der erste Schritt. Die Unternehmenskultur kann nicht verordnet werden, sondern nur vorgelebt werden.

Arbeitnehmerveranlagung für 2011

Geld zurück: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt Wenn schon Sparpaket, dann auch Sparpaket bei den eigenen Steuern: Schenken Sie der Finanzministerin keinen Cent! Es ist wieder Zeit für die Arbeitnehmerveranlagung.

AK-Znüne zeigt Hilfe beim Burnout auf Der nächste AK-Znüne widmet sich einem Dauerbrenner: Zum Burnout, seinen Ursachen und Folgen referieren und diskutieren mit den Gästen vier namhafte Fachleute am 12. März von 8.30 bis 10.30 Uhr in der AK-Bibliothek in Feldkirch. Daniela Loretter litt selbst unter Burnout und berät heute Betroffene, Berndt Kühnel, MMag. Cornelia Bauer und Edeltraud Bischof zeigen Lösungen aus ihrer Praxis als Psychotherapeut, Arbeitspsychologin bzw. beim Präventionsmanagement Vorarlberg auf. Den AK-Znüne, der sich vor allem an Betriebsräte und Belegschaftsvertreter richtet, moderiert Dr. Franz Josef Köb. Näheres beim AK-Betriebsreferat, Tel.050/258-1500.

Wenn keine Pflichtveranlagung vorliegt, bleibt es Ihnen überlassen, ob Sie eine Arbeitnehmerveranlagung beantragen oder nicht. Sie haben dafür prinzipiell fünf Jahre Zeit – aber warum so lange warten? Stellen Sie Ihren Antrag zur Arbeitnehmerveranlagung möglichst rasch, denn meist gibt es Geld zurück. Selbst wenn Sie einen Nachforderungsbescheid vom Finanzamt erhalten, ist nichts vertan. Ziehen Sie in diesem Fall Ihre freiwillige Arbeitnehmerveranlagung innerhalb

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Weiberkram

„Kalendarisches Alter verliert am Arbeitsplatz an Bedeutung“

AKtion: Sie legen den Fokus auf die Verantwortung von Führungskräften. Was bedeutet Generationenmanagement im Zusammenhang mit alternden Belegschaften? Gerhard Ouschan: Generationenmanagement zielt darauf ab, die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Alt und Jung mit gegenseitigem Respekt und Wertschätzung zu unterstützen. Es geht darum, alle Altersgruppen in ihrer Unterschiedlichkeit zu berücksichtigen und sie dabei zu unterstützen, ihre Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Unsere Belegschaften werden immer vielfältiger. Bereits heute arbeiten meist mehrere Generationen in einem Betrieb. Das Wissen um die Eigenschaften, Lebensphasen und Alterungseffekte der verschiedenen Generationen muss für Führungskräfte Teil ihres Führungsverständnisses werden. Mitarbeiterführung erhält eine neue Bedeutung für die Zukunft. Generationenorientierte Führung leistet nicht nur der Wirtschaft einen wichtigen Dienst in der Bewältigung des demografischen Wandels. In wechselseitiger Wirkung erhält Führung einen Bildungsauftrag für eine sich dynamisch verändernde Gesellschaft.

Arbeit

eines Monats im Wege einer Berufung schriftlich zurück. Doch Achtung: Bei einer Pflichtveranlagung ist dieser Widerruf nicht möglich! Für den schnellen Überblick Da sich gesetzliche Bestimmungen laufend ändern und Richtsätze etc. jährlich angepasst werden, fasst die AK Vorarlberg das Wichtigste in ihrer Broschüre „Wichtige Bestimmungen“ zum Arbeits-, Sozial- und Steuerrecht jedes Jahr neu zusammen. Die Broschüre gibt es sowohl in gedruckter Form wie auch zum Herunterladen auf der AK-Homepage. AK-Steuerrecht: Telefon 050/2583105, steuerrecht@ak-vorarlberg.at

Demokratie einsparen Man weiß ja nicht, ob das Sparpaket jetzt wirklich unter Dach und Fach ist; und es liegt auf der Univ.-Prof. Dr. Hand, dass versucht Irene Dyk-Ploss wird, es dort und da ein wenig aufzuschnüren – alle halten sich für übermäßig belastet, haben aber viele Ideen, wo bei anderen noch gespart werden könnte. Kaum auf Widerstand der Bevölkerung stoßen jedenfalls Pläne, bei denen politischen Strukturen ansetzen. Die Zahl der Regierungsmitglieder verringern, Nationalrat und Landtage verkleinern, Bundesrat überhaupt auflösen – super. Das trifft ja ohnedies nur politische Mandatare, die dann ihre Posten und Supergagen (und womöglich Bestechungsgelder) verlieren, oder? In den letzten Jahrzehnten ist die Einwohnerzahl Österreichs angestiegen, und Politik und Wirtschaft sind (trotz oder wegen) der EU und internationaler Verflechtungen komplexer und komplizierter geworden. Weniger „politisches Personal“ bedeutet aber genau weniger Bürgernähe, weniger Bedacht auf regionale Strukturen und Probleme, weniger Interessenvertretung für verschiedene (auch sozial schwache) Gruppen. Weniger Abgeordnete wirken sich auf die Chancen von Klein- und Oppositionsparteien aus, und in allen Parteien: auf die Chancen der Frauen. Sie sind es, die häufig auf den hinteren Rängen kandidieren, Hoffnungsmandate erkämpfen müssen und insgesamt weniger politischen Rückhalt in den mächtigen Netzwerken haben. Die Anzahl von weiblichen Mandataren im Nationalrat und manchem Landtag ist ohnehin rückläufig – und die Frauenpolitik stagniert erkennbar. (Noch) weniger Politikerinnen – ob wir uns das wirklich wünschen sollen? Denn das bedeutet auch weniger Geld für Frauen-, Familien- und Sozialprojekte, an denen ohnedies ständig gespart wird … E-Mail: irene.dyk@jku.at

Frauen-Info-Fest zum vierten Mal am 10.3. Besucherinnen des 4. Vorarlberger FrauenInfo-Fests erwartet am 10. März von 10 bis 14 Uhr im Landhaus Bregenz ein umfangreiches Programm. Im Mittelpunkt steht die Präsentation nahezu aller Informations- und Beratungsangebote, die sich in Vorarlberg gezielt an Frauen richten. Der Eintritt ist frei. Internet: www.vorarlberg.at/frauen

Insolvenzen: Für 2012 optimistisch Die Kreditversicherer rechnen 2012 nicht mit einem Anstieg bei Firmeninsolvenzen: Österreich komme mit einer „Konjunkturdelle“ davon. Für Sie da: AK-Präsident Hämmerle

Sie haben Fragen an den AK-Präsident Hubert Hämmerle oder ein persönliches Anliegen? Dann nutzen Sie bitte folgende Möglichkeiten: • Sprechstunde am 13. März von 18 bis 19 Uhr im Rathaus Lustenau • Telefonsprechstunde am 28. Februar und am 27. März jeweils von 14 bis 15 Uhr unter 050/258-6800


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Konsumentenschutz für alle

märz 2012

Seit drei Jahren können alle Vorarlberger die AK-Konsumentenberatung in Anspruch nehmen

AK und Land stehen hinter Konsumenten „AK-Konsumentenschutz ab sofort für alle offen“ – diese Überschrift war in der Jänner-Ausgabe der AKtion im Jahr 2009 groß auf der Titelseite zu lesen. Seither sind drei ereignisreiche Jahre vergangen. Die AK-Konsumentenberatung zieht Bilanz. Gleichzeitig mit der Öffnung der Konsumentenberatung für alle Vorarlberger wurde im Jahr 2009 auch das 50-JahrJubiläum dieser wichtigen Abteilung in

schwerpunkte laufend“, erklärt Dr. Karin Hinteregger, Leiterin der AKKonsumentenberatung. Das habe zum einen mit Gesetzesanpassungen zu tun, die bestimmte Problemfelder behandeln und zum anderen mit der Technologisierung im Alltag, die ständig neue Herausforderungen mit sich bringen würde. Ging es ursprünglich in erster Linie um Informationsarbeit über Preise und Qualität, benötigt man heute spezialisierte Juristen, um die oft kom-

„Konsumentenschutz betrifft jeden Bürger und soll daher auch von allen in Anspruch genommen werden können.“ Mag. Markus Wallner, Landeshauptmann

der AK gefeiert. Dass seit drei Jahren alle Vorarlberger von der Fachkompetenz und Hilfe durch die AK-Konsumentenberatung profitieren können, ist auch dem Land Vorarlberg zu verdanken. Auch für die Zukunft hat Landeshauptmann Mag. Markus Wallner diese wichtige Unterstützung zugesagt. „Konsumentenschutz betrifft jeden Bürger und soll daher auch von allen in Anspruch genommen werden können“, betont der Landeshauptmann. Aufgabenbereiche wandeln sich Die Aufgabenbereiche der AK-Konsumentenberatung sind vielfältig und unterliegen einem ständigen Wandel. „Genauso wie in allen anderen Branchen, verändern sich die Beratungs-

plexen Themenbereiche erfolgreich bearbeiten zu können. „Manchmal sind wir mit dem Ergebnis neuer Regelungen nicht zufrieden. Das zeigt auch das letzte Beispiel aus der Telekommunikationsbranche“, so Hinteregger. Eine Neuregelung sieht darin vor, dass Netzbetreiber ab 1. Mai 2012 pro Monat nur noch 60 Euro zusätzlich für mobile Datendienste verrechnen dürfen. Die AK-Konsumentenberatung war diesbezüglich in den letzten Monaten mit Horrorrechnungen bis zu 25.000 Euro konfrontiert. „Wir hätten uns erwartet, dass sofort nach dem Erreichen des vertraglich vereinbarten Datentransfervolumens eine Sperre in Kraft tritt“, bemängelt Hinteregger. Grundsätzlich haben sich

Seit drei Jahren berät die AK-Konsumentenberatung neben den AK-Mitgliedern auch alle anderen Bürger im Land.

Solarien, Mopedführerscheine, Elektrosmog-Abschirmmatten & Co

die Beratungsfälle alleine im Bereich Telekommunikation seit der Öffnung des Konsumentenschutzes für alle Vorarlberger im Jahr 2009 von 1895 Fällen auf 4784 Fälle im Jahr 2011 erhöht. „Alleine von 2010 auf 2011 haben sich die Beratungsfälle mehr als verdoppelt. Hauptgrund waren hier die zahlreichen überhöhten Telefonrechnungen“, bestätigt Hinteregger. Umfassender Tätigkeitsbereich Das breite Themenspektrum, das von 16 Mitarbeitern in der AK-Konsumentenberatung abgedeckt wird, reicht von der Wohnrechtsberatung über Fragen zu Finanzdienstleistungen bis hin zu klassischen Reiseanfragen. Zudem gibt es als besonderes Service zusätzliche Abendberatungen in den Bereichen Geld, Auto und Mietrecht. Auch die Durchführung von Qualitäts- und Preiserhebungen sowie die Aufklärungs- und Informationsarbeit gehören zur täglichen Arbeit der Konsumentenberatung. „Die Arbeiterkammer hat es sich seit nunmehr 53 Jahren zum Auftrag gemacht, den Konsumenten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen“, betont auch AK-Direktor Rainer Keckeis. Seit dem Jahr 2009 werden nun mit einem Unterstützungsbeitrag des Landes Vorarlberg neben den AK-Mitgliedern auch Schüler, Studenten, Lehrer, Grenzgänger, Bauern, Landesbedienstete und Beamte, Unternehmer, Ärzte und Pensionisten beraten. Nicht nur positives Echo Über das Angebot der AK, nun allen Bürgern eine Beratung im Bereich Konsumentenschutz anbieten zu können, waren jedoch nicht alle erfreut. Einige Scharfmacher in der Rechtsanwaltskammer versuchten bis zuletzt, diesen Service zu unterbinden. Der Rechtsstreit wurde schließlich erst Ende letzten Jahres mit einem Urteil des Obersten Gerichtshofes beigelegt. „Die Höchstrichter haben entschieden, dass die AK Vorarlberg weiterhin nicht nur ihre Mitglieder, sondern alle Bürger des Landes in Konsumentenfragen beraten darf “, so Keckeis.

AK-Direktor Rainer Keckeis und Landeshauptmann Mag. Markus Wallner inmitten der Mitarbeit

Beratungen der AK-Konsumentenberatung in den Jahren 2008-2011

Manche Anfragen lassen sich in zwei Minuten kl

Preisvergleiche und Tests bringen Klarheit Wer Preise vergleicht, spart bares Geld. Oftmals wird für ein und dasselbe Produkt mehr Geld als notwendig verlangt. Die AK führt deshalb regelmäßig Preisvergleiche durch, um den Konsumenten einen Überblick zu verschaffen. Es geht jedoch bei den Tests nicht immer nur ums Geld. Auch gesundheitliche Risiken werden von der AKKonsumentenberatung aufgezeigt. 18 Vorarlberger Sonnenstudios, die Anfang 2011 einem Test unterzogen wurden, können davon ein Lied singen: Alle eingesetzten Geräte wiesen eine zu große Bestrahlungsstärke auf, acht von zehn Studios lagen über der Sonnenbrandschwelle. Weiters bemängelt wurden die schlechte oder fehlende Beratung, die Hygienemängel und beschädigte Geräte. „Wir haben den

Gesetzgeber angesichts dieses miserablen Ergebnisses aufgefordert, die gesetzlichen Bestimmungen zu verschärfen und regelmäßige Nachkontrollen zwingend vorzuschreiben“, erklärt Konsumentenberaterin Sandra Leichte, BBA. Weitere Preisvergleiche und Tests wurden in den letzten Jahren beispielsweise auch im Bereich Schulartikel angestellt. Fazit: Gute Qualität muss nicht immer teuer sein. Besonders negativ aufgefallen sind der AK so genannte Elektrosmog-Abschirmmatten. Immer wieder wurde die Konsumentenberatung von verzweifelten Konsumenten kontaktiert, die sich solche „Elektrosomg-Abwehrschilder“ angeschafft haben oder diesbezüglich kontaktiert wurden. Das Testergebnis war eindeutig: Es waren keine positiven Veränderungen erkennbar.

27.204

Hochkomplex versus Telefon 26.723

26.545

22.922

2008

2009

2010

2011

Quelle: AK Vorarlberg, 2012

Meinl European Land, komplizierte Betriebskostenabrechnungen, Lottogemeinschaften, Internetabzocke uvm. Kaum ein Bereich weist so vielfältige Themengebiete auf, wie der Konsumentenschutz. Werbeveranstaltungen waren im Jahr 2010 in aller Munde. Satte 1181 Fälle wurden von der Konsumentenberatung registriert. Was folgte, war eine breite Öffentlichkeitsarbeit mittels Presseaussendungen und sogar ein Schwerpunkt auf der Dornbirner Messe. „Diese Maßnahmen haben sich gelohnt. Im Jahr 2011 wurden diesbezüglich lediglich 265 Anfragen an uns gerichtet“, weiß Dr. Karin Hinteregger, Leiterin der AK-Konsumentenberatung. Anfragen, die rasch beantwortet werden können, haben grundsätzlich abgenommen. „Wir warnen laufend vor Lottogesellschaften, Haustürgeschäften usw. Das bleibt den Menschen hängen und sie geben ihr Geld nicht mehr so leichtfertig aus der


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Konsumentenschutz für alle

terinnen und Mitarbeitern der AK-Konsumentenberatung.

lären – andere ziehen sich über Monate hinweg

xe Anfragen nberatungen Hand“, so Hinteregger weiter. Heute hat sich der Beratungsaufwand nahezu in allen Teilbereichen erhöht. Beispielsweise im Wohnrecht sind die Zahlen im Vergleich von 2010 auf 2011 beträchtlich gestiegen. „Wir werden vermehrt mit Betriebskostenprüfungen und Vertragsprüfungen konfrontiert. Das sind oft sehr komplexe Bereiche, bei denen kein Detail übersehen werden darf“, gibt Dr. Ulrike Stadelmann von der AK-Konsumentenberatung zu bedenken. Im Jahr 2010 wurden im Bereich Wohnrecht 5673 Fälle registriert. 2011 waren es bereits 6269 Anfragen, die beantwortet wurden. Auch im Bereich der Reiseanfragen ist eine markante Steigerung eingetreten. „Der Vulkanausbruch in Island im Jahr 2010 oder die Unruhen in Ägypten 2011 haben sich hier deutlich bemerkbar gemacht“, erklärt Mag. Renate Burtscher. Waren es im Jahr 2008 noch 424 Anfragen, stieg diese Zahl 2011 auf 679 Beratungen.

Beratungen im Bereich Wohnrecht

6269 5703 5489

5673

Ständige Technologisierung birgt auch Gefahren in sich

Telekommunikation als großes Problemfeld Unzählige Presseaussendungen wurden in den letzten Jahren im Bereich Telekommunikation verfasst. Die Methoden der Abzocker werden dabei immer aggressiver.

2008

2009

2010

2011

Quelle: AK Vorarlberg, 2012

Unerbetene Werbeanrufe, Abzocken mit Tonband und Mehrwertnummern, dubiose Unternehmen wie zum Beispiel Tel64, Balkatel und Tele. Inside haben zu einem rapiden Anstieg der Beratungen im Bereich Telekommunikation geführt. Telefonrechnungen, die jeglicher Relation entbehrten, unzufriedenstellende Gesetzesnovellen und ein leider erfolgreiches Lobbying der Telekommunikationsgesellschaften verschlimmerten die Situation in den letzten Monaten zusätzlich. „Wir konnten bisher bei sehr vielen unverschämt hohen Telefonrechnungen eine positive Lösung für die Konsumenten

herbeiführen. Trotzdem ist die Situation nicht zufriedenstellend, da speziell die Mobilfunkanbieter alles daran setzen, weiterhin am längeren Ast zu sitzen“, ärgert sich Mag. Paul Rusching von der AK-Konsumentenberatung. Speziell im Bereich des Überverbrauchs von vertraglich vereinbarten Datenvolumen gab die Telekommunikationsbranche im Zuge einer Stellungnahme zur Kostenbeschränkungsverordnung an, dass sie mit einem Umsatzrückgang von bis zu 30 Millionen Euro bei Inkrafttreten rechnen müsse. „Man kann sich hier also ausrechnen, welche Summen die Konsumenten bisher bezahlen mussten“, gibt Rusching zu bedenken. Alleine im Bereich mobile Datendienste (Smartphones) bearbeiteten die Konsumentenberater seit dem Jahr 2009 etwa 4000 Fälle – die Dunkelziffer dürfte jedoch weit höher sein.

eratungen im Bereich Geld-, FinanzB dienstleistungen und Versicherungen 3701

3690 3316

2906

2008

2009

2010

2011

Quelle: AK Vorarlberg, 2012

Haben Sie was zu sagen?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu einem Thema in dieser Ausgabe: AK Vorarlberg, Kennwort Leserbriefe, Widnau 4, 6800 Feldkirch oder leserbrief@ak-vorarlberg.at.


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Konsumentenschutz

märz 2012

Vereinfachung bei Überweisungen wurde vom Europäischen Parlament beschlossen

Neu: EU-weit einheitliche Kontonummer ab Februar 2014 Durch schnellere Überweisungen könnten Verbraucher, Banken und Unternehmen binnen sechs Jahren 123 Milliarden Euro sparen. Grenzüberschreitende Bankzahlungen sollen durch die Verordnung zum einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (Single Euro Payments Area – SEPA), die Mitte Februar vom Europäischen Parlament verabschiedet wurde, schneller, billiger und sicherer werden. Die EU-weiten Regeln sollen sicherstellen, dass Banken in fairem Wettbewerb zueinander stehen und versteckte Gebühren abschaffen. IBAN löst Kontonummer ab Nach dem eindeutigen Votum des Europaparlaments ist der Weg nun frei für eine Vereinheitlichung und Vereinfachung von Lastschriftzahlungen und Überweisungen. Ab Februar 2014 werden die gewohnten Kontonummern und die Bankleitzahl durch eine europaweit einheitliche 22-stellige Kontonummer (International Bank Account Number – IBAN) ersetzt. Für EU-Bürger macht es dank SEPA keinen Unterschied mehr, in welchem Mitgliedsstaat sie ihr Bankkonto haben. Beispielsweise könnten EU-Bürger, die innerhalb der EU umziehen, ein einziges Eurokonto benutzen, auf welches ein Gehalt aus einem anderen Land überwiesen werden könnte. Sie könnten zudem Rechnungen in einem Land über ein Konto in einem anderen Land überweisen. Außer den Mitgliedsländern der Europäischen Union machen auch Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und die Schweiz bei SEPA mit. Gesetzliche Hürden entfallen Der Verbraucherschutz im zukünftigen Euro-Zahlungsverkehrsraum wird

Reisen wird zum unleistbaren Luxus Während die Zahl der gut verdienenden Urlauber (Haushaltseinkommen über 3600 Euro monatlich) im Jahresvergleich 2011 um zwei Prozent auf 63 Prozent zulegte, sank die Zahl der reisenden Personen mit einem Haushaltsverdienst von unter 1500 Euro von 34 auf 23 Prozent. Insgesamt haben gerade einmal 46 Prozent der Österreicher im Vorjahr mehr als fünf Tage am Stück geurlaubt. Ein Rückgang von zwei Prozentpunkten gegenüber 2010.

Mangelnde Bewegung und zu viel Essen Den inneren Schweinehund kennen alle Österreicher, egal ob sie sehr aktiv oder eher faul sind. 72 Prozent haben manchmal ein schlechtes Gewissen, weil sie sich zu wenig um ihre Gesundheit und ihren Körper bemühen. Fehlende Bewegung und zu viel Essen sind Hauptgründe dafür.

Österreicher legen Wert auf Bioprodukte Sowohl die Mengen- als auch die wertmäßige Entwicklung von Bioprodukten steigt im langfristigen Trend – seit 2007 um 13 Prozent beziehungsweise 29 Prozent. Die bei den Konsumenten beliebtesten Bioprodukte sind Milch, Eier, Käse und Joghurt. Den höchsten Bioanteil haben Eier mit rund 18 Prozent, Kartoffeln und Milch liegen knapp dahinter.

Ausgabenfreude ist nicht gedämpft Überweisungen via Kontonummer und Bankleitzahl werden ab Februar 2014 europaweit der Geschichte angehören.

in dreifacher Hinsicht gestärkt. Erstens wurden gesetzliche Hürden entfernt, so dass Verbraucher im Umstellungsprozess unterstützt werden. Zweitens kann die alte kurze Kontonummer (BBAN) in den Mitgliedsstaaten bis zum 1. Februar 2016 für

den nationalen Zahlungsverkehr weiter benutzt werden. Drittens entfällt auch die komplizierte BIC für nationale Überweisungen zum 1. Februar 2014, sowie für grenzüberschreitende Überweisungen zum 1. Februar 2016. Die Europaabgeordneten forderten die

Europäische Kommission auf, jährlich eine Marktanalyse für Lastschriften und Überweisungen durchzuführen. Diese Vorgehensweise ist deshalb wichtig, weil dadurch eine Verlagerung der SEPA-Investitionskosten auf die Konsumenten verhindert werden soll.

Die Konjunkturerwartung ist im vierten Quartal 2011 in den meisten EU-Ländern deutlich gesunken. Doch trotz schlechterer Wirtschaftsprognosen sind die Österreicher sehr ausgabenfreudig. In den von der GfK untersuchten 12 EU-Ländern liegt die Alpenrepublik punkto Ausgabenbereitschaft auf Platz 1 vor Deutschland.

Vorgangsweise, um den Konsumenten Geld aus der Tasche zu ziehen, wird immer aggressiver

Gewinnspielabzocke: Dreiste Drohungen am Telefon Die AK-Konsumentenberatung war in den letzten Wochen vermehrt mit einer neuen Gewinnspielabzocke konfrontiert. Konsumenten wurde am Telefon angeboten, dass sie sich für eine Beendigung der Teilnahme an einem Gewinnspiel „freikaufen“ können. Die Gewinnspielabzocke am Telefon wird immer dreister und vor allem aggressiver: Mittlerweile wird Konsumenten gedroht, es würden ihnen 1200 Euro vom Konto abgebucht, weil sie die Teilnahme an Gewinnspielen

Gewinnspielabzocke am Telefon beschäftigt die AK-Konsumentenberatung.

nicht gekündigt hätten. Quasi „freikaufen“ könnten sie sich durch drei Karten zu je 100 Euro der anonymen Bezahlmethoden UKASH oder Paysafe, die es im Handel zu kaufen gibt. Einmal mehr wird zudem behauptet, mit der Arbeiterkammer beziehungsweise mit dem Konsumentenschutz zusammenzuarbeiten. „Das ist vollkommener Humbug. Lassen Sie sich nicht einschüchtern und zahlen Sie nicht“, rät AK-Konsumentenberaterin Sandra Leichte, BBA. Konsumenten zahlen aus Angst Eine Konsumentin aus Satteins kann davon ein Lied singen: Ihr wurde am Telefon vorgeworfen, sie habe vergessen zwei Gewinnspiele zu kündigen, an denen sie teilgenommen habe. Dafür wollte man ihr angeblich 1200 Euro vom Konto abbuchen. Der freundliche Herr am Telefon habe das jedoch in letzter Sekunde „verhindern“ können, weil er in der Buchhaltung des involvierten Inkassobüros arbeite. Er schlug der Konsumentin einen dubiosen Deal vor: Sie könne sich „freikaufen“, wenn sie 300 Euro an das Inkassobüro bezahlt. Dazu solle sie im Handel, bei der Post oder bei einer Trafik drei

Wertkarten á 100 Euro für die anonymen Bezahlmethoden UKASH oder Paysafe kaufen. Der Herr würde sich dann nochmals telefonisch melden und sie müsse ihm nurmehr den siebenstelligen PIN-Code der Gutscheine durchgeben. Dann sei die Angelegenheit erledigt und die Konsumentin gesperrt. Zudem würde sie dann auch keine Gewinnspielzusendungen mehr erhalten, schließlich arbeite man mit der Arbeiterkammer und dem Konsumentenschutz zusammen. Soweit so schlecht, denn die 300 Euro wären bei einer solchen Vorgehensweise unwiderruflich weg. „Die ganze Geschichte ist von A bis Z verlogen, doch leider zahlen viele Konsumenten aus Angst vor Repressalien“, so Leichte. Sie rät den Konsumenten, sich auch bei permanenten Drohanrufen nicht einschüchtern zu lassen und keinesfalls Geld an die Betrüger zu bezahlen. „Wenden Sie sich bei solchen Belästigungen an die AK-Konsumentenberatung oder erstatten Sie Anzeige“, rät Leichte abschließend. AK-Konsumentenberatung, Telefon 050/258-3000, www.konsumentenberatung@ak-vorarlberg.at

Beim Kauf von Wertpapieren und Aktien müssen die Konsumetnen von den Beratern über mögliche Risiken umfassend informiert werden.

Schadenersatz für AWD-Falschberatung Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) führt im Auftrag des Konsumentenschutzministeriums neben fünf Sammelklagen auch zahlreiche Musterprozesse gegen den AWD. Der Vorwurf: Der AWD habe einfache Sparbuchsparer beim Erwerb von Immofinanz- und Immoeast-Aktien systematisch falsch beraten. Nun hat das Oberlandesgericht (OLG) Wien ein Urteil des Handelsgerichtes Wien bestätigt, wonach in einem Musterfall die AWD-Kundin „grob sorgfaltswidrig“ falsch beraten wurde und daher Schadenersatz zusteht. Die Einwendungen des AWD, der Anspruch sei verjährt beziehungsweise die Kundin treffe ein Mitverschulden,

wurden verworfen. Die ordentliche Revision ist nicht zulässig. Konsumentin erhielt Recht Über Empfehlung eines AWD-Beraters erwarb eine Konsumentin Immobilienaktien. Der Berater sagte der Konsumentin zu, er habe „etwas“, das „das gleiche wie Bausparen“ sei nur mit „besseren Zinsen als auf der Bank“. Er informierte nicht darüber, dass Kursschwankungen auftreten können und auch nicht über das Risiko eines Totalverlustes des eingesetzten Kapitals. Die Konsumentin wollte zu keinem Zeitpunkt eine Veranlagung eingehen, bei der sie Kapital hätte verlieren können und bekam nun einen Schadenersatz von rund 36.000 Euro zugesprochen.


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Konsumentenschutz

Bisher sind gelöschte Daten nur selten tatsächlich auch von den Internet-Servern verschwunden

EU-Kommission will „Recht auf Vergessen“ im Internet Wenig erfreulich für Google, Facebook & Co., dafür aber positiv für Bürger und Konsumenten: Die EU-Kommission will dafür sorgen, dass Internetnutzer mehr Kontrolle über ihre Onlinedaten erhalten. Niemand weiß so richtig, was die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter und die anderen Online-Riesen wie Google, Amazon oder e-Bay mit unseren Daten und Informationen anstellen, die wir ihnen – zum Großteil durchaus freiwillig – zur Verfügung stellen. Manch einer würde Beiträge, Kommentare oder Fotos, die er irgendwann allzu sorglos mit dem Rest der globalen Internet-Community geteilt hat, wieder löschen. Weil es im besten Fall peinlich oder in schlimmeren Fällen sogar gefährlich werden kann. Bisher galt diesbezüglich aber das Motto „Das Internet vergisst nie“. Auch wenn man seine Mitgliedschaften gekündigt oder gewisse Inhalte vermeintlich gelöscht hatte, war diese „Reinigung“ immer nur ober flächlich. Die Daten bleiben weiterhin in den Servern der jeweiligen Unternehmen gespeichert und könnten eines Tages wieder auftauchen. Das soll sich nun ändern, wenn es nach der EUKommission geht. EU-Grundrechtekommissarin Viviane Reding legte eine Gesetzesinitiative zu EU-weiten Standards beim Datenschutz vor. Sie will den Konsumenten das „Recht, vergessen zu werden“ einräumen. So sollen künftig ihre Daten gelöscht werden, wenn der Grund für die Speicherung erlischt. Auch das Erstellen von

Nutzerprofilen durch soziale Netzwerke oder den Online-Handel soll erschwert werden und keine Anwendung mehr auf Minderjährige finden. Meldepflicht bei Missbrauch Geschäftsbedingungen, die die Privatsphäre betreffen, sollen künftig einfach und klar formuliert werden. Die Zustimmung zur Datenverarbeitung dürfen Unternehmen nicht stillschweigend voraussetzen, sondern sie muss ausdrücklich erteilt werden. Werden Daten gestohlen oder missbraucht, so müssen die Unternehmen dies

den Betroffenen binnen 24 Stunden melden. Mit all diesen Bestimmungen will die Kommission das Vertrauen der Verbraucher ins Internet stärken. „Fast 80 Prozent aller EU-Bürger sorgen sich bei der Verwendung ihrer Daten im Internet. Wo das Vertrauen fehlt, kann ein Markt nicht gedeihen“, betont Reding. Die EU-Datenschutznovelle beinhaltet eine neue Datenschutzverordnung sowie eine Richtlinie zur Datenverarbeitung bei der polizeilichen und justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen. Der neue Rechtsrahmen soll die derzeit gültige Daten-

schutzrichtlinie von 1995 an das digitale Zeitalter anpassen, vor allem im Umgang mit sozialen Netzwerken, Suchmaschinen und dem OnlineHandel. Für die Umsetzung sollen die nationalen Datenschutzbehörden der EU-Länder zuständig sein. Gültigkeit auch fürs Ausland Nach den neuen Gesetzesvorschlägen, mit denen sich nun das Europaparlament und die Mitgliedsstaaten befassen müssen, soll das EU-Datenschutzrecht auch dann gelten, wenn ein Unternehmen seinen Sitz außerhalb der EU hat, seine Angebote sich aber auch an europäische Konsumenten richten. Bislang berufen sich in den USA ansässige Internetunternehmen wie Google darauf, nicht dem europäischen Datenschutz zu unterliegen. Firmen, die gegen das Datenschutzrecht verstoßen, sollen künftig mit Bußgeldern von bis zu zwei Prozent ihrer jährlichen Umsätze (bis zu einer Million Euro) belegt werden. Im Gedächtnis Anzumerken ist allerdings, dass es durchaus auch Befürworter der Devise „Vergissmeinnicht“ gibt, die das Internet als kollektives Gedächtnis der Gesellschaft betrachten. Sie sehen darin z. B. den Vorteil, dass Scharlatane und Betrüger nicht per Mausklick ihre Weste wieder rein waschen können oder dass Personen des Gesellschaftslebens wie beispielsweise Politiker oder Wirtschaftsbosse einfacher einer Lüge zu überführen wären, wenn sie ihre früheren Aussagen oder Behauptungen nicht einfach bei Bedarf auf Mausklick löschen können.

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Verdacht: EU lässt Fettbauch schwellen Die EU mag an manchem „schuld“ sein, dieser Verdacht aber ist besonders „schwerwiegend“: Sie könnte durch mehr Nahrungsangebot dick machen und den Fettbauch anschwellen lassen. Ein schweizerischportugiesisches Wissenschafterteam hat die Trends im Nahrungsangebot in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich zwischen den 60er-Jahren bis heute verglichen. Das Ergebnis: Während die Kalorienaufnahme in der Schweiz in etwa gleich blieb, stieg sie in den EU-Ländern an – in Österreich offenbar besonders stark.

Energieaufwand stieg 2011 um elf Prozent Die Österreicher mussten 2011 nicht nur gefühlsmäßig für ihre Energierechnung tiefer in die Tasche greifen – es ist Alle Hände voll zu auch statistisch tun: Tankwart bei nachgewiesen. „Preisanpassung“. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr betrug 11,1 Prozent. Zum Vergleich: Der Verbraucherpreisindex stieg um 3,3 Prozent, bereinigt um die energierelevanten Positionen wäre der Verbraucherpreisindex „nur“ um 2,5 Prozent gestiegen. Nach Berechnungen der Österreichischen Energieagentur gab im Durchschnitt jeder Haushalt im Vorjahr monatlich 262 Euro für Energie aus. Rund 45 Prozent der Energierechnung entfielen auf den Verkehr (Benzin und Diesel), knapp 31 Prozent auf Raumwärme und Warmwasser, und fast ein Viertel auf Strom. Mit rund 20 Prozent verzeichneten Diesel und Heizöl die höchste Teuerung.

Kurz gemeldet ... qAuch bei der Vermittlung zwischen privaten Anlegern und privaten Kreditsuchenden müssen Makler über wesentliche Umstände informieren und allenfalls Nachforschungen über die Kreditwürdigkeit anstellen, so ein in 2. Instanz bestätigtes Urteil. qDrei von vier Eltern verwenden zuhause zwar Software gegen Viren und Spams, aber weniger als ein Drittel für den Kinder- und Jugendschutz.

AK-Konsumentenberatung warnt vor „Energiezentrum Goldburg“

Unsinn: Welle als „Wundermittel“ gegen Strahlen und Elektrosmog Andere Bundesländer wurden schon abgeklappert, nun scheint Vorarlberg an der Reihe zu sein: Eine „Welle“ verspricht Schutz gegen Elektrosmog – nur: es gibt keinerlei Wirkung! Ein Hochglanzprospekt samt Versprechungen für mehr Wohlbefinden und unterschwellig einer besseren Gesund-

Einmal mehr macht eine Firma mit der Angst vor Elektrosmog dubiose Geschäfte.

heit: Die in Hallwang in Salzburg ansässige Firma „Energiezentrum Goldburg“ präsentiert sich professionell und mit großem wissenschaftlichen Anstrich: Allein im Prospekt werden neun verschiedene Geräte und Methoden beschrieben, wie und wo zuhause von „Experten“ störende Energiefelder gemessen werden. So sei unter anderem ein „Spezial-Digitalkompass“ vonnöten, um zur optimalen Abschirmung der eigenen vier Wände zu kommen. Denn „mehr als 50 verschiedene Lösungsansätze“ habe die Firma in ihrer eigenen „Forschungsabteilung“ entwickelt und getestet. Kein Einfluss nachgewiesen Dabei läuft es offenkundig immer auf die so genannte „Welle“ hinaus. Die wellenförmige Metallkreation in verschiedenen Ausführungen kostet zwischen 359 und 9950 Euro. Die AK Niederösterreich ließ dieses „Wundermittel“ gegen Elektro-

smog bereits 2009 vom Europäischen Zentrum für Umweltmedizin untersuchen. Dabei wurde kein Einfluss der „Welle“ auf elektrische Frequenzfelder bzw. elektromagnetische Felder nachgewiesen. Wissenschaft: Schutz unnötig Auch Erdstrahlen könnten die Funktion der „Zellen in biologischen Systemen“ (gemeint ist der Mensch) stören, heißt es auf der Homepage des „Energiezentrums Goldburg“. Dabei hat Univ.-Prof. Dr. Norbert Leitgeb von der Technischen Universität Graz im Rahmen einer Studie festgestellt, dass man Erdstrahlen überhaupt nicht nachweisen kann. Es ergebe sich auch keine wissenschaftlich begründbare Notwendigkeit, sich davor zu schützen. Und unklar sei auch, auf welche Art solche „Abschirmungen“ überhaupt wirken sollen. Die AK-Konsumentenschützer warnen deshalb: Hände weg!

Entgelt für Papierrechnung ist gesetzwidrig Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) führt gegen eine Reihe von Telekommunikationsanbietern Verbandsklagen gegen die Entgelte, die für die monatlichen Papierrechnungen verlangt werden. Nun hat das Handelsgericht Wien nach einer Entscheidung gegen T-Mobile (bestätigt durch das OLG Wien) auch Hutchison 3G das Entgelt von 2 Euro je Rechnung verboten. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Am 21. Februar trat der neue § 100 Telekommunikationsgesetz (TKG) in Kraft, wonach die Möglichkeit der Teilnehmer, eine unentgeltliche Rechnung in Papierform zu erhalten, nicht ausgeschlossen werden darf. Dies gilt, nach Meinung des VKI, auch für bestehende Verträge: Die Kunden würden einem faktischen, wirtschaftlichen Zwang ausgesetzt, sich für die elektronische Rechnung zu entscheiden, die vor allem nur dem Anbieter Vorteile verschaffe.


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Bildung

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Computer-Tipp

Redo Backup and Recovery Hinter diesem Namen verbirgt sich ein mächtiges und einfach zu bedienendes Instrument, Oliver Fink um Abbilder einer kompletten Festplatte zu machen. Das bedeutet es wird ein 1:1-Abbild Ihrer Festplatte erstellt und Sie können im Notfall dieses Abbild wieder auf die Platte zurückspielen und haben das gesamte System wieder auf den Stand wie vor der Sicherung gebracht. Sie können „Redo Backup and Recovery“ von der Homepage des Herstellers als ISO-Datei herunterladen. Dieses File müssen Sie dann als CDAbbild auf eine CD brennen und mit dieser CD den Computer booten. Sollten Sie Probleme mit dem englischen Tastaturlayout haben, können Sie über „Accessories“ einen „Terminal“ starten und in diesem Fenster folgenden Befehl eingeben: „setxkbmap de“. Damit sollte die deutsche Tastatur unterstützt werden. Wie immer handelt es sich auch bei diesem Programm um Open-Source und darf frei verwendet werden. Download: http://inkscape.org/ (ca. 35,7 MB für Windows)

Office fürs Büro – Word, Excel, Outlook Sie arbeiten täglich mit Microsoft Word, Excel und Outlook und möchten mehr Sicherheit für schwierige Aufgaben erlangen? Nach diesem Kurs nutzen Sie die Microsoft-Programme optimal und meistern scheinbar schwierige Aufgaben mit Leichtigkeit. Der Kurs „Office fürs Büro“ beginnt am 11. April 2012 im AK-Bildungscenter in Feldkirch. EDV: Barbara Halbeisen, 050/258-4018, barbara.halbeisen@ak-vorarlberg.at

Business Basic – Englisch im Beruf Der sichere Umgang mit der englischen Sprache bringt Sie auf Erfolgskurs! Wir vermitteln Ihnen die Basisqualifikationen, die Ihnen die korrekte Abwicklung Ihrer Aufgaben auch in englischer Sprache ermöglichen. Telefonate, Fax, E-Mails, Geschäftsbriefe und persönliche Kommunikation mit Ihren Kunden sind Ihre täglichen Aufgaben im Office-Management. Der Kurs unter der Leitung von Kirstin Köhlmeier beginnt am 10. April 2012 im AK-Bildungscenter in Feldkirch. Sprachen: Angelika Madlener, 050/258-4022, angelika.madlener@ak-vorarlberg.at

Gestern Kollege, heute Vorgesetzter Die beliebte Ausbildung zur Führungskraft („Das kleine FührungsABC“) mit vier Modulen ist ein Schwerpunkt des Kursbereichs Wirtschaft. Im Rahmen dieser Seminarreihe erlernen die Teilnehmer die Grundlagen der richtigen Mitarbeiterführung. Vor allem für neu eingesetzte Führungskräfte und für Nachwuchsführungskräfte ist diese Ausbildung sehr attraktiv. Mit Michael G. Müller leitet ein Top-Trainer mit aussagekräftigen Referenzen (Audi, VW, etc.) diese Seminar, dass am 17. März im AK-Bildungscenter in Feldkirch beginnt. Wirtschaft: Sandra Studer, 050/258-4032, sandra.studer@ ak-vorarlberg.at

Die neue Oberstufe soll durch Individualisierung des Unterrichtes den Schülern wieder mehr Spaß am Lernen vermitteln. Bis 2017 soll das Projekt bundesweit umgesetzt sein.

Neue Oberstufe: Sitzenbleiben wird fast unmöglich gemacht Ein neu entwickeltes Kurssystem an den Oberstufen soll mehr Eigenverantwortung, effizientere Bildungswege und Freude am Lernen bringen. Angenehmer Nebeneffekt für die Schüler: Aufsteigen in die nächste Schulstufe soll auch mit bis zu drei Nichtgenügend im Zeugnis möglich sein. Mit dem Beschluss des Nationalrates vom Jänner diesen Jahres ist der Weg für die Oberstufenreform geebnet, semesterweise gegliederte Kompetenzmodule sollen für alle Schulpartner Vorteile bringen. Seit 2004 werden an rund 40 Standorten Schulversuche durchgeführt, bis zum 1. September 2017 wird das Modell an allen drei- bis fünfjährigen Mittleren und Höheren Schulen ab der zehnten Schulstufe eingeführt sein. Mit dem Vollausbau sind davon rund 185.000 Schüler betroffen. In die richtige Richtung Bildungsministerin Claudia Schmied sieht die Vorteile der neuen Oberstufe

in einer kontinuierlicheren Leistung über das gesamte Schuljahr hinweg, bessere Vorbereitung auf ein Studium oder dem erweiterten Frühwarnsystem bei Leistungsschwächen. Dazu sagt Gerhard Ouschan, Leiter der AK-Bildungspolitik: „Die neue Oberstufe ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung und wird vielen Schülern die Frustration des Sitzenbleibens ersparen, was sich auch volkswirtschaftlich positiv auswirkt. Ob dieses System aber auch die anderen, von Schmied angepriesenen Effekte haben wird, wage ich zu bezweifeln.“ Kompetenzmodule Vorteile ergeben sich sowohl für lernleistungsschwächere aber auch besonders begabte Schüler, so können Module im Einzelfall auch vorgezogen werden und erlauben ein rascheres absolvieren der Schullaufbahn beziehungsweise der Matura. Jedes Semester wird pro Fach in zwei Kompetenzmodule gegliedert, beim Erhalt einer negativen Note muss dann nicht mehr die gesamte Schulstufe wiederholt wer-

den, sondern nur das betroffene negativ bewertete Modul. Einmal während der Oberstufenzeit ist auch ein Aufstieg mit drei Nichtgenügend möglich. Allerdings ist das an Voraussetzungen gekoppelt. Es ist ein Beschluss der Klassenkonferenz nötig und dafür müssen schwerwiegende Gründe vorliegen, beispielsweise eine längere krankheitsbedingte Abwesenheit oder ein Leistungsabfall wegen massiver persönlicher Probleme (Scheidung der Eltern, Todesfall in der Familie, etc.). „Viel wichtiger ist es aus meiner Sicht, die pädagogischen und methodischen Fähigkeiten der Lehrer schon während der Ausbildung aber auch in der Fortbildung zu stärken und auszubauen. Durch die Aufteilung des Unterrichtsstoffes in Teilabschnitte ist noch nicht viel gewonnen. Der Schlüssel zum Erfolg ist, wie dieser Stoff vermittelt und gelehrt wird“, so Ouschan. Teil der Verhandlungen im Bildungsausschuss des Nationalrates war auch das kostenlose Nachholen der Basisbildung (Lesen, Schreiben und

Kommentar

Die Besten der Besten Spricht man mit Pädagogen oder pädagogisch interesMenschen, Gerhard Ouschan sierten dauert es nicht lange bis die Wörter „Beziehung“ und „Einfühlungsvermögen“ fallen. Beide Begriffe stellen grundlegende Pfeiler in der pädagogischen Arbeit dar, kommen aber oft in der Praxis zu kurz. Einerseits schlicht, weil die nötige Zeit um in Beziehung mit seinen Schülern zu treten so kurz bemessen ist wie es die Vermittlung des Stoffes zulässt. Auf der anderen Seite, weil soziale Faktoren in der Lehrerausbildung nur gestreift werden. Besonders wichtig sind diese emotionalen Fähigkeiten in der Arbeit mit den Jüngsten, sprich im Kindergarten und der Volksschule.

Gerade dort stehen Pädagoginnen – der Anteil männlicher Protagonisten hält sich hier in Grenzen – vor großen Herausforderungen. Es wird interkulturelle Kompetenz verlangt und sie sollen zu Eierlegenden Wollmilchsäuen mutieren, ein Höchstmaß an möglichst universitärer Ausbildung mitbringen und dann zum Schnäppchenpreis arbeiten. Männer fehlen in diesem Umfeld aus einem einfachen Grund: Es besteht eine kaum überwindbare Diskrepanz von Arbeit und Leistung. „Der Lehrer“ findet sich dann schon eher als Professor in der Oberstufe, wo die Gehälter attraktiver werden und tatsächlich zu den Anforderungen an die Qualifikation passen. Jedenfalls wenn man älter wird und nicht vorher ausgebrannt in die Privatwirtschaft wechselt. Um nicht falsch verstanden zu werden, ich denke, jeder Teilbereich des österrei-

chischen Bildungssystems ist wichtig, vom Kindergarten bis hin zur Universität. Die „Besten der Besten“, wie sie sich Unterrichtsministerin Schmied für den Lehrerstand wünscht, werden aber dankend abwinken, wenn sie sich mit einem Dienst- und Besoldungssystem konfrontiert sehen, das modernen Anforderungen nicht standhält. Aber 2013 soll ja alles besser werden, die Ausbildung, das Dienstrecht, die Bezahlung, das Ansehen. Und bis 2013 ist ja noch Zeit, nur nicht unüberlegt vorpreschen und Nägel mit Köpfen machen bevor man sich „ververhandelt“. Langsam wird mir schmerzlich klar, was Goethes Faust wohl gemeint haben könnte, als er sagte: „Die Botschaft hör’ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“. E-Mail: gerhard.ouschan@akvorarlberg.at

Rechnen) beziehungsweise des Pflichtschulabschlusses. Mit diesem Angebot sollen Betroffene gestärkt werden und auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen erhalten. Bis 2014 sind dafür Mittel von rund 55 Millionen Euro vorgesehen, die vom Bund und den Ländern jeweils zur Hälfte aufgebracht werden. Für Vorarlberg wird mit einem gesamten Volumen von knapp 1,4 Millionen Euro gerechnet. Laut einer Analyse des Instituts für höhere Studien (IHS) gibt es derzeit etwa 280.000 Personen im erwerbsfähigen Alter, die über keinen positiven Pflichtschulabschluss verfügen und jährlich kommen rund 5000 Jugendliche hinzu. „Wir haben als Gesellschaft in gewissem Sinne eine Verantwortung für jene mitzutragen, die keine Grundkompetenzen oder keinen Pflichtschulabschluss erlangt haben. Die hohen Kosten stellen für die Betroffenen eine fast unüberwindbare Hürde dar, weil es sich in der Regel um einkommensschwache und teilweise sogar armutsgefährdete Menschen handelt,“ sagt Ouschan abschließend.

Wissen fürs Leben im Frühjahr 2012 Nach der ersten Staffel von „Wissen fürs Leben“ im Jänner und Februar stehen nun auch die nächsten Termine für März und April 2012 fest. Moderator Franz-Josef Köb begrüßt die namhaften Referenten jeweils um 19.30 Uhr im AKFestsaal in Feldkirch: Wilhelm Schmid, „Glück“ (19. März), Hanne Seemann, „Mein Körper und ich – Freund oder Feind?“ (27. März), Wolfram Kölling, „Zu viel oder zu wenig Scham?“ (2. April), Joachim Bauer, „Psychopharmaka statt guter Arbeitsbedingungen?“ (18. April), Luise Reddemann, „Der Weg entsteht unter deinen Füßen“ (23. April). Mehr Informationen zu den Vortragenden finden Sie unter www.ak-vorarlberg.at. Anmeldung und Information: 050/258-4026 und wissen@akvorarlberg.at


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Die AKtion hat sich mit einer der zwei Geschäftsführerinnen des Landeselternbüros über die Ausrichtung und Ziele der Organisation unterhalten

Servicestelle für Elternvereine Seit 2009 existiert das Landeselternbüro Vorarlberg (LEB) in Dornbirn. Es stellt eine Schnittstelle zwischen Eltern, Schule und Kind dar und versucht den Austausch zwischen ihnen zu verbessern. Birgit Walch ist eine von zwei Geschäftsführerinnen des LEB, das eine Serviceeinrichtung des Landeselternverbandes Vorarlberg ist. Die AKtion hat sich mit ihr über Schulpartnerschaft, die neue Oberstufe und Wünsche der Eltern an die Politik unterhalten. AKtion: Frau Walch, wofür braucht es ein Landeselternbüro? Birgit Walch: Wir sind eine Serviceeinrichtung für Eltern, gleichzeitig wollen wir auch Plattform und Vernetzungsstelle für unsere Partner sein. Unser stärkstes Anliegen ist es, Schulpartnerschaft ein starkes Fundament zu geben und das Miteinander von Eltern, Lehrern und Schülern zu fördern. Sie sind in der Geschäftsführung des Landeselternverbandes, wie muss man sich Ihre Tätigkeit vorstellen? Mit Sandra Lang sind wir in der Geschäftsführung zu zweit und neben den normalen Bürotätigkeiten wie E-Mails zu beantworten, bereiten wir auch Projekte vor oder erstellen Konzepte für Informationsveranstaltungen. Darüber hinaus bieten wir beispielsweise auch Seminare für Elternvertreter an, bei denen wir sie über ihre Rechte und Pflichten aufklären. Eine unserer Aufgaben ist aber auch die Begutachtung von Gesetzesvorlagen, für die wir dann Stellungnahmen abgeben. Welche Schwerpunkte haben Sie sich für das Jahr 2012 vorgenommen? Wir werden dieses Jahr die Evaluation für das Landeselternbüro durchführen. Gegründet wurde es im Jahr 2009 und die Finanzierung ist für drei Jahre bewilligt worden. Anhand dieser Daten

kann dann entschieden werden wie es weitergeht. Muss man unbedingt ein bestellter Elternvertreter sein, wenn man Auskünfte vom Landeselternbüro haben will? Nein, ganz und gar nicht. Es ist uns sogar sehr wichtig, dass interessierte Eltern Kontakt zu uns aufnehmen wenn sie Fragen haben. Wir haben zum Beispiel am 6. März unsere Generalversammlung und es kann jeder kommen, der sich für Schulpartnerschaft beziehungsweise die Entwicklung unserer Schule interessiert. Dieses Mal findet sie in der Firma Omicron in Klaus statt, die vor der Versammlung auch besichtigt werden kann. Wir wechseln die Orte immer ein bisschen ab, damit wir auch einen Einblick in die Wirtschaft bekommen. Informationen dazu findet man auf unserer Homepage. Stichwort Schulentwicklung: Der Nationalrat hat für die Oberstufe ein modulares System beschlossen, konnten Sie es schon begutachten? Und wenn ja, was halten Sie davon? Wir haben den Entwurf bekommen, Andrea Wiedemann ist bei uns für den Bereich der höheren Schulen verantwortlich und laut ihrer Meinung weicht das Modell sehr vom ursprünglichen Modell ab und ist abgespeckt worden. Wir planen eine Informationsveranstaltung mit der Landesschulinspektorin Christine Schreiber zur neuen Oberstufe, bei der wir uns über das Für und Wider austauschen. Landesschulrat Stemer hat sich für die Stärkung der Grund- und Lebenskompetenzen von Volksschülern ausgesprochen. Was braucht die Volksschule aus der Sicht der Eltern? Auf jeden Fall Individualisierung und mehr Bezug zur Praxis, wie zum Beispiel fächerübergreifende Projekte. Es wäre auch von Vorteil, wenn wir uns wissenschaftliche Erkenntnisse zunutze machen würden. Es gibt eben mehr als

Birgit Walch vom Landeselternbüro sprach mit der AKtion über die Herausforderungen in der Elternvertretung.

nur einen Lerntyp, die Einen lernen am besten über visuelle Eindrücke, Andere lernen kinästhetisch, also wenn sie selbst etwas machen, ausprobieren oder aktiv gestalten können. Wir sollten uns von der Fehlerkultur verabschieden und die Stärken der Kinder herausfinden und ausbauen. In Sachen Schulpartnerschaft hat sich die Situation in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert, Eltern bringen sich im Wesentlichen mehr in „die Schule“ ein – wie wirkt sich das aus Ihrer Sicht aus? Wenn jeder seinen persönlichen Blick auf das Kind kommuniziert, dann

kann das nur zum Wohle des Kindes sein. Zuhause erlebt man sein Kind ja ganz anders als der Lehrer in der Schule, das Kind selbst hat nochmal eine ganz andere Sicht der Dinge. Wenn zum Beispiel dem Lehrer frühzeitig kommuniziert wird, dass zuhause Probleme aktuell sind, wie ein Todesfall oder die Scheidung der Eltern, kann er darauf reagieren. Wir müssen Lösungen finden, wie die aussehen könnten, weiß ich heute aber auch noch nicht. Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten, die die Politik ab dem kommenden Schuljahr umsetzen sollte, welche wären das? Ich würde die Einteilung in Schul-

Für einen klar geregelten Übergang vom Kindergarten in die Volksschule und die rasche Umsetzung eines neuen Dienst- und Besoldungsrecht spricht sich Stemer aus

Stemer: „Zusätzliche Aufgaben der Lehrer müssen abgegolten werden“ Gezielte Förderung von Kindern in der Volksschule und kindgerechte Übergänge vom Kindergarten in die Volksschule sollen laut Schullandesrat Siegi Stemer die Effizienz in der Frühpädagogik stärken. Gemeinsam mit Landesschulratspräsidenten aus Tirol, Oberösterreich, dem Burgenland, Salzburg und Wien stellte Landesschulratspräsident Siegi Stemer ein Programm vor, das die Volksschulen durch die Vermittlung von mehr Grund- und Lebenskompetenzen stärken soll. Steigende Anmeldezahlen Im Wesentlichen enthält das Konzept der ÖVP-Präsidentenrunde wenig Neues und bleibt in seinen Formulierungen recht unverbindlich, im Gespräch mit der Aktion zeigt sich Stemer dann schon konkreter. „Wir versuchen mit verschiedenen Aktionen Maturanten für den schönen Beruf des Lehrers zu begeistern, gehen in die Maturaführenden Klassen um zu informieren und verzeichnen sehr starke Steigerungen

bei den Anmeldungen an der pädagogischen Hochschule Vorarlberg,“ sagt Landesrat Stemer stolz. Tatsächlich entwickeln sich die Zahlen gut. Im Schuljahr 2007/08 sind 70 Maturanten zum Studium an der PH Vorarlberg angetreten, das laufende Schuljahr haben dagegen 160 künftige Volks- und Mittelschullehrer in Angriff genommen. In diesem Herbst wird auch ein

um zu reflektieren ob das wirklich das Richtige für sie ist,“ so Stemer. Vor einigen Jahren wurde damit begonnen die wichtige Übergabe vom Kindergarten an die Volksschule zu intensivieren, als einziges Bundesland hat Vorarlberg im Kindergartengesetz verankert, dass ein geregelter Übergang an dieser Schnittstelle stattfinden muss. Beobachtungen der Frühpädagogen

„Wir verzeichnen sehr starke Steigerungen bei den Anmeldungen an der pädagogischen Hochschule Vorarlberg.“ Schullandesrat Siegi Stemer

neuer berufsbegleitender Lehrgang für das Volks- und Mittelschullehramt gestartet, rund 80 Anmeldungen lägen dafür jetzt schon vor. Stemer rechnet mit zwei Klassen zu jeweils 25 Teilnehmern, die letztlich geführt werden können. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Menschen erstens ordentlich informiert werden und sie zum Zweiten selbst in den Spiegel schauen lässt

werden an die künftige Volksschule weitergeleitet um bei Förderbedarf frühzeitig reagieren zu können. „Das Kind steht hier ganz klar im Mittelpunkt, erstmals wird schon mit vier Jahren nach wissenschaftlichen Kriterien eine ganzheitliche Beobachtung erfasst. Wo notwendig werden dann in Absprache mit den Eltern Förderungen veranlasst, was sich im

folgenden Jahr wiederholt,“ berichtet Stemer. Höhere Anfangsbezüge Im Gespräch mit dem Landesschulratspräsidenten darf die Frage nach der Entwicklung des neuen Dienst- und Besoldungsrechts nicht fehlen, hier wünscht sich Stemer allen Sparzwängen zum Trotz auch finanzielle Anreize für künftige Lehrpersonen: „Wann, wenn nicht jetzt kommt ein noch besserer Zeitpunkt ein modernes Dienstund Besoldungsrecht einzuführen. In den nächsten zehn Jahren gehen fast fünfzig Prozent der derzeit Unterrichtenden in Pension. Es steht ein irrsinnig großer Wechsel bevor, jetzt haben wir die Chance die Kollegen im alten System in die Pension gleiten zu lassen und ein neues zu starten“. Grundlagen für das neue System müssen laut Stemer höhere Anfangsbezüge, eine bessere Verteilung der Lebensverdienstsumme und mehr Zeit für die Arbeit mit den Kindern sein. Klar sei auch, dass die verschränkten Ganztagsangebote ausgebaut werden müssen. „Und alle Aufgaben, die eine Lehrperson zusätzlich wahrnimmt, sollen auch zusätzlich abgegolten werden. Hier ist ein fairer Abgleich nötig und keine Einrechnerei. Was es wiegt das hats,“ stellt Stemer abschließend fest.

sprengel aufbrechen, um einen größeren Wettbewerb unter den Schulen zu erreichen. Dann kann jeder die Schule besuchen, die zu ihm passt und in der er sich wohlfühlt. Und ich würde vom Übergang von der Volksschule in das Gymnasium beziehungsweise die neue Mittelschule Druck herausnehmen und die Bewertungs- oder Beurteilungskriterien wie beispielsweise bei der Zentralmatura auf einen gemeinsamen objektiven Nenner bringen. Das würde meiner Meinung nach Verbesserungen mit sich bringen. Landeselternbüro: www.levv.at, Telefon 05572/206767

Buchtipp

Auch 100-Jährige können noch eigensinnig sein Allan Karlsson hat Geburtstag. Er wird 100 Jahre alt. Eigentlich ein Grund zu feiern. Doch während sich der Bürgermeister und die lokale Presse auf das große Spektakel vorbereiten, hat der Hundertjährige ganz andere Pläne: Er verschwindet einfach und schon bald steht ganz Schweden wegen seiner Flucht auf dem Kopf. Doch mit solchen Dingen hat Allan seine Erfahrung, er hat schließlich in jungen Jahren die ganze Welt durcheinander gebracht. Jonas Jonasson erzählt in seinem Bestseller von einer urkomischen Flucht und zugleich die irrwitzige Lebensgeschichte eines eigensinnigen Mannes, der sich zwar nicht für Politik interessiert, aber trotzdem irgendwie immer in die großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts verwickelt war. Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand Carl‘s Book-Verlag München, 412 Seiten, kartoniert, ISBN 978-3-57058501-6, 14,99 Euro


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Unterstützung durch Mutter ganz wichtig Mütterliche Unterstützung in jungen Jahren zeigt sich laut Forschern auch im Gehirn. Der Hippocampus, eine Hirnregion, die wichtig ist für Gedächtnis, Emotionen und Stressbewältigung, ist bei Schulkindern größer, wenn diese als Kleinkind von der Mutter stark unterstützt wurden.

AK-Mitglieder genießen die Veranstaltungen der Bregenzer Festpiele zu vergünstigten Konditionen

Ermäßigte Karten für Bregenzer Festspiele

Seltene Krankheiten in Österreich Krankheiten gelten dann als selten, wenn nicht mehr als eine Person von 2000 Einwohnern davon betroffen ist. Das macht nicht nur die Entwicklung geeigneter Therapieformen schwierig, die Krankheit selbst bleibt für die Gesellschaft oft unsichtbar. Im Schnitt dauert es drei Jahre und bedarf drei verschiedener Ärzte, bis eine dieser Krankheiten diagnostiziert wird. In Österreich leiden 400.000 Patienten an solchen Krankheiten.

In Zusammenarbeit mit den Bregenzer Festspielen bietet die AK Vorarlberg Karten für die verschiedenen Veranstaltungen zu günstigen Preisen an. Wie wäre es beispielsweise mit dem Spiel auf dem See? „André Chénier“, das berühmteste Werk des italienischen Komponisten Umberto Giordano, ist gleichermaßen packend als leidenschaftliches Liebesdrama und als historischer Krimi. Oder lieber die Oper im Festspielhaus? „Solaris“ ist die Geschichte des Psychologen Kelvin, der auf die Raumstation entsandt wird, die den Planeten Solaris umkreist, und auf der sich seit geraumer Zeit seltsame Dinge abspielen. Geplagt von Schuld

Familie und Freunde sowie Aktivitäten in frischer Luft, bietet Vorarlberg insbesondere mit den Bregenzer Festspielen ein unvergleichliches Angebot

Hubert Hämmerle, AK-Präsident

und Erinnerung an seine verstorbene Geliebte erliegt der Wissenschaftler Kelvin mehr und mehr irrationalen Gefühlen. AK fördert Kultur im Ländle Neben dem täglichen Arbeitsleben ist ein Ausgleich wichtig. Neben Zeit für

an kulturellen Höhepunkten an, das zu einer Reise in eine andere Welt einlädt. „Wir machen uns für eine lebendige Kulturlandschaft stark und freuen uns, auch dieses Jahr wieder ein attraktives Angebot für alle unsere Mitglieder anbieten zu können“, sagt AK-Präsident Hubert Hämmerle.

Kurz gemeldet ... q 2011 gab es zwölf Todesopfer von Haiangriffen. Das sind doppelt so viele wie im Jahr 2010. q Eine Massage nach anstrengendem Training kann die Heilung der verletzten Muskeln ankurbeln. q Mindestens 1300 Menschen sollen in Frankreich zwischen 1976 und 2009 durch das umstrittene Diabetes-Medikament Mediator gestorben sein.

Termine vormerken

Foto Bregenzer Festspiele / die 3

Menschen mit einer bestimmten Variante des Gens ABCC9 ruhen pro Tag länger als andere. Vier Prozent der Europäer haben nach Angaben von Forschern von ihren beiden Eltern die Langschlafvariante geerbt. Sie ruhen im Durchschnitt 24 Minuten pro Tag länger als Menschen ohne diese Genvariante. Zudem schlafen sie 18 Minuten länger als Menschen, die die Langschlafvariante nur von einem Elternteil geerbt haben.

„André Chenier“ – das Spiel auf dem See in traumhafter Kulisse.

„Nutzen Sie die Chance auf ermäßigte Festspiel­karten und sichern Sie sich Ihr Ticket für die Bregenzer Festspiele.“

Schlafbedarf liegt auch in den Genen

Lebensretter Fluchtweg

Foto Bregenzer Festspiele / Karl Forster

Die Veranstaltungen der Bregenzer Festspiele zählen für Tausende Besucher zum kulturellen Highlight der Saison. Auch heuer können AK-Mitglieder die begehrten Karten zu ermäßigten Preisen erwerben.

Mütterliche Zuneigung hat auch auf das Gehirn der Kinder eine Auswirkung.

Sicherheits-Tipp

Kartenbestellung: Schriftlich von 9. März bis längstens 9. Mai 2012 an das Kartenbüro der AK Vorarlberg in Bregenz, Reutegasse 11, 6900 Bregenz, Fax 050/258-5001; Bestellscheine inkl. Termine und Preise stehen ab 9. März 2012 unter www.ak-vorarlberg.at zum Download bereit. Informationen: Bitte wenden Sie sich bei Fragen direkt an das Kartenbüro der Bregenzer Festspiele unter Telefon 050/258-5500, Kontaktzeiten sind vom 20. März bis 23. Mai von Montag bis Donnerstag, 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr. Bezahlung der Karten: Die Bezahlung erfolgt entweder in bar bei Abholung der Karten in der AK Vorarlberg in Bregenz oder mittels Überweisung auf das Festspielkartenkonto der AK Vorarlberg, Kontonummer 20111119, Hypo Bank Bregenz, Bankleitzahl 58000. Das Geld muss bis 18. Mai 2012 überwiesen werden. Falls erwünscht, werden die Karten auch kostenlos zugesandt. Restkarten: Von 10. bis 23. Mai 2012 sind Restkarten bei Barzahlung nur noch direkt im Kartenbüro der AK in Bregenz erhältlich. Informationen zum Programm: www.bregenzerfestspiele.com

AK-Mitglieder können die Veranstaltungen der Bregenzer Festspiele günstiger besuchen.

Die Bedeutung mancher lebensrettender Einrichtungen ist im NorDr. Robert malfall schwer zu erkennen. „Meine Seeberger 05574/78601 Mitarbeiter sollen arbeiten und nicht flüchten“, höre ich oft scherzende Bemerkungen. Die Verrauchung eines Stiegenhauses oder eine in Panik geratende Menschenmenge vor einem engen Ausgang lassen mangelhafte Fluchtwege rasch zu tödlichen Fallen werden. Fluchtwege müssen jederzeit ungehindert benutzbar sein. Sie dürfen nicht durch Lagerungen verstellt oder eingeengt sein. Sie müssen auch bei Ausfall der Stromversorgung genügend ausgeleuchtet sein (zum Beispiel durch akkubetriebene Sicherheitsleuchten). Der Verlauf der Fluchtwege muss durch grüne Schilder mit Richtungspfeilen eindeutig erkennbar sein. Türen im Verlauf von Fluchtwegen sowie Notausgangstüren müssen jederzeit ohne Schlüssel zu öffnen sein. Ein Türschloss mit Antipanikbeschlag (gemäß ÖNORM EN 179) erfüllt diese Anforderungen. Unter gewissen Umständen sind auch Türen mit Drehknauf zulässig. Keinesfalls darf zum Öffnen der Türe ein Schlüssel erforderlich sein – auch nicht, wenn er sich neben der Türe in einem Schlüsselkasten befindet.

Fluchtwege müssen eindeutig gekennzeichnet sein.

Bei größeren Menschansammlungen ist ein Stangengriff, der über die gesamte Türbreite reicht in Verbindung mit einem Panikschloss vorgeschrieben (gemäß ÖNORM EN 1125). Dem Wunsch von Kaufhausbetreibern, dass Kunden nicht ohne die Kassa zu passieren durch einen Hinterausgang „flüchten“, kann durch Türwächter mit Alarmierung entsprochen werden. Fluchtwege dürfen zudem maximal 40 Meter lang sein. Arbeitsinspektion Bregenz, www.arbeitsinspektion.gv.at

Haben Sie etwas zu sagen?

Ihre Meinung Der AK Vorarlberg ist Ihre Meinung wichtig! In der AKtion werden aktuelle Themen aus den Bereichen Arbeit, Bildung und Konsumentenschutz behandelt. Schreiben Sie uns zu einem dieser Themen einen Leserbrief und gewinnen Sie mit etwas Glück einen Sony eBook-Reader. Eine lebendige Zeitung für alle Arbeitnehmer in Vorarl­berg lebt vom Dialog. Ihre Meinung ist uns viel wert. Deshalb steht die Seite 2 mit der Rubrik „Leserforum“ ganz im Zeichen Ihrer Anregungen. Einige Themen aus dieser Ausgabe, zu denen uns Ihre Meinung interessiert: zur Wichtigkeit

des Verbraucherschutzes (Seite 3), dem Engagement der AK im Bereich Generationenmanagement (Seite 5), zur Unterstützung des Landes im Bereich Konsumentenschutz für alle (Seiten 6 und 7), zum EU-Vorstoß, bald einheitliche Kontonummern einzuführen (Seite 8) oder auch dem neu entwickelten Kurssystem an den Oberstufen (Seite 10). Also: Schreiben Sie uns eine E-Mail an leserbrief@ak-vorarl­berg. at oder verwenden Sie den Kupon rechts (das Porto übernehmen wir) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen Sony eBook-Reader!

Meine Meinung zum Thema

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