AKtion März 2013

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„Die Menschen wollen keine Wahlzuckerl. Sie wollen ehrliche und gerechte Politik!“ (Seiten 6/7)

März 2013 Nr. 2/2013, XXVII. Jahrgang Zugestellt durch Post.at

AK-Präsident Hubert Hämmerle

Die Vorarlberger Monatszeitung für Arbeit und Konsumentenschutz

www.ak-vorarlberg.at

Mehr Jobs für Ältere: AK für Bonus-Malus-System

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Aus dem Inhalt

Von der Stellensuche bis zum Lehrvertrag Fünf einfache Tipps zur Lehrstellensuche: Die AKtion hilft dir, Stolpersteine zu umgehen und dich mit Erfolg zu bewerben. Seite 4

Schwerpunktkontrollen wirbeln Staub auf Holzstäube werden als krebserregend eingestuft. Das Arbeitsinspektorat kontrolliert deshalb in einer konzentrierten Aktion heimische Tischler. Seite 5

2013 Erleichterungen bei Freistellungen Mehr Möglichkeiten von der Arbeit freigestellt zu werden, erlaubt der Gesetzgeber seit Jahresbeginn bei Erkrankung von Kindern. Seite 5

AK fordert Sperre für Payment-Dienste Beschwerden der Konsumenten über Horror-Telefonrechnungen haben sich nur verlagert. Seite 8

Pädagogenausbildung soll reformiert werden Eine Reform der Pädagogenausbildung steht bevor. Wird das Gesetz noch vor dem Sommer beschlossen, soll ab 2016/17 alles anders werden. Seite 10

Abo der „Ländle Gemüsekiste“ gewinnen Ihre Meinung wird belohnt: Unter allen Leserreaktionen verlost die AKtion ein Abo der „Ländle Gemüsekiste“. Es läuft etwas schief in Österreich: Die Arbeitnehmer tragen die Hauptlast für die Folgen der Wirtschaftskrise – die AK fordert Verteilungsgerechtigkeit.

Steuern sparen

Holen Sie sich Ihr Geld vom Finanzamt zurück. In der AK-Broschüre „Steuer sparen“ für das Jahr 2012 haben wir das Wichtigste für Sie zusammengefasst. Bestellen Sie die „Checkliste zur Arbeitnehmerveranlagung“ gleich mit! Sie helfen Ihnen beim Ausfüllen der Formulare fürs Finanzamt. Telefon 050/258-8000, bestellen@ak-vorarlberg.at

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Neu in der AKtion: Produkttests vom VKI Damit Sie wissen, was Sie kaufen: In den kommenden Ausgaben der AKtion veröffentlichen wir je einen aktuellen Produkttest des Vereins für Konsumenteninformation. Ob Versicherungen, Lebensmittel oder Fernseher – der Verein für Konsumenteninformation (VKI) nimmt sämtliche Produkte unter die Lupe und vergleicht die verschiedenen Angebote.

Nun stellt der Verein monatlich einen seiner Tests den Arbeiterkammern zur Verfügung. Diese werden in den Zeitschriften sowie auf den Webseiten der Kammern veröffentlicht. Den Anfang macht der aktuelle Sommerreifen-Test. Rund die Hälfte der getesteten Produkte schnitt beim VKI mit „gut“ ab. Eine Langfassung des Tests gibt es jeweils in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Konsument“. Seite 9

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Ihr Kontakt zur AK Vorarlberg

AK-Rechtsservice Tel. 050/258

Die neuen Sommerreifen im VKI-Test: Die Mehrheit hat überzeugt.

Betriebsreferat – 1500 Info Arbeitsrecht – 2000 Insolvenzrecht – 2100 Sozialrecht – 2200 Lehrlinge/Jugend – 2300 Arbeitsrecht Feldkirch – 2500 Familie/Frauen – 2600 Konsumentenschutz – 3000 Steuerrecht – 3100 AK Bregenz – 5000 AK Dornbirn – 6000 AK Bludenz – 7000


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Politik

März 2013

In 20 Jahren nicht wirklich viel gelernt – von BSE bis Pferdefleisch

Liebe Leserinnen, liebe Leser, es war vor ziemlich genau 20 Jahren, als die AK Vorarlberg versuchte, eine Ursprungskennzeichnung für Frischfleisch auf die Beine zu stellen. Damals wurde dieses Ansinnen als schlichtweg „unmöglich“ abgetan. Nach zwei Jahren zähem Ringen mit Handel, Metzgern und Bauern mündeten die Bestrebungen der AK 1996 in einer hochgejubelten „Ursprungsgarantie für Frischfleisch“ auf freiwilliger Basis, die – wie sich herausstellen sollte – nicht einmal das Papier wert war, auf dem sie geschrieben stand. Ein knappes Jahr später folgte dann die „Fleischoffensive“ inklusive nagel-

Impressum

neuem Ländle-Gütesiegel. Mittlerwei- Balken biegen: Aus Rind wird Pferd, le alles Schnee von gestern. aus Rhabarberfruchtfleisch, SchimZwar rückte die AK Vorarlberg nie melpilzen und Sägespänen werden von ihrem ursprünglichen Ansinnen, Erdbeeren für Joghurt, aus Zuckernämlich einer verpflichtenden Kenn- bomben werden gesunde Mahlzeiten zeichnung von der Geburt eines Tieres für Kinder zwischendurch, Packunbis in die Verkaufsvitrinen der Händ- gen bestehen zu 50 Prozent aus Luft, ler und Metzger ab, wenn es kleine weil das „produktionstechnisch“ nicht Fortschritte gab, anders möglich waren diese aber ist, aus Separa„Es ist unglaublich, was sich der immer nur Foltorenfleisch wird Homo Convenience als geerscheinungen Schinken und Lebensmittel unterjubeln lässt.“ diverser Skanaus Eiweiß, Öl dale: Gammelund Stärke wird fleisch und BSE lassen grüßen. Die im Digitalzeitalter Analogkäse. EnzyBeratungsresistenz und die Profitgier me halten Brot frisch und sorgen dader Lebensmittelbranche ist wirklich für, dass der Teig nicht die Fertigungsbemerkenswert. straßen verpappt, künstliche Aromen Mittlerweile sind wir in Europa also und Farben gaukeln Frische und Urbei der Pferdelasagne angelangt. Und sprünglichkeit vor, die es so gar nicht in der schönen neuen Essenswelt wird gibt. Es ist schon unglaublich, was sich gelogen und betrogen, dass sich die der Homo Convenience so alles als

„Lebensmittel“ unterjubeln lässt. Und vor allem zu welchem Preis: 0,2 Liter Käsesuppe im Angebot um 2,99 Euro – ergibt einen Literpreis von rund 15 Euro. In alter Währung sind das über 200 Schilling. Bei zahlreichen Vertretern der Nachkriegsgeneration führt das wahrscheinlich zu spontanem Würgereiz. Doch damit nicht genug. Preisabsprachen – wie zuletzt bei der Berglandmilch – sorgen zusätzlich dafür, dass der Rubel rollt und die Konsumenten um hunderte Millionen Euro geprellt werden. Was mir erst jetzt so richtig klar wird: Vor 40 Jahren hat man uns in der Volksschule weis gemacht, dass der Magen kein Sack ist, in den man alles stopfen kann. Die Geschichte lehrt: Auch das war gelogen. Dietmar Brunner

Die Vorarlberger Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz Herausgeber, Medieninhaber und Sitz der Redaktion: AK Vorarlberg, Widnau 2–4, 6800 Feldkirch, presse@ak-vorarlberg.at Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe www.ak-vorarlberg.at/ impressum.htm Redaktionsleitung: Dietmar Brunner, Stephanie Scherrer Grafik: Baschnegger Ammann und Partner Fotografie: Georg Alfare, Dietmar Brunner, Jürgen Gorbach, Fotolia, Bilderbox, ICRT, BAK, PH Vorarlberg Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach

Erhalten Sie Biogemüse direkt vom heimischen Bauern

„Ländle Gemüsekiste“ für Ihre Leserbriefe Frisches Gemüse direkt vom Biobauern nach Hause liefern Daniela und Werner Fessler. Die AKtion verlost in ihren kommenden Ausgaben je ein Abo der „Ländle Gemüsekiste“ unter allen Leserbriefschreibern. Der Trend der letzten Jahre geht weg von der Massenindustrie zurück zu heimischen und biologisch angebauten Produkten. Am liebsten würden viele ihre Lebensmittel direkt vom Bauern beziehen. Zum einen gehen durch die langen Lieferwege und falsche Lage-

rung viele Vitamine verloren. Zum anderen will der Konsument genau wissen, was er isst. Daniela und Werner Fessler schlagen mit der „Ländle Gemüsekiste“ eine Brücke zwischen Biobauer und Konsument. Einmal in der Woche – während der Wintermonate einmal im Monat – liefern sie frisches Gemüse von Lisilis Biohof in Meiningen direkt vor die Haustür der Biofans. „Das Konzept ist einfach: Die Bestellung erfolgt unverbindlich. Lieferunterbrechungen, zum Beispiel wegen Urlaub oder der Gemü-

Leserforum „Wir sind verraten und verkauft“

AKtion Februar 2013: EU-Richtlinie zur Privatisierung der Wasserversorgung Schrecklich, wozu der „Mensch“ fähig ist und wie Geld den Charakter verderben kann. Gegen diese hinterlistigen Vorgangsweisen wehren sich auch unsere „Führungspersönlichkeiten“ absichtlich ohne Erfolg. Da stecken wohl alle unter derselben Decke. Wir sind verraten und verkauft! Ingrid Grasbon, Bludenz

„Bildung: Der Welt ein Gesicht geben“ AKtion Februar 2013: Interview mit Andreas Salcher zur Schulpolitik Bildung ist ein wichtiges Gut, das sich im Idealfall aus den Einzelwerten Wissen, Können und Kompetenz zusammensetzt. Bildungen nach diesem Verständnis haben für industrielle Gesellschaften große Bedeutung, denn diese sind ökonomisch mess- und ver-

wertbar. Hingegen für anders sozialisierte Menschen stellt diese spezifische Form der Bildung eine gravierende Benachteiligung dar. Bildung meint nach meinem Verständnis nicht nur zielorientiert zu sein, Bildung ist vom Wort her nicht nur zuerst Berufsausbildung, sondern meint vor allem sich selbst zu bilden. Die Möglichkeiten dafür sind sehr vielfältig und befähigen den Menschen unverstandene Fragen zu klären, die Welt zu verstehen, Bilder von dieser Welt zu entwickeln, sie mitzugestalten, gerne würde ich sagen: der Welt ein Gesicht geben. Bildung greift demnach viel weiter als eben nur für die Vermittlung von Deutsch, Mathematik und vielleicht noch einer Fremdsprache zu sorgen. Bildung dient im engeren Sinne der Stärkung der eigenen Identität, sie erweitert Möglichkeiten und gibt Sicherheit. Eine Angelegenheit, die sehr hohe Priorität haben sollte. Merken wir doch, dass die modernen, dynamischen Entwicklungen der globalisierten Welt viele Menschen, gleichgültig, welcher Herkunft, enorm überfordern. Beson-

seernte aus dem eigenen Garten, sind jederzeit möglich“, erläutert Daniela Fessler. Abo inklusive Kochbuch Unter allen Leserbriefschreibern verlost die AKtion in ihren kommenden Ausgaben je ein Abo der „Ländle Gemüsekiste“. Die Gewinner erhalten zehn Mal eine Kiste mit saisonalem Biogemüse aus Vorarlberger Boden. Außerdem bekommen Sie das Kochbuch „Aus Großmutters Küche 3“ von Rita Hämmerle dazu. Darin finden Sie zum Beispiel ein Rezept für eine leckere Gemüsesuppe. Die Ländle Gemüsekiste: Telefon 05522 417 85 oder laendle@gemuesekiste.at www.laendle.gemuesekiste.at

ders bedeutsam sind dabei die in den Kooperationen entstehenden Lern-, Erfahrungs- und Bildungsprozesse einer direkt auf die Gesellschaftsstruktur zielenden Veränderung. Dietmar Bertschler, Frastanz

„Wir werden für sehr dumm verkauft“

AKtion Februar 2013: Erschreckendes Ergebnis des AK-Fruchtsalattests Mein Tipp: Statt fertigen Fruchtsalat zu kaufen, schneide ich die Früchte selbst – dann weiß ich, was ich esse! Rosmarie Düringer, Röthis Zweifelsfrei sind Fruchtsalate gesund und aufgrund von Vitaminen und Fruchtzucker empfehlenswert. Ich würde aber den Konsumenten raten, diese selbst zuzubereiten. Die Studie der AK Vorarlberg zeigt klar auf, wie es mit fertigen Fruchtsalaten bestellt ist. Mit frischen Früchten ist man auch vor diversen Haltbarmachern und zusätzlicher Zuckerzugabe geschützt.

Einmal pro Woche packen Daniela und Werner Fessler und Biobauer Karl Kühne (Mitte) die „Ländle Gemüsekiste“ für Vorarlberger Biofans.

Man sucht sich Früchte aus, die man besonders gerne mag und kann diese dann auch mit gutem Gewissen verzehren. Dies gilt auch für andere Fertiggerichte. Diverse Haltbarmacher und Geschmacksverstärker sind sicher nicht gesundheitsfördernd. Zudem sind diese Beigaben meist nur versteckt angegeben und werden durch diverse Nummern und Abkürzungen auf der Verpackung angegeben. Die AK hat Missstände aufgezeigt und der Konsument soll selbst entscheiden. Thomas Koschat, Dalaas Ein erschreckendes Ergebnis betreffend des Themas Fruchtsalate, das in der AKtion Februar 2013 veröffentlicht wurde: Von 14 Proben gibt es nur vier Proben, bei welchen die Richt- und Warnwerte eingehalten wurden! Ich glaube nicht, dass die erhöhte Keimbelastung ausschließlich auf Grund mangelnder Hygiene, nicht ordnungsgemäßer Lagerung beziehungsweise falschen Haltbarkeitsdatum, sondern auch wegen der Verwendung älteren

Obstes und – meiner Meinung nach – der nicht zulässigen Abfüllung in Plastikboxen zustande kommt. Obst gehört nicht in Plastik gegeben. Glasschalen wären ganz sicher zum Befüllen von Fruchtsalaten bestens geeignet. Ein Fruchtsalat gehört mit frischem Obst in einer Glasschüssel zubereitet und gleich gegessen. Es ist sehr bedenklich, was manche Hersteller, Importeure und Händler mitunter an den Konsumenten weitergeben! Wir Konsumenten sind wirklich sehr gefordert – es lauert Gefahr an allen Ecken und Enden. Wir werden schon für sehr dumm verkauft und das teuer genug. Ingrid Grasbon, Bludenz Haben auch Sie etwas zu sagen? Wir freuen uns auf Ihre Zuschrift: leserbrief@ak-vorarlberg.at Verlosung unter allen Einsendern

Liebe Leser, wegen der vielen Zusendungen war es uns leider nicht möglich, alle erhaltenen Beiträge zu veröffentlichen.

Den Sony E-BookReader im Wert von rund 150 Euro aus der letzten AKtion hat Roswitha Steger aus Bregenz gewonnen. Wir gratulieren!


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Politik

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Energieeffizienz: Gesetz geht an Realität vorbei Die Kritik am Entwurf zum Energieeffizienzgesetz hält an, auch die AK Vorarlberg hält dieses Gesetz in der vorgesehenen Form für nicht sinnvoll und nicht zielführend. Beispielsweise würde es Unternehmen, die schon in der Vergangenheit Energiesparmaßnahmen gesetzt haben, benachteiligen. Neben den Kosten für Energiesparmaßnahmen sollen alle vier Jahre Audits und Beratungen verpflichtend werden, wenn Betriebe fünf oder mehr Beschäftigte haben. Nicht nur, dass damit weitere Kosten verbunden sind – so viele Fachleute, wie dafür notwendig wären, gibt es nicht.

Altersdiskriminierung immer öfter Thema

Die AK Vorarlberg tritt für ein Bonus-Malus-System als Lenkungsmaßnahme ein, damit ältere Arbeitnehmer wieder bessere Chancen am Arbeitsmarkt haben.

Hämmerle: Beschäftigung der „Generation 50+“ belohnen Die Erfahrung älterer Arbeitnehmer ist ein Schatz. Sie tun sich dennoch extrem schwer am Arbeitsmarkt. AKPräsident Hubert Hämmerle tritt deshalb für ein Bonus-Malus-System für ältere Arbeitnehmer ein. Es hat sich schon einmal bewährt.

„Man kann einen Zustand beklagen und die Hände in den Sack stecken, oder man kann intelligente Lösungen umsetzen“, gibt sich AK-Präsident Hämmerle mit dem Los einer steigenden Zahl an Menschen nicht zufrieden, angeblich „zu alt“ für einen Job zu sein. Mit einer sozialversicherungsrechtlichen Änderung will Hämmerle zweierlei erreichen: Einerseits sollen Unternehmen belohnt werden, wenn sie Personen der Generation 50+ einstellen, andererseits sollen ältere Mitarbeiter länger im Betrieb gehalten werden. „Diese Anreize lassen sich mit einem einfachen Bonus-Malus-System sehr gut steuern.“ Lenkung über Versicherungsbeitrag Eine derartige Lenkungsmaßnahme für den Arbeitsmarkt war in Österreich bereits einmal wirksam. Ab April 1996 entfiel bei der Einstellung von Arbeitnehmern ab 55 Jahre der Dienstgeberbeitrag zur Arbeitslosenversicherung, ab Oktober 2000 galt die Befreiung

bereits ab dem 50. Lebensjahr. Eine Malus-Zahlung war für jene Betriebe fällig, die langjährige ältere Mitarbeiter auf die Straße setzten. Hämmerle: „Bonus für Die Malus- alle, die ältere MenHöhe ent- schen einstellen!“ sprach einem bestimmten Teil der Beitragsgrundlage des Dienstgebers zur Sozialversicherung – bis die arbeitsmarktpolitische Maßnahme 2006 wieder abgeschafft wurde. Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums war das Forschungsinstitut Synthesis in einer Studie zum Schluss gekommen, dass das Bonus-MalusSystem unzweifelhaft „eine höhere Integrationswirkung“ hatte als andere Maßnahmen des AMS. Große Signalwirkung Als vorrangig förderlich hätte sich, so die Synthesis-Forscher, weniger die reine Kosten-Nutzen-Rechnung der Betriebe erwiesen. Vielmehr griff die damit verbundene Signalwirkung, älteren Bewerbern überhaupt „größere Aufmerksamkeit“ zu schenken sowie die offenbar guten Erfahrungen der

Betriebe mit neuen älteren Mitarbeitern: Der niedrige Prozentsatz an wieder aufgelösten Dienstverhältnissen nach kurzer Zeit sei „auffällig“.

Unverständliche Haltung Wiens „Es war kurzsichtig, das Bonus-MalusSystem abzuschaffen“, kritisiert Hämmerle und sieht als Grund offensichtlichen Unwillen in Wien. Während in allen anderen Bundesländern der Bonus zumindest bei jeder vierten Neuanstellung genutzt wurde (in Vorarlberg sogar zu 60,6 Prozent!), nahmen Wiener Betriebe in nicht einmal einem Prozent der Fälle den Bonus in Anspruch.

AK-Präsident Hubert Hämmerle hält nichts davon, Unternehmen eine Mindestquote älterer Arbeitnehmer vorzuschreiben. „Vielmehr muss der Bonus hohen Anreiz haben und der Malus spürbar ausfallen, damit ältere Arbeitnehmer wieder jene Wertschätzung erhalten, die ihnen zusteht.“ In die gleiche Kerbe schlägt AMSLandesgeschäftsführer Anton Strini: „Ich halte es für einen wichtigen und geeigneten Schritt zur Unterstützung älterer Arbeitnehmer, vorausgesetzt, Bonus und Malus sind in diesem System auch für Unternehmen spürbar ausgeprägt.“

Das Bonus-Malus-Modell

AK-Ratgeber

Der Bonus Mit einem Bonus wird die Bereitschaft von Betrieben verstärkt, bei der Stellenbesetzung auch Erwerbstätigen über 50 Jahre eine Chance zu geben. Für Dienstgeber entfällt ihr 3-Prozent-Beitrag zur Arbeitslosenversicherung.

Wie sich die Demografie auf unsere Arbeitswelt auswirkt, wie Unternehmen und Beschäftigte auf die Herausforderung reagieren können, dass der Stand älterer Arbeitnehmer immer größer wird. Fakten und Lösungen in der kostenlosen AK-Broschüre „GenerationenManagement“.

Der Malus Betriebe, die das Beschäftigungsverhältnis mit langjährigen Mitarbeitern auflösen, haben mit einem Malus zu rechnen. Auch er orientiert sich an der Beitragsgrundlage zur Arbeitslosenversicherung.

Telefon 050/258-8000, bestellen@ak-vorarlberg.at

In Deutschland ist als Trend zu beobachten, dass sich die Arbeitsgerichte immer häufiger mit Fällen angeblicher oder tatsächlicher Altersdiskriminierung befassen müssen. Diskriminierungen wegen des Geschlechts spielen hingegen nicht mehr die Rolle wie noch vor Jahren, so die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts, Ingrid Schmidt. Sie sieht im geringer werdenden gesellschaftlichen Zusammenhalt eine wichtige Ursache für die Klagewut.

Betriebsräte-Befragung zu Strukturwandel Strukturwandel durch Auslagerungen, Einsatz von Leiharbeit, neue Arbeitszeitmodelle – was früher die Ausnahme war, ist heute die Regel. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Betriebsratsvorsitzenden in Österreich meint, so das Ergebnis einer bundesweiten AK-Befragung, dass struktureller Wandel für die wirtschaftliche Entwicklung notwendig ist, allerdings kritisieren sie, dass die daraus entstehenden Vorteile meist nur den Eigentümern, aber so gut wie nie den Beschäftigten zugute kommen. Zwei Drittel beurteilten vor allem die steigenden Flexibilitätsanforderungen als negativ.

Kurz gemeldet ... qRund 1400 Mal wurde im Vorjahr das Arbeitslosengeld in Vorarlberg gestrichen, weil Kontrolltermine beim AMS nicht eingehalten worden waren. qGleichauf mit der Schweiz stuften 302 europäische Top-Mana­ger Österreich bei der Wettbewerbsfähigkeit auf den 3. Platz. qPflegegeldanträge: Ihre Zahl stieg im Land zu Jahresbeginn um 20 Prozent.

AK-Service für Betriebsräte und größere Unternehmen: Die AK-Steuerexperten kommen direkt zu den Beschäftigten

AK-Expertin: „Man sieht, der Steuerdschungel ist groß“ Das kennt man sonst nur von Popkonzerten. Innerhalb einer halben Stunde waren alle Plätze weg. Statt zwei nun vier Veranstaltungen. Und alles nur wegen der Arbeitnehmerveranlagung.

Enormer Ansturm: Zwei zusätzliche Steuerspar-Termine sind notwendig geworden.

AK-Steuerexperten referieren und beraten direkt in den großen Betrieben übers Steuersparen. Dieses neue Service nutzte der Betriebsrat von Blum als Erster und schrieb intern zwei Vortragstermine für die Mitarbeiter aus. „Nach einer halben Stunde lagen 350 Anmeldungen vor“, berichtet Joachim Moser am Beginn des ersten von vier AK-Steuerspar-Vorträgen beim Höchster Beschlägehersteller. Insgesamt 650 Interessierte – das zeigt, sagt Mag.

Isabella Gerstgrasser zur Einleitung, wie groß die Unsicherheit mit dem „Steuerdschungel“ ist. Fürwahr schließen sich dem kompakten Vortrag der AK-Steuerrechtsexpertin zur Arbeitnehmerveranlagung noch zahlreiche Fragen an. Haussanierung, Pendlerpauschale, Computernutzung, Versteuerung von Krankengeld … die Palette ist breit. „Ma söt ’m Staat jo nix schenka!“, lautet die einhellige Auffassung. AK-Steuerrecht: Telefon 050/2583100, steuerrecht@ak-vorarlberg.at, Rubrik „Steuer & Geld“ auf der AKHomepage www.ak-vorarlberg.at Unter Punkt „Publikationen” finden Sie auf der AK-Homepage sämtliche AK-Broschüren zum kostenlosen Herunterladen.

Organisieren Steuerspar-Vorträge für 650 Mitarbeiter: Blum-Betriebsräte Joachim Moser, Jessica Lutz, Dieter Hofer.

AK-Expertin Mag. Isabella Gerstgrasser: Mit Fragen regelrecht bestürmt.


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Jugend

März 2013

Lehrlingstipp

Berufsbild im Blick

Für den ersten Eindruck beim Vorstellungsgespräch gibt es nur eine Chance: Fester Händedruck, Augenkontakt und ein freundliches Lächeln zeugen von Aufgeschlossenheit und Interesse.

Lehrstellensuche: In fünf Schritten zum Traumjob Mit einer aussagekräftigen Bewerbung hinterlässt du einen guten ersten Eindruck und hebst dich von der Masse ab. Aber mit dem Traum von der perfekten Lehrstelle bist du nicht allein. Die AK Vorarlberg hilft dir, einzigartig zu werden – von der Stellensuche bis zum Schnuppertag. Auf dem Weg zu deiner Traumlehre verstecken sich so manche Stolpersteine. Hier findest du einige wertvolle Tipps, die du bei deiner Suche beachten solltest: Interesse Zunächst solltest du deine Interessen genau festlegen. Hilfreich sind dabei Gespräche mit Familie, Freunden und Lehrern. Eine weitere Möglichkeit sind Potenzialanalysen, die von Institutionen wie dem BIFO angeboten werden. In einer solchen Analyse erfährst du, wo deine Stärken und Schwächen liegen. „Es ist wichtig, so viel wie möglich über die persönlichen Talente und Neigungen herauszufinden. Tatsächlich gibt es aber auch Ausschlussgründe

für einen Lehrberuf. Jemand mit einer Mehlstauballergie ist nicht geeignet als Bäcker oder Konditor“, erklärt Marcus Mayer, Leiter der Lehrlings- und Jugendabteilung der AK Vorarlberg. Stellensuche Sobald du eine Auswahl getroffen hast, gibt es viele Möglichkeiten sich über Ausbildungsbetriebe zu informieren. Dazu findest du besonders im Internet zahlreiche Online-Jobbörsen. Bei der Jobsuche können auch klassische Zeitungsbeilagen hilfreich sein. Freunde, Bekannte oder Eltern sind ebenfalls wertvolle Informationsquellen. Bewerbungsunterlagen Die Bewerbungsmappe ist deine Visitenkarte. „Und weil sich Personalchefs besonders auf diese Visitenkarte konzentrieren, ist ihre saubere Gestaltung sehr wichtig“, führt Mayer aus. • Erkläre in einem Anschreiben kurz, warum du dich für die Lehrstelle interessierst, was dich motiviert und weshalb genau du der Richtige dafür bist. Nimm Bezug auf die Stellenaus-

schreibung und auf das Unternehmen selbst. Der Text sollte deinen individuellen Stil widerspiegeln und einfach zu lesen sein. • Fasse im Lebenslauf wichtige Stationen vollständig in einer Tabelle zusammen. Dazu gehören besuchte Schulen oder abgeschlossene Ausbildungen. Führe die letzte Ausbildungsstätte zuerst an. Ein Portraitfoto (kein privater Schnappschuss!) sollte auch Platz finden, damit man sich wortwörtlich ein Bild von dir machen kann. • Lege der Bewerbungsmappe Kopien vom letzten Jahreszeugnis und von der aktuellen Schulnachricht (Halbjahreszeugnis) bei. Bewerbungsgespräch „Für den ersten Eindruck hast du nur eine Chance“, betont der Lehrlingsberater: „Informiere dich über dein Wunschunternehmen. Probe deinen Auftritt zu Hause und überlege gut, was man dich fragen könnte.“ Und wenn es dann soweit ist: Sei pünktlich und achte auf ein gepflegtes Äuße-

res (kein Alltags-Outfit). Schalte dein Handy aus. Kaugummis sind ebenso tabu. Schüttle deinem Gesprächspartner zu Beginn die Hand und halte Augenkontakt – das zeugt von Aufgeschlossenheit und Interesse. Stelle auch Fragen und antworte nicht einsilbig. Schnuppertag oder Probearbeiten Auch beim Schnuppertag sollte deine Kleidung angemessen sein. Natürlich ist ein Blaumann für einen Bürojob genauso unangebracht wie High Heels in einer Autowerkstatt. Beim Probearbeiten zeigst du Verlässlichkeit, indem du mindestens zehn Minuten vor Arbeitsbeginn im Unternehmen erscheinst. Unpünktlichkeit macht einen schlechten Eindruck. Zeige Initiative, indem du nachfragst, mit anpackst und dich einbringst. Mit etwas Glück wirst du dann mit deiner Traumlehrstelle belohnt.

Der QR-Code führt dich direkt zu weiteren Infos zur Lehrstellensuche auf www.akbasics.at.

Weiterbildung wird gefördert – hol dir deinen Bildungszuschuss

Tipps für Lehrlinge: Sparen leicht gemacht Ein monatliches Gehalt ist eine feine Sache. Mit ein paar einfachen Tipps bleibt dein Geld auch da, wo es sein sollte: auf deinem Konto. Pendlerzuschlag Wenn der Weg zur Arbeit mindestens 20 Kilometer pro Strecke (einfache Wegstrecke) beträgt, kannst du den Pendlerzuschlag nutzen. Er bringt eine höhere Steuergutschrift. Den Zuschlag gibt es aber nur dann, wenn tatsächlich Fahrtkosten anfallen. Freifahrt für Bus und Bahn Auszubildende fahren um 19,60 Euro im Jahr mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln in Vorarlberg von zu Hause in den Betrieb. Für insgesamt 80 Euro lässt sich dieses Angebot auch in der Freizeit nutzen. Liegen Arbeits-

platz und Berufsschule nicht auf der gleichen Strecke, benötigst du den Schülerantrag.

gibt es seit 1. Jänner 2013 dafür eine pauschale Förderung. In beiden Fällen wird der Zuschuss erst nach erfolgreichem Abschluss ausbezahlt. Wohnkostenzuschuss Im Rahmen des Bildungszuschusses gibt es einen Wohnungszuschuss für

Negativsteuer Lehrlinge zahlen bis zu einem BruttoEinkommen von 1150 Euro keine Lohnsteuer. Dennoch kannst du einen Teil der Sozialversicherungsbeiträge (im günstigsten Fall bis zu 110 Euro) zurückfordern. Bildungszuschuss Wenn du zusätzliche Weiterbildungen absolvierst, kannst du unter gewissen Voraussetzungen einen Teil der Kurs- und Prüfungsgebühren zurückbekommen. Falls du Vorbereitungskurse für die Berufsreife- beziehungsweise Studienberechtigungsprüfung besuchst,

Dank verschiedener Förderungen und Ermäßigungen kannst du viel Geld sparen.

Lehrlinge. Wenn du für dein Lehrverhältnis auf ein Privatquartier, einen Heimplatz oder eine Zweitwohnung angewiesen bist und die Kosten selbst tragen musst, kannst du um diesen Zuschuss ansuchen. Fahrtenbeihilfe Wenn du für die Fahrt vom Wohnort in den Lehrbetrieb und zurück kein öffentliches Verkehrsmittel benützen kannst (Begründung erforderlich!) und eine Wegstrecke mindestens zwei Kilometer beträgt, können deine Eltern beim Finanzamt einen Antrag auf Fahrtenbeihilfe für Lehrlinge (Beih 94) stellen. Bei Fragen zur Antragsstellung beziehungsweise zum Ausfüllen, wende dich direkt an das zuständige Finanzamt. AK-Lehrlings- und Jugendberatung: Telefon 050/258-2300 lehrlingsabteilung@ak-vorarlberg.at AK-Förderwesen: Telefon 050/258-4200 bildungszuschuss@ak-vorarlberg.at

Fabian macht eine Lehre in seinem Traumberuf: Kfz-/ Pkw-Techniker. Er befindet sich bereits Christine Raggl im zweiten Lehrjahr. Allerdings hat er sich seine Lehrzeit anders vorgestellt: Obwohl er schon seit fast eineinhalb Jahren im Lehrberuf tätig ist, besteht seine tägliche Arbeit hauptsächlich aus Hilfstätigkeiten wie Aufräumen, Autos waschen, Handlangerdienste und so weiter. Im Gespräch mit Kollegen im selben Lehrberuf und Lehrjahr muss Fabian feststellen, dass diese schon viel mehr gelernt haben und zum Teil selbstsändig arbeiten dürfen. Fabian erkundigt sich in der Lehrlings- und Jugendabteilung der AK Vorarlberg, was er tun kann. Dort erfährt er, dass es für jeden Lehrberuf ein Berufsbild gibt. Darin werden unter anderem auch Mindestkenntnisse und -fertigkeiten aufgeführt, welche der Lehrberechtigte seinem Auszubildenden während der Lehrzeit vermitteln muss. Dieses Berufsbild ist ebenfalls in einer Ausbildungsdokumentation enthalten, welche halbjährlich vom Lehrberechtigten mit dem Lehrling durchgegangen werden sollte. Die Dokumentation muss der Auszubildende auch zur Lehrabschlussprüfung mitbringen. So wird sichergestellt, dass der Lehrberechtigte dem Lehrling alle Kenntnisse und Fertigkeiten nach dem Berufsbild vermittelt hat. Gemeinsam mit seinen Eltern führt Fabian ein Gespräch mit dem Lehrberechtigten. Sie vereinbaren, einen Ausbildungsplan zu erstellen und werden künftig halbjährlich eine Ausbildungsdokumentation ausfüllen und den Lernerfolg besprechen. Informationen und Beratung: www.akbasics.at

Hol dir jetzt dein Gratulationspaket! Die AK Vorarlberg gratuliert dir zu deinem erfolgreichen Lehrabschluss und schenkt dir einen BildungsGutschein über 100 Euro und einen 8-GB-USB-Stick. In Kombination mit dem Bildungsscheck kostet dich ein Kurs bei der AK Vorarlberg maximal 20 Euro. Sei schlau und investiere weiter in deine berufliche Zukunft. Einfach Kurs auswählen, anmelden und den Bildungs-Gutschein beim Kursleiter abgeben. Nach Kursabschluss erhältst du dein Geld zurück. Du hast noch kein Gratulationspaket erhalten? Dann melde dich jetzt bei der AK-Lehrlings- und Jugendberatung.

Gratulationspaket bestellen: Telefon 050/258-2300 oder lehrlingsabteilung@ ak-vorarlberg.at

Lehrlingsberatung an deiner Berufsschule Die Lehrlings- und Jugendabteilung der AK Vorarlberg bietet auch im März wieder Sprechstunden in deiner Berufsschule an. Jeweils von 11 bis 13 Uhr. Sprechstundentermine in der Landesberufsschule Feldkirch: • Montag, 4. März 2013 • Dienstag, 5. März 2013 • Mittwoch, 6. März 2013 • Donnerstag, 7. März 2013


März 2013

Schwerpunktaktion in den heimischen Betrieben: Arbeitsinspektor Ing. Peter Stadelmann im Interview

Krebserregender Holzstaub – Tischlereien am Prüfstand stätten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Hin und wieder wird da eine neue Maschine angeschafft oder ein Lagerraum angebaut oder umfunktioniert. Aber der Grundkonsens ist schon lange nicht mehr der, der einmal genehmigt wurde. Hier geht es nun darum, dass die Betriebe die Änderungen bei den Behörden melden und genehmigen lassen.

Seit 2011 stehen alle Holzstaubarten unter dem Verdacht, krebserregend zu sein. Aus diesem Grund startete das Arbeitsinspektorat eine Schwerpunktaktion für Tischlereien in ganz Österreich. In Vorarlberg ist es Ing. Peter Stadelmann, der die Aktion koordiniert. Die Schwerpunktaktion hat einigen Staub aufgewirbelt. Es gehen Gerüchte um, man hätte bereits Betriebe geschlossen. Was ist da dran? Ing. Peter Stadelmann: Ich kenne keinen Betrieb, den man hätte schließen müssen. Auch österreichweit ist uns nichts bekannt. Das sind also wirklich nur Gerüchte. Außerdem haben wir mit der Innung im Vorfeld die Tischler über die Aktion informiert.

Wo besteht bei der Einrichtung der Werkstätten vermehrt Nachholbedarf? Viele Betriebe haben alte Maschinen gegen neue ausgetauscht. Das ist vom Arbeitnehmerschutz her tipptopp. Denn die Maschinen sind moderner, leiser, sicherer. Allerdings haben sie einen Haken: Sie benötigen mehr Abluft. Das hat den Effekt, dass manche Abluftanlagen an ihre Grenzen stoßen. Dadurch müssen die Unternehmer dort wieder investieren.

Konkret geht es darum, auf die neue Grenzwerteverordnung aufmerksam zu machen, speziell auf das krebserregende Potenzial von allen Holzstaub­arten. Das ist richtig. Im österreichischen Arbeitnehmerschutzrecht sind die Grenzwerte für sehr viele Arbeitsstoffe aufgelistet. Aufgrund von medizinischen Erkenntnissen muss die Liste mit den Grenzwerten ständig überarbeitet werden. Bereits in älteren Listen wurden Stäube von Hartholz als krebserregend eingestuft. Seit 2011 besteht dieser Verdacht für alle Holzarten. Diese Einstufung hat dazu geführt, dass an die Absauganlagen neue Anforderungen gestellt werden. Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren weitere gesetzliche Bestimmungen in Kraft getreten sind, wie zum Beispiel ein zweistufiges Grenzwertesystem bei Lärmbelastungen. Wir besuchen daher innerhalb von zwei Jahren alle Tischlereien und informieren sie über die neuen Bestimmungen. Gleichzeitig führen wir auch eine Prüfung der Betriebe durch. Entgegen dem üblichen Vorgehen melden Sie Ihren Besuch in den Unternehmen an. Warum? Das machen wir aus beiderseitigem Interesse. Wir brauchen ganz bestimmte Unterlagen und einen kompetenten Ansprechpartner. Der Arbeitgeber kennt seinen Betrieb am besten und hat meist auch als einziger Zugang

Wie wird die Schwerpunktaktion von den Unternehmern aufgenommen? Grundsätzlich sehr gut. Die Betriebe wurden ja bereits vorab informiert. Allerdings braucht es noch ein Umdenken, wenn es um Holzstaub geht. Der Grundeindruck, den viele auf die Schnelle haben ist: Auf einmal ist Holz gefährlich. Das stimmt nicht! Nicht das Holz, sondern der Holzstaub ist gefährlich. Dementsprechend muss sich das Bewusstsein dahingehend entwickeln, dass man mit diesem Staub anders umgehen muss, als es bisher üblich war. Zum Beispiel? Das fängt bei Kleinigkeiten an, wie beim Kehren. Statt den Staub trocken zusammenzufegen, kann ich ihn aufsaugen. Das hat denselben Effekt und den Vorteil, dass das Zeug weg ist.

Arbeitsinspektor Ing. Peter Stadelmann im Gespräch mit der AKtion: „Das Bewusstsein muss sich dahingehend entwickeln, dass man mit dem Staub anders umgehen muss.“

zu den Bescheiden und dergleichen. Außerdem braucht ein Besuch seine Zeit und wir müssen schließlich alle Betriebe bis zum Sommer besichtigen. Wenn sich der Unternehmer vorbereiten kann, geht die Erhebung natürlich schneller.

Wie sieht es aus in den Vorarlberger Tischlereien? Das ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Was uns auffällt ist, dass kleine Familienbetriebe oft Nachholbedarf haben, was die Genehmigungen betrifft. Das sind meistens kleine Werk-

Im Sommer werden Sie die Besichtigung der Betriebe beendet haben. Wie geht es dann weiter? Nach einer Prüfung schreiben wir den Unternehmen, was uns aufgefallen ist und was sie zu ändern haben. Dann gibt es einen zweiten Durchlauf, bei dem wir nachsehen, was umgesetzt wurde. Arbeitsinspektion Bregenz: Telefon 05574/78601 www.arbeitsinspektion.gv.at

Vor allem Eltern und Patchwork-Familien profitieren von Erleichterungen

Familiäre Gründe: 2013 mehr Möglichkeiten für Freistellung Die Möglichkeiten, eine Pflegefreistellung in Anspruch zu nehmen, vor allem bei Erkrankung von Kindern, sind mit 1. Jänner 2013 ausgedehnt worden. Neu eingeführt wurde die sogenannte Begleitungsfreistellung.

Lebensgefährten Pflegefreistellung möglich. In diesem Fall ist jedoch der gemeinsame Haushalt erforderlich. Vor allem Patchwork-Familien profitieren von dieser Neuerung, denn bisher gab es keinen Anspruch auf Pflege-

Bisher war es nur möglich, für ein erkranktes leibliches Kind (Wahl- und Pflegekind) Pflegefreistellung zu bekommen, wenn es im gemeinsamen Haushalt lebt. Diese Bestimmung ist gefallen: Die Pflegefreistellung kann nun auch ein Elternteil in Anspruch nehmen, der nicht (mehr) im gemeinsamen Haushalt lebt. Hilfe für Patchwork-Familien Seit Jahresbeginn ist auch bei Erkrankung eines leiblichen Kindes des Ehepartners, eingetragenen Partners oder

Pflege kranker Kinder und Beruf lassen sich ab heuer etwas besser vereinbaren.

freistellung, wenn es nicht das eigene Kind war. Auch die Betreuungsfreistellung kann nunmehr für leibliche Kinder des Partners beansprucht werden. Hier muss der Haushalt ebenfalls gemeinsam geführt werden. Betreuungsfreistellung liegt dann vor, wenn die ständige Betreuungsperson aus den im Gesetz angeführten Gründen – zum Beispiel ein Krankenhausaufenthalt – an der Betreuung gehindert ist. Begleitung bei Spitalsaufenthalt Mit diesem Jahr wurde in Österreich die so genannte Begleitungsfreistellung eingeführt. Darunter versteht man den Anspruch auf Begleitung eines unter zehn Jahre alten Kindes, das ins Spital oder eine Pflegeanstalt muss. Bei bestimmten medizinischen Gründen gilt der Anspruch auch für ältere Kinder. Bei eigenen Kindern besteht der Anspruch auch dann, wenn kein gemeinsamer Haushalt vorliegt. Anders wiederum bei den nicht leib-

lichen Kindern des Partners: Für den Anspruch der Begleitfreistellung ist der gemeinsame Haushalt mit dem Partner und dem Kind Voraussetzung. Eine Woche nur in Summe „Es ist zu beachten“, erklärt AK-Expertin Dr. Brigitte Hutterer, „dass pro Arbeitsjahr nur für eine Woche Anspruch auf eine Freistellung besteht: entweder für die Pflege zuhause oder für eine Betreuungsfreistellung oder für eine Begleitungsfreistellung. Es gibt nicht für jede dieser drei Freistellungsarten jeweils eine Woche, sondern nur in Summe.“ Noch ein Detail: Eine zweite Woche an Pflegefreistellung gibt es bei neuerlicher Erkrankung eines Kindes unter 12 Jahre. Hutterer: „Es wurden somit die Gründe und die Möglichkeiten für eine Freistellung erweitert, jedoch nicht die Dauer der Freistellung.“ AK-Büro für Familien- und Frauenfragen Telefon 050/258-2600, familie.frau@ak-vorarlberg.at

Arbeit

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Weiberkram

Tipps mit Pferdefuß Jetzt wissen wieder alle alles besser: Es gäbe kein Problem mit falsch deklarierten Lebensmitteln, Univ.-Prof. Dr. würden Frauen sich Irene Dyk-Ploss auf ihre ureigenste Rolle besinnen und täglich selber frisch kochen – am besten mit Biolebensmitteln vom Direktvermarkter. Da bleiben nur ein paar klitzekleine Fragen offen. Zum Beispiel, wie die berufstätige Mutter regelmäßig zum vertrauenswürdigen Produzenten kommt (vor allem, wenn sie kein eigenes Auto hat), wie und wo sie in einer Durchschnittswohnung die halben Schweine, den Sack Kartoffeln und die Kiste Kraut einlagert, und insbesondere: wann sie täglich frische Mahlzeiten zubereitet. Vor der Arbeit, etwa um 6 Uhr morgens? Dann ist das Essen abends aber nicht mehr frisch. Nach der Arbeit? Wenn die Kinder an die frische Luft sollen, die Hausaufgaben kontrolliert werden müssen, der Kinderarzt-Termin ansteht? Kocht die berufstätige Mutter vor, während oder nach dem Wäschewaschen, Bügeln, Staubsaugen? Oder muss man einfach akzeptieren, dass in bestimmten Lebenssituationen und -phasen Tiefkühllasagne, Fertigpizza und Süßes von der Bäckereikette dem totalen Stress vorzuziehen sind – zumal es nicht selten auch die kostengünstigere Variante ist? Und wenn da vielleicht einmal Pferdefleisch, zu viel Salz, Zucker und Fett drin vorkommen – auch beim Biobauern wissen wir letztlich nicht genau, was das Schweinchen zu Lebzeiten gefressen hat und warum das Gemüse so schön grün ist. Und letztlich ist Selberkochen ja auch nur dann billig(er), wenn man die Arbeit der Hausfrau (oder des Hausmanns) nicht (in Geld) „bewertet“ und wertschätzt … E-Mail: irene.dyk@jku.at

Zahl der Geringfügigen auf hohem Niveau Die geringfügige Beschäftigung bleibt in Vorarlberg auf RekordNiveau. Die aktuelle Statistik der Sozialversicherung weist für 2012 rund 16.700 Fälle aus. Über 70 Prozent der „Geringfügigen“ sind Frauen. Diese Beschäftigungsform wird allmählich auch ein Faktor fürs Alter: Bereits zehn Prozent betreffen Personen über 65 Jahre. Nach Branchen aufgesplittet, stützt sich vor allem der Handel auf geringfügig Beschäftigte (rund 2700). Danach folgen das Gastgewerbe (2400), sonstige Dienstleistungen (2200) und verarbeitendes Gewerbe (1500).

Kurz gemeldet ... qTeilzeitarbeit soll nur eine „Phase

im Leben“ sein: In Deutschland strebt die CDU ein Rückkehrrecht auf Vollzeitjobs an. qDie Gewerkschaft GPA-djp hat im Vorjahr 54 Millionen Euro für ihre Mitglieder erstritten, acht mehr als noch 2011. qDrei Viertel der Deutschen können sich nicht vorstellen, weniger zu arbeiten, wenn sie dafür Einbußen beim Gehalt hinnehmen müssten. Sie haben was zu sagen?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu einem Thema in dieser Ausgabe der AKtion per E-Mail an leserbrief@ak-vorarlberg.at.


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Gerechtigkeit

März 2013

Gerechte Steuern auf Arbeit und Vermögen – gerechte und leistbare Preise – strenge Regulierung der Finanzmärkte: Die Arbeiterkammern setzen ihre Kampagne für mehr Verteilungsgerechtigkeit fort

AK lässt nicht locker: Gerechtigkeit muss sein! Lebensmittel, Wohnen, Energie – das sind die drei Bereiche, die Arbeitnehmer aktuell am meisten belasten. Die Arbeiterkammer mischt sich auch im Vorfeld der Nationalratswahl aktiv ein: Neben gerechten Preisen stehen gerechte Steuern und das Zügeln des Finanzsektors im Mittelpunkt. 63 von 100 Vorarlbergern reihten bei einer repräsentativen Erhebung der AK Vorarlberg im Spätherbst die Lebensmittelpreise an erste Stelle der Belastungen. An zweiter Stelle folgen die Energiekosten, an dritter Stelle die Kosten fürs Wohnen. Die Mieten stiegen in Vorarlberg zuletzt um durchschnittlich vier Prozent, Fleisch und Fleischwaren wurden um 6,9 Prozent teurer und Gemüse kostet gar um 9,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die Löhne und Gehälter können da bei weitem nicht mithalten.

Die Menschen verlieren massiv an Kaufkraft. Das Hauptübel: Die kalte Progression frisst einen Gutteil der Lohnerhöhungen weg. Weil Arbeit in Österreich zu hoch besteuert ist.

Schieflage objektiv nachgewiesen Es sind vor allem die Frauen, Arbeiter und Junge, die unter der Preisexplosion und einem ungerechten Steuersystem besonders leiden. „Die Entwicklung ist verheerend“, erklärt AK-Präsident Hubert Hämmerle anhand der Folgen für junge Menschen, die eine Familie gründen wollen: „Wenn es jungen Paaren in Vorarlberg nicht mehr gelingt, über die Runden zu kommen, geschweige denn, sich Eigentum zu erschaffen, obwohl beide Vollzeit arbeiten, dann kann mit dem aktuellen System etwas nicht mehr stimmen!“ Die Schieflage ist nicht nur individuell spürbar. Sie ist mit Zahlen

nachweisbar. Die Besteuerung von Vermögen und von Arbeit ist ungleich verteilt. Was die Finanzministerin einnimmt, kommt zu rund zwei Dritteln von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Die Hauptforderung Hämmerles ist deshalb der Umbau in ein gerechteres Steuersystem (siehe Interview unten).

Zum richtigen Zeitpunkt Im März starten alle Arbeiterkammern eine weitere Welle der Kampagne „Gerechtigkeit muss sein“. Sie kommt zum richtigen Zeitpunkt: Die Arbeitnehmer erwarten aufgrund der BelastunSie haben was zu sagen?

Schreiben Sie uns Ihre Meinung zu einem Thema in dieser Ausgabe der AKtion per E-Mail an leserbrief@ak-vorarlberg.at.

gen spürbare Veränderungen – und im Herbst wird gewählt. Wahlkampf sollte ein Wettbewerb der Ideen sein. Der Ausgang der Nationalratswahl am 28. September wird auch daran zu messen sein, welche Antworten die Parteien und Spitzenpolitiker auf die Sorgen der Menschen gegeben haben. Sorgen thematisieren Diese Sorgen wird die Arbeiterkammer in den nächsten Wochen an die breite Öffentlichkeit bringen. Zur Erinnerung einige wenige Zahlen aus der Erhebung der AK Vorarlberg, die betroffen machen: • 12.600 Haushalte im Land sind auf einen Heizkostenzuschuss angewiesen. • Elf Prozent erklären, dass das Haushaltseinkommen nicht mehr ausreicht, die laufenden Kosten zu bestreiten. • 31 Prozent der Arbeitnehmer sagen, das Einkommen „reicht kaum“.

„Die Arbeitnehmer brauchen spürbare finanzielle Entlastung!” Die Arbeiterkammern starten noch diesen Monat eine neue bundesweite Kampagne gegen die ungleiche Belastung von Arbeitnehmern und anderen Bevölkerungsgruppen. AK-Präsident Hubert Hämmerle erklärt im Interview Forderungen an die Politik. Wofür macht sich die Arbeiterkammer mit ihrer Kampagne stark? Mit ihren letzten Kampagnen hat die Arbeiterkammer zuerst einmal den IstZustand thematisiert und bewusst gemacht: Es läuft vieles schief in Österreich! In der neuen Kampagne stehen jetzt konkrete Forderungen im Vordergrund: faire Steuern, gerechte und leistbare Preise und endlich vernünftige Spielregeln für den Finanz- und Bankensektor. Ist das so genannte Superwahljahr dabei hilfreich? Davon gehe ich aus. Die Bundespolitik ist den Arbeitnehmern Antworten schuldig – und zwar vor dem Wahlsonntag. Die wahlwerbenden Parteien werden sich mit den berechtigten Forderungen auseinandersetzen müssen. Am Thema Verteilungsgerechtigkeit wird sich niemand vorbeischwindeln können. Wie groß ist Ihre Zuversicht, dass es zu Änderungen kommen wird? Als ich erstmals vor fünf Jahren konkrete Vorschläge zum Umbau des Steuersystems vorgelegt habe, kam Widerstand von allen Seiten: Das sei nicht möglich, nicht finanzierbar und so weiter. Heute reden Wirtschaftsexperten aller Couleur einer Steuertarifreform das Wort. Selbst die Finanzministerin war einen Augenblick dafür, bis sie zurückgepfiffen wurde. Als Kernforderungen bleiben: Das Absenken des Eingangssteuersatzes, ein sanfterer Anstieg und späteres Greifen des Spitzensteuersatzes, damit Arbeit steuerlich spürbar entlastet wird und den Beschäftigten mehr in der Tasche bleibt. Und natürlich ein Ja zur höheren Besteuerung von Vermögen. Damit die soziale Treffsicherheit gewähr-

leistet ist, gehören nachvollziehbare Freibetragsgrenzen dazu. Dass ein Umdenken zwar langsam, aber letztlich doch stattfindet, zeigt die Einführung der Finanztransaktionssteuer ab 2014 in mehreren EU-Ländern, darunter auch Österreich. Dass sie nun kommt, geht nicht zuletzt auch auf den permanenten Druck der Arbeiterkammer zurück. Die Arbeitnehmer beschäftigen vor allem die zuletzt exorbitant gestiegenen Lebensmittelpreise. Wo ansetzen? Die Arbeiterkammern erheben regelmäßig das Preisniveau und stellen fest, dass dieselben Produkte woanders billiger sind. Gut, in Deutschland sind Mehrwertsteuer und andere Faktoren niedriger – allerdings im einstelligen Bereich. Trotzdem liegt die Preisdifferenz im zweistelligen Prozentbereich. Das soll mir bitte einmal einer plausibel erklären. Auch der Handel muss beweisen, dass seine Preise nicht zu hoch sind. Ein weiterer Belastungsfaktor sind die hohen Kosten fürs Wohnen. Vorarlberger zahlen fürs Wohnen vergleichsweise schon heute mehr als fast alle anderen Österreicher. Das Land treibt die Kosten mit seinen Energiewendeplänen weiter in die Höhe. Energiesparen ist völlig o.k. Nicht in Ordnung dabei ist, dass die Konsumenten – also die Häuslebauer und die Mieter – die Hauptlast der ganzen Maßnahmen leisten sollen. Oder nehmen wir die Vkw: Die Stromzähler werden in den kommenden Jahren durch neue ersetzt. Das nützt in erster Linie den Vkw. Es fallen sogar Arbeitsplätze weg. Bezahlen sollen die neuen Geräte aber die Wohnungseigentümer. Das klingt nach vielen Baustellen. Wie schon gesagt: Es läuft einiges schief und die Politik ist gefordert. Vernunft, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit müssen jetzt im Vordergrund stehen: Die Menschen wollen keine Wahlzuckerl, die sie später ohnehin wieder zurückzahlen müssten.

AK-Präsident Hämmerle: „Die Menschen erwarten Gerechtigkeit, keine Wahlzuckerl!“

In Österreich läuft etwas schief: Hohe Preise machen

AK fordert ein Zügeln der Finanzmärkte

AK fordert gerechte Vermögensbesteuerung

Diejenigen, die die Finanzkrise verursachten, sind bisher weitgehend ungeschoren davongekommen. Die Arbeiterkammer fordert daher weiter eine strenge Regulierung der Finanzmärkte. Die Finanztransaktionssteuer (siehe rechts) kann nur der Anfang sein. Unter anderem braucht Österreich ein neues Bankenrecht, damit die Steuerzahler nicht mehr das volle Risiko tragen. Von den Rettungspaketen für die heimischen Banken sind für die österreichischen Steuerzahler bereits 3,5 Milliarden Euro unwiederbringlich verloren. Es braucht mehr Regulierung und eine Vereinfachung aller Finanzprodukte: Zum Beispiel sollten undurchschaubare Produkte – siehe Salzburg & Co. – überhaupt verboten werden. Und nicht zuletzt muss den Rating­agenturen ihre enorme Bedeutung genommen werden.

Das reichste Prozent der österreichischen Bevölkerung besitzt rund 300 Milliarden Euro. Das ist ein Viertel des österreichischen Gesamtvermögens. Vermögen wird in Österreich kaum besteuert: Nur 1,3 Prozent des Steueraufkommens stammen aus vermögensbezogenen Steuern. In der OECD sind es durchschnittlich 5,5 Prozent. Es gibt weitere Gründe, warum die Arbeiterkammer für mehr Verteilungsgerechtigkeit eintritt und eine höhere Besteuerung von Vermögen fordert: Während die Gewinne der Unternehmen um 44 Prozent stiegen, nahm im selben Zeitraum die Summe an Unternehmenssteuern nur um 14 Prozent zu. Gleichzeitig stiegen die Einnahmen aus der Lohnsteuer um 41 Prozent, die Löhne selbst aber nur um 35 Prozent. Eine nicht wegzudiskutierende Schieflage.

Es läuft etwas schief: Für die Verluste der Spekulanten zahlen wir alle.


März 2013

Gerechtigkeit

7

n das Leben kaum leistbar. Die Arbeiterkammern haben auf plakative Weise das Bewusstsein für zahlreiche Missstände geschärft. Im März wird die bundesweite Kampagne fortgesetzt.

AK fordert strengere Lebensmittelkontrollen

Es läuft etwas schief: Arbeit wird hoch besteuert, Vermögen kaum.

Der Pferdefleischskandal führt deutlich vor Augen, dass sich die Konsumenten nicht darauf verlassen können, was sie guten Glaubens im Laden an Lebensmitteln kaufen. Besonders erschreckend dabei: Selbst lokale Produzenten wurden Opfer skrupelloser Rohstofflieferanten. Ganz offensichtlich bestehen in der Kontrollkette zwischen Erzeugern und Handel massive Lücken. Die Arbeiterkammer fordert deshalb bedingungslose Aufklärung. Auch auf regionaler Ebene braucht es mehr Transparenz bei den Lebensmittelkontrollen: Festgestellte Missstände gehören unverzüglich an die Öffentlichkeit. Die Qualität von Lebensmitteln hat einen Preis. Die Konsumenten haben ein Recht darauf zu erfahren, ob das Essen Es läuft etwas schief: Auf Angaben bei auch sein Geld wert ist, das sie Lebensmitteln ist kein Verlass. dafür ausgeben.

Finanztransaktionen: Steuer ein erster Schritt Eine Forderung der AK wird zum 1. Jänner 2014 umgesetzt: Österreich und zehn weitere EU-Länder, darunter Schwergewicht Deutschland, führen eine Finanztransaktionssteuer ein. Die beteiligten Euro-Länder müssen das Gesetz einstimmig beschließen, damit es inkrafttreten kann. Das Europäische Parlament hat kein Mitent­ scheidungsrecht. Der Steuersatz soll 0,1 Prozent auf Aktien, Anleihen, Anteilen von Investmentfonds oder Geldmarktgeschäften betragen. Auf Termingeschäfte werden 0,01 Prozent erhoben. Produkte für Kleinanleger wie Hypotheken, Kredite und Versicherungsbeiträge sollen nicht betroffen

sein. Ausgenommen ist auch die Ausgabe neuer Staatsanleihen sowie krisenbedingte Aufkäufe solcher Papiere durch eine Notenbank oder den EuroRettungsfonds ESM. Nach den schwerwiegenden Folgen der Finanzkrise ist die Finanztransaktionssteuer ein erster Schritt in die richtige Richtung, auch wenn eine gesamteuropäische Einigung nicht zustande gekommen ist. Fantasie zum weiteren Eindämmen der Spekulation bleibt. EU-Steuerkommissar Algirdas Semeta zum Etappenziel: „Auf dem Tisch liegt eine fraglos faire und technisch solide Steuer, die unseren Binnenmarkt stärken und unverantwortlichen Handel zügeln wird.“


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Konsumentenschutz

Elfköpfige Cybergang in Spanien gefasst Die Hintermänner und der russische Kopf der insgesamt elfköpfigen Bande, die seit Mitte 2011 tausende Menschen mit einer „Ransomware“ (Lösegeld-Software) betrogen haben, konnten in Spanien durch eine länderübergreifende Zusammenarbeit festgenommen werden. Zahlreiche Europäer sind vom Millionenbetrug betroffen. Auf den Bildschirmen der Opfer erschien ein Fenster mit dem Logo einer offiziellen Polizeibehörde. Die Personen wurden beschuldigt Kinderporno-Seiten oder illegale Tauschbörsen besucht zu haben und sollten 100 Euro zahlen um den PC wieder zu entsperren.

Dürfen Versicherungen mit iPhone werben? Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) klagte die beiden Versicherungen Wüstenrot und Helvetia wegen unlauteren Wettbewerbs. In beiden Fällen haben die Unternehmen mit der Tageszeitung Österreich eine Vorsorgeversicherung mit Gratis-iPhone beziehungsweise -iPad beworben. Angebote, die an ein teures Geschenk geknüpft sind, die mit dem Versicherungsvertrag in keinem Zusammenhang stehen, sollen den Versicherungen verboten werden. Die erste Klage gegen Wüstenrot wurde vom Landesgericht Salzburg abgewiesen. Das Handelsgericht Wien hatte der Klage gegen Helvetia hingegen stattgegeben. Welches Urteil nun gültig ist, muss der Oberste Gerichtshof entscheiden.

OGH urteilt zu Ungunsten der AUA Der Oberste Gerichtshof (OGH) gibt dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) recht: Die „Hinund Rückflugklausel“ der Fluglinie Austrian Airlines (AUA) ist rechtswidrig und äußerst benachteiligend für Kunden. Laut Vertrag ist immer dann ein Aufpreis zu zahlen, wenn man einen (Teil)Flug nicht antreten kann. Das heißt: Sollte ein Passagier den gebuchten Hinflug nicht in Anspruch nehmen, müsste er für den Rückflug einen Aufpreis zahlen. Der VKI argumentiert, dass der Fluglinie durch die Nichtnutzung von Teilstrecken keine zusätzlichen Kosten entstehen. Der OGH folgte dieser Rechtsansicht. Somit dürfen Passagieren, die erst nach Kauf des Tickets ihre Reisepläne ändern, keine zusätzlichen Kosten auferlegt werden.

März 2013

Das Problem „Horrorrechnungen“ hat sich verlagert – AK verlangt Kostensicherheit

Telefon-Abzocke: Jetzt sind es Bezahl- und Mehrwertdienste

dert. Sie gehen davon aus, alle Dienste, die zusätzliche Kosten verursachen könnten, bereits gesperrt zu haben. Dass in dem Begriff „JugendschutzSperre“ eine Sperre der Paybox beispielsweise nicht inkludiert sein muss, bleibt für die Konsumenten bis zur ersten überhöhten Rechnung meist völlig unklar. Zudem stellt die Möglichkeit, diese Dienste über die Webseiten der Betreiber selbst sperren zu können, keine zufriedenstellende Lösung dar. „Der durchschnittliche Handynutzer kann mit Begriffen wie beispielsweise einer ‚web’n’walk-Download-Sperre‘ einfach nichts anfangen“, meint die Beraterin. Ebenfalls sauer stößt den Konsumentenschützern die Beantwortung der Beschwerden auf. Die Betreiber verweisen bei Rechnungseinsprüchen meist auf die ordnungsgemäß abgewickelte Bestellung. Dass heute aber Viren oder andere Schadsoftware vermehrt solche kostenpflichtigen Dienste ohne Zutun der Konsumenten ausgelöst haben, wird gar nicht berücksichtigt. So bleibt den Betroffenen derzeit nur der Weg zur Schlichtungsstelle.

Früher waren es Überschreitungen des Datenvolumens, heute treiben Bezahl- und Mehrwertdienste die Telefonrechnungen der Konsumenten in die Höhe. Die AK fordert eine allgemeine Sperre für solche PaymentDienste. Am 1. Mai 2012 trat die Kostenbeschränkungsverordnung in Kraft. Die Verordnung beinhaltet Maßnahmen für mobile Datendienste (Handy, Smartphone oder mobiles Internet) im Inland. Wenn 60 Euro an Überschreitungsentgelten angefallen sind, muss der Mobilfunkbetreiber den Anschluss sperren oder die Bandbreiten beschränken. Mehr als 60 Euro dürfen ohne ausdrückliche Zustimmung nicht verrechnet werden. Laut der Schlichtungsstelle RTR, die diese Verordnung erlassen hat, ist die Zahl der Beschwerden seit diesem Zeitpunkt um 50 Prozent zurückgegangen. Die AK Vorarlberg ist dennoch nicht zufrieden. „Die bestehende Kostenbeschränkungsverordnung gilt für Datenvolumsüberschreitungen und ausschließlich für Mobilfunkverträge. Wer beispielsweise keinen mobilen Internetanschluss hat, sondern das Internet über einen Festnetzanschluss – wie etwa von der A1 Telekom Austria AG oder Tele2 Telecommunication GmbH – nutzt, fällt durch den Rost“, erläutert AK-Konsumentenberaterin Sandra Leichte. Erst Ende Januar meldete sich wieder eine Konsumentin in der Konsumentenberatung mit Rechnungen in Höhe von über 1400 Euro wegen Datenvolumsüberschreitungen, bei denen die Kostenbeschränkungsverordnung gar nicht angewandt werden kann. Beschwerden verlagern sich Darüber hinaus hat sich das Problem der überhöhten Rechnungen nicht erledigt sondern lediglich verlagert, wie die Konsumentenberaterin berichtet: „Wir erhalten weiterhin täglich Anfragen zu überhöhten Telefonrechnungen. Wo vor Einführung der Verordnung häufig Datenvolumsüberschreitungen der Grund für die Beschwerden der Konsumenten waren, sind es heute Bezahl- und Mehrwert-Dienste.“

Nach wie vor melden sich Konsumenten mit überhöhten Telefonrechnungen bei der AK: Statt Datenvolumsüberschreitungen sorgen Bezahl- und Mehrwertdienste für Ärger.

Konsumenten finden auf Ihren Rechnungen Kosten für Web/WAP Billing, Premium SMS/Premium MMS oder Content-Abos. Ziel der meisten dieser Billingdienste ist die Zahlung von digitalen Inhalten (Wetterdienste, Klingeltöne, Bilder und so weiter). Das grundlegende Prinzip dabei wäre, dass diese Verrechnung nur auf Wunsch des Endkunden freigegeben wird, indem dieser die Zahlung autorisiert oder aktiv mittels Mehrwert SMS bestellt. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass viele Konsumenten diese Dienste nie bestellt haben und damit viel Schindluder getrieben wird. „Schadsoftware – meist aus dubiosen GratisApps – ist heute technisch in der Lage,

diese kostenpflichtigen Bestellungen in Gang zu setzen, ohne dass die Konsumenten aktiv etwas unternehmen oder gar bemerken“, erklärt Leichte. Die einzelnen Anbieter ermöglichen es zwar, die unterschiedlichen Dienste sperren zu lassen, achten aber genau darauf, was die Konsumenten verlangen. In der Praxis wird nämlich unterschieden zwischen einer Mehrwertsperre, einer Web/WAP Billingsperre oder einem Jugendschutz. Darüber hinaus verwenden die Anbieter für die diversen Bezahldienste auch noch unterschiedliche Bezeichnungen. Ahnungslos bis zur ersten Rechnung Doch die Konsumenten sind mit dieser Vielzahl von Kostengefahren überfor-

Vorarlbergerin entgeht dank Konsumentenberatung Scheckbetrug

Die AK fordert mehr Klarheit bei Girokonten Laut einer AK-Umfrage fühlen sich viele Bankkunden über Zinsen und Spesen bei Girokonten schlecht informiert. Die Informationspolitik sowie die oft lange Überweisungsdauer werden vielfach kritisiert. Die AK fordert daher eine Auflistung aller Kosten und Leistungen, eine verständliche Erklärung der Begriffe sowie eine klare Regelung der Zinsen. Außerdem sollte es ein Recht auf ein Girokonto geben.

Erhebliche Differenzen bei Versicherungen Die AK hat erhebliche Unterschiede bei Eigenheimversicherungen festgestellt. Beim Vergleich von zehn Angeboten variierten nicht nur die Prämien, sondern auch der Leistungsumfang. Für ein Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 130 Quadratmetern betrugen die Jahresprämien zwischen 540,52 und 945,42 Euro. Die Konsumentenberater raten deshalb, sich genau zu informieren und zu vergleichen.

AK rät: Akzeptieren Sie keine Schecks Immer wieder versuchen Abzocker, Konsumenten mit Scheckbetrug übers Ohr zu hauen. Eine Variante: Es wird auf Inserate von Privatpersonen geantwortet. Sei es ein Pferd, ein Auto, eine Wohnung oder Dienstleistungen – man interessiert sich anscheinend für alles. Im Fall einer Vorarlbergerin interessierte sich ein Scheckbetrüger für ihre Ferienwohnung. Im Rahmen eines Forschungsprojekts suche er für eine Reisegruppe eine Unterkunft. Da das Projekt von öffentlicher Hand gesponsert werde, sei aber nur ein Scheck für Unterkunft, Verpflegung und Transportkosten ausgestellt worden. „Das ist typisch für den Scheckbetrug“, erläutert Dr. Karin Hinteregger, Leiterin der AK-Konsumentenberatung: „Die Betrüger stellen einen Scheck aus, dessen Betrag weit höher ist, als für die Dienstleistung verein-

Scheckbetrug: Das böse Erwachen folgt nach Wochen, wenn der Scheck platzt.

Forderungen der AK Deshalb fordert die AK, neben einem Ausbau der Schutzmaßnahmen durch die Netzbetreiber, dass Konsumenten bereits bei Vertragsabschluss entscheiden können, ob sie „das Bezahlen über die Telefonrechnung“ wünschen oder nicht. Darunter sollen alle Dienste fallen, die Konsumenten zusätzlich verrechnet werden können. Angefangen von der Paybox bis zum PremiumSMS. „Solche Zahlfunktionen sollen auf Wunsch aktiviert werden können. Es geht nicht, dass die Dienste von vornherein aktiv sind und nur nach Tätigwerden der Kunden gesperrt werden“, fordert AK-Präsident Hubert Hämmerle. Außerdem muss die Kostenbeschränkungsverordnung auf alle Dienste ausgeweitet werden, anstatt sich nur auf mobile Datendienste zu beschränken: „Ein Konsument, der einen Festnetzinternetanschluss zu Hause nutzt, ist genauso schützenswert wie jener, der über mobiles Internet surft.“ Ihr Kontakt

bart wurde.“ Die Zahlung soll dann so abgewickelt werden: Der Dienstleister bekommt einen Scheck und löst diesen bei seiner Bank ein. Von dem Betrag behält er, was seine Dienstleistung wert ist und überweist den Restbetrag zurück an den falschen Interessenten. Plötzlich platzt der Scheck Tatsächlich wird zunächst von der Bank der Scheck eingelöst und der Betrag auf dem Konto gutgeschrieben. Die Konsumenten überweisen anschließend den Differenzbetrag an die Betrüger. Doch Karin Hinteregger warnt: „Das böse Erwachen kommt nach einigen Wochen: Der Scheck platzt und die Betroffenen bleiben auf dem Mehrbetrag, den sie zurücküberwiesen haben, sitzen.“ Im konkreten Fall wurde die Vermieterin der Ferienwohnung, weil sie mit der AK Kontakt aufgenommen hat, frühzeitig gewarnt. Einige Konsumenten haben jedoch hohe Verluste erlitten, weil sie den Betrügern Glauben schenkten. Die Konsumentenberater raten, Zahlungen per Scheck nicht zu akzeptieren. Im Nachhinein ist es oft schwer, den Betroffenen zu Ihrem Recht zu verhelfen.

AK-Konsumentenberatung Ärger mit dem Mobilfunkanbieter? Streit mit der Versicherung? Mangelhafte Produkte? Probleme mit dem Kleingedruckten in Verträgen? Oder haben Sie grundlegende Fragen rund um die Themen Geld, Miete, Auto- oder Hauskauf? Die Konsumentenberater der AK Vorarlberg stehen Ihnen gern für Ihre Anfragen zur Verfügung. Vereinbaren Sie einfach einen Termin zur persönlichen Beratung. Die AK-Rechtsexperten beantworten natürlich auch Ihre telefonisch oder per E-Mail gestellten Anfragen. Das gesamte Beratungsangebot der AK Vorarlberg ist kostenlos und allen zugänglich. AK Vorarlberg Widnau 2-4 6800 Feldkirch Telefon 050/258-3000 konsumentenschutz@ ak-vorarlberg.at Unsere Kontaktzeiten Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr, Freitags von 8 bis 12 Uhr


März 2013

9

Konsumentenschutz

Die Eigenschaften bei Nässe sind das Schlüsselkriterium in Sachen Fahrverhalten. In dieser Kategorie schnitt mehr als die Hälfte der getesteten Reifen mit „gut“ ab.

Sommerreifen im Test: Reife Leistung

Erschreckende Unterschiede Preis und Wert sind natürlich eine wichtige Relation, nicht minder bedeutend ist allerdings die Sicherheit. Hier gibt es zwischen den besten und

Alle Testergebnisse im Detail: www.konsument.at/ sommerreifen032013

Testurteil Erreichte von 100 Prozentpunkten

Verschleissfestigkeit 20 %

Kraftstoffverbrauch 10 %

Geräusch 10 %

Die Detailergebnisse der Besten im Test (bei gleicher Punktezahl Reihung alphabetisch) Trockene Fahrbahn 20 %

Die Testsieger Die Konstruktion eines Reifens unterliegt einem ganzen Netzwerk an Zielkonflikten. Verbessert man eine Eigenschaft, verschlechtern sich mitunter gleich mehrere andere und umgekehrt. Der offensichtlichste Zusammenhang herrscht dabei zwischen den Kriterien Nassgriff und Verschleiß. Der einzige Reifen, der es schafft, diesen Zielkonflikt aufzulösen, ist der Michelin Energy Saver+. Er ist gut im Nassgriff und Bester beim Verschleiß.

Die ehemals österreichische Reifenmarke Semperit, die schon lange zu Continental gehört, zeigt nicht nur bei den schmalen Reifen mit einer hervorragenden Einzelleistung auf, nämlich dem bereits erwähnten kürzesten Bremsweg, auch bei der breiten Dimension erregt man Aufmerksamkeit. Dort punktet der Semperit mit dem geringsten Kraftstoffverbrauch, was ihn in die Spitzengruppe aufsteigen lässt. Die Eigenschaften bei Nässe sind das Schlüsselkriterium in Sachen Fahrverhalten, denn bei Trockenheit schneiden fast alle Reifen gut ab, und riskante Situationen treten sehr häufig auf nasser Fahrbahn auf. Gerade im Nassgriff schnitten die in diesem Durchgang getesteten Reifen tendenziell besser ab. Fast die Hälfte aller Reifen in der Dimension 185/60 R 15 haben in Summe die Note „gut“ erreicht. Bei den sportlichen Breitreifen 225/45 R 17 war immer noch deutlich mehr als ein Drittel „gut“.

Nasse Fahrbahn 40 %

Früher herrschte eine klare Rangordnung und nur selten gab es Ausnahmen: Große Namen versprachen bessere Qualität, jedoch meist zu einem höheren Preis. Das trifft heute nicht mehr zwingend zu. Zwar liegen Michelin, Continental, Goodyear/Dunlop immer noch auf den vorderen Plätzen, der Rest des Feldes wird aber regelmäßig von Newcomern aufgemischt. So rangieren bekannte Marken wie Pirelli und Firestone nur unter „durchschnittlich“, die Michelin-Tochter Kleber fiel überhaupt durch (schmale Dimension), während sich bei den Breitreifen die bislang weniger renommierten koreanischen Marken wie Hankook und Kumho vor Bridgestone (Japan) und Uniroyal (Conti Gruppe) einreihen konnten.

den schlechtesten Reifen nach wie vor erschreckende Diskrepanzen, zum Beispiel beim Bremsen auf nasser Fahrbahn. Während der Testsieger in dieser Disziplin, der Semperit Comfort-Life 2, bei einer Bremsung aus 80 km/h bereits nach 34 Metern steht, benötigt der mit dem chinesischen Sailun Atrezzo bereifte Wagen nicht weniger als 49 Meter. Das sind um 15 Meter mehr. Noch dramatischer erscheint das Ergebnis ausgedrückt in Restgeschwindigkeit: Während der Semperit schon stillsteht, ist der Sailun noch mit 44 km/h unterwegs, hat also noch nicht einmal die halbe Geschwindigkeit abgebaut.

Mittlerer Preis in €

Auch wenn prominente Marken ihre vorderen Plätze verteidigen – noch nie gab es so viele Reifen, die man bedenkenlos kaufen kann.

Continental

ContiPremiumContact 5

79,–

gut (70)

+

+

+

+

o

Michelin

Energy Saver +

89,–

gut (70)

+

+

+ +

+

o

Dunlop

Sport BluResponse

84,–

gut (69)

+

+ +

+

+

o

Goodyear

Efficient Grip Performance

78,–

gut (69)

+

+

+

+

o

Vredestein

Sportrac 5

72,–

gut (66)

+

+

+

+

o

Nokian

Line

68,–

gut (65)

+

+

+

+

o

Bridgestone

Turanza T001

76,–

gut (64)

+

+

+

+

o

Fulda

EcoControl HP

65,–

gut (62)

+

+

+

+

o

Semperit

Comfort-Life 2

67,–

gut (61)

+

+

+

+

o

Marke

Type

Die „GUTEN“ der Dimension 185/60 R 15 H

Die „GUTEN“ der Dimension 225/45 R 17 Continental

ContiSportContact 51)

117,–

gut (68)

+

+

+

+

o

Goodyear

Eagle F1 Asymetric 21)

110,–

gut (68)

+

+ +

+

+

o

Dunlop

Sport Maxx RT1)

115,–

gut (67)

+

+

+

+

o

Michelin

Pilot Sport 31)

131,–

gut (67)

+

+

+

+

o

Vredestein

Ultrac Vorti1)

114,–

gut (67)

+

+ +

+

+

o

Semperit

Speed-Life2)

99,–

gut (66)

+

+

+

+ +

o

Hankook

Ventus S1 Evo 2 K1171)

109,–

gut (65)

+

+

+

+

o

1) Kennzeichnung „Y“ 2) Kennzeichnung „W“ Beurteilungsnoten: sehr gut (+ +), gut (+), durchschnittlich (o), weniger zufriedenstellend (–), nicht zufriedenstellend (– –) Prozentangaben = Anteil am Endurteil Erhebung: Jänner 2013

AK warnt vor Phishing-Mails

Unsere Mogelpackung des Monats: 1,5 Liter reichten früher noch für 30 Wäschen

Waschmittel Splendid von Spar verdünnt? Neue Flasche, gleicher Inhalt – trotzdem reicht das Waschmittel Splendid Color von Spar für zehn Wäschen weniger. Warum das? Die AKtion hat bei Spar nachgefragt.

Schon seit Jahren greift ein Vorarlberger Konsument beim Waschmittel zur Marke Splendid Color von Spar. Die 1,5 Liter des Flüssigwaschmittels reichten früher – laut Herstellerangabe auf dem Etikett – für 30 Wäschen. Nun hat Spar das Design der Flasche geändert. Nach wie vor enthält die Flasche 1,5 Liter Flüssigwaschmittel. Doch: Auf dem Etikett gibt der Hersteller nun an, dass der Inhalt für 20 Wäschen ausreicht. Das sind also zehn Waschgänge weniger als noch vor der Änderung des Flaschendesigns. Eine Mogelpackung? „Die Zahl durchaus üblich“ Wie kommt das? Wurde auf der alten Packung eine falsche Angabe gemacht?

Oder auf der neuen? Sind vielleicht doch weniger als die angegebenen 1,5 Liter in der Flasche? Oder braucht der Konsument plötzlich mehr Waschmittel als früher, um seine Wäsche sauber zu bekommen? Wurde das Waschmittel etwa verdünnt? Neue Rezeptur Die Erklärung von Spar: Neben dem Packungsdesign wurde auch die Rezeptur des Waschmittels komplett geändert. „Die Rezeptur wurde den aktuellen Standards bei Flüssigwaschmitteln angepasst, da es zu der Zeit bereits bessere Rezepturen gab und man die Qualität auch erhalten wollte. Dadurch haben sich auch die Inhaltsstoffe geändert.

Aufgrund der neuen Rezeptur reichen 1,5 Liter des Waschmittels Splendid Color nur noch für 20 Waschgänge.

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Von diesen Inhaltsstoffen brauchen Sie in der Menge mehr, um die volle Waschleistung zu erzielen“, heißt es von Seiten des Herstellers. Grundsätzlich sei auch die Zahl von 20 Waschgängen bei dieser Menge durchaus üblich. Keine wirklich befriedigende Antwort von Spar, legt sie doch nahe, dass das Waschmittel tatsächlich verdünnt wurde. Allerdings weist der Hersteller darauf hin: „Es ist durchaus möglich, das Waschmittel so zu verwenden, dass es für 30 Wäschen reicht. Dann entfaltet es aber nicht die volle Waschleistung.“ Mitmachen

Mogelpackung entdeckt? Schicken Sie ein Beweisfoto und eine kurze Beschreibung an: AK Vorarlberg Redaktion AKtion Stichwort: Mogelpackung Widnau 2–4 6800 Feldkirch oder per E-Mail an leserbrief@ ak-vorarlberg.at.

Um an Daten zu kommen, versenden Betrüger professionell anmutende E-Mails. Die vermeintlichen Absender: Visa, Mastercard oder Paypal. Die Empfänger werden aufgefordert, persönliche Daten „abzugleichen“. „Doch seriöse Unternehmen werden niemals per Mail vertrauliche Daten verlangen“, warnt Dr. Karin Hinteregger, Leiterin der AK-Konsumentenberatung.

Kurz gemeldet... qVorsicht bei QR-Codes: Die Pixelmuster können beim Einscannen auch zu Schadsoftware führen. qWeiter einheitliche Ladegeräte für Mobiltelefone fordert die EU: Verlängern die Hersteller ihre 2012 ausgelaufene Vereinbarung nicht, werden sie dazu verpflichtet. qAlkotester im Handel sind zuverlässig und preislich im Rahmen. Das stellte nun die AK Oberösterreich fest. qMit sogenannten Cold Callings soll die Verlagsgruppe News Kunden zum Rückruf provoziert haben. Der VKI sieht darin einen Verstoß gegen das Verbot von Werbeanrufen.


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Bildung

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Computer-Tipp

HDD Guardian HDD Guardian liefert eine graphische Oberfläche für das Tool smartctl, das Teil Oliver Fink der „S.M.A.R.T. Monitoring Tools“ ist. Sinn dieser Werkzeugsammlung ist es, die S.M.A.R.T.-Werte (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) einer Festplatte auszulesen und im Falle einer Zustandsänderung eines dieser Werte reagieren zu können. Wenn zum Beispiel der Temperaturwert einer Festplatte einen kritischen Punkt überschreitet, kann die Festplatte ausgetauscht werden, bevor sie Gefahr läuft, Daten zu verlieren. HDD Guardian liefert außerdem die Anzahl der defekten Sektoren einer Festplatte. Wie immer handelt es sich auch bei diesem Programm um Open Source und kann frei heruntergeladen, verwendet oder weitergegeben werden. Download: http://code.google. com/p/hddguardian/

Praxisbezogen: der gute Ton am Telefon Gerade als Mitarbeiter in der Telefonzentrale bzw. im Sekretariat sind Sie – als erste Anlaufstelle für Anrufer – hinsichtlich Freundlichkeit und Effektivität am Telefon vielfach gefordert. Das Ziel dieses Seminars ist es, Ihre persönliche Kommunikation am Telefon zu optimieren. In der Folge telefonieren Sie selbstbewusster und professioneller und können auch schwierige Telefonsituationen souverän meistern. Der Kurs beginnt am 10. April im AK-Bildungscenter in Feldkirch. Wirtschaft: Peter Fritz, 050/258-4032, peter.fritz@ak-vorarlberg.at

Konversation: Business English Basics Der sichere Umgang mit der englischen Sprache bringt Sie auf Erfolgskurs. Wir vermitteln Ihnen die Basisqualifikationen, die Ihnen die korrekte Abwicklung Ihrer Aufgaben auch in englischer Sprache ermöglichen. Telefonate, Fax, E-Mails, Geschäftsbriefe und persönliche Kommunikation mit Ihren Kunden sind Ihre täglichen Aufgaben im Office-Management. Die dazu notwendigen Werkzeuge in der englischen Sprache erlernen Sie in einer effizienten Abfolge von dynamischem und kreativem Unterricht. Der Kurs startet am 8. April 2013 in der AK Feldkirch. Sprachen: Angelika Madlener, 050/258-4034, angelika.madlener@ak-vorarlberg.at

Ab dem Studienjahr 2016/17 soll die „Pädagogenausbildung NEU“ mehr junge Menschen dazu motivieren, sich der Herausforderung Klassenzimmer zu stellen.

Lehrerausbildung steht vor großer Reform Eine neu geregelte Ausbildung für Pädagogen soll ab dem Studienjahr 2016/17 mehr junge Menschen für den Lehrerberuf begeistern und auch Quereinsteigern einen schnelleren Einstieg ermöglichen. Im Vorschlag des Entwicklungsrates für die „Pädagogenausbildung NEU“ an die Bundesregierung gibt es mehrere mögliche Varianten, die sich in drei Bereiche aufgliedern lassen: Elementar- beziehungsweise Primarbereich, Sekundarstufe und der Quereinstieg von bisher nicht pädagogisch gebildeten Fachkräften. Noch ist es nicht mehr als ein Vorschlag, der teilweise heftig kritisiert wird. So sehen die Uni-Rektoren durch die verpflichtende Kooperation mit den Pädagogischen Hochschulen Tür und Tor für politische Einflussnahme geöffnet. Experten bemängeln zudem, dass ohne ein neues Dienstund Besoldungsrecht die Attraktivität des Berufes nur in begrenztem Maße ansteige. Theorie und Praxis Anfangs soll die Eignung der Kandidaten durch „entsprechende Verfahren“ geprüft werden. Wie genau das aussehen soll, wird im Vorschlag nicht beschrieben. Dies könnte aber auch durch eine Verordnung geregelt werden. Der Gedanke liegt aber nahe, dass es Einstufungstests geben wird, mög-

licherweise mit einem anschließenden kommissionellen Gespräch, in dem Motivation und Kompetenz des jeweiligen Bewerbers festgestellt werden. Allem voran steht ein Bachelorstudium, welches acht Semester dauern und jeweils 240 ECTS-Punkte (siehe Kasten „Stichworte“) umfassen soll. Danach folgt eine ein- bis zweijährige Induktionsphase, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Verpflichtend für eine weitere Anstellung ist für alle das abschließende Masterstudium. Die Studiengänge für den Elementar- beziehungsweise Primarbereich und die Sekundarstufe sind sehr ähnlich geplant, was eine höhere Durchlässigkeit versprechen würde. Künftig müssten für einen Wechsel zwischen verschiedenen Schultypen möglicherweise nur noch stufenbezogene Elemente in Form von einzelnen Modulen nachgeholt werden. Getrennte Sekundarstufe Das System sieht auch eine Trennung der Sekundarstufe in zwei Typen vor, was sich allerdings erst beim Masterstudium durch den Umfang der ECTSPunkte bemerkbar machen würde. In der Sekundarstufe liegt der Fokus auf schulfachbezogenen Fachwissenschaften und Didaktik, im Elementar- bzw. Primarbereich auf den Anforderungen an den Altersbereich, der unterrichtet werden soll. Die Masterstudien in beiden Bereichen umfassen mindes-

tens 60 ECTS-Punkte und müssen, wie es im Vorschlag heißt, „Bezug zur pädagogischen Tätigkeit und zur Wissenschaft“ haben. Die ECTS-Punkte erhöhen sich auf jeweils 90, wenn Elementar- und Primarbereich abgedeckt werden sollen oder wenn der Anwärter die Möglichkeit haben will, beide Sekundarstufen unterrichten zu dürfen. Leichter Quereinstieg Interessant könnte das neue System auch für Quereinsteiger besonders im berufsbildenden Bereich werden. Hier werden auch angehende Pädagogen ohne tertiären Hintergrund angesprochen. So kann eine facheinschlägige Berufsabschlussprüfung, wie beispielsweise die Meisterprüfung oder eine Konzessionsprüfung, 180 ECTS-Punkte ersetzen. Das Bachelorstudium würde bei entsprechender zusätzlicher Berufserfahrung nur noch 60 Punkte erfordern. Im selben Maß können auch tertiär ausgebildete Anwärter maximal 180 Punkte ersetzen, wie zum Beispiel Absolventen aus den Bereichen Wirtschaft oder Agrar und Umwelt. Mit zusätzlichen 60 Punkten können so Wirtschaftspädagogen oder Agrar- und Umweltpädagogen ausgebildet werden. Damit eine Umsetzung der neuen Lehrerausbildung aber tatsächlich 2016/17 starten kann, ist ein Beschluss noch vor dem Sommer diesen Jahres nötig.

Stichworte

Elementarbereich Kindergarten und Vorschulbereich Primarstufe Volksschule und Sonderpädagogische Anstalten derselben Schulstufe Sekundarstufe I Mittelschulen, Polytechnische Schulen, Sonderpädagogische Anstalten derselben Schulstufe, Allgemeinbildende Unterstufen Sekundarstufe II Allgemein- und Berufsbildende Mittel- und Oberstufen (AHS, BORG, HTL, HLW, …), Berufsschulen Tertiärbereich Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogische Hochschulen, Kollegs, Akademien Induktionsphase Begleitete Einführungsphase für neue Lehrer, in der sie von der Pädagogischen Hochschule oder der Universität „gecoacht“ werden. Sie muss positiv abgeschlossen werden, um das Master-Studium anschließen zu können. ECTS-Punkte ECTS (European Credit Transfer and Accumulation System) ist ein europaweit gültiges Punktesystem und drückt das durchschnittliche Arbeitspensum oder den Arbeitsaufwand für Lehrveranstaltungen in Punkten aus. Ein ECTS-Punkt bedeutet 25 Echtstunden an tatsächlichem Arbeitsaufwand der Studierenden.

„Pädagogenbildung NEU“ – Die AKtion fragte beim Rektor der PH Vorarlberg und Vorsitzenden der Rektorenkonferenz Hofrat Ivo Brunner nach

Computerführerschein: Windows und Office Erwerben Sie in diesem Kurs umfassende Kenntnisse über Windows und das gesamte Office-Paket. Durch die Prüfungen zum ECDL®Core erlangen Sie ein europaweit anerkanntes Zertifikat, das Ihre EDV-Kompetenzen im Bereich Windows und Office bestätigt. Das ECDL®-Core-Zertifikat ist besonders für Einsteiger und Wiedereinsteiger ins Berufsleben der ideale Weg ihre Kompetenz zu steigern. EDV: Regina Knecht, 050/258-4030 regina.knecht@ak-vorarlberg.at

„Hohe Durchlässigkeit in der Studienlaufbahn“ Der Rektor der PH Vorarlberg (Pädagogische Hochschule) war in die Entstehung des Vorschlages zur „Pädagogenbildung NEU“ eng miteingebunden. Die AKtion stellte ihm zwei Fragen dazu. Was unterscheidet den ausgearbeiteten Vorschlag von früheren Modellen? Ivo Brunner: Der nun ausgearbeitete Vorschlag, der auch als Vortrag an den

Ministerrat am 9. November letzten Jahres erging und dort einstimmig angenommen wurde, unterscheidet sich von früheren Modellen in drei wichtigen Punkten: 1. Es ist eine gleichwertige, aber nicht gleichartige Pädagogenbildung für alle Lehrer. Jüngere Kinder und Jugendliche werden keine kürzer ausgebildeten Lehrer vor sich haben als die Älteren. 2. Das zukünftige Modell des Studiums ist sowohl für die Pädagogischen Hoch-

schulen als auch für die Universitäten nach der dreigliedrigen Bologna-Struktur ausgerichtet (Bachelor/Master/ und Ivo Brunner, Rektor Doktorat) erlaubt aufgrund der PH Vorarlberg curricularer Abstimmungen und enger Kooperation der ausbildenden Institutionen den Studierenden eine hohe Durchlässigkeit hinsichtlich ihrer Studienlaufbahn. 3. Das ausgearbeitete Modell ermöglicht auf Grund eines ausgewogenen Theorie-Praxisbezuges und eines hohen wissenschaftlichen Anspruches einen

beträchtlichen Qualifikationsschub auf allen Ebenen der Pädagogenbildung, eine Qualität, die durch den neu gegründeten Rat für Qualitätssicherung geprüft werden wird. Rechnen Sie mit einem Beschluss noch in dieser Legislatur­periode? Nach den neuesten Gesprächen, die ich letzte und vorletzte Woche als Vorsitzender der PH-Rektorenkonferenz in den zuständigen Ministerien führen konnte, bin ich der hoffnungsvollen und optimistischen Annahme, dass es noch in dieser Legislaturperiode beschlossen wird. Man war noch nie so nahe an einer modernen und zukunftstauglichen Pädagogenbildung wie jetzt.


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Bildung

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Ein internationales Forschungsprojekt soll neue Werkzeuge für mathematische Frühförderung in Kindergärten entwickeln – zehn Vorarlberger Kindergärten nehmen teil

Mathe „spielen“ im Kindergarten Kindergartenkinder aus drei Ländern sollen Mathematik lernen und das ohne es zu merken. Das Projekt befasst sich mit spielintegrierter Frühförderung. Man kann lernen ohne es zu merken und sich das Gelernte dann trotzdem merken. In diese Kerbe schlägt ein internationales Forschungsprojekt der Pädagogischen Hochschulen St. Gallen und Weingarten, der Universität Zürich (Institut für Erziehungswissenschaft), der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (Institut St. Josef, Feldkirch) und des Amtes der Vorarlberger Landesregierung. „Das Forschungsprojekt setzt am richtigen Hebel an. Ganz besonders in

sprachliche Grundlagen, aber auch logisch-mathematisches Denken und das Beherrschen von Zahlen sollen schon in den ersten Lebensjahren kindgerecht gefördert werden“, sagt dazu Bildungslandesrätin Bernadette Mennel. Zehn Vorarl­berger Kindergärten – verteilt auf das ganze Land – wirken daran mit. Dabei geht es um den altersgerechten schrittweisen Erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen nach dem Motto „Von einer Hand in die andere“ in der Phase vom Eintritt in den Kindergarten bis zum Übergang in die Volksschule. Gezieltes systematisches Lernen beginnt zwar erst in der Volksschule, doch schon zuvor soll durch spielerische Aktivitäten im Vorschul-

„Bei der Kindergartenpädagogik ist in Österreich und damit auch in Vorarlberg noch viel Luft nach oben.“ Gerhard Ouschan, Bereichsleiter AK-Bildungspolitik

der Kindergartenpädagogik ist in Österreich und damit auch in Vorarlberg noch viel Luft nach oben“, sagt Gerhard Ouschan, Bereichsleiter der AKBildungspolitik. Beim Projekt „Spielintegrierte mathematische Frühförderung“ sollen in den kommenden fünf Monaten Spiele und Strategien zur mathematischen Frühförderung im Kindergartenalltag entwickelt und erprobt werden. Kindgerecht fördern Die frühe Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern ist ein zentrales Zukunftsthema, dem auch das Land Vorarlberg besonderes Augenmerk widmet. „Sozialkompetenz und

alter die bestmögliche Basis für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn gelegt werden. Andere Baustellen „Man darf gespannt sein, welche Werkzeuge und Erkenntnisse für die Praxis bei dieser Untersuchung von den Kindern unbewusst mitentwickelt werden. Mit diesem Projekt darf aber nicht vergessen werden, dass wir im Bereich der Kindergärten auch noch ganz andere Baustellen haben“, sagt Gerhard Ouschan. Einerseits freue es ihn außerordentlich, dass die Ausbildung der Kindergartenpädagogen nun endlich auch eine universitäre Basis bekommen

Ein internationales Forschungsprojekt widmet sich in den nächsten fünf Monaten dem spielerischen Umgang mit Mathematik.

solle, auf der anderen Seite müsse man sich aber auch schon jetzt Gedanken machen, wie man die immer wieder propagierte Wertschätzung auch finanziell ausdrücken könne. Besonders die geringe Zahl an männlichen Kindergartenpädagogen ließe darauf

schließen, dass die Rahmenbedingungen in diesem Bereich alles andere als rosig seien und an die Ernährung einer Familie als Alleinverdiener sei erst gar nicht zu denken. „Es kann ja nicht sein, dass wir gebetsmühlenartig die immense Wich-

Fachtagung am 25. April zum Thema „Niedrigqualifikation“ in der AK Vorarlberg

Buchtipp

Aus- und Weiterbildung für Niedrigqualifizierte Die Fachtagung „Bessere Chancen für Niedrigqualifizierte. Beruflicher Erfolg trotz Lernschwächen?“ soll wertvolle Impulse nicht nur für Experten bringen. Rund zwanzig Prozent aller Erwerbstätigen in Vorarlberg verfügen über maximal einen Pflichtschulabschluss. Kommt auch noch eine Lernschwäche dazu, ist berufliche Stagnation oft vorprogrammiert. Aber wie die Forschung beweist, ist Hilfe möglich, wenn man insbesondere lernschwache Mitarbeiter individuell betreut und ihnen ihre Stärken zeigt. Am 25. April beschäftigt sich in der AK Vorarlberg in Feldkirch eine Fachtagung mit diesen aktuell brisanten und breit diskutierten Themen.

Niedrigqualifikation ist oft Grund für monotone Arbeit an Fließbändern.

tigkeit dieses pädagogischen Zweiges mit Worten und auf Pressekonferenzen so in den Vordergrund stellen und dann keine dementsprechenden finanziellen Taten folgen lassen“, sagt der Bereichsleiter der AK-Bildungspolitik abschließend.

Experten geben Fachinput Den fachlichen Input vermitteln drei Experten, die sich dem Thema mit verschiedenen Ansätzen nähern. Wulf Bertram ist Psychotherapeut und Hirnforscher in Stuttgart, er wird seinen Vortrag dem Thema „Lerneinschränkungen aus Sicht der modernen Gehirnforschung“ widmen und die neuesten neurologischen Ergebnisse in Zusammenhang mit diesem Themenkreis präsentieren. Annette Berthold betreibt eine Praxis für psychologische Diagnostik

in Bludenz. Sie wird insbesondere auf die Frage eingehen, wie „unentdeckte Potenziale bei Niedrigqualifizierten gehoben werden können, anstatt sie zu verschwenden“. Den dritten Vortrag hält Nils Beckmann vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Er berichtet über Praxisbeispiele betrieblicher Ausund Weiterbildung. Best Practice-Modelle Die Bedeutung des Themas wird auch dadurch noch unterstrichen, dass die AK Vorarlberg die WK Vorarlberg als Partner für diese Fachtagung gewinnen konnte. So wird das Thema aus mehreren Perspektiven beleuchtet werden. Die Veranstaltung findet von 13 bis 16 Uhr statt. Um den praktischen Nutzen zu steigern, werden Best Practice-Modelle verschiedener Vorarlberger Betriebe präsentiert und anschließend auch mit den Experten diskutiert. Bis 22. April kann man sich noch telefonisch oder per Mail anmelden. Der Eintritt zur Fachtagung ist frei. Bei Interesse kann per E-Mail auch der Folder in elektronischer Form bestellt werden. Infos und Anmeldung: 050/258-4026 bildungspolitik@ak-vorarlberg.at

Menschliches Verhalten – Verständnis von Wirtschaft Wie treffen wir unsere Entscheidungen? Warum ist Zögern ein überlebensnotwendiger Reflex, und was passiert in unserem Gehirn, wenn wir andere Menschen oder Dinge beurteilen? Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und einer der einflussreichsten Wissenschaftler unserer Zeit, zeigt anhand ebenso nachvollziehbarer wie verblüffender Beispiele, welchen mentalen Mustern wir folgen und wie wir uns gegen verhängnisvolle Fehlentscheidungen wappnen können. Geldhändler, die ganze Bankenimperien ruinieren. Finanzmärkte, die außer Rand und Band sind. Kleinanleger, die ihr Erspartes in Aktien anlegen, ohne je den Wirtschaftsteil einer Zeitung gelesen zu haben. Wer in diesen Zeiten noch an den Homo oeconomicus als rational agierendes Wesen glaubt, dem ist nicht zu helfen. Daniel Kahneman liefert eine völlig andere Sichtweise, die nah am wirklichen menschlichen Verhalten orientiert ist und die Wirtschaftsakteure nicht als berechenbare Roboter betrachtet. Schnelles Denken, langsames Denken Siedler-Verlag München, 621 Seiten, gebunden, ISBN 978-388680-886-1, 26,99 Euro


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Magazin

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Zahnhygiene-App soll Kindern helfen

Sicherheits-Tipp

Psychische Belastungen

Eine iPhone-App soll Kindern den richtigen Umgang mit der Zahnbürste vermitteln. Die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) präsentierte das Präventionsinstrument gegen Karies bei Kindern. Über die Kamera des Smartphones werden die Putzbewegungen des Kindes ins Spiel übertragen. Das Kind macht die Zähne frei von Zahnteufelchen und lernt so, wie, wo und wie lange die Zähne geputzt werden müssen. „Mit Präventionsmaßnahmen lassen sich künftige Schmerzen und auch Behandlungskosten vermeiden. Die Zahnputz-App ist unsere neueste Errungenschaft“, heißt es von Seiten der NÖGKK.

Durch die aktuelle Novellierung des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes wird vom Arbeitge- Dr. Alfons Vith ber verlangt, mehr Augenmerk auf psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz zu legen und verstärkt vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Was sind häufige Ursachen psychischer Fehlbelastungen? • Zeit- und Termindruck • zunehmender Leistungsdruck • Informationsüberflutung • knappe Personalbemessung • Angst vor Arbeitsplatzverlust Außerdem hat in der heutigen Zeit zugenommen:

Mehr Transparenz für österreichische Eier Die wichtigsten Herkunftsinformationen für jedes Ei individuell auf einen Blick zusammenfassen – das kann die neue Eierdatenbank. Unter www.eierdatenbank.at können Konsumenten Herkunftsland, Haltungsform und Legehennenbetrieb erfragen. In Österreich werden alle Eier im AMA-Gütesiegel-Programm mit einem Stempel versehen, noch bevor sie den Bauernhof verlassen. In der Datenbank werden die Warenströme tagesaktuell dokumentiert.

Endlich: Das neue MEMO ist da!

Das gesamte Kursangebot der AKVorarlberg im Überblick erhalten Sie in der aktuellen März-Ausgabe des MEMO. Unter anderem neu im Repertoire: der Benimm-Kurs mit Trainerin Juanita Hieble-Tomio „Moderne Umgangsformen für Beruf und Alltag“. Telefon 050/258-8000, bestellen@ak-vorarlberg.at

„Zeigt her eure Zähne“ hieß es für AK-Präsident Hubert Hämmerle beim Betriebsbesuch bei der Firma KLEMA in Meiningen.

Betriebsbesuch „mit Biss“ in Meiningen Die Firmen KLEMA und G3 Electronics in Meiningen waren Ziel der jüngsten Betriebsbesuche von AKPräsident Hubert Hämmerle. Und das Ganze hatte durchaus „Biss“. Wenn sie Ihnen ausgehen, dann liefert die Firma KLEMA aus Meiningen Nachschub: Zähne. Von Iris Kleboth und Christian Amann wurde Präsident Hämmerle in die Geheimnisse von Kunststoffzähnen und Dentalkeramik eingeführt. Die Firma, die 1988 gegründet wurde und mittlerweile rund 60 Mitarbeiter beschäftigt, ist in Österreich einzigartig und beliefert Großhändler mit Zähnen in allen möglichen Formen und vor allem auch Farben. Jung, schnell und flexibel: So präsentiert sich die Firma G3 Electronics, die sich auf den Handel mit Kabeln, Verschraubungen und Steckern spezialisiert hat. Aber auch die Konfektion von Spezialkabeln bzw. die Erzeugung von so genannten Energieführungsketten ist Sache von G3, wie Geschäftsführer Günter Kühne erläuterte. Bearbeitet werden mit 25 Beschäftigten vor allem die nahen Märkte in Westösterreich und der Ostschweiz.

• das Verwischen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit (Handy!) • häufige Umstrukturierungen im Betrieb • fehlende Handlungsspielräume • isoliertes Arbeiten (fehlende soziale Kontakte am Arbeitsplatz). Zu beachten ist, dass in der Folge nicht nur psychische Erkrankungen (zum Beispiel Depressionen) möglich werden, sondern auch andere Beschwerden verstärkt werden können (wie Muskel-Skelett-Erkrankungen, Magenbeschwerden, Schlafstörungen oder Diabetes). Im Sicherheitstipp der nächsten AKtion lesen Sie, welche Schritte seitens des Arbeitgebers deshalb zu setzen sind. Arbeitsinspektion Bregenz www.arbeitsinspektion.gv.at

Schnelligkeit und Flexibilität sind die gelebten Merkmale von G3 Electronics in Meiningen – in der Bildmitte Geschäftsführer Günter Kühne.

Kurz gemeldet ...

Gruppenbild mit Dame bei KLEMA (v.l.): Bürgermeister Thomas Pinter, Christian Amann, Mag. Iris Kleboth und AK-Präsident Hubert Hämmerle

qErstmals mehr Smartphones als gewöhnliche Handys wurden im Weihnachtsgeschäft 2012 verkauft. Auf das gesamte Jahr gesehen dominierten jedoch die traditionellen Modelle. qSchlecht informiert fühlen sich die Österreicher, wenn es um europäische Themen geht. Das geht aus der Eurobarometer-Studie vom November 2012 hervor. qEhrenamtliche Arbeit ist gut fürs Herz. Das fanden Forscher an der University of British Columbia heraus.

Ihre Zuschriften werden belohnt Meine Meinung zum Thema

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Ihre Meinung, bitte! Eine lebendige Zeitung für alle Arbeitnehmer in Vorarl­ berg lebt vom Dialog. Ihre Meinung ist uns viel wert.

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Die Rubrik „Leserforum“ auf Seite 2 steht ganz im Zeichen Ihrer Meinung und Anregungen. Schreiben Sie uns zu einem der Themenbereiche Arbeit, Gewinnen Sie ein Abo der „Ländle Gemüsekiste“!

Bildung und Konsumentenschutz einen Leserbrief und gewinnen Sie mit etwas Glück ein zehnwöchiges Abo der „Ländle Gemüsekiste“. Das Porto übernehmen wir, wenn Sie den Kupon links verwenden. Sie können uns aber auch eine E-Mail an leserbrief@ ak-vorarlberg.at senden. Bitte beachten Sie: Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. Der Absender muss zumindest der Redaktion bekannt sein. Hier einige Themen aus dieser Ausgabe der AKtion, zu denen uns Ihre Meinung besonders interessiert: der Pferdefleischskandal und die Kennzeichnung von Lebensmitteln (Seite 2), die Wiedereinführung des Bonus-Malus-Systems für ältere Arbeitnehmer (Seite 3), die Verteilungsgerechtigkeit in Österreich (Seiten 6 und 7) und die Ausweitung der Kostenbeschränkungsverordnung auf alle Datendienste (Seite 8).


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